Kirchenfenster - Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Vehlen
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LOSLASSEN<br />
Vielmehr könnte so manches Loslassen<br />
gerade im Blick auf eine wachsende<br />
Beziehung förderlich sein. Mich macht<br />
es jedenfalls ganz<br />
schön traurig, dass<br />
nach verbreiteten<br />
Umfragen viele<br />
Trennungen von<br />
langjährigen Ehen<br />
ihre wesentliche Ursache<br />
ausgerechnet<br />
in diesem Gebiet<br />
haben. Loslassen -<br />
das ist sicher kein<br />
Patentrezept für alles,<br />
aber eine Anfrage<br />
an unser Leben,<br />
wo sie oder ich gerade<br />
festhalten und<br />
geradezu gefangen sind. <strong>Vehlen</strong>. Spannend ist dann aber die Um- Um-<br />
Erst recht kommt mir dieser Gedanke,<br />
wenn ich die bewusste Gemeinschaft im<br />
Mönchtum betrachte. Sicherlich freue<br />
ich mich an der Freiheit und den zahlreichen<br />
Kontakten, die - von der Familie<br />
angefangen - ein Geschenk sind.<br />
Ein Kloster brauche ich da nicht. Doch<br />
in unserem Land reden wir mittlerweile<br />
von mehr als 40% der Menschen, die<br />
in Single-Haushalten leben - junge und<br />
besonders alte Menschen - auch in unserer<br />
Gemeinde. Nicht nur in diesem<br />
Zusammenhang ist oft auch die Rede<br />
von einem isolierenden Individualismus,<br />
wo Menschen nur ganz schlecht sozusagen<br />
von sich selbst loslassen können<br />
und den anderen wahrnehmen. Nicht der<br />
bewusste Lebensentwurf von Singles<br />
ist hier im Fokus, sondern eine gewisse<br />
Vereinsamung mitten in unserer Gesellschaft,<br />
die oft einhergeht mit einer unglücklichen<br />
(!) Selbstzufriedenheit.<br />
In den Kommunitäten und „mönchischen“<br />
Gemeinschaften wird leiden-<br />
Seite 4<br />
schaftlich gefragt, was denn Jesus in<br />
allen möglichen Lebenslagen tun würde.<br />
Diese Fragestellung kennen wir auch in<br />
setzung, die nicht selten konsequenterweise<br />
LOSLASSEN hervorbringen<br />
müsste. Genau hier hakt es. Der Kontakt<br />
etwa zu anderen Menschen, der über<br />
den „small talk“ hinausgeht, erfordert<br />
Zeit und Hingabe, Wegschauen von sich<br />
selbst - alles Dinge, die Jesus uns vorgelebt<br />
hat. Und unser einer hat keine Zeit!?<br />
Ich denke an die Geschichte vom großen<br />
Abendmahl (Lukas 14,15-24): Der Herr<br />
lädt zu einem großen nicht zu überbietenden<br />
Fest ein, aber die Eingeladenen<br />
haben zu Vieles, Wichtiges zu tun.<br />
Da halte ich fest, statt loszulassen. Da<br />
meine ich - die Welt - zu gewinnen, habe<br />
aber keinen wirklichen Halt. Genau hier<br />
möchte ich nicht nur von den Mönchen<br />
sondern von Jesus lernen: loslassen -<br />
denn die Welt ist nicht genug!<br />
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine<br />
gesegnete Zeit.<br />
Günter Fischer