Relativism and Universalism in Linguistics - Fachbereich 10 ...
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114 Sections<br />
Svorou, S. 1993. The Grammar of Space. Typological Studies <strong>in</strong> Language, Vol. 25.<br />
Amsterdam, Philadelphia: Benjam<strong>in</strong>s.<br />
Talmy, L. 1983. How to structure space. In H. Pick, L., Acredolo (eds.), Spatial Orientation:<br />
Theory, Research, <strong>and</strong> Application. New York: Plenum Press, 225-282.<br />
Neurokognitive Modelle der semantischen Kompositionalität<br />
Wildgen, Wolfgang<br />
Universität Bremen<br />
wildgen@uni-bremen.de<br />
Die Grundform des psychologischen Kompositionsproblems war bereits Thema der<br />
Gestaltpsychologie. Wenn e<strong>in</strong>ige Teile gegeben s<strong>in</strong>d, z.B. K<strong>and</strong>idaten für H<strong>in</strong>tergrund und<br />
Vordergrund, wie wird der Zusammenhalt des Ganzen gefunden oder konstruiert? Das<br />
Hauptproblem ist dabei dasjenige der Ambiguität möglicher Konstruktionen. Die moderne<br />
Gehirnforschung hat mit <strong>in</strong>vasiven Techniken der Gehirnforschung an Tieren und mit<br />
bildgebenden Verfahren, welche die Aktivitäten des menschlichen Gehirns bei der Lösung von<br />
Test-Aufgaben zeigen, die Fragestellung der Gestaltpsychologen präzisiert. Man nennt das<br />
Problem jetzt das B<strong>in</strong>dungs(b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g)-Problem. Es sei etwa die Reaktion e<strong>in</strong>er Neuronengruppe<br />
auf den Aspekt: Dreieck vs. Quadrat, und e<strong>in</strong>er <strong>and</strong>eren auf den Aspekt: Oben – Unten,<br />
gegeben. Wie kann dann das Gehirn diese separaten Informationen (die sich aber auf e<strong>in</strong>e<br />
Situation beziehen) komb<strong>in</strong>ieren und das obere Dreieck, das untere Quadrat oder die relationale<br />
Aussage, „das Dreieck bef<strong>in</strong>det sich oberhalb des Quadrats“, bilden? Erst wenn dieser Kern der<br />
Kompositionsproblematik richtig gelöst ist, lässt sich die Frage nach hierarchisch iterierten<br />
Kompositionen s<strong>in</strong>nvoll stellen. Dabei spielt das Phänomen der kortikalen Synchronisation/<br />
Desynchronisation e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Die B<strong>in</strong>dung erfolgt demnach primär (<strong>in</strong> gewissen<br />
Zeitfenstern) temporal, und zwar dadurch, dass Populationen von Neuronen (etwa 500–<strong>10</strong>00<br />
Zellen) synchron feuern. Die Synchronisierung kann sogar über größere Distanzen im Gehirn<br />
erfolgen. Das Problem der B<strong>in</strong>dung wird noch dadurch verschärft, dass man dieser<br />
Synchronizität eigentlich ansehen müsste, ob sich die B<strong>in</strong>dung auf Eigenschaften (Was?) oder<br />
auf Bef<strong>in</strong>dlichkeiten (Wo?) bezieht oder ob gar das Verhältnis von Was und Wo Inhalt der<br />
synchronen Gestalt ist (diese müssten quasi e<strong>in</strong>e Signatur tragen). Werden die Aktivierungen<br />
von zwei Zellverbänden, die z.B. die Gestalt (Dreieck oder Quadrat) versus die Position (oben<br />
oder unten) angeben, übere<strong>in</strong><strong>and</strong>er gelegt, so lässt sich bei Anwesenheit von zwei Objekten<br />
(Dreieck über dem Quadrat) nicht mehr ablesen, ob das Dreieck oder das Quadrat oben ist; d.h.<br />
die Relation geht verloren. Außerdem müssen bei Bewegungen temporale Sequenzen erkannt<br />
werden, die ebenfalls temporal kodiert se<strong>in</strong> müssen, und von der temporalen Kodierung von<br />
statischen Eigenschaften unterschieden werden müssen. S<strong>in</strong>ger (1999: 50) schlägt e<strong>in</strong>e parallele<br />
Kodierung räumlicher und zeitlicher Muster vor. Im Konfliktfall wird das prägnantere/<br />
relevantere Muster gewählt (das <strong>and</strong>ere unterdrückt; ibidem). E<strong>in</strong> Prozess kann wiederum mit<br />
ihm anhaftenden Eigenschaften, z.B. den am Prozess beteiligten Größen, verbunden werden,<br />
ebenso wie die Lokalisierung des Prozesses mit dem Prozess selbst verbunden werden kann.<br />
Besonders relevant für die Synchronisierung sche<strong>in</strong>t das γ-B<strong>and</strong> (30-50 Hz) zu se<strong>in</strong>, so dass<br />
man im Zusammenhang des B<strong>in</strong>dungsproblems auch von der 40 Hz-Problematik spricht (vgl.<br />
die Homepage: www.40Hz.de von A.K. Engel).<br />
Literatur:<br />
Machery, Edouard, Markus Wern<strong>in</strong>g, Gerhard Schurz (Hg.), 2005. The Compositionality of<br />
Mean<strong>in</strong>g, Bd. II: Applications to L<strong>in</strong>guistics, Psychology <strong>and</strong> Neuroscience, Ontos,<br />
Frankfurt/Ma<strong>in</strong>.<br />
S<strong>in</strong>ger, Wolf, 1999. Neuronal Synchrony: A Versatile Code for the Def<strong>in</strong>ition of Relations?,<br />
<strong>in</strong>: Neuron 24: 49-65.