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PRESTIGE_03_2012_E-Mag

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24<br />

LIMITED EDITION AUTUMN <strong>2012</strong><br />

CULTURE<br />

LIVING<br />

TRAVEL<br />

DRIVE STYLE<br />

BEAUTY<br />

FASHION<br />

& MORE


Form follows<br />

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INHALT<br />

Editorial 17<br />

Fashion<br />

Kerstin Cook<br />

Diese Miss liegt richtig 18<br />

Luxuriöse Funktionalität<br />

Made in Italy 26<br />

Gut gebunden ist halb gewonnen<br />

Die kleine Krawattenlehrstunde 30<br />

26<br />

18<br />

culinarium<br />

Eine Würze in aller Munde<br />

Julius <strong>Mag</strong>gi 38<br />

30<br />

Kulinarische Leckerbissen<br />

Rund um den Globus 46<br />

Food News<br />

Purer Genuss 52<br />

living<br />

<strong>Mag</strong>ier von Licht und Raum<br />

Hervé Van der Straeten 56<br />

Interior News<br />

Living & More 66<br />

Der Lichtzauberer<br />

Olafur Eliasson 70<br />

38<br />

46<br />

Beauty<br />

Nofretetes Nachfahren<br />

Von roten Lippen und schwarz<br />

umrandeten Augen 82<br />

56<br />

12<br />

70<br />

82


INHALT<br />

88<br />

94<br />

Der typisch italienische Erfolgscharakter<br />

Tomaso Trussardi 88<br />

Black & Red<br />

Beauty News 94<br />

Der Luxusparfumeur<br />

Roja Dove 96<br />

100<br />

Schönheit ist äusseres Bild und inneres Empfinden<br />

Privatklinik ALTA AESTHETICA 100<br />

Culture<br />

Das goldene Bühnenjubiläum<br />

The Rolling Stones 106<br />

The Gambino Family<br />

Carlo Gambino, Teil 1 116<br />

Der bescheidene Anti-Star<br />

Juan Luis Guerra 122<br />

106<br />

Watches & Jewellery<br />

Zeit rund um den Globus<br />

Zeitzonenuhren 134<br />

116<br />

122<br />

DRIVE STYLE<br />

4x4 forever<br />

Die ersten Allradautos 144<br />

Brummende Motoren & rauchende Seiten<br />

Books & more 150<br />

Kleine Automobilpsychologie<br />

Ich bin, was ich fahre 152<br />

144<br />

13


INHALT<br />

Travel<br />

Traumhafte Wochenend-Trips<br />

Quer durch Europa 160<br />

160<br />

Verona<br />

Opernklänge und Romantik 170<br />

Taiwan<br />

Ein Land zwischen Fortschritt und Tradition 176<br />

Short Cuts<br />

Short Cuts #1<br />

Ein guter Tropfen 44<br />

170<br />

Short Cuts #2<br />

Jubiläen <strong>2012</strong> 114<br />

Short Cuts #3<br />

Wem die Stunde schlägt 142<br />

176<br />

KOLUMNEN<br />

80<br />

Gabriel Palacios<br />

Hypnotische Kleidung –<br />

Was wir durch unsere Kleider suggerieren 36<br />

Wilhelm J. Grusdat<br />

Vom silbernen Lachen der Musen 54<br />

68<br />

36<br />

132<br />

104<br />

Walter Bollier<br />

Warum Wasser zum Investment wird 68<br />

Vera Dillier<br />

«Prinzen» 80<br />

Götz Winter<br />

Kleine Schleife, grosse Wirkung 104<br />

54<br />

14<br />

Nubya<br />

Eigentlich wäre es doch ganz leicht 132


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Meine Leidenschaft: Autos<br />

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FASHION<br />

Kerstin<br />

18


FASHION<br />

Cook<br />

Diese Miss liegt richtig<br />

19


FASHION<br />

Scharf, schärfer, Kerstin. Sie sieht aus wie ein «Victoria’s Secret»-Engel<br />

und wohnt jetzt in der Mode-Metropole Paris. Dass die Ex-Miss Schweiz Kerstin<br />

Cook international als Model durchstartet, ist kein Zufall – wie die 23-Jährige bei<br />

unserem exklusiven Haute-Couture-Shooting beweist.<br />

Text & Fotos: Dominique Zahnd<br />

Der Kussmund, der laszive Blick und diese endlos<br />

langen Beine – Kerstin Cook verfügt über alle Attribute,<br />

die Männer in willenlose Hohlköpfe verwandelt.<br />

Doch die Luzernerin setzt ihre Geheimwaffen<br />

nur vor der Kamera ein. Sie warb schon<br />

erfolgreich für Lingerie und Schmuck – und verdiente so in ihrem<br />

Amtsjahr stolze 340'000 Franken.<br />

Bei der Miss-Universe-Wahl in São Paulo verliebte sich auch das<br />

Ausland in die Schweizerin, Agenturen von Brasilien bis New York<br />

klopften bei ihr an. Den Zuschlag bekam die renommierte Talentschmiede<br />

MGM. «Ich lebe meinen Traum», sagt die 23-Jährige<br />

heute. «Ich stand schon in Kapstadt, New York, Korsika und<br />

Moçambique vor der Kamera. Und in London lief ich an der Fashion<br />

Week über den Laufsteg.» Dort fiel sie der britischen Designerin<br />

Sarah Burton auf, die 2011 den meistfotografierten Dress der<br />

Welt entworfen hat: das Hochzeitskleid von Prinz Williams Gattin<br />

Catherine. Die Fashion Show in London zu eröffnen, war «ein unbeschreibliches<br />

Erlebnis», sagt das Model, in dem zu drei Vierteln<br />

englisches Blut fliesst. Jetzt ist die Luzernerin nach Paris gezogen,<br />

um dort einen Casting-Marathon zu absolvieren.<br />

Vom Mädchen zur Göttin<br />

Das Herrenhaus liegt versteckt. Wer durch die wuchtige Eingangstüre<br />

tritt, den katapultiert es sofort zurück in die 50er-Jahre.<br />

Ob die funkelnden Kronleuchter, die schweren Brokat-Vorhänge<br />

oder die dickbäuchigen Goldengel: Alles strömt Glamour aus. Ex-<br />

Miss Kerstin Cook ist mit ihren Killerheels dermassen gross, dass<br />

sie bei jedem Türrahmen den Kopf einziehen muss. Sie hat kein<br />

Make-up aufgetragen und wirkt deswegen recht unscheinbar.<br />

Doch bei ihren Kolleginnen Gisele Bündchen, Natalia Vodianova<br />

oder Rosie Huntington-Whiteley ist das dasselbe: Ungeschminkt<br />

würde man die Topmodels beim Vorbeigehen wahrscheinlich<br />

übersehen. Erst die flinken Finger einer Stylistin sorgen für die<br />

nötige <strong>Mag</strong>ie – sie verwandelt hübsche Mädchen in hinreissende<br />

Göttinnen. Im Fall von Kerstin fällt diese Aufgabe Make-up-<br />

Meisterin Anja Lareida zu. Die Kleider und die Location für den<br />

Haute-Couture-Shoot stellt Star-Designer Martin Jascur. Er lebte<br />

und arbeitete längere Zeit in New York und wurde kürzlich in der<br />

Promi-Bibel «Who is Who in Basel» abgefeiert.<br />

Während Kerstins Haare drapiert und geföhnt werden, kaut sie<br />

auf einem Croissant herum und erzählt von ihrem Einstieg ins<br />

Business. «Ich war 14, als ich am Bahnhof in Luzern von einem<br />

Modelscout angesprochen wurde. Neben der Schule habe ich<br />

mir dann mit kleinen Jobs mein Taschengeld aufgebessert.» Bei<br />

einem ihrer Castings sass Christa Rigozzi hinter dem Pult: Sie<br />

war es auch, die Kerstin dazu ermunterte, sich als Miss-Schweiz-<br />

Kandidatin anzumelden.<br />

Die Presse war gnadenlos<br />

Die Wahl zur schönsten Schweizerin vor zwei Jahren stellte das<br />

Leben des Landeis aus Kriens komplett auf den Kopf. Und die<br />

Presse blies sogleich zur Treibjagd. «Daran hatte ich am Anfang<br />

ziemlich zu beissen. Denn darauf bereitet dich die Miss-Schweiz-<br />

Organisation nicht vor …», sagt Kerstin Cook. Mittlerweile nimmt<br />

sie die Sensationsblätter unseres Landes nicht mehr richtig ernst.<br />

Je nach Tageslaune war sie der Schweizer Presse zu dünn oder<br />

zu dick. «Das Thema ist heikel», sagt die Ex-Miss. «Weniger wegen<br />

mir selber, sondern wegen all der Mädchen, die zu mir aufschauen.<br />

Solche Schlagzeilen können viel Schaden anrichten.»<br />

Würde man zehn Leute auf der Strasse nach Kerstins Aussehen<br />

befragen, wäre die Antwort wohl immer dieselbe: Klar, die ist<br />

wunderschön. Doch wie alle Frauen mag sie ihre Formen mal<br />

mehr und mal weniger. Das löste vor kurzem sogar eine landesweite<br />

Diskussion aus. Nach ästhetischen Aufnahmen, wo auch<br />

ein Busenblitzer dabei war, wurde wochenlang öffentlich darüber<br />

debattiert, ob sich die Ex-Miss nun einer Brustvergrösserung<br />

unterziehen lassen solle – oder nicht. «Das Ganze war so skurril,<br />

ich konnte darüber nur noch lachen», sagt sie und verdreht dabei<br />

die Augen.<br />

20


FASHION<br />

22


«Was nehme ich immer<br />

zu Castings mit? Hautfarbene<br />

Unterwäsche, Highheels und<br />

Zitronenwasser.»


FASHION<br />

«Ich war 14, als<br />

ich am Bahnhof in Luzern<br />

von einem Modelscout angesprochen<br />

wurde.»<br />

Vor der Kamera ein Vamp<br />

Die Frisur sitzt, sie streicht ihr Kleid glatt. Cook lächelt zufrieden<br />

ihr Spiegelbild an. «Ich selber gehe bei meiner Kleiderauswahl<br />

nicht so mit dem Trend. Aber ich liebe es, bei Fotoshootings<br />

Haute Couture zu tragen. Elegante Kleider passen zu mir.» Ihre<br />

Lieblingsdesigner sind Karen Millen («Oh Gott, diese Cocktailkleider»)<br />

und Elie Saab («Seine Abendgarderoben sind fantastisch»).<br />

Sobald die Blitzlampen den Raum in gleissendes Licht tauchen,<br />

mutiert Kerstin Cook zum Vamp. Sie flirtet mit der Kamera und<br />

bietet ständig neue Posen an. Die Ex-Miss ist ein Vollprofi. Was<br />

macht für sie ein gutes Model aus? «Man muss mit seinem Gesicht,<br />

seinem Ausdruck oder seinem Körper ein bestimmtes Gefühl<br />

ausdrücken und so ein Produkt verkaufen können. In meinen<br />

Augen ist das anspruchsvoller als Schauspielerei …», sagt sie.<br />

Dennoch glauben viele, dass Models nur ein bisschen herumstehen,<br />

dabei Unmengen von Champagner schlürfen und anschliessend<br />

rauschende Parties mit coolen Celebrities feiern. Die Wirklichkeit<br />

ist ernüchternd. Mannequins sind einsame Einzelkämpfer,<br />

die weit weg von ihrer Familie von Casting zu Casting rennen und<br />

dabei eine Ohrfeige nach der anderen kassieren. Denn für jeden<br />

Job gibt es nur ein perfektes Girl. «Wird man dann endlich für ein<br />

Shooting gebucht, dauert dieses in der Regel den ganzen Tag»,<br />

sagt Kerstin Cook. «Meistens wird durchgearbeitet, Zeit fürs Essen<br />

bleibt selten.» Weil viele Kunden sowieso davon ausgehen,<br />

dass die dünnen Mädchen gar nichts essen wollen.<br />

Trotzdem: Ihr gefällt der Job. Selbst wenn sie im Winter im Bikini<br />

bibbert oder stundenlang an einem Seil hängt, das ihr ins<br />

Fleisch einschneidet. «Für ein gutes Bild muss man viel ertragen»,<br />

sagt das Model. «Doch wenn ich später mein Gesicht auf<br />

einem Plakat oder in einem <strong>Mag</strong>azin sehe, ist das das schönste<br />

Gefühl der Welt.»<br />

24


FASHION<br />

26


FASHION<br />

Luxuriöse<br />

Funktionalität<br />

Made in Italy<br />

Es war einmal ein Cartoon namens «Bristow». Vor über 50 Jahren erfand der<br />

Brite Frank Dickens seinen Protagonisten Bristow und dieser arbeitete in der Fabrik<br />

Chester Perry. Täglich zu lesen ab 1961 im Londoner «Evening Standard»,<br />

41 Jahre lang. Genau diese Fabrik, Chester Perry, stand Namenspate für ein bis<br />

heute bekanntes italienisches Mode-Label: C.P. Company.<br />

von Valeska Jansen<br />

Gegründet wurde die Marke 1975 von dem Werbegrafik-Designer<br />

Massimo Osti. Sein Markenzeichen:<br />

ungewöhnliche Materialien und besondere<br />

Färbetechniken. Sein Credo: form follows function<br />

(Schnitt folgt Funktion).<br />

2010 wurde C.P. Company an die FGF Industry SpA in Montegaldo<br />

verkauft. Verantwortlich für das Design ist seitdem Firmeninhaber<br />

und Chefdesigner Enzo Fusco. Die einstige Firmenphilosophie<br />

der Funktionalität und auch ihr Markenzeichen, die<br />

Verwendung ungewöhnlicher Materialien, hat er übernommen.<br />

Für die diesjährige Herbst/Winter-Kollektion reiste Enzo Fusco<br />

durch die Geschichte der Sportswear. Noch vor 100 Jahren diente<br />

Sportbekleidung ausnahmslos dem Zweck. Er und sein Designteam<br />

haben aus jeder Epoche das Beste herausgepickt und<br />

neu interpretiert. Zusätzlich haben sie Militär- und Arbeiterbekleidung<br />

strassentauglich gemacht. Der daraus entstandene Stilund<br />

Materialmix macht die neue Kollektion zur facettenreichsten<br />

seit Bestehen der C.P. Company.<br />

27


FASHION<br />

form<br />

follows<br />

function<br />

Uniformen neu interpretiert<br />

Fuscos Steckenpferd ist das Thema Military und<br />

so ziehen sich dessen Einflüsse auch durch die<br />

gesamte Kollektion. Modelle ähneln in ihrer<br />

Schnittführung Uniformen, oder es wurden<br />

Stoffe aus dem Militärbereich verarbeitet.<br />

Im Vordergrund stehen dabei immer die<br />

Zweckmässigkeit sowie Bequemlichkeit, gepaart<br />

mit dem Design. So ist die klassische<br />

Feldjacke als ultraleichte Daunenversion aus<br />

Nylonstoff erhältlich, der durch seine besondere<br />

Stückfärbung einen einmalig verknitterten und verwitterten<br />

Effekt erhält. Bei den Wollpullovern, Hosen und<br />

Hemden treffen die klassischen Militärfarben auf<br />

Herbsttöne. Durch spezielle Färbetechniken konnten<br />

neuartige, staubähnliche und denaturierte Farbeffekte<br />

erzielt werden. Sie wirken, als ob sie nur auf<br />

dem Stoff aufliegen.<br />

Gekonnter Mix zwischen<br />

Mode und Funktionalität<br />

Die Inspirationen aus der ursprünglich rein zweckgerichteten<br />

Sportbekleidung zeigen sich nicht nur anhand funktioneller Details,<br />

beispielsweise von der alpinen Bekleidung übernommen,<br />

sondern auch bei der Wahl der qualitativ hochwertigen Materialien.<br />

Die Goggle-Jacke – der C.P.-Klassiker schlechthin – kommt<br />

diese Saison mit neuartigen Stoffen daher. Die Hosenkollektion<br />

wird von klaren Linien und ergonomischen Schnitten dominiert,<br />

was nicht zuletzt ihre Funktionalität betont.<br />

Very british<br />

Ein weiteres wichtiges Thema der Kollektion ist der traditionelle<br />

britische Stil: Jacken und Mäntel in zeitlosem Design, aus Shetlandwolle<br />

in leuchtenden Farben und Windwesten aus Nylon<br />

vereinen klassischen Geschmack mit Funktionalität und Modernität.<br />

Ebenfalls im typisch britischen Stil gehalten sind die Regenjacken,<br />

die wie in ihren Ursprüngen aus einer Stoffkombination<br />

von Samt und Baumwolle hergestellt sind. Der Stoff ist am Stück<br />

gefärbt und dank einer eingearbeiteten Polyurethan-Schicht absolut<br />

wasser- und windundurchlässig.<br />

Arbeiterkleidung trifft Sportswear<br />

Das authentische Feeling, welches C.P. Company verkörpert,<br />

zeigt sich in der «Vintage Capsule Collection» am deutlichsten.<br />

Cargo-Hosen, Flanellhemden, Kleidungsstücke aus Shetlandwolle,<br />

Wachsjacken von British Millerain und Materialien, die den<br />

Spuren des britischen Traditionsunternehmens Abraham Moon<br />

folgen, erinnern an die Arbeiterkleidung von früher und lassen<br />

den Stil vergangener Zeiten wieder aufleben. Kleider aus schweren<br />

Leinenstoffen und verwittertem Leder scheinen aus einem<br />

anderen Jahrhundert zu stammen – auch die Wollpullover, die<br />

jenen der englischen Fischer des frühen zwanzigsten Jahrhunderts<br />

ähneln.<br />

Fazit: Dank der unermüdlichen Experimentierfreude mit verschiedensten<br />

Stoffen und Verarbeitungsmöglichkeiten präsentieren<br />

Enzo Fusco und sein Team für den kommenden Herbst/Winter<br />

eine moderne Kollektion, die gleichzeitig dem Stil des Sportswearlabels<br />

treu bleibt.<br />

28


OM-D: CREATE YOUR OWN WORLD<br />

THOMAS HAYO Creative Director<br />

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FASHION<br />

Gut gebunden ist<br />

halb gewonnen<br />

30


FASHION<br />

Man hasst sie oder man liebt sie. Es<br />

gibt Männer, die haben mehr von ihnen<br />

im Schrank, als Frauen Schuhe oder<br />

Taschen besitzen. Seit über 350 Jahren<br />

schmückt sie den Hals des Mannes –<br />

die Krawatte.<br />

von Yvonne Beck<br />

Die Geschichte der Krawatte beginnt mit dem<br />

30-jährigen Krieg (1618–1648) mit der Ankunft der<br />

kroatischen Söldner in Frankreich. Diese Söldner<br />

wurden von Ludwig dem XIV., dem Sonnenkönig,<br />

angeheuert. Ihre militärische Tracht beinhaltete<br />

ein Stück weissen Stoffes (hravatska genannt), das am Kragen<br />

in Form einer Rosette befestigt wurde. Die Enden hingen<br />

über der Brust. Diese Bekleidung gefiel den Franzosen<br />

so sehr, dass sie diese Mode in ganz Europa<br />

verbreiteten. Sie wurde croatta oder auch Krawatte<br />

genannt. Diese ersten Krawatten waren schwer<br />

zu binden und hatten kaum Ähnlichkeit mit<br />

den heutigen Krawatten. Sie glichen vielmehr<br />

schlaffen Fliegen. Die moderne Krawatte<br />

kam erst im 19. Jahrhundert in England<br />

zum Vorschein.<br />

31<br />

Die kleine Krawattenlehrstunde


FASHION<br />

«Eine gut gebundene Krawatte,<br />

das ist ein Geniestreich, der sich wahrnehmen und bewundern,<br />

aber nicht analysieren oder erlernen lässt.»<br />

Balzac in der «Physiologie des Ankleidens»<br />

Der Binder als politisches<br />

Statement und Zeichen der Emanzipation<br />

Doch Krawatten waren nicht nur modische Accessoires, sie<br />

dienten in Zeiten der Französischen Revolution als Statussymbol<br />

für Macht und brachten die eigene politische Überzeugung zum<br />

Ausdruck. So trugen die Revolutionäre eine schwarze, während<br />

die Gegner der Revolution eine weisse Krawatte trugen. Interessant<br />

ist auch das Verhältnis der Frauen zur Krawatte. Die ersten<br />

Emanzen wie die Schriftstellerin George Sand und die berühmte<br />

Kurtisane und Schauspielerin der Pariser Belle Époque Émilienne<br />

d'Alençon trugen die Krawatte als Zeichen ihrer Rebellion gegen<br />

die männliche Vorherrschaft. Die Krawatte wurde Zeichen des<br />

Strebens nach Gleichberechtigung. Mit dem Zeitalter der industriellen<br />

Revolution veränderte sich das Bild der Krawatte radikal.<br />

Mit der Industrialisierung ging ein grosser Teil des Modebewusstseins<br />

infolge Zeitmangels verloren. Niemand hatte mehr Zeit für<br />

komplizierte Knoten und Schlingvarianten, ausserdem mussten<br />

immer mehr Angestellte eine Krawatte tragen. Damals entstand<br />

der noch heute aktuelle Langbinder. In England nannte man ihn<br />

Four in Hand, nach dem Knoten, mit dem die Zügel der Vierspänner<br />

verbunden waren. Seine endgültige komfortable Form<br />

bekam er aber erst in den 1920er Jahren, nachdem der Amerikaner<br />

Jesse Langsdorf auf die Idee kam, die Krawatte diagonal<br />

zum Fadenlauf zu schneiden und in drei Teilen zusammenzunähen.<br />

Nach einigen modischen Spielereien in der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts von breit bis schmal wurde die Krawatte in den<br />

60er Jahren Synonym für Spiessertum, Bürokratie und bourgeoises<br />

Establishment und somit völlig verachtet. Erst nachdem die<br />

68er Generation selbst zum Establishment gehörte, wurde auch<br />

die Krawatte wieder modern. Heute gehört sie wieder zum guten<br />

Ton. Mit einer Krawatte setzt man Signale. Durch die Auswahl<br />

der richtigen Krawatte macht man einen bestimmten Eindruck<br />

auf seine Umgebung.<br />

Erlesene Seide für die Qualitätskrawatten<br />

Eine elegante Herrenkrawatte gibt es nur aus erlesener Seide.<br />

Die Seide für die Krawatte wird entweder bedruckt oder aus verschiedenen<br />

Seidengarnen zu Jacquards verwebt. Die kunstvoll<br />

gebundenen Krawatten der Dandys des 19. Jahrhunderts waren<br />

noch nicht aus Seide gearbeitet, sondern aus schneeweissem<br />

Leinen oder edler Spitze. Erst in den späten 1880er Jahren wurde<br />

die Seide als Material für den Halsschmuck entdeckt. Dies hatte<br />

mit der voranschreitenden Industrialisierung und den daraus resultierenden<br />

Möglichkeiten der Massenherstellung der einst so<br />

raren Seidenstoffe zu tun. Das Grundprinzip der Seidengewinnung<br />

hat sich seit den Anfangstagen nicht allzu sehr verändert.<br />

Nach wie vor ist es ein zeit- und arbeitsintensiver Prozess. China<br />

ist nach wie vor der grösste Lieferant hochwertiger Rohseide.<br />

Das Weltzentrum für die Verarbeitung der Seidenstoffe zu Krawatten<br />

liegt allerdings in der norditalienischen Stadt Como. Die<br />

Qualität eines Seidenstoffs richtig einzuschätzen, ist auch für erfahrene<br />

Fachleute schwierig. Rein optisch kann man Synthetik<br />

und echte Seide kaum auseinander halten, deshalb muss der<br />

Tastsinn bei der Beurteilung helfen. Der auffälligste Unterschied<br />

zwischen echter Seide und Kunstfaser besteht darin, dass die<br />

Imitation aus dem Chemielabor ein viel glatteres Garn und damit<br />

auch viel geschmeidigere Stoffe ergibt. Man sollte deshalb die<br />

Krawatte prüfend durch die Finger gleiten lassen. Echte Seide<br />

wird unweigerlich an kleinsten Rauigkeiten der Haut oder Ecken<br />

der Fingernägel hängen bleiben, wohingegen das Imitat<br />

32


33<br />

FASHION


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Curv® ist ein eingetragenes Markenzeichen of Propex Operating Company, LLC. - ©<strong>2012</strong> Samsonite


KOLUMNE<br />

von Gabriel Palacios, «Gedankenleser»<br />

Hypnotische Kleidung –<br />

Was wir durch unsere Kleider suggerieren<br />

Paul Watzlawicks Axiom der Kommunikation «Wir<br />

können nicht nicht kommunizieren» rauscht<br />

auch an der Fashionindustrie nicht spurlos vorbei.<br />

Denn egal ob Markenkleider, Rollkragenpullover,<br />

kurze Hosen oder Pelzmantel – sobald wir<br />

Kleider tragen, geben wir etwas über uns, unsere Person und<br />

unser Vorhaben preis. Wir suggerieren unserem Gegenüber,<br />

dass wir heute in kurzen Hosen und Flip-Flops freizügig, lockerer<br />

und geselliger gestimmt sind. Und wir kommunizieren<br />

unserem Geschäftspartner, dass wir in unserem Markenanzug<br />

grossen Wert auf Professionalität legen.<br />

Egal, wie wir es drehen und biegen – wir können, was unsere<br />

optische Verpackung anbelangt, nicht nicht kommunizieren.<br />

Wer sich kleidet, fährt vorläufig auf der Schiene<br />

der optischen, unterbewussten Suggestionen. Denn meist<br />

wollen wir unser Gegenüber nicht wirklich bewusst auf unsere<br />

Kleidung aufmerksam machen, sondern hoffen, dass<br />

dessen Unterbewusstsein unsere optischen Suggestionen<br />

unbewusst wahrnimmt.<br />

Wir wollen durch unsere Kleidung unseren Mitmenschen gefallen.<br />

Wir wollen aus der Masse herausragen. Dies wird uns<br />

spätestens dann klar, wenn wir die skurrilsten Kleider auf dem<br />

roten Teppich observieren. Es ist ein evolutionsbedingtes Verhalten<br />

des Homo sapiens, dass dieser aus der Masse herausragen<br />

möchte. Und genauso liegt es in unseren Genen, dass<br />

wir uns durch Absurditäten nicht angreifbar machen wollen.<br />

Deshalb bevorzugen wir es, uns der grossen Masse anzupassen<br />

und dezent – und vor allem unbewusst – unsere Mitmenschen<br />

optisch positiv zu beeinflussen.<br />

Meist jedoch stehen wir zuhause vor dem Spiegel, draussen<br />

herrschen 32° Celsius. Wir sind verabredet und gehen davon<br />

aus, dass unser Rendezvous sich wahrscheinlich freizügig<br />

kleiden wird. Doch unsere bleichen Beine sind nicht wirklich<br />

das, womit wir unser Gegenüber heute überzeugen wollen.<br />

Was nun? Ziehen wir uns lange Hosen an, um unsere bleichen<br />

Waden zu kaschieren, riskieren jedoch dadurch den einen<br />

oder anderen Blick aussenstehender Menschen, die uns<br />

als verrückt erklären, bei dieser Hitze lange Hosen zu tragen;<br />

oder aber ziehen wir uns kurze Hosen oder einen Rock an,<br />

passen uns der grossen Masse an und riskieren, dass wir<br />

unser Gegenüber mit unseren bleichen Beinen abschrecken?<br />

Mein Rat an Sie: Kleiden Sie sich so, wie es Ihnen gelingt, am<br />

gelassensten zu sein. Würden Sie sich während einer Verabredung<br />

stets darum kümmern, Ihre Beine unter dem Stuhl zu<br />

verstecken, nur weil sie etwas bleicher sind als die der anderen,<br />

so rate ich Ihnen, von Anfang an die Kleidung zu tragen,<br />

die Authentizität und Gelassenheit verleiht. Sie werden nicht der<br />

einzige Mensch sein, der lange Hosen trägt. Und zugleich zeugt<br />

es von einer starken Persönlichkeit, wenn Sie sich von der Masse<br />

abheben können. Lenken Sie nicht durch andere Kleidungsstücke<br />

von Ihren Beinen ab. Denn jedes Ablenkungsmanöver<br />

beansprucht die stetige Präsenz Ihres Bewusstseins, was Ihnen<br />

wiederum etwas an Authentizität nimmt. Entlasten Sie Ihr Unterbewusstsein<br />

mit Kleidung, in der Sie sich wohl fühlen. So können<br />

Sie sich viel bewusster auf Ihre Verabredung konzentrieren.<br />

Denn diese wird in erster Linie Ihre Authentizität bewerten und<br />

nicht den Fakt, ob Sie nun kurze oder lange Hosen tragen.<br />

Seien Sie Sie selbst – und Sie werden gewinnen.<br />

36


www.gize.com


CULINARIUM<br />

38


CULINARIUM<br />

Eine Würze in<br />

aller Munde<br />

Julius <strong>Mag</strong>gi<br />

Aus dem Bestreben, der Mangelernährung im späten 19. Jahrhundert<br />

ein Ende zu setzen, entstanden das erste Fast-Food-Produkt und eine Marke,<br />

die auf der ganzen Welt bekannt ist.<br />

39


CULINARIUM<br />

Text: Yvonne Beck, Fotos: <strong>Mag</strong>gi GmbH<br />

Infolge der Industrialisierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />

bildet sich die neue Gesellschaftsschicht der<br />

Fabrikarbeiter. Ihre Mitglieder sind meist einseitig und<br />

mangelhaft ernährt – für Fleischprodukte fehlt das Geld<br />

und für den Anbau von Gemüse die Zeit. Zudem arbeiten<br />

immer mehr Frauen in den Fabriken, denen damit kaum noch<br />

Zeit zum Kochen und für die Hausarbeit bleibt. Eine besondere<br />

Anfälligkeit für Krankheiten, Unterernährung und hohe Kindersterblichkeit<br />

sind die Folgen.<br />

Aus der Not heraus geboren<br />

Einer der Ersten, die diesen Zusammenhang erkennen, ist der<br />

Arzt und Fabrikinspektor Dr. Fridolin Schuler. Auf der Suche<br />

nach einer Möglichkeit, auch Fabrikarbeitern nahrhafte Lebensmittel<br />

zugänglich zu machen, die den Erfordernissen der Zeit<br />

entsprechen, experimentiert Schuler gemeinsam mit dem Mühlenbesitzer<br />

und SGG-Mitglied (Schweizerische Gemeinnützige<br />

Gesellschaft) Julius <strong>Mag</strong>gi in seiner Labor-Küche mit Mehl und<br />

sogenannten Leguminosen – Pflanzen, die besonders reich<br />

an Proteinen, Vitaminen, Mineralstoffen und Eiweiss sind. Sie<br />

suchen nach Lebensmitteln mit hohem Nährwert und kurzer<br />

Zubereitungszeit zu erschwinglichen Preisen. Das Ergebnis:<br />

Ab 1886 verkauft <strong>Mag</strong>gi Suppenpulver aus Mehl von Erbsen,<br />

Bohnen und Linsen. Mit Wasser aufgekocht entstehen daraus<br />

nahrhafte, preiswerte und schnell zubereitete Mahlzeiten. Die<br />

Erfindung ist eine Sensation, die <strong>Mag</strong>gi zum Pionier der Fast-<br />

Food-Industrie macht.<br />

Julius Michael Johannes <strong>Mag</strong>gi wird am 9. Oktober 1846 in<br />

Frauenfeld in der Schweiz geboren. Er kommt als jüngstes von<br />

fünf Kindern eines italienischen Einwanderers und einer Schweizerin<br />

zur Welt. Seine Jugendzeit verläuft turbulent. Häufig wechselt<br />

er die Schule. 1863 beginnt er eine kaufmännische Lehre in<br />

Basel, die er aber wieder abbricht. Danach startet <strong>Mag</strong>gi richtig<br />

durch. Er arbeitet in schweizerischen Mühlenbetrieben in Buda-<br />

pest und wird bereits mit 21 Jahren stellvertretender Direktor.<br />

Im praktischen Geschäftsleben ist er voller Tatendrang. 1872<br />

übernimmt er von seinem Vater die Hammermühle in Kempttal<br />

und kauft zudem die Zürcher Stadtmühle sowie die Mühle in<br />

Schaffhausen. Damit gehört die Familie <strong>Mag</strong>gi zu den bedeutendsten<br />

Mühlenbesitzern in der Schweiz.<br />

Liebstöckel wird <strong>Mag</strong>gikraut<br />

Das Jahr 1886 ist für ihn in mehrfacher Hinsicht ein denkwürdiges,<br />

denn Julius <strong>Mag</strong>gi macht zu dieser Zeit eine weitere Erfindung,<br />

eine, die seinen Namen später in alle Welt tragen sollte:<br />

die bis heute berühmte und beliebte <strong>Mag</strong>gi-Würze. Nach mehreren<br />

Jahren Forschung und ersten Anfangserfolgen kommt<br />

die legendäre <strong>Mag</strong>gi-Würze auf den Markt. Das Produkt wird<br />

so populär, dass die geschmacklich ähnliche Gewürzpflanze<br />

Liebstöckel im Volksmund den Namen <strong>Mag</strong>gikraut bekommt.<br />

Das Kuriose daran ist, dass in der Würze nicht mal Liebstöckel<br />

enthalten ist. Die <strong>Mag</strong>gi-Flasche hat seit dem Jahr 1887 ihr Äusseres<br />

kaum verändert, ist aber erstaunlich jung geblieben. Auf<br />

dem nach unten verjüngten viereckigen Körper sitzt der gerade<br />

Hals mit dem spitzen Verschlusskäppchen. Das Käppchen<br />

ist rot, das Glas braun. Darauf klebt eine gelbe Banderole mit<br />

der Aufschrift «<strong>Mag</strong>gi. <strong>Mag</strong>gi-Suppen-Würze». Und ganz gleich,<br />

was für ein Süppchen daraus gekocht wird, die Würze wird seit<br />

über 100 Jahren verwendet. Noch heute werden jährlich rund<br />

9000 Tonnen davon hergestellt. 1887 gründete Julius <strong>Mag</strong>gi<br />

jenseits der Schweizer Grenze, in Singen, eine deutsche Niederlassung.<br />

Die Wahl war äusserst glücklich getroffen, denn Singen<br />

war bereits 1863 an das Eisenbahnnetz angeschlossen und damit<br />

wichtiger Eisenbahnschnittpunkt. Im Werk waren anfangs<br />

acht Mitarbeiter beschäftigt, die «<strong>Mag</strong>gi’s Würze» in Flaschen<br />

füllten. Doch das Werk wuchs und wuchs und überstand zwei<br />

Weltkriege. Es folgten Bouillons, die es als Kapseln und Würfel<br />

zu kaufen gibt. Immer neue Produkte und Formen werden<br />

entwickelt. Alles in der Absicht, dem modernen Menschen<br />

40


CULINARIUM<br />

«Man soll dem Leib<br />

etwas Gutes bieten, damit<br />

die Seele Lust hat, darin<br />

zu wohnen.»<br />

Winston Churchill<br />

Julius <strong>Mag</strong>gi<br />

41


CULINARIUM<br />

Zeit zu sparen und trotzdem<br />

eine bekömmliche Mahlzeit<br />

zu bieten. Heute vertreten<br />

Ernährungswissenschaftler<br />

eine andere Ansicht:<br />

Frisches Obst und Gemüse<br />

gehören auf den gesunden Speiseplan, auf<br />

Fertigprodukte verzichtet man möglichst. Trotzdem werden<br />

heute in Singen pro Jahr 41'000 Tonnen Trockenprodukte wie<br />

Suppen, Sossen, Bouillons, 9000 Tonnen flüssige Würzmittel<br />

und 48'000 Tonnen sterilisierte Produkte wie Ravioli oder Eintöpfe<br />

hergestellt. Die Produkte werden weltweit vertrieben und<br />

können fast überall auf der Welt gefunden werden. Nicht umsonst<br />

hat sich einer der berühmtesten Künstler der Welt, Andy<br />

Warhol, nur an zwei berühmten Flaschen der Welt versucht: der<br />

Coca-Cola-Flasche und der <strong>Mag</strong>gi-Flasche.<br />

Werbung macht Meister<br />

<strong>Mag</strong>gi ist ein Mythos – und Gattungsbegriff für eine riesige Produktpalette.<br />

Wie nennt man koffeinhaltige Limonade? Korrekt,<br />

Coca-Cola. Wie nennen wir das Papiertaschentuch? Richtig,<br />

Tempo. Und wie die Fertigwürzmischung? Genau, <strong>Mag</strong>gi. Zum<br />

Erfolg der <strong>Mag</strong>gi-Produkte trugen zum einen ihre einheitliche<br />

Etikettierung in Gelb und Rot, das Markenzeichen «Kreuzstern»<br />

sowie die typische <strong>Mag</strong>gi-Flasche bei. Daneben betrieb Julius<br />

<strong>Mag</strong>gi jedoch früh intensive Markenwerbung. Er war ein Pionier<br />

der Markenartikel, der auch die Bedeutung von Werbung früh<br />

erkannte. Bereits 1886 richtete er ein Werbebüro ein, für das<br />

eine kurze Zeit sogar der Dramatiker Frank Wedekind textete.<br />

Die handschriftlichen Originale der Werbetexte, die Wedekind<br />

für <strong>Mag</strong>gi geschrieben hat, befinden sich in einer Sondersammlung<br />

der Aargauer Kantonsbibliothek. Sätze wie «Vater, mein Vater,<br />

ich werde nicht Soldat. Dieweil man bei der Infanterie nicht<br />

<strong>Mag</strong>gi-Suppen hat.» «Söhnchen, mein Söhnchen, kommst Du<br />

erst zu den Truppen, so isst man dort auch längst nur <strong>Mag</strong>gis<br />

Fleischkonservensuppen.» waren jedem Kind bekannt. Und so<br />

können auch heute noch alle den Slogan «<strong>Mag</strong>gi – immer eine<br />

gute Suppe» mitsingen.<br />

Diese leicht klebrige, braune Flüssigkeit in der Flasche gehört<br />

nun mal zur Grundausstattung fast jeder Küche, schliesslich<br />

scheuen auch Fernsehköche nicht den Griff zur Fertigwürze. Da<br />

mag es Gourmets noch so schaudern. Heute hält <strong>Mag</strong>gi für alle<br />

Gaumenfreuden etwas parat. Für die Freunde der asiatischen<br />

Küche ebenso wie für Spaghetti-Fans. Man schwimmt mit auf<br />

der Wellness-Welle, im Internet hilft das <strong>Mag</strong>gi-Kochstudio mit<br />

Rezepten aus. Man geht mit der Zeit und erkennt neue Trends<br />

wie damals Julius <strong>Mag</strong>gi.<br />

Vom Typ her war Julius <strong>Mag</strong>gi ein knallharter Unternehmer.<br />

Aber auf der anderen Seite hatte er auch eine soziale Ader. Er<br />

war der Erste, der in der Schweiz eine Pensionskasse einführte.<br />

Für seine Arbeiter baute <strong>Mag</strong>gi Wohnsiedlungen, Schulen<br />

und Schwimmbäder. Er führte die Betriebskrankenkasse, die<br />

52,5-Stunden-Woche und den freien Samstagnachmittag mit<br />

vollem Lohnausgleich ein.<br />

Das teuerste Gewürz der Welt<br />

Nur drei leuchtend rote Fäden bildet eine durchschnittliche Blüte<br />

des normalen Crocos sativus aus, die das teuerste und vielleicht<br />

auch geheimnisvollste Gewürz der Welt produziert. Nur diese roten<br />

Narben, in die sich ein im Ansatz leuchtend gelber Narbengriffel<br />

in der Mitte der violetten Blütenblätter verzweigt und die nur<br />

einen äusserst geringen Bruchteil der Pflanze ausmachen, sind<br />

echter Safran. Bis heute ist die Herkunft der alten Kulturpflanze<br />

nicht genau geklärt. Wahrscheinlich wurde die Knollenpflanze<br />

von den Kreuzrittern bei ihrer Rückkehr aus Asien nach Europa<br />

mitgebracht und anschliessend über Jahrhunderte in Spanien,<br />

Italien, Frankreich und sogar Deutschland angebaut und geerntet.<br />

Angebaut werden könnte der Crocos sativus überall da, wo<br />

auch Wein wächst. Der grösste Anteil hochwertigen Safrans, der<br />

bei uns zu Preisen von acht bis fünfzehn Euro pro Gramm in den<br />

Handel kommt, stammt jedoch aus dem Iran.<br />

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Tradition meets Innovation<br />

Zbären Kreativküchen AG<br />

Bahnhofstrasse 26 . CH-3777 Saanenmöser . Tel. +41 (0)33 744 33 77<br />

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SHORT CUTS<br />

SHORT<br />

1 CUTS<br />

Ein guter Tropfen<br />

Flaschenverschlüsse<br />

Korken sind für die meisten Weine nicht unbedingt notwendig –<br />

möglicherweise nur für jene ehrwürdigen Flaschen, die man zehn<br />

Jahre oder noch länger aufheben möchte. Die meisten sollte man<br />

lieber mit einem Schraubverschluss ausstatten. Aber Korken machen<br />

den Wein zu etwas ganz Besonderem und man möchte nicht<br />

auf das Ploppen beim Öffnen einer Flasche verzichten. Das Problem<br />

beim Naturkorken: In den Poren kann der chemische Stoff<br />

Trichloranisol entstehen, zum Beispiel durch das Bleichen des<br />

Korkens mit Chlor oder durch Schimmelpilze. Die Folge: Der Wein<br />

schmeckt muffig, bitter und modrig; Weintrinker sprechen in diesen<br />

Fällen von «Korkgeschmack». Schwere, im Barrique ausgebaute<br />

Rotweine aus Frankreich vertragen das besser als die leichteren<br />

Weissweine. Naturkorken, die aus der Rinde von Korkeichen<br />

gestanzt werden, lassen jedoch durch ihre Poren Luft zum Wein<br />

gelangen, um diesen atmen und dadurch weiter reifen zu lassen.<br />

Beim Kunststoffkorken hingegen gibt es seit Jahren Bedenken wegen<br />

der Haltbarkeit und Gasdichte. Daher eignet sich Kunststoff<br />

eher für Weine, die bald nach dem Befüllen getrunken werden.<br />

Die geköpfte Flasche<br />

Das traditionelle Öffnen von Champagner mit einem Säbel geht<br />

angeblich auf die napoleonische Zeit zurück. Als Freund des perlenden<br />

Siegesgetränks feierte der Feldherr damit seinen Sieg im<br />

Feldzug gegen das russische Zarenreich im Jahr 1812. Der französische<br />

Ursprung lässt sich aber kaum leugnen, spricht man<br />

beim Öffnen mit einem Champagnersäbel doch auch vom Sabrieren,<br />

was auf den französischen Begriff «sabre», also «Säbel»,<br />

zurückgeht. Bevor man mit dem Öffnen beginnt, sollte man dafür<br />

Sorge tragen, dass niemand im «Schussfeld» steht. Flaschenhals<br />

und Korken erreichen gemeinsam Geschwindigkeiten<br />

von bis zu 200 Stundenkilometer und legen einen<br />

Weg von bis zu 20 Meter zurück – ein Druck von etwa<br />

sechs Bar macht dies möglich. Flaschenköpfe samt Korken<br />

– sofern man sie wiederfindet – gelten in Frankreich<br />

als Glücksbringer und werden mit Datum<br />

versehen aufbewahrt.<br />

Die Entstehung der ersten Whiskymarken<br />

Etwa bis ins Jahr 1865 wurde Whisky mit wenigen Ausnahmen von<br />

den Produzenten nur fassweise oder in grossen Tonkrügen verkauft.<br />

Dann aber begannen die Destillerien und Blending-Firmen,<br />

ihre Whiskys in für Endkonsumenten bezahl- und transportierbare<br />

Flaschen abzufüllen. Die Flaschen wurden mit Namen der Destillerien<br />

beziehungsweise Markennamen versehen. Dies war die<br />

Geburtsstunde der Whiskymarken. Die erste Werbekampagne für<br />

Whiskey wurde ab 1880 gestartet. Man nutzte zudem die Gunst<br />

der Stunde und entwickelte vermehrt leichteren, weicheren und<br />

gleichzeitig doch aromatischen Blended Whiskey, der nicht nur bei<br />

Konsumenten in England und im Commonwealth, sondern sehr<br />

bald auf der ganzen Welt erfolgreich war. So erlebte die Whiskyindustrie<br />

einen unglaublichen Aufschwung.<br />

Das Millionen-Wässerchen<br />

Wer aromatische alkoholische Getränke bevorzugt, trinkt gerne<br />

Whiskey. Vodka wird meist wegen seiner Aromalosigkeit geschätzt,<br />

der es unter anderem zu verdanken ist, dass keine Fahne<br />

zurückbleibt. Alle Versuche, Vodka in ein totales Luxusgetränk wie<br />

einen Bordeaux oder einen Champagner zu verwandeln, blieben<br />

daher bisher erfolglos, da sie unweigerlich den schnörkellosen<br />

Charakter des Vodkas zerstören würden. Doch eine der renommiertesten<br />

Vodka-Brennereien der Welt, White Sun Vodka, verkauft<br />

einen Vodka für eine Million Euro. Der Vodka selber hat zwar<br />

gerade mal einen Wert von 100 Euro, doch auf die Flasche kommt<br />

es an. Die ist nämlich aus 24-karätigem Feingold, 18-karätigem<br />

Blattgold, Diamanten, Rhodium und Swarovski–Steinen gefertigt.<br />

Und der Deckel besteht sogar aus Massivgold. Verantwortlich für<br />

diese Konstruktion ist Heimerle und Meule, die zweitälteste Goldschmiede<br />

Deutschlands. Das Ganze soll an 999 solvente Lebemänner<br />

aus Amerika, Asien oder Europa gehen, denn natürlich ist<br />

die Auflage limitiert.<br />

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Chianti Classico DOCG von Borgo Scopeto<br />

schlichte, toskanische Eleganz<br />

Borgo Scopeto schaut auf eine lange Chianti-Tradition zurück und<br />

produziert diese „schwarze Perle des toskanischen Weins“ bereits seit<br />

dem Jahre 1000 n. Chr. Der „Gallo Nero“ (schwarze Hahn) steht für<br />

die kontrollierte und garantierte Qualität des Chianti Classico DOCG.<br />

Fr. 20.- Gutschein für Ihre nächste Bestellung bei www.DivinaWine.ch<br />

Gutschein-Code: prestige (ab Fr. 100.-)


CULINARIUM<br />

Kulinarische<br />

Leckerbissen<br />

46


CULINARIUM<br />

Es gibt kaum einen besseren Weg, die Seele eines Ortes und seiner<br />

Bewohner kennenzulernen, als mit ihnen ihre Ernte zu teilen oder den Fang der<br />

Fischernetze, die Leckereien aus der Backstube oder die sorgfältig gehüteten Familienrezepte.<br />

Es geht nicht bloss ums Sattwerden. Es ist vor allem ein Eintauchen in<br />

die Kultur eines Landes oder einer Region. Was, wie und wann Menschen essen, wo<br />

und wie sie ihre Nahrung zubereiten, welchen kulinarischen Ritualen sie folgen –<br />

all das sagt viel über einen Ort und seine Bewohner aus.<br />

Olivenernte in Griechenland<br />

Kreta ist die Heimat der Oliven und die Ernte ist die beste Zeit, um<br />

erstklassige Produkte zu entdecken. Wenn im Oktober unter den<br />

Bäumen der Olivenhaine Netze ausgelegt werden, beginnt die Ernte.<br />

Auf Kreta und im restlichen Griechenland dauert sie bis Februar.<br />

Manche Olivensorten werden grün geerntet, andere bleiben an den<br />

Bäumen hängen, bis sie violett oder schwarz sind. Kreta gehört zu<br />

den grössten Olivenanbaugebieten des Landes und gilt sogar als<br />

Wiege dieser Frucht, die hier schon über 4000 Jahre gedeiht. Einige<br />

Familien arbeiten noch traditionell und lassen die Netzte wochenlang<br />

liegen, bis alle Oliven von selbst heruntergefallen sind. Aber<br />

meist wird mechanisch nachgeholfen: Die Bäume werden geschüttelt<br />

oder mit langen Stöcken gestupst, um die Oliven purzeln zu<br />

lassen. Danach beginnt die mühsame, aber wichtige Auslese: Die<br />

silbrig-grünen Blätter müssen entfernt werden, ohne die Früchte<br />

zu quetschen. Diese werden behutsam in Kisten und Säcke geschüttelt<br />

und in der örtlichen eliotriveia (Presse) in flüssiges Gold<br />

verwandelt. Die beste Qualität, natives Olivenöl extra, stammt aus<br />

der ersten Pressung, gefolgt vom nativen Olivenöl; beide werden<br />

kaltgepresst und ohne heisses Wasser oder Lösungsmittel gewonnen.<br />

Einfaches Olivenöl wird raffiniert und mit qualitativ höherem<br />

verschnitten, um Aroma und Farbe zu verbessern.<br />

In seiner ergiebigsten Zeit liefert ein Olivenbaum durchschnittlich 60<br />

Kilogramm Oliven pro Jahr. Auf Kreta wachsen unter anderen die<br />

Sorten Koroneiki, Throumbolia und Tsounati, die hauptsächlich zu<br />

Öl verarbeitet werden. Olivensorten aus anderen Regionen Griechenlands<br />

werden in Salzlake eingelegt und als Tafeloliven konsumiert.<br />

Die Kalamata ist eine grosse, mandelförmige, schwarze Olive<br />

mit fruchtigem Geschmack .Sie wächst im Westen der Peloponnes.<br />

Die bekanntesten Sorten sind jedoch die runde bis ovale Konservolia<br />

und die grosse hellgrüne Halkidiki mit einem leicht pfeffrigen Geschmack<br />

aus dem Norden Griechenlands. Kretas Küche mit ihrer<br />

Hauptzutat Olivenöl gilt als die gesündeste der Welt.<br />

47


CULINARIUM<br />

Ahornsirup aus Vermont<br />

Gegen Ende des Winters verwandelt sich Vermont in ein Paradies<br />

für Fans des süssen Goldsafts. Wer die Tür zu einem «Sugarhouse»<br />

in Vermont aufstösst, wird von einer Dampfwolke empfangen.<br />

In riesigen Metallpfannen siedet hier der aus den sugar bushes<br />

(Ahornplantagen) gewonnene Saft. Ab und an schöpft ein Koch<br />

eine Kelle der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, um zu prüfen, ob sie<br />

schon «Schürzen» bildet, sprich zäh am Kellenrand abreisst. Dann<br />

kann der Sirup abgefüllt werden. Von Ende Februar bis Anfang<br />

April ist das in Vermont ein vertrauter Anblick: Wenn sonnige Tage<br />

auf frostige Nächte treffen, steigt der Saft in den Ahornbäumen<br />

und sie können angezapft werden. Die Rinde wird schräg angebohrt,<br />

ein Röhrchen eingesetzt und die Flüssigkeit in Eimern aufgefangen.<br />

Feriengäste, die nicht nur ihren Vorrat mit einer Gallone<br />

des Sirups aufstocken oder ein paar bonbonähnliche sugar cakes<br />

mitnehmen wollen, besuchen eine der «Zuckerschneepartys», die<br />

allerorts gefeiert werden: Auf einen Teller mit frischem Schnee<br />

wird heisser Goldsaft geträufelt, der beim Abkühlen zu hübschen<br />

Mustern erstarrt und auf einen Stiel gespiesst wird – fertig ist der<br />

Siruplolli. Damit es nicht zu süss wird, werden Essigfrüchte mit Dill<br />

dazu gereicht.<br />

Ahornsirup ist nicht nur die süsse Krönung von Waffeln und Pfannkuchen,<br />

sondern verleiht fast allem, von Fleisch über Desserts bis<br />

zum Wodka, ein charakteristisches Aroma. Wie schon die Ureinwohner<br />

Nordamerikas verkochen Siedereien den Sirup auch zu<br />

maple oder Indian sugar. Wenn fast der gesamte Wassergehalt<br />

verdampft ist, bleibt ein grobkörniger Zucker übrig.<br />

48


CULINARIUM<br />

Wildes aus Schottland<br />

Aus den verschwenderischen Gaben von Flüssen, Lochs, Mooren,<br />

Wäldern und dem Meer kreiert dieses Land seine Küche. Zuweilen<br />

wirken die wilden Berg- und Moorlandschaften Schottlands wie<br />

das Ende der Welt. Die Herbstnebel am Rannoch Moor scheinen<br />

alles zu verschlucken, der Regen peitscht gegen die braunroten<br />

Bergrücken, die am grauen Horizont verschwimmen. Doch genauso<br />

gut können sonnenbeschienene Lochs in sattgrünen Grasteppichen<br />

das intensiv violette Heidekraut zum Leuchten bringen.<br />

Und so schmecken auch die Früchte, das Wild und die Fische<br />

aus dieser ursprünglichen Gegend: mal wild und süss, mal kräftig<br />

und herb. Schottland ist stolz auf seine Pilze und Waldbeeren,<br />

aber auch auf seine Forellen und vor allem auf seinen Lachs. Es<br />

ist ein Paradies für alle, die gern campen, wandern und die Natur<br />

beobachten, für alle Jäger, Sammler und Angler. Von April bis November<br />

wird in den Lochs an der Westküste zudem der Kaisergranat<br />

gefangen. Die Krebsart mit dem knackigen, saftigen Fleisch<br />

schmeckt leicht süsslich. Schottlands Austern sind sehr fleischig,<br />

aber teurer als ihre Vertreter im Atlantik. Sie kommen in den Monaten<br />

mit «r» auf den Tisch.<br />

Wildlachs wird in schottischen Flüssen in der Zeit von Mitte Februar<br />

bis Ende September gefangen. Der aus den schottischen Gewässern<br />

stammende Lachs geniesst weltweit einen ausgezeichneten<br />

Ruf. Denn der Atlantik vor der zerklüfteten Westküste des Landes<br />

gilt als eines der klarsten und sauerstoffreichsten Gewässer Europas.<br />

Er bietet den dort heranwachsenden Lachsen ideale Lebensbedingungen.<br />

Zeitlebens den natürlichen Kräften des Golfstroms<br />

ausgesetzt, entwickeln die schottischen Lachse eine exzellente<br />

körperliche Verfassung und hervorragenden Geschmack.<br />

In den Wäldern des Hochlands von Äthiopien wird Kaffee schon<br />

seit mindestens 1000 Jahren angebaut. Die antike Provinz Kaffa<br />

im Südwesten Äthiopiens gilt als Wiege und Namensgeber des<br />

Kaffees. Es heisst, der kleine Hirtenjunge Kaldi hätte die aufputschende<br />

Wirkung der Kaffeebohne entdeckt, weil seine Ziegen<br />

nach deren Genuss tollkühne Sprünge vollführt haben sollen. Der<br />

Besuch einer Kaffeeplantage ist eine faszinierende Zeitreise zu den<br />

Ursprüngen der schwarzen Bohne, die die Welt eroberte. In dieser<br />

Region wird der Kaffee überwiegend auf abgelegenen Waldplantagen<br />

angebaut. Hier gedeihen die Sträucher im Schatten hoher<br />

Bäume, die von Vögeln und Affen bevölkert werden. In ganz Äthiopien<br />

ist die tägliche Kaffeezeremonie ein wichtiges Ritual. Meist<br />

sind es junge Frauen, die die grünen Bohnen über Holzkohle rösten<br />

und mit Gewürzen im Mörser zermahlen. Dann brühen sie den<br />

Kaffee in der jabana, einer bauchigen, langhalsigen Tonkanne,<br />

bestreuen den Fussboden mit duftenden Gräsern und Blüten und<br />

servieren den belebenden Trank zusammen mit Popcorn und gerösteter<br />

Gerste. Die Höflichkeit gebietet, mindestens drei Tässchen<br />

davon zu trinken.<br />

Die Heimat des Kaffees<br />

49


CULINARIUM<br />

Scharfes aus Mexiko<br />

Die in Amerika heimische Chilischote ist eine wesentliche Zutat<br />

in vielen Regionen Mexikos – mal mehr, mal weniger scharf. Der<br />

ideale Ausgangspunkt für eine Chilitour in Mexiko ist Mexico City.<br />

Die ganze Vielfalt von salsa (Saucen) wird in den taquerías offensichtlich:<br />

Jede hat ihr eigenes Rezept, um die tacos aufzupeppen.<br />

Danach geht es in Richtung Süden, und die Schärfe nimmt mit<br />

jeder Etappe zu. Auf den Märkten von Puebla werden eingelegte<br />

chipotles angeboten, ohne die kein cemita auskommt: Das knusprige<br />

Sesambrötchen mit einer Füllung aus Fleisch, Käse und Avocado<br />

wird an den Strassenständen verkauft. In Oaxaca lockt das<br />

rauchige Aroma der pasilla oaxaquena, die Schoten werden über<br />

der Glut getrocknet und schmecken am besten in der mole negro,<br />

einer speziellen Sauce. Aus Yucatán kommt die habanero. Diese<br />

Chilischote besetzt Platz eins auf der Scoville-Skala, die den<br />

Capsaicin-Anteil und damit die Schärfe misst.<br />

Chiles en nogada – Chilis in Walnusssauce – gehört zu den Nationalgerichten<br />

Mexikos. Es entstand Anfang des 19. Jahrhunderts,<br />

als Mexiko unabhängig wurde, und repräsentiert, die Farben der<br />

mexikanischen Flagge: die poblanco-Schoten sind grün, die cremige<br />

nogada (Walnusssauce) weiss und die Granatapfelkerne rot.<br />

Jede Familie hat ihr eigenes, über Generationen weitergegebenes<br />

Rezept. In den Restaurants steht diese Spezialität vor allem im August<br />

und September auf der Karte, wenn alle Zutaten erntefrisch<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

· Kreta<br />

www.cookingincrete.com<br />

· Vermont<br />

www.vermontmaple.org<br />

· Schottland<br />

www.foodtourismusscotland.com<br />

· Äthiopien<br />

www.ethiopianquadrants.com<br />

· Mexiko<br />

www.visitmexico.com<br />

50


Die echte Schweizer Küche<br />

BRUNNER KÜCHEN AG CH-5618 Bettwil Tel. 056 676 70 70 www.brunner-kuechen.ch<br />

Grosse Ausstellung mit über 30 Küchen in Bettwil und in der Baumesse Emmenbrückeber<br />

0 Küchen in Bettwil<br />

und in der Baumesse Emmenbrücke


CULINARIUM<br />

Destillat aus 150 Jahren Rumtradition<br />

Zum 150-jährigen Jubiläum lanciert das Familienunternehmen<br />

den kostbarsten Rum in seiner Geschichte: Den BACARDÍ de<br />

Maestros Ron Vintage MMXII. Acht Master Blender, alle Mitglieder<br />

der Bacardí-Familie, haben ihr Wissen und ihre Liebe zum<br />

Rum in einer Vintage Edition vereint. Das Resultat: Hochgenuss.<br />

Ein hocharomatischer, vollmundiger und intensiver Rum mit einem<br />

samtigen Geschmack. Im Abgang ist eine sanfte, unaufdringliche<br />

Eichenholzkomponente zu erkennen. Auf weltweit 400<br />

Stück limitiert, ist das Meisterstück an internationalen Flughäfen<br />

und in Premium-Kaufhäusern erhältlich.<br />

www.bacardi.ch<br />

FOOD News<br />

Purer Genuss<br />

Hugo up your Life<br />

In München und Wien gilt er schon längst als der In-Drink. Nun<br />

versucht er in der Schweiz den Aperol Spritz vom Thron zu stossen:<br />

Hugo. Ideale Basis für die erfrischende Kreation ist der<br />

Schaumwein White Secco aus dem Hause Schlumberger. Für die<br />

süsse Note sorgt ein Spritzer Holunderblütenlikör, Frische bringen<br />

Pfefferminze und Limetten. Woher der Name Hugo stammt,<br />

weiss niemand so genau, fest steht nur, dass er bald auf jeder<br />

Barkarte zu finden sein wird. Denn der erfrischende Drink steht<br />

erst ganz am Anfang seiner Karriere.<br />

www.whitesecco.ch<br />

Für prickelnde Tage<br />

Ob als perfekter Start in den Feierabend oder als erfrischender<br />

Begleiter für das Wochenende, Martini Bianco Royale garantiert<br />

ein leichtes, prickelndes Geschmackserlebnis der italienischen<br />

Art. Seit bald 150 Jahren fasziniert Martini und steht für die unbeschwerte<br />

Art, das Leben zu geniessen. Mit Martini Bianco Royale<br />

präsentiert Martini nun einen Sparkling Cocktail mit idealer<br />

Kombination aus spritziger Frische und italienischer Leichtigkeit.<br />

Erfrischend einfach ist auch die Zubereitung: Viele Eiswürfel in ein<br />

Weinglas füllen, einen Limettenschnitz mit zwei Fingern über dem<br />

Eis auspressen. Anschliessend mit 50 Prozent Martini Bianco,<br />

gefolgt von 50 Prozent Martini Brut auffüllen, gut umrühren und<br />

zum Schluss mit frischer Minze garnieren.<br />

www.martini.com<br />

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Swiss Highland Single Malt Whisky<br />

«Century»<br />

Der Jahrhundert-Whisky aus dem Berner Oberland<br />

ADOLF GUYER-ZELLER<br />

1839–1899<br />

Die Jungfraubahn feiert in diesem Jahr ihr<br />

«Centenary». Passend zu diesem denkwürdigen<br />

Ereignis kreierten wir den «Century».<br />

Ein Whisky voller Pioniergeist, Geschichte,<br />

Handwerk, Dramatik und Genuss. Die<br />

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KOLUMNE<br />

von Wilhelm J. Grusdat<br />

Aus dem Leben eines Galeristen:<br />

Vom silbernen Lachen der Musen<br />

Das Frühstück war ein Skandal. Auf dem<br />

Gemälde sind zwei Damen und zwei Herren<br />

zu sehen, die den lauen Sommertag<br />

im Freien mit Gesprächen und Gaumenfreuden<br />

geniessen. So weit, so unspektakulär,<br />

wäre da nur nicht die eine Dame im linken Vordergrund<br />

unbekleidet. Das Bild stammt von Eduard Manet, und<br />

der hatte ein Talent dafür, das zeitgenössische Kunstempfinden<br />

aufzurühren.<br />

Indem er seinen Akt zwar in einer Landschaft, aber nicht<br />

in einem mythologischen Kontext zeigt, hintergeht er alle<br />

gängigen Auffassungen, welche die Abbildung von nackter<br />

Haut legitimieren. Stattdessen gelingt ihm die Darstellung<br />

einer stolzen, aber eben nicht makellosen, modernen Frau.<br />

Diese Dame hiess Victorine Meurent und war nicht nur ein<br />

bekanntes Modell, sondern auch die Muse zahlloser anderer<br />

Künstler.<br />

Auch Claire Shelly fällt in diese Kategorie von Musen, die<br />

als Modell ins Leben der Künstler treten. In ihrem Fall inspirierte<br />

sie den Pop-Art-Künstler und meinen langjährigen<br />

Freund Tom Wesselmann zur Serie «Great American<br />

Nudes». Hier verkörpert Shelly – die übrigens später seine<br />

Frau wurde – als vitale Blondine die selbstbewusste Seite<br />

des «American Way of Life».<br />

Schöne Menschen begeistern. Niemand wusste das besser<br />

als Andy Warhol. Seine Musen waren «Superstars» und<br />

spiegelten im Leben wie in seinen Filmen den umstrittenen<br />

Lebensstil der wilden 60er Jahre wider. Ganz in diesem<br />

Sinne hauchte schon die schöne Warhol-Muse Nico mit ihrer<br />

rauchigen Stimme auf der ersten Platte der Band Velvet<br />

Underground «I'll be your mirror».<br />

Nicht alle modernen Musen müssen einem gängigen<br />

Schönheitsideal entsprechen, um erfolgreich zu sein. Sue<br />

Tilly stand an der Kasse eines Londoner Nachtclubs, als<br />

sie der britische Maler Lucian Freud entdeckte. Dieser war<br />

fasziniert von ihrer üppigen Figur und ihrer blassen Haut<br />

und porträtierte sie mit all ihren Makeln schlafend auf dem<br />

Sofa. Heraus kam eines seiner bedeutendsten Gemälde –<br />

«Benefits Supervisor Sleeping» –, das 2008 bei Christie's<br />

für sagenhafte 33 Millionen Dollar versteigert wurde.<br />

Ich selbst bin ein Fan der reizenden Damen an der Seite<br />

meiner Künstler. Nicht alle sind so auffällig wie Sue Tilly<br />

oder arbeiten direkt mit dem Künstler zusammen. Aber<br />

mit ihrer Anwesenheit tragen sie zum Gelingen der Projekte<br />

bei. Dazu gehört auch Harriet McGurk, zweite Ehefrau des<br />

Künstlers Frank Stella und begeisterte Ornithologin. Auf langen<br />

Spaziergängen mit Frau und Fernstecher gewann Stella<br />

die Ideen zu den Serien «Indian Birds» (1977–79) und «Exotic<br />

Birds» (1976–80). Mit Hilfe von Aluminiumplatten entwickelte<br />

er reliefartige Gebilde, über denen abstrakte, barockartige<br />

Zeichenformen zu schweben scheinen. Seine Arbeiten sind<br />

eine Hommage an die Flüchtigkeit von Schönheit und an den<br />

Wunsch, diese festzuhalten. Denn auch wenn manche Musen<br />

als Ehefrauen blieben, so sind doch Unberechenbarkeit<br />

und Flüchtigkeit Kennzeichen von Inspiration. Schon Homer<br />

berichtete vom silbernen Lachen der Musen, in das diese<br />

ausbrachen, wenn sie jemand einzufangen versuchte.<br />

54


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LIVING<br />

<strong>Mag</strong>ier<br />

von<br />

Licht<br />

und Raum<br />

Hervé Van der Straeten


LIVING<br />

Der Künstler Hervé Van der Straeten gestaltet seine Objekte als<br />

Zusammentreffen von Kunst und Handwerk. Ob Lichtinstallation oder Möbel, die<br />

grossen Werke entstehen aus der ewigen Sehnsucht nach Perfektion, bei der Form<br />

und Ausführung gleichberechtigt sind.<br />

«Gutes Design bringt<br />

dem Leben einiges. Es bietet dem<br />

Körper Komfort und bereitet<br />

den Augen Vergnügen.»<br />

Hervé Van der Straeten<br />

von Susanne Schmitt<br />

Gefesselt von Licht und Bewegung, hat Hervé Van<br />

der Straeten sein Leben der Suche nach aussergewöhnlichen<br />

Formen gewidmet. Eine Ambition,<br />

die ihn zu ebenso aussergewöhnlichen Materialien<br />

geführt hat, um einen Dialog der Kontraste anzustossen.<br />

Seine bevorzugten Ausdrucksfelder sind Bronzearbeiten,<br />

Kunsttischlerei und Lackierungen. Zu sehen sind diese<br />

herausragenden Kunstwerke in seiner Pariser Galerie im Stadtviertel<br />

Marais. Für Ruinart, das älteste Champagnerhaus der<br />

Welt, entwarf er kürzlich einen spiegelnden Champagnerkühler<br />

für drei Flaschen, welcher auf der Art Basel seine Premiere feierte.<br />

<strong>PRESTIGE</strong> traf den Künstler und Designer und sprach mit ihm<br />

über sein neustes Projekt «Miroir» und den Unterschied zwischen<br />

Kunst und Design.<br />

57


LIVING<br />

einbringen. Die Besonderheit einer Champagnerflasche ist das<br />

Licht, das die Flasche innehat. So war die Arbeit mit Lichtspielen<br />

sehr wichtig. Licht spielt immer eine sehr grosse Rolle. Darüber<br />

hinaus wollte ich den Champagnerkühler für mehrere Flaschen<br />

kreieren. Ich finde, es ist uns ein sehr edles Objekt gelungen,<br />

und mein Anliegen war es, etwas zu erschaffen, das die Leute<br />

lange behalten werden.<br />

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Ruinart?<br />

Ich kannte Ruinart natürlich schon seit langer Zeit. Bei all meinen<br />

Eröffnungen und Ausstellungen gibt es Ruinart-Champagner.<br />

Es war eine absolut natürliche Verbindung und letztendlich hat<br />

Ruinart mich gefragt, ob ich an einer Zusammenarbeit interessiert<br />

wäre. Und das war ich natürlich.<br />

Auf die Frage hin, ob Sie eher Designer als Künstler sind, sagten<br />

Sie einmal: «Ich bin ein Designer, der totale Freiheit gewählt<br />

hat.» Gibt es einen Unterschied zwischen Kunst und Design?<br />

Ich designe Tische und Licht und nützliche Dinge. Manchmal ist<br />

es bildnerische Arbeit und die Leute sehen es als Kunst an. Aber<br />

für mich ist das nur ein sprachlicher Unterschied. Es ist nichts<br />

Falsches daran, ein Designer zu sein oder reine Design-Objekte<br />

zu entwerfen. Etwas als Kunst-Objekt zu bezeichnen, bringt es<br />

nicht zwangsläufig zu einem höheren Level.<br />

«Ich benutze niemals einen Computer.»<br />

<strong>PRESTIGE</strong>: Der Flaschenkühler aus Ihrer «Miroir»-Kollektion,<br />

den Sie für den Champagner Ruinart Blanc de Blancs<br />

kreiert haben, reflektiert den Kontrast, aber auch das<br />

Zusammenspiel zwischen der Champagnerflasche<br />

und dem Objekt. Wie lange hat es gedauert, diesen<br />

Flaschenkühler zu erschaffen, und wie kamen Sie auf<br />

gerade dieses Design?<br />

Hervé Van der Straeten: Ich habe ein Skizzenbuch und ich<br />

zeichne alles per Hand und mit einem Bleistift. Ich benutze<br />

niemals einen Computer. Ideen kommen schneller, wenn<br />

man alles direkt vor sich auf einem Blatt Papier hat. Die Idee<br />

für den Champagnerkühler kam sehr schnell. In meinen<br />

Arbeiten findet man viele Kontraste. Für die Flasche wollte<br />

ich ein Umfeld gestalten, das den Kontrast zu der runden<br />

Form der Flasche hervorhebt. Die ist sehr speziell. Die<br />

Ruinard-Flasche ist rund, golden und hell. Um die Flasche<br />

hervorzuheben und sie so noch schöner zu machen, entwarf<br />

ich einen Kühler mit Ecken und Kanten – sehr modern<br />

und scharfkantig. Es sind der Kontrast auf der einen<br />

und die Konversation der beiden Objekte auf der anderen<br />

Seite, die mir gefallen. Und Licht … ich wollte mehr Licht<br />

58


JEDES BAD<br />

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LIVING<br />

Welches war das erste (Kunst-)Objekt, das Sie jemals erschaffen<br />

haben?<br />

Es begann eigentlich mit der Eröffnung meiner Galerie vor 13<br />

Jahren. Ich begann Möbel zu designen. Das war eine bedeutende<br />

Wende. Ich begann Tische, Kronleuchter, grosse Spiegel zu<br />

entwerfen. Vorher waren es nur kleine Objekte. Eigentlich galt<br />

mein Interesse schon immer Möbeln. Am Anfang designte ich<br />

sehr erfolgreich Schmuck, heute machen Schmuckobjekte nur<br />

zehn Prozent meiner Arbeit aus. Es war eine Entwicklung.<br />

Gibt es einen Gegenstand, den Sie schon immer mal entwerfen<br />

wollten?<br />

Ich träume davon, irgendwann einmal ein Haus zu entwerfen.<br />

Das wäre eine Herausforderung. Momentan arbeite ich an meinem<br />

Garten. Das ist höchst interessant, da es komplett anders<br />

ist als all das, was ich bisher getan habe. Ich bin sehr genau und<br />

in meiner Arbeit steckt jede Menge Energie, viel Bewegung, aber<br />

zur gleichen Zeit auch Klarheit. Mit einem Garten ist das ganz<br />

anders. Man kann den Entwurf machen, aber da ein Garten lebt,<br />

ist alles in Bewegung beziehungsweise verändert sich ständig.<br />

Es wächst und macht quasi, was es will … man kann es nicht zu<br />

100 Prozent kontrollieren. Und da ich ein Kontrollfreak bin, ist das<br />

eine grosse Herausforderung für mich. Das macht mich demütig.<br />

Man muss warten, sich kümmern, bereit und willens sein, sich<br />

um lebende Dinge zu kümmern.<br />

Wie reagieren Menschen auf Ihre Arbeit?<br />

Für gewöhnlich reagieren die Leute sehr positiv auf mein Design.<br />

Ich erhalte viel positives Feedback. Es gibt nicht allzu viele Leute,<br />

die meine Galerie besuchen und sagen, dass sie meine Kreationen<br />

nicht mögen. Ich habe meine Firma mit 19 Jahren begonnen<br />

und war sofort erfolgreich mit meinem Schmuck. Also wenn man<br />

so will, hatte ich schon immer Erfolg und versuchte mich auch<br />

gerne an einigen sehr gewagten und sehr starken Objekten. Das<br />

hat Wiedererkennungswert, obwohl ich mit unterschiedlichen<br />

Materialien arbeite.<br />

Haben Sie ein geheimes Talent?<br />

Ich koche sehr gut. Meistens französisch. Und normalerweise<br />

schmeckt es den Gästen auch sehr gut.<br />

Was inspiriert Sie, woher haben Sie Ihre Ideen?<br />

Das ist eine Kombination aus Architektur, zeitgenössischer Kunst,<br />

dekorativer Kunst … aus Japan, Europa und verschiedenen anderen<br />

Elementen. Ich zeichne ständig neue Ideen in mein Skizzenbuch.<br />

Doch ich brauche für meine Ideen kein bestimmtes Umfeld,<br />

keine bestimmte Umgebung, lediglich den richtigen Moment.<br />

Ihre Lieblingsmaterialien sind Bronze, Chrom, Marmor, Granit,<br />

Fiberglas, Spiegel und Lack … Gibt es Materialien, mit denen<br />

Sie nie arbeiten würden beziehungsweise die Sie nie für Ihre<br />

Objekte verwenden würden?<br />

Hmm, eigentlich nicht. Ich habe ein grosses Portfolio an Formen<br />

und Materialien und möchte ständig neue Dinge entdecken.<br />

Die meisten meiner Objekte entstanden aus einer starken Idee<br />

und ich versuche, sie durch die Wahl der richtigen Materialien<br />

so wertvoll wie möglich zu gestalten. Auch die Farbe ist wichtig.<br />

Manchmal habe ich eine sehr genaue Vorstellung der Farbe für<br />

ein bestimmtes Objekt. Es gibt zum Beispiel eine bestimmte Konsole<br />

nur in Rot, da sie so am dynamischsten wirkt.<br />

60


LIVING<br />

«Ich mag den<br />

Kontrast von hart und kalt<br />

mit warm.»<br />

Hervé Van der Straeten<br />

62


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LIVING<br />

Sie haben gesagt, dass Sie ständig nach Perfektion streben …<br />

Sind Sie jemals wirklich zufrieden mit Ihren fertigen Objekten?<br />

Ich versuche immer, die Grenzen zu verschieben, und bei manchen<br />

Stücken ist es eine Frage der Zeit, wenn Sie verstehen. Alles<br />

geht sehr schnell. Ich habe meine eigene Galerie und somit<br />

auch totale Freiheit in meiner Arbeit. Ich habe auch die Freiheit,<br />

mir so viel Zeit zu nehmen, wie ich brauche, um mein Ziel zu<br />

erreichen. Wenn ich also ein Modell für ein Design-Stück 3-,<br />

4- oder 5-mal erstellen muss, so tue ich das. Aber ja, um auf<br />

Ihre Frage zurückzukommen, ich bin mit meinen Objekten und<br />

meinem Design sehr zufrieden. Nehmen Sie zum Beispiel den<br />

Ruinart-Champagnerkühler. Er ist fast mineralisch. Mit diesem<br />

Stück bin ich sehr zufrieden.<br />

Wie würden Sie Ihr Design in drei Worten beschreiben?<br />

Graphisch, stark und verspielt.<br />

64


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«Die Schönheit DeS<br />

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wenn man Die weSenSart<br />

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Was der amerikanische Architekt Louis Kahn sagt, gilt ganz besonders für die Lavabos<br />

aus der Beton-Manufaktur. Mit Kopf und Hand kreieren wir in Einigen am Thunersee<br />

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genügen unsere Lavabos den höchsten Ansprüchen in Sachen Ästhetik und Individualität.<br />

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ihren Besitzern dauerhaft Freude bereiten.<br />

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LIVING<br />

Soup Maker von Cuisinart<br />

Gemüse beigeben, aufkochen, mixen, und fertig ist die Suppe.<br />

Beim Soup Maker von Cuisinart handelt es sich um einen Mixer<br />

mit Kochfunktion. In weniger als 20 Minuten kann man mit diesem<br />

2-in-1-Gerät köstliche, hauseigene Suppen oder Saucen zubereiten.<br />

Dabei bleibt einem das Umleeren aus der Pfanne in den<br />

Mixer und zurück erspart. Der Soup Maker kocht und mixt alles<br />

von alleine, dem Koch bleibt lediglich die Aufgabe, frische Zutaten<br />

hinzuzufügen. Je nach Wunsch kann man den Soup Maker auf<br />

80, 90 oder 110 Grad und die Zeitschaltuhr auf 1 bis 30 Minuten<br />

einstellen. Auch harte Nahrung oder Eiswürfel werden problemlos<br />

zerkleinert. Zu jedem Soup Maker gibt es das Kochbuch<br />

«Kochen und Emulgieren» mit Rezeptideen vom renommierten<br />

französischen Jahrhundertkoch Paul Bocuse.<br />

Interior News<br />

Living & More<br />

Behive-Deckenleuchte von Werner Aisslinger<br />

Die Natur ist eine der Inspirationsquellen für die Leuchte Behive,<br />

deren Name sich vom englischen Wort «beehive» (Bienenstock)<br />

ableitet – eine Assoziation, die durch das sanft gerundete Volumen<br />

der Leuchte entsteht. Behive ist sinnlich und elegant zugleich<br />

und besteht aus einer Reihe übereinander angeordneter<br />

Ringe mit unterschiedlichem Durchmesser. Aufgrund ihrer unnachahmlichen<br />

Lichtwirkung und der perfekten Synthese aus<br />

technologischer Forschung und formaler Schlichtheit ist Behive<br />

als Tischleuchte bereits ein Klassiker. Behive ist nun auch als<br />

Hängeleuchte erhältlich, die – wie auch die Tischversion – ein<br />

warmes, angenehmes Licht ausstrahlt, das mit einer nach unten<br />

gerichteten Lichtquelle kombiniert ist. Eine Abdeckung im Inneren<br />

der Leuchte verbirgt den technischen Teil und ermöglicht<br />

dem Licht, sich uneingeschränkt nach unten zu entfalten.<br />

66


KOLUMNE<br />

von Walter Bollier<br />

Warum Wasser<br />

zum Investment wird<br />

Wasser ist das wichtigste Lebensmittel<br />

und der wichtigste Rohstoff unseres<br />

Planeten. Das rapide Bevölkerungswachstum<br />

und die unaufhaltsame Urbanisierung<br />

haben in vielen Regionen<br />

bereits zu einem akuten Mangel an sauberem Süsswasser<br />

geführt. Entlang der grossen Flusstäler in Asien, der Wiege<br />

grosser Kulturen, droht sogar das Risiko eines Atomkrieges<br />

zwischen Pakistan und Indien um das kostbare Nass. Nachhaltige<br />

Investitionen in eine optimierte Wasserversorgung<br />

können hier den Frieden sichern. Doch auch in den Industrieländern<br />

häufen sich die Probleme, weil unsere Wasserleitungen<br />

überaltert sind. In Grossbritannien geht zum Beispiel<br />

rund ein Viertel des Leitungswassers durch Lecks verloren,<br />

das sind umgerechnet 3,4 Mrd. Liter Wasser täglich. Durch<br />

riesige Investitionen sollen diese Verluste bis 2015 signifikant<br />

verringert werden. Eine Untersuchung der Vereinigung der<br />

Wasserwerkebetreiber in den USA zeigt, dass die dringend<br />

notwendige Sanierung der Trinkwasserleitungen in den USA<br />

bis zum Jahr 2<strong>03</strong>5 mindestens USD 1000 Milliarden kosten<br />

dürfte. Neben der aktuellen Dürre bedroht die Wasserversorgung<br />

in den USA noch ein weiteres Problem. Die verstärkte<br />

Öl- und Gasexplorationstätigkeit in vielen US-Bundesstaaten<br />

und die Ausbreitung der Öl- und Gasgewinnung durch<br />

sogenanntes Fracking, bei dem ein Gemisch aus Wasser<br />

und Chemikalien mit Hochdruck in die Bohrlöcher gepumpt<br />

und wieder hochgespült wird, haben zu einem rapiden Anstieg<br />

von Schmutzwasser geführt. Schätzungen gehen davon<br />

aus, dass auf diese Weise täglich 60 Millionen Barrel<br />

Schmutzwasser in den USA anfallen. Zwar wird schon jetzt<br />

der Grossteil des Wassers wieder aufbereitet, doch wächst<br />

der Druck zu handeln, denn für 2013 wird durch die derzeitige<br />

Dürre in 36 Bundesstaaten mit einem knapperen Wasserangebot<br />

gerechnet. China wiederum gab bekannt, seine<br />

Investitionen in die Wasserversorgung bis 2020 auf USD 636<br />

Mrd. erhöhen zu wollen. Gemäss einem neuen Wasserplan<br />

ist beabsichtigt, bis 2<strong>03</strong>0 die Wasserentnahme aus den 25<br />

grössten Flüssen des Landes in den einzelnen Provinzen<br />

zu verringern und die Hauptstadt in Zukunft zusätzlich mit<br />

entsalztem Meerwasser zu versorgen, um den steigenden<br />

Bedarf zu decken. Schon heute sind über 15'000 Meerwasserentsalzungsanlagen<br />

in über 150 Ländern aktiv. Da sich<br />

der weltweite Wasserverbrauch bis 2050 verdoppeln dürfte,<br />

wird der Bestand solcher Anlagen rapide zunehmen. 2015<br />

dürften in den Bau neuer Anlagen oder in die Erneuerung<br />

bestehender Einrichtungen zur Meerwasserentsalzung USD<br />

18 Mrd. investiert werden. Die steigenden Investitionen in<br />

den Wassersektor haben zu unterschiedliche Reaktionen<br />

geführt. Zum einen ist das Bewusstsein für einen sinnvollen<br />

Umgang mit Wasser gestiegen. Zum anderen haben Investoren<br />

erkannt, welche Chancen der Sektor bietet. Tatsächlich<br />

dürften wir heute mit den zur Verfügung stehenden Wasser-<br />

Fonds (z.B. www.amcfm.ch) erst am Anfang einer Entwicklung<br />

stehen. Vielleicht wird man in einigen Jahren nebst in<br />

Aktien und Fonds direkt in Wasser investieren. So könnte<br />

der Handel mit Wasserrechten, wie er schon in Australien<br />

existiert, global wachsen. Das Fazit dürfte sein: Wasser wird<br />

immer wertvoller.<br />

68


LIVING<br />

70


LIVING<br />

Der Lichtzauberer<br />

Olafur Eliasson<br />

«Man findet in der Natur einfach einen unheimlichen Reichtum<br />

in der Darstellung von dimensionalen Phänomenen. Die Natur trägt<br />

eine grosse illusorische Qualität in sich. Jeder kann seine Metaphern und<br />

seine Erinnerungen hineinprojizieren. Die Natur hat etwas unglaublich<br />

Offenes. Das hört sich kitschig an, aber als Sprache ist<br />

das phänomenal.»<br />

Olafur Eliasson<br />

von Lone K. Halvorsen<br />

Wer wohlige Entspannung sucht, geht eher in die<br />

Badewanne, selten ins Museum. 20<strong>03</strong> aber pilgerten<br />

Entspannungssuchende mit Picknickkörben<br />

in die Londoner «Tate Modern», legten<br />

ihre Decken auf den kalten Boden, sich selbst<br />

darauf und schauten entzückt zur Decke. Die Turbinenhalle der<br />

«Tate» ist kein Ort, wo man sich ausstrecken will. Man fühlt sich<br />

ameisenklein verloren, bestenfalls ist man von der Monumentalität<br />

so bewegt, dass man galant hindurchpromeniert. Doch den<br />

Unterschied zwischen gemütlich und ungemütlich, das doziert<br />

jeder Einrichtungsberater, bestimmt die Lichtsituation. Und für<br />

eine solche ist Olafur Eliasson Experte.<br />

Physikalische Naturphänomene<br />

Seit Jahren untersucht Eliasson die Erscheinungsformen von Licht.<br />

Diese baut er mit Scheinwerfern, Projektoren, Spiegeln, Farbfiltern,<br />

Nebel und optischen Linsen nach und zeigt mit allem technischen<br />

Brimborium das, was in der Natur alltäglich ist – Lichtwechsel,<br />

Schattenspiele, Regenbogen, Spiegelungen – oder wie in der Turbinenhalle<br />

eben einen Sonnenuntergang.<br />

Dafür installierte er an der Wand einen halbrunden Sonnenlichtkegel,<br />

der die ganze Halle in honiggelbes Licht tauchte, liess dazu ein<br />

wenig künstlichen Nebel hineinpusten und schon schlug das «Weather<br />

Project» gehörig auf das Betrachtergemüt. Selbst wenn er für<br />

71


LIVING<br />

Werbemassnahmen Luxuskaufhäuser-Schaufenster<br />

gestaltet<br />

oder Autos einfriert, immer<br />

ist Eliassons Kunst beinahe<br />

körperlich spürbar.<br />

Dass seine Werke trotzdem<br />

nicht wie meditatives Lava-Lampen-Feng-Shui daherkommen,<br />

dafür sorgt seine Ehrlichkeit. Denn die Technik wird nicht wie im<br />

Theater hinter der Bühne versteckt, sondern ist stets sichtbar.<br />

Eliasson präsentiert das künstlich generierte «Naturereignis» als<br />

physikalisch-technische Unterrichtsdemonstration wie jemand, der<br />

sagt: Wasser plus Hitze macht eben Kochwasser. Damals in der<br />

«Tate» haben 2,2 Millionen Menschen dieses Phänomen miterlebt.<br />

Künstliche Naturphänomene<br />

In den neunziger Jahren war Eliasson mit verblüffend simplen und<br />

effektvollen optischen Tricks bekannt geworden. Einmal spannte<br />

er eine sonnengelbe Folie durch den Raum, in dem es plötzlich<br />

aussah, als falle warmes Abendlicht herein. Bei Utrecht wunderten<br />

sich Autofahrer, dass die Sonne auf der verkehrten Horizontseite<br />

hinter ein paar Bäumen unterging – bis der Künstler sie abholte: Es<br />

war eine Scheibe mit fast vier Meter Durchmesser. In Stockholm<br />

starrten 1998 die Leute erstaunt ins Wasser, das giftgrün leuchtete<br />

– Eliasson hatte eine Farbe benutzt, die Wissenschaftler zum<br />

Markieren von Flussverläufen verwenden, er hatte sozusagen<br />

72


73<br />

LIVING


LIVING<br />

74


LIVING<br />

«Man steht in einer Beziehung zum Raum;<br />

man sieht ihn, man bewegt sich in ihm oder tut irgendwas<br />

in ihm, und der Raum verfügt aufgrund seiner offenen<br />

Ideologie über die Fähigkeit, einem zu zeigen,<br />

daSS man sich in ihm befindet.»<br />

75


LIVING<br />

«Ich bin Künstler und kein Architekt und auch<br />

kein Wissenschaftler. Aber im Moment ist niemand daran<br />

interessiert, wie man etwas präzise nennt. Kunst ist nur noch ein<br />

Begriff, den Galerien verwenden, um ihre<br />

Existenz zu rechtfertigen.»<br />

76


BERATUNG, VERKAUF<br />

PROJEKTIERUNG<br />

ERDAUSHUB<br />

BETONARBEITEN<br />

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LIVING<br />

die Avantgarde-Idee des All-over-Painting aufs Stadtformat hochgezoomt;<br />

die Farbe verliess das Museum und überschwemmte<br />

den öffentlichen Raum. Olafur Eliasson möchte, dass die Kunst<br />

etwas mit dem Leben zu tun hat und über die elitäre Kunstszene<br />

hinaus Menschen ansprechen. Manchmal holt er dafür die Kunst<br />

aus dem konservativen Gebilde «Museum» – wie bei «The New<br />

York City Waterfalls». 2008 liess Eliasson 110 Tage lang vier künstliche<br />

Wasserfälle rund um die Südspitze von Manhattan installieren<br />

und Unmengen von Wasser in den East River fallen. Das von<br />

der Stadt und Sponsoren finanzierte Projekt diente einerseits als<br />

touristische Attraktion, sollte aber auch Denkanstösse zu Umweltschutz<br />

und Stadtplanung geben. Gerade in der heutigen Zeit mit<br />

unserer klimapolitischen Situation sind Eliassons Kunstwerke aktueller<br />

und brisanter denn je. Auch wenn seine Werke – wie zum<br />

Beispiel die Wasserfälle, der künstliche Sonnenaufgang oder das<br />

ständig zu frostende Auto – selbst Energieschlucker sind und somit<br />

Beschleuniger der Klimakatastrophe, so sind doch zwei Millionen<br />

Autofahrer, die nach der Betrachtung darüber nachdenken,<br />

ob sie selbst nicht eine grosse Schuld tragen, und ihr Verhalten<br />

ändern, ein paar ausgelastete Kühlaggregate wert.<br />

Künstler und Unternehmer<br />

Eliasson ist nicht nur einer der weltweit wichtigsten und erfolgreichsten<br />

Künstler der Gegenwart. Er ist auch, im allerbesten<br />

Sinne, der populärste. Das zeigt sich nicht nur an den Tausenden<br />

von Besuchern, die seit Jahren zu seinen Installationen und Ausstellungen<br />

strömen. In seinem riesigen Atelier im Prenzlauer Berg,<br />

arbeiten stets 30 bis 50 Leute an bis zu 50 Projekten gleichzeitig<br />

– Architekten, Kunsthistoriker, Designer und diverse Technikexperten.<br />

«Es geht nicht darum, ob das, was wir tun, Architektur<br />

oder Kunst ist; es geht nicht darum, zwei Gebiete zu polarisieren<br />

... Vielmehr geht es darum, nach vorne zu schauen und zu erkennen,<br />

dass es uns das hier im Studio gebündelte Wissen erlaubt,<br />

traditionelle Grenzen der Kunst zu überschreiten.» So erläutert Eliasson<br />

die Rolle seiner Atelierwerkstatt in Berlin. Unter der Leitung<br />

des dänisch-isländischen Künstlers fungiert sie als experimentelles<br />

Labor und interdisziplinärer Raum, in dem stets aufs Neue überraschende<br />

Dialoge zwischen Kunst und Natur angestossen werden.<br />

Eliasson ist gut im Geschäft. Seine kleinen Kaleidoskope werden<br />

für um die 100'000 Euro versteigert. Grössere Objekte erzielen ein<br />

Vielfaches an Gewinn oder kommen gar nicht erst auf den Markt,<br />

da sie schon während ihrer Entwicklung von Sammlern und Museen<br />

gekauft werden.<br />

Seine künstlerische Laufbahn begann an der Königlich Dänischen<br />

Kunstakademie in Kopenhagen. Hier verbrachte er auch seine<br />

Kindheit mit der Mutter, einer Näherin, und dem Vater, der selber<br />

Künstler war. Zu seinen Vorbildern gehörte Robert Irwin. Seine<br />

pragmatischen Vorstellungen von Körper und Raum entsprechen<br />

Eliassons Vorstellungen von der Realität.<br />

Im Labor der Kunst<br />

Diese umfangreiche Enzyklopädie bietet einzigartige Einblicke in<br />

die vielen Projekte des Studios von Olafur Eliasson. 26 Schlüsselbegriffe<br />

zu Eliassons Werk wie Beauty, Gravitation oder Utopia<br />

werden in alphabetischer Folge präsentiert und entfalten sich in<br />

kurzen, intensiven Gesprächen mit dem Künstler. Berücksichtigt<br />

wurden fast alle bisher realisierten Arbeiten, darunter Eliassons<br />

oft riesenhafte Installationen, Fotografien, Skulpturen und Architekturprojekte.<br />

Zusätzliches Material wirft Licht auf die längerfristig<br />

laufenden Forschungsprozesse im Berliner Studio. Der<br />

renommierte Kunsthistoriker Philip Ursprung verfasste den einleitenden<br />

Essay und führte die Interviews mit dem Künstler. Ein im<br />

wahrsten Sinne des Wortes erhellendes Buch!<br />

«Studio Olafur Eliasson»<br />

Olafur Eliasson und Philip Ursprung<br />

Taschen Verlag<br />

78


individualität ist für uns norm<br />

Unsere Produkte sind genauso individuell wie Sie – unsere Kunden.<br />

Schweizer Qualitätshandwerk ist die Basis unseres Erfolgs. Das zeigt sich<br />

in unseren Schränken und Spezialprodukten.<br />

www.alpnachnorm.ch | Info-Nummer 0800 800 870


KOLUMNE<br />

«PRINZEN»<br />

von Vera Dillier<br />

An Abenden, wo ich nichts vorhabe, zappe durch<br />

die Fernsehsender. Beim Promi-Dinner auf VOX<br />

habe ich letzthin angehalten: Drei Prinzen – alle<br />

adoptiert – waren da versammelt, und die anwesende<br />

Dame hätte, auch Prinzessin werden sollen.<br />

Der erhoffte zukünftige Adoptivvater – Frédédic von Anhalt<br />

(selber auch nur ein adoptierter Prinz) – wollte jedoch – wegen<br />

der zu offensichtlichen Vulgarität der Silikonblondine – von<br />

seinem Angebot zurücktreten. Treuherzig meinte er – aus LA<br />

direkt übertragen –, dies könne er doch seiner Familie nicht<br />

antun. Welche Familie der wohl meinte? Dachte er an die<br />

schon früher für Geld von ihm adoptierten «Kinder», zu denen<br />

auch ein bekannter Bordellbesitzer gehört, oder an die echte<br />

Familie der von Anhalt.<br />

Im Fernsehen versuchten sich die Neo-Prinzen unterdessen<br />

krampfhaft in adligem Benehmen, was ziemlich misslang: So<br />

hockte sich der eine Prinz mit Hut auf dem Kopf an den Tisch<br />

und die verhinderte Prinzessin traf mit einer vollen Stunde<br />

Verspätung ein. Vom berühmten Satz «Pünktlichkeit ist die<br />

Höflichkeit der Könige» scheint diese Person noch nie etwas<br />

gehört zu haben.<br />

Nun endlich konnte der kochende Prinz seinen Gästen den<br />

ersten Gang servieren: Salat mit feinstem Suhsi-Lachs darauf.<br />

Aber wie heisst es so schön: «Was der Bauer nicht kennt,<br />

isst er nicht.» Da die feinen Herren in kulinarischer Hinsicht<br />

eher «Bauern» und nicht Feinschmecker waren, musste der<br />

Prinzen-Koch mit seinem ersten Gang wieder in Küche zurück<br />

und den Lachs anbraten. Tja, Prinz werden ist nicht schwer,<br />

Prinz sein dagegen sehr.<br />

Das erinnerte mich sehr an eine alte Geschichte: In einer Restaurant-Bar<br />

in New York hatte mich damals ein junger Herr<br />

mit den Worten angesprochen: «Kennen wir uns nicht?» Irgendwie<br />

kam er mir bekannt vor. Aber als er mir sein Visitenkärtchen<br />

mit einem Prinz von und zu drauf gab, konnte<br />

ich mich nicht daran erinnern, dass mir jemand mit so einem<br />

Namen schon mal begegnet war. Erst eine Stunde später, als<br />

ich schon weg war, dämmerte es mir und ich musste mich vor<br />

Lachen hinsetzen. Der Prinz von vorhin war doch tatsächlich<br />

der kleine Hansi Huber, den ich vor vielen Jahren in Saint-Tropez<br />

kennengelernt hatte. Der musste wohl irgendwann über<br />

Nacht zum Prinzen mutiert sein.<br />

Einige Zeit später in St. Moritz traf ich ein wichtiges, reiches<br />

Ehepaar. Sie grüssten etwas von oben herab und erklärten<br />

mir, dass sie heute Abend ein grosses Dinner für eben diesen<br />

Prinzen geben würden. Mit viel Ironie meinte ich (was denen<br />

entging): «Puh, das ist aber eine grosse Ehre für Euch.» Sie<br />

waren von meiner Bewunderung gerührt und luden mich dann<br />

gönnerhaft auch zum Dinner ein. Es war ein besonderer Spass,<br />

mein altes Kamerädli Hansi Huber und heutigen Prinzen mit<br />

den Worten «Prinz – schön, Sie mal wiederzusehen» zu begrüssen.<br />

Die Gastgeber waren beeindruckt, dass ich ihren hohen<br />

Besuch kannte. Es ist schon amüsant, wie reiche Wichtigtuer<br />

genauso wie einfache Leute vor irgendeinem Titelchen vor<br />

Ehrfurcht fast erstarren. Früher kaufte man sich gerne einen<br />

Doktor-Titel, um von der Umwelt als wichtig wahrgenommen<br />

zu werden. Nachdem der Dr.-Titel ohne Universitätsstudium<br />

und selbst erarbeitete Doktorarbeit viel Ärger einbringen kann,<br />

wie prominente Beispiele gezeigt haben, sind nun Adelstitel der<br />

grosse Renner, weil sie viel einfacher und aus zweiter Hand<br />

recht günstig zu kaufen sind. Ausserdem ist die Berufsbezeichnung<br />

«Prinz» nicht geschützt und erfordert keinen intellektuellen<br />

Leistungsausweis.<br />

Die wahren Adligen legen in ihrem Privatleben selten Wert auf<br />

ihre Titel. Man hat sie, aber spricht nicht gross darüber. Otto<br />

von Habsburg erklärte mal am Fernsehen, dass er absolut<br />

keinen Titel mehr habe, da die Monarchie in Österreich abgeschafft<br />

worden sei. Ich war immer ein grosser Bewunderer von<br />

ihm wegen seiner Haltung im Zweiten Weltkrieg und seinen Visionen<br />

von einem geeinten Europa. So liess ich es mir nicht<br />

nehmen, als er beim Zürcher Sechseläuten in einer Kutsche als<br />

Ehrengast mitfuhr, ihm Blumen mit den Worten «Meine Verehrung<br />

Herr von Habsburg» zu überreichen. Als er meine Hand<br />

hielt und sich mit ein paar liebenswürdigen Komplimenten bei<br />

mir für die Blumen bedankte, wurde mir bewusst, dass ich soeben<br />

nicht nur einem der höchsten Adligen Europas, sondern<br />

einem der bedeutendsten Männer unserer Epoche die Hand<br />

hielt. Diese Art Menschen haben meine absolute Hochachtung.<br />

80


BEAUTY<br />

Nofretetes<br />

Nachfahren<br />

Von roten Lippen und schwarz umrandeten Augen<br />

Schon Nofretete trug sie. Und zahlreiche andere Königliche<br />

im Alten Ägypten trugen sie auch. Augenkosmetik war im Alten Ägypten populär,<br />

und das nicht zuletzt wegen ihrer magischen Bedeutung.<br />

von Yvonne Beck<br />

Die ersten Spuren von Kosmetikverwendungen und<br />

Schminke führen uns in das Alte Ägypten. Die Ägypter<br />

waren die Ersten, die selbst hergestellte Farben<br />

benutzten, um diese zur eigenen Schönheitspflege<br />

zu benutzen. Sie schmückten sich, um den Göttern<br />

«ähnlicher» zu werden. Denn nach ihrem Glauben spiegelte<br />

die körperliche Erscheinung eines Menschen seine Seele wider,<br />

und so erweckte die Oberfläche ihrer Körper das Wohlgefallen der<br />

Götter. Zudem schützten sie bereits ab 2500 vor Christus ihre Haut<br />

vor der intensiven Sonnenbestrahlung mit Salben und Ölen. Eine<br />

besondere Bedeutung kam jedoch der Betonung der Augen zu, da<br />

die Augen ein Sinnbild für den Sonnengott Ra darstellten. Die hierzu<br />

genutzten schwarzen und grünen Farben wurden häufig von<br />

Priestern hergestellt und wie Kajal benutzt.<br />

83


BEAUTY<br />

«Make-up can only<br />

make you look pretty on the<br />

outside but it doesn’t help if<br />

you're ugly on the inside. Unless<br />

you eat the make-up.»<br />

Audrey Hepburn<br />

Die Schönheitsrezepte der alten Pharaonen waren streng gehütete<br />

Geheimnisse – wie heute die neusten Formeln der Kosmetikhersteller.<br />

Durch Ausgrabungsfunde weiss man heute, dass sie mineralische<br />

und metallische Spurenelemente wie Eisenoxid, Antimon<br />

und Malachit mit Wasser vermischt zur Gesichtspflege auftrugen.<br />

Tierische Fette, Honig, Ambra, Moschus und Myrrhe waren weitere<br />

wichtige Zutaten für Cremes. Anders als heute kamen die Ägypter<br />

damals ausschliesslich mit natürlichen Zutaten aus. Zum Färben<br />

der Handflächen und der Fingernägel und für andere kosmetische<br />

Bemalungen verwendete man Henna – wie es heute noch in Indien<br />

gang und gäbe ist. Für Lippen und Wangen wurde eine fetthaltige<br />

rote Paste unter Beimischung des Minerals Zinnober benutzt.<br />

Schönheitskult in Europa<br />

Erst Alexander der Grosse brachte von seinen ägyptischen Eroberungszügen<br />

die Erkenntnisse über die Herstellung von nach<br />

Griechenland. Die Griechen erfanden den passenden Namen<br />

«Kosmetik» für das «eroberte» Wissen – das griechische Verb<br />

«kosméo» bedeutet so viel wie «ordnen» oder «schmücken».<br />

Schon bald erblühte ein Handel mit den neuen Produkten.<br />

Schminke, Badesalze, parfümierte Salben und Salböle gab es<br />

auf fast jedem Bazar. So waren die Griechen wahrscheinlich die<br />

ersten geschminkten Menschen Europas. Die Römerinnen benutzten<br />

erst nach der Eroberung Griechenlands ausgiebig dekorative<br />

Schminke. Zum Entfernen wurde Olivenöl oder Esels- beziehungsweise<br />

Ziegenmilch benutzt. Die zu dieser Zeit genutzte<br />

Wimperntusche wurde aus gebranntem Kork hergestellt.<br />

84


BEAUTY<br />

Marilyn Monroe wurde mit ihrem roten Schmollmund berühmt.<br />

Bereits vor hunderten von Jahren war die Kosmetikbranche Trends<br />

und Modeerscheinungen unterworfen. So galt beispielsweise im<br />

Mittelalter nur der blasse Teint als schön. Um eine makellose Blässe<br />

zu erreichen, verwendete man das hochgiftige Bleiweiss. Im<br />

18. Jahrhundert wurden neben Bleioxid auch Wismutoxid, Quecksilberoxid,<br />

Zinnoxid und Talk zum Aufhellen der Haut verwendet.<br />

Doch erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Kosmetika unter<br />

Berücksichtigung der möglichen Gesundheitsfolgen hergestellt.<br />

Gegen den ausschweifenden Gebrauch von Kosmetika sprach<br />

sich die Kirche aus, sie verlangte im Sinne der Frömmigkeit, dass<br />

die Menschen sich um die «inneren» Werte bemühen. Die «äusserliche»<br />

Schönheit hingegen wurde gering geschätzt.<br />

In der Renaissance wurde das Färben von Wangen und Lippen<br />

durch Elisabeth I. in England und Katharina von Medici in Frankreich<br />

wieder populär. «Vornehme» Frauen und Männer bedienten<br />

sich dabei der Kosmetika gleichermassen. Durch die neue Mode<br />

setzte man sich vom «gemeinen Volk» ab.<br />

Erst Schwarz, dann Rot<br />

Dass sich Frauen die Lippen anmalen, ist heutzutage völlig alltäglich,<br />

zumindest in unserem Kulturkreis. Der erste moderne Lippenstift<br />

wurde im Jahr 1883 auf der Weltausstellung in Amsterdam der<br />

Öffentlichkeit präsentiert, und zwar von Pariser Parfumherstellern.<br />

Der in Seidenpapier gewickelte Stift war aus Rizinusöl (ein Produkt<br />

des afrikanischen Wunderbaums), Hirschtalg (Körperfett des<br />

85


BEAUTY<br />

Revlon-Plakat aus dem Jahre 1939<br />

Hirsches) und Bienenwachs hergestellt. Da er noch keine Hülse<br />

besass und nur in Papier gewickelt war, nannte man ihn respektlos<br />

saucisse (Würstchen).<br />

In den ersten Stummfilmen wurde er eingesetzt, um Darstellerinnen<br />

einen schwarzen Kussmund zu schminken. Die ersten Stummfilmstars<br />

wie Clara Bow, die ihre Lippen mit dem Amorbogen<br />

schmückte, oder Theda Bara mit ihren Vamp-Lippen sowie Mae<br />

Murray mit ihrem Bienenstich-Mund setzten Trends und machten<br />

den Lippenstift endlich salonfähig. Der sogenannte Bienenstich-<br />

Mund war ein Trick von Max Factor, den er für den Film entwickelte.<br />

Da die üblichen Pomaden durch die heissen Studiolampen zerflossen,<br />

überschminkte er den Mund und malte darauf einen kleinen<br />

kecken Kussmund. Auf Zelluloid war Schwarz als Farbe am besten<br />

geeignet, und damit kam der fast schwarz geschminkte Mund in<br />

Mode. Von nun an trug Frau einen schwarz geschminkten Mund.<br />

Einziges Problem war, dass der Lippenstift nicht besonders lange<br />

hielt. Anfangs war er zudem noch sehr teuer und nur wenige Frauen<br />

trauten sich, ihn zu benutzen. Erst in den 1920er-Jahren hatten<br />

Chemiker an der Erzeugung eines Lippenstifts mitgewirkt, der zu<br />

einem erschwinglichen Preis über die Ladentheke ging.<br />

Besonders die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt, eine<br />

Diva des späten 19. Jahrhunderts, machte den Lippenstift<br />

populär, als sie mit kirschrotem Mund auf der Bühne stand, und<br />

schenkte ihm den Namen Stylo d'Amour. In den 1930er-Jahren<br />

konnte man vor allem in den USA mit Kosmetik viel Geld verdienen.<br />

Deshalb entwickelten zahlreiche Firmen immer neue Lippenstift-<br />

Farben, die reissenden Absatz fanden. Neben Rot und Schwarz<br />

gab es zum Beispiel «Shiap», ein helles Pink, und «Shocking», einen<br />

knalligen Fuchsiaton. Der Lippenstift wurde unentbehrliches<br />

Beauty-Accessoire und durfte in keiner Damenhandtasche fehlen.<br />

Einer der ersten beliebten Modelle trug den französischen Namen<br />

«Rouge Baiser» – auf Deutsch «roter Kuss». In den 1950er-Jahren<br />

kam dann auch die Drehmechanik hinzu, die heute bei vielen Lippenstiften<br />

Standard ist. Endlich konnten sich die Damen die Lippen<br />

anmalen, ohne sich auch die Finger oder die Handtasche zu<br />

färben.Nach dem Krieg wurde der Lippenstift auch in Deutschland<br />

immer beliebter. Heute zählt der Lippenstift zu den meistbegehrten<br />

Kosmetikprodukten, fast jede Frau verwendet eine oder mehrere<br />

Farben, passend zur Garderobe, zur Jahres- und Tageszeit und<br />

zur Stimmung. Aus dem täglichen Make-up-Ritual ist er einfach<br />

nicht mehr wegzudenken.<br />

86


BEAUTY<br />

Stummfilmstars Clara Bow<br />

Im 21. Jahrhundert zählt der Lippenstift nach wie vor zum beliebtesten<br />

Make-up-Produkt, mehr als 80 Prozent aller Frauen zwischen<br />

20 und 80 Jahren benutzen regelmässig Lippenstift. Ob<br />

kussecht, knallig, glossy, schrill oder ganz dezent – bis heute ist der<br />

Lippenstift nach wie vor das beliebteste Beauty-Utensil.<br />

Frauen, die sich täglich die Lippen schminken,<br />

verzehren auf diese Weise jährlich einen<br />

ganzen Lippenstift. Doch das ist immer<br />

noch besser als die Praktiken, denen<br />

sich Katharina die Grosse bediente.<br />

Sie liess sich, in Ermangelung des noch<br />

nicht erfundenen Lippenstiftes, von ihren<br />

Dienerinnen die Lippen ansaugen und<br />

aufbeissen, damit sie schwellend und blutrot<br />

wirkten. Einen Nachteil hat der heutige<br />

Lippenstift jedoch auch: Wer mit sündig<br />

roten Lippen in Berührung kommt,<br />

ist schnell gebrandmarkt. Und so<br />

mancher Ehestreit entbrannte, weil<br />

Mann Frau nicht die roten Spuren<br />

am Hemdkragen erklären konnte.<br />

Beauty-Pioniere<br />

Ein Vorreiter auf dem Gebiet<br />

der Kosmetikherstellung<br />

war Max Factor, der<br />

unter anderem den Look<br />

von Stars wie Gloria Swanson,<br />

Greta Garbo und Joan<br />

Crawford kreierte; ihm<br />

wird auch die Erfindung<br />

des Begriffs «Make-up» zugeschrieben.<br />

Guerlain hat<br />

Max Factor<br />

den Lippenstift 1910 erstmals<br />

in eine Metallhülse gesteckt. Die Revlon-Brüder Charles und<br />

Joseph produzierten nicht nur den ersten Nagellack, sondern<br />

waren auch die Ersten, die die Farbe für die Nägel mit der für die<br />

Lippen aufeinander abstimmten. Die amerikanische Chemikerin<br />

Hazel Bishop entwickelte den auch heute noch verwendeten Lippenstift<br />

auf Lanolin-Basis, der die Farbe nicht verschmieren lässt.<br />

87


BEAUTY<br />

Der typisch<br />

italienische<br />

Erfolgscharakter<br />

Tomaso Trussardi<br />

Einst als Handschuhfabrik von Dante<br />

Trussardi gegründet, wird das<br />

italienische Familienunternehmen<br />

Trussardi heute in vierter Generation<br />

geführt. Beatrice Trussardi leitet die<br />

Geschicke des Modeunternehmens<br />

und ist verantwortlich für alle Linien<br />

mit dem Windhund-Logo.<br />

88


89<br />

BEAUTY


von Valeska Jansen<br />

Damenmode, Herrenmode und eine Kinderkollektion,<br />

gefolgt von exklusiven Accessoires und eigenen<br />

Düften. Trussardi ist nicht nur ein Modeunternehmen,<br />

es ist eine Lifestyle-Marke. Beatrices Schwester<br />

Gaia fungiert als Modekoordinatorin, und nun<br />

tritt auch der jüngere Bruder Tomaso ins Rampenlicht. Er repräsentiert<br />

für die neueste Duftkreation Trussardis, My Land, seine<br />

Stadt, Mailand.<br />

<strong>PRESTIGE</strong>: Was ist Ihnen bei einem Herrenduft wichtig?<br />

Tomaso Trussardi: Ich liebe es, einen Duft zu tragen. Meine Lieblingsingredienzien<br />

dabei sind Bergamotte und Lavendel. Ebenso<br />

liebe ich frische und würzige Düfte. Ein Hauch von Leder sollte<br />

auch dabei sein.<br />

Welche Düfte mögen Sie gar nicht?<br />

Das perfekte Mailänder Model<br />

Als Model soll er den typischen italienischen Erfolgscharakter verkörpern.<br />

Gebildet, Kunst- und Kultur-interessiert und nicht zuletzt<br />

gutaussehend. Seine lässige Eleganz steht ganz im Einklang mit<br />

der Zielgruppe des neuen Duftes: Der neue Trussardi-Mann ist<br />

luxuriös und gleichzeitig alternativ, hat gute Umgangsformen und<br />

ist Shopping addicted. Dazu ist er einzigartig, individualistisch,<br />

egozentrisch und narzistisch. So verkündet es zumindest der<br />

Parfum-Lizenznehmer ITF Cosmetics – einer der grössten italienischen<br />

Kosmetik-Distributeure. Wir treffen Tomaso, das Sinnbild<br />

und Kampagnenmodel des neuesten Herrenduftes My Land in der<br />

Trussardi-Boutique an der Piazza della Scala im Zentrum Mailands<br />

zum exklusiven Interview:<br />

Zitrusdüfte sind nichts für mich!<br />

Ihre früheste Erinnerung an einen Duft?<br />

Oh das war Trussardi Action. Und dann natürlich der Lieblingsduft<br />

meiner Mutter, danach duftete sie immer, Trussardi Bianco (Beide<br />

nicht mehr im Handel erhältlich, Anmerkung der Redaktion).<br />

Wie sieht der Trussardi-My-Land-Mann aus?<br />

Er ist um die dreissig, intelligent, selbstbewusst, er reist gerne, ist<br />

aber trotzdem stark mit seiner Heimat verwurzelt. So, wie My Land<br />

mein Mailand, meine Heimat ist.<br />

90


«In Italien spielt das Essen<br />

eine sehr grosse Rolle<br />

und genauso die Mode.<br />

Italiener wollen überall<br />

immer die Besten sein.»<br />

BEAUTY


BEAUTY<br />

Inwieweit spielt die italienische Lebensart dabei eine Rolle?<br />

Das ist nicht einfach zu erklären … In Italien spielt das Essen eine<br />

sehr grosse Rolle und genauso die Mode. Italiener wollen überall<br />

immer die Besten sein. Speziell bei Trussardi spielen natürlich auch<br />

noch die Lederaccessoires eine sehr grosse Rolle. Vor allem, was<br />

das Reisen mit exklusivem Trussardi-Reisegepäck angeht. Das<br />

gehört eben zum Firmen-Image.<br />

Trussardi war eigentlich schon immer mehr eine Lifestyle-<br />

Marke. Wollen Sie das weiter ausbauen?<br />

Ja, natürlich. Im Moment denken wir darüber nach, eine eigene<br />

Uhrenlinie zu kreieren, aber es ist noch zu früh, darüber detailliert<br />

zu sprechen.<br />

Wie sieht es mit Expansionen in Richtung China aus?<br />

Im Moment ist der grösste Marktanteil mit über 50 Prozent hier in<br />

Europa. An zweiter Stelle steht Russland und an dritter China. Aber<br />

wir planen gerade, in den nächsten vier Jahren fünfzig neue Boutiquen<br />

in China zu eröffnen. Damit stünde dann China an zweiter,<br />

vielleicht sogar an erster Stelle.<br />

Müssen Sie den Trussardi-Stil dann nicht irgendwie den asiatischen<br />

Bedürfnissen anpassen?<br />

Oh nein. Das wäre ein grosser Fehler für ein traditionelles Unternehmen<br />

wie unseres. Wenn es danach ginge, dürften wir nach China<br />

nur kleinere Taschenmodelle liefern und auch nicht aus Leder,<br />

sondern aus Kunstleder, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit. Aber<br />

als Familienunternehmen ist es das grosse Ziel, sich immer selbst<br />

treu zu bleiben. Mein Lieblingsbeispiel ist hier Bottega Veneta: Als<br />

sie in China expandierten, waren sie die ersten zwei Jahre nicht<br />

sonderlich erfolgreich, doch sie blieben sich und ihren italienischen<br />

Werten treu. Heute verkaufen sie in China extrem erfolgreich.<br />

Was ist für Sie der wichtigste Faktor, um erfolgreich zu sein?<br />

Man muss das lieben, was man tut! Und am besten noch an dem<br />

Ort, mit dem man verwurzelt ist und wo man zu Hause ist.<br />

Was lieben Sie an Mailand am meisten?<br />

Ich liebe die Skyline. Am liebsten gehe ich nachts durch die Strassen<br />

und geniesse einfach diese spezielle Atmosphäre, die es so<br />

nur in Mailand gibt.<br />

Wie würden Sie Ihren persönlichen Stil beschreiben?<br />

Lässig! Ich trage am liebsten Jeans und Sneakers, ein T-Shirt und<br />

ein Sakko darüber. Dazu liebe ich Lederjacken, aber aus mattem Leder.<br />

Ich würde mich als klassisch sportlichen Mann beschreiben.<br />

92


100% PURE PNT ESSENTIAL THERAPY<br />

℡ +41 61 205 05 65 / KEUNE.CC


BEAUTY<br />

Schwarz und Rot - zwei intensive Farben<br />

mit Signalwirkung. Die Farbe Schwarz<br />

ist die Farbe der Eleganz und eignet sich<br />

sehr gut zum Kombinieren. Charmant,<br />

charmant also, was diesen Herbst auf<br />

uns zukommt: Mit einem tiefen Schwarz<br />

und knalligem Rot macht man in dieser<br />

Saison einfach alles richtig.<br />

LANCÔME<br />

YVES ROCHER<br />

94


BEAUTY<br />

DIOR<br />

GIVENCHY<br />

CHANEL<br />

95


BEAUTY<br />

Der Luxusparfumeur<br />

Roja Dove<br />

Eine der berühmtesten Nasen im Multi-Millionen-Geschäft<br />

der Duftindustrie ist der Brite Roja Dove. Als Einziger trägt er den Titel «Professeur<br />

de Parfums» und er lebt seine Leidenschaft: die Liebe zum Duft.<br />

96


BEAUTY<br />

von Valeska Jansen<br />

Fragt man Roja Dove nach seiner ersten Begegnung<br />

mit Parfum, antwortet er versonnen lächelnd: «Als ich<br />

noch ein kleiner Junge war, kam meine Mutter abends<br />

zu mir ans Bett, um mir einen Gute-Nacht-Kuss zu geben.<br />

Sie verliess mein Zimmer, aber ihr Duft blieb.»<br />

Schon damals hat er sein Herz der Welt der Düfte verschrieben<br />

und bereits als Teenager begann er mit Parfums zu experimentieren.<br />

An seinem 21. Geburtstag reiste er nach Paris und landete<br />

in der Guerlain Boutique auf den Champs-Elysées. Für ihn eine<br />

schicksalhafte Begegnung, sagt er heute. Und ab diesem Moment<br />

stand sein Ziel fest: Genau hier wollte er arbeiten und alles<br />

über die geheime Welt der Zutaten und Rohstoffe zur Herstellung<br />

von Düften lernen.<br />

Guerlain als grosses Vorbild<br />

Seine Bewerbung wurde angenommen und Dove blieb dem alteingesessenen<br />

Familienunternehmen über 20 Jahre treu. Einzig<br />

die Tatsache, dass nur Familienmitglieder Guerlain-Düfte kreieren<br />

dürfen, bewog ihn dazu, sein eigenes Duft-Unternehmen zu<br />

gründen. Nun konnte er sein ganzes Know-how endlich unter<br />

seinem Namen vermarkten. Schnell erhielt er einen Vertrag mit<br />

dem Londoner Luxus-Kaufhaus Harrods und bekam dort im fifth<br />

floor Platz, seine Kreationen zu präsentieren und zu verkaufen.<br />

Mit grossem Erfolg, denn seine Leidenschaft trieb ihn an, ungewöhnliche<br />

Zutaten zu vermischen und sich so einen Namen als<br />

Individualist zu machen. Seine Kundinnen wussten: Diese Düfte<br />

hat nicht jeder und doch hat er für jeden Typ Mensch seine eigene<br />

Duftinterpretation.<br />

Duftkreationen massgefertigt<br />

Charakterzüge interpretiert er mit Rosen, Sandelholz oder Iris und<br />

geht dabei beinahe wie ein Psychologe vor. Auch Unikate fertigt<br />

er für besondere Kunden an und dieser Duft ist dann wie massgeschneidert.<br />

Über Preise für Spezialanfertigungen wird nicht gesprochen,<br />

sieht man allerdings die Preise für Doves Publikumskollektionen,<br />

ist klar: Preiswert wird es nicht gerade sein. Kaufen<br />

konnte man Roja-Dove-Düfte bislang ausschliesslich bei Harrods,<br />

doch seit Mai dieses Jahres gibt es die exklusiven Düfte auch in<br />

der Schweiz. Für seine zweite, sehr exklusive Verkaufsdépendance<br />

wählte er die Boutique des Luxushotels Lausanne Palace. Speziell<br />

geschultes Verkaufspersonal berät hier die elitäre Kundschaft.<br />

97


BEAUTY<br />

Wir trafen Roja Dove in seiner neuen opulenten Verkaufsdépendance,<br />

unweit vom Genfersee, zu einem Exklusivinterview:<br />

<strong>PRESTIGE</strong>: Erst London, nun Lausanne, wie kam es zu dieser<br />

Entscheidung?<br />

Roja Dove: Ich hatte viele Anfragen aus Europa, einen Parfumerie-Shop<br />

zu eröffnen. Und es hört sich vielleicht sehr<br />

arrogant an, aber ich wollte einen wirklich speziellen Standort.<br />

Meine Kreationen sind sehr exklusiv und ich will nicht in<br />

einer der abertausend Parfumerien Europas untergehen. Eines<br />

Tages kontaktierte mich auch Emeline Gauer vom Hotel<br />

Lausanne Palace und bat um einen persönlichen Termin. Wir<br />

trafen uns für fünfzehn Minuten und es hat sofort gefunkt. Sie<br />

war die Person, die genau verstand, was meine Intension war.<br />

Mir ging es nicht um grosse Stückzahlenverkäufe, ich wollte<br />

mir meine hohe Exklusivität bewahren. Emeline präsentierte<br />

mir in zwei weiteren Treffen ihre Idee, und ihre grosse Empathie<br />

beeindruckte mich sehr. So folgte ich sehr gerne ihrer<br />

Einladung ins «Lausanne Palace» und begriff sofort, dass es<br />

sich hier um einen ganz besonderen Ort handelte. Emeline<br />

und ihr Mann Jean-Jacques Gauer hatten für mich das perfekte<br />

Hotel erschaffen. Dazu kam, dass die Schweiz irgendwie<br />

England ähnelt, quasi eine Insel in Europa. Dann die drei<br />

Sprachregionen, wirklich sehr aussergewöhnlich. Für mich<br />

der perfekte Ort, einen Shop zu eröffnen.<br />

Haben Sie eine Lieblingsingredienz?<br />

Sie werden in all meinen Düften Jasmin finden. Es ist quasi meine<br />

Signatur. Dieser Jasmin ist ein ganz besonderer aus Grasse,<br />

eine sehr seltene Jasminart. Davon gibt es nur sehr wenig und<br />

die Nachfrage ist gross. Hierfür bezahle ich sogar den doppelten<br />

Kilo-Preis von Gold, was auch meine höheren Verkaufspreise<br />

mitbegründet. Es ist wie überall im Leben: Willst Du ein herausragendes<br />

Produkt erschaffen, musst Du mit den besten Materialien<br />

arbeiten. Dann liebe ich auch Sandelholz. Hier verwende ich auch<br />

ein besonders exklusives, es ist 50 Jahre alt.<br />

Stimmt es, dass Sie nur natürliche Zutaten in Ihren Düften verwenden?<br />

Zu einem sehr grossen Teil. Es ist allerdings schlicht unmöglich,<br />

ausschliesslich natürliche Ingredienzien zu verwenden. Es ist eigentlich<br />

wie in der Mode. Wenn Sie zum Beispiel ein T-Shirt aus<br />

100 Prozent Baumwolle tragen, ist es weniger komfortabel als<br />

eines mit einem Prozent Elastan. Mein Prinzip hier ist: so wenig<br />

wie möglich, aber so viel wie nötig.<br />

Was macht Ihre Parfums so exklusiv?<br />

Neben den teuren Ingredienzien vor allem die Persönlichkeit.<br />

Alle Düfte, die ich kreiere, sind für bestimmte Typen von Menschen<br />

entwickelt. Für jeden Charaktertyp gibt es einen ganz individuellen<br />

Roja-Dove-Duft. Und das Besondere ist, dass dieser<br />

Duft dann individuell auf der jeweiligen Haut reagiert und somit<br />

unverwechselbar und unvergleichlich wird. Es wird niemals jemand<br />

hinter Ihnen gehen und denken, ach das ist doch der oder<br />

der kommerzielle Modeduft. Und wenn Sie meinen Duft tragen,<br />

werden Sie auch immer daran erkannt werden, bereits wenn Sie<br />

nur einen Raum betreten.<br />

Was, wenn ich einen Roja-Dove-Duft kaufen möchte und nicht<br />

nach London oder Lausanne kommen kann?<br />

Meine Düfte gibt es auch bei Harrods online zu kaufen. Und noch<br />

viel einfacher ist es, mich anzurufen und den Duft persönlich zu<br />

bestellen (lacht).<br />

98


Ein Anti-Aging-Cosmeceutical Konzept<br />

von Laboratoires Genolier<br />

Wir in der Schweiz wissen, wie man Uhren herstellt.<br />

Wir wissen auch, wie man die Zeit anhält...<br />

„Eine junge Haut zu behalten<br />

ist eine Wissenschaft; NESCENS<br />

setzt sich ein, die biologischen<br />

Mechanismen, die sich durch Zeit<br />

und Umwelt verändern,<br />

umzuprogrammieren.“<br />

NESCENS ist in den Kliniken des Genolier Swiss Medical Network sowie in<br />

den Pharmacies Principales und Hotel & Spa La Réserve in Genf erhältlich.<br />

www.nescens.com


BEAUTY<br />

Schönheit ist<br />

äusseres Bild und inneres<br />

Empfinden<br />

Privatklinik ALTA AESTHETICA<br />

100


BEAUTY<br />

Nach 46 Jahren Dornröschenschlaf erstrahlt nun das ehemalige<br />

Grand Hôtel des Salines in Rheinfelden als Privatklinik ALTA AESTHETICA in<br />

neuem Glanz. Mit der sorgfältigen Renovierung und dem beispielhaften Umbau<br />

des 1895 erbauten, architektonisch wertvollen Hotelbaus direkt am Rheinufer ist<br />

in einzigartiger Umgebung ein Kompetenzzentrum der Premium-Klasse für Ästhetisch-Plastische<br />

Chirurgie, Ästhetische Zahnheilkunde sowie Mund-, Kiefer- und<br />

Gesichtschirurgie entstanden. Geleitet wird ALTA AESTHETICA von Dr. med.<br />

Dietmar Löffler, einem der führenden Fachärzte für Plastische und<br />

Ästhetische Chirurgie Deutschlands.<br />

von Niggi Freundlieb<br />

Es war die Vision des Unternehmers Jürg Eichenberger,<br />

das fast ein halbes Jahrhundert leerstehende<br />

Grand Hôtel des Salines wieder zum Leben zu erwecken.<br />

Allerdings nicht mehr als Hotel, sondern als<br />

aussergewöhnliche Privatklinik für Menschen, die<br />

sich und ihrer Ausstrahlung etwas Besonderes gönnen möchten<br />

oder die sich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen für eine<br />

bessere Versorgung als die Standardversorgung entscheiden.<br />

Nach den Umbau- und Renovationsbauten wurden – die Tradition<br />

des luxuriösen Grandhotels fortsetzend – auch im modern<br />

restaurierten Gebäude der architektonische Charme und das<br />

einmalige Ambiente wieder spürbar. Geschmackvolles Design,<br />

lichtdurchflutete, hohe Räume – bereits beim Betreten der Klinik<br />

wird spürbar, dass man in der ALTA AESTHETICA nicht einfach<br />

Patient, sondern vor allem auch Gast ist, dem für die stationäre<br />

Unterbringung vier geschmackvoll eingerichtete Suiten auf<br />

5-Sterne-Deluxe-Niveau und zehn sehr stilvoll eingerichtete Einzelzimmer<br />

zur Verfügung stehen. Im Klinikkomplex befinden sich<br />

zwei hochmoderne Operationssäle und diverse Behandlungsräume.<br />

Die Dentalklinik im separaten Gebäude umfasst zwei ambulante<br />

Operationseinheiten für implantologische Eingriffe und<br />

sechs nach neuesten Kriterien ausgestattete Behandlungsräume.<br />

Um die Patientinnen und Patienten kümmert sich unter der<br />

Leitung von Dr. med. Dietmar Löffler ein Mitarbeiterstab, der 30<br />

festangestellte Fachärzte und Fachpersonal umfasst. Federführend<br />

im Dentalbereich ist Dr. med. Dr. med. dent. Silke Becker,<br />

Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie Fachzahnärztin<br />

für Oralchirurgie.<br />

ALTA AESTHETICA ist in unverwechselbarer Lage gelegen und<br />

erlaubt einen Blick in die schöne Rheinlandschaft, umgeben<br />

von Natur- und Spazierwegen direkt am Rhein, in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zum Parkresort sowie neben der Wellness-Welt<br />

Sole Uno und bietet optimale Voraussetzungen für die Erholung<br />

der Patientinnen und Patienten.<br />

Im Interview schildert Dietmar Löffler seine Motivation, die Leitung<br />

der ALTA AESTHETICA zu übernehmen, wie er Schönheit<br />

definiert, wann er eine Operation als gelungen ansieht oder wie<br />

er seine Rolle als Arzt charakterisiert.<br />

<strong>PRESTIGE</strong>: Als in Deutschland erfolgreicher und bekannter<br />

Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie haben Sie<br />

sich entschieden, die Leitung der neu gegründeten ALTA<br />

AESTHETICA in Rheinfelden zu übernehmen – was waren<br />

Ihre Beweggründe für den Wechsel in die Schweiz?<br />

Dietmar Löffler: Nachdem ich elf Jahre eine von mir aufgebaute<br />

Klinik in Düsseldorf geleitet hatte, haben meine Frau und ich entschieden,<br />

der Kinder wegen ein bisschen kürzer zu treten. Wir<br />

sind deshalb nach Garmisch-Partenkirchen gezogen, wo ich eine<br />

Praxis leitete. Nun sind die Kinder aus dem Gröbsten heraus, und<br />

als man mich anfragte, ob ich die Leitung einer neuen Klinik übernehmen<br />

wolle, und dabei das äusserst überzeugende Konzept<br />

von ALTA AESTHETICA darlegte, musste ich zusagen.<br />

Was hat Sie überzeugt?<br />

Das wirtschaftlich und medizinisch erfolgversprechende Konzept<br />

an einem hervorragenden Standort, das mir bei entsprechender<br />

moderner Infrastruktur die Möglichkeiten bot, als engagierter Arzt<br />

etwas Einzigartiges mit aufzubauen, das hat mich überzeugt. Ausserdem<br />

ist die Klinik ISO-zertifiziert, was nur wenige Kliniken in der<br />

Schweiz vorweisen können. Mich hat aber auch fasziniert, dass die<br />

Investoren ihr Geld nicht einfach in einem beliebigen Renditeprojekt<br />

anlegen wollten, sondern aus einer historischen Bausubstanz<br />

eine nachhaltig funktionierende Institution schaffen wollten, die vor<br />

allem dem Wohle der Patientinnen und Patienten dienen sollte.<br />

Inwiefern war der Standort Rheinfelden für Sie ein entscheidendes<br />

Kriterium?<br />

101


BEAUTY<br />

ALTA AESTHETICA<br />

Der im März <strong>2012</strong> in Rheinfelden/Schweiz eröffnete Klinikkomplex<br />

umfasst die Klinik für Ästhetische und Plastische<br />

Chirurgie und die Dentalklinik mit integriertem Zahntechniklabor.<br />

In der Klinik für Ästhetische Chirurgie sind<br />

14 hochwertige Patientenzimmer für die stationäre Unterbringung<br />

sowie zwei hochmoderne Operationssäle und<br />

diverse Behandlungsräume vorhanden. Die Dentalklinik<br />

umfasst zwei ambulante Operationseinheiten für implantologische<br />

Eingriffe und sechs nach neuesten Kriterien<br />

ausgestattete Behandlungsräume sowie 3D-Röntgengeräte.<br />

Der ganze Mitarbeiterstab, unter der Leitung von Dr.<br />

Dietmar Löffler, und Dr. Dr. Silke Becker im Dentalbereich,<br />

umfasst 30 festangestellte Fachärzte und Fachpersonal.<br />

Das Leistungsspektrum bewegt sich von der Ästhetischen<br />

Chirurgie (Nasenkorrekturen, Brustvergrösserungen<br />

und -verkleinerungen, Facelifting, Oberlidstraffung,<br />

Lippenkorrekturen, Fettabsaugung, Anti-Aging-Behandlungen)<br />

über Hörimplantate und operative Hörverbesserung<br />

bis hin zur Überweisertätigkeit im Bereich Implantologie,<br />

Prothetik, Komplettsanierungen, Korrekturen des<br />

Kiefers und/oder des Kiefergelenkes, dem Kieferaufbau<br />

und/oder Knochenaufbau sowie der Behandlung angeborener<br />

Fehlbildungen.<br />

www.altaaesthetica.ch<br />

Der traditionelle Thermalkurort Rheinfelden bietet nicht nur vom<br />

Umfeld her hervorragende Bedingungen für die Patientinnen und<br />

Patienten, er liegt direkt an der Grenze zu Deutschland, von wo<br />

auch viele unserer Patientinnen und Patienten kommen, und ist<br />

verkehrsgünstig in der Nähe der Flughäfen von Basel und Zürich<br />

gelegen sowie gut mit Strasse und Bahn erreichbar und liegt an<br />

der Schnittstelle von zwei grossen Ballungsräumen.<br />

Die Kardinalsfrage: Was ist Schönheit und wann gilt für Sie<br />

eine Operation als gelungen?<br />

Schönheit ist äusseres Bild und inneres Empfinden. Unser Anliegen<br />

ist es, bei jedem Patienten die ganz individuelle Schönheit<br />

zu erhalten, zu verbessern beziehungsweise hervorzubringen<br />

– und das mit grösstmöglicher Sicherheit, einer möglichst<br />

kurzen OP-Zeit und einem Ergebnis, das mit den persönlichen<br />

Vorstellungen der Patienten im Einklang steht. Ihre innere Zufriedenheit<br />

zu finden und ihrem persönlichen Umfeld als frisch<br />

und erholt, aber nicht als manipuliert entgegenzutreten, das ist<br />

unser erklärtes Ziel. Salopp gesagt: Eine ästhetische Operation<br />

gilt dann als gelungen, wenn sie im Umfeld des Patienten nicht<br />

als «operiert» auffällt, sondern wenn die positive Veränderung<br />

der Ausstrahlung des Patienten wahrgenommen wird.<br />

Wie definieren Sie Ihre Rolle als Arzt?<br />

Ich bin ein Vertreter der Wohlfühl-Chirurgie. Patienten müssen<br />

sich bei mir wohl und verstanden fühlen. Zuerst ist es meine Aufgabe,<br />

in ausführlichen Gesprächen eine Vertrauensbasis herzustellen,<br />

den Patienten die nötigen Informationen zu geben, aber<br />

auch zu vermitteln, dass sie aufgrund meiner über 20-jährigen<br />

Erfahrung und über 18'500 ästhetisch-chirurgischen Eingriffen<br />

sowie der Zusammenarbeit mit unserem höchst professionellen<br />

Team – nehmen Sie nur zum Beispiel unseren Anästhesisten Dr.<br />

Herbert Bauer mit über 25'000 komplikationslos verlaufenen Anästhesien<br />

– in besten Händen sind. Für mich als Arzt kommt aber<br />

noch dazu, dass ich mich permanent weiterentwickle und immer<br />

102


BEAUTY<br />

Chefarzt Dr. med. Dietmar Löffler<br />

Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie<br />

In Deutschland hat sich Dietmar Löffler als Facharzt für<br />

Plastische und Ästhetische Chirurgie einen hervorragenden<br />

Namen geschaffen. In den Medien als einer der führenden<br />

Nasenchirurgen bezeichnet, hat der seit 1989 ausschliesslich<br />

in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie<br />

tätige Arzt über 5500 Nasenkorrekturen, 4500 Brustoperationen,<br />

2500 Lid- und Faceliftings - insgesamt über 18'500<br />

Operationen – durchgeführt.<br />

Dietmar Löffler hat zahlreiche Arbeiten in Büchern, Jahrbüchern<br />

und Fachpublikationen veröffentlicht und ist ein viel<br />

beachteter Vortragsredner auf nationalen und internationalen<br />

Fachkongressen. Dank seines Fachwissens und seiner<br />

Fähigkeit, komplexe medizinische Sachverhalte allgemeinverständlich<br />

und dennoch kompetent zu erklären, ist<br />

Dietmar Löffler auch ein gefragter Berater und Experte für<br />

Ästhetisch-Plastische Chirurgie im deutschen Fernsehen.<br />

Auftritte in Sendungen wie «The Swan – endlich schön»<br />

(PRO 7), «Extrem schön! – Endlich ein neues Leben» (RTL<br />

II), «Hart aber fair» (WDR), «Reporter» (ZDF), «Explosiv – das<br />

<strong>Mag</strong>azin» (RTL) oder «Die Harald Schmidt Show» (SAT 1)<br />

zeigten einen engagierten Arzt, der mit kommunikativem<br />

Talent und Charme demonstrierte, weshalb sich seine Patientinnen<br />

und Patienten bei ihm wohl fühlen und sich in<br />

besten Händen wissen können.<br />

auf dem neusten Stand der Medizin bin. Ich betrachte mich aber<br />

nicht einfach nur als kompetenten Profi, sondern ich liebe diesen<br />

Beruf leidenschaftlich. Diese Leidenschaft spüren auch die Patienten,<br />

was sich wiederum auf unsere gemeinsame Vertrauensbasis<br />

und schlussendlich auch auf das Resultat auswirkt.<br />

Gibt es auch Operationen, die Sie ablehnen?<br />

Ja, natürlich. Ich bin Ästhet. Was meinem diesbezüglichen Empfinden<br />

entgegenläuft, würde ich niemals machen. Wenn Patienten<br />

Veränderungen wünschen, die für mich nicht nachvollziehbar<br />

sind oder aus einem unrealistischen Selbstbild entstehen, operiere<br />

ich nicht. Mein Ziel ist es, einen Menschen in seiner Individualität<br />

zu erfassen und zu optimieren.<br />

ALTA AESTHETICA ist eine Privatklinik der Premium-Klasse –<br />

heisst das, dass sie nur einer Klientel mit dem entsprechenden<br />

Portemonnaie offen steht?<br />

Nein, wir sind offen für alle. Ästhetische Operationen sind zum<br />

grössten Teil Selbstzahlerleistungen; nur gelegentlich beteiligen<br />

sich Krankenkassen beim Vorliegen medizinischer Notwendigkeit.<br />

Aber wir bieten unseren Patientinnen und Patienten attraktive<br />

Finanzierungslösungen über Banken an. Tatsächlich behandeln<br />

wir deshalb Menschen aus allen beruflichen und gesellschaftlichen<br />

Umfeldern.<br />

1956 in Gera/Deutschland geboren, absolvierte Dietmar<br />

Löffler seine medizinische Ausbildung an den Universitätskliniken<br />

Leipzig und Aachen. Mit der Promotion zum Dr.<br />

med. an der Fr.-Wilhelms-Universität in Bonn 1989 wandte<br />

er sich ausschliesslich der Plastischen und Ästhetischen<br />

Chirurgie zu. In der Folge war er unter anderem Oberarzt<br />

der Abteilung Plastische Chirurgie an der Universitätsklinik<br />

Aachen, Chefarzt der KÖ-Klinik Düsseldorf und Chefarzt der<br />

Abteilung Ästhetische Chirurgie Jungbrunnenklinik in Bonn.<br />

Zuletzt führte er eine Praxis für Ästhetische Chirurgie in<br />

Garmisch-Partenkirchen und war Belegarzt für Ästhetische<br />

Chirurgie an der Asklepios-<br />

Klinik in Bad Tölz. Seit<br />

April <strong>2012</strong> leitet der Spezialist<br />

für Rhinoplastiken,<br />

Nasenkorrekturen aller<br />

Art, Facelifting, Endoskopische<br />

Liftingverfahren<br />

für Mittelgesicht und Stirn,<br />

Lidstraffungen und Brustoperationen<br />

nun als Chefarzt<br />

die Privatklinik ALTA<br />

AESTHETICA in Rheinfelden<br />

(CH).<br />

1<strong>03</strong>


KOLUMNE<br />

von Götz Winter,<br />

General Manager Estée Lauder Schweiz<br />

Kleine Schleife, grosse Wirkung<br />

Der Monat Oktober ist <strong>2012</strong> nicht nur für mich<br />

von ganz besonderer Bedeutung. Der Aktionsmonat,<br />

um das Bewusstsein für Brustkrebs<br />

zu steigern, jährt sich bereits zum<br />

zwanzigsten Mal. Dieses Jahr jedoch zum<br />

ersten Mal ohne seine leidenschaftlichste Kämpferin, Evelyn<br />

H. Lauder.<br />

Wie leicht hätte es sein können, Evelyn in die Schublade der<br />

privilegierten New Yorker High-Society-Ladies zu stecken, die<br />

in ihren 20-Zimmer-Wohnungen an der Upper East Side ihre<br />

Picasso-Gemälde abstauben und sich dabei überlegen, für<br />

welche Wohltätigkeitsorganisation sie beim nächsten Charity-<br />

Dinner spenden sollen! Doch Evelyn hat stets mit Herzblut ihr<br />

Anliegen im Kampf gegen den Brustkrebs an die Öffentlichkeit<br />

getragen. Natürlich auch, weil sie selbst davon betroffen<br />

war und erst bei ihrer Erkrankung erkannte, wie sehr das Thema<br />

Brustkrebs totgeschwiegen wird – und wie schlecht die<br />

Aufklärung noch immer war.<br />

19 Jahre nachdem Evelyn Lauder gemeinsam mit Alexandra<br />

Penney, der früheren Chefredakteurin des US-<strong>Mag</strong>azins<br />

«Self» die «Breast Cancer Awareness Campaign» mit der ikonenhaften<br />

rosa Schleife gründete, verstarb sie im letzten November,<br />

umgeben von ihrer geliebten Familie. Und – so bin ich<br />

überzeugt – sicher im Wissen, dass sie alles getan hat, was<br />

in ihrer Macht stand, um das Bewusstsein für Brustkrebs zu<br />

steigern: von der Früherkennung bis hin zu den mehr als 350<br />

Millionen Dollar, die die Brest Cancer Research Foundation bis<br />

heute an Spendengeldern eingenommen und somit sowohl<br />

die Forschung wie auch die Öffentlichkeitsarbeit massgeblich<br />

unterstützt und geprägt hat. 120 Millionen rosafarbene Schleifen<br />

wurden bis heute auf der ganzen Welt verteilt. Tausende<br />

weitere werden wir auch in den nächsten Wochen an allen<br />

Schweizer Kosmetik-Countern der Estée Lauder Companies<br />

haben, um unsere Kundinnen an die Vorsorgeuntersuchungen<br />

zu erinnern. Und mit diesen Schleifen geben wir natürlich<br />

immer auch ein wenig vom Feu sacré weiter, das Evelyn H.<br />

Lauder uns allen «vererbt» hat.<br />

Die Leidenschaft, mit der sie für ihre Sache einstand, hat nicht<br />

nur mich nachhaltig beeindruckt, sondern auch Schauspielerin<br />

Elizabeth Hurley, die seit 18 Jahren als Gesicht von Estée<br />

Lauder tätig ist und eng mit der «Breast Cancer Awareness»-<br />

Stiftung verbunden ist. Elizabeth hatte im Lauf der Jahre eine<br />

ganz besondere Freundschaft mit Evelyn entwickelt und<br />

freute sich jeden Oktober darauf, mit Evelyn die Welt zu bereisen,<br />

um rosa Schleifen zu verteilen und an Charity-Events<br />

Spendengelder zu sammeln. Auch dieses Jahr wird Elizabeth<br />

Hurley Evelyns Mission weiterführen, als Sprachrohr für Brustgesundheit<br />

und Früherkennung.<br />

Ich bin ebenfalls stolz, diese Mission weiterführen zu dürfen,<br />

und bin mir der Verantwortung bewusst, die Evelyn Lauder in<br />

unsere Hände gelegt hat. So stürze ich mich als General Manager<br />

der Estée Lauder Companies Schweiz freudig in die<br />

Aktivitäten, mit denen wir nun im Oktober <strong>2012</strong> das 20-jährige<br />

Jubiläum der «Breast Cancer Awareness»-Kampagne feiern.<br />

Mit dem diesjährigen Thema: «Courage. Wir glauben an<br />

eine Welt ohne Brustkrebs und sind da, bis es so weit ist.» ist<br />

die Kampagne zum Jubiläumsjahr ganz besonders eindringlich<br />

– und eindrücklich. Ich freue mich, dass Sie ebenfalls<br />

ein Teil davon sein können, zum Beispiel am 4. Oktober: An<br />

der «Pink Ribbon Night» in Zürich werden wir dann nicht nur<br />

ein besonderes Jubiläum zelebrieren, sondern als Tribut an<br />

Evelyn Lauder hoffentlich ein besonders rauschendes Fest<br />

erleben. Doch zuerst stehen meine mit rosa Schnürsenkeln<br />

versehenen Laufschuhe für den Pink Ribbon Charity Walk<br />

<strong>2012</strong> am 30. September im Stadion Letzigrund bereit. Sehen<br />

wir uns also dort!<br />

104


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CULTURE<br />

Das goldene<br />

Bühnenjubiläum<br />

The Rolling Stones<br />

106


CULTURE<br />

Mick Jagger und Keith Richards sind keine Freunde. «Freunde kann man sich<br />

aussuchen. Wir aber sind Brüder. Und die kann man sich nicht aussuchen»,<br />

bemerkt Richards, der Gitarrist der ältesten und erfolgreichsten Rockband aller<br />

Zeiten – der Rolling Stones.<br />

107


CULTURE<br />

Text: Björn Vogt, Bilder: Ronnie Wood<br />

Trotz aller Zerwürfnisse können die «Glimmer<br />

Twins», wie sie sich nennen, mit dem Rest der Band<br />

– Drummer Charlie Watts und Gitarrist Ron Wood –<br />

in diesem Jahr ihr goldenes Bühnenjubiläum feiern.<br />

Mit der Musik der Schwarzen lieferten sie den<br />

Soundtrack zu den grossen gesellschaftlichen Umbrüchen des<br />

20. Jahrhunderts. Sex, Drogen, Erfolg und Katastrophen – die<br />

Rolling Stones haben Rock ’n’ Roll 50 Jahre lang nicht nur vorgelebt,<br />

sondern auch überlebt – ein echtes Wunder.<br />

Wie die Steine ins Rollen geraten<br />

Die Geschichte der Rolling Stones beginnt in London in den frühen<br />

60er Jahren. Auf dem Bahnsteig von Dartford bei London<br />

spricht der schüchterne Arbeitersohn und Kunststudent Keith<br />

Richards einen jungen Mann an, den er an der Schule schon mal<br />

gesehen hatte. Er ist eigentlich nur an den Platten interessiert,<br />

die Michael Jagger unter dem Arm trägt – mit Musik von Muddy<br />

Waters und Chuck Berry. Jagger, Student der London School<br />

of Economics, hat noch mehr Bluesplatten zuhause. Keith<br />

Richards imponiert ihm, weil der die Bluesmelodien perfekt<br />

nachspielen kann. Sie treffen sich fortan zum Musikhören und<br />

-machen. Denn Keith Richards lebt mit dem Gitarristen Brian<br />

Jones zusammen. Die Jungs sind völlig pleite – das Gas ist abgestellt,<br />

der Strom auch.<br />

Eines Tages bekommen sie die Chance auf einen Gig. Nur: Sie<br />

haben noch keinen Namen. Der Legende nach lag zufällig eine<br />

Platte von Muddy Waters auf dem Fussboden, als das Management<br />

des Marquee Club anrief und nachfragte, wie die Band denn<br />

nun hiesse. Brian Jones’ Blick fiel auf den Titel «Rollin’ Stone».<br />

Der Auftritt in dem hippen Marquee Club am 12. Juli 1962 gilt als<br />

der erste unter dem Namen «Rollin’ Stones», noch ohne das «g».<br />

In Songs von Blues-Legende Muddy Waters ist ein «Rollin' Stone»<br />

ein rastlos umherziehender Vagabund. Zufall hin oder her –<br />

der Name trifft das Gefühl der ziel- und richtungslosen Nachkriegsgeneration<br />

– rollende Steine setzen kein Moos an. Und der<br />

Name passt: Ohne Pause tourt die Band durch das Vereinigte<br />

Königreich. Mit einem Sänger, der sich bewegt wie ein Derwisch<br />

auf Speed, wird die Band zur Live-Sensation.<br />

1962 ersetzt Bill Wyman den Ur-Bassisten Dick Taylor, für den ersten<br />

Drummer Tony Chapmann folgt Charlie Watts. Und dies gilt als<br />

Geburtsstunde des eigentlichen Stones-Sounds, wie Mick Jagger<br />

in einem Interview erklärt: «Jeder von uns ist ersetzbar. Aber wenn<br />

Charlie nicht am Schlagzeug sitzt, dann klingen die Stones nicht<br />

mehr wie die Stones.» Gemeinsam mit Bassist Wyman (der 1992<br />

aus der Band ausstieg) sorgte er für einen Schuss Bürgerlichkeit<br />

und gleichzeitig für ein treibendes, unnachahmliches Rhythmusgerüst.<br />

Watts' «Geheimnis»: Bei seinem 1957er Gretsch-Schlagzeug,<br />

welches er nie stimmt, lässt er beim Snareschlag die Hihat weg.<br />

Der Kampf gegen das Establishment<br />

1965 bricht der Vietnamkrieg aus. In Deutschland zeigt Joseph<br />

Beuys erste Kunstaktionen. Es wird noch drei Jahre dauern, bis<br />

die Studenten in Deutschland zum Kampf gegen das Establishment<br />

aufrufen. Aber es liegt in der Luft: die Lust auf Veränderung,<br />

auf ein wilderes Leben, auf mehr Sex und weniger Regeln. Die<br />

Stones leben es vor. Keith Richards: «In den Fünfzigern hatte man<br />

108


CULTURE<br />

diese Mädchen zu perfekten Barbiepuppen<br />

erzogen, aber an irgendeinem Punkt<br />

hatten sie beschlossen, endlich die Sau<br />

rauszulassen. Was sollte sie aufhalten,<br />

als sie die Gelegenheit dazu hatten? Die<br />

Lust dringt ihnen aus allen Poren, aber<br />

sie wissen nicht, was sie damit anfangen<br />

sollen. Und dann haben sie plötzlich ihr<br />

Opfer gefunden: dich.»<br />

Die Stones waren damals schon die «Anti-Beatles».<br />

Die Fans, vor allem die weiblichen,<br />

waren lauter, als die Stones spielen<br />

konnten. Ihr legendärer erster Manager Andrew<br />

Loog Oldham, vordem Pressesprecher bei den Beatles, erkannte<br />

damals: Bring die Eltern gegen dich auf, die Kids werden<br />

dich lieben (und deine Platten kaufen). Aber diese Musiker<br />

sind mehr als nur rebellisch: Sie sind authentisch. Keith<br />

Richards: «Wir verachteten Geld, wir verachteten Sauberkeit,<br />

wir wollten nur eins sein: black motherfuckers.» Die Rechnung<br />

ging auf. Die Eltern und die Zeitungen sind entsetzt, die Plattenverkäufe<br />

explodieren, die Stones landen Nummer-1-Hits in<br />

England und den USA. Dass sie 50 Jahre durchhalten, konnte<br />

sich damals niemand vorstellen, im Rückblick ist es ein Wunder.<br />

Keith Richards stand zehn Jahre lang auf Platz eins der<br />

«New Musical Express»-«Liste der Rockstars, die demnächst<br />

sterben». Dann fiel er auf Platz neun zurück. «Da war alles aus»,<br />

schmunzelt der Gitarrist heute, nach überstandener Alkohol-,<br />

Kokain- und Heroinsucht.<br />

Das 1965 entstandene «Satisfaction» gilt als der erste Song der<br />

Popgeschichte, der explizit von Sex handelt. «Es war der Sommer<br />

der Stones», erinnert sich Andy Warhol in New York: «‹Satisfaction›<br />

dröhnte aus jeder Tür, jedem Fenster, jedem Schrank und<br />

jedem Auto. Es war aufregend, dass Popmusik so mechanisch<br />

klingen konnte, dass man jeden Song an seinem Sound erkennen<br />

konnte und nicht an seiner Melodie.» Das markanteste Gitarrenriff<br />

der Popgeschichte hatte Keith Richards nachts im Vollrausch auf<br />

einem kleinen Kassettenrecorder aufgenommen, danach waren<br />

noch 40 Minuten Schnarchen auf dem Band verewigt. Die sparsamen<br />

Akkorde illustrieren perfekt, was die Stones ausmacht:<br />

Weniger ist mehr. Ebenso raffinierte wie streng reduzierte Gitarrenriffs<br />

bilden das gleichsam stählerne Gerüst, welches auf dem<br />

groovenden Fundament der Rhythmussektion thront.<br />

109


CULTURE<br />

Sex, Drugs and Rock 'n' Roll<br />

Und plötzlich schwimmen die Stones im Geld. Und machen<br />

Schlagzeilen. Aber nicht nur mit musikalischen Erfolgen, sondern<br />

auch mit Skandalen. Mick Jagger entwickelt zu dieser Zeit eine<br />

Vorliebe für ausgefallenes Bühnenoutfit, schöne Frauen – und<br />

Drogen. Er probiert viel, lässt es aber bald wieder bleiben. Ganz<br />

anders sein Bruder im Geiste, Keith Richards: Er nimmt alles, was<br />

er kriegen kann, und dann so viel wie möglich. Sein Heroinverbrauch<br />

ist legendär. Ein typischer Tourneetag, erinnert sich Anita<br />

Pallenberg, beginnt im Luxushotel gegen 16 Uhr mit Kaviar und<br />

Champagner, gefolgt vom ersten «Druck» mit nahezu reinem Heroin.<br />

Rückblickend heisst es, dass sein Geld sein Leben gerettet<br />

hat – Richards kann sich immer den besten Stoff leisten. Und sein<br />

Motiv für den Drogengebrauch ist nachvollziehbar: Drogen sind<br />

für ihn Mittel zum Zweck. Richards will einfach so lange wie möglich<br />

wachbleiben, um noch mehr arbeiten zu können. Er komponiert<br />

wie besessen, und die Hits werden wie Perlen an einer<br />

Schnur aufgereiht.<br />

1969 werden Mick Jagger und Keith Richards wegen Drogenbesitzes<br />

angeklagt. In einem Schauprozess werden die beiden<br />

Musiker verurteilt. Die drakonische Strafe: ein Jahr Gefängnis für<br />

Richards, drei Monate für Jagger, der im Gerichtssaal weint. Aber<br />

selbst der Chefredakteur der konservativen «Times» fragt: «Wollen<br />

wir wirklich einen Schmetterling aufs Rad flechten?» («Who<br />

breaks a butterfly on a wheel?»). Daraufhin wird die Haft- in eine<br />

Geldstrafe umgewandelt. «Time is on my side» – die alte Ordnung<br />

kapituliert vor dem neuen Geist der Liberalisierung.<br />

Im Dezember 1969 schlägt das Schicksal ein weiteres Mal zu:<br />

Beim Altamont Free Concert in Kalifornien stehen die Rolling<br />

Stones vor 300'000 Zuschauern auf der Bühne, als der Rock 'n'<br />

Roll seinen schwärzesten Tag erlebt. Der 18-jährige Schwarze<br />

Meredith Hunter wird von einem Hells Angel vor der Bühne erstochen.<br />

Die Rocker waren von den Stones als Ordner engagiert<br />

worden. Angeblich hatte Hunter einen Revolver gezogen. In dem<br />

anschliessenden Gedränge sterben weitere Zuhörer. Das »Rolling<br />

Stones»-<strong>Mag</strong>azin nennt den Zwischenfall «den schlimmsten Tag<br />

des Rock 'n' Roll». Die Hells Angels – sie erhielten für ihre Tätigkeit<br />

500 Dollar in Bier – machten sich einen Spass daraus, Jagger,<br />

«die Schwuchtel», auf der Bühne zu verhöhnen. Jagger schafft<br />

es gerade noch, eine Massenpanik zu verhindern. Katastrophale<br />

Bilanz: Am Ende haben fünf Menschen ihr Leben verloren.<br />

Aber die Stones rollen weiter. Für Brian Jones wird Mick Taylor in<br />

die Band aufgenommen. Jagger und Richards übernehmen das<br />

Ruder – der Blues tritt zurück, der Stones-Sound wird rockiger,<br />

immer mehr an der Show orientiert. Dabei knirscht es zwischen<br />

den nach John Lennon und Paul McCartney erfolgreichsten Songschreibern<br />

der Welt immer häufiger. Richards braucht Jahre, um<br />

dem notorischen Frauenverschlinger Jagger eine heftige Affäre mit<br />

dem deutschen Model Anita Pallenberg zu verzeihen – Richards'<br />

damaliger Freundin. «Keef», auch «The Human Riff» genannt, revanchiert<br />

sich noch im Jahr 2010, indem er in seiner Biografie Mick<br />

Jaggers bestes Stück als «winzig» bezeichnet. Die Boulevardblätter<br />

sind begeistert.<br />

Zunge zeigen!<br />

Nach Altamont sind die Stones nahezu pleite, ausserdem haben<br />

sie keine Rechte an ihren alten Songs. Sie machen aus<br />

der Not eine Tugend, lösen sich von ihrem Label Decca und<br />

gründen stattdessen ihre eigene Firma, die Rolling Stones Records.<br />

Auch damit sind sie ihrer Zeit weit voraus. Labelchef wird<br />

Marshall Chess, Sohn und Neffe der Gründer des legendären<br />

Blueslabels Chess Records, die Muddy Waters und auch Chuck<br />

Berry unter Vertrag haben. Vom Designstudenten John Pasche<br />

lassen sie sich ihr Markenzeichen, die rote Zunge, designen –<br />

für 50 Pfund.<br />

110


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CULTURE<br />

Als Steuerflüchtlinge (Der Spitzensteuersatz liegt damals bei 98<br />

Prozent) müssen die Stones mit Frauen und Kindern 1971 England<br />

verlassen und gehen ins «Exile on Main Street» – in die Villa<br />

Nellcôte an der Côte d’Azur. Die Heroinsucht von Keith Richards<br />

ist Problem und Katalysator zugleich. Während Richards sich<br />

immer exzessiver dem Heroin hingab, hatte Jagger eine andere<br />

Droge: Frauen. Chess aber wollte unbedingt, dass die Kontrahenten<br />

zusammenarbeiten – und es gelingt. Das Meisterwerk<br />

der Stones, «Exile on Main Street», eingespielt in tropisch heissen<br />

Nächten im Keller der Villa, ist der krönende Abschluss ihrer<br />

stärksten Phase, in der sie zeitlose Klassiker schufen – Platten<br />

wie «Beggars Banquet», «Let it bleed» und «Sticky Fingers».<br />

Marshall Chess erinnert sich in einem Interview für das Musikmagazin<br />

«Goldmine», was er den Stones vermitteln konnte: Haltung.<br />

«Fuck everyone. Fuck the label. Keep recording until we<br />

have a motherfucker.»<br />

Eine Hassliebe: Jagger-Richards<br />

«Ich ging meinen Weg direkt hinunter in die Heroin-Stadt. Mick dagegen<br />

lebte im Jetset-Land», erinnert sich Richards an Frankreich.<br />

Jetset war durchaus wörtlich gemeint: Die Band charterte eine<br />

Boeing 720 (mit Kamin an der Bar) und flog um die Welt, von Studio<br />

zu Studio. 1972 beginnt eine erfolgreiche wie irrwitzige Epoche,<br />

wo der «inner circle» sich zunehmend abgrenzt vom Tross. Die<br />

Kern-Stones geniessen ein zügelloses Leben – in jeder Hinsicht.<br />

Ein Filmteam, welches die Stones durch die USA begleitete, durfte<br />

seinen Film auf Jaggers Geheiss nie zeigen, die Orgien im Flugzeug,<br />

Drogenexzesse und zerlegte Hotelsuiten blieben unter Verschluss.<br />

Jagger und Richards sind damals Mitte 30, nach popindustriellen<br />

Massstäben bereits zu alt für das Business. Jagger<br />

plant seinen Ausstieg, strebt eine Solokarriere an. Sein Kompagnon<br />

im Dauerrausch nervt ihn. Aber für Richards kommen die<br />

Soloambitionen seines Sängers nicht in Frage. Für ihn zählen nur<br />

die Stones. Die Alben «Goats Head Soup» und «Black and Blue»<br />

gelten als Tiefpunkte in den hedonistischen 70er Jahren, einzig<br />

«It's Only Rock ’n’ Roll» korrigiert das Bild. Ein echter Lichtblick:<br />

1975 stösst Gitarrist Ron Wood zu den Stones, anfangs als Aushilfe<br />

für die US-Tournee, ein Jahr später als Vollmitglied. Sein blindes<br />

Einvernehmen mit Keith Richards sorgt für einen Energieschub bei<br />

den Stones. Später wird er sich als Vermittler zwischen den Diven<br />

Richards und Jagger bewähren. Und Wood pflegt seine Doppelbegabung,<br />

er malt und zeichnet, was er erlebt.<br />

Am Ende der 70er Jahre sind die Stones eine klassische Supergroup<br />

und treten erstmals in Fussballstadien auf. Richardsʼ Heroinkonsum<br />

nimmt beängstigende Dimensionen an, während sich<br />

Jagger inzwischen intensiv – und erfolgreich – um das Geschäftliche<br />

kümmert. Warhol portraitiert Jagger, die Stones sind die ungekrönten<br />

Könige des Pop – aber sie sind langweilig geworden,<br />

wie nicht wenige Kritiker meinen. In den Achtzigern bezeichnet<br />

Mick Jagger die Band als «Mühlstein um meinen Hals» und «einen<br />

Haufen Rentner». Er möchte ernsthaft als Solokünstler durch-<br />

112


CULTURE<br />

starten. Keith Richards droht ihm offen: Wenn Mick auf Solotour<br />

gehen sollte, noch dazu mit Stones-Material, «dann schlitze ich<br />

ihm die Kehle auf.» Richards sieht sein Lebenswerk in ernsthafter<br />

Gefahr – ohne Mick Jagger keine Rolling Stones. Nach einem<br />

Achtungserfolg mit «She’s the Boss» 1985 floppen die nächsten<br />

Solo-Alben von Sir Mick – zum Glück für Millionen Stones-Fans.<br />

In seiner Biografie «Life» stichelt Richards gewohnt treffsicher:<br />

«Die Soloscheiben von Mick sind doch wie Adolf Hitlers ‹Mein<br />

Kampf›. Jeder hat sie, aber keiner hat sie gehört.» Die Chefs reden<br />

jahrelang kein Wort mehr miteinander. Auch Richards startet<br />

ein – erfolgloses – Soloprojekt und erwägt öffentlich, Jagger<br />

durch Who-Sänger Roger Daltrey ersetzen zu lassen. Aber beide<br />

wissen, dass sie einander brauchen. Und sie brauchen die Band.<br />

1988 trifft sich die Band im Savoy Hotel in London, Jagger bekennt<br />

sich in einer flammenden Rede zur Band und gelobt Treue.<br />

Einer stillschweigenden Übereinkunft nach kommt die Band noch<br />

vor Frau und Kindern. Wenig später treffen sich Jagger und<br />

Keith Richards auf Barbados. Auf einem Balkon, so die Legende,<br />

und viel Wodka, entsteht das Album «Steel Wheels». Vielleicht<br />

finden die Streithähne auch wieder zusammen, weil plötzlich<br />

unfassbar viel Geld lockt. Und sie erinnern sich ihrer alten Tugenden:<br />

einer hinreissenden Liveperformance und einem ganzen<br />

Arsenal an Hits. Fitnessfanatiker Jagger verfügt noch immer (bis<br />

heute!) über einen veritablen Waschbrettbauch. «Steel Wheels»<br />

wird ein überragender Erfolg, ebenso wie die 1994 begonnene<br />

Voodoo-Lounge-Tour.<br />

Und ewig rollen die Steine<br />

Zum 40. Bühnenjubiläum im Jahr 2002 gehen die Stones wieder<br />

auf Welttournee. In einigen Städten, darunter München, geben<br />

die Stones sogar Club-Konzerte: die Stones hautnah im Circus<br />

Krone, zu Preisen, die eine gewisse Solvenz voraussetzen. Es<br />

folgen Superlative: 2006 kommen zum Stones-Konzert an der<br />

Copacabana in Rio de Janeiro mehr als anderthalb Millionen<br />

Zuhörer. Lust auf eine Welttournee anlässlich des 50-jährigen<br />

Bestehens habe er schon, lässt der gesundheitlich angeschlagene<br />

Gitarrist Keith Richards wissen, der sich mit Jagger wieder<br />

einmal ausgesöhnt hat. Es kann ja auch 2013 werden.<br />

Ob Überlebenskünstler Richards es nochmal schafft? Der frühere<br />

US-Präsident Bill Clinton witzelte vor kurzem bei einer<br />

Preisverleihung in New York, Richards sei «ausser Kakerlaken<br />

die einzige Lebensform, die einen Atomkrieg überleben kann».<br />

Bei der eher schlichten Jubiläumsfeier in London liess der Gitarrist<br />

aufhorchen: «Wir haben uns getroffen und es fühlte sich<br />

so gut an. Vielleicht ist in dem alten Hund noch Leben drin.» Die<br />

Fans hoffen es, und auch finanziell ist der alte Hund mehr als<br />

einträglich: Die letzte Welttournee der Stones, «A Bigger Bang»,<br />

war 2007 in London zu Ende gegangen. Die Band hatte zwei<br />

Jahre lang vor über vier Millionen Menschen in 32 Ländern gespielt.<br />

Mit Ticket-Einnahmen von weit über einer halben Milliarde<br />

US-Dollar war sie laut BBC die profitabelste Tour einer Rockband<br />

aller Zeiten.<br />

Ronnie Wood will als Maler in Erinnerung bleiben<br />

Ronnie Wood wurde 1947 in eine Familie aus Musikern und<br />

Künstlern hineingeboren. Bevor er seine Karriere als Musiker<br />

begann, studierte er Malerei am Ealing College of Art in London.<br />

Schon als 14-jähriger zeigte er seine ersten Ausstellungen<br />

und gewann Preise.<br />

Über die Jahre sind der Maler und der Musiker untrennbar geworden.<br />

Als er seine Karriere als Musiker startete, pflegte Ronnie<br />

Wood weiter seine Leidenschaft für die Malerei. Es ist ganz<br />

normal, ihn mit einem Pinsel zu sehen, genauso wie mit einer<br />

Gitarre. Woods Arbeiten sind inzwischen in der Kunstwelt hoch<br />

geachtet. Davon zeugen über 300 Ausstellungen auf der ganzen<br />

Welt. Originale von Ronnie Wood finden Kunstinteressierte<br />

bereits in verschiedenen Museen.<br />

Sein persönlicher Wunsch, der Nachwelt als Maler und nicht<br />

als Gitarrist der Rolling Stones in Erinnerung zu bleiben, wird<br />

jedoch nur schwer zu erfüllen sein.<br />

Weitere Informationen zu Lithographien, die auch käuflich erworben<br />

werden können, erhalten Sie per E-Mail unter:<br />

info@art-and-music.com<br />

113


SHORT CUTS<br />

SHORT<br />

2 CUTS<br />

Jubiläen <strong>2012</strong><br />

Der 30. Todestag einer Fürstin<br />

Grace Kellys Laufbahn als Schauspielerin beginnt kometenhaft.<br />

Nach Abschluss der Schauspielausbildung in New York wirkt<br />

sie bereits zwei Jahre später in über 60 Fernsehfilmen mit. Filme<br />

wie «Zwölf Uhr mittags», «Das Fenster zum Hof» und «Bei Anruf<br />

Mord» machen sie zum Weltstar.1955 lernt sie bei den Filmfestspielen<br />

in Cannes den Fürsten Rainier von Monaco kennen, «Paris<br />

Match» hatte das Treffen arrangiert. Die Leinwandprinzessin bekommt<br />

auch im wirklichen Leben ihren Prinzen. Grazia Patrizia, wie<br />

Grace nun heisst, wird zum Wirtschaftsfaktor; schon bald nach<br />

ihrer Hochzeit hat sich der Touristenstrom, Haupteinnahmequelle<br />

Monacos, verdoppelt. Doch Grace geht es weniger gut. Der Fürst<br />

ist der Ansicht, dass sich das Filmen mit den Aufgaben einer Landesmutter<br />

nicht verträgt, und verbietet es ihr. Sie flüchtet sich in<br />

«standesgemässe» Aufgaben und will eine perfekte Mutter sein,<br />

aber die drei Kinder sind widerspenstig. Auch die Ehe mit Rainier<br />

ist schwierig und Grace wird zunehmend depressiver. Am 14. September<br />

1982 stirbt sie nach einem Autounfall, der sie endgültig<br />

zum Mythos macht.<br />

Der 60. Geburtstag eines Superman<br />

Christopher Reeve war Superman. Sein Name war mit der Leinwandfigur<br />

verschmolzen. Doch im Jahre 1995 setzte ein Reitunfall<br />

seiner Karriere ein jähes Ende. Der Schauspieler brach sich<br />

den Hals und war vom Nacken bis zur Fussspitze gelähmt. Der<br />

Superman-Darsteller trat jedoch schon kurz nach dem Unfall aus<br />

der Opferrolle, um mit allen Mitteln das Laufen sowie das selbstständige<br />

Atmen neu zu erlernen. Dabei wurde er auch zum Verfechter<br />

der Gen-Forschung und der Weiterentwicklung von Therapien<br />

auf Stammzellenbasis, in denen er seine grösste Hoffnung<br />

sah. Für seinen Einsatz für Menschen mit Behinderung, mit dem<br />

er Millionen neuen Mut machte, wurde Christopher Reeve am 23.<br />

Oktober 20<strong>03</strong> von Michail Gorbatschow mit dem «Lifetime Achievement<br />

Award» des World-Awards ausgezeichnet. Ein Jahr später<br />

verstarb Reeves in einem Krankenhaus in New York. Er lernte<br />

zwar nicht mehr zu laufen, doch in der<br />

glitzernden Filmwelt gilt er als Ausnahmeerscheinung.<br />

Statt sich zurückzuziehen,<br />

engagierte sich der<br />

Darsteller in einem Milieu, dessen<br />

Helden meist nicht dem Ideal von<br />

Schönheit und Attraktivität entsprechen.<br />

Der Schauspieler wäre heuer 60<br />

Jahre alt geworden.<br />

© DC Comics<br />

Der 50. Todestag einer Afrika-Botschafterin<br />

Keine andere Europäerin hat die Schönheit des kenianischen<br />

Hochlands so poetisch, so eindringlich beschrieben wie die dänische<br />

Schriftstellerin Karen Blixen, die dort ihre Seelenheimat<br />

gefunden hatte. Sie empfand eine mystische Verbindung zur Natur<br />

und den Wildtieren und zu den afrikanischen Bewohnern des<br />

Landes, für die sie sich wie eine feudalistische Lehnsherrin verantwortlich<br />

fühlte – eine Einstellung, die sie in der kenianischen<br />

Kolonialgesellschaft zur Aussenseiterin machte. 1918 begegnete<br />

Karen Blixen Denys Finch Hatton, einem feinsinnigen britischen<br />

Aristokraten, der in idealer Weise die Liebe zu Musik und Literatur<br />

mit der Kühnheit eines Grosswildjägers verband. Mit ihm durchstreifte<br />

sie das Hochland Afrikas und jagte Löwen. Er weckte ihre<br />

erzählerische Begabung. Doch es sollte viele Jahre dauern, bis<br />

sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Einem Weltpublikum wurde sie<br />

gar erst nach ihrem Tod bekannt durch die Verfilmung einiger ihrer<br />

Werke wie «Die unsterbliche Geschichte», «Babettes Fest» und vor<br />

allem ihres kenianischen Abenteuers in «Jenseits von Afrika». Mit<br />

77 Jahren starb Blixen in ihrem Geburtsort in Dänemark.<br />

114


CULTURE<br />

116


CULTURE<br />

The gambino family<br />

carlo gambino<br />

«TEIL 1»<br />

Keine einzige Mafia-Organisation in den Vereinigten Staaten<br />

von Amerika war jemals so mächtig, so reich und so skrupellos wie sie:<br />

die Gambino-Familie.<br />

117


CULTURE<br />

von Helena Ugrenovic<br />

Die Vielfalt der Geschäftszweige der Gambino-<br />

Familie sicherte ihnen Milliardengewinne, die<br />

nicht nur ein Jahrhundert überdauerten, sondern<br />

für die Ewigkeit strukturiert worden sind. Den<br />

buchstäblich richtigen «Riecher», um ein solches<br />

Mega-Imperium aufzubauen, hatte ein Mann, der kaum grösser<br />

als einen Meter fünfzig und so schlau wie ein Fuchs und stark wie<br />

ein Löwe war: Carlo Gambino.<br />

In der Wiege der Mafia<br />

Als Carlo Gambino am 24. August 1902 im kleinen Kaff Caccamo<br />

am Fusse des Monte San Calogero geboren wird, schlummert<br />

seine Zukunft im Reich der Kriminalität bereits in seiner Wiege.<br />

Seine wohlhabenden Eltern sind profitabel vernetzt und zahlreiche<br />

Verwandte gehören der Mafia an. Mit der Unterstützung seiner<br />

Familie stellt Don Vito Cascio Ferro, der Kopf der Ehrenmänner<br />

und zugleich mächtigster Mann Siziliens, den ambitionierten Carlo<br />

ein, der vorzeitig die Schule abgebrochen hat. Der charismatische<br />

und furchtlose Mafia-Boss begnügt sich nicht mit Diebstählen,<br />

sondern wittert mit der Erhebung von Schutzgeldern ein viel besseres<br />

und lukrativeres Geschäft. Bezahlt ein Geschäftsmann das<br />

auferlegte «Pizzo» (Schutzgeld) nicht, ist es Carlo, der dieses mit<br />

Gewalt eintreibt. Carlo ist klein und unscheinbar, und nur die riesige,<br />

ausgeprägte Hakennase, die wie der scharfe Schnabel eines<br />

Adlers aus seinem Gesicht hervorsticht, verleiht ihm eine gewisse<br />

Aggressivität. Schnell offenbaren sich den Kreisen der Mafia seine<br />

Qualitäten, sein Einsatz und sein ausgeprägter, fast schon animalischer<br />

Instinkt. Mit 19 Jahren wird der ehrgeizige Carlo offiziell in<br />

die Vereinigung der Ehrenmänner aufgenommen. Die Bewegung<br />

der Faschisten im Jahr 1920 unter ihrem Führer Benito Mussolini<br />

wird immer mächtiger, und dem organisierten Verbrechen stellt<br />

sich ein neuer und sehr resoluter Feind in den Weg. Eines von<br />

Mussolinis Zielen ist die Zerschlagung der Mafia, und die verfolgten<br />

Mafiosi rettet nur die Absetzung ins Ausland vor dem Gefängnis.<br />

Da ein grosser Teil von Carlos Familie mütterlicherseits bereits<br />

nach New York ausgewandert ist, beschliesst Carlo, Sizilien zu<br />

verlassen. Die Castellanos, ein mächtiger Mafia-Clan, können ihm<br />

eine kriminelle Karriere voller goldener Möglichkeiten bieten. An<br />

einem Tag im November 1921 wird Carlo auf einem Frachtschiff<br />

über den Ozean geschmuggelt.<br />

Der Bruch alter Traditionen<br />

Carlo hat klare Vorstellungen über seine Zukunft und nichts und<br />

niemand soll seinen Weg an die Spitze des organisierten Verbrechens<br />

behindern. Die Castellanos führen unter anderem ein<br />

kleines Transportunternehmen und Carlo überzeugte nicht nur<br />

als Fahrer, sondern auch als «Shocker», der die Trucks anderer<br />

Schwarzhändler kapert und deren Ware stiehlt. Eines Tages trifft<br />

Carlo auf Giuseppe «Joe The Boss» Masseria, eine lokale Grösse<br />

im Schwarzmarktgeschäft und ein «Mustache Pete», einen der<br />

traditionsbelasteten Ehrenmänner. Gambino, der gute Gelegenheiten<br />

riecht, beschliesst, für ihn zu arbeiten, und entwickelt sich<br />

dank seines ausgeprägten Geschäftssinns und Organisationstalents<br />

innerhalb kürzester Zeit zu einem unentbehrlichen Mitarbeiter.<br />

Als Masseria am 15. April 1931 von Lucky Luciano in ein Restaurant<br />

auf Coney Island eingeladen und dabei erschossen wird,<br />

ist auch Carlo der festen Überzeugung, dass dessen Tod endlich<br />

den ersehnten Aufschwung in den alteingesessenen und<br />

festgefahrenen Mafia-Mustern bringen wird, und schliesst sich<br />

Lucky Luciano an. Lucky Luciano und Carlo Gambino arbeiten<br />

nun für den neuen Boss der Unterwelt, Salvatore Maranzano,<br />

der sich glücklich wähnt, die smarten und erfolgreichen jungen<br />

Mobster in seiner Crew zu haben, während die beiden aufstrebenden<br />

Sterne am kriminellen Mafia-Himmel bereits seinen Tod<br />

planen. Nur wenige Monate nach Masserias Tod wird Salvatore<br />

Maranzano, der letzte Bremsklotz der alten Mafia-Garde, an<br />

seinem Schreibtisch erschossen.<br />

Die Gräber der beiden «Mustache Petes» Masseria und Maranzano<br />

sind noch frisch, als die neue Generation unter der Führung<br />

von Lucky Luciano die Herrschaft des Syndikats übernimmt und<br />

die Unterwelt in eine Kooperation umstrukturiert, in der jede wichtige<br />

Mafia-Familie ein Stimmrecht im Aufsichtsrat erhält. Carlo<br />

Gambino ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat jedes Mal<br />

auf die richtige Karte gesetzt. Jetzt ist er dem Mobster Vincent<br />

Mangano zugeteilt, der das Hafenviertel von Brooklyn kontrolliert,<br />

und Carlo beginnt, sein eigenes kriminelles Imperium zu planen.<br />

Mit 29 Jahren führt Carlo seine eigene Crew und wählt als erstes<br />

Mitglied seinen Cousin Paul Castellano, der, genauso wie er, in<br />

die Mafia hineingeboren wurde. Carlo, der weiss, wie schnell ein<br />

Störfaktor eliminiert wird, braucht Vertrauensmenschen in seinem<br />

engsten Umfeld, denn der stetige Blick über die Schulter<br />

behindert den Weg an die Spitze. Carlo Gambino schwört auf<br />

Blutsbande, und später wird man sagen, zu sehr.<br />

Die Vermählung zweier Familien<br />

Als er 1932 mit 30 Jahren seine Cousine ersten Grades und<br />

zugleich Schwester von Paul Castellano heiratet, vertieft er das<br />

Band mit den Castellanos. Die Heirat mit Catherine ist absurd<br />

und für einen erzkatholischen Italiener ein Tabu, jedoch sind die<br />

Castellanos mächtig und die Ehe mit Catherine verstärkt auch<br />

Carlo Gambinos Macht. Als das Ende der Prohibition gefeiert<br />

wird, greift Carlo zu immer neueren Geschäftsfeldern und verdient<br />

innerhalb kürzester Zeit seine erste Schwarzmarkt-Million.<br />

Wie bei einem Fabelwesen, dem beim Abschlagen des Kopfes<br />

fünf neue wachsen, kumulieren sich die Geschäfte von Carlo, der<br />

überall eine neue Geldquelle findet. 1950 hat er sich den exzellenten<br />

Ruf erarbeitet, der beste Grossverdiener für die Manganos<br />

zu sein. Doch irgendwie scheint der Weg nach oben blockiert zu<br />

sein. Als 1951 sein Boss Vincent Mangano auf mysteriöse Weise<br />

stirbt, übernimmt Albert Anastasia, sein Stellvertreter und zugleich<br />

Carlos Rivale, die Kontrolle des Syndikats.<br />

118


CULTURE<br />

«CARLO HAT KLARE VORSTELLUNGEN<br />

ÜBER SEINE ZUKUNFT UND NICHTS UND NIEMAND<br />

SOLL SEINEN WEG AN DIE SPITZE DES ORGANI-<br />

SIERTEN VERBRECHENS BEHINDERN.»<br />

119


CULTURE<br />

«Carlo Gambino ist eine Legende.»<br />

Anastasia, der «Lord High Executioner», ist einer der gefürchtetsten<br />

Mobster und Gründer der «Murder Incorporated», einer kriminellen<br />

Vereinigung, der innerhalb von 20 Jahren hunderte von<br />

Morden zuzusprechen sind. Anastasia befördert Carlo Gambino<br />

zu seinem Unterboss, doch diesem ist bereits bewusst, dass er<br />

niemals auf natürlichem Weg der Boss werden kann. Doch Carlo<br />

ist entschlossen, die Spitze des Syndikats einzunehmen. Anastasia<br />

muss verschwinden.<br />

An der Spitze<br />

Mit dem Tod von Albert Anastasia, der am Morgen des 25. Oktober<br />

1957 im Barbershop des «Sheraton»-Hotels in Manhattan<br />

erschossen wird, ist der Weg für Carlo Gambino endgültig frei.<br />

Der 55-Jährige hat sein lebenslanges und ehrgeizig verfolgtes<br />

Ziel erreicht – er ist der Pate der Paten. Der gewiefte Carlo weiss,<br />

dass der Erfolg in der Ausweitung der Geschäftsfelder liegt, und<br />

beteiligt sich nebst den illegalen Aktivitäten an Pizzerien, Nachtclubs,<br />

Textil-, Bau- und Transportunternehmen. Gemeinsam mit<br />

der Lucchese-Familie übernimmt der Gambino-Clan die illegalen<br />

Aktivitäten am John F. Kennedy International Airport, dehnt seinen<br />

Einfluss auf die Müllabfuhr New Yorks und im «Garment District»,<br />

der Modeindustrie Manhattans, aus. Die Hochzeit seines Sohnes<br />

Thomas Gambino mit Franca Lucchese, der Tochter des Mobsters<br />

Tommy Lucchese, ist ein weiteres Blutsbündnis. Mit 65 Jahren ist<br />

Carlo Gambino eher ein Grossvater als ein «Godfather». Er spricht<br />

mit starkem Akzent, trinkt täglich Dutzende Tassen schwarzen<br />

Kaffees und ist ein Mann, der schwer zu fassen ist. Carlo Gambino<br />

treibt sich nachts nicht herum, unterliegt keinen bestimmten<br />

Gewohnheiten und hat sich dennoch etwas angeeignet, worüber<br />

sich die FBI-Agenten, die sein Haus überwachen und abhören, die<br />

Haare raufen. Wenn sich die führenden Köpfe der Mafia in Gambinos<br />

Haus in Brooklyn treffen, quittiert der Boss Beschlüsse nur mit<br />

einem stillen Nicken. Diese Taktik sollte sich bewähren.<br />

Tod einer Legende<br />

Ende der 60er Jahre zeichnet sich langsam der Abstieg von Carlo<br />

Gambino ab. Ihm wird als Drahtzieher zahlreicher bewaffneter<br />

Überfälle der Prozess gemacht, doch seine Anwälte verzögern<br />

die Verhandlungen immer wieder aufs Neue. Hinzu kommen Abschiebungsersuche,<br />

Gambino ist immer noch illegal im Land, die<br />

jedoch auch geschickt vereitelt werden. Doch die Jahre haben<br />

Spuren hinterlassen. Am Abend des 15. Oktober 1976 sieht sich<br />

Carlo in seinem Sommerhaus auf Long Island ein Spiel der New<br />

York Yankees an. Carlo, der immer auf der Hut und dem Tod einen<br />

Schritt voraus war, ist diesem jetzt ausgeliefert und stirbt an<br />

einem Herzinfarkt. Sein Erbe ist eine Dynastie, die Milliarden von<br />

Dollars umwälzt und die er innerhalb von 20 Jahren zu einem Weltimperium<br />

aufgebaut hat, ohne einen einzigen Tag im Gefängnis<br />

gesessen zu haben. Sein Begräbnis gleicht einem Spektakel, und<br />

als der Konvoi kranzgeschmückter, dunkler Limousinen langsam<br />

zum Friedhof rollt, zollen Tausende Schaulustige aus dem ganzen<br />

Land dem verstorbenen Patriarchen auf seinem letzten Weg ihren<br />

Respekt. Carlo Gambino ist eine Legende.<br />

Carlos Tod wird mit seiner Nachfolgeregelung eine blutige Spur für<br />

die Familie Gambino hinterlassen. Sein Vermächtnis sind nicht nur<br />

die Milliarden und eine Weltmacht, sondern seine eisern forcierten<br />

Blutsbande innerhalb der Gambino-Familie. Seine Verfügung, Paul<br />

Castellano zu seinem Nachfolger zu bestimmen, ist der Sargnagel<br />

für die Familie und die falscheste aller Entscheidungen, die der<br />

sonst so intuitiv veranlagte Carlo jemals treffen konnte.<br />

In der nächsten Ausgabe:<br />

The Gambino Family Teil II – Paul Castellano<br />

120


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CULTURE<br />

© RogerZayas<br />

122


CULTURE<br />

Der bescheidene<br />

Anti-Star<br />

JUAN LUIS GUERRA<br />

Der 1,94 Meter grosse, auf den ersten Blick<br />

eher schlaksig wirkende dominikanische<br />

Sänger und Gitarrist Juan Luis Guerra ist<br />

bereits heute eine lebende Legende. In<br />

der Karibik und den lateinamerikanischen<br />

Staaten wird er beinahe wie ein Gott verehrt<br />

und auch in den USA, Europa und sogar<br />

Asien vergrössert sich seine Anhängerschaft<br />

stetig.<br />

123


CULTURE<br />

«Was in der Welt passiert,<br />

beschäftigt mich andauernd, und ich fühle mich verpflichtet,<br />

darüber zu schreiben und zu singen.»<br />

von Boris Jaeggi<br />

Schon von klein auf war Juan Luis Guerra von der Musik<br />

fasziniert. Oftmals trägt er im Kreise seiner Familie<br />

Lieder vor und von seinem Bruder erhält er seine<br />

erste Gitarre geschenkt. In der Schule belegt er mit<br />

Literatur und Philosophie Fächer, die ihm später als<br />

Songwriter behilflich sind. Er ist ein Bewunderer der kubanischen<br />

«Nueva Trova», die in den 60er Jahren entstand. Die Textinhalte<br />

waren mehrheitlich politischer Natur und die «Neuen Troubadoure»<br />

liessen sich mit den amerikanischen Protestsängern wie Bob<br />

Dylan und Joan Baez vergleichen, die ebenfalls den Imperialismus<br />

und die Armut thematisierten.<br />

Nach einem vierjährigen Studium am Musikkonservatorium in<br />

Santo Domingo schreibt sich JL 1980 am bekannten Berklee<br />

College of Music in Boston ein, um Jazz, Komposition und Arrangement<br />

zu studieren. Während seiner Studienzeit in Boston<br />

nutzt JL jede Möglichkeit, dem bitterkalten Winter zu entfliehen,<br />

und reist nach Santo Domingo, wo er möglichst oft auftritt. So<br />

spielt und singt er an einem Tribute-Konzert für John Lennon, der<br />

1980 ermordet wurde, oder auch bei «Jesus Christ Superstar».<br />

Doch in Boston ist JL ein Gitarrist unter vielen. Man spielt Gitarre<br />

im Stile von Wes Montgomery, einem bekannten amerikanischen<br />

Jazz-Musiker. Doch eines Abends nimmt JL seine Güira, ein dominikanisches<br />

Rhythmusinstrument, in die Hand und spielt einen<br />

typischen Merengue-Rhythmus. Sofort hat er die Beachtung des<br />

Publikums. Dies ist etwa Neues, Unbekanntes und Faszinierendes<br />

für die Zuhörer. Ihm wird bewusst, dass er die Musik seiner<br />

Heimat spielen muss, die ihn immer geprägt hat, um sich von der<br />

grossen Masse abzuheben.<br />

Die Musik der Strasse<br />

Nach Beendigung seines Studiums in Boston kehrte JL 1983 in<br />

die Karibik zurück. Mit seinem Talent und dem erworbenen Wissen<br />

über Arrangements und Komposition startet er ins Berufsleben,<br />

wo er Werbejingles für Radio- und TV-Stationen produziert.<br />

Dabei arbeitet er immer mit den einheimischen Musikern Maridalia<br />

Hernández, Mariela Mercado und Roger Zayas-Bazan zusammen,<br />

mit denen er 1984 seine erste Schallplatte «Soplando»<br />

einspielt. Seine Begleitband nennt sich «Los 4:40», wobei 440 für<br />

die Hertzfrequenz des Kammertons A steht. Diese Schallplatte<br />

orientiert sich noch sehr am amerikanischen Mainstream im Stile<br />

von Bands wie Manhattan Transfer. Bereits auf seiner zweiten<br />

Platte «Mudanza y Acarreo» von 1985 sind die Einflüsse der in<br />

den Strassen von Santo Domingo allgegenwärtigen einheimischen<br />

Musik von Merengue, Bachata und Salsa vordergründig.<br />

Mit «Mientras mas lo pienso…tú» von 1987 manifestiert er seinen<br />

unverkennbaren neuen eigenen JL-Guerra-Sound. Alle Lieder<br />

sind von ihm und der Band komponiert. «Guavaberry» und «Me<br />

enamoro de Ella» sind bereits heute Klassiker. Der Grundstein<br />

für eine grosse Karriere ist gelegt – obwohl seine beispielhaften<br />

Arrangements (noch) keine internationale Beachtung finden.<br />

Nachdem die musikalische Richtung gefunden wurde und JL nach<br />

dem Ausscheiden von Maridalia Hernández mit seinen vokalischen<br />

Fähigkeiten alleiniger Leadsänger wird, stürmt er mit «Ojala que<br />

llueve café» in den lateinamerikanischen Ländern die Charts. JL<br />

beginnt auch mit politisch motivierten Liedern auf die chaotischen<br />

und korrupten Situationen in diesen Ländern hinzuweisen. Die<br />

1989 erschienene Schallplatte ist eine Ansammlung verschiedenster<br />

Wunschträume. Mit «Visa para un sueno» beschäftigt sich JL<br />

mit der Emigration aus seinem armen Heimatland. Mit seiner ersten<br />

CD, dem 1991 erschienenen «Bachata Rosa», die sich über fünf<br />

Millionen Mal verkauft, ist die Hitmaschinerie JL Guerra vollends in<br />

Gang gebracht. Der langersehnte internationale Durchbruch ist geschafft<br />

und JL beginnt mit dem Sammeln begehrter Auszeichnungen<br />

und seinem ersten der bis heute 20 Grammies bei fast 40 Millionen<br />

verkauften Tonträgern. Die meisten der Lieder auf «Bachata<br />

Rosa» sind schon heute Klassiker der lateinamerikanischen Musik.<br />

Soziales Engagement und kritische Musik<br />

Im gleichen Jahr gründet JL die «Fundación 440» – heute «JL Guerra<br />

Stiftung» genannt, welche behinderte Kinder und Waisen unterstützt.<br />

Heute hilft die Stiftung in allen Bereichen des Gesundheitswesens,<br />

baut Spitäler und investiert in ein gutes Bildungswesen<br />

sowie in den Bau von Sportanlagen. Mit der CD und dem Stück<br />

«Areito», welches 1992 zur 500-jährigen Entdeckung von Amerika<br />

erschien, gedenkt er der Ureinwohner der Dominikanischen<br />

124


CULTURE<br />

© Boris Jaeggi<br />

125


CULTURE<br />

«Ich habe immer gesagt, dass ich die<br />

Welt mit meinen Liedern nicht ändern kann – aber meine<br />

Musik und meine Texte können die Menschen ändern, die sich<br />

meine Lieder anhören.»<br />

Republik. Mit «Naboria Daca Ae Mayanimacaná» singt erstmals ein<br />

Künstler in der Sprache der Taino-Indianer. Konsequent veröffentlich<br />

JL kritische Lieder wie «Si saliero petrolio» und protestiert mit<br />

«Costa de la vida» gegen die ärmlichen Bedingungen, unter denen<br />

die meisten Dominikaner leben müssen. Das Lied wird in den USA<br />

als antiamerikanisch empfunden und von den Radiosendern auf<br />

die Black List gesetzt und boykottiert. Mit grossen Tourneen festigt<br />

er seinen Einfluss in den lateinamerikanischen Ländern und<br />

tourt auch extensiv durch Europa. Vielleicht auch eingeschüchtert<br />

durch die vielen Kritiker, verzichtet JL bei seinem nächsten Album<br />

auf politisch angehauchte Texte. Vielmehr macht er bei «Fogarate»<br />

von 1994 wieder einen Schritt Back to the Roots. Er kombiniert<br />

die Einflüsse des afrikanischen Soukous mit einheimischem Merengue.<br />

Unterstützt wird er dabei vom bekannten kongolesischen<br />

Gitarristen Diblo Dibala.<br />

Unruhestand und JL konvertiert zum Evangelismus<br />

Nach den intensiven Tourneen, bei denen er oftmals nicht wusste,<br />

in welchem Land er sich gerade befand, nimmt JL erst mal<br />

eine Auszeit. In einer dominikanischen Radio- und Fernsehstation<br />

bietet er in einer eigenen Sendung talentierten Musikern eine<br />

Plattform, sich einem breiten Publikum zu präsentieren. Nebst<br />

seinen eigenen Hits schreibt er auch für andere Künstler, die<br />

mit seinen Kompositionen regelmässig die Hitparaden in vielen<br />

Spanisch sprechenden Ländern anführen (zum Beispiel Luis Miguel<br />

– «Hasta que me olvides»).<br />

Mehr und mehr wird JL zum Hit-Garanten<br />

Mit «Ni es lo mismo ni es igual» aus dem Jahre 1998, welches<br />

Merengue mit Rap-Einflüssen kombiniert, räumt er gleich drei<br />

Grammies ab. Mit dem bekanntesten Song «El Niagara en bicicleta»<br />

macht er auf die haarsträubenden Zustände in den<br />

überfüllten öffentlichen Spitälern, die auch mit Stromausfällen zu<br />

kämpfen haben, aufmerksam. Erst sechs Jahre später erscheint<br />

das nächste Album. JL ist zum Evangelismus konvertiert und mit<br />

«Para ti», mit dem er zwei weitere Grammies gewinnt, preist er<br />

seinen Gott, dem er alles zu verdanken hat. Im Gegensatz zu<br />

vielen anderen erfolgreichen Künstlern steht JL immer mit beiden<br />

Füssen fest auf dem Boden. JL ist ein Ausnahmekünstler,<br />

der seine Hits seiner Intuition, seiner Aufmerksamkeit und seinem<br />

Feeling für den richtigen Sound verdankt – keine Alkohol- oder<br />

Drogenexzesse pflastern seinen ruhmreichen Weg und es gibt<br />

auch keine wechselnden Partnerinnen. JL verdankt seine innere<br />

Ruhe seinem Glauben und seiner Familie. Insbesondere seiner<br />

Frau Nora, die er in Boston kennen und lieben gelernt hat und mit<br />

der er seit 1983 glücklich verheiratet ist.<br />

Unaufhaltsam nach ganz oben<br />

In den folgenden Jahren feiert er mit grösseren Tourneen das<br />

20-jährige Bühnenjubiläum seiner Gruppe «Los 4:40». So spielt er<br />

unter anderem gleich sechs ausverkaufte Konzerte im Madison<br />

Square Garden. Als erster lateinamerikanischer Künstler darf JL<br />

2006 das Konzert der Rolling Stones in Puerto Rico eröffnen und<br />

auch mit Sting stand er im gleichen Jahr auf der Bühne.<br />

Mit dem Duett «Bendita tu luz» mit Maná belegt JL den ersten<br />

Platz der «Billboard»-Charts. Im Frühjahr 2007 erscheint «La<br />

llave de mi corazón», das 10. Album von JL Guerra y 4:40. Es<br />

ist seit «Bachata Rosa» das romantischste. Sowohl Album wie<br />

auch der Titelsong sind schon bald auf Platz 1. Im Videoclip spielt<br />

und tanzt die bezaubernde Dominikanerin Zoë Saldaña, die mit<br />

«Avatar» und «Colombiana» als Schauspielerin Weltruhm erlangte.<br />

JL Guerra gewinnt in allen nominierten Kategorien und tritt<br />

als überglücklicher Sieger mit sechs Grammies die Heimreise an.<br />

Zudem erhält er einen Ehrendoktor der Universität in Santo Domingo<br />

sowie der Berklee University of Music, an denen er studiert<br />

hat, wird zum Musiker des Jahres gewählt, vom «Billboard<br />

<strong>Mag</strong>azine» erhält er den Spirit of Hope Award für seine sozialen<br />

Verdienste und auch von der UNESCO wird er als Künstler für<br />

den Frieden geehrt. Er tritt in Chile und Mexiko auf, um behinderten<br />

Kindern zu helfen, und tritt zusammen mit Juanes am Konzert<br />

«Paz sin Frontera» für den Frieden in den Ländern Venezuela, Kolumbien<br />

und Ecuador ein. Im August 2008 führt ihn die «Travesia»-<br />

Tour auch nach Europa. In der Dominikanischen Republik spielt<br />

JL im Olympiastadion vor 50'000 jubelnden Fans und wird im<br />

Frühjahr zu einem der einflussreichsten Männer Lateinamerikas<br />

erkoren. Sogar in Amerika ist «La llave de mi corazón» einer der<br />

meistgespielten Radiosongs!<br />

128


© Boris Jaeggi


CULTURE<br />

© Berni Hanus<br />

Nach dem schrecklichen Erdbeben in Haiti, welches die Insel<br />

Hispaniola mit der Dominikanischen Republik teilt, organisiert JL<br />

sofort ein Konzert im Olympiastadion in Santo Domingo. Nebst<br />

JL treten weitere internationale Stars wie Juanes und Enrique<br />

Iglesias auf. Von den über 40'000 Besuchern werden über 2,5<br />

Millionen Dollar gesammelt. Dieses Geld wird in den Bau eines<br />

Kinderspitals in Haiti investiert. JL zögert nie! Wenn er die Möglichkeit<br />

sieht zu helfen, dann ist er jederzeit zur Stelle.<br />

Ein unverkennbarer Stil<br />

Mit Enrique Iglesias singt er im Duett den Nummer 1 Hit «Cuando<br />

me enamoro» und auf seinem neuen Album «A son de Guerra»,<br />

welches Mitte Juni 2010 erscheint, wird JL auf dem sozialkritischen<br />

Titel «La Calle» von Juanes begleitet. Bei «Arregla los<br />

Papeles» prangert JL die nervenaufreibende Bürokratie an. Das<br />

Album, welches wieder das breite musikalische Spektrum von<br />

Cumbia, Merengue, Bachata, Rock, Salsa und Mambo von JL<br />

aufzeigt, erhält die besten Kritiken. JL drückt jedem Song der verschiedensten<br />

Stilrichtungen immer seinen unverkennbaren Stil auf.<br />

<strong>2012</strong> erscheint seine «Colección Cristiana». Nebst einigen älteren<br />

Songs besticht JL wiederum mit einigen Preziosen. «En el cielo no<br />

hay hospital» könnte auf jeder «normalen» CD von JL erschienen<br />

sein. Als Musical Director und Produzent hat JL Anfang Februar<br />

das «Juanes MTV Unplugged», das erste Live-Album seines kolumbianischen<br />

Freundes Juanes überhaupt, künstlerisch begleitet.<br />

Die nächsten Grammies sind ihm sicher.<br />

Nach seinem Konzert im Juni in Santo Domingo, bei dem über<br />

50'000 Zuschauer in strömendem Regen ausharrten, gab JL<br />

auch zwei ausverkaufte Konzerte in Zürich und München, in denen<br />

ihm jeweils fast 2‘000 Zuschauer frenetisch zujubelten. Trotz<br />

den unbefriedigenden Zuständen in seinem Heimatland ist JL ein<br />

bekennender Patriot. So schrieb er eigens für die Olympischen<br />

Spiele in London eine Hymne für die dominikanischen Sportler. JL<br />

ist ein Künstler der Melodik. Nach dem Motto «Weniger ist mehr»<br />

erscheinen alle paar Jahre einzigartige Juwelen von herausragender<br />

Qualität, die für die Ewigkeit bestimmt sind. Seine Vielfältigkeit<br />

und seine interessanten Fusionen mit den verschiedensten musikalischen<br />

Stilrichtungen, die bei JL wie selbstverständlich klingen,<br />

sind einmalig. JL wird dadurch auch zu einem universellen Vermittler<br />

der variantenreichen Stile. Seinem grossen Vorbild Sir Paul<br />

McCartney steht JL in keiner Weise nach, hoffentlich werden diese<br />

beiden grossen Künstler bald einmal ein gemeinsames musikalisches<br />

Meisterstück abliefern.<br />

www.juanluisguerra.com<br />

www.guavaberry.net<br />

130


KOLUMNE<br />

von Nubya<br />

EIGENTLICH WÄRE<br />

ES DOCH GANZ LEICHT<br />

Wie soll ich das schaffen, wieso habe ich<br />

mir das eingebrockt und was soll das<br />

Ganze überhaupt? Kennen Sie diese<br />

innere Stimme, die zu einem spricht, bevor<br />

man etwas in Angriff nehmen muss,<br />

das einem Sprung ins kalte Wasser gleicht? Ein Auftritt, eine<br />

Rede, eine Präsentation, Moderation, you name it. Um dem<br />

Projekt die Schwere zu nehmen, sollten wir uns bewusst machen,<br />

dass das, was wir jetzt gerade machen, eine Momentaufnahme<br />

des heutigen Tages ist. In zwei Wochen oder vier<br />

Jahren würden wir es ganz anders umsetzen, doch heute ist<br />

der Moment, in dem wir das geben, was uns heute zur Verfügung<br />

steht.<br />

Wenn ich einen Auftritt habe, gehe ich den Weg von der Garderobe<br />

zur Bühne vorher einmal ab, damit ich das Gefühl<br />

dafür bekomme. Andere empfinden das als überflüssig, für<br />

mich ist das Teil der Vorbereitung. Üben und Einsingen sind<br />

Pflicht. Und das nicht nur am Tag des Konzertes, sondern<br />

schon Wochen davor. Auch die Texte müssen sitzen, wenn<br />

ein Songtext auf der Bühne abgelesen werden muss, dann<br />

geht das immer auf Kosten von etwas anderem. Ausstrahlung<br />

und Kontakt zum Publikum. Bei den Moderationen lese ich<br />

teilweise ab, doch spreche ich die Texte mehrmals zu Hause<br />

laut durch, damit ich ein Gefühl dafür bekomme. Es kommt<br />

dann oft spontan anders, aber es ist wichtig, diese Grundlage<br />

zu haben, auf die man sich stützen kann.<br />

Kenny Werner, ein bekannter Jazzpianist und Lehrer an einer<br />

Jazz-Schule in New York, sagte uns zum Thema Lampenfieber:<br />

«Are you going to save lives or change history while<br />

playing your song? So, what the hell are you nervous for!» Wie<br />

recht er hatte. Wir nehmen uns und das, was wir tun, manchmal<br />

zu ernst und verlieren dabei den Spass an der Sache.<br />

Wenn Angst im Spiel ist, wird ein Auftritt nie so gut, wie er<br />

hätte sein können, und das ist auf jeden anderen Job übertragbar.<br />

Lampenfieber sollte nicht mit Angst verbunden sein,<br />

sondern mit Vorfreude.<br />

Was können wir dafür tun? «I prepare for a rehearsal as I<br />

would for marriage», sagte Maria Callas, und das sollte man<br />

sich in seinem eigenen Berufsleben genauer anschauen. Wie<br />

oft denken wir «Ach, es gilt ja noch nicht ernst» und sind dann<br />

im Ernstfall mangelhaft vorbereitet oder unnötig angespannt.<br />

Wo und wie könnten Sie das bei Ihrer Arbeit umsetzen? Wo<br />

könnten Sie Wege vorher abschreiten, um sich im Ernstfall<br />

auf das Wichtige konzentrieren zu können? Wo könnte mehr<br />

Vorbereitung und Übung hilfreich sein? Dies zusammen herauszuarbeiten<br />

und auszuprobieren, macht viel Spass und es<br />

ist erstaunlich herauszufinden, was alles zur Vorbereitung gehört,<br />

das man bisher gar nicht beachtet hat, und wie viel man<br />

daraus ziehen kann. Schlussendlich zählt die Freude an dem,<br />

was wir tun. Der Funke, der überspringt und der dann springt,<br />

wenn wir authentisch sein und eine Grundlage dafür schaffen<br />

können, uns in einer Ausnahmesituation so wohl wie möglich<br />

zu fühlen. Und wenn wir daran glauben, dass wir das, was<br />

wir gleich tun werden, auf unsere eigene Art und Weise toll<br />

hinbekommen werden.<br />

Frei nach Wowereit: «Ich bin ich und das ist gut so.»<br />

132


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WATCHES & JEWELLERY<br />

Zeit rund um<br />

Zeitzonenuhren<br />

den Globus<br />

134


WATCHES & JEWELLERY<br />

Der Traum, trotz beharrlich fortschreitender Zeit noch einmal jünger werden zu<br />

können, ist so alt wie die Menschheit selbst. Und wer richtig plant, kann ihn sogar<br />

Realität werden lassen. Wie’s geht, ist kein Geheimnis. Mit etwas Hintergrundwissen,<br />

einem einem Flugticket und und der der richtigen Armbanduhr gestaltet sich sich das das Unterneh-<br />

Unternehmen<br />

zum zum Hintergrundwissen,<br />

Kinderspiel.<br />

135


WATCHES & JEWELLERY<br />

«wie Frau oder Mann ganz einfach jünger werden können»<br />

von Gisbert L. Brunner<br />

Das ewige Spiel der Jahreszeiten, der beständige<br />

Wechsel von Tag und Nacht, kurz: Der Lauf der<br />

Zeit resultiert aus der kontinuierlichen Rotation unserer<br />

Mutter Erde. Solange die Menschen mit der<br />

Morgenröte aufzustehen pflegten und sich mit Einbruch<br />

der Dunkelheit zur Ruhe betteten, tangierte sie diese Naturgegebenheit<br />

nur wenig. Selbst die Einführung von Turmuhren,<br />

welche die jedem Ort eigene Lokalzeit verkündeten, änderte daran<br />

nur wenig. Als der Philosoph David Friedrich Strauss gegen<br />

1850 vom «zauberhaften Fliegen» in der Eisenbahn schwärmte,<br />

hatte sich die Situation gründlich verändert. Die vielen Ortszeiten,<br />

welche sich am jeweiligen Stand der Sonne orientierten, führten<br />

zu echten Problemen. Steigende Geschwindigkeiten, dichtere<br />

Schienennetze und veröffentlichte Fahrpläne verlangten dringend<br />

nach chronometrischer Koordination. Speziell in den USA und in<br />

Kanada setzte damals jede Eisenbahngesellschaft auf ihre eigenen<br />

Zeiten, was die Schwierigkeiten noch verstärkte.<br />

1870 hatte sich das Durcheinander zu einem echten Chaos ausgewachsen.<br />

Im gesamten Nordamerika des mittleren 19. Jahrhunderts<br />

existierten nicht weniger als 144 offiziell anerkannte<br />

Zeiten.Angesichts der schier unerträglichen Situation mit regelmässigen<br />

Zugunglücken propagierte Sandford Fleming,<br />

leidgeplagter Chefingenieur der Canadian Pacific Railway, die<br />

Einführung klar definierter und allgemein gültiger Zeitzonen. In<br />

jeder sollte jeweils die gleiche, eine mittlere Zonenzeit gelten.<br />

Ausgehend vom Nullmeridian sei nach jeweils 15 Längengraden<br />

eine Zeitgrenze zu markieren. Und von Zone zu Zone habe<br />

sich die Zeit um jeweils eine volle Stunde zu verschieben. In der<br />

Summe ergäben sich also 24 Zeitzonen mit 24 unterschiedlichen<br />

Zonenzeiten.<br />

Lösung eines evidenten Problems<br />

Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden, denn für Oktober 1884 lud<br />

der amerikanische Präsident Chester A. Arthur höchstpersönlich<br />

Repräsentanten der damals 24 souveränen Staaten dieser Erde<br />

zur «Prime Meridian Conference» nach Washington D.C. Ziel der<br />

dreiwöchigen Tagung war die Verabschiedung eines Protokolls für<br />

eine Welt-Standardzeit. Zu den Streitpunkten gehörte die Positionierung<br />

des Nullmeridians. Nach ausgiebigen Diskussionen fiel<br />

die Wahl aus guten Gründen auf Greenwich bei London. Der auf<br />

dem Erdball exakt gegenüberliegende 180. Längengrad markiert<br />

seitdem die Datumsgrenze. Und damit löst sich das Rätsel, wie<br />

Frau oder Mann ganz einfach jünger werden können: Zum Beispiel<br />

durch einen Flug von Tokio nach Hawaii. Dort angekommen, müssen<br />

Globetrotter ihre Uhr um einen ganzen Tag zurückstellen. Für<br />

136


WATCHES & JEWELLERY<br />

sie gibt es dasselbe Datum also zweimal. Andererseits überspringen<br />

und verlieren Weltreisende somit gnadenlos einen ganzen Tag,<br />

wenn sie von Amerika nach Asien jetten.<br />

Ungeachtet der sinnvollen Lösung eines weltbewegenden Problems<br />

ändert sich nichts am Faktum, dass die Zeit nicht aufteilbar<br />

ist. Das kostbarste Gut der Menschheit definiert sich aus der Position.<br />

Zeit ist Raum; die Zeit verändert sich, während der Standort<br />

bleibt. Nachdem sich die Erde mit schöner Regelmässigkeit dreht,<br />

kommen alle Erdenbürger unabhängig von ihrem Aufenthaltsort in<br />

den Genuss eines 24 Stunden währenden Tags. Für jeden Erdenbürger<br />

ist irgendwann Mittag oder Mitternacht. Wo immer man den<br />

Tag beginnen lässt. Und er endet an der jeweils gleichen Stelle<br />

exakt vierundzwanzig Stunden später.<br />

Diese Resultate der Konferenz fanden 1883 ihre Umsetzung in den<br />

USA und Kanada. Bis alle Staaten ihren nationalen Stolz aufgegeben,<br />

Greenwich als geographischen Ausgangspunkt und das<br />

neue System als Ganzes akzeptiert hatten, mussten die Erde und<br />

die Zeiger der Uhren allerdings noch viele Runden drehen. Ab<br />

1. April 1893 zeigten die Uhren in Deutschland und Österreich die<br />

Mitteleuropäische Zeit (MEZ) mit einer Differenz von +1 Stunde<br />

gegenüber der als Welt- oder Universalzeit definierten mittleren<br />

Sonnenzeit des Greenwicher Nullmeridians (Greenwich Mean Time<br />

– GMT). 13 Monate später verfügte der kantonale Berner Regierungsrat,<br />

dass «zur Vermeidung einer verwirrenden Zweispaltigkeit<br />

der Zeitbestimmung … diese mitteleuropäische Zeit auch für<br />

das bürgerliche und amtliche Leben eingeführt wird, und es sollten<br />

sämtliche öffentlichen Uhren (Kirchenuhren und andere) auf den<br />

1. Juni nächsthin um 30 Minuten vorgerückt werden». Die halbe<br />

Stunde resultierte aus der geographischen Lage der schweizerischen<br />

Hauptstadt: 7,5° östlicher Länge. Logischerweise schlossen<br />

sich die übrigen Kantone dem Vorbild an.<br />

Ein Blick in die derzeit gültige Weltzeitkarte macht aber auch<br />

deutlich, dass die Zeitzonengrenzen nicht exakt mit den jeweiligen<br />

Längengraden übereinstimmen (können), denn das wäre<br />

schlichtweg widersinnig. Daher orientieren sich die Zeitzonengrenzen<br />

dort, wo dies sinnvoll und notwendig ist, primär auch<br />

an Ländergrenzen. Ausserdem gibt es weltweit auch eine ganze<br />

Reihe von Halb- und Viertelstunden-Zeitzonen. Ausnahmen bestätigen<br />

bekanntlich die Regel.<br />

Zum Beispiel durch einen Flug von Tokio nach Hawaii.»<br />

137


WATCHES & JEWELLERY<br />

138


WATCHES & JEWELLERY<br />

Universalzeit-Armbanduhren<br />

Wer viel in der Welt unterwegs ist oder über weite Strecken telefoniert,<br />

kennt den Nutzen intelligenter Armbanduhren mit praktischem<br />

Zeitzonen-Dispositiv.<br />

Zu den absoluten Pionieren so genannter Weltzeituhren gehört<br />

Patek Philippe. Zusammen mit dem Genfer Uhrmacher Louis<br />

Cottier entwickelte die Familienmanufaktur bereits 1937 die rechteckige<br />

Referenz 515. Ihr 24-Stunden-Ring und die Städteangaben<br />

auf dem Zifferblatt waren jedoch noch fest für Greenwich Mean Time<br />

synchronisiert. Dieses Manko erledigte sich noch im gleichen<br />

Jahr. Bei der Referenz 542 mit gravierter Drehlünette handelte es<br />

sich um die weltweit erste Armbanduhr vom Typ «Heure universelle».<br />

Bei Fernreisen positioniert man die Aufenthalts-Zeitzone, repräsentiert<br />

durch eine Metropole, bei der «12». Dann lassen sich die<br />

Stunden aller 24 Zeitzonen simultan vom Zifferblatt ablesen. Zeiger<br />

sind für die Stunden und Minuten der jeweiligen Ortszeit zuständig.<br />

An diese Tradition knüpft die gelbgoldene Referenz 5131 mit dem<br />

nur 3,88 mm hohen Automatikkaliber 240 HU. Das kostbare Zifferblatt-Zentrum<br />

aus Cloisonné-Email (Zellenschmelz) bildet Europa,<br />

Afrika und Amerika ab.<br />

Der Name der «Transocean Unitime» von Breitling steht für Ferne<br />

und jene universale Zeit, welche der Retrolook-Zeitschreiber mit<br />

Wurzeln in den 1950er und 1960er Jahren darstellt. Das «Heure<br />

universelle»-Zifferblatt bildet die Zeit in 24 internationalen Zonen ab.<br />

Wie üblich vertreten durch bekannte Städte. Bei Trips beispielsweise<br />

über den Atlantik genügt simples Umstellen mit Hilfe der Krone.<br />

Die Stadt der geplanten Aufenthaltszone wandert zur «12». Zudem<br />

verändern sich auch die zentralen Zeitzeiger, das Datum und der<br />

24-Stunden-Ring. Die Sommerzeiten finden übrigens auch Berücksichtigung.<br />

Den universellen, bis 100 Meter wasserdichten<br />

Chronographen mit chronometerzertifiziertem Automatikkaliber<br />

B05 aus eigener Manufaktur gibt es in Stahl oder Rotgold.<br />

An anspruchsvolle Uhr-Aficionados wendet sich Cartier mit der<br />

«Calibre Weltzeit». Die 45 mm grosse Weissgold-Armbanduhr mit<br />

dem Automatikkaliber 9909 MC besticht durch ihre ausgesprochen<br />

einfach handhabbare Weltzeitindikation. Globetrotter erfahren die jeweilige<br />

Orts- und die Heimatzeit. Ein «Jetlag»-Indikator gibt Auskunft<br />

über die jeweilige Zeitverschiebung. Im Gegensatz zu Herkömmlichem<br />

wurde die Städtescheibe ins Werk integriert. Zum Einstellen<br />

per Kippdrücker ist sie durch eine Lupe in der linken Gehäuseflanke<br />

sichtbar. Besonders hilfreich: die Berücksichtigung der Sommerzeit.<br />

Frédérique Constant, eine relative junge Genfer Marke, nimmt<br />

sich des Universalzeit-Themas mit dem neuen «Classic Manufacture<br />

Worldtimer» an. Die Edelstahl-Armbanduhr mit Zentralsekunde<br />

misst 42 Millimeter. Für die Indikation der Zeit zeichnet<br />

die Manufaktur-Automatik FC-718 verantwortlich. Durch einen<br />

Sichtboden lässt sie sich bei der tickenden Arbeit beobachten.<br />

Bei der «6» dreht ein kleiner Datumszeiger seine Runden. Dem<br />

nassen Element widersteht dieses neue Modell bis zu fünf Atmosphären<br />

Druck.<br />

Während der Baselworld <strong>2012</strong> zeigte Glashütte Original eine<br />

der kompliziertesten mechanischen Armbanduhren deutscher<br />

Provenienz. Das Handaufzugskaliber 89-01 des «Grande Cosmopolite<br />

Tourbillon» besteht aus mehr als 500 Komponenten.<br />

Der Drehgang-Mikrokosmos bietet die Möglichkeit, zwischen<br />

37 verschiedenen Zonenzeiten zu wählen. An solche mit Halbund<br />

Viertelstunden-Differenzen hat das Mitglied der Swatch<br />

Group ebenso gedacht wie an die Sommer- und Winterzeit. Ein<br />

ewiges Kalendarium erspart Korrekturen bis hin zum Jahr 2100.<br />

Vom opulenten Platin-Œuvre fertigt die Manufaktur allerdings<br />

lediglich 25 Exemplare.<br />

Hublot entwickelt sein eigenes «Unico»-Uhrwerk konsequent weiter.<br />

Im Fall der neuen «GMT» durch die Addition einer exklusiven<br />

Zeitzonen-Funktion. Die Anzeige der Stunden in 14 Zonen geschieht<br />

mittels intelligentem Zusammenspiel von vier Aluminiumdrehscheiben.<br />

Das Ein- und Verstellen lässt sich per Drücker bei der «2» bewerkstelligen.<br />

72 Stunden lang kommt die Manufaktur-Automatik<br />

HUB 1220 ohne Energienachschub aus. Besonders markant präsentiert<br />

sich die 48-Millimeter-Version dieses vielseitigen Boliden mit<br />

Lünette und Boden aus schwarzer Keramik.<br />

Weit über das bislang Gekannte geht das 2011 lancierte Weltzeit-Œuvre<br />

von Vacheron Constantin hinaus. Sein Zifferblatt<br />

mit drei konzentrischen Städteringen trägt allen Zeitzonen-<br />

Besonderheiten Rechnung. Insgesamt stellt es 37 Zonenzeiten<br />

dar, also beispielsweise auch jene von Caracas. Bekanntlich hat<br />

Hugo Chavez 2007 den Abstand zur Weltzeit UTC um eine halbe<br />

Stunde verkürzt. Mit dieser Rotgold-Armbanduhr, in der das<br />

patentierte Automatikkaliber 2460 WT tickt, weiss man auch in<br />

Australien, Indien oder dem Iran, welche Stunde gerade schlägt.<br />

Zum Einstellen reicht allein die Krone.<br />

Von Zenith stammt ein neuer Alleskönner. Und zwar mit 45 mm<br />

grossem Stahlgehäuse. Die «Pilot Doublematic» mit dem «El<br />

Primero»-Automatikkaliber 4046, Gangautonomie<br />

50 Stunden, besitzt eine universelle<br />

Zeitanzeige, also Weltzeit-Indikation.<br />

Damit Jetlag-geplagte Kosmopoliten<br />

bei ihren Trips<br />

rund um den Globus<br />

ja nicht verschlafen, ist<br />

auch ein Wecker mit<br />

an Bord. Und der<br />

Chronograph gestattet<br />

das Stoppen<br />

unterschiedlicher<br />

Zeitintervalle.<br />

Ausserdem<br />

gibt es ein<br />

Grossdatum<br />

sowie Indikationen für<br />

die Gangreserve und<br />

den Schaltzustand der<br />

Alarmfunktion.<br />

139


WATCHES & JEWELLERY<br />

Zwei Zonenzeiten tun es auch<br />

Erstmals in der Uhrengeschichte bietet Breguet beim Modell «Hora<br />

Mundi 5717» eine Art «Zonenzeit-Pingpong». Per Knopfdruck<br />

können Kosmopoliten zwischen den Stunden zweier vorgewählter<br />

Zeitzonen hin und her schalten. Der Minutenzeiger bleibt davon<br />

unberührt. Die mechanische Sprunghaftigkeit bezieht sich auch<br />

auf den heimatzeitbezogenen Tag/Nacht-Indikator sowie das mit<br />

der Ortszeit gekoppelte Datum. Letzteres bildet eine Scheibe in<br />

einem segmentförmigen Fenster bei der «12» ab. Die aktuelle der<br />

drei dort sichtbaren Zahlen umfängt ein kleiner Ring, der mit dem<br />

Datum durch den Ausschnitt wandert. Rechts im Zifferblattausschnitt<br />

angekommen, springt er zurück zum folgenden Tag. Das<br />

Automatikwerk mit Silizium-Komponenten heisst 777.<br />

Zwei Stundenzeiger, einer für die Orts- und ein anderer für die<br />

Heimatzeit zeichnen das neue Automatikwerk HMC 346.121 von<br />

H. Moser & Cie. aus. Die Optimierung des 1959 für Louis Cottier<br />

patentierten Systems offenbart sich bei der «Meridian» in einer unübersehbaren<br />

Indikation für die Vor- und Nachmittagsstunden der<br />

entfernten Referenzzeit. Nicht das Datum zeigt sich im grossen Zifferblattausschnitt,<br />

sondern entweder die Zahl «12» oder «24». Zur<br />

Anzeige reichen die Ziffern 124, gedruckt auf einen kleinen Schieber.<br />

Das Umschalten der Indikation geschieht infolge eines Vorspann-Mechanismus<br />

innerhalb einer Sekunde. Mit Hilfe der Krone<br />

lässt sich der rote Stundenzeiger in beiden Richtungen verstellen.<br />

Die legendäre, vom Firmengründer Hans Wilsdorf entwickelte<br />

«GMT-Master» kann als echte Uhrenlegende gelten. Brandneu ist<br />

der deutlich komplexere Komparativ aus dem Hause Rolex. Wie<br />

die GMT-Master besitzt auch die durchdachte «Sky-Dweller» mit<br />

klassischem «Oyster-Gehäuse» einen unabhängig verstellbaren<br />

Stundenzeiger sowie eine 24-Stunden-Indikation. Hinzu gesellt<br />

sich ein ausgeklügelter Jahreskalender, der nur jeweils Ende Februar<br />

einer kleinen Korrektur bedarf. Für die Monatsanzeige haben<br />

sich die Techniker etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Hinter<br />

jeder Stundenziffer befindet sich ein kleines Fenster. Der aktuelle<br />

Monat erscheint in Schwarz. Die bis 100 Meter wasserdichte<br />

Schale gibt es derzeit nur in Massivgold.<br />

140


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Ghost is engineered to be whisper-quiet, however much<br />

you exploit its new V12 engine. Effortless, yet rewarding<br />

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SHORT CUTS<br />

SHORT<br />

3 CUTS<br />

Wem die Stunde schlägt<br />

Die weltgrösste Uhr<br />

Der höchste Kirchturm der Christen<br />

in Europa ist der des Ulmer Münsters<br />

mit 161 Meter Höhe. Bescheiden<br />

wirkt er neben den Superlativen<br />

der islamischen Welt, denn die<br />

höchste und zugleich grösste Uhr<br />

befindet sich an einem 550 Meter<br />

hohen Turm. Der Wolkenkratzer<br />

bietet Platz für Hotels und Shopping<br />

Malls und fusst auf einem riesigen<br />

Unterbau. Dieser Gigantismus hat einen<br />

guten Grund: Die Pilgerströme nach Mekka nehmen jährlich<br />

zu, und gerade an diesem wichtigsten Ort für die Muslime ist die<br />

Zeitanzeige für die täglichen fünf Gebete besonders wichtig. Da<br />

nur Muslime die Stadt betreten dürfen und die architektonische<br />

Leistung ihresgleichen suchte, fiel die Wahl des Baukonzerns auf<br />

einen erfahrenen deutschen Architekten, der bereits vor Jahren<br />

zum Islam konvertiert war. Die in alle vier Himmelsrichtungen<br />

zeigenden Zifferblätter sind mit 22 Meter langen Minutenzeigern<br />

und 17 Meter langen Stundenzeigern ausgestattet. Diese sind<br />

mit 600ʼ000 Leuchtdioden besetzt und begehbar, falls die Dioden<br />

ausgewechselt werden müssen.<br />

Die erste Taschenuhr<br />

Die Erfindung der Taschenuhr legt die Basis für eine Demokratisierung<br />

der Zeitanzeige für die breite Bevölkerung, die bislang auf<br />

Kirchturmuhren angewiesen war. Als erste Taschenuhr gilt das sogenannte<br />

«Nürnberger Ei», welches im Nürnberger Germanischen<br />

Museum zu besichtigen ist. Die Taschenuhr mit Federwerk besitzt<br />

eine ungewöhnliche ovale Form. Jedoch kommt die Bezeichnung<br />

«Ei» wohl nicht von der Gestalt der Uhren, sondern dürfte eine<br />

Verballhornung von «Aeurlein», also Ührlein, sein. Peter Henlein<br />

wird gerne mit dem Nürnberger Ei in Verbindung gebracht. Heute<br />

weiss man jedoch, dass die Gravur («Peter Henlein machte mich<br />

1510») der ersten Dosenuhr im Germanischen Nationalmuseum<br />

erst nachträglich aufgebracht wurde. Die erste Taschenuhr wurde<br />

erst ab Mitte des 16. Jahrhunderts hergestellt – Peter Henlein starb<br />

bereits 1542. Trotzdem war Henlein indirekt an der Entwicklung<br />

tragbarer Zeitmesser beteiligt – seine Miniaturisierung<br />

der Bauteile ermöglichte erst die Fertigung<br />

einer Taschenuhr.<br />

Die meistverkaufte Uhr<br />

Ähnlich wie vor einigen Jahren das iPhone<br />

sorgte im Jahr 1983 eine poppige Uhr für viel<br />

Aufsehen in der Uhrenindustrie. Die schweizerische<br />

Uhrenindustrie lag am Boden, weil sie die<br />

Marktpotenz der Quarzuhren verschlafen hatte. Doch<br />

Nicolas G. Hayek kaufte sich in eine Firmengruppe ein und<br />

kreierte die Swatch. Ein Kunstwort aus «Second» und «Watch».<br />

Innert kürzester Zeit war eine Million Stück verkauft. Die Uhr wurde<br />

zum unverzichtbaren Mode-Accessoire für Jung und Alt, für<br />

Arm und Reich. Das mit diesen Uhren verdiente Geld wurde in<br />

legendäre Marken wie Omega, Blancpain du Longines gesteckt,<br />

und so erlangte die Schweizer Uhrenindustrie nach und nach<br />

wieder ihren guten Ruf zurück.<br />

Die ältesten Zeitmessungsmethoden<br />

Die Zeit wurde bereits vor über 6000 Jahren<br />

gemessen, und zwar mit Hilfe der Sonne. Doch<br />

schnell erkannten die Sumerer, dass diese nicht<br />

immer zur Stelle war. Den nächsten Schritt bildeten<br />

daher die Wasseruhren, welche die Ägypter bereits<br />

um 1500 vor Christus verwendeten. In ein grosses<br />

Gefäss, das am unteren Rand ein Loch hatte,<br />

wurde eine definierte Menge Wasser eingefüllt, die<br />

Menge des herausgeflossenen Wassers wurde mit der<br />

Grundeinheit «Chus» gemessen, entsprach 3,27 Liter und floss innerhalb<br />

drei Minuten ab. Im Prinzip ähnlich funktionierende Sanduhren<br />

kamen erst im 13. Jahrhundert nach Christus auf. Sie wurden<br />

sehr lange in der Seefahrt für die Einteilung des Arbeitstages<br />

eingesetzt. Die Sanduhr brauchte 30 Minuten für einen Durchlauf.<br />

Hierdurch wurde der Begriff «Glasenuhr» geprägt. Vier Stunden,<br />

also acht Glasen, entsprachen der Dauer einer Wache.<br />

142


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DRIVE STYLE<br />

forever<br />

Fahrgestell des Mercedes G5 mit Allradlenkung<br />

144


DRIVE STYLE<br />

Offroad-artige SUV erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit.<br />

Doch wie ist diese Fahrzeuggattung einst entstanden? Ein Abstecher zu<br />

den ersten Allradautos.<br />

145


DRIVE STYLE<br />

Als Autofahren noch Herrensport war: Spyker 60/80 HP mit Allradantrieb und Sechszylindermotor<br />

Text: Matthias Pfannmüller, Fotos: Werk, Cellection W. Oude-Weernink<br />

Die Geschichte des Allradantriebs ist so alt wie das<br />

Automobil. Von Anfang an hat es Bemühungen gegeben,<br />

die Motorkraft auf alle Räder zu verteilen.<br />

Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen versprach<br />

das Prinzip eine höhere Endgeschwindigkeit. Andererseits<br />

– und das war vor allem eine militärische Forderung –<br />

verbesserte es die Traktion und machte damit ausgestattete<br />

Fahrzeuge unabhängig von befestigten Wegen und Strassen. So<br />

verwundert es nicht, dass die meisten dieser frühen Entwicklungen<br />

im Auftrag nationaler Streitkräfte entstanden.<br />

Wie alles begann<br />

Grundsätzlich muss man zwischen Allrad- und Geländewagen<br />

unterscheiden. Wir stellen hier – ohne die Geschichte der<br />

Allradlastwagen zu berücksichtigen – wegweisende Konstruktionen<br />

vor, die bei der Entwicklung der Allradtechnik eine Rolle<br />

gespielt haben. Das erste Patent für einen mechanischen Allradantrieb<br />

datiert von 1898. Sein Erfinder hiess Robert E. Twyford<br />

und stammte aus Pittsburgh, Pennsylvania. Allerdings setzte er<br />

seine Theorien erst 1905 in die Praxis um. Die Ehre, das erste<br />

Auto mit permanentem Vierradantrieb gewesen zu sein, gebührt<br />

deshalb dem Spyker 60/80 HP aus Holland, der auf dem Pariser<br />

Salon im Dezember 19<strong>03</strong> vorgestellt wurde. Als Rennwagen war<br />

er von Joseph Laviolette konstruiert worden und hatte einen 8,7<br />

Liter grossen Reihensechszylinder-Motor. Dessen Kraft wurde<br />

per Dreiganggetriebe, Zentraldifferenzial und Kardanwellen auf<br />

beide Achsen übertragen. Damit ausgestattet, vermochten sich<br />

die Vorderräder in Kurven schneller zu drehen als die Hinterräder.<br />

Zwar verdankte der 60/80 HP dieser Technik den nötigen Trakti-<br />

onsvorteil. Allein die Standfestigkeit damaliger Materialien zeigte<br />

sich dem fortschrittlichen Prinzip nicht gewachsen. So wurde die<br />

bemerkenswerte Konstruktion im Februar 1904 nochmals auf der<br />

Crystal Palace Motor Show in London gezeigt, blieb aber ein Einzelstück.<br />

Anschliessend sind etwa ein Dutzend Vierzylindermodelle<br />

namens 28/32 HP mit Allradantrieb, aber ohne Zwischendifferentzial<br />

gebaut und ausgeliefert worden – keines überlebte.<br />

Die Geburtsstunde des Allradantriebs<br />

Unterdessen machte der Allradantrieb weitere Fortschritte:<br />

1908 liess sich Otto Zachow aus Clintonville, Wisconsin, einen<br />

lenkbaren Vorderradantrieb patentieren, den er zusammen mit<br />

seinem Schwager William Besserdich entwickelt und in seinen<br />

selbst konstruierten Geländewagen eingebaut hatte. Von diesem<br />

Fahrzeug abgeleitet, erschien 1911 eine weiterentwickelte Version<br />

unter der Firmenbezeichnung FWD (Four Wheel Drive). Schon<br />

1912 präsentierte das Unternehmen einen ersten 4x4-Lkw, der<br />

bei der Armee auf starkes Interesse stiess. Dieser Frontlenker-<br />

Lastwagen sei deshalb erwähnt, weil er zwischen 1914 und 1928<br />

in beachtlichen Stückzahlen – Quellen sprechen von mehr als<br />

40'000 Einheiten – gebaut worden und damit das erste in Grossserie<br />

produzierte Allradfahrzeug gewesen sein soll. Einige Exemplare<br />

gelangten nach Europa und wurden anschliessend von<br />

englischen Lizenznehmern nachgebaut. Gleichzeitig wuchs das<br />

Interesse an handlichen, leichteren Geländewagen. 1923 bauten<br />

die Amerikaner ein experimentelles Ford-T-Modell mit Allradantrieb<br />

und riesigen Ballonreifen, dessen Offroad-Fähigkeiten befriedigend<br />

gewesen sein sollen. Allerdings blieben Leistung und<br />

Zuladung noch weit hinter den Erwartungen zurück.<br />

146


DRIVE STYLE<br />

Zu den grössten Herausforderungen aller Vierradkonstrukteure<br />

zählte stets, das Verspannen des Antriebsstrangs auf festem<br />

Untergrund zu verhindern: Ähnlich wie die kurveninneren und<br />

-äusseren legen die vorderen Räder in Kurven einen längeren<br />

Weg zurück als die Hinterräder. Es ist deshalb notwendig, den<br />

Kraftschluss beider Achsen voneinander zu trennen, um Beschädigungen<br />

zu vermeiden und den Verschleiss auf ein Minimum<br />

zu reduzieren. Als klassische und einfachste Lösung gilt hier der<br />

zuschaltbare Vorderradantrieb, mit dem auch das erste in Serie<br />

hergestellte Geländeauto ausgestattet worden sein soll: Es hiess<br />

Black Medal Scout Car und erschien 1935 bei dem japanischen<br />

Hersteller Kurogane. Ausgestattet mit einem vorne liegenden<br />

V-Zweizylinder-Motorradmotor, Einzelradaufhängung und einer<br />

offenen Karosserie, konnte es fünf Personen befördern. Die<br />

meisten der 4800 bis 1940 produzierten Exemplare wurden vom<br />

Militär eingesetzt.<br />

Mit allradtechnisch unkonventionellen, aber höchst effektiven Lösungen<br />

konnte der 1935 vom Hamburger Nutzfahrzeughersteller<br />

Tempo vorgestellte G1200 aufwarten. Er hatte zwei 600 ccm<br />

grosse, 19 PS starke Zweitaktmotoren mit angeflanschten Getrieben,<br />

die jeweils Vorder- und Hinterräder antrieben, am tragenden<br />

Zentralrohrrahmen befestigt waren und die Möglichkeit boten,<br />

entweder mit Front-, Heck- oder Allradantrieb zu fahren. Ausserdem<br />

verhalf eine (an der Hinterachse abschaltbare) Allradlenkung<br />

dem G1200 zu erstaunlicher Wendigkeit und einem Wendekreis<br />

von nur sieben Metern. Nicht zuletzt durch seine patentierte und<br />

dreifach gefederte Einzelradaufhängung vorne und hinten konnte<br />

der Tempo viele Geländeveranstaltungen für sich entscheiden. Er<br />

wird zu Recht als der überlegenste leichte Allradler der 1930er-<br />

Jahre bezeichnet. Zwischen 1936 und 1944 entstanden 1335<br />

Exemplare, die unter anderem nach Australien, Brasilien, Chile<br />

und in den Irak exportiert wurden. Allein 985 Stück lieferte Tempo<br />

bis 1944 an die schwedische Armee. Die Wehrmacht setzte den<br />

G1200 nicht ein – weil er ein Zweitakter war. An die Front mussten<br />

dagegen die Horch-Geländewagen 901 (1935 bis 1942) und 108<br />

(1937 bis 1942), der Mercedes-Benz G5 von 1937 sowie die ab<br />

1936 gebauten Stoewer-Modelle R 180 und 200 Spezial: Sie wurden<br />

jeweils von Vier-, Sechs- oder Achtzylinder-Benzinmotoren<br />

angetrieben, waren etwa vier Meter lang und verfügten über Allradlenkung,<br />

Fünfganggetriebe und drei Sperrdifferentziale.<br />

Auch vom 1938 vorgestellten Volkswagen hat es mehrere Allradvarianten<br />

gegeben. Neben den vierradgetriebenen Schwimmwagen-Typen<br />

128 und 166 erschien 1941 ein hoch gelegter, auf<br />

grobstolligen Reifen stehender Kommandeurswagen mit der berühmten<br />

Käfer-Karosserie, der Typ 87. Als Motor diente der bekannte<br />

1,1-Liter-Boxer mit 25 PS, dessen Kraft auf beide Achsen –<br />

Tempo G1200 (1936–44), Kommandeurswagen (1941–45)<br />

Willys Quad (1941), Mercedes G5 (1937)<br />

147


DRIVE STYLE<br />

Unimog und Land Rover, beide 1948<br />

jeweils mit Sperrdifferentzial – übertragen werden konnte (wobei<br />

sich der Vorderradantrieb über einen Geländegang zuschalten<br />

liess). Zusammen mit anderen VW-Allradderivaten entstanden<br />

vom Kommandeurswagen bis 1945 circa 600 Einheiten; nach<br />

dem Krieg baute Volkswagen noch zwei weitere 87er im Auftrag<br />

der britischen Besatzungsmacht.<br />

Einer für alles<br />

In der Liste früher Geländewagen darf ein Meilenstein der Allradtechnik<br />

nicht fehlen, der <strong>2012</strong> seinen 65. Geburtstag feiert. Die<br />

Rede ist vom Universalmotorgerät, kurz: Unimog. Bereits während<br />

des Krieges war es von Flugzeugkonstrukteur Albert Friedrich<br />

im Auftrag der Gold- und Silberwarenfabrik Ehrhard+Söhne<br />

in Schwäbisch Gmünd entwickelt worden. Im März 1946 entstand<br />

dort ein erster Prototyp, der 13 Monate später Experten der Landtechnik<br />

vorgeführt und im August 1948 in Frankfurt erstmals öffentlich<br />

gezeigt wurde. Das Prinzip des Unimog war ebenso einfach<br />

wie zweckmässig: Angetrieben wurde die erste Serienversion<br />

von einem Mercedes-Vierzylinder-Dieselmotor mit 25 PS, über<br />

dem sich eine enge zweisitzige Kabine mit Stoffverdeck befand.<br />

Dank seinem kurzen Radstand, der hohen Bodenfreiheit, einem<br />

Sechsganggetriebe mit zwei Rückwärtsgängen plus zweistufigem<br />

Untersetzungsgetriebe und dem zuschaltbaren Allradantrieb mit<br />

Differentzialsperren vorn und hinten übertraf seine Geländegängigkeit<br />

alles bisher Dagewesene. Mehrere Geräteanschluss- und Aufbaumöglichkeiten<br />

sowie die beachtliche Nutzlast von einer Tonne<br />

machten ihn zu einem Alleskönner. Aus diesen und steuerlichen<br />

Gründen stufte man ihn zunächst als Ackerschlepper ein. Hergestellt<br />

wurde der Unimog ab Herbst 1948 von der Maschinenfabrik<br />

Gebrüder Boehringer in Göppingen. Aufgrund mangelnder Fertigungskapazitäten<br />

übernahm das Mercedes-Benz-Werk im badischen<br />

Gaggenau 1951 die Produktion. Dort sind über 320'000 Exemplare<br />

gebaut worden, bevor man die Produktion Mitte August<br />

2002 nach Wörth am Rhein verlagerte.<br />

Allrad auf dem Vormarsch<br />

Die Impulse für die Geländewagen-Evolution kamen also aus der<br />

ganzen Welt – der Allradantrieb ist keineswegs eine Erfindung der<br />

Amerikaner, wie oft behauptet wird. Aber sie haben seine Entwicklung<br />

am konsequentesten betrieben, und die gemeinsamen<br />

Anstrengungen der amerikanischen Automobilindustrie gipfelten<br />

schliesslich im 1941 lancierten Jeep. Initiiert wurde er durch eine<br />

Ausschreibung des amerikanischen Generalstabs in Camp<br />

Hollabird, Maryland. Dort forderte man ein Allzweckfahrzeug<br />

mit Vierradantrieb. Am 5. Juli 1940 wurden die entsprechenden<br />

Konstruktionsvorgaben für einen Four-Wheel-Drive-Quarter-Ton-<br />

Truck an 135 potentielle Hersteller geschickt. Obwohl sich viele<br />

Adressaten für den lukrativen Auftrag interessierten, schaffte es<br />

nur die American Bantam Car Company aus Butler, Pennsylvania,<br />

fristgerecht zum 23. September einen Prototypen abzuliefern.<br />

Dieser von Chefkonstrukteur Karl Probst entwickelte und<br />

Bantam Reconnaissance Command HP40 genannte Geländewagen<br />

begeisterte die Militärs, weshalb sich zwei weitere Unternehmen,<br />

Willys Overland aus Toledo, Ohio, und Ford in Detroit,<br />

konstruktiv am Bantam-Entwurf orientierten. Weil Bantam nicht<br />

in der Lage war, die geforderte Stückzahl schnell und günstig zu<br />

produzieren, verlangte der Generalstab von Ford und Willys, sich<br />

für eines ihrer Modelle zu entscheiden und es gemeinsam herzustellen.<br />

Die Wahl fiel auf den Willys, die bei Ford montierten Exemplare<br />

unterschieden sich nur in wenigen optischen Details von<br />

den Modellen aus Ohio. Die offene Stahlkarosserie des nun Jeep<br />

genannten Fahrzeugs («GP» – gesprochen dschie-pie – steht für<br />

General Purpose) ruhte auf einem robusten Leiterrahmen und<br />

blattgefederten Starrachsen. Für die Kraftübertragung sorgte ein<br />

Dreigang-, Verteiler- und zusätzliches Reduktionsgetriebe; der<br />

Vorderradantrieb war zuschaltbar. Unter der Haube befand sich<br />

ein seitengesteuerter 2,2-Liter-Reihenvierzylindermotor mit 61<br />

PS, der aus dem Whippet, einem früheren Willys-Modell, stammte<br />

und den Jeep auf knapp 100 km/h beschleunigte.<br />

Dank zuverlässiger Technik und seinem Dienst bei den alliierten<br />

Streitkräften wurde der Jeep weltbekannt und diente vielen späteren<br />

Entwicklungen als Vorbild. In Europa war der Land Rover<br />

nicht weniger erfolgreich, doch es gibt einen wesentlichen Unterschied:<br />

Zwar hat man später auch ihn militärisch eingesetzt, doch<br />

erdacht und konstruiert wurde er für zivile Zwecke, als der Jeep<br />

seinen Produktionshöhepunkt bereits hinter sich hatte. Zwischen<br />

1941 und 1945 entstanden 650'000 Jeep, nie wieder sollte diese<br />

Menge in so kurzer Zeit erreicht werden. Der Siegeszug des Ur-<br />

Land-Rover fand dagegen zu Friedenszeiten statt – über zwei<br />

Millionen Exemplare des «Defender», wie er seit 1989 heisst, sind<br />

inzwischen gebaut worden.<br />

148


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* Im Vergleich zu den vier führenden Mitbewerbern (unter anderem für Bremsen, Traktion und Handling auf Schnee); Test durchgeführt vom TÜV SÜD Automotive (tuev-sued.de) im Februar und März <strong>2012</strong> im Auftrag<br />

von PIRELLI; verfügbare Reifen der Dimension 255/55 R 18; gekauft im europäischen Markt im Januar <strong>2012</strong>; Testfahrzeug: Audi Q5; Schneetest durchgeführt in Arctic Falls (Schweden); Report-Nr. 76247759-PQ-01.


DRIVE STYLE<br />

BRUMMENDE MOTOREN<br />

RAUCHENDE SEITEN<br />

Myths, Brands, People<br />

Vom Streamliner bis zu den Show Cars der 50er und 60er Jahre<br />

gingen von amerikanischen Modellen wichtige Impulse für die<br />

internationale Entwicklung aus. Sie setzten – wie Cadillac von<br />

sich behauptete – den «Standard der Welt». Der bombastische<br />

Harley Earl und der extravagante Raymond Loewy schufen<br />

Designikonen, und Autolegenden wie die Corvette, der Mustang<br />

oder der Thunderbird erblickten das Licht der Welt; nicht<br />

zu vergessen die Retro-Autos und neuen Designs der letzten<br />

Jahre. Ob die Flossen-Cadillacs der 1950er Jahre, die Muscle<br />

Cars der 1970er oder die Sport Utility Vehicles nach der Jahrtausendwende,<br />

amerikanisches Automobildesign ist vor allem<br />

für seine Exzesse bekannt. Diese ausführliche Chronik folgt den<br />

Entwicklungen durch die Jahrzehnte – Klassikern für die Ewigkeit<br />

ebenso wie seltenen Modellen.<br />

«Car Design America»<br />

Paolo Tumminelli<br />

teNeues Verlag<br />

«Mein cooler Caravan»<br />

Jane Field-Lewis<br />

Knesebeck Verlag<br />

Kult-Camper<br />

Caravans, Campingbusse oder Wohnmobile begeistern Menschen<br />

jeden Alters und gelten längst als Kult. Nach ihrem Bestseller<br />

«Mein wunderbarer Wohnwagen» haben Jane Field-Lewis<br />

und Chris Haddon Bilder und Geschichten von über dreissig Caravans<br />

aus verschiedenen Jahrzehnten und Ländern zusammengestellt.<br />

Sie zeigen Oldtimer-Camper, die gehegt und gepflegt<br />

und seit Jahrzehnten für Reisen benutzt werden, seltene Raritäten<br />

und wunderschön restaurierte Modelle. Vom Morris Oxford,<br />

VW T25, Wildgoose Mini bis zum Land Rover Dormobile – jeder<br />

Caravan ist ein Unikat und steht für die pure, unverfälschte Freude<br />

am Reisen. Ein Muss nicht nur für Caravan- und Designfans.<br />

150


DRIVE RUBRIKEN STYLE<br />

Die Geschichte der Adler aus Mandello<br />

Moto Guzzi ist eine Ikone der italienischen Motorradindustrie. Seit<br />

den 1920er-Jahren schufen die Firmengründer motorisierte Zweiräder,<br />

die immer wieder die Spitze des technischen Fortschritts<br />

markierten. Dieses Buch erzählt die spannende Geschichte der<br />

italienischen Traditionsmarke mit dem Adler im Wappen. Grosse<br />

Rennerfolge machten Moto Guzzi schnell bekannt. Das eigenständige<br />

Motorenkonzept und die herausragenden Fahrwerksqualitäten<br />

sorgten seit den 1960er-Jahren für weltweite<br />

Nachfrage. Doch es gab auch Rückschläge und schwierige<br />

Zeiten, mit erfolglosen Modellen und sinkenden Marktanteilen.<br />

Dennoch erhielt sich die Marke stets eine treue Anhängerschaft.<br />

Heute steht Moto Guzzi – erneut – vor einer goldenen Zukunft.<br />

«Moto Guzzi»<br />

Alessandro Pasi<br />

Delius Klasing Verlag<br />

«Wahre Liebe rostet nicht»<br />

Oskar Vogl<br />

Motor Buch Verlag<br />

Ruhe in Rost<br />

Einst heiss ersehnt, irgendwann später abgestellt, vergessen,<br />

verrottet, verschrottet – aber unvergessen wie die erste Liebe:<br />

Autofriedhöfe erzählen viele Geschichten, und Oskar Vogl hat<br />

genau zugehört. Mit seiner Kamera war er jahrzehntelang unterwegs<br />

in ganz Europa und fand Stillleben von pittoresker Schönheit<br />

und morbidem Charme. Auch wenn das Blech inzwischen<br />

löchrig, die Scheinwerfer trübe und die Polster verschlissen sind:<br />

Wahre Träume werden niemals alt. Eine Hommage an die vielen<br />

rostigen Schätze, die auf den schönsten Autofriedhöfen im Verborgenen<br />

schlummern.<br />

«The Golden Age of Formula 1»<br />

Rainer W. Schlegelmilch<br />

teNeues Verlag<br />

Die goldenen Jahre des Rennsports<br />

Mit ihrer packenden Symbiose aus Geschwindigkeit, Technik<br />

und Heldenmut ist die Formel 1 eines der grössten Spektakel<br />

der Neuzeit. Rainer W. Schlegelmilchs Fotografien lassen<br />

die sechziger Jahre wieder lebendig werden, die klassischen<br />

Rennwagen, die grossen Champions und denkwürdigen Siege.<br />

Alle grossen Namen sind hier versammelt – Jim Clark, Jacky<br />

Ickx und Jack Brabham, um nur einige zu nennen. Dieser Band<br />

bringt die Fans der Formel 1 so nah ans Geschehen, dass sie<br />

schon fast Gummi riechen und das Röhren der Motoren hören<br />

können! Schlegelmilch hat sämtliche Grössen des Renngeschäfts<br />

fotografiert und mit seinem unverwechselbaren Stil<br />

die ganze Dramatik des actionreichen Sports eingefangen.<br />

151


DRIVE STYLE<br />

Ferrari 308 GTB, 1981<br />

152


DRIVE STYLE<br />

Kleine Automobilpsychologie<br />

Ich bin, was ich fahre<br />

Henry Ford gab dem Zeitalter des Automobils Starthilfe, indem er im Jahr 1908<br />

das erste Auto vom Fliessband laufen liess: das Model T. Über die nächsten<br />

hundert Jahre entwickelte sich das Automobil vom tuckernden Arbeitstier über das<br />

Vorzeigegefährt der Heckflossenära bis hin zum eleganten Statussymbol<br />

mit Mercedes-Stern.<br />

Sunoco Oil, 1925 Michelin Tires, 1925<br />

153


DRIVE STYLE<br />

Text: Yvonne Beck, Fotos: TASCHEN<br />

Einst als wundersame Neuheit bestaunt, wurde das<br />

Auto in der Nachkriegszeit zu einer Notwendigkeit<br />

des modernen Zeitalters, ein Schlüssel zur Freiheit,<br />

die die Strasse versprach. Und immer mehr wurde<br />

das Automobil nicht nur zum fahrbaren Untersatz,<br />

sondern auch zum Statussymbol. Daher wundert es nicht, dass<br />

jede Automarke inzwischen ein bestimmtes Image besitzt.<br />

Die Psychologie der Automarken<br />

Es gibt gar eine eigene psychologische Abteilung, die sich mit<br />

diesem Phänomen auseinandersetzt. «Sag mir, was Du fährst,<br />

und ich sag Dir, wer Du bist.» Häufig haben Autos zwar gar nichts<br />

mit dem realen Umfeld zu tun. Viele Menschen verschulden sich<br />

hoch, bloss um einmal im Leben das eigene Traumauto vor der<br />

Tür stehen zu haben. Dennoch: Auch wenn wir wissen, dass<br />

Statussymbole häufig nichts mit der Realität zu tun haben, kann<br />

man sich ihrem Eindruck nur schwer entziehen. Hierbei kommt<br />

es weniger auf den Kaufpreis eines Autos an, sondern auf sein<br />

Image. So kann ein Volvo deutlich mehr kosten als ein BMW,<br />

aber die Marke Volvo vermittelt eher Sicherheit als Prestige. Dazu<br />

beigetragen hat die von den Firmen geschaltete Werbung.<br />

Vereinfacht lassen sich folgende Kategorien aufstellen: Volvo –<br />

Sicherheit und Seriosität, Mercedes – Exklusivität, BMW –<br />

Exklusivität und Sportlichkeit, Porsche und Ferrari – schneller<br />

Erfolg, Cabrios – Freiheit und Abenteuer, während der VW und<br />

Minivans als typische Familienautos gelten. Ein Phänomen, das<br />

seit einiger Zeit auf den Strassen zu beobachten ist, ist der Anstieg<br />

der Zahl an Geländewagen in Städten. Während früher<br />

Geländewagen fast ausschliesslich von Landwirten, Förstern<br />

oder echten Outdoorfreaks gefahren wurden, werden heute<br />

Kinder von ihren Müttern mit diesen zur Schule kutschiert. In<br />

Zeiten hoher Benzinpreise ein erstaunliches Phänomen, denn<br />

mit dem hohen Gewicht eines solchen Wagens geht ein hoher<br />

Verbrauch einher. Aber auch hier steht das Gefühl der Überlegenheit<br />

durch die hohe Sitzposition und das starke, schwere<br />

Auto über dem des ökonomischen Verbrauchs.<br />

Die Fahrzeuge des 20. Jahrhunderts<br />

Das Buch «20th Century Classic Cars» aus dem Taschen Verlag<br />

verfolgt die Entwicklung des Autos vom Fuhrwerk ohne Pferde<br />

zur Rakete auf Rädern und darüber hinaus, illustriert durch ausgewählte<br />

Bilder aus 100 Jahren Automobilwerbung. Werbung,<br />

die das Image der Autos prägte und noch heute prägt. Anhand<br />

einer Einführung und Texten des Autospezialisten der «New<br />

York Times», Phil Patton, sowie einer illustrierten Zeitleiste stellt<br />

dieses Buch die wichtigsten Hersteller und Händler vor und beleuchtet<br />

technische Innovationen, historische Ereignisse und<br />

den Einfluss der Pop-Kultur aufs Fahrzeug-Design. Das Auto ist<br />

mehr als ein Symbol des technischen Fortschritts, es reflektiert<br />

den kulturellen Zeitgeist, ob nun in Form eines VW Käfer oder<br />

eines leistungsstarken Hummers. Diese Sammlung lässt Sie<br />

auf dem Fahrersitz durchs gesamte Automobilzeitalter steuern.<br />

Reklame drückt das Lebensgefühl ganzer Generationen aus.<br />

Autor Phil Patton stellt amerikanische Automobilwerbung aller<br />

relevanten Hersteller vor – von BMW bis Saturn – und stellt so<br />

ein Piktogramm des Lebensgefühls des 20. Jahrhunderts auf.<br />

«20th Century Classic Cars:<br />

100 Years of Automotive Ads»<br />

Phil Patton, Jim Heimann<br />

Hardcover, 480 Seiten, Taschen Verlag<br />

Historische Anzeige<br />

154


DRIVE STYLE<br />

Cadillac Series 62 Eldorado Biarritz, 1957<br />

155


DRIVE STYLE<br />

Volkswagen Beetle, 1970<br />

156


157<br />

DRIVE STYLE


DRIVE STYLE<br />

Embleme mit Geschichte<br />

Alfa Romeo<br />

Der Name Alfa steht für «Anonima Lombarda Fabbrica Automobili».<br />

Später wurde mit Romeo der Nachname eines Alfa-Ingenieurs<br />

hinzugefügt. Das Markenzeichen von Alfa Romeo bildet Symbole<br />

der Gründungsstadt Mailand ab: das rote Kreuz aus dem Stadtbanner<br />

und die Schlange aus dem Wappen der Visconti. Die<br />

Viper ist ein Symbol aus der Zeit der Kreuzzüge im 12. Jahrhundert.<br />

BMW<br />

Das weiss-blaue Rautenmuster symbolisiert einen rotierenden<br />

Propeller. Die Bayerischen Motorenwerke bauten im Ersten Weltkrieg<br />

noch Flugzeugmotoren. Das erste Motorrad kam erst 1923,<br />

das erste Auto verliess 1929 das Werk.<br />

Ferrari<br />

«Cavallino rampante» – das sich aufbäumende Pferdchen: Schon<br />

das erste unter eigenem Namen 1923 gebaute Auto des Firmengründers<br />

Enzo Ferrari trug das Symbol auf der Haube. Es stammt<br />

aus dem Hauswappen der Gräfin Paolina Baracca, die es dem<br />

Autobauer schenkte. Das Gelb steht für die Stadt Modena, in<br />

deren Nachbardorf Maranello der Rennstall, die Scuderia Ferrari,<br />

beheimatet ist.<br />

Mercedes-Benz<br />

Der dreizackige Mercedes-Stern symbolisiert die Motorisierung<br />

zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Denn als Gottlieb Daimler<br />

mit Wilhelm Maybach das erste Auto baute, plante er auch Schiffe<br />

und Flugzeuge. Der Name Mercedes geht auf den österreichischen<br />

Daimler-Verkäufer Emil Jellinek zurück, der die Autos nach<br />

seiner Lieblingstochter Mercedes benannte.<br />

158


DRIVE STYLE<br />

Porsche<br />

Ein springendes Pferd auf goldenem Grund. Das Ross kommt<br />

aus dem Stuttgarter Stadtwappen, die Geweihe und die rotschwarzen<br />

Streifen trägt auch das württembergische Wappen.<br />

Nur der Name ist einmalig: Porsche hiess der Firmengründer Ferdinand<br />

mit Nachnamen.<br />

Rolls-Royce<br />

Hinter den beiden Buchstaben im Logo stehen die Firmengründer:<br />

der Konstrukteur Charles Stuart Rolls und der Rennfahrer<br />

Frederick Henry Royce. Bekannter als das Emblem ist wahrscheinlich<br />

die Kühlerfigur, die 1911 auf Grund von Kundenwünschen<br />

vom Künstler Charles Sykes modelliert wurde. Offiziell<br />

heisst sie «Spirit of Ecstasy» («Geist der Verzückung»). Sie wird<br />

aber im Volksmund «Emily» genannt.<br />

Rover<br />

Das Rover-Emblem schmückt ein Wikingerboot. Rover heisst<br />

übersetzt Wanderer. Das waren die Wikinger – Wanderer auf<br />

dem Wasser. In den 20er-Jahren konnten Rover-Fahrer für einen<br />

Pfund Aufpreis ein kleines Maskottchen mit Schild und Schwert<br />

auf der Haube montieren lassen. Seit 1929 prangt das Schiff auf<br />

den Modellen.<br />

Volvo<br />

Volvo bedeutet «Ich rolle» auf Lateinisch. Das alte Symbol im Logo<br />

(Kreis mit Pfeil) steht in der Mythologie für den Kriegsgott Mars.<br />

Im April 1927 fuhr Hilmer Johansson den ersten Volvo durch die<br />

Fabrikhallen. Heute fabriziert das schwedische Unternehmen<br />

auch Lastwagen, Schiffe und Luftfahrttechnik.<br />

159


TRAVEL<br />

Traumhafte<br />

Wochenend-Trips<br />

«Ich wohne in<br />

dem schönsten Land der Welt.<br />

Hier gibt es alles, vom Lichten<br />

und Lächelnden bis zum Dunklen<br />

und Ernsten, oft auf die<br />

bezauberndste Weise.»<br />

Astrid Lindgren<br />

Quer durch Europa<br />

160


TRAVEL<br />

Sechs Reiseziele, die, obwohl alle in Europa gelegen,<br />

unterschiedlicher kaum sein könnten. Alle jedoch bestens geeignet für ein<br />

Wochenende jenseits heimischer Gefilde. Unsere Tipps beschränken sich auf traditionelle<br />

Reiseziele. Es handelt sich nicht um geographische Neuentdeckungen,<br />

sondern um Kunsthauptstädte. Der Grund hierfür: Bevor man nach dem Unbekannten<br />

sucht, sollte man das Schöne, Naheliegende kennen lernen.<br />

Von Amsterdam bis Mailand gibt es noch einiges zu entdecken …<br />

Stockholm<br />

Buntes Nordlicht<br />

Indigoblau und Smaragdgrün: Stockholm ist auf Wasser gebaut<br />

(sowohl Süss- als auch Salzwasser), das zusammen mit dem Grün<br />

der Parks und Gärten etwa zwei Drittel der Stadt ausmacht. Die<br />

Stadt des Nobelpreises wurde daher vor zwei Jahren von der EU-<br />

Kommission als «Grünste Stadt Europas» ausgezeichnet. Doch ein<br />

Kurztrip auf ihre Inseln (14 sind es, die zwischen dem Mälaren und<br />

der Ostsee liegen) steht nicht nur im Zeichen von Umweltverträglichkeit.<br />

Stockholm lockt auch mit Design, Secondhand-Läden mit<br />

Vintage-Kleidung und Bars im SoFo-Viertel. Man kann typische<br />

Gerichte wie Heringspezialitäten probieren, eine Schiffstour durch<br />

den Archipel machen, den Park von Schloss Rosendal besuchen.<br />

Sehenswertes: Königlicher Palast, die öffentliche und private<br />

Residenz der Monarchie; Grand Hotel und das Restaurant «Den<br />

Gyldene Freden», hier folgt man den Spuren der Nobelpreisträger<br />

(www.gyldenefreden.se); Gamla Stan, spazieren durch das<br />

romantische Stockholm, die kleinen malerischen Gassen mit kleinen<br />

Geschäften und charmanten Cafés; Stadshuset, das Rathaus<br />

und Wahrzeichen der Stadt ist ein Meisterwerk des Jugendstils<br />

(www.stockholm.se/stadshuset); Vasa-Museum, das bekannte<br />

maritime Museum mit dem schwedischen Kriegsschiff «Vasa»<br />

(www.vasamuseet.se) und die historischen Schwimmbäder wie<br />

das Sturebadet oder auch das Centralbadet (www.sturebadet.se,<br />

www.centralbadet.se).<br />

161


TRAVEL<br />

«Wo auf der Welt sonst<br />

gibt es einen Platz, an dem man<br />

so viele Kuriositäten auf einem<br />

Haufen findet wie hier?»<br />

Spruch Mitte des 17. Jahrhunderts über Amsterdam<br />

162


TRAVEL<br />

AMSTERDAM<br />

Im Land der Grachten<br />

Das Erste, was man tut, wenn man in Amsterdam ankommt, ist<br />

eine Radtour oder auf einer Bootstour mit einem der zahlreichen<br />

Schiffe die Kanäle abfahren. Hier spürt man den Geschmack von<br />

Freiheit und Nonkonformismus der Stadt. Beim Radeln und Dahingleiten<br />

auf dem Wasser, wo Fischer in frühen Jahrhunderten das<br />

erste Dorf auf Pfählen, später Hollands Hauptstadt, errichteten,<br />

bekommt man einen Eindruck von den 1281 nachts erleuchteten<br />

Brücken und circa 7000 Gebäuden der bis heute mit Kunst herrlich<br />

verzierteFassaden.<br />

Sehenswertes: Rijksmuseum mit den Meisterwerken der goldenen<br />

Epoche holländischer Malerei (www.rijksmuseum.nl); Van<br />

Gogh Museum ((www.vangoghmuseum.nl); Anne Frank Haus mit<br />

Tagebuchzitaten und Fotos aus der Zeit des Holocaust (www.annefrank.org);<br />

Bloemenmarkt mit der grössten Auswahl an frischen<br />

Blumen, Zwiebeln und Pflanzen (Mo.–Sa. 9–17 Uhr, So. 11-17 Uhr);<br />

DAM Platz mit dem Königspalast und der Nieuwe Kerk, einer spätgotischen<br />

Basilika; de Wallen, eines der bekanntesten Rotlichtviertel,<br />

und die Jodenbreestraat, die wichtigste Strasse des alten jüdischen<br />

Viertels mit dem Rembrandthaus (www.rembrandthuis.nl).<br />

163


TRAVEL<br />

«Land, Land! Oder<br />

besser gesagt: Himmel, Himmel!<br />

Denn ohne Zweifel sind wir in<br />

der Nähe des berühmten<br />

Lissabon.»<br />

Cervantes: «Die Leiden des Persiles und der Sigismunda»<br />

LISSABON<br />

Schwermütige Stadt der Hügel<br />

Portugals Hauptstadt ist eine symbolträchtige Stadt. Es gibt fado,<br />

Gesänge, die von der Schwermut afrikanischer Sklaven geprägt<br />

sind, und den Tejo, einen Fluss, so breit wie ein Meer. Nicht zu<br />

vergessen die Strassenbahnlinie 28 und die azulejos der antiken<br />

Klöster, die eine weltweit einzigartige Keramikindustrie hervorgebracht<br />

haben. Auch Fernando Pessoa, die Lokale des Bairro Alto,<br />

die Bars in den kleinen Gassen und die Diskotheken der Docas,<br />

ehemalige Hafenlagerhallen, die durch gelungenen Umbau zu<br />

nächtlichen Vergnügungstempeln geworden sind, prägen das Bild<br />

der Stadt.<br />

Sehenswertes: Torre di Belèm, das Wahrzeichen Lissabons,<br />

welches gemeinsam mit dem nahegelegenen Hieronymuskloster<br />

zum UNESCO-Welterbe gehört (www.torrebelem.pt); die Ruinen<br />

des Castelo de São Jorge, von welchen man einen der schönsten<br />

Panoramablicke über die Stadt hat; das Kaffeehaus «A Brasileira»,<br />

seinerzeit das Lieblingscafé Fernando Pessoas (Rua Garett 120);<br />

das CCB – Centro Cultural de Belém, mit Theater, Konzerten und<br />

Kunstausstellungen (www.ccb.pt und www.musubernado.com);<br />

Parque das Nações mit Ozeanarium, dem portugiesischen Pavillon<br />

der Expo aus dem Jahr 1998 und auch dem Torre Vasco da<br />

Gama (www.parque-dasnacoes.pt).<br />

164


TRAVEL<br />

«Prag lässt<br />

nicht los. Dieses Mütterchen<br />

hat Krallen.»<br />

Franz Kafka<br />

PRAG<br />

Die Goldene Stadt an der Moldau<br />

Auf der einen Seite das Flair des «alten Prag», mit dem Kafka-<br />

Mythos auf den Spuren literarischer Nostalgie. Auf der anderen<br />

Seite Trendlokale, Designerboutiquen, symbolträchtige Luxushotels.<br />

Vom historischen Prag mit Karlsbrücke und Schloss bis Nové<br />

Mesto und dem Trendviertel Holešovice findet sich hier alles,<br />

was es zu sehen, zu erkunden und zu unternehmen gibt. Doch<br />

noch immer schimmert ein seltsam morbider Charme durch den<br />

Mantel der Moderne, den sich Prag übergeworfen hat. Vor allem<br />

im Herbst, wenn die tiefstehende Sonne die Häuser auf den fünf<br />

Hügeln rund um die Moldau in ein warmes Licht taucht, offenbart<br />

sich das einzigartige Flair der Metropole.<br />

Sehenswertes: Altstädter Ring, der riesige Platz ist ein Schmuckstück<br />

im Herzen der Altstadt, fast vollständig restauriert, leuchten<br />

die Fassaden der Häuser und Palais in kräftigen Farben; Karlsbrücke,<br />

welche die Altstadt und die Malá Strana über die Moldau verbindet;<br />

Hradschin, die Burg Prags, an der auch das Goldene Gässchen<br />

mit seinen bunten Häuschen und das Kloster Strahov liegen;<br />

das jüdische Viertel mit seinen Synagogen und dem jüdischen<br />

Friedhof aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts; das tanzende<br />

Haus vom Architekten Frank Gehry und die Nationalgalerie mit<br />

ihren verschiedenen Ausstellungsgebäuden (www.ngprague.cz).<br />

165


TRAVEL<br />

«When I die<br />

Dublin will be written in<br />

my heart.»<br />

James Joyce<br />

DUBLIN<br />

Die Stadt der Literaturgenies<br />

In der Stadt von James Joyce – dem unter anderem gedacht<br />

wird mit einer von Santiago Calatrava entworfenen Brücke über<br />

den Liffey (James Joyce Bridge) – beginnt ein Stadtrundgang<br />

am besten beim imposanten Trinity College (www.tcd.ie), der berühmtesten<br />

Universität der Insel. Es hat schon Generationen von<br />

Schriftstellern gesehen. Oder man schliesst sich einer kulturellen<br />

Initiative des James Joyce Center (www.jamesjoyce.ie) an, das<br />

auch den Bloomsday organisiert – einen Umzug auf den Spuren<br />

des «Ulysses»-Helden Leopold Bloom – sowie Führungen zu den<br />

Gedenkstätten des Schriftstellers. Immer mit dabei: das legendäre<br />

irische Bier.<br />

Sehenswertes: St. Patrick’s Cathedral. Die anglikanische Kirche,<br />

errichtet zu Ehren des irischen Nationalheiligen, verdankt ihren<br />

Ruhm dem Dekan und Schriftsteller Jonathan Swift (www.stpatrickscathedral.ie);<br />

Temple Bar, das Kulturviertel zwischen Liffey<br />

und der Dame Street ist eines der angesagtesten Viertel der Stadt<br />

(www.templebar.ie); Dublin Castle, das Schloss mit dem Clock<br />

Tower besitzt mit der Chester Beatty Library eine der grössten Manuskriptsammlungen<br />

der Welt (www.dublincastle.ie); das Gran Canal<br />

Theatre nach den Entwürfen des Architekten Daniel Libeskind<br />

(www.grandcanaltheatre.ie) und die National Gallery of Ireland mit<br />

mehr als 14'000 Exponaten aus dem 13. bis Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

(www.nationalgallery.ie).<br />

166


Singapore Airlines<br />

Business Class<br />

Die geräumigste Business Class der Welt.<br />

Entspannen Sie sich in Ihrem Business Class-Sitz, dem geräumigsten der<br />

Welt, der sich in ein vollkommen flaches Bett verwandeln lässt. Genießen<br />

Sie an Bord KrisWorld, Ihr persönliches Unterhaltungsprogramm, und den<br />

Kabinenservice, über den auch andere Fluggesellschaften sprechen.<br />

Singapore Airlines fliegt täglich mit der A380 von Zürich nach Singapur/Singapur nach Zürich.


TRAVEL<br />

«You may have<br />

the universe, if I may<br />

have Italy.»<br />

Giuseppe Verdi<br />

MAILAND<br />

Mehr als Italiens Modestadt<br />

Gemeinhin wird Mailand als Geschäfts- und Modestadt tituliert,<br />

doch die Stadt der Polizisten (ghisa) und des Panettone (Penetun)<br />

hat mehr zu bieten, so wird sie zum Beispiel Ausrichterin der Expo<br />

2015. Und im Zuge dessen tut sich einiges, so herrscht nicht nur<br />

reges Treiben auf den Navigli und dem Corso Como, sondern es<br />

entstehen immer mehr Bauten von Stararchitekten. So gibt es viele<br />

alte und neue Schätze in der lombardischen Hauptstadt zu entdecken.<br />

Allen voran die Mailänder Scala als Hort der Opernmusik<br />

und der Dom, eine Kirche, die man durch ihre Imposanz so schnell<br />

nicht vergisst.<br />

Sehenswertes: Galleria Vittorio Emanuele; hier flaniert und<br />

shoppt man im Wohnzimmer der Stadt und bestaunt die Glasund<br />

Eisenkuppel, die sich über dem achteckigen Platz erhebt; das<br />

Teatro dell’Arcimboldi (www.teatroarcimboldi.it), welches von Renzo<br />

Piano erbaut wurde; die Pinacoteca Ambrosia mit der kostbaren<br />

Sammlung Kardinal Borromeos mit Werke von Tizian und Raffaels<br />

Schule von Athen (www.ambrosiana.eu); das Castello Sforzesco<br />

am Parco Sempione; das Symbol des Mailands der Sforza ist heute<br />

eine Museumszitadelle mit Pinakothek (www.milano-castello.it)<br />

und die Basilika Sant'Ambrogio als wunderbares Zeugnis lombardischer<br />

Romantik (www.basilicasantambrogio.it).<br />

168


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TRAVEL<br />

Romeo&<br />

JULIa<br />

170


TRAVEL<br />

Verona<br />

Opernklänge und Romantik<br />

Sie ist Pilgerstätte für Musikbegeisterte und Verliebte,<br />

die kleine Stadt Verona in Norditalien. Allein einmal küssend unter dem Balkon von<br />

Romeo und Julia stehen oder einen Opernabend in der Arena di Verona<br />

mitzuerleben, macht die Reise lohnenswert.<br />

von Yvonne Beck<br />

«Was<br />

ist ein<br />

Name?»<br />

Die Arena di Verona ist das besterhaltene Amphitheater<br />

aus römischer Zeit. Zwar ist das Kolosseum<br />

in Rom sicherlich bekannter, doch dies liegt<br />

eher an seiner exponierten Lage in der italienischen<br />

Hauptstadt als an seinem baulichen Zustand.<br />

Während die Arena Veronas durch die Jahrhunderte stets<br />

geschützt und gepflegt wurde, wurde das Kolosseum von den<br />

Römern zeitweise gar als Steinbruch genutzt. Beide waren jedoch<br />

in ihrer bewegten Geschichte Zeugen manch blutigen Gemetzels.<br />

Dienten sie doch zunächst, in römischer Zeit, als Plattform<br />

zahlreicher Gladiatorenkämpfe. In späteren Jahrhunderten<br />

avancierte die Arena di Verona zum Schauplatz der unterschiedlichsten<br />

Veranstaltungen: Turniere, Kampfspiele, zum Beispiel zu<br />

Ehren des bayrischen Kurprinzen, Duelle, Stierkämpfe, zu deren<br />

Zuschauern 1805 Napoleon gehörte, Ballett, Zirkus und Theatervorstellungen.<br />

Grandiose Opernkulisse<br />

Die Oper fand erst später Einzug in die alten Gemäuer der Arena.<br />

Anlässlich des 100. Geburtstages von Giuseppe Verdi fand am 10.<br />

August 1913 erstmals eine Opernaufführung in der Arena statt.<br />

Man suchte damals einen Ort, an dem man mit einer Aufführung<br />

der Aida den Geburtstag des Komponisten gebührend feiern könne.<br />

Und da nur die Grösse der Arena der Grösse des Maestros angemessen<br />

schien, wurde vor fast hundert Jahren der Grundstein<br />

der Opernfestspiele Veronas gelegt. Schon die Premiere war ein<br />

voller Erfolg. Die Menge überschlug sich vor Begeisterung, als 20<br />

schwarze Sklaven Radames zu den Klängen des<br />

171


TRAVEL<br />

«Was uns<br />

Rose<br />

heisst,<br />

Wie es<br />

auch<br />

hiesse,<br />

würde<br />

lieblich<br />

duften.»<br />

William Shakespeare<br />

172


TRAVEL<br />

Triumpfmarsches hineintrugen, die von 30 Reitern und sage und<br />

schreibe 800 Sängern begleitet wurden. Das überwältigende Ereignis<br />

kommentierte später ein Zeitgenosse: «Das Ausserordentliche<br />

war die Begegnung zwischen der Arena und ihrem Publikum.»<br />

Und das ist es, was das Besondere an den Opernaufführungen<br />

in der Arena di Verona bis auf den heutigen Tag ausmacht. Die<br />

grossen Opernaufführungen finden von Mitte Juni bis Anfang<br />

September statt. Wie zu Zeiten der Gladiatorenkämpfe sitzen<br />

die betuchteren Gäste auf gepolsterten Plätzen im Innenraum.<br />

Das normale Volk nimmt nach wie vor auf den Steinstufen Platz<br />

– in der Seconda Gradinata. Hier ist die Stimmung am ausgelassensten,<br />

frühes Erscheinen ist jedoch angebracht, da freie<br />

Sitzplatzwahl besteht. Auf den preiswerten Rängen ist Opernkleidung<br />

unangemessen, stattdessen sollte man möglichst bequeme<br />

Kleidung tragen und ein Sitzkissen mitbringen. Die nackten<br />

Steine sind hart und der Hintermann stellt seine Füsse auf den<br />

Treppenabsatz, auf dem der Vordermann sitzt. Die prachtvollen<br />

Kostüme, die gigantische Kulisse, Chor, Sänger und Orchester<br />

bieten jedoch auch hier ein unvergleichliches Spektakel. Die Dimensionen<br />

– von der Bühnenrampe bis zu den ersten Sitzen sind<br />

es 50 Meter – haben so manchen Regisseur in die Verzweiflung<br />

getrieben. Allein der Chor der Aida zählt 180 Personen. Zusammen<br />

mit den ungezählten Statisten, den Reitern und den zahlreichen<br />

mitagierenden Tieren bedarf es schon der Qualitäten eines<br />

Monumentalfilm-Regisseurs, um die Bühne mit Leben zu füllen.<br />

Doch jedes Jahr übertreffen die Aufführungen die Erwartungen.<br />

Und besonders im Jahr 2013 erwartet man viel.<br />

Das Jubiläumsjahr<br />

Anlässlich Giuseppe Verdis 100. Geburtstag wurde 1913 die Oper<br />

Aida zum ersten Mal in der Arena di Verona aufgeführt. Daher feiert<br />

ganz Verona im nächsten Jahr ein Fest. Der Spielplan der Oper huldigt<br />

jedoch nicht nur dem Maestro Verdi zu seinem 200. Geburtstag<br />

mit einigen Galaabenden, sondern auch seinem Zeitgenossen<br />

Richard Wagner während eines Galaabends unter Mitwirkung von<br />

Placido Domingo und dem berühmten Dirigenten Daniel Harding.<br />

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums werden Opernfreunde aus<br />

aller Welt an diesen Ort pilgern, wer noch Tickets bekommen<br />

möchte, sollte sich jetzt bereits darum kümmern. Die Highlights<br />

werden die historisch inszenierte Opernaufführung Aida im August<br />

sein und die Gala Placido Domingo am 20. 08. 2013. Doch auch<br />

alle anderen Aufführungen sind einen Besuch wert, denn das gesamte<br />

Opernspektakel, die Atmosphäre, die tausenden brennenden<br />

Kerzen während der Aufführungen machen den Besuch in der<br />

Arena zu einem unvergesslichen Opernerlebnis.<br />

173


TRAVEL<br />

Romantik pur<br />

Verona bezaubert durch seinen romantischen Charme und inspirierte<br />

Shakespeare zu seiner Geschichte um Romeo und Julia.<br />

«Der Himmel ist hier, wo Julia lebt», lässt Shakespeare seinen<br />

Romeo sagen. Und diese Julia soll in Verona gelebt und gelitten<br />

haben. Auch wenn die tragische Liebesgeschichte eine Legende<br />

ist, so gibt es doch in dieser poetischen Erzählung Verweise auf<br />

real existierende Personen und Ereignisse, die mit Verona in starkem<br />

Zusammenhang stehen. Tatsächlich gab es in Verona eine<br />

Familie Montecchi, die sich in dem Bauwerk niedergelassen hat,<br />

das man heutzutage als Romeos Haus verehrt. Weiterhin offeriert<br />

die Stadt Verona ihren Besuchern nicht «nur» das alte Tor,<br />

durch das Romeo ins Exil gehen musste, sondern mit der Casa<br />

di Giulietta auch das angebliche Wohnhaus des unglücklichen<br />

Mädchens. Dort schwebt auch der berühmte Balkon, unter dem<br />

Romeo stand, um seine Julia zu sehen. Dieser kleine, grüne Hof<br />

vor dem Balkon ist heute Treffpunkt für Touristen und Verliebte<br />

aus aller Welt. Zu Hunderten stehen sie Schlange, um einmal den<br />

Busen der Bronzestatue Julias, welche im Hof platziert wurde,<br />

zu berühren, dieses soll in Liebesdingen Glück bringen. Und so<br />

wundert es nicht, dass die Brust bereits ganz angegriffen ist.<br />

Viele der Besucher versuchen zudem Liebesbotschaften in einer<br />

passenden Lücke im Mauerwerk zu hinterlassen, oder bekritzeln<br />

einfach den Eingang zum Hof mit ihrem und dem Namen des<br />

Liebsten. In Ermangelung von Tesa werden viele Liebesbriefe<br />

schlichtweg mit Kaugummi an die Wand geklebt. Schön ist etwas<br />

anderes, trotzdem nimmt man die Anliegen der Liebenden<br />

so ernst, dass die Stadtverwaltung Veronas ein Büro eingerichtet<br />

hat, dessen alleinige Aufgabe es ist, die Briefe zu beantworten,<br />

welche unglücklich Verliebte aus aller Welt in die Stadt senden<br />

und sich von Julia eine Antwort erhoffen.<br />

Flugverbindung<br />

Air Dolomiti fliegt seit Juli <strong>2012</strong> von Zürich nach Verona. Die<br />

Strecke wird zweimal täglich bedient. Verona wird damit einer<br />

der wenigen Flughäfen in Italien sein, die Verbindungen zu allen<br />

vier Hubs der Lufthansa-Gruppe aufweisen können. Hubs haben<br />

eine hohe strategische Bedeutung für alle internationalen<br />

Fluggesellschaften und bilden das Rückgrat des Streckennetzes.<br />

Die neue Verbindung ermöglicht Passagieren der Air Dolomiti,<br />

alle Destinationen der Swiss Airlines in Zürich zu nutzen.<br />

Aktuell sind das 47 europäische Städte und 23 interkontinentale<br />

Destinationen. Zum Einsatz auf der neuen Strecke kommt eine<br />

ATR 72-500 mit 64 Sitzplätzen.<br />

www.airdolomiti.de<br />

Auch wenn man heute weiss, und auch die meisten Reiseführer<br />

weisen darauf hin, dass in dem angeblichen Julia-Haus nie eine<br />

reiche Veroneser Familie gewohnt hat, geschweige denn eine<br />

Julia, ist und bleibt die Stadt eine Pilgerstätte für Verliebte. Menschen<br />

brauchen einfach ihre Mythen und Legenden. Und Liebende<br />

erst recht.<br />

174


Mövenpick Resort & SPA Tala Bay, Aqaba<br />

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TRAVEL<br />

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TRAVEL<br />

Ein Land zwischen Fortschritt und Tradition<br />

Taiwan<br />

(Taiwan)<br />

Taiwan ist das Produktionsland fast aller PCs dieser Welt,<br />

trotzdem vergisst es seine alten Traditionen nicht und ist Fremden gegenüber<br />

freundlich und aufgeschlossen.<br />

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TRAVEL<br />

«Amerikanische Bauteile,<br />

russische Bauteile – die kommen doch<br />

alle aus Taiwan.»<br />

Filmzitat aus «Armageddon»<br />

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TRAVEL<br />

von Yvonne Beck<br />

Ein Matrose rief im Jahre 1544: «Ilha Formosa» –<br />

schöne Insel – beim Vorbeisegeln aus. Dennoch<br />

ist Taiwan eines der meistunterschätzten Reiseziele<br />

Asiens. Sein Name ist den meisten nur von dem<br />

Stempel «Made in Taiwan» geläufig. Doch wo genau<br />

dieses kleine Land liegt und was seine Bevölkerung ausmacht, ist<br />

den wenigsten bekannt. Und so ging auch ich voller Vorurteile auf<br />

Reisen und wurde aufs Angenehmste überrascht. Um es gleich<br />

vorwegzunehmen: Taiwan ist ganz anders als China, auch wenn<br />

die Insel nur 130 Kilometer von der chinesischen Küste entfernt<br />

liegt und die Volksrepublik China noch immer Anspruch auf das<br />

Land erhebt.<br />

Der Wendekreis des Krebses teilt die Insel in den subtropischen<br />

Norden und den tropischen Süden. Zudem verleihen die grossen<br />

Höhenunterschiede Taiwan mehrere Klimazonen, von tropisch<br />

bis alpin, mit einer entsprechenden Vegetation. Mehr als die Hälfte<br />

der Insel ist gebirgig, gut 50 Prozent bewaldet und ein Viertel<br />

landwirtschaftliche Nutzfläche. Mit 3952 Meter ist der Yushan der<br />

höchste Berg Ostasiens. Kein Wunder also, dass dieses kleine<br />

Land so einiges zu bieten hat.<br />

Moderne Architektur und Tempel<br />

Wie die meisten Taiwan-Reisenden beginnen wir unsere Reise in<br />

der Hauptstadt Taipeh, die mit 2,6 Millionen Einwohnern die Metropole<br />

der Insel bildet. Neben weltbekannten Sehenswürdigkeiten<br />

wie dem Nationalen Palastmuseum und dem Wolkenkratzer<br />

«101» lockt hier der Kontrast zwischen Tradition und Moderne. Die<br />

Hochhäuser ragen in den Himmel, eine Ecke weiter taucht man<br />

jedoch in kleine Gassen in alten Vierteln mit Tempeln und Nachtmärkten<br />

ein. Bestes Beispiel für das Nebeneinander von Tradition<br />

und Moderne sind der Longshan-Tempel und der Taipeh 101. Der<br />

1738 erbaute Longshan-Tempel liegt inmitten des alten Viertels<br />

Wanhua. Er verbreitet eine Atmosphäre aus längst vergangenen<br />

Zeiten und lässt einem beim Betreten das aktuelle Jahrhundert<br />

vergessen. Dichte Rauchschwaden aus grossen Bronzekesseln,<br />

in welche die Gläubigen Räucherstäbchen stecken, erfüllen den<br />

Haupthof. Hierher kommen Menschen, die die Götter um Rat und<br />

Hilfe bitten und als Dank Opfergaben niederlegen.<br />

Ein ganz anderes Bild hingegen bietet der Taipei Financial District<br />

mit dem bis 2007 mit 508 Meter höchsten Wolkenkratzer der<br />

Welt. Er bildet das Wahrzeichen der Stadt.<br />

179


TRAVEL<br />

Nach der Anzahl seiner Stockwerke wird er «One-0-One» genannt.<br />

Ein Besuch ist lohnenswert, denn auch wenn man nicht mehr auf<br />

dem höchsten Gebäude der Welt war, so ist man doch mit dem<br />

schnellsten Aufzug der Welt gefahren. Der Lift bringt Besucher<br />

vom 5. Stock des Einkaufszentrums in nur 39 Sekunden zur Aussichtsplattform<br />

im 89. Stock auf 382 Meter Höhe. Von oben hat<br />

man, bei gutem Wetter, einen tollen Ausblick in die Ferne.<br />

Unterwegs auf dem Nachtmarkt<br />

Der Besuch eines Nachtmarktes ist eine Begegnung mit der facettenreichen<br />

Kultur der Taiwaner. Hier erlebt man neben kulinarischen<br />

Genüssen und modischen Trends auch die Unterhaltungskultur<br />

der Taiwaner mit ihrem Faible für Karaoke und Spielhallen.<br />

Im Shilin District befindet sich der grösste Nachtmarkt Taipehs. Er<br />

beginnt täglich ab 16 Uhr. Unzählige Essensstände bieten Spezialitäten<br />

wie gebratenes Huhn, Austernomelett, gegrilltes Fleisch,<br />

Früchte oder getrockneten Tofu an. Zudem gibt es alle denkbaren<br />

Obstsäfte und Smoothies, frisch zubereitet natürlich, sowie die<br />

typischen Bubbleteas in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen.<br />

Doch auch die Shoppingmaniacs kommen hier auf ihre Kosten.<br />

T-Shirts, Hosen und Turnschuhe oder trendige Accessoires<br />

wie Schmuck, Tücher und Sonnenbrillen – die Auswahl ist riesig.<br />

Und im Gegensatz zu China sind die meisten Sachen keine Fakes<br />

oder Billigkopien. Nach erfolgreichem Shopping kann man sich<br />

der Entspannung widmen und den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen<br />

der Taiwaner beiwohnen. Junge Frauen trifft man dabei<br />

in einem Mani- oder Pediküresalon an, während junge Männer ihre<br />

Zeit in Spielhallen verbringen. Einen gemeinsamen Nenner finden<br />

die Einwohner Taipehs in unzähligen Karaokebars und Kinos.<br />

Auf zwei Rädern durchs Land<br />

Nachdem wir die Grossstadt-Facetten Taiwans erkundet haben,<br />

machen wir uns auf, die Landschaften und die Natur der Insel<br />

zu erkunden. Durch die schnelle Industrialisierung wurden in der<br />

Vergangenheit schwere Umweltsünden begangen, doch im Gegensatz<br />

zu China lernt man hier aus seinen Fehlern. Heute stehen<br />

mit sechs Nationalparks immerhin 8,5 Prozent des Staatsgebiets<br />

unter Naturschutz. Zudem ist Taiwan zu einem Paradies<br />

für Fahrradfahrer geworden. Tausende von Kilometern wurden<br />

fahrradfreundlich verlinkt, inklusive zweier Strecken, die rund um<br />

die Insel führen. Beim Taiwan Tourismusbüro in Frankfurt kann<br />

ein 175-seitiger Reiseführer «Cycling in Taiwan» bestellt werden,<br />

der wirklich umfassend über die Radfahrmöglichkeiten informiert.<br />

Insgesamt durchziehen 3600 Kilometer modernster und gut beschilderter<br />

Radwege die Insel, und das Netz wird immer dichter.<br />

Erst in jüngster Zeit wurden fünf wichtige Radwege umfassend<br />

saniert, darunter in Taipeh, Yilan, Hualien und Taitung. Zudem<br />

sind die Ausleih-Kosten in dem Land, das Fahrräder aus eigener<br />

Produktion in alle Welt exportiert, unvergleichlich günstig. Die<br />

Spitzenprodukte der Firma Giant sind auf allen Kontinenten wegen<br />

ihrer herausragenden Qualität berühmt – auf Taiwan kann<br />

man sie bequem und ausgiebig testen.<br />

180


TRAVEL<br />

182


TRAVEL<br />

Der Berg ruft!<br />

Doch nicht nur mit dem Drahtesel lässt sich Taiwan bestens erkunden,<br />

auf auch Schusters Rappen lässt sich einiges entdecken.<br />

Die zentrale Gebirgskette der Insel nimmt drei Viertel ihrer<br />

Landmasse ein und verläuft in Nord-Süd-Richtung entlang der<br />

Ostküste. Der Yushan oder Jadeberg im Südosten ist mit 3952<br />

Meter die höchste Erhebung. Er bildet das Herzstück des Yushan-Nationalparks,<br />

auf dessen Fläche von über tausend Quadratkilometer<br />

auch noch dreissig weitere der rund hundert «Dreitausender»<br />

des Landes liegen. Die herrliche Gebirgslandschaft<br />

eignet sich – je nach Geländebeschaffenheit – ausgezeichnet für<br />

Wanderer, Freizeitkletterer oder auch ambitionierte Bergsteiger.<br />

Wir entschieden uns jedoch für die weiter nördlich gelegenen<br />

Gebirgszüge, in welchen der bekannte Taroko-Nationalpark liegt.<br />

Dieser verdankt seinen Namen der gleichnamigen Schlucht,<br />

die der Fluss Liwu im Laufe von Jahrmillionen bis zu einem halben<br />

Kilometer tief in das Gestein aus Marmor und Granit frass.<br />

Zum Zeitpunkt unserer Reise waren leider nicht alle Trails passierbar,<br />

da ein Taifun für Erdrutsche sorgte. Trotzdem waren<br />

wir beeindruckt von der landschaftlichen Schönheit und dem<br />

Eternal Spring Shrine – einem Tempel, aus dem sich scheinbar<br />

ein Wasserfall ergiesst. Auch die kurze Wanderung durch den<br />

Shakadang Trail war ein Erlebnis. Uns erwarteten türkisblaues<br />

Flusswasser auf weissem bis grauem Marmor, bei sommerlichen<br />

schwülwarmen Temperaturen, und eine unglaubliche Artenvielfalt<br />

von Waldbewohnern. Hunderte Schmetterlinge, Amphibien und<br />

Vögel begleiteten uns auf unserem Weg, während unter uns das<br />

Wasser brauste. Gerade im Sommer bietet der Nationalpark eine<br />

angenehme Zufluchtsstätte, fernab der heissen Temperaturen,<br />

die den Rest der Insel um diese Zeit beherrschen.<br />

Fazit der Reise: Taiwan stellte sich als überaus abwechslungsreiches<br />

Land dar, in dem auf kleinstem Raum jeder etwas nach seinem<br />

Geschmack finden kann. Ein Land zwischen Tradition und<br />

Moderne, ursprünglicher Natur und Metropole.<br />

«Alle drei Schritte kommt man an<br />

einem Schrein vorbei und alle fünf Schritte<br />

an einem Tempel.»<br />

Taiwanisches Sprichwort<br />

Die Betelnuss-Girls<br />

Die spärlich bekleideten Betelnuss-Mädchen oder auf Taiwanisch<br />

Binlang Xi Shi sind ein einmaliges taiwanisches Phänomen. Namenspatin<br />

ist die legendäre Schönheit Xi Shi des chinesischen<br />

Frühlingsfestes. Xi Shi war eine so ausserordentlich schöne Frau,<br />

dass bei ihrem Anblick die Fische im Fluss das Schwimmen und<br />

die Vögel das Fliegen vergassen. Sie war eine der vier Schönheiten<br />

der chinesischen Mythologie und lebte vor 2500 Jahren. Auf sie<br />

geht das chinesische Idiom Xi-Shi Beauty zurück, das in China<br />

für aussergewöhnliche Schönheit steht. Heute ist sie die Patin der<br />

Betelnuss-Verkäuferinnen. Mädchen und junge Frauen, häufig aufreizend<br />

bekleidet, verkaufen Betelnüsse am Strassenrand oder in<br />

Kiosken. Hier gilt das Motto: sex sells. Die Betelnuss-Kioske stehen<br />

meist in der Nähe von Highways oder Ausfallstrassen grosser<br />

Städte an der Westküste Taiwans. Zerkleinerte Betelnüsse haben<br />

eine anregendere Wirkung als Kaffee. Die noch unreifen Betelnüsse<br />

werden in Asien kleingehackt und gekaut. Sie werden in mit<br />

gelöschtem Kalk bestrichene Blätter gerollt, die vom Betelpfeffer<br />

stammen. Der gelöschte Kalk bewirkt, dass<br />

das in den Nüssen befindliche Arecolin in Arecaidin<br />

und Methanol umgewandelt wird. Die Wirkstoffe werden<br />

nach dem Kauen im Mund direkt resorbiert und<br />

passieren schnell die Blut-Hirn-Schranke und wirken<br />

gegen Ermüdung. Durch die Alkalisierung bilden sich<br />

Phlobatannine, die den Speichel rot färben.<br />

183


SCHLUSSWORT<br />

Vorschau Volume 25<br />

Publisher<br />

Owner<br />

Francesco J. Ciringione<br />

Prestige Media AG<br />

Publishing Director<br />

Boris Jaeggi<br />

b.jaeggi@prestigemedia.ch<br />

Zwischen den Welten<br />

Wie Bill Murray und Scarlett Johansson in Sophia Coppolas Film<br />

«Lost in Translation» machte sich das <strong>PRESTIGE</strong>-Team auf nach<br />

Tokio. Zwischen Wolkenkratzern und Neonreklamen lernten wir<br />

Menschen kennen, die aussahen, als seien sie direkt aus Manga-<br />

Comics gestiegen. Besuchten den Tsukiji-Fischmarkt und natürlich<br />

eine obligatorische Karaoke-Bar. Und staunten immer wieder, wie<br />

geordnet und traditionell es in einer Millionenstadt zugehen kann.<br />

Head of Production<br />

Art Director<br />

Sales Manager<br />

Sales<br />

Product Manager Beauty/Fashion<br />

Editor in Chief<br />

Julia Moos<br />

j.moos@prestigemedia.ch<br />

Julia Moos<br />

Deny Karagülle<br />

dk@prestigemedia.ch<br />

Virginie Vincent<br />

v.vincent@prestigemedia.ch<br />

Valeska Jansen<br />

v.jansen@prestigemedia.ch<br />

editorial staff<br />

Yvonne Beck<br />

Editors<br />

Yvonne Beck, Walter Bollier, Gisbert L. Brunner, Vera Dillier,<br />

Niggi Freundlieb, Wilhelm J. Grusdat, Lone K. Halvorsen,<br />

Boris Jaeggi, Valeska Jansen, Nubya, Gabriel Palacios,<br />

Matthias Pfannmüller, Susanne Schmitt, Lilly Steffen,<br />

Helena Ugrenovic, Björn Vogt, Götz Winter, Dominique Zahnd<br />

News<br />

Yvonne Beck, Lone Halvorsen<br />

Cover Picture<br />

Photography & Retouching:<br />

Pascal Heimlicher, www.nativeemotions.com<br />

Model:<br />

Ashley Balmer, www.ashley-balmer.com<br />

MakeUp & Hairstyling:<br />

Viviane Andrea Daino, www.vivianedaino.com<br />

Clothes & Design:<br />

Conny Bayer, www.magicskirts.de<br />

Der Meister der Menschenfotografie<br />

Die blosse Erwähnung des Namens Mario Testino lässt die Herzen<br />

all derer schneller schlagen, die sich – auf erwachsene Art –<br />

für die Welt der Mode und der VIPs interessieren. Dieser Fotograf<br />

ist so allgegenwärtig in den grossen <strong>Mag</strong>azinen und auf Insider-<br />

Events, dass er längst selbst als Star gehandelt wird.<br />

Warme Finger<br />

Der Handschuh ist eine raffinierte Erfindung.<br />

Er gehört zu den älteren Zeitgenossen<br />

der Modegeschichte.<br />

Von den Ägyptern wurde er<br />

bei der Gartenarbeit getragen,<br />

von den Römern beim<br />

Essen und im Mittelalter entwickelte<br />

er sich zu einem Herrschafts-<br />

und Rechtssymbol. Dieses<br />

Kleidungsstück ist so viel mehr als<br />

nur ein Schutz vor Eis und Schnee<br />

oder einfaches Modeaccessoire.<br />

Photographs<br />

Corrector<br />

Web & Support<br />

Internet<br />

E-Mail<br />

Coordination<br />

Abo Service<br />

Price / Issue<br />

Price / Year<br />

Frequency<br />

Dominique Zahnd, <strong>Mag</strong>gi GmbH, CP Company,<br />

Hervé Van der Straeten, Ruinart Blanc de Blancs, Olafur Eliasson,<br />

Revlon, Trussardi, Roja Dove, AlLTA AESTHETICA, Ronnie<br />

Wood, Boris Jaeggi, Cellection W. Oude-Weernink, TASCHEN,<br />

shutterstock.com<br />

Andreas Probst<br />

Main Office<br />

Prestige Media AG<br />

Bösch 73<br />

CH-6331 Hünenberg<br />

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Leimgrubenweg 4<br />

CH-4053 Basel<br />

Telefon 0041 61 335 60 80<br />

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Laura Giarratana<br />

Serpil Dursun<br />

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CHF 10.–<br />

CHF 39.–<br />

vierteljährlich<br />

WEMF <strong>2012</strong>/2013 – 25.120 Exemplare<br />

Wiedergabe von Artikeln und Bildern,<br />

auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit<br />

ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.<br />

Für unverlangte Zusendungen wird von Redaktion<br />

und Verlag jede Haftung abgelehnt.<br />

Freuen Sie sich mit uns auf die im Dezember <strong>2012</strong> erscheinende<br />

Ausgabe mit vielen spannenden Themen und Reportagen.<br />

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is a registered trademark. (IGE 596'147)<br />

184


oyster perpetual cosmograph daytona<br />

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