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Michael_Mann_Citymystiker

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Tages-Anzeiger – Samstag, 8. August 2015 Zürich 21Ein «<strong>Citymystiker</strong>» fürdie junge Stressgesellschaft<strong>Michael</strong> <strong>Mann</strong>, ab September Leiter der Jugendkirche Jenseits, verkörpert einen neuen Typ Seelsorger:provokativ, vernetzt – und sehr selbstbewusst. Ein Porträt von <strong>Michael</strong> MeierJeans, Sneakers, hellblaues Hemd,dunkle Ledertasche – <strong>Michael</strong> <strong>Mann</strong> trittdezent sportlich auf. Ein <strong>Mann</strong> der leisenTöne aber ist er nicht, will er auchgar nicht sein. Als City-Seelsorger zählter sich zu den «Stadtaffen, die rausgehen,Profil zeigen, anecken, in gutemSinne provozieren und so zum Themawerden». Auf seiner Website preist sichder 43-Jährige als «Theologe, Kommunikationstrainer,Teamentwickler, Mentaltrainer,Yoga- und Meditationslehrer»an. Ab 1. September wird der Vielbeschäftigtedas Jenseits leiten, Zürichskatholische Jugendkirche unter denViaduktbögen.<strong>Mann</strong> stammt aus Deutschland, pendeltderzeit zwischen Zürich und Bonn,wo seine Frau und die beiden Kinder leben.Die Schweiz sei seit vielen Jahrensein Traumort – der Berge wegen undweil er hier Traumjobs gefunden habe:Vier Jahre lang war er in St. Gallen Seelsorgerbei Safranblau, der – laut Selbstbeschrieb– «lernenden Kirche für dieZielgruppe der digitalen Nomaden undPerformer ab 18 Jahren». In St. Gallenwie in Zürich spricht er ein kreativesund gleichzeitig karrierebewusstes Publikumbis 30 an, das «Orgelmusik amSonntagmorgen um 10 Uhr eher nicht imProgramm» habe.Bigger, Gugger, Giger<strong>Mann</strong> braucht den soziologischen Begriff«Ekelgrenzen», um zu umschreiben,dass sich viele junge Erwachsene inder Kirche genauso fehl am Platz fühltenwie in der Oper. «Also müssen wir nichtdie Botschaft ändern, sondern den Stil,will heissen: die gute Botschaft neu performen.»Als die katholische Zürcher Kirchevor fünf Jahren das Jenseits ins Lebenrief, war sie beeindruckt vom Erfolg derICF, der evangelikalen Trendkirche, diemit ihrem poppigen Sound die Jugendmagnetisch anzieht – beeindruckt auchvon Leo Bigger, dem dortigen Pastor mitdem grossen Selbstbewusstsein. Inzwischenmischen evangelischerseitsauch Markus Giger mit der Street-Churchund Nik Gugger mit der FabrikkircheWinterthur die spirituelle Jugendszeneim Kanton auf, beide eher mit sozialenProjekten.Für <strong>Mann</strong> verkörpert der neue Typusdes Jugendseelsorgers einen Paradigmenwechsel– weg von der Gemeinde,hin zum Netzwerk: «Scharte sich früherdie Gemeinde um den Pfarrer mit Rollkragenpulliund Gitarre, suchen sich dieJugendlichen heute via Social Media einNetzwerk von Gleichgesinnten, begleitetvon einem Seelsorger mit unverwechselbaremProfil.»Mit eigenem LogoGeht es um dieses «unverwechselbareProfil», also um Erfolg und Marketing,scheut <strong>Mann</strong> auch den Vergleich mit LeoBigger nicht. Vom Moralprediger Biggersetzt sich der Theologe <strong>Mann</strong> aber ab.Nicht rigide Normen sind ihm wichtig,sondern das – bei den Evangelikalen verschriene– Yoga. <strong>Mann</strong> sieht sich als«Wir sind urban – wir lieben die Stadt», sagt <strong>Michael</strong> <strong>Mann</strong>. Foto: Dominique Meienberg«<strong>Citymystiker</strong>», der die gestressten Zeitgenossenin die Tiefe und die Stille führenwill: «Meditation ist für mich dieAntwort auf die Stressgesellschaft.» EineOase will er deswegen aus dem Jenseitsnicht machen – weil die Oase das Umlandals Wüste diffamiere. <strong>Michael</strong><strong>Mann</strong>: «Wir sind definitiv urban, wir liebendie Stadt.»«Mystik» ist für ihn das eine Zauberwort.«Marketing» das andere. Wobei«Marketing» eigentlich das Gleiche bedeutewie «Mission». «Wenn der Kirchturmnicht mehr sichtbar ist, muss manGesicht und Logo des Seelsorgers aufHandy und Facebook sehen.»<strong>Mann</strong> macht vor, wie solches Eigenmarketinggeht: Von der WerbeagenturAdicto liess er sich das persönliche Brandingin Form eines Logos mit seinen Initialengestalten. Seine Website preistihn als «Sinnstifter und Seelsorger fürmoderne Performer» an, zu dessen Kundennamhafte Unternehmen aus derAutomobilindustrie zählten sowie Banken,Versicherungen, Manager und Spitzensportler.Von sich selber sagt <strong>Mann</strong>unbescheiden, in Sachen Mentaltraining«habe ich etwas erreicht, das in meinerBranche bis heute nie mehr getopptwurde». Gemäss Website wurde er 2014in den Kreis der 100 besten Trainer derdeutschsprachigen Länder aufgenommen.«Wenn ich mich nicht so anpreise,nimmt mich keiner ernst», rechtfertigtsich der Seelsorger.«Glückskönner»Brand und Logo haben auch einen kommerziellenZweck: Ausserhalb des Jenseitsgibt <strong>Michael</strong> <strong>Mann</strong> Seminare undKurse für Meditation und Mentaltraining.So bietet er den Onlinekurs «ExpandYour Happiness» an, den man direktaufs Smartphone holen kann – «mit25 Prozent Rabatt für 36 Franken». Erbietet Tools und Techniken zu «Hochleistungund Gesundheitsförderung» an,leitet die Module «Glückskönner» und«Glücksmeister», wirbt mit «Tiefenentspannungals Jungbrunnen» oder «Mentaltrainingzwecks Gewichtskontrolle».Meditation schütte das Hormon DHEAaus, das für jugendliches Aussehen verantwortlichsei – bei Frauen angeblichmehr als bei Männern.«Mystik» ist für ihndas eine Zauberwort,«Marketing» dasandere – was so vielwie «Mission» bedeute.Nach Manier der TV-Evangelisten undanderer Heilsbringer beschwört <strong>Mann</strong>Jesu Satz: Ihr könnt Berge versetzendurch die Kraft eures Glaubens. Auf derWebsite des Mystikers klingt das dannso: «Unsere Gedanken haben eine immenseKraft. Man muss sie nur aktivieren.<strong>Michael</strong> <strong>Mann</strong> hat es darin selberzur Meisterschaft gebracht.»Der «Glücksmeister» will selber immerwieder kleine Wunder erlebt haben,wie etwa die Stellenangebote inSt. Gallen und Zürich. Die grösste Befriedigungaber habe er, «wenn andere sagen,dass sie nach dem Seminar ihrenTraumjob oder ihr Traumhaus gefundenhaben oder sich sonst einen Herzenswunscherfüllen konnten». Man müssenur loslassen und unverkrampft seinenHerzenswunsch artikulieren können.Yoga und Meditation lassen sich für<strong>Michael</strong> <strong>Mann</strong> bestens mit Theologievereinbaren: «Beim Mentaltraining gehtes um nichts anderes als um Glaube,Liebe, Hoffnung.» Das habe man in derKirche immer schon gewusst: Kirchenbänkeseien so konzipiert, dass man,aufrecht sitzend, tief und wach entspannenkönne.Und das unerschütterliche Selbstbewusstsein?Dieses, so sagt der <strong>Citymystiker</strong>,stelle sich ein, «wenn manwirklich mystisch in die Tiefe geht, alsoin Verbindung mit Gott kommt».Die EckeTaubenjagdim GlobusparkDu willst wissen, wer wir sind, meineTochter? Ich war Student und lungerteauf der Globuswiese herum, beimPestalozzi-Denkmal. Über den Randmeines Buchs sah ich einer uraltenFrau beim Taubenfüttern zu. DasLeben hatte sie rechtwinklig gekrümmtwie ein Klappmesser. Sie fütterte dieTauben mit Bröseln aus einer Plastiktasche.Mit einer verblüffend fliessendenBewegung packte sie eine Taube,steckte sie in die Tasche und ging. Wirsind Raubtiere bis zum Tod. (cit)NachrichtenÜberfallBankräuber ohne BeutegeflüchtetKleinandelfingen – Ein Unbekannter versuchtegestern, eine Bank in Kleinandelfingenzu überfallen. Ein Angestellterder Bank meldete sich kurz nach 10 Uhrbei der Kantonspolizei Zürich. Dermaskierte <strong>Mann</strong> betrat die Bank undforderte Geld. Er setzte die Bankangestelltenunter Druck, indem er eineFaustfeuerwaffe zeigte. Die Angestelltenzögerten mit der Herausgabe des Geldes,worauf der Räuber das Gebäude zuFuss wieder verliess und in unbekannteRichtung floh. Die Kantonspolizei(044 247 22 11) sucht Zeugen. (bra)DrogenhandelZwei Heroindealeraus dem Verkehr gezogenZürich – Die Stadtpolizei hat am Mittwochabendin der Nähe des Triemliseine Drogenübergabe beobachtet. Ein<strong>Mann</strong> kam aus einem Haus, ging zueinem Auto und übergab etwas. Bei derKontrolle der Autoinsassen fanden diePolizisten 15 Gramm Heroin. Bei deranschliessenden Hausdurchsuchungnahmen die Beamten einen 59-jährigenTunesier und einen 19-jährigen Albanerfest. Die beiden hatten 700 GrammHeroin bei sich. (hoh)BadeunfallSuche nach angeblichVermisstem eingestelltPfäffikon – Die Kantonspolizei hat gesterndie Suche nach einem angeblichenOpfer eines Badeunfalls im Pfäffikerseeeingestellt. Gemäss «20 Minuten online»hat die Polizei alle Möglichkeiten derSuche ausgeschöpft. Es waren ein Sonarundein Kameraboot sowie Taucher undein Helikopter im Einsatz. Ob am Montagwirklich jemand im See ertrunkenwar, ist weiterhin unklar. (hoh)MusikJazzclub Oetwil feiert – undhat einen neuen PräsidentenOetwil a. L. – Dreissig Jahre Jazz-ClubOetwil und nur ein Präsident: MäniPfister wird am 14. August, am Jubiläums-Fiirabig-Jazz-Anlassauf dem Dorfplatz,zum Ehrenpräsidenten ernannt.Es spielen: Paramount Union Jazz-Bandund Big Band Connection mit Tanzshowund der Gastsängerin Brigitte Wullimann.Der neue Präsident ist HansSchweizer. Beginn: 18 Uhr, Eintritt frei.www.jazz-club-oetwil.ch. (net)

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