10EifelKarneval der leiseren Art- Wenkbüggel-Zunft gegründetNideggen.Im Herbst 2013 taten sich zehn NideggenerMänner zusammen, um ein zusätzlichesAngebot im Karneval auf die Beine zu stellen,den früher üblichen Straßenkarneval wieder zubeleben. Los geht es am Weiberdonnerstag gegen10 Uhr mit einem Umzug vom Zülpicher Tor zumHotel „Ratskeller“. Unterbrochen wird der Umzugbei den auf dem Weg liegenden Lokalen.Als „Markenzeichen“ haben sich die Herren den„Wenkbüggel“, den Windbeutel, ausgesucht undeine Zunft dieses Namens gegründet, keinen Verein,sondern einen losen Bund. Das Motto der Zunftlautet: „Strongse, Fiere, Brenne“. In „Wenkbüggel“stecken die Wörter „Wind“ und „Beutel“. Diesesneuhochdeutsche Wort ist seit dem 18. Jahrhundertgeläufi g und meint außer dem bekannten mit Sahnegefüllten Hohlgebäck einen Prahler, einen Menschenalso, der Palaver macht, ohne inneren Gehalt ist, sichaufbläht, der oberfl ächlich, leichtlebig und unzuverlässigist, falsche Vorstellungen erweckt, einenFilou, einen, der trinkfest und arbeitsscheu ist undeinen Schaumschläger. Das wird auch durch den imMotto verwendeten Begriff „strongse“ - „angeben“dokumentiert. Alles in allem ein Begriff also, derabwertend, heute jedoch nicht mehr gebräuchlich ist.Die beiden anderen Wörter lauten auf Hochdeutsch„feiern“ und „brennen“. Wie dieser Ausdruck in dieHerzogstadt kam, lässt sich nicht genau belegen.Es darf aber angenommen werden, dass sich diefrüheren Bewohner Nideggens auf Grund derlangjährigen Privilegien für etwas Besseres hielten,bei denen aber Vieles nur Wind, nur leere Luftwar. Bekannt und in Erinnerung geblieben ist derAusdruck „Nidegger Wenk“, der einem nicht nurim Herbst ins Gesicht bläst. Gleiches wird auch vonEmbken berichtet, und auch dort ist man nicht böseüber dieses Schimpfwort, sondern lässt es – wie inNideggen – stattdessen als Ehrentitel gelten!Früher – in einigen Orten auch heute noch – wares üblich, während der Kirmes, des Schützenfestesoder der tollen Tage in den Kneipen und Säleneine angekleidete, männliche Strohpuppe aufzuhängen,die je nach dem Ort Zacheies, Nubbel,Lazarus oder Paijas genannt wurde. Sie musste alsSündenbock herhalten und wurde in der letztenFestnacht verbrannt. Damit waren alle Sündenund Verfehlungen der letzten Tage getilgt und dieKirmes, das Schützenfest oder die Fastnacht zueinem guten Ende gebracht und „begraben“. So solles nun auch in Nideggen geschehen. Mädchen undJungen der Grundschule „Burgblick“ werden einen„Wenkbüggel“ herstellen und diesen zum Umzugam Weiberdonnerstag mitbringen. Damit ist dannder Straßenkarneval eröffnet. Während der närrischenTage hängt der „Wenkbüggel“ im bzw. vordem „Ratskeller“. Hier geht es an Weiberfastnachtab 14.11 Uhr weiter mit einem karnevalistischenNachmittag, der auf die tollen Tage einstimmen soll.Es werden altbekannte Karnevalslieder gesungen;lustige Vorträge sorgen für die nötige Kurzweil.Am Veilchendienstag wird der „Wenkbüggel“bei Anbruch der Dämmerung abgehängt und införmlichem Leichengeleit ein letztes Mal durch dieAltstadt getragen. Ein Grabredner wird dann aufdem Marktplatz versuchen, ihn noch ein letztes Malzu ehren. Ob dies jedoch Erfolg hat: man weiß esnoch nicht! Auf jeden Fall wird der „Wenkbüggel“nach der Rede auf dem Platz verbrannt, undes kann der Leichenschmaus im „Ratskeller“beginnen. Hierbei wird jedoch keine Trübsalgeblasen; nach alter Väter Sitte wird vielmehr das„Fell“ des „Wenkbüggels“ versoffen. So klingendann die närrischen Tage in geselliger Runde aus.Die Mitglieder der „Wenkbüggel-Zunft“ hoffen beibeiden Veranstaltungen auf regen Zuspruch. Schönwäre es, wenn der Trauerweg an Veilchendienstag- wie bei sonstigen Gelegenheiten auch - durchKerzenlicht beleuchtet würde.Der Eintritt ist jeweils frei. Kostüme sind erwünscht.
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