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LABOR ENDERS Prof. Dr. med. G. Enders & Partner

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Institut für Virologie, Infektiologie und Epidemiologie e.V.<br />

Vorsitzende: <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. Gisela <strong>Enders</strong><br />

<strong>LABOR</strong> <strong>ENDERS</strong><br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. G. <strong>Enders</strong> & <strong>Partner</strong><br />

Rosenbergstraße 85 70193 Stuttgart Telefon 0711/6357-0 Telefax 0711/6357-202<br />

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<strong>Prof</strong>. G. <strong>Enders</strong><br />

Info-Nr.:59a Juni 1999, Update: August 2010<br />

ANCA-Stufendiagnostik<br />

Antineutrophile cytoplasmatische Antikörper (ANCA) spielen eine bedeutende Rolle in der Diagnostik<br />

von systemischen Vaskulitiden und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Sie werden zum Teil<br />

auch bei Erkrankungen der Leber und des rheumatischen Formenkreises so wie bei <strong>med</strong>ikamentös<br />

induzierten Vaskulitiden und Infektionen beobachtet [Reviews: Erwig 2010, Csernok 2010, Radice<br />

2005, Hoffman 1998,].<br />

Immunfluoreszenztest<br />

Der Nachweis von ANCA erfolgt durch den indirekten Immunfluoreszenztest (IFT) auf alkoholfixierten<br />

humanen Granulozyten. Die p-ANCA sind in der Immunfluoreszenz nur schwer von Antikörpern gegen<br />

Zellkerne (ANA) zu unterscheiden. Um das Vorliegen von erhöhten ANA auszuschließen wird als<br />

weiteres Substrat Primatenleber eingesetzt. ANA erkennt man durch Fluoreszenz der Zellkerne der<br />

Hepatozyten. ANCA reagieren nur mit den in Sinusoiden enthaltenen Granulozyten. Zwei<br />

verschiedene Fluoreszenzmuster werden auf Granulozyten aufgrund des Zielantigentyps, dessen<br />

Ladung und Verteilung, beobachtet: ANCA reagieren entweder mit cytoplasmatischen (c-ANCA)<br />

- 1 -


oder perinukleären Antigenen (p-ANCA). Besteht ein Mischbild aus c- und p-ANCA, wird auch von<br />

atypischen p-ANCA oder x-ANCA gesprochen. Auf dem vierten Internationalen ANCA-Workshop im<br />

Mai 1992 wurde aber entschieden, diese x-ANCA-Fluoreszenzmuster nicht gleichberechtigt neben die<br />

c- und p-ANCA-Muster zu stellen, sondern sie weiterhin zu den p-ANCA zu zählen [Gross 1993].<br />

Entsprechend der Nomenklatur der internationalen Konsensus-Erklärung zur ANCA-Untersuchung<br />

und -Befunderstellung werden vier Fluoreszenzmuster unterschieden [Savige 1999]:<br />

• c-ANCA für cytoplasmatische Fluoreszenz<br />

• atypische c-ANCA für andere cytoplasmatische Fluorezenzmuster (z. B. homogen)<br />

• p-ANCA für perinukleäre Fluoreszenz oder "Granulozyten-spezifische nukleäre Fluoreszenz“<br />

• atypische p-ANCA für andere Fluoreszenzmuster (z. B. ein Mischbild aus p- und c-ANCA)<br />

c-ANCA<br />

p-ANCA<br />

Die Immunfluoreszenzbilder wurden uns freundlicherweise von der Fa. Euroimmun zur Verfügung gestellt.<br />

EIA<br />

Das Hauptantigen für c-ANCA ist die Proteinase 3 (PR3). P-ANCA sind vorrangig gegen<br />

Myeloperoxidase (MPO) gerichtet. In seltenen Fällen können PR3-positive Seren eine p-ANCAtypische<br />

Fluoreszenz verursachen. Einem positiven ANCA-Befund im IFT muss unbedingt die<br />

Bestimmung der AK-Spezifität mittels PR3- und/oder MPO-ELISA folgen, da diese Autoantikörper für<br />

die Diagnose und Verlaufskontrolle der Vaskulitiden, vor allem der Wegenersche Granulomatose, der<br />

mikroskopischen Polyarteriitis und des Churg-Strauss-Syndroms, wichtig sind. Der IFT ist sensitiver<br />

als der ELISA [Trevisin 2008]. Obwohl wir in unserem Labor einen sensitiven "capture" PR3-EliA<br />

verwenden [Villalta 2004, Damoiseaux 2005], konnten wir in c-ANCA-positiven Seren PR3-AAK erst<br />

ab einem Titer von 1:20 nachweisen. Das gleiche gilt für MPO-AAK. Außer MPO konnten Elastase,<br />

Kathepsin G, Laktoferrin, Lysozym und BPI (permeability-increasing protein) als weitere<br />

Zielantigene für p-ANCA identifiziert werden. Diese Antikörperspezifitäten können ebenfalls mittels<br />

ELISA bestimmt werden. Die genaue p-ANCA-Spezifität hat aber keine klinische Relevanz. Zum<br />

Beispiel wurden bei Patienten mit Colitis ulcerosa p-ANCA gegen BPI, Kathepsin, Elastase,<br />

Lactoferrin und selten MPO beschrieben [Folwaczny 1998]. Bei bis zu 50 % aller ANCA-positiven<br />

Seren bleibt das Zielantigen unklar.<br />

Hochtitrige antinukleäre Antikörper (ANA) in der Patientenprobe erschweren die Diagnostik von p-<br />

ANCA, da die ANA-Fluoreszenz das Fluorezenzmuster der p-ANCA maskiert. In einem solchen Fall<br />

ist der Ausschluss von p-ANCA nur mittels des oben genannten ELISA möglich.<br />

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- 2 -


Krankheitsassoziationen mit ANCA<br />

Fluoreszenzmuster: c-ANCA (Antigen: PR3)<br />

Prävalenz<br />

Wegenersche Granulomatose 90 %<br />

Mikroskopische Polyarteriitis 45 %<br />

Churg-Strauss-Syndrom 10 %<br />

Speziell bei der Wegener-Granulomatose korreliert der c-ANCA-Titer (PR3-AK) mit der<br />

Krankheitsaktivität. Jedoch kann, wie letzte Studien zeigen, die Therapieentscheidung nicht<br />

ausschließlich aufgrund des c-ANCA-Monitorings ohne Hinziehen des klinischen Bildes<br />

getroffen werden. C-ANCA-Titeranstiege können einer Exazerbation der Erkrankung um<br />

Wochen aber auch um Monate vorausgehen. Anderseits können c-ANCA-Titeranstiege auch<br />

ohne Rezidive stattfinden [Langford 2004].<br />

Fluoreszenzmuster: p-ANCA (Antigen: MPO)<br />

Prävalenz<br />

Mikroskopische Polyarteriitis 45 %<br />

Klassische Panarteriitis nodosa 15 %<br />

Idiopathische Glomerulonephritis 65 %<br />

Churg-Strauss-Syndrom 60 %<br />

Fluoreszenzmuster: p-ANCA bei rheumatischen Erkrankungen (andere Antigene, nicht MPO)<br />

Prävalenz<br />

Systemischer Lupus erythematodes 25 %<br />

Rheumatoide Arthritis und Vaskulitis 20–50 %<br />

Sjögren Syndrom 25 %<br />

Felty-Syndrom 50 %<br />

Fluoreszenzmuster: p-ANCA bei entzündlichen Darmerkrankungen und Hepatitiden (andere<br />

Antigene, nicht MPO)<br />

Prävalenz<br />

M. Crohn 5–25 %<br />

Colitis ulcerosa 50–80 %<br />

Autoimmunhepatitis 30 %<br />

Primär biliäre Zirrhose 30 %<br />

Primär sklerosierende Cholangitis 60–80 %<br />

Fluoreszenzmuster: p-ANCA bei <strong>med</strong>ikamenteninduzierten Vaskulitiden (Antigen: MPO<br />

und andere)<br />

Prävalenz<br />

Einnahme von Propylthiouracil (PTU) 20–64 %<br />

Viele Medikamente – vor allem das Thyreostatikum Propylthiouracil (PTU) – können zu positiven<br />

ANCA-Ergebnissen führen, selten aber zu einer Vaskulitis [Csernok 2010].<br />

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- 3 -


Literatur<br />

Csernok E, Lamprecht P, Gross WL. Clinical and immunological features of drug-induced and<br />

infection-induced proteinase 3-antineutrophil cytoplasmic antibodies and myeloperoxidaseantineutrophil<br />

cytoplasmic antibodies and vasculitis. Curr Opin Rheumatol. 2010 Jan;22(1):43-8.<br />

Damoiseaux JG, Slot MC, Vaessen M, Stegeman CA, Van Paassen P, Tervaert JW.<br />

Evaluation of a new fluorescent-enzyme immuno-assay for diagnosis and follow-up of ANCAassociated<br />

vasculitis. J Clin Immunol. 2005 May;25(3):202-8.<br />

Erwig LP, Savage CO. ANCA-associated vasculitides: advances in pathophysiology and<br />

treatment. Neth J Med. 2010 Feb;68(2):62-7. Folwaczny C, Jochum M, Noehl N, Schnettler D,<br />

Loeschke K, Fricke H. p-ANCA target antigens in ulcerative colitis. Z Gastroenterol. 1998<br />

Aug;36(8):625-33<br />

Hoffman GS, Specks U. Antineutrophil cytoplasmic antibodies. Arthritis Rheum. 1998<br />

Sep;41(9):1521-37<br />

Langford CA. Antineutrophil cytoplasmic antibodies should not be used to guide treatment in<br />

Wegener's granulomatosis. Clin Exp Rheumatol. 2004;22(6 Suppl 36):S3-6<br />

Radice A, Sinico RA. Antineutrophil cytoplasmic antibodies (ANCA). Autoimmunity. 2005<br />

Feb;38(1):93-103<br />

Savige J, Gillis D, Benson E, Davies D, Esnault V, Falk RJ, Hagen EC, Jayne D, Jennette JC,<br />

Paspaliaris B, Pollock W, Pusey C, Savage CO, Silvestrini R, van der Woude F, Wieslander J, Wiik A.<br />

International Consensus Statement on Testing and Reporting of Antineutrophil Cytoplasmic Antibodies<br />

(ANCA) Am J Clin Pathol. 1999 Apr;111(4):507-13<br />

Trevisin M, Pollock W, Dimech W, Melny J, Paspaliaris B, Gillis D, Wong R, Savige J. Antigenspecific<br />

ANCA ELISAs have different sensitivities for active and treated vasculitis and for<br />

nonvasculitic disease. Am J Clin Pathol. 2008 Jan;129(1):42-53.<br />

Villalta D, Tonutti E, Tampoia M, Bizzaro N, Papisch W, Tozzoli R, Stella S. Analytical and<br />

diagnostic accuracy of the EliA automated enzyme fluoroimmunoassay for antineutrophil<br />

cytoplasmic autoantibody detection. Clin Chem Lab Med. 2004;42(10):1161-7.<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. Elena Ladwig <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. F. Tewald <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. Gisela <strong>Enders</strong><br />

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<strong>Prof</strong>. G. <strong>Enders</strong><br />

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