Ausgabe 04/2010 // 1. April 2010 Die Messungen im Vorfeld einer ...
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GALIFA<br />
AUGEN<br />
BLICk<br />
<strong>04</strong>/<strong>2010</strong><br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>04</strong>/<strong>2010</strong> // <strong>1.</strong> <strong>April</strong> <strong>2010</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Messungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Vorfeld</strong> <strong>einer</strong> Contactlinsen-Anpassung.<br />
Teil 2<br />
Das monatliche Update für Contactlinsen-Profis<br />
PDF dieses Artikels unter www.galifa.ch<br />
Galifa Contactlinsen AG<br />
Zürcherstrasse 2<strong>04</strong>e // Postfach 48 // CH-9014 St. Gallen<br />
Telefon +41 71 272 30 00 // Fax +41 71 272 30 10<br />
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Nora Bretschneider (*1979).<br />
Studium mit Abschluss als Dipl.-Ing.(FH) Augenoptik an<br />
der Fachhochschule Aalen (Deutschland). Seit Februar 2006<br />
beraterische und praktische Tätigkeit <strong>im</strong> Professional<br />
Service von Galifa in St. Gallen.
Teil 2<br />
<strong>Die</strong> <strong>Messungen</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>Vorfeld</strong> <strong>einer</strong> Contactlinsen-Anpassung.<br />
Text: Nora Bretschneider<br />
–––<br />
4. Hornhaut-Radien bzw. Hornhaut-Topographie<br />
Durch die Messung der zentralen und peripheren Hornhaut-<br />
Radien bzw. der Hornhaut-Topographie erhalten wir Informationen<br />
über den Verlauf und die Regularität der Hornhaut-Oberfläche<br />
und über die Verhältnisse des äusseren<br />
Astigmatismus zum Gesamt-Astigmatismus. Wir erkennen<br />
irreguläre Hornhaut-Astigmatismen, z.B. Keratokoni.<br />
Aus diesen Informationen können wir bereits abschätzen,<br />
welcher Contactlinsen-Typ aus physiologischer Sicht am<br />
geeignetsten wäre (vgl. Galifa Augenblick September und<br />
Oktober 2009).<br />
–––<br />
4.1 Messung der zentralen Hornhaut-Radien<br />
<strong>Die</strong> zentralen Hornhaut-Radien werden mit Hilfe des klassischen<br />
Ophthalmometers bzw. mit Videokeratographen<br />
ermittelt. Sie sind das wichtigste Kriterium zur Wahl der<br />
ersten Messlinse. Gemäss Herstellerempfehlungen sollte<br />
anhand dieser Werte die Basiskurve der ersten Messlinsen<br />
ausgewählt werden.<br />
–––<br />
4.2 Ermittlung der peripheren Hornhaut-Radien<br />
Insbesondere bei der Anpassung formstabiler Contactlinsen<br />
ist die Vermessung der Peripherie der Hornhaut ein<br />
entscheidender Anhaltspunkt für die Wahl der ersten Messlinse<br />
(vgl. Galifa Augenblick Mai 2009). Durch die Messung<br />
der peripheren Radien wird ersichtlich, ob wir eine<br />
asphärische oder mehrkurvige Contactlinsen-Geometrie<br />
zur Versorgung des Auges verwenden sollten (vgl. Abb. 11<br />
und 12). Des Weiteren geben uns die peripheren Radien<br />
einen Anhaltspunkt, ob der Hornhaut-Astigmatismus in<br />
der Peripherie grösser oder geringer wird als <strong>im</strong> Zentrum<br />
der Hornhaut (vgl. Abb. 14 und 15). Danach entscheidet<br />
sich, ob eine rotationssymmetrische, periphertorische oder<br />
rücktorische Contactlinse angepasst werden sollte. <strong>Die</strong> Vermessung<br />
der Peripherie beschleunigt den Anpassvorgang,<br />
da von vornherein gezielt die bestmögliche Contactlinsen-<br />
Geometrie gewählt werden kann.<br />
Abb–11: Topographie eines Auges mit kaum vorliegendendem<br />
Hornhaut-Astigmatismus. Hier würde zunächst eine Contactlinse mit<br />
rotationssymmetrischer Rückfläche aufgesetzt. <strong>Die</strong> numerische<br />
Exzentrizität beträgt <strong>im</strong> Mittel 0.40, d.h. in diesem Fall könnten wir<br />
sowohl mit <strong>einer</strong> asphärischen als auch mehrkurvigen Geometrie<br />
arbeiten.
Abb–12: Topographie eines Auges mit kaum vorliegendendem<br />
Hornhaut-Astigmatismus. Hier würde zunächst eine Contactlinse mit<br />
rotationssymmetrischer Rückfläche aufgesetzt. <strong>Die</strong> numerische<br />
Exzentrizität beträgt <strong>im</strong> Mittel 0.01, d.h. in diesem Fall ist eine mehrkurvige<br />
Geometrie vorteilhaft.<br />
Abb–13: Topographie eines Auges mit einem zentralen Hornhaut-<br />
Astigmatismus von ca. 5/10. <strong>Die</strong> Krümmung der Hornhaut ist in<br />
den zwei senkrecht aufeinanderstehenden Meridianen deutlich<br />
verschieden. <strong>Die</strong> Anpassung <strong>einer</strong> rücktorischen Contactlinse ist<br />
empfehlenswert.<br />
Abb–14: : In dieser Topographie liegt eine zentrale Radiendifferenz<br />
von ca. 3/10 vor. Betrachtet man jedoch die Hornhaut-Topographie,<br />
stellt man fest: <strong>Die</strong> Peripherie sieht relativ rotationssymmetrisch aus.<br />
<strong>Die</strong> Ursache: Der zentral gemessene Hornhaut-Astigmatismus n<strong>im</strong>mt<br />
zur Peripherie hin ab. <strong>Die</strong>s lässt sich auch daran erkennen, dass die<br />
nE <strong>im</strong> steilen Meridian höher ist als die <strong>im</strong> flachen Meridian.<br />
Abb–15: <strong>Die</strong>ses Beispiel zeigt eine Hornhaut mit <strong>einer</strong> zentralen<br />
Radiendifferenz von nur ca. 2/10. In der Topographie sieht man jedoch<br />
deutlich die unterschiedliche Krümmung in den beiden Meridianen.<br />
<strong>Die</strong> Ursache: Der Astigmatismus n<strong>im</strong>mt zur Peripherie hin zu, was<br />
auch daran erkennbar ist, dass die nE <strong>im</strong> flachen Meridian höher ist als<br />
die <strong>im</strong> steilen Meridian.<br />
–––<br />
5. Corneo-Scleral-Profil (CSP)<br />
Weiche Contactlinsen liegen zu einem grossen Teil auf<br />
messtechnisch schwer zugänglichen Zonen wie L<strong>im</strong>bus und<br />
Bindehaut auf. Gerade <strong>im</strong> Übergangsbereich Cornea – Sklera,<br />
dem so genannten Corneo-Skleral-Profil (CSP), befinden<br />
sich die grössten Kurvenveränderungen, an die sich eine<br />
weiche Linse anpassen muss. Somit stellen diese Bereiche<br />
ein massgebliches Kriterium für die Auswahl der geeigneten<br />
Contactlinsen-Geometrie dar.<br />
<strong>Die</strong> Formenvielfalt des CSP wurde von Gaggioni und Meier<br />
(1987) auf fünf Grundformen zusammengefasst (vgl. Abb.<br />
16). Dabei sind fliessende Übergänge von <strong>einer</strong> zur anderen<br />
Form möglich. <strong>Die</strong> häufigste Variante ist ein fliessender<br />
Übergang mit tangentialem Verlauf der Sklera.<br />
16 17<br />
Abb–16: <strong>Die</strong> 5 Grundformen des Corneo-Skleral-Profil, Gaggioni<br />
und Meier (1987).<br />
Abb–17: <strong>Die</strong> Beobachtung des CSP an der Spaltlampe.<br />
Das CSP kann mit und ohne Spaltlampe beurteilt werden.<br />
Bei der Beobachtung mit der Spaltlampe wird ein enger<br />
Spalt frontal auf die Cornea- und Sklerabereiche projiziert,<br />
die beurteilt werden sollen (vgl. Abb. 17). Das CSP wird<br />
dann <strong>im</strong> abgedunkelten Raum mit dem Mikroskop in 90°<br />
zum Profil betrachtet. <strong>Die</strong> Beurteilung des CSP, welches als<br />
hell leuchtende Linie erscheint, kann mit und ohne Beigabe<br />
von Fluoreszein stattfinden.<br />
<strong>Die</strong> Beurteilung kann auch mit <strong>einer</strong> Handlupe oder ganz<br />
ohne Hilfsmittel erfolgen. Hierzu stellen Sie sich seitlich<br />
neben den Patienten und betrachtet den Verlauf der Sklera<br />
bei angehobenem Lid. Auch diese Methode hat sich als<br />
sehr brauchbar erwiesen und ermöglicht vor allem ein rationelles<br />
Arbeiten.
–––<br />
6. Lage der Augenlider, Lidspannung, Lidspaltenweite<br />
<strong>Die</strong> Lage der Augenlider, die Lidspannung, die Lidspaltenweite<br />
spielen eine wichtige Rolle bei der Wahl der richtigen<br />
Contactlinsen-Geometrie. Bei weichen torischen Linsen ist<br />
die Position der Augenlider eine wichtige Entscheidungshilfe<br />
für das Stabilisationsprinzip.<br />
Folgende Kriterien müssen beachtet werden:<br />
– Bedeckung der Hornhaut durch die Augenlider<br />
– Höhe der Lidspannung<br />
– Grösse der Lidspaltenweite in Relation zum<br />
Hornhaut-Durchmesser<br />
Wichtig: Beobachten Sie die Lage der Augenlider, wenn Ihnen<br />
Ihr Kunde in s<strong>einer</strong> natürlichen Körper- und Kopfhaltung gegenüber<br />
sitzt bzw. steht.<br />
Abb–18: Bedeckung der Cornea durch die Augenlider:<br />
verschiedene Unterlidpositionen.<br />
Abb–19: Bedeckung der Cornea durch die Augenlider:<br />
verschiedene Oberlidpositionen.<br />
–––<br />
7. Oberlidverlauf<br />
Der Oberlidverlauf beeinflusst die Stabilisationsrichtung von<br />
torischen Contactlinsen. Er wird an der Spaltlampe gemessen<br />
und nach TABO angegeben.<br />
Zur Best<strong>im</strong>mung des Oberlidverlaufs stellen Sie an der Spaltlampe<br />
den schmalen Beleuchtungsspalt ein. Verbinden Sie<br />
mit diesem die beiden Schnittpunkte zwischen Cornea und<br />
dem Oberlid miteinander (vgl. Abb. 20). Geben Sie den Verlauf<br />
des Spaltes nach TABO an.<br />
20<br />
21<br />
Abb–20: Best<strong>im</strong>mung des anatomischen Oberlidverlaufs<br />
an der Spaltlampe.<br />
Abb–21: TABO-Schema zur Angabe des Oberlidverlaufs. In<br />
diesem Beispiel zeigt das rechte Auge einen Oberlidverlauf von 10°<br />
und das linke von 170°.<br />
–––<br />
8. Pupillen-Durchmesser<br />
Der Pupillen-Durchmesser kann uns Hinweise auf mögliche<br />
Reflexwahrnehmungen geben. Bei grossen Pupillen-Durchmessern<br />
können von vornherein Contactlinsen-Geometrien<br />
mit grösseren optischen Zonen gewählt werden. Ausserdem<br />
entscheidet der Pupillen-Durchmesser bei der Anpassung multifokaler<br />
Contactlinsen über die Wahl der Zonengrössen.<br />
Der Pupillen-Durchmesser wird bei Raumbeleuchtung<br />
gemessen und kann mit folgenden Methoden best<strong>im</strong>mt<br />
werden:<br />
– Mittels des Messokulars an der Spaltlampe; an der Spaltlampe<br />
kann auch das Pupillenspiel gemessen werden, welches<br />
uns einen wichtigen Hinweis auf das Funktionieren <strong>einer</strong><br />
s<strong>im</strong>ultanen Mehrstärkenlinse gibt.<br />
– Mittels Schablone (vgl. Abb. 9, Galifa Augenblick 03/<strong>2010</strong>)<br />
– Mittels PD-Stab<br />
– Z. T. automatische Messung durch den Keratograph: Mit<br />
den neuesten Topographiegeräten kann nicht nur die Pupillengrösse,<br />
sondern auch die Pupillenreaktion bei verschiedenen<br />
Beleuchtungsstärken best<strong>im</strong>mt werden.<br />
–––<br />
9. Führungsauge<br />
Das Führungsauge entscheidet ebenso wie der Pupillen-<br />
Durchmesser bei der Anpassung multifokaler Contactlinsen<br />
über die Wahl der Zonengrössen. Eine von vielen Möglichkeiten<br />
zur Best<strong>im</strong>mung des Führungsauges ist der sogenannte<br />
Peiltest. <strong>Die</strong>ser ist laut <strong>einer</strong> Studie <strong>im</strong> Rahmen <strong>einer</strong> Diplomarbeit<br />
an der TFH Berlin der zuverlässigste Test zur Best<strong>im</strong>mung<br />
des Führungsauges. Es gibt ihn in verschiedenen<br />
Abwandlungen, z.B. als Daumenpeiltest, Ringpeiltest oder<br />
Handpeiltest. Den Ringpeiltest führen Sie wie folgt durch:<br />
Hilfsmittel<br />
Blatt Papier mit Loch (Ø 3–5 cm), nicht bedruckt<br />
Durchführung<br />
Der Prüfling hält das Papier mit dem Loch mit beiden Händen<br />
und ausgestreckten Armen vor seine Augen. Er muss durch<br />
dieses Loch ein entlegenes Objekt anpeilen, wobei er beide<br />
Augen offen hält. Der Prüfling muss versuchen, den anvisierten<br />
Gegenstand genau in die Mitte des Loches zu justieren.<br />
Auswertung<br />
Der Prüfling schliesst abwechselnd ein Auge. Somit können Sie<br />
prüfen, mit welchem Auge er fixiert hat (= Führungsauge).<br />
Mit dem führenden Auge sieht der Prüfling den Gegenstand<br />
weiterhin, auch wenn das Gegenauge geschlossen ist. Wenn<br />
das Führungsauge geschlossen wird, dann sieht er den fixierten<br />
Gegenstand versetzt – oder der Gegenstand ist sogar gar<br />
nicht mehr durch das Loch zu sehen.<br />
–––<br />
Fazit<br />
Je exakter Sie die <strong>Messungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Vorfeld</strong> durchführen, desto<br />
schneller werden Sie Ihre Contactlinsen-Anpassung erfolgreich<br />
abschliessen. Legen Sie deshalb höchsten Wert auf<br />
genaueste Messdaten.<br />
Nutzen Sie für die Bestellung Ihrer ersten Contactlinsen den<br />
Galifa Premium Service und das entsprechende Formular.<br />
Darauf werden alle relevanten Daten abgefragt._//<br />
Teil 1: Galifa Augenblick 03/<strong>2010</strong> und www.galifa.ch