DKEG - zanger bewegt
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EINSCHREIBEN<br />
An die<br />
Staatsanwaltschaft Graz<br />
Conrad-von-Hötzendorf-Str 41<br />
8010 Graz<br />
Verdächtigte: 1. Aula-Verlag GmbH<br />
8010 Graz, Merangasse 13<br />
2. Deutsches Kulturwerk europäischen<br />
Geistes (<strong>DKEG</strong>)<br />
8020 Graz, Strauchergasse 23<br />
3. Dr. Gerhard Kurzmann, FPÖ Steiermark,<br />
Landespartei Steiermark<br />
Schmiedgasse 16/III, 8010 Graz<br />
4. Michael Winter, RFJ Steiermark<br />
8010 Graz, Schmiedgasse 16/3<br />
5. Dr. Susanne Winter,<br />
FPÖ Bezirksgruppe Graz<br />
8010 Graz, Schmiedgasse 16/III<br />
6. Martin Pfeiffer, Chefredakteur der Aula<br />
Aula Verlag GmbH<br />
8010 Graz, Merangasse 13<br />
7. Franz Radl, Spitzenkandidat der eigenen Liste FRANZ –<br />
„Für Recht auf Nationale Zukunft“ in 8280 Fürstenfeld<br />
8. Dr. Martin Graf, 3. Nationalratspräsident<br />
Parlament, 1017 Wien<br />
9. Heinz-Christian Strache, FPÖ Parlamentsklub<br />
Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien<br />
10. Harald Vilimsky, geb. 22.07.1966, Nationalratsabge-<br />
ordneter, FPÖ Parlamentsklub,
Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien<br />
11. Barbara Rosenkranz<br />
FPÖ Niederösterreich,<br />
Landhausplatz 1, Haus 1, 3109 St. Pölten<br />
12. Gottfried Heinrich Küssel, geb. 10.09.1958<br />
13. Clemens Otten, RFJ, Bundesgeschäftsstelle<br />
1070 Wien, Stuckgasse 9<br />
14. Johannes Hübner, geb. 07.10.1956,<br />
FPÖ Parlamentsklub<br />
Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien<br />
15. Gerd Honsik, geb. 10.10.1941<br />
16. Walter Sucher, FPÖ-Mandatar<br />
17. Felix Budin, GL! Cimbria Wien<br />
1070 Wien, Schrankgasse 8<br />
18. Andreas Thierry, geb. 28.09.1970<br />
19. Andreas Mölzer, geb. 02.12.1952,<br />
Abgeordneter zum Europaparlament<br />
9520 Annenheim, Seeuferstraße 8<br />
20. Dr. Walter Marinovic, vormals Bundesobmann des<br />
Verbandes der Professoren Österreichs (VdPÖ)<br />
21. Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein,<br />
FPÖ Parlamentsklub,<br />
Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien<br />
22. Sebastian Ploner, Wiener Akademische<br />
Burschenschaft Olympia,<br />
1060 Wien, Gumpendorferstraße 149<br />
23. Johann Herzog,<br />
Klub der Freiheitlichen<br />
1082 Wien, Wiener Rathaus<br />
24. Martin Pfeil, Wiener Akademische<br />
Burschenschaft Olympia,<br />
2
1060 Wien, Gumpendorferstraße 149<br />
25. Lutz Weinzinger, geb. 20.01.1943<br />
FPÖ Parlamentsklub,<br />
Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien<br />
26. Mag. Gerald Ebinger, geb. 30.11.1958<br />
Abgeordneter zum Wiener Landtag,<br />
1082 Wien, Wiener Rathaus<br />
27. Mag. Andreas Reichhardt, geb. 23.10.1968<br />
Leiter der Sektion III Innovation und Telekommunika-<br />
tion im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und<br />
Technologie (BMVIT)<br />
28. Herbert Schweiger, geb. 22.02.1924,<br />
Publizist<br />
29. Manfred Haimbuchner, geb. 12.08.1978,<br />
Landesrat in Oberösterreich<br />
30. DDr. Werner Königshofer, geb. 29.03.1999,<br />
Nationalratsabgeordneter,<br />
FPÖ Parlamentsklub,<br />
Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien<br />
31. Wilhelm Ehemayer, „Nationaler Bioladen Naturnah“<br />
1020 Wien, Untere Donaustrasse 39<br />
32. Christoph Völkl, Wiener Akademische<br />
Burschenschaft Olympia,<br />
1060 Wien, Gumpendorferstraße 149<br />
33. Robert Faller, Bundesgeneralsekretär der NVP,<br />
Längapiesting 27, 2770 Gutenstein<br />
34. Siegfried Kampl, geb. 13.08.1936<br />
35. Andreas Guggenberger, Landesgeschäftsführer<br />
Der FPÖ Wien, Rathausplatz 8, 1010 Wien<br />
36. Marcus Ullmann, GL! Cimbria Wien<br />
1070 Wien, Schrankgasse 8<br />
37. Harald Stefan, geb. 12.09.1965,<br />
Nationalratsabgeordneter,<br />
3
FPÖ Parlamentsklub,<br />
Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien<br />
38. Johann Gudenus, geb. 20.07.1976,<br />
Bundesobmann des RFJ und Landtagsabgeordneter<br />
der FPÖ Wien, 1082 Wien, Wiener Rathaus<br />
39. Gerfried Nachtmann, FPÖ Parlamentsclubdirektor-<br />
Stellvertreter<br />
FPÖ Parlamentsklub,<br />
Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien<br />
40. Kriemhild Trattnig, geb. 1937, vormals Klubobfrau der<br />
FPÖ im Kärntner Landtag<br />
41. Richard Melisch, Publizist, Verfasser von Büchern, wie<br />
z.B. Pulverfass Nahost. Im Rückblick und Ausblick; Der<br />
letzte Akt. Die Kriegserklärung der Globalisierer an alle<br />
Völker der Welt u.a.<br />
42. Ute Mayer, FPÖ-Klubobfrau in Wien XIX<br />
43. Otto Scrinzi, geb. 05.02.1918 in Lienz/Tirol<br />
44. Herbert Schaller, em. Rechtsanwalt,<br />
2514 Traiskirchen<br />
45. Herwig Nachtmann, geb. 1940, Publizist<br />
Burschenschaft B! Brixia,<br />
6020 Innsbruck, Innstraße 18<br />
46. Horst Jakob Rosenkranz, geb. 16.04.1943,<br />
Ehemann der NÖ Landtagsabgeordneten Barbara<br />
Rosenkranz<br />
47. Marcus Vetter, Wiener RFJ-Landesobmannstellvertre-<br />
ter, RFJ Wien, Bundesgeschäftsstelle<br />
Stuckgasse 9, 1070 Wien<br />
48. Helmut Kowarik, Burschenschaft B! Aldania,<br />
1050 Wien, Rainergasse 34/5<br />
49. Hans-Jörg Jenewein, Landesparteisekretär der FPÖ<br />
Wien, 1082 Wien, Wiener Rathaus<br />
4
50. Walter Seledec, vormals ORF-Chefredakteur<br />
51. Detlev Wimmer, geb. 18.07.1984,<br />
Stadtrat der FPÖ Linz, Rathaus Linz<br />
4041 Linz, Hauptstraße 1-5<br />
52. Norbert Nemeth, FPÖ-Parlamentsklub-Direktor,<br />
FPÖ Parlamentsklub,<br />
Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien<br />
53. Michael Oberlechner, Kammerrat der AK,<br />
FPÖ Wien, 1082 Wien, Wiener Rathaus<br />
54. Unbekannte Täter<br />
Einschreiter: Dr. Georg Zanger,<br />
Rechtsanwalt<br />
Neuer Markt 1<br />
1010 Wien<br />
wegen: § 278 a StGB iVm Art. I, §§ 3 VerbotsG. und § 283 StGB<br />
SACHVERHALTSBEKANNTGABE<br />
einfach<br />
Beilagen<br />
5
A. Betroffenheit, Opferrolle<br />
Die gesamte Familie meines Vaters, Dr. Jakob Zanger, seine Mutter und sein Vater,<br />
zwei Schwestern, dessen Kinder, alle Onkel und Tanten sind in den verschiedenen<br />
Konzentrationslagern des Dritten Reiches zu Tode gebracht worden. Vor allem der<br />
Tod seiner Mutter, an der er sehr gehangen ist, als auch insbesondere der Tod seiner<br />
Enkelin Sonja, die im Alter von zwei Jahren mit ungelöschtem Kalk von den<br />
Hitlerschergen übergossen wurde, prägten seine Erinnerungen.<br />
Auch der Vater meiner Mutter ist nach seiner Deportation aus Belgien in Köln<br />
umgebracht worden. Vier Onkel meiner Mutter, deren sechs Kinder und vier<br />
Ehefrauen sind vom Warschauer Ghetto direkt in Konzentrationslager verschleppt<br />
und ermordet worden.<br />
Beide meine Eltern haben im Widerstand in Belgien und Frankreich gekämpft und<br />
waren täglich der Gefahr der Festnahme und Deportation aus rassischen und<br />
politischen Gründen ausgesetzt.<br />
Der Anzeiger ist sohin Betroffener im Sinne des § 10 StPO.<br />
B. Zuständigkeit<br />
Die Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft Graz ergibt sich daraus, dass das<br />
Mitteilungsblatt „Aula“ und die vom Aula Verlag herausgegebenen Zeitschriften im<br />
Mittelpunkt der rechtsradikalen Szene stehen und in Graz erscheinen. Nicht nur der<br />
Inhalt der Zeitschriften selbst, sondern auch die darin beworbenen Bücher erwecken<br />
den Verdacht der neonazistischen Wiederbetätigung und der Verhetzung. Es ist<br />
einer der Knotenpunkte der hier zur Anzeige gebrachten kriminellen Vereinigung.<br />
Das „<strong>DKEG</strong>“ ist in Graz ansässig (siehe Staatsschutzbericht 1999, Beilage 1) und von<br />
dort aus tätig. Dr. Gerhard Kurzmann ist Landesparteiobmann der FPÖ in der<br />
Steiermark mit Sitz in Graz und ebenfalls einer der wichtigen Funktionäre des<br />
rechtsradikalen Netzwerkes.<br />
6
C. Sachverhalt<br />
I. Das Netzwerk<br />
Mit der gegenständlichen Anzeige wird der Staatsanwaltschaft Graz zur Kenntnis<br />
gebracht, dass die beschuldigten Einzelpersonen und Organisationen in Verdacht<br />
stehen, Teil eines kriminellen, rechtsextremen, über die Grenzen Österreichs hinaus<br />
international wirkenden Netzwerkes zu sein, das sich zusammengeschlossen hat, um<br />
teils offen, teils verdeckt, verhetzende und/oder den Bestimmungen des VerbotsG.<br />
zuwiderlaufende Tätigkeiten zu entfalten.<br />
Die Mitglieder dieses spinnenartigen Netzwerkes planen, unterstützen und<br />
verwirklichen wiederholt unmittelbare Tathandlungen neonazistischer<br />
Wiederbetätigung im Sinne der §§ 3 a bis insbesondere 3 i VerbotsG und/oder<br />
Verhetzungshandlungen im Sinn des § 283 StGB.<br />
Die genannten Personen und Organisationen stehen im dringenden Verdacht, sich<br />
in Graz und anderen Orten Österreichs, Europas, den USA und Canada mit dem<br />
jeweils deliktspezifischen Vorsatz des § 278 Abs 3 StGB an dem seit Jahren<br />
bestehenden, auf längere Zeit angelegten, international operierenden Netzwerk,<br />
das auf die Verherrlichung des Gedankenguts der NSDAP und der Verbreitung<br />
neonazistischer Inhalte, unter anderem auch auf die Verhetzung i.S. des § 283 StGB,<br />
ausgerichtet ist, zu beteiligen und /oder beteiligt zu haben und dieses Netzwerk<br />
weiterhin fördern.<br />
Die kriminelle Verbindung besteht aus einer unüberschaubaren Anzahl von jedenfalls<br />
mehr als 10 Personen 1 (Beilage 2), die dem rechtsradikalen Spektrum zuzuordnen<br />
sind und sich überwiegend aus Mitgliedern der FPÖ, ihr nahestehenden<br />
Organisationen, Burschenschaften und des Freiheitlichen Akademiker Verbandes<br />
auseinandersetzen. Fallweise treten diese Personen unter verschiedenen<br />
Pseudonymen oder Decknamen auf und betreiben in Österreich aufrufbare<br />
Homepages von Servern aus, die von den österreichischen Behörden nicht<br />
verfolgbar sind.<br />
1 Fabrizy, StGB und ausgewählte Nebengesetze, Manz Kurzkommentar, Wien 2006, §278a Rz 7<br />
7
Sie haben hierdurch das Verbrechen der kriminellen Organisation nach § 278 a StGB<br />
begangen.<br />
Zur Illustration der Geschehnisse in den letzten Jahren wird eine Chronologie samt<br />
dokumentierenden Beilagen dieser Sachverhaltsbekanntgabe angeschlossen<br />
(Beilage 3).<br />
II. Der Zusammenschluss rechtsgerichteter Organisationen<br />
Seit der Befreiung vom Faschismus im Jahre 1945 sind eine Vielzahl von<br />
Organisationen gegründet worden, die offen oder verdeckt Ziele der NSDAP und<br />
Taten von SS-Schergen verherrlichen und/oder deren Verbrechen leugnen oder<br />
verniedlichen. Sie verbreiten teils rassistische, teils verhetzende Inhalte. Ungeachtet<br />
der Tatsache, dass die Behörden auch in den letzten Jahren einzelne Personen, vor<br />
allem Mitglieder der FPÖ, strafrechtlich verfolgt und einzelne Organisationen und<br />
sogenannte Wahlparteien 2 untersagt haben, sind immer wieder neue rechtsextreme<br />
Verbindungen entstanden, die sich dadurch auszeichnen, dass sie mit dem harten<br />
Kern alter und neuer Neonazis in Verbindung stehen, deren Ideen und Handlungen<br />
unterstützen und untereinander fest vernetzt sind.<br />
Die FPÖ schließt sich zunehmend mit anderen rechtsextremen europäischen<br />
Parteien zusammen, dies mit der Intention, die Kooperation und Repräsentanz<br />
rechtsextremer Parteien zu verstärken. 3<br />
2 Burschenschaft Olympia 1961 aufgelöst, Nationaldemokratische Partei (NDP) 1988 verboten,<br />
Nationaldemokratische Partei Österreichs (NPÖ) 2003 verboten.<br />
3 Siehe dazu im Chronologischen Ablauf (Beilage 3): Patriotentreffen 2005 (Beilage 3.1),<br />
Wiener Erklärung der patriotischen und nationalen Bewegungen und Parteien Europas 2005,<br />
FPÖ und pro-Köln 2005 (Beilage 3.9), Straches Auftritt in Köln 2007 (Beilage 3.10), IST 2007, und<br />
weitere Anti-Islamisierungs-Kongresse (2008 und 2009)(siehe Beilagen 3.52, 3.70, 3.71),<br />
„Patrioten aller Länder vereinigt Euch“ 2008, Partnerschaftsabkommen zwischen FPÖ und SRS<br />
2008 (Beilage 3.44), Kurzmann bei Forza Nuova 2008 (Beilage 3.53), Konferenz europäischer<br />
Rechtsparteien 2009 (siehe Beilage 3.62, 3.63, 3.63), Politischer Aschermittwoch 2009 (Beilage<br />
3.65), Verband der Europäischen Nationalen Bewegungen 2009 (Beilage 3.76), FPÖ-<br />
Delegation bei Jobbik 2010 (Beilage 3.78), Treffen bei pro-NRW Programmparteitag 2010<br />
(Beilage 3.80), WKR-Ball 2010 (Beilage 3.81), Freundschaftsabkommen mit „Plataforma per<br />
Catalunya“ 2010 (Beilage 3.91).<br />
Städte-Allianz gegen Moscheen-Bau 2007 (Beilage 4)<br />
8
Die ehemals offensichtlichen Rechtsradikalen mit Springerstiefel, Bomberjacke und<br />
Glatze werden zunehmend seltener, doch nicht die Anzahl der Rechtsradikalen<br />
selbst verringert sich, lediglich ihre Zeichen und Codes 4 . So sind es nunmehr<br />
insbesondere die akademisch gebildeten Burschenschafter in Wix und Anzug, die<br />
sich gegenseitig unterstützen, untereinander Jobs und Posten verschaffen und ihren<br />
Einfluss als Akademiker geltend machen, egal ob in Wirtschaft oder Politik und als<br />
Rekrutierungspool der FPÖ. In der Folge werden sie für diese Partei tätig und<br />
transportieren die damit verbundene Gesinnung, dies jedoch nicht mehr wie einst<br />
auf der Straße, sondern ganz diskret und schleichend und unterlaufen so das<br />
rechtsstaatliche System.<br />
Das dadurch gebildete Netzwerk ist ähnlich einem Spinnennetz verwoben, wobei im<br />
Wesentlichen neben ausländischen Parteien und Organisationen im Inland nicht<br />
bloß die sog. „Alten Herren“, sondern insbesondere Jugendorganisationen und<br />
Burschenschaften Rekrutierungsorganisationen darstellen. Die rechtsextremen<br />
Internetgemeinschaften verbreiten diese Ideologien oft ganz ungeschminkt und mit<br />
auch offen antisemitischen Inhalten.<br />
Die Rekrutierungsbasis ist vor allem in den Burschenschaften und sonstigen legalen<br />
und illegalen Vereinigungen zu finden, und in weiterer Folge reicht das sich daraus<br />
ergebende Netzwerk bis in politische Ämter und relevante wirtschaftliche Positionen,<br />
so dass eine grundlegende Infiltration und ein koordiniert operatives Vorgehen in<br />
alle gesellschaftlichen Schichten ermöglicht wird.<br />
Die Verfolgungsbehörde, insbesondere die Staatsanwaltschaft hat zwar, wie<br />
dargelegt, einzelne Personen strafrechtlich nach dem VerbotsG und § 283 StGB<br />
verfolgt, aber bisher nicht bedacht, dass die genannten Tathandlungen in der Regel<br />
keine Einzelhandlungen darstellen. Wegen ihres ideologisch bedingten Inhaltes<br />
werden diese Tathandlungen nämlich typischerweise organisiert begangen und sind<br />
ohne Netzwerk dahinter gar nicht denkbar.<br />
Seit Einführung des Tatbestandes des § 278 a StGB mit StGNov.1993 und seiner<br />
Umgestaltung mit StRÄG 1996, hätte die Verfolgungsbehörde von sich aus die an<br />
dem rechtsextremen Netzwerk aktiv beteiligten Personen verfolgen müssen.<br />
4 vgl. Christa Bauer, Willi Mernyi: "Rechtsextrem. Symbole - Codes - Kennzeichen - Musik -<br />
Gesetze - Organisationen", ÖGB Verlag Wien, ISBN 978-3-7035-1433-3<br />
9
Darüber hinaus hätte sie gegen alle Personen, die von den einzelnen Verstößen<br />
gegen das VerbotsG Kenntnis erlangt haben, ohne der Behörde Anzeige zu<br />
erstatten, gem. § 3 i VerbG vorgehen müssen.<br />
III. Die rechtsradikale Szene<br />
1) Rechtsradikale Personen<br />
Einzelne Mitglieder des vermuteten kriminellen Netzwerkes sind bereits rechtskräftig<br />
wegen Verhetzung und/oder Verstößen gegen das Verbotsgesetz verurteilt. Dies trifft<br />
insbesondere auf nachstehende Personen zu:<br />
Gerd Honsik, Gottfried Küssel, Andreas Thierry, John Gudenus, Susanne Winter, David<br />
Irving, Jean-Marie Le Pen<br />
2) unbekannte und nicht verfolgbare Neonazis<br />
Viele der teilweise anonymen, namentlich noch unbekannten Personen konnten von<br />
der österreichischen Verfolgungsbehörde noch nicht erfasst und gefasst werden. Die<br />
im Ausland liegenden Server der Homepages können ebenso wenig belangt<br />
werden wie ausländische Staatsbürger, wenn die Rechtsordnung ihres<br />
Heimatstaates die Normen des Verbotsgesetzes und der Verhetzung strafrechtlich<br />
nicht normiert hat, und schon deshalb eine Auslieferung nicht möglich ist.<br />
3) rechtsextreme Organisationen<br />
Einzelne rechtsradikale Organisationen, wie die Burschenschaft Olympia und<br />
Wahlparteien, wie die Nationaldemokratische Partei (NDP) und die<br />
Nationaldemokratische Partei Österreichs (NPÖ), sind bereits verboten, andere<br />
bestehen weiter oder sind neu gegründet worden. So fungiert der „Freiheitliche<br />
Akademiker Verband“ als Schnittstelle zwischen den einzelnen „alten Herren“ 5 der<br />
rechtsextremen Burschenschaften und ist für das Aufbringen der Geldmittel für<br />
Medien wie z.B. die „Aula“ zuständig.<br />
5 Das sind die absolvierten Burschenschafter mit gesicherter Lebensgrundlage, die nach ihrer<br />
Funktion als FUX, aktiver Bursche, inaktiver Bursche aus der sog. Aktivitas entwachsen sind<br />
10
4) neonazistisches Gedankengut via Internet<br />
Über die Verbreitungsschienen des Internets, auf Homepages und in E-Mails, ebenso<br />
wie in Büchern, Vorträgen und persönlichen Auftritten bei Veranstaltungen, sowohl<br />
von „Alt-Nazis“ wie auch von FPÖlern und Burschenschaftern, werden neonazistische<br />
und verhetzende Parolen regelmäßig so verbreitet, dass sie auch in Österreich<br />
empfangen, bzw. entsprechende Veranstaltungen in Österreich besucht werden<br />
können, auf denen Personen, die neonazistisches Gedankengut verbreiten,<br />
auftreten und reden können.<br />
5) rechtsradikale Homepages<br />
Auf Homepages, elektronischen und Print-Medien, mutmaßlich aber auch via E-Mail<br />
und in Briefen verbreiten die Einzeltäter und ihre Organisationen regelmäßig auch<br />
Wahlaufrufe und unterstützen dadurch den jeweiligen Wahlkampf der FPÖ und ihrer<br />
KandidatInnen, wohl wissend, dass sie ihren Empfängerhorizont in Österreich<br />
erreichen. 6<br />
Das trifft unter anderem auf insbesondere nachstehende Homepages zu:<br />
• www.alpen-donau.info<br />
• www.altermedia.de<br />
• www.thiazi.net<br />
6) Organisatorische Abhängigkeit<br />
Getragen wird das Netzwerk von den „einfachen“ Mitgliedern bzw. anverwandten<br />
Unterorganisationen und Vereinen. Es besteht sohin eine organisatorische<br />
Abhängigkeit. Regelmäßig wird auf die gesamte inner- und außerpolitische<br />
Infrastruktur zurückgegriffen. Wie es auch auf alpen-donau.info wiederholt formuliert<br />
wird: Die FPÖ wird auf dem parlamentarischen Weg zum Faschismus gesehen, die<br />
6 Siehe dazu im chronologischen Ablauf (Beilage 3):Hasselbach äußert sich zur FPÖ 2005<br />
(siehe Beilagen 3.3 und 3.4), Honsiks Wahlempfehlung 2006 (Beilage 3.14), NPD gratuliert der<br />
FPÖ 2006 (Beilage 3.16), Deutsche Nazis gratulieren der FPÖ zum Wahlerfolg 2008,<br />
Wahlempfehlung zu Gunsten Barbara Rosenkranz 2010 (Beilage 3.87).<br />
11
harte NS-Szene hingegen geht ohne legalistische Basis ans Werk. Es wird arbeitsteilig<br />
vorgegangen.<br />
IV. Veranstaltungen<br />
1) Regelmäßige einschlägige Veranstaltungen im Inland<br />
• Sonnwendfeier 21. Juni<br />
• Totengedenken am 8. Mai<br />
• Wiener Korporationsring (WKR) Ball<br />
• Politischer Aschermittwoch in Ried<br />
• Gedenkveranstaltungen am Grab des Nazi-Piloten Walter Nowotny in Wien<br />
• Ulrichsbergtreffen in Kärnten<br />
• Kärntner Kulturtage<br />
• Gästewochen des österreichischen „deutschen Kulturwerkes europäischen<br />
Geistes“<br />
2) Auftritte Rechtsextremer bei FPÖ-Veranstaltungen, Burschenschaften oder<br />
anderen einschlägigen Organisationen in Österreich<br />
• Auftritt von Walter Sucher beim Wiener Landesparteitag am 06.05.2006 („alter<br />
Herr“ der rechtsextremen Burschenschaft Olympia), samt Gruß, „der wirklich<br />
unser alter Gruß ist (…). Ich grüße euch alle mit einem kräftigen Heil!“ 7<br />
• Teilnahme Gottfried Küssels an einer Burschenschafterveranstaltung in<br />
Braunau am 26.08.2006 (siehe chronologischer Ablauf, Beilage 3.15).<br />
• Herbert Schaller bei der 10-Jahres-Feier von Andreas Mölzers „Zur Zeit“ mit<br />
Videoeinspielung von David Irving 2007 (siehe chronologischer Ablauf,<br />
Beilage 3.34)<br />
• Walter Marinovic auf Einladung Martin Grafs im Parlament 2009 (siehe<br />
Beilage 5, „Rechtsextremist im Parlament“ in: Die Presse 15.04.2009)<br />
• Richard Melisch-Vortrag beim Akademikerverband 2010 (siehe<br />
chronologischen Ablauf, Beialge 3.84)<br />
• Melisch-Vortrag bei Burschenschaft Arminia Czernowitz 2010 (Beilage 6).<br />
7 Neues von ganz rechts – Mai 2006. Suchers „Heil“, auf : www.doew.at (siehe<br />
chronologischen Ablauf, Beilage 3.13)<br />
12
3) FPÖler bei einschlägigen Veranstaltungen bzw. Organisationen in Österreich<br />
• Hans-Jörg Jenewein und Johann Gudenus als Referenten bei der AFP 2008<br />
bzw. 2009<br />
• Vilimsky, Johann Herzog, Hans-Jörg Jenewein, Jahonn Gudenus beim Anti-<br />
Islamisierungskongress 2009 (siehe chronologischer Ablauf, Beilage 3.71)<br />
4) FPÖ-Einladung an rechtsextreme Politiker nach Österreich<br />
Umgekehrt werden auch für Veranstaltungen Personen aus dem neonazistischen<br />
Umfeld als Redner nach Österreich eingeladen. Die Brücke, die sowohl die FPÖler<br />
sowie auch die „Alt-Nazis“ miteinander verbindet, sind dabei die Burschenschaften,<br />
in denen sie jeweils vertreten sind, und welche die Grundlage für das Funktionieren<br />
dieses Netzwerkes bildet. So zum Beispiel:<br />
• pro-Köln in Wien 2005 mit Bernd Schöppe und Judith Wolter<br />
• Politischer Aschermittwoch 2009 mit Martin Gabling (NPD) und Gastredner Filip<br />
Dewinter (Vlaams Belang) (siehe chronologischer Ablauf, Beilage 3.65)<br />
• Jobbik-Delegation trifft Strache 2010 (siehe chronologischer Ablauf, Beilage<br />
3.78)<br />
• WKR-Ball 2010 u.a. mit Markus Beisicht (pro-Köln und pro-NRW) und Patrik<br />
Brinkmann (deutsch-schwedischen Unternehmer und Millionär) (siehe<br />
chronologischer Ablauf, Beilage 3.81)<br />
5) Teilnahme von FPÖlern an Veranstaltungen bzw zu Besuch im Ausland bei<br />
einschlägigen Veranstaltungen, Parteien bzw. Organisationen<br />
Mitglieder der FPÖ besuchen wiederholt Veranstaltungen ihrer<br />
„Schwesterorganisationen“ im Ausland ungeachtet dessen, dass diese immer wieder<br />
auch neonazistische, insbesondere aber volksverhetzende Inhalte verbreiten. All dies<br />
hindert Mitglieder der FPÖ aber nicht, bei diesen Veranstaltungen auch als Redner<br />
bzw. als Gäste aufzutreten. Sie unterstützen mit ihrem Beitrag die rechtswidrigen Ziele<br />
der Organisation.<br />
• FPÖ und pro-Köln 2005 (siehe chronologischer Ablauf, Beilage 3.9 und Beilage<br />
3.51)<br />
13
• Holocaust-Konferenz in Teheran 2006 8 (siehe chronologischer Ablauf, Beilage<br />
3.17)<br />
• Straches Auftritt in Köln 2007, mit Johann Herzog, Dagmar Belakowitsch-<br />
Jenewein, Harald Stefan, Hans-Jörg-Jenewein und Harald Vilimsky im Anhang<br />
(siehe chronologischer Ablauf, Beilage 3.10)<br />
• Städte-Allianz gegen Moscheen-Bau 2007 mit Markus Beisicht (pro-Köln) und<br />
Filip Dewinter (Vlaams Belang) und weitere Anti-Islamisierungs-Kongresse (2008<br />
und 2009) mit Markus Beisicht (pro-Köln) und Filip Dewinter (Vlaams Belang)<br />
und Jean-Marie Le Pen (Front National) (siehe Beilage 4)<br />
• Kurzmann bei Forza Nuova 2008 (siehe chronologische Beilage 3.53)<br />
• FPÖ-Delegation bei Jobbik 2010 mit Johann Gudenus und Johannes Hübner<br />
(siehe chronologischer Ablauf, Beilage 3.78)<br />
• Treffen bei pro-NRW Programmparteitag 2010 (siehe chronologischer Ablauf,<br />
Beilagen 3.80 und 3.81)<br />
6) Bündnisse mit anderen rechtsextremen Parteien oder Gruppierungen<br />
• Patriotentreffen 2005: mit Frank Vanheck (belgischer Vlaams Belang) (siehe<br />
chronologischer Ablauf, Beilagen 3.1 und 3.7)<br />
• Wiener Erklärung der patriotischen und nationalen Bewegungen und Parteien<br />
Europas 2005: Filip Dewinter und Frank Vanheck (belgischer Vlaams Belang),<br />
Bruno Gollnisch (französische Front National) sowie Alessandra Mussolini<br />
(italienische Azione Sociale) und auch Volen Siderov (bulgarische Ataka)<br />
• ITS Einladung 2007: u.a. mit den Deutschen Rolf Schlierer (REP) und Udo Voigt<br />
8 Österreichische Teilnehmer (siehe dazu im chronologischen Ablauf Beilage 3.17):<br />
• Hans Gamlich<br />
Autor der Mölzer-Postille „Zur Zeit“, wegen eines Holocaust-relativierenden Artikels in „Zur Zeit“<br />
verurteilt.<br />
• Herbert Schaller<br />
Anwalt von Honsik, Schweiger, Thierry, dem BFJ usw. Schaller war im übrigen Redner auf der<br />
10-Jahres-Feier von „Zur Zeit“<br />
• Wolfgang Fröhlich<br />
Ehemaliger FPÖ-Bezirksrat, sitzt derzeit eine Haftstrafe wegen Wiederbetätigung ab.<br />
• „Rabbi“ Moishe Friedmann<br />
Wird vom FPÖ-Abgeordneten Johannes Hübner vertreten – vorrangig gegen die IKG.<br />
Wiederholt wurden von der FPÖ auch (stark antisemitisch gefärbte) parlamentarische<br />
Anfragen in der Causa Friedmann eingebracht.<br />
14
(NPD)<br />
• „Patrioten aller Länder vereinigt Euch“ 2008: mit Front National, Vlaams<br />
Belang und Ataka<br />
• Partnerschaftsabkommen zwischen FPÖ und SRS 2008 (siehe chronologischer<br />
Ablauf, Beilage 3.44)<br />
• Konferenz europäischer Rechtsparteien 2009 mit Walter Wobmann,<br />
(Schweizer Volkspartei), Mogens Camre (dänischen Volkspartei), Philip Claeys<br />
(Vlaams Belang), Bruno Gollnisch (Front National) und darüber hinaus noch<br />
Vertreter von „pro-Köln“ bzw. „pro-NRW“ (siehe chronologischer Ablauf,<br />
Beilage 3.62)<br />
• Verband der Europäischen Nationalen Bewegungen 2009 (siehe<br />
chronologischer Ablauf, Beilage 3.76)<br />
• Freundschaftsabkommen mit „Plataforma per Catalunya“ 2010 (siehe<br />
chronologischer Ablauf, Beilage 3.91)<br />
Beweis: Elka Achleitner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Günther Barnet, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerhard Bauer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Markus Fauland, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Herbert Scheibner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Martina Schrenk, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Heike Trammer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Peter Westenthaler, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerald Grosz, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Stefan Petzner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
als Zeugen<br />
V. Organisationen außerhalb der FPÖ<br />
1) Unterstützung durch rechtsextreme Verbindungen<br />
Die FPÖ lässt sich regelmäßig durch Organisationen, die gegen das Verbotsgesetz<br />
und die Bestimmung des § 283 StGB verstoßen, belobigen und unterstützen,<br />
akzeptiert Wahlempfehlungen zu Gunsten ihrer KandidatInnen. 9<br />
9 Siehe dazu im chronologischen Ablauf (Beilage 3):Hasselbach äußert sich zur FPÖ 2005<br />
(siehe Beilagen 3.3 und 3.4), Honsiks Wahlempfehlung 2006 (Beilage 3.14), NPD gratuliert der<br />
15
2) Freiheitlicher Akademikerverband (FAV)<br />
Der FAV ist das „Überdach“ für alle Korporationsverbände, über dem wiederum die<br />
österreichischen Dachverbände stehen: die „Deutsche Burschenschaft in<br />
Österreich“ (DBÖ), deren Mitgliedsbünde überwiegend zugleich auch den<br />
Korporationsverbänden Deutsche Burschenschaft (DB) angehören, und der<br />
„Conservative Delegierten Convent der fachstudentischen Burschenschaften in<br />
Österreich“ (CDC). Beide Verbände sind pflichtschlagend und haben Freundschafts-<br />
und Arbeitsabkommen mit der DB.<br />
Das Mitteilungsblatt des Akademikerverbandes Österreichs ist ab 1952 Die Aula. Das<br />
freiheitliche Magazin. Eigentümer, Herausgeber und Verleger ist die Aula-Verlag Ges.<br />
m. b. H.. Die Schriftleitung hatte vor Prim. Dr. Otto Scrinzi Herwig Nachtmann (B! Brixia<br />
Innsbruck, früherer NDP-Aktivist) inne, dessen Sohn Gerfried (ebenso B! Brixia<br />
Innsbruck) nun Parlamentsklubreferent der FPÖ ist, und nunmehr seit 2004<br />
Mag. Martin Pfeiffer. Medieninhaber sind der Freiheitliche Akademikerverband<br />
Steiermark (48,4 %), der Freiheitliche Akademikerverband Wien - Niederösterreich -<br />
Burgenland (25 %), der Freiheitliche Akademikerverband Oberösterreich (8,3 %), der<br />
Freiheitliche Akademikerverband Salzburg (8,3 %), der Freiheitliche<br />
Akademikerverband Tirol - Vorarlberg (5 %) und der Freiheitliche<br />
Akademikerverband Kärnten - Osttirol (5 %) (siehe Beilage 7). 10<br />
Im Rahmen einer Korporation beginnt man als Fux, wird im Rahmen der sog. Activitas<br />
aktiver Bursch und danach inaktiver Bursch, d.h. man muss bestimmte Hilfsdienste<br />
und Anwesenheitspflichten nicht mehr erfüllen. Mit Beendigung des Studiums und<br />
gesicherter Lebensgrundlage wird man schließlich in den Verband der „alten<br />
Herren“ aufgenommen. Fast alle Mitglieder des „Alt-Herren“-Verbandes wiederum<br />
sind Mitglied im FAV, dessen Verbandsorgan wiederum die Aula ist und selbige auch<br />
finanziert.<br />
FPÖ 2006, Deutsche Nazis gratulieren der FPÖ zum Wahlerfolg 2008, Wahlempfehlung zu<br />
Gunsten Barbara Rosenkranz 2010 (Beilage 3.87).<br />
10 http://www.doew.at/frames.php?/projekte/rechts/organisation/aula.html<br />
16
3) Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP)<br />
Im Rahmen der seit 1966 alljährlich stattfindenden „Politischen Akademie(n)“<br />
kommen Vertreter deutschnationaler, rechtsextremer und neonazistischer<br />
Strömungen zusammen. Neben Vertretern des rechtsextremen Lagers, insbesondere<br />
aus Deutschland und Österreich, traten dort wiederholt auch Funktionäre der FPÖ<br />
als Referenten bzw Besucher in Erscheinung. 11<br />
Laut den Kommentaren zum Zeitgeschehen (469/2009) (siehe www.doew.at,<br />
Beilage 8) hat der Arbeitskreis Oberösterreich der AFP beschlossen, die „Freunde" zu<br />
bitten, bei „den kommenden Landtags- und Gemeindewahlen (...) volkstreue<br />
Kandidaten in der FPÖ zu unterstützen. Diese sind die einzigen, die sich dem<br />
herrschenden Gesinnungsterror entgegenstellen."<br />
Der bekannte Verfassungsexperte Heinz Mayer stuft die AFP in einem<br />
Rechtsgutachten (Beilage 9) als neonazistisch ein, wie auch laut<br />
Verfassungsschutzbericht 2007 (Beilage 10) die AFP eine ausgeprägte „Affinität zum<br />
Nationalsozialismus“ hat.<br />
4) Deutsches Kulturwerk europäischen Geistes (<strong>DKEG</strong>)<br />
Die in Graz tätige Organisation <strong>DKEG</strong> leistet Vernetzungsarbeit zwischen verbotenen<br />
Neonazigruppen. Ihre Aufgabe ist die Ausbildung des Nachwuchses aus<br />
Deutschland und Österreich. Neben der Bedeutung dieser Organisation sind<br />
insbesondere der damit verbundene Fanatismus und die Weite des Tätigkeitsfeldes<br />
besonders bemerkenswert. Das österreichische „Deutsche Kulturwerk europäischen<br />
Geistes“, das sich seit den 70er und 80er Jahren in Personalunion mit der deutschen<br />
Kulturgemeinschaft befindet und parallel zu der namensgleichen deutschen<br />
Organisation entwickelt hat, achtet darauf, stets seine organisatorischen Tätigkeiten<br />
unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu betreiben. In Form der „Huttenbriefe“ werden<br />
allerdings unverhohlener Neonazismus, antisemitische Hetzpropaganda,<br />
Holocaustleugnung, militanter Rassismus und Verherrlichung des Dritten Reiches<br />
offen verkündet und verbreitet. Hinter der militanten Propaganda des <strong>DKEG</strong> verbirgt<br />
sich weiters noch eine rege Organisationstätigkeit. Unter dem Deckmantel diverser<br />
11 selbige waren u.a. Horst Jakob Rosenkranz, Herbert Schweiger (ehemaliges FPÖ-Mitglied),<br />
Hans-Jörg Jenewein<br />
17
Vereine, unter anderem Freundeskreis Ullrich von Hutten, Notgemeinschaft für<br />
Volkstum und Kultur, oder aber auch deutsche Kulturgemeinschaft, werden<br />
Tagungen und Gästewochen veranstaltet. Besagte Tagungen vereinen interessierte<br />
Einzelkämpfer, aber auch AktivistInnen von der 1994 in Deutschland verbotenen<br />
neonazistischen Wikingjugend (WJ), vom Völkischen Bund um Waffenlagerbesitzer<br />
Peter Naumann (rechtsextremer Politiker und 1988 wegen versuchter Gründung einer<br />
terroristischen Vereinigung und Verstoßes gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz<br />
zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt) und von<br />
deutschen Vertriebenenverbänden. Der wichtigste Fixpunkt für die Vernetzung<br />
innerhalb der rechtsextremen Szene sind aber zweifellos die alljährlichen<br />
„Gästewochen“ des <strong>DKEG</strong>, die 1989 in Pichl im Ennstal stattfanden, inzwischen aber<br />
nach Deutschland verlegt wurden. Dabei kommen verschiedenste neonazistische<br />
Gruppen aus Deutschland und Österreich zusammen. Darunter befinden sich<br />
mitunter Andreas Thierry – bereits Stammgast beim <strong>DKEG</strong> – sowie Franz Radl. Gerd<br />
Honsik erhielt die „Huttenbriefe“ sogar an seiner spanischen Exiladresse.<br />
5) Deutsche Kulturgemeinschaft<br />
Die Deutsche Kulturgemeinschaft (DKG) entsteht 1979 um Alfred E. Manke aus einer<br />
radikalen Abspaltung vom Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes (<strong>DKEG</strong>). Der<br />
Hauptsitz unter Manke ist Bassum. 1983 wird der DKG-Arbeitskreis Berlin unter Ursula<br />
Schaffer gegründet, der sich 1990 in Berliner Kulturgemeinschaft Preußen e.V. (BKP)<br />
umbenennt. 1994 wird Ulli Boldt Vorsitzender der BKP. Ordentliche Mitglieder der<br />
DKG/BKP werden berufen und in feierlichem Rahmen in den Verein aufgenommen.<br />
Eng verbunden ist die Gemeinschaft mit der Notgemeinschaft für Volkstum und<br />
Kultur (NG), die 1990 als gemeinnütziger Verein gegründet wird. Vorsitzende ist<br />
Lisbeth Grolitsch, Stellvertreter sind Karl Baßler und Wolfram Nahrath. In das<br />
Ehrenpräsidium werden u. a. Heinrich Härtle †, Emil Maier-Dorn †, General a.D. Hans<br />
Baur † und Hans Ivo Lukesch berufen. Die Hauptaufgabe der NG ist das Sammeln<br />
von Spenden und Erbnachlässen und die Verteilung an rechtsextreme und<br />
neofaschistische Projekte. Die DKG/BKP ist personell nahezu identisch mit der NG und<br />
dem <strong>DKEG</strong> - Österreich, als inoffizielles Führungsgremium füngiert der Freundeskreis<br />
Ulrich von Hutten e.V.[1] 1985 spaltet sich aufgrund interner Streitigkeiten der<br />
Arbeitskreis für Politik und Kultur unter Führung von Gernot Mörig von der DKG ab.<br />
18
Die Hauptaufgabe der DKG/BKP liegt in der Schulung und Heranziehung von<br />
neofaschistischen Führungskadern (siehe Beilage 11). 12 Dies ergibt sich zweifelsfrei<br />
aus dem Schrifttum der Vereinszeitung, den Huttenbriefen. Die Proponenten Sepp<br />
Ebert 13 , Lisbeth Grolitsch 14 , Sigurd Schulien 15 , Eduard Peter Koch 16 , Per Lennart Aae 17 ,<br />
Helmut Schröcke 18 , Hartmut Wilhelm, Karl Baßler 19 , Gerd Zikeli 20 , Rigolf Hennig 21 , Fritz<br />
Becker 22 und Helmut Brückmann 23 schreiben dort in einer Offenheit im<br />
neonazistischen Sinn, dass es deutlicher nicht möglich ist. (siehe Beilage 12)<br />
6) Nationale Volkspartei (NVP)<br />
Die NVP wurde im Frühjahr 2007 von Robert Faller, einem bekannten<br />
Rechtsextremen, in Anlehnung an die Nationaldemokratische Partei Deutschlands<br />
(NPD) gegründet.<br />
Die nationale Volkspartei (NVP) und die Welser Bürgerliste „Die Bunten“ wurden nicht<br />
bei der Landtagswahl im Herbst 2009 bzw. der Gemeinderatwahl in Enns zugelassen.<br />
Die zuständigen Wahlbehörden erstatteten Anzeige wegen des Verdachts der<br />
nationalsozialistischen Wiederbetätigung. Beide Anfechtungen blitzten jedoch beim<br />
Verfassungsgerichtshof ab. Die Welser Liste, deren Kandidaten sich zum Teil auf Fotos<br />
12 www.apabiz.de/archiv/material/.../DKG-BKP.htm<br />
13 Sepp Ebert, Huttenbriefe 2/2009, S. 2 auf www.doew.at (siehe Beilage 12)<br />
14 Lisbeth Grolitsch, Huttenbriefe 5/2007, S. 2 auf www.doew.at (siehe Beilage 12),<br />
Huttenbriefe 2/2006, S. 11 auf www.doew.at (siehe Beilage 12), Von Siegern und Besiegten,<br />
Huttenbriefe 3/2005, S. 2 auf www.doew.at (siehe Beilage 12), Vor 60 Jahren - der Mord an<br />
Dresden, Huttenbriefe 1/2005, S. 2 auf www.doew.at (siehe Beilage 12), Huttenbriefe 1/2004, S.<br />
2 auf www.doew.at (siehe Beilage 12), Huttenbriefe 5/2003, S. 2 auf www.doew.at (siehe<br />
Beilage 12), Huttenbriefe 1+2/2002, S. 2 auf www.doew.at (siehe Beilage 12), Huttenbriefe<br />
6/2001, S. 2 f. auf www.doew.at (siehe Beilage 12), Huttenbriefe 1-2/2001, S. 2 auf<br />
www.doew.at (siehe Beilage 12)<br />
15 Sigurd Schulien, Das Märchen vom Klimakiller Kohlendioxid und der Emissionshandel,<br />
Huttenbriefe 2/2007, S. 14 auf www.doew.at (siehe Beilage 12), Huttenbriefe 2/2004, S. 2 f auf<br />
www.doew.at (siehe Beilage 12), Die Loslösung Europas vom amerikanischen Zwangssystem,<br />
Huttenbriefe 5/2003, S. 9 auf www.doew.at (siehe Beilage 12)<br />
16 Eduard Peter Koch, Von den Werten, Huttenbriefe 6/2005, S. 6 f. auf www.doew.at (siehe<br />
Beilage 12), Huttenbriefe 2/1998, S. 7 auf www.doew.at (siehe Beilage 12)<br />
17 Per Lennart Aae, Huttenbriefe 5-6/2004, S. 21 auf www.doew.at (siehe Beilage 12)<br />
18 Laurens Nothdurft, Die 27. Gästewoche, Huttenbriefe 1/2004, S. 11 auf www.doew.at (siehe<br />
Beilage 12)<br />
19 Karl Baßler, Offener Brief an den deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder, Huttenbriefe<br />
5-6/2002, S. 4 auf www.doew.at (siehe Beilage 12)<br />
20 Gerd Zikeli, Huttenbriefe 3/2002, S. 2 auf www.doew.at (siehe Beilage 12)<br />
21 Rigolf Hennig, Huttenbriefe 6/2001, S. 7 f. auf www.doew.at (siehe Beilage 12)<br />
22 " Fritz Becker, Huttenbriefe 4-5/2001, S. 8 auf www.doew.at (siehe Beilage 12)<br />
23 Helmut Brückmann, Huttenbriefe 6/1993, S. 7 auf www.doew.at (siehe Beilage 12)<br />
19
mit einschlägigen T-Shirts, beispielsweise „Ich habe Bock auf Nazis“ und mit Hitlergruß<br />
gezeigt hatten, löste sich daraufhin auf. 24 (siehe Beilage 13) Im Konkreten ist laut<br />
VfGH neben den strittigen Wahlvorschlägen insbesondere das Umfeld der<br />
Proponenten „als (…) unzulässige Akte nationalsozialistischer Wiederbetätigung zu<br />
werten“ gewesen. 25<br />
Dies ist nicht der erste Versuch, einen österreichischen Ableger der deutschen NPD<br />
zu gründen. So war dies bereits im April 2003 mit der „National Demokratische Partei<br />
Österreich“(NPÖ) versucht worden, sogar mit wortidenten Satzungen beider<br />
Parteien.<br />
Der NVP-Bundesvorstand hat Unterstützungserklärungen für Barbara Rosenkranz<br />
unterschrieben 26 (siehe Beilage 14). Die NVP nimmt regelmäßig an<br />
nationalsozialistischen Kundgebungen und „Trauermärschen“ in Deutschland teil,<br />
weil man in Österreich von Verboten bedroht ist. Am 8. Mai 2010 marschierte man<br />
unter Anleitung des Neonazis Philipp Hasselbach durch München. Motto des<br />
Marsches am Jahrestag der deutschen Kapitulation: „8. Mai 1945: Der Krieg zu Ende,<br />
das Morden nicht“.<br />
Hauptziel der NVP ist aber die Abschaffung des Verbotsgesetzes, wofür vor allem im<br />
Internet die Trommel gerührt wird 27 (siehe Beilage 15). Zusätzlich werden<br />
einschlägige facebook-Seiten betrieben.<br />
VI. Organisationsverbindungen<br />
1) Bewusste Förderung der Zusammenarbeit der FPÖ mit anderen Rechtsparteien<br />
Die gegenseitige Unterstützung und die Absicht, auf nationaler und internationaler<br />
Ebene zusammenzuarbeiten, wird von den betreffenden Personen ganz bewusst<br />
hervorgehoben, gefordert und gefördert. 28 Es ist das Ziel der FPÖ, die<br />
24 Der Standard vom 06.04.2010<br />
25 vgl. WI – 2/09 ua vom 5.3.2010 (siehe chronologischer Ablauf, Beilage 3.24)<br />
26 http://nvp.at/landtagswahl/?p=4126 und 4338.<br />
27 http://www.stop3g.at.<br />
28 vgl. Aussage Andreas Mölzers beim Besuch der FPÖ in Madrid 2005 und Heinz-Christian<br />
Straches bei seinem Auftritt in Köln 2007 (siehe chronologischer Ablauf 3.10), bis hin zum Aufruf<br />
„Patrioten aller Länder, vereinigt euch“ im Jahr 2008.<br />
20
Zusammenarbeit mit anderen Rechtsparteien zu vertiefen, um ein starkes<br />
europäisches Netzwerk zu bilden. 29<br />
Heinz-Christian Strache und Andreas Mölzer legen offenbar die Zugrichtung fest und<br />
verfügen über die entsprechenden internationalen Kontakte. Die Ausführungen von<br />
Besuchen, über Empfänge bis hin zu Events jeder Art, so sie im Blick der Öffentlichkeit<br />
sind, werden u.a. von repräsentativen und öffentlich bekannten Mitgliedern<br />
übernommen.<br />
2) zielgerichtetes und arbeitsteiliges Handeln<br />
Dies zeigt sich im Einzelnen in der gegenseitigen Unterstützung bei einzelnen<br />
nationalen Wahlkämpfen bzw. gemeinsamen Projekten, wie beispielsweise die<br />
Städte-Allianz gegen Moscheen-Bau 2007 und die Anti-Islamisierungskongresse. 30<br />
Beweis: Elka Achleitner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Günther Barnet, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerhard Bauer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Markus Fauland, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Herbert Scheibner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Martina Schrenk, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
29 Siehe dazu im Chronologischen Ablauf (Beilage 3): Patriotentreffen 2005 (Beilage 3.1),<br />
Wiener Erklärung der patriotischen und nationalen Bewegungen und Parteien Europas 2005,<br />
FPÖ und pro-Köln 2005 (Beilage 3.9), Straches Auftritt in Köln 2007 (Beilage 3.11), IST 2007, und<br />
weitere Anti-Islamisierungs-Kongresse (2008 und 2009)(siehe Beilagen 3.52, 3.70, 3.71),<br />
„Patrioten aller Länder vereinigt Euch“ 2008, Partnerschaftsabkommen zwischen FPÖ und SRS<br />
2008 (Beilage 3.44), Kurzmann bei Forza Nuova 2008 (Beilage 3.53), Konferenz europäischer<br />
Rechtsparteien 2009 (siehe Beilagen 3.62, 3.63, 3.64), Politischer Aschermittwoch 2009 (Beilage<br />
3.65), Verband der Europäischen Nationalen Bewegungen 2009 (Beilage 3.76), FPÖ-<br />
Delegation bei Jobbik 2010 (Beilage 3.78), Treffen bei pro-NRW Programmparteitag 2010<br />
(Beilage 3.80), WKR-Ball 2010 (Beilage 3.81) Freundschaftsabkommen mit „Plataforma per<br />
Catalunya“ 2010 (Beilage 3.91)<br />
Städte-Allianz gegen Moscheen-Bau 2007 (Beilage 4)<br />
30 Unterstützung der FPÖ vom Ausland: Hasselbach äußert sich zur FPÖ 2005 (Beilagen 3.3, 3.4),<br />
Honsiks Wahlempfehlung 2006 (Beilage 3.14), NPD gratuliert der FPÖ 2006 (Beilage 3.16),<br />
Deutsche Nazis gratulieren der FPÖ zum Wahlerfolg 2008, Wahlempfehlung zu Gunsten<br />
Barbara Rosenkranz 2010 (Beilage 3.87)<br />
und umgekehrt unterstützt auch die FPÖ ausländische Rechtsparteien:<br />
Städte-Allianz gegen Moscheen-Bau 2007 (Beilage 4) samt folgender Anti-<br />
Islamisierungskongresse (siehe Beilagen 3.51, 3.52, 3.70), Unterstützung der FPÖ von „pro-NRW“<br />
2007 (Beilage 3.30), Partnerschaftsabkommen zwischen FPÖ und SRS 2008 (Beilage 3.44),<br />
Unterstützung der ungarischen rechtsaußen Partei Jobbik beim Wahlauftakt 2010 (Beilage<br />
3.78), Treffen bei pro-NRW Programmparteitag 2010 (Beilage 3.80), Freundschaftsabkommen<br />
mit „Plataforma per Catalunya“ 2010 (Beilage 3.91).<br />
21
Heike Trammer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Peter Westenthaler, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerald Grosz, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Stefan Petzner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
als Zeugen<br />
VII. Das Fadenkreuz des Rechtsextremismus in Österreich<br />
Kaderschmiede des Rechtsextremismus sind in erster Linie die Burschenschaften<br />
sowie die einschlägigen Jugendorganisationen. Beide Kaderschulen stellen eine<br />
wichtige Kontaktstelle zwischen der FPÖ und dem organisierten Rechtsextremismus<br />
dar. Dieser wird durch die sogenannten „Alten Herren“ getragen. Diese sind im<br />
„Freiheitlichen Akademiker Verband“ vereint, der als Dachverband aller<br />
rechtsextremen Burschenschaften gilt. Die Verbreitung geschieht dann über<br />
Zeitschriften, wie z.B. Aula, und in dem neuen relativ geschützten Raum der<br />
Internetmedien.<br />
1) Burschenschaften<br />
a) Während das bisherige öffentliche Bild eines Rechtsextremen doch eher das eines<br />
rabiaten, laut grölenden Kahlgeschorenen war, stellen die schmissigen Herren mit<br />
Mütze und Band, gebildet, wirtschaftlich abgesichert und gesellschaftlich anerkannt,<br />
jedenfalls einen ganz anderen Typus dar.<br />
b) Die Burschenschaften bieten den organisatorischen Background und die<br />
Führungsmannschaft rechtsextremer bis neonazistischer Gruppen und Parteien.<br />
Besonders kommt dabei der Umstand zu tragen, dass sich diese Verbindungen als<br />
eingeschworener Bund fürs Leben verstehen, wobei die sogenannten „Alten Herren“<br />
– sprich bereits berufstätige Burschenschafter – moralisch verpflichtet sind, den<br />
Jüngeren mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihnen möglichst den Weg in<br />
einflussreiche Positionen in Staat und Wirtschaft zu ebnen.<br />
c) Strenge militärische Riten, Hierarchien und Regeln sollen den Charakter der<br />
Verbindungsbrüder formen. Ältere Burschen haben Strafbefugnis über jüngere.<br />
Verbote und Erniedrigungen sollen der Festigung der Rangordnung dienen. Es muss<br />
dabei jedenfalls eine Zeit der Unterwerfung durchgemacht werden, um Disziplin zu<br />
erlernen und Hierarchien zu verinnerlichen. Erst dann gilt man als befähigt, selbst<br />
22
andere zu führen. Auch der Ritus der Mensur ist eine besondere Art der körperlichen<br />
und moralischen Bewährungsprobe. Das Fechten mit dem Säbel prägt das<br />
Bewusstsein für die Exklusivität des Männerbundes und symbolisiert das<br />
bedingungslose Eintreten für die Interessen des Standes, dies sogar notfalls mit<br />
Gewalt.<br />
d) Vom Fux, dem aktiven und unaktiven (von Diensten und Anwesenheitspflichten<br />
großteils befreiten) Burschen der sog. Aktivitas bis hin zum „Alten Herren“ nach<br />
Absolvierung des Studiums und Erreichung der Selbsterhaltungsfähigkeit bleiben die<br />
Mitglieder verbunden und vereinigen sich dann im „Freiheitlichen Akademiker<br />
Verband“.<br />
e) Der Jahreslagebericht 1994 des Innenministeriums (siehe Beilage 16) erwähnt<br />
„zwei Wiener und eine Innsbrucker Burschenschaft (…) als Kaderschmiede nationaler<br />
und rechtsextremer Gesinnung“ (gemeint sind dabei konkret: B! Olympia Wien, B!<br />
Teutonia Wien und B! Brixia Innsbruck). Im Bericht 1999 heißt es dann weiter, dass von<br />
mehreren österreichischen Burschenschaften „ein unterschwelliger und<br />
verklausulierter Rechtsextremismus ausgeht. Die Agitation dieser<br />
Studentenverbindungen lässt auch den Versuch erkennen, auf Umwegen eine<br />
gewisse Akzeptanz für nationalsozialistisches Gedankengut zu schaffen“. Ein Jahr<br />
später kündigt die Behörde eben dort an, dass der von mehreren „Burschenschaften<br />
unterschwellig ausgehenden rechtsextremen Ideologieverbreitung (…) im Sinne des<br />
Polizeigesetzes weiterhin besonderes Augenmerk zugewendet (wird)“. Gemäß dem<br />
Hamburger Verfassungsschutz scheinen innerhalb des deutsch-österreichischen<br />
Dachverbandes Deutsche Burschenschaft (DB) jene „Kräfte an Gewicht zu<br />
gewinnen, die eine starke Affinität zur nationalistischen Lager aufweisen“.<br />
Erwähnung findet in diesem Zusammenhang insbesondere die Wiener akademische<br />
Burschenschaft (aB!) Olympia.<br />
f) Noch heute gilt der 08.05.1945 als „Tag der totalen Niederlage“ unter den<br />
Burschenschaften und wird in diesem Sinne unbeirrt zelebriert, Beilage 17. Bis heute<br />
binden Weltanschauung, Männertreue und Lebensbundprinzip die Generationen<br />
aneinander und verhindern eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der NS-<br />
Vergangenheit zahlreicher „Alter Herren“. So hält die Grazer a.B! Arminia das<br />
Andenken des Bundesbruders Ernst Kaltenbrunner – als einer der Haupttäter des NS-<br />
Vernichtungswerkes in Nürnberg hingerichtet – hoch, während Irmfried Eberl<br />
(Euthanasiearzt und erster Kommandant des Vernichtungslagers Treblinka) als „Alter<br />
Herr“ der Innsbrucker a.B! Germania geführt wird. Der zu lebenslanger Haft<br />
23
verurteilte Rudolf Heß wurde 1987 gar vom Dachverband Deutsche Burschenschaft<br />
in Österreich (DBÖ) 31 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen (siehe Beilage 16).<br />
Ende November 2005 sollte der britische Holocaustleugner David Irving am<br />
Stiftungsfest der Olympia als Festredner auftreten. Er wurde jedoch bereits am<br />
Vorabend verhaftet und im Februar 2006 nach dem NS-Verbotsgesetz zu einer<br />
dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Es werden in diesem Sinne nicht nur NS-Verbrecher,<br />
sondern auch die Leugnung und Verharmlosung der NS-Verbrechen und der<br />
deutschen Kriegsschuld („Revisionismus“) in burschenschaftlichen Kreisen verbreitet<br />
und hochgehalten. Den völkischen Verbindungen kommt somit bis heute eine<br />
Funktion als Scharnier zwischen dem legalen Rechtsextremismus und dem illegalen<br />
Neonazismus zu. Darin liegt die zentrale Bedeutung und Gefahr.<br />
g) Forderung nach Aufhebung des VerbotsG.<br />
In diesem Sinne verlangte im Jahr 2000 der Olympe Walter Asperl stellvertretend für<br />
das ganze Milieu, dass „sich Minister mit burschenschaftlichem Hintergrund für<br />
Freiheitsgedanken einsetzen – besonders in der Justiz, wo endlich etwas gegen die<br />
menschenrechtswidrigen Bestimmungen wie das Verbotsgesetz getan werden<br />
muss“ 32 (siehe Beilage 17).<br />
Strache formulierte denselben Gedanken 2007 derart, dass die „Meinungsfreiheit (…)<br />
ein entscheidendes Gut“ ist, und „eine demokratische Gesellschaft auch verrückte<br />
und dumme Meinungen aushalten“ müsse. 33 Martin Graf (a.B! Olympia) hingegen<br />
ging noch einen Schritt weiter und lehnt das NS-Verbotsgesetz grundsätzlich ab: „Es<br />
muss in einer demokratischen Welt zulässig sein, ein Gesetz, das die Meinungsfreiheit<br />
und die politische Tätigkeit einschränkt, zu kritisieren“ 34 (siehe Beilage 18).<br />
Für die Abschaffung des Verbotsgesetzes haben sich darüber hinaus auch die RFJ<br />
Deutschlandsberger in einer Presseaussendung 2007 stark gemacht 35 siehe<br />
chronologischer Ablauf, Beilage 3.26, wie das auch letztendlich Barbara Rosenkranz<br />
31 vgl. Format Nr. 21, 2000, S. 50 auf www.doew.at<br />
32 Format 21/00 Seite 50, in: Stenographisches Protokoll, 23. Sitzung des Nationalrates der<br />
Republik Österreich, Seite 137<br />
33 vgl. Vorarlberg online 23.2.2007, siehe chronologischer Ablauf, Beilage 3.25<br />
34 Format 21/00 Seite 50, in: IG Autorinnen Autoren: gegen die Kandidatur von Barbara<br />
Rosenkranz. Seite 2<br />
35 vgl. Die Presse vom 25.4.2007<br />
24
ganz offen im Ö1-Morgenjournal am 03.03.2010 und zuvor schon in der ZIB2, am<br />
Dienstagabend, 02.03.2010 getan hat. Auch der mittlerweile abgesetzte Vorstand<br />
des Wiener Akademikerbundes, Josef Müller, hat 2010 neuerlich die Aufhebung des<br />
Verbotsgesetzes gefordert, sprach in diesem Zusammenhang sogar von „Schande“.<br />
Auf der Homepage www.alpen-donau.info vom 23.4.2010 wird zu diesem Thema<br />
explizit die Meinung vertreten: „Grundlegendes Wissen über das verfassungswidrige<br />
österreichische NS-Verbotsgesetz“.<br />
h) Deutschnationalismus<br />
Der Kern des burschenschaftlichen Selbstverständnisses liegt also im<br />
Deutschnationalsozialismus. Das Ziel des burschenschaftlichen Engagements in<br />
Österreich wird daher heute derart umschrieben, „den Gedanken an die deutsche<br />
Einheit wach zu halten“ (Wiener Couleur Szene, Oktober 1991, Seite 5). Dies wird mit<br />
dem Hinweis auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die angebliche<br />
Willkürlichkeit der gegenwärtigen Grenzen versucht, um die großdeutsche Idee am<br />
Leben zu halten. Prominenter FPÖler und Olympe, der mit der Grenzziehung ein<br />
„Problem“ hat, ist Martin Graf: „Die heutigen Staatsgrenzen sind willkürlich gezogen;<br />
das deutsche Volkstum muss sich frei in Europa entfalten können“ 36 , Beilage 19.<br />
i) Deutsche Burschenschaft in Österreich (DBÖ)<br />
Die Tatsache, dass eine Vereinigung des deutschen Dachverbandes „Deutsche<br />
Burschenschaft“ (DB) gemeinsam mit der deutschen Burschenschaft in Österreich<br />
(DBÖ) 1961 daran scheiterte, dass der in den österreichischen Burschenschaften<br />
herrschende Geist den deutschen Burschenschaften zu radikal war, ist<br />
bemerkenswert und spricht für sich.<br />
Dieser Vorwurf galt vor allem der Burschenschaft Olympia, die sich nach ihrer<br />
behördlichen Auflösung 1961 - weil mehrere Olympen, darunter NDP-Gründer<br />
Norbert Burger, in Bombenanschläge in Südtirol verwickelt waren – ihre Tätigkeit in<br />
der Burschenschaft Vandalia fortgesetzt hatte und schließlich 1973 neu als eine<br />
GmbH konstituiert wurde vom Notar Dr. Friedrich Stefan, dessen Sohn wiederum<br />
Harald Stefan (aB! Olympia Wien) ist.<br />
36 Der Spiegel 24/97 Seite 54<br />
25
2) Die FPÖ als „Burschenschafter-Partei“<br />
a) Besonders effizient sind die Burschenschaften neben ihrer starken Verankerung in<br />
der FPÖ auch aufgrund ihrer Funktion als Männerseilschaften. Gegenseitig unterstützt<br />
man sich, verschafft sich Jobs und Posten und macht seinen bedeutenden Einfluss<br />
als Akademiker geltend, egal ob in Wirtschaft oder Politik.<br />
b) Mit der Beteiligung der FPÖ an der Regierung im Jahr 2000 eröffneten sich somit<br />
für die Korporierten ungeahnte Aufstiegsmöglichkeiten. So war der ehemalige<br />
Justizminister nicht nur Straches Anwalt, sondern auch einer seiner alten<br />
Bundesbrüder.<br />
c) Neben ihrem Engagement in der FPÖ und ihren Jugend- bzw.<br />
Vorfeldorganisationen fallen die deutsch-nationalen Studenten auch immer wieder –<br />
verstärkt jedoch in der letzten Zeit - durch Gewaltbereitschaft auf der Straße auf. 37<br />
d) Die Bedeutung der Burschenschaft in der FPÖ geht nunmehr über die Funktion<br />
einer Kaderschmiede oder eines Auffangbeckens für militante Rechtsextreme<br />
hinaus. Die wieder anwachsende Bedeutung des korporierten Milieus innerhalb der<br />
FPÖ gewann insbesondere noch mehr an Bedeutung mit der Regierungsbeteiligung<br />
der FPÖ. So rekrutiert die entliberalisierte Freiheitliche Partei nunmehr auch ihr<br />
Führungspersonal vorrangig im korporierten Milieu. Insbesondere nach der<br />
Abspaltung des BZÖ im April 2005 wurde die FPÖ wieder zur Burschenschafter Partei.<br />
e) Dem FPÖ-Club gehören derzeit 12 deutsch-national Korporierte an: Martin Graf,<br />
Lutz Weinzinger, Wolfgang Zanger, Werner Königshofer, Heinz-Christian Strache, Peter<br />
Fichtenbauer, Werner Neubauer, Harald Stefan, Walter Rosenkranz, Christian Höbert,<br />
Roman Haider und Alois Gradauer.<br />
f) Folgende Mitglieder des Freiheitlichen Parlaments Clubs weisen jenseits der<br />
Mitgliedschaft bei den korporierten Organisationen auch Verbindungen zum Rechts-<br />
Außenspektrum auf: Susanne Winter, Johannes Hübner, Andreas Mölzer und Norbert<br />
Nemeth.<br />
37 2009 erfolgten die Übergriffe auf Holocaust-Überlebende in Ebensee, fünf Jugendliche<br />
zeigten sich in der KZ-Gedenkstätte mit Hitlergruß und neonazistischen T-Shirts, Beilage 20 und<br />
zuletzt wurde am 5.3.2010 die Gedenkstätte Mauthausen mit Graffiti geschändet, Beilage 21.<br />
26
g) Auch die Wiener FPÖ-Spitze ist fest in korporierter Hand: Heinz-Christian Strache,<br />
Harald Stefan, Johann Herzog, Eduard Schock, Hans-Jörg Jenewein und Andreas<br />
Guggenberger.<br />
h) Als Mitarbeiter holen sich die Korporierten jeweils erwartungsgemäß ihre<br />
Verbindungsbrüder ins Parlament oder in den Gemeinderat. Angefangen mit Arne<br />
Rosenkranz, dem Sohn von Barbara Rosenkranz (Gothia), bis hin zur Graf’schen<br />
Besetzung mit Michael Sieder und Sebastian Ploner.<br />
i) Bereits in den Burschenschaftlichen Blättern 17/2007, Seite 5, Beilage 23, über die<br />
deutsch-nationalen Studentenverbindungen, werden die Burschenschaften als „das<br />
akademische Rückrat der FPÖ“ bezeichnet. In diesem Sinne ist eine Vielzahl der<br />
FPÖler jeweils in Burschenschaften wiederzufinden. 38<br />
Beweis: Elka Achleitner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
3) Postenschacher<br />
a) politische Posten<br />
Günther Barnet, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerhard Bauer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Markus Fauland, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Herbert Scheibner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Martina Schrenk, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Heike Trammer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Peter Westenthaler, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerald Grosz, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Stefan Petzner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
als Zeugen<br />
Im Gefolge der Freiheitlichen Regierungsmitglieder RA Dr. Dieter Böhmdorfer (a.B!<br />
Südmark, ein Ableger der a.B! Silvania), Herbert Haupt (akad. Landsmannschaft<br />
Kärnten zu Wien) und Reinhard Waneck (AV Wartburg) rückten Burschenschafter<br />
verstärkt zu den Hebeln der politischen Macht vor. Auch in staatsnahen Betrieben<br />
und Forschungseinrichtungen konnten sie Terrain gewinnen, beispielsweise durch<br />
38 Siehe dazu im Detail die einzelnen Personen aufgelistet unter Punkt VIII Das<br />
Spinnennetzwerk.<br />
27
Martin Graf. In den neu geschaffenen „Universitätsräten“ fanden zahlreiche „alte<br />
Herren“ ihren Platz.<br />
Der Nachwuchs der (korporierten) FPÖler wird auch jeweils wiederum im<br />
Parlamentsklub untergebracht - so beispielsweise die Söhne von den FPÖ-Politikern<br />
Barbara Rosenkranz, Andreas Mölzer (C! Vandalia) und Herwig Nachtmann (B! Brixia<br />
Innsbruck).<br />
b) Wirtschaftsposten<br />
Durch die Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen ab 2000 wurden einflussreiche<br />
Posten mit Burschenschaftern besetzt. Diese Burschenschaften wiederum pflegen<br />
Verbindungen zum neonazistischen Milieu, und wird hiermit über dieses Bindeglied<br />
wiederum eine Brücke zwischen FPÖ und Rechtsextremen geschlagen.<br />
c) Graf’s Postenbesetzungspolitik<br />
Personen mit eindeutigen Verbindungen zum Rechtsextremismus wurden nicht nur in<br />
wichtigen Positionen innerhalb der Partei, sondern auch in staatsnahen<br />
Organisationen und Institutionen untergebracht.<br />
Während es im Jahreslagebericht Rechtsextremismus 2000 (siehe Beilage 22) noch<br />
heißt, „dass der von mehreren Burschenschaften unterschwellig ausgehenden<br />
rechtsextremen Ideologieverbreitung (…) besonderes Augenmerk zugewendet“<br />
werde, verstummen mit Beginn der schwarz-blauen Koalition die kritischen Töne<br />
aufgrund gezielter Besetzungspolitik. Insbesondere Graf hat als Türöffner zu den<br />
neuen Posten in den Ministerien fungiert, wie er auch als dritter Nationalratspräsident<br />
Mitglieder der Burschenschaften und Personen aus dem rechtsextremen Milieu<br />
eingestellt hat.<br />
So ist Büroleiter Walter Asperl Mitglied der Burschenschaft Olympia und soll 2006<br />
nach Angaben des Abgeordneten Karl Öllinger als Kontakt für das rechtsextreme<br />
Sommerlager „Jugendbund Sturmadler“ fungiert haben.<br />
Der als IT-Beauftragter eingestellte Sebastian Ploner ist gleichfalls Mitglied der<br />
Burschenschaft Olympia und Mitorganisator selbigen Sommerlagers im Jahr 2005,<br />
wobei von germanischen Runen bis zu wehrsportähnlichen Übungen alles geboten<br />
wurde. Ploner hat beim „Aufruhr-Versand“ von Landserheften bis zu Neonazi-<br />
28
Kampfschriften „White Power“ und T-Shirts mit einschlägigen Aufschriften bestellt.<br />
Auch Martin Pfeil sowie Christoph Völkl - alles RFJ-Mitglieder und Olympen - sind Teil<br />
der Grafschen Besetzungspolitik. Letzterer gilt insbesondere auch als Kontaktmann zu<br />
David Irving, während Vetters „Aufruhr-Versand“-Bestellung insbesondere<br />
einschlägige und verbotene Musik enthielt, und er sich auch wie Gottfried Küssel und<br />
der ORF-Chef-Redakteur Walter Seledec beim Nowotny-Gedenken am Wiener<br />
Zentralfriedhof einfindet.<br />
Beweis: Elka Achleitner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Günther Barnet, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerhard Bauer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Markus Fauland, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Herbert Scheibner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Martina Schrenk, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Heike Trammer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Peter Westenthaler, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerald Grosz, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Stefan Petzner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
als Zeugen<br />
4. Jugendorganisationen<br />
a) Bund Freier Jugend (BFJ)<br />
Der BfJ ist die Tochterorganisation der AfP, Arbeitsgemeinschaft für demokratische<br />
Politik . Ursprünglich als AfP-Jugendorganisation in Wien angedacht, wurde diese<br />
kurze Zeit nach Gründung in „Bund freier Jugend“ umbenannt, um so eine<br />
äußerliche Trennung zwischen BfJ und AfP zu signalisieren. Gründungsväter waren<br />
Stefan Magnet aus Oberösterreich und der Pensionist Dr. Horst Ludwig als Vertreter<br />
der AfP und ehemaliger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft. Mit eingebunden<br />
war sein Sohn Wilhelm. Stefan Magnet und Dr. Horst Ludwig mussten sich im<br />
Wiederbetätigungs-Prozess in Wels (14.05.2008 - 05.11.2008) verantworten, wurde<br />
aber freigesprochen.<br />
Der BfJ nahm mit 03.01.2001 seine definitive Tätigkeit auf. Es wurde jedoch nicht als<br />
Aktionsgebiet Wien, sondern Oberösterreich ausgewählt, da der Kopf der<br />
Jugendorganisation Stefan Magnet, nach seiner Bundesheerzeit in Wien wieder<br />
29
nach Leonding zurückgekehrt war. Wie bei allen rechtsextremen Organisationen in<br />
Österreich üblich, wurde auch beim BfJ eine Person als Verantwortungsträger<br />
vorgeschoben. Hinter Rene Hönig als nach außen hin Ausgewiesener einer „ein-<br />
Mann-Gruppe“ agierte Stefan Magnet aber von Anfang an aus der zweiten Reihe.<br />
Ende 2003 erschien die Erstausgabe der Zeitschrift „Jugend Echo“ das spätere<br />
Sprachrohr des BfJ. unter der Leitung von Stefan Magnet, der die Artikel vor Druck<br />
zur Prüfung Dr. Horst Ludwig vorlegen musste.<br />
Auf Seite 10 dieser Ausgabe sind die Aktivisten des BfJ eingebettet als<br />
Fußballmannschaft ausgewiesen:<br />
Stefan Magnet, Stefan Haider (der spätere RJF-Stv für OÖ unter Detlev Wimmer)<br />
Roman Grassl, Markus Knoll, Michael Scharfmüller und die Töchter des „Gauleiters“<br />
der AfP von Oberösterreich Rene Lang .<br />
Mit vierteljährlicher Regelmäßigkeit erschienen weitere Ausgaben. Mit der Zeitschrift<br />
2/05 wurde mit 14.11.2005 Anzeige nach dem Verbotsgesetz und der Verhetzung<br />
erstattet.<br />
Laut Verfassungsjuristen Heinz Mayer verstößt der Inhalt der Zeitschrift eindeutig<br />
gegen das Verbotsgesetz: „Rassenhass wird propagiert.“ Die Kampfschrift<br />
„Jugend Echo“ weist besonders aggressive Beiträge auf:<br />
So schreibt beispielsweise Andreas Thierry im „Jugend Echo“ 2/2006, dass mit<br />
Beginn der Obmannschaft des jungen und attraktiven Heinz-Christian Strache, viele<br />
Kameraden wieder Hoffnung geschöpft hätten. Ihn stimmt insbesondere die<br />
Tatsache zuversichtlich, dass Strache, mit dem er seit 1989 persönlich bekannt sei,<br />
„seine Wurzeln im nationalen Lager“ hat:<br />
„Die FPÖ (…) könnte sich auf ihre nationalen Wurzeln besinnen und sich zur<br />
Fundamentalopposition gegen die Blockparteien des Systems entwickeln.“ 39 Beilage 23.<br />
Andreas Thierry unterhielt mit dem BfJ regen eMail- Kontakt und stellt dieser Gruppe<br />
zur Schulung im Jahre 2005 seine Räumlichkeiten in Rosenberg- Hohenberg, BRD,<br />
Baden-Württemberg zur Verfügung.<br />
39 vgl. http://www.doew.at/projekte/rechts/chronik/2006_08/fpoe.html<br />
30
Die URL des BfJ war unter http://www.b-f-j.de erreichbar. Unmittelbar nach<br />
Verhaftung des Führungskaders am 30.03.2007 übernahm die zweite Ebene des BfJ<br />
interemistisch die Führung und wechselte mit 22.10.2007 über auf „Junge Aktion“.<br />
Federführend war da Roman Grassl. Als Webpräsenz war die URL<br />
http://www.junge-aktion.net eingerichtet, mit einem dazugehörenden<br />
sogenannten Heimatschutz- Forum. Die Aktivisten nahmen gemeinsam mit Dr. Horst<br />
Ludwig an der „42. politischen Akademie der AfP“ in Schwertberg teil, der sie<br />
einen ausführlichen Bericht widmeten. Die Seite wiederum ist verlinkt mit der<br />
Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AfP), dem rechtsextremem Drehkreuz<br />
in Österreich (http://www.afp-aktiv.info).<br />
Am 05.11.2008 sprach das Geschworenengericht in Wels die fünf Angeklagten des<br />
BfJ fast einstimmig frei. Diese wurden sogleich enthaftet. Vor allem Stefan Magnet<br />
setzte seine Aktivitäten sehr verdeckt fort. Im Zuge von mehreren<br />
Geheimbesprechungen mit Personen aus dem Umfeld der AfP und Vertretern der<br />
Organisation „Das Reich“ und „Der Kreis“ rund um Küssel Gottfried , Felix Budin,<br />
dem ehemaligen Südtirolbumser Edmund Eminger und weiteren wurde<br />
beschlossen, die Nachfolgeorganisation von „Junge Aktion“ zu beenden.<br />
Webseite und Forum wurden mit 23.12.2008, 15:00 Uhr vom Netz genommen. die<br />
darauffolgenden Monate verwendeten die Aktivisten zur Errichtung einer neuen<br />
Organisation, die sich unter http://www.alpen-donau.info manifestierte. Die<br />
Führungsstruktur liegt federführend in den Händen rund um Gottfried Küssel, Felix<br />
Budin und der AfP. (siehe unten Punkt 10 c)<br />
b) Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ)<br />
Mit dem Bundesvorsitzenden Johann Gudenus (2003 – 2009) erfuhr der RFJ – die<br />
offizielle FPÖ-Jugendorganisation - einen eindeutigen Rechtsruck. Dieser Rechtsruck<br />
wurde auch in der deutschen rechtsextremen Szene wohlwollend aufgenommen<br />
und im Organ der NPD, der „Deutsche(n) Stimme“ die Übernahme von Gudenus als<br />
Sieg der „Vertreter des authentisch nationalen Flügels“ begrüßt, Beilage 24.<br />
Der Rechtsruck lässt sich vor allem an Hand der zahlreichen Wortmeldungen von<br />
RFJ-Funktionären belegen. So sprach 2004 Johann Gudenus etwa von einer<br />
einsetzenden „Umvolkung“ (siehe Beilage 25), einem Begriff, der von den Nazis<br />
geprägt wurde. Der steirische RFJ-Obmann, Michael Winter, unterstellt im RFJ-Blatt<br />
Tangente (1/07), Muslimen eine Tendenz zur Sodomie und fordert als Maßnahme<br />
31
gegen Vergewaltigungen in Graz „eine Schafherde im Stadtpark grasen“ zu lassen<br />
(Beilage 26). Darüber hinaus ist auch im Zuge der Aberkennung des Ehrengrabes für<br />
den „hochverehrten Fliegerhelden Walter Nowotny“ - wie er in einer Korrespondenz<br />
vom 13.9.2007 von Markus Vetter an Johann Gudenus bezeichnet wird, (vgl. Beilage<br />
27) - die Verbindung zur neonazistischen Szene deutlich geworden. So hat die RFJ,<br />
nach Untersagung einer Kundgebung zu Ehren Novotnys durch die Behörden,<br />
zahlreiche Burschenschafter, FPÖ-Politiker und Anhänger neonazistischer<br />
Organisationen aufgerufen. Dafür zeigte sich vor allem der RFJ-Funktionär Clemens<br />
Otten verantwortlich, der auch 2002 als Verantwortlicher für eine neonazistische<br />
Kundgebung am Wiener Heldenplatz in Erscheinung trat. Jener Clemens Otten ist<br />
wiederum in der EDV-Firma von Johannes Hübner beschäftigt.<br />
Mehrere RFJ-Funktionäre sind im Parlamentsclub als Mitarbeiter beschäftigt. Die<br />
Söhne der FPÖ-Politiker Barbara Rosenkranz, Andreas Mölzer und Herwig Nachtmann<br />
scheinen dort ebenso auf.<br />
Die Gefolgschaft um Martin Graf rekrutiert sich insbesondere aus olympischen<br />
RFJlern, und die sind wiederum – wie bereits ausgeführt und bekannt – durch ihre<br />
Bestellungen beim Aufruhr-Versand in Erscheinung getreten. Darüber hinaus sind die<br />
Mitglieder der RFJ auch vor allem für ihr offen aggressives Auftreten bekannt. 40<br />
c) Ring Freiheitlicher Stundenten (RFS)<br />
Die Jüngeren aus der Führungsriege der „Olympia“ sind dabei im Ring Freiheitlicher<br />
Studenten (RFS) zu finden, dem wiederum Johann Gudenus (Vandalia) als<br />
Ehrenobmann vorsteht.<br />
Zum Zweck der legalen politischen Betätigung gründeten Burschenschaften 1952<br />
den Ring Freiheitlicher Studenten (RFS), welchem ein Jahr später Norbert Burger<br />
vorstand. Nachdem sich die FPÖ zu Beginn der 60er Jahre an ihrer Spitze zu<br />
liberalisieren begonnen hatte, entfernten sich die Rechtsextremen mehr und mehr<br />
von der Mutterpartei. 1967 gründeten sie schließlich die neonazistische<br />
Nationaldemokratische Partei (NDP). Die Kontakte rissen jedoch nie ganz ab. Neben<br />
dem RFS stellten vor allem die Freiheitlichen Akademikerverbände (FAV) – eine<br />
Vereinigung „alter Herren“ im Vorfeld der FPÖ – das Bindeglied zwischen NDP und<br />
FPÖ dar. Als dann 1988 die NDP behördlich aufgelöst wurde, war ein Großteil der<br />
40 so z.B. das Singen neonazistischer Lieder (2005 und Michael Oberlechner: 2010).<br />
32
Mitglieder und Kader bereits zurück in der entliberalisierten FPÖ. Heute laufen die<br />
Kontakte zur Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD) ebenfalls über das<br />
burschenschaftliche FPÖ-Vorfeld. Angefangen von Lobeshymnen deutscher<br />
Neonazis in der Aula bis hin zum Besuch 2005 von Udo Voigt (NPD) gemeinsam mit<br />
dem Ex-NS-Mann Franz Schönhuber auf der Bude der Grazer a.B! Cheruskia.<br />
d) Jugendbund Sturmadler<br />
Der „Jugendbund Sturmadler“ ist eine österreichische Organisation, die nach dem<br />
Vorbild der Wiking-Jugend funktioniert. Die Wiking Jugend, die als besonders<br />
rechtsextrem gilt, verstand sich als direkte Nachfolge-Organisation der Hitler Jugend.<br />
Da sie sehr eng mit dem rechtsextremen deutschen Terrorismus verstrickt war, wurde<br />
sie aus diesem Grund wegen eindeutiger Wiederbetätigung 1994 verboten. Dabei<br />
handelt es sich um jene Organisation, bei der H.C. Strache in den 90ern auch war,<br />
wie das Ende 2007 aufgetauchte Foto bewiesen hat welches ihn bei einem „Appell“<br />
auf einem Parkplatz in Deutschland zeigt.<br />
Spitzenfunktionär beim „Sturmadler“ ist Sebastian Ploner (Olympe, Besteller beim<br />
neonazistischen „Aufruhr-Versand“ sowie ehemaliger parlamentarischer Mitarbeiter<br />
Martin Grafs). Ploner unterhält enge Kontakte zu Gottfried Küssel.<br />
Beweis: Elka Achleitner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Günther Barnet, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerhard Bauer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Markus Fauland, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Herbert Scheibner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Martina Schrenk, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Heike Trammer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Peter Westenthaler, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerald Grosz, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Stefan Petzner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
als Zeugen<br />
33
5. die altbekannten Rechtsextremen<br />
Zentrale Figur des „harten“ Neonazinetzwerkes ist der Alt-SSler („Leibstandarte“)<br />
Herbert Schweiger 41 siehe Beilage 28. Schweiger tritt in der europäischen Szene als<br />
selbsternannter „Fahnenträger“ der „reinen“ SS-Lehre auf. Der VdU-, FPÖ- und NDP-<br />
Mitbegründer wird bei den Neonazis allgemein respektiert, und das europaweit.<br />
Schweigers Protegé und designierter Nachfolger ist Andreas Thierry. Thierry<br />
wiederum sitzt als Vertreter des NS-Flügels im Bundesvorstand der deutschen NPD.<br />
Neben Thierry stehen Figuren wie Gottfried Küssel und Franz Radl im Zentrum der<br />
österreichischen Szene. Diese militante, illegale Struktur gruppiert sich um das<br />
Internetportal www.alpen-donau.info. Alpen-donau.info dient als Zentralorgan der<br />
NS-Szene und verlinkt von der Homepage direkt zur FPÖ.<br />
Diese Szene unterhält seit 20 Jahren enge Kontakte zu Horst-Jakob Rosenkranz,<br />
dessen Zeitschrift „Fakten“ auch in FPÖ-Kreisen beliebt ist. Rosenkranz unterhält enge<br />
Beziehungen zu Gerd Honsik. Auch hier ergibt sich - über seine Gattin Barbara - eine<br />
Verbindung zur FPÖ. Strache wiederum hat Anfang der 90er Jahre an<br />
Wehrsportübungen der nunmehrigen alpen-donau.info-Struktur teilgenommen.<br />
Küssel und Radl sind Burschenschafter, was wiederum zu Kontakten in die<br />
Burschenschafter-Szene führt, und sich so der Kreis wieder schließt.<br />
Neben Küssel und Thierry sind auch andere Rechtsextreme, wie etwa Franz Radl und<br />
Gerd Honsik, korporiert. Darüber hinaus sind sie auch in der Nationaldemokratischen<br />
Partei Deutschlands (NPD) zu finden; wie auch der Wiener FPÖ-Stadtrat<br />
Johann Herzog (Aldania).<br />
Viele österreichische Rechtsextreme haben über die Jahre aus offen neonazistischen<br />
Gruppierungen in Vorfeldorganisationen der FPÖ Unterschlupf gefunden. So haben<br />
sich beispielsweise weite Teile der VAPO in deutsch-nationale Burschenschaften<br />
eingegliedert, um dort ihre Propaganda weiterzuführen und über deren Seilschaften<br />
in verantwortungsvolle Stellen in Staat und Justiz zu gelangen. Seit der<br />
Regierungsbeteiligung der FPÖ im Jahre 2000 sind die Aktivitäten der<br />
41 am 21.4.2010 in Klagenfurt zu 21 Monaten teilbedingt verurteilt, siehe<br />
http://derstandard.at/1271374913533/Wiederbetaetigung-87-Jaehriger-zu-21-Monaten-<br />
teilbedingt-verurteilt<br />
34
Burschenschaften jedoch nicht mehr weiter dokumentiert worden und somit auch in<br />
den folgenden Verfassungsschutzberichten nicht mehr aufgeschienen. Seitdem sind<br />
auch wieder verstärkte Aktivitäten von Neonazis, insbesondere auch in den<br />
Vorfeldorganisationen der FPÖ, zu bemerken.<br />
Darüber hinaus haben zahlreiche Zentralgestalten des österreichischen Neonazismus<br />
und militanten Rechtsextremismus zumindest eine burschenschaftliche<br />
Vergangenheit vorzuweisen:<br />
Norbert Burger: Olympia Wien, Mitbegründer und ehem. Vorsitzender des RFS,<br />
Freiheitlicher Akademikerverband, Gründungsmitglied und Bundessprecher der<br />
neonazistischen und 1988 behördlich verbotenen Nationaldemokratischen Partei<br />
(NPD) und väterlicher Freund und Ex-Schwiegervater in spe von Heinz-Christian<br />
Strache.<br />
Gerd Honsik: Markomannia Waidhofen/Thaya, ehem. RFS-Mitglied, ehem.<br />
Vorsitzender der neonazistischen Volksbewegung und Mitbegründer der<br />
Wahlplattform Ausländer-Halt- Bewegung (1982), Mitglied des Bundesvorstandes der<br />
NPD, Anmelder der neonazistischen Partei Nationale Front (1984), 1990 Kandidat der<br />
Wahlliste Nein zur Ausländerflut, 1992 Verurteilung zu 18 Monaten Haft wegen NS-<br />
Wiederbetätigung und Flucht nach Spanien, 2006 Wahlempfehlung für die FPÖ , weil<br />
er „der Abgeordneten Barbara Rosenkranz vertraue“ und die FPÖ die einzige Partei<br />
sei, „in der sich führende Persönlichkeiten noch zum Deutschen Volk bekennen."<br />
Franz Radl: Ex-Teutonia Wien, ehem. Sprecher des Wiener Korporationsrings/WKR,<br />
1992 wegen NS- Wiederbetätigung zu 15 Monaten verurteilt, 1990 Kandidat der Liste<br />
Nein zur Ausländerflut, 1991 Wahlhelfer für die FPÖ und Zitat: „Die Ideologie meiner<br />
Bewegung deckt sich im Wesentlichen mit dem FPÖ-Parteiprogramm.“<br />
Gottfried Küssel: Danubo Markomannia Wien, Mitglied der NSDAP/AO (Auslands<br />
Organisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei), 1983/84<br />
Verurteilung zu einer bedingten Haftstrafe wegen NS-Wiederbetätigung, Mitglied der<br />
Nationalen Front (1984), ab 1986 Führer der neonazistischen Volkstreuen<br />
Außerparlamentarischen Opposition (VAPO), 1993 Verurteilung zu zehn Jahren Haft<br />
wegen NS-Wiederbetätigung, „Sonnwendfeier“ des Wiener Korporationsrings und<br />
der Österreichischen Landsmannschaft 2006 und Betreiber des „nationalen<br />
Bioladens“ Naturnah im 2. Wiener Bezirk gemeinsam mit Wilhelm Ehemayer.<br />
35
Andreas Thierry: Herbert Schweigers politischer Ziehsohn, nach eigenen Aussagen<br />
„seit rund zwei Jahrzehnten (…) gegen die geistige Fremdbestimmung unserer<br />
Heimat aktiv“ so seine Stellungnahme zum NS-Verbotsgesetz auf der Homepage<br />
Altermedia, sitzt als Vertreter des NS-Flügels im Bundesvorstand der deutschen NPD,<br />
internationalisierende Solidaritätskampagnen von Neonazis gegen die „Verfolger<br />
der Anständigen“, AFP und BFJ Referent, Eigentümer, Herausgeber und Verleger der<br />
neonazistischen Zeitschrift Volk in Bewegung, 2002-2003 journalistische Ausbildung<br />
genossen bei der Zur Zeit, 1994 verurteilt wegen NS-Wiederbetätigung.<br />
Clemens Otten: Cimbria Wien, Anmelder und maßgeblicher Mitorganisator der<br />
Neonazi- Kundgebung gegen die Wehrmachtsausstellung 2002, ehem.<br />
Generalsekretär des Rings Freiheitlicher Jugend.<br />
Otto Scrinzi: Verein Deutscher Studenten Innsbruck, SA-Sturmführer und NSDAP-<br />
Mitglied, Referent bei der AFP (1977, 1980, 1984, 1985), oftmalige Teilnahme an<br />
Veranstaltungen der Deutschen Volksunion (DVU), Aula-Schriftleiter 1995 bis 2003 und<br />
Veranstalter der Kärntner Kulturtage.<br />
Marcus Ullmann: Cimbria Wien, führender Aktivist in Küssels VAPO.<br />
Andreas Reichhardt: Cimbria Wien, „Paintball-Freund“ Straches.<br />
Manfred Haimbuchner: „Alter Herr“ bei C! Alemannia Wien zu Linz, dem Corps des<br />
Nazis Horst Wessel und hat wiederum Kontakte zum BFJ, genauso wie auch sein<br />
ehemaliger Mitarbeiter Detlef Wimmer (Arminia Czernowitz), der in letzter Zeit mit<br />
besonders lobenden Worten seitens der Neonazi-Homepage alpen-donau.info<br />
bedacht wird 42 (siehe Beilage 29). Anzumerken ist dazu noch insbesondere die<br />
Tatsache, dass beiden auf Grund ihrer rechtsextremen Kontakte jeweils die<br />
Offizierslaufbahn beim österreichischen Bundesheer verweigert worden war.<br />
Die Grenzen zwischen der FPÖ und den Burschenschaften und den sogenannten<br />
„Alt-Nazis“ verschwimmen zusehends und bedingen mittlerweile einander sogar. So<br />
hat sich beispielsweise Barbara Rosenkranz im Zuge ihrer politischen Tätigkeit die<br />
Stimmen von Rechtsextremen gesichert und sich diese zu potenziellen Wählern<br />
machen können, indem sie sich beispielsweise durch ihre Kritik am NS-Verbotsgesetz<br />
42 „Wimmer und auch seine Ortsgruppe Linz sind (…) in unserem Sinn ganz in Ordnung.“ (vgl.<br />
OTS vom 16.3.2010)<br />
36
hervortat. Ihr Ehemann, Horst Jakob Rosenkranz war Spitzenkandidat der wegen<br />
Wiederbetätigung verbotenen Liste „Nein zur Ausländerflut“, ist Herausgeber der<br />
rechtsextremen Zeitschrift „Fakten“ und bildet die Verbindung zu rechtsextremen<br />
Kreisen.<br />
Beweis: Elka Achleitner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
6) „Das Reich“<br />
Günther Barnet, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerhard Bauer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Markus Fauland, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Herbert Scheibner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Martina Schrenk, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Heike Trammer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Peter Westenthaler, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerald Grosz, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Stefan Petzner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
als Zeugen<br />
Neben all diesen offiziellen Burschenschaften und Verbindungen bestehen noch<br />
weitere, die jedoch geheim gehalten werden. So z.B. die Verbindung „Das Reich“.<br />
Zu diesem Bunde zählt neben dem ehemaligen VAPO-Anführer Gottfried Küssel und<br />
noch anderen Ex-VAPO-Mitgliedern auch das leitende FPÖ-Mitglied Harald Vilimsky.<br />
Die Mitglieder dieser Verbindung treffen sich regelmäßig im zweiten Wiener<br />
Gemeindebezirk im Keller des von Gottfried Küssel und Wilhelm Ehemayer<br />
betriebenen „Nationalen Bioladen“ „Naturnah“ an der Adresse 1020 Wien, Untere<br />
Donaustrasse 39. Besagter Bioladen dient in erster Linie jedoch weniger dem Verkauf<br />
biologischer Lebensmittel als vielmehr der Vernetzung der Neonazi-Szene. (vgl. NEWS<br />
07/07, S.32, Beilage 31)<br />
Ehemayer, ehemaliger Obmann der National-Konservativen Union, kaufte 1997 das<br />
Haus, in dem sich der Keller befindet. Am 18.07.2001 erwarb in Folge Gottfried Küssel<br />
dort Wohnungen von Ehemayer, ebenso auch andere ehemalige VAPO-Mitglieder,<br />
wie beispielsweise Felix Budin (Mitglied der Akademischen Grenzlandschaft Cimbria).<br />
Ehemayer verfügt über beste Kontakte zu Horst Jakob Rosenkranz. Er hat auf der im<br />
April 2002 von der RFJ, unter der Anleitung von Clemens Otten, organisierten<br />
Demonstration gegen die Wehrmachtsausstellung eine Rede gehalten. Marcus<br />
37
Ullmann soll dort als Ordner fungiert haben.<br />
Beweis: Clemens Otten, RFJ, Bundesgeschäftsstelle, 1070 Wien, Stuckgasse 9<br />
7) Der Kreis<br />
Michael Oberlechner, Kammerrat der AK, FPÖ Wien, 1082 Wien,<br />
Wiener Rathaus<br />
als Zeugen<br />
„Der Kreis“ soll eine Art Geheimbundorganisation sein und dürfte im Jahre 1998<br />
ins Leben gerufen worden sein. Als Gründungsvater gilt der „Historiker“,<br />
ehemaliges führendes Mitglied der NPD unter Norbert Burger und Burschenschafter<br />
Edmund Eminger. Derselbe ist der große Betreiber und nach außen hin auftretende<br />
Aktivist des „Kreises“. Im Jahre 1999 suchte unter Edmund Eminger „Der Kreis“ um<br />
Aufnahme in den „Kampfbund Deutscher Sozialisten (KDS) an, deren<br />
programmatische Grundlage die „Langener Erklärung vom 14.02.1999 ist.<br />
http://www.kds-im-netz.net/wir.htm .<br />
Edmund Eminger hält mit dem BfJ und dem verbliebenen Rest um Stefan Magnet<br />
seit dem Jahr 2002 engen Kontakt und unterstützte diesen mental in verschiedenen<br />
rechtsextremen Foren wie Thiazi.net unter seinem Nickname „Prinz Eugen“ , auf<br />
„Störtebecker“ , „Großdeutsches Vaterland“, oder „Skadi.net“ . Edmund Eminger<br />
zählt in der Szenen zu den größten auch aufdringlichsten Antisemiten und<br />
Nationalsozialisten. Er war in den 60er/70er Jahren unter Schützenmajor Georg Klotz<br />
als Südtirolaktivist tätig und deswegen mehr als zwei Jahre in Haft.<br />
Mitglieder des Kreises sind z.B. Herminio Redondo aus Triol, Günther Deckert aus dem<br />
Schuldienst entlassener Oberstudienrat Heidelberg, Franz Radl Steiermark, Silvia<br />
Maritsch (Lebensgefährtin von Edmund Eminger), Horst Rosenkranz aus NÖ (dem<br />
eine Art Aufsichtsratsposition zugerechnet werden kann), auch Mitglieder der AfP<br />
und des unter der Leitung von Gottfried Küssel stehenden „Das Reich“. Zudem<br />
besteht ein sehr enger Kontakt zu Dr. Günther Kümel, ehem. Burschenschafter der B!<br />
Olympia, der sich des Spruches sapere-aude (Habe Mut dich deines eigenen<br />
Verstandes zu bedienen) bedient, just jener Aktivist, der als Student und Neonazi<br />
am 31.03.1965 anläßlich einer Demonstration gegen den Antisemiten Taras<br />
Borodajkewycz in Wien für den Tod Ernst Kirchweger´s mitverantwortlich zeichnet.<br />
38
Im Jahre 1961 werfen Gerd Honsik, Peter Melzer und Günther Kümel eine<br />
Brandbombe und Schmähschriften gegen die italienische Botschaft in Wien. Dies<br />
führte zur Verurteilung und zu Haftstrafen.<br />
Gegrüßt wird im „Der Kreis“ mit deutschem Gruß und Handschlag<br />
8) Mölzer’s internationale Rechte<br />
Während Martin Graf im Inland aktive Personalpolitik betreibt, fungiert Mölzer selbst<br />
als Drehscheibe der europäischen Rechten mit Kontakten vom belgischen Vlaams<br />
Blok bis zur deutschen NPD.<br />
9) Gottfried Küssel<br />
Die politische Karriere vieler Personen soll mit Küssels Wohlwollen stehen und fallen.<br />
Küssel verfügt darüber hinaus über eine Vielzahl der bei verschiedenen<br />
Burschenschaftentreffen üblicherweise hergestellten Fotografien. Dadurch hat er<br />
auch eine Vielzahl von Beweisen über die Sympathisanten der rechtsextremen Szene<br />
zur Hand, die er nach Belieben gegen Abtrünnige einsetzen kann.<br />
10) Medien<br />
Insbesondere die Medien dienen dem Netzwerk zur Verbreitung rechtsradikalen<br />
Gedankengutes. Zum einen die altbekannten Printmedien sowie aber nunmehr<br />
auch verstärkt das Internet, wie in Folge ausgeführt wird:<br />
a) Printmedien<br />
• „Zur Zeit“<br />
Diese Wochenzeitschrift ist von FPÖ-MEP Andreas Mölzer zu verantworten. Martin<br />
Pfeiffer, der ehemals als Schriftleiter für die „Zur Zeit“ zuständig war, ist in Folge 2004<br />
zum rechtsextremen Monatsmagazin Die Aula gewechselt.<br />
Zur Veranschaulichung des in der „Zur Zeit“ gehegten Gedankengutes sei hier nur<br />
exemplarisch ein Zitat dargestellt. So lässt der unter dem Kürzel E.B. schreibende<br />
39
Autor in der „Zur Zeit“ 43 seinen antisemitischen Text mit der nationalsozialistischen<br />
Parole "Deutschland erwache!" enden, Beilage 31. Dieser Aufruf findet sich erstmals<br />
im 1922 Adolf Hitler zugeeigneten Lied "Sturm, Sturm, Sturm" und die deutschen<br />
Behörden führen "Deutschland erwache!" heute unter verbotenen NS-Parolen und<br />
Grußformen.<br />
• „Aula“<br />
Das Mitteilungsblatt „Aula“ war ehemals unter der Schriftleitung des Prim. Dr. Otto<br />
Scrinzi, gefolgt von Herwig Nachtmann (B! Brixia Innsbruck) und ist nunmehr seit 2004<br />
unter der Schriftleitung von Mag. Martin Pfeiffer. In den letzten Jahren sind sowohl die<br />
Aula selbst wie auch die vom Aula-Verlag herausgegebenen Zeitschriften in den<br />
Mittelpunkt der rechtsextremen Szene gerückt. Sowohl politisch wie auch<br />
organisatorisch ist sie zur Brücke zwischen der FPÖ und allen<br />
außerparlamentarischen Strömungen des Rechtsextremismus und<br />
Deutschnationalismus geworden. So wird die Aula beispielsweise zur Gänze vom<br />
Freiheitliche Akademikerverband, dem „Überdach“ über alle Korporationsverbände<br />
und Sammelbecken der Alten Herren, finanziert. Im Wesentlichen repräsentiert die<br />
Aula das deutschnationale bis rechtsextreme Milieu in Österreich.<br />
Dies ergibt sich auch aus Artikeln, die von Scrinzi 44 , Walter Marinkovic 45 , Fred<br />
Duswald 46 , Wolfgang Strauss 47 , Helmut Müller 48 , Herbert Rauter 49 u.v.a. mehr<br />
43 38-39/2004, S. 26, auf www.doew.at<br />
44 Otto Scrinzi, Buchbesprechung „Der Jahrhundertkrieg“ Aula 1/2006, S. 46 auf www.doew.at,<br />
Beilage 32, „Freispruch für die deutsche Wehrmacht, Aula 4/2005, S. 42 auf www.doew.at,<br />
Beilage 32, „ Europa-Wahlen, das vorletzte Gefecht“, Aula 6/2004, S. 4f. auf www.doew.at,<br />
Beilage 32, „Macht Schluss mit der Gesinnungsjustiz“, Aula 10/2003, S.8 auf www.doew.at,<br />
Beilage 32, „Für Europa kämpfen und sterben“, Aula 4/2002, S. 44 auf www.doew.at, Beilage<br />
32<br />
45 Walter Marinkovic, „Wer gedenkt der Opfer unseres Volkes?“, Aula 5/2005, S. 36 auf<br />
www.doew.at, Beilage 32<br />
46 Fred Duswald, „Brandstätten des Bombenkrieges“, Aula 1/2005, S.43 auf www.doew.at,<br />
Beilage 32<br />
47 Wolfgang Strauss, „Soschenizyn, ein Antisemit?“ , Aula 1/2004, S. 24 auf www.doew.at,<br />
Beilage 32<br />
48 Helmut Müller, Aula 12/2002, S. 17 auf www.doew.at, Beilage 32<br />
49 Herbert Rauter, Aula 10/2002, S. 36 auf www.doew.at, Beilage 32<br />
40
geschrieben wurden.<br />
Offiziell ist der Aula-Verlag im Gemeinschaftsbesitz der Arbeitsgemeinschaft der<br />
Freiheitlichen Akademikerverbände Österreichs und steht im engen<br />
organisatorischen Zusammenhang mit den deutschnationalen Burschenschaften<br />
Österreichs.<br />
Die in den letzten Jahren massiv zunehmende Radikalisierung hält allerdings einige<br />
FPÖ-Funktionäre nicht davon ab, weiterhin in der Aula zu publizieren; so etwa<br />
beispielsweise Mag. John Gudenus (Bundesrat), Gerhard Kurzmann<br />
(Nationalratsabgeordneter), Helmut Kowarik (Landtagsabgeordneter in Wien) und<br />
Lutz Weinzinger (Landtagsabgeordneter in Oberösterreich). Interviews gab mitunter<br />
Martin Graf (dritter Nationalratspräsident). Wie die FPÖ allen Distanzierungen zum<br />
Trotz zur Aula steht, geht auch aus einer parlamentarischen Anfrage der<br />
freiheitlichen Abgeordneten Dipl.-Ing. Maximilian Hofmann und Kollegen hervor.<br />
Darin werden die Freiheitlichen Akademikerverbände und deren<br />
"Mitgliederzeitschrift 'Aula'" unter "FP-Vorfeldorganisationen" angeführt (Anfrage, XX<br />
GP-NR, 5310/J, 1998-12-02, Beilage 33). (vgl. Gärtner, Reinhold: Die Aula, in: Stiftung<br />
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.): Handbuch des<br />
österreichischen Rechtsextremismus. Wien 1994, S. 278-296) 50 .<br />
• „Fakten“<br />
Bei der von Horst Jakob Rosenkranz herausgegebenen Zeitschrift „Fakten“ handelt<br />
es sich um eine einschlägig rechtsradikale Zeitschrift. Der ehemalige NDP-Aktivist und<br />
nunmehrige Vorsitzende der „Kritischen Demokraten“ Horst Jakob Rosenkranz ist in<br />
den letzten Jahren zu einer der zentralen Figuren der rechtsextremen Szene<br />
Österreichs geworden und kooperiert mit einer Vielzahl einschlägig bekannter<br />
Gruppen und Einzelpersonen. Rosenkranz war gemeinsam mit den Neonazis Franz<br />
Radl und Gerd Honsik einer der Spitzenkandidaten der vom Verfassungsgerichtshof<br />
als neonazistisch qualifizierten Liste „Nein zur Ausländerflut“ bei der Nationalratswahl<br />
1990. In jüngster Zeit hat eine starke Annäherung an die FPÖ stattgefunden, dies<br />
insbesondere auch durch seine Ehefrau Barbara Rosenkranz. 51<br />
50 siehe Zitate von Artikeln in Beilage 34 , die das in der „Aula“ transportierte<br />
Gedankengut verdeutlichen.<br />
51 siehe Zitate von Artikeln in Beilage 35 , die das in den Fakten transportierte<br />
41
Die dort veröffentlichten Artikel sind besonders rechtsextrem und verhetzend. Als<br />
Beispiel dienen hier Artikel von Walter Marinovic 52 , Beilage 35, Otto Scrinzi 53 , Beilage<br />
35, Horst J. Rosenkranz 54 , u.v.a.m.<br />
Neben den oben erwähnten Zeitschriften gibt es auch noch eine Vielzahl<br />
rechtsextremer Zeitungen und Zeitschriften, so zum Beispiel die Neue Freie Zeitung,<br />
sowie die Tangente und die Huttenbriefe, wie auch die AFP-Zeitschriften<br />
„Kommentare zum Zeitgeschehen“ und „Wiener Beobachter“.<br />
b) Internet<br />
Mit der gerichtlichen Aburteilung führender österreichischer Neonazis (wie z. B. Gerd<br />
Honsik und Gottfried Küssel) sind nicht nur die Drahtzieher und Rädelsführer<br />
vorübergehend ausgeschaltet worden, sondern sind dem organisatorischen Gefüge<br />
sowie der Publizistik des Neonazismus schwere Schläge versetzt worden. Nicht zuletzt<br />
deswegen weichen österreichische Neonazis und Rechtsextreme mit der in<br />
Österreich nicht möglichen Propaganda ins anonyme Internet aus. Der Missbrauch<br />
des Internets seitens rechtsextremer, neonazistischer, antisemitischer und<br />
„revisionistischer“ Kräfte hat in den letzten Jahren zugenommen, und ist zu<br />
befürchten, dass sich diese Entwicklung noch weiter verstärken wird. Dies hat<br />
insbesondere den Vorteil, dass sie sich der Strafverfolgung und allen Formen<br />
behördlicher Kontrollbekämpfung und Unterdrückung entziehen können, sowie<br />
äußerst kostengünstig mit einfachem Aufwand ein breites Publikum angesprochen<br />
werden kann, und die weltweite Verbreitung der Propaganda sowie internationale<br />
Kooperationen mit Gleichgesinnten ermöglicht werden.<br />
Ein Beispiel zu dieser neuen Art der Internationalisierung und Firmierung: Im April 2005<br />
zog Bundesrat John Gudenus erneut die Existenz von Gaskammern in Zweifel. Dazu<br />
äußerten sich die unterschiedlichen Internetforen wie folgt:<br />
Laut einem Eintrag auf stoertebeker haben die Mitherausgeber von der Zeitschrift<br />
Gedankengut verdeutlichen.<br />
52 Walter Marinovic, fakten 12/2009-1/2010, S. 5, fakten 10/2004, S. 10 f.<br />
53 Otto Scrinzi, fakten 6/2009, S. 8, fakten 1/2009, S. 15 und 17, fakten 4/ 2008, S. 17, fakten<br />
11/2003, S.4-5<br />
54 Horst J. Rosenkranz, fakten 6/2002, S2<br />
42
„Zur Zeit“ mit erstaunlich offenen Äußerungen über die Existenz von Gaskammern<br />
(…) in der Ostmark für die übliche Empörung, Verbitterung und Betroffenheit gesorgt.<br />
Auf der Homepage des Wikingerverbandes hingegen wird unverhohlen Freude zum<br />
Ausdruck gebracht: „Lasst den Pöbel schreiten, zetern und lärmen. Aufhalten wird<br />
uns das nicht. (…) Daumen hoch für Zivilcourage!!!“<br />
Im April 2005 diskutieren in zahlreichen neonazistischen Internetforen deutsche und<br />
österreichische NS-Aktivisten über die Zukunft der FPÖ. So auch Philipp Hasselbach.<br />
Dieser trug sich bereits am 12.11.2004 ins elektronische Gästebuch des RFJ 22,<br />
Beilage 36, ein: „Kameraden! Weiter so und täglich kämpfen für die deutsche<br />
Sache! Voran zum Sieg!“<br />
c) Homepages<br />
• Homepage der FPÖ Weinviertel/Stadtgruppe Mistelbach<br />
Auf der Homepage der FPÖ Weinviertel/Stadtgruppe Mistelbach findet sich im<br />
November 2002 der User unter der Rubrik „einfach zum Nachdenken“ mit folgendem<br />
Spruch konfrontiert: „Es ist nicht schwer in guten Tagen, das Fahnentuch<br />
voranzutragen, der stolzen Reihe. Erst wenn im Sturmwind die Fetzen knattern, der<br />
wilde Haufen will zerflattern, zeigt sich die Treue!“. Bei dem Verfasser dieser Zeilen<br />
handelt es sich um den Nationalsozialisten Joseph Hieß (1904-1973) (siehe Beilage<br />
37).<br />
• Alpen-donau.info<br />
Die Homepage www.alpen-donau.info ist seit Frühjahr 2009 online. Diese von<br />
Österreichern betriebene neonazistische Website läuft über einen US-Server. Auf<br />
dieser sind neben zahlreichen Links zu rechtsextremen und neonazistischen<br />
Organisationen auch ein Link zur FPÖ zu finden und überdies Berichte über<br />
neonazistische Aktivitäten.<br />
So war Mitte März im Nachrichtenmagazin Profil zu lesen:<br />
„Experten vermuten, dass versprengte Rechtsradikale aus der ehemaligen VAPO-<br />
Szene und der Jugendorganisation der AFP, des BFJ, dahinter stehen, möglicherweise<br />
auch der Rechtsextreme Gottfried Küssel, dessen Reden gelegentlich vollständig<br />
wiedergegeben werden. Auffällig ist das Lob für einzelne FPÖ-Politiker, wie etwa den<br />
43
Linzer Stadtrat Detlef Wimmer und Veröffentlichungen von Informationen und<br />
Unterlagen aus dem FPÖ-Club.“<br />
Laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes rekrutieren sich die<br />
Macher der Website der neonazistischen Gruppe Alpen-Donau vor allem aus dem<br />
Umfeld ehemaliger militanter Neonazis, die vor allem in den 90er Jahren im Rahmen<br />
der VAPO tätig waren. Insbesondere die Jugendgruppe der rechtsextremen<br />
Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik (AFP) wird dabei unterstützt. Eine der<br />
Führungsfiguren ist insbesondere Gottfried Küssel. Neben dem aggressiv-militanten<br />
Auftreten und der eindeutig neonazistischen Positionierung finden sich auf der<br />
Website auch Bekennerschreiben zu mehreren rechtsextremen Aktionen sowie die<br />
Forderung nach der Freilassung des Holocaustleugners Gerd Honsik. Darüber hinaus<br />
wurde eine ganz klare Wahlempfehlung zu Gunsten der Freiheitlichen<br />
Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz abgegeben.<br />
Die Neonazi-Seite Alpen-Donau rief im Februar 2010 zur Teilnahme an der<br />
„wichtigste(n) nationale(n) Gedenkveranstaltung“ der alljährlichen<br />
Neonazidemonstration in Dresden aus Anlass der Bombardierung Dresdens im<br />
Februar 1945 auf.<br />
Alpen-Donau versteht sich als Gruppen und parteienübergreifendes Projekt zur<br />
Stärkung und Koordination des „nationalen Widerstandes“. Aufgrund vollkommener<br />
Ablehnung der demokratischen Republik wird immer wieder grundsätzliche Kritik an<br />
der FPÖ geübt. Die zahlreichen Kampagnen der FPÖ sind jedoch nach dem<br />
Geschmack der Neonazis. Es geht ihnen dabei insbesondere um die angeblich<br />
drohende „Verausländerung“. Die freiheitliche Fixierung auf die Muslime und die<br />
entsprechenden Allianzbildungen mit Parteien wie Pro Köln oder Vlaams Belang<br />
werden dabei kritisiert.<br />
Hinsichtlich des Ulrichsbergtreffens im September 2009 erfolgte schließlich eine<br />
Absage der bisher üblichen Teilnahme des Bundesheeres. Dies hatte im alpen-<br />
donau-Forum zur Folge, dass neben Beschimpfungen des Verteidigungsministers<br />
Norbert Darabos als „kroatischen Wehrdienstverweigerer“ eine der üblichen<br />
milieubedingten Drohungen dies abrundete: „Uns`re Zeit naht! Und dann werden all<br />
diese Minusmenschen bezahlen! Heil Deutschland!“<br />
44
• Das „Stoertebeker“ Netz<br />
Neben der Homepage www.alpen-donau.info ist vor allem das deutsche<br />
„Stoertebeker“ Netz unter www.altermedia.de ein weiteres zentrales Medium, das<br />
laufend österreichische Beiträge und Kommentare publiziert.<br />
Hinter dem Diskussionsforum „Thiazi“ (www.thiazi.net) verbirgt sich auch wiederum<br />
das nationalsozialistische „Stoertebeker“-Netz. Dort posten auch immer wieder<br />
Personen, die sich als FPÖ-Mitglieder zu erkennen geben und gleichzeitig aus ihrer<br />
nationalsozialistischen Gesinnung kein Hehl machen.<br />
• Forum thiazi.net<br />
Auf diesem Forum erscheinen regelmäßig neonazistische Beiträge, u.a. wurde dort<br />
von zwei bislang nicht ausgeforschten Personen unter dem Pseudonym Prinz Eugen<br />
und Eispickel die Aufforderung zum Mord an den behinderten Günther Trübwasser<br />
veröffentlicht und angeregt, ihm eine Giftspritze zu verabreichen.<br />
Im November 2008 wurde neben anderen der damalige OÖ Landtagsabgeordnete<br />
Gunther Trübswasser auf den neonazistischen Internetportal thiazi.net von zwei Usern<br />
mit den Nicknames „Eispickel“ und "Prinz Eugen“ mit folgenden Sprüchen bedroht:<br />
„Eispickel“: "Die Konsequenz ist die Erkenntnis der Bürger, dass Gaynossen Eiter,<br />
Peham und Trübsroller samt Stuhl demokratiefeindlich sind, und somit stillgelegt<br />
werden müssen."<br />
„Prinz Eugen“: "Antifaschismus ist eben nicht nur kriminelle Praxis, sondern ein<br />
permanenter, wahnhafter Amoklauf gegen die Wirklichkeit. Letztlich eine<br />
Geisteskrankheit. Da hilft nur mehr ....“ (es folgt die Abbildung einer Injektionsspritze)<br />
VIII) H.C. Strache<br />
1) Jugendbund Sturmadler<br />
Wie oben ( VII 4 d) dargestellt, war H.C. Strache bereits in den 90ern bei dieser<br />
Organisation, wie das Ende 2007 aufgetauchte Foto bewiesen hat, welches ihn bei<br />
einem „Appell“ auf einem Parkplatz in Deutschland zeigt (siehe Beilage 23).<br />
45
2) H.C. Strache und Norbert Burger<br />
Parteiobmann Strache, hatte tatsächlich schon in seiner Jugend Kontakte zu<br />
prominenten österreichischen Neonazis, so z.B. Norbert Burger, dem<br />
Gründungsmitglied der neonazistischen NPD. Er war nicht zufällig mit der Tochter<br />
Burgers verlobt, sodass Norbert Burger lange Zeit sein Ex-Schwiegervater in spe war.<br />
3) H.C.Strache und der „Bund freier Jugend (BfJ)“<br />
Andreas Thierry schreibt im „Jugend Echo“ 2/2006, der Zeitschrift des BfJ., dass mit<br />
Beginn der Obmannschaft des jungen und attraktiven Heinz-Christian Strache, viele<br />
Kameraden wieder Hoffnung geschöpft hätten. Ihn stimme insbesondere die<br />
Tatsache zuversichtlich, dass Strache, mit dem er seit 1989 persönlich bekannt sei,<br />
„seine Wurzeln im nationalen Lager“ hat.<br />
4) Strache und die Söldnerausbildung im Burgenland durch Angehörige des<br />
Miliz-/Reservestandes des Österreichischen Bundesheeres<br />
Von 23.3.2002 bis 14.1.2004 war Heinz-Christian Strache Mitgesellschafter bei der ESS<br />
Security Services GmbH (bis Anfang 2004 noch auf Care Partners Werbeberatungs<br />
GmbH lautend), die laut „Rheinischem Merkur“ im Burgenland eine österreichische<br />
Söldnerausbildung für den Einsatz im Irak angeboten hat. Franz Fleischhacker, der<br />
früher Mitglied der Eliteeinheit des österreichischen Bundesheeres, dem<br />
Jagdkommando war, ist dabei seit 11.12.2003 Geschäftsführer gewesen. In der Zeit<br />
vor dem Einstieg Fleischhackers und nach dem Ausstieg Straches, sind dabei<br />
zahlreiche Inserate einer European Security Services erschienen. Dies teils sogar mit<br />
Fleischhackers Konterfei darauf. So zum Beispiel in der vom Verteidigungsministerium<br />
subventionierten Publikation „Der Soldat“ am 28.5.2003 und am 25.6.2003 wie auch<br />
in der von Mölzer geleiteten „Zur Zeit“ am 17.12.2004. (vgl. Anfrage vom 19.10.2005,<br />
3524/J XXII. GP, Beilage 38).<br />
5) „Heinrichs“ engste Vertraute<br />
Strache führt unter seinen Freunden den Spitznamen „Heinrich“ (dieser Name spielt<br />
auf Heinrich Himmler an). Zu Straches engsten Vertrauten auf Beraterebene zählen<br />
46
insbesondere Vilimsky, der sich angeblich als Teil des Geheimbundes „Das Reich“<br />
eindeutig rechts positioniert hat; Johann Herzog, als „Alter Herr“ bei Aldania und<br />
zugleich Bundesbruder des Helmut Kowarik, dem Sohn des ehemaligen „Goldfasan“<br />
(diese Bezeichnung basiert auf der Uniformfarbe der Parteifunktionäre der NSDAP)<br />
Kowarik; Johannes Hübner, dem Neffen des alteingesessenen Nazis von der Meierei<br />
Hübner, sowie Harald Stefan, dem Olympen. Auch Norbert Nemeth (Olympia) zählt<br />
zu dieser Partie dazu, der darüber hinaus auch zugleich Bundesbruder von H.C.<br />
Strache bei p! Vandalia Wien wie auch Werner Königshofer, alter Herr von B! Brixia<br />
und ehemaliges Mitglied bei Burgers NDP.<br />
Beweis: Clemens Otten, RFJ, Bundesgeschäftsstelle, 1070 Wien, Stuckgasse 9<br />
Michael Oberlechner, Kammerrat der AK, FPÖ Wien, 1082 Wien,<br />
Wiener Rathaus<br />
als Zeugen<br />
6) H.C. Strache und Andreas Mölzer<br />
Straches Ziel ist es, die Zusammenarbeit der FPÖ mit anderen Rechtsparteien in<br />
Europa zu vertiefen. Gemeinsam mit Andreas Mölzer legt er dafür die Richtung fest.<br />
So tritt Strache persönlich in Köln 2007 auf. H.C. Strache steht auch weiterhin<br />
unverändert zu seiner bisherigen Anti-Islam Einstellung, wie sie bei der „Städteallianz<br />
gegen Moscheen-Bau“ ebenso, wie an weiteren „Anti-Islamisierungs-Kongressen“<br />
2008 und 2009 vorgetragen wurden und fühlt sich gar noch durch die letzte<br />
Islamumfrage bestätigt und bestärkt in seinen Ansichten. 55<br />
7) H.C. Strache und das VerbotsG.<br />
Strache formuliert die Forderung nach Abschaffung des VerbotsG. 2007 derart, dass<br />
„die Meinungsfreiheit (…) ein entscheidendes Gut“ sei und „eine demokratische<br />
Gesellschaft auch verrückte und dumme Meinungen aushalten“ 56 müsse (siehe dazu<br />
Beilage 3.25). Sein gespieltes „Entsetzen“ über ähnliche Äußerungen der<br />
55 „Man dürfe nicht aus falsch verstandener Toleranz heraus undemokratischen Tendenzen<br />
Vorschub leisten, die unter dem religiösen Deckmäntelchen die Demokratie und wesentliche<br />
Werte wie Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit infrage stellen, erklärte Strache in einer<br />
Aussendung gemäß Pressemitteilung der „OÖ-Nachrichten“ vom 12.5.2010, Beilage 39<br />
56 Vgl. Vorarlberg online 23.2.2007 (Beilage 3.25)<br />
47
Präsidentschaftskandidatin Rosenkranz ist also nicht ernst zu nehmen.<br />
8) H.C.Strache und Gottfried Küssel<br />
Wie bereits unter Punkt 8. angeführt, ist Küssel in der Lage, Informationsstöme<br />
entsprechend zu steuern. H.C. Strache ist folglich aufs Äußerste bedacht, Küssel<br />
zufrieden zu stellen und ihm auch nicht ansatzweise in die „Quere“ zu kommen. Alle<br />
Küssel-Schützlinge werden aus diesem Grund auch stets „bedient“ werden, so<br />
beispielsweise Frau Elisabeth Ullmann, die Ehefrau des rechtsradikalen Marcus<br />
Ullmann.<br />
Küssel und seine Mitstreiter können für H.C. Strache äußerst gefährlich werden. Sie<br />
könnten ihm insbesondere durch weitere Informationen schaden, die ihn, wenn sie<br />
ans Tageslicht kommen, politisch ruinieren können. Dies auch deshalb, da angeblich<br />
weitere kompromittierende Fotos von „Heinrich“ aus seiner „Wikinger“ Jugendzeit<br />
existieren sollen, die der Öffentlichkeit noch unbekannt sind.<br />
In diesem Sinne dürfte die Ehrenklärung vom 4.10.2006 von Lutz Weinzinger auf<br />
Drängen Straches erfolgt sein, nur um Küssel unter allen Umständen ruhig zu halten<br />
und nicht zu verärgern, was Strache andernfalls unter Umständen politisch seine<br />
Karriere kosten hätte könnten. (vgl. Beilage 40)<br />
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass im Zuge der Feier<br />
der Burschenschaft Silesia in der Pour Platin Lounge, H.C. Straches Chefsekretärin<br />
Elisabeth Keyl, in Begleitung „eines ihrer angeblich besten Freunde, (dem) (…)<br />
bekannten Rechtsradikalen Gottfried Küssel dort wieder erschienen ist, nachdem ihr<br />
Mann von den Türstehern des Lokals krankenhausreif geschlagen worden sein soll<br />
(Beilage 41). 57 Offenbar war Keyl der Meinung, dass Küssel in dem Kreis der FPÖ-<br />
Leute und der Türsteher so viel Autorität ausstrahlen wird, dass diese in Angst und<br />
Schrecken versetzt werden. Die Verbindung ist nicht nur deshalb interessant, weil<br />
Keyl beruflich Strache als Chefsekretärin nahe steht, sondern auch weil Hubert Keyl<br />
der Fahrer des 3. Nationalratspräsidenten Dr. Graf und als Mitglied einer<br />
schlagenden Burschenschaft auch Referent in Ausschüssen ist.<br />
57 Profil 17 vom 26.4.2010, S 30.<br />
48
9) Die Paint-Ball Spielgenossen<br />
2007 tauchten schließlich auch die mittlerweile bekannten „Paintball“-Fotos auf, im<br />
Zuge dessen Strache seine Verbindungen zur „Wikingjugend“ eingestehen musste.<br />
Auf diesen Fotos sind auch Prominente der österreichischen Neonaziszene, wie etwa<br />
Andreas Thierry und Marcus Ullmann, zu sehen.<br />
Neben H.C. Strache und Andreas Thierry hat auch Marcus Ullmann, ein früherer<br />
Kamerad von Gottfried Küssel, ehemals im Infrastrukturministerium, nunmehr bei der<br />
Austria Tech GmbH (einer Gesellschaft die im Eigentum des Bundes steht),<br />
beschäftigt, teilgenommen. Auch Andreas Reichhardt (Cimbria) - tätig im<br />
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie – ist mit auf den „Paint<br />
Ball“ Fotos. Beide, sowohl Ullmann, wie auch Reichhardt gehören zur<br />
Landsmannschaft Cimbria, in der auffällig viele Küssel-Freunde sich wieder finden. 58<br />
IX. Das Spinnennetzwerk<br />
Ähnlich einem Spinnennetz sind die rechtsextremen, menschenverhetzenden und<br />
teils offen neonazistisch auftretenden genannten Personen und Organisationen<br />
verwoben, wie dies auf der beiliegenden Grafik deutlich gemacht ist.<br />
In wechselnder Über- und Unterordnung sind die Mitglieder verbunden, getragen<br />
wird das Gebilde vor allem durch den Freiheitlichen Akademiker Verband und de<br />
ihm untergeordneten, vor allem schlagenden Burschenschaften und Verbindungen.<br />
Zum Verhältnis der Mitglieder untereinander sowie deren Rekrutierung ist auf die<br />
Aussage H.C. Straches selbst zu verweisen, der die schlagenden<br />
Studentenverbindungen als das „akademische Rückgrat der FPÖ“ bezeichnete 59 ,<br />
(Beilage 42).<br />
Die Auswahl korporierter FPÖ-Politiker ist das „Who is Who“ des österreichischen<br />
Rechtsextremismus:<br />
58 vgl. profil Nr 6/07 vom 5.2.2007<br />
59 vgl. Schiedel, Heribert: Der rechte Rand. Extremistische Gesinnungen in unserer Gesellschaft.<br />
Wien 2007, Seite 122<br />
49
Martin Graf: akademische Burschenschaft Olympia, Wien<br />
Manfred Haimbuchner: Corps Alemannia Wien, Linz<br />
Heinz-Christian Strache: pennale Burschenschaft Vandalia, Wien<br />
Lutz Weinzinger: akademische Burschenschaft Bruna Sudetia, Wien, Aula-Autor<br />
Wolfgang Zanger: pennales Corps Vandalia, Graz sowie Corps Austria, Knittelfeld<br />
Johann Gudenus (RFJ-Obmann, Bundesparteivorstand, Abgeordneter im Wiener<br />
Landtag): pennale Burschenschaft Vandalia Wien, Aula-Autor<br />
Johann Herzog (Abgeordneter im Wiener Landtag, Stadtrat): Aldania Wien<br />
Hans-Jörg Jenewein (Landesparteisekretär Wien): Silesia Wien, Aula-Autor<br />
Andreas Mölzer (EU-Parlamentarier, Herausgeber „Zur Zeit“): Corps Vandalia Graz<br />
Otto Scrinzi (ehem. Vizeparteiobmann, Nationalrat): Verein Deutscher Studenten<br />
Innsbruck; Aula-„Schriftleiter“ von 1995-2003<br />
Harald Stefan (Landesparteiobmann-Stellvertreter Wien): Olympia Wien<br />
Walter Sucher (ehem. Bezirksrat in Wien, Obmann des Rings volkstreuer Verbände):<br />
Olympia Wien<br />
Detlef Wimmer (Bezirksparteiobmann Linz-Stadt, Landesparteiobmann OÖ des Rings<br />
Freiheitlicher Jugend)/RFJ): Arminia Czernowitz, Linz und ehemaliges VAPO-Mitglied<br />
Die Verbindung im Netzwerk erfolgt via e-mail, SMS aber auch offen nach außen<br />
durch die genannten Medien, vor allem die „Aula“, die genannten Homepages<br />
• www.alpen-donau.info<br />
• www.altermedia.de<br />
• www.thiazi.net<br />
und die virtuellen Darstellungsmöglichkeiten auf Facebook, Youtube und anderen<br />
Internetforen.<br />
Besonders markant waren Veranstaltungen wie etwa die Anti-<br />
Islamisierungskongresse 2007 und 2008, basierend auf der Städte-Allianz gegen den<br />
Moscheen-Bau, auf denen offen diskriminierende, verhetzende und<br />
ausländerfeindliche Parolen vorgetragen wurden.<br />
50
Selbst die rechtsextreme Zeitschrift „Zur Zeit“ (Nr. 24-25/2009) stellt einen massiven<br />
„Rechtsruck“ fest und spricht von einer „Rechte(n) Renaissance“. 60 (siehe<br />
chronologischer Ablauf, Beilage 3.82)<br />
Die Betroffenen Neonazis und Rechtsextremen sind sich der Rechtswidrigkeit ihres<br />
Handelns durchaus bewusst:<br />
Sie agieren nicht nur unter dem Deckmantel des Legalen, sondern nehmen stets<br />
darauf Bedacht, sich gegen Strafverfolgungsmaßnahmen abzuschirmen. So werden<br />
die Informationsflüsse sowie neonazistische Angebote auf diversen, teils von im<br />
außer-europäischen Ausland betriebenen Servern, teils – (laut Goethe-Institut e.V. in<br />
zunehmendem Maße) vor allem auch von Servern aus der Bundesrepublik<br />
Deutschland unmittelbar betrieben 61 (Beilage 43).<br />
Informationen werden stets nur für kurze Zeit online gestellt bzw. gepostet und dann<br />
wieder von den entsprechenden Homepages entfernt. Dies lässt erkennen, dass der<br />
kriminelle Kreis mit den Internetmedien professionell umgeht, und sich die<br />
Verschleierungsmöglichkeiten zu Nutze macht um Spuren zu verwischen.<br />
Vorbeugende Maßnahmen haben nur bei kontinuierlicher Überwachung die<br />
Chance der Aufdeckung 62 (Beilage 44)<br />
Gemäß jüngster Meldungen 63 überholt Deutschland Österreich bei der Verfolgung<br />
von NS-Verbrechern, (Beilage 45). So beinhaltet zum Unterschied von den<br />
Österreichischen Verfassungsschutzberichten 2007, 2008 und 2009, beispielsweise<br />
der Deutsche Verfassungsschutzbericht 2007, Seite 120 bis 121, unter der Überschrift<br />
„Verstärkte Kooperation von Rechtsextremisten und Rechtspopulisten“ auch die FPÖ<br />
und der Deutsche Verfassungsschutzbericht 2008, Seite 132 bis 134, nennt explizit die<br />
FPÖ, insbesondere den FPÖ-Vorsitzenden Heinz-Christian Strache – wenngleich<br />
selbiger der Veranstaltung fernblieb – im Zusammenhang mit dem Anti-<br />
Islamisierungskongress.<br />
Beweis: Elka Achleitner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
60 „Zur Zeit“ Nr 12/2010<br />
Günther Barnet, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
61 vgl. http://www.goethe.de/wis/med/idm/mpl/de3581520.htm<br />
62 vgl. Der Standard vom 23.2.2010<br />
63 vgl. Der Standard vom 13.04.2010<br />
51
Gerhard Bauer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Markus Fauland, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Herbert Scheibner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Martina Schrenk, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Heike Trammer, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Peter Westenthaler, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Gerald Grosz, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
Stefan Petzner, Parlamentsklub BZÖ, Parlament, 1017 Wien<br />
als Zeugen<br />
D. Rechtliche Beurteilung<br />
Das Verbotsgesetz hat von Beginn an vor allem den Zweck gehabt, jede<br />
neonazistische Wiederbetätigung zu verhindern. Die Norm des § 3 g VerbotsG ist<br />
darüber hinaus so breit gefasst, dass es jedwede Betätigung in dieser Richtung<br />
untersagt, worunter man auch die passive Haltung durch Duldung, oder aber die<br />
direkte oder indirekte Unterstützung von Personen und Organisationen verstehen<br />
kann, die gegen das Verbotsgesetz verstoßen. Dies ergibt sich insbesondere auch<br />
aus § 3 i VerbotsG.<br />
Die Betätigung im nationalsozialistischen Sinn, die Verherrlichung des Programms der<br />
NSDAP und deren Repräsentanten, die Leugnung und Verharmlosung<br />
nationalsozialistischer Verbrechen und die Aufforderung und Aufreizung zu<br />
feindseligen Handlungen gegen eine Gruppe, die sich durch ihre Zugehörigkeit zu<br />
einer Rasse, einem Volk oder einem Staat bestimmt, ist zum Unterschied von<br />
Tathandlungen wie boshafte Sachbeschädigung 64 , der gefährlichen Drohung 65 und<br />
der Nötigung 66 generell gegen eine besonders große Anzahl von Menschen<br />
gerichtet und nicht zuletzt demokratiegefährdend! Das Gedankengut des<br />
Nationalsozialismus ist gerade zu auf die Beeinflussung der Massen ausgerichtet,<br />
genauso wie die Verhetzung.<br />
64 Wie z. B. durch sog. Tierschützer (siehe Beilage 46).<br />
65 durch einzelne Väter und Väterorganisationen (siehe Beilage 47).<br />
66 durch Zuhälter im Wiener Gürtel-Rotlichtmilieu (siehe Beilage 48).<br />
52
Von besonderer Bedeutung ist es, die dadurch erzeugte Gesamtwirkung zu<br />
betrachten. Die Manipulation erfolgt insbesondere durch Verwendung von<br />
Symbolen 67 , Code-Worten 68 und Einfließen lassen ehemaliger NS-Diktion 69 .<br />
So zeigt auch der Verfassungsschutzbericht 2009 ganz klar, dass sich die Zahl der<br />
Tathandlungen mit rechtsextremem, rassistischem, antisemitischem oder<br />
islamophobem Hintergrund um 21,6 % erhöht hat (vgl. Verfassungsschutzbericht<br />
2009, S.32). Die Gewaltbereitschaft steigt dabei zunehmend: so gab es 2009 die<br />
Übergriffe auf Holocaust-Überlebende in Ebensee, „Die Bunten“, zeigten sich in der<br />
KZ-Gedenkstätte mit Hitlergruß und neonazistischen T-Shirts und wurden daher<br />
folgerichtig vom VfGH von den Gemeinderatswahlen 2009 ausgeschlossen, zuletzt<br />
wurde am 5.3.2010 die Gedenkstätte Mauthausen mit Graffiti geschändet. Auf<br />
Grund dieser wiederholten Angriffe gegen das Verbotsgesetz sind die gezielte<br />
Überwachung der rechtsextremen Szene sowie insbesondere die konsequente<br />
Verfolgung von entsprechenden Straftaten unumgänglich. So vergeht derzeit kaum<br />
ein Tag, an dem das Thema Rechtsradikalismus – insbesondere im Zusammenhang<br />
mit Burschenschaften und der FPÖ - nicht in irgendeiner Weise thematisiert wird. 70 Es<br />
besteht hier somit jedenfalls akuter Handlungsbedarf!<br />
Das massive und geschlossene nationale wie auch internationale Auftreten der<br />
Mitglieder des Netzwerkes führt dazu, dass bei Demokraten, Ausländern,<br />
67 zur konstituierenden Sitzung des Nationalrates trugen alle FPÖler eine blaue Kornblume, als<br />
Symbol der alldeutschen Bewegung von Georg Ritter von Schönerer (siehe Beilage 49).<br />
68 vgl. Christa Bauer, Willi Mernyi: "Rechtsextrem. Symbole - Codes - Kennzeichen - Musik -<br />
Gesetze - Organisationen", ÖGB Verlag Wien, ISBN 978-3-7035-1433-3.<br />
69 Andreas Mölzer: „Umvolkung“ (siehe Beilage 50), Lutz Weinzinger: „Jede blonde,<br />
blauäugige Frau, das heißt, jede Frau mit deutscher Muttersprache braucht drei Kinder, weil<br />
sonst holen uns die Türkinnen ein.“ (Beilage 3.50), Plakatslogan der Salzburger FPÖ-Bauern<br />
2010 mit Kuh und Spitzenkandidaten Alois Nußbaumer: "reinrassig und echt" (siehe Beilage 51).<br />
70 vgl. beispielsweise die wichtigsten Meldungen von März bis Anfang Mai 2010: derStandard<br />
vom 9.3.2010 (siehe Beilage 3.84), der Standard vom 10.3.2010 (siehe Beilage 3.79), DiePresse<br />
vom 11.3.2010 (siehe Beilage 52), profil 14 vom 2.4.2010, news vom 12.4.2010 (siehe Beilage<br />
3.85), orf.at vom 14.4.2010 (siehe Beilage 53), derStandard vom 15.4.2010 (siehe Beilage 3.86),<br />
profil 17 vom 26.4.2010, derStandard vom 27.4.2010 (siehe Beilage 54), derStandard vom<br />
28.4.2010 (siehe Beilage 55), derStandard vom 4.5.2010 (siehe Beilage 56), tirol.orf.at vom<br />
4.5.2010 (siehe Beilage 57) und derStandard vom 5.5.2010 (siehe Beilage 3.90, oe24.at vom<br />
7.5.2010 (siehe Beilage 58).<br />
53
Minderheiten, Juden Angst erzeugt wird und eine weitere rechtsradikale Entwicklung<br />
und der damit verbundenen Konsequenzen stattfindet. Diese Einschüchterungstaktik<br />
in Verbindung mit der Tatsache, dass im Rahmen legaler Aktionen rechtswidrige<br />
Inhalte verbreitet und auch illegale Aktionen versteckt werden komplettiert die<br />
kriminelle Organisation.<br />
Darüber hinaus ist gerade die hierarchische Ordnung jenen rechtsgerichteten<br />
Organisationen systemimmanent, wobei anzumerken ist, dass § 278 a StGB<br />
ebensowenig eine unbedingte Weisungsbefugnis Einzelner wie eine strikte<br />
Weisungsunterworfenheit anderer als notwendig voraussetzt (WK2 [2006] § 278a Rz 6,<br />
(siehe Beilage 2), und OGH 21.10.2008, 15 Os 116/08k), (Beilage 59).<br />
Wie bereits im OGH-Urteil vom 21.10.2008 (15 Os 116/08k) festgehalten wurde, muss<br />
für die Verwirklichung des Delikts der kriminellen Organisation die intendierte<br />
Ausführung vereinigungsspezifischer Straftaten nicht der alleinige, der Hauptzweck<br />
oder das Endziel der Verbindung sein, diese kann vielmehr daneben auch auf die<br />
Verwirklichung anderer - legaler - Ziele gerichtet sein. Dass die von der inkriminierten<br />
Organisation verwendeten Strukturen auch von anderen (legal agierenden)<br />
Vereinen oder Personen für deren Zwecke genutzt werden, schließt die für die<br />
Tatbestandsmäßigkeit notwendige vorwiegende Nutzung der Strukturen durch die<br />
kriminelle Organisation für kriminelle Zwecke, und damit die Tatbestandsmäßigkeit<br />
nicht aus.<br />
Delikte nach dem Verbotsgesetz sind ebenso wie Vergehen nach § 283 StGB<br />
schwerwiegende strafbare Handlungen. Kein Zweifel besteht daran betreffend die<br />
Aufforderung zu Mord an Günther Trübwasser im Forum thiazi.net.<br />
Tatsächlich herrscht in Österreich – so wie in anderen europäischen Staaten – derzeit<br />
ein Klima der Ausländerfeindlichkeit, der Hetze gegen Minderheiten aber auch des<br />
Antisemitismus in einer Form, wie es bislang seit 1945 noch nicht der Fall war.<br />
Es ist daher Aufgabe der Behörde unter Zuhilfenahme aller zur Verfügung stehenden<br />
rechtlichen Mitteln, das fortgesetzte Verhalten der Beschuldigten zu beenden und<br />
das Spinnennetz zu zerschlagen.<br />
54
Die Norm des § 278 a StGB gibt dazu die Handhabe 71 :<br />
a) Es liegt der Verdacht einer auf längere Zeit angelegte unternehmensähnliche<br />
Verbindung einer größeren Anzahl von Personen vor, an denen sich die<br />
Beschuldigten beteiligt haben.<br />
b) Die Verbindungen scheinen auf die wiederkehrende Begehung schwerwiegender<br />
strafbarer Handlungen ausgerichtet zu sein, die das Leben, die körperliche<br />
Unversehrtheit, die Freiheit und das Vermögen bedrohen und<br />
c) das Netzwerk scheint dadurch einen erheblichen Einfluss auf die österreichische<br />
Politik und Wirtschaft anzustreben.<br />
In diesem Zusammenhang wird auch noch auf die Norm des § 3 i VerbotsG<br />
hingewiesen, die denjenigen unter Strafe stellt, der von einem Unternehmen der in<br />
§ 3 a, b, d oder e bezeichneten Art oder von einer Person, die sich in ein solches<br />
Unternehmen eingelassen hat, zu einer Zeit, zu der ein Schaden verhindert werden<br />
konnte, glaubhaft Kenntnis erhält und es vorsätzlich unterlässt, der Behörde Anzeige<br />
zu erstatten.<br />
Aus diesem Grunde wird<br />
B E A N T R A G T,<br />
1) Beweis zu erheben durch Einsicht in die vorgelegten Urkunden und durch<br />
zeugenschaftliche Vernehmung namhaft gemachten Personen:<br />
2) mittels Hausdurchsuchung und Telefonüberwachung weiteres Beweismaterial<br />
sicherzustellen,<br />
3) das Verhalten der beschuldigten Einzelpersonen und der Organisationen nach<br />
71 Bei Umschreibung der strafbaren Handlungen, auf deren Begehung die Organisation, wenn<br />
auch nicht ausschließlich, ausgerichtet sein muss, hat der Gesetzgeber bewusst von einem<br />
festen Deliktskatalog Abstand genommen und stattdessen allgemein auf schwerwiegende<br />
Straftaten der im § 278a Abs 1 Z 1 StGB bezeichneten Art abgestellt (WK2 [2006] § 278a Rz<br />
10)(siehe Beilage 2), worunter jedenfalls Wiederbetätigung und Verhetzung fallen. Eine<br />
Beschränkung auf die „organisierte Kriminalität im Bereich des Drogenhandels, des Terrorismus<br />
und ähnlicher Auswüchse grenzüberschreitender Delinquenz" findet im Gesetz keine<br />
Deckung. (OGH 21.10.2008, 15 Os 116/08k) (siehe Beilage 59).<br />
55
dem Verbandsstrafrecht strafrechtlich zu prüfen und zu verfolgen<br />
4) und nötigenfalls mit Festnahmen vorzugehen.<br />
Dem einzuleitenden Verfahren schließt sich der Anzeiger als Betroffener an.<br />
Wien, 18.05.2010 Dr. Georg Zanger<br />
0023/10-002<br />
56