35363738394041424344454647484950515253545556575859606162636465666768697071727374757677787980818283848586Probleme nur kaschieren. Der durch die bildungspolitischen Fehler der Vergangenheit (ÄraStoiber) entstandene Schaden an der Qualität des bayerischen Bildungswesens, wie etwa dieübereilte, dilettantische und schlechte Einführung des G 8, das Versäumen des ThemasGanztagsschule aus ideologischen Gründen, oder die Sparpolitik zu Lasten der SchülerInnen(Klassengrößen) und der Lehrkräfte (Arbeitszeiterhöhung), wurde nicht oder nur unzureichendkorrigiert. Notwendige Reformen (Schulstruktur, LehrerInnenbildung, Schulverwaltung) wurdenbisher nicht angegangen und werden aus ideologischen Gründen versäumt. Und entgegen allerAnkündigungen werden die Rahmenbedingungen (z.B. Lehrerversorgung, Mittel fürGanztagschulen) nicht besser und stehen dazu von Schuljahr zu Schuljahr immer wieder zurDisposition, so dass die Schulen keine Planungssicherheit haben. Die Bildungspolitik derStaatsregierung ist nicht zukunftsorientiert, sie ist in ihrer Selbstbeweihräucherungrückwärtsgewandt. Sie nimmt als „Politik von oben“ die Gestaltungsmöglichkeiten der Akteurevor Ort nicht ernst und ist so auf Struktur- und Statusfragen fixiert, dass sie die Schülerinnenund Schüler eben nicht in den Mittelpunkt ihrer Bildungspolitik stellt. So steht für KultusministerSpaenle, als Ideologe des dreigliedrigen Bildungssystems, viel zu sehr die Aufteilung derKinder auf verschiedene Schularten im Vordergrund. So bringt er keine Bildungspolitik auf denWeg, die es Schulen ermöglicht, Kinder wirklich individuell zu fördern und ihnen individuelleLeistungsanreize anzubieten, Neigungen zu vertiefen und Schwächen mit spezifischenUnterstützungsübungen auszugleichen. Dadurch vergibt die Staatsregierung Zukunftschancender Kinder und Jugendlichen, noch bevor diese die Zeit hatten, ihre Potentiale auszubauen. Zuviele Talente bleiben dadurch unentwickelt.Die Unzufriedenheit vieler Eltern ist groß, weil sie feststellen – unabhängig wie erfolgreich derWeg ihres Kinder durch das bayerische Bildungssystem ist: die bayerische Schule wird ihrenKindern und deren individuellen Lernbedürfnissen nicht gerecht.Nach wie vor bestimmt in Bayern, so sehr wie in keinem anderen Bundesland, der sozialeHintergrund den Bildungserfolg. Was das derzeitige Bildungssystem nicht leisten kann, wirdvon Eltern für deren Kinder außerhalb der Schule eingekauft, was die Schieflage imBildungserfolg und die soziale Benachteiligung noch deutlich verschärft. Aber auch in der Spitzeist Bayern nicht erfolgreich, das belegt etwa die niedrige AbiturientenInnenquote, obwohl lautPISA-Test, mehr SchülerInnen das „Zeug dazu hätten“, es zu schaffen. Die Zahl derSchülerInnen ohne Abschluss ist viel zu hoch und insbesondere die Bildungschancen vonKindern mit Migrationshintergrund werden nicht genutzt.Bildungsaufbruch in Bayern für besseres LernenWir wollen die Bildungspolitik vom Kopf auf die Füße stellen. Nicht die Frage, welches Kind„passt am besten in welche Schulart“ ist für uns der Ausgangspunkt, sondern die Frage, wiekann Schule so gestaltet werden, dass auf die Lernbedürfnisse und Potentiale jedes Kindes,eingegangen werden kann, so dass „individuelle Förderung“ kein Schlagwort bleibt, sonderntatsächlich möglich ist.Lernen verstehen wir als einen aktiven, selbstgesteuerten und sozialen Prozess, der auch nachder Schule nicht endet. Was man sich selbst angeeignet hat, was man selbst – durchaus auchim wörtlichen Sinne – begriffen hat, weiß man auch nachhaltig. Und NeurobiologInnen undLernforscherInnen bekräftigen: positive Motivation, Zutrauen in die eigenen Leistungen undLernfreude sichern den Lernerfolg. Wer ein positives Selbstlernkonzept hat („ich weiß, wie ichetwas lerne“), kann sich anstrengen und etwas leisten - auch im Sinne lebenslangen Lernens.Dabei ist Lernen ein sozialer Prozess. Deshalb ist für uns Schule keine Anstalt, in der manWissen „tankt“, sondern ein Lebensraum. Bildung entsteht in Beziehungen, sie beruht aufVorbildern, auf Austausch, auf Kommunikation, auf Dialog, wie auch auf der Konfrontation mitAnders lernen - besser lernen: mit einem Grünen Bildungsaufbruch in Bayern 2
87888990919293949596979899100101102103104105106107108109110111112113114115116117118119120121122123124125126127128129130131132133134135136137138unterschiedlichen Lebensentwürfen. Ein positives und sicheres Sozialklima in derLernumgebung ist eine wichtige Voraussetzung für einen nachhaltigen Lernerfolg.An schulischen wie außerschulischen Lernorte lernen junge Menschen die natürliche und diesozialen Umwelt kennen und lernen den achtsamen Umgang mit der natürlichen Umwelt undden achtsamen Umgang im Miteinander. Schule soll zu verantwortlichem Handeln befähigen.Bildung ist für uns immer Persönlichkeitsbildung.Wir Grünen stehen für eine neue Bildungspolitik in Bayern - Neu im Stil und in denInhalten.Schlüsselbegriffe grüner Bildungspolitik sind Vertrauen, Verlässlichkeit und Ermöglichen. Gegendie in der Kultushierarchie vorherrschende Misstrauenskultur, setzen wir eine Kultur desVertrauens, die Leistungen der SchülerInnen und guter Schulen fördert. Gegen eineintransparente und nicht verlässliche Stellenpolitik, setzen wir eine Politik der verlässlichenRahmenbedingungen, die den Akteuren vor Ort die nötigen Handlungsspielräume gibt. Undgegen eine Politik des Durchregierens setzen wir eine Politik des Ermöglichens, die neue Wegeund Innovationen, die von den Beteiligten vor Ort getragen werden, unterstützt und nicht mehrbehindert.Sechs Eckpunkte eines grünen Bildungsaufbruches für besseres Lernen in Bayern1. Übertrittsdruck beendenBeim Übertritt nach der vierten Klasse werden die Probleme des bayerischen gegliedertenSchulwesens offensichtlich. Der große Druck in den Klassen drei und vier ist belastend für dieSchülerInnen, führt zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, fördert Schulangst und demotiviertSchülerInnen. In den Grundschulen ist aufgrund des Sortierdrucks gute Grundschulpädagogiknicht mehr möglich.Wir wollen den Übertrittsdruck beenden, indem wir das derzeitige Übertrittsverfahrenabschaffen und durch eine Freigabe des Elternwillens beenden. Unser Ziel bleibt dabei, dieSortiererei nach der vierten Klasse durch Modelle längeres gemeinsames Lernen überflüssig zumachen.2. Längeres gemeinsames LernenWir setzen uns für eine Gemeinschaftsschule ein, die alle Kinder und Jugendliche bis zur 10.Klasse gemeinsam besuchen und anschließend die Möglichkeit haben, die Hochschulreife zuerlangen. Die Gemeinschaftsschule ermöglicht, dass SchülerInnen individuell gefördert werden,die den Selektionszwang nach der vierten Klasse beendet und durch die Inklusion in der Schuleumgesetzt werden kann.Kinder lassen sich nicht einfach in drei Schubladen einordnen, vor allem nicht bereits mit 11Jahren - wir wollen ein Bildungssystem, das Kinder in ihrer Unterschiedlichkeit wahrnimmt undfördert, anstatt ihnen Teile ihrer Zukunft bereits mit dem Übertrittszeugnis zu verbauen. UnserZiel ist eine Schule, in der sich die SchülerInnen gegenseitig helfen und unterstützen.Die Gemeinschaftsschule wird zu einer guten Schule, wenn sie von Lehrkräften, Eltern undKommunen vor Ort getragen wird, deswegen setzen wir auf die Dynamik einer Veränderung vonunten.Mit Gemeinschaftsschulen können zudem Schulstandorte im ländlichen Raum, die aufgrund derdemographischen Entwicklung gefährdet sind, erhalten bleiben. Mit einer Öffnungsklausel imBayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetz wollen wir neue Modelle im Sinne unsererAnders lernen - besser lernen: mit einem Grünen Bildungsaufbruch in Bayern 3