PRESTIGE_03_2012_E-Mag
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24<br />
LIMITED EDITION AUTUMN <strong>2012</strong><br />
CULTURE<br />
LIVING<br />
TRAVEL<br />
DRIVE STYLE<br />
BEAUTY<br />
FASHION<br />
& MORE
Form follows<br />
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INHALT<br />
Editorial 17<br />
Fashion<br />
Kerstin Cook<br />
Diese Miss liegt richtig 18<br />
Luxuriöse Funktionalität<br />
Made in Italy 26<br />
Gut gebunden ist halb gewonnen<br />
Die kleine Krawattenlehrstunde 30<br />
26<br />
18<br />
culinarium<br />
Eine Würze in aller Munde<br />
Julius <strong>Mag</strong>gi 38<br />
30<br />
Kulinarische Leckerbissen<br />
Rund um den Globus 46<br />
Food News<br />
Purer Genuss 52<br />
living<br />
<strong>Mag</strong>ier von Licht und Raum<br />
Hervé Van der Straeten 56<br />
Interior News<br />
Living & More 66<br />
Der Lichtzauberer<br />
Olafur Eliasson 70<br />
38<br />
46<br />
Beauty<br />
Nofretetes Nachfahren<br />
Von roten Lippen und schwarz<br />
umrandeten Augen 82<br />
56<br />
12<br />
70<br />
82
INHALT<br />
88<br />
94<br />
Der typisch italienische Erfolgscharakter<br />
Tomaso Trussardi 88<br />
Black & Red<br />
Beauty News 94<br />
Der Luxusparfumeur<br />
Roja Dove 96<br />
100<br />
Schönheit ist äusseres Bild und inneres Empfinden<br />
Privatklinik ALTA AESTHETICA 100<br />
Culture<br />
Das goldene Bühnenjubiläum<br />
The Rolling Stones 106<br />
The Gambino Family<br />
Carlo Gambino, Teil 1 116<br />
Der bescheidene Anti-Star<br />
Juan Luis Guerra 122<br />
106<br />
Watches & Jewellery<br />
Zeit rund um den Globus<br />
Zeitzonenuhren 134<br />
116<br />
122<br />
DRIVE STYLE<br />
4x4 forever<br />
Die ersten Allradautos 144<br />
Brummende Motoren & rauchende Seiten<br />
Books & more 150<br />
Kleine Automobilpsychologie<br />
Ich bin, was ich fahre 152<br />
144<br />
13
INHALT<br />
Travel<br />
Traumhafte Wochenend-Trips<br />
Quer durch Europa 160<br />
160<br />
Verona<br />
Opernklänge und Romantik 170<br />
Taiwan<br />
Ein Land zwischen Fortschritt und Tradition 176<br />
Short Cuts<br />
Short Cuts #1<br />
Ein guter Tropfen 44<br />
170<br />
Short Cuts #2<br />
Jubiläen <strong>2012</strong> 114<br />
Short Cuts #3<br />
Wem die Stunde schlägt 142<br />
176<br />
KOLUMNEN<br />
80<br />
Gabriel Palacios<br />
Hypnotische Kleidung –<br />
Was wir durch unsere Kleider suggerieren 36<br />
Wilhelm J. Grusdat<br />
Vom silbernen Lachen der Musen 54<br />
68<br />
36<br />
132<br />
104<br />
Walter Bollier<br />
Warum Wasser zum Investment wird 68<br />
Vera Dillier<br />
«Prinzen» 80<br />
Götz Winter<br />
Kleine Schleife, grosse Wirkung 104<br />
54<br />
14<br />
Nubya<br />
Eigentlich wäre es doch ganz leicht 132
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FASHION<br />
Kerstin<br />
18
FASHION<br />
Cook<br />
Diese Miss liegt richtig<br />
19
FASHION<br />
Scharf, schärfer, Kerstin. Sie sieht aus wie ein «Victoria’s Secret»-Engel<br />
und wohnt jetzt in der Mode-Metropole Paris. Dass die Ex-Miss Schweiz Kerstin<br />
Cook international als Model durchstartet, ist kein Zufall – wie die 23-Jährige bei<br />
unserem exklusiven Haute-Couture-Shooting beweist.<br />
Text & Fotos: Dominique Zahnd<br />
Der Kussmund, der laszive Blick und diese endlos<br />
langen Beine – Kerstin Cook verfügt über alle Attribute,<br />
die Männer in willenlose Hohlköpfe verwandelt.<br />
Doch die Luzernerin setzt ihre Geheimwaffen<br />
nur vor der Kamera ein. Sie warb schon<br />
erfolgreich für Lingerie und Schmuck – und verdiente so in ihrem<br />
Amtsjahr stolze 340'000 Franken.<br />
Bei der Miss-Universe-Wahl in São Paulo verliebte sich auch das<br />
Ausland in die Schweizerin, Agenturen von Brasilien bis New York<br />
klopften bei ihr an. Den Zuschlag bekam die renommierte Talentschmiede<br />
MGM. «Ich lebe meinen Traum», sagt die 23-Jährige<br />
heute. «Ich stand schon in Kapstadt, New York, Korsika und<br />
Moçambique vor der Kamera. Und in London lief ich an der Fashion<br />
Week über den Laufsteg.» Dort fiel sie der britischen Designerin<br />
Sarah Burton auf, die 2011 den meistfotografierten Dress der<br />
Welt entworfen hat: das Hochzeitskleid von Prinz Williams Gattin<br />
Catherine. Die Fashion Show in London zu eröffnen, war «ein unbeschreibliches<br />
Erlebnis», sagt das Model, in dem zu drei Vierteln<br />
englisches Blut fliesst. Jetzt ist die Luzernerin nach Paris gezogen,<br />
um dort einen Casting-Marathon zu absolvieren.<br />
Vom Mädchen zur Göttin<br />
Das Herrenhaus liegt versteckt. Wer durch die wuchtige Eingangstüre<br />
tritt, den katapultiert es sofort zurück in die 50er-Jahre.<br />
Ob die funkelnden Kronleuchter, die schweren Brokat-Vorhänge<br />
oder die dickbäuchigen Goldengel: Alles strömt Glamour aus. Ex-<br />
Miss Kerstin Cook ist mit ihren Killerheels dermassen gross, dass<br />
sie bei jedem Türrahmen den Kopf einziehen muss. Sie hat kein<br />
Make-up aufgetragen und wirkt deswegen recht unscheinbar.<br />
Doch bei ihren Kolleginnen Gisele Bündchen, Natalia Vodianova<br />
oder Rosie Huntington-Whiteley ist das dasselbe: Ungeschminkt<br />
würde man die Topmodels beim Vorbeigehen wahrscheinlich<br />
übersehen. Erst die flinken Finger einer Stylistin sorgen für die<br />
nötige <strong>Mag</strong>ie – sie verwandelt hübsche Mädchen in hinreissende<br />
Göttinnen. Im Fall von Kerstin fällt diese Aufgabe Make-up-<br />
Meisterin Anja Lareida zu. Die Kleider und die Location für den<br />
Haute-Couture-Shoot stellt Star-Designer Martin Jascur. Er lebte<br />
und arbeitete längere Zeit in New York und wurde kürzlich in der<br />
Promi-Bibel «Who is Who in Basel» abgefeiert.<br />
Während Kerstins Haare drapiert und geföhnt werden, kaut sie<br />
auf einem Croissant herum und erzählt von ihrem Einstieg ins<br />
Business. «Ich war 14, als ich am Bahnhof in Luzern von einem<br />
Modelscout angesprochen wurde. Neben der Schule habe ich<br />
mir dann mit kleinen Jobs mein Taschengeld aufgebessert.» Bei<br />
einem ihrer Castings sass Christa Rigozzi hinter dem Pult: Sie<br />
war es auch, die Kerstin dazu ermunterte, sich als Miss-Schweiz-<br />
Kandidatin anzumelden.<br />
Die Presse war gnadenlos<br />
Die Wahl zur schönsten Schweizerin vor zwei Jahren stellte das<br />
Leben des Landeis aus Kriens komplett auf den Kopf. Und die<br />
Presse blies sogleich zur Treibjagd. «Daran hatte ich am Anfang<br />
ziemlich zu beissen. Denn darauf bereitet dich die Miss-Schweiz-<br />
Organisation nicht vor …», sagt Kerstin Cook. Mittlerweile nimmt<br />
sie die Sensationsblätter unseres Landes nicht mehr richtig ernst.<br />
Je nach Tageslaune war sie der Schweizer Presse zu dünn oder<br />
zu dick. «Das Thema ist heikel», sagt die Ex-Miss. «Weniger wegen<br />
mir selber, sondern wegen all der Mädchen, die zu mir aufschauen.<br />
Solche Schlagzeilen können viel Schaden anrichten.»<br />
Würde man zehn Leute auf der Strasse nach Kerstins Aussehen<br />
befragen, wäre die Antwort wohl immer dieselbe: Klar, die ist<br />
wunderschön. Doch wie alle Frauen mag sie ihre Formen mal<br />
mehr und mal weniger. Das löste vor kurzem sogar eine landesweite<br />
Diskussion aus. Nach ästhetischen Aufnahmen, wo auch<br />
ein Busenblitzer dabei war, wurde wochenlang öffentlich darüber<br />
debattiert, ob sich die Ex-Miss nun einer Brustvergrösserung<br />
unterziehen lassen solle – oder nicht. «Das Ganze war so skurril,<br />
ich konnte darüber nur noch lachen», sagt sie und verdreht dabei<br />
die Augen.<br />
20
FASHION<br />
22
«Was nehme ich immer<br />
zu Castings mit? Hautfarbene<br />
Unterwäsche, Highheels und<br />
Zitronenwasser.»
FASHION<br />
«Ich war 14, als<br />
ich am Bahnhof in Luzern<br />
von einem Modelscout angesprochen<br />
wurde.»<br />
Vor der Kamera ein Vamp<br />
Die Frisur sitzt, sie streicht ihr Kleid glatt. Cook lächelt zufrieden<br />
ihr Spiegelbild an. «Ich selber gehe bei meiner Kleiderauswahl<br />
nicht so mit dem Trend. Aber ich liebe es, bei Fotoshootings<br />
Haute Couture zu tragen. Elegante Kleider passen zu mir.» Ihre<br />
Lieblingsdesigner sind Karen Millen («Oh Gott, diese Cocktailkleider»)<br />
und Elie Saab («Seine Abendgarderoben sind fantastisch»).<br />
Sobald die Blitzlampen den Raum in gleissendes Licht tauchen,<br />
mutiert Kerstin Cook zum Vamp. Sie flirtet mit der Kamera und<br />
bietet ständig neue Posen an. Die Ex-Miss ist ein Vollprofi. Was<br />
macht für sie ein gutes Model aus? «Man muss mit seinem Gesicht,<br />
seinem Ausdruck oder seinem Körper ein bestimmtes Gefühl<br />
ausdrücken und so ein Produkt verkaufen können. In meinen<br />
Augen ist das anspruchsvoller als Schauspielerei …», sagt sie.<br />
Dennoch glauben viele, dass Models nur ein bisschen herumstehen,<br />
dabei Unmengen von Champagner schlürfen und anschliessend<br />
rauschende Parties mit coolen Celebrities feiern. Die Wirklichkeit<br />
ist ernüchternd. Mannequins sind einsame Einzelkämpfer,<br />
die weit weg von ihrer Familie von Casting zu Casting rennen und<br />
dabei eine Ohrfeige nach der anderen kassieren. Denn für jeden<br />
Job gibt es nur ein perfektes Girl. «Wird man dann endlich für ein<br />
Shooting gebucht, dauert dieses in der Regel den ganzen Tag»,<br />
sagt Kerstin Cook. «Meistens wird durchgearbeitet, Zeit fürs Essen<br />
bleibt selten.» Weil viele Kunden sowieso davon ausgehen,<br />
dass die dünnen Mädchen gar nichts essen wollen.<br />
Trotzdem: Ihr gefällt der Job. Selbst wenn sie im Winter im Bikini<br />
bibbert oder stundenlang an einem Seil hängt, das ihr ins<br />
Fleisch einschneidet. «Für ein gutes Bild muss man viel ertragen»,<br />
sagt das Model. «Doch wenn ich später mein Gesicht auf<br />
einem Plakat oder in einem <strong>Mag</strong>azin sehe, ist das das schönste<br />
Gefühl der Welt.»<br />
24
FASHION<br />
26
FASHION<br />
Luxuriöse<br />
Funktionalität<br />
Made in Italy<br />
Es war einmal ein Cartoon namens «Bristow». Vor über 50 Jahren erfand der<br />
Brite Frank Dickens seinen Protagonisten Bristow und dieser arbeitete in der Fabrik<br />
Chester Perry. Täglich zu lesen ab 1961 im Londoner «Evening Standard»,<br />
41 Jahre lang. Genau diese Fabrik, Chester Perry, stand Namenspate für ein bis<br />
heute bekanntes italienisches Mode-Label: C.P. Company.<br />
von Valeska Jansen<br />
Gegründet wurde die Marke 1975 von dem Werbegrafik-Designer<br />
Massimo Osti. Sein Markenzeichen:<br />
ungewöhnliche Materialien und besondere<br />
Färbetechniken. Sein Credo: form follows function<br />
(Schnitt folgt Funktion).<br />
2010 wurde C.P. Company an die FGF Industry SpA in Montegaldo<br />
verkauft. Verantwortlich für das Design ist seitdem Firmeninhaber<br />
und Chefdesigner Enzo Fusco. Die einstige Firmenphilosophie<br />
der Funktionalität und auch ihr Markenzeichen, die<br />
Verwendung ungewöhnlicher Materialien, hat er übernommen.<br />
Für die diesjährige Herbst/Winter-Kollektion reiste Enzo Fusco<br />
durch die Geschichte der Sportswear. Noch vor 100 Jahren diente<br />
Sportbekleidung ausnahmslos dem Zweck. Er und sein Designteam<br />
haben aus jeder Epoche das Beste herausgepickt und<br />
neu interpretiert. Zusätzlich haben sie Militär- und Arbeiterbekleidung<br />
strassentauglich gemacht. Der daraus entstandene Stilund<br />
Materialmix macht die neue Kollektion zur facettenreichsten<br />
seit Bestehen der C.P. Company.<br />
27
FASHION<br />
form<br />
follows<br />
function<br />
Uniformen neu interpretiert<br />
Fuscos Steckenpferd ist das Thema Military und<br />
so ziehen sich dessen Einflüsse auch durch die<br />
gesamte Kollektion. Modelle ähneln in ihrer<br />
Schnittführung Uniformen, oder es wurden<br />
Stoffe aus dem Militärbereich verarbeitet.<br />
Im Vordergrund stehen dabei immer die<br />
Zweckmässigkeit sowie Bequemlichkeit, gepaart<br />
mit dem Design. So ist die klassische<br />
Feldjacke als ultraleichte Daunenversion aus<br />
Nylonstoff erhältlich, der durch seine besondere<br />
Stückfärbung einen einmalig verknitterten und verwitterten<br />
Effekt erhält. Bei den Wollpullovern, Hosen und<br />
Hemden treffen die klassischen Militärfarben auf<br />
Herbsttöne. Durch spezielle Färbetechniken konnten<br />
neuartige, staubähnliche und denaturierte Farbeffekte<br />
erzielt werden. Sie wirken, als ob sie nur auf<br />
dem Stoff aufliegen.<br />
Gekonnter Mix zwischen<br />
Mode und Funktionalität<br />
Die Inspirationen aus der ursprünglich rein zweckgerichteten<br />
Sportbekleidung zeigen sich nicht nur anhand funktioneller Details,<br />
beispielsweise von der alpinen Bekleidung übernommen,<br />
sondern auch bei der Wahl der qualitativ hochwertigen Materialien.<br />
Die Goggle-Jacke – der C.P.-Klassiker schlechthin – kommt<br />
diese Saison mit neuartigen Stoffen daher. Die Hosenkollektion<br />
wird von klaren Linien und ergonomischen Schnitten dominiert,<br />
was nicht zuletzt ihre Funktionalität betont.<br />
Very british<br />
Ein weiteres wichtiges Thema der Kollektion ist der traditionelle<br />
britische Stil: Jacken und Mäntel in zeitlosem Design, aus Shetlandwolle<br />
in leuchtenden Farben und Windwesten aus Nylon<br />
vereinen klassischen Geschmack mit Funktionalität und Modernität.<br />
Ebenfalls im typisch britischen Stil gehalten sind die Regenjacken,<br />
die wie in ihren Ursprüngen aus einer Stoffkombination<br />
von Samt und Baumwolle hergestellt sind. Der Stoff ist am Stück<br />
gefärbt und dank einer eingearbeiteten Polyurethan-Schicht absolut<br />
wasser- und windundurchlässig.<br />
Arbeiterkleidung trifft Sportswear<br />
Das authentische Feeling, welches C.P. Company verkörpert,<br />
zeigt sich in der «Vintage Capsule Collection» am deutlichsten.<br />
Cargo-Hosen, Flanellhemden, Kleidungsstücke aus Shetlandwolle,<br />
Wachsjacken von British Millerain und Materialien, die den<br />
Spuren des britischen Traditionsunternehmens Abraham Moon<br />
folgen, erinnern an die Arbeiterkleidung von früher und lassen<br />
den Stil vergangener Zeiten wieder aufleben. Kleider aus schweren<br />
Leinenstoffen und verwittertem Leder scheinen aus einem<br />
anderen Jahrhundert zu stammen – auch die Wollpullover, die<br />
jenen der englischen Fischer des frühen zwanzigsten Jahrhunderts<br />
ähneln.<br />
Fazit: Dank der unermüdlichen Experimentierfreude mit verschiedensten<br />
Stoffen und Verarbeitungsmöglichkeiten präsentieren<br />
Enzo Fusco und sein Team für den kommenden Herbst/Winter<br />
eine moderne Kollektion, die gleichzeitig dem Stil des Sportswearlabels<br />
treu bleibt.<br />
28
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FASHION<br />
Gut gebunden ist<br />
halb gewonnen<br />
30
FASHION<br />
Man hasst sie oder man liebt sie. Es<br />
gibt Männer, die haben mehr von ihnen<br />
im Schrank, als Frauen Schuhe oder<br />
Taschen besitzen. Seit über 350 Jahren<br />
schmückt sie den Hals des Mannes –<br />
die Krawatte.<br />
von Yvonne Beck<br />
Die Geschichte der Krawatte beginnt mit dem<br />
30-jährigen Krieg (1618–1648) mit der Ankunft der<br />
kroatischen Söldner in Frankreich. Diese Söldner<br />
wurden von Ludwig dem XIV., dem Sonnenkönig,<br />
angeheuert. Ihre militärische Tracht beinhaltete<br />
ein Stück weissen Stoffes (hravatska genannt), das am Kragen<br />
in Form einer Rosette befestigt wurde. Die Enden hingen<br />
über der Brust. Diese Bekleidung gefiel den Franzosen<br />
so sehr, dass sie diese Mode in ganz Europa<br />
verbreiteten. Sie wurde croatta oder auch Krawatte<br />
genannt. Diese ersten Krawatten waren schwer<br />
zu binden und hatten kaum Ähnlichkeit mit<br />
den heutigen Krawatten. Sie glichen vielmehr<br />
schlaffen Fliegen. Die moderne Krawatte<br />
kam erst im 19. Jahrhundert in England<br />
zum Vorschein.<br />
31<br />
Die kleine Krawattenlehrstunde
FASHION<br />
«Eine gut gebundene Krawatte,<br />
das ist ein Geniestreich, der sich wahrnehmen und bewundern,<br />
aber nicht analysieren oder erlernen lässt.»<br />
Balzac in der «Physiologie des Ankleidens»<br />
Der Binder als politisches<br />
Statement und Zeichen der Emanzipation<br />
Doch Krawatten waren nicht nur modische Accessoires, sie<br />
dienten in Zeiten der Französischen Revolution als Statussymbol<br />
für Macht und brachten die eigene politische Überzeugung zum<br />
Ausdruck. So trugen die Revolutionäre eine schwarze, während<br />
die Gegner der Revolution eine weisse Krawatte trugen. Interessant<br />
ist auch das Verhältnis der Frauen zur Krawatte. Die ersten<br />
Emanzen wie die Schriftstellerin George Sand und die berühmte<br />
Kurtisane und Schauspielerin der Pariser Belle Époque Émilienne<br />
d'Alençon trugen die Krawatte als Zeichen ihrer Rebellion gegen<br />
die männliche Vorherrschaft. Die Krawatte wurde Zeichen des<br />
Strebens nach Gleichberechtigung. Mit dem Zeitalter der industriellen<br />
Revolution veränderte sich das Bild der Krawatte radikal.<br />
Mit der Industrialisierung ging ein grosser Teil des Modebewusstseins<br />
infolge Zeitmangels verloren. Niemand hatte mehr Zeit für<br />
komplizierte Knoten und Schlingvarianten, ausserdem mussten<br />
immer mehr Angestellte eine Krawatte tragen. Damals entstand<br />
der noch heute aktuelle Langbinder. In England nannte man ihn<br />
Four in Hand, nach dem Knoten, mit dem die Zügel der Vierspänner<br />
verbunden waren. Seine endgültige komfortable Form<br />
bekam er aber erst in den 1920er Jahren, nachdem der Amerikaner<br />
Jesse Langsdorf auf die Idee kam, die Krawatte diagonal<br />
zum Fadenlauf zu schneiden und in drei Teilen zusammenzunähen.<br />
Nach einigen modischen Spielereien in der ersten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts von breit bis schmal wurde die Krawatte in den<br />
60er Jahren Synonym für Spiessertum, Bürokratie und bourgeoises<br />
Establishment und somit völlig verachtet. Erst nachdem die<br />
68er Generation selbst zum Establishment gehörte, wurde auch<br />
die Krawatte wieder modern. Heute gehört sie wieder zum guten<br />
Ton. Mit einer Krawatte setzt man Signale. Durch die Auswahl<br />
der richtigen Krawatte macht man einen bestimmten Eindruck<br />
auf seine Umgebung.<br />
Erlesene Seide für die Qualitätskrawatten<br />
Eine elegante Herrenkrawatte gibt es nur aus erlesener Seide.<br />
Die Seide für die Krawatte wird entweder bedruckt oder aus verschiedenen<br />
Seidengarnen zu Jacquards verwebt. Die kunstvoll<br />
gebundenen Krawatten der Dandys des 19. Jahrhunderts waren<br />
noch nicht aus Seide gearbeitet, sondern aus schneeweissem<br />
Leinen oder edler Spitze. Erst in den späten 1880er Jahren wurde<br />
die Seide als Material für den Halsschmuck entdeckt. Dies hatte<br />
mit der voranschreitenden Industrialisierung und den daraus resultierenden<br />
Möglichkeiten der Massenherstellung der einst so<br />
raren Seidenstoffe zu tun. Das Grundprinzip der Seidengewinnung<br />
hat sich seit den Anfangstagen nicht allzu sehr verändert.<br />
Nach wie vor ist es ein zeit- und arbeitsintensiver Prozess. China<br />
ist nach wie vor der grösste Lieferant hochwertiger Rohseide.<br />
Das Weltzentrum für die Verarbeitung der Seidenstoffe zu Krawatten<br />
liegt allerdings in der norditalienischen Stadt Como. Die<br />
Qualität eines Seidenstoffs richtig einzuschätzen, ist auch für erfahrene<br />
Fachleute schwierig. Rein optisch kann man Synthetik<br />
und echte Seide kaum auseinander halten, deshalb muss der<br />
Tastsinn bei der Beurteilung helfen. Der auffälligste Unterschied<br />
zwischen echter Seide und Kunstfaser besteht darin, dass die<br />
Imitation aus dem Chemielabor ein viel glatteres Garn und damit<br />
auch viel geschmeidigere Stoffe ergibt. Man sollte deshalb die<br />
Krawatte prüfend durch die Finger gleiten lassen. Echte Seide<br />
wird unweigerlich an kleinsten Rauigkeiten der Haut oder Ecken<br />
der Fingernägel hängen bleiben, wohingegen das Imitat<br />
32
33<br />
FASHION
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KOLUMNE<br />
von Gabriel Palacios, «Gedankenleser»<br />
Hypnotische Kleidung –<br />
Was wir durch unsere Kleider suggerieren<br />
Paul Watzlawicks Axiom der Kommunikation «Wir<br />
können nicht nicht kommunizieren» rauscht<br />
auch an der Fashionindustrie nicht spurlos vorbei.<br />
Denn egal ob Markenkleider, Rollkragenpullover,<br />
kurze Hosen oder Pelzmantel – sobald wir<br />
Kleider tragen, geben wir etwas über uns, unsere Person und<br />
unser Vorhaben preis. Wir suggerieren unserem Gegenüber,<br />
dass wir heute in kurzen Hosen und Flip-Flops freizügig, lockerer<br />
und geselliger gestimmt sind. Und wir kommunizieren<br />
unserem Geschäftspartner, dass wir in unserem Markenanzug<br />
grossen Wert auf Professionalität legen.<br />
Egal, wie wir es drehen und biegen – wir können, was unsere<br />
optische Verpackung anbelangt, nicht nicht kommunizieren.<br />
Wer sich kleidet, fährt vorläufig auf der Schiene<br />
der optischen, unterbewussten Suggestionen. Denn meist<br />
wollen wir unser Gegenüber nicht wirklich bewusst auf unsere<br />
Kleidung aufmerksam machen, sondern hoffen, dass<br />
dessen Unterbewusstsein unsere optischen Suggestionen<br />
unbewusst wahrnimmt.<br />
Wir wollen durch unsere Kleidung unseren Mitmenschen gefallen.<br />
Wir wollen aus der Masse herausragen. Dies wird uns<br />
spätestens dann klar, wenn wir die skurrilsten Kleider auf dem<br />
roten Teppich observieren. Es ist ein evolutionsbedingtes Verhalten<br />
des Homo sapiens, dass dieser aus der Masse herausragen<br />
möchte. Und genauso liegt es in unseren Genen, dass<br />
wir uns durch Absurditäten nicht angreifbar machen wollen.<br />
Deshalb bevorzugen wir es, uns der grossen Masse anzupassen<br />
und dezent – und vor allem unbewusst – unsere Mitmenschen<br />
optisch positiv zu beeinflussen.<br />
Meist jedoch stehen wir zuhause vor dem Spiegel, draussen<br />
herrschen 32° Celsius. Wir sind verabredet und gehen davon<br />
aus, dass unser Rendezvous sich wahrscheinlich freizügig<br />
kleiden wird. Doch unsere bleichen Beine sind nicht wirklich<br />
das, womit wir unser Gegenüber heute überzeugen wollen.<br />
Was nun? Ziehen wir uns lange Hosen an, um unsere bleichen<br />
Waden zu kaschieren, riskieren jedoch dadurch den einen<br />
oder anderen Blick aussenstehender Menschen, die uns<br />
als verrückt erklären, bei dieser Hitze lange Hosen zu tragen;<br />
oder aber ziehen wir uns kurze Hosen oder einen Rock an,<br />
passen uns der grossen Masse an und riskieren, dass wir<br />
unser Gegenüber mit unseren bleichen Beinen abschrecken?<br />
Mein Rat an Sie: Kleiden Sie sich so, wie es Ihnen gelingt, am<br />
gelassensten zu sein. Würden Sie sich während einer Verabredung<br />
stets darum kümmern, Ihre Beine unter dem Stuhl zu<br />
verstecken, nur weil sie etwas bleicher sind als die der anderen,<br />
so rate ich Ihnen, von Anfang an die Kleidung zu tragen,<br />
die Authentizität und Gelassenheit verleiht. Sie werden nicht der<br />
einzige Mensch sein, der lange Hosen trägt. Und zugleich zeugt<br />
es von einer starken Persönlichkeit, wenn Sie sich von der Masse<br />
abheben können. Lenken Sie nicht durch andere Kleidungsstücke<br />
von Ihren Beinen ab. Denn jedes Ablenkungsmanöver<br />
beansprucht die stetige Präsenz Ihres Bewusstseins, was Ihnen<br />
wiederum etwas an Authentizität nimmt. Entlasten Sie Ihr Unterbewusstsein<br />
mit Kleidung, in der Sie sich wohl fühlen. So können<br />
Sie sich viel bewusster auf Ihre Verabredung konzentrieren.<br />
Denn diese wird in erster Linie Ihre Authentizität bewerten und<br />
nicht den Fakt, ob Sie nun kurze oder lange Hosen tragen.<br />
Seien Sie Sie selbst – und Sie werden gewinnen.<br />
36
www.gize.com
CULINARIUM<br />
38
CULINARIUM<br />
Eine Würze in<br />
aller Munde<br />
Julius <strong>Mag</strong>gi<br />
Aus dem Bestreben, der Mangelernährung im späten 19. Jahrhundert<br />
ein Ende zu setzen, entstanden das erste Fast-Food-Produkt und eine Marke,<br />
die auf der ganzen Welt bekannt ist.<br />
39
CULINARIUM<br />
Text: Yvonne Beck, Fotos: <strong>Mag</strong>gi GmbH<br />
Infolge der Industrialisierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts<br />
bildet sich die neue Gesellschaftsschicht der<br />
Fabrikarbeiter. Ihre Mitglieder sind meist einseitig und<br />
mangelhaft ernährt – für Fleischprodukte fehlt das Geld<br />
und für den Anbau von Gemüse die Zeit. Zudem arbeiten<br />
immer mehr Frauen in den Fabriken, denen damit kaum noch<br />
Zeit zum Kochen und für die Hausarbeit bleibt. Eine besondere<br />
Anfälligkeit für Krankheiten, Unterernährung und hohe Kindersterblichkeit<br />
sind die Folgen.<br />
Aus der Not heraus geboren<br />
Einer der Ersten, die diesen Zusammenhang erkennen, ist der<br />
Arzt und Fabrikinspektor Dr. Fridolin Schuler. Auf der Suche<br />
nach einer Möglichkeit, auch Fabrikarbeitern nahrhafte Lebensmittel<br />
zugänglich zu machen, die den Erfordernissen der Zeit<br />
entsprechen, experimentiert Schuler gemeinsam mit dem Mühlenbesitzer<br />
und SGG-Mitglied (Schweizerische Gemeinnützige<br />
Gesellschaft) Julius <strong>Mag</strong>gi in seiner Labor-Küche mit Mehl und<br />
sogenannten Leguminosen – Pflanzen, die besonders reich<br />
an Proteinen, Vitaminen, Mineralstoffen und Eiweiss sind. Sie<br />
suchen nach Lebensmitteln mit hohem Nährwert und kurzer<br />
Zubereitungszeit zu erschwinglichen Preisen. Das Ergebnis:<br />
Ab 1886 verkauft <strong>Mag</strong>gi Suppenpulver aus Mehl von Erbsen,<br />
Bohnen und Linsen. Mit Wasser aufgekocht entstehen daraus<br />
nahrhafte, preiswerte und schnell zubereitete Mahlzeiten. Die<br />
Erfindung ist eine Sensation, die <strong>Mag</strong>gi zum Pionier der Fast-<br />
Food-Industrie macht.<br />
Julius Michael Johannes <strong>Mag</strong>gi wird am 9. Oktober 1846 in<br />
Frauenfeld in der Schweiz geboren. Er kommt als jüngstes von<br />
fünf Kindern eines italienischen Einwanderers und einer Schweizerin<br />
zur Welt. Seine Jugendzeit verläuft turbulent. Häufig wechselt<br />
er die Schule. 1863 beginnt er eine kaufmännische Lehre in<br />
Basel, die er aber wieder abbricht. Danach startet <strong>Mag</strong>gi richtig<br />
durch. Er arbeitet in schweizerischen Mühlenbetrieben in Buda-<br />
pest und wird bereits mit 21 Jahren stellvertretender Direktor.<br />
Im praktischen Geschäftsleben ist er voller Tatendrang. 1872<br />
übernimmt er von seinem Vater die Hammermühle in Kempttal<br />
und kauft zudem die Zürcher Stadtmühle sowie die Mühle in<br />
Schaffhausen. Damit gehört die Familie <strong>Mag</strong>gi zu den bedeutendsten<br />
Mühlenbesitzern in der Schweiz.<br />
Liebstöckel wird <strong>Mag</strong>gikraut<br />
Das Jahr 1886 ist für ihn in mehrfacher Hinsicht ein denkwürdiges,<br />
denn Julius <strong>Mag</strong>gi macht zu dieser Zeit eine weitere Erfindung,<br />
eine, die seinen Namen später in alle Welt tragen sollte:<br />
die bis heute berühmte und beliebte <strong>Mag</strong>gi-Würze. Nach mehreren<br />
Jahren Forschung und ersten Anfangserfolgen kommt<br />
die legendäre <strong>Mag</strong>gi-Würze auf den Markt. Das Produkt wird<br />
so populär, dass die geschmacklich ähnliche Gewürzpflanze<br />
Liebstöckel im Volksmund den Namen <strong>Mag</strong>gikraut bekommt.<br />
Das Kuriose daran ist, dass in der Würze nicht mal Liebstöckel<br />
enthalten ist. Die <strong>Mag</strong>gi-Flasche hat seit dem Jahr 1887 ihr Äusseres<br />
kaum verändert, ist aber erstaunlich jung geblieben. Auf<br />
dem nach unten verjüngten viereckigen Körper sitzt der gerade<br />
Hals mit dem spitzen Verschlusskäppchen. Das Käppchen<br />
ist rot, das Glas braun. Darauf klebt eine gelbe Banderole mit<br />
der Aufschrift «<strong>Mag</strong>gi. <strong>Mag</strong>gi-Suppen-Würze». Und ganz gleich,<br />
was für ein Süppchen daraus gekocht wird, die Würze wird seit<br />
über 100 Jahren verwendet. Noch heute werden jährlich rund<br />
9000 Tonnen davon hergestellt. 1887 gründete Julius <strong>Mag</strong>gi<br />
jenseits der Schweizer Grenze, in Singen, eine deutsche Niederlassung.<br />
Die Wahl war äusserst glücklich getroffen, denn Singen<br />
war bereits 1863 an das Eisenbahnnetz angeschlossen und damit<br />
wichtiger Eisenbahnschnittpunkt. Im Werk waren anfangs<br />
acht Mitarbeiter beschäftigt, die «<strong>Mag</strong>gi’s Würze» in Flaschen<br />
füllten. Doch das Werk wuchs und wuchs und überstand zwei<br />
Weltkriege. Es folgten Bouillons, die es als Kapseln und Würfel<br />
zu kaufen gibt. Immer neue Produkte und Formen werden<br />
entwickelt. Alles in der Absicht, dem modernen Menschen<br />
40
CULINARIUM<br />
«Man soll dem Leib<br />
etwas Gutes bieten, damit<br />
die Seele Lust hat, darin<br />
zu wohnen.»<br />
Winston Churchill<br />
Julius <strong>Mag</strong>gi<br />
41
CULINARIUM<br />
Zeit zu sparen und trotzdem<br />
eine bekömmliche Mahlzeit<br />
zu bieten. Heute vertreten<br />
Ernährungswissenschaftler<br />
eine andere Ansicht:<br />
Frisches Obst und Gemüse<br />
gehören auf den gesunden Speiseplan, auf<br />
Fertigprodukte verzichtet man möglichst. Trotzdem werden<br />
heute in Singen pro Jahr 41'000 Tonnen Trockenprodukte wie<br />
Suppen, Sossen, Bouillons, 9000 Tonnen flüssige Würzmittel<br />
und 48'000 Tonnen sterilisierte Produkte wie Ravioli oder Eintöpfe<br />
hergestellt. Die Produkte werden weltweit vertrieben und<br />
können fast überall auf der Welt gefunden werden. Nicht umsonst<br />
hat sich einer der berühmtesten Künstler der Welt, Andy<br />
Warhol, nur an zwei berühmten Flaschen der Welt versucht: der<br />
Coca-Cola-Flasche und der <strong>Mag</strong>gi-Flasche.<br />
Werbung macht Meister<br />
<strong>Mag</strong>gi ist ein Mythos – und Gattungsbegriff für eine riesige Produktpalette.<br />
Wie nennt man koffeinhaltige Limonade? Korrekt,<br />
Coca-Cola. Wie nennen wir das Papiertaschentuch? Richtig,<br />
Tempo. Und wie die Fertigwürzmischung? Genau, <strong>Mag</strong>gi. Zum<br />
Erfolg der <strong>Mag</strong>gi-Produkte trugen zum einen ihre einheitliche<br />
Etikettierung in Gelb und Rot, das Markenzeichen «Kreuzstern»<br />
sowie die typische <strong>Mag</strong>gi-Flasche bei. Daneben betrieb Julius<br />
<strong>Mag</strong>gi jedoch früh intensive Markenwerbung. Er war ein Pionier<br />
der Markenartikel, der auch die Bedeutung von Werbung früh<br />
erkannte. Bereits 1886 richtete er ein Werbebüro ein, für das<br />
eine kurze Zeit sogar der Dramatiker Frank Wedekind textete.<br />
Die handschriftlichen Originale der Werbetexte, die Wedekind<br />
für <strong>Mag</strong>gi geschrieben hat, befinden sich in einer Sondersammlung<br />
der Aargauer Kantonsbibliothek. Sätze wie «Vater, mein Vater,<br />
ich werde nicht Soldat. Dieweil man bei der Infanterie nicht<br />
<strong>Mag</strong>gi-Suppen hat.» «Söhnchen, mein Söhnchen, kommst Du<br />
erst zu den Truppen, so isst man dort auch längst nur <strong>Mag</strong>gis<br />
Fleischkonservensuppen.» waren jedem Kind bekannt. Und so<br />
können auch heute noch alle den Slogan «<strong>Mag</strong>gi – immer eine<br />
gute Suppe» mitsingen.<br />
Diese leicht klebrige, braune Flüssigkeit in der Flasche gehört<br />
nun mal zur Grundausstattung fast jeder Küche, schliesslich<br />
scheuen auch Fernsehköche nicht den Griff zur Fertigwürze. Da<br />
mag es Gourmets noch so schaudern. Heute hält <strong>Mag</strong>gi für alle<br />
Gaumenfreuden etwas parat. Für die Freunde der asiatischen<br />
Küche ebenso wie für Spaghetti-Fans. Man schwimmt mit auf<br />
der Wellness-Welle, im Internet hilft das <strong>Mag</strong>gi-Kochstudio mit<br />
Rezepten aus. Man geht mit der Zeit und erkennt neue Trends<br />
wie damals Julius <strong>Mag</strong>gi.<br />
Vom Typ her war Julius <strong>Mag</strong>gi ein knallharter Unternehmer.<br />
Aber auf der anderen Seite hatte er auch eine soziale Ader. Er<br />
war der Erste, der in der Schweiz eine Pensionskasse einführte.<br />
Für seine Arbeiter baute <strong>Mag</strong>gi Wohnsiedlungen, Schulen<br />
und Schwimmbäder. Er führte die Betriebskrankenkasse, die<br />
52,5-Stunden-Woche und den freien Samstagnachmittag mit<br />
vollem Lohnausgleich ein.<br />
Das teuerste Gewürz der Welt<br />
Nur drei leuchtend rote Fäden bildet eine durchschnittliche Blüte<br />
des normalen Crocos sativus aus, die das teuerste und vielleicht<br />
auch geheimnisvollste Gewürz der Welt produziert. Nur diese roten<br />
Narben, in die sich ein im Ansatz leuchtend gelber Narbengriffel<br />
in der Mitte der violetten Blütenblätter verzweigt und die nur<br />
einen äusserst geringen Bruchteil der Pflanze ausmachen, sind<br />
echter Safran. Bis heute ist die Herkunft der alten Kulturpflanze<br />
nicht genau geklärt. Wahrscheinlich wurde die Knollenpflanze<br />
von den Kreuzrittern bei ihrer Rückkehr aus Asien nach Europa<br />
mitgebracht und anschliessend über Jahrhunderte in Spanien,<br />
Italien, Frankreich und sogar Deutschland angebaut und geerntet.<br />
Angebaut werden könnte der Crocos sativus überall da, wo<br />
auch Wein wächst. Der grösste Anteil hochwertigen Safrans, der<br />
bei uns zu Preisen von acht bis fünfzehn Euro pro Gramm in den<br />
Handel kommt, stammt jedoch aus dem Iran.<br />
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Tradition meets Innovation<br />
Zbären Kreativküchen AG<br />
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SHORT CUTS<br />
SHORT<br />
1 CUTS<br />
Ein guter Tropfen<br />
Flaschenverschlüsse<br />
Korken sind für die meisten Weine nicht unbedingt notwendig –<br />
möglicherweise nur für jene ehrwürdigen Flaschen, die man zehn<br />
Jahre oder noch länger aufheben möchte. Die meisten sollte man<br />
lieber mit einem Schraubverschluss ausstatten. Aber Korken machen<br />
den Wein zu etwas ganz Besonderem und man möchte nicht<br />
auf das Ploppen beim Öffnen einer Flasche verzichten. Das Problem<br />
beim Naturkorken: In den Poren kann der chemische Stoff<br />
Trichloranisol entstehen, zum Beispiel durch das Bleichen des<br />
Korkens mit Chlor oder durch Schimmelpilze. Die Folge: Der Wein<br />
schmeckt muffig, bitter und modrig; Weintrinker sprechen in diesen<br />
Fällen von «Korkgeschmack». Schwere, im Barrique ausgebaute<br />
Rotweine aus Frankreich vertragen das besser als die leichteren<br />
Weissweine. Naturkorken, die aus der Rinde von Korkeichen<br />
gestanzt werden, lassen jedoch durch ihre Poren Luft zum Wein<br />
gelangen, um diesen atmen und dadurch weiter reifen zu lassen.<br />
Beim Kunststoffkorken hingegen gibt es seit Jahren Bedenken wegen<br />
der Haltbarkeit und Gasdichte. Daher eignet sich Kunststoff<br />
eher für Weine, die bald nach dem Befüllen getrunken werden.<br />
Die geköpfte Flasche<br />
Das traditionelle Öffnen von Champagner mit einem Säbel geht<br />
angeblich auf die napoleonische Zeit zurück. Als Freund des perlenden<br />
Siegesgetränks feierte der Feldherr damit seinen Sieg im<br />
Feldzug gegen das russische Zarenreich im Jahr 1812. Der französische<br />
Ursprung lässt sich aber kaum leugnen, spricht man<br />
beim Öffnen mit einem Champagnersäbel doch auch vom Sabrieren,<br />
was auf den französischen Begriff «sabre», also «Säbel»,<br />
zurückgeht. Bevor man mit dem Öffnen beginnt, sollte man dafür<br />
Sorge tragen, dass niemand im «Schussfeld» steht. Flaschenhals<br />
und Korken erreichen gemeinsam Geschwindigkeiten<br />
von bis zu 200 Stundenkilometer und legen einen<br />
Weg von bis zu 20 Meter zurück – ein Druck von etwa<br />
sechs Bar macht dies möglich. Flaschenköpfe samt Korken<br />
– sofern man sie wiederfindet – gelten in Frankreich<br />
als Glücksbringer und werden mit Datum<br />
versehen aufbewahrt.<br />
Die Entstehung der ersten Whiskymarken<br />
Etwa bis ins Jahr 1865 wurde Whisky mit wenigen Ausnahmen von<br />
den Produzenten nur fassweise oder in grossen Tonkrügen verkauft.<br />
Dann aber begannen die Destillerien und Blending-Firmen,<br />
ihre Whiskys in für Endkonsumenten bezahl- und transportierbare<br />
Flaschen abzufüllen. Die Flaschen wurden mit Namen der Destillerien<br />
beziehungsweise Markennamen versehen. Dies war die<br />
Geburtsstunde der Whiskymarken. Die erste Werbekampagne für<br />
Whiskey wurde ab 1880 gestartet. Man nutzte zudem die Gunst<br />
der Stunde und entwickelte vermehrt leichteren, weicheren und<br />
gleichzeitig doch aromatischen Blended Whiskey, der nicht nur bei<br />
Konsumenten in England und im Commonwealth, sondern sehr<br />
bald auf der ganzen Welt erfolgreich war. So erlebte die Whiskyindustrie<br />
einen unglaublichen Aufschwung.<br />
Das Millionen-Wässerchen<br />
Wer aromatische alkoholische Getränke bevorzugt, trinkt gerne<br />
Whiskey. Vodka wird meist wegen seiner Aromalosigkeit geschätzt,<br />
der es unter anderem zu verdanken ist, dass keine Fahne<br />
zurückbleibt. Alle Versuche, Vodka in ein totales Luxusgetränk wie<br />
einen Bordeaux oder einen Champagner zu verwandeln, blieben<br />
daher bisher erfolglos, da sie unweigerlich den schnörkellosen<br />
Charakter des Vodkas zerstören würden. Doch eine der renommiertesten<br />
Vodka-Brennereien der Welt, White Sun Vodka, verkauft<br />
einen Vodka für eine Million Euro. Der Vodka selber hat zwar<br />
gerade mal einen Wert von 100 Euro, doch auf die Flasche kommt<br />
es an. Die ist nämlich aus 24-karätigem Feingold, 18-karätigem<br />
Blattgold, Diamanten, Rhodium und Swarovski–Steinen gefertigt.<br />
Und der Deckel besteht sogar aus Massivgold. Verantwortlich für<br />
diese Konstruktion ist Heimerle und Meule, die zweitälteste Goldschmiede<br />
Deutschlands. Das Ganze soll an 999 solvente Lebemänner<br />
aus Amerika, Asien oder Europa gehen, denn natürlich ist<br />
die Auflage limitiert.<br />
44
Chianti Classico DOCG von Borgo Scopeto<br />
schlichte, toskanische Eleganz<br />
Borgo Scopeto schaut auf eine lange Chianti-Tradition zurück und<br />
produziert diese „schwarze Perle des toskanischen Weins“ bereits seit<br />
dem Jahre 1000 n. Chr. Der „Gallo Nero“ (schwarze Hahn) steht für<br />
die kontrollierte und garantierte Qualität des Chianti Classico DOCG.<br />
Fr. 20.- Gutschein für Ihre nächste Bestellung bei www.DivinaWine.ch<br />
Gutschein-Code: prestige (ab Fr. 100.-)
CULINARIUM<br />
Kulinarische<br />
Leckerbissen<br />
46
CULINARIUM<br />
Es gibt kaum einen besseren Weg, die Seele eines Ortes und seiner<br />
Bewohner kennenzulernen, als mit ihnen ihre Ernte zu teilen oder den Fang der<br />
Fischernetze, die Leckereien aus der Backstube oder die sorgfältig gehüteten Familienrezepte.<br />
Es geht nicht bloss ums Sattwerden. Es ist vor allem ein Eintauchen in<br />
die Kultur eines Landes oder einer Region. Was, wie und wann Menschen essen, wo<br />
und wie sie ihre Nahrung zubereiten, welchen kulinarischen Ritualen sie folgen –<br />
all das sagt viel über einen Ort und seine Bewohner aus.<br />
Olivenernte in Griechenland<br />
Kreta ist die Heimat der Oliven und die Ernte ist die beste Zeit, um<br />
erstklassige Produkte zu entdecken. Wenn im Oktober unter den<br />
Bäumen der Olivenhaine Netze ausgelegt werden, beginnt die Ernte.<br />
Auf Kreta und im restlichen Griechenland dauert sie bis Februar.<br />
Manche Olivensorten werden grün geerntet, andere bleiben an den<br />
Bäumen hängen, bis sie violett oder schwarz sind. Kreta gehört zu<br />
den grössten Olivenanbaugebieten des Landes und gilt sogar als<br />
Wiege dieser Frucht, die hier schon über 4000 Jahre gedeiht. Einige<br />
Familien arbeiten noch traditionell und lassen die Netzte wochenlang<br />
liegen, bis alle Oliven von selbst heruntergefallen sind. Aber<br />
meist wird mechanisch nachgeholfen: Die Bäume werden geschüttelt<br />
oder mit langen Stöcken gestupst, um die Oliven purzeln zu<br />
lassen. Danach beginnt die mühsame, aber wichtige Auslese: Die<br />
silbrig-grünen Blätter müssen entfernt werden, ohne die Früchte<br />
zu quetschen. Diese werden behutsam in Kisten und Säcke geschüttelt<br />
und in der örtlichen eliotriveia (Presse) in flüssiges Gold<br />
verwandelt. Die beste Qualität, natives Olivenöl extra, stammt aus<br />
der ersten Pressung, gefolgt vom nativen Olivenöl; beide werden<br />
kaltgepresst und ohne heisses Wasser oder Lösungsmittel gewonnen.<br />
Einfaches Olivenöl wird raffiniert und mit qualitativ höherem<br />
verschnitten, um Aroma und Farbe zu verbessern.<br />
In seiner ergiebigsten Zeit liefert ein Olivenbaum durchschnittlich 60<br />
Kilogramm Oliven pro Jahr. Auf Kreta wachsen unter anderen die<br />
Sorten Koroneiki, Throumbolia und Tsounati, die hauptsächlich zu<br />
Öl verarbeitet werden. Olivensorten aus anderen Regionen Griechenlands<br />
werden in Salzlake eingelegt und als Tafeloliven konsumiert.<br />
Die Kalamata ist eine grosse, mandelförmige, schwarze Olive<br />
mit fruchtigem Geschmack .Sie wächst im Westen der Peloponnes.<br />
Die bekanntesten Sorten sind jedoch die runde bis ovale Konservolia<br />
und die grosse hellgrüne Halkidiki mit einem leicht pfeffrigen Geschmack<br />
aus dem Norden Griechenlands. Kretas Küche mit ihrer<br />
Hauptzutat Olivenöl gilt als die gesündeste der Welt.<br />
47
CULINARIUM<br />
Ahornsirup aus Vermont<br />
Gegen Ende des Winters verwandelt sich Vermont in ein Paradies<br />
für Fans des süssen Goldsafts. Wer die Tür zu einem «Sugarhouse»<br />
in Vermont aufstösst, wird von einer Dampfwolke empfangen.<br />
In riesigen Metallpfannen siedet hier der aus den sugar bushes<br />
(Ahornplantagen) gewonnene Saft. Ab und an schöpft ein Koch<br />
eine Kelle der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, um zu prüfen, ob sie<br />
schon «Schürzen» bildet, sprich zäh am Kellenrand abreisst. Dann<br />
kann der Sirup abgefüllt werden. Von Ende Februar bis Anfang<br />
April ist das in Vermont ein vertrauter Anblick: Wenn sonnige Tage<br />
auf frostige Nächte treffen, steigt der Saft in den Ahornbäumen<br />
und sie können angezapft werden. Die Rinde wird schräg angebohrt,<br />
ein Röhrchen eingesetzt und die Flüssigkeit in Eimern aufgefangen.<br />
Feriengäste, die nicht nur ihren Vorrat mit einer Gallone<br />
des Sirups aufstocken oder ein paar bonbonähnliche sugar cakes<br />
mitnehmen wollen, besuchen eine der «Zuckerschneepartys», die<br />
allerorts gefeiert werden: Auf einen Teller mit frischem Schnee<br />
wird heisser Goldsaft geträufelt, der beim Abkühlen zu hübschen<br />
Mustern erstarrt und auf einen Stiel gespiesst wird – fertig ist der<br />
Siruplolli. Damit es nicht zu süss wird, werden Essigfrüchte mit Dill<br />
dazu gereicht.<br />
Ahornsirup ist nicht nur die süsse Krönung von Waffeln und Pfannkuchen,<br />
sondern verleiht fast allem, von Fleisch über Desserts bis<br />
zum Wodka, ein charakteristisches Aroma. Wie schon die Ureinwohner<br />
Nordamerikas verkochen Siedereien den Sirup auch zu<br />
maple oder Indian sugar. Wenn fast der gesamte Wassergehalt<br />
verdampft ist, bleibt ein grobkörniger Zucker übrig.<br />
48
CULINARIUM<br />
Wildes aus Schottland<br />
Aus den verschwenderischen Gaben von Flüssen, Lochs, Mooren,<br />
Wäldern und dem Meer kreiert dieses Land seine Küche. Zuweilen<br />
wirken die wilden Berg- und Moorlandschaften Schottlands wie<br />
das Ende der Welt. Die Herbstnebel am Rannoch Moor scheinen<br />
alles zu verschlucken, der Regen peitscht gegen die braunroten<br />
Bergrücken, die am grauen Horizont verschwimmen. Doch genauso<br />
gut können sonnenbeschienene Lochs in sattgrünen Grasteppichen<br />
das intensiv violette Heidekraut zum Leuchten bringen.<br />
Und so schmecken auch die Früchte, das Wild und die Fische<br />
aus dieser ursprünglichen Gegend: mal wild und süss, mal kräftig<br />
und herb. Schottland ist stolz auf seine Pilze und Waldbeeren,<br />
aber auch auf seine Forellen und vor allem auf seinen Lachs. Es<br />
ist ein Paradies für alle, die gern campen, wandern und die Natur<br />
beobachten, für alle Jäger, Sammler und Angler. Von April bis November<br />
wird in den Lochs an der Westküste zudem der Kaisergranat<br />
gefangen. Die Krebsart mit dem knackigen, saftigen Fleisch<br />
schmeckt leicht süsslich. Schottlands Austern sind sehr fleischig,<br />
aber teurer als ihre Vertreter im Atlantik. Sie kommen in den Monaten<br />
mit «r» auf den Tisch.<br />
Wildlachs wird in schottischen Flüssen in der Zeit von Mitte Februar<br />
bis Ende September gefangen. Der aus den schottischen Gewässern<br />
stammende Lachs geniesst weltweit einen ausgezeichneten<br />
Ruf. Denn der Atlantik vor der zerklüfteten Westküste des Landes<br />
gilt als eines der klarsten und sauerstoffreichsten Gewässer Europas.<br />
Er bietet den dort heranwachsenden Lachsen ideale Lebensbedingungen.<br />
Zeitlebens den natürlichen Kräften des Golfstroms<br />
ausgesetzt, entwickeln die schottischen Lachse eine exzellente<br />
körperliche Verfassung und hervorragenden Geschmack.<br />
In den Wäldern des Hochlands von Äthiopien wird Kaffee schon<br />
seit mindestens 1000 Jahren angebaut. Die antike Provinz Kaffa<br />
im Südwesten Äthiopiens gilt als Wiege und Namensgeber des<br />
Kaffees. Es heisst, der kleine Hirtenjunge Kaldi hätte die aufputschende<br />
Wirkung der Kaffeebohne entdeckt, weil seine Ziegen<br />
nach deren Genuss tollkühne Sprünge vollführt haben sollen. Der<br />
Besuch einer Kaffeeplantage ist eine faszinierende Zeitreise zu den<br />
Ursprüngen der schwarzen Bohne, die die Welt eroberte. In dieser<br />
Region wird der Kaffee überwiegend auf abgelegenen Waldplantagen<br />
angebaut. Hier gedeihen die Sträucher im Schatten hoher<br />
Bäume, die von Vögeln und Affen bevölkert werden. In ganz Äthiopien<br />
ist die tägliche Kaffeezeremonie ein wichtiges Ritual. Meist<br />
sind es junge Frauen, die die grünen Bohnen über Holzkohle rösten<br />
und mit Gewürzen im Mörser zermahlen. Dann brühen sie den<br />
Kaffee in der jabana, einer bauchigen, langhalsigen Tonkanne,<br />
bestreuen den Fussboden mit duftenden Gräsern und Blüten und<br />
servieren den belebenden Trank zusammen mit Popcorn und gerösteter<br />
Gerste. Die Höflichkeit gebietet, mindestens drei Tässchen<br />
davon zu trinken.<br />
Die Heimat des Kaffees<br />
49
CULINARIUM<br />
Scharfes aus Mexiko<br />
Die in Amerika heimische Chilischote ist eine wesentliche Zutat<br />
in vielen Regionen Mexikos – mal mehr, mal weniger scharf. Der<br />
ideale Ausgangspunkt für eine Chilitour in Mexiko ist Mexico City.<br />
Die ganze Vielfalt von salsa (Saucen) wird in den taquerías offensichtlich:<br />
Jede hat ihr eigenes Rezept, um die tacos aufzupeppen.<br />
Danach geht es in Richtung Süden, und die Schärfe nimmt mit<br />
jeder Etappe zu. Auf den Märkten von Puebla werden eingelegte<br />
chipotles angeboten, ohne die kein cemita auskommt: Das knusprige<br />
Sesambrötchen mit einer Füllung aus Fleisch, Käse und Avocado<br />
wird an den Strassenständen verkauft. In Oaxaca lockt das<br />
rauchige Aroma der pasilla oaxaquena, die Schoten werden über<br />
der Glut getrocknet und schmecken am besten in der mole negro,<br />
einer speziellen Sauce. Aus Yucatán kommt die habanero. Diese<br />
Chilischote besetzt Platz eins auf der Scoville-Skala, die den<br />
Capsaicin-Anteil und damit die Schärfe misst.<br />
Chiles en nogada – Chilis in Walnusssauce – gehört zu den Nationalgerichten<br />
Mexikos. Es entstand Anfang des 19. Jahrhunderts,<br />
als Mexiko unabhängig wurde, und repräsentiert, die Farben der<br />
mexikanischen Flagge: die poblanco-Schoten sind grün, die cremige<br />
nogada (Walnusssauce) weiss und die Granatapfelkerne rot.<br />
Jede Familie hat ihr eigenes, über Generationen weitergegebenes<br />
Rezept. In den Restaurants steht diese Spezialität vor allem im August<br />
und September auf der Karte, wenn alle Zutaten erntefrisch<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
· Kreta<br />
www.cookingincrete.com<br />
· Vermont<br />
www.vermontmaple.org<br />
· Schottland<br />
www.foodtourismusscotland.com<br />
· Äthiopien<br />
www.ethiopianquadrants.com<br />
· Mexiko<br />
www.visitmexico.com<br />
50
Die echte Schweizer Küche<br />
BRUNNER KÜCHEN AG CH-5618 Bettwil Tel. 056 676 70 70 www.brunner-kuechen.ch<br />
Grosse Ausstellung mit über 30 Küchen in Bettwil und in der Baumesse Emmenbrückeber<br />
0 Küchen in Bettwil<br />
und in der Baumesse Emmenbrücke
CULINARIUM<br />
Destillat aus 150 Jahren Rumtradition<br />
Zum 150-jährigen Jubiläum lanciert das Familienunternehmen<br />
den kostbarsten Rum in seiner Geschichte: Den BACARDÍ de<br />
Maestros Ron Vintage MMXII. Acht Master Blender, alle Mitglieder<br />
der Bacardí-Familie, haben ihr Wissen und ihre Liebe zum<br />
Rum in einer Vintage Edition vereint. Das Resultat: Hochgenuss.<br />
Ein hocharomatischer, vollmundiger und intensiver Rum mit einem<br />
samtigen Geschmack. Im Abgang ist eine sanfte, unaufdringliche<br />
Eichenholzkomponente zu erkennen. Auf weltweit 400<br />
Stück limitiert, ist das Meisterstück an internationalen Flughäfen<br />
und in Premium-Kaufhäusern erhältlich.<br />
www.bacardi.ch<br />
FOOD News<br />
Purer Genuss<br />
Hugo up your Life<br />
In München und Wien gilt er schon längst als der In-Drink. Nun<br />
versucht er in der Schweiz den Aperol Spritz vom Thron zu stossen:<br />
Hugo. Ideale Basis für die erfrischende Kreation ist der<br />
Schaumwein White Secco aus dem Hause Schlumberger. Für die<br />
süsse Note sorgt ein Spritzer Holunderblütenlikör, Frische bringen<br />
Pfefferminze und Limetten. Woher der Name Hugo stammt,<br />
weiss niemand so genau, fest steht nur, dass er bald auf jeder<br />
Barkarte zu finden sein wird. Denn der erfrischende Drink steht<br />
erst ganz am Anfang seiner Karriere.<br />
www.whitesecco.ch<br />
Für prickelnde Tage<br />
Ob als perfekter Start in den Feierabend oder als erfrischender<br />
Begleiter für das Wochenende, Martini Bianco Royale garantiert<br />
ein leichtes, prickelndes Geschmackserlebnis der italienischen<br />
Art. Seit bald 150 Jahren fasziniert Martini und steht für die unbeschwerte<br />
Art, das Leben zu geniessen. Mit Martini Bianco Royale<br />
präsentiert Martini nun einen Sparkling Cocktail mit idealer<br />
Kombination aus spritziger Frische und italienischer Leichtigkeit.<br />
Erfrischend einfach ist auch die Zubereitung: Viele Eiswürfel in ein<br />
Weinglas füllen, einen Limettenschnitz mit zwei Fingern über dem<br />
Eis auspressen. Anschliessend mit 50 Prozent Martini Bianco,<br />
gefolgt von 50 Prozent Martini Brut auffüllen, gut umrühren und<br />
zum Schluss mit frischer Minze garnieren.<br />
www.martini.com<br />
52
Swiss Highland Single Malt Whisky<br />
«Century»<br />
Der Jahrhundert-Whisky aus dem Berner Oberland<br />
ADOLF GUYER-ZELLER<br />
1839–1899<br />
Die Jungfraubahn feiert in diesem Jahr ihr<br />
«Centenary». Passend zu diesem denkwürdigen<br />
Ereignis kreierten wir den «Century».<br />
Ein Whisky voller Pioniergeist, Geschichte,<br />
Handwerk, Dramatik und Genuss. Die<br />
VERSIEGELTE HOLZVERPACKUNG<br />
aus ehemaligen Whisky fässern, edle Lederapplika<br />
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KOLUMNE<br />
von Wilhelm J. Grusdat<br />
Aus dem Leben eines Galeristen:<br />
Vom silbernen Lachen der Musen<br />
Das Frühstück war ein Skandal. Auf dem<br />
Gemälde sind zwei Damen und zwei Herren<br />
zu sehen, die den lauen Sommertag<br />
im Freien mit Gesprächen und Gaumenfreuden<br />
geniessen. So weit, so unspektakulär,<br />
wäre da nur nicht die eine Dame im linken Vordergrund<br />
unbekleidet. Das Bild stammt von Eduard Manet, und<br />
der hatte ein Talent dafür, das zeitgenössische Kunstempfinden<br />
aufzurühren.<br />
Indem er seinen Akt zwar in einer Landschaft, aber nicht<br />
in einem mythologischen Kontext zeigt, hintergeht er alle<br />
gängigen Auffassungen, welche die Abbildung von nackter<br />
Haut legitimieren. Stattdessen gelingt ihm die Darstellung<br />
einer stolzen, aber eben nicht makellosen, modernen Frau.<br />
Diese Dame hiess Victorine Meurent und war nicht nur ein<br />
bekanntes Modell, sondern auch die Muse zahlloser anderer<br />
Künstler.<br />
Auch Claire Shelly fällt in diese Kategorie von Musen, die<br />
als Modell ins Leben der Künstler treten. In ihrem Fall inspirierte<br />
sie den Pop-Art-Künstler und meinen langjährigen<br />
Freund Tom Wesselmann zur Serie «Great American<br />
Nudes». Hier verkörpert Shelly – die übrigens später seine<br />
Frau wurde – als vitale Blondine die selbstbewusste Seite<br />
des «American Way of Life».<br />
Schöne Menschen begeistern. Niemand wusste das besser<br />
als Andy Warhol. Seine Musen waren «Superstars» und<br />
spiegelten im Leben wie in seinen Filmen den umstrittenen<br />
Lebensstil der wilden 60er Jahre wider. Ganz in diesem<br />
Sinne hauchte schon die schöne Warhol-Muse Nico mit ihrer<br />
rauchigen Stimme auf der ersten Platte der Band Velvet<br />
Underground «I'll be your mirror».<br />
Nicht alle modernen Musen müssen einem gängigen<br />
Schönheitsideal entsprechen, um erfolgreich zu sein. Sue<br />
Tilly stand an der Kasse eines Londoner Nachtclubs, als<br />
sie der britische Maler Lucian Freud entdeckte. Dieser war<br />
fasziniert von ihrer üppigen Figur und ihrer blassen Haut<br />
und porträtierte sie mit all ihren Makeln schlafend auf dem<br />
Sofa. Heraus kam eines seiner bedeutendsten Gemälde –<br />
«Benefits Supervisor Sleeping» –, das 2008 bei Christie's<br />
für sagenhafte 33 Millionen Dollar versteigert wurde.<br />
Ich selbst bin ein Fan der reizenden Damen an der Seite<br />
meiner Künstler. Nicht alle sind so auffällig wie Sue Tilly<br />
oder arbeiten direkt mit dem Künstler zusammen. Aber<br />
mit ihrer Anwesenheit tragen sie zum Gelingen der Projekte<br />
bei. Dazu gehört auch Harriet McGurk, zweite Ehefrau des<br />
Künstlers Frank Stella und begeisterte Ornithologin. Auf langen<br />
Spaziergängen mit Frau und Fernstecher gewann Stella<br />
die Ideen zu den Serien «Indian Birds» (1977–79) und «Exotic<br />
Birds» (1976–80). Mit Hilfe von Aluminiumplatten entwickelte<br />
er reliefartige Gebilde, über denen abstrakte, barockartige<br />
Zeichenformen zu schweben scheinen. Seine Arbeiten sind<br />
eine Hommage an die Flüchtigkeit von Schönheit und an den<br />
Wunsch, diese festzuhalten. Denn auch wenn manche Musen<br />
als Ehefrauen blieben, so sind doch Unberechenbarkeit<br />
und Flüchtigkeit Kennzeichen von Inspiration. Schon Homer<br />
berichtete vom silbernen Lachen der Musen, in das diese<br />
ausbrachen, wenn sie jemand einzufangen versuchte.<br />
54
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LIVING<br />
<strong>Mag</strong>ier<br />
von<br />
Licht<br />
und Raum<br />
Hervé Van der Straeten
LIVING<br />
Der Künstler Hervé Van der Straeten gestaltet seine Objekte als<br />
Zusammentreffen von Kunst und Handwerk. Ob Lichtinstallation oder Möbel, die<br />
grossen Werke entstehen aus der ewigen Sehnsucht nach Perfektion, bei der Form<br />
und Ausführung gleichberechtigt sind.<br />
«Gutes Design bringt<br />
dem Leben einiges. Es bietet dem<br />
Körper Komfort und bereitet<br />
den Augen Vergnügen.»<br />
Hervé Van der Straeten<br />
von Susanne Schmitt<br />
Gefesselt von Licht und Bewegung, hat Hervé Van<br />
der Straeten sein Leben der Suche nach aussergewöhnlichen<br />
Formen gewidmet. Eine Ambition,<br />
die ihn zu ebenso aussergewöhnlichen Materialien<br />
geführt hat, um einen Dialog der Kontraste anzustossen.<br />
Seine bevorzugten Ausdrucksfelder sind Bronzearbeiten,<br />
Kunsttischlerei und Lackierungen. Zu sehen sind diese<br />
herausragenden Kunstwerke in seiner Pariser Galerie im Stadtviertel<br />
Marais. Für Ruinart, das älteste Champagnerhaus der<br />
Welt, entwarf er kürzlich einen spiegelnden Champagnerkühler<br />
für drei Flaschen, welcher auf der Art Basel seine Premiere feierte.<br />
<strong>PRESTIGE</strong> traf den Künstler und Designer und sprach mit ihm<br />
über sein neustes Projekt «Miroir» und den Unterschied zwischen<br />
Kunst und Design.<br />
57
LIVING<br />
einbringen. Die Besonderheit einer Champagnerflasche ist das<br />
Licht, das die Flasche innehat. So war die Arbeit mit Lichtspielen<br />
sehr wichtig. Licht spielt immer eine sehr grosse Rolle. Darüber<br />
hinaus wollte ich den Champagnerkühler für mehrere Flaschen<br />
kreieren. Ich finde, es ist uns ein sehr edles Objekt gelungen,<br />
und mein Anliegen war es, etwas zu erschaffen, das die Leute<br />
lange behalten werden.<br />
Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Ruinart?<br />
Ich kannte Ruinart natürlich schon seit langer Zeit. Bei all meinen<br />
Eröffnungen und Ausstellungen gibt es Ruinart-Champagner.<br />
Es war eine absolut natürliche Verbindung und letztendlich hat<br />
Ruinart mich gefragt, ob ich an einer Zusammenarbeit interessiert<br />
wäre. Und das war ich natürlich.<br />
Auf die Frage hin, ob Sie eher Designer als Künstler sind, sagten<br />
Sie einmal: «Ich bin ein Designer, der totale Freiheit gewählt<br />
hat.» Gibt es einen Unterschied zwischen Kunst und Design?<br />
Ich designe Tische und Licht und nützliche Dinge. Manchmal ist<br />
es bildnerische Arbeit und die Leute sehen es als Kunst an. Aber<br />
für mich ist das nur ein sprachlicher Unterschied. Es ist nichts<br />
Falsches daran, ein Designer zu sein oder reine Design-Objekte<br />
zu entwerfen. Etwas als Kunst-Objekt zu bezeichnen, bringt es<br />
nicht zwangsläufig zu einem höheren Level.<br />
«Ich benutze niemals einen Computer.»<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Der Flaschenkühler aus Ihrer «Miroir»-Kollektion,<br />
den Sie für den Champagner Ruinart Blanc de Blancs<br />
kreiert haben, reflektiert den Kontrast, aber auch das<br />
Zusammenspiel zwischen der Champagnerflasche<br />
und dem Objekt. Wie lange hat es gedauert, diesen<br />
Flaschenkühler zu erschaffen, und wie kamen Sie auf<br />
gerade dieses Design?<br />
Hervé Van der Straeten: Ich habe ein Skizzenbuch und ich<br />
zeichne alles per Hand und mit einem Bleistift. Ich benutze<br />
niemals einen Computer. Ideen kommen schneller, wenn<br />
man alles direkt vor sich auf einem Blatt Papier hat. Die Idee<br />
für den Champagnerkühler kam sehr schnell. In meinen<br />
Arbeiten findet man viele Kontraste. Für die Flasche wollte<br />
ich ein Umfeld gestalten, das den Kontrast zu der runden<br />
Form der Flasche hervorhebt. Die ist sehr speziell. Die<br />
Ruinard-Flasche ist rund, golden und hell. Um die Flasche<br />
hervorzuheben und sie so noch schöner zu machen, entwarf<br />
ich einen Kühler mit Ecken und Kanten – sehr modern<br />
und scharfkantig. Es sind der Kontrast auf der einen<br />
und die Konversation der beiden Objekte auf der anderen<br />
Seite, die mir gefallen. Und Licht … ich wollte mehr Licht<br />
58
JEDES BAD<br />
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LIVING<br />
Welches war das erste (Kunst-)Objekt, das Sie jemals erschaffen<br />
haben?<br />
Es begann eigentlich mit der Eröffnung meiner Galerie vor 13<br />
Jahren. Ich begann Möbel zu designen. Das war eine bedeutende<br />
Wende. Ich begann Tische, Kronleuchter, grosse Spiegel zu<br />
entwerfen. Vorher waren es nur kleine Objekte. Eigentlich galt<br />
mein Interesse schon immer Möbeln. Am Anfang designte ich<br />
sehr erfolgreich Schmuck, heute machen Schmuckobjekte nur<br />
zehn Prozent meiner Arbeit aus. Es war eine Entwicklung.<br />
Gibt es einen Gegenstand, den Sie schon immer mal entwerfen<br />
wollten?<br />
Ich träume davon, irgendwann einmal ein Haus zu entwerfen.<br />
Das wäre eine Herausforderung. Momentan arbeite ich an meinem<br />
Garten. Das ist höchst interessant, da es komplett anders<br />
ist als all das, was ich bisher getan habe. Ich bin sehr genau und<br />
in meiner Arbeit steckt jede Menge Energie, viel Bewegung, aber<br />
zur gleichen Zeit auch Klarheit. Mit einem Garten ist das ganz<br />
anders. Man kann den Entwurf machen, aber da ein Garten lebt,<br />
ist alles in Bewegung beziehungsweise verändert sich ständig.<br />
Es wächst und macht quasi, was es will … man kann es nicht zu<br />
100 Prozent kontrollieren. Und da ich ein Kontrollfreak bin, ist das<br />
eine grosse Herausforderung für mich. Das macht mich demütig.<br />
Man muss warten, sich kümmern, bereit und willens sein, sich<br />
um lebende Dinge zu kümmern.<br />
Wie reagieren Menschen auf Ihre Arbeit?<br />
Für gewöhnlich reagieren die Leute sehr positiv auf mein Design.<br />
Ich erhalte viel positives Feedback. Es gibt nicht allzu viele Leute,<br />
die meine Galerie besuchen und sagen, dass sie meine Kreationen<br />
nicht mögen. Ich habe meine Firma mit 19 Jahren begonnen<br />
und war sofort erfolgreich mit meinem Schmuck. Also wenn man<br />
so will, hatte ich schon immer Erfolg und versuchte mich auch<br />
gerne an einigen sehr gewagten und sehr starken Objekten. Das<br />
hat Wiedererkennungswert, obwohl ich mit unterschiedlichen<br />
Materialien arbeite.<br />
Haben Sie ein geheimes Talent?<br />
Ich koche sehr gut. Meistens französisch. Und normalerweise<br />
schmeckt es den Gästen auch sehr gut.<br />
Was inspiriert Sie, woher haben Sie Ihre Ideen?<br />
Das ist eine Kombination aus Architektur, zeitgenössischer Kunst,<br />
dekorativer Kunst … aus Japan, Europa und verschiedenen anderen<br />
Elementen. Ich zeichne ständig neue Ideen in mein Skizzenbuch.<br />
Doch ich brauche für meine Ideen kein bestimmtes Umfeld,<br />
keine bestimmte Umgebung, lediglich den richtigen Moment.<br />
Ihre Lieblingsmaterialien sind Bronze, Chrom, Marmor, Granit,<br />
Fiberglas, Spiegel und Lack … Gibt es Materialien, mit denen<br />
Sie nie arbeiten würden beziehungsweise die Sie nie für Ihre<br />
Objekte verwenden würden?<br />
Hmm, eigentlich nicht. Ich habe ein grosses Portfolio an Formen<br />
und Materialien und möchte ständig neue Dinge entdecken.<br />
Die meisten meiner Objekte entstanden aus einer starken Idee<br />
und ich versuche, sie durch die Wahl der richtigen Materialien<br />
so wertvoll wie möglich zu gestalten. Auch die Farbe ist wichtig.<br />
Manchmal habe ich eine sehr genaue Vorstellung der Farbe für<br />
ein bestimmtes Objekt. Es gibt zum Beispiel eine bestimmte Konsole<br />
nur in Rot, da sie so am dynamischsten wirkt.<br />
60
LIVING<br />
«Ich mag den<br />
Kontrast von hart und kalt<br />
mit warm.»<br />
Hervé Van der Straeten<br />
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LIVING<br />
Sie haben gesagt, dass Sie ständig nach Perfektion streben …<br />
Sind Sie jemals wirklich zufrieden mit Ihren fertigen Objekten?<br />
Ich versuche immer, die Grenzen zu verschieben, und bei manchen<br />
Stücken ist es eine Frage der Zeit, wenn Sie verstehen. Alles<br />
geht sehr schnell. Ich habe meine eigene Galerie und somit<br />
auch totale Freiheit in meiner Arbeit. Ich habe auch die Freiheit,<br />
mir so viel Zeit zu nehmen, wie ich brauche, um mein Ziel zu<br />
erreichen. Wenn ich also ein Modell für ein Design-Stück 3-,<br />
4- oder 5-mal erstellen muss, so tue ich das. Aber ja, um auf<br />
Ihre Frage zurückzukommen, ich bin mit meinen Objekten und<br />
meinem Design sehr zufrieden. Nehmen Sie zum Beispiel den<br />
Ruinart-Champagnerkühler. Er ist fast mineralisch. Mit diesem<br />
Stück bin ich sehr zufrieden.<br />
Wie würden Sie Ihr Design in drei Worten beschreiben?<br />
Graphisch, stark und verspielt.<br />
64
virus Ideenlabor AG<br />
«Die Schönheit DeS<br />
erSchaffenen entSteht,<br />
wenn man Die weSenSart<br />
eineS BauStoffeS ehrt.»<br />
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LIVING<br />
Soup Maker von Cuisinart<br />
Gemüse beigeben, aufkochen, mixen, und fertig ist die Suppe.<br />
Beim Soup Maker von Cuisinart handelt es sich um einen Mixer<br />
mit Kochfunktion. In weniger als 20 Minuten kann man mit diesem<br />
2-in-1-Gerät köstliche, hauseigene Suppen oder Saucen zubereiten.<br />
Dabei bleibt einem das Umleeren aus der Pfanne in den<br />
Mixer und zurück erspart. Der Soup Maker kocht und mixt alles<br />
von alleine, dem Koch bleibt lediglich die Aufgabe, frische Zutaten<br />
hinzuzufügen. Je nach Wunsch kann man den Soup Maker auf<br />
80, 90 oder 110 Grad und die Zeitschaltuhr auf 1 bis 30 Minuten<br />
einstellen. Auch harte Nahrung oder Eiswürfel werden problemlos<br />
zerkleinert. Zu jedem Soup Maker gibt es das Kochbuch<br />
«Kochen und Emulgieren» mit Rezeptideen vom renommierten<br />
französischen Jahrhundertkoch Paul Bocuse.<br />
Interior News<br />
Living & More<br />
Behive-Deckenleuchte von Werner Aisslinger<br />
Die Natur ist eine der Inspirationsquellen für die Leuchte Behive,<br />
deren Name sich vom englischen Wort «beehive» (Bienenstock)<br />
ableitet – eine Assoziation, die durch das sanft gerundete Volumen<br />
der Leuchte entsteht. Behive ist sinnlich und elegant zugleich<br />
und besteht aus einer Reihe übereinander angeordneter<br />
Ringe mit unterschiedlichem Durchmesser. Aufgrund ihrer unnachahmlichen<br />
Lichtwirkung und der perfekten Synthese aus<br />
technologischer Forschung und formaler Schlichtheit ist Behive<br />
als Tischleuchte bereits ein Klassiker. Behive ist nun auch als<br />
Hängeleuchte erhältlich, die – wie auch die Tischversion – ein<br />
warmes, angenehmes Licht ausstrahlt, das mit einer nach unten<br />
gerichteten Lichtquelle kombiniert ist. Eine Abdeckung im Inneren<br />
der Leuchte verbirgt den technischen Teil und ermöglicht<br />
dem Licht, sich uneingeschränkt nach unten zu entfalten.<br />
66
KOLUMNE<br />
von Walter Bollier<br />
Warum Wasser<br />
zum Investment wird<br />
Wasser ist das wichtigste Lebensmittel<br />
und der wichtigste Rohstoff unseres<br />
Planeten. Das rapide Bevölkerungswachstum<br />
und die unaufhaltsame Urbanisierung<br />
haben in vielen Regionen<br />
bereits zu einem akuten Mangel an sauberem Süsswasser<br />
geführt. Entlang der grossen Flusstäler in Asien, der Wiege<br />
grosser Kulturen, droht sogar das Risiko eines Atomkrieges<br />
zwischen Pakistan und Indien um das kostbare Nass. Nachhaltige<br />
Investitionen in eine optimierte Wasserversorgung<br />
können hier den Frieden sichern. Doch auch in den Industrieländern<br />
häufen sich die Probleme, weil unsere Wasserleitungen<br />
überaltert sind. In Grossbritannien geht zum Beispiel<br />
rund ein Viertel des Leitungswassers durch Lecks verloren,<br />
das sind umgerechnet 3,4 Mrd. Liter Wasser täglich. Durch<br />
riesige Investitionen sollen diese Verluste bis 2015 signifikant<br />
verringert werden. Eine Untersuchung der Vereinigung der<br />
Wasserwerkebetreiber in den USA zeigt, dass die dringend<br />
notwendige Sanierung der Trinkwasserleitungen in den USA<br />
bis zum Jahr 2<strong>03</strong>5 mindestens USD 1000 Milliarden kosten<br />
dürfte. Neben der aktuellen Dürre bedroht die Wasserversorgung<br />
in den USA noch ein weiteres Problem. Die verstärkte<br />
Öl- und Gasexplorationstätigkeit in vielen US-Bundesstaaten<br />
und die Ausbreitung der Öl- und Gasgewinnung durch<br />
sogenanntes Fracking, bei dem ein Gemisch aus Wasser<br />
und Chemikalien mit Hochdruck in die Bohrlöcher gepumpt<br />
und wieder hochgespült wird, haben zu einem rapiden Anstieg<br />
von Schmutzwasser geführt. Schätzungen gehen davon<br />
aus, dass auf diese Weise täglich 60 Millionen Barrel<br />
Schmutzwasser in den USA anfallen. Zwar wird schon jetzt<br />
der Grossteil des Wassers wieder aufbereitet, doch wächst<br />
der Druck zu handeln, denn für 2013 wird durch die derzeitige<br />
Dürre in 36 Bundesstaaten mit einem knapperen Wasserangebot<br />
gerechnet. China wiederum gab bekannt, seine<br />
Investitionen in die Wasserversorgung bis 2020 auf USD 636<br />
Mrd. erhöhen zu wollen. Gemäss einem neuen Wasserplan<br />
ist beabsichtigt, bis 2<strong>03</strong>0 die Wasserentnahme aus den 25<br />
grössten Flüssen des Landes in den einzelnen Provinzen<br />
zu verringern und die Hauptstadt in Zukunft zusätzlich mit<br />
entsalztem Meerwasser zu versorgen, um den steigenden<br />
Bedarf zu decken. Schon heute sind über 15'000 Meerwasserentsalzungsanlagen<br />
in über 150 Ländern aktiv. Da sich<br />
der weltweite Wasserverbrauch bis 2050 verdoppeln dürfte,<br />
wird der Bestand solcher Anlagen rapide zunehmen. 2015<br />
dürften in den Bau neuer Anlagen oder in die Erneuerung<br />
bestehender Einrichtungen zur Meerwasserentsalzung USD<br />
18 Mrd. investiert werden. Die steigenden Investitionen in<br />
den Wassersektor haben zu unterschiedliche Reaktionen<br />
geführt. Zum einen ist das Bewusstsein für einen sinnvollen<br />
Umgang mit Wasser gestiegen. Zum anderen haben Investoren<br />
erkannt, welche Chancen der Sektor bietet. Tatsächlich<br />
dürften wir heute mit den zur Verfügung stehenden Wasser-<br />
Fonds (z.B. www.amcfm.ch) erst am Anfang einer Entwicklung<br />
stehen. Vielleicht wird man in einigen Jahren nebst in<br />
Aktien und Fonds direkt in Wasser investieren. So könnte<br />
der Handel mit Wasserrechten, wie er schon in Australien<br />
existiert, global wachsen. Das Fazit dürfte sein: Wasser wird<br />
immer wertvoller.<br />
68
LIVING<br />
70
LIVING<br />
Der Lichtzauberer<br />
Olafur Eliasson<br />
«Man findet in der Natur einfach einen unheimlichen Reichtum<br />
in der Darstellung von dimensionalen Phänomenen. Die Natur trägt<br />
eine grosse illusorische Qualität in sich. Jeder kann seine Metaphern und<br />
seine Erinnerungen hineinprojizieren. Die Natur hat etwas unglaublich<br />
Offenes. Das hört sich kitschig an, aber als Sprache ist<br />
das phänomenal.»<br />
Olafur Eliasson<br />
von Lone K. Halvorsen<br />
Wer wohlige Entspannung sucht, geht eher in die<br />
Badewanne, selten ins Museum. 20<strong>03</strong> aber pilgerten<br />
Entspannungssuchende mit Picknickkörben<br />
in die Londoner «Tate Modern», legten<br />
ihre Decken auf den kalten Boden, sich selbst<br />
darauf und schauten entzückt zur Decke. Die Turbinenhalle der<br />
«Tate» ist kein Ort, wo man sich ausstrecken will. Man fühlt sich<br />
ameisenklein verloren, bestenfalls ist man von der Monumentalität<br />
so bewegt, dass man galant hindurchpromeniert. Doch den<br />
Unterschied zwischen gemütlich und ungemütlich, das doziert<br />
jeder Einrichtungsberater, bestimmt die Lichtsituation. Und für<br />
eine solche ist Olafur Eliasson Experte.<br />
Physikalische Naturphänomene<br />
Seit Jahren untersucht Eliasson die Erscheinungsformen von Licht.<br />
Diese baut er mit Scheinwerfern, Projektoren, Spiegeln, Farbfiltern,<br />
Nebel und optischen Linsen nach und zeigt mit allem technischen<br />
Brimborium das, was in der Natur alltäglich ist – Lichtwechsel,<br />
Schattenspiele, Regenbogen, Spiegelungen – oder wie in der Turbinenhalle<br />
eben einen Sonnenuntergang.<br />
Dafür installierte er an der Wand einen halbrunden Sonnenlichtkegel,<br />
der die ganze Halle in honiggelbes Licht tauchte, liess dazu ein<br />
wenig künstlichen Nebel hineinpusten und schon schlug das «Weather<br />
Project» gehörig auf das Betrachtergemüt. Selbst wenn er für<br />
71
LIVING<br />
Werbemassnahmen Luxuskaufhäuser-Schaufenster<br />
gestaltet<br />
oder Autos einfriert, immer<br />
ist Eliassons Kunst beinahe<br />
körperlich spürbar.<br />
Dass seine Werke trotzdem<br />
nicht wie meditatives Lava-Lampen-Feng-Shui daherkommen,<br />
dafür sorgt seine Ehrlichkeit. Denn die Technik wird nicht wie im<br />
Theater hinter der Bühne versteckt, sondern ist stets sichtbar.<br />
Eliasson präsentiert das künstlich generierte «Naturereignis» als<br />
physikalisch-technische Unterrichtsdemonstration wie jemand, der<br />
sagt: Wasser plus Hitze macht eben Kochwasser. Damals in der<br />
«Tate» haben 2,2 Millionen Menschen dieses Phänomen miterlebt.<br />
Künstliche Naturphänomene<br />
In den neunziger Jahren war Eliasson mit verblüffend simplen und<br />
effektvollen optischen Tricks bekannt geworden. Einmal spannte<br />
er eine sonnengelbe Folie durch den Raum, in dem es plötzlich<br />
aussah, als falle warmes Abendlicht herein. Bei Utrecht wunderten<br />
sich Autofahrer, dass die Sonne auf der verkehrten Horizontseite<br />
hinter ein paar Bäumen unterging – bis der Künstler sie abholte: Es<br />
war eine Scheibe mit fast vier Meter Durchmesser. In Stockholm<br />
starrten 1998 die Leute erstaunt ins Wasser, das giftgrün leuchtete<br />
– Eliasson hatte eine Farbe benutzt, die Wissenschaftler zum<br />
Markieren von Flussverläufen verwenden, er hatte sozusagen<br />
72
73<br />
LIVING
LIVING<br />
74
LIVING<br />
«Man steht in einer Beziehung zum Raum;<br />
man sieht ihn, man bewegt sich in ihm oder tut irgendwas<br />
in ihm, und der Raum verfügt aufgrund seiner offenen<br />
Ideologie über die Fähigkeit, einem zu zeigen,<br />
daSS man sich in ihm befindet.»<br />
75
LIVING<br />
«Ich bin Künstler und kein Architekt und auch<br />
kein Wissenschaftler. Aber im Moment ist niemand daran<br />
interessiert, wie man etwas präzise nennt. Kunst ist nur noch ein<br />
Begriff, den Galerien verwenden, um ihre<br />
Existenz zu rechtfertigen.»<br />
76
BERATUNG, VERKAUF<br />
PROJEKTIERUNG<br />
ERDAUSHUB<br />
BETONARBEITEN<br />
SCHLÜSSELFERTIGE MONTAGE<br />
RENOVIERUNG<br />
Vertrieb von Zodiacprodukten<br />
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LIVING<br />
die Avantgarde-Idee des All-over-Painting aufs Stadtformat hochgezoomt;<br />
die Farbe verliess das Museum und überschwemmte<br />
den öffentlichen Raum. Olafur Eliasson möchte, dass die Kunst<br />
etwas mit dem Leben zu tun hat und über die elitäre Kunstszene<br />
hinaus Menschen ansprechen. Manchmal holt er dafür die Kunst<br />
aus dem konservativen Gebilde «Museum» – wie bei «The New<br />
York City Waterfalls». 2008 liess Eliasson 110 Tage lang vier künstliche<br />
Wasserfälle rund um die Südspitze von Manhattan installieren<br />
und Unmengen von Wasser in den East River fallen. Das von<br />
der Stadt und Sponsoren finanzierte Projekt diente einerseits als<br />
touristische Attraktion, sollte aber auch Denkanstösse zu Umweltschutz<br />
und Stadtplanung geben. Gerade in der heutigen Zeit mit<br />
unserer klimapolitischen Situation sind Eliassons Kunstwerke aktueller<br />
und brisanter denn je. Auch wenn seine Werke – wie zum<br />
Beispiel die Wasserfälle, der künstliche Sonnenaufgang oder das<br />
ständig zu frostende Auto – selbst Energieschlucker sind und somit<br />
Beschleuniger der Klimakatastrophe, so sind doch zwei Millionen<br />
Autofahrer, die nach der Betrachtung darüber nachdenken,<br />
ob sie selbst nicht eine grosse Schuld tragen, und ihr Verhalten<br />
ändern, ein paar ausgelastete Kühlaggregate wert.<br />
Künstler und Unternehmer<br />
Eliasson ist nicht nur einer der weltweit wichtigsten und erfolgreichsten<br />
Künstler der Gegenwart. Er ist auch, im allerbesten<br />
Sinne, der populärste. Das zeigt sich nicht nur an den Tausenden<br />
von Besuchern, die seit Jahren zu seinen Installationen und Ausstellungen<br />
strömen. In seinem riesigen Atelier im Prenzlauer Berg,<br />
arbeiten stets 30 bis 50 Leute an bis zu 50 Projekten gleichzeitig<br />
– Architekten, Kunsthistoriker, Designer und diverse Technikexperten.<br />
«Es geht nicht darum, ob das, was wir tun, Architektur<br />
oder Kunst ist; es geht nicht darum, zwei Gebiete zu polarisieren<br />
... Vielmehr geht es darum, nach vorne zu schauen und zu erkennen,<br />
dass es uns das hier im Studio gebündelte Wissen erlaubt,<br />
traditionelle Grenzen der Kunst zu überschreiten.» So erläutert Eliasson<br />
die Rolle seiner Atelierwerkstatt in Berlin. Unter der Leitung<br />
des dänisch-isländischen Künstlers fungiert sie als experimentelles<br />
Labor und interdisziplinärer Raum, in dem stets aufs Neue überraschende<br />
Dialoge zwischen Kunst und Natur angestossen werden.<br />
Eliasson ist gut im Geschäft. Seine kleinen Kaleidoskope werden<br />
für um die 100'000 Euro versteigert. Grössere Objekte erzielen ein<br />
Vielfaches an Gewinn oder kommen gar nicht erst auf den Markt,<br />
da sie schon während ihrer Entwicklung von Sammlern und Museen<br />
gekauft werden.<br />
Seine künstlerische Laufbahn begann an der Königlich Dänischen<br />
Kunstakademie in Kopenhagen. Hier verbrachte er auch seine<br />
Kindheit mit der Mutter, einer Näherin, und dem Vater, der selber<br />
Künstler war. Zu seinen Vorbildern gehörte Robert Irwin. Seine<br />
pragmatischen Vorstellungen von Körper und Raum entsprechen<br />
Eliassons Vorstellungen von der Realität.<br />
Im Labor der Kunst<br />
Diese umfangreiche Enzyklopädie bietet einzigartige Einblicke in<br />
die vielen Projekte des Studios von Olafur Eliasson. 26 Schlüsselbegriffe<br />
zu Eliassons Werk wie Beauty, Gravitation oder Utopia<br />
werden in alphabetischer Folge präsentiert und entfalten sich in<br />
kurzen, intensiven Gesprächen mit dem Künstler. Berücksichtigt<br />
wurden fast alle bisher realisierten Arbeiten, darunter Eliassons<br />
oft riesenhafte Installationen, Fotografien, Skulpturen und Architekturprojekte.<br />
Zusätzliches Material wirft Licht auf die längerfristig<br />
laufenden Forschungsprozesse im Berliner Studio. Der<br />
renommierte Kunsthistoriker Philip Ursprung verfasste den einleitenden<br />
Essay und führte die Interviews mit dem Künstler. Ein im<br />
wahrsten Sinne des Wortes erhellendes Buch!<br />
«Studio Olafur Eliasson»<br />
Olafur Eliasson und Philip Ursprung<br />
Taschen Verlag<br />
78
individualität ist für uns norm<br />
Unsere Produkte sind genauso individuell wie Sie – unsere Kunden.<br />
Schweizer Qualitätshandwerk ist die Basis unseres Erfolgs. Das zeigt sich<br />
in unseren Schränken und Spezialprodukten.<br />
www.alpnachnorm.ch | Info-Nummer 0800 800 870
KOLUMNE<br />
«PRINZEN»<br />
von Vera Dillier<br />
An Abenden, wo ich nichts vorhabe, zappe durch<br />
die Fernsehsender. Beim Promi-Dinner auf VOX<br />
habe ich letzthin angehalten: Drei Prinzen – alle<br />
adoptiert – waren da versammelt, und die anwesende<br />
Dame hätte, auch Prinzessin werden sollen.<br />
Der erhoffte zukünftige Adoptivvater – Frédédic von Anhalt<br />
(selber auch nur ein adoptierter Prinz) – wollte jedoch – wegen<br />
der zu offensichtlichen Vulgarität der Silikonblondine – von<br />
seinem Angebot zurücktreten. Treuherzig meinte er – aus LA<br />
direkt übertragen –, dies könne er doch seiner Familie nicht<br />
antun. Welche Familie der wohl meinte? Dachte er an die<br />
schon früher für Geld von ihm adoptierten «Kinder», zu denen<br />
auch ein bekannter Bordellbesitzer gehört, oder an die echte<br />
Familie der von Anhalt.<br />
Im Fernsehen versuchten sich die Neo-Prinzen unterdessen<br />
krampfhaft in adligem Benehmen, was ziemlich misslang: So<br />
hockte sich der eine Prinz mit Hut auf dem Kopf an den Tisch<br />
und die verhinderte Prinzessin traf mit einer vollen Stunde<br />
Verspätung ein. Vom berühmten Satz «Pünktlichkeit ist die<br />
Höflichkeit der Könige» scheint diese Person noch nie etwas<br />
gehört zu haben.<br />
Nun endlich konnte der kochende Prinz seinen Gästen den<br />
ersten Gang servieren: Salat mit feinstem Suhsi-Lachs darauf.<br />
Aber wie heisst es so schön: «Was der Bauer nicht kennt,<br />
isst er nicht.» Da die feinen Herren in kulinarischer Hinsicht<br />
eher «Bauern» und nicht Feinschmecker waren, musste der<br />
Prinzen-Koch mit seinem ersten Gang wieder in Küche zurück<br />
und den Lachs anbraten. Tja, Prinz werden ist nicht schwer,<br />
Prinz sein dagegen sehr.<br />
Das erinnerte mich sehr an eine alte Geschichte: In einer Restaurant-Bar<br />
in New York hatte mich damals ein junger Herr<br />
mit den Worten angesprochen: «Kennen wir uns nicht?» Irgendwie<br />
kam er mir bekannt vor. Aber als er mir sein Visitenkärtchen<br />
mit einem Prinz von und zu drauf gab, konnte<br />
ich mich nicht daran erinnern, dass mir jemand mit so einem<br />
Namen schon mal begegnet war. Erst eine Stunde später, als<br />
ich schon weg war, dämmerte es mir und ich musste mich vor<br />
Lachen hinsetzen. Der Prinz von vorhin war doch tatsächlich<br />
der kleine Hansi Huber, den ich vor vielen Jahren in Saint-Tropez<br />
kennengelernt hatte. Der musste wohl irgendwann über<br />
Nacht zum Prinzen mutiert sein.<br />
Einige Zeit später in St. Moritz traf ich ein wichtiges, reiches<br />
Ehepaar. Sie grüssten etwas von oben herab und erklärten<br />
mir, dass sie heute Abend ein grosses Dinner für eben diesen<br />
Prinzen geben würden. Mit viel Ironie meinte ich (was denen<br />
entging): «Puh, das ist aber eine grosse Ehre für Euch.» Sie<br />
waren von meiner Bewunderung gerührt und luden mich dann<br />
gönnerhaft auch zum Dinner ein. Es war ein besonderer Spass,<br />
mein altes Kamerädli Hansi Huber und heutigen Prinzen mit<br />
den Worten «Prinz – schön, Sie mal wiederzusehen» zu begrüssen.<br />
Die Gastgeber waren beeindruckt, dass ich ihren hohen<br />
Besuch kannte. Es ist schon amüsant, wie reiche Wichtigtuer<br />
genauso wie einfache Leute vor irgendeinem Titelchen vor<br />
Ehrfurcht fast erstarren. Früher kaufte man sich gerne einen<br />
Doktor-Titel, um von der Umwelt als wichtig wahrgenommen<br />
zu werden. Nachdem der Dr.-Titel ohne Universitätsstudium<br />
und selbst erarbeitete Doktorarbeit viel Ärger einbringen kann,<br />
wie prominente Beispiele gezeigt haben, sind nun Adelstitel der<br />
grosse Renner, weil sie viel einfacher und aus zweiter Hand<br />
recht günstig zu kaufen sind. Ausserdem ist die Berufsbezeichnung<br />
«Prinz» nicht geschützt und erfordert keinen intellektuellen<br />
Leistungsausweis.<br />
Die wahren Adligen legen in ihrem Privatleben selten Wert auf<br />
ihre Titel. Man hat sie, aber spricht nicht gross darüber. Otto<br />
von Habsburg erklärte mal am Fernsehen, dass er absolut<br />
keinen Titel mehr habe, da die Monarchie in Österreich abgeschafft<br />
worden sei. Ich war immer ein grosser Bewunderer von<br />
ihm wegen seiner Haltung im Zweiten Weltkrieg und seinen Visionen<br />
von einem geeinten Europa. So liess ich es mir nicht<br />
nehmen, als er beim Zürcher Sechseläuten in einer Kutsche als<br />
Ehrengast mitfuhr, ihm Blumen mit den Worten «Meine Verehrung<br />
Herr von Habsburg» zu überreichen. Als er meine Hand<br />
hielt und sich mit ein paar liebenswürdigen Komplimenten bei<br />
mir für die Blumen bedankte, wurde mir bewusst, dass ich soeben<br />
nicht nur einem der höchsten Adligen Europas, sondern<br />
einem der bedeutendsten Männer unserer Epoche die Hand<br />
hielt. Diese Art Menschen haben meine absolute Hochachtung.<br />
80
BEAUTY<br />
Nofretetes<br />
Nachfahren<br />
Von roten Lippen und schwarz umrandeten Augen<br />
Schon Nofretete trug sie. Und zahlreiche andere Königliche<br />
im Alten Ägypten trugen sie auch. Augenkosmetik war im Alten Ägypten populär,<br />
und das nicht zuletzt wegen ihrer magischen Bedeutung.<br />
von Yvonne Beck<br />
Die ersten Spuren von Kosmetikverwendungen und<br />
Schminke führen uns in das Alte Ägypten. Die Ägypter<br />
waren die Ersten, die selbst hergestellte Farben<br />
benutzten, um diese zur eigenen Schönheitspflege<br />
zu benutzen. Sie schmückten sich, um den Göttern<br />
«ähnlicher» zu werden. Denn nach ihrem Glauben spiegelte<br />
die körperliche Erscheinung eines Menschen seine Seele wider,<br />
und so erweckte die Oberfläche ihrer Körper das Wohlgefallen der<br />
Götter. Zudem schützten sie bereits ab 2500 vor Christus ihre Haut<br />
vor der intensiven Sonnenbestrahlung mit Salben und Ölen. Eine<br />
besondere Bedeutung kam jedoch der Betonung der Augen zu, da<br />
die Augen ein Sinnbild für den Sonnengott Ra darstellten. Die hierzu<br />
genutzten schwarzen und grünen Farben wurden häufig von<br />
Priestern hergestellt und wie Kajal benutzt.<br />
83
BEAUTY<br />
«Make-up can only<br />
make you look pretty on the<br />
outside but it doesn’t help if<br />
you're ugly on the inside. Unless<br />
you eat the make-up.»<br />
Audrey Hepburn<br />
Die Schönheitsrezepte der alten Pharaonen waren streng gehütete<br />
Geheimnisse – wie heute die neusten Formeln der Kosmetikhersteller.<br />
Durch Ausgrabungsfunde weiss man heute, dass sie mineralische<br />
und metallische Spurenelemente wie Eisenoxid, Antimon<br />
und Malachit mit Wasser vermischt zur Gesichtspflege auftrugen.<br />
Tierische Fette, Honig, Ambra, Moschus und Myrrhe waren weitere<br />
wichtige Zutaten für Cremes. Anders als heute kamen die Ägypter<br />
damals ausschliesslich mit natürlichen Zutaten aus. Zum Färben<br />
der Handflächen und der Fingernägel und für andere kosmetische<br />
Bemalungen verwendete man Henna – wie es heute noch in Indien<br />
gang und gäbe ist. Für Lippen und Wangen wurde eine fetthaltige<br />
rote Paste unter Beimischung des Minerals Zinnober benutzt.<br />
Schönheitskult in Europa<br />
Erst Alexander der Grosse brachte von seinen ägyptischen Eroberungszügen<br />
die Erkenntnisse über die Herstellung von nach<br />
Griechenland. Die Griechen erfanden den passenden Namen<br />
«Kosmetik» für das «eroberte» Wissen – das griechische Verb<br />
«kosméo» bedeutet so viel wie «ordnen» oder «schmücken».<br />
Schon bald erblühte ein Handel mit den neuen Produkten.<br />
Schminke, Badesalze, parfümierte Salben und Salböle gab es<br />
auf fast jedem Bazar. So waren die Griechen wahrscheinlich die<br />
ersten geschminkten Menschen Europas. Die Römerinnen benutzten<br />
erst nach der Eroberung Griechenlands ausgiebig dekorative<br />
Schminke. Zum Entfernen wurde Olivenöl oder Esels- beziehungsweise<br />
Ziegenmilch benutzt. Die zu dieser Zeit genutzte<br />
Wimperntusche wurde aus gebranntem Kork hergestellt.<br />
84
BEAUTY<br />
Marilyn Monroe wurde mit ihrem roten Schmollmund berühmt.<br />
Bereits vor hunderten von Jahren war die Kosmetikbranche Trends<br />
und Modeerscheinungen unterworfen. So galt beispielsweise im<br />
Mittelalter nur der blasse Teint als schön. Um eine makellose Blässe<br />
zu erreichen, verwendete man das hochgiftige Bleiweiss. Im<br />
18. Jahrhundert wurden neben Bleioxid auch Wismutoxid, Quecksilberoxid,<br />
Zinnoxid und Talk zum Aufhellen der Haut verwendet.<br />
Doch erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Kosmetika unter<br />
Berücksichtigung der möglichen Gesundheitsfolgen hergestellt.<br />
Gegen den ausschweifenden Gebrauch von Kosmetika sprach<br />
sich die Kirche aus, sie verlangte im Sinne der Frömmigkeit, dass<br />
die Menschen sich um die «inneren» Werte bemühen. Die «äusserliche»<br />
Schönheit hingegen wurde gering geschätzt.<br />
In der Renaissance wurde das Färben von Wangen und Lippen<br />
durch Elisabeth I. in England und Katharina von Medici in Frankreich<br />
wieder populär. «Vornehme» Frauen und Männer bedienten<br />
sich dabei der Kosmetika gleichermassen. Durch die neue Mode<br />
setzte man sich vom «gemeinen Volk» ab.<br />
Erst Schwarz, dann Rot<br />
Dass sich Frauen die Lippen anmalen, ist heutzutage völlig alltäglich,<br />
zumindest in unserem Kulturkreis. Der erste moderne Lippenstift<br />
wurde im Jahr 1883 auf der Weltausstellung in Amsterdam der<br />
Öffentlichkeit präsentiert, und zwar von Pariser Parfumherstellern.<br />
Der in Seidenpapier gewickelte Stift war aus Rizinusöl (ein Produkt<br />
des afrikanischen Wunderbaums), Hirschtalg (Körperfett des<br />
85
BEAUTY<br />
Revlon-Plakat aus dem Jahre 1939<br />
Hirsches) und Bienenwachs hergestellt. Da er noch keine Hülse<br />
besass und nur in Papier gewickelt war, nannte man ihn respektlos<br />
saucisse (Würstchen).<br />
In den ersten Stummfilmen wurde er eingesetzt, um Darstellerinnen<br />
einen schwarzen Kussmund zu schminken. Die ersten Stummfilmstars<br />
wie Clara Bow, die ihre Lippen mit dem Amorbogen<br />
schmückte, oder Theda Bara mit ihren Vamp-Lippen sowie Mae<br />
Murray mit ihrem Bienenstich-Mund setzten Trends und machten<br />
den Lippenstift endlich salonfähig. Der sogenannte Bienenstich-<br />
Mund war ein Trick von Max Factor, den er für den Film entwickelte.<br />
Da die üblichen Pomaden durch die heissen Studiolampen zerflossen,<br />
überschminkte er den Mund und malte darauf einen kleinen<br />
kecken Kussmund. Auf Zelluloid war Schwarz als Farbe am besten<br />
geeignet, und damit kam der fast schwarz geschminkte Mund in<br />
Mode. Von nun an trug Frau einen schwarz geschminkten Mund.<br />
Einziges Problem war, dass der Lippenstift nicht besonders lange<br />
hielt. Anfangs war er zudem noch sehr teuer und nur wenige Frauen<br />
trauten sich, ihn zu benutzen. Erst in den 1920er-Jahren hatten<br />
Chemiker an der Erzeugung eines Lippenstifts mitgewirkt, der zu<br />
einem erschwinglichen Preis über die Ladentheke ging.<br />
Besonders die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt, eine<br />
Diva des späten 19. Jahrhunderts, machte den Lippenstift<br />
populär, als sie mit kirschrotem Mund auf der Bühne stand, und<br />
schenkte ihm den Namen Stylo d'Amour. In den 1930er-Jahren<br />
konnte man vor allem in den USA mit Kosmetik viel Geld verdienen.<br />
Deshalb entwickelten zahlreiche Firmen immer neue Lippenstift-<br />
Farben, die reissenden Absatz fanden. Neben Rot und Schwarz<br />
gab es zum Beispiel «Shiap», ein helles Pink, und «Shocking», einen<br />
knalligen Fuchsiaton. Der Lippenstift wurde unentbehrliches<br />
Beauty-Accessoire und durfte in keiner Damenhandtasche fehlen.<br />
Einer der ersten beliebten Modelle trug den französischen Namen<br />
«Rouge Baiser» – auf Deutsch «roter Kuss». In den 1950er-Jahren<br />
kam dann auch die Drehmechanik hinzu, die heute bei vielen Lippenstiften<br />
Standard ist. Endlich konnten sich die Damen die Lippen<br />
anmalen, ohne sich auch die Finger oder die Handtasche zu<br />
färben.Nach dem Krieg wurde der Lippenstift auch in Deutschland<br />
immer beliebter. Heute zählt der Lippenstift zu den meistbegehrten<br />
Kosmetikprodukten, fast jede Frau verwendet eine oder mehrere<br />
Farben, passend zur Garderobe, zur Jahres- und Tageszeit und<br />
zur Stimmung. Aus dem täglichen Make-up-Ritual ist er einfach<br />
nicht mehr wegzudenken.<br />
86
BEAUTY<br />
Stummfilmstars Clara Bow<br />
Im 21. Jahrhundert zählt der Lippenstift nach wie vor zum beliebtesten<br />
Make-up-Produkt, mehr als 80 Prozent aller Frauen zwischen<br />
20 und 80 Jahren benutzen regelmässig Lippenstift. Ob<br />
kussecht, knallig, glossy, schrill oder ganz dezent – bis heute ist der<br />
Lippenstift nach wie vor das beliebteste Beauty-Utensil.<br />
Frauen, die sich täglich die Lippen schminken,<br />
verzehren auf diese Weise jährlich einen<br />
ganzen Lippenstift. Doch das ist immer<br />
noch besser als die Praktiken, denen<br />
sich Katharina die Grosse bediente.<br />
Sie liess sich, in Ermangelung des noch<br />
nicht erfundenen Lippenstiftes, von ihren<br />
Dienerinnen die Lippen ansaugen und<br />
aufbeissen, damit sie schwellend und blutrot<br />
wirkten. Einen Nachteil hat der heutige<br />
Lippenstift jedoch auch: Wer mit sündig<br />
roten Lippen in Berührung kommt,<br />
ist schnell gebrandmarkt. Und so<br />
mancher Ehestreit entbrannte, weil<br />
Mann Frau nicht die roten Spuren<br />
am Hemdkragen erklären konnte.<br />
Beauty-Pioniere<br />
Ein Vorreiter auf dem Gebiet<br />
der Kosmetikherstellung<br />
war Max Factor, der<br />
unter anderem den Look<br />
von Stars wie Gloria Swanson,<br />
Greta Garbo und Joan<br />
Crawford kreierte; ihm<br />
wird auch die Erfindung<br />
des Begriffs «Make-up» zugeschrieben.<br />
Guerlain hat<br />
Max Factor<br />
den Lippenstift 1910 erstmals<br />
in eine Metallhülse gesteckt. Die Revlon-Brüder Charles und<br />
Joseph produzierten nicht nur den ersten Nagellack, sondern<br />
waren auch die Ersten, die die Farbe für die Nägel mit der für die<br />
Lippen aufeinander abstimmten. Die amerikanische Chemikerin<br />
Hazel Bishop entwickelte den auch heute noch verwendeten Lippenstift<br />
auf Lanolin-Basis, der die Farbe nicht verschmieren lässt.<br />
87
BEAUTY<br />
Der typisch<br />
italienische<br />
Erfolgscharakter<br />
Tomaso Trussardi<br />
Einst als Handschuhfabrik von Dante<br />
Trussardi gegründet, wird das<br />
italienische Familienunternehmen<br />
Trussardi heute in vierter Generation<br />
geführt. Beatrice Trussardi leitet die<br />
Geschicke des Modeunternehmens<br />
und ist verantwortlich für alle Linien<br />
mit dem Windhund-Logo.<br />
88
89<br />
BEAUTY
von Valeska Jansen<br />
Damenmode, Herrenmode und eine Kinderkollektion,<br />
gefolgt von exklusiven Accessoires und eigenen<br />
Düften. Trussardi ist nicht nur ein Modeunternehmen,<br />
es ist eine Lifestyle-Marke. Beatrices Schwester<br />
Gaia fungiert als Modekoordinatorin, und nun<br />
tritt auch der jüngere Bruder Tomaso ins Rampenlicht. Er repräsentiert<br />
für die neueste Duftkreation Trussardis, My Land, seine<br />
Stadt, Mailand.<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Was ist Ihnen bei einem Herrenduft wichtig?<br />
Tomaso Trussardi: Ich liebe es, einen Duft zu tragen. Meine Lieblingsingredienzien<br />
dabei sind Bergamotte und Lavendel. Ebenso<br />
liebe ich frische und würzige Düfte. Ein Hauch von Leder sollte<br />
auch dabei sein.<br />
Welche Düfte mögen Sie gar nicht?<br />
Das perfekte Mailänder Model<br />
Als Model soll er den typischen italienischen Erfolgscharakter verkörpern.<br />
Gebildet, Kunst- und Kultur-interessiert und nicht zuletzt<br />
gutaussehend. Seine lässige Eleganz steht ganz im Einklang mit<br />
der Zielgruppe des neuen Duftes: Der neue Trussardi-Mann ist<br />
luxuriös und gleichzeitig alternativ, hat gute Umgangsformen und<br />
ist Shopping addicted. Dazu ist er einzigartig, individualistisch,<br />
egozentrisch und narzistisch. So verkündet es zumindest der<br />
Parfum-Lizenznehmer ITF Cosmetics – einer der grössten italienischen<br />
Kosmetik-Distributeure. Wir treffen Tomaso, das Sinnbild<br />
und Kampagnenmodel des neuesten Herrenduftes My Land in der<br />
Trussardi-Boutique an der Piazza della Scala im Zentrum Mailands<br />
zum exklusiven Interview:<br />
Zitrusdüfte sind nichts für mich!<br />
Ihre früheste Erinnerung an einen Duft?<br />
Oh das war Trussardi Action. Und dann natürlich der Lieblingsduft<br />
meiner Mutter, danach duftete sie immer, Trussardi Bianco (Beide<br />
nicht mehr im Handel erhältlich, Anmerkung der Redaktion).<br />
Wie sieht der Trussardi-My-Land-Mann aus?<br />
Er ist um die dreissig, intelligent, selbstbewusst, er reist gerne, ist<br />
aber trotzdem stark mit seiner Heimat verwurzelt. So, wie My Land<br />
mein Mailand, meine Heimat ist.<br />
90
«In Italien spielt das Essen<br />
eine sehr grosse Rolle<br />
und genauso die Mode.<br />
Italiener wollen überall<br />
immer die Besten sein.»<br />
BEAUTY
BEAUTY<br />
Inwieweit spielt die italienische Lebensart dabei eine Rolle?<br />
Das ist nicht einfach zu erklären … In Italien spielt das Essen eine<br />
sehr grosse Rolle und genauso die Mode. Italiener wollen überall<br />
immer die Besten sein. Speziell bei Trussardi spielen natürlich auch<br />
noch die Lederaccessoires eine sehr grosse Rolle. Vor allem, was<br />
das Reisen mit exklusivem Trussardi-Reisegepäck angeht. Das<br />
gehört eben zum Firmen-Image.<br />
Trussardi war eigentlich schon immer mehr eine Lifestyle-<br />
Marke. Wollen Sie das weiter ausbauen?<br />
Ja, natürlich. Im Moment denken wir darüber nach, eine eigene<br />
Uhrenlinie zu kreieren, aber es ist noch zu früh, darüber detailliert<br />
zu sprechen.<br />
Wie sieht es mit Expansionen in Richtung China aus?<br />
Im Moment ist der grösste Marktanteil mit über 50 Prozent hier in<br />
Europa. An zweiter Stelle steht Russland und an dritter China. Aber<br />
wir planen gerade, in den nächsten vier Jahren fünfzig neue Boutiquen<br />
in China zu eröffnen. Damit stünde dann China an zweiter,<br />
vielleicht sogar an erster Stelle.<br />
Müssen Sie den Trussardi-Stil dann nicht irgendwie den asiatischen<br />
Bedürfnissen anpassen?<br />
Oh nein. Das wäre ein grosser Fehler für ein traditionelles Unternehmen<br />
wie unseres. Wenn es danach ginge, dürften wir nach China<br />
nur kleinere Taschenmodelle liefern und auch nicht aus Leder,<br />
sondern aus Kunstleder, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit. Aber<br />
als Familienunternehmen ist es das grosse Ziel, sich immer selbst<br />
treu zu bleiben. Mein Lieblingsbeispiel ist hier Bottega Veneta: Als<br />
sie in China expandierten, waren sie die ersten zwei Jahre nicht<br />
sonderlich erfolgreich, doch sie blieben sich und ihren italienischen<br />
Werten treu. Heute verkaufen sie in China extrem erfolgreich.<br />
Was ist für Sie der wichtigste Faktor, um erfolgreich zu sein?<br />
Man muss das lieben, was man tut! Und am besten noch an dem<br />
Ort, mit dem man verwurzelt ist und wo man zu Hause ist.<br />
Was lieben Sie an Mailand am meisten?<br />
Ich liebe die Skyline. Am liebsten gehe ich nachts durch die Strassen<br />
und geniesse einfach diese spezielle Atmosphäre, die es so<br />
nur in Mailand gibt.<br />
Wie würden Sie Ihren persönlichen Stil beschreiben?<br />
Lässig! Ich trage am liebsten Jeans und Sneakers, ein T-Shirt und<br />
ein Sakko darüber. Dazu liebe ich Lederjacken, aber aus mattem Leder.<br />
Ich würde mich als klassisch sportlichen Mann beschreiben.<br />
92
100% PURE PNT ESSENTIAL THERAPY<br />
℡ +41 61 205 05 65 / KEUNE.CC
BEAUTY<br />
Schwarz und Rot - zwei intensive Farben<br />
mit Signalwirkung. Die Farbe Schwarz<br />
ist die Farbe der Eleganz und eignet sich<br />
sehr gut zum Kombinieren. Charmant,<br />
charmant also, was diesen Herbst auf<br />
uns zukommt: Mit einem tiefen Schwarz<br />
und knalligem Rot macht man in dieser<br />
Saison einfach alles richtig.<br />
LANCÔME<br />
YVES ROCHER<br />
94
BEAUTY<br />
DIOR<br />
GIVENCHY<br />
CHANEL<br />
95
BEAUTY<br />
Der Luxusparfumeur<br />
Roja Dove<br />
Eine der berühmtesten Nasen im Multi-Millionen-Geschäft<br />
der Duftindustrie ist der Brite Roja Dove. Als Einziger trägt er den Titel «Professeur<br />
de Parfums» und er lebt seine Leidenschaft: die Liebe zum Duft.<br />
96
BEAUTY<br />
von Valeska Jansen<br />
Fragt man Roja Dove nach seiner ersten Begegnung<br />
mit Parfum, antwortet er versonnen lächelnd: «Als ich<br />
noch ein kleiner Junge war, kam meine Mutter abends<br />
zu mir ans Bett, um mir einen Gute-Nacht-Kuss zu geben.<br />
Sie verliess mein Zimmer, aber ihr Duft blieb.»<br />
Schon damals hat er sein Herz der Welt der Düfte verschrieben<br />
und bereits als Teenager begann er mit Parfums zu experimentieren.<br />
An seinem 21. Geburtstag reiste er nach Paris und landete<br />
in der Guerlain Boutique auf den Champs-Elysées. Für ihn eine<br />
schicksalhafte Begegnung, sagt er heute. Und ab diesem Moment<br />
stand sein Ziel fest: Genau hier wollte er arbeiten und alles<br />
über die geheime Welt der Zutaten und Rohstoffe zur Herstellung<br />
von Düften lernen.<br />
Guerlain als grosses Vorbild<br />
Seine Bewerbung wurde angenommen und Dove blieb dem alteingesessenen<br />
Familienunternehmen über 20 Jahre treu. Einzig<br />
die Tatsache, dass nur Familienmitglieder Guerlain-Düfte kreieren<br />
dürfen, bewog ihn dazu, sein eigenes Duft-Unternehmen zu<br />
gründen. Nun konnte er sein ganzes Know-how endlich unter<br />
seinem Namen vermarkten. Schnell erhielt er einen Vertrag mit<br />
dem Londoner Luxus-Kaufhaus Harrods und bekam dort im fifth<br />
floor Platz, seine Kreationen zu präsentieren und zu verkaufen.<br />
Mit grossem Erfolg, denn seine Leidenschaft trieb ihn an, ungewöhnliche<br />
Zutaten zu vermischen und sich so einen Namen als<br />
Individualist zu machen. Seine Kundinnen wussten: Diese Düfte<br />
hat nicht jeder und doch hat er für jeden Typ Mensch seine eigene<br />
Duftinterpretation.<br />
Duftkreationen massgefertigt<br />
Charakterzüge interpretiert er mit Rosen, Sandelholz oder Iris und<br />
geht dabei beinahe wie ein Psychologe vor. Auch Unikate fertigt<br />
er für besondere Kunden an und dieser Duft ist dann wie massgeschneidert.<br />
Über Preise für Spezialanfertigungen wird nicht gesprochen,<br />
sieht man allerdings die Preise für Doves Publikumskollektionen,<br />
ist klar: Preiswert wird es nicht gerade sein. Kaufen<br />
konnte man Roja-Dove-Düfte bislang ausschliesslich bei Harrods,<br />
doch seit Mai dieses Jahres gibt es die exklusiven Düfte auch in<br />
der Schweiz. Für seine zweite, sehr exklusive Verkaufsdépendance<br />
wählte er die Boutique des Luxushotels Lausanne Palace. Speziell<br />
geschultes Verkaufspersonal berät hier die elitäre Kundschaft.<br />
97
BEAUTY<br />
Wir trafen Roja Dove in seiner neuen opulenten Verkaufsdépendance,<br />
unweit vom Genfersee, zu einem Exklusivinterview:<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Erst London, nun Lausanne, wie kam es zu dieser<br />
Entscheidung?<br />
Roja Dove: Ich hatte viele Anfragen aus Europa, einen Parfumerie-Shop<br />
zu eröffnen. Und es hört sich vielleicht sehr<br />
arrogant an, aber ich wollte einen wirklich speziellen Standort.<br />
Meine Kreationen sind sehr exklusiv und ich will nicht in<br />
einer der abertausend Parfumerien Europas untergehen. Eines<br />
Tages kontaktierte mich auch Emeline Gauer vom Hotel<br />
Lausanne Palace und bat um einen persönlichen Termin. Wir<br />
trafen uns für fünfzehn Minuten und es hat sofort gefunkt. Sie<br />
war die Person, die genau verstand, was meine Intension war.<br />
Mir ging es nicht um grosse Stückzahlenverkäufe, ich wollte<br />
mir meine hohe Exklusivität bewahren. Emeline präsentierte<br />
mir in zwei weiteren Treffen ihre Idee, und ihre grosse Empathie<br />
beeindruckte mich sehr. So folgte ich sehr gerne ihrer<br />
Einladung ins «Lausanne Palace» und begriff sofort, dass es<br />
sich hier um einen ganz besonderen Ort handelte. Emeline<br />
und ihr Mann Jean-Jacques Gauer hatten für mich das perfekte<br />
Hotel erschaffen. Dazu kam, dass die Schweiz irgendwie<br />
England ähnelt, quasi eine Insel in Europa. Dann die drei<br />
Sprachregionen, wirklich sehr aussergewöhnlich. Für mich<br />
der perfekte Ort, einen Shop zu eröffnen.<br />
Haben Sie eine Lieblingsingredienz?<br />
Sie werden in all meinen Düften Jasmin finden. Es ist quasi meine<br />
Signatur. Dieser Jasmin ist ein ganz besonderer aus Grasse,<br />
eine sehr seltene Jasminart. Davon gibt es nur sehr wenig und<br />
die Nachfrage ist gross. Hierfür bezahle ich sogar den doppelten<br />
Kilo-Preis von Gold, was auch meine höheren Verkaufspreise<br />
mitbegründet. Es ist wie überall im Leben: Willst Du ein herausragendes<br />
Produkt erschaffen, musst Du mit den besten Materialien<br />
arbeiten. Dann liebe ich auch Sandelholz. Hier verwende ich auch<br />
ein besonders exklusives, es ist 50 Jahre alt.<br />
Stimmt es, dass Sie nur natürliche Zutaten in Ihren Düften verwenden?<br />
Zu einem sehr grossen Teil. Es ist allerdings schlicht unmöglich,<br />
ausschliesslich natürliche Ingredienzien zu verwenden. Es ist eigentlich<br />
wie in der Mode. Wenn Sie zum Beispiel ein T-Shirt aus<br />
100 Prozent Baumwolle tragen, ist es weniger komfortabel als<br />
eines mit einem Prozent Elastan. Mein Prinzip hier ist: so wenig<br />
wie möglich, aber so viel wie nötig.<br />
Was macht Ihre Parfums so exklusiv?<br />
Neben den teuren Ingredienzien vor allem die Persönlichkeit.<br />
Alle Düfte, die ich kreiere, sind für bestimmte Typen von Menschen<br />
entwickelt. Für jeden Charaktertyp gibt es einen ganz individuellen<br />
Roja-Dove-Duft. Und das Besondere ist, dass dieser<br />
Duft dann individuell auf der jeweiligen Haut reagiert und somit<br />
unverwechselbar und unvergleichlich wird. Es wird niemals jemand<br />
hinter Ihnen gehen und denken, ach das ist doch der oder<br />
der kommerzielle Modeduft. Und wenn Sie meinen Duft tragen,<br />
werden Sie auch immer daran erkannt werden, bereits wenn Sie<br />
nur einen Raum betreten.<br />
Was, wenn ich einen Roja-Dove-Duft kaufen möchte und nicht<br />
nach London oder Lausanne kommen kann?<br />
Meine Düfte gibt es auch bei Harrods online zu kaufen. Und noch<br />
viel einfacher ist es, mich anzurufen und den Duft persönlich zu<br />
bestellen (lacht).<br />
98
Ein Anti-Aging-Cosmeceutical Konzept<br />
von Laboratoires Genolier<br />
Wir in der Schweiz wissen, wie man Uhren herstellt.<br />
Wir wissen auch, wie man die Zeit anhält...<br />
„Eine junge Haut zu behalten<br />
ist eine Wissenschaft; NESCENS<br />
setzt sich ein, die biologischen<br />
Mechanismen, die sich durch Zeit<br />
und Umwelt verändern,<br />
umzuprogrammieren.“<br />
NESCENS ist in den Kliniken des Genolier Swiss Medical Network sowie in<br />
den Pharmacies Principales und Hotel & Spa La Réserve in Genf erhältlich.<br />
www.nescens.com
BEAUTY<br />
Schönheit ist<br />
äusseres Bild und inneres<br />
Empfinden<br />
Privatklinik ALTA AESTHETICA<br />
100
BEAUTY<br />
Nach 46 Jahren Dornröschenschlaf erstrahlt nun das ehemalige<br />
Grand Hôtel des Salines in Rheinfelden als Privatklinik ALTA AESTHETICA in<br />
neuem Glanz. Mit der sorgfältigen Renovierung und dem beispielhaften Umbau<br />
des 1895 erbauten, architektonisch wertvollen Hotelbaus direkt am Rheinufer ist<br />
in einzigartiger Umgebung ein Kompetenzzentrum der Premium-Klasse für Ästhetisch-Plastische<br />
Chirurgie, Ästhetische Zahnheilkunde sowie Mund-, Kiefer- und<br />
Gesichtschirurgie entstanden. Geleitet wird ALTA AESTHETICA von Dr. med.<br />
Dietmar Löffler, einem der führenden Fachärzte für Plastische und<br />
Ästhetische Chirurgie Deutschlands.<br />
von Niggi Freundlieb<br />
Es war die Vision des Unternehmers Jürg Eichenberger,<br />
das fast ein halbes Jahrhundert leerstehende<br />
Grand Hôtel des Salines wieder zum Leben zu erwecken.<br />
Allerdings nicht mehr als Hotel, sondern als<br />
aussergewöhnliche Privatklinik für Menschen, die<br />
sich und ihrer Ausstrahlung etwas Besonderes gönnen möchten<br />
oder die sich aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen für eine<br />
bessere Versorgung als die Standardversorgung entscheiden.<br />
Nach den Umbau- und Renovationsbauten wurden – die Tradition<br />
des luxuriösen Grandhotels fortsetzend – auch im modern<br />
restaurierten Gebäude der architektonische Charme und das<br />
einmalige Ambiente wieder spürbar. Geschmackvolles Design,<br />
lichtdurchflutete, hohe Räume – bereits beim Betreten der Klinik<br />
wird spürbar, dass man in der ALTA AESTHETICA nicht einfach<br />
Patient, sondern vor allem auch Gast ist, dem für die stationäre<br />
Unterbringung vier geschmackvoll eingerichtete Suiten auf<br />
5-Sterne-Deluxe-Niveau und zehn sehr stilvoll eingerichtete Einzelzimmer<br />
zur Verfügung stehen. Im Klinikkomplex befinden sich<br />
zwei hochmoderne Operationssäle und diverse Behandlungsräume.<br />
Die Dentalklinik im separaten Gebäude umfasst zwei ambulante<br />
Operationseinheiten für implantologische Eingriffe und<br />
sechs nach neuesten Kriterien ausgestattete Behandlungsräume.<br />
Um die Patientinnen und Patienten kümmert sich unter der<br />
Leitung von Dr. med. Dietmar Löffler ein Mitarbeiterstab, der 30<br />
festangestellte Fachärzte und Fachpersonal umfasst. Federführend<br />
im Dentalbereich ist Dr. med. Dr. med. dent. Silke Becker,<br />
Fachärztin für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie Fachzahnärztin<br />
für Oralchirurgie.<br />
ALTA AESTHETICA ist in unverwechselbarer Lage gelegen und<br />
erlaubt einen Blick in die schöne Rheinlandschaft, umgeben<br />
von Natur- und Spazierwegen direkt am Rhein, in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zum Parkresort sowie neben der Wellness-Welt<br />
Sole Uno und bietet optimale Voraussetzungen für die Erholung<br />
der Patientinnen und Patienten.<br />
Im Interview schildert Dietmar Löffler seine Motivation, die Leitung<br />
der ALTA AESTHETICA zu übernehmen, wie er Schönheit<br />
definiert, wann er eine Operation als gelungen ansieht oder wie<br />
er seine Rolle als Arzt charakterisiert.<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Als in Deutschland erfolgreicher und bekannter<br />
Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie haben Sie<br />
sich entschieden, die Leitung der neu gegründeten ALTA<br />
AESTHETICA in Rheinfelden zu übernehmen – was waren<br />
Ihre Beweggründe für den Wechsel in die Schweiz?<br />
Dietmar Löffler: Nachdem ich elf Jahre eine von mir aufgebaute<br />
Klinik in Düsseldorf geleitet hatte, haben meine Frau und ich entschieden,<br />
der Kinder wegen ein bisschen kürzer zu treten. Wir<br />
sind deshalb nach Garmisch-Partenkirchen gezogen, wo ich eine<br />
Praxis leitete. Nun sind die Kinder aus dem Gröbsten heraus, und<br />
als man mich anfragte, ob ich die Leitung einer neuen Klinik übernehmen<br />
wolle, und dabei das äusserst überzeugende Konzept<br />
von ALTA AESTHETICA darlegte, musste ich zusagen.<br />
Was hat Sie überzeugt?<br />
Das wirtschaftlich und medizinisch erfolgversprechende Konzept<br />
an einem hervorragenden Standort, das mir bei entsprechender<br />
moderner Infrastruktur die Möglichkeiten bot, als engagierter Arzt<br />
etwas Einzigartiges mit aufzubauen, das hat mich überzeugt. Ausserdem<br />
ist die Klinik ISO-zertifiziert, was nur wenige Kliniken in der<br />
Schweiz vorweisen können. Mich hat aber auch fasziniert, dass die<br />
Investoren ihr Geld nicht einfach in einem beliebigen Renditeprojekt<br />
anlegen wollten, sondern aus einer historischen Bausubstanz<br />
eine nachhaltig funktionierende Institution schaffen wollten, die vor<br />
allem dem Wohle der Patientinnen und Patienten dienen sollte.<br />
Inwiefern war der Standort Rheinfelden für Sie ein entscheidendes<br />
Kriterium?<br />
101
BEAUTY<br />
ALTA AESTHETICA<br />
Der im März <strong>2012</strong> in Rheinfelden/Schweiz eröffnete Klinikkomplex<br />
umfasst die Klinik für Ästhetische und Plastische<br />
Chirurgie und die Dentalklinik mit integriertem Zahntechniklabor.<br />
In der Klinik für Ästhetische Chirurgie sind<br />
14 hochwertige Patientenzimmer für die stationäre Unterbringung<br />
sowie zwei hochmoderne Operationssäle und<br />
diverse Behandlungsräume vorhanden. Die Dentalklinik<br />
umfasst zwei ambulante Operationseinheiten für implantologische<br />
Eingriffe und sechs nach neuesten Kriterien<br />
ausgestattete Behandlungsräume sowie 3D-Röntgengeräte.<br />
Der ganze Mitarbeiterstab, unter der Leitung von Dr.<br />
Dietmar Löffler, und Dr. Dr. Silke Becker im Dentalbereich,<br />
umfasst 30 festangestellte Fachärzte und Fachpersonal.<br />
Das Leistungsspektrum bewegt sich von der Ästhetischen<br />
Chirurgie (Nasenkorrekturen, Brustvergrösserungen<br />
und -verkleinerungen, Facelifting, Oberlidstraffung,<br />
Lippenkorrekturen, Fettabsaugung, Anti-Aging-Behandlungen)<br />
über Hörimplantate und operative Hörverbesserung<br />
bis hin zur Überweisertätigkeit im Bereich Implantologie,<br />
Prothetik, Komplettsanierungen, Korrekturen des<br />
Kiefers und/oder des Kiefergelenkes, dem Kieferaufbau<br />
und/oder Knochenaufbau sowie der Behandlung angeborener<br />
Fehlbildungen.<br />
www.altaaesthetica.ch<br />
Der traditionelle Thermalkurort Rheinfelden bietet nicht nur vom<br />
Umfeld her hervorragende Bedingungen für die Patientinnen und<br />
Patienten, er liegt direkt an der Grenze zu Deutschland, von wo<br />
auch viele unserer Patientinnen und Patienten kommen, und ist<br />
verkehrsgünstig in der Nähe der Flughäfen von Basel und Zürich<br />
gelegen sowie gut mit Strasse und Bahn erreichbar und liegt an<br />
der Schnittstelle von zwei grossen Ballungsräumen.<br />
Die Kardinalsfrage: Was ist Schönheit und wann gilt für Sie<br />
eine Operation als gelungen?<br />
Schönheit ist äusseres Bild und inneres Empfinden. Unser Anliegen<br />
ist es, bei jedem Patienten die ganz individuelle Schönheit<br />
zu erhalten, zu verbessern beziehungsweise hervorzubringen<br />
– und das mit grösstmöglicher Sicherheit, einer möglichst<br />
kurzen OP-Zeit und einem Ergebnis, das mit den persönlichen<br />
Vorstellungen der Patienten im Einklang steht. Ihre innere Zufriedenheit<br />
zu finden und ihrem persönlichen Umfeld als frisch<br />
und erholt, aber nicht als manipuliert entgegenzutreten, das ist<br />
unser erklärtes Ziel. Salopp gesagt: Eine ästhetische Operation<br />
gilt dann als gelungen, wenn sie im Umfeld des Patienten nicht<br />
als «operiert» auffällt, sondern wenn die positive Veränderung<br />
der Ausstrahlung des Patienten wahrgenommen wird.<br />
Wie definieren Sie Ihre Rolle als Arzt?<br />
Ich bin ein Vertreter der Wohlfühl-Chirurgie. Patienten müssen<br />
sich bei mir wohl und verstanden fühlen. Zuerst ist es meine Aufgabe,<br />
in ausführlichen Gesprächen eine Vertrauensbasis herzustellen,<br />
den Patienten die nötigen Informationen zu geben, aber<br />
auch zu vermitteln, dass sie aufgrund meiner über 20-jährigen<br />
Erfahrung und über 18'500 ästhetisch-chirurgischen Eingriffen<br />
sowie der Zusammenarbeit mit unserem höchst professionellen<br />
Team – nehmen Sie nur zum Beispiel unseren Anästhesisten Dr.<br />
Herbert Bauer mit über 25'000 komplikationslos verlaufenen Anästhesien<br />
– in besten Händen sind. Für mich als Arzt kommt aber<br />
noch dazu, dass ich mich permanent weiterentwickle und immer<br />
102
BEAUTY<br />
Chefarzt Dr. med. Dietmar Löffler<br />
Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie<br />
In Deutschland hat sich Dietmar Löffler als Facharzt für<br />
Plastische und Ästhetische Chirurgie einen hervorragenden<br />
Namen geschaffen. In den Medien als einer der führenden<br />
Nasenchirurgen bezeichnet, hat der seit 1989 ausschliesslich<br />
in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie<br />
tätige Arzt über 5500 Nasenkorrekturen, 4500 Brustoperationen,<br />
2500 Lid- und Faceliftings - insgesamt über 18'500<br />
Operationen – durchgeführt.<br />
Dietmar Löffler hat zahlreiche Arbeiten in Büchern, Jahrbüchern<br />
und Fachpublikationen veröffentlicht und ist ein viel<br />
beachteter Vortragsredner auf nationalen und internationalen<br />
Fachkongressen. Dank seines Fachwissens und seiner<br />
Fähigkeit, komplexe medizinische Sachverhalte allgemeinverständlich<br />
und dennoch kompetent zu erklären, ist<br />
Dietmar Löffler auch ein gefragter Berater und Experte für<br />
Ästhetisch-Plastische Chirurgie im deutschen Fernsehen.<br />
Auftritte in Sendungen wie «The Swan – endlich schön»<br />
(PRO 7), «Extrem schön! – Endlich ein neues Leben» (RTL<br />
II), «Hart aber fair» (WDR), «Reporter» (ZDF), «Explosiv – das<br />
<strong>Mag</strong>azin» (RTL) oder «Die Harald Schmidt Show» (SAT 1)<br />
zeigten einen engagierten Arzt, der mit kommunikativem<br />
Talent und Charme demonstrierte, weshalb sich seine Patientinnen<br />
und Patienten bei ihm wohl fühlen und sich in<br />
besten Händen wissen können.<br />
auf dem neusten Stand der Medizin bin. Ich betrachte mich aber<br />
nicht einfach nur als kompetenten Profi, sondern ich liebe diesen<br />
Beruf leidenschaftlich. Diese Leidenschaft spüren auch die Patienten,<br />
was sich wiederum auf unsere gemeinsame Vertrauensbasis<br />
und schlussendlich auch auf das Resultat auswirkt.<br />
Gibt es auch Operationen, die Sie ablehnen?<br />
Ja, natürlich. Ich bin Ästhet. Was meinem diesbezüglichen Empfinden<br />
entgegenläuft, würde ich niemals machen. Wenn Patienten<br />
Veränderungen wünschen, die für mich nicht nachvollziehbar<br />
sind oder aus einem unrealistischen Selbstbild entstehen, operiere<br />
ich nicht. Mein Ziel ist es, einen Menschen in seiner Individualität<br />
zu erfassen und zu optimieren.<br />
ALTA AESTHETICA ist eine Privatklinik der Premium-Klasse –<br />
heisst das, dass sie nur einer Klientel mit dem entsprechenden<br />
Portemonnaie offen steht?<br />
Nein, wir sind offen für alle. Ästhetische Operationen sind zum<br />
grössten Teil Selbstzahlerleistungen; nur gelegentlich beteiligen<br />
sich Krankenkassen beim Vorliegen medizinischer Notwendigkeit.<br />
Aber wir bieten unseren Patientinnen und Patienten attraktive<br />
Finanzierungslösungen über Banken an. Tatsächlich behandeln<br />
wir deshalb Menschen aus allen beruflichen und gesellschaftlichen<br />
Umfeldern.<br />
1956 in Gera/Deutschland geboren, absolvierte Dietmar<br />
Löffler seine medizinische Ausbildung an den Universitätskliniken<br />
Leipzig und Aachen. Mit der Promotion zum Dr.<br />
med. an der Fr.-Wilhelms-Universität in Bonn 1989 wandte<br />
er sich ausschliesslich der Plastischen und Ästhetischen<br />
Chirurgie zu. In der Folge war er unter anderem Oberarzt<br />
der Abteilung Plastische Chirurgie an der Universitätsklinik<br />
Aachen, Chefarzt der KÖ-Klinik Düsseldorf und Chefarzt der<br />
Abteilung Ästhetische Chirurgie Jungbrunnenklinik in Bonn.<br />
Zuletzt führte er eine Praxis für Ästhetische Chirurgie in<br />
Garmisch-Partenkirchen und war Belegarzt für Ästhetische<br />
Chirurgie an der Asklepios-<br />
Klinik in Bad Tölz. Seit<br />
April <strong>2012</strong> leitet der Spezialist<br />
für Rhinoplastiken,<br />
Nasenkorrekturen aller<br />
Art, Facelifting, Endoskopische<br />
Liftingverfahren<br />
für Mittelgesicht und Stirn,<br />
Lidstraffungen und Brustoperationen<br />
nun als Chefarzt<br />
die Privatklinik ALTA<br />
AESTHETICA in Rheinfelden<br />
(CH).<br />
1<strong>03</strong>
KOLUMNE<br />
von Götz Winter,<br />
General Manager Estée Lauder Schweiz<br />
Kleine Schleife, grosse Wirkung<br />
Der Monat Oktober ist <strong>2012</strong> nicht nur für mich<br />
von ganz besonderer Bedeutung. Der Aktionsmonat,<br />
um das Bewusstsein für Brustkrebs<br />
zu steigern, jährt sich bereits zum<br />
zwanzigsten Mal. Dieses Jahr jedoch zum<br />
ersten Mal ohne seine leidenschaftlichste Kämpferin, Evelyn<br />
H. Lauder.<br />
Wie leicht hätte es sein können, Evelyn in die Schublade der<br />
privilegierten New Yorker High-Society-Ladies zu stecken, die<br />
in ihren 20-Zimmer-Wohnungen an der Upper East Side ihre<br />
Picasso-Gemälde abstauben und sich dabei überlegen, für<br />
welche Wohltätigkeitsorganisation sie beim nächsten Charity-<br />
Dinner spenden sollen! Doch Evelyn hat stets mit Herzblut ihr<br />
Anliegen im Kampf gegen den Brustkrebs an die Öffentlichkeit<br />
getragen. Natürlich auch, weil sie selbst davon betroffen<br />
war und erst bei ihrer Erkrankung erkannte, wie sehr das Thema<br />
Brustkrebs totgeschwiegen wird – und wie schlecht die<br />
Aufklärung noch immer war.<br />
19 Jahre nachdem Evelyn Lauder gemeinsam mit Alexandra<br />
Penney, der früheren Chefredakteurin des US-<strong>Mag</strong>azins<br />
«Self» die «Breast Cancer Awareness Campaign» mit der ikonenhaften<br />
rosa Schleife gründete, verstarb sie im letzten November,<br />
umgeben von ihrer geliebten Familie. Und – so bin ich<br />
überzeugt – sicher im Wissen, dass sie alles getan hat, was<br />
in ihrer Macht stand, um das Bewusstsein für Brustkrebs zu<br />
steigern: von der Früherkennung bis hin zu den mehr als 350<br />
Millionen Dollar, die die Brest Cancer Research Foundation bis<br />
heute an Spendengeldern eingenommen und somit sowohl<br />
die Forschung wie auch die Öffentlichkeitsarbeit massgeblich<br />
unterstützt und geprägt hat. 120 Millionen rosafarbene Schleifen<br />
wurden bis heute auf der ganzen Welt verteilt. Tausende<br />
weitere werden wir auch in den nächsten Wochen an allen<br />
Schweizer Kosmetik-Countern der Estée Lauder Companies<br />
haben, um unsere Kundinnen an die Vorsorgeuntersuchungen<br />
zu erinnern. Und mit diesen Schleifen geben wir natürlich<br />
immer auch ein wenig vom Feu sacré weiter, das Evelyn H.<br />
Lauder uns allen «vererbt» hat.<br />
Die Leidenschaft, mit der sie für ihre Sache einstand, hat nicht<br />
nur mich nachhaltig beeindruckt, sondern auch Schauspielerin<br />
Elizabeth Hurley, die seit 18 Jahren als Gesicht von Estée<br />
Lauder tätig ist und eng mit der «Breast Cancer Awareness»-<br />
Stiftung verbunden ist. Elizabeth hatte im Lauf der Jahre eine<br />
ganz besondere Freundschaft mit Evelyn entwickelt und<br />
freute sich jeden Oktober darauf, mit Evelyn die Welt zu bereisen,<br />
um rosa Schleifen zu verteilen und an Charity-Events<br />
Spendengelder zu sammeln. Auch dieses Jahr wird Elizabeth<br />
Hurley Evelyns Mission weiterführen, als Sprachrohr für Brustgesundheit<br />
und Früherkennung.<br />
Ich bin ebenfalls stolz, diese Mission weiterführen zu dürfen,<br />
und bin mir der Verantwortung bewusst, die Evelyn Lauder in<br />
unsere Hände gelegt hat. So stürze ich mich als General Manager<br />
der Estée Lauder Companies Schweiz freudig in die<br />
Aktivitäten, mit denen wir nun im Oktober <strong>2012</strong> das 20-jährige<br />
Jubiläum der «Breast Cancer Awareness»-Kampagne feiern.<br />
Mit dem diesjährigen Thema: «Courage. Wir glauben an<br />
eine Welt ohne Brustkrebs und sind da, bis es so weit ist.» ist<br />
die Kampagne zum Jubiläumsjahr ganz besonders eindringlich<br />
– und eindrücklich. Ich freue mich, dass Sie ebenfalls<br />
ein Teil davon sein können, zum Beispiel am 4. Oktober: An<br />
der «Pink Ribbon Night» in Zürich werden wir dann nicht nur<br />
ein besonderes Jubiläum zelebrieren, sondern als Tribut an<br />
Evelyn Lauder hoffentlich ein besonders rauschendes Fest<br />
erleben. Doch zuerst stehen meine mit rosa Schnürsenkeln<br />
versehenen Laufschuhe für den Pink Ribbon Charity Walk<br />
<strong>2012</strong> am 30. September im Stadion Letzigrund bereit. Sehen<br />
wir uns also dort!<br />
104
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CULTURE<br />
Das goldene<br />
Bühnenjubiläum<br />
The Rolling Stones<br />
106
CULTURE<br />
Mick Jagger und Keith Richards sind keine Freunde. «Freunde kann man sich<br />
aussuchen. Wir aber sind Brüder. Und die kann man sich nicht aussuchen»,<br />
bemerkt Richards, der Gitarrist der ältesten und erfolgreichsten Rockband aller<br />
Zeiten – der Rolling Stones.<br />
107
CULTURE<br />
Text: Björn Vogt, Bilder: Ronnie Wood<br />
Trotz aller Zerwürfnisse können die «Glimmer<br />
Twins», wie sie sich nennen, mit dem Rest der Band<br />
– Drummer Charlie Watts und Gitarrist Ron Wood –<br />
in diesem Jahr ihr goldenes Bühnenjubiläum feiern.<br />
Mit der Musik der Schwarzen lieferten sie den<br />
Soundtrack zu den grossen gesellschaftlichen Umbrüchen des<br />
20. Jahrhunderts. Sex, Drogen, Erfolg und Katastrophen – die<br />
Rolling Stones haben Rock ’n’ Roll 50 Jahre lang nicht nur vorgelebt,<br />
sondern auch überlebt – ein echtes Wunder.<br />
Wie die Steine ins Rollen geraten<br />
Die Geschichte der Rolling Stones beginnt in London in den frühen<br />
60er Jahren. Auf dem Bahnsteig von Dartford bei London<br />
spricht der schüchterne Arbeitersohn und Kunststudent Keith<br />
Richards einen jungen Mann an, den er an der Schule schon mal<br />
gesehen hatte. Er ist eigentlich nur an den Platten interessiert,<br />
die Michael Jagger unter dem Arm trägt – mit Musik von Muddy<br />
Waters und Chuck Berry. Jagger, Student der London School<br />
of Economics, hat noch mehr Bluesplatten zuhause. Keith<br />
Richards imponiert ihm, weil der die Bluesmelodien perfekt<br />
nachspielen kann. Sie treffen sich fortan zum Musikhören und<br />
-machen. Denn Keith Richards lebt mit dem Gitarristen Brian<br />
Jones zusammen. Die Jungs sind völlig pleite – das Gas ist abgestellt,<br />
der Strom auch.<br />
Eines Tages bekommen sie die Chance auf einen Gig. Nur: Sie<br />
haben noch keinen Namen. Der Legende nach lag zufällig eine<br />
Platte von Muddy Waters auf dem Fussboden, als das Management<br />
des Marquee Club anrief und nachfragte, wie die Band denn<br />
nun hiesse. Brian Jones’ Blick fiel auf den Titel «Rollin’ Stone».<br />
Der Auftritt in dem hippen Marquee Club am 12. Juli 1962 gilt als<br />
der erste unter dem Namen «Rollin’ Stones», noch ohne das «g».<br />
In Songs von Blues-Legende Muddy Waters ist ein «Rollin' Stone»<br />
ein rastlos umherziehender Vagabund. Zufall hin oder her –<br />
der Name trifft das Gefühl der ziel- und richtungslosen Nachkriegsgeneration<br />
– rollende Steine setzen kein Moos an. Und der<br />
Name passt: Ohne Pause tourt die Band durch das Vereinigte<br />
Königreich. Mit einem Sänger, der sich bewegt wie ein Derwisch<br />
auf Speed, wird die Band zur Live-Sensation.<br />
1962 ersetzt Bill Wyman den Ur-Bassisten Dick Taylor, für den ersten<br />
Drummer Tony Chapmann folgt Charlie Watts. Und dies gilt als<br />
Geburtsstunde des eigentlichen Stones-Sounds, wie Mick Jagger<br />
in einem Interview erklärt: «Jeder von uns ist ersetzbar. Aber wenn<br />
Charlie nicht am Schlagzeug sitzt, dann klingen die Stones nicht<br />
mehr wie die Stones.» Gemeinsam mit Bassist Wyman (der 1992<br />
aus der Band ausstieg) sorgte er für einen Schuss Bürgerlichkeit<br />
und gleichzeitig für ein treibendes, unnachahmliches Rhythmusgerüst.<br />
Watts' «Geheimnis»: Bei seinem 1957er Gretsch-Schlagzeug,<br />
welches er nie stimmt, lässt er beim Snareschlag die Hihat weg.<br />
Der Kampf gegen das Establishment<br />
1965 bricht der Vietnamkrieg aus. In Deutschland zeigt Joseph<br />
Beuys erste Kunstaktionen. Es wird noch drei Jahre dauern, bis<br />
die Studenten in Deutschland zum Kampf gegen das Establishment<br />
aufrufen. Aber es liegt in der Luft: die Lust auf Veränderung,<br />
auf ein wilderes Leben, auf mehr Sex und weniger Regeln. Die<br />
Stones leben es vor. Keith Richards: «In den Fünfzigern hatte man<br />
108
CULTURE<br />
diese Mädchen zu perfekten Barbiepuppen<br />
erzogen, aber an irgendeinem Punkt<br />
hatten sie beschlossen, endlich die Sau<br />
rauszulassen. Was sollte sie aufhalten,<br />
als sie die Gelegenheit dazu hatten? Die<br />
Lust dringt ihnen aus allen Poren, aber<br />
sie wissen nicht, was sie damit anfangen<br />
sollen. Und dann haben sie plötzlich ihr<br />
Opfer gefunden: dich.»<br />
Die Stones waren damals schon die «Anti-Beatles».<br />
Die Fans, vor allem die weiblichen,<br />
waren lauter, als die Stones spielen<br />
konnten. Ihr legendärer erster Manager Andrew<br />
Loog Oldham, vordem Pressesprecher bei den Beatles, erkannte<br />
damals: Bring die Eltern gegen dich auf, die Kids werden<br />
dich lieben (und deine Platten kaufen). Aber diese Musiker<br />
sind mehr als nur rebellisch: Sie sind authentisch. Keith<br />
Richards: «Wir verachteten Geld, wir verachteten Sauberkeit,<br />
wir wollten nur eins sein: black motherfuckers.» Die Rechnung<br />
ging auf. Die Eltern und die Zeitungen sind entsetzt, die Plattenverkäufe<br />
explodieren, die Stones landen Nummer-1-Hits in<br />
England und den USA. Dass sie 50 Jahre durchhalten, konnte<br />
sich damals niemand vorstellen, im Rückblick ist es ein Wunder.<br />
Keith Richards stand zehn Jahre lang auf Platz eins der<br />
«New Musical Express»-«Liste der Rockstars, die demnächst<br />
sterben». Dann fiel er auf Platz neun zurück. «Da war alles aus»,<br />
schmunzelt der Gitarrist heute, nach überstandener Alkohol-,<br />
Kokain- und Heroinsucht.<br />
Das 1965 entstandene «Satisfaction» gilt als der erste Song der<br />
Popgeschichte, der explizit von Sex handelt. «Es war der Sommer<br />
der Stones», erinnert sich Andy Warhol in New York: «‹Satisfaction›<br />
dröhnte aus jeder Tür, jedem Fenster, jedem Schrank und<br />
jedem Auto. Es war aufregend, dass Popmusik so mechanisch<br />
klingen konnte, dass man jeden Song an seinem Sound erkennen<br />
konnte und nicht an seiner Melodie.» Das markanteste Gitarrenriff<br />
der Popgeschichte hatte Keith Richards nachts im Vollrausch auf<br />
einem kleinen Kassettenrecorder aufgenommen, danach waren<br />
noch 40 Minuten Schnarchen auf dem Band verewigt. Die sparsamen<br />
Akkorde illustrieren perfekt, was die Stones ausmacht:<br />
Weniger ist mehr. Ebenso raffinierte wie streng reduzierte Gitarrenriffs<br />
bilden das gleichsam stählerne Gerüst, welches auf dem<br />
groovenden Fundament der Rhythmussektion thront.<br />
109
CULTURE<br />
Sex, Drugs and Rock 'n' Roll<br />
Und plötzlich schwimmen die Stones im Geld. Und machen<br />
Schlagzeilen. Aber nicht nur mit musikalischen Erfolgen, sondern<br />
auch mit Skandalen. Mick Jagger entwickelt zu dieser Zeit eine<br />
Vorliebe für ausgefallenes Bühnenoutfit, schöne Frauen – und<br />
Drogen. Er probiert viel, lässt es aber bald wieder bleiben. Ganz<br />
anders sein Bruder im Geiste, Keith Richards: Er nimmt alles, was<br />
er kriegen kann, und dann so viel wie möglich. Sein Heroinverbrauch<br />
ist legendär. Ein typischer Tourneetag, erinnert sich Anita<br />
Pallenberg, beginnt im Luxushotel gegen 16 Uhr mit Kaviar und<br />
Champagner, gefolgt vom ersten «Druck» mit nahezu reinem Heroin.<br />
Rückblickend heisst es, dass sein Geld sein Leben gerettet<br />
hat – Richards kann sich immer den besten Stoff leisten. Und sein<br />
Motiv für den Drogengebrauch ist nachvollziehbar: Drogen sind<br />
für ihn Mittel zum Zweck. Richards will einfach so lange wie möglich<br />
wachbleiben, um noch mehr arbeiten zu können. Er komponiert<br />
wie besessen, und die Hits werden wie Perlen an einer<br />
Schnur aufgereiht.<br />
1969 werden Mick Jagger und Keith Richards wegen Drogenbesitzes<br />
angeklagt. In einem Schauprozess werden die beiden<br />
Musiker verurteilt. Die drakonische Strafe: ein Jahr Gefängnis für<br />
Richards, drei Monate für Jagger, der im Gerichtssaal weint. Aber<br />
selbst der Chefredakteur der konservativen «Times» fragt: «Wollen<br />
wir wirklich einen Schmetterling aufs Rad flechten?» («Who<br />
breaks a butterfly on a wheel?»). Daraufhin wird die Haft- in eine<br />
Geldstrafe umgewandelt. «Time is on my side» – die alte Ordnung<br />
kapituliert vor dem neuen Geist der Liberalisierung.<br />
Im Dezember 1969 schlägt das Schicksal ein weiteres Mal zu:<br />
Beim Altamont Free Concert in Kalifornien stehen die Rolling<br />
Stones vor 300'000 Zuschauern auf der Bühne, als der Rock 'n'<br />
Roll seinen schwärzesten Tag erlebt. Der 18-jährige Schwarze<br />
Meredith Hunter wird von einem Hells Angel vor der Bühne erstochen.<br />
Die Rocker waren von den Stones als Ordner engagiert<br />
worden. Angeblich hatte Hunter einen Revolver gezogen. In dem<br />
anschliessenden Gedränge sterben weitere Zuhörer. Das »Rolling<br />
Stones»-<strong>Mag</strong>azin nennt den Zwischenfall «den schlimmsten Tag<br />
des Rock 'n' Roll». Die Hells Angels – sie erhielten für ihre Tätigkeit<br />
500 Dollar in Bier – machten sich einen Spass daraus, Jagger,<br />
«die Schwuchtel», auf der Bühne zu verhöhnen. Jagger schafft<br />
es gerade noch, eine Massenpanik zu verhindern. Katastrophale<br />
Bilanz: Am Ende haben fünf Menschen ihr Leben verloren.<br />
Aber die Stones rollen weiter. Für Brian Jones wird Mick Taylor in<br />
die Band aufgenommen. Jagger und Richards übernehmen das<br />
Ruder – der Blues tritt zurück, der Stones-Sound wird rockiger,<br />
immer mehr an der Show orientiert. Dabei knirscht es zwischen<br />
den nach John Lennon und Paul McCartney erfolgreichsten Songschreibern<br />
der Welt immer häufiger. Richards braucht Jahre, um<br />
dem notorischen Frauenverschlinger Jagger eine heftige Affäre mit<br />
dem deutschen Model Anita Pallenberg zu verzeihen – Richards'<br />
damaliger Freundin. «Keef», auch «The Human Riff» genannt, revanchiert<br />
sich noch im Jahr 2010, indem er in seiner Biografie Mick<br />
Jaggers bestes Stück als «winzig» bezeichnet. Die Boulevardblätter<br />
sind begeistert.<br />
Zunge zeigen!<br />
Nach Altamont sind die Stones nahezu pleite, ausserdem haben<br />
sie keine Rechte an ihren alten Songs. Sie machen aus<br />
der Not eine Tugend, lösen sich von ihrem Label Decca und<br />
gründen stattdessen ihre eigene Firma, die Rolling Stones Records.<br />
Auch damit sind sie ihrer Zeit weit voraus. Labelchef wird<br />
Marshall Chess, Sohn und Neffe der Gründer des legendären<br />
Blueslabels Chess Records, die Muddy Waters und auch Chuck<br />
Berry unter Vertrag haben. Vom Designstudenten John Pasche<br />
lassen sie sich ihr Markenzeichen, die rote Zunge, designen –<br />
für 50 Pfund.<br />
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CULTURE<br />
Als Steuerflüchtlinge (Der Spitzensteuersatz liegt damals bei 98<br />
Prozent) müssen die Stones mit Frauen und Kindern 1971 England<br />
verlassen und gehen ins «Exile on Main Street» – in die Villa<br />
Nellcôte an der Côte d’Azur. Die Heroinsucht von Keith Richards<br />
ist Problem und Katalysator zugleich. Während Richards sich<br />
immer exzessiver dem Heroin hingab, hatte Jagger eine andere<br />
Droge: Frauen. Chess aber wollte unbedingt, dass die Kontrahenten<br />
zusammenarbeiten – und es gelingt. Das Meisterwerk<br />
der Stones, «Exile on Main Street», eingespielt in tropisch heissen<br />
Nächten im Keller der Villa, ist der krönende Abschluss ihrer<br />
stärksten Phase, in der sie zeitlose Klassiker schufen – Platten<br />
wie «Beggars Banquet», «Let it bleed» und «Sticky Fingers».<br />
Marshall Chess erinnert sich in einem Interview für das Musikmagazin<br />
«Goldmine», was er den Stones vermitteln konnte: Haltung.<br />
«Fuck everyone. Fuck the label. Keep recording until we<br />
have a motherfucker.»<br />
Eine Hassliebe: Jagger-Richards<br />
«Ich ging meinen Weg direkt hinunter in die Heroin-Stadt. Mick dagegen<br />
lebte im Jetset-Land», erinnert sich Richards an Frankreich.<br />
Jetset war durchaus wörtlich gemeint: Die Band charterte eine<br />
Boeing 720 (mit Kamin an der Bar) und flog um die Welt, von Studio<br />
zu Studio. 1972 beginnt eine erfolgreiche wie irrwitzige Epoche,<br />
wo der «inner circle» sich zunehmend abgrenzt vom Tross. Die<br />
Kern-Stones geniessen ein zügelloses Leben – in jeder Hinsicht.<br />
Ein Filmteam, welches die Stones durch die USA begleitete, durfte<br />
seinen Film auf Jaggers Geheiss nie zeigen, die Orgien im Flugzeug,<br />
Drogenexzesse und zerlegte Hotelsuiten blieben unter Verschluss.<br />
Jagger und Richards sind damals Mitte 30, nach popindustriellen<br />
Massstäben bereits zu alt für das Business. Jagger<br />
plant seinen Ausstieg, strebt eine Solokarriere an. Sein Kompagnon<br />
im Dauerrausch nervt ihn. Aber für Richards kommen die<br />
Soloambitionen seines Sängers nicht in Frage. Für ihn zählen nur<br />
die Stones. Die Alben «Goats Head Soup» und «Black and Blue»<br />
gelten als Tiefpunkte in den hedonistischen 70er Jahren, einzig<br />
«It's Only Rock ’n’ Roll» korrigiert das Bild. Ein echter Lichtblick:<br />
1975 stösst Gitarrist Ron Wood zu den Stones, anfangs als Aushilfe<br />
für die US-Tournee, ein Jahr später als Vollmitglied. Sein blindes<br />
Einvernehmen mit Keith Richards sorgt für einen Energieschub bei<br />
den Stones. Später wird er sich als Vermittler zwischen den Diven<br />
Richards und Jagger bewähren. Und Wood pflegt seine Doppelbegabung,<br />
er malt und zeichnet, was er erlebt.<br />
Am Ende der 70er Jahre sind die Stones eine klassische Supergroup<br />
und treten erstmals in Fussballstadien auf. Richardsʼ Heroinkonsum<br />
nimmt beängstigende Dimensionen an, während sich<br />
Jagger inzwischen intensiv – und erfolgreich – um das Geschäftliche<br />
kümmert. Warhol portraitiert Jagger, die Stones sind die ungekrönten<br />
Könige des Pop – aber sie sind langweilig geworden,<br />
wie nicht wenige Kritiker meinen. In den Achtzigern bezeichnet<br />
Mick Jagger die Band als «Mühlstein um meinen Hals» und «einen<br />
Haufen Rentner». Er möchte ernsthaft als Solokünstler durch-<br />
112
CULTURE<br />
starten. Keith Richards droht ihm offen: Wenn Mick auf Solotour<br />
gehen sollte, noch dazu mit Stones-Material, «dann schlitze ich<br />
ihm die Kehle auf.» Richards sieht sein Lebenswerk in ernsthafter<br />
Gefahr – ohne Mick Jagger keine Rolling Stones. Nach einem<br />
Achtungserfolg mit «She’s the Boss» 1985 floppen die nächsten<br />
Solo-Alben von Sir Mick – zum Glück für Millionen Stones-Fans.<br />
In seiner Biografie «Life» stichelt Richards gewohnt treffsicher:<br />
«Die Soloscheiben von Mick sind doch wie Adolf Hitlers ‹Mein<br />
Kampf›. Jeder hat sie, aber keiner hat sie gehört.» Die Chefs reden<br />
jahrelang kein Wort mehr miteinander. Auch Richards startet<br />
ein – erfolgloses – Soloprojekt und erwägt öffentlich, Jagger<br />
durch Who-Sänger Roger Daltrey ersetzen zu lassen. Aber beide<br />
wissen, dass sie einander brauchen. Und sie brauchen die Band.<br />
1988 trifft sich die Band im Savoy Hotel in London, Jagger bekennt<br />
sich in einer flammenden Rede zur Band und gelobt Treue.<br />
Einer stillschweigenden Übereinkunft nach kommt die Band noch<br />
vor Frau und Kindern. Wenig später treffen sich Jagger und<br />
Keith Richards auf Barbados. Auf einem Balkon, so die Legende,<br />
und viel Wodka, entsteht das Album «Steel Wheels». Vielleicht<br />
finden die Streithähne auch wieder zusammen, weil plötzlich<br />
unfassbar viel Geld lockt. Und sie erinnern sich ihrer alten Tugenden:<br />
einer hinreissenden Liveperformance und einem ganzen<br />
Arsenal an Hits. Fitnessfanatiker Jagger verfügt noch immer (bis<br />
heute!) über einen veritablen Waschbrettbauch. «Steel Wheels»<br />
wird ein überragender Erfolg, ebenso wie die 1994 begonnene<br />
Voodoo-Lounge-Tour.<br />
Und ewig rollen die Steine<br />
Zum 40. Bühnenjubiläum im Jahr 2002 gehen die Stones wieder<br />
auf Welttournee. In einigen Städten, darunter München, geben<br />
die Stones sogar Club-Konzerte: die Stones hautnah im Circus<br />
Krone, zu Preisen, die eine gewisse Solvenz voraussetzen. Es<br />
folgen Superlative: 2006 kommen zum Stones-Konzert an der<br />
Copacabana in Rio de Janeiro mehr als anderthalb Millionen<br />
Zuhörer. Lust auf eine Welttournee anlässlich des 50-jährigen<br />
Bestehens habe er schon, lässt der gesundheitlich angeschlagene<br />
Gitarrist Keith Richards wissen, der sich mit Jagger wieder<br />
einmal ausgesöhnt hat. Es kann ja auch 2013 werden.<br />
Ob Überlebenskünstler Richards es nochmal schafft? Der frühere<br />
US-Präsident Bill Clinton witzelte vor kurzem bei einer<br />
Preisverleihung in New York, Richards sei «ausser Kakerlaken<br />
die einzige Lebensform, die einen Atomkrieg überleben kann».<br />
Bei der eher schlichten Jubiläumsfeier in London liess der Gitarrist<br />
aufhorchen: «Wir haben uns getroffen und es fühlte sich<br />
so gut an. Vielleicht ist in dem alten Hund noch Leben drin.» Die<br />
Fans hoffen es, und auch finanziell ist der alte Hund mehr als<br />
einträglich: Die letzte Welttournee der Stones, «A Bigger Bang»,<br />
war 2007 in London zu Ende gegangen. Die Band hatte zwei<br />
Jahre lang vor über vier Millionen Menschen in 32 Ländern gespielt.<br />
Mit Ticket-Einnahmen von weit über einer halben Milliarde<br />
US-Dollar war sie laut BBC die profitabelste Tour einer Rockband<br />
aller Zeiten.<br />
Ronnie Wood will als Maler in Erinnerung bleiben<br />
Ronnie Wood wurde 1947 in eine Familie aus Musikern und<br />
Künstlern hineingeboren. Bevor er seine Karriere als Musiker<br />
begann, studierte er Malerei am Ealing College of Art in London.<br />
Schon als 14-jähriger zeigte er seine ersten Ausstellungen<br />
und gewann Preise.<br />
Über die Jahre sind der Maler und der Musiker untrennbar geworden.<br />
Als er seine Karriere als Musiker startete, pflegte Ronnie<br />
Wood weiter seine Leidenschaft für die Malerei. Es ist ganz<br />
normal, ihn mit einem Pinsel zu sehen, genauso wie mit einer<br />
Gitarre. Woods Arbeiten sind inzwischen in der Kunstwelt hoch<br />
geachtet. Davon zeugen über 300 Ausstellungen auf der ganzen<br />
Welt. Originale von Ronnie Wood finden Kunstinteressierte<br />
bereits in verschiedenen Museen.<br />
Sein persönlicher Wunsch, der Nachwelt als Maler und nicht<br />
als Gitarrist der Rolling Stones in Erinnerung zu bleiben, wird<br />
jedoch nur schwer zu erfüllen sein.<br />
Weitere Informationen zu Lithographien, die auch käuflich erworben<br />
werden können, erhalten Sie per E-Mail unter:<br />
info@art-and-music.com<br />
113
SHORT CUTS<br />
SHORT<br />
2 CUTS<br />
Jubiläen <strong>2012</strong><br />
Der 30. Todestag einer Fürstin<br />
Grace Kellys Laufbahn als Schauspielerin beginnt kometenhaft.<br />
Nach Abschluss der Schauspielausbildung in New York wirkt<br />
sie bereits zwei Jahre später in über 60 Fernsehfilmen mit. Filme<br />
wie «Zwölf Uhr mittags», «Das Fenster zum Hof» und «Bei Anruf<br />
Mord» machen sie zum Weltstar.1955 lernt sie bei den Filmfestspielen<br />
in Cannes den Fürsten Rainier von Monaco kennen, «Paris<br />
Match» hatte das Treffen arrangiert. Die Leinwandprinzessin bekommt<br />
auch im wirklichen Leben ihren Prinzen. Grazia Patrizia, wie<br />
Grace nun heisst, wird zum Wirtschaftsfaktor; schon bald nach<br />
ihrer Hochzeit hat sich der Touristenstrom, Haupteinnahmequelle<br />
Monacos, verdoppelt. Doch Grace geht es weniger gut. Der Fürst<br />
ist der Ansicht, dass sich das Filmen mit den Aufgaben einer Landesmutter<br />
nicht verträgt, und verbietet es ihr. Sie flüchtet sich in<br />
«standesgemässe» Aufgaben und will eine perfekte Mutter sein,<br />
aber die drei Kinder sind widerspenstig. Auch die Ehe mit Rainier<br />
ist schwierig und Grace wird zunehmend depressiver. Am 14. September<br />
1982 stirbt sie nach einem Autounfall, der sie endgültig<br />
zum Mythos macht.<br />
Der 60. Geburtstag eines Superman<br />
Christopher Reeve war Superman. Sein Name war mit der Leinwandfigur<br />
verschmolzen. Doch im Jahre 1995 setzte ein Reitunfall<br />
seiner Karriere ein jähes Ende. Der Schauspieler brach sich<br />
den Hals und war vom Nacken bis zur Fussspitze gelähmt. Der<br />
Superman-Darsteller trat jedoch schon kurz nach dem Unfall aus<br />
der Opferrolle, um mit allen Mitteln das Laufen sowie das selbstständige<br />
Atmen neu zu erlernen. Dabei wurde er auch zum Verfechter<br />
der Gen-Forschung und der Weiterentwicklung von Therapien<br />
auf Stammzellenbasis, in denen er seine grösste Hoffnung<br />
sah. Für seinen Einsatz für Menschen mit Behinderung, mit dem<br />
er Millionen neuen Mut machte, wurde Christopher Reeve am 23.<br />
Oktober 20<strong>03</strong> von Michail Gorbatschow mit dem «Lifetime Achievement<br />
Award» des World-Awards ausgezeichnet. Ein Jahr später<br />
verstarb Reeves in einem Krankenhaus in New York. Er lernte<br />
zwar nicht mehr zu laufen, doch in der<br />
glitzernden Filmwelt gilt er als Ausnahmeerscheinung.<br />
Statt sich zurückzuziehen,<br />
engagierte sich der<br />
Darsteller in einem Milieu, dessen<br />
Helden meist nicht dem Ideal von<br />
Schönheit und Attraktivität entsprechen.<br />
Der Schauspieler wäre heuer 60<br />
Jahre alt geworden.<br />
© DC Comics<br />
Der 50. Todestag einer Afrika-Botschafterin<br />
Keine andere Europäerin hat die Schönheit des kenianischen<br />
Hochlands so poetisch, so eindringlich beschrieben wie die dänische<br />
Schriftstellerin Karen Blixen, die dort ihre Seelenheimat<br />
gefunden hatte. Sie empfand eine mystische Verbindung zur Natur<br />
und den Wildtieren und zu den afrikanischen Bewohnern des<br />
Landes, für die sie sich wie eine feudalistische Lehnsherrin verantwortlich<br />
fühlte – eine Einstellung, die sie in der kenianischen<br />
Kolonialgesellschaft zur Aussenseiterin machte. 1918 begegnete<br />
Karen Blixen Denys Finch Hatton, einem feinsinnigen britischen<br />
Aristokraten, der in idealer Weise die Liebe zu Musik und Literatur<br />
mit der Kühnheit eines Grosswildjägers verband. Mit ihm durchstreifte<br />
sie das Hochland Afrikas und jagte Löwen. Er weckte ihre<br />
erzählerische Begabung. Doch es sollte viele Jahre dauern, bis<br />
sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Einem Weltpublikum wurde sie<br />
gar erst nach ihrem Tod bekannt durch die Verfilmung einiger ihrer<br />
Werke wie «Die unsterbliche Geschichte», «Babettes Fest» und vor<br />
allem ihres kenianischen Abenteuers in «Jenseits von Afrika». Mit<br />
77 Jahren starb Blixen in ihrem Geburtsort in Dänemark.<br />
114
CULTURE<br />
116
CULTURE<br />
The gambino family<br />
carlo gambino<br />
«TEIL 1»<br />
Keine einzige Mafia-Organisation in den Vereinigten Staaten<br />
von Amerika war jemals so mächtig, so reich und so skrupellos wie sie:<br />
die Gambino-Familie.<br />
117
CULTURE<br />
von Helena Ugrenovic<br />
Die Vielfalt der Geschäftszweige der Gambino-<br />
Familie sicherte ihnen Milliardengewinne, die<br />
nicht nur ein Jahrhundert überdauerten, sondern<br />
für die Ewigkeit strukturiert worden sind. Den<br />
buchstäblich richtigen «Riecher», um ein solches<br />
Mega-Imperium aufzubauen, hatte ein Mann, der kaum grösser<br />
als einen Meter fünfzig und so schlau wie ein Fuchs und stark wie<br />
ein Löwe war: Carlo Gambino.<br />
In der Wiege der Mafia<br />
Als Carlo Gambino am 24. August 1902 im kleinen Kaff Caccamo<br />
am Fusse des Monte San Calogero geboren wird, schlummert<br />
seine Zukunft im Reich der Kriminalität bereits in seiner Wiege.<br />
Seine wohlhabenden Eltern sind profitabel vernetzt und zahlreiche<br />
Verwandte gehören der Mafia an. Mit der Unterstützung seiner<br />
Familie stellt Don Vito Cascio Ferro, der Kopf der Ehrenmänner<br />
und zugleich mächtigster Mann Siziliens, den ambitionierten Carlo<br />
ein, der vorzeitig die Schule abgebrochen hat. Der charismatische<br />
und furchtlose Mafia-Boss begnügt sich nicht mit Diebstählen,<br />
sondern wittert mit der Erhebung von Schutzgeldern ein viel besseres<br />
und lukrativeres Geschäft. Bezahlt ein Geschäftsmann das<br />
auferlegte «Pizzo» (Schutzgeld) nicht, ist es Carlo, der dieses mit<br />
Gewalt eintreibt. Carlo ist klein und unscheinbar, und nur die riesige,<br />
ausgeprägte Hakennase, die wie der scharfe Schnabel eines<br />
Adlers aus seinem Gesicht hervorsticht, verleiht ihm eine gewisse<br />
Aggressivität. Schnell offenbaren sich den Kreisen der Mafia seine<br />
Qualitäten, sein Einsatz und sein ausgeprägter, fast schon animalischer<br />
Instinkt. Mit 19 Jahren wird der ehrgeizige Carlo offiziell in<br />
die Vereinigung der Ehrenmänner aufgenommen. Die Bewegung<br />
der Faschisten im Jahr 1920 unter ihrem Führer Benito Mussolini<br />
wird immer mächtiger, und dem organisierten Verbrechen stellt<br />
sich ein neuer und sehr resoluter Feind in den Weg. Eines von<br />
Mussolinis Zielen ist die Zerschlagung der Mafia, und die verfolgten<br />
Mafiosi rettet nur die Absetzung ins Ausland vor dem Gefängnis.<br />
Da ein grosser Teil von Carlos Familie mütterlicherseits bereits<br />
nach New York ausgewandert ist, beschliesst Carlo, Sizilien zu<br />
verlassen. Die Castellanos, ein mächtiger Mafia-Clan, können ihm<br />
eine kriminelle Karriere voller goldener Möglichkeiten bieten. An<br />
einem Tag im November 1921 wird Carlo auf einem Frachtschiff<br />
über den Ozean geschmuggelt.<br />
Der Bruch alter Traditionen<br />
Carlo hat klare Vorstellungen über seine Zukunft und nichts und<br />
niemand soll seinen Weg an die Spitze des organisierten Verbrechens<br />
behindern. Die Castellanos führen unter anderem ein<br />
kleines Transportunternehmen und Carlo überzeugte nicht nur<br />
als Fahrer, sondern auch als «Shocker», der die Trucks anderer<br />
Schwarzhändler kapert und deren Ware stiehlt. Eines Tages trifft<br />
Carlo auf Giuseppe «Joe The Boss» Masseria, eine lokale Grösse<br />
im Schwarzmarktgeschäft und ein «Mustache Pete», einen der<br />
traditionsbelasteten Ehrenmänner. Gambino, der gute Gelegenheiten<br />
riecht, beschliesst, für ihn zu arbeiten, und entwickelt sich<br />
dank seines ausgeprägten Geschäftssinns und Organisationstalents<br />
innerhalb kürzester Zeit zu einem unentbehrlichen Mitarbeiter.<br />
Als Masseria am 15. April 1931 von Lucky Luciano in ein Restaurant<br />
auf Coney Island eingeladen und dabei erschossen wird,<br />
ist auch Carlo der festen Überzeugung, dass dessen Tod endlich<br />
den ersehnten Aufschwung in den alteingesessenen und<br />
festgefahrenen Mafia-Mustern bringen wird, und schliesst sich<br />
Lucky Luciano an. Lucky Luciano und Carlo Gambino arbeiten<br />
nun für den neuen Boss der Unterwelt, Salvatore Maranzano,<br />
der sich glücklich wähnt, die smarten und erfolgreichen jungen<br />
Mobster in seiner Crew zu haben, während die beiden aufstrebenden<br />
Sterne am kriminellen Mafia-Himmel bereits seinen Tod<br />
planen. Nur wenige Monate nach Masserias Tod wird Salvatore<br />
Maranzano, der letzte Bremsklotz der alten Mafia-Garde, an<br />
seinem Schreibtisch erschossen.<br />
Die Gräber der beiden «Mustache Petes» Masseria und Maranzano<br />
sind noch frisch, als die neue Generation unter der Führung<br />
von Lucky Luciano die Herrschaft des Syndikats übernimmt und<br />
die Unterwelt in eine Kooperation umstrukturiert, in der jede wichtige<br />
Mafia-Familie ein Stimmrecht im Aufsichtsrat erhält. Carlo<br />
Gambino ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat jedes Mal<br />
auf die richtige Karte gesetzt. Jetzt ist er dem Mobster Vincent<br />
Mangano zugeteilt, der das Hafenviertel von Brooklyn kontrolliert,<br />
und Carlo beginnt, sein eigenes kriminelles Imperium zu planen.<br />
Mit 29 Jahren führt Carlo seine eigene Crew und wählt als erstes<br />
Mitglied seinen Cousin Paul Castellano, der, genauso wie er, in<br />
die Mafia hineingeboren wurde. Carlo, der weiss, wie schnell ein<br />
Störfaktor eliminiert wird, braucht Vertrauensmenschen in seinem<br />
engsten Umfeld, denn der stetige Blick über die Schulter<br />
behindert den Weg an die Spitze. Carlo Gambino schwört auf<br />
Blutsbande, und später wird man sagen, zu sehr.<br />
Die Vermählung zweier Familien<br />
Als er 1932 mit 30 Jahren seine Cousine ersten Grades und<br />
zugleich Schwester von Paul Castellano heiratet, vertieft er das<br />
Band mit den Castellanos. Die Heirat mit Catherine ist absurd<br />
und für einen erzkatholischen Italiener ein Tabu, jedoch sind die<br />
Castellanos mächtig und die Ehe mit Catherine verstärkt auch<br />
Carlo Gambinos Macht. Als das Ende der Prohibition gefeiert<br />
wird, greift Carlo zu immer neueren Geschäftsfeldern und verdient<br />
innerhalb kürzester Zeit seine erste Schwarzmarkt-Million.<br />
Wie bei einem Fabelwesen, dem beim Abschlagen des Kopfes<br />
fünf neue wachsen, kumulieren sich die Geschäfte von Carlo, der<br />
überall eine neue Geldquelle findet. 1950 hat er sich den exzellenten<br />
Ruf erarbeitet, der beste Grossverdiener für die Manganos<br />
zu sein. Doch irgendwie scheint der Weg nach oben blockiert zu<br />
sein. Als 1951 sein Boss Vincent Mangano auf mysteriöse Weise<br />
stirbt, übernimmt Albert Anastasia, sein Stellvertreter und zugleich<br />
Carlos Rivale, die Kontrolle des Syndikats.<br />
118
CULTURE<br />
«CARLO HAT KLARE VORSTELLUNGEN<br />
ÜBER SEINE ZUKUNFT UND NICHTS UND NIEMAND<br />
SOLL SEINEN WEG AN DIE SPITZE DES ORGANI-<br />
SIERTEN VERBRECHENS BEHINDERN.»<br />
119
CULTURE<br />
«Carlo Gambino ist eine Legende.»<br />
Anastasia, der «Lord High Executioner», ist einer der gefürchtetsten<br />
Mobster und Gründer der «Murder Incorporated», einer kriminellen<br />
Vereinigung, der innerhalb von 20 Jahren hunderte von<br />
Morden zuzusprechen sind. Anastasia befördert Carlo Gambino<br />
zu seinem Unterboss, doch diesem ist bereits bewusst, dass er<br />
niemals auf natürlichem Weg der Boss werden kann. Doch Carlo<br />
ist entschlossen, die Spitze des Syndikats einzunehmen. Anastasia<br />
muss verschwinden.<br />
An der Spitze<br />
Mit dem Tod von Albert Anastasia, der am Morgen des 25. Oktober<br />
1957 im Barbershop des «Sheraton»-Hotels in Manhattan<br />
erschossen wird, ist der Weg für Carlo Gambino endgültig frei.<br />
Der 55-Jährige hat sein lebenslanges und ehrgeizig verfolgtes<br />
Ziel erreicht – er ist der Pate der Paten. Der gewiefte Carlo weiss,<br />
dass der Erfolg in der Ausweitung der Geschäftsfelder liegt, und<br />
beteiligt sich nebst den illegalen Aktivitäten an Pizzerien, Nachtclubs,<br />
Textil-, Bau- und Transportunternehmen. Gemeinsam mit<br />
der Lucchese-Familie übernimmt der Gambino-Clan die illegalen<br />
Aktivitäten am John F. Kennedy International Airport, dehnt seinen<br />
Einfluss auf die Müllabfuhr New Yorks und im «Garment District»,<br />
der Modeindustrie Manhattans, aus. Die Hochzeit seines Sohnes<br />
Thomas Gambino mit Franca Lucchese, der Tochter des Mobsters<br />
Tommy Lucchese, ist ein weiteres Blutsbündnis. Mit 65 Jahren ist<br />
Carlo Gambino eher ein Grossvater als ein «Godfather». Er spricht<br />
mit starkem Akzent, trinkt täglich Dutzende Tassen schwarzen<br />
Kaffees und ist ein Mann, der schwer zu fassen ist. Carlo Gambino<br />
treibt sich nachts nicht herum, unterliegt keinen bestimmten<br />
Gewohnheiten und hat sich dennoch etwas angeeignet, worüber<br />
sich die FBI-Agenten, die sein Haus überwachen und abhören, die<br />
Haare raufen. Wenn sich die führenden Köpfe der Mafia in Gambinos<br />
Haus in Brooklyn treffen, quittiert der Boss Beschlüsse nur mit<br />
einem stillen Nicken. Diese Taktik sollte sich bewähren.<br />
Tod einer Legende<br />
Ende der 60er Jahre zeichnet sich langsam der Abstieg von Carlo<br />
Gambino ab. Ihm wird als Drahtzieher zahlreicher bewaffneter<br />
Überfälle der Prozess gemacht, doch seine Anwälte verzögern<br />
die Verhandlungen immer wieder aufs Neue. Hinzu kommen Abschiebungsersuche,<br />
Gambino ist immer noch illegal im Land, die<br />
jedoch auch geschickt vereitelt werden. Doch die Jahre haben<br />
Spuren hinterlassen. Am Abend des 15. Oktober 1976 sieht sich<br />
Carlo in seinem Sommerhaus auf Long Island ein Spiel der New<br />
York Yankees an. Carlo, der immer auf der Hut und dem Tod einen<br />
Schritt voraus war, ist diesem jetzt ausgeliefert und stirbt an<br />
einem Herzinfarkt. Sein Erbe ist eine Dynastie, die Milliarden von<br />
Dollars umwälzt und die er innerhalb von 20 Jahren zu einem Weltimperium<br />
aufgebaut hat, ohne einen einzigen Tag im Gefängnis<br />
gesessen zu haben. Sein Begräbnis gleicht einem Spektakel, und<br />
als der Konvoi kranzgeschmückter, dunkler Limousinen langsam<br />
zum Friedhof rollt, zollen Tausende Schaulustige aus dem ganzen<br />
Land dem verstorbenen Patriarchen auf seinem letzten Weg ihren<br />
Respekt. Carlo Gambino ist eine Legende.<br />
Carlos Tod wird mit seiner Nachfolgeregelung eine blutige Spur für<br />
die Familie Gambino hinterlassen. Sein Vermächtnis sind nicht nur<br />
die Milliarden und eine Weltmacht, sondern seine eisern forcierten<br />
Blutsbande innerhalb der Gambino-Familie. Seine Verfügung, Paul<br />
Castellano zu seinem Nachfolger zu bestimmen, ist der Sargnagel<br />
für die Familie und die falscheste aller Entscheidungen, die der<br />
sonst so intuitiv veranlagte Carlo jemals treffen konnte.<br />
In der nächsten Ausgabe:<br />
The Gambino Family Teil II – Paul Castellano<br />
120
PUSCHLAV (SCHWEIZ), 2005<br />
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CULTURE<br />
© RogerZayas<br />
122
CULTURE<br />
Der bescheidene<br />
Anti-Star<br />
JUAN LUIS GUERRA<br />
Der 1,94 Meter grosse, auf den ersten Blick<br />
eher schlaksig wirkende dominikanische<br />
Sänger und Gitarrist Juan Luis Guerra ist<br />
bereits heute eine lebende Legende. In<br />
der Karibik und den lateinamerikanischen<br />
Staaten wird er beinahe wie ein Gott verehrt<br />
und auch in den USA, Europa und sogar<br />
Asien vergrössert sich seine Anhängerschaft<br />
stetig.<br />
123
CULTURE<br />
«Was in der Welt passiert,<br />
beschäftigt mich andauernd, und ich fühle mich verpflichtet,<br />
darüber zu schreiben und zu singen.»<br />
von Boris Jaeggi<br />
Schon von klein auf war Juan Luis Guerra von der Musik<br />
fasziniert. Oftmals trägt er im Kreise seiner Familie<br />
Lieder vor und von seinem Bruder erhält er seine<br />
erste Gitarre geschenkt. In der Schule belegt er mit<br />
Literatur und Philosophie Fächer, die ihm später als<br />
Songwriter behilflich sind. Er ist ein Bewunderer der kubanischen<br />
«Nueva Trova», die in den 60er Jahren entstand. Die Textinhalte<br />
waren mehrheitlich politischer Natur und die «Neuen Troubadoure»<br />
liessen sich mit den amerikanischen Protestsängern wie Bob<br />
Dylan und Joan Baez vergleichen, die ebenfalls den Imperialismus<br />
und die Armut thematisierten.<br />
Nach einem vierjährigen Studium am Musikkonservatorium in<br />
Santo Domingo schreibt sich JL 1980 am bekannten Berklee<br />
College of Music in Boston ein, um Jazz, Komposition und Arrangement<br />
zu studieren. Während seiner Studienzeit in Boston<br />
nutzt JL jede Möglichkeit, dem bitterkalten Winter zu entfliehen,<br />
und reist nach Santo Domingo, wo er möglichst oft auftritt. So<br />
spielt und singt er an einem Tribute-Konzert für John Lennon, der<br />
1980 ermordet wurde, oder auch bei «Jesus Christ Superstar».<br />
Doch in Boston ist JL ein Gitarrist unter vielen. Man spielt Gitarre<br />
im Stile von Wes Montgomery, einem bekannten amerikanischen<br />
Jazz-Musiker. Doch eines Abends nimmt JL seine Güira, ein dominikanisches<br />
Rhythmusinstrument, in die Hand und spielt einen<br />
typischen Merengue-Rhythmus. Sofort hat er die Beachtung des<br />
Publikums. Dies ist etwa Neues, Unbekanntes und Faszinierendes<br />
für die Zuhörer. Ihm wird bewusst, dass er die Musik seiner<br />
Heimat spielen muss, die ihn immer geprägt hat, um sich von der<br />
grossen Masse abzuheben.<br />
Die Musik der Strasse<br />
Nach Beendigung seines Studiums in Boston kehrte JL 1983 in<br />
die Karibik zurück. Mit seinem Talent und dem erworbenen Wissen<br />
über Arrangements und Komposition startet er ins Berufsleben,<br />
wo er Werbejingles für Radio- und TV-Stationen produziert.<br />
Dabei arbeitet er immer mit den einheimischen Musikern Maridalia<br />
Hernández, Mariela Mercado und Roger Zayas-Bazan zusammen,<br />
mit denen er 1984 seine erste Schallplatte «Soplando»<br />
einspielt. Seine Begleitband nennt sich «Los 4:40», wobei 440 für<br />
die Hertzfrequenz des Kammertons A steht. Diese Schallplatte<br />
orientiert sich noch sehr am amerikanischen Mainstream im Stile<br />
von Bands wie Manhattan Transfer. Bereits auf seiner zweiten<br />
Platte «Mudanza y Acarreo» von 1985 sind die Einflüsse der in<br />
den Strassen von Santo Domingo allgegenwärtigen einheimischen<br />
Musik von Merengue, Bachata und Salsa vordergründig.<br />
Mit «Mientras mas lo pienso…tú» von 1987 manifestiert er seinen<br />
unverkennbaren neuen eigenen JL-Guerra-Sound. Alle Lieder<br />
sind von ihm und der Band komponiert. «Guavaberry» und «Me<br />
enamoro de Ella» sind bereits heute Klassiker. Der Grundstein<br />
für eine grosse Karriere ist gelegt – obwohl seine beispielhaften<br />
Arrangements (noch) keine internationale Beachtung finden.<br />
Nachdem die musikalische Richtung gefunden wurde und JL nach<br />
dem Ausscheiden von Maridalia Hernández mit seinen vokalischen<br />
Fähigkeiten alleiniger Leadsänger wird, stürmt er mit «Ojala que<br />
llueve café» in den lateinamerikanischen Ländern die Charts. JL<br />
beginnt auch mit politisch motivierten Liedern auf die chaotischen<br />
und korrupten Situationen in diesen Ländern hinzuweisen. Die<br />
1989 erschienene Schallplatte ist eine Ansammlung verschiedenster<br />
Wunschträume. Mit «Visa para un sueno» beschäftigt sich JL<br />
mit der Emigration aus seinem armen Heimatland. Mit seiner ersten<br />
CD, dem 1991 erschienenen «Bachata Rosa», die sich über fünf<br />
Millionen Mal verkauft, ist die Hitmaschinerie JL Guerra vollends in<br />
Gang gebracht. Der langersehnte internationale Durchbruch ist geschafft<br />
und JL beginnt mit dem Sammeln begehrter Auszeichnungen<br />
und seinem ersten der bis heute 20 Grammies bei fast 40 Millionen<br />
verkauften Tonträgern. Die meisten der Lieder auf «Bachata<br />
Rosa» sind schon heute Klassiker der lateinamerikanischen Musik.<br />
Soziales Engagement und kritische Musik<br />
Im gleichen Jahr gründet JL die «Fundación 440» – heute «JL Guerra<br />
Stiftung» genannt, welche behinderte Kinder und Waisen unterstützt.<br />
Heute hilft die Stiftung in allen Bereichen des Gesundheitswesens,<br />
baut Spitäler und investiert in ein gutes Bildungswesen<br />
sowie in den Bau von Sportanlagen. Mit der CD und dem Stück<br />
«Areito», welches 1992 zur 500-jährigen Entdeckung von Amerika<br />
erschien, gedenkt er der Ureinwohner der Dominikanischen<br />
124
CULTURE<br />
© Boris Jaeggi<br />
125
CULTURE<br />
«Ich habe immer gesagt, dass ich die<br />
Welt mit meinen Liedern nicht ändern kann – aber meine<br />
Musik und meine Texte können die Menschen ändern, die sich<br />
meine Lieder anhören.»<br />
Republik. Mit «Naboria Daca Ae Mayanimacaná» singt erstmals ein<br />
Künstler in der Sprache der Taino-Indianer. Konsequent veröffentlich<br />
JL kritische Lieder wie «Si saliero petrolio» und protestiert mit<br />
«Costa de la vida» gegen die ärmlichen Bedingungen, unter denen<br />
die meisten Dominikaner leben müssen. Das Lied wird in den USA<br />
als antiamerikanisch empfunden und von den Radiosendern auf<br />
die Black List gesetzt und boykottiert. Mit grossen Tourneen festigt<br />
er seinen Einfluss in den lateinamerikanischen Ländern und<br />
tourt auch extensiv durch Europa. Vielleicht auch eingeschüchtert<br />
durch die vielen Kritiker, verzichtet JL bei seinem nächsten Album<br />
auf politisch angehauchte Texte. Vielmehr macht er bei «Fogarate»<br />
von 1994 wieder einen Schritt Back to the Roots. Er kombiniert<br />
die Einflüsse des afrikanischen Soukous mit einheimischem Merengue.<br />
Unterstützt wird er dabei vom bekannten kongolesischen<br />
Gitarristen Diblo Dibala.<br />
Unruhestand und JL konvertiert zum Evangelismus<br />
Nach den intensiven Tourneen, bei denen er oftmals nicht wusste,<br />
in welchem Land er sich gerade befand, nimmt JL erst mal<br />
eine Auszeit. In einer dominikanischen Radio- und Fernsehstation<br />
bietet er in einer eigenen Sendung talentierten Musikern eine<br />
Plattform, sich einem breiten Publikum zu präsentieren. Nebst<br />
seinen eigenen Hits schreibt er auch für andere Künstler, die<br />
mit seinen Kompositionen regelmässig die Hitparaden in vielen<br />
Spanisch sprechenden Ländern anführen (zum Beispiel Luis Miguel<br />
– «Hasta que me olvides»).<br />
Mehr und mehr wird JL zum Hit-Garanten<br />
Mit «Ni es lo mismo ni es igual» aus dem Jahre 1998, welches<br />
Merengue mit Rap-Einflüssen kombiniert, räumt er gleich drei<br />
Grammies ab. Mit dem bekanntesten Song «El Niagara en bicicleta»<br />
macht er auf die haarsträubenden Zustände in den<br />
überfüllten öffentlichen Spitälern, die auch mit Stromausfällen zu<br />
kämpfen haben, aufmerksam. Erst sechs Jahre später erscheint<br />
das nächste Album. JL ist zum Evangelismus konvertiert und mit<br />
«Para ti», mit dem er zwei weitere Grammies gewinnt, preist er<br />
seinen Gott, dem er alles zu verdanken hat. Im Gegensatz zu<br />
vielen anderen erfolgreichen Künstlern steht JL immer mit beiden<br />
Füssen fest auf dem Boden. JL ist ein Ausnahmekünstler,<br />
der seine Hits seiner Intuition, seiner Aufmerksamkeit und seinem<br />
Feeling für den richtigen Sound verdankt – keine Alkohol- oder<br />
Drogenexzesse pflastern seinen ruhmreichen Weg und es gibt<br />
auch keine wechselnden Partnerinnen. JL verdankt seine innere<br />
Ruhe seinem Glauben und seiner Familie. Insbesondere seiner<br />
Frau Nora, die er in Boston kennen und lieben gelernt hat und mit<br />
der er seit 1983 glücklich verheiratet ist.<br />
Unaufhaltsam nach ganz oben<br />
In den folgenden Jahren feiert er mit grösseren Tourneen das<br />
20-jährige Bühnenjubiläum seiner Gruppe «Los 4:40». So spielt er<br />
unter anderem gleich sechs ausverkaufte Konzerte im Madison<br />
Square Garden. Als erster lateinamerikanischer Künstler darf JL<br />
2006 das Konzert der Rolling Stones in Puerto Rico eröffnen und<br />
auch mit Sting stand er im gleichen Jahr auf der Bühne.<br />
Mit dem Duett «Bendita tu luz» mit Maná belegt JL den ersten<br />
Platz der «Billboard»-Charts. Im Frühjahr 2007 erscheint «La<br />
llave de mi corazón», das 10. Album von JL Guerra y 4:40. Es<br />
ist seit «Bachata Rosa» das romantischste. Sowohl Album wie<br />
auch der Titelsong sind schon bald auf Platz 1. Im Videoclip spielt<br />
und tanzt die bezaubernde Dominikanerin Zoë Saldaña, die mit<br />
«Avatar» und «Colombiana» als Schauspielerin Weltruhm erlangte.<br />
JL Guerra gewinnt in allen nominierten Kategorien und tritt<br />
als überglücklicher Sieger mit sechs Grammies die Heimreise an.<br />
Zudem erhält er einen Ehrendoktor der Universität in Santo Domingo<br />
sowie der Berklee University of Music, an denen er studiert<br />
hat, wird zum Musiker des Jahres gewählt, vom «Billboard<br />
<strong>Mag</strong>azine» erhält er den Spirit of Hope Award für seine sozialen<br />
Verdienste und auch von der UNESCO wird er als Künstler für<br />
den Frieden geehrt. Er tritt in Chile und Mexiko auf, um behinderten<br />
Kindern zu helfen, und tritt zusammen mit Juanes am Konzert<br />
«Paz sin Frontera» für den Frieden in den Ländern Venezuela, Kolumbien<br />
und Ecuador ein. Im August 2008 führt ihn die «Travesia»-<br />
Tour auch nach Europa. In der Dominikanischen Republik spielt<br />
JL im Olympiastadion vor 50'000 jubelnden Fans und wird im<br />
Frühjahr zu einem der einflussreichsten Männer Lateinamerikas<br />
erkoren. Sogar in Amerika ist «La llave de mi corazón» einer der<br />
meistgespielten Radiosongs!<br />
128
© Boris Jaeggi
CULTURE<br />
© Berni Hanus<br />
Nach dem schrecklichen Erdbeben in Haiti, welches die Insel<br />
Hispaniola mit der Dominikanischen Republik teilt, organisiert JL<br />
sofort ein Konzert im Olympiastadion in Santo Domingo. Nebst<br />
JL treten weitere internationale Stars wie Juanes und Enrique<br />
Iglesias auf. Von den über 40'000 Besuchern werden über 2,5<br />
Millionen Dollar gesammelt. Dieses Geld wird in den Bau eines<br />
Kinderspitals in Haiti investiert. JL zögert nie! Wenn er die Möglichkeit<br />
sieht zu helfen, dann ist er jederzeit zur Stelle.<br />
Ein unverkennbarer Stil<br />
Mit Enrique Iglesias singt er im Duett den Nummer 1 Hit «Cuando<br />
me enamoro» und auf seinem neuen Album «A son de Guerra»,<br />
welches Mitte Juni 2010 erscheint, wird JL auf dem sozialkritischen<br />
Titel «La Calle» von Juanes begleitet. Bei «Arregla los<br />
Papeles» prangert JL die nervenaufreibende Bürokratie an. Das<br />
Album, welches wieder das breite musikalische Spektrum von<br />
Cumbia, Merengue, Bachata, Rock, Salsa und Mambo von JL<br />
aufzeigt, erhält die besten Kritiken. JL drückt jedem Song der verschiedensten<br />
Stilrichtungen immer seinen unverkennbaren Stil auf.<br />
<strong>2012</strong> erscheint seine «Colección Cristiana». Nebst einigen älteren<br />
Songs besticht JL wiederum mit einigen Preziosen. «En el cielo no<br />
hay hospital» könnte auf jeder «normalen» CD von JL erschienen<br />
sein. Als Musical Director und Produzent hat JL Anfang Februar<br />
das «Juanes MTV Unplugged», das erste Live-Album seines kolumbianischen<br />
Freundes Juanes überhaupt, künstlerisch begleitet.<br />
Die nächsten Grammies sind ihm sicher.<br />
Nach seinem Konzert im Juni in Santo Domingo, bei dem über<br />
50'000 Zuschauer in strömendem Regen ausharrten, gab JL<br />
auch zwei ausverkaufte Konzerte in Zürich und München, in denen<br />
ihm jeweils fast 2‘000 Zuschauer frenetisch zujubelten. Trotz<br />
den unbefriedigenden Zuständen in seinem Heimatland ist JL ein<br />
bekennender Patriot. So schrieb er eigens für die Olympischen<br />
Spiele in London eine Hymne für die dominikanischen Sportler. JL<br />
ist ein Künstler der Melodik. Nach dem Motto «Weniger ist mehr»<br />
erscheinen alle paar Jahre einzigartige Juwelen von herausragender<br />
Qualität, die für die Ewigkeit bestimmt sind. Seine Vielfältigkeit<br />
und seine interessanten Fusionen mit den verschiedensten musikalischen<br />
Stilrichtungen, die bei JL wie selbstverständlich klingen,<br />
sind einmalig. JL wird dadurch auch zu einem universellen Vermittler<br />
der variantenreichen Stile. Seinem grossen Vorbild Sir Paul<br />
McCartney steht JL in keiner Weise nach, hoffentlich werden diese<br />
beiden grossen Künstler bald einmal ein gemeinsames musikalisches<br />
Meisterstück abliefern.<br />
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130
KOLUMNE<br />
von Nubya<br />
EIGENTLICH WÄRE<br />
ES DOCH GANZ LEICHT<br />
Wie soll ich das schaffen, wieso habe ich<br />
mir das eingebrockt und was soll das<br />
Ganze überhaupt? Kennen Sie diese<br />
innere Stimme, die zu einem spricht, bevor<br />
man etwas in Angriff nehmen muss,<br />
das einem Sprung ins kalte Wasser gleicht? Ein Auftritt, eine<br />
Rede, eine Präsentation, Moderation, you name it. Um dem<br />
Projekt die Schwere zu nehmen, sollten wir uns bewusst machen,<br />
dass das, was wir jetzt gerade machen, eine Momentaufnahme<br />
des heutigen Tages ist. In zwei Wochen oder vier<br />
Jahren würden wir es ganz anders umsetzen, doch heute ist<br />
der Moment, in dem wir das geben, was uns heute zur Verfügung<br />
steht.<br />
Wenn ich einen Auftritt habe, gehe ich den Weg von der Garderobe<br />
zur Bühne vorher einmal ab, damit ich das Gefühl<br />
dafür bekomme. Andere empfinden das als überflüssig, für<br />
mich ist das Teil der Vorbereitung. Üben und Einsingen sind<br />
Pflicht. Und das nicht nur am Tag des Konzertes, sondern<br />
schon Wochen davor. Auch die Texte müssen sitzen, wenn<br />
ein Songtext auf der Bühne abgelesen werden muss, dann<br />
geht das immer auf Kosten von etwas anderem. Ausstrahlung<br />
und Kontakt zum Publikum. Bei den Moderationen lese ich<br />
teilweise ab, doch spreche ich die Texte mehrmals zu Hause<br />
laut durch, damit ich ein Gefühl dafür bekomme. Es kommt<br />
dann oft spontan anders, aber es ist wichtig, diese Grundlage<br />
zu haben, auf die man sich stützen kann.<br />
Kenny Werner, ein bekannter Jazzpianist und Lehrer an einer<br />
Jazz-Schule in New York, sagte uns zum Thema Lampenfieber:<br />
«Are you going to save lives or change history while<br />
playing your song? So, what the hell are you nervous for!» Wie<br />
recht er hatte. Wir nehmen uns und das, was wir tun, manchmal<br />
zu ernst und verlieren dabei den Spass an der Sache.<br />
Wenn Angst im Spiel ist, wird ein Auftritt nie so gut, wie er<br />
hätte sein können, und das ist auf jeden anderen Job übertragbar.<br />
Lampenfieber sollte nicht mit Angst verbunden sein,<br />
sondern mit Vorfreude.<br />
Was können wir dafür tun? «I prepare for a rehearsal as I<br />
would for marriage», sagte Maria Callas, und das sollte man<br />
sich in seinem eigenen Berufsleben genauer anschauen. Wie<br />
oft denken wir «Ach, es gilt ja noch nicht ernst» und sind dann<br />
im Ernstfall mangelhaft vorbereitet oder unnötig angespannt.<br />
Wo und wie könnten Sie das bei Ihrer Arbeit umsetzen? Wo<br />
könnten Sie Wege vorher abschreiten, um sich im Ernstfall<br />
auf das Wichtige konzentrieren zu können? Wo könnte mehr<br />
Vorbereitung und Übung hilfreich sein? Dies zusammen herauszuarbeiten<br />
und auszuprobieren, macht viel Spass und es<br />
ist erstaunlich herauszufinden, was alles zur Vorbereitung gehört,<br />
das man bisher gar nicht beachtet hat, und wie viel man<br />
daraus ziehen kann. Schlussendlich zählt die Freude an dem,<br />
was wir tun. Der Funke, der überspringt und der dann springt,<br />
wenn wir authentisch sein und eine Grundlage dafür schaffen<br />
können, uns in einer Ausnahmesituation so wohl wie möglich<br />
zu fühlen. Und wenn wir daran glauben, dass wir das, was<br />
wir gleich tun werden, auf unsere eigene Art und Weise toll<br />
hinbekommen werden.<br />
Frei nach Wowereit: «Ich bin ich und das ist gut so.»<br />
132
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WATCHES & JEWELLERY<br />
Zeit rund um<br />
Zeitzonenuhren<br />
den Globus<br />
134
WATCHES & JEWELLERY<br />
Der Traum, trotz beharrlich fortschreitender Zeit noch einmal jünger werden zu<br />
können, ist so alt wie die Menschheit selbst. Und wer richtig plant, kann ihn sogar<br />
Realität werden lassen. Wie’s geht, ist kein Geheimnis. Mit etwas Hintergrundwissen,<br />
einem einem Flugticket und und der der richtigen Armbanduhr gestaltet sich sich das das Unterneh-<br />
Unternehmen<br />
zum zum Hintergrundwissen,<br />
Kinderspiel.<br />
135
WATCHES & JEWELLERY<br />
«wie Frau oder Mann ganz einfach jünger werden können»<br />
von Gisbert L. Brunner<br />
Das ewige Spiel der Jahreszeiten, der beständige<br />
Wechsel von Tag und Nacht, kurz: Der Lauf der<br />
Zeit resultiert aus der kontinuierlichen Rotation unserer<br />
Mutter Erde. Solange die Menschen mit der<br />
Morgenröte aufzustehen pflegten und sich mit Einbruch<br />
der Dunkelheit zur Ruhe betteten, tangierte sie diese Naturgegebenheit<br />
nur wenig. Selbst die Einführung von Turmuhren,<br />
welche die jedem Ort eigene Lokalzeit verkündeten, änderte daran<br />
nur wenig. Als der Philosoph David Friedrich Strauss gegen<br />
1850 vom «zauberhaften Fliegen» in der Eisenbahn schwärmte,<br />
hatte sich die Situation gründlich verändert. Die vielen Ortszeiten,<br />
welche sich am jeweiligen Stand der Sonne orientierten, führten<br />
zu echten Problemen. Steigende Geschwindigkeiten, dichtere<br />
Schienennetze und veröffentlichte Fahrpläne verlangten dringend<br />
nach chronometrischer Koordination. Speziell in den USA und in<br />
Kanada setzte damals jede Eisenbahngesellschaft auf ihre eigenen<br />
Zeiten, was die Schwierigkeiten noch verstärkte.<br />
1870 hatte sich das Durcheinander zu einem echten Chaos ausgewachsen.<br />
Im gesamten Nordamerika des mittleren 19. Jahrhunderts<br />
existierten nicht weniger als 144 offiziell anerkannte<br />
Zeiten.Angesichts der schier unerträglichen Situation mit regelmässigen<br />
Zugunglücken propagierte Sandford Fleming,<br />
leidgeplagter Chefingenieur der Canadian Pacific Railway, die<br />
Einführung klar definierter und allgemein gültiger Zeitzonen. In<br />
jeder sollte jeweils die gleiche, eine mittlere Zonenzeit gelten.<br />
Ausgehend vom Nullmeridian sei nach jeweils 15 Längengraden<br />
eine Zeitgrenze zu markieren. Und von Zone zu Zone habe<br />
sich die Zeit um jeweils eine volle Stunde zu verschieben. In der<br />
Summe ergäben sich also 24 Zeitzonen mit 24 unterschiedlichen<br />
Zonenzeiten.<br />
Lösung eines evidenten Problems<br />
Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden, denn für Oktober 1884 lud<br />
der amerikanische Präsident Chester A. Arthur höchstpersönlich<br />
Repräsentanten der damals 24 souveränen Staaten dieser Erde<br />
zur «Prime Meridian Conference» nach Washington D.C. Ziel der<br />
dreiwöchigen Tagung war die Verabschiedung eines Protokolls für<br />
eine Welt-Standardzeit. Zu den Streitpunkten gehörte die Positionierung<br />
des Nullmeridians. Nach ausgiebigen Diskussionen fiel<br />
die Wahl aus guten Gründen auf Greenwich bei London. Der auf<br />
dem Erdball exakt gegenüberliegende 180. Längengrad markiert<br />
seitdem die Datumsgrenze. Und damit löst sich das Rätsel, wie<br />
Frau oder Mann ganz einfach jünger werden können: Zum Beispiel<br />
durch einen Flug von Tokio nach Hawaii. Dort angekommen, müssen<br />
Globetrotter ihre Uhr um einen ganzen Tag zurückstellen. Für<br />
136
WATCHES & JEWELLERY<br />
sie gibt es dasselbe Datum also zweimal. Andererseits überspringen<br />
und verlieren Weltreisende somit gnadenlos einen ganzen Tag,<br />
wenn sie von Amerika nach Asien jetten.<br />
Ungeachtet der sinnvollen Lösung eines weltbewegenden Problems<br />
ändert sich nichts am Faktum, dass die Zeit nicht aufteilbar<br />
ist. Das kostbarste Gut der Menschheit definiert sich aus der Position.<br />
Zeit ist Raum; die Zeit verändert sich, während der Standort<br />
bleibt. Nachdem sich die Erde mit schöner Regelmässigkeit dreht,<br />
kommen alle Erdenbürger unabhängig von ihrem Aufenthaltsort in<br />
den Genuss eines 24 Stunden währenden Tags. Für jeden Erdenbürger<br />
ist irgendwann Mittag oder Mitternacht. Wo immer man den<br />
Tag beginnen lässt. Und er endet an der jeweils gleichen Stelle<br />
exakt vierundzwanzig Stunden später.<br />
Diese Resultate der Konferenz fanden 1883 ihre Umsetzung in den<br />
USA und Kanada. Bis alle Staaten ihren nationalen Stolz aufgegeben,<br />
Greenwich als geographischen Ausgangspunkt und das<br />
neue System als Ganzes akzeptiert hatten, mussten die Erde und<br />
die Zeiger der Uhren allerdings noch viele Runden drehen. Ab<br />
1. April 1893 zeigten die Uhren in Deutschland und Österreich die<br />
Mitteleuropäische Zeit (MEZ) mit einer Differenz von +1 Stunde<br />
gegenüber der als Welt- oder Universalzeit definierten mittleren<br />
Sonnenzeit des Greenwicher Nullmeridians (Greenwich Mean Time<br />
– GMT). 13 Monate später verfügte der kantonale Berner Regierungsrat,<br />
dass «zur Vermeidung einer verwirrenden Zweispaltigkeit<br />
der Zeitbestimmung … diese mitteleuropäische Zeit auch für<br />
das bürgerliche und amtliche Leben eingeführt wird, und es sollten<br />
sämtliche öffentlichen Uhren (Kirchenuhren und andere) auf den<br />
1. Juni nächsthin um 30 Minuten vorgerückt werden». Die halbe<br />
Stunde resultierte aus der geographischen Lage der schweizerischen<br />
Hauptstadt: 7,5° östlicher Länge. Logischerweise schlossen<br />
sich die übrigen Kantone dem Vorbild an.<br />
Ein Blick in die derzeit gültige Weltzeitkarte macht aber auch<br />
deutlich, dass die Zeitzonengrenzen nicht exakt mit den jeweiligen<br />
Längengraden übereinstimmen (können), denn das wäre<br />
schlichtweg widersinnig. Daher orientieren sich die Zeitzonengrenzen<br />
dort, wo dies sinnvoll und notwendig ist, primär auch<br />
an Ländergrenzen. Ausserdem gibt es weltweit auch eine ganze<br />
Reihe von Halb- und Viertelstunden-Zeitzonen. Ausnahmen bestätigen<br />
bekanntlich die Regel.<br />
Zum Beispiel durch einen Flug von Tokio nach Hawaii.»<br />
137
WATCHES & JEWELLERY<br />
138
WATCHES & JEWELLERY<br />
Universalzeit-Armbanduhren<br />
Wer viel in der Welt unterwegs ist oder über weite Strecken telefoniert,<br />
kennt den Nutzen intelligenter Armbanduhren mit praktischem<br />
Zeitzonen-Dispositiv.<br />
Zu den absoluten Pionieren so genannter Weltzeituhren gehört<br />
Patek Philippe. Zusammen mit dem Genfer Uhrmacher Louis<br />
Cottier entwickelte die Familienmanufaktur bereits 1937 die rechteckige<br />
Referenz 515. Ihr 24-Stunden-Ring und die Städteangaben<br />
auf dem Zifferblatt waren jedoch noch fest für Greenwich Mean Time<br />
synchronisiert. Dieses Manko erledigte sich noch im gleichen<br />
Jahr. Bei der Referenz 542 mit gravierter Drehlünette handelte es<br />
sich um die weltweit erste Armbanduhr vom Typ «Heure universelle».<br />
Bei Fernreisen positioniert man die Aufenthalts-Zeitzone, repräsentiert<br />
durch eine Metropole, bei der «12». Dann lassen sich die<br />
Stunden aller 24 Zeitzonen simultan vom Zifferblatt ablesen. Zeiger<br />
sind für die Stunden und Minuten der jeweiligen Ortszeit zuständig.<br />
An diese Tradition knüpft die gelbgoldene Referenz 5131 mit dem<br />
nur 3,88 mm hohen Automatikkaliber 240 HU. Das kostbare Zifferblatt-Zentrum<br />
aus Cloisonné-Email (Zellenschmelz) bildet Europa,<br />
Afrika und Amerika ab.<br />
Der Name der «Transocean Unitime» von Breitling steht für Ferne<br />
und jene universale Zeit, welche der Retrolook-Zeitschreiber mit<br />
Wurzeln in den 1950er und 1960er Jahren darstellt. Das «Heure<br />
universelle»-Zifferblatt bildet die Zeit in 24 internationalen Zonen ab.<br />
Wie üblich vertreten durch bekannte Städte. Bei Trips beispielsweise<br />
über den Atlantik genügt simples Umstellen mit Hilfe der Krone.<br />
Die Stadt der geplanten Aufenthaltszone wandert zur «12». Zudem<br />
verändern sich auch die zentralen Zeitzeiger, das Datum und der<br />
24-Stunden-Ring. Die Sommerzeiten finden übrigens auch Berücksichtigung.<br />
Den universellen, bis 100 Meter wasserdichten<br />
Chronographen mit chronometerzertifiziertem Automatikkaliber<br />
B05 aus eigener Manufaktur gibt es in Stahl oder Rotgold.<br />
An anspruchsvolle Uhr-Aficionados wendet sich Cartier mit der<br />
«Calibre Weltzeit». Die 45 mm grosse Weissgold-Armbanduhr mit<br />
dem Automatikkaliber 9909 MC besticht durch ihre ausgesprochen<br />
einfach handhabbare Weltzeitindikation. Globetrotter erfahren die jeweilige<br />
Orts- und die Heimatzeit. Ein «Jetlag»-Indikator gibt Auskunft<br />
über die jeweilige Zeitverschiebung. Im Gegensatz zu Herkömmlichem<br />
wurde die Städtescheibe ins Werk integriert. Zum Einstellen<br />
per Kippdrücker ist sie durch eine Lupe in der linken Gehäuseflanke<br />
sichtbar. Besonders hilfreich: die Berücksichtigung der Sommerzeit.<br />
Frédérique Constant, eine relative junge Genfer Marke, nimmt<br />
sich des Universalzeit-Themas mit dem neuen «Classic Manufacture<br />
Worldtimer» an. Die Edelstahl-Armbanduhr mit Zentralsekunde<br />
misst 42 Millimeter. Für die Indikation der Zeit zeichnet<br />
die Manufaktur-Automatik FC-718 verantwortlich. Durch einen<br />
Sichtboden lässt sie sich bei der tickenden Arbeit beobachten.<br />
Bei der «6» dreht ein kleiner Datumszeiger seine Runden. Dem<br />
nassen Element widersteht dieses neue Modell bis zu fünf Atmosphären<br />
Druck.<br />
Während der Baselworld <strong>2012</strong> zeigte Glashütte Original eine<br />
der kompliziertesten mechanischen Armbanduhren deutscher<br />
Provenienz. Das Handaufzugskaliber 89-01 des «Grande Cosmopolite<br />
Tourbillon» besteht aus mehr als 500 Komponenten.<br />
Der Drehgang-Mikrokosmos bietet die Möglichkeit, zwischen<br />
37 verschiedenen Zonenzeiten zu wählen. An solche mit Halbund<br />
Viertelstunden-Differenzen hat das Mitglied der Swatch<br />
Group ebenso gedacht wie an die Sommer- und Winterzeit. Ein<br />
ewiges Kalendarium erspart Korrekturen bis hin zum Jahr 2100.<br />
Vom opulenten Platin-Œuvre fertigt die Manufaktur allerdings<br />
lediglich 25 Exemplare.<br />
Hublot entwickelt sein eigenes «Unico»-Uhrwerk konsequent weiter.<br />
Im Fall der neuen «GMT» durch die Addition einer exklusiven<br />
Zeitzonen-Funktion. Die Anzeige der Stunden in 14 Zonen geschieht<br />
mittels intelligentem Zusammenspiel von vier Aluminiumdrehscheiben.<br />
Das Ein- und Verstellen lässt sich per Drücker bei der «2» bewerkstelligen.<br />
72 Stunden lang kommt die Manufaktur-Automatik<br />
HUB 1220 ohne Energienachschub aus. Besonders markant präsentiert<br />
sich die 48-Millimeter-Version dieses vielseitigen Boliden mit<br />
Lünette und Boden aus schwarzer Keramik.<br />
Weit über das bislang Gekannte geht das 2011 lancierte Weltzeit-Œuvre<br />
von Vacheron Constantin hinaus. Sein Zifferblatt<br />
mit drei konzentrischen Städteringen trägt allen Zeitzonen-<br />
Besonderheiten Rechnung. Insgesamt stellt es 37 Zonenzeiten<br />
dar, also beispielsweise auch jene von Caracas. Bekanntlich hat<br />
Hugo Chavez 2007 den Abstand zur Weltzeit UTC um eine halbe<br />
Stunde verkürzt. Mit dieser Rotgold-Armbanduhr, in der das<br />
patentierte Automatikkaliber 2460 WT tickt, weiss man auch in<br />
Australien, Indien oder dem Iran, welche Stunde gerade schlägt.<br />
Zum Einstellen reicht allein die Krone.<br />
Von Zenith stammt ein neuer Alleskönner. Und zwar mit 45 mm<br />
grossem Stahlgehäuse. Die «Pilot Doublematic» mit dem «El<br />
Primero»-Automatikkaliber 4046, Gangautonomie<br />
50 Stunden, besitzt eine universelle<br />
Zeitanzeige, also Weltzeit-Indikation.<br />
Damit Jetlag-geplagte Kosmopoliten<br />
bei ihren Trips<br />
rund um den Globus<br />
ja nicht verschlafen, ist<br />
auch ein Wecker mit<br />
an Bord. Und der<br />
Chronograph gestattet<br />
das Stoppen<br />
unterschiedlicher<br />
Zeitintervalle.<br />
Ausserdem<br />
gibt es ein<br />
Grossdatum<br />
sowie Indikationen für<br />
die Gangreserve und<br />
den Schaltzustand der<br />
Alarmfunktion.<br />
139
WATCHES & JEWELLERY<br />
Zwei Zonenzeiten tun es auch<br />
Erstmals in der Uhrengeschichte bietet Breguet beim Modell «Hora<br />
Mundi 5717» eine Art «Zonenzeit-Pingpong». Per Knopfdruck<br />
können Kosmopoliten zwischen den Stunden zweier vorgewählter<br />
Zeitzonen hin und her schalten. Der Minutenzeiger bleibt davon<br />
unberührt. Die mechanische Sprunghaftigkeit bezieht sich auch<br />
auf den heimatzeitbezogenen Tag/Nacht-Indikator sowie das mit<br />
der Ortszeit gekoppelte Datum. Letzteres bildet eine Scheibe in<br />
einem segmentförmigen Fenster bei der «12» ab. Die aktuelle der<br />
drei dort sichtbaren Zahlen umfängt ein kleiner Ring, der mit dem<br />
Datum durch den Ausschnitt wandert. Rechts im Zifferblattausschnitt<br />
angekommen, springt er zurück zum folgenden Tag. Das<br />
Automatikwerk mit Silizium-Komponenten heisst 777.<br />
Zwei Stundenzeiger, einer für die Orts- und ein anderer für die<br />
Heimatzeit zeichnen das neue Automatikwerk HMC 346.121 von<br />
H. Moser & Cie. aus. Die Optimierung des 1959 für Louis Cottier<br />
patentierten Systems offenbart sich bei der «Meridian» in einer unübersehbaren<br />
Indikation für die Vor- und Nachmittagsstunden der<br />
entfernten Referenzzeit. Nicht das Datum zeigt sich im grossen Zifferblattausschnitt,<br />
sondern entweder die Zahl «12» oder «24». Zur<br />
Anzeige reichen die Ziffern 124, gedruckt auf einen kleinen Schieber.<br />
Das Umschalten der Indikation geschieht infolge eines Vorspann-Mechanismus<br />
innerhalb einer Sekunde. Mit Hilfe der Krone<br />
lässt sich der rote Stundenzeiger in beiden Richtungen verstellen.<br />
Die legendäre, vom Firmengründer Hans Wilsdorf entwickelte<br />
«GMT-Master» kann als echte Uhrenlegende gelten. Brandneu ist<br />
der deutlich komplexere Komparativ aus dem Hause Rolex. Wie<br />
die GMT-Master besitzt auch die durchdachte «Sky-Dweller» mit<br />
klassischem «Oyster-Gehäuse» einen unabhängig verstellbaren<br />
Stundenzeiger sowie eine 24-Stunden-Indikation. Hinzu gesellt<br />
sich ein ausgeklügelter Jahreskalender, der nur jeweils Ende Februar<br />
einer kleinen Korrektur bedarf. Für die Monatsanzeige haben<br />
sich die Techniker etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Hinter<br />
jeder Stundenziffer befindet sich ein kleines Fenster. Der aktuelle<br />
Monat erscheint in Schwarz. Die bis 100 Meter wasserdichte<br />
Schale gibt es derzeit nur in Massivgold.<br />
140
Ghost<br />
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© Copyright Rolls-Royce Motor Cars Limited <strong>2012</strong>. The Rolls-Royce name and logo are registered trademarks.
SHORT CUTS<br />
SHORT<br />
3 CUTS<br />
Wem die Stunde schlägt<br />
Die weltgrösste Uhr<br />
Der höchste Kirchturm der Christen<br />
in Europa ist der des Ulmer Münsters<br />
mit 161 Meter Höhe. Bescheiden<br />
wirkt er neben den Superlativen<br />
der islamischen Welt, denn die<br />
höchste und zugleich grösste Uhr<br />
befindet sich an einem 550 Meter<br />
hohen Turm. Der Wolkenkratzer<br />
bietet Platz für Hotels und Shopping<br />
Malls und fusst auf einem riesigen<br />
Unterbau. Dieser Gigantismus hat einen<br />
guten Grund: Die Pilgerströme nach Mekka nehmen jährlich<br />
zu, und gerade an diesem wichtigsten Ort für die Muslime ist die<br />
Zeitanzeige für die täglichen fünf Gebete besonders wichtig. Da<br />
nur Muslime die Stadt betreten dürfen und die architektonische<br />
Leistung ihresgleichen suchte, fiel die Wahl des Baukonzerns auf<br />
einen erfahrenen deutschen Architekten, der bereits vor Jahren<br />
zum Islam konvertiert war. Die in alle vier Himmelsrichtungen<br />
zeigenden Zifferblätter sind mit 22 Meter langen Minutenzeigern<br />
und 17 Meter langen Stundenzeigern ausgestattet. Diese sind<br />
mit 600ʼ000 Leuchtdioden besetzt und begehbar, falls die Dioden<br />
ausgewechselt werden müssen.<br />
Die erste Taschenuhr<br />
Die Erfindung der Taschenuhr legt die Basis für eine Demokratisierung<br />
der Zeitanzeige für die breite Bevölkerung, die bislang auf<br />
Kirchturmuhren angewiesen war. Als erste Taschenuhr gilt das sogenannte<br />
«Nürnberger Ei», welches im Nürnberger Germanischen<br />
Museum zu besichtigen ist. Die Taschenuhr mit Federwerk besitzt<br />
eine ungewöhnliche ovale Form. Jedoch kommt die Bezeichnung<br />
«Ei» wohl nicht von der Gestalt der Uhren, sondern dürfte eine<br />
Verballhornung von «Aeurlein», also Ührlein, sein. Peter Henlein<br />
wird gerne mit dem Nürnberger Ei in Verbindung gebracht. Heute<br />
weiss man jedoch, dass die Gravur («Peter Henlein machte mich<br />
1510») der ersten Dosenuhr im Germanischen Nationalmuseum<br />
erst nachträglich aufgebracht wurde. Die erste Taschenuhr wurde<br />
erst ab Mitte des 16. Jahrhunderts hergestellt – Peter Henlein starb<br />
bereits 1542. Trotzdem war Henlein indirekt an der Entwicklung<br />
tragbarer Zeitmesser beteiligt – seine Miniaturisierung<br />
der Bauteile ermöglichte erst die Fertigung<br />
einer Taschenuhr.<br />
Die meistverkaufte Uhr<br />
Ähnlich wie vor einigen Jahren das iPhone<br />
sorgte im Jahr 1983 eine poppige Uhr für viel<br />
Aufsehen in der Uhrenindustrie. Die schweizerische<br />
Uhrenindustrie lag am Boden, weil sie die<br />
Marktpotenz der Quarzuhren verschlafen hatte. Doch<br />
Nicolas G. Hayek kaufte sich in eine Firmengruppe ein und<br />
kreierte die Swatch. Ein Kunstwort aus «Second» und «Watch».<br />
Innert kürzester Zeit war eine Million Stück verkauft. Die Uhr wurde<br />
zum unverzichtbaren Mode-Accessoire für Jung und Alt, für<br />
Arm und Reich. Das mit diesen Uhren verdiente Geld wurde in<br />
legendäre Marken wie Omega, Blancpain du Longines gesteckt,<br />
und so erlangte die Schweizer Uhrenindustrie nach und nach<br />
wieder ihren guten Ruf zurück.<br />
Die ältesten Zeitmessungsmethoden<br />
Die Zeit wurde bereits vor über 6000 Jahren<br />
gemessen, und zwar mit Hilfe der Sonne. Doch<br />
schnell erkannten die Sumerer, dass diese nicht<br />
immer zur Stelle war. Den nächsten Schritt bildeten<br />
daher die Wasseruhren, welche die Ägypter bereits<br />
um 1500 vor Christus verwendeten. In ein grosses<br />
Gefäss, das am unteren Rand ein Loch hatte,<br />
wurde eine definierte Menge Wasser eingefüllt, die<br />
Menge des herausgeflossenen Wassers wurde mit der<br />
Grundeinheit «Chus» gemessen, entsprach 3,27 Liter und floss innerhalb<br />
drei Minuten ab. Im Prinzip ähnlich funktionierende Sanduhren<br />
kamen erst im 13. Jahrhundert nach Christus auf. Sie wurden<br />
sehr lange in der Seefahrt für die Einteilung des Arbeitstages<br />
eingesetzt. Die Sanduhr brauchte 30 Minuten für einen Durchlauf.<br />
Hierdurch wurde der Begriff «Glasenuhr» geprägt. Vier Stunden,<br />
also acht Glasen, entsprachen der Dauer einer Wache.<br />
142
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DRIVE STYLE<br />
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Fahrgestell des Mercedes G5 mit Allradlenkung<br />
144
DRIVE STYLE<br />
Offroad-artige SUV erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit.<br />
Doch wie ist diese Fahrzeuggattung einst entstanden? Ein Abstecher zu<br />
den ersten Allradautos.<br />
145
DRIVE STYLE<br />
Als Autofahren noch Herrensport war: Spyker 60/80 HP mit Allradantrieb und Sechszylindermotor<br />
Text: Matthias Pfannmüller, Fotos: Werk, Cellection W. Oude-Weernink<br />
Die Geschichte des Allradantriebs ist so alt wie das<br />
Automobil. Von Anfang an hat es Bemühungen gegeben,<br />
die Motorkraft auf alle Räder zu verteilen.<br />
Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen versprach<br />
das Prinzip eine höhere Endgeschwindigkeit. Andererseits<br />
– und das war vor allem eine militärische Forderung –<br />
verbesserte es die Traktion und machte damit ausgestattete<br />
Fahrzeuge unabhängig von befestigten Wegen und Strassen. So<br />
verwundert es nicht, dass die meisten dieser frühen Entwicklungen<br />
im Auftrag nationaler Streitkräfte entstanden.<br />
Wie alles begann<br />
Grundsätzlich muss man zwischen Allrad- und Geländewagen<br />
unterscheiden. Wir stellen hier – ohne die Geschichte der<br />
Allradlastwagen zu berücksichtigen – wegweisende Konstruktionen<br />
vor, die bei der Entwicklung der Allradtechnik eine Rolle<br />
gespielt haben. Das erste Patent für einen mechanischen Allradantrieb<br />
datiert von 1898. Sein Erfinder hiess Robert E. Twyford<br />
und stammte aus Pittsburgh, Pennsylvania. Allerdings setzte er<br />
seine Theorien erst 1905 in die Praxis um. Die Ehre, das erste<br />
Auto mit permanentem Vierradantrieb gewesen zu sein, gebührt<br />
deshalb dem Spyker 60/80 HP aus Holland, der auf dem Pariser<br />
Salon im Dezember 19<strong>03</strong> vorgestellt wurde. Als Rennwagen war<br />
er von Joseph Laviolette konstruiert worden und hatte einen 8,7<br />
Liter grossen Reihensechszylinder-Motor. Dessen Kraft wurde<br />
per Dreiganggetriebe, Zentraldifferenzial und Kardanwellen auf<br />
beide Achsen übertragen. Damit ausgestattet, vermochten sich<br />
die Vorderräder in Kurven schneller zu drehen als die Hinterräder.<br />
Zwar verdankte der 60/80 HP dieser Technik den nötigen Trakti-<br />
onsvorteil. Allein die Standfestigkeit damaliger Materialien zeigte<br />
sich dem fortschrittlichen Prinzip nicht gewachsen. So wurde die<br />
bemerkenswerte Konstruktion im Februar 1904 nochmals auf der<br />
Crystal Palace Motor Show in London gezeigt, blieb aber ein Einzelstück.<br />
Anschliessend sind etwa ein Dutzend Vierzylindermodelle<br />
namens 28/32 HP mit Allradantrieb, aber ohne Zwischendifferentzial<br />
gebaut und ausgeliefert worden – keines überlebte.<br />
Die Geburtsstunde des Allradantriebs<br />
Unterdessen machte der Allradantrieb weitere Fortschritte:<br />
1908 liess sich Otto Zachow aus Clintonville, Wisconsin, einen<br />
lenkbaren Vorderradantrieb patentieren, den er zusammen mit<br />
seinem Schwager William Besserdich entwickelt und in seinen<br />
selbst konstruierten Geländewagen eingebaut hatte. Von diesem<br />
Fahrzeug abgeleitet, erschien 1911 eine weiterentwickelte Version<br />
unter der Firmenbezeichnung FWD (Four Wheel Drive). Schon<br />
1912 präsentierte das Unternehmen einen ersten 4x4-Lkw, der<br />
bei der Armee auf starkes Interesse stiess. Dieser Frontlenker-<br />
Lastwagen sei deshalb erwähnt, weil er zwischen 1914 und 1928<br />
in beachtlichen Stückzahlen – Quellen sprechen von mehr als<br />
40'000 Einheiten – gebaut worden und damit das erste in Grossserie<br />
produzierte Allradfahrzeug gewesen sein soll. Einige Exemplare<br />
gelangten nach Europa und wurden anschliessend von<br />
englischen Lizenznehmern nachgebaut. Gleichzeitig wuchs das<br />
Interesse an handlichen, leichteren Geländewagen. 1923 bauten<br />
die Amerikaner ein experimentelles Ford-T-Modell mit Allradantrieb<br />
und riesigen Ballonreifen, dessen Offroad-Fähigkeiten befriedigend<br />
gewesen sein sollen. Allerdings blieben Leistung und<br />
Zuladung noch weit hinter den Erwartungen zurück.<br />
146
DRIVE STYLE<br />
Zu den grössten Herausforderungen aller Vierradkonstrukteure<br />
zählte stets, das Verspannen des Antriebsstrangs auf festem<br />
Untergrund zu verhindern: Ähnlich wie die kurveninneren und<br />
-äusseren legen die vorderen Räder in Kurven einen längeren<br />
Weg zurück als die Hinterräder. Es ist deshalb notwendig, den<br />
Kraftschluss beider Achsen voneinander zu trennen, um Beschädigungen<br />
zu vermeiden und den Verschleiss auf ein Minimum<br />
zu reduzieren. Als klassische und einfachste Lösung gilt hier der<br />
zuschaltbare Vorderradantrieb, mit dem auch das erste in Serie<br />
hergestellte Geländeauto ausgestattet worden sein soll: Es hiess<br />
Black Medal Scout Car und erschien 1935 bei dem japanischen<br />
Hersteller Kurogane. Ausgestattet mit einem vorne liegenden<br />
V-Zweizylinder-Motorradmotor, Einzelradaufhängung und einer<br />
offenen Karosserie, konnte es fünf Personen befördern. Die<br />
meisten der 4800 bis 1940 produzierten Exemplare wurden vom<br />
Militär eingesetzt.<br />
Mit allradtechnisch unkonventionellen, aber höchst effektiven Lösungen<br />
konnte der 1935 vom Hamburger Nutzfahrzeughersteller<br />
Tempo vorgestellte G1200 aufwarten. Er hatte zwei 600 ccm<br />
grosse, 19 PS starke Zweitaktmotoren mit angeflanschten Getrieben,<br />
die jeweils Vorder- und Hinterräder antrieben, am tragenden<br />
Zentralrohrrahmen befestigt waren und die Möglichkeit boten,<br />
entweder mit Front-, Heck- oder Allradantrieb zu fahren. Ausserdem<br />
verhalf eine (an der Hinterachse abschaltbare) Allradlenkung<br />
dem G1200 zu erstaunlicher Wendigkeit und einem Wendekreis<br />
von nur sieben Metern. Nicht zuletzt durch seine patentierte und<br />
dreifach gefederte Einzelradaufhängung vorne und hinten konnte<br />
der Tempo viele Geländeveranstaltungen für sich entscheiden. Er<br />
wird zu Recht als der überlegenste leichte Allradler der 1930er-<br />
Jahre bezeichnet. Zwischen 1936 und 1944 entstanden 1335<br />
Exemplare, die unter anderem nach Australien, Brasilien, Chile<br />
und in den Irak exportiert wurden. Allein 985 Stück lieferte Tempo<br />
bis 1944 an die schwedische Armee. Die Wehrmacht setzte den<br />
G1200 nicht ein – weil er ein Zweitakter war. An die Front mussten<br />
dagegen die Horch-Geländewagen 901 (1935 bis 1942) und 108<br />
(1937 bis 1942), der Mercedes-Benz G5 von 1937 sowie die ab<br />
1936 gebauten Stoewer-Modelle R 180 und 200 Spezial: Sie wurden<br />
jeweils von Vier-, Sechs- oder Achtzylinder-Benzinmotoren<br />
angetrieben, waren etwa vier Meter lang und verfügten über Allradlenkung,<br />
Fünfganggetriebe und drei Sperrdifferentziale.<br />
Auch vom 1938 vorgestellten Volkswagen hat es mehrere Allradvarianten<br />
gegeben. Neben den vierradgetriebenen Schwimmwagen-Typen<br />
128 und 166 erschien 1941 ein hoch gelegter, auf<br />
grobstolligen Reifen stehender Kommandeurswagen mit der berühmten<br />
Käfer-Karosserie, der Typ 87. Als Motor diente der bekannte<br />
1,1-Liter-Boxer mit 25 PS, dessen Kraft auf beide Achsen –<br />
Tempo G1200 (1936–44), Kommandeurswagen (1941–45)<br />
Willys Quad (1941), Mercedes G5 (1937)<br />
147
DRIVE STYLE<br />
Unimog und Land Rover, beide 1948<br />
jeweils mit Sperrdifferentzial – übertragen werden konnte (wobei<br />
sich der Vorderradantrieb über einen Geländegang zuschalten<br />
liess). Zusammen mit anderen VW-Allradderivaten entstanden<br />
vom Kommandeurswagen bis 1945 circa 600 Einheiten; nach<br />
dem Krieg baute Volkswagen noch zwei weitere 87er im Auftrag<br />
der britischen Besatzungsmacht.<br />
Einer für alles<br />
In der Liste früher Geländewagen darf ein Meilenstein der Allradtechnik<br />
nicht fehlen, der <strong>2012</strong> seinen 65. Geburtstag feiert. Die<br />
Rede ist vom Universalmotorgerät, kurz: Unimog. Bereits während<br />
des Krieges war es von Flugzeugkonstrukteur Albert Friedrich<br />
im Auftrag der Gold- und Silberwarenfabrik Ehrhard+Söhne<br />
in Schwäbisch Gmünd entwickelt worden. Im März 1946 entstand<br />
dort ein erster Prototyp, der 13 Monate später Experten der Landtechnik<br />
vorgeführt und im August 1948 in Frankfurt erstmals öffentlich<br />
gezeigt wurde. Das Prinzip des Unimog war ebenso einfach<br />
wie zweckmässig: Angetrieben wurde die erste Serienversion<br />
von einem Mercedes-Vierzylinder-Dieselmotor mit 25 PS, über<br />
dem sich eine enge zweisitzige Kabine mit Stoffverdeck befand.<br />
Dank seinem kurzen Radstand, der hohen Bodenfreiheit, einem<br />
Sechsganggetriebe mit zwei Rückwärtsgängen plus zweistufigem<br />
Untersetzungsgetriebe und dem zuschaltbaren Allradantrieb mit<br />
Differentzialsperren vorn und hinten übertraf seine Geländegängigkeit<br />
alles bisher Dagewesene. Mehrere Geräteanschluss- und Aufbaumöglichkeiten<br />
sowie die beachtliche Nutzlast von einer Tonne<br />
machten ihn zu einem Alleskönner. Aus diesen und steuerlichen<br />
Gründen stufte man ihn zunächst als Ackerschlepper ein. Hergestellt<br />
wurde der Unimog ab Herbst 1948 von der Maschinenfabrik<br />
Gebrüder Boehringer in Göppingen. Aufgrund mangelnder Fertigungskapazitäten<br />
übernahm das Mercedes-Benz-Werk im badischen<br />
Gaggenau 1951 die Produktion. Dort sind über 320'000 Exemplare<br />
gebaut worden, bevor man die Produktion Mitte August<br />
2002 nach Wörth am Rhein verlagerte.<br />
Allrad auf dem Vormarsch<br />
Die Impulse für die Geländewagen-Evolution kamen also aus der<br />
ganzen Welt – der Allradantrieb ist keineswegs eine Erfindung der<br />
Amerikaner, wie oft behauptet wird. Aber sie haben seine Entwicklung<br />
am konsequentesten betrieben, und die gemeinsamen<br />
Anstrengungen der amerikanischen Automobilindustrie gipfelten<br />
schliesslich im 1941 lancierten Jeep. Initiiert wurde er durch eine<br />
Ausschreibung des amerikanischen Generalstabs in Camp<br />
Hollabird, Maryland. Dort forderte man ein Allzweckfahrzeug<br />
mit Vierradantrieb. Am 5. Juli 1940 wurden die entsprechenden<br />
Konstruktionsvorgaben für einen Four-Wheel-Drive-Quarter-Ton-<br />
Truck an 135 potentielle Hersteller geschickt. Obwohl sich viele<br />
Adressaten für den lukrativen Auftrag interessierten, schaffte es<br />
nur die American Bantam Car Company aus Butler, Pennsylvania,<br />
fristgerecht zum 23. September einen Prototypen abzuliefern.<br />
Dieser von Chefkonstrukteur Karl Probst entwickelte und<br />
Bantam Reconnaissance Command HP40 genannte Geländewagen<br />
begeisterte die Militärs, weshalb sich zwei weitere Unternehmen,<br />
Willys Overland aus Toledo, Ohio, und Ford in Detroit,<br />
konstruktiv am Bantam-Entwurf orientierten. Weil Bantam nicht<br />
in der Lage war, die geforderte Stückzahl schnell und günstig zu<br />
produzieren, verlangte der Generalstab von Ford und Willys, sich<br />
für eines ihrer Modelle zu entscheiden und es gemeinsam herzustellen.<br />
Die Wahl fiel auf den Willys, die bei Ford montierten Exemplare<br />
unterschieden sich nur in wenigen optischen Details von<br />
den Modellen aus Ohio. Die offene Stahlkarosserie des nun Jeep<br />
genannten Fahrzeugs («GP» – gesprochen dschie-pie – steht für<br />
General Purpose) ruhte auf einem robusten Leiterrahmen und<br />
blattgefederten Starrachsen. Für die Kraftübertragung sorgte ein<br />
Dreigang-, Verteiler- und zusätzliches Reduktionsgetriebe; der<br />
Vorderradantrieb war zuschaltbar. Unter der Haube befand sich<br />
ein seitengesteuerter 2,2-Liter-Reihenvierzylindermotor mit 61<br />
PS, der aus dem Whippet, einem früheren Willys-Modell, stammte<br />
und den Jeep auf knapp 100 km/h beschleunigte.<br />
Dank zuverlässiger Technik und seinem Dienst bei den alliierten<br />
Streitkräften wurde der Jeep weltbekannt und diente vielen späteren<br />
Entwicklungen als Vorbild. In Europa war der Land Rover<br />
nicht weniger erfolgreich, doch es gibt einen wesentlichen Unterschied:<br />
Zwar hat man später auch ihn militärisch eingesetzt, doch<br />
erdacht und konstruiert wurde er für zivile Zwecke, als der Jeep<br />
seinen Produktionshöhepunkt bereits hinter sich hatte. Zwischen<br />
1941 und 1945 entstanden 650'000 Jeep, nie wieder sollte diese<br />
Menge in so kurzer Zeit erreicht werden. Der Siegeszug des Ur-<br />
Land-Rover fand dagegen zu Friedenszeiten statt – über zwei<br />
Millionen Exemplare des «Defender», wie er seit 1989 heisst, sind<br />
inzwischen gebaut worden.<br />
148
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von PIRELLI; verfügbare Reifen der Dimension 255/55 R 18; gekauft im europäischen Markt im Januar <strong>2012</strong>; Testfahrzeug: Audi Q5; Schneetest durchgeführt in Arctic Falls (Schweden); Report-Nr. 76247759-PQ-01.
DRIVE STYLE<br />
BRUMMENDE MOTOREN<br />
RAUCHENDE SEITEN<br />
Myths, Brands, People<br />
Vom Streamliner bis zu den Show Cars der 50er und 60er Jahre<br />
gingen von amerikanischen Modellen wichtige Impulse für die<br />
internationale Entwicklung aus. Sie setzten – wie Cadillac von<br />
sich behauptete – den «Standard der Welt». Der bombastische<br />
Harley Earl und der extravagante Raymond Loewy schufen<br />
Designikonen, und Autolegenden wie die Corvette, der Mustang<br />
oder der Thunderbird erblickten das Licht der Welt; nicht<br />
zu vergessen die Retro-Autos und neuen Designs der letzten<br />
Jahre. Ob die Flossen-Cadillacs der 1950er Jahre, die Muscle<br />
Cars der 1970er oder die Sport Utility Vehicles nach der Jahrtausendwende,<br />
amerikanisches Automobildesign ist vor allem<br />
für seine Exzesse bekannt. Diese ausführliche Chronik folgt den<br />
Entwicklungen durch die Jahrzehnte – Klassikern für die Ewigkeit<br />
ebenso wie seltenen Modellen.<br />
«Car Design America»<br />
Paolo Tumminelli<br />
teNeues Verlag<br />
«Mein cooler Caravan»<br />
Jane Field-Lewis<br />
Knesebeck Verlag<br />
Kult-Camper<br />
Caravans, Campingbusse oder Wohnmobile begeistern Menschen<br />
jeden Alters und gelten längst als Kult. Nach ihrem Bestseller<br />
«Mein wunderbarer Wohnwagen» haben Jane Field-Lewis<br />
und Chris Haddon Bilder und Geschichten von über dreissig Caravans<br />
aus verschiedenen Jahrzehnten und Ländern zusammengestellt.<br />
Sie zeigen Oldtimer-Camper, die gehegt und gepflegt<br />
und seit Jahrzehnten für Reisen benutzt werden, seltene Raritäten<br />
und wunderschön restaurierte Modelle. Vom Morris Oxford,<br />
VW T25, Wildgoose Mini bis zum Land Rover Dormobile – jeder<br />
Caravan ist ein Unikat und steht für die pure, unverfälschte Freude<br />
am Reisen. Ein Muss nicht nur für Caravan- und Designfans.<br />
150
DRIVE RUBRIKEN STYLE<br />
Die Geschichte der Adler aus Mandello<br />
Moto Guzzi ist eine Ikone der italienischen Motorradindustrie. Seit<br />
den 1920er-Jahren schufen die Firmengründer motorisierte Zweiräder,<br />
die immer wieder die Spitze des technischen Fortschritts<br />
markierten. Dieses Buch erzählt die spannende Geschichte der<br />
italienischen Traditionsmarke mit dem Adler im Wappen. Grosse<br />
Rennerfolge machten Moto Guzzi schnell bekannt. Das eigenständige<br />
Motorenkonzept und die herausragenden Fahrwerksqualitäten<br />
sorgten seit den 1960er-Jahren für weltweite<br />
Nachfrage. Doch es gab auch Rückschläge und schwierige<br />
Zeiten, mit erfolglosen Modellen und sinkenden Marktanteilen.<br />
Dennoch erhielt sich die Marke stets eine treue Anhängerschaft.<br />
Heute steht Moto Guzzi – erneut – vor einer goldenen Zukunft.<br />
«Moto Guzzi»<br />
Alessandro Pasi<br />
Delius Klasing Verlag<br />
«Wahre Liebe rostet nicht»<br />
Oskar Vogl<br />
Motor Buch Verlag<br />
Ruhe in Rost<br />
Einst heiss ersehnt, irgendwann später abgestellt, vergessen,<br />
verrottet, verschrottet – aber unvergessen wie die erste Liebe:<br />
Autofriedhöfe erzählen viele Geschichten, und Oskar Vogl hat<br />
genau zugehört. Mit seiner Kamera war er jahrzehntelang unterwegs<br />
in ganz Europa und fand Stillleben von pittoresker Schönheit<br />
und morbidem Charme. Auch wenn das Blech inzwischen<br />
löchrig, die Scheinwerfer trübe und die Polster verschlissen sind:<br />
Wahre Träume werden niemals alt. Eine Hommage an die vielen<br />
rostigen Schätze, die auf den schönsten Autofriedhöfen im Verborgenen<br />
schlummern.<br />
«The Golden Age of Formula 1»<br />
Rainer W. Schlegelmilch<br />
teNeues Verlag<br />
Die goldenen Jahre des Rennsports<br />
Mit ihrer packenden Symbiose aus Geschwindigkeit, Technik<br />
und Heldenmut ist die Formel 1 eines der grössten Spektakel<br />
der Neuzeit. Rainer W. Schlegelmilchs Fotografien lassen<br />
die sechziger Jahre wieder lebendig werden, die klassischen<br />
Rennwagen, die grossen Champions und denkwürdigen Siege.<br />
Alle grossen Namen sind hier versammelt – Jim Clark, Jacky<br />
Ickx und Jack Brabham, um nur einige zu nennen. Dieser Band<br />
bringt die Fans der Formel 1 so nah ans Geschehen, dass sie<br />
schon fast Gummi riechen und das Röhren der Motoren hören<br />
können! Schlegelmilch hat sämtliche Grössen des Renngeschäfts<br />
fotografiert und mit seinem unverwechselbaren Stil<br />
die ganze Dramatik des actionreichen Sports eingefangen.<br />
151
DRIVE STYLE<br />
Ferrari 308 GTB, 1981<br />
152
DRIVE STYLE<br />
Kleine Automobilpsychologie<br />
Ich bin, was ich fahre<br />
Henry Ford gab dem Zeitalter des Automobils Starthilfe, indem er im Jahr 1908<br />
das erste Auto vom Fliessband laufen liess: das Model T. Über die nächsten<br />
hundert Jahre entwickelte sich das Automobil vom tuckernden Arbeitstier über das<br />
Vorzeigegefährt der Heckflossenära bis hin zum eleganten Statussymbol<br />
mit Mercedes-Stern.<br />
Sunoco Oil, 1925 Michelin Tires, 1925<br />
153
DRIVE STYLE<br />
Text: Yvonne Beck, Fotos: TASCHEN<br />
Einst als wundersame Neuheit bestaunt, wurde das<br />
Auto in der Nachkriegszeit zu einer Notwendigkeit<br />
des modernen Zeitalters, ein Schlüssel zur Freiheit,<br />
die die Strasse versprach. Und immer mehr wurde<br />
das Automobil nicht nur zum fahrbaren Untersatz,<br />
sondern auch zum Statussymbol. Daher wundert es nicht, dass<br />
jede Automarke inzwischen ein bestimmtes Image besitzt.<br />
Die Psychologie der Automarken<br />
Es gibt gar eine eigene psychologische Abteilung, die sich mit<br />
diesem Phänomen auseinandersetzt. «Sag mir, was Du fährst,<br />
und ich sag Dir, wer Du bist.» Häufig haben Autos zwar gar nichts<br />
mit dem realen Umfeld zu tun. Viele Menschen verschulden sich<br />
hoch, bloss um einmal im Leben das eigene Traumauto vor der<br />
Tür stehen zu haben. Dennoch: Auch wenn wir wissen, dass<br />
Statussymbole häufig nichts mit der Realität zu tun haben, kann<br />
man sich ihrem Eindruck nur schwer entziehen. Hierbei kommt<br />
es weniger auf den Kaufpreis eines Autos an, sondern auf sein<br />
Image. So kann ein Volvo deutlich mehr kosten als ein BMW,<br />
aber die Marke Volvo vermittelt eher Sicherheit als Prestige. Dazu<br />
beigetragen hat die von den Firmen geschaltete Werbung.<br />
Vereinfacht lassen sich folgende Kategorien aufstellen: Volvo –<br />
Sicherheit und Seriosität, Mercedes – Exklusivität, BMW –<br />
Exklusivität und Sportlichkeit, Porsche und Ferrari – schneller<br />
Erfolg, Cabrios – Freiheit und Abenteuer, während der VW und<br />
Minivans als typische Familienautos gelten. Ein Phänomen, das<br />
seit einiger Zeit auf den Strassen zu beobachten ist, ist der Anstieg<br />
der Zahl an Geländewagen in Städten. Während früher<br />
Geländewagen fast ausschliesslich von Landwirten, Förstern<br />
oder echten Outdoorfreaks gefahren wurden, werden heute<br />
Kinder von ihren Müttern mit diesen zur Schule kutschiert. In<br />
Zeiten hoher Benzinpreise ein erstaunliches Phänomen, denn<br />
mit dem hohen Gewicht eines solchen Wagens geht ein hoher<br />
Verbrauch einher. Aber auch hier steht das Gefühl der Überlegenheit<br />
durch die hohe Sitzposition und das starke, schwere<br />
Auto über dem des ökonomischen Verbrauchs.<br />
Die Fahrzeuge des 20. Jahrhunderts<br />
Das Buch «20th Century Classic Cars» aus dem Taschen Verlag<br />
verfolgt die Entwicklung des Autos vom Fuhrwerk ohne Pferde<br />
zur Rakete auf Rädern und darüber hinaus, illustriert durch ausgewählte<br />
Bilder aus 100 Jahren Automobilwerbung. Werbung,<br />
die das Image der Autos prägte und noch heute prägt. Anhand<br />
einer Einführung und Texten des Autospezialisten der «New<br />
York Times», Phil Patton, sowie einer illustrierten Zeitleiste stellt<br />
dieses Buch die wichtigsten Hersteller und Händler vor und beleuchtet<br />
technische Innovationen, historische Ereignisse und<br />
den Einfluss der Pop-Kultur aufs Fahrzeug-Design. Das Auto ist<br />
mehr als ein Symbol des technischen Fortschritts, es reflektiert<br />
den kulturellen Zeitgeist, ob nun in Form eines VW Käfer oder<br />
eines leistungsstarken Hummers. Diese Sammlung lässt Sie<br />
auf dem Fahrersitz durchs gesamte Automobilzeitalter steuern.<br />
Reklame drückt das Lebensgefühl ganzer Generationen aus.<br />
Autor Phil Patton stellt amerikanische Automobilwerbung aller<br />
relevanten Hersteller vor – von BMW bis Saturn – und stellt so<br />
ein Piktogramm des Lebensgefühls des 20. Jahrhunderts auf.<br />
«20th Century Classic Cars:<br />
100 Years of Automotive Ads»<br />
Phil Patton, Jim Heimann<br />
Hardcover, 480 Seiten, Taschen Verlag<br />
Historische Anzeige<br />
154
DRIVE STYLE<br />
Cadillac Series 62 Eldorado Biarritz, 1957<br />
155
DRIVE STYLE<br />
Volkswagen Beetle, 1970<br />
156
157<br />
DRIVE STYLE
DRIVE STYLE<br />
Embleme mit Geschichte<br />
Alfa Romeo<br />
Der Name Alfa steht für «Anonima Lombarda Fabbrica Automobili».<br />
Später wurde mit Romeo der Nachname eines Alfa-Ingenieurs<br />
hinzugefügt. Das Markenzeichen von Alfa Romeo bildet Symbole<br />
der Gründungsstadt Mailand ab: das rote Kreuz aus dem Stadtbanner<br />
und die Schlange aus dem Wappen der Visconti. Die<br />
Viper ist ein Symbol aus der Zeit der Kreuzzüge im 12. Jahrhundert.<br />
BMW<br />
Das weiss-blaue Rautenmuster symbolisiert einen rotierenden<br />
Propeller. Die Bayerischen Motorenwerke bauten im Ersten Weltkrieg<br />
noch Flugzeugmotoren. Das erste Motorrad kam erst 1923,<br />
das erste Auto verliess 1929 das Werk.<br />
Ferrari<br />
«Cavallino rampante» – das sich aufbäumende Pferdchen: Schon<br />
das erste unter eigenem Namen 1923 gebaute Auto des Firmengründers<br />
Enzo Ferrari trug das Symbol auf der Haube. Es stammt<br />
aus dem Hauswappen der Gräfin Paolina Baracca, die es dem<br />
Autobauer schenkte. Das Gelb steht für die Stadt Modena, in<br />
deren Nachbardorf Maranello der Rennstall, die Scuderia Ferrari,<br />
beheimatet ist.<br />
Mercedes-Benz<br />
Der dreizackige Mercedes-Stern symbolisiert die Motorisierung<br />
zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Denn als Gottlieb Daimler<br />
mit Wilhelm Maybach das erste Auto baute, plante er auch Schiffe<br />
und Flugzeuge. Der Name Mercedes geht auf den österreichischen<br />
Daimler-Verkäufer Emil Jellinek zurück, der die Autos nach<br />
seiner Lieblingstochter Mercedes benannte.<br />
158
DRIVE STYLE<br />
Porsche<br />
Ein springendes Pferd auf goldenem Grund. Das Ross kommt<br />
aus dem Stuttgarter Stadtwappen, die Geweihe und die rotschwarzen<br />
Streifen trägt auch das württembergische Wappen.<br />
Nur der Name ist einmalig: Porsche hiess der Firmengründer Ferdinand<br />
mit Nachnamen.<br />
Rolls-Royce<br />
Hinter den beiden Buchstaben im Logo stehen die Firmengründer:<br />
der Konstrukteur Charles Stuart Rolls und der Rennfahrer<br />
Frederick Henry Royce. Bekannter als das Emblem ist wahrscheinlich<br />
die Kühlerfigur, die 1911 auf Grund von Kundenwünschen<br />
vom Künstler Charles Sykes modelliert wurde. Offiziell<br />
heisst sie «Spirit of Ecstasy» («Geist der Verzückung»). Sie wird<br />
aber im Volksmund «Emily» genannt.<br />
Rover<br />
Das Rover-Emblem schmückt ein Wikingerboot. Rover heisst<br />
übersetzt Wanderer. Das waren die Wikinger – Wanderer auf<br />
dem Wasser. In den 20er-Jahren konnten Rover-Fahrer für einen<br />
Pfund Aufpreis ein kleines Maskottchen mit Schild und Schwert<br />
auf der Haube montieren lassen. Seit 1929 prangt das Schiff auf<br />
den Modellen.<br />
Volvo<br />
Volvo bedeutet «Ich rolle» auf Lateinisch. Das alte Symbol im Logo<br />
(Kreis mit Pfeil) steht in der Mythologie für den Kriegsgott Mars.<br />
Im April 1927 fuhr Hilmer Johansson den ersten Volvo durch die<br />
Fabrikhallen. Heute fabriziert das schwedische Unternehmen<br />
auch Lastwagen, Schiffe und Luftfahrttechnik.<br />
159
TRAVEL<br />
Traumhafte<br />
Wochenend-Trips<br />
«Ich wohne in<br />
dem schönsten Land der Welt.<br />
Hier gibt es alles, vom Lichten<br />
und Lächelnden bis zum Dunklen<br />
und Ernsten, oft auf die<br />
bezauberndste Weise.»<br />
Astrid Lindgren<br />
Quer durch Europa<br />
160
TRAVEL<br />
Sechs Reiseziele, die, obwohl alle in Europa gelegen,<br />
unterschiedlicher kaum sein könnten. Alle jedoch bestens geeignet für ein<br />
Wochenende jenseits heimischer Gefilde. Unsere Tipps beschränken sich auf traditionelle<br />
Reiseziele. Es handelt sich nicht um geographische Neuentdeckungen,<br />
sondern um Kunsthauptstädte. Der Grund hierfür: Bevor man nach dem Unbekannten<br />
sucht, sollte man das Schöne, Naheliegende kennen lernen.<br />
Von Amsterdam bis Mailand gibt es noch einiges zu entdecken …<br />
Stockholm<br />
Buntes Nordlicht<br />
Indigoblau und Smaragdgrün: Stockholm ist auf Wasser gebaut<br />
(sowohl Süss- als auch Salzwasser), das zusammen mit dem Grün<br />
der Parks und Gärten etwa zwei Drittel der Stadt ausmacht. Die<br />
Stadt des Nobelpreises wurde daher vor zwei Jahren von der EU-<br />
Kommission als «Grünste Stadt Europas» ausgezeichnet. Doch ein<br />
Kurztrip auf ihre Inseln (14 sind es, die zwischen dem Mälaren und<br />
der Ostsee liegen) steht nicht nur im Zeichen von Umweltverträglichkeit.<br />
Stockholm lockt auch mit Design, Secondhand-Läden mit<br />
Vintage-Kleidung und Bars im SoFo-Viertel. Man kann typische<br />
Gerichte wie Heringspezialitäten probieren, eine Schiffstour durch<br />
den Archipel machen, den Park von Schloss Rosendal besuchen.<br />
Sehenswertes: Königlicher Palast, die öffentliche und private<br />
Residenz der Monarchie; Grand Hotel und das Restaurant «Den<br />
Gyldene Freden», hier folgt man den Spuren der Nobelpreisträger<br />
(www.gyldenefreden.se); Gamla Stan, spazieren durch das<br />
romantische Stockholm, die kleinen malerischen Gassen mit kleinen<br />
Geschäften und charmanten Cafés; Stadshuset, das Rathaus<br />
und Wahrzeichen der Stadt ist ein Meisterwerk des Jugendstils<br />
(www.stockholm.se/stadshuset); Vasa-Museum, das bekannte<br />
maritime Museum mit dem schwedischen Kriegsschiff «Vasa»<br />
(www.vasamuseet.se) und die historischen Schwimmbäder wie<br />
das Sturebadet oder auch das Centralbadet (www.sturebadet.se,<br />
www.centralbadet.se).<br />
161
TRAVEL<br />
«Wo auf der Welt sonst<br />
gibt es einen Platz, an dem man<br />
so viele Kuriositäten auf einem<br />
Haufen findet wie hier?»<br />
Spruch Mitte des 17. Jahrhunderts über Amsterdam<br />
162
TRAVEL<br />
AMSTERDAM<br />
Im Land der Grachten<br />
Das Erste, was man tut, wenn man in Amsterdam ankommt, ist<br />
eine Radtour oder auf einer Bootstour mit einem der zahlreichen<br />
Schiffe die Kanäle abfahren. Hier spürt man den Geschmack von<br />
Freiheit und Nonkonformismus der Stadt. Beim Radeln und Dahingleiten<br />
auf dem Wasser, wo Fischer in frühen Jahrhunderten das<br />
erste Dorf auf Pfählen, später Hollands Hauptstadt, errichteten,<br />
bekommt man einen Eindruck von den 1281 nachts erleuchteten<br />
Brücken und circa 7000 Gebäuden der bis heute mit Kunst herrlich<br />
verzierteFassaden.<br />
Sehenswertes: Rijksmuseum mit den Meisterwerken der goldenen<br />
Epoche holländischer Malerei (www.rijksmuseum.nl); Van<br />
Gogh Museum ((www.vangoghmuseum.nl); Anne Frank Haus mit<br />
Tagebuchzitaten und Fotos aus der Zeit des Holocaust (www.annefrank.org);<br />
Bloemenmarkt mit der grössten Auswahl an frischen<br />
Blumen, Zwiebeln und Pflanzen (Mo.–Sa. 9–17 Uhr, So. 11-17 Uhr);<br />
DAM Platz mit dem Königspalast und der Nieuwe Kerk, einer spätgotischen<br />
Basilika; de Wallen, eines der bekanntesten Rotlichtviertel,<br />
und die Jodenbreestraat, die wichtigste Strasse des alten jüdischen<br />
Viertels mit dem Rembrandthaus (www.rembrandthuis.nl).<br />
163
TRAVEL<br />
«Land, Land! Oder<br />
besser gesagt: Himmel, Himmel!<br />
Denn ohne Zweifel sind wir in<br />
der Nähe des berühmten<br />
Lissabon.»<br />
Cervantes: «Die Leiden des Persiles und der Sigismunda»<br />
LISSABON<br />
Schwermütige Stadt der Hügel<br />
Portugals Hauptstadt ist eine symbolträchtige Stadt. Es gibt fado,<br />
Gesänge, die von der Schwermut afrikanischer Sklaven geprägt<br />
sind, und den Tejo, einen Fluss, so breit wie ein Meer. Nicht zu<br />
vergessen die Strassenbahnlinie 28 und die azulejos der antiken<br />
Klöster, die eine weltweit einzigartige Keramikindustrie hervorgebracht<br />
haben. Auch Fernando Pessoa, die Lokale des Bairro Alto,<br />
die Bars in den kleinen Gassen und die Diskotheken der Docas,<br />
ehemalige Hafenlagerhallen, die durch gelungenen Umbau zu<br />
nächtlichen Vergnügungstempeln geworden sind, prägen das Bild<br />
der Stadt.<br />
Sehenswertes: Torre di Belèm, das Wahrzeichen Lissabons,<br />
welches gemeinsam mit dem nahegelegenen Hieronymuskloster<br />
zum UNESCO-Welterbe gehört (www.torrebelem.pt); die Ruinen<br />
des Castelo de São Jorge, von welchen man einen der schönsten<br />
Panoramablicke über die Stadt hat; das Kaffeehaus «A Brasileira»,<br />
seinerzeit das Lieblingscafé Fernando Pessoas (Rua Garett 120);<br />
das CCB – Centro Cultural de Belém, mit Theater, Konzerten und<br />
Kunstausstellungen (www.ccb.pt und www.musubernado.com);<br />
Parque das Nações mit Ozeanarium, dem portugiesischen Pavillon<br />
der Expo aus dem Jahr 1998 und auch dem Torre Vasco da<br />
Gama (www.parque-dasnacoes.pt).<br />
164
TRAVEL<br />
«Prag lässt<br />
nicht los. Dieses Mütterchen<br />
hat Krallen.»<br />
Franz Kafka<br />
PRAG<br />
Die Goldene Stadt an der Moldau<br />
Auf der einen Seite das Flair des «alten Prag», mit dem Kafka-<br />
Mythos auf den Spuren literarischer Nostalgie. Auf der anderen<br />
Seite Trendlokale, Designerboutiquen, symbolträchtige Luxushotels.<br />
Vom historischen Prag mit Karlsbrücke und Schloss bis Nové<br />
Mesto und dem Trendviertel Holešovice findet sich hier alles,<br />
was es zu sehen, zu erkunden und zu unternehmen gibt. Doch<br />
noch immer schimmert ein seltsam morbider Charme durch den<br />
Mantel der Moderne, den sich Prag übergeworfen hat. Vor allem<br />
im Herbst, wenn die tiefstehende Sonne die Häuser auf den fünf<br />
Hügeln rund um die Moldau in ein warmes Licht taucht, offenbart<br />
sich das einzigartige Flair der Metropole.<br />
Sehenswertes: Altstädter Ring, der riesige Platz ist ein Schmuckstück<br />
im Herzen der Altstadt, fast vollständig restauriert, leuchten<br />
die Fassaden der Häuser und Palais in kräftigen Farben; Karlsbrücke,<br />
welche die Altstadt und die Malá Strana über die Moldau verbindet;<br />
Hradschin, die Burg Prags, an der auch das Goldene Gässchen<br />
mit seinen bunten Häuschen und das Kloster Strahov liegen;<br />
das jüdische Viertel mit seinen Synagogen und dem jüdischen<br />
Friedhof aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts; das tanzende<br />
Haus vom Architekten Frank Gehry und die Nationalgalerie mit<br />
ihren verschiedenen Ausstellungsgebäuden (www.ngprague.cz).<br />
165
TRAVEL<br />
«When I die<br />
Dublin will be written in<br />
my heart.»<br />
James Joyce<br />
DUBLIN<br />
Die Stadt der Literaturgenies<br />
In der Stadt von James Joyce – dem unter anderem gedacht<br />
wird mit einer von Santiago Calatrava entworfenen Brücke über<br />
den Liffey (James Joyce Bridge) – beginnt ein Stadtrundgang<br />
am besten beim imposanten Trinity College (www.tcd.ie), der berühmtesten<br />
Universität der Insel. Es hat schon Generationen von<br />
Schriftstellern gesehen. Oder man schliesst sich einer kulturellen<br />
Initiative des James Joyce Center (www.jamesjoyce.ie) an, das<br />
auch den Bloomsday organisiert – einen Umzug auf den Spuren<br />
des «Ulysses»-Helden Leopold Bloom – sowie Führungen zu den<br />
Gedenkstätten des Schriftstellers. Immer mit dabei: das legendäre<br />
irische Bier.<br />
Sehenswertes: St. Patrick’s Cathedral. Die anglikanische Kirche,<br />
errichtet zu Ehren des irischen Nationalheiligen, verdankt ihren<br />
Ruhm dem Dekan und Schriftsteller Jonathan Swift (www.stpatrickscathedral.ie);<br />
Temple Bar, das Kulturviertel zwischen Liffey<br />
und der Dame Street ist eines der angesagtesten Viertel der Stadt<br />
(www.templebar.ie); Dublin Castle, das Schloss mit dem Clock<br />
Tower besitzt mit der Chester Beatty Library eine der grössten Manuskriptsammlungen<br />
der Welt (www.dublincastle.ie); das Gran Canal<br />
Theatre nach den Entwürfen des Architekten Daniel Libeskind<br />
(www.grandcanaltheatre.ie) und die National Gallery of Ireland mit<br />
mehr als 14'000 Exponaten aus dem 13. bis Mitte des 20. Jahrhunderts<br />
(www.nationalgallery.ie).<br />
166
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Kabinenservice, über den auch andere Fluggesellschaften sprechen.<br />
Singapore Airlines fliegt täglich mit der A380 von Zürich nach Singapur/Singapur nach Zürich.
TRAVEL<br />
«You may have<br />
the universe, if I may<br />
have Italy.»<br />
Giuseppe Verdi<br />
MAILAND<br />
Mehr als Italiens Modestadt<br />
Gemeinhin wird Mailand als Geschäfts- und Modestadt tituliert,<br />
doch die Stadt der Polizisten (ghisa) und des Panettone (Penetun)<br />
hat mehr zu bieten, so wird sie zum Beispiel Ausrichterin der Expo<br />
2015. Und im Zuge dessen tut sich einiges, so herrscht nicht nur<br />
reges Treiben auf den Navigli und dem Corso Como, sondern es<br />
entstehen immer mehr Bauten von Stararchitekten. So gibt es viele<br />
alte und neue Schätze in der lombardischen Hauptstadt zu entdecken.<br />
Allen voran die Mailänder Scala als Hort der Opernmusik<br />
und der Dom, eine Kirche, die man durch ihre Imposanz so schnell<br />
nicht vergisst.<br />
Sehenswertes: Galleria Vittorio Emanuele; hier flaniert und<br />
shoppt man im Wohnzimmer der Stadt und bestaunt die Glasund<br />
Eisenkuppel, die sich über dem achteckigen Platz erhebt; das<br />
Teatro dell’Arcimboldi (www.teatroarcimboldi.it), welches von Renzo<br />
Piano erbaut wurde; die Pinacoteca Ambrosia mit der kostbaren<br />
Sammlung Kardinal Borromeos mit Werke von Tizian und Raffaels<br />
Schule von Athen (www.ambrosiana.eu); das Castello Sforzesco<br />
am Parco Sempione; das Symbol des Mailands der Sforza ist heute<br />
eine Museumszitadelle mit Pinakothek (www.milano-castello.it)<br />
und die Basilika Sant'Ambrogio als wunderbares Zeugnis lombardischer<br />
Romantik (www.basilicasantambrogio.it).<br />
168
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TRAVEL<br />
Romeo&<br />
JULIa<br />
170
TRAVEL<br />
Verona<br />
Opernklänge und Romantik<br />
Sie ist Pilgerstätte für Musikbegeisterte und Verliebte,<br />
die kleine Stadt Verona in Norditalien. Allein einmal küssend unter dem Balkon von<br />
Romeo und Julia stehen oder einen Opernabend in der Arena di Verona<br />
mitzuerleben, macht die Reise lohnenswert.<br />
von Yvonne Beck<br />
«Was<br />
ist ein<br />
Name?»<br />
Die Arena di Verona ist das besterhaltene Amphitheater<br />
aus römischer Zeit. Zwar ist das Kolosseum<br />
in Rom sicherlich bekannter, doch dies liegt<br />
eher an seiner exponierten Lage in der italienischen<br />
Hauptstadt als an seinem baulichen Zustand.<br />
Während die Arena Veronas durch die Jahrhunderte stets<br />
geschützt und gepflegt wurde, wurde das Kolosseum von den<br />
Römern zeitweise gar als Steinbruch genutzt. Beide waren jedoch<br />
in ihrer bewegten Geschichte Zeugen manch blutigen Gemetzels.<br />
Dienten sie doch zunächst, in römischer Zeit, als Plattform<br />
zahlreicher Gladiatorenkämpfe. In späteren Jahrhunderten<br />
avancierte die Arena di Verona zum Schauplatz der unterschiedlichsten<br />
Veranstaltungen: Turniere, Kampfspiele, zum Beispiel zu<br />
Ehren des bayrischen Kurprinzen, Duelle, Stierkämpfe, zu deren<br />
Zuschauern 1805 Napoleon gehörte, Ballett, Zirkus und Theatervorstellungen.<br />
Grandiose Opernkulisse<br />
Die Oper fand erst später Einzug in die alten Gemäuer der Arena.<br />
Anlässlich des 100. Geburtstages von Giuseppe Verdi fand am 10.<br />
August 1913 erstmals eine Opernaufführung in der Arena statt.<br />
Man suchte damals einen Ort, an dem man mit einer Aufführung<br />
der Aida den Geburtstag des Komponisten gebührend feiern könne.<br />
Und da nur die Grösse der Arena der Grösse des Maestros angemessen<br />
schien, wurde vor fast hundert Jahren der Grundstein<br />
der Opernfestspiele Veronas gelegt. Schon die Premiere war ein<br />
voller Erfolg. Die Menge überschlug sich vor Begeisterung, als 20<br />
schwarze Sklaven Radames zu den Klängen des<br />
171
TRAVEL<br />
«Was uns<br />
Rose<br />
heisst,<br />
Wie es<br />
auch<br />
hiesse,<br />
würde<br />
lieblich<br />
duften.»<br />
William Shakespeare<br />
172
TRAVEL<br />
Triumpfmarsches hineintrugen, die von 30 Reitern und sage und<br />
schreibe 800 Sängern begleitet wurden. Das überwältigende Ereignis<br />
kommentierte später ein Zeitgenosse: «Das Ausserordentliche<br />
war die Begegnung zwischen der Arena und ihrem Publikum.»<br />
Und das ist es, was das Besondere an den Opernaufführungen<br />
in der Arena di Verona bis auf den heutigen Tag ausmacht. Die<br />
grossen Opernaufführungen finden von Mitte Juni bis Anfang<br />
September statt. Wie zu Zeiten der Gladiatorenkämpfe sitzen<br />
die betuchteren Gäste auf gepolsterten Plätzen im Innenraum.<br />
Das normale Volk nimmt nach wie vor auf den Steinstufen Platz<br />
– in der Seconda Gradinata. Hier ist die Stimmung am ausgelassensten,<br />
frühes Erscheinen ist jedoch angebracht, da freie<br />
Sitzplatzwahl besteht. Auf den preiswerten Rängen ist Opernkleidung<br />
unangemessen, stattdessen sollte man möglichst bequeme<br />
Kleidung tragen und ein Sitzkissen mitbringen. Die nackten<br />
Steine sind hart und der Hintermann stellt seine Füsse auf den<br />
Treppenabsatz, auf dem der Vordermann sitzt. Die prachtvollen<br />
Kostüme, die gigantische Kulisse, Chor, Sänger und Orchester<br />
bieten jedoch auch hier ein unvergleichliches Spektakel. Die Dimensionen<br />
– von der Bühnenrampe bis zu den ersten Sitzen sind<br />
es 50 Meter – haben so manchen Regisseur in die Verzweiflung<br />
getrieben. Allein der Chor der Aida zählt 180 Personen. Zusammen<br />
mit den ungezählten Statisten, den Reitern und den zahlreichen<br />
mitagierenden Tieren bedarf es schon der Qualitäten eines<br />
Monumentalfilm-Regisseurs, um die Bühne mit Leben zu füllen.<br />
Doch jedes Jahr übertreffen die Aufführungen die Erwartungen.<br />
Und besonders im Jahr 2013 erwartet man viel.<br />
Das Jubiläumsjahr<br />
Anlässlich Giuseppe Verdis 100. Geburtstag wurde 1913 die Oper<br />
Aida zum ersten Mal in der Arena di Verona aufgeführt. Daher feiert<br />
ganz Verona im nächsten Jahr ein Fest. Der Spielplan der Oper huldigt<br />
jedoch nicht nur dem Maestro Verdi zu seinem 200. Geburtstag<br />
mit einigen Galaabenden, sondern auch seinem Zeitgenossen<br />
Richard Wagner während eines Galaabends unter Mitwirkung von<br />
Placido Domingo und dem berühmten Dirigenten Daniel Harding.<br />
Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums werden Opernfreunde aus<br />
aller Welt an diesen Ort pilgern, wer noch Tickets bekommen<br />
möchte, sollte sich jetzt bereits darum kümmern. Die Highlights<br />
werden die historisch inszenierte Opernaufführung Aida im August<br />
sein und die Gala Placido Domingo am 20. 08. 2013. Doch auch<br />
alle anderen Aufführungen sind einen Besuch wert, denn das gesamte<br />
Opernspektakel, die Atmosphäre, die tausenden brennenden<br />
Kerzen während der Aufführungen machen den Besuch in der<br />
Arena zu einem unvergesslichen Opernerlebnis.<br />
173
TRAVEL<br />
Romantik pur<br />
Verona bezaubert durch seinen romantischen Charme und inspirierte<br />
Shakespeare zu seiner Geschichte um Romeo und Julia.<br />
«Der Himmel ist hier, wo Julia lebt», lässt Shakespeare seinen<br />
Romeo sagen. Und diese Julia soll in Verona gelebt und gelitten<br />
haben. Auch wenn die tragische Liebesgeschichte eine Legende<br />
ist, so gibt es doch in dieser poetischen Erzählung Verweise auf<br />
real existierende Personen und Ereignisse, die mit Verona in starkem<br />
Zusammenhang stehen. Tatsächlich gab es in Verona eine<br />
Familie Montecchi, die sich in dem Bauwerk niedergelassen hat,<br />
das man heutzutage als Romeos Haus verehrt. Weiterhin offeriert<br />
die Stadt Verona ihren Besuchern nicht «nur» das alte Tor,<br />
durch das Romeo ins Exil gehen musste, sondern mit der Casa<br />
di Giulietta auch das angebliche Wohnhaus des unglücklichen<br />
Mädchens. Dort schwebt auch der berühmte Balkon, unter dem<br />
Romeo stand, um seine Julia zu sehen. Dieser kleine, grüne Hof<br />
vor dem Balkon ist heute Treffpunkt für Touristen und Verliebte<br />
aus aller Welt. Zu Hunderten stehen sie Schlange, um einmal den<br />
Busen der Bronzestatue Julias, welche im Hof platziert wurde,<br />
zu berühren, dieses soll in Liebesdingen Glück bringen. Und so<br />
wundert es nicht, dass die Brust bereits ganz angegriffen ist.<br />
Viele der Besucher versuchen zudem Liebesbotschaften in einer<br />
passenden Lücke im Mauerwerk zu hinterlassen, oder bekritzeln<br />
einfach den Eingang zum Hof mit ihrem und dem Namen des<br />
Liebsten. In Ermangelung von Tesa werden viele Liebesbriefe<br />
schlichtweg mit Kaugummi an die Wand geklebt. Schön ist etwas<br />
anderes, trotzdem nimmt man die Anliegen der Liebenden<br />
so ernst, dass die Stadtverwaltung Veronas ein Büro eingerichtet<br />
hat, dessen alleinige Aufgabe es ist, die Briefe zu beantworten,<br />
welche unglücklich Verliebte aus aller Welt in die Stadt senden<br />
und sich von Julia eine Antwort erhoffen.<br />
Flugverbindung<br />
Air Dolomiti fliegt seit Juli <strong>2012</strong> von Zürich nach Verona. Die<br />
Strecke wird zweimal täglich bedient. Verona wird damit einer<br />
der wenigen Flughäfen in Italien sein, die Verbindungen zu allen<br />
vier Hubs der Lufthansa-Gruppe aufweisen können. Hubs haben<br />
eine hohe strategische Bedeutung für alle internationalen<br />
Fluggesellschaften und bilden das Rückgrat des Streckennetzes.<br />
Die neue Verbindung ermöglicht Passagieren der Air Dolomiti,<br />
alle Destinationen der Swiss Airlines in Zürich zu nutzen.<br />
Aktuell sind das 47 europäische Städte und 23 interkontinentale<br />
Destinationen. Zum Einsatz auf der neuen Strecke kommt eine<br />
ATR 72-500 mit 64 Sitzplätzen.<br />
www.airdolomiti.de<br />
Auch wenn man heute weiss, und auch die meisten Reiseführer<br />
weisen darauf hin, dass in dem angeblichen Julia-Haus nie eine<br />
reiche Veroneser Familie gewohnt hat, geschweige denn eine<br />
Julia, ist und bleibt die Stadt eine Pilgerstätte für Verliebte. Menschen<br />
brauchen einfach ihre Mythen und Legenden. Und Liebende<br />
erst recht.<br />
174
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TRAVEL<br />
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TRAVEL<br />
Ein Land zwischen Fortschritt und Tradition<br />
Taiwan<br />
(Taiwan)<br />
Taiwan ist das Produktionsland fast aller PCs dieser Welt,<br />
trotzdem vergisst es seine alten Traditionen nicht und ist Fremden gegenüber<br />
freundlich und aufgeschlossen.<br />
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TRAVEL<br />
«Amerikanische Bauteile,<br />
russische Bauteile – die kommen doch<br />
alle aus Taiwan.»<br />
Filmzitat aus «Armageddon»<br />
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TRAVEL<br />
von Yvonne Beck<br />
Ein Matrose rief im Jahre 1544: «Ilha Formosa» –<br />
schöne Insel – beim Vorbeisegeln aus. Dennoch<br />
ist Taiwan eines der meistunterschätzten Reiseziele<br />
Asiens. Sein Name ist den meisten nur von dem<br />
Stempel «Made in Taiwan» geläufig. Doch wo genau<br />
dieses kleine Land liegt und was seine Bevölkerung ausmacht, ist<br />
den wenigsten bekannt. Und so ging auch ich voller Vorurteile auf<br />
Reisen und wurde aufs Angenehmste überrascht. Um es gleich<br />
vorwegzunehmen: Taiwan ist ganz anders als China, auch wenn<br />
die Insel nur 130 Kilometer von der chinesischen Küste entfernt<br />
liegt und die Volksrepublik China noch immer Anspruch auf das<br />
Land erhebt.<br />
Der Wendekreis des Krebses teilt die Insel in den subtropischen<br />
Norden und den tropischen Süden. Zudem verleihen die grossen<br />
Höhenunterschiede Taiwan mehrere Klimazonen, von tropisch<br />
bis alpin, mit einer entsprechenden Vegetation. Mehr als die Hälfte<br />
der Insel ist gebirgig, gut 50 Prozent bewaldet und ein Viertel<br />
landwirtschaftliche Nutzfläche. Mit 3952 Meter ist der Yushan der<br />
höchste Berg Ostasiens. Kein Wunder also, dass dieses kleine<br />
Land so einiges zu bieten hat.<br />
Moderne Architektur und Tempel<br />
Wie die meisten Taiwan-Reisenden beginnen wir unsere Reise in<br />
der Hauptstadt Taipeh, die mit 2,6 Millionen Einwohnern die Metropole<br />
der Insel bildet. Neben weltbekannten Sehenswürdigkeiten<br />
wie dem Nationalen Palastmuseum und dem Wolkenkratzer<br />
«101» lockt hier der Kontrast zwischen Tradition und Moderne. Die<br />
Hochhäuser ragen in den Himmel, eine Ecke weiter taucht man<br />
jedoch in kleine Gassen in alten Vierteln mit Tempeln und Nachtmärkten<br />
ein. Bestes Beispiel für das Nebeneinander von Tradition<br />
und Moderne sind der Longshan-Tempel und der Taipeh 101. Der<br />
1738 erbaute Longshan-Tempel liegt inmitten des alten Viertels<br />
Wanhua. Er verbreitet eine Atmosphäre aus längst vergangenen<br />
Zeiten und lässt einem beim Betreten das aktuelle Jahrhundert<br />
vergessen. Dichte Rauchschwaden aus grossen Bronzekesseln,<br />
in welche die Gläubigen Räucherstäbchen stecken, erfüllen den<br />
Haupthof. Hierher kommen Menschen, die die Götter um Rat und<br />
Hilfe bitten und als Dank Opfergaben niederlegen.<br />
Ein ganz anderes Bild hingegen bietet der Taipei Financial District<br />
mit dem bis 2007 mit 508 Meter höchsten Wolkenkratzer der<br />
Welt. Er bildet das Wahrzeichen der Stadt.<br />
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TRAVEL<br />
Nach der Anzahl seiner Stockwerke wird er «One-0-One» genannt.<br />
Ein Besuch ist lohnenswert, denn auch wenn man nicht mehr auf<br />
dem höchsten Gebäude der Welt war, so ist man doch mit dem<br />
schnellsten Aufzug der Welt gefahren. Der Lift bringt Besucher<br />
vom 5. Stock des Einkaufszentrums in nur 39 Sekunden zur Aussichtsplattform<br />
im 89. Stock auf 382 Meter Höhe. Von oben hat<br />
man, bei gutem Wetter, einen tollen Ausblick in die Ferne.<br />
Unterwegs auf dem Nachtmarkt<br />
Der Besuch eines Nachtmarktes ist eine Begegnung mit der facettenreichen<br />
Kultur der Taiwaner. Hier erlebt man neben kulinarischen<br />
Genüssen und modischen Trends auch die Unterhaltungskultur<br />
der Taiwaner mit ihrem Faible für Karaoke und Spielhallen.<br />
Im Shilin District befindet sich der grösste Nachtmarkt Taipehs. Er<br />
beginnt täglich ab 16 Uhr. Unzählige Essensstände bieten Spezialitäten<br />
wie gebratenes Huhn, Austernomelett, gegrilltes Fleisch,<br />
Früchte oder getrockneten Tofu an. Zudem gibt es alle denkbaren<br />
Obstsäfte und Smoothies, frisch zubereitet natürlich, sowie die<br />
typischen Bubbleteas in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen.<br />
Doch auch die Shoppingmaniacs kommen hier auf ihre Kosten.<br />
T-Shirts, Hosen und Turnschuhe oder trendige Accessoires<br />
wie Schmuck, Tücher und Sonnenbrillen – die Auswahl ist riesig.<br />
Und im Gegensatz zu China sind die meisten Sachen keine Fakes<br />
oder Billigkopien. Nach erfolgreichem Shopping kann man sich<br />
der Entspannung widmen und den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen<br />
der Taiwaner beiwohnen. Junge Frauen trifft man dabei<br />
in einem Mani- oder Pediküresalon an, während junge Männer ihre<br />
Zeit in Spielhallen verbringen. Einen gemeinsamen Nenner finden<br />
die Einwohner Taipehs in unzähligen Karaokebars und Kinos.<br />
Auf zwei Rädern durchs Land<br />
Nachdem wir die Grossstadt-Facetten Taiwans erkundet haben,<br />
machen wir uns auf, die Landschaften und die Natur der Insel<br />
zu erkunden. Durch die schnelle Industrialisierung wurden in der<br />
Vergangenheit schwere Umweltsünden begangen, doch im Gegensatz<br />
zu China lernt man hier aus seinen Fehlern. Heute stehen<br />
mit sechs Nationalparks immerhin 8,5 Prozent des Staatsgebiets<br />
unter Naturschutz. Zudem ist Taiwan zu einem Paradies<br />
für Fahrradfahrer geworden. Tausende von Kilometern wurden<br />
fahrradfreundlich verlinkt, inklusive zweier Strecken, die rund um<br />
die Insel führen. Beim Taiwan Tourismusbüro in Frankfurt kann<br />
ein 175-seitiger Reiseführer «Cycling in Taiwan» bestellt werden,<br />
der wirklich umfassend über die Radfahrmöglichkeiten informiert.<br />
Insgesamt durchziehen 3600 Kilometer modernster und gut beschilderter<br />
Radwege die Insel, und das Netz wird immer dichter.<br />
Erst in jüngster Zeit wurden fünf wichtige Radwege umfassend<br />
saniert, darunter in Taipeh, Yilan, Hualien und Taitung. Zudem<br />
sind die Ausleih-Kosten in dem Land, das Fahrräder aus eigener<br />
Produktion in alle Welt exportiert, unvergleichlich günstig. Die<br />
Spitzenprodukte der Firma Giant sind auf allen Kontinenten wegen<br />
ihrer herausragenden Qualität berühmt – auf Taiwan kann<br />
man sie bequem und ausgiebig testen.<br />
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TRAVEL<br />
182
TRAVEL<br />
Der Berg ruft!<br />
Doch nicht nur mit dem Drahtesel lässt sich Taiwan bestens erkunden,<br />
auf auch Schusters Rappen lässt sich einiges entdecken.<br />
Die zentrale Gebirgskette der Insel nimmt drei Viertel ihrer<br />
Landmasse ein und verläuft in Nord-Süd-Richtung entlang der<br />
Ostküste. Der Yushan oder Jadeberg im Südosten ist mit 3952<br />
Meter die höchste Erhebung. Er bildet das Herzstück des Yushan-Nationalparks,<br />
auf dessen Fläche von über tausend Quadratkilometer<br />
auch noch dreissig weitere der rund hundert «Dreitausender»<br />
des Landes liegen. Die herrliche Gebirgslandschaft<br />
eignet sich – je nach Geländebeschaffenheit – ausgezeichnet für<br />
Wanderer, Freizeitkletterer oder auch ambitionierte Bergsteiger.<br />
Wir entschieden uns jedoch für die weiter nördlich gelegenen<br />
Gebirgszüge, in welchen der bekannte Taroko-Nationalpark liegt.<br />
Dieser verdankt seinen Namen der gleichnamigen Schlucht,<br />
die der Fluss Liwu im Laufe von Jahrmillionen bis zu einem halben<br />
Kilometer tief in das Gestein aus Marmor und Granit frass.<br />
Zum Zeitpunkt unserer Reise waren leider nicht alle Trails passierbar,<br />
da ein Taifun für Erdrutsche sorgte. Trotzdem waren<br />
wir beeindruckt von der landschaftlichen Schönheit und dem<br />
Eternal Spring Shrine – einem Tempel, aus dem sich scheinbar<br />
ein Wasserfall ergiesst. Auch die kurze Wanderung durch den<br />
Shakadang Trail war ein Erlebnis. Uns erwarteten türkisblaues<br />
Flusswasser auf weissem bis grauem Marmor, bei sommerlichen<br />
schwülwarmen Temperaturen, und eine unglaubliche Artenvielfalt<br />
von Waldbewohnern. Hunderte Schmetterlinge, Amphibien und<br />
Vögel begleiteten uns auf unserem Weg, während unter uns das<br />
Wasser brauste. Gerade im Sommer bietet der Nationalpark eine<br />
angenehme Zufluchtsstätte, fernab der heissen Temperaturen,<br />
die den Rest der Insel um diese Zeit beherrschen.<br />
Fazit der Reise: Taiwan stellte sich als überaus abwechslungsreiches<br />
Land dar, in dem auf kleinstem Raum jeder etwas nach seinem<br />
Geschmack finden kann. Ein Land zwischen Tradition und<br />
Moderne, ursprünglicher Natur und Metropole.<br />
«Alle drei Schritte kommt man an<br />
einem Schrein vorbei und alle fünf Schritte<br />
an einem Tempel.»<br />
Taiwanisches Sprichwort<br />
Die Betelnuss-Girls<br />
Die spärlich bekleideten Betelnuss-Mädchen oder auf Taiwanisch<br />
Binlang Xi Shi sind ein einmaliges taiwanisches Phänomen. Namenspatin<br />
ist die legendäre Schönheit Xi Shi des chinesischen<br />
Frühlingsfestes. Xi Shi war eine so ausserordentlich schöne Frau,<br />
dass bei ihrem Anblick die Fische im Fluss das Schwimmen und<br />
die Vögel das Fliegen vergassen. Sie war eine der vier Schönheiten<br />
der chinesischen Mythologie und lebte vor 2500 Jahren. Auf sie<br />
geht das chinesische Idiom Xi-Shi Beauty zurück, das in China<br />
für aussergewöhnliche Schönheit steht. Heute ist sie die Patin der<br />
Betelnuss-Verkäuferinnen. Mädchen und junge Frauen, häufig aufreizend<br />
bekleidet, verkaufen Betelnüsse am Strassenrand oder in<br />
Kiosken. Hier gilt das Motto: sex sells. Die Betelnuss-Kioske stehen<br />
meist in der Nähe von Highways oder Ausfallstrassen grosser<br />
Städte an der Westküste Taiwans. Zerkleinerte Betelnüsse haben<br />
eine anregendere Wirkung als Kaffee. Die noch unreifen Betelnüsse<br />
werden in Asien kleingehackt und gekaut. Sie werden in mit<br />
gelöschtem Kalk bestrichene Blätter gerollt, die vom Betelpfeffer<br />
stammen. Der gelöschte Kalk bewirkt, dass<br />
das in den Nüssen befindliche Arecolin in Arecaidin<br />
und Methanol umgewandelt wird. Die Wirkstoffe werden<br />
nach dem Kauen im Mund direkt resorbiert und<br />
passieren schnell die Blut-Hirn-Schranke und wirken<br />
gegen Ermüdung. Durch die Alkalisierung bilden sich<br />
Phlobatannine, die den Speichel rot färben.<br />
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SCHLUSSWORT<br />
Vorschau Volume 25<br />
Publisher<br />
Owner<br />
Francesco J. Ciringione<br />
Prestige Media AG<br />
Publishing Director<br />
Boris Jaeggi<br />
b.jaeggi@prestigemedia.ch<br />
Zwischen den Welten<br />
Wie Bill Murray und Scarlett Johansson in Sophia Coppolas Film<br />
«Lost in Translation» machte sich das <strong>PRESTIGE</strong>-Team auf nach<br />
Tokio. Zwischen Wolkenkratzern und Neonreklamen lernten wir<br />
Menschen kennen, die aussahen, als seien sie direkt aus Manga-<br />
Comics gestiegen. Besuchten den Tsukiji-Fischmarkt und natürlich<br />
eine obligatorische Karaoke-Bar. Und staunten immer wieder, wie<br />
geordnet und traditionell es in einer Millionenstadt zugehen kann.<br />
Head of Production<br />
Art Director<br />
Sales Manager<br />
Sales<br />
Product Manager Beauty/Fashion<br />
Editor in Chief<br />
Julia Moos<br />
j.moos@prestigemedia.ch<br />
Julia Moos<br />
Deny Karagülle<br />
dk@prestigemedia.ch<br />
Virginie Vincent<br />
v.vincent@prestigemedia.ch<br />
Valeska Jansen<br />
v.jansen@prestigemedia.ch<br />
editorial staff<br />
Yvonne Beck<br />
Editors<br />
Yvonne Beck, Walter Bollier, Gisbert L. Brunner, Vera Dillier,<br />
Niggi Freundlieb, Wilhelm J. Grusdat, Lone K. Halvorsen,<br />
Boris Jaeggi, Valeska Jansen, Nubya, Gabriel Palacios,<br />
Matthias Pfannmüller, Susanne Schmitt, Lilly Steffen,<br />
Helena Ugrenovic, Björn Vogt, Götz Winter, Dominique Zahnd<br />
News<br />
Yvonne Beck, Lone Halvorsen<br />
Cover Picture<br />
Photography & Retouching:<br />
Pascal Heimlicher, www.nativeemotions.com<br />
Model:<br />
Ashley Balmer, www.ashley-balmer.com<br />
MakeUp & Hairstyling:<br />
Viviane Andrea Daino, www.vivianedaino.com<br />
Clothes & Design:<br />
Conny Bayer, www.magicskirts.de<br />
Der Meister der Menschenfotografie<br />
Die blosse Erwähnung des Namens Mario Testino lässt die Herzen<br />
all derer schneller schlagen, die sich – auf erwachsene Art –<br />
für die Welt der Mode und der VIPs interessieren. Dieser Fotograf<br />
ist so allgegenwärtig in den grossen <strong>Mag</strong>azinen und auf Insider-<br />
Events, dass er längst selbst als Star gehandelt wird.<br />
Warme Finger<br />
Der Handschuh ist eine raffinierte Erfindung.<br />
Er gehört zu den älteren Zeitgenossen<br />
der Modegeschichte.<br />
Von den Ägyptern wurde er<br />
bei der Gartenarbeit getragen,<br />
von den Römern beim<br />
Essen und im Mittelalter entwickelte<br />
er sich zu einem Herrschafts-<br />
und Rechtssymbol. Dieses<br />
Kleidungsstück ist so viel mehr als<br />
nur ein Schutz vor Eis und Schnee<br />
oder einfaches Modeaccessoire.<br />
Photographs<br />
Corrector<br />
Web & Support<br />
Internet<br />
E-Mail<br />
Coordination<br />
Abo Service<br />
Price / Issue<br />
Price / Year<br />
Frequency<br />
Dominique Zahnd, <strong>Mag</strong>gi GmbH, CP Company,<br />
Hervé Van der Straeten, Ruinart Blanc de Blancs, Olafur Eliasson,<br />
Revlon, Trussardi, Roja Dove, AlLTA AESTHETICA, Ronnie<br />
Wood, Boris Jaeggi, Cellection W. Oude-Weernink, TASCHEN,<br />
shutterstock.com<br />
Andreas Probst<br />
Main Office<br />
Prestige Media AG<br />
Bösch 73<br />
CH-6331 Hünenberg<br />
publisher/productiON<br />
Prestige Media AG<br />
Leimgrubenweg 4<br />
CH-4053 Basel<br />
Telefon 0041 61 335 60 80<br />
Telefax 0041 61 335 60 88<br />
info@prestigemedia.ch<br />
www.prestigemedia.ch<br />
Dejan Djokic<br />
www.prestigemag.ch<br />
info@prestigemedia.ch<br />
Laura Giarratana<br />
Serpil Dursun<br />
s.dursun@prestigemedia.ch<br />
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CHF 39.–<br />
vierteljährlich<br />
WEMF <strong>2012</strong>/2013 – 25.120 Exemplare<br />
Wiedergabe von Artikeln und Bildern,<br />
auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit<br />
ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.<br />
Für unverlangte Zusendungen wird von Redaktion<br />
und Verlag jede Haftung abgelehnt.<br />
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Ausgabe mit vielen spannenden Themen und Reportagen.<br />
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