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<strong>Geld</strong><br />

verdienen, verwalten, vermehren<br />

Ein Ratgeber der ZDF-Wirtschaftsredaktion<br />

10. Auflage<br />

Herausgeber: Michael Jungblut<br />

Autoren: Michael Jungblut, Claudia Krafczyk, Uli Röhm, Rudolf Rauschenberger


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Inhalt<br />

Verdirbt <strong>Geld</strong> den Charakter? 10<br />

Kein Verlass auf Vater Staat 10<br />

Bloß kein <strong>Geld</strong> verschenken 11<br />

Mehr Netto vom Brutto 11<br />

Mach mehr aus deinem <strong>Geld</strong> 13<br />

<strong>Geld</strong> verdienen ohne Arbeit – steuerfrei und ganz legal 13<br />

Sparen ohne zu leiden? 13<br />

Mehr <strong>Geld</strong> für Extras 16<br />

Brutto für netto - am Finanzamt vorbei 17<br />

Wer einmal in der Schuldenfalle sitzt … 18<br />

Mit dem Einkommen besser auskommen 22<br />

Was den Politikern oft vorgeworfen wird, leisten sich<br />

auch viele private Haushalte: <strong>Geld</strong> ausgeben ohne dass<br />

es einen echten Nutzen bringt 22<br />

Das gute alte Haushaltsbuch … 23<br />

Die Goldgrube im eigenen Haus 26<br />

Steuern – kein Cent mehr als nötig 27<br />

Sparen – aber nicht an der falschen Stelle 28<br />

Ausgaben erfassen und prüfen 29<br />

Skonti und Garantiefristen: Eine Profitquelle 30<br />

Sparen, nicht knausern 30<br />

Systematische Suche nach den Löchern 33<br />

„Schlanker Konsum“ 35<br />

Krankenkasse: Gleiche Leistung – aber vielleicht<br />

<strong>Geld</strong> zurück oder Aufschlag 35<br />

Erst Trauschein, dann Splitting 36<br />

Der Trauschein ist ein „Wertpapier“ 37<br />

Wer auf Pump kauft, zahlt doppelt 39<br />

Ratenkauf - davon ist abzuraten 40<br />

Konto überziehen - ein teurer Luxus 41<br />

Mehr Überblick durch ein privates Budget 44<br />

Urlaub: Preiswert - aber nicht auf Kredit in die Sonne 45<br />

Über den Tag hinaus denken - auch bei der Finanzierung 46<br />

Kleinvieh macht auch Mist - machen Sie lieber keinen 48<br />

2


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Versichert ist gut – überversichert ist teuer 49<br />

Versicherungsschutz ist notwendig, aber oft zu teuer<br />

und manchmal auch überflüssig 49<br />

Privathaftpflichtversicherung 50<br />

Hausratversicherung 54<br />

Reisen mit Versicherungsschutz 54<br />

Unfall und Berufsunfähigkeit 55<br />

Risikolebensversicherung 57<br />

Sonstige Versicherungen 57<br />

Glasversicherung 58<br />

Welche Policen sind sinnvoll für Senioren? 58<br />

Senioren-Unfallversicherung 59<br />

Unfallhilfeleistungen 60<br />

Private Pflegezusatzversicherung 61<br />

Sinnvolle Versicherungen - im Alter 62<br />

Unsinnige Versicherungen für Senioren 62<br />

Versicherungen rund ums Haus 64<br />

Beim Konto fängt das Sparen an 66<br />

<strong>Geld</strong> sicher deponieren – kostenlos<br />

und flexibel, ertragreich und bequem:<br />

Das beste Konto und die richtige Bank 66<br />

Teure Nummer 66<br />

Eine wichtige Frage: Wohin mit dem <strong>Geld</strong>? 67<br />

Bequem, risikolos und maßgeschneidert:<br />

Das Girokonto 68<br />

Köder mit versteckten Haken 70<br />

Bargeld - die Kostenfalle Nummer 1 72<br />

Überweisungen – Kostenfalle Nummer 2 73<br />

Auslandsüberweisungen 74<br />

Welches Konto passt zu meinem Typ? 74<br />

Bank oder Sparkasse? 76<br />

Niedrige Kosten für die Kontoführung oder<br />

persönliche Beratung? 77<br />

Bequem – aber ziemlich teuer:<br />

Die Kontoüberziehung 79<br />

Lieber direkt zur Direktbank? 81<br />

Autobanken – nicht nur zur Finanzierung des Autos 83<br />

<strong>Geld</strong>automaten: „Fremdgehen“ wird immer teurer 84<br />

Die Preise stehen im Preisverzeichnis - aber nicht alle sind erlaubt! 86<br />

Entgelte: Sie müssen sich nicht alles gefallen lassen 87<br />

So entschieden die Gerichte 89<br />

3


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Plastikgeld: Kaum noch verzichtbar - aber<br />

manchmal teuer 91<br />

Kreditkarte mit persönlichem Zuschnitt 91<br />

Kreditkarte verloren - keine Panik 95<br />

Auch im Ausland <strong>Geld</strong> vom Konto 96<br />

Big Brother is watching you: Die Schufa 97<br />

Die Schufa - der unsichtbare Dritte 99<br />

Als Kontoinhaber oder Kreditnehmer<br />

stehen Sie immer unter Beobachtung 99<br />

Die „Pferdefüße“ im Vertrag 100<br />

Was macht die Schufa mit Ihren Daten? 103<br />

A- und B-Verträge 104<br />

Problematischer Umgang mit Daten 104<br />

Schufa-Daten kontrollieren 106<br />

Die Schufa-Eigenauskunft 106<br />

Schufa-Daten löschen 107<br />

Das umstrittene Score-Verfahren 109<br />

Geheimniskrämerei mit Score-Werten 110<br />

Schulden machen ist nicht schwer – sie zu<br />

tilgen manchmal sehr 111<br />

Kreditaufnahme – aber mit Verstand Sonstdroht die Schuldenfalle 111<br />

Konsum auf Pump ist teuer 112<br />

Kleine Rechtskunde für Kreditnehmer 114<br />

Kredite – so unterschiedlich wie die Gründe, Schulden zu machen 116<br />

Der Privatkredit 116<br />

Der Ratenkredit – die etwas billigere Lösung 116<br />

Der Rahmenkredit – ein Kind mit vielen Namen 117<br />

Die Teilzahlung: Bequem aber auch teuer 119<br />

Leasing – auch für Privatpersonen eine Möglichkeit 121<br />

Der Arbeitgeberkredit: zugreifen - wenn möglich 124<br />

Kleinkredite: Wo „Bargeld lacht“, lauern Kredithaie 125<br />

Hypothekendarlehen beim Immobilienkauf<br />

– die andere Art, Schulden zu machen 127<br />

Wenn die Zwangsvollstreckung droht 128<br />

Variable Zinsen: Vor- und Nachteile 129<br />

Maximale Höhe einer Hypothek 130<br />

Kombinationskredite: Nicht immer zu empfehlen 131<br />

Cap-Darlehen: Die Sache mit dem Deckel 132<br />

Disagio - das Finanzamt zahlt mit 136<br />

Kreditkonditionen: Vergleichen lohnt sich immer 137<br />

Hilft eine Restschuldversicherung? 139<br />

4


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Lohnabtretung – wollen Sie das wirklich<br />

unterschreiben? 141<br />

Selbstauskunft – auch im eigenen Interesse sinnvoll 142<br />

Bürgschaft: eine „Gefälligkeit“ mit hohem Risiko 143<br />

Wann endet eine Bürgschaft? 147<br />

Wann ist eine Bürgschaft sittenwidrig? 148<br />

Bankbürgschaft beim Hausbau 150<br />

Schuldnerberatung – so früh wie möglich 151<br />

Ombudsmann: Hilfe im Streit mit Banken - kostenlos und ohne Risiko 152<br />

<strong>Geld</strong> aus öffentlichen Töpfen 156<br />

Wie Ihnen staatliche Fördermittel bei<br />

der Vorsorge und der Vermögensbildung helfen können 156<br />

Vermögen bilden, Wohneigentum erwerben 157<br />

Vermögenswirksame Leistungen: Ein Geschenk<br />

des Arbeitgebers 157<br />

Einkommensgrenze überschritten - was tun? 161<br />

<strong>Geld</strong>anlage plus vermögenswirksame Leistungen 161<br />

Kapitallebensversicherung auf dem Prüfstand 163<br />

Lebensversicherungen wieder zu <strong>Geld</strong> machen: Freistellen, verkaufen,<br />

kündigen? 164<br />

Bausparen: Erst sparen - dann bauen! 166<br />

Einlagensicherung 169<br />

Bausparen: Die richtige Strategie 169<br />

Handel mit Bausparverträgen 170<br />

Sofortfinanzierung: Vorsicht Falle! 172<br />

Konstantmodell: Nur für beständige Sparer 172<br />

Bis 2013: Die Eigenheimzulage gibt es noch 173<br />

Der Staat hilft den Familien – nutzen Sie es 173<br />

Das Elterngeld 174<br />

Wohngeld und wer es bekommt 175<br />

Wohnen: Miete oder Zinsen zahlen? 177<br />

Die schwere Entscheidung: Bauen oder kaufen,<br />

mieten oder vermieten? 177<br />

Die selbst genutzte Immobilie 179<br />

Welcher Typ sind Sie? 180<br />

Die richtige Immobilie ist Maßarbeit 182<br />

Haus oder Eigentumswohnung? 183<br />

Checkliste für die richtige Entscheidung 184<br />

Die Eigentumswohnung: Nicht alles gehört<br />

Ihnen allein 185<br />

5


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Finanzieren: Richtig rechnen – aber bitte<br />

vor dem Kauf! 186<br />

So viel darf die Immobilie kosten: 189<br />

Finanzierungsquellen 190<br />

Worauf es beim Bankdarlehen ankommt 191<br />

Wer schneller tilgt hat Vorteile 192<br />

Laufzeit: Niedrigzins möglichst lange sichern 194<br />

Zinsschnäppchen genau prüfen 194<br />

Zusatzvereinbarungen nicht vergessen! 195<br />

Vorfälligkeitsentschädigung: Deutsche Kreditnehmer im Nachteil 197<br />

Steuern: Dem Fiskus geben,<br />

was ihm zusteht – aber keinen Cent mehr 200<br />

Weil das deutsche Steuerrecht so<br />

gerecht sein soll, ist es immer<br />

komplizierter geworden 200<br />

Spekulationsfrist: Für manchen Anleger immer noch wichtig 201<br />

Steuern: Nicht einfach zahlen sondern richtig planen 202<br />

Die Sparer im Visier: das Gesetz zur<br />

„Förderung der Steuerehrlichkeit“ 203<br />

Vermögen übertragen – aber richtig! 205<br />

Vorsicht: Kindergeldfalle 206<br />

Wichtig: Einkünfte oder Bezüge 207<br />

Auch Werbungskosten werden berücksichtigt 208<br />

Abgeltungsteuer 208<br />

Der Freistellungsauftrag 209<br />

Änderung eines Freistellungsauftrags 210<br />

Die Nicht-Veranlagungsbescheinigung (NV) 211<br />

Den Zinseszins-Effekt nutzen 213<br />

Mit Hilfe von Zins und Zeit kann auch aus kleinen<br />

Beträgen ein großes Vermögen werden 213<br />

Der Zinseszins – das „achte Weltwunder“ 214<br />

Reich in Rente: Das muss kein Traum bleiben 216<br />

Es darf auch etwas weniger als eine Million sein 219<br />

Wenn das <strong>Geld</strong> auf der Straße liegt 220<br />

Raus aus dem Sparstrumpf<br />

und rein in die Rendite 224<br />

Sparen allein reicht nicht Wer mehr<br />

von seinem <strong>Geld</strong> haben will, muss<br />

nach günstigen Anlageformen suchen 224<br />

6


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

<strong>Geld</strong> mit <strong>Geld</strong> verdienen 225<br />

Rendite ist wichtig – Sicherheit aber auch 227<br />

Anlegerschutz verbessert 228<br />

Beratungsfehler - die Bank haftet 229<br />

Bankberater sind Verkäufen 232<br />

Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist … 235<br />

Grauer Kapitalmarkt: Schöne Namen + faule Tricks 236<br />

Achtung bei diesen miesen Maschen! 238<br />

Sparen ohne Risiko! 239<br />

Girokonto: Praktisch aber nur für Kurzzeitparker 240<br />

Flexibel mit dem Onlinekonto 240<br />

Sparbuch: Beliebt - aber auch zu Recht? 241<br />

Festgeldkonto: Klassiker der <strong>Geld</strong>anlage 242<br />

Tagesgeldkonto – am besten bei einer Direktbank 243<br />

Tagesgeldkonten ausländischer Banken: Seriös<br />

und sicher? 244<br />

Nach der globalen Finanzkrise:<br />

Einlagensicherungssysteme bieten mehr Sicherheit 245<br />

Anlagehorizonte 247<br />

Sparen mit festem oder variablem Zins? 248<br />

Anpassung des Vertrags möglich? 252<br />

Sparbriefe: Konkurrenz zum Bundesschatzbrief 253<br />

Bausparkonten sind wieder im Kommen 254<br />

Pro und Contra Bausparen 255<br />

Mit spitzem Stift rechnen 256<br />

Sparen auf dem Schuldbuchkonto 256<br />

Finanzierungsschätze des Bundes 258<br />

Bundesschatzbriefe: Immer eine sichere Sache 259<br />

Tagesanleihe – eine neue Möglichkeit, <strong>Geld</strong><br />

kurzfristig und sicher anzulegen 261<br />

Investmentsparen – der einfache und sichere<br />

Weg zum Vermögen? 263<br />

<strong>Geld</strong>anlage in Fonds: Wie Sie die besten Manager<br />

für Ihr <strong>Geld</strong> finden - oder selbst dazu werden! 263<br />

Vermögen bilden durch Fondssparen 264<br />

Auf Dauer immer ein Gewinn 265<br />

Unter dem Strich (immer noch) eine Erfolgsstory 266<br />

Fondstypen, Fondsanbieter, Anlagekategorien 270<br />

Führer im Fonds-Dschungel 271<br />

Fondstypen, die Sie kennen sollten 272<br />

7


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Aktienfonds 274<br />

Dachfonds 275<br />

<strong>Geld</strong>marktfonds: Für die kurzfristige Anlage 276<br />

Garantiefonds 277<br />

Hedge-Fonds 279<br />

Immobilienfonds 280<br />

Indexfonds 284<br />

Indexfonds (ETF’s) 286<br />

Börsengehandelte Indexfonds: 287<br />

Die Banken wollen mitverdienen 288<br />

Mischfonds: Sicherheit + Rendite 289<br />

Rentenfonds: Die Klassiker des Fondssparens 291<br />

Anleihe-Rating: Wichtiger Maßstab für die Beurteilung 292<br />

Wertentwicklung der Fonds 295<br />

Sparen mit „Turbo-Effekt“ 296<br />

Der richtige Anlage-Mix 296<br />

Der frühe Vogel schnappt den Wurm 297<br />

Altersvorsorge mit Investmentfonds 298<br />

Wachstumsmotor für Investmentfonds 299<br />

Wie wird die Rente ausgezahlt? 300<br />

Im Alter vom Vermögen leben 301<br />

Riesterrente und Investmentfonds 302<br />

Staatliche Zulagen steigern die Rendite 303<br />

Zulagen und Steuern 304<br />

Steuerliche Aspekte des Fondssparens 305<br />

Was Sie sonst noch wissen sollten 306<br />

Vorsicht bei Kosten und Gebühren 308<br />

Sparen bei den Gebühren 309<br />

Aufgepasst bei der Beratung 310<br />

Lieber gleich in den Fondsshop? 312<br />

Tipps zur Fondsauswahl 313<br />

Gute Fonds: Ranking und Rating helfen 315<br />

Wie viel vom Vermögen soll in Fonds angelegt werden? 321<br />

Vermögen an der Börse bilden 324<br />

Höhere Erträge mit Aktien<br />

– aber auch mit höherem Risiko 324<br />

Trotz Rückschlägen immer noch eine wichtige<br />

Form der <strong>Geld</strong>anlage 324<br />

Aktien kaufen – aber wie? 325<br />

Das „Fachchinesisch“ der der Börsianer 326<br />

Richtig kaufen und verkaufen 335<br />

Ein Limit – auch für die Gebühren 336<br />

8


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Stop-Loss-Order: 337<br />

Stop-Buy-Order 339<br />

Spekulationsfrist und Abgeltungsteuer 341<br />

Abgeltungsteuer – der Staat will seinen Anteil und zwar sofort 342<br />

Die Abgeltungsteuer im Überblick 342<br />

Die richtige Depotstruktur 344<br />

Einseitig ist ungesund 347<br />

Gewinner suchen, Verlierer meiden 348<br />

Dividendenrendite beachten 349<br />

<strong>Geld</strong> auf Reisen 352<br />

Unterwegs immer zahlungsbereit – und das mit Sicherheit<br />

Auf die Mischung kommt es an 352<br />

Bezahlen mit Karte 355<br />

Reise-Schecks 357<br />

Per Card telefonieren 362<br />

Verbraucher haben Rechte – aber viele<br />

kennen sie nicht 364<br />

Wenn die Ware oder Dienstleistung nicht hält, was der<br />

Käufer sich davon verspricht 364<br />

Mängel 364<br />

Gewährleistung 364<br />

Garantie 366<br />

Beweise sammeln 366<br />

Gutschein – nicht immer ist alles gut 367<br />

Fristen beachten 367<br />

Homebanking: Der schnelle Klick zum <strong>Geld</strong> 369<br />

<strong>Geld</strong>geschäfte am PC: Praktisch – aber nicht ohne<br />

Tücken Schützen Sie Ihr <strong>Geld</strong> vor fremden Zugriffen 369<br />

Kostengünstig und praktisch 370<br />

Achten Sie auf die Verschlüsselung! 372<br />

Tatort Internet 373<br />

Angriffe auf Kunden deutscher Banken 375<br />

So können Sie sich schützen 376<br />

Wer zahlt im Schadensfall? 379<br />

So entschieden die Gerichte 380<br />

Post vom Betrüger 381<br />

Vorsicht am <strong>Geld</strong>automaten 382<br />

9


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Verdirbt <strong>Geld</strong> den Charakter?<br />

Wie dieser Ratgeber Ihnen helfen kann, mit dem Einkommen<br />

besser auszukommen<br />

„<strong>Geld</strong> ist nicht alles – aber ohne <strong>Geld</strong> ist alles nichts“, lautet einer der vielen Sprüche,<br />

mit denen versucht wird, die Rolle des <strong>Geld</strong>es in unserer Gesellschaft zu umschreiben<br />

Ein anderer lautet: „<strong>Geld</strong> macht nicht glücklich, aber es beruhigt “ Manchmal<br />

wird behauptet, dass <strong>Geld</strong> heute das ganze Leben bestimmt – und dabei so getan,<br />

als ob früher alles anders und besser gewesen sei Dabei spielte schon zur Zeit der<br />

alten Griechen und Römer <strong>Geld</strong> und Gold eine ganz entscheidende Rolle Um an<br />

<strong>Geld</strong> zu kommen, wurde schon vor Jahrhunderten nicht nur gearbeitet und gespart,<br />

sondern auch gelogen, betrogen, geraubt, gemordet und Kriege geführt<br />

Daran hat sich leider bis heute nichts geändert – auch wenn die ganz große Mehrheit<br />

der Menschen ihr <strong>Geld</strong> auf ehrliche Art verdient: mit ehrlicher Arbeit oder auch<br />

durch vernünftige <strong>Geld</strong>anlage Aber die Gauner, die auf kriminelle Art versuchen,<br />

an das <strong>Geld</strong> anderer Leute zu kommen, sind bedauerlicherweise immer noch nicht<br />

ausgestorben Im Gegenteil, ihre Zahl scheint sich im Zeitalter des Internet sogar<br />

noch zu vermehren Heute sind es nämlich nicht mehr nur die Diebe, die hinter der<br />

nächsten Ecke lauern, die an unser <strong>Geld</strong> wollen Mit Hilfe des Internet versuchen Kriminelle<br />

aus aller Welt, sich auf unsere Kosten zu bereichern Mit immer raffinierteren<br />

Methoden versuchen sie, sich über das Internet bei uns einzuschleichen Für diese<br />

spezielle Art der Erwerbstätigkeit trifft daher der Satz „<strong>Geld</strong> verdirbt den Charakter“<br />

uneingeschränkt zu<br />

Kein Verlass auf Vater Staat<br />

Zumindest den Machenschaften und Attaken der Internet-Ganoven sind Sie nicht<br />

wehrlos ausgeliefert Durch eigene Aufmerksamkeit, Virenschutzprogramme und<br />

nicht zuletzt durch den Einsatz einer Software wie „WISO Mein <strong>Geld</strong>“ können Sie Ihr<br />

<strong>Geld</strong> schützen Und nicht nur das: Mit Hilfe der Software und dieses Ratgeberbuches<br />

können Sie Ihr <strong>Geld</strong> so ausgeben und verwalten, dass es Ihnen den maximalen Nutzen<br />

bringt Denn wie viel Wohlstand und Lebensqualität sie genießen können, hängt<br />

nicht nur von der Höhe des Einkommens ab, es wird auch stark davon beeinflusst,<br />

wie und wofür Sie Ihr Einkommen verwenden<br />

Und darüber sollte man immer wieder neu nachdenken Denn die Welt des <strong>Geld</strong>es<br />

ist in einem permanenten Wandel Das liegt nicht nur daran, dass sich das Angebot<br />

an Waren und Dienstleistung ebenso wie deren Preise ständig ändern Es liegt auch<br />

am Gesetzgeber, den Gerichten – und auch deren krimineller Kundschaft Alle zusammen<br />

sorgen dafür, dass heute oft nicht mehr stimmt, was gestern noch richtig<br />

10


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

war Dazu haben nicht zuletzt die globale Finanzkrise und ihre katastrophalen Folgen<br />

beigetragen<br />

Doch nicht nur Banken und andere Finanzdienstleister müssen immer mit dem notwendigen<br />

Maß an gesundem Misstrauen betrachtet werden Auch im Steuer- und<br />

Sozialrecht, beim Verbraucherschutz, bei Mieten und Versicherungen, bei den staatlichen<br />

Leistungen für Familien oder der Altersvorsorge gilt leider: „Kein Verlass auf<br />

Vater Staat “ Was vor einem Jahr noch Recht und Gesetz war, ist heute schon wieder<br />

anders Was vor einer Wahl versprochen wurde, wird nach der Regierungsbildung<br />

nicht selten in sein Gegenteil verkehrt Hastig zusammengebastelte Gesetze erfordern<br />

oft schon nach wenigen Monaten Nachbesserungen Kaum war das „Hartz-<br />

IV-Optimierungsgesetz beschlossen, mit dem die schlimmsten Fehler der Reform<br />

beseitigt werden sollten, wurde bereits wieder über eine Korrektur der Korrektur<br />

nachgedacht Die Folge für den Bürger: Wer sich nicht ständig informiert, verliert<br />

<strong>Geld</strong> – entweder, weil er zu viel bezahlt, oder weil er zu wenig von dem bekommt,<br />

was ihm zusteht<br />

Bloß kein <strong>Geld</strong> verschenken<br />

Dabei ist der Umgang mit <strong>Geld</strong> auch so schon kompliziert genug Oft wird buchstäblich<br />

<strong>Geld</strong> zum Fenster hinaus geworfen, weil man sich nicht gut genug auskennt,<br />

nicht weiß, worauf man achten muss Schließlich kann niemand auf allen Gebieten<br />

gleichzeitig ein Experte sein Aber jeder kann sich den Rat von Experten zu Nutze<br />

machen Er steckt an vielen Stellen sowohl in der Software als auch in diesem begleitenden<br />

Ratgeber Sie können das Buch zum Beispiel zur Hand nehmen, wenn Sie ein<br />

neues Konto einrichten oder die Bank wechseln wollen, denn bereits dabei kann man<br />

viel <strong>Geld</strong> sparen – oder verlieren Sie können sich an den entsprechenden Stellen<br />

informieren, wenn Sie prüfen wollen, ob Sie optimal versichert sind<br />

Viele von uns „schenken“ nicht nur dem Finanzamt <strong>Geld</strong>, sondern zahlen auch höhere<br />

Versicherungsprämien als nötig Es kann aber auch um die Frage gehen, wie und<br />

wo Sie sich am günstigsten mit Zahlungsmitteln für den Urlaub versorgen können<br />

Jeden Euro, den Sie dabei sparen, können Sie am Ferienort zusätzlich ausgeben<br />

Und falls Sie gelegentlich das Gefühl beschleichen sollte, dass es um die häuslichen<br />

Finanzen besser bestellt sein könnte, dann finden Sie in diesem Buch ein ganzes Kapitel<br />

mit Vorschlägen zum Thema „mach mehr aus deinem <strong>Geld</strong> “ Sehr passend dazu<br />

übrigens eines der vielen zusätzlichen Instrumente, die Software bietet: Eine automatische<br />

Sortierung der Soll-Positionen auf Ihrem Kontoauszug nach Ausgabenkategorien<br />

Denn wer einen genauen Überblick darüber hat, wohin sein <strong>Geld</strong> fließt, kann<br />

leichter einige der Löcher im Eimer schließen oder zumindest verkleinern<br />

Mehr Netto vom Brutto<br />

Sie sollten sich deshalb in regelmäßigen Abständen die Zeit nehmen, über die langfristige<br />

Planung ihrer Finanzen nachzudenken – und zwar nicht erst, wenn Sie vor<br />

11


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

der Frage stehen, ob und wie Sie eine größere Anschaffung oder gar die eigenen<br />

vier Wände finanzieren können Auch die künftige Altersversorgung ist ein wichtiger<br />

Grund, sich darüber Gedanken zu machen, wie der Aufbau eines gewissen Vermögens<br />

aussehen könnte Das muss nicht alles sofort und gleichzeitig passieren<br />

Deshalb beginnt dieses Ratgeberbuch mit der Frage, was Sie selber tun können, um<br />

mit dem Einkommen besser auszukommen Denn es geht nicht nur darum, dass der<br />

Staat Ihnen „mehr Netto vom Brutto“ lassen muss Ebenso wichtig ist, dass Sie aus<br />

dem Netto mehr herausholen Das Schöne daran: Sie müssen nicht darauf warten,<br />

dass die Politiker endlich handeln – Sie können es selber tun<br />

Den letzten Abschnitt dieses e-Buches sollten Sie aber in jedem Fall auch lesen:<br />

Sicherheit im Internet Wenn Sie da einen Fehler machen, sind alle Bemühungen<br />

vergeblich gewesen, mehr aus Ihrem <strong>Geld</strong> zu machen Denn dann geben andere es<br />

an Ihrer Stelle aus<br />

Michael Jungblut<br />

12


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Mach mehr aus deinem <strong>Geld</strong><br />

<strong>Geld</strong> verdienen ohne Arbeit – steuerfrei<br />

und ganz legal<br />

Woran kann es liegen, dass zwei Familien, die praktisch über<br />

das gleiche Einkommen verfügen, in dem einen Fall finanziell<br />

recht gut über die Runden kommen, im anderen Fall aber<br />

ständig „abgebrannt“ sind? Die einen haben Ersparnisse und<br />

denken über den Kauf eines Häuschens nach, die anderen<br />

zahlen Schulden ab Besser auskommen mit dem Einkommen<br />

– das will gelernt sein, ist aber möglich<br />

Sylvia und Nico Hansen geht es eigentlich nicht schlecht Beide haben einen Job und<br />

(noch) keine Kinder Sie ärgern sich zwar über steigende Sozialabgaben und hohe<br />

Steuern Als Doppelverdiener kommen sie trotzdem gut über die Runden – jedenfalls<br />

viel besser als Nicos Bruder Kevin, der schon seit einiger Zeit arbeitslos ist<br />

Allerdings hören sie immer wieder von ihren Eltern, die bereits Rentner sind, dass<br />

„früher alles viel besser gewesen ist “ Da seien die Einkommen jedes Jahr gestiegen<br />

und über die Versorgung im Alter habe man sich keine großen Sorgen machen müssen<br />

Die Renten von Opa und Oma seien oft noch stärker gestiegen als die Löhne<br />

Statt sich ständig zu fragen, ob man nicht doch mehr für das Alter sparen müsse<br />

oder ob man im nächsten Jahr noch das <strong>Geld</strong> habe, um Tilgung und Zinsen für das<br />

Eigenheim zahlen zu können, hätten sie ihr <strong>Geld</strong> für neue Möbel, im Restaurant und<br />

im Urlaub ausgegeben Heute allerdings bedauern sie, dass sie allzu sehr auf die<br />

Sprüche der Politiker vertraut haben, die ihnen ständig versichert haben: „Die Rente<br />

ist sicher “<br />

Sparen ohne zu leiden?<br />

Auf ihren Urlaub auf Mallorca oder in Tunesien wollen Sylvia und Nico zwar auch<br />

nicht verzichten Aber bisher haben sie sich noch nicht getraut, an den Kauf einer<br />

Wohnung zu denken Sie haben schließlich bei Kevin gesehen, was es bedeutet,<br />

wenn man plötzlich mit dem Arbeitslosengeld auskommen muss Außerdem will Sylvia<br />

demnächst die Pille weglassen „Wir gehen dann volles Risiko“, nennt Nico das<br />

Das Schicksal soll entscheiden, ob und wann sie ein Kind bekommen<br />

13


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Dass dann einerseits weniger <strong>Geld</strong> zur Verfügung steht als bisher und andererseits<br />

zusätzliche Ausgaben auf sie zukommen, wissen sie natürlich Aber sie wissen auch,<br />

dass Vater Staat dann hilft – ein wenig zumindest<br />

Nicht damit leben wollen sie allerdings, dass es ihnen heute weniger gut geht als vor<br />

ein paar Jahre, als sie zusammengezogen sind Geheiratet haben sie immer noch<br />

nicht, weil sie sich nicht entschließen können, „diese bürokratische Prozedur mit dem<br />

Standesamt über sich ergehen zu lassen Das passt nicht zu unserem unkonventionellen<br />

Lebensstil“, erklärt Nico Obwohl sie durch die gemeinsame Wohnung <strong>Geld</strong><br />

sparen, haben sie das Gefühl, in den letzten Jahren ständig etwas ärmer geworden<br />

zu sein Denn anders als früher bei ihren Eltern, sind spürbare Lohn- und Gehaltserhöhungen<br />

in den letzten Jahren selten gewesen Auch von den Steuersenkungen<br />

haben sie nicht viel gehabt, weil ihnen das gesparte <strong>Geld</strong> durch höhere Beiträge zur<br />

Sozialversicherung, Praxisgebühren und steigende Zuzahlungen zu Medikamenten<br />

gleich wieder aus der Tasche gezogen wurde Die Miete ist zwar nicht erhöht worden,<br />

aber die so genannten Mietnebenkosten sind ebenso gestiegen wie die Ausgaben<br />

rund ums Auto<br />

Deshalb überlegen Nico und Sylvia auch immer noch, ob sie jetzt nicht doch etwas<br />

für eine bessere Versorgung im Alter tun sollten – auch wenn der dritte Lebensabschnitt<br />

noch in weiter Ferne zu liegen scheint Bei seinen Eltern hat Nico erleben,<br />

was es bedeutet, wenn man später allein auf die soziale Altersrente angewiesen<br />

ist Denn die Rente, die Nicos Vater bekommt, ist in den letzten Jahren kaum noch<br />

erhöht worden Gestiegen sind dagegen die Beiträge, die ihm für die Alters- und<br />

Pflegeversicherung abgezogen werden Das waren zwar jedes Mal kleine Beträge<br />

Aber mit der Zeit addieren sich die vielen zusätzlichen Belastungen dann doch und<br />

zwingen zu Einschränkungen<br />

Wenn von den 1 275 €, die Nicos Vater monatlich überwiesen werden, die laufenden<br />

Ausgaben abgezogen werden, bleibt den Eltern kaum noch etwas übrig für ein paar<br />

„Extras“ – ob es nun eine kleine Reise, ein Geschenk für die Kinder oder der digitale<br />

Fotoapparat ist, den Nicos Vater sich schon seit langem wünscht Im Restaurant<br />

essen die beiden schon seit Jahren nicht mehr Eigentlich würden sie ihrem arbeitslosen<br />

Sohn Kevin gerne ab und zu „unter die Arme greifen “ Aber dazu fehlen ihnen die<br />

Mittel Zum Essen kommt er allerdings öfter als früher zu den Eltern Einziger Trost:<br />

Weil sie nun Rentner sind, haben sie mehr Zeit, Sonderangebote zu vergleichen<br />

Sie können in aller Ruhe von einem in den anderen Laden gehen, um die benötigten<br />

Artikel jeweils da zu kaufen, wo sie gerade am billigsten sind Manchmal ist auch ein<br />

echtes „Schnäppchen“ dabei<br />

Ein Gespräch unter Freunden<br />

Seit Sylvia und Nico erleben, wie es ihren Eltern und dem arbeitslosen Kevin geht,<br />

machen sie sich mehr Gedanken als früher darüber, wie es denn weiter gehen soll<br />

Dabei ist ihnen auch aufgefallen, dass ihre Freunde Bianca und Marco sich manches<br />

leisten können, was bei Nico und Sylvia einfach nicht drin ist Denn die sind am<br />

14


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Monatsende immer „abgebrannt“ und leben dann oft sogar vom Dispo Da beide ein<br />

regelmäßiges Einkommen haben, erlaubt ihnen die Sparkasse, dass sie gelegentlich<br />

mehr <strong>Geld</strong> auszugeben, als noch auf dem Konto ist<br />

Bei Marco und Bianca kommt es nie vor, dass sie „Miese“ auf dem Konto haben<br />

Dabei verdienen die beiden auch nicht mehr als ihre Freunde Allerdings haben sie<br />

schon vor einiger Zeit geheiratet – vor allem um das Finanzamt zu schädigen, wie<br />

Marco zum Ärger von Bianca immer erzählt Denn seitdem zahlen sie weniger Steuern<br />

Da Marco mehr verdient als Sylvia sparen sie durch den so genannten Splittingtarif<br />

bei der Einkommensteuer Das Finanzamt wollte plötzlich nicht mehr so viel<br />

<strong>Geld</strong> von ihnen wie früher „Könnt ihr uns nicht mal verraten, wie ihr das macht ?“<br />

will Sylvia daher von ihrer Freundin wissen „Gibt es da ein Geheimnis, das wir nicht<br />

kennen?“<br />

Bianca hatte vor ihrer Freundin noch nie ein Geheimnis: „Du weißt doch, dass Marco<br />

ein Schwabe ist Der gibt am liebsten gar kein <strong>Geld</strong> aus Ich dagegen komme aus<br />

einer so lebenslustigen Stadt wie Köln und würde am liebsten immer alles, was ich<br />

verdiene, gleich wieder ausgeben Weil wir so aber nicht lange ohne Streit leben<br />

könnten, haben wir ein Abkommen geschlossen: Wenn wir <strong>Geld</strong> ausgeben, denken<br />

wir immer vorher darüber nach, wie wir es ausgeben und ob wir unsere Wünsche<br />

nicht auch auf andere Art erfüllen können Wenn ihr wollt, verraten wir euch, wie wir<br />

das machen “ Dazu ist auch Nico gerne bereit Schließlich hat auch er Sylvia schon<br />

gezeigt, dass man oft ohne große Anstrengungen an mehr <strong>Geld</strong> kommen kann –<br />

<strong>Geld</strong>, das man besitzt, ohne es zu wissen<br />

Eine sehr einfach Möglichkeit, dieses <strong>Geld</strong> auch tatsächlich in die Finger zu bekommen,<br />

besteht darin, seine Ausgaben immer wieder daraufhin zu „durchforsten“, ob<br />

damit auch wirklich der gewünschte Zweck erreicht wird Denn es gibt kaum eine<br />

Familie, in der nicht so manches doppelt bezahlt wird Anderes lässt sich bei einigem<br />

Nachdenken billiger bekommen Einiges ist sogar völlig überflüssig Das ist zum Beispiel<br />

oft bei Versicherungen der Fall Als sie sich darüber unterhalten, findet Marco<br />

schnell heraus, dass Sylvia und Nico vor jedem Urlaub aus alter Gewohnheit eine<br />

Reisegepäckversicherung abschließen<br />

„Das ist heraus geworfenes <strong>Geld</strong>“, erklärt er ihnen „Denn erstens zahlt die Versicherung<br />

nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen, wenn euch wirklich der Koffer<br />

geklaut wird und zweitens habt ihre schon eine Hausratsversicherung, in der ein<br />

Gepäckdiebstahl bereits eingeschlossen ist “ Über Ratenzahlungen und andere Verbraucherkredite<br />

brauchen die beiden Pärchen dagegen nicht lange zu diskutieren<br />

Denn dass sich die Kosten für den Kauf einer Waschmaschine oder einer Videokamera<br />

durch die dann fälligen Zinsen verdoppeln können, konnte ihnen Marco auf<br />

einem Blatt Papier leicht vorrechnen „Da fahrt ihr weit, um einen Laden zu finden,<br />

wo so ein Gerät ein bisschen billiger ist und dann zahlt ihr schließlich zusammen mit<br />

den Zinsen den doppelten Preis!“ Marco erklärt den beiden, dass bei vielen Familien<br />

15


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

oder Singles hier noch große unerschlossene Reserven liegen Mit ein wenig Geduld<br />

lässt sich hier viel sparen<br />

Sylvia und Nico leben schon seit langem nach dem Motto: Es ist es viel leichter,<br />

weniger auszugeben, als mehr zu verdienen Sie beobachten auch bei vielen ihrer<br />

Kollegen am Arbeitsplatz, dass diese zwar bereit sind, hart für ihr <strong>Geld</strong> zu arbeiten<br />

und Überstunden zu machen, um am Ende des Monats etwas mehr auf dem Konto<br />

zu haben Aber viele machen es sich dann bei ihrem Ausgabeverhalten dafür sehr<br />

leicht Anders als Nico und Sylvia reden sie auch mit ihren Lebenspartner oder Kindern<br />

wenig darüber Dabei würde eine solche „Haushaltsdebatte“ oft erstaunliche<br />

Einsparmöglichkeiten zu Tage fördern Denn oft fliegt <strong>Geld</strong> buchstäblich zum Fenster<br />

hinaus, ohne irgendeinem in der Familie einen spürbaren Nutzen zu bringen<br />

Mehr <strong>Geld</strong> für Extras<br />

„Wir haben das zu Hause richtig gelernt“, erinnert sich Marco „Meine Eltern haben<br />

mit uns Kindern immer darüber diskutiert, wofür wir unser <strong>Geld</strong> ausgeben wollten<br />

„Mein Vater war der Ansicht, dass sinnvolles Sparen oft mehr einbringt als eine Lohnerhöhung<br />

“ Der Vater wusste aber auch, dass Predigten nach dem Muster „Junge,<br />

halt dein <strong>Geld</strong> zusammen“ nichts bringen Er ermunterte Frau und Kinder dazu, am<br />

familiären Kostensenkungsprogramm mitzuarbeiten, indem er sie am Gewinn – so<br />

lange die Sprösslinge klein waren zum Beispiel in Form einer ergebnisabhängigen<br />

Taschengelderhöhung Später war es dann ein Fahrrad oder eine gemeinsamen Reise<br />

Das wurde mit dem <strong>Geld</strong> bezahlt, dass die Familie gespart hatte, weil die Kinder<br />

nicht mehr ständig am Telefon hingen, der Vater das Rauchen aufgab oder die Mutter<br />

ihre Besorgungen nach einem genau überlegten Einkaufszettel machte<br />

Die Mutter war zunächst alles andere als begeistert, als Marcos Vater ihr vorschlug,<br />

die Bank zu wechseln, weil er entdeckt hatte, das eine andere für die Kontoführung<br />

und alle anderen <strong>Geld</strong>geschäfte deutlich niedrigere Gebühren verlangte „Das gefiel<br />

ihr gar nicht, weil unsere bisherige Bank direkt um die Ecke lag“ erkläre Nico seinen<br />

Freunden „Doch als er ihr anbot, für die Summe, die dadurch in den kommenden<br />

zwei Jahren gespart würde, ein Schmuckstück zu kaufen, war sie sofort einverstanden<br />

“<br />

Weil Marco nicht nur geborener sondern auch „gelernter Schwabe“ ist, fiel es ihm<br />

später auch als Single nicht schwer sich so zu verhalten, wie er es von den Eltern<br />

gewohnt war „Da konnte ich die Belohnung schließlich ganz allein kassieren und<br />

musste bei den Sparüberlegungen auch nicht ständig unterschiedlichen Wünsche<br />

und Interessen unter einen Hut bringen Denn wenn es zum Beispiel um die Frage<br />

ging, ob als Preis für einen geringeren Strom- und Wasserverbrauch ein neuer Computer<br />

oder eine Hollywoodschaukel angeschafft werden sollte, gingen die Wünsche<br />

bei meiner Schwester und mir weit auseinander “<br />

16


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Brutto für netto - am Finanzamt vorbei<br />

Sylvia und Nico haben so ihre Zweifel, ob sie in allen Punkten so denken und handeln<br />

konnten wie ihr schwäbischer Freund Der hat das alles schon fast mit der Muttermilch<br />

aufgesogen Aber ein Argument leuchtet ihnen sofort ein: Immer wenn sie sich<br />

über eine Lohnerhöhung gefreut hatten, gab es einen lachenden Dritten - das Finanzamt<br />

Denn von jedem Euro, den sie mehr verdienten, wurden erst einmal Steuern<br />

und Sozialabgaben abgezogen, ehe er auf ihrem Konto landete „Von einem<br />

gesparten Euro dagegen sieht das Finanzamt keinen müden Cent“, erklärte ihnen<br />

Marco „Wenn ihr zum Beispiel durch den Wechsel des Stromanbieters oder durch<br />

eine preiswertere Kfz-Versicherung ein paar hundert oder vielleicht sogar tausend<br />

Euro im Jahr spart, habt ihr das brutto für netto “<br />

Das gleiche gilt, wenn man das gewünschte Auto bei einem Händler im Nachbarland<br />

kauft und dadurch für um ein paar Tausender günstiger bekommt oder durch<br />

sorgfältige Preisvergleiche herausfindet, dass die Urlaubsreise, die man eigentlich<br />

schon sofort buchen wollte, bei einem anderen Anbieter ein paar Hunderter weniger<br />

kostet Wer das gleiche <strong>Geld</strong> durch Überstunden verdient, muss dafür Steuern und<br />

Sozialabgaben zahlen Wer es spart, kassiert die Summe steuerfrei – ein Privileg,<br />

das sonst nur Schwarzarbeiter genießen „Beim Sparen kriegt man sein <strong>Geld</strong> bar auf<br />

die Kralle“, freut sich Nico „Und das noch legal “<br />

Warum er so schweigsam ist, will Sylvia von Nico wissen, als sie wieder zu Hause<br />

sind „Ich habe gerade nachgedacht Man kann sich die Familienkasse auch als einen<br />

großen Eimer vorstellen: Oben fließen der Arbeitslohn und andere Einnahmen<br />

hinein Unten strömt das <strong>Geld</strong> aus vielen kleinen und großen Löchern wieder heraus:<br />

Für Nahrungsmittel, Miete, Energie- und Telefonkosten, Versicherungsprämien,<br />

Fahrtkosten und ähnliches Ich dachte gerade Wenn es gelingt, einige diese Löcher<br />

zu stopfen oder enger zu machen, steigt der Flüssigkeitspegel im Fass Selbst ohne<br />

Gehaltserhöhung nimmt das <strong>Geld</strong> zu, über das wir verfügen können Lass uns mal<br />

darüber nachdenken, wie wir mit dem Eimer umgehen “<br />

Sylvia leuchtet das ein Trotzdem muss sie über den Vergleich mit dem kaputten<br />

Eimer lachen, weil er sie an den Schlager erinnert ‚Ein Loch ist im Eimer, Karl-Otto’<br />

„Dann wollen wir die Löcher mal stopfen, oh Henry Aber Sparen an der falschen Stelle<br />

ist auch gefährlich Ich möchte zum Beispiel nicht, dass du deine Erwerbsunfähigkeitsversicherung<br />

kündigst und meine Haftpflichtversicherung will ich auch behalten,<br />

denn ich kann mich noch genau erinnern, wie tief mein Onkel in die Tasche greifen<br />

musste, um einen Wasserschaden zu bezahlen Er hatte die Wanne überlaufen lassen<br />

und in der Wohnung unter ihm lief das Wasser von den Wänden “<br />

17


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Besser auskommen mit dem Einkommen<br />

Sparen „ohne Sinn und Verstand“ ist ebenso falsch wie gedankenloses Verpulvern<br />

des sauer verdienten <strong>Geld</strong>es Ob es um die Einnahmen oder um die<br />

Ausgaben geht, immer muss das Ziel lauten: Besser auskommen mit dem<br />

Einkommen Durch geschickten Umgang mit dem <strong>Geld</strong> lässt sich oft weit mehr<br />

aus „der Kohle“ herausholen Das beginnt mit der Eröffnung und Verwaltung<br />

von Konten, geht weiter mit einer sorgfältigen Aufnahme von Krediten und ein<br />

überlegtes Ausgabeverhalten bis hin zu einer sinnvollen Anlage der Ersparnisse<br />

und ihrer späteren Verwendung im dritten Lebensabschnitt<br />

Deshalb geht es bei der Software und den Tipps und Hinweisen in diesem Fachbuch<br />

zu „WISO Mein <strong>Geld</strong>“ nicht nur darum, Bankgeschäfte bequem und sicher vom heimischen<br />

PC oder Laptop aus zu erledigen Ebenso wichtig ist, wie die <strong>Geld</strong>geschäfte<br />

erledigt werden Was kommt dabei letztlich für Ihr Einkommen, Ihre Ersparnisse und<br />

Ihre Vermögensbildung und Alterssicherung heraus? Denn einerseits können schon<br />

kleine Fehler viel <strong>Geld</strong> kosten Andererseits lässt sich oft mit wenig Mühe viel <strong>Geld</strong><br />

sparen oder viel <strong>Geld</strong> mit <strong>Geld</strong> verdienen Denn Sie müssen zwar für Ihr <strong>Geld</strong> arbeiten<br />

Aber Sie können auch Ihr <strong>Geld</strong> für sich arbeiten lassen Wie das geht? Dazu<br />

finden Sie in diesem Buch zahlreiche Tipps und Hinweise<br />

Dabei geht es keineswegs um Geheimrezepte oder die vollmundigen Versprechungen<br />

von <strong>Geld</strong>-Gurus, die angeblich wissen, wie man über Nacht reich werden kann<br />

Wenn die das wirklich wüssten, würden sie sich nicht die Mühe machen, Bücher zu<br />

schreiben Wer behauptet, dafür Patentlösungen entwickelt zu haben, ist ein Träumer,<br />

Aufschneider oder ein Betrüger Wie wenig die Rezepte der <strong>Geld</strong>-Gurus in der<br />

Regel wert sind, haben zahlreiche Anleger schmerzlich erfahren müssen, denen für<br />

viel <strong>Geld</strong> angebliche Dukatenesel aufgeschwatzt wurden oder die sich auf die Ratschläge<br />

angeblicher Börsen-Insider verlassen haben<br />

Das Motto dieses Buches lautet: Wer Bescheid weiß, hat mehr von seinem <strong>Geld</strong><br />

Und wer dann geschickt damit umgeht, kann mehr daraus machen Dann lässt sich<br />

auch mit kleinen Beträgen oft erstaunlich viel Vermögen bilden – zwar nicht über<br />

Nacht, aber mit Geduld und Ausdauer<br />

Wer einmal in der Schuldenfalle sitzt …<br />

Auch hier gilt, dass auch ein langer Weg immer mit den ersten Schritten beginnt:<br />

Schon durch die Wahl des richtigen Kontos können Sie oft viel <strong>Geld</strong> sparen - und<br />

das Ersparte dann so anlegen, dass es Ihnen etwas einbringt Noch mehr sparen<br />

Sie, wenn Sie keine Fehler bei der Kreditaufnahme machen – und immer so wenig<br />

wie möglich Kredit aufnehmen Denn das ist viel teurer, als viele denken Und wer<br />

erst einmal in der Schuldenfalle sitzt, kommt nicht so schnell wieder heraus Wer sich<br />

18


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

unüberlegt in Schulden stürzt, muss dafür oft ein Leben lang büßen Immer mehr Familien<br />

in Deutschland machen diese böse Erfahrung Sie sollten nicht dazu gehören<br />

Deshalb ist dem Thema „Schuldenfalle“ ein eigenes Kapitel gewidmet<br />

Durch Vermeiden unnötiger Ausgaben und eine sinnvolle Anlage des Ersparten können<br />

Sie dagegen schrittweise auf solider Basis ein Vermögen aufbauen Wenn es um<br />

<strong>Geld</strong> geht, sollten Sie dabei immer den Satz beherzigen: Kleinvieh macht auch Mist<br />

Dieser Mist kann ein wunderbarer Dünger für Ihr Konto sein Das gilt nicht zuletzt für<br />

jeden Euro, den Sie nicht bei Vater Staat abliefern müssen<br />

Eine steueroptimierte <strong>Geld</strong>anlage muss deshalb bei Sparern und vor allem auch bei<br />

Aktiensparern immer eine wichtige Rolle spielen - in guten wie in schlechten Zeiten<br />

Denn Sie müssen zwar das Finanzamt an Ihren Zinseinnahmen und Kursgewinnen<br />

beteiligen Aber umgekehrt können Sie den Fiskus in vielen Fällen auch dazu einladen,<br />

sich an Ihren Verlusten zu beteiligen Beachten Sie deshalb die steuerlichen<br />

Hinweise in diesem Buch Das gilt nicht nur dann, wenn Sie Zinseinnahmen haben<br />

oder beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren ein glückliches Händchen hatten<br />

Es ist auch dann sehr wichtig, wenn Sie in diesem oder den vergangenen Jahren bei<br />

Spekulationsgeschäften schief gelegen haben Aus einem ärgerlichen Verlust kann<br />

dann zumindest in steuerlicher Hinsicht vielleicht doch noch ein Gewinn werden<br />

Mit „WISO Mein <strong>Geld</strong>“ können Sie nicht nur ein perfekter „Homebanker“ werden<br />

Wir möchten Sie auch dabei unterstützen, das Beste aus Ihrem <strong>Geld</strong> zu machen<br />

und zwar von Anfang an Deshalb zeigen wir Ihnen gleich im folgenden Kapitel, wie<br />

wichtig es ist, bereits bei den ersten Schritten – nämlich bei der Eröffnung eines<br />

Kontos – die für Sie persönlich optimale Lösung zu wählen Schon dabei zeigt sich,<br />

dass Sparen und Kostenmanagement sich auch schon bei kleineren Beträgen lohnt<br />

und sich im wahrsten Sinne des Wortes auszahlt schließlich zu großen Summen<br />

addieren kann Noch wichtiger ist ein gutes Kostenmanagement natürlich da, wo<br />

<strong>Geld</strong> im größeren Stil ausgegeben wird: Bei den täglichen Einkäufen, der Miete, im<br />

Urlaub oder für die erforderlichen Versicherungen Auch hier wird – wie im Fall von<br />

Nico und Sylvia – oft unterschätzt, welche Summen gespart werden können, wenn<br />

die <strong>Geld</strong>ausgaben sorgfältiger geplant und analysiert werden<br />

Das Ziel darf dabei aber nicht sein: Sparen, egal was es kostet Es kommt vielmehr<br />

darauf an, den Lebensstandard und die Lebensfreude aufrecht zu erhalten – und<br />

dennoch zu sparen Wenn Sie nicht ohnehin schon zu den Menschen gehören, die<br />

jeden Euro dreimal umdrehen, ehe sie ihn ausgeben, werden Sie sich vielleicht wundern,<br />

wie viele Möglichkeiten es gibt, mit geringeren Ausgaben ein mindestens so<br />

gutes Leben zu führen Motto: Lerne sparen ohne zu leiden<br />

Ins Sparschwein statt in den Schornstein<br />

Das so gesparte <strong>Geld</strong> kann entweder an anderer Stelle ausgegeben werden, um sich<br />

den einen oder anderen Wunsch zu erfüllen Oder es kann dazu dienen, <strong>Geld</strong> mit<br />

<strong>Geld</strong> zu verdienen Mit Hilfe des „Zinseszinseffekts“ kann daraus sogar ein Vermö-<br />

19


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

gen werden, das Sie dann später im dritten Lebensabschnitt genießen können Ein<br />

alter Spruch könnte daher so umformuliert werden: <strong>Geld</strong> verdienen ist schon schwer<br />

- es ökonomisch auszugeben oder ertragreich anzulegen noch viel mehr Das gilt<br />

aber nur so lange, wie man nicht Bescheid weiß Das lässt sich ändern – zum Beispiel<br />

in dem Sie sich in den einzelnen Kapiteln dieses Buches darüber informieren,<br />

was Sie persönlich tun können, um mehr aus Ihrem <strong>Geld</strong> zu machen<br />

Wenn Sie sich dazu entschlossen haben, Ihr <strong>Geld</strong> ernst zu nehmen und damit ebenso<br />

so sorgfältig umzugehen, wie mit Ihrer Gesundheit, wenn Sie Ihren Finanzen ein<br />

Fitnessprogramm verordnen wollen, dann bietet die Software von „Mein <strong>Geld</strong>“ dazu<br />

die richtigen Trimmgeräte Das beginnt mit den Kontenarten und setzt sich fort mit<br />

der bequemen und sicheren Erledigung der erforderlichen Bankgeschäfte Ein sehr<br />

wichtiges Hilfsmittel beim Programmpunkt Ausgabenmanagement sind die Tools<br />

„Haushaltsbuch“ und „Finanzverwaltung “<br />

„WISO Mein <strong>Geld</strong>“ verschafft den Überblick<br />

Aller Anfang ist schwer: Deshalb hilft Ihnen ein neues Tool dabei, den Überblick<br />

über Ihre Ausgaben und Einnahmen zu behalten Wenn Sie Ihre Kontoauszüge<br />

abrufen, sortiert es die Posten aufgrund bestimmter Merkmale und<br />

Schlüsselbegriffe automatisch nach Kategorien Wenn Ihnen die Automatik<br />

nicht ausreicht, können Sie das System nach Ihren Wünschen weiter ausgestalten<br />

und verfeinern In jedem Fall wird es so für Sie leichter und einfacher,<br />

Ausgabenschwerpunkte und Entwicklungen auf der Kostenseite zu erkennen,<br />

zu analysieren und gegebenenfalls zu steuern<br />

Wenn Sie Ihre Ausgaben genau analysieren, haben Sie sie jederzeit unter Kontrolle<br />

Wichtig dafür sind natürlich vor allem die Posten, die ein besonders großes Gewicht<br />

im Ausgabenblock haben: Fahrzeugkosten und Wohnkosten einschließlich der immer<br />

gewichtigeren Wohnnebenkosten, die daher besser und weniger verharmlosend<br />

als Wohnzusatzkosten bezeichnet würden Denn in beiden Fällen kann Ihnen sehr<br />

viel <strong>Geld</strong> ohne nennenswerten Nutzen durch die Finger rinnen Wer die unter „Fahrzeugkosten/Wohnnebenkosten“<br />

angebotenen Tools verwendet, wird bald feststellen,<br />

wie viel <strong>Geld</strong> da plötzlich an den Fingern kleben bleiben kann – und von dort ins<br />

Sparschwein statt in den Schornstein<br />

Die <strong>Geld</strong>-Trimmgeräte in der Rubrik „Finanzplanung“ helfen Ihnen dabei, ihr <strong>Geld</strong><br />

und das sich daraus bildende Vermögen über den Tag hinaus zu verwalten Denn ob<br />

es um den so genannten Notgroschen geht, um größere Anschaffungen, den Kauf<br />

einer Wohnung oder eines Eigenheims oder – noch längerfristiger – die Versorgung<br />

im Alter – in allen diesen Fällen muss langfristig gedacht und geplant werden Weil<br />

das immer wichtiger wird, finden Sie dazu nicht nur viele sondern bei der neuesten<br />

Version von „Mein <strong>Geld</strong>“ auch besonders viele neue Tools Sie reichen vom Finanzmonotor<br />

„Planung“, den Sie gleich auf der Starseite finden, über ein für den Ent-<br />

20


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

scheidungsprozess sehr hilfreiches „Szenarienmanagement“ und eine graphische<br />

Darstellung „Finanzprognose“ bis hin zur „Altersvorsorge “<br />

Schicken Sie also Ihr <strong>Geld</strong> auf diesen Trimmpfad, damit es Ihnen immer dann, wenn<br />

Sie es brauchen, in Bestform zur Verfügung steht<br />

Tipps zum Thema „Sparen ohne zu leiden“ finden Sie<br />

im Kapitel „Mit dem Einkommen besser auskommen“<br />

21


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Mit dem Einkommen besser<br />

auskommen<br />

Was den Politikern oft vorgeworfen<br />

wird, leisten sich auch viele private<br />

Haushalte: <strong>Geld</strong> ausgeben ohne dass<br />

es einen echten Nutzen bringt<br />

Erst wenn Sie einen genauen Überblick haben, bekommen Sie<br />

auch den notwendigen Durchblick Deshalb: Ausgabenkontrolle<br />

lohnt sich Wer seine Ausgaben und Einnahmen richtig<br />

steuert, erspart sich unangenehme Überraschungen und kann<br />

oft ohne Einbuße an Lebensqualität viel <strong>Geld</strong> sparen Die<br />

Software von „WISO Mein <strong>Geld</strong>“ macht das private Kostenmanagement<br />

jetzt noch einfacher und bequemer Denn sie sortiert<br />

die Ausgabenposten ganz automatisch Das schafft mehr<br />

Überblick – und gibt auf Wunsch noch tiefere Einblicke<br />

Sie kennen das: Zwei Kollegen oder Kolleginnen verdienen gleich viel <strong>Geld</strong> Einer<br />

ist immer „abgebrannt“ und der andere kann sogar regelmäßig noch etwas sparen<br />

Ein Beispiel: Egal, wie sie es anstellt, am 25 des Monats hat Yvonne Steiner nichts<br />

mehr auf dem Konto Das findet sie nicht so schlimm – schließlich gibt es den Dispo<br />

Deshalb kann sie auch dann noch zum Friseur, wenn sie eigentlich „blank“ ist Der<br />

<strong>Geld</strong>automat spuckt auch dann noch ein paar Scheine aus, wenn das Konto schon<br />

leer ist<br />

Deshalb hat sich Yvonne auch lange keine großen Gedanken darüber gemacht, wie<br />

sie mit ihrem auskommt Ärgerlich findet Yvonne allerdings, das seit einiger Zeit am<br />

Anfang des Monats immer weniger <strong>Geld</strong> auf dem Konto ist Mit höheren Steuern und<br />

Abgaben allein hat das nichts zu tun Denn soviel hat sich auf ihrer Gehaltsabrechnung<br />

in den vergangenen Monaten nicht verändert Sie schaut sich ihre Kontoauszüge<br />

deshalb einmal etwas genauer an, kommt damit aber nicht so richtig klar<br />

22


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Beim nächsten Besuch bei den Eltern spricht sie deshalb mit ihrem Vater darüber<br />

Der arbeitet schließlich in der Buchhaltung eines großen Unternehmens und versteht<br />

etwas von Zahlen Nach einem kurzen Blick auf ihre Kontoauszüge schüttelt der nur<br />

den Kopf: „Das ist doch kein Wunder, dass du am Anfang des Monats immer weniger<br />

hast und das Monatsende auf deinem Konto immer früher beginnt Denn erstens<br />

gibst du ständig <strong>Geld</strong> aus, das du noch gar nicht hast Das wird dir dann im nächsten<br />

Monat von der Bank abgezogen Außerdem zahlst du für die Inanspruchnahme des<br />

Überziehungskredits immer höhere Zinsen Das fehlt dir dann natürlich beim Einkaufen<br />

Du solltest dir wirklich mal einen Überblick über deine Einnahmen und Ausgaben<br />

verschaffen und nicht einfach darauf vertrauen, dass irgendwann wieder <strong>Geld</strong> aufs<br />

Konto kommt “<br />

Das gute alte Haushaltsbuch …<br />

Yvonne Steiner ist nicht die Einzige, der es so geht Viele Singles, Familien oder<br />

„Bedarfsgemeinschaften“ machen sich nicht die Mühe oder sind überfordert, wenn<br />

es darum geht, sich einen ehrlichen Überblick darüber zu verschaffen, wie viel <strong>Geld</strong><br />

herein kommt und wie viel regelmäßig abfließt, welche größeren Ausgaben anstehen<br />

und wie es mit der Vorsorge aussieht Dabei wäre das gar nicht so schwer Früher<br />

wurde empfohlen, sich mit Hilfe so genannter Haushaltsbücher einen Überblick zu<br />

verschaffen Dabei handelte es sich im Prinzip um nichts anderes als größere Schulhefte,<br />

deren Seiten mit einem gedruckten Raster versehen waren In die sollten von<br />

Hand alle Einnahmen und Ausgaben eingetragen werden Das war eine mühsame,<br />

zeitaufwändige Angelegenheit und erforderte große Disziplin, weil auch noch alle<br />

Belege gesammelt werden mussten Wenn dies nicht täglich erledigt wurde, wuchs<br />

das den braven Hausfrauen, an denen das meist hängen blieb, rasch über den Kopf<br />

Manche führen auch heute noch auf diese Art ein Haushaltsbuch Doch die wenigsten<br />

halten das über einen längeren Zeitraum durch Das ist ein Grund, warum diese<br />

Form der Schuldenprävention nur selten funktioniert Aber auch wer es schafft, verfügt<br />

danach nur über eine riesige Datensammlung Die bringt nicht viel ein, wenn<br />

man sie nicht auswerten und daraus Schlüsse ziehen kann Ausgaben lassen sich<br />

auf diese Art kaum vorausschauend planen Nur wenn die Hilfsmittel problemlos anzuwenden<br />

sind, sich selbst erklären und zu brauchbaren Ergebnissen, helfen sie<br />

dabei, die Familienfinanzen in den Griff zu bekommen<br />

… und die moderne Datenverarbeitung<br />

Das Finanzplanungsprogramm von „WISO Mein <strong>Geld</strong>“ bietet eine solche Möglichkeit<br />

Dabei wird das zeitraubende und umständliche Sammeln von Belegen ebenso<br />

vermieden wie das komplizierte Erfassen der Daten von Hand Das Programm greift<br />

nämlich automatisch auf die Buchungsdaten der Banken zurück, die ja alle bereits<br />

vorhanden sind Voraussetzung ist lediglich ein PC mit Internetanschluss Da es außerdem<br />

in Deutschland inzwischen weit über 30 Millionen Konten gibt, die online<br />

geführt werden, bietet es sich geradezu an, das miteinander zu verknüpfen<br />

23


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die aktuelle Version von „Mein <strong>Geld</strong>“ bietet nochmals erweiterte Funktionen für eine<br />

sinnvolle und bequeme Datenerfassung Wer irgendwann über sein Girokonto beispielsweise<br />

die Stromrechnung beglichen hat, kann diese Buchung der Kategorie<br />

„Strom“ zuordnen Dann werden künftig alle Abbuchungen oder Überweisungen an<br />

die Stadtwerke oder den entsprechenden Stromversorger automatisch und korrekt in<br />

diese Rubrik eingeordnet Das gleiche gilt für jede andere Buchung auf dem Girokonto<br />

Egal ob es sich um Gutschriften oder Belastungen handelt<br />

Ein echtes Heinzelmännchen<br />

„WISO Mein <strong>Geld</strong>“ ist ein sich selbst steuerndes Finanzverwaltungs-Programm<br />

und arbeitet voll automatisiert im Hintergrund, ohne dass Anwender<br />

gezwungen sind sich jedes Mal jeden einzelnen Buchungsposten herauszusuchen,<br />

festzuhalten und zuzuordnen Das erspart nicht nur eine Menge Arbeit,<br />

sondern verhindert auch „Lücken“ in der Buchungshistorie Nutzen Sie diese<br />

Chance, Ihren Haushalt wie ein „Familienunternehmen“ zu führen<br />

Mit Stick und Klick: Noch perfekter wird es, wenn Sie die zusätzliche Möglichkeit<br />

nutzen, Ihre Daten per USB-Stick immer in der Hand- oder Hosentasche<br />

bei sich zu führen Dann können Sie Ihre <strong>Geld</strong>geschäfte von jedem Ort aus,<br />

an dem es einen Internetanschluss gibt, perfekt ausführen Sie haben ihre<br />

Finanzen im wahrsten Sinne des Wortes jederzeit „im Griff “ Und ganz wichtig:<br />

Sie hinterlassen auf fremden PCs keine Datenspuren Gut für Sie, Pech für<br />

Ganoven<br />

Kontoauszüge sammeln ist die eine Sache Aus den darin enthaltenen Informationen<br />

brauchbare Schlussfolgerungen zu ziehen, eine andere Die Auswertungs-Funktionen<br />

schaffen Transparenz Dazu gibt es eine ganze Reihe voreingestellter Standard-<br />

Reports mit unterschiedlichen Statistiken Dadurch lassen sich Einnahmen und Ausgaben<br />

ohne viel Aufwand analysieren<br />

Durch die Zuordnung nach Kategorien kann man auch jederzeit Zwischenauswertungen<br />

vornehmen und erfahren, wie viel <strong>Geld</strong> wurde zum Beispiel für Essen, Wohnen<br />

oder Freizeit ausgegeben wurde Um eine Überschuldung zu vermeiden, ist vor allem<br />

der Blick in die Zukunft wichtig So kann man im Voraus festlegen, wie viel <strong>Geld</strong><br />

beispielsweise für das Auto, den Urlaub oder Lebensmittel ausgegeben werden sollen<br />

- oder können Wenn dafür in einem Monat mehr vom Konto abgebucht wird als<br />

gewollt, macht die Software direkt darauf aufmerksam Umgekehrt lassen sich auch<br />

Sparziele auf diese Art planen und kontrollieren<br />

Die Liquiditätsplanung kann sogar noch einen Schritt weiter gehen So lassen sich<br />

persönliche Ziele über einen langen Zeitraum abbilden und die finanzielle Entwicklung<br />

über einen Zeitraum von zehn Jahren und mehr prognostizieren zum Beispiel<br />

auch unter der Annahme, dass man in drei Jahren ein Haus kaufen will und dann<br />

24


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

einerseits die Miete wegfällt, andererseits aber ein Hypothekendarlehen abgetragen<br />

werden muss Parallel dazu lässt sich die Gehaltsentwicklung an verschiedene Szenarien<br />

anpassen Dadurch kann unter verschiedenen Annahmen geprüft werden, wie<br />

sich größere Anschaffungen - wie ein Auto – auf den Lebensstandard auswirken und<br />

in welcher Form der Urlaub finanziell eingeplant werden kann Tabellarische Aufbereitungen<br />

zeigen anschaulich, wo Spielräume sind und wo sich – manchmal gefährliche<br />

- Deckungslücken ergeben<br />

Mit einem Programm dieser Art lassen sich natürlich auch die Auswirkungen von<br />

Krediten berücksichtigen Denn der Abbau von Verbindlichkeiten wirkt sich in progressiver<br />

Form auf das Vermögen aus Mit jeder zurückgezahlten Rate senken sie<br />

Monat für Monat den Zinsanteil an den Schulden immer stärker<br />

„WISO Mein <strong>Geld</strong>“ berücksichtigt diesen Verlauf durch integrierte Kreditrechner, so<br />

dass reale Aussagen getroffen werden können Wer diese Funktionen von „Mein<br />

<strong>Geld</strong>“ für die private Finanzverwaltung einsetzt, kann sicher sein, dass er auch rechtzeitig<br />

gewarnt wird, wenn die Folgekosten bestimmter Anschaffungen, Kreditaufnahmen<br />

oder auch von Vorsorgemaßnahmen im Rahmen von „Riester“ in der Zukunft<br />

zu Belastungen zu führen drohen, die die eigenen Finanzierungsmöglichkeiten überschreiten<br />

Dann können Sie handeln, solange noch alles „im grünen Bereich“ ist und<br />

Sie noch nicht in der Schuldenfalle sitzen<br />

Dass mit dem Programm ganz nebenbei auch die normalen Bankgeschäfte - wie<br />

Überweisungen oder Wertpapierkäufe - erfasst und erledigt werden können, ist<br />

selbstverständlich<br />

Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden –<br />

aber auf sehr verschiedene Art<br />

Vielen Paaren und mehrköpfigen Familien geht es nicht anders als Yvonne Steiner<br />

Da fragen sich verzweifelte Väter und Mütter oft: Wo bleibt nur das ganze <strong>Geld</strong>? Eine<br />

gute Frage Doch oft bleibt es dabei Um eine Antwort drücken sich viele gern Da<br />

könnte nämlich herauskommen, dass so mancher Euro ohne großen Nutzen ausgegeben<br />

wird Doch nur wenn genau analysiert wird, wo das sauer verdiente und dann<br />

auch noch schmerzlich versteuerte <strong>Geld</strong> wirklich bleibt, kann geprüft werden, ob es<br />

auch nach dem „ökonomischen Prinzip“ eingesetzt wird Das bedeutet: Mit einem<br />

bestimmten finanziellen Einsatz einen möglichst hohen Nutzen zu erzielen<br />

Wer ehrlich prüft, ob das bei den eigenen Ausgaben auch wirklich der Fall ist, kommt<br />

meist zu dem Ergebnis, das dieses Ziel bei weitem nicht erreicht wird <strong>Geld</strong>, das<br />

ohne erkennbaren Nutzen ausgegeben wird, ist aber verlorenes <strong>Geld</strong> Das wird dann<br />

besonders deutlich, wenn man sich überlegt, was es bei einer vernünftigen Verwendung<br />

hätte bringen können<br />

Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie hätten Ende 1996 Ihre verschiedenen Versicherungen<br />

kritisch durchgesehen Dabei haben Sie festgestellt, dass einige Risiken<br />

doppelt versichert sind und andere Versicherungen eigentlich ziemlich überflüssig<br />

25


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

waren Auf diese Art haben Sie damals rund 200 DM gespart Für dieses <strong>Geld</strong> haben<br />

Sie dann zum Beispiel eine SAP-Aktie gekauft Deren Kurs ist von Anfang 1997 bis<br />

Mitte 1998 von etwa 200 auf rund 1 300 DM gestiegen Selbst wenn Sie sich damals<br />

nicht rechtzeitig zum Verkauf entschlossen hätten und daher auch die spätere Talfahrt<br />

der Kurse mitgemacht hätten, stand die Aktie Mitte 2004 bei rund 130 Euro Da<br />

sie in der Zwischenzeit gesplittet (in 3 Stücke geteilt) worden ist, entsprachen diese<br />

drei Aktien einem Gegenwert von 762,77 DM oder 390 € Bis Mitte 2005 hat sich<br />

daran nicht viel geändert<br />

Wenn Sie die Aktie 1998 oder 1999 verkauft und sich mit den damals dafür erlösten<br />

1 300 DM ein paar Urlaubstage finanziert hätten, wäre das ein kostenloses Vergnügen<br />

gewesen Das gilt gleichermaßen für einen Verkauf im Jahr 2004 oder 2005<br />

denn Sie hätten dann immer noch 390 € zur freien Verfügung – und das auch noch<br />

steuerfrei! Gespartes <strong>Geld</strong> geht den Fiskus nichts an und ein Kursgewinn, der nach<br />

Ablauf der Spekulationsfrist realisiert wird, ist ebenfalls steuerfrei Und was noch<br />

wichtiger ist: Diese 200 DM beziehungsweise rund 100 Euro sparen Sie seither auf<br />

Dauer Jahr für Jahr<br />

Auch wenn das <strong>Geld</strong> nicht an der Börse angelegt wurde, sondern einfach auf dem<br />

Konto, sieht die Bilanz positiv aus Denn zwischen 1997 und 2004 hätten Sie acht<br />

Mal 200 DM bzw 100 € nicht nutzlos ausgegeben Sie hatten also zusätzlich 1 600<br />

DM oder rund 800 € zur freien Verfügung – wiederum steuer- und abgabenfrei Wenn<br />

Sie dagegen aus Bequemlichkeit die an sich überflüssige Versicherung beibehalten<br />

hätten, wären Jahr für Jahr weitere 200 DM bzw 100 € von Ihrem Konto verschwunden,<br />

ohne Ihnen irgendeinen Nutzen zu bringen Selbst wenn die Ersparnisse nicht<br />

wieder angelegt werden, kann durch eine so simple Aktion richtig <strong>Geld</strong> verdient werden<br />

Steuerfrei!<br />

Die Goldgrube im eigenen Haus<br />

Trotz dieser Goldgrube im eigenen Haus wird in vielen Familien viel zu wenig über<br />

den richtigen Umgang mit dem verfügbaren <strong>Geld</strong> nachgedacht Und selbst, wo dies<br />

geschieht, werden oft wichtige Punkte übersehen Das ist auch kein Wunder Denn<br />

nicht nur das Steuerrecht, die Sozialgesetze oder die Versicherungsbestimmungen<br />

sind heute so kompliziert und unübersichtlich, dass selbst Experten ihre liebe Mühe<br />

damit haben<br />

Ähnliches gilt auch für die vielen Möglichkeiten der <strong>Geld</strong>anlage, für die Chancen und<br />

Risiken, die damit verbunden sind Den cleveren Umgang mit <strong>Geld</strong> muss man aber<br />

ebenso lernen wie beispielsweise Rad fahren Nach einiger Zeit entwickelt sich dann<br />

aber auch in beiden Fällen ein Gefühl dafür, wie man sich in bestimmten Situationen<br />

verhalten muss Ebenso wie beim Rad muss auch der richtige Umgang mit <strong>Geld</strong><br />

nicht immer wieder neu erfunden werden Zwar muss jeder auf diesen Gebieten auch<br />

seine eigenen Erfahrungen machen Aber das bedeutet nicht, dass man alle Fehler<br />

wiederholen und alle Möglichkeiten eines geschickten Umgangs mit <strong>Geld</strong> auf eigene<br />

Faust erkunden muss Es gibt bereits einen großen Erfahrungsschatz – wie Sie in<br />

26


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

den vorangehenden Kapiteln bereits feststellen konnten Und das sollte jeder nutzen<br />

Richtiger Umgang mit <strong>Geld</strong> bedeutet, dass Sie es nicht nur beim bloßen Einsparen<br />

belassen – soviel auch das schon bringt Es ist auch wichtig zu wissen, wie Sie das<br />

steuerfrei verdiente <strong>Geld</strong> möglichst ertragreich unter Vermeidung unnötiger Risiken<br />

anlegen können<br />

Steuern – kein Cent mehr als nötig<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, mit dem Einkommen besser auszukommen Wer sich<br />

dieses Ziel setzt, muss schrittweise vorgehen und erst einmal prüfen, ob zum Beispiel<br />

alles auf dem Gehaltskonto landet, was ihm zusteht Denn viele Berufstätige<br />

verschenken <strong>Geld</strong>, weil sie nicht sorgfältig genug prüfen, ob das Finanzamt nicht<br />

mehr vom Einkommen kassiert, als die Gesetze erlauben Das kann (manchmal)<br />

daran liegen, dass der Arbeitgeber die Abzüge falsch berechnet Es kann aber auch<br />

daran liegen, dass die Betroffenen noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft<br />

haben, um die Lohnsteuerermäßigungen zu beantragen, die ihnen zustehen<br />

Zumindest am Jahresende sollte man sich zu viel gezahlten Steuern unbedingt zurückzuholen<br />

Dabei kann Ihnen das „WISO Sparbuch“ gute Dienste leisten Mit Hilfe<br />

der jährlich aktualisierten Software wird nicht nur die Steuererklärung (fast) zum Kinderspiel<br />

Das Programm hilft auch dabei, alle Möglichkeiten der legalen Steuerersparnis<br />

zu erkennen und zu nutzen<br />

Das sind nur einige der vielen Möglichkeiten, unfreiwillige Geschenke an Vater Staat<br />

zu vermeiden Aber sie werden von vielen Bundesbürgern nicht genutzt Man sollte<br />

es nicht glauben: Im Durchschnitt zahlt jeder Arbeitnehmer in Deutschland einige<br />

hundert Euro im Jahr zu viel an das Finanzamt, weil viele Steuerzahler die legalen<br />

Möglichkeiten zur Reduzierung der Steuerpflicht aus Unkenntnis oder Bequemlichkeit<br />

nicht oder nur zu einem Teil nutzen Wer mehr aus seinem <strong>Geld</strong> machen will<br />

und wirtschaftlich denkt, muss sich aber auch die Frage stellen, ob und wie ein bestimmtes<br />

Ziel - in diesem Fall der bisherige Lebensstandard - mit einem geringeren<br />

Aufwand erreicht werden kann Oder umgekehrt: Wie kann mit gleichem Aufwand<br />

mehr als bisher erreicht werden?<br />

Das Problem, vor dessen Lösung jeder private Haushalt ebenso wie der Staatshaushalt<br />

oder jedes Unternehmen immer wieder steht, könnte auch so beschrieben werden:<br />

Als ein Fass mit vielen Löchern Oben fließt aus verschiedenen Quellen etwas<br />

herein; unten fließt Liquidität aus vielen kleinen und großen Löchern wieder heraus<br />

Die flüssigen Mittel, die oben hereinströmen, bestehen in einem privaten Haushalt<br />

beispielsweise aus Lohn oder Gehalt, Pensions- oder Rentenzahlungen, vielleicht<br />

Zins- und Mieteinnahmen, Dividenden, Börsengewinnen, eventuellen Nebenverdiensten<br />

und sozialen Leistungen wie Wohn- oder Kindergeld<br />

Aber das Fass hat auch Öffnungen An die Löcher im Einkommens-Fass, aus denen<br />

die Liquidität oft schneller heraus fließt als sie hineinkommt, könnten bei einem privaten<br />

Haushalt zum Beispiel kleine Schilder mit den folgenden Aufschriften kleben:<br />

27


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Nahrungsmittel, Kleidung, Miete, Steuern, Krankenkasse, Renten- und Arbeitslosenversicherung,<br />

Vereinsbeiträge, Fahrtkosten, Strom, Gas, Wasser, Restaurantbesuche,<br />

Bildung, Urlaub usw Die Zahl der möglichen Löcher ist nahezu unbegrenzt In<br />

jeder Familie sehen die Zu- und Abflüsse etwas anders aus und sind unterschiedlich<br />

groß Aber im Prinzip geht es überall um das gleiche Problem In jedem Fall macht<br />

das Bild von einem löchrigen Fass recht schnell deutlich, worauf es eigentlich ankommt<br />

Die Aufgabe besteht offensichtlich darin, zunächst einmal dafür zu sorgen, dass nicht<br />

mehr aus dem Fass heraus fließt, als oben hinein kommt Einem Unternehmen droht<br />

sonst die Pleite Ein privater Haushalt gerät andernfalls leicht in die Schuldenfalle Mit<br />

dieser Erkenntnis kann man es natürlich nicht bewenden lassen Sie hilft nur, wenn<br />

daraus auch Konsequenzen gezogen werden Und wie so oft im Leben gibt es auch<br />

in diesem Fall zwei Möglichkeiten: Entweder die Zuflüsse zu erhöhen oder einige der<br />

Löcher zu stopfen oder wenigstens zu verkleinern Am besten ist es natürlich, wenn<br />

beides gelingt<br />

Den Zufluss nennenswert zu erhöhen, ist allerdings oft ziemlich schwer Denn entweder<br />

muss der Arbeitgeber dazu gebracht werden, mehr Lohn oder Gehalt zu zahlen<br />

Oder es muss gelingen, dem Finanzamt etwas abzuhandeln Auch ein Lottogewinn<br />

kann helfen Aber die gute Fee, die uns drei Wünsche erfüllt, begegnet uns auch<br />

nicht mehr so häufig wie früher im Märchen Wenn sich deshalb der <strong>Geld</strong>strom, der<br />

von außen zufließt, nur langsam oder gar nicht steigern lässt – und bei vielen Arbeitnehmern<br />

und Rentnern in den letzten Jahren sogar dünner geworden ist - kommt<br />

es um so mehr darauf an, die Löcher so klein wie möglich zu halten oder einige der<br />

Abflüsse ganz zu schließen Denn sonst läuft das Fass früher oder später leer - mit<br />

allen bösen Konsequenzen<br />

Sparen – aber nicht an der falschen Stelle<br />

Sparen ist allerdings nicht immer eine Tugend Sparen an der falschen Stelle kann<br />

sogar sehr unwirtschaftlich sein Das gilt zum Beispiel für Ausgaben, die der Bildung<br />

der Kinder oder der eigenen beruflichen Weiterbildung dienen Es gilt auch für Fitness<br />

und Gesundheitspflege oder die Vorsorge für das Alter Falsches Sparen ist<br />

auch, wenn die großen Risiken des Lebens nicht durch – manchmal sogar erstaunlich<br />

kleine – Zahlungen an eine Versicherung angesichert werden Beisiele dafür sind<br />

die Unfall- oder Berufsunfähigkeitsversicherung Wer hier spart, spart am falschen<br />

Ende Erlaubt und sogar dringend notwendig ist aber auch hier immer die Frage,<br />

ob das angestrebte Ziel nicht auf andere Weise besser oder billiger zu erreichen ist<br />

Denken Sie dabei immer an das „ökonomische Prinzip“ Es besteht darin, ein bestimmtes<br />

Ziel mit dem geringsten möglichen Aufwand zu erreichen oder mit einem<br />

festen Einsatz ein möglichst hohes Ergebnis zu erwirtschaften<br />

Wenn es gelingt, den Abfluss kleiner zu halten als den Zustrom, ist das nichts anderes<br />

als „Vermögensbildung “ Der Pegel im Fass steigt immer höher <strong>Geld</strong>, das auf<br />

28


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

diese Art im Fass bleibt, kann dann für größere Anschaffungen, einen späteren Hauserwerb,<br />

die Ausbildung der Kinder oder die eigene Alterssicherung verwendet und in<br />

der Zwischenzeit Ertrag bringend angelegt werden Allerdings muss auch diese Frage<br />

erlaubt sein: Wie viel mehr kann man vom regelmäßig zufließenden Einkommen<br />

zurückhalten, ohne sich so einschränken zu müssen, dass das Leben keinen rechten<br />

Spaß mehr macht? Jeder, der rational an diese Aufgabe herangeht, statt finanziell<br />

gesehen in den Tag hinein zu leben, muss zunächst das tun, was auch jedes gut<br />

geführte Unternehmen, jeder ordentliche Verein und alle verantwortungsbewussten<br />

Finanzminister bei ihrem Amtsantritt tun: Sie verschaffen sich erst einmal einen genauen<br />

Überblick über Einnahmen und Ausgaben Am leichtesten ist das in der Regel<br />

bei den regelmäßig zufließenden Einnahmen Denn die kommen in privaten Haushalten<br />

in den meisten Fällen nur aus wenigen Quellen: Außer Lohn und Gehalt oder<br />

der Rente sind dies eventuell Zinsen für die Ersparnisse, vielleicht Dividenden aus<br />

dem Besitz von einigen Aktien, ein gelegentlicher Nebenverdienst, eventuell Kindergeld<br />

oder Wohngeld oder manchmal auch Mieteinnahmen<br />

Ausgaben erfassen und prüfen<br />

Die Liste der regelmäßigen Ausgaben ist leider meist viel länger als die Einnahmenliste<br />

und daher auch weniger leicht zu überblicken Aber gerade deshalb ist es besonders<br />

wichtig, sich die Zeit für eine gründliche Analyse zu nehmen Dabei sollten<br />

Sie sich über einen Punkt ganz klar sein: Anders als bei den Einnahmen sind Sie bei<br />

vielen Ausgabeposten souverän In vielen Fällen können Sie allein entscheiden, ob<br />

Sie daran etwas ändern wollen Es gibt aber noch weitere Gründe, die diese Art der<br />

Beschäftigung besonders lukrativ und sinnvoll machen:<br />

� Im Gegensatz zum Einkommen ist jeder bei den Ausgaben erwirtschaftete<br />

Euro frei von Steuern und Abgaben;<br />

� ein gesparter Euro ist deshalb viel mehr wert als ein zusätzlich verdienter<br />

Euro und<br />

� hier kann im Gegensatz zum Einkommen, das im Allgemeinen nur durch<br />

harte Arbeit oder risikobehaftete <strong>Geld</strong>anlagen verdient wird, fast mühelos<br />

und in jedem Fall auch risikolos <strong>Geld</strong> locker gemacht werden<br />

Durch sinnvolles Sparen <strong>Geld</strong> zu „verdienen“, erfordert zwar ein wenig Zeit, Aufmerksamkeit,<br />

Rechnen und Nachdenken Ist diese meist recht leichte Vorarbeit geleistet,<br />

bringt sie anschließend Monat für Monat und Jahr für Jahr ohne weitere Mühen hohe<br />

Erträge Allein ein Blick auf die hohe Steuer- und Abgabenlast, auf teure Versicherungen<br />

und andere große Ausgabenposten zeigt, um welche Dimensionen es dabei<br />

geht So betrachtet lässt sich daher ohne Übertreibung sagen: Es gibt für den normalen<br />

Bundesbürger überhaupt keine rentablere Tätigkeit, als das Nachdenken über<br />

sinnvolle Einsparungen<br />

29


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Skonti und Garantiefristen: Eine Profitquelle<br />

Beginnen können Sie mit einer ziemlich einfachen Aufgabe Sorgen Sie zunächst<br />

durch Überwachung der Termine dafür, dass Sie keine Zahlungsfristen versäumen<br />

und dann unnötig Säumnisgebühren berappen müssen Dazu gehört auch, durch<br />

rechtzeitige Begleichung von Rechnungen Skonti zu nutzen Dabei handelt es sich<br />

in der Regel um zwei oder drei Prozent des Rechnungsbetrages Das mag manchem<br />

auf den ersten Blick gering erscheinen Aber wenn Sie diesen Ertrag mit den<br />

Zinsen vergleichen, die Sie dafür bekommen, die gleiche <strong>Geld</strong>summe ein ganzes<br />

Jahr auf dem Sparbuch liegen zu lassen, dann ist die Rendite für pünktliches Zahlen<br />

wirklich nicht zu verachten Und vor allem: Die Zinsen auf dem Sparbuch müssen<br />

Sie unter Umständen versteuern Die drei Prozent des Rechnungsbetrages, die Sie<br />

durch rasche Überweisung verdienen, brauchen Sie dem Finanzamt dagegen nicht<br />

zu melden Das würde ja auch gerade noch fehlen, dass der Fiskus auch noch bei<br />

Kostenersparnissen mitkassiert So weit sind wir selbst in Deutschland noch nicht<br />

Sie sehen: Der alten Spruch „Aller Anfang ist schwer“ stimmt zwar in vielen Fällen<br />

Aber beim Sparen trifft er nicht zu<br />

Tipp:<br />

Die genaue Überwachung von Garantiefristen und die sorgfältige Aufbewahrung<br />

von Kaufbelegen kann „bares <strong>Geld</strong>“ wert sein Nur so können Sie vermeiden,<br />

dass Sie bei fehlerhaften Produkten für Reparaturen zahlen müssen,<br />

die Sie kostenlos hätten haben können Also keine Scheu vor dieser Form der<br />

privaten Profitmaximierung<br />

Sparen, nicht knausern<br />

Eine Analyse der verschiedenen Ausgabenposten ist nur möglich, wenn sie alle auf<br />

dem Tisch liegen Nur so kommen wirklich alle Ihre privaten Ausgaben auf den Prüfstand<br />

Denn es gibt immer wieder Posten, die mehr oder weniger in Vergessenheit<br />

geraten - zum Beispiel weil sie jeden Monat automatisch vom Konto abgebucht werden<br />

nur einmal jährlich fällig sind Nutzen Sie dafür die vielen hilfreichen Funktionen<br />

der Software von „Mein <strong>Geld</strong>“ und sparen Sie dadurch zugleich Arbeit<br />

30


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Bei Gas, Wasser oder Strom, bei der Rechnung für die Zeitung und anderen<br />

Abos werden Ihnen oft Nachlässe angeboten, wenn sie erlauben, dass die<br />

Beträge automatisch abgebucht statt von Ihnen überwiesen werden Weitere<br />

Nachlässe gibt es vielfach bei halb- oder vierteljährlicher Zahlung bzw wenn<br />

für ein ganzes Jahr abgebucht wird Nutzen Sie diesen Preisvorteil Das bringt<br />

(oder belässt) Ihnen Bares, ohne dass Sie dafür auch nur einen Finger krumm<br />

machen müssen<br />

Um alle Ausgaben und die eventuellen Sparmöglichkeiten systematisch erfassen zu<br />

können, sollten Sie sich unbedingt eine genaue Aufstellung machen Sie kann je<br />

nach den persönlichen Lebensverhältnissen noch in unterschiedliche Ober- und Untergruppen<br />

unterteilt werden Dazu sollte man sich zumindest ein Stück Papier nehmen<br />

oder – besser noch – vor den PC setzen Wenn es wirklich etwas bringen soll,<br />

muss jeder einzelne Posten aufgeschrieben und dann nach einer sinnvollen Gliederung<br />

gesucht werden Beispiele für wichtige Ausgabenbereiche und Untergruppen:<br />

� Wohnen: Miete, Strom, Gas, Wasser, Heizungskosten, Gebäudeversicherung,<br />

Hausratversicherung, Sielbenutzung, Schornsteinfeger usw<br />

� Ernährung: Nahrungsmittel (Fleisch, Gemüse, Obst, Brot), Getränke (Wasser,<br />

Bier, Limo, Kaffee)<br />

� Genussmittel: Zigaretten, Alkoholika, Süßwaren usw<br />

� Kleidung: Berufskleidung, normale Kleidung (Frau, Mann, Kinder), Sportkleidung<br />

usw<br />

� Bildung und Unterhaltung: Zeitungen, Bücher, Fernsehgebühren, Kino,<br />

DVD- und Videokassetten, Nachhilfestunden, Abendkurse<br />

� Sport: Sportgeräte, Sportkleidung, Vereinsbeiträge, „aufbauende“ Nahrung,<br />

isotonische Getränke, Schwimmbad, Sauna<br />

� Fahrtkosten: Beruflich (Auto, Nahverkehr, Bahn,) sowie privat (Auto, Nahverkehr,<br />

Bahn,)<br />

� Urlaub und Freizeit: Wochenende, Ferien, Kuren, Hotel, Restaurants<br />

� Versicherungen: Auto, Hausrat, Unfall, Reiserücktritt, Haftpflicht, Glasbruch,<br />

Zahnersatz, Krankenhauszusatz, Tierhalterhaftpflicht usw<br />

� Kommunikation: Telefon, Handy (!), Internet, Porto<br />

Natürlich können Sie noch weitere Ober- und Untergruppen bilden - zum Beispiel<br />

wenn Sie Sammler sind oder andere Hobbys haben, die <strong>Geld</strong> kosten Sie können<br />

auch einzelne Untergruppen (wie Hotel oder Restaurant) anderen Obergruppen zuordnen<br />

Wichtig ist nur eine möglichst vollständige Erfassung aller Ausgaben Bemogeln<br />

Sie sich dabei nicht selber, indem Sie bestimmte Ausgaben „vergessen“, weil<br />

sie lieber nicht darüber nachdenken möchten – wie etwa über das Rauchen oder das<br />

31


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

ständige Verschicken teurer SMS – oder gar das Herunterladen von teuren Klingeltönen<br />

Die tatsächlichen Ausgabenstruktur und das Gewicht der einzelnen Posten hängen<br />

in jedem privaten Haushalt auch davon ab, wie viele Personen dazu gehören, wie alt<br />

sie sind, wo sie leben und ob es Kinder oder Enkel gibt Wichtig ist aber auch: Welche<br />

Hobbys oder berufliche und private Verpflichtungen haben die Mitglieder der Familie?<br />

Deshalb kann diese Aufstellung nur einen Anhalt dafür geben, woran alles gedacht<br />

werden muss Dabei können die verschiedenen Ausgabenposten auch unabhängig<br />

davon, wo sie zunächst verbucht werden, noch einmal in den unterschiedlichsten<br />

Formen zusammengefasst werden<br />

Beispiel: Beiträge für Versicherungen aller Art können einmal den jeweiligen Bereichen<br />

(Haus, Urlaub, Krankheit, Auto, Haustiere, Altersvorsorge) zugeordnet werden,<br />

um ein Gefühl dafür zu bekommen, welchen Anteil ein Komplex wie “Vorsorge“,<br />

„Wohnen“ oder „Freizeit“ insgesamt am Haushaltsbudget hat Sie können auch nochmals<br />

in anderen Untergruppen erfasst werden Aber achten Sie dann darauf, dass es<br />

zu keiner Doppelzählung kommt<br />

Erst durch eine sinnvolle Gruppierung und vor allem durch Berechnung des prozentualen<br />

Anteils an den Gesamtausgaben wird richtig deutlich, wie groß das Gewicht<br />

der verschiedenen Ausgabenpositionen ist Dann lässt sich auch sinnvoll die Frage<br />

stellen, ob diesem Gewicht auch ein entsprechender Nutzen gegenüber steht - an<br />

Sicherheit oder Lebensfreude zum Beispiel<br />

Typisch dafür die verschiedenen Versicherungen, die jeder Haushalt besitzt Erst bei<br />

einer systematischen Betrachtung wird oft festgestellt, dass einige Risiken doppelt<br />

und dreifach, andere dafür nur unzureichend oder gar nicht abgesichert sind Wer<br />

sich etwas intensiver als bisher mit der Frage nach dem Nutzen der einen oder anderen<br />

Versicherung beschäftigt, wird entdecken, dass manche dieser Versicherungen<br />

zwar <strong>Geld</strong> kosten, aber wenig oder nichts einbringen (wie etwa eine Reisegepäckversicherung)<br />

Hier gibt es für manche Haushalte eine wahre Goldgrube an möglichen<br />

Einsparungen zu entdecken Die meisten Deutschen sind nämlich „überversichert“<br />

- ohne deswegen aber wirklich mehr Schutz zu genießen Und zusätzliche Lebensfreude<br />

kommt durch zu hohe Versicherungsaufwendungen auch nicht gerade auf<br />

Überblick sorgt für Durchblick<br />

Solange es keine genauen Zahlen darüber gibt, wie viel <strong>Geld</strong> jeweils für die einzelnen<br />

Ausgabenpositionen im Laufe eines Monats oder eines Jahres aufgewendet<br />

wird, nützt es wenig, alle Posten nur aufzuführen Wer ehrlich zu sich selber ist, wird<br />

an vielen Stellen feststellen, dass er bisher keine Ahnung hatte - und sie an vielen<br />

Punkten immer noch nicht hat - wie hoch der monatliche oder jährliche Aufwand<br />

tatsächlich ist<br />

Wissen Sie es - oder wissen Sie es nicht: Was geben Sie wirklich pro Jahr für Zigaretten<br />

oder hochprozentige Getränke aus? Wie viel <strong>Geld</strong> lassen Sie in Restaurants?<br />

32


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Was kostet das Auto, wenn wirklich korrekt gerechnet wird? Wie viel <strong>Geld</strong> wird am<br />

Wochenende unter die Leute gebracht? Auf welchen Betrag summieren sich die verschiedenen<br />

Versicherungen? Was wird im Jahr für Telefon, Fax, für SMS oder das<br />

Verschicken mehr oder weniger gelungener Schnappschüsse per Handy oder das<br />

Surfen im Internet ausgegeben?<br />

Tipp:<br />

Erfassen Sie über einen Zeitraum von mehren Wochen oder möglichst mehreren<br />

Monaten systematisch alle Ihre Ausgaben und tun Sie dies möglichst immer<br />

sofort oder zumindest an jedem Abend Sonst gerät zu viel in Vergessenheit<br />

Es ist später immer viel mühsamer und zeitraubender, alles nachzuholen<br />

und auf den aktuellen Stand zu bringen Wenn Sie dagegen Ihre Ausgaben<br />

regelmäßig notieren, kostet das pro Tag nur wenige Minuten<br />

Nutzen Sie so weit wie möglich die automatischen Erfassungsmöglichkeiten,<br />

die Ihnen „Mein <strong>Geld</strong>“ bietet Das erleichtert nicht nur die Arbeit sondern auch<br />

die Analyse<br />

Weil kaum jemand eine präzise Antwort darauf geben kann, wie viel <strong>Geld</strong> er wofür<br />

ausgibt, ist das Erstaunen meist groß, wenn das private Budget plötzlich transparent<br />

wird Je länger und sorgfältiger über die Ausgaben Buch geführt wird, umso deutlicher<br />

lassen sich die typischen Ausgabenstrukturen und damit auch die möglichen<br />

Ansätze zu einer sinnvollen Kürzung erkennen Viele Familienmitglieder werden erstaunt<br />

sein, wenn plötzlich offenbar wird, wofür sie im Laufe der Wochen <strong>Geld</strong> ausgeben,<br />

ohne allzu viel darüber nachzudenken<br />

Systematische Suche nach den Löchern<br />

Sobald diese Ausgaben erst einmal erfasst wurden, können Sie die Struktur Ihrer<br />

Ausgaben unter allen nur denkbaren Gesichtspunkten analysieren Die verschiedenen<br />

Gruppenbildungen lassen dann schnell erkennen, wo die Ausgaben Schwerpunkte<br />

liegen Es sind oft auch die Punkte, bei denen sich die größten Einsparungen<br />

erzielen lassen Wenn Sie im Monat über die Grundgebühr hinaus nur ein paar Mark<br />

für Telefongespräche ausgeben, ist das sicher nicht der Bereich, den Sie als ersten<br />

auf mögliche Einsparungen hin abklopfen sollten<br />

Wenn Sie aber feststellen, dass es weit über Hundert Euro sind und dass sich dieser<br />

Betrag in den letzten Monaten auch noch dauernd erhöht hat, kann sich eine Analyse<br />

dieses Kostenbereichs sehr lohnen Sobald den Mitgliedern der Familie erst einmal<br />

bewusst wird, wie hoch der Anteil des einen oder anderen Postens am Haushaltsbudget<br />

ist, können sie gemeinsam darüber nachdenken, ob das <strong>Geld</strong> an anderer<br />

Stelle nicht allen sehr viel mehr Nutzen oder Freude bringen könnte Allerdings wird<br />

dieser Gewinn oft durch einen gewissen Verzicht erkauft – wie zum Beispiel auf den<br />

33


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Verzicht, die Busenfreundin vier Mal täglich anzurufen oder sich ständig neue Klingeltöne<br />

auf das Handy zu laden Echter Verzicht ist aber nicht immer nötig In vielen<br />

Fällen hat nämlich niemand etwas von unnötig hohen Ausgaben – ausgenommen<br />

diejenigen natürlich, die mit Freude Ihr <strong>Geld</strong> kassieren<br />

Wer zum Beispiel eine Wohnung gemietet hat, lässt die fälligen Zahlungen meist vom<br />

Konto abbuchen und kümmert sich danach oft nicht weiter darum Was soll da schon<br />

zu sparen sein? Es ist mehr, als die meisten ahnen<br />

Das fängt schon bei der Wohnungssuche an, geht über die möglicherweise zu hohe<br />

Quadratmeterangabe im Mietvertrag (und damit eine vielleicht zu hohe Mietforderung)<br />

und endet bei den berüchtigten Mietnebenkosten, die als „Miete neben der Miete“<br />

korrekter beschrieben werden Der Deutsche Mieterbund hat nämlich festgestellt,<br />

dass die gesetzlichen Bestimmungen über die Abrechnung von Betriebskosten von<br />

den Hausverwaltungen in hunderttausenden von Fällen nicht eingehalten werden<br />

- zum Schaden der Mieter Sollte das auch bei Ihnen zutreffen, rinnt wieder einmal<br />

(möglicherweise viel) <strong>Geld</strong> aus Ihrem „Liquiditätsfass“, ohne dass Sie irgendeinen<br />

Nutzen davon haben<br />

Nicht zuletzt im Konsumbereich finden sich bei genauer Betrachtung meist große<br />

Einsparpotenziale Dabei geht es auch hier nicht in erster Linie darum, durch Verzicht<br />

und Einschränkungen <strong>Geld</strong> zu sparen Handeln Sie lieber nach dem ökonomischen<br />

Prinzip: gleichen Nutzen für weniger <strong>Geld</strong><br />

Wichtig: Die ganze Familie einbeziehen:<br />

Die größten Erfolgsaussichten hat das Sparprogramm, wenn die ganze Familie<br />

sich gemeinsam um Kostentransparenz bemüht und offen über die Ergebnisse<br />

diskutiert Wenn die Frau ihrem lieben Mann immer nur vorrechnet,<br />

wie teuer seine Hobbys sind, aber die ständig steigende Telefonrechnung zum<br />

Tabu erklärt, wird sich kaum eine fruchtbare Diskussion über sinnvolle und<br />

überflüssige Ausgaben entwickeln Wenn den Kindern nur gesagt wird, wie<br />

groß das Loch ist, das ihre Dauerduscherei in die Familienkasse reißt, ohne<br />

dass die Eltern bereit sind, auch über einige von Vaters kostspieligen Eigenheiten<br />

zu reden, ist wenig Bereitschaft zur Kooperation zu erwarten Wenn<br />

dagegen darüber diskutiert wird, ob man sich endlich gemeinsam den oft<br />

diskutierten Traumurlaub leisten kann, wenn überflüssige Ausgaben gesenkt<br />

werden, wenn alle gemeinsam darauf achten, dass im Winter nicht stundenlang<br />

bei voll aufgedrehter Heizung die Fenster offen sind, lässt sich leichter<br />

ein sinnvolles Sparpaket schnüren Ein Paket, zu dem jeder beiträgt und von<br />

dem jeder etwas hat<br />

Wie so oft im Leben spielt die Psychologie für den Erfolg eine entscheidende Rolle: Im<br />

Team ausgetüftelte Sparpläne machen mehr Spaß, fördern die allgemeine Kreativität<br />

34


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

und lassen eher eine konsequente Durchführung erhoffen Diktatorische Beschlüsse<br />

des Familienoberhauptes dagegen provozieren meist nur eine Trotzhaltung<br />

„Schlanker Konsum“<br />

Was zahlreiche Unternehmen heute unter dem Stichwort „Lean Production“ betreiben,<br />

können Sie sich als „Lean Consumption“, als schlanken Konsum zum Ziel setzen:<br />

Durch eine „schlankere private Ausgabenpolitik“ mehr aus dem verfügbaren<br />

Einkommen zu machen Das gilt vor allem dann, wenn Sie feststellen, dass zum<br />

Beispiel Ihre Ausgaben für die Ernährung im Verhältnis zum Einkommen und zu anderen<br />

Posten im Haushaltsbudget sehr hoch sind Dann lohnt sich die Frage nach<br />

den Gründen allemal<br />

Wenn der Posten „Ernährung“ recht hoch erscheint, obwohl sich die Familie oder ein<br />

Single keineswegs von teuren Delikatessen ernährt, kann das zum Beispiel daran liegen,<br />

dass zu viele Lebensmittel nur angebrochen aber nicht aufgebraucht und dann<br />

später weggeworfen werden Das ist ein nicht allzu seltenes Problem in Haushalten<br />

mit Kindern, weil diesen die Folgen dieser „Großzügigkeit“ oft gar nicht bewusst sind<br />

Es kann aber auch daran liegen, dass Sie zu wenig Zeit haben (oder sich nehmen),<br />

um einmal im Monat alle die Dinge in einem preiswerteren Supermarkt zu kaufen,<br />

die Sie ohnehin brauchen und gut lagern können: Reinigungsmittel, Hygieneartikel,<br />

Kosmetika, Konserven, Getränke usw Sie sollten aber darauf achten, diese Produkte<br />

regelmäßig „umzuschichten “ Bei Unternehmen nennt man das „First in / first<br />

out“ Das bedeutet, dass immer das verbraucht wird, was zuerst ins Haus kam Das<br />

vermeidet Schäden durch zu lange Lagerung und Sie merken auch, wenn Sie Dinge<br />

stapeln, die Sie in Wirklichkeit nicht oder nur selten brauchen<br />

Vorsicht: Oft ist es auch umgekehrt Weil es in den Supermärkten so viele billige<br />

Angebote gibt, greifen viele Kunden ohne allzu langes Nachdenken zu Doch was<br />

nützt es, beim Einkauf des „Schnäppchens“ drei Euro gegenüber dem Normalpreis<br />

zu sparen, wenn man das auf 18 Euro herabgesetzte Produkt eigentlich gar nicht<br />

braucht und später vergisst oder wegwirft? Statt drei Euro zu sparen, wurden 18<br />

vergeudet<br />

Krankenkasse: Gleiche Leistung – aber vielleicht <strong>Geld</strong><br />

zurück oder Aufschlag<br />

Die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen unterscheiden sich kaum Auch die<br />

Beiträge sind seit Einführung des Gesundheitsfonds vereinheitlicht worden Denn<br />

seit Anfang 2009 zahlen alle Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen den gleichen<br />

Beitragssatz von 15,5 Prozent Das <strong>Geld</strong> wird von den Kassen eingesammelt,<br />

fließt dann zunächst an den Gesundheitsfonds, der es dann je nach Bedarf an die<br />

Kassen zurück überweist<br />

Kommt eine Kasse mit der ihr zugewiesenen Summe aus dem Fonds nicht aus,<br />

muss sie im Folgejahr einen Zusatzbeitrag von ihren Mitgliedern erheben Er darf ein<br />

35


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Prozent des beitragspflichtigen Einkommens eines Mitglieds nicht übersteigen Dadurch<br />

sollen „sozial Schwache“ vor finanzieller Überforderung geschützt werden Der<br />

zwischen Union und SPD geschlossene politische Kompromiss sieht allerdings vor,<br />

dass ein zusätzlicher Beitrag von bis zu monatlich acht Euro ohne Einkommensprüfung<br />

von der Kasse erhoben werden darf Kassen, die einen Zusatzbeitrag erheben,<br />

müssen ihre Mitglieder gleichzeitig mit dem Bescheid auf die Möglichkeiten hinweisen,<br />

zu einer weniger teuren Kasse zu wechseln Die Regierung hofft, dass die Kassen<br />

deshalb alles daran setzen, um solche Zuzahlungen zum Krankenkassenbeitrag<br />

zu vermeiden, da sie sonst einen Mitgliederschwund befürchten müssen<br />

Gut wirtschaftende Kassen können ihren Mitgliedern auch <strong>Geld</strong> erstatten Da der<br />

Fonds zum Startzeitpunkt 2009 hundert Prozent der Kosten abdecken soll, musste<br />

anfangs keine Kasse einen Zusatzbetrag erheben Die Kassen haben aber bereits<br />

darauf verwiesen, dass sie mit dem staatlich festgelegten Beitragssatz von 15,5 Prozent<br />

kaum auskommen werden Ob und wie sie mit der neuen Rechtslage zurecht<br />

kommen, wird sich erst auf mittlere Sicht zeigen Außerdem muss damit gerechnet<br />

werden, dass die Politiker immer wieder an den Gesetzen herumbasteln, um ihre<br />

Schwächen zu beseitigen oder auf unerwartete Reaktionen von Kassen, Ärzten und<br />

Patienten zu reagieren<br />

Erst nach einiger Zeit wird sich zeigen, ob die Versicherten von der Reform profitieren<br />

oder ob die Vorteile die Nachteile übersteigen Solange sich an der Beitragsfront<br />

nichts tut, brauchen auch die Versicherten in der Regel nichts zu tun Denn wie<br />

bereits gesagt: Die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen unterscheiden sich<br />

kaum<br />

Erst Trauschein, dann Splitting<br />

Sylvia Klein und Nico Brender sind zwar schon vor Jahren in eine gemeinsame Wohnung<br />

gezogen und haben auch die Absicht, auf Dauer zusammen zu bleiben Aber<br />

Heiraten finden sie „spießig“ Es gibt viele persönliche Gründe, erst einmal nicht –<br />

oder vielleicht nie – zu heiraten, aber es ist ein echter Luxus, der je nach Einkommensverhältnissen<br />

viel kosten kann<br />

Unter moralischen Gesichtspunkten nimmt zwar kaum noch jemand Anstoß Vom<br />

Steuerrecht wird die „wilde Ehe“ aber immer noch bestraft Beim Staat dauert es<br />

eben etwas länger, bis er auf veränderte gesellschaftliche Einstellungen reagiert<br />

Zwar wurden in den vergangenen Jahren viele Gesetze geändert, durch die unverheiratete<br />

oder gleichgeschlechtliche Paare früher diskriminiert wurden Aber es<br />

bleiben nach wie vor viele Punkte, bei denen Unverheiratete gegenüber Paaren mit<br />

Trauschein materiell schlechter gestellt sind<br />

Dagegen gibt es nur wenige Situationen in denen sie finanzielle bzw steuerliche<br />

Vorteile haben Wer nicht aufgrund persönlicher Überzeugung handelt, sondern sich<br />

eher zu den kühlen Rechnern zählt, sollte deshalb sorgfältig prüfen, welche Form<br />

der Partnerschaft unter finanziellen Aspekten für sie, für ihn und für beide zusammen<br />

36


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

günstiger ist Denn fiskalisch gesehen ist Liebe ohne Trauschein immer noch eine<br />

Sünde Hier die wichtigsten Punkte, die Sie beachten sollten, wenn Sie den materiellen<br />

Wertes eines Trauscheins unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Situation<br />

kalkulieren wollen:<br />

Der Splittingtarif ermöglicht es Ehepaaren (aber nicht Unverheirateten, die eine gemeinsame<br />

Wohnung haben), ihr Einkommen zu addieren und dann durch zwei zu<br />

teilen Der Steuertarif wird dann für beide auf diese Durchschnittssumme angewandt<br />

Je unterschiedlicher die Einkommen der beiden Ehepartner sind, umso deutlicher ist<br />

der Vorteil, den sie daraus ziehen Denn bei dem besser verdienenden Partner wird<br />

in der Regel ein niedrigerer Steuertarif angewendet Wenn beide Partner gleich viel<br />

verdienen, bringt das Splitting allerdings keine Vorteile Wenn dagegen nur einer<br />

von beiden arbeitet, ist die Steuerersparnis am größten – es sei denn, er oder sie<br />

verdient soviel, dass selbst das halbe Einkommen noch mit dem höchsten Steuersatz<br />

„bestraft“ wird Das ist aber nur dann der Fall, wenn das Jahreseinkommen des<br />

Alleinverdieners deutlich über 100 000 Euro im Jahr liegt Denn vor der Berechnung<br />

der Steuerschuld werden zunächst Freibeträge, Werbungskosten, Verluste aus Vermietung<br />

und Verpachtung usw abgezogen Die sind je nach persönlicher Lage natürlich<br />

höchst unterschiedlich Deshalb muss jeder Einzelfall für sich geprüft werden<br />

Erst dann lässt sich exakt sagen, ob und wie viel ein Splitting bringt Beachten Sie:<br />

Wegen der häufigen Änderungen im deutschen Steuerrecht können hier nur ungefähre<br />

Werte angegeben werden<br />

Der Trauschein ist ein „Wertpapier“<br />

Beispiele für steuerliche Vorteile von Ehepaaren:<br />

Splitting: Wenn ein Single 2004 ein steuerpflichtiges Einkommen von 40 000 Euro<br />

im Jahr hatte, musste er 10 148 Euro ans Finanzamt abführen Heiratet er seine<br />

Partnerin, die kein eigenes Einkommen hat, sinkt die Steuerschuld auf 6 470 Euro<br />

Der Trauschein bringt dem Paar also 3 678 Euro im Jahr Das ist eine Rendite, die<br />

Sie mit kaum einem anderen Wertpapier erzielen können<br />

Schenkung und Erbschaft: Hier werden unverheiratete Paare deutlich benachteiligt<br />

Denn Ehegatten und eingetragene Lebenspartner haben mit 500 000 Euro einen<br />

wesentlich höheren Freibetrag als Paare ohne Trauschein Da sie weder Ehepartner<br />

noch nahe Verwandte sind, gilt für sie nur ein Freibetrag von 20 000 Euro Alles, was<br />

bei Schenkung oder Erbschaft darüber liegt, muss mit den gleichen Sätzen versteuert<br />

werden, die auch auf eine x-beliebige andere Person angewendet werden Das<br />

sind je nach Höhe des Betrages zwischen 30 und 50 Prozent nach dem seit 2009<br />

geltenden Recht (sie Tabelle) Dazu steht einem verwitweten Ehepartner vor Anwendung<br />

der Erbschaftssteuern noch ein „Versorgungsfreibetrag“ von zu<br />

37


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Je enger die Familienbande, desto weniger erbt der Fiskus<br />

Ausschlaggebend dafür, wie viel Schenkungs- oder Erbschaftssteuer gezahlt werden<br />

muss, sind Steuerklasse und Freibetrag Enge Verwandte sind in der Steuerklasse I<br />

Lebenspartner wie Freunde sind in der teuren Steuerklasse III<br />

Steuerklasse I Freibetrag<br />

Ehegatten 500 000 Euro<br />

Kinder und Kinder verstorbener Kinder 400 000 Euro<br />

Enkel 200 000 Euro<br />

Eltern/Großeltern 100 000 Euro<br />

Steuerklasse II:<br />

Eltern/Großeltern bei Schenkung 20 000 Euro<br />

Geschwister, Neffen, Nichten, geschiedene Ehegatten<br />

Steuerklasse III:<br />

Eingetragene Lebenspartner 500 000 Euro<br />

Alle anderen 20 000 Euro<br />

Steuersätze bei Erbschaften und Schenkungen deren Wert über die geltenden<br />

Freibeträge hinaus geht<br />

Wert des Erbes<br />

in € bis einschließlich<br />

Steuerklasse I<br />

in Prozent<br />

Steuerklasse II<br />

in Prozent<br />

75 000 7 30 30<br />

300 000 11 30 30<br />

600 000 15 30 30<br />

6 000 000 19 30 30<br />

13 000 000 und mehr 23 50 50<br />

Steuerklasse III<br />

in Prozent<br />

Doppelte Haushaltführung: Wenn ein Paar bereits länger zusammen wohnt und<br />

einer von beiden wegen Wechsels der Arbeitsstelle über die Woche eine Zweitwohnung<br />

an einem Ort beziehen muss, wird dies zwar vom Finanzamt berücksichtigt<br />

Haben aber beide eine eigene Wohnung, kann nicht eine davon als doppelter Haushalt<br />

steuerlich geltend gemacht werden Das gilt auch dann, wenn die Beibehaltung<br />

beider Wohnungen an weit auseinander liegenden Orten mit Rücksicht auf den<br />

Arbeitsplatz erforderlich ist und daher nur eine „Wochenendpartnerschaft“ möglich<br />

ist Die doppelte Haushaltsführung wird auch dann nicht vom Finanzamt anerkannt,<br />

wenn eine der beiden Wohnungen von dem unverheirateten Paar als gemeinsamer<br />

Lebensmittelpunkt betrachtet wird<br />

Unterhalt: Verliert einer der beiden (unverheirateten) Lebenspartner seinen Arbeitsplatz,<br />

so sieht Vater Staat die Sache mit ganz anderen Augen Denn dann ist in<br />

38


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

„Bedarfsgemeinschaften“ derjenige, der noch Arbeit hat, dem anderen Partner in der<br />

Regel zum Unterhalt verpflichtet – wie bei Ehepaaren Um das zu vermeiden, muss<br />

nachgewiesen werden, dass die Gemeinschaft nicht mehr besteht Sie müssen dazu<br />

zwei getrennte Wohnungen beziehen Oder sehr deutlich machen, dass sie sich das<br />

nicht leisten können, aber „von Tisch und Bett getrennt sind: Sie müssen ein zusätzliches<br />

Bett aufstellen und in den Schränken die BHs der Ex-Freundin so weit entfernt<br />

wie möglich von den Socken des Partners legen Auch im Küchenschrank muss jeder<br />

seine eigene Ecke für das Geschirr haben, wenn die Hartz-IV-Kontrolleure kommen<br />

Nur so lässt sich glaubhaft machen, dass man nicht der Liebe wegen sondern aus<br />

Mangel an eigenem Wohnraum weiterhin unter einem Dach lebt Aber Vorsicht, wenn<br />

die Trennung nur vorgespiegelt ist, kann das als Sozialbetrug gewertet werden!<br />

Haushaltsfreibetrag: Hier hatten Unverheiratete unter Umständen einen Vorteil<br />

Den Haushaltsfreibetrag von 2 340 Euro erhielten nur Alleinerziehende, in deren<br />

Haushalt mindestens ein Kind lebte Das galt auch dann, wenn im gleichen Haushalt<br />

ein Lebenspartner ständig wohnte Dieser steuerliche Vorteil galt für ledige und geschiedene<br />

Väter oder Mütter – auch dann, wenn sie oder er wieder einen Partner hatten,<br />

mit dem sie ohne Trauschein zusammen lebten Allerdings wurde dieser Haushaltsfreibetrag<br />

„abgeschmolzen“ und zum letzten Mal für das Jahr 2004 gewährt Der<br />

Grund: Das Bundesverfassungsgericht sah darin eine Benachteiligung des von der<br />

Verfassung geschützten Instituts der Ehe<br />

Fazit: Die noch von unseren Großeltern gepflegte Weisheit „drum prüfe, wer sich<br />

ewig bindet“, muss unter heutigen Gesichtspunkten eher umgedreht werden „Prüfe,<br />

ob du es dir unter steuerlichen und andere finanziellen Gesichtspunkt leisten kannst,<br />

auf einen Trauschein zu verzichten “<br />

Mehr <strong>Geld</strong> ohne Arbeit: Das sind einige Beispiele dafür, wie Sie ohne wesentliche<br />

Änderung des bisherigen Lebens, allein durch einen rechtlichen Schritt (wie Heirat<br />

oder Wechsel der Krankenkasse) viel <strong>Geld</strong> sparen können, das dann an anderer<br />

Stelle entweder zu einer Verbesserung Ihres Lebensstandards genutzt werden kann<br />

oder zu einer schnelleren Vermögensbildung beiträgt<br />

Wer auf Pump kauft, zahlt doppelt<br />

Sie sollten sich nicht selbst bemogeln Dass gilt besonders dann, wenn es um das<br />

„liebste Kind“ nicht nur der Deutschen geht, das Auto Denn erst wenn wirklich alle<br />

Aufwendungen rund ums Auto ehrlich erfasst und dann auf den gefahrenen Kilometer<br />

umgelegt werden, lässt sich die Frage korrekt beantworten, ob und wann die<br />

Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel günstiger ist oder ob es nicht auch das kleinere<br />

Modell getan hätte Es kann sich aber auch herausstellen, dass sich ganz erhebliche<br />

Mittel dadurch einsparen lassen, dass der Autokauf beim nächsten Mal anders finanziert<br />

wird Wer etwas länger mit dem Kauf wartet und deshalb weniger Kredit aufnehmen<br />

muss, kann allein dadurch die Kosten des Autos erheblich senken Manchmal<br />

sind die Finanzierungskosten aber auch so niedrig, dass es besser ist, das eigene<br />

39


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

<strong>Geld</strong> auf dem Konto zu lassen, weil es dort höhere Zinsen bringt Das aber ist eher<br />

die Ausnahme als die Regel<br />

Wichtig ist aber, in jedem Fall genau zu prüfen, wie teuer in diesem und in anderen<br />

Fällen ein Kauf auf Kredit tatsächlich ist Die meisten Verbraucher haben nämlich<br />

keine realistische Vorstellung davon, wie teuer ein Kauf auf Raten tatsächlich ist<br />

Hinweis: Viele Tipps zum Umgang mit Krediten finden Sie im Kapitel „Schulden machen<br />

ist nicht schwer … “ Fehler bei der Kreditaufnahme kosten sehr viel <strong>Geld</strong> und<br />

können sogar in eine Existenzkrise führen Oft können dann nur noch die Schuldnerberatung<br />

und der private Konkurs helfen Aber auch wenn es nicht so weit kommt, ist<br />

ein Leben auf Pump teuer<br />

Vorsicht: Was beim Auto ebenso wie bei vielen Konsumprodukten als „bequeme<br />

Teilzahlung“ angeboten wird, entpuppt sich bei genauem Rechnen fast immer als ein<br />

sehr teures Vergnügen Denn der tatsächliche Preis kann sich durch hohe Zinsen<br />

und „Bearbeitungsgebühren“ mehr als verdoppeln Rechnen Sie dies immer genau<br />

aus und prüfen Sie dann, ob Ihnen die schnelle Verfügbarkeit über das Produkt den<br />

sehr viel höheren Preis wirklich wert ist Oder ob Sie sich diese Belastung überhaupt<br />

leisten können Schon viele sind in eine böse Verschuldungsspirale geraten, weil sie<br />

zu spät bemerkt haben, dass sich die vielen „günstigen Ratenkäufe“ schließlich zu<br />

einer monatlichen Belastung addierten, die nicht mehr zu tragen war Wenn dann<br />

auch noch die Ratenzahlungen über weitere - und oft noch viel teurere - Kredite beglichen<br />

werden, dann ist der Punkt der Überschuldung rasch erreicht Auch wenn es<br />

inzwischen die Möglichkeit eines privaten Konkurses gibt, kommen die Betroffenen<br />

meist ihr ganzes Leben lang nicht mehr auf einen „grünen Zweig“<br />

Ratenkauf - davon ist abzuraten<br />

So positiv sich der Zinseffekt für Sie auswirken kann, wenn Sie sparen (siehe dort),<br />

so tückisch ist er, wenn Sie „auf Pump“ kaufen Denn auch dann wirkt er als Wachstumsförderer<br />

- nämlich bei den Schulden Und das mit noch größerer Dynamik als<br />

beim Sparen, weil die Schuldzinsen in der Regel sehr viel höher sind Nicht nur für<br />

Ratenkredite sondern auch für Überziehungskredite gelten dabei ganz ähnliche<br />

Überlegungen<br />

Ohne Zweifel ist es höchst bequem, wenn man nicht immer erst nachsehen muss, ob<br />

noch <strong>Geld</strong> auf dem Konto ist, ehe man mit der ganzen Familie ins Restaurant geht<br />

oder sich ein paar schicke Klamotten kauft Und es ist verlockend, den tollen Fotoapparat,<br />

PC oder Camcorder gleich mitzunehmen und mit der ec-Karte zu bezahlen<br />

ohne lange über den Kontostand nachzudenken Der Dispo, der so genannte Dispositionskredit,<br />

macht es möglich, den neuen Kühlschrank oder Staubsauger schon<br />

vor der nächsten Lohn- oder Gehaltsüberweisung zu kaufen Einen schicken neuen<br />

Mantel, die hübschen Schuhe oder den modischen Anzug möchte man natürlich<br />

auch lieber sofort haben und nicht noch zwei Wochen warten, bis das Konto wieder<br />

aufgefüllt ist<br />

40


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Damit Sie keine unangenehmen - und teuren - Überraschungen erleben, sollten<br />

Sie die allgemeinen Geschäftsbedingungen Ihrer Bank oder Sparkasse<br />

zumindest an den Stellen sorgfältig lesen, wo es um die Zinsen bei vereinbarter<br />

und – schlimmer noch – bei unerlaubter Kontoüberziehung geht Außerdem<br />

sollten Sie den Preisaushang oder das Preisverzeichnis regelmäßig<br />

daraufhin überprüfen, ob sich Zinsen, Gebühren und Provisionen geändert<br />

haben Denn selbst wenn Sie sich früher einmal die Mühe gemacht haben,<br />

den Preis auszurechnen, den Sie für die Freiheit bezahlen müssen, Ihr Konto<br />

jederzeit überziehen zu dürfen: Es kann in der Zwischenzeit noch viel teurer<br />

geworden sein<br />

Viele Berufstätige haben sich deshalb daran gewöhnt, ihr Konto mehr oder weniger<br />

regelmäßig zu überziehen Was macht es schon, wenn es für ein paar Tage im Soll<br />

steht? Viele sind sogar mit einem ganzen oder sogar mehreren Monatsgehältern im<br />

Rückstand „Solange die Bank oder Sparkasse nichts sagt und ich im Rahmen des<br />

mir eingeräumten Dispokredits bleibe, ist ja wohl alles in Ordnung“, denken viele<br />

Besitzer eines Gehaltskontos Sie würden diese Möglichkeit des bequemen Kredits<br />

wahrscheinlich weniger genießen, wenn sie einmal nachrechnen würden, wie teuer<br />

dieses Vergnügen letztlich ist<br />

Konto überziehen - ein teurer Luxus<br />

Wie bereits im Kapitel „Schulden machen ist nicht schwer …“ ausführlich gezeigt,<br />

sind Kontoüberziehungen (Dispo) bequem, aber auch sehr teuer Wenn Sie die<br />

Grenzen überschreiten, die Ihnen auf Ihrem Konto für den Dispositionskredit von<br />

Ihrem Kreditinstitut eingeräumt worden sind, wird das Loch in Ihrem Liquiditätsfass<br />

noch größer Wenn Sie ein regelmäßiges Einkommen haben, dulden viele Kreditinstitute<br />

eine mehr oder weniger regelmäßige Überschreitung der dem Kontoinhaber<br />

eingeräumten Kreditlinien<br />

Denn: Erstens wollen sie ihre Kunden nicht durch Mahnungen verärgern und zweitens<br />

verdienen sie sehr gut daran In den allgemeinen Geschäftsbedingungen steht<br />

meist folgender Satz: „Nimmt der Kunde Kredit ohne ausdrückliche Vereinbarung oder<br />

über den vereinbarten Betrag oder über den Fälligkeitstermin hinaus in Anspruch, so<br />

hat er statt etwa vereinbarter niedrigerer Zinsen, Gebühren oder Provisionen die von<br />

der Bank/Sparkasse für solche Überziehungen bestimmten, im Preisaushang jeweils<br />

ausgewiesenen Zinsen, Gebühren und Provisionen zu zahlen “ Das kann bedeuten,<br />

dass dem Lehrling Hans, der eigentlich gar keinen Dispositionskredit vereinbart hat,<br />

ebenso wie dem Zahnarzt Dr XY, der sein Dispo von 25 000 Euro überschritten hat,<br />

für die Überziehung neben vielleicht 14 Prozent Zinsen noch eine Überziehungsprovision<br />

von 4,5 Prozent aufgebrummt werden<br />

41


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wie teuer das flotte Leben bei einer Belastung mit 18,5 Prozent Zinsen wird, bedarf<br />

keiner weiteren Erläuterung - und auch nicht, wie sinnvoll hier gespart werden kann<br />

Das gilt vor allem dann, wenn gleichzeitig auch noch <strong>Geld</strong> auf dem Sparkonto liegt<br />

Denn die gleiche Bank, die eine Kontoüberziehung mit 18 bis 19 Prozent Zinsen bestraft,<br />

vergütet für das Sparbuch vielleicht nur ein bis zwei Prozent<br />

Tipp:<br />

Sie sollten den eingeräumten Verfügungskredit keinesfalls stillschweigend<br />

überziehen - vielleicht sogar in der Hoffnung, dass es in der Bank oder Sparkasse<br />

niemand merkt Machen Sie sich in diesem Punkt keine Illusionen: Kollege<br />

Computer passt ganz scharf auf Und die Zinsen, die dann berechnet<br />

werden, sind auch scharf Wenn Sie aus guten Gründen für eine bestimmte<br />

Zeit einen höheren Kreditbedarf haben, können Sie darüber mit Ihrer Bank<br />

oder Sparkasse fast immer reden Denn wenn das Institut eine Überschreitung<br />

des eingeräumten Dispo duldet, gibt es keinen Grund, dies nicht auch ausdrücklich<br />

in Form einer erhöhten Kreditlinie zu genehmigen Sie sparen dann<br />

immerhin die teure Überziehungsprovision<br />

Lieber Zinsen verdienen als Zinsen zahlen<br />

Vergessen Sie nie: Auch vereinbarte Dispositionskredite sind immer noch sehr teuer<br />

Sie sollten deshalb die Inanspruchnahme so weit wie möglich reduzieren Mit den<br />

so gesparten Zinsen können Sie sich dann entweder das Leben schöner machen<br />

oder durch sinnvolle Anlage dieses <strong>Geld</strong>es selber gute Zinsen verdienen, statt teure<br />

„Leihgebühren“ zu zahlen<br />

Tipp:<br />

Wenn Sie wie Yvonne Steiner bisher nicht so genau gerechnet und deshalb<br />

Ihr Konto überzogen haben, sollten Sie einen Plan machen, wie sie Ihre Kreditschulden<br />

in einem vorher festgelegten Zeitraum abbauen können Es gibt<br />

fast immer Ausgaben, die sich reduzieren lassen Auch wenn dies zeitweise<br />

einen gewissen Konsumverzicht bedeuten sollte, ist das eine sehr rentable Investition<br />

Nach einer von Ihnen selbst zu bestimmenden Zeit haben Sie dann<br />

die Beträge zur freien Verfügung, die Sie bisher als Zinsen, Gebühren und<br />

Provisionen abführen mussten, ohne einen wirklichen Nutzen davon zu haben<br />

Immer höhere Schulden nehmen Ihnen sonst früher oder später die Luft<br />

zum Leben<br />

Auch ohne Überziehung gibt es teure und billige Konten Die Stiftung Warentest hat<br />

an konkreten Fällen nachgewiesen, dass selbst bei wenig genutzten Konten in vielen<br />

Fällen jährliche Ersparnisse von 77 bis 102 Euro möglich sind, wenn das Konto inner-<br />

42


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

halb der gleichen Stadt von einem teuren zu einem preiswerter arbeitenden Institut<br />

verlegt wird Lohnt sich die damit verbundene Mühe für einen solchen Betrag?<br />

Bedenken Sie: Um netto den gleichen Betrag mit mehr Arbeit oder über eine Lohnerhöhung<br />

zu verdienen, müsste Ihr Einkommen schon bei durchschnittlichen Steuer-<br />

und Abgabesätzen um 100 bis 150 € steigen Wieder ist es nur ein „Federstrich“, mit<br />

dem Sie richtig <strong>Geld</strong> verdienen, ohne wirklich auf irgendetwas verzichten zu müssen<br />

(Mehr zum Thema wirtschaftliche Kontoführung im Kapitel „Ein Konto nach Maß“)<br />

Viele Kunden scheuen dennoch aus guten Gründen den Wechsel von ihrer bisherigen<br />

Bank oder Sparkasse zu einem anderen Institut Es ist immer nur ein letzter Schritt,<br />

wenn alle anderen Möglichkeiten der Gebührensenkung bereits genutzt wurden<br />

Dazu gibt es oft mehr Möglichkeiten, als Sie denken: Legen Sie mehrere gleichzeitig<br />

unterhaltene Konten zusammen Nutzen Sie den Kontoauszugsdrucker oder noch<br />

besser die Möglichkeiten des Homebanking, statt sich alles immer zuschicken zu<br />

lassen Die Bank oder Sparkasse macht das nämlich nicht kostenlos und verlangt<br />

außerdem die Portoauslagen zurück<br />

Was kosten die Dienstleistungen Ihrer Bank?<br />

Wenn Sie sich vorgenommen haben, in Zukunft genauer zu rechnen, dann<br />

sollten Sie auch dies einmal prüfen Was müssen Sie bisher zahlen, was verlangen<br />

andere Institute für die gleichen Dienstleistungen: Zinsen, Überweisungsgebühren,<br />

Barabhebungen, Kontoführungsgebühren, Depotverwaltung?<br />

Da die Kreditinstitute bei ihren Gebühren immer erfinderischer werden, wird<br />

auch der Blick auf ihre Preislisten immer wichtiger Wie wichtig, das finden Sie<br />

im Kapitel „Sparen – beim Konto fängt es an “<br />

Rechtzeitig erkennen, wenn finanziell etwas schief läuft, das bedeutet: Nicht erst<br />

nachher per elektronischem Haushaltsbuch feststellen, was Sie (vielleicht zuviel) ausgegeben<br />

haben sondern vorher planen, wie viel Sie ausgeben können oder wollen<br />

Dabei helfen Ihnen die Tools der Finanzplanung in „Mein <strong>Geld</strong>“ Das private Budget<br />

kann zunächst aus einer sehr groben Aufgliederung der Ausgaben in Bereiche wie<br />

Miete, Ernährung, Kleidung, Fahrtkosten, Gesundheit, Urlaub, Rauchen und Freizeit<br />

bestehen Es kann aber auch eine beliebig weit gehende Aufteilung stattfinden (bei<br />

Getränken zum Beispiel Fruchtsäfte, Wasser, Wein) Sie können dann entscheiden,<br />

ob Sie lieber eine Flasche guten oder drei Flaschen billigen Wein oder einen Kasten<br />

für den festgelegten Betrag kaufen Es ist auch Ihre Entscheidung, wie streng Sie die<br />

Ausgabenkontrolle und Ausgabensteuerung handhaben wollen<br />

43


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Mehr Überblick durch ein privates Budget<br />

Sie können zum Beispiel die geplanten Ausgaben für Kleidung, Zigaretten oder Restaurantbesuche<br />

rigoros auf eine bestimmte Summe im Monat festlegen Sie können<br />

Ihr Budget aber auch so fahren, dass Sie eine Überziehung bestimmter Positionen<br />

durch entsprechende Einsparungen im nächsten Monat – oder bei anderen Posten<br />

- ausgleichen Ein sofortiger Ausgleich hilft Ihnen, insgesamt im Rahmen der geplanten<br />

Ausgaben zu bleiben Aber auch eine Überziehung (mit Ausgleich in den kommenden<br />

Monaten) kann in manchen Fällen durchaus wirtschaftlich sein Es ist zum<br />

Beispiel sicherlich vernünftig, beim Kauf notwendiger Winterkleidung das monatliche<br />

Budget im September zu überziehen, weil es wenig Sinn macht, die warmen Stiefel<br />

erst dann zu kaufen, wenn der Schnee schon wieder schmilzt<br />

Es ist auch wirtschaftlich sinnvoll, die für Kleidung oder Konserven vorgesehene Summe<br />

dann zu überschreiten, wenn die Geschäfte voller Sonderangebote sind (Aber<br />

nur solche kaufen, die Sie wirklich brauchen!) Umgekehrt sollten die durchschnittlich<br />

geplanten monatlichen Ausgaben dann reduziert und auf den nächsten Monat<br />

vorgetragen werden, wenn die entsprechenden Produkte oder Dienstleistungen aus<br />

saisonalen Gründen besonders teuer sind Solche Überlegungen gelten erst recht für<br />

den Kauf eines Autos und anderer teurer Anschaffungen Denn auch da schwanken<br />

die Preise je nach Jahreszeit oder konjunktureller Lage beträchtlich Viele von diesen<br />

Überlegungen haben Sie sicherlich auch schon selbst angestellt Wer ein gebrauchtes<br />

Auto im Frühjahr kauft, zahlt meist mehr als im Herbst Wer bis zum Modellwechsel<br />

wartet, bekommt den Gebrauchten ebenfalls billiger Denn dann sinken die Preise<br />

der alten Baureihe, ohne dass deshalb deren Qualität schlechter wird<br />

Einige der Sparmöglichkeiten nutzen Sie sicher auch schon - mehr oder weniger konsequent<br />

Doch schon diese wenigen Beispiele zeigen, dass erst durch eine genaue<br />

Analyse des bisherigen Ausgabeverhaltens und vor allem durch eine Ausgabenplanung<br />

im Rahmen eines Haushalts- oder Familienbudgets alle Einsparmöglichkeiten<br />

nicht nur erkannt, sondern auch wirklich nutzbar gemacht werden Und darauf kommt<br />

es an<br />

Tipp:<br />

Prüfen Sie genau, welche Ausgabengrenzen Sie wöchentlich oder monatlich<br />

möglichst streng einhalten wollen und welche Ausgabenposten Sie sinnvoll<br />

nur im Rahmen einer Jahresplanung betrachten können Bei Zigaretten beispielsweise<br />

ist ein strenges Einhalten des Budgets sinnvoll Bei Sommer- und<br />

Winterkleidung sollten sich die Ausgaben nur im Durchschnitt an die geplanten<br />

Werte halten Sonst geht jeder Spielraum verloren, um im richtigen Moment<br />

zugreifen zu können Das Budget für Urlaubsreisen sollte für das ganze Jahr<br />

geplant werden Wenn es im Sommer etwas weiter und teurer sein soll, dann<br />

muss im Winter ein günstigeres Ziel gesucht werden – und umgekehrt<br />

44


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Selbstverständlich sind auch nur die Obergrenzen für die jeweiligen Ausgaben möglichst<br />

strikt einzuhalten Wenn durch günstige Einkäufe das gewünschte Ziel mit einem<br />

geringeren <strong>Geld</strong>einsatz zu erreichen ist, werden finanzielle Mittel für andere<br />

Zwecke frei - oder können auf die hohe Kante gelegt werden Man kann sich sogar<br />

ganz bewusst das Ziel setzen, die Planzahlen zu unterschreiten Das regt die geschäftliche<br />

Fantasie an und führt zur Entdeckung von weiteren Sparpotenzialen - immer<br />

nach dem Motto „den gleichen Nutzen für weniger <strong>Geld</strong> “ Denn schließlich soll<br />

das alles dazu dienen, die persönliche Lebensqualität dadurch zu erhöhen, dass die<br />

Mittel für Zwecke mit höherem Nutzen frei werden<br />

Urlaub: Preiswert - aber nicht auf Kredit in die Sonne<br />

Es ist fast immer sinnvoll, alle regelmäßig anfallenden Zahlungen (wie Miete und<br />

Nebenkosten, Hypothekenzinsen, Telefon oder berufliche Fahrtkosten) im monatlichen<br />

Rhythmus zu betrachten, zu planen und zu überwachen Bei den Ausgaben für<br />

Kleidung dagegen könnte eine vierteljährliche Betrachtung sinnvoll sein, weil man<br />

sich sonst selbst die Möglichkeit blockiert, besonders günstige Angebote zu nutzen<br />

Allerdings gehört dann auch die Disziplin dazu, die gegenüber dem Budget überzogenen<br />

Beträge durch entsprechende Einsparungen in den folgenden Monaten<br />

wieder auszugleichen Beim Urlaub dagegen ist eine Jahresplanung im Allgemeinen<br />

angebracht<br />

Das gilt nicht nur für den Betrag, der insgesamt für die „schönsten Tage des Jahres“<br />

aufgewendet werden kann - oder soll Sinnvoll ist es auch, dafür jeden Monat eine<br />

bestimmte „Rückstellung“ vorzunehmen Das hat nicht nur den Vorteil, dass dieses<br />

<strong>Geld</strong> dann auch wirklich greifbar ist, wenn es gebraucht wird Es kann zudem in<br />

der Zwischenzeit Zins bringend angelegt werden - beispielsweise auf einem Tagesgeldkonto<br />

oder in einem <strong>Geld</strong>marktfonds Dann bringt es Zinsen und ist dennoch<br />

schnell verfügbar Der Urlaub finanziert sich dadurch zu einem kleinen Teil selber<br />

Noch wichtiger aber ist, dass Sie bei Bezahlung der Reisekosten und bei den Ausgaben<br />

am Urlaubsort nicht wieder in die Gefahr geraten, das heimisches Konto zu<br />

überziehen und auch dann noch Reisekosten abstottern zu müssen, wenn Sie längst<br />

wieder blass am Arbeitsplatz stehen<br />

Billig fliegen dagegen lohnt sich Trotz einiger spektakulärer Reise-Pleiten ist das statistische<br />

Risiko, selbst einmal davon betroffen zu werden, ziemlich gering Sollte es<br />

Sie dennoch einmal erwischen, dann sind die Ersparnisse von zehn Billig-Reisen mit<br />

ziemlicher Sicherheit weit höher, als der vielleicht einmal notwendige Rückflug auf<br />

eigene Kosten - falls Sie nicht ohnehin einen „Sicherungsschein“ haben Freilich: Das<br />

ist eine Spekulation an der „Reisebörse“ und niemand kann Ihnen die Entscheidung<br />

abnehmen, ob das Risiko größer einzuschätzen ist als die Chance Möglich ist das<br />

alles letztlich jedenfalls nur, wenn bei der Aufstellung des Haushaltsplans langfristig<br />

gedacht wird<br />

45


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Nach dem Traumurlaub ein Alptraum?<br />

Überlegen Sie es sich sehr genau, ehe Sie „Reisen auf Pump“ unternehmen<br />

Es kommt immer mehr in Mode, Urlaubsreisen mit „günstigen Krediten“ zu<br />

finanzieren, die Ihnen der Reiseveranstalter offeriert Denn abgesehen davon,<br />

dass dadurch die Versuchung wächst, „mehr Reise“ zu kaufen, als man sich<br />

eigentlich leisten wollte: Die Zinszahlungen machen alles noch teurer Die Raten<br />

laufen auch dann noch weiter, wenn man sich vor lauter Regen und Kälte<br />

kaum noch an die sonnigen Urlaubstage erinnert Überdies bleibt dann oft<br />

kaum noch eine Möglichkeit, den nächsten Urlaub anzusparen Dann muss<br />

man entweder im nächsten Jahr zu Hause bleiben Oder zusehen, wie sich<br />

das Schuldenkarussell immer schneller dreht<br />

Über den Tag hinaus denken - auch bei der<br />

Finanzierung<br />

Bei der Budgetierung Ihrer Ausgaben gibt es auch Posten, bei denen Sie sogar über<br />

die Jahresplanung hinausgehen müssen Das gilt beispielsweise für das Auto Wenn<br />

Sie von einer drei- fünf- oder achtjährigen Nutzung ausgehen und dann die entsprechenden<br />

Rückstellungen für einen Neukauf bilden (wobei Sie nur die Differenz zwischen<br />

dem Kaufpreis und dem erwarteten Erlös für den Gebrauchtwagen bei Ihrer<br />

Kalkulation beachten müssen), ergibt sich daraus, wie viel Sie jeden Monat zurücklegen<br />

müssen<br />

Zugegeben, vielen Autofahrern fällt es schwer zu warten Aber bedenken Sie: Wenn<br />

Sie einen entsprechenden Sparvertrag mit monatlichen Einzahlungen abschließen<br />

oder in entsprechender Höhe Bundesschätzchen oder Fondsanteile kaufen, können<br />

Sie nicht nur einen Teil des Kaufpreises mit den bis dahin verdienten Zinsen bezahlen<br />

Sie können als Barzahler beim Autohändler mit hoher Wahrscheinlichkeit auch<br />

noch einen ordentlichen Rabatt aushandeln Vor allem: Sie sparen die hohen Zinsen<br />

für den sonst wohl unvermeidlichen Kredit Das alles zusammen kann einige Tausender<br />

ausmachen - und zwar zu Ihren Gunsten<br />

Noch einmal zur Erinnerung: Die Ersparnis gegenüber dem teuren Ratenkauf ist<br />

selbst erwirtschaftetes <strong>Geld</strong>, von dem Sie dem Fiskus und der Sozialversicherung<br />

keine müde Mark abgeben müssen Die Raten dagegen müssen Sie mit versteuertem<br />

<strong>Geld</strong> abstottern<br />

Die regelmäßige Erfassung aller Ausgaben und die Aufstellung und Kontrolle eines<br />

persönlichen Budgets erfordert sicher einige Mühe Aber es lohnt sich Wie schon<br />

diese wenigen Beispiele zeigen, öffnet eine solche private Budgetpolitik den Blick<br />

für zahlreiche Sparmöglichkeiten, die bisher nicht genutzt wurden Wenn es Ihnen<br />

so gelingt, mit dem Einkommen besser auszukommen, können Sie die bisher ohne<br />

großen Nutzen abgeflossene Liquidität in zweierlei Form einsetzen: Sie können die<br />

46


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

eingesparten Beträge entweder dazu verwenden, sich Dinge zu leisten, von denen<br />

Sie bisher annahmen, sie seien nicht finanzierbar Oder Sie können das <strong>Geld</strong> sinnvoll<br />

anlegen, um sich für die Zukunft durch ein finanzielles Polster mehr soziale Sicherheit<br />

und persönliche Unabhängigkeit zu verschaffen Dann werden Sie nicht nur mit<br />

dem Einkommen besser auskommen Sie können zusätzlich Vermögen bilden<br />

Ein gesparter Euro ist mehr wert als ein<br />

verdienter<br />

Ganz legal und mit gutem Gewissen am Finanzamt vorbei: Die Zeiten der großen<br />

Einkommenszuwächse sind für die Mehrzahl der Berufstätigen fürs Erste<br />

vorüber Umso wichtiger ist es, mit dem vorhandenen Einkommen besser<br />

auszukommen, sinnvoller und überlegter damit umzugehen Wer sein <strong>Geld</strong><br />

besser nutzt, hat mehr davon Deshalb muss man sich vor allem eine Regel<br />

ganz fest einprägen: Ein an der richtigen Stelle gesparter Euro ist fast immer<br />

mehr wert, wie ein verdienter Euro In vielen Fällen ist er sogar erheblich mehr<br />

wert – der Steuern wegen<br />

Von jedem verdienten Euro kassiert das Finanzamt seinen Anteil Außerdem werden<br />

meist auch noch Beiträge zur Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung<br />

abgezogen Das führt dazu, dass von einer Lohn- oder Gehaltserhöhung oft<br />

nur ein enttäuschend geringer Teil aufs eigene Konto wandert Das ist schon bei<br />

vielen durchschnittlich verdienenden Arbeitnehmern so Wer mit seinem Einkommen<br />

über dem Durchschnitt liegt, den trifft es noch härter Im Jahr 1979 beanspruchte der<br />

Staat von jeder zusätzlich verdienten Mark im Durchschnitt 34 Prozent in Form von<br />

Steuern und Abgaben 1993 waren es schon 46 Prozent, Ende der neunziger Jahre<br />

rund die Hälfte Wer mit seinem Einkommen oberhalb des Durchschnitts liegt, für<br />

den ist jeder zusätzlich verdiente Euro Mark ganz schnell nur noch fünfzig Cent wert<br />

Alleinstehende erreichen sehr schnell Spitzensteuersätze Ob Arbeitseinkommen,<br />

Börsengewinne, Schenkungen, Zins- oder Mieteinnahmen: Vater Staat fordert von<br />

allen Einkünften rigoros seinen Anteil Daran haben auch die stufenweisen Steuersenkungen<br />

bis 2005 nichts geändert – zumal sie oft durch Erhöhungen den bei den<br />

Sozialabgaben ausgeglichen werden Die für 2007 beschlossenen Steuererhöhungen<br />

tragen ebenfalls dazu bei, dass von den „Steuergeschenken“ immer weniger<br />

übrig bleibt<br />

Wer dagegen einen - oder besser noch: viele - Euro einspart, weil er sein <strong>Geld</strong> sinnvoller<br />

ausgibt als bisher, der braucht diesen Ertrag nicht mit Vater Staat zu teilen Der<br />

eingesparte Euro gehört ihm ganz allein Man kann ihn ohne jeden Abzug einsetzen,<br />

um sich an anderer Stelle etwas mehr zu leisten Oder das sinnvoll gesparte <strong>Geld</strong><br />

kann Ertrag bringend angelegt werden Möglichkeiten dazu gibt es heute in schier<br />

unbegrenzter Zahl Wer nicht nur selbst arbeitet, sondern auch noch sein <strong>Geld</strong> für<br />

sich arbeiten lässt, wird bald feststellen, dass Zinsen oder Dividenden nach einer<br />

47


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

gewissen Zeit ganz schön zur Einkommenssteigerung beitragen können - von der<br />

größeren Sicherheit im Alter, bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit gar nicht zu reden<br />

Bei der <strong>Geld</strong>anlage gilt es allerdings ganz besonders scharf aufzupassen Denn auf<br />

diesem Gebiet tummeln sich viele schillernde Figuren, die bei ihrer „Anlageberatung“<br />

mehr an den eigenen Profit als an Ihren Vorteil denken Deshalb sollten Sie sich<br />

auch hier eine sehr einfache, aber nützliche Regel einprägen: Je höher die in Aussicht<br />

gestellten Zinsen oder Kursgewinne sind, umso höher ist auch das Risiko - und<br />

zwar nicht nur das Risiko der <strong>Geld</strong>anlage, sondern vor allem auch das Risiko, dass<br />

der Berater versucht, Sie gezielt hereinzulegen Es klingt unglaublich, ist aber leider<br />

wahr: Rund zwanzig Milliarden Euro verlieren Jahr für Jahr Bundesbürger, die auf<br />

der Jagd nach schnellen Gewinnen und mühelosem Verdienst auf raffinierte Anlagebetrüger<br />

hereinfallen Sie als WISO-Zuschauer und Nutzer von WISO-Bookware<br />

sollten nicht dazu gehören Deshalb werden in der WISO-Sendung die miesen Tricks<br />

der Abzocker enthüllt Denn wer so „geimpft“ wird, ist auch gegen die immer neuen<br />

Einfälle der Ganoven gefeit<br />

Kleinvieh macht auch Mist - machen Sie lieber keinen<br />

Auch wenn der gesparte oder besser verwendete Betrag im Einzelfall klein sein mag<br />

- auf die Addition kommt es an Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist Und viel<br />

Kleinvieh macht viel Mist Wer ihn sorgfältig zusammenkratzt, kann ihn als Dünger<br />

für den privaten Wohlstand nutzen Selbst mit nur 20 oder 50 Euro, die Sie monatlich<br />

abzweigen, können Sie mit Hilfe von Zins und Zeit ein Kapital ansammeln, mit dessen<br />

Hilfe Sie sich im Dritten Lebensabschnitt dann wirklich ein paar schöne Stunden<br />

machen können<br />

Nutzen Sie diese Chance so früh wie möglich Jeder Tag später ist unter dem Gesichtspunkt<br />

von „Zins und Zeit“ ein verlorener Tag Mehr dazu unter dem Stichwort<br />

Vermögensbildung<br />

48


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Versichert ist gut – überversichert<br />

ist teuer<br />

Versicherungsschutz ist notwendig, aber<br />

oft zu teuer und manchmal auch überflüssig<br />

Wenn Sie unterversichert oder gar nicht versichert sind, können<br />

Unfälle, Haftpflicht, Diebstähle und andere mögliche Schäden<br />

Sie in den Ruin treiben Wenn Sie übertrieben versichert<br />

sind, werfen Sie <strong>Geld</strong> zum Fenster hinaus Das ist <strong>Geld</strong>, das<br />

Sie an anderer Stelle sinnvoller einsetzen können Überflüssige<br />

Versicherungen zu streichen bedeutet: „Sparen ohne zu<br />

leiden“<br />

Unglaublich, aber wahr: Achtzig Prozent der Bundesbürger sind falsch versichert<br />

Entweder zu teuer, zu hoch oder zu gering oder gar nicht Tatsächlich ist es auch nicht<br />

einfach, den optimalen Versicherungsschutz zu finden Die Vielfalt an Policen und Bedingungen<br />

ist kaum zu überschauen Bauen Sie deshalb Ihren Versicherungsschutz<br />

nach dem Prinzip des GAUS, des größten anzunehmenden Unfalls oder Schadens<br />

auf: Führen Sie sich die Folgen von Tod, Invalidität und Großschäden vor Augen<br />

Dann wird klar, welche Versicherungen wirklich notwendig sind Meist bestimmen<br />

die Lebensumstände den Grad des Versicherungsschutzes: So sind zum Beispiel<br />

für Singles wie Yvonne Steiner oder Kevin Küster Haftpflicht-, Berufsunfähigkeits-<br />

und Unfallversicherung sinnvoll Diese Versicherungen sind auch für Familien mit<br />

Kindern wichtig Rentner wie Gertrud und Erwin Müller müssen sich hingegen nicht<br />

für den Fall einer Berufsunfähigkeit versichern Die Höhe der Absicherung hängt vom<br />

Einzelfall ab und muss individuell berechnet werden Bei der Haftpflicht sollten Sie<br />

auf die Wertsteigerung der versicherten Gegenstände achten, bei Versicherungen<br />

gegen Invalidität sollten Sie die Versorgungslücke zwischen staatlicher Zahlung und<br />

jetzigem Einkommen kalkulieren<br />

Hier ein Überblick über wichtige, weniger wichtige, unwichtige und unsinnige Versicherungen<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Privathaftpflichtversicherung<br />

Obwohl sie nicht zu den gesetzlichen Pflichtversicherungen zählt, ist sie dennoch ein<br />

Muss für jeden Mit einer privaten Haftpflichtversicherung können Sie die wichtigsten<br />

Risiken des Lebens absichern Haftpflichtschäden gehen leicht in die Millionen<br />

Das heißt im Umkehrschluss: Ohne Versicherung kann Sie ein Haftpflichtschaden<br />

finanziell vollkommen ruinieren Im Gesetz ist verankert: Wer jemandem einen Schaden<br />

zufügt, ist zum Schadenersatz verpflichtet, egal aus welchem Grund Geschieht<br />

das aus Vorsatz, zahlt jedoch keine Versicherung dafür Wenn der Schaden aber<br />

aus Fahrlässigkeit eingetreten ist, dann springt in den meisten Fällen die private<br />

Haftpflichtversicherung ein; vorausgesetzt Sie haben eine abgeschlossen Versichert<br />

sind Schäden, die durch den Versicherten verursacht werden: im privaten Alltag, im<br />

Straßenverkehr als Fußgänger oder Radfahrer, durch zahme Haustiere und das<br />

Reiten fremder Pferde, wegen der Verletzung der Aufsichtspflicht, bei den meisten<br />

Sportarten, als Dienstherr im eigenen Haushalt, als Untervermieter, als Eigentümer<br />

von selbst bewohnten Immobilien, als Bauherr von Um- und Ausbauten bis zu einer<br />

bestimmten Bausumme<br />

Nicht versichert sind Schäden, die durch die Versicherten verursacht werden:<br />

� mit Vorsatz<br />

� bei einer beruflichen oder gewerblichen Tätigkeit<br />

� unter Angehörigen im selben Haushalt oder unter mitversicherten Personen<br />

� an vom Versicherten geliehenen, gemieteten, gepachteten oder gestohlenen<br />

Gegenständen<br />

� mit einem Kraftfahrzeug<br />

� bei der Jagd<br />

� bei Pferde- oder Radrennen<br />

� beim Kampfsport<br />

� beim Wassersport<br />

� als Nutzer von Flugzeugen<br />

� mit Tieren, die zu gewerblichen oder landwirtschaftlichen Zwecken gehalten<br />

werden<br />

� bei Tätigkeiten für einen Verein (auch bei ehrenamtlichen Tätigkeiten)<br />

� Schäden durch Strahlen<br />

� Schäden durch Übertragung einer Krankheit des Versicherten oder eines<br />

Tieres aus seinem Besitz<br />

50


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Als Faustregel gilt: Versichern Sie nur die großen Risiken, die Sie zum Totalverlust<br />

und zum Ruin führen können Kleinere Risiken mit geringen finanziellen<br />

Folgen sollten Sie nicht versichern Überflüssiger Versicherungsschutz<br />

kostet nur unnötig <strong>Geld</strong><br />

Auch diese Risiken sind nicht automatisch versichert, können aber zusätzlich abgedeckt<br />

werden:<br />

� Gegen Forderungsausfall kann man sich oft gegen Aufpreis versichern Für<br />

den Fall, dass man selbst Opfer eines Haftpflichtschadens wird, der Verursacher<br />

aber nicht zahlen kann<br />

� Schäden bei Gefälligkeiten sind nicht immer versichert Ein solcher Versicherungsschutz<br />

greift beispielsweise, wenn Sie Freunden beim Renovieren oder<br />

beim Umzug helfen und dabei etwas beschädigen<br />

� Im Ausland bietet die private Haftpflichtversicherung meist nur für eine begrenzte<br />

Zeit Versicherungsschutz<br />

� So genannte Allmählichkeitsschäden werden selten versichert Ein Beispiel:<br />

Wegen falscher Lagerung läuft Flüssigkeit längere Zeit unbemerkt aus und<br />

der Schaden wird erst später entdeckt<br />

� Als Amtsträger sind Sie nicht immer versichert und müssen teilweise eine<br />

Amtshaftpflichtversicherung abschließen<br />

� Wer in einem Verein tätig ist, kann nur über eine Vereins-Haftpflichtversicherung<br />

abgesichert werden<br />

� Schäden, die sich aufgrund einer Aufsichtsverletzung beim Hüten fremder<br />

Hunde ereignen, sind nicht immer versichert oder nur zu einer verringerten<br />

Deckungssumme<br />

� Als Nutzer von Kraftfahrzeugen, die nicht schneller als 6 km/h fahren oder<br />

als Nutzer von landwirtschaftlichen Fahrzeugen, die nicht schneller als 20<br />

km/h fahren, sind Sie nicht immer versichert<br />

� Als Nutzer von Wasser- und Modellflugzeugen sind Sie nicht immer versichert<br />

� Als Eigentümer von Waffen sind Sie für Schäden durch diese nicht immer<br />

versichert<br />

Deckungssumme: Die folgenden Beispiele zeigen, dass Haftpflichtschäden extrem<br />

teuer werden können Deswegen sollten Sie beim Abschluss einer privaten Haftpflichtversicherung<br />

eine Deckungssumme in ausreichender Höhe vereinbaren Fünf<br />

Millionen Euro als pauschale Deckungssumme sind sinnvoll<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Beispiele: Sie könnten als Fahrradfahrer aus Versehen bei Rot über die Ampel fahren<br />

Ein Auto weicht Ihnen aus Der Fahrer prallt gegen eine Hauswand und ist querschnittsgelähmt<br />

Oder: Ihr Kind könnte mit dem Feuer spielen und einen Großbrand<br />

auslösen Oder: Ein Blumentopf könnte von Ihrem Balkon fallen und einen Passanten<br />

schwer verletzen Die medizinische Versorgung und die Pflege der Opfer, möglicherweise<br />

lebenslange Renten und der Sachschaden können Millionen kosten<br />

Selbstbehalt: Eine Eigenbeteiligung lohnt sich nicht Dafür sind Haftpflichtversicherungen<br />

einfach zu billig Das, was Sie durch den billigen Tarif mit Selbstbeteiligung<br />

sparen, verlieren Sie meist wieder, wenn Sie innerhalb einiger Jahre einen oder zwei<br />

Schadensfälle haben und dann jedes Mal die Selbstbeteiligung hinblättern müssen<br />

Tipp:<br />

Sparen Sie nicht an der Deckungssumme und bevorzugen Sie Tarife ohne<br />

Selbstbehalt Die Deckungssummen liegen pauschal meistens bei einer oder<br />

drei Millionen Euro für Personen und Sachschäden Besser sind fünf Millionen<br />

Euro Häufig ist dann die Police nicht viel teurer als der Grundschutz Der Aufschlag<br />

kann den Grundtarif aber manchmal um bis zu 20 Prozent erhöhen Da<br />

lohnt sich der Preisvergleich<br />

Kosten: Das Haftpflicht-Risiko ist enorm Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Eine<br />

private Haftpflicht-Versicherung ist eine günstige Versicherung Die Beiträge sind<br />

wirklich niedrig Doch kein Abschluss ohne Preisvergleich: Zwischen dem günstigsten<br />

und dem teuersten Anbieter liegen 170 Euro Die Angebote beginnen mit 40 Euro<br />

bei Direktversicherern und enden bei 210 Euro pro Jahr für das Rundum-Sorglos-<br />

Paket, abhängig auch von Familienstand und Vertragsgestaltung<br />

Die Preisspanne ist sehr groß Dagegen sind die Leistungen überall ähnlich - abgesehen<br />

von einzelnen Bausteinen, die Sie je nach Lebenslage nutzen sollten Es sind<br />

eher die kleinen Versicherer, die preiswerte Haftpflichtversicherungen anbieten Die<br />

großen Versicherungsgesellschaften verlangen meist höhere Beiträge<br />

Tipp:<br />

Prüfen Sie die Haftpflichtangebote der Direktversicherer und der kleinen Versicherungsunternehmen,<br />

dann kommen Sie schneller an eine günstige Police<br />

Überprüfen Sie Ihren Haftpflicht-Versicherungsschutz, wenn sich Ihre Lebensumstände<br />

ändern<br />

Auch bei den Haftpflichtversicherungen gilt: Gutes muss nicht teuer sein Aber nicht<br />

alles, was billig ist, ist richtig für Sie Es kommt auf Ihre ganz persönliche Lebenssituation<br />

an Wenn Sie jung und allein stehend sind, kommen Sie meist mit dem Basis-<br />

52


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Schutz aus, Familien hingegen brauchen mehr und auch Hausbesitzer benötigen<br />

einen anderen Schutz als Mieter<br />

Familienhaftpflicht: Mit einer Familien-Haftpflichtversicherung sind neben dem Versicherten<br />

mitversichert: Ehegatten, unverheiratete Kinder (leibliche, und auch Stief-,<br />

Pflege- oder Adoptivkinder), allein stehende Verwandte des Versicherten, die im selben<br />

Haushalt leben und auch Hausangestellte und Personen, die aus Gefälligkeit<br />

aushelfen<br />

Nicht verheiratete Partner können meist auf Antrag in den Versicherungsschutz mit<br />

aufgenommen werden Die Familien-Haftpflichtversicherung ist meist etwas teurer<br />

als die Policen für Singles, junge Paare oder Senioren Das liegt einfach daran, dass<br />

Kinder häufig Haftpflicht-Schäden verursachen Die Kalkulation der Versicherer zeigt<br />

umso mehr, wie wichtig eine Haftpflichtversicherung für Familien ist<br />

Wenn Ihr kleines Kind bei den Nachbarn eine wertvolle Vase umwirft, zahlt nur eine<br />

Versicherung, die Schäden durch Kinder bis sieben Jahren ausdrücklich einschließt<br />

Kleine Kinder bis zum Alter von sieben Jahren sind nach dem Gesetz deliktunfähig<br />

Für Schäden im Straßenverkehr liegt die Altersgrenze sogar bei zehn Jahren<br />

Solange sie noch ledig sind, sind Ihre Kinder - meist unabhängig vom Alter - während<br />

der Ausbildung (Lehre, Studium, Wehr- und Zivildienst) über Ihre Familienhaftpflichtversicherung<br />

geschützt Aber Achtung: Ihre volljährigen Kinder verlieren den<br />

Schutz durch Ihre Familienhaftpflichtversicherung, wenn sie heiraten oder die erste<br />

Ausbildung abschließen Manche Versicherer ziehen eine Altersgrenze, bis zu der<br />

erwachsene Kinder mitversichert sind<br />

Spezielle Privathaftpflicht: Die Privathaftpflichtversicherung deckt nicht alle Risiken<br />

des Lebens ab Wenn man in seinem Haushalt ein Au Pair beschäftigt, Austauschschüler<br />

oder Gastkinder beherbergt, sind diese meistens nicht mitversichert<br />

Nur wenige Versicherer dehnen den Versicherungsschutz auch auf diese Gruppen<br />

aus Wenn man über längere Zeit einen solchen Gast im Hause hat, sollte man bei<br />

seinem Versicherer den Haftpflichtschutz klären Auch Tierhalter benötigen eine spezielle<br />

Haftpflicht für Hunde und andere „wilde Tiere“ Dagegen sind Vögel und Katzen<br />

im Standardtarif der Privathaftpflicht enthalten<br />

Bauvorhaben mit Risiken: Wenn bei den Bauarbeiten zum Beispiel ein Rohr- oder<br />

Leitungssystem beschädigt wird, haftet der Bauherr Auch die Verletzungsgefahr auf<br />

der Baustelle sollte nicht unterschätzt werden Im Gegensatz dazu steht die geringe<br />

Versicherungssumme, die im Grundtarif bei den meisten Versicherungen dafür vorgesehen<br />

ist Teilweise sind es nur 10 000 Euro, selten mehr als 50 000 Euro Das<br />

sollte deutlich mehr sein Auch bei kleineren Bauvorhaben können große Schäden<br />

entstehen Deshalb sollte man als Bauherr bei der Wahl der Versicherung auf eine<br />

hohe Deckungssumme für derartige Haftungsfragen achten Auch hier sind 2,5 Millionen<br />

Euro nicht zu viel<br />

53


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Hausratversicherung<br />

Die Hausratversicherung zahlt bei Brand, Leitungswasserschaden oder Einbruchdiebstahl<br />

- und zwar den Neuwert der beschädigten oder gestohlenen Gegenstände<br />

Wichtig ist also, dass die Versicherungssumme genau dem Neuwert des Hausrats<br />

entspricht Bei einer Unterversicherung erhalten Sie möglicherweise nur einen Teil<br />

Ihres Schadens ersetzt Es gibt Angebote mit einem Unterversicherungsverzicht<br />

Dann wird die Versicherungssumme nach einer bestimmten Formel errechnet: Quadratmeter<br />

der Wohnung mal 600 Euro Für eine 60-Quadratmeter-Wohnung müssten<br />

demnach 36 000 Euro als Neuwert-Versicherungssumme vereinbart werden Diese<br />

Formel birgt Gefahren: Hat der Versicherungsnehmer sehr viele teure Gegenstände<br />

im Wert von über 50 000 € in einer kleinen Wohnung, ist er bei einem Totalschaden<br />

restlos unterversichert, denn er erhält in unserem Beispiel nur 36 000 € Dagegen<br />

zahlt ein Student in einer großen Wohnung viel zu viel Prämie, wenn er billigst<br />

eingerichtet ist Sinnvoll ist also, die Neuwert-Versicherungssumme anhand einer<br />

Wertermittlungstabelle zu berechnen Sie sollte dann von Zeit zu Zeit überprüft und<br />

gegebenenfalls angepasst werden<br />

Tipp:<br />

Wer ein Arbeitszimmer in der Wohnung hat, sollte (schriftlich) klären, inwieweit<br />

berufliche Gegenstände (Computer usw ) mitversichert sind<br />

Reisen mit Versicherungsschutz<br />

Gerade wenn es auf Reisen geht, sind viele unnötig oder doppelt versichert Bei<br />

Reisegepäckversicherungen drücken sich die Gesellschaften im Schadensfall häufig<br />

um die Zahlung Wird der Koffer gestohlen, behaupten sie oft, der Kunde habe<br />

grob fahrlässig gehandelt So darf man seinen Koffer nicht einmal neben sich stehen<br />

lassen, sondern muss ihn zwischen die Beine klemmen Bei Einbruch oder Raub im<br />

Urlaub zahlt in der Regel die Hausratversicherung Sinnvoll ist eine Reiserücktrittsversicherung<br />

Sie zahlt, wenn aus einem wichtigen und unvorhersehbaren Grund<br />

eine gebuchte Reise nicht angetreten werden kann Der Reiseveranstalter kann<br />

dann bis zu 60 Prozent des Reisepreises Stornogebühren fordern, die dann erstattet<br />

werden Wichtige Gründe können plötzlich eintretende schwere Krankheiten und<br />

Unfälle sein Dies gilt auch bei Ehepartnern, Geschwistern und Eltern, wenn die nicht<br />

über 75 Jahre alt sind Ein wichtiger Grund ist auch der Brand des eigenen Hauses<br />

Reiserücktrittsversicherungen von Reisebüros angeboten und oft mit der Buchung<br />

zusammen abgeschlossen Die Prämien liegen - je nach Reisepreis und Höhe der<br />

Stornogebühren - zwischen 15 und 90 Euro pro Person, meist trägt der Reisende<br />

eine Selbstbeteiligung von 20 Prozent, mindestens aber 25 Euro In anderen Fällen<br />

gilt eine pauschale Selbstbeteiligung von 25 Euro<br />

54


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die gesetzliche Krankenversicherung zahlt Krankheitskosten nur in bestimmten Ländern<br />

Deshalb ist eine Auslandsreisekrankenversicherung wichtig Sie übernimmt<br />

die Kosten für Heilbehandlungen und Operationen im Ausland Allerdings darf die<br />

Auslandsreise meist nicht länger als sechs Wochen dauern Kann ein Kranker oder<br />

Verletzter am Urlaubsort nicht ausreichend versorgt werden, zahlt die Versicherung<br />

auch einen medizinisch notwendigen Rücktransport, gegebenenfalls mit dem Flugzeug<br />

Mit Kosten zwischen sechs und zwölf Euro pro Person und Jahr sind diese<br />

Versicherungen recht günstig<br />

Reine Autoschutzbriefe bieten nur einen sehr beschränkten Schutz bei Pannen Sinnvoller<br />

ist die Mitgliedschaft in einem Automobilclub, der im Urlaubsland Ansprechpartner<br />

hat Bei ADAC und AvD muss der Schutzbrief allerdings zusätzlich zum Mitgliedsbeitrag<br />

- und für jedes Fahrzeug extra - gekauft werden, während beim ACE die<br />

genau gleichen Leistungen für alle Fahrzeuge im Mitgliedsbeitrag enthalten sind<br />

Der oft mitversicherte Rücktransport bei Krankheit ist allerdings überflüssig, wenn<br />

Sie eine Auslandsreisekrankenversicherung abgeschlossen haben<br />

Unfall und Berufsunfähigkeit<br />

Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt bei Berufsunfähigkeit wegen Krankheit<br />

oder wegen eines Unfalls Unfälle durch besondere Gefahren im Beruf oder Privatleben<br />

sind nicht mitversichert (zum Beispiel Autorennen, Sportfliegen) Deshalb ist<br />

eine zusätzliche Unfallversicherung wichtig Sie ersetzt im Falle einer Unfallinvalidität<br />

den Verlust der Arbeitskraft durch eine Kapitalzahlung Im Falle der Teilinvalidität<br />

wird nur ein Prozentsatz der vereinbarten Invaliditätssumme ausgezahlt Es gibt zwei<br />

Versicherungssummen - eine für den Fall der Unfallinvalidität und eine für den Fall<br />

des Unfalltodes Wichtig ist die Vereinbarung einer hohen Versicherungssumme für<br />

den Invaliditätsfall Junge Leute und Hausfrauen sollten sich mit mindestens 75 000<br />

bis 100 000 Euro versichern - möglichst mit Progression (auch wenn das den Beitrag<br />

etwas erhöht) Ist eine Progression vereinbart, steigen die Versicherungsleistungen<br />

bei höheren Invaliditätsgraden progressiv an - in der Regel ab 25 Prozent Invalidität<br />

bis zu 225 Prozent (bei 100 Prozent Unfallinvalidität) Wer also 100 000 Euro<br />

Invaliditäts-Grundsumme versichert hat und durch einen Unfall Vollinvalide wird, bekommt<br />

225 000 Euro (was einer monatlichen Rente von 1 250 Euro entspricht) Bei<br />

dem Ernährer einer Familie sollte man die Invaliditätssumme nach seinem Alter und<br />

Einkommen festlegen: Faustregel für die Invaliditätssumme:<br />

� 30 Jahre = fünffaches Bruttojahreseinkommen<br />

� 40 Jahre = vierfaches Bruttojahreseinkommen<br />

� 50 Jahre = dreifaches Bruttojahreseinkommen<br />

Die Prämien zur Unfallversicherung werden in der Regel nach zwei Gefahrengruppen<br />

berechnet: Die Gefahrengruppe A umfasst im Allgemeinen Berufe mit nicht körperlicher<br />

Tätigkeit (z B Bürotätigkeit) Frauen werden grundsätzlich in Gefahrengruppe<br />

55


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

A eingestuft Die Gefahrengruppe B umfasst Berufe mit körperlicher und gefährlicher<br />

Tätigkeit Auf keinen Fall sollten Sie Unfallversicherungen mit Prämienrückgewähr<br />

abschließen<br />

Tipp:<br />

Besteht eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU), können sie die Invaliditätssumme<br />

bei der Unfallversicherung entsprechend reduzieren oder sogar ganz<br />

auf eine Progression verzichten Denn die BU-Versicherung leistet auch bei<br />

höheren Invaliditätsgraden (zum Beispiel ab 50 Prozent Berufsunfähigkeit)<br />

Wenn Sie feststellen, dass die Invaliditätssumme einer bestehenden Versicherung<br />

nicht ausreicht und dieser (vermutlich zu teure) Vertrag noch nicht kündbar ist, können<br />

Sie anderweitig - bei einem günstigen Anbieter - eine weitere Unfallversicherung<br />

abschließen Bei einem Unfall würden dann beide Gesellschaften die vereinbarten<br />

Leistungen erbringen<br />

Bei Unfallversicherungen wird eine Dynamik angeboten Das heißt: Die Versicherungssummen<br />

erhöhen sich wie die Beiträge zur Rentenversicherung oder nach einem<br />

vereinbarten festen Prozentsatz pro Jahr Aber entsprechend erhöhen sich auch<br />

die Prämien Das ist nicht sinnvoll Wählen Sie stattdessen von Beginn an eine hohe<br />

Versicherungssumme Vor allem in jungen Jahren bestehen meist große Lücken, die<br />

später durch steigende Renten- und Versorgungsansprüche sowie durch steigendes<br />

Vermögen kleiner werden Extras sind oft unsinnig – wie Tagegeld, Krankenhaustagegeld,<br />

Genesungsgeld, Übergangsentschädigung oder Leistungen bei kosmetischen<br />

Operationen Sinnvoll ist allein die Mitversicherung einer kleinen Summe für<br />

den Fall des Unfalltodes Denn bei einer eindeutigen Unfallinvalidität (zum Beispiel<br />

Amputation) wird im ersten Jahr nach dem Unfall eine Vorauszahlung nur in Höhe<br />

der Todesfallsumme geleistet, weil bei einem Tod als Folge des Unfalls im ersten Jahr<br />

nur die Todesfallsumme fällig werden würde<br />

Die Beiträge von Freizeitunfallversicherungen sind nicht viel niedriger als die von umfassenden<br />

Unfallversicherungen Auch die Versicherung einer Unfallrente ist meist<br />

nicht sinnvoll, weil es erst ab sehr hohen Invaliditätsgraden Leistungen gibt<br />

Kinderinvaliditätsversicherung: Die Kinderinvaliditätsversicherung zahlt nicht nur,<br />

wenn ein Kind durch Unfall invalide wird Sie leistet auch bei krankheitsbedingter<br />

Invalidität Die Angebote sind sehr unterschiedlich - von der Einmalzahlung bis zur<br />

lebenslangen Rente Vorsicht: Bei den meisten Unternehmen ist eine viel zu teure<br />

Unfallversicherung in einer Invaliditätsversicherung versteckt Nur wenige Kinder<br />

sind schwer behindert und oft handelt es sich um angeborene Defekte, die fast alle<br />

Anbieter ausschließen (wie auch Geburtsschäden, Psychosen, Neurosen oder Entwicklungsstörungen)<br />

Außerdem ist das erste Lebensjahr nicht versicherbar Aufwendige<br />

Rechtsstreitigkeiten um diese Ausschlüsse sind programmiert<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Risikolebensversicherung<br />

Diese Versicherung ist besonders wichtig für alle, die Mann, Frau, Kinder, Eltern oder<br />

Partner hinterlassen Ehepaare können eine Risikolebensversicherung auf zwei Leben<br />

abschließen, bei der die Versicherungssumme einmal beim Tod des Erstversterbenden<br />

fällig wird Diese Versicherung ist billiger als zwei selbstständige Verträge<br />

Die Risikolebensversicherung zahlt im Todesfall eine vertraglich vereinbarte Versicherungssumme<br />

Für jüngere Hinterbliebene ist ein Kapitalbetrag von etwa 100 000<br />

Euro erforderlich, um daraus auf Dauer und für lange Zeit eine monatliche Rente<br />

mit gleich bleibender Kaufkraft von 500 Euro zu erzielen Für ältere Hinterbliebene<br />

reichen geringere Summen Es kann daher sinnvoll sein, zwei Verträge mit unterschiedlichen<br />

Laufzeiten abzuschließen So könnte ein 30-jähriger Familienvater einen<br />

Vertrag über zehn Jahre mit sehr niedrigen Beiträgen und einen weiteren Vertrag<br />

bis zum 55 Lebensjahr mit höheren Beiträgen abschließen Eine weitere Möglichkeit<br />

ist der Abschluss einer Versicherung mit fallender Summe<br />

Sollen Kredite abgesichert werden, beispielsweise bei Hausfinanzierungen, bietet<br />

sich eine Restschuldversicherung an Das ist eine Risikolebensversicherung, deren<br />

Versicherungssumme entsprechend der Tilgung, der Restschuld, abnimmt und die<br />

dadurch billiger ist als eine Risikolebensversicherung mit fester Versicherungssumme<br />

Sonstige Versicherungen<br />

Kapitallebensversicherung: Alle Verbraucherorganisationen halten die Kapitallebensversicherung<br />

für eine schlechte Wahl, denn Altersvorsorge ist eher ein <strong>Geld</strong>anlage-<br />

als ein Versicherungsproblem Wer sich gegen den Todesfall absichern will,<br />

sollte dies sinnvollerweise mit einer Risikolebensversicherung tun und den Rest des<br />

<strong>Geld</strong>es langfristig anlegen<br />

Ausbildung- und Aussteuerversicherung: Aussteuer- und Ausbildungsversicherungen<br />

sind mit einer Kapitallebensversicherung vergleichbar, bringen aber noch<br />

schlechtere Erträge Wer auf anderem Weg Vermögen anspart, kann meist mehr<br />

Ertrag erzielen und daraus Ausbildung und Aussteuer noch besser finanzieren Wird<br />

das <strong>Geld</strong> auf den Namen der Kinder angespart, bleiben jährliche Erträge in Höhe des<br />

Sparerfreibetrags des Kindes (Stand 2010: XX Euro) und des Steuer-Grundfreibetrags<br />

(Stand 2010: XX Euro) steuerfrei<br />

Insassenunfallversicherung: Eine Insassenunfallversicherung ist ebenfalls unsinnig<br />

Wenn Insassen in einem Kfz verletzt werden und Ansprüche gegen den Fahrer<br />

geltend machen, zahlt die Kfz-Haftpflichtversicherung Seit 2002 haften Autofahrer<br />

selbst bei unabwendbaren Ereignissen wie Blitzeis oder Ölspur Damit ist die Insassenunfallversicherung<br />

noch überflüssiger geworden<br />

Arbeitslosigkeitsversicherung: Die Arbeitslosigkeitsversicherung ist eine Mogelpackung<br />

Wer hier eine Police abschließen will, darf nicht kündigungsgefährdet sein<br />

und muss drei Jahre in einem festen Job arbeiten Die Versicherung endet im Alter<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

von 53 Jahren Das private Arbeitslosengeld gibt es erst nach zwei Jahren Vertragsdauer<br />

und nur für ein Jahr Nach drei Jahren hat der Versicherte – einschließlich<br />

des Beitrages, der während der Arbeitslosigkeit weiterzuzahlen ist - schon fast 50<br />

Prozent seiner Versicherungsleistung selbst angespart Nach vier Jahren sind es 70<br />

Prozent und nach fünf Jahren 85 Prozent Ab dem siebten Jahr ist die Versicherung<br />

dann völlig unsinnig<br />

Glasversicherung<br />

Eine Glasversicherung ist unnötig, denn eine zerbrochene Glasscheibe stürzt niemanden<br />

in den Ruin Außerdem zahlt die Glasversicherung nur, wenn die Scheibe<br />

zerbrochen ist Ist sie gesprungen oder zerkratzt, bleiben Sie auf dem Schaden<br />

sitzen Wer dennoch unbedingt Glasscheiben versichern will, sollte Angebote von<br />

günstigen Anbietern von Hausratversicherungen einholen Seit dort Glasbruch nicht<br />

mehr automatisch mitversichert ist, gibt es Glasversicherungen in mehreren Formen:<br />

Als Einzelversicherung bestimmter Glasscheiben oder als Pauschalversicherung<br />

aller Scheiben Achtung: Glasversicherungen kann man nach einem Schadensfall<br />

nicht kündigen Auf eine Elektrogeräte- oder eine Cerankochfeldversicherung können<br />

Sie ebenfalls getrost verzichten<br />

Tipp:<br />

Günstige Versicherungen finden Sie am einfachsten im Internet Bei den Vergleichsrechnungen<br />

lassen sich eine Vielzahl von Prämien und Bedingungen<br />

eingeben, die Ihnen bei der Wahl der richtigen Police helfen<br />

Achtung: Es gibt mehr als 150 Versicherungsunternehmen Manche Internetportale<br />

vergleichen aber nur eine beschränkte Auswahl von Produkten Achten Sie also auf<br />

die Anzahl der verglichenen Unternehmen Die Angebote sollten kostenfrei und anonym<br />

sein, damit nicht ungewollt Rechnungen oder Werbeblättchen ins Haus flattern<br />

Drucken Sie Angebote und Bedingungen aus und lassen Sie sich die Angaben bei<br />

der entsprechenden Versicherung bestätigen!<br />

Welche Policen sind sinnvoll für Senioren?<br />

Versicherungen ab 55 plus:<br />

Die so genannte 55-plus-Generation ist die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe<br />

Und sie gewinnt wirtschaftlich immer mehr an Bedeutung: Trotz Renten-<br />

und Gesundheitsreform haben ältere Menschen (50 bis 60 jährige) mehr <strong>Geld</strong><br />

als andere Bevölkerungsgruppen Wer heute über 50 ist, ist reiselustiger, modebewusster<br />

und aufgeschlossener gegenüber Neuem als Gleichaltrige noch vor wenigen<br />

Jahren Diese Altersgruppe sieht sich nicht als Senioren, sondern als „Menschen im<br />

besten Alter“, hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) festgestellt Die neuen<br />

Alten fühlen sich zehn bis 15 Jahre jünger, als sie sind, und voller Tatendrang<br />

58


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Jetzt ist es Zeit, Versäumtes nachzuholen, Lebensträume zu verwirklichen Rund 40<br />

Prozent aller Reisen werden von Kunden über 55 gebucht Bei den Werbern heißen<br />

die neuen Alten „Best Ager“, „Silver Generation“ oder „Golden Customer“ Denn auch<br />

das Portmonee sitzt heute lockerer: „Die Bereitschaft älterer Menschen, <strong>Geld</strong> auszugeben,<br />

hat zugenommen“, sagt Volker Nickel vom Zentralverband der deutschen<br />

Werbewirtschaft in Berlin Lebensversicherungen im Wert von rund 15 Milliarden<br />

Euro würden in Deutschland Jahr für Jahr ausgezahlt Laut Statistischem Bundesamt<br />

verfügen die über 60-Jährigen über rund 1,5 Billionen Euro Das sind fast 40 Prozent<br />

des Nettovermögens der Deutschen „Grey is beautiful“ - „Grau ist schön“: Sehnige<br />

Senioren stemmen in Fitness-Studios Gewichte, lassen sich beim Schönheitschirurgen<br />

ihre Falten wegspritzen oder schwimmen auf der Wellness-Welle Die „Woopies“<br />

(well-off older people - wohlhabende ältere Leute) haben den Berufsstress hinter sich<br />

und wollen es noch mal wissen<br />

Senioren-Unfallversicherung<br />

Mit zunehmendem Alter wächst aber die Gefahr, dass die körperlichen Kräfte schwinden<br />

Nach einem Unfall können dauerhafte Schäden bleiben Das <strong>Geld</strong> der gesetzlichen<br />

Pflegeversicherung allein reicht dann oft nicht aus, um die tatsächlichen Kosten<br />

zu decken In einem solchen Fall können Versicherungen einspringen Es kann<br />

schneller passieren als man denkt Eine unglückliche Bewegung oder ein kleiner<br />

Sturz und schon ist etwas gebrochen Das kann langwierige Folgen haben Sie können<br />

Wochen oder gar Monate ans Bett gefesselt sein Wohl dem der, der Familie,<br />

Nachbarn oder Freunde hat, die Einkäufe erledigen, im Haushalt helfen oder ein<br />

warmes Essen zubereiten Die Auswirkungen nach einem Unfall können nicht nur gesundheitlicher,<br />

sondern auch finanzieller Art sein Dieses Risiko gilt es abzudecken,<br />

zum Beispiel mit einer Senioren-Unfallversicherung Sie schließt die Lücke zwischen<br />

Pflegekasse und einer normalen Unfallversicherung<br />

Aber auch eine Senioren-Unfallversicherung zahlt, wie eine normale Unfallversicherung,<br />

nur bei Unfall Also dann, wenn es sich um „ein von außen plötzlich und unfreiwillig<br />

auf den Körper einwirkendes Ereignis“ handelt So ist das Risiko eines Sturzes<br />

von der Treppe abgesichert, das eines Schlaganfalls aber nicht Dennoch sind einige<br />

Versicherer bereit einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt und Brüche auch dann mit in<br />

den Tarif aufzunehmen, wenn es sich nicht um einen Unfall handelt Der Oberschenkelhalsbruch<br />

ist dabei besonders wichtig, denn Knochenbrüche sind die häufigsten<br />

Ursachen für bleibende Behinderungen Eine lebenslange monatliche Rente gibt es<br />

oft erst ab einer Invalidität von 50 Prozent, zum Beispiel wäre das beim Verlust der<br />

Sehfähigkeit eines Auges der Fall Die Rente beträgt bei einem mittelgroßen Versicherungsunternehmen<br />

etwa 1 000 Euro Darunter wird mit einmaligen <strong>Geld</strong>leistungen<br />

geholfen, zum Beispiel mit einer Kapitalzahlung von 25 000 Euro Die Versicherung<br />

kostet für einen 60 jährigen Mann rund 260 Euro und für eine gleichaltrige Frau,<br />

wegen der höheren Lebenserwartung rund 400 Euro im Jahr<br />

59


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die Bemessungsgrundlage für eine Rentenzahlung ist die so genannte Gliedertaxe,<br />

eine Tabelle, an der der Grad der Invalidität abgelesen wird Achtung: Sie ist nicht<br />

bei jeder Versicherung gleich Bei der Einstufung werden von den meisten Versicherungen<br />

auch gesundheitliche Vorschäden berücksichtigt Dadurch kann sich die<br />

Invaliditätsbemessung verringern Ein Beispiel: Wer etwa durch eine Arthrose schon<br />

bei Vertragsabschluss ein steifes Bein hatte, das dann bei einem Unfall so beschädigt<br />

wird, dass es nicht mehr funktionsfähig ist, kann unter Umständen seinen Grad<br />

der Invalidität gekürzt bekommen Diese Vorerkrankung ziehen einige Versicherer<br />

am Grad Invalidität, der nach einem Unfall bemessen wurde wieder ab Die einzelnen<br />

Bedingungen und Leistungsmerkmale einer Senioren-Unfallversicherung sind<br />

bei den Anbietern sehr unterschiedlich Für die richtige Wahl ist der Blick aufs Detail<br />

notwendig<br />

Der große Vorteil einer Seniorenpolice liegt darin, dass es meist keine oder sehr hohe<br />

Altersbegrenzungen bei der Aufnahme gibt Die üblichen Tarife enden spätesten mit<br />

75 Jahren Wer also schon in jungen Jahren eine Unfallversicherung abgeschlossen<br />

hat, läuft Gefahr im Alter rauszufliegen<br />

Unfallhilfeleistungen<br />

Eine Besonderheit der Seniorenunfallversicherung ist ein Paket mit Hilfeleistungen,<br />

die nach einem Unfall geboten werden Der Grundgedankte entspricht dem Schutzbrief,<br />

der auch für Autos abgeschlossen wird Er bietet konkrete Hilfe, wenn Sie zum<br />

Beispiel aus der Klinik nach Hause kommen Bei einigen Versicherungen sind spezielle<br />

Haushalts- und Pflegedienste sogar bis zu sechs Monaten im Tarif enthalten,<br />

bei anderen nicht<br />

Zu den Unfallhilfeleistungen gehört zum Beispiel eine Haushaltshilfe, die putzt,<br />

wäscht und Einkäufe erledigt Pflegedienste, Essen auf Rädern, Fahrservice, Haustierbetreuung<br />

und die Begleitung, etwa zum Arzt kann im Tarif enthalten sein Doch<br />

Achtung: Manche Versicherer organisieren und vermitteln nur, die Kosten für die<br />

Dienste, die Sie in Anspruch nehmen müssen Sie selbst tragen Wenn Sie ein Rundum-Sorglos-Paket<br />

wählen, müssen Sie tief in die Tasche greifen Es kostet je nach<br />

Eintrittsalter und Ausstattung zwischen 200 und 700 Euro im Jahr<br />

Wenn Sie keine Angehörigen haben und Unterstützung brauchen, kann eine solche<br />

Unfallhilfeleistung sinnvoll sein Vom Bund der Versicherten wird jedoch kritisiert,<br />

dass einige Tarife schlechte Bedingungen enthalten, zu wenig <strong>Service</strong>leistungen bieten<br />

und deshalb insgesamt zu teuer seien<br />

Tipp:<br />

Die Unfallhilfeleistungen machen die Unfallversicherung für Senioren teuer<br />

Wenn Sie darauf verzichten können, weil Ihr soziales Netz funktioniert, bieten<br />

sich abgespeckte Tarife an Sie sind schon ab 100 Euro im Jahr zu haben<br />

60


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Private Pflegezusatzversicherung<br />

Eine Unfallversicherung leistet nur bei Unfall Das heißt, wer etwa durch Diabetes, einen<br />

Herzinfarkt oder einen Schlaganfall behindert oder pflegebedürftig wird, hat von<br />

einer solchen Versicherung nichts Dagegen sind die Leistungen einer privaten Pflegezusatzversicherung<br />

sehr viel umfangreicher Sie zahlt auch, wenn Sie wegen einer<br />

Krankheit oder einfach aus Altersschwäche gepflegt werden müssen Solche Tarife<br />

bieten private Krankenkassen an Allerdings müssen Sie sich dafür einer Gesundheitsprüfung<br />

unterziehen Wenn Sie bereits krank sind, wird ein Abschluss schwierig<br />

Gegen die Mehrkosten im Pflegefall können Sie sich mit einer Pflegezusatzversicherung<br />

absichern Es gibt drei Tarifvarianten:<br />

� Sie bekommen die tatsächlichen Pflegekosten bis zu einem bestimmten<br />

Höchstbetrag erstattet<br />

� Die Leistungen der gesetzlichen Pflegekasse werden um einen bestimmten<br />

Prozentsatz erhöht<br />

� Mit einer Pflegetagegeldversicherung erhalten Sie einen fixen <strong>Geld</strong>betrag<br />

zur freien Verfügung Die Höhe richtet sich nach der Pflegestufe<br />

Die Kosten der Policen liegen zwischen 420 und 900 Euro im Jahr<br />

Bei allen Pflegezusatztarifen gilt, dass die Beiträge mit zunehmendem Eintrittsalter<br />

steigen Frauen zahlen aufgrund der höheren Lebenserwartung höhere Beiträge als<br />

Männer Eine private Pflegezusatzversicherung sollte in der Prioritätenliste der privaten<br />

Versicherungen weit am Ende stehen und wirklich erst dann abgeschlossen<br />

werden, wenn alle anderen wichtigen Versicherungen bestehen, empfiehlt der Bund<br />

der Versicherten<br />

Wer eine private Pflegezusatzversicherung abschließen will, sollte sich, da die einzelnen<br />

Angebote der Gesellschaften recht unübersichtlich und häufig auch nicht<br />

zweckdienlich sind, die Vorschläge der Versicherungsunternehmen genau ansehen<br />

Sonst bleibt ein Risiko, dass die gewählte Police nicht wirklich umfassend gegen den<br />

Ernstfall absichert Ärgerlich ist es, wenn Sie erst in der Notsituation feststellen, dass<br />

die private Versicherung gar nicht oder nicht ausreichend leistet Achtung: Manche<br />

Kostentarife zahlen zum Beispiel bei häuslicher Pflege durch Angehörige gar nichts<br />

Pflegerentenversicherung: Lebensversicherungsunternehmen bieten auch eine<br />

private Pflegerentenversicherung an Im Leistungsfall (Pflegebedürftigkeit während<br />

der Vertragslaufzeit) erhält der Kunde eine monatliche Pflegerente zusätzlich zu den<br />

Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung Der Bund der Versicherten hält<br />

die Pflegerentenversicherung grundsätzlich für nicht empfehlenswert Es handele<br />

sich hierbei um eine intransparente Kombination aus Versicherungsschutz (gegen<br />

Pflegebedürftigkeit und Tod) und einem unrentablen Sparvertrag Die Beiträge hierfür<br />

sind erheblich zu hoch Besser ist es, nur das reine Pflegerisiko abzudecken und<br />

darüber hinaus zur Verfügung stehendes Kapital selbst anzulegen<br />

61


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Sinnvolle Versicherungen - im Alter<br />

Privathaftpflichtversicherung: Die Privathaftpflichtversicherung ist auch im Alter<br />

unverzichtbar Sie deckt Schäden ab, die Sie dritten Personen zufügen Die Versicherungssumme<br />

sollte mindestens 3 Mio Euro betragen, besser sind 5 Mio Einige<br />

Versicherungen bieten Senioren besonders günstige Tarife, da der Versicherungsfall<br />

bei ihnen weniger häufig eintritt, als in jungen Jahren<br />

Wohngebäudeversicherung: Bei Wohneigentum ist die Wohngebäudeversicherung<br />

unverzichtbar, denn die Immobilie ist ein wichtiger Teil der Altersvorsorge Das Haus<br />

oder die Wohnung sollte besonders geschützt werden Diese Versicherung ersetzt<br />

Schäden, die durch Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel entstanden sind<br />

Hausratversicherung: Im Lauf der Jahre hat der Wert des Hausrats zugenommen<br />

Um dies gegen Schäden durch Feuer, Leistungswasser, Sturm, Hagel, Blitzfolgen<br />

wie Überspannung, Einbruchdiebstahl, Raub und Vandalismus abzusichern, ist eine<br />

Hausratversicherung sinnvoll Wichtig ist allerdings, dass die Versicherungssumme<br />

dem Neuwert des Hausrats entspricht Bei einer Unterversicherung erhalten Sie nur<br />

einen Teil des Schadens ersetzt Schließen Sie deshalb einen Unterversicherungsschutz<br />

ab<br />

Oft tauschen Eltern mit ihren Kindern eine große gegen die kleine Wohnung Die<br />

Policen werden aber unkontrolliert auf die neue Adresse übertragen In diesem Fall<br />

lassen sich bei Seniorenwohnungen erhebliche Kosten sparen, wenn die Versicherungssumme<br />

geändert wird, denn meist hat man im Alter weniger Möbel und weniger<br />

Einrichtungsgegenstände Besonders dann, wenn die Wohnfläche verkleinert worden<br />

ist<br />

Auslandsreisekrankenversicherung: Wer viel reist, sollte für seine Urlaube unbedingt<br />

zusätzlich zur Krankenversicherung eine Auslandsreisekrankenversicherung<br />

abschließen Allerdings besteht hier das Risiko, dass der Vertrag vom Versicherer<br />

gekündigt werden kann Dies passiert oft, wenn der Kunde mit dem 70 Lebensjahr<br />

die für Versicherungen geltende Altersobergrenze erreicht hat Bei einer Ergänzungsversicherung<br />

ist dies nicht möglich, sie kann man ein ganzes Leben lang behalten<br />

Unsinnige Versicherungen für Senioren<br />

Neben diesen sinnvollen „Pflicht“-Versicherungen und den möglichen Zusatzversicherungen,<br />

die vor finanzieller Überforderung im Alter schützen, gibt es aber noch<br />

eine ganze Reihe von Policen, die Senioren nicht abschließen sollten<br />

Sterbegeldversicherung: Seit das staatliche Sterbegeld weggefallen ist werden<br />

private Sterbegeldversicherungen angeboten Diese Versicherung ist nicht empfehlenswert,<br />

da sie in der Regel eine noch schlechtere Rendite erbringt als eine normale<br />

Kapitallebensversicherung<br />

Die Beitragszahlung erfolgt normalerweise bis zum Tod der versicherten Person, maximal<br />

bis zum 85 Lebensjahr Die Leistung wird bei Tod fällig, spätestens zum 101<br />

62


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Lebensjahr Tritt der Todesfall des Versicherten vor dem 85 Geburtstag ein, wird die<br />

Versicherungssumme ausgezahlt Tritt der Todesfall erst danach ein, wird nur eine<br />

geringe Ablaufleistung gezahlt Dabei handelt es sich um den in der Prämie enthaltenen<br />

Sparanteil zuzüglich Zinsen<br />

Besondere Vorsicht ist geboten bei Sterbegeldversicherungen über Verbände Meistens<br />

handelt es sich um Verträge von Gesellschaften mit schlechter Rendite Zudem<br />

kassieren die Verbände Provisionen und oft auch noch die Überschussbeteiligung,<br />

warnt der Bund der Versicherten<br />

Der Abschluss einer Sterbegeldversicherung ist unnötig, denn die Rendite dieser<br />

Verträge ist gleich Null, da der Großteil der Beiträge für den Risikoschutz verwendet<br />

wird Mit der Sterbegeldversicherung sollen üblicherweise die Kosten für die Bestattung<br />

gesichert werden Um das zu erreichen ist es besser für die Beerdigungskosten<br />

einen Betrag von rund 5 000 Euro anzusparen, etwa über einen Sparvertrag, und<br />

dieses <strong>Geld</strong> den Erben zur Verfügung zu stellen Eine andere Alternative kann der<br />

Abschluss einer Risikolebensversicherung in der gewünschten Höhe sein<br />

Brillenversicherung: Die Versicherung für den Bruch von Sehhilfen ist ebenfalls<br />

überflüssig, auch wenn sie eine große Optikerkette für einen niedrigen Preis anbietet<br />

Die Optiker-Versicherung leistet so viel, wie früher die Krankenkassen Sie ist aber<br />

deutlich günstiger als die sonst üblichen privaten Ergänzungsversicherungen Wer<br />

allerdings mehr als den Standard braucht, legt schnell drauf Denn diese Policen<br />

werden im Bündel mit anderen Zusatzleistungen, etwa für Zahnersatz oder Heilpraktikerbehandlungen<br />

angeboten Bei einer Sehstärkenveränderung ab 0,5 Dioptrien<br />

sowie bei Bruch oder Beschädigung von Einstärken-Gläsern gibt es Anspruch auf<br />

Ersatz Wer wegen Alterssichtigkeit für Nah- und Fernsicht Mehrstärkengläser mit<br />

unterschiedlichen Korrektionswirkungen benötigt, zahlt drauf Ebenso Versicherte,<br />

die höherwertige Gläser benötigen<br />

Tipp:<br />

Für Brille und Kontaktlinsen zahlt die gesetzliche Kasse bei Erwachsenen<br />

nichts mehr Nur schwer Sehbehinderte erhalten noch einen Zuschuss Allein<br />

wegen der Brille eine Zusatzversicherung abzuschließen, ist aber nicht empfehlenswert,<br />

da auf Dauer die Beiträge höher sind als die maximal mögliche<br />

Leistung<br />

Privatpatienten erhalten die Leistungen nach wie vor von ihrer Versicherung, wenn<br />

die Sehhilfen ärztlich verordnet sind Für sie ist eine solche Police deshalb überflüssig<br />

63


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Versicherungen rund ums Haus<br />

Die eigenen Wände sind sehr viel wert Egal ob Haus oder Eigentumswohnung, sie<br />

sollen nicht nur Ihr Zuhause, sondern auch Kapitalanlage und Altervorsorge sein<br />

Das verdient Schutz Aber wie viel? Welche Versicherungen müssen sein? Auf welche<br />

können Sie verzichten?<br />

Jedes Jahr brennen in Deutschland mehr als 60 000 Dächer und die Reparatur kann<br />

den privaten <strong>Geld</strong>beutel dann schnell überfordern Auch die Naturgewalten, so die<br />

Beobachtung der Wissenschaftler, sind in den vergangenen Jahren noch unberechenbarer<br />

geworden Sturm und Hagel führen immer wieder zu verheerenden Schäden,<br />

und wenn Wasser ins Haus dringt, ist endgültig Schluss mit lustig Deshalb kann<br />

es durchaus sinnvoll sein, die eigene Immobilie gegen die drei größten Umweltgefahren<br />

abzusichern<br />

Feuer, Wasser, Sturm – unberechenbare Naturgewalten: Mit der Feuerversicherung<br />

sind Brand, auch durch Brandstiftung und Kurzschluss ausgelöst, Blitzschlag<br />

und Explosion abgesichert und die Folgeschäden durch Löschung, Russ und Rauch<br />

Die Sturmversicherung zahlt zwar erst ab Windstärke 8, leistet aber auch bei Hagel<br />

Ebenso bei Folgeschäden durch eindringenden Regen, Schnee und Hagel, wenn<br />

z B der Sturm das Dach abgedeckt hat Die Leitungswasserversicherung springt ein<br />

bei Schäden am Rohrsystem, nach Rohrbruch und bei Frostschäden an der Wasser-<br />

und Heizungsanlage (z B Badeeinrichtungen, Wasserhähnen, Heizkörper) und<br />

bei Schäden durch bestimmungswidriges austretendes Leitungswasser, auch aus<br />

Spül- und Waschmaschinen Doch nicht alles was zum Haus gehört ist versichert<br />

Was versichert ist und was nicht hat jede Versicherung etwas anders geregelt Im<br />

Wesentlichen unterscheiden sich die Angebote hinsichtlich der Extras Der Grundtarif<br />

beinhaltet aber bei den meisten Versicherern für Ein- und Zweifamilienhäuser<br />

ähnliche Punkte Für größere Wohnhäuser und gewerblich genutzte Objekte gibt es<br />

spezielle Angebote<br />

Tipp:<br />

Bauliche Veränderungen müssen Sie der Versicherung mitteilen Durch Dachausbau,<br />

Anbauten oder andere Aufwertungen, auch im Innenausbau können<br />

den Wert Ihrer Immobilie erhöhen und damit ein Anpassen der Versicherungssumme<br />

notwendig machen<br />

Schutz gegen Feuer, Wasser, Sturm gibt es zum Komplettpreis in einer Wohngebäudeversicherung<br />

Teure Anbieter nehmen mehr als doppelt soviel wie günstige Der<br />

Preis der Police richtet sich nach dem Wert der Immobilie, der Wohnfläche, der Bauart,<br />

dem Standort und den Extras Was Ihre Immobilie wert ist errechnet sich nach<br />

einer nicht ganz einfachen Methode, die das Jahr 1914 als Basis hat<br />

64


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Lassen Sie sich bei der Berechnung im Zweifel von einem Versicherungsvertreter<br />

helfen Denn ist der Wert der Immobilie höher als die Versicherungssumme,<br />

riskieren Sie eine Unterversicherung Im Schadensfall muss dann von der<br />

Versicherung nicht alles ersetzt werden<br />

Welche Zusatzversicherungen sind nötig? Gehen Sie zu einer Versicherung,<br />

werden Ihnen üblicherweise zu allererst die Kompakttarife angeboten In<br />

diesen Paketen ist zwar viel drin, aber nur wenige Immobilienbesitzer brauchen den<br />

ganzen Schnickschnack wirklich Wünschen Sie einen bestimmten Schutz, sollten<br />

Sie diesen zusätzlich zum Grundtarif einzeln abschließen Prüfen Sie sorgfältig, ob<br />

Sie einen Schutz gegen Glasbruch, vor Wasseraustritt, vor Nutzwärmeschäden oder<br />

gar gegen Vulkanausbruch wirklich brauchen Anders liegt der Fall bei der Elementarversicherung<br />

Ein Schutz vor Hochwasser, Erdrutsch, Schneedruck und Lawinen<br />

kann in bestimmten Regionen durchaus sinnvoll sein Doch gerade in gefährdeten<br />

Gebieten ist eine Police fast nicht zu haben Nur wer 10 Jahre lang keinen Schaden<br />

hatte, bekommt überhaupt ein Angebot Und dann nur als Paket und in Kombination<br />

mit einer Wohngebäudeversicherung Das heißt, Rheinanwohner und Nordsee-<br />

Anrainer müssen sich auch gegen Lawinenschäden versichern, obwohl sie nur einen<br />

Schutz vor Überschwemmung suchen Viele dürften im Schadensfall jedoch auf ihren<br />

Kosten sitzen bleiben, denn auch die normale Hausratversicherung zahlt bei diesen<br />

so genannten Elementarschäden nicht<br />

Viele wollen sich zum Beispiel gegen Hochwasser schützen, erhalten aber kein Angebot<br />

weil es den Versicherungsanstalten zu riskant ist Eine Haus– und Grundbesitzerhaftpflicht<br />

sollten Sie sich nicht in jedem Fall aufschwätzen lassen Der feine<br />

Unterschied liegt darin, ob die Immobilie vermietet ist oder nicht Wenn Sie selbst drin<br />

wohnen, brauchen Sie eine solche Versicherung nicht<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Beim Konto fängt das Sparen an<br />

<strong>Geld</strong> sicher deponieren – kostenlos<br />

und flexibel, ertragreich und bequem:<br />

Das beste Konto und die richtige Bank<br />

Auf den ersten Blick sind es oft nur kleine Beträge Aber im<br />

Laufe der Zeit addieren sie sich zu viel <strong>Geld</strong> – auf der Einnahme-<br />

ebenso wie auf der Ausgabenseite Bei der Frage nach<br />

dem richtigen Konto zeigt sich das besonders deutlich Aber es<br />

geht dabei auch um andere wichtige Fragen – wie beispielsweise<br />

um die Sicherheit Ihres <strong>Geld</strong>es, Ihre Kreditwürdigkeit<br />

und nicht zuletzt auch die Zweckmäßigkeit Deswegen fängt<br />

der richtige Umgang mit <strong>Geld</strong> bei der Frage nach dem passenden<br />

Konto an Wenn Sie weit kommen wollen, laufen Sie<br />

schließlich auch nicht in Schuhen, die zwei Nummern zu groß<br />

oder zu klein sind<br />

Teure Nummer<br />

Um eine eigene Kontonummer verfügen zu können, muss der Bundesbürger im<br />

Durchschnitt 89 Euro pro Jahr zahlen Wie eine Ende 2009 veröffentlichte Untersuchung<br />

der EU-Kommission in den 27 EU-Mitgliedsländer ergab, sind die Gebühren<br />

in 15 Ländern zum Teil deutlich billiger – in acht anderen allerdings höher Dazu<br />

kommen in vielen Mitgliedsländern noch eine bunte Fülle sonstiger – zum Teil gut<br />

versteckter Stellen, an denen die Gebührenräuber lauern<br />

Den unrühmlichen Spitzenplatz belegte Italien mit durchschnittlich 253 Euro Gebühren<br />

allein für die Führung des Kontos Am billigste war das eigene Konto mit 27 Euro<br />

in Bulgarien Aber auch in den - mit den Verhältnissen in Deutschland eher vergleichbaren<br />

- Niederlanden begnügten sich die Banken mit 46 Euro<br />

Schön wäre es, vielleicht: Unbeschwert und ohne Konto, sorglos und frei einfach in<br />

den Tag hinein leben… Dieser Traum funktioniert leider nicht In unserer Wirtschafts-<br />

66


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

gesellschaft ist ein Leben ohne Konto so gut wie nicht möglich Ein Konto braucht<br />

jeder Ohne Konto existiert man praktisch nicht: Wer kein Konto vorweisen kann, der<br />

bekommt keinen Telefonanschluss, kein Handy, keinen Kredit und nur sehr schwer<br />

Arbeit Viele Stromversorger und Wasserwerke bestehen darauf, dass die fälligen<br />

monatlichen Abschlagszahlungen per Lastschrift eingezogen werden – und das kann<br />

nur über ein Girokonto abgewickelt werden Lohn und Gehalt werden nur bargeldlos<br />

ausgezahlt Das <strong>Geld</strong> muss auf ein Konto überwiesen werden Selbst die Bezieher<br />

von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe müssen eine Bankverbindung angeben<br />

Doch wer ein Konto einrichten will, muss vorher bei einer Bank oder einer Sparkasse<br />

seine Unterschrift unter die komplizierten Paragrafen der Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

setzen Und ehe man das tut, sollte gut überlegt sein: Was für ein Konto<br />

brauche ich eigentlich, welche Bank ist für mich die geeignete? Wie hoch sind die<br />

Gebühren?<br />

Was also kann und was soll man unterschreiben? Und nicht zuletzt:Welche Rechte<br />

haben Kunden?<br />

Eine wichtige Frage: Wohin mit dem <strong>Geld</strong>?<br />

Für die junge, allein lebende Yvonne Steiner kommt sicherlich ein anderer Kontotyp<br />

in Frage als für die Familie Bauer mit ihren beiden Kindern oder für das Rentnerpaar<br />

Gertrud und Erwin Müller Wer sich für die richtige Bank und das geeignete<br />

Konto entscheidet, kann nicht nur viel <strong>Geld</strong> sparen Mit dem passenden Konto kann<br />

man sogar <strong>Geld</strong> verdienen und erhält auf bequeme Weise automatisch eine laufende<br />

Übersicht über seine wirtschaftliche Situation<br />

Obwohl heute in Deutschland über 80 Millionen Bankkonten eingerichtet sind, gibt<br />

es immer noch erstaunlich viele Menschen, für die „Schuhkarton statt Konto“ gilt<br />

Sie haben vielleicht ein Konto, aber sie lassen dort nur einen Teil ihres <strong>Geld</strong>es In<br />

vielen Haushalten werden sogar große Bestände an Bargeld aufbewahrt Vor allem<br />

ältere Menschen glauben oft, dass es bei ihnen unter der Matratze oder ganz hinten<br />

im Kleiderschrank sicherer sei, als bei der Bank oder Sparkasse Wer das für ein<br />

Märchen oder Propaganda der Kreditbranche hält, braucht nur den Lokalteil seiner<br />

Tageszeitung aufmerksam zu lesen Sie werden dann schnell feststellen, wie oft darüber<br />

berichtet wird, dass Trickbetrüger ein Rentnerehepaar oder eine allein stehende<br />

ältere Dame zuhause aufgesucht und sie um ihre gesamten Ersparnisse gebracht<br />

haben Doch es sind nicht nur ältere Menschen, die große Mengen an Bargeld zu<br />

Hause aufbewahren und damit die Chance vergeben, dieses <strong>Geld</strong> arbeiten zu lassen<br />

und etwas zu verdienen<br />

67


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

50 Euro haben oder nicht haben ...<br />

Denken Sie daran, dass Sie sich mit 50 Euro, die Sie an Zinsertrag verlieren<br />

oder an Entgelten im Jahr zu viel zahlen, einen netten Abend im Restaurant<br />

hätten machen können Rechnen Sie einmal nach, wie viele Kinobesuche mit<br />

Freunden daraus hätten werden können Bei der Wahl des richtigen Kontos,<br />

gibt es viele Möglichkeiten, sich durch geschickten Umgang mit dem eigenen<br />

<strong>Geld</strong> ein paar schöne Stunden „dazu zu verdienen “<br />

Wer ständig viel Bargeld im <strong>Geld</strong>beutel hat oder in der Brieftasche mit sich herumträgt,<br />

verhält sich nicht anders, als jemand, der Bargeld zu Hause aufbewahrt Auch<br />

ohne Betrüger an der Wohnungstür oder gewiefte Taschendiebe kann man <strong>Geld</strong> verlieren<br />

Wenn Sie die eigentlich geringe Summe von 200 bis 300 Euro ständig in der<br />

Tasche stecken haben, verzichten Sie auf rund 10 Euro Zinsen im Jahr Die hätten<br />

Sie nämlich bekommen, wenn das <strong>Geld</strong> auf einem Tagesgeldkonto deponiert gewesen<br />

wäre Von dort hätten Sie es jederzeit abrufen können<br />

Viele Menschen verlieren aber auch deshalb viel <strong>Geld</strong>, weil sie sich für die falsche<br />

Bank entscheiden und bei der Bestimmung des Kreditinstituts und der Art und der<br />

Form des Kontos nicht sorgfältig vorgehen Auch wenn die Summen, um die es dabei<br />

jeweils geht, auf den ersten Blick gering erscheinen mögen: Im Laufe des Lebens<br />

geht auf diese Art so manches kleine Vermögen verloren<br />

Im nachfolgenden Text wollen wir Ihnen zeigen, wo und wie Sie den optimalen „Lagerplatz“<br />

für Ihr <strong>Geld</strong> finden, denn ein rationaler, ertragsorientierter Umgang mit <strong>Geld</strong><br />

beginnt schon bei der Wahl des richtigen Kreditinstituts und eines maßgeschneiderten<br />

Kontos Nur wenn diese beiden Vorraussetzungen erfüllt sind, können Sie Ihre<br />

<strong>Geld</strong>geschäfte preiswert erledigen und Ihre <strong>Geld</strong>anlage erfolgreich gestalten<br />

Bequem, risikolos und maßgeschneidert:<br />

Das Girokonto<br />

Das Girokonto ist die zeitgemäße Form, um einmalige oder regelmäßige Zahlungen,<br />

Daueraufträge und Lastschriften abzuwickeln Die ständige Kontrolle der Kontoauszüge<br />

kann dabei helfen, einen Überblick über die eigene Finanzsituation zu behalten<br />

Als erstes muss allerdings zunächst die geeignete Bank oder Sparkasse gefunden<br />

werden, der Sie Ihr Vertrauen schenken wollen Das können unter Umständen auch<br />

mehrere Konten bei verschiedenen Kreditinstituten sein Niemand sollte sich gezwungen<br />

sehen, alle <strong>Geld</strong>angelegenheit über ein einziges Kreditinstitut laufen zu lassen<br />

Erst recht ist niemand verpflichtet auf ewig bei der einmal ausgewählten Sparkasse<br />

oder Bank zu bleiben Was, wie gesagt für die ledige und junge Yvonne Steiner heute<br />

günstig ist, muss es längst nicht mehr sein, wenn sie eines Tages verheiratet ist und<br />

Kinder hat Erkundigen Sie sich deshalb laufend über das jeweils günstigste Angebot<br />

und scheuen Sie den Wechsel nicht, wenn er sich lohnt<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Um die Angebote der Kreditinstitute zu vergleichen und deren Kosten beurteilen zu<br />

können, sollte sich jeder zuvor darüber Gedanken machen, für was er die Sparkasse<br />

oder Bank braucht und wofür er das Bankkonto als „Schaltzentrale für <strong>Geld</strong>geschäfte“<br />

tatsächlich nutzt und nutzen will<br />

Rentnerpaar Müller sucht in erster Linie eine Bank mit einer Zweigstelle in der Nähe,<br />

bei der sie nicht nur bequem Bargeld einzahlen und abheben können, sondern auch<br />

eine persönliche Beratung finden, die ihnen Fragen rund ums <strong>Geld</strong> beantwortet<br />

Yvonne Steiner richtet zurzeit ihre Wohnung neu ein und muss in nächster Zeit viele<br />

Rechnungen begleichen, lauter einzelne Überweisungen Ihr ist besonders wichtig,<br />

dass sie vor jeder Überweisung jeweils bequem herausfinden kann, ob das Konto<br />

auch eine Deckung ausweist und sie nicht in den Miesen steckt<br />

Kevin Küster braucht den direkten Kontakt zur Bank nicht, denn er zahlt beim Einkauf<br />

alles mit der Kredit- und Scheckkarte und hat für alle anderen Verpflichtungen<br />

Lastschriftvollmachten erteilt<br />

Marco Hansen ist beruflich viel im Ausland unterwegs und sucht eine Bank, die beim<br />

Auslandsgeldverkehr günstige Konditionen bietet Seine Frau Bianca ist ebenfalls<br />

beruflich unterwegs, allerdings nur in Deutschland Deshalb will sie überall an <strong>Geld</strong>automaten<br />

bequem und kostengünstig <strong>Geld</strong> abheben können<br />

Sylvia Klein ist knapp bei Kasse und braucht ein Konto, das sie vor dem Monatsende<br />

auch das eine oder andere Mal überziehen kann Das geht, denn sie weiß, am<br />

nächsten Ersten erhält sie wieder eine Überweisung aufs Konto<br />

Das Rentnerpaar Müller besitzt ebenso wie Bianca und Marco Hansen Sparbriefe<br />

und Bundesschätzchen Sie kaufen und verkaufen regelmäßig Fonds und Aktien<br />

Dafür brauchen sie Tagesgeldkonten und Wertpapierdepots, die von Bank zu Bank<br />

nicht nur unterschiedliche Preise haben, sondern auch unterschiedliche Leistungen<br />

bieten Sie brauchen also eine Lösung, die für sie maßgeschneidert ist<br />

Das richtige Konto: Welcher Kundentyp sind Sie?<br />

Wenignutzer:<br />

Er erledigt seine Bankgeschäfte selbst, hat wenige Kontobewegungen und<br />

braucht für den elektronischen Zahlungsverkehr nicht mehr als eine ec-Karte<br />

Normalnutzer:<br />

Verheiratet, ein gemeinsames Konto, die üblichen Buchungen Beide Partner<br />

verwenden ec- und Kreditkarte<br />

Typischer Vielnutzer:<br />

Häufig unterwegs, viele Buchungen, zahlt oft mit Plastikgeld, d h mit ec-Karte,<br />

Kundenkarten, Kreditkarten<br />

69


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wer mehr aus seinem <strong>Geld</strong> machen will, sollte bei der Wahl des Kontos nicht nur<br />

darauf achten, Entgelte zu sparen und unnötige Ausgaben zu vermeiden Er sollte<br />

auch bei der Erledigung der „laufenden Geschäfte“ ein Auge darauf haben, wo er<br />

die besten Erträge erzielt Noch wichtiger wird die Suche nach den ertragreichsten<br />

Formen der <strong>Geld</strong>verwertung, wenn es um mittel- und langfristiges Sparen und den<br />

Vermögensaufbau geht Dann kommt es bei der Auswahl der richtigen Bank besonders<br />

auf die richtigen Kontotypen an<br />

Achtung: Girokonten sind nicht billig!<br />

Girokonten sind eine Dienstleistung der Bank und kosten <strong>Geld</strong> Sie können sogar<br />

richtig teuer werden In manchen Fällen zahlen Kunden unter dem Strich pro Jahr<br />

mehrere hundert Euro an Entgelten und andere Verrechnungspreise Seit es Direktbanken<br />

gibt, sind die Entgelte zwar in Bewegung geraten, trotzdem ist die Spanne<br />

bei gleicher Nutzung zwischen dem teuersten und dem günstigsten Angebot immer<br />

noch sehr groß Untersuchungen der Zeitschrift „FINANZtest“ über die Preise der<br />

Kontoführung kommen seit Jahren immer wieder auf das gleiche Ergebnis: es lassen<br />

sich über 100 Euro im Jahr sparen Die Zahl der „Null-Euro“ Konten wächst zwar weiter,<br />

aber die Bedingungen an die das „Konto für nix“ geknüpft sind auch Wenn Sie<br />

Preise vergleichen, sollten Sie deshalb genau hinschauen, was es wirklich kostenlos<br />

gibt und was nicht:<br />

� komplette Kontoführung,<br />

� alle üblichen Buchungen des Zahlungsverkehrs, wie Einzahlungen, Auszahlungen,<br />

Daueraufträge und deren Änderung,<br />

� ec-Karte für den Kontoinhaber und seinen Partner,<br />

� Kreditkarten<br />

� der Bargeldbezug am Schalter oder am Automaten<br />

� Depotverwaltung<br />

Selbst wenn der eine oder andere Posten doch zu einer Entgeltberechnung führt,<br />

müssen Sie prüfen, ob unterm Strich die Vorteile noch überwiegen So werden zum<br />

Beispiel für jede Buchung, die durch „Papier“ erfolgt, bis zu zwei Euro erhoben Das<br />

ist bei Online-Konten sogar zulässig und üblich Auch bei einer Scheckeinreichung<br />

sind solche Kosten unvermeidlich Ein Unterschied beim Vergleich der Konditionen<br />

ergibt sich auch auf der Habenseite: Gibt es Zinsen auf dem Girokonto? Das bieten<br />

inzwischen manche Banken, selbst dann, wenn nur ein Euro auf dem Konto steht<br />

Köder mit versteckten Haken<br />

Auch die Großbanken bieten mittlerweile Girokonten zum Nulltarif Sie haben fast<br />

alle nachgezogen, weil sie das Geschäft nicht mehr allein den Direktbanken, Sparkassen<br />

und Volksbanken überlassen wollten oder konnten Fast 20 kostenlose Lohn-<br />

, Gehalts- und Rentenkonten gibt es bereits, meist unter Bedingung, dass ein fester<br />

Betrag jeden Monat aufs Konto fließen muss Wer das nicht erfüllen kann zahlt<br />

70


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Zum Teil gibt es weitere Einschränkungen: Auf dem Girokonto müssen monatlich<br />

Mindestbeträge als Sockel stehen bleiben, wie zum Beispiel ein Teil des regelmäßigen<br />

Gehalts Andere fordern für die Kreditkarte, beleghafte Bankdienstleistungen<br />

oder den Bargeldbezug an Fremdautomaten (bei einem eigenen dünnen Automatennetz<br />

fast unvermeidbar), so viel <strong>Geld</strong>, dass die Einsparungen wieder aufgefressen<br />

werden<br />

Auch davon wird in der Werbung oft nichts erwähnt:<br />

� Reduzierung des Kartenpreises abhängig vom Jahresumsatz (bis auf 0<br />

Euro)<br />

� Kostenlos ab 1 000 Euro Lohn-, Gehalts- oder Renteneingang oder 5 000<br />

Euro <strong>Geld</strong>anlage<br />

� Guthabenverzinsung<br />

� Abhängig davon, wo Bargeld abgehoben wird<br />

� Kostenlos mit Kreditkarte<br />

� Kostenlos bei Gehaltseingang<br />

� Nur im 1 Jahr kostenlos<br />

Lassen Sie sich nicht mit zeitlich befristeten Lockvogelangeboten umwerben Die<br />

supergünstigen Bedingungen, wie der Nulltarif für das Girokonto oder hohe Zinsen<br />

auf dem Tagesgeldkonto gibt es nur für wenige Monate Wenn genügend Kunden<br />

angebissen haben, werden die Sonderkonditionen wieder abgeschafft und die Kunden<br />

müssen danach wieder Kontoentgelte bezahlen, härtere Zahlungsbedingungen<br />

akzeptieren oder auf die Zinsen verzichten Das alles ist zulässig!<br />

71


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Vorsicht: Lockvögel<br />

Kreditinstitute verdienen nichts am Girokonto - sagen sie jedenfalls So<br />

schleicht sich der Verdacht ein, dass eine günstige Kontoführung nur als Lockvogel<br />

für andere Bankgeschäfte dient Die können dann aber vergleichsweise<br />

teuer sein Das sollten Sie wissen, wenn Sie von Ihrer Bank mehr wollen als<br />

nur ein Girokonto<br />

Deshalb: Vor einem Wechsel sollten Sie alle Konditionen prüfen und vergleichen<br />

Hinterfragen Sie zum Beispiel welche Leistungen die kostenlose Kontoführung<br />

genau beinhaltet Müssen Sie dafür noch eine Kreditkarte kaufen<br />

oder <strong>Geld</strong> auf ein Zweit-Konto überweisen? Die verlockenden Konditionen<br />

sind meist an bestimmte Bedingungen geknüpft Wer sein Konto nicht ausschließlich<br />

online führen will, nicht über ein regelmäßiges Einkommen verfügt<br />

oder kein angemessenes Durchschnittsguthaben auf dem Girokonto vorweisen<br />

kann, hat Pech gehabt<br />

Wie hoch sind die Zinsen für Guthaben wirklich? Allzu große Freude bereiten<br />

die Banken ihren Kunden damit nicht In der Regel gehen die Zinssätze nicht<br />

über das Sparbuchniveau hinaus Wer sein Konto eher im Minus führt, kann<br />

diesen Punkt sofort abhaken Kunden, die bisher den Überziehungskredit häufig<br />

in Anspruch genommen haben oder denen gegen Monatsende öfter mal<br />

das <strong>Geld</strong> ausgeht, sollten besser die Sollzinsen im Auge behalten Die Höhe<br />

der Dispo- und Überziehungskredite unterscheiden sich von Bank zu Bank<br />

erheblich, einige verdienen daran schamlos<br />

Bargeld - die Kostenfalle Nummer 1<br />

Richtig teuer kann es werden, wenn Sie Bargeld brauchen, aber Ihr Konto bei der falschen<br />

Bank haben und dann das <strong>Geld</strong> gegen ein hohes Entgelt am falschen Automat<br />

ziehen Deshalb ist es ratsam, darauf zu achten, wo Bargeld kostenlos abgehoben<br />

werden kann An den <strong>Geld</strong>automaten sind jeweils die Institute aufgeführt, deren Kunden<br />

entgeltfrei <strong>Geld</strong> herausholen können Nur manche Banken übernehmen auch<br />

die Kosten für die <strong>Geld</strong>abhebung bei anderen Banken Erkundigen Sie wann und<br />

wo man Ihnen fürs „Fremdgehen“ an Automaten Entgelte in Rechnung stellt und von<br />

Ihrem Konto abbucht<br />

Sollte sich der Bargeldbezug als kostspielige Angelegenheit entpuppen, ist es sinnvoll<br />

ein Institut zu wählen, dass sich einem <strong>Geld</strong>automatenverbund angeschlossen<br />

hat<br />

Am besten haben es Kunden der Sparkassen Sie können bundesweit in jeder Stadt<br />

an jedem der 22 000 Automaten der Sparkassenorganisation kostenlos Bargeld ziehen<br />

72


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Ähnliches gilt für die Volksbanken-Raiffeisen-Kunden, die die rund 17 000 <strong>Geld</strong>automaten<br />

des Bankcard-<strong>Service</strong>netzes der Volksbanken-Raiffeisen-Gruppe ohne Berechnung<br />

nutzen können – aber nur im Prinzip Einige Volks- und Raiffeisenbanken<br />

legen großen Wert auf ihre Selbstständigkeit Das hat für ihre Kunden zur Folge,<br />

dass sie nicht an jedem <strong>Geld</strong>automaten einer anderen Volks- oder Raiffeisen-Bank<br />

gebührenfrei <strong>Geld</strong> abheben können<br />

Die großen Privatbanken mit ihren Tochterunternehmen haben miteinander die so<br />

genannte Cash-Group gebildet, die über 7 000 <strong>Geld</strong>automaten verfügt So können<br />

beispielsweise Kunden der Deutschen Bank an einem Automaten der Dresdnerbank,<br />

Commerzbank, der HypoVereinsbank, der Postbank, der DAB Bank, Norisbank, Oldenburgische<br />

Landesbank, Reuschel & Co Kommanditgesellschaft kostenlos <strong>Geld</strong><br />

ziehen und umgekehrt<br />

Die anderen privaten Banken, die BB-Bank, die Citibank, die Degussa Bank <strong>GmbH</strong>,<br />

die National-Bank, die Santander Consumer Bank, SEB-Bank, die Sparda-Banken,<br />

Südwestbank und die Wüstenrot-Bank unterhalten 2 500 <strong>Geld</strong>automaten Sie haben<br />

sich zum Cashpool zusammengeschlossen, um ihren Kunden gegenseitig die kostenlose<br />

Bargeldabhebung zu gestatten<br />

Die ING DiBa unterhält 1 250 <strong>Geld</strong>automaten, die den eigenen Kunden zur Verfügung<br />

stehen Die Kunden der Netbank können an 800 <strong>Geld</strong>automaten der Sparda-<br />

Banken kostenlos abheben<br />

Die „richtige“ Bank gibt es nicht<br />

Wer privat und geschäftlich zwei Girokonten braucht, sollte diese bei verschiedenen<br />

Banken einrichten Gibt es Probleme mit der einen, kann man sich an<br />

das andere Institut wenden, um sich nach besseren Konditionen zu erkundigen<br />

Überweisungen – Kostenfalle Nummer 2<br />

Die Kosten eines Girokontos sind davon abhängig, wie es genutzt wird Wer das<br />

weiß, kann seine Kosten steuern Im Prinzip gilt: Daueraufträge und automatisierte<br />

Buchungen kosten nichts oder wenig Einzelaufträge für Bankleistungen sind teuer<br />

Kostenfresser und ein richtiges Ärgernis sind die überzogenen Entgelte, Zuschläge<br />

bei Barabhebungen und Bareinzahlungen und die teuren Einzelberechnungen für<br />

individuelle Überweisungsaufträge, z B ins Ausland<br />

Jeder kennt sie, die Überweisungsformulare Handwerker oder Versandhandelsunternehmen<br />

legen sie ihren Rechnungen bei Eingetragen ist bereits die genaue<br />

Rechnungssumme, die Kunden- und Rechnungsnummer, die Absenderadresse und<br />

allen Kontoverbindungen Dem Kunden wird es bequem gemacht Er muss nichts<br />

weiter tun als unterschreiben und ein Datum einsetzen Aber Vorsicht: Sobald das<br />

73


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Überweisungsformular im Briefkasten der Bank gelandet ist, schlagen viele Kreditinstitute<br />

bei Kunden, die ihr Konto online führen, gewaltig zu Manches Kundenkonto<br />

wird für diese „beleghafte Überweisung“ zusätzlich mit bis zu 1,50 Euro pro Buchung<br />

belastet Wer das nicht weiß, der verliert im Laufe eines Jahres eine ganz schöne<br />

Summe <strong>Geld</strong> Ein satter Gewinn für die Bank, die sich darüber freut<br />

Auslandsüberweisungen<br />

Besonders für bei Auslandsüberweisungen außerhalb der EU verlangen Banken<br />

noch hohe Entgelte Innerhalb des Euroraums ist mit SEPA alles besser und vor<br />

allem billiger geworden SEPA (Single Euro Payments Area) wurde 2008 im europäischen<br />

Zahlungsraum eingeführt Überweisungen innerhalb der Mitgliedsstaaten<br />

sowie von und nach Island, Liechtenstein, Norwegen und der Schweiz sind jetzt genauso<br />

günstig und schnell wie Inlandsüberweisungen<br />

Damit wurde die bis dahin verwendete EU-Standardüberweisung abgelöst Zu beachten<br />

war vor allem, dass die bisher bei Überweisungen verwendeten nationalen<br />

Kontonummern und Bankleitzahlen durch einheitliche Formate ersetzt werden mussten<br />

Zu diesem Zweck hat das Europäisches Normierungsgremium die IBAN (International<br />

Bank Account Number) als neue europäische Kontonummer und anstelle<br />

der bisherigen Bankleitzahl BIC (Bank Identifier Code = internationale Bankleitzahl)<br />

eingeführt Alles zusammen wird auch als SWIFT-Code bezeichnet Bis Ende 2010<br />

sind alles Organisationen angehalten auf IBAN und BIC umzustellen<br />

Tipp<br />

Über 4 300 Kreditinstitute bieten die SEPA-Überweisungan im unbaren Zahlungsverkehr<br />

an Jeden Tag werden im Euroraum 210 Millionen Transaktionen<br />

abgewickelt Davon entfallen über 90 Prozent auf Überweisung, Lastschrift<br />

und Kartenzahlung Da sich mit der Realisierung des SEPA auch die zu verwendenden<br />

Überweisungsträger geändert haben, sollten Sie sich von Ihrer<br />

Bank vor der Überweisung ein neues Formularen geben lassen Dadurch sparen<br />

Sie Zeit und <strong>Geld</strong><br />

Welches Konto passt zu meinem Typ?<br />

Wer solche Kostenfresser vermeiden will, sollte ein Girokonto mit einer Monatspauschale<br />

für die Kontoführung eröffnen Doch wie beim Autokauf, gibt es auch bei<br />

Bankkonten kein Modell, das für alle ideal ist und gleich gut passt Deshalb sollte Sie<br />

sich die Frage beantworten, wie intensiv nutzen Sie Ihr Konto? Vielleicht hilft zur eigenen<br />

Einschätzung noch einmal die nachfolgende grobe Typologie bei der richtigen<br />

Auswahl:<br />

� Sylvia Klein hat kaum Einnahmen und deshalb auch kaum Ausgaben, für die<br />

sie ihr Bankkonto braucht Für sie als „Wenignutzer“ empfiehlt sich deshalb<br />

74


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

als Entgeltmodelle die Einzelpostenabrechnung: Sehr niedrige monatliche<br />

Grundkosten, einige Freibuchungen und ein Preis für jede darüber hinaus<br />

gehende weitere Buchung<br />

� Für die vierköpfige Familie Bauer - die im Bankjargon „Normalnutzer“<br />

genannt wird - kann sich eine Pauschale lohnen Mit einem Festbetrag sind<br />

sämtliche Kontoführungskosten abgegolten ec- und Kreditkarte sind im<br />

Preis enthalten<br />

� Kevin Küster und die beiden Hansens, sind „Vielnutzer “ Weil sie einen Computer<br />

mit Internetzugang haben, ist das Homebanking mit reduzierten Entgelten<br />

oder sogar ganz kostenfrei eine sinnvolle Alternative Um die Kosten<br />

der Telekommunikation im Griff zu halten, haben Sie sich für eine Flaterate<br />

entschieden<br />

Tipp<br />

Zahlen Sie mehr als 80 Euro im Jahr, empfehlen wir Ihnen, die Bank zu wechseln!<br />

Das ist allerdings schneller gesagt als getan Denn ein Kontoumzug ist<br />

lästig und kostet Zeit Daueraufträge müssen geändert und die neue Bankverbindung<br />

publik gemacht werden Die Mühe lohnt nur, wenn wenigstens 15<br />

Euro eingespart werden können<br />

Bankentgelte sind Bestandteil des Wettbewerbs, um Kunden zu halten oder zu gewinnen<br />

Allerdings müssen Sie selbst die Initiative ergreifen, wenn Sie zu Ihrem Vorteil<br />

eine Änderung erreichen wollen und Ihre Bank danach fragen Von alleine kommt<br />

kein Banker auf die Idee, es für Sie billiger zu machen Denken Sie immer daran,<br />

Bankentgelte sind keine staatlich vorgegebenen und festgelegten Sätze, sondern<br />

Verhandlungssache<br />

Zur Kündigung kann die Kontoeröffnung bei einer Zweitbank eine Alternative sein<br />

Erledigen Sie bei jeder Bank nur die Geschäfte, die dort kostenlos sind Zum Beispiel<br />

beauftragen Sie Ihre Hausbank ausschließlich mit der <strong>Geld</strong>anlage und eine Direktbank<br />

mit der Führung des Giro- oder Tagesgeldkontos Wenn Sie mit Ihrer Bank aber<br />

generell unzufrieden sind, sollten Sie die Mühe nicht scheuen und die Zusammenarbeit<br />

beenden Das kann sich auf die Dauer bezahlt machen<br />

Wenn Sie sich entschieden haben,<br />

die Bank zu wechseln, hier unsere Tipps:<br />

� Jede Bank stellt Formulare zur Verfügung, mit denen Sie über Ihr neues<br />

Konto informieren können Nutzen Sie dies, um allen, die es wissen müssen,<br />

über die geänderte Kontoverbindung zu informieren<br />

� Lassen Sie sich von der alten Bank alle Daueraufträge auflisten und verlangen<br />

Sie, dass man sie an Ihre neue Bank weiterleitet Dort werden die<br />

Daueraufträge automatisch neu eingerichtet<br />

75


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

� Fragen Sie Ihre neue Bank nach den Wartezeiten für ec- und Kreditkarte und<br />

ab wann Ihr Dispokredit (Überziehung beim Girokonto gegen Zinszahlung)<br />

eingeräumt ist<br />

� Kündigen Sie Ihr altes Konto erst dann, wenn auf dem neuen Konto alle<br />

Änderungen durchgeführt sind Ratsam sind bis zu drei Monaten, wenn Sie<br />

auch quartalsmäßige Abbuchungen haben Eine Kündigungsfrist müssen Sie<br />

dabei nicht beachten<br />

Tipp<br />

Für die Kontolöschung dürfen keine Entgelte anfallen Das ist unzulässig Ein<br />

Gerichtsurteil, auf das man sich berufen könnte, gibt es dazu zwar nicht, aber<br />

Verbraucherschützer haben Banken deshalb schon in rund hundert Fällen abgemahnt<br />

Das Entgelt wurde daraufhin anstandslos zurückerstattet<br />

Bank oder Sparkasse?<br />

Die Finanzkrise hat die Bankenlandschaft in Deutschland verändert Durch Fusionen<br />

und Übernahmen sind neue Institute entstanden Der größte Coup war die Übernahme<br />

der Dresdner Bank durch die Commerzbank Auch die Deutsche Bank schlug<br />

zu stieg erst bei der Norisbank und dann bei der Postbank ein Doch immer noch<br />

bietet die deutsche Bankenlandschaft eine große Auswahl an Kreditinstituten, mehr<br />

als anderswo: 2 800 verschiedene Kreditinstitute, die rund 60 000 Bankfilialen unterhalten<br />

Davon profitieren die Kunden Sie können unter verschiedenen <strong>Geld</strong>häusern<br />

auswählen<br />

Am Markt agieren im Prinzip drei Gruppen, zu denen sich die verschiedenen Kreditinstitute<br />

zusammengeschlossen haben Die drei Säulen des deutschen Bankenwesens<br />

bestehen aus den Privatbanken, den Volksbanken und Raiffeisen Banken<br />

(Genossenschaftsbanken) und die Sparkassen<br />

Privatbanken: Deutsche Bank, Dresdner Bank/Commerzbank HypoVereinsbank,<br />

verschiedene Regional- und Hypothekenbanken, aber auch die kleineren Privatbankiers,<br />

wie etwa das Bankhaus Metzler Oft wird man dort jedoch erst als Kunde akzeptiert,<br />

wenn man mindestens einen zweistelligen Millionenbetrag auf dem Konto<br />

hat Zu den Großbanken gehören auch die Niederlassungen ausländischer privater<br />

Banken, wie Citibank und GE Money Bank, die in den letzten Jahren mit einem aggressiven<br />

Marketing Kunden werben und Marktanteile erobert haben<br />

Volksbanken-Raiffeisenbanken: Sie gehören zum Genossenschaftsverbund Sie<br />

wurden historisch mit der Idee gegründet, jeder Kunde solle Genossenschaftsanteile<br />

kaufen und damit auch Teilhaber „seiner“ Bank sein Bei den meisten der über<br />

1 750 Kreditgenossenschaften und Genossenschaftsbanken kann man heute noch<br />

Genossenschaftsanteile erwerben Dabei handelt sich übrigens um eine gute <strong>Geld</strong>-<br />

76


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

anlage, denn sie werden fast immer sehr ordentlich verzinst Allerdings ist die Höhe<br />

der Einlage, die gezeichnet werden kann, nach oben begrenzt und deshalb von einer<br />

bescheidenen Größenordnung Ansonsten handelt es sich um ganz normale Kreditinstitute<br />

Zu dieser Gruppe gehören auch „Exoten“ in der Bankenlandschaft, wie die<br />

Evangelische Kreditgenossenschaft oder die GLS-Bank, die die Öko-Bank übernommen<br />

hat<br />

Sparkassen: Die meisten Girokonten werden bei den 500 Sparkassen geführt Sparkassen<br />

sind eigenständige öffentlich-rechtliche Kreditinstitute, die zusammen mit den<br />

Landesbanken der Öffentlichen Hand einen besonderen gesetzlichen Auftrag haben<br />

Sie sollen den Mittelstand fördern und für die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung<br />

mit Finanzdienstleitungen sorgen<br />

Sparkassen, Volks- oder Raiffeisenbanken und die Privatbanken machen sich aber<br />

nicht nur gegenseitig Konkurrenz Die einzelnen Kreditinstitute der drei Gruppen stehen<br />

auch untereinander im Wettbewerb Deshalb lohnt sich ein Vergleich der Konditionen<br />

in jedem Fall Die Unterschiede sind groß<br />

Nur wenige Verbraucher kümmern sich um die richtige Konstruktion aus Konten und<br />

Finanzdienstleistungen für ihre alltäglichen <strong>Geld</strong>geschäfte Die Bank, bei der ein<br />

Konto geführt wird, ist oft ein „Zufallstreffer “ Viele Kunden haben sich nur deshalb für<br />

ein bestimmtes Kreditinstitut entschieden, weil schon die Eltern dort ein Konto unterhalten<br />

haben oder weil es „um die Ecke“ liegt Das kann teuer werden, deshalb lohnt<br />

es sich, die Banken näher unter die Lupe zu nehmen Stellen Sie sich bei der Suche<br />

nach der passenden Bank und dem für Sie richtigem Preis-Leistungsverhältnis zunächst<br />

ein paar wichtige Fragen<br />

Niedrige Kosten für die Kontoführung oder<br />

persönliche Beratung?<br />

Auf was legen Sie den größten Wert? Auf niedrige Entgelte, auf Guthabenzinsen,<br />

eine Zweigstelle in der Nähe Ihrer Wohnung oder Ihres Arbeitsplatzes, viele <strong>Geld</strong>automaten,<br />

ein umfangreiches Angebot für die <strong>Geld</strong>anlage, persönliche Beratung,<br />

<strong>Service</strong> rund um die Uhr? Nicht jede Bank wird alle Anforderungen gleich gut erfüllen<br />

Gertrud und Erwin Müller, unser Rentnerehepaar wohnt auf dem Land Sie legen<br />

bei Bankgeschäften großen Wert auf eine persönliche Beratung Auf dem Land und<br />

in kleineren Städten gibt es kaum Filialen der Privatbanken, deshalb werden sie sich<br />

wahrscheinlich für ein Konto bei einer Volksbank oder Raiffeisenbank entscheiden<br />

Sie gehören damit zur Mehrheit der Bevölkerung, denn für die meisten Kunden steht<br />

die persönliche Erreichbarkeit einer Bank oder einer Zweigstelle als Auswahlkriterium<br />

an erster Stelle Das haben inzwischen viele Kreditinstitute schmerzlich feststellen<br />

müssen, nachdem sie sich in den letzten Jahren aus Kostengründen aus der<br />

Fläche zurückgezogen und Filialen rigoros geschlossen haben<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Yvonne Steiner besitzt keinen Computer und kann damit am Onlinebanking nicht<br />

teilnehmen Aber in der Nähe ihrer neuen Wohnung befindet sich eine Zweigstelle<br />

der Sparkasse Auf dem Weg zur Arbeit kann sie dort bequem ihre Überweisungen<br />

einwerfen und über den Kontodrucker ihren Kontostand abfragen Die Bank „um die<br />

Ecke“ sollte nicht das wichtigste Kriterium sein, aber wer dort häufig zu tun hat, spart<br />

dadurch Zeit, Fahrtkosten und Porto<br />

Kevin Küster legt sein Vermögen vor allem in Wertpapieren an und sucht deshalb<br />

in erster Linie eine Bank mit einer großen Wertpapierabteilung, die ihn dabei berät<br />

Das erhofft er sich von einer der Großbanken Diese bieten ihm außerdem für seine<br />

Kreditkarte Zusatzleistungen und einen Versicherungsschutz<br />

Die Qualität der persönlichen Beratung hängt allerdings in erster Linie von der Qualifikation<br />

der Bankmitarbeiter ab und nicht vom Bankinstitut Ob die Berater ausreichend<br />

geschult sind und über die richtigen Hintergrundinformationen verfügen, lässt<br />

sich von den Bankkunden meist schwer beurteilen – vor allem dann nicht, wenn man<br />

erst noch Kunde werden will Aber, ob genügend Zeit vorhanden ist, sich um jeden<br />

Kunden ausreichend zu kümmern, kann man durchaus in einem persönlichen Test<br />

prüfen Wer sich eine oder zwei Fragen zurechtlegt und diese in Filialen verschiedener<br />

Banken stellt, wird schnell feststellen können, wo man sich Zeit für den Kunden<br />

nimmt, wo man freundlich und kompetent beraten wird<br />

Marco Hansen ist beruflich viel im Ausland unterwegs und unterhält wegen dieser<br />

Tätigkeit dort schon seit vielen Jahren ein Bankkonto Seine Entscheidung wird davon<br />

abhängen, ob die Bank, bei der er in Deutschland ein Konto einrichtet, zum<br />

gleichen europäischen Bankenverbund gehört Dabei geht es ihm in erster Linie nicht<br />

nur um Entgelte, sondern auch um die Schnelligkeit, mit der seine <strong>Geld</strong>geschäfte<br />

länderübergreifend ausgeführt werden<br />

Es ist es wichtig, dass jeder für sich die Prioritäten setzt, die er persönlich braucht<br />

Für einen Geschäftsmann der viel reist, ist ein bundesweites, dichtes Filialnetz ausschlaggebend<br />

Für einen Vertreter, der erst spät abends nach Hause kommt, sind<br />

<strong>Service</strong>- und Öffnungszeiten für Bankgeschäfte auch nach 17 Uhr wichtig – oder die<br />

Qualität des Online-Angebots<br />

So unterschiedlich die Bedürfnisse, so unterschiedlich sind auch die Ansprüche an<br />

eine Bank, die die richtige Geschäftspartnerin sein soll Deshalb sollte man auch<br />

noch fragen: Was soll das Kreditinstitut zusätzlich leisten? Nur das Konto führen oder<br />

auch Angebote zur <strong>Geld</strong>anlage machen, Hypothekenkredite vergeben, Aktiendepots<br />

verwalten und noch mehr? Wer sich für eine so genannte Vollbank entscheidet, also<br />

für ein Institut, das das komplette Leistungsangebot bietet, der sollte unbedingt auf<br />

die Beratungsqualität Wert legen Schließlich lassen sich diese Banken dafür bezahlen,<br />

und nicht zu gering Bei der Bank ist nichts umsonst Glücklicherweise sind<br />

die Zeiten vorbei, als die Hausbank die Konditionen noch diktierten konnte Gehen<br />

Sie dazu über, mit mehreren Banken zu jonglieren Wählen Sie sich die besten aus<br />

78


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Schließlich steht nirgendwo geschrieben, dass Sie nur auf einer Hochzeit tanzen<br />

dürfen<br />

Bequem – aber ziemlich teuer:<br />

Die Kontoüberziehung<br />

In einem Punkt ist das Girokonto im Vergleich mit vielen anderen Kreditangeboten<br />

unschlagbar: es ist unbürokratisch, flexibel und man bleibt zahlungsfähig, auch wenn<br />

kein Guthaben auf dem Konto vorhanden ist Es ist der wesentliche Vorteil eines<br />

Girokontos, dass es auch mal überzogen werden kann Zumindest in den Fällen, in<br />

denen die Bank die Überziehung erlaubt Aber Vorsicht: Viele Besitzer eines Kontos<br />

nehmen auf diese Weise einen Kredit in Anspruch, ohne sich dessen wirklich bewusst<br />

zu sein Das passiert immer dann, wenn Überweisungen in Auftrag gegeben<br />

werden, über Lastschrift bezahlt oder <strong>Geld</strong> aus dem Automaten gezogen wird, obwohl<br />

das Konto im Minus steht Dann nehmen Sie automatisch einen so genannten<br />

Dispositions- oder Kontokorrentkredit in Anspruch Manche sprechen auch von einem<br />

Überziehungskredit oder Girokredit Das bedeutet, der Kunde kann ohne Kreditantrag<br />

und Rücksprache mit der Bank oder Sparkasse über eine gewisse Kreditsumme<br />

disponieren<br />

Ein „Dispokredit“ besagt also nichts anderes, als dass der Saldo auf dem Girokonto<br />

mit Zustimmung der jeweiligen Bank oder Sparkasse in den roten Zahlen stehen darf<br />

Überweisungen werden trotzdem ausgeführt und Schecks werden auch dann eingelöst,<br />

wenn eigentlich gar kein <strong>Geld</strong> auf dem Konto ist Allerdings sind solche Überziehungen<br />

nur bis zu einer vorher genau festgelegten Höchstgrenze erlaubt Der Vorteil<br />

des Überziehungskredits ist, dass der Inhaber eines Kontos mit einem Dispokredit<br />

nicht ständig kontrollieren muss, ob noch ein Guthaben vorhanden ist, um nicht in die<br />

Gefahr zu geraten, dass ein Abbuchungsauftrag nicht ausgeführt wird oder Schecks<br />

als ungedeckt zurückgewiesen werden – was immer sehr peinlich ist<br />

Vorsicht „Dispo“<br />

Falls Ihr Kreditinstitut Ihnen nicht unaufgefordert mitteilt, wie hoch die geduldete<br />

Überziehung des Kontos (der „Dispo“) ist, sollten Sie sich unbedingt vor der<br />

Überziehung danach erkundigen Für eine ungenehmigte Überziehungssumme<br />

zahlen Sie, unabhängig vom allgemeinen Zinsniveau, in der Regel über<br />

zehn Prozent Sollzinsen Aber auch für den Dispo, die geduldete Überziehung,<br />

werden recht hohe Zinsen verlangt WISO rät deshalb dringend: überziehen<br />

Sie nur im Ausnahmefall und immer nur kurzfristig Ihr Konto!<br />

Meist wird Kontoinhabern ein Dispositionskredit ohne besonderen Antrag eingeräumt<br />

Üblicherweise ist es möglich, das Girokonto ohne große Formalitäten bis zur<br />

dreifachen Höhe des monatlichen Nettoeinkommens zu überziehen Auf den meisten<br />

Kontoauszugsformularen befindet sich ein entsprechender Hinweis auf die Höhe des<br />

79


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Betrages, über den verfügt werden kann Wo dies nicht der Fall ist, sollten Girokonteninhaber<br />

einen Dispositionskredit vereinbaren, auch wenn kein aktueller Bedarf<br />

besteht Lassen Sie sich darüber eine schriftliche Bestätigung geben Das beugt der<br />

Gefahr vor, aus Versehen unerlaubt (und damit teuer) zu überziehen<br />

Tipp<br />

Wer sein Girokonto überzogen hat und über ausreichende Finanzmittel verfügt,<br />

sollte das <strong>Geld</strong> möglichst schnell dazu verwenden, das überzogene<br />

Girokonto auszugleichen, statt den Betrag auf dem Sparbuch oder einem<br />

Festgeldkonto zu halten Die dort zu erzielenden Habenzinsen sind nämlich<br />

wesentlich geringer, als die Überziehungszinsen, auf dem Girokonto!<br />

Eine sinnvolle Vereinbarung: Das Einräumen eines Dispositionskredits selbst kostet<br />

den Kontoinhaber überhaupt nichts Zinsen müssen erst bezahlt werden, wenn<br />

der Kredit in Anspruch genommen wird Feste Ratenzahlungen zur Tilgung des Kredits<br />

gibt es nicht Alle eingehenden Zahlungen werden sofort mit dem Minusbetrag<br />

auf dem Konto verrechnet Aus diesem Grund eignet sich der Dispositionskredit besonders<br />

für die Abwicklung der täglichen <strong>Geld</strong>geschäfte Sobald der Kreditrahmen<br />

von der Bank einmal festgelegt worden ist, kann darüber ständig und ohne weitere<br />

Formalitäten verfügt werden Das heißt: Man kann per Euroscheck oder Kreditkarte<br />

auch dann einkaufen, wenn der Betrag höher ist als der vorhandene Kontostand<br />

Der Kunde bleibt auch dann zahlungsfähig, wenn überhaupt kein Guthaben mehr<br />

auf dem Konto ist Eine vorherige Anfrage beim Kreditinstitut ist nicht nötig Kein<br />

Geschäft wird dem Kunden vorwerfen, er hätte mit einem „ungedeckten Scheck“<br />

bezahlt Der Verkäufer merkt das nämlich gar nicht<br />

Eine flexible Regelung: Wie und bis zu welchem Zeitpunkt Sie den Überziehungskredit<br />

tilgen, also wann auf dem Girokonto wieder ein Haben-Saldo besteht, bleibt<br />

jedem Kunden freigestellt Der Kunde kann selbst entscheiden, wie schnell und bis<br />

wann er sein Konto wieder auffüllen und den Kredit tilgen will Die Zinsen werden<br />

auch nur vom tatsächlich beanspruchten Betrag berechnet, um den das Konto überzogen<br />

ist und nicht vom gesamten zugesagten und eingeräumten Dispositionskreditbetrag<br />

Eine bedarfsgerechte Lösung: Auch nachdem das Konto durch entsprechende<br />

Einzahlungen oder Überweisungen wieder ausgeglichen ist, bleibt der Kreditrahmen<br />

weiter bestehen und der Dispositionskredit erlischt nicht, sondern kann bei Bedarf<br />

jederzeit erneut in Anspruch genommen werden Bei Kunden, die ein regelmäßiges<br />

Einkommen beziehen, kann das Konto im Rahmen des eingeräumten „Dispo“ ohne<br />

Probleme über mehrere Monate in den „roten Zahlen“ bleiben Dagegen wird kein<br />

Kreditinstitut irgendwelche Einwände erheben, denn schließlich verdient die Bank<br />

ganz gut daran<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp<br />

Sie sollten sich unbedingt an den vereinbarten Kreditrahmen halten, da für<br />

jeden Euro, der den Kreditrahmen übersteigt, noch ein weiterer – und zwar<br />

stark erhöhter - Zinssatz und zusätzlich eine Überziehungsprovision gezahlt<br />

werden müssen Damit liegt man um mehrere Prozentpunkte über dem regulären<br />

Überziehungszins für einen Dispokredit<br />

Eine teure Angelegenheit: Banken und Sparkassen lassen sich ihr Entgegenkommen<br />

allerdings sehr teuer bezahlen Weil die <strong>Geld</strong>zu- und -abflüsse bei einem Dispokredit<br />

für sie schlecht vorhersehbar sind, kalkulieren sie diese Überziehungskredite<br />

mit höheren Kosten Die Sätze schwanken erheblich, sie liegen meist zwischen 8<br />

und 12 Prozent, manchmal sogar über 15 Prozent Aus diesem Grund ist der Dispositionskredit<br />

teurer als ein Darlehen Deshalb eignet er sich in erster Linie für eine<br />

kurzfristige Inanspruchnahme<br />

Ein echter Luxus: Natürlich kann das Kreditinstitut die Überziehung auch ohne einen<br />

eingeräumten Dispositionskredit dulden In diesem Fall werden aber noch wesentlich<br />

höhere Zinsen als für den normalen Dispositionskredit berechnet Sie liegen mindestens<br />

weitere 4 bis 5 Prozent über den bereits sehr hohen Überziehungszinsen<br />

Ähnliches gilt, wenn das Dispolimit überzogen wird, also mehr Kredit beansprucht<br />

wird, als vereinbart<br />

Eine riskante Sache: Wer das Konto ohne einen eingeräumten Dispositionskredit<br />

überzieht oder über die vereinbarte Summe hinausgeht, läuft Gefahr, dass das Kreditinstitut<br />

Überweisungen nicht ausführt und Schecks platzen lässt Für den dadurch<br />

entstehenden Schaden oder zusätzlich entstehende Kosten haftet allein der Kunde<br />

Fazit: Der Dispositionskredit ist ideal für die Abwicklung der täglichen <strong>Geld</strong>geschäfte<br />

Kreditzinsen brauchen nur für den Betrag bezahlt werden, der tatsächlich in Anspruch<br />

genommenen wird Kontoinhaber, die einen Dispositionskredit eingeräumt<br />

bekommen, müssen nicht ständig kontrollieren, ob sie mit ihren laufenden Ausgaben<br />

das gerade vorhandene Guthaben überschritten haben Aber: Ein Dispokredit sollte<br />

generell nur der kurzfristigen Überbrückung von Zahlungsengpässen dienen, denn<br />

er ist teurer als ein Ratenkredit<br />

Lieber direkt zur Direktbank?<br />

Nicht nur hohe Entgelte, auch schlechte Beratung oder ungünstige Öffnungszeiten<br />

oder überhaupt keine Zweigstelle in der Nähe - das sind gute Gründe, um sich über<br />

seine Bank oder Sparkasse zu ärgern Einer davon oder alles zusammen kann Anlass<br />

für einen Wechsel zu einer Direktbank sein Wer nachrechnet, kann dabei im<br />

Vergleich zu den Konditionen seiner Hausbank oft eine Menge <strong>Geld</strong> sparen Vor<br />

allem beim führen eines Online-Girokontos Den Direktbanken ist es zu verdanken,<br />

81


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

dass die Entgelte überhaupt in Bewegung geraten sind Die traditionellen Kreditinstitute<br />

haben schnell gemerkt, dass viele ihrer Kunden in erster Linie wegen der<br />

günstigeren Kontoführungspreise zu den Direktbanken überlaufen Inzwischen gibt<br />

es bereits weit mehr als 20 Millionen Direktbankkunden Das ist auch der Grund, warum<br />

inzwischen alle Großbanken Direktbank-Töchter gegründet haben oder selbst<br />

günstige Direkt-Konten anbieten<br />

Die Direktbanken machen zwar nicht alles besser, aber vieles billiger Doch Achtung:<br />

Teuer bedeutet nicht gleich gut – und billiger ist auch nicht immer gut!<br />

Tipp<br />

Bei der Eröffnung eines Direktbankkontos gibt es zum Teil verlockende Angebote<br />

Zum Beispiel Geschenke, Gutscheine oder kleine Extras wenn Sie von<br />

einem Bekannten geworben werden, der schon ein Konto bei der Bank hat<br />

Außerdem werben einige Direktbanken damit, dass Ihr Konto als Neukunde für<br />

die ersten Monate – manchmal bis zu einem Jahr - entgeltfrei geführt wird<br />

Nur am Anfang ist die Kontoeröffnung bei einer Direktbank etwas komplizierter als<br />

die Einrichtung eines normalen Girokontos bei einer normalen Bank - und auch nicht<br />

ganz so einfach Allen Direktbanken ist nämlich eines gemeinsam: Sie haben keine<br />

Filialen, wenig Personal und der Kontakt zum Kunden funktioniert ausschließlich<br />

über Telefon, Fax-Gerät oder PC<br />

Aus Sicherheitsgründen muss deshalb vor der Eröffnung des Kontos die Identität des<br />

zukünftigen Direktbank-Kunden geprüft werden Meist geschieht dies mit dem bequemen<br />

Post-Ident-Verfahren Das bedeutet: Wenn Sie die Einrichtung eines Direktbankkontos<br />

beantragen, schickt Ihnen die Bank bereits fertig ausgefüllte Unterlagen<br />

Damit gehen Sie persönlich zu einem Postamt oder einer Post-<strong>Service</strong>-Agentur Dort<br />

zeigen Sie Ihren Personalausweis oder Ihren Reisepass und unterschreiben das Formular<br />

Ein Postmitarbeiter bestätigt die Richtigkeit Ihrer Unterschrift und schickt die<br />

Unterlagen in einem verschlossenen Umschlag zurück an die Direktbank Das ganze<br />

ist für Sie portofrei, kostenlos und dauert nur wenige Minuten Für Postmitarbeiter<br />

mittlerweile ein Routineverfahren<br />

Auch wenn das so genannte Post-Ident-Verfahren vielleicht lästig erscheint, ist es<br />

notwendig, weil es auch Ihrer Sicherheit dient Schließlich gibt es bei Direktbanken<br />

keinen Bankmitarbeiter, der sich persönlich von der Richtigkeit Ihrer Daten überzeugt,<br />

die Unterschriftsprobe kontrolliert und bestätigt Sonst könnten Betrüger das<br />

Direktbankverfahren für kriminelle Machenschaften ausnutzen<br />

Direktbanken gibt es schon seit 1994 Die Gründungswelle hatte damals die ‘Direkt<br />

Anlage Bank’ mit Sitz in München ausgelöst Sie bot als erste Discountbank<br />

Dienstleistungen mit abgespecktem <strong>Service</strong> zu Billigtarifen an Danach folgten die<br />

Entrium Bank (die ehemalige Quellebank) und die heutige ING DiBa mit Hauptsitz in<br />

82


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Frankfurt Mittlerweile gibt es eine Reihe von Mitbewerbern, die vom online geführten<br />

Girokonto bis zum Brokerage alles anbieten Daneben haben sich es eine Reihe<br />

von Automobilkonzernen Banken gegründet Darüber sollen die Kunden vorzugsweise<br />

ihren Autokredit abwickeln In Deutschland gibt es zum Beispiel die Volkswagen<br />

Direkt-Bank, die BMW Bank und die DaimlerChrysler Bank<br />

Achtung: Konditionen und Bedingungen können sich bei den Direktbanken schnell<br />

ändern Deshalb sollten Sie auch nach der Kontoeröffnung die aktuellen Konditionen<br />

verfolgen und vor allem die Kundenschreiben sorgfältig lesen Die Änderungen der<br />

Konditionen werden den Direktbankkunden in der Regel per Email mitgeteilt Häufig<br />

stehen sie auch auf dem monatlichen Kontoauszug, der üblicherweise verschickt<br />

wird Einige wenige Direktbanken verlangen sogar, dass Sie sich den Kontoauszug<br />

am heimischen Computer ausdrucken und lassen sich einen extra gewünschten<br />

Postversand extra bezahlen<br />

Autobanken – nicht nur zur Finanzierung des Autos<br />

Früher war die Welt noch in Ordnung: Wer ein Auto kaufen wollte, ging zum Händler<br />

und wer einen Kredit für den Kauf brauchte, ging zur Bank Dann wurden Autobanken<br />

gegründet, um den Absatz der Hersteller anzukurbeln Der Grund: die Mehrzahl der<br />

Neuwagen, die auf deutschen Straßen unterwegs sind, werden nicht bar bezahlt<br />

Auf rund 70 Prozent schätzt der Arbeitskreis der Autobanken den Prozentsatz der<br />

per Leasing oder Finanzierung auf die Straße gebrachten Autos an den gesamten<br />

Neuzulassungen Ein riesiger, lukrativer und attraktiver <strong>Geld</strong>markt Dieses Geschäft,<br />

bei dem man mit <strong>Geld</strong> so viel <strong>Geld</strong> verdienen kann, wollten sich die Automobilkonzerne<br />

nicht entgehen lassen Seither verkaufen sie Sparverträge, Versicherungen<br />

und Leasingverträge und bieten fast alles vom Tagesgeldkonto bis zur Fondsanlage<br />

Ursprünglich wollten sie einen Anreiz schaffen, direkt beim Hersteller zu sparen, um<br />

anschließend das <strong>Geld</strong> gegen ein Auto beim Vertragshändler einzutauschen Inzwischen<br />

haben sich die Aufgaben der Autobanken aber erweitert Sie sollen im Auftrag<br />

der Konzernmütter Kapital beschaffen Aus diesem Grund bieten sie teilweise außerordentlich<br />

attraktive Zinsen<br />

Die Autobanken wurden mit ihrer Dienstleistungspalette nicht nur für die normalen<br />

Banken, sondern auch für die Direktbanken zu ernstzunehmenden Konkurrenten<br />

Das Internet hat diese Ausweitung ihrer Geschäftspalette möglich gemacht Kunden<br />

haben gelernt mit ihrer Bank online oder per Hotline kommunizieren, eigene Filialen<br />

sind überflüssig geworden<br />

Am konsequentesten hat bislang die Volkswagenbank ihr Angebot zu einer<br />

Vollbank ausgebaut Schon längst können Autobanken viel mehr als ihren Kunden<br />

nur ein gut verzinstes Sparkonto anzubieten Die Volkswagenbank mit Sitz in Braunschweig<br />

bietet sogar ein Girokonto an Das Problem der Bargeldversorgung hat zum<br />

Beispiel die VW-Bank durch eine Kreditkarte gelöst Kostenloser Bargeldbezug und<br />

zwar überall, wo der Euro als Währung gilt<br />

83


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die BMW-Bank ist zunächst mit lukrativen Zinsangeboten für Tages- oder Festgeld<br />

auf den Markt gestoßen Mittlerweile kann jedermann ein Sparkonto eröffnen<br />

oder Investmentfonds kaufen Als einzige Autobank in Deutschland bietet BMW darüber<br />

hinaus die Finanzierung von Gebrauchtwagen von Privat an Privat mit einer Restrate<br />

an Ob es sich bei dem Auto um einen BMW handelt oder nicht, ist - wie bei der<br />

Neuwagenfinanzierung - unerheblich Einen schlichten Konsumentenkredit, also ein<br />

Darlehen um zum Beispiel eine neue Wohnzimmergarnitur anzuschaffen, kann man<br />

bei der BMW-Bank allerdings nicht bekommen, ebenso wenig ein Girokonto Die<br />

BMW-Premium-Card mit Kreditkartenfunktion können nur BMW-Fahrer beantragen<br />

Daimler-Chrysler, der Riese unter den Automobilherstellern ist mit seiner Daimler-Chrysler-Bank<br />

inzwischen auch auf den Geschmack gekommen und hat die Palette<br />

des Angebots ausgeweitet Die Bankdienstleistungen stehen wie bei VW und<br />

BMW jedem offen, der ein Konto eröffnen will Dadurch wird versucht, auch Fahrer<br />

anderer Marken für Smart, Benz & Co zu werben Die Mercedes-Card ist allerdings<br />

exklusiv für Mercedes-Fahrer reserviert Für die ist sie sogar beitragsfrei<br />

An die Telefonentgelt denken<br />

Das ist bei allen gleich: Wenn Sie mit Ihrer Direktbank reden wollen, müssen<br />

Sie anrufen Einfach mal vorbei schauen und ein paar Dinge unter vier Augen<br />

klären, das geht nicht Kunden von Direktbanken haben daher einen unvermeidbaren<br />

zusätzlichen Kostenfaktor: die Telefonentgelt Je nach Gesprächsbedarf<br />

kann das die Kosten ganz schön in die Höhe treiben Eine kostenfreie<br />

0800-Nummer bieten die meisten Banken häufig nur zu Werbezwecken bei<br />

der Akquirierung neuen Kunden Wer dann Kunde ist, kann davon keinen Gebrauch<br />

mehr machen und muss teure 0180-Nummern wählen<br />

Achten Sie also bei der Wahl einer Direktbank auch auf die Telefonkosten, die<br />

je nach Tarifart sehr unterschiedlich sein können<br />

Das Sorgenkind der Direktbankkunden ist und bleibt die Frage, wie und wo man sich<br />

mit Euroscheinen versorgen kann: Wie kommt man bei Banken ohne Filialen an Bargeld?<br />

Wo gibt es <strong>Geld</strong> cash auf die Hand? Wo kann man es kostenfrei aus dem Automaten<br />

ziehen und ohne Entgelt an einem Schalter einzahlen? In den meisten Fällen<br />

haben Direktbanken keine eigenen <strong>Geld</strong>automaten Um in diesem Punkt trotzdem<br />

wettbewerbsfähig zu sein, greifen Direktbanken entweder auf das Filialnetz der Konzernmutter<br />

zurück Oder sie gehen mit anderen Kreditinstituten Kooperationen ein<br />

<strong>Geld</strong>automaten: „Fremdgehen“ wird immer teurer<br />

In den meisten Fällen sind Direktbank-Kunden gezwungen, zur Bargeldbeschaffung<br />

die Infrastruktur der etablierten Kreditinstitute zu nutzen Wer als Direktbankkunde<br />

die falschen <strong>Geld</strong>automaten benutzt, merkt hier noch schneller als die Kunden mit<br />

84


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Girokonto, dass das Bargeldabheben extrem teuer werden kann Die Entgelte bewegen<br />

sich zwischen drei und zehn Euro pro Nutzung<br />

Die FMH-Finanzberatung hat durch die regelmäßige Befragung von 50 Kreditinstituten<br />

herausgefunden, dass sich die Entgelte für die Nutzung fremder Automaten mit<br />

der ec-Karte, seit 2006 um bis zu 85 Prozent erhöht haben Damals betrug der Preis<br />

für die durchschnittliche Abhebung 4,38 Euro, heute nehmen fast alle mehr als fünf,<br />

im Durchschnitt 5,14 Euro Den Preis bestimmen die Automatenaufsteller selbst und<br />

dabei ein gutes Geschäft Denn der Bank selbst kostet der Vorgang nur 60 Cent<br />

Aufgrund eines eigenen großflächigen <strong>Geld</strong>automatennetzes sind einige Direktbanken<br />

dazu übergegangen, eine kostenfreie Bargeldversorgung an praktisch allen <strong>Geld</strong>automaten<br />

über die Kreditkarte anzubieten Wichtig ist nur, dass der <strong>Geld</strong>automat die<br />

verwendete Kreditkarte akzeptiert Das erkennt man an einem entsprechenden Logo<br />

am Gerät Die Abhebungsentgelte der Kartengesellschaft übernimmt dabei die Bank<br />

Dabei sollte man beachten, dass die Karte bei dieser Anwendung ihre Kreditfunktion<br />

(monatliche Abrechnung) verliert Abhebungen werden genauso schnell wie mit der<br />

ec-Karte belastet Außerdem muss sich der Kontoinhaber zwei Geheimzahlen merken:<br />

eine für die ec-Karte und eine für die Kreditkarte<br />

VISA hat die meisten Kooperationen mit Direktbanken Sie zahlt der auszahlenden<br />

Bank ein pauschales Nutzungsentgelt für den Automaten von 1,74 Euro, Master-<br />

Card zahlt 1,70 Euro Der Kunde zahlt nichts<br />

An den <strong>Geld</strong>automaten der Sparkassenorganisation kann es sogar noch sehr viel<br />

teurer werden Durch saftige Entgelte an ihren EC-Automaten verpassen die Sparkassen<br />

den Abtrünnigen einen Dämpfer und versuchen auf diesem Weg zu verhindern,<br />

dass ihre Kunden zu den billigeren Direktbanken wechseln In Einzelfällen<br />

werden bis zu 7,50 Euro und mehr kassiert Einzelne Kassen haben den Zugang für<br />

Fremdkunden sogar ganz gesperrt Für Direktbank-Kunden kann das die laufende<br />

Versorgung mit Bargeld extrem erschweren<br />

Einige Direktbanken versuchen inzwischen als Gegenstrategie über das Tankstellennetz,<br />

z B Aral eine eigene Logistik aufzubauen So können die Kunden der Frankfurter<br />

ING DiBa und Degussabank an allen VISA-<strong>Geld</strong>automaten kostenlos Bargeld<br />

abheben Davon gibt es allerdings nicht allzu viele Geräte<br />

Außerhalb der Euro-Zone kann in allen Fällen trotzdem noch ein Auslandsentgelt<br />

anfallen Es werden verschieden hohe Prozentsätze von meist ein bis zwei Prozent<br />

aufschlagen, die sich mitunter im Umtauschkurs verstecken Bei der Währungsumrechnung<br />

liegt ein vorgegebener Devisenkurs zugrunde Das ist günstiger als die<br />

Sortenkurse, die beim Bargeldtausch verwendet werden<br />

Auch im Ausland gibt es Möglichkeiten kostenlos an Bargeld zu kommen Banken<br />

haben Kooperationspartner in Europa, USA und dem Rest der Welt Erkundigen Sie<br />

sich vor Ihrer Urlaubsreise in Ihrer Bank danach, welche Banken <strong>Geld</strong>automaten<br />

zum kostenlosen oder günstigen Bargeldbezug zur Verfügung stellen<br />

85


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp<br />

Wählen Sie entweder eine Direktbank, die sich an den Kosten für die Automatennutzung<br />

mit ec-Karte beteiligt Das heißt, die Fremdentgelte, die Sie für<br />

die Nutzung zahlen müssen, übernimmt zum Teil oder ganz die Direktbank<br />

Oder wählen Sie eine Direktbank, die den Bargeldbezug mit der Kreditkarte<br />

kostenfrei möglich macht Achten Sie darauf, dass es Zusammenschlüsse mit<br />

anderen Banken gibt, dann erhöht sich die Zahl der <strong>Geld</strong>automaten Beobachten<br />

Sie die Angebotslage, denn in diesem Bereich kommt es immer wieder zu<br />

Änderungen der Konditionen<br />

Die Preise stehen im Preisverzeichnis - aber nicht alle<br />

sind erlaubt!<br />

„Gebühren“ nimmt der Staat, Banken verlangen „Preise“ für ihre Leistungen - und<br />

in den vergangenen Jahren immer mehr Staatliche Gebühren muss jeder bezahlen,<br />

darüber lässt sich nicht verhandeln Gebühren sind hoheitliche Abgaben, die der<br />

Staat festsetzt und die der Bürger an den Staat zu leisten hat Entgelte und Preise<br />

sind das was Wirtschaftunternehmen von Ihren Kunden verlangen Genau das tun<br />

auch Banken und Sparkassen Sie verlangen für ihre Dienstleistung einen Preis Der<br />

mag dem einem hoch, dem anderen angemessen und dem nächsten sogar niedrig<br />

erscheinen Auf jeden Fall gilt: Über die Preise der Banken kann man verhandeln<br />

Warum hat sich der Gebührenbegriff bei uns dennoch so lange gehalten? Die Banken<br />

verwenden das Wort „Gebühr“ nicht, im Preisaushang stehen Entgelte Die Abhängigkeit,<br />

die viele von ihrer Bank empfinden mag da eher ein Grund sein Der<br />

Kredit der noch läuft, das Haus das noch nicht abbezahlt ist, das alles kann zu einem<br />

Kundenverhältnis führen, das den Kunden klein und wehrlos erscheinen lässt und<br />

die Bank allmächtig Viele glauben, auf die Preispolitik der Banken könnten sie mit<br />

Akzeptanz oder Verzicht reagieren Mit anderen Worten: Wem die „Gebührenerhöhung“<br />

nicht passt, müsse seiner Bank den Rücken kehren, das Institut wechseln<br />

Doch dem ist nicht so! Je größer die Konkurrenz am Markt ist, umso größer ist auch<br />

die Chance, dass einzelne Posten zum Vorteil des Kontoinhabers heruntergehandelt<br />

werden können In den vergangenen zehn Jahren hat sich viel getan<br />

� Die wichtigsten Preise für Bankdienstleistungen stehen im Preisaushang<br />

Das Verzeichnis mit allen wesentlichen Preisen muss in der Schalterhalle<br />

gut sichtbar aushängen Daraus muss jeder Bankkunde den Endpreis erkennen<br />

können, bevor er eine Bankdienstleistung vereinbart<br />

� Preise für darüber hinaus gehende Leistungen müssen in einem ausführlichen<br />

Preisverzeichnis aufgeführt sein Auf Anforderung hat die Bank dieses<br />

und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) dem Bankkunden auch<br />

auszuhändigen<br />

86


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

� Direktbanken, Banken ohne Filialbetrieb, dürfen ihr Preisverzeichnis und die<br />

Allgemeinen Geschäftsbedingungen den Kunden mit der Post zuschicken,<br />

auf das Internet verweisen oder direkt an den betroffenen Kundenkreis E-<br />

Mails versenden<br />

Doch Achtung: Nicht alles, was im Preisverzeichnis oder den Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />

steht, ist auch erlaubt! An Erfindungsreichtum und Ideen mangelt<br />

es in der Kreditbranche nicht Sogar für die Bareinzahlung auf das eigene Konto<br />

haben manche Kreditinstitute schon <strong>Geld</strong> verlangt Der Streit darüber ging bis zum<br />

Bundesgerichtshof Die Richter stellten aber unmissverständlich klar: Nicht für jeden<br />

Handgriff oder Computerklick darf die Bank Entgelte nehmen<br />

Entgelte: Sie müssen sich nicht alles gefallen lassen<br />

Für Einzahlungen von Bargeld auf das eigene Konto am Schalter und bei Barabhebungen<br />

darf kein Aufschlag verlangt werden Fünf Bareinzahlungen und Abhebungen<br />

im Monat vom eigenen Konto am Schalter sind frei, das hat der Bundesgerichtshof<br />

ebenfalls entschieden Darüber hinaus gehende Bareinzahlungen oder Auszahlungen<br />

kann sich die Bank bezahlen lassen Ein Entgelt zu berechnen ist auch möglich,<br />

wenn die Bareinzahlung auf ein fremdes Konto erfolgt Für die Abhebung am <strong>Geld</strong>automaten<br />

darf die Bank nur dann einen Buchungsposten in Rechnung stellen, wenn<br />

der Kunde die Möglichkeit hat, am Schalter kostenlos <strong>Geld</strong> abzuheben Meist ist es<br />

aber umgekehrt<br />

Manche Banken oder Sparkassen fordern für das Wechseln von Kleingeld in Scheine<br />

oder die Bareinzahlung einer größeren Menge von Kleingeld eine „Münzbearbeitungsgebühr“<br />

zwischen 2,50 und 20 Euro Eine solche Gebühr darf bei den Kunden<br />

des eigenen Instituts nicht erhoben werden, sondern lediglich von der so genannten<br />

Laufkundschaft Das gleiche gilt auch für die Einzelpostenabrechnung bei der Buchung<br />

auf den Kontoauszügen Auch hier muss die Bank fünf kostenfreie Buchungsvorgänge<br />

gewähren Für eine Kontoführung mit Pauschalpreisvereinbarung gilt dieses<br />

Urteil nicht<br />

Wenn Sie wissen wollen, wie es um ihren Kontostand bestellt ist, ob alle Buchungen<br />

ordnungsgemäß ausgeführt worden sind und welche Kontobewegungen es in letzter<br />

Zeit gab, dann können Sie sich als Bankkunden jederzeit kostenlos danach erkundigen<br />

Kreditinstitute müssen ihren Kunden die Möglichkeit geben, sich unentgeltlich<br />

über die ordnungsgemäße Kontoführung zu informieren Üblicherweise geschieht<br />

dies über den kostenfreien Kontoauszugsdrucker in der Filiale, es sei denn Sie können<br />

ihre Auszüge kostenfrei am Schalter erhalten Dann darf für den Ausdruck ein<br />

Entgelt verlangt werden Das gilt auch für den Versand der Auszüge Wenn es nicht<br />

möglich ist, dass Sie diese Auskünfte am Schalter bekommen, muss in der Bank ein<br />

kostenloser Kontodrucker zur Verfügung gestellt werden<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp<br />

Für diese Leistungen darf die Bank oder Sparkasse nichts verlangen:<br />

• Barein- und Barauszahlungen vom eigenen Konto am Schalter<br />

• Freistellungsaufträge<br />

• Kontopfändung<br />

• Löschungsbewilligung<br />

• Prüfung von Bankbuchungen<br />

• Nachforschungsaufträge<br />

• Bearbeitung von Erbfällen<br />

• Rückgabe von Lastschriften, Daueraufträgen, Überweisungen oder<br />

Schecks wegen fehlender Kontodeckung<br />

• Entgelte für die Depotübertragung<br />

Wer einen Freistellungsauftrag einrichtet oder ändert, braucht dafür nichts zu bezahlen<br />

Für die Verwaltung und Änderung von Freistellungsaufträgen darf kein Entgelt<br />

verlangt werden Zu den gesetzlichen Verpflichtungen der Bank gehört auch, Pfändungsbeschlüsse<br />

und deren Überwachung gebührenfrei auszuführen Es besteht<br />

für die <strong>Geld</strong>institute sogar eine eigene gesetzliche Verpflichtung, die zuständigen<br />

Finanzämter zu informieren<br />

Auch nach einem Todesfall gibt es immer wieder Streit um Entgelte mit den Erben<br />

Dabei sind Banken nach dem Erbschaftssteuergesetz verpflichtet dem Finanzamt<br />

eine detaillierte Auskunft über Guthaben und Forderungen des Erblassers zu geben<br />

Dafür darf kein Betrag in Rechnung gestellt werden Dies gilt auch für andere<br />

Aufwendungen, die im Zusammenhang mit einem Erbfall entstehen Dazu gehört<br />

beispielsweise die Umschreibung des Kontos auf den Namen der Erben Wenn diese<br />

es verlangen, muss das Guthaben ohne Abzug und vollständig an sie ausgezahlt<br />

werden<br />

Es gibt eine Ausnahme, in dem die Bank ein Beratungshonorar fordern kann: Wenn<br />

Erben, danach fragen und bitten, dass man sie über die zweckmäßige und steuerlich<br />

günstigste Verwendung der Erbmasse berät<br />

Lange war strittig, ob von Banken ein Entgelt oder Schadenersatz für Rücklastschriften<br />

in Rechnung gestellt werden darf Inzwischen steht fest, dass weder bei Lastschriften,<br />

die zurückgegeben werden, noch bei Daueraufträgen und Schecks, die<br />

nicht ausgeführt werden oder Schecks platzen, weil das Konto nicht gedeckt ist, von<br />

der Bank dafür etwas verlangt werden kann Dies gehört zum normalen Geschäft<br />

Für die Bearbeitung von Reklamationen darf auch dann kein Entgelt erhoben werden,<br />

wenn sich die Beanstandung als unzutreffend erwiesen hat<br />

88


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Manche Banken versuchen besonders clever zu sein und haben für die alten Entgelte,<br />

die sie für Rückbuchungen von Lastschriften, Daueraufträgen und Überweisungen<br />

verlangt haben, einfach neue Namen erfunden Was früher „Entgelt für die<br />

Lastschriftrückgabe“ hieß, heißt jetzt „Benachrichtigungsentgelt “ Andere verlangen<br />

für zurückgegebene Lastschriften „Schadenersatz “ Gerichte halten auch diese Umfirmierung<br />

für unzulässig<br />

Ungültig sind auch Klauseln im Preisverzeichnis, die dem Kunden für die Benachrichtigung<br />

über die Nichteinlösung von Schecks und Lastschriften sowie über die Nichtausführung<br />

von Überweisungen und Daueraufträgen mangels Deckung bestimmte<br />

Entgelte abverlangen<br />

Bankkunden sind nicht schutzlos Der Bundesgerichtshof hat den Banken schon<br />

mehrfach einen Strich durch die Rechnung gemacht und auch entschieden, dass zu<br />

Unrecht erhobene Entgelte zurückgezahlt werden müssen Mit Zins und Zinseszins<br />

Achtung: Verlangt Ihre Bank für diese Leistungen ein Entgelt, sollten Sie widersprechen<br />

Auch hier hat der Bundesgerichtshof entschieden Kreditinstitute überprüfen<br />

die Deckung des Kontos im eigenen Sicherheitsinteresse und dürfen deshalb<br />

kein Entgelt vom Kunden verlangen, auch nicht bei Kontounterdeckung Wird gegen<br />

eine Ausführung des Auftrages entschieden, liegt keine Leistung für den Kunden vor<br />

und darf somit auch nicht berechnet<br />

Entgelte, die unzulässigerweise in Rechnung gestellt werden müssen zurückgezahlt<br />

werden Das ging früher 30 Jahre lang Mit der Schuldrechtsreform 2002 hat sich<br />

das Geändert Seither gilt die allgemeine Verjährungsfrist von drei Jahren<br />

So entschieden die Gerichte<br />

Die vielen Gerichtsurteile, bis hin zu weit reichenden Entscheidungen des Bundesgerichtshofes,<br />

zeigen, dass die Kunden durchaus Macht haben und bei Auseinandersetzungen<br />

immer öfter Recht bekommen Auch auf europäischer Ebene zeigen<br />

sich erste Auswirkungen in diese verbraucherfreundliche Richtung Aber es gibt<br />

nicht zu allen Bereichen rechtskräftige Urteile Verbraucherschützer gehen jedoch<br />

davon aus, dass diese zu Gunsten der Bankkunden ausgehen würden, wenn es zu<br />

Rechtsstreitigkeiten käme, weil Kreditinstitute für Leistungen in nicht zulässiger Weise<br />

<strong>Geld</strong> verlangen Manchmal gibt es Ärger und die Banken schicken ihren Kunden<br />

einen Mahnbrief Es ist unzulässig, für das erste Schreiben, bereits eine Gebühr zu<br />

erheben Nach allgemeiner Rechtsauffassung oder weil Regelungen aus dem Bürgerlichen<br />

Gesetzbuch herzuleiten sind, müssen sich Mahnkosten an der Höhe des<br />

üblicherweise zu erwartenden Schadens orientieren und dürfen keine Strafe sein<br />

Durch Rationalisierungsmaßnahmen ist der Bearbeitungsaufwand bei Mahnungen<br />

erheblich gesunken, so dass die <strong>Geld</strong>häuser Mahnkosten über 2,50 Euro kaum begründen<br />

können Für ein Schreiben ohne jede Rechtswirkung – zum Beispiel für die<br />

Erinnerung, eine Frist einzuhalten oder die Androhung rechtlicher Konsequenzen,<br />

wenn der Kunde nicht reagiert – darf ebenfalls kein <strong>Geld</strong> verlangt werden Wenn die<br />

89


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Bank eine Geschäftsbeziehung beenden will, verfolgt sie nur ihre eigenen Interessen<br />

und kann Kunden dafür nicht mit Extraentgelten belasten Ansonsten gilt auch hier:<br />

Verzugszinsen und gesonderte Entgelte sind unzulässig<br />

Tipp<br />

Viele Entgelte verbieten sich aus der allgemeinen Rechtsauffassung heraus<br />

oder weil Regelungen aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) abgeleitet<br />

werden können<br />

Diese Leistungen müssen kostenfrei sein:<br />

• Kontoauszug einmal im Monat<br />

• Kontoauszüge am Schalter oder am Auszugsdrucker<br />

• Auflösung eines Kontos oder Sparbuchs<br />

• <strong>Geld</strong>wechsel bei der kontoführenden Bank<br />

• Mahnungen<br />

• Kündigung der Kontoverbindung oder eines Kredits<br />

• Bearbeitung von Schadensfällen im Zusammenhang mit der ec-Karte<br />

• allgemeine Telefonate und Kopien<br />

Eine Geschäftsverbindung – zum Beispiel das Führen eines Girokontos - kann von<br />

Kunden ohne weiteres und ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist beendet werden<br />

Dafür kann die Bank keine Strafentgelte verlangen Das gilt auch für Sparbücher<br />

Eine vorzeitige Vertragsauflösung beim Sparbuch ist allerdings dann nicht möglich,<br />

wenn das Sparguthaben für einen bestimmten Zeitraum fest angelegt ist oder dazu<br />

eine Kündigungsfrist vereinbart wurde Wenn Sie ein Sparbuch vor Fristablauf auflösen<br />

wollen, müssen Sie versuchen, sich mit dem Kreditinstitut gütlich zu einigen,<br />

wenn Sie vermeiden wollen, dass das <strong>Geld</strong>institut für den entgangenen Gewinn eine<br />

Entschädigung oder Vorschusszinsen verlangt<br />

Melden Kunden den Verlust ihrer ec-Karte, haften sie nach der Sperrannahme nicht<br />

für alle anschließenden Schäden und auch nicht für die bankinternen Kosten Allerdings<br />

muss die Haftungsfrage für Schäden bei ec-Kartenverlust vorher zwischen<br />

Bank und Kunden geklärt sein Für die Klärung des Vorgangs kann kein <strong>Geld</strong> verlangt<br />

werden Wenn die Bank ihren Kunden ein schuldhaftes Verhalten bei Schäden,<br />

die durch den Verlust der ec-Karte auftreten, nachweisen will, handelt sie im Rahmen<br />

ihrer eigenen Beweispflicht; die Betroffenen müssen hierfür nicht zahlen<br />

Sachkosten können Kunden nur dann in Rechnung gestellt werden, wenn diese auf<br />

ausdrücklichen Wunsch oder im mutmaßlichen Interesse der Kunden entstanden<br />

sind Dazu können Telefonkosten, Kopienanfertigungen oder extra Kontoauszüge<br />

90


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

zählen Dies und die Höhe der Kosten muss die Bank aber nachweisen und belegen<br />

Der Berechnungsposten „allgemeine Geschäftskosten“ ist unzulässig<br />

Plastikgeld: Kaum noch verzichtbar - aber<br />

manchmal teuer<br />

Die wichtigste zusätzliche Leistung zum normalen Girokonto, die Kreditinstitute in<br />

Verbindung mit dem Girokonto als <strong>Service</strong> bieten, ist die ec-Karte zum bequemen<br />

bargeldlosen Einkauf Immer wieder haben Verbraucherschützer und Banker versucht<br />

diese Karte umzubenennen Doch weder Bankcard, Girocard noch zuletzt<br />

Maestro-Card haben sich durchgesetzt „Maestro“ steht für weltweites bargeldloses<br />

Bezahlen Allein in Deutschland kann man damit bei etwa 8 Millionen Händlern einkaufen<br />

und an über 800 000 <strong>Geld</strong>automaten Bargeld beschaffen Für viele ist das<br />

eine kostengünstige Alternative zur Kreditkarte<br />

Die ec steht für „electronic cash“ und hat den EC-Scheck völlig abgelöst Schon damals<br />

änderte sich auch das Aussehen der Eurochequekarte Anstelle des bekannten<br />

ec-Zeichens und des Beethoven-Hologramms befinden sich jetzt auf allen Bezahlkarten<br />

ein blauer und ein roter Kreis, die miteinander verzahnt sind und ineinander<br />

übergehen Darauf der weiße Schriftzug „Maestro “ Auf der Rückseite befindet sich<br />

der Magnetstreifen, der damit den Zugang zum elektronischen <strong>Geld</strong>verkehr und die<br />

Nutzung von <strong>Geld</strong>automaten ermöglicht Außerdem ist bei dieser Form des Plastikgelds<br />

die „<strong>Geld</strong>kartenfunktion“ mit Hilfe eines Chips enthalten, so dass die Karte, verbunden<br />

mit einer persönlichen Identifikationsnummer (PIN) auch als elektronische<br />

<strong>Geld</strong>börse genutzt werden kann Die ec-Karte ist ausschließlich im Zusammenhang<br />

mit dem Girokonto nützlich<br />

Kreditkarte mit persönlichem Zuschnitt<br />

Gleichgültig bei welcher Bank Sie Kunde sind, egal wohin Sie fahren und unabhängig<br />

von Ihren Zahlungsgewohnheiten, zu den modernen Zahlungsmitteln gehört eine<br />

Kreditkarte dazu Um sie kommt heute fast keiner mehr herum, und sei es nur für den<br />

Notfall Wer viel unterwegs ist braucht sie sowieso Denn in fast allen Ländern der<br />

Welt ist die Kreditkarte ein unentbehrliches Zahlungsmittel geworden Damit kann<br />

man flexibel <strong>Geld</strong> abheben oder bezahlen<br />

Aber: Welche Kreditkarte ist die richtige? So einfach das Zahlen mit der Plastikkarte<br />

auch ist, so verwirrend ist der Kreditkartenmarkt Unter Hunderten von Angeboten<br />

fällt die Wahl schwer: Standard -, Gold- oder Platinkarte? Mit Zusatzleistungen von<br />

Blumenservice bis Unfall- und Krankenversicherung, Rabatt beim Tanken oder bei<br />

Mietwagenfirmen? Kreditkartengesellschaften bieten verschiedene Kombinationen<br />

an Am besten Sie suchen sich eine aus, die zu Ihren individuellen Bedürfnissen<br />

passt Jahresbeträge, Guthabenzinsen und Auslandsentgelte unterscheiden sich je<br />

nach Anbieter<br />

91


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Achtung: Bevor Sie sich eine Karte zulegen, sollten Sie prüfen, welche Leistungen<br />

Sie in Anspruch nehmen möchten Reisen Sie oft ins Ausland, sollten Sie sich über<br />

Akzeptanz und Provisionen informieren Die Kosten der Kreditkartenanbieter unterscheiden<br />

sich sowohl bei den monatlichen Festbeträgen als auch bei den variablen<br />

Entgelten Weite Spannen sind üblich bei Versicherungsumfang, bei der Höhe des<br />

Jahresumsatzes, dem durchschnittlichem Guthaben auf dem Konto, Abbuchungen<br />

sowie Zusatzservices Von kostenlos bis über 100 Euro – die Bandbreite der Jahresentgelt<br />

ist groß<br />

Die kostenlosen Plastikkarten sind meistens an ein Bankkonto oder an einen bestimmten<br />

Jahresumsatz gebunden Ansonsten kosten Kreditkarten zwischen 5 und<br />

20 Euro im Jahr Ein Karten-Doppel, zum Beispiel für Sie und Ihren Ehepartner sollte<br />

nicht doppelt kosten und deutlich unter 20 Euro liegen Die Laufzeit eines Kreditkartenvertrages<br />

beträgt normalerweise ein Jahr Dabei ist das erste Jahr üblicherweise<br />

kostenlos Bei der Kündigung muss die dreimonatige Kündigungsfrist beachtet werden<br />

Wenn Sie die Karte nicht behalten wollen, also die Frist nicht vergessen<br />

Tipp<br />

Wenn Sie Ihren Kreditkartenvertrag kündigen, verlangen Sie auch das anteilige<br />

Jahresentgelt zurück Dabei können Sie sich auf ein Urteil des Oberlandesgerichts<br />

Frankfurt/ Main (AZ 1 U 108/00) berufen: Der Santander Bank wurde<br />

untersagt, vorab gezahlte Kreditkartenentgelt komplett zu behalten, wenn der<br />

Kunde vorzeitig kündigt<br />

Neben den Jahresentgelten sollten die Akzeptanzstellen ein wichtiges Kriterium sein<br />

Im Unterschied zur ec-Karte kann man Kreditkarten weltweit besser einsetzen Zu<br />

den größten Anbietern von Kreditkarten zählen Mastercard, Visa, American Express<br />

und Diners Club Die Diners Club Karte wird weltweit an über 6 Millionen Stellen akzeptiert,<br />

Visa sogar an rund 23 Millionen Auch bei der <strong>Geld</strong>abhebung unterscheiden<br />

sich die Karten maßgeblich Nur 300 000 Automaten akzeptieren die Diners Club<br />

Karte, über 700 000 dagegen die Mastercard Besitzen Sie eine Karte mit geringer<br />

Akzeptanz, sollten Sie sich für Reisen eine Visa oder Mastercard zulegen Damit sind<br />

Sie auf der sicheren Seite<br />

Tipp<br />

Überlegen Sie, wo Sie die Kreditkarte nutzen wollen Brauchen Sie nur in<br />

Deutschland viele Stellen, die Ihre Kreditkarte akzeptieren oder – wegen häufiger<br />

Reisen – auch weltweit? Deutschlandweit führend ist Mastercard, weltweit<br />

Visa Oder reicht die ec-Karte aus? Prüfen Sie individuell, ob sich die<br />

zusätzlichen Vorteile einer Kreditkarte für Sie rechnen oder nicht<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Versicherungen und andere Zusatzleistungen<br />

Kreditkarten sind heute vielseitig nutzbar Viele davon lassen sich nicht nur im bargeldlosen<br />

Zahlungsverkehr einsetzen, sondern bieten zusätzliche Extras Um die<br />

Plastikkarten attraktiver zu machen, bieten Kreditkartenunternehmen folgende Zusatzangebote<br />

an:<br />

� Reise-Unfallversicherungen<br />

� Reise-Rücktrittskosten<br />

� Reise-Gepäckversicherungen<br />

� Auslandsreise-Krankenversicherungen<br />

� Verkehrsmittel-Unfallversicherungen<br />

� Insassen-Unfallversicherungen<br />

� Ausland-Auto-Schutzbriefe<br />

� Haftpflichtversicherung für Mietwagen<br />

� Rechtsschutzversicherungen für Mietwagen<br />

� Rabatte beim Tanken oder bei Mietwagenfirmen<br />

Noch mehr Extras kosten auch mehr! Für über 100 Euro Jahresentgelt bietet American<br />

Express Versicherungspakete wie die Goldkarte mit Auslandsreisekrankenversicherung,<br />

Reisenotfallservice, Versicherungen für Flugverspätung, Gepäckverlust<br />

und Warenschutz Grundsätzlich müssen Sie berücksichtigen: Je exklusiver die<br />

Kreditkarte ist, desto umfangreicher die angebotenen Extras und umso höher die<br />

Jahresentgelt<br />

Tipp<br />

Können Sie die Kreditkarte für den entgeltfreien Bargeldbezug am Automaten<br />

nutzen und erhalten Sie sie kostenlos zum Girokonto dazu, können Sie<br />

ein Schnäppchen machen Zahlen Sie viel <strong>Geld</strong> für die Karte mit vielen Zusatznutzen,<br />

sollten Sie regelmäßig prüfen ob Sie die Leistungen überhaupt<br />

noch in Anspruch nehmen Häufig ist der Versicherungsschutz durch Ausschlussklauseln<br />

oder aberwitzige Bestimmungen äußerst lückenhaft So zahlt<br />

die Insassenversicherung nur, wenn Sie auch die letzte Tankrechnung mit der<br />

Karte gezahlt haben Der Schutz ist also an den vorherigen Einsatz der Karte<br />

gebunden Daneben gibt es viele andere Zusatzleistungen wie Ticket- und<br />

Blumenservice, Reiseinformationen sowie Rabattprogramme für Hotels oder<br />

Restaurants Auch hier gilt wieder: Prüfen Sie, ob Sie diesen <strong>Service</strong> in Anspruch<br />

nehmen können oder wollen und davon profitieren<br />

Auch bei den einzelnen Kartenanbietern haben die verschiedenen Kartentypen<br />

höchst unterschiedliche Preise Besonders auffällig bei den so genannten Prepaid-<br />

93


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Karten Diese Variante kennt man bereits vom Handy Erst <strong>Geld</strong> aufladen, dann ausgeben<br />

Prepaid-Karte: Eine solche Kreditkarte mit Vorauskasse eignet sich etwa für Jugendliche,<br />

die zum Schüleraustausch im Ausland unterwegs sind Oder: wenn Sie<br />

im Internet einkaufen und dort buchen wollen und sonst keine Kreditkarte brauchen<br />

Die Angebote sollten Sie sich jedoch genau ansehen Nur selten sind diese Karten<br />

günstig, weil keine Schufa-Auskunft nötig ist und auch kein Kredit gewährt wird Wird<br />

die Karte in Kombination mit einem Girokonto angeboten, welches nicht überzogen<br />

werden darf, können 20 Euro im Jahr fällig werden Ansonsten zahlen Sie mindestens<br />

40 Euro<br />

Zu warnen ist vor Anbietern, die eine einmalige, hohe Vorauskasse bis zu 1 000 Euro<br />

verlangen Oder, wenn das Jahresentgelt über 50 Euro liegt Auch wenn bei jeder<br />

Buchung Kosten entstehen, empfehlen wir - Finger weg!<br />

Co-Branding oder Affinity-Karten: Diese Angebote sind besonders verführerisch<br />

Bei Co-Branding-Karten kooperieren Kreditkartenanbieter mit anderen Unternehmen<br />

Beispielsweise Visa mit Lufthansa oder Mastercard mit dem ADAC Affinity-Karten<br />

sind Zusammenschlüsse mit Sportverbänden oder gemeinnützigen Organisationen<br />

wie Visa / FC Bayern München oder Visa / Deutsche Aids-Hilfe Diese Karten versprechen<br />

neben den üblichen Kreditkartenleistungen einen zusätzlichen Nutzen Sie<br />

eignen sich nur für Fans, die damit vergünstigte Eintrittskarten erhalten oder eine exklusive<br />

Telefon- und Faxhotline nützen können Für alle anderen bringt das nichts<br />

Oft versuchen Kartenanbieter ihre Gold-, Platinkarten und sonstigen „getunten“ Kreditkarten<br />

mit geschickten Hinweisen auf den höheren Prestigewert an den Mann oder<br />

die Frau zu bringen Aber ist das wirklich den Aufpreis wert? Den Autovermietern,<br />

oder Hotels, dem Kellner im Restaurant oder dem Kassierer an der Tankstelle ist es<br />

völlig egal, mit welcher Karte Sie zahlen Er will nur sein <strong>Geld</strong> Und das bekommt er<br />

unabhängig davon, welche Farbe die Karte hat<br />

Tipp<br />

Wenn Sie keine zusätzlichen Leistungen oder Besonderheiten benötigen,<br />

reicht eine einfache Standardkarte völlig aus Sie am günstigsten und schont<br />

Ihren <strong>Geld</strong>beutel<br />

Jahresentgelt & Provisionen: Bei einer Kreditkarte spielen finanziell nicht nur die<br />

Jahresentgelte eine Rolle, sondern auch die Kosten, die mit dem jeweiligen Einsatz<br />

der Karte verbunden sind Ob Sie <strong>Geld</strong> abheben oder bezahlen – jedes Mal sind<br />

Provisionen fällig In den Euro-Ländern ist das Auslandseinsatzentgelt von einem<br />

Prozent zwar aufgrund einer EU-Verordnung entfallen, aber im Rest der Welt liegt<br />

sie zwischen einen und zwei Prozent Fragen Sie bei Ihrer Bank nach dem genauen<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Prozentsatz, wenn Sie häufig im Ausland sind Beim <strong>Geld</strong>automaten ist ein Mindestentgelt<br />

von fünf Euro Standard Am Bankschalter kann es sogar noch mehr sein<br />

Wenn Sie häufig mit dem Plastikgeld zahlen und Ihr Jahresumsatz einen bestimmten<br />

Betrag übersteigt, kann sich das Jahresentgelt bis zur Hälfte reduzieren Andere<br />

Anbieter verlangen keine Provision am <strong>Geld</strong>automaten, wenn Ihr Kartenkonto ein<br />

Guthaben aufweist Fragen Sie danach<br />

Kreditkarte verloren - keine Panik<br />

Niemand ist davor sicher, seinen <strong>Geld</strong>beutel oder seine Brieftasche samt Bank- und<br />

Kreditkarten zu verlieren oder das Opfer eines Diebstahls zu werden Lernen Sie aus<br />

diesem Grund Ihre persönliche Identifikationsnummer (PIN) auswendig und vernichten<br />

Sie den PIN-Brief Sorgen Sie dafür, dass keine weitere Person Ihre Geheimzahl<br />

kennt Verwahren Sie Ihre persönlichen Papiere auch nicht im Auto und verstauen<br />

Sie Brieftasche und Portemonnaie wenn möglich in verschließbaren Taschen<br />

Wenn Karten nur mit einer Geheimzahl benutzt werden können, ist die Chance groß,<br />

dass nach einem Verlust kein Dritter sie missbrauchen und zu Lasten des Geschädigten<br />

Bargeld abheben kann Doch immer dann, wenn für das bargeldlose Bezahlen<br />

keine persönliche Identifikationsnummer (PIN) nötig ist und per Lastschriftverfahren<br />

eingekauft werden kann, ist die Gefahr besonders groß, dass in Windeseile <strong>Geld</strong><br />

von Ihrem Konto verschwindet Dann sind die Sorgen groß Was muss ich tun? Wer<br />

haftet im Schadenfall?<br />

Wenn Sie den Verlust der ec-Karte bemerken müssen Sie sofort die Karte unverzüglich<br />

sperren lassen!<br />

Die einheitliche Notrufnummer lautet: 116 116<br />

Denn: Falls Ihre ec-Karte durch Dritte missbraucht wird, haftet die Bank bis zum<br />

Eingang der Verlustmeldung in der Regel nicht Danach übernimmt sie den Schadenersatz,<br />

wenn Ihre Unschuld unstrittig ist Das ist der Fall, wenn Sie nicht „groß<br />

fahrlässig“ gehandelt haben Gerichte verstehen darunter, dass Sie<br />

- Karte und PIN zusammen aufbewahrt haben<br />

- die PIN auf die Karte notiert haben<br />

- anderen Personen die PIN verraten haben<br />

Für Schäden, die im Zusammenhang mit einer ec-Karte von einer Sparkasse entstanden<br />

sind, beschränkt sich die Haftung vor der Verlustanzeige auf 500 Euro pro<br />

Kalendertag für den Karteninhaber Dafür muss er jedoch nachweisen, dass er seine<br />

Sorgfalts- und Mitwirkungspflichten eingehalten beachtet hat und nicht „groß fahrlässig“<br />

handelte<br />

Kreditkarten sind ebenfalls nicht sicher Praktisch jeder kann mit der Kreditkarte unbehelligt<br />

einkaufen gehen Unterschriften werden kaum geprüft und sind bei der Kre-<br />

95


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

ditkarte auch nicht unbedingt nötig, z B beim Einkaufen im Internet Bei Missbrauch<br />

nach der Kartensperrung müssen Sie üblicherweise nicht haften, es sei denn man<br />

kann Ihnen „grobe Fahrlässigkeit“ nachweisen An Schäden vor der Kartensperrung<br />

sind Sie mit maximal 50 Euro beteiligt<br />

Auch für Prepaid-Kreditkarten gilt die allgemeine Haftungsregelung Wird die Karte<br />

geklaut und der Diebstahl gemeldet, müssen Sie für Schäden, die davor entstanden<br />

sind nur mit maximal 50 Euro einstehen<br />

Bei Kreditkarten sollten Sie bedachten, dass die schriftliche Mitteilung über Kartenumsätze<br />

kontrolliert werden muss Sie löst eine Frist aus Sie haben nach dem Erhalt<br />

der Abrechnung meist nur vier Wochen Zeit Einspruch gegen den Umsatz einzulegen<br />

und damit den Missbrauch anzuzeigen Andernfalls gilt die Abbuchung als genehmigt<br />

Versprochen wird ein schneller Ersatz der Karte Innerhalb von 48 Stunden nach der<br />

Verlustmeldung soll eine Ersatzkarte ausgehändigt werden können, egal wo sie sich<br />

gerade aufhalten Das klappt leider nicht immer reibungslos, mahnen die Verbraucherzentralen<br />

Karten sind ersetzbar Scheine und Münzen sind bei Verlust oder Diebstahl unwiederbringlich<br />

verschwunden Ein guter Grund, bargeldlose Zahlungsmittel auch weiterhin<br />

zu benutzen<br />

Auch im Ausland <strong>Geld</strong> vom Konto<br />

Wenn Sie auf Reisen sind und Ihr Haus oder Ihre Wohnung unbewacht ist, ist jedenfalls<br />

Ihr <strong>Geld</strong> auf dem Konto vor dem Zugriff von Langfingern sicher Viel Bargeld<br />

zu Hause aufzubewahren oder im Urlaub mit sich herumzutragen ist nicht zu<br />

empfehlen So ist es wichtig, dass Sie überall auch an Ihr <strong>Geld</strong> kommen – egal, ob<br />

Sie in Deutschland oder jenseits der Grenze unterwegs sind Zu einer entspannten<br />

Urlaubsreise gehören daher auch Vorkehrungen, die Sie einerseits vor unliebsamen<br />

Überraschungen bewahren und andererseits dafür sorgen, dass sich Sie jederzeit<br />

ohne unangemessen hohe Kosten mit den notwendigen Zahlungsmitteln versorgen<br />

können Unanhängig davon, ob Sie Ihre Reise zum Polarkreis selbst organisieren<br />

oder mit einer Reisegesellschaft nach Mallorca fliegen: Schon einige Wochen vor<br />

Beginn des Urlaubs sollten Sie sich Gedanken darüber machen, wie Sie sich mit<br />

<strong>Geld</strong> versorgen wollen<br />

Kevin Küster plant eine Weltreise und überlegt, wie viel <strong>Geld</strong> er einpacken und welche<br />

anderen Zahlungsmittel er mitnehmen soll Was in seine Reisekasse gehört,<br />

hängt von verschiedenen Faktoren ab: Handelt es sich um eine Pauschal- oder eine<br />

Individualreise? Geht es ans Ende der Zivilisation oder in touristische Hochburgen?<br />

Heißt das Ziel Europa oder Übersee? Wichtig ist auf jeden Fall, dass Kevin Küster<br />

mehr als ein Zahlungsmittel zur Verfügung hat - und je nach Ferienregion die richtige<br />

Mischung: Mit der ec-Karte, mit Reiseschecks und einer Kreditkarte kann er auf einen<br />

zumindest in finanzieller Hinsicht entspannten Urlaub hoffen<br />

96


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Auf ein Zahlungsmittel allein sollte man sich nie verlassen Drei Punkte sind wichtig<br />

bei der Auswahl der Finanzen:<br />

* Das Zahlungsmittel sollte im Urlaubsland problemlos akzeptiert werden<br />

* Es muss sicher sein<br />

* Es sollte die Urlaubskasse mit möglichst geringen Kosten belasten<br />

Beim Zusammenstellen der individuellen Mischung zahlen sich gute Informationen in<br />

barer Münze aus Es hängt immer auch vom Reiseziel ab, welcher Mix aus Bargeld,<br />

ec-Karte, Post-SparCard, Kreditkarten und Reiseschecks sinnvoll und günstig ist<br />

Hinweis: Mehr zum Thema <strong>Geld</strong> im Urlaub im Kapitel „<strong>Geld</strong> auf Reisen“<br />

Tipp<br />

Wer sich auf seinen Auslandaufenthalt gut vorbereiten will, sollte folgendes<br />

beachten:<br />

• Erfragen Sie bei Ihrer Hausbank sowie beim Zahlungsempfänger IBAN<br />

und BIC , zum Beispiel um die Ferienwohnung per Überweisung zu<br />

bezahlen<br />

• Fotokopieren Sie wichtige Dokumente: Personalausweis, Kreditkarte,<br />

ec-Karte – jeweils Vor- und Rückseite und heben Sie diese getrennt<br />

vom Original auf So haben Sie bei Verlust alle Angaben parat<br />

• Per Wertbrief lassen sich <strong>Geld</strong>summen ins Ausland transferieren<br />

Erkundigen Sie sich bei der Post nach den Kosten<br />

• Bargeld lässt sich am schnellsten mit Western Union ins Ausland<br />

verschicken Sie brauchen als Einzahler weder ein Bankkonto noch<br />

eine Kreditkarte, sondern nur einen gültigen Ausweis mit Lichtbild<br />

Wenn es nicht eilig ist können Sie sch auch <strong>Geld</strong> von Ihrem Konto ins Ausland überweisen<br />

lassen Mit dem SWIFT-Code, IBAN und BIC-Nummern innerhalb Europas<br />

sind Überweisungen so günstig wie im Inland Allerdings brauchen sie oft noch<br />

länger, als die bereits 2002 festgelegt Überweisungslaufzeit im europäischen Wirtschaftsraum<br />

von fünf Bankgeschäftstagen<br />

Big Brother is watching you: Die Schufa<br />

Wenn Sie ein Konto eröffnen, das man überziehen darf, wenn Sie einen Kreditkarte<br />

beantragen, mit der bargeldlos bezahlt werden kann, wenn Sie einen Handyvertrag<br />

unterschreiben, nach einem Kredit fragen, Gas, Wasser und Strom beziehen, ein Auto<br />

leasen oder im Versandhandel bestellen, immer sitzt ein „unsichtbarer Dritter“ mit am<br />

Tisch – die Schufa Denn Sie nehmen stillschweigend einen Kredit in Anspruch Deshalb<br />

wird jeder Kunde, ohne es zu merken, bei der Schufa durchleuchtet Die Schufa<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

ist eine Gemeinschaftseinrichtung aller Wirtschaftsunternehmen, die Verbrauchern<br />

<strong>Geld</strong>- und Warenkredite einräumen Der Name ist abgleitet aus „Schutzgemeinschaft<br />

für allgemeine Kreditsicherung“ Aber das gilt auch für viele andere Geschäfte, bei<br />

denen Sie das vielleicht gar nicht vermuten Und Sie ahnen möglicherweise auch<br />

nicht, wie viel Ärger Ihnen das unter Umständen bereiten kann Deshalb sollten Sie<br />

sich im nächsten Kapitel darüber informieren Denn dann wissen Sie möglicherweise<br />

auch, was die Ursache ist - und was Sie dagegen unternehmen können - wenn Sie<br />

Schwierigkeiten mit ihrer Bank haben oder nichts geliefert bekommen, wenn Sie bei<br />

einem Versandhändler etwas bestellen Denn immer gilt: Big Brother is watching you<br />

Mehr dazu im Kapitel „Die Schufa – der unsichtbare Dritte“<br />

98


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die Schufa - der unsichtbare<br />

Dritte<br />

Als Kontoinhaber oder Kreditnehmer<br />

stehen Sie immer unter Beobachtung<br />

Viele wollen an Ihre Daten Die Betreiber der Kundenkarten<br />

der Warenhäuser und Fluggesellschaften, der Apotheken,<br />

die von Payback und die vielen anderen Das Wissen dient<br />

nicht nur der Kundenbindung, es eignet sich auch bestens zur<br />

Datensammlung und um Sie zu Durchleuchten Überlegen Sie<br />

gut, ob die meist geringen Vorteile es wert, dafür zum gläsernen<br />

Kunden zu werden In einem Fall haben Sie allerdings<br />

keine Wahl: bei der Schufa Aber Sie sollten zumindest wissen,<br />

was dort mit Ihren Daten geschieht<br />

Banken und Sparkassen melden jeden Kredit an die Schufa, die all die Daten über<br />

Kreditnehmer sammelt Die zentrale Speicherung von Informationen über alle Kreditgeschäfte<br />

soll Kreditausfälle und Betrügereien verhindern, die Vertragspartner der<br />

Schufa vor Kreditausfällen schützen und – so sagt die Schufa - die Verbraucher vor<br />

Überschuldung zu bewahren<br />

Inzwischen ist auch eine Vielzahl weiterer Wirtschaftsbereiche standardmäßig an<br />

das Schufa-System angeschlossen Dabei handelt es sich um bedeutsame und<br />

große Sektoren Neben Banken tauschen auch Telekommunikations- oder Energieversorgungsunternehmen<br />

Informationen über ihre Kunden Weil nicht nur die Kreditwirtschaft<br />

und der Versandhandel, sondern auch die Energie- und Telekommunikationsunternehmen<br />

die Daten weitergeben und Auskünfte darüber erhalten, um<br />

die Kreditwürdigkeit ihrer Klientel besser beurteilen zu können, sind damit sämtliche<br />

Lebensbereiche der Verbraucher betroffen<br />

Sie wollen einen Kredit aufnehmen, ein Handy kaufen, ein Bankkonto einrichten, den<br />

Stromanbieter wechseln oder einfach nur etwas im Versandhandel bestellen? Und<br />

plötzlich heißt es: Abgelehnt Sie staunen, wie schnell Ihr Sachbearbeiter über Sie<br />

Bescheid weiß? Die Abfrage erfolgt per Mausklick Meistens existiert sogar eine On-<br />

99


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

line-Verbindung zur Schufa, so dass jederzeit eine Abfrage gestartet werden kann<br />

Niemand sagt Ihnen, dass dies auf Informationen zurückzuführen ist, die das Unternehmen<br />

zuvor über Sie eingeholt hat Und zwar bei der Schufa Denn hier sind jede<br />

Menge Daten gespeichert, die sich bei Ihnen und den vielen anderen Girokontenbesitzern<br />

im Laufe der Zeit angesammelt haben Die Anfrage erfolgt mit dem einzigen<br />

Ziel, herauszufinden, ob Sie seriös, zahlungsfähig und damit kreditwürdig sind - oder<br />

auch nicht<br />

Wer Gas, Wasser und Strom bezieht, im Versandhandel bestellt oder eine Kreditkarte<br />

beantragt, mit der er bargeldlos zahlen kann, bekommt regelmäßig ein Formular<br />

vorgelegt, auf dem er die so genannte „Schufa- Klausel“ unterzeichnen muss Verbraucher,<br />

die diese Klausel nicht akzeptieren, bekommen in Deutschland fast nichts<br />

Ohne Unterschrift gibt es weder ein Girokonto noch eine Kreditkarte<br />

Da so gut wie alle Bundesbürger ein Girokonto haben, ist fast jeder bei der Schufa<br />

registriert Auf diese Weise hat die Schufa heute über 433 Millionen Einzeldaten von<br />

65 Millionen Personen gespeichert Dieser Datenbestand ist so einzigartig, dass es<br />

keine andere private Organisation gibt, die über so viele Informationen von Ihnen<br />

verfügt - sowohl in der Aktualität als auch in der Reichweite Sobald Ihre Unterschrift<br />

unter der Schufa-Klausel steht, haben Sie automatisch eingewilligt, dass man dort<br />

Daten über Sie sammelt und speichert Sie haben Ihr Einverständnis gegeben, dass<br />

alle Ihre Daten und Kreditgeschäfte an die Schufa gemeldet werden dürfen Auf diesem<br />

persönlichen Schufa-Konto jedes Bankkunden werden natürlich auch alle Kredite<br />

eingetragen und sämtliche Informationen über Kreditausfälle und Unregelmäßigkeiten<br />

gesammelt<br />

Die „Pferdefüße“ im Vertrag<br />

Sie haben sich außerdem damit einverstanden erklärt, dass Sie die Schufa durchleuchten<br />

darf, ohne dass Sie es merken und Sie haben ausdrücklich erlaubt, dass<br />

diese Informationen auch an andere Interessenten weiter gegeben werden dürfen<br />

Für die Zusammenarbeit der Schufa mit ihren Vertragspartnern gilt das Prinzip der<br />

gegenseitigen Information Vertragspartner erhalten nur dann Informationen, wenn<br />

sie die Schufa auch selbst über ihre Kunden informieren und sich verpflichten ihnen<br />

bekannt werdende Informationen über ihre Kunden an die Schufa weiterzuleiten<br />

Deshalb schicken die Vertragspartner der Schufa die Daten jedes Kunden, der ein<br />

Konto eröffnet, eine neue Maestro-Karte beantragt oder seine Kreditkarte verlängert<br />

dorthin Sie dürfen das, denn die Einwilligung zur Auskunft und Weitergabe Ihrer<br />

Daten haben Sie bereits vor langer Zeit bei der Eröffnung Ihres Girokontos oder dem<br />

Antrag auf Ausstellung einer Kreditkarte gegeben; mit Ihrer Unterschrift unter der<br />

so genannten Schufa-Klausel, die bei fast allen Verträgen mit Ausfallrisiko enthalten<br />

ist<br />

Sie haben genau genommen sogar drei getrennten Tatbeständen zugestimmt und<br />

Ihr Einverständnis erklärt: zur Adressweitergabe über die Aufnahme und über die<br />

100


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Beendigung einer Kontoverbindung und auch zum so genannten Score-Verfahren<br />

Im Prinzip hat die Schufa daher von jedem Bürger personenbezogenen Daten gespeichert<br />

Das sind der Familienname und der Vorname, das Geburtsdatum und der<br />

Geburtsort, die aktuelle Anschrift und alle Adressen früherer Wohnungen im In- und<br />

Ausland<br />

In den Computern der Schufa steht wer, wann ein Girokonto beantragt und eröffnet<br />

hat, wer eine Kreditkarte beantragt hat und wem sie verweigert wurde Dokumentiert<br />

werden darüber hinaus alle Angaben zu Kredit- oder Leasingverträgen mit der Höhe<br />

des Betrags und der Laufzeit und ob diese vorzeitig erledigt worden sind Die Schufa<br />

weiß, wer einen Handyvertrag hat oder einen Festnetzanschluss besitzt Die Schufa<br />

hat sogar jeden registriert, der eine Kundenkarte besitzt, wie sie von Handelsunternehmen<br />

ausgegeben werden Die Vertragspartner der Schufa haben so Zugang zu<br />

Informationen aus denen hervorgeht, ob ein neuer Kunde sich bisher immer vertragsgemäß<br />

verhalten hat<br />

Nicht erfasst werden der Familienstand, die Anzahl der Kinder, der Arbeitgeber oder<br />

der Beruf und die Höhe des Vermögens Genauso wenig werden auch keine Informationen<br />

über Ihre Ausgaben gesammelt und gespeichert Auch nicht über Guthaben<br />

auf Bankkonten, Einkommen, Depotwerte oder sonstige Vermögensverhältnisse Ein<br />

konkretes Bild über Ihre tatsächlichen finanziellen Verhältnisse hat die Schufa und<br />

damit ihre Vertragspartner also nicht!<br />

101


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die Schufa-Klausel<br />

Der Wortlaut der Schufa-Klausel beispielsweise für die Einrichtung eines Girokontos<br />

lautet:<br />

„Ich willige ein, dass das Kreditinstitut der Schufa HOLDING AG, 65201 Wiesbaden,<br />

Kormoranweg 5 Daten über die Beantragung, die Aufnahme und Beendigung<br />

dieser Kontoverbindung übermittelt Unabhängig davon wird das Kreditinstitut<br />

der Schufa auch Daten aufgrund nichtvertragsgemäßen Verhaltens (z<br />

B Forderungsbetrag nach Kündigung, Konten- oder Kreditkartenmissbrauch)<br />

übermitteln Diese Meldungen dürfen nach dem Bundesdatenschutzgesetz<br />

nur erfolgen, soweit dies nach der Abwägung aller betroffenen Interessen zulässig<br />

ist Insoweit befreie ich das Kreditinstitut zugleich vom Bankgeheimnis<br />

Die Schufa speichert und übermittelt die Daten an ihre Vertragspartner im EU-<br />

Binnenmarkt, um diesen Informationen zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit<br />

von natürlichen Personen zu geben Vertragspartner der Schufa sind vor allem<br />

Kreditinstitute sowie Kreditkarten- und Leasinggesellschaften Daneben erteilt<br />

die Schufa auch Auskünfte an Handels-, Telekommunikations- und sonstige<br />

Unternehmen, die Leistungen und Lieferungen gegen Kredit gewähren Die<br />

Schufa stellt personenbezogene Daten nur zur Verfügung, wenn ein berechtigtes<br />

Interesse hieran im Einzelfall glaubhaft dargelegt wurde Zur Schuldnerermittlung<br />

gibt die Schufa Adressdaten bekannt Bei der Erteilung von Auskünften<br />

kann die Schufa ihren Vertragspartnern ergänzend einen aus ihrem<br />

Datenbestand errechneten Wahrscheinlichkeitswert zur Beurteilung des Kreditrisikos<br />

mitteilen (Score-Verfahren) Ich kann Auskunft bei der Schufa über<br />

die mich betreffenden gespeicherten Daten erhalten Weitere Informationen<br />

über das Schufa-Auskunfts- und Score-Verfahren enthält ein Merkblatt, das<br />

auf Wunsch beim Schufa-Vertragspartner erhältlich ist “<br />

Die Schufa ist keine gemeinnützige Organisation, sondern ein hochprofitables Wirtschaftunternehmen,<br />

das an seine Anteilseigner regelmäßig erhebliche Gewinne<br />

ausschüttet 1927 wurde die erste „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“,<br />

kurz Schufa, gegründet Im Jahr 2000 wurden die damals selbstständigen<br />

acht Schufa-Gesellschaften zur Schufa Holding AG vereint Die Schufa versteht sich<br />

als Gemeinschaftseinrichtung aller Wirtschaftsunternehmen, die Verbrauchern <strong>Geld</strong>-<br />

und Warenkredite einräumen<br />

Dazu zählen bundesweit rund 5 000 Vertragspartner Darunter befinden sich alle<br />

Geschäftsbanken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken, Kreditkarten- und Leasinggesellschaften,<br />

aber auch Einzelhandels- und Versandhandelsunternehmen,<br />

Telefonanbieter, Bausparkassen, Versicherungen, Unternehmen der Wohnungswirtschaft,<br />

Energieversorger Wie die Schufa selbst immer wieder hervorhebt, hat<br />

sich inzwischen eine Vielzahl weiterer Wirtschaftsbereiche standardmäßig an das<br />

102


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Schufa-System angeschlossen Dazu gehören auch eCommerce-Unternehmen Sie<br />

alle erhalten gegen Zahlung eines Entgeltes Auskünfte, mit denen sie die Kreditwürdigkeit<br />

ihrer Klientel beurteilen Damit sind sämtliche Lebensbereiche der Verbraucher<br />

betroffen<br />

Das Prinzip der Schufa basiert auf Gegenseitigkeit: Nur wer Daten meldet, erhält<br />

auch Auskunft Weil manche Branchen mehr Informationen über ihre Kunden liefern,<br />

erfahren sie auch mehr Für jede Auskunft müssen die Vertragspartner der Schufa<br />

<strong>Geld</strong> zahlen Formale Voraussetzung ist ein Rahmenvertrag und eine Kennziffer In<br />

diesen Verträgen ist die Sammlung und die Weitergabe aller Daten geregelt Je nach<br />

Kennziffer werden die Vertragspartner in Gruppen eingeteilt Danach wird zwischen<br />

Vertragspartnern unterschieden, die eine so genannte A- oder B-Auskunft erhalten<br />

Seit einiger Zeit bietet die Schufa ihren Vertragspartnern einen Nachtragsservice,<br />

dabei können diese als besonderen <strong>Service</strong> Informationen über die Vertragsentwicklung<br />

anderer Vertragspartner erhalten<br />

Was macht die Schufa mit Ihren Daten?<br />

Jeder muss damit rechnen, dass er irgendwann einmal mit seinem Konto ins Minus<br />

gerät Das ist in der Regel nicht weiter schlimm Die Banken haben in einem gewissen<br />

Rahmen auch nichts dagegen, wenn man zum Beispiel sein Girokonto überzieht<br />

Denn sie verdienen an den Überziehungszinsen prächtig Aber wenn Sie Schulden<br />

machen, sind Sie ein Fall für die Schufa, die erfährt es sofort Und dann werden Sie<br />

schnell merken, dass Sie im täglichen Leben plötzlich Probleme bekommen und Unannehmlichkeiten<br />

haben werden In der Rubrik „Angaben zum Zahlungsverhalten “<br />

ist jeder aufgeführt, der angemahnt wurde, weil er eine Rechnung nicht bezahlt hat<br />

oder nicht bezahlt haben soll Darunter fällt auch der so genannte Missbrauch eines<br />

Giro-, Kreditkarten- oder Kreditkontos Bei der Schufa werden aber nicht nur Daten<br />

vermerkt, die von den Vertragspartnern mitgeteilt werden Die Schufa erfasst auch<br />

alle Angaben aus den Schuldnerverzeichnissen der Amtsgerichte Andere Daten bezieht<br />

die Schufa aus Telefon- und Adressbüchern und öffentlichen Verzeichnissen<br />

Sie kauft Adressen bei der Post, beispielsweise die Namen von solchen Personen,<br />

die einen Nachsendeantrag gestellt haben Schufa-Mitarbeiter werten den Bundesanzeiger<br />

aus und beziehen Informationen von Amtsgerichten im gesamten Bundesgebiet<br />

Auf diesem Weg erfährt die Schufa aus öffentlichen Verzeichnissen und amtlichen<br />

Bekanntmachungen, wer eine Eidesstattliche Versicherung, bzw einen Offenbarungseid<br />

abgegeben hat und zahlungsunfähig ist oder wer Konkurs angemeldet hat<br />

Aus den Schuldnerverzeichnissen der Amtsgerichte erfährt die Schufa nicht nur von<br />

Eidesstattlichen Versicherungen, sondern auch von den Haftbefehlen bei Weigerung<br />

zur Abgabe derselben oder gegen wen ein Haftbefehl vorliegt Sie weiß auch, bei<br />

wem ein privates Verbraucherinsolvenzverfahren eingeleitet worden ist und bei wem<br />

es mangels Masse abgewiesen und eingestellt worden ist<br />

103


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Daten von Kindern und Jugendlichen sind bei der Schufa nicht erfasst und werden<br />

nicht gespeichert - selbst wenn sie Schulden gemacht haben Die erste Eintragung<br />

über eine Person kann erst nach Erreichen der Volljährigkeit, also frühestens im Alter<br />

von 18 Jahren, erfolgen<br />

A- und B-Verträge<br />

A-Verträge hat die Schufa mit Kreditinstituten und Kreditkartengesellschaften abgeschlossen<br />

B-Verträge beispielsweise mit Versandhandelsunternehmen Damit soll<br />

sichergestellt werden, dass jeder Vertragspartner nur die Daten und Informationen<br />

erhält, die für ihn notwendig sind Eine Leasinggesellschaft, die über ihren potenziellen<br />

Kunden Näheres wissen will, erfährt von der Schufa, ob er schon einmal negativ<br />

aufgefallen ist Wenn sie wissen will, ob er eine Bankverbindung hat, erfährt sie<br />

lediglich, seit wann es dieses Girokonto gibt Nicht mitgeteilt werden der Name des<br />

Kreditinstituts und die Kontonummer Ein Versandhändler dagegen enthält keine Angaben<br />

darüber, ob ein Girokonto existiert<br />

Allerdings bekommt der Händler neben den Personalstammdaten auf jeden Fall alle<br />

Negativmeldungen, die andere Schufa-Partner gemeldet haben Die Qualität der<br />

Daten hängt deshalb auch davon ab, was die Vertragspartner der Schufa melden<br />

Manche Vertragspartner geben Daten offensichtlich nur unvollständig oder unterschiedlich<br />

schnell weiter Auch unterschiedlich benutzte Vornamen oder Namensschreibweisen<br />

können Ursache für Fehler sein Eine Schwachstelle der Schufa ist,<br />

dass manchmal durch Vertragspartner keine Meldungen erfolgen und damit Daten<br />

fehlen und die Einträge dadurch unvollständig sind<br />

Eigentlich dürften nur die Vertragspartner der Schufa Informationen über gespeicherte<br />

Personen erhalten, also in erster Linie Sparkassen, Banken, Kreditkartenunternehmen<br />

und Versandhändler Und diese Auskunft dürfen sie eigentlich auch nur<br />

dann bekommen, wenn sie in jedem Einzelfall ein berechtigtes Interesse im Sinne<br />

des Bundesdatenschutzgesetzes glaubhaft nachweisen können Da aber das Auskunftsgeschäft<br />

ein Massengeschäft ist und täglich Millionen von Daten ausgetauscht<br />

werden, kann das in der Praxis kaum überprüft werden Die Schufa nimmt zur Überwachung<br />

der Einhaltung dieser Vorschriften nur Stichproben vor Bei einer Stichprobe<br />

von WISO stellte die Redaktion fest, dass auch Wohnungsbaugesellschaften<br />

unzulässigerweise Auskünfte von der Schufa erhalten<br />

Problematischer Umgang mit Daten<br />

Die Schufa sammelt aber auch zahlreiche andere Informationen über Bürger, die auf<br />

den ersten Blick harmlos erscheinen, in der Wirkung aber von erheblicher Bedeutung<br />

dafür sind, ob Sie als Verbraucher überhaupt einen Kredit bekommen - und wenn<br />

ja, zu welchen Konditionen So gibt es beispielsweise bereits einen Schufa-Eintrag<br />

bei einem Antragsverfahren Also zum Beispiel dann, wenn Sie bei einer Bank nach<br />

einem Kredit fragen Außerdem wird auch festgehalten und registriert, ob ein Kredit<br />

ausgegeben worden ist oder nicht Dadurch könnte der Eindruck entstehen, diese<br />

104


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Bank habe Sie als nicht kreditwürdig eingestuft Dabei waren Sie es, der vom Kreditangebote<br />

keinen Gebrauch gemacht hat, weil die Konditionen der Bank zu ungünstig<br />

waren Dennoch kann dieser Eintrag nach oberflächlicher Betrachtung durch<br />

einen Kreditsachbearbeiter zu der Entscheidung führen: Kein Kredit<br />

Wenn Sie sich irgendwann und irgendwo einmal geweigert haben, die so genannte<br />

Schufa-Klausel zu unterschreiben, wird dies unter “Kundenreaktionen” gespeichert<br />

Dazu gehört beispielsweise auch ein Widerspruch gegen einen Mahn- oder Vollstreckungsbescheid<br />

oder eine Meldung über Zahlungsrückstände Denn der Grund<br />

für ihren Widerspruch oder die Verweigerung einer Zahlung wird nicht festgehalten<br />

Dabei kann der Fehler durchaus bei der Gegenseite liegen Der Schufa reicht aus,<br />

dass Sie nicht gezahlt haben<br />

Weitere Schufa-Daten, die sich für Sie extrem negativ auswirken, sind solche über<br />

die nicht vertragsgemäße Abwicklung eines Geschäftes Dazu gehört die Kündigung<br />

eines Kredits, weil der Kunde beispielsweise mit Zins und Tilgung in Verzug geraten<br />

ist Ähnlich sieht es bei Vollstreckungsmaßnahmen aus, aber auch bei deren Erledigung<br />

Wenn in Ihrer Schufa-Akte einmal das Kürzel “KM” stehen sollte, haben Sie<br />

keine Chance mehr, dass Ihnen irgendjemand einen Kredit einräumt Damit sind Sie<br />

gebrandmarkt<br />

„KM“ steht für „Missbrauch eines Kontos oder einer Karte“ und signalisiert dem Anfrager:<br />

Bei dem Kunden wurde die Kreditkarte eingezogen oder man hat ihm das<br />

Girokonto wegen Missbrauch gekündigt Oder Ihre Bank hat an die Schufa gemeldet,<br />

dass von Ihnen ein ungedeckter Scheck eingereicht wurde Auch wenn Sie Ihr Girokonto<br />

gekündigt haben oder die Geschäftsbeziehung mit der Bank oder dem Kreditkartenunternehmen<br />

längst beendet sind diese Informationen bleiben gespeichert<br />

und werden jedem neuen Geschäftspartner gemeldet, bei dem Sie ein neues Konto<br />

eröffnen wollen<br />

Das Problem der Schufa Speicherung besteht darin, dass die Schufa-Einträge nicht<br />

nur aus objektiven Daten bestehen Es gibt erhebliche Beurteilungsspielräume, die<br />

sich in der Vergangenheit oft zu Lasten der Verbraucher ausgewirkt haben Problematisch<br />

sind solche Begriffe wie „Scheck- und Kreditkartenmissbrauch“ oder pauschale<br />

Mitteilungen Wenn die Schufa Angaben macht und „nicht vertragsgemäßes<br />

Verhalten“ weiter meldet oder „Scheck- oder Kreditkartenmissbrauch“, handelt es<br />

sich keineswegs in jedem Fall um strafrechtliche Tatbestände Es kann sich auch<br />

lediglich um die Einschätzung eines Bankmitarbeiters handeln<br />

Ein anderes Beispiel: Ein Handwerker erhält von seinem Mobilfunkunternehmen eine<br />

ungewohnt hohe Monatsrechnung über knapp 380 Euro Das ist ein Versehen und<br />

er reklamiert Das Mobilfunkunternehmen reagiert nicht auf seinen Brief Deshalb<br />

verweigert der Kunde die Zahlung und zieht vor Gericht Das meldet der Mobilfunkbetreiber<br />

bei der Schufa Die Bank des Handwerkers sieht den Schufa-Eintrag und<br />

sperrt sofort seine Kreditkarten Denn der Eintrag der Schufa bedeutet für die Bank:<br />

Achtung, der Kunde kann nicht zahlen Dass es sich um einen offenen Rechtsstreit<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

handelt, und der Mann durchaus in dar Lage wäre, die Rechnung zu bezahlen, erfährt<br />

die Bank aus dem Eintrag so nicht Nachdem sich der Handwerker vor Gericht<br />

durchgesetzt hatte, wurde der Eintrag gelöscht Aber bis es so weit ist, können die<br />

wirtschaftlichen Folgen verheerend sein<br />

Schufa-Daten kontrollieren<br />

Die Schufa behauptet, sie sei auch zum Schutz der Kreditnehmer tätig Das ist eine<br />

Schutzbehauptung, denn die Schufa arbeitet im Interesse und im Auftrag der anbietenden<br />

Wirtschaft Wenn Sie als Verbraucher bei der Schufa einen Negativeintrag<br />

bekommen, werden Sie darüber nicht informiert Wenn sich Eintragungen bei der<br />

Schufa ändern und Auskünfte künftig zum Nachteil des Verbrauchers ausfallen, bietet<br />

die Schufa Betroffenen auch keine Beratungsgespräche an In den Gremien der<br />

Schufa arbeiten auch keine Verbrauchervertreter oder Mitarbeiter der Schuldnerberatungsstellen<br />

Um herauszufinden, was die Schufa über Sie gespeichert hat, müssen Sie die so<br />

genannte Selbstauskunft beantragen Wenn Sie wissen wollen, was über Sie gespeichert<br />

ist, erhalten Sie diese Auskunft nur auf besondere Anfrage und nur persönlich<br />

Eine telefonische Auskunft über gespeicherte Daten gibt es zwar für die<br />

Schufa-Vertragspartner aber nicht für die Verbraucher Aus datenschutzrechtlichen<br />

Gründen dürfe das nicht sein, weil eine eindeutige Identitätsprüfung in diesem Fall<br />

nicht möglich ist<br />

Die Schufa-Eigenauskunft<br />

Wichtig: Jeder Bankkunde oder Kreditnehmer kann von der Schufa Auskunft darüber<br />

verlangen, welche Daten über ihn gespeichert sind Dazu stehen zwei Möglichkeiten<br />

offen:<br />

Die Kontaktaufnahme mit der Schufa kann schriftlich erfolgen Für Anfragen<br />

sollte man am Besten das entsprechende Schufa-Formular verwenden Am einfachsten<br />

ist es, wenn Sie sich das Antragsformular auf Eigenauskunft aus dem Internet<br />

(www schufa de) herunterladen, drucken es aus und reichen es dann bei der Schufa<br />

schriftlich ein, das kostet 7,60 Euro Die Schufa verlangt nämlich eine eigenhändige<br />

Unterschrift Daher wird eine Auskunft online nicht erteilt Eine weitere Möglichkeit<br />

ist, dass Sie persönlich mit Ihrem Personalausweis bei Ihrer zuständigen Schufa-<br />

Geschäftsstelle vorsprechen, um eine mündliche Auskunft über Ihre Schufa-Einträge<br />

zu verlangen In diesem Fall bekommen Sie die Auskunft kostenfrei<br />

Wenn Sie die Anschrift der für Sie nächst gelegenen Schufa-Geschäftsstelle erfahren<br />

wollen, finden Sie sie am einfachsten im Internet unter www schufa de oder senden<br />

Sie eine E-Mail an: schufa-holding@schufa de oder schreiben Sie an: Schufa-<br />

Holding AG, Hagenauer Str 44, 65203 Wiesbaden, Telefon 0611 611 92 78-0 oder<br />

senden Sie ein Fax: 0611 611 92 78-139<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Im Zweifelsfall können Sie bei Ihrer Sparkasse oder Bankfiliale erfahren, welche regionale<br />

Schufa für Sie zuständig ist<br />

Tipp<br />

Wenn Sie sich über die Schufa beschweren wollen, können Sie dies direkt bei<br />

der Schufa tun Sie können sich aber auch an den jeweiligen Landesdatenschutzbeauftragten<br />

oder an den Regierungspräsidenten wenden In einigen<br />

Bundesländern befasst sich auch das Innenministerium als Aufsichtsbehörde<br />

mit der Schufa Das gilt zum Beispiel für Baden-Württemberg (Referat Handelsauskunfteien<br />

und Schufa)<br />

Schufa-Daten löschen<br />

Informationen über Ihre eigenen Anfragen oder über Anfragen von Schufa-Vertragspartnern<br />

über Sie und zu Ihren Kredit- und Girokonten werden von der Schufa nach<br />

12 Monaten gelöscht Dazu gehören auch Anfragen zu einer Bürgschaft, einer Kreditkarte,<br />

einem Girokonto, einem Leasing/Mietkauf und zum grundpfandrechtlichen<br />

Kredit Wichtig für Verbraucher ist deshalb nicht nur, was die Schufa über sie speichert<br />

Noch bedeutsamer ist manchmal, wann die Daten wieder aus dem Verzeichnis<br />

gelöscht werden Denn Angaben, die von der Schufa über Sie gespeichert werden,<br />

bleiben dort nicht ewig stehen<br />

Über die oben genannten Anfragen gibt die Schufa ihren Vertragspartnern nur 10<br />

Tage Auskunft Über Anfragen, die länger als 10 Tage zurückliegen, informiert die<br />

Schufa nicht mehr nach außen Sie speichert die Daten allerdings noch ein Jahr lang<br />

für eigene Zwecke Angaben über Giro- und Kreditkartenkonten, aber auch die zu<br />

Versandhauskonten, werden noch drei Jahre nach der Auflösung gespeichert Diese<br />

Frist gilt auch für Angaben über Anzahl, Höhe und Laufzeit von Krediten Sie werden<br />

erst zum Ende des dritten Kalenderjahres ab dem Jahr der Aufzeichnung gelöscht,<br />

nachdem der Kredit vollständig zurückgezahlt worden ist<br />

Bei nicht vertragsgemäß abgewickelten Geschäften und Daten aus den Schuldnerverzeichnissen<br />

der Amtsgerichte gibt es eine Frist von fünf Jahren bis die Schufa<br />

löscht So genannte titulierte Forderungen, das sind Urteile und Vollstreckungsbescheide,<br />

bleiben auf jeden Fall bis zu ihrer Erledigung gespeichert, der Eintrag wird<br />

aber erst drei Jahre nach der Rückzahlung entfernt Alle Informationen aus Schuldnerverzeichnissen<br />

der Amtsgerichte, das sind Haftbefehle zur Erzwingung der Eidesstattlichen<br />

Versicherung und Eidesstattliche Versicherungen, werden frühestens<br />

nach drei Jahren aus dem Schufa-Register entfernt<br />

Drei Jahre lang bleibt ein Eintrag bei der Schufa auch noch bestehen, nachdem eine<br />

Löschung durch das Amtsgericht nachgewiesen wird Nie gelöscht werden Daten<br />

über Kartenmissbrauch oder Betrug Auch Adress- und Suchaufträge von Vertrags-<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

partnern über unbekannt verzogene Kunden mit noch offenen Vertragsforderungen<br />

bleiben unbegrenzt gespeichert<br />

Note: Mangelhaft<br />

Die WISO-Redaktion hat durch einen „Selbstversuch“ bewiesen, dass die<br />

Schufa-Daten oft nicht alle Angaben enthalten 17 Redaktionsmitglieder forderten<br />

ihre Eigenauskünfte an Nur zwei der Auskünfte waren vollständig richtig<br />

Bei 15 waren die Einträge nicht auf dem aktuellen Stand, unvollständig<br />

oder sogar falsch Am häufigsten fehlten Handyverträge, bestehende Kontoverbindungen<br />

und Hinweise auf Kreditkartenverträge Damit liegt der Verdacht<br />

nahe, dass wenn die rund 20 000 Vertragspartner der Schufa nur unvollständig<br />

Daten melden, die Schufa bei Anfragen auch nur zweifelhafte Daten weiterleiten<br />

kann Eine spätere Stichproben der WISO-Redaktion zeigte kein besseres<br />

Ergebnis: Auch hier waren die Daten fehlerhaft Insbesondere die neuen<br />

Methoden zur Erfassung von Risikogruppen unter den Kreditnehmern führen<br />

zu zweifelhaften Ergebnissen<br />

Ist ein Eintrag falsch, sollten Sie sich an die Schufa wenden und eine Korrektur verlangen<br />

Die Schufa muss eine Änderung vornehmen, wenn ihr die Beweise schriftlich<br />

vorliegen Das kann dann der Fall sein, wenn die Bank vergessen haben sollte,<br />

den bereits abbezahlten Kredit der Schufa zur Löschung zu melden Hat die Schufa<br />

bei einem Schuldner vermerkt, dass er seinen Kredit nur teilweise zurückgezahlt<br />

hat, obwohl dies von einem Gericht für rechtens erklärt wurde, muss dies von der<br />

Schufa als ordnungsgemäße Erledigung vermerkt werden Vergleiche können allerdings<br />

auch als solche benannt werden Gibt es Unstimmigkeiten zwischen Ihnen und<br />

der Schufa, müssen die zweifelhaften Daten von der Schufa bis zur Klärung für die<br />

Weitergabe an Vertragspartner gesperrt werden<br />

Fehlerhaften Eintragungen sollten Sie auf jeden Fall sofort widersprechen Neben<br />

dem Recht auf Auskunft haben Sie nämlich auch ein Löschungsrecht und unter bestimmten<br />

Umständen sogar einen Anspruch auf Schadenersatz Sind die Auskünfte<br />

in der Eigenauskunft fehlerhaft, muss Ihnen die Schufa die 7,60 Euro Gebühr erstatten<br />

Sie tut dies aber nur nach Aufforderung Sie sollten daher nicht nur sofort eine<br />

entsprechende Korrektur der Eintragungen verlangen, sondern auch den gezahlten<br />

Betrag zurückfordern<br />

Achtung: Denken Sie als Schuldner daran: Wenn Sie bei der Schufa eine Selbstauskunft<br />

beantragen, liefern Sie damit Ihre aktuelle Adresse, unter der Sie ab dann<br />

auch alle Gläubiger finden und erreichen Ehe Sie einen Antrag auf Auskunft stellen,<br />

sollten Sie dies gegen den Nutzen der Auskunft abwägen<br />

Der Grund für viele Anträge: Laut Schufa werden über 90 Prozent aller Eigenauskünfte<br />

zur Vorlage bei Vermietern oder Arbeitgebern verwendet So kann es sein,<br />

108


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

dass Ihr neuer Vermieter vor der Unterzeichnung des Mietvertrags wissen will, ob Sie<br />

in der Vergangenheit Ihren Zahlungsverpflichtungen immer pünktlich nachgekommen<br />

sind In der Eigenauskunft, die auch als „wirtschaftliches Führungszeugnis“ bezeichnet<br />

wird, steht aber auch vieles, dass Ihren Vermieter nichts angeht Ein Recht<br />

auf eine Eigenauskunft hat er nicht, Aber damit eine Vermietung daran nicht scheitert,<br />

hat die Schufa inzwischen reagiert und die so genannte Verbraucherauskunft eingeführt<br />

Diese enthält nicht alle bei der Schufa gespeicherten Daten, sondern nur<br />

die Informationen, die für einen Vermieter oder Arbeitgeber notwendig sind Einige<br />

Vermieter, große Unternehmen wie zum Beispiel Wohnungsbaugesellschaften, dürfen<br />

sich direkt an die Schufa wenden, um die Bonität ihrer Mieter zu überprüfen Für<br />

Privatpersonen gilt das nicht<br />

Das umstrittene Score-Verfahren<br />

Wenn Sie einen Antrag auf Eigenauskunft stellen, erfahren Sie nicht automatisch<br />

alles, was über Sie gespeichert ist Nicht enthalten in der Eigenauskunft ist der so<br />

genannte Score Dabei handelt es sich um ein Verfahren der Kreditwirtschaft, über<br />

das Sie im Kapitel Kredite mehr lesen<br />

Es gibt nicht nur eine einzige Kreditart, sondern eine Vielzahl verschiedener Formen,<br />

die für beide Seiten – den Schuldner und den Gläubiger - unterschiedliche Vorteile<br />

und Risiken mit sich bringen Banken und Sparkassen bewerten dieses Risiko mit<br />

Hilfe eines neuartigen mathematischen Verfahrens, des Score, der EDV-gestützte<br />

automatisierte Kreditentscheidungen möglich macht Banken verlangen deshalb für<br />

die genau gleich hohe Kreditsumme bei verschiedenen Kunden jeweils einen unterschiedlich<br />

hohen Zinssatz und damit einen anderen Preis Das bedeutet, Kredit ist<br />

nicht gleich Kredit Es ist nicht ungewöhnlich, dass zwei Personen für die gleiche<br />

Kreditsumme in einem Fall 5 Prozent und in anderen 15 Prozent bezahlen müssen<br />

Seit dem Jahr 2002 enthält die Schufa-Klausel eine Art Generalvollmacht Seither<br />

gibt jeder Verbraucher mit seiner Unterschrift unter einen Kredit- oder Mobilfunkvertrag<br />

der Schufa das Recht nicht nur die persönlichen Daten zu übermitteln und<br />

diese Daten an Dritte weiterzugeben, sondern es schließt auch das Score-Verfahren<br />

ein Die Schufa verweist zwar darauf, dass jeder Verbraucher die Möglichkeit habe,<br />

bestimmte Passagen im Text der Schufa-Klausel zu streichen und jeder Verbraucher<br />

die Möglichkeit hätte, die Zustimmung zu diesem Punkt zu verweigern Aber in der<br />

Praxis bedeutet das: Wer seine Unterschrift nicht unter die gesamte Schufa-Klausel<br />

setzt, bekommt weder einen Handy-, noch einen Kreditvertrag, keine Kreditkarte und<br />

keine Versicherung<br />

Beim Scoring werden üblicherweise die Schufa-Daten und bankeigene Kundendaten<br />

zusammengeführt und untereinander abgeglichen Aus Merkmalen wie Alter,<br />

Geschlecht, Familienstand, Mietbelastungen, Wohnort und Daten aus früheren und<br />

bestehenden Verträgen für Darlehen, Kreditkarten, Leasing oder Handyverträge wird<br />

eine Gruppenzugehörigkeit konstruiert Der Score wird aus dem gesamten Datenbestand<br />

der Schufa errechnet und dann im Hinblick auf die betroffene Person relativiert<br />

109


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Das Ergebnis ist ein Wert zwischen 0 und 1 000 Je höher dieser Punktwert, desto<br />

besser Beispiel: Liegt der Score nach Schufa-Definition bei nur 200, entspricht das<br />

der schlechten Risikoklasse C Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kredit nicht zurückgezahlt<br />

werden kann, beträgt damit nach der Schufa-Theorie überdurchschnittliche<br />

10 Prozent Für den Einzelnen, der so schematisch einer bestimmten Risikogruppe<br />

zugeordnet wird, kann das fatale Folgen haben, denn ihm wird über diese Methode<br />

das Risiko fremder Personen zugerechnet - vielfach mit der Konsequenz: Nicht kreditwürdig!<br />

Der Score ist keine feste Größe, sondern ändert sich ständig Er wird bei der Schufa<br />

daher auch nicht wie die anderen Daten gespeichert, weil er sich nicht nur jeden Tag<br />

verändert Auch hängt der konkrete Punktwert vom Vertragspartner ab, der gerade<br />

anfragt Die Kreditwürdigkeit für einen Handyvertrag fällt anders aus als für einen<br />

Bankkredit Das Score-Verfahren wird in der Kreditwirtschaft in aller Regel nicht nur<br />

unterstützend zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit herangezogen Der Score-Wert<br />

wird von den Banken ja gerade deswegen von der Schufa angekauft, weil man sich<br />

auf kostengünstige Weise eine individuelle Beurteilung der Bankkunden bei Kreditanfragen<br />

ersparen will<br />

Dies gilt erst recht in Bereichen wie der Telekommunikation, wo der Vertragswert<br />

meist so gering ist, dass sich ein besonderer Prüfungsaufwand wirtschaftlich nicht<br />

lohnt Der Score-Wert ist auch dort inzwischen zum billigsten und einfachsten Beurteilungskriterium<br />

geworden Alle Beteiligten betonen zwar, dass der Score-Wert<br />

nicht für die individuelle Beurteilung eines Bankkunden gedacht sei Die Grunddaten<br />

dieses Kunden fließen aber in die Berechnung ein Insofern sind die Hinweise „keinesfalls<br />

zur jeweiligen Einzelperson“ oder „gilt nie für eine konkrete Person“ eher<br />

irreführend Und sie bedeuten auch nicht, dass der Vertragspartner sie nicht auf den<br />

jeweiligen Kunden bezieht<br />

Geheimniskrämerei mit Score-Werten<br />

Kreditnehmern werden bisher Informationen vorenthalten, wie sich die Score-Werte<br />

errechnen Die Auswahl und Gewichtung der einzelnen Merkmale der Score-Berechnungen<br />

legt die Schufa nicht offen, denn dabei handele es sich um die Grundlage<br />

ihres Geschäfts Als Begründung führt die Schufa an, sie stehe damit im Wettbewerb<br />

zu anderen Anbietern Verbraucher können damit die Werte weder selbst noch<br />

die Form ihrer Errechnung nachvollziehen Damit haben sie auch keine Chance auf<br />

Berichtigung, Sperrung oder Löschung dieser Daten, wenn sie falsch sind Die Vertragspartner<br />

aus der Wirtschaft können die Scorewerte dagegen jederzeit abfragen<br />

Die Verschleierungspolitik rund um die Score-Bildung gibt Anlass zu Misstrauen Für<br />

den Verbraucher bleibt undurchsichtig, wozu er sein Einverständnis gibt Dass derart<br />

mangelnde Transparenz nicht sein muss, zeigen ausländische Beispiele In den<br />

Vereinigten Staaten müssen Scoring-Unternehmen bei einem negativen Score den<br />

Verbrauchern die vier schlechtesten Merkmale, die in den Wert eingeflossen sind,<br />

mitteilen<br />

110


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Schulden machen ist nicht<br />

schwer – sie zu<br />

tilgen manchmal sehr<br />

Kreditaufnahme – aber mit Verstand.<br />

Sonstdroht die Schuldenfalle<br />

Für Unternehmen, den Staat, aber auch für Privatpersonen ist<br />

es ein völlig normaler Vorgang, mit einem Kredit zu arbeiten<br />

Beim Hauskauf ist eine Hypothekenschuld in der Regel nicht<br />

zu vermeiden Aber viele Familien verschulden sich auch,<br />

ohne lange darüber nachzudenken, ob es im konkreten Fall<br />

sinnvoll ist – und wie teuer es ist Kredite sollte man aber wie<br />

Medikamente nehmen – nur wenn es wirklich nötig ist Denn<br />

sonst kann das üble Spätfolgen haben<br />

Nach Abschluss ihrer Ausbildung hat Yvonne Steiner endlich einen Arbeitsplatz gefunden,<br />

zieht in die Stadt, mietet eine kleine Wohnung und braucht nun Möbel Dies<br />

geht nicht ohne einen Kredit, um die Wohnungseinrichtung und die Küchenausstattung<br />

zu finanzieren Auch Beate und Boris Bauer schaffen die Finanzierung für den<br />

Bau ihres Hauses nicht aus eigener Kraft Sie nehmen dazu ein Hypothekendarlehen<br />

auf Dadurch haben sie zwar im Moment eine hohe monatliche Belastung, aber die<br />

Mietkosten für die nach der Geburt des zweiten Kindes notwendige größere Wohnung<br />

würden langfristig auch erheblich zu Buche schlagen<br />

Marco Hansen, der beruflich viel unterwegs ist, braucht einen Wagen für seine Arbeit<br />

Auch bei ihm lässt sich der Kauf des Autos nicht einfach aus der Haushaltskasse<br />

finanzieren, so dass auch er ein Darlehen aufnehmen muss Drei Beispiele, in denen<br />

es sich rechnet, mit fremdem <strong>Geld</strong> zu arbeiten, weil ein Gegenwert vorhanden ist<br />

<strong>Geld</strong> leihen, Kredite aufnehmen – das gehört zum wirtschaftlichen Alltag Das gilt<br />

für den privaten Bereich genauso wie für die Wirtschaft oder den Staat Wer sich<br />

etwas leisten will, das aus dem laufenden Einkommen nicht zu bezahlen ist, muss<br />

einen Kredit aufnehmen Es gibt viele Gründe, mit geliehenem <strong>Geld</strong> zu zahlen: Beim<br />

111


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Hausbau, Autokauf und anderen großen Investitionen ist das fast unvermeidlich Wer<br />

ein Haus baut oder eine Wohnung kauft, kann dies in den seltensten Fällen ohne<br />

Aufnahme eines Kredits bewältigen Der Kauf mit Hilfe von Krediten wird täglich millionenfach<br />

praktiziert: Noch nie war es in Deutschland so leicht, <strong>Geld</strong> auszuleihen<br />

Statistisch gesehen hat jeder Privathaushalt in Deutschland Schulden in Höhe von<br />

über 20 000 Euro - und damit aber auch eine entsprechend hohe Zinsbelastung<br />

Konsum auf Pump ist teuer<br />

Kredite mit Problemen: Viele Verbraucher haben mehr private Wünsche als <strong>Geld</strong><br />

Diese Menschen nehmen oft zur Anschaffung von Konsumgütern Kredite auf Das<br />

ist seit einiger Zeit sogar weiter verbreitet als angenommen – und gefährlich Problematisch<br />

ist es, wenn in unserem Beispiel Nico Brender und seine arbeitslose Lebenspartnerin<br />

Sylvia Klein den Urlaub mit einem Kredit finanzieren, weil sie dafür<br />

kein <strong>Geld</strong> in der Rücklage haben Wenn Nico Brender und Sylvia Klein für ihren<br />

Konsum <strong>Geld</strong> aufnehmen, haben die beiden nach dem Ende ihres Urlaubs keinen<br />

Gegenwert mehr und der Kredit muss trotzdem zurückgezahlt werden Im Gegensatz<br />

zum Kauf eines Autos das kann wieder verkauft werden, wenn man den Kredit nicht<br />

mehr tilgen kann<br />

Der Grund für den Kauf mit Kredit kann auch eine augenblickliche Notsituation sein<br />

Sylvia Klein, die arbeitslose Sozialhilfebezieherin, weiß, dass sie nur dann eine<br />

Chance hat, eine Stelle zu bekommen, um die sie sich beworben hat, wenn auch ihr<br />

Äußeres stimmt Deshalb nimmt sie einen Kredit, um sich entsprechend einzukleiden<br />

Dies ist ein Beispiel, dass eine bestimmte Anschaffung sinnvoll und sehr wichtig<br />

sein kann, auch wenn der Preis das monatliche Budget übersteigt<br />

Nico Brender will sich ein bestimmtes Motorrad kaufen, für das er schon lange <strong>Geld</strong><br />

zurücklegt hat Die Maschine, die er im Auge hat, ist aber so teuer, dass das Gesparte<br />

noch nicht ausreicht Ein Arbeitskollegen besitzt genau das Modell und hat damit<br />

nur wenige Kilometer zurückgelegt Praktisch ist das Motorrad wie neu Dieser Arbeitskollege<br />

hat geheiratet und ein kleines Kind bekommen, deshalb will er ein Auto<br />

kaufen Um das zu bezahlen, will er das Motorrad so schnell wie möglich verkaufen<br />

Er braucht schnell Bares und deshalb soll das Motorrad für wenig <strong>Geld</strong> abgestoßen<br />

werden Dies ist die einmalige Chance für Nico Brender für einen günstigen Kauf,<br />

der sich so schnell bestimmt nicht wieder bieten wird Deshalb nimmt er einen Kredit<br />

auf<br />

Doch auch in so einem Fall sollte man immer prüfen: Ist das Angebot auch dann noch<br />

so günstig, wenn die Zinsen dazu gerechnet werden, die – oft über einen langen<br />

Zeitraum - zusätzlich zum Preis zurückgezahlt werden müssen? Eine Finanzierung<br />

über Kredit erhöht den Preis der erworbenen Ware immer Denn <strong>Geld</strong> gibt es nicht<br />

umsonst, dafür müssen Zinsen gezahlt werden<br />

Ohne Kredite würde die Wirtschaft nicht funktionieren Große Investitionen sind fast<br />

nur mit Krediten möglich Wer investieren will, hat oft eine Idee, aber ihm fehlt das<br />

112


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

<strong>Geld</strong>, um ein Projekt zu realisieren Wenn der erwartete Gewinn höher ist als die zu<br />

zahlenden Zinsen und sich die Tilgung aus den Rückflüssen finanzieren lässt, lohnt<br />

das Geschäft Im Privaten lässt sich eine solche Rechnung oft nicht aufmachen<br />

Wenn Beate und Boris Bauer für ihr Haus einen neuen modernen Heizkessel kaufen,<br />

kann man nachweisen, dass die eingesparten Energiekosten nach 10 oder 15 Jahren<br />

die Kosten wieder einspielen Aber bei den meisten Konsumgütern lässt sich so<br />

eine Rechnung nicht aufmachen Wer einen Kühlschrank auf Kredit kauft, verdient<br />

damit kein <strong>Geld</strong>, das zur Rückzahlung der geborgten Summe und zur Begleichung<br />

der Zinsen verwendet werden kann Die geringe Stromersparnis reicht selten zur<br />

Amortisation Das gilt erst recht, wenn Schmuck oder eine Urlaubsreise „auf Pump“<br />

finanziert werden<br />

Deshalb: Je teurer der Kredit ist, umso ernsthafter muss die Frage nach seinem Nutzen<br />

geprüft werden Wer für Gebrauchsgüter mehr ausgibt, bekommt im Allgemeinen<br />

dafür auch einen höheren Gegenwert Eine teurere Waschmaschine hat meist einen<br />

größeren Gebrauchswert und ein größeres und teureres Auto bietet im Allgemeinen<br />

auch mehr Sicherheit und Komfort<br />

Sparen:<br />

Konditionen vergleichen verbilligt den Kredit<br />

Gleichgültig ob Investitionsfinanzierung, Konsumenten- oder Baukredit: Die<br />

Kreditgeber, die Sparkassen oder die Banken verschenken kein <strong>Geld</strong>, es sind<br />

keine Wohlfahrtseinrichtungen Sie lassen sich jeden Kredit und das für sie<br />

damit verbundene Risiko teuer bezahlen Kredit bekommt zudem nur ein Kunde,<br />

von dem Kreditinstitute glauben, dass er die Schulden auch wieder tilgen<br />

kann Aber gerade weil Wettbewerb besteht, sollte man sich nach den besten<br />

Konditionen erkundigen Die Entscheidung, ob Sie tatsächlich einen Kredit<br />

aufnehmen, sollten Sie erst in Kenntnis der vollen Höhe der Kosten treffen und<br />

nur dann, wenn sie wissen, ob Sie die monatlichen Belastungen auch tragen<br />

können<br />

Schulden können sinnvoll sein<br />

Von einer vernünftigen Kreditvergabe profitieren beide Seiten: Der Kunde und<br />

die Bank Der Kreditnehmer kann sein Projekt verwirklichen und damit eventuell<br />

sogar <strong>Geld</strong> verdienen Der Kreditgeber bekommt später das geliehene<br />

Kapital wieder zurück und zusätzlich noch Zinsen In diesem Kapitel soll auf<br />

keinen Fall die Kreditaufnahme verteufelt werden Es wird auch nicht grundsätzlich<br />

davon abgeraten, einen Kredit zu nutzen Oft kann es sinnvoll sein<br />

In vielen Fällen ist es unvermeidlich Aber eine unüberlegte Kreditaufnahme<br />

kann existenzgefährdend sein Deshalb muss sie sorgfältig kalkuliert werden<br />

113


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Auf „Pump“ kaufen oder Ansparen?<br />

Was ist billiger, sofort kaufen und dann „abstottern“ oder erst sparen und dann kaufen?<br />

Diese Frage lässt sich nur beantworten, wenn man weiß: Was kostet der Kredit<br />

am Ende wirklich? Und wo bekommt man ihn am günstigsten? Deshalb ist es besser,<br />

vor einer geplanten Anschaffung immer zuerst zu prüfen, ob es nicht möglich ist,<br />

noch etwas länger zu warten Denn statt Zinsen zu zahlen, können dann Erträge<br />

für die Ersparnisse einkalkuliert und alle eventuell gebotenen Vorteile für Barzahler<br />

eingestrichen werden<br />

Jede Bank verlangt für die gleiche Kreditsumme einen anderen Preis Wer deshalb<br />

für einen Kredit bei dem einen Kreditinstitut mehr bezahlt als bei einem anderen, hat<br />

davon überhaupt keinen Vorteil Denn der von der Bank oder Sparkasse ausgezahlte<br />

und schließlich zur Verfügung stehende Euro-Kreditbetrag ist bei jedem Kreditinstitut<br />

genau gleich hoch Trotzdem muss am Ende bei einem Kreditinstitut mehr <strong>Geld</strong> zurückgezahlt<br />

werden als beim anderen<br />

Wer einen Kredit beantragt, sollte sich immer vor Augen halten, dass er nie das<br />

volle Darlehen ausgezahlt bekommt Der Betrag, der letztendlich dem Kreditnehmer<br />

überwiesen wird, ist der so genannte Nettokreditbetrag Von der absoluten vereinbarten<br />

Kreditsumme werden Disagio, Bearbeitungsgebühren, Schätzkosten, Prämien<br />

für eine Restschuldversicherung und sonstige Kosten abgezogen Die behält der<br />

Kreditgeber von vornherein ein Zinsen und Nebenkosten müssen aber für die Gesamtsumme<br />

bezahlt werden Und diese Summe verlangt die Bank am Schluss auch<br />

zurück, obwohl sie so nie ausbezahlt wurde<br />

Tipp<br />

Prüfen Sie immer erst, ob es nicht auch ohne einen Kredit geht Sie sollten<br />

sich auch immer die Frage stellen, ob eine bestimmte Anschaffung wirklich<br />

so dringend ist und nicht warten kann, bis das <strong>Geld</strong> verfügbar ist Denn dann<br />

sind keine teuren Zinsen zu zahlen, die den Preis eines Produkts leicht verdoppeln<br />

können Im Gegenteil: Die Anschaffung finanziert sich über die in der<br />

Zwischenzeit kassierten Zinsen sogar zu einem kleinen Teil selber<br />

Kleine Rechtskunde für Kreditnehmer<br />

Die Begriffe Darlehen und Kredit werden häufig im gleichen Sinn gebraucht Darunter<br />

versteht man im Allgemeinen eine längerfristige Überlassung einer <strong>Geld</strong>summe<br />

bestimmten Konditionen Das bedeutet, bei der <strong>Geld</strong>ausleihe wird von einem Kreditgeber<br />

ein bestimmter <strong>Geld</strong>betrag zur Verfügung gestellt und gleichzeitig mit dem<br />

Kreditnehmer eine regelmäßige Tilgung und eine Zinszahlung vereinbart Dabei werden<br />

nicht nur die Höhe der Verzinsung und die Form der Rückzahlung festgelegt Es<br />

werden darüber hinaus auch eventuelle Sicherheiten vereinbart Ein Darlehen oder<br />

Kredit ist ein Rechtsgeschäft nach § 607 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB),<br />

durch das der Gläubiger dem Darlehensschuldner eine <strong>Geld</strong>summe oder auch eine<br />

andere vertretbare Sache zur Verfügung stellt Der Darlehensnehmer verpflichtet<br />

114


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

sich, das Empfangene zu einem bestimmten Termin oder auf verschiedene Termine<br />

verteilt - meist mit Zinsen - zurückzuerstatten<br />

<strong>Geld</strong> hat ebenso seinen Preis wie die Arbeit (Lohn) oder eine Ware Und es gibt hier<br />

wie dort höchst unterschiedliche Preise Wer gezwungen ist, <strong>Geld</strong> zu leihen, um etwas<br />

anzuschaffen, sollte deshalb zuerst immer sorgfältig prüfen: Welcher der vielen<br />

unterschiedlichen Kredite ist für den jeweiligen Fall der beste, um das verfolgte Ziel<br />

zu erreichen? Danach kann man entscheiden, ob diese Anschaffungen den geforderten<br />

Preis plus Zinsen überhaupt wert sind<br />

Kreditinstitute werben mit scheinbar günstigen Ratenkrediten und viele Verbraucher<br />

lassen sich locken Viele machen dabei große Fehler, weil sie nicht genau rechnen,<br />

um wie viel sich der Preis für die Ware durch Kreditzinsen und Zusatzkosten,<br />

verteuert Das Gleiche gilt für die Überziehung des eigenen Kontos: Bequem aber<br />

teuer! Denn <strong>Geld</strong> ist nicht nur das Tauschmittel, um Waren oder Dienstleistungen zu<br />

erwerben Das <strong>Geld</strong>geschäft selbst ist ein eigenständiger Wirtschaftszweig, mit dem<br />

enorme Gewinne erzielt werden<br />

Auch an dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden: Die Preise der Banken und<br />

Sparkassen sind keine amtlichen „Gebühren“, auch wenn die Kreditwirtschaft versucht<br />

den Eindruck zu erwecken, es handele sich um etwas Unveränderbares und<br />

gleichsam Amtliches Gebühren erhebt nur der Staat Solche feststehende Gebühren<br />

sind beispielsweise die Kosten für die Ausstellung eines Personalausweises oder<br />

für die Zulassung eines Kraftfahrzeuges Diese Gebühren können vom Bürger nicht<br />

verändert werden Das gilt für die Preise des Kreditgewerbes nicht, auch wenn die<br />

<strong>Geld</strong>händler darüber nicht so gerne reden Tatsache aber ist: Banken und Sparkassen<br />

stehen untereinander in heftigem Wettbewerb und ihre Preise richten sich nach<br />

Angebot und Nachfrage<br />

Schulden machen kann auch sinnvoll sein<br />

Konsumgüter oder Urlaubsreisen per Kredit zu finanzieren, kann sehr teuer<br />

werden und sollte daher vermieden werden Es kann aber nicht grundsätzlich<br />

davon abgeraten werden, einen Kredit zu nutzen Es kann auch sinnvoll sein<br />

In vielen Fällen ist es sogar unvermeidlich, weil kaum jemand über genügend<br />

Kapital verfügt, um sich beruflich selbstständig zu machen oder Wohneigentum<br />

zu erwerben Aber eine unüberlegte Kreditaufnahme kann existenzgefährdend<br />

sein Deshalb muss jede Verschuldung sorgfältig überlegt und kalkuliert<br />

werden<br />

Als Schuldner dürfen Sie sich keinen Fehler leisten, sonst wird es noch teurer Die<br />

nachstehenden Ratschläge sollen Verbraucher in die Lage versetzen, unabhängig<br />

von den Einflüsterungen irgendwelcher Verkäufer, Vertreter oder Berater zu beurtei-<br />

115


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

len, was bei einer Kreditaufnahme unterm Strich wirklich auf sie zukommt und wie<br />

hoch die monatlichen Belastungen sein werden<br />

Kredite – so unterschiedlich wie die Gründe,<br />

Schulden zu machen<br />

Kredite werden entsprechend der Dauer, für die sie vergebene werden, in kurz-, mittel-<br />

und langfristige Kredite unterteilt Kurzfristige Kredite haben eine Laufzeit von<br />

weniger als 12 Monaten, mittelfristige werden bis zu 4 Jahre gewährt und die Laufzeit<br />

von langfristigen Krediten beträgt mehr als 4 Jahre Unterschieden wird auch nach<br />

der Kreditform Es gibt die Buch- oder Kontokorrent-Kredite, die normalerweise über<br />

das laufende Girokonto abgewickelt werden, und die durch Schuldurkunden verbrieften<br />

Kredite, wie das Hypothekendarlehen<br />

Weitere Unterscheidungsmerkmale sind: private und öffentliche Kredite, Inlands- und<br />

Auslandskredite, Industriekredite oder Mittelstandskredite Letztere dienen auch als<br />

ein politisches Mittel zur Steuerung der Wirtschafts- und Finanzpolitik Deshalb sind<br />

sie teilweise zusätzlich mit staatlichen Zuschüssen oder Steuerprivilegien verbunden<br />

Der Privatkredit<br />

Als Privatkreditgeschäft werden von den Banken die Kreditarten bezeichnet, die vor<br />

allem von Privatpersonen und Familien in Anspruch genommen werden Das ist der<br />

Bereich, in dem Sie durch die richtige Wahl der Kreditart sehr, sehr viel <strong>Geld</strong> sparen<br />

können Das lohnt sich, denn ein gesparter Euro ist mehr wert als der durch Arbeit<br />

verdiente Euro Der gesparte Euro bleibt ungeschmälert erhalten, während für verdientes<br />

<strong>Geld</strong> Steuern und Sozialabgaben bezahlt werden müssen Besonders wichtig<br />

ist die Entscheidung für die richtige Kreditart bei der Immobilienfinanzierung, denn<br />

dabei geht es um sehr hohe Summen<br />

Wer falsch finanziert, muss dies mit Einbußen beim Lebensstandard büßen oder<br />

riskiert gar den Verlust seiner eigenen vier Wände Wer plant, ein Haus oder eine<br />

Eigentumswohnung mit Kredit zu finanzieren, sollte deshalb den Spezialratgeber<br />

„HausFinanz“ von WISO zu Rate ziehen Er enthält zahlreiche Tipps und Tricks für<br />

den Immobilienerwerb<br />

Der Ratenkredit – die etwas billigere Lösung<br />

Yvonne Steiner, die ihre erste Arbeitstelle angetreten hat und sich eine neue Wohnung<br />

einrichtet, braucht <strong>Geld</strong>, um sich Möbel anzuschaffen In ihrem Fall empfiehlt es<br />

sich, einen Ratenkredit oder Rahmenkredit aufzunehmen Dieser Konsumentenkredit<br />

wird mit festen Rückzahlungsraten vereinbart Der Dispokredit ist dafür zu teuer<br />

Andere Bezeichnungen für den Ratenkredit oder Rahmenkredit sind Allzweckdarlehen,<br />

Familienkredit, Anschaffungskredit oder Privatdarlehen<br />

Solche private Anschaffungsdarlehen sind Kredite, die Privatpersonen für persönliche<br />

Zwecke oder für größere Anschaffungen in Anspruch nehmen können Privat-<br />

116


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

darlehen bekommen vor allem Lohn- und Gehaltsempfänger Banken geben sie<br />

auch Angehörigen freier Berufe und Gewerbetreibende, um diesen den Erwerb von<br />

langlebigen Gebrauchsgütern zu finanzieren Normalerweise zählt dazu neben der<br />

Wohnungseinrichtung auch der Kauf eines Autos In aller Regel gilt das mit dem<br />

Ratenkredit angeschaffte Gebrauchsgut für das Kreditinstitut bis zur vollständigen<br />

Rückzahlung als Sicherheit<br />

Sparkassen und Banken nehmen bei der Höhe der Anschaffungsdarlehen bezüglich<br />

der Raten für die Rückzahlung auf die speziellen wirtschaftlichen Verhältnisse des<br />

Kreditnehmers Rücksicht Deshalb kann bei diesen Krediten nicht nur der Auszahlungsbetrag,<br />

sondern auch die Laufzeit individuell den persönlichen Verhältnissen<br />

entsprechend vereinbart werden Der Kreditnehmer bekommt den beantragten Betrag<br />

in einer Summe vollständig ausbezahlt Die Rückzahlung erfolgt einschließlich<br />

der Zinsen in vorher festgelegten gleich bleibenden Monatsraten Neben den anfallenden<br />

Zinsen wird auch eine einmalige Bearbeitungsgebühr erhoben Diese beträgt<br />

meist zwei Prozent der Kreditsumme<br />

In der Regel liegt die Kreditsumme von Konsumentenkrediten zwischen 5 000 und<br />

25 000 Euro Der Vertrag wird schriftlich abgeschlossen Die Laufzeiten betragen<br />

meist zwischen zwei und sechs Jahren Je kürzer die Laufzeit eines Ratenkredits<br />

ist, desto teurer wird er Der Grund: Die Abschlussgebühr, die immer gleich hoch ist,<br />

verteilt sich dann auf wenige Monate<br />

Dieser schnelle und unbürokratische Kredit bietet dem Kunden Planungssicherheit<br />

Die Kreditbearbeitung ist einfach Außerdem weiß der Kunde, wie groß die monatliche<br />

Belastung sein wird, denn die Laufzeit und die Raten stehen fest und sind damit<br />

überschaubar Allerdings sollten auch bei kleineren Kreditbeträgen die Konditionen<br />

verschiedener Kreditanbieter miteinander verglichen werden Die Mühe macht sich<br />

bezahlt<br />

Der Vorteil kann sich aber auch zu einem Nachteil verwandeln Wenn sich die persönliche<br />

finanzielle Situation so verschlechtert, dass die laufenden Raten nicht<br />

mehr zurückbezahlt werden können, kann die Bank den kompletten Kredit sofort<br />

einschließlich der Zinsforderungen auf einen Schlag zurückfordern und durch den<br />

Gerichtsvollzieher eintreiben lassen<br />

Der Rahmenkredit – ein Kind mit vielen Namen<br />

Der Rahmenkredit ist eine Variante des Konsumentenkredits Diese neue Kreditart<br />

wird noch nicht sehr lange Zeit angeboten Andere Bezeichnungen sind Abruf-, Ideal-,<br />

Variokredit, Zinsgleitkredit, Scheckkredit oder Variodispositionskredit Die Werbeabteilungen<br />

der Banken und Sparkassen haben sich viele Namen einfallen lassen<br />

Aber wie fantasievoll die Bezeichnung auch ist: Es handelt sich immer um einen<br />

Konsumentenkredit mit flexibler Ratenzahlung, eine Mischung aus Raten und Dispositionskredit<br />

117


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Ähnlich wie beim Dispokredit auf dem Girokonto hat der Kunde einen vorher vereinbarten<br />

Kreditrahmen Das Kreditinstitut und der Kunde vereinbaren eine Kreditsumme,<br />

bis zu der der Kunde das Konto überziehen darf - ähnlich wie beim Kontokorrentkredit<br />

Allerdings in einem wesentlich größeren Rahmen Die Summen, die hier<br />

in Anspruch genommen werden können, reichen bis zu einer Obergrenze von 25 000<br />

Euro Der Kunde kann entscheiden, welche Summe er überziehen will Auch hier<br />

fallen wiederum nur für den tatsächlich überzogenen Betrag Kreditzinsen an Eine<br />

Bearbeitungsgebühr entfällt ebenfalls<br />

Im Gegensatz zum Dispositionskredit erfolgt die Rückzahlung aber in festen Monatsraten<br />

und die Laufzeit ist vertraglich begrenzt Die Laufzeit eines solchen Kredites<br />

beträgt maximal zweiundsiebzig Monate Innerhalb dieser Zeit kann der Kunde jederzeit<br />

über die volle vereinbarte Kreditsumme verfügen Der volle Betrag muss dabei<br />

nicht in Anspruch genommen werden Bei Vertragsabschluss wird die Tilgungsrate<br />

vereinbart, meist mit einer Mindesttilgung, beispielsweise ein Fünfzigstel des in Anspruch<br />

genommenen Kredits<br />

Ein weiterer Vorteil des Rahmenkredits ist die flexible Rückzahlung Sie muss nicht<br />

in festen Raten erfolgen Für die Raten wird allerdings in der Höhe eine monatliche<br />

Untergrenze festgelegt z B mindestens ein Betrag von 200 Euro, der monatlich<br />

zurückbezahlt werden muss Das ist der Unterschied dieser Kreditform zum Dispositionskredit<br />

auf dem Girokonto, wo es keine festgelegten Rückzahlungsraten gibt<br />

Bei beiden werden die eingehenden Zahlungen immer mit dem Minussaldo auf dem<br />

Konto verrechnet<br />

Der Vorteil dieser Variante eines Teilzahlungskredits liegt darin, dass der Kunde nicht<br />

bereits am Anfang der Kreditlaufzeit über den vollen Kreditbetrag verfügen muss,<br />

sondern immer nur über die Summe, die er tatsächlich benötigt Der Kunde kann<br />

außerdem innerhalb der Laufzeit erneut ein weiteres Mal über solche Teilbeträge des<br />

Kredits verfügen, die er bereits über Tilgungsraten zurückgezahlt hatte Nach jeder<br />

Tilgungszahlung erhöht sich wieder der noch freie Teil des Kreditrahmens<br />

Ist die Laufzeit beendet, kann der Kunde keine <strong>Geld</strong>er mehr neu in Anspruch nehmen<br />

Die Rückzahlung kann aber noch über diesen Termin hinaus erfolgen<br />

Solche Konsumentenkredite gewähren Kreditinstitute ohne besondere Sicherheiten,<br />

wenn sie überzeugt sind, dass der Kontoinhaber die Gewähr für eine termingerechte<br />

Rückzahlung des Kredits bietet Den Kredit gibt es ohne Nachweis des Verwendungszweckes<br />

Tipp<br />

Genauso wie der Dispositionskredit sollte auch der Rahmenkredit nur kurzfristig<br />

in Anspruch genommen werden Größere Anschaffungen sollten damit auf<br />

keinen Fall finanziert werden Auch der Rahmenkredit ist dafür zu teuer<br />

118


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die Verzinsung des Kredits kann sowohl auf einer Festzinsbasis als auch variabel erfolgen<br />

Festzins bedeutet, dass der Zinssatz über die gesamte Laufzeit gleich bleibt<br />

Es kann aber auch eine variable Verzinsung vereinbart werden, bei der der Zinssatz<br />

laufend an das aktuelle Zinsniveau angepasst wird Zinsen sind dabei nur für die in<br />

Anspruch genommene Darlehenssumme zu zahlen Zusätzlich kann die Bank eine<br />

Bearbeitungsgebühr verlangen, die sich nach der Höhe der jeweils in Anspruch genommenen<br />

Darlehenssumme richtet<br />

Für den Bankkunden stellt der flexible Zinssatz allerdings ein Risiko dar, denn der<br />

Zinssatz kann vom Kreditinstitut einseitig den aktuellen Marktverhältnissen angepasst<br />

werden Das bedeutet, für das jeweils aktuelle Schuldsaldo muss der Kunde<br />

den vom Kreditinstitut erst im Nachhinein bekannt gegebenen Zins bezahlen<br />

Da der Zinssatz variabel ist, kann sich beim Rahmenkredit die monatliche Belastung<br />

auch kurzfristig rasch ändern Wer einen derartigen Kredit aufnimmt, sollte deshalb<br />

immer prüfen, ob mit dem normalen Haushaltseinkommen auch jede mögliche Zinserhöhung<br />

verkraftet werden kann Das Zinsänderungsrisiko trägt allein der Kreditnehmer<br />

Ein Kreditkostenvergleich mit anderen Anbietern ist aufgrund der vorher<br />

nicht feststehenden Zinshöhe fast unmöglich<br />

Die Teilzahlung: Bequem aber auch teuer<br />

Einrichtungshäuser, Elektrohändler, Küchen- und Autofirmen bieten eine besonders<br />

verlockend bequeme Form der Kreditaufnahme an: den Kauf auf Raten Sie wollen<br />

damit den Umsatz mit einkommensschwachen Kunden ankurbeln und steigern - oder<br />

Käufer gewinnen, die durch frühere Abzahlungskäufe bereits finanziell eingeengt<br />

sind In den meisten Fällen finanzieren sie einen derartigen Kredit gar nicht selbst,<br />

sondern vermitteln lediglich Ratenkredite eines anderen <strong>Geld</strong>gebers Beim Kauf eines<br />

Autos, egal ob Neu- oder Gebrauchtwagen, empfehlen die Autohersteller fast<br />

immer die eigene Bank In diesen Fällen spricht man von Teilzahlungskäufen oder<br />

Ratenkäufen Der Kreditvertrag ist dabei an einen Kaufvertrag gekoppelt<br />

Verträge zu Ratenkäufen müssen immer schriftlich abgeschlossen werden und bestimmten<br />

Vorschriften entsprechen Im Vertrag genannt sein müssen:<br />

� der Barzahlungspreis inklusive Mehrwertsteuer,<br />

� der Teilzahlungspreis,<br />

� die Summen, die als Anzahlungen geleistet werden müssen,<br />

� alle Raten,<br />

� Zinsen einschließlich der sonstigen Kosten wie Bearbeitungsgebühren,<br />

� Provisionen,<br />

� Kreditausfallgebühren und<br />

� Hinweis auf das Widerrufsrecht<br />

119


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Darüber hinaus muss der Vertrag einen Teilzahlungsplan enthalten, in dem der Betrag,<br />

die Anzahl und die jeweilige Fälligkeit der einzelnen Raten mit genauen Daten<br />

und dem effektiven Jahreszins aufgeführt sind<br />

Achtung: Vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist der deutlich hervorgehobene Hinweis<br />

auf das Widerrufsrecht innerhalb einer Woche nach Vertragsabschluss Aus diesem<br />

Grund ist es so wichtig, unbedingt darauf zu achten, dass bei Ratenkäufen das<br />

richtige Datum eingetragen wird Nur in diesem Fall hat man die volle Bedenkzeit, die<br />

der Gesetzgeber aus gutem Grund bei allen derartigen Geschäften einräumt<br />

Mit dem Widerrufsrecht soll erreicht werden, dass Unterzeichner die Möglichkeit haben,<br />

von dem Geschäft zurückzutreten, nachdem sie noch einmal in Ruhe alle Konditionen<br />

geprüft und durchgesehen haben Das geht zu Hause und zusammen mit<br />

Angehörigen und Freunden besser als im Geschäft Der Kunde steht nicht unter dem<br />

psychologischen Druck, der von manchen Verkäufern oder Vertretern sehr geschickt<br />

eingesetzt wird, um eine rasche Unterschrift unter einen Vertrag zu bekommen oder<br />

den Kunden zu einem unüberlegten Geschäft zu drängen<br />

Weil der Kreditvertrag an den Kaufvertrag gekoppelt ist, kann bei diesen so genannten<br />

verbundenen Geschäften die Rückzahlung des Kredits verweigert werden Dies<br />

ist beispielsweise der Fall, wenn die gelieferte Ware nicht in Ordnung ist Eine berechtigte<br />

Einwendung muss aber schriftlich mitgeteilt werden<br />

Wer einen Ratenkauf vereinbart, muss wissen, dass der Kauf teurer wird Der Teilzahlungspreis<br />

ist grundsätzlich höher als der Barzahlungspreis, weil die Zinsen mitfinanziert<br />

werden müssen Barzahlung lohnt sich auch aus einem anderen Grund<br />

Barzahler können den Kaufpreis in vielen Fällen noch weiter reduzieren, indem sie<br />

Rabatt und Skonto aushandeln Das ist beim Ratenkauf fast nie möglich Durch eine<br />

entsprechende Finanzplanung ergibt sich hier also oft die Möglichkeit (steuerfrei)<br />

<strong>Geld</strong> zu verdienen<br />

Tipp<br />

Wer für eine Anschaffung nicht über genügend Barmittel verfügt und <strong>Geld</strong><br />

leihen muss, sollte ausrechnen, ob es nicht günstiger ist, einen Kredit aufzunehmen<br />

und damit zu bezahlen Gegenüber dem Verkäufer ist man dann<br />

Barzahler und kann alle Rabatte und Skonti in Anspruch nehmen Vielleicht ist<br />

auch der Zins niedriger<br />

Wie meist im Leben, gibt es auch hier Ausnahmen, die die Regel bestätigen Die<br />

wirtschaftliche Situation und die Zurückhaltung der Verbraucher bei der Anschaffung<br />

neuer Autos haben dazu geführt, dass in bestimmten Fällen beim Autokauf über die<br />

Autobank des Herstellers günstiger eingekauft werden kann Alle bedeutenden Autohersteller<br />

haben inzwischen als Tochterunternehmen eigene Banken, die dem Autokäufer<br />

das nötige <strong>Geld</strong> beschaffen Für die Anschaffung eines Wagens kann sich<br />

120


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

unter Umständen die Finanzierung durch die konzerneigenen Banken lohnen Die<br />

Geschäftspolitik der Autobanken besteht im Allgemeinen nicht darin, über die Margen<br />

im Kreditgeschäft große Gewinne zu erwirtschaften, sondern Ziel ist die Steigerung<br />

des Absatzes von Fahrzeugen der eigenen Automobilmarke Dies ist Teil einer Marketingstrategie,<br />

um Kunden an die Marke zu binden Die Autobanken geben den<br />

Kredit oft sogar billiger, weil man hofft danach mit dem Kunden weitere Geschäfte<br />

zu machen und ihm Versicherungen, Schutzbriefe und Wartungs- und <strong>Service</strong>pakete<br />

verkaufen kann und dabei das <strong>Geld</strong> verdient Autofirmen wollen damit aber nicht generell<br />

das übrige Kreditgewerbe unterlaufen und mit ihnen bei allgemeinen Darlehen<br />

in Wettbewerb treten Günstige Finanzierungen gibt es nur für den Kauf eines Autos<br />

Der Kredit vom Autohändler unterscheidet sich im Allgemeinen kaum von einem Kredit<br />

von der Bank oder von der Sparkasse Bei dem hart umkämpften Automarkt und<br />

dem relativ hohen Kaufpreis für ein Auto gilt daher erst recht: Wer gegenüber dem<br />

Verkäufer als Barzahler auftritt, hat in jedem Fall die besseren Karten und die größeren<br />

Chancen, einen Nachlass oder einen günstigen Preis für den Gebrauchten<br />

auszuhandeln Dieser Vorteil übertrifft oft die kleinen Ersparnisse beim Zins<br />

Vorsicht bei „günstig“<br />

Besonders günstige oder zinslose Sonderkonditionen werden oft nur dann<br />

angeboten, wenn der Kauf von bestimmten Automodellen angekurbelt werden<br />

soll Meist gelten die extrem billigen Kredite für Auslaufmodelle In diesen<br />

Fällen sollte man sich auch nicht durch eine günstige Finanzierung blenden<br />

lassen, denn der Preis- und Konditionenvorteil gilt nur zum Zeitpunkt der Anschaffung<br />

und ist deshalb auch vordergründig Er geht später durch einen<br />

niedrigen Wiederverkaufswert wieder verloren<br />

Wer eine Autofinanzierung braucht, sollte in der richtigen Reihenfolge vorgehen: Zuerst<br />

wählt man den Typ, das Modell, die Farbe und die Ausstattung des Fahrzeugs<br />

aus, für das man sich interessiert Erst dann ist der Zeitpunkt gekommen, zu dem<br />

man den Händler nach dem Preis und den Sonderkonditionen fragt Nach dem Ende<br />

der Umwelt-, bzw Abwrackprämie bieten die Hersteller ähnlich hohe Rabatte an, um<br />

den Autoabsatz wieder anzukurbeln Wenn Ihnen dieses Angebot zusagt, können<br />

Sie dem Händler jetzt auch noch die Frage stellen: Welche Form der Finanzierung<br />

bieten Sie bei diesem Preis an? Sollte die Autofinanzierung günstiger als Barkauf<br />

sein, empfiehlt es sich auf jeden Fall, auch noch ein Angebot bei einem Kreditinstitut<br />

einzuholen Danach müsste die richtige Entscheidung leicht fallen<br />

Leasing – auch für Privatpersonen eine Möglichkeit<br />

Leasing gibt es in Deutschland seit Anfang der 1960er Jahre Leasing reicht von<br />

Immobilienleasing, dem Bau von Straßen und Gefängnissen bis zu ganzen Fabrikanlagen<br />

oder auch nur einem Auto Ursprünglich waren Leasinggesellschaften vom<br />

121


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Hersteller unabhängige Unternehmen, die Wirtschaftsgüter im Auftrag eines Kunden<br />

erwerben und an diesen vermieten Inzwischen verbreitet sich immer mehr das so<br />

genannte Herstellerleasing, um damit einen zusätzlichen Vertriebsweg für den Absatz<br />

eigener Produkte zu schaffen und Leasing als Instrument der Absatzförderung<br />

zu nutzen<br />

Leasing ist eine Finanzierungsmethode, die es erlaubt, ein Investitions- oder Konsumgut<br />

gegen die Zahlung einer festgelegten monatlichen oder jährlichen Gebühr<br />

zu nutzen, ohne dass gleich der gesamte Preis dafür zu zahlen ist Wirtschaftlich<br />

gesehen entspricht Leasing einem langfristigen Kredit An Stelle der regelmäßigen<br />

Zins- und Tilgungszahlungen werden die vereinbarten Leasinggebühren bezahlt Insofern<br />

kann die Zahlung auch mit einer Miete verglichen werden<br />

Beim Kauf eines Autos, einer Telefonanlage oder eines Computers - aber nicht nur<br />

hier - wenden sich Leasinggesellschaften vermehrt an Privatleute Diese Form wird<br />

gewählt, weil es Leasing möglich macht, dass man sich auch bei einer geringen monatlichen<br />

Belastung Anschaffungen leisten kann, die aus dem verfügbaren Einkommen<br />

nicht hätten bezahlt werden können, ohne dass man sich einschränken muss<br />

Bei diesem Kreditvertragstyp wird lediglich die Differenz zwischen dem Anschaffungswert,<br />

dem Neupreis und dem voraussichtlichen Restpreis am Vertragsende,<br />

einschließlich der Zinsen finanziert Der Leasingnehmer ist in dieser Zeit weder der<br />

Eigentümer noch der eigentliche Mieter der Ware Die Ware kann daher weder beliehen<br />

werden noch in anderer Form als Sicherheit dienen<br />

So bleibt - beispielsweise beim Autokauf - das geleaste Auto im Eigentum des Händlers<br />

Trotzdem hat der Nutzer mehr Pflichten als ein Mieter: Er ist verpflichtet, das<br />

Auto regelmäßig warten zu lassen und die dabei entstehenden Kosten zu tragen Für<br />

den Verlust, Beschädigungen und Reparaturen muss der Leasingnehmer aufkommen,<br />

nicht der Eigentümer<br />

Vorteile des Leasing: Die Vorteile beim Leasing bestehen darin, dass zunächst kein<br />

Kapital eingesetzt werden muss Bei einer betrieblichen Nutzung können die laufenden<br />

Leasingraten beim Finanzamt als Betriebsausgaben geltend gemacht werden<br />

Das ist der Grund, warum Unternehmen meist keine Pkw für ihren Fuhrpark kaufen,<br />

sondern leasen Leasing lohnt häufig nur, wenn die Leasingraten von der Steuer<br />

abgesetzt werden können Wer als Privatmann genau rechnet, wird deshalb meist<br />

feststellen, dass Leasing nur bei geschäftlicher Nutzung sinnvoll ist<br />

Leasing kann auch dann vorteilhaft sein, wenn die auf diese Weise gemieteten Gegenstände<br />

nur für eine gewisse vorher bekannte Zeit benötigt werden Sie können<br />

dann ohne Probleme zurückgegeben werden und der Nutzer muss nicht lange nach<br />

einem Käufer für das alte Gerät suchen<br />

Leasing im großen Stil wird meist durch darauf spezialisierte Firmen betrieben, die<br />

jedes gewünschte Gut beschaffen und zum Leasing anbieten - vom Firmenfahrzeug<br />

über Maschinen bis zu Verwaltungshochhäusern Eine in den letzten Jahren häufi-<br />

122


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

ger praktizierte Form des Leasing ist das „Sale-and-lease-back-Verfahren “ Dabei<br />

verkauft der Eigentümer das Objekt an die Leasingfirma und mietet es gleichzeitig<br />

zurück Dies geschieht vor allem bei Haus- und Grundbesitz Nicht nur Unternehmen<br />

haben auf diesem Weg ihre Verwaltungsgebäude, Warenhäuser oder Fabrikanlagen<br />

verkauft und dann wieder zurückgemietet, sondern auch die öffentliche Hand Dadurch<br />

sollte das in die Immobilien investierte Kapital flüssig gemacht und der Mietaufwand<br />

steuerlich als Betriebsausgaben geltend gemacht werden Für Kommunen, die<br />

sogar Wasserwerke, Kläranlagen oder U-Bahnen mit dem „Sale-and-lease-back-Verfahren“<br />

an ausländische Investoren verkauft und dann zurückgemietet haben, gab es<br />

inzwischen ein böses Erwachen Die Investoren sind in Folge der Wirtschaftskrise<br />

insolvent Jetzt müssen die Kommunen ihren früheren Besitz für ein Vielfaches wieder<br />

zurückkaufen<br />

Auch Leasing ist nicht ohne Risiken: Leasingverträge sind üblicherweise auf zwei<br />

bis drei Jahre begrenzt In dieser Zeit darf der Leasingnehmer das Auto nutzen Zu<br />

Beginn der Vertragslaufzeit ist eine einmalige Sonderzahlung fällig Meist beträgt<br />

diese 20 bis 30 Prozent des Neupreises Dazu kommen dann noch die monatlichen<br />

Leasingraten<br />

Ergibt sich bei Vertragsende, dass der tatsächliche Verkaufserlös des Fahrzeugs<br />

niedriger ist als der kalkulierte Restwert, muss auch diese Differenz vom Leasingnehmer<br />

ausgeglichen werden Das kann passieren, wenn das Auto nicht ordentlich<br />

gepflegt wurde oder mehr Kilometer zurückgelegt worden sind, als das Leasingunternehmen<br />

ursprünglich kalkuliert hatte<br />

Vorsicht: Ein Privatmann kann selten beurteilen, ob dieser Restwertansatz im Angebot<br />

realistisch kalkuliert worden ist oder am Anfang bewusst zu hoch angesetzt<br />

wurde, um dem Kunden ein besonders günstiges Leasingangebot vorzutäuschen<br />

Besonders unseriös sind Leasingangebote, die bei Restwertverträgen mit der Aussage<br />

„unbegrenzte Kilometerleistung“ werben In diesem Fall kann ein kalkulatorischer<br />

Restwert überhaupt nicht realistisch ermittelt werden, weil die jährliche Kilometerleistung<br />

während der Vertragslaufzeit nicht feststeht Wer auf ein solches vermeintlich<br />

attraktives Angebot eingeht, kann sicher sein, dass er bei Vertragsende wahrscheinlich<br />

erheblich nachzahlen muss Ähnliches gilt, wenn die vereinbarte Kilometerleistung<br />

überschritten wird<br />

Meist wird beim Leasing eine feste Mietzeit vereinbart Danach kann der Vertrag<br />

entweder zu neuen Bedingungen, in der Regel: zu niedrigen Leasinggebühren, fortgesetzt<br />

werden oder der Mieter tauscht das gebrauchte Gerät gegen ein neues Das<br />

hat bei Maschinen oder Anlagen, die wegen des technischen Fortschritts in diesem<br />

Bereich rasch veralten, den Vorteil, stets über die modernste Version zu verfügen<br />

Achten Sie bei Leasingverträgen darauf, ob der Vertragspartner am Ende der Laufzeit<br />

ein „Andienrecht“ hat Dann müssen Sie nämlich auf seinen Wunsch das Fahrzeug<br />

zum Restwert kaufen – auch wenn es nicht Ihr Wunsch ist<br />

123


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp<br />

Wer beabsichtigt, die Ware nach Ablauf des Leasingvertrags zu kaufen, sollte<br />

keinesfalls einen Leasingvertrag abschließen In diesem Fall muss mit Sicherheit<br />

alles in allem ein wesentlich höherer Endpreis bezahlt werden, als er bei<br />

einer Barzahlung fällig wäre<br />

Besonders kompliziert wird es für Privatkunden, wenn sie einen Leasingvertrag vorzeitig<br />

kündigen Die Abrechnungen sind für den Leasingnehmer so gut wie nicht<br />

durchschaubar In diesem Fall sollte unbedingt ein Fachmann zu Rate gezogen werden<br />

Um zu entscheiden, ob die Finanzierung über Leasing günstiger ist als eine andere<br />

Form der Kreditfinanzierung, sollte man die Leasingkosten mit den Kosten für einen<br />

Ratenkredit vergleichen Noch besser ist allerdings, wenn man die Gesamtkosten<br />

für die Finanzierung nicht nur mit dem Listenpreis des Händlers vergleicht, sondern<br />

davon auch all das abzieht, um das ein Händler den Listenpreis mindert, wenn der<br />

Kaufpreis bar bezahlt wird<br />

Privatpersonen sollten bedenken, dass auf Leasingverträge das Verbraucherkreditgesetz<br />

nur beschränkt Anwendung findet Das bedeutet unter Umständen weniger<br />

Schutz<br />

Der Arbeitgeberkredit: zugreifen - wenn möglich<br />

Gewährt ein Arbeitgeber seinen Mitarbeitern neben dem Lohn oder Gehalt einen<br />

<strong>Geld</strong>betrag, den der Arbeitnehmer irgendwann wieder zurückzahlen soll, dann haben<br />

beide Parteien ein Arbeitgeberdarlehen vereinbart Der Arbeitgeberkredit zählt<br />

zu den günstigsten Kreditarten, denn viele Unternehmen gewähren ihren Mitarbeitern<br />

zinsgünstige und manchmal sogar zinsfreie Darlehen In früheren Jahren war<br />

dies ein erprobtes Mittel, um Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden Seit sich die<br />

wirtschaftliche Lage verschlechtert hat und Betriebe weniger Schwierigkeiten haben,<br />

qualifizierte Mitarbeiter zu finden, wurde diese Sozialleistung in vielen Unternehmen<br />

gestrichen Wo auch heute noch dringend Spezialisten gesucht oder neue Mitarbeiter<br />

und ihre Familien in wenig attraktive Gegenden gelockt werden sollen, findet man<br />

dieses Angebot immer noch<br />

Wer einen größeren Betrag aufnehmen muss, wie beispielsweise einen Baukredit,<br />

für den lohnt es sich auf jeden Fall, in der Personalabteilung nach einem solchen Kredit<br />

mit Zinsrabatt zu fragen Wenn der Arbeitgeberkredit günstiger ist als marktübliche<br />

Konditionen oder gar zinsfrei gewährt wird, gilt dies allerdings als geldwerter Vorteil,<br />

der steuerlich wie Arbeitslohn behandelt wird Besteuert wird nicht der gesamte Kredit,<br />

sondern nur der Unterschiedbetrag zwischen dem banküblichen Zinssatz und<br />

dem Arbeitgeberdarlehen<br />

124


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Das Arbeitgeberdarlehen darf nicht dazu verwendet werden, Waren des Arbeitgebers<br />

zu erwerben, denn die Gewerbeordnung verbietet es Arbeitgebern, die eigenen Waren<br />

den Arbeitnehmern zu kreditieren<br />

Beim Ausscheiden eines Arbeitnehmers aus dem Arbeitsverhältnis kann der alte Arbeitgeber<br />

nicht die sofortige Rückzahlung eines Darlehens verlangen Der Gesetzgeber<br />

hat dafür gesorgt, dass kein unzulässiger Druck auf Firmenwechsler ausgeübt<br />

werden kann Der Arbeitgeber hat in diesem Fall nur die Möglichkeit, mit den für<br />

Darlehen üblichen gesetzlichen Fristen die Kündigung des Kredits auszusprechen<br />

und die Rückzahlung zu verlangen Die Höhe der Darlehensrückzahlung darf bei<br />

Arbeitgeberkrediten dann aber nur so hoch sein, dass die Pfändungsfreigrenzen des<br />

Arbeitnehmers nicht unterschritten werden<br />

Tipp<br />

Trotz Steuerpflicht sollte sich niemand davon abschrecken lassen, diesen<br />

Kredit in Anspruch zu nehmen Denn selbst wenn die Differenz zum marktüblichen<br />

Zins mit Ihrem persönlichen Steuersatz belastet wird, bleibt ein Vorteil<br />

übrig Trotz Lohnsteuerpflicht zählen Arbeitgeberdarlehen zu den günstigsten<br />

Krediten<br />

Überall dort, wo Arbeitgeberkredite gewährt werden, sollte man sie auf jeden Fall als<br />

zusätzliche günstige Finanzierung verwenden Meistens stehen sie allerdings nur in<br />

einem sehr begrenzten Umfang zur Verfügung: Deshalb heißt es: schnell zugreifen<br />

Kleinkredite: Wo „Bargeld lacht“, lauern Kredithaie<br />

Wer nicht mehr weiß, wie die Schulden bezahlt werden sollen, sieht sich vielleicht<br />

der Rettung nahe, wenn er oder sie die Überschrift liest: „Bargeld lacht“, der schnelle<br />

Kredit ohne große Formalitäten und peinliche Fragen “ Kreditvermittler oder Finanzmakler<br />

schalten in Tageszeitungen und anderen Blättern gern Kleinanzeigen mit<br />

Werbesprüchen, wie „Schnelles <strong>Geld</strong>“, „Blitzkredit per Telefon“ oder „Hausfrauenkredit“<br />

Sie werben mit rascher und unbürokratischer Abwicklung von Krediten Wie bei<br />

jeder Werbung, sollte man sich von solchen Formulierungen nicht blenden lassen<br />

Vorsicht: Diese Kleinkredite sind im Allgemeinen die teuerste Form der Verschuldung<br />

Die Kreditvermittler vergeben selbst keine Kredite, sondern vermitteln sie nur<br />

- wie ja auch der Name sagt Neben den normalen Zinsen muss für die Anbieter<br />

von „Sofort-Krediten“ oder „Hausfrauenkrediten“ eine Vermittlungsprovision bezahlt<br />

werden Banken und Sparkassen honorieren diese Schlepper in der Regel mit Vermittlungsgebühren<br />

in Höhe von fünf Prozent und mehr des aufgenommenen Kredits<br />

Oft erhalten sie von den Kreditinstituten, die mit derartigen Vermittlern zusammenarbeiten,<br />

noch Erfolgsprämien und andere zusätzliche Provisionen Dieses <strong>Geld</strong> zahlt<br />

die Bank natürlich nicht aus ihrem Gewinn Das wird alles auf den Kunden abgewälzt<br />

125


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wer sich von einem Kreditvermittler Hilfe verspricht, muss wissen, dass er das alles<br />

mitbezahlt<br />

Diese Art von Kreditvermittlung weckt bei Menschen, die sich schon hoch verschuldet<br />

haben, immer wieder Hoffnung auf Hilfe Aber der Gang zum Kreditvermittler<br />

ist weder bei zu hoher Verschuldung noch in anderen Notfällen, in denen dringend<br />

Bargeld benötigt wird, eine Lösung, um mit finanziellen Problemen fertig zu werden<br />

Wer aufgrund seiner persönlichen Verhältnisse bei einer Bank oder einer Sparkasse<br />

direkt keinen Kredit bekommt, erhält ihn in der Regel auch nicht auf dem Umweg<br />

über den Vermittler Oder nur zu extrem hohen Kosten, durch die eine bereits bestehende<br />

Schuldenlast noch drückender und in vielen Fällen nicht mehr steuerbar wird<br />

Der Weg zum Kreditvermittler endet deshalb oft erst recht in der Überschuldung und<br />

kann bedeuten, dass die Betroffenen überhaupt keinen Ausweg aus der Schuldenfalle<br />

mehr finden<br />

Hausfrauenkredit, Sofortkredit & Co –<br />

bloß die Finger weg!<br />

Wer Kleinanzeigen von Kreditvermittlern und den darin gegebenen Versprechungen<br />

vertraut und hofft, mit der Hilfe dieser Anbieter seine Schulden in<br />

den Griff zu bekommen, verschlimmert seine Situation Wer nachrechnet, wird<br />

schnell merken, dass ein Betroffener wegen der hohen Zinsbelastung kaum<br />

noch die Chance hat, später seine Schulden zu tilgen Diese Form der Kreditfinanzierung<br />

endet deshalb sehr oft bei der Schuldnerberatung und schließlich<br />

im privaten Konkurs, weil alles verfügbare <strong>Geld</strong> für Zinsen draufgeht<br />

Dazu besteht die Gefahr, in die Hände von Betrügern zu fallen Ehe der Kredit ausgezahlt<br />

wird, verlangen Kreditbetrüger sehr oft Anzahlungen und Provisionen - die sie<br />

natürlich im Voraus kassieren Danach teilen sie mit, sie hätten keine Bank gefunden<br />

Durch diesen Trick ist das angezahlte <strong>Geld</strong> verloren und wird nicht mehr zurückerstattet<br />

Wer sich in einer persönlichen Notlage auf derartige Angebote einlässt, muss<br />

diese Erfahrung teuer bezahlen<br />

Was ist Wucher?<br />

Liegt der für einen Ratenkredit geforderte Zins zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses<br />

90 Prozent über den durchschnittlichen Marktzinsen, handelt es<br />

sich um Zinswucher Der durchschnittliche Marktzins wird regelmäßig von der<br />

Bundesbank veröffentlicht Bei Kreditwucher ist der Vertrag wegen Sittenwidrigkeit<br />

nichtig In einer allgemeinen Hochzinsphase genügt es bereits, wenn<br />

der Vertragszins den Marktzins um 12 Prozentpunkte übersteigt<br />

126


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Hypothekendarlehen beim Immobilienkauf<br />

– die andere Art, Schulden zu machen<br />

Wenn Bianca und Marco Hansen darüber nachdenken, ob sie sich den Traum vom<br />

eigenen Haus erfüllen können, dann werden sie sich sehr schnell die Frage stellen<br />

müssen, woher das erforderliche <strong>Geld</strong> kommen soll Ein bestimmter Anteil an Eigenkapital<br />

muss immer vorhanden sein, damit die spätere Belastung durch Zinsen und<br />

Tilgung nicht unerträglich hoch wird Aber kaum jemand schafft es, den gesamten<br />

Betrag auf den Tisch zu legen Das ist in der Regel nur möglich, wenn man bereits ein<br />

Haus besessen hat und aus beruflichen oder privaten Gründen umziehen muss Ein<br />

junges Paar wie Marco und Bianca kann froh sein, wenn es ein Drittel des Gesamtpreises<br />

vom eigenen Konto holen kann Eine Kreditfinanzierung ist daher fast immer<br />

unvermeidlich Doch hier gelten ganz andere Regeln als beim Kauf einer Waschmaschine<br />

oder eines „Urlaubs auf Pump “<br />

Denn ein Haus oder eine Eigentumswohnung sind keine Verbrauchsgüter sondern<br />

(auch) eine Vermögensanlage Eine Immobilie behält im Allgemeinen ihren Wert In<br />

vielen Fällen steigt er sogar im Laufe der Jahre Das heißt, dass Marco und Bianca<br />

später sogar die Möglichkeit hätten, ihr Haus „aufzuessen“ Das bedeutet, dass sie<br />

zum Beispiel durch einen Verkauf auf Rentenbasis oder eine ähnliche Lösung ihre<br />

Alterseinkünfte aufbessern könnten Ein Auto, eine teure Kamera oder ein Wohnmobil,<br />

die „abgestottert“ werden, verlieren dagegen ständig an Wert Wenn die letzte<br />

Rate bezahlt ist, können sie nur noch zu einem viel niedrigeren Preis als gebraucht<br />

verkauft werden – wenn überhaupt<br />

Hauskauf dagegen ist Vermögensbildung Zur Finanzierung der eigenen vier Wände<br />

ist aber insbesondere in jüngeren Jahren immer eine Kreditaufnahme nötig Für<br />

Privatleute sind dann ein Grundschuld- oder Hypothekendarlehen und der Bausparvertrag<br />

die gebräuchlichsten Finanzierungsinstrumente Aber auch für Hausbesitzer,<br />

die schon alles abbezahlt haben, kann plötzlich eine Situation entstehen, in der eine<br />

Hypothek auf die Immobilie aufgenommen werden muss Die Hypothekenvergabe ist<br />

der Hauptgeschäftszweig der Hypothekenbanken sowie der Bausparkassen<br />

Während Konsumentenkredite und Leasingverträge nur kurze Laufzeiten haben, erstreckt<br />

sich die Laufzeit von Bau- und Immobiliendarlehen grundsätzlich über einen<br />

längeren Zeitraum, der bis zu 30 Jahren gehen kann Außerdem liegen die Kreditsummen<br />

wesentlich höher als bei anderen Privatkrediten Deshalb - und wegen der<br />

langen Laufzeit - verlangen die Kreditinstitute ein besonderes Faustpfand Als Sicherheit<br />

für den Kredit dienen das Grundstück und das Gebäude Dafür gelten allerdings<br />

ganz andere Regeln als für die sonstigen Kreditverträge Es reicht nicht aus, dass<br />

zwischen dem Bauherren und der Bank oder einem anderen <strong>Geld</strong>geber einfach ein<br />

Kreditvertrag geschlossen wird Beim Wohnbaukredit muss ein Notar eingeschaltet<br />

werden Er sorgt dafür, dass die Belastung des Grundstücks mit einer Hypothek als<br />

Grundschuld in das beim Amtsgericht geführte Grundbuch eingetragen wird<br />

127


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Hypotheken gehören zu den so genannten Grundpfandrechten und stellen damit Sicherheiten<br />

besonderer Güte für Kredite oder andere Verpflichtungen dar Hypotheken<br />

sichern dem Begünstigten, also dem Hypothekengläubiger, eine feste Summe<br />

zur Befriedigung seiner Forderung zu Das Grundstück, mit dem die Hypothek belastet<br />

ist, haftet dem Kreditgeber für die Kreditsumme, die für den Kredit vereinbarten<br />

Zinsen und für eventuelle Nebenleistungen Das Grundstück dient also als Sicherheit<br />

für den Kreditgeber<br />

Die Hypothek besteht nur in der Höhe und Dauer der zu Grunde liegenden Forderung<br />

Erlischt die Forderung, beispielsweise durch Rückzahlung des Kredits, so verfällt<br />

das Recht des Gläubigers aus der Hypothek Eine Übertragung der Forderung<br />

von einem Gläubiger auf einen anderen ist ohne die gleichzeitige Übertragung der<br />

Hypothek nicht möglich Umgekehrt ist die Übertragung der Hypothek ohne gleichzeitige<br />

Übertragung der Forderung nicht möglich<br />

Eine Hypothek entsteht durch Einigung zwischen dem Hypothekengläubiger und<br />

dem Grundstückseigentümer sowie die Eintragung der Hypothek in das Grundbuch<br />

Eine rechtskräftige Eintragung muss neben dem Namen des Gläubigers auch die<br />

<strong>Geld</strong>summe der Forderung, die vereinbarten Zinsen auf die Forderung sowie die<br />

<strong>Geld</strong>summe für eventuelle Nebenleistungen enthalten<br />

Wenn die letzte Rate für den Kredit gezahlt ist, kann der Hauseigentümer beim Amtsgericht<br />

die Löschung der Grundschuld beantragen Marco und Bianca haben dann<br />

nach etwa 25 Jahren endlich ein lastenfreies Haus Das gilt aber nur, wenn sie in<br />

der ganzen Zeit die Zinsen und die Tilgung bezahlt haben Wenn sie durch Arbeitslosigkeit,<br />

Krankheit oder einen Unfall finanziell in Schwierigkeiten geraten sollten und<br />

nicht durch entsprechende Versicherungen vorgesorgt haben, können sie in eine<br />

schwierige Lage kommen Die Bank kann sie sogar zwingen, ihr Haus zu verkaufen,<br />

damit der Kredit getilgt werden kann<br />

Wenn die Zwangsvollstreckung droht<br />

Hypothekendarlehen sind günstiger als andere Kredite, denn für Banken und Sparkassen<br />

ist das Risiko geringer Hypotheken gelten als werthaltige Sicherheiten Sie<br />

werden vor allem bei der Finanzierung von Bauvorhaben verwendet Je nachdem ob<br />

die Hypothek an erster oder folgender Rangstelle im Grundbuch steht, spricht man<br />

von erstrangigen oder nachrangigen Hypotheken Erstrangige Hypotheken gelten als<br />

besonders werthaltig und sicher Realkreditbanken vergeben Kredite hauptsächlich<br />

gegen erstrangige Hypotheken, wohingegen Bausparkassen zur Besicherung von<br />

Bausparkrediten auch nachrangige Hypotheken akzeptieren Nachrangig bedeutet,<br />

dass im Fall einer Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers erst alle Forderungen aus<br />

den höherrangigen Hypotheken erfüllt werden Die nachrangig besicherten Gläubiger<br />

müssen sich mit dem zufrieden geben, was übrig bleibt<br />

Kommt ein Schuldner seinen Verpflichtungen gegenüber der Bank nicht nach, kann<br />

diese die Hypothek geltend machen Hierzu muss die Fälligkeit der Forderung nach-<br />

128


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

gewiesen und bei Gericht eine Zwangsvollstreckung beantragt werden Auf die<br />

Durchsetzung einer Zwangsvollstreckung vor Gericht kann verzichtet werden, wenn<br />

sich der Grundstückseigentümer schon bei Eintragung der Hypothek der Zwangsvollstreckung<br />

unterwirft Hierbei stimmt der Grundstückseigentümer von vornherein einer<br />

Zwangsvollstreckung zu Auch diese so genannte Zwangsvollstreckungsklausel<br />

wird in das Grundbuch eingetragen Der Gläubiger (in der Regel eine Bank) ist somit<br />

schon bei Eintragung der Hypothek im Besitz eines Vollstreckungstitels<br />

Der Gläubiger kann dann über alle zum Grundstück gehörenden beweglichen Gegenstände<br />

verfügen Er kann beispielsweise Fabrikanlagen verkaufen oder die Mietzahlungen<br />

für ein Mietshaus pfänden oder das Grundstück unter Zwangsverwaltung<br />

stellen lassen Erhält der Gläubiger aus dem Erlös mehr <strong>Geld</strong> als die Forderung<br />

beträgt, steht der Mehrerlös dem Schuldner zu Aber es ist ziemlich selten, dass in<br />

einer solchen Situation etwas übrig bleibt<br />

Variable Zinsen: Vor- und Nachteile<br />

Wer die Finanzierung eines Hauses oder den Kauf einer Wohnung mit einem Hypothekendarlehen<br />

finanzieren will, hat bei der Verzinsung die Qual der Wahl Bauherren<br />

können zwischen zwei Varianten wählen: Dem variablen und dem festen Zins Bei<br />

der variablen Verzinsung wird der Zinssatz regelmäßig dem aktuellen Kapitalmarktzins<br />

angepasst, ohne dass vorhergesehen werden kann, wohin sich dieser entwickelt<br />

Bei der festen Verzinsung kann sich der Bauherr den Zinssatz auf 5 oder 10<br />

Jahre festschreiben lassen<br />

Variable Darlehen bieten einerseits die Chance, automatisch von allgemeinen Zinssenkungen<br />

zu profitieren Doch bei der umgekehrten Entwicklung, wenn die Zinsen<br />

zum Höhenflug ansetzen, sind alle persönlichen Finanzierungspläne Makulatur Vor<br />

einer solchen Zitterpartie bleiben Bankkunden, die ein Festzinsdarlehen abgeschlossen<br />

haben, verschont Der Zinssatz und die monatlichen Belastungen bleiben konstant<br />

und ändern sich während der Bindungsfrist nicht<br />

Der Nachteil: Wird das Hypothekendarlehen zu Zeiten einer Hochzinsphase abgeschlossen,<br />

können Festzinsen zum Klotz am Bein werden Der Kreditnehmer bleibt<br />

an den vereinbarten Zinssatz gekettet und muss die hohen Zinsen weiterzahlen,<br />

auch wenn diese sinken Eine Kündigung des teuren Darlehens ist nur selten möglich<br />

In den wenigen Fällen, in denen dieses der Vertrag zulässt, verlangt die Bank<br />

meist eine sehr hohe Vorfälligkeits-Entschädigung<br />

Bei der variablen Verzinsung sind Sondertilgungen oder eine vorzeitige Rückzahlung<br />

möglich Nur wer sicher ist, dass er während der Laufzeit des Darlehens mit<br />

einer größeren Summe rechnen kann, sollte sich für diese Form entscheiden Das<br />

kann zum Beispiel die Zahlung aus einer fälligen Lebensversicherung sein, oder ein<br />

größerer Betrag aus einer Erbschaft In diesem Fall ist es möglich, während der<br />

Laufzeit die Kreditsumme zu senken und damit auch die monatliche Zinsbelastung<br />

zu mildern<br />

129


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die individuelle Höhe eines Hypothekendarlehens richtet sich nach dem Wert des zu<br />

finanzierenden Grundstücks oder der Wohnung Da die Finanzierung sehr langfristig<br />

ist, wird großes Gewicht auf die Bewertung des zu beleihenden Grund und Bodens<br />

gelegt Daher muss der Antragsteller dem Kreditinstitut zur Prüfung des Objekts zunächst<br />

verschiedene Unterlagen vorlegen:<br />

� einen Katasterauszug,<br />

� einen Auszug aus dem Grundbuch,<br />

� einen Versicherungsschein,<br />

� einen Auszug aus dem Liegenschafts- und Gebäudebuch,<br />

� den aktuellen Bescheid über den Einheitswert<br />

Anhand dieser Unterlagen prüft das Kreditinstitut zunächst, ob das zu finanzierende<br />

Grundstück tatsächlich die vom Antragsteller angegebene Größe und Lage hat Außerdem<br />

wird festgestellt, ob bereits Belastungen wie beispielsweise Grundschulden,<br />

Hypotheken oder Rentenschulden auf dem Grundstück ruhen Zudem werden die<br />

Eigentumsverhältnisse überprüft<br />

Das eigentliche Problem bei dieser Finanzierung ist die Bewertung des zu finanzierenden<br />

unbebauten Grundstücks, da dieses gleichzeitig als Sicherheit für den Kredit<br />

dient Oft gibt es keinen eindeutigen Marktpreis, zum anderen haben Hypothekendarlehen<br />

Laufzeiten zwischen 10 und 30 Jahren In dieser Zeit kann sich der Wert<br />

des Grundstücks und des darauf erbauten Gebäudes stark verändern<br />

Maximale Höhe einer Hypothek<br />

Bei der Bewertung von Grundstücken gehen die Kreditinstitute nach verschiedenen<br />

Methoden vor Eine Möglichkeit ist die Bewertung nach dem Ertragswert, eine andere<br />

die Bewertung nach dem Real- oder Sachwert Oft werden beide Methoden angewandt<br />

und dann das arithmetische Mittel aus beiden Beträgen als Grundstückswert<br />

verwendet<br />

Die maximale Höhe des Hypothekendarlehens hängt dann zum einen von den bereits<br />

auf dem Grundstück liegenden Belastungen und zum anderen von der Beleihungsgrenze<br />

ab Die Beleihungsgrenze ist ein prozentualer Anteil vom Grundstückswert,<br />

bis zu dem die jeweilige Bank aufgrund ihrer internen Richtlinien höchstens einen<br />

Kredit vergeben darf Liegt die Beleihungsgrenze bei einer Bank zum Beispiel bei 60<br />

Prozent, so beträgt bei einem Grundstückswert von 500 000 Euro der Höchstbetrag<br />

eines Hypothekendarlehens 300 000 Euro Die Beleihungsgrenzen sind von Kreditinstitut<br />

zu Kreditinstitut verschieden<br />

Bei manchen Instituten liegt das Limit für ein günstiges Hypothekendarlehen bei 60<br />

Prozent, bei anderen bei 80 Prozent Diese Quote hat für die Gesamtfinanzierung<br />

eine enorme Auswirkung, denn für den Rest braucht man entweder entsprechendes<br />

Eigenkapital oder man muss das Haus mit wesentlich teureren Krediten finanzieren<br />

Um das Haus auf diese Weise zu finanzieren, muss man für die Restsumme ein<br />

130


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

weiteres Darlehen aufnehmen Dieser Kredit ist auf jeden Fall wesentlich teurer als<br />

das Hypothekendarlehen Dann nutzt auch ein extrem niedriger Zinssatz für die Hypothek<br />

nicht viel, denn die Kosten für das restliche Baugeld fressen den Vorteil bei<br />

weitem wieder auf Diese Quoten für die Beleihungsobergrenze stehen nicht automatisch<br />

fest Sie sind wie alle anderen Konditionen auch Verhandlungssache Darauf<br />

weisen Banken und Sparkassen von sich aus aber nicht hin<br />

Tipp<br />

Greifen Sie bei gleichem Zinssatz immer zu dem Angebot mit der höheren<br />

Beleihungswertgrenze Für Sie ist das risikolos, aber Sie kommen dadurch zu<br />

mehr „billigem“ <strong>Geld</strong><br />

Hypothekendarlehen werden in der Regel als Annuitätendarlehen vereinbart Das<br />

bedeutet: Bei solchen Krediten bleibt die Summe aus Zins und Tilgung während der<br />

Laufzeit immer gleich, nur die Anteile des Tilgungsbetrages und des Zinses verändern<br />

sich Mit jeder Rate wird der Zinsanteil geringer, die Tilgung des Kredits dagegen<br />

größer<br />

Wenn alles bezahlt ist: Die Hypothek löschen!<br />

Zur Löschung einer auf einem Grundstück liegenden Hypothek ist eine löschungsfähige<br />

Quittung oder eine Löschungsbewilligung notwendig Hierbei handelt es sich<br />

um ein Dokument, mit dem der Hypothekengläubiger zusichert, dass seine Forderung<br />

befriedigt wurde und er daher keine Ansprüche mehr aus der Hypothek hat<br />

Der Grundstückseigentümer kann diese Quittung oder Löschungsbewilligung dazu<br />

verwenden, um die Hypothek aus dem Grundbuch tilgen zu lassen oder aber die<br />

Hypothek an einen Dritten abzutreten Entschließt sich der Eigentümer zur Löschung<br />

der Hypothek, so muss er dafür einen Antrag beim Grundbuchamt stellen Dann wird<br />

die Grundschuld vom Grundbuchamt gelöscht<br />

Kombinationskredite: Nicht immer zu empfehlen<br />

Zur Baufinanzierung werden oft Kombinationskredite empfohlen, die mit einer Kapitallebensversicherung<br />

kombiniert sind Wird beispielsweise das Haus über eine Lebensversicherung<br />

finanziert, erfolgt in diesem Fall während der Laufzeit grundsätzlich<br />

keine Tilgung, der Kunde zahlt lediglich die Zinsen Dadurch bleiben die Schulden<br />

während der gesamten Laufzeit von 12 bis 30 Jahren gleich hoch Die monatlichen<br />

Zahlungen setzen sich aus den Beiträgen für die Kapitallebensversicherung und den<br />

Zinszahlungen für den Baukredit zusammen<br />

Bei einer solchen Kombination wird der Kredit selbst nicht über Raten getilgt, sondern<br />

erst am Ende der Laufzeit, wenn die Lebensversicherung fällig und ausbezahlt wird<br />

An Stelle der Tilgung zahlt der Kunde Versicherungsbeiträge Am Vertragsende wird<br />

der Kredit dann auf einmal zurückgezahlt Meistens sind Darlehen und Versicherung<br />

131


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

als Paket aufeinander abgestimmt, sodass der Bauherr schuldenfrei ist, aber auch<br />

keine Überschüsse aus der Lebensversicherung bekommt<br />

Die Finanzierung ist letztlich ein kombinierter Spar- und Darlehensvertrag mit eingebauter<br />

Risikolebensversicherung Die Risikoprämie ist der kleinste Teil, der Großteil<br />

der monatlichen Beiträge dient dazu, das für die Rückzahlung des Kredits erforderliche<br />

Kapital anzusparen Wie viel <strong>Geld</strong> am Ende übrig bleibt, kann bei Vertragsabschluss<br />

nicht gesagt werden Mit Sicherheit liegt die Verzinsung der Versicherungsbeiträge<br />

unter dem Darlehenszins Aus diesem Grunde ist die Kombination aus<br />

tilgungsfreiem Darlehen und Lebensversicherung nicht zu empfehlen<br />

Tipp<br />

Diese Kombination empfiehlt sich für verheiratete, allein verdienende Bauherren,<br />

die ihre Familie absichern wollen, damit diese nach dem Tode des Ernährers<br />

in einen schuldenfreien Haus wohnen kann Wer diese Konstruktion<br />

wünscht, sollte besser ein Bankdarlehen mit regelmäßiger Tilgung und einer<br />

ergänzenden Restschuldversicherung abschließen Dies gilt für den Normalfall<br />

für Familien, die ihr Haus selbst nutzen<br />

Für Kapitalanleger, die ihre Immobilien vermieten, lohnt sich allerdings die Finanzierung<br />

über die Lebensversicherung, wenn der Darlehenszinssatz nach Steuern<br />

geringer ist als die Rendite aus der abgeschlossenen Lebensversicherung Bei der<br />

Festzinshypothek bleiben die Zinsen über die gesamte Laufzeit gleich, während sie<br />

beim Tilgungsdarlehen von Jahr zu Jahr abnehmen Je höher der individuelle Steuersatz,<br />

desto attraktiver ist das tilgungsfreie Darlehen mit seinen hohen Zinsen unter<br />

Steuerspar-Gesichtspunkten, da die Schuldzinsen während der gesamten Darlehenslaufzeit<br />

steuerlich abgesetzt werden können<br />

Cap-Darlehen: Die Sache mit dem Deckel<br />

Als eine weitere Finanzierungsvariante bieten Banken und Sparkassen seit einiger<br />

Zeit so genannte Cap-Darlehen an Diese Form des variablen Darlehens kommt aus<br />

den USA Der Name „Cap“ steht für Deckel oder Mütze Das ist eine Kombination aus<br />

variablen Zinssätzen, die mit der Sicherheit festverzinslicher Darlehen gekoppelt ist<br />

Wie bei anderen variablen Darlehen passt sich auch hier der Zins der allgemeinen<br />

Entwicklung an Damit der Zinssatz aber nicht ins Unermessliche steigt, wird bei<br />

Vertragsabschluss ein Höchstsatz festgelegt Diese vereinbarte Marke darf von der<br />

Bank nicht überschritten werden Dieser Kredit kann von Kundenseite jederzeit mit<br />

einer Frist von drei Monaten vorzeitig abgelöst oder durch Sonderzahlungen reduziert<br />

werden Vom Ansatz her ist er also ein kalkulierbares Risiko<br />

Die Banken lassen sich die Zinsbremse allerdings teuer bezahlen Sie behalten bis<br />

zu fünf Prozent des Darlehenbetrages als Cap-Prämie ein Bei einem Darlehen von<br />

132


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

200 000 Euro, ist das der stolze Betrag von 10 000 Euro Die Cap-Prämie kann gesenkt<br />

werden, wenn zusätzlich eine Zinsuntergrenze vereinbart wird Fallen allerdings<br />

die allgemeinen Zinsen später einmal unter das vereinbarte Minimum, kommt<br />

der Bauherr in diesem Fall nicht in den Genuss der Zinssenkung Die Bank verlangt<br />

trotz des niedrigen Zinsniveaus den darüber liegenden Zinssatz und profitiert von<br />

dieser Entwicklung<br />

Ein Vergleich, welches Kreditinstitut das günstigste Cap-Darlehen anbietet, ist nur<br />

sehr schwer möglich Denn jede Bank oder Sparkasse legt die Zinsgrenzen und<br />

Cap-Prämien höchst unterschiedlich fest Außerdem hilft der anfängliche Effektivzins<br />

wenig, denn er nutzt nur so lange als Vergleichsmaßstab, wie sich der Nominalzins<br />

nicht ändert<br />

Tipp<br />

Diese Kombi-Kredite können für einen verheirateten, allein verdienenden Bauherren<br />

sinnvoll sein, der seine Familie absichern will Sie kann dann in einen<br />

schuldenfreien Haus wohnen, wenn der „Ernährer“ vor Tilgung des Kredits<br />

sterben sollte Wer diese Konstruktion wünscht, schließt am besten ein Bankdarlehen<br />

mit regelmäßiger Tilgung und einer ergänzenden Restschuldversicherung<br />

ab<br />

In den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts war diese Finanzierungsform ziemlich<br />

unattraktiv Ein Cap-Darlehen ist vor allem in einer Hochzinsphase interessant, wenn<br />

in absehbarer Zeit mit einem kräftigen Nachgeben der Zinsen zu rechnen ist Aber<br />

wer weiß schon, wann die Zinsen wirklich ihren Höchststand erreicht haben? Der<br />

Ausstieg aus einem Cap-Darlehen ist immer mit Verlusten verbunden Die Prämie,<br />

die der Kunde bei Vertragsabschluss für den Cap zahlt, wird nicht anteilig erstattet<br />

Immer die Kosten vergleichen - besonders beim Kredit<br />

Beim täglichen Einkauf wird von vielen Verbrauchern auf Sonderangebote geachtet<br />

Jeder weiß, Angebote vergleichen lohnt sich Zeitaufwändige Preisvergleiche zwischen<br />

Waschmitteln oder Joghurt werden gemacht, um sinnvoll zu sparen - auch<br />

wenn es nur um ein paar Cent geht Aber bei Krediten, bei denen es meist um tausendfach<br />

höhere Beträge geht, wird von vielen Schuldnern oft das erstbeste Angebot<br />

akzeptiert Vergleichen und Feilschen lohnt hier aber wie auf keinem anderen Gebiet<br />

Wer beispielsweise ein Hypothekendarlehen über 200 000 Euro zur Finanzierung<br />

eines Hauses aufnehmen will und das Bankangebot nur um 0,7 Prozentpunkte herunterhandelt,<br />

spart bei einer Laufzeit von zehn Jahren satte 14 000 Euro Da muss<br />

man schon tonnenweise billigen Joghurt kaufen, um einen ähnlich hohen Betrag zu<br />

sparen<br />

133


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Auswirkungen auf die Höhe der Gesamtbelastung haben nicht nur die Form und der<br />

Zeitpunkt der Überweisungen der Rückzahlungen an das Kreditinstitut, sondern es<br />

kommt auch auf die Art und Weise an, wie diese <strong>Geld</strong>er dort verbucht werden<br />

Einige Kreditinstitute verbuchen zurückbezahlte Raten sofort, andere lassen sich damit<br />

Zeit Das wirkt sich auf die Zinslast aus Bei vielen Banken und Sparkassen müssen<br />

die Kreditnehmer zwar laufend Tilgungszahlungen leisten; diese werden aber<br />

nicht sofort von der zu verzinsenden Schuld abgezogen Achtung: In extremen Fällen<br />

werden die Zahlungen erst am Ende des Jahres und bei der jährlichen Verrechnung<br />

berücksichtigt Der Kunde zahlt also in der Zwischenzeit Zinsen für Schulden, die er<br />

längst getilgt hat Auch hier lohnt es sich, erst zu fragen und dann zu unterschreiben<br />

Denn der scheinbar billigere Kredit kann auf diese Art teurer werden<br />

Tipp<br />

Wer einen Kredit braucht, sollte Angebote vergleichen, damit der Kauf einer<br />

Wohnung oder der Bau eines Hauses nicht zum Albtraum wird Bei der Finanzierung<br />

sollte man nicht auf einen niedrigen Nominalzins hereinfallen<br />

Beim Kostenvergleich kommt es auf die späteren tatsächlichen persönlichen<br />

Gesamtbelastungen durch einen langfristigen Kredit an Und diese gibt der<br />

Nominalzins nicht wieder Nicht einmal der aussagekräftigere Effektivzins enthält<br />

sämtliche Kosten In den vereinbarten Raten sind eventuell anfallenden<br />

Beträge für die Nichterfüllung von Vertragsbedingungen nicht berücksichtigt<br />

Dazu zählen Verzugszinsen, so genannte marktübliche Gebühren für die Kontoführung<br />

und Prämien für zusätzliche Versicherungen Deshalb gilt es, auch<br />

auf die sonstigen Konditionen zu achten und deren finanzielle Folgen vor Abschluss<br />

eines Kreditvertrages genau durchzurechnen<br />

Welche Finanzierungsform die günstigere ist, kann nur im Einzelfall entschieden<br />

werden Ein Kostenvergleich mit Hilfe des für dieses spezielle Gebiet entwickelten<br />

WISO-Computerprogramms „HausFinanz“ kann unabhängig von interessengebundenen<br />

Beratern den günstigsten Weg zeigen Das ist gerade beim Haus- oder Wohnungskauf<br />

wichtig Bei den hohen Summen, um die es dabei meist geht, können<br />

sich auch scheinbar kleine Differenzen zwischen den Konditionen der verschiedenen<br />

Kreditgeber im Laufe der Jahre zwischen zehntausend oder gar hunderttausenden<br />

von Euro bewegen - <strong>Geld</strong>, das an anderer Stelle besser verwendet werden kann<br />

134


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Schätzkosten<br />

Viele Banken stellen noch Schätzkosten in Rechnung, um die Immobilie zu<br />

bewerten Diese Bewertung ist wichtig, denn danach richtet sich die Höhe<br />

der möglichen Beleihung dieses Objekts, die Beleihungsobergrenze Das ist<br />

der Wert des Grundstücks oder des Hauses, der vom Kreditinstitut festgesetzt<br />

wird Erfahrungsgemäß liegt der weit unter dem tatsächlich bezahlten<br />

Kaufpreis Kreditinstitute setzen diesen Wert grundsätzlich immer unter dem<br />

Mindestpreis an, der am Markt erzielbar ist Außerdem ziehen sie zusätzlich<br />

noch einen Sicherheitsabschlag ab<br />

Vorsicht: Auch wer ein von der Bank zugesagtes Darlehen nicht in Anspruch nimmt<br />

und das <strong>Geld</strong> bei der Bank stehen lässt, muss Zinsen zahlen - die Bereitstellungszinsen<br />

Diese fallen in der Regel ab dem vierten Monat an, nachdem die Bank Baugeld<br />

zugesagt und zur Verfügung gestellt hat Damit für <strong>Geld</strong>, das vom Kunden nicht<br />

abgerufen wird keine zusätzlichen Kosten entstehen, zahlt es sich aus, hier zeitlich<br />

möglichst genau zu planen Wer absehen kann, dass sich beispielsweise die Bauplanung<br />

verzögert und das <strong>Geld</strong> tatsächlich erst einige Monate später gebraucht wird,<br />

sollte keine Zinsreservierung vereinbaren Denn neben den Bereitstellungszinsen<br />

nimmt die Bank für die Kalkulation des Effektivzinses in jedem Fall das Vertragsdatum<br />

als Stichtag<br />

Für alle <strong>Geld</strong>geschäfte gilt grundsätzlich: Wenn sich der Kundenberater auf Verhandlungen<br />

nicht einlässt und bei dem Gespräch keine günstigeren Konditionen<br />

einräumt und nicht nachgibt, sollte man sich unbedingt bei einer anderen Bank ein<br />

Angebot machen lassen Auf diese Weise kommt man ganz schnell zu einer Marktübersicht<br />

der Konditionen anderer Banken Danach ist man immer noch frei und kann<br />

in Ruhe entscheiden, ob man den Kredit bei der eigenen oder einer anderen Bank<br />

abschließt<br />

Falsche Bescheidenheit und lebenslange Treue zur eigenen Hausbank sind nicht<br />

angebracht Die Mitarbeiter haben ein Eigeninteresse, ihre Kunden zu halten, denn<br />

von ihrer Geschäftsleitung bekommen sie vorgeschrieben, was an den Kunden verkauft<br />

werden muss Für alle Bankprodukte, die sie zu verkaufen versuchen, gibt es<br />

ein Punktsystem, nach dem die Bankmitarbeiter bewertet werden Heute werden fast<br />

alle Vertriebsbeschäftigten im Kreditgewerbe zu einem Teil erfolgsabhängig bezahlt<br />

Aus diesem Grund sind sie zu Zugeständnissen bereit, denn wenn sie einen Kunden<br />

an die Konkurrenz verlieren, bekommen sie gar nichts<br />

135


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

<strong>Geld</strong> von Freunden und Verwandten<br />

Wer sich von Angehörigen - beispielsweise zur Finanzierung einer Immobilie<br />

- einen Privatkredit geben lässt, sollte dies mit einem schriftlichen Darlehensvertrag<br />

tun Nur so wird er vom Finanzamt anerkannt Der Vertrag muss alle<br />

Vereinbarungen beinhalten, die auch unter Fremden üblich sind Dazu zählen<br />

vor allem eine Zinsregelung und ein Tilgungsplan, die in der Praxis auch<br />

eingehalten werden müssen Bei minderjährigen Kreditnehmern ist zur Absicherung<br />

des Darlehens eine Grundschuldeintragung Pflicht Ein Kreditvertrag<br />

ist aber auch aus anderen Gründen zu empfehlen, wenn Freunde oder Verwandte<br />

<strong>Geld</strong> borgen Er sorgt für klare Verhältnisse und beugt damit späteren<br />

Streitereien über Zinsen oder Zeitpunkt der Rückzahlung vor Schon manche<br />

Freundschaft wurde zerstört, weil später die Erinnerung an die Konditionen<br />

oder ob es sich um ein Geschenk oder um ein Darlehen handelte weit auseinander<br />

gingen<br />

Disagio - das Finanzamt zahlt mit<br />

Nicht alle Darlehen werden zu 100 Prozent ausgezahlt In vielen Fällen behält die<br />

Bank einen Abschlag, das Disagio Darunter versteht man den Unterschied zwischen<br />

der vereinbarten Kreditsumme und der tatsächlich ausbezahlten Summe Der Auszahlungsverlust<br />

ist nichts anderes als eine Vorauszahlung auf die Zinsen Dadurch<br />

wird der Nominalzins gesenkt Er wird allerdings für die gesamte vereinbarte Summe<br />

berechnet und nicht nur für den tatsächlich ausgezahlten Betrag<br />

Das Disagio kann dem Finanzamt gegenüber geltend gemacht werden Für Eigentümer<br />

einer selbst genutzten Immobilie ist dies in der Regel die einzige Möglichkeit,<br />

Schuldzinsen steuerlich geltend zu machen Für den Eigenheimbesitzer zahlt sich<br />

das Disagio aber nur aus, wenn die Zinssenkung zur zusätzlichen Tilgung genutzt<br />

wird Andernfalls sitzt er am Ende der Zinsbindungsfrist auf einem zu hohen Schuldenberg<br />

Bauherren sollten sich nur so hohe Raten zumuten, wie sie auch ohne<br />

Disagio zahlen könnten<br />

Tipp<br />

Bei Darlehen ohne Zinsbindung sollte grundsätzlich kein Disagio vereinbart<br />

werden, denn der Schuldner kann nicht verhindern, dass die Bank den ursprünglich<br />

niedrigen Nominalzins unbemerkt an den höheren Satz für ein Darlehen<br />

ohne Disagio anpasst<br />

136


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Kreditnehmer sollten außerdem darauf drängen, dass das Disagio gleichmäßig verteilt<br />

wird Wenn es bei der ersten Auszahlung in voller Höhe anfällt, verteuert sich der<br />

Kredit unnötig<br />

Effektivzins – der wichtigste Vergleichsmaßstab<br />

Da es bei Krediten meist um sehr hohe Beträge geht, kann durch Preisvergleich<br />

sehr viel <strong>Geld</strong> gespart werden Das gilt für Kredite wie für jede andere Ware oder<br />

Dienstleistung Eine Hilfe beim Preisvergleich ist der Effektivzins Der Gesetzgeber<br />

hat vorgeschrieben, dass Konsumentenkredite mit einem Jahreszins ausgezeichnet<br />

werden müssen Der Effektivzins - richtiger der so genannte anfängliche effektive<br />

Jahreszins - soll dem Kreditnehmer den Vergleich unterschiedlicher Kreditangebote<br />

ermöglichen Damit ist es überhaupt nicht schwierig, die Kosten für einen Kredit zu<br />

vergleichen<br />

Der effektive Jahreszins ist die durchschnittliche prozentuale Zinsbelastung während<br />

der gesamten Laufzeit des Kredits, inklusive aller Zinsen, Gebühren und Kosten<br />

umgerechnet auf jährliche Basis Nach der Preisangabeverordnung müssen Kreditinstitute<br />

den Effektivzins nennen Der Gesetzgeber hat festgelegt dass sowohl in<br />

Kreditangeboten und -verträgen als auch in der Werbung die tatsächlichen Kosten<br />

für einen Kredit angegeben werden müssen Im Gegensatz zum Nominalzins, dem<br />

reinen Zins pro Jahr, wird beim Effektivzins auch die Kosten erhöhende Wirkung der<br />

Buchungsmethode berücksichtigt<br />

Der Effektivzins muss als Preis in Prozent angegeben werden Trotzdem sind im<br />

Effektivzins nicht alle tatsächlich zu zahlenden Kosten erfasst, die auf die Gesamtbelastung<br />

unter Umständen erheblichen Einfluss haben Im Effektivzins sind lediglich<br />

der eigentliche Zinssatz, die Bearbeitungsgebühr, Disagio oder Agio und die Vermittlungsgebühren<br />

enthalten Nicht enthalten sind die Bereitstellungszinsen, die Gebühren<br />

für Grundschuldbestellung, für Kontoführung und Bürgschaften sowie Gebühren<br />

für Notar und Grundbucheintragungen eventuelle Schätzkosten und Zuschläge für<br />

Teilauszahlungen Ebenfalls gesetzlich vorgeschrieben ist es, den Effektivzins für die<br />

Anschlussfinanzierung anzugeben - und zwar bezogen auf die Restschuld zu Beginn<br />

der neuen Zinsfestschreibung Hier werden oft Fehler gemacht, indem der ursprüngliche<br />

Kreditbetrag zugrunde gelegt wird<br />

Kreditkonditionen: Vergleichen lohnt sich immer<br />

Für Marco Hansen und seiner Freund Nico ist es selbstverständlich, dass sie bei den<br />

hohen Spritpreisen genau vergleichen, welche Tankstelle gerade am günstigsten ist<br />

Wenn es sich lohnt, machen sie auch einen Umweg, ehe sie an einer Zapfsäule halten<br />

Bei einer Kreditaufnahme lohnt sich sogar ein noch größerer Umweg Denn zwischen<br />

den Angeboten der verschiedenen Banken und Sparkassen bestehen enorme<br />

Unterschiede Die Stiftung Warentest hat festgestellt, dass es - bei Berücksichtigung<br />

aller Kostenfaktoren - Unterschiede von sieben bis acht Prozent gibt Das wirkt sich<br />

über einen Zeitraum von vielen Jahren enorm auf die tatsächlich zu leistenden Zahlungen<br />

aus<br />

137


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Auch bei kleinen Krediten die Preise vergleichen!<br />

Wie sich diese Unterschiede auf die Haushaltskasse auswirken, zeigt ein Beispiel<br />

für einen relativ kleinen Kredit von „nur“ 15 000 Euro bei 60 Monaten<br />

Laufzeit Bei einem effektiven Jahreszins von 13,4 Prozent zahlt man bei dem<br />

einen Kreditinstitut insgesamt 20 270 Euro zurück Bei einem anderen Kreditgeber,<br />

der 17 Prozent effektiven Jahreszins verlangt, summieren sich Zins<br />

und Tilgung auf 21 730 Euro Obwohl in beiden Fällen der gleiche Betrag von<br />

15 000 Euro ausgezahlt worden ist, müssen in einem Fall zusätzlich 1 460<br />

Euro mehr zurückbezahlt werden So viel mehr müssen in diesem Fall also<br />

diejenigen bezahlen, denen es zu mühsam war, die Preise der verschiedenen<br />

Kreditinstitute zu vergleichen<br />

In manchen Kreditangeboten wird oft nur den Monatszins angegeben, damit die Finanzierung<br />

besonders günstig aussieht Dieser Zinssatz ist als Vergleichsgröße aber<br />

völlig ungeeignet, denn in den Monatszinssatz werden außer den Zinskosten keine<br />

anderen anfallenden Gebühren oder Provisionen eingerechnet Dies ist nur für den<br />

effektiven Jahreszins gesetzlich vorgeschrieben Die monatlichen Tilgungen werden<br />

beim Monatszins ebenfalls nicht berücksichtigt Derartige Zinsrechnungen dienen oft<br />

nur dazu, den Kunden über die wahren Kosten einer Kreditaufnahme zu täuschen<br />

Nicht von niedrigen Monatsraten blenden lassen<br />

Die Kosten eines Kredits nehmen entsprechend der Laufzeit zu Das wird von vielen<br />

Verbrauchern übersehen Deshalb sollten Sie sich auf keinen Fall durch niedrige<br />

monatliche Rückzahlungsraten blenden lassen Niedrige monatliche Rückzahlungsraten<br />

sind überhaupt keine Gewähr dafür, dass der Kredit günstig eingekauft wurde<br />

Wenn Sie merken, dass Sie einen teuren Fehler gemacht haben, ist es oft noch<br />

nicht zu spät, ihn zu korrigieren Denn wie jeder Vertrag kann auch ein Kreditvertrag<br />

gekündigt werden<br />

Kündigen ist sinnvoll, wenn man zum Beispiel einen „teuren“ Kredit, der in einer<br />

Hochzinsphase abgeschlossen wurde, durch einen billigeren abzulösen versucht,<br />

wenn die Zinsen niedrig stehen Dies ist bei Verbraucherkrediten frühestens sechs<br />

Monate nach der Auszahlung möglich Beachtet werden muss dabei allerdings eine<br />

Kündigungsfrist von drei Monaten Dieser Schritt sollte sorgfältig überlegt werden,<br />

denn bei einem neuen Kreditvertrag fallen alle Gebühren erneut an Wenn eine andere<br />

Bank mit günstigeren Zinsen lockt, sollte man bedenken, dass bei der Ablösung<br />

des alten Kreditvertrags die damals bezahlten Bearbeitungsgebühren überhaupt<br />

nicht zurückerstattet werden Die Kreditgebühren werden auch dann nur anteilig angerechnet,<br />

wenn man beim gleichen Kreditinstitut bleibt<br />

138


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp<br />

Die Ablösung eines alten Kredits ist nur dann zu empfehlen, wenn der effektive<br />

Jahreszins des neuen Kredits wirklich erheblich unter dem des alten liegt Sie<br />

müssen dabei auch an die Kosten denken, die eine Kündigung des bisherigen<br />

Kreditvertrages mit sich bringen kann Dazu gehört vor allem die Vorfälligkeitsentschädigung,<br />

die der Kreditgeber dann in vielen Fällen fordern kann<br />

Am besten sind Sie dran, wenn der alte Vertrag abläuft und Sie zu niedrigeren<br />

Zinsen einen neuen Kredit aufnehmen können Deshalb ist es meist sinnvoll in<br />

Hochzinszeiten keine langen Vertragslaufzeiten zu vereinbaren<br />

Hilft eine Restschuldversicherung?<br />

Manche Kreditinstitute wollen sich zusätzlich absichern und bestehen auf dem Abschluss<br />

einer Restschuldversicherung Dann sind beide Verträge miteinander verbunden<br />

Die Laufzeit muss mindestens ein Jahr betragen Bei dieser Kreditart werden<br />

nur die Zinsen an die Bank oder an die Sparkasse bezahlt, die monatlichen<br />

Tilgungsraten an das Versicherungsunternehmen Der Kunde tritt sämtliche Ansprüche<br />

aus der Versicherung an das Kreditinstitut ab, denn am Ende der Laufzeit wird<br />

der Kredit durch das Fälligwerden der Versicherungssumme getilgt<br />

Bei dieser gemischten Kreditform ist die Restschuldversicherung nichts anderes als<br />

eine Risikolebensversicherung Abgezahlt werden muss der gesamte Kredit auch in<br />

diesem Fall in voller Höhe Nur beim Tod des Versicherungsnehmers übernimmt die<br />

Versicherung die dann noch offenen Raten<br />

Wer damit rechnen muss, in absehbarer Zeit seinen Arbeitsplatz zu verlieren oder<br />

wer befürchtet, dass Lohn oder Gehalt gekürzt oder sich auf andere Weise vermindert,<br />

kann in diesem Fall nicht auf die Hilfe durch eine Restschuldversicherung hoffen<br />

Bei Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit zahlt die Restschuldversicherung nicht, denn<br />

der Verlust des Arbeitsplatzes ist nicht zu versichern Für diesen Fall muss in anderer<br />

Form vorgesorgt werden, damit bei Verlust des Arbeitsplatzes keine dann nicht mehr<br />

tragbare finanzielle Last entsteht und die monatlichen Tilgungsraten nicht mehr bezahlt<br />

werden können<br />

139


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp<br />

Denken Sie immer daran, dass viele Kredite und insbesondere ein Hypothekenkredit<br />

über viele Jahre laufen Die daraus resultierende Belastung ist kaum<br />

zu verändern Was sich aber unter Umständen schnell verändern kann, ist<br />

ihre persönliche Lebenssituation Wenn Arbeitslosigkeit oder andere berufliche<br />

Risiken drohen, sollte die Finanzierung eines Autos oder der Haus- und<br />

Wohnungskauf so kalkuliert werden, dass Zinsen und Tilgung auch bei einem<br />

deutlich geringeren Einkommen noch getragen werden können<br />

Wer in einer Branche beschäftigt ist, in der mit einer Gefährdung des Arbeitsplatzes<br />

zu rechnen ist, oder wer bei einem Unternehmen tätig ist, das in wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten steckt und wo über Lohnkürzungen diskutiert wird oder auch nur<br />

Überstunden abgebaut werden, sollte bei allen Kreditaufnahmen besonders vorsichtig<br />

sein Dann ist dringend zu empfehlen, frühzeitig einen Beratungstermin mit dem<br />

zuständigen Kreditsachbearbeiter zu vereinbaren, um für den Fall des Falles eine<br />

Strategie zu entwickeln Das gilt erst recht für diejenigen, die bereits in eine solche<br />

Situation geraten sind<br />

Unbedingt regelmäßig und pünktlich zahlen<br />

Vorsicht: Wer finanziell in der Klemme steckt, seine Raten nicht mehr zahlen kann<br />

und in diese Situation die fälligen Beiträge nicht mehr überweist, bringt sich um jedes<br />

Recht Es ist keine Lösung, nicht zu reagieren, den Kopf in den Sand zu stecken und<br />

abzuwarten was passiert Denn damit wird eindeutig gegen die Vertragsbedingungen<br />

verstoßen Die Gesetzeslage ist unmissverständlich: wer Kreditverträge und Fristen<br />

nicht penibel genau einhält, zieht unweigerlich den Kürzeren und verliert alle Schutzrechte<br />

Wenn ein Kreditnehmer mit zwei Raten in Rückstand gerät, ist das Kreditinstitut<br />

berechtigt, den gesamten Kredit sofort zu kündigen Die Bank oder jeder andere<br />

Kreditgeber kann dann die sofortige Rückzahlung des gesamten Darlehensbetrags<br />

in einer Summe verlangen<br />

Wer so gegen die Vertragsbedingungen verstoßen und die Fristen nicht eingehalten<br />

hat, befindet sich anschließend in den Händen der Bank oder Sparkasse Ihm werden<br />

jetzt die Bedingungen diktiert, er hat keine Chance mehr in Verhandlungen eine<br />

andere für ihn erträgliche Lösung durchzusetzen In dieser Situation gibt es keinen<br />

Rechtsanspruch auf Stundung oder Ratenreduzierung Das gilt auch für Schicksalsschläge<br />

wie den Tod des Familienoberhauptes oder des Haupternährers, obwohl in<br />

solchen Situationen die Familie unverschuldet zahlungsunfähig wird<br />

Es gibt auch keine Ausnahmen, wenn der Alleinverdiener wegen Arbeitslosigkeit, Berufsunfähigkeit<br />

oder schwerer Krankheit ausfällt Es kommt aber noch schlimmer: In<br />

diesem Fall bleibt es nicht nur bei der Forderung auf sofortige Rückzahlung des gesamten<br />

Kredits Von diesem Zeitpunkt an erhöhen sich zusätzlich die bisherigen Kos-<br />

140


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

ten In den Vertragsbedingungen steht, dass zusätzlich Zinsen für den ausstehenden<br />

Betrag bezahlt werden müssen, wenn der Kreditnehmer mit seinen Zahlungen in<br />

Verzug kommt Diese Zinsen liegen fünf Prozent über dem jeweiligen Diskontsatz<br />

der Bundesbank<br />

Achtung: Diese unangenehmen Folgen können nur dann vermieden werden, wenn<br />

man rechtzeitig mit dem Kreditinstitut spricht<br />

Lohnabtretung – wollen Sie das wirklich<br />

unterschreiben?<br />

Viele Kreditinstitute verlangen als zusätzliche Sicherheit den pfändbaren Teil des<br />

Lohnes als Abtretung Wer diese Klausel, die im Kleingedruckten der meisten Kreditverträge<br />

steht, unterschreibt, muss wissen, dass dies einschneidende Konsequenzen<br />

haben kann Das Kreditinstitut kann bei einer Kreditkündigung - ob berechtigt<br />

oder nicht - sofort und ohne Gerichtsverfahren vom Arbeitgeber des Kunden den<br />

Kredit vom pfändbaren Teil des Lohnes verlangen Zur Lohnpfändung reicht ein einfacher<br />

Brief an den Arbeitgeber und eine Kopie des Kreditvertrages Der Arbeitgeber<br />

darf dann seinem Mitarbeiter nur noch das Existenzminimum auszahlen, den Rest<br />

muss er an den Kreditgeber weiterleiten Sonst macht er sich selber strafbar Die<br />

möglichen Folgen können gravierend sein Als erstes fehlt von einem Augenblick<br />

zum anderen der überwiegende Teil des bisherigen monatlichen Einkommens Das<br />

löst in einer Kettenreaktion meist weitere unangenehme Folgen aus: Regelmäßige<br />

Verpflichtungen, wie Miete, Versicherungsbeiträge und andere Daueraufträge werden<br />

nicht mehr ausgeführt Das kann beispielsweise zur Kündigung der Wohnung<br />

und auch dazu führen, dass der Versicherungsschutz erlischt, weil die Prämien nicht<br />

mehr bezahlt werden können<br />

Neben den finanziellen und materiellen Auswirkungen für den Schuldner entsteht vor<br />

allem auch ein persönlicher Ansehensverlust in der Firma Erfahrungsgemäß bleibt<br />

es in einem Unternehmen nicht verborgen, bei wem der Lohn gepfändet wird In bestimmten<br />

Positionen kann dies in letzter Konsequenz zum Verlust des Arbeitsplatzes<br />

führen<br />

Tipp<br />

Wer eine Lohnabtretung unterschreiben muss, sollte darauf achten, dass der<br />

Betrag nur so hoch ist wie der aufgenommene Kredit Das Gleiche gilt für die<br />

Laufzeit der Lohnabtretung Sie darf die Laufzeit des Kredits nicht überschreiten<br />

Wenn das Kreditinstitut auf der Klausel besteht und Sie keine andere<br />

Möglichkeit haben, um an einen dringend benötigten Kredit zu kommen, sollten<br />

Sie unbedingt darauf achten, dass Zinsen und Tilgung für den Kredit auch<br />

wirklich dauerhaft bezahlt werden können Denn wer hier in Verzug kommt,<br />

löst die Lohnpfändung aus – mit allen ihren unangenehmen Konsequenzen<br />

141


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Selbstauskunft – auch im eigenen Interesse sinnvoll<br />

Wer einen Kredit aufnimmt, muss vorher prüfen, ob er mit seinem regelmäßigen Einkommen<br />

auch die monatlichen Belastungen für die Rückzahlung des Kredits tragen<br />

kann Viele rechnen nur mit den effektiven Kosten, dem Kaufpreis für den Kredit und<br />

berücksichtigen nicht, dass neben den Zinsen auch der Kredit selbst wieder zurückgezahlt<br />

werden muss<br />

Deshalb prüft jede Sparkasse oder Bank bevor sie einen Kredit vergibt, ob der Kunde<br />

kreditwürdig ist und die daraus resultierenden Lasten tatsächlich tragen kann<br />

Dazu verlangt sie vom Kreditnehmer eine Selbstauskunft Bei kleinen Kreditsummen<br />

passiert dies in einem standardisierten Verfahren Die Bank beurteilt dabei auch<br />

menschliche Eigenschaften, das Ansehen und die persönlichen wirtschaftlichen und<br />

finanziellen Verhältnisse Zu letzteren zählen insbesondere das vorhandene Vermögen<br />

und andere bereits bestehende Schulden, das regelmäßige Einkommen und<br />

bereits bestehende Kredite, die weiter getilgt werden müssen Das Kreditinstitut versucht,<br />

durch diese Kreditprüfung herauszufinden, ob der Kreditnehmer die Schuldentilgung<br />

bis zum Ende durchhalten kann<br />

Tipp<br />

Eine Selbstauskunft sollte besonders sorgfältig und unbedingt wahrheitsgemäß<br />

ausgefüllt werden Wenn es später zu Problemen und rechtlichen Auseinandersetzung<br />

kommen sollte, kann die Selbstauskunft später bei einer eventuellen<br />

Haftung der Bank eine wichtige Rolle spielen Außerdem ist es in Ihrem<br />

eigenen Interesse, sich nicht zu „übernehmen “<br />

In Deutschland steigt in den letzen Jahren die Zahl der ver- und überschuldeten<br />

Haushalte Wenn man feststellt, dass man nicht nur ver- sondern überschuldet ist,<br />

ist das Endstadium einer unheilvollen Entwicklung bereits erreicht Deshalb sollte<br />

man alles unternehmen, damit es erst gar nicht so weit kommt Überschuldung lässt<br />

sich verhindern, wenn Sie Ihr Leben so planen und organisieren, dass die laufenden<br />

Ausgaben und die „besonderen Anschaffungen“ nicht ständig höher sind, als die Einnahmen,<br />

über die Sie regelmäßig verfügen können<br />

Mancher, der das liest, wird jetzt einwenden: Was soll diese banale Aussage? Das<br />

weiß doch jedes Kind! Aber was vielen als selbstverständlich erscheint, ist für Millionen<br />

von Menschen in Deutschland längst nicht Normalität Eine wachsende Zahl<br />

von Singles oder Familien – auf Neudeutsch auch Bedarfsgemeinschaften genannt<br />

- hat Probleme, die ihre persönliche „Buchhaltung“ in den Griff zu bekommen und<br />

eine ausgeglichene Gewinn- und Verlustrechnung für das eigene Budget aufzustellen<br />

Und diese Schwierigkeiten sind beileibe nicht nur auf die so genannten „sozial<br />

Schwachen“ oder weniger Gebildeten begrenzt Die Probleme treten in allen Schichten<br />

auf<br />

142


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Auskommen mit dem Einkommen – auch<br />

das will gelernt sein<br />

Eine der Ursachen für die wachsende Verschuldung ist, dass viele Konsumenten<br />

nicht schon von den Eltern gelernt haben, ihre Wünsche zu kontrollieren<br />

und mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten in Einklang zu bringen Dass so<br />

viele den Überblick verlieren, hängt auch damit zusammen, dass viele ihren<br />

monatlichen Einnahmen - Gehalts- oder Rentenzahlungen - nicht zeitgleich<br />

die Ausgaben gegenüber stellen, die ebenso regelmäßig anfallen Wäre das<br />

der Fall, könnten sie sofort erkennen, wie viel <strong>Geld</strong> höchstens ausgegeben<br />

werden darf, damit man nicht am Ende des Monats in die Miesen rutscht Neben<br />

monatlich anfallende Ausgaben wie Miete oder Ausgaben für Lebensmittel<br />

gibt es auch immer außerordentliche Zahlungen, die oft nicht vorhersehbar<br />

sind Andere dagegen lassen sich planen Das Bereits gilt z B für den Kauf<br />

von Elektrogroßgeräten, Kleidung oder Möbeln Solche Anschaffungen sollten<br />

nicht spontan vorgenommen sondern vorausgeplant werden Denn sie übersteigen<br />

meist den Betrag, der in einem Arbeitnehmerhaushalt normalerweise<br />

am Monatsende noch übrig ist Das gilt erst recht für Autos, Wohneigentum<br />

oder die Finanzierung einer größeren Urlaubsreise mit der ganzen Familie<br />

Wie man seine persönliche Haushaltsplanung in den Griff bekommen kann<br />

statt in die Überschuldung zu stolpern, wird im folgenden Kapitel gezeigt<br />

Einer der Auswege, die oft gewählt werden, wenn man mehr <strong>Geld</strong> braucht, als zur<br />

Verfügung steht, und keine sonstigen „Sicherheiten“ vorhanden sind, ist die Bürgschaft<br />

Denn mit Hilfe von Bürgen lässt sich oft auch dann noch ein Kredit bekommen,<br />

wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind Bürgschaften werden aber<br />

auch von Hausbesitzern bei der Vermietung einer Wohnung verlangt Auch wenn<br />

jemand sich selbstständig machen oder ein Geschäft abschließen will, von dem er<br />

sich einen großen Profit verspricht, verlangen die Vertragspartner oft einen Bürgen<br />

Das können Freunde und Bekannte sein, sind oft aber auch die Eltern oder der eigene<br />

Partner<br />

Bürgschaft: eine „Gefälligkeit“ mit hohem Risiko<br />

Im Geschäftsleben werden oft Bürgschaften übernommen, ohne dass sich die Unterzeichner<br />

darüber im Klaren sind, welche rechtliche Bedeutung das hat Eine Bürgschaft<br />

bedeutet Sicherheit für den Gläubiger, für den Bürgen dagegen kann sie oft<br />

unkalkulierbare finanzielle Risiken mit sich bringen: Kann der Schuldner nicht zahlen,<br />

muss der Bürge für dessen Verpflichtungen aufkommen Deshalb sollten sich private<br />

Bürgen es drei Mal überlegen, ehe sie sich auf so einen Vertrag einlassen<br />

Bürgschaften werden meist abgeschlossen, um den Gläubiger – im Fall einer Kreditaufnahme<br />

meist eine Bank - bei Zahlungsunfähigkeit des Schuldners zu schützen<br />

143


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die häufigste Form mit der Banken und Sparkassen bei Krediten eine Bürgschaft verlangen,<br />

ist die der Unterschrift des Ehegatten, bei nicht verheirateten Paaren oft auch<br />

die des Partners Doch in den Bürgschaftsformularen der Kreditinstitute stecken oft<br />

Tücken Hier sollten sich die Schuldner vorsehen<br />

Die meisten Bürgen wissen überhaupt nicht, dass sie eine Bürgschaft übernommen<br />

haben und welches Risiko sie mit ihrer Unterschrift eingegangen sind Bei der<br />

Bürgschaft besteht ein Drei-Personen-Verhältnis: Der Bürge verpflichtet sich gegenüber<br />

dem Gläubiger, für die Verbindlichkeiten des Schuldners einzustehen Für das<br />

wirksame Zustandekommen einer Bürgschaft ist stets die Schriftform erforderlich<br />

Bürgschaften zählen neben Grundschulden, Verpfändungen und Abtretungen zu den<br />

Sicherheiten, die ein Gläubiger zur Absicherung eines Darlehens von dem Gläubiger<br />

verlangen kann<br />

1 Die selbstschuldnerische Bürgschaft<br />

Wenn ein oder mehrere Bürgen eine „selbstschuldnerische Bürgschaft“ unterschrieben<br />

haben, haften sie gegenüber dem Kreditinstitut oder gegenüber dem Gläubiger<br />

für die Erfüllung der Verbindlichkeit des Dritten mit ihrem gesamten Vermögen Bei<br />

einer selbstschuldnerischen Bürgschaft kann von dem oder den Bürgen die Zahlung<br />

verlangen werden, sobald der Schuldner seinen Verpflichtungen nicht ordnungsgemäß<br />

nachkommt Ob der andere nicht mehr zahlen kann oder nicht mehr zahlen will,<br />

spielt dabei keine Rolle Der Bürge ist dann dran: Die selbstschuldnerische Bürgschaft<br />

gibt dem Schuldner das Recht, den Bürgen direkt zur Kasse zu bitten – ohne<br />

Prüfung, ob beim eigentlichen Schuldner noch etwas zu holen ist oder nicht<br />

Die Bürgen müssen in jedem Fall für die volle Rückzahlung einstehen Warum der<br />

Schuldner die Zahlung eingestellt hat spielt keine Rolle Wenn einer der Bürgen ohne<br />

Vermögen ist, kann sich die Bank an jedem anderen der Bürgen schadlos halten, der<br />

etwas besitzt<br />

Banken und Sparkassen sind nicht verpflichtet, vorher andere Sicherheiten des<br />

Schuldners, wie beispielsweise Hypotheken zu verwerten Es ist auch nicht erforderlich,<br />

dass der Gläubiger vorher eine Zwangsvollstreckung einleitet Das ist auch der<br />

Grund, warum Kreditinstitute eine selbstschuldnerische Bürgschaft zur Absicherung<br />

von Krediten verlangen, weil sie auf diese Art am leichtesten ihre Forderung eintreiben<br />

können Deshalb sollte auf gar keinen Fall eine Bürgschaft „selbstschuldnerisch“<br />

übernommen werden Der Bürge kann zwar vom Gläubiger die Zwangsvollstreckung<br />

verlangen, muss dann aber auch noch die Kosten tragen, wenn die Zwangsvollstreckung<br />

erfolglos verlaufen sollte Der Bürge sollte also nur dann von diesem Recht<br />

Gebrauch machen, wenn er sich absolut sicher ist, dass eine Zwangsvollstreckung<br />

sinnvoll ist, da etwas zu holen ist, und dazu führt, dass zumindest ein Teil der Schuld<br />

getilgt werden kann<br />

144


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp<br />

Bürgschaften sind keine kleinen „Freundschaftsdienste“, sondern können sehr<br />

böse Folgen haben Auch schriftlich getroffene Vereinbarungen oder andere<br />

Abmachungen zwischen dem Kreditnehmer und seinen Bürgen, die dieses<br />

Risiko einschränken sollen, nützen nichts Auch dann nicht, wenn dies ausdrücklich<br />

in einem schriftlichen Vertrag vereinbart wurde Der Kreditgeber hat<br />

das Recht, sich in vollem Umfang beim Bürgen schadlos zu halten<br />

2 Globalbürgschaft: Risiko hoch drei<br />

Noch viel gefährlicher sind Bürgschaften für künftige Verbindlichkeiten Das Bestehen<br />

einer Bürgschaft setzt normalerweise das Vorhandensein einer konkreten Schuldsumme<br />

voraus Es gibt aber auch Fälle, in denen zum Zeitpunkt der Bürgschaftserklärung<br />

die Höhe der Schuld noch überhaupt nicht bekannt ist Dies passiert häufig,<br />

wenn beispielsweise Eltern für ihre Kinder als Bürge eine Bürgschaft für mögliche<br />

künftige Verbindlichkeiten übernehmen So kann ein Bürge beispielsweise auch für<br />

alle künftig entstehenden Verpflichtungen und Ansprüche einer Bank gegenüber einem<br />

bestimmten Kunden haften<br />

Klauseln, die die Haftung des Bürgen auf alle bestehenden Ansprüche des Gläubigers<br />

gegen den Hauptschuldner ausdehnen, ohne die verbürgten Forderungen<br />

näher zu bezeichnen, widersprechen dem Gebot von Treu und Glauben Als unangemessene<br />

Benachteiligung des Bürgen ist dies unwirksam Der Bürge ist hier nicht<br />

hinreichend vor der Gefahr geschützt, wegen einer Schuld in Anspruch genommen<br />

zu werden, die er nicht kennt<br />

Ebenso unwirksam ist die formularmäßige Vereinbarung einer Globalbürgschaft, bei<br />

der die Bürgschaft nicht auf eine feste Summe begrenzt ist, sondern der Bürge auch<br />

für Verbindlichkeiten des Schuldners einzustehen hat, die in Zukunft entstehen Auch<br />

eine derartige Bürgschaft geht über das gegenwärtige Sicherungsbedürfnis des<br />

Gläubigers hinaus Sie ist unwirksam, weil der Bürge sein Risiko nicht abschätzen<br />

kann, und auf Seiten des Gläubigers kein anerkennenswertes Interesse vorliegt<br />

Vorsicht: Die Unwirksamkeit besteht aber nur bei formularmäßiger Vereinbarung<br />

Bei Individualabreden sind solche Vereinbarungen im Rahmen der Privatautonomie<br />

zulässig! Wer einen individuell formulierten Vertrag dieser Art unterschreibt geht ein<br />

unkalkulierbares Risiko ein – auch dann wenn derjenige, der um die Bürgschaft bittet,<br />

hoch und heilig verspricht, dass er keine Dummheiten machen wird<br />

3 Die Ausfallbürgschaft<br />

Die Ausfallbürgschaft ist die bürgenfreundlichste Form der Bürgschaft Denn der Bürge<br />

hat hier nur dann für die Schuld des Dritten einzustehen, wenn trotz Ausschöpfung<br />

aller Möglichkeiten ein Betrag offen bleibt Der Bürge verpflichtet sich in diesem Fall<br />

also nur, dem Gläubiger für den endgültigen Ausfall der Hauptforderung einzustehen<br />

145


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

– also für das, was der Gläubiger auch durch Zwangsvollstreckung und Verwertung<br />

anderer Sicherheiten vom Hauptschuldner nicht erlangen kann Der Gläubiger muss<br />

beweisen, dass er diese Maßnahmen sorgfältig und erfolglos durchgeführt hat<br />

Wenn nicht nur eine, sondern mehrere Personen oder Personengruppen für einen<br />

Schuldner oder eine Schuldnergruppe bürgen, spricht man von Mitbürgschaft, Teilbürgschaft,<br />

Nachbürgschaft und Rückbürgschaft<br />

Bei einer Ausfallbürgschaft ist der Bürge verpflichtet, für die Forderung des Gläubigers<br />

gegenüber dem Schuldner einzustehen, wenn dem Kreditgeber aus der Forderung<br />

ein Verlust entsteht Der Gläubiger muss dies nachweisen Dafür muss der<br />

Kreditgeber aber zunächst alle anderen ihm zur Verfügung stehenden Sicherheiten<br />

verwerten und die Zwangsvollstreckung in das Vermögen des Schuldners betrieben<br />

haben Erst wenn dies geschehen ist und der Gläubiger immer noch einen Verlust<br />

nachweisen kann, muss der Bürge dafür aufkommen Der Gläubiger hat bei dieser<br />

Variante eine relativ ungünstige Rechtsstellung<br />

4 Die Höchstbetragsbürgschaft<br />

Wenn eine Höchstgrenze festgelegt worden ist, bis zu der ein Bürge zur Zahlung<br />

verpflichtet ist, spricht man von einer Höchstbetragsbürgschaft Es empfiehlt sich<br />

sehr, nur eine solche Bürgschaft zu geben, wenn man schon glaubt, einem Partner,<br />

Freund, Kollegen oder Verwandten auf diese Art helfen zu müssen<br />

Partner, Ehegatte und Angehörige als Bürgen<br />

Häufig verlangen Banken, dass sich für den Kredit des einen Ehegatten der<br />

andere verbürgt So wollen sie Vermögensverschiebungen zwischen den Ehegatten<br />

verhindern Dieser berechtigte Haftungszweck wird von der Rechtsprechung<br />

auch gebilligt, muss aber explizit im Kredit- oder Bürgschaftsvertrag<br />

vereinbart werden Wer für seinen Ehegatten bürgt, sollte daran denken, dass<br />

Bürgschaften auch über eine Scheidung hinaus gelten Zahlen muss auch ein<br />

geschiedener Ehepartner, der überhaupt kein <strong>Geld</strong> aufgenommen hatte Das<br />

gilt sogar dann, wenn beide vorher untereinander schriftlich vereinbart hatten,<br />

dass bei einer Trennung derjenige Partner, der den Kredit aufgenommen hat,<br />

alle Schulden übernimmt<br />

Ein Vertrag zwischen Ehepartnern, der sie gegenseitig verpflichtet, nach einer Scheidung<br />

für die eigenen Schulden allein aufzukommen, bindet den Kreditgeber nicht<br />

Denn das würde ja auch dem Sinn der Bürgschaft völlig zuwider laufen und sie wertlos<br />

machen Die Bürgschaft wird gegenüber dem Kreditinstitut abgegeben und bleibt<br />

auch nach der Scheidung wirksam Das Kreditinstitut kann sich sein <strong>Geld</strong> von dem<br />

Partner zurückholt, der sich als Bürge zur Rückzahlung mit verpflichtet hat, auch<br />

wenn dies durch den internen Vertrag zwischen den früheren Ehepartnern hätte<br />

verhindert werden sollen Wird ein Schuldner zahlungsunfähig, muss der Bürge für<br />

146


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

dessen Schuld aufkommen Nach der Zahlung der Schuld an den Gläubiger geht die<br />

Forderung von diesem auf den Bürgen über Der kann zwar versuchen, sich das <strong>Geld</strong><br />

wieder von dem zu holen, für den er gebürgt hat Aber in den meisten Fällen ist das<br />

Ergebnis das Gleiche, wie wenn man versucht einem nackten Mann in die Tasche zu<br />

greifen<br />

Tipp<br />

Wenn Sie eine Bürgschaft unterschrieben haben, weil Sie überzeugt waren<br />

„es wird schon nichts passieren“ und dann doch zur Kasse gebeten werden,<br />

ist vielleicht noch nicht jede Hoffnung verloren:<br />

• Erkundigen Sie sich bei einem Anwalt, ob eine Bürgschaft überhaupt<br />

wirksam ist Vielleicht gibt es Gründe für eine Unwirksamkeit wie<br />

Sittenwidrigkeit, grobe Verharmlosung des Bürgschaftsrisikos oder<br />

unwirksame Klauseln im Bürgschaftsformular<br />

• Unter bestimmten Umständen kann die Bürgschaft kündbar sein oder<br />

es kann ein Wegfall der Geschäftsgrundlage geltend gemacht werden<br />

• Suchen Sie das Gespräch mit dem Gläubiger Suchen Sie gemeinsam<br />

nach Lösungsmöglichkeiten und klären Sie notfalls Ratenzahlungen<br />

• Prüfen Sie, ob dem Hauptschuldner Einreden zustehen –<br />

möglicherweise ist die Forderung verjährt Diese Einrede kann<br />

der Bürge für den Schuldner geltend machen, wenn keine<br />

selbstschuldnerische Haftung vereinbart ist<br />

Wann endet eine Bürgschaft?<br />

Die Bürgschaft steht und fällt mit der Hauptforderung Sie erlischt, wenn die Hauptschuld<br />

erlischt Ist die Hauptschuld nicht wirksam entstanden, gilt auch die Bürgschaft<br />

nicht Wird die Verbindlichkeit durch den Schuldner teilweise getilgt, dann verringert<br />

sich auch der Betrag, für den der Bürge noch haftet<br />

Wer eine Bürgschaft unterschreibt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er jederzeit<br />

mit seinem vollen Vermögen haftet und in Anspruch genommen werden kann,<br />

wenn der Schuldner - aus welchem Grund auch immer - seinen Verpflichtungen nicht<br />

nachkommt Diese volle Haftung gilt zeitlich unbefristet Dabei spielt es auch keine<br />

Rolle, ob der Mitunterzeichner bei Vertragsabschluss ohne Einkommen ist oder war<br />

Sobald er später irgendwann einmal über ein eigenes Einkommen verfügt oder beispielsweise<br />

durch eine Erbschaft zu Vermögen kommt, wird er gnadenlos zur Kasse<br />

gebeten<br />

Bei einem längeren Tilgungszeitraum ist es deshalb empfehlenswert, einen Stichtag<br />

zu vereinbaren, bis zu dem die Bürgschaft gelten soll Ansonsten läuft man schnell<br />

147


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Gefahr, dass eine Bürgschaft für einen Kredit mit langer Laufzeit völlig in Vergessenheit<br />

gerät und irgendwann ein böses Erwachen folgt<br />

Tipp<br />

Allergrößte Vorsicht und Zurückhaltung bei Bürgschaften! Einmal eingegangen<br />

können sie nicht mehr rückgängig gemacht werden Wer trotzdem bereit<br />

ist, für andere zu bürgen, wie es beispielsweise Eltern oft für ihre Kinder tun,<br />

sollte sich nur auf einen Höchstbetrag einlassen und die Bürgschaft zeitlich<br />

befristen Damit ist die Gefahr etwas eingegrenzt und man muss nicht für alle<br />

Verbindlichkeiten des Gläubigers haften Aber das Risiko bleibt trotzdem groß<br />

Die Summe der Bürgschaft sollte niemals höher sein als das Vermögen, das in diesem<br />

überschaubaren Zeitraum auch tatsächlich zur freien Verfügung steht In jedem<br />

Fall bedeutet eine Bürgschaft die Übernahme einer schwer wiegenden Verpflichtung<br />

durch den Bürgen Das Risiko, das mit einer Bürgschaftsverpflichtung eingegangen<br />

wird, sollte vorher immer genau betrachtet werden Bürgschaften sind keine kleinen<br />

Gefälligkeiten, sondern können den Bürgen unter Umständen selbst in eine finanziell<br />

sehr schwierige Lage bringen<br />

Frauen sollten mit Bürgschaften für einen Partner besonders vorsichtig sein Die Zahl<br />

der Frauen, die sich von ihren Männern dazu überreden ließen, für sie zu bürgen und<br />

die nach einer Scheidung nicht nur ohne Unterhalt da sitzen, weil der ehemals Geliebte<br />

pleite ist, sondern auch noch die Schulden des ehemaligen Partners abzahlen<br />

müssen, ist groß<br />

Wann ist eine Bürgschaft sittenwidrig?<br />

Will ein Schuldner mit dem Kredit ein Vorhaben realisieren, das auch dem Bürgen<br />

dient, ist dem Bürgen nach der Rechtsprechung ein größeres Risiko zumutbar, als<br />

wenn er die Bürgschaft ausschließlich im Interesse des Schuldners übernimmt Erlangt<br />

der Bürge aus dem Kredit unmittelbare Vorteile, besteht zwischen dem Bürgen<br />

und dem Hauptschuldner ein angemessener Interessenausgleich Dieser rechtfertigt<br />

es nach Ansicht der Rechtsprechung, selbst bei krasser finanzieller Überforderung<br />

keine Sittenwidrigkeit anzunehmen<br />

Sittenwidrig ist eine Bürgschaft dann, wenn sie die Leistungsfähigkeit des Bürgen<br />

erheblich übersteigt und bei Übernahme der Bürgschaft die Entscheidungsfreiheit<br />

des Bürgen durch den Schuldner in unzulässiger Weise beeinflusst war Das kann<br />

beispielsweise dann der Fall sein, wenn psychischer Druck auf den Bürgen ausgeübt<br />

wurde Sittenwidrig kann eine Bürgschaft auch dann sein, wenn die Bank gegenüber<br />

dem Bürgen die Risiken der Bürgschaft verharmlost, indem sie dem Bürgen<br />

beispielsweise erklärt, die Bürgschaft sei nur für die Akten Gleiches gilt, wenn die<br />

Bürgschaft aus emotionaler Verbundenheit heraus übernommen wurde, obwohl der<br />

148


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Bürge durch die Übernahme der Bürgschaft vorhersehbar finanziell krass überfordert<br />

wird<br />

Die Rechtsprechung zur Sittenwidrigkeit von Bürgschaften findet keine Anwendung,<br />

wenn der Ehegatte oder ein naher Angehöriger Mitkreditnehmer ist Aber der Bundesgerichtshof<br />

entschied im Jahr 2005, dass unter bestimmten Umständen Bürgschaftsverträge<br />

mit Angehörigen nichtig sein können: Im konkreten Fall bürgte ein<br />

Ehepartner aus „emotionaler Verbundenheit“ für den anderen und geriet dadurch in<br />

eine ruinöse finanzielle Lage Gerade wenn ein Ehegatte kein oder nur ein geringes<br />

Einkommen hat, führt die Inanspruchnahme aus der Bürgschaft schnell zu einer wirtschaftlichen<br />

Überforderung des Bürgen Dann ist diese Bürgschaft sittenwidrig Nach<br />

der 25-Prozent-Grenze spricht es bereits für eine krasse finanzielle Überforderung,<br />

wenn das pfändbare Einkommen nicht ausreicht, um innerhalb von fünf Jahren ein<br />

Viertel der Bürgschaft abzudecken<br />

Wichtig: Die finanzielle Überforderung muss bereits zum Zeitpunkt der Unterschrift<br />

bestanden haben Spätere Schicksalsschläge wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit<br />

bleiben außer Betracht Sie führen also nicht dazu, dass die Bürgschaft nachträglich<br />

als sittenwidrig anzusehen ist<br />

Die Rechtsprechung nimmt eine „krasse finanzielle Überforderung“ des Bürgen auch<br />

dann an, wenn dieser bei Übernahme der Verpflichtung aller Voraussicht nach nicht<br />

einmal in der Lage sein wird, auch nur die vertraglich vereinbarten Zinsen zu entrichten<br />

Banken und Sparkassen sind verpflichtet, die Vermögensverhältnisse des<br />

möglichen Bürgen zu überprüfen Dabei sind auch alle erwerbsrelevanten Umstände<br />

und Verhältnisse wie beispielsweise Alter, Schul- und Berufsausbildung und mögliche<br />

familiäre Belastungen zu berücksichtigen<br />

Hilfe vom Richter<br />

Bürgt eine arbeitslose Frau für ihren Ehemann mit 200 000 Euro, der zur<br />

Gründung eines eigenen Transportunternehmens 600 000 Euro aufnimmt<br />

und beschäftigt er die 51-jährige danach als leitende Angestellte mit jährlich<br />

42 000 Euro brutto, dann ist die Bürgschaft sittenwidrig, wenn der Ehemann<br />

in Konkurs geht Die Bank darf die Ehefrau aus der Bürgschaft nicht in Anspruch<br />

nehmen BGH-Richter haben entschieden: Die Ehefrau ist „in eine<br />

wirtschaftlich sinnlose Garantenstellung für den ungewissen wirtschaftlichen<br />

Erfolg einer Berufsentscheidung ihres Mannes gedrängt worden “ Angesichts<br />

ihres Alters und der schlechten Situation am Arbeitsmarkt habe die Beklagte<br />

keine gesicherte Aussicht auf ein vergleichbares Gehalt bei einem anderen<br />

Unternehmen Daher gingen die Richter davon aus, dass die Frau die ruinöse<br />

Bürgschaft allein aus der Verbundenheit mit dem Hauptschuldner, dem Ehemann,<br />

übernommen hatte<br />

149


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Bankbürgschaft beim Hausbau<br />

Der Bau eines Hauses ist mit hohen Kosten verbunden Eine Bürgschaft bietet Sicherheit<br />

Gerade Fertig- und Ausbauhausanbieter wollen so sie sicherstellen, dass<br />

der Kaufpreis auch bezahlt wird In der Regel verlangen die Firmen eine Bankbürgschaft<br />

vom finanzierenden Kreditinstitut des Bauherrn Dabei verpflichtet sich die<br />

Bank, für die Schulden des Bauherrn gegenüber dem Bauunternehmer aufzukommen,<br />

falls dieser das <strong>Geld</strong> selbst nicht mehr aufbringen kann (etwa wegen Arbeitslosigkeit<br />

oder Krankheit) Mit der Bankbürgschaft ist die Fertigstellung der Immobilie<br />

garantiert Ein Vorteil für alle Beteiligten: Denn ein fertiges Gebäude kann besser<br />

verkauft werden als eine Bauruine<br />

Die Bank bürgt nicht umsonst für den Bau des Eigenheims Eine Bürgschaft kostet<br />

meist ein bis drei Prozent der Bürgschaftssumme Die Kosten trägt in der Regel der<br />

Bauherr Mit jeder gezahlten Rate an den Bauunternehmer sollte die Bürgschaftssumme<br />

sinken So verringern sich die Kosten für die Bürgschaft insgesamt Meist<br />

wird jedoch versucht, die prozentuale Gebühr vom vollen Kaufpreis abzuziehen<br />

Die Tücken im Bürgschaftsformular: Bürgschaften sind rechtlich kompliziert Verbraucherschützer<br />

bemängeln häufig das Kleingedruckte in den Formularen, in dem<br />

sich immer wieder Klauseln finden, nach denen der Bauherr auf einen Teil seiner<br />

Rechte verzichtet Oft sind Forderungen ausschließlich zu Gunsten des Bauunternehmers<br />

formuliert Solche Tücken sind in der Regel gut versteckt und werden leicht<br />

übersehen Lesen Sie also genau, was Sie unterschreiben<br />

Die Bürgschaft, die der Bauunternehmer von Ihnen verlangt, sollte konkret benannt<br />

sein Am günstigsten ist eine Ausfallbürgschaft Eine selbstschuldnerische Bürgschaft<br />

sollten Sie dagegen ablehnen Sie bringt nur dem Unternehmer Vorteile Erwähnt<br />

sein sollte auch der Zweck - etwa die Sicherung des Kaufpreises Tragen Sie für die<br />

Bürgschaft unbedingt eine Höchstsumme ein (zum Beispiel den Kaufpreis inklusive<br />

Zinsen und Gebühren) Legen Sie die Laufzeit bzw eine Kündigungsmöglichkeit fest<br />

Die Bürgschaft sollte unbedingt beendet sein, wenn der Kaufpreis bezahlt und das<br />

Haus fertig ist Machen Sie einen Vermerk zu den Kündigungsmöglichkeiten Und<br />

unterschreiben Sie auf gar keinen Fall irgendein Blanko-Formular<br />

Einen Höchstbetrag festzulegen, ist sinnvoll, denn verpflichtet sich der Bürge pauschal<br />

zur Zahlung des Kaufpreises, können bei Verzögerung Verzugszinsen und Entgelte<br />

den Betrag unkalkulierbar erhöhen Formulierungen, nach denen die Haftung<br />

auch noch für „zukünftige Verbindlichkeiten“ oder gar „gesamtschuldnerisch“ übernommen<br />

werden soll, sind gefährlich Wer sich darauf einlässt, muss im Zweifelsfall<br />

für alle ausstehenden Beträge des Kreditnehmers einstehen<br />

Eine teure Bürgschaft kann man sich sparen, wenn der Bauunternehmer eine Finanzierungsbestätigung<br />

bzw Zahlungszusage der Bank akzeptiert Besteht der Bauunternehmer<br />

allerdings auf einer Bürgschaft, sollten Sie eine Gegenleistung fordern<br />

Schließlich ist aufgrund der wirtschaftlichen Lage im Baugewerbe Vorsicht geboten<br />

150


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

In den vergangenen Jahren gingen tausende von Baufirmen Pleite Nicht zu unterschätzen<br />

sind Baumängel, die bis zur Pleite unentdeckt bleiben oder sich erst viele<br />

Jahre danach auswirken Zwar gibt es nach dem Gesetz ein Gewährleistungsrecht<br />

von mehreren Jahren Doch wer steht dafür ein, wenn der Bauunternehmer Pleite<br />

gegangen ist?<br />

Die beste Lösung ist, wenn die Bank des Bauunternehmers nach der Fertigstellung<br />

bürgt und die Gewährleistungsrechte abdeckt Bei diesen so genannten Fertigstellungs-<br />

und Gewährleistungsbürgschaften haftet die Bank des Bauunternehmers für<br />

die Erfüllung des Bauvertrags Lehnt ein Bauunternehmer eine solche Bürgschaft<br />

kategorisch ab, ist Vorsicht geboten Möglicherweise will sich die Bank nicht für den<br />

Bauunternehmer verbürgen, weil er nicht solvent ist oder unzuverlässig arbeitet<br />

Schuldnerberatung – so früh wie möglich<br />

Wer sich zu hoch verschuldet hat, sollte unbedingt eine Schuldnerberatungsstelle<br />

aufsuchen und mit einem Schuldnerberater sprechen, ehe er auf dubiose Angebote<br />

eingeht Dies gilt natürlich erst recht für alle, die bereits in eine solche Situation geraten<br />

sind Mit Hilfe eines erfahrenen und rechtlich geschulten Schuldenberaters kann<br />

die Lage oft noch unter Kontrolle gebracht werden Dies geschieht durch sorgfältige<br />

Ausgabenplanung Schuldnerberater suchen dabei auch Kontakt und das Gespräch<br />

mit einem seriösen Kreditinstitut In jedem Fall gilt: Die direkte Kreditaufnahme bei<br />

einem Kreditinstitut ist immer billiger als der Umweg über einen Kreditvermittler<br />

Informationen und Anschriften<br />

von örtlichen Schuldnerberatungsstellen erhält man bei<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e V (BAG SB)<br />

Motzstraße 1, 34117 Kassel<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen<br />

Moselstraße 25, 60329 Frankfurt am Main<br />

Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)<br />

Markgrafenstr 66, 10969 Berlin<br />

Tel: 030 - 25 800 0, Fax: 030 - 25 800 218,<br />

E-Mail: info@vzbv de<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände<br />

Franz-Lohe-Straße 17, 53129 Bonn<br />

Caritas<br />

Alle Anschriften unter<br />

Deutscher Caritasverband e V - Home: www caritas de<br />

151


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Aber auch wenn es nicht so weit kommt, dass sich jemand überschuldet hat oder<br />

durch eine Bürgschaft an den Rand des Ruins gerät, kann es vorkommen, dass<br />

es Streit mit der Bank oder Sparkasse gibt Manchmal kann man ihn durch ein Gespräch<br />

beilegen Es kann aber auch sein, dass die Hilfe eines Anwalts in Anspruch<br />

genommen werden muss Doch ehe man diesen Weg beschreitet, sollte man die<br />

Möglichkeiten nutzen, die die Kreditinstitute selbst zur Verfügung stellen Denn der<br />

Ausgang eines Rechtsstreits ist oft unkalkulierbar und kann daher mit zusätzlichen<br />

und manchmal recht hohen Kosten verbunden sein<br />

Ombudsmann: Hilfe im Streit mit Banken - kostenlos<br />

und ohne Risiko<br />

Gertrud und Erwin Müller haben ein Problem und Streit mit ihrer Bank Vor vielen<br />

Jahren hatten Sie einen Kredit aufgenommen und einen variablen Zinssatz vereinbart<br />

Nachdem Herr Müller einen größeren <strong>Geld</strong>betrag geerbt hat, konnte er den Kredit<br />

vorzeitig zurückbezahlen Jetzt gibt es zwischen Herrn Müller und der Bank Streit<br />

über die Abrechnung Denn die Bank war über die vorzeitige Tilgung überhaupt nicht<br />

erfreut und verlangt für den dadurch entgangenen Zinsgewinn eine Vorfälligkeitsentschädigung<br />

Herr Müller besteht für das letzte Jahr auf einem niedrigen Zinssatz<br />

Mit seinem Sachbearbeiter kommt er zu keiner Einigung Statt gegen die Bank zu<br />

klagen, wendet er sich an den Ombudsmann und bittet diesen, in diesem Streitfall<br />

zu schlichten<br />

Dieses Verfahren ist für Bankkunden nicht nur kostenlos, sondern auch ohne Risiko<br />

Wenn der Kunde mit dem Schlichtungsspruch nicht zufrieden ist, kann er danach immer<br />

noch ein ordentliches Gericht anrufen und den Streit dort austragen Dieses Verfahren<br />

ist für Bankkunden kostenlos Bei Streitigkeiten mit Banken und Sparkassen<br />

sollten Sie sich deshalb immer zuerst an die zuständigen Ombudsmänner wenden<br />

Das Ombudsverfahren ist in erster Linie für „Otto Normalverbraucher“ gedacht<br />

Er steht aber auch Firmen und Selbständigen bei Streitigkeiten offen, die den Überweisungsverkehr<br />

oder den Missbrauch einer Zahlungskarte betreffen Es ist nicht<br />

mehr möglich, wenn sich bereits ein Gericht mit der Beschwerde befasst oder befasst<br />

hat Dann greifen die Schlichter nicht ein Dasselbe gilt für den Fall, dass Zeugen<br />

gehört werden müssten, um den Sachverhalt zu ermitteln<br />

Hat die Beschwerde Erfolg, kommen Bankkunden schnell und einfach zu ihrem<br />

Recht Rechtsnachteile, etwa durch Verjährung, können während des Schlichtungsverfahrens<br />

nicht eintreten Banken und Sparkassen haben sich verpflichtet, die Entscheidungen<br />

ihrer Ombudsmänner und Ombudsfrauen zu akzeptieren, wenn es um<br />

eine Beschwerdesumme von weniger als 5 000 Euro geht Wie die Vergangenheit<br />

zeigt, akzeptieren die Banken in der Praxis zumeist auch die gegen sie ergangenen<br />

Schlichtungssprüche bei einem Streitwert, der über 5 000 Euro liegt Die Ombudsmänner<br />

schlichten Streitigkeiten zwischen Banken und Kunden außergerichtlich<br />

152


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wer diese außergerichtliche Hilfe sucht, muss als erstes herausfinden, welcher Ombudsmann<br />

oder welche Kundenbeschwerdestelle für ihn zuständig ist Sparkassen,<br />

private Banken und Volks- und Raiffeisenverbund haben im Prinzip das gleiche Verfahren,<br />

aber unterschiedliche Formen und Ombudsorgane Die Beschwerde muss<br />

an die entsprechende Stelle gerichtet werden Die Kundenbeschwerdestelle benötigt<br />

dazu eine Fallschilderung und alle relevanten Unterlagen Der Ombudsmann prüft<br />

als erstes die eingegangene Beschwerde auf seine Zuständigkeit, Zulässigkeit und<br />

danach die Unterlagen auf Vollständigkeit Sollten die Unterlagen nicht komplett sein,<br />

setzt sich die Kundenbeschwerdestelle mit dem Beschwerdeführer in Verbindung<br />

und fordert die fehlenden Informationen an Danach geht die Beschwerde an die Geschäftsleitung<br />

der betroffenen Bank Die muss binnen eines Monats zur Beschwerde<br />

Stellung nehmen<br />

In vielen Fällen bestätigen die Geschäftsleitungen der Banken die Berechtigung der<br />

Beschwerde des Kunden Werden die Meinungsverschiedenheit auf diese Weise im<br />

Sinne des Kunden geregelt, ist das Schlichtungsverfahren beendet Im anderen Fall<br />

entscheidet der Ombudsmann aufgrund der vorgelegten Stellungnahmen oder Unterlagen<br />

und leitet seine Entscheidung beiden Parteien unmittelbar zu Damit ist das<br />

Schlichtungsverfahren ebenfalls beendet<br />

Für Streitfälle hat auch die Deutsche Bundesbank eine „Clearingstelle“ eingerichtet,<br />

die zwischen Bankkunden und Bank vermittelt Nicht alle Banken beteiligen sich<br />

an diesem Schlichtungsverfahren Dennoch kann jeder zunächst seinen Fall dorthin<br />

schicken, da man die Unterlagen von dort aus an die zuständigen Schlichtungsstellen<br />

weiterreicht<br />

153


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Adresse der Schlichtungsstellen<br />

Deutsche Bundesbank Schlichtungsstelle<br />

Postfach 10 06 02, 60006 Frankfurt am Main<br />

Telefon 069 95664050<br />

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ist zuständig für die Banken-,<br />

Versicherungs- und Wertpapieraufsicht und ist Zertifizierungsstelle<br />

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

Graurheindorfer Str 108, 53117 Bonn<br />

Lurgi-Allee 12, 60439 Frankfurt<br />

www BaFin de<br />

Kontakt zum Ombudsmann:<br />

Kundenbeschwerdestelle beim<br />

Bundesverband deutscher Banken<br />

Postfach 040307, 10062 Berlin<br />

(www bdb de),<br />

Ombudsmann der privaten Banken<br />

Bundesverband deutscher Banken<br />

Postfach 04 03 07<br />

10062 Berlin<br />

http://www bankenverband de/ombudsmann<br />

Bei Beschwerden, die sich gegen eine Hypothekenbank<br />

richten und die nicht Überweisungen oder den Missbrauch einer Zahlungskarte<br />

betreffen, ist die Beschwerde zu richten an die:<br />

Kundenbeschwerdestelle<br />

beim Verband deutscher Hypothekenbanken<br />

Postfach 64 01 36<br />

10047 Berlin<br />

http://www hypverband de<br />

154


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Ombudsmanns der öffentlichen Banken:<br />

Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands<br />

Lennestraße 17j 10785 Berlin<br />

http://www voeb de<br />

Kundenbeschwerdestelle beim Bundesverband der<br />

Deutschen Volksbanken (BVR)<br />

Postfach 30 92 63<br />

10760 Berlin<br />

Tel : 030/20 21-0<br />

Fax: 030/20 21-1900<br />

Internet: http://www bvr de<br />

Die Sparkassen besitzen keine zentrale Schlichtungsstelle, Beschwerden<br />

werden regional in Schlichtungsstellen der jeweiligen Sparkassen- und Giroverbände<br />

in den Bundesländern bearbeitet Adressenliste im Internet:<br />

www infodienst-schuldnerberatung de/themen/giroauf/ listeombudsmaenner pdf<br />

oder über den Deutschen Sparkassen- und Giroverband<br />

Behrenstrasse 31<br />

10117 Berlin<br />

Landesbausparkassen<br />

Schlichtungsstelle der LBS<br />

Postfach 7448<br />

48040 Münster<br />

Tel : 0180/30 00 863<br />

Die Verbraucherzentralen (www verbraucherzentralen de) geben Rechtsberatung<br />

gegen ein angemessenes Entgelt und führen außerdem auch Sammelklagen<br />

durch<br />

155


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

<strong>Geld</strong> aus öffentlichen Töpfen<br />

Wie Ihnen staatliche Fördermittel bei<br />

der Vorsorge und der Vermögensbildung<br />

helfen können<br />

Vater Staat greift uns tief in die Taschen – aber er gibt auch<br />

einiges davon zurück Für bestimmte soziale Gruppen und einige<br />

Sparformen gibt es seit Jahrzehnten staatliche Fördermittel<br />

Mit Bausparen, Wohnungsbauprämie, Baukindergeld und<br />

früher noch mit der Eigenheimzulage wurde die Bildung von<br />

Immobilieneigentum unterstützt Vermögenswirksamen Leistungen<br />

sollen das „Sparen an sich“ belohnen Steuervorteile<br />

machten Jahrzehnte lang Lebensversicherungen attraktiv Das<br />

hat sich zum Teil geändert Andererseits gewinnen staatliche<br />

Anreize zur privaten Altersvorsorge wie die „Riesterrente“ oder<br />

„Rürup-Rente“ immer mehr an Bedeutung Davon können Sie<br />

profitieren – statt immer nur Steuern zu zahlen Wo Sie zugreifen<br />

können, erfahren Sie in diesem Kapitel<br />

Alle klagen über hohe Steuern und Sozialabgaben Aber wenn es darum geht, etwas<br />

von dem vielen <strong>Geld</strong> zurück zu holen, das der Fiskus uns aus der Tasche zieht, verzichten<br />

viele Bundesbürger – weil sie oft nicht wissen, wo die vollen Töpfe stehen<br />

Denn erstaunlicherweise werden viele der staatlichen Angebote trotz ihrer günstigen<br />

Bedingungen nicht von allen in Anspruch genommen, die dazu berechtigt wären<br />

Dabei liegt in diesem Fall das <strong>Geld</strong> wirklich „auf der Straße “<br />

Der Rat kann daher nur lauten: Greifen Sie zu Denn unabhängig davon, was man<br />

im Einzelfall von den Fördermaßnahmen hält, so gilt doch: Vater Staat möchte, dass<br />

Sie sich auf seine Kosten bereichern! Da aber seit einigen Jahren mit Blick auf die<br />

knappen öffentlichen Mittel immer wieder der Rotstift angesetzt wird, muss dieser Rat<br />

156


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

um einen Zusatz erweitert werden: Greifen Sie zu, ehe es zu spät ist Schon heute<br />

fließt manche Quelle, die einst munter sprudelte, nur noch spärlich<br />

Vermögen bilden, Wohneigentum erwerben<br />

Es ist nicht immer einfach, im Gabenkatalog von Vater Staat den Überblick zu behalten<br />

– zumal der auch noch ständig geändert wird Um alle Angebote nutzen zu<br />

können, muss man sich das staatliche Förderangebot genau ansehen und dann die<br />

Instrumente wählen, die den eigenen Zielen am besten dienen Ein erster und sehr<br />

einfacher Schritt zur profitablen <strong>Geld</strong>anlage kann das Sparen mit zusätzlichen vermögenswirksamen<br />

Leistungen des Arbeitgebers und des Staates sein Doch viele<br />

verschmähen diese Geschenke Schade Sie wissen offenbar nicht, was ihnen entgeht<br />

Zwar fallen die Gaben nach den Reformen geringer aus, aber auch nach den<br />

Kürzungen bleibt noch etwas übrig: Arbeitnehmer können jährlich bis zu 870 Euro<br />

vermögenswirksam sparen Das ergibt sich zum Beispiel aus 470 Euro Arbeitnehmersparzulage<br />

für Bausparverträge und weiteren 400 Euro die als Arbeitnehmersparzulage<br />

gezahlt werden, wenn diese in Aktien oder anderen Beteiligungswerten<br />

angelegt sind Voraussetzung für die erhöhte staatliche Förderung ist die <strong>Geld</strong>anlage<br />

in Beteiligungswerten, also Aktien, Aktienfonds oder Bausparverträgen Die Arbeitnehmersparzulage<br />

beträgt seit der Gesetzesänderung nunmehr 9 Prozent beim Bausparen<br />

und 18 Prozent bei Beteiligungswerten Die Einzahlungsdauer ist wie bisher<br />

auf sechs Jahre begrenzt Nach einem Wartejahr können Sie über das gesparte <strong>Geld</strong><br />

und die Erträge verfügen<br />

Achtung: Wer vorzeitig kündigt, verliert die Prämien und muss das <strong>Geld</strong> wieder an<br />

den Staat zurückzahlen<br />

Auch bei der Wohnungsbauprämie gab es eine Änderung: sie wurde von 10 auf 8,8<br />

Prozent gesenkt Über weitere Änderungen wird seit Jahren zwischen den Parteien<br />

gestritten Deshalb muss man sich hier ständig aktuell informieren<br />

Drei mal schon stand auf der Streichliste des Finanzministeriums der Sparerfreibetrag:<br />

Mit der Einführung der Abgeltungsteuer 2009 wurde der Sparerfreibetrag zum<br />

Sparerpauschbetrag: für Ledige gilt seither eine Pauschale von 801 Euro und für Verheiratete<br />

eine von 1 602 Euro In ihr sind sämtliche Werbungskosten enthalten Der<br />

Abzug der tatsächlichen Kosten ist nicht mehr möglich In dem Sparerpauschbetrag<br />

sammeln sich sämtliche Erträge aus Kapitalvermögen Was darüber hinaus anfällt,<br />

unterliegt der einheitlichen Abgeltungsteuer von 25 Prozent<br />

Vermögenswirksame Leistungen: Ein Geschenk<br />

des Arbeitgebers<br />

Statistisch gesehen hat die große Mehrheit der Arbeitnehmer Anspruch auf vermögenswirksame<br />

Leistungen des Arbeitgebers, doch viele lassen die Subventionen des<br />

Staates einfach außer Acht Das ist ein Fehler Fest angestellte Arbeitnehmer bekommen<br />

von ihrem Arbeitgeber auf Antrag meist sogar die vermögenswirksamen<br />

157


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Leistungen (VL) geschenkt Die genaue Summe, die jeden Monat zum Sparbetrag<br />

zugeschossen wird, regelt der Tarifvertrag Dazu kommt die jährlich Arbeitnehmersparzulage<br />

vom Fiskus, vorausgesetzt der Arbeitnehmer überschreitet nicht die Einkommensgrenzen:<br />

Ledige dürfen das zu versteuernde Einkommen von 20 000 Euro<br />

und Verheiratete von 40 000 Euro nicht überschreiten Bei Anlagen für wohnungswirtschaftliche<br />

Zwecke gelten die niedrigeren Grenzen von maximal 17 900 Euro<br />

bzw 35 800 Euro im Jahr<br />

Seit 1 Oktober 2006 gilt in der Metall- und Elektroindustrie der Tarifvertrag Altersvorsorgewirksame<br />

Leistungen (TV AVWL) Dieser löst den bisherigen Tarifvertrag zu<br />

den Vermögenswirksamen Leistungen ab<br />

Gefördert wird damit nicht mehr das generelle Sparen, also die vom Staat gewünschte<br />

Vermögensbildung, sondern der gezielte Aufbau einer zusätzlichen Altersvorsorge<br />

Für eine Übergangszeit bestehen beide Formen parallel Danach können die<br />

tariflichen Leistungen nur noch zur Altersvorsorge eingesetzt werden Die Tarifvertragsparteien<br />

der Chemieindustrie haben ebenfalls eine Ablösung bzw Änderung<br />

vereinbart<br />

Es gibt mehrere Möglichkeiten beim VL-Sparen einzusteigen Der Klassiker ist ein<br />

Sparvertrag bei einer Bank, zum Beispiel Berufseinsteigern zu empfehlen Sie verdienen<br />

während der Ausbildung noch wenig, können aber über Zulagen und die Laufzeit<br />

eine ansehnliche Rendite herausholen<br />

Heino Bauer hat seine Lehre mit 16 Jahren begonnen Für ihn war klar, dass er einen<br />

Teil seines ersten selbst verdienten <strong>Geld</strong>es auch sparen will Seine Einzahlungen<br />

und die des seines Arbeitgebers (bis zu 470 Euro im Jahr) sollen in einem VL-Vertrag<br />

angelegt Dazu kommt noch die Arbeitnehmer-Sparzulage<br />

Tipp:<br />

Falls Ihr Arbeitgeber keine oder nur geringe vermögenswirksame Leistungen<br />

zahlt, bitten Sie ihn, Teile Ihres Gehalts in VL umzuwandeln Dann können Sie<br />

die staatliche Förderung voll nutzen Er ist verpflichtet aus Ihrem Nettogehalt<br />

die VL bis zur gesetzlich vorgesehenen Höhe auf die entsprechenden Konten<br />

zu überweisen Sie erhalten dann die entsprechende staatliche Förderung<br />

Höhere Renditen verspricht VL-Sparen mit Aktienfonds Sie werden als so genannter<br />

VL-Fonds-Sparplan angeboten Bei der Auswahl müssen jedoch Ausgabeaufschläge,<br />

Depotgebühren und die Entwicklung des Fonds berücksichtigt werden Filialbanken<br />

bieten ihren Kunden meist konzerneigene Fonds an: Sparkassen verkaufen vor<br />

allem Deka-Fonds, Volks- und Raiffeisenbanken Unionfonds, Deutsche Bank DWS-<br />

Fonds und die Dresdner Bank DIT-Fonds Für das Depot müssen Sie bei der Fondsgesellschaft<br />

zahlen Entweder sofort oder erst ab dem zweiten Jahr Erkundigen Sie<br />

158


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

sich vor dem Kauf auch danach, ob Sie direkt bei der Fondsgesellschaft oder über<br />

einen Fondsvermittler kaufen können Das ist meist billiger<br />

Tipp:<br />

Wer seine vermögenswirksamen Leistungen in für VL sparen zugelassenen<br />

Fonds anlegt, kann eine Sparzulage von maximal 80 Euro pro Jahr (= 20 %<br />

von 400 €) erhalten Unter bestimmten Voraussetzungen (z B mind 60 % Aktienanteil)<br />

kommen auch Dachfonds und gemischte Wertpapier- und Grundstücks-Sondervermögen<br />

in den Genuss der Förderung<br />

Wenn der Arbeitgeber nicht den monatlichen Höchstbetrag von rund 33 Euro beim<br />

Aktiensparen (auf max 400 €) bzw beim Bausparen (auf max 470 €) zahlt, sollten<br />

Sie den Betrag selbst aufstocken, damit Ihnen nichts von der staatlichen Sparzulage<br />

verloren geht Schließlich schenkt Ihnen der Staat nicht alle Tage etwas! Wie die Tabelle<br />

„Vermögenswirksames Sparen mit Wiederanlage“ im Kapitel „Das Wunder von<br />

Zins und Zeit“ zeigt, kann bis zum Erreichen des Ruhestandsalters allein auf diese<br />

Art ein nicht unbeträchtliches Vermögen aufbauen Nutzen Sie diese Chance, mit<br />

Hilfe des sonst so „einnehmenden“ Fiskus zu <strong>Geld</strong> zu kommen<br />

Wie viel zahlt der Staat?<br />

Förderung Einzahlung<br />

jährlich<br />

Förderung<br />

Anteilssparen aus VL mit 20 % 400 € 80,00 €<br />

Anteilssparen aus VL mit 9 % 470 € 42,30 €<br />

Eigene<br />

z B<br />

Einzahlung Wohnungsbauprämie<br />

mit 8,8 % 512 € 45,06 €<br />

Arbeitnehmer, die aufgrund ihres niedrigen Einkommens in den Genuss der Arbeitnehmersparzulage<br />

aufgrund ihres niedrigen Einkommens kommen, können sie<br />

einmal im Jahr mit der Anlage N der Einkommensteuererklärung beantragen Dazu<br />

benötigen Sie von Ihrem Kreditinstitut, bei dem das <strong>Geld</strong> angelegt ist, eine Bescheinigung<br />

über die Höhe der zulagenbegünstigten vermögenswirksamen Leistungen<br />

Diese Bescheinigung muss dem Antrag beigefügt werden Das Finanzamt prüft, ob<br />

ein Anspruch vorliegt oder nicht Ausgezahlt wird die gesamte Summe aber erst am<br />

Ende der Sperrfrist, also nach Ablauf des siebten Jahres<br />

159


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Vater Staat hält nichts vom „schnellen Euro “ In der Regel müssen Sie sich zu<br />

einem längerfristig angelegten Sparen verpflichten In Sonderfällen, zum Beispiel<br />

bei Heirat, Arbeitslosigkeit oder Tod können Sie auch vor Ablauf der Festlegungsfrist<br />

von sieben Jahren über die angesparten Beträge verfügen Die<br />

Arbeitnehmersparzulage muss dann nicht zurückgezahlt werden Sie sollten<br />

diese Möglichkeit aber nur dann nutzen, wenn Sie das <strong>Geld</strong> wirklich brauchen<br />

Denn der Prozess der Vermögensbildung und der so hilfreiche Zinseszinseffekt<br />

(siehe Kapitel: “Das Wunder von Zins und Zeit“) wird dadurch gestoppt<br />

Hier können Sie dreimal kassieren<br />

Wer unter den Einkommensgrenzen liegt, kann aus zwei Fördertöpfen dreimal kassieren,<br />

wenn er einen Baussparvertrag und einen Aktienfondssparplan abschließt<br />

Ein Beispiel: Bausparverträge und Aktienfonds<br />

Bausparverträge Aktienfonds<br />

Alleinstehende (in Euro pro Jahr)<br />

Einkommensgrenze<br />

(zu versteuerndes<br />

Jahreseinkommen)<br />

Geförderte Sparleistung<br />

(maximal)<br />

Förderung für<br />

Bausparverträge (9 %) und<br />

Aktienfonds (20 %)<br />

Verheiratete (in Euro pro Jahr)<br />

Einkommensgrenze<br />

(zu versteuerndes<br />

Jahreseinkommen )<br />

Geförderte Sparleistung<br />

(maximal)<br />

Förderung für<br />

Bausparverträge (9 %) und<br />

Aktienfonds (20 %)<br />

Wohnungsbau-<br />

Prämie 8,8%<br />

Arbeitnehmer-<br />

Sparzulage 9%<br />

Arbeitnehmer-<br />

Sparzulage 20%<br />

25 600,00 17 900,00 20 000,00<br />

512,00 470,00 400,00<br />

45,06 42,30 80,00<br />

51 200,00 35 800,00 40 000,00<br />

1 024,00 470,00 400,00<br />

90,11 84,60 160,00<br />

160


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Einkommensgrenze überschritten - was tun?<br />

Ledige, aber auch Verheiratete, bei denen beide Partner arbeiten, überschreiten die<br />

Einkommensgrenze relativ schnell und müssen auf die staatliche Prämie verzichten<br />

Dennoch kann sich auch für sie das vermögenswirksame Sparen lohnen Viele<br />

Arbeitgeber zahlen einen Teil oder die gesamte Summe der vermögenswirksamen<br />

Leistungen zusätzlich zum normalen Lohn Diese Vereinbarungen stehen im Tarifvertrag<br />

oder können in der Personalabteilung erfragt werden, sind aber von Branche<br />

zu Branche verschieden<br />

<strong>Geld</strong>anlage plus vermögenswirksame Leistungen<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, beides – Sparen und staatliche Zuschüsse - miteinander<br />

zu kombinieren Sie können hier prüfen, welche sich für Sie persönlich am<br />

besten eignen könnte:<br />

Sparverträge mit Prämienzahlung<br />

Kreditinstitute bieten allen, die über der Einkommensgrenze liegen, so genannte<br />

Sparverträge mit Prämienzahlung an Der Arbeitgeber überweist die vermögenswirksamen<br />

Leistungen auf das vereinbarte Konto Obwohl es weder für Banksparpläne,<br />

noch für Lebensversicherungen eine staatliche Sparzulage gibt, überweisen manche<br />

Arbeitgeber ihren tarifvertraglich festgelegten Anteil dennoch Bei Sparplänen<br />

erhalten Sie nach Ablauf des siebten Jahres außer den Zinsen zusätzlich noch eine<br />

Prämie, die meist über 10 Prozent liegt<br />

Belegschaftsaktien<br />

Außerdem können Sie das VL-Sparen zum Erwerb von Belegschaftsaktien nutzen<br />

Wenn Ihnen Ihr Arbeitgeber ein solches Angebot macht, sollten Sie sich eine Ablehnung<br />

gut überlegen Belegschaftsaktien dürfen zwar nur in begrenzter Stückzahl<br />

ausgegeben und erst nach einer bestimmten Sperrfrist (ca fünf Jahre) verkauft werden<br />

Aber das kann auch Vorteile bringen Belegschaftsaktien werden deutlich unter<br />

dem Börsenkurs an die Mitarbeiter verkauft Zudem haben Sie die Möglichkeit, bei<br />

der Ausgabe neuer Aktien als Arbeitnehmer einen Vorzug zu erhalten und dadurch<br />

Ihr Aktienpaket zu vergrößern Schließlich profitieren Sie auch noch von Dividenden<br />

und Gewinnausschüttungen Auch der Arbeitgeber hat von Ihrer Unternehmensbeteiligung<br />

Vorteile, denn ein Teil der Lohnsumme fließt wieder in das Unternehmen<br />

zurück und er kann damit produktiv arbeiten<br />

Aktien und Aktienfonds<br />

Eine 20prozentige Sparzulage wird nicht nur auf Aktien, sondern auch auf Aktienfonds<br />

gezahlt Allerdings ist die Höchstförderung auf 400 Euro im Jahr begrenzt<br />

Der restliche begünstigte Betrag in Höhe von 470 Euro kann dann nur noch mit 10<br />

Prozent gefördert werden Die Kreditinstitute schließen mit Ihnen einen so genannten<br />

Wertpapier-Sparvertrag ab Der Arbeitgeber überweist die vermögenswirksamen<br />

Leistungen auf das vereinbarte Konto Die Sparbeiträge werden dann in Fondsanteile<br />

angelegt Gefördert werden alle Fonds, die mindestens 70 Prozent ihres Fonds-<br />

161


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

vermögens in Aktien angelegt haben Der Rest wird meistens mit Anleihen aufgefüllt,<br />

so dass eine Risikobegrenzung möglich ist Eine Liste der deutschen Fonds, die mit<br />

einer Arbeitnehmersparzulage gefördert werden, können Sie beim Bundesverband<br />

Deutscher Investmentgesellschaften e V (BVI) in Frankfurt anfordern<br />

Lebensversicherung<br />

Die Laufzeit einer Lebensversicherungspolice sollte mindestens 12 Jahre betragen<br />

und Sie das Alter von 60 Jahren erreicht haben Denn erst nach Ablauf des zwölften<br />

Jahres kann die halbe Auszahlungssumme steuerfrei kassiert werden Nur bei<br />

Verträgen, die vor 2005 abgeschlossen wurden, ist die ganze Summe steuerfrei In<br />

Kombination mit einer Direktversicherung kann die Anlage für bestimmte Berufsgruppen<br />

und unter steuerlichen Gesichtspunkten sinnvoll sein, zum Beispiel für Beamte,<br />

Freiberufler oder Selbstständige<br />

Durch die Abgeltungsteuer ist die Lebensversicherung wieder ein bisschen attraktiver<br />

Maßgebend für die Besteuerung ist der persönliche Steuersatz in der Einkommensteuer<br />

Unter dem Strich ist die Steuerlast bei der Lebensversicherung niedriger<br />

als bei der neuen Abgeltungsteuer mit pauschal 25 Prozent, weil selbst beim Spitzensteuersatz<br />

inklusive Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer die effektive Belastung<br />

nur etwa 24 Prozent beträgt Hinzu kommt, dass der Spitzensteuersatz eher selten<br />

greifen wird Denn wenn die Erträge erst im Rentenalter beim Finanzamt angegeben<br />

werden müssen, ist der Steuersatz in der Regel niedriger<br />

Bausparverträge<br />

Geeignet für niedrige Einkommensgruppen, die die Einkommensgrenzen nicht überschreiten<br />

Dadurch lässt sich auch die magere Bausparrendite etwas erhöhen Seit<br />

der letzten Änderung des Vermögensbildungsgesetzes ist es sinnvoll, - falls Ihr Einkommen<br />

das zulässt - 470 Euro mit neun Prozent Sparzulage in einen Bausparvertrag<br />

einzuzahlen und die restlichen 400 Euro mit einer 20prozentigen Förderung in<br />

Aktien oder Fonds anzulegen<br />

Azubi Heiko Bauer hat sich für einen Bausparvertrag entschieden Sein Weg zum<br />

VL-Sparen in sechs Schritten:<br />

1 Schritt: Heiko schließt einen Bausparvertrag bei der Bausparkasse seiner<br />

Wahl ab<br />

2 Schritt: Er zahlt pro Jahr 512 Euro auf das Bausparkonto ein, um auch die<br />

Wohnungsbauprämie zu bekommen<br />

3 Schritt: Er richtet sich bei seiner Bank einen Dauerauftrag ein und überweist<br />

jeden Monat 42,50 Euro<br />

4 Schritt: Er veranlassen seinen Arbeitgeber monatlich 40 Euro als Vermögenswirksame<br />

Leistungen auf den Bausparvertrag einzuzahlen Da sein Chef nicht<br />

bereit war die volle Summe zusätzlich zum Gehalt zu zahlen, wird der Differenz-<br />

162


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

betrag von seinem Nettogehalt abgezweigt Dafür hat er von seiner Bausparkasse<br />

ein entsprechendes Formular erhalten<br />

5 Schritt: Am Ende des Jahres erhält Heiko von der Bausparkasse einen Antrag<br />

auf Wohnbauprämie, den er der Bausparkasse unterschrieben zurückschickt Die<br />

gibt es nämlich schon ab 16 Jahren<br />

6 Schritt: Außerdem erhält er eine so genannte Anlage VL für seine Einkommensteuererklärung,<br />

um die Arbeitnehmer-Sparzulage zu erhalten<br />

Das <strong>Geld</strong> auf dem Bausparvertrag muss mindestens sieben Jahre angelegt sein<br />

oder, bei kürzerer Laufzeit zum Bauen oder Renovieren verwendet werden, damit<br />

die staatlichen Prämien nicht verloren gehen Nach sieben Jahren (es reicht vom<br />

Dezember des ersten Jahres bis zum Januar des siebten Jahres) kann das <strong>Geld</strong> für<br />

beliebige Zwecke verwendet werden<br />

Kapitallebensversicherung auf dem Prüfstand<br />

Die Lebensversicherungsbranche hatte es in den letzten Jahren nicht leicht Die lang<br />

anhaltende Niedrigzinsphase drückt auf die Verzinsung: 2,25 Prozent sind seit 2009<br />

nur noch garantiert der niedrigste Stand seit Kriegsende Auch hat die Branche selbst<br />

mit hausgemachten Problemen zu kämpfen Sogar einen Pleitefall hat es schon gegeben<br />

Außerdem verpasste der Gesetzgeber ihr mit dem seit 2005 geltenden Alterseinkünftegesetz,<br />

und der damit einhergehenden hälftigen Verzinsung der Erträge,<br />

einen heftigen Dämpfer<br />

Der Gesetzgeber hat sich hier für eine Ausnahme entschieden, denn würde die Abgeltungssteuer<br />

auch bei Lebensversicherungen, würden letztlich nur noch 12,5 Prozent<br />

der Erträge aus einer Police besteuert Um diese ungewollte Privilegierung zu vermeiden,<br />

bleiben Lebensversicherungen von der Abgeltungssteuer ausgeschlossen<br />

Wer jedoch seine Lebensversicherung vorzeitig auflöst muss Abgeltungsteuer zahlen,<br />

wenn der Versicherungsvertrag noch keine 12 Jahre bestanden hat Bisher war<br />

nur die Kündigung der Lebensversicherung innerhalb von 12 Jahren steuerpflichtig<br />

Noch besser dran sind Besitzer von Altverträgen Wer vor 2005 eine Lebensversicherung<br />

abgeschlossen hat, muss oft keine Steuern zahlen, wenn die genannten<br />

Voraussetzungen erfüllt sind<br />

Für wen kann sich ein Abschluss einer Kapitallebensversicherung überhaupt noch<br />

lohnen? Eigentlich bleiben nur Selbstständige, Freiberufler und Beamte übrig Sie<br />

haben bzw hatten die Möglichkeit, die geschrumpften Renditen noch ein bisschen<br />

aufzupeppen Selbstständige können noch hohe Freibeträge für die Altersvorsorge<br />

geltend machen und die monatlichen Beiträge als so genannte Vorsorgeaufwendungen<br />

(Sonderausgaben) von der Steuer absetzen Ihre Abzugsfähigkeit ist jedoch auf<br />

einen bestimmten Höchstbetrag begrenzt Der sog Vorwegabzug ist ein Abzugsbetrag<br />

im Rahmen der Berechnung dieses Höchstbetrags Der Vorwegabzug wird dann<br />

163


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

wiederum gekürzt, wenn für den Steuerpflichtigen Zukunftssicherungsleistungen erbracht<br />

werden Hintergrund ist die Überlegung, dass nur diejenigen in den Genuss<br />

des ungekürzten Vorwegabzuges kommen sollen, die die Kosten ihrer Zukunftssicherung<br />

selbst aufbringen müssen<br />

Tipp:<br />

Als Alternative zur Lebensversicherung bleibt eine Risikolebensversicherung<br />

für den Todesfallschutz und ein separater Sparvertrag für die <strong>Geld</strong>vermehrung<br />

Prüfen Sie, auch unter steuerlichen Gesichtspunkten und unter Berücksichtigung<br />

des Sparerpauschbetrags, welche Anlageform für Sie die bessere<br />

ist<br />

Lebensversicherungen wieder zu <strong>Geld</strong> machen:<br />

Freistellen, verkaufen, kündigen?<br />

Jede zweite Kapitallebensversicherung wird gekündigt Meist können die oft hohen<br />

Prämien nicht mehr gezahlt werden Entweder weil ein Verdiener wegen des Nachwuchs<br />

ausgefallen, Arbeitslosigkeit eingetreten ist oder das <strong>Geld</strong> einfach für andere<br />

Dinge benötigt wird Der große Nachteil ist der finanzielle Verlust Denn wer vorzeitig<br />

aus dem Vertrag aussteigt verliert viel <strong>Geld</strong> Im schlimmsten Fall bekommt man weniger<br />

heraus als man eingezahlt hat<br />

Beim Verkauf einer Lebensversicherung treten Sie Ihre Rechte zum Beispiel an ein<br />

Unternehmen ab, das mit gebrauchten Policen handelt Im Vertrag bleibt weiterhin<br />

Ihr Name stehen Der Käufer zahlt die Prämien weiter Häufig wird sogar der Todesfallschutz<br />

aufrechterhalten Eine Gesellschaft, die mit gebrauchten Policen handelt,<br />

wie zum Beispiel der Marktführer www cashlife de wird Ihnen aber nur dann ein Kaufangebot<br />

machen, wenn es sich auch für das Unternehmen rechnet Dafür muss die<br />

Restlaufzeit hoch sein und der Rückkaufswert noch attraktiv sein Außerdem sollte<br />

es sich nicht um eine Fondspolice oder um eine Direktversicherung handeln und Ihr<br />

Vertrag bei einem deutschen Versicherungsunternehmen bestehen<br />

Tipp:<br />

Ein Verkauf lohnt dann, wenn Sie vom Käufer mehr <strong>Geld</strong> bekommen, als Ihnen<br />

die eigene Versicherung für die Rücknahme anbietet Der so genannte Rückkaufwert<br />

liegt vor allen in den ersten Jahren unter den eingezahlten Beiträgen<br />

Mit dem Verkauf Ihrer Lebensversicherung können Sie meist mehr herausholen, als<br />

mit einer Kündigung Es entfallen Stornoentgelte und Steuernachzahlung Dennoch<br />

sollten Sie wissen: Wer vorzeitig aus dem Vertrag aussteigt, muss Verluste hinneh-<br />

164


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

men Sie erhalten niemals die prognostizierte Rendite, für die Sie all die Jahre gespart<br />

haben<br />

Die Kündigung sollte immer das letzte Mittel der Wahl sein Sie ist die schlechteste<br />

aller Lösungen Nur wenn Sie unbedingt das <strong>Geld</strong> brauchen und keine anderen<br />

Reserven mehr haben, können Sie einen Blick auf den Rückkaufswert wagen Doch<br />

Achtung er fällt vor allem in den ersten Jahren deutlich niedriger aus, als Sie denken<br />

Das spricht gegen eine Kündigung:<br />

� Am Anfang zahlen Sie Beiträge fast nur für die Abschlussgebühr Sie macht<br />

im ersten Sparjahr oft die Hälfte der eingezahlten Summe aus<br />

� Wenn Sie vorzeitig kündigen und Ihren Vertrag nicht erfüllen, geht Ihnen die<br />

hohe Überschussbeteiligung verloren, die üblicherweise erst am Ende der<br />

Laufzeit gezahlt wird<br />

� Viele Versicherungen nehmen außerdem noch einen Abzug vom Rückkaufswert<br />

vor Die Höhe ist jeweils in den Versicherungsbedingungen geregelt<br />

� Bei einer Kündigung innerhalb der ersten 12 Versicherungsjahre wird auf die<br />

Erträge Ihrer Lebensversicherung eine Kapitalertragssteuer in Höhe von 25<br />

Prozent fällig<br />

� Wenn Sie zu einem anderen Zeitpunkt wieder einen Versicherungsschutz<br />

wünschen, muss dieser neu beantragt werden Das heißt, es wird eine neue<br />

Gesundheitsprüfung stattfinden, Ihr dann höheres Eintrittsalter führt bei<br />

gleicher Versicherungssumme zu einem höheren Beitrag<br />

Tipp:<br />

Kunden müssen einmal im Jahr, mit einer so genannten Standmitteilung informiert<br />

werden Falls Sie keine erhalten haben, mahnen Sie diese bei Ihrer<br />

Versicherung an und lassen Sie sich alles erklären, wenn Sie darin etwas nicht<br />

verstanden haben Mit einer solchen Standsmitteilung können Sie prüfen, was<br />

Sie bei einer Kündigung herausbekommen oder ob Sie mit einem Verkauf der<br />

Police besser da stehen<br />

Als Alternative können Sie, statt zu kündigen Ihren Vertrag auch von der Beitragszahlung<br />

freistellen lassen Erkundigen Sie sich nach den Bedingungen Einige Versicherungen<br />

verlangen für die Beitragsfreistellung ein Entgelt, andere ziehen dafür<br />

vom Guthaben üppige Stornogebühren ab<br />

Wer seine Versicherung beauftragt, seinen Vertrag von weiteren Prämienzahlungen<br />

freizustellen, kann jeden Monat <strong>Geld</strong> sparen Das kann sinnvoll oder sogar notwendig<br />

sein, wenn Ihr Einkommen etwa aufgrund von Arbeitslosigkeit so stark gesunken<br />

ist, dass Sie die vereinbarten Beiträge nicht mehr aufbringen können Es kann aber<br />

auch sein, dass Sie für das <strong>Geld</strong> eine Anlagemöglichkeit gefunden haben, die nach<br />

Ihrer Meinung mehr einbringt Bei einer Beitragsfreistellung verbleibt Ihr bis dahin<br />

165


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

eingezahltes Kapital bei der Versicherung Es wird weiter verzinst Wenn Sie mindestens<br />

fünf Jahre Beiträge gezahlt haben und der Vertrag mindestens zwölf Jahre<br />

läuft, erhalten Sie den Ertrag aus der ruhend gestellten Versicherung nach altem<br />

Recht steuerfrei Die Ablaufleistung fällt aber deutlich geringer aus, wenn Sie keine<br />

Beiträge mehr zahlen<br />

Sie haben auch die Möglichkeit, eine Vertragsänderung zu beantragen, um<br />

den Vertrag Ihrer aktuellen Finanzlage anzupassen Sie können zum Beispiel den<br />

Beitrag reduzieren, nehmen damit aber eine geringere Versicherungssumme in Kauf<br />

Durch die Verlängerung der ursprünglichen Laufzeit verringert sich ihr Beitrag, bei<br />

gleich bleibendem Versicherungsschutz Damit bleibt Ihre Todesfallabsicherung in<br />

der anfänglichen Höhe erhalten Falls Sie eine solche Vertragsänderung wünschen,<br />

sollten Sie bei Ihrem Versicherer eine Beispielrechnung anfordern<br />

Bausparen: Erst sparen - dann bauen!<br />

Bausparverträge sind eigentlich nicht für die reine <strong>Geld</strong>anlage gedacht Der Grund:<br />

Die Guthabenzinsen sind niedrig und liegen kaum höher als auf den Sparkonten mit<br />

dreimonatiger Kündigungsfrist Bausparverträge sind meist nur dann sinnvoll, wenn<br />

Sie später wirklich bauen, kaufen, modernisieren oder renovieren wollen, um sich<br />

für die Zukunft einen niedrigen Zinssatz für ein Baudarlehen zu sichern Mittlerweile<br />

gibt es aber auch spezielle Spartarife für Personengruppen (z B Rentner und Auszubildende)<br />

mit vergleichsweise niedrigem Einkommen, die gar nicht an eine eigene<br />

Immobilie denken Sie erhalten vergleichsweise hohe Sparzinsen und staatlichen<br />

Zulagen, verzichten aber im Gegenzug darauf, bei Fälligkeit ein billiges Darlehen in<br />

Anspruch zu nehmen Seit 2009 hat der Gesetzgeber bei Neuverträgen Einschränkungen<br />

gemacht Nur wer seinen Vertrag vor dem 25 Geburtstag abschließt, darf mit<br />

dem <strong>Geld</strong> machen was er will Ältere müssen das Darlehen für wohnungswirtschaftliche<br />

Zwecke einsetzen<br />

Ein Beispiel: Gertrud und Erwin Müller sind ein Rentnerehepaar und schauen sich<br />

für ihr Enkelkind nach einer geeigneten <strong>Geld</strong>anlage um Auf der Bank gibt es für<br />

Sparverträge zurzeit nicht viel, deshalb suchen Sie nach einer Alternative Da sie mit<br />

ihrem Rentnereinkommen Anspruch auf die Wohnungsbauprämie haben, entschließen<br />

sie sich für einen Bausparvertrag mit Renditetarif Nach sieben Jahren steht ein<br />

schönes Sümmchen auf dem Konto<br />

Die Zinssätze eines Bausparvertrags sind nicht unabhängig vom allgemeinen Zinsniveau,<br />

aber auf einen konstant niedrigen Satz fixiert So zahlen Bausparkassen für<br />

Ihr Guthaben in der Regel 1,0 bis 2,0 Prozent, verlangen umgekehrt für ein Darlehen<br />

aber auch nur 4,0 oder 5 Prozent Der Bausparvertrag berechtigt Bausparer zur Inanspruchnahme<br />

eines Baudarlehens zu einem Zinssatz, der nur zwei Prozent über dem<br />

vertraglichen Guthabenzins liegt Vorteil: Auch in Niedrigzinsphasen kann sich der<br />

Abschluss eines Baussparvertrags lohnen Damit können Sie das Risiko, dass die<br />

Zinsen bis zur Darlehensaufnahmen steigen, auf ein kalkulierbares Maß verringern<br />

166


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Im Vergleich zum Bankkredit müssen Sie beim Darlehen einer Bausparkasse jedoch<br />

eine deutlich höhere Tilgung hinnehmen, denn der Kredit muss schneller abbezahlt<br />

werden<br />

Bausparen – eine Idee mit Tradition<br />

Die erste Bausparkasse wurde 1775 in Birmingham gegründet In der ersten<br />

Hälfte des 19 Jahrhunderts folgten Institute in Australien, Neuseeland, Brasilien,<br />

Südafrika und den USA Erst gegen Ende des 19 Jahrhunderts griff in<br />

Deutschland der Bielefelder Pastor Friedrich von Bodelschwingh die englische<br />

Idee auf Der Theologe und Reformer rief im Jahr 1885 die „Bausparkasse für<br />

jedermann“ ins Leben Das Grundprinzip entspricht einem Generationenvertrag<br />

Die Einzahler von heute stellen den Kreditnehmern von heute ihr <strong>Geld</strong><br />

zur Finanzierung ihres Eigenheims zur Verfügung Die Bausparkasse garantiert<br />

den Sparern im Gegenzug, dass sie bei Erreichen der Anspruchkriterien<br />

ebenfalls ein Darlehen zu günstigen Zinsen aufnehmen dürfen<br />

Sinnvoll ist Bausparen vor allen dann, wenn Sie die gesetzlich festgelegten Einkommensgrenzen<br />

(für Ledige 25 600 Euro, für Verheiratet 51 200 Euro jährlich) nicht<br />

überschreiten Der Staat fördert nämlich Bausparen mit der bereits erwähnten Wohnungsbauprämie<br />

und über Steuererleichterungen Die Prämie beträgt 8,8 Prozent<br />

Dazu muss ein Antrag über die Bausparkasse gestellt werden Gefördert werden allerdings<br />

nur jährliche Sparbeiträge bis zu 512 Euro für Ledige und bis zu 1 024 Euro<br />

für Ehepaare Die Bindungsfrist ist auf sieben Jahre begrenzt<br />

Die Bausparsumme können Sie, abgesehen von gewissen Mindestbeträgen, frei<br />

wählen Die monatliche Sparrate wird je 512 Euro Bausparsumme errechnet Wie<br />

hoch Ihre monatliche Belastung sein wird, können Sie selbst bestimmen Dabei sollten<br />

Sie die vermögenswirksamen Leistungen gegebenenfalls mit in Ihre Rechnung<br />

einbeziehen<br />

Bausparer wollen häufig vor der Zuteilungsreife des Vertrags über ihr <strong>Geld</strong> verfügen<br />

Bei der Auswahl des für Sie geeigneten Bausparvertrags sind deshalb die vorgeschriebenen<br />

Mindestsparzeiten, Mindestsparguthaben und die Mindestwartezeit zu<br />

beachten Je nach Tarif liegen die Mindestsparzeiten zwischen 18 und 60 Monaten<br />

Danach beginnt die Mindestwartezeit, also die Zeit, die bis zur Zuteilung überbrückt<br />

werden muss Die Bausparkassen errechnen den Zuteilungszeitpunkt, an dem Sie<br />

über Ihr Guthaben verfügen können und Anspruch auf ein Baudarlehen haben, mit<br />

einem komplizierten Bewertungs- und Punktesystem Insbesondere Vertragslaufzeit<br />

und Guthabenentwicklung sind entscheidend für die Reihenfolge der Zuteilung Außerdem<br />

muss die Mindestansparung der Bausparsumme in der Regel zu 40 Prozent<br />

erfüllt sein Bei manchen Tarifen sind es auch 50 Prozent<br />

167


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Bausparkassen können und dürfen den genauen Zuteilungstermin nicht exakt vorhersagen<br />

Leider liegen sie aber auch mit ihren Prognosen häufig daneben Verbraucherschützer<br />

testen auch regelmäßig die Beratungsqualität Dabei werden über 100<br />

Testgespräche geführt, mehr als ein Viertel davon sind regelmäßig mangelhaft oder<br />

sehr mangelhaft Die häufigsten Fehler sind immer wieder: falsche Zuteilungsprognosen,<br />

überhöhte Bausparsummen, dürftige Informationen über Anspar- und Darlehensphase<br />

und über die Gesamtfinanzierung<br />

Tipp:<br />

Wenn Sie sich für Bausparen entschieden haben, kalkulieren Sie die Zuteilungsreife<br />

Ihres Bausparvertrags nicht zu knapp Planen Sie besser mehrere<br />

Monate als Puffer ein<br />

Die Bausparkassen gewähren, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, ein Darlehen<br />

in Höhe des Differenzbetrages zwischen Bausparsumme und Bausparguthaben<br />

Sind noch nicht alle Voraussetzungen erfüllt, bieten die Kassen aber auch dafür Lösungen<br />

an:<br />

Vorfinanzierung: Das Mindestguthaben ist noch nicht angespart Das heißt, Sie<br />

müssen einen Kredit zu den marktüblichen Zinsen aufnehmen und gleichzeitig den<br />

Bausparvertrag auffüllen Normalerweise muss jedes Darlehen mit mindestens einem<br />

Prozent getilgt werden Bei der Vorfinanzierung fließt diese Summe jedoch in<br />

den Bausparvertrag, bis dieser zuteilungsreif geworden ist<br />

Zwischenkredit: Das Mindestguthaben ist angespart, die Zuteilung aber noch nicht<br />

erfolgt Für diese Übergangszeit nehmen Sie einen tilgungsfreien Zwischenkredit zu<br />

den marktüblichen Konditionen auf Sie zahlen also nur Zinsen Sobald der Bausparvertrag<br />

zuteilungsreif ist, wird der Zwischenkredit durch die Bausparsumme abgelöst<br />

Tilgungsbausparvertrag: Ein Bausparvertrag wird in zwei oder drei Teilsummen<br />

aufgeteilt Sie werden nacheinander bis zu Zuteilungsreife bespart<br />

Vorfinanzierung und Zwischenkredite rechnen sich in Niedrigzinsphasen in der Regel<br />

nicht Da sich auch die Kassen auf dem freien Kapitalmarkt die vorzeitig benötigten<br />

Darlehensgelder besorgen müssen, lohnt ein eigener Vergleich mit Bankdarlehen<br />

Tipp:<br />

Durch zusätzliche Einzahlungen in Ihren Bausparvertrag können Sie die Wartezeit<br />

bis zur Zuteilungsreife beeinflussen Als Faustregel gilt: Je schneller das<br />

für die Zuteilung erforderliche Mindestsparguthaben eingezahlt ist, umso kürzer<br />

wird die Wartezeit<br />

168


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Einlagensicherung<br />

Die Finanzkrise hat das Bausparen aus einem jahrelangen Schattendasein wieder<br />

hervor geholt In unsicheren Zeiten, in denen man sein <strong>Geld</strong> nicht mehr jeder Bank<br />

anvertrauen will, sind Solidargemeinschaften, wie man sie beim Bausparen finden,<br />

gefragt Die Einlage ist gesichert, in unbegrenzter Höhe gesichert, auch die Zinsen<br />

Neben eigenen Sicherungssystemen sind alle Bausparkassen durch die Entschädigungseinrichtung<br />

deutscher Banken abgesichert Die meisten Bausparkassen sind<br />

zudem Mitglied im Bausparkassen-Einlagensicherungsfonds Hierbei sind die Einlagen<br />

(z B <strong>Geld</strong>anlagen, Sparbriefe) inklusive der Zinsen bis zu 250 000 Euro gesichert<br />

Dazu gehören unter anderem die Alte Leipziger, die Badenia und die Debeka<br />

Bei Bausparkassen, die zu großen Banken gehören, greift der Einlagensicherungsfond<br />

für Bank-Bausparkassen Das Guthaben eines jeden Kunden ist inklusive Zinsen<br />

in unbegrenzter Höhe geschützt Hiezu gehören beispielsweise die Allianz Dresdner<br />

Bauspar AG, Deutsche Bank Bauspar AG und die Vereinsbank Victoria Bauspar AG<br />

(VVB) Einlagen öffentlicher Bausparkassen, also Landesbausparkassen (LBS), unterliegen<br />

dem Sicherungssystem des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes,<br />

ebenso wie die LBS gehört die Bausparkasse Schwäbisch-Hall dem Sicherungssystem<br />

der genossenschaftlichen Banken an<br />

Informationen zur Sicherungseinichtung der privaten Bausparkassen sind erhältlich<br />

unter:<br />

Verband der privaten Bausparkassen<br />

Klingelhöferstr 4<br />

10785 Berlin<br />

www bausparkassen de<br />

email: bausparkassen@vdpb de<br />

Bausparen: Die richtige Strategie<br />

Beim Bausparen kommt es darauf an, zeitlich möglichst dicht an die Zuteilungsvoraussetzungen<br />

heranzukommen Ist der Bausparvertrag zum Beispiel überspart,<br />

wirkt sich das negativ auf Ihren Darlehensanspruch aus Ist das Mindestguthaben<br />

noch nicht erreicht und Sie wollen schon über das Darlehen verfügen, müssen Sie<br />

dagegen Kredite zu Marktpreisen aufnehmen Damit Ihnen Ihr <strong>Geld</strong> zum richtigen<br />

Zeitpunkt in ausreichender Höhe zur Verfügung steht, gilt es, den Bausparvertrag zu<br />

optimieren Dazu benötigen Sie von Ihrer Bausparkasse folgende Angaben:<br />

� den aktuellen Guthabenstand,<br />

� die Höhe des geforderten Mindestguthabens,<br />

� die aktuelle Bewertungszahl,<br />

� die notwendige Zielbewertungszahl<br />

169


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Variante 1: Sie haben das Mindestguthaben gerade angespart, die Bewertungszahl<br />

aber noch nicht erreicht Die Strategie: Einzahlung stoppen und die Bausparsumme<br />

bis zur Zuteilung zwischenfinanzieren Die Bewertungszahl wächst allein durch die<br />

längere Spardauer kontinuierlich an Weitere Einzahlungen würden zwar die Zuteilungsreife<br />

beschleunigen, andererseits aber den Darlehensanspruch schmälern<br />

Variante 2: Die Zielbewertungszahl ist erreicht, das Mindestguthaben aber noch nicht<br />

angespart Die Strategie: Sie zahlen die fehlende Summe bis zum Mindestguthaben<br />

sofort ein Die Zuteilungsvoraussetzungen sind am nächsten Stichtag erfüllt Mit der<br />

Auszahlung kann wenige Monate später gerechnet werden Notfalls muss für diese<br />

kurze Zeit zwischenfinanziert werden<br />

Variante 3: Sowohl Guthaben als auch Bewertungszahl sind zu klein Die Strategie:<br />

Die Bausparsumme herabsetzen oder eine Teilbausparsumme bilden, mit dem Ziel,<br />

dass Ihr neues Guthaben dem Mindestguthaben entspricht<br />

Variante 4: Der Bausparvertrag ist überspart, Mindestguthaben und Zielbewertungszahl<br />

sind weit überschritten Die Strategie: Einzahlungen stoppen und <strong>Geld</strong>er zum<br />

Spartarif anlegen, bis ein Darlehen benötigt wird Eventuell können Sie auch die<br />

Bausparsumme erhöhen Nachteil: Meistens verhängen die Bausparkassen nach<br />

einer Erhöhung eine einjährige Sperrzeit Manche machen daraus einen neuen Vertrag<br />

und verlangen dafür wieder eine Abschlussgebühr Das sollten Sie unbedingt<br />

vermeiden<br />

Tipp:<br />

Um mit dem Bausparen ein optimales Ergebnis zu erzielen, müssen viele Faktoren<br />

stimmen Am besten gelingt das in Kombination mit den vermögenswirksamen<br />

Leistungen Wird die Einkommensgrenze überschritten, sollte man<br />

sich nach Alternativen umschauen Zum Beispiel im siebenjährigen Anlagenbereich<br />

auch die Angebote von Banksparplänen oder Bundesschatzbriefen<br />

abfragen<br />

Handel mit Bausparverträgen<br />

Was tun, wenn Ihr Bausparvertrag zuteilungsreif ist, Sie das <strong>Geld</strong> aber gar nicht mehr<br />

brauchen? Vielleicht haben Sie zwischenzeitlich eine Erbschaft gemacht und schon<br />

längst ein eigenes Haus Dann könnten Sie sich überlegen, den Bausparvertrag zu<br />

übertragen Zum Beispiel an ein Familienmitglied oder einen nahen Verwandten<br />

Dazu gehören: Verlobte, Ehegatten, Verwandte oder Verschwägerte gerader Linie,<br />

Geschwister, Kinder der Geschwister, Ehegatten der Geschwister und Geschwister<br />

der Ehegatten, Geschwister der Eltern, Pflegeeltern und Pflegekinder Eine Übertragung<br />

im Verwandtschaftskreis hat für den Empfänger viele Vorteile Es entstehen<br />

bei der Vertragsübertragung keine Kosten, denn die Abschlussgebühr wurde bereits<br />

170


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

bezahlt und auch die Wartezeit bis zur Zuteilung der Bauspargelder verlängert sich<br />

dadurch nicht Diesem Handel muss die Bausparkasse zwar formell zustimmen, was<br />

in der Regel jedoch problemlos geschieht<br />

Das müssen Sie wissen: Der neue Bausparer übernimmt mit dem Vertrag<br />

auch sämtliche Verpflichtungen des alten Inhabers Wird der Vertrag zum Beispiel mit<br />

staatlichen <strong>Geld</strong>ern gefördert, wie Wohnungsbauprämie und vermögenswirksamen<br />

Leistungen, dann muss diese Regelung bis zum Ende der Laufzeit durchgehalten<br />

werden Außerdem muss bei einer Übertragung innerhalb der siebenjährigen Bindungsfrist<br />

sicher gestellt sein, dass die ausgezahlten Darlehensgelder auch für wohnungswirtschaftliche<br />

Zwecke verwendet werden Eine Zweckentfremdung, ist weder<br />

für das Guthaben noch für die Darlehenssumme gestattet<br />

Tipp:<br />

Ein Verkauf des Bausparvertrags an Fremde dazu gehört nach Ansicht der<br />

Mehrheit aller Bausparkassen auch der Lebensgefährte ist nicht in jeder Situation<br />

lukrativ Der Käufer bekommt bei niedrigem Zinsniveau zwar sofort günstige<br />

Hypothekendarlehen Dafür muss er beim Erwerb eines alten Bausparvertrags<br />

aber eine dreijährige Sperrzeit einkalkulieren, bis ihm die Bauspargelder<br />

überhaupt zur Verfügung stehen<br />

Tarif-Wirrwarr<br />

Bausparen ist einfach und zugleich hoch kompliziert Über 100 Bauspartarife werden<br />

von über 20 privaten und öffentlichen Kassen angeboten Rechnet man die Wohn-<br />

Riester-Verträge noch hinzu, werden es noch 50 mehr sein Da müsste eigentlich für<br />

jeden Bedarf etwas Passendes dabei sein Welcher Vertrag der beste für Sie ist hängt<br />

davon ab wie Sie sparen Wollen Sie einen größeren <strong>Geld</strong>betrag auf einen Schlag<br />

einzahlen (Soforteinzahler) oder Monat für Monat ratenweise anspart (Regelsparer)<br />

oder kommt es Ihnen in erster Linie auf den Guthabenzins an (Renditesparer)<br />

Um als Laie den Überblick zu behalten, muss man tief eintauchen in den Tarif-Wirrwarr<br />

Vielleicht ein Grund dafür, dass die klassischen Tarife vorne liegen Options-<br />

oder Variotarife sind für Sparer mit festen Bauabsichten offenbar weniger gut geeignet<br />

Das Mindestsparguthaben muss 50 Prozent statt 40 Prozent der Bausparsumme<br />

betragen, die Abschlussgebühr kostet oft mehr als ein Prozent der Bausparsumme<br />

und der Tilgungsbeitrag ist ebenfalls höher als beim Standardtarif Und das gibt es<br />

dafür: Guthaben- und Darlehenszinssatz sowie die Höhe der Tilgung können beispielsweise<br />

noch nachträglich geändert werden Beim Standardtarif verlängern sich<br />

dagegen nach einer Aufstockung die Wartezeiten Außerdem kann eine neue Abschlussgebühr<br />

fällig werden Das fällt bei den Options- oder Variotarifen weg Kommt<br />

es nicht zum Bau oder Kauf einer Immobilie, können die Bausparer nachträglich auf<br />

einen höheren Guthabenzins umsteigen und dadurch eine höhere Rendite erzielen<br />

171


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Mit einem Wechsel zu einem höheren Tilgungssatz mit kürzeren Darlehenslaufzeiten<br />

lässt sich auch die Zuteilungsreife beschleunigen<br />

Tipp:<br />

Je konkreter die Bauabsichten und je unflexibler die Finanzierung, desto stärker<br />

überwiegen die Vorteile des Standardtarifs<br />

Sofortfinanzierung: Vorsicht Falle!<br />

Die Bausparkassen spüren es: die Dauerphase der niedrigen Zinsen lockt viele Kunden,<br />

ihre Bau- oder Kaufentscheidung vorzuziehen Davon profitieren vor allem die<br />

Banken mit ihren Hypothekenkrediten Schlecht für die Bausparkassen Um mithalten<br />

zu können, müssen neue Produkte her Mit der Sofortfinanzierung sollen selbst<br />

Bausparmuffel zur Unterschrift gebracht werden Doch Vorsicht, das Modell hat Tücken!<br />

Die klassische Idee des Bausparens - erst sparen, dann bauen - wird mit der<br />

Sofortfinanzierung komplett auf den Kopf gestellt Sie erhalten zwar sofort <strong>Geld</strong> und<br />

können auch sofort bauen Doch die gesamte Bausparsumme wird von der Kasse<br />

mit einem Vorauskredit finanziert, den Sie dann teuer zurückzahlen müssen Letztlich<br />

verlieren Sie sogar doppelt: Sie erhalten während der Ansparphase nur 1 bis 2 Prozent<br />

Habenzinsen Sie zahlen für den Vorauskredit aber marktübliche Zinsen Vergleichsrechnungen<br />

zeigen, dass dieser Nachteil auch später durch das zinsgünstige<br />

Bausparkassendarlehen nicht mehr aufgeholt werden kann<br />

Tipp:<br />

Wenn Sie sofort bauen wollen und noch keinen Bausparvertrag haben, nehmen<br />

Sie besser gleich selbst ein Darlehen bei einem Kreditinstitut auf Das ist<br />

in jedem Fall günstiger als die Sofortfinanzierung!<br />

Konstantmodell: Nur für beständige Sparer<br />

Eine Variante der Sofortfinanzierung ist das „Konstantmodell“ Auch hier wird die<br />

Bausparsumme über einen tilgungsfreien Vorauskredit finanziert In der Niedrigzinsphase<br />

kann das unter bestimmten Voraussetzungen eine sichere und auch günstige<br />

Finanzierung sein Damit die Rechnung aufgeht, sollte der Festzins, den Sie über<br />

eine lange Laufzeit vereinbaren müssen, mindestens ein Prozentpunkt unter dem<br />

marktüblichen Zins liegen Die monatliche Belastung bleibt während der Gesamtlaufzeit<br />

gleich Die Rückzahlung erfolgt in festen Raten und dauert 15 bis 29 Jahre, je<br />

nach Bausparkasse Die Unterschiede bei den Angeboten sind allerdings groß<br />

172


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Auf das Konstantmodell sollten Sie sich nur einlassen, wenn Sie bis zum Ende<br />

durchhalten Bei vorzeitiger Kündigung ist Ihr Zinsvorteil nämlich dahin<br />

Bis 2013: Die Eigenheimzulage gibt es noch<br />

Die Eigenheimzulage war über viele Jahre eine der größten staatlichen Subventionen<br />

in Deutschland Sie wurde einst zur Förderung der Vermögensbildung in breiten<br />

Schichten der Bevölkerung und zur die Schaffung von selbst genutztem Wohnungseigentum<br />

eingeführt Obwohl sie wegen der enormen Belastung für den Staatshaushalt<br />

schrittweise eingeschränkt wurde, musste der Finanzminister 2005 dafür rund 11<br />

Milliarden Euro aufwenden Erst 2013 werden die letzten Zulagenberechtigten aus<br />

den Akten verschwinden Gleichzeitig fällt damit dann auch das Baukindergeld weg<br />

Obwohl die Unionsparteien die Eigenheimzulage noch kurz vorher wie eine „heilige<br />

Kuh“ behandelt haben, strich die Große Koalition sie schon Ende 2005 aus dem Gesetz<br />

Das trifft aber nur Immobilienkäufer und Häuslebauer, die erst 2006 in die eigenen<br />

vier Wände umzogen Für alle anderen, die noch rechtzeitig reagieren konnten,<br />

wird die Eigenheimzulage noch für den vollen Förderzeitraum gewährt Voraussetzung:<br />

Der notarielle Kaufvertrag wurde vor dem 1 Januar 2006 beurkundet oder der<br />

Bauantrag für eine neu zu errichtende Wohnung wurde bis Ende 2005 gestellt<br />

Die Eigenheimzulage beträgt jährlich ein Prozent der Anschaffungskosten oder der<br />

Herstellungskosten Die Obergrenze der Förderung liegt bei 1 250 Euro pro Jahr,<br />

zuzüglich 800 Euro für jedes Kind, sofern die gesetzlichen Voraussetzungen für die<br />

Förderung erfüllt werden Der Förderzeitraum beträgt acht Jahre<br />

Der Staat hilft den Familien – nutzen Sie es<br />

Erstaunlicherweise wird die Kinder- und Familienförderung nicht von allen Berechtigten<br />

in Anspruch genommen – aus Bequemlichkeit oder Unkenntnis Auch dieses<br />

<strong>Geld</strong> geht den Betroffenen für ihre Lebenshaltung und Vermögensbildung verloren<br />

Zwar soll das Kindergeld die Erziehung und Ausbildung unterstützen Aber wer diese<br />

und andere staatlichen Leistungen nicht – oder nicht in vollem Umfang – in Anspruch<br />

nimmt, muss alle notwendigen Aufwendungen aus seinem sonstigen Einkommen finanzieren<br />

und mindert so seine Sparfähigkeit Rückwirkend lassen sich Fördermittel<br />

in der Regel auch nicht in Anspruch nehmen Die Zahlungen erfolgen immer nur auf<br />

Antrag<br />

Das Kindergeld ist eine Sozialleistung des Staates zur Unterstützung von Eltern oder<br />

anderen Personen, die Kinder aufziehen Der Betreuungsfreibetrag ist der Teil des<br />

Einkommens der Eltern, den der Staat wegen der Kinder nicht besteuern darf<br />

173


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Das Kindergeld ist auf der einen Seite eine direkte Zahlung des Staates und auf der<br />

anderen Seite die Rückerstattung von Steuern, die mit Blick auf die familiäre Situation<br />

zu hoch waren Eltern mit mittleren Einkommen erhalten deshalb das Kindergeld<br />

zum größten Teil als Steuerrückerstattung Sie bekommen nur einen geringen Förderanteil<br />

Das Kindergeld beträgt seit 2009 für die ersten zwei Kinder jeweils 164 Euro, für das<br />

dritte 174 und für jedes weitere Kind 195 Euro monatlich Nach dem Einkommensteuergesetz<br />

erhält Kindergeld, wer:<br />

� in Deutschland seinen Wohnsitz hat oder<br />

� im Ausland wohnt, aber in Deutschland unbeschränkt einkommensteuerpflichtig<br />

ist<br />

Der Wohnsitz oder der gewöhnliche Aufenthalt des Kindes muss in Deutschland<br />

(mehr als 6 Monate im Jahr) sein Der kann aber auch in einem anderen Mitgliedstaat<br />

der Europäischen Union oder in einem Staat liegen, der dem Abkommen über<br />

den Europäischen Wirtschaftsraum beigetreten ist Für Kinder, die in der Schweiz,<br />

in der Türkei, im ehemaligen Jugoslawien, in Marokko oder in Tunesien leben, wird<br />

aufgrund zwischenstaatlicher Abkommen ebenfalls Kindergeld in der in diesen Abkommen<br />

jeweils festgelegten Höhe gezahlt Ohne Altersbegrenzung wird Kindergeld<br />

für Kinder gezahlt, die wegen körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung<br />

außerstande sind, sich selbst zu unterhalten<br />

Das Kindergeld wird für grundsätzlich bis zu deren 18 Lebensjahr gezahlt Befindet<br />

sich das Kind noch in einer Ausbildung oder ist es arbeitslos, kann auch noch bis zur<br />

Vollendung des 25 Lebensjahres gezahlt werden Ausnahmen sind möglich, wenn z<br />

B während des Wehrdienstes kein Kindergeld gezahlt wurde<br />

Tipp:<br />

Beobachten Sie die Entwicklung der Einkünfte Ihrer Kinder Wer zuviel verdient,<br />

zahlt sonst drauf Es kann sich daher buchstäblich auszahlen, weniger<br />

zu jobben (Siehe auch weiter oben: Kindergeldfalle)<br />

Das Elterngeld<br />

Elterngeld sollen junge Familien, die nach dem 01 01 2007 ein Kind bekommen, finanziell<br />

unterstützt werden Mütter oder Väter, die auf eine Berufstätigkeit verzichten,<br />

bekommen 67 Prozent ihres bisherigen Netto-Einkommens vom Staat ersetzt Das<br />

Elterngeld hat das Erziehungsgeld ersetzen Es wird 12 Monate lang gezahlt Wenn<br />

sich beide Eltern bei der Kinderbetreuung abwechseln wird die Bezugszeit um zwei<br />

weitere Monate verlängert Es sind also insgesamt 14 Monate Elterngeld möglich<br />

Für Kinder, die vor 2007 zur Welt kommen, gibt es kein Elterngeld, sondern das alte<br />

Erziehungsgeld<br />

174


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Als Elterngeld wird maximal 1 800 Euro pro Monat gezahlt Familien ohne oder mit<br />

niedrigem Einkommen bekommen monatlich einen Sockelbetrag in Höhe von 300<br />

Euro Bei Empfängern von Arbeitslosengeld II wird das Elterngeld nicht auf das Arbeitslosengeld<br />

II angerechnet Hinweis: Auch hier gilt, dass die Gestaltungsfreude<br />

deutscher Politiker es schwer macht, sich dauerhaft auf eine bestimmte Regelung<br />

einzustellen Verfolgen Sie deshalb die aktuellen Nachrichten, um Änderungen rechtzeitig<br />

berücksichtigen zu können<br />

Achtung: Familienförderung ist eine beliebte Spielwiese der Politiker Daher kommt<br />

es immer wieder zu Ver(schlimm)besserungen Achten Sie im eigenen Interesse darauf,<br />

denn oft werden Leistungen nur auf Antrag gewährt – oder gehen verloren, wenn<br />

festgelegte Einkommensgrenzen überschritten werden, sei es auch nur geringfügig<br />

Aktuelle Informationen finden Sie zum Beispiel unter http://www wiso de und speziell<br />

zum Elterngeld unter:<br />

http://www.elterngeld.net/elterngeld.html<br />

Wohngeld und wer es bekommt<br />

Wohngeld wird Mietern als Mietzuschuss ausgezahlt Wohngeld kann auch der Eigentümer<br />

eines Eigenheimes oder einer Eigentumswohnung erhalten Laut Bundesministerium<br />

für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hängt die Gewährung des so<br />

genannten Lastenzuschusses für Wohneigentümer von drei Faktoren ab: der Zahl<br />

der Haushaltsmitglieder, von der monatlichen Belastung (also etwa der Höhe der<br />

Kreditrate) und dem anzurechnenden Einkommen des Haushalts, wobei seit 2009<br />

alle Haushaltsmitglieder (nicht nur Familienangehörige) Berücksichtigung finden Der<br />

Zuschuss muss jedes Jahr neu beantragt werden Die Formulare dazu liegen bei der<br />

örtlichen Wohngeldstelle bereit<br />

Die Höhe des Wohngeldes richtet sich seit 2009 vor allen nach der Zahl der Mitbewohner<br />

Neu ist, dass nicht nur Familienangehörige, sondern alle Personen in einem<br />

Haushalt, die miteinander verwandt sind oder in einer sonstigen Verantwortungs-<br />

und Einstehensgemeinschaft leben, bei der Wohngeldberechnung berücksichtigt<br />

werden Außerdem werden erstmals Heizkosten bei der Ermittlung des Wohngeldes<br />

berücksichtigt<br />

Wenn Ihr Einkommen die festgelegten Grenzen nicht übersteigt, zahlt der Staat Ihnen<br />

einen Zuschuss zur Miete oder auch zum Abtrag der Schulden, die Sie zur Finanzierung<br />

des Eigenheims aufgenommen haben Sie kann im Einzelfall bis zu mehreren<br />

Hundert Euro im Monat betragen Zum Beispiel darf ein alleinlebender Arbeitnehmer<br />

über knapp 870 Euro monatliches Nettoeinkommen verfügen<br />

Ob und wie viel Wohngeld tatsächlich gezahlt wird, hängt von der Familiengröße,<br />

dem Familieneinkommen und der Mietbelastung ab:<br />

� Familiengröße: Hier zählen alle zum Haushalt gehörende Mitglieder, also<br />

neben den Ehe- oder Lebenspartnern Kinder, Eltern, Enkel, Nichten, Neffen<br />

175


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

auch andere dazugehörige Personen<br />

� Familieneinkommen: Hierzu gehören Gehalt, Weihnachts- und Urlaubsgeld,<br />

Renten und Arbeitslosengeld aller Familienmitglieder: Abgezogen<br />

werden dürfen Freibeträge<br />

� Miete: Mit Miete ist das Entgelt für die Überlassung des Wohnraums gemeint<br />

- ohne Kosten für Heizung, Warmwasser, Zuschläge für Untervermietung<br />

und Benutzung zu anderen als Wohnzwecken<br />

Übersteigt das monatliche Einkommen nach Abzug von Freibeträgen und besonderen<br />

Aufwendungen diese Grenzen, wird kein Wohngeld gezahlt Zur Einkommensberechnung<br />

müssen die Einkünfte aller Familienangehörigen, addieret werden<br />

176


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wohnen: Miete oder Zinsen<br />

zahlen?<br />

Die schwere Entscheidung: Bauen oder<br />

kaufen, mieten oder vermieten?<br />

Bauen: Für die meisten Menschen bedeutet dies die größte<br />

Investition im Leben Doch wer es wagt, kann später mietfrei<br />

wohnen und bildet durch die Wertsteigerung seiner eigenen<br />

vier Wände sogar noch eine „stille Reserve“ Im Alter oder bei<br />

dringendem Bedarf kann das Eigentum sogar verkauft werden,<br />

um davon zu leben Aber ob der Immobilienerwerb wirklich ein<br />

gutes Geschäft ist, hängt nicht zuletzt von der Art der Finanzierung<br />

ab Hier finden Sie wichtige Hinweise, wie Sie vorgehen<br />

sollten, um Ihren <strong>Geld</strong>beutel zu schonen und Ihr Vermögen zu<br />

mehren<br />

Durch die Finanzkrise und den darauffolgenden Konjunktureinbruch sind die Zinsen<br />

für Baugeld deutlich gesunken Dennoch lag der Immobilienmarkt brach Die Preise<br />

fielen auf dem Land und auch in einigen Städten Lohnt der Kauf von Häusern, Wohnungen<br />

oder Grundstücken überhaupt noch? Darauf kann es keine pauschale Antwort<br />

geben Je nachdem, ob man über Vermietung oder Selbstnutzung nachdenkt<br />

oder ob man über Rendite oder Lebensqualität spricht, die Antwort kann jedes Mal<br />

anders ausfallen<br />

Betrachtet man den Kauf einer Immobilie unter dem Aspekt der Eigennutzung, bringen<br />

die eigenen vier Wände gegenüber der Mietwohnung auf lange Sicht viele Vorteile:<br />

Man zahlt nicht an den Vermieter den Mietzins auf Nimmerwiedersehen, sondern<br />

investiert in sein Eigentum Irgendwann ist das Eigenheim oder die Eigentumswohnung<br />

abbezahlt und kann für den Lebensabend zum finanziellen Polster werden<br />

Wer an eine vermietete Immobilie denkt, um später vielleicht von den Mieteinnahmen<br />

zu leben, hat den Vorteil, dass die Mieter die Zinslast tragen, während man<br />

selbst vielleicht flexibel und mobil bleiben will Ein gängiges Modell ist auch, zum<br />

177


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Beispiel eine Eigentumswohnung nicht gleich selbst zu bewohnen, sondern zunächst<br />

zu vermieten, bis sie abbezahlt ist Danach können Sie selbst einziehen und wohnen<br />

umsonst<br />

Beim Kauf einer Immobilie müssen Sie bei den meisten Banken eigenes <strong>Geld</strong> mitbringen<br />

Sonst gibt es keinen Kredit Die Banken verlangen zwischen 20 und 30 Prozent<br />

Eigenkapital, je nach dem ob Sie selbst einziehen wollen oder nicht Bevor Sie<br />

sich entscheiden, sollten Sie sich über die folgenden Fragen Klarheit verschaffen:<br />

� Wie soll die Immobilie genutzt werden?<br />

� Kann ich mir den Immobilienbesitz überhaupt leisten?<br />

� Kann ich mein gespartes <strong>Geld</strong> gewinnbringender anlegen als mit einer Immobilie?<br />

� Wie wichtig ist mir der Punkt „Sicherheit“ bei einer <strong>Geld</strong>anlage?<br />

� Wollen Sie selbst einziehen oder vermieten?<br />

� Wollen Sie zunächst vermieten und erst später einziehen?<br />

Wenn Sie sich für den Kauf oder Bau eines Hauses entscheiden, ist die Belastung<br />

am Anfang meist etwas höher als bei Miete Doch bei genauer Rechnung müssen<br />

die aktuellen Immobilienpreise, die Prognosen der Zinsentwicklung und die Wertsteigerung<br />

von Wohnimmobilien berücksichtigt werden Das Ergebnis signalisiert oft:<br />

Kaufen!<br />

Beispiel: Beate und Boris Bauer wollen sich für ihr Erspartes und mit Hilfe eines<br />

Bankdarlehens eine kleine Eigentumswohnung in Universitätsnähe kaufen Wenn<br />

ihre Kinder studieren, sollen sie so eine kostengünstige Bleibe haben Wird das Appartement<br />

nicht mehr gebraucht soll es verkauft werden und als Grundstock für eine<br />

Neuanschaffung dienen<br />

Eigennutzung oder Vermietung? Davon hängt bei der Entscheidung über die Finanzierung<br />

viel ab Sie können zum Beispiel bei selbst genutztem Wohneigentum die<br />

Schuldzinsen nicht als Werbungskosten von der Steuer absetzen Bei einer vermieteten<br />

Immobilie haben Sie dagegen viele Möglichkeiten, das Finanzamt an Ihren<br />

Ausgaben zu beteiligen So ist das selbst genutzte Einfamilienhaus mit vermieteter<br />

Wohneinheit nach wie vor ein Steuersparmodell Da lassen sich viele Ausgaben als<br />

steuerlich relevante Kosten umlegen Denn alle Erstellungs-, Kredit- und Betriebskosten<br />

für den vermieteten Gebäudeteil lassen sich von der Steuer absetzen Dafür<br />

werden allerdings auch die Einnahmen aus der Vermietung mit den Ausgaben<br />

verrechnet Kommt dabei ein Überschuss heraus, müssen die Gewinne versteuert<br />

werden<br />

Kapitalanleger sollten sich deshalb nicht nur mit ihrem Finanzberater, sondern auch<br />

mit ihrem Steuerberater zusammensetzten Ob eine <strong>Geld</strong>anlage in Immobilien optimal<br />

ist, hängt vor allem von der erzielbaren Jahresmiete ab Dabei müssen Sie<br />

auch immer Leerstände mit einkalkulieren Vorsichtige Berater rechnen mit bis zu<br />

178


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

drei Monaten im Jahr Schließlich sollen Sie nach dem ersten Mieterwechsel nicht in<br />

Finanznöte geraten<br />

Behalten Sie nicht nur als Kapitalanleger den Immobilienmarkt im Auge Wie werthaltig<br />

ist Ihre Immobilie? Dabei spielt die Lage eine große Rolle Alles können Sie verändern,<br />

aber nicht die Lage! Wie wird sich das Gebiet, in dem Sie investieren wollen<br />

voraussichtlich entwickelt? Welche Planung steht an? Gehen Sie ruhig einmal auf<br />

eine Bürgerversammlung oder öffentliche Sitzungen des Gemeinderats, wenn es um<br />

das ausgewählte Gebiet geht Dort werden Sie erfahren oder erfragen können, wo<br />

der Schuh bei den jetzigen Anwohnern drückt Das können Verkehrsprobleme sein,<br />

fehlende Kindergartenplätze oder Ärger mit dem neu ausgewiesenen Baugebiet Erkundigen<br />

Sie sich im Rathaus, wann was auf der Tagesordnung steht Ein Besuch<br />

wird sich lohnen<br />

Die selbst genutzte Immobilie<br />

Die Bundesbürger verfügen heute über mehr Wohnraum als jemals zuvor Pro Kopf<br />

beträgt die durchschnittliche Wohnfläche knapp 46 Quadratmeter, ermittelten die<br />

Statistiker Bis 2030 wird die Zahl auf 56 steigen Das hat zu einem mit dem Alter zu<br />

tun und zum anderen mit dem Wachsen der Single-Haushalte Während früher ganze<br />

Familien in Häusern wohnten, leben jetzt immer mehr ältere Menschen so lange<br />

es geht in ihrer gewohnten Umgebung, bevor sie in kleinere Einheiten umziehen<br />

Mit 52 Prozent stellen Wohneigentümer mittlerweile die Mehrheit in Deutschland<br />

Dies zeigt eine Analyse der statistischen Daten für 2008 durch das Forschungsinstitut<br />

empirica im Auftrag der Landesbausparkassen (LBS) Beim Vergleich der Bundesländer<br />

liegt das Saarland mit einer Eigentümerquote von 63 Prozent an der Spitze<br />

In Hamburg und Berlin lebt dagegen nur einer von vier bzw fünf Einwohnern in<br />

den eigenen vier Wänden<br />

Heute ist neben der Lage vor allen die Wohnfläche entscheidend für den Preis Dabei<br />

werden die Grundstücke immer kleiner und die Ausnutzung immer größer Bei Neubauten<br />

berechnet sich der Preis nach dem umbauten Raum pro Kubikmeter Je nach<br />

Baumaterial liegen die reinen Baukosten zwischen 400 und 600 Euro, die Skala ist<br />

aber nach oben offen Eine genaue Kostenkalkulation ist also unbedingt erforderlich,<br />

wenn man genau wissen will, was die neue Immobilie am Ende kostet!<br />

Eine ausgefeilte Planung ist sehr wichtig! Fehler, die in diesem Stadium gemacht<br />

werden, können später nicht mehr oder nur mit viel <strong>Geld</strong> korrigiert werden Wie<br />

viel Immobilie Sie sich leisten können zeigt Ihnen die Bedarfsermittlung Die richtige<br />

Wohnfläche hängt von Ihrer Lebenssituation und von Ihrer Lebensplanung ab<br />

Wollen Sie eine Familie und viele Kinder? Dann sollte das Haus oder die Wohnung<br />

mitwachsen können und vom Grundriss her flexibel sein Oder sollen mehrere Generationen<br />

unter einem Dach leben? Getrennte Wohneinheiten, die auch Rückzugsmöglichkeiten<br />

bieten, müssen bei der Planung berücksichtigt werden Oder sind Sie<br />

179


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Single und suchen einen schicken Loft mit Aussicht nah an der Stadt, sozusagen als<br />

Einstieg in den Immobilienbesitz, aber keine Bleibe für immer?<br />

Welcher Typ sind Sie?<br />

Nicht alle Ansprüche sind gleich Nicht jeder Geschmack passt zu jedem <strong>Geld</strong>beutel<br />

Deshalb sollten Sie zunächst einmal festlegen, wie Ihre Lebenssituation jetzt aussieht<br />

und wie sie vielleicht in ein paar Jahren aussehen könnte Es geht also um Ihre<br />

Lebensplanung Nicht alles ist vorhersehbar: Familie gründen, Kinder bekommen,<br />

Arbeitsplatzwechsel oder auch Arbeitslosigkeit, Scheidung und Tod Man kann nicht<br />

alles bis ins Kleinste planen Doch wer einmal ein kleines Haus – und sei es noch so<br />

schön - ohne Anbaumöglichkeit gekauft hat, wird spätestens wenn der Nachwuchs<br />

kommt umziehen müssen Liebe auf den ersten Blick kann teuer werden<br />

Die junge Familie:<br />

Junge Familien sind vor allen in gemischten Neubaugebieten mit Eigentumswohnungen,<br />

Mehrfamilienhäuser und Reihenhäusern zu finden Diese gibt es sowohl<br />

in der Stadt als auch auf dem Land Häufig sind die Grundstücke klein, dafür wird<br />

die Wohnfläche optimal ausgenutzt Zusätzliche Nutzflächen im Keller und unterm<br />

Dach sind in der Planung von vorneherein vorgesehen Neu konzipierte Reihenhäuser<br />

orientieren sich an dem Bedarf einer vierköpfigen Familie: großer, offener Wohn-<br />

Essbereich im Erdgeschoss, Schlaf- und Kinderzimmer in den oberen Stockwerken<br />

Vorteil: In der Regel wird von Bauträgern das Haus oder die Wohnung von der Stange<br />

zu noch bezahlbaren Preisen angeboten Nachteil: Meist können auf den dicht<br />

bebauten Grundstücken keine Änderungen vorgenommen werden Der Grundriss<br />

sollte also von vorneherein passen<br />

Der Single:<br />

Sie suchen das Individuelle und können sich als Alleinverdiener eine kleine Eigentumswohnung<br />

finanzieren Sie wollen in der Stadt oder stadtnah wohnen Lokale,<br />

Kino, Theater und Einkaufmöglichkeiten sollten möglichst in Laufnähe sein Für Sie<br />

eignet sich eine Altbauwohnung in zentraler Lage Viele Häuser aus der Gründerzeit<br />

sind mittlerweile saniert und renoviert Häufig werden Mehrfamilienhäuser von Bauträgern<br />

aufgekauft und in Eigentumswohnungen aufgeteilt Aber auch Wohnungsbaugesellschaften<br />

verkaufen Wohnungen aus ihrem Bestand Dabei kann es sich<br />

auch um ganze Wohnblöcke handeln, für die zum Beispiel die Sozialbindung ausgelaufen<br />

ist und die nun frei veräußert werden dürfen Vorteil: Wohnungen in größeren<br />

Wohnanlagen sind häufig preisgünstiger als die sanierte Altbauwohnung Nachteil:<br />

Viele Wohnungen werden an die ehemaligen Mieter verkauft, wenn nicht kann sich<br />

die Bewohnerstruktur stark verändern Das kann ein Risiko sein<br />

Das junge Paar:<br />

Irgendwann ist Schluss mit Studentenbude oder Wohngemeinschaft Spätestens<br />

wenn der richtige Partner gefunden ist, ändern sich die Ansprüche und die Suche<br />

nach einer gemeinsamen Bleibe beginnt Ohne Kinder werden in der Regel auch<br />

stadtnahe Wohnungen bevorzugt, wie vom Single Doch wer an Familie denkt, könn-<br />

180


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

te auch einen Vorort oder eine ländlichere Gegend mit guter Infrastruktur ins Auge<br />

fassen Die Nähe zum Nachtleben spielt meistens keine so große Rolle mehr Sport<br />

und eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung rücken immer mehr in den Vordergrund<br />

Vorteil: in Stadtrandgebieten und in den umliegenden Ortschaften sind die<br />

Preise häufig noch moderat Wer nicht gleich das passende Haus zum Mitwachsen<br />

gefunden hat, kann jedoch seine neuen Kontakte nutzen, um auf eine größere Immobilie<br />

in der gleichen Gegend umzusteigen Nachteile: Sie brauchen vermutlich einen<br />

Zweitwagen, der Anfahrtsweg zur Arbeitsstätte ist länger und nimmt Ihnen ein Stück<br />

Lebensqualität Öffentliche Verkehrsmittel fahren seltener Auch müssen Sie auf dem<br />

Lande bei den Konsumangeboten und bei den kulturellen Veranstaltungen Abstriche<br />

machen<br />

Senioren:<br />

Vielleicht sind die Kinder aus dem Haus und Ihnen ist das Haus zu groß geworden<br />

Zu viel Arbeit, ein zu großer Garten und steile Treppen Nutzen Sie die Freiheit um<br />

sich für den ruhigeren Teil des Lebens eine Immobilie zu suchen, die zu Ihren neuen<br />

Bedürfnissen passt Denken Sie dabei auch daran, dass wir immer älter werden 80<br />

Jahre sind keine Seltenheit mehr Nicht immer bleibt man aber fit und beweglich Deshalb<br />

sollten Sie etwa eine Hanglage und schwer zugängliche Gebäude meiden Bevorzugen<br />

Sie Erdgeschosswohnungen mit breiten Eingangstüren und Gängen Sind<br />

die Klingeln erreichbar, ist ein Aufzug und Rampen für Rollstuhlfahrer vorhanden,<br />

sind Mülltonnen zugänglich? Achten Sie bei der Innenausstattung auf größere Bäder<br />

und nicht zu kleine Schlafzimmer Bei Raumknappheit kann mit einem Kleiderlift der<br />

Platz im Wandschrank optimal genutzt werden Setzen Sie das Waschbecken und<br />

die Toilette für das Alter besser ein bisschen tiefer als höher, wie es zurzeit modern<br />

ist Im Sanitärbereich können der Einbau von Sitzplatz und Haltevorrichtungen den<br />

Tagesablauf ernorm erleichtern Der Einstieg sollte am besten ebenerdig sein Auch<br />

Absätze bei den Übergängen in andere Wohnbereiche sollten vermieden werden<br />

Barrierefrei – im Alter selbstständig wohnen<br />

und leben<br />

So lautet der Titel einer Broschüre der Verbraucherzentralen Vor allem ältere<br />

und behinderte Menschen haben den Wunsch weiterhin in ihrer vertrauten<br />

Umgebung leben zu können Oft sind die Wohnungen aber nicht auf diese<br />

Bedürfnisse zugeschnitten und müssen umgebaut werden Manchmal genügen<br />

schon Kleinigkeiten, um eine Verbesserung zu erzielen Eine Begehung<br />

der Wohnung gehört üblicherweise zur Beratung Sie erhalten danach planerischen<br />

und bautechnischen Rat Auch über die Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten<br />

wird gesprochen Erkundigen Sie sich bei Ihrer Stadtverwaltung<br />

oder in der Gemeinde Es gibt öffentliche Mittel und eventuell Zuschüsse von<br />

der Kranken- und Pflegekasse Die Beratung wird von Architekten kostenlos<br />

und firmenunabhängig durchgeführt<br />

181


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Sind Sie an einem Neubau interessiert, wird das barrierefreie Bauen auch schon von<br />

manchen Bauträgern berücksichtigt Das ist weitsichtig, denn der Bedarf an alten-<br />

und behindertengerechten Wohnungen wird in Deutschland durch den so genannten<br />

demografischen Faktor steigen Auch Anlagen, die unter dem Begriff „Betreutes<br />

Wohnen“ fungieren, sollten Sie sich einmal näher anschauen Dort finden Sie mitunter<br />

genau das, was Sie suchen: Kontakt, medizinische Betreuung und vor allem den<br />

richtigen Grundriss Vorteil: Bei Neubauten können Sie noch Einflussmöglichkeiten<br />

nehmen und die Ausstattung mitbestimmen Beim betreuten Wohnen können Sie<br />

sich schon frühzeitig finanziell engagieren, also jetzt kaufen, später einziehen Ein<br />

nicht zu unterschätzender Nachteil ist für viele, dass durch einen Umzug in eine andere<br />

Wohngegend der Kontakt zu alten Nachbarn und Freunden abzubrechen droht<br />

Das „Umpflanzen“ fällt deshalb vielen älteren Menschen schwer<br />

Tipp:<br />

Erkundigen Sie sich in Ihrer Gemeinde, bei den Pfarrämtern oder bei der<br />

Kreisverwaltung wo sich in Ihrer jetzigen Wohnnähe betreute Wohneinrichtungen<br />

befinden oder eventuell geplant sind Da die Nachfrage in den nächsten<br />

Jahren steigen wird, sind Sie nicht zu früh dran, wenn Sie sich schon ein paar<br />

Jahre vorher auf die Suche machen<br />

Die richtige Immobilie ist Maßarbeit<br />

Eine gute Planung ist der beste Garant für die richtige Entscheidung Machen Sie<br />

zunächst eine Ist-Analyse Wie wohnen Sie jetzt? Was stört und was gefällt? Welche<br />

Veränderungen wollen sie vornehmen? Was ist wirklich wichtig und notwendig und<br />

auf was können sie verzichten? Man muss nicht alles im ersten Schritt erledigen<br />

Selbst wenn ein halbes Jahr nach dem Einzug noch immer Glühbirnen an der Decke<br />

hängen – na und? Hauptsache, Sie haben die Räume so, wie Sie sie haben wollen<br />

Alles lässt sich ändern und umdekorieren Aber der Grundriss sollte von Anfang an<br />

stimmen Mit dieser Checkliste kommen Sie Anspruch und Wirklichkeit am nächsten<br />

So werden Sie schneller herausfinden, ob zum Beispiel die Ihnen angebotene gebrauchte<br />

Immobilie auch maßgeschneidert ist oder noch werden kann<br />

Neben dem Grundriss und den Kosten sollten Sie die Lage des Hauses prüfen Verteilen<br />

Sie Punkte, zum Beispiel eins bis fünf Je höher die Punktzahl, desto höher die<br />

Zustimmung Kriterien sind unter anderem die Erreichbarkeit von wichtigen Einrichtungen<br />

des Lebens Einkaufen, Schule und Kindergarten sollten möglichst zu Fuß<br />

innerhalb von zehn Minuten erreicht werden können Optimal ist es, wenn auch der<br />

Weg zu Ihrem Arbeitsplatz nicht länger als 30 Minuten dauert Testen Sie die öffentlichen<br />

Verkehrsmittel und fahren Sie mal die wichtigsten Strecken mit dem Fahrrad<br />

ab Wo sind Arzt und Apotheke, wo das Rathaus und die Kirchengemeinde? Außerdem<br />

sollten Sie einfach in der gewählten Wohngegend herumlaufen, am besten zu<br />

182


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

unterschiedlichen Tageszeiten Zu den Hauptverkehrszeiten können Sie den besten<br />

Eindruck gewinnen Wird die ruhige Anliegerstraße als Schleichweg genutzt, haben<br />

Sie mitunter mehrere Stunden am Tag Verkehrslärm Auch eine gute Aussicht ist vielen<br />

wichtig Ist Sie aber auch wirklich unverbaubar? Wer sich für ländliche Regionen<br />

entscheidet hat mitunter lange Anfahrtswege zum Einkaufen und Shopping zu überwinden,<br />

lebt dafür aber idyllisch im Grünen All diese Entscheidungen sind wesentlich<br />

für Ihre langfristige Zufriedenheit<br />

Haus oder Eigentumswohnung?<br />

Bei der prozentualen Verteilung auf die jeweiligen Wohnungseigentumstypen entfallen<br />

etwa 20 Prozent auf Doppel- und Reihenhäuser, 30 Prozent auf Einfamilienhäuser,<br />

20 Prozent auf Zweifamilienhäuser und 25 Prozent auf die Eigentumswohnung<br />

Nach einer Prognose des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung „Wohnungsprognose<br />

2015“ wird sich der Wohnungsbau in den nächsten Jahren auf einem<br />

niedrigeren, aber konstanten Niveau stabilisieren Dafür sorgt nicht zuletzt die anhaltende<br />

Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern Der Trend zum Eigenheim wird<br />

sich bis 2010 verstärken, dann aus demografischen Gründen gemäßigter fortsetzen<br />

und zu insgesamt deutlich höheren Fertigstellungen im Ein- und Zweifamilienhausbau<br />

gegenüber dem Geschosswohnungsbau führen<br />

Wie die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt langfristig verläuft, ist reine Spekulation<br />

Kommt es zu einer stetigen Abnahme der Bevölkerung, werden die Preise<br />

auf dem Wohnungseigentumsmarkt wahrscheinlich stark sinken Dabei sollten Sie<br />

bedenken: Die Qualität der Bauweise und der Bautechnik bleibt letztendlich entscheidend<br />

für den Wiederverkaufswert Außerdem zeigt die Historie, dass Eigentum in guten<br />

oder sehr guten Lagen mit ansprechender Architektur seinen Wert immer halten<br />

und in der Regel auch steigern kann<br />

Der Entschluss ist gefasst: Der Traum von den eigenen vier Wänden soll Wirklichkeit<br />

werden Aber welche Art der Immobilie ist die richtige? Soll es ein Haus oder eine<br />

Eigentumswohnung sein? Die folgende Checkliste zeigt groß wo die Unterschiede<br />

zwischen einem Einfamilienhaus und einer Eigentumswohnung liegen und was Sie<br />

beim Vergleichen berücksichtigen sollten<br />

183


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Checkliste für die richtige Entscheidung<br />

Kriterien Einfamilienhaus Eigentumswohnung<br />

Lage<br />

Infrastruktur<br />

Anschaffungskosten<br />

Kostenrisiko<br />

Kosten für den<br />

Unterhalt<br />

Gestaltungsfreiheit<br />

bei der<br />

Immobilie<br />

Nachträgliche<br />

Änderungen<br />

Kontrollaufwand<br />

bei der<br />

Einrichtung<br />

Zeitaufwand bei<br />

der Verwaltung<br />

Bewegungsfreiheit<br />

Unabhängigkeit<br />

- eher am Stadtrand<br />

- Haus im Grünen möglich<br />

- eher ungünstig, da am Stadtrand<br />

gelegen<br />

- eher höher wegen des Baugrundstückes<br />

- nicht exakt begrenzbar, da Vereinbarung<br />

eines Festpreises mit dem Architekten<br />

in der Regel nicht möglich<br />

- eher höher, da der Eigentümer die<br />

Reparaturkosten allein trägt<br />

- eher höher wegen höherer Heiz- und<br />

sonstiger Nebenkosten<br />

- hohe Gestaltungsfreiheit durch den<br />

Bauherren, die nur durch das Baurecht<br />

und den eigenen <strong>Geld</strong>beutel<br />

eingeschränkt wird<br />

- nachträgliche Änderungen problemlos,<br />

da der Alleineigentümer das<br />

Sagen hat<br />

- tendenziell höher, da der Bauherr<br />

trotz des Architekten letztlich verantwortlich<br />

bleibt<br />

- höher, da sich der Eigentümer auch<br />

um kleinere Reparaturen selbst<br />

kümmern muss<br />

- Gartenpflege führt zu weiterem<br />

Arbeitsaufwand<br />

- eher größer wegen des eigenen<br />

Grundstücksund Gartens<br />

- hohe Unabhängigkeit, da der<br />

Eigentümer die Hausordnung selbst<br />

bestimmt<br />

- eher in der Stadt<br />

- eher günstig, da in der Stadt gelegen<br />

- eher niedriger<br />

- exakt begrenzbar, da Festpreisvereinbarung<br />

mit dem Bauträger oder Generalunternehmer<br />

möglich sind<br />

- eher niedriger, da Reparaturen am Haus<br />

von allen Hauseigentümern getragen<br />

werden<br />

- Einsatz eines Hausverwalters führt<br />

allerdings zu zusätzlichen Kosten<br />

- geringere Gestaltungsfreiheit durch den<br />

Erwerber, weil die Eigentumswohnung<br />

in die Planung des gesamten Hauses<br />

eingefügt wird<br />

- nachträgliche Änderungen nur in geringem<br />

Umfang möglich, da die Eigentumswohnung<br />

in das gesamte Haus<br />

eingefügt ist und die Wohnungseigentümergemeinschaft<br />

bei grundlegenden<br />

Änderungen zustimmen muss<br />

- niedriger, da Eigentumswohnungen<br />

regelmäßig schlüsselfertig erworben<br />

werden<br />

- niedriger, da kleinere Reparaturen in der<br />

Wohnung häufig vom Hausmeister erledigt<br />

werden und für größere Reparaturen<br />

am Haus der Verwalter zuständig ist<br />

- eher geringer, da das Grundstück von<br />

allen Eigentümern genutzt werden kann<br />

- geringere Unabhängigkeit, da sich jeder<br />

an die Hausordnung halten muss<br />

- geringere Verantwortung, da sich der<br />

Verwalter um die Hausverwaltung<br />

kümmert<br />

184


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wollen Sie Eigentum in einer städtischen oder stadtnahen Lage erwerben ist die<br />

Eigentumswohnung sicherlich eine gute Einstiegsmöglichkeit Die Förderungen und<br />

steuerlichen Abschreibungen sind gegenüber dem Reihenhaus oder dem freistehenden<br />

Einfamilienhaus grundsätzlich die gleichen Sie sind auch entlastet, da Sie Verwaltungs-,<br />

Pflege- und Instandhaltungsarbeiten in der Regel nicht selbst organisieren<br />

müssen, da eine Hausverwaltung hierfür beauftragt ist<br />

Allerdings entstehen hierfür Kosten, die sie nicht immer selbst bestimmen können,<br />

neben den finanzierungsbedingten Belastungen sind das die laufenden Betriebskosten,<br />

die Kosten der Verwaltung und Rücklagen für Kosten der Instandhaltung Da<br />

können durchschnittlich zwei bis drei Euro pro Quadratmeter monatlich zusammen<br />

kommen<br />

Die Eigentumswohnung: Nicht alles gehört<br />

Ihnen allein<br />

Wer eine Wohnung kauft, sollte wissen, welche Nutzungsrechte er hat Denn rein<br />

rechtlich erwerben Sie keine Wohnung, sondern nur einen Anteil an einem Hausgrundstück<br />

Die Teilungserklärung regelt, was zum Gemeinschafts- oder Sondereigentum<br />

gehört<br />

Ihre Wohnräume, Ihre Eigentumswohnung trägt nach dem Wohnungseigentumsgesetz<br />

die Bezeichnung Sondereigentum Gemeinschaftliches Eigentum sind das<br />

Grundstück sowie die Anlagen, Teile und Einrichtungen des Gebäudes, die nicht im<br />

Sondereigentum oder Eigentum Dritter stehen Zum Gemeinschaftseigentum<br />

gehören alle Flächen, die gemeinschaftlich genutzt werden, wie zum Beispiel Keller,<br />

Treppenhaus, Dachboden, Gartenanlagen Veränderungen am Gemeinschaftseigentum<br />

müssen im Konsens entschieden werden Mindestens einmal im Jahr findet<br />

eine Eigentümerversammlung statt, auf der unter anderem das letzte und das kommende<br />

Haushaltsjahr sowie bauliche Veränderungen oder Reparaturen verabschiedet<br />

werden Wohnungseigentum kann durch einen Vertrag der Miteigentümer über<br />

Einräumung von Sondereigentum an jeweils einer bestimmten Wohnung oder durch<br />

Teilung des Eigentums an einem Mehrfamilienhausgrundstück entstehen<br />

In Regelfall wird Wohnungseigentum durch Teilung begründet Die Teilung wird in<br />

das Grundbuch eingetragen Hierzu ist eine Teilungserklärung notwendig In einem<br />

Aufteilungsplan werden die Wohnungen, Lage und Größe der im Sondereigentum<br />

und der im gemeinschaftlichen Eigentum stehenden Gebäudeteile dargestellt, und<br />

das zuständig Bauamt muss prüfen und bescheinigen, dass die Wohnungen in sich<br />

als abgeschlossen sind und die damit verbundenen Bauauflagen berücksichtigt worden<br />

sind<br />

In der Teilungserklärung werden ebenfalls genaue Regeln für den ordnungsgemäßen<br />

Ablauf von Eigentümerversammlungen und Entscheidungen festgelegt Die meisten<br />

Entscheidungen, die sich auf das Gemeinschaftseigentum oder das Gebäude als<br />

ganzes beziehen, zum Beispiel Instandhaltungen, Modernisierungen von Heizung,<br />

185


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Fenstern, Dach etc müssen grundsätzlich von allen Eigentümern zusammen getroffen<br />

werden Ihr Entscheidungsrecht ist durch das Mitentscheidungsrecht der anderen<br />

Eigentümer somit teilweise eingeschränkt<br />

Da es über die Art und Weise des Zusammenlebens in einer Eigentümergemeinschaft<br />

immer wieder Streit gibt, sind die Wesentlichen Punkte im Wohnungseigentumsgesetz<br />

geregelt Es wurde 2007 reformiert und ist dadurch gerechter einfacher<br />

und gerechter geworden<br />

Finanzieren: Richtig rechnen – aber bitte<br />

vor dem Kauf!<br />

Machen Sie den Kassensturz! Auch wenn in diesem Buch das Kapitel zur Finanzierung<br />

weiter hinten zu finden ist, ist sie doch die zentrale Fragen beim Immobilienkauf<br />

überhaupt An der Finanzierung kann alles scheitern Deshalb ist der berühmte Kassensturz<br />

schon vor Beginn der Suche so wichtig Lassen Sie nichts weg, seien Sie<br />

ehrlich! Weder Banker, noch Berater kennen Ihre Lebensgewohnheiten so genau,<br />

wie Sie<br />

Tipp:<br />

Die monatliche Belastung sollte Sie nicht überfordern Überlegen Sie sich genau,<br />

ob Sie Ihren Lebensstandard verringern können und wollen Besser ist es<br />

natürlich, wenn Sie auch weiterhin in Urlaub fahren und sich auch mal gönnen<br />

können Gehen Sie nicht bis an das letzte Limit Einen Puffer für Unvorhersehbares<br />

sollten Sie sich finanziell immer offen halten<br />

Der erste Schritt zum persönlichen Preislimit für eine Immobilie ist die Gegenüberstellung<br />

von Einnahmen und Ausgaben, berechnet auf monatlicher Basis Bei den<br />

Einnahmen werden neben dem Nettoeinkommen auch andere regelmäßige, sichere<br />

Einkünfte summiert wie Kindergeld, Unterhaltszahlungen oder Renten Bei den Ausgaben<br />

sollten auch jährlich anfallende Ausgaben etwa für Versicherungen, Kfz-Steuer<br />

oder Sportverein durch zwölf geteilt und auf eine Monatsbasis umgelegt werden<br />

Beachten Sie auch, dass die Wohnnebenkosten in einer neuen Immobilie in der Regel<br />

höher liegen als in der aktuellen Wohnung Meistens wird nach einem Umzug<br />

mehr Wohnfläche bewirtschaftet als vorher Vor allem wenn Sie von einer Etagenwohnung<br />

in ein Einfamilienhaus wechseln, muss mit zusätzlichen laufenden Kosten<br />

gerechnet werden Die vorher angewendete, meist günstigere Umlagemethode auf<br />

mehrere Haushalte entfällt<br />

Wer die Summe der Ausgaben von den Einkünften abgezogen hat, erhält den Betrag,<br />

den er aus dem laufenden Alltag heraus zusätzlich zu seiner bisherigen Miete<br />

(netto kalt) für ein Baudarlehen aufbringen kann Ein Beispiel: Sind unterm Strich<br />

200 Euro am Monatsende übrig und beträgt die Kaltmiete aktuell 600 Euro, darf die<br />

186


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

monatliche Kreditrate maximal 800 Euro betragen Und dafür kann man sich bei 5,5<br />

Prozent Zinssatz derzeit knapp 150 000 Euro Baugeld bei einer Bank leihen<br />

Zu diesem maximal möglichen Darlehensbetrag muss nun nur noch das Eigenkapital<br />

addiert werden, zum Beispiel 50 000 Euro Entweder haben Sie selbst so viel angespart<br />

oder Sie können sich von Eltern oder Großeltern einen Vorschuss aufs Erbe<br />

geben lassen In unserem Beispiel könnte, mit Eigenkapital plus Fremdkapital von<br />

der Bank eine Immobilie für maximal 200 000 Euro finanziert werden<br />

Tipp:<br />

Bemessen Sie Ihre Baufinanzierung nicht zu knapp, gehen Sie nicht bis an<br />

das letzte Limit Ihrer finanziellen Möglichkeiten, auch wenn manche Bankberater<br />

damit keine Probleme hätten Denn haften müssen Sie, wenn Sie sich<br />

finanziell überfordern!<br />

Bei dieser Summe handelt es sich jedoch um die Gesamtkosten und nicht nur um den<br />

reinen Kaufpreis Denn neben dem Preis für Haus mit Grundstück oder Eigentumswohnung<br />

fallen noch einige Nebenkosten an Dazu gehören in erster Linie die Grunderwerbsteuer<br />

(3,5 Prozent des Kaufpreises, die jeder bezahlen muss), eine eventuell<br />

anfallende Maklercourtage (sie liegt meist zwischen fünf und sieben Prozent, kann<br />

aber verhandelt werden), Notar-, Grundbuchamts- und Grundschuldgebühren (zusammen<br />

rund ein bis zwei Prozent) oder Anschlusskosten bei einem Neubau (Gas-,<br />

Wasser-, Telefon- und Stromleitungen von der Straße bis zum Haus, sofern sie nicht<br />

bereits liegen oder inklusive sind) Diese Leitungsanschlüsse können einige tausend<br />

Euro verschlingen, vor allem wenn es sich um so genannte Pfeifenstielgrundstücke<br />

mit sehr langen Zufahrten zur Straße handelt<br />

Alle Nebenkosten zusammen machen etwa rund zehn Prozent des Kaufpreises aus,<br />

können im Extremfall aber auch bis zu 20 Prozent betragen Bei der Frage „Wie viel<br />

Immobilie kann ich mir leisten?“, dürfen Sie also die Nebenkosten nicht vergessen<br />

187


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die Grundschuld<br />

Die Grundschuld ist ein Pfandrecht an einem Grundstück Sie gewährt dem<br />

Gläubiger des Darlehens, in der Regel einem Kreditinstitut die dingliche Sicherheit<br />

an einem Grundstück Meistens wird die Grundschuld bei mittel- bis<br />

langfristigen Ausleihungen bestellt, vor allem im Rahmen der Baufinanzierung<br />

Damit haben die Kreditgeber die Möglichkeit, ein Grundstück versteigern zu<br />

lassen, wenn das Darlehen nicht vertragsgemäß zurückgezahlt werden kann<br />

Auf ein einzelnes Grundstück können im Grundbuch mehrere Grundschulden<br />

eingetragen werden; die Eintragungen geben dann an, in welcher Reihenfolge<br />

die Gläubiger bei einer Zwangsversteigerung ihr <strong>Geld</strong> zurückerhalten<br />

Während die Pfandbriefinstitute in der Regel erstrangig gesicherte Darlehen<br />

gewähren, begnügen sich Geschäftsbanken, Sparkassen und Bausparkassen<br />

oft mit einer zweitrangigen Eintragung der Grundschuld Das kostet aber einen<br />

Zinsaufschlag Im Gegensatz zur Hypothek, die zwingend eine Darlehensforderung<br />

voraussetzt, ist die mit ihr eng verwandte Grundschuld nicht von einem<br />

bestehenden Kredit abhängig Sie wird daher wegen der größeren Beweglichkeit<br />

bei der Absicherung von Bankkrediten bevorzugt Die Grundschuld entsteht<br />

durch Einigung und Eintragung ins Grundbuch<br />

http://www ratgeberrecht de/worte/rw01097 htmlGrundbuch, vgl §§ 1191 ff<br />

BGB<br />

So rechnen Sie richtig: Kreditrahmen plus Eigenkapital ergibt den Betrag, den die<br />

Immobilie einschließlich aller Nebenkosten, beispielsweise für Wertermittlung, Notar,<br />

Amtsgericht und Makler, kosten darf Der Berechnung liegt der Nominalzins zugrunde<br />

Bleiben am Monatsende zum Beispiel 1 000 Euro übrig, können Sie bei einem<br />

Zinssatz von fünf Prozent und einem Prozent Tilgung 200 000 Euro finanzieren<br />

188


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

So viel darf die Immobilie kosten:<br />

Monatsrate Nominalzins<br />

5,0% 5,5% 6,0%<br />

500 € 100 000 € 92 308 € 85 714 €<br />

600 € 120 000 € 110 768 € 102 857 €<br />

700 € 140 000 € 129 231 € 120 000 €<br />

800 € 160 000 € 166 154 € 154 286 €<br />

900 € 180 000 € 166 154 € 154 286 €<br />

1 000 € 200 000 € 184 615 € 171 429 €<br />

1 200 € 240 000 € 221 538 € 205 714 €<br />

Um die Baukosten zu senken, wollen viele Bauherren ihre so genannte Muskelhypothek<br />

einsetzen Dahinter verbirgt sich Eigenleistung, die Sie selbst oder zusammen<br />

mit Freunden und Verwandten beim Hausbau erbringen möchten Nach Umfrage will<br />

die Hälfte der Befragten selbst Fliesen legen, um die Baukosten zu senken Jeder<br />

Vierte traut sich zu, elektrische Leitungen zu legen, und jeder Fünfte will das Dach<br />

selbst decken Unterm Strich rechnet mehr als jeder dritte Befragte damit, durch<br />

Eigenleistung die Kosten um bis zu 50 Prozent zu senken „Viel zu mutig“, warnen<br />

Experten vor solchen Plänen Rund zehn Prozent Kostenersparnis seien normalerweise<br />

zwar machbar, mehr als 20 Prozent seien jedoch unrealistisch, heißt es auch<br />

von Seiten der Verbraucherzentralen<br />

Hilfe für Bauherren<br />

Viele Verbraucherzentralen bieten Seminare für Bauherrn an Zum Beispiel zu<br />

den Themen Baufinanzierung und Bauplanung oder zur <strong>Geld</strong>anlage in Immobilien:<br />

Immer mehr Anleger stellen sich die Frage, ob sich ein Engagement in<br />

diesem Bereich überhaupt lohnt Behandelt werden auch die Auswahl des Objekts,<br />

die Finanzierung, Steuerfragen sowie geschlossene und offene Immobilienfonds<br />

Die Teilnahme für ein Dreieinhalb-Stunden-Seminar kostet etwa 30<br />

Euro für Einzelpersonen und 50 Euro für Paare<br />

Literatur zum Thema finden Sie auch bei WISO:<br />

WISO - Die richtige Immobilie: suchen, finden, bewerten<br />

WISO - Die eigenen vier Wände<br />

189


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Finanzierungsquellen<br />

Für die Finanzierung kommen mehrere Quellen in Frage: die beste ist das Eigenkapital<br />

Zwischen 20 und 30 Prozent sind optimal, denn nur die wenigsten Banken bieten<br />

eine hundertprozentige Beleihung Ihrer Immobilie an Die Beleihungsgrenzen bewegen<br />

sich üblicherweise zwischen 60 und 80 Prozent Brauchen Sie mehr Fremdkapital,<br />

ist das nur gegen Zinsaufschlag möglich<br />

Tipp:<br />

Wollen Sie die Immobilie dagegen vermieten, kann der Einsatz von wenig<br />

oder gar keinem Eigenkapital sinnvoll sein Der Grund dafür liegt im Steuerrecht<br />

begründet: Schuldzinsen für vermietete Immobilien lassen sich mit den<br />

Mieteinnahmen verrechnen Bei selbst genutzten Immobilien gibt es keine<br />

steuerliche Absetzbarkeit der Darlehensraten<br />

Neben dem Eigenkapital aus Sparverträgen, Wertpapierdepots oder von Verwandten<br />

können Sie auch Ihren bereits vorhandenen Bausparvertrag einsetzen Wenn Sie<br />

schon viel angespart haben und eine Zuteilung nicht mehr in weiter Ferne liegt, kann<br />

sich der Einsatz eines Bauspardarlehens auch im Zinstief rechnen Allerdings müssen<br />

Sie ein Bauspardarlehen wesentlich schneller abbezahlen als ein Bankdarlehen<br />

Das treibt die monatliche Belastung in die Höhe Während ein Bankdarlehen mit<br />

einer Tilgung von einem Prozent beginnt, müssen bei Bausparkassen mindestes vier<br />

Prozent hingeblättert werden Die Bausparkasse als alleinige Finanzierungsquelle ist<br />

deshalb nicht zu empfehlen Von der so genannten Sofortfinanzierung ist ebenfalls<br />

abzuraten In einem solchen Fall erhalten Sie das Darlehen sofort und sparen den<br />

Bausparvertrag parallel dazu an Wird er fällig, tilgen Sie mit diesem <strong>Geld</strong> einen Teil<br />

des Bauspardarlehens<br />

Immer wieder werden auch Baufinanzierungen über eine Kapitallebensversicherung<br />

angeboten Das rechnet sich für den Bauherrn, die selbst in ihrer Immobilie wohnen<br />

wollen, nicht Die Steuervorteile bringen Selbstnutzern meist nicht viel Außerdem ist<br />

die Wahl dieser Finanzierung häufig zu teuer, zu intransparent und mit dem erheblichen<br />

Risiko der Nachfinanzierung behaftet Bei solchen Angeboten der Lebensversicherer<br />

handelt es sich um eine Kombination aus einem Spar- und Darlehensvertrag<br />

mit eingebauter Lebensversicherung Der Darlehensnehmer erhält ein tilgungsfreies<br />

Darlehen, für das nur Zinsen zu zahlen sind Zur Absicherung muss er gleichzeitig<br />

eine Lebensversicherung abschließen, die über monatliche Beiträge angespart wird<br />

Am Ende der 20 bis 30 jährigen Versicherungslaufzeit wird mit Auszahlung der Versicherungssumme<br />

das Darlehen auf einmal getilgt Das birgt das Risiko, dass alle Berechnungen<br />

nur auf einer Schätzung basieren Das heißt, die Höhe der Auszahlung<br />

am Ende der Laufzeit ist nicht garantiert Tritt die angekündigte Prognose nicht ein,<br />

190


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

fallen also Gewinne und Überschussanteil bei den Versicherungsgesellschaften niedriger<br />

aus, erhält auch der Sparer weniger ausbezahlt, als erwartet Dadurch konnten<br />

gerade in den letzten zwei Jahren, als die Branche mit finanziellen Schwierigkeiten<br />

zu kämpfen hatte und sogar Unternehmen in Konkurs gerieten, viele Bauherren ihre<br />

Kredite nicht wie geplant abbezahlen Die notwenig gewordene Nachfinanzierung<br />

kam sie teuer zu stehen<br />

Zinsen sparen mit Kredit von Verwandten<br />

Zinsgünstige Darlehen können auch von Verwandten kommen Auf der Bank<br />

gibt es für Spargelder nur bescheidene Zinsen Für Oma, Opa oder die Eltern<br />

kann es daher sogar finanzielle interessant sein, den Kindern oder Enkeln<br />

<strong>Geld</strong> zu leihen Davon hat jeder etwas, denn selbst wenn Sie den <strong>Geld</strong>gebern<br />

etwas höhere Zinsen zahlen, als sie von der Bank bekämen, ist das <strong>Geld</strong> für<br />

Sie dennoch billiger als ein Bankkredit Weiterer Vorteil: Wer ein Darlehen<br />

aufnimmt, kann die Zinsen von der Steuer absetzen, wenn die Immobilie vermietet<br />

wird Der Vermieter darf anfallende Verluste steuerlich geltend machen<br />

Das alles gilt auch, wenn Sie ein Darlehen bei Verwandten aufnehmen Voraussetzung<br />

ist jedoch, dass die Verträge so vereinbart werden wie zwischen<br />

Fremden und die Zahlungen auch tatsächlich stattfinden Halten Sie alle Formalitäten<br />

ein: Darlehensverträge müssen Abreden über Laufzeit, Zinshöhe,<br />

Tilgung und Sicherheiten enthalten Nicht anerkannt werden Darlehen, bei<br />

denen das <strong>Geld</strong> vorher unter der Auflage verschenkt wurde, es dem Schenker<br />

als Darlehen wieder zur Verfügung zu stellen<br />

Worauf es beim Bankdarlehen ankommt<br />

Wenn Sie sich jetzt mit dem Gedanken tragen, eine Immobilie zu kaufen, spricht viel<br />

dafür: sehr niedrige Zinsen, moderate Preise und der Staat fördert mit günstigen<br />

Darlehen und Zulagen Doch die Vergünstigungen sind nicht für alle Ewigkeit in Stein<br />

gemeißelt So wurde hat die große Koalition die Eigenheimzulage endgültig gestrichen<br />

Sie wird aber noch für den vollen Förderzeitraum (bis 2013) gewährt, wenn<br />

der notarielle Kaufvertrag vor dem 1 Januar 2006 beurkundet oder der Bauantrag für<br />

eine neu zu errichtende Wohnung gestellt wurde<br />

Ohne diese staatliche Subventionen und verbilligte KfW-Kredite (z B günstige<br />

Darlehen für junge Familien und Energiesparer) wird es deshalb in Zukunft noch<br />

wichtiger, sich einen genauen Überblick über die Marktlage zu verschaffen, denn die<br />

Ausgaben für die eigenen vier Wände sind über Jahrzehnte der größte Posten im<br />

Familienbudget<br />

191


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die meist verkaufte Finanzierung besteht aus einem Darlehen mit 10 Jahren Laufzeit<br />

und einem Prozent Tilgung Das klingt schlicht und einfach, was es auch ist<br />

Aber ist das auch für Sie finanziell am günstigsten? Wahrscheinlich nicht, denn die<br />

Finanzierungskonzepte sollten so individuell sein wie Ihre Immobilie Wollen Sie zum<br />

Beispiel eine schnelle Rückzahlung, Förderkredit einbauen, sondertilgen oder ein so<br />

genanntes KfW-Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nutzen? Viele<br />

Institute bieten Ihnen die Möglichkeit, auf dem Kreditkonto diese vielen Extras in Ihr<br />

Konzept zu integrieren<br />

Der wichtigste Maßstab für die Vergleichbarkeit ist nach wie vor der Effektivzins Er<br />

liegt höher als der Nominalzins, nach dem sich die Zinslast berechnet, denn im effektiven<br />

Jahreszins sind Kosten enthalten, die während der gesamten Finanzierungslaufzeit<br />

anfallen Zum Beispiel Bearbeitungsgebühr, Vermittlungsprovision und die<br />

Zins- und Tilgungsberechnung Nach der Preisangabenverordnung muss im Effektivzins<br />

aber nicht alles enthalten sein Es können also noch weitere Zusatzkosten auf<br />

Sie zu kommen, wie zum Beispiel eine jährliche Kontoführungsgebühr, Schätzkosten<br />

und Bereitstellungszinsen, wenn Sie die <strong>Geld</strong>er nicht innerhalb von meist drei Monaten<br />

nach Vertragsunterzeichnung abrufen Auch die Schätzkosten können zu einer<br />

deutlichen Verteuerung führen, verlangt werden bis zu einem halben Prozent<br />

Tipp:<br />

In Zeiten, in denen die Nachfrage nach Baugeld gering ist, sind viele Banken<br />

bereit, auf Schätzkosten und Entgelte für die Kreditbearbeitung zu verzichten<br />

Verhandeln Sie! Gerade bei der Baufinanzierung sind Banken zu Zugeständnissen<br />

bereit – jedenfalls so lange, wie die Nachfrage gering bleibt<br />

Wer schneller tilgt hat Vorteile<br />

Die Zinsen für den Baukredit sind eine Last, die Sie oft Jahrzehnte tragen müssen<br />

Je rascher ein Kredit getilgt wird, umso besser Entscheiden Sie sich deshalb im Zinstief<br />

für eine höhere Tilgung Denn in Zeiten niedriger Zinsen benötigen Sie für den<br />

Schuldenabbau deutlich länger Zum Beispiel müssen Sie bei einem Zinssatz von<br />

6 Prozent rund 30 Jahre rechnen, um ein Darlehen mit einer anfänglichen Tilgung<br />

von einem Prozent zurückzuzahlen Bei einem Zinsniveau von vier Prozent sind es<br />

dagegen etwa 40 Jahre<br />

Der Grund für dieses auf den ersten Blick verwunderliche Ergebnis: Die Kreditrate eines<br />

Annuitätendarlehens ist über die gesamte Laufzeit gleich hoch Sie setzt sich aus<br />

Zins und Tilgung zusammen Während der Laufzeit verringert sich der Zinsanteil in der<br />

Rate, da die Restschuld des Darlehens immer kleiner wird Gleichzeitig steigt jedoch<br />

der Tilgungsanteil, so dass die Rate auch weiterhin gleich bleibt Bei niedrigen Zinsen<br />

reduziert sich der Zinsanteil langsamer – und dadurch steigt auch der Tilgungsanteil<br />

langsamer, als bei höheren Zinsen Daraus folgt: Obwohl die Tilgungsrate sowohl in<br />

192


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

der Niedrigzinsphase, als auch in der Hochzinsphase anfänglich bei einem Prozent<br />

liegt, brauchen Sie im Zinstief länger, um das Darlehen zurückzuzahlen<br />

Laufzeit<br />

Erforderliche anfängliche Tilgung bei einem Zinssatz von<br />

4,0% 5,0% 6,0%<br />

10 Jahre 8,2% 7,8% 7,4%<br />

15 Jahre 4,9% 4,5% 4,2%<br />

20 Jahre 3,3% 2,9% 2,6%<br />

25 Jahre 2,3% 2,0% 1,8%<br />

30 Jahre 1,7% 1,4% 1,2%<br />

35 Jahre 1,3% 1,1% 0,8%<br />

Quelle: www Interhyp de<br />

Beispiel: Wenn Sie heute 35 Jahre alt sind und mit 60 in den Ruhestand gehen<br />

möchten, sollten Sie für die Laufzeit von 25 Jahren und einem Zinsniveau von fünf<br />

Prozent einen Tilgungssatz von ca zwei Prozent pro Jahr wählen Dann sind Sie als<br />

Rentner schuldenfrei!<br />

Tipp:<br />

Wählen Sie im Zinstief statt einem Prozent Tilgung zwei oder mehr Halten<br />

Sie vertraglich fest, dass Sie bei Bedarf die Tilgung flexibel reduzieren können<br />

Eine hohe Tilgung führt zwar zu einer höheren monatlichen Belastung,<br />

aber auch zum schnelleren Schuldenabbau Der Vorteil: Die Restschuld am<br />

Ende der Laufzeit sinkt auf ein kalkulierbares Maß Selbst wenn Sie dann noch<br />

einmal umschulden müssen und die Zinsen deutlich höher liegen sollten als<br />

heute, können Sie so Ihre monatliche Rate stabil halten<br />

Wenn Sie zu denjenigen gehören, die sich eine schnelle Tilgung leisten können, erkundigen<br />

Sie sich bei der Bank nach speziellen Finanzierungsmodellen Für schnelle<br />

Tilger sollte es einen satten Zinsnachlass geben, denn auch die Banken haben dadurch<br />

Vorteile Je höher die Tilgung, desto günstiger ist die Refinanzierung der Bank<br />

Beispiel: Tilgen Sie Ihr Darlehen innerhalb von 15 Jahren, zu einem Zinssatz von 4,5<br />

Prozent, spart die Bank gegenüber der einprozentigen Tilgung derzeit fast 0,4 Prozentpunkte<br />

Zinsen pro Jahr Außerdem muss sie nur mit einem kürzeren Ausfallrisiko<br />

193


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

kalkulieren, schließlich hat sie ihr geliehenes <strong>Geld</strong> schneller zurück als von Kunden,<br />

die mit einer Langzeitfinanzierung größere Risiken mit sich bringen Nicht alle Banken<br />

geben diesen Zinsvorteil an Sie weiter, deshalb konkret nachhaken<br />

Laufzeit: Niedrigzins möglichst lange sichern<br />

Die Fragen aller Fragen: Wie entwickeln sich die Zinsen? Die Finanzkrise brachte<br />

den Europäischen Leitzins mit einem Prozent auf seinen tiefsten Stand überhaupt<br />

Das wirkt sich aber nur zögerlich auf die langfristigen Bauzinsen aus Der Durchschnittszins<br />

lag in den letzten 50 Jahren bei vier Prozent In den letzten 10 Jahren<br />

sogar noch darunter<br />

In einer Niedrigzinsphase liegen die Bauzinsen zwischen drei und vier Prozent Es<br />

ist empfehlenswert, sich das niedrige Zinsniveau so lange wie möglich sichern Zum<br />

Beispiel mit 15-jährigen Laufzeiten, die mittlerweile fast überall angeboten werden<br />

Sie kosten etwa ein viertel mehr, bieten dafür aber lange Sicherheit Die günstigsten<br />

Angebote machten in den letzten Jahren Baugeldvermittler im Internet Durch die<br />

Finanzkrise wurde auch die Sparkasse um die Ecke wieder interessant Alle Banken<br />

sind bedacht auch sichere Geschäfte und zuverlässige Kunden<br />

Tipp:<br />

Schließen Sie in Niedrigzinsphasen das Risiko einer Zinssteigerung aus, indem<br />

Sie sich für lange Laufzeiten entscheiden Der Vorteil: nur die Bank ist<br />

an die Zinszusage und Laufzeit gebunden Sie als Kreditnehmer haben dagegen<br />

das Recht (§ 609a BGB Absatz 3), nach 10 Jahren das Darlehen mit<br />

einer Frist von sechs Monaten zu kündigen Sie können Ihre Schulden dann<br />

teilweise oder vollständig und ohne Zahlung einer Vorfälligkeitsentschädigung<br />

zurückzahlen<br />

Zinsschnäppchen genau prüfen<br />

Die billigsten Baugeldanbieter finden Sie im Internet Mehr als 100 Unternehmen<br />

werben um die Gunst des Kunden mit Top-Niedrigzinsen Sie vermitteln Darlehen<br />

von Banken, Hypothekenbanken, Landesbanken und Versicherungen Würden Sie<br />

jedoch die Bank als einzelner Kunde selbst aufsuchen, würden Sie die günstigen<br />

Konditionen gar nicht bekommen Nur weil der Vermittler im Jahr viele Kunden akquiriert,<br />

erhält er quasi Mengenrabatt und gibt einen Teil davon an Sie weiter<br />

Darauf sollten Sie achten: Die Angebote im Internet sind keinesfalls verbindlich Oft<br />

ist das Zinsschnäppchen noch an zahlreiche Bedingungen geknüpft Meistens wird<br />

nur ein Beleihungswert von maximal 60 Prozent akzeptiert, was im Umkehrschluss<br />

heißt, dass Sie viel Eigenkapital, nämlich 40 Prozent benötigen Außerdem müssen<br />

194


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Einkommen und Sicherheiten tadellos sein Ist das Haus nicht mehr das neueste<br />

oder verdienen Sie in den Augen der Internetfinanzierer nicht genug, zahlen Sie bis<br />

zu einem halben Prozent Zinsen oben drauf Außerdem muss man wissen, dass einige<br />

Baugeld-Discounter nur Darlehen über 100 000 Euro vergeben<br />

Die Onlinevermittler verzichten auf individuelle Beratung Auch persönliche Gespräche<br />

Visavis gibt es nicht Nur einige wenige bieten sowohl kompetente Informationen<br />

im Internet als auch unabhängige Beratung am Telefon Kennen Sie sich schon gut<br />

aus und haben Sie bereits ein Finanzierungsmodell im Kopf, sollten Sie sich nicht<br />

scheuen Angebote von Internetvermittlern einzuholen Erkundigen Sie sich auch danach,<br />

ob Förderdarlehen in die Finanzierung mit einfließen können und ob Sonderwünsche<br />

möglich sind<br />

Tipp:<br />

Wer auf individuelle Beratung verzichten kann, höheren Zeitaufwand und<br />

mehr Papierkrieg nicht scheut, sollte sich ein verbindliches Angebot machen<br />

lassen Fordern Sie einen Zins- und Tilgungsplan an Nur so können Sie mit<br />

anderen Angeboten vergleichen<br />

Zusatzvereinbarungen nicht vergessen!<br />

Bauen bleibt eine individuelle Angelegenheit Jede Immobilie ist anders, jede Finanzierung<br />

hat ihre Besonderheiten Deshalb ist es wichtig, dass Sie bei der Vorbereitung<br />

auch Ihre Einkommensentwicklung und die Familienplanung berücksichtigen<br />

Sondertilgung vereinbaren:<br />

Vergewissern Sie sich beim Baugeldanbieter, ob Sie einmal im Jahr kostenfrei Sondertilgungen<br />

leisten können Üblich sind fünf bis zehn Prozent der Darlehenssumme<br />

Wenn Sie nicht tilgen können, weil das <strong>Geld</strong> am Jahresende doch auf dem Konto<br />

fehlt, ist das kein Problem, denn Sondertilgungen sind freiwillig Allerdings können<br />

die nicht getilgten <strong>Geld</strong>er im kommenden Jahr nicht nachgeholt werden Vereinbaren<br />

Sie Sondertilgungsrechte mit präzisen Formulierungen Zum Beispiel: Einmal im<br />

Jahr, egal wann oder jeweils zum 30 12 kann eine Sondertilgung von zehn Prozent<br />

der ursprünglichen Darlehenssumme kostenfrei in Anspruch genommen werden<br />

Bereitstellungszinsen:<br />

Klären Sie mit der Bank ob und ab wann Bereitstellungszinsen für nicht ausgezahlte<br />

Darlehensgelder anfallen Die meisten Banken verlangen ab dem dritten Monat 0,25<br />

Prozent oder mehr<br />

195


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Darlehensvertrag in unterschiedliche Laufzeit splitten:<br />

Haben Sie noch weitere Finanzierungsquellen, die zum Zeitpunkt des Kaufs der Immobilie<br />

noch nicht zur Verfügung stehen, sollten Sie die Auszahlungstermine genau<br />

im Auge behalten Erkundigen Sie sich zum Beispiel bei Ihrer Bausparkasse, wann<br />

Ihr Vertrag zuteilungsreif ist Behalten Sie den Zeitpunkt im Auge, an dem Ihre Lebensversicherung<br />

ausbezahlt wird Es lohnt sich, alle diese <strong>Geld</strong>er zur schnelleren<br />

Tilgung einzusetzen Zum Beispiel lässt sich die Darlehenssumme in mehrere Darlehensverträge<br />

aufsplitten Damit können Sie die Laufzeiten exakt auf die Fälligkeiten<br />

Ihrer Spargelder abstimmen Jeder Euro, den Sie nicht teuer über Kredit finanzieren<br />

müssen, bringt Sie schneller ans Ziel<br />

KfW-Darlehen:<br />

Erkundigen Sie sich bei der Bank, ob Sie bei ihr Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau<br />

beantragen können Für Modernisierung, Energiesparmaßnahmen und<br />

Gebäudesanierung sind sie konkurrenzlos günstig Bis zu 30 Prozent der Herstellungskosten<br />

können Sie über die KfW finanzieren Der Zinssatz ist bis zu einem<br />

halben Prozent günstiger Ein weiterer KfW-Vorteil ergibt sich daraus, dass Sie von<br />

der Bank den besten Zinssatz nur bis zu einem Beleihungswert von meist 60 Prozent<br />

erhalten Mehr würden Sie mit einem KfW-Darlehen aber auch nicht brauchen, vorausgesetzt<br />

Sie bringen noch 10 Prozent Eigenkapital mit Leider vermitteln etliche<br />

Banken keine KfW-Kredite, da sie für die Kreditsumme auch die Haftung übernehmen<br />

müssen Gerät der Kreditnehmer in Zahlungsschwierigkeiten, hat die Hausbank<br />

die Scherereien Außerdem wollen Banken ihre eigenen Darlehen verkaufen,<br />

daran verdienen sie mehr, als an der circa einprozentigen Provision, die sie von<br />

der KfW erhalten Dort gibt es auch spezielle Kredite für junge Familien und ganz<br />

normale Baudarlehen Hier lohnt der Vergleich mit Banken, weil die KfW nicht immer<br />

günstiger ist Aktuelle Informationen zu den Förderprogrammen finden Sie unter<br />

www kfw de oder über die Telefonhotline 01801/33 55 77<br />

Solarenergie:<br />

Neue Anlagen zum Heizen oder zur Warmwasserbereitung werden vom Bundesamt<br />

für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) nur noch mit einem Zuschuss von 105<br />

Euro pro Quadratmeter Kollektorfläche gefördert Die Bezuschussung ändert sich<br />

regelmäßig Aktuelle Infos finden Sie im Internet und telefonisch: www bafa de oder<br />

Tel 06196/908625<br />

Photovoltaik:<br />

Betreiber, die eine neue Photovoltaikanlage auf ihrem Dach montieren erhalten <strong>Geld</strong><br />

für die Stromeinspeisung ins allgemeine Stromnetz Dafür sorgt das Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz (EEG) Es verpflichtet den örtlichen Netzbetreiber, den produzierten<br />

Solarstrom teuer abzukaufen Für jede Kilowattstunde (kWh), die ins öffentliche Netz<br />

eingespeist werden, muss er 43,01 Cent bezahlen Das ist mehr als das Doppelte<br />

des üblichen Strompreises Diese Vergütung ist für das Jahr der Inbetriebnahme und<br />

die folgenden 20 Jahre staatlich garantiert<br />

196


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Die richtige Baufinanzierung ist in erster Line ein Rechenexempel Je genauer<br />

Sie rechnen und je ehrlicher Sie mit Ihren Einnahmen und Ausgaben sind,<br />

desto solider wird das Fundament der Finanzierung Beim Rechnen finden Sie<br />

vielerorts Hilfe, auch bei WISO, www wiso de<br />

Richtig vergleichen<br />

Bei einer Standardfinanzierung müssen Sie mit 30 Jahren kalkulieren bis Sie schuldenfrei<br />

sind Deshalb ist es umso wichtiger, die richtige Bank an Ihrer Seite zu wissen<br />

Es sollte die sein, die Ihnen das günstigste Angebot macht Und kann auch das<br />

Institut sein, das nicht den niedrigsten Zinssatz hat<br />

Beispiel: Sie wollen neu bauen und benötigen deshalb einen Kredit von 200 000<br />

Euro Der Betrag soll nach Baufortschritt abgerufen werden können Sie rechnen<br />

mit vier Teilbeträgen à 50 000 Euro, jeweils im Abstand von zwei Monaten Die Zinsbindung<br />

soll auf 10 Jahre und die monatliche Belastung auf 1 200 Euro festgelegt<br />

werden Bank A bietet ein Darlehen mit einem Nominalzins von 4,70 Prozent (4,80<br />

Prozent Effektivzins) Sie verlangt zusätzlich 0,5 Prozent Schätzkosten und außerdem<br />

ab dem zweiten Monat 0,25 Prozent Bereitstellungszinsen pro Monat für den<br />

noch nicht abgerufenen Darlehensbetrag Bank B bietet einen Nominalzins von 4,80<br />

Prozent (4,91 Effektivzins) In den ersten sechs Monaten fallen keine Bereitstellungszinsen<br />

an<br />

So wird gerechnet: Die Nebenkosten werden in den Effektivzins eingerechnet: Bank<br />

1 = 5,04 Prozent, Bank 2 = 4,93 Prozent Die Kosten, die Sie bei Bank 2 sparen, werden<br />

bei Bank 1 als Sondertilgung eingesetzt Obwohl Bank 2 den höheren Effektivzins<br />

nennt, ist sie deutlich günstiger Die Restschuld beträgt nach 10 Jahren bei Bank 1 =<br />

142 169 Euro, Bank 2 = 139 971 Euro Der Vorteil bei Bank 2 = 2 198 Euro<br />

Vorfälligkeitsentschädigung: Deutsche Kreditnehmer<br />

im Nachteil<br />

In keinem anderen EU-Staat müssen Verbraucher so viel Vorfälligkeitsentschädigung<br />

zahlen wie hierzulande Das iff-Institut für Finanzdienstleistungen ermittelte<br />

europaweit die Kosten für die frühzeitige Ablösung eines Hypothekendarlehens mit<br />

zehnjähriger Zinsbindung Danach kostet die frühzeitige Ablösung eines Kredits über<br />

100 000 Euro nach fünf Jahren, bei einer Zinsrate von sechs Prozent in Deutschland<br />

rund 11 000 Euro In Österreich, dem zweitteuerstem EU-Land immerhin noch 5 000<br />

Euro In Portugal dagegen nur 1 400 Euro Kaum ein Verbraucher weiß, welch hohe<br />

Kosten bei vorzeitiger Rückzahlung auf ihn zukommen Die Berechnung sei zudem<br />

intransparent und könne nicht selbst nachkontrolliert werden, kommentierte der Bundesverband<br />

der Verbraucherzentralen das Ergebnis der iff-Studie<br />

197


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Lassen Sie sich von den Banken einen Zins- und Tilgungsplan aushändigen<br />

Nur so können Sie richtig vergleichen Welche Bank am Ende der Laufzeit die<br />

niedrigste Restschuld ausweist, sollte den Zuschlag erhalten<br />

Checkliste für die Kreditsuche<br />

• Holen Sie immer Angebote von mehreren Banken ein.<br />

• Geben Sie nie der ersten Bank den Zuschlag. Es gibt große Unterschiede!<br />

• Achten Sie beim Vergleich auf den effektiven Jahreszins. Nur in ihn sind<br />

auch die zusätzlichen Kreditkosten enthalten, die Ihnen die Bank nicht<br />

einzeln benennen muss. Einen großen Anteil daran haben zum Beispiel<br />

die Kundenakquisition und die Darlehensbearbeitung.<br />

• Weiterer wichtiger Baustein ist der Beleihungswert. Dabei gilt: Je höher<br />

Ihre Immobilie mit Schulden belastet wird, desto teurer auch der Zins.<br />

Üblich ist ein Beleihungswert von 60 Prozent, wer mehr will zahlt Aufschläge.<br />

Auch die Eintragung ins Grundbuch kann in diesem Zusammenhang<br />

eine Rolle. Beleiht die erste Bank 60 Prozent steht Sie auf Platz<br />

eins im Grundbuch und wird im Falle einer Zwangsversteigerung zuerst<br />

bedient. Die zweite Bank, die die restlichen 40 Prozent beleiht, muss sich<br />

mit Platz zwei zufrieden geben. Auch dafür zahlen Sie einen Zinsaufschlag.<br />

• Individuelle Sonderbedingungen vor Vertragsabschluss klären! Zum<br />

Beispiel Sondertilgungsmöglichkeiten, Regelungen zur Vorfälligkeitsentschädigung,<br />

falls Sie vorzeitig kündigen müssen oder die Kombination<br />

der Baufinanzierung mit einem Bausparvertrag oder öffentlichen Fördergeldern.<br />

Eine Finanzierung sollte immer so individuell wie möglich gestaltbar sein Das haben<br />

auch die Baufinanzierer erkannt und sind von ihren starren Regeln abgekommen<br />

Die neuen Ideen sind gut, aber kosten meist auch etwas Prüfen Sie deshalb selbst,<br />

ob eine der folgenden Gestaltungsmodelle für Sie und Ihre Finanzierung in Frage<br />

kommen<br />

1 Volltilgerdarlehen: die monatliche Tilgungsrate wird so berechnet, dass Sie am Ende<br />

der festgelegten Laufzeit schuldenfrei sind Zusätzliche Sondertilgungen sind üblicherweise<br />

nicht erlaubt<br />

198


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

2 Sie dürfen Ihr Darlehen kündigen, teilweise oder ganz zurückzahlen, wann immer<br />

Sie wollen Dafür müssen Sie von Ihrer Bank einen Zinsausschlag von mindestens 0,3<br />

Prozent akzeptieren Der Vorteil: durch diese Art der Versicherung fällt eine Vorfälligkeitsentschädigung<br />

nicht an, wenn Sie früher aus dem Vertrag aussteigen wollen<br />

3 Reversdarlehen: Sie können bereits geleistete Sondertilgungen von der Bank wieder<br />

zurückholen, wenn Sie in einen finanziellen Engpass geraten Möglich sind bis zu drei<br />

Tilgungsraten, kostenfrei und ohne Zinsaufschlag Dabei muss der Vertrag schon eine<br />

Weile bedient worden sein Außerdem ist die Rückhol-Summe auf einen maximalen Betrag<br />

begrenzt<br />

4 Cap-Darlehen: Der Zinssatz des Cap-Darlehens ist nicht für eine lange Zinsbindung<br />

festgeschrieben, sondern wird alle drei Monate beispielsweise an den aktuellen<br />

<strong>Geld</strong>marktzinssatz EURIBOR angepasst Bei Abschluss des Cap-Darlehens wird für<br />

einen Zeitraum von beispielsweise 3, 5, 10 oder 15 Jahren die Zinsobergrenze (Cap)<br />

festgelegt, über die der Zinssatz des Darlehens nicht steigen kann Zur Begrenzung einer<br />

Zinssenkung kann das Cap-Darlehen zusätzlich mit einer Zinsuntergrenze (Floor)<br />

ausgestattet sein, unter die der Zinssatz des Darlehens nicht sinken kann<br />

5 Forward-Darlehen: Die Zinsbindung Ihres bestehenden Darlehens läuft in zwölf bis<br />

60 Monaten aus und Sie wollen sich schon heute mit einem Vorratsdarlehen (Forward-<br />

Darlehen) die aktuell günstigen Zinsen für die Anschlussfinanzierung sichern Das geht<br />

bis zu 60 Monaten im Voraus Für jeden Monat müssen Sie einen Zinsaufschlag von<br />

ca 0,02 Prozent kalkulieren Es lohnt sich also nur, wenn Sie mit steigenden Zinsen<br />

rechnen<br />

6 Kombi-Darlehen: Es besteht aus einem klassischen Annuitätendarlehen und einem<br />

speziellen Sondertilgungsdarlehen: Ein Teil der Gesamtfinanzierung wird in Form eines<br />

Annuitätendarlehen mit einer langfristigen Zinsbindung von mindestens fünf Jahren<br />

vereinbart Damit können Kreditnehmer Stabilität in Ihre Immobilienfinanzierung bringen<br />

Der Restbetrag wird in Form eines speziellen variablen Sondertilgungsdarlehens<br />

aufgenommen, dass jeweils zum Zinsanpassungstermin ganz oder teilweise zurückgezahlt<br />

werden kann Dies sichert Flexibilität für außerplanmäßige Zahlungen<br />

Tipp:<br />

Nutzen Sie die flexiblen Möglichkeiten, die Ihnen die neuen Finanzierungsmodelle<br />

bieten Einer Bank für die gesamte Laufzeit den Zuschlag zu geben,<br />

ist nicht mehr zeitgemäß Entscheiden Sie bei jedem Fälligkeitstermin neu<br />

Suchen Sie immer nach dem günstigsten Angebot, auch wenn damit ein Bankwechsel<br />

verbunden ist<br />

199


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Steuern: Dem Fiskus geben,<br />

was ihm zusteht – aber keinen<br />

Cent mehr<br />

Weil das deutsche Steuerrecht so<br />

gerecht sein soll, ist es immer<br />

komplizierter geworden<br />

Allen Versprechungen der Politiker zum Trotz wird sich daran<br />

so bald nichts ändern: Das deutsche Steuerrecht ist das<br />

komplizierteste der Welt Ständig wird es durch neue Gesetze,<br />

Urteile oder Verordnungen geändert Deshalb zahlen viele<br />

Bürger mehr, als unbedingt notwendig Doch jeder Euro zu viel<br />

für den Fiskus ist einer zu wenig für Sie und Ihre Familie Deshalb<br />

hier einige wichtige Regeln für das Verhalten von Sparen<br />

im Steuerdschungel Damit der Fiskus Ihnen das <strong>Geld</strong> nicht<br />

schneller wegnimmt, als Sie sparen können<br />

So wichtig es ist, genau darauf zu achten, dass Sie alle staatlichen Leistungen, mit<br />

deren Hilfe Sie Ihre Vermögensbildung beschleunigen können, auch in vollem Umfang<br />

in Anspruch nehmen, so wichtig ist auf der anderen Seite, alle Möglichkeiten zu<br />

nutzen, um die Steuerlast zu senken Beides ist nicht nur völlig legal und legitim – es<br />

ist vom Staat auch so gewollt Denn Förderung der Vermögensbildung und Eigenvorsorge<br />

für das Alter sind von allen Parteien anerkannte politische Ziele Außerdem<br />

dürfen Sie nie vergessen: Letzten Endes bezahlen Sie diese Fördermaßnahmen<br />

über Ihre Steuern zum größten Teil selbst Es ist also nur angemessen, wenn Sie<br />

sich Ihr <strong>Geld</strong> vom Fiskus zurück holen<br />

Der Schlüssel zum Erfolg einer langfristig angelegten Vermögensbildung ist der Zinseszinseffekt<br />

Das bedeutet, dass bei langfristigen Sparplänen die Zinsen selber<br />

wieder Zinsen bringen und sich die Vermögensbildung auf diese Art immer mehr<br />

beschleunigt Dieser Effekt wird weitgehend zunichte gemacht, wenn Ihnen das Finanzamt<br />

einen großen Teil Ihrer Zinserträge wieder wegnimmt Aber diese kontra-<br />

200


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

produktive Wirkung lässt sich aber hinausschieben und abmildern, wenn Sie dafür<br />

sorgen, dass der Fiskus nicht so schnell an Ihre Zinsen heran kommt Der Staat<br />

selber liefert Ihnen die dazu erforderlichen Instrumente Dazu gehört unter anderem<br />

die Zinsabschlagsteuer<br />

Nach der Steuerreform gilt bei Aktien für Kursgewinne und Dividenden das so genannte<br />

Halbeinkünfteverfahren Das heißt, bei der Aktien-Gewinnausschüttung wird<br />

nur noch die halbe Dividende versteuert, Zinserträge dagegen weiterhin voll Mit der<br />

richtigen Aktienauswahl könnten Sparer also sowohl von der niedrigeren Dividendenbesteuerung,<br />

als auch von Kursgewinnen profitieren<br />

Seit der Änderung ist die Körperschaftssteuer nicht mehr auf die Einkommensteuer<br />

anrechenbar Die frühere Steuergutschrift ist seither entfallen Kleinanleger mit einem<br />

persönlichen Steuersatz unter 42 Prozent stehen mit dem Halbeinkünfteverfahren<br />

schlechter da als früher So blieb einem Sparer mit einem persönlichen Steuersatz<br />

von 30 Prozent früher von 51 Euro Bruttodividende 36 Euro Die Reform macht<br />

daraus nur noch 33 Euro<br />

Achtung: Hyperaktiver Gesetzgeber<br />

Steuergesetze haben in Deutschland nur eine sehr kurze „Halbwertzeit “ Niemand<br />

kann sich darauf verlassen, dass eine Reform nicht schon nach kurzer<br />

Zeit wieder reformiert wird Sie sollten daher die für Sie persönlich wichtigen<br />

Regelungen ständig beobachten, um keine bösen Überraschungen zu erleben<br />

Langfristige Planungen auf der Grundlage der jeweils geltenden Steuergesetze<br />

sind daher in der Bundesrepublik kaum möglich<br />

Aktionäre, die aufgrund ihres niedrigen Einkommens nicht zur Einkommensteuer veranlagt<br />

werden, können vom Finanzamt eine „Nicht-Veranlagungsbescheinigung“ erhalten<br />

Bei Vorlage dieser so genannten NV-Bescheinigung oder bei Erteilung eines<br />

Freistellungsauftrages zahlen die Kreditinstitute die volle Dividende aus - also ohne<br />

Abzug der Kapitalertragssteuer Die Bescheinigung gilt für drei Jahre<br />

Spekulationsfrist: Für manchen Anleger immer noch<br />

wichtig<br />

Bei der Wahl der richtigen <strong>Geld</strong>anlage muss auch der Steueraspekt mit in die Überlegungen<br />

einbezogen wird 2001 wurde durch die Steuerreform auch die Spekulationssteuer<br />

geändert Bis Ende 2008 musste musste nur der halbe Spekulationsgewinn<br />

versteuert werden Die Freigrenze betrug 512 Euro innerhalb von 12 Monaten Lagen<br />

Ihre Gewinne darüber, verdiente das Finanzamt daran mit Zusätzlich belastete der<br />

Solidaritätszuschlag die Dividende oder Zinsauszahlung Das heißt, wer mit seinen<br />

201


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Zins- und Dividendeneinnahmen die Sparerfreibeträge überschritt, musste auf den<br />

abgeführten Zinsabschlag auch noch Solidaritätszuschlag berappen Das ist nach<br />

Einführung der Abgeltungsteuer zwar auch nur wieder ein abgeschlossenes Kapitel<br />

in der bewegten Geschichte der Kapitalertragsbeteuerung – aber für viele Sparer ist<br />

es noch nicht ganz abgeschlossen Denn: Die Spekulatinssteuer gilt für vor Ende<br />

2008 erworbene Wertpapiere unbegrenzt weiter und Verluste, die vor Ende 2008<br />

mit Wertpapiergeschäften verbucht werden mussten, können noch bis einschließlich<br />

2013 gegen Gewinne aus derartigen Geschäften verrechnet werden Daß heißt:<br />

Nach zwölf Monaten Haltefrist sind Spekulationsgewinne mit „alten“ Aktien, Anleihen<br />

usw steuerfrei und werden nicht wie die ab 2009 erworbenen Wertpapiere der Abgeltungsteuer<br />

unterworfen Für Zinsen, Dividenden und andere Kapitalerträge gilt<br />

dagegen, dass sie bei Auszahlung nach dem 1 1 2009 der 25-prozentigen Abgeltungssteuer<br />

(plus Soli und ev Kirchensteuer) unterliegen<br />

Bei Immobiliengeschäften mit nicht selbst genutztem Wohneigentum gibt es weiterhin<br />

eine Spekulationsfrist Von ehemals zwei wurde sie allerdings 1999 auf zehn<br />

Jahre erhöht Sie gilt nicht, wenn Sie selbst im Haus oder in der Wohnung leben und<br />

Sie vor Ablauf von zehn Jahren nach dem Erwerb wieder verkaufen – etwa weil Sie<br />

in eine größere oder kleinere Wohnung umziehen wollen oder weil Sie wegen eines<br />

neuen Arbeitsplatzes an einen anderen Ort umziehen müssen Falls Sie in einem solchen<br />

Fall für die Wohnung mehr erlösen, als Sie beim Kauf bezahlt haben, wird keine<br />

Steuer auf private Veräußerungserlöse (meist Spekulationssteuer genannt) fällig, da<br />

Sie ja meist erneut in Wohneigentum investieren müssen<br />

Kevin Küster ist nach dem Diplom direkt in die Großstadt umgezogen, weil er dort<br />

eine Arbeitsstelle gefunden hat Seine eigenen Ersparnisse und die finanzielle Hilfe<br />

der Eltern ermöglichen ihm, ein kleines Appartement für 50 000 Euro zu erwerben<br />

Als ihn sein Arbeitgeber nach fünf Jahren versetzt, muss er die Eigentumswohnung<br />

verkaufen Der Verkaufserlös ist höher als erwartet Er beträgt 70 000 Euro Die Differenz<br />

zwischen Kauf- und Verkaufspreis beträgt 20 000 Euro Diesen Betrag muss<br />

er nicht versteuern, da es sich um selbst genutztes Wohneigentum handelt Hätte<br />

Kevin Küster die Wohnung als <strong>Geld</strong>anlage gesehen und vermietet, müßte er den<br />

Gewinn mit seinem persönlichen Einkommensteuersatz versteuern<br />

Seit 1999 gilt für die Versteuerung von Gewinnen aus Immobilienveräußerungen eine<br />

Spekulationsfrist von zehn Jahren, gerechnet ab dem Tag des Kaufvertrags Das gilt<br />

auch dann, wenn Sie zunächst selbst die Immobilie einige Jahre genutzt haben und<br />

später vermieteten<br />

Steuern: Nicht einfach zahlen sondern richtig planen<br />

Durch das Vorziehen der Steuerreform hat sich seit 2004 einiges geändert Kreditinstitute<br />

sind nunmehr verpflichtet, Ihren Kunden eine Jahresbescheinigung über<br />

Kapitalerträge und Veräußerungsgewinne aus Finanzanlagen auszuhändigen Inländische<br />

Banken müssen jährlich eine zusammenfassende Bescheinigung, die so ge-<br />

202


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

nannte Erträgnisaufstellung ausstellen, in der die Daten aus allen bei ihnen unterhaltenen<br />

Wertpapierdepots und Konten zusammengeführt werden, die ihre Kunden für<br />

die Erklärung ihrer Einkünfte aus Kapitalvermögen und aus privaten Veräußerungsgeschäften<br />

bei Wertpapieren sowie Termingeschäften benötigen Einzelheiten der<br />

zusammenfassenden Jahresbescheinigung werden in einem amtlich vorgeschriebenen<br />

Muster geregelt Sie wurde erstmals 2005 verschickt<br />

Tipp:<br />

Für die Jahreserträgnisaufstellung darf die Bank kein Entgelt verlangen Es<br />

handelt sich hierbei um eine vom Staat auf die Banken hoheitlich übertragene<br />

Aufgabe Ein übertragbares Grundsatzurteil hat seinerzeit der BGH im Zusammenhang<br />

mit dem Freistellungsauftrag gefällt Für das Ausstellen, Verwalten<br />

und Ändern dürfen keine Gebühren erhoben werden Das gilt auch sinngemäß<br />

für die ab 2009 geltende Abgeltungsteuer, obwohl sie mit mehr „Papierkram“<br />

als vorher verbunden ist<br />

Obwohl mit Zahlung der Abgeltungsteuer grundsätzlich alles erledigt ist und Erträge<br />

aus Kapitaleinkünften in der Steuererklärung nicht mehr aufgeführt werden müssen,<br />

kann das Finanzamt unter bestimmten Voraussetzungen bei jedem inländischen Kreditinstitut<br />

überprüfen, ob der Steuerpflichtige dort ein Konto unterhält und alle Erträge<br />

ordnungsgemäß versteuert wurden Im Ausland deponiertes Vermögen wird für den<br />

deutschen Fiskus ebenfalls zunehmend transparenter Verwiesen sei insbesondere<br />

auf verstärkte Bargeldkontrollen an den Grenzen, auf Bahnhöfen oder in Zügen und<br />

die Umsetzung der EU-Zinsrichtlinie, die seit Juli 2005 in Kraft ist<br />

Wie schon bisher können Spekulationsverluste nicht mit positiven sonstigen Einkünften<br />

aus anderen Quellen – wie Lohn, Gehalt, Rente - verrechnet werden Auch Minuserträge<br />

- etwa aus einer Immobilienvermietung – können nicht mehr mit einem<br />

Aktienplus verrechnet werden Da auch hier durch Gesetzesänderungen oder Gerichtsentscheide<br />

immer wieder Änderungen eintreten, sollten Sie die Entwicklung im<br />

eigenen Interesse regelmäßig in den Medien verfolgen, bei der Einkommensteuererklärung<br />

den Rat eines Vertreters der steuerberatenden Berufe suchen oder stets mit<br />

einer aktuellen Steuer-Software (wie dem WISO-Sparbuch) arbeiten<br />

Die Sparer im Visier: das Gesetz zur<br />

„Förderung der Steuerehrlichkeit“<br />

Die Bundesregierung hat Steuersündern den Kampf angesagt – u a mit dem „Gesetz<br />

zur Förderung der Steuerehrlichkeit“, das bereits seit 2005 in Kraft ist und seither<br />

weiter ausgebaut wurde Auf dieser Grundlage können auf bloßen Verdacht hin<br />

die Konten- und Depotdaten aller Bürger abgerufen werden, und zwar nicht nur vom<br />

Finanzamt Künftig können auch andere Behörden – wie Arbeitsagenturen, BAFöG-<br />

Ämter oder Sozialbehörden – über das Finanzamt beim BaFin abfragen, wo der Ein-<br />

203


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

zelne sein <strong>Geld</strong> deponiert hat Dabei genügt es, wenn ein Sachbearbeiter Zweifel an<br />

den Angaben in einem Antrag oder in einer Steuererklärung hat und eigene Ermittlungen<br />

für wenig Erfolg versprechend hält<br />

Der Hintergrund des Gesetzes: Nach den Terroranschlägen vom 11 September<br />

2001 wurde die Konten-Evidenz-Zentrale eingerichtet, um organisierte <strong>Geld</strong>wäsche<br />

und Finanzsysteme von Terror-Organisationen zu bekämpfen In ihr haben die Banken<br />

Kontodaten von mehr als 60 Millionen Kunden gespeichert Bereits seit zwei<br />

Jahren kann die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Daten<br />

von Banken dort abfragen Finanzämter und andere Behörden hatten bisher nur im<br />

Zusammenhang mit der Verfolgung einer Straftat Zugriff Selbst die kontoführende<br />

Bank bemerkt von der Kontenschnüffelei nichts, da der zugriff auf die Bankdaten<br />

online erfolgt und nicht registriert wird<br />

Auf Anfrage erhalten Behörden eine Liste aller Konten inklusive der Kontostammdaten<br />

(Geburtsdatum, Adresse, Kontonummer) und der Verfügungsberechtigten Auch<br />

wer ein Konto gelöscht hat, wird den Behörden nicht entgehen Denn gespeichert<br />

sind sämtliche Kontoeröffnungen und -schließungen seit 1 April 2003 Bis zu diesem<br />

Datum können die Behörden auch rückwirkend ermitteln In Zukunft sollen die Daten<br />

für drei Jahre gespeichert werden Kontostand und -bewegungen sind nicht automatisch<br />

abrufbar Aber auf Verdacht dürfen die Behörden konkret bei den Kreditinstituten<br />

nachfragen und die Vorlage von Kontoauszügen – auch für die Vergangenheit<br />

– verlangen<br />

Auf ausländische Konten haben die Behörden keinen direkten Zugriff Allerdings arbeiten<br />

die Finanzverwaltungen der EU-Länder immer enger zusammen, tauschen<br />

Steuerdaten aus, liefern Informationen über Kapitaleinkünfte Inländische Zweigstellen<br />

ausländischer Kreditinstitute können ohnehin abgefragt werden Im Juli 2005<br />

trat zwischen 22 europäischen Staaten die EU-Zinsrichtlinie in Kraft Einmal im Jahr<br />

erfolgt über eine Kontrollmitteilung innerhalb der teilnehmenden Länder ein Informationsaustausch<br />

über Kapitalerträge Sie beinhaltet Angaben über Name, Anschrift,<br />

Geburtsdaten, Bankverbindung und Höhe der Zinserträge Österreich, Belgien und<br />

Luxemburg nehmen an diesem Verfahren zunächst nicht teil Auch die Schweiz und<br />

Liechtenstein lehnen das Kontrollsystem ab Stattdessen erheben die Staaten, die<br />

sich dem EU-Informationspool verweigern, eine Quellensteuer Sie beträgt zunächst<br />

15 Prozent, dann 2008 20 Prozent und 2011 35 Prozent Von der einbehaltenen<br />

Quellensteuer verbleiben 25 Prozent im Inland, 75 Prozent werden in das jeweilige<br />

Heimatland des Anlegers anonym überwiesen Diese Regelung gilt nur für Zinserträge,<br />

Dividenden aus Aktienbesitz und weitere Wertpapiere sind von der Regelung<br />

ausgenommen<br />

Seit 2004 müssen die Banken erstmals die oben bereits erwähnte Jahreserträgnisaufstellung<br />

an ihre Kunden versenden In den Bescheinigungen werden alle Einnahmen<br />

(vor allem Zinsen und Dividenden) sowie Wertpapierverkäufe aufgelistet Sie<br />

sollen den Anlegern das Ausfüllen ihrer Steuererklärung erleichtern Auf den zweiten<br />

204


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Blick aber wird deutlich, dass sie dem Fiskus den vollen Zugriff auf das Vermögen<br />

der Anleger ermöglichen Hat nämlich ein Finanzbeamter erst einmal eine Liste aller<br />

Konten abgerufen und sind ihm dabei Zweifel an den Angaben des Steuerzahlers<br />

gekommen, kann er sämtliche Jahresbescheinigungen von ihm anfordern Denn der<br />

Fiskus weiß künftig immer, zu welchen Konten dem Anleger eine solche Bescheinigung<br />

vorliegt Verweigert der Steuerzahler die Auskunft, kann sich der Sachbearbeiter<br />

in einem zweiten Schritt auch direkt an die Bank wenden<br />

Datenschützer und Juristen sehen in der umfassenden Kontenabfrage einen Verstoß<br />

gegen die Verfassung Sie gefährde das Recht auf informationelle Selbstbestimmung,<br />

wonach jeder über die Weitergabe und Speicherung persönlicher Daten<br />

und Lebensverhältnisse selbst entscheiden kann Auch der Bund der Steuerzahler<br />

kritisiert das Gesetz:<br />

� Der Verwendungszweck für die abgerufenen Daten sei nicht präzisiert Die<br />

Erhebung von Daten „auf Vorrat“ oder „ins Blaue hinein“ sei unzulässig<br />

� Der Datenabruf sei nicht nur im Rahmen der Strafverfolgung möglich, sondern<br />

auch zur Steuererhebung - ohne Anfangsverdacht und ohne Kontrolle<br />

� Die Speicherung der Daten sei nicht verboten<br />

� Die Weitergabe und Verwertung der Daten sei nicht geregelt Nach der Verfassung<br />

müssen gesetzliche Vorschriften eindeutig und klar sein<br />

Auch die fehlende Auskunftspflicht ist im Vorfeld stark kritisiert worden Denn der<br />

Bürger könne keinen Rechtsschutz geltend machen, wenn er nichts von der Abfrage<br />

weiß, so die Kritik Das Bundesfinanzministerium nahm deshalb folgende Neuregelungen<br />

in die Ausführungsbestimmungen zum Gesetz auf: Demnach muss zunächst<br />

versucht werden, die Informationen direkt vom Steuerzahler oder Antragsteller in Erfahrung<br />

zu bringen Erst wenn keine Auskünfte erteilt werden oder Zweifel an der<br />

Richtigkeit der Angaben aufkommen, wird der Betroffene von der Abfragemöglichkeit<br />

informiert, die dann auch durchgeführt werden kann Der nächste Steuerbescheid<br />

soll eine Information darüber enthalten, ob eine Abfrage der Kontodaten stattgefunden<br />

hat Außerdem darf der Sachbearbeiter nicht eigenmächtig handeln Er muss<br />

die Abfrage begründen und sein Begehren von einem Vorgesetzten unterschreiben<br />

lassen<br />

Die Bundesregierung beteuert, dass sie durch das Gesetz weder einen „gläsernen<br />

Steuerbürger“ schaffe noch das „Bankgeheimnis“ aushöhle Der § 30 a der Abgabenordnung<br />

„Schutz von Bankkunden“ ist weiterhin gültig Eine allgemeine Überwachung<br />

oder eine periodische Mitteilung von Konten über deren Art oder Höhe darf<br />

nach wie vor nicht verlangt werden<br />

Vermögen übertragen – aber richtig!<br />

Wer sein Vermögen kontinuierlich vermehrt hat, ist natürlich bestrebt, es auch zu<br />

erhalten Vielleicht, weil es ich um eine Altersvorsorge handelt, die nicht auf einmal<br />

verbraucht werden soll In jedem Fall will man jedoch vermeiden, dass der Staat ei-<br />

205


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

nen Teil davon wieder wegnimmt, zum Beispiel, weil der Sparerfreibetrag nicht mehr<br />

ausreicht Lange Zeit war ein großer Teil der Bevölkerung von der Zinsabschlagsteuer<br />

befreit, doch das hat sich mit der stufenweisen Senkung der Sparerfreibeträge geändert<br />

Selbst bei Beziehen kleiner und mittlerer Einkommen, die für ihr Alter vorsorgen,<br />

reichten die Grenzen nicht mehr aus, um alle Zinsen und Dividenden steuerfrei<br />

einstreichen und den Zinseszinseffekt für den Vermögensaufbau nutzen zu können<br />

Um die nutzbaren Freibeträge zu erhöhen, kann auch der Weg gewählt werden,<br />

Vermögen auf die Kinder zu übertragen Das kann alle zehn Jahre bis zu einer Höhe<br />

von 400 000 € steuerfrei geschehen<br />

Achtung: Nach einer Vermögensübertragung können die Eltern nur noch unter bestimmten<br />

Bedingungen auf Kapital und Zinsen ihrer Kinder zugreifen Beispielsweise<br />

dürfen sich Eltern bei eigenen Liquiditätsproblemen nichts von den Kindern „ausleihen<br />

“ Werden dennoch Beträge abgehoben, müssen die Eltern auf Anforderung des<br />

Finanzamtes nachweisen, dass sie die <strong>Geld</strong>er tatsächlich für ihre Kinder, zum Beispiel<br />

für einen Krankenhausaufenthalt oder für die Ausbildung, verwendet haben<br />

Damit die Vermögensübertragung rechtlich Bestand hat, muss eine Schenkung vollzogen<br />

werden Dabei darf der geschenkte Betrag 400 000 Euro je Kind nicht überschreiten,<br />

da sonst Schenkungssteuer anfällt Alle zehn Jahre kann der Freibetrag<br />

jedoch erneut in Anspruch genommen werden Das wird aber sicher nur für wenige<br />

Familien in Frage kommen Das Verschenken im Zehn-Jahres-Rhythmus ist besonders<br />

sinnvoll, wenn sehr hohe Werte vor dem Tode vermacht werden sollen Denn<br />

neben dem Freibetrag können zusätzlich bis zu rund 40 000 Euro an Hausrat steuerfrei<br />

verschenkt werden Zum Hausrat gehören nicht nur das Tafelsilber, sondern auch<br />

wertvolle technische Geräte und das Auto<br />

Tipp:<br />

Egal für welche <strong>Geld</strong>anlage Sie sich entscheiden, der Staat verdient an den<br />

Erträgen bei der Überschreitung der jeweiligen Freibetragsgrenzen immer<br />

mit Deshalb sollten Sie sich im Bedarfsfall überlegen, ob nicht Ihre Kinder<br />

und Enkelkinder an Ihrem Vermögen teilhaben können Schließlich steht auch<br />

den „Kleinen“ der Freibetrag zu Allerdings sind solche Übertragungen später<br />

nicht mehr rückgängig zu machen Beachten Sie den steuergünstigen Zehn-<br />

Jahres-Rhythmus<br />

Vorsicht: Kindergeldfalle<br />

Natürlich können Kinder auch eigenes <strong>Geld</strong> verdienen Aber Vorsicht: Wenn die Einkommensgrenzen<br />

überschritten werden ist das Kindergeld (siehe dazu auch unter:<br />

<strong>Geld</strong> vom Staat) futsch, einschließlich so ziemlich aller Kinderfreibeträge und Kinderzulagen,<br />

die es gibt Die sind nämlich alle an den Kindergeldanspruch gekoppelt<br />

206


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die Grenze für den Hinzuverdienst eines volljährigen Kindes liegt bei 7 680 Euro im<br />

Jahr Bei Überschreiten der Grenzen um nur 1 Euro verlieren Sie den Anspruch auf<br />

Kindergeld bzw Kinderfreibetrag!<br />

Kindergeld – auch für ältere Kinder im Studium oder beruflichen Ausbildung erhalten<br />

Eltern grundsätzlich bis zum 25 Lebensjahr Aber: Eigene Einkünfte des Kindes<br />

dürfen 7 680 Euro im Jahr nicht übersteigen Kleiner Trost: Werbungskosten (mindestens<br />

920 Euro pauschal) und die Pflichtbeiträge zur Sozialversicherung können<br />

abgezogen werden Hier gilt es aber, genau zu rechnen, denn das Kindergeld geht<br />

direkt und komplett verloren, wenn die Sprösslinge mehr als 7 680 Euro im Jahr<br />

verdienen Betroffen sind Eltern mit volljährigem Nachwuchs in oder kurz vor der geplanten<br />

Ausbildung Sie erhalten in der Regel bis zum 25 Lebensjahr das Kindergeld<br />

oder – falls das für sie günstiger ist – den Kinderfreibetrag<br />

Es gilt das Alles-Oder-Nichts-Prinzip: Entweder die Finanzspritze fließt mit immerhin<br />

1 968 Euro im Jahr für das 1 und 2 Kind sowie von 2 040 Euro für das 3 Kind und<br />

sogar von 2 340 Euro für weitere Kinder (Stand 2009/10) oder es gibt für die Sprößlinge<br />

aufgrund zu hoher eigener Einnahmen keinen Cent<br />

Besteht diese Gefahr, können Sie allerdings gegensteuern und die staatliche Nachwuchsförderung<br />

mit ganz legalen Tricks retten Die Beamten berücksichtigen nämlich<br />

zahlreiche Aufwendungen, die die Einnahmen der Kinder mindern und unter die<br />

„Alles- oder-nichts-Grenze“ drücken<br />

Wichtig: Einkünfte oder Bezüge<br />

Dabei unterscheidet das Finanzamt zwischen Einkünften und Bezügen Zu ersteren<br />

zählen vor allem:<br />

� Das Gehalt eines Auszubildenden inklusive vermögenswirksamer Leistungen<br />

(in Höhe des Arbeitgeber-Zuschusses), Weihnachts- und Urlaubsgeld,<br />

� alle Einnahmen aus 400-Euro-Jobs oder Aushilfstätigkeiten eines Studenten,<br />

� der Lohn für ein freiwilliges soziales Jahr oder auch<br />

� Waisenrenten und gesetzliche Erwerbsminderungsrenten,<br />

� nie Zinsen und sonstigen Kapitaleinkünfte abzüglich 801 Euro Sparerpauschbetrag<br />

und Bafög mit dem Zuschussanteil (Studierende 50 Prozent,<br />

Schüler bis zu 100 Prozent) sowie<br />

� Einnahmen aus Ferienjobs bei Schülern<br />

Als „Bezüge“ gelten steuerfreie Einnahmen wie Renten aus der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

sowie Arbeitslosen- oder Krankengeld<br />

Dabei müssen die Prüfer im Finanzamt Pflichtbeiträge des Arbeitnehmers zur gesetzlichen<br />

Sozialversicherung oder zur privaten Kranken- und Pflegeversicherung<br />

bei Beihilfeberechtigten abziehen<br />

207


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Um an der kritischen Grenze sicher vorbei zu kommen, können Auszubildende<br />

mit dem Chef vereinbaren, einen Teil des Arbeitslohns in die betriebliche<br />

Altersvorsorge zu investieren Denn: Bis zu 2 592 Euro im Jahr bleiben bei der<br />

so genannten Entgeltumwandlung steuer- und sozialversicherungsfrei Sie<br />

zählen daher auch beim Kindergeld nicht mit<br />

Auch Werbungskosten werden berücksichtigt<br />

Von den Einkünften aus nichtselbstständiger Tätigkeit werden automatisch und pauschal<br />

920 Euro abgezogen Per Beleg lassen sich höhere Aufwendungen geltend<br />

machen Dazu gehört die Pendlerpauschale für den Weg zur Arbeit Sie beträgt für<br />

die einfache Strecke 30 Cent pro Entfernungskilometer und wird für jeden geleisteten<br />

Arbeitstag gewährt Auch eine anerkannte doppelte Haushaltsführung (Heimfahrten<br />

und Miete sowie eventuell Verpflegungspauschalen) mindern die Einnahmen des<br />

Kindes<br />

Tipp:<br />

Hat ein Student zu gut verdient, sollte er sich noch vor Silvester seine Fachliteratur<br />

oder einen neuen Computer für das nächste Semester kaufen Das<br />

mindert die für das Kindergeld relevanten Einnahmen – beim Computer allerdings<br />

nur anteilig für die das Nutzungsjahr<br />

Abgeltungsteuer<br />

Zwischen 1993 und 2008 wurden Zinsen aus Kapitalvermögen pauschal mit 30 Prozent<br />

versteuert Beim Einlösen von Zinsscheinen am Bank- oder Sparkassenschalter<br />

und bei Tafelgeschäften betrug der Zinsabschlag 35 Prozent Es gab jedoch einen<br />

Sparerfreibetrag Für Ledige lag er bei 750 Euro, für zusammen veranlagte Ehepaare<br />

bei 1500 Euro im Jahr (bis Ende 2006) In den Freibeträgen war die Werbungskostenpauschale<br />

von 51 Euro bzw 102 Euro nicht enthalten Zur Freistellung von Kapitalerträgen<br />

stand daher insgesamt ein Betrag von 801 € für Ledige) und von 1 602<br />

€ für Verheiratete zur Verfügung Es konnten aber auch die tatsächlichen Werbungskosten<br />

geltend gemacht werden, die wesentlich höher liegen konnten als die Pauschale<br />

Kursgewinne und Dividenden wurden nach dem Halbeinkünfteverfahren bei<br />

der Besteuerung halbiert Umgekehrt wurden auch bei Kursverlusten in der Spekulationsfrist<br />

und bei den Werbungskosten die Beträge halbiert Zu den Werbungskosten<br />

zählen zum Beispiel von den Banken für den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren<br />

berechnete Kosten, verauslagte Fahrtkosten für die Reise zur Hauptversammlung<br />

oder Schuldzinsen, wenn Wertpapiere auf Kredit gekauft wurden<br />

208


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Achtung: Die bis Ende 2008 geltenden steuerlichen Regelungen für Kapitaleinkünfte<br />

sind nur dann noch von Bedeutung, wenn es um Steuererklärungen bzw Einkünfte<br />

geht, die in der Zeit vor Ende 2008 relevant waren Das Gilt auch für Wertpapiere,<br />

die vor Ende 2008 erworben, aber erst nach dem 1 1 2009 verkauft werden Ansonsten<br />

gilt für Kapitaleinkünfte ab 2009 die Abgeltungsteuer In dieser Gelegenheit<br />

wurde auch der Sparerfreibetrag neu geregelt – zu ungunsten der Sparer Derer<br />

Sparer-Freibetrag und der für Kapitaleinkünfte geltende Werbungskostenpauschbetrag<br />

wurde zu einem einheitlichen Sparer-Pauschbetrag von 801 € (1 602 € für<br />

Verheiratete) zusammengefasst Das sieht so aus, als habe sich nichts verändert,<br />

aber seit Anfang 2009 können höhere Werbungskosten nicht mehr geltend gemacht<br />

werden Allerdings: Die so genannten Transaktionskosten beim Kauf und Verkauf<br />

von Wertpapieren dürfen vor Ermittlung des steuerlich relevanten Gewinns oder Verlusts<br />

angerechnet werden<br />

Der Freistellungsauftrag<br />

Damit nicht zuviel Abgeltungsteuer (25 Prozent + Soli und ev Kirchensteuer) vom<br />

Kreditinstitut einbehalten und an das Finanzamt überwiesen wird, sollten Sie unbedingt<br />

einen Freistellungsauftrag erteilen Nur Bagatellzinsen, Erträge bis zehn Euro<br />

im Jahr, werden nicht besteuert Mit einem Freistellungsauftrag sind Ihre Zinsen, und<br />

Dividenden dagegen bis zur maximalen Höhe des Sparerfreibetrags vom Zinsabschlag<br />

befreit Außerdem werden Dividenden ohne Abzug der Kapitalertragssteuer<br />

und mit Erstattung des Körperschaftsteuerguthabens Ihrem Depot gutgeschrieben<br />

Ein einziger Freistellungsauftrag über die gesamte Freibetragshöhe reicht aber nur<br />

dann aus, wenn Sie Ihre gesamten Zinserträge bei nur einem Institut erwarten Haben<br />

Sie dagegen bei mehreren Banken, Sparkassen oder Fonds Ihr <strong>Geld</strong> angelegt,<br />

müssen Sie bei jedem Institut einen Freistellungsauftrag abgeben Aber Vorsicht: Die<br />

Gesamtsumme aller Freistellungsaufträge darf die vom Gesetzgeber jeweils vorgeschriebene<br />

Sparerfreibetragsgrenzen nicht überschreiten Die Finanzämter haben<br />

durch die neuen Kontrollmöglichkeiten genaue Informationen über Ihre Zinserträge<br />

und können diese mit den eingereichten Freistellungsaufträgen abgleichen<br />

Achtung: Freistellungsaufträge anpassen<br />

Achten Sie unbedingt darauf, dass alle von Ihnen erteilten Freistellungsaufträge<br />

in der Gesamtsumme Ihren persönlichen Sparerfreibetrag von 801 Euro<br />

(Singles) bzw 1 602 Euro (Verheiratete) nicht überschreiten Passiert das<br />

doch, gilt dies als Versuch der Steuerhinterziehung und Sie machen sich strafbar<br />

Da die Banken inzwischen Kontrollmitteilungen an die Finanzverwaltung<br />

senden müssen, fliegen fehlerhafte Freistellungsaufträge leicht auf<br />

Alle Freistellungsaufträge müssen immer wieder entsprechend angepasst werden,<br />

wenn der Gesetzgeber die Freibeträge ändert Wenn Sie nur einer Bank einen Frei-<br />

209


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

stellungsauftrag über die jeweils volle Höhe gegeben haben, wird sie das im Allgemeinen<br />

von sich aus tun Wenn Sie die Gesamtsumme auf mehrere Kreditinstitute<br />

oder Fonds aufgeteilt haben, müssen Sie selbst dafür sorgen, dass die jeweils geltenden<br />

Höchstgrenzen nicht überschritten werden<br />

Auch wenn Sie nach der Herabsetzung der Freibeträge mit der Zinsabschlagsteuer<br />

keine Sorgen haben, sollten Sie wissen, was zu tun ist, wenn ein Freistellungsauftrag<br />

geändert werden muss<br />

Änderung eines Freistellungsauftrags<br />

Angenommen, Sie haben alle Freistellungsaufträge ordnungsgemäß ausgefüllt und<br />

bei Ihren Kreditinstituten abgegeben Jetzt erhalten Sie wider Erwarten eine größere<br />

<strong>Geld</strong>summe Diesen Betrag, zum Beispiel 10 000 Euro, legen Sie kurzfristig bei der<br />

Bank B auf ein Festgeldkonto: Zinssatz 5 Prozent, Anlagezeitraum 5 Monate Bei der<br />

Bank B haben Sie allerdings nur einen Freistellungsauftrag über 200 Euro abgegeben,<br />

der jetzt nicht mehr ausreicht, um alle Zinseinkünfte vom Abschlag zu befreien<br />

Deshalb sollten Sie Ihren Freistellungsauftrag bei Bank B ändern<br />

Tipp:<br />

Für die Einrichtung, Verwaltung und Änderung von Freistellungsaufträgen dürfen<br />

von den Kreditinstituten keine Entgelte erhoben werden Entsprechende<br />

Klauseln benachteiligen die Kunden Urteil des Bundesgerichtshofes vom 15<br />

Juli 1997 (AZ: XI ZR 269/96 und XI ZR 279/96)<br />

Haben Sie vergessen, Ihren Freistellungsauftrag zu ändern, dann merken Sie das<br />

spätestens, wenn ein Schreiben Ihrer Bank über den abgeführten Zinsabschlag in<br />

Ihrem Briefkasten landet Sobald Sie nämlich vom Zinsabschlag betroffen sind, erhalten<br />

Sie von Ihrem Kreditinstitut für jeden einzelnen an das Finanzamt überwiesenen<br />

Zinsabschlag eine Bescheinigung Eine Rückholung des <strong>Geld</strong>es durch die Bank<br />

ist fast unmöglich Sie können jedoch die zu Unrecht überwiesenen Zinserträge bei<br />

Ihrer der Steuererklärung als Vorauszahlung auf Ihre Einkommenssteuer anrechnen<br />

lassen Liegt Ihr persönlicher Steuersatz zum Beispiel bei 15 Prozent, werden zehn<br />

Prozent erstattet<br />

Damit Sie bei Ihrer eigenen Vermögensverwaltung nicht den Überblick verlieren,<br />

empfiehlt es sich, die einzelnen Anlageposten aufzulisten und regelmäßig zu überprüfen<br />

MEIN GELD bietet Ihnen dazu einen Vordruck an Natürlich können Sie sich<br />

auch eine eigene Liste anlegen<br />

210


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Zur optimalen Ausnutzung Ihres Sparerfreibetrags haben wir für Sie eine Liste<br />

vorbereitet und in diesem Buch abgedruckt Darin sollten Sie alle Daten Ihrer<br />

<strong>Geld</strong>anlage eintragen und festhalten, welchem Institut Sie einen Freistellungsauftrag<br />

erteilt haben und in welcher Höhe Zinsabschlagsteuer anfallen könnte<br />

Bei Bedarf können Sie die Liste kopieren und Ihrem Finanzordner beifügen<br />

Die Nicht-Veranlagungsbescheinigung (NV)<br />

Wenn Sie voraussichtlich nicht zur Einkommensteuer veranlagt werden, weil Ihr<br />

Jahreseinkommen unter den gesetzlichen Grenzen liegt, können Sie bei Ihrem Finanzamt<br />

eine NV-Bescheinigung beantragen Sie ist üblicherweise auf drei Jahre<br />

begrenzt Gegen Vorlage einer Original-NV-Bescheinigung wird das Kreditinstitut von<br />

Ihren Kapitalerträgen weder Zinsabschlag noch Kapitalertragssteuer einbehalten und<br />

bei Dividendenzahlung auch das Körperschaftsteuerguthaben mit gutschreiben Im<br />

Gegensatz zum Freistellungsauftrag ist die NV-Bescheinigung hinsichtlich der Höhe<br />

der vom Steuerabzug freigestellten Erträge nicht begrenzt Für jedes konto- oder<br />

depotführende Institut wird eine eigene NV-Bescheinigung benötigt<br />

Tipp:<br />

Die Beantragung einer NV-Bescheinigung an Stelle eines Freistellungsauftrags<br />

erscheint nur dann sinnvoll, wenn Ihre Kapitalerträge den Sparerfreibetrag<br />

überschreiten, Ihre übrigen Einkünfte aber so niedrig sind, dass weitere<br />

Freibeträge, wie zum Beispiel der Grundfreibetrag in der Einkommensteuertabelle<br />

nicht voll ausgeschöpft werden Denkbar wäre dieser Fall bei Ihren Kindern,<br />

wenn diese ausschließlich Einkünfte aus Kapitalvermögen haben oder<br />

bei Rentnern<br />

Wird eine solche NV-Bescheinigung bei der Bank vorgelegt, werden Zinsen und Dividenden<br />

ohne Steuerabzug ausgezahlt - auch dann, wenn der Sparerfreibetrag bereits<br />

ausgeschöpft ist Allerdings ist dies nicht unbegrenzt möglich Alleinstehende<br />

können auf diese Weise nur so lange Kapitalerträge steuerfrei vereinnahmen, bis sie<br />

die Grenze zur Einkommensteuerpflicht erreichen Wird diese Grenze überschritten,<br />

muss die erteilte NV-Bescheinigung an das Finanzamt zurückgegeben und eine Einkommensteuererklärung<br />

für dieses Jahr eingereicht werden Danach ist die Steuerschuld<br />

bei Kapitaleinkünften nach Abführung der Abgeltungsteuer beglichen<br />

211


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Achtung: Auch Rentner sind zur Abgabe einer Einkommensteuererklärung verpflichtet,<br />

wenn sie neben der Rente nch andere Einkünfte beziehen, die eine Steuerpflicht<br />

begründen Prüfen Sie das sorgfältig Das Finanzamt tut es – und belangt Sie eventuell<br />

wegen Steuerhinterziehung!<br />

212


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Den Zinseszins-Effekt nutzen<br />

Mit Hilfe von Zins und Zeit kann auch aus<br />

kleinen Beträgen ein großes Vermögen<br />

werden<br />

Viele Bundesbürger glauben, dass sie es sich nicht leisten<br />

können zu sparen Viele haben so gut wie nichts auf der hohen<br />

Kante - für Notfälle oder den dritten Lebensabschnitt Sie<br />

geben beim Sparen auf, ehe sie überhaupt angefangen haben<br />

Sie unterschätzen, dass selbst kleine Beträge viel bringen können<br />

– nach dem Motto „mäßig, aber regelmäßig“ Dabei gibt<br />

es allerdings eine wichtige Voraussetzung: Man muss so früh<br />

wie möglich damit anfangen Ehe in den folgenden Kapiteln<br />

die verschiedenen Formen des Sparens und der Vermögensbildung<br />

erläutert werden, soll deshalb gezeigt werden, dass<br />

Sparen sich wirklich lohnen kann<br />

Lange Zeit hat Yvonne Klein wie so viele ihrer Freundinnen einfach „in den Tag hinein<br />

gelebt “ Ihr Gehalt – oder besser gesagt, das, was nach Abzug von Steuern und Abgaben<br />

davon übrig blieb, hat sie fast jeden Monat voll ausgegeben Manchmal auch<br />

ein bisschen mehr Das nahm sie dann vom Dispo „Viel sparen kann ich ohnehin<br />

nicht“, erklärte sie ihrem Vater immer, wenn der sie wieder einmal mahnte, nicht alles<br />

zu verpulvern „Ob ich die paar Euro dann auch noch ausgebe oder auf ein Konto<br />

packe – was macht das schon für einen Unterschied?“ Aber in letzter Zeit ist Yvonne<br />

doch etwas nachdenklich geworden, nachdem sie in der Zeitung immer wieder Beispiele<br />

dafür gelesen hat, wie hoch – oder niedrig – eine durchschnittliche Altersrente<br />

inzwischen ausfällt – und wie bescheiden sie in einigen Jahren sein wird<br />

Außerdem weiß sie von ihrem Großvater, dass der sich nun schon seit mehreren<br />

Jahren darüber aufregt, dass er praktisch keine Rentenerhöhung mehr bekommen<br />

hat, während ihm immer mehr für die Kranken- und Pflegeversicherung der Rentner<br />

abgezogen wurde Deswegen will sie nun doch mal mit ihrem Vater reden Der ist<br />

213


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

zwar auch kein Experte – aber er kennt einen Und der verrät Yvonne erst einmal<br />

eine alte Bauernweisheit, während er seinen Taschenrechner und ein Blatt Papier auf<br />

den Tisch legt: „Kleinvieh macht auch Mist “<br />

Schon mit kleinen Sparbeträgen und auch mit völlig risikolosen Formen der <strong>Geld</strong>anlage<br />

ist eine erfolgreiche Vermögensbildung möglich, erklärt Vaters Freund Peter<br />

Voss dessen Tochter Sogar Millionär kann man ohne die Hilfe einer Lottofee werden,<br />

wenn man es richtig anstellt und Ausdauer besitzt, weiß er von vielen seiner früheren<br />

Kunden Das schaffen zwar nicht viele Aber es muss ja nicht immer gleich eine<br />

Million sein, erklärt er Yvonne „Wenn man später über ein kleines Vermögen verfügt,<br />

kann der dritte Lebensabschnitt fast die schönste Zeit sein “ Als sie wissen will, wie<br />

das gehen soll, verrät er ihr die Zauberformel „Das ist der Faktor Zeit in Kombination<br />

mit dem „achten Weltwunder“, dem Zinseszins “ Da Yvonne jetzt wirklich neugierig<br />

geworden ist, fängt Peter Voss mit seinen gar nicht so schwierigen Erklärungen an<br />

Der Zinseszins – das „achte Weltwunder“<br />

Ein folgenschwerer Irrtum, dem viele Menschen unterliegen, mündet meist in dem<br />

Satz: „Bei den paar Euro, die ich monatlich zurücklegen kann, kommt es nicht darauf<br />

an, ob ich einige Jahre früher oder später damit beginne, mein Sparschwein zu füttern<br />

“ Falsch! Richtig ist vielmehr, dass jedes Jahr, das man am Anfang versäumt, am<br />

Ende einer Sparperiode sehr teuer zu stehen kommt Herr Voss macht das Yvonne<br />

an einem ganz simplen Beispiel klar „Angenommen, du schließt einen Sparvertrag<br />

ab, der dir bei Ablauf der Vertragslaufzeit (die mit dem Erreichen des 60 oder 65 Lebensjahres<br />

zusammenfallen kann), eine Summe von 100 000 Euro einbringen soll<br />

Wenn eine Verzinsung des angesparten Kapitals von durchschnittlich 6 Prozent unterstellt<br />

wird, werden dir für das letzte Jahr vor der Auszahlung knapp 6 000 Euro an<br />

Zinsen gutgeschrieben Im Jahr davor beträgt die Zinsgutschrift etwa 5 400 Euro und<br />

im drittletzten Jahr rund 5 000 Euro Zusammen sind das 16 400 Euro “<br />

Mit anderen Worten: Wenn dir die letzten drei Jahre wegen vorzeitiger Kündigung<br />

fehlen, bringst du dich um einen großen Teil des Gewinns Das gleiche gilt natürlich,<br />

wenn du drei Jahre später mit dem Sparen beginnst Denn rechnerisch ist es gleich,<br />

ob dir diese drei Jahre vorne oder hinten fehlen Das bedeute: Je mehr Zeit du deinem<br />

<strong>Geld</strong> gibst, um für dich zu arbeiten, desto größer ist der Ertrag “ Das liegt am so<br />

genannten Zinseszinseffekt:<br />

Die Zinsen, die einem Sparer am Ende eines Jahres gutgeschrieben werden, bringen<br />

schon im nächsten Jahr selber wieder Zinsen Zunächst sind das nur ein paar Cent<br />

Aber schon nach kurzer Zeit werden daraus mehr und mehr Euro Weil diese Art der<br />

<strong>Geld</strong>vermehrung sich immer mehr beschleunigt und dadurch auch aus kleinen Sparbeträgen<br />

im Zeitablauf ansehnliche Vermögen werden, bezeichnen manche Ökonomen<br />

den Zinseszinseffekt auch als das „achte Weltwunder “ Jeder Sparer sollte sich<br />

diesen Effekt zu Nutze machen Statt selbst zu arbeiten, kann er oder sie dann Zeit<br />

und den Zins für sich arbeiten lassen Wie sich das auswirkt, lässt sich an der unten<br />

stehenden Tabelle ablesen<br />

214


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Angenommen, Ihnen gelingt es, monatlich 50 Euro vom Einkommen abzuzweigen<br />

oder – noch besser – durch Streichung überflüssiger Ausgaben einzusparen Das<br />

kann zum Beispiel die Kündigung einer für Sie nicht mehr sinnvollen Versicherung<br />

oder der Verzicht auf das tägliche Päckchen Zigaretten sein Dann ergibt sich dadurch<br />

eine jährliche Sparsumme von 600 Euro Werden diese mit sechs Prozent<br />

Verzinsung angelegt, dann ergibt sich daraus im Laufe von 20 Jahren das ansehnliche<br />

Sümmchen von 22 921 Euro<br />

Was aus 600 Euro werden kann<br />

Jährliche Einzahlungen, Zinsgutschriften und Vermögensstand<br />

bei einer Verzinsung von 6 Prozent<br />

Jahr Einzahlung<br />

Zinsgutschrift<br />

Summe<br />

in €<br />

in €<br />

in €<br />

- 600,- - 600,-<br />

1 600,- 36,- 1 236,-<br />

2 600,- 74,16 1 910,16<br />

3 600,- 114,61 2 624,77<br />

4 600,- 157,49 3 382,26<br />

5 600,- 202,93 4 185,19<br />

6 600,- 251,11 5 036,30<br />

7 600,- 302,18 6 894,79<br />

8 600,- 356,3 5 938,48<br />

9 600,- 413,69 7 908,48<br />

10 600,- 474,5 8 382,99<br />

11 600,- 502,98 9 485,96<br />

12 600,- 569,16 10 655,12<br />

13 600,- 639,31 11 894,43<br />

14 600,- 713,66 13 208,09<br />

15 600,- 792,48 14 600,57<br />

16 600,- 876,03 16 076,60<br />

17 600,- 964,6 17 641,20<br />

18 600,- 1 058,47 19 299,67<br />

19 600,- 1 157,98 21 057,65<br />

20 600,- 1 263,46 22 921,11<br />

215


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wenn Yvonne sich dazu entschließt, einen solchen Sparvertrag abzuschließen, hat<br />

sie durch 50 Euro, die sie im Monat weniger für ein paar nette, aber vielleicht nicht<br />

ganz so wichtige Dinge ausgibt, im Laufe der Zeit 12 000 Euro gespart und eingezahlt<br />

Dafür bekommt sie später fast 23 000 Euro ausgezahlt Mehr als die Hälfte<br />

davon haben die Zinsen beigetragen, die erst langsam und dann immer schneller<br />

steigen Dazu braucht er allerdings viel Anlauf: Erst im 13 Jahr ist der Zinsertrag<br />

höher als die eigene jährliche Einzahlung Nach weiteren sieben Jahren ist die Zinsgutschrift<br />

aber schon doppelt so hoch wie der persönliche jährliche Sparbetrag Je<br />

länger man seinen Sparplan weiter laufen lässt, umso mehr verstärkt sich dieser<br />

Effekt Schon nach weiteren vier Jahren sind die Zinsen fast dreimal so hoch wie der<br />

jährliche Sparbetrag<br />

Übrigens: In der Tabelle wurde eine einmaliger jährliche Einzahlung von 600 Euro<br />

unterstellt Wenn Sie die 50 Euro monatlich einzahlen, wirkt sich der Zinseszinseffekt<br />

noch stärker aus, da die monatlich eingezahlten Beträge dann schon im Laufe des<br />

Jahres mitverzinst werden Auch aus der Tabelle können Sie übrigens ablesen, dass<br />

über ein Drittel der gesamt erzielten Zinsen in den letzten 3 Jahren erzielt werden<br />

Das zeigt: Zeit bringt <strong>Geld</strong> – je länger, desto mehr<br />

Tipp:<br />

Wenn Sie in einer Zeit starten, in der Ihr <strong>Geld</strong> beispielsweise nur zu drei Prozent<br />

Zinsen angelegt werden kann, wächst das Vermögen natürlich wesentlich<br />

langsamer Sie sollten deshalb versuchen, in Hochzinszeiten einen möglichst<br />

langfristigen Sparplan abzuschließen (oder hochverzinsliche Anleihen zu kaufen),<br />

während Sie sich in Zeiten niedriger Zinsen nur kurzfristig binden sollten,<br />

um dann später in höher verzinsliche Anlagen umschichten zu können<br />

Reich in Rente: Das muss kein Traum bleiben<br />

Genügend Zeit vorausgesetzt, können Sie auch als Durchschnittsverdiener mit einem<br />

überschaubaren Einsatz sogar Euro-Millionär werden Angenommen Sie (oder<br />

Ihre Tochter, Ihr Sohn) haben sich dieses Ziel gesetzt und fangen schon mit 20 Jahren<br />

an, systematisch zu sparen Dann müssen Sie bis zum 65 Lebensjahr monatlich<br />

145 Euro mit einer durchschnittlichen Verzinsung von neun Prozent anlegen, um Ihr<br />

Ziel zu erreichen Diese Rendite ist nach historischer Erfahrung über einen so langen<br />

Zeitraum mit einem Aktienfonds durchaus zu erreichen<br />

Allerdings kann es passieren, dass ein Börsencrash kurz vor Erreichen des Ziels<br />

zu kräftigen Kursverlusten führt und Ihre Fondsanteile statt einer Million nur noch<br />

750 000 Euro wert sind – was ja so schlecht auch nicht ist Aber da Sie den angesparten<br />

Betrag wahrscheinlich nicht mit einem Schlag auf den Kopf hauen werden,<br />

besteht durchaus die Chance, dass Sie nach zwei oder drei Jahren in Folge einer<br />

Kurserholung auch wieder ein Vermögen von einer Million besitzen Wenn Sie kein<br />

216


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

so großes Risiko eingehen wollen und sich dafür mit einer Verzinsung von sechs<br />

Prozent zufrieden geben (das lässt sich zum Beispiel mit Staatsanleihen und mit Investmentfonds<br />

erreichen, die zur Hälfte aus Staatsanleihen und zur Hälfte aus Aktien<br />

zusammengesetzt sind), muss die monatlich Sparsumme höher liegen – in diesem<br />

Fall bei 370 Euro Wie wichtig ein früher Beginn des geplanten Vermögensaufbaus<br />

ist, zeigen auch die folgenden Beispiele:<br />

� Wenn Sie erst im Alter von 30 Jahren beschließen, auf die Million bis zum<br />

65 Lebensjahr hinzuarbeiten, müssen Sie je nach Verzinsung monatlich 354<br />

bzw 705 Euro zurücklegen<br />

� Im Alter von 40 Jahren betragen die entsprechenden Monatsraten schon 903<br />

und 1 433 Euro<br />

� Sehr tief in die Tasche greifen müssen Sie, wenn Sie erst mit 50 Jahren der<br />

Ehrgeiz packt, in den Kreis der Millionäre aufzusteigen Um das in der verbleibenden<br />

Zeit noch zu schaffen, müssen Sie Ihr Sparschwein bei neunprozentiger<br />

Verzinsung monatlich mit 2 604 Euro füttern Bei sechsprozentiger<br />

Verzinsung brauchen Sie sogar 3 378 Euro Da die Zinsen meist deutlich<br />

niedriger liegen, als hier im Beispiel angenommen, müssen Sie in der Praxis<br />

erheblich höhere Sparleistungen aufbringen, wenn Sie in der Altersvorsorge<br />

ein „Spätstarter“ sind<br />

Wenn die Zinsen – wie zum Beispiel in den Jahren 2002 bis 2005 deutlich darunter<br />

liegen und die Börsenkurse nur mäßig steigen, ist das Millionen-Ziel für einen Spätstarter,<br />

der erst im Alter von 50 Jahren an ein Finanzpolster für den dritten Lebensabschnitt<br />

denkt, kaum noch zu erreichen – es sei denn, monatlich könnten sehr hohe<br />

Beträge regelmäßig eingezahlt werden Der Faktor Zeit kann sich in einem solchen<br />

Fall nicht mehr richtig auswirken<br />

Vom kleinen Sparer zum Millionär?<br />

Die erträumte Million lässt sich auch durch eine einmalige Investition erzielen Eine<br />

Erbschaft – beispielsweise der Oma ihr klein Häuschen -, die nicht verjubelt sondern<br />

konsequent und langfristig angelegt wird, kann ebenfalls dafür sorgen, dass Sie den<br />

dritten Lebensabschnitt als Millionär beginnen Die folgende Tabelle zeigt auch in<br />

diesem Fall sehr deutlich das Zusammenspiel von Zins und Zeit Je länger die Zeitschiene<br />

ist, desto geringer kann das Ausgangskapital oder der Zins sein Umgekehrt<br />

gilt: Je höher der Zins, desto weniger Zeit brauchen Sie<br />

Umsonst gibt es selten etwas: Ein fester Sparbetrag pro Monat oder die langfristige<br />

Anlage eines größeren Betrags, der Ihnen durch eine Erbschaft, eine Sonderzahlung,<br />

Tantiemen, eine Entschädigung oder Abfindung zugeflossen ist, kostet natürlich<br />

etwas – nämlich den Konsumverzicht im Hier und Heute Sie müssen sich in einem<br />

solchen Fall entscheiden: Entweder eine neue Stereoanlage, ein größeres Auto, eine<br />

tolle Reise oder eine langfristig angelegte Vermögensbildung Der Verzicht, zu dem<br />

Sie sich 10 oder 20 Jahre zuvor mühsam durchgerungen haben, bringt Ihnen später<br />

das 10-fache und mehr ein Gewiss, die Versuchung zum sofortigen Konsum ist in<br />

217


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

solchen Fällen groß Aber so lange Sie noch nicht ausreichend für den dritten Lebensabschnitt<br />

vorgesorgt haben, sollte Sie bedenken, dass der augenblickliche Verzicht eine<br />

Investition in die eigene Zukunft ist Sie werden dafür später reich belohnt Wenn Sie<br />

dem Traumpaar Zins und Zeit die Gelegenheit geben, in aller Ruhe für Sie zu arbeiten,<br />

können Sie später jahrelang davon profitieren Der Verzicht bringt Ihnen auf längere Sicht<br />

einen hohen Ertrag Statt jetzt für 21 000 Euro ein neues Auto zu kaufen, können Sie<br />

sich später mit einer Million Euro das Leben zehn oder zwanzig Jahre lang richtig schön<br />

machen<br />

Die folgende Tabelle zeigt diesen Zusammenhang zwischen Sparsumme, Zins und<br />

Zeit für den Fall, dass eine bestimmte Summe einmalig eingezahlt wird und dann<br />

einige Jahre lang nicht angetastet wird Auch die fälligen Zinsen müssen auf dem<br />

Konto stehen bleiben, damit der Zinseszinseffekt in Gang kommen kann Der einzige,<br />

der dann noch stört, ist Vater Staat Denn der Fiskus verlangt von den jährlich anfallenden<br />

Zinsen seinen Anteil Solange die entsprechenden Freibeträge noch nicht<br />

überschritten sind, lässt das Finanzamt Sie allerdings in Ruhe<br />

Anlageziel: Eine Million Euro im Alter von 65 Jahren<br />

So viel<br />

Das<br />

So lange<br />

müssen Sie anlegen bekommen Sie<br />

brauchen Sie<br />

Einmalbetrag in €<br />

Zins in Prozent<br />

Zeitbedarf in Jahren<br />

6 100 12 45<br />

20 690 9 45<br />

72 650 6 45<br />

264 440 3 45<br />

115 970 9 25<br />

233 000 6 25<br />

477 610 3 25<br />

274 540 9 15<br />

417 270 6 15<br />

641 860 3 15<br />

Mit einer Anlage von nur 6 100 Euro und einem Zins von zwölf Prozent wird also bei<br />

Wiederanlage der Erträge nach 45 Jahren die Millionengrenze erreicht Aber das<br />

setzt eine nur schwer erzielbare Verzinsung voraus Wer das Glück hat, eine Form<br />

der <strong>Geld</strong>anlage zu finden, die über einen längeren Zeitraum zwölf Prozent Rendite<br />

bringt (das könnte mit einem gut gemanagten, weltweit investierenden Aktienfonds<br />

gelingen), kann mit einer Einmalanlage von etwa 6 100 Euro innerhalb von 45 Jahren<br />

sein Millionen-Ziel erreichen Realistischer ist die Annahme, dass ein Betrag dauerhaft<br />

zu 6 Prozent angelegt werden kann Dafür müssen dann am Anfang 72 650 Euro<br />

vorhanden sein<br />

218


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wenn ein solcher Betrag – zum Beispiel aus einer Erbschaft – zur Verfügung steht,<br />

wird daraus mit Hilfe des Zinseszinseffekts ebenfalls nach 45 Jahren eine Million<br />

Euro Wer erst mit 50 Jahren anfängt und eine Verzinsung von 6 Prozent erzielen<br />

kann (z B mit Bundesanleihen) muss dagegen 417 270 Euro fest anlegen Über eine<br />

solche Summe können nicht viele verfügen Aber dieses Beispiel demonstriert noch<br />

einmal deutlich das Zusammenspiel der beiden Faktoren Zins und Zeit Dieser Effekt<br />

aber auch bei kleineren Sparbeträgen genutzt werden, wenn dafür die Zeitschiene<br />

länger ist<br />

Das kann beispielsweise dadurch erreicht werden, dass ein Großvater für seine Enkel<br />

bei ihrer Geburt ein paar tausend Euro langfristig anlegt Für ihn vielleicht ein<br />

tragbares Opfer, für die Kinder ein riesiges Geschenk Dabei müssen die Enkelkinder<br />

natürlich später der Versuchung widerstehen, dieses <strong>Geld</strong> vor Erreichung des 65 Lebensjahres<br />

anzurühren Eine andere Möglichkeit ist, dass die Eltern oder Großeltern<br />

monatlich 100 Euro einzahlen und der Sprössling dies später fortführt Zins und Zeit<br />

machen daraus dann ein Vermögen, das im dritten Lebensabschnitt ein komfortables<br />

Auskommen ermöglicht<br />

Es darf auch etwas weniger als eine Million sein<br />

In der Tabelle wurde ein sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt Außerdem ist eine Million Euro<br />

eine griffige Zahl Früher hätte man eine Million D-Mark als Beispiel gewählt Deshalb<br />

sollte man sich vor Augen führen, dass man sich auch mit einem Polster von 500 000<br />

oder 250 000 Euro im Ruhestand schon eine Menge leisten kann, wenn gleichzeitig<br />

eine regelmäßige Rentenzahlung auf dem Konto eingeht Dass gilt erst recht, wenn<br />

dazu noch eine betriebliche Altersversorgung, Zahlungen aus der „Riesterrente“ oder<br />

Mieteinnahmen kommen In solchen Fällen kann auch eine mit „nur“ 100 000 Euro<br />

gefüllte Schatztruhe ausreichen, um im dritten Lebensabschnitt gut über die Runden<br />

zu kommen und sich ein paar Extras leisten zu können<br />

Dass ein Sparziel von 100 000 oder 250 000 Euro auch für Durchschnittsverdiener<br />

keineswegs utopisch ist, muss nach den oben vorgerechneten Beispielen nicht weiter<br />

begründet werden – selbst in Zeiten niedrigerer Zinsen Das im Laufe des Arbeitslebens<br />

angesammelte Vermögen, das in einem Investmentfonds gebildet oder über<br />

einen Sparvertrag erwirtschaftet wurde, aber auch aus einer Lebensversicherung<br />

stammen kann, lässt sich dazu verwenden, sich entweder ab und zu etwas Besonderes<br />

zu leisten: eine Reise, ein besonderes Geschenk für die Enkel oder auch eine<br />

bessere ärztliche Versorgung, wenn die Krankenkasse nur das Allernotwendigste<br />

bezahlen will Sie können das gebildete Vermögen aber auch so verwerten, sich<br />

regelmäßig eine bestimmte Summe auszahlen zu lassen, mit der Sie die schmale<br />

Rente ganz schön aufbessern<br />

Beispiel: Angenommen Sie haben ein Kapital von rund 230 000 Euro Zu sechs Prozent<br />

angelegt, bringt das im Jahr 13 800 Euro bzw monatlich 1 150 Euro Aber auch<br />

bei nur 3 Prozent Verzinsung sind das monatlich 575 Euro Bei einer Rente die monatlich<br />

z B bei 1 300 Euro liegt, ist auch das ein erfreuliches Zubrot Das angesparte<br />

219


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Kapital wird dabei nicht angetastet Wenn Sie einen gewissen Kapitalverzehr in Kauf<br />

nehmen wollen, können Sie sich sogar höhere Beträge monatlich auszahlen lassen<br />

– zum Beispiel wenn Sie bereits ein hohes Alter erreicht haben Entsprechende Vereinbarungen<br />

können Sie auch mit einer Versicherungsgesellschaft oder einem Fonds<br />

abschließen<br />

Tipp:<br />

Überwinden Sie Ihre Scheu vor einem als zu ehrgeizig erscheinenden Sparziel<br />

Als Lehrling oder Berufsanfänger wird Ihnen eine Summe von 250 000<br />

oder 500 000 Euro vielleicht als unrealistisch erscheinen Wie die Tabelle<br />

oben zeigt, ist sie aber auch für einen Durchschnittverdiener erreichbar Sie<br />

müssen nur möglichst früh beginnen und die festgelegte Summe konsequent<br />

und regelmäßig einzahlen Wenn Sie überdies versuchen, immer die höchstmögliche<br />

Verzinsung zu erreichen, kommen Sie Ihrem Sparziel schneller näher<br />

Wenn zum Beispiel ein Fonds Ihre Erwartungen nicht erfüllt, sollten Sie<br />

ihn wechseln Informieren Sie sich deshalb regelmäßig in Zeitschriften wie Finanztest<br />

oder im Internet darüber, wie gut die Fonds im Vergleich zu anderen<br />

wirtschaften Zögern Sie nicht, zu besseren Fonds zu wechseln Aber beachten<br />

Sie: Zu häufiger Wechsel kann teuer werden, wenn sie bei den Fondsanteilen,<br />

die Sie erwerben, nicht auf die Höhe der Managementgebühren und<br />

den Spread achten, die – bei manchen Fonds recht hohe - Spanne zwischen<br />

Verkaufs- und Rücknahmepreis<br />

Das für eine solche Zusatzrente erforderliche Kapital lässt sich auch dann noch mit<br />

realistischen monatlichen Sparraten erreichen, wenn Sie nicht gleich mit Beginn der<br />

Lehre damit begonnen haben, für das Alter vorzusorgen oder wenn Sie keine Eltern<br />

oder Großeltern hatten, die direkt nach Ihrer Geburt regelmäßig kleine Summen eingezahlt<br />

haben<br />

Setzen Sie sich ein Ziel, versuchen Sie, ein gewisses Vermögen oder einen entsprechenden<br />

Versorgungs- oder Versicherungsschutz aufzubauen Wenn Sie wollen,<br />

kann WISO Ihnen dabei helfen: Mit diesem Buch und durch aktuelle Informationen in<br />

den wöchentlichen Sendungen<br />

Wenn das <strong>Geld</strong> auf der Straße liegt<br />

Manche Menschen heben allerdings auch dann das <strong>Geld</strong> nicht auf, wenn es buchstäblich<br />

auf der Straße liegt Das gilt zum Beispiel für die vermögenswirksa men Leistungen<br />

Auch die Möglichkeiten, der „Riesterrente“ werden oft nur zögerlich oder gar<br />

nicht genutzt Mal abwarten, wie es weiter geht, lautet bei vielen Arbeitnehmern die<br />

Devise Doch wie schon an einigen Beispielen gezeigt wurde, lässt sich verlorene<br />

Zeit bei der <strong>Geld</strong>anlage und Altersvorsorge nie mehr aufholen Das gleiche Sparziel<br />

kann später nur noch mit wesentlich höheren Summen erreicht werden Die Zeit ar-<br />

220


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

beitet bei der Vermögensbildung zwar für Sie – aber nur wenn Sie sie auch frühzeitig<br />

in Anspruch nehmen<br />

Am Beispiel der vermögenswirksamen Leistungen (VL), die in der Bundesrepublik<br />

schon seit Jahrzehnten zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer angeboten<br />

werden, soll deshalb noch einmal verdeutlicht werden, was bei konsequenter<br />

Nutzung dieser Instrumente erreicht werden kann – und was alle verpassen, die<br />

dieses <strong>Geld</strong> „auf der Strasse liegen lassen “ Gehen wir dabei von dem Beispiel eines<br />

Chemiearbeiters in den neuen Bundesländern aus Er spart im Vertragszeitraum<br />

von sieben Jahren aus eigenen Mitteln 2 863 Euro Zusammen mit der staatlichen<br />

Sparzulage und den vermögenswirksamen Leistungen des Arbeitgebers werden daraus<br />

bis zum Ablauf der Vertragszeit 7 263 Euro Das entspricht einem Zuwachs von<br />

254 Prozent und ist damit eine äußerst rentable <strong>Geld</strong>anlage Sobald der Facharbeiter<br />

über die Gesamtsumme frei verfügen kann, investiert er sie in einen Fonds Sie<br />

wächst dann Jahr für Jahr dank des Zinseszinseffekts weiter Er hat außerdem die<br />

Möglichkeit, sofort wieder einen neuen Vertrag über vermögenswirksame Leistungen<br />

abzuschließen So kann er das Spiel wiederholen<br />

bitte bücken<br />

In diesem Fall sind Wiederholungstäter durchaus erwünscht: Ein Arbeitnehmer in der<br />

Chemieindustrie oder einer anderen Branche, in der es Tarifverträge über vermögenswirksames<br />

Sparen gibt, der früh genug damit beginnt, hat im Laufe seines Arbeitslebens<br />

durchaus genügend Zeit, um sechs VL-Verträge hintereinander abschließen<br />

Bei eigenen Einzahlungen in Höhe von 17 178 Euro kassiert er dann insgesamt<br />

43 584 Euro (nämlich 6 mal 7 263 Euro)<br />

Gibt er dieses <strong>Geld</strong> nicht aus sondern zahlt die bei Vertragsende jeweils erreichte<br />

Summe von 7 263 Euro konsequent wieder in einen Fonds ein, steht dem VL-Sparer<br />

am Ende des Arbeitslebens eine noch wesentlich höhere Summe zur Verfügung<br />

Denn wenn die ersten 7 263 Euro auf diese Art 35 Jahre lang investiert bleiben und<br />

durchschnittlich 6 Prozent Zinsen bringen, wird daraus ein Betrag von 55 831 Euro<br />

Der zweite VL-Vertrag, dessen Ertrag sieben Jahre später in ähnlicher Form angelegt<br />

wird, bringt nach 28 Jahren mit Zins und Zinseszins 37 131 Euro<br />

221


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Vermögenswirksames Sparen mit Wiederanlage<br />

Anlagebetrag<br />

jeweils 7 263 €<br />

Wiederanlagezeitraum<br />

je Sparsumme<br />

1 Sparvertrag 35 Jahre 55 830 Euro<br />

2 Sparvertrag 28 Jahre 37 130 Euro<br />

3 Sparvertrag 21 Jahre 24 694 Euro<br />

4 Sparvertrag 14 Jahre 16 423 Euro<br />

5 Sparvertrag 7 Jahre 10 922 Euro<br />

6 Sparvertrag - 7 264 Euro<br />

Dauer insgs 42 Jahre 152 623 Euro<br />

Ergebnis bei 6 Prozent Verzinsung<br />

Wie die Tabelle zeigt, kann der Chemiearbeiter mit der gewählten Anlagestrategie<br />

nach insgesamt 42 Jahren allein durch vermögenswirksames Sparen bei regelmäßiger<br />

Wiederanlage der freiwerdenden Summen bis zum Beginn des Rentebezugs<br />

ein Vermögen von 152 623 Euro bilden Von seinem Lohn muss er dafür in den 42<br />

Jahren selber nur knapp 17 178 Euro abzweigen Zu Beginn seines dritten Lebensabschnitts<br />

steht ihm dafür ein fast neun Mal so hoher Betrag zur freien Verfügung<br />

Leider wird es nicht immer möglich sein, das <strong>Geld</strong> mit einer so guten Verzinsung<br />

anzulegen Aber selbst wenn es immer wieder Zeiten gibt, in denen nicht mehr als<br />

2,5 bis 3 Prozent heraus zu holen sind, wird die Delle in Hochzinszeiten wieder etwas<br />

ausgebügelt<br />

Erstaunlicherweise verzichten Millionen Deutsche auf <strong>Geld</strong>, das ihnen der Arbeitgeber<br />

und der Staat gern schenken würden (Mehr dazu im Kapitel „<strong>Geld</strong> vom Staat“)<br />

Entdecken Sie Ihre private Goldgrube<br />

Sie haben möglicherweise noch viele Möglichkeiten, auf einfache Art an mehr<br />

<strong>Geld</strong> zu kommen – und das sogar steuerfrei Hinweise, wie Sie diese, bei sehr<br />

vielen zwar vorhandene, aber weitgehend unentdeckte „Goldgrube“ ausbeuten<br />

können, finden Sie im Kapitel „Besser auskommen mit dem Einkommen “<br />

Fazit: Es lohnt sich, auch kleine Beträge zu sparen Davon ist jetzt auch Yvonne Steiner<br />

überzeugt, nachdem Herr Voss ihr vorgerechnet hat, was sie auf längere Sicht<br />

damit erreichen kann Und sie ist fast begeistert, als er eine Wette mit ihr abschließt,<br />

dass sie die gewünschte monatliche Sparsumme sogar ohne Einschränkungen bei<br />

den Ausgaben hinbekommen kann, die ihr wichtig sind Denn er ist sicher, dass sie<br />

222


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

allein mit der Wahl des richtigen Kontos schon eine Menge <strong>Geld</strong> sparen kann Und<br />

dann noch eine Prüfung ihrer Versicherungen, Einkaufsgewohnheiten … Yvonne beschließt,<br />

das erste <strong>Geld</strong> schon dadurch zu sparen, dass sie keine Wette abschließt,<br />

die Peter Voss nach ihren bisherigen Erfahrungen mit Sicherheit gewinnt<br />

Wie auch Sie Ihre Konten so führen und die Ersparnisse so anlegen, dass Sie einen<br />

möglichst hohen Ertrag in Form von Zinsen, Dividenden oder Kurssteigerungen<br />

erzielen, ohne Ihr <strong>Geld</strong> unnötigen Risiken auszusetzen – das erfahren Sie in den<br />

folgenden Kapiteln<br />

223


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Raus aus dem Sparstrumpf<br />

und rein in die Rendite<br />

Sparen allein reicht nicht. Wer mehr<br />

von seinem <strong>Geld</strong> haben will, muss<br />

nach günstigen Anlageformen suchen<br />

Wer sein Einkommen immer gleich „verpulvert“, lebt gefährlich<br />

oder zumindest sehr teuer Denn irgendwann muss das alte<br />

Auto ersetzt werden Eines Tages wird der Wunsch nach den<br />

eigenen vier Wänden wach Die Ausbildung der Kinder muss<br />

gesichert werden Es kann auch sein, dass Sie von einer ungewöhnlichen<br />

Reise träumen Ganz sicher aber wollen Sie Ihre<br />

Altersversorgung nicht allein Vater Staat überlassen – unzuverlässig<br />

wie er ist Deshalb muss man in <strong>Geld</strong>dingen langfristig<br />

denken und außerdem die verfügbaren Mittel nicht einfach<br />

herumliegen lassen Es reicht auch nicht sein Schäfchen ins<br />

Trockene zu bringen Es gehört auf eine saftige Weide Hier<br />

zeigen wir Ihnen, wo Sie sie finden können<br />

Bianca und Marco Hansen träumen vom eigenen Häuschen im Grünen Yvonne Steiner<br />

muss ihre „alte Rostlaube“ bald durch ein neues Auto ersetzten Das Rentnerpaar<br />

Gertrud und Erwin Müller möchten sich noch eine wirklich schöne Reise gönnen<br />

- solange die Beine noch mitmachen Beate und Boris Bauer wollen in jedem Fall<br />

sicherstellen, dass sie ihren Kindern Heino und Victoria eine gute Ausbildung finanzieren<br />

können<br />

Es gibt noch viele gute Gründe, <strong>Geld</strong> „auf die hohe Kante“ zu legen Allerdings sollten<br />

Sie diesen Spruch nicht allzu wörtlich nehmen Denn <strong>Geld</strong>, das Sie einfach nur<br />

irgendwo hinlegen oder an einem vermeintlich sicheren Ort verstecken, ist immer in<br />

Gefahr Es kann verloren gehen, gestohlen werden, bei einem Brand in Flammen<br />

aufgehen Selbst wenn es nicht auf diese Art physisch vernichtet wird, bringt es keine<br />

224


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Zinsen, keine Dividende, keine Wertsteigerung Im Gegenteil – es verliert im Laufe<br />

der Zeit durch die schleichende Inflation an Kaufkraft<br />

Das allerdings kann auch passieren, wenn der „Berater“ bei Ihrem Kreditinstitut sich<br />

selber eher als Verkäufer sieht, dem sein Bonus wichtiger ist als die Sicherheit Ihrer<br />

<strong>Geld</strong>anlage Das gehört zu den Lehren der Finanz- und Wirtschaftskrise die 2008/09<br />

nicht nur viele Milliardäre und Multimillionäre um einen großen Teil ihres Vermögens<br />

brachte, sondern auch Millionen kleiner Sparer hart traf<br />

<strong>Geld</strong> mit <strong>Geld</strong> verdienen<br />

Nicht nur die Auswahl an Automodellen, Kameras oder TV-Geräten ist riesengroß<br />

Auch die <strong>Geld</strong>branche bietet eine kaum überschaubare Vielfalt an Spar- und Anlagemöglichkeiten<br />

Die weltweite Finanzkrise hat uns gelehrt, dass nicht alles was der<br />

Markt hergibt auch sicher ist Deshalb sollten sich gerade bei dem Teil des <strong>Geld</strong>es,<br />

das auf Nummer Sicher liegen soll, nur solche Produkte auswählen, deren Wirkung<br />

Sie auch verstanden haben<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Flexibilität Sie sollten jederzeit in der Lage sein,<br />

zumindest über Teile Ihrer Spargelder zu verfügen Sie sollten deshalb die Festlegungsfristen<br />

für angelegtes <strong>Geld</strong> staffeln Teilen Sie dafür Ihre Wünsche oder Verpflichtungen<br />

in kurz-, mittel und langfristige Sparziele ein Dann können Sie immer<br />

wieder selbst wählen, ob Sie sich für Konsum oder Wiederanlage entscheiden Natürlich<br />

kann man auch nur einen Teil des <strong>Geld</strong>es für den Konsum verwenden und den<br />

Rest weiter auf die hohe Kante legen Das schafft Freiheit in der Lebensplanung und<br />

mehrt dennoch das Vermögen<br />

Tipp:<br />

Sicherheit, Ertrag und Flexibilität sind gleichermaßen wichtig Auch wenn Sie<br />

ein überzeugter Sparer sind, der jeden verfügbaren Euro so anlegen möchte,<br />

dass er einen möglichst hohen Ertrag bringt, sollten Sie nicht nur Sparanlagen<br />

wählen, bei denen Sie sich über längere Zeiten vertraglich zur Einzahlung<br />

bestimmter Beträge verpflichten oder Ihr gesamtes Kapital festlegen Auch auf<br />

das Risiko sollten Sie bei der Anlageentscheidung achten Wählen Sie als sicherheitsorientierter<br />

Anleger Produkte, aus denen Sie jederzeit ohne größere<br />

Verluste aussteigen können Mit Aktien und Anleihen gelingt das nicht immer<br />

Wenn Sie Pech haben, kann der Kurs dann gerade gesunken sein, wenn Sie<br />

verkaufen müssen Das ist riskant!<br />

Um zu einer richtigen Entscheidung zu treffen, brauchen Sie vor allem eine Strategie,<br />

Sicherheit für Ihr <strong>Geld</strong>, Flexibilität bei den Anlagehorizonten und Zeit Denn in jedem<br />

Fall beansprucht das Durchforsten der unterschiedlichen Spar- und Anlageformen<br />

Ihre Aufmerksamkeit Aber es lohnt sich Denn selbst kleinere Renditeunterschiede<br />

225


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

können sich bei langfristigen Anlagezielen auf die Dauer stark auswirken Zins- und<br />

Zinseszins werden so zu einem wichtigen Faktor der Vermögensbildung<br />

Hier zunächst ein Überblick über Anlageformen, gegliedert nach „Fristigkeiten“:<br />

� Für die kurzfristige <strong>Geld</strong>anlage (ein bis zwei Jahre) eignen sich Tages- und<br />

Festgeldkonten oder <strong>Geld</strong>marktfonds<br />

� Für die mittelfristige <strong>Geld</strong>anlage (bis zu sieben Jahren) sind Sparverträge,<br />

Sparpläne und Bundesschatzbriefe zu empfehlen<br />

� Bei der langfristigen Planung bringen Investmentfonds, Anleihen, Pfandbriefe<br />

sowie Aktien- und Aktienfonds die besten Renditen<br />

Nicht jedes Anlageprodukt, das von Banken und Sparkassen angeboten wird, hält was<br />

es auf den ersten Blick verspricht Wenn Sie näher hinsehen, werden Sie feststellen,<br />

dass alle Kreditinstitute im Prinzip das Gleiche anbieten Das Verwirrende daran sind<br />

nur die unterschiedlichen Namen Das macht die Sache nicht leichter Lassen Sie<br />

sich von Hochglanzprospekten und verlockenden Werbeslogans nicht blenden Zum<br />

einen werden sie laufend geändert, und zum anderen müssen Sie nicht wissen, was<br />

hinter jedem einzelnen Namen steckt Das wichtigste ist: Sie wissen, was Sie haben<br />

wollen Legen Die deshalb vor jedem Anlagegespräch das Ziel fest:<br />

� das Sparziel<br />

� die Höhe des Sparbetrags<br />

� die Dauer der <strong>Geld</strong>anlage<br />

Wichtig für Anlageentscheidungen sind auch Ihr Alter, das Einkommen und Ihre Lebenssituation<br />

Denn gerade an diesen Punkten zeigt sich: So unterschiedlich die<br />

Menschen, so unterschiedlich sind auch die Bedürfnisse bei der <strong>Geld</strong>anlage Heute<br />

können Sie sich dank moderner Medien und Internet viel schneller und leichter einen<br />

Überblick über die günstigsten Angebote verschaffen, als das früher möglich war<br />

Beispiel: Marco und Bianca Hansen sind Doppelverdiener Marco verdient zurzeit im<br />

Ausland sein <strong>Geld</strong>, Bianca ist selbstständig Ihre Einnahmen schwanken von Monat<br />

zu Monat Doch sobald sich Überschüsse auf dem unverzinsten Girokonto ansammelten,<br />

überweist Bianca das <strong>Geld</strong> auf ein Tagesgeldkonto Mittlerweile liegen 5 000<br />

Euro auf der hohen Kante Die beiden entscheiden, dass sie auf diesen Betrag maximal<br />

ein Jahr lang verzichten können Sie wollen nun wissen, bei welchem Kreditinstitut<br />

ihr <strong>Geld</strong> den höchsten Ertrag einbringt Dafür erkundigen sie sich bei mehreren<br />

Kreditinstituten nach den Konditionen, Zinsen und Renditen Sie nennen die Höhe<br />

des Anlagebetrags und den Anlagezeitraum Es werden mehrere Anlageprodukte<br />

genannt Zum Beispiel die einjährigen Finanzierungsschätze des Bundes, ein Festgeldkonto<br />

mit 12-monatiger Laufzeit, ein <strong>Geld</strong>marktfonds ohne Laufzeitbegrenzung<br />

und einige „Sonderangebote “<br />

Um einen Überblick zu erhalten, reicht das Telefon Die Hotlines geben Auskunft<br />

Noch besser geht es mit Hilfe des Internets Dort finden Sie auf den Bankseiten viele<br />

Produktinformationen und Zinsrechner Wer Anlagebetrag und Anlagedauer eingibt,<br />

226


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

erhält die Auszahlungssumme per Mausklick sofort präsentiert Oder es wird ausgerechnet,<br />

wie viel sie monatlich sparen müssen, um ein bestimmtes Anlageziel zu<br />

erreichen Einen noch besseren Überblick als auf den Seiten der einzelnen Banken<br />

erhalten Sie, wenn Sie im Internet bei WISO und anderen neutralen Anbietern von<br />

Finanzinformationen nachsehen, wer zum jeweiligen Zeitpunkt am meisten für Ihr<br />

<strong>Geld</strong> bietet (oder bei Krediten die niedrigsten Zinsen verlangt)<br />

Rendite ist wichtig – Sicherheit aber auch<br />

Auch wenn Sie bei Ihrer <strong>Geld</strong>anlage auch an höhere Renditen denken, sollten Sie<br />

sich auch immer nach dem Risiko erkundigen Dabei gilt als Faustformel: je höher<br />

der Zins, desto gefährlicher die Anlage Bei einer Vollbank können Sie im Beratungsgespräch<br />

solche Fragen klären Bei Direktbanken gibt es meist keine Beratung Das<br />

weder die eine noch die andere Bankform vor Schaden schützt, hat die Finanzkrise<br />

deutlich gebracht Selbst Sparkassen verkauften riskante Zertifikate und haben ihre<br />

Kunden weder über das Risiko noch über die Kosten der Anlage aufgeklärt Die Renditen<br />

klangen verlockend, die Risiken wurden verschwiegen und im Nachhinein will<br />

keine Bank mehr wahrhaben, dass man den Emittenten, also den Herausgeber des<br />

Papiers, nicht gut genug unter die Lupe genommen hat Machen Sie sich deshalb<br />

bewusst: Banker sind nicht in erster Linie Berater, sondern Verkäufer, die von Provisionen<br />

leben und danach Ihre Anlageempfehlungen geben<br />

Nehmen Sie Ihre <strong>Geld</strong>anlageentscheidungen in die eigene Hand Das fängt schon<br />

bei der Vorbereitung auf das Anlagegespräch an Sie müssen damit rechnen, dass<br />

Sie nach Ihrer Risikobereitschaft gefragt werden Entweder im Gespräch oder schriftlich<br />

Denn die Kreditinstitute teilen ihre Kunden zur eigenen Sicherheit in Risikogruppen<br />

ein Zum Beispiel von Gruppe eins „konservativ“ bis Gruppe fünf „spekulativ “<br />

Die Banker wollen Sie damit passend zu Ihren Produkten zuordnen können Doch<br />

Achtung: lassen Sie sich nicht in eine Schublade stecken, die nicht von Ihnen selbst<br />

entworfen wurde<br />

Sie sollen die Fragen des Bankers ehrlich beantworten, aber auch Ihre eigenen Nuancen<br />

anfügen Ein Beispiel: Sie werden gefragt, ob Sie bereit sind ein kleines, mittleres<br />

oder großes Risiko bei der <strong>Geld</strong>anlage eingehen wollen Ihre Antwort könnte<br />

lauten: keine Verlust über 10 Prozent der Anlagesumme Achten Sie darauf, dass<br />

Ihre Einwände schriftlich festgehalten werden<br />

Außerdem kommt es auf Ihre Erfahrung an Haben Sie schon mal Aktien besessen<br />

oder bisher nur Sparverträge abgeschlossen? Das sollte der Banker nicht nur wissen,<br />

um sich auf Sie einstellen zu können Er ist sogar gesetzlich verpflichtet, sich<br />

danach zu erkundigen, welchen Anlegertyp er vor sich hat und welche Vorkenntnisse<br />

Sie haben, ehe er Ihnen Anlageformen mit höherem Risiko vorschlägt Wer schon<br />

mal einen Rentenfonds besessen hat, verfügt zwar bereits über gewisse Erfahrungen,<br />

ist deshalb aber noch kein Börsenprofi Daneben sollte die von Ihnen festgelegte<br />

Anlagesumme, das Anlageziel und die Anlagedauer eine wesentliche Rolle für die<br />

Art der Empfehlung und dem daraus zu erwartenden Ertrag spielen<br />

227


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Ehe Sie die Anlageberatung des Kreditinstitutes in Anspruch nehmen, stecken<br />

Sie sich schon zu Hause Ihre ganz persönlichen Ziele und Grenzen ab Lassen<br />

Sie sich nicht in Bank-Schubladen stecken, sondern geben Sie selbst den<br />

Ton an Nicht die Bank muss einen Käufer für Ihre Anlagen finden, sondern<br />

Sie ein maßgeschneidertes Produkt, das zu Ihren persönlichen Bedürfnissen<br />

passt<br />

Anlegerschutz verbessert<br />

Die Finanzkrise hat dafür gesorgt, dass sich die Politiker um einen besseren Anlegerschutz<br />

kümmern mussten Die bisherigen Gesetze waren zum Teil über 100<br />

Jahre alt Das alte Schuldverschreibungsgesetz stammte aus 1899 und nicht mehr<br />

zeitgemäß<br />

Viele Anleger hätten die Risiken der teilweise hochkomplexen Produkte besser verstehen<br />

können, wenn sie hinreichend aufgeklärt worden wären, mahnen Verbraucherschützer<br />

Verlangt wird deshalb mehr Transparenz, nicht nur bei den Anlageprodukten,<br />

sondern auch bei den Kosten<br />

Das Gesetz zur Neuregelung der Rechtsverhältnisse bei Schuldverschreibungen<br />

aus Gesamtemissionen und zur verbesserten Durchsetzbarkeit<br />

von Ansprüchen von Anlegern aus Falschberatung ist<br />

seit August 2009 in Kraft Zur Beratungs- und Dokumentationspflicht<br />

sind Banken ab 2010 verpflichtet Sie müssen den Inhalt jeder Anlageberatung bei<br />

Privatanlegern protokollieren und den Kunden eine Ausfertigung des Protokolls aushändigen<br />

Der wesentliche Ablauf des Beratungsgesprächs muss nachvollziehbar<br />

aufgeschrieben sein Dazu gehören insbesondere die Angaben und Wünsche des<br />

Kunden sowie die vom Berater erteilte Empfehlungen und die für diese Empfehlungen<br />

maßgeblichen Gründe Das Protokoll bekommen die Kunden noch vor Vertragsschluss<br />

übermittelt<br />

Bankkunden können künftig kontrollieren, ob die Beratung richtig wiedergegeben<br />

wurde und von dem Finanzgeschäft Abstand nehmen, wenn im Beratungsprotokoll<br />

etwa Risiken dargestellt sind, die in der Beratung nicht vermittelt wurden Bei Geschäftsabschlüssen<br />

am Telefon, muss das Protokoll unverzüglich übersendet werden<br />

Der Kunde hat dann ein gesetzlich verankertes einwöchiges Rücktrittsrecht,<br />

wenn das Protokoll unrichtig oder unvollständig ist<br />

Die Dokumentationspflicht soll den Anlageberater zu höherer Sorgfalt veranlassen,<br />

so dass insgesamt die Qualität der Beratung verbessert wird In einem Rechtstreit<br />

wegen Beratungsfehler kann sich der Kunde zudem auf das Beratungsprotokoll berufen<br />

228


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Geht aus dem Protokoll ein Beratungsfehler hervor, haben Sie als Anleger das Protokoll<br />

als Beweismittel in den Händen Ist es lückenhaft oder in sich unschlüssig - zum<br />

Beispiel weil nach den Kundenangaben eine risikolose Anlage gewünscht war, aber<br />

tatsächlich eine hochriskante Anlage empfohlen wurde - muss die Bank beweisen,<br />

dass sie gleichwohl ordnungsgemäß beraten hat<br />

Eine positive Veränderung gibt es auch bei der Verjährungsfrist Mit dem Anlegerschutzgesetz<br />

wird auch die bisherige kurze Sonderverjährungsfrist bei Schadensersatzansprüchen<br />

wegen Falschberatung bei Wertpapieranlagen gestrichen Künftig<br />

gilt auch für solche Ansprüche die regelmäßige Verjährung Das bedeutet: Schadensersatzansprüche<br />

wegen Falschberatung verjähren nicht mehr in drei Jahren seit<br />

Vertragsschluss Die Dreijahresfrist beginnt erst dann zu laufen, wenn der Anleger<br />

von dem Schaden erfahren hat Unabhängig von der Kenntnis des Anlegers vom<br />

Schaden verjähren die Ansprüche jedoch spätestens in zehn Jahren<br />

Gerade im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise hatte sich gezeigt, dass viele<br />

Anleger die Risiken der teilweise hochkomplexen Produkte nicht hinreichend verstehen<br />

Deshalb wurde im Schuldverschreibungsgesetz ein Transparenzgebot verankert<br />

Es soll dem Anleger helfen, mögliche Risiken aus einer Schuldverschreibung<br />

besser erkennen zu können Ob die neuen Gesetze in der Praxis zum Erfolg führen,<br />

muss sich allerdings noch zeigen<br />

Beratungsfehler - die Bank haftet<br />

Das Beratungsgespräch hat für die Banken seit der Finanzkrise mehr Gewicht bekommen<br />

Zwar gab es auch schon davor die Verpflichtung zu einer ehrlichen, redlichen<br />

Beratung und Anlegergerechten Beratung, doch die Überprüfungsmöglichkeiten<br />

waren kaum vorhanden Im Streitfall mangelte es den Betroffenen in der Regel<br />

an Beweisen für eine Falschberatung<br />

Bekannt geworden sind die Fälle von falscher Beratung auf breiter Front bei den so<br />

genannten Lehmann-Zertifikaten oder den Kauthing-Bank-Opfern Anleger, die eine<br />

sichere <strong>Geld</strong>anlage wünschten, wurden Zertifikate verkauft, die zu einem Totalverlust<br />

der Anlage führten Die Lehmann-Bank, als Herausgeber und damit Schuldner des<br />

Papiers ging Pleite, damit war auch das <strong>Geld</strong> der Anleger weg Die Opfer der isländischen<br />

Kaupthing-Edge-Bank sind auf hohe Zinsversprechen bei einer Festgeldanlage<br />

hereingefallen Sie wähnten ihr <strong>Geld</strong> bei einer europäischen Bank mit europäischen<br />

Einlagensicherungsfonds, wonach bis 20 000 Euro pro Anleger versichert sind Doch<br />

der Isländische Staat war bankrott und die Anleger zitterten über acht Monate um ihr<br />

<strong>Geld</strong> Nur durch die Zusammenarbeit von Regierung und Bankenaufsicht bekamen<br />

alle Anleger ihr ganzes <strong>Geld</strong> zurück, auch wenn sei mehr als 20 000 Euro angelegt<br />

hatten (mehr dazu im Kapitel „Einlagensicherung“)<br />

In Deutschland tätige Banken sind seit der Finanzkrise mit ihren damit einhergehenden<br />

Gesetzesverschärfungen im Anlegerschutz schneller in die Pflicht zu nehmen<br />

Wer nachweisen kann, dass er von einem Bankmitarbeiter, egal ob angestellt oder<br />

229


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

freier Mitarbeiter, in Sachen <strong>Geld</strong>anlage mangelhaft und nicht anlegergerecht beraten<br />

wurde und dadurch finanzielle Verluste erlitt, hat gute Chancen auf Schadenersatz<br />

Das Anlagegespräch muss protokolliert, unterschrieben und dem Beratenden ausgehändigt<br />

werden Er muss vor allem über das Risiko und die genauen Kosten, die mit<br />

der Anlage zusammenhängen aufgeklärt werden Damit hat der Kunde erstmals ein<br />

Papier in der Hand um überprüfen und gegebenenfalls nachweisen zu können, dass<br />

die Beratung nicht Anlegergerecht war<br />

Nichts geändert hat sich am Vergütungssystem der Verkäufer Sie erhalten nach wie<br />

vor Provisionen, Boni und Gehaltsextras, wenn sie Anlageprodukte der Bank verkaufen<br />

Obwohl die Kritik an dieser Form der Entlohnung groß ist, lassen sich kaum neue<br />

Strukturen durchsetzen So bleibt es wohl dabei das der Verkäufer immer wieder in<br />

Interessenkonflikte gerät: soll er verkaufen, was auf den Kunden am besten passt<br />

oder was ihm die höchste Provision einbringt?<br />

Vor provisionsgesteuerter Beratung schützen Sie sich am besten mit einer unabhängigen<br />

Empfehlung Bei so genannten Honorarberatern zahlen Sie einen vorher festgelegten<br />

Stundensatz Der Vorteil dabei: er ist nicht an eine Bank oder Gesellschaft<br />

gebunden und kann Ihre <strong>Geld</strong>anlage unabhängig betrachten In Deutschland ist diese<br />

Art der Beratung noch nicht weit verbreitet 90 Prozent aller <strong>Geld</strong>anlagegeschäfte<br />

werden über Provisionen verkauft Das liegt auch daran, dass man in Deutschland<br />

bisher nicht bereit ist für <strong>Geld</strong>anlagegespräche zu zahlen Das tut man zwar jetzt<br />

auch schon, indirekt über die Provisionen, aber unbemerkt<br />

Die neue Rechtslage zwingt die Banken nunmehr dazu, die Anlageempfehlung zusammenhängen<br />

offen zu legen und damit Transparent zu machen<br />

Egal wohin Sie zur Beratung gehen, empfehlen wir Ihnen folgende Punkte zu beherzigen:<br />

� Gehen Sie am besten zu zweit zur Anlageberatung, vier Ohren hören mehr<br />

als zwei<br />

� machen Sie sich Notizen<br />

� Nehmen Sie alles mit, was der Berater oder Finanzvermittler aufgeschrieben<br />

hat, auch wenn es nur um Kritzelei handelt Im Streitfall haben Sie mit dieser<br />

Vorsichtsmaßnahme eventuell noch ein weiteres Beweismaterial in der<br />

Hand<br />

� Berater sind dazu verpflichtet, sich sachkundig zu machen, die Risikowünsche<br />

des Kunden, seinen Wissensstand und bei langjährigen Geschäftsbeziehungen<br />

auch sein Anlageverhalten bei der Anlageempfehlung zu berücksichtigen<br />

Bedenken Sie: Haftung für Kursverluste gibt es nicht Es sei denn, Sie wollten eine<br />

absolut sichere <strong>Geld</strong>anlage und es wurden Ihnen Aktien verkauft In diesem Fall wäre<br />

die Beratung nicht anlegergerecht gewesen und Sie hätten ein Recht auf Schadenersatz<br />

230


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die Checkliste<br />

für Beratungsgespräche zur <strong>Geld</strong>anlage<br />

• Verschaffen Sie sich möglichst schon vor dem Gespräch aus<br />

Prospekten, im Internet und anderen Informationsquellen einen<br />

Überblick über die verschiedenen Angebote<br />

• Nennen Sie Ihr Anlageziel, etwa Sparen fürs Alter oder Hauskauf<br />

• Erläutern Sie beim Anlagegespräch vorab Ihre Einkommens- und<br />

Familiensituation<br />

• Notieren Sie den Namen des Beraters, Datum, Uhrzeit und Dauer des<br />

Gesprächs<br />

• Lassen Sie sich alle Fachbegriffe erklären, die Sie nicht kennen und<br />

fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben<br />

• Wichtig sind bei Anlageempfehlungen nicht nur die Zinsen, sondern<br />

auch die zu erwartende Rendite, also der tatsächliche Ertrag unter<br />

Berücksichtigung aller Kosten Wird Ihnen eine Rendite garantiert,<br />

sollten Sie stutzig werden Die gibt es nur bei sehr wenigen<br />

<strong>Geld</strong>anlagemöglichkeiten und konservativen Anlageprodukten<br />

• Erkundigen Sie sich nach dem Risiko der <strong>Geld</strong>anlage<br />

• Fragen Sie nach steuerlichen Vergünstigungen (oder Risiken)<br />

• Lassen Sie sich Anlagekosten, Gebühren und beim Wertpapierkauf<br />

auch die Kosten für das Depot auflisten<br />

• Verlangen Sie das Angebot schriftlich<br />

• Nehmen Sie alles mit nach Hause, auch wenn der Berater scheinbar<br />

nur Kritzeleien aufgeschrieben hat<br />

• Verträge sollten Sie nie sofort unterschreiben Es ist immer besser,<br />

wenn Sie erst zu Hause alles noch einmal genau durchlesen<br />

• Fragen Sie nach dem Kundenservice Zum Beispiel, ob Sie bei starken<br />

Kursverlusten außerplanmäßig informiert werden oder ob Ihnen<br />

regelmäßig kostenfrei Anlageempfehlungen unterbreitet werden<br />

• Bei hoher Anlagesumme sollten Sie immer mehrere Angebote einholen<br />

231


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Legen Sie bei einem Beratungsgespräch Ihre Karten offen auf den Tisch Lassen<br />

Sie über Ihr Anlageziel, Anlagesumme und Risiko keinen Zweifel aufkommen<br />

Machen Sie deutlich, wo Ihre Prioritäten liegen und was Ihnen wichtig<br />

ist Sonst können Sie später keine Ansprüche wegen Falschberatung stellen<br />

Es ist von Vorteil, wenn Sie alle wesentlichen Punkte schriftlich in einem Beratungsprotokoll<br />

festhalten und auch vom Berater eine Unterschrift erhalten<br />

Bankberater sind Verkäufen<br />

Wenn Sie zu Ihrem Hausarzt gehen, wollen Sie sich auf die Diagnose verlassen<br />

können und den verschriebenen Medikamenten trauen Ihr Gesundheitszustand soll<br />

sich verbessern und nicht verschlimmern Genau das, sollten Sie auch von Ihrem<br />

Bankberater erwarten dürfen Er soll für Sie und Ihr <strong>Geld</strong> ein geeignetes Konzept<br />

erstellt Er soll aus Ihrem <strong>Geld</strong> mehr machen und nicht weniger Doch die Finanzkrise<br />

hat gezeigt: Vertrauen hat sich nicht ausgezahlt<br />

Machen Sie sich immer wieder bewusst: Eine Bank ist ein Wirtschaftsunternehmen<br />

und will Gewinne machen Deshalb verkauft sie Finanz- und Anlageprodukte Die<br />

Mitarbeiter, die diese Produkte an die Bankkunden vermitteln, erhalten dafür ein Gehalt<br />

oder eine Provision, einen Bonus oder alles zusammen Je mehr verkauft wird,<br />

desto besser<br />

Bankermitarbeiter sind in erster Linie Verkäufer und keine Berater, so die Schlussfolgerung<br />

der Verbraucherschützer, die die Geschädigten im Klageverfahren unterstützten<br />

Begriffe wie Emittenten-Risiko oder das wirken von Zertifikaten wurde nicht<br />

erklärt Doch ohne Beratung sind komplizierte Finanzprodukte nicht zu verstehen In<br />

den USA ist der Verkauf von einigen strukturierten Finanzprodukten an Privatanleger<br />

sogar verboten Das Ministerium für Verbraucherschutz hat in Zusammenarbeit mit<br />

der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) dafür gesorgt, dass seit Sommer<br />

2009 Anleger besser geschützt werden Künftig hat die Bank eine Beratungs- und<br />

Dokumentationspflicht<br />

In dem so genannten Beratungsprotokoll sind zunächst Anlass und Dauer der Beratung<br />

festzuhalten Ihre Angaben und Wünsche müssen nachvollziehbar dokumentiert<br />

werden Dazu gehören das konkrete Anliegen der <strong>Geld</strong>anlage und deren Gewichtung<br />

Der Berater muss seine Empfehlungen benennen und maßgeblich begründen,<br />

das Protokoll unterschreiben und es Ihnen aushändigen Bisher erstellten Banken<br />

ein Protokoll um sich gegenüber der Finanzaufsicht BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht)<br />

abzusichern Dieses Protokoll musste in einer gerichtlichen<br />

Auseinandersetzung nicht freigegeben werden<br />

232


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Durch die neue Protokollpflicht wird es für die Bank schwerer, Ansprüche nach einer<br />

Falschberatung abzuwehren Die Bank muss nun auch Beweise vorlegen, dass Sie<br />

richtig beraten und aufklärt hat Die Pflicht des Kunden ist es, wahrheitsgemäße Angaben<br />

zu machen und nachzufragen, wenn er etwas nicht verstanden hat Gehen Sie<br />

vorbereitet zu einem wichtigen Anlagegespräch So wie Sie sich beispielsweise mit<br />

dem Kauf eines neuen Flachbildschirms und der Fernsehtechnik auseinandersetzen,<br />

so sollte Sie es auch bei wichtigen Finanzprodukten tun<br />

Tipp:<br />

Listen Sie für das Beratungsgespräch Ihre <strong>Geld</strong>- und Kapitalanlagen auf, mit<br />

denen Sie bisher Erfahrungen gemacht haben, auch solche in die Sie nicht<br />

mehr investieren wollen Legen Sie Ihre Ertragserwartung fest und wie sicher<br />

Ihr <strong>Geld</strong> angelegt sein soll Verlangen Sie vom Berater, die Kosten der <strong>Geld</strong>anlage<br />

nicht pauschal, sondern detailliert anzugeben Sie und Ihr Berater sollten<br />

die Checkliste abstimmen und beide unterschreiben<br />

Jede Beratung kostet <strong>Geld</strong>, auch die in der Bank Wie gut die Beratung war wissen<br />

Sie jedoch meist erst hinterher Dabei läuft Ihnen die Zeit weg Die allgemeine Verjährungsfrist<br />

liegt bei nur drei Jahren Vor der Gesetzesänderung begann die Frist ab<br />

Vertragsabschluss zu laufen, jetzt ab Kenntnisnahme der Falschberatung So kann<br />

Ihnen beispielsweise der Depotauszug, den Sie am Jahresende erhalten, die Falschberatung<br />

vor Augen führen Die maximale Frist beträgt nunmehr zehn Jahre Außerdem<br />

gilt ein einwöchiges Rücktrittsrecht bei einer telefonischen Anlageberatung<br />

Letztlich soll noch der Berufsstand des Finanzberaters auf den Prüfstand kommen<br />

Noch ist die Berufsbezeichnung ungeschützt Jeder kann sich so nennen<br />

Tipp:<br />

Erkundigen Sie sich beim Berater nach Ausbildungsstand und Qualifikation<br />

Ob er für den Verkauf von Anlagen eine Provision erhält und von wem er<br />

bezahlt wird Z B beträgt die durchschnittliche Abschlussprovision für die Vermittlung<br />

einer Einmalanlage von 20 000 Euro bei einer Kapital-LV 400 Euro,<br />

Sparbrief 170 Euro und Festgeld 30 Euro Solche Angaben muss er auf Nachfrage<br />

machen<br />

233


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Wie ein Beratungsprotokoll aussehen sollte, das spätestens ab 2010 bei Anlagegesprächen<br />

geführt werden muss, können Sie auf der Internetseite des<br />

Bundesministeriums für Verbraucherschutz erfahren und sich auch nach neuestem<br />

Stand ausdrucken Sein Sinn ist, sowohl den Kunden als auch den Berater<br />

zu schützen, wenn es später zu Streitigkeiten kommt Denn nicht immer<br />

hält eine <strong>Geld</strong>anlage, was der Sparer sich davon verspricht Wenn er dann<br />

nachweisen kann, dass die Bank oder ein anderer Anlageberater Investments<br />

empfohlen haben, die weder den Anlagezielen noch dem Lebensalter, der Risikobereitschaft<br />

oder der Erfahrung des Kunden entsprachen, müssen diese<br />

den entstandenen Schaden ersetzen Kann der Berater dagegen nachweisen,<br />

dass er mit der notwendigen Sorgfalt vorgegangen ist, der Kunde auf einer<br />

bestimmten <strong>Geld</strong>anlage bestanden hat oder über die Risiken einer bestimmten<br />

Anlageform ausreichend aufgeklärt wurde, kann ihm kein Vorwurf gemacht<br />

werden<br />

Eine Alternative zum Verkäufer der Bank können Honorarberater auf Stundenbasis<br />

ein Davon gibt es in Deutschland aber nur wenige 90 Prozent aller <strong>Geld</strong>anlagegeschäfte<br />

werden über Provisionen verkauft<br />

234


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Fragen Sie, ob es irgendwelche Negativinformationen über das Angebot oder<br />

den Anbieter gibt Achten Sie darauf, dass alle Erklärungen zu Chancen und<br />

Risiken sowie Informationen zum Produkt, zu Marktauswirkungen und möglichen<br />

Einflüssen auf Ihre Situation im Protokoll festgehalten werden Alle Angaben<br />

müssen dem aktuellen Stand entsprechen Nehmen Sie wirklich alle<br />

handschriftlichen Notizen aus dem Gespräch mit Notieren Sie jeweils den<br />

Namen des Beraters und Datum des Gesprächs, auch wenn es nut telefonisch<br />

war Ausgehändigte Unterlagen eventuell nur mit dem Vermerk „erhalten, nicht<br />

gelesen, nicht verstanden“ bestätigen Unterschreiben Sie keine allgemeinen<br />

Risikoerklärungen /-aufklärungen Bestehen Sie auf der Darstellung mehrerer<br />

Beispiele (Situationen) mit konkreten Kennzahlen für Risiken Lassen Sie sich<br />

bestätigen, dass der Berater keine Rückvergütungen, so genannte Kick-Backs<br />

Dritter erhält bzw Ihnen dies offen legt Außerdem sollten Sie den Berater verpflichten,<br />

Sie über Änderungen der Bonität des Schuldners zeitnah zu informieren<br />

Und zuletzt: Machen auch Sie grundsätzlich wahre und vollständige<br />

Angaben zu Ihrer persönlichen Situation und Ihrem konkreten Kenntnisstand<br />

hinsichtlich der Investments Beachten Sie bitte: Jedes Investment, jede Finanzierung<br />

funktioniert anders (auch in Bezug auf Ihre persönliche Situation,<br />

Ziele und Wünsche) Bestätigen Sie daher keine Erfahrungen, wenn Sie diese<br />

nicht wirklich selbst durch eigenverantwortliches Handeln erlangt haben Falls<br />

Sie unsicher hinsichtlich eines Angebots sind, ziehen Sie einen neutralen versierten<br />

Fachmann hinzu und schließen Sie vorher keine Verträge ab<br />

Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist …<br />

Waren die Gerichte früher eher als bankenfreundlich bekannt, wurden 2009 einige<br />

richtungweisende Urteile gesprochen, die den Anlegerschutz stärken Hier einige<br />

Urteile, die in der Finanzkrise für Klarheit gesorgt haben:<br />

Lehman Brother Zertifikate – Hamburger Sparkasse (Haspa): In zwei Urteilen (Az<br />

310 O 4/09, 23 Juni 2009, und Az 325 O 22/09 vom 1 Juli 2009) sprach das Landgericht<br />

Hamburg Käufern von Lehmann Brother Zertifikaten vollen Schadenersatz<br />

zu Die Begründung: Die Haspa habe zum einen ihre Informationspflicht verletzt, da<br />

sie nicht über die fehlende Einlagensicherung für die Zertifikate informiert habe Und<br />

zweitens habe sie die Kunden nicht darüber aufgeklärt, dass sie die Zertifikate aus<br />

dem Haspa-Eigenbestand verkaufe und daher ein berechtigtes Eigeninteresse am<br />

Verkauf hatte, sowie dafür eine Marge kassierte<br />

„Kick Back“-Urteil – Verschweigen von Provisionen und Margen: (BGH-Urteil vom 12<br />

Mai 2009, Az XI ZR 586/07)<br />

235


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Damit wurde erstmals von höchster Stelle festgelegt, dass Kreditinstitute wegen<br />

„Organisationsverschulden“ haften, wenn sie Richtlinien der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) nicht umsetzen Denn sie sind verpflichtet, alle<br />

Zahlungen, die sie als Bank im Zusammenhang mit der Vermittlung von Fondsbeteiligungen<br />

erhalten, offen zu legen Das Urteil gilt für alle Beteiligungen, sei es an Immobilien-<br />

oder Medienfonds, Wertpapieren oder Derivaten, die über Banken gezeichnet<br />

worden sind Und betrifft auch die erhaltenen Zahlungen und Provisionen für Fälle,<br />

in denen die Banken neben der bloßen Vermittlung Kreditverträge vermittelten Zusätzlich<br />

entschied der BGH, dass die normalerweise kurzen Verjährungsfristen nicht<br />

gelten, weil die Bank bedingt vorsätzlich gehandelt hat Liegt ein solcher Fall vor, beträgt<br />

die Verjährungsfrist 3 Jahre ab Kenntnis des Kunden von dem Beratungsfehler<br />

der Bank<br />

Bank muss auf fehlende Einlagensicherung hinweisen: (BGH-Urteile vom 14 Juli<br />

2009, Az XI ZR 152/08 und XI ZR 153/08)<br />

Wenn der Kunde explizit eine „sichere“ Anlage haben möchte, dann muss die Bank<br />

zur Not auch vor ihren eigenen Produkten warnen – nämlich wenn diese nicht durch<br />

ein Einlagensicherungssystem bis zur vollen Höhe abgesichert sind Im verhandelten<br />

Fall war die Bank nur durch die staatliche Einlagensicherung, damals 20 000 Euro<br />

je Kunde (seit 1 7 2009: 50 000 Euro), abgesichert; die empfohlenen und verkauften<br />

Festgeldkonten betrugen aber ein Vielfaches davon<br />

Diese Hinweispflicht gilt für alle Anlageprodukte, die die Bank generell anbietet und<br />

vermittelt Sind die Einlagen nicht vom eigenen Einlagensicherungssystem abdeckt,<br />

wie etwa bei den Lehmann-Zertifikaten, muss die Bank diese Information an den<br />

Kunden weitergeben<br />

Tipp:<br />

Anleger mit Verlusten aus der Finanzkrise aus Zertifikaten oder Fonds, sollten<br />

Ihre Forderungen nicht ausschließlich auf Falschberatung – diese war bisher<br />

nur sehr schwer nachzuweisen – überprüfen, sondern auch dahingehend untersuchen,<br />

ob Informationen über die Einlagensicherung fehlten, Kostenaufklärung<br />

ausblieb und ob das Eigeninteresse der Bank, etwa wegen Provisionen<br />

und Kick-Backs bei der Empfehlung überwog<br />

Wichtig kann auch sein, dass Sie keinerlei Informationen darüber erhalten haben, ob<br />

die Bank Rückvergütungen und andere finanzielle Leistungen für die Vermittlung der<br />

strittigen Wertpapiere zugeflossen sind<br />

Grauer Kapitalmarkt: Schöne Namen + faule Tricks<br />

Namen sind Schall und Rauch – auch bei <strong>Geld</strong>produkten Aber die Anbieter wissen<br />

natürlich, dass ein gut klingender Name wie ein Lockvogel wirkt Das Vertrauen in<br />

Banken und deren Kompetenz in Sachen <strong>Geld</strong>anlage ist nach den Verlusten in 2008<br />

236


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

geringer denn je Gute Chancen also für Angebote, die nicht an der Börse gehandelt<br />

werden, sondern auf dem so genannte „Graue Kapitalmarkt“ Die Produkte, die dort<br />

angeboten werden, versprechen hohe Renditen und verschweigen das Risiko Vor<br />

allen Inhaberteilschuldverschreibungen von Emittenten, die niemand kennt, sind immer<br />

wieder Garanten für Betrüger an <strong>Geld</strong> von gutgläubigen Menschen zu kommen<br />

Trotz guter Tarnung lassen sich die falschen Versprechungen entlarven Per se unseriös<br />

sind Produkte und Vermittler, die nicht von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) kontrolliert werden Wenn das goldene Kalb bockt, es an<br />

der Börse mit den Kursen abwärts geht und die Sparzinsen vor sich hin dümpeln,<br />

dann haben windige Anlageberater Hochkonjunktur Sie melden sich per Telefon<br />

oder schalten verlockende Anzeigen 30 Milliarden Euro versickern jährlich im grauen<br />

Markt, so die Schätzungen<br />

Einige Verbesserungen hat es in der Vergangenheit bereits gegeben Die bislang<br />

nur für Wertpapiere geltende Prospektpflicht wurde zum Beispiel auch auf Inhaberschuldverschreibungen<br />

erweitert Damit sind nun auch Produkte, die auf dem Grauen<br />

Kapitalmarkt angeboten werden zum Prospekt verpflichtet Sie gilt nunmehr für<br />

jegliche Form der direkten oder indirekten Unternehmensbeteiligung, wie etwa stille<br />

Beteiligungen und geschlossene Immobilienfonds Anlegerschützer bemängeln jedoch,<br />

dass das BaFin nach wie vor nur die Richtigkeit des Prospekts zu prüfen hat<br />

und nicht die Seriosität des Emittenten und der Anlage In den dicken Hochglanzprospekten<br />

steht bekanntlich alles Wichtige drin, jedoch oft so gut versteckt, dass es für<br />

den Laien schwer zu finden ist<br />

Ein weiteres Problem ist die schnelle Verjährung Geschädigte Verbraucher können<br />

ihre Ansprüche bereits nach sechs Monaten, nachdem sie davon erfahren haben,<br />

dass der Prospekt unrichtig war verlieren Davon gibt es Ausnahmen, und zwar bei<br />

Schadensersatzansprüchen aus Prospekthaftung die der Regelverjährung (gem §<br />

195 BGB) unterliegen, also 3 Jahre ab Entstehen des Anspruchs und Kenntnisnahme,<br />

oder grob fahrlässige Unkenntnis Dieser Form der Prospekthaftung „im weiteren<br />

Sinne“ unterliegen Ansprüche, bei denen besonderes persönliches Vertrauen in<br />

Anspruch genommen wurde Beispiel eines geschlossen Fonds, dem „VIP-Medienfonds“:<br />

Die Commerzbank vermittelte Fondsbeteiligung im Jahr 2005, bei denen sich<br />

aber im Jahr 2006 herausstellte, dass der Prospekt fehlerhaft war und der Berater<br />

haften muss In diesem Fall begann die Verjährung am 1 01 2007 zu laufen und<br />

endet erst nach drei Jahren, also am 31 12 2009 Nur in seltenen Fällen kann die<br />

Verjährungsfrist auch 10 Jahre dauern<br />

Mit der Umsetzung einer EU-Prospektrichtlinie wird der „europäische Pass“ für Wertpapiere<br />

im geregelten Markt auch in Deutschland Wirklichkeit Das bedeutet, dass<br />

ein Prospekt, der in einem anderen Mitgliedsstaat der EU gebilligt wurde, auch in<br />

Deutschland ohne inhaltliche Prüfung anzuerkennen ist Dies birgt die Gefahr, dass<br />

die Unternehmen ihre Wertpapiere in Ländern billigen lassen, in denen die Prüftätigkeit<br />

der Aufsichtbehörde lasch ist Vor diesem Hintergrund hat der vzbv ein Interesse<br />

237


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

daran, dass möglichst viele Wertpapiere von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) geprüft werden<br />

Achtung bei diesen miesen Maschen!<br />

Ob es sich um einen mehr oder weniger plumpen Versuch handelt, Ihnen mit schönen<br />

Worten und großen Versprechungen <strong>Geld</strong> aus der Tasche zu ziehen, kann man<br />

oft schon an bestimmten Merkmalen erkennen Extrem vorsichtig sollten Sie immer<br />

sein, wenn Sie das Folgende erleben:<br />

Kontaktaufnahme per Telefon: Ohne Ihre vorherige Zustimmung ist ein telefonischer<br />

Erstkontakt unzulässig und verstößt sogar gegen das Gesetz Daran stören<br />

sich unseriöse Geschäftemacher allerdings nicht Sie werden dennoch versuchen<br />

Sie in ein Gespräch zu verwickeln Diese lästigen Anrufe werden trotz gesetzlicher<br />

Verbote immer häufiger WISO rät: Legen Sie den Hörer einfach auf!<br />

Geschäfte mit dem Horrorszenario: Geschulte Verkäufer wissen, dass man mit<br />

Angstmache Kunden gewinnen kann Besonders beliebt sind die Themen <strong>Geld</strong>entwertung<br />

und Armut im Alter WISO rät: Lassen Sie sich nicht bange machen und<br />

erkundigen Sie sich für die <strong>Geld</strong>anlage immer bei qualifiziertem Fachpersonal, zum<br />

Beispiel in der Bank oder besuchen Sie ein Seminar in einer Verbraucherzentrale<br />

Traumrenditen versprechen: Gar zweistellige Renditen sind bei dem derzeitigen<br />

Niedrigzinsniveau im Euroraum kaum zu erzielen Wenn überhaupt, dann nur an<br />

der Börse durch geschickte Spekulationsgeschäfte Das Risiko dabei ist jedoch sehr<br />

groß, viel <strong>Geld</strong> zu verlieren Auch dass ein Totalverlust möglich ist, wird bei diesen<br />

Anlagen meist verschwiegen Zwar steht es irgendwo im Prospekt, nur den liest kaum<br />

ein Anbieter von Anfang bis zum Ende<br />

Der Öko-Trick: Das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung wächst Mit gutem Gewissen<br />

<strong>Geld</strong> verdienen, lockt besonders Angeboten werden Beteiligungsmodelle für<br />

saubere Energien, zum Beispiel für Windkraft- und Solaranlagen Doch all zu oft<br />

wanderte das <strong>Geld</strong> nicht in Umweltprojekte, sondern in die Taschen der Finanzhaie<br />

WISO rät, sich vor der Anlage die Leistungsbilanzen der letzten Jahre vorlegen und<br />

diese von unabhängiger Stelle überprüfen zu lassen<br />

Zukünftige Neuemission: Einige windige Firmen bieten schon vor dem Börsengang<br />

Aktien zum Verkauf an Diese sollen dann viel mehr wert sein, wenn die Papiere später<br />

wirklich gehandelt werden WISO rät: Hände weg! Vor allem dann, wenn solche<br />

Angebote über das Internet laufen, sind sie mit hoher Wahrscheinlichkeit unseriös<br />

Warentermingeschäfte: Getreide, Öl, Kaffee, Schlachtvieh und Kupfer werden an<br />

der Warenterminbörse gehandelt Abzocker versprechen horrende Gewinne, die jedoch<br />

meist in einem Totalverlust enden Oder ein Großteil des eingesetzten <strong>Geld</strong>es<br />

wird von Gebühren und Provisionen aufgefressen Am Ende bleibt nicht viel und immer<br />

öfter nichts mehr übrig Damit sie später vor Gericht besser dastehen, warnen<br />

die Anbieter im „Kleingedruckten“ sogar ausdrücklich, dass selbst bei hohen Gewin-<br />

238


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

nen für den Kunden so gut wie nichts übrig bleibt oder sogar Verluste gemacht werden<br />

Sie verlassen sich darauf, dass viele das nicht lesen oder auf die mündliche<br />

Versicherung vertrauen, dass stehe nur aus formalen Gründen da<br />

Diamanten: Meist ist die angebotene „inflationssichere und steuerfreie“ Ware völlig<br />

überteuert Die Steine sind von minderer Qualität oder überhaupt nichts wert<br />

Bankgarantien: Sie sind eine reine Erfindung der Abzocker Solche Produkte gibt es<br />

nicht Es wird dem potentiellen Anleger suggeriert, dass alle <strong>Geld</strong>geber ihre Beträge<br />

in einen gemeinsamen Topf einzahlen Daraus wird <strong>Geld</strong> verliehen Traumrenditen<br />

würden sich deshalb ergeben, weil die Stückelung mehrere Millionen Euro beträgt<br />

Ein Handelsvolumen, das sonst nur Banken aufbringen könnten „Bankgarantien“,<br />

die von betrügerischen Finanzberatern angeboten werden, haben auch nicht mit den<br />

Kreditversicherungen zu tun, die es tatsächlich gibt, deren verbriefte Form (Credit<br />

Default Swaps) aber 2008/09 zu den Auslöser der globalen Finanzkrise gehörten<br />

Die Falle mit dem Steuersparen: In Deutschland fällt man besonders gerne auf<br />

<strong>Geld</strong>anlageprodukte rein, die eine hohe Steuerentlastung versprechen Ein Grund<br />

dafür, dass hierzulande besonders viele „Schrottimmobilien“ verkauft werden konnten<br />

Dabei wurde die Immobilie schön gerechnet Der Verkäufer gab vor, dass sich<br />

die Kosten einer Eigentumswohnung über die Mietennahmen und die Steuerersparnisse<br />

von alleine trägt In der Realität wurde die Immobilie aber nicht fertig gebaut,<br />

die Mieter blieben aus oder für das Steuersparmodell fehlten dem Anleger die Voraussetzungen<br />

Das alles wurde verschwiegen WISO rät: Wenn Sie Steuern sparen<br />

wollen, erörtern Sie die <strong>Geld</strong>anlage nicht nur mit einem unabhängigen Finanzberater,<br />

sondern unbedingt auch mit Ihrem Steuerberater<br />

Tipp:<br />

Seien Sie besonders vorsichtig, wenn man Sie am Telefon zu <strong>Geld</strong>überweisungen<br />

überreden will, die Gesellschaft im Ausland sitzt, Sie zu einer schnellen<br />

Unterschrift gedrängt oder wenn Ihnen Traumrenditen versprochen werden<br />

Beachten Sie die Faustregel: je höher die in Aussicht gestellte Rendite, desto<br />

gefährlicher die Anlage Wer versucht, Sie am Telefon zu einer bestimmten<br />

<strong>Geld</strong>anlage zu überreden, ohne Ihnen bereits als Berater bekannt zu sein, ist<br />

immer unseriös<br />

Sparen ohne Risiko!<br />

Das <strong>Geld</strong>vermögen in Deutschland ist im Jahr 2008 auf 4 490 Milliarden Euros gefallen<br />

Wie die Bundesbank schreibt, haben die Deutschen 2008 insgesamt weniger<br />

<strong>Geld</strong> auf Bankkonten, in Wertpapieren und Versicherungen geparkt Das <strong>Geld</strong>vermögen<br />

ging nur sogar um 2,5 Prozent zurück Das ist nur selten der Fall in der<br />

Geschichte Schuld daran, ist bisher immer der Absturz von Börsenkursen gewesen:<br />

239


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

2002 aufgelöst durch den neuen Markt und 2008 durch das Platzen der Immobilienblase<br />

in den USA Dennoch stieg die Sparquote weiter bei den privaten Haushalten<br />

weiter an, von 10,8 auf 11,4 Prozent Die Finanzmarktkrise habe damit tiefe Spuren<br />

im <strong>Geld</strong>vermögensbestand der privaten Haushalte hinterlassen und das Anlageverhalten<br />

nachhaltig beeinflusst, heißt es in der Stellungnahme der Bundesbank Das<br />

Vertrauen in die Börse schwindet bei den privaten Anlegern Gefragt ist deshalb mehr<br />

denn je, der sichere Hafen für hart verdientes <strong>Geld</strong><br />

Auch die Unternehmen hielten sich im vergangenen Jahr mit ihren Ausgaben zurück<br />

Der Finanzkrise folgte die Konjunkturkrise Staatliche Programme zur Unterstützung<br />

und Ankurbelung der Wirtschaft wurden geschaffen: von der Abwrackprämie bis hin<br />

zu Investitionshilfen für die öffentlichen Haushalte Weltweit wurden Rettungspakete<br />

für systemrelevante Banken geschnürt, Bürgschaften in Milliardenhöhe vergeben<br />

und Unternehmen mit verlängertem Kurzarbeitergeld am Laufen gehalten Alles zur<br />

Stabilisierung des Wirtschaftssystems<br />

Girokonto: Praktisch aber nur für Kurzzeitparker<br />

Das Girokonto ist die Basis für Ihre Bankgeschäfte Doch das allein reicht nicht aus<br />

um auch Vermögen aufzubauen Wer Zinsen will, muss sparen Der Notgroschen,<br />

der bis zur nächsten Autoreparatur oder bis zu den Sommerferien auf dem Konto<br />

schlummert, sollte möglichst viele Zinsen bringen Leider schließen sich schnelle<br />

Verfügbarkeit und hohe Renditen aus<br />

Ihr <strong>Geld</strong> unverzinst zu lassen, sollten Sie vermeiden Diese Regel gilt nicht erst seit<br />

dem es Direktbanken gibt, aber seither gibt es Banken, die Zinsen auf dem Girokonto<br />

gewähren Nicht viele, aber immerhin so viel, dass Ihr <strong>Geld</strong>, das Sie auf dem Girokonto<br />

zwischenzeitlich parken, nur etwas langsamer weniger wird Zieht man dann<br />

noch von der mageren Rendite die Kontoführungsentgelte ab, bleibt sowieso nichts<br />

mehr übrig Zum Schluss nagt die Inflationsrate noch am hart Ersparten, was dem<br />

Girokonto endgültig den Garaus bei der <strong>Geld</strong>anlage macht<br />

Besser ist die Einrichtung eines Dauerauftrags, mit dem Sie regelmäßig überschüssiges<br />

<strong>Geld</strong> auf ein gut verzinstes Tagesgeldkonto überweisen Tages- und Festgeldkonten<br />

sind zudem noch gebührenfrei Ein Vergleich der Konditionen lohnt sich in<br />

jedem Fall, denn die Unterschiede bei den Konditionen groß<br />

Flexibel mit dem Onlinekonto<br />

Immer mehr nutzen die Möglichkeit, ihre Kontogeschäfte über das Internet abzuwickeln<br />

Zudem wird es sicherer und einfacher 2008 waren es schon rund 40 Prozent<br />

aller deutschen Haushalte bereit ihre Kontogeschäfte am PC zu erledigen<br />

Zudem ist es schnell und praktisch Sie können mit einem Klick Ihr <strong>Geld</strong> vom unverzinsten<br />

Girokonto auf das jeweils beste Tagesgeldkonto transferieren Außerdem<br />

lassen sich beim Homebanking Entgelte sparen Oft ist nur ein geringer Grund-<br />

240


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

preis zu zahlen Doch Vorsicht: Sind diese Kontoschnäppchen an Bedingungen oder<br />

Nachteile geknüpft, sollten Sie prüfen ob das Konto auch zu Ihnen passt Hier einige<br />

Beispiele:<br />

� Das Girokonto muss als Gehaltskonto geführt werden<br />

� Nur bei einem Mindesteingang ab 1 000 Euro monatlich ist das Konto kostenlos<br />

Ansonsten wird ein Grundpreis verlangt<br />

� Sie müssen den Kontoauszugsdrucker und die <strong>Service</strong>terminals benutzen<br />

Wer dagegen am Schalter Belege abgibt, zahlt extra<br />

� Direktbanken sind nur per PC und Telefon erreichbar Oft gibt es statt<br />

menschlicher Hilfe nur Sprachcomputer Das kostet mit unter hohe Telefongebühren<br />

Auch Automaten, an denen Sie kostenfrei <strong>Geld</strong> ziehen können,<br />

sind rar<br />

Zwar sind immer mehr Kunden bereit, ihre Bankgeschäfte selbst zu erledigen, aber<br />

das nur am Computer zu tun ist nicht jedermanns Sache Das haben auch die Großbanken<br />

und Sparkassen erkannt und bieten ihren Kunden ein kostenloses oder zumindest<br />

ein ermäßigtes Onlinekonto an Bei Bedarf können Sie also auf die Vorteile<br />

einer Filialbank zurückgreifen Zum Beispiel, wenn Sie bei Ihren Bankgeschäften Hilfe<br />

brauchen, bei einer Baufinanzierung oder bei Anlagegeschäften Verhandeln Sie<br />

vor einem Wechsel zu einer anderen Bank auch mit Ihrer eigenen Bank, wenn Sie<br />

zufrieden waren Vielleicht will man Sie als guter Kunde nicht verlieren und macht<br />

Ihnen ein Angebot:<br />

� Erkundigen Sie sich danach, ob Ihre Bank das Girokonto günstiger führen<br />

kann Gibt eine kostengünstige Alternative?<br />

� Argumentieren Sie mit einem dauerhaft hohen Guthaben, das unverzinst<br />

jeden Monat auf Ihrem Konto schlummert Drängen Sie auf Habenzinsen!<br />

� Wenn alles nichts hilft: wechseln Sie!<br />

Sparbuch: Beliebt - aber auch zu Recht?<br />

Das Sparbuch oder besser Sparverträge mit gesetzlicher Kündigungsfrist sind noch<br />

immer weit verbreitet Bei manchen Kreditinstituten erhalten die Kunden statt dem<br />

Heft mit Pappeeinband, wie es die meisten aus früheren Jahren kennen, inzwischen<br />

eine Plastikkarte oder schlicht einen DIN A4 Ausdruck Über Ein- und Auszahlungen<br />

informieren ganz normale Kontoauszüge<br />

Egal ob Buch oder Karte, für alle Sparbücher gilt gleichermaßen: es ist nach wie vor<br />

die Sparvariante mit den ungünstigsten Konditionen und Zinsen Die Kündigungsfrist<br />

beträgt drei Monate Fast alle Kreditinstitute zahlen lediglich einen Zinssatz von weit<br />

weniger als 1,5 Prozent Damit erzielen Sie in normalen Wirtschaftszeiten noch nicht<br />

einmal den Inflationsausgleich Im Ergebnis wird Ihr <strong>Geld</strong> also weniger<br />

241


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Es gibt nur einige wenige Fälle, in denen diese Sparform von Vorteil sein kann Beispielsweise<br />

wenn <strong>Geld</strong> für Kinder geparkt werden muss und der Gesetzgeber verlangt,<br />

dass das <strong>Geld</strong> der Minderjährigen mündelsicher angelegt sein muss Oder<br />

wenn eine Mietkaution hinterlegt werden soll Dies ist mit dem Sparbuch problemlos<br />

möglich Es gibt zwar kaum Zinsen, aber auch keine Verluste wegen eines Spekulations-<br />

und Kursrisikos<br />

Bereits seit 1993 heißt das Sparbuch nicht mehr Sparbuch, sondern „Sparkonto mit<br />

dreimonatiger Kündigungsfrist “ Wichtiger als die Namensänderung (an die sich sowieso<br />

niemand hält) ist, dass die Konteninhaber nunmehr ohne vorherige Kündigung<br />

und ohne Zahlung von Vorschusszinsen innerhalb von 30 Tagen (bezogen auf den<br />

Kalendermonat) 2 000 Euro abheben können Das heißt, wer am 31 Januar den<br />

Maximalbetrag von 2 000 Euro ausschöpft, kann dies auch einen Tag später tun,<br />

nämlich am 1 Februar Möchte der Sparer einen höheren Betrag abheben, muss er<br />

kündigen, also drei Monate warten oder (zur „Strafe“) Vorschusszinsen zahlen Mit<br />

etwas Verhandlungsgeschick kann man die Vorschusszinsen aber auch umgehen<br />

Immer mehr Banken sind bereit, auf diesen „Strafzins“, der auf die ohnehin schon<br />

mickrigen Zinsen zu zahlen wäre, zu verzichten<br />

Tipp:<br />

Wenn Ihnen für ein Sparkonto eine Kontolöschungsgebühr berechnet wird,<br />

widersprechen Sie mit dem Hinweis der Unzulässigkeit Stellt sich die Bank<br />

quer, können Sie auch einen Kleinstbetrag zwischen einem oder fünf Euro auf<br />

dem Konto stehen lassen Dann ist Ihr Konto zwar nicht aufgelöst, verursacht<br />

aber auch keine Kosten<br />

Fazit: Wenn Sie sich trotz der ungünstigen Verzinsung nicht von Ihrem Sparbuch<br />

trennen können, sollten Sie die Konditionen der <strong>Geld</strong>häuser miteinander vergleichen<br />

Manche bieten Sonderbedingungen an, dank derer sich ein bisschen mehr herausholen<br />

lässt<br />

Festgeldkonto: Klassiker der <strong>Geld</strong>anlage<br />

Für alle, die einige tausend Euro kurzfristig anlegen wollen, lohnt sich häufig ein<br />

Festgeldkonto Die Zinssätze liegen über denen, die auf Sparkonten gezahlt werden<br />

Sie können, aber müssen nicht immer über denen auf dem Tagesgeldkonto liegen<br />

Die Regel: Das <strong>Geld</strong> muss für mindestens 30 Tage festliegen Möglich sind auch<br />

Anlagezeiträume von 60 oder 90 Tagen, jedoch nicht länger als 360 Tage Nach Ablauf<br />

können Sie über Ihr <strong>Geld</strong> und die erzielten Zinsen sofort verfügen Die meisten<br />

Kreditinstitute verlängern Ihre <strong>Geld</strong>anlage zu den aktuellen Konditionen automatisch,<br />

wenn Sie sich nicht spätestens einen Tag vorher zumindest telefonisch melden Das<br />

sollten Sie wissen: Während der Laufzeit liegt Ihr <strong>Geld</strong> wirklich fest Sie haben also<br />

242


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

im Allgemeinen keine Möglichkeit, darüber vorzeitig zu verfügen Wer es dennoch<br />

will, muss dies mit Zinsverlusten büßen Auch kann das Festgeldkonto das Girokonto<br />

nicht ersetzen, weil darüber, wie auch beim Tagesgeldkonto, kein Zahlungsverkehr<br />

abgewickelt werden kann Vorteil: Festgeld kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt angelegt<br />

werden und die Kreditinstitute verlangen dafür keine Entgelte Die Zinsen für<br />

Festgeld sind nach der Höhe der Einlage gestaffelt: Ab 15 000 Euro oder 25 000<br />

Euro und mehr werden deutlich höhere Zinsen gezahlt, als für den jeweiligen Mindestanlagebetrag<br />

Tipp:<br />

Ein Festgeldkonto darf bei der modernen <strong>Geld</strong>anlage nicht fehlen Das gilt vor<br />

allem dann, wenn sich auf Ihrem Girokonto regelmäßig Überschüsse anhäufen<br />

und dort unverzinst gelagert werden In jedem Fall sollten Sie Ihre Konten<br />

daraufhin überprüfen, ob Beträge über 5 000 Euro nicht dauerhaft angelegt<br />

werden können und ob sie auf dem Tagesgeldkonto vielleicht mehr Zinsen<br />

bringen<br />

Tagesgeldkonto – am besten bei einer Direktbank<br />

Sie sind vielleicht Bauherr und werden wegen Mängelrügen Handwerkerrechnungen<br />

erst später überweisen, oder eine geplante größere Anschaffung wurde nicht termingemäß<br />

geliefert Die Folge ist, dass Sie über einen größeren <strong>Geld</strong>betrag verfügen,<br />

den Sie noch nicht jetzt, aber in absehbarer Zeit brauchen In einem solchen Fall ist<br />

ein Tagesgeldkonto ideal Mittlerweile bieten viele Kreditinstitute ihren Kunden solch<br />

ein Parallelkonto zum Girokonto an Früher gab es das Tagesgeldkonto nur für gut<br />

Betuchte, heute ist es für jedermann zu haben Spitzenkonditionen bieten dabei die<br />

Direktbanken Mit solch hohen Zinsen können die meisten Filialbanken nicht mithalten<br />

Das sollten Sie wissen: Das <strong>Geld</strong> steht jederzeit zur Verfügung Sie können<br />

jederzeit darüber verfügen - ohne Kündigungsfrist Ein Tagesgeldkonto ist aber keine<br />

Alternative zum Girokonto, denn laufende Kontobewegungen und der Zahlungsverkehr<br />

können nicht darüber abgewickelt werden Also, keine Überweisungen, Lastschriften,<br />

Daueraufträge Wer das Tagesgeldkonto in Anspruch nehmen will, muss<br />

Einzahlungen und Abbuchungen über ein so genanntes Referenzkonto, also üblicherweise<br />

über sein Girokonto, laufen lassen<br />

Vorteil: Tagesgeldkonten sind reine Guthabenkonten und sind kostenfrei Verzinst<br />

wird meistens ab dem ersten eingezahlten Euro oder ab einem höheren Mindestanlagebetrag<br />

Die Zinsen orientieren sich an den <strong>Geld</strong>marksätzen, zu denen sich die<br />

Banken in Euroland untereinander <strong>Geld</strong> leihen, nach dem so genannten Euribor<br />

Dabei gilt nicht immer: je höher der Anlagebetrag, desto höher auch die Zinsen Ist<br />

die Zinsstruktur invers, das heißt auf lange rechnet man mit sinkenden statt mit stei-<br />

243


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

genden Zinsen, kann es für höhere Summen auch weniger Zinsen geben Fragen<br />

Sie außerdem danach, ob die Zinsen jährlich, alle drei Monate oder monatlich Ihrem<br />

Konto gutgeschrieben werden Nur bei monatlicher Gutschrift können Sie optimal<br />

vom Zinseszinseffekt profitieren<br />

Nachteil: Ein bis drei Tage müssen für den Überweisungsweg einkalkuliert werden,<br />

denn das <strong>Geld</strong> fließt vom Tagesgeldkonto auf das Referenzkonto und umgekehrt<br />

Tipp:<br />

Schaffen Sie sich ein Tagesgeldkonto an Nutzen Sie es in jedem Fall, wenn<br />

es von Ihrer Hausbank angeboten wird Es kostet nichts und bringt Zinsen<br />

Die Überweisungen vom Girokonto auf das Tagesgeldkonto und umgekehrt<br />

müssen innerhalb der Hausbank binnen 24 Stunden erledigt sein Zu einer<br />

anderen Bank darf es auch bis zu drei Tage dauern<br />

Hinweis: Zinserträge sind nach deutschem Recht steuerpflichtig, auch wenn sie im<br />

Ausland anfallen Sie müssen deshalb auch diese Zinsen bei Ihrem Freistellungsauftrag<br />

berücksichtigen Es gibt auch ausländische Banken, die keinen Freistellungsantrag<br />

annehmen In diesem Fall müssen Sie selbst bei der Steuererklärung aufpassen,<br />

dass Ihre Zinserträge den Sparerfreibetrag nicht überschreiten Erst 2007<br />

wurde der Sparerfreibetrag für Zinserträge auf 750 Euro für Ledige und 1 500 Euro<br />

für Verheiratete heruntergesetzt Zudem konnte noch eine Werbekostenpauschale<br />

von 50 Euro pro Person geltend gemacht werden Zum 1 01 2009 wurde der neue<br />

Sparerpauschbetrag eingeführt Wer Erträge aus Dividenden, Wertpapierverkäufen<br />

oder auch Zinseinkünften vereinnahmt, kann davon jetzt 801 Euro (Ledige) beziehungsweise<br />

1 602 Euro (Verheiratete) steuerfrei behalten Damit wurde die Werbekostenpauschale<br />

in den Freibetrag mit eingerechnet Der Rest der Kapitaleinkünfte<br />

wird nach der Abgeltungssteuer mit 25 Prozent versteuert<br />

Tagesgeldkonten ausländischer Banken: Seriös<br />

und sicher?<br />

Nach wie vor drängen vor allem ausländische Direktbanken mit „Kampfpreisen“ auf<br />

den deutschen Markt Sie locken mit extrem hohen Zinsen auf Tages- und Festgeldkonten<br />

Meistens sind die deutlich höheren Zinsen auf ein paar Monate begrenzt<br />

Aber warum nicht doch einsteigen? Wer flexibel ist und den Papierkram bei der Kontoeröffnung<br />

nicht scheut, kann sich damit den höchsten Zinssatz monatelang sichern<br />

Häufig kommen die neuen Anbieter aus Osteuropa und bieten ihre Anlageprodukte<br />

hierzulande über eine Direktbank an Das heißt, es gibt weder Filialen noch Beratung<br />

Ihren Firmenhauptsitz haben diese Banken in einem EU-Mitgliedsland Das hat<br />

große Vorteile, denn die Anleger profitieren von den Richtlinien des europäischen<br />

244


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Einlagensicherungsfonds Danach sind alle Kreditinstitute, die ihren Sitz in einem europäischen<br />

Mitgliedsland haben, verpflichtet, Kundeneinlagen gegen eine Bankpleite<br />

abzusichern In allen EU-Mitgliedsländern ist ein Mindestschutz vorgeschrieben:<br />

50 000 Euro (seit dem 1 7 2009) pro Person und Konto begrenzt<br />

Achtung! Auch wenn Sie mehrere Konten bei einer Bank unterhalten - im Pleitefall<br />

wird jeder Anleger nur einmal entschädigt Das gilt natürlich nicht für Konten bei verschiedenen<br />

Banken<br />

Die Erfahrungen, die viele deutsche Sparer machen mussten, die wegen der Lockzinsangebote<br />

ihr <strong>Geld</strong> bei isländischen Banken anlegten, zeigen, dass auch die Existenz<br />

einer Einlagensicherung kein absoluter Schutz ist Auch wenn die Geschädigten<br />

zu einem großen Teil ihre Spargelder schließlich zurückerhalten, mussten sie<br />

lange zittern und warten<br />

Nach der globalen Finanzkrise:<br />

Einlagensicherungssysteme bieten mehr Sicherheit<br />

Vor verschlossenen Bank-Türen Schlange stehen und nicht an sein <strong>Geld</strong> kommen<br />

Solche Bilder gab es in Deutschland vor der Finanzkrise 2008/09 zuletzt bei der Pleite<br />

der Herstattbank 1974 Danach wurde das damalige Einlagensicherungssystem<br />

ausgeweitet Sparer sollten vor den Folgen einer Bankpleite besser geschützt werden<br />

Die Finanzkrise hat das Vertrauen in das System erneut erschüttert Deshalb<br />

wurde nachgebessert, und zwar europaweit<br />

Die privaten Spar- und Sichteinlagen, dazu gehören Guthaben auf Spar-, Giro- und<br />

Termingeldkonten, sind seit dem 1 Juli 2009 in den EU-Ländern mit mindestens<br />

50 000 Euro geschützt Damit hat sich die Einlagensicherung mehr als verdoppelt<br />

Ab 2011 sollen es sogar 100 000 Euro pro Person und Konto sein Noch eine Verbesserung:<br />

Bisher müssen Sparer im Pleitefall auf 10 Prozent Ihres Entschädigungsanspruchs<br />

verzichten Diese Selbstbeteiligung fällt dann weg<br />

Es kann sein, dass Sie mehr <strong>Geld</strong>, als gesetzlich geschützt ist bei einer Pleitebank<br />

angelegt haben Für diesen Fall haben sich viele Banken einem freiwilligen Einlagensicherungsfonds<br />

angeschlossen Die Mitgliedsbanken müssen <strong>Geld</strong> in den Fonds<br />

einzahlen Ausgezahlt wird aber erst dann, wenn der gesetzliche Topf ausgeschöpft<br />

ist Beispiel Deutschland:<br />

Zuerst gilt nach einer Bankpleite die gesetzliche Einlagensicherung: Erstattet werden<br />

maximal 50 000 Euro pro Person Darüber hinausgehende Beträge sind für Kunden<br />

von privaten Banken durch den freiwilligen Einlagensicherungsfonds geschützt Jede<br />

Mitgliedsbank haftet mit 30 Prozent ihres Eigenkapitals Bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

greift sofort der Institutsschutz Hier stehen die Banken wechselseitig<br />

füreinander ein Zusätzlich garantierte die Bundeskanzlerin die Sicherheit<br />

privater Einlagen in unbegrenzter Höhe<br />

245


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Das neue Gesetz ist kein Grund für blindes Vertrauen Nicht alle Staaten in der EU<br />

sind gleich finanzstark, und nicht alle Banken verfügen über die gleichen freiwilligen<br />

Sicherungssysteme, wie in Deutschland Beispiel: Lettland Das Land hatte große<br />

Zahlungsschwierigkeiten Die lettische Parexbank, die auch in Deutschland mit hohen<br />

Tagesgeldzinsen lockte, musste verstaatlicht werden Im Pleitefall hätten sich<br />

Anleger umständlich nach Riga wenden müssen Denn für die Entschädigung ist der<br />

Hauptsitz der Bank entscheidend und nicht das Land in dem sie das <strong>Geld</strong> angelegt<br />

haben Die isländische Kaupthing gehört nicht zur EU-Europa, versprach den Kunden<br />

aber nach dem europäischen System zu haften Der Staat ging Pleite, verstaatlichte<br />

seine Banken, erhielt Hilfe von der Weltbank und konnte viele Monate später<br />

sein Versprechen einhalten und die Kunden auszahlen<br />

Sonderfall Niederlassung: Ist eine ausländische Bank nur mit einer Niederlassung<br />

in Deutschland vertreten, muss im Pleitefall zunächst das Mutterland einspringen,<br />

in dem der Hauptsitz liegt Zum Beispiel greift die französische Einlagensicherung<br />

für die Cortalconsors Bank Kunden müssten sich also im Entschädigungsfall nach<br />

Frankreich wenden Einfacher ist es, wenn die ausländische Bank in Deutschland<br />

eine eigenständige Tochtergesellschaft mit eigener Bankzulassung betreibt und in<br />

diese Tochter in den freiwilligen Einlagensicherungsfonds deutscher Banken einzahlt<br />

Dann ist ihr <strong>Geld</strong> genauso sicher, wie bei einer deutschen Bank<br />

Die Rolle der Bankenaufsicht: Droht einer Bank die Pleite verhängt die Deutsche<br />

Bankenaufsicht ein so genanntes Moratorium Die Bank ist dann dicht – nichts geht<br />

mehr Keine Ein- und Auszahlungen, das Bankgebäude wird für den Kundenverkehr<br />

geschlossen Für Kontoguthaben, Depots und Schließfächer gibt es Sonderregelungen:<br />

Hat die BaFin ein Moratorium verhängt und ist die Bank pleite, mussten Sie bisher<br />

drei Monate auf Ihr <strong>Geld</strong> warten Seit Juli 2009 dürfen es maximal 30 Arbeitstage<br />

sein Der Inhalt des Schließfachs ist Ihr Eigentum und muss Ihnen ausgehändigt werden<br />

Ihr Wertpapier-Depot lässt sich kostenfrei zu einer anderen Bank übertragen<br />

Dafür müssen Anträge bei der BaFin gestellt werden<br />

Die Bankenaufsichten ist im Pleitefall das Bindeglied zwischen Bank, Entschädigungseinrichtung<br />

und Kunden In den jeweiligen EU-Ländern prüfen die Behörden,<br />

ob das Institut einer entsprechenden Entschädigungseinrichtung angehört Grundsätzlich<br />

gelten die Richtlinien des Landes, in denen die Bank ihren Hauptsitz hat<br />

Sobald das Aufsichtsamt die Zahlungsunfähigkeit feststellt, wendet sich die Bank an<br />

die zuständige Entschädigungseinrichtung Diese setzt sich dann mit den Kunden in<br />

Verbindung<br />

246


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Trotz der erhöhten Einlagensicherung sollten Sie Ihre Spareinlagen unterhalb<br />

von 50 000 Euro bei einer Bank halten Setzen Sie nicht alles auf eine Karte<br />

Die <strong>Geld</strong>anlage bei ausländischen Banken mit Hauptsitz in Europa ist, wenn<br />

sie einem deutschen Sicherungssystem angeschlossen ist, genauso sicher<br />

wie in Deutschland Außerdem kann jedes Land auch eine höhere Einlagensicherung<br />

wählen Die Niederlande haben die Grenze von 100 000 Euro bereits<br />

2009 eingeführt Aber wie die Erfahrungen mit der isländischen Kaupting-Bank<br />

2009/10 zeigen, kann es bei einem Konto im Ausland dauern, bis man sein<br />

<strong>Geld</strong> wiedersieht<br />

In Deutschland gehen die Sicherungssysteme weit über die EU-Norm hinaus Kundeneinlagen<br />

(einschließlich Zinsen) sind bei fast allen Kreditinstituten bis zu einer<br />

Höhe von 30 Prozent des maßgeblich haftenden Eigenkapitals geschützt Das heißt:<br />

Selbst Kunden kleinerer Institute sind damit auf der sicheren Seite Bei einer Mindesteinlage<br />

von beispielsweise fünf Millionen Euro sind Ersparnisse bis zu 1,5 Millionen<br />

Euro pro Anleger abgesichert Die meisten Banken haben in der Regel ein haftendes<br />

Eigenkapital von über 50 Millionen Euro Über die aktuelle Sicherungsgrenze<br />

der jeweiligen Banken in Deutschland gibt der Bundesverband Deutscher Banken,<br />

Burgstrasse 28, 10178 Berlin auf schriftliche Anfragen Auskunft Anfragen können<br />

Sie auch über die Homepage des Bankenverbandes stellen, www.bdb.de<br />

Wenn die Bank Pleite macht<br />

Auch wenn Sie mehrere Konten bei einer Bank unterhalten - im Pleitefall wird<br />

jeder Anleger nur einmal entschädigt Das gilt natürlich nicht für Konten bei<br />

verschiedenen Banken Da kann bei jeder Bank erneut ein Antrag an den Einlagensicherungsfonds<br />

gestellt werden Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass mehrere Banken, bei denen Sie Konten unterhalten, zur gleichen Zeit<br />

zahlungsunfähig werden, sehr gering Die Bundesregierung hat Banken zu<br />

„systemrelevante“ Instituten ernannt Auch eine Verstaatlichung ist im Ernstfall<br />

möglich Dazu wurden eigene Gesetzes verabschiedet<br />

Anlagehorizonte<br />

Vom kurzfristigen Tagesgeld bis zur <strong>Geld</strong>anlagen für die Ewigkeit Die Banken haben<br />

für jede Laufzeit ein passendes Angebot! Das ist auch sinnvoll Denn am besten<br />

staffeln Sie Ihre Sparanlagen in verschiedene Zeithorizonte Der Vorteil: es wird re-<br />

247


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

gelmäßig <strong>Geld</strong> frei und Sie können bei einer Neuanlage immer wieder die Laufzeiten<br />

auf das derzeitige Zinsniveau abstimmen<br />

Von einer kurzfristigen Anlage spricht man im Allgemeinen von Zeiträumen zwischen<br />

ein und zwei Jahren, von der mittelfristigen <strong>Geld</strong>anlage von drei bis sieben<br />

Jahren Alles was darüber liegt, gilt als langfristiger Anlagezeitraum Die Grenzen<br />

sind jedoch nicht starr festgeschrieben, sondern stellen nur einen Anhaltspunkt dar<br />

Bisher haben wir uns beim Kontensparen auf den kurzfristigen Anlagezeitraum konzentriert<br />

Auf den folgenden Seiten geht es um den mittel- bis langfristigen Vermögensaufbau<br />

Außer der Laufzeit ist ein weiteres wichtiges Kriterium für die Anlageentscheidung:<br />

das Risiko Besonders beim Vermögensaufbau für die private Altersvorsorge sollten<br />

Sie gefährliche Anlagen meiden und viel Wert auf den Sicherheitsaspekt legen Anlagezeiträume<br />

zwischen 12 und 30 Jahren stecken dabei den Rahmen ab Eine lange<br />

Strecke, nach der am Ende ein kleines Vermögen stehen sollte Außerdem gilt: Je<br />

höher das Lebensalter, desto geringer sollte der Aktienanteil in Ihrem Vermögensmix<br />

sein Schließlich sollten Sie im Alter Ihr Erspartes nicht mehr leichtfertig aufs Spiel<br />

setzen, sondern den Ruhestand sorgenlos genießen können<br />

Sparen mit festem oder variablem Zins?<br />

In normalen Zeiten bieten Kreditinstitute einen höheren Festzins an, je mehr <strong>Geld</strong> auf<br />

dem Konto liegt und je länger sie bereit sind auf Ihr <strong>Geld</strong> zu verzichten Mit der längeren<br />

Bindung der <strong>Geld</strong>mittel wird vor allen das damit verbundene Risiko belohnt, dass<br />

sich in Zukunft etwas ändern kann, dem Anleger aber die Hände gebunden sind<br />

Die Bank kann dagegen von diesem Vorteil profitieren und mit Ihrem <strong>Geld</strong> arbeiten<br />

Diese Regel gilt nicht immer Es gibt Zeiten, in denen die Zinsstruktur invers ist Das<br />

klingt nicht gut und ist auch nicht gut Daraus lassen sich Krisenszenarios ableiten<br />

Inverse Zinsstruktur<br />

Man spricht von einer inversen Zinsstruktur, wenn die langfristigen Zinssätze für Kapitalanlagen<br />

geringer sind als die Zinssätze für kurzfristige Kapitalanlagen In Phasen<br />

mit hohem Zinsniveau kann es jedoch genau umgekehrt sein: Dann sind die Zinsen<br />

für kürzere Laufzeiten höher als für längere Diese inverse Zinsstruktur stellt sich ein,<br />

wenn auf längere Sicht mit spürbar rückläufigen Zinsen gerechnet wird<br />

Gehen wir von normalen Zeiten aus: Ihr Sparkonto ist gut gefüllt und Sie erhalten,<br />

weil ein fünfstelliger Betrag angelegt ist, ordentliche Zinsen für die kurzfristige <strong>Geld</strong>anlage<br />

Häufig werden auch Staffelzinsen angeboten: Je höher der Betrag, desto höher<br />

die Zinsen Rutscht das Sparguthaben unter den Mindestanlagebetrag, werden<br />

dafür keine oder nur noch die normalen Sparkontenzinsen zwischen einem halben<br />

und maximal zwei Prozent gezahlt Wer von vornherein weiß, dass er auf sein <strong>Geld</strong><br />

länger als ein Jahr verzichten kann, sollte sich nach einer Anlagealternative mit höheren<br />

Zinsen erkundigen<br />

248


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Ab einem Einmalanlagebetrag zwischen 1 000 und 2 500 Euro lohnt ein Blick auf<br />

die Renditen von Sparbriefen Sie erwirtschaften feste Zinsen, die im Gegensatz zur<br />

<strong>Geld</strong>anlage in Aktien oder Fonds nicht von Ausgabeaufschlägen, Bankspesen oder<br />

jährlichen Managementgebühren aufgefressen werden Wer auf Nummer sicher<br />

gehen will, sollte den Sparprodukten mit fester Verzinsung den Vorrang vor einer<br />

variablen Verzinsung geben Nur so wissen Sie genau, was am Ende für Sie herauskommt<br />

Achten Sie bei Ihrer Entscheidung auch auf das Zinsniveau Zum Beispiel ist<br />

es im Zinstief nicht sinnvoll sich über viele Jahre festzulegen<br />

Außerdem bieten die Banken Sparpläne mit variablem Zins an Das rechnet sich<br />

vor allem dann, wenn die Zinsen steigen Der variable Zinssatz, den Sie als Kunde<br />

von Ihrem Kreditinstitut erhalten, orientiert sich an den realen <strong>Geld</strong>marktsätzen, zu<br />

denen sich die Banken untereinander <strong>Geld</strong> leihen Dafür gibt es verschiedene Zinssätze<br />

wie zum Beispiel den europäischen Euribor Immer wieder wird von Verbraucherschützern<br />

bemängelt, dass auf den Bankangeboten kein exakter Vergleichszins<br />

angeben ist Die Kunden können nicht nachvollziehen, wann die Zinsen nach oben<br />

und wann nach unten angepasst werden Wobei auffällt, dass die Anpassung nach<br />

unter schneller erfolgt, als umgekehrt Diese Tatsache war schon oft Grund, um sich<br />

mit der Bank vor Gericht zu streiten<br />

Dennoch, die Idee ist gut: Sie können mit einer variablen Zinsvereinbarungen von<br />

den Schwankungen auf dem <strong>Geld</strong>markt profitieren<br />

Sparpläne können in der Regel gekündigt werden Die Fristen dafür variieren zwischen<br />

drei und sechs Monaten Ratsam ist das jedoch nicht, weil Sie dann meist<br />

auf die Prämien- oder Bonuszahlungen verzichten müssen Genaues Nachrechnen<br />

bewart hier vor blinden Verlusten<br />

Tipp:<br />

<strong>Geld</strong>marktnahe Sparkonten können dann eine Alternative zum Festgeldkonto<br />

sein, wenn die Zinsen steigen und Sie mehr als ein Jahr auf Ihr <strong>Geld</strong> verzichten<br />

können Ansonsten sind Sie mit Festgeld besser bedient, denn die Zinsdifferenz<br />

zwischen den beiden Anlageformen ist nicht sehr hoch Erkundigen Sie<br />

sich auch nach Verlusten bei vorzeitiger Kündigung<br />

Trotz Bonus oft eine miserable Rendite:<br />

Ratensparen und Sparpläne<br />

Auf den ersten Blick scheint es sehr verlockend Wer auf ein bestimmtes Ziel hin<br />

sparen will, dem empfehlen die Kreditinstitute das Ratensparen Dabei wird monatlich<br />

ein festgelegter Betrag, zum Beispiel 50 Euro, vom Girokonto auf ein Sparkonto<br />

überwiesen Sie merken fast nichts und Ihr <strong>Geld</strong> wird dennoch kontinuierlich mehr<br />

Um den Anreiz zu erhöhen gibt es einige Varianten Die Zinsen werden entweder<br />

nach der Höhe der angesparten Summe gestaffelt oder setzen sich aus Festzins<br />

249


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

und einer Bonus- und/oder Prämienzahlung zusammen Doch nicht immer wird der<br />

Bonus oder die Prämie bei Fälligkeit, also am Ende der vereinbarten Laufzeit, auf die<br />

gesamte Sparsumme aufgeschlagen und mit ausgezahlt Die einzelnen Regelungen<br />

sind mitunter sehr verwirrend<br />

Einige <strong>Geld</strong>häuser zahlen die Bonuszinsen jährlich aus Manchmal können Sie auch<br />

Beträge bis zu einem vereinbarten Mindestguthaben vom Konto abheben, ohne dass<br />

der Bonus verloren geht Die Laufzeiten solcher Ratensparverträge reichen von einem<br />

Jahr bis in alle Ewigkeit Leider wird die Vergleichbarkeit der Sparpläne untereinander<br />

immer schwieriger Die Vielfalt der Konditionen bei der Grundverzinsung, der<br />

Laufzeit und bei den Bonusvarianten macht es den Sparern fast unmöglich, die Rendite<br />

selbst auszurechnen Bestenfalls können die Endergebnisse der verschiedenen<br />

Angebote verglichen werden Das geht allerdings nur unter der Voraussetzung, dass<br />

Anzahl und Höhe der Raten, sowie Sparplanbeginn und -ende genau übereinstimmen<br />

Bei Sparplänen mit Staffelzins werden die Zinsen meistens laufzeitabhängig gezahlt<br />

In den ersten Jahren liegen die Zinsen nur etwas höher als auf dem Sparbuch Dann<br />

steigen sie Jahr für Jahr ein wenig an Je länger man in den Sparplan einzahlt, desto<br />

höher wird die so genannte Grundverzinsung Bei den Zinsen heißt es aber genau<br />

nachfragen: Die meisten Banken bieten über die gesamte Laufzeit nur einen variablen<br />

Zinssatz an, der je nach Marktlage oder Vorstandsbeschluss geändert werden kann<br />

Dabei sollten Sie vor allem auf das Kürzel „z Zt “ zurzeit bei der Angabe des Zinssatzes<br />

achten Das bedeutet nämlich nichts anderes, als dass die Zinsen jederzeit<br />

an einen Vergleichszins angepasst werden können Die Banken geben aber keine<br />

Auskunft über den Vergleichszins Sie wissen als Kunde deshalb nicht, ob es sich um<br />

den Spareckzins oder einen Marktzins, wie zum Beispiel den Euribor für Tages- oder<br />

Monatsgeld handelt In einem Fall ging der Streit bis zum Bundesgerichtshof (AZ: XI<br />

ZR 140/03) Der Senat hielt die Zinsanpassungsklausel eines Kombi-Sparplans einer<br />

Sparkasse für rechtswidrig Die Bank dürfe sich nicht das Recht vorbehalten, den<br />

Zinssatz völlig frei und nach eigenem Gutdünken zu verändern, hieß es in dem Urteil<br />

Der Kunde erhielt daraufhin eine Zinsnachzahlung, mit Zins- und Zinseszins<br />

Nur wenn ein konkreter Vergleichszins angegeben wird, haben Sie eine Kontrollmöglichkeit<br />

Zum Beispiel können Sie im Finanzteil Ihrer Tageszeitung nachschlagen,<br />

inwieweit sich der Zinssatz verändert hat, und können so nachvollziehen, ob Ihre<br />

Bank den Vertragszins zeitnah anpasst<br />

Mit einem weiteren BGH-Urteil wurde die so genannte Willkürklausel abgeschafft<br />

In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) vieler Sparkassen schlummerte<br />

ein langes Ärgernis der Kunden Die Klausel erlaubte es den Instituten, Zinsen und<br />

Gebühren nach eigenem Ermessen zu erhöhen Der Bundesgerichtshof (BGH, Az<br />

XI ZR 55/08; XI ZR 78/08) begründet seine Entscheidung damit, das nicht zu erkennen<br />

ist, was der Kunde für Bankleistungen bezahlen muss Die Klausel benachteilige<br />

250


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

„Sparkassenkunden unangemessen“, wenn Entgelte je nach Aufwand und Marktlage<br />

einseitig von den Sparkassen angepasst werden dürfen, so das Gericht<br />

Tipp:<br />

Enttäuschungen mit einer variablen Zinsvereinbarung können Sie sich nur<br />

durch die Wahl eines Sparplans mit festem Zins über die gesamte Laufzeit ersparen<br />

Diese Zinsgarantie frisst allerdings wieder einen Teil der ohnehin spärlichen<br />

Rendite Wer Sicherheit und hohe Rendite will, sollte sich bei Direktbanken<br />

erkundigen Die Angebote sind häufig besser als bei den Filialbanken<br />

Bei Sparplänen mit variablem Zinssatz besteht das große Risiko, dass die am Ende<br />

ausgezahlte Summe geringer ausfällt, als beim Verkaufsgespräch ursprünglich berechnet<br />

Denn in den Werbeprospekten der Banken wird nur mit fiktiven Annahmen<br />

gerechnet Die Endsummen sehen daher verlockender aus, als sie in Wirklichkeit<br />

am Ende der Laufzeit sind Dieses Themas hat sich auch schon mal ein Ombudsmann<br />

angenommen Er verpflichtete die Deutsche Bank, einem Sparplan-Anleger<br />

860 Euro Zinsen nachzuzahlen Der Kunde wurde mit einem Anfangszins von 5,5<br />

Prozent gelockt Die Bank hatte aber nur den gewöhnlichen Sparzins gezahlt Über<br />

die gesamte Laufzeit musste die Bank dem Kunden die erste Differenz nachrechnen<br />

und auf den Auszahlungsbetrag aufschlagen<br />

251


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Nachgerechnet:<br />

Was ist der Sparplan wirklich wert? Ein Beispiel: Sie haben 15 Jahre lang<br />

monatlich 150 Euro gespart Bank A bot 3,5 Prozent Zinsen Der einprozentige<br />

Bonus und die Zinsen wurden vierteljährlich gutgeschrieben Rendite: 4,06<br />

Prozent Bank B gewährte ebenfalls eine Grundverzinsung von 3,5 Prozent<br />

und eine Bonuszahlung von 100 Prozent am Ende der Laufzeit Rendite: 6,15<br />

Prozent Bank C bot immerhin 6 Prozent Zinsen, aber keinen Bonus Rendite:<br />

6,00 Prozent Bank D zahlte ebenfalls 6 Prozent, Bonuszahlung 15 Prozent<br />

am Ende der Laufzeit Rendite: 7,09 Prozent Das bringt am Ende der Laufzeit<br />

folgende Ergebnisse:<br />

Bank Zins Bonus Bonusauszahlung Rendite Auszahlung<br />

A 3,5% 1 % vierteljährlich 4,06% 37 832 Euro<br />

B 3,5% 100 % nach 15 Jahren 6,15% 44 771 Euro<br />

C 6,0% - nach 15 Jahren 6,00% 44 235 Euro<br />

D 6,0% 15 % nach 15 Jahren 7,09% 48 377 Euro<br />

Ergebnis: Zwischen Spitzenreiter und Schlusslicht liegt eine ansehnliche Differenz:<br />

10 554 Euro Sparer, die nicht sorgfältig vergleichen, verzichten auf<br />

sehr viel <strong>Geld</strong><br />

Tipp:<br />

Lassen Sie sich beim Vergleichen von Sparplänen nicht von einer einzigen<br />

Zahl beeindrucken, zum Beispiel von einer hohen Bonuszahlung oder einer<br />

hohen Auszahlungssumme Letztlich ist nur die Rendite beziehungsweise die<br />

voraussichtliche Rendite eine zuverlässige Vergleichsgröße Fragen Sie unbedingt<br />

danach, denn kaum ein Kreditinstitut schreibt die Rendite in seinen<br />

Werbeprospekt<br />

Die Richter des Bundesgerichtshofs haben am 17 2 2004 (BGH: AZ XI ZR 140/03)<br />

ein Grundsatzurteil im Streit um die Verzinsung von Sparplänen gefällt Auch hier<br />

ging es um Willkür Es muss nunmehr ein konkreter Marktzins benannt werden, der<br />

die Grundlage zur Zinsanpassung bildet<br />

Anpassung des Vertrags möglich?<br />

Oft besteht die Möglichkeit, in die monatliche Ratenzahlung eine so genannte „Dynamisierung“<br />

einzubauen Diese bewirkt dann, dass sich die Sparrate automatisch<br />

jedes Jahr um einen bestimmten Prozentsatz erhöht Auf diese Weise können Einkommenssteigerungen<br />

im Sparplan berücksichtigt werden Doch Achtung: Die Dyna-<br />

252


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

misierung ist eine von Anfang an festgelegte Ratensteigerung Bei langen Laufzeiten<br />

kann sich die Rate dadurch stark erhöhen und zu einer sehr hohen monatlichen<br />

Belastung führen Besser ist es, zusätzliche Spargelder, die mit steigendem Einkommen<br />

zur Verfügung stehen, in renditestärkere Anlageformen zu investieren Eine<br />

Möglichkeit bietet zum Beispiel das Investmentsparen<br />

Es kann aber auch passieren, dass Sie die Ratenhöhe verringern möchten, die Dynamisierung<br />

aussetzen oder für einen gewissen Zeitraum die ganz Ratenzahlung<br />

einstellen wollen, zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit oder bei Wegfall des Zweitverdienstes<br />

Einige Kreditinstitute lassen ein Ruhen des Vertrages aber nur dann zu,<br />

wenn wenigstens einmal im Jahr eine Zahlung erfolgt oder die fehlenden Beträge<br />

innerhalb von neun Monaten nachgezahlt werden Achtung: Manche <strong>Geld</strong>häuser<br />

sind sehr streng und unterbinden die Wiederaufnahme der Ratenzahlung nach einer<br />

Unterbrechung von zwei Monaten<br />

Wichtig sind auch die Kündigungsbedingungen Wer vorzeitig über sein <strong>Geld</strong> verfügen<br />

will, muss damit rechnen, dass die gesamte Bonuszahlung verloren geht Das<br />

ist vor allem dann wahrscheinlich, wenn der Bonus am Ende der Laufzeit ausgezahlt<br />

werden soll Viele Kreditinstitute bieten auch Sparpläne mit jährlicher Bonuszahlung<br />

an Das bringt Vorteile: Erstens bleiben Ihnen die vereinbarten Zinsen samt Bonus<br />

erhalten und zweitens ist die jährliche Zahlung auch steuerlich günstiger Zinsen und<br />

Bonus unterliegen nämlich der Zinsabschlagsteuer Beides wird bei den herkömmlichen<br />

Sparplänen am Ende der Laufzeit ausgezahlt Da lohnt es sich, schon vorab zu<br />

berechnen, ob die Freibetragsgrenzen nicht überschritten werden<br />

Sparbriefe: Konkurrenz zum Bundesschatzbrief<br />

Sparbriefe dienen der klassischen mittelfristigen <strong>Geld</strong>anlage Sie wurden von Banken<br />

und Sparkassen vor etwa 40 Jahren geschaffen, um das Spargeld der Kunden bei<br />

den Instituten zu halten und den ungehinderten Abfluss zu den börsengehandelten<br />

festverzinslichen Wertpapieren zu stoppen Am Verkauf der bankeigenen Sparbriefe<br />

verdienen die <strong>Geld</strong>institute mehr als am Handel von verzinslichen Wertpapieren<br />

Jedes Kreditinstitut und auch Direktbanken bietet mittlerweile einen eigenen Sparbrief<br />

an Sie treten damit in Konkurrenz zum Bundesschatzbrief, der vom Staat herausgegeben<br />

wird Bei Sparbriefen handelt es sich meist um so genannte „aufgezinste“ Papiere,<br />

die von den <strong>Geld</strong>häusern gebührenfrei verkauft und verwaltet werden Das gilt<br />

natürlich nur dann, wenn Sie sich für das hauseigene Produkt entscheiden Sparbriefe<br />

haben meist einen Mindestanlagebetrag, zum Beispiel von 2 500 Euro Sie können<br />

in einigen Fällen auch aufgestockt werden Die Laufzeiten liegen meistens zwischen<br />

ein und sechs Jahren Für die Anlagedauer wird ein fester Zinssatz gezahlt Die Zinsen<br />

werden entweder jährlich zum 31 12 ausgeschüttet oder thesauriert dass heißt,<br />

dem Sparkapital zugeschlagen und mit dem bis dahin angesammelten Kapital verzinst<br />

Vorteil: Beim Kauf eines Sparbriefes wissen Sie schon bei Vertragsabschluss<br />

genau, wann Ihnen welche Summe nebst Zinsen und Zinseszinsen ausgezahlt wird<br />

Nachteil: Sparbriefe können vor Ablauf des Anlagezeitraums in der Regel nicht an<br />

253


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

die Bank zurückgegeben werden Ihr <strong>Geld</strong> liegt also wirklich fest Allerdings kann<br />

man Sparbriefe beleihen, wenn Sie das angelegte <strong>Geld</strong> dringend brauchen Das ist<br />

zwar finanziell nachteilig, aber immerhin ermöglicht es Ihnen in einer unerwarteten<br />

Notsituation, Liquidität zu schaffen<br />

Bei der Zinszahlung gibt es einige Varianten Mal werden sie jährlich ausgezahlt, mal<br />

wieder angelegt und mitverzinst Üblich sind gleich bleibend hohe Zinszahlungen<br />

für jedes Jahr Es gibt aber auch Sparbriefe, bei denen die Zinsen jedes Jahr nach<br />

einem festen Plan ansteigen Damit sind sie eine Konkurrenz zu den staatlichen<br />

Bundesschatzbriefen Die haben ebenfalls einen steigenden Zinsplan Wer einen abgezinsten<br />

Sparbrief kauft, zahlt den um die Zinsen verminderten Kaufpreis<br />

Beispiel: Für einen Sparbrief über 1 000 Euro zahlen Sie 950,24 Euro Am Ende<br />

der Laufzeit bekommen Sie 1 000 Euro ausgezahlt Die Differenz von 49,76 Euro<br />

sind Ihre Zinsen, die einem Zinssatz von 5 Prozent entsprechen<br />

Wer einen einfachen Sparbrief kauft, zahlt den normalen Kaufpreis und bekommt die<br />

Zinsen obendrauf<br />

Beispiel: Für einen Sparbrief über 1 000 Euro zahlen Sie 1 000 Euro Am Ende der<br />

Laufzeit bekommen Sie 1 050 Euro ausgezahlt Die Differenz von 50 Euro sind Ihre<br />

Zinsen, die einem Zinssatz von 5 Prozent entsprechen<br />

Auch bei Sparbriefen werden Steuern auf Zinserträge fällig Die Zinsen werden dem<br />

Einkommen hinzugerechnet und im Rahmen der Einkommensteuer versteuert, wenn<br />

der Sparerfreibetrag bereits ausgeschöpft sein sollte Ist das nicht der Fall, bleiben<br />

die Zinsen steuerfrei<br />

Tipp:<br />

Bei der Entscheidung über eine längerfristige <strong>Geld</strong>anlage in Sparbriefen sollten<br />

Sie zum Vergleich in jedem Fall die Angebote des Bundes einholen Außerdem<br />

ist der allgemeine Zinstrend zu berücksichtigen Als Faustregel gilt:<br />

Bewegen sich die Zinsen auf hohem Niveau, sollten Sie längere Anlagezeiträume<br />

mit einer festen Zinsvereinbarung wählen Bewegen sich die Zinsen auf<br />

niedrigem Niveau, ist eher eine kurze bis mittlere Laufzeit zu empfehlen<br />

Bausparkonten sind wieder im Kommen<br />

Auch die längste Niedrigzinsphase geht einmal zu Ende Ein Segen für die Bausparkassen<br />

Denn wer vielleicht erst in sieben Jahren ein Darlehen aufnehmen will, muss<br />

damit rechnen, dass die Zinsen deutlich höher liegen als heute Mit einem Bausparvertrag<br />

sichern Sie sich einen niedrigen Zinssatz für Ihr Baugeld, aber nur wenn Sie<br />

sich an die „Spielregeln“ halten<br />

254


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Bausparverträge sind nicht für die reine <strong>Geld</strong>anlage gedacht Der Grund: Die Guthabenzinsen<br />

sind niedrig und liegen kaum höher als auf den Sparkonten mit dreimonatiger<br />

Kündigungsfrist Bausparverträge sind deshalb nur dann sinnvoll, wenn Sie<br />

einmal bauen, kaufen, modernisieren oder renovieren wollen Zwar gibt es auch<br />

Bauspartarife mit hohen Zinssätzen während der Ansparphase, im Gegenzug müssen<br />

Sie dafür aber hohe Darlehenszinsen hinnehmen Beide hohe Zinsen während<br />

der Sparphase und niedrige Darlehenszinsen während der Darlehenslaufzeit gibt es<br />

nicht<br />

Die Zinssätze innerhalb der Bauspargemeinschaft sind völlig unabhängig vom allgemeinen<br />

Zinsniveau und auf einen konstant niedrigen Satz fixiert So zahlen Bausparkassen<br />

für Ihr Guthaben in der Regel 1 bzw 2 Prozent, verlangen umgekehrt für ein<br />

Darlehen aber auch nur 4 bzw 4,5 Prozent Der Bausparvertrag berechtigt Sie, als<br />

Bausparer nämlich zur Inanspruchnahme eines Baudarlehens zu einem Zinssatz,<br />

der nur zwei Prozent über Ihrem Guthabenzins liegt Beziehen Sie die Darlehensgebühr<br />

von üblicherweise drei Prozent mit in die Rechnung ein, ergeben sich effektive<br />

Jahreszinsen von etwa einem Prozentpunkt mehr<br />

Neben Vorteilen gibt es dabei auch handfeste Nachteile, zum Beispiel die hohe Tilgungsrate<br />

von mindestens vier Prozent Deshalb: Wer von diesem Angebot profitieren<br />

will, muss Bescheid wissen<br />

Pro und Contra Bausparen<br />

Im Kern handelt es sich um eine denkbar einfache Idee: Bausparbeiträge, die im Laufe<br />

der Jahre an die Bausparkasse gezahlt worden sind, werden einem individuellen<br />

Bausparkonto gutgeschrieben und (niedrig) verzinst Das <strong>Geld</strong> fließt in einen großen<br />

Topf, in die „Zuteilungsmasse “<br />

Die Grundidee der Bausparkasse ist, dass ein Teil der Kunden spart, um später zu<br />

bauen In dieser Zeit überlässt er denen, die schon bauen, die angesparten Beträge<br />

als Darlehen Man spricht auch von kollektivem Zwecksparen Ein Darlehen erhält<br />

nur, wer vorher zu den Gesamtersparnissen beigetragen hat und später das Darlehen<br />

zum Erwerb oder zur Renovierung von Wohneigentum nutzt Nach Ansparen<br />

eines Mindestguthabens und nach Ablauf einer bestimmten Wartezeit nimmt der<br />

Bausparvertrag am so genannten Zuteilungsverfahren teil Dabei wird ermittelt, zu<br />

welchem Zeitpunkt die Bausparsumme ausbezahlt werden kann<br />

Das relativ preiswerte Bauspardarlehen ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn der<br />

Haus- oder Wohnungskäufer eine ansehnliche Summe vorgespart hat Eine hundertprozentige<br />

Finanzierung durch die Bausparkasse würde zu teuer, da für die eigenen<br />

Ersparnisse von der Bausparkasse nur niedrige Guthabenzinsen bezahlt werden,<br />

aber die gesamte Bausparsumme zu normalen Marktkonditionen vorfinanziert werden<br />

müsste In diesem Fall wäre der normale Bankkredit preiswerter Auch liegt die<br />

Mindesttilgung mit vier Prozent vergleichsweise hoch, sodass die monatliche Belastung<br />

nicht zu verkraften wäre<br />

255


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Mit spitzem Stift rechnen<br />

Wer konkret plant, ein Haus oder eine Eigentumswohnung mit Kredit zu finanzieren,<br />

sollte den Spezialratgeber „Mein Haus“ von WISO zu Rate ziehen Er enthält zahlreiche<br />

Tipps und Tricks für den Immobilienerwerb Wegen der hohen Summen und<br />

langen Laufzeiten bei Immobilienfinanzierungen kann ein Finanzierungsfehler sich<br />

im Laufe der Jahre zu einer sehr hohen Summe addieren, die buchstäblich zum<br />

Fenster hinaus geworfen wird<br />

Die Bausparsumme, die zur Finanzierung einer Immobilie verwendet werden kann,<br />

besteht einerseits aus dem bisher angesparten Guthaben und andererseits aus dem<br />

Bauspardarlehen Normalerweise müssen 40 oder 50 Prozent der Bausparsumme<br />

angespart sein, bevor es zur Zuteilung kommt Jetzt werden die Vorteile dieser Finanzierungsform<br />

erkennbar: Das Guthaben wird zwar nur niedrig verzinst, dafür liegen<br />

auf der anderen Seite die Schuldzinsen, die die Bausparkassen für das Bauspardarlehen<br />

berechnen, recht günstig<br />

Kunden profitieren bei Bausparverträgen davon, dass sie bei Zuteilung einen im<br />

Marktvergleich sehr günstigen Hypothekenkredit erhalten Der Vorteil des niedrigen<br />

Hypothekenzinses wird aber durch die ebenfalls vergleichsweise niedrigen Guthabenzinsen<br />

während der Ansparphase zumindest teilweise wieder kompensiert Dazu<br />

kommt, dass die meist zweitrangigen Hypotheken eine relativ kurze Laufzeit haben,<br />

so dass die Tilgungsleistungen in dieser Zeit entsprechend hoch sind<br />

Um ein solches zinsgünstiges Hypothekendarlehen zu erhalten, muss der Kunde mit<br />

der Bausparkasse einen Bausparvertrag abschließen Der Vertrag beläuft sich auf<br />

eine bestimmte, vorab festgelegte Bausparsumme, die bis zu einem vereinbarten<br />

Betrag durch eigene Sparleistungen aufgebracht werden muss Der Rest wird von<br />

der Bausparkasse als Darlehen gewährt Hat der Kunde das festgelegte Mindestsparguthaben<br />

erreicht, muss er unter Umständen noch einige Zeit warten, bis sein<br />

Bausparvertrag zugeteilt wird Dies bedeutet, dass es zwischen erbrachter Sparleistung<br />

und Auszahlung noch eine Frist gibt, die die Bausparkasse bestimmt Ist der<br />

Vertrag zuteilungsreif, so zahlt die Bausparkasse die vereinbarte Bausparsumme<br />

aus Der Differenzbetrag zwischen Ansparsumme und Bausparsumme wird als Hypothekenkredit<br />

durch die Bausparkasse vergeben Die nach einem vereinbarten Ansparplan<br />

eingezahlten Sparguthaben fließen in einen so genannten Zuteilungsfonds<br />

Aus diesem Fonds werden sowohl die Sparguthaben als auch die Hypothekendarlehen<br />

an die Kunden ausgezahlt<br />

Weitere Informationen zum Thema Bausparen finden Sie im Kapitel “Mehr <strong>Geld</strong> vom<br />

Staat “<br />

Sparen auf dem Schuldbuchkonto<br />

Das man auf Konten sparen kann, ist klar Aber wie funktioniert das, wenn man im<br />

Schuldenbuch eingetragen wird und auf einem Schuldbuchkonto sparen soll? Klingt<br />

wie verkehrte Welt, aber es handelt sich um ein besonders angenehmes Konto<br />

256


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Denn es führt der Staat für Sie, und zwar kostenfrei Die Rede ist vom Schuldbuch<br />

der Bundesregierung Darin dokumentiert der Staat seine Gläubiger, trägt also die<br />

Bürger ein, die ihm <strong>Geld</strong> leihen Als Gegenleistung zahlt der Staat Zinsen Das tut<br />

er auf unterschiedliche Weise Zum Beispiel in dem er Bundesschatzbriefe, Finanzierungsschätze<br />

und Bundesobligationen ausgibt Damit möglichst viele Bürger dem<br />

Staat <strong>Geld</strong> leihen, ermöglicht er ihnen, die Bundespapiere kostenfrei zu verwahren<br />

und zu verwalten<br />

Dazu müssen Sie einen Kontoeröffnungsantrag bei der Bundesschuldenverwaltung<br />

stellen und die Unterschrift von Ihrem Kreditinstitut bestätigen lassen Nach Eingang<br />

Ihres Antrags erhalten Sie eine Schuldbuchkontonummer zugeteilt, womit Ihr Konto<br />

bereits eröffnet ist und Sie die ersten Werte eintragen lassen können<br />

Auch Internet-Banking ist möglich Lassen Sie sich unter www.deutsche-finanzagentur.de<br />

oder www.bwpv.de freischalten und greifen Sie online Ihr Konto zu, um<br />

bestimmte Aufträge zu erteilen sowie Ihren Kontostand, Zins- und Fälligkeitsübersichten,<br />

Freistellungsdaten und zahlreiche weitere Informationen zu Ihrem Schuldbuchkonto<br />

abzurufen<br />

Tipp:<br />

Über das Schuldbuchkonto können Sie jederzeit Aufträge zur Änderung der<br />

Kontodaten wie Freibetrag, Bankverbindung, Anschrift, Vollmacht erteilen Alle<br />

eingetragenen Papiere auf Ihrem Schuldbuchkonto lassen sich außerdem verpfänden<br />

Damit können Sie zum Beispiel einen Kredit besichern oder eine<br />

Mietkaution hinterlegen<br />

Interessant für viele Sparer ist auch das seit Mitte 2009 angebotene Tagesgeldkonto<br />

bei der Finanzagentur des Bundes Dazu mehr weiter unten<br />

Der <strong>Service</strong> bei der – wie es früher offiziell hieß - Bundeswertpapierverwaltung gilt<br />

als etwas schlichter als bei einem Kreditinstitut Jeder Auftrag muss schriftlich eingereicht<br />

werden und die Bearbeitung kann bis zu zwei Wochen dauern Ihrer Bank<br />

fallen sicher noch ein paar andere Argumente ein, um Ihnen ein Hausdepot schmackhaft<br />

zu machen Schließlich kassiert sie zum Teil deftige Entgelte dafür Zum Beispiel<br />

kommt es immer wieder vor, dass ein Bankberater die Bundeswertpapierverwaltung<br />

als Behörde des Finanzministers bezeichnet, die sich über Umwege einen Zugang<br />

zu Ihren Daten verschaffen will Dies ist natürlich nicht wahr, denn die Bundeswertpapierverwaltung<br />

ist an die gesetzlichen Bestimmungen des Bankgeheimnisses gebunden<br />

- genauso wie jedes andere Kreditinstitut auch Also, wenn Sie sich für die<br />

Bundeswertpapierverwaltung entscheiden, muss jedes Kreditinstitut Ihren Antrag<br />

gebührenfrei weiterleiten! Einen Freistellungsauftrag, um Ihre Zinsen abschlagsfrei<br />

einstreichen zu können, bekommen Sie dann von dort zugeschickt<br />

257


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Das „Depot zum Nulltarif“ können Sie auch auf dem Postweg bei der inzwischen<br />

nach Frankfurt umgezogenen und in Deutsche Finanzagentur umbenannten Bundeswertpapierverwaltung<br />

beantragen:<br />

Bundesrepublik Deutschland - Finanzagentur <strong>GmbH</strong><br />

Lurgiallee 5<br />

D-60295 Frankfurt/Main<br />

Telefon: +49 69 - 25 616 - 0<br />

Telefax: +49 69 - 25 616 - 14 76<br />

E-Mail: info@deutsche-finanzagentur de<br />

www deutsche-finanzagentur de<br />

Hinweis: Inhaber von Schuldbuchkonten können Bundesschatzbriefe, Finanzierungsschätze<br />

und Bundesobligationen der laufenden Ausgabe/Serie im Überweisungs-<br />

oder Lastschriftverfahren direkt bei der Bundeswertpapierverwaltung erwerben<br />

Dieser <strong>Service</strong> kann allerdings erst nach der Eröffnung eines Schuldbuchkontos<br />

genutzt werden Danach können Sie einen Betrag - einmalig oder als Dauerauftrag<br />

- auf das dafür vorgesehene <strong>Geld</strong>konto überweisen Dafür müssen spezielle Überweisungsformulare<br />

verwendet werden Zu finden im Internet oder anzufordern über<br />

die <strong>Service</strong>-Center: (siehe oben)<br />

Tipp:<br />

Wenn Sie Ihre Bundespapiere nachträglich von Ihrem Bankdepot zur Bundesschuldenverwaltung<br />

übertragen lassen wollen, verlangten einige Banken<br />

pro Posten zwischen fünf und zehn Euro Die Verbraucherzentrale NRW hielt<br />

das für unzulässig und zog vor Gericht durch alle Instanzen Mit dem BGH-<br />

Urteil vom 30 November 2004 (AZ: XI ZR 200/03 und XI ZR 49/04) wurde ein<br />

Schlusspunkt hinter einen jahrelangen Streit zwischen Anlegern und Banken<br />

gesetzt Die Übertragung von Wertpapieren in ein anderes Depot darf keine<br />

Kosten verursachen Die Bank ist gesetzlich verpflichtet, die Wertpapiere herauszugeben,<br />

wenn der Kunde es will, und zwar für ihn unentgeltlich Haben<br />

Sie für die Depotübertragung ein Entgelt bezahlt, können Sie die zu Unrecht<br />

erhobenen <strong>Geld</strong>er von Ihrem Kreditinstitut zurückverlangen<br />

Finanzierungsschätze des Bundes<br />

Die Finanzierungsschätze des Bundes sind für die kurzfristige <strong>Geld</strong>anlage gedacht<br />

Sie werden zu Laufzeiten von einem oder zwei Jahren angeboten und sind ebenso<br />

sicher wie die Bundesschatzbriefe, mit Laufzeiten bis zu sieben Jahren Vorteil: Zinsen<br />

und Renditen liegen schon bei Vertragsabschluss fest Bei Finanzierungsschätzen<br />

handelt es sich um „abgezinste“ Wertpapiere Das heißt, Zinsen und Zinseszinsen<br />

werden vom Nennwert abgezogen Nur dieser Betrag muss beim Erwerb gezahlt<br />

258


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

werden Die Auszahlung des vollen Nennwerts erfolgt am Ende der Laufzeit Die<br />

Mindestanlage (Nennwert) beträgt 500 Euro Sie können natürlich auch mehr <strong>Geld</strong><br />

anlegen, die Summe muss jedoch durch 500 Euro teilbar sein und darf 2 500 Euro<br />

pro Person und Geschäftstag nicht überschreiten Der Bundesfinanzminister gibt jeden<br />

Monat neue Finanzierungsschätze heraus Bei Kauf und Einlösung der Papiere<br />

fallen keine Gebühren oder Spesen an Die aktuellen Konditionen können Sie unter<br />

www.deutsche-Finanzagentur.de nachlesen<br />

Tipp:<br />

Achten Sie bei der <strong>Geld</strong>anlage in Finanzierungsschätze darauf, dass Ihr Sparziel<br />

mit der gewählten Laufzeit übereinstimmt Denn Finanzierungsschätze<br />

des Bundes können nicht vorzeitig an den Staat zurückgegeben werden<br />

Bundesschatzbriefe: Immer eine sichere Sache<br />

Im Prinzip sind die „Schätzchen“, wie sie liebevoll genannt werden, mit den Sparbriefen<br />

der Kreditinstitute vergleichbar Der Staat bietet in der Regel etwas höhere<br />

Zinsen und die Papiere sind schon ab 50 Euro zu haben Die <strong>Geld</strong>anlage über einen<br />

Zeitraum von sechs oder sieben Jahren ist völlig risikofrei Sie können zwischen zwei<br />

Anlageformen wählen: Typ A sind Wertpapiere mit laufender Zinsauszahlung, Typ<br />

B mit Zinsanpassung Während Ihnen beim Typ A die Zinsen jährlich nachträglich<br />

gutgeschrieben werden, erhalten Sie beim Typ B die auf den eingezahlten Nennwert<br />

angefallenen Zinsen und Zinseszinsen auf einen Schlag gemeinsam mit dem Anlagebetrag<br />

bei Fälligkeit ausgezahlt Mit dem Kauf und der Rückgabe von Bundesschatzbriefen<br />

müssen Sie eine Bank, eine Sparkasse oder eine Landeszentralbank<br />

beauftragen Das kostet Sie aber keinen Pfennig, denn die Kreditinstitute holen sich<br />

rund ein Prozent des Nennwerts vom Staat als Provision zurück<br />

Für Sie ist der Kauf und Verkauf von Bundesschatzbriefen also spesen- und gebührenfrei<br />

Das gilt ebenso die Verwaltung und Aufbewahrung - vorausgesetzt Sie<br />

beauftragen Ihr Kreditinstitut damit, Ihre Papiere bei der Bundesschuldenverwaltung<br />

zu deponieren Ein Preisvergleich mit den Depotgebühren Ihres Kreditinstituts lohnt<br />

sich also in jedem Fall Denn bei der Bank würde eine <strong>Geld</strong>anlage von 12 500 Euro<br />

in Bundesschatzbriefen Typ A jährlich 0,15 Prozent oder rund 20 Euro kosten Nach<br />

einer Laufzeit von 6 Jahren hieße das, 120 Euro haben oder nicht haben Bei einigen<br />

Banken gibt es auch kostenlose Wertpapierdepots, wie bei z B bei der Spardabank<br />

oder der Direktbank ING DiBA<br />

Die aktuellen Konditionen finden Sie unter Deutsche Finanzagentur, www deutschefinanzagentur<br />

de oder www bundesbank de<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Welcher Typ passt zu Ihnen: A oder B?<br />

Beide Typen sind mit einem progressiv gestaffelten Zinssatz ausgestattet Dabei<br />

gilt: Je länger die Laufzeit, desto höher auch die Zinsen Die minimalen<br />

Renditeunterschiede sollten bei der Wahl der Variante keine entscheidende<br />

Rolle spielen Wichtig ist vielmehr, welche Zinszahlung für Sie unter steuerlichen<br />

Überlegungen die günstigere ist Wer seine Zinserträge einige Jahre<br />

aufschieben will, wählt Typ B, wer die jährliche Auszahlung wünscht, wählt<br />

Typ A<br />

Bundesschatzbriefe können bei Bedarf schon nach dem ersten Laufzeitjahr täglich<br />

wieder zu Bargeld gemacht werden: Bis 5 000 Euro, je Gläubiger innerhalb von 30<br />

Tagen, zu 100 Prozent plus Zinsen Damit ist die Verfügbarkeit besser als bei den<br />

vergleichbaren Sparbriefen der Banken Nachteil: Wer früher aussteigt, profitiert nicht<br />

in vollem Maße vom Staffelzins und nicht von der ausgewiesenen Rendite, die am<br />

Ende der Laufzeit hätte erzielt werden können Deshalb: Wenn irgend möglich, bis<br />

zum Ende durchhalten!<br />

Tipp:<br />

Wenn Ihnen 5 000 Euro zu wenig sind, oder Sie mehr Flexibilität brauchen,<br />

verteilen Sie Ihre Anlagesumme auf mehrere Familienmitglieder Denn jeder<br />

einzelne kann jeweils die Höchstgrenze von 5 000 Euro innerhalb von 30 Zinstagen<br />

an den Bund zurückgeben Unabhängig vom Marktzins erhalten Sie immer<br />

100 Prozent zurück - eine perfekte Absicherung gegen steigende Zinsen<br />

und damit einhergehend fallende Anleihekurse Damit sind Sie mit Bundesschatzbriefen<br />

flexibler als mit Sparbriefen der Bank<br />

Fazit: Die <strong>Geld</strong>anlage in Bundesfinanzierungsschätze und Bundesschatzbriefe ist<br />

völlig risikofrei, denn die Papiere werden nicht an der Börse gehandelt und unterliegen<br />

somit auch keinen Kursschwankungen Der Staat bietet als Kaufanreiz lukrative<br />

Zinsen Die Gründe dafür sind einfach nachzuvollziehen Der Bund braucht für<br />

größere Aufgaben zusätzliche finanzielle Mittel, die er allein über Steuereinnahmen<br />

nicht aufbringen kann Deshalb leiht er sich über die Ausgabe von festverzinslichen<br />

Wertpapieren zusätzliches <strong>Geld</strong> vom Bürger Für die Bundesregierung im Vergleich<br />

zur Kreditaufnahme eine preiswerte Alternative<br />

260


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tagesanleihe – eine neue Möglichkeit, <strong>Geld</strong><br />

kurzfristig und sicher anzulegen<br />

Hierbei handelt es sich um eine jederzeit kündbare Einlagen privater Kunden bei der<br />

Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland Private Sparer können nicht nur bei<br />

einer Geschäftsbank Tagesgeldkonten einrichten sondern auch beim Bund Tagesanleihen<br />

zeichnen und so von den dafür gezahlten Zinsen profitieren Das <strong>Geld</strong> steht<br />

also bei Bedarf rasch zur wieder zur Verfügung<br />

Seit Juli 2008 bietet der Bund über seine Finanzagentur neben Bundesanleihen und<br />

Bundesschatzbriefen auch die Möglichkeit Spargelder sicher, flexibel und dennoch<br />

ertragreich zu parken Mit der „Tagesanleihe“ macht er nicht nur dem Sparbuch sondern<br />

auch dem Tagesgeld, den Festgeldkonten oder <strong>Geld</strong>marktfonds der Banken<br />

Konkurrenz Die Banken locken für ihr Tagesgeld zwar oft mit hohen Zinsen Doch<br />

bei näherer Prüfung der Angebote entdeckt man meist einschränkende Konditionen<br />

Die hohen Zinsen werden oft nur Neukunden angeboten, sind auf bestimmte Summen<br />

beschränkt oder gelten nur für eine begrenzte Zeit<br />

Die Verzinsung der Tagesanleihe des Bundes richtet sich nach dem so genannten<br />

Eonia-Zins, den die Banken in Rechnung stellen, wenn sie sich untereinander tageweise<br />

<strong>Geld</strong> leihen Der Eonia liegt seinerseits nahe beim Leitzins der Europäischen<br />

Zentralbank Wichtig für Anleger ist, dass sich mit einer Tagesanleihe ein etwas höherer<br />

Zins erzielen lässt als mit <strong>Geld</strong>marktfonds Überdies werden bei <strong>Geld</strong>marktfonds<br />

Gebühren verlangt, die es bei den Tagesanleihen des Bundes nicht gibt Aber auch<br />

der Staat profitiert, weil die so hereingenommenen <strong>Geld</strong>er für den Fiskus günstiger<br />

sind als eine <strong>Geld</strong>beschaffung über die Banken<br />

Da der Bund als Schuldner hinter den Tagesanleihen steht, sind sie eben so sicher<br />

wie Bundesanleihen Die tagesaktuellen Zinsen werden täglich in den Kurs eingerechnet<br />

und verzinsen sich dadurch gleich mit (Zinseszinseffekt) Das steigert die<br />

Rendite und bietet damit einen Vorteil gegenüber herkömmlichen Tagesgeldkonten,<br />

die ihre Zinsen in der Regel vierteljährlich zahlen Als Einlage ist jeder Betrag zwischen<br />

50 und 250 000 Euro möglich<br />

Um Tagesgeldanleihen zu zeichnen, müssen interessierte Anleger ein Konto bei der<br />

Finanzagentur einrichten Es ist gebührenfrei und kann auch mit Schatzbriefen und<br />

anderen Bundeswertpapieren gefüllt werden Das Schuldbuchkonto lässt sich vom<br />

heimischen PC aus in wenigen Schritten und eröffnen Anmelden können sich Sparer<br />

ganz einfach per Internet (www tagesanleihe de) Dort findet sich auch ein ausdruckbares<br />

Formular, mit dem der Anleger seine Identität nachweist und das per Brief<br />

zurück an die Agentur geschickt werden muss Verwalten kann der Sparer sein Konto<br />

ebenfalls über das Internet (www deutsche-finanzagentur de) Orders können aber<br />

auch am Telefon oder schriftlich erteilt werden Ähnlich wie der Kauf ist bei plötzlichem<br />

<strong>Geld</strong>bedarf ein Verkauf von Anteilen jederzeit kurzfristig möglich<br />

261


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Aktuelle Information über die Konditionen, Kauf, Kontoeinrichtung bei:<br />

Bundesrepublik Deutschland - Finanzagentur <strong>GmbH</strong><br />

Lurgiallee 5<br />

D-60295 Frankfurt/Main<br />

Telefon: +49 69 - 25 616 - 0<br />

Telefax: +49 69 - 25 616 - 14 76<br />

E-Mail: info@deutsche-finanzagentur.de<br />

262


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Investmentsparen – der<br />

einfache und sichere Weg zum<br />

Vermögen?<br />

<strong>Geld</strong>anlage in Fonds: Wie Sie die besten<br />

Manager für Ihr <strong>Geld</strong> finden - oder selbst<br />

dazu werden!<br />

Es gibt viele gute Gründe, sein <strong>Geld</strong> mit anderen zusammen<br />

in einen großen Topf zu legen: Nicht jeder Sparer hat die Zeit,<br />

sich regelmäßig um seine <strong>Geld</strong>anlagen zu kümmern Andere<br />

Anleger haben die Sorge, dass ihre Kenntnisse für ein erfolgreiches,<br />

eigenständiges Engagement an den Finanzmärkten<br />

noch nicht ausreichen Wenn Sie zu einer dieser Gruppen<br />

gehören, könnte Fondssparen die richtige Lösung für Sie sein<br />

Allerdings sind viele Sparer unsicher geworden durch die Erfahrungen der vergangenen<br />

Jahre Kein Wunder, Gründe dafür gibt es genug Da sind der lang andauernde<br />

Börsencrash in den Jahren 2000 und folgende zu nennen und vor allem die extremen<br />

Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten im Zuge der Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise seit dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehmann Brothers<br />

am 15 September 2008<br />

Aber die Geschichte der Börse seit über vierhundert Jahren lehrt: Nach jedem Crash<br />

geht es auch immer wieder aufwärts – und wer an einem Tiefpunkt einsteigt, kann<br />

mit einen überdurchschnittlich hohen Lohn für seinen Mut rechnen Doch eine Lehre<br />

muss auf jeden Fall aus den bitteren Erfahrungen mit zwei Crashs innerhalb eines<br />

Jahrzehnt gezogen werden: Die Angebote von Banken, Fonds und anderen Finanzdienstleistern<br />

müssen noch sorgfältiger geprüft werden Denn nicht alle beraten in<br />

erster Linie im Interesse des Kunden, sondern haben vor allem den eigenen Profit im<br />

Blick Und was gut ist für die Bank ist noch lange nicht gut für den Anleger<br />

Dies immer im Hinterkopf gibt es dennoch gute Gründe dafür, beim Vermögensaufbau<br />

und der Schaffung eines ausreichenden finanziellen Polsters für den dritten Le-<br />

263


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

bensabschnitt, für einen angemessenen Teil der Spargelder Anteile an Investmentfonds<br />

zu erwerben<br />

Denn: Der Erwerb von Anteilen an Investmentfonds bietet sich an, wenn Sie sich an<br />

der Börse nicht auskennen, die Chancen einzelner Aktien nicht beurteilen können<br />

oder einfach keine Zeit für eine regelmäßige Beobachtung des Börsengeschehens<br />

haben, aber trotzdem von dem im Vergleich zu anderen Anlageformen im langjährigen<br />

Durchschnitt überproportionalen Wertzuwachs bei Aktien profitieren wollen oder<br />

sich im Verein mit anderen an Immobilien, Anleihen und sonstigen Vermögenswerten<br />

beteiligen möchten Dann kümmern sich Fondsmanager für Sie um die Suche<br />

nach den ertragreichsten Wertpapieren in Deutschland, in Europa oder rund um den<br />

Globus Die Wertzuwächse, die von einzelnen Fonds in den vergangenen Jahren<br />

erzielt wurden, lagen oft weit über den Ergebnissen, die Aktiensparer mit ihren selbst<br />

zusammengestellten Depots erzielten Aber nicht alle Fondsmanager bringen eine<br />

solche Leistung<br />

Allerdings haben auch die Manager von Investmentfonds den Erfolg nicht gepachtet<br />

Das haben die Jahre seit der Jahrtausendwende gezeigt Ein Investmentfonds, der<br />

in einem Jahr glänzend abgeschnitten hat, kann schon im folgenden Jahr zu den<br />

Verlierern gehören Deshalb gilt auch für Investmentfondssparer, dass sie die richtige<br />

<strong>Geld</strong>anlage nicht dem Zufall überlassen dürfen:<br />

� Sie müssen wissen, in welchen Fondstyp sie investieren<br />

� Sie müssen sich entscheiden, wie Sie ihr <strong>Geld</strong> sinnvoll aufteilen<br />

� Sie müssen sich ein Urteil über die Qualität des Managements bilden – zum<br />

Beispiel indem Sie sich ansehen, was in den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen<br />

in Anlegermagazinen über deren Anlageerfolge geschrieben wird<br />

oder indem sie einen Blick in den „Fonds-Dauertest“ der Zeitschrift Finanz-<br />

TEST werfen<br />

� Sie müssen überlegen, ob sie gelegentlich oder regelmäßig Fondsanteile<br />

erwerben wollen<br />

� Sie müssen die unterschiedlich hohen Verwaltungskosten berücksichtigen<br />

Dazu finden Sie in diesem Kapitel nützliche Informationen, Hinweise und auch Warnungen,<br />

die es Ihnen erleichtern, die für Sie persönlich richtigen Anlegeentscheidungen<br />

zu treffen<br />

Vermögen bilden durch Fondssparen<br />

Viele Anleger suchen nach einer Möglichkeit, eine sichere <strong>Geld</strong>anlage mit der Chance<br />

auf angemessene Erträge zu verbinden Aber sie wollen sich nicht auf Aktien einlassen<br />

oder wissen nicht, welche Anleihen für sie dauerhaft von Vorteil sind Fondssparen<br />

kann dann der richtige Weg sein Aber auch hier muss die Spreu vom Weizen<br />

getrennt werden Ähnlich wie beim Kauf eines Anzugs besteht die Kunst darin, aus<br />

dem großen Angebot das jeweils passende Produkt heraus zu suchen Denn es gibt<br />

nicht „den“ richtigen Fonds Er muss zu Ihrem Typ, zu Ihren Bedürfnissen, zu Ihrem<br />

264


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Geschmack – und natürlich auch Ihrem Einkommen und den eventuell schon vorhandenen<br />

anderen <strong>Geld</strong>anlagen passen<br />

In einen Fonds investieren viele Anleger So kommen große Fondsvermögen zusammen,<br />

oft von mehreren hundert Millionen Euro und bei einigen sogar deutlich<br />

mehr Dieses Vermögen wird von einer Fondsleitung oder einem Fondsmanager<br />

verwaltet Sie oder er treffen die Anlageentscheidungen und versuchen, aufgrund<br />

verschiedenster Auswahlverfahren in die attraktivsten Einzeltitel zu investieren Kurseinbrüche<br />

an den Aktienmärkten, Terror, Krieg und spektakuläre Pleiten haben in<br />

den vergangenen Jahren allerdings viele Sparer verunsichert Aber wer nicht nur<br />

den nächsten Autokauf finanzieren oder <strong>Geld</strong> nur „parken“ will, sollte sich nicht allein<br />

von aktuellen Trends und Ereignissen beeinflussen lassen sondern langfristig denken<br />

Und die vergangenen Jahrzehnte zeigen: Es gab mehr gute als schlechte Aktienjahre<br />

Das belegen historische Rendite-Vergleiche Anlagezeiträume über jeweils<br />

20 Jahre zeigen nämlich: „Die Aktienrendite schlägt die Rentenrendite!“ Mit anderen<br />

Worten: Anleihen sind etwas sicherer, aber auch langweiliger<br />

Auf Dauer immer ein Gewinn<br />

Das ergeben Antworten auf die Frage: Welche Anlageform brachte mir für zehntausend<br />

Mark oder rund 5000 Euro mehr Rendite über verschiedene Anlagezeiträume<br />

von jeweils zwanzig Jahren - die Aktien- oder die Rentenanlage? Hier die Ergebnisse<br />

eines historisches Renditevergleichs „Aktien gegen Renten“, die der renommierte Finanzwissenschaftler<br />

Richard Stehle von der Berliner Humboldt-Universität für WISO<br />

zusammengefasst hat (hier wird noch in Mark gerechnet, da der Euro noch kein<br />

Zahlungsmittel war):<br />

� 1961 bis 1980: Im schlechtesten 20-Jahreszeitraum für deutsche Aktien<br />

seit Kriegsende - lag die Rente mit 26 500 Mark vorn Die Aktie brachte nur<br />

16 400 Mark Das entspricht einer jährlichen nominalen Verzinsung von 2,5<br />

Prozent bei Aktien und rund fünf Prozent bei Renten<br />

� 1973 bis 1992: Ein für Aktien und für Renten durchschnittlicher Zeitraum<br />

von zwanzig Jahren Hier gewannen Aktien mit 60 600 Mark vor Renten<br />

mit 44 400 Mark Das entspricht einer jährlichen nominalen Verzinsung 9,4<br />

Prozent bei Aktien und 7,7 Prozent bei den Rentenpapieren<br />

� 1981 bis 2000: In einem der besten 20-Jahreszeiträume für Aktien - liegt<br />

die Aktienrendite noch klarer vor der Rentenrendite: 199 400 Mark Endkapital<br />

bei Aktien stehen 42 500 Mark Endkapital bei Renten gegenüber Das<br />

entspricht einer jährlichen nominalen Verzinsung von 16,1 Prozent bei Aktien<br />

und rund 7,5 Prozent bei der Rentenanlage Selbst bei einem Verlust von 50<br />

Prozent bei Aktien als Folge der Kursstürze nach 2000 liegen Aktien immer<br />

noch deutlich vor Rentenpapieren<br />

Die Phasen der Börsenbaisse nach dem Frühjahr 2000 und nach dem Sommer 2007<br />

haben natürlich an den Aktienrenditen gezehrt Doch die gute Performance hat das<br />

265


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

nicht verhagelt Das zeigt der Verlauf des DAX, des wichtigsten deutschen Aktienindexes,<br />

mit seinen 30 Aktienschwergewichten Am 1 Juli 1988 wurde der DAX erstmals<br />

an der Frankfurter Wertpapierbörse notiert und begann mit rund 1 350 Punkten<br />

Mitte September 2009, also 21 Jahre später, lag der Index bei rund 5 500 Punkten<br />

(Siehe auch die Grafik im folgenden Kapitel) Das ist ein Zugewinn von deutlich über<br />

300 Prozent – eine stattliche Wertsteigerung für den, der damals <strong>Geld</strong> in den DAX<br />

investierte und auf Kursgewinne setzte Das zeigt auch, dass die Börsenbooms von<br />

1998 bis 2000 und in den Jahren nach 2006 außergewöhnlich und zeitlich begrenzte<br />

Ausschläge nach oben waren Die Kursfeuerwerke dieser Jahre beginnen bereits,<br />

historisch zu werden Zur Erinnerung: Auch nach 2005 flaute das Fieber der Anleger<br />

mit den übersteigerten Erwartungen an das „schnelle <strong>Geld</strong>“ an der Börse nicht ab<br />

Diejenigen, die damals geglaubt hatten, dass wieder Normalität Einzug halten würde,<br />

mussten sich vier Jahre später korrigieren Im Sommer 2007 und noch einmal<br />

im Winter 2007/2008 schoss der Dax wieder auf den historischen Höchststand von<br />

über 8 100 Punkten Er fiel dann zwar bis zum März 2009 auf fast 3 500 Punkte,<br />

kletterte aber bis zum September 2009 wieder auf 5 500 Punkte Die insgesamt gute<br />

Performance des DAX seit seinem Bestehen im Jahre 1988 wurde also nicht wirklich<br />

getrübt, und das allen Auf’s uns Ab’s an der Börse zum Trotz Auch die Achterbahnfahrt<br />

der Kurse in den vergangenen zehn Jahren zeigt dem langfristig orientierten<br />

Fondsanleger: Es gelten weiter die klassischen Regeln der <strong>Geld</strong>anlage für den Anleger,<br />

und die lauten:<br />

� Der erfolgreiche Anleger hat gesunden Menschenverstand<br />

� Er hat keine übertriebenen Erwartungen<br />

� Er hat Geduld<br />

� Beim Auswahlprozess hält er die vier entscheidenden Beurteilungskriterien<br />

im Auge: Risiko, Rendite, Anlagestruktur und Gebühren<br />

� Sein wichtigstes Sparziel ist die finanzielle Unabhängigkeit im Alter<br />

Jedem Privatanleger sollte der letzte Punkt besonders am Herzen liegen Denn:<br />

Ohne ausreichende private Altersvorsorge werden künftige Generationen nicht über<br />

die Runden kommen Die gesetzliche Rente wird als einzige Einkommensquelle im<br />

Alter bald noch weniger als heute für einen finanziell gesicherten Lebensabend ausreichen<br />

Im Klartext: Nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben werden viele der<br />

Beitragszahler von heute zusätzlich auf private <strong>Geld</strong>quellen angewiesen sein Vor<br />

diesem gesellschaftlichen Hindergrund kommt dem Sparen für das Alter eine entscheidende<br />

Bedeutung zu Das Investmentsparen spielt dabei eine wichtige Rolle<br />

Wie Sie mit Investmentfonds ein Vermögen nach Plan aufbauen, ist das Thema dieses<br />

Kapitels<br />

Unter dem Strich (immer noch) eine Erfolgsstory<br />

Seit 1950 gibt es das Fondssparen in Deutschland Seitdem betätigte sich die Investmentbranche<br />

nach und nach auf allen Anlagemärkten:<br />

266


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Seit 1950 am Aktienmarkt,<br />

1960 am Rentenmarkt,<br />

1969 am Grundstücksmarkt,<br />

1990 am Schuldschein- und Terminmarkt,<br />

1994 am <strong>Geld</strong>markt,<br />

1998 in der Altersvorsorge, bei Dach- und bei Indexfonds,<br />

2002 in der Altersvorsorge mit Riester-Investmentprodukten,<br />

2004 am Markt für Hedgefonds<br />

Es begann 1950 mit dem Fondra, einem Mischfonds der Investmentgesellschaft Cominvest<br />

mit Anlageschwerpunkt in Deutschland für Aktien und Rentenwerte Es gibt<br />

ihn heute noch In den vergangenen dreißig Jahren kann er eine jährliche Durchschnittsrendite<br />

von rund acht Prozent vorweisen Mit dem Fondra begann zwar der<br />

Siegeszug der Investmentfondsanlage in Deutschland Doch der wirkliche Durchbruch<br />

kam erst in den späten 90er Jahren Seitdem boomt die Branche und erzielt<br />

beträchtliche Zuwachsraten Das Jahr 2000 brachte einen ersten Höhepunkt mit<br />

Nettomittelzuflüssen von umgerechnet fast 70 Milliarden Euro Damals wurden erstmals<br />

mehr als 40 Prozent der privaten Ersparnisse eines Jahres in Investmentfonds<br />

investiert Überraschend daran ist eigentlich nur, dass der Boom so spät kam Denn<br />

mit Fonds-Sparplänen konnten Anleger bereits in den vergangenen Jahrzehnten auf<br />

relativ sichere Weise und auch mit kleinen Beiträgen ein Vermögen bilden – jedenfalls<br />

bis zu den Börsenturbulenzen seit der ersten ganz großen Börsenbaisse im<br />

Frühjahr 2000 Doch auch die verhinderten nicht, dass die Sparer nach wie vor in<br />

Investmentfonds anlegen, also an ihren Einmalanlagen und Sparplänen festhalten<br />

Die Kosten nicht vergessen:<br />

Gute Renditen sind auch deshalb wichtig, weil das Verdienen für Sie erst anfängt,<br />

wenn der Fonds seine Kosten gedeckt hat Denn die Kosten für Management,<br />

Vertrieb, Depotverwaltung usw zahlen Sie immer - ob der Fonds<br />

hohe Zuwächse erwirtschaftet oder böse Verluste macht<br />

Fazit: Investmentsparen lohnt sich Aber es lohnt sich noch mehr, unter den Guten<br />

nach den Besten zu suchen Denn nur die schaffen es, den „Index“ zu schlagen –<br />

also höhere Zuwächse zu erzielen, als ihr Vergleichsindex unter den Aktien- und<br />

Rentenindizes<br />

Auch die weiteren Aussichten für Anleger erscheinen eher positiv als negativ Rückschläge<br />

an den weltweiten Börsen, wie wir sie seit dem Frühjahr 2000 nach dem Internetboom<br />

und seit der Finanzkrise seit dem Spätsommer 2008 erlebten, sind zwar<br />

267


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

immer möglich, treffen den „Eigenanleger“ und „Einmalanleger“ aber meist härter als<br />

den Fondssparer<br />

� Nach einer Einmalanlage-Statistik des BVI über Publikumsfonds über Zeiträume<br />

zwischen zehn, zwanzig und fünfundzwanzig Jahren, ergaben sich<br />

folgende durchschnittliche Jahresrenditen, und zwar rückwärts gerechnet<br />

vom Stand 31 Juli 2009:<br />

� Deutsche Aktienfonds brachten es nach zehn Jahren auf ein Minus von 0,1<br />

Prozent pro Jahr Nach zwanzig Jahren waren es plus 5,7 Prozent und nach<br />

25 Jahren 7,8 pro Jahr<br />

� Wer auf internationale Aktienfonds setzte, erzielte nach zehn Jahren eine<br />

Minusrendite von 2,4 Prozent pro Jahr Nach 20 Jahren lag er dagegen im<br />

Plus mit 4,5 Prozent pro Jahr Und nach 25 Jahren stehen sogar 6,3 Prozent<br />

pro Jahr zu Buche<br />

� Wer übrigens bereits 1999 auf Aktienfonds mit Schwerpunkt Osteuropa setzte,<br />

lag zehn Jahre später nach der BVI-Erhebung bei einem stattlichen Plus<br />

von 10,6 Prozent pro Jahr<br />

� Und wer 1999 seine Einmalanlage in Aktienfonds der Emerging Markets,<br />

also auf Länder aus Lateinamerika, Osteuropa und aufstrebende Staaten<br />

aus Asien, investierte, konnte zehn Jahre später ein jährliches Plus von 5,7<br />

Prozent einfahren<br />

� Wer auf Rentenfonds in Euroland setzte, hatte nach zehn Jahren ein Plus<br />

von 3,8 Prozent pro Jahr erreicht, nach 20 Jahren ein Plus von 5,6 Prozent<br />

und nach 25 Jahren ein jährliches Plus von 5,9 Prozent<br />

� Bei der Entscheidung für inländische Rentenfonds waren es nach zehn Jahren<br />

2,9, nach 20 Jahren 5,0 Prozent und nach 25 Jahren 6,0 Prozent Plus<br />

pro Jahr<br />

� Wer sich für Mischfonds in Euroland, also Fonds mit Aktien- und Rentenanlagen,<br />

entschieden hatte, kam nach zehn Jahren auf ein durchschnittliches<br />

Jahresplus von 2,0 Prozent, nach 20 Jahren auf 5,6 Prozent plus pro Jahr<br />

und nach 25 Jahren auf 6,7 Prozent plus<br />

� Und wer auf offene Immobilienfonds gesetzt hatte, der kam nach zehn Jahren<br />

auf ein Plus 3,9, nach zwanzig Jahren auf ein Plus von 5,2 und nach 25<br />

Jahren auf ein Plus von 5,3 Prozent pro Jahr<br />

Nach dieser BVI-Statistik zum Renditedurchschnitt der unterschiedlichsten Fondsgruppen<br />

zur Jahresmitte 2009 erzielte der Anleger mit seiner Einmalanlage nach<br />

zehn, zwanzig und 25 Jahren also nur in zwei Messperioden eine Negativrendite,<br />

nämlich nach zehn Jahren bei Aktienfonds, egal ob national oder international Bei allen<br />

anderen Fondsgruppen - egal bei welchem Zeitraum – lag der Anleger mit seinem<br />

finanziellen Engagement stets im Plus Letztlich kein schlechtes Ergebnis, wenn man<br />

bedenkt, dass der Zeitraum von 1999 bis 2009 einer der turbulentesten Dekaden in<br />

268


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

der Börsengeschichte ist Niemals in einem Jahrzehnt gab es solche Achterbahnfahrten<br />

an den Kapitalmärkten der Welt wie zwischen 1999 und 2009<br />

Zur Information: Nimmt man eine Rendite von sieben Prozent pro Jahr auf das<br />

eingesetzte Kapital an, dann verdoppelt sich nach dieser Rechnung das Kapital nach<br />

zehn Jahren In unserem Fall heißt das: Bei einem Investment von 10 000 Euro als<br />

Einmalanlage hätte ein Fondsanleger also nach zehn Jahren fast 20 000 und nach<br />

20 Jahren rund 40 000 Euro auf der hohen Kante<br />

Fazit: Ein Blick auf die historische Performance-Messung von Investmentfonds zeigt<br />

vor allem eines: Geduld und Ausdauer zahlen sich bei der Anlage in Investmentfonds<br />

aus<br />

Die Fondsmanager müssen sich auf das wachsende Bedürfnis der Anleger nach<br />

indirekter Teilnahme an den Erträgen der Finanzmärkte einstellen Das schafft in der<br />

Investmentbranche einen ungeheuren Konkurrenzdruck – zum Nutzen der Anleger<br />

Denn: Fonds und Fondsmanager, die zum Beispiel deutlich hinter der DAX-Entwicklung<br />

herhinken, verschwinden vom Markt Den jeweiligen Index in der Performance<br />

(Wertentwicklung) zu schlagen, ist das Ziel aller Fondsmanager Daran werden sie<br />

gemessen und dabei wird ihnen ununterbrochen „auf die Finger geschaut“ Die Berichterstattung<br />

in den Medien und im Internet über die Kapitalmärkte und die Investmentbranche<br />

hat stark zugenommen Das sorgt für Information bei den Anlegern<br />

und für mehr Markttransparenz als zuvor Diese Entwicklung ist ein Spiegelbild des<br />

wachsenden Interesses der Öffentlichkeit an Themen rund um die <strong>Geld</strong>anlage Dieser<br />

Trend wird auch in den kommenden Jahren andauern Dafür sorgt auch die Riesterrente<br />

mit ihren staatlichen Zuschüssen(siehe weiter unten)<br />

Hinzu kommt ein günstigeres Umfeld Seit Ende der 90er Jahre bestehen deutlich<br />

bessere Entwicklungschancen für den Investmentplatz Deutschland Das sorgte für<br />

Schwung im Fondsangebot Die wichtigsten Neuerungen sind:<br />

� die Zulassung so genannter Altersvorsorge-Sondervermögen (AS) nach dem<br />

Vorbild der angelsächsischen Pensions-Funds mit einem Sparplan in der<br />

Ansparphase und einem Auszahlungsplan in der Rentenphase (siehe weiter<br />

unten)<br />

� die Zulassung von verschiedenen Fondstypen, die bisher nur über Luxemburg<br />

angeboten werden konnten<br />

� die Zulassung von reinen Indexfonds, die bis dahin nur von ausländischen<br />

Gesellschaften angeboten werden durften<br />

� die flexiblere Anlagepolitik von Managern von Immobilienfonds<br />

� Die Auflage von Riester-Investmentprodukten zur Altersvorsorge<br />

� die Erleichterung der Arbeit der Fondsmanager durch erweiterte Anlagemöglichkeit<br />

in so genannten Hedgefonds<br />

269


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Fondstypen, Fondsanbieter, Anlagekategorien<br />

Das Fondssparen gibt es seit 50 Jahren in Deutschland Doch erst seit den späten<br />

90er Jahren wurde es zu einer wirklich boomenden Branche mit gewaltigen<br />

Zuwachsraten und immer neuen Angeboten der Investmentgesellschaften, die den<br />

Markt mit ihren Finanz-Produkten überschwemmen Rechtliche Regelungen für die<br />

Fondsanbieter sorgen für den Schutz der Anleger: Nach deutschem Recht ist ein<br />

Investmentfonds ein Sondervermögen Dieses Sondervermögen (= Gegenwert der<br />

herausgegebenen Fondsanteile) wird von einer Kapitalanlagegesellschaft (KAG)<br />

verwaltet und von einer unabhängigen Depotbank verwahrt In einem Investmentfond<br />

sammelt eine Kapitalanlagegesellschaft (KAG) die <strong>Geld</strong>er vieler Anleger, um sie<br />

gewinnbringend anzulegen Dabei ist die KAG laut Gesetz zu einer Risikomischung<br />

verpflichtet Deutsche KAGs unterliegen dem Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften<br />

(KAGG) und dem Gesetz über das Kreditwesen (KWG)<br />

Alle Vermögensgegenstände des Fonds zusammengenommen ergeben den so genannten<br />

Inventarwert Dieser wird durch die Anzahl der ausgegebenen Anteilscheine<br />

geteilt und ergibt so den Fondspreis oder Inventarwert je Anteil, den Anteilwert also<br />

Mit dem Kauf von Inventarteilen, auch Investment-Zertifikate genannt, erwirbt der<br />

Anleger einen bestimmten Anteil am Fondsvermögen Die KAG ist verpflichtet, die<br />

ausgegebenen Anteile jederzeit im Rahmen der Vertragsbedingungen zum Anteilwert<br />

zurückzunehmen Der Fondsanleger ist also jederzeit liquide<br />

Eine KAG ist gesetzlich verpflichtet, über jeden ihrer Fonds jährlich einen Rechenschaftsbericht<br />

zur Information der Anleger vorzulegen Darin enthalten sind im Wesentlichen:<br />

� Die Vermögensaufstellung,<br />

� die Aufwands- und Ertragsrechnung,<br />

� die Höhe einer eventuellen Ausschüttung,<br />

� Informationen zur Geschäfts- und Fondsentwicklung<br />

Die KAG setzt sich Anlageziele, beispielsweise einen Index wie den DAX oder einen<br />

der Euro-Stoxx-Familie zu schlagen Dazu trifft sie Kauf- und Verkaufsentscheidungen<br />

zur Auswahl der Wertpapiere Die Anlagepolitik wird stets für einen gewissen<br />

Zeitraum festgelegt Sie wird von einem Anlageausschuss der KAG getroffen und ist<br />

für das Fondsmanagement verbindlich Im Vordergrund müssen per Gesetz immer<br />

die Interessen der Anteilseigner stehen Nach dem KAGG gibt es Anlagegrenzen<br />

für das Fondsvermögen Dadurch soll der Grundidee des Investmentsparens Rechnung<br />

getragen werden, nämlich der Risikostreuung durch eine Vielzahl von Anlagen<br />

Die staatliche Beaufsichtigung der Abläufe innerhalb eines Fonds durch die Bundesanstalt<br />

für Finanzdienstleistungsaufsicht (www BaFin de) komplettiert die Rechtssicherheit<br />

der Investoren/Anleger Hinter den KAG‘s stehen in der Regel Banken,<br />

Versicherungen, Sparkassen, Privatbanken und private Vermögensgesellschaften<br />

270


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Führer im Fonds-Dschungel<br />

Alle Marktanbieter, die inländischen wie die ausländischen, wollen natürlich nur „das<br />

Beste“ von ihren Kunden, nämlich deren <strong>Geld</strong> Die Angebote der Investmentgesellschaften<br />

(KAGs) werden immer vielfältiger Mehrere tausend inländische und ausländische<br />

Fonds werden in Deutschland angeboten Jedes Jahr kommen weitere hinzu<br />

Dabei sind die Qualitätsunterschiede enorm Selbst Experten können längst nicht<br />

mehr alle kennen Noch weniger kann das der durchschnittliche Anleger Wie soll<br />

er das Management oder gar die Wertentwicklung und die Durchschnittsrendite der<br />

einzelnen Fonds überblicken und die Chancen ihrer künftigen Wertentwicklung einschätzen?<br />

Deshalb braucht der interessierte Anleger Wegweiser, die ihm helfen sich<br />

im Fonds-Dschungel zurecht zu finden So wie der Aktionär, der sich seine Papiere<br />

an der Börse selber aussucht, mit Sorgfalt auswählen und sich dafür Informationen<br />

beschaffen muss, so sollte es auch der Investmentsparer bei der Auswahl der für ihn<br />

geeigneten Fonds tun<br />

Glauben und vertrauen Sie weder Ihrer Bank noch einem unabhängigen Finanzberater<br />

blindlings Merke: Weder die Bank noch irgendein Berater sind Ihr Freund! Zu<br />

häufig, das hat die Vergangenheit gezeigt, verfahren die <strong>Geld</strong>institute und die freien<br />

Finanzberater nach dem Moto: „Verkaufen – koste es, was es wolle “ Die Angestellten<br />

in den Banken, Volksbanken und Sparkassen müssen vor allem ihr Soll erfüllen,<br />

also die Zielvorhaben der Vorgesetzten umsetzen Nur unabhängige Finanzsachverständige,<br />

die gegen ein angemessenes Honorar beraten, aber selber keine Finanzprodukte<br />

verkaufen, haben allein Ihre Interessen im Auge<br />

Verschaffen Sie sich daher zuerst einen Überblick, ehe Sie Ihr <strong>Geld</strong> in einem Fonds<br />

anlegen Glauben Sie vor allem nicht blindlings den Wachstumsprognosen, die in<br />

den Prospekten der Banken und Fondsgesellschaften stehen Die sind immer aus<br />

der Vergangenheit errechnet und lassen sich nicht automatisch in die Zukunft projizieren<br />

Morgen schon kann es anders kommen! Lassen Sie sich Zeit! Kaufen Sie<br />

auf keinen Fall nach dem ersten Gespräch mit ihrem Bankberater oder einem unabhängigen<br />

Finanzberater Informieren Sie sich zuerst umfassend Es lohnt sich Und<br />

Quellen gibt es viele:<br />

� Die Literatur zum Thema <strong>Geld</strong>anlage wird immer umfangreicher<br />

� Die Berichterstattung in den Medien wird angesichts des wachsenden Interesses<br />

der Leser immer weiter ausgebaut – und verständlicher An jedem<br />

Kiosk können Sie unter zahlreichen Publikationen mit Finanzinformationen<br />

wählen<br />

� Prospekte der Fondsanbieter<br />

� Die Wirtschaftspresse bietet regelmäßige Fonds-Rubriken mit Performance-<br />

Vergleichen und hält ihre Leser über die Neuigkeiten auf dem Laufenden<br />

� Auch das Internet bietet eine Fülle von Basis-Informationen<br />

� Direktbanken und Investmentgesellschaften bieten im Internet <strong>Service</strong>ange-<br />

271


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

bote über Fonds und deren Leistungen<br />

� Fonds-Führer in Buch- oder Broschüreform schlüsseln Tausende von Fonds<br />

auf nach Kriterien wie etwa:<br />

� Fondsstruktur<br />

� Kostenanalyse<br />

� Bewertung auf Basis des Risikostreuung und der Rendite<br />

� Verfügbarkeit des investierten Kapitals<br />

� Vertriebs- und Marketingaktivitäten der Fondsgesellschaft<br />

Tipp:<br />

Die Kosten für aktuelle Fonds-Ratgeber liegen meist im zumutbaren Rahmen<br />

Eine lohnende Investition! Bereits wenige Stunden Lektüre helfen bei der Investitionsentscheidung<br />

Diese Zeit sollte Ihnen Ihr gespartes <strong>Geld</strong> wert sein<br />

Mit solchem Wissen versehen, gehen Sie mit besseren Voraussetzungen in<br />

jedes Beratungsgespräch - sei es bei Ihrer Hausbank oder bei einem Vermögensverwalter<br />

Damit steigen Ihre Aussichten auf eine Erfolg versprechende<br />

Anlage<br />

Je unabhängiger die Quelle der Informationen ist und je weniger Eigeninteresse an<br />

den analysierten Produkten besteht, um so eher können Sie sich darauf verlassen,<br />

dass sie objektiv informiert werden<br />

Tipp:<br />

Informationen allein im Interesse von Verbrauchern und Sparern bietet die Stiftung<br />

WARENTEST, die zudem von bezahlten Anzeigen unabhängig ist In der<br />

Zeitschrift „test“ und noch spezieller in „Finanztest“ werden die Produkte der Finanzbranche<br />

kontinuierlich einer sorgfältigen Prüfung unterzogen Der monatliche<br />

erscheinende Tabellenteil „Fonds im Dauertest“ bringt ausführliche Renditevergleiche<br />

Gegen eine geringe Gebühr können die Analysen auch tagesaktuell<br />

im Internet unter finanztest@Stiftung-warentest.de abgerufen werden<br />

Fondstypen, die Sie kennen sollten<br />

Die beiden Fondstypen Publikumfonds und Spezialfonds definieren den Kreis der<br />

Anleger Publikumsfonds werden für Privatanleger aufgelegt, also für die breite Öffentlichkeit<br />

Spezialfonds dagegen sind für Großinvestoren wie Unternehmen, Versicherungen,<br />

Stiftungen, Unterstützungskassen und dergleichen gedacht Es gibt auch<br />

da wieder Ausnahmen wie besondere Fonds für mittelständische Unternehmen oder<br />

272


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

kommunale Einrichtungen In diesem Zusammenhang interessieren nur die allgemein<br />

zugänglichen Publikumfonds Die Anzahl aller Investmentfondsbesitzer, also<br />

Aktien- Renten- und Mischfonds aller Art, lag nach Angaben des BVI Ende 2008 bei<br />

rund 16 Millionen Damit ist die Zahl seit 2005 ziemlich stabil Nach einer Studie des<br />

Deutschen Aktieninstituts aus dem Jahr 2009 ist die Zahl der Aktienfondsbesitzer<br />

mittlerweile aber auf 6,8 Millionen Anleger gesunken Im langjährigen Vergleich liegt<br />

die Zahl der Aktienfondsanleger, also der indirekten Aktionäre, damit zwar um 4,5<br />

Millionen über dem Wert des Jahres 1997, aber 2,9 Millionen unter dem Rekordstand<br />

des Jahres 2001 Das Auf und Ab zeigt deutlich, wie sensibel die Investmentfondsanleger<br />

auf die Kursturbulenzen der vergangenen Jahre an den internationalen Börsen<br />

reagierten<br />

Am Fondsanlagemarkt kann der private Anleger in Deutschland mittlerweile unter<br />

tausenden von Fonds wählen Das bietet dem Anleger eine reiche Auswahl, macht<br />

es aber auch nicht leicht, die für den eigenen Bedarf maßgeschneiderte Anlage zu<br />

finden<br />

Die Suche nach dem passenden Finanzprodukt gleicht ein wenig der sprichwörtlichen<br />

Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen Zu viele Fonds unterscheiden sich<br />

nämlich kaum, und viele neue Finanzprodukte bringen keine wirklichen Neuerungen<br />

Immer wieder kommt es vor, dass Investmentfonds wegen zu geringer Mittelzuflüsse,<br />

zu wenig Volumen oder mangelndem Erfolg geschlossen werden Doch an dem<br />

nahezu undurchdringlichen Fonds-Dschungel aus der Sicht des privaten Anlegers<br />

ändert das gar nichts Wer trotzdem mit Erfolg seine Anlagestrategie verfolgen will,<br />

der kann mit Systematik schon einiges erreichen Damit Sie sich also in dem breiten<br />

Angebots nicht vollständig verlieren, folgt hier eine Auswahl nach dem Motto: „Diese<br />

Fondstypen sollten Sie kennen, bevor Sie eine Anlageentscheidung treffen!“ Die<br />

Auswahl ist alphabetisch geordnet und enthält eine Definition und eine Einschätzung<br />

der gängigen Fondstypen und ihrer Anlagekategorien Sie ist als Orientierungshilfe<br />

gedacht, als Vorbereitung auf Ihr Beratungsgespräch bei der Bank oder im Fondshop<br />

gedacht<br />

Tipp:<br />

Ob Erträge ausgeschüttet werden oder nicht, ist nicht von ausschlaggebender<br />

Bedeutung Auf die Qualität des Fondsmanagement lässt dies keinen<br />

Rückschluss zu Vielen Anteilseignern ist es einfach lieber, am Ende des Geschäftsjahres<br />

noch einen Fondsanteil mehr auf dem Papier zu haben, als sich<br />

damit zu trösten, dass beim thesaurierenden Fonds die Erträge dem Fondsvermögen<br />

zufließen und so den Wert des einzelnen Fondsanteils erhöhen<br />

273


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Aktienfonds<br />

Wer auf die Börse setzt, aber nicht alles auf eine Karte setzen will, dem bieten Aktienfonds<br />

Chancen für ein gutes Investment Das <strong>Geld</strong> der Anleger wird dabei in Aktien<br />

(Wertpapiere) angelegt Der Sparer investiert sein <strong>Geld</strong> in einen Korb aus vielen<br />

verschiedenen Aktien, die von der jeweiligen Fondsgesellschaft ausgewählt werden<br />

Die Verteilung des Fondsvermögens durch den oder die Fondsmanager sollte möglichst<br />

breit geschehen, in der Regel auf mindestens 20 unterschiedliche Aktien in<br />

einem Fonds Damit sind die Anleger gegen negative Entwicklungen einzelner Aktien<br />

einigermaßen geschützt Das Fondsmanagement schichtet automatisch das Aktienportfolio<br />

in dem jeweiligen Aktienfonds um Im Idealfall steigt es also bei schwachen<br />

Kandidaten vorzeitig aus und realisiert bei hohen Kursständen Gewinne durch Verkauf<br />

der Wertpapiere<br />

Der risikoscheue Anleger muss hier gewarnt werden Die hohen Kursschwankungen<br />

an den Börsen zeigen, wie nahe Gewinne und Verluste zeitlich nebeneinander liegen<br />

können Das Beispiel der Börsen in Südostasien macht es deutlich Nach einem<br />

schier endlos erscheinenden Boom folgte in Japan von 1990 an ein lang anhaltender<br />

Katzenjammer Auch wer in den der zweiten Hälfte der 90er Jahre in der Erwartung,<br />

dass die Baisse doch irgendwann ein Ende finden müsse, auf den Nikkei, den Index<br />

für die großen japanische Standardaktien setzte, wurde immer wieder enttäuscht<br />

Bis heute ist der Nikkei weit von den Höchstständen von 1990 entfernt Selbst ausgebuffte<br />

Profis finden also keineswegs immer den richtigen Zeitpunkt für den Ein-<br />

und Ausstieg Das gilt für Fonds wie für die Direktanlage in Aktien Der Vorteil eines<br />

Aktienfonds gegenüber einer Aktie liegt allerdings in der Risikominimierung durch<br />

Streuung So kann der Verlust einer Aktie den Wert des Fonds insgesamt nur so stark<br />

berühren, wie sie anteilsmäßig am Fondsvermögen beteiligt ist<br />

274


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Wichtig ist der Anlageschwerpunkt des jeweiligen Aktienfonds In Deutschland<br />

investierende Aktienfonds sind stark von der Entwicklung der Heimatbörse<br />

abhängig Die großen Unternehmen, die so genannten „blue chips“, wie Allianz,<br />

Daimler, Deutsche Bank, BASF, Siemens usw sind einem wirtschaftlich<br />

interessierten Anleger in der Regel bekannt Eine Ausrichtung des Fonds auf<br />

solche Werte schafft also ein gewisses Maß an Vertrauen beim Anleger Riskanter<br />

wird es bei internationalen Aktienfonds Hier haben auch Währungskurschancen<br />

und –risiken Einfluss auf den Anlageerfolg Je exotischer der Anlegerschwerpunkt<br />

wird, desto schwerer können Sie die ökonomische Situation<br />

des jeweiligen Landes, der Region oder der jeweiligen Branche einschätzen<br />

– und desto schlimmer können die unangenehmen Überraschungen werden<br />

Lassen Sie sich nicht von plakativen Prospektsprüchen über die Erfolgsaussichten<br />

in Tigerstaaten und von ähnlichen Allgemeinplätzen beeindrucken<br />

Sobald Sie nämlich Anteile gekauft haben, zahlen Sie die Kosten für Management,<br />

Vertrieb, Depot, egal, ob der Fonds nun gewinnt oder verliert<br />

Dachfonds<br />

Das sind Fonds, die ihre Mittel in Unterfonds, also in verschiedenen anderen Fonds<br />

anlegen Sie sind in Deutschland seit dem 1 April 1998 aufgrund des 3 Finanzmarktförderungsgesetzes<br />

erlaubt Hinter dem Dachfonds (im englischen „Fund of Funds“)<br />

verbirgt sich also eine Familie von Aktien-, Renten- und vielen anderen Fonds Das<br />

Management investiert nicht in einzelne Aktien, sondern in schon bestehende Investmentfonds<br />

Die Anleger beteiligen sich dadurch an einer Vielzahl breit gefächerter<br />

Wertpapierdepots Dachfonds gibt es für Aktien mit internationalem Anlageschwerpunkt<br />

oder auch für bestimmte Branchen Diese Investmentidee soll konservative<br />

Sparer anlocken Geworben wird mit dem Prinzip der Risikostreuung Das Konzept<br />

dabei ist: Dachfonds kombinieren spekulative Anlagen mit weniger riskanten Mögliche<br />

Verluste eines Investments sollen im Falle eines Falles mit Gewinnen aus anderen<br />

Fonds ausgeglichen werden Der Gesetzgeber hat einige Sicherungen in die erst<br />

seit einigen Jahren zugelassene Fondsart eingebaut Danach darf ein Dachfonds<br />

höchstens 20 Prozent des Fondsvermögens in einen einzelnen Fonds investieren<br />

Auf dem Markt sind bereits viele Varianten von Dachfonds, ausgerichtet je nach persönlicher<br />

Risikoneigung des Anlegers Die Anbieter werben mit Begriffen wie „vorsichtigen“,<br />

„risikoneutralen“ und „wagemutigen“ Dachfonds<br />

275


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Die Risiken bei dieser Anlageform sind schwer abzuschätzen Der Vorteil kann<br />

darin liegen, dass die Risikostreuung, die jeder Fonds schon per Definition<br />

bietet, noch gesteigert wird Gleichzeitig werden die Renditeaussichten verringert,<br />

denn es kann sein, dass erfolgreiche Fonds die Verluste der weniger<br />

erfolgreichen Mitglieder der Fondsfamilie ausgleichen müssen Ob Dachfonds<br />

sinnvoll und nötig sind, ist deshalb umstritten Kritiker halten Dachfonds für<br />

intransparent, weil der Anleger den Überblick über die vielen Unterfonds verliere<br />

Zudem entstehen zusätzliche Verwaltungskosten Dachfonds sind wohl<br />

eher ein Produkt kreativer Fondsanbieter und der Marktstrategen in den Investmenthäusern<br />

als eine wirkliche Bereicherung der Fondslandschaft Vorsicht<br />

ist auf jeden Fall bei den unterschiedlichen Ausgabeaufschlägen angebracht<br />

Sie variieren zwischen einem und vier Prozent Die Gebühren liegen<br />

bei jährlich 0,5 Prozent des angelegten Betrages, aber nur bei Dachfonds mit<br />

Produkten aus dem eigenen Haus Wer auch Konkurrenzprodukte aufnimmt,<br />

verlangt noch mal ein zusätzliches Aufgeld<br />

Deshalb: Beim Fondskauf immer auf die Management-Gebühren achten und<br />

den Spread, den Unterschied zwischen Verkaufs- und Rücknahmepreis der<br />

Anteile prüfen Beides kann einen beträchtlichen Teil der Rendite schlucken<br />

<strong>Geld</strong>marktfonds: Für die kurzfristige Anlage<br />

<strong>Geld</strong>marktfonds sind eine Anlageform für kurzfristige <strong>Geld</strong>er, die nicht als Festgelder<br />

bei der Bank „geparkt“ werden sollen Anders als bei Festgeld kennt der <strong>Geld</strong>marktfonds<br />

keine starren Anlagezeiträume Das Kapital ist täglich verfügbar und die Zinsen<br />

orientieren sich an den kurzfristigen <strong>Geld</strong>marktsätzen<br />

Aufgrund der sehr kurzen Restlaufzeiten haben sie praktisch keine Kursrisiken Die<br />

vom Gesetzgeber maximal erlaubte Restlaufzeit von 12 Monaten wird in den meisten<br />

Fällen deutlich unterschritten Die <strong>Geld</strong>marktfonds erfreuten sich bis zum Beginn der<br />

Finanzmarktkrise im Sommer 2007 großer Beliebtheit In der Zeit danach verkauften<br />

Anleger massenhaft ihre Anteile an <strong>Geld</strong>marktfonds, weil sie zurecht vermuteten,<br />

dass sich in vielen Fonds sogenannte ABS-Papier (Asset backet Securities) befinden,<br />

die sich nicht mehr verkaufen lassen Das führte zu Misstrauen bei den Anlegern<br />

und gigantischen Mittelabflüssen in vielen Fonds Seitdem schreiben viele <strong>Geld</strong>marktfonds<br />

rote Zahlen Immerhin: Ausgabeaufschläge werden in der Regel keine<br />

erhoben <strong>Geld</strong>marktfonds dürften auch in Zukunft eine Alternative zu allen anderen<br />

Formen der kurzfristigen <strong>Geld</strong>anlage bleiben Ihr Vorteil: Sie investieren in großem<br />

Stil in<br />

� kurzfristige Termingelder (Tages- und Monatsgelder),<br />

� Pfandbriefe (Anleihen zur Finanzierung von Hypotheken),<br />

276


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

� Commercial Papers (kurzfristige Schuldentitel von Unternehmen) und<br />

� Floater (kurzfristige Anleihen mit variablem Zins)<br />

Die <strong>Geld</strong>marktfonds profitieren von ihrem starken Marktauftritt Sie erhalten bessere<br />

Konditionen als Kleinanleger, da sie in großem Stil investieren Viele Kleinanleger<br />

machen so aus dem <strong>Geld</strong>marktfonds einen starken Großanleger mit entsprechenden<br />

Renditevorteilen Davon profitiert der Einzelne mit seinen Fondsanteilen Die<br />

Mittelzuflüsse zu den <strong>Geld</strong>marktfonds sind in den letzten Jahren stark gestiegen<br />

Die Anleger sehen sie offenbar als geeigneten Parkplatz für ihr <strong>Geld</strong> an Der Vorteil<br />

dieser Anlageform: Sie lässt schnelle Dispositionen seitens der Anleger zu Das <strong>Geld</strong><br />

ist jederzeit frei verfügbar (liquide), es kann von einem Tag auf den anderen darüber<br />

verfügt werden Die Anlage bringt statistisch betrachtet etwas mehr Rendite als Festgeld<br />

oder das Sparbuch<br />

Tipp:<br />

Da die Anteilswerte in der Regel nur geringen Schwankungen unterliegen,<br />

ist dieser Fondstyp attraktiv für Anleger, die das <strong>Geld</strong> nur eben mal „parken“<br />

oder sich noch ein wenig Zeit lassen wollen, bevor sie sich definitiv für einen<br />

oder mehrere langfristig orientierte Fonds entscheiden Allerdings sollte man<br />

nicht vergessen, auf die Kosten zu achten, damit man die wirkliche Rendite im<br />

Vergleich zum Tages- oder Festgeld errechnen kann Vor allem sollten Anleger<br />

auf Nummer sicher gehen und nur in solche <strong>Geld</strong>marktfonds investieren, die<br />

keine Anlageinstrumente im Depot haben wie die umstrittenen und vermeintlich<br />

renditefördernden ABS-Papiere Solange also niemand mit Gewissheit<br />

sagen kann, welche Überraschungen die Portfolios von <strong>Geld</strong>marktfonds noch<br />

bereithalten, sollten sicherheitsorientierte Sparer diese Anlageform skeptisch<br />

betrachten und stattdessen vielleicht traditionelle Tages- und Festgeldkonten<br />

bevorzugen Auch die Tagesanleihe des Bundes kann eine Alternative sein<br />

Garantiefonds<br />

Als Garantiefonds werden Investmentfonds bezeichnet, bei denen die Fondsgesellschaft<br />

dem Anleger eine Mindestausschüttung, einen Mindestrücknahmepreis oder<br />

eine Garantie auf den Kapitalerhalt einräumt Kursausschläge des Fonds werden<br />

damit nach unten begrenzt und gleichzeitig die Aufwärtsentwicklungen so gut wie<br />

irgend möglich mitgemacht Garantie bedeutet für den Anleger zum Beispiel, dass<br />

er sein eingesetztes Kapital zu 100 Prozent oder leicht darunter zurückgezahlt bekommt<br />

Um diese Zusage einlösen zu können, sichert sich der Fonds gegen Kursverluste<br />

ab Das aber kostet <strong>Geld</strong><br />

277


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Der Anleger zahlt es in der Regel mit Abschlägen auf die Kursgewinne Er ist also<br />

nur zu einem Teil am erwirtschafteten Gewinn beteiligt Die Garantie kostet eben<br />

Rendite Das liegt daran, dass sie aus Sicht der Fondsgesellschaft eine Anlage in<br />

risikoarme Wertpapiere erfordern, weil der Garantiegeber Kapital für den Garantiefall<br />

vorhalten muss und weil der Garantiegeber für die Übernahme des Risikos eine angemessene<br />

Prämie verlangt Die Marketing-Strategen der Fondsbranche studieren<br />

die Mentalität der Anleger und entwickeln auf der Basis dieses Wissen ihre Produktpalette<br />

Der Garantiefonds ist ein Resultat solcher Überlegungen<br />

Der Anleger, der zu ängstlich ist für einen Aktienfonds, soll damit geködert werden<br />

Das Sicherheitsdenken wird angesprochen und gleichzeitig eine Garantie vorgegaukelt,<br />

die es so eigentlich gar nicht gibt Wer sich an einem Garantiefonds beteiligt,<br />

geht durchaus Risiken ein Die für den Kauf fällige Gebühr ist meist verloren Beträgt<br />

also der Ausgabeaufschlag drei Prozent, gibt es in einem solchen ungünstigen Fall<br />

statt zum Beispiel 20 000 Euro nur 19 417 Euro Hinzu kommt der Zinsverzicht, denn<br />

eine festverzinsliche Anlage hätte im selben Zeitraum zusätzliches <strong>Geld</strong> erwirtschaftet<br />

Vorsicht: Viele Garantiefonds geben die Rückzahlungsgarantie nur auf einen bestimmten<br />

Zeitpunkt Für die Zeit davor gilt das nicht Deswegen sollte sich jeder ein<br />

paar Fragen beantworten, bevor er sich auf Garantiefonds einlässt Zum Beispiel:<br />

Wird sein Kapital zu 100 Prozent garantiert oder nur zu 90 oder 80 Prozent? Steht<br />

die Garantie in angemessenem Verhältnis zu seiner eingeschränkten Teilnahme an<br />

steigenden Aktienkursen? Gilt die Garantie nur zum Ende der Laufzeit des Fonds,<br />

kann der Anleger also bei einer zwischenzeitlichen Veräußerung durchaus Verluste<br />

erleiden? Wird der Ausgabeaufschlag mit abgesichert oder nicht? Gibt es Einschränkungen<br />

für die Garantie, etwa wenn die Kurse besonders stark fallen?<br />

Mit Garantiefonds verdienen die Banken richtig gut <strong>Geld</strong> Die wichtigsten Kostenblöcke<br />

für die Anleger und damit die Einnahmequellen der Banken sind:<br />

� Ausgabeaufschläge,<br />

� jährliche Verwaltungsgebühren und<br />

� Transaktionskosten<br />

Wer Garantiefonds kauft, bezahlt Ausgabeaufschläge von meist 2,0 bis 5,0 Prozent<br />

Die Fondsmanager verlangen zudem für Ihre Arbeit einen jährlichen Obolus von bis<br />

zu 1,5 Prozent vom gesamten Fondsvermögen<br />

Wenn überhaupt eignet sich der Garantiefonds für einen Anleger, der seine Verlustrisiken<br />

eingrenzen möchte und bereit ist, dafür deutliche Abstriche bei der Rendite<br />

in Kauf zu nehmen Zudem sollte er diese <strong>Geld</strong>er nur kurz- oder mittelfristig anlegen<br />

wollen und weder Zeit noch Lust haben, sich um diese kümmern zu müssen<br />

278


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Anleger können sich ihr „Garantiedepot“ auch selber zusammenstellen Dabei<br />

mischen Sie Aktien- und Anleihen abhängig von ihrer individuellen (Sicherheits-)Zielsetzung<br />

Wer einen Anlagehorizont von mehr als 10 Jahren hat<br />

und mit Kursauschlägen leben kann, braucht keine Garantie Sie sollten dann<br />

Aktienfonds den Garantiefonds vorziehen Die Wahrscheinlichkeit, dass bei<br />

einem so weiten Anlagezeitraum mit einem gut gemischten Depot oder Aktienfonds<br />

<strong>Geld</strong> verloren wird, ist relativ gering Die Renditechancen sind dafür<br />

umso größer Anleger, die Verluste an den Aktienmärkten befürchten, sollten<br />

Zinspapiere bevorzugen<br />

Hedge-Fonds<br />

Das zum 1 Januar 2004 in Kraft getretene Investment-Modernisierungsgesetz ist<br />

aus der Sicht der Hedgefonds-Branche zu begrüßen, da es für den deutschen Markt<br />

die Grundlage bietet, neue Produkte anzubieten Seit März 2004 jedenfalls gibt es<br />

Dach-Hedgefonds auf dem deutschen Markt, also einer der in viele einzelne Hedgefonds<br />

investiert So genannte Single-Hedgefonds dürfen in Deutschland wegen zu<br />

hoher Risiken nicht vertrieben werden Aus Anlegerschutzgründen ist dies durchaus<br />

berechtigt Noch haben viele Privatanleger nämlich keine rechte Ahnung, was denn<br />

Hedgefonds überhaupt machen<br />

Im Wesentlichen verfolgen die Fonds folgende Strategie: Die Manager der Fonds<br />

versuchen zum Beispiel Fehlbewertungen bei Wertpapieren auszunutzen Sie kaufen<br />

unterbewertete Aktien einer Branche und verkaufen als Gegenposition überbewertete<br />

Aktien „leer“ Sie verdienen dann doppelt, wenn die Kurse der unterbewerteten<br />

Aktien steigen und die der überbewerteten fallen Eine andere Strategie der<br />

Manager setzt auf Fusionen von Aktiengesellschaften, bei denen in der Regel die<br />

Aktien der aufzukaufenden AG steigen Oder aber die Manager spekulieren auf Rohstoffpreise<br />

oder Wechselkursänderungen Neben den „Leerverkäufen“ gehört auch<br />

der Einsatz von Fremdkapitel (Leverage) zum Instrumentarium der Hedgefonds-<br />

Manager Mit dem Begriff Hedgefonds bezeichnet man also ein breites Spektrum<br />

alternativer Anlagevehikel Sie setzen stets auf Geschäfte mit Terminen Gehandelt<br />

wird mit Optionen, Futures und Optionsscheinen Dabei geht es in der Regel um die<br />

Rechte auf den Erwerb oder den Verkauf von Wertpapieren zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt in der Zukunft Es handelt sich hier um eine ganz besonders heikle Spielart<br />

der Fondsanlage Typische Investmentinstrumente sind die obengenannten Leerverkäufe<br />

(short-sellings), ein Hebeleffekt durch Aufnahme von Fremdkapital und der<br />

Handel mit Derivaten, also äußerst spezialisierte Finanzierungsstrategien<br />

Seit den neunziger Jahren wächst die Branche weltweit Mittlerweile gibt es fast<br />

zehntausend solcher Fonds in aller Welt Das ist eigentlich nur was für Profis und<br />

279


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

kann ziemlich ins Auge gehen Dies haben Beispiele gezeigt, bei denen nur mit international<br />

koordinierter Milliardenhilfe der betroffenen Banken Hedgefonds vor dem<br />

völligen Bankrott bewahrt wurden Noch schlimmer war der Imageverlust im Verlauf<br />

der Finanzkrise durch den spektakulären Betrugsfall rund um Bernard Madoff in New<br />

York, bei dem auch Hedgefonds investiert waren Gigantische 65 Milliarden Dollar<br />

hatte dieser Großbetrüger veruntreut, bis er 2009 endlich aufflog Doch bedeutet dies<br />

noch kein Verdikt für die gesamte Hedgefonds-Branche<br />

Die von Zeit zu Zeit überhitzen Börsen bereiten nun mal manchen Anlegern zu Recht<br />

Sorgen, und so suchen sie eben Formen der Vermögensabsicherungen über Hedgefonds<br />

Das ist jedoch eher etwas für vermögende Anleger Die Erfahrung in Amerika<br />

zeigt: Institutionelle oder vermögende private Anleger vertrauen ihr <strong>Geld</strong> nur solchen<br />

Fondsmanagern an, die seit mindestens drei Jahren satte Renditen auf diesem Gebiet<br />

vorzuweisen haben und bereits ein dreistelliges Millionenvermögen verwalten<br />

Doch selbst das muss kein absoluter Schutz sein Anleger hierzulande sollten wissen:<br />

das Geschäft mit den Hedgefonds in Deutschland steckt im Vergleich zu den<br />

USA noch in den Kinderschuhen<br />

Tipp:<br />

Beim Handel mit derivaten Instrumenten sprechen viele vom „Zockermarkt “<br />

Tatsache ist, dass rasante Kursgewinne ebenso möglich sind wie Totalverluste<br />

des eingesetzten Kapitals Wer also derartige Fondsanteile erwirbt, muss<br />

wissen, dass damit äußerst riskante Geschäfte, und zwar völlig anonym, gemacht<br />

werden Fazit: Wenn man sich unbedingt auf derivate Geschäfte einlassen<br />

will, dürfte es gescheiter sein, sich lieber selbst oder zusammen mit<br />

einem erfahrenen Berater um diese gewagte Anlageform zu kümmern als auf<br />

das „glückliche Händchen“ unbekannter Fondsmanager zu hoffen Wer aber<br />

schon Schwierigkeiten mit Begriffen wie „Leerverkaufen“ hat, der sollte die<br />

Finger von Hedge-Fonds lassen In jedem Fall sollten Sie sich ausreichend<br />

über diese Finanzprodukte informieren, ehe Sie in derartige Geschäfte einsteigen<br />

Sonst werden Sie sehr schnell das Opfer cleverer Verkäufer (Mehr dazu<br />

im folgenden Kapitel)<br />

Immobilienfonds<br />

Von der Branche wird mit Slogans wie „Anlegen in inflationsgeschützte Sachwerte“<br />

oder „Wer an Immobilien verdienen will, braucht sich nicht gleich ein Haus zu kaufen“<br />

geworben Die Zielgruppe ist klar: Wer sich nicht ein eigenes Haus leisten kann, soll<br />

auch mit kleineren Anlagesummen an der Ertragskraft von Grund- und Hauseigentum<br />

beteiligt werden Die Motive für ein Investment im Immobiliensektor sind stets<br />

die gleichen Die Immobilie stellt einen Sachwert dar, bietet ein gewisses Maß an<br />

Wertbeständigkeit und Inflationsschutz<br />

280


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wer sich mit einem direkten Erwerb einer Immobilie nicht zu sehr festlegen will, dem<br />

können Immobilienfonds einiges bieten Dazu kommt das Steuerargument: Seit Anfang<br />

2000 hat der deutsche Gesetzgeber die Veräußerungsgewinne aus Immobilien<br />

erst nach zehn Jahren (bis dahin zwei Jahre) von der Besteuerung freigestellt Damit<br />

schwindet der Anreiz, Immobilien mit Wertsteigerungen innerhalb der ersten zehn<br />

Jahre zu verkaufen<br />

Wer es trotzdem tut und innerhalb von fünf Jahren drei oder mehr Immobilien verkauft,<br />

dem unterstellen die Finanzbehörden sogar ein gewerbsmäßiges Handeln mit<br />

allen steuerlichen Konsequenzen Da ist natürlich der Kauf von Anteilen an einem<br />

Immobilienfonds im Vergleich zu einer Direktanlage in eine Immobilie zu Renditezwecken<br />

nicht ohne Reiz<br />

Immobilienfonds investieren in Häuser, Bürogebäude, Einkaufscenter usw Doch in<br />

Zeiten sinkender Renditen auf diesem Gebiet darf ein großer Teil des Fondsvermögens<br />

auch in Wertpapiere und Anleihen oder liquide angelegt werden Dann aber<br />

hat er mit einem Immobilienfonds eigentlich nicht mehr allzu viel zu tun Wichtig ist<br />

die Unterscheidung in offene und geschlossene Immobilienfonds Für Fondssparer<br />

sind die offenen von Interesse Nur sie nämlich dürfen den geschützten Namen „Investmentfonds“<br />

führen Die geschlossenen Immobilienfonds dürfen sich „nur“ Fonds<br />

nennen<br />

1 Offene Immobilienfonds<br />

Sie investieren in der Regel in viele verschiedene Objekte Ein Großteil der Anlegergelder<br />

wird in Gewerbeimmobilien (bebaute Geschäfts- und Mietwohngrundstücke)<br />

investiert Das restliche <strong>Geld</strong> dient als Liquiditätsreserve für Neuinvestitionen Die<br />

ausschüttungsfähigen Erträge stammen aus Miet- und Zinseinnahmen Wer Anteile<br />

besitzt, kann sie jederzeit veräußern Die Fondsgesellschaft ist verpflichtet, sie zurückzunehmen<br />

Fondsgesellschaften sind an strenge Anlegerschutzvorschriften gebunden Ein<br />

Fonds (nach dem Wortlaut des Gesetzes ist er ein „Grundstück-Sondervermögen“)<br />

besteht aus mindestens zehn, meist jedoch mehr als 50 unterschiedlichen Einzelobjekten<br />

Keines der Einzelobjekte darf 15 Prozent des gesamten Fondsvermögens<br />

übersteigen Sie sind gestreut nach Nutzungsart, Größe und Region Der jährliche<br />

Anlageerfolg besteht aus Mieterträgen, Zinsen und Wertsteigerungen von Grundstücken<br />

Das Risiko dabei bezieht sich vor allem auf Leerstände, sich verzögernde<br />

Erstvermietungen und auslaufende Mietverträge<br />

Die Preisbildung der Anteile ist schwer zu beurteilen Immobilien werden nicht wie<br />

Aktien an der Börse gehandelt Das Gesetz schreibt daher einen Sachverständigenausschuss<br />

vor Der bewertet mindestens einmal im Jahr sämtliche Grundstücke Das<br />

heißt also: Anstelle eines transparenten Marktes treten also Sachverständige Sie<br />

nehmen die Objekte unter die Lupe<br />

281


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wie das geschieht, darüber dringt allerdings nichts an die Öffentlichkeit Offene<br />

Immobilienfonds sind unter staatlicher Aufsicht stehende, treuhänderisch verwaltete<br />

Investmentfonds, die überwiegend aus gewerblich genutzten Grundstücken und<br />

Gebäuden bestehen und von Grundstücks-Investment-Gesellschaften verwaltet<br />

werden Der Anleger erwirbt über den Kauf eines Anteils an einem Offenen Immobilienfonds<br />

wirtschaftliches Miteigentum an den Vermögensgegenständen des Immobilienfonds<br />

Offene Immobilienfonds geben eine unbegrenzte Zahl von Anteilen aus,<br />

die börsentäglich erworben und zurückgegeben werden können Die Rückgabe an<br />

die Grundstücks-Investment-Gesellschaft erfolgt zum börsentäglich veröffentlichten<br />

Rücknahmepreis Der wird ermittelt auf der Grundlage der im Investmentfonds enthaltenen<br />

Vermögensgegenstände<br />

Wichtig: Offene Immobilienfonds veröffentlichen Halbjahresberichte sowie einmal<br />

im Jahr einen Rechenschaftsbericht In beiden finden Sie eine komplette Vermögensaufstellung<br />

und Angaben zu den Objekten, in die der Fonds investiert hat Diese<br />

Berichte werden dem Anleger auf Verlangen zur Verfügung gestellt Oftmals veröffentlichen<br />

die einzelnen Gesellschaften darüber hinaus zusätzliche Informationen,<br />

beispielsweise über neu erworbene Objekte<br />

Bewertungen offener Immobilienfonds – etwa durch die Stiftung Warentest - zeigen,<br />

dass diese Form der Kapitalanlage zwar ein sicherer Hafen ist, aber auch keine<br />

Garantie für eine stetige Wertentwicklung über den jeweiligen Inflationsraten bietet<br />

Doch eines lässt sich bisher sagen: Sparer, die sich für einen offenen Immobilienfonds<br />

entschieden haben, mussten selten um ihr <strong>Geld</strong> zittern Daran änderte auch<br />

nichts die Ausnahmesituation Ende 2008 Im so genannten „Schwarzen Oktober“<br />

2008 flossen in Deutschland mehr als fünf Milliarden Euro aus offenen Immobilienfonds<br />

ab Darauf zogen 13 Fonds die Notbremse und setzten die Rücknahme der<br />

Anteile aus Die Fonds konnten ihre Immobilien nicht so schnell verkaufen, wie die<br />

Anleger ihr <strong>Geld</strong> zurückhaben wollten Bis in den August 2009 waren noch immer<br />

sechs geschlossen Doch die Durchschnittsrendite für offene Immobilien Fonds lag<br />

auch in dieser schwierigen Zeit bei rund vier Prozent Trotz der Kapriolen am Immobilienmarkt<br />

und an den Finanzmärkten ging es also leicht aufwärts<br />

Tipp:<br />

Offene Immobilienfonds sind im Prinzip nach wie vor als solide zu bezeichnen<br />

Daran ändern auch die Krisen der vergangenen Jahre grundsätzlich nichts<br />

Anleger erhalten eine jährliche Rendite, die meist klar über der Inflationsrate<br />

liegt Sie sind damit geeignet für Anleger, die einen Teil ihrer Ersparnisse<br />

inflationsgeschützt anlegen wollen Dafür sorgt die Durchschnittsrendite von<br />

offenen Immobilienfonds von etwas über vier Prozent jährlich seit Bestehen<br />

der Fonds im Jahre 1959 Ein weiterer Vorteil ist die überschaubare Anzahl<br />

von derartigen Fonds Auf der Internetseite des BVI (www bvi de) können Einzelheiten<br />

über die Fonds nachgelesen werden<br />

282


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

2 Geschlossene Immobilienfonds<br />

Hier handelt es sich im Prinzip um eine unternehmerische Beteiligung Von geschlossenen<br />

Fonds wird deshalb gesprochen, weil die Initiatoren für ihr Projekt (wie den Bau<br />

oder Kauf eines Verwaltungsgebäudes, eines Einkaufszentrums, Hotels oder einer<br />

Windenergie- oder Wohnanlage) eine bestimmte Summe benötigen Ist der Betrag<br />

erreicht, werden keine neuen Gesellschafter mehr aufgenommen – der Fonds also<br />

geschlossen Geschlossene Immobilienfonds werden meist in Form einer Kommanditgesellschaft<br />

(KG) geführt Das heißt, dass der Anleger nur bis zur Höhe der Einlage<br />

haftet (die bei Steuersparmodellen zur Hälfte aus einem Bankkredit besteht)<br />

Diese Einlage allerdings kann bei einem wirtschaftlichen Misserfolg zu einem großen<br />

Teil oder auch vollständig verloren gehen Es handelt sich um eine sehr langfristige<br />

Form der <strong>Geld</strong>anlage Es ist daher sehr schwierig und in der Praxis oft unmöglich, vor<br />

Ablauf von 20 oder 25 Jahren wieder auszusteigen Die Summen für die geforderte<br />

Mindestbeteiligung sind hoch Sie beginnen bei 5000 oder 30 000 Euro und sind<br />

nach oben unbegrenzt Anteile an geschlossenen Immobilienfonds werden deshalb<br />

in der Regel von sehr vermögenden Anlegern gekauft, die nicht zuletzt nach einer<br />

Möglichkeit suchen, Steuern zu sparen<br />

Dies wird durch die anfänglich sehr hohen Verluste bei solchen Projekten möglich<br />

Die „Miesen“ werden auf die einzelnen Anleger aufgeteilt (so genannte Verlustzuweisungen)<br />

und von diesen gegenüber dem Finanzamt geltend gemacht Deshalb<br />

lohnen sich solche Geschäfte nur für Anleger, die Höchststeuersätze zahlen müssen<br />

Der Gesetzgeber hat die Möglichkeit, auf diese Art Steuern zu sparen, in den letzten<br />

Jahren allerdings immer weiter eingeschränkt Der Wert der Anteile beziehungsweise<br />

die Chance, bei Auflösung des Fonds sein <strong>Geld</strong> nach 20 oder 25 Jahren wieder zu<br />

bekommen, hängt von der Entwicklung des Immobilienmarktes ab<br />

Ob der vorgesehene Verkauf der Immobilie zum erhofften Preis - oder überhaupt<br />

- möglich ist, kann niemand mit Sicherheit vorhersagen Dazu kommen unsichere<br />

Erträge, weil es zu Mietausfällen und Leerständen kommen kann Mietgarantien erweisen<br />

sich häufig als wertlos Anleger, die sich nicht allein mit dem Argument „Steuern<br />

Sparen“ ködern lassen wollen, sondern vor allem auf Sicherheit und Rendite<br />

achten, sollten sich eine Beteiligung gut überlegen Hohe Leerständen und Mieten,<br />

die geringer ausfallen, als ursprünglich kalkuliert, haben - vor allem in Ostdeutschland<br />

- zu enormen Mieteinbußen geführt Hinzu kommt: Durch den hohen Einsatz<br />

von Bankkrediten (welche die hohen steuerlichen Verlustzuweisungen erst möglich<br />

machen) verschlimmert sich das Problem Durch Gebühren und Wertverluste sind<br />

einige Fonds überschuldet Die böse Folge kann sein, dass die Anleger bei einem<br />

Verkauf <strong>Geld</strong> nachschießen müssen, da der Verkaufspreis nicht einmal den Bankkredit<br />

abdeckt, mit dem regelmäßig die halbe Kommanditeinlage finanziert wird<br />

Anders bei geschlossenen Immobilienfonds, die im Ausland investieren – zum Beispiel<br />

in den USA Sie setzen nicht auf fragwürdige Steuerspareffekte sondern auf<br />

hohe Rendite, also gute Mieteinnahmen und einen Gewinn beim geplanten Wieder-<br />

283


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

verkauf in zehn oder 20 Jahren Hier lassen sich Renditen zwischen sieben und neun<br />

Prozent erzielen, die aufgrund von Doppelbesteuerungsabkommen von deutschen<br />

Anlegern bis zu einer gewissen Höhe auch noch weitgehend steuerfrei kassiert werden<br />

können Allerdings ist auch in diesen Fällen ein vorzeitiger Verkauf nur schwer<br />

möglich Das Risiko von Mietausfällen und Leerständen muss ebenso beachtet werden<br />

wie die Gefahr, dass der geplante Verkauf des Gebäudes nicht den erhofften<br />

Erlös bringt Ereignisse wie der Terroranschlag in New York können den Immobilienmarkt<br />

stark verändern Zudem muss das Währungsrisiko bei <strong>Geld</strong>anlagen außerhalb<br />

des Euro-Raumes beachtet werden<br />

Tipp:<br />

Geschlossene Immobilienfonds mit Steuerspareffekt eignen sich nur für Anleger<br />

in der obersten Steuerklasse, die sich mit dem Immobiliengeschäft<br />

auskennen Sie sind mit hohen Risiken belastet Hier wie beim Kauf von Anteilen<br />

an geschlossenen Immobilienfonds, die im Ausland investieren, muss<br />

beachtet werden, dass das <strong>Geld</strong> immer sehr lange gebunden ist Lassen Sie<br />

sich deshalb von redegewandten Verkäufern und bunten Prospekten nicht zu<br />

Sparformen verführen, die für Sie nicht sinnvoll sind Erst wenn Sie über ein<br />

größeres Vermögen verfügen, kann eine Beteiligung an (seriösen) geschlossenen<br />

Immobilienfonds überlegenswert sein Aber auch dann darf nur <strong>Geld</strong> investiert<br />

werden, dass für eine lange Zeit festgelegt werden kann – also immer<br />

nur ein bestimmter Teil der Gesamtersparnisse<br />

Indexfonds<br />

Man muss „das Vorbild immer im Auge behalten!“ So lautet die Devise aller Fondsmanager<br />

Denn die von ihnen erzielten Renditen werden mit der Wertentwicklung<br />

des betreffenden Marktes (Aktien- oder Rentenmarkt) verglichen Dabei vergleicht<br />

man die Performance eines Fonds mit einem Index, also einer Benchmark Jeder<br />

Fonds versucht mit einem Index Schritt zu halten, entweder dem DAX oder dem Dow<br />

Jones, oder welcher Vergleichsindex auch immer das Vorbild ist Das gilt natürlich<br />

besonders für einen Indexfonds Kursgewinne der einen oder anderen Aktie, die Ausgabe<br />

neuer Aktien oder eine Umgewichtung in einem Index, das sind die Signale, auf<br />

die der Manager eines Indexfonds reagieren muss 1975 legte die amerikanische<br />

Fondsgesellschaft Vanguard den ersten Publikumsfonds, den S&P 500, auf In den<br />

USA und in England fließen bereits rund 20 und 30 Prozent der Anlagegelder in diese<br />

Produkte Fondsmanager kaufen bei einem Indexfonds nicht die ihrer Meinung nach<br />

aussichtsreichsten Titel, sondern versuchen, eine Indexstruktur nachzubilden<br />

Ein Indexfonds wird dem Anleger im Idealfall die gleiche Performance liefern, wie<br />

der zu Grunde liegende Index Wenn also ein Aktien-Indexfond zum Beispiel den<br />

DAX abbilden soll, dann hat er anteilsmäßig die 30 wichtigsten deutschen Aktien im<br />

284


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Depot Bis vor kurzem gab es dabei ein Hemmnis In Deutschland durfte bis zum 4<br />

Finanzmarktförderungsgesetz vom Juli 2002 ein Indexfonds nicht mehr als zehn Prozent<br />

seines Vermögens in einem Einzeltitel anlegen Ein Wertpapier allein durfte also<br />

nicht mehr als zehn Prozent des Fondsvermögens ausmachen So jedenfalls schrieb<br />

es das Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften (KAGG) vor Das ergab dann ein<br />

Problem, wenn ein Wert beispielsweise den marktkapitalisierten Wert von zehn Prozent<br />

aller DAX-Titel überschritt, was etwa bei der Deutschen Telekom passierte Dem<br />

Fondsmanager waren dann die Hände gebunden, weil er diese Entwicklung nicht<br />

vollständig nachvollziehen durfte Er musste dann dieses DAX-Schwergewicht untergewichten<br />

Die Folge war ein leichtes Abweichen der Wertentwicklung des Indexfonds<br />

von der wirklichen Wertentwicklung des DAX Deshalb waren Indexfonds im<br />

Grunde genommen bis zum Juli 2002 nur „indexnahe“ Fonds<br />

Doch der Gesetzgeber hat hier Abhilfe geschaffen (siehe die Erläuterungen zum<br />

neuen Fondstyp „Börsengehandelte Indexfonds“ direkt im Anschluss) Wer allerdings<br />

bereits einen herkömmlichen indexnahen Indexfonds im Depot hat, für den gelten<br />

noch die alten einschränkenden Bestimmungen Nur wenn die vertraglichen Bestimmungen<br />

inzwischen geändert wurden, darf ein solcher Indexfonds sich an die neuen<br />

Regeln halten Insgesamt steigen Indexfonds in der Beliebtheitsskala der Anleger<br />

Das hat folgende Gründe:<br />

Indexfonds sind kostengünstiger zu betreuen, besonders weil die Fondsmanager<br />

weniger Wertpapier-Transaktionen im Fonds abwickeln Damit entstehen deutlich<br />

weniger Kosten als bei den so genannten „aktiv gemanagten“ Fonds Die jährlichen<br />

Ertragsvorteile bis zu zwei Prozent allein aufgrund der deutlich niedrigeren Transaktionskosten<br />

sind beträchtlich<br />

Wichtig für Anleger: Aktiv gemanagte Fonds schneiden in den meisten Fällen beim<br />

Vergleich der Wertentwicklung mit dem Vergleichsindex oder dem entsprechenden<br />

Indexfonds schlecht ab Mit Indizes – wie etwa der EuroStoxx Indexfamilie oder in<br />

Deutschland dem SDax für kleinere Unternehmen oder dem TecDax für die 30 größten<br />

Aktien aus den Wachstumsbranchen können Anleger mittlerweile fast in jeder<br />

Region oder Branche investieren, ohne sich den Risiken eines Missmanagements in<br />

einem Fonds auszusetzen Statistiken belegen, dass bisher nur eine deutliche Minderheit<br />

aller aktiv gemanagten Fonds ihren Vergleichsindex schlägt<br />

Die Zahlen schwanken je nach Jahr und Quelle zwischen zehn und 25 Prozent Wer<br />

also auf eine positive Entwicklung der Börse wettet, sich aber nicht auf einzelne<br />

Werte oder Branchen einlassen will, für den ist ein „passiv“ gemanagter Indexfonds<br />

das Richtige Voraussetzung ist aber, dass der Anleger keinen Wert auf einen Sieg<br />

über das jeweilige Börsenbarometer legt Denn das schafft kein Indexfonds Die<br />

Wertentwicklung hinkt eher etwas nach Dafür sorgen die Kosten wie der marktübliche<br />

Ausgabeaufschlag und die Verwaltungsgebühr für das Fondsmanagement Der<br />

Fonds muss außerdem, je nach Börsenentwicklung, Transaktionen tätigen, um den<br />

Index, falls notwendig, nachbilden zu können Diese Kosten drücken ebenfalls die<br />

285


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wertentwicklung Allerdings: Im Indexfonds werden die Analysekosten, die bei einem<br />

„aktiven“ Fondsmanagement anfallen, gespart Das wiederum hebt die Wertentwicklung<br />

Letztlich stellt sich also für jeden Anleger die Frage, ob er nicht gleich auf einen<br />

Indexfonds setzen sollte Das erspart ihm eine Menge Ärger und Kopfzerbrechen<br />

Andererseits: Bei fallenden Börsenbarometern sind dem Indexfonds-Management<br />

die Hände gebunden, denn die Anlagepolitik bleibt starr an die Indexstruktur gebunden,<br />

bei steigenden wie bei fallenden Märkten<br />

Indexfonds (ETF’s)<br />

Wem einzelne Investmentfonds zu risikoreich sind, kann auf ein noch recht neues Finanzprodukt<br />

zurückgreifen Es handelt sich um börsengehandelte Investmentfonds<br />

Darunter befinden sich einige spezielle Aktienfonds und vor allem eine ganze Palette<br />

Indexfonds Sie sind seit dem Jahr 2001 auf dem Markt Speziell die börsengehandelten<br />

Indexfonds sind nichts anderes als eine kostengünstige Variante der schon<br />

existierenden indexnahen Indexfonds (wie oben beschrieben)<br />

Die Deutsche Börse AG bietet die Handelsmöglichkeiten für diese neuen Finanzprodukte<br />

Sie will nach eigenen Angaben an den Erfolg dieser Anlageform in den<br />

USA anknüpfen Auf den Internetseiten der Deutschen Börse AG (Segment XTF =<br />

Abkürzung für Exchange Traded Funds, übersetzt heißt das: börsenmäßig handelbare<br />

Investmentfonds) werden die Preise ständig aktualisiert Auf den Webseiten:<br />

www deutsche-boerse com erfährt der Interessent unter dem Kapitel Fonds + ETF’s<br />

die jeweils aktualisierten Neuigkeiten zu den bestehenden und den neuen Indexfonds<br />

Die ETF’s werden genauso gehandelt wie Aktien und haben eine Wertpapierkennnummer<br />

wie sie Der Unterschied liegt nur in der Form des Wertpapiers:<br />

Mit einer Aktie kauft der Anleger Anteile an einem einzelnen Unternehmen Mit der<br />

Indexaktie aber kauft er Anteile an einen Index (zum Beispiel sämtliche 30 Titel des<br />

DAX, des größten und wichtigsten deutschen Aktienindex – es gibt auch Indexfonds<br />

auf den MDAX, die EuroSTOXX-Indizes oder die bekannten Rentenindizes) Die entscheidende<br />

Neuerung dabei: Die Preise für die herkömmlichen Investmentfonds werden<br />

nur einmal am Tag festgelegt Der Kurswert dieser nicht börsennotierten Fonds<br />

wird anhand der Kurse der enthaltenden Positionen addiert und durch die Anzahl der<br />

ausgegebenen Anteile dividiert<br />

Wer also seine Anteile an einem Aktienfonds verkaufen will, erhält nur selten den<br />

gerade aktuellen Wert der Aktien in seinem Fonds Preisausschläge nach oben oder<br />

unten innerhalb nur weniger Minuten oder Stunden, wie sie an der Börse durchaus<br />

üblich sind, bleiben also bisher beim Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen unberücksichtigt<br />

Die Folge: Fondsbesitzer, die ihre Anlagen schnellstmöglich verkaufen<br />

oder neue kaufen wollen, sind somit gegenüber Aktienbesitzern benachteiligt Das<br />

ändert sich mit dem neuen Typ der börsengehandelten Indexfonds grundlegend Sie<br />

sind börsennotiert und werden wie eine Aktie gehandelt Bei diesen Finanzprodukten<br />

richtet sich der aktuelle, laufend ermittelte Kurs nach Angebot und Nachfrage der<br />

Marktteilnehmer Banken, die als so genannte Designated Sponsors auftreten, ver-<br />

286


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

pflichten sich zu einem fortlaufenden Handel während des gesamten Börsentages<br />

So können Anleger theoretisch sogar Daytrading mit diesen Indexfonds betreiben,<br />

also mehrmals am Tag kaufen und verkaufen<br />

Einige wichtige Details zu dem neuen Finanzprodukt aus dem Anlageuniversum der<br />

Investmentfonds:<br />

Börsengehandelte Indexfonds:<br />

Sie können ab einem Volumen von einem Stück geordert werden Dabei entspricht<br />

der Wert eines Zertifikats einem Hundertstel des zugrunde liegenden Index Auf dem<br />

Niveau von 4 000 Punkten würde damit ein DAX-Anteil rund 40 Euro kosten<br />

Kauf von Indexfonds: Beim Erwerb über die Börse fällt kein Ausgabeaufschlag wie<br />

bei einem herkömmlichen Investmentfonds an Die Preisspannen (gemeint ist der<br />

Spread, der Unterschied zwischen Verkaufs- und Rücknahmepreis, also der Aufpreis<br />

für den Käufer eines solchen Produkts) sind vergleichsweise niedrig<br />

Jährliche Management-Gebühr: Sie liegt für die Verwaltung und Betreuung der<br />

Fonds bei maximal 0,5 Prozent des Fondsvermögens Auch das ist niedriger als bei<br />

herkömmlichen Investmentfonds<br />

Spread: Das ist der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis Achten Sie hier<br />

immer darauf, dass er nicht zu hoch ist Ansonsten mindert der niedrigere Verkaufspreis<br />

die Rendite Ihrer Anlage beträchtlich Das gilt vor allem dann, wenn Sie häufiger<br />

mal den Fonds wechseln<br />

Transparenz: Dafür sorgt die laufende Veröffentlichung der Preispannen bei Kauf<br />

und Verkauf der börsengehandelten Indexfonds und die Tatsache, dass der Nettoinventarwert<br />

der Fonds alle 15 Sekunden neu errechnet und den Anlegern zur Verfügung<br />

gestellt wird<br />

287


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Für Indexfonds(ETF’s) spricht, dass das Anlageportfolio transparent ist, da<br />

die Zusammenstellung der Indizes normalerweise jederzeit nachvollziehbar<br />

ist Somit können Klumpenrisiken besser vermieden werden Zudem sind die<br />

laufenden Gebühren und die Transaktionskosten von Indexfonds i d R niedriger<br />

als bei aktiv gemanagten Fonds Wem spezielle Investmentfonds zu<br />

kompliziert oder zu riskant sind, kann mit Indexfonds und börsengehandelten<br />

Investmentfonds(ETF’) auf ziemlich neue Finanzprodukte aus der Welt der<br />

Fonds zurückgreifen Mittlerweile kann man bereits von einer breiten Akzeptanz<br />

dieser Finanzprodukte sprechen Vergessen Sie aber nicht, dass ein Indexfonds<br />

den Index nicht schlagen kann Fairerweise muss man hier anfügen,<br />

dass dies auch für aktive Fondsmanager schwierig ist Einigen gelingt es aber<br />

immer mal wieder Setzen Sie außerdem bei den ETF’s nicht auf einen festen<br />

Anlagezeitraum und halten stur daran fest Verfolgen Sie die Börsenstimmung<br />

Wenn sie deutlich nachlässt, ist es Zeit zum Aussteigen, also zum Verkaufen<br />

Die Banken wollen mitverdienen<br />

Die Anbieter von Finanzprodukten haben inzwischen auf das zunehmende Interesse<br />

der Anleger an börsengehandelten Indexfonds reagiert Die sie am Handel mit diesen<br />

Papieren relativ wenig verdienen, bringen sie immer mehr „strukturierte Produkte“<br />

auf den Markt, mit denen sich – auf der Basis von Indexfonds – komplexe Anlagestrategien<br />

verfolgen lassen<br />

Die Aussage, dass börsengehandelte Indexfonds eine preiswerte Alternative zu den<br />

aktiv gemanagten Investmentfonds sind, gilt nur für „reine“ ETF´s Die Banken bieten<br />

inzwischen immer häufiger komplexe ETF-Produkte an, bei denen Kosten und Risiko<br />

deutlich höher sind Das gilt sowohl für die Gebühren bei Kauf und Verkauf dieser<br />

Produkte, die zwei- bis dreimal höher sein können als bei einfachen ETF´s, als auch<br />

für den so genannten Spread Das ist die Differenz zwischen Abgabe- und Rücknahmepreis<br />

Der Spread kann bei bescheidenen 0,15 Prozent liegen, aber auch stolze 6<br />

Prozent betragen und damit einen großen Teil des möglichen Gewinns kosten - oder<br />

bei Kursverlusten das negative Anlageergebnis entsprechend verstärken<br />

Außerdem werden immer mehr ETF´s auf „exotische“ Indices angeboten, bei denen<br />

ein Kauf oder Verkauf mit erheblicher zeitlicher Verzögerung im Vergleich z B zu einem<br />

an der Frankfurter Börse notierten ETF stattfindet Das kann dazu führen, dass<br />

die Anteile zu einem deutlich ungünstigeren Kurs in der Abrechnung erscheinen, als<br />

im Zeitpunkt der Kauf- oder Verkaufsentscheidung Hintergrund: Die Banken und<br />

Fonds wollen durch die Konstruktion komplexer Produkte, die dem Anleger zwar höhere<br />

Erträge bringen können als schlichte Indexfonds (aber auch mit höherem Risiko<br />

behaftet sind), ihre eignen Renditen aufbessern<br />

288


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Deshalb sollten sich Anleger immer sehr genau ansehen, wo die „Pferdefüsse“ bei<br />

den strukturierten Finanzprodukten verborgen sind: Im Risiko, in der Undurchschaubarkeit,<br />

in den Managementgebühren oder dem Spread<br />

Mischfonds: Sicherheit + Rendite<br />

Hier versucht das Fondsmanagement, die größeren Gewinnchancen bei Aktien mit<br />

der höheren Sicherheit der Anlage in Rentenpapieren zu kombinieren Die Anlageschwerpunkte<br />

variieren jeweils entsprechend der Situation an den Aktien- und Rentenmärkten<br />

Dieser Zwitter unter den Fondstypen ermöglicht es den Fondsverwaltern,<br />

nahtlos zwischen Aktien und Rentenpapieren zu wechseln Solche Fonds mischen<br />

Aktien- und Rentenpapiere Dabei ist ihr Geschick besonders gefragt Denn in Zeiten<br />

florierender Aktienmärkte heißt es, früh genug den Aktienanteil hochzufahren und in<br />

Zeiten fallender Zinsen sollte bereits vorher der Rentenanteil verstärkt worden sein,<br />

um an den damit verbundenen höheren Kursen zu partizipieren Das ist sehr wichtig<br />

beim langfristigen Vermögensaufbau für die private Rente<br />

Mischfonds streuen das Risiko in besonderer Weise Im Gegensatz zu Aktien- und<br />

Rentenfonds setzt das Depot eines Mischfonds nicht allein auf eine Wertpapiergattung<br />

„Sicherheit plus Gewinn“ – so könnte die Hauptformel für die Anlage in einen<br />

Mischfonds lauten, und zwar in dieser Reihenfolge<br />

Aus der Zwitterkonstruktion dieses Fondstyps ergibt sich logischerweise eine besondere<br />

Anlagestrategie Die Anlageschwerpunkte variieren je nach der Situation an<br />

den Aktien- und Rentenmärkten Die Struktur eines Mischfonds setzt sich gewöhnlich<br />

zusammen aus:<br />

� öffentlichen Anleihen,<br />

� Pfandbriefen,<br />

� Kommunalobligationen,<br />

� <strong>Geld</strong>marktpapieren,<br />

� Aktien aus allen Branchen, Ländern und Regionen,<br />

� Barreserven und<br />

� sonstigem<br />

Die starke Diversifikation bei einem gemischten Fonds trägt dem Investmentgedanken<br />

Rechnung Dieser Zwitter unter den Fondstypen ermöglicht es den Fondsverwaltern,<br />

nahtlos zwischen Aktien und Rentenpapieren zu wechseln Beim Management<br />

von Mischfonds ist das Geschick der Manager besonders gefragt Denn in Zeiten<br />

florierender Aktienmärkte heißt es, früh genug den Aktienanteil hochzufahren, und in<br />

Zeiten fallender Zinsen sollte bereits vorher der Rentenanteil verstärkt worden sein,<br />

um an den damit verbundenen höheren Kursen zu partizipieren<br />

In unsicheren Börsenzeiten sind Mischfonds besonders gefragt Sie sind eher für<br />

passive Sparer geeignet, denen meist die Kenntnis und die Zeit fehlen, sich den<br />

geeigneten Mix aus Aktien- und Rentenfonds zusammenzustellen Dass sie damit<br />

289


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

durchaus nicht falsch liegen, zeigt die beachtliche Wertentwicklung vieler Mischfonds<br />

Kapitalanlegern geht es mit ihren Wünschen meist um zwei grundsätzliche Anliegen:<br />

erstens um Sicherheit auf der einen Seite mit Renten, Obligationen und allen<br />

Arten festverzinslicher Papiere und zweitens um spekulative Gewinne mit Aktien Die<br />

Fondsmanager können bei Mischfonds unter den angebotenen Papieren grundsätzlich<br />

kaufen, was ihnen passt Dabei entscheiden sie über das geeignete Verhältnis<br />

von Renten und Aktien Drei verschiedene Gruppen unterscheidet man dabei<br />

� Gemischte Fonds mit offensiver Ausrichtung, also hohem Aktienanteil,<br />

� gemischte Fonds mit ausgeglichenen Anteilen von Renten und Aktien und<br />

� gemischte Fonds mit defensiver Ausrichtung, also hohem Rentenanteil<br />

Wichtig für Anleger: Sie können bei einigen Gesellschaften schon aus dem<br />

Namen ablesen, welche der drei Strategien sie wählen, zum Beispiel die schweizerische<br />

UBS Sie signalisiert mit Namenszusätzen die grundsätzliche Anlagestrategie<br />

bei Mischfonds:<br />

„Growth“ bedeutet einen höheren Aktienanteil (rund 65 Prozent),<br />

„Balanced-Fonds“ heißt ausgeglichene Mischung (rund 45 Prozent in Aktien),<br />

„Yield“ meint niedrigen Aktienanteil (rund 25 Prozent)<br />

Statt „Yield“ für einen niedrigen Aktienanteil verwenden viele Anbieter auch den Namenszusatz<br />

„Income“ Es gibt noch weitere Fondstypen, die mit den Mischfonds<br />

verwandt sind: AS-Fonds, Dachfonds,VL-Fonds und etwa die neuen Riester-Investmentprodukte<br />

zur Altersvorsorge<br />

Tipp:<br />

Anleger interessieren sich vor allem in unsicheren Börsenzeiten für die Vorzüge<br />

von Mischfonds Wer diese Fondsart wählt, sollte die Vertragsbedingungen<br />

genau kennen Häufig nämlich sind die Mischfonds in ihren Anlagemöglichkeiten<br />

eingeschränkt Was nutzt die schönste Aktienhausse, wenn der Fondsvertrag<br />

nur einen maximalen Aktienanteil von einem Drittel vorschreibt? Die<br />

Fondsmanager sollten also, wenn schon - denn schon, frei schalten und walten<br />

können, wie sie das Depot des Fonds im Einzelnen gewichten Denn: Nur<br />

bei flexibler Anlagepolitik bringt der Mischfonds auch volle Leistung! Fazit: Auf<br />

Grund der Besonderheiten der Mischfonds sind sie eher etwas für passive<br />

Sparer, die ihre Depotaufteilung lieber Fachleuten überlassen, als selbst die<br />

richtige Mischung zu finden Wer auf Mischfonds setzen will, der sollte ein besonderes<br />

Augenmerk auf die so genannten AS-Fonds haben, die weiter unten<br />

erläutert werden Die nämlich streuen noch breiter Neben Aktien und Rentenpapiere<br />

dürfen sie auch Immobilienanteile erwerben<br />

290


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Rentenfonds: Die Klassiker des Fondssparens<br />

Jahrzehntelang waren sie klar die Nummer Eins unter den Fondsprodukten Sie sind<br />

sozusagen die Klassiker unter den Investmentfonds Heute sind sie nicht mehr so<br />

dominierend Die geringere Schwankungsanfälligkeit des Kursverlaufs von Renten<br />

- also zum Beispiel Staatspapiere, Unternehmensanleihen oder Kommunalobligationen<br />

- macht diesen Fondstyp besonders attraktiv für vorsichtige Anleger Die Fondsmanager<br />

haben vor allem den Kapitalmarktzins und seine Entwicklung im Auge<br />

Der jeweilige Marktzins spielt die entscheidende Rolle für die Kurswerte der Anteile<br />

Sinkende Zinsen führen zu steigenden Kursen und steigende Zinsen zu fallenden<br />

Kursen<br />

Das erscheint auf den ersten Blick widersinnig, ist aber logisch: Wenn die Zinsen<br />

steigen, sinken die Kurse älterer Anleihen so lange, bis ein Käufer damit den gleichen<br />

Ertrag erzielt wie der Erwerber einer aktuell zu diesem Zins ausgegebenen Anleihe –<br />

und umgekehrt Rentenfonds mit internationaler Ausrichtung haben zusätzlich noch<br />

die Währungschancen und -risiken einzuschätzen<br />

Die Entwicklung der Währungen, auf die jeweils die im Fonds gehaltenen Anleihen<br />

laufen, nimmt entscheidenden Einfluss auf den Wert der Anteile Eine fallende Währung<br />

drückt auf den Kurs Mit der Einführung des Euro sind dem Anleger in Rentenfonds<br />

Vorteile entstanden Damit ist der zweitgrößte Markt der Welt für verzinsliche<br />

Wertpapiere entstanden Auf diesem neuen europäischen Gesamtmarkt decken Tausende<br />

von Emittenten, also Staaten, Organisationen, Unternehmen und Kommunen,<br />

ihren Finanzbedarf<br />

Rentenfondsmanager nehmen dem Anleger Arbeit ab Der Markt für verzinsliche<br />

Wertpapiere wächst und wird immer komplexer Heute reicht es nicht mehr aus, sich<br />

für kurze oder lange Laufzeiten zu entscheiden und auf den Heimatmarkt zu setzen<br />

Auf der Suche nach ertragsstarken Anleihen schauen die Fondsteams sowohl auf<br />

gesamtwirtschaftliche Faktoren als auch auf titelspezifische Merkmale Das heißt:<br />

In den Entscheidungsprozess fließen beispielsweise sowohl Währungseinschätzungen<br />

oder Erwartungen für das Wirtschaftswachstum eines Landes ein als auch Bonitätsanalysen<br />

einzelner Schuldner Erst wenn die Fondsmanager sich eine Meinung<br />

zu Märkten gebildet und einen Überblick über alle relevanten Emissionen verschafft<br />

haben, wählen sie Anleihen aus Gegen Schwankungen an den Renten- und Devisenmärkten<br />

sichern sie sich gegebenenfalls durch Zins- und Währungsderivate ab<br />

Die Bandbreite von Rentenfonds, die inzwischen sehr unterschiedliche Chancen und<br />

Risiken für den Anleger bieten, wächst Es gibt ein enormes Angebot, wie:<br />

� geldmarktnahe Fonds,<br />

� Rentenfonds mit kurz laufenden verzinslichen Wertpapieren,<br />

� in Euro-Anleihen anlegende Fonds,<br />

� internationale Rentenfonds,<br />

� Fonds mit Hochzinsanleihen oder<br />

291


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wer zum Beispiel die Werterhaltung seines <strong>Geld</strong>es anstrebt und eine Anlage sucht,<br />

die nur geringen Wertschwankungen unterliegt, sollte Rentenfonds mit kurz laufenden<br />

Anleihen wählen Dagegen können Anleger, die auch bei der Rentenanlage<br />

erhöhte Wertschwankungen akzeptieren, überdurchschnittliche Renditen erzielen<br />

Diese Chance bieten so genannte High-Yield-Fonds, die in Hochzinsanleihen aus<br />

aufstrebenden Schwellenländern und in Unternehmensanleihen investieren Bei der<br />

Vielfalt der neuen Anlagemöglichkeiten wird es immer wichtiger, die Spreu vom Weizen<br />

zu trennen Für den Fondsmanager gewinnen neben dem klassischen Aufbau<br />

von Fonds mit festverzinslichen Wertpapieren nach Länder- und Währungskriterien<br />

die sorgfältige Auswahl von Einzelwerten und damit die Kreditanalyse der Emittenten<br />

an Bedeutung Daher kombinieren die Rentenfondsmanager die volkswirtschaftliche<br />

Analyse mit einer Kreditwürdigkeitsprüfung der Emittenten, um Anleihen mit langfristig<br />

überdurchschnittlichem Kurspotenzial herauszufiltern<br />

Ein Beispiel für Finanzprodukte in einem klassischen Rentenfonds sind Unternehmensanleihen<br />

Der Markt für Unternehmensanleihen boomt Große Unternehmen<br />

brauchen nämlich ständig <strong>Geld</strong> Das ist eine Chance für Privatanleger Entweder<br />

die Firmen nehmen einen Kredit bei der Bank auf Oder sie holen sich das <strong>Geld</strong> am<br />

Kapitalmarkt Das nennt man dann Unternehmensanleihe Sie können diese auch<br />

indirekt kaufen, indem Sie Anteile an einem Rentenfonds erwerben Anleihen gelten<br />

häufig als langweilig Viele denken, sie brächten zwar eine hohe Sicherheit dafür<br />

aber nur eine dürftige Rendite Doch die turbulenten Börsenzeiten seit dem Jahr<br />

2000 haben gezeigt, dass die Performance bei Anleihen nicht zu unterschätzen ist<br />

Die Unternehmensanleihe bringt jährlich feste Zinsen – und die liegen meist höher<br />

als bei Staatsanleihen<br />

Am Ende der Laufzeit bekommt der Rentenfonds sein <strong>Geld</strong> zu 100 Prozent („Pari“)<br />

zurück Die während der Laufzeiten auftretenden Kursrisiken von Anleihen betreffen<br />

also nicht diejenigen, die bis zur Endfälligkeit halten Ein Rechenbeispiel: Sie haben<br />

5 000 Euro für eine Unternehmensanleihe übrig Im Augenblick bringt eine Unternehmensanleihe<br />

mit sehr geringem Ausfallrisiko und einer Laufzeit von fünf Jahren eine<br />

Rendite von ca drei Prozent Das bringt dann jährlich 150 Euro Zinsen, macht also<br />

750 Euro während der gesamten Laufzeit Aber: Bei Kauf oder Verkauf der Anleihe<br />

müssen Sie in der Regel 0,5 Prozent vom Gesamtwert bezahlen – mindestens aber<br />

15 Euro<br />

Anleihe-Rating: Wichtiger Maßstab für die Beurteilung<br />

Merken Sie sich: Je höher der Zinssatz einer Unternehmensanleihe liegt, desto riskanter<br />

ist es für den Rentenfonds, dem Unternehmen Ihr <strong>Geld</strong> zu borgen Emittenten,<br />

deren Zahlungsfähigkeit mit Zweifeln behaftet ist, müssen als Risikoprämie nämlich<br />

einen Renditeaufschlag bieten, um Investoren zum Kauf ihrer Anleihen zu bewegen<br />

Höhere Renditen bekommt der Anleger also nicht geschenkt, sondern er muss dafür<br />

auch ein höheres Risiko eingehen Besonders kreditwürdige Firmen müssen dagegen<br />

vergleichsweise niedrige Zinsen zahlen Dafür ist die Anlage auch sicherer Un-<br />

292


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

ternehmen bekommen Noten für ihre Kreditwürdigkeit, und zwar von unabhängigen<br />

Rating Agenturen wie Standard & Poor’s oder Moody’s Die besten Einstufungen der<br />

beiden Agenturen sind drei große As („Tripple-A“)bei S & P oder ein Aaa bei Moody’s<br />

Das signalisiert dem Anleger und dem Fondsmanager, dass es sich um eine erstklassige<br />

Anleihe handelt Darunter gibt es graduelle Abstufungen über „von hoher<br />

Qualität“, „obere Mittelklasse“ bis „mittlere Qualität“<br />

Tipp:<br />

Die gerade noch zu vertretenden Noten für empfehlenswerte Anleihen wären<br />

bei Standard & Poors die Buchstaben BBB+, BBB und BBB- und bei Moody’s<br />

die Buchstabenfolge Baa1, Baa2 und Baa3 Das ist elementar für jede Anlageentscheidung<br />

in Anleihen Was sich an Noten darunter befindet, etwa mit<br />

einem C, bedeutet, dass der Anleger auf der Hut sein muss Solche Anleihen<br />

sind mit spekulativen Elementen behaftet Sie haben ein geringes Ansehen<br />

(Standing) Die Möglichkeit eines Zahlungsverzugs oder gar eines Zahlungsausfalls<br />

muss beachtet werden Das heißt, sie sind besonders risikoreich<br />

Verfolgen können Sie die aktuellen Bonitätseinstufungen der beiden großen Rating<br />

Agenturen auf den Webseiten www standardandpoors com/europe/deutsch und<br />

www moodys de können Doch auch Anleihen haben Kursrisiken Unternehmensanleihen<br />

werden zu Tausenden an der Börse gehandelt werden Auch bei guten Firmen<br />

können mal vorübergehende Kursverluste auftreten Für den Käufer eines Rentenfonds<br />

ist das gut zu wissen Behalten Sie daher den Börsenkurs Ihres Fonds im Auge<br />

Gehen Unternehmen nämlich Pleite - wie etwa Swissair, Worldcom, Enron oder Arcandor<br />

- kann das zum Totalverlust einer Anleihe führen Und das wirkt sich auch<br />

auf den Kurs eines Rentenfonds aus, auch wenn der breit aufgestellt ist Deswegen<br />

gilt der Satz von Börsenaltmeister André Kostolany nur noch bedingt, wonach man<br />

Aktien kaufen solle, wenn man gut essen wolle, dagegen Anleihen, wenn man gut<br />

schlafen wolle Unternehmensanleihen haben nämlich in jüngster Vergangenheit wie<br />

die obengenannten Fäll von zeigen, ihren früheren Status des „safe haven“(sicheren<br />

Hafen) verloren, einfach weil es mittlerweile zu viele „fallen angels“ (gefallene Engel)<br />

gibt Außerdem hat die Finanzkrise nach der Pleite der Lehmann-Bank auch<br />

die Rentenfonds voll getroffen Im Oktober 2008 erlebte die Branche einen wahren<br />

Abfluss von <strong>Geld</strong> aus Rentenfonds Die Fondsgesellschaften kamen unter Druck und<br />

verloren bis zu 20 Prozent ihres Vermögens in dieser Anlageklasse Doch wer seine<br />

Rentenfondsanteile nicht verkaufte und stillhielt, der wurde schon ein knappes Jahr<br />

später belohnt Die Kurse hatten sich wieder erholt<br />

293


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Ein Rentenfonds im Vermögensdepot als eine Art Gegengewicht zu einem riskanteren<br />

Aktienfonds ist grundsätzlich in Ordnung Wer stets ein Auge auf die<br />

Zinsentwicklung am Kapitalmarkt hat, steigert seine Chancen, den Einstiegszeitpunkt<br />

für einen Rentenfonds richtig auswählen<br />

Neben diesen klassischen und modernen Investmentfondsarten gibt es noch zahlreiche<br />

andere Typen und Spielarten von Aktienfonds Beispiele dafür sind Branchenfonds,<br />

Rohstofffonds, Themenfonds, Total-Return-Fonds usw In der Ausgestaltung,<br />

Spezialisierung und Bezeichnung der vielen Fonds sind der Fantasie kaum Grenzen<br />

gesetzt Eine lupenreine Definition der einzelnen Fondstypen ist fast nicht möglich<br />

Häufig überlappen sie sich<br />

Die Fondsbranche wirbt wie jeder andere Wirtschaftszweig um Kunden Millionen<br />

Euro fließen daher in die Werbung Für Fonds gelten die gleichen Spielregeln wie<br />

für Jeans, Parfüm oder Autos Marketing und Vertrieb sind hier wie dort die Zauberwörter<br />

Produktgestaltung und Kommunikation, Werbung, Public Relations und Medienarbeit<br />

werden forciert Ob über die Hausbank oder den Versicherungsvertreter,<br />

ob über das Internet oder den Fondsshop - egal über welche Vertriebskanäle der<br />

Fondsverkauf läuft, es gibt immer nur ein Ziel: das Portemonnaie der Kunden „Fit for<br />

Fonds“ kann für den Anleger deshalb nur bedeuten, dass er sich selber ausreichend<br />

informiert und lernt, die Spreu vom Weizen zu trennen Sonst wird er überrollt vom<br />

Angebot und den Versprechungen der Investment-Branche<br />

Einen Anhaltspunkt dafür, was von der Qualität eines Fondsmanagements zu halten<br />

ist, bietet ein Blick auf die in der Vergangenheit erzielten Resultate Das ist zwar keine<br />

Garantie dafür, dass es auch in Zukunft so weiter geht – aber immerhin ein wichtiger<br />

Anhaltspunkt Und: Ein Fonds der bisher schon unterdurchschnittliche Resultate<br />

erzielt hat, bietet diese Gewähr noch weniger<br />

294


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Viele wollen kassieren – auch bei Ihnen<br />

Versprechungen in Hochglanzprospekten sind noch lange keine Gewinngarantie<br />

Obwohl Fonds eine breitere Risikostreuung bieten, als dies beim Kauf<br />

einzelner Aktien möglich ist, haben auch Fondsmanager schon so manchen<br />

Flop gelandet Überdies muss auch immer berücksichtigt werden, dass erst<br />

einmal die Werbeaufwendungen, die Provisionen der Vertreter oder die Verwaltungsgebühren<br />

bezahlt werden müssen, ehe etwas für den Anleger übrig<br />

bleibt Dies sollte besonders dann beachtet werden, wenn Sie ihr <strong>Geld</strong> einem<br />

der sogenannten Strukturvertriebe anvertrauen Ehe Sie etwas verdienen,<br />

kassieren erst einmal viele andere in der hierarchisch aufgebauten Organisation<br />

Wer darauf achtet, dass zwischen ihm und seinem <strong>Geld</strong> so wenig andere<br />

wie möglich stehen, muss die Erträgen seiner Anlage nicht mit so vielen anderen<br />

teilen Sie können Ihrer Bank auch ohne Vermittler sagen, welche Fonds<br />

oder Aktien Sie kaufen wollen<br />

Wertentwicklung der Fonds<br />

Ein gutes Abschneiden in der Vergangenheit garantiert nicht den Erfolg in der Zukunft<br />

- selbst wenn Sie über mehrere Jahre den Index geschlagen haben Denn wenn die<br />

entsprechende Branche - die Konsum- oder Autowerte, die High-Tech-Unternehmen<br />

oder die Chemie – in eine Struktur- oder Ertragskrise gerät, zieht das auch die entsprechenden<br />

Aktienfonds mit nach unten Zudem gilt auch für Fondsmanager: Ruhm<br />

ist vergänglich Das zeigen zum Beispiel die spektakulären Beispiele von Fondsmanagern,<br />

die sich in den Jahren 1999 und 2000 auf die damals so hoch gepriesenen<br />

Internet-Aktien gestürzt haben Heute – knapp zehn Jahre nach dem Ende des Neuen<br />

Marktes, des ehemaligen Börsensegmentes für die jungen, innovativen Wachstumsaktien<br />

- ist jedenfalls nichts mehr von dem Ruhm einstiger „Börsengurus“ und<br />

von den Millionen von Euros übrig geblieben, die in die Neue-Markt-Fonds investiert<br />

wurden<br />

Wichtig: Aktienfonds rutschen die Hitlisten rauf und runter Das hängt nicht nur mit<br />

dem Geschick des Managements zusammen sondern ist auch die Folge von Börsentrends<br />

Wenn gerade Großunternehmen wie Daimler, Deutsche Bank und Allianz<br />

gefragt sind, dann profitieren davon die Fonds, die auf „blue chips“ in der Auto-, Banken-,<br />

oder Versicherungsbranche gesetzt haben Sind aber gerade mal die Unternehmen<br />

aus der zweiten Reihe wie Puma, Fielmann, Fresenius oder Merck gefragt,<br />

dann profitieren die Mid-Cap Fonds Deshalb legen die Kapitalanlagegesellschaften<br />

auch so viele Fonds auf Nach der Wahrscheinlichkeitstheorie haben sie dann so<br />

viele Pfeile im Köcher, dass eine höhere Trefferquote garantiert ist Mit den erfolgreichen<br />

Fonds wird dann geworben<br />

295


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Sparen mit „Turbo-Effekt“<br />

Wer sich über Jahrzehnte eine finanzielle Absicherung für sein Alter aufbauen will,<br />

kann schon mit relativ kleinen regelmäßigen Einzahlungen in Fonds ein ansehnliches<br />

Vermögen erwerben Das liegt neben den stetigen Einzahlungen vor allem an dem<br />

optimal genutzten Zinseszinseffekt In einem Fonds werden ständig Erträge erwirtschaftet<br />

Sie werden sofort wieder zu den bestmöglichen Konditionen angelegt Dies<br />

sorgt dafür, dass beim Fondssparen im Laufe der Zeit eine Art Spar-Turbo zugeschaltet<br />

wird, der schließlich das angesammelte Vermögen immer rascher wachsen lässt<br />

Es gibt durchaus Möglichkeiten, auch in Zukunft <strong>Geld</strong> an der Börse zu verdienen<br />

Das jedenfalls ist das Credo des Finanzwirtschaftlers Professor Dr Raimond Maurer<br />

von der Universität Frankfurt, das er auch gegenüber WISO immer wieder bekräftigt<br />

Börsencrashs seien nichts, was ihn wirklich beeindrucke Ihn würden Kurseinbrüche<br />

nicht irritieren, weil es so was immer gegeben habe und die Anleger sich am Ende<br />

trotzdem auf eine vernünftige Rendite freuen könnten Maurer forscht an seinem<br />

Lehrstuhl für Investment, Portfolio Management und Alterssicherung mit seinem<br />

Team und dem Kollegen Professor Dr Christian Schlag auf dem Gebiet: „<strong>Geld</strong>anlage<br />

für die Alterssicherung “<br />

Dabei wird die zukünftige Entwicklung der Kapitalmärkte simuliert, und zwar auf der<br />

Grundlage von Daten aus der Vergangenheit In einem Computerprogramm sind<br />

Millionen von Kurssimulationen eingespeichert Sie basieren auf Erkenntnissen der<br />

Börsenentwicklung seit den Jahren 1973 Aus dieser riesigen Datenmenge errechnen<br />

sich die wahrscheinlichen Renditen und Risiken für unterschiedliche Investment-<br />

Sparverträge, also Sparpläne in Aktien-, Renten- und Immobilienfonds Entscheidend<br />

dabei sind der Umfang der <strong>Geld</strong>anlage und die Dauer des Sparens<br />

Der richtige Anlage-Mix<br />

Ein Blick auf das erwartete Endvermögen zeigt, dass die Aktienmärkte das langfristig<br />

höchste Versorgungsniveau erwarten lassen Dabei steigt der erwartete Renditevorsprung<br />

von Aktienfonds relativ zu Renten- und Immobilienfonds mit zunehmender<br />

Anlagedauer Zwei Beispiele für zu erwartende Renditen und Verlustwahrscheinlichkeiten<br />

gemäß den Untersuchungen des Finanzwirtschaftlers:<br />

1 Sparplan für einen reinen Aktienfonds<br />

Angenommen ein Sparer legt jedes Jahr 1000 Euro in einen typischen Aktienfonds<br />

an Basierend auf Millionen von Simulationspfaden ergeben sich dann folgende Ergebnisse<br />

Nach zehn Jahren kann der Sparer nach Abzug aller Kosten und nach<br />

Ausgleich der Inflation ein Endvermögen von ca 16 500 Euro und nach 20 Jahren<br />

von ca 60 000 Euro erwarten<br />

Vorsicht: Es gibt auch ein Verlustrisiko So beträgt die Wahrscheinlichkeit eines Kaufkraftverlusts<br />

nach zehn Jahren ca 12 5 Prozent und nach 20 Jahren ca 4 4 Prozent<br />

In einem solchen Verlustfall würde der Sparer nach 10 Jahren im Durchschnitt nur<br />

noch ca 8 500 Euro und nach 20 Jahren ca 16 600 Euro übrig haben<br />

296


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

2 Sparplan für einen AS-Fonds<br />

Angenommen ein Sparer legt jedes Jahr 1000 Euro in einen AS-Fonds (enthält Aktien,<br />

Immobilien und Renten) mit ausgewogener Asset Allocation (Vermögensverteilung)<br />

an, also 50 Prozent Aktien, 35 Prozent Renten und 15 Prozent Immobilien Basierend<br />

auf drei Millionen Simulationspfaden ergeben sich folgende Ergebnisse: Nach zehn<br />

Jahren kann der Sparer nach Abzug aller Kosten und Inflation ein Endvermögen<br />

von rund 14 340 Euro und nach 20 Jahren von etwa 44 716 Euro erwarten, also<br />

etwas weniger als beim reinen Aktienfonds Aber hierfür sind auch die Verlustrisiken<br />

deutlich geringer als beim reinen Aktienfonds! So beträgt die Wahrscheinlichkeit eines<br />

Kaufkraftverlusts nach zehn Jahren ca 5,07 Prozent und nach zwanzig Jahren<br />

nur noch ca 0,43 Prozent In einem solchen Verlustfall würde der AS-Fonds Sparer<br />

nach 10 Jahren im Durchschnitt noch ca 9 400 Euro und nach zwanzig Jahren rund<br />

19 000 Euro übrig haben<br />

Wichtig: Durch eine geeignete Streuung der Spargelder lassen sich Fonds Verlustrisiken<br />

kontrollieren, ohne auf die Ertragsstärke der Aktienmärkte verzichten zu müssen<br />

Es kommt also auf den richtigen Anlagemix und die Dauer des Sparplans an!<br />

Die Beispiele zeigen: <strong>Geld</strong> braucht Zeit, um sich zu vermehren Je früher der Sparplan<br />

gestartet wird, umso größer ist die Rendite am Ende Je jünger der Kunde, desto<br />

geringer ist zwar im Allgemeinen auch der Betrag, den er oder sie regelmäßig monatlich<br />

abzweigen kann Doch mit wachsendem Einkommen ist meist eine dynamische<br />

Steigerung der Beiträge drin Und wenn eine noch stärkere Dynamisierung der Einzahlungen<br />

vorgenommen wird oder von Anfang an eine höhere Startsumme möglich<br />

ist, lässt sich der Vermögenseffekt natürlich noch steigern Im Umkehrschluss heißt<br />

das: Wenn erst in späteren Jahren mit einem systematischen Vermögensaufbau begonnen<br />

wird, müssen die monatlichen Raten natürlich immer höher werden, um noch<br />

zu ähnlichen Resultaten zu kommen Deshalb ist ein frühzeitiger Beginn so wichtig<br />

Der frühe Vogel schnappt den Wurm<br />

Bei der Altersvorsorge sind ein früher Start und eine kontinuierliche Wiederanlage<br />

(Thesaurierung) der Erträge noch wichtiger als die Summe, die monatlich zurückgelegt<br />

werden kann Denn um einen möglichst hohen Zinseszinseffekt zu erzielen,<br />

braucht man einen langen Anlauf<br />

Dabei darf eine grundsätzliche Regel nicht vergessen werden: Wer sein <strong>Geld</strong> in Aktienfonds<br />

anlegt, darf tolle Ergebnisse von gestern nicht einfach auf morgen übertragen<br />

Peter Lynch, einer der erfolgreichsten Fondsmanager aus den USA, prägte<br />

dazu den Satz: „Die Zukunft kann man nicht im Rückspiegel sehen!“ Deshalb muss<br />

auch beim Einstieg in erfolgreiche Fonds vor allem geprüft werden, ob die bisher<br />

verfolgte Anlagestrategie auch in Zukunft Erfolg haben kann Ein Beispiel: Fonds die<br />

vor allem in Asien investierten und damit hohe Zuwachsraten erzielten Hier muss<br />

geprüft werden, ob die Anteile schon wieder so billig sind, dass es nur noch aufwärts<br />

gehen kann und natürlich auch, welche Aussichten bestehen, dass die Länder nach<br />

Überwindung von Schulden- und Strukturproblemen wieder an frühere Wachstums-<br />

297


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

muster anknüpfen können Wie das Beispiel Japan zeigt – das aber nicht unbesehen<br />

auf andere asiatische Länder übertragen werden darf – kann darüber ein Jahrzehnt<br />

und noch längere Zeit vergehen Grundsätzlich gilt aber: Wer sein <strong>Geld</strong> wohldosiert<br />

und gut überlegt in Aktienfonds anlegt, der kann - zumindest statistisch betrachtet -<br />

auf eine vernünftige Rendite rechnen<br />

Immer aktuell: Fondstabellen der WISO-Monats-CD<br />

Auf der monatlich erscheinenden, sendungsbegleitenden WISO-CD finden<br />

Sie jeweils aktuelle Übersichten über die Wertentwicklung der Fonds Damit<br />

haben Sie einen wichtigen Maßstab für die Bewertung des Managements dieser<br />

Fonds Zwar sind gute Leistungen in der Vergangenheit keine Garantie für<br />

eine ähnliche Performance in der Zukunft Aber eine nachhaltig günstige Entwicklung<br />

gehört dennoch zu den besten Indizien dafür, ob Sie Ihr <strong>Geld</strong> einem<br />

guten Verwalter anvertrauen<br />

Altersvorsorge mit Investmentfonds<br />

Das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung schwindet Die traurige Wahrheit<br />

ist: Wer nach 1980 geboren ist, dürfte im Alter überhaupt keine Rendite mehr<br />

für seine Abgaben in die Rentenkasse erhalten Es handelt sich bei der staatlichen<br />

Rente nun einmal um ein Umlagesystem, bei dem keine Kapitalbildung stattfindet<br />

Die Rentner der kommenden Generationen müssen schon froh sein, wenn sie überhaupt<br />

soviel herausbekommen, wie sie im Laufe des Arbeitslebens eingezahlt haben<br />

Wer vorzeitig stirbt, kann nicht einmal etwas vererben Von einer angemessenen<br />

Verzinsung der Rentenbeiträge konnte ohnehin nie die Rede sein Ein gigantischer<br />

<strong>Geld</strong>betrag entgeht so jedem einzelnen Beitragszahler Das jedenfalls befürchtet das<br />

Deutsche Institut für Altersvorsorge in Frankfurt Dessen Renditeberechnungen sind<br />

düster Das deprimierende Fazit der Wissenschaftler lautet: Die Rendite im gesetzlichen<br />

Rentensystem fällt auf Null<br />

Viele Beitragszahler müssen künftig sogar mit großen Verlusten rechnen Wer sich<br />

heute noch allein auf die gesetzliche Altersvorsorge verlässt, geht einem unsicheren<br />

Rentenalter entgegen Diese Säule allein trägt immer weniger Sie basiert auf<br />

dem Umlagesystem Dieses stammt aus den 50er Jahren Die Bevölkerungsstruktur<br />

verändert sich aber dramatisch Die Zahl der Erwerbstätigen stagniert, die Zahl der<br />

Rentner nimmt zu Die Folgen sind seit Jahren steigende Rentenbeiträge und gleichzeitig<br />

sinkende Renten für die älteren Menschen<br />

Die Frage der finanziellen Sicherheit im Alter wird also immer brisanter Ein sturmfestes<br />

Konzept für den Ruhestand, das sollte - jeder für sich selbst - individuell entwickeln<br />

Denn eines steht fest: Die private Altersvorsorge wird künftig mehr und mehr<br />

eine wichtige Säule der Vorsorge für den dritten Lebensabschnitt bilden Und damit<br />

298


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

muss so früh wie möglich begonnen werden Entscheidend ist, dass die wichtigen<br />

Fragen gestellt werden, und die sind:<br />

1 Wie groß ist meine Einkommenslücke im Ruhestand?<br />

2 Wie viel Kapital brauche ich, um diese Einkommenslücke zu<br />

schließen?<br />

3 Wie viel muss ich heute und künftig sparen, um das notwendige Kapital<br />

aufzubauen?<br />

Wer auf diese Fragen eine Antwort weiß und danach seine Anlagestrategie bis zum<br />

Renteneintritt ausrichtet, der dürfte im Alter vor bitteren Erfahrungen gefeit sein Bei<br />

der Nachfrage nach privater Altersvorsorge gab es in Deutschland bis Ende der<br />

neunziger Jahre ein Problem Außer der Lebensversicherung existierte eigentlich<br />

keine geeignete Form der <strong>Geld</strong>anlage, die speziell auf das Ziel „Altersvorsorge“ ausgerichtet<br />

war Die Politik hat auf die veränderte Situation sehr spät reagiert Erst das<br />

„Dritte Finanzmarktförderungsgesetz“, das zum ersten April 1998 in Kraft trat, enthält<br />

Regelungen, die ähnlich wie in vielen anderen Ländern rentenorientierte Pensionsfonds<br />

möglich machen – das so genannte Altersvorsorge-Sondervermögen (AS)<br />

oder die Pensionsfonds<br />

Wachstumsmotor für Investmentfonds<br />

Das Altersvorsorge Sondervermögen (AS) ist ein Fondstyp, der durch das Dritte Finanzmarktförderungsgesetz<br />

aus dem Jahr 1998 ermöglicht wurde Innerhalb eines<br />

engen gesetzlichen Rahmens setzt der Fonds auf Sicherheit durch breite Streuung<br />

Mindestens 51 Prozent müssen in Substanzwerten (Aktien, Immobilien) angelegt<br />

werden Davon dürfen allerdings maximal 75 Prozent in Aktien und stillen Beteiligungen,<br />

höchstens 30 Prozent in Immobilien investiert sein Außerdem sind fest verzinste<br />

Anleihen und Anteile an anderen Fonds zugelassen Die Erträge des Fonds<br />

werden während der Laufzeit nicht ausgeschüttet, sondern wieder angelegt<br />

Keine starre Bindung: Damit das Ziel der Altersvorsorge tatsächlich erreicht wird, soll<br />

der Fonds mindestens 18 Jahre lang laufen, oder bei älteren Sparern mindestens bis<br />

zum 60 Lebensjahr Hat man sich für einen Fonds entschieden, muss der Anbieter<br />

einen Sparplan vorlegen Darin wird dem Sparer die lange Laufzeit empfohlen, damit<br />

das angelegte <strong>Geld</strong> auch wirklich im Alter genutzt wird Soweit die Theorie In der<br />

Praxis braucht sich keiner an vorgeschriebene Laufzeiten halten Der Sparplan kann<br />

mit einer dreimonatigen Frist gekündigt werden So kann man jederzeit an sein <strong>Geld</strong>,<br />

zum Beispiel wenn man in einen finanziellen Engpass geraten ist Ist dieser durch<br />

Arbeitslosigkeit hervorgerufen, beträgt die Kündigungsfrist nur vier Wochen<br />

Variable Einzahlungen: Zu Beginn legt der Sparer zwar fest, wie viel monatlich angespart<br />

werden soll Es ist aber auch möglich, diesen Betrag zu verändern, größere<br />

Einmalzahlungen vorzunehmen oder eine Weile mit den Beiträgen auszusetzen Allerdings<br />

muss mindestens einmal im Jahr ein Betrag in den Fonds eingezahlt werden<br />

Über die Kosten für die AS-Fonds entscheidet der Wettbewerb zwischen den<br />

299


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Anbietern Ein Ausgabeaufschlag ist wahrscheinlich, zusätzlich können Depotgebühren<br />

anfallen, je nach Preispolitik des Anbieters Angebote erhalten Sie bei Banken,<br />

Fonds-Shops oder bei den Anlagegesellschaften direkt<br />

Tipp:<br />

Der Kauf von AS-Fondsanteilen sollte gut durchdacht sein Auch wenn die<br />

monatlichen Beträge variabel sind, sollte man sich finanziell nicht übernehmen<br />

AS ist nur eine zusätzliche Säule der Altersvorsorge Das heißt, auch wer<br />

sich privat um seine Rente kümmert, muss trotzdem die gesetzlichen Beiträge<br />

weiter einzahlen<br />

AS-Pensionsfonds legen ihr <strong>Geld</strong> in Werten mit schwankenden Kursen an Aufgrund<br />

möglicher Kursverluste trägt der Anleger also auch ein gewisses Risiko Aber das<br />

ist bei den neuen Pensionsfonds geringer als bei den meisten anderen Fondsarten<br />

Dafür sorgen gesetzliche Vorgaben Den Altersvorsorge-Sondervermögen ist es<br />

nämlich vorgeschrieben, ihre Anteile breit zu streuen So müssen sie mindestens 21<br />

Prozent dürfen aber höchstens 75 Prozent Aktien enthalten Zusätzlich dürfen maximal<br />

30 Prozent des Fondsvermögens in Immobilien angelegt sein Daneben können<br />

beliebige Mengen festverzinsliche Anleihen und Anteile anderer Fonds in dem Paket<br />

gebunden sein Durch diese breite Streuung und die empfohlene lange Laufzeit sinkt<br />

das Risiko erheblich<br />

Wem das trotzdem noch zu riskant ist, der hat nach drei Vierteln der Laufzeit die<br />

Möglichkeit, kostenlos, also ohne einen neuen Ausgabeaufschlag, die bis dahin<br />

angesparte Summe zum Beispiel in offene Immobilienfonds, <strong>Geld</strong>marktfonds oder<br />

Rentenfonds umzuschichten Die bringen auf lange Sicht zwar meist weniger Ertrag,<br />

dafür muss man auch weniger Angst vor Kursverlusten kurz vor Eintritt ins Rentenleben<br />

haben Auch manche anderen Fonds bieten eine solche Umschichtung zwar<br />

an, teilweise auch kostenlos Die Angebote für AS aber enthalten diese Möglichkeit<br />

prinzipiell<br />

Wie wird die Rente ausgezahlt?<br />

Ist der Sparplan abgelaufen, vereinbart man mit der Bank oder der Anlagegesellschaft,<br />

über welche Zeitspanne und in welchen Raten das Kapital zurückbezahlt werden<br />

soll Jetzt muss entschieden werden, ob man eine monatliche Rente erhalten<br />

will, oder die gesamte Summe auf einmal ausbezahlt werden soll Selbstverständlich<br />

kann das Guthaben auch beliebig lange unangetastet liegen bleiben oder es kann nur<br />

über einen Teil davon verfügt werden Die Gesamtsumme oder der Rest kann dann<br />

weiterhin durch den Zinseszinseffekt wachsen Wie sich regelmäßige Einzahlungen<br />

auswirken und dass man – frühen Beginn und angemessene Verzinsung vorausgesetzt<br />

– auch mit kleinen Sparbeträgen Millionär werden kann, zeigt die Tabelle „Monatliche<br />

Einzahlungen “ Dabei zeigt sich, dass schon bei Einzahlungsbeginn ein<br />

300


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Jahr nach der Geburt die monatlichen Einzahlungen deutlich höher sein müssen, um<br />

das gleiche Ziel zu erreichen Diese Differenz wird mit jedem Jahr größer Deshalb ist<br />

es so wichtig, den Entschluss „ab jetzt spare ich“ so schnell wie möglich umzusetzen<br />

Denn die gleiche Wirkung tritt auch ein, wenn das Vermögensziel bescheidener ist<br />

Umgekehrt lässt sich natürlich auch ausrechnen, wie lange man im Alter von einem<br />

bestimmten Vermögen leben kann, wenn monatlich ein fester Betrag für den Lebensunterhalt<br />

entnommen wird und der jeweils verbleibende Rest weiterhin Zinsen bringt<br />

Je geringer die Entnahmen auf der einen Seite sind und je höher der Zins, der sich<br />

in dieser Zeit erzielen lässt, umso länger kann man von dem angesparten Vermögen<br />

zehren Diesen Zusammenhang verdeutlicht die Tabelle: „Im Alter vom Vermögen<br />

leben “<br />

Im Alter vom Vermögen leben<br />

Soviel <strong>Geld</strong> (in Euro) können Sie 10, 15 oder 20 Jahre lang monatlich entnehmen,<br />

wenn Sie Erträge und Kapital in diesem Zeitraum verbrauchen wollen<br />

Vom Ersparten leben<br />

Bei einem Vermögen von … beträgt Ihre monatliche Entnahme<br />

während einer Dauer von<br />

Euro 10 Jahren 15 Jahren 20 Jahren<br />

50 000<br />

100 000<br />

150 000<br />

200 000<br />

250 000<br />

300 000<br />

400 000<br />

500 000<br />

6% 7% 8% 6% 7% 8% 6% 7% 8%<br />

407 548 572 595 416 441 467 352 379<br />

1 097 1 143 1 190 831 882 933 704 758 814<br />

1 645 1 715 1 785 1 247 1 322 1 400 1 055 1 137 1 220<br />

2 193 2 286 2 381 1 662 1 763 1 866 1 407 1 516 1 627<br />

2 741 2 858 2 976 2 078 2 204 2 333 1 759 1 895 2 034<br />

3 290 3 429 3 571 2 493 2 645 2 799 2 111 2 274 2 441<br />

4 386 4 573 4 761 3 324 3 526 3 733 2 815 3 031 3 254<br />

5 483 5 716 5 952 4 155 4 408 4 666 3 518 3 789 4 068<br />

Quelle: Bundesverband Investment und Asset Management e V (BVI)<br />

301


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Riesterrente und Investmentfonds<br />

Die Politik hat erkannt, dass eine Altersabsicherung nur über die gesetzliche Rente,<br />

künftig nicht mehr ausreichen wird Mit dem Altersvermögensgesetz (AvmG) - seit<br />

2002 - und dem Alterseinkünftegesetz (AltEinkG) - seit 2005 - wurden daher weitere<br />

Reformen beschlossen, die sowohl betriebliche als auch private Vorsorge fördern Mit<br />

dem AvmG wurde die so genannte Riesterrente eingeführt Im Rahmen der Riesterrente<br />

werden alle Arbeitnehmer, die in der gesetzlichen Rente pflichtversichert sind,<br />

gefördert Das gilt auch für Beamte, Angestellte im öffentlichen Dienst, Zeitsoldaten,<br />

Künstler in der Künstlersozialkasse und für Landwirte Zunächst das Grundsätzliche<br />

zur Riesterrente:<br />

� Start am 1 Januar 2002<br />

� Die Teilnahme ist freiwillig Keiner muss also eine Riesterrente abschließen<br />

� Die Förderung besteht aus staatlichen Zulagen<br />

� Die Förderung greift seit dem Jahr 2008 in vollem Umfang Von 2002 an<br />

stieg sie kontinuierlich in Zwei-Jahres-Sprüngen an<br />

� Besonders Familien mit vielen Kindern profitieren davon<br />

� Nur bestimmte Sparverträge werden gefördert Sie müssen im Alter eine<br />

lebenslange Rente garantieren<br />

� Die Sparverträge müssen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

in Bonn ( BaFin) zertifiziert sein<br />

Voraussetzungen für die Zertifizierung sind:<br />

� Dem Kunden wird zu Beginn der Auszahlungsphase garantiert, am Ende<br />

mindestens über die Gesamtsumme der eingezahlten Beträge verfügen zu<br />

können<br />

� Die Sparpläne laufen mindestens bis zum 60 Lebensjahr beziehungsweise<br />

dem Beginn der Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

� Während der Auszahlungsphase wird dem Anleger eine fixe oder eine steigende<br />

monatliche Auszahlung zugesagt<br />

� Ab dem Alter von 85 Jahren erhält der Kunde eine lebenslange, gleich bleibende<br />

Leibrente<br />

Das sind die wichtigsten Angaben zu der in mancher Hinsicht etwas komplizierten<br />

Riesterrente Entscheidend aber für Sie als Investmentfonds-Sparer ist dabei: Sie<br />

erhalten die staatlichen Zulagen für die Riesterrente Denn: Wer mit zertifizierten<br />

Rentenversicherungen, Banksparplänen oder Fondssparplänen privat vorsorgt, der<br />

erhält auch die staatliche Förderung!<br />

Beispiel für eine Riesterrente: Bei der UniProfiRente (Zertifizierungsnummer<br />

003680) – das ist ein zertifiziertes Fondsspar-Produkt der Investmentgesellschaft der<br />

Volksbanken und Raiffeisenkassen - investiert der Anleger seine Spargelder mög-<br />

302


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

lichst lange in einen internationalen Aktienfonds, den UniGlobal Um das garantierte<br />

Kapital am Ende der Laufzeit zu erreichen, wird in Phasen stark schwankender Aktienkurs<br />

ein Sicherheitspolster geschaffen Das geschieht durch Umschichtung in den<br />

Rentenfonds UniZins Diese Notwendigkeit ergibt sich prinzipiell mit zunehmendem<br />

Alter des jeweiligen Anlegers Umgekehrt können junge Anleger auch bei schwachen<br />

Börsen in Aktien investiert bleiben Sie sollten sogar weitere Aktien auf niedrigem Niveau<br />

erwerben, damit sie die höheren Renditechancen von Aktienfonds bewahren<br />

Das Ziel der UniProfiRente ist, Sparbeiträge möglichst lange in den UniGlobal, also<br />

den Aktienfonds, zu investieren Das ist ein weltweit in Standartwerte investierender<br />

Fonds Der UniGlobal ist das tragende Element des Ansparplans Diesen Fonds gibt<br />

es bereits seit 1960 Er enthält Aktien aus der ganzen Welt Ergänzt wird das Konzept<br />

durch den Rentenfonds UniZins Er investiert in festverzinsliche Anleihen aus<br />

Deutschland Ihn gibt es seit 1984 Es liegt bei jedem Anleger, dieses Angebot mit<br />

anderen zu vergleichen Alle großen Investmentgesellschaften haben für die Riesterrente<br />

einen Sparplan Da gibt es, um nur drei weitere Beispiele zu nennen, die DWS<br />

RiesterRente Premium (Zertifizierungsnummer 003837), von der Investmentgesellschaft<br />

AllianzGlobal Investors die Allianz-dit Fondsvorsorge (Zertifizierungsnummer:<br />

003605) oder von der Deka-Bank die Deka-Bonus-Rente (Zertifizierungsnummer:<br />

003604) Jeder dieser Riester-Fonds verfolgt ein eigenes Konzept Gehen Sie auf die<br />

Internetseiten www dws de, www allianzglobalinvestors de und www deka de Dort<br />

finden Sie Details zu den Riester-Produkten<br />

Gute Nachrichten für die Anleger in ein Riester-Investmentprodukt kommen vom<br />

Europäischen Gerichtshof Der EuGH hat im September 2009 in einem Urteil zur<br />

Riester-Rente Grundsätzliches festgeschrieben Erst einmal ließen die Richter in ihrem<br />

Urteil das System der Riester-Rente unangetastet Die Eckpfeiler der Riester-<br />

Rente, also die steuerliche Förderung der Altersvorsorge in der Ansparphase und die<br />

nachgelagerte Besteuerung in der Auszahlungsphase, wurden von EuGH bestätigt<br />

Zum zweiten wurde der deutsche Finanzminister aufgefordert, die Bestimmungen<br />

der Riester-Rente auch auf deutsche Rentner mit Wohnsitz im Ausland auszudehnen<br />

Die Zahl der Riester-Verträge dürfte das noch einmal erhöhen Mitte 2009 gab<br />

es bereits 12,5 Millionen Verträge<br />

Das bedeutet: Wer später im Ruhestand neben der staatlichen Rente seine selbst<br />

aufgebaute Riester-Rente bezieht, kann dies auch irgendwo an einem sonnigen<br />

Strand tun, wo zudem die Lebenshaltungskosten möglicherweise deutlich niedriger<br />

sind als in Deutschland Motto: Mach mehr aus deiner Rente<br />

Staatliche Zulagen steigern die Rendite<br />

Die sichere Rendite bei der Riesterrente stammt aus den monatlichen Zulagen des<br />

Staates über die vielen Jahre des Sparplans Egal, für welches Produkt Sie sich am<br />

Ende entscheiden - das ist geschenktes <strong>Geld</strong> Und einem geschenkten Gaul schaut<br />

man bekanntlich nicht ins Maul Die staatlichen Förderungen können Sie der Tabelle:<br />

„Höhe der staatlichen Zulagen zur Riesterrente“ entnehmen<br />

303


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Höhe der staatlichen Zulagen zur„Riesterrente“<br />

Steuerlicher Mindest-Eigenbeteiligung Max Grundzu-<br />

Veranlagungs- pro Jahr um volle Zulage zu lage pro Jahr je<br />

zeitraum erreichen<br />

Steuerpflichtigen<br />

Höhe der Kinderzulage<br />

pro Kind und<br />

Jahr<br />

2002 und 2003 1 % bis maximal 552 € 38 € 46 €<br />

2004 und 2005 2 % bis Maximal 1 050 € 76 € 93 €<br />

2006 und 2007 3 % bis maximal 1 575 € 114 € 138 €<br />

Ab 2008 4 % bis maximal 2 100 € 154 € 185 €<br />

Diese staatliche Förderung hat entscheidenden Einfluss auf die Rendite der Riesterrente<br />

Beispiel: Wir nehmen eine Familie mit zwei Kindern Sie hat ein Jahres-<br />

Brutto-Einkommen von – sagen wir mal – 30 000 Euro Davon muss sie vier Prozent<br />

in die Riesterrente stecken, also 1 200 Euro Der Staat gibt der Familie davon 524<br />

Euro an Grundzulage und Kinderzulagen Die Familie muss also selbst nur 676 Euro<br />

aufbringen Sie bekommt also über viele Jahre hinweg eine staatliche Förderung<br />

in der Höhe von rund 40 Prozent des angesparten Kapitals geschenkt Erst wenn<br />

die Kinder ihre Ausbildungszeit beendet haben, fallen die Kinderzulagen weg Die<br />

Grundzulage aber gibt es bis zum Auslauf des Sparvertrags<br />

Zulagen und Steuern<br />

Die Zulage zahlt Ihnen der Staat zusätzlich zu den von Ihnen in Eigenleistung erbrachten<br />

Beiträgen Voraussetzung ist, dass Sie einen entsprechenden Antrag auf<br />

dem amtlichen Formular gestellt haben Das Antragsformular versendet das depotführende<br />

Kreditinstitut beziehungsweise ihr Fondsanbieter zusammen mit dem Ergänzungsbogen<br />

für die Kinderzulage Die Auszahlung der Zulage erfolgt direkt auf Ihr<br />

Anlagekonto Der Betrag wird von Ihrer Fondsgesellschaft für Sie angelegt<br />

Parallel zu Ihrem Antrag auf staatliche Zulage können Sie ihre für die „Riesterrente“<br />

aufgewendeten Sparbeiträge zusätzlich als Sonderausgabe ansetzen Das erweitert<br />

die Abzugsmöglichkeiten für Vorsorgeaufwendungen seit 2008 jährlich auf 2100<br />

Euro Das Finanzamt prüft bei der Einkommensteuererklärung für Sie, ob Ihre Steuerersparnis<br />

durch den Ansatz als Sonderausgabe höher ausfällt als die staatliche<br />

Zulage In diesem Falle bekommen Sie die Zulage und darüber hinaus den Differenzbetrag<br />

als Steuererstattung<br />

Fondserträge, die Ihr zertifizierter Fondssparplan erzielt, bleiben bis zum Beginn der<br />

Rente steuerfrei In dieser Zeit fallen weder Zinsabschlag (bis Ende 2008) noch Abgeltungsteuer<br />

(ab 2009) auf Dividenden an Zu beachten ist aber, dass die im Alter<br />

ausgezahlten Renten aus dem angesparten Kapital Ihrer „Riesterrente“ voll mit dem<br />

übrigen Einkommen zusammen zu versteuern sind Das nennt man „nachgelagerte<br />

Besteuerung “ Aufgrund des in der Regel geringeren Steuersatzes im Ruhestand ist<br />

die Form für die meisten Anleger allerdings günstiger als die „vorgelagerte Besteue-<br />

304


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

rung“, bei der die Beiträge aus bereits versteuertem Einkommen gezahlt werden, wie<br />

dies früher der Fall war<br />

Wichtig: Schon jetzt ist klar: Familien mit geringem bis durchschnittlichem Einkommen<br />

mit einem oder mehreren Kindern zählen zu Nutznießern der Riesterrente Sonst<br />

gilt: Jeder muss es sich selbst durchrechnen lassen, ob sich für ihn die Riesterrente<br />

lohnt oder nicht Nehmen sie sich die notwendige Zeit dafür Sonst verschenken Sie<br />

<strong>Geld</strong> von Vater Staat Und fragen Sie Ihren Berater bei Ihrer Bank!<br />

Steuerliche Aspekte des Fondssparens<br />

Der Erfolg einer <strong>Geld</strong>anlage hängt nicht zuletzt davon ab, ob auch die steuerlichen<br />

Bedingungen beachtet werden Denn wenn das Finanzamt mehr von Ihren Erträgen<br />

kassiert als Sie selbst, ist das nicht nur unerfreulich und demotivierend für jeden<br />

Sparer Es bedeutet auch, dass Sie das Ziel ihrer Vermögensbildung nicht oder nur<br />

mit Zeitverzögerung erreichen<br />

Die Abgeltungssteuer - eine neue Ära für Anleger<br />

Obwohl die Politiker ständig dazu auffordern, eine private Alterssicherung aufzubauen,<br />

wurden die Bedingungen für Sparer in den vergangenen Jahren immer weiter<br />

verschlechtert Auch die „Große Koalition“ macht da keine Ausnahme und bittet die<br />

Anleger zur Kasse Allerdings verpackt sie die neuen Steuermaßnahmen in schöne<br />

Worte und spricht davon, dass der Gesetzgeber die Besteuerung aller privaten Kapitalerträge<br />

vereinheitlichen wolle<br />

Seit dem 1 Januar 2009 gilt die Abgeltungssteuer Alle Anleger müssen seitdem ein<br />

Viertel ihrer Kapitaleinkünfte an das Finanzamt überweisen Für alle Einkünfte aus<br />

Kapitalvermögen gilt künftig derselbe Steuersatz von 25 Prozent, zuzüglich Solidarzuschlag<br />

und gegebenenfalls Kirchensteuer, macht insgesamt also rund 28 Prozent<br />

Das jeweilige <strong>Geld</strong>institut führt das <strong>Geld</strong> direkt an das Finanzamt ab und damit ist<br />

die Schuld für den Anleger beglichen Die derzeit geltenden unterschiedlichen Sätze<br />

je nach Art der Kapitalerträge, also Zinsen, Dividenden oder Veräußerungsgewinne,<br />

fallen dann ersatzlos weg Auch Kursgewinne aus Wertpapiergeschäften - wie etwa<br />

dem Verkauf von Aktienfonds-Anteilen - nach dem Ablauf der Spekulationsfrist von<br />

einem Jahr fallen dann unter die Abgeltungssteuer Der Wegfall der Spekulationsfrist<br />

trifft jeden, auch diejenigen, die in einen Aktienfonds für die Altersvorsorge ansparen<br />

Der Fiskus verdient mit der neuen Abgeltungssteuer an jedem erfolgreichen Wertpapiergeschäft<br />

mit Und erfolgreiche Wertpapiergeschäfte sollten eigentlich das eigentliche<br />

Ziel eines jeden Fondsmanagers sein<br />

Doch nicht genug: Künftig sind Werbungskosten wie Depotgebühren, Fahrten zu<br />

Hauptversammlungen oder Steuerberatungskosten nicht mehr absetzbar Jeder<br />

muss mit dem Werbungskostenpauschalbetrag von 51 Euro jährlich auskommen<br />

Dieser wird mit dem Sparerfreibetrag von 750 Euro zum sogenannten „Sparerpauschbetrag“<br />

zusammengelegt Sind also die jährlichen Erträge höher als 801 Euro<br />

bei Ledigen oder 1602 Euro für Ehepaare, wird die Abgeltungssteuer fällig Selbst mir<br />

305


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

einem kleinen Depot ist dieser Betrag bald ausgeschöpft Die Senkung des Sparerfreibetrags<br />

trifft vor allem Kleinanleger Sie müssen Zinseinkünfte, die über 750 Euro<br />

jährlich liegen, in Zukunft nach dem persönlichen Steuersatz versteuern Anleger,<br />

die in Wertpapiere investiert haben, bei denen die Zinszahlung auf einen Schlag<br />

zum Ende der Laufzeit ausbezahlt wird, sind von dem niedrigeren Sparerfreibetrag<br />

besonders betroffen Festzuhalten bleibt: Der Sparerfreibetrag hat seinen Sinn nahezu<br />

verloren, wenn man bedenkt, dass die steuerfreie Summe früher einmal bei rund<br />

3 000 Euro lag<br />

Die künftige Besteuerung von Kursgewinnen bei Wertpapierverkäufen innerhalb der<br />

Aktienfonds hat vor allem eine verhängnisvolle Folge: Bei jedem Wertpapier-Verkauf<br />

eines Fondsmanagers sorgt der Fiskus dafür, das die Summe der Neuanlage kleiner<br />

wird als früher, weil ja vom Verkaufsgewinn 25 Prozent, plus Soli, plus gegebenenfalls<br />

Kirchensteuer, also insgesamt 27,8 Prozent, an den Fiskus gehen und nicht wieder<br />

renditeträchtig angelegt werden können Im Grund sorgt der Fiskus dafür, dass<br />

Aktienfondssparer künftig um einen Teil der positiven Effekte des Zinseszinseffektes<br />

durch dauerhaftes Sparen gebracht werden Das ist fast schon zynisch angesichts<br />

der Appelle von Seiten des Staats, auch privat für die Altersvorsorge zu sparen Die<br />

Folge für langfristig orientierte Investmentsparer ist klar: sie müssen bei ihrer Spar-<br />

Strategie auf Fondsarten achten, bei denen die Abgeltungssteuer die Alterseinkünfte<br />

so gering wie möglich verringert Doch Vorsicht: Keine neuen Verträge in zu großer<br />

Eile und allein aus Gründen der Vermeidung der Abgeltungssteuer unterschreiben<br />

Steuerlich motivierter Aktionismus bringt nämlich selten Gewinn<br />

Tipp:<br />

Achten Sie deshalb immer auf die steuerlichen Änderungen, um rechtzeitig<br />

umdisponieren und reagieren zu können Die Erfahrungen der vergangenen<br />

Jahre lassen es als wahrscheinlich erscheinen, dass auch bei der Abgeltungssteuer<br />

„nachgebessert“ wird<br />

Was Sie sonst noch wissen sollten<br />

1 Steuerhinterziehung: Bei Steuerhinterziehung drohen saftige Strafen Steuersünder,<br />

die ihre Spekulationsgewinne ins Ausland verlagern und verschweigen und<br />

erwischt werden, müssen nachzahlen Außerdem wird ein Hinterziehungszins von<br />

sechs Prozent pro Jahr fällig Die Verjährungsfrist für Steuerhinterziehung beträgt<br />

zehn Jahre Das heißt: Die Steuerfahnder haben genügend Zeit, den Steuersündern<br />

auf die Schliche zu kommen Bei Zinsen und Dividenden zu mogeln, wird aber immer<br />

schwerer, da seit 2009 die Abgeltungsteuer vor Auszahlung direkt von der Bank an<br />

den Fiskus abgeführt wird<br />

306


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

2 Verluste aus den Veräußerungsgeschäften: Wenn sie bis Ende 2008 innerhalb<br />

der Spekulationsfrist realisiert wurden, können sie ab 2009 mit Veräußerungsgewinnen<br />

späterer Jahre verrechnet werden, um die Steuern zu reduzieren Ein Beispiel:<br />

Hat ein privater Anleger 2008 einen Spekulationsverlust von 2 000 Euro ausgewiesen<br />

und liegen seine Spekulationsgewinne 2009 oder später bei 2 999 Euro, ergibt<br />

sich ein Restbetrag von 999 Euro nur dieser wird mit 25 Prozent Abgeltungsteuer<br />

(also 249,75 €) belastet Verluste aus der Zeit bis Ende 2008 können noch bis zum<br />

Jahr 2013 mit künftigen Gewinnen verrechnet werden<br />

3 Spekulationsgewinne: Bis einschließlich Steuerjahr 2008 galt: Die kritischen<br />

Grenzen beachten Ein Tag weniger als zwölf Monate oder ein Cent mehr als 511,99<br />

Euro führten sofort zur vollen Steuerpflicht bei Spekulationsgewinnen! Denn es handelte<br />

sich um eine Freigrenze, nicht um einen Freibetrag! Für die Dauer der Spekulationsfrist<br />

galt: Wer auch nur einen Tag zu früh verkauft, hatte das dem Finanzamt<br />

zu melden Deshalb musste man sich merken, dass die Tageszahl, an der man im<br />

Vorjahr gekauft hat, vorbei sein muss, wenn man Steuern umgehen wollte Beispiel:<br />

Hatte jemand am 31 März eines Jahres Fondsanteile gekauft, dann durfte er sie erst<br />

am 1 April des darauffolgenden Jahres ohne Zugriff des Finanzamts verkaufen! Seit<br />

2009 gilt mit der Abgeltungsteuer eine neue Zeitrechung Seitdem werden, unabhängig<br />

von Fristen direkt 25 Prozent von der Bank einbehalten<br />

4 Bestandschutz: Es besteht grundsätzlich Bestandsschutz für Aktien, Fonds und<br />

Wertpapiere, die vor dem 1 1 2009 erworben wurden Gewinne aus der Veräußerung<br />

dieser Werte bleiben auch in Zukunft steuerfrei, wenn die Spekulationsfrist von<br />

einem Jahr eingehalten wurde Die Abgeltungssteuer fällt nur für Wertpapiere an,<br />

die ab dem 1 Januar 2009 gekauft wurden Die Haltedauer spielt seitdem keine<br />

Rolle mehr Das gilt auch für Anteile, die im Rahmen von Fondssparplänen erworben<br />

wurden Wichtig: Wer Anlageformen gewählt hat, die ausschließlich der privaten<br />

Altersvorsorge dienen, wie Riester-Fondssparpläne, Rürup-Rente oder betriebliche<br />

Vorsorgepläne, bleibt von der Abgeltungssteuer verschont<br />

5 Nichtveranlagungsbescheinigung: Steuerzahler mit einem Jahreseinkommen<br />

(Einnahmen abzüglich Werbungskosten/Betriebsausgaben) von weniger als 7 664 €<br />

zahlen keine Einkommensteuer Diese Steuerzahler können sich auch von der Abgeltungssteuer<br />

befreien lassen, indem sie eine NV(Nichtveranlagungsbescheinigu<br />

ng) beim Finanzamt beantragen Wird diese Bescheinigung bei der Bank oder Sparkasse<br />

vorgelegt, so werden die Kapitalerträge ohne Steuerabzug gutgeschrieben<br />

Die NV ist vor allem bei Geringverdienern, Schülern, Studenten oder Rentnern vorteilhaft,<br />

die geringe Arbeits- oder Renteneinkommen aber ein gewisses Kapitalvermögen<br />

besitzen Mit dem NV bleiben dann sogar Erträge über dem Sparerpauschbetrag<br />

steuerfrei Alte NV’s behalten nach dem 1 Januar 2009 ihre Gültigkeit Auch<br />

nach dem 31 12 2008 können neue NV’s beantragt werden<br />

6 Steuersatz: Wer mit seinem Steuersatz unter 25 Prozent liegt, kann sich zuviel<br />

gezahlte Abgeltungssteuer über eine Einkommensteuerveranlagung beim Finanzamt<br />

307


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

zurückholen Dafür sind – wie bisher – alle Kapitalerträge, Kursgewinne und übrigen<br />

Einkünfte anzugeben Außerdem muss Anleger die bereits bezahlte Abgeltungssteuer<br />

mit einer Steuerbescheinigung der Bank nachweisen Das Finanzamt wird dann<br />

eine so genannte „Günstigerprüfung“ vornehmen und auch auf die Kapitaleinkünfte<br />

den gegebenenfalls geringeren Einkommensteuersatz anwenden Dabei wird die bereits<br />

einbehaltene Abgeltungssteuer angerechnet<br />

Vorsicht bei Kosten und Gebühren<br />

Vor der Rendite stehen die Gebühren Das gilt auch und ganz besonders bei Produkten,<br />

die Sparern mit Blick auf die Abgeltungsteuer angepriesen werden Als erstes<br />

wollen die Fondsmanager für ihre Dienste bezahlt werden Aber nicht nur das: Die<br />

Fondsverwaltung schluckt auch einen Teil des <strong>Geld</strong>es der Anleger und somit auch<br />

Rendite auf ihr Gespartes Dazu kommt: Ebenso wie bei der Direktanlage an der<br />

Börse über eine Bank oder Sparkasse fallen auch beim Erwerb von Fonds Kosten<br />

und Gebühren an Sie haben es dabei mit einer ganzen Schar von Fondsverkäufern<br />

zu tun Sie sorgen für den Vertrieb von Investmentfonds Dabei handelt es sich um<br />

Bankberater, Versicherungsvertreter, selbstständige Fondsvermittler und Finanzvertriebe<br />

und Discountbroker Die Folge ist: Sie müssen mit einem Katalog von „Spesen“<br />

rechnen Dazu zählen:<br />

1 Ausgabeaufschlag: Je nach Fondsart, ob Aktien- oder Rentenfonds, werden<br />

zwischen ein und fünf Prozent verlangt Dieser Betrag wird bei Einzahlung der Investitionssumme<br />

fällig, also bei monatlicher Einzahlung jeden Monat neu und bei<br />

einmaliger Einzahlung alles auf einen Schlag Beispiel: Bei einer Investitionssumme<br />

von 10 000 Euro in einen Aktienfonds gehen bei 5 Prozent Ausgabeaufschlag 500<br />

Euro an die Fondsgesellschaft und nur 9 500 Euro werden wirklich angelegt Die<br />

Differenz von 500 Euro geht für die Vertriebskosten drauf Diese Gebühr erscheint<br />

in den meisten Fällen nicht auf den Kontoauszügen des Anlegers Sie wird fondsintern<br />

abgerechnet Es ist insofern eine Art unsichtbare Gebühr Außerdem wird dieser<br />

Kostenpunkt in vielen Beratungsgesprächen noch immer nicht deutlich genug angesprochen<br />

2 Depotgebühr: Werden die Fondsanteile bei einer Bank aufbewahrt, ist mit einer<br />

Gebühr von mindestens zehn Euro pro Jahr zu rechnen Die Höhe ist letztlich Angelegenheit<br />

der Bank, Sparkasse oder Investmentgesellschaft Dieser Kostenpunkt<br />

kann also stark variieren<br />

3 Verwaltungsvergütung: Das ist die Managementgebühr für die laufenden Kosten<br />

im Fonds selbst, also zum Beispiel Provisionen für An- und Verkauf der im Fonds<br />

gehaltenen Wertpapiere Sie betragen in der Regel mindestens ein Prozent Es kann<br />

aber auch deutlich darüber liegen<br />

Sonstige Verwaltungsgebühren: Hierin enthalten sind Berichterstattungskosten,<br />

Kosten für die Fondsprospekte Dadurch entfallen noch einmal mindestens 0,1 Prozent<br />

308


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

4 Fonds-Wechsel-Kosten: Wer innerhalb einer Fondsgesellschaft wechseln will,<br />

also zum Beispiel sein Kapital von einem Aktienfonds in einen Rentenfonds umschichten<br />

will, zahlt je nach Fondsgesellschaft eine Gebühr (im Fachchinesisch auch<br />

Switch-Gebühr genannt)<br />

Beispiel: Bei einer Anlagesumme von 10 000 Euro können sich die Kosten einmalig<br />

auf 500 Euro und pro Jahr auf zusätzliche 200 Euro summieren Das muss der Fonds<br />

erst einmal erwirtschaften, bevor er aus der Sicht des Fondskäufers in die Gewinnzone<br />

gelangt<br />

Wichtig: Bei so genannten „no-load“ Fonds werden keine Ausgabeaufschläge erhoben<br />

In Deutschland wird bei derartigen Fonds die Bezeichnung „Typ 0“ an den<br />

Fondsnamen angehängt Doch Vorsicht: In diesen Fällen gilt meist eine erhöhte Verwaltungsvergütung<br />

plus eine erfolgsbezogene Vergütung, die dem jeweiligen Verkaufsprospekt<br />

zu entnehmen ist<br />

Beim Kauf von Fondsanteilen sollte man sich genau über die Kosten informieren<br />

Warum nicht eine Liste der Kosten verlangen? Doch eines ist auch klar: Nur auf die<br />

Kosten starren wäre kurzsichtig Doch Preis- und Kostenvergleich und selbstbewusstes<br />

Auftreten bei der Bank können nicht schaden Wichtig wird zunehmend der Blick<br />

auf eine neue Kennzahl für den Anleger: Die Total Expense Ratio (TER) Sie zeigt mit<br />

einer Zahl in Prozenten, wie hoch die Gesamtbelastung des Fondsvermögens ist, die<br />

aus dem Fondsvermögen jedes Jahr für Kosten abgezogen wird und auf dem Konto<br />

der jeweiligen KAG landet Der Anleger hat mit der TER den Vorteil, die Kosten ähnlicher<br />

Fonds auf einen Blick erfassen und vergleichen zu können Das ist dann nicht<br />

selten mitentscheidend für die Wahl eines Fonds<br />

Sparen bei den Gebühren<br />

Anleger müssen nicht alle Kosten hinnehmen Der Markt ist zum Glück für die Sparer<br />

seit einiger Zeit kräftig in Bewegung geraten Seit sich Direktbanken, Fondsshops<br />

und freie Vermittler um die Anleger bemühen und der Fondsvertrieb sich verändert,<br />

geraten auch die Kosten unter Druck Der Markt wird auch auf diesem Gebiet nach<br />

und nach so transparent, dass der Kunde die Angebote vergleichen kann Nicht vergessen:<br />

Wer größere Beträge anlegen will, hat grundsätzlich immer die Chance,<br />

Kosten und Gebühren bei der jeweiligen Bank zu drücken Wer die Bank umgeht und<br />

direkt bei der Fondsgesellschaft kauft oder bei einer Direktbank, kann oft den Ausgabeaufschlag<br />

reduzieren Das kann aber auch geschehen, wenn mit der Hausbank<br />

verhandelt oder das Kreditinstitut gewechselt wird<br />

Wer bei einer der Direktbanken oder einem Discountbroker ordert, erhält dafür häufig<br />

Rabatte Sie sind im Fondsgeschäft mittlerweile eine Selbstverständlichkeit Dafür<br />

muss er allerdings meist auf jede Form von Beratung verzichten Im Internet kann<br />

man die Tarife der Fondsanbieter durchstöbern Wichtig: Auch die Direktbanken und<br />

Discountbroker sind keine Menschheitsbeglücker Für ihre Dienste verlangen sie natürlich<br />

etwas Deswegen sollte jeder Investor genau studieren,<br />

309


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

� welche der Fonds überhaupt einen reduzierten Ausgabeaufschlag haben,<br />

� wie hoch der ist,<br />

� wie viel die Mindestgebühren pro Kauf betragen und<br />

� wie hoch die Depotkosten liegen<br />

Denn: Der Fondskauf per Internet oder Fax, also an der alten Hausbank vorbei, ist<br />

zwar als zusätzlicher Vertriebsweg zu begrüßen, aber ohne Kosten läuft natürlich<br />

auch da nichts Und die sind meist erst auf den zweiten Blick zu erschließen Um<br />

einen Gebühren- und Kostenvergleich kommt der Anleger also nicht herum Noch<br />

herrscht ein wahrer Tarifdschungel unter den Direktbanken und Discountbrokern (sie<br />

nennen sich auch Online-Broker) Alle wollen ein großes Stück vom Markt erobern<br />

Da sich die vielen Tarife konkurrenzbedingt ständig ändern und gegenseitig unterbieten,<br />

muss der Fondskäufer besonders auf die Veränderungen im Wettbewerb von<br />

Direktbanken und Online-Brokern auf der einen Seite und den Fondsgesellschaften<br />

auf der anderen Seite achten<br />

Aufgepasst bei der Beratung<br />

Auch die Fondsbranche ist im Wandel und passt sich veränderten Marktbedingungen<br />

und Bedürfnissen der Kunden an Der moderne Vertrieb von Fonds an den Filialen<br />

der Banken vorbei geht nicht nur über das Internet Insgesamt geraten die alten Vertriebsstrukturen<br />

unter Druck Immer häufiger vertreiben Versicherungsvermittler, freie<br />

Vermittler und so genannte Strukturbetriebe die Investmentanteile im Direktgeschäft<br />

Das Fondsgeschäft zeigt alle Anzeichen einer Strukturveränderung Auf der Ebene<br />

von <strong>Service</strong> und Vertrieb bleibt das natürlich nicht ohne Folgen Dabei sind die wesentlichen<br />

Faktoren aus den USA vorgegeben:<br />

Professionell gemanagte Fondsanlagen werden immer populärer Das Angebot an<br />

maßgeschneiderten Fondskonzepten nimmt zu Vermögenszulage-Fonds, Dachfonds,<br />

Garantiefonds und Indexfonds sind dafür Beispiele Diese bieten Sparpläne<br />

und Sparformen, die auch schon von kleinen Sparraten an gelten Der Kleinanleger<br />

ist also keineswegs ausgeschlossen, im Gegenteil Die neuen Kommunikationstechnologien<br />

verändern die Verhaltensweisen von Sparern und Managern dramatisch<br />

Die Möglichkeit, sich über das Internet zu informieren, internationalisiert und revolutioniert<br />

den Vertrieb und <strong>Service</strong> Wer unter den Anbietern mithalten will, muss zum<br />

Full-<strong>Service</strong>-Provider, also zum „Alles-Anbieter“ beziehungsweise „Vollsortimenter“<br />

werden Er muss alles im Angebot haben; Fonds, Sparpläne, eigene Kontoführung,<br />

den ganzen <strong>Service</strong> drum herum Der Kunde wird zunehmend anspruchsvoller<br />

Unabhängige Vermögensverwalter<br />

Banken und Sparkassen bleiben zwar weiterhin führend beim Vertrieb von Investmentfonds,<br />

aber zunehmend mischen auch bankunabhängige Vermögensverwalter<br />

in der Fondsbranche mit Sie bieten ihren Kunden meist fremde aber auch eigene<br />

Investmentfonds an, arbeiten auf eigene Rechnung und erhalten entweder eine<br />

310


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Provision, die von Ihrem Sparbetrag abgeht, oder fordern einen Anteil am Performanceerfolg<br />

Früher waren sie nur für die besonders gut betuchte Klientel zuständig<br />

Mittlerweile kommen sie auch dem breiten Publikum entgegen mit monatlichen<br />

Sparraten von 100 Euro etwa Die meisten Fondssparer kommen mehr oder weniger<br />

zufällig mit einem Außendienstmitarbeiter der Finanzdienstleistungsbranche zusammen<br />

Der hat dann Fonds im Angebot Für den Anleger stellt sich nun die Frage, inwieweit<br />

er den Aussagen trauen kann Dazu sieben Tipps für Ihr Beratungsgespräch:<br />

1 Vor der Kontaktaufnahme mit einem Anlageberater sollten Sie sich<br />

darüber im Klaren sein, welches Ziel sie mit der Investition verfolgen Als<br />

mögliche Ziele kommen die Altersvorsorge, der Kapitalerhalt nach Inflation<br />

plus eine kleine Rendite oder auch ein bestimmter zu erwirtschaftender<br />

Betrag in Frage<br />

2 Das mit der Kapitalanlage verfolgte Ziel sollten Sie vor der<br />

Kontaktaufnahme am besten bereits schriftlich fixiert oder wenigstens mit<br />

einem Vertrauten besprochen haben<br />

3 Ein Beratungsgespräch sollte am Besten in Anwesenheit eines Zeugen,<br />

eines Vertrauten (Familienangehörige reichen aus) geführt werden<br />

4 Sie sollten während des Gesprächs eigene Aufzeichnungen machen: zu<br />

den Anlagezielen, den Informationen ihres Beraters, zu dem Anlageobjekt<br />

und auch zu den Risikohinweisen<br />

5 Nach dem Gespräch sollten Sie den Inhalt des Gesprächs schriftlich<br />

zusammenfassen lassen und sich vom Anlageberater bestätigen lassen<br />

6 Soweit der Anlageberater seinerseits vom Anleger die Unterzeichnung<br />

von Formularen oder eines Beratungsprotokolls verlangt, sollte sich der<br />

Anleger dieses Protokoll vorher zu Hause gründlich durchlesen und noch<br />

mal darüber schlafen<br />

7 Erst wenn diese sechs Punkte positiv abgehakt sind, sollten Sie erwägen,<br />

die vom Anlageberater empfohlene Anlage zu tätigen Das erspart eine<br />

Menge Ärger und Verdruss für die Zukunft<br />

Checkliste Vermögensberater:<br />

Nach einem Gespräch mit einem privaten Vermögensberater sollte der Anleger<br />

prinzipiell darüber Klarheit verschaffen: Wie war die Qualität von Beratung<br />

und Kundenservice? Am besten geht dies, wenn Sie die Qualität der Beratung<br />

an Hand einer Checkliste prüfen Die wichtigen Punkte und eine Checkliste<br />

finden Sie im folgenden Kapitel „Die nächsten Schritte zur Rendite“<br />

311


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Lieber gleich in den Fondsshop?<br />

Die so genannten Fondsshops gehören zu den interessanten Entwicklungen bei<br />

freien Finanzdienstleistern Andere Bezeichnungen dafür: Fonds-Boutiquen oder<br />

Fonds-Center Diese Fonds-Shops konzentrieren sich ausschließlich auf den Vertrieb<br />

von Investmentfonds Fonds-Shops haben gegenüber einzelnen freien Vermittlern<br />

gewisse Vorteile In der Regel bieten sie eine breite Auswahl an Fonds an Dazu<br />

haben sie nicht nur Vertriebsverträge mit deutschen Investmentgesellschaften, sondern<br />

oft auch die ganze Palette der großen ausländischen Investmentgesellschaften<br />

im Angebot<br />

Fonds-Shops werben damit, dass in der Beratung der Kundschaft ein hohes Niveau<br />

angestrebt wird So haben sich viele Shops im Bundesverband Deutscher Investmentberater<br />

(BVDI) zusammengeschlossen Immerhin: Mitglied in diesem Verband<br />

können nur Fondsberater werden, die überprüfte Kenntnisse in diesem Bereich<br />

aufweisen So verlangt der BVDI als Aufnahmekriterium eine abgeschlossene<br />

Bankausbildung oder ein abgeschlossenes Studium der Wirtschafts- oder Rechtswissenschaften<br />

oder eine Registrierung als Finanzdienstleistungsinstitut durch die<br />

BaFin Ferner muss die Beratung in gewerblich genutzten Räumen stattfinden und<br />

das Haupttätigkeitsgebiet die Investmentberatung sein Fragen Sie also beim BVDI<br />

(Bundesverband Deutscher Investmentberater e V ) nach, ob ihr Fondsshop-Berater<br />

Mitglied ist Der Verband gibt auf Anfrage auch eine Mitgliederliste heraus Adresse:<br />

Kieler Straße 357-359 , 22525 Hamburg, Tel: 040 - 54 54 52, Fax: 040 – 54 53 55,<br />

www bvdi de<br />

Tipp:<br />

Fragen Sie ihren Vermittler oder Fonds-Shop, ob sie Mitglied in einem Verband<br />

sind Können sie eine solche Mitgliedschaft nicht nachweisen, ist zumindest<br />

Vorsicht angebracht!<br />

Die Fonds-Shop-Betreiber streben an, als Qualitätssiegel die Registrierung als<br />

Finanzdienstleistungsinstitute bei der BaFin zu erreichen Dazu sind freie Finanzdienstleister<br />

nach der 6 Novelle des Kreditwesengesetzes (KWG) verpflichtet, wenn<br />

sie gewisse Kriterien erfüllen Erfüllt ein Finanzdienstleister folgende Voraussetzungen,<br />

muss er sich beim BaFin eine Erlaubnis für seine Tätigkeit holen:<br />

� die gewerbliche Vermittlung von Anlagen wie Investmentfonds,<br />

� die Verwaltung von Kundenvermögen mit eigenem Entscheidungsspielraum,<br />

wenn zum Beispiel eine Verwaltungsvollmacht des Kunden vorliegt,<br />

� der mögliche Zugang zum Vermögen des Kunden durch eine Kontovollmacht<br />

312


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Auch Fondsshop machen nichts umsonst: Ähnlich wie bei den Banken sind die Möglichkeiten,<br />

Gebühren oder Kosten zu sparen, bei einem freien Vermittler oder einem<br />

Fonds-Shop eher gering Der Grund ist der fixe Ausgabeaufschlag Der nämlich ist<br />

die Provision des Vermittlers, von der seine Existenz abhängt Deshalb muss ein<br />

Anleger schon sehr hohe Anlagebeträge mitbringen, ehe sich ein Vermittler aufs<br />

Handeln einlässt Freilich hat der Kunde durch die laufende Verwaltung weniger Kosten<br />

als bei der Bank Denn beim Kauf von Fondsanteilen bei einem Vermittler oder<br />

Fonds-Shop fließt das <strong>Geld</strong> direkt auf ein Konto bei der Investmentgesellschaft Für<br />

diese Investmentkonten verlangen die Fondsgesellschaften entweder keine oder allenfalls<br />

eine geringe Depotgebühr Das Investmentkonto hat außerdem weitere Vorteile:<br />

Will der Kunde von einem Fonds der Gesellschaft zu einem anderen Fonds der<br />

gleichen Gesellschaft wechseln (switchen), fällt oftmals kein oder nur ein verringerter<br />

Ausgabeaufschlag an Außerdem kann der Anleger bei einem Investmentkonto Ausschüttungen<br />

zum Rücknahmepreis anlegen Es entfällt also auch hier der Ausgabeaufschlag<br />

Was geschieht mit den Anlegergeldern? Das <strong>Geld</strong> des Anlegers fließt direkt von seinem<br />

Konto bei seinem Fondsshop auf ein Konto der Investmentgesellschaft Somit<br />

ist garantiert, dass der Vermittler das <strong>Geld</strong> des Anlegers nicht in falsche Kanäle leiten<br />

kann Die Angst vieler Anleger, dass freie Vermittler oder Fonds-Shops Anlegergelder<br />

veruntreuen könnten, ist daher – theoretisch jedenfalls - nicht begründet Nach Aussage<br />

der Fondsshops benützen Banken dieses Argument aber oft, um ihre Kunden<br />

bei der Stange zu halten Lassen Sie sich also davon nicht beeindrucken<br />

Tipps zur Fondsauswahl<br />

Seien Sie vorsichtig und gehen Sie nicht mit Halbwissen an die Auswahl von Investmentfonds<br />

Das kann Ihnen die Rendite verderben Mit Slogans wie „Fondsanalyse,<br />

ganz einfach“ wirbt die Branche gerne um Ihr <strong>Geld</strong> Aber wenn es wirklich so einfach<br />

wäre, hätten in der Vergangenheit nicht so viele Anleger schlechte Erfahrungen mit<br />

Fonds gemacht In Wirklichkeit wissen leider zu wenig Fondskäufer, was für Gesetzmäßigkeiten<br />

beim Investment in Fondsanlagen herrschen Wer nur glaubt sie zu<br />

kennen, sitzt dann einige Zeit später manchem kostspieligen Irrtum auf Was in den<br />

Beratergesprächen in den <strong>Geld</strong>instituten oder mit dem selbstständigen Fondsberater<br />

an Behauptungen so aufgestellt wird, erweist sich nämlich gelegentlich als Irrtum<br />

Behauptung Nr 1:<br />

Ein Fondsmanager versucht in jeder Situation, das Beste für<br />

den Anleger herauszuholen<br />

313


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Das kann man auch anders sehen Die meisten Fondsmanager sehen nämlich als<br />

ihr wichtigstes Anlageziel an, besser abzuschneiden als irgendein so genannter<br />

repräsentativer Vergleichsindex Orientiert sich beispielsweise der Manager eines<br />

deutschen Aktienfonds am Dax und verliert der Index innerhalb eines Jahres zehn<br />

Prozent an Wert, so gilt ein Minus von fünf Prozent für den Fondsmanager bereits<br />

als ein Erfolg Um nicht von einem überraschenden Indexanstieg auf dem falschen<br />

Fuß erwischt zu werden, bleiben die meisten Fondsmanager selbst dann zu großen<br />

Teilen in Aktien investiert, wenn an der Börse die Zeichen auf Sturm stehen Wer in<br />

diesem Punkt böse Überraschungen vermeiden möchte, sollte sich für einen Fonds<br />

entscheiden, für den der Kapitalerhalt ausdrücklich an erster Stelle steht<br />

Behauptung Nr 2:<br />

Ein neu aufgelegter Fonds lohnt sich, weil er meist aktuelle<br />

Trends abdeckt<br />

Dagegen sprechen prinzipielle Erfahrungen Investmentgesellschaften trauen sich<br />

meist erst dann mit einem so genannten „Trendfonds“ auf den Markt, wenn sie sich<br />

eine entsprechende Nachfrage erhoffen Und die ist ja erst dann zu erwarten wenn<br />

es im jeweiligen Markt bereits <strong>Geld</strong> zu verdienen gab Und bis dann der neue Fonds<br />

aufgelegt ist, ist sein aktuelles Thema längst nicht mehr neu So geschehen am Neuen<br />

Markt in den Jahren 1998 bis 2001 Fonds auf diesen Index mit hochspekulativen<br />

Akten wurden erst an den Mann gebracht als sich schon mancher Aktionär mit hohem<br />

Gewinn bereits von diesem Index verabschiedet hatte Fonds, die Ende 1999<br />

und Anfang 2000 auf den Markt kamen, waren von der Mitte des Jahres 2000 an nur<br />

noch auf dem absteigenden Ast, obwohl sie noch nicht mal ein Jahr alt waren – also<br />

viel zu spät, um von diesem zu Beginn mal interessantem Trend noch profitieren zu<br />

können Statt auf kurzlebige Trendfonds zu setzen, sollten Sie sich für ein breit aufgestelltes<br />

Produkt entscheiden, das sich bereits in steigenden und fallenden Märkten<br />

bewährt hat<br />

Achtung:<br />

Viele der „Mode-Fonds“ haben eine kurze Lebensdauer und werden dann<br />

wieder geschlossen, ohne dass sich der Anleger dagegen wehren kann Er<br />

muss dann entweder seine Anteile zu einem ungünstigen Preis zurücknehmen<br />

oder sie auf einen anderen Fonds dieser Gesellschaft übertragen<br />

Behauptung Nr 3:<br />

Fonds, die auf Euro lauten, machen keine Währungsverluste<br />

314


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Ob ein Währungsrisiko besteht, hängt nicht von der Anlagewährung ab Der Erfolg<br />

hängt allein von den im Fonds enthaltenen Wertpapieren ab Wenn zum Beispiel<br />

der Fondsmanager eines in Euro abrechnenden Fonds amerikanische Aktien kauft,<br />

tut er das in Dollar Die Umrechnung erfolgt dann im Fonds Folglich mindert ein<br />

Kursverlust der US-Währung den Anteilpreis dieses Fonds ebenso wie bei einem<br />

Konkurrenzprodukt, das in Dollar abrechnet Wer also Währungsverluste generell<br />

ausschließen will, sollte nur in Euroland investierende Fonds kaufen oder solche<br />

Fonds, die ihre <strong>Geld</strong>anlage in Fremdwährung immer absichern<br />

Behauptung Nr : 4:<br />

Ein gutes Rating schützt vor negativen Überraschungen<br />

Analysegesellschaften untersuchen seit einigen Jahren anhand vieler Kriterien die<br />

Wertentwicklung von Investmentfonds und vergeben im Anschluss daran Noten<br />

Gute Noten werden daher in der Werbung als Kaufargument gebraucht Aber nicht<br />

immer zu Recht! So wie gute Schüler sich gelegentlich verschlechtern, rutschen auch<br />

ehemals gut geleitete Investmentfonds in der Benotung nach unten Deshalb sollten<br />

Sie niemals blindlings einem guten Rating vertrauen Wie viel <strong>Geld</strong> das kosten kann,<br />

hat die Finanzkrise seit 2007 gezeigt Massenweise „toxische“ Papiere kamen auf<br />

den Markt und somit zum Anleger Viele dieser verbrieften Papiere hatten beste Bonitätsnoten,<br />

waren aber dann doch nichts wert Fast wäre der gesamte internationale<br />

Finanz- und Kapitalmarkt kollabiert Nur ein entschlossenes Auftreten der Regierungen<br />

konnte ihren völligen Zusammenbruch verhindern Schuld an dem Schlammmassel<br />

waren auch die Ratingagenturen Trotzdem sind sie notwendig Die gehören nur<br />

reformiert Wer sich aber vor dem Fondskauf von seinen persönlichen Zielen, der<br />

voraussichtlichen Anlagedauer und der eigenen Risikobereitschaft leiten lässt, der<br />

kann von den Analysen der Ratingagenturen durchaus profitieren Daher verdient<br />

dieses Kapitel besonderes Interesse<br />

Gute Fonds: Ranking und Rating helfen<br />

Die Kernfrage für jede Anlegergruppe lautet: Welcher Fonds verspricht bei welcher<br />

Risikobereitschaft die höchste Rendite? Das gilt unabhängig davon, ob es sich um<br />

professionelle Fonds-Vermögensverwalter, institutionelle Investoren, Anlageberater<br />

oder Privatanleger handelt Aber die Auswahl des „richtigen“ Fonds ist schon für den<br />

Profi nicht einfach Besonders dem Privatanleger, der nicht ständig den Markt beobachten<br />

kann, fällt die Entscheidung schwer Performance allein sagt zu wenig aus<br />

Die bisher üblichen Orientierungshilfen waren die oben erwähnten Performancelisten,<br />

die mittlerweile in vielen Zeitschriften publiziert werden Sie erscheinen auch in<br />

den Finanzteilen der Tages- und Wirtschaftspresse und mittlerweile auch vermehrt<br />

im Internet In der Regel listen diese Statistiken eine Reihe von Fonds mit vergleichbarem<br />

Anlageschwerpunkt auf und vergleichen sie untereinander nach dem Rendi-<br />

315


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

tekriterium - also der erzielten Wertsteigerung - innerhalb eines gewissen Zeitraums,<br />

meist ein, zwei und drei Jahre<br />

Aber: Ranking-Listen allein reichen nicht: Sie sind nur eingeschränkt aussagefähig<br />

Zwar gilt die Devise: „Performance ist nicht alles, aber ohne Performance ist alles<br />

nichts “ Doch nach Meinung von Experten sind zum Beispiel Ranglisten nach dem<br />

Kriterium der Einjahres-Performance nur bedingt zu gebrauchen Untersuchungen<br />

belegen nämlich, dass Fonds mit dem gleichen Anlageschwerpunkt schon nach zwei<br />

Jahren die Hitlisten rauf und runter rutschen<br />

Die logische Folgerung aus dieser Erkenntnis ist: Erst, wenn ein Fonds bezogen auf<br />

die Performance im Ein-, im Drei- und im Fünfjahresvergleich gut abschneidet, ist<br />

das ein zuverlässiges Indiz für ein erfolgreiches Management Mit den steigenden<br />

Mittelzuflüssen in Investmentfonds steigt auch die Nachfrage bei institutionellen und<br />

privaten Anlegern nach einer systematischen Bewertung Die Anleger brauchen Anhaltspunkte<br />

zum Chancen-Risiko-Verhältnis eines Fonds Wie gut ist ein Fonds, wie<br />

gut sind seine Manager und wie gut dürfte er in Zukunft laufen? Auf diese und andere<br />

Fragen sucht der Fondsinteressent Antworten<br />

Zum Glück für den Anleger sind seit kurzem solche Fondsvergleiche über lange<br />

Zeiträume für Anleger auch allgemein zugänglich und erhältlich Die Einstufungen<br />

und Beurteilungen einzelner Fonds werden von Ratingagenturen und Vermögensverwaltungsgesellschaften<br />

mit umfangreicher Fondauswertung vorgenommen Sie<br />

analysieren die Fondsanbieter nach Kriterien wie Anlagepolitik, Kontinuität im Management<br />

und Wertentwicklung und vergeben Gütesiegel wie Noten, Buchstaben,<br />

Medaillen oder Sterne als Resultat ihrer Untersuchungen Das ist ein ganz neues<br />

Instrument in der Hand der privaten Anleger Ratings von Fonds dürften sich in Zukunft<br />

etablieren<br />

Zusammengefasst kann man sagen, dass Ratingagenturen gewisse Grundannahmen<br />

treffen, bevor sie ihre Untersuchungen beginnen Sie betreffen die Wünsche<br />

und Bedürfnisse der Anleger Danach hat der typische Privatanleger:<br />

� einen mittelfristigen Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren<br />

� Er spart meist für die Altersvorsorge<br />

� Er ist auf der Suche nach zuverlässigen Performern unter den Fonds und<br />

nicht nach kurzfristigen Überfliegern<br />

� Er hat den Wunsch, Verluste weitgehend zu vermeiden<br />

� Er verfügt bei der Auswahl von Fonds nur begrenzt über Zeit und Kenntnisse<br />

Wichtige Finanzdienstleister mit einem Fondsrating im Angebot sind Standard &<br />

Poor‘s und Morningstar, die beide bereits durch ihre Bewertungen (Ratings) von<br />

Staats- und Unternehmensanleihen bekannt sind, sowie in Deutschland FERI Trust<br />

und in der Schweiz die Reuters-Tochter Lipper Da sie nicht mit einheitlichen Bewer-<br />

316


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

tungskennzeichnungen arbeiten, ist es wichtig, die Art der Klassifizierung der wichtigsten<br />

Agenturen zu kennen Dazu drei Beispiele:<br />

Moody’s: Die amerikanische Rating-Agentur vergibt bisher nur Gütesiegel für <strong>Geld</strong>markt-,<br />

Immobilien- und Rentenfonds Das sind „Bonitätsnoten“ und „Einschätzungen<br />

des Marktrisikos “<br />

Die Bonitätsnoten gehen von „Aaa“ für „geringes Anlagerisiko“ über „Aa“, „A“,<br />

„Baa“ und „Ba“ für „spekulatives Investment“ bis zur schlechtesten Bewertung mit<br />

„B“ Die Bewertungstabelle entspricht damit der bekannten Kategorisierung bei<br />

Anleihen<br />

Achtung:<br />

Durch die Finanzkrise sind vor allem die in den USA ansässigen Ratingagenturen<br />

in die Diskussion geraten Die später als „Schrottpapiere“ bezeichneten<br />

strukturierten Produkte, in denen u a US-Immobilienkredite, die in Milliardenhöhe<br />

fahrlässig vergeben worden waren, gebündelt wurden, waren von<br />

den Ratingagenturen mit Bestnoten versehen worden Deren Analysten hatten<br />

deren immense Risiken schlicht nicht erkannt Daher bieten Ratings, die für<br />

„exotische Produkte“ vergeben werden, dem Anleger keine wirkliche Sicherheit<br />

Die Krise hat gezeigt, dass auch Analysten Moden und Trends aufsitzen<br />

können und bis dahin unbekannte Risiken oft unterschätzen<br />

Die Einstufung des Marktrisikos schätzt die Einflüsse von Zinsänderungen und Währungsrisiken<br />

auf den Fondswert ein Die beste Einstufung ist „MR1“ und bedeutet,<br />

dass nur sehr geringe Einflüsse von Zinssteigerungen und anderen negativen Markteinflüssen<br />

auf den Fondswert ausgehen dürften Die Noten gehen weiter über „MR2“,<br />

„MR3“und „MR4“ bis zu „MR5 “ Das heißt im Schema von Moody’s: sehr starke Wertverluste<br />

bei Zinssteigerungen und anderen negativen Markteinflüssen<br />

Standard & Poor’s (S&P): Auch S&P will den Anlegern die Kaufentscheidung<br />

erleichtern Das Rating-Haus will europaweit Fonds einem Qualitätsrating unterziehen<br />

Die Devise lautet: Die Performance ist wichtig, die Managementqualität<br />

aber noch wichtiger Die Londoner Abteilung vergibt bereits Ratings für Fonds in<br />

Großbritannien, Luxemburg und dem Steuerparadies auf Guernsey Dazu zählen<br />

ausländische Investmentgesellschaften wie Mercury und Threadneedle, die ihre Produkte<br />

auch deutschen Kunden anbieten Die Vorgehensweise ist zusammengefasst<br />

etwa so: S&P untersucht zunächst die längerfristige Performance eines Fonds innerhalb<br />

seiner Gruppe, also Fonds mit ähnlicher Anlagepolitik Dies ist ein rein quantitativer<br />

Prozess, bei dem historische Wertentwicklungen gemessen werden Bei diesem<br />

ersten Schritt bleiben etwa 20 Prozent der untersuchten Fonds übrig, die quantitativ<br />

gesehen als gut gelten können<br />

317


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

318


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Im zweiten Schritt kommt dann die qualitative Bewertung Dazu besuchen die S&P-<br />

Analysten nach eigenen Angaben jedes Jahr eine Schar von Fondsmanagern und<br />

Chefs der Anlagegesellschaften Dabei werden die Schlüsselfaktoren erörtert, die zu<br />

einem Anlageerfolg führen, und Fragen gestellt wie:<br />

� Wie erfahren ist der Manager?<br />

� Hält er sich an die festgelegte Anlagepolitik?<br />

� Wie erläutert er Perioden mit guter und schlechter Performance?<br />

� Wie gut läuft das Teamwork im Fonds?<br />

Danach entscheidet die Rating-Kommission von S&P über die endgültige Einstufung<br />

des jeweiligen Fonds Die Ergebnisse der Interviews mit den Fondsmanagern fließen<br />

mit einem Anteil von 60 Prozent in das Ergebnis ein Die reine Risiko- und Performancemessung<br />

hat einen Anteil von 40 Prozent Die Notenskala der Fonds-Ratings<br />

(fr) von S&P lautet ähnlich wie bei den Anleihe-Einstufungen:<br />

„frAAA“ für außergewöhnlich gute Investmentmanagement-Fähigkeiten,<br />

„frAA“ für sehr gute Investmentmanagement-Fähigkeiten,<br />

„frA“ für gute Investmentmanagement-Fähigkeiten<br />

FERI Trust: Ziel des Fonds-Ratings der Bad Homburger Vermögensgesellschaft<br />

FERI Trust ist nach eigenen Angaben, Anlegern einen systematischen, nachvollziehbaren<br />

und verständlichen Ansatz zu bieten Dazu gehört, dass das Rating die Ziele<br />

und Zwänge des Fondsmanagement berücksichtigt, herausragende Fähigkeiten des<br />

Fondsmanagers oder des Management-Teams erkennbar werden, der Managementstil<br />

und die Investmentziele in Einklang stehen, Fehlinvestitionen in weniger<br />

gute Fonds vermieden werden können und durch die Selektion von Top-Performern<br />

deutlicher Mehrwert geschaffen werden kann<br />

Die Fondsauswertung der FERI Trust umfasst mittlerweile weit über tausend Fonds<br />

Betrieben wird eine quantitative Analyse Gemessen werden die Performance und<br />

die Risikokennzahlen, sowie das Verhalten in Auf- und Abschwungphasen Bei FERI<br />

Trust beziehen sich alle Angaben auf einen Zeitraum von fünf Jahren Für jüngere<br />

Produkte gibt es kein Rating Mit der Fünf-Jahres Messmethode unterscheidet sich<br />

FERI Trust von fast allen anderen veröffentlichten Rankinglisten, die deutlich kürzere<br />

Zeiträume für ihre Bewertung nehmen Die Fondsanalysten legen großen Wert auf<br />

die Feststellung, dass Investmentfonds ihre wirkliche Klasse nur auf längere Sicht<br />

nach mindestens fünf Jahren zeigen<br />

Ein geprüfter Fonds befindet sich immer in einer Konkurrenzgruppe (Peer Group)<br />

von mindestens weiteren 19 Fonds Das Rating setzt sich aus drei Indikatoren, zwei<br />

quantitativen und einem qualitativen, zusammen:<br />

Performance: Messung der Wertentwicklung des Fonds im Vergleich zur Konkurrenz<br />

und zum jeweiligen Index<br />

319


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Risiko: Messung des bestmöglichen Ein- und Ausstiegszeitpunkt Dies geschieht<br />

anhand der jährlichen Kursschwankungen des Fonds, also anhand der Volatilität<br />

Management: Messung der so genannten weichen Faktoren Dazu gehören die<br />

Teamqualität, die Anzahl der Berufsjahre der Fondsmanager, die Informationspolitik,<br />

die internen Kontrollen und andere<br />

Am Ende des Gesamt-Ratings aus Performance-, Risiko- und Managementindikator<br />

mit ihren entsprechenden Gewichtungen steht eine Empfehlung für den Privatanleger,<br />

die seine Kaufentscheidung erleichtern soll In diesem Fall besteht die Notenskala<br />

nur aus fünf Buchstaben:<br />

A = sehr gut<br />

B = gut<br />

C = durchschnittlich<br />

D = unterdurchschnittlich<br />

E = schwach<br />

Tipp:<br />

Mit Noten, Medaillen, Sternen oder Buchstaben zum Erfolg – so könnte die<br />

künftige Fondsbranche überschrieben werden Ohne gute Noten keine Anleger!<br />

Dass künftig die Fondsgesellschaften gute Bewertungen auch zu Werbezwecken<br />

verwenden und dabei die weniger schmeichelhaften Urteile unter<br />

den Teppich kehren, sollte der Fondssparer beachten, aber auch nicht überbewerten<br />

Entscheidend ist, dass die Ratingagenturen Standards vorgeben,<br />

an denen sich die Fondsmanager messen lassen müssen Das Vertrauen der<br />

Anleger ist zwar gut, Kontrolle aber nun mal besser Das gilt auch für die Ratingagenturen<br />

selber<br />

Die Beurteilung von Investmentfonds durch Gütesiegel wie oben beschrieben markiert<br />

nach dem Anleihe-Rating von Banken, Unternehmen oder Staaten einen neuen<br />

Rating-Markt Die künftige Konkurrenz unter den Ratingagenturen kann dem Anleger<br />

nur Recht sein Der Check der Fonds und der Fondsmanager durch unabhängige<br />

Institute, Finanzdienstleister und Vermögensverwaltungen erleichtert letztlich die<br />

Auswahl des oder der passenden Fonds Der Anleger erhält wichtige Hilfestellung<br />

für die Orientierung im Dickicht des Riesenangebots der Investmentindustrie, und die<br />

hat er bitter nötig<br />

Das persönliche Anlageziel bestimmen<br />

Jedem Privatanleger stellt sich zu Beginn seiner Anlage die Frage: Welche Anlageinstrumente<br />

gibt es auf dem Markt? Die Alternativen liegen irgendwo zwischen der<br />

todsicheren Minirendite auf dem Sparbuch und der riskanten Direktanlage in Akti-<br />

320


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

en Dabei stößt der Anleger fast zwangsläufig auf das Investmentsparen mit Fonds<br />

In Boomzeiten an der Börse wurde jeder Interessierte geradezu bombardiert mit<br />

Schlagzeilen wie „Traumrenditen mit Aktienfonds“, „Top-Fonds“ oder „Sieger-Fonds<br />

schlägt den DAX“ Doch das gehört der Vergangenheit an, wie die Fonds-Rangliste<br />

zeigen Für Aktenfonds-Anleger kann dies nur heißen:<br />

Wer erfolgreich sparen will, muss sich vorab informieren<br />

Die über alles informierende und allumfassende Fonds-Broschüre gibt es nicht, dafür<br />

aber ein Angebot an seriösen Magazinen, Zeitschriften, Zeitungen, Fernseh- und<br />

Radiosendungen, Online-Diensten usw Sie geben Entscheidungshilfen bei der Auswahl<br />

Wer sich dafür Zeit nimmt, spart sich viele unangenehmer Erfahrungen<br />

Wer nicht alles allein entscheiden will, kann sich beraten lassen<br />

Vom Bankberater, vom Fondsshop, einem Strukturvertrieb (Vorsicht: Kosten), einem<br />

(wirklich) unabhängigen Finanzdienstleister Wer darauf verzichten will oder kann,<br />

für den kommt eine Direktbank in Frage Diese Liste von möglichen Adressen zeigt<br />

schon wie wichtig der höchstmögliche Informationsstand ist Denn keine der Adressen<br />

ist optimal Eines nämlich müssen Anleger beherzigen: Es ist ein Fehler, sich allein<br />

auf so genannten Berater zu verlassen In erster Linie sind sie nämlich Verkäufer<br />

So empfiehlt zum Beispiel die Bank in der Regel nur die eigenen Produkte, lässt also<br />

bessere Konkurrenz-Fonds schon von vornherein aus dem Spiel Der „unabhängige<br />

Finanzdienstleister“ wiederum ist ein ungeschützter Beruf Zu schnell gerät der Anleger<br />

an eine inkompetente Beratung bei gleichzeitig hohen Provisionen<br />

Tipp:<br />

Unabhängige Finanzanalysten bieten eher die Gewähr für eine kundenorientierte<br />

Beratung Dafür wird allerdings ein Honorar fällig Viele Sparer scheuen<br />

deshalb davor zurück, halten das für „rausgeschmissenes <strong>Geld</strong>“<br />

Aber bedenken Sie, wie viel <strong>Geld</strong> Sie bei einer falschen Anlageentscheidung verlieren<br />

können Wer sich von seinem Bankverkäufer Lehman-Zertifikate hat andrehen<br />

lassen, ohne von einem unabhängigen Berater darüber aufgeklärt worden zu sein,<br />

dass bei solchen Papieren ein Totalverlust möglich ist, wäre heute froh, wenn er 100<br />

Euro in eine neutrale Beratung investiert hätte Das hätte manchem einen Verlust von<br />

10 000 Euro oder mehr erspart<br />

Wie viel vom Vermögen soll in Fonds angelegt<br />

werden?<br />

Jeder Anleger muss seine Vermögensstruktur auflisten Eckdaten sind: Was ist bereits<br />

vorhanden an Aktien, Renten, Bundesschatzbriefen, Bargeld, Immobilien usw<br />

Wie hoch sind die laufenden Einnahmen und Ausgaben Danach erst lässt sich erkennen,<br />

was übrig hat zum Fondssparen Dabei muss eine vernünftige Risikostreu-<br />

321


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

ung immer beachtet werden Nie alles in einen Topf – auch nicht in den der Fonds!<br />

Fragen, die Sie für sich selber beantworten sollten:<br />

Wie lange kann ich auf mein <strong>Geld</strong> verzichten?<br />

Niemand sollte seinen Anlagehorizont voreilig festlegen Der Anleger muss genau<br />

einschätzen, wann er welchen Teil seines Vermögens zum Beispiel für private Entnahmen<br />

oder Steuerzahlungen benötigt Dieses <strong>Geld</strong> sollte immer so angelegt sein<br />

(zum Beispiel in <strong>Geld</strong>marktfonds), dass es jederzeit und ohne größere Kursverluste<br />

flüssig gemacht werden kann<br />

Wie hoch ist meine Risikobereitschaft?<br />

Häufig unterschätzt wird die eigene Typisierung als Anleger Bin ich ein risikobereiter<br />

oder konservativer Anleger? - Das ist eine elementare Frage bei der Anlage in Fonds<br />

Was akzeptiere ich als Risiko? 20 Prozent in Aktien oder 40 Prozent oder gar 60<br />

Prozent? Nur mit Antworten auf solche Fragen erkenne ich mich selbst Übrigens:<br />

Banken sind gesetzlich verpflichtet, den Anleger auf seine Selbsteinschätzung hin<br />

zu befragen<br />

Welche Renditeerwartung habe ich?<br />

„Gier und Angst beherrschen die Märkte und Anleger!“ Das ist eine alte Redewendung<br />

unter Kapitalmarktexperten Renditeerwartungen von 20 oder 50 Prozent und<br />

mehr pro Jahr sind unrealistisch Wer das verspricht, verdient keine Beachtung Die<br />

gigantischen Verluste an den Aktienmärkten seit dem Frühjahr 2000 sollten eine<br />

Mahnung sein Vertrauen Sie ihr <strong>Geld</strong> nur Aktienfonds an, die realistische Renditen<br />

versprechen Bleiben Sie in dem Risikobereich, in dem Sie noch gut schlafen können<br />

Je höher ihre Renditeerwartungen sind, umso höher ist in der Regel auch das<br />

Risiko<br />

Mein persönlicher Anlagehorizont<br />

Das hängt ganz entscheidend von dem jeweiligen Alter ab Ein 50-jähriger hat eine<br />

ganz andere Lebenserwartung als ein 25-jähriger Er ist auf kurzfristigere Gewinnentnahme<br />

angewiesen, kann keine so lange Ansparzeit kalkulieren Deshalb müssen<br />

die Einzahlungen sofort viel höher sein<br />

Welche(n) Fonds soll ich auswählen?<br />

Die Auswahl des (oder der) „richtigen“ Fonds ist die letzte und schwierigste Aufgabe<br />

Nach der Entscheidung für welches Segment der Aktienfonds, also zum Beispiel<br />

Branchen-, Dach-, Garantie- oder Indexfonds, muss die für einen bestimmten<br />

Fonds aus der breiten Palette der jeweiligen Angebote folgen Es müssen Vergleiche<br />

herangezogen werden Fonds-Porträts helfen dabei Sie listen die Fonds einzelner,<br />

vergleichbarer Kategorien auf und vergleichen ihre Performance über verschiedene<br />

Zeiträume, etwa drei Monate, ein Jahr oder drei Jahre usw Rendite und Kosten<br />

werden dabei abgewogen Bei der Kaufentscheidung helfen auch Fondsranglisten<br />

und Fondsanalysen, wie sie regelmäßig in Tageszeitungen und Fachmagazinen veröffentlicht<br />

werden Diese Ratinglisten sollte jeder Anleger studieren und dann erst<br />

322


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

entscheiden, welchen Fonds er kauft Wenn die verfügbaren Summen ausreichen,<br />

ist es zu empfehlen, ähnlich wie bei Aktien nicht „alle Eier in einen Korb“ zu legen<br />

Tipp:<br />

Nur wer die oben aufgelisteten Fragen zunächst für sich beantwortet hat, sollte<br />

zur Bank, Sparkasse oder einem Fonds-Shop gehen Sie haben dann schon<br />

eine Basis für das Gespräch mit dem Berater Sie können seine Ratschläge<br />

besser bewerten und gute Ideen von Standardargumenten unterscheiden<br />

Achten Sie vor allem darauf, dass Ihnen nicht einfach die jeweiligen „Hausprodukte“<br />

aufgedrängt werden Wenn sie allerdings nachweislich mehr bringen<br />

als andere – warum nicht?<br />

Die Frage des günstigen Zeitpunkts für den Einstieg für den Privatanleger, der regelmäßig<br />

einzahlen will, ist eher marginal Das ist nur bei größeren Einmaleinzahlungen<br />

wichtig Wenn dagegen feste oder planmäßig steigende Summen über viele Jahre<br />

hinweg angespart werden, gleichen sich Zeiten steigender und sinkender Kurse im<br />

Allgemeinen aus Wichtig ist dann nur ein langfristig steigender Trend an den Börsen<br />

und damit kann der Anleger nach aller Erfahrung rechnen In den 60er Jahren wurden<br />

Wetten darauf abgeschlossen, wann der Dow Jones über tausend Punkte steigt<br />

In den 90er Jahren wurde gewettet, wann er über acht- oder zehntausend steigt<br />

Ähnlich war es mit dem Dax Und so wird es im Zeichen des Euro auch mit dem<br />

STOXX sein: Es spricht alles dafür, dass ein langfristig denkender Anleger in Zukunft<br />

eine ähnliche Entwicklung erwarten kann<br />

Nicht allein auf „Vater Staat“ verlassen<br />

Wer in Aktien oder Fonds anlegt, bestimmt über seine Vermögensentwicklung und<br />

die Absicherung im Alter mit Wer allein oder überwiegend auf die Rente setzt, ist<br />

den Launen der Politik ausgeliefert Es gibt deshalb nirgendwo absolute Sicherheit –<br />

auch nicht bei der staatlichen Rentenversicherung Aber es gibt höchst unterschiedliche<br />

Chancen Sie sollten sie nutzen<br />

Wenn Sie zusätzlich oder statt des Fondssparens lieber selber die Aktien auswählen<br />

wollen, mit deren Hilfe Sie Erträge zu erwirtschaften hoffen, die Ihr Vermögen<br />

schneller mehren, geben wir Ihnen dazu in den Kapiteln zum Thema „Börse“ die<br />

notwendigen Hinweise<br />

323


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Vermögen an der Börse bilden<br />

Höhere Erträge mit Aktien<br />

– aber auch mit höherem Risiko<br />

Die Mehrheit der deutschen Sparer scheut die Börse Das gilt<br />

nach den schweren Rückschlägen der vergangenen Jahre<br />

mehr denn je Erst der „Salami-Crash“ nach dem Jahr 2000,<br />

dann die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09,<br />

die für viele Sparer und Anleger – zumindest zeitweise – zu<br />

schweren Vermögenseinbußen führte<br />

Doch wer einen Teil seiner Ersparnisse in Aktien und anderen Wertpapieren anlegt,<br />

hat trotz solcher Crashs die Chance, wesentlich schneller zu einem kleinen Vermögen<br />

zu kommen als derjenige, der die Sicherheit des Sparbuchs bevorzugt Das gilt<br />

vor allem für diejenigen, die den Mut haben, dann einzusteigen, wenn alle anderen<br />

fluchtartig die Börse verlassen Wer dann den richtigen Zeitraum erwischet, kann bei<br />

der nächsten Hausse seinen Einsatz in relativ kurzer Zeit verdoppeln und verdreifachen<br />

Allerdings: Wer Chancen nutzen will, muss Risiken in Kauf nehmen<br />

Wer die Chancen des Wertpapiersparens nutzen will, muss sich vorher informieren<br />

Hier finden Sie notwendige Basisinformationen Wer noch mehr wissen will, kann<br />

zum Beispiel zu WISO BÖRSE greifen<br />

Trotz Rückschlägen immer noch eine wichtige<br />

Form der <strong>Geld</strong>anlage<br />

In keinem anderen großen Industrieland gibt es so wenige Aktionäre wie in der Bundesrepublik:<br />

Deutsche Sparer sind risikoscheu Weil sich zu wenige Sparer an der<br />

Börse engagieren und bereit sind, sich am Kapital der Wirtschaft zu beteiligen, ist die<br />

Mehrheit des Aktienkapitals vieler großer deutscher Gesellschaften bereits im Besitz<br />

ausländischen Anteilseigner Dazu gehören Privatpersonen ebenso wie milliardenschwere<br />

Fonds Das bleibt nicht ohne Folgen<br />

Eine Aktiengesellschaft muss sich bei ihrer Geschäftspolitik an den Interessen der<br />

Mehrheit ihrer Anleger orientieren Das betrifft nicht nur die Frage, wie viel Dividende<br />

ausgeschüttet wird Es geht auch darum, wo produziert und Arbeitsplätze geschaffen<br />

werden, wie viel investiert wird Deutsche Sparer, die lieber „auf Nummer sicher“<br />

324


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

gehen und daher grundsätzlich kein Aktienvermögen bilden, bringen sich auch um<br />

die Chance, vom Wachstum der Wirtschaft in anderen Teilen der Welt zu profitieren<br />

Denn um an den Kurssteigerungen und Gewinnausschüttungen US-amerikanischer,<br />

kanadischer, indischer oder japanischer Aktiengesellschaften teilzuhaben, ist bei<br />

Homebankern an sich nicht mehr nötig als ein Mausklick – allerdings kombiniert mit<br />

den notwendigen Kenntnissen Denn ohne zumindest Grundkenntnisse vom Funktionieren<br />

der Börse zu haben, sollte sich niemand auf das Risiko einer Aktienspekulation<br />

einlassen Denn da wo höhere Gewinne winken, fährt das Risiko immer mit<br />

Aktien kaufen – aber wie?<br />

Wenn Sie sich nach gründlicher Information und sachkundiger Beratung zum Kauf<br />

oder Verkauf bestimmter Aktien entschließen, werden Ihre Aufträge über eine Bank<br />

oder Sparkasse, ein Brokerhaus abgewickelt – oder aufgrund von Orders, die Sie selber<br />

über eine Direktbank geben: Mündlich, telefonisch oder schriftlich per Brief und<br />

Fax Immer wichtiger und gebräuchlicher geworden ist auch die Auftragserteilung per<br />

Internet Es ist dabei nicht gleichgültig, mit wem sie zusammenarbeiten Denn hinsichtlich<br />

der Beratung und der Gebühren gibt es zwischen Banken oder Sparkassen<br />

einerseits und Brokern, Direktbanken oder Internet-Orders deutliche Unterschiede<br />

Deshalb sollten Sie prüfen, ob sie nur mit Blick auf die Gebührenersparnis ihre Börsengeschäfte<br />

über einen „Discounter“ betreiben wollen Wenn Sie die Anlageentscheidungen<br />

ohnehin selbst treffen oder sich vor allem auf Empfehlungen von Börsenanalysten,<br />

auf Berichte in den Wirtschaftsteilen der Tageszeitungen oder auf<br />

Informationen seriöser Börseninformationsdienste stützen, müssen Sie auch nicht<br />

die oft recht hohen Gebühren der Kreditinstitute zahlen Allerdings gibt es nicht nur<br />

bei den herkömmlichen Banken sondern auch bei Brokern und Direktbanken beträchtliche<br />

Gebührenunterschiede Ehe sie sich auf einen bestimmten Vermittler festlegen,<br />

sollten Sie daher die Konditionen vergleichen Es muss ja nicht sein, dass<br />

ein großer Teil der Kursgewinne erst einmal für die Gebühren drauf geht Wenn Sie<br />

allerdings das Glück haben, bei Ihrer Bank einen guten Berater zu haben, der mehr<br />

tut, als nur die Standardempfehlungen seines Instituts weiter zu geben und der Sie<br />

auch mal vor solchen Empfehlungen warnt, wenn es nötig ist, kann die etwas höhere<br />

Gebühr durchaus auch gut angelegtes <strong>Geld</strong> sein Das gilt insbesondere, wenn Sie<br />

selber noch keine ausreichenden Erfahrungen mit Börsengeschäften haben oder Ihnen<br />

die erforderliche Zeit fehlt, um alle Informationsquellen zu nutzen<br />

325


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Achten Sie immer darauf, dass Ihre Aufträge ausreichend dokumentiert werden<br />

Andernfalls kann es sehr schwierig sein, eine fehlerhafte Abwicklung der<br />

von Ihnen gewünschten Börsengeschäfte später zu beweisen Heben Sie alle<br />

Abrechnungen sorgfältig auf Es könnte sein, dass Sie zum Beispiel auch als<br />

Nachweis für das Finanzamt gebraucht werden Privatleute sind zwar nicht<br />

dazu verpflichtet Aber wie wollen Sie sonst beweisen, dass Sie im Recht<br />

sind? Das gilt nicht nur für vereinnahmte Zinsen und Dividenden Sie müssen<br />

dem Finanzamt vielleicht auch einmal beweisen, dass Gewinne außerhalb der<br />

Spekulationsfrist erzielt wurden und daher nicht als Einkommen versteuert<br />

werden müssen<br />

Wenn Sie sich für den Kauf oder Verkauf einer bestimmten Aktie entschieden haben,<br />

müssen Sie Ihrer Bank noch verschiedene weitere Anweisungen geben, damit das<br />

Kreditinstitut Ihre Orders korrekt ausführen kann: Sie müssen gegebenenfalls sagen,<br />

ob Sie Stamm- oder Vorzugsaktien erwerben möchten Sie müssen entscheiden, ob<br />

Sie einen limitierten oder unlimitierten Auftrag erteilen wollen Sie können zudem –<br />

als eine Art eingebauter Notbremse - auch Stop-Loss-Orders geben Sie müssen unter<br />

Umständen darauf achten, dass die Spekulationsfrist eingehalten wird Deshalb<br />

werden diese und andere wichtige Punkte in den folgenden Abschnitten ausführlicher<br />

als im Einsteiger-Kapitel erläutert<br />

Das „Fachchinesisch“ der der Börsianer<br />

Im Sport, in der Politik, in Technik, Kunst und Wissenschaft entwickeln die Fachleute<br />

ihre eigene Sprache Sie verwenden oft Begriffe, die Otto Normalverbraucher nicht<br />

immer sofort versteht Das ist auch an der Börse nicht anders Um zu verstehen, wovon<br />

die Experten sprechen, ist es daher notwendig, ein paar Vokabeln zu lernen, um<br />

das Fachchinesisch zu verstehen Hier die wichtigsten Begriffe, deren Bedeutung Sie<br />

kennen sollten, ehe Sie einer Bank Kauf- oder Verkaufsaufträge geben:<br />

Stammaktien:<br />

Sie gibt es in Form von Inhaberaktien und als Namensaktien (Bei Inhaberaktien<br />

wird unterstellt, dass der Besitzer auch der Eigentümer ist; bei Namensaktien<br />

wird der Eigentümer in das Aktienbuch der Gesellschaft eingetragen) Stammaktien<br />

sind die Grundform und zugleich die am weitesten verbreitete Form der<br />

Aktie in Deutschland Im Gegensatz zur Vorzugsaktie gewährt die Stammaktie<br />

dem Aktionär alle „normalen“, im Aktiengesetz vorgesehenen Rechte und<br />

Pflichten Der Inhaber beziehungsweise Eigentümer einer Stammaktie ist Teilhaber<br />

an einer Aktiengesellschaft und damit auch am Gewinn anteilsmäßig beteiligt<br />

Die Rechte und Pflichten eines Stammaktionärs werden im Aktiengesetz<br />

326


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

(AktG) geregelt Zu den wichtigsten Rechten des Stammaktionärs gehören:<br />

� das Recht auf Teilnahme an der Hauptversammlung<br />

� das Stimmrecht in der Hauptversammlung Jeder Stammaktionär hat hierbei<br />

eine Stimme pro Aktie in seinem Eigentum Eine Ausnahme hiervon bilden<br />

lediglich Mehrstimmrechtsaktien<br />

� das Recht auf anteilige Dividende, wenn die Gesellschaft die Ausschüttung<br />

des Gewinns beschließt<br />

� das Recht auf Information Jeder Aktionär kann in der Hauptversammlung<br />

vom Vorstand Auskunft über Dinge oder Vorkommnisse verlangen, die zur<br />

Beurteilung des betreffenden Tagesordnungspunktes notwendig sind Der<br />

Vorstand hat in bestimmten Fällen ein Auskunftsverweigerungsrecht<br />

� Bei Liquidation der Gesellschaft hat der Aktionär einen Anspruch auf den<br />

anteilsmäßigen Liquidationserlös<br />

Stammaktien können sowohl als Inhaberaktie als auch als Namensaktien ausgegeben<br />

werden Die Inhaberaktie ist aufgrund ihrer einfachen Übertragbarkeit die populärere<br />

Form Die Pflichten des Aktionärs erstrecken sich im Wesentlichen auf die<br />

Pflicht zur Leistung der vereinbarten Einlage, also des Nennwerts plus eines eventuellen<br />

Agios Die meisten in Deutschland gehandelten Aktien sind Stammaktien Nur<br />

wenige Unternehmen emittieren Vorzugsaktien, da diese den Anlegern aufgrund des<br />

meist fehlenden Stimmrechts weniger attraktiv als Stammaktien erscheinen<br />

Stamm- oder Vorzugsaktien?<br />

Für den Anleger bieten Vorzugsaktien trotz der eingeschränkten Rechte eine<br />

interessante Anlagealternative zur Stammaktie So kann bei langfristiger Anlage<br />

die Rendite höher sein als bei einer Stammaktie, da meist eine höhere<br />

Dividende gezahlt wird Der Verlust des Stimmrechts bedeutet für den Kleinaktionär<br />

meist keine allzu große Einschränkung, da er durch seinen geringen<br />

Anteil am gesamten Grundkapital der AG ohnehin keine Möglichkeit hat, auf<br />

der Hauptversammlung Einfluss zu nehmen Wenn es sich aber um Unternehmen<br />

handelt, bei denen Übernahmen oder Fusionen mit anderen Gesellschaften<br />

möglich oder zu erwarten sind, haben Stammaktien größere Chancen auf<br />

Kurssteigerung bzw eine höhere Abfindung, da ihre Aktien gebraucht werden,<br />

um eine Kapitalmehrheit zu erreichen Deshalb muss jeweils bei der Kaufentscheidung<br />

geprüft werden, was im konkreten Fall wichtiger ist Da Vorzugsaktien<br />

international wenig Bedeutung haben, werden sie auch in Deutschland<br />

immer mehr aus dem Verkehr gezogen Von einer bestimmten Frist an werden<br />

sie auch in den Indizes nicht mehr berücksichtigt Deshalb haben Unternehmen<br />

wie SAP bereits 2001 alle Vorzugsaktion in Stammaktien umgewandelt<br />

327


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

328


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Vorzugsaktien<br />

Wertpapiere, bei denen dem Aktionär besondere Rechte eingeräumt – aber dafür<br />

andere genommen - werden Dabei geht es meist um ein Vorrecht bei der Gewinnverteilung<br />

Die Sonderrechte der Vorzugsaktien werden durch Einschränkungen bei<br />

anderen Rechten kompensiert Sind die Aktien mit Vorrechten bei der Gewinnverteilung<br />

ausgestattet, so hat der Aktionär ein Recht auf eine Dividende, die um einen<br />

bestimmten Prozentsatz oder Betrag höher ist als der Gewinnanteil der Inhaber von<br />

Stammaktien Ist die Aktie mit einem Vorrecht bei der Liquidierung der Aktiengesellschaft<br />

ausgestattet, so bedeutet dies, dass bei Auflösung der Gesellschaft zunächst<br />

die Vorzugsaktionäre aus dem Erlös bedient werden Vorzugsaktien können auch<br />

mit einem nachzuzahlenden Vorzug ausgestattet sein Solche Aktien beinhalten das<br />

Recht, dass bei Ausfall der Dividende in einem Jahr (zum Beispiel wegen schlechter<br />

Geschäftslage) dem Inhaber von Vorzugsaktien die entgangene Dividende im nächsten<br />

Jahr nachgezahlt wird, ehe auch die anderen Aktionäre etwas bekommen<br />

Das Stimmrecht kann als Ausgleich für solche Vorteile der Inhaber dieser Wertpapiere<br />

auf der Hauptversammlung ausgeschlossen werden Der Vorzugsaktionär kann<br />

also an der Beschlussfassung nicht teilnehmen Diese Aktien gewähren dem Aktionär<br />

aber mit Ausnahme des Stimmrechts alle anderen Aktionärsrechte Kommt es in<br />

einem Jahr nicht zur Dividendenzahlung und wird dieser Rückstand im nächsten Jahr<br />

nicht aufgeholt, so erhält der Vorzugsaktionär das Stimmrecht, bis die ihm zustehenden<br />

Dividenden nachgezahlt wurden Stimmrechtslose Vorzugsaktien dürfen nur<br />

bis zu einem Gesamtnennbetrag ausgegeben werden, der der Höhe des Gesamtnennbetrags<br />

der Stammaktien entspricht Das bedeutet, dass höchstens die Hälfte<br />

des Grundkapitals einer Aktiengesellschaft in Form von Vorzugsaktien ausgegeben<br />

werden kann<br />

In manchen Ländern ist es auch möglich, neben der Ausstattung von Aktien mit einem<br />

Vorrecht bei der Gewinnverteilung oder der Liquidation der AG Vorzugsaktien<br />

mit einem Mehrstimmrecht auszustatten In Deutschland sind Aktien, die mit einem<br />

Mehrstimmrecht ausgestattet sind, nach dem Aktiengesetz nicht erlaubt Ausnahmen<br />

gibt es nur bei Sondergenehmigung der obersten Wirtschaftsbehörde des Bundeslandes<br />

in dem die Gesellschaft ihren Sitz hat und für Gesellschaften, die (wie zum<br />

Beispiel die Siemens AG) Mehrstimmrechtsaktien vor Inkrafttreten des Aktiengesetzes<br />

emittiert haben Inhaber von Stammaktien oder Mehrstimmrechtsaktien sind oft<br />

stärker an der Möglichkeit interessiert, auf das Management der Gesellschaft Einfluss<br />

ausüben zu können, als Dividende zu kassieren Das gilt auch für die Sonderrechte,<br />

die mit dem Aktienbesitz des Landes Niedersachsen bei VW verbunden sind<br />

Allerdings will die EU-Kommission alle derartigen Sonderrechte abschaffen oder zumindest<br />

einschränken<br />

329


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Namensaktien<br />

Die Eigentümer bei Namensaktien werden im Aktienbuch des Unternehmens vermerkt<br />

Sie sind also nicht anonym wie bei Inhaberaktien Das bedeutet, dass nach jedem<br />

Besitzwechsel eine Korrektur vorgenommen werden muss Daher waren im Gegensatz<br />

zu Ländern wie den USA oder Großbritannien Namensaktien in Deutschland<br />

lange Zeit eher selten Grundsätzlich unterscheiden sich Inhaber- und Namensaktien<br />

hinsichtlich der Rechte und Pflichten der Aktionäre zwar nicht Aber bei Namenspapieren<br />

kann nur der namentlich genannte Inhaber oder sein Rechtsnachfolger die<br />

verbrieften Rechte und Ansprüche geltend machen Er hat außerdem das Recht,<br />

in die Aktienpositionen aller anderen Aktionäre Einblick zu nehmen Namensaktien<br />

müssen in Deutschland mit Namen, Wohnort und Beruf in das Aktionärsbuch eingetragen<br />

werden Namensaktien können jedoch (im Gegensatz zu vinkulierten Namensaktien)<br />

ebenso wie Inhaberaktien jederzeit und ohne Einwilligung der Gesellschaft<br />

übertragen werden<br />

Seit Ende der 90er Jahre hat auch in Deutschland eine wachsende Zahl von Aktiengesellschaften<br />

(darunter so große wie Siemens, Telekom, SAP oder die Deutsche<br />

Bank) von Inhaber- auf Namensaktien umgestellt Als Gründe dafür werden genannt:<br />

Schnellerer und direkterer Kontakt zu den Aktionären, leichtere Zulassung zum Handel<br />

in den USA, wo Namensaktien Standard sind, sowie generell Anpassung an den<br />

internationalen Standard, um mehr ausländische Anleger als Kapitalgeber zu gewinnen<br />

Nennwertlose Aktien (Quotenaktien)<br />

Im Gegensatz zu Aktien mit einer aufgedruckten Wertangabe bezieht sich der Wert<br />

der nennwertlosen Aktie nicht auf eine feste Summe, sondern auf einen bestimmten<br />

Anteil am Gesellschaftsvermögen des Unternehmens (auf eine Quote) Mit Blick auf<br />

die Europäische Währungsunion wurden sie ab 1998 auch in Deutschland von vielen<br />

Gesellschaften eingeführt und werden in Zukunft wohl die herkömmliche Form<br />

immer mehr verdrängen, denn in den USA und in Kanada sind sie schon seit langem<br />

Standard Echte nennwertlose Aktien tragen nur die Bezeichnung “Stück” auf der<br />

Urkunde Es wird also weder ein betragsmäßiger noch ein prozentualer Anteil am<br />

Grundkapital des Unternehmens auf der Aktie angegeben<br />

In der Bundesrepublik wurden nennwertlose Aktien erst kurz vor Beginn der Europäischen<br />

Währungsunion zugelassen Dadurch sollte vor allem die Umwandlung der<br />

auf die jeweilige Landeswährung lautenden Nennwertaktien auf das neue, auf Euro<br />

lautende Grundkapital der Aktiengesellschaften erleichtert werden Denn wenn der<br />

alte Nennwert bei der wertgleichen Umstellung in Euro ausgedrückt wurde, ergaben<br />

sich “krumme” Nennwerte: Aus einer 50-DM-Aktie wurde eine über 25,5646 Euro<br />

Das war nach deutschem Aktienrecht früher ebenfalls nicht zulässig und ist für die<br />

Aktienerwerber verwirrend sowie international nicht üblich Daher mussten entweder<br />

komplizierte Anpassungsmaßnahmen vorgenommen oder eine Umstellung auf<br />

nennwertlose Anteilscheine beschlossen werden Überdies werden die insbesondere<br />

in den USA üblichen und für den dortigen Markt wichtigen Aktien- oder Stock-Splits<br />

330


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

(Aufteilung einer Aktie in mehrere, um den Preis zu senken) durch die Einführung<br />

von Stück- oder Quotenaktien wesentlich erleichtert (Mehr dazu weiter unten) Die<br />

Mehrzahl der großen deutschen Aktiengesellschaften hat daher bereits vor oder kurz<br />

nach Beginn der Währungsunion den zweite Weg gewählt, auf nennwertlose Aktien<br />

umgestellt und sich dabei zugleich dem internationalen Standard angepasst Für den<br />

Aktionär ändert sich dadurch weder beim Kurs und der Dividende noch sonst etwas<br />

Bei Anlageentscheidungen kann daher die Frage, ob es sich um Nennwert-Aktien<br />

oder Papiere ohne Nennwert handelt, vernachlässigt werden<br />

Berichtigungs- oder “Gratisaktien“<br />

Das sind Aktien, die Unternehmen im Rahmen der Umwandlung von Rücklagen in<br />

Grundkapital ausgeben Diese Papiere werden oftmals als „Gratisaktien“ bezeichnet,<br />

da sie unentgeltlich an die Aktionäre des betreffenden Unternehmens ausgegeben<br />

werden Durch eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln und die damit verbundene<br />

Ausgabe von Berichtigungsaktien erhält das Unternehmen daher auch keine<br />

zusätzlichen Eigenmittel Da sich das Aktienkapital ebenso wie das Aktienvermögen<br />

des Anteilseigners aber durch eine solche Kapitalerhöhung nicht verändert, sondern<br />

lediglich auf mehr Aktien verteilt wird, ist der Begriff „Gratisaktie“ irreführend Die<br />

Ausgabe von Berichtigungsaktien darf auch nicht mit einem „Stock-Split“ verwechselt<br />

werden (siehe weiter unten)<br />

Für die Aktionäre des Unternehmens ergibt sich zunächst keine materielle Veränderung,<br />

da sie nun zwar mehr Aktien haben, diese aber jeweils einen geringeren Anteil<br />

am gesamten Vermögen des Unternehmens repräsentieren Daher verändert sich<br />

der Wert des Beteiligungsvermögens des einzelnen Aktionärs in der Regel nicht<br />

Veränderungen für den Aktionär treten nur insofern auf, als sich der Kurs der einzelnen<br />

Aktie im Verhältnis zur Kapitalerhöhung vermindert Sie wird dadurch zumindest<br />

optisch billiger Dies kann dazu führen, dass die betreffende Aktie leichter handelbar<br />

wird und so die Nachfrage nach der Aktie steigt<br />

Eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln kann auch dann von Vorteil für die<br />

Aktionäre sein, wenn das Unternehmen die Dividende pro Aktie unverändert lässt,<br />

also nicht im Verhältnis zur Kapitalerhöhung reduziert In diesem Fall erhält der Aktionär<br />

nach erfolgter Zuteilung der Berichtigungsaktien eine höhere Gesamtdividende<br />

als vor der Kapitalerhöhung (Anzahl der Aktien multipliziert mit der Dividende pro Aktie)<br />

Kapitalerhöhungen aus Gesellschaftsmitteln werden meistens dann vorgenommen,<br />

wenn die Rücklagen im Verhältnis zum Grundkapital übermäßig hoch sind oder<br />

wenn das Grundkapital im Verhältnis zur Gesamtbilanz zu niedrig wirkt Die Ausgabe<br />

von Berichtigungsaktien unterscheidet sich daher vom so genannten Aktiensplitt, bei<br />

dem das vorhandene Grundkapital nur neu aufgeteilt wird – allerdings ebenfalls mit<br />

dem Effekt, dass die Aktie optisch billiger wird<br />

Aktien- oder Stock-Split<br />

Beim Stock Split werden die umlaufenden Aktien einer Aktiengesellschaft eingezogen<br />

und entwertet und durch eine höhere Anzahl neuer Aktien ersetzt Das Verhältnis<br />

331


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

in dem alte in neue Aktien umgetauscht werden, wird als Splitting-Verhältnis bezeichnet<br />

Der Anteil, den der einzelne Aktionär an dem Unternehmen hält, ist vor und nach<br />

dem Stock-Split unverändert Das Vermögen der Gesellschaft verteilt sich nur zahlenmäßig<br />

auf mehr Aktien als vorher Der Stock Split dient vor allem dazu, die Aktie<br />

an der Börse leichter handelbar zu machen, da der Preis pro Stück deutlich sinkt Die<br />

Initiative zu einer solchen Maßnahme geht grundsätzlich von der Aktiengesellschaft<br />

selbst aus Das Verhältnis, in dem alte gegen neue Aktien getauscht werden, wird als<br />

Splitting-Verhältnis bezeichnet So bedeutet beispielsweise ein Splitting-Verhältnis<br />

von 1 zu 3, dass der einzelne Aktionär für eine alte Aktie drei neue Aktien erhält<br />

Ein Stock Split erfolgt für die Aktionäre grundsätzlich kostenfrei Auch ändert sich an<br />

seiner Vermögenssituation durch einen Stock Split unmittelbar nichts Sein Anteil an<br />

der Aktiengesellschaft verteilt sich nach dem Stock Split lediglich auf mehr Aktien, die<br />

einen geringeren Nennwert (oder eine geringere Quote am Gesamtkapital) als die<br />

alten Aktien haben und damit einen in Abhängigkeit zum Splitting-Verhältnis zunächst<br />

geringeren Kurswert Das kann sich allerdings rasch ändern, wenn neue Käufer für<br />

die scheinbar billigere Aktie auftreten und der Kurs wegen der verstärkten Nachfrage<br />

steigt<br />

Ein Stock-Split ist damit eher psychologischer Natur Wenn man feststellt, dass viele<br />

Kleinanleger davor zurückschrecken, Aktien zu erwerben, die einen hohen Einzelpreis<br />

haben, kann die Teilung des Papiers eine Lösung sein Manche sind auch gar<br />

nicht in der Lage, einen so hohen Betrag aufzubringen und können sich daher nicht<br />

einmal mit einer Aktie an dem Unternehmen beteiligen Immerhin gibt es Papiere,<br />

die pro Stück mehrere tausend Euro oder Dollar kosten So teure Aktien sind zwar<br />

selten, aber es handelt sich dabei oft um Gesellschaften, deren Anteile manchmal<br />

besonders großes Kurspotential haben Durch einen Aktiensplitt gelingt es meist, die<br />

Handelbarkeit der Aktien zu verbessern<br />

Das kommt auch den Aktionären zu Gute, da mit der verbesserten Handelbarkeit<br />

oft entsprechende Kurssteigerungen verbunden sind Schon die Ankündigung eines<br />

Split führt daher oft zu Kurssteigerungen Für Anleger kann es sich unter spekulativen<br />

Gesichtspunkten daher lohnen, in solche Papiere zu investieren, bei denen ein<br />

Aktiensplitt erwartet wird<br />

332


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Fahren ohne Führerschein?<br />

Niemand darf ohne Führerschein mit dem Auto auf öffentlichen Straßen herumkurven<br />

Das wäre viel zu gefährlich Für Einsteiger an der Börse dagegen<br />

gibt es keine Fahrprüfung – es sei denn, Sie wären so tollkühn, gleich<br />

mit Puts und Calls und anderen Termingeschäften zu starten Dann muss Sie<br />

die Bank nicht nur über die damit verbundenen Risiken aufklären und Ihnen<br />

entsprechende schriftliche Informationen aushändigen Sie müssen auch unterschreiben,<br />

dass Sie deren Inhalt auch verstanden haben Sonst dürfen Sie<br />

solche Geschäfte nicht machen Aber Sie sollten im eigenen Interesse auch<br />

„einfache“ Börsengeschäfte erst dann machen, wenn Sie verstanden haben,<br />

wie der Wertpapiermarkt grundsätzlich funktioniert<br />

Bezugsrechte<br />

Die den Alt-Aktionären bei der Ausgabe „junger Aktien“ in der Regel zustehenden<br />

Bezugsrechte stellen ein Kaufrecht dar Die neuen Aktien werden den Anteilseignern<br />

angeboten, wenn die Aktiengesellschaft ihr Grundkapital erhöhen und zu diesem<br />

Zweck zusätzliche Aktien an der Börse platzieren will Denn wenn eine Aktiengesellschaft<br />

ihr Grundkapital erhöht, ist sie gesetzlich verpflichtet, den Inhabern der<br />

früher ausgegebenen Aktien Bezugsrechte für die jungen Aktien einzuräumen Die<br />

Hauptversammlung der Aktionäre kann allerdings mehrheitlich beschließen, auf das<br />

gesetzliche Bezugsrecht zu verzichten Das geschieht vor allem dann, wenn einem<br />

anderen Unternehmen oder einem Großinvestor die Möglichkeit gegeben werden<br />

soll, sich an der Gesellschaft zu beteiligen oder mit einer anderen Gesellschaft eine<br />

gegenseitige Verflechtung geplant ist, die mit einem Austausch von Aktienpaketen<br />

einhergeht Den Bezugspreis für die jungen Aktien legt das Management des Unternehmens<br />

fest Er ist niedriger als der Kurs der alten Aktien, da es sich für die Anteilseigner<br />

sonst nicht lohnen würde, junge Aktien zu erwerben Alt-Aktionäre sind durch<br />

dieses Disagio also im Vorteil Der Wert des Bezugsrechts ist vom Bezugsverhältnis<br />

abhängig<br />

Um diesen Wert zu ermitteln, wird der Kurs der alten Aktie in Beziehung zum Preis<br />

der jungen Aktie gesetzt Die Alt-Aktionäre müssen sich meist innerhalb von zwei bis<br />

drei Wochen entscheiden, ob sie ihr Bezugsrecht ausüben wollen oder nicht Während<br />

dieser Bezugsfrist wird das Bezugsrecht an der Börse wie ein selbstständiges<br />

Wertpapier gehandelt Man kann es also kaufen oder verkaufen Das heißt, dass der<br />

börsennotierte Kurs vom rechnerischen Wert des Bezugsrechts abweichen kann<br />

Denn ebenso wie beim Aktienhandel bestimmen auch beim Bezugsrecht allein Angebot<br />

und Nachfrage den Preis Der Bezugsrechtshandel wirkt sich auch auf den Kurs<br />

der alten Aktien aus Mit Beginn der Bezugsfrist, also am ersten Handelstag, wird der<br />

rechnerische Wert des Bezugsrechts vom Kurs der alten Aktie abgezogen<br />

333


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Das Bezugsrecht kann an der Börse verkauft werden, falls der Altaktionär kein Interesse<br />

am Bezug junger Aktien hat Welcher Preis (Kurs) sich an der Börse erzielen<br />

lässt, hängt davon ab, ob das Interesse am Bezug junger Aktien bei den bisherigen<br />

Anteilseignern oder neuen Käufern groß oder klein ist Die Entscheidung darüber, ob<br />

ein Aktionär sein Bezugsrecht ausübt oder es verkauft, hängt nicht nur davon ab, wie<br />

er das Unternehmen und damit das Potential seiner Aktien einschätzt Es hängt auch<br />

davon ab, ob er zum gegebenen Zeitpunkt überhaupt über die notwenigen Mittel zum<br />

Kauf der jungen Aktien verfügt Daneben ist aber auch die Überlegung wichtig, ob<br />

ein Kauf im Hinblick auf die aktuelle Zusammensetzung des eigenen Depots sinnvoll<br />

erscheint Denn der Spruch, dass man „nicht alle Eier in einen Korb legen soll“, gilt<br />

auch für die Struktur der persönlichen <strong>Geld</strong>anlage Um zu einem ausgewogenen Verhältnis<br />

von Risiko und Chance zu kommen, um nicht zu abhängig von der Entwicklung<br />

einer bestimmten Branche zu werden oder um gegebenenfalls ohne Probleme<br />

und Verlust wieder an liquide Mittel kommen zu können, ist es wichtig, immer wieder<br />

einmal über die Struktur der eigenen <strong>Geld</strong>anlage nachzudenken<br />

Wertpapierkennnummer<br />

Wenn Sie eine bestimmte Aktie, einen Optionsschein oder Zertifikate kaufen wollen,<br />

verwenden Sie sowohl beim Kauf im Internet oder bei telefonischen Aufträgen am<br />

besten (auch) die Kennnummer Im Gegensatz zu Firmennamen ist diese in jedem<br />

Falle eindeutig Verwechslungen sind bei Benutzung der Wertpapierkennnummer<br />

auszuschließen Auch die Suche nach einem bestimmten Wertpapieren auf den<br />

Börsenseiten im Internet wird dadurch sehr vereinfacht Die Wertpapierkennnummer<br />

(WKN) ist in Deutschland eine sechsstellige Identifikationsnummer, die ausschließlich<br />

für in Deutschland handelbare Wertpapiere verwendet Die WKN für eine Aktie<br />

lässt sich im Internet einfach ermitteln Meist reicht es, den Name eines Unternehmens<br />

einzugeben, und schon ist die entsprechende WKN da<br />

ISIN und WKN: Für den internationalen Gebrauch und zunehmend auch in Deutschland<br />

wird die ISIN (International Securities Identification Number) verwendet Sie dient<br />

als internationale Wertpapierkennnummer einer weltweit eindeutigen Kennzeichnung<br />

von Wertpapieren und löst die verschiedenen nationalen WKN zunehmend ab In der<br />

Regel können die nationalen WKN in die ISIN überführt werden, da die ISIN sowohl<br />

Zahlen als auch Buchstaben in beliebiger Mischung enthalten darf Hat die nationale<br />

WKN weniger als neun Stellen, werden vorne Nullen ergänzt Den neun Ziffern wird<br />

das aus zwei Buchstaben bestehende Länderkürzel (nach ISO 3166) vorangestellt<br />

Rechts wird eine Prüfziffer hinzugefügt Es gibt kein einheitliches Umstellungsdatum<br />

oder eine Umstellungspflicht von den nationalen WKN auf ISIN In Deutschland war<br />

der 22 04 2003 der offizielle Umstellungstermin von WKN auf ISIN An der deutschen<br />

Börse können ISIN aber bereits seit Oktober 2002 verwendet werden<br />

Aber am gebräuchlichsten ist immer noch die Wertpapierkennnummer (WKN) Wenn<br />

Sie Informationen über eine bestimmte Aktie im Internet suchen, eine Aktie in ein<br />

echtes oder virtuelles Depot aufnehmen wollen, dass Sie über das Internet beobachten<br />

oder wenn Sie die Aktie eines bestimmten Untermnehmens bei einem Inter-<br />

334


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

netbroker oder einer Direktbank kaufen wollen, geht das am einfachsten, wenn sie<br />

die WKN eingeben Denn wenn Sie bei der Suche den Namen der Aktie oder eines<br />

anderen Wertpapiers eingeben und nicht ganz präzise Angaben machen (können),<br />

bekommen Sie oft eine ganze Liste mit den Namen verschiedener Wertpapiere und<br />

müssen dann das von ihnen tatsächlich gemeinte auswählen Dabei können Irrtümer<br />

vorkommen<br />

Tipp:<br />

Sie sollten bei der Suche nach einem Wertpapier (zum Beispiel im Internet)<br />

immer den Weg über die WKN oder ISIN wählen, wenn sie diese kennen<br />

Dadurch sind Irrtümer ausgeschlossen<br />

Richtig kaufen und verkaufen<br />

Wenn Sie eine Aktie kaufen oder verkaufen wollen, reicht es nicht, wenn Sie der<br />

Bank oder Sparkasse lediglich mitteilen, um welche Aktie es dabei geht und wie viel<br />

Stück Sie kaufen oder verkaufen wollen Sie sollten auch noch einige zusätzliche<br />

Weisungen geben<br />

Limitierte oder unlimitierte Aufträge?<br />

Anleger können ihrer Sparkasse oder Bank die Kauf- und Verkaufaufträge für bestimmte<br />

Aktien mit und ohne Preisgrenzen geben Bei Kauf- oder Verkaufaufträgen<br />

ohne Preisbegrenzung spricht man im Wertpapiergeschäft von „bestens“ ausgeführten<br />

Aufträgen Hierbei hat sich der Kommissionär oder Makler an keinerlei Preisgrenzen<br />

zu halten Bei Kaufaufträgen wird er lediglich versuchen, die gewünschten<br />

Wertpapiere am Ausführungstag zum niedrigstmöglichen Kurs zu erwerben Umgekehrt<br />

wird der beauftragte Händler bei unlimitierten Verkaufaufträgen versuchen, die<br />

betreffenden Papiere zum höchstmöglichen Kurs zu verkaufen Für den tatsächlich<br />

erzielten Kurs übernimmt der Kommissionär oder Makler keine Haftung, d h er garantiert<br />

nicht, dass dies tatsächlich der niedrigste oder höchste Kurs des Tages ist<br />

Das geht auch nicht, da im Laufe der Handelsstunden die Aktienkurse je nach Angebot<br />

und Nachfrage mehrfach steigen und wieder fallen können Es kann auch sein,<br />

dass ein anfänglich niedrigerer Kurs gegen Ende der Börsensitzung aufgrund von<br />

Nachrichten oder auch nur Gerüchten über einen guten Geschäftsabschluss, eine<br />

Produktinnovation oder eine bevorstehende Übernahmen usw steil nach oben getrieben<br />

wird Pech wenn man dann schon zu Beginn des Handels verkauft hat Glück,<br />

wenn im Laufe des Tages der Kurs abstürzt, weil zum Beispiel bekannt wird, dass<br />

dem Unternehmen eine Schadenersatzklage droht<br />

335


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Wenn der Anleger ein Preislimit setzt, hat der Händler eine klare Anweisung,<br />

zu welchem Preis er die Wertpapiere höchstens kaufen oder verkaufen darf<br />

Die Preislimitierung gilt aber lediglich als Ober- beziehungsweise Untergrenze<br />

Bei einem Verkaufslimit muss also mindestens der vorgegebene Kurs erreicht<br />

werden, ein höherer Kurs ist natürlich nicht nur erlaubt sondern aus der<br />

Sicht des Verkäufers höchst erwünscht Umgekehrt legt ein Kauflimit lediglich<br />

die Preisobergrenze fest, niedrigere Kurse sind aber möglich – und natürlich<br />

für den Käufer von Vorteil<br />

Ein Limit – auch für die Gebühren<br />

Bei Auftragserteilung muss der Anleger die Gültigkeitsdauer des vorgegebenen Limits<br />

festlegen In der Regel werden Limitierungen entweder nur für einen Tag oder<br />

aber bis Monatsende vergeben Abweichende Regelungen sind aber möglich Für<br />

die Limitierung der Wertpapierorder berechnet die Bank meistens eine Gebühr, welche<br />

die Kosten abdeckt, die dadurch entstehen, dass über einen bestimmten Zeitraum<br />

wiederholt versucht werden muss, den Auftrag zum vorgegebenen Preis durchzuführen<br />

Wird das Limit lediglich für den Tag der Auftragsvergabe vorgegeben oder wird das<br />

Limit schon am ersten Tag der Laufzeit erreicht, so werden oftmals keine Gebühren<br />

berechnet Erkundigen Sie sich deshalb bei Ihrem Kreditinstitut immer nach den<br />

Konditionen für Limits und andere Anweisungen Limitierte Wertpapierorders können<br />

grundsätzlich bei allen Wertpapiergeschäften, die über die Börse getätigt werden,<br />

vergeben werden So lassen sich Kauf- und Verkaufslimite bei Handel mit Aktien,<br />

Anleihen, Optionsscheinen, aber auch bei Derivaten, wie Optionen und Futures einsetzen<br />

Auch bei Emissionen von Wertpapieren, bei denen die Preisfindung mit Hilfe<br />

des Bookbuilding-Verfahrens (siehe unten) stattfindet, können Kauflimits vorgegeben<br />

werden Kommt es während der Laufzeit der Limitierung eines Aktienkaufs oder -verkaufs<br />

zu einer Dividendenausschüttung und damit zu einem Kursabschlag bei dem<br />

betreffenden Papier, wird bei dem vorgegebenen Preislimit automatisch ein entsprechender<br />

Abschlag vorgenommen<br />

Der Vorteil von limitierten Aufträgen ist, dass der Anleger nicht riskiert, bei einem<br />

Kauf einen zu hohen Preis zu zahlen beziehungsweise bei einem Verkauf einen zu<br />

niedrigen Preis zu erzielen Auf der anderen Seite geht der Anleger natürlich immer<br />

das Risiko ein, bei dem betreffenden Geschäft nicht zum Zuge zu kommen, wenn<br />

der Kurs des Papiers über (bei Kauf) oder unter (bei Verkauf) seinem Limit liegt<br />

Speziell beim Verkauf von Wertpapieren kann dies ein großer Nachteil sein, wenn<br />

beispielsweise eine Aktie aufgrund schlechter Unternehmensnachrichten fällt Wenn<br />

der Anleger dann einen limitierten Verkaufsauftrag gibt und der Kurs unter diesem<br />

336


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Limit liegt, kommt der Verkauf nicht zustande Fällt der Kurs am nächsten Handelstag<br />

weiter, so ist der Verlust des Anlegers größer als bei einem sofortigen unlimitierten<br />

Verkauf Steigt der Kurs der Aktie hingegen wieder, dann war es von Vorteil, sie nicht<br />

zu dem niedrigeren Kurs abzugeben<br />

Der Anleger geht das gleiche Risiko ein, wenn er bei der Zeichnung von Aktien im<br />

Rahmen des Bookbuilding-Verfahrens ein Limit vorgibt Liegt der von dem Bankenkonsortium<br />

festgestellte Emissionspreis über der vorgegebenen Preisobergrenze,<br />

kommt der Anleger bei der Zeichnung nicht zum Zuge und muss, wenn er die betreffenden<br />

Papiere trotzdem haben möchte, diese später über die Börse erwerben<br />

Auf der anderen Seite kann er mit Hilfe der Preislimitierung vermeiden, die Aktien<br />

zu einem aus seiner Sicht nicht marktgerechten (also zu hohen) Kurs zu zeichnen<br />

Die so genannten „Stop-Buy“ und „Stop-Loss-Orders“ stellen eine andere Form der<br />

Verlustbremse dar, die von ähnlicher Bedeutung für den Anleger sind wie die Limits<br />

Auch dies ist eine Börsentechnik, die Sie kennen sollten, weil sich Sparer und Anleger<br />

damit ebenfalls gegen Kursrisiken absichern können<br />

Faustregeln für Limits:<br />

Limitierte Aufträge sind bei den Aktien großer Unternehmen, die in hoher<br />

Stückzahl an der Börse gehandelt werden, weniger notwendig als bei Aktien<br />

kleiner Unternehmen, bei denen es aufgrund der geringen Stückzahl der<br />

gehandelten Papiere zu großen und teilweise nicht gerechtfertigten Kursschwankungen<br />

kommen kann Bei diesen „marktengen“ Papieren (Aktien mit<br />

geringen Handelsvolumen) deren Kurse von Spekulanten leichter manipuliert<br />

werden können, müssen sich Kleinanleger davor schützen, über den Tisch<br />

gezogen zu werden<br />

Das gilt auch dann, wenn kurz vor Börsenschluss noch ein Kauf oder Verkauf<br />

an einer der regionalen deutschen Börsen in Auftrag gegeben wird Das kann<br />

dann selbst bei marktbreiteren Papieren (Aktien, bei denen ständig höhere<br />

Umsätze zu beobachten sind) zu kurzfristigen Kursauschlägen führen, die<br />

sich zu Ihren Ungunsten auswirken Deshalb ist es auch hier empfehlenswert,<br />

mit Limits zu arbeiten Aber: Je enger Sie dabei die Grenzen setzen, umso<br />

größer ist das Risiko, dass Sie mit Ihrem Auftrag nicht zum Zuge kommen Am<br />

nächsten Tag kann der Kurs dann noch ungünstiger sein Dass muss immer<br />

abgewogen werden<br />

Stop-Loss-Order:<br />

Diese Aufträge, die bei Erreichen eines bestimmten Kurses greifen, sind eine einfache<br />

und relativ kostengünstige Möglichkeit, einzelne Aktienpositionen gegen größere<br />

Kursverluste abzusichern In Deutschland können Stop-Loss-Aufträge seit 1989 er-<br />

337


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

teilt werden Dabei handelt es sich um einen Verkaufsauftrag, der automatisch ausgeführt<br />

wird, wenn das Wertpapier einen vom Kunden vorgegebenen Kurs erreicht<br />

Stop-Loss-Aufträge (oder Stop-Loss-Orders) sind als Kurssicherungsinstrument<br />

auch für Kleinanleger geeignet Für die Börse können Stop-Loss-Aufträge allerdings<br />

eine gewisse Gefahr darstellen, da sie unter Umständen verstärkend auf Kursrückgänge<br />

wirken, da sie bei bestimmten Kursen eine Verkaufswelle auslösen können<br />

Denn wenn z B der Kurs einer Aktie bei 11 Euro steht, liegt es nahe, dass sehr viele<br />

automatische Verkaufsaufträge auf 10 Euro gesetzt werden<br />

Wenn ein Anleger seiner Bank oder seinem Brokerhaus den Auftrag gibt, eine bestimmte<br />

Aktie bei Erreichen eines bestimmten Kurses automatisch zu verkaufen, wird<br />

das jeweilige Papier, sobald der Stop-Loss-Kurs erreicht oder unterschritten wird,<br />

automatisch zum nächsten aktuellen Börsenkurs verkauft Eine gleichzeitige Limitierung<br />

ist nicht möglich Dadurch kann es bei stark schwankenden Kursen passieren,<br />

dass der tatsächlich erzielte Verkaufspreis sowohl unter als auch über der Stop-Loss-<br />

Marke liegt Gerade im Falle eines Crashs ist es möglich, dass der tatsächlich erzielte<br />

Kurs deutlich vom Stop-Loss-Kurs abweicht Auch für die Entgegennahme und<br />

tägliche Überwachung eines Stop-Loss-Auftrags verlangt die jeweilige Bank oder der<br />

Broker eine Gebühr, die von Bank zu Bank unterschiedlich sein kann Stop-Loss-<br />

Aufträge werden für eine bestimmte Dauer erteilt, meist bis zum Monatsultimo<br />

Achtung: Ein Stop-Loss-Auftrag ist für den Anleger grundsätzlich eine Entscheidung<br />

zwischen dem Sicherstellen eines bestimmten Kursgewinns beziehungsweise der<br />

Begrenzung des maximalen Verlusts und dem Verzicht auf die Chance, später möglicherweise<br />

höhere Gewinne zu erzielen Kommt es nämlich nur kurzfristig zu einer<br />

Unterschreitung der Stop-Loss-Marke und danach gleich wieder zu einem Wiederanstieg<br />

des Kurses – zum Beispiel weil eine negative Nachricht sich dann doch als<br />

falsch oder übertrieben herausstellt - sind die Aktien bereits verkauft und dem Anleger<br />

entgehen dadurch unter Umständen erhebliche Gewinne Auch dies ist wieder<br />

ein Beispiel dafür, dass ein aktiver Aktionär, der seine Papiere nicht als Daueranlage<br />

betrachtet, sondern von dem Auf und Ab der Kurse an der Börse profitieren will, einen<br />

ständigen Balanceakt zwischen Sicherheit und Chancenmanagement vollziehen<br />

muss Es zeigt auch, dass es zu empfehlen ist, die Entwicklung der Kurse ständig im<br />

Auge zu behalten<br />

Bei der Verwendung von Stop-Loss-Aufträgen ist also grundsätzlich sowohl das Börsenumfeld<br />

als auch der zugrunde liegende Wert zu beachten Kommt es aufgrund<br />

von externen Einflüssen (wie beispielsweise hohen Verlusten an ausländischen Börsen)<br />

zu kurzfristigen Kurseinbrüchen an der deutschen Börse, obwohl die grundsätzliche<br />

(fundamentale) Situation in Deutschland oder bezogen auf die spezielle Aktie<br />

gut ist, kann es sinnvoll sein, auf einen automatischen Verkaufsauftrag zu verzichten<br />

In einem solchen Fall sollte der Anleger das tägliche Geschehen an der Börse aber<br />

besonders aufmerksam verfolgen und einen eventuell notwendig werdenden Verkauf<br />

selbst auslösen<br />

338


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Die heute vorhandene Möglichkeit, der Kursentwicklung online zu folgen, erleichtert<br />

diese Überwachung Wird allerdings eine längere Schwächeperiode vermutet<br />

oder ist der Anleger zeitlich nicht in der Lage (wegen Beruf, Urlaub, Krankheit), den<br />

Kurs seiner Papiere immer zeitnah zu verfolgen, kann ein Stop-Loss-Auftrag vor<br />

größeren Kursverlusten schützen oder erreichte Gewinne nach unten absichern<br />

Tipp:<br />

Keine zu engen Grenzen setzen und „nachziehen“: Ein Stop-Loss-Kurs sollte<br />

auf jeden Fall so gesetzt werden, dass keine Gefahr besteht, schon bei kurzfristigen<br />

Kursausschlägen, wie sie im Alltagsgeschäft ständig zu beobachten<br />

sind, die Aktien zu verlieren So kann man beispielsweise den Stop-Loss-Kurs<br />

jeweils auf 10 bis 15 Prozent unter den aktuellen Kurs bei Auftragsvergabe<br />

setzen Dann besteht keine allzu große Gefahr, dass der Auftrag aufgrund<br />

eher zufälliger, kleinerer Kursausschläge ausgelöst wird Allerdings sollte auch<br />

in einem solchen Fall die Kursentwicklung beobachtet werden Bei kräftig steigenden<br />

Kursen sollte auch der Stop-Loss-Kurs nachgezogen werden Denn<br />

andernfalls kann sonst der ganze schöne Gewinn wieder verloren gehen, ehe<br />

der automatische Verkaufsauftrag greift Eine Anpassung nach unten, also<br />

eine Herabsetzung des Stop-Loss-Kurses kann sinnvoll sein, wenn sich der<br />

Kurs der jeweilige Aktie zwar der gesetzten Marke genähert hat, der Anleger<br />

aber kurzfristig eine deutliche Erholung erwartet<br />

Wichtig: Stop-Loss-Aufträge können bei vielen Banken nur für Auftragsgrößen<br />

von 50 Aktien oder einem Vielfachen davon gesetzt werden Außerdem müssen die<br />

betreffenden Aktien im variablen Handel notiert werden Nur so ist eine sofortige<br />

Reaktion auf das Erreichen eines bestimmten Kursniveaus möglich Ein exakter<br />

Verkaufskurs kann nicht festgesetzt werden, die Bank ist lediglich verpflichtet, zum<br />

nächstmöglichen Kurs zu verkaufen Die Überwachung der Stop-Loss-Aufträge ist<br />

Aufgabe der Bank des Anlegers beziehungsweise des beauftragten Kursmaklers<br />

Stop-Loss-Aufträge sind also vor allem für solche Anleger sinnvoll, die nicht genug<br />

Zeit haben, um das Geschehen an der Börse selbst täglich zu verfolgen, die aber<br />

trotzdem sicher sein wollen, dass ein Verlustrisiko begrenzt bleibt<br />

Das Gegenstück zum Stop-Loss-Auftrag ist der so genannte Stop-Buy-Auftrag, bei<br />

dem der Kauf eines bestimmten Papiers automatischer bei Erreichen eines vorab<br />

vereinbarten Kursniveaus ausgelöst wird<br />

Stop-Buy-Order<br />

Das Instrument der Stop-Buy-Order ist ebenso wie der Stop-Loss-Auftrag seit 1989<br />

in Deutschland zugelassen Bei Stop-Buy-Orders gibt der Anleger seiner Bank den<br />

Auftrag, von einer bestimmten Aktie eine vorher festgelegte Zahl zu erwerben, wenn<br />

339


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

ihr Kurs einen festgelegten Wert erreicht oder überschreitet Der vereinbarte Kurs<br />

wird in der Regel als Stop-Buy-Kurs beziehungsweise Stop-Buy-Marke bezeichnet<br />

Die Bank erwirbt dann die vereinbarte Anzahl an Aktien zum nächsten aktuellen Börsenkurs<br />

Der Kurs, zu dem das Geschäft ausgeführt wird, kann dadurch sowohl über<br />

als auch unter dem vereinbarten Stop-Buy-Kurs liegen Bei Stop-Buy-Aufträgen kann<br />

der Kurs, zu dem der Auftrag durchgeführt wird, ebenso wenig limitiert werden wie<br />

bei Stop-Loss-Aufträgen Eine Kombination von limitiertem Kaufauftrag und Stop-<br />

Buy-Order ist nicht möglich<br />

Stop-Buy-Aufträge können jeder im Wertpapiergeschäft tätigen Bank oder Brokerhaus<br />

erteilt werden Voraussetzung ist allerdings, dass der Anleger dort ein Depotkonto<br />

führt, die betreffende Aktie im variablen Handel notiert wird und der Auftrag<br />

über 50 Aktien oder ein Vielfaches davon lautet, weil sonst eine Ausführung zum<br />

nächsten aktuellen Börsenkurs nicht möglich ist Für die Dienstleistung vereinnahmt<br />

die jeweilige Bank eine Gebühr, die von Institut zu Institut unterschiedlich sein kann<br />

Als Kauf-Order einsetzbar: Ein Anleger kann mit Hilfe von Stop-Buy-Aufträgen an<br />

einer plötzlichen Kursrallye teilnehmen, ohne den betreffenden Wert schon lange vor<br />

Beginn dieses Kursanstiegs in seinem Depot halten zu müssen Denn obwohl die Bezeichnung<br />

„Stop-Buy“ den Eindruck erweckt, von dieser Grenze an dürfe nicht mehr<br />

gekauft werden, dient sie als Einstiegssignal Erwartet ein Anleger beispielsweise,<br />

dass ein bestimmtes Unternehmen in nächster Zeit Ziel einer Übernahme durch eine<br />

anders Unternehmen wird, so kann er einen Stop-Buy Auftrag an seine Bank geben,<br />

dieses Papier ab einem bestimmten Kurs zu erwerben, den der Anleger als Zeichen<br />

für eine Übernahme wertet<br />

Tipp:<br />

Stop-Buy-Aufträge eignen sich sowohl zur Absicherung in Optionsgeschäften<br />

(siehe dort) als auch als spekulatives Anlageinstrument Stop-Buy-Orders lassen<br />

sich zur Absicherung von Stillhaltepositionen von Call Optionen nutzen<br />

So kann beispielsweise der Verkäufer einer Kaufoption einen Stop-Buy-Auftrag<br />

für die der Option zu Grunde liegende Aktie erteilen, so dass sein Verlustrisiko<br />

bei einem steigenden Kurs beseitigt oder zumindest stark eingeschränkt<br />

werden kann<br />

Problematisch bei Stop-Buy wie auch bei Stop-Loss-Aufträgen ist, dass sie in extremen<br />

Börsensituationen wie einem sich anbahnenden Crash verstärkend auf die<br />

ohnehin schon übertriebenen Kursbewegungen wirken können Kommt es beispielsweise<br />

in einer Haussephase zu starken Kurssteigerungen, so werden diese durch<br />

eventuelle Stop-Buy-Aufträge noch verstärkt Sie sorgen für eine weitere Erhöhung<br />

des Nachfragedrucks und damit für einen weiteren Anstieg der Kurse Dadurch werden<br />

möglicherweise weitere Stop-Buy-Marken erreicht, was wiederum zu einer Verstärkung<br />

der Kursausschläge führt Die Nutzung von Stop-Loss beziehungsweise<br />

340


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Stop-Buy-Aufträgen kann so zu einer zunehmenden Volatilität (starken Kursauschlägen)<br />

der Börse führen<br />

Achtung Steuern: Verkaufsaufträge, die automatisch ausgelöst werden, können<br />

dazu führen, dass die Spekulationsfrist (siehe unten) nicht eingehalten, also vor Ablauf<br />

eines Jahres verkauft wird Die dann fälligen Steuerzahlungen können die Verluste<br />

aus kurzfristigen Kursrückgängen unter Umständen weit übertreffen<br />

Spekulationsfrist und Abgeltungsteuer<br />

Zwischen dem Datum des Kaufs und des Verkaufs von Wertpapieren musste seit<br />

Anfang 1999 mindestens ein Jahr (früher sechs Monate) liegen, damit erzielte Gewinne<br />

steuerfrei blieben Wurde vorher verkauft, um einem befürchteten Rückschlag<br />

an der Börse zuvorzukommen oder weil das <strong>Geld</strong> benötigt wurde, musste der Gewinn<br />

zusammen mit dem sonstigen Einkommen versteuert werden Verluste, die innerhalb<br />

der Spekulationsfrist entstanden, durften dagegen nicht mit dem übrigen Einkommen<br />

bei der Feststellung der Steuerschuld verrechnet werden Allerdings dürfen erzielte<br />

Gewinne steuerlich mit Verlusten verrechnet werden, die ebenfalls bei einem Verkauf<br />

von Wertpapieren innerhalb der Spekulationsfrist entstanden sind (Das gilt für vor<br />

2009 erworbene Wertpapiere auch weiterhin) Dabei müssen die Papiere nicht etwa<br />

gleichzeitig gekauft oder verkauft worden sein Selbst Verlusten, die in vorangehenden<br />

Jahren innerhalb der Spekulationsfrist entstanden waren, können noch bis Ende<br />

2013 geltend gemacht und mit Gewinnen im folgenden Jahr verrechnet werden, ehe<br />

die Einkommensteuer greift<br />

Deshalb ist es wichtig, bei Aktien auf das Datum des Erwerbs zu achten Allerdings<br />

gilt beim Finanzamt das Prinzip „first in first out“ Es geht also immer<br />

davon aus, dass die zuerst erworbenen Aktien eines Unternehmens auch als<br />

erste wieder verkauft werden Dadurch können Ihnen Wertpapieren, die vor<br />

Ende 2008 erworben wurden unbeabsichtigt verloren gehen – und damit auch<br />

die Chance, in einigen Jahren, wenn sie stark gestiegen sein sollten, den Gewinn<br />

steuerfrei zu kassieren Denn für später gekaufte Papiere gilt die Abgeltungsteuer<br />

Tipp:<br />

Wenn Sie noch Aktien besitzen, die vor Ende 2008 erworben wurden und die<br />

Sie nach einem Jahr Haltefrist steuerfrei verkaufen können, dann sollten Sie<br />

in einem anderen Depot liegen haben als ab 2009 erworbene Papiere Dann<br />

können Sie nämlich frei entscheiden, welche Wertpapiere Sie zuerst verkaufen<br />

wollen<br />

Bei der Frage, ob Wertzuwächse besteuert werden, muss zwischen realisierten und<br />

nicht realisierten Wertzuwächsen unterschieden werden Nur bei einem realisierten<br />

Wertzuwachs – also wenn die betreffenden Wirtschaftsgüter (in diesem Fall Aktien,<br />

341


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Anleihen, Fondsanteile oder Derivate) auch tatsächlich wieder verkauft wurden, der<br />

Gewinn also „realisiert“ worden ist und nicht nur auf dem Papier steht – kommt auch<br />

aus steuerlicher Sicht ein Spekulations- oder Veräußerungsgewinn zustande<br />

Wichtig für Steuerzahler:<br />

Spekulationsgewinne und Spekulationsverluste können nur untereinander<br />

verrechnet werden Das Finanzamt erkennt es nicht an, wenn Börsenverluste<br />

gegen Gewinne aus Immobiliengeschäften, aus Börsentermingeschäften oder<br />

anderen spekulativen Aktivitäten oder gar mit dem Arbeitseinkommen verrechnet<br />

werden Mehr zum Thema Steuern und <strong>Geld</strong>anlage im letzten Kapitel<br />

Abgeltungsteuer – der Staat will seinen Anteil und<br />

zwar sofort<br />

Das ist die ab Anfang 2009 geltende Regelung zur Besteuerung von Kapitalerträgen<br />

an der Quelle Grundsätzlich ist mit Abzug der Abgeltungsteuer die Steuerpflicht erfüllt<br />

Das bedeutet, dass von allen bei Verkauf oder Rückzahlung realisierten Wertsteigerungen,<br />

von Zinsen, Dividenden und ähnlichen Erträgen pauschal 25 Prozent<br />

zu Gunsten des Fiskus abgezweigt werden Das erledigt die Bank (oder ein anderer<br />

Finanzdienstleister) für den Steuerpflichtigen In der Einkommensteuererklärung<br />

brauchen Kapitalerträge „im Prinzip“ nicht mehr aufgeführt zu werden<br />

Die Abgeltungsteuer löst die bis Ende 2008 geltenden Regelungen wie Spekulationsfrist<br />

und Halbeinkünfteverfahren ab Leider bringt die Abgeltungsteuer in vielen<br />

Fällen weder eine wirkliche Steuersenkung noch eine echte Vereinfachung Das<br />

Gegenteil ist der Fall Das gilt vor allem dann, wenn der persönliche Steuersatz unter<br />

25 Prozent liegt, wenn der Anleger bei mehr als einer Bank Konten hat, wenn<br />

Wertpapiere in verschiedenen Depots verwahrt werden (was sich beim Übergang<br />

von der alten zur neuen Steuer sogar empfiehlt) Es gilt auch wenn Ersparnisse auf<br />

unterschiedliche Art angelegt sind, oder wenn Anleger Wertpapiere besitzen, die vor<br />

und nach dem Jahreswechsel 2008/09 erworben wurden Eine Berücksichtigung in<br />

der Einkommensteuererklärung ist auch dann wichtig, wenn Anleger noch Verlusten<br />

aus der Zeit vor 2009 vortragen können oder Einkünfte aus ausländischen Quellen<br />

beziehen Im Anschluss ein Überblick über die Punkte, die für Anleger besonders<br />

wichtig sind:<br />

Die Abgeltungsteuer im Überblick<br />

• Es handelt sich um eine einheitliche „Zahlstellensteuer“ (d h der Steuerbetrag<br />

wird unmittelbar bei der auszahlenden Stelle vor der Gutschrift auf Ihr Konto abgezogen)<br />

Das hat Abgeltungswirkung: Spätere Deklarationen gegenüber dem<br />

Finanzamt und weitere Zahlungen entfallen Zumindest im Prinzip<br />

342


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

• Der Steuersatz beträgt 25 Prozent (plus 5,5 Solidaritätszuschlag auf den Steuerbetrag<br />

und gegebenenfalls Kirchensteuer, zusammen maximal 28,6 Prozent)<br />

Dies gilt nicht für Immobilienbesitz, und Vermögensgegenstände im Privatbesitz<br />

wie Bilder oder Schmuck (siehe weiter unten)<br />

• Transaktionskosten, die beim Kauf und Verkauf von Wertpapieren anfallen (wie<br />

Provisionen, Auslagenpauschale, Maklercourtage, Lieferentgelt) werden vor Berechnung<br />

der Abgeltungsteuer vom Kursgewinn abgezogen<br />

• Gewinne und Verluste aus Wertpapiergeschäften werden miteinander verrechnet<br />

Nur auf den Saldo wird Abgeltungsteuer fällig Die Anrechnung von „Altverlusten“<br />

aus der Zeit vor 2009 ist nur über die Steuererklärung möglich<br />

• Eine Verrechnung von Verlusten aus Spekulationsgeschäften mit Einkünften anderer<br />

Art (z B Lohn, Gehalt, Einkünfte aus nicht selbstständiger Arbeit) ist nicht<br />

möglich<br />

• Unabhängig davon, wie lange sich Aktien, Fondsanteile, Genussscheine, fremde<br />

Währungen usw sich im Besitz des Steuerpflichtigen befanden, sind beim<br />

Verkauf die erzielten Gewinne ab 2009 immer steuerpflichtig Ausgenommen<br />

sind die Positionen mit Bestandsschutz, die in der Regel vor Ende 2008 erworben<br />

wurden Für Zertifikate und Finanzinnovationen gelten allerdings beim<br />

Bestandsschutz Sonderregelungen (siehe unten)<br />

• Bei Veräußerungserlösen für <strong>Geld</strong>anlagen unter Bestandsschutz (siehe oben)<br />

gilt die bisherige Regelung für Spekulationsgewinne: Bei Veräußerung vor Ablauf<br />

von 12 Monaten wird der Gewinn mit dem persönliche Steuersatz belastet<br />

und dabei das Halbeinkünfteverfahren angewendet, nach Ablauf der Jahresfrist<br />

ist der Gewinn steuerfrei<br />

• Für Erträge (wie Zinsen, Dividenden) und Spekulationsgewinne werden bei der<br />

Depotbank zwei voneinander unabhängige „Töpfe“ für die Verlustverrechnung<br />

eingerichtet: Einer für Gewinne und Verluste aus Wertpapiergeschäften und einer<br />

für ordentliche Erträge und sonstige Veräußerungen<br />

• Der Freibetrag für Sparer liegt weiterhin bei 801 € für Ledige und 1 602 € für<br />

Verheiratete (Summe aus Freibetrag und Werbungskosten-Pauschbetrag)<br />

• Werbungskosten, die über den Pauschbetrag von 100 € hinausgehen (z B Beratungskosten,<br />

Reisen zu Hauptversammlungen) können ab 2009 nicht mehr<br />

vom Ertrag abgezogen werden Transaktionskosten vermindern aber nach wie<br />

vor den steuerpflichtigen Gewinn (bzw erhöhen den Verlust)<br />

• Die Freigrenze von 512 € für Veräußerungsgewinne aus Wertpapiergeschäften<br />

wird auf 600 € angehoben, spielt aber nur eine geringe Rolle, da bei erreichen<br />

343


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

oder Überschreitung der Freigrenze sofort der volle Steuersatz fällig wird<br />

• Bei einem persönlichen Steuersatz von unter 25 Prozent kann eine entsprechende<br />

Steuererstattung beantragt werden, aber erst mit der Einkommenssteuererklärung<br />

und nur dann, wenn der Steuersatz auch unter Berücksichtigung der<br />

Kapitaleinkünfte noch unter 25 Prozent liegt<br />

• Eine Erklärung der Kapitaleinkünfte ist auch dann erforderlich, wenn der Anleger<br />

bei mehreren Banken Konten und Depots unterhält Wenn bei einem Depot die<br />

Verluste überwiegen, können sie nur auf dem Umweg über das Finanzamt gegen<br />

Gewinne an anderer Stelle aufgerechnet werden<br />

• „Altverluste“ aus der Zeit vor 2009 können in den Jahren 2009 bis 2013 nur<br />

mit Hilfe der Einkommenssteuererklärung gegen spätere Gewinne verrechnet<br />

werden<br />

• Wichtig: „Altverluste“ können noch bis Ende 2013 steuerlich verwertet werden<br />

Es geht hier um Verluste aus privaten Veräußerungsgeschäften innerhalb der<br />

Spekulationsfrist von einem Jahr, die noch bis Ende 2009 anfallen können Noch<br />

vorhandene Altverluste können letztmalig in der Steuererklärung für 2013 aufgeführt<br />

mit Gewinnen aus Veräußerung verrechnet werden<br />

• Kirchensteuer kann auf Wunsch des Kunden von der Bank einbehalten werden<br />

Andernfalls muss sie im Rahmen der Einkommenssteuererklärung abgeführt<br />

werden - was bedeutet, dass auch in diesem Fall alle Kapitaleinkünfte und Spekulationsgewinne<br />

dem Finanzamt gemeldet werden müssen<br />

• Wenn Gewinne oder Verluste mit Wertpapieren erzielt werden, die in fremden<br />

Währungen (also nicht in Euro) notiert werden, muss zur Ermittlung des steuerlich<br />

relevante Gewinns (oder Verlusts) deren Kauf- und Verkaufspreise zu den<br />

Währungskursen in Euro umgerechnet werden, die am jeweiligen Kauf- und Verkaufstag,<br />

galten Das gilt auch dann, wenn diese Transaktionen über ein Fremdwährungskonto<br />

abgewickelt wurden (etwa ein Dollarkonto bei einer deutschen<br />

Bank)<br />

• Für Stillhaltergeschäfte und dabei kassierte Prämien (z B beim Handel mit Aktienoptionen)<br />

gelten nicht mehr (wie bis Ende 2008) gesonderte steuerliche Regelungen<br />

Die richtige Depotstruktur<br />

Für jeden Sparer sollten die Erfahrungen der Jahre 2002 bis 2003 eine Lehre sein:<br />

Beim Aufbau eines Wertpapierdepots sollte immer darauf geachtet werden, eine ausgewogene<br />

Zusammensetzung der darin enthaltenen Risikopapiere und Renditetitel<br />

zu erreichen Neben Aktien sollten deshalb auch andere Formen der <strong>Geld</strong>anlage<br />

344


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

nicht vergessen werden Andernfalls kann eine Branchenkrise oder eine allgemeine<br />

und vielleicht für längere Zeit anhaltende Schwächephase an der Börse zu argen<br />

finanziellen Problemen führen<br />

„Altvermögen“ umstrukturieren: Wenn nicht schon Vermögen vorhanden ist oder eine<br />

Erbschaft den Start erleichtert, wird es beim Einstieg in das Wertpapiersparen meist<br />

schwer sein, auf eine ausgewogene Zusammensetzung der im Depot enthaltenen<br />

Wertpapiere und anderer Vermögenswerte zu achten Das ist dann allenfalls durch<br />

den Kauf von Fondsanteilen zu erreichen, deren Anlagepolitik sowohl auf Sicherheit<br />

als auch auf die Nutzung von Renditechancen setzt Mittel- und langfristig sollte aber<br />

auch für die eigene Vermögensanlage eine ausgewogene Mischung angestrebt werden<br />

Das gilt insbesondere dann, wenn die Vermögensbildung der Altersvorsorge, dem<br />

Ansparen für einen späteren Hauskauf, der Sicherung von Familienangehörigen<br />

oder dem Aufbau einer Rücklage für die Wechselfälle des Lebens dienen soll Dann<br />

kommt es nämlich darauf an, dass neben den Vermögenswerten, die im Hinblick auf<br />

eine deutliche Wertsteigerung (also chancenorientiert) oder aus spekulativen Gründen<br />

erworben wurden, auch solche Anlageformen vertreten sind, die geringen Wertschwankungen<br />

unterliegen, eine sichere Rendite bringen und jederzeit auch wieder<br />

„versilbert“ werden können, wenn Bargeld gebraucht wird Denn es kann immer sein,<br />

dass ein Teil des spekulativ angelegten <strong>Geld</strong>es verloren geht oder dass gerade dann,<br />

wenn Liquidität benötigt wird, bestimmte Wertpapiere – oder nach einem Crash sogar<br />

alle - nur mit hohem Verlust verkauft werden können Deshalb gilt bei der <strong>Geld</strong>anlage<br />

mehr noch als in anderen Lebensbereichen: Nie alles auf eine Karte setzen<br />

Tipp:<br />

Die ideale Depot- und Vermögensstruktur gibt es nicht Denn was im Einzelfall<br />

„ideal“ ist, hängt unter anderem vom jeweiligen Einkommen und Alter, vom<br />

Gesundheitszustand, der familiären Situation und den Erwartungen ab, die<br />

im Ruhestand an den Lebensstandard gerichtet werden Wichtig ist auch, ob<br />

später mit einer Rente plus einer Betriebsrente, mit einer berufsständischen<br />

Versorgung, mit einer Lebensversicherung oder eventuell auch mit einer Erbschaft<br />

zu rechnen ist oder ob Sie den Vermögensaufbau ganz aus eigener<br />

Kraft schaffen müssen<br />

Schon diese wenige Beispiele zeigen, dass es kein Patentrezept für eine optimale<br />

Anlagestruktur geben kann Hinzu kommt, dass auch das individuelle Risikoprofil<br />

höchst unterschiedlich ist Wer nachts keinen Schlaf mehr findet, sobald an der Börse<br />

die Kurse nach unten gehen, sollte Risikopapiere jeder Art von vornherein meiden<br />

Die für Sie passende Risikostruktur gehört deshalb neben der Diskussion Ihrer Anlageziele<br />

zu den wichtigsten Punkten, die jeder seriöse Berater im Gespräch mit Ihnen<br />

klären muss, ehe er mit einzelnen Empfehlungen kommt<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Wer berät gewissenhaft?<br />

Ein seriöser Anlageberater wird immer erst versuchen, sich ein Bild von seinen Kunden<br />

zu machen: Um wie viel <strong>Geld</strong> geht es? Welche Vermögensteile oder Ansprüche<br />

sind sonst noch vorhanden (wie Immobilien, Pension, Lebensversicherung)? Wird<br />

ein Teil des <strong>Geld</strong>es zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigt? Welche Erfahrungen<br />

hat der Kunde bereits mit Börsengeschäften Zu welchem „Risiko-Typ“ gehört er?<br />

Wie soll eine darauf abgestimmte Depotstruktur aussehen? Kreditinstitute sind gesetzlich<br />

verpflichtet, dies zunächst zu erkunden und neue Kunden auch sorgfältig<br />

über die Risiken bestimmter Anlageformen aufzuklären<br />

Achtung: Wenn Sie das Gefühl haben, dass ein Anlageberater diese Pflichten nicht<br />

ernst nimmt und nur von hohen Gewinnen schwärmt, sollten Sie das Gespräch abbrechen<br />

und sich nach einem wirklichen Experten umsehen Das gilt insbesondere<br />

dann, wenn jemand versucht, Anlagegeschäfte per Telefon oder an der Haustür anzubahnen<br />

Auch wenn es keine Patentrezepte gibt, so gibt es doch einige Anhaltspunkte, die bei<br />

der individuellen Planung als „Prüfsteine“ dienen und den eigenen Überlegungen zu<br />

Grunde gelegt werden können Hilfreich ist zunächst eine grobe Unterteilung in vier<br />

Kategorien:<br />

� Kasse,<br />

� Reserve,<br />

� Vermögen,<br />

� „Spielgeld “<br />

Kasse:<br />

Auf dem Konto sollte soviel sein, dass kleinere, unvorhergesehene Ausgaben jederzeit<br />

bewältigt werden können, ohne gleich teure Kredite (dazu zählt auch schon<br />

der „Dispo“ und erst recht der Überziehungskredit) in Anspruch genommen werden<br />

müssen Oft lässt sich aber auch dieses <strong>Geld</strong> so anlegen, dass es bei kurzfristiger<br />

Verfügbarkeit wenigstens einen bescheidenen Zinsertrag bringt Das gute alte Sparbuch<br />

oder besser ein <strong>Geld</strong>marktfond sind dafür geeignet<br />

Reserve:<br />

Dazu sollten <strong>Geld</strong>anlagen dienen, die nicht jederzeit aber doch relativ kurzfristig verfügbar<br />

gemacht werden können Auch wenn größere Anschaffungen oder Ausgaben<br />

(Auto, der Urlaub im nächsten Jahr) vorhersehbar sind, sollten sie aus einer solchen<br />

Reserve finanziert werden können Hier bieten sich neben <strong>Geld</strong>marktfonds oder Termingeld<br />

vor allem Anleihen mit mittlerer Laufzeit und Bundesschatzanweisungen<br />

(„Bundesschätzchen“) an Warum soll das <strong>Geld</strong> nicht solange Zinsen bringen, bis es<br />

gebraucht wird?<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Vermögen:<br />

Hier können Aktien den Schwerpunkt bilden, weil bei langfristiger Anlagestrategie<br />

hier immer noch die höchsten Erträge zu erwarten sind Aber auch hier heißt es:<br />

Nicht alles auf eine Karte setzen, sondern eine sinnvolle Depotstruktur anstreben<br />

Das bedeutet nicht nur verschiedene Aktien sondern auch Fondsanteile und Anleihen<br />

angemessen berücksichtigen Denn niemand weiß, wann wieder einmal ein<br />

Börsencrash kommt und wie lange er dauert Sehr sinnvoll ist es auch, neben dem<br />

<strong>Geld</strong>- und Wertpapiervermögen Immobilien in die Strukturplanung aufzunehmen<br />

Dazu muss man nicht gleich ein ganzes Haus kaufen Es kann auch mit kleineren<br />

Beträgen durch Anteile an Immobilienfonds geschehen (Vorsicht bei „geschlossenen<br />

Fonds“: Die Anteile sind meist nur sehr schwer wieder zu verkaufen) oder durch Immobilienaktien<br />

Das ist eine interessante Variante, da sie Elemente der Aktienanlage<br />

mit denen von Grundbesitz kombiniert Der eigene Grunderwerb (Eigentumswohnung,<br />

Grundstück, Einfamilienhaus) kommt meist erst später in Frage Aber wenn<br />

er bereits vorhanden ist, sollte er bei der Gesamtbetrachtung des Vermögens eine<br />

wichtige Rolle spielen Wer schon über Grundbesitz verfügt, kann den Aktienanteil<br />

am Gesamtvermögen etwas höher ansetzen<br />

„Spielgeld“:<br />

Wenn diese Punkte berücksichtigt sind, kann auch ein Teil der verfügbaren Mittel für<br />

etwas gewagtere Spekulationen eingesetzt werden Bei entsprechender Risikobereitschaft<br />

kann es in Anlageformen mit großem Kurssteigerungspotential (aber auch<br />

entsprechenden Verlustrisiken) investiert werden Dazu zählen Aktien junger innovativer<br />

Firmen, wie sie früher am Neuen Markt und heute im TechDax oder an der<br />

Nasdaq in New York gehandelt werden, sowie Anteile an Unternehmen, denen Sie<br />

zutrauen, aus einer Krise wieder heraus zu kommen (Turn-around-Werte) Natürlich<br />

gehören auch die so genannten Derivate dazu, denen in diesem Buch ein eigenes<br />

Kapitel gewidmet ist<br />

Einseitig ist ungesund<br />

Wenn Sie nicht nur in kleinerem Umfang Aktien erwerben, sondern über längere Zeit<br />

und systematisch Wertpapiersparen betreiben, sollten Sie unbedingt darauf achten,<br />

die Chancen und Risiken zu streuen Für die Struktur des eigentlichen Wertpapierdepots<br />

gelten dann ganz ähnliche Überlegungen wie für die Verteilung der insgesamt<br />

vorhandenen Mittel Neben Blue Chips, wie die Aktien renommierter, wirtschaftlich<br />

gesunder großer Unternehmen genannt werden (dazu zählen die meisten der im Dax<br />

oder Stoxx gelisteten Gesellschaften) kann das Depot auch Wachstumswerte enthalten<br />

Darunter versteht man vor allem Aktien von Unternehmen, die mit innovativen<br />

Produkten und Dienstleistungen zu rasch steigenden Umsätzen und Erträgen kommen<br />

könnten Auch auf eine ausgewogene Branchenstruktur muss dabei geachtet<br />

werden Wer nur Banktitel oder Autoaktien besitzt, weil dort gerade die Kurse besonders<br />

kräftig steigen, wird voll erwischt, wenn zum Beispiel durch eine der häufigen<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Schuldenkrisse in Südamerika weltweit die Finanztitel unter Druck geraten oder die<br />

Autobranche mit Vollgas in eine Absatzkrise fährt<br />

Außer Aktien aus dem Euro-Raum oder den USA können unter dem Gesichtspunkt<br />

„Chancenmanagement“ auch Papiere im Depot sein, die aus den „Emerging Markets“<br />

kommen Neben soliden Anleihen (AAA-Rating) können auch Hochzinsanleihen<br />

liegen – bis hin zu den Junk-Bonds Das sind Anleihen, von denen nicht völlig<br />

sicher ist, ob der Schuldner sie auch wirklich zurückzahlen kann Für diese Ungewissheit<br />

muss er die Anleger mit hohen Zinsen entschädigen In diesem Fall ist es<br />

übrigens besser, Anteile an Fonds zu kaufen, die in Hochprozenter investieren Denn<br />

da sie ihre Mittel viel breiter streuen könne, als dies einem einzelnen Anleger möglich<br />

ist und weil die darauf spezialisierten Manager die Sicherheit der Schuldner besser<br />

bewerten können, wirkt sich der Totalverlust bei einer Anleihe weniger gravierend<br />

aus, als wenn man selbst dort (zu) groß eingestiegen wäre<br />

Bei Gold, das früher - und oft auch heute noch – immer als Bestandteil eines ausgewogenen<br />

Depots genannt wurde, ist zu besonderer Vorsicht zu raten Sein Preis ist<br />

über viele Jahre fast kontinuierlich gefallen Es bringt keine Zinsen, verursacht aber<br />

Lagerkosten Ob es – was für manche Anleger auch heute noch eine Rolle spielt -<br />

in Krisenzeiten im Fluchtgepäck mitgenommen werden kann, ist höchst zweifelhaft<br />

Außerdem erhöht die Mitnahme von Gold im Fluchtgepäck die Gefahr, überfallen zu<br />

werden Selbst in normalen Zeiten besteht eine hohe Verlustgefahr, wenn Gold oder<br />

andere „ewige Werte“ aus solchen Überlegungen heraus als „Zahlungsmittel für alle<br />

Fälle“ im Haus aufbewahrt werden – und nur das garantiert, dass man im Krisenfall<br />

auch schnell an seine Schätze heran kommt Ähnliche Überlegungen gelten für Diamanten,<br />

die zudem oft noch von Betrügern aus dem Grauen Kapitalmarkt angeboten<br />

werden und sich später als kaum verkäuflich oder ganz wertlos erweisen<br />

Gewinner suchen, Verlierer meiden<br />

Die Techniken des Aktiengeschäfts muss man kennen Aber letztlich entscheidend<br />

für den Erfolg, für die Rendite der <strong>Geld</strong>anlage ist, welche Wertpapiere tatsächlich<br />

erworben und welche zum richtigen Zeitpunkt verkauft werden Welche aus dem<br />

riesigen Angebot versprechen den gewünschten Gewinn? Welche sollte man besser<br />

meiden – oder nur in Betracht ziehen, wenn man auf sinkende Kurse spekuliert?<br />

Wer Aktien kauft wird dadurch zu einem gewissen Grad Mit-Unternehmer Aber bei<br />

wem? Wer sind die künftigen Gewinner, wer die wahrscheinlichen Verlierer? Weil der<br />

Kursrutsch, der dem Boom um die Jahrtausendwende folgte, viele Anleger nervös<br />

gemacht hat, bieten Banken und Fonds inzwischen zahlreiche Sonder- und Mischformen<br />

an, Aktien mit Discount, Garantiewerte und andere Kreationen Manche sind<br />

für vorsichtige Anleger interessant, andere eher Augenwischerei Im nächsten Kapitel<br />

stellen wir Ihnen einige dieser „innovativen“ Wertpapiere vor<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Sie haben hier wichtige Elemente des Börsengeschäfts kennen gelernt Aber<br />

denken Sie als Börsenneuling immer an das Führerschein-Beispiel: Auch<br />

wenn Sie die Fahrprüfung hinter sich haben, brauchen Sie noch eine Menge<br />

an praktischer Erfahrung, ehe Sie einigermaßen sicher durch den Großstadtverkehr<br />

oder über die Autobahn kurven können Werden Sie also nicht übermütig,<br />

wenn Sie erste Erfolge mit Aktien verbuchen Vorsicht ist nicht nur die<br />

„Mutter der Porzellankiste“ sondern auch des Anlageerfolgs<br />

Dividendenrendite beachten<br />

In Zeiten rasch steigender Kurse interessieren sich viele Anleger nicht dafür, wie<br />

hoch die zu erwartenden Dividendenzahlungen sind Wenn eine Aktie, die 12 Euro<br />

gekostet hat, innerhalb von drei Monaten um sechs Euro steigt, ist das beim Verkauf<br />

ein Profit von 50 Prozent und – wenn der Gewinn wie bei Zinsen aufs Jahr bezogen<br />

wird - sogar eine Verzinsung von 200 Prozent Da fällt es dann kaum ins Gewicht,<br />

wenn für diesen Anteilschein auch eine Dividende von beispielsweise 0,84 Euro gezahlt<br />

wird Umgerechnet auf den Kaufkurs der Aktie ist das aber eine Verzinsung des<br />

eingesetzten Kapitals von sieben Prozent Das ist mit keiner Anleihe zu erreichen, die<br />

nicht zu den Hoch-Risiko-Papieren zählt Außerdem ist wegen des Halbeinkünfteverfahrens<br />

(siehe dort) die darauf zu zahlende Einkommensteuer geringer Selbst wenn<br />

der Kurs der Aktie nicht steig, sondern unter 12 € sinkt, ist es deshalb sehr rentabel,<br />

ein solches Papier im Depot zu haben<br />

Es gibt zahlreiche Aktien mit recht ansehnlicher Dividendenrendite (Dividende x 100<br />

: Kurs) Da sind manchmal oft sechs oder sieben Prozent drin – je nachdem, zu welchem<br />

Preis Sie die Aktie jeweils gekauft haben Steigt der Kurs, sinkt die Dividendenrendite<br />

– und umgekehrt Denn wenn Sie im Beispiel oben erst zu einem Kurs von 70<br />

Euro je Aktie eingestiegen sind, errechnet sich bei gleicher Höhe der Dividende nur<br />

noch eine Verzinsung von 0,93 Prozent Bei einem Kauf zum Kurs von 20 Euro (z<br />

B während des Crashs) können Sie sich dagegen später über eine Verzinsung des<br />

eingesetzten Kapitals von 3,25 Prozent freuen<br />

Haben Sie aber ein Papier erwischt, das für Sie eine Dividendenrendite von 5,5 Prozent<br />

abwirft, kann das mehr sein, als Anleihen zum gleichen Zeitpunkt einbringen<br />

Bei Dividenden haben Sie auch noch den zusätzlichen Vorteil, dass Sie wegen des<br />

so genannten Halbeinkünfteverfahrens nur die Hälfte der Einnahme versteuern müssen<br />

Langjährige Beobachtungen zeigen überdies, dass Aktien mit guter Dividendenrendite<br />

auf mittlere und längere Sicht auch gute Kurschancen bieten Der Anleger, der<br />

nicht sein Glück mit Trading versucht (dem raschem Kauf und Verkauf verschiedener<br />

Aktien, um von kurzfristigen Änderungen der Kurse zu profitieren) sondern den<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Erwerb von Unternehmensanteilen eher als dauerhafte Anlage ansieht, kann also<br />

neben guten jährlichen Renditen auch auf eine langfristige Wertsteigerung der Aktie<br />

hoffen Denn nur gut geführte, ertragreiche Unternehmen können dauerhaft auch<br />

gute Gewinne erwirtschaften und angemessene Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten<br />

Allerdings gibt es bei der Ermittlung der Dividendenrendite immer ein Problem: Bei<br />

der Berechnung wird der aktuelle Kurs mit der zuletzt gezahlten Gewinnausschüttung<br />

in Beziehung gesetzt Ob die Dividende auch in Zukunft so hoch oder vielleicht sogar<br />

höher ausfällt, hängt immer davon ab, wie die Geschäfte laufen, welche Entscheidungen<br />

das Management trifft und wie sich die allgemeine Konjunktur entwickelt<br />

Tipp:<br />

Lassen Sie sich nicht von guten Gewinnen in der Vergangenheit blenden<br />

Bei der Entscheidung, ob die Höhe der Dividendenrendite als Kaufargument<br />

für eine Aktie gewertet werden soll, müssen Sie immer die Frage prüfen, wie<br />

wahrscheinlich es ist, dass das Unternehmen auch in Zukunft so hohe Beträge<br />

an seine Aktionäre ausschütten kann – oder will Ein Hilfe bei der Beurteilung<br />

dieser Frage sind unter anderem die jeweils aktuellen Gewinnschätzungen<br />

von unabhängigen Analysten oder Banken<br />

Auch bei der Dividendenrendite müssen Sie sich immer aktuell zum Zeitpunkt des<br />

Kaufs informieren Denn es kommt nicht darauf an, ob eine Aktiengesellschaft 0,35<br />

Cent oder 2,80 Euro an Dividende zahlt Wichtig ist, zu welchem Kurs Sie das jeweilige<br />

Papier gekauft haben Denn wenn die Aktie 6,50 Euro kostet, dann entspricht eine<br />

Dividende von 0,35 Cent einer ansehnlichen Rendite von 5,3 Prozent Die auf den<br />

ersten Blick hohe Dividende von 2,80 Euro dagegen reduziert sich auf magere 2,33<br />

Prozent Rendite, wenn Sie die Aktie für 120 Euro erworben haben<br />

Welche Aktiengesellschaften unter dem Gesichtspunkt einer hohen Dividendenrendite<br />

interessant sind, können Sie bei Ihrer Bank erfahren – oder im Internet Dort sind<br />

ständig aktuelle Informationen rund um die Aktienanlage zu finden Unter http://aktien<br />

onvista de/top-flop finden Sie zum Beispiel die tagesaktuelle Dividendenrendite<br />

der 30 Dax-Werte Sie schwankten Mitte Juli 2005 zum Beispiel zwischen 4,86 für<br />

eine Aktie von Thyssen-Krupp und 0,78 Prozent bei SAP Wenn der SAP-Kurs sinkt,<br />

während der von Thyssen-Krupp steigt, verändert sich dieses Verhältnis bei gleicher<br />

Höhe der Zahlung pro Aktie Das ist für diejenigen interessant, die zu diesem Zeitpunkt<br />

kaufen wollen Wer dagegen eine Aktie irgendwann billig eingekauft hat und<br />

dann jahrelang im Depot belässt, kann das Auf und Ab der Dividendenrendite mit<br />

Ruhe beobachten Denn seine Verzinsung des eingesetzten Kapitals berechnet sich<br />

immer nach dem Einstandskurs<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Wenn Sie Aktien als langfristige <strong>Geld</strong>anlage betrachten und nicht als Objekte<br />

kurzfristiger Spekulation, sollte die Dividendenrendite immer ein wichtiger Gesichtspunkt<br />

sein Denn wenn Ihre Aktien Ihnen eine gute Verzinsung bringen,<br />

können Sie gelassen zusehen, wenn sich der Kurs sich einige Zeit lang nicht<br />

nach oben bewegt oder sogar etwas absinkt Denn Sie erzielen dann immer<br />

noch eine überdurchschnittliche jährliche Verzinsung, die auch unter steuerlichen<br />

Gesichtspunkten attraktiv ist<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

<strong>Geld</strong> auf Reisen<br />

Unterwegs immer zahlungsbereit – und<br />

das mit Sicherheit. Auf die Mischung<br />

kommt es an<br />

Ob der Urlaub teuer oder billig wird, hängt auch davon ab, wie<br />

Sie zahlen und wo Sie <strong>Geld</strong> tauschen Grundsätzliche Regel:<br />

Nehmen Sie immer verschiedene Zahlungsmittel mit Die ec-<br />

Karte ist zwar praktisch, hilft aber wenig, wenn am Urlaubsort<br />

nur ein defekter oder gar kein <strong>Geld</strong>automat steht Auch das<br />

Diebstahlrisiko muss bedacht werden Und der „Notgroschen“<br />

Urlaubzeit ist Reisezeit Damit es auch wirklich die schönsten Wochen des Jahres<br />

werden, brauchen Sie natürlich <strong>Geld</strong> Denn auch bei Pauschalreisen ist nicht alles<br />

im Voraus bezahlt Damit Sie immer zahlungsfähig sind, brauchen Sie verschiedene<br />

Zahlungsmittel Nicht jeder Wirt nimmt Plastikgeld Nicht jeder Automat funktioniert<br />

Nicht überall werden Reiseschecks getauscht Wenn Sie Ihre Reisekasse zusammenstellen,<br />

haben Sie die Wahl zwischen dem unumgänglichen Bargeld, der billigen<br />

Postbank-SparCard, den bequemen ec- und Kreditkarten sowie den sichern Reiseschecks<br />

Ein wenig Bargeld sollten Sie immer dabei haben Aufgrund des Diebstahlrisikos<br />

aber nicht zu viel Das Tauschen ist in den Euroländern nicht mehr notwendig, somit<br />

sind die beliebtesten Reiseziele der Deutschen abgedeckt Aber Vorsicht: Vor allem<br />

dort, wo viele Touristen zusammen kommen - etwa bei beliebten Sehenswürdigkeiten<br />

– versammeln sich auch Taschendiebe und anderes Gesindel<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Falls Sie eine fremde Währung am Urlaubsort benötigen, sollten Sie in<br />

Deutschland nur einen kleinen Betrag tauschen Meistens gibt es im Ausland<br />

den besseren Kurs Das gilt insbesondere bei „weichen“ Währungen Die sollten<br />

Sie dann auch am Urlaubsort ausgeben oder den Rest dort zurücktauschen<br />

In Deutschland werden Sie diese Währungen oft nicht mehr – oder nur<br />

zu einem sehr schlechten Kurs – wieder los Münzen werden von den Banken<br />

in der Regel überhaupt nicht zurück genommen<br />

Am besten ziehen Sie Ihr Urlaubsgeld am Automaten oder tauschen es bei einer<br />

Bank Wechselstuben sollten Sie meiden – auch wenn sie angeblich keine Gebühren<br />

verlangen Die sind nämlich schon im Kurs enthalten Nur einen kleinen Betrag, den<br />

Sie etwa für das Taxi am Flughafen oder den ersten Urlaubstag benötigen, sollten<br />

Sie in Deutschland tauschen Denn da ist es meist am teuersten Erkundigen Sie<br />

sich bei Ihrer Hausbank nach dem Entgelt Als Fremdkunde zahlen Sie in anderen<br />

Banken mitunter mehr Die Preise für das Tauschen in fremde Währungen, die so<br />

genannten Sorten, fallen sehr unterschiedlich aus Ein paar Euro sind meistens fällig<br />

Außerdem verdienen die Banken an den unterschiedlichen Kursen für An- und<br />

Verkauf Wenn Sie bei der Bank fremde Währungen erwerben, müssen Sie einen<br />

höheren Kurs zahlen, als wenn Sie bei der Bank übrig gebliebenes ausländisches<br />

Bargeld zurücktauschen Viele Banken besorgen Fremdwährungen nur noch für ihre<br />

eigenen Kunden Etliche Banken bieten gar kein ausländisches <strong>Geld</strong> mehr an, denn<br />

Lagern und Versichern ist einfach zu teuer Kunden solcher Banken, darunter auch<br />

die meisten Direktbanken müssen dann bei anderen Kreditinstituten, die sich auf<br />

Reisezahlungsmittel spezialisiert haben, <strong>Geld</strong> anfordern und mehr dafür zahlen<br />

Reisebank: Bei der Reisebank können Sie Ihr Reisebargeld in der Filiale holen und<br />

telefonisch oder online bestellen Für manche Währungen, wie US-Dollar, britisches<br />

Pfund oder japanischen Yen, nimmt die Reisebank einen einheitlichen Kurs, der sich<br />

nach dem EZB-Kurs richtet Im Umtausch-Preis enthalten ist die so genannte Money<br />

back Garantie Das heißt, die Reisebank nimmt das übrig gebliebene ausländische<br />

<strong>Geld</strong> zurück, ohne weitere Entgelte zu verlangen<br />

American Express: Die Alternative zur Reisebank ist American Express Dort verlangt<br />

man ein Prozent des umgetauschten Betrags, mindestens aber 3,50 Euro<br />

Inwieweit die An- und Verkaufskurse ungünstiger als bei der Reisebank ausfallen,<br />

müssen Sie im Einzelfall für die Währungen prüfen, die Sie brauchen Auch American<br />

Express bietet den Rückkauf der überschüssigen Fremdwährung an Hier kostet er<br />

vier Euro Dabei garantiert American Express den Kurs für 30 Tage<br />

Postbank SparCard: Sparsame Urlauber sind früher immer mit einem Postsparbuch<br />

in den Urlaub gefahren Damit konnte man in vielen Ländern auf der Post kos-<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

tenlos <strong>Geld</strong> abheben Heute gibt es die so genannte Postbank-SparCard Das ist so<br />

etwas wie das Postbank-Sparbuch als Scheck-Karte Mit der Postbank-SparCard<br />

können Sie zehn Mal im Jahr kostenlos weltweit im Ausland an allen Automaten mit<br />

dem blauen Visa-Kreuz (weltweit 800 000 Automaten) <strong>Geld</strong> abheben Jede weitere<br />

Abbuchung kostet dann allerdings 5,50 Euro Bei der SparCard plus 3000 werden<br />

sogar Zinsen gezahlt, wenn mindestens 3000 Euro auf dem Konto liegen Tipp: nehmen<br />

Sie für Ihren Auslandsaufenthalt einfach mehrere SparCards der Postbank mit<br />

Die Zahl der Konten pro Kunde ist nicht beschränkt Nachteil der SparCard ist die beschränkte<br />

Verfügbarkeit des <strong>Geld</strong>es Sie können pro Kalendermonat nur 2 000 Euro<br />

ohne Zinsverlust abheben oder müssen mit dreimonatiger Frist das Konto kündigen<br />

Fremde Banken können dennoch Kosten in Rechnung stellen, die die Postbank nicht<br />

begleichen will Dagegen sollten Sie Widerspruch einlegen<br />

VISA Kreditkarte: einige Direktbanken bieten mit der VISA Karte das Abheben am<br />

<strong>Geld</strong>automat kostenfrei an, weltweit und ohne Begrenzungen<br />

<strong>Geld</strong> am Automaten ziehen: EC- und Kreditkarten sind das bequemste Zahlungsmittel<br />

Das Plastikgeld gehört heute in jede Reisekasse Die Preise für den Auslandseinsatz<br />

der beiden Karten haben sich weitgehend angenähert Das Bargeld ziehen<br />

ist aber mit der ec-Karte, (in den USA: Cirrus), meist noch etwas billiger Wenn Sie im<br />

Ausland mit der ec-Karte <strong>Geld</strong> am Automaten ziehen, müssen Sie meist ein Prozent<br />

des verfügten Betrages Entgelt zahlen In der Regel wird ein Mindestentgelt verlangt,<br />

das zwischen drei und sechs Euro pro Abhebung liegt Da Sie an den meisten Automaten<br />

nur beschränkt hohe Beträge ziehen können, schlagen die Mindestentgelte<br />

eher zu Buche als die prozentualen Entgelte Mit der ec-Karte <strong>Geld</strong> zu ziehen ist im<br />

Euro-Raum genauso teuer wie im Rest der Welt Das ist mit der Kreditkarte anders<br />

Wenn Sie in einem Euroland mit einer Kreditkarte <strong>Geld</strong> am Automaten ziehen, zahlen<br />

Sie meist zwei bis vier Prozent des verfügten Betrages beziehungsweise mindestens<br />

fünf Euro Wenn Sie außerhalb des Euroraums <strong>Geld</strong> am Automaten mit einer<br />

Kreditkarte ziehen, kommt auf die fünf Euro oder zwei bis vier Prozent noch einmal<br />

das Entgelt für den Auslandseinsatz darauf, meist weitere ein bis zwei Prozent Die<br />

exakte Höhe dieser Entgelte wird jeweils von der Bank festgelegt, die die ec- oder<br />

Kreditkarte vergibt<br />

Tipp:<br />

Unter Kostenaspekten sollten Sie immer den Höchstbetrag am Automaten ziehen<br />

Das ist günstiger, als alle paar Tage an den Automaten zu rennen und<br />

jedes Mal kleine Beträge abzuheben Vorteil: Ein Mindestentgelt wird dann nur<br />

einmal erhoben<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Bezahlen mit Karte<br />

Kreditkarten werden im Ausland beim Bezahlen im Restaurant oder im Geschäft<br />

meist bevorzugt angenommen Das Einkaufen mit ec-Karte ist dagegen deutlich<br />

weniger verbreitet, als das mit der Kreditkarte Gerade in exotischeren Ländern wie<br />

Thailand oder China kommen Sie beim Bezahlen mit Kreditkarten deutlich besser<br />

zurecht Rund 30 Millionen Händler und Dienstleister auf der Welt akzeptieren die<br />

Zahlung per Kreditkarte, aber nur rund 10 Millionen die Zahlung per ec-Karte Bei den<br />

Kosten für das Bezahlen per Karte liegen beide Arten des Plastikgelds gleichauf Im<br />

Euro-Raum ist das Bezahlen per ec-Karte kostenfrei Im Rest der Welt zahlen Sie in<br />

der Regel ein Prozent des verfügten Betrags Die Mindestentgelte reichen von 0,75<br />

Euro bis 2 Euro Einige Banken verlangen auch bis zu 1,85 Prozent Das Zahlen per<br />

Kreditkarte ist im Euroraum ebenfalls kostenlos Im Rest der Welt kostet es ein bis<br />

zwei Prozent des Rechnungsbetrags Die Umrechnung der Rechnungsbeträge in<br />

fremden Währungen erfolgt nicht am Tag, an dem Sie bezahlt haben, sondern am<br />

Tag, an dem das Kreditkarten-Institut Ihre Umsätze abrechnet Dabei verwenden die<br />

Institute eigene Hauskurse Wenn Sie überprüfen wollen, ob die Kurse fair berechnet<br />

wurden, können Sie sie mit dem Euro-FX-Kurs vergleichen, den Sie unter www<br />

eurofx de finden<br />

Automat zahlt nicht – was tun?<br />

Wenn ein <strong>Geld</strong>automat streikt und kein <strong>Geld</strong> ausspuckt, gehen Sie in die<br />

Bank, die den Automaten betreibt und stellen Sie klar, dass Sie kein <strong>Geld</strong><br />

erhalten haben Sonst kann es Ihnen passieren, dass doch <strong>Geld</strong> von Ihrem<br />

Konto abgebucht wird, obwohl gar kein Bargeld heraus kam Wenn Ihnen das<br />

Malheur, dass auch durch Betrüger ausgelöst worden sein kann, außerhalb<br />

der Banköffnungszeiten, melden Sie das sofort der Bank Bei Problemen mit<br />

den Karten ist es immer wichtig, umgehend zu handeln Ansonsten verhalten<br />

Sie sich gegebenenfalls fahrlässig und müssen selbst für Schäden haften<br />

Beachten Sie die Sicherheitshinweise Lassen Sie Ihre Karten beim Bezahlen nicht<br />

aus den Augen Kontrollieren Sie die Zahlungsbelege und werfen Sie die Belege<br />

nicht achtlos weg Sie beinhalten alle möglichen Daten Ihrer Karte Lassen Sie sich<br />

nicht beobachten, wenn Sie Ihre Geheim-Nummer eingeben Decken Sie mit der<br />

freien Hand die Tastatur bei der PIN-Eingabe ab Bewahren Sie die Karten diebstahlsicher<br />

auf Sperren Sie die Karte sobald Sie den Verlust bemerken Kontrollieren Sie<br />

regelmäßig, ob Ihre Karten noch dort sind, wo sie hingehören Die Anschlüsse für<br />

den Notfall, unter denen Sie Ihre Karte sperren lassen können, lauten:<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

ec/Maestro-Karten: EURO/Master-Card: VISA-Card:<br />

+49 (0)1805 - 021021 (0,12 Euro/<br />

Minute)<br />

Allgemeiner Notruf für Kreditkarten:<br />

116 116<br />

national:<br />

069 – 79331910<br />

international:<br />

001- 3142756690<br />

+49 (0)800 - 8149100<br />

Diners-Club: American-Express: Weitere Nummern:<br />

+49 (0)1802 - 345454 +49 (0)69 – 75761000 www sperr-notruf de<br />

Karte verloren<br />

Verlorene ec- oder Kreditkarten können über eine einheitliche Hotline gesperrt werden<br />

Wer den Notruf 116 116 wählt, wird über den bundesweit kostenfreien <strong>Service</strong><br />

direkt von Mitarbeitern des Sperr-Notrufs mit dem Herausgeber der jeweiligen Karte<br />

verbunden Die Sperrvermittlung ist täglich 24 Stunden lang erreichbar Aus dem<br />

Ausland ist der neue Sperr-Notruf über 0049 – 116 116 erreichbar (bei Auslandsgesprächen<br />

fallen die Entgelte der dortigen Telefonnetzbetreiber an) Weitere Informationen<br />

finden Sie im Internet unter: www sperr-notruf de<br />

Für die Sperrung Ihrer Kreditkarte ist es für die Sachbearbeiter an der Hotline hilfreich,<br />

wenn Sie die Kartennummer kennen Andernfalls fragt man Sie persönliche<br />

Daten ab, um Ihre Identität zu prüfen Schauen Sie auf die Rückseite der Kreditkarte,<br />

wenn Sie diese über Ihre Hausbank bezogen haben Dort ist auf vielen Kreditkarten<br />

eine Hotline angeben Diese sollten Sie auf dem Ausweis vermerken und zum Sperren<br />

anrufen<br />

Für die Sperrung Ihrer ec-Karte müssen Sie Ihre Kontonummer kennen, da die<br />

Sperrung per Sprachsteuerung ohne persönlichen Kontakt über das Telefon erfolgt<br />

Aber Achtung: Notieren Sie niemals Ihre Geheimnummer (PIN) auf dem Ausweis,<br />

heben Sie Karte und PIN niemals zusammen auf und nennen Sie niemanden Ihre<br />

Zugangsdaten Das gilt als „grob fahrlässig“ und Sie haften für sämtliche Schäden<br />

Um das Sicherheitsbedürfnis vieler Urlauber zu befriedigen, haben andere private<br />

Dienstleister eine Marktlücke geschlossen So gibt es bei privaten Anbietern, wie<br />

der Firma Card Protection Plan (CPP) einen Voll-<strong>Service</strong> der anderen Art: Kunden<br />

hinterlegen die für eine zuverlässige Sperrung aller Karten benötigten Daten in der<br />

firmeneigenen Datenbank Im Verlustfall wird mit einem schnellen Anruf von den<br />

Firmenmitarbeitern die Sperrung aller dort registrierten Karten veranlasst So wird<br />

sichergestellt, dass im ersten Schock keine Karte vergessen wird Für 20 Euro im<br />

Jahr wird für CPP-Kunden aber noch mehr getan: Neben der Sperrung - auch von<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

SIM- und Mitgliedskarten - werden die Ersatzkarten gleich mitgeordert Kopien von<br />

Dokumenten wie Reisepässen, Personalausweisen oder Führerscheinen können<br />

nachgeschickt werden Auch ein Schlüsselservice und Bargeldsoforthilfe gehört zum<br />

Paket dazu<br />

Reise-Schecks<br />

Wer auf Nummer sicher gehen will, nimmt die guten, alten Reise-Schecks mit Reise-Schecks<br />

sind eigentlich „versichertes Bargeld“ und unbegrenzt gültig Gehen sie<br />

verloren oder werden sie gestohlen, bekommen Sie die Schecks ersetzt Generell<br />

gilt, dass Reise-Schecks umso sinnvoller sind, je exotischer das Land ist, in das Sie<br />

reisen Reise-Schecks können Sie bei Ihrer Hausbank bestellen Die Banken verlangen<br />

unterschiedlich hohe Entgelte für den Verkauf, meist ein Prozent des Wertes, der<br />

in Reise-Schecks getauscht wird Fast immer wird ein Mindestentgelt verlangt, meist<br />

zwischen fünf und zehn Euro pro Verkauf Wenn Ihre Bank keine Reise-Schecks<br />

vertreibt, können Sie diese auch bei der Reisebank oder bei einer American Express<br />

Agentur kaufen, entweder in einer Filiale oder auch online unter www reisebank de<br />

Die Reisebank verlangt für den Verkauf von Reiseschecks ein Entgelt von 1,5 Prozent<br />

des Betrages der Schecks getauscht wird, mindestens acht Euro Bei Ihrer Hausbank<br />

sind die Schecks, wenn sie diese überhaupt anbietet, meist etwas billiger, weil direkt<br />

von Ihrem Konto abgebucht wird und nur die eigenen Kunden mit Schecks bedient<br />

werden American Express verlangt für den Verkauf von Reise-Schecks ein Prozent<br />

des getauschten Betrages, für Reise-Schecks in Euro 1,5 Prozent und jeweils mindestens<br />

sieben Euro Bei Erhalt der Schecks müssen Sie jeden Scheck einmal unterschreiben<br />

Neben den Schecks bekommen Sie eine Quittung, die Sie unbedingt mit<br />

in den Urlaub nehmen müssen und getrennt von den Schecks aufbewahren sollten<br />

Wenn die Seriennummern nicht auf der Quittung aufgeführt sind, notieren Sie sie und<br />

bewahren Sie diese Liste ebenfalls getrennt von den Schecks auf Behandeln Sie<br />

die Schecks wie Bargeld und lassen Sie sie nie im Hotelzimmer oder im Auto liegen<br />

Werden Ihre Schecks gestohlen, erhalten Sie mit der Quittung Ersatz, normalerweise<br />

innerhalb von 24 Stunden Dazu müssen Sie sich bei American Express oder Thomas<br />

Cook melden Die Telefonnummern:<br />

American Express +49 (0) 800 1853 100<br />

Thomas Cook +49 (0) 800 1859 930<br />

Sie sollten sich diese Nummern notieren und bei Reisen – getrennt von den Schecks<br />

– bei sich führen<br />

Reise-Schecks gehören zu den sichersten Zahlungsmitteln und sind im Vergleich gar<br />

nicht teuer Aber sie sind umständlich Sie müssen am Urlaubsort eine Bank oder ein<br />

Hotel finden, das die Schecks zu einem fairen Kurs eintauscht und den Betrag vollständig<br />

auszahlt ohne zusätzliche Entgelte für den Umtausch zu verlangen Fragen<br />

Sie am besten schon beim Kauf der Schecks in Deutschland, bei welcher Agentur<br />

in der Nähe Ihres Urlaubsortes Sie die Schecks kostenlos tauschen können In den<br />

357


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

USA werden Reise-Schecks in größeren Geschäften auch als direktes Zahlungsmittel<br />

akzeptiert Beim Einlösen der Reise-Schecks müssen Sie sie zum zweiten Mal<br />

unterschreiben und sich mit dem Reisepass oder eventuell mit dem Personalausweis<br />

identifizieren Dabei sollten Sie auch das Datum auf den Scheck eintragen Damit Ihnen<br />

die Schecks nach einem Verlust ersetzt werden, müssen Sie jeden eingetauschten<br />

Scheck notieren So ist im Falle eines Falles klar, welcher Scheck von Ihnen<br />

eingetauscht wurde und welche(r) gestohlen oder verloren wurde<br />

Bares innerhalb von Minuten<br />

Es kann immer passieren, dass Sie im Urlaub schnell eine größere Summe<br />

<strong>Geld</strong> brauchen Sei es, weil Sie Ihren Urlaub verlängern, ein besonders verlockendes<br />

Schnäppchen machen wollen oder weil Sie wegen eines Notfalls<br />

<strong>Geld</strong> brauchen Dafür gibt es den <strong>Service</strong> von Western Union In Deutschland<br />

können Sie bei einer Postbank, einer Reisebank oder einer American Express<br />

Agentur <strong>Geld</strong> einzahlen lassen Western Union übermittelt das <strong>Geld</strong> innerhalb<br />

weniger Minuten an eine Bank oder eine Agentur an Ihrem Urlaubsort Hier<br />

nennen Sie eine Geheimnummer und können das <strong>Geld</strong> in der jeweiligen Landeswährung<br />

in Empfang nehmen Die Geheimnummer erhält der Absender<br />

beim Einzahlen des <strong>Geld</strong>es und muss sie Ihnen dann per Telefon oder E-Mail<br />

mitteilen Sie brauchen für diesen <strong>Geld</strong>transfer weder ein Bankkonto noch<br />

eine Kreditkarte Wo es eine der 135 000 Western Union-Agenturen in 195<br />

Ländern gibt, erfahren Sie im Internet unter der Adresse www westernunion<br />

com oder telefonisch unter 01805/217721 (0,12 Euro/Minute) Dieser <strong>Service</strong><br />

kostet meist zwischen vier und fünf Prozent des überwiesenen Betrags<br />

Handy im Urlaub: Achtung Kostenfalle<br />

Das eigene Handy ist zum ständigen Begleiter geworden Wer auch bei einem Auslandsaufenthalt<br />

nicht auf das Mobiltelefon verzichtet will, muss sich darüber im Klaren<br />

sein, dass das Telefonieren weitaus teurer ist als bei Gesprächen im Inland Denn<br />

schon kurze Zeit nach dem Grenzübertritt ist das Mobilfunknetz des deutschen Mobilfunkanbieters<br />

nicht mehr verfügbar Das ausländische Fremdnetz muss genutzt<br />

werden (Roaming), - und das kann sehr teuer werden<br />

Die gute Nachricht vorweg: Telefonieren im EU-Ausland ist billiger geworden Dafür<br />

hat eine Verordnung der EU-Kommission gesorgt Die schlechte Nachricht: Viele<br />

Handy-Betreiber lassen sich deshalb neue Entgelte einfallen Zum Beispiel verlangt<br />

der Mobilfunkanbieter E-Plus seit September 2009 einen Mindestumsatz Kunden,<br />

die ihr Handy mit Prepaid-Karte zwei Monate lang nicht nutzen, müssen künftig eine<br />

monatliche Nutzungsgebühr in Höhe von 1 Euro zahlen Andere ziehen nach oder<br />

denken über ähnliche Nicht-Nutzungsentgelte nach Achten Sie vor allem bei Auslandsaufenthalten<br />

darauf, dass Ihnen nicht durch neue Gebührenfallen zu viel <strong>Geld</strong><br />

aus der Tasche gezogen wird Was Sie dagegen tun können, erfahren Sie hier:<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Technisch betrachtet ist das Telefonieren mit dem Handy auf Reisen kaum ein Problem<br />

– schon gar nicht in den Top-Urlaubsländern innerhalb Europas Auch wenn<br />

die ständigen Begrüßungs-SMS der ausländischen Netzbetreiber nerven, die den<br />

potenziellen neuen Kunden in ihrem Empfangsbereich willkommen heißen: Telefonieren,<br />

angerufen werden, SMS empfangen und verschicken – alles ist möglich Das<br />

gilt auch für viele Prepaid-Karten Doch wie viel Sie die Bequemlichkeit des Handys<br />

wirklich gekostet hat, zeigt sich häufig erst an der Handyrechnung, die nach der<br />

Heimkehr auf Sie wartet Sie können jedoch einiges dafür tun, um die Kosten so<br />

gering wie möglich zu halten!<br />

Kostengünstiges Netz wählen: Im Urlaubsland angekommen meldet sich ein Mobilfunknetz<br />

Die Display-Anzeige sollte verraten, um welches es sich handelt Meist<br />

sind aber zwei bis vier Netze verfügbar Man kann mit jedem Anbieter telefonieren,<br />

mit dem der eigene Netzbetreiber einen Abrechnungsvertrag hat Dabei sind bei einigen<br />

Anbietern für bestimmte Länder Kooperationspartner als Standardnetz eingestellt<br />

Achtung: Das ist nicht unbedingt das günstigste Netz, sondern das, bei dem die<br />

eigene Telefongesellschaft Anteile hält oder anders geschäftlich verbunden ist So<br />

kann man unter Umständen in die Netzfalle tappen Mit der „manuellen Netzwahl“,<br />

die man am Handy ausführt, kann man sich ein günstigeres Netz zulegen Welches<br />

Netz welche Konditionen hat, sollte man vor der Abreise beim eigenen Anbieter (Kundenhotline)<br />

oder im Internet recherchieren<br />

Bei der Wahl des Netzbetreibers sollten Sie neben dem reinen Minutenpreis folgende<br />

Faktoren beachten:<br />

Verbindungskosten: bei vielen Anbietern bestehen die Kosten aus einem Minutenpreis<br />

und einer Verbindungspauschale – gerade bei sehr kurzen Telefonaten, etwa<br />

wenn man nur einen Anrufbeantworter erreicht, ist das ungünstig<br />

Taktung: Gerade bei kurzen Telefonaten sind Anbieter mit kurzem Abrechnungstakt<br />

vorzuziehen, selbst wenn deren Minutenpreis hoch ist:<br />

Erreichbarkeit: Nicht in jedem Landesteil ist jedes Netz erreichbar Eine Übersicht<br />

über die Netzabdeckung einzelner Länder mit GSM-Netz gibt es unter: www gsmworld<br />

com<br />

Netz-Typ: Je nach Sendefrequenz nutzen einzelne Handys und Anbieter die Bereich<br />

von GSM 900 (in Deutschland die D-Netze) und GSM 1800 (E-Plus und O2)<br />

Fast alle aktuellen Handys beherrschen beide Netztypen (so genannte Dual-Band-<br />

Handys) Ist das Handy auf ein Band festgelegt, so engt das möglicherweise die<br />

Netzauswahl ein<br />

Haupt- und Nebenzeit: Die meisten Anbieter haben für Roaming inzwischen einen<br />

Rund-um-die-Uhr-Tarif Es kann sich lohnen, nach Anbietern mit einer Nebenzeit zu<br />

schauen und Telefonate in die Abend- oder Nachtstunden zu verlegen<br />

359


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Welttarife: Die meisten Anbieter haben einen einheitlichen Auslands-Tarif in ihrem<br />

Programm: Mit dem telefoniert man dann im Ausland egal in welchem Land in den<br />

Partnernetzen des Anbieters zu einem einheitlichen Tarif – was sorgenvolles Rechnen<br />

erspart Wer sich allerdings die Mühe macht, den günstigsten Netzbetreiber im<br />

Urlaubsland zu ermitteln und auch konsequent zu nutzen, der fährt billiger<br />

Teure Rufumleitung meiden: Die größte <strong>Geld</strong>falle für den Handy-Besitzer lauert in<br />

der „bedingten“ Rufumleitung: Hier werden Anrufe auf eine Mobilbox weitergeleitet<br />

Im Inland ist es praktisch, dass man Gespräche auf die Mobilbox umleitet, wenn man<br />

selbst das Mobiltelefon ausgeschaltet hat, keine Netzverbindung besteht oder ein<br />

zweites Gespräch ankommt, während man bereits telefoniert Diese „Umleitung bei<br />

Abwesenheit“ und „Umleitung bei Besetzt“ sowie „Umleitung bei Nicht-Erreichbarkeit“<br />

haben im Ausland teure Konsequenzen Wie bei jedem Gespräch zahlt der Anrufer<br />

immer nur die Kosten für einen Anruf im Mobilfunknetz im Inland Er kann ja im<br />

Zweifelsfalle nicht wissen, dass der Angerufene gerade im Ausland ist Ab der Grenze<br />

trägt der Handy-Besitzer die Mehrkosten für den Anruf, je nach Netz und Land in<br />

unterschiedlicher Höhe Bei der bedingten Umleitung addieren sich dazu die Kosten<br />

für die „Rückumleitung“ auf die deutsche Mailbox: Gezahlt wird für die Strecke aus<br />

Deutschland zum Handy und von dort auf die Mailbox – zu den ganz normalen Telefonkosten<br />

aus dem Ausland Rufen Sie die Mailbox, werden wieder Entgelte fällig<br />

Innerhalb EU-Europas sind die Handy-Kosten im Ausland seit Sommer 2009 begrenzt:<br />

Netzbetreiber dürfen der Verordnung der Europäischen Union (EU) zufolge<br />

ihren Kunden seit dem 1 7 2009 maximal 43 Cent pro Minute für Handygespräche<br />

aus dem Ausland berechnen Im Sommer 2010 soll der Höchstbetrag pro Minute auf<br />

39 Cent und 2011 auf 35 Cent pro Minute sinken Für im EU-Ausland angenommene<br />

Anrufe auf dem Handy kassieren Mobilfunkanbieter maximal 19 Cent Ab Juli 2010<br />

dürfen sie ihren Kunden höchstens 15 Cent und ab 2011 maximal elf Cent pro eingegangenen<br />

Anruf in Rechnung stellen<br />

Für aus dem Ausland versendete Kurznachrichten gilt ein Höchstpreis von 11 Cent<br />

Damit sind sie sogar deutlich günstiger als innerhalb Deutschlands üblicherweise<br />

verlangt wird<br />

Spätestens ab Juli 2010 muss außerdem das Abhören der eigenen Mail-Box im<br />

Ausland kostenlos sein Die Mobilfunkanbieter müssen die Roaming-Gebühren in<br />

Zukunft sekundengenau abrechnen Sie können allerdings einen Mindestbetrag pro<br />

Verbindung berechnen Diese entspricht einer Dauer von 30 Sekunden<br />

Fazit: Mailbox und Rufumleitung bleibt teuer Sie zahlen nämlich dreimal Die Roaming-Entgelte<br />

für den Anruf aus Deutschland, die Umleitung auf die deutsche Mailbox<br />

und schließlich dafür, dass Sie die Mobilbox abhören<br />

Das Empfangen von SMS ist auch im Ausland kostenlos, daher bitten Sie mögliche<br />

Absender, Ihnen per Kurznachricht Mitteilungen zukommen zu lassen Voraussetzung<br />

ist allerdings, dass das Handy regelmäßig eingeschaltet wird<br />

360


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Dagegen können sich MMS, Multimedia-Mitteilung als Kostenfalle entlarven Während<br />

in den deutschen Mobilfunknetzen die Preise einheitlich sind, gestaltet sich die<br />

Tarifstruktur für MMS aus dem Ausland deutlich komplizierter T-Mobile staffelt die<br />

Preise und verlangt je nach Ländergruppe unterschiedliche Entgelte Außerdem ist<br />

das Daten-Volumen für den Preis maßgeblich Die Kombination aus beiden schafft<br />

Preise zwischen von 39 Cent bis zu über 6 Euro Auch für den Empfang einer MMS<br />

kann man zur Kasse gebeten werden Das liegt an den ausländischen Netzbetreiber,<br />

die die Kosten an die deutschen weitergeben Zum Schluss zahlt der Kunde<br />

Checkliste Telefonieren im Ausland<br />

• Ist International Roaming bei meinem Handyvertrag oder meiner<br />

Prepaid-Karte freigeschaltet? Bei einigen Providern wird die Option<br />

erst nach einigen Monaten Vertragslaufzeit aktiviert<br />

• Brauche ich bedingte Rufumleitungen? Wenn nein, dann im Inland<br />

ausschalten<br />

• Besorgen Sie sich bei Ihrem Mobilfunkanbieter eine Liste der<br />

Roaming-Partner im Urlaubsland und vergleichen Sie die Preise<br />

Denken Sie vor allem auch an Tariffallen wie lange Haupt- und kurze<br />

Nebenzeiten<br />

• Machen Sie sich mit dem Handy-Menü vertraut, um das Netz manuell<br />

wechseln zu können Entfernen Sie im Zweifelsfall voreingestellte<br />

Telefongesellschaften für Ihr Urlaubsland<br />

Tipp:<br />

Deaktivieren Sie noch im Inland die bedingte Rufumleitung Stattdessen können<br />

Sie pauschal alle Anrufe auf die Mailbox leiten (die Sie auch aus dem<br />

Ausland abrufen können) oder die Mailbox deaktivieren – dann sind Sie nur<br />

erreichbar, wenn Sie das Handy eingeschaltet mit sich führen Allerdings können<br />

Sie ganz problemlos SMS empfangen – dafür sollten Sie von Zeit zu Zeit<br />

das Handy einschalten, denn SMS werden nur rund 48 Stunden aufgehoben<br />

Im Internet gibt es ausführliche Informationen zum Thema, dazu Vergleichstarife der<br />

Netzbetreiber in den wichtigsten Urlaubsländern unter:<br />

• www wiso de<br />

• www teltarif de/reisen<br />

•www xinio de<br />

361


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Per Card telefonieren<br />

Prepaid-Karte: Für Langzeiturlauber und Ferienhausbesitzer sind Prepaid-Karten<br />

eines Netzbetreibers im Ausland eine Alternative Man erwirbt am Urlaubsort eine<br />

SIM-Karte mit einer Rufnummer und vertelefoniert ein Guthaben Gespräche nach<br />

Deutschland und vor allem ins Netz des Gastlandes sind dabei deutlich günstiger<br />

als mit der deutschen Karte Nachteile: Anrufer aus Deutschland zahlen mehr, man<br />

erhält eine neue einheimische Rufnummer und zwischen Preis für die Karte und<br />

dem Gesprächsguthaben klafft eine mehr oder minder breite Lücke Und auch diese<br />

Karten haben nur eine begrenzte Gültigkeitsdauer, bis erneut eine Aufladung mit<br />

Guthaben erfolgen muss Außerdem kann das Einrichten einer Mailbox nach einer<br />

fremdsprachlichen Anleitung Probleme bereiten Ausländische Prepaid-Karten in<br />

Deutschland erwerben kann man in einer Reihe von Telefonläden und im Internet<br />

beispielsweise bei:<br />

• www globilo de<br />

• www prepaid-karten de<br />

Unter dieser Adresse gibt es auch eine Leih- und Tauschbörse für Karten, die ein<br />

anderer im Zielland erworben aber nicht abtelefoniert hat<br />

Calling-Cards: Guthabenkarten oder auch »Call-through« bieten die Chance, beim<br />

Telefonieren aus dem Ausland und auch per Handy, <strong>Geld</strong> zu sparen Dabei wird<br />

eine kostenfreie Rufnummer (meist mit den Vorwahlen 0800 oder 00800) angerufen<br />

und die auf der Karte aufgedruckte PIN eingegeben Es folgt eine Tarifansage und<br />

dann wählt man ganz normal die gewünschte Rufnummer inklusive Ländervorwahl<br />

Die Einwahlnummer plus PIN sollte man im Telefonbuch des Handys speichern, so<br />

dass das lästige Eintippen langer Zahlenreihen entfällt Rund ein Dutzend Anbieter<br />

offerieren ihre Karten, bei manchen gibt es gar keine Plastikkarte mehr, sondern die<br />

PIN wird per E-Mail zugestellt<br />

MMS-Postcard: Wer ein MMS-fähiges Handy besitzt, kann aus dem Urlaub einen<br />

Schnappschuss als Postkarte an Freunde zu Hause schicken Dafür muss er lediglich<br />

mit dem Handy ein Foto schießen, es mit einer Adresse und einem Grußtext<br />

versehen und an eine Kurzwahlnummer verschicken Das Foto wird in Postkartenformat<br />

ausgedruckt, mit dem Text versehen und abgeschickt Vorsicht: Eine solche<br />

individuelle Postkarte ist nicht billig: Mit zwei bis drei Euro muss man für eine MMS-<br />

Postkarte aus dem europäischen Ausland rechnen Dafür ist sie aber mit ein bis zwei<br />

Tagen Reisezeit schneller am Ziel als manche Postkarte<br />

362


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp:<br />

Wenn Sie Ihr Handy in eingeschaltetem Zustand verlieren, unbeaufsichtigt<br />

liegen lassen oder wenn es geklaut wird, können Fremde in Minutenschnelle<br />

eine hohe Summe vertelefonieren Schalten Sie es aus, wenn Sie es z B im<br />

Hotelzimmer liegen lassen Bei Verlust oder Diebstahl sollten Sie Ihr Mobilfunktelefon<br />

so schnell wie möglich sperren lassen Viele Mobilfunkanbieter<br />

bieten übrigens auch eine Handyversicherung an, die zahlt, wenn Handy verschwunden<br />

ist<br />

363


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Verbraucher haben Rechte –<br />

aber viele kennen sie nicht<br />

Wenn die Ware oder Dienstleistung nicht<br />

hält, was der Käufer sich davon verspricht<br />

Ob teures Computerzubehör, Kleidung, Spielzeug oder Hausgeräte<br />

- Gründe für eine Reklamation oder einen Umtausch<br />

kann es viele geben Das gilt bei eigenen Einkäufen, es gilt<br />

noch häufiger bei Geschenken Wann können Sie gekaufte<br />

oder geschenkte Ware zurückgeben, umtauschen, reparieren<br />

lassen?<br />

Bei fehlerfreier Ware gilt das Motto „gekauft ist gekauft“ Ein generelles Rückgaberecht<br />

gibt es nicht Kein Händler muss Ware zurücknehmen, nur weil sie dem Kunden<br />

nicht gefällt Wenn er es dennoch tut, ist das reine Kulanz Nur bei so genannten<br />

Haustürgeschäften gibt es ein Widerrufsrecht Wenn Sie also beim Versandhandel,<br />

per Telefon, E-Mail oder bei eBay kaufen, können Sie selbst fehlerfreie Ware auch<br />

bei Nichtgefallen innerhalb von 14 Tagen - meist kostenfrei - zurückschicken Anders<br />

ist es, wenn die gekaufte Ware fehlerhaft ist, schon nach kurzer Zeit kaputt geht oder<br />

noch unter Garantie steht Dann haben Sie als Käufer oder Verbraucher inzwischen<br />

viele Rechte, die es früher gar nicht oder nicht in dieser Form gab Welche Rechte<br />

Sie haben, hängt davon ab, was an der Ware auszusetzen oder zu bemängeln ist<br />

Mängel<br />

Es gilt der subjektive Fehlerbegriff Demnach ist eine Sache dann mangelhaft, wenn<br />

sie nicht die vereinbarte Beschaffenheit hat Als vereinbart gelten auch alle Eigenschaften<br />

des Kaufgegenstands, die sich aus Werbeaussagen oder Produktbeschreibungen<br />

ergeben Wurde keine Vereinbarung über die Beschaffenheit getroffen, gilt:<br />

Die Sache ist mangelhaft, wenn sie nicht dem entspricht, was bei Sachen gleicher Art<br />

üblich ist oder was der Käufer normalerweise erwarten kann<br />

Gewährleistung<br />

Der Verkäufer erfüllt den Anspruch des Käufers aus dem Kaufvertrag nur mit ordnungsgemäßer<br />

Ware Ist die Ware mangelhaft, muss der Händler die Ware zurück<br />

364


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

nehmen und dafür sorgen, dass Sie ein fehlerfreies Stück erhalten Der Verkäufer<br />

ist an die Gewährleistung rechtlich gebunden Die Gewährleistungsfrist beträgt zwei<br />

Jahre Verschweigt der Verkäufer einen Mangel arglistig, beträgt sie sogar drei Jahre<br />

Während dieser Zeit haben Sie Anspruch auf Nachbesserung, also auf Umtausch<br />

oder Reparatur Ist eine der beiden Varianten nicht möglich oder unverhältnismäßig,<br />

kann der Verkäufer die für ihn günstigere Form der Nachbesserung verlangen<br />

Der Austausch einer HiFi-Anlage wäre beispielsweise unverhältnismäßig, wenn es<br />

für den Verkäufer wirtschaftlicher ist, einen defekten Schalter zu reparieren Umgekehrt<br />

kann der Verkäufer bei geringwertigeren Waren einen Umtausch vorziehen,<br />

da eine Reparatur sich hier oft nicht lohnt Die Kosten für Transport, Material und<br />

Arbeitsleistung hat in jedem Fall der Verkäufer zu tragen Leider gibt es bei der Nachbesserung<br />

keine verbindliche Frist Kommt es zu längeren Verzögerungen, können<br />

Sie aber mit einer Fristsetzung Druck machen Verlangen Sie Reparatur oder Umtausch<br />

innerhalb von einer Woche und drohen Sie Verzugsstrafen an, falls sich der<br />

Händler nicht sputen will Fordern Sie das schriftlich<br />

Erst wenn zwei Abhilfeversuche fehlgeschlagen sind, kann der Käufer vom Kaufvertrag<br />

zurück treten Das heißt, er gibt die Ware zurück und verlangt im Gegenzug sein<br />

<strong>Geld</strong> heraus Er hat auch die Möglichkeit, die Ware zu behalten und den Kaufpreis zu<br />

mindern Bei der Höhe der Minderung kommt es auf das Ausmaß des Mangels an<br />

Entscheidend ist das Verhältnis des Werts der Sache im mangelfreien Zustand zum<br />

tatsächlichen Wert des mangelhaften Gegenstands<br />

Beispiele: Der neue Pullover färbt ab? Die neue Software läuft trotz anders lautender<br />

Angaben nicht auf Ihrem PC? Der Verkäufer haftet für alle Mängel, die schon zum<br />

Zeitpunkt des Verkaufs (Gefahrübergang) bestanden haben Das gilt auch, wenn Sie<br />

die Sache bereits benutzt haben und sich der Mangel erst später bemerkbar macht<br />

(versteckter Mangel)<br />

Für Mängel, die auf natürlichen Verschleiß, Abnutzung oder unsachgemäßen Gebrauch<br />

zurückzuführen sind, haftet der Verkäufer nicht Auch extra gekennzeichnete<br />

fehlerhafte Artikel (zum Beispiel: „zweite Wahl“) oder markierte Stellen mit kleinen<br />

Macken, darf der Händler vom Umtausch ausschließen<br />

Tipp:<br />

Ihr Vertragspartner ist der Händler, bei dem Sie die Ware gekauft haben Das<br />

gilt auch bei Mängeln Lassen Sie sich während der Gewährleistungszeit nicht<br />

abwimmeln und an den Hersteller verweisen Das führt oft zu unnötigen Telefon-<br />

und Portokosten<br />

365


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Garantie<br />

Die Garantie ist eine freiwillige Zusatzleistung des Händlers (Händlergarantie) oder<br />

des Herstellers (Herstellergarantie), die über die gesetzliche Gewährleistungsregelung<br />

hinausgeht Sie gilt meist drei Jahre und läuft damit zunächst parallel zur<br />

zweijährigen Gewährleistungsfrist Bei Reklamationen können Sie zwischen beiden<br />

Varianten wählen Für die Garantie haftet derjenige, der sie eingeräumt hat! Die Garantieverpflichtung<br />

ist unabhängig von der gesetzlichen Gewährleistung Hat der<br />

Hersteller freiwillig eine Garantie gewährt, tritt diese nur neben die Verantwortung<br />

des Verkäufers, ersetzt sie aber nicht<br />

Tipp:<br />

Wollen Sie Ihr <strong>Geld</strong> zurück oder eine Preisminderung erreichen, wenden Sie<br />

sich an den Verkäufer Bei Austausch oder Reparatur kommen Sie mit der<br />

Herstellergarantie meist unproblematischer ans Ziel<br />

Beweise sammeln<br />

Beim Umtausch kann es gerade bei teuren Sachen zum Streit kommen War die<br />

Ware schon beim Kauf kaputt oder nicht? In den ersten sechs Monaten ab Kaufdatum<br />

spielt diese Frage fast nie eine Rolle Denn die Beweislast liegt innerhalb des<br />

ersten halben Jahres beim Verkäufer Danach kehrt sich die Beweislast allerdings<br />

um Ab dem siebten Monat müssen Sie belegen, dass Sie mit der Ware ordnungsgemäß<br />

umgegangen sind und den Fehler oder Mangel nicht verursacht haben Oft<br />

hilft dann nur noch ein Gutachter Sammeln Sie deshalb alle wichtigen Unterlagen für<br />

den Reklamationsfall:<br />

Heben Sie immer den Kassenbon auf Wenn Sie ihn nicht mehr haben, kann auch ein<br />

Zeuge belegen, dass Sie die Ware in diesem Geschäft gekauft haben<br />

Wenn Sie per Lastschrift bezahlt haben, gilt auch der Kontoauszug als Beleg<br />

Sammeln Sie stets die Gebrauchsanleitungen: Auch aus fehlenden Informationen<br />

oder falschen Angaben lassen sich Gewährleistungsansprüche ableiten Dasselbe<br />

gilt, wenn mengenmäßig zuwenig oder gar etwas anderes geliefert wurde<br />

Die Originalverpackung müssen Sie nicht aufbewahren Mangelhafte Ware können<br />

Sie auch ohne Kassenzettel reklamieren Der Kunde braucht lediglich nachzuweisen,<br />

dass er das Produkt bei dem betreffenden Händler gekauft hat Hier reicht auch eine<br />

Zeugenaussage oder bei Kartenzahlung der Kontoauszug<br />

366


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Gutschein – nicht immer ist alles gut<br />

Wer einen Blick ins Gesetz wirft, wird zum Thema „Gutschein“ wenig finden Es gibt<br />

keine gesetzliche Definition für diesen Begriff Trotzdem sind Gutscheine im geschäftlichen<br />

Verkehr mit Privatkunden weit verbreitet Sie ersetzen in der Praxis häufig das<br />

<strong>Geld</strong> als Zahlungsmittel Aufgrund der fehlenden gesetzlichen Grundlage sind natürlich<br />

auch die rechtlichen Konsequenzen der verschiedenen Arten von Gutscheinen<br />

nicht einheitlich geregelt Rechtliche Einzelheiten hängen daher teilweise von der Art<br />

des Gutscheins ab In der Praxis des Einzelhandels werden Gutscheine insbesondere<br />

als Geschenk-Gutscheine und Umtausch-Gutscheine ausgegeben Doch was<br />

macht eigentlich einen Gutschein aus?<br />

Für Juristen handelt es sich bei einem Geschenkgutschein um ein so genanntes<br />

kleines Inhaberpapier im Sinne von § 807 BGB Im Geschenkgutschein ist ein Recht<br />

verbrieft, welches in der Regel nur durch Vorlage des Gutscheins bei dessen Aussteller<br />

geltend gemacht werden kann Deswegen sollte man Gutscheine pfleglich behandeln<br />

Verliert man sie, so kann der Anspruch meist nicht mehr erfolgreich geltend<br />

gemacht werden<br />

Voraussetzung für eine wirksame Gutscheinverpflichtung ist, dass der Schein schriftlich<br />

ausgegeben wird Ob in handgeschriebener Form oder als Vordruck, spielt keine<br />

Rolle Grundsätzlich muss der Aussteller aus dem Papier hervorgehen Die Angabe<br />

der Firma ist dabei ausreichend, die Unterschrift des Ausstellers ist nicht zwingend<br />

notwendig Beispiel: Unterschreibt die Angestellte in der Parfümerie nicht persönlich,<br />

versieht den Gutschein aber mit einem Stempel, ist klar, von wem der Gutschein<br />

kommt Der Inhalt des Anspruchs muss zumindest im Wesentlichen beschrieben<br />

sein Als Leistungsgegenstand kann jede denkbare Leistung angegeben werden So<br />

kann in einem Gutschein eines Frisörs zum Beispiel stehen:<br />

„ für einmal Waschen, Schneiden und Fönen “ Auch die Übereignung bestimmter<br />

Waren oder die Verrechnung eines bestimmten Betrags beim Kauf von Waren kann<br />

Inhalt eines Gutscheins sein In jedem Fall muss aus dem Gutschein hervorgehen,<br />

welchen Umfang oder Wert die Leistung haben soll In der Regel wird also der Betrag<br />

angegeben sein, den der Beschenkte beim Händler einlösen kann<br />

Fristen beachten<br />

Achten Sie bei Geschenk-Gutscheinen auf die Fristen Zum Beispiel: „ einzulösen<br />

bis zum 31 12 2005“ oder „ gültig für sechs Monate“ Denn jeder Händler wird eine<br />

Beschränkung festlegen, wie lange er Ware gegen Gutschein tauschen will Eine<br />

gesetzliche Mindestfrist orientiert sich nach der dem neuen Schuldrecht Danach gilt<br />

eine Frist von drei Jahren Vereinzelt haben Richter entschieden, dass eine Frist von<br />

zehn Monaten (LG München I, AZ: 7 O 2109/95) zu knapp bemessen ist und Kino-<br />

Gutscheine (Hanseatisches OL, AZ: 10 U 11/00) nicht vor Ablauf von zwei Jahren<br />

verfallen dürfen Anders bei Gutscheinen fürs Theater: Hier kann sich die Einlösefrist<br />

aus der Art der Leistung ergeben So kann ein Gutschein für eine bestimmte Thea-<br />

367


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

teraufführung nur während der Spielzeit dieses bestimmten Stücks eingelöst werden<br />

Kulante Veranstalter verlängern gelegentlich einen solchen Gutschein für die kommende<br />

Spielzeit Einen Anspruch hat der Kunde hier allerdings nicht Grundsätzlich<br />

gilt: Ist die Frist abgelaufen, darf der Händler die Einlösung verweigern<br />

Es ist daher fraglich, ob das Landgericht München I und das Oberlandesgericht Hamburg<br />

ihre Entscheidungen vor diesem Hintergrund des neuen Schuldrechts aufrechterhalten<br />

würden Drei Jahre dürfte ein vernünftiger Zeitraum sein, um Rechte aus<br />

einem Gutschein geltend machen zu können Sowohl der Händler wie auch der Verbraucher<br />

werden hier gleichermaßen geschützt Für eine kürzere Befristung besteht<br />

in den meisten Fällen wohl kein legitimes Interesse des Händlers Neue gerichtliche<br />

Entscheidungen dieser Problematik sind noch nicht bekannt, weswegen kann derzeit<br />

nicht vorher gesagt werden kann, ob beispielsweise eine Befristung auf zwei Jahre<br />

zulässig ist oder nicht<br />

Übrigens: Hat die gekaufte Sache einen Mangel, müssen Sie einen Gutschein für<br />

ein fehlerfreies Produkt nicht als Ersatz für einen Umtausch akzeptieren Wird dagegen<br />

mangelfreie Ware freiwillig zurückgenommen, kann der Händler einen Gutschein<br />

ausstellen, statt den Kaufpreis zu erstatten Denn in diesem Fall nimmt er die Ware<br />

sowieso nur aus Kulanz zurück<br />

Tipp:<br />

Sie sollten einen Gutschein immer gründlich durchlesen und im Falle einer<br />

Befristung mit dem Händler darüber reden Pochen Sie auf Kulanz, falls der<br />

Gutschein schon abgelaufen sein sollte und die Gültigkeitsdauer kürzer als<br />

drei Jahre war Fragen Sie nach Fristverlängerung oder Barauszahlung Meist<br />

ist das kein Problem – auch, wenn die Geschäftsleute dazu nicht verpflichtet<br />

sind<br />

368


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Homebanking: Der schnelle<br />

Klick zum <strong>Geld</strong><br />

<strong>Geld</strong>geschäfte am PC: Praktisch – aber<br />

nicht ohne Tücken. Schützen Sie Ihr<br />

<strong>Geld</strong> vor fremden Zugriffen<br />

Mit „WISO Mein <strong>Geld</strong>“ haben ein hervorragendes Programm<br />

für Ihr privates <strong>Geld</strong>management erworben In dem dazu gehörenden<br />

Ratgeberbuch geben wir Ihnen zahlreiche Tipps und<br />

Hinweise, wie Sie mehr aus Ihrem <strong>Geld</strong> machen können Aber<br />

am wichtigsten ist es, Ihre Ersparnisse vor fremden Zugriffen<br />

zu schützen Die Tricks der Ganoven werden immer raffinierter,<br />

ihre Tarnung immer geschickter – und leider gibt es immer<br />

wieder Gutgläubige oder Unvorsichtige, die darauf hereinfallen<br />

Deshalb steht Sicherheit ganz am Anfang dieses WISO-<br />

Ratgebers rund ums <strong>Geld</strong> Denn: Was nützen alle Hinweise,<br />

wie Sie mehr aus Ihrem <strong>Geld</strong> machen können, wenn schließlich<br />

Kriminelle den Nutzen davon haben?<br />

Homebanking wird inzwischen von Millionen Menschen genutzt Aber nicht alle nutzen<br />

auch die notwendigen Sicherheitsinstrumente, um sich vor fremden Zugriffen zu<br />

schützen Für Bianca und Marco Hansen ist es seit langem selbstverständlich, dass<br />

sie von zu Hause aus prüfen, wie viel <strong>Geld</strong> noch auf ihrem Konto ist Überweisungen<br />

nehmen sie grundsätzlich vom eigenen PC aus vor, weil sie als Berufstätige kaum die<br />

Zeit haben, zum Bankschalter zu gehen Ihre Eltern dagegen können sich das nicht<br />

vorstellen – nicht weil sie mit der Technik nicht klar kämen Schließlich haben beide<br />

Väter vor der Pensionierung beruflich mit PCs gearbeitet Aber sie haben Angst, dass<br />

ihre Daten in fremde Hände geraten könnten Sie wollen nicht, dass sich Ganoven<br />

von ihrem Konto bedienen Schließlich lesen sie fast täglich in der Zeitung etwas von<br />

369


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Hackern Das Risiko, auf diese gemeine Art um ihre Ersparnissen gebracht zu werden,<br />

wollen sie nicht eingehen Da gehen sie lieber persönlich zu Bank<br />

Doch damit gehören sie bald einer Minderheit an Denn über dreißig Millionen Bundesbürger<br />

tun es bereits: Onlinebanking liegt im Trend Wer seine Bankgeschäfte<br />

von zu Hause aus am Computer abwickelt, hat viele Vorteile: Keine Parkplatzsuche<br />

und kein Warten in der Schlange und zudem Öffnungszeiten rund um die Uhr auf<br />

Obendrein ist Homebanking eine prima Sache für alle, die sparen wollen Denn fast<br />

alle <strong>Geld</strong>häuser bieten ihren Kunden das Online-Konto billiger an, als die Betreuung<br />

in der Filiale<br />

Trotzdem verzichtet etwa die Hälfte der Deutschen immer noch auf die bequeme und<br />

preiswerte Art, ihr <strong>Geld</strong> von zu Hause aus zu verwalten Der Grund: Fast drei Viertel<br />

derjenigen, die „an sich“ gern Homebanking machen würden, haben Sicherheitsbedenken<br />

Das ist nicht unberechtigt Immerhin richten nach Expertenschätzungen Online-Kriminelle<br />

im Bereich des Homebanking jedes Jahr einen Schaden von rund 70<br />

Millionen Euro an Schlimm ist: Viele Bankkunden merken nicht einmal, dass sie um<br />

ihr <strong>Geld</strong> betrogen werden Es sind nämlich nicht immer gleich ganz große Beträge,<br />

die ihnen entwendet werden Viele Betrüger bedienen sich in kleinen Portionen an<br />

fremden Konten Sie hoffen darauf, dass die Bestohlenen ihre Auszüge nicht genau<br />

genug prüfen und daher den Diebstahl lange nicht bemerken<br />

Homebanker können sich schützen – so wie es generell alle Bankkunden auch tun<br />

müssen Denn wer nur aus Angst vor der Internetkriminalität den Bankschalter wählt,<br />

ist dadurch nicht vor kriminellen Machenschaften geschützt Langfinger, die in der<br />

Nähe von <strong>Geld</strong>automaten lauern, können versuchen, den gerade gefüllten <strong>Geld</strong>beutel<br />

oder die Brieftasche zu entwenden Sie bemühen sich, die Geheimnummern von<br />

ec-Karten auszuspähen, in dem sie Vorsatzgeräte und Mini-Kameras an <strong>Geld</strong>automaten<br />

montieren Sie ersinnen immer neue Tricks und Techniken, die noch schwieriger<br />

zu entdecken sind<br />

Vielen dieser Gefahren kann man entgehen, zum Beispiel am <strong>Geld</strong>automaten, Bargeld<br />

braucht jeder Wenn man seine <strong>Geld</strong>geschäfte jedoch vom heimischen PC aus<br />

erledigt, sind auf der Datenautobahn zusätzliche Regeln und Vorsichtsmaßnahmen<br />

einhalten, wenn man den Ganoven ihr übles Spiel verderben will<br />

Kostengünstig und praktisch<br />

Sich aus lauter Angst vor Finanzpiraten selber um die Vorteile des Homebanking zu<br />

bringen, ist sicher nicht sinnvoll Denn vom Girokonto bis zum Depot - fast alles lässt<br />

sich online erledigen: Kontostand, Überweisungen oder Daueraufträge Auch Lastschriften<br />

oder Wertpapierkäufe sind bei vielen Banken möglich Dafür sollten Sie mit<br />

niedrigen Entgelten belohnt werden: Zahlen Sie am besten nichts, aber nicht mehr<br />

als vier Euro Grundpreis im Monat Schließlich machen Sie jetzt die Arbeit, die sonst<br />

teueres Bankpersonal erledigen müsste An Technik brauchen Sie nur einen PC und<br />

einen Internetzugang Eine gesonderte Software wird in der Regel nicht benötigt,<br />

370


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

denn der Online-Kontakt läuft über die gesicherte Homepage Ihrer Bank oder über<br />

die separaten Netze, zum Beispiel von T-Online<br />

Tipp<br />

Nutzen Sie den Sicherheitsassistenten von WISO Mein <strong>Geld</strong> Wir haben hier<br />

eine Vielzahl von Tools zusammengestellt, die Ihrer Sicherheit dienen Diese<br />

sollen Sie davor schützen, aus Versehen oder Unkenntnis Daten preiszugeben,<br />

die Ganoven nutzen könnten, um Ihr Konto zu plündern Sie sollten diese<br />

Gefahr ebenso ernst nehmen wie das Risiko, dass Einbrecher in Ihre Wohnräume<br />

eindringen<br />

An der Adresse: https:// statt http:// erkennen Sie, ob Sie sich auf der sicheren Seite<br />

befinden Sie können selbstverständlich auch eigene Softwareprogramme benutzen,<br />

die Ihnen noch mehr Sicherheit und vor allem mehr <strong>Service</strong> bieten, zum Beispiel<br />

Kontoführung mit Unterkonto, Haushaltsbuch, Depotverwaltung und vieles mehr, wie<br />

es „WISO Mein <strong>Geld</strong>“ anbietet Auf die von Ihnen eingesetzten Systeme nimmt Ihre<br />

Bank in der Regel keinen Einfluss Sie können also frei wählen Viele sind dennoch<br />

skeptisch, vor allem was die Anwenderfreundlichkeit und die Sicherheit angeht Deshalb<br />

hier Antworten auf die häufigsten Fragen:<br />

Gibt es bei Überweisungen einen Höchstbetrag? Früher beschränkten die Banken<br />

den Onlineverkehr auf Höchstbeträge zwischen 2 000 oder 5 000 Euro Heute<br />

sind 10 000 Euro keine Seltenheit Begrenzungen sind zum Beispiel beim Online-<br />

Brokerage, also beim Wertpapierhandel via Internet sinnvoll Beachten Sie dabei:<br />

je höher die Verfügungsrahmen, desto höher der Schaden im Betrugsfall Wenn Sie<br />

wollen können Sie über Ihr volles Guthaben auch im Rahmen Ihres Überziehungskredits<br />

frei verfügen Sie sollten jedoch für Ihre eigene Sicherheit eine Höchstgrenze<br />

einführen, auch wenn Kontoberechtigte, etwa von Geschäftskonten nur bis zu einem<br />

bestimmten Betrag über das Konto verfügen sollen<br />

Ist Onlinebanking ist auch offline möglich? Sie können mit speziellen Programmen<br />

– wie „Mein <strong>Geld</strong>“ auch offline arbeiten Das heißt, dass erst dann eine Internetverbindung<br />

hergestellt wird, wenn Sie sich bei Ihrer Bank einwählen Allerdings sind<br />

die Seiten des Onlinebanking bei den Banken besonders geschützt Hier liegt der<br />

Vorteil beim Einsatz der Sicherheitsvorkehrungen der Bankensoftware Wenn Sie<br />

sich im Internet auf ungeschützten Seiten bewegen, können Hacker Sie wesentlich<br />

leichter attackieren<br />

Welche Verschlüsselungsverfahren sind am sichersten? Am gebräuchlichsten<br />

ist die SSL-Verschlüsselung mit 128 Bits Das HBCI (Homebanking Computer Interface)<br />

gilt als noch sicher, weil ein Zusatzgerät angeschlossen wird Die Sicherheitsstufe<br />

reicht von 1 bis 4 Stufe 1 bietet lediglich ein Steckmodul für die Chipkarte, bei<br />

der Stufe 2 sind die Geräte mit einer eigenen Tastatur ausgestattet, in der Stufe 3<br />

371


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

und 4 sind zusätzliche Sicherheitsmechanismen eingebaut Ab der Stufe 2 gelten die<br />

Zusatzgeräte als sicher Die meisten Kreditinstitute sprechen eine Empfehlung aus<br />

Sparkassen weisen auf Hersteller hin, z B den Deutschen Sparkassenverlag<br />

Muss der Kunde Sicherheitshinweise beachten? Für Onlinebanking gelten in der<br />

Regel zusätzliche Sonderbedingungen, die in den Allgemeinen –Geschäftsbedingungen<br />

(AGB) aufgeführt werden Diese betreffen zum Beispiel die Sorgfalts- und Mitwirkungspflicht<br />

des Kunden Außerdem muss darin die Haftungsfrage geklärt sein<br />

Sind alle Bankdienstleistungen online möglich? Die Onlineberatung wird immer<br />

stärker ausgebaut, auch über Call-Center Jedoch ist eine persönliche Beratung zum<br />

Beispiel für Kreditgeschäfte, für die Baufinanzierung und für die Vermögensberatung<br />

empfehlenswert<br />

Kann man auf Onlinekonten Schecks einreichen oder Bargeld einzahlen? Bei<br />

Filialbanken, die Ihnen ein verbilligtes Onlinekonto angeboten haben, gehen Sie einfach<br />

in die Filiale und reichen dort Schecks und Bargeld ein Voraussetzung: Ihnen<br />

wird keine andere Möglichkeit angeboten Geben Sie allerdings Überweisungen ab,<br />

verlangen Filialen dafür ein Entgelt – meist zwischen 1,00 und 1,50 Euro Bei Direktbanken<br />

müssen Sie sich jeweils erkundigen, welche Regelung dort zu beachten ist<br />

Tipp: Nutzen Sie die <strong>Service</strong>terminals Die sind auch in der Filiale kostenlos<br />

Achten Sie auf die Verschlüsselung!<br />

Die Verschlüsselung Ihrer Daten ist das A und O Je sicherer sich Ihre Daten durch<br />

das Netz bewegen, desto unwahrscheinlicher wird es, dass Fremde bei Ihren Bankgeschäften<br />

mitlesen oder Daten ausspähen und kopieren Es gibt zwei Verschlüsselungsverfahren:<br />

Am weitesten verbreitet ist die SSL-Verschlüsselung (Secure Sockets Layer), das<br />

mit zwei Schlüsseln arbeitet Der Kunde muss sich mit einer PIN ausweisen und für<br />

jede Transaktion, also für jedes Bankgeschäft eine Transaktionsnummer (TAN) eingeben<br />

Über eine Verbindung zwischen Kunden-PC und Bankrechner werden dann<br />

die Daten durch einen sicheren Kanal hin und her geschickt<br />

Die Eingabe von TAN wird von einigen Kunden als lästig empfunden Außerdem<br />

müssen nach Verbrauch neue Listen angefordert werden Aber das dient Ihrer Sicherheit<br />

Immerhin kann man sich das Leben in dieser Hinsicht etwas erleichtern:<br />

Lässt Ihre Bank Sammelüberweisungen beim Onlinebanking zu, müssen Sie für viele<br />

Buchungen nur eine Nummer opfern<br />

Um den Weg noch sicherer zu machen haben die Banken e-TAN eingeführt Das<br />

heißt, erst nach Abschluss der Banktätigkeit erhalten Sie vor dem Absenden die TAN<br />

zugewiesen Sie wird nach dem Zufallsprinzip vergeben<br />

Der HBCI-Standard (Homebanking Computer Interface) kam erstmals 1998 zum<br />

Einsatz, aber immer noch nicht flächendeckend im Angebot Dabei handelt es sich<br />

um ein Sicherheitsverfahren zur Authentifizierung und Verschlüsselung von Bankauf-<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

trägen Er bietet die höchste Sicherheitsstufe Die Daten werden nicht nur auf einem<br />

gesicherten Weg durchs Internet geschickt, sondern alle einzeln verschlüsselt Zusätzlich<br />

muss der Kunde eine digitale Unterschrift leisten Technisch geschieht das<br />

durch ein Lesegerät und eine Chipkarte Mit dem eingebauten Mikroprozessor können<br />

Daten verschlüsselt oder kryptographisch signiert werden Der Zugang ist durch<br />

eine PIN geschützt Die Eingabe von TAN entfällt Dafür muss beim HBCI-Verfahren<br />

ein Zusatzgerät mit Tastatur an den Computer angeschlossen werden<br />

HBCI wird seit 2004 unter der neuen Namen FinTS (Financial Transaction <strong>Service</strong>s)<br />

geführt Es ist die konsequente Weiterentwicklung des HBCI-Standards Die<br />

Idee dahinter ist, den HBCI Standard mit dem Authentifizierungsmedium PIN/TAN<br />

auszustatten Nun gibt es also neben der Chipkarte noch PIN und TAN über HBCI<br />

Viele Banken, die über Jahre am veralteten CEPT-Standard von T-Online festhielten,<br />

haben inzwischen darauf umgestellt FinTS mit PIN/TAN ist dadurch auf Platz 1 der<br />

genutzten Banken- und Sparkassenzugänge vorgerückt<br />

Mit FinTS kommen in künftigen Versionen weitere sehr sinnvolle und interessante<br />

Neuerungen auf die Kunden zu Dazu gehört beispielsweise die Nutzung der Signaturkarte<br />

für Banking und für andere Aufgaben, wie z B eine Ummeldung des<br />

Fahrzeuges per Internet Deshalb werden bei allen Sparkassen nur noch signaturfähige<br />

Karten ausgegeben, so dass sich der neue Sicherheitsstandard sehr schnell<br />

verbreitet<br />

Tipp<br />

Entscheiden Sie sich beim HBCI-Verfahren / FinTS für ein Zusatzgerät mit<br />

eigener Tastatur Das ist noch sicherer Wenn Sie eine Lösung über USB-Stick<br />

wählen können, ist das auch für unterwegs praktisch<br />

Tatort Internet<br />

Eine absolute Sicherheit beim Onlinebanking wird Ihnen keine Bank garantieren<br />

Denn im Internet ist man vor Angriffen nicht gefeit: Viren, Würmer, Trojaner und anderes<br />

PC-Ungeziefer lauern überall Typische Gefahren im Internet sind heute:<br />

� Mitlesen, Verändern und Löschen von Daten bei der Übertragung<br />

� Viren, Würmer: Programme, die sich selbständig verbreiten oder über<br />

E-Mails im Internet versandt werden und Schäden auf Ihrem PC anrichten<br />

können<br />

� Trojanische Pferde: Programme, die unbemerkt vom Nutzer sicherheitskritische<br />

Funktionen, wie z B das Abfangen von Passworten durchführen<br />

� Maskerade, d h Vortäuschung von falschen Namen, Seiten und Adressen<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

� Hackereinbrüche: Unberechtigte dringen über das Internet den PC ein<br />

� Phishing: Abfragen sensibler Daten über gefälschte Mails<br />

� Pharming: die gefährlichere Form von Phishing Der Begriff Pharming<br />

(deutsch: Landwirtschaft) bezieht sich auf das züchten von gefälschten<br />

Internet-Seiten auf einer Server-Farm<br />

Phishing ist ein Kunstwort, gebildet aus Password und Fishing Gemeint damit<br />

ist der Versuch, auf betrügerische Art und Weise an Passwörter von arglosen<br />

Internetnutzern zu kommen (siehe das Beispiel am Ende des Kapitels) Zunächst<br />

werden wahllos E-Mails verschickt, ähnlich wie bei Spam-Mails, den unerbetenen<br />

Werbetexten Die Empfänger werden in der Regel aufgefordert, persönliche Daten<br />

auf der Webseite einer (angeblichen) Bank, eines Providers oder Online-Shops neu<br />

einzugeben Häufige Begründung: Verbesserung oder Überprüfung der Sicherheitssysteme<br />

In der Mail gibt es einen Hyperlink, der nur vermeintlich zur Webseite des<br />

angeblichen Absenders führt Doch diese Absenderadresse ist ebenso ein Täuschungsversuch<br />

wie die Webseite, auf der man landet, wenn man den Fehler begeht,<br />

diesem Link zu folgen Die Webseite ist der Webseite einer Bank oder des Shops<br />

zwar oft täuschend ähnlich nachgebaut und optisch daher nur schwer vom Original<br />

zu unterscheiden Doch es ist eine Falle Das Opfer soll seine Daten hinterlassen<br />

Bei Phishing-Attacken gegen Bankkunden sind das in der Regel die Kontonummer,<br />

die PIN und eine TAN Gelingt den Angreifern diese Täuschung, haben sie Zugriff auf<br />

das Konto und können mit der TAN eine Transaktion durchführen Im schlimmsten<br />

Fall kann das Konto so bis an die Grenze des Dispokredits geplündert werden<br />

Pharming könnte sich zu einer noch größeren Bedrohung für die Sicherheit im<br />

Netz entwickeln als Phishing Denn: Damit eine Webdomain im World Wide Web gefunden<br />

werden kann, wird sie in eine numerische IP-Adresse umgewandelt Das erledigen<br />

DNS-Server, die eine Art Vermittlungsstelle sind Kriminelle Hacker versuchen,<br />

in diese Server einzudringen und die dort lagernden „Adressbücher“ zu manipulieren<br />

Die IP-Adressen werden dabei so geändert, dass der Surfer auf eine gefälschte<br />

Webseite geleitet wird Diese liegt auf den Servern der Betrüger, die so etwas wie<br />

große „Server-Farmen“ betreiben – daher die Bezeichnung Pharming Der Bankkunde<br />

bemerkt davon nichts und tippt ahnungslos die korrekte Webadresse seiner Bank<br />

ein Die Daten werden an die Betrüger übermittelt, die sie dann in krimineller Weise<br />

nutzen Sicherheitsexperten bezeichnen Pharming als Phishing im großen Stil Denn<br />

während die Phishing-Betrüger ihre Opfer einzeln per Email zu angeln versuchen<br />

und auf die (fahrlässige) Mithilfe ihrer Opfer angewiesen sind, können Pharmer ihre<br />

potenziellen Opfer massenhaft per Schleppnetz einfangen<br />

374


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp<br />

Ursprünglich waren viele der falschen Bank-Mails in so miserablem Deutsch,<br />

dass sie allein daran als Täuschungsversuch zu erkennen waren Doch auch<br />

in dieser Hinsicht lernen die Ganoven dazu Deshalb: Löschen Sie derartige<br />

Mails schon im Vorschaufenster Rufen Sie sie niemals auf und geben Sie keine<br />

Daten ein Keine seriöse Bank, Sparkasse oder Kreditkartenorganisation<br />

wird jemals solche Daten abfragen<br />

Wenn Sie von Ihrer Telefongesellschaft per Mail Rechnungen mit ungewöhnlich<br />

hohen Beträgen bekommen, kann das eine geschickt aufgestellte psychologische<br />

Falle sein Ehe Sie solche Mails öffnen oder gar beantworten, sollten<br />

Sie telefonisch bei Ihrem Provider nachfragen Die Ganoven hoffen, dass Sie<br />

empört reagieren und sofort die Seite anklicken, um die angebliche Rechnung<br />

zu prüfen oder sich zu beschweren In diesem Augenblick sind Sie bereits in<br />

die Falle getappt Denn dann kommen die Versender dieser massenhaft verschickten<br />

Mails in den Besitz Ihrer Mailadresse und vielleicht noch sensiblerer<br />

Daten<br />

Angriffe auf Kunden deutscher Banken<br />

Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken, der Postbank, der Deutschen Bank, der<br />

Citi-Bank und anderer Kreditinstitute wurden von Phishing-Betrügern mit Massen-<br />

Mails eingedeckt Sie wurden aufgefordert, eine gefälschte Webseite aufzusuchen<br />

und dort persönliche Kundendaten einzugeben Einige Kunden der Postbank, die<br />

sich dazu verleiten ließen, auf betrügerische E-Mails zu antworten und vertrauliche<br />

Daten einzugeben, kamen mit dem Schreck davon In einem Fall bemerkte der Betroffene<br />

selber gerade noch rechtzeitig, dass die „Pisher“ 9 000 Euro von seinem<br />

Konto an eine Adresse im Ausland überwiesen hatten und konnte die Überweisung<br />

rückgängig machen Im weiten Fall verhinderte ein Kontrollanruf der Bank, eine so<br />

genannte Plausibilitätskontrolle, dass 12 000 Euro vom Konto verschwanden<br />

Ein anderer Trick besteht darin, E-Mails mit durchaus zutreffenden Sicherheitshinweisen<br />

zu verschicken Der Kunde soll dann persönliche Daten an ein angebliches<br />

Onlinebanking-Portal der Bank schicken Der Link führt zu einer unverdächtig erscheinenden<br />

Webseite mit der Adresse www postbanks info Die hat aber in Wirklichkeit<br />

mit der Postbank nichts zu tun Wer antwortet sendet seine Daten direkt an die<br />

Betrüger Wie viele Kunden insgesamt den manchmal plumpen, manchmal sehr raffinierten<br />

Aufforderungen zur Datenübergabe gefolgt sind, ist unbekannt Die Phishing-<br />

Attacken werden immer professioneller und erwecken zunehmend den Anschein von<br />

Authentizität<br />

Inzwischen haben nahezu alle Banken Sicherheitshinweise auf ihren Webseiten veröffentlicht<br />

Vom Bundesverband Deutscher Banken gibt es einen umfassenden Si-<br />

375


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

cherheitsratgeber fürs Onlinebanking (unter www bdb de zum Bestellen oder Downloaden)<br />

Meist werden die gefälschten Webseiten in Zusammenarbeit von deutschen<br />

und ausländischen Providern schnell vom Netz genommen oder der Zugang gesperrt<br />

Doch trotz schneller Gegenmaßnahmen bleiben solche Fake-Webseiten immer<br />

für eine gewisse Zeit aktiv und damit für Unvorsichtige gefährlich<br />

So können Sie sich schützen<br />

Die wichtigste Maßnahme zum Selbstschutz ist, entsprechende E-Mails zu ignorieren<br />

Grundsätzlich sollten Homebanker niemals die Webseite ihrer Bank über Links<br />

in Mails oder Links auf anderen Webseiten aufrufen Am sichersten ist es, die Webseite<br />

in die Adressleiste des Browsers einzutragen oder aus den (selbst angelegten)<br />

Favoriten oder Bookmarks aufzurufen<br />

Darüber hinaus können weitere Sicherheitshinweise zwar helfen, aber auch in die<br />

Irre führen:<br />

� Stellen Sie über den Internetexplorer bei Sicherheit mindestens die Sicherheitsstufe<br />

mittel, besser hoch ein<br />

� Die Onlinebanking-Seite ist verschlüsselt Das wird in der Adressleiste durch<br />

das „https://“ zu Beginn der Internetadresse ausgewiesen In der Statusleiste<br />

findet sich dann das Symbol eines Schlosses oder Schlüssels Aber<br />

Vorsicht: Dies alleine bietet keine Sicherheit vor einer gefälschten Webseite<br />

Denn zum einen kann die Webseite der Gauner auch „verschlüsselt“<br />

sein Sie enthält dann Sicherheitsinformationen, die aber nur bestätigen,<br />

dass man sich auf einer gefälschten Webseite befindet Erst wenn man das<br />

Sicherheitszertifikat der Webseite prüft (durch Doppelklick auf das Schlüssel/<br />

Schloss-Symbol oder über das Kontextmenü „Eigenschaften“ durch rechten<br />

Mausklick) kann der Nutzer feststellen, ob das Zertifikat wirklich auf die Institution<br />

ausgestellt ist, die man erreichen möchte In den USA gab es bereits<br />

Angriffe, die nach einem Klick auf einen Link in der Mail tatsächlich auf die<br />

Webseite der Bank führten Im Vordergrund öffnete sich aber ein gefälschtes<br />

Fenster, das versuchte, die brisanten Daten zu entführen Ein Zertifikats-<br />

Check hätte hier gezeigt, dass die Webseite im Hintergrund wirklich die<br />

richtige war – das gefälschte Pop-Up-Fenster wirkte unverdächtig<br />

� Untauglich als Sicherheitsmerkmale sind die Anzeigen von Links in der<br />

Statuszeile des E-Mail-Programms oder im Browser Sicherheitslücken im<br />

Internet-Explorer, aber auch in seinen Konkurrenten Netscape, Firefox oder<br />

Opera ermöglichen es den Gaunern, die wahre Identität einer gefälschten<br />

Webseite zu verbergen<br />

Das PIN/TAN-System, kann nach Aussage des Bundesamtes für Sicherheit in der<br />

Informationstechnik (www bsi de) bei richtiger Benutzung als grundsätzlich sicher<br />

eingestuft werden Deshalb versuchen die Phisher auch nicht das System selbst anzugreifen<br />

Stattdessen bemühen sie sich mit Hilfe gefälschten E-Mails darum, Nutzer<br />

376


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

des Systems zu überlisten, indem sie aufgefordert werden, ihre Zugangsdaten zu<br />

nennen Onlinebanking-Kunden können daher weiterhin auf das System mit PIN und<br />

TAN vertrauen – solange sie sich nicht selber „ans Messer liefern “<br />

Achtung: Die Verbraucherzentralen (www vzbv de) weisen darauf hin, dass bei erfolgreichen<br />

Pfishing-Attacken die Gefahr besteht, dass Kunden den Schaden allein<br />

tragen müssen Denn Sie haben sich durch Ihre Unterschrift unter die Geschäftsbedingungen<br />

für das Onlinebanking verpflichtet, ihre PIN/ TAN-Daten keinem Dritten<br />

zugänglich zu machen und sorgfältig damit umzugehen<br />

Tipp<br />

Sie sollten den Höchstbetrag der Online-Überweisungen, die von Ihrem Konto<br />

erlaubt sind, begrenzen Das bedeutet, dass Sie den Verfügungsrahmen<br />

pro Buchungstag so festlegen, wie er Ihrem normalen Banking-Verhalten entspricht<br />

Zum Beispiel können Sie festlegen, dass die Umsätze 500 oder 2 000<br />

Euro täglich nicht überschreiten dürfen Damit grenzen Sie das Risiko von<br />

Schäden ein, die als Folge illegaler Buchungen oder auch eigener (Tipp-) Fehler<br />

entstehen können Falls Sie ausnahmsweise doch einmal einen höheren<br />

Betrag überweisen möchten, müssen Sie dann allerdings von sich aus Kontakt<br />

zu Ihrer Bank aufnehmen<br />

Manche Banken bieten auch an, die Tageszeiten zu begrenzen, zu denen<br />

Überweisungen möglich sind Wenn Sie z B nur abends zwischen 17 und 20<br />

Uhr Bankgeschäfte erledigen, sperren Sie alle anderen Zeiten<br />

In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Banken stehen häufig bereits Höchstsätze<br />

für den zulässigen Tagesumsatz Das allein schützt jedoch nicht davor, dass<br />

eine Order, die den Verfügungsrahmen überschreitet, nicht ausgeführt wird Die Bank<br />

darf zwar nach § 669 BGB die Leistung verweigern, wenn das Guthaben auf dem<br />

Konto nicht zur Ausführung des Auftrags ausreicht Führt die Bank jedoch den Auftrag<br />

trotzdem aus, kann der Kunde sie nur schwer haftbar machen<br />

Der beste Schutz gegen Attacken: Die eigene Sorgfalt<br />

Die Banken haben viele Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um sich gegen Angriffe<br />

aus dem Internet zu schützen und Ihre Daten auf dem Bankenserver zu sichern<br />

Sie verfügen über Firewall, Abwehrsysteme, Filter und vieles mehr Ein Privatmann<br />

kann sich selten selbst so wirksam schützen Sie sollten daher immer daran denken,<br />

dass Ihr Rechner das Ziel von Spionage-Angriffen sein kann Onlinebanker müssen<br />

deshalb alles tun, um sich davor zu schützen, dass ihr <strong>Geld</strong> auf fremden Konten<br />

landet Neben einem sorgfältigen Umgang mit verdächtigen Mails ist vor allem die<br />

Verschlüsselung Ihrer Daten wichtig Oft reicht die Verschlüsselungsstärke nicht aus,<br />

damit die Daten auf ihrem Weg durch das Netz nicht erkannt und missbräuchlich verwendet<br />

werden können Davor sollten Sie Ihren Rechner schützen! Achten Sie dabei<br />

377


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

auf die Bits Ihres Browsers Eine Verschlüsselungsstärke von 40 Bit gilt als leicht zu<br />

knacken, 128 Bit gelten als sicher Für die Bankrechner ist das alles kein Problem,<br />

für einen älteren PC, der nicht mit den neuesten Systemen arbeitet kann, aber schon<br />

Tipp<br />

Sie können einfach nachschauen, wie hoch Ihr Browser verschlüsselt Öffnen<br />

Sie dazu den Internetexplorer, klicken Sie auf das Fragezeichen Unter Info<br />

finden Sie die Bit-Angabe Installieren Sie unbedingt ein Antivirusprogramm<br />

Bei Netzwerken sollten Sie auch nicht auf eine Firewall verzichten Aktualisieren<br />

Sie die Programme regelmäßig, denn fast täglich greifen neue Viren und<br />

Würmern an<br />

Unter http://www bsi-fuer-buerger de/toolbox finden Sie kostenfreie Tools zum herunterladen,<br />

die Ihren Rechner sicherer machen Herausgeber dieser Webseiten ist:<br />

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)<br />

Godesberger Allee 185-189<br />

53175 Bonn<br />

Tel : 01888 9582 – 0<br />

Fax: 01888 9582 – 400<br />

E-Mail: bsi@bsi bund de<br />

Wenn Sie dazu noch die folgenden Sicherheitshinweise berücksichtigen, besteht<br />

beim Onlinebanking eigentlich keine Gefahr:<br />

� Ein Antivirenprogramm, dass sich automatisch die aktuell verfügbaren Updates<br />

lädt, ist Pflicht<br />

� Ändern Sie Ihre Passwörter und PIN regelmäßig<br />

� Speichern Sie PIN und TAN niemals auf dem Rechner Wer es trotzdem<br />

bequem haben möchte, sollte in jedem Fall einen Datentresor, wie den von<br />

WISO Mein <strong>Geld</strong> benutzen Dieser ist hochverschlüsselt und bietet optimalen<br />

Schutz vor Zugriffen Dritter Selbst bei Verlust des Tresors (Diskette oder<br />

USB-Stick) können unehrliche „Finder“ nicht auf Ihre Daten zugreifen<br />

� Öffnen Sie keine unbekannten E-Mail-Anhänge Sie könnten Viren enthalten<br />

� Taucht eine Fehlermeldung beim Onlinebanking auf, könnte das ein Zeichen<br />

für einen Hacker-Angriff sein Brechen Sie die Anwendung sofort ab Fahren<br />

Sie Ihren Rechner hart herunter (Ausknopf drücken, Stecker ziehen, vom<br />

Telefonnetz trennen) ohne die Programme einzeln zu schließen So können<br />

die Spuren der Täter nicht verwischt werden<br />

� Informieren Sie Ihre Bank Erkundigen Sie sich ob es Systemfehler vorliegt<br />

oder ob es eine andere Störung gegeben hat Bieten Sie als Beweis Ihren<br />

378


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Rechner zur Untersuchung an<br />

� Wollen Sie Ihr Konto schnell sperren, können Sie das auch mit wiederholter<br />

Eingabe einer falschen PIN tun Dann kommen auch Hacker nicht mehr an<br />

Ihr Konto ran<br />

� Überprüfen Sie beim Neustart Ihren Rechner mit einem Scanner auf schadhafte<br />

Programme<br />

� Verzichten Sie auf Bankgeschäfte über Rechner im Internetcafé Diese<br />

Rechner könnten manipuliert sein Das gilt besonders bei Auslandsreisen<br />

Tipp<br />

Verzichten Sie auf Onlinebanking im Büro, wenn andere Zugang zum gleichen<br />

PC haben Denn wenn keine besonderen Vorkehrungen dagegen getroffen<br />

werden, kann ein anderer an diesem Rechner die Seiten aufrufen, die Sie<br />

zuletzt im Internet besucht haben Vielleicht kommt er dann auf die Idee, nach<br />

PIN und TAN oder anderen Daten Ausschau zu halten<br />

Wenn Sie den USB-Stick zu WISO Mein <strong>Geld</strong> verwenden, gehen Sie kein<br />

Risiko ein Ihre Daten sind nur auf diesem Speichermedium vorhanden Wenn<br />

sich später jemand an dem von Ihnen im Büro, Hotel oder Internetcafé benutzten<br />

PC zu schaffen macht, findet dort keine Daten von Ihnen vor<br />

Wer zahlt im Schadensfall?<br />

Wenn es beim Onlinebanking zu einem Schadensfall kommt, nutzt der späte Blick in<br />

die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) meist nicht mehr viel Besser ist es,<br />

die Haftungsfrage vorher zu klären Häufig müssen für den Zugang zum Onlinebanking<br />

gesonderte AGB unterschrieben werden Lesen Sie diese genau durch! Vor Gericht<br />

zählen letztlich nur Beweise Doch wer muss sie vorlegen: der Kunde oder die<br />

Bank? In der Regel müssen Sie im Schadensfall Ihre Unschuld beweisen und nicht<br />

die Bank Nur die Netbank, die erste Internetbank hat die Beweislast umgekehrt Das<br />

heißt, die Bank muss dem Kunden fehlerhaftes Verhalten nachweisen Die schlechteste<br />

Haftungsregelung ist die „verschuldungsunabhängige Haftung “ Denn die besagt:<br />

Sie haften für alles, was bis zur Sperrung des Kontos passiert Günstig ist dagegen<br />

die „Haftungsbeschränkung“, zum Beispiel auf zehn Prozent des Schadens Ist<br />

nichts anderes geregelt, dann gilt von Gesetz wegen die „verschuldungsabhängige<br />

Haftung “ Das heißt, es geht um Beweise Nur wenn Sie bestimmte Sorgfaltspflichten<br />

verletzen, zum Beispiel Benutzerhinweise oder Geheimhaltungspflichten missachten,<br />

müssen Sie für den Schaden gerade stehen Dies wäre der Fall, wenn Dritte PIN/<br />

TAN erfahren, weil sie nicht sicher verwahrt, sondern auf dem Computer gespeichert<br />

wurden Die meisten Banken unterscheiden in der Haftungsfrage zudem zwischen<br />

Telefon- und Onlinebanking<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Tipp<br />

Nach der Kontensperrung kommen die Banken für unrechtmäßige Abbuchungen<br />

auf Wird vorher auf Ihr Konto zugegriffen, geht das zu Ihren Lasten<br />

Schnelles Handeln ist deshalb im Betrugsfall das erste Gebot<br />

So entschieden die Gerichte<br />

Welche Risiken das Onlinebanking haben kann, wenn durch Unachtsamkeit oder<br />

Betrügereien Schäden entstehen, zeigen auch die folgenden Urteile:<br />

Zahlendreher: Einfach per Mausklick ein paar tausend Euro durchs Netz jagen<br />

– das kann bei Unachtsamkeit böse Folgen haben Wer Zahlen verdreht und sein<br />

<strong>Geld</strong> an die falsche Adresse überweist, ist selbst schuld Die Bank muss nicht haften<br />

So entschied das Landgericht Berlin (AZ: 57 S 116/00)<br />

Überziehung: Anleger, die online mehr Wertpapiere ordern, als ihr Kontostand<br />

erlaubt, haften für Verluste, wenn die Bank die Aufträge auf Kredit ausführt Sie muss<br />

nur warnen, wenn ein Kundenirrtum offensichtlich ist, etwa weil die Order bisherige<br />

Käufe weit überschreitet (OLG Nürnberg, AZ: 12 U 1346/02)<br />

Falsche Kauforder: Erteilt der Kunde per Internet versehentlich eine Kauforder<br />

über 1/1 statt 1/10 Aktien und übersteigt die Auftragssumme ganz erheblich<br />

das auf dem Belastungskonto zur Verfügung stehende Guthaben, so hat er wegen<br />

hierdurch erlittener Verluste einen Schadensersatzanspruch gegen die Bank aus<br />

positiver Vertragsverletzung Derartige Irrtümer hat die Bank durch eine technische<br />

Sicherung in Form einer Abgleichung von Auftragsvolumen und Guthaben oder Kreditlinien<br />

vorzubeugen (LG Nürnberg, AZ: 10 O 8812/00)<br />

Technik-Murks I: In einem BGH-Urteil vom 12 12 2000 (AZ: XI ZR 138/00),<br />

ging es um die AGB der Postbank Darin stand, dass aus technischen und betrieblichen<br />

Gründen zeitweilige Beschränkungen und Unterbrechungen des Zugangs zum<br />

Online-<strong>Service</strong> möglich seien Dagegen klagte ein Verbraucherschutzverein und bekam<br />

Recht Denn der Online-Kunde hat grundsätzlich Anspruch auf Zugang zu den<br />

Diensten der Bank „rund um die Uhr “ Hierfür muss das Kreditinstitut einstehen und<br />

kann sich nicht von seiner Haftung für selbst verursachte Betriebsstörungen freizeichnen<br />

Das verstößt gegen das AGB-Gesetz<br />

Technik-Murks II: In einem Urteil des LG Nürnberg-Fürth (Az : 19 599-<br />

1409971/98), wurde die damalige Direktbank Consors zu rund 12 000 Mark Schadensersatz<br />

verurteilt, weil wegen technisch bedingter Zugangsberechtigung ein Auftrag<br />

zum Verkauf von Aktien verspätet abgewickelt wurde Der Hintergrund: Wird<br />

bei Aktiengeschäften eine Abwicklung innerhalb von fünf Minuten versprochen und<br />

wurde tatsächlich erst nach einer Viertelstunde abgerechnet, kann der Kunde seinen<br />

daraus entstandenen Schaden bei der Bank geltend machen<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Post vom Betrüger<br />

Hier ein typisches Beispiel für eine „Phishing-Mail “ In zwar holpriger Sprache aber<br />

in täuschend echt gestalteter Form werden Kunden, in dieser wie in zahllosen<br />

anderen Mails dazu aufgefordert, Daten zu übermitteln, die sie niemals und an niemanden<br />

herausgeben sollten Wer darauf hereinfällt, macht es den Finanzpiraten<br />

leicht, das Konto zu plündern Hinweis: Selbstverständlich ist auch das Copyright<br />

unter der Betrüger-Mail eine Fälschung<br />

Sehr geehrter Kunde,<br />

Da zurzeit die Betrügereien mit den Bankkonten von unseren Kunden häufig<br />

geworden sind, müssen wir notgedrungen nachträglich eine zusätzliche Autorisation<br />

von den Kontobesitzern durchführen<br />

Der Sicherheitsdienst der Postbank traf die Entscheidung, eine neue Sicherung<br />

von den Daten vorzunehmen Dazu wurden von unseren Spezialisten sowohl<br />

die Protokolle der Informationsübertragung, als auch die Kodierungssart der<br />

übertragenen Daten erneuert<br />

Im Zusammenhang damit, bitten wir Sie, eine spezielle<br />

Form der zusätzlichen Autorisation auszufüllen<br />

Diese Sofortmaßnahmen wurden nur zur Sicherung der Interessen von unseren<br />

Kunden getroffen<br />

Danke für die Mitarbeit,<br />

Administration der Postbank<br />

© 2004 Deutsche Postbank AG<br />

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<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Achtung: So holprig sind die gefälschten Mails und andere Betrugsversuche inzwischen<br />

nur noch selten formuliert Aber das Ziel bleibt das gleiche: Abfischen von<br />

vertraulichen Daten, mit deren Hilfe dann anschließend Ihr Konto geplündert wird<br />

Inzwischen bieten viele Banken und Sparkassen TAN-Verfahren der zweiten Generation<br />

an Mit iTAN zum Beispiel werden die TAN erst dann generiert, wenn Sie sie<br />

brauchen Die Gefahr, dass andere Ihre Liste kopieren oder sich einzelne Ziffern<br />

besorgen, ist damit gebannt Ein anderes Verfahren ist die „indizierte TAN“ bei der<br />

nicht eine beliebige sondern eine ganz bestimmte TAN angefordert wird, die nach<br />

dem Zufallsprinzip ausgewählt wird<br />

Tipp<br />

Beim iTAN-Verfahren erhalten Sie von Ihrer Bank eine Liste mit durchnummerierten<br />

(indizierten) TAN Wenn Sie das iTAN-Verfahren nutzen, werden Sie<br />

bei jedem Auftrag aufgefordert, eine bestimmte TAN einzugeben (z B Nr<br />

135) Nur mit dieser angeforderten TAN können Sie Ihren Auftrag bestätigen<br />

Jedes Konto erhält eine eigene iTAN-Liste mit 100 oder 200 TAN In der Regel<br />

muss eine iTAN-Liste vor der ersten Anwendung aktiviert werden Sobald eine<br />

iTAN-Liste aktiviert ist, sind alle anderen TAN-Listen ungültig Nutzen Sie das<br />

iTAN-Verfahren Es bietet wieder etwas mehr Sicherheit!<br />

Vorsicht am <strong>Geld</strong>automaten<br />

Onlinebanker haben einen Nachteil gegenüber den Kunden, die ihr Konto noch in<br />

eine Filiale führen und sich am Schalter bedienen lassen Sie müssen um Bargeld<br />

zu bekommen, an den Automaten Sind Sie Kunde bei einer Direktbank haben Sie<br />

keine andere Alternative Beim <strong>Geld</strong>ziehen am Automaten sind Sie jedoch immer<br />

einem erhöhten Risiko ausgesetzt Das gilt umso mehr, wenn der <strong>Geld</strong>automat direkt<br />

von der Straße aus zugänglich ist Denn im Freien gibt es in der Regel keine Überwachungstechnik<br />

der Bank Dagegen liegen die <strong>Service</strong>center in geschlossenen<br />

Räumen, die mit Kameras ausgestattet sind Sind Geräte manipuliert, können auch<br />

die Manipulationen am Gerät dokumentiert werden Damit sind Sie auch aus allen<br />

Haftungsfragen raus<br />

Auch die <strong>Service</strong>center haben Fallstricke Man kann Sie nur betreten, wenn man<br />

zuvor seine EC- oder Kreditkarte am Türöffner eingeführt hat In 30 Prozent der Betrugsfälle<br />

wird die EC-Karte schon hier kopiert, also der Magnetstreifen ausgelesen<br />

Achten Sie auch darauf, ob andere Personen im Raum sind, die Sie bei der Eingabe<br />

der Geheimnummer zu beobachten versuchen Decken Sie grundsätzlich (auch bei<br />

der Eingabe der Geheimnummer an der Ladenkasse) das Zahlenfeld mit der freien<br />

Hand oder einem geeigneten Gegenstand ab<br />

382


<strong>Geld</strong> verdienen, verwalten, vermehren<br />

Achten Sie am <strong>Geld</strong>automaten darauf, ob am Eingabeschlitz für die EC-Karte manipuliert<br />

wurde: Gibt es Kratzer oder Klebespuren? Könnte ein Vorsatzgerät zum<br />

„Abgreifen“ der auf der Karte gespeicherten Daten angebracht sein? Wurden am<br />

<strong>Geld</strong>automaten Kästen oder andere Behälter mit Prospekten angebracht, in denen<br />

sich eine – kaum sichtbare – Minikamera verbergen könnte? Kann sonst im Raum<br />

eine Minikamera verborgen sein, die die Eingabe der Geheimnummer aufzeichnet?<br />

Selbst wenn Sie nichts dergleichen entdecken können gilt: „Vorsicht ist die Mutter der<br />

Porzellankiste “ Decken Sie deshalb routinemäßig das Eingangsfeld ab oder tippen<br />

Sie mit dem Finger „als ob“ auf verschiedene Tasten Dann kann ein „Geheimzahl-<br />

Voyeur“ nicht so leicht erkennen, welche Ziffern Sie wirklich anwählen<br />

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