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Equus nr 02/2011, 04-2011 Artikel über die Rasse Pura Raça ...

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April-Juni<strong>02</strong>.<strong>2011</strong>Magazin für barockePferde & TraditionenD 6,50 € · A 6,70 € · CH 11,20 CHFEQUITANASchaufenster der<strong>Rasse</strong>n & ReitweisenMenorcaInsel der PferdeKFPS-HengstkörungLeeuwardenBerbertreffenDillenburgPferd & JagdBarockpferdeShow CupJaime GuardiolaBotschafter desSpanischen PferdesBerittenesBogenschießenKriegskunst& KampfsportVereinsseitenCavalo Lusitano SwitzerlandCriollo Reit- & Zuchtverein Deutschland


Ciutadella mit rund 150 Reitern, gefolgt von La Verge del Grácia (7.–9.September) in Maó mit ebenso vielen Reitern. Eine ganze Woche ausgelassenerFeiern, Konzerte und Sportveranstaltungen gipfelt in einem langenWochenende mit Pferdeprozessionen, Musik und Tanz.Die Feste folgen einem strengen Ablaufprotokoll, das von Generation zuGeneration weitergegeben wird. Die Hauptakteure des Festes sind <strong>die</strong>caixers, <strong>die</strong> Laienbrüder, <strong>die</strong> einst <strong>die</strong> Wallfahrtskirche Sant Joan hütetenund noch heute den Ablauf des Festes überwachen. Sie reiten an denbeiden Hauptfesttagen auf ihren Pferden in einem Umzug (Jaleo) durch<strong>die</strong> Altstadt, deren Gassen mit Sand bedeckt und mit zahllosen Lichterngeschmückt sind. Einzelne Figuren unter ihnen repräsentieren <strong>die</strong> sozialenSchichten der Vergangenheit, Landvolk, Adel und Klerus. Der CaixerFadrí (Junggeselle) trägt <strong>die</strong> Fahne mit dem Malteserkreuz, der auf einemEsel reitende Flötenspieler Es Fabioler gibt mit seinem Instrument denRhythmus des Festes an. Die Reiter steuern ihre Pferde mit den typischenDrehungen auf der Vorhand (Caragols = Schnecken) kühn durch <strong>die</strong>johlende Menge und zeigen immer wieder den „bot“. Je länger und öfterein Pferd zu steigen vermag, je weiter es auf den Hinterbeinen gehenkann, desto größer der frenetische Beifall der johlenden Menge, <strong>die</strong> sichzu Tausenden auf der Route des Umzuges einfi ndet. Es bringt übrigensGlück, ein steigendes Pferd zu berühren, deshalb drängen sich <strong>die</strong> Massendicht um <strong>die</strong> Reiter. Der unbedarfte Zuschauer fürchtet, dass <strong>die</strong> Pferdemit ihren Hufen <strong>die</strong> heranwogenden Menschen verletzen könnten, aberman ist bestens aufeinander eingespielt. Die Pferde behalten ihre Nerven,passen auf und lassen sich aus dem Steigen beinahe sanft und vorsichtigwieder herab. Sie kennen den alljährlichen Trubel und werden häufi ggezielt darauf vorbereitet, indem im Training Hilfspersonen <strong>die</strong> Pferdebeim Steigen berühren, sich gegen sie lehnen oder mit Plastiktüten anihrem Kopf und Hals entlang streichen sowie Lärm mit steingefülltenDosen machen.Neben den Prozessionen fi nden bei einigen Festen auch Reiterspiele statt,bei denen es um <strong>die</strong> Geschicklichkeit geht. Besonders sehenswert sind <strong>die</strong>Reiterspiele am Nachmittag des Johannistages auf dem Platz von SantJoan am Ende des Hafens von Ciutadella. Beim Ringstechen (S’Ensortilla)versucht der mit einer Lanze bewaffnete Reiter im gestreckten Galoppeinen kleinen Ring zu treffen, der an einer über den Platz gespanntenSchnur hängt. Danach folgt das Spiel Galoppieren mit hölzernen Schildern(Ses Carotes), bei dem der eine Reiter das Holzschild hält und derandere <strong>die</strong>ses mit der Hand zerschlägt. Die fallenden Holzteile versuchen<strong>die</strong> Zuschauer in der Menge aufzufangen, um so eine wertvolle Erinnerungan das Fest und ein Souvenir zu haben. Den krönenden Abschlussbildet der Wettbewerb Correr Abraçats, bei dem Reiterpaare im Galoppmit ineinander verschränkten Armen den kleinen Korridor durchqueren,den ihnen <strong>die</strong> wogende Zuschauermenge offen lässt.Das typische Getränk der Feste ist <strong>die</strong> Pomada, ein Gemisch aus Limonadeund dem traditionellen Gin von Menorca. Ein weiteres unverzichtbaresElement sind <strong>die</strong> Nüsse, <strong>die</strong> als Zeichen der Freude in <strong>die</strong> Luft geworfenwerden und tonnenweise den Boden bedecken. In den Morgenstunden des25. Juni beendet ein prachtvolles Feuerwerk <strong>die</strong> Festlichkeiten, <strong>die</strong> für den,der sie einmal miterlebt hat, sicherlich ein unvergessliches Erlebnis sind.Fotos: visualemotion.com/René van BakelWenn man von den Balearen spricht, meint man damit fast unweigerlich Mallorca oder Ibiza. Nicht allen Festlandeuropäernist bekannt, dass Mallorca eine „kleine Schwester“ besitzt: Menorca, ein Inselchen von gerade einmal50 km Länge und 20 km Breite, rund 70 km nordöstlich von Mallorca gelegen. Auf <strong>die</strong>ser Insel, <strong>die</strong> 1993 von derUNESCO zum Biosphäre<strong>nr</strong>eservat erklärt wurde, hat sich eine alte, eigenständige Pferdekultur erhalten.Die menorquinische Reitweise wurde in Deutschland bereits Anfang 2000 durch Belinda Weymanns auf unzähligenFestivals bekannt gemacht. Mit der spektakulären Laufcourbette auf ihrem menorquinischen Hengst war ihr derApplaus eines begeisterten Publikums sicher.Während auf dem Festland und auf Mallorca der Stierkampf zu Fuß undin Andalusien und Portugal auch noch zu Pferde gepfl egt wird, hat mansich auf Menorca einer einzigartigen und viel tierfreundlicheren Form derVolksbelustigung verschrieben. Es handelt sich um <strong>die</strong> sogenanntenJaleos, Festumzüge und Reiterspiele, bei denen <strong>die</strong> Reitkunst im Mittelpunktsteht. Die Pferde, ihre Zucht und <strong>die</strong> eigentümliche Doma Menorquina(menorquinische Reitweise) besitzen einen sehr hohen Stellenwertund sind ein zentrales Motiv der Folklore. Man kann mit Recht sagen,dass Menorca eine Insel der Pferde ist!Die menorquinischen Pferdeund ihre BesonderheitDie Cavalls de Raça Menorquina, <strong>die</strong> Pferde menorquinischer <strong>Rasse</strong>, sindgewissermaßen ein Nationalheiligtum der Menorquiner, <strong>die</strong> als vorwiegendlandwirtschaftliche Bevölkerung eine enge Bindung zum Tier haben.So liegt auch <strong>die</strong> Zucht beinahe durchweg in bäuerlicher Hand, <strong>die</strong>Grundbesitzer halten ein paar Stuten und den einen oder anderen Hengst,der zum Paradereiten und zur Zucht verwendet wird. Dass <strong>die</strong> schwarzenHengste ein Wahrzeichen der Insel sind, kommt mit einem riesigen Denkmaleines Pferdes am Stadtrand von Ciutadella, der zweitgrößten Stadtder Insel, weithin sichtbar zum Ausdruck. Das auf einem Hinterhuf balancierendeTier tut genau das, wofür seine lebendigen Artgenossen im ganzenLand berühmt sind: es steigt. Auf Menorquin, <strong>die</strong> dem Katalanischenähnliche Landessprache, heißt das bot, oder Aufbäumen. Und eben <strong>die</strong>serbot, das wiederholte und langandauernde Steigen und Laufen auf derHinterhand, das jederzeit und mühelos abrufbar ist, stellt <strong>die</strong> Besonderheitder Doma Menorquina dar. Die Pferde beherrschen den bot derartsouverän, dass man meinen könnte, sie seien eher für eine Fortbewegungauf zwei denn auf vier Beinen geschaffen. Der weit hintenüber geneigteReiter wird dabei von der stabilen Lehne seines Sattels gestützt und sitzt<strong>die</strong> Bewegungen seines Pferdes mühelos aus. In seiner perfekten Ausformungist der bot durchaus mit der klassischen Courbette, wie sie etwa inJerez gezeigt wird, vergleichbar. Anders als beim bot bewegen <strong>die</strong> Pferde beider Elevade (ein Ritual der Festas auf Menorca) <strong>die</strong> Vorderhufe in der Luft.Die Festa und steigende HengsteDie Volksfeste (Festas), bei denen das Pferd im Mittelpunkt steht, gehenauf das 14. Jahrhundert zurück. Die meisten Feste sind wohl christlichenUrsprungs, verbunden mit heidnischen Ritualen und der von den Maureneingebrachten Leidenschaft für Pferde. Jede Stadt ehrt den jeweiligenSchutzheiligen mit einer festa. Eines der farbenprächtigsten Feste ist <strong>die</strong>Festa de Sant Joan zu Ehren des Heiligen Johannes am 23.-24. Juni in18 EQUUS – Magazin für barocke Pferde & Traditionen Ausgabe <strong>02</strong> APRIL-JUNI <strong>2011</strong> Ausgabe <strong>02</strong> APRIL-JUNI <strong>2011</strong>EQUUS – Magazin für barocke Pferde & Traditionen 19


Menorca. Die Pferde durften keinesfalls zum Ackerbau benutzt werdenund wurden regelmäßig auf ihre Eignung hin inspiziert. Für <strong>die</strong> Zeit derenglischen Herrschaft im 18. Jahrhundert ist in den Quellen kein direkterEinfl uss der Engländer auf <strong>die</strong> Pferdezucht dokumentiert, und <strong>die</strong> Einkreuzungenglischer Vollblüter in <strong>die</strong> menorquinische <strong>Rasse</strong> muss späterstattgefunden haben, als <strong>die</strong> Spanier wieder <strong>die</strong> Herrschaft über <strong>die</strong> Inselübernommen hatten.Mit „Menorca-Pferd“ (Caballo de Menorca) werden alle Pferde bezeichnet,<strong>die</strong> <strong>die</strong> Grundlage des Pferdes Menorquinischer <strong>Rasse</strong> bilden, <strong>die</strong>se Bezeichnungwurde bereits vor der Gründung des „Pferdes Reiner Menorquinischer<strong>Rasse</strong>“ gebraucht. Die Einwohner Menorcas haben Vertreter<strong>die</strong>ser <strong>Rasse</strong> immer deutlich von den Kreuzungen mit anderen Pferderassenunterschieden. Die „Menorca-Pferde“, <strong>die</strong> in den 1980er Jahren vorder Gründung der „<strong>Pura</strong> Raza Menorquina“ existierten, waren morphologischgesehen <strong>die</strong>selben wie <strong>die</strong> heutigen <strong>Rasse</strong>vertreter. Die einzigeÄnderung bestand in der Beschränkung auf <strong>die</strong> schwarze Fellfarbe.Bekannte Vertreter des „Menorca-Pferds“ waren der Fuchs Son Tica oderdas Pferd von s’Aranjassa, ein Brauner.<strong>Rasse</strong>merkmale des„Cavall de Raça Menorquina“Die Raça Menorquina ist vom klassischen Andalusier oder Lusitano unterscheidbar,wenn auch <strong>die</strong>sen recht ähnlich. Als besonderes Merkmalgilt <strong>die</strong> schwarze Fellfarbe, <strong>die</strong> nur durch wenige und kleine AbzeichenKopf und Beinen unterbrochen sein darf. Die Farbtöne reichen vonSchwarzbraun bis glänzend Lackschwarz. Das Profi l ist leicht geramstoder gerade, der Hals schön aufgerichtet und stark, der Rumpf kompaktund Kruppe und Schulter sind schräg. Die glasklaren Beine sind sehrstabil und haben harte Hufe. Das Langhaar ist reichlich ausgebildet. DiePferde sind temperamentvoll und gelehrig. Trotz ihrer Heißblütigkeit sindsie robust und sehr vielseitig einsetzbar. Die Menorquiner haben trotzKnieaktion keinen campaneo (Bügeln) und zeigen daher auch schöneVerstärkungen.Drei Hengste des Gestüts Son Martorellet zeigen den "bot".Rechts: Menorquiner-Hengst mit Gala-Prunkzaum.Fotos: Gestüt Son MartorelletReittracht, Sattel und ZaumzeugDie traditionelle Reitkleidung besteht aus weißen bzw. schwarzen Hosensowie Hemden, Frack, Fliege, Stiefel mit Sporen sowie eine Gerte und aufdem Kopf den charakteristischen Zweispitz (guindola), der sie als Trägereiner althergebrachten Tradition ausweist. Nur auf den Festas in Ciutadellatragen der Caixer Casat (Verheirateter), Caixer Fádri (Junggeselle) undCaixer Senyor (Leiter des Festes) weiße Hosen und <strong>die</strong> restlichen Reiterschwarze Hosen.Das landesübliche Sattelzeug ist charakteristisch. Der Original MenorquinaSattel (Sella Menorquina) wird heute noch von einigen Familienbetriebenin Menorca handgefertigt. Sättel vom Typ Menorquina werden auch vonder spanischen Firma Zaldi angeboten.Der mit Samt überzogene Sattel hat einen tiefen Rippsitz, vorne mit einerausladenden Galerie und hinten durch eine hohe Lehne begrenzt, damitder Reiter hierin einen besonderen Halt fi ndet. Das aufwendig verarbeiteteVorderzeug ist verziert mit einem Metallemblem, welches ein Herz oderdas Malteserkreuz darstellt. Ein zusätzlich angebrachter Schweifriemenverhindert ein Verrutschen des Sattels. Unter dem Sattel liegt beim Festritteine mit Stickereien reich verzierte Samtschabracke (Buldrafa).Die Zaumzeuge sind relativ einfach, aber mit sehr attraktiven Schnallenund Kandaren mit leicht geschwungenen Hebeln versehen. Zu den Fiestaswerden sie mit farbigen Seide<strong>nr</strong>osetten und Bändern verziert, <strong>die</strong> auch inMähne und Schweif gefl ochten werden.Geschichte der <strong>Rasse</strong>Menorca war im Verlauf seiner Geschichte den Einfl üssen unterschiedlichsterKulturen unterworfen. So hat der Islam (9<strong>02</strong>-1287) nicht nur kulturelleSpuren hinterlassen, sondern auch seine Pferde beeinfl ussten <strong>die</strong>Population auf der Insel. Auch <strong>die</strong> Aktivitäten des Königs Jaime II vonMallorca, der zur Verteidigung der Insel immer ein agiles, leichtrittigesund leistungsstarkes Kriegspferd brauchte und daher dort eine Pferdezuchtaufbaute, hatten Einfl uss auf <strong>die</strong> Pferde und <strong>die</strong> Reittradition aufAls eigenständige <strong>Rasse</strong> sind <strong>die</strong> „Cavalls de Raça Menorquina“ seit l989anerkannt und registriert im eigenen Zuchtverband Associació deCriadors I Propietaries de Cavalls de Raça Menorquina (Vereinigung derZüchter und Besitzer von Pferden Menorquinischer <strong>Rasse</strong>) mit Sitz inCiutadella. Im Frühjahr 1989 wurden nach der Bewertung einer Auswahlvon Vererbern der <strong>Rasse</strong> <strong>die</strong> ersten Zuchtpapiere von Pferden der Menorquinischen<strong>Rasse</strong> ausgestellt. 1994 wurde der erste Band des Bestandsbuchesmit den Eintragungen des Ende 1993 aktualisierten Zuchtbestandesveröffentlicht, 2003 <strong>die</strong> spezifi sche Zuchtnorm des Pferdes ReinerMenorquinischer <strong>Rasse</strong>. Seit 2008 arbeitet <strong>die</strong> Züchtervereinigung mitdem Umweltministerium an ihrer Aktualisierung, um sie an <strong>die</strong> Entwicklungder <strong>Rasse</strong> und <strong>die</strong> neuen Herausforderungen anzupassen, denen sich<strong>die</strong> Zucht und <strong>die</strong> Haltung der Tierpopulationen aktuell stellen muss.Heute sieht man eine stärkere Hinwendung zum sportlichen Reiten undsogar zum Turniersport. Von sich reden machte jüngst der Menorquiner„Salvatge“ der Ganaderia Els Alocs, der im Spanienchampionat der jungenDressurpferde 2009 in Montenmedio/Spanien den 6. Platz belegteund von der Züchtervereinigung in den Katalog empfohlener Vererberaufgenommen wurde.„Salvatge“ auf dem Turnier in Montenmedio 2009.Foto: Ganaderia Els AlocsFoto: visualemotion.com/René van BakelZuchtaktivitätenund MorphologiewettbewerbeAnfänglich war <strong>die</strong> Pferdezucht auf Menorca kein eigenständiger Wirtschaftszweig,sondern wurde ergänzend zu den sonstigen züchterischenAktivitäten betrieben. Heutzutage fi ndet eine stärkere Orientierung hinzur Vermarktung statt. Das Pferd Reiner Menorquinischer <strong>Rasse</strong> steht aufder offi ziellen Liste der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen, dasein Bestand sehr klein ist und sich auf eine konkrete geographischeRegion konzentriert: 2008 waren 94,2% des kompletten Bestandes von ca.3.000 Pferden Reiner Menorquinischer <strong>Rasse</strong> auf den Balearen registriert,hiervon allein 2.300 Pferde auf Menorca. Seit 1998 stiegen <strong>die</strong> Zuchtaktivitätenmit über 200 registrierten Fohlen pro Jahr jedoch deutlich an,<strong>die</strong>se Zahl hat sich heutzutage stabilisiert. Die Züchter verfolgen immerklarere Selektionslinien, wobei man immer <strong>die</strong> genetische Variabilität inhöchstem Maße respektiert, da den Züchtern <strong>die</strong> Probleme der Inzuchtbewusst sind.Seit der Gründung der Züchtervereinigung werden auf Menorca Zuchtwettbewerbeausgerichtet, um <strong>die</strong> Verbreitung und Verbesserung der<strong>Rasse</strong> zu fördern. Seit den 1990er Jahren fi nden alljährlich im April/Maigemeinsame Morphologie-Wettbewerbe für Hengste und Stuten statt.Außerdem wird zeitgleich eine Messe (Feria) der Pferde Reiner Menorquinischer<strong>Rasse</strong> mit Werbeaktivitäten, morphologischen Eignungsprüfungenund Vorführungen veranstaltet. Die kulturelle Verbindung der PferdepopulationMenorcas und ihres Lebensraumes fi ndet hier ihren Ausdruck.20 EQUUS – Magazin für barocke Pferde & Traditionen Ausgabe <strong>02</strong> APRIL-JUNI <strong>2011</strong> Ausgabe <strong>02</strong> APRIL-JUNI <strong>2011</strong>EQUUS – Magazin für barocke Pferde & Traditionen 21


Die Anstrengungen der Züchtervereinigung zur Verbreitung der <strong>Rasse</strong>tragen mittlerweile Früchte, da auch das Ausland steigendes Interesse zeigt,vor allem Frankreich, Italien und Holland. Außerdem bemüht sich <strong>die</strong>Vereinigung um <strong>die</strong> Leistungskontrolle der <strong>Rasse</strong>vertreter, <strong>die</strong> notwendigist, um sie bezüglich ihrer Eignung für bestimmte Einsatzbereiche zu beurteilen.Hierzu zählen: Gebäude und Grundgangarten, klassische Dressurund menorquinische Dressur (Doma Menorquina).„Doma Menorquina“Basis der menorquinischen Reitweise ist <strong>die</strong> klassische Dressur. Die DomaMenorquina ähnelt einer Mischung aus Doma Vaquera und Alta Escuela(Hohe Schule). Ausgehend von den Grundgangarten Schritt, Trab undGalopp folgen Traversalen, Spanischer Schritt, fl iegende Galoppwechsel bishin zum „bot“, dem Steigen und Laufen auf der Hinterhand.In der Regel werden <strong>die</strong> Hengste 3-4jährig ausgebildet. Besonders talentiertePferde zeigen schon nach kürzester Zeit Traversalen, Piaffen und das typischeSteigen auf Kommando, welches nicht ganz ungefährlich ist. So passierenin der Ausbildung vor allem Stürze durch Überschlagen des Pferdes,welches das Gleichgewicht verliert. Die Besonderheiten der menorquinischenReitweise werden auf einigen Höfen oder Gestüten den Touristengerne vorgeführt. An zwei Abenden in der Woche wird im Gestüt SonMartorellet bei Ferreries eine vollständige Abendvorführung mit denschwarzen Hengsten geboten, <strong>die</strong> unbedingt sehenswert und jedem Freundder iberischen Reitweisen zu empfehlen ist.Menorca und seine GestüteDas Gestüt Son Martorellet besitzt rund zehn Hengste bester Qualität, <strong>die</strong>sowohl in der Zucht als auch unter dem Sattel verwendet werden. Manbetreibt keine große, aber eine ausgewählte Zucht mit 4-5 Fohlen pro Jahr,aktuell zählt das Gestüt knapp 50 Pferde. Viele Nachwuchspferde werdenins Ausland nach Frankreich, Italien und Spanien verkauft. Das Hauptzielaller Aktivitäten ist es, <strong>die</strong> Pferde Reiner Menorquinischer <strong>Rasse</strong> in Showvorführungenbekannt zu machen. Die gesamte Anlage steht samt weitläufiger Koppeln der Stuten und Jungpferde zur Besichtigung offen, mit etwasGlück kann man vormittags beim Training in der Reithalle zuschauen.Auf dem Gestüt Els Alocs züchtet man qualitätvolle Pferde für <strong>die</strong> MenorquinischeReitweise und den Sport.Das mit 3-5 Stuten kleine Gestüt Juan Antonio Fiol Torres hat eine sehrgute und interessante Blutlinie. Hierzu gehört auch <strong>die</strong> Yeguada Ca’n Ruiz.Sie konzentrieren sich auf <strong>die</strong> Morphologie und sind hierin erfolgreich aufden jährlich stattfi ndenden Wettbewerben des Zuchtverbandes. Der Restder Zucht liegt in Händen einzelner Personen..Martin Haller – Ulrike SchaebenInfo im Internet unter:www.cavalls-menorca.com und www.sonmartorellet.comQuellen:Guía fotográfica de Menorca,6. Aktualisierte Ausgabe, Verlag Llum de Mediterrani Postals“El Caballo Menorquín” aus: Marqués Coll, Joan (2001), Libro deCaballería de las Illes Balears. Edición Turisme Cultura Illes Balears,Palma de Mallorca„El Caballo de <strong>Pura</strong> Raza Menorquina“ von M.D. Gómez,Asociación de Criadores y Propietarios de Caballos de Raza Menorquina”,erschienen in “Información asociaciones”DeutschlandIn Bayern steht der Kalif-Sohn Rih YBB. Der 2003 geborene Menorquiner-Hengst auf dem Gestüt Binibernat ist in Spanien gekört. Im Jahre 2007wurde Rih von Angelika Wastlhuber nach Deutschland importiert undabermals zur Körung im Bayerischen Spezialpferderasseverband vorgestellt.Er verließ mit 8,51 Punkten als Sieger den Ring.Rih YBB ist zurzeit der einzige Deckhengst seiner <strong>Rasse</strong> in Deutschland.Seine Beschälerbox ist im Hengststall Josef Götzberger, Stockham in83119 Obing. Ausbilderin von Rih YBB ist <strong>die</strong> bekannte ShowreiterinAndrea Kahn, <strong>die</strong> schon in den 1990ziger Jahren das Spanische Pferddurch ihre Auftritte in Deutschland und Österreich bekanntmachte. Durchseine imposante Erscheinung und raumgreifende Gänge zieht Rih YBB<strong>die</strong> Besucher in unzähligen Show-Auftritten in seinen Bann. So auf derFreizeit-Messe München, auf Gut Immling und in Pertenstein. Zwischenseinem Einsatz als Deckhengst und auf Veranstaltungen nimmt seineReiterin hobbymäßig an vielen Pferderitten teil. Er zeigt sich hierbei alsein nervenstarkes und charakterlich einwandfreies Pferd und ist imUmgang leicht zu händeln.SchweizDer Schweizer Jean Claude Lavoyer besuchte Menorca 1998 und entdeckte<strong>die</strong> Pferde anlässlich eines Badeurlaubs. In einem Gestüt fand er denRappjunghengst Joy, der kurze Zeit später in <strong>die</strong> Schweiz importiertwurde. Der passionierte Pferdefreund und ausgebildete Reiter reiste mitseiner Tochter Marina noch mehrere Male nach Menorca um weiterePferde <strong>die</strong>ser seltenen <strong>Rasse</strong> zu erwerben.Heute sind <strong>die</strong> beiden stolze Besitzer von fünf menorquinischen Zuchtpferden.Sie sind <strong>die</strong> einzigen Züchter in der Schweiz. Vom Hengst Joygibt es drei Fohlen. Der Zuchthengst ist in der Doma Menorquina ausgebildetund war über ein Jahr in der Weiterbildung bei Christian Pläge. IhrZuchtziel ist es, <strong>die</strong>se Pferde in ihrer Reinheit zu erhalten. In der Schweizgibt es insgesamt knapp ein Dutzend der <strong>Pura</strong> Raça Menorquina.NiederlandenMit dem Ankauf von fünf Stuten und zwei Hengsten wurde im Frühjahr2005 das Gestüt “Het Soerhuis” in Wilp durch den Menorquiner FranciscoJavier Fuster Marco (Sisco) und der Holländerin Jannette Bijsterbosch gegründet.Sie hatten es sich zum Ziel gesetzt, <strong>die</strong> Menorquinische <strong>Rasse</strong> aufnationalem und internationalem Niveau bekannt zu machen und den<strong>Rasse</strong>standard ständig zu optimieren. Man züchtet nach ausgesuchtenBlutlinien und ist hierin sehr erfolgreich. Menorquinische Pferde <strong>die</strong>serZuchtstätte wurden nach Belgien, Deutschland, Dänemark und Russlandexportiert.Mehr in EQUUS-Ausgabe 03.<strong>2011</strong>Foto: Yvonne Irl, www.vivid-impressions.deFoto: LavoyerFoto: Lonneke Ruesink22 EQUUS – Magazin für barocke Pferde & Traditionen Ausgabe <strong>02</strong> APRIL-JUNI <strong>2011</strong> Ausgabe <strong>02</strong> APRIL-JUNI <strong>2011</strong>EQUUS – Magazin für barocke Pferde & Traditionen 23

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