PRESTIGE_01_2014_EMAG.pdf
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30<br />
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inhalt<br />
Travel<br />
29 UBUD<br />
Balis spirituelles Zentrum<br />
34 Best Hideaways<br />
Amandari<br />
29<br />
36 Best Hideaways<br />
The Chedi Club - Tanah Gajah<br />
38 TAUCH-HOTSPOTS<br />
This is Underwater Love<br />
40<br />
40 RIO DE JANEIRO<br />
Futebol de Brasil<br />
46 SCHÖNE EINÖDEN<br />
Ab in die Wüste<br />
54 LUXEMBURG<br />
Klein, aber oho<br />
46<br />
Culture<br />
61 GOODBYE BABYFACE<br />
Leonardo DiCaprio<br />
67 RICHARD BRANSON<br />
Like a Virgin<br />
68 WORLD WIDE GIRLS<br />
Fashion around the World<br />
61<br />
72 MEYER LANSKY<br />
Der Bankier der Mafia<br />
78 KUNSTWELTEN<br />
Books & News<br />
80 BIRKIN & GAINSBOURG<br />
Je t’aimais<br />
82 REGISSEUR UND WINZER<br />
Francis Ford Coppola<br />
84 ANYA BARTELS-SUERMONDT<br />
Spanische Leidenschaft<br />
94 DAS TOR NACH LAPPLAND<br />
Kultur aus dem hohen Norden<br />
80<br />
18 | <strong>PRESTIGE</strong>
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inhalt<br />
Watches & Jewellery<br />
1<strong>01</strong> BASELWORLD<br />
Das Uhrenjahr 2<strong>01</strong>4<br />
118 Frank’s way<br />
Shooting by Gianni Pisano<br />
132 SCHMUCKUHREN<br />
Glitzernde Zeitmesser<br />
136 PERLEN<br />
Tränen des Meeres<br />
136<br />
140 FABERGÉ<br />
Der Hofjuwelier des Zaren<br />
143 GELBE DIAMANTEN<br />
Luxus trifft auf Wertanlage<br />
146 ANTIKE UHREN<br />
Frühe Genfer Uhren<br />
132<br />
Drive style<br />
151 GEBURTSSTUNDE EINES MYTHOS<br />
Silberpfeil<br />
156 KÖNIGSKINDER<br />
Sonderanfertigungen schneller Flitzer<br />
159 NIKI LAUDA<br />
Die Rennsportlegende<br />
162 LEINWANDFIEBER<br />
Gemalte Rennwagen<br />
168 AUTOMOBILMUSEEN<br />
Motorisierte Spurensuche<br />
172 GIRLS ON BIKES<br />
Fashion meets Scooter<br />
162 168<br />
20 | <strong>PRESTIGE</strong>
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inhalt<br />
Fashion<br />
179 KUNST AM LEIB<br />
Art meets Fashion<br />
182 Fashion shortcuts<br />
184 Milano mia<br />
Shooting by Gianni Pisano<br />
196 MODEILLUSTRATION<br />
Fashion aus dem Handgelenk<br />
198 SPORTLICH UNTERWEGS<br />
Sporty Outfit<br />
202<br />
202 DER SPAZIERSTOCK<br />
Er läuft wieder<br />
209 PUNK And FASHION<br />
Vivien Westwood<br />
210 KUNSTVOLL UMSCHMEICHELT<br />
Edle Seiden-Accessoires<br />
208<br />
Beauty<br />
217 MÄNNERKOSMETIK<br />
Falten sind charismatisch<br />
222 ADRIANA TRIPA<br />
Die Imagemacherin<br />
224 WIE DUFTET 2<strong>01</strong>4?<br />
Duftreise nach Florenz<br />
228 EWIGE JUGEND<br />
Kurze Geschichte der Kosmetik<br />
228<br />
Living<br />
250<br />
237 TILLA THEUS<br />
Grande Dame der Architektur<br />
240 LIVING NEWS<br />
Vom Stuhl zur Leuchte<br />
242 KRISTALL DER KÖNIGE<br />
250 Jahre Baccarat<br />
246 ORDNUNGSSYSTEME<br />
Individuelle Schrankgestaltung<br />
250 RETO GUNTLI<br />
Der Star hinter der Kamera<br />
256 Das Wohnerlebnis 51° Spa<br />
Residences in Leukerbad<br />
262 ARCHITEKTENADEL<br />
Sir Norman Foster<br />
266 Luxusresidenz über davos<br />
Alpine Wellnessvilla<br />
242<br />
22 | <strong>PRESTIGE</strong>
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inhalt<br />
Culinarium<br />
275 HAUTE CUISINE AUF SEE<br />
It’s Sea-Time<br />
282 BENNY PARTH<br />
Österreichs jüngster Haubenkoch<br />
275<br />
286 FOOD Shortcuts<br />
288 STARKOCH DER BRITEN<br />
Jamie Oliver<br />
282<br />
290 FOODBOOKS<br />
Schmackhafte Schmöker<br />
292 fussball passion<br />
Champagner in Brasilien<br />
Topevents<br />
297 MONTREUX JAZZ FESTIVAL<br />
It’s Jazz-Time<br />
302 ART BASEL<br />
Die Königin der Kunstmessen<br />
297<br />
Finance<br />
309 Auf der sicheren Seite<br />
Reputation Management<br />
312 Vertrauen erarbeiten<br />
Die Potenziale von Reputation<br />
316 Reputation Gewinnt<br />
Vertrauen säen und überleben<br />
320 Brücken bauen<br />
Der etwas andere Ansatz im globalen Agrarbusiness<br />
Kolumnen<br />
58 Vera Dillier – Wellnessen<br />
98 WILHELM GRUSDAT – Aus dem Leben eines Galeristen: Strandgut<br />
161 TAMARA WERNLI – Wie viel Sex-Appeal verströmen Sie?<br />
214 GABRIEL PALACIOS – Mit Gelassenheit attraktiv wirken!<br />
234 GÖTZ WINTER – Unter Frauen<br />
272 JÖRG SCHMITTSCHNEIDER - Wie weit wachsen die Türme?<br />
294 DJ ANTOINE – Das Leben ist zu kurz, um schlechten Champagner zu trinken!<br />
319 Thomas Hügli – Verantwortung ist bestes Reputation Management<br />
323 DR. CARSTEN PRIEBE – Biotech – Das Rennen um die Gene<br />
news<br />
109 Baroque Beaux-Arts<br />
144 Funkelnde Schmuckstücke<br />
160 Prestige styles Men<br />
2<strong>01</strong> Orange Meets Blue<br />
211 Bunter Frühling<br />
208 Prestige styles woman<br />
215 Black Trends<br />
221 Men’s care<br />
227 Spring Fragrance<br />
233 Nice To Have<br />
235 Happy Skin<br />
245 Schmückende Ornamentik 1<br />
249 Schmückende Ornamentik 2<br />
264 Design news<br />
324 Vorschau & Impressum<br />
24 | <strong>PRESTIGE</strong>
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«GESCHÄTZTE<br />
LESERINNEN,<br />
GESCHÄTZTE<br />
LESER»<br />
Wir begrüssen Sie zur Lektüre unserer Frühlingsausgabe. Spazieren<br />
Sie mit uns durch die Welt der Beautyprodukte, Fashionbrands,<br />
Kulturstätten und Motoren. Durch die Jahrhunderte kommen und<br />
gehen die Trends, aber eines der langlebigsten Accessoires ist eng<br />
verbunden mit der Geschichte des Luxus und der Mode – der Spazierstock.<br />
Seit geraumer Zeit wird der Stock wieder in die Hand genommen und erlebt<br />
ein Comeback im Kreis der Reichen und Berühmten. Ob George Clooney<br />
oder Brad Pitt, der Stock ist wieder Begleiter auf dem Parkett der Welt.<br />
Ein weiteres wichtiges Accessoire bzw. Schmuckstück ist und bleibt die Uhr.<br />
Welche neuen Trends uns auf der Baselword erwarten und welche Marke mit<br />
den besten Innovationen punkten kann, erfahren Sie von unserem Uhrenredaktor<br />
Gisbert Brunner. Stets am Puls der Zeit, präsentiert er die neusten<br />
Zeitmesser der Traditionshäuser.<br />
Wem gute Uhren oder die teuersten Autos der Welt nicht exklusiv genug<br />
sind, der lässt sich eben individuell etwas Hübsches anfertigen: Das Karosseriehandwerk<br />
erlebt derzeit eine Renaissance – nicht nur in feinen italienischen<br />
Edelschmieden, sondern auch bei den Automobilherstellern selbst.<br />
prESTIGE zeigt Ihnen fünf ganz besondere Beispiele.<br />
Doch auch die Damenwelt kommt in dieser Ausgabe nicht zu kurz: Sie erwarten<br />
Tipps für die nächsten Ferien, schmückende Diamanten und Perlen und<br />
die neusten Düfte des Jahres.<br />
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Lehnen Sie sich also genüsslich zurück, geniessen Sie die ersten Frühlingsboten<br />
und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende und informative<br />
Lesereise.<br />
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Verleger<br />
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TRAVEL<br />
29<br />
UBUD<br />
Balis spirituelles Zentrum<br />
34 Best Hideaways<br />
Amandari<br />
36 Best Hideaways<br />
The Chedi Club - Tanah Gajah<br />
38 TAUCH-HOTSPOTS<br />
This is Underwater Love<br />
40 RIO DE JANEIRO<br />
Futebol de Brasil<br />
46 SCHÖNE EINÖDEN<br />
Ab in die Wüste<br />
54 LUXEMBURG<br />
Klein, aber oho<br />
28 | <strong>PRESTIGE</strong>
Spirituelles Zentrum<br />
Balis<br />
Der Name «Ubud» bedeutet im Balinesischen «Medizin», benannt nach einem<br />
Kraut, das nahe dem Fluss Campuhan wächst. Einigen Einwohnern Ubuds werden<br />
besondere Heilkräfte zugeschrieben. Doch auch wer keinen traditionellen<br />
«Heiler» aufsucht, kann in Ubud neue Energie tanken.<br />
Yvonne Beck<br />
The Luxury Way of Life | 29
Das geschichtsträchtige Zentralbali ist berühmt für sein Handwerk<br />
und seine darstellenden Künste, Ubud ist unbestritten das kulturelle<br />
Zentrum der Insel. Schon in den 20er- und 30er-Jahren war Ubud<br />
für Künstler «the place to be» und ihre Popularität wächst ungebrochen. Die<br />
Stadt gehört – trotz ihrer geringen Grösse – zu den Top-Cities Asiens und<br />
der Hype, den der Bestseller «Eat Pray Love» ausgelöst hat, hat diesen Trend<br />
zusehends verstärkt.<br />
Eat, Pray, Love<br />
Julia Roberts spielt in «Eat Pray Love» eine Frau jenseits der 30 namens Elizabeth<br />
Gilbert. Eigentlich hat sie alles, was sie sich in ihrem jungen Leben nur<br />
wünschen kann: Erfolg im Job als Schriftstellerin, einen Mann, ein Haus. Und<br />
doch findet sie in dieser Konstellation keine Erfüllung. Nachdem sie sich von ihrem<br />
Mann scheiden lässt und eine weitere unglückliche Beziehung eingegan-<br />
gen ist, trifft sie eine weitreichende Entscheidung:<br />
Sie begibt sich auf eine einjährige Sinnsuche, um<br />
Leib und Seele wieder in Einklang zu bringen. Der<br />
Plan lautet daher schlicht: Eat, Pray, Love – wobei<br />
sie Letzteres nicht offiziell sucht. Also führt sie ihre<br />
Reise zunächst nach Italien (Eat), dann nach Indien<br />
(Pray), um schliesslich auf Bali zu enden (Love). Auf<br />
Bali oder genauer gesagt in Ubud, sucht sie einen<br />
Medizinmann auf, der sie an die wesentlichen Dinge<br />
des Lebens erinnert: Lächeln und Selbstliebe.<br />
«Eat Pray Love» beruht auf den Memoiren der echten<br />
Elizabeth Gilbert. Die Reisekasse bestand aus<br />
einem Vorschuss für das angekündigte Buch als<br />
Ergebnis ihrer tatsächlichen Sinnsuche in Italien,<br />
durch Indien und auf Bali. 158 Wochen stand das<br />
Buch in der «New-York-Times»-Bestseller-Liste.<br />
Ubud-Kenner und Bewohner kritisierten Gilberts<br />
30 | <strong>PRESTIGE</strong>
Buch, denn es liefere ein unvollständiges Bild von Ubud und seinen Bewohnern,<br />
von Tanz und Kunst der Region, den Wanderungen und Naturbeschaffenheiten.<br />
So gibt es beispielsweise keine Surfspots an der Nordküste und einen<br />
Traumstrand sucht man in der Nähe von Ubud auch vergeblich. Trotzdem<br />
fanden viele Menschen nach der Lektüre des Buches ihren Weg nach Ubud<br />
und wurden nicht enttäuscht, denn Ubud hat gerade jenseits der Hollywoodfiktion<br />
einfach etwas Magisches. Diese Magie sollte man also nicht 1:1 auf<br />
den Spuren Julia Roberts’ suchen, denn auch wenn man einige Charaktere<br />
des Films (s. Box Seite 33) wirklich in Ubud antreffen kann, sind diese Begegnungen<br />
eher ernüchternd statt erbauend. Besser ist es also, man macht<br />
sich selbst auf die Suche nach seinen ganz eigenen Ubud-Glücksmomenten.<br />
Traditionelle Heiler<br />
Sie werden «balian» genannt und spielen in der balinesischen Kultur eine sehr<br />
bedeutende Rolle. Sie behandeln körperliche und physische Krankheiten,<br />
entfernen Flüche und übermitteln Nachrichten der Vorfahren. Die etwa 8 000<br />
Balian sind die Grundpfeiler der medizinischen Versorgung in den Gemeinden.<br />
Für Touristen ist es nicht einfach, einen echten balinesischen Heiler zu<br />
finden und keinem Scharlatan aufzusitzen. Gute<br />
Hotels können jedoch weiterhelfen, eine Verabredung<br />
zu treffen und die passenden Opfergaben<br />
zu beschaffen, in die die Gebühr gesteckt wird.<br />
Balinesische Schamanen haben ihre Kenntnisse<br />
teils von einem Familienmitglied erworben, welches<br />
zu Lebzeiten selbst die Funktion eines Balians<br />
ausgeübt hatte. So haben sich die Balians seit<br />
Generationen auf die traditionelle Heilbehandlung<br />
spezialisiert. Da die Heiler ihr schamanisches Wissen<br />
nur an neue Mitglieder ihrer Gruppe weitergeben,<br />
erwuchsen den jeweiligen Mitgliedern dieser<br />
Gruppen freilich auch ganz unterschiedliche<br />
Fähigkeiten bezüglich der von ihnen praktizierten<br />
schamanischen Heilung. Ein Balian Tulang ist darauf<br />
spezialisiert, gebrochene Knochen zu richten<br />
oder Verstauchungen zu kurieren. Die Schamanen<br />
der Gruppe Balian Manak arbeiten als<br />
The Luxury Way of Life | 31
travel<br />
32 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
schamanische Geburtshelfer oder schamanische Hebammen. Wohingegen<br />
ein Balian Usada, die auch als «lesende Balians» bezeichnet werden, ihre<br />
Heilkräfte aus dem Besitz bestimmter Bücher, die sich mit der «traditionellen<br />
Heilkunde» oder mit schamanisch-magischen Techniken beschäftigen,<br />
beziehen. Diese Kraft wird vom Balian Usada durch Rezitieren von Mantras<br />
in Verbindung mit bestimmten Opferungen und Holy Water, das mit diesen<br />
Lontars (Bücher mit heiligen Texten auf Palmblättern geschrieben) in Kontakt<br />
gebracht wurde, auf andere Personen übertragen und zu Heilzwecken eingesetzt.<br />
Egal, zu welchem Heiler man sich begibt, man sollte nicht vergessen,<br />
dass die Behandlung stets in der Öffentlichkeit stattfindet und wahrscheinlich<br />
schmerzhaft ist. Tiefengewebsmassagen, das Stechen mit spitzen Stäben,<br />
Schröpfen oder das Ausspucken zerkauter Kräuter auf den Patienten gehören<br />
zur Behandlung einfach dazu.<br />
Viele Reiseveranstalter sind inzwischen auf den «Eat Pray Love»-Zug gesprungen:<br />
Es gibt Pauschalreisen inklusive Heiler- und Wahrsagerbesuche.<br />
Ein gut organisierter Gesundheits- und Glückstourismus. Doch auch wenn<br />
«Ubud» übersetzt «Medizin» heisst, finden die meisten ihr Heil wohl eher auf<br />
andere Art und Weise. Durch lange Wanderungen inmitten grüner Reisfelder,<br />
den Besuch einer klassischen Tanzveranstaltung oder einfach durch das<br />
ständige Lächeln der Einwohner – nirgends auf ganz Bali sind die Bewohner<br />
so freundlich wie hier. Eine Freundlichkeit, die nach und nach auf den Besucher<br />
abfährt und durch die man die wahre innere Heilung erfährt.<br />
Real existierende Figuren<br />
aus Eat Pray Love<br />
Ketut Liyer: Ketut ist klein und zusammengefaltet.<br />
Sein Alter wird auf etwa<br />
80 Jahre geschätzt. Und er ist inzwischen<br />
sehr prominent. Sein Spezialgebiet ist<br />
das «Palmreading», also Handlesen –<br />
samt Lebensberatung. Die Sprechzeiten<br />
wechseln und der alternde Ketut ist etwas<br />
gesundheitlich angeschlagen. 25 Dollar<br />
muss man für eine kurze Sitzung bezahlen.<br />
Für 20 weitere Dollar kann man sogar auf<br />
dem Liyer-Grundstück übernachten. Fast<br />
jeder Taxifahrer kennt inzwischen den Weg<br />
zu Ketut.<br />
Wayan Nurasih: Nurashi, ein weiterer Star<br />
aus dem Film, wohnt im Herzen Ubuds.<br />
In ihrem Laden können Besucher über<br />
ihre körperlichen Beschwerden und deren<br />
Behandlungen sprechen. Elixiere, Vitamindrinks<br />
und spezielle Rohkostdiäten<br />
stehen hoch im Kurs. Eine Therapie kann<br />
aber schnell über 50 Dollar kosten, daher<br />
sei Vorsicht geboten, bei dem, was man<br />
vereinbart.<br />
The Luxury Way of Life | 33
Best Hideaways<br />
1.<br />
Amandari<br />
F<br />
riedliche Geister», so lautet die Übersetzung des 1989 eröffneten Aman<br />
Resorts «Amandari», das im Herzen Balis in direkter Nachbarschaft zur<br />
Künstlergemeinde Ubud gegenüber des Dorfs Kedewatan liegt.<br />
Im Stil eines balinesischen Dorfes errichtet, schlängeln sich durch das Resort<br />
Gehwege aus Flussstein, vorüber an hohen Paras-Steinmauern der typisch<br />
lokalen Gebäude. Auch die Open-Air-Lobby wurde in ihrer Gestaltung einem<br />
«wantilan», dem typischen balinesischen Dorftreffpunkt, nachempfunden.<br />
Der Pfad, der durch das Amandari und das Tal zum Fluss hinabführt, ist heiliges<br />
Land. Über hunderte von Jahren hinweg haben Balineser zwei Mal im<br />
Jahr diesen Weg genommen, um hinab zu einem natürlichen Bassin mit heiligem<br />
Wasser zu gelangen. Oberhalb dieses aus Quellen gespeisten Beckens<br />
befinden sich drei Schreine sowie ein in den Felsen gemeisselter antiker Tiger.<br />
Suiten & Villen: Steinerne Zugangswege im balinesischen Stil führen zu<br />
Amandaris 30 ummauerten, schilfgedeckten Suiten. Allen Suiten gemeinsam<br />
sind ein eigener Garten im Innenhof und ein Wohnbereich mit wandhohen<br />
Glastüren, die sich nach drei Seiten zur üppig bewachsenen Umgebung öffnen.<br />
Sie sind alle aus lokalen Materialien gestaltet: Holz, Rattan und Kokosstämme.<br />
Direkt vor der Suite befindet sich ein Garten oder, in manchen Fällen,<br />
ein privater Swimmingpool.<br />
Schmuckstück des Resorts: Die Amandari Villa mit atemberaubendem<br />
Blick über das Ayung-Tal entfaltet sich auf einer Fläche von 1 728 Quadratmetern<br />
und besteht aus fünf Pavillons: drei alleinstehende Schlafzimmerpavillons<br />
im Terrassenstil, ein separater, vollständig verglaster<br />
Wohnpavillon sowie ein Pavillon für Küche und<br />
Personalunterkünfte. Ein Outdoor-Dining-Bale liegt<br />
inmitten schimmernder Teiche. Ein Garten sowie<br />
ein bepflanztes Deck umgeben den ausgedehnten<br />
zweistufigen Swimmingpool, der – ebenfalls als eine<br />
Referenz an die umgebenden Reisfelder – mit<br />
hellgrünen Kacheln verkleidet ist.<br />
Fürs Wohlbefinden: Umgeben von einem Lotusteich,<br />
scheint Amandaris Spa friedlich über dem<br />
Wasser zu schweben. Es bietet zwei Open-Air-<br />
Bales, einen Schönheitssalon, eine Sauna und<br />
einen Marmor-Dampfraum. Private Yoga-Stunden<br />
in einem reizvollen Outdoor-Setting sind bei<br />
Amandaris Yogalehrer buchbar. Für Abkühlung<br />
oder Bewegung sorgt Amandaris 32 Meter langer,<br />
smaragd-schimmernder Swimming Pool in atemberaubender<br />
Lage nah am Rande der Schlucht.<br />
Aktiv: Das Amandari bietet einige spektakuläre<br />
Touren an, darunter ein Spaziergang durch das<br />
Ayung-Tal, vorbei an heiligen Schreinen, Reisterrassen,<br />
Mango-, Kaffee- und Nelkenbäumen,<br />
bis hin zum Taman Burung-Vogelpark.<br />
34 | <strong>PRESTIGE</strong>
eachwear competence<br />
Kuttelgasse 7 (beim Rennweg) 80<strong>01</strong> Zürich • www.ta-bou.com
Rubriken<br />
Best Hideaways<br />
2.<br />
The Chedi Club – Tanah Gajah<br />
D<br />
ie Balinesen werden für ihre beeindruckende Fähigkeit bewundert,<br />
Schönheit und Anmut in alltäglichen Dingen zu würdigen. Hotelier Adrian<br />
Zecha liess sich von dieser Philosophie inspirieren, als er das Konzept für<br />
The Chedi Club Tanah Gajah entwickelte. Ursprünglich wurde das Gelände<br />
in den frühen 80er-Jahren von dem renommierten indonesischen Architekten<br />
und Innendesigner Hendra Hadiprana als Rückzugsort für seine Familie und<br />
Freunde entworfen. Heute steht der Chedi Club seinen Gästen als eine Oase<br />
der Ruhe, inmitten von insgesamt fünf Hektar grossen Reisfeldern, offen. Im<br />
Eingangsbereich sorgen mit Blumen geschmückte Skulpturen der Gottheit<br />
Ganesha für eine spirituelle Atmosphäre. Auf dem Gelände befinden sich Lotusteiche,<br />
Reflexionsbecken und private Villen.<br />
Suiten & Villen: Die Innenbereiche aller Unterkünfte fügen sich harmonisch<br />
in die Landschaft ein. Für jede Villa steht ein Butler zur Verfügung, der den<br />
Gästen beim Auspacken sowie am Pool zur Verfügung steht. Jede der 20 Villen<br />
und Suiten ist mit Kunstwerken der Privatsammlung Hendra Hadipranas<br />
ausgestattet.<br />
Schmuckstück des Resorts: Die 280 Quadratmeter grosse Poolvilla. Im<br />
privaten 10-Meter-Pool zu schwimmen und dabei auf grüne Reisfelder zu<br />
schauen, ist ein Erlebnis ganz besonderer Art. Die Offenheit zur Natur und<br />
dabei ein solch grosses Mass an Privatheit zu haben, sucht ihresgleichen.<br />
Hier wundert es nicht, dass es die meisten Gäste trotz der Nähe zu Ubud<br />
vorziehen, auf dem Resortgelände zu bleiben.<br />
Fürs Wohlbefinden: Nicht nur das Spa und die<br />
Swimmingpools tragen zum allgemeinen Wohlbefinden<br />
bei, sondern auch der neue Chefkoch<br />
Khairudin «Dean» Nor. Das weitreichende Angebot<br />
an Biogemüse, die umliegenden Fischteiche<br />
und die Reisfelder liefern Dean Inspiration und<br />
Ingredienzen sozusagen auf dem Silbertablett.<br />
«Einfach und elegant», so bezeichnet Chefkoch<br />
Dean seine aktuelle Auswahl an Gerichten: Auf der<br />
Vorspeisenkarte stehen Kreationen wie Sop Buntut<br />
Oxschwanz Suppe und roter Bio-Quinoasalat,<br />
als Hauptspeise werden gebratener Riesenseebarsch,<br />
Entenbeinconfit oder Tournedos Rossini<br />
angeboten und als Dessert kreative Leckereien wie<br />
kalte Ananassuppe und Maracujafruchtmousse.<br />
Aktiv: Exklusiv für Gäste des The Chedi Club Tanah<br />
Gajah öffnet die Familie Hadiprana, bekannt<br />
als Sammler und Mäzene indonesischer Kunst, die<br />
Tore ihres privaten Anwesens Duadari.<br />
Für die Teilnahme an den «Art Expressions» sind<br />
keine Vorkenntnisse zur Verwendung von Acrylfarben<br />
vonnöten, denn es steht ein professioneller,<br />
einheimischer Künstler bereit, der bei Bedarf den<br />
Kunstinteressierten Hilfestellungen bietet.<br />
36 | <strong>PRESTIGE</strong>
Für mein romantisches Rendezvous:<br />
Pop und klassische Liebeslieder<br />
Für mein Couture-Einkaufserlebnis:<br />
Die neuesten Kollektionen vom Laufsteg<br />
Musik- und Visuellunterhaltung<br />
für jede Stimmung.<br />
Ich bin nicht die gleiche Person bei jedem<br />
Flug. Meine Welt ist luxuriös und ich lebe<br />
meine Stimmungswechsel. Eine persönliche<br />
Begleitung durch das Check-in und die<br />
Passkontrolle an Bangkoks Flughafen Suvarnabhumi<br />
geniesse ich immer, auch werde ich<br />
dort mit einer Spa-Behandlung verwöhnt.<br />
An Bord, eine erlesene Gourmetselektion,<br />
Privatsphäre-Optionen mit dem zum bequemen<br />
Bett wandelbaren Sitz und immer neuesten<br />
Unterhaltungsprogramm, was möchte ich<br />
heute? Das muss ich jetzt noch nicht entscheiden.<br />
An Bord der Royal First Klasse wähle ich,<br />
was und wann ich will. Ich fliege THAI.<br />
Information und Reservation: T 044 215 65 00, www.thaiair.ch,<br />
reservation@thaiair.ch oder in jedem Reisebüro.
travel<br />
This is<br />
Underwater<br />
Love<br />
Hotspots<br />
für Tauchen<br />
und Schnorcheln<br />
Angeblich ist das Weltall besser erforscht als das Meer.<br />
Dabei üben die Ozeane schon immer grösste<br />
Faszination auf den Menschen aus. Sicher ein Grund,<br />
weshalb viele Reisende es lieben, die Unterwasserwelt<br />
rund um den Globus genauer zu ergründen. Hier einige<br />
Hotspots, an denen sich wunderbar unberührte Riffe,<br />
farbenprächtige Korallen sowie kleine und grosse<br />
Meeresbewohner entdecken lassen.<br />
Lilly Steffen<br />
38 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
Französisch Polynesien – Bora Bora<br />
Da die Hauptinsel Bora Bora nahezu komplett von einer<br />
Lagune umgeben ist, können sich Unterwasserfreunde auf ein<br />
ungestörtes Revier freuen. Besonders beliebt sind Tauchgänge<br />
zu Mantarochen, denn die grössten ihrer Art weltweit sind hier<br />
beheimatet. Daneben lassen sich Delfine, verschiedene Haiarten<br />
sowie Buckelwale sehen. Kurz: ein Unterwasser «Grand<br />
Canyon» in der Südsee.<br />
Cook Islands – Rarotonga<br />
Wal- oder Hammerhaibegegnungen sind auf der grössten der<br />
Cook Islands keine Seltenheit. Durch die Bodenbeschaffenheit<br />
des Riffes um Rarotonga ist es möglich, Multilevel-Tauchgänge<br />
zu unternehmen. Die Sichtweite liegt dabei durchschnittlich<br />
bei 20 bis 30 Metern. Adlerrochen-, Hai- und zahlreiche Schildkrötenbegegnungen<br />
sind hier keine Seltenheit.<br />
Indonesien – Pemuteran<br />
Dieser kleine Ort im Nordosten von Bali gilt immer noch als<br />
Insidertipp unter den Bali-Urlaubern. Bei Tauchern dagegen ist<br />
Pemuteran weltweit bekannt – vor allem durch die vorgelagerte<br />
Insel Mejangan. Hier fühlt man sich, als ob man in ein wunderschönes<br />
Aquarium eintaucht.<br />
Mauritius<br />
Fast um die ganze Insel, die etwa 900 Kilometer östlich von<br />
Madagaskar liegt, verläuft ein Korallenriff. Daher eignen sich<br />
die rund 40 Tauchspots von zehn bis 30 Metern Tiefe sowohl<br />
für Anfänger als auch für Profis. Von farbenprächtigen<br />
Fischen bis hin zu Grotten und alten Wracks wird Tauchern und<br />
Schnorchlern einiges geboten.<br />
Tansania – Sansibar<br />
Der halbautonome Inselstaat birgt eine faszinierende Unterwasserwelt<br />
mit zahlreichen unberührten Riffen mit Barrakudas,<br />
Meeresschildkröten und tropischen Rifffischen. Bei einer Sicht<br />
bis zu 30 Metern lassen sich gigantische Farn- und Brain-<br />
Korallen, Skorpionfische und Seepferdchen entdecken. Die<br />
einsamen Strände und Tauchreviere sind einfach faszinierend.<br />
Vanuatu – Port Vila<br />
Es heisst, dass auf Vanuatu die glücklichsten Menschen leben.<br />
Auf alle Fälle zählt das melanesische Archipel zu den unkonventionelleren<br />
Pazifikinseln und bietet Unterwasserfreunden<br />
abenteuerliche Tauchreviere. Denn neben Steilwänden und<br />
Höhlen sind bei Tauchern auch Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg<br />
beliebt, wie das der Star of Russia.<br />
Fidschi – Viti Levu<br />
Die vulkanische Hauptinsel der Fidschi-Gruppe besticht durch<br />
kristallklares Wasser, welches Schnorchler verzückt, und<br />
weisse Sandstrände. Viti Levu ist eher ein Geheimtipp, denn<br />
noch nicht alle Tauchplätze sind bereits kartografiert. Legendär<br />
ist hier ein Tauchgang zum Shark Reef, wo man Bullen- und<br />
Tigerhaien begegnen kann.<br />
Fidschi – Taveuni Island<br />
Was das weltbekannte Great Barrier Reef für Australien ist,<br />
ist das Rainbow Reef für Fidschi, das bei Taveuni Island liegt.<br />
Wie der Name verrät, erwartet Tauchern eine schillernde<br />
Farbenpracht unter Wasser: knallbunte Hart- und Weichkorallen<br />
und unzählige Fische in kräftigen Farben wie Anemonenoder<br />
Feuerfische.<br />
Indonesien – Bunaken<br />
Der Bunaken National Marine Park lässt jedes Taucherherz<br />
höherschlagen. Der Unterwassernationalpark, der sich über<br />
mehrere Inseln erstreckt und unter Naturschutz steht, ist<br />
bekannt für seine schön bewachsenen Steilwände und den<br />
grossen Artenreichtum an tropischen Fischen wie Schwarmfische,<br />
Napoleon-Lippfische oder andere Rifffische.<br />
The Luxury Way of Life | 39
travel<br />
Futebol<br />
de Brasil<br />
Welcome to<br />
Pelé, Ronaldo, Rivaldo, Ronaldinho und Kaká heissen<br />
die Helden des Landes. In diesem Jahr zur WM<br />
werden die Kicker einmal mehr zu Nationalheiligen.<br />
Yvonne Beck<br />
Überall in Brasilien wird auf jedem nur erdenklichen Platz Fussball gespielt.<br />
Besonders in den Armenvierteln. Denn so manches Kind in<br />
zerfetzten Hosen wurde durch die runde Lederkugel in die Spitzenclubs<br />
der Welt gehievt. Viele hoffen, einmal den Weg eines Ronaldos<br />
gehen zu können und durch Dynamik, Schnelligkeit und Dribbel-Attacken die<br />
starre Ordnung der Gegener und der Welt aus den Reihen zu bringen und<br />
auszutricksen.<br />
Jeitinho Brasileiro<br />
Gerade der Fussball zeigt einen wichtigen Zug der Seele Brasiliens auf, nämlich<br />
den der Kreativität. Die Brasilianer haben zum Überleben äusserst listige<br />
Auswege entwickelt. Der berühmte «jeitinho brasileiro» ist das hochsensible<br />
Geschick oder der Instinkt der Brasilianer, mit Alltagssituationen und<br />
40 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 41
travel<br />
Hindernissen fertig zu werden. Und dabei niemals ihre Lebensfreude, ihren<br />
Enthusiasmus oder scheinbare Leichtigkeit zu verlieren. Für jede scheinbar<br />
noch so aussichtslose, unangenehme oder kniffelige Situation finden die Brasilianer<br />
einen gerissenen Kniff, mit dem sie sich weiterboxen. Auf kreative<br />
Weise «umdribbeln» sie so jede Hürde und jeden Gegner. Als in Brasilien die<br />
Anschnallpflicht eingeführt wurde und sich nicht jeder die Umrüstung des<br />
eigenen Autos leisten konnte, kaufte man sich einfach<br />
ein T-Shirt mit aufgedrucktem Gurt. «O jeito<br />
de ser brasileiro» – der Trick, ein Brasilianer zu<br />
sein. Auf dem grünen Rasen heisst dies, seinen<br />
Gegner zu täuschen, zu verwirren und schliesslich<br />
überraschend zu besiegen. Das alles gewürzt<br />
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und deren Registrierung im P ZERO CLUB. Details und Teilnahmebedingungen unter pirelli.ch, Rubrik P ZERO CLUB.
travel<br />
«Ronaldinho hat Talent<br />
und Grazie und macht<br />
zudem mit seinem<br />
Lächeln den Fussball<br />
noch schöner.»<br />
– Michel Platini –<br />
Ronaldinho<br />
mit einer Portion Schlitzohrigkeit, Verspieltheit und guter Laune. Es geht also<br />
darum, den Widersacher auf elegante Weise zu schlagen.<br />
Doch Fussball repräsentiert nicht nur die Mentalität der Brasilianer, sondern<br />
ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 800 Fussballclubs, 13 000 Amateurvereine<br />
und über 300 Stadien, in denen jedes Jahr etwa 32 Millionen<br />
US-Dollar umgesetzt werden, nennt das Land sein Eigen. Zudem ist Fussball<br />
für dieses Land ein wichtiges Kommunika tionsmittel, das durch alle Schichten<br />
hindurch greift und Gespräche auch mit Wildfremden<br />
möglich macht. Die WM 2<strong>01</strong>4 wird einmal<br />
mehr zeigen, dass Sport verbindet.<br />
Was man gesehen haben sollte<br />
Rio de Janeiro: die Metropole am Zuckerhut. Brasilianer<br />
nennen sie liebevoll «Cidade maravilhosa» –<br />
wundervolle Stadt. Kilometerlange Sandstrände,<br />
44 | <strong>PRESTIGE</strong>
Travel<br />
malerische Buchten und das Grün des Tijuca-Parks machen die Stadt zu<br />
einer der schönsten Metropolen Südamerikas. Die Reichen und Schönen der<br />
Stadt tummeln sich immer noch in Ipanema.<br />
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand Ipanema aus wenigen über die<br />
Buchten verstreuten Sommerhäuser. Später bauten mehr und mehr Familien<br />
der wohlhabenden Oberschicht Rios bevorzugt ihre Villen in Ipanema. Seit<br />
den 70er-Jahren wurden die pompösen Villen jedoch mehr und mehr durch<br />
einfallslose Hochhäuser ersetzt. Die Bewohner blieben jedoch ihrem Viertel<br />
treu und so lässt sich auch heute noch perfekt Essen gehen, ausgehen und<br />
einkaufen. Etwas exklusiver als Ipanema geht es jedoch im benachbarten<br />
Stadtteil Leblon zu. Gourmet-Restaurants und Edelboutiquen finden hier ihr<br />
Publikum. Hier hat auch das Sheraton seine Lager aufgeschlagen, da private<br />
Strände in Brasilien verboten sind, muss das Hotel seinen «Hausstrand» mit<br />
den Bewohnern der nahen Favela teilen, was jedoch problemlos gelingt. Auch<br />
das ist eben Brasilien und sein berühmtes «jeitinho brasileiro».<br />
Edelsteine & schwarzes Gold<br />
Brasilien ist der weltweit grösste Edelstein lieferant.<br />
In Ipanema haben die beiden Schmuck riesen<br />
Amsterdam Sauer und Hans Stern ihre Firmenzentralen.<br />
Das Hans Stern Museum zeigt eine<br />
faszinierende Sammlung grösstenteils unverkäuflicher<br />
Schmuckstücke und bietet mehrsprachige<br />
Führungen durch Werkstätten der Goldschmiede<br />
an. Das Museum Amsterdam Sauer hingegen<br />
zeigt den Nachbau eines Aquamarin-Bergwerks.<br />
Wer sich näher für Edelsteine interessiert, dem ist<br />
ein Ausflug nach Diamantina empfohlen. Ein Ort<br />
der besonderen Art, um den sich viele Sagen und<br />
Geschichten drehen. Hier wurden das erste Mal im<br />
17. Jahrhundert grössere Vorkommen von Edelsteinen<br />
gefunden. Dadurch stieg die Stadt schnell zum<br />
internationalen Handels- und Kunstzentrum auf.<br />
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DIE<br />
Wüste<br />
SCHÖNE EINÖDE<br />
Schroffe Felsformationen, staubige Steppen<br />
und salzige Einöden – verschiedenste Wüstenarten<br />
finden sich auf unserem Planeten. Eins aber haben<br />
alle gemeinsam: Ihre einzigartige Natur bringt<br />
globetrotter dazu, so manche Strapazen auf sich<br />
zu nehmen, um diese Schönheit zu bestaunen.<br />
Egal ob sandig, sonnig oder steinig, faszinierend<br />
sind Wüsten auf jeden Fall.<br />
Lilly Steffen
travel<br />
Es ist besser,<br />
in<br />
Die Sahara im Norden Afrikas<br />
Berühmt ist die Sahara vor allem für ihre sandigen Dünen, die allerdings nur<br />
ein Fünftel der Gesamtfläche der weltgrössten Trockenwüste ausmachen. Mit<br />
ihren Stein-, Fels- und Kies- beziehungsweise Geröllwüsten bietet sie dem<br />
Besucher ein grosses Spektrum verschiedenster Ödlandschaften. Dabei<br />
ist die Sahara mit einer Fläche von neun Millionen Quadratkilometern etwa<br />
218-mal so gross wie die Schweiz.<br />
einer Wüste<br />
wach zu sein,
travel<br />
Sossusvlei in Namibia<br />
Das Sossusvlei liegt inmitten der Namibwüste, deren Sanddünen mit mehr als<br />
350 Metern zu den höchsten der Welt gehören. Das beige «Vlei», eine Salztonebene,<br />
hebt sich deutlich vom umgebenden orangefarbenen Sand ab, der<br />
seine Farbe einer hohen Eisenoxidkonzentration verdankt. Tipp: Kurz nach<br />
Sonnenaufgang sind die Dünen besonders schön rot.<br />
48 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
als in einem<br />
Wadi Rum in Jordanien<br />
Das Wadi Rum, auch «Tal des Mondes» genannt, war Schauplatz im Buch<br />
«Die sieben Säulen der Weisheit» des britischen Offiziers Thomas Edward<br />
Lawrence und bot dem Film «Lawrence von Arabien» einen aussergewöhnlichen<br />
Drehort. Die faszinierenden Felswände aus Sandstein und Granit<br />
machten das Wadi Rum zum UNESCO-Welterbe.<br />
The Luxury Way of Life | 49
travel<br />
Salar de Uyuni in Bolivien (oben)<br />
Mit mehr als 10 000 Quadratkilometern ist der Salar de Uyuni der grösste<br />
ausgetrocknete Salzsee der Welt. Nur noch teilweise ist das Gebiet, dessen<br />
Salzkruste vor über 10 000 Jahren durch das Austrocknen eines Palöosees<br />
entstand, mit Wasser bedeckt. Sehenswert ist auch der Eisenbahnfriedhof<br />
am Rande des Salar südlich von Uyuni mit seinen über einhundert Jahre alten<br />
Zügen. Sicherlich eines der schönsten Ziele Südamerikas, welches man nicht<br />
verpassen sollte.<br />
The Pinnacles in Australien (links)<br />
Die von Wetter und Erosion geformten Felstürme, genannt «The Pinnacles»,<br />
sind die Hauptattraktion des Nambung-Nationalparks im Westen Australiens.<br />
Die Kalksteintürme, umgeben von gelben Sanddünen, entstanden über Millionen<br />
von Jahren und sind die Überreste einer Zeit, in der die Landschaft<br />
noch Teil des Meeresbodens war. Tausende von ihnen sind über die Wüste<br />
verstreut und verleihen dem Ort ein ausserirdisches Flair. Einfach atemberaubend<br />
für Naturfans.
travel<br />
Weisse Wüste in Ägypten<br />
Die Kalksteinformationen der Weissen Wüste regen die Fantasie eines jeden<br />
Besuchers der Region nördlich der Oase Farafra an. Das Gebiet ist ein beeindruckender<br />
natürlicher Skulpturenpark, dessen Gesteinsformen an Pilze,<br />
an ein Huhn unter einem Baum oder den Kopf einer Sphinx erinnern. Die<br />
Weisse Wüste war einst der Grund des Meeresbodens und ist sicher eine der<br />
schönsten Wüsten der Welt.<br />
Paradies<br />
The Luxury Way of Life | 51
travel<br />
Painted Desert in den USA<br />
Die Painted Desert besticht vor allem durch die sogenannten Badlands:<br />
schroffe, teils stark verwitterte Gesteinsformationen, die sich in vielen verschiedenen<br />
Schichten in den Himmel erheben. Vor allem die unterschiedlichen<br />
Farbtöne des Gesteins stechen hervor: Rot- und Gelbtöne überwiegen<br />
neben selteneren weissen und dunklen Schichten. Die Reise nach Arizona<br />
lohnt sich allein schon aufgrund dieser Felsen, die fast schon «bunt» wirken,<br />
was besonders gut bei Sonnenuntergang zur Geltung kommt.<br />
zu schlafen.<br />
52 | <strong>PRESTIGE</strong>
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Travel<br />
Melancholische Momente einer Beziehung, die von Ort zu Ort zog.<br />
«Luxemburg: multikulturell,<br />
mehrsprachig, kreativ<br />
und vielfältig!»<br />
54 | <strong>PRESTIGE</strong>
Travel<br />
«Klein, aber oho»<br />
Luxemburg<br />
Luxemburg ist einer der kleinsten Flächenstaaten<br />
der Erde und nach Malta das zweitkleinste Mitglied<br />
der Europäischen Union. Trotz seiner geringen<br />
Grösse übertrifft die wirtschaftliche Bedeutung<br />
des Landes allerdings viele weitaus grössere<br />
und bevölkerungsreichere Staaten in der EU.<br />
Lilly Steffen<br />
Doch nicht nur wirtschaftlich hat Luxemburg einiges zu bieten, auch<br />
kulturell gibt es einiges zu entdecken. Überall in der Stadt gibt es Museen,<br />
Theater und Veranstaltungssäle, die sowohl Besucher als auch<br />
Künstler jeder Stilrichtung anziehen. Im Zentrum des Landes leben<br />
Menschen von nicht weniger als 150 verschiedenen Nationalitäten. Sie sind<br />
es, die der Stadt ihre ganz besondere Ausstrahlung verleihen: multikulturell,<br />
mehrsprachig, kreativ und vielfältig.<br />
Stadt der Kontraste<br />
Nirgendwo anders harmonieren zeitgenössische Bauten so subtil mit den Ruinen<br />
ehemaliger Burgen und Schlösser. Bereits seit 1994 gehört die Altstadt<br />
Luxemburgs mit ihren historischen Stadtvierteln zum UNESCO-Weltkulturerbe.<br />
Dieser städtische Komplex vereint auf ganz eigene Weise den mittelalterlichen,<br />
klassischen und modernen Stil. Mit ihren verschlungenen Tälern,<br />
ihren Wasserläufen, ihren Brücken und ihrer majestätischen Architektur spiegelt<br />
die Altstadt von Luxemburg die typischen Bauformen des Landes wider.<br />
Ultramoderne Gebäude fügen sich nahtlos in das ursprüngliche Stadtbild ein,<br />
welches Zeuge einer bewegten Vergangenheit ist. Kurzum: Luxemburg ist<br />
eine moderne Stadt mit tief reichenden Wurzeln.<br />
Die Spuren der Vergangenheit verschmelzen mit der heutigen Welt, die in<br />
steter Bewegung ist. Diese gekonnte Mischung ist einer der Bestandteile,<br />
welche die Identität dieser Stadt ausmachen: ein Begegnungsort der Kulturen<br />
mit einer bewegten historischen Vergangenheit. Mit ihrer strategischen<br />
Lage zwischen dem Königreich Frankreich und dem deutschen Kaiserreich<br />
war die Festung Luxemburg ab dem 16. Jahrhundert<br />
und bis zum Jahr 1867, als die Schleifung der<br />
Festung beschlossen wurde, einer der wichtigsten<br />
Bollwerke Europas.<br />
Der Geschichte auf der Spur<br />
Diese Festungsanlagen sind, bedingt durch den<br />
steten Wechsel der in Luxemburg anwesenden<br />
europäischen Mächte (die Kaiser des Heiligen Römischen<br />
Reiches, die Burgunder, die Habsburger,<br />
die spanischen und französischen Könige und<br />
schliesslich die Preussen), eine militärarchitektonische<br />
Zusammenfassung von mehreren Jahrhunderten.<br />
Die grössten Festungsbaumeister, die<br />
aus allen Himmelsrichtungen Europas kamen, wie<br />
zum Beispiel Vauban, haben ihren Handdruck in<br />
dieser einst als Gibraltar des Nordens bezeichneten<br />
Festung hinterlassen.<br />
Die Militär- und Zivilgebäude, die in einer atemberaubenden,<br />
natürlichen Umgebung entstanden<br />
sind, bilden den architektonischen Rahmen der<br />
Altstadt. Dieses erkundet der Besucher sowohl<br />
in den Kasematten, als auch an der entlang der<br />
Wehrmauer sich schlängelnden Flaniermeile<br />
The Luxury Way of Life | 55
Travel<br />
Oberauer Stausee. © Ministère du Tourisme<br />
Springprozession, Echternach. © Peuky Barone-Wagener/ONT<br />
Echternacher<br />
Springprozession<br />
Jedes Jahr am Pfingstdienstag versammeln<br />
sich Pilger und Zuschauer aus<br />
dem In- und Ausland, um an diesem<br />
einzigartigen Kultphänomen teilzunehmen.<br />
Das Besondere an der Prozession<br />
ist, dass sie erlaubt, den ganzen Körper<br />
in das Gebet mit einzubeziehen: Das<br />
Springen, begleitet von einer unaufhörlich<br />
wiederholten Polkamelodie, ist<br />
einmaliger Ausdruck der christlichen<br />
Freude. Etwa 12 000 bis 14 000 Pilger<br />
nehmen an dem Zug durch die Stadt<br />
bis zum Grabe des Heiligen teil, darunter<br />
etwa 8000 bis 9000 Springer. Die<br />
Echternacher Springprozession 2<strong>01</strong>0<br />
wurde auf die UNESCO-Liste der immateriellen<br />
Kulturgüter der Menschheit<br />
aufgenommen.<br />
«Corniche», beim Bummel zu den in Parks und<br />
öffentlichen Gärten erhaltenen Militärbauten oder<br />
auf thematischen Rundwegen wie dem unumgänglichen<br />
«Wenzelweg».<br />
Gärten und Grünflächen<br />
Ein Drittel der Stadt Luxemburg ist grün. Es gibt<br />
eine Vielzahl an Parks und Gartenanlagen, durch<br />
die man nach Herzenslust spazieren kann. Viele<br />
Schlösser und Burgen verfügen über ihren eigenen<br />
Schlosspark, der dem Besucher offen steht.<br />
Die Pflanzenvielfalt und aussergewöhnlichen<br />
Skulpturen lassen diese Parkanlagen besonders<br />
lebendig und einladend erscheinen. Fernab<br />
vom stürmischen Grossstadtrummel findet man<br />
hier Horte der Ruhe und Entspannung. Zu den schönsten Stadtparks Luxemburgs<br />
gehören sicherlich die Parks im Petruss-Tal, mit ihren Felsen und<br />
Ruinen, sowie der Stadtpark Edouard André, ein wunderschöner englischer<br />
Garten im Herzen der Stadt.<br />
Im Norden Luxemburgs, in den Ardennen, findet man zudem die zwei grössten<br />
regionalen Naturparks des Landes. Aufgabe des Naturparks «Our» und<br />
des Naturparks «Oewersauer» ist es, die natürlichen Ressourcen des Landes<br />
zu wahren. In der Moselregion kann man das unschätzbare Biotop des Naturreservats<br />
«Haff Remich» entdecken. Neben den zahlreichen Wanderwegen,<br />
Fahrradstrecken und Mountainbike-Routen findet man in den Naturparks<br />
auch Schlösser, Museen und idyllische Dörfer. Mit ihren netten Restaurants<br />
und regionalen Produkten sind die Naturschutzgebiete Luxemburgs auch in<br />
kulinarischer Hinsicht ein echtes Erlebnis. Eins steht also fest: Langweilig wird<br />
es nicht in Luxemburg, denn Luxemburg ist zwar klein, aber oho!<br />
56 | <strong>PRESTIGE</strong>
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nur eine einmalige Gelegenheit, in Schweizer Immobilien zu<br />
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Modernität werden vereint, um reines Thermalwasser aus<br />
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kompletten Kurangebotes ist 51° ein Ort, in dem der reine<br />
Wellness-Lifestyle einfach zu leben ist; es ist eine Einladung,<br />
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Wellnessen<br />
Schon vor Tausenden von Jahren entdeckten<br />
die Menschen, dass warme<br />
Quellen für Körper und Seele wohltuend<br />
sind. Das warme Thermalwasser<br />
wirke anregend auf den Kreislauf und<br />
entspannend für die Muskeln. So<br />
fingen die Römer schon 500 Jahre<br />
vor Christus an, die Thermalquellen<br />
zu nutzen, und erstellten legendäre<br />
Badeanlagen. Diese Thermen besassen Bodenund<br />
Wandheizung. Die Bäder waren aus Marmor<br />
gemacht und die Wände wunderschön mit<br />
Mosaikbildern geschmückt. Sogar Kästchen für<br />
die Kleider gab es damals schon und die Frauen<br />
trugen im Bade eine Art Bikini. In den berühmten<br />
Caracalla-Thermen soll es recht laut zugegangen<br />
sein, befanden sich doch dort 1 600 Marmorsessel.<br />
Die Thermen hatten grosse Wandelhallen<br />
und waren umgeben von Parkanlagen, besassen<br />
Bibliotheken und allen Komfort, um sich zu entspannen.<br />
Auch Massagen wurden damals angeboten.<br />
Nach der Zerschlagung des Römischen<br />
Reichs ging leider auch diese Badekultur für lange<br />
Zeit verloren.<br />
Schon die alten Römer kannten die Heilquelle<br />
von St. Moritz, da sie wussten, dass das Trinken<br />
von gewissen Quellwassern gesundheitsfördernd<br />
ist. Aber erst durch die Erwähnung von Paracelsus<br />
um 1555 wurde sie weitherum bekannt.<br />
Er pries den Sauerbrunnen und sein Wasser als<br />
gesundheitsfördernd. Auch italienische Ärzte des<br />
17. Jahrhunderts empfahlen dieses Wasser für<br />
Trinkkuren. So kam 1699 sogar die Herzogin von<br />
Parma nach St. Moritz zur Kur. Wie damals üblich,<br />
wurden die Damen in Sänften über den Malojapass<br />
getragen, während die Männer ihrerseits<br />
hoch zu Ross reisten.<br />
Das 19. Jahrhundert war dann die Geburtsstunde<br />
der grossen Kurbäder wie der Montecatini-<br />
Therme in Italien oder dem Marienbad in Tschechien.<br />
Das Kuren und Baden hatte ein grosses<br />
Revival. Man genoss die Hotels und das Flanieren<br />
durch die Parks, lauschte den Konzerten und legte<br />
sich zur Verschönerung des Aufenthaltes einen<br />
«Kurschatten» zu. Selbst Goethe verbrachte 1820<br />
einige Zeit in Marienbad.<br />
In den Jahren des Wirtschaftswunders<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg wollten<br />
die Leute alle nur noch in den Süden<br />
ans Meer fahren, um sich dort stundenlang<br />
reihenweise an die Sonne zu<br />
legen, um braun zu werden, um den<br />
Nachbarn zuhause zu zeigen, dass<br />
man sich Ferien am Meer hatte leisten<br />
können. Nach ein paar Jahren sahen<br />
die Damen wie schwarze, getrocknete Oliven<br />
aus und die Dermatologen schrien «Mordio». Sie<br />
drohten den Sonnenanbetern mit Hautkrebs.<br />
Worauf man sich langsam eines Besseren besann<br />
und mit Abenteuer- und Bildungsreisen seine Freizeit<br />
verbrachte. Erholsam war das allerdings nicht.<br />
So fingen die ersten Trendsetter schon wieder an,<br />
etwas Entspannendes zu suchen – und sie entdeckten<br />
wieder die alten Werte der früheren Erholungskuren.<br />
Kein Luxushotel kann es sich mehr<br />
leisten, nicht über einen grosszügigen Spa zu<br />
verfügen. Die Römer lassen grüssen. Wellnesshotels<br />
schossen aus dem Boden wie Pilze. Wer «in»<br />
ist, geht heute «Wellnessen». Man geniesst dort<br />
die exklusiven Badeanlagen, Saunas, Massagen,<br />
nutzt Fitnessangebote und Personal Training<br />
und lässt die Seele baumeln. Das Angebot wird<br />
«Schon die alten Römer kannten<br />
die Heilquelle von St. Moritz,<br />
da sie wussten, dass das Trinken<br />
von gewissen Quellwassern<br />
gesundheitsfördernd ist.»<br />
immer reichhaltiger. Man kann sich mit Ayurveda<br />
in Sri Lanka verwöhnen lassen oder eine Talasso-<br />
Kur am Atlantik machen, Moorbäder nehmen und<br />
vieles mehr. Ich persönlich mache am liebsten<br />
Fastenkuren, um im Frühling den «Winterspeck»<br />
loszuwerden, und im Herbst brauche ich das<br />
Ganze noch einmal, um bei meiner traditionellen,<br />
spätherbstlichen Südamerika-Reise am Strand<br />
von Rio eine gute Figur zu machen.<br />
Kurzum, jeder hat die Qual der Wahl. Viel Spass<br />
beim diesjährigen Ferienprogramm.<br />
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CULTURE<br />
Culture<br />
61 GOODBYE BABYFACE<br />
LEONARDO DICAPRIO<br />
67 RICHARD BRANSON<br />
LIKE A VIRGIN<br />
68 WORLD WIDE GIRLS<br />
FASHION AROUND THE WORLD<br />
72 MEYER LANSKY<br />
DER BANKIER DER MAFIA<br />
78 KUNSTWELTEN<br />
BOOKS & NEWS<br />
80 BIRKIN & GAINSBOURG<br />
JE T’AIMAIS<br />
82 REGISSEUR UND WINZER<br />
FRANCIS FORD COPPOLA<br />
84 ANYA BARTELS-SUERMONDT<br />
SPANISCHE LEIDENSCHAFT<br />
92 Baroque Beaux-arts<br />
94 DAS TOR NACH LAPPLAND<br />
KULTUR AUS DEM HOHEN NORDEN<br />
60 | <strong>PRESTIGE</strong>
Goodbye<br />
Babyface<br />
Leonardo<br />
DiCaprio<br />
Der Bart und die Extrakilos stehen ihm gut.<br />
Mit bald 40 ist Leonardo DiCaprio endlich auch<br />
optisch zum Mann gereift. Doch warum schläft er<br />
nur mit Models? Wieso trägt er immer Schweizer<br />
Uhren? Und weshalb spielt er im Kino nie<br />
Superhelden? Hier kommen die Antworten.<br />
Dominique Zahnd<br />
Blood Diamond (2006). © Warner Bros.<br />
The Luxury Way of Life | 61
CULTURE<br />
Seine Filmpremiere war ein Hit und der ausgeschenkte Champagner beim<br />
anschliessenden Empfang lecker. Jetzt stehen wir zusammen in der geschmackvoll<br />
beleuchteten Lobby des Hotels Carlton in Cannes (F). Leo<br />
ist gut drauf, scherzt, strahlt, bis der Schauspieler den Fotografen bei der<br />
Eingangstür entdeckt, der auf ihn zugestürzt kommt. Das Lächeln verschwindet<br />
sofort aus seinem Gesicht. Der Hollywoodstar duckt sich und versucht,<br />
sich hinter den breiten Rücken von ein paar Freunden zu verstecken. Der<br />
Paparazzo hat keine Chance, ein halbwegs anständiges Bild zu schiessen.<br />
In Kauerstellung drängt DiCaprio dem Ausgang entgegen. Seine Limousine<br />
wartet bereits mit laufendem Motor. Tür auf, Tür zu – und schon verschluckt<br />
ihn das Dunkel der Nacht.<br />
Flucht dank Hustentrick<br />
Leonardo DiCaprio definiert sich über seine Arbeit. Er ist mit Leib und Seele<br />
Schauspieler. Doch Fotoshootings, Interviews und kreischende Fans nerven<br />
den Star. Der 39-Jährige – im November wird er 40 – kennt allerdings diverse<br />
Tricks, wie er bei öffentlichen Anlässen schnell davonhuschen kann. Beliebteste<br />
Taktik: die Hustenattacke. Die setzt der Amerikaner besonders gern auf<br />
dem roten Teppich ein. Das sieht dann so aus: Erst senkt er den Kopf bis auf<br />
die Brust und hält die rechte Hand als Faust geballt vor den Mund, als würde<br />
er einen Hustenanfall stoppen wollen. Damit ist sein Gesicht verdeckt – und<br />
damit kein geeignetes Fotomotiv mehr –, zudem hat er eine gute Entschuldigung<br />
weiterzugehen.<br />
Ein Star zum Anfassen, das war er nie. Und wehe dem, der es während des<br />
Interviews wagt, allzu private Fragen zu stellen. Dann verstummt der Charakterdarsteller<br />
und mutiert zum Eisklotz. Gleichzeitig droht sein Pressebetreuer<br />
damit, das Gespräch beim nächsten Ausrutscher auf der Stelle zu beenden.<br />
Zu Journalisten ist Leo grundsätzlich höflich, bleibt aber distanziert. Leonardo<br />
DiCaprio kann seinem Gegenüber nicht länger als drei Sekunden in die<br />
Augen schauen. Sein Gesicht zeigt nie eine Regung.<br />
Er riecht nicht nach Aftershave und sieht<br />
alterslos aus. Passt ihm eine Frage nicht, wiederholt<br />
er sie erst laut mehrmals, bis er eine einsilbige<br />
Antwort gibt. Als Fan seiner Arbeit könnte man<br />
seine Zurückhaltung auch als extreme Coolness<br />
auslegen. Doch das gefällt ihm ebenfalls nicht.<br />
«Ich bin ein Nerd, ein stinknormaler Typ. Ich mag<br />
keine coolen Leute. Die meisten meiner Freunde<br />
sind Nerds. Die würden verrückt spielen, wenn sie<br />
hörten, ich sei cool.»<br />
Leo, ein Normalo? Ein stinknormaler Typ? So<br />
ganz passt das nicht zum Bild, das der Rest der<br />
Welt von ihm hat. Da wäre zum Beispiel die Tatsache,<br />
dass er nur mit Models ausgeht. Seine<br />
Lippen haben unter anderem schon Kate Moss,<br />
Eva Herzigova, Bridget Hall, Kristen Zang, Amber<br />
Valletta, Erin Heatherton, Gisele Bündchen, Bar<br />
Rafaeli und Toni Garn geküsst. Die Mädels haben<br />
(fast) alle etwas gemeinsam: einen Traumbody<br />
und blonde Haare.<br />
Ferien in Deutschland<br />
Vor den Traualtar konnte ihn allerdings noch keine<br />
zerren. Obwohl, Bar Rafaeli war nah dran.<br />
DiCaprios deutsche Mutter Irmelin hatte die hübsche<br />
Israelin bereits ins Herz geschlossen. Die<br />
beiden kochten oft zusammen. Und Bar spielte<br />
gern mit «Django», Irmelins französischer Bull-<br />
«Dank Titanic kann ich jetzt<br />
alle Rollen<br />
spielen,<br />
die ich will.»<br />
Der Duft des Untergangs<br />
Es gibt auch ein «Titanic»-Herrenparfüm. Leonardo<br />
DiCaprio entdeckte es per Zufall bei einem Filmdreh<br />
in Afrika und amüsierte sich königlich darüber. Denn<br />
das Duftwasser war in 14 verschiedenen Noten erhältlich<br />
– von «männlich» bis «wahnsinnig männlich».<br />
Titanic (1997), mit Kate Winslet. © 20th Century Fox<br />
62 | <strong>PRESTIGE</strong>
«Ich bin besessen<br />
von meiner Arbeit.»<br />
Inception (2<strong>01</strong>0). © Warner Bros.<br />
dogge. Leo hat seinen Modelschatz auch mit nach Deutschland genommen<br />
und seiner Grossmutter Helene Indenbirken vorgestellt. In Oer-Erkenschwick<br />
bei Dortmund, in einem Mehrfamilienhaus in der Kampstrasse, machte der<br />
Star als Kind oft Ferien. Ein Nachbar von damals erinnert sich: «Er war im<br />
Schwimmbad, ist mit dem Rad herumgekurvt und hat sogar bei einem Breakdance-Wettbewerb<br />
mit gemacht.» Und DiCaprio sagt: «In meinem Film ‹Wolf of<br />
Wall Street› zeige ich ein paar meiner alten Moves. Als Teenager habe ich bei<br />
einem Wettbewerb in Deutschland mal eine Silber-Trophäe gewonnen. Ich bin<br />
bis heute der Meinung, ich hätte den ersten Platz verdient gehabt.»<br />
Der Schock war gross, als Oma Helene im August 2008 im Alter von 93 Jahren<br />
verstarb. Der Schauspieler ist aber nicht sofort in seine alte Heimat geflogen.<br />
Er wartete erst ein paar Tage, bis sich alle Paparazzi verzogen hatten.<br />
Erst dann verabschiedete er sich von seiner Grossmutter auf dem Waldfriedhof.<br />
Übrigens ohne Freundin Bar an seiner Seite, da die ihr Engagement an<br />
der Fashion Week in New York nicht so kurzfristig absagen konnte.<br />
Deutschland – das Land und die Kultur haben ihre Spuren bei DiCaprio hinterlassen.<br />
Was nur wenige wissen: Er spricht ganz passabel Deutsch. «Ich<br />
komme damit durch, kann Essen bestellen, nach dem Weg fragen. Aber ein<br />
stimulierendes, intellektuelles Gespräch – das wird mir nicht gelingen», sagt<br />
er. Ist er in den USA, vermisst er die deutsche Kost. Er ist verrückt nach<br />
Curry wurst, sein Lieblingsessen sind aber Kartoffelpuffer. «Immer, wenn ich in<br />
Deutschland bin, nehme ich ein paar Kilos zu. Ich liebe deutsches Essen und<br />
stopfe mich voll, bis nichts mehr reinpasst.»<br />
Seine Haltung ist «deutsch»<br />
Seine Mutter war in den Fünfzigern nach Kalifornien ausgewandert. Ihr Sohn<br />
wuchs in Los Angeles auf. Doch es hat ihn immer wieder nach Deutschland –<br />
ins beschauliche und geordnete Provinzleben – gezogen. Auch nach dem<br />
Durchbruch mit «Titanic». «Meine Oma und meine Mutter hat der ganze Rummel<br />
um meine Person nie beeindruckt. Deshalb bin ich nie abgehoben. Sie<br />
haben mir beigebracht, immer offen und ehrlich zu sein. Auch wenn ich damit<br />
anecke. Es ist mir egal, was die Leute von mir denken», sagt der Star. «Diese<br />
Haltung empfinde ich als sehr deutsch – und die<br />
werde ich hoffentlich für immer behalten.»<br />
Für DiCaprio zählt nur der Job und den will er<br />
gut machen. Vier Oscar-Nominationen sprechen<br />
eine deutliche Sprache. Leonardo DiCaprio hat<br />
ein sehr gutes Händchen bei der Rollenauswahl.<br />
Er gilt als einer der begabtesten und präzisesten<br />
Schauspieler Hollywoods. Spannende Charaktere<br />
zu verkörpern, das treibt ihn an. Er sagt: «Ich will<br />
grossartige Filme drehen, einen nach dem anderen.<br />
Ich bin besessen von meiner Arbeit. Und ich<br />
kenne auf dem Set keine Zurückhaltung. Ich sage<br />
allen Autoren und Regisseuren, mit denen ich zu<br />
tun habe, was mir gefällt und was nicht. Manchmal<br />
fliegen die Fetzen, aber das finde ich gar nicht<br />
so schlecht.» Denn der Schauspieler kennt seinen<br />
Marktwert und setzt ihn bewusst ein. «Momentan<br />
habe ich die Macht, dass ich mit meinem Namen<br />
Filme finanzieren kann. Das muss ich ausnutzen.»<br />
Mit grossen Honoraren allein kann man den Star<br />
aber nicht vor die Kamera locken. Für ihn ist das<br />
Drehbuch ausschlaggebend. «Ich kann reinen Gewissens<br />
behaupten, noch nie einen Film nur fürs<br />
Geld gemacht zu haben. Deswegen drehe ich<br />
auch keine Science-Fiction- oder Superhelden-<br />
Streifen.» DiCaprio interessieren echte Menschen<br />
und gelebte Schicksale. Darum ist er sich auch für<br />
seichte, romantische Komödien zu schade. «Ich<br />
mag keine traditionellen Liebesgeschichten. Sie<br />
sind mir zu kitschig. Auch für die Rolle des Romeo<br />
in ‹Romeo und Julia› entschied ich mich nur, weil<br />
ich die moderne Fassung des Films interes-<br />
The Luxury Way of Life | 63
Django<br />
Unchained<br />
(2<strong>01</strong>2).<br />
© Walt Disney Studios<br />
«Ich liebe<br />
deutsches<br />
Essen –<br />
vor allem<br />
Currywurst<br />
und<br />
Kartoffelpuffer.»<br />
William Shakespeares Romeo & Julia (1996). © 20th Century Fox<br />
sant und den Regisseur toll fand.» Und seinen grössten Hit «Titanic» (1997,<br />
mit 11 Oscars ausgezeichnet) kann man auch nicht als typische Romantic<br />
Comedy abtun. Der zweiterfolgreichste Film aller Zeiten war Desaster-Movie,<br />
Actionfilm und Liebesdrama zugleich. Seither ist er ein Superstar. Wie sieht er<br />
heute seinen damaligen Durchbruch? DiCaprio: «Ich bin diesem Film immer<br />
noch dankbar. Wegen ihm kann ich jetzt alle Rollen spielen, die ich will. Aber<br />
auf das, was damit verbunden war, war ich überhaupt nicht vorbereitet.»<br />
Keine Zeit für Fanpost<br />
Damit meint er die Kreation des «Medienmonsters Leo». «Ich habe den Rummel<br />
an den Filmpremieren als nicht mehr real empfunden, ich fühlte mich wie<br />
ein Ausserirdischer. Die Mädchen waren eine anonyme Wand schreiender<br />
Münder. Wer so mit Bewunderung überschüttet wird, dem fällt es schwer,<br />
noch wie ein Mensch zu empfinden.» Seit den 90er-Jahren ist sein Briefkasten<br />
voll mit Fanpost. Lesen tut er sie kaum – ihm fehlt die Zeit dafür. «Aber ein<br />
Freund schaut sie für mich durch und gibt mir die verrücktesten und lustigsten<br />
Briefe zu lesen. Manche Mädchen schreiben echt bizarre Sachen.» Seit sein<br />
Bekanntheitsgrad explodiert ist («Ich werde selbst im Amazonas erkannt.»),<br />
jagen ihn auch die Paparazzi. «Jedes Mal, wenn ich mich über sie oder die<br />
Klatschblätter aufrege, komme ich mir wie ein oberflächlicher Idiot vor. Es<br />
gibt schliesslich Wichtigeres auf der Welt als die Probleme von Promis. Ich<br />
gebe zu, ich hasse viele von diesen Paparazzi, weil sie mein Leben schwer<br />
machen. Ich wünschte, sie würden mich in Ruhe lassen. Aber was soll’s: Ich<br />
habe gelernt, damit zu leben.»<br />
Ins Rampenlicht hat es ihn schon früh gedrängt. Er liebte es bereits als Kind,<br />
andere zu unterhalten. «Ob das nun mit Breakdancing oder irgendeinem anderen<br />
Quatsch war, ich wollte Aufmerksamkeit.<br />
Das ist in meinem Blut.» Zu Hause hat er oft die<br />
Gäste imitiert, nachdem sie gegangen waren. Damit<br />
brachte er seine Eltern immer zum Lachen.<br />
Irgendwann wurde ihm klar, dass Entertainer ein<br />
Beruf ist. Beeindruckt hat ihn damals auch sein<br />
Stiefbruder Adam. Der verdiente durch einen Auftritt<br />
in einem Werbefilm 50 000 Dollar. Das wollte<br />
Leo auch – und seine Eltern unterstützten ihn<br />
dabei. Sie trennten sich, als er ein Jahr alt war.<br />
«Trotzdem haben sie sich nie scheiden lassen und<br />
mich gemeinsam und sehr liebevoll aufgezogen»,<br />
erinnert sich der Star. Sein Vater George DiCaprio<br />
war lange Zeit sein grosses Vorbild. Dieser war<br />
in den Sechzigern ein Beatnik, zeichnete Comics<br />
und lebte wie ein Bohemien. «Er ist für mich eine<br />
Art Buddha. Von ihm habe ich meinen eklektizistischen<br />
Geschmack für alles Künstlerische, Politische<br />
und Spirituelle.»<br />
So romantisch das alles auch klingt, seine Kindheit<br />
war nicht nur von purer Idylle geprägt. Denn<br />
Echo-Park, der Stadtteil, in dem er damals mit<br />
seiner Mutter in Los Angeles lebte, ist bekannt für<br />
seine hohe Kriminalitätsrate. Drogen waren allgegenwärtig,<br />
der Junge sah jeden Tag Junkies.<br />
DiCaprio hat selbst nie Drogen angerührt. «Sie<br />
64 | <strong>PRESTIGE</strong>
Paradeplatz, Zurich
CULTURE<br />
unterdrücken nur den Selbsthass. Ich glaube, viele,<br />
die in Hollywood Drogen nehmen, wollen sich<br />
einfach selbst bestrafen», sagt der Schauspieler.<br />
Um auf die Gefahren des gefährlichen Konsums<br />
aufmerksam zu machen, drehte er 1995 das Drama<br />
«The Basketball Diaries».<br />
Auch Stars sind nur Menschen<br />
Seine Anhänger halten ihn für perfekt,<br />
doch DiCaprio kämpft täglich gegen<br />
Zwangsneurosen. Der Schauspieler sagt:<br />
«An Flughäfen möchte ich auf jeden weggeschmissenen<br />
Kaugummi treten. Ich<br />
muss mir dann klar machen, dass ich nicht<br />
jedes Mal 20 Meter zurückgehen muss, um<br />
meinen Fuss auf so einen Kaugummi zu<br />
setzen.»<br />
Das Sparen antrainiert<br />
Dass er als Kind arm war, hat Leonardo DiCaprio<br />
geprägt. Denn ihm wurde täglich vor Augen geführt,<br />
wie die anderen, die Reichen, in Beverly Hills<br />
leben. «Ich ging mit ihnen zur Schule und sah diese<br />
Welt, die nicht meine war.» Heute ist Leo reich.<br />
Doch trotz seiner hohen Gagen hat er das Sparen<br />
nicht verlernt. «Wenn ich es vermeiden kann,<br />
verzichte ich im Hotel auf eine Cola für fünf Dollar<br />
und kaufe mir für den gleichen Preis eine Sechserpackung<br />
um die Ecke.» Doch mit genug Geld<br />
auf dem Konto kann man anderen auch leichter<br />
helfen. Das tut er. Seine Mutter Irmelin regelt alles<br />
Finanzielle, sie ist auch die Geschäftsführerin seiner<br />
Umweltorganisation «11th Hour Action». Der Star spendet und sammelt<br />
regelmässig für gute Zwecke. «Meine Stiftung hat kürzlich 38 Millionen Dollar<br />
bei einer Auktion zusammengebracht – damit haben wir unter anderem in<br />
Nepal Schutzgebiete für Tiger eingerichtet», sagt DiCaprio.<br />
Zwei seiner Leidenschaften – die Natur und schicke Uhren – konnte er übrigens<br />
bei Schweizer Projekten vereinen. Gemeinsam mit dem traditionsreichen<br />
Uhrenhersteller Jaeger-LeCoultre entwarf er gemäss dem Motto «Time<br />
to Care» eine Kollektion von Luxusuhren. Der gesamte Erlös dieser Kooperation<br />
wurde für Öko-Projekte und Artenschutz eingesetzt. Jede Uhr kostete<br />
rund 300 000 Dollar, inklusive eingravierter DiCaprio-Signatur. Und bei der<br />
Schweizer Uhrenmarke TAG Heuer löste Leonardo DiCaprio seinen Kollegen<br />
Brad Pitt als Werbegesicht ab. Auch für diese Marke entwarf er seinen eigenen<br />
Zeitmesser, den «Auqaracer 500M Calibre 5 Limited Edition Leonardo<br />
DiCaprio». Ein Teil der Einnahmen floss ebenfalls in den Umweltschutz.<br />
Zeit für solche Projekte hat er nur in Drehpausen. Doch die sind selten, weil er<br />
zu gern arbeitet. Der Schauspieler ist regelrecht süchtig danach, in neue Figuren<br />
zu schlüpfen. «Wenn ich mit einer Rolle verschmelze, spüre ich das in jeder<br />
Zelle meines Körpers. Für diese Sekunden lebe ich», sagt er. In Hollywood<br />
gehört er längst zur A-Liga. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass der Amerikaner<br />
nie einen Fuss in eine Schauspielschule gesetzt hat.<br />
Spielberg, Cameron, Tarantino, Luhrmann, Eastwood, Mendes – DiCaprio hat<br />
sich schon für etliche der grossen Visionäre vor die Kamera gestellt. Doch<br />
zu Martin Scorsese pflegt er die innigste Beziehung. Nach «Gangs of New<br />
York» (2002), «The Aviator» (2004), «The Departed» (2006) und «Shutter Island»<br />
(2<strong>01</strong>0) markiert «The Wolf of Wall Street» (2<strong>01</strong>3) ihre fünfte Zusammenarbeit.<br />
«Wir mögen die gleiche Musik, die gleichen Filme – und uns ist auch das Gleiche<br />
zuwider. Wenn uns zum Beispiel etwas in einer Szene nicht gefällt, dann<br />
müssen wir das gar nicht erst aussprechen. Wir beide sind von unserer Arbeit<br />
besessen, wir vertrauen einander», sagt der Schauspieler. Und schwärmt<br />
dann weiter: «Marty hat mir geholfen, als Schauspieler ein ganz neues Niveau<br />
zu erreichen.»<br />
The Great Gatsby (2<strong>01</strong>3). © Warner Bros<br />
«Es ist mir egal,<br />
was die Leute von mir denken.»
Like a Virgin<br />
Richard Branson<br />
Er ist der viertreichste Mann Grossbritanniens.<br />
Zu seinem riesigen Firmenimperium der «Virgin<br />
Group» gehören weltweit über 400 Firmen. Den<br />
Grundstein legte er mit einem Plattenlabel. Hinzu<br />
kam unter anderem eine Fluglinie, eine Eisenbahn<br />
und ein Mobiltelefonbetreiber. Zudem gehört ihm<br />
die «Virgin Limited Edition», hinter der sich einzigartige<br />
Ferienanlagen verbergen: eine private Insel,<br />
eine Anlage in den Bergen, ein Wildreservat, die<br />
Villa Catamaran, eine Lodge, ein Restaurant und<br />
ein privater Club für Mitglieder. Mit «Virgin Galactic»<br />
gründete Sir Richard Branson das ambitionierteste<br />
Projekt der Virgin Gruppe. Viele sehen darin<br />
den Beginn eines neuen Tourismus – Weltalltourismus.<br />
Branson selbst steckt der Abenteurer im<br />
Blut. Von der Ballonfahrt über Kitesurfen bis zum<br />
Klettern – er lässt nichts aus, was Nervenkitzel<br />
oder Weltrekorde verspricht.<br />
3<br />
Fragen<br />
Was haben Ihre Lehrer über Sie in Ihrer Schulzeit<br />
gesagt?<br />
Richard, entweder Du kommst ins Gefängnis oder Du wirst<br />
Multimillionär.<br />
Was war Ihre erste Business-Idee?<br />
Mit neun Jahren habe ich auf dem Grundstück meiner<br />
Eltern kleine Weihnachtsbäume gesetzt, in der Hoffnung,<br />
dass sie, bis zu meinem Schulabschluss gross genug sind,<br />
um sie für viel Geld zu verkaufen. Aber die Hasen haben sie<br />
alle aufgefressen.<br />
Sind Sie glücklich?<br />
Ich denke, ich bin eine der glücklichsten Personen auf der<br />
Welt. Auch wenn ich häufig weine. Meine Kinder haben<br />
immer schon eine Packung Taschentücher dabei, wenn<br />
sie mit mir ins Kino gehen. Lustige Geschichten, traurige<br />
Geschichten, ich weine immer.<br />
«Was der<br />
schnellste Weg<br />
ist, Millionär zu<br />
werden? Borg Dir<br />
5er von jedem,<br />
den Du triffst.»<br />
The Luxury Way of Life | 67
CULTURE<br />
World<br />
WIDE<br />
GIRLS<br />
Fashion around the World<br />
Die beiden Zürcher Fotografen Andreas Gemperle<br />
und Oliver Rust waren sieben Jahre in der ganzen<br />
Welt unterwegs und haben junge Frauen<br />
porträtiert. Entstanden ist der Bildband<br />
«World Wide Girls Fashion Home Stories».<br />
Yvonne Beck<br />
Andreas Gemperle & Oliver Rust<br />
Es ist eine Reise durch alle Kontinente, auf der Andreas<br />
Gemperle und Oliver Rust in den vergangenen sieben<br />
Jahren Frauen in ihrem privaten Umfeld fotografiert<br />
haben. Von Durban über Reykjavik bis Zürich.<br />
Sie heissen Akino, Berglind, Kami, Moe oder Vera und kommen<br />
aus Durban, Reykjavik, Tokio, Phoenix, Salvador oder Zürich.<br />
Sie sind Studentinnen, Schauspiel schülerinnen, Mütter, Krankenschwestern<br />
oder Journalistinnen. Sie haben eines gemeinsam:<br />
Sie sind junge Frauen zwischen 18 und 25 Jahren und<br />
haben grosse Träume. Ihr Modeverständnis, wie sie es leben,<br />
wo sie es leben, ist unabhängig von grossen Markennamen<br />
und Budgets, abseits von roten Teppichen, drücken sie ihre<br />
Wünsche und Sehnsüchte aus, ihre Zugehörigkeiten zu einem<br />
unsichtbaren Netz, welches den Erdball umhüllt und das wahre<br />
Leben abbildet.<br />
Vollständiges Bild einer Persönlichkeit<br />
Insgesamt 90 Portraits sind so entstanden. Eine Herausforderung<br />
sei die Mischung aus Reportagen- und inszenierter<br />
Fotografie gewesen. «Wir waren neugierig, wie junge Frauen<br />
auf der ganzen Welt leben, was sie für Träume und Vorbilder<br />
haben.» Der Titel « Fashion Home Stories» impliziert bereits,<br />
dass neben den Girls auch Fashion und Home wichtige Komponenten<br />
waren. So wurden die Porträtieren gebeten, sich<br />
«fashionable» anzuziehen und zu stylen. Fotografiert wurden<br />
sie bei sich zu Hause und an ihrem Lieblingsort. «Das Ziel war<br />
ein möglichst vollständiges Bild einer Persönlichkeit», sagt<br />
Andreas Gemperle.<br />
World Wide Girls<br />
Fashion Home Stories<br />
Andreas Gemperle<br />
& Oliver Rust<br />
www.fashionhomestory.com<br />
68 | <strong>PRESTIGE</strong>
Anna (21), Studentin aus Novosibirsk, Russland –<br />
zusammen mit ihrem Hund im Wohnzimmer<br />
Wir haben Anna in der Disco zusammen mit zwei Freundinnen kennengelernt.<br />
Einige Tage später, bei ihr zu Hause, treffen wir auf eine<br />
ganz andere Anna: eher steif und schüchtern im familiären Umfeld.<br />
Hier scheint die Lebenslust und Freiheit zu fehlen. Perfektion und<br />
Fleiss ist gefragt, auch in ihrem grossen Hobby, dem Eiskunstlaufen.<br />
Agatha (20), Kellnerin aus Durban, Südafrika<br />
Sie liebt die Schönheit, Ruhe und Freiheit an diesem Ort. Hier<br />
zieht sie sich zurück, wenn sie für sich alleine sein möchte und<br />
Zeit zum Nach denken braucht. Sie wohnt mit ihrer Mutter und<br />
einem wesentlich jüngeren Bruder in einem ca. 10 Quadratmeter<br />
grossen Zimmer in der Villa, in der die Mutter als Hausangestellte<br />
arbeitet. Es gibt nur ein Bett, einen Schrank und ein<br />
Lavabo. Agatha hat sich gros se Ziele im Leben gesteckt und<br />
möchte einmal mehrere Fashionboutiquen in allen grossen<br />
Städten dieser Welt besitzen und viel herumkommen.<br />
Charlotte (18), Studentin<br />
aus Zürich, Schweiz<br />
Sitzt am liebsten noch immer auf<br />
dem Kindersitz am Küchentisch zu<br />
Hause. Charlotte ist ehrgeizig und<br />
möchte in Zukunft im Fashionbereich<br />
arbeiten und in Paris eine<br />
Ferienwohnung besitzen. Sie liebt<br />
Kleider von Isabel Marant. Neben<br />
Familie und Freunden sind ihr die<br />
Gesundheit, Starbucks und ihre<br />
Fashionmagazine wichtig.<br />
The Luxury Way of Life | 69
Reijilene (21), Studentin aus Salvador<br />
de Bahia, Brasilien<br />
In ihrem Zimmer. Es ist heiss, stickig, dunkel bei<br />
Reijilene zu Hause. Der Vater hat die Familie sitzen<br />
gelassen. Sie kommen nur knapp über die runden.<br />
Für Reijilene gibt es nicht viele Freiheiten. Sie hat<br />
als Älteste von mehreren Geschwistern viele Verpflichtungen<br />
und trägt mit Handarbeit dazu bei, die<br />
Familie durchzubringen.<br />
Naomi (24), Verkaufsassistentin<br />
aus Tokio, Japan –<br />
hier auf dem Bild mit Stitch vor<br />
ihrem Haus<br />
Sie liebt es, in andere Rollen zu schlüpfen,<br />
sich zu verkleiden. Diese Rollen<br />
geben ihr Freiheit, die sie in der Einöde<br />
und Routine des alltäglichen Lebens nicht<br />
haben kann. Als Cosplay Girl mag sie es,<br />
auf Parties zu gehen und sich gehen zu<br />
lassen.<br />
Scarlett (22) studiert Film produktion und<br />
Psychologie, Phoenix, USA<br />
Dieses Bild sagt eigentlich alles: eine cleane, sterile<br />
Umgebung, die Erfüllung (?) des amerikanischen<br />
Traums mit Pool auf der Rückseite des eigenen<br />
Hauses. Mit allen Mitteln versucht Scarlett auszubrechen<br />
und vor allem aufzufallen. So ist ihr Ziel<br />
denn auch die Schauspielerei im Land der unbegrenzten<br />
Möglichkeiten.<br />
70 | <strong>PRESTIGE</strong>
erhältlich bei:<br />
www.globalwine.ch
MEYER<br />
LANSKY<br />
Der Bankier<br />
Der Mafia<br />
Er mästet die Bankkonten<br />
seiner Mafiafreunde wie fette Weihnachtsgänse.<br />
Sein Gedächtnis sprengt seine<br />
Körpergrösse von 160 Zentimeter um Terabytes<br />
und sein Erinnerungsvermögen ist fast schon gruselig.<br />
Meyer Lansky ist der mächtigste und intelligenteste<br />
aller Mobster und treibt die Behörden, allen voran<br />
den FBI-Boss J. Edgar Hoover, zur Weissglut.<br />
Helena Ugrenovic<br />
Library of Congress & U.S. News & World Report
CULTURE<br />
Revolutionen ziehen sich im Jahr 1911 quer über den Globus, als Yette<br />
Suchowlinski mit dem neunjährigen Meyer und ihrem jüngeren Sohn<br />
Jacow die Heimatstadt Grodno im Russischen Kaiserreich verlässt und<br />
ihrem Mann nach New York folgt. Später wird Meyer sein Leben als<br />
gewaltmensch mit seiner schweren Jugend begründen, denn in Manhattans<br />
Lower East Side herrscht nicht nur die grösste Bevölkerungsdichte der Welt,<br />
sondern regieren bittere Armut und ungezügelte Brutalität. Fressen oder gefressen<br />
werden.<br />
Das «Flamingo» in Las Vegas.<br />
The Flamingo Fiasko<br />
Nur das Teuerste war Bugsy<br />
Siegel für sein Casino gut, doch<br />
nicht alles gut und dekadent<br />
genug. So liess er um den Pool<br />
gepflanzte Palmen wieder ausreissen,<br />
gefiel ihm ein Wedel<br />
nicht. Was war da schon die<br />
Kleinigkeit, dass die Türen im<br />
Restaurant in die falsche Richtung<br />
schwangen und die Kellner<br />
auf die Nase fielen?<br />
Murder Incorporated<br />
Mit 16 Jahren verlässt Meyer die Schule, organisiert<br />
ein florierendes Würfelgeschäft und engagiert<br />
Ben «Bugsy» Siegel, einen brutalen und unbeherrschten<br />
Schläger, als Beschützer. Die Rollen<br />
in ihrer neu gegründeten Buggy-Meyer-Gang sind<br />
klar verteilt, Lansky setzt auf Köpfchen, Bugsy<br />
auf Fäuste. Als Lanskys grosses Vorbild Salvatore<br />
«Lucky» Luciano, der Anführer einer italienischen<br />
Bande, verprügelt werden soll, warnt ihn Lansky,<br />
und aus einem Freundschaftsdienst entwickelt<br />
sich zwischen dem Juden Lansky und dem Italiener<br />
Luciano eine der bedeutendsten Gangsterverbindungen<br />
im Amerika der 20er- und 30er-Jahre.<br />
Ausgerechnet die Regierung selbst spielt mit dem<br />
Prohibitionsgesetz den grössten Profiteuren, die<br />
das Land jemals hervorgebracht hat, in die Hände<br />
und legt zugleich den Grundstein für die Finanzierung<br />
der Mafia. Während Lanskys jüdische Schlägerbanden<br />
erpressen, Läden ausrauben, prügeln,<br />
Widersacher ermorden und vom Journalisten Harry Feeny den Übernamen<br />
«Murder Incorporated» erhalten, strukturiert Lansky, der Störfaktoren lieber<br />
mit Geld und Gewandtheit beseitigt, die Organisation der Mafia neu, schafft<br />
Kooperationen, vermindert Tote und vervielfacht die Gewinne.<br />
Die Würfel sind gefallen<br />
Die angekündigte Rücknahme der Prohibition lässt Lanskys Alarmglocken<br />
schrillen und die dunklen Seiten der menschlichen Natur sollen sein nächstes<br />
Projekt unterstützen. In seinen Augen sind weder Alkohol noch das Glücksspiel<br />
Verbrechen, sie sind ganz einfach Laster. Raffiniert zieht Lansky die Fäden,<br />
besticht die lokalen Behörden, Gewerkschaftsfunktionäre und Politiker,<br />
beteiligt konkurrierende Mafiafamilien an seinen Geschäften, wird im Gegenzug<br />
Teilhaber von ihren Machenschaften. Das Geld fliesst in Strömen. Jedes<br />
Glied in der Kette dieses Konstrukts ist ein Gewinner. Und wer spuckt schon<br />
in die eigene Suppe? Im Süden Floridas boomt der Tourismus und Lansky<br />
zieht ins schillernde Miami, das knapp 80 Kilometer Wasserweg entfernt einer<br />
weiteren, potenziellen Goldgrube liegt: Havanna in Kuba ist ein beliebtes<br />
Urlaubsziel für Amerikaner. Obwohl hier wie in Nevada das Glücksspiel legal<br />
ist, müssen Schmiergelder fliessen. Lanskys Affinität, sich mit den wichtigsten<br />
Persönlichkeit zu vernetzen und den Weg der Mobster freizukaufen,<br />
74 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
The Luxury Way of Life | 75
CULTURE<br />
Meyer Lansky brachte FBI-Chef J. Edgar Hoover und die Behörden ein halbes Jahrhundert lang an den Rand des Wahnsinns.<br />
beschert ihm sogar die Freundschaft von Kubas<br />
Diktator Fulgencio Batista. In Las Vegas kümmert<br />
sich Bugsy Siegel um den Bau des Hotels «The<br />
Flamingo» inklusive luxuriösem Spielcasino, finanziert<br />
mit den Geldern der New Yorker Mafia, die<br />
Lansky und Luciano für dieses Projekt weichgekocht<br />
haben.<br />
Das vorgesehene Budget sprengt jeden erdenklichen<br />
Rahmen und als bekannt wird, dass Bugsy<br />
zwei Millionen US-Dollar in die Schweiz transferiert<br />
hat, ist sein Todesurteil gefällt. Lansky und Lucianos<br />
Bemühungen, Bugsy zur Vernunft zu bringen,<br />
sind gescheitert und die Mafia-Bosse ordnen seine<br />
Exekution an. Lansky stimmt, wenn auch widerwillig,<br />
dem Mord an Ben Siegel zu und beweist einmal<br />
mehr, das Vertrauen der Mafia zu verdienen. «Der<br />
Tag, an dem Bugsy Siegel erschossen wurde, ist<br />
einer der traurigsten in meinem Leben.»<br />
Verhängnisvoller Fehler<br />
Mit Lanskys traurigstem Tag beginnt, von ihm<br />
elegant übersehen, sein Untergang. Sein Lebenstraum,<br />
das Hotel-Casino «Riviera» in Havanna,<br />
zerplatzt nach kurzer Zeit. Fidel Castro, der<br />
neue Führer Kubas, sieht in Lansky die schlimmsten<br />
Auswüchse amerikanischer Kontrolle und ein<br />
Symbol für Korruption. Er verbietet das Glücksspiel<br />
und lässt alle Casinos schliessen. Entgegen<br />
seines messerscharfen Verstandes und seines<br />
lebenslangen Credos steckt Lanskys gesamtes<br />
Vermögen im «Riviera». Als Lansky Kuba verlässt,<br />
ist er nicht nur ein armer, sondern auch ein gebrochener<br />
Mann. Ausgerechnet ihm, dem Gehirn der Mafia, sind zwei fatale<br />
Fehler unterlaufen. Zum Verlust seines Geldes trifft ihn eine weitere Erkenntnis<br />
besonders bitter. Zeit seines Lebens war er der Meister des «Monkey Business»<br />
und der felsenfesten Überzeugung, jede Regierung mit Geld kaufen zu<br />
können, da jeder Mensch korrumpierbar wäre und Geld jeden Ärger im Keim<br />
ersticke. Kläglich scheiterte er aber am bärtigen «Máximo Lider» Kubas.<br />
Das Ende einer Ikone<br />
Der eher stille Drahtzieher der Mafia wird zum Gejagten. Die amerikanischen<br />
Behörden observieren ihn Tag und Nacht, hören Gespräche ab, suchen nach<br />
Beweismaterial und können ihm aus ser Lappalien nichts nachweisen. Wie ein<br />
rohes Eigelb schlüpft er ihnen immer wieder durch die Finger. Er flüchtet nach<br />
Israel und wird auch dort abgewiesen. Golda Meir duldet im Staate Israel keine<br />
Mafia. Meyer Lansky, finanziell ruiniert, zieht in eine bescheidene Wohnung<br />
in Miami, führt einen Zwerghund Gassi und trinkt Kaffee mit seinen Freunden<br />
aus der Unterwelt. Der Pionier und das Urgestein der Mafia, der erkannt hatte,<br />
welche Goldgrube sich im Glücksspiel verbarg, überlebt all seine Mobster-<br />
Freunde, sitzt keinen einzigen Tag im Gefängnis und bringt Dinge zusammen,<br />
die zuvor noch gesetzeswidrig waren und heute ganz legal sind. Er wird nicht<br />
auf der Strasse erschossen oder endet im Exil. Seine letzten Jahre verbringt er<br />
in der Gesellschaft seiner Freunde. Seine grösste Leistung war vielleicht, dass<br />
er friedlich in einem Krankenhaus starb.<br />
Die Strafe Gottes<br />
Meyer Lanskys erstes Kind, Bernhard, entwickelte<br />
sich nicht und litt an einer Art Lähmung. Seine Frau<br />
Anna, die er nur auf Anraten seiner Mutter geheiratet<br />
hatte, traf das so sehr, dass sie depressiv wurde. Sie<br />
glaubte, es sei die Strafe Gottes, der sich ihren Sohn<br />
ausgesucht haben musste, um die Verbrechen Meyer<br />
Lanskys zu sühnen.<br />
76 | <strong>PRESTIGE</strong>
Das filmische<br />
Auge des<br />
Fotografen<br />
Der Spanier Eugenio<br />
Recuenco hat sich als viel<br />
beachteter Werbe- und<br />
Modefotograf international<br />
einen Namen gemacht.<br />
Für seine ausserordentlich<br />
kraftvollen Geschichten,<br />
die wirken wie aus einer<br />
anderen Welt, vertraut er<br />
seinem unverwechselbar<br />
aufwendigen Stil – mit ausgeklügelten,<br />
in Handarbeit<br />
erschaffenen Kulissen und<br />
mannigfachen Verweisen<br />
auf die Kunstgeschichte.<br />
«Revue» präsentiert erstmals<br />
das Werk dieses vielseitigen<br />
Kamerakünstlers.<br />
Revue<br />
Eugenio Recuenco<br />
TeNeues Verlag<br />
Ausstellungen<br />
& Books<br />
Vom «Cowboy» zum Regisseur<br />
Clint Eastwood hat eine Karriere hingelegt, die ihm niemand in der Traumfabrik<br />
nachmachen wird: vom Cowboy-Darsteller in der zweiten Reihe zum gefeierten<br />
Regisseur und legendären Weltstar des Kinos. Seine Filme wie «Million Dollar<br />
Baby» und «Flags of our Fathers» sind grosse amerikanische Erzählungen, wie es<br />
sie auf der Leinwand nur noch selten gibt. Diese von Clint Eastwood autorisierte<br />
Monografie bietet einen persönlichen und tiefen Einblick in die Arbeitsweise und<br />
das Denken eines der einflussreichsten Filmemacher unserer Zeit.<br />
Clint Eastwood – Der Filmemacher<br />
Michael R. Goldman<br />
Knesebeck Verlag<br />
78 | <strong>PRESTIGE</strong>
Küss mich, Kate!<br />
Mario Testino ist als der Modefotograf<br />
seiner Generation anerkannt.<br />
Doch seine Aufnahmen<br />
von Kate Moss gehen über die<br />
Welt der Mode hinaus. Sie sind<br />
die Frucht einer Freundschaft, die<br />
seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />
währt, von gemeinsam erlebtem<br />
Vergnügen und phänomenalem<br />
Glamour. Die in Zusammenarbeit<br />
dieser beiden Kultfiguren entstandenen<br />
Bilder bieten intime<br />
Einblicke in das Leben und die<br />
Gedankenwelt zweier unbestritten<br />
stilprägender Persönlichkeiten.<br />
Von den Anfängen hinter<br />
den Kulissen der Defilees bis<br />
zur Entstehungsgeschichte der<br />
bahnbrechenden Modestrecken,<br />
die sie auch heute noch für die<br />
renommiertesten Zeitschriften<br />
der Welt produzieren. Viele der<br />
Aufnahmen wurden aus Testinos<br />
Privatarchiv ausgewählt und hier<br />
zum ersten Mal veröffentlicht.<br />
Dieses Buch ist Marios persönliche<br />
Hommage an seine grösste<br />
Muse.<br />
Kate Moss by Mario Testino<br />
Mario Testino<br />
Taschen Verlag<br />
Neue Fotografie aus der Schweiz<br />
Wie verändert sich unser Bezug zum fassbaren Objekt, wenn<br />
beispielsweise nicht mehr Abzüge in Fotoalben, sondern Files<br />
auf Screens gezeigt werden? Lassen sich aus Perspektive der<br />
Kunst Schlussfolgerungen für die zukünftige Produktion von<br />
Werken ziehen? Diesen und anderen Fragestellungen geht die<br />
Sammlungsausstellung «Surfaces» mit einem Dutzend aktueller<br />
Schweizer Positionen nach. Zu sehen bis zum 24. August im<br />
Fotomuseum Winterthur.<br />
Female Art<br />
Das Gucci Museo in Florenz konzentriert sich in diesem Jahr<br />
im Bereich der zeitgenössischen Kunst auf die (Neu-)Entdeckung<br />
von Werken weiblicher Künstler der 1960er-Jahre bis<br />
heute – mit einer Reihe an Arbeiten aus der Pinault-Sammlung.<br />
Die Ausstellung «Femminilità Radicale» zeigt die Werke<br />
von drei Künstlerinnen, die ein kraftvolles Zeugnis dafür sind,<br />
wie weibliche Künstler den Körper einer Frau als Instrument<br />
für Kritik und Umsturz nutzten: die Amerikanerin Lee Lozano,<br />
die Polin Alina Szapocznikow und die Belgierin Evelyne Axell.<br />
Zum ersten Mal werden Arbeiten dieser drei Künstlerinnen in<br />
Europa in derselben Ausstellung gezeigt.<br />
Richter<br />
in Riehen<br />
Gerhard Richter ist der<br />
wohl bedeutendste Künstler<br />
unserer Zeit. In den sechzig<br />
Jahren seiner künstlerischen<br />
Tätigkeit hat er ein Œuvre hervorgebracht,<br />
das sich durch<br />
thematische und stilistische<br />
Vielfalt auszeichnet. Die Fondation<br />
Beyeler widmet ihm die<br />
bisher grösste Ausstellung in<br />
der Schweiz, in der erstmals<br />
als Serien, Zyklen und Rauminstallationen<br />
realisierte Werke<br />
aus allen Schaffensperioden<br />
vereint werden. Gerhard<br />
Richter ab dem 18. Mai in der<br />
Fondation Beyeler.<br />
The Luxury Way of Life | 79
Culture<br />
Die erste Annäherung zwischen dem Bohemien und der Schönheit mit der Zahnlücke.<br />
Naturellement,<br />
je t’aimais!<br />
Das Liebespaar<br />
der 70er-Jahre<br />
in einem Fotoalbum<br />
Jane Birkin und Serge Gainsbourg waren in den bewegten 70er-Jahren<br />
mehr als ein glamouröses Liebespaar. Das hatte auch mit einem Song zu tun,<br />
der für alle verliebten Teenager zum Welthit wurde.<br />
Georg Lutz<br />
80 | <strong>PRESTIGE</strong>
Culture<br />
Melancholische Momente einer Beziehung, die von Ort zu Ort zog.<br />
Mitte der 70er-Jahre ging es in Partykellern, Jugendzentren und Tanzschulen<br />
musikalisch heftig zur Sache. Deep Purple, Doors, Santana<br />
oder Janis Joplin röhrten aus den Boxen. Wenn der DJ es aber<br />
ruhiger und vor allem intimer angehen lassen wollte, stand ein Song<br />
ganz oben auf der Liste: «Je t’aime ... moi non plus». Es war der Moment,<br />
auf den viele sehnsüchtig gewartet hatten. Endlich konnte man seiner Angebeteten<br />
oder seinem Liebsten ganz nahe kommen. Stehblues lautete die<br />
Parole. Der Tanz war eher eine innige Umarmung, bei der Mann und Frau<br />
sich im Kreise drehten.<br />
Der Gesang bei «Je t’aime … moi non plus» bestand eher aus lustvollem<br />
Gestöhne und stand daher in der konservativen Kritik. In gewissen Radiostationen<br />
stand er auf dem Index und die katholische Kirche sprach von «beschämter<br />
Obszönität». Das interessierte aber in diesen Momenten der innigen<br />
Umarmung niemanden. Der französische Schmachtfetzen verdrängte harmlosere<br />
Songs wie «Hey Jude» von den Beatles oder «Angie» von den Stones.<br />
Allerdings waren die Sängerin Jane Birkin und der Sänger Serge Gainsbourg<br />
ausserhalb Frankreichs und Englands ziemlich unbekannt, ausser man hatte<br />
eine ältere Schwester oder einen älteren Bruder, für die Paris der Nabel der<br />
Welt war und die damit angaben, am Boulevard St. Germain im selben Café<br />
wie Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir zu sitzen. Diese konnten dann<br />
auch von Kellerclubs erzählen, in denen ein snobistischer Lebenskünstler eine<br />
Zigarette nach der anderen aus den berühmten blauen Schachteln zog<br />
und seine morbiden Texte von sich gab und dazu auf der Gitarre klampfte.<br />
Jetzt kann man sich diese Zeit in Form eines Fotoalbums mit Begleitheft wieder<br />
in Erinnerung rufen. Andrew Birkin, der Drehbuchautor und Filmregisseur<br />
und der Bruder von Jane Birkin, hat in Jane & Serge ein Fotoalbum zusam-<br />
mengestellt. Die Flower-Power-Zeit der 70er-Jahre<br />
und einige künstlerische Protagonisten kann man<br />
so wieder an sich vorbeiziehen lassen. Das erste<br />
verschwommene Bild, im Fond eines Autos Ende<br />
der 60er-Jahre zeigt schon die knisternde Erotik,<br />
die sich zwischen Jane und Serge entwickelte.<br />
Sie stiegen zum Glamourpaar der 70er-Jahre auf,<br />
ähnlich wie dies nur Brigitte Bardot und Gunther<br />
Sachs oder Romy Schneider und Alain Delon in<br />
den 60er-Jahren in Frankreich gelungen war.<br />
Die optischen Szenerien wandeln zwischen grossen<br />
Wohngemeinschaften, Bistros, Filmsets, Konzertbühnen<br />
und Sommerhäusern und dem Haus<br />
in der Rue de Verneuil in Paris, in dem Serge<br />
Gainsbourg zeitweise wohnte. Das Fotoalbum<br />
bricht 1979 ab, ein Jahr bevor Jane Serge verliess.<br />
Der Alkohol hatte endgültig alle Macht über<br />
ihn erlangt. Alkohol kann verdammt einsam machen.<br />
Tochter Charlotte Gainsbourg, die als Kind<br />
durch einige Bilder stapft, hält heute nicht nur das<br />
künstlerische Erbe hoch, sondern führt es selbst<br />
zu immer wieder neuen Höhepunkten.<br />
Jane & Serge. A Family Album<br />
Andrew Birkin, Alison Castle<br />
Taschen Verlag<br />
The Luxury Way of Life | 81
Vom Regisseur zum Winzer<br />
Francis Ford Coppola<br />
1972 gelingt Coppola mit der Verfilmung des<br />
Mario-Puzo-Romans «Der Pate» ein Welterfolg;<br />
1974 und 1990 erweitert er seinen Mafia-Epos zu<br />
einer Trilogie. Mit Filmen wie «Apocalypse Now»<br />
festigt er seinen Ruf als einer der bedeutendsten<br />
Regisseure der Gegenwart. Insgesamt wird er fünf<br />
Mal mit dem Oscar ausgezeichnet. Was jedoch<br />
viele nicht wissen, der bekannte Regisseur macht<br />
fast ebenso lange Weine wie Filme. Bereits im Jahre<br />
1979 erwarb Coppola einen Teil eines Weinguts,<br />
baute Cabernet Sauvignon an und produziert<br />
wahre Spitzenweine bis heute. Mit seiner Frau Eleanor<br />
ist er seit über vierzig Jahren glücklich verheiratet.<br />
Sie haben zwei Kinder, welche ebenfalls<br />
im Filmbusiness tätig sind: die Regisseurin Sofia<br />
Coppola («Lost in Translation») und der Produzent<br />
Roman Coppola.<br />
3<br />
Fragen<br />
Welcher ist Ihr Lieblingswein?<br />
Ich weiss es nicht. Alle meine Weine sind für mich wie<br />
Kinder. Ich liebe meine Tochter Sofia ja auch nicht mehr<br />
als meinen Sohn Roman. Doch wenn ich mich entscheiden<br />
müsste, würde ich unseren Wein «Edizione Pennino» wählen.<br />
Ein spitzen Preis-Leistungs-Verhältnis, ausgezeichnet<br />
mit der Note 95 und benannt nach meinem Grossvater.<br />
Und welcher ist Ihnen der Liebste unter<br />
Ihren Filmen?<br />
Da geht es mir ähnlich wie mit dem Wein, doch, ich habe<br />
eine sehr enge Bindung zu «Apocalypse Now» (meine<br />
dramatischste Erfahrung) und «The Conversation», weil ich<br />
nicht nur Regie geführt habe, sondern auch das Drehbuch<br />
schrieb.<br />
Wie stellen Sie sich Ihr Ende vor?<br />
Ich denke, ich werde sehr zufrieden diese Erde verlassen.<br />
Ich durfte machen, was mir Spass macht, habe eine grossartige<br />
Familie und werde mit tausend schönen Erinnerungen<br />
im Kopf sterben.<br />
«Kunst hängt viel vom Glück<br />
und vom Talent ab!»<br />
82 | <strong>PRESTIGE</strong>
PURE SWISS ALPINE CAVIAR<br />
Rein. Natürlich. Nachhaltig.<br />
Geniessen Sie den<br />
einzigen Schweizer Kaviar.<br />
Im Oona-Shop oder<br />
im Oona – das Restaurant.<br />
www.oona-caviar.ch<br />
Tropenhaus Frutigen AG<br />
CH - 3714 Frutigen<br />
Tel: + 41 33 672 11 44<br />
info@oona - caviar.ch
Spanische<br />
Leiden<br />
schaft<br />
Anya Bartels-Suermondt<br />
«Ein Tag ohne Freude und Leidenschaft<br />
ist ein verlorener Tag.»<br />
Angelika Möller<br />
Anya Bartels-Suermondt
CULTURE<br />
Kaum vorstellbar, dass es im Leben der Fotokünstlerin Anya Bartels-<br />
Suermondt «verlorene Tage» gibt, wenngleich die Freude wie bei jedem<br />
anderen Menschen nicht dauerpräsent ist, so doch immer die Leidenschaft<br />
– Leidenschaft für ihre Wahlheimat Spanien, seit 1995 ihr Zuhause,<br />
für ihre Entdeckungsreisen von Asien bis Südamerika, für Menschen in<br />
all ihren Facetten und ihren verschiedenen Kulturen und nicht zuletzt für ihre<br />
Fotokunst.<br />
Als Anya Bartels-Suermondt 1995 ihrem Mann, einem erfolgreichen Manager<br />
der Pharma-Industrie, nach Spanien folgte, gab sie ihre vielversprechende<br />
Karriere als ARD-Journalistin auf. In Madrid fühlte sich die attraktive Blonde<br />
einsamer als je zuvor. Ihr fehlten ihre TV-Sendung, das Team, die Berliner<br />
Freunde und die mangelnden Spanischkenntnisse machten sie im wahrsten<br />
Sinne sprachlos. Die glorreiche Idee ihres Ehemanns, sie mit einer tollen Kamera<br />
zu überraschen, gab den Startschuss zu einem zunächst improvisierten<br />
Neuanfang, der schnell zu einer Herausforderung der Autodidaktin und<br />
in kurzer Zeit zum Beruf, ja zur Berufung, wurde. Der baldigen Anerkennung<br />
in der Kunstszene folgten 25 Ausstellungen und sechs Bildbände. Schwerpunktthema<br />
war zunächst die «Corrida». Sie ist auch heute noch Teil ihrer<br />
Fotokunst. Unzählige Reportagen wurden bereits über die Deutsche in TV<br />
und Print veröffentlicht, eine Frau, die sich mit Haut und Haar in die iberische<br />
Kultur gestürzt hat. Anerkennung gibt es auch von der spanischen Königsfamilie,<br />
explizit König Juan Carlos, der ihr mehrfach handschriftlich zu ihrem<br />
Erfolg gratulierte. Prestige sprach mit Anya Bartels-Suermondt über das<br />
Faszinosum des Stierkampfs und ihre Liebe zu Spanien.<br />
The Luxury Way of Life | 85
CULTURE<br />
: Nicht jeder, der eine Kamera<br />
geschenkt bekommt, wird zwangsläufig zum<br />
Fotokünstler. Haben Sie gleich gemerkt, Fotografieren<br />
– das ist es?<br />
Anya Bartels-Suermondt: Ich hatte schon als Kind eine<br />
grosse Leidenschaft für die Fotografie. Meine erste Kamera<br />
bekam ich deshalb im Alter von 13 Jahren, die mir mein<br />
Vater von einer Japan-Reise mitbrachte. Damals begann<br />
ich zu versuchen, die Welt per Fotografie zu reflektieren.<br />
Ein erstes optisches Tasten, aber es war von Anfang an etwas<br />
im Blut, was sich wie eine süsse Sucht anfühlte. Später<br />
katapultierten mich Umstände direkt ins TV-Gewerbe,<br />
für die geliebte Kamera hatte ich ab da kaum noch Zeit.<br />
Aber manchmal bringt das Leben uns erst über Umwege<br />
dorthin zurück, wo wir anfingen, dafür gibt es viele Beispiele:<br />
Paul Simonon, Ex-Bassist von The Clash, rannte<br />
schon auf Kindesbeinen als geborener Maler mit Block und<br />
Buntstiften in seiner Londoner Welt herum. Irgendwann<br />
bekam er einen Bass in die Hand gedrückt und wurde so<br />
zu einer der Musik-Ikonen dieses Jahrhunderts. Heute ist<br />
er ein hochgehandelter Maler, der in renommiertesten Galerien<br />
Englands ausstellt. Als ich nach Spanien kam, hatte<br />
ich plötzlich Zeit und da war diese neue Kamera, und auch<br />
noch eine klassische Nikon, die hat etwas von Kerouacs<br />
On-the-road-Romantik. Sie ist Lebensart, hat eine ganz<br />
eigene Ästhetik und Seele, sie hat Geschichte in Film und<br />
Musik: legendär auch das Foto von Bob Dylan mit seiner<br />
Nikon SP Rangefinder. Ich weiss noch, wie ich das erste<br />
Mal mit meiner Nikon loszog durch die Strassen Madrids,<br />
dieses kompakte schwarze Geschöpf, das so satt vertraut<br />
in der Hand lag, dieses charakteristische «Klick», ein<br />
Sound, wie aus einem Blues-Stück entnommen. Ich fühlte<br />
mich plötzlich «on-the-road»! Und: Ja, ich merkte sofort:<br />
Fotografieren, das ist es!<br />
Zu Beginn und wohl für immer gibt es für Sie das<br />
Faszinosum «Corrida». Wie kam es dazu?<br />
Ein Freund von mir sagte einmal: «Um die Menschen und<br />
ihre Eigenarten kennenzulernen, geh in ihre Kirchen und<br />
trink mit ihnen in den Bars. Dort lernst du ihre wirkliche<br />
Mentalität kennen!» Ich befolge diesen Rat, wo immer ich<br />
bin, und verpasse zudem keine landestypische Kulturveranstaltung.<br />
Wäre ich in Japan gelandet, wäre ich zu den<br />
Sumoringern gegangen. In Spanien lag es für mich auf der<br />
Hand, zu einer Corrida gehen zu wollen, um die Menschen<br />
in ihrem kulturellen Habitat besser verstehen zu können.<br />
Was ich damals nicht wusste: Dass ich damit die für mich<br />
faszinierendste, poetischste und leidenschaftlichste Welt<br />
betreten würde, die mir je auf meinen Wegen begegnet<br />
war und in einer profunden Form zu meinem Leben gehören<br />
würde.<br />
Wie konnten Sie sich in dieser männerdominierten<br />
Szene durchsetzen?<br />
Diese Szene ist gar nicht so männerdominiert, wie es auf<br />
den ersten Blick scheint. Ich wurde schnell aufgenommen<br />
und einbezogen. Ich denke, jeder wird das, der zu vermitteln<br />
weiss, dass ihn das Sujet wirklich interessiert! Es gibt<br />
auch heute noch kaum Frauen in der Corrida-Szene. Und<br />
als ich meine ersten Schritte dort unten im «callejón» versuchte,<br />
dem für Profis und Presse reservierten, umlaufenden<br />
Gang zwischen Tribüne und Arena, war ich die einzige<br />
Frau. Ich flog auch deshalb manchmal raus! Aber da war<br />
immer jemand, der mich durch die Hintertür am nächsten<br />
Tag wieder hereinholte! Schnell begannen sich die Matadore<br />
für meine Arbeiten zu interessieren, es war – und ist<br />
heute noch – ein Exotikum, «deutsch / Frau / blond» da<br />
wirbeln zu sehen, was bei Toreros und Empresarios zuerst<br />
Respekt, dann Anerkennung und freundschaftliche<br />
Unterstützung auslöste. Erste Ausstellungen wurden in der<br />
Presse besprochen, auch der andere, feminine und «ausländische»<br />
Blick auf die älteste Tradition Spaniens wurde<br />
hervorgehoben.<br />
Wie hat sich Ihre Fotokunst im Laufe der Jahre<br />
verändert – was die Sujets angeht, aber auch die<br />
Technik?<br />
Die Sujets haben sich insofern verändert, als dass ich trotz<br />
eines guten Anteils bleibender Scheu mutiger geworden<br />
bin. Scheu ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Ich<br />
habe einfach zu viel Respekt vor den Menschen, als dass<br />
ich ungefragt mit der Kamera im Anschlag in eine afrikanische<br />
Hütte stürzen und einen Kochtopf der Herrin des<br />
Hauses dabei umtreten würde. Da frage ich lieber vorher.<br />
Aber grundsätzlich habe ich über die Jahre eine Taktik entwickelt,<br />
mich während des Fotografierens fast unsichtbar<br />
zu machen, und stelle fest, dass sie mir gelingt. Technik? –<br />
Technik ist gut, weil ich nie wirklich eine gelernt habe!<br />
86 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
The Luxury Way of Life | 87
CULTURE<br />
Ich fotografiere manuell und intuitiv. Schuld an dem fehlenden technischen Fotokurs ist<br />
der Maestro Helmut Newton. In einer ARD-Talkshow, für die ich arbeitete, hatten wir Newton<br />
einmal zu Gast. Ich wagte es beim anschliessenden Essen, ein paar meiner Fotos zu<br />
zeigen, mit der aufgeregt runtergeratterten Anmerkung, dass ich in Kürze einen Fotokurs<br />
machen wolle, um die Kamera überhaupt erst einmal zu verstehen. Newton, erst schweigend<br />
und aufmerksam meine Fotos betrachtend, dann schmunzelnd meinen recht wirren<br />
Ausführungen zuhörend, unterbrach: «NEIN! – Du wirst KEINEN Fotokurs machen! Es ist<br />
wahr, ich sehe, von Technik hast du keine Ahnung. Aber die kommt automatisch. Und<br />
Fotografen sind Künstler und keine Klempner – die brauchen Technik! Wichtig ist, dass<br />
du ein gutes Auge hast! Und das hast du. Mit einem Kurs versaust du dir das nur! Geh<br />
fotografieren und gebrauche deine Seele über deinen Blick und du wirst sehen ...»<br />
Wann setzen Sie das Stilmittel der Schwarz-Weiss-Fotografie ein?<br />
Die Schwarz-Weiss-Fotografie intensiviert meines Erachtens Essenzen des fotografierten<br />
Motives; das können die Falten im Close-up eines Gesichtes, aber auch die dramatische<br />
Spannung eines gezeigten Momentes sein. Die Corrida zum Beispiel ist voller intensiver<br />
Farben und schon deshalb so besonders fotogen. Ich sehe und fotografiere die Corrida<br />
dennoch fast ausschliesslich in Schwarz-Weiss. Das traditionelle Ritual voller Spannung,<br />
Drama, Erotik, Gefahr und Schönheit ist für mich ohne Frage eine leidenschaftliche und<br />
spannungsgeladene Szenerie in Schwarz-Weiss!<br />
The Luxury Way of Life | 89
CULTURE<br />
Es ist wohl eine der Standardfragen an jeden Fotografen, aber, wie ich finde,<br />
unabdingbar. Was möchten Sie beim Betrachter Ihrer Bilder auslösen?<br />
Erreichen möchte ich, das Gesicht hinter der Maske zu zeigen, die Wahrheit hinter der<br />
Inszenierung. Beim Betrachter möchte ich den Gedanken auslösen: «Wow, das habe ich<br />
so noch nie gesehen / nicht gewusst!» Und es würde mich glücklich machen, wenn der<br />
Betrachter deshalb Lust auf mehr bekommt, sowohl was die Thematik, als auch meine<br />
Fotografie betrifft.<br />
Was bedeutet Ihnen Ihre Wahlheimat Spanien?<br />
Improvisieren. Geborgenheit. Tradition. Güte. Optimismus. Freundschaft. Chaos. Tiefe.<br />
Gelassenheit. Passion. Solidarität. Humor. Wahrheit. Madrid. Kurz gesagt: Spanien –<br />
abgesehen von meiner Familie und meinen Freunden – bedeutet mir alles!<br />
Könnten Sie sich auch ein anderes Land als<br />
Lebensmitte vorstellen?<br />
Mexiko, dort habe ich kurze Zeit gelebt, dieses Land hat eine<br />
ganz besonders faszinierende Bedeutung für mich. Zwei<br />
Städte: Buenos Aires und New York. Beide vermitteln für<br />
mich, jede in ihrer Art, eine ganz eigene Welt, die ich liebe.<br />
In beiden Städten würde ich sofort leben wollen.<br />
Ausserdem: Ich habe einen Hang zu England und Irland;<br />
denke immer, beide Völker sind den Spaniern nicht unähnlich.<br />
Viel Humor! Und ich glaube, es gilt auch dort: «Es gibt<br />
nichts, was sich nicht durch ein gutes Glas mit Freunden<br />
regeln lässt ...»<br />
www.anyabartelssuermondt.com<br />
92 | <strong>PRESTIGE</strong>
Baroque<br />
beaux-Arts<br />
Baccarat<br />
Bösendorfer<br />
Baroque<br />
Koket<br />
Hermen<br />
Female & male
Kultur<br />
aus dem<br />
NORDEN<br />
Das Tor nach Lappland
culture<br />
Umeå und Riga sind 2<strong>01</strong>4<br />
Europäische Kulturhauptstädte.<br />
Beide liegen im Norden und könnten<br />
doch kaum unterschiedlicher sein.<br />
Während die eine als Hauptstadt<br />
Lettlands wohl bekannt sein<br />
dürfte, hat man den Namen der<br />
zweiten wohl vorher nie gehört.<br />
Zeit, Umeå mal genauer unter die<br />
Lupe zu nehmen!<br />
Yvonne Beck<br />
Was ist samisches<br />
Kunsthandwerk?<br />
Sami slöjd ist in zwei Kategorien<br />
aufgeteilt – hartes und<br />
weiches Kunsthandwerk.<br />
Das erste wird von jeher von<br />
Männern gefertigt und besteht<br />
vor allem aus Messern<br />
und Bechern mit aufwendig<br />
geschnitztem Rentierhorn.<br />
Weiches Kunsthandwerk<br />
wird traditionell von Frauen<br />
hergestellt und besteht aus<br />
Kleidung, aussergewöhnlichen<br />
Armbändern aus geflochtenem<br />
Draht und anderem Schmuck,<br />
Taschen und dem sogenannten<br />
Wurzelhandwerk.<br />
U<br />
meå wird im Volksmund «Stadt der Birken»<br />
genannt, was einen Hintergrund in<br />
der riesigen Feuersbrunst von 1888 besitzt,<br />
die grosse Teile der Stadt zerstörte. Beim<br />
Wiederaufbau wurden weitläufige Alleen aus 3000<br />
Birken als Feuerschneisen zum Schutz gegen die<br />
Ausbreitung von künftigen Bränden angelegt.<br />
Heute ist Umeå die am dichtesten besiedelte Stadt<br />
Nordschwedens mit zirka 116 000 Einwohnern.<br />
Dank der 36 000 Universitätsstudenten ist Umeå<br />
jung und vital geblieben und voller pulsierender<br />
Aktivitäten. Im Sommer geht die Sonne fast nicht<br />
unter und somit sind die Nächte lang und hell. Im<br />
Winter ist die Stadt dunkel und gleichzeitig hell<br />
durch eine weisse, dicke Schneedecke, die auf<br />
den Strassen und auf dem Fluss Ume liegt. Eine<br />
vielfältige Naturlandschaft umgibt die Universitätsstadt:<br />
Inseln, beerenreiche Wälder, Flüsse und<br />
bergiges Hinterland. Das ermöglicht eine einzigartige<br />
Auswahl von Outdoor-Aktivitäten, wie zum<br />
Beispiel Rafting bei Mitternachtssonne, Bibersafari,<br />
Robbensafari, Fahrradtouren und Kajakfahrten.<br />
Zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten<br />
zählen das Freilichtmuseum Gammlia, die Inselgruppe<br />
Norrbyskär mit ihrer faszinierenden Geschichte,<br />
die Stromschellen bei Vindelforsarna, die<br />
Eisenhütte Olofsfors Bruk, die Holmön Inseln und<br />
das Haus der Elche.<br />
The Luxury Way of Life | 95
CULTURE<br />
Kultur, Geschichte und Kunst<br />
Umeå wird Einzigartiges aus Nordschweden präsentieren.<br />
Das Kulturhauptstadtprogramm 2<strong>01</strong>4<br />
ist durch die acht Jahreszeiten der Sami geprägt:<br />
Vorfrühling, Frühling, Frühsommer, Sommer, Spätsommer,<br />
Herbst, Spätherbst und Winter. Für das<br />
Volk der Sami ist Umeå heute ein Ort der Erinnerung<br />
an die vergangene Zeit des nomadischen<br />
Lebens. Im Västerbottens-Museum mit dem angeschlossenen<br />
Freilichtmuseum wird ihre naturnahe<br />
Lebensweise in ledernen Zelten gewürdigt<br />
und ihre Bedeutung für die Region und die Kultur<br />
Nordskandinaviens verdeutlicht.<br />
Und das Land der Sami kann mit noch weiteren<br />
kulturellen Highlights punkten, bspw. mit dem mit<br />
zahlreichen Preisen ausgezeichneten Umedalen<br />
Skulpturenpark. Hier sind Werke von einer Qualität<br />
ausgestellt, die man in renommierten Museen und<br />
Kunstausstellungen, aber nicht zwischen Fichten<br />
in Umeå erwarten würde. Die Dauerausstellung<br />
umfasst Werke von schwedischen und bedeutenden<br />
internationalen Künstlern wie<br />
z. B. Louise Bourgeois, Anish Kapoor und<br />
Clay Ketter. Gartenliebhaber werden den<br />
Ort wegen seines Parks lieben, der von Ulf<br />
Nordfjell, einem der besten Landschaftsarchitekten<br />
Schwedens, entworfen wurde.<br />
Ein absolutes Muss ist zudem das brandneue<br />
Bildmuseet am Fluss Ume, direkt am<br />
Umeå Arts Campus. Die sieben Geschosse<br />
dieses mit Preisen ausgezeichneten<br />
Gebäudes sind ein visuelles und akustisches<br />
Feuerwerk zeitgenössischer Kunst,<br />
Fotografie, Architektur und Design.<br />
Das Wichtigste zuletzt: Die Einwohner sagen<br />
«Ü-me-jo», denn das A mit dem Kringel<br />
wird wie «O» ausgesprochen. Aber<br />
keine Panik, wer sich den Namen ein paar<br />
Dutzend Male vorgesagt haben, klingt garantiert<br />
wie ein echter Nordschwede!<br />
Berühmtester<br />
Sohn der Stadt<br />
Die Heimatstadt Stieg Larssons<br />
ist, man höre und staune,<br />
Umeå. Dass jedoch er<br />
kaum mit seiner Heimatstadt<br />
verbunden wird, obwohl<br />
er eine der erfolgreichsten<br />
Krimi-Trilogien geschrieben<br />
hat und die eine oder andere<br />
Namensnennung der Stadt<br />
in seinen Welt-Bestsellern<br />
brachte, liegt wahrscheinlich<br />
am frühen Tod des berühmtesten<br />
Sohnes der Stadt.<br />
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in ihre Umgebung über. So lässt sich nur schwer sagen, wo die<br />
Aussicht anfängt und der Innenraum aufhört. www.sky-frame.ch
Kolumne Wilhelm J. Grusdat<br />
Aus dem Leben<br />
eines Galeristen:<br />
Strandgut<br />
Den wohl berühmtesten Bikini der<br />
Filmwelt trug Ursula Andress im<br />
James-Bond-Film «007 jagt Dr. No»,<br />
der 1962 erschien. Die charismatische<br />
Szene, in der sie in ihrem weissen<br />
Bikini der Venus gleich aus dem<br />
Wasser stieg, machte sie mit einem<br />
Schlag berühmt. Bikinierfinder Ernst<br />
Réard benannte die Badebekleidung<br />
übrigens bewusst nach dem gleichnamigen Atoll,<br />
auf dem mehrere Atombombentests stattfanden.<br />
In den 1950er-Jahren nannte man alles, was sensationell<br />
war – also auch schöne Frauen – «Atom».<br />
Verständlicherweise sind es gerade die «Sexbomben»<br />
wie Marilyn Monroe und Brigitte Bardot, die<br />
den Siegeszug der kleinsten Schwimmbekleidung<br />
lostraten.<br />
Obwohl Brigitte Bardots Karriere mit einem Bikiniauftritt<br />
am Strand von Cannes begann, inspirierte<br />
sie Pablo Picasso – ein häufiger Strandbesucher<br />
und ausgesprochener Liebhaber schöner Frauen<br />
– zu keinem Gemälde. Sein Modell hiess zu dieser<br />
Zeit Sylvette. Allerdings fertigte der Meister 1961<br />
eine augenzwinkernde Hommage an die neue<br />
Strandbekleidung. Dabei handelte es sich um eine<br />
kleine, in ihrer Form an die weibliche Anatomie<br />
erinnernde Terrakottavase. Geschmückt wurde<br />
das Gefäss mit einem kleinen, gelben Bikini. Die<br />
Farbe des gebrannten Tons entsprach dabei dem<br />
perfekten, süd französischen Teint.<br />
Im gleichen Jahr malte Roy Lichtenstein seine<br />
ersten richtigen Pop-Art-Gemälde, darunter auch<br />
«Girl with Ball». Das Bild zeigt eine junge, dunkelhaarige<br />
Frau im Badeanzug vor gelbem Hintergrund,<br />
die einen rot gestreiften Ball mit beiden<br />
Armen hochhält. Als Vorlage diente Lichtenstein<br />
die Werbeanzeige des Mount Airy Lodge am<br />
Mount Pocono, Pennsylvania. Die Leitung des<br />
Hotels behielt diese Werbung noch lange Zeit<br />
bei und das Lodge entwickelte sich zum bevorzugten<br />
Reiseziel für Jungvermählte. Ob das an<br />
der zunehmenden Bekanntheit von Lichtenstein<br />
lag oder an den herzförmigen Badewannen des<br />
Hotels, lässt sich schwer sagen. Anfang der<br />
1970er-Jahre erstand Andy Warhol<br />
ein grosses Grundstück in Montauk,<br />
Long Island, und vermietete das<br />
Anwesen an eine ganze Reihe von<br />
Berühmtheiten. Gleich im ersten<br />
Sommer beherbergte es den frisch<br />
vermählten Sänger der Rolling Stones<br />
mit seiner Frau Bianca. Andy Warhol<br />
und Mick Jagger verband bereits eine<br />
intensive Freundschaft, sodass der eigentlich<br />
Frischluft scheuende Künstler einen Besuch<br />
wagte. Im Laufe dieses Treffens entwarf Warhol<br />
das charismatische Marken zeichen der Band: ein<br />
Mund mit herausgestreckter Zunge, der von da<br />
an das Plattenlabel zierte.<br />
«Strandgut, das sich bei der<br />
Beschäftigung mit Kunst<br />
und Künstlern angesammelt hat»<br />
Mel Ramos ist bekannt für seine nackten Heroinnen,<br />
die sich mit sonnengebräunter Haut und<br />
wehenden Haaren an wilde Tiere und diverse<br />
Konsumgüter schmiegen. Mit wie viel Humor er<br />
seine Akte betrachtet, verdeutlicht seine Serie<br />
«A Salute to Art History», in der er anerkannte<br />
Meisterwerke neu interpretiert. Dabei verpasst<br />
er Manets Olympia oder Ingres Odaliske neben<br />
der perfekten Bräunung auch gleich Bikinistreifen.<br />
Dadurch werden die ursprünglich blassen<br />
Damen zu lebendigen Wesen, die sich im Freien<br />
bewegen und der Sonne aussetzen. Übrigens<br />
sass auch Ursula Andress dem Meister mehrmals<br />
Modell. Es kann geradezu als Geste der Anerkennung<br />
ihres Bond-Ruhmes angesehen werden,<br />
dass er sie statt im weissen Bikini mit weissen<br />
Bikinistreifen zeigt.<br />
Was das alles mit meinem Leben als Galerist<br />
zu tun hat? Nichts und alles. Nennen Sie<br />
es Strandgut, das sich im Laufe der Jahre<br />
bei der Beschäftigung mit Kunst und Künstlern<br />
angesammelt hat und das ich gerne mit<br />
Freunden und Kunden teile.<br />
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Privatklinik Alta Aesthetica<br />
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1<strong>01</strong> BASELWORLD<br />
Das Uhrenjahr 2<strong>01</strong>4<br />
103 Bucherer presents<br />
Watches &<br />
Jewellery<br />
107 Gübelin presents<br />
109 La Serlas Presents<br />
111 Beyer Presents<br />
115 Meister Juwelier Presents<br />
117 Les Ambassadeurs Presents<br />
118 Frank’s way<br />
Shooting by Gianni Pisano<br />
132 SCHMUCKUHREN<br />
Glitzernde Zeitmesser<br />
135 Chopard Presents<br />
136 PERLEN<br />
Tränen des Meeres<br />
140 FABERGÉ<br />
Der Hofjuwelier des Zaren<br />
143 GELBE DIAMANTEN<br />
Luxus trifft auf Wertanlage<br />
146 ANTIKE UHREN<br />
Frühe Genfer Uhren<br />
carrera y carrera<br />
100 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
Das Uhrenjahr<br />
2<strong>01</strong>4<br />
beginnt<br />
Neuigkeiten<br />
von A bis Z<br />
The Show must go on. Nach diesem altbewährten Motto handelt die erfolgsverwöhnte<br />
Uhrenindustrie von Jahr zu Jahr. Will heissen: Neue Modelle, Uhrwerke, Komplikationen<br />
und Materialien sollen, ja müssen das internationale Publikum faszinieren. Die<br />
Resultate vielfältiger Bemühungen zeigten sich während des Genfer Uhrensalons und<br />
wie immer auch in seinem Umfeld. Die Trends des Jahres lauten innovative Mechanik,<br />
ausdrucksstarke Farben, elegantes flaches Outfit, hochwertige Skelettkunst, reduzierte<br />
Dimensionen und einmal mehr faszinierender Retrolook. Die 1950er- bis 1970er-Jahre<br />
leben neben dem Zeitgeist unserer Tage munter fort. Klassik überlebt sich nicht.<br />
Gisbert L. Brunner<br />
The Luxury Way of Life | 1<strong>01</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
Die Geschichte der Manufaktur Roger Dubuis<br />
begann 1995 mit dem gleichnamigen Uhrmacher.<br />
An ersten Armbanduhren des Genfer Startup erinnert<br />
die vergleichsweise schlichte Linie «Hommage».<br />
Zur Genfer Uhrenmesse wartete das<br />
mittlerweile zum Richemont-Konzern gehörende<br />
Unternehmen mit einem neuen Chronografen auf,<br />
dessen Rotgoldgehäuse 42 Millimeter zwischen<br />
die Backen einer Schieblehre bringt. Selbstverständlich<br />
tickt im Inneren der bis 30 Meter wasserdichten<br />
Schale exklusive Manufakturarbeit.<br />
Ganz konkret handelt es sich um das 13 ¾ linige<br />
(Durchmesser 31 Millimeter), 6,3 Millimeter hohe<br />
Kaliber RD680, welches die Uhrmacher aus 261<br />
Komponenten zusammenbauen. Das Spannen<br />
der Zugfeder besorgt ein in die Werksebene integrierter<br />
Mikrorotor. In voll aufgezogenem Zustand<br />
beträgt die Gangautonomie zwei volle Tage. Vier<br />
Hertz Unruhfrequenz gestatten das Stoppen<br />
von Zeitintervallen auf die Achtelsekunde genau.<br />
Ein Totalisator erfasst bis zu 30 Umläufe des<br />
zentralen Chronografenzeigers. Wie in guten alten<br />
Zeiten steuert ein klassisches Schaltrad die<br />
drei zeitschreibenden Funktionen Start, Stopp<br />
und Nullstellung. Bei genauem Betrachten des<br />
sorgfältig finissierten Mikromechanismus sticht<br />
zwangsläufig das für Qualität und Ganggenauigkeit<br />
bürgende Genfer Siegel ins Auge.<br />
102 | <strong>PRESTIGE</strong>
BUCHERER<br />
PRESENTS<br />
Lebensfreude und Dolce Vita<br />
Der Bucherer-Klassiker «Lacrima» frisch interpretiert. Sechs Jahre nach der Lancierung wird die sinnliche Kollektion aus dem<br />
Hause Bucherer mit bezaubernden Kreationen im modernen Stil erweitert. Die Kollektion widerspiegelt die Vielfalt und den<br />
Reichtum des Lebens auf der italienischen Piazza und ist Ausdruck der Passion wie auch der Handwerkskunst des Hauses.<br />
The Luxury Way of Life | 103
WATCHES & JEweLLERY<br />
Gerade einmal 4,8 Millimeter misst das neue, aus<br />
471 Komponenten zusammengefügte Manufakturkaliber<br />
362 von Jaeger-LeCoultre in der Höhe.<br />
Die Verpackung in ein extrahelles Weissgoldgehäuse<br />
mit Saphirglas lässt den Wert auf 7,9<br />
Millimeter klettern. Dass es sich bei dem «Master<br />
Ultra Thin Minute Repeater Flying Tourbillon» um<br />
eine komplizierte Armbanduhr handeln muss,<br />
verheisst allein schon die Zahl der Bauteile. Neben dem einseitig wirkenden<br />
Selbstaufzug durch eine peripher drehende, in gekrümmten Zifferblattschlitzen<br />
sichtbare Platinschwungmasse wartet das elfte Œuvre der Linie<br />
«Hybris Mechanica» auch noch mit einem völlig neu entwickelten «fliegenden»<br />
Tourbillon und einer Minutenrepetition auf. Zunächst einige Worte zum<br />
Wirbelwind: Hier besteht der Clou im ganz vorn sichtbaren Gespann aus<br />
Unruh mit variablem Trägheitsmoment und ebenfalls «fliegend» ausgeführter<br />
Unruhspirale. Das Ensemble oszilliert mit drei Hertz.<br />
Hat sie die Zugfeder voll gespannt, reicht die angesammelte Kraft für 45<br />
Stunden Gangautonomie. Der komplexeste Part des Uhrwerks, die Minutenrepetition,<br />
gibt sich optisch – wie immer – besonders diskret. Das Besondere<br />
verkörpern beim Kaliber 362 mehrere Konstruktionsmerkmale:<br />
Die beiden Hämmer zum Anschlagen der ums Werk gewundenen und zur<br />
klanglichen Optimierung mit dem vorderen Saphirglas verbundenen Tonfedern<br />
agieren flink wie Schleudern. Die Bezeichnung «Trébuchet» ist daher<br />
nicht aus der Luft gegriffen. Innovation pur verkörpert ferner eine Erfindung<br />
zur Verkürzung der Wartezeit zwischen den Schlägen, wenn es in den ersten<br />
14 Minuten nach einer vollen Stunde keine Viertelstunden durch Doppelschläge<br />
zu verkünden gilt. Die hellen Minutentöne lassen nach den sonoren<br />
Stundenklängen weniger lange auf sich warten als bei konventionellen Mechanismen.<br />
Bleibt die Auslösung besagten Repetitionsschlagwerks mithilfe<br />
einer eigenen Feder. Aus ästhetischen Gründen kommt hier ein patentiertes<br />
System zur Anwendung. Die Betätigung des kleinen Schiebers bei der Acht<br />
lässt einen Drücker bei der Zehn in Erscheinung treten. Nachdem dieser seinen<br />
initiierenden Job erledigt hat, verschwindet er wieder in der Versenkung.<br />
Die Edition der 41 Millimeter grossen Armbanduhr hat Jaeger-LeCoultre auf<br />
75 Exemplare begrenzt.<br />
Panerai präsentiert 2<strong>01</strong>4 ein illustres Spektrum neuer Chronografen. Für<br />
die Spitzenprodukte kooperiert die Schweizer Manufaktur mit italienischen<br />
Wurzeln, der Schwester Montblanc, und seiner traditionsreichen Tochter<br />
Minerva. In Villeret versteht man sich seit weit mehr als 100 Jahren auf Zeitschreiber<br />
unterschiedlichster Bauart. Ganz konkret kommt in den jeweils<br />
100 Exemplaren der brandneuen «Radiomir 1940»-Serie mit den Referenznummern<br />
PAM00518 (Platin), 00519 (Rotgold) und PAM00520 (Weissgold)<br />
das Handaufzugskaliber 13-22 zum Einsatz. Dieses edle Uhrwerk besitzt<br />
knapp 27 Millimeter Durchmesser, eine elegante Feinregulierung für den<br />
Rücker, Schaltradsteuerung für den Chronografen, überlieferte Horizontalkupplung<br />
und einen 30-Minuten-Totalisator. Die Komponenten werden nach<br />
allen Regeln höchster Handwerkskunst fein bearbeitet. Davon können sich<br />
die künftigen Besitzerinnen und Besitzer beim Blick durch den Sichtboden<br />
überzeugen. Panerai hat das Uhrwerk übriges OP XXV getauft. Wie bei allen<br />
Villeret-Chronografen vollzieht die Unruh stündlich gemächliche 18 000<br />
Halbschwingungen, was einer Frequenz von 2,5 Hertz entspricht. Dem hohen<br />
Anspruch an die Ausführung von Uhrwerk und Gehäuse entsprechen<br />
natürlich auch die Zifferblätter und Zeiger.<br />
104 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
Baume & Mercier ist stolz auf seinen nostalgisch<br />
anmutenden Bestseller namens «Clifton».<br />
Der an die 1950er-Jahre erinnernde Stil kommt<br />
bestens an. Krönung der Uhrenlinie im Retrostil<br />
ist die auf 30 Exemplare limitierte Armbanduhr<br />
mit «fliegend» ausgeführtem Minutentourbillon.<br />
Ihr Rotgoldgehäuse mit bombiertem Glas misst<br />
45,5 Millimeter. Das Drehgang-Œuvre kommt bei<br />
Baume & Mercier nicht von ungefähr. Es erinnert<br />
an eine Taschenuhr mit dieser Komplikation zur<br />
Kompensation negativer Gravitationseinflüsse<br />
in Hängelage, welche Alcide Baume 1892 zu einem<br />
Wettbewerb des Observatoriums von Kew-<br />
Teddington bei London sandte. Der Erfolg konnte<br />
sich sehen lassen, denn dieses Tourbillon erreichte<br />
mehr als respektable 91,1 von insgesamt 100<br />
möglichen Punkten. Das verschaffte diesem<br />
Chronometer zehn Jahre lang den Titel der weltweit<br />
präzisesten Uhr. In der neuen Armbanduhr<br />
tickt das Handaufzugskaliber P591, welches die<br />
Schwester Val Fleurier für Baume & Mercier fertigstellt.<br />
Durch den Sichtboden lässt sich die sorgfältige<br />
Feinbearbeitung des Uhrwerks mit rund 50<br />
Stunden Gangautonomie bewundern.<br />
Wegen ihrer aussergewöhnlichen Optik kann die<br />
«Rotonde de Cartier Astrocalendaire» mit Automatikwerk<br />
und ewigem Kalender als kleines «Amphitheater<br />
der Zeit» gelten. Die Konstruktion stand<br />
unter den Prämissen optimierter Ablesbarkeit,<br />
Funktionssicherheit, unkomplizierter Handhabung<br />
und einem ökonomischen Umgang mit den<br />
bei mechanischen Uhren stets nur spärlich verfügbaren<br />
Energiereserven. Die dreidimensionale<br />
Anordnung der Indikationen auf verschiedenen<br />
Ebenen nutzt den Platz am Zifferblatt bestmöglich<br />
aus. Im Zentrum der Arena dreht ein fliegendes<br />
Minutentourbillon. Weil ausgesprochen selten benötigt, findet sich die<br />
Schaltjahresanzeige auf der Rückseite des Manufakturkalibers 9459 MC.<br />
Das 32 Millimeter gros se Uhrwerk mit beidseitig wirkendem Zentralrotor besteht<br />
aus 382 Komponenten. Seine Höhe beträgt 8,1 Millimeter. Anstelle<br />
vieler Nocken, Hebel und Federn greifen unter dem Zifferblatt exakt berechnete<br />
Räder. Dieses Getriebe gestattet ein problemloses Vor- und Rückwärtsstellen<br />
von Datum und Monat über die Krone. Darüber hinaus wirkt es<br />
der Beschädigung des Mechanismus durch manuelle Korrekturen wenige<br />
Stunden vor und nach Mitternacht entgegen. Nur für den Wochentag gibt es<br />
noch einen Drücker. Natürlich misst dieses markante Œuvre auch die Zeit.<br />
Die Unruh vollzieht stündlich 21 600 Halbschwingungen. Der imageträchtige<br />
Poinçon de Genève bürgt für höchste Präzision. Damit Cartier dieses Qualitätssiegel<br />
in sein Uhrwerk punzen kann, mussten in Genf spezielle Ateliers<br />
eingerichtet werden. Summa summarum fertigt die Manufaktur von diesem<br />
luxuriösen Weissgold-Zeitmesser mit 45 Millimetern Gehäusedurchmesser<br />
100 Exemplare.<br />
Ralph Lauren geht auch 2<strong>01</strong>4 wieder auf Safari. Bester Beweis ist das «Black<br />
Safari Flying Tourbillon». In der sportiven Armbanduhr mit «fliegenden» Drehgang<br />
findet sich das 13 ¼-linige Automatikkaliber RL167, Durchmesser knapp 30<br />
Millimeter, mit in die Werksebene integriertem Mikrorotor. Das aus 142 Bauteilen<br />
bestehende Uhrwerk mit vier Hertz Unruhfrequenz und rund 40 Stunden Gangautonomie<br />
liefert der Genfer Partner «Fabrique du Temps» zu. Das schwarz durchfärbte,<br />
knapp 45 Millimeter grosse Stahlgehäuse baut 11,8 Millimeter hoch. Wer<br />
will, kann bis zu 50 Meter abtauchen. Das Oldtimer-Faible des amerikanischen<br />
Modezaren Ralph Lauren spiegelt sich im Zifferblatt wider. Dessen mattschwarzes<br />
Zentrum mit Leuchtziffern umfängt ein edler Ring aus tiefbraunem Wurzelholz.<br />
The Luxury Way of Life | 105
WATCHES & JEweLLERY<br />
Mit der «Seamaster Planet Ocean Orange Ceramic»<br />
stellte Omega im Kontext des Genfer Uhrensalons<br />
eine Weltpremiere vor. Zunächst einmal<br />
besitzt diese Automatikarmbanduhr mit dem<br />
Co-Axial-Manufakturkaliber 8615 ein gebürstetes<br />
und poliertes 43,50-Millimeter-Gehäuse aus<br />
massivem Platin. Sein Glasrand mit 24-Stunden-<br />
GMT-Skala lässt sich in beiden Richtungen drehen.<br />
Auf diese Weise ist der Newcomer – wenn<br />
gewünscht – in insgesamt drei Zeitzonen zu<br />
Hause. Der normale Weissgold-Stundenzeiger<br />
lässt sich über die Krone leicht in Stundenschritten<br />
verstellen und dient somit der Indikation der<br />
jeweiligen Lokalzeit. Ein weiterer, orangefarben<br />
ausgeführter Stundenzeiger rotiert täglich einmal<br />
um seine Achse. Er bewahrt die Referenzzeit<br />
am Heimatort. Die dritte Zonenzeit ergibt sich<br />
aus der Position des Drehrings mit 24-Stunden-<br />
Graduierung. Dessen Inlay aus orangefarbener<br />
Keramik verkörpert das bislang in Uhren noch<br />
niemals realisierte Element. Die Lünetten-Indexierung<br />
besteht aus «Liquidmetal»-Platin mit einem<br />
Feingehalt von 850/1000. Das Rotorkaliber aus<br />
eigener Manufaktur, ausgestattet mit einer Silizium-Unruhspirale,<br />
ist durch den Saphirglasboden<br />
sichtbar. Omega liefert die lediglich sechs Exemplare<br />
dieses Ausnahme-Zeitmessers mit farblich<br />
abgestimmtem Lederband mit Platin-Ziernähten<br />
und Platin-Faltschliesse. Das im Etui ebenfalls<br />
vorhandene Gummiarmband lässt sich per mitgeliefertem<br />
Werkzeug in wenigen Handgriffen<br />
austauschen.<br />
106 | <strong>PRESTIGE</strong>
Gübelin<br />
PRESENTS<br />
Ein Blütenmeer von Saphiren und Diamanten<br />
Eingebettet in funkelnde Diamanten in beschwingtem Blumendesign: So erstrahlen die makellosen tiefblauen Saphire<br />
der neuesten Kreation aus dem Hause Gübelin. Der blaue Saphir gilt als Edelstein des Himmels, als Symbol für Treue,<br />
Freundschaft, Beständigkeit und hingebungsvolle Liebe. Der Saphir soll seinen Träger ausserdem friedfertig machen und vor<br />
Hass und Untreue beschützen. Deshab ist der blaue Saphir oft der zentrale Edelstein in Kronen von Königen und Kaisern.<br />
The Luxury Way of Life | 107
WATCHES & JEweLLERY<br />
Bei dem auf 100 Exemplare limitierten «TimeWalker Chronograf 100» von Montblanc<br />
handelt es sich um eine bemerkenswerte Synthese aus uhrmacherischer Nobelmanufaktur<br />
und markanter Sportlichkeit. Prinzipiell gründet sich der brandneue Stopper<br />
basiert auf der Technik des «TimeWriter II Chronographe Bi-Fréquence 1000» von<br />
2<strong>01</strong>2. Will heissen: Im 45,6 Millimeter grossen Gehäuse, dessen Titankorpus mit seitlichen<br />
Karbon-Inlays versehen ist, sind zwei unterschiedliche Uhrwerke für die Zeitmess-<br />
und Zeitnahmefunktion zuständig. Das Manufakturkaliber mit 38,4 Millimeter<br />
Durchmesser und 7,63 Millimeter Bauhöhe hat Montblanc MB M66.25 getauft. Der<br />
für die Uhrzeit zuständige Part unterteilt die Zeit in präzise Fünftelsekundenabschnitte.<br />
Beinahe selbstverständlich besitzt die Unruhspirale eine hochgebogene Breguet-<br />
Endkurve. Seine Gangautonomie beträgt rund 100 Stunden.<br />
Zum akkuraten Erfassen der Hundertstelsekunden braucht es natürlich ein höheres<br />
Tempo. Damit sie mit den erforderlichen 50 Hertz oszillieren kann, schrumpfte die<br />
hierfür zuständige Unruh auf einen minimalen Durchmesser von sechs Millimetern.<br />
Die extrem hochfrequenten Schwingungen zehren natürlich an der Gangautonomie.<br />
Die verfügbaren 45 Minuten reichen für Ultrakurzzeit-Stoppvorgänge allerdings völlig<br />
aus. Zur Steuerung der drei Stoppfunktionen – Start, Stopp und Nullstellung – wirkt<br />
der Drücker zwischen den Bandan stössen bei der Zwölf auf ein klassisches Schaltrad<br />
ein. Insgesamt besteht das bifrequent tickende Œuvre aus 377 Komponenten. Seine<br />
Krone spannt jedes der beiden Federhäuser in einer Drehrichtung.<br />
Bei Greubel Forsey debütierte 2<strong>01</strong>4 eine völlig neu entwickelte Armbanduhr mit –<br />
beinahe – immerwährendem Kalendarium. Manuelle Korrekturen sind theoretisch bis<br />
2100 verzichtbar. Wochentag, Datum und Monat lassen sich durch Zifferblattausschnitte<br />
im unteren rechten Quadranten des Zifferblatts ablesen. Links davon findet sich eine<br />
Schaltjahresindikation. Sämtliche Einstellungen des Kalenderwerks erfolgen mithilfe der<br />
gezogenen Krone, und zwar in beiden Drehrichten, also vor- und rückwärts. Eine Anzeige<br />
zwischen den Ziffern 2 und 3 signalisiert den Schaltzustand. Eine andere zwischen<br />
der Sieben und der Acht lässt wissen, wann das Kalendarium nicht händisch bedient<br />
werden möchte. In einem kreisrunden Zifferblattausschnitt links oben dreht sich das um<br />
25 Grad geneigte Tourbillon einmal alle 24 Sekunden um seine Achse. Für ein Exemplar<br />
des 0,37 Gramm leichten Tempodrehgangs sind 86 Komponenten erforderlich. Die relativ<br />
grosse Unruh und die Breguetspirale teilen die Zeit in Sechstelsekundenabschnitte.<br />
Alles in allem montieren die Uhrmacher für das 37 Millimeter grosse und 9,6 Millimeter<br />
hohe Kaliber GF07 mit zwei Federhäusern und 72 Stunden Gangautonomie 570 Komponenten.<br />
Sein Kalendarium steuert auch die rückwärtig ablesbare Anzeige des Unterschieds<br />
zwischen wahrer und mittlerer Sonnenzeit. Infolge der elliptischen Bahn um<br />
die Sonne und der Erdachsenneigung liegt zwischen dem kürzesten und dem längsten<br />
Sonnentag des Jahres eine Differenz von 30 Minuten und 45 Sekunden. Nur vier Mal<br />
jährlich stimmen die wahre und die bürgerliche Zeit überein. Greubel Forsey hat für<br />
diese opulente Weissgold-Armbanduhr eine neuartige Anzeigeform entwickelt, welche<br />
auf einer indexierten Skala die zeitliche Differenz in Minuten und aussen herum auch die<br />
Jahreszeiten abbildet. Möglich machen es zwei transparente, übereinander angeordnete<br />
Saphirglasscheiben: Die erste trägt besagte Minutenskala, die zweite ist mit der<br />
gleich nebenan positionierten Jahresindikation verbunden und zeigt eine Art Rochen.<br />
Die in vier Segmente geteilten und farblich unterschiedlich gestalteten Linien sagen, ob<br />
die wahre Sonnenzeit vorauseilt oder hinterher hinkt.<br />
108 | <strong>PRESTIGE</strong>
la serlas<br />
PRESENTS<br />
The Luxury Way of Life | 109
WATCHES & JEweLLERY<br />
In den bewegenden 1970er-Jahren erreichte die Pop-Art<br />
ihren absoluten Höhepunkt. Sie verkörperte den amerikanischen<br />
Lebensstil wie keine andere künstlerische Bewegung.<br />
Als besonders ausdrucksstarkes Merkmal gilt das augenfällige,<br />
teilweise sehr gewagte Spiel mit Farben: poppig, schrill<br />
und fröhlich. Wer sich mit Pop-Art beschäftigt, denkt beinahe<br />
zwangsläufig an Andy Warhol, dessen einzigartiges Portrait<br />
von Marylin Monroe für Furore sorgte. Genau das inspirierte<br />
Hublot zur Kreation einer ungemein farbenfrohen Big Bang.<br />
Zu haben in Rosa, Blau, Violett und Apfelgrün. Jedes Modell<br />
repräsentiert eine eigene Farbwelt.<br />
Die weiterhin permanent aufstrebende Uhrenmanufaktur wartet<br />
mit vier neuen Armbanduhren auf, welche sich dem eigenen<br />
Bekunden nach an mutige Frauen wendet: Zwei besitzen<br />
goldene, zwei stählerne Gehäuse mit 41 Millimetern Durchmesser<br />
und Wasserdichtigkeit bis zu zehn bar. In jedem Fall<br />
zieren 48 Edelstein-Baguette den Glasrand. Topase für die<br />
blaue, Amethysten für die violette, Saphire für die rosa und Tsavoriten<br />
für die grüne Ausführung. Die fast schon skurril bunten<br />
Zifferblätter mit ihren Chronografen-Totalisatoren spiegeln die<br />
Farbpalette eines Malers. Das schrille chronometrische Kunstwerk<br />
rundet ein farbiges Armband aus einer Krokodilleder-<br />
Kautschuk-Kombination ab. Für das Bewahren und Stoppen<br />
der Zeit verbaut Hublot das aus 278 Komponenten montierte<br />
Automatik kaliber HUB 4300 auf der Basis des bewährten Eta<br />
7753. Selbiges kommt gut 40 Stunden lang ohne Energienachschub<br />
aus.<br />
110 | <strong>PRESTIGE</strong>
eyer<br />
PRESENTS<br />
DER UNBEZWINGBARE<br />
Das Wort «Diamant» geht auf das griechische Wort «adámas» (unbezwingbar) zurück und steht für das reinste,<br />
edelste und härteste natürliche Material unserer Erde. Als Mythos und Schmuckstück beseelt der Diamant seit ewigen<br />
Zeiten die Gefühlswelt der Menschen und setzt unvergängliche Marksteine in dessen Leben. Die Beyer Chronometrie ist mit<br />
Gründungsjahr 1760 das älteste Fachgeschäft für Uhren und Juwelen in der Schweiz. Im hauseigenen Atelier entsteht<br />
hochwertiger Schmuck, wie unser Lieblingsstück aus der aktuellen Kollektion: Beyer Solitaire Diamantring, Ref. 1273,<br />
handgefertigt in Weissgold 750, mit einem Diamanten 4,03 ct.D vvs2 im Cushion Cut, mit GIA Zertifikat<br />
und 24 Diamanten 0,265 ct. Preis auf Anfrage: beyer-ch.com<br />
The Luxury Way of Life | 111
WATCHES & JEweLLERY<br />
Durch innovative und teilweise auch recht exaltierte Uhrmacherei hat sich<br />
Richard Mille einen Namen gemacht. Schon im Herbst 2<strong>01</strong>3 hatte der<br />
Franzose mit NTPT (North Thin Ply Technology) Karbon ein neues Gehäusematerial<br />
vorgestellt. Aus dem leichten, sehr robusten Material entstanden bis<br />
jetzt beispielsweise Segel für Rennjachten. Optisch besticht dieser neuartige<br />
Werkstoff durch eine wellenförmige Struktur. Selbige resultiert aus übereinander<br />
angeordneten Schichten mit jeweils parallel angeordneten Karbonfasern.<br />
Jede der Lagen ist drei Hundertstelmillimeter dick. In Epoxidharz<br />
getränkt verdreht sie eine Spezialmaschine zur Erzielung höherer Stabilität<br />
jeweils um 45 Grad. Das Aushärten der Platten geschieht bei sechs bar<br />
Druck und 120 Grad Celsius Temperatur. Verglichen mit anderen Kompositmaterialien<br />
steigert das NTPT Karbon, dessen Oberfläche an Holz erinnert,<br />
die Bruchfestigkeit um 25 Prozent.<br />
Die Resistenz gegen Haarrisse wächst sogar um das Doppelte. Die anspruchsvollen<br />
Gehäuseteile beispielsweise für die nur 30 Exemplare der<br />
brandneuen RM50-<strong>01</strong> G Sensor Lotus F1 Team Romain Grosjean fertigt<br />
Richard Mille selbst in seiner «Proart»-Fabrik. Die verbaute Handaufzugsmechanik<br />
RM50-<strong>01</strong> mit Titangestell besitzt neben Tourbillon und Schaltrad-<br />
Chronograf auch einen mechanischen Sensor zum Messen der g-Kräfte.<br />
Gemeint sind Belastungen, welche zum Beispiel bei Formel-1-Rennen infolge<br />
massiver Änderungen von Grösse und Richtung der Geschwindigkeit auf<br />
diese Uhr einwirken können.<br />
Das Design der Pierre Arpels Armbanduhr geht auf das Jahr 1949<br />
zurück. 2<strong>01</strong>2 lancierte das Richemont-Mitglied Van Cleef & Arpels<br />
eine erste Neuinterpretation des Klassikers. Daran knüpft 2<strong>01</strong>4 die<br />
mechanisch aufwändige, für Globetrotter und Kosmopoliten konzipierte<br />
«Pierre Arpels Heure d’ici & Heure d’ailleurs». Auf Deutsch<br />
heisst das nichts anderes als «Stunden hier und da». Nicht zum<br />
ersten Mal arbeitet die hauptsächlich für feminine Schmuckstücke<br />
bekannte Marke zur Entwicklung der aufwändigen Mechanik mit<br />
Agenhor, also dem Atelier Genevois d’Horlogerie und seinem Eigentümer<br />
Jean Marc Wiederrecht zusammen. Retrograde, also rückspringende<br />
Indikationen, gehören hier ebenso zur Spezialität wie<br />
springende digitale Anzeigen. Beides findet sich in diesem exklusiven<br />
Agenhor-Automatikwerk mit beidseitig aufziehendem Platin-<br />
Mikrorotor. Im runden Fenster oben lassen sich die Referenzzeitstunden<br />
ablesen, unten gegenüber erscheinen die Stunden einer<br />
der jeweiligen Lokalzeiten. Über das linke Kreissegment wandert die<br />
Spitze des Minutenzeigers. Oben angekommen, wechseln einmal<br />
die Zahlen in den beiden Fenstern innerhalb einer Hundertstelsekunde<br />
und der Zeiger bewegt sich ebenso blitzartig zurück in seine<br />
Ausgangsposition. Augenblicklich beginnt die neue Wanderschaft<br />
gen Norden. Die flache 42 Millimeter grosse Schale mit den signifikanten<br />
Bandanstössen besteht aus Weissgold.<br />
112 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
Den Auftrag, das später sogenannte «El Primero»-Kaliber<br />
als ersten Automatik-Chronografen mit fünf Hertz Unruhfrequenz<br />
zu entwickeln, hatte das Management der Uhrenmanufaktur<br />
Zenith 1965 erteilt. Vier Jahre später gab<br />
das Schnellschwinger-Uhrwerk seinen Einstand. Verfügbar<br />
waren zwei Versionen: das 3<strong>01</strong>9 PHC, 280 Teile, mit<br />
Fensterdatum oder die komplexere Variante 3<strong>01</strong>9 PHF,<br />
354 Teile, mit einfachem Vollkalendarium und Mondphasenanzeige.<br />
Letztere findet sich – natürlich überarbeitet<br />
und auf den gegenwärtigen technischen Stand gebracht<br />
– im neuen Retro-Klassiker «El Primero 410». Dieser Stopper,<br />
dessen Stahlgehäuse 42 Millimeter misst und dem<br />
Wasser bis zu zehn bar Druck, also 100 Meter Tauchtiefe<br />
widersteht, erinnert spontan an den Spirit der 1970er-<br />
Jahre. Im Gegensatz zum alten Kaliber 3<strong>01</strong>9 PHF besteht<br />
das neue El Primero 410 mit Kugellagerrotor aus 390<br />
Komponenten. Nichts geändert hat sich an der Indikation<br />
von Wochentag, Monat, Datum und Mondphasen, an der<br />
Stoppgenauigkeit auf die Zehntelsekunde genau, an der<br />
Schaltradsteuerung für den Chronografen, an der horizontalen<br />
Räderkupplung, an den bis 30 Minuten und 12<br />
Stunden reichenden Totalisatoren sowie den 50 Stunden<br />
Gangautonomie. Um das Zifferblatt reicht eine Tachymeterskala<br />
zum Ermitteln von Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
über eine Meile oder einen Kilometer hinweg.<br />
Die Zusammenarbeit zwischen der Uhrenmanufaktur Parmigiani Fleurier<br />
und der exklusiven Autoschmiede Bugatti startete 20<strong>01</strong>. Auch nach 13 Jahren<br />
zeigen sich keine kooperativen Ermüdungserscheinungen, wie der<br />
fortlaufend nummerierte, aber unlimitiert hergestellte «Bugatti Aerolithe<br />
Flyback»-Chronograf eindrucksvoll beweist. Das 41 Millimeter grosse Titangehäuse<br />
mit Weissgold-Lünette schützt ein hauseigenes Automatikwerk,<br />
welches die kostbare Zeit mithilfe des zugekauften und im Val de Travers<br />
veredelten sowie danach vorderseitig montierten Chronografen-Moduls zu<br />
stoppen vermag. Die Möglichkeit permanenter Nullstellung des Chronografen,<br />
heute meist Flyback-Funktion genannt, ermöglicht den Neustart des<br />
laufenden Zeitschreibers mit einem einzigen Knopfdruck. Parmigiani hat das<br />
verbaute Rotorkaliber mit zwei parallel wirkenden Federhäusern und mehr<br />
als 50 Stunden Gangautonomie PF 335 getauft. Seine Unruhfrequenz liegt<br />
bei vier Hertz. Die Resistenz gegen Wasser reicht bis zu drei bar Druck.<br />
The Luxury Way of Life | 113
WATCHES & JEweLLERY<br />
Der hohen Kunst des manuellen Skelettierens mechanischer Uhrwerke huldigt<br />
Vacheron Constantin seit den sogenannten «Roaring Twenties». Das,<br />
was im Jahr 1924 begann und seitdem niemals aufgegeben wurde, lebt<br />
aktuell in der Linie «Métiers d’Art» fort, dort unter dem Namen «Mécaniques<br />
Ajourées». Auf gut Deutsch heisst das nichts anderes als – natürlich von<br />
Hand – «durchbrochene Mechanik». Als sei das nicht schon genug, überhöht<br />
die Genfer Traditionsmanufaktur das tickende Skelett auch noch durch<br />
gravierte Oberflächen. Die Grundlage des schöpferischen Wirkens kompetenter<br />
Handwerker nennt Vacheron Constantin 4400. Hinter der Zahl verbirgt<br />
sich ein aus 127 Teilen «komponiertes» Handaufzugskaliber hauseigener<br />
Provenienz. In langwieriger Detailarbeit durchbrochen und dekoriert, nennt<br />
es sich 4400SQ. Die anspruchsvollen und ein wenig voyeuristisch veranlagten<br />
Damen würdige «Verpackung» besteht in einem 40 Millimeter grossen<br />
und 7,5 Millimeter hohen Weissgold-Gehäuse. Den passenden Rahmen für<br />
das hochfeine Uhrwerk bildet die mit 42 Diamantbaguetten ausgefasste Lünette.<br />
Die Edelsteine wiegen zusammen nicht weniger als zwei Karat. Trotz<br />
der Reduktion auf das Minimum genügt diese Armbanduhr mit 65 Stunden<br />
Gangautonomie den strengen Vorgaben des Poinçon de Genève.<br />
Eine der unbestrittenen Domänen des Hauses Piaget ist seit 1957 die ultraflache<br />
Bauweise. Zum 140-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 2<strong>01</strong>4 kommt die<br />
Weltbestleistung in Gestalt des brandneuen Kalibers 900P und der «Altiplano<br />
38 mm 900P» gerade recht. Um den Superlativ zu realisieren, mussten die<br />
Techniker und Uhrmacher alle Register ziehen. Allein das Verschmelzen von<br />
Gehäuse und Uhrwerk zu einer konstruktiven Einheit gestattete minimale 3,65<br />
Millimeter Gesamthöhe. Die Tatsache, dass der Gehäuseboden als Grundplatine<br />
dient, führte noch nicht zum gewünschten Erfolg. Auch die Dimensionen der<br />
145 Komponenten verlangten teilweise nach einer Reduktion bis an die Grenzen<br />
des Machbaren. Einige Teile sind kaum dicker als ein menschliches Haar,<br />
manche Zahnräder messen anstelle der üblichen 0,2 nur noch 0,12 Millimeter.<br />
Nachdem die «im Süden» des Gehäuses u-förmig ausgestreckte Getriebekette<br />
nicht höher ist als der links mit drei Hertz oszillierende Gangregler, musste Piaget<br />
die Zeitzeiger exzentrisch platzieren. Das spärliche Platzangebot verlangte<br />
ausserdem nach einem vorn nur einseitig gelagerten und ins Gehäuseinnere<br />
reichenden Federhaus. Ungeachtet dessen verfügt diese spektakuläre, aber<br />
unaufdringlich wirkende Weissgold-Armbanduhr über 48 Stunden Gangautonomie.<br />
Ein Patent schützt das nicht vorderseitig, sondern unter den Brücken<br />
angeordnete Zeigerwerk, welches auch leichter Druck auf das naturgemäss<br />
sehr dünne Glas nicht zum Stillstand bringen kann.<br />
114 | <strong>PRESTIGE</strong>
MEISTER<br />
JUWELIER<br />
PRESENTS<br />
The Luxury Way of Life | 115
WATCHES & JEweLLERY<br />
Der intelligente Tourbillon-Stopp mit Hilfe eines v-förmigen Federhebels ist<br />
eine Erfindung der Glashütter Nobelmanufaktur A. Lange & Söhne. Beim<br />
Ziehen der Krone legt sich mindesten einer der beiden Arme gegen die<br />
Unruh. Der Genfer Uhrensalon 2<strong>01</strong>4 brachte die Krönung des akkuraten<br />
Zeigerstellsystems durch die Addition einer Nullstellung des Sekundenzeigers<br />
beim Ziehen der Krone. Das neue «1815 Tourbillon» glänzt also durch<br />
zwei exklusive Lange-Spezifika. Grundsätzlich ist der «Zero-Reset» keine<br />
uhrmacherische Hexerei. In jedem mechanischen Chronografen sitzen der<br />
anhaltbare Sekundenzeiger und ein sogenanntes Nullstellherz auf einer<br />
Achse. Sobald das Ende eines entsprechend gestalteten Hebels – egal wo<br />
– gegen das herzförmige Bauteil drückt, bewegt es sich zusammen mit dem<br />
Zeiger zwangsläufig in die gleiche Position. Genau das machen die Lange-<br />
Uhrmacher beim Handaufzugskaliber L102.1, dessen Entwicklung 2<strong>01</strong>0 begann.<br />
Die Verknüpfung mit einem filigran ausgeführten und deshalb sehr<br />
delikaten Tourbillon steigert den Schwierigkeitsgrad jedoch ganz beträchtlich.<br />
Erschwerend kommt hinzu, dass das Drehgestell beim Zeigerstellen<br />
zwar angehalten, selbst aber nicht nullgestellt werden kann. Demzufolge<br />
muss der Nullstellmechanismus, also die Kombination aus Herz und Zeiger<br />
mit exakt berechneter Friktion auf dieser Welle sitzen. Nicht zu locker, aber<br />
eben auch nicht zu fest. Das erfordert sehr viel handwerkliches Know-how<br />
und Fingerspitzengefühl, welches auch bei A. Lange & Söhne nur wenige<br />
Spezialisten besitzen. Das 32,6 Millimeter grosse und 6,6 Millimeter hohe<br />
Handaufzugswerk L102.1 besteht aus 262 Teilen. Die Schraubenunruh im<br />
Zentrum des Drehgangs oszilliert mit drei Hertz. Von der Version mit 39,5<br />
Millimeter-Platingehäuse offerieren die Sachsen lediglich 100 Stück. Keine<br />
Limitierung gibt es vom 1815 Tourbillon in Rotgold.<br />
Für Audemars Piguet ist die 1972 lancierte Uhrenlinie «Royal Oak» schlichtweg<br />
unverzichtbar. Das markante «Royal Oak Concept GMT Tourbillon» mit<br />
Glasrand, Krone und Drücker aus harter weisser Keramik ist am Handgelenk<br />
nicht zu übersehen. Für sicheren wie komfortablen Halt am Handgelenk<br />
sorgt ein weisses Kautschukarmband. Über das bewährte Handaufzugskaliber<br />
2930 erstreckt sich vorn eine augenfällige Brücke ebenfalls aus weisser<br />
Keramik. Links im Blickfeld des Betrachters vollführt das Minutentourbillon<br />
seine Pirouetten. Sein Drehgestell wiegt lediglich 45 Gramm. Die Unruhfrequenz<br />
liegt bei vergleichsweise moderaten drei Hertz, was seinen Teil zu den<br />
beachtlichen zehn Tagen Gangautonomie beisteuert. Zwei parallel geschaltete<br />
Zugfedern speichern die nötige Antriebsenergie. Neben der zentralen<br />
Indikation von Stunden und Minuten gibt es eine sogenannte GMT-Funktion,<br />
welche sich über einen Drücker bei der Vier ein- und umstellen lässt. Diese<br />
Anzeige funktioniert mithilfe zweier übereinander angeordneter Scheiben.<br />
Jene, die mit den Ziffern rotiert, tut dies einmal in zwölf Stunden, die darunter<br />
liegende benötigt doppelt so lange. Zwei farblich voneinander abgesetzte<br />
Sektoren dienen der Tag-/Nacht-Orientierung. Bei der Sechs findet sich<br />
schliesslich noch eine Funktionsanzeige. Deren drei Buchstaben – H, N und<br />
R – entsprechen den drei Positionen der Aufzugswelle und stehen für Zeit,<br />
Neutral bzw. Aufzug. Bis zu 100 Meter in die Tiefe kann Mann mit diesem<br />
komplexen Zeit boliden problemlos abtauchen.<br />
116 | <strong>PRESTIGE</strong>
les<br />
ambassadeurs<br />
PRESENTS<br />
Das Neue Gesicht einer Ikone<br />
Hellblauer Topas, Amethyst und Lemon Quarz im Maxiformat vibrieren vor lauter Farbe wie nie zuvor durch den<br />
Glanz der Weissgold-gefassten Brillanten. Ein kostbarer Nudo, der wie ein einsamer Protagonist oder in dem<br />
Mix-Match-Stil zu tragen ist, der die Maison Pomellato weltberühmt gemacht hat.<br />
The Luxury Way of Life | 117
PRESENTS<br />
FRANk’s<br />
Way<br />
FRANk BAumann<br />
by Gianni Pisano<br />
118 | <strong>PRESTIGE</strong>
Strickpullover von Ralph Lauren by Gassmann | Uhr Rolex<br />
The Luxury Way of Life | 119
WATCHES & JEweLLERY<br />
Hemd Brunello Cucinelli by Grieder | Uhr Omega<br />
120 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
Hemd Brunello Cucinelli by Grieder | Uhr OMEGA<br />
The Luxury Way of Life | 121
WATCHES & JEweLLERY<br />
Mantel Hugo Boss | Uhr Hublot<br />
122 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
Mantel Hugo Boss | Uhr Hublot<br />
The Luxury Way of Life | 123
Mantel Hugo Boss | Hemd Ralph Lauren by Gassmann<br />
124 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
The Luxury Way of Life | 125
WATCHES & JEweLLERY<br />
Bademantel Therme Vals | Uhr A. Lange & Söhne by Les Ambassadeurs<br />
126 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
Hausmantel Derek Rose by Grieder | Uhr A. Lange & Söhne by Les Ambassadeurs<br />
The Luxury Way of Life | 127
WATCHES & JEweLLERY<br />
Hemd Ralph Lauren by Gassmann | Uhr Parmigiani Fleurier<br />
128 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
Mantel Loro Piana by Grieder | Schuhe Navyboot | Uhr Parmigiani Fleurier<br />
The Luxury Way of Life | 129
WATCHES & JEweLLERY<br />
Hausmantel Derek Rose by Grieder<br />
Photography Gianni Pisano<br />
Production Lina Baumann<br />
Styling Alexandra Kruse<br />
Styling Assistant Kosmo<br />
Location Therme Vals<br />
Special Thanks an Sonja Dietrich und das ganze Team<br />
der Therme Vals für die herzliche Gastfreundschaft!<br />
130 | <strong>PRESTIGE</strong>
13<br />
Fragen<br />
an<br />
Frank<br />
Baumann<br />
Frank Baumann ist ein echter<br />
Tausendsassa: Inspirator,<br />
Texter und TV-Produzent.<br />
Zusammen mit seiner Frau<br />
Gabriella Baumann-von Arx<br />
betreibt er die Wörterseh<br />
GmbH, die inspiriert und<br />
kommuniziert, erfolgreich<br />
Bücher herausgibt, Konzepte<br />
für TV-Formate entwickelt<br />
und Fernsehsendungen<br />
produziert. In seiner<br />
Freizeit interessiert er sich für<br />
Scottish Walking, brettert<br />
auf schweren Motorrädern<br />
oder Telemark-Skiern<br />
unrasiert durch die Gegend<br />
und verschlingt Bücher.<br />
Welche Lektüre liegt aktuell<br />
auf Ihrem Nachttisch?<br />
John Nivens Roman «Straight White<br />
Male». Der Hauptdarsteller Kennedy<br />
Marr ätzt, säuft und vögelt sich durch<br />
Hollywoods Glitzerwelt, bis er nach<br />
einem bedauerlichen sexuellen Vorfall<br />
von Staats wegen zu einer Psychotherapie<br />
gezwungen wird. Dann geht’s<br />
erst richtig los. John Niven ist ein<br />
Amok und er schreibt einfach geil.<br />
Ihre liebste Romanheldin<br />
oder ihr Lieblingsheld aus<br />
der Dichtung?<br />
Mungo Park in T. C. Boyles<br />
«Wassermusik». Ein wahrer Held.<br />
Welches Auto fahren Sie und<br />
welches ist Ihr Traumauto?<br />
Ich fahre einen Haflinger. Ein Ford<br />
F40 wäre natürlich besser. Aber<br />
rückenmässig wäre das eine Herausforderung.<br />
Was sind die drei wichtigsten<br />
Dinge in Ihrem Leben?<br />
Gesundheit, Respekt, Humor<br />
Worauf achten Sie bei einer<br />
Frau als Erstes?<br />
Auf die Augen.<br />
Welche Uhrenmarke<br />
tragen Sie?<br />
Eine relativ seltene und relativ hässliche<br />
IWC Ocean «Bund» von 1985.<br />
Die Uhr der Minentaucher der Deutschen<br />
Marine.<br />
Haben Sie einen bevorzugten<br />
Designer?<br />
Nein<br />
Ihr liebstes Kleidungsstück?<br />
Die mundgenähten Schuhe von<br />
Simon Schäppi. Schäppi ist der beste<br />
Schuhmacher «weid änd breid»!<br />
Ihr Lieblingsduft?<br />
«Voyage» von Hermes.<br />
Ihr Lebensmotto?<br />
Never do anything you can’t do on<br />
a golf course.<br />
Was gefällt Ihnen an<br />
Ihnen besonders?<br />
Ich kann ziemlich schnell denken.<br />
Als Kind wollten Sie<br />
sein wie …<br />
Rinaldo Rinaldini und Stanley Beamish<br />
aus der Serie «Immer wenn er Pillen<br />
nahm».<br />
Welcher Versuchung können<br />
Sie nur schwer widerstehen?<br />
Meiner Frau Gabriella.<br />
The Luxury Way of Life | 131
WATCHES & JEweLLERY<br />
Schmückende<br />
Zeitmesser<br />
Eine Uhr zur Abendrobe? Eher ein «No-Go».<br />
Doch es gibt eine Ausnahme und die funkelt,<br />
glänzt und schillert: die Schmuckuhr.<br />
Valeska Jansen<br />
Uhren sind klassisch, schlicht, sportlich oder elegant. Doch passen<br />
die meisten Modelle nicht wirklich zum langen Abendkleid. Frau geht<br />
entweder ohne oder leistet sich ein exklusives Schmuckstück für das<br />
Handgelenk, das nebenbei auch noch die Zeit anzeigt.<br />
Das Zifferblatt steht dabei meist im Hintergrund, wird es doch überstrahlt<br />
vom brillanten Glanz wertvoller Edelsteine. Ob Diamantlünette oder funkelndes<br />
Uhrenarmband, die exklusiven Schmuckhäuser bieten heute unzählige<br />
Varianten an. Früher Fantasieuhr genannt, spricht man heute meist von einer<br />
Schmuckuhr. Nicht zu verwechseln mit der Modeschmuckuhr, denn in einer<br />
Schmuckuhr verbirgt sich präziseste Uhrmacherkunst mit ausgefeilter Technik,<br />
umgeben von wertvollsten Materialien.<br />
Bulgari<br />
Der «Uhren-Adel»<br />
Die Uhrendesigner von heute orientieren sich oft und gern an den früheren<br />
Epochen, als der Besitz einer Schmuckuhr noch das Privileg des Adels war.<br />
Ihre Hochzeit begann in der Rokoko-Epoche (ca. 1720 bis 1770), in der der<br />
Adel beinahe jeden Alltagsgegenstand mit einem Uhrwerk versehen liess.<br />
Es war im Knauf des mit Edelstein bestückten Spazierstocks eingebettet,<br />
wie im mit Diamant besetzten Parfumflakon-Verschluss. Auf dem Esstisch<br />
tummelten sich Uhrwerke, eingelassen im glitzernden Deckel des Salzfässchens<br />
sowie in kunstvoll verzierten Gold- und Silberdöschen. Damit wurde<br />
Reichtum gezeigt und demonstriert, ungeachtet von Sinn oder Unsinn bei<br />
132 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
Chopard<br />
Roger Dubois<br />
waren. Jungfrauen, Herkulesgestalten und Löwen,<br />
umgeben von klassischen Girlanden, zierten<br />
fortan das Zifferblatt. Die römischen Ziffern wurden<br />
durch arabische ersetzt.<br />
Chanel<br />
der Platzierung eines Uhrwerkes. Besonders beliebt war die Emaillekunst auf<br />
den Zifferblättern. Bunte Muschel- und Schnecken-Ornamente und üppige<br />
Applikationen gepaart mit römischen Ziffern zierten sie.<br />
Aphrodite, Hermes, Venus und Merkur<br />
Mit der Stilepoche des Klassizismus (ca. 1770 bis 1840) änderte sich auch<br />
der Geschmack. Die verspielt gestalteten Zifferblätter wechselten zu Kunstwerken,<br />
die der Griechischen und Römischen Mythologie nachempfunden<br />
Besonders extravagant wurden die Schmuckuhren<br />
dann zur Zeit des Jugendstils (ca. 1880 bis<br />
1915). Pflanzen, Tiere und Insekten tummelten<br />
sich auf dem Zifferblatt und darum herum. Das<br />
Uhrband wurde einer Schlange nachempfunden<br />
oder glich einer Blättergirlande.<br />
Stilmix gepaart mit Hightech<br />
In den folgenden Jahren gab es eigentlich kaum<br />
visuelle Neuerungen. Es wurde auf die vorherigen<br />
Stile zurückgegriffen und oft wurden auch die<br />
epochalen Stilelemente miteinander vermischt.<br />
Ganz anders das Uhrwerk, dieses entwickelte<br />
sich im Laufe der Jahre zur immer präziseren<br />
Miniaturtechnik.<br />
The Luxury Way of Life | 133
WATCHES & JEweLLERY<br />
Piaget<br />
Dior<br />
Century<br />
«Eine schöne Uhr<br />
zeigt die Zeit an,<br />
eine schöne Frau<br />
lässt sie vergessen.»<br />
– Maurice Chevalier (1888 bis 1972), französischer<br />
Schauspieler und Chansonsänger –<br />
Heute stehen die Uhrwerke einer Schmuckuhr in keinster Weise den gängigen<br />
Qualitätsuhrenmodellen nach. Die Edelsteinfasser ermöglichen den Uhrendesignern,<br />
feinste Diamantzifferblätter zu realisieren, und auch die Emaille-<br />
Malerei ist gefragt wie nie zuvor.<br />
Hauptsache extravagant<br />
Dieses Jahr tanzen Blüten und Drachen auf den Zifferblättern. Krokodile<br />
schmiegen sich um das Uhrengehäuse und ganze Opal-Zifferblätter leuchten<br />
irisierend. Das Farbspektrum reicht von Ton in Ton bis zur bunten Kombination<br />
aller Farbvarianten der Edelsteine. War die Schmuckuhr früher eher<br />
klein, gibt es sie nun auch in auffallender Breite<br />
und Grösse. Auch das Zifferblatt, einst oft nochmals<br />
unter einem Deckel versteckt, ist grösser und<br />
dominanter geworden. Wurde eine Schmuckuhr<br />
bisher ausschliesslich am Abend zum passenden<br />
Outfit getragen, ist sie heute sogar Jeans-tauglich<br />
geworden. Ganz gemäss dem Motto: «Schmuck<br />
darf nicht im Tresor darben, er gehört getragen.»<br />
(Jens Addicks, Goldschmied und Uhrmacher<br />
Frank Müller).<br />
134 | <strong>PRESTIGE</strong>
Chopard<br />
PRESENTS<br />
The Luxury Way of Life | 135
Die TrÄnen<br />
des Meeres<br />
Perlen<br />
Kaiser, Könige und Päpste trugen sie auf ihrem<br />
gekrönten Haupt und an ihrem Zepter in der Hand:<br />
Perlen. Mit ihrem sanften Schimmer gelten sie als<br />
Symbol für Reichtum und Wohlstand.<br />
Valeska Jansen
WATCHES & JEweLLERY<br />
In der chinesischen Mythologie werden Perlen als Segen und Glücksbringer<br />
betrachtet: Als der Drachenkönig für seine wunderschöne und<br />
äusserst kluge Tochter einen Bräutigam suchte, war ihr keiner gut genug.<br />
Auf die Frage ihres Vaters, welche Attribute denn ihr Zukünftiger haben<br />
solle, antwortete sie: «Ich möchte keinen reichen Bräutigam mit vielen Schätzen<br />
und brauche auch keinen mit grosser Macht, ich möchte einen hilfsbereiten,<br />
mutigen Mann. Der Mutigere und Hilfreichere soll mir eine leuchtende<br />
Perle bringen. Wer sie bringt, den heirate ich.» Auch zwei Brüder namens Ada<br />
und A’örl machen sich auf die Suche, doch Ada ist raffgierig und neidisch, im<br />
Gegensatz zu seinem Bruder A’örl. Auf ihrem Weg treffen sie auf ein überschwemmtes<br />
Dorf. Ada verfolgt, selbstsüchtig wie er ist, nur seine eigenen<br />
Ziele, wohingegen A’örl das Dorf rettet und zum Dank eine schwarze Perle<br />
geschenkt bekommt.<br />
Die Perle der Dankbarkeit<br />
«Und was hast du in deinem Beutel?», fragte das Mädchen. «Ach», sagte A’örl,<br />
«das ist eine schwarze Perle, die mir die Leute geschenkt haben.» Damit nahm<br />
er die Perle heraus. Sie war stumpf, schwarz und glanzlos. «Ha», sagte Ada<br />
höhnisch, der seinem Bruder gefolgt war, «da leuchten ja die Steine am Ufer<br />
heller als diese Perle!» Aber das Mädchen sagte: «Ob die Perle echt ist, werden<br />
wir am Abend sehen!» Es wurde Abend. A’örl öffnete am Fluss ufer den Beutel<br />
und holte die Perle wieder hervor. Wie schön sie<br />
plötzlich war! Es schien, als hielte er den hellen<br />
Mond in seiner Hand. Das Mädchen nahm A’örl die<br />
Perle ab und warf sie hoch in die Luft. Da blitzte<br />
sie so hell auf, dass Ada seine Augen schlies sen<br />
musste. Als er sie wieder öffnete, ragte im silbernen<br />
Licht ein goldener Palast auf. Die leuch tende<br />
Perle steckte hoch auf dem First seines Daches.<br />
In kostbare Gewänder gekleidet, gingen das Mädchen<br />
und A’örl Hand in Hand in den Palast.<br />
In diesem Märchen wird die Perle zum Symbol<br />
der Reinheit und Tugend, deren Wert sich nicht<br />
auf den ersten Blick zeigt. Auch den chinesischen<br />
Kaiserinnen wurde bei ihrem Tod eine schwarze<br />
Perle als Symbol der Reinheit und Kostbarkeit in<br />
ihren Mund gelegt.<br />
Die Farbe bestimmt den Wert<br />
Gerade ihre Seltenheit macht Perlen so besonders<br />
wertvoll. Schätzungen zufolge findet man nur in<br />
jeder 15 000sten Muschel eine schwarze Naturperle.<br />
«Azra» heisst eine der bekanntesten, sie ist<br />
das Herzstück eines Colliers der russischen<br />
The Luxury Way of Life | 137
Perlen-<br />
ABC<br />
Den Wert einer Perle bestimmen verschiedene Faktoren, aber<br />
auch Trend und Zeitgeschmack. Ausschlaggebend sind Glanz<br />
(Lüster), Grösse und Färbung.<br />
Der Lüster beschreibt den irisierenden Perlglanz (Schmelz) der<br />
Oberfläche, hervorgerufen durch Lichtbrechung und Reflexion.<br />
Natürliche Sprenkel und Verfärbungen mindern den Verkaufspreis<br />
drastisch. Grundsätzlich aber gilt: Naturperlen haben<br />
immer einen höheren Wert als Zuchtperlen.<br />
Zuchtperlen aus China, sogenannte Reisperlen, sind von geringer<br />
Qualität. Dort werden bis zu 30 Kunststoffperlen in eine einzige<br />
Auster gepflanzt.<br />
Wie bei Edelsteinen wird die Grösse in Karat angegeben.<br />
Die populärsten Arten von Meerwasserperlen sind «Akoya-<br />
Perlen» und Südsee-Perlen.<br />
Süsswasserperlen, oder sogenannte «Flussperlen», wachsen<br />
in Flüssen, Seen und sogar auf den alten Reisfeldern in China.<br />
«Keshi-Perlen» (Mohnsamenperlen) sind winzige Perlen, die sich<br />
ungeplant bilden, wenn eine viel grössere Perle mit Kern in einer<br />
Akoya-Muschel heranreift. Da «Keshi» kernlos sind, sind sie im<br />
strengen Sinne Naturperlen. Sie haben dasselbe Farbspektrum<br />
wie «Akoya-Perlen». Muscheln, die Südsee- und «Tahiti-Perlen»<br />
hervorbringen, produzieren auch «Keshi-Perlen», die manchmal<br />
mehr als 10 mm lang sind. Aufgrund ihrer interessanten Formen<br />
werden «Keshi-Perlen» gern zu Schmuck verarbeitet.<br />
«Biwa-Perlen»: Der grösste See Japans ist der «Biwa-See».<br />
«Biwa-Perlen» sind bekannt für ihre hohe Qualität, ihren gleichmässigen,<br />
starken Lüster und ihre glatte Oberfläche. Das Farbspektrum<br />
umfasst Cremeweiss, Weissrosa, Lachsorange, dunkles Weinrot<br />
und Violett. Die Austern nehmen keine Kerne an, somit sind sie<br />
kernlose Perlen und wachsen deshalb oft in bizarren Formen. Viele<br />
Süsswasserperlen werden als «Biwa-Perlen» bezeichnet, obwohl<br />
sie aus China stammen – vermutlich, um den Preis zu steigern.<br />
Der weltweit genutzte Standard zur Klassifizierung von Perlen ist<br />
das A – AAA-System. Das heisst, die höchste Bewertung von<br />
Perlen endet bei AAA.<br />
Perlen mögen weder Parfum noch Haarspray. Alle Arten von<br />
Kosmetika bis hin zur Sonnencreme mindern ihren Glanz und<br />
ihre Schönheit.<br />
Perlenexperten unterteilen Perlenformen generell in 3 Oberkategorien,<br />
die sich nach den Gesamtmerkmalen richten:<br />
Kugelförmig: Kugelförmige Formen sind absolut oder fast rund.<br />
Dies ist die bekannteste, klassische Form.<br />
Symmetrisch: Symmetrische Formen sind ausgewogen und<br />
gleichmässig. Würde man die Perle halbieren, würde jede Hälfte<br />
das Spiegelbild der anderen darstellen.<br />
Barock: Barocke Formen sind abstrakt und unregelmässig.<br />
Sie sind von Natur aus asymmetrisch.
«Was macht die edlen Steine<br />
und klare Perlen wert?<br />
Ihr Wert nicht, sondern das,<br />
dass man sie so begehrt.»<br />
– Friedrich von Logau –<br />
WATCHES & JEweLLERY<br />
Kronjuwelen. Heute werden schwarze Perlen erfolgreich gezüchtet und<br />
tragen den Namen «Tahiti-Perlen». Sie gehören mit einem Durchmesser von<br />
8 bis 16 mm zu den grössten und wertvollsten Perlen. Ihre Wachstumszeit<br />
beträgt vier bis fünf Jahre.<br />
Die Farbe einer Perle hängt immer von der Farbe des Perlmutts im Muschelinneren<br />
ab. So reicht ihr Farbspektrum von reinem Weiss über Rosé, Violett<br />
und Gelb, zu Grün über Grau bis Schwarz.<br />
Das geheime Gold der Philippinen<br />
Eine ganz besondere Rarität sind goldene Perlen, sie werden auf den Philippinen<br />
gezüchtet. Der genaue Standort der Perlenfarm wird dort streng<br />
geheim gehalten. In einer Aufzuchtfarm werden die späteren Perlenaustern<br />
grossgezogen, um sie nach ca. 18 Monaten mit einer kleinen Kunstperle, dem<br />
Nukleus, zu bestücken. Sie wird im «Perlensack» der Auster platziert. Mithilfe<br />
einer winzigen Hauttransplantation wird die Perlmuttproduktion jeder einzelnen<br />
Auster angeregt. Würde man nur den Nukleus einsetzen, könnte später<br />
nur diese kleine Kunststoffperle geerntet werden. In grossen, flachen Körben<br />
werden die bestückten Austern in ruhigem Meer ausgesetzt. Nach zwei Wochen<br />
müssen die Körbe gewendet werden, um sicherzugehen, dass sich der<br />
Nukleus im Perlensack richtig einnistet. Hauptnahrungsquelle der Austern ist<br />
reines Plankton.<br />
Aufwändige Pflege für ein perfektes Ergebnis<br />
Regelmässig müssen die einzelnen Austern von Algen gereinigt werden, nur<br />
so kann die Muschel ausreichend Sauerstoff und Nahrung erhalten. Nach vier<br />
Wochen im offenen Meer werden die Austern geröntgt. Wenn der Nukleus<br />
nicht exakt mittig in der Auster platziert ist, wird diese aussortiert. Tag und<br />
Nacht patrouillieren rund um den geheimen Zuchtort bewaffnete Boote. Nach<br />
zwei Jahren kann dann geerntet werden. Dabei wird jede Auster vorsichtig<br />
ein wenig geöffnet und mit einer Pinzette wird die Perle entnommen. Bei gutem<br />
Ergebnis kann dieselbe Auster sofort wieder bepflanzt werden. Bei guter<br />
Güteklasse hat eine goldene Perle einen Marktwert von bis zu 5000 Dollar.<br />
Egal, welche Farbe und Form, den Marktwert bestimmt wie immer die Nachfrage.<br />
Bei Chanel gehören Perlenketten zum Must-have, bei einem klassischen<br />
Outfit zum guten Ton und ins Schmuckkästchen einer Frau gehören<br />
sie ganz einfach hinein.<br />
La Pelegrina, die berühmteste<br />
Perle der Welt<br />
Richard Burton schenkte die 13,2 Gramm schwere<br />
Perle 1969 Elizabeth Taylor. Ihre ursprüngliche<br />
Herkunft ist unklar, aber es wird angenommen,<br />
dass sie im 16. Jahrhundert bei den Islas de las<br />
Perlas an der Pazifikküste Panamas gefunden<br />
wurde. Angeblich brachte ein Galeerensklave<br />
die birnenförmige La Pelegrina nach Spanien,<br />
wofür er als Dank seine Freiheit erhielt. Von dort<br />
wanderte sie als Verlobungsgeschenk Prinz<br />
Philipps II. an die damalige Königin von England,<br />
Maria Tudor, und weiter von Königshaus zu Königshaus.<br />
Sogar Napoleon III. soll sie zeitweise in<br />
seinem Besitz gehabt haben. Im Dezember 2<strong>01</strong>1<br />
wurde sie bei Sotheby’s in New York, platziert<br />
in einem mit Diamanten und Rubinen besetzten<br />
Collier von Cartier, für beinahe 12 Millionen Dollar<br />
versteigert.<br />
The Luxury Way of Life | 139
WATCHES & JEweLLERY<br />
Der Hofjuwelier<br />
des Zaren<br />
Fabergés Welt<br />
Die prunkvoll verzierten Ostereier des russischen<br />
Hoflieferanten Peter Carl Fabergé sind weltbekannt.<br />
Noch heute lässt der Glanz seiner erlesenen<br />
«objets d’art» viele in Nostalgie versinken.<br />
Yvonne Beck<br />
140 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
Die weltberühmten Fabergé-Eier sind der Inbegriff von Luxus und stehen<br />
für höchste Goldschmiedekunst. Der Ursprung dieser kleinen<br />
Meisterwerke liegt in Russland. Zum Osterfest, welches zu den wichtigsten<br />
Feiertagen in Russland zählt, ist es schon seit dem 17. Jahrhundert<br />
Brauch, sich geschmückte Ostereier und drei Küsse zu schenken.<br />
Das erste Ei der Henne<br />
Doch für den russischen Zarenhof mussten diese Eier natürlich prunkvoller<br />
sein. Edelsteine, Perlen, Gold und Elfenbein und im Inneren jedes dieser<br />
Schmuckstücke verbarg sich ein Kleinod mit einer eigenen Geschichte. Zar<br />
Alexander der Dritte gab im Jahr 1885 beim Hofjuwelier Carl Peter Fabergé<br />
das erste dieser ganz besonderen Ostereier in Auftrag. Er schenkte das sogenannte<br />
«Hennen-Ei» seiner Gemahlin Zarin Maria Fjodorowna. Die Begeisterung<br />
der Zarin über dieses Geschenk war so gross, dass der Juwelier Peter<br />
Carl Fabergé für die russische Zarenfamilie insgesamt 49 weitere Schmuckeier<br />
schuf. Jedes ein Unikat, jedes mit seiner ganz eigenen Geschichte. Häufig<br />
liess der Hoflieferant aktuelle politische oder gesellschaftliche Ereignissen in<br />
seine Kreationen einfliessen. Und im Inneren verbarg er etwas, das sich auf<br />
die Familie des Zaren persönlich bezog.<br />
Bereits das erste in Auftrag gegeben Ei – das «Hennen-Ei» – verbarg eine<br />
solche innere Überraschung. Die Eierschale aus weisser Emaille, lässt das<br />
Kunstwerk fast wie ein echtes Ei aussehen. Im Inneren steckt jedoch ein goldener<br />
Dotter, in dem wiederum eine Henne aus Vierfarbgold, verziert mit Augen<br />
aus Rubinen, versteckt ist.<br />
Die Überraschungseier des Zaren<br />
Ihm folgte das «Rosenknospen-Ei», welches aus<br />
mehrfarbigem Gold und Emaille besteht und mit<br />
Diamanten besetzt ist. Unter seiner Schale verbirgt<br />
sich eine gelbe aufklappbare Rosenknospe<br />
aus Gold und Emaille. In der Rosenknospe waren<br />
ursprünglich zwei weitere Überraschungen enthalten.<br />
Eine Miniaturkopie der kaiserlichen Krone und<br />
ein eiförmiger Rubinanhänger. Diese Schmuckstücke<br />
gelten heute leider als verschollen.<br />
Jedes dieser Kleinode ist etwas ganz Besonders,<br />
doch das wertvollste unter ihnen ist das «Krönungs-Ei».<br />
Sein Wert wird auf dreissig Millionen<br />
Dollar geschätzt. Äusserlich ist es mit Motiven des<br />
Krönungsmantels bestückt, im Inneren verbirgt<br />
sich als Überraschung eine Miniaturschmuckkutsche<br />
aus Gold, Diamanten und Rubinen. Sie ist eine<br />
detailgetreue Nachbildung der Kutsche, mit der<br />
die Zarin durch Moskau zur Uspensky-Kathedrale<br />
fuhr. 1900 entstand das «Kuckucks-Ei». Ein barock<br />
gestaltetes Ei, welches eine kleine Tischuhr<br />
darstellt. Es ist eines von sechs Fabergé-Eiern mit<br />
eingebauter Spieluhrtechnik. Durch Knopfdruck<br />
öffnet sich das Ei und ein kleiner Vogel kommt<br />
The Luxury Way of Life | 141
WATCHES & JEweLLERY<br />
zum Vorschein, welcher kräht und mit den Flügeln schlagen kann. Zwischen<br />
1885 und 1916 schuf Fabergé also insgesamt 50 wunderschöne und einzigartige<br />
Schmuckeier für die russische Zarenfamilie. Nach der Oktoberrevolution<br />
beschlagnahmten die Bolschewisten die wertvollen Ostereier. Zehn der<br />
Luxusobjekte befinden sich heute im Waffenmuseum des Kreml. Die restlichen<br />
Eier sind im Besitz verschiedener Museen und privater Sammlungen.<br />
Acht Eier sind seit der Revolution verschollen.<br />
Der Höhepunkt der Juwelierkunst<br />
Doch nicht nur die Zarenfamilie war von den Schmuckeiern angetan. Einige<br />
der Fabergé-Eier wurden auch von anderen wohlhabenden Personen in Auftrag<br />
gegeben, welche es dem Zaren gleichtun wollten. Ein jedes der wertvollen<br />
Eier erzählt seine eigene Geschichte.<br />
Auf der Welle des allgemeinen Wirtschaftswachstums Ende des 19. Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts erlebte die russische Juwelierbranche einen bis dahin<br />
nicht gekannten Aufschwung. Die Entstehung einer neuen wohlhabenden<br />
Klientel mit entsprechender Kaufkraft und Nachfrage beschleunigte die<br />
Branchenentwicklung und führte zu hochwertigen neuen Produkten auf der<br />
einen Seite, aber auch härterer Konkurrenz auf der anderen Seite, es war die<br />
«goldene Ära» der Juwelierkunst.<br />
Von der Mehrzahl der Namen der damaligen Akteure dieser Juwelierszene<br />
hat sich allerdings nur der legendäre Name Fabergé erhalten. Als Stilrichtung<br />
und als Symbol dieser Epoche gilt sein Glanz über seine Zeit hinaus,<br />
er vertritt heute mit seiner Vollkommenheit alle anderen beschreibenden Begriffe<br />
für die Juwelierkunst der Zarenzeit. Zu seinen Glanzzeiten beschäftigte<br />
Fabergé 500 Mitarbeiter in seinen Werkstätten. Zweigstellen unterhielt er in<br />
Moskau, Odessa und London. Über 250 000 Objekte in Gold, Silber, Emaille,<br />
mit Juwelen und Schmucksteinen wurden insgesamt hergestellt. Eine Werkstatt<br />
mit 20 Handwerkern war allein damit beschäftigt, die Ahornholzetuis zu<br />
fertigen, in die jedes einzelne Stück verpackt wurde.<br />
Für Fabergé-Fans<br />
Das Fabergé-Museum in Baden-Baden ist weltweit das erste und<br />
immer noch das einzige Museum, das dem Lebenswerk des berühmten<br />
russischen Zarenjuweliers Carl Peter Fabergé gewidmet ist.<br />
In der einzigartigen Sammlung unseres Museums, die momentan<br />
auf über 700 Exponate verfügt, ist das ganze Spektrum Fabergés<br />
Arbeiten vertreten, von den berühmten kaiserlichen Ostereiern der<br />
Zaren familie bis hin zu köstlichen Schmuckstücken und während des<br />
Ersten Weltkrieges entstandenen qualitativen Gegenständen des<br />
täglichen Bedarfs.<br />
Neue Eier baute exklusiv die Firma Victor Mayer aus Pforzheim. Von<br />
1989 bis 2009 wurde dort die Tradition Fabergés, mit dem Exklusivrecht,<br />
den Stempel «Fabergé» für ihre Produkte zu verwenden,<br />
weitergeführt.<br />
142 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHES & JEweLLERY<br />
Luxus<br />
trifft auf<br />
Wertanlage<br />
Gelbe Diamanten<br />
Heidi Klum und Kelly Clarkson bekamen<br />
sie zur Verlobung, Jane Fonda und Kate<br />
Winslet trugen sie anlässlich der Oscarverleihung<br />
– die Rede ist von gelben<br />
Diamanten, die auch als «fancy yellow diamonds»<br />
bekannt sind.<br />
Schon längst zählen sie zu den Lieblingen der<br />
Stars – und das aus gutem Grund. Denn die raren<br />
Steine erweisen sich zuweilen nicht nur als mindestens<br />
so wertvoll wie ihre «weissen Kollegen».<br />
Darüber hinaus verleihen sie jeder Frau einen<br />
Touch Extravaganz und luxuriösen Chic. Doch<br />
während sich gelbe Diamanten vor allem in den<br />
USA immer grösserer Beliebtheit erfreuen, bleiben<br />
sie im europäischen Schmuckfachhandel nach<br />
wie vor eine Seltenheit. Erst wenige Juweliere bieten<br />
eine exklusive Kollektion an Schmuckstücken<br />
mit gelben Diamanten an.<br />
Schön und wertvoll<br />
Der Wert eines «fancy diamond» ergibt sich ebenso<br />
wie bei weissen bis farblosen Diamanten aus<br />
Grösse, Schliff und Reinheit. Allerdings kommt es<br />
bei farbigen Diamanten besonders auf die Farbintensität<br />
an. Doch gelbe Diamanten sind nicht nur<br />
schön anzusehen, sie entwickeln sich darüber hinaus<br />
auch zu rentablen Wertanlagen. Die weltweite<br />
Nachfrage wächst stetig an.<br />
Doch auf 10 000 geförderte weisse Schmuckdiamanten<br />
kommt lediglich ein gelber Diamant<br />
in hervorragender Qualität. Die kontinuierliche<br />
Wertsteigerung verwundert daher nicht. Der renommierte<br />
Diamantenexperte Eden Rachminow<br />
etwa schätzt, dass die Preise für gelbe Diamanten<br />
in 1a-Qualität allein zwischen 2<strong>01</strong>2 und 2<strong>01</strong>3 um<br />
35% gestiegen sind. Insofern dürften die funkelnden<br />
Raritäten nicht nur für die Stars und Sternchen<br />
interessant sein.<br />
The Luxury Way of Life | 143
SchmuckStücke<br />
schreiner jewellery<br />
boucheron<br />
Bulgari<br />
piaget<br />
swarovski<br />
montblanc<br />
thomas frieden<br />
asprey<br />
tiffany & co<br />
asprey<br />
gübelin<br />
144 | <strong>PRESTIGE</strong>
Dior<br />
selected jewels<br />
carrera y carrera<br />
piaget<br />
swarovski<br />
esprit<br />
hublot<br />
boucheron<br />
fope<br />
al coro<br />
The Luxury Way of Life | 145
WATCHES & JEweLLERY<br />
Zwei frühe<br />
Genfer<br />
Uhren<br />
Dass der Zustrom protestantischer Glaubensflüchtlinge aus Frankreich,<br />
der Hugenotten, dem Wirtschaftsleben der Schweiz im 16. und 17. Jahrhundert<br />
ausserordentlich wichtige Impulse gab, ist allgemein bekannt.<br />
Noch heute können wir in den Museen vor allem Uhren betrachten,<br />
die damals angefertigt wurden.<br />
Monika Leonhardt<br />
Das Uhrenmuseum Beyer verfügt zum Beispiel über Uhren mit Signaturen<br />
von Jacques Sermand, Jean Arlaud, Jacob Huet, Josué<br />
Robert und über Uhrengehäuse mit feinsten Emailmalereien der<br />
Brüder Huaud, alles Hugenotten. Uhren aus dem 16. Jahrhundert,<br />
die nachweislich in Genf hergestellt wurden, haben sich nicht erhalten. Die<br />
Erwerbszweige in der Stadt Genf begannen sich in dieser Zeit in Zünften<br />
zu organisieren, zuerst 1566 die Goldschmiede, dann 16<strong>01</strong> die Uhrmacher.<br />
Möglichweise hatte die Organisa tion in Zünften zur Folge, dass die Uhren<br />
signiert werden (mussten), was es uns heute einfacher macht, frühe Genfer<br />
Uhren zu identifizieren.<br />
J. Sermand Geneve<br />
Als älteste erhaltene Genfer Uhr darf wohl die Halsuhr des Uhrmachers<br />
Duboule im Internationalen Uhrenmuseum in La Chaux-de-Fonds gelten,<br />
die auf den Beginn des 17. Jahrhunderts datiert ist. Ursprünglich aus Lyon<br />
stammt die Familie Sermand, die von 1620 an in Genf sehr kostbare Uhren mit<br />
Elementen aus Bergkristall herstellte. So befand sich in der Sammlung des<br />
Genfer Musée de l’horlogerie et d’émaillerie eine Uhr von Sermand in Form<br />
eines lateinischen Kreuzes, um etwa 1650 datiert. Weitere vier Uhren, von<br />
1630 bis 1645 datiert, sind in den Sammlungen des British Museum aufbewahrt,<br />
darunter eine besonders schöne in Form eines Sterns. Die Form einer<br />
Tulpe haben Uhren in den Sammlungen des Louvre in Paris und des Metropolitan<br />
Museum of Art in New York. Die mit «J. Sermand Geneve» signierte<br />
Uhr im Uhrenmuseum Beyer zeichnet sich durch höchst bemerkenswerte<br />
Komplikationen aus: Das Zifferblatt unten zeigt<br />
die Uhrzeit an, das kleine Zifferblatt rechts die<br />
Wochentage mit den lateinischen Bezeichnungen<br />
für die Planeten, die den Wochentag regieren, das<br />
Zifferblatt links Mondphase und Mondalter, oben<br />
Tag des Monats. Es ist eine äusserst frühe, kleine<br />
Uhr mit einer Mondphase. Ob diese Uhr nun von<br />
Jacques Sermand d. Ä. (1595 bis 1651) oder von<br />
seinem gleichnamigen Neffen d. J. (1635 bis 1666)<br />
geschaffen wurde, ist schwer zu entscheiden. Zu<br />
den Mitarbeitern in der Werkstatt der Sermands<br />
gehörte übrigens auch Jean Rousseau (1606 bis<br />
1684), der Urgrossvater des berühmten Philosophen<br />
Jean-Jacques Rousseau (1712 bis 1778).<br />
Der Vater des Philosophen, Isaac Rousseau (1672<br />
bis 1741), war bekanntlich ebenfalls Uhrmacher<br />
und arbeitete um 1730 einige Jahre im Topkapi-<br />
Palast des Sultans in Konstantinopel.<br />
Schon einige Generationen vor Isaac Rousseau<br />
hatten Genfer Uhrmacher den Weg in die Türkei<br />
gesucht: Aus der jüngeren Generation der Sermand<br />
machte sich Jacques 1660 mit seinen Werkzeugen<br />
und allen Kleidern auf den Weg nach<br />
146 | <strong>PRESTIGE</strong>
Halsuhr mit Kalender, Mondphasen und<br />
Mondalter aus Bergkristall, Werk signiert<br />
«J. Sermand Geneve», um 1650–1660.<br />
Uhrenmuseum Beyer Zürich
WATCHES & JEweLLERY<br />
Ovale Halsuhr mit Mondphase, Zifferblatt mit osmanischen Ziffern.<br />
Uhrenmuseum Beyer Zürich<br />
Werk in osmanischer Schrift signiert «Jean Arlaud», um 1660.<br />
Uhrenmuseum Beyer Zürich<br />
Konstantinopel. Er plante wohl einen längeren<br />
Aufenthalt dort, starb aber auf der Reise, 31-jährig,<br />
und hinterliess Frau und Kinder in Genf. Er war zuvor<br />
schon mehrfach nach Konstantinopel gefahren<br />
und so ist möglicherweise er, nicht sein Onkel, der<br />
Verfertiger der Uhr im Uhrenmuseum Beyer. Mit<br />
etwas Fantasie lässt sich in der Gravur im oberen<br />
Zifferblatt eine Ansicht des Topkapi-Palastes<br />
vermuten, zumindest fanden sich Kuppelbauten in<br />
dieser Form in westlichen Städten nicht. Ein noch<br />
gewichtigerer Hinweis ist die damals bei kleinen<br />
Uhren sehr seltene Komplikation der Mondphase<br />
und des Mondalters, die im religiösen Leben der<br />
Türken ein grosse Rolle spielten. Die Datierung der<br />
Uhr um 1650 bis 1660 ist auf jeden Fall zutreffend.<br />
Vielleicht ist es eine der letzten von Jacques Sermand<br />
d. J. vor seiner Abreise gefertigten Uhren?<br />
Genfer Uhrmacher erobern die Welt<br />
Was brachte die Uhrmacher dazu, bis nach Konstantinopel<br />
zu reisen? Abenteuerlust und der<br />
Wunsch, der sittenstrengen, kargen Heimatstadt<br />
in ein wärmeres, farbigeres und reiches Land zu<br />
entkommen, spielten sicher eine Rolle. Ausschlaggebend<br />
war jedoch die Suche nach Absatzmärkten. Eine vorsichtige Schätzung<br />
geht davon aus, dass in Genf um 1680, also noch vor der zweiten grossen<br />
Einwanderungswelle der Hugenotten im Anschluss an die Aufhebung des<br />
Toleranzedikts von Nantes 1684, jährlich etwa 5000 Uhren hergestellt wurden.<br />
Herstellung und Verkauf waren arbeitsteilig organisiert, der protestantische<br />
Arbeitsethos führte zu einer stetig wachsenden Produktion. Vermutlich<br />
hatte die Stadt zu dieser Zeit etwa 15 000 Einwohner. Die in Genf so zahlreich<br />
hergestellten Uhren mussten exportiert werden.<br />
Jean Arlaud<br />
Mehr Glück als die Sermands hatte dabei die Familie Arlaud: Antoine Arlaud<br />
(*1590) aus der Auvergne erhielt 1617 das Genfer Bürgerrecht. Er schickte<br />
1632 über Marseille an den Hof von Konstantinopel eine Lieferung von<br />
Uhren mit Schlagwerk und Mondphasen, sein Sohn Abraham und weitere<br />
Nachfahren arbeiteten für längere Zeit in der Türkei. Noch gibt es eine Uhr im<br />
Uhrenmuseum Beyer mit osmanischen Zahlen auf dem Zifferblatt und einer<br />
Mondphase, die auf der rückwärtigen Platine in osmanischer Schrift signiert<br />
ist mit «Jean Arlaud». Die Familie in Genf wurde sehr vermögend und brachte<br />
mit Jacques-Antoine Arlaud (1668 bis 1743) einen bedeutenden Porträtmaler<br />
und Miniaturisten hervor, der auch mit diplomatischen Aufträgen seiner Heimatstadt<br />
betraut wurde. Denn die kleine Stadt Genf, ein winziger Punkt auf<br />
der Landkarte, war seit dem 17. Jahrhundert auch durch die Tatkraft und<br />
den Unternehmungsgeist ihrer Refugiés weltweit vernetzt. Faszinierend,<br />
nicht wahr?<br />
148 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Drivestyle<br />
151 GEBURTSSTUNDE EINES MYTHOS<br />
SILBERPFEIL<br />
156 KÖNIGSKINDER<br />
SONDERANFERTIGUNGEN SCHNELLER FLITZER<br />
159 NIKI LAUDA<br />
DIE RENNSPORTLEGENDE<br />
162 LEINWANDFIEBER<br />
GEMALTE RENNWAGEN<br />
168 AUTOMOBILMUSEEN<br />
MOTORISIERTE SPURENSUCHE<br />
172 GIRLS ON BIKES<br />
FASHION MEETS SCOOTER<br />
MAttel<br />
150 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
geburtsstunde<br />
Eines<br />
MYTHOS<br />
Die Legende des Silberpfeils<br />
Der Ausdruck «Silberpfeil» soll<br />
auf eine Behelfslösung am Mercedes-Benz W25<br />
zurückgehen. Doch auch ohne die umstrittene<br />
Legende schrieb der Kompressor-Wagen<br />
Motorsportgeschichte<br />
Adriano Cimarosti<br />
Collection Maniago, Werk<br />
The Luxury Way of Life | 151
DRIVE STYLE<br />
Nürburgring, 2. Juni 1934: Beim Eifelrennen geht Mercedes mit einem<br />
komplett neuen Rennwagen an den Start. Das Auto heisst W25 und<br />
entspricht der in jener Saison eingeführten 750-Kilo-Formel, welche<br />
das erlaubte Höchstgewicht umschreibt. Wie für deutsche Mannschaften<br />
traditionell üblich sind die beiden antretenden W25 weiss lackiert<br />
– und bringen beim Wiegen drei Pfund zu viel auf die Waage. Die Truppe ist<br />
ratlos: Schon am nächsten Tag wird das Rennen stattfinden – und was soll<br />
man an einem auf Leichtbau getrimmten Wagen noch abbauen? «Jetzt sind<br />
wir die Gelackmeierten!», bringt es ein Mechaniker auf den Punkt und liefert<br />
die passende Antwort gleich mit: Über Nacht – so geht die von Mercedes<br />
kolportierte Legende – werden alle Verkleidungen bis aufs blanke Alublech<br />
abgeschliffen und so die nötigen Pfunde abgespeckt, anschliessend siegt<br />
der Bolide souverän. Für den ehrfürchtigen Spitznamen «Silberpfeil» sorgt<br />
dann der Volksmund, denn künftig wird auch Mercedes – die Auto-Union-<br />
Boliden gingen so bereits beim Avus-Rennen im Mai an den Start – nur noch<br />
in dieser Farbe antreten.<br />
Ob erster Silberpfeil oder nicht: Der W25 begründet auf jeden Fall einen Marken-Mythos<br />
von Überlegenheit und Ruhm, was ihn bis heute so faszinierend<br />
macht. Denn es sind diese silbrig glänzenden Rennwagen aus Deutschland,<br />
die den internationalen GP-Sport künftig nach Belieben dominieren werden.<br />
Rückblende in die Vorgeschichte der wirtschaftlich angespannten Jahre<br />
1930/1931: Grosse Automobilwerke übten sich damals im Rennsport in<br />
Zurückhaltung. Mercedes-Benz sollte bis 1932 bei einigen Rennen noch<br />
mit den fast 1,6 Tonnen schweren «weissen Elefanten» SSK oder SSKL antreten,<br />
deren 7065 cm 3 grosser Sechszylinder-Kompressor einst von Prof.<br />
Ferdinand Porsche konstruiert worden war. 1931 gewann Rudolf Caracciola<br />
auf einem solchen Auto das Berliner Avus-Rennen; auch bei der Mille Miglia<br />
siegte er. Im folgenden Jahr dominierte von Brauchitsch auf SSKL (mit<br />
Stromlinienverkleidung von Freiherr Reinhard Koenig-Fachsenfeld) mit einem<br />
Durchschnitt von 194 km/h auf der Avus, allerdings vor schwacher Konkurrenz.<br />
Alfa Romeo brachte 1932 unter Vittorio Jano zwar den 700 kg leichten<br />
Typ P3 mit 2,7-Liter-Achtzylindermotor; Tazio Nuvolari sicherte sich mit ihm<br />
gleich den Grossen Preis von Italien. Doch die Mailänder zogen sich dann<br />
per Ende Jahr vom Rennsport zurück und überliessen 1933 ihr gesamtes<br />
Rennmaterial der Scuderia Ferrari aus Modena.<br />
Anders bei Mercedes: Nach den Jahren der Rezession wagte man den<br />
Neuanfang auf der Piste. Im Hinblick auf das 1934er-Reglement entstand<br />
in Untertürkheim unter der Gesamtleitung von Dr. Hans Nibels ein moderner<br />
Monoposto mit aufgeladenem Achtzylinder-Reihenmotor, für dessen Konstruktion<br />
Albert Hess verantwortlich zeichnete. Der Hubraum des Triebwerkes<br />
mit Kompressor und zwei Druckvergasern betrug ursprünglich 3360 cm 3 ,<br />
doch schon bald ging man auf 3710 und schliesslich auf 3990 cm 3 über. Das<br />
Triebwerk besass vier Ventile pro Zylinder, welche von zwei obenliegenden<br />
Nockenwellen betätigt wurden; die Aufladung besorgte ein Roots-Flügelkompressor.<br />
Im Rahmen der 750-kg-Formel machte auch das Fahrgestell<br />
konstruktiv grosse Fortschritte, nachdem die zwanziger Jahre diesbezüglich<br />
eine Stagnierung gebracht hatten. Damals konzentrierten sich die Konstrukteure<br />
noch auf die ständig mittels stärkerer Aufladung erzeugte Leistungssteigerung.<br />
Nun wich das veraltete Starrachsprinzip einer Einzelradaufhängung<br />
rundum – vorne mit Querlenkern und Schraubenfedern, hinten als<br />
152 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Pendelachse mit Querblattfedern. Die Federung wurde allgemein weicher<br />
ausgelegt, aber auch straffer gedämpft. Aus Balance-Gründen verblockte<br />
man das Getriebe in Transaxle-Bauweise gemeinsam mit dem Differential an<br />
der Hinterachse.<br />
Mit dem fertigen Rennwagen führte Mercedes-Benz im Januar 1934 auf<br />
der Autobahn Mailand–Como erste Probefahrten durch, danach wurden<br />
die Testfahrten auf dem Nürburgring fortgesetzt. Beim Avus-Rennen vom<br />
27. Mai sollte das erste und von ganz Deutschland mit Spannung erwartete<br />
Zusammentreffen mit den unter der Gesamtleitung von Professor Porsche<br />
entstandenen Auto Union erfolgen, deren V16 vor<br />
der Hinterachse eingebaut war – eine damals revolutionäre<br />
Anordnung. Doch wenige Tage zuvor<br />
entschied sich Mercedes-Benz, auf den Einsatz<br />
des W25 zu verzichten, weil der Wagen noch<br />
nicht einsatzbereit war. Auto Union hingegen hatte<br />
schon beim ersten Avus-Auftritt des 295-PS-<br />
Boliden, der als Präsentation und Abnahmefahrt<br />
deklariert war, einen Erfolg verbucht, denn an diesem<br />
6. März 1934 stellte Hans Stuck mit dem<br />
The Luxury Way of Life | 153
DRIVE STYLE<br />
Mittelmotor-Neuling drei Weltrekorde auf. Auf den beiden zehn Kilometer langen<br />
Geraden kam der Auto Union Typ A auf 265 km/h. Das Avus-Rennen<br />
selbst gewann allerdings der Franzose Guy Moll auf Alfa Romeo P3 mit auf<br />
2905 cm 3 erhöhtem Hubraum und Stromlinienkarosserie. Zwei Auto Union<br />
(Stuck/von Liningen) schieden dagegen aus, während der dritte (Momberger)<br />
mit 225,8 km/h immerhin die schnellste Runde fuhr.<br />
Das Zusammentreffen der beiden Rivalen wurde nun auf das eingangs erwähnte<br />
Eifelrennen vertagt – und damit sind wir wieder am Anfang. Es geht<br />
über 15 Runden oder 342,15 km und Manfred von Brauchitsch siegt – vor<br />
Hans Stuck auf Auto Union und Louis Chiron auf dem Alfa Romeo P3. Der<br />
zweite W25-Pilot Luigi Fagioli fällt mit Zündproblemen aus, während Rudolf<br />
Caracciola nach seinem schweren Sturz von Monaco noch verletzt ist und<br />
gar nicht antritt.<br />
Der weitere Saisonverlauf bietet Höhen und Tiefen für den W25: Beim Grand<br />
Prix des ACF in Montlhéry bei Paris erleiden die deutschen Wagen eine Niederlage,<br />
indem sie ausscheiden; es siegt der Monegasse Louis Chiron auf<br />
dem Alfa Romeo P3 der Scuderia Ferrari. Der Grosse Preis von Deutschland<br />
findet Mitte Juli wieder auf dem Nürburgring statt und wird von Stuck<br />
auf Auto Union gewonnen, gefolgt von Fagioli auf<br />
Mercedes und Chiron auf Alfa Romeo. Die für den<br />
Grossen Preis von Belgien gemeldeten deutschen<br />
Wagen werden wieder zurückgezogen; es triumphiert<br />
der Franzose René Dreyfus auf Bugatti.<br />
Dazwischen, am 5. August, treten einige Spitzenfahrer<br />
beim renommierten Klausenrennen an,<br />
wo sich die Teilnehmer auf einer 21,5 km langen<br />
Schotterstrecke (!) bis zum Ziel auf 1948 m Höhe<br />
kämpfen müssen. Als favorisierte Gipfelstürmer<br />
stehen sich der von seinem Unfall gezeichnete<br />
Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W25 sowie<br />
Hans Stuck auf Auto Union Typ A gegenüber. «Caratsch»<br />
(Startnummer 65) wirft mit 15’ 22,2“ eine<br />
neue Rekordzeit auf die Bahn, Stuck (Startnummer<br />
66) antwortet mit 15’25,4“, also mit einem für<br />
damalige Verhältnisse hauchdünnen Rückstand<br />
von 3,2 Sekunden. Diese Zeitjagd der Giganten<br />
schreibt Motorsportgeschichte.<br />
154 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Bei der Coppa Acerbo bei Pescara zehn Tage<br />
später kommt mit Luigi Fagioli ein weiterer Mercedes-Fahrer<br />
zum Sieg – vor den Alfa Romeo von<br />
Nuvolari und Brivio. Am 26. August folgt in Bern<br />
der Grosse Preis der Schweiz, den Hans Stuck<br />
mit seinem Auto Union im Regen dominiert, gefolgt<br />
vom Markenkollegen Momberger sowie von<br />
Dreyfus auf Bugatti. Anlässlich des 500,2 km langen<br />
Grossen Preises von Italien in Monza lösen<br />
sich Anfang September dann einige Fahrer am<br />
Steuer ab: Caracciola/Fagioli gewinnen auf Mercedes<br />
vor Stuck/zu Leiningen auf Auto Union,<br />
dann folgen die Alfa Romeo von Trossi/Comotti<br />
und Chiron/Nuvolari.<br />
Die Leistung des mittlerweile auf 4310 cm 3 gebrachten<br />
Achtzylinders (Werkcode: M25C) wird<br />
Ende 1934 bereits beachtliche 462 PS erreicht haben.<br />
Nach dem Tod von Dr. Nibels wird die technische<br />
Leitung 1935 auf Max Sailer übertragen. Der<br />
in wesentlichen Details optimierte W25 ist nun kaum noch zu schlagen und<br />
durchläuft eine totale Erfolgssaison mit neun Siegen, wovon fünf bei klassischen<br />
Grand Prix errungen werden. Caracciola gewinnt bei den Grossen<br />
Preisen von Monaco, Frankreich, Spanien, Belgien und der Schweiz, er siegt<br />
auch beim Eifelrennen sowie beim Grand Prix von Tripolis. Damit steht er<br />
als Europameister 1935 fest. Luigi Fagioli holt Platz 1 auf der Avus sowie in<br />
Barcelona. Eine noch bessere Rennsaison kann man sich in Untertürkheim<br />
kaum vorstellen und es soll auch eine der erfolgreichsten bleiben.<br />
Der W25 wird auch noch 1936 zum Einsatz kommen, dann allerdings als<br />
W25K mit einer verkürzten Karosserie, erneut höherem Hubraum von 4740<br />
cm 3 – und delikaterem Handling. Nur zwei Siege liegen drin, bevor Mercedes<br />
den ersten Silberpfeil zurückzieht und sich auf den W125 für die Saison 1937<br />
konzentriert: Der wird ebenso ein Siegerauto wie der W154 von 1938. Die<br />
Legende vom W25 überstrahlt freilich alle beide: Gerade mal 15 Exemplare<br />
sind zwischen 1934 und 36 entstanden. Drei haben überlebt und sind entsprechend<br />
kostbar, doch nur das heutige Werkauto ist fahrbereit. Man muss<br />
Mercedes dankbar dafür sein, dass dieser GP-Wagen instand gehalten und<br />
auch noch engagiert eingesetzt wird: Wer ihn einmal in Aktion gesehen und<br />
vor allem gehört hat, wird das nie vergessen!<br />
The Luxury Way of Life | 155
DRIVE STYLE<br />
kinder<br />
Wem die teuersten Autos der Welt nicht exklusiv<br />
genug sind, der lässt sich eben individuell<br />
etwas Hübsches anfertigen:<br />
Das Karosseriehandwerk erlebt derzeit<br />
eine Renaissance – nicht nur in feinen<br />
italienischen Edelschmieden,<br />
sondern auch bei den Automobilherstellern<br />
selbst. Fünf Beispiele.<br />
Matthias Pfannmüller<br />
Ian G. C. White, map, Werk<br />
Alfa Romeo TZ3 Stradale<br />
Man nehme eine<br />
Dodge Viper, stülpe<br />
ein raffiniertes Aluminiumkleid<br />
darüber – fertig ist der Hingucker. Neun Stück des TZ3<br />
sind seit 2<strong>01</strong>1 hergestellt worden. Die exklusive und mindestens 500 000 Franken<br />
teure Sammleredition (exklusive Spenderfahrzeuge) ist bereits vergriffen, doch in<br />
Terrazzano di Rho bei Mailand entstand auch das Design des limitierten Aston<br />
Martin V12 Zagato. Demnächst wollen die Italiener auch den BMW Z4 neu einkleiden<br />
– falls München ja sagt. Und wie man hört, steht auch eine Lamborghini-<br />
Sonderserie in den Startlöchern, die vom zweiten Z-Designer, dem Schweizer<br />
Stephane Schwarz (Nissan Qashqai), entworfen wurde.<br />
www.zagato.it<br />
156 | <strong>PRESTIGE</strong>
Alfa Romeo Disco Volante<br />
Als die «Fliegende Untertasse» 1952 erstmals vorgestellt wurde,<br />
staunte die Autowelt: Nie wieder sollte ein Alfa Romeo 1900<br />
so spacig aussehen. 2<strong>01</strong>2 stellte die 2008 wieder auferstandene<br />
Karosserieschmiede «Touring Superleggera» in Genf eine<br />
Neuinterpretation vor. Seither sind zwei Kundenautos gebaut<br />
worden, maximal acht will man produzieren. Die letzten sechs<br />
werden natürlich nur auf Bestellung angefertigt und kosten ab<br />
500 000 Franken. Ausserdem muss ein Alfa 8C Competizione<br />
sein Leben lassen: Der Disco Volante nutzt dessen Stahlchassis<br />
sowie den 450-PS-V8-Antriebsstrang. Man darf gespannt<br />
sein, was sich Touring als Nächstes ausdenken wird.<br />
www.touringsuperleggera.eu<br />
Ferrari P4/5<br />
Den Reigen neuzeitlicher Sonderanfertigungen<br />
eröffnete Pininfarina 2006 mit diesem<br />
Auto, das im Auftrag des US-Filmregisseurs<br />
James Glickenhaus entstand – auf<br />
Basis eines Ferrari Enzo. Die 660-PS-<br />
Rakete ist dem Langstreckenprototyp<br />
der 1960er nachempfunden, besteht aber<br />
weitgehend aus Karbon. Kostenpunkt damals:<br />
rund drei Millionen Franken. Damit nicht<br />
genug, denn Glickenhaus liess sich anschliessend<br />
auch eine Wettbewerbsversion auf F430- Basis<br />
anfertigen, mit der er 2<strong>01</strong>1 und 2<strong>01</strong>2 beim 24-Stunden-<br />
Rennen auf dem Nürburgring antrat und gute Platzierungen erreichte.<br />
www.pininfarina.it<br />
The Luxury Way of Life | 157
DRIVE STYLE<br />
Ferrari SP12 EC<br />
Eric Clapton ist Vollblutmusiker und Vollblut-Ferrari-Fan. Der<br />
Brite nennt bereits einige rote Renner sein Eigen. Das neueste<br />
und vielleicht auch spektakulärste Stück in der Garage trägt<br />
die Initialen des Besitzers in der Typenbezeichnung. Richtig,<br />
es ist eine Sonderanfertigung auf Basis des 458 Italia<br />
und mit Stilzitaten vom 512 BBi (1976 bis 1984). Letzterer hat<br />
es «Slowhand» besonders angetan, aber das Auto ist<br />
halt schon ein bisschen älter. Also modernste Technik bitte,<br />
wenn auch nur mit acht statt zwölf Zylindern, und darüber<br />
eine Karosserie, die Moderne und Klassik gekonnt vereint und<br />
ebenfalls bei Pininfarina entstand. Über Kosten schweigt<br />
man sich diskret aus, doch knapp fünf Millionen Franken<br />
dürften es schon gewesen sein. An Wert verlieren dürfte das<br />
Einzelstück aber kaum. Oder, um es mit Clapton zu sagen:<br />
«Ain’t Going Down.»<br />
www.ferrari.com<br />
Lamborghini Veneno Roadster<br />
Offenversion der Anfang 2<strong>01</strong>3 in Genf präsentierten Coupé-Sonderserie zum 50-jährigen<br />
Markenjubiläum. Der 750 PS starke V12-Extrem-Roadster mit Allradantrieb nutzt<br />
Aventador-Technik, wird 2<strong>01</strong>4 nur neun Mal gebaut und hat weder Dach noch Softtop.<br />
Stückpreis: über vier Millionen Franken, netto. Der weitgehend aus Kohlefaser<br />
angefertigte Veneno steht in der Tradition besonders rasanter Lambo-Exoten, angefangen<br />
vom Marzal über die Miura-Unikate Roadster und Jota bis zur Miniserie<br />
Reventón (2008) auf Murciélago-LP640-Basis. Das<br />
Styling des über 350 km/h schnellen Boliden<br />
entstand in der hauseigenen Design abteilung.<br />
www.lamborghini.it<br />
158 | <strong>PRESTIGE</strong>
Die Rennsportlegende<br />
Niki Lauda<br />
Er ist einer der berühmtesten lebenden Österreicher<br />
und wurde mit 64 Jahren zum Hollywood-<br />
Helden. Sein erstes Auto war ein VW Käfer Cabriolet,<br />
Baujahr 1949. Doch später sprach er eher auf<br />
schnellere Reifen an, Andreas Nikolaus Lauda, der<br />
später als Lauda Formel-1-Geschichte schrieb.<br />
Lauda startete zwischen 1971 und 1985 in der<br />
Formel 1 und wurde in dieser Zeit drei Mal Weltmeister.<br />
1976 verunglückte der zu dieser Zeit wohl<br />
populärste Ferrari-Pilot beim Grossen Preis von<br />
Deutschland auf dem Nürburgring. Die schweren<br />
Brandverletzungen prägen heute noch sein Gesicht.<br />
Trotzdem kehrte er nach nur 30 Tagen auf<br />
die Rennbahn zurück und errang 1977 und 1984<br />
weitere WM-Titel. Im letzten Jahr widmete man der<br />
Legende des Rennsports gar einen eigenen Film:<br />
«Rush» mit Daniel Brühl in der Hauptrolle. Der Film<br />
zeigt den Konkurrenzkampf zwischen Lauda und<br />
dem englischen Fahrer James Hunt.<br />
3<br />
Fragen<br />
Wie hat sich die Formel 1 seit den 70er-Jahren<br />
verändert?<br />
Das Risiko ist heutzutage viel geringer. Autos können<br />
kollidieren, Reifen können bei 300 km/h platzen, aber es<br />
passiert nicht viel, da die Strecken und Wagen tausendmal<br />
sicherer sind. Ganz ausschliessen kann man Unfälle natürlich<br />
nicht. Daher sollte man auch heute nie zu übermütig<br />
werden. Ich war immer bereit, ein gewisses Risiko einzugehen,<br />
aber kein unnötig grosses. Dazu lebe ich einfach<br />
zu gern.<br />
Man sagt von Ihnen, Sie seien ein Einzelgänger.<br />
Stimmt das?<br />
Meine Frau ist meine beste Freundin, ansonsten habe ich<br />
keine Freunde. Nach meinem Unfall war ich sehr auf mich<br />
allein gestellt. Nur sehr wenige Menschen können sich in<br />
Probleme eines anderen auch nur annähernd hineinversetzen.<br />
Darum bitte ich auch fast nie um Hilfe.<br />
Wie viele Verkehrsübertretungen haben Sie im<br />
Laufe des Jahres?<br />
Gar keine. Beim Autofahren auf der Strasse sind Regeln<br />
einzuhalten. Fertig und aus. Auch wenn es dadurch nicht<br />
wirklich Spass macht.<br />
«Ich glaube, dass jeder Autorennfahrer<br />
einmal zur Vernunft kommen muss,<br />
um mit diesem pubertären Sport aufzuhören.»<br />
The Luxury Way of Life | 159
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The Luxury Way of Life | 161
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164 | <strong>PRESTIGE</strong>
Kolumne Tamara Wernli<br />
Wie viel Sex-Appeal<br />
verströmen Sie?<br />
Heute nehmen wir mal Ihre erotische<br />
Attraktivität unter die Lupe, genau,<br />
den Sex-Appeal von Ihnen, dem Leser.<br />
Die meisten Männer fühlen sich ja von<br />
Haus aus unwiderstehlich, dabei haben<br />
sie null Ahnung, wie sie wirklich auf die<br />
Damenwelt wirken. Wir klären auf.<br />
Der gegenwärtige «Sexiest Man Alive»<br />
ist laut dem «People Magazine» Adam Levine,<br />
Popsänger, 34-jährig, tätowiert, 1,82 m gross,<br />
Sixpack. Levine ist bekannt für sein exzessives<br />
Gestöhne «Oh!» und «Yeah!» in den Songtexten.<br />
In frühen Jahren wurde bei ihm eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung<br />
diagnostiziert, die wohl direkt<br />
verantwortlich für seinen Kamera-Posier-Stil ist,<br />
den er vorzugsweise mit nacktem Oberkörper und<br />
gern mit einer Damenhand im Schritt aufführt. Levine<br />
sagt Sätze wie: «Ich verbringe die meiste Zeit<br />
meines Lebens nackt.» Oder: «Koffein ist wie eine<br />
schöne Frau, die nichts zu sagen hat. Zuerst bist<br />
du total angemacht, dann bleibst du leer zurück.»<br />
Nun, können Sie sich mit dem anziehendsten<br />
Mann der Welt identifizieren? Nicht? Auch nicht<br />
ein kleines bisschen? – Müssen Sie auch nicht, Sie<br />
dürfen aufatmen. Frauen stehen nicht auf Prahlerei<br />
und auch nicht auf Witze auf Kosten anderer. Uns<br />
verdreht man den Kopf mit Bescheidenheit und<br />
einer Prise Selbstironie. Humor macht einen Mann<br />
attraktiv. Und wenn er sich selbst mal auf die<br />
Schippe nimmt, statt fortwährend zu verkünden,<br />
was für ein geiler Siech er ist, Bingo!<br />
Also hat der klassische Angebertyp ausgedient?<br />
– Ganz so einfach ist es nicht. Bei den<br />
ersten Dates genügen zwar Charme und volle<br />
Lippen, aber wenn es um den Partner fürs Leben<br />
geht, muss, wer nicht zum «Lucky Loser» abgestempelt<br />
werden will, mehr bieten. Nennen wir<br />
es beim Namen: Kohle. Beim Nestbau sind wir<br />
Frauen nämlich durch und durch triebgesteuert<br />
und unsere Bewertung (wir haben da ein ziemlich<br />
ausgeklügeltes Punktesystem) hängt vor allem<br />
«Frauen stehen nicht auf Prahlerei und<br />
auch nicht auf Witze auf Kosten anderer.»<br />
von Ihrer Herkunft und Ihrem sozialen<br />
Status ab. Der Urtrieb sagt uns, dass<br />
der bessergestellte Herr ein besserer<br />
Beschützer und – egal, wie beruflich<br />
erfolgreich und verankert wir selbst<br />
sind – ein besserer Versorger ist.<br />
Knete = Sex-Appeal. Punkt. Schon<br />
in der Steinzeit suchten wir uns den<br />
Gefährten aus, der die grösste Beute<br />
nach Hause brachte und den grössten Nahrungsvorrat<br />
besass. Also derjenige, der unseren Nachwuchs<br />
bestmöglichst versorgen kann. Daran hat<br />
sich bis heute nicht viel verändert. Bitte? Es geht<br />
auch um Treue, Zuverlässigkeit und Familiensinn?<br />
– Aber ja doch. Wenn wir allerdings zwei<br />
komplett identische Exemplare zur Auswahl haben,<br />
der eine mit monetärem Back-up, der andere<br />
ohne. – Welchen würden wir wohl nehmen?<br />
Dies im Hinterkopf, wagen wir uns an eine kleine<br />
Probe: Laut wissenschaftlichen Untersuchungen,<br />
gibt es – nebst den inneren – auch äussere<br />
Merkmale, die den männlichen Sex-Appeal-<br />
Faktor erhöhen. Ein symmetrischer Mund, dunkle<br />
Augenbrauen und Wimpern, wenig Fettansatz,<br />
markantes Kinn, keine Geheimratsecken, über<br />
1,80 m gross, durchtrainiert.<br />
Wo stehen Sie auf dieser Sex-Appeal-Skala?<br />
Okay. Jetzt nur keine Panik schieben! Etwa<br />
95,5 Prozent der männlichen Spezies fällt bei<br />
dem Raster durch. Das wiederum heisst, entweder<br />
verbreiten «People Magazine»-Redakteure,<br />
Wissenschaftler, Verhaltensforscher und Universitätsstudienleiter<br />
einen völligen Schwachsinn,<br />
oder aber ein erheblicher Teil der Damenwelt teilt<br />
ihr Leben mit unbegehrten Männern. Und wohin<br />
gehören nun Sie? Die Entscheidung ist Ihnen<br />
überlassen. Aber seien Sie ehrlich.<br />
The Luxury Way of Life | 165
Rubriken<br />
166 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Lein<br />
wand<br />
Fieber<br />
Alle paar Jahre taucht in der Szene<br />
ein Automobilmaler auf, der in Erinnerung<br />
bleibt. Markus Haub gehört zu denen,<br />
die das Zeug dazu haben<br />
Matthias Pfannmüller<br />
Er ist 41 Jahre alt und lebt in Barcelona. Als Automobildesigner hat<br />
er zwischen 1997 und 2007 für VW und davon sieben Jahre für<br />
Renault gearbeitet. War an der Formfindung des Seat Formula Concept,<br />
Renault Twingo, Mégane III oder dem ersten Dacia Sandero<br />
beteiligt. Dazu kamen strategische Projekte über die Mobilität der Zukunft oder<br />
den Elektroflitzer Twizy, welcher in Barcelona entstanden ist. Doch in den letzten<br />
Jahren hat sich das Berufsbild des Designers stark gewandelt. Die Digitalisierung<br />
der Prozesse beschleunigt die Entwicklung, gleichzeitig explodierte die<br />
Modellvielfalt einzelner Hersteller. Die Designabteilungen sind zwar gewachsen<br />
(Renault hat über 100 Stylisten), dennoch ist immer mehr Arbeit in weniger Zeit<br />
zu schaffen. Meist sind es mehrere Projekte gleichzeitig, die in verschiedenen<br />
Phasen zu betreuen sind. Die Romantik geht dabei etwas verloren und auch die<br />
Kreativität bleibt manchmal auf der Strecke. Gleichzeitig scheinen die Formen<br />
ausgereizt, nur wenige Firmen trauen sich, radikal neue Lösungen vorzustellen.<br />
Heute geht es eher um das Arrangieren altbekannter Strickmuster, um die<br />
Kombination längst definierter Stilmittel. Dazu kommen internationale Normen,<br />
welche jedwede Gestaltungsfreiheit immer weiter einschränken: Schärferer<br />
Fussgängerschutz zwingt zu höheren Motorhauben,<br />
dazu gibt es strengere Crashnormen, verbesserte<br />
Aerodynamik, eine Berücksichtigung der<br />
Versicherungseinstufungen oder die Vorgaben des<br />
Marketings: So vieles ist präzise festgeschrieben<br />
und schränkt die Gestaltungsfreiheit enorm ein.<br />
Markus Haub reizte das alles immer weniger. Als<br />
er 2007 wieder von Barcelona zum Mutterkonzern<br />
nach Paris wechseln sollte, schlug er das Angebot<br />
aus und machte sich selbstständig. Seine Freiheit<br />
war ihm wichtiger. Das Auto ist seine grosse Liebe<br />
geblieben, und auch vom Zeichnen möchte er<br />
nicht lassen. Neben seiner Arbeit als Freelance-<br />
Designer ist die Malerei vom Hobby zum Beruf geworden.<br />
Er entwickelte seine eigene Technik, eine<br />
Kombination aus digitaler Fotografie und Male<br />
The Luxury Way of Life | 167
ei. So sind zahlreiche leidenschaftliche Arbeiten<br />
entstanden, die über Galerien in Spanien, Frankreich<br />
und Deutschland verkauft werden. Inzwischen<br />
hat er auch einen Agenten in der Schweiz<br />
(www.speedstar-gallery.com). Meist haben sie<br />
klassische Sportwagen zum Thema. Die schönsten<br />
dieser Gattung stammen ohnehin aus den<br />
50er bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts und<br />
damit aus einer Zeit, als das Automobil noch allgemeinhin<br />
aufregend und unschuldig gewesen ist.<br />
Haub arbeitet wie besessen und ist ständig unterwegs.<br />
Seine Motive findet er auf Rennstrecken und<br />
Oldtimerveranstaltungen – Nürburgring, Barcelona,<br />
Le Mans, Hockenheim. Aber auch in Goodwood,<br />
Pebble Beach, Villa d´Este, Bensberg oder Schloss<br />
Dyck. Gerne fährt er auch selbst mit einem seiner<br />
eigenen Klassiker bei Oldtimerrallyes. Dort trifft er<br />
die Objekte seiner Begierde, aber auch Gleichgesinnte.<br />
Einige Szenekenner wissen von ihm, nicht<br />
wenige kaufen seine Werke spontan. Im Angebot<br />
sind kleine, Ikonen-artige Leinwände, aber auch<br />
grossformatige Detailstudien. Bei Letzteren muss<br />
der Betrachter das Auto kennen, um ein Motiv zuordnen<br />
zu können. Doch immer handelt es sich um<br />
die ausdrucksstärksten Partien, die Haub gekonnt<br />
und mit kraftvollen Farben herausgearbeitet hat.<br />
Seine Kunst ist lebendig und zeigt die Bewegung<br />
auch im Stand. In diesem Sinne ist er ganz Automobildesigner<br />
geblieben.<br />
170 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Auto<br />
mobile<br />
Spurensuche<br />
1883 entwickelte Gottlieb Daimler den ersten<br />
schnell laufenden, leichten Universalmotor und<br />
legte damit einen wichtigen Grundstein für die<br />
Entwicklung des Automobils. Noch heute zeugen<br />
viele Museen und Veranstaltungen von der<br />
automobilen Vergangenheit der Region Stuttgart.<br />
Lilly Steffen<br />
172 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Mercedes-Benz-Museum<br />
Meilenwerk<br />
Mercedes-Benz-Museum<br />
Porsche-Museum<br />
Porsche-Museum<br />
174 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Auch 127 Jahre nach der Erfindung des Automobils ist es in der Region<br />
Stuttgart präsenter denn je. Mit den beiden grossen Automobilmuseen<br />
von Mercedes-Benz und Porsche sowie dem Meilenwerk<br />
ist die Stadt ein Mekka für Automobilfans.<br />
Classic Cars und Oldtimer<br />
Das Meilenwerk im denkmalgeschützten ehemaligen Landesflughafen auf<br />
dem Flugfeld Böblingen / Sindelfingen bildet mit seinem einzigartigen Flair<br />
den stilvollen Rahmen für Aktivitäten rund um Oldtimer, Liebhaberfahrzeuge,<br />
Werkstattservice und Accessoires. Die Immobilie wurde aufwendig und unter<br />
Verwendung neuester Materialien restauriert. Dabei wurde genau auf die Erhaltung<br />
des denkmalgeschützten Gebäudes geachtet. Ganz nach dem Motto<br />
«Alles unter einem Dach» werden im Meilenwerk Restaurierungswerkstätten<br />
und Verkaufsräume durch ausgewählte Gastronomie ergänzt. Die Besucher,<br />
die stets freien Eintritt haben, können so eine stilvolle Mischung aus Oldtimermuseum,<br />
Sportwagenausstellung und Werkstätten erleben und sich zur<br />
gleichen Zeit feinen Gaumenfreuden hingeben. Ein exklusives Design-Hotel<br />
komplettiert das Angebot des Meilenwerks Region Stuttgart. Neben Standardzimmern<br />
verfügt das V8 Hotel über individuell gestaltete Themenzimmer,<br />
abgestimmt auf das Oldtimerambiente des Meilenwerks. Im Carwash-Zimmer<br />
können es sich die Gäste zwischen Bürstensäulen, Rohren und einem Programmterminal<br />
– wie in einer echten Waschanlage eben – bequem machen.<br />
Und das Flair eines Schrottplatzes können die Gäste im Nostalgie-Zimmer<br />
spüren. Weitere Zimmer zu den Themen Rennsport, Werkstatt, Vision, Tuning,<br />
Tankstelle, Route 66, Autokino und V8 Camp machen die Nacht im V8<br />
Hotel zum einmaligen Erlebnis.<br />
Folge dem Stern<br />
Als einziges Museum der Welt kann das Mercedes-Benz-Museum die über<br />
125-jährige Geschichte der Automobilindustrie vom ersten Tag an lückenlos<br />
darstellen. Wer zu den Anfängen des Automobils will, muss ganz nach oben.<br />
Die Ausstellung im Mercedes-Benz-Museum beginnt in der obersten Etage.<br />
Von dort aus bahnt sich der Besucher auf zwei Rundgängen über neun Ebenen<br />
den Weg durch die Automobilgeschichte: von 1886 bis in die Gegenwart.<br />
Mit rund 722 000 Besuchern jährlich ist es das meistbesuchte Museum in<br />
Stuttgart. Das Gebäude ist einer DNA-Spirale mit ihrer Doppelhelix nachempfunden.<br />
In seinem Inneren sind auf 16 500 Quadratmetern 160 Fahrzeuge und<br />
mehr als 1500 Exponate ausgestellt.<br />
Die Ausstellung teilt sich in Mythos- und Collectionsräume. Die sieben Mythosräume<br />
erzählen die Geschichte der Marke Mercedes-Benz und gliedern sie<br />
in Themen und Epochen. Sie führen von der Erfindung des Automobils bis<br />
zur Gegenwart chronologisch durch die Zeitgeschichte. Die Collectionsräume<br />
zeigen thematisch die Vielfalt der Fahrzeuge der Marke. So sind in der «Galerie<br />
der Namen» unter anderem das Papamobil, der rote SL von Prinzessin Diana,<br />
der Grosse Mercedes Typ 770 von Kaiser Hirohito und der Bus der Deutschen<br />
Herren-Fussballnationalmannschaft von 1974 zu sehen. Mythos- und Collectionsrundgang<br />
münden in die Ausstellungseinheit «Silberpfeile – Rennen und<br />
Rekorde». In einer grossen Steilwandkurve präsentieren sich legendäre Re<br />
kordfahrzeuge: Phönix-Rennwagen, Blitzen-Benz,<br />
Silberpfeile, Weisse Elefanten bis hin zu Lewis Hamiltons<br />
F1-Weltmeister-Wagen aus dem Jahr 2008.<br />
Die Geschichte<br />
einer Sportwagenschmiede<br />
«Diejenigen, die das Glück haben, aus einem Traum<br />
ein Geschäft zu machen, schulden es der Welt, die<br />
Hüter dieser Träume zu sein.» Man könnte sagen,<br />
dass mit diesem Zitat von Dr. Ing. h.c. Ferdinand<br />
Porsche der erste, zumindest gedankliche Grundstein<br />
zum Porsche-Museum gelegt wurde. Das<br />
Porsche-Museum wurde nicht irgendwo eröffnet,<br />
sondern direkt am Porscheplatz. Denn hier werden<br />
seit 1950 die Sportwagen hergestellt, deren<br />
Motorhaube das Stuttgarter Rössle ziert.<br />
Die 5600 Quadratmeter grosse Ausstellung präsentiert<br />
rund 80 Fahrzeuge und 200 Kleinexponate.<br />
Zu den Highlights zählt ein Neuaufbau des<br />
Typs 64, des Ur-Porsche. Seine Formensprache,<br />
sozusagen die Porsche-DNA, findet sich bis heute<br />
in jedem Modell der Zuffenhausener Sportwagenschmiede.<br />
Auch in den ebenfalls ausgestellten<br />
Porsche 356 «Nr. 1» Roadster, Porsche 356 Coupé<br />
«Ferdinand» von 1950 und Porsche 356 1500<br />
Speedster. Ein chronologischer Rundgang zeigt<br />
die Produktgeschichte des Unternehmens, ergänzt<br />
durch spezielle Themenbereiche, beispielsweise<br />
zu Porsches Motorsportaktivitäten.<br />
Das Porsche-Museum ist ein rollendes Museum.<br />
Die gezeigten Fahrzeuge erfüllen noch heute ihren<br />
Zweck: Sie fahren. Etwa beim Goodwood Festival<br />
of Speed. Um eine fachgerechte Wartung der historischen<br />
Renn- und Sportwagen gewährleisten zu<br />
können, wurde eine Museumswerkstatt eingerichtet.<br />
Der Besucher kann die Arbeit an den Porsche-<br />
Klassikern durch eine gläserne Trennwand direkt<br />
mitverfolgen. Über der Museumswerkstatt gewährt<br />
das historische Archiv der Dr. Ing. h.c. F. Porsche<br />
AG Einblick in die Geschichte des Unternehmens.<br />
Es umfasst als eines der grössten Bildarchive im<br />
Automobilbereich mehr als drei Millionen Bilder, ein<br />
Medienarchiv mit über 1700 Stunden Filmmaterial<br />
sowie eine Bibliothek mit mehr als 3000 Automobilbüchern.<br />
Zudem verfügt es über eine umfangreiche<br />
Sammlung schriftlicher Unterlagen zur Produkt-,<br />
Renn- und Unternehmensgeschichte.<br />
The Luxury Way of Life | 175
GIRLS<br />
on<br />
Bikes<br />
«Luxus ist nicht das Gegenteil von Armut,<br />
sondern das Gegenteil<br />
von Gewöhnlichkeit.»<br />
– Coco Chanel –
DRIVE STYLE<br />
Paillettenoverall Marcel Ostertag<br />
178 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Hose Marcel Ostertag | Bluse Rebekka Ruétz | Schmuck Stella & Dot | Schuhe Jeffrey Campbell<br />
The Luxury Way of Life | 179
Jacke Somy So | Hose Set | Shirt Sisley | Sonnenbrille Montblanc Eyewear by Marcolin |<br />
Handschuhe Roeckl | Schmuck/Ring STELLA & DOT<br />
180 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
A<br />
lena Gerber wurde bereits mit süssen 13 Jahren von einer Modelagentur<br />
entdeckt. Seitdem geht es mit ihrer Karriere steil bergauf.<br />
Prestige sprach mit dem Model und der TV-Moderatorin Alena<br />
Gerber über den Luxus, auf zwei Rädern unterwegs zu sein …<br />
Luxus wird ganz verschieden definiert. Was ist deine persönliche Definition<br />
von Luxus?<br />
Alena Gerber: Luxus ist für mich, Zeit für die Dinge zu finden, die ich wirklich liebe,<br />
die mich bewegen. Luxus bedeutet für mich aber auch schon die Fähigkeit, sich an<br />
den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen, sei es das Lachen eines Menschen, den<br />
man liebt, oder der Gedanke an all die schönen Erfahrungen, die man im Leben bereits<br />
sammeln durfte.<br />
Was ist die luxuriöseste Erfahrung, die du bis jetzt machtest?<br />
Das wäre vermessen, mich auf eine zu beschränken. Ich bin sehr glücklich über das, was<br />
ich mir mit meinen jetzt 23 Jahren erarbeitet habe, und ich habe viel Feuer und Liebe, um<br />
noch viel mehr auf die Beine zu stellen. Ich stehe niemals still und höre nicht auf, an mir<br />
und meinen Zielen zu arbeiten. Ich bin gern in Bewegung, am liebsten in schneller Bewegung,<br />
auf meinem Motorrad.<br />
Bedeutet Luxus für dich eher Gegenstände oder Momente?<br />
Ganz eindeutig Momente. Allerdings gibt es selbstverständlich Gegenstände, mit denen<br />
wundervolle Momente quasi garantiert sind.<br />
Dein Job ist mit ständigem Reisen verbunden. Was bedeutet für dich Luxus<br />
in der Fortbewegung?<br />
Darüber habe ich noch nie gesprochen, aber: Ich hasse<br />
Zug- und Bahnfahrten. Ich liebe hingegen Auto- und Motorradfahren.<br />
Beim Fahren kann ich entspannen. Im Auto<br />
höre ich am liebsten alte Rockmusik, auf meiner S 1000<br />
RR lausche ich den Motorgeräuschen, das wirkt auf mich<br />
besser und entspannender als Yoga.<br />
Wie schaut es mit Motorrad aus? Gibt es dir eine<br />
gewisse Freiheit, ein gewisses Mass an Anonymität?<br />
Oh ja, absolut. Es gibt für mich kein schöneres Gefühl, als<br />
auf dem Motorrad zu sitzen. Das ist die reine Wahrheit.<br />
Ich trage am liebsten meine schwarze Lederkombi, einen<br />
schwarzen Helm mit schwarzem Visier und niemand weiss,<br />
wer ich bin, die meisten wissen nicht einmal, dass ich eine<br />
Frau bin. Ich bin Motorradfahrer. Das trennt mich vom<br />
Alltag, vom Stress und von Oberflächlichkeiten, die mein<br />
Beruf mit sich bringt. Es verbindet mich mit all den anderen<br />
Motorradliebhabern, die mir auf der Strasse begegnen.<br />
Ich liebe auch den Handgruss, den sich Motorradfahrer<br />
geben. Autofahrer streiten immer nur, Motorradfahrer<br />
winken sich zu, halten sofort bei Pannen, sind füreinander<br />
da. Ich ernte an der Ampel viele erstaunte Blicke. Die<br />
meisten Männer können es überhaupt nicht fassen, eine<br />
junge Frau auf einer starken Rennmaschine zu sehen, alle<br />
paar Ampeln werde ich angehupt oder angesprochen,<br />
dann ziehe ich mein Visier wieder herunter und tarne<br />
mich als Junge. (Lacht.)<br />
Photo Markus Hofmann | white-photo.com<br />
Styling Kinga Horvath | kingahorvath.de<br />
Makeup Pamela Schneider | Artistgroupmierau<br />
Model Alena Gerber<br />
Retouche PX5<br />
Interview Karolina Berdycka<br />
The Luxury Way of Life | 181
Fashion<br />
179 KUNST AM LEIB<br />
ART MEETS FASHION<br />
fashion<br />
182 FASHION SHORTCUTS<br />
184 MILANO MIA<br />
SHOOTING BY GIANNI PISANO<br />
196 MODEILLUSTRATION<br />
FASHION AUS DEM HANDGELENK<br />
198 SPORTLICH UNTERWEGS<br />
SPORTY OUTFIT<br />
202 DER SPAZIERSTOCK<br />
ER LÄUFT WIEDER<br />
209 PUNK AND FASHION<br />
VIVIEN WESTWOOD<br />
210 KUNSTVOLL UMSCHMEICHELT<br />
EDLE SEIDEN-ACCESSOIRES<br />
selected<br />
jewels<br />
182 | <strong>PRESTIGE</strong>
Kunst<br />
am Leib<br />
Art<br />
meets<br />
Fashion<br />
Modeschöpfer zeigen diesen Frühling / Sommer<br />
ihre Liebe zur Kunst, indem sie ihre Kleider<br />
damit bedrucken. Die Symbiose von Kunst<br />
und Mode hat eine lange Tradition in der Modewelt<br />
und lebt gerade wieder auf.<br />
Kathrin Eckhardt
Fashion<br />
Es ist bunt auf den Laufstegen und in den<br />
Hallen in Paris und Mailand. Chanel inszenierte<br />
im Grand Palais eine kleine «Art<br />
Basel» in einer riesigen Betonhalle mit Plastiken<br />
und Skulpturen. Bunt gekleidete Modelle<br />
beschreiten die Halle, die Augen geschminkt, als<br />
wären sie selbst ein Teil eines abstrakten Gemäldes<br />
und die letzten zehn Looks Chanels wurden<br />
von Aufdrucken beherrscht, die Karl Lagerfeld in<br />
seinen Ferien selbst gemalt hatte. Dazu läuft der<br />
passende Soundtrack von Jay-Z: «Picasso Baby».<br />
Gemälde schmücken edle Roben<br />
Und auch die Kunstliebhaberin Miucca Prada zeigt<br />
diesen Frühling ihre Liebe zu Kunst so deutlich<br />
wie schon lange nicht mehr. Riesige Gemälde und<br />
Illustrationen zieren die Prada-Show-Location in<br />
Mailand. Die Handschrift der Künstler erkennt man<br />
auf den Entwürfen der Kollektion der Italienerin<br />
wieder. Frauengesichter, die einen liebevoll ansehen<br />
oder bunte Regenbogen hängen als Kleider<br />
an den Modellen. Und sogar die sonst einfarbig<br />
liebende Jil Sander hat sich für bunte Drucke entschieden,<br />
die ein bisschen an Konfetti oder eben<br />
moderne Kunst erinnern. Auch das Modehaus<br />
Céline traut sich, plakative Formen auf ihre simplen<br />
Entwürfe zu drucken, inspiriert vom französischen<br />
Fotografen und Künstler Brassaï.<br />
Wir erinnern uns bei diesen Beispielen an die Kollektionen aus den 80er-Jahren<br />
von Yves Saint Laurent. Er war kunstbegeistert wie Miucca Prada, die in<br />
ihrem Hauptquartier in Mailand eine riesige Rutsche von Carsten Höller stehen<br />
hat, eine eigene Kunstsammlung mit über 1 000 Werken in der «Fondazione<br />
Prada» besitzt, künstlerische Filme produziert und Literaturpreise ausschreibt.<br />
Kunst auf Couture-Kleidern<br />
Saint Laurent sammelte mit seinem Lebensgefährten Pierre Bergé diverse<br />
Werke, darunter ein Gemälde von Matisse, das 2009 nach dem Tod des Designers<br />
für über 32 Millionen Euro versteigert worden war. In den 80er-Jahren<br />
waren Matisses berühmte Blätter auf den Couture-Kleidern von Yves Saint<br />
Laurent zu sehen. Die Van-Gogh Jacken oder der bodenlange Matisse-Jupe<br />
und das Mondrian-Kleid sind ein paar Beispiele dafür, wie Saint Laurent Kunst<br />
in seine Kollektionen integrierte. Heute reproduzieren die Modeschöpfer nicht<br />
nur vorhandene Kunst auf ihre Entwürfe, sondern lassen extra Kunst für die<br />
Kleider anfertigen, so etwa Miucca Prada, die vier verschiedene Künstler dafür<br />
engagierte. Oder die Designer schaffen die Kunst selbst, die auf den Kleidern<br />
zu sehen ist, wie Karl Lagerfeld für Chanel. Trotzdem distanzieren sich<br />
die Designer davon, selbst Künstler zu sein, geschweige denn zu behaupten,<br />
dass Mode Kunst sei. Die Kunst sei immer nur Inspirationsquelle für ihr Designer-Dasein,<br />
so äussert sich Miucca Prada sehr klar zum Thema.<br />
Kunst und Mode sind zwei eigenständige Welten und trotzdem gleichen sie<br />
sich. Die Kunst wie die Mode bestimmen den Puls der Zeit und sind deren<br />
Spiegelbild, sie lösen Denkanstösse aus und polarisieren. Diese Saison zelebrieren<br />
die Designer die Nähe zur Kunst-Disziplin besonders schön. Die Mode<br />
feiert die Kunst und bemalt ihre Kleider, als wären sie weisse Leinwände und<br />
die Modelle lebendige Ausstellungsflächen.<br />
Prada Donna Showspace
Fashion<br />
Chanel<br />
Prada Donna<br />
Jil Sander<br />
The Luxury Way of Life | 185
Schmückende Tiere<br />
In der Schmuckwelt haben Tiersujets eine lange Tradition. Chopard kreiert<br />
seit Jahren Kettenanhänger mit Tiersymbolen oder setzt einen Sommervogel<br />
aus Diamanten auf Ringe. Stenzhorn wurde bekannt durch Frösche,<br />
die mit und ohne Krone gemütlich auf den Fingern ihrer Trägerinnen<br />
sitzen. Und die Schweizer Schmuckhersteller ziehen nach: Das<br />
Schmuckhaus Frieden, das seine Werkstätten in Thun hat, zeigt<br />
seine neuste Tierkreation. Es sind zwei Ohrhänger in Form einer<br />
Schlange. Auf ihrem Kopf sitzen gelbe Saphire, so wie die Königskobra<br />
am Hinterkopf ihr schmückendes Muster trägt. Doch<br />
giftig wie die Königskobra sind die Ohrstecker glücklicherweise<br />
nicht, dafür genauso faszinierend. Ohrhänger «serpent».<br />
Fashion<br />
Shortcuts<br />
Hugh Hefners Favorit<br />
Über diesen Pyjama hätte sich der schwerreiche<br />
Frauenheld Hugh Hefner gefreut. Der «Playboy»-<br />
Gründervater und Blondinen-Förderer liebt hochwertige<br />
Bademäntel mit kleinen Extras. Das Schweizer<br />
Traditionshaus Zimmerli, welches sonst für seinen<br />
Feinstrick und die inländische Produktion bekannt<br />
ist, wagt diese Saison einen pompösen Auftritt mit<br />
der neuen Kollektion. Der Pyjama mit passendem<br />
Morgenmantel, Perlmuttknöpfen und dem Jacquards-<br />
Muster versprüht geradezu Glamour. Ich stelle mir<br />
Hugh Hefner darin vor, wie er durch seine Villa schreitet<br />
und das Leben geniesst: Besser geht es kaum.<br />
In Blumen gehüllt<br />
Frühling und Sommer ohne Blumen? Undenkbar! Das<br />
sieht auch die Modelwelt so. Aufdrucke mit Blumenmuster<br />
und Stickereinen, die an Blumen erinnern oder<br />
gar beides vereinen, sind einer der grossen Trends<br />
der kommenden Saison. Burberry Prorsum prägt<br />
den Trend ganz besonders und hat neben iPhone-<br />
Hüllen mit Blüten aus Leder und Taschen, die mit<br />
Blumenmuster und Applikationen versehen sind, auch<br />
seine Kleider mit Blüten verziert. Darunter ein filigraner<br />
Trench Coat in einem lieblichen Hellblau. Seine<br />
Spitze erinnert an Blumenblüten und auch die darauf<br />
applizierten Strasssteine erinnern an ihre Erscheinung.<br />
Ich stelle mir vor, dass man selbst ein bisschen<br />
zum Blümchen wird, wenn man diesen Mantel trägt,<br />
der irgendwo zwischen Himmel und Blumenwiese<br />
einzuordnen ist.
Männer in Couture<br />
Der Volksgeist denkt, die Haute Couture gehöre den Frauen. Falsch gedacht, auch<br />
in der Männermodewelt gibt es Couture. Natürlich nicht mit langen Röcken, die von<br />
Hand bestickt wurden oder denen stundenlang Federn in den Stoff eingearbeitet<br />
wurden. Aber Couture und Männermode beissen sich nicht. Das italienische Modehaus<br />
Ermenegildo Zegna hat neben seiner Prêt-à-Porter-Linie Z auch Zenga-Sport<br />
und eine eigene Couture-Linie. Dort sind die Materialien besonders kostbar und werden<br />
mit super feiner Baumwolle, Kaschmir und feinstem Wildleder versehen. So ist es<br />
auch bei diesem floralen Mantel, der in der Kombination mit einem Seidenhemd und<br />
Wildlederapplikationen an den Ärmeln absoluter Luxus bedeutet.<br />
Gegensätze ziehen sich an<br />
Die Marke Piquadro steht für praktische Taschen,<br />
die viel Gewicht aushalten. Diese können ohne<br />
Bedenken mit Laptop, Sportsachen und iPad<br />
gefüllt werden und schützen die schwere<br />
Last auch noch vor bedrohlicher Nässe.<br />
Dafür bestechen sie nicht gerade durch<br />
herausragende Eleganz, doch die Produkte<br />
sind solide wie eine langjährige<br />
Freundschaft. Ganz anders verhält<br />
es sich mit den Entwürfen des sardischen<br />
Designers Antonio Marras: Er<br />
liebt florale Muster und einen bunten<br />
Farbmix, sein Design überrascht jede<br />
Saison von Neuem. Doch was passiert,<br />
wenn sich diese Gegensätze<br />
zusammentun? Es entsteht eine<br />
Taschenkollektion, die praktisch<br />
und ebenso modisch ist. Aus den<br />
Vorzügen beider Marken entstand<br />
der Weekender «Santiago» aus<br />
beschichteter Baumwolle mit<br />
Kalbsleder im Marinestil.<br />
Gut belüftet<br />
Ist es Winter, sehne ich mich nach offenen<br />
Sandalen und kurzen Röcken. Ist es aber<br />
heiss und schwül draussen, will ich endlich<br />
mal wieder Stiefel tragen können. So einen<br />
wie von Hugo Boss, der den Namen Mida<br />
trägt und für «Milano Summer Feeling»<br />
steht. Diesen Sommer sollte es damit<br />
klappen, ohne im Fussschweiss zu<br />
ertrinken. Die Stiefelette aus Kalbsleder<br />
hat ein feines Gittermuster, das die<br />
Füsse auch bei hohen Temperaturen<br />
frisch behält.<br />
The Luxury Way of Life | 187
PRESENTS<br />
MILANO<br />
MIA<br />
by Gianni Pisano<br />
188 | <strong>PRESTIGE</strong>
a+ jacket Ermanno Scervino | Ring Roberto Cavalli<br />
The Luxury Way of Life | 189
Dress Vionnet | Culotte and bra Dolce & Gabbana | Shoes Giuseppe Zanotti | Bracelets Roberto Cavalli<br />
190 | <strong>PRESTIGE</strong>
Dress Burberry’s | Jacket Versus | Shoes Giuseppe Zanotti<br />
The Luxury Way of Life | 191
Dress Sportmax | Necklace & Ring Roberto Cavalli<br />
192 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 193
Bra+ Pants Trussardi | Shoes Giuseppe Zanotti<br />
194 | <strong>PRESTIGE</strong>
Pants Emilio Pucci | Jacket Trussardi | Shoes Giuseppe Zanotti<br />
The Luxury Way of Life | 195
Fashion<br />
Dress Dolce & Gabbana | Ring Roberto Cavalli<br />
196 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 197
Fashion<br />
Dress Just Cavalli | Bracelets & Ring Roberto Cavalli<br />
Photography Gianni Pisano<br />
Production Lina Baumann<br />
Styling Elisabetta Cavatorta<br />
Hair & Make-Up Astor Hoxha @ CloseUp Milano<br />
(using Shu-Uemura Art of Hair and Dior Cosmetics)<br />
MODEL Elensio @ IMG<br />
Styling Assistant Eleonora Da Vià<br />
Special Thanks an das Grand Hotel Villa Torreta in Mailand<br />
198 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 199
Mode<br />
zeichnungen<br />
Mode aus dem Handgelenk<br />
Jedes Kleid beginnt mit einer Zeichnung, jedes Shirt mit einer Skizze. Bleistift,<br />
Tusche und Papier sind die Geburtshelfer der Mode. Yves Saint Laurent empfand<br />
den «Zauber des Augenblickes», wenn er die erste Visualisierung einer<br />
neuen Idee zu Papier brachte, Wolfgang Joop nennt – etwas prosaischer –<br />
die Hand sein «kreatives Medium» und Karl Lagerfeld ist bekannt dafür, mit<br />
drei, vier Strichen den modischen Zeitgeist einer ganzen Epoche aufs Blatt zu<br />
bringen. Ob als kreativer Geburtsakt oder als Zeitschriftenillustration, die die<br />
Essenz eines Modellkleides einzufangen sucht – die Modeillustration blickt<br />
auf eine lange Geschichte voll grosser Namen zurück und hat den Angriff<br />
der Moderne, sprich der Fotografie, schadlos überstanden. «Illustration Now!»<br />
präsentiert 90 Künstler aus der ganzen Welt, darunter Ruben Toledo, Aurore<br />
de La Morinerie, Bil Donovan, Tanya Ling und Jean-Philippe Delhomme.<br />
Illustration Now! Fashion | Julius Wiedemann | Taschen Verlag<br />
200 | <strong>PRESTIGE</strong>
Photography by Warren & Nick<br />
DAS 1811 GEGRÜNDETE HAUS<br />
Seit seiner Gründung entwickelt Perrier-Jouët blumigen Champagner mit einer seltenen Feinheit,<br />
die durch Chardonnay gekennzeichnet ist.<br />
www.perrier-jouet.com<br />
Please Drink Responsibly
W<br />
Fashion<br />
Sport-<br />
lich<br />
unterwegs<br />
Tommy Hilfiger<br />
202 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
DKNY<br />
Lacoste<br />
Ein Blick auf die Strassen der Modemetropolen zeigt eines: Wir geben uns<br />
alle extrem sportlich, zumindest sehen wir alle so aus. Und wenn wir der Modewelt<br />
Glauben schenken, wird das noch eine Weile so bleiben.<br />
Kathrin Eckhardt<br />
ir kennen die Problematik aus unserem Alltag: Mit den Trainingssachen in der<br />
Tasche, Laptop unter dem Arm und dem Kaffee-zum-Mitnehmen in der Hand<br />
bewegen wir uns in zehn Zentimeter hohen Absätzen durch die Stadt. Schnell<br />
wird klar: Einfach ist das nicht und dazu auch noch sehr anstrengend. Denn<br />
neben der ganzen Last, die zu tragen ist, müssen wir uns auch noch darauf<br />
konzentrieren, uns nicht die Haxen zu brechen.<br />
Geschafft, endlich unversehrt zuhause angekommen!<br />
Aber warum tun wir uns das eigentlich an? Das fragten sich auch die Fashionistas<br />
und Moderedakteurinnen, die sich von Show zu Show in High Heels<br />
bewegten und sich nach dem Stiletto-Marathon völlig erschöpft fühlten. Und<br />
auch Leute, die diesem Problem Abhilfe schaffen können, suchen nach neuen,<br />
bequemeren Lösungen: stilvoll aber leichtfüssig und gleichzeitig bequem<br />
durchs Leben gehen zu können. Schliesslich wurde<br />
eine einfache Lösung für das schwerwiegende<br />
Problem gefunden.<br />
Die Mode erklärte sportliche Bekleidung zum<br />
Trend und bediente sich der praktischen Kleidung.<br />
Bereits seit ein paar Saisons ist die Modewelt<br />
durch den Einfluss des Sports geprägt. Zum<br />
engen Jupe werden Turnschuhe getragen und<br />
über das Kleid ein Kapuzenpullover. Für kommenden<br />
Frühling / Sommer wurde der Trend von den<br />
Designern aufgenommen und weiterentwickelt.<br />
Und dabei sind nicht nur typische Marken wie<br />
The Luxury Way of Life | 203
Fashion<br />
Rag & Bone<br />
Marc by Marc Jacobs<br />
Tommy Hilfiger oder Lacoste, die sich den sportlichen Aktivitäten wie Tennis<br />
schon seit ihren Gründerjahren nahe fühlten, an der Spitze der Trendgestaltung.<br />
Auch Marc Jacobs hat für sein eigenes Label die Elemente aus der<br />
Sportwelt weiterentwickelt. Er traut sich, Shorts und Bomberjacke in einem<br />
glänzenden Stoff zu produzieren. Und Donna Karen hat die ganze Kollektion<br />
von DKNY dem sportlichen Stil mit Baseballmützen, Shorts, Parkas mit Kapuzen<br />
und Turnschuhen verschrieben. Doch die sportlichen Attribute werden<br />
nicht eins zu eins aus der Sportwelt übernommen, sondern nur häppchenweise<br />
mit High Heels, kurzen Röcken oder sogar Lackschuhen kombiniert.<br />
Dadurch entsteht ein spannender Mix, der irgendwo zwischen Fitnessstudio<br />
und Designerladen liegt.<br />
Zudem wirkt dieser Look entspannt und hält das Gegengewicht zur überstilisierten<br />
Welt der perfekten Erscheinung. Im Sport-Style sieht man immer ein<br />
bisschen aus, als wäre man gerade aus dem Fitnessstudio gekommen oder<br />
auf dem Weg zum Vita Parcours, und selbst wenn die Haare etwas fettig sind,<br />
ist das nicht weiter tragisch. Gleichzeitig fühlt man sich in sportlichen Kleidern<br />
agil und «voll in Schuss». So ergeht es wohl auch<br />
den Stars und Sternchen, ein Beispiel dafür ist die<br />
Sängerin Beyoncé, die sich oft im nonchalanten<br />
Stil zeigt und dazu im einen Arm ihr Kind und im<br />
anderen das Smartphone als Accessoire mit sich<br />
trägt. Wie entspannend Mode doch manchmal<br />
sein kann!<br />
Wenn wir die Soziologen befragen, hat der Sport<br />
auch eine konträre Funktion. Sport funktioniert<br />
nach strickten Regeln und erfordert Anstand und<br />
Fairplay. Nur wer sich in dieses Gefüge integriert,<br />
darf mitmachen. Und Sport bedeutet, Leistung<br />
oder Höchstleistung zu erbringen, einen gestählten<br />
Körper zu haben und gesund zu sein. Dinge,<br />
die zur westlichen Gesellschaft gehören wie Hot<br />
Dog und Cola Zero.<br />
204 | <strong>PRESTIGE</strong>
orange<br />
meets<br />
blue<br />
la serlas<br />
immerdein<br />
esprit<br />
logue london<br />
fay<br />
esprit<br />
immerdein<br />
omega<br />
hugo boss<br />
y v e s<br />
s a i n t<br />
laurent<br />
princess tam tam<br />
glashütte<br />
mercedes<br />
lacontrie<br />
mollerus<br />
The Luxury Way of Life | 205
Fashion<br />
ER<br />
LÄUFT<br />
WIEDER<br />
DER SpaziersTOCK<br />
Durch die Jahrhunderte kommen und gehen<br />
die Trends, aber der Spazierstock<br />
gehört zu einem der langlebigsten Accessoires in<br />
der Geschichte des Luxus und der Mode.<br />
Lone K. Halvorsen<br />
206 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
Seit geraumer Zeit wird der Stock wieder in<br />
die Hand genommen. Denn was einst Oscar<br />
Wilde, Peter Ustinov, Dagobert Duck, Charlie<br />
Chaplin oder gegenwärtig Dr. House zu<br />
nutzen pflegt(e), erlebt ein Comeback. Und Hollywood-Stars<br />
wie George Clooney und Brad Pitt<br />
erhöhen den Promifaktor des eleganten Spazierstocks<br />
– jedoch stellt man sich hier die Frage: Wer<br />
ist tatsächlich der Star?<br />
An Eleganz hat der Spazierstock jedoch im Laufe<br />
der Jahre nicht verloren, sondern eher das Gegenteil.<br />
So optisch stillos und trivial wie noch vor<br />
einigen Jahren sind die Spazierstöcke längst nicht<br />
mehr. Ob mit einem Totenkopf am Griff, einem<br />
Parfüm im Flakon oder einer Dame im Griff des<br />
Spazierstocks ... Die neuen Generationen bestechen<br />
durch eine stilvolle Optik, wobei die wahre<br />
Funktionalität jedoch nicht vernachlässigt wird. Ob<br />
beim Theaterbesuch oder beim Stadtbummel, der<br />
moderne Spazierstock besticht durch moderne<br />
Materialien und elegante Farben, die seinen Träger schmücken. Aber selbst<br />
den schlichtesten Exemplaren wohnt Eleganz und auf verführerische Weise<br />
eine gewisse Strenge und Sex-Appeal bei. Jedoch erfordert der Umgang mit<br />
dem Spazierstock ein gewisses Manöver und Können. Sofern der Nutzer dieses<br />
zu beherrschen weiss, ist die «Show» mit dem Stock gelungen. Sowohl<br />
Herr Pitt wie auch sein Freund Herr Clooney haben eine hervorragende Figur<br />
damit gemacht – und nun übt der modebewusste Grossstädter weiter …<br />
Flanieren und Spazieren<br />
Getreu der Diffusionstheorie sickerte der Stockeinsatz vom 18. bis ins<br />
19. Jahrhundert – zuerst zum Adel und dann zum Bürgertum – durch. Ob<br />
Kavalier oder Dame, der elegant und kostbar gestaltete Spazierstock war<br />
über eine sehr lange Zeit ein unerlässliches, modisches Accessoire für jeden<br />
Spaziergänger. Denn der glorifizierte aufrechte Gang, war mehr als eine orthopädische<br />
Frage. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entrüsteten sich Zeitgenossen<br />
in Frankreich über «die Badenden von Trouville, die Touristinnen,<br />
die Damen von Welt, die nach Spa gehen oder in Vichy promenieren». Diese<br />
nahmen mit dem Spazierstock in der Hand männliche Allüren an, die in den<br />
Augen ehrbarer Männer niemals züchtigen verheirateten Frauen oder Müttern<br />
zustanden. So schnell kann’s gehen. Im 17. Jahrhundert als die Kavaliere am<br />
spanischen Hof damit begannen, zum Degen einen Stock mit Knauf zu<br />
Cigar<br />
The Luxury Way of Life | 207
Fashion<br />
amethyst eye<br />
gryphon silver cone Golfer Zodiac<br />
by hand<br />
light<br />
bohne<br />
8 ball<br />
208 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
tragen, gehörte der Gehstock den Herren. Auf dem Höhepunkt des Hypes,<br />
Ende des 19. Jahrhunderts, fingen die Frauen erst an zu rauchen, dann krallten<br />
sie sich zudem auch noch den Stock.<br />
Beginn und Ende einer Ära<br />
Für uns alle ist Charlie Chaplin ein Synonym zum Spazierstock. Jedoch<br />
verwendete er den dünnen Spazierstock lediglich als Karikatur eines<br />
Accessoires der bürgerlichen Gesellschaft, mal als Spassutensil – mit Fahrradklingel<br />
oder Flaschenhalter. Wenn man jedoch ein wenig weiter zurück<br />
in der Geschichte des Spazierstocks stochert, findet man die tatsächliche<br />
Funktion des Spazierstocks – oder Wanderstabs, wie er auch genannt wurde.<br />
Der Wanderstab hatte nämlich zu allen Zeiten zwei Funktionen: Gehhilfe<br />
und Waffe. Wenn sich unsere Vorfahren über die Berge begaben, diente<br />
der Wanderstab nicht nur als nützliche Hilfe, um das schwierige und steinige<br />
Gebirge zu bewältigen, sondern auch um Fressfeinde zu attackieren und gewiss<br />
auch zu töten. Daher hat das postmoderne Auge, welches überwiegend<br />
den Stock mit Zerbrechlichkeit und Schwäche verbindet, eine fehlerhafte<br />
Assoziation. Charlie Chaplins synchroner Gang mit seinen schrulligen Stockpirouetten<br />
waren schlussendlich die letztgültige Persiflage auf das modische<br />
Accessoire des 18. und 19. Jahrhunderts, welches nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
endgültig verschwand.<br />
Upward<br />
The Luxury Way of Life | 209
Fashion<br />
Die Rückkehr der guten Dinge<br />
Mit dem Altern der Gesellschaft kehren, wie so oft<br />
erlebt, die «guten alten Dinge» wieder zurück. In<br />
diesem Falle ist der Spazierstock keine Ausnahme.<br />
Obwohl für viele immer noch mit dem Begriff<br />
«Stock» häufig Nordic Walking assoziiert wird,<br />
steht fest: Stock ist nicht gleich Stock. Denn was<br />
Oscar Wilde mit sich herumzutragen pflegte, hat<br />
damit herzlich wenig zu tun. Daher setzt die Autorin<br />
des Trendbarometers den Stock nach Jahrzehnten<br />
der Abstinenz auf Tendenz steigend. Unsere<br />
Gesellschaft ist wieder bereit für einen deklarierten<br />
Stilcodex. Trotz der ursprünglichen Funktion des<br />
Stocks als Waffe, sehnt sich heutzutage der stilvolle<br />
Mensch nach Qualität und einem Hauch von<br />
Respekt.<br />
East West<br />
Spazierstöcke<br />
par excellence<br />
Für viele sind die Gehstöcke<br />
antiquiert, doch Wunsch nach<br />
handwerklicher Qualität und<br />
einem Luxus, den es nicht an<br />
jeder Bahnhofstrasse dieser Welt<br />
zu kaufen gibt, sorgt dafür, dass<br />
diese nicht in Vergessenheit geraten.<br />
Rainer Berchtolds Schöpfungen<br />
aus Silber, Carbon, Horn<br />
oder Edelstein verleiten dazu,<br />
wie der stilvolle George Clooney<br />
mit Stock durch die Strassen zu<br />
flanieren.<br />
www.formaforte.ch<br />
210 | <strong>PRESTIGE</strong>
<strong>PRESTIGE</strong> styles women<br />
spring<br />
JIMMY CHOO<br />
0039 ITALY<br />
RENA LANGE<br />
DIOR<br />
burberry<br />
TIFFANY & CO<br />
PRADA<br />
ilSE JACOBSEN<br />
LEICA<br />
PATEK PHILIPPE<br />
HUGO BOSS<br />
SWAROVSKI<br />
BRABBU<br />
yves saint laurent
Punk and Fashion<br />
Vivienne Westwood<br />
Sie ist exentrisch und gilt als Grande Dame des<br />
Punk-Designs. Berühmt wurde sie durch ihren<br />
Stilmix aus historischer Bekleidung und schrillen<br />
Webmustern. Bis in die 70er-Jahre hinein führte<br />
sie ein eher biederes Leben, doch durch Malcolm<br />
McLaren änderte sich ihr Leben schlagartig. Zusammen<br />
eroberten sie London mit: «Too fast to<br />
live, too young to die», «Sex» und «World’s End».<br />
Westwood entwarf Kleidung für Biker und Punks.<br />
Leder, zerlöcherte Shirts, Sicherheitsnadeln und<br />
Hundehalsbänder wurden salonreif. Später legte<br />
sie die Mini-Krinoline und Spitzenbustiers mit<br />
Metalleinsatz nach. Ihr lila Plateauschuh brachte<br />
selbst Supermodel Naomi Campbell auf dem<br />
Laufsteg zum Fallen. Westwoods Credo: schrill,<br />
aber erfolgreich! Jahrelang machte sie Furore mit<br />
Schottenkaros, heute versucht sie, den Planeten<br />
Erde zu retten. Ihre Modekreationen werden in<br />
mehr als 30 Ländern verkauft. Und prominente<br />
Damen wie Cameron Diaz und Sharon Osbourne<br />
lieben ihre Mode.<br />
3<br />
Fragen<br />
Was haben Sie sich zuletzt gekauft?<br />
Ich kaufe fast nichts, ich bekomme die meiste Kleidung<br />
aus meiner Firma. Manchmal leihe ich mir Kleidung aus der<br />
Pressekollektion. Ich besitze sicher nicht mehr als 20 Paar<br />
Schuhe, trage jedoch maximal sechs Paar davon.<br />
Haben Sie Angst vor dem Alter?<br />
Nein, wenn es so weit ist, werde ich in meinen Heimatort<br />
zurückziehen und endlich wieder viel Zeit finden zum<br />
Lesen.<br />
Was denken Sie von dem heutigen Konsumverhalten?<br />
Konsumieren, konsumieren, konsumieren – ohne nachzudenken.<br />
Alle sehen dadurch konform aus. Wir konsumieren<br />
alle viel zu viel. Die Menschen sollten weniger kaufen<br />
und auf Qualität achten, damit die Ware länger hält.<br />
«die Gleichstellung von Menschen<br />
ist die Seuche unserer Zeit.»<br />
The Luxury Way of Life | 213
Fashion<br />
Kunstvoll<br />
UMSCHMEICHELT<br />
Carrés, Seidenschals und Grand<br />
Foulards für die Frau. Pochettes, Fliegen zum<br />
Selberbinden und Krawattenschals für den Mann.<br />
Willkommen in der bunten Seidenwelt des Andreas Hurr.<br />
Yvonne Beck<br />
214 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
Seine Kreationen heissen Appenzell, Honolulu, Tropicana<br />
oder Southampton. Foulards mit Blumen- und Schmetterlingsmustern<br />
in knalligen Farben, aber auch zurückhaltendem<br />
Design in Rotweiss oder Blauweiss. Mit feinen<br />
Tupfen oder Fischmuster. Vier Jahre arbeitete Andreas Hurr für<br />
den Schweizer Seidenspinner Andy Stutz. Nun verkauft der junge<br />
Künstler und Textildesigner seine «Seidenmann»-Kreationen<br />
selbstständig. Jedes Jahr entstehen zwei Kollektionen, die in seinem<br />
Atelier mit viel Liebe zum Detail entworfen und mit viel Handarbeit<br />
in kleinen Manufakturen und in Heimarbeit hergestellt werden.<br />
In seiner kleinen, aber feinen Boutique «Seidenmann» am Limmatquai<br />
spricht er mit <strong>PRESTIGE</strong> über das Revival der Fliege, das vielfältige<br />
Material der Seide und die Handarbeit im Appenzell. Bei jedem Satz spürt<br />
man Hurrs Begeisterung und Liebe zu seinen Kreationen.<br />
: Herr Hurr, seit 2<strong>01</strong>2 designen Sie unter Ihrem eigenen Label<br />
«Seidenmann». Ist Seide Ihr Lieblingsmaterial?<br />
Andreas Hurr: Ja, denn Seide kann sehr unterschiedlich sein. Sie kann transparent<br />
sein oder sich eher körnig anfühlen. Sie unterscheidet sich vom Griff her oder von der<br />
Festigkeit. Ein spannendes, edles Material.<br />
Woher stammt die Seide, die Sie verarbeiten lassen?<br />
Die Seide, die wir benutzen, ist in Italien gewoben. Como ist ein<br />
gros ses Seidenzentrum. Dort kann ich Seide weben und bedrucken<br />
lassen. Alles an einem Ort, das ist sehr praktisch.<br />
Sie legen sehr grossen Wert auf Handarbeit …<br />
Ja, die bedruckte Seide wird nach dem Zuschneiden im Züricher Atelier im<br />
Appenzell von Hand rouliert. Die Heimarbeit im Appenzell hat eine lange<br />
Tradition und stellt einen besonderen Schritt in der Produktion der hochwertigen<br />
Accessoires dar. Die besondere Qualität dieser handverarbeiteten<br />
Produkte liegt in der Präzision, mit der die erfahrenen Rolliererinnen den Saum<br />
jedes einzelnen Schals, Foulards, Carrés und Pochettes nähen.<br />
Woher beziehen Sie Ihre Inspirationen?<br />
Die Quellen der Inspiration für die einzelnen Druckmotive sind unterschiedlichen Ursprungs:<br />
Einerseits ist es die alltägliche Umwelt, andererseits sind es simple Dinge wie<br />
Zeitungsausschnitte, Papierservietten, schöne Steine, Blätter und selbstgeschossene Fotos.<br />
Ich sammle ständig Ideen. Wie ein Zahnarzt auf die Zähne schaut, schaue ich auf Foulards.<br />
Ich scanne meine Umwelt nach neuen Ideen ab. Man weiss nie, woher die grossen<br />
Ideen kommen. Wichtig ist nur, dass man offen für sie bleibt. Daher sind meine Designs<br />
auch sehr vielfältig wie die Inspirationen, denen sie entspringen. Schmetterlinge, Blumen,<br />
Fische sowie Motive inspiriert aus Appenzeller Scherenschnitten.<br />
Haben Sie in der Designerwelt irgendein Vorbild, das Sie beeinflusst?<br />
Ich werde von sehr vielem beeinflusst. Ich lese Modezeitschriften, sehe die neusten Muster<br />
und Farbtrends, aber von einer speziellen Person bzw. einem Designer eher nicht. Ich<br />
versuche, meine eigene Handschrift zu entwickeln. Sodass mein Design wiedererkennbar<br />
ist. Zwar bewundere ich Karl Lagerfeld und Wolfgang Joop, bei<br />
dem ich ein Praktikum absolviert habe, aber mich inspirieren eher Künstler,<br />
die sehr dekorativ und al arbeiten.<br />
The Luxury Way of Life | 215
Fashion<br />
In Zürich ist Andy Stutz (der Seidenkönig) kein unbekannter Name – stört es<br />
Sie, dass man Sie in seine Fussstapfen stellt?<br />
Nein, überhaupt nicht. Ich habe fünf Jahre als Designer für Andy Stutz gearbeitet. Das ist<br />
ein Teil meiner beruflichen Laufbahn und es ist okay, wenn man mich darauf anspricht.<br />
Jedoch denke ich auch, dass ich mich weiterentwickelt habe und meinen eigenen Weg<br />
gehe. Ich habe inzwischen meine ganz eigene Handschrift.<br />
Ihr Sortiment beschränkt sich nicht nur auf Seidenschals, Carrés und<br />
Foulards für Frauen, «Seidenmann» macht auch Männer glücklich.<br />
Ja! Für Männer führen wir Pochettes, Fliegen, Krawattenschals und natürlich Krawatten.<br />
Diese führen wir in drei verschiedenen Breiten: 6, 7,6 und 9 Zentimeter. Denn nicht jede<br />
Krawattenbreite passt zu jedem Outfit und zu jeder Statur. Zu schmaleren Anzügen sind<br />
auch schmalere Krawatten geeignet, aber ein Zwei-Meter-Mann mit massigen Schultern<br />
sollte keine schmale Krawatte tragen. Pochettes führen wir in Unifarben passend zur<br />
Krawatte oder mit Muster, falls man nur mit Einstecktuch ausgehen möchte.<br />
Sie haben in Ihrer Kollektion auch Fliegen. Tragen wirklich noch viele<br />
Menschen Fliegen?<br />
Ich habe das Gefühl, es werden wieder mehr und vermehrt auch jüngere Männer. Wir<br />
haben Fliegen zum Selberbinden.<br />
Wozu trägt man Fliege?<br />
Zu Jeans und Strickjacke oder ganz formell statt Krawatte. Eine Fliege ist schon etwas<br />
extravagant und man setzt ein klares Statement, aber es gibt wie gesagt immer mehr<br />
Menschen, die das auch wollen.<br />
Trifft man Sie oft im Geschäft an?<br />
Ja, fast immer. Für mich ist der Austausch mit meinen Kunden wichtig. Für mich ist es<br />
wichtig, zu hören, was gut ankommt und was weniger.<br />
Wer gehört zu Ihrer Kundschaft?<br />
Touristen und Zürcher Stammkunden. Vom Alter her sind meine Kunden sehr gemischt.<br />
Wir haben auch viele junge Kunden, was mich sehr erfreut, denn wir machen ja auch ein<br />
eher junges Design. Ich habe den Anspruch, modern zu sein – nicht modisch, aber zeitlos.<br />
Meine Foulards soll man noch in zehn Jahren tragen können.<br />
Welches Design ist Ihr beliebtestes?<br />
«Ewige Liebe» – inspiriert aus Appenzeller Scherenschnitten. Das ist bei Touristen gleichermassen<br />
beliebt wie bei Einheimischen. Wir führen es in ganz unterschiedlichen Farbstellungen.<br />
Sehr traditionell bis zu sehr knalligen Farben.<br />
Sie designen gerne in etwas mutigeren Farben …<br />
Mutig? Ja, vielleicht. Ich denke, ein Accessoire sollte schmücken. Meistens ist man ja<br />
eher dezent angezogen, dann setzt bspw. das Foulard den besonderen Akzent und das<br />
kann es durch kräftigere Farben machen. Man kann so mit seinem Foulard ein klares<br />
Statement abgeben – das gefällt mir.<br />
216 | <strong>PRESTIGE</strong>
unter<br />
frühling<br />
Lacontrie<br />
guess<br />
prada<br />
armani<br />
luis trenker<br />
brit rhythm<br />
guess<br />
lacoste<br />
tommy hilfiger<br />
l o u i s<br />
vuitton<br />
burberry<br />
louis vuitton<br />
selected<br />
jewels<br />
luis trenker<br />
y v e s s a i n t<br />
laurent<br />
souple<br />
anna blum<br />
jimmy choo<br />
burberry
Kolumne Gabriel Palacios<br />
Die Kunst, mit Gelassenheit<br />
attraktiv zu wirken<br />
Wir alle kennen das Phänomen: Wir<br />
möchten ausgehen, stehen vor dem<br />
Kleiderschrank, doch unsere Lieblingskleider<br />
liegen alle im Wäschekorb.<br />
Ratlos stehen wir davor und<br />
versuchen krampfhaft, aus den vorhandenen<br />
Kleidern das beste Outfit<br />
zusammenzumixen, währenddessen<br />
wir versuchen, auszurechnen, ob<br />
die Zeit wohl noch genügen würde, um die<br />
Lieblingskleider zu waschen, zu trocknen und<br />
zu bügeln.<br />
Letztendlich kommen wir dann doch zum Entschluss,<br />
dass die Zeit dafür wohl nicht mehr<br />
reichen wird und wir uns mit den vorhandenen<br />
Kleidern zufriedengeben müssen. In solchen<br />
Momenten fehlt uns lediglich eine äussere<br />
Instanz, die uns wachrüttelt und uns aufzeigt,<br />
dass die Lieblingskleider nur in unseren Köpfen<br />
existieren – sind wir jedoch erst einmal in Gesellschaft,<br />
würde jeder Mensch, der uns umgibt,<br />
wohl ein anderes Kleidungsstück zu dem<br />
wohl «passendsten» Kleidungsstück erküren.<br />
Wichtig ist folglich nicht, was wir tragen, sondern,<br />
wie wir es tragen – sprich, mit welcher<br />
Haltung wir es tragen. Das von uns selbst<br />
erkürte Lieblingskleidungsstück tragen wir mit<br />
einer Ausstrahlung, die alle anderen förmlich in<br />
den Schatten stellt. Niemand jedoch kann uns<br />
versichern, dass dieses Lieblingskleidungsstück<br />
auch wirklich der Mehrheit gefällt. Und<br />
dennoch erhalten wir, alsbald wir unsere Lieblingskleider<br />
tragen, mehr Lob und mehr Aufmerksamkeit.<br />
Entscheidend ist, dass wir uns,<br />
wenn wir unsere Lieblingskleider tragen, in<br />
diesen völlig wohl fühlen, uns damit identifizieren<br />
können und wir mit unserer Ausstrahlung<br />
die Blicke auf uns ziehen. Zudem machen wir<br />
uns ja auch schon im Vorfeld darauf gefasst,<br />
von Blicken durchbohrt und von Komplimenten<br />
überhäuft zu werden. Daher saugen wir jede<br />
entsprechende Aussage, die in diese Richtung<br />
geht, wie beispielsweise «Du wirkst<br />
heute äusserst frisch.», förmlich auf<br />
und weisen diese der Kategorie<br />
«Ich-wirke-frisch-weil-ich-meine-<br />
Lieblingskleidung-trage» zu. Genau<br />
so verhält es sich mit den Blicken:<br />
Kaum betreten wir ein Lokal, fühlen<br />
wir jeden einzelnen ergötzenden<br />
Blick.<br />
Wichtig ist jedoch, zu wissen, dass sich all<br />
diese positiven Geschichten nur deshalb so<br />
abspielen, weil wir uns bereits auf die positiven<br />
Auswirkungen unserer Lieblingskleider gefasst<br />
machen. Wir fokussieren das Positive.<br />
«Wichtig ist nicht, was wir tragen,<br />
sondern, wie wir es tragen»<br />
Vergleichen wir uns mit Models, so bemerken<br />
wir, dass Models nicht attraktiv auf uns wirken,<br />
weil sie die passende Kleidung tragen, sondern<br />
weil sie die Kleider mit einem Mehrwert – mit<br />
einem Charakter und einer Ausstrahlung – präsentieren.<br />
Deren Attraktivität hängt also nicht<br />
von bestimmten Kleidungsstücken ab, sondern<br />
von der Art und Weise, wie sie diese tragen.<br />
Alsbald wir also vor einem förmlich leeren<br />
Kleiderschrank stehen, sollten wir uns selbst<br />
wieder ins Bewusstsein rufen, dass wir die<br />
noch im Schrank liegenden Kleider mal aus<br />
irgendwelchen erdenklichen Gründen schön<br />
fanden und diese deshalb zu unseren Kleidern<br />
gemacht haben.<br />
Eignen wir uns also die Fähigkeit an, die<br />
Schönheit des einzelnen Kleidungsstückes hervorzuheben,<br />
so tragen wir das entsprechende<br />
Kleidungsstück mit einer gewissen Ausstrahlung,<br />
die es an mir attraktiv wirken lässt.<br />
Wichtig ist folglich nicht, was wir tragen,<br />
sondern, wie wir es tragen.<br />
218 | <strong>PRESTIGE</strong>
lack<br />
trends<br />
wolford<br />
swarovski<br />
Burberry<br />
karl lagerfeld<br />
tiffany & co<br />
fay<br />
al coro<br />
Breguet<br />
available at<br />
Tourbillon<br />
Boutique<br />
basler<br />
louis vuitton<br />
versace<br />
Bugatti<br />
guess
Beauty<br />
217 MÄNNERKOSMETIK<br />
FALTEN SIND CHARISMATISCH<br />
Beauty<br />
222 ADRIANA TRIPA<br />
DIE IMAGEMACHERIN<br />
224 WIE DUFTET 2<strong>01</strong>4?<br />
DUFTREISE NACH FLORENZ<br />
228 EWIGE JUGEND<br />
KURZE GESCHICHTE DER KOSMETIK<br />
versace<br />
220 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
Je mehr<br />
falten<br />
DESTO<br />
charismatischer<br />
Wer die Wahl hat, hat die Qual!<br />
Stimmt diese Aussage, haben es Männer leichter –<br />
auf alle Fälle in einer Parfümerie. Blickt man<br />
sich hier um, wird klar, warum: Der Anteil von<br />
ausgewiesenen Herren-Produkten ist im Vergleich<br />
mit den Damen-Produkten verschwindend gering.<br />
Valeska Jansen<br />
Ananné<br />
Acca Kappa<br />
The Luxury Way of Life | 221
Beauty<br />
Ganz besonders auf dem Gebiet der Pflege werden Männer im Verhältnis<br />
zu Frauen «unterversorgt». Und das, obwohl seit einigen<br />
Jahren immer behauptet wird, dass sich das Schönheitsbewusstsein<br />
des Mannes extrem verändert hätte. Zum Positiven natürlich.<br />
liessen sie früher nur Wasser und Seife an ihre Haut, war plötzlich überall zu<br />
lesen und zu hören, dass sie nun auch gerne cremen.<br />
Irgendwie manifestiert sich aber der Eindruck, dass Männer doch lieber im<br />
Baumarkt shoppen gehen als in der Parfümerie. Es könnte auch daran liegen,<br />
dass Männer von Natur aus schön sind, oder besser, sein müssen. Schliesslich<br />
können sie sich nicht hinter Bergen von Make-up verstecken und auch<br />
der «Morgen-danach»-Schock bleibt Frauen erspart.<br />
Wir trafen einen «natürlich» schönen Mann, der zum wiederholten Male zum<br />
«Sexiest Man Alive» und zum «Sexiest Footballer Alive» gewählt wurde. Der<br />
Ex-National- und FC-Bayern-Spieler Bixente Lizarazu achtet ganz besonders<br />
auf seinen Körper. Regelmässiger Sport und seine grosse Leidenschaft, das<br />
Surfen, gehören für ihn zum Tagesprogramm. Wir trafen einen vollkommen<br />
uneitlen und sehr entspannten, dafür (oder vielleicht auch gerade deswegen)<br />
aber tatsächlich sexy Mann, anlässlich seiner Tätigkeit als Markenbotschafter<br />
für eine bekannte Kosmetikmarke in Zürich.<br />
: Sie sind jetzt zum zweiten Mal hintereinander zum Sexiest Footballer<br />
Alive gewählt worden. Wie fühlt man sich denn mit so einem Titel?<br />
Bixente Lizarazu: (Lacht.) Da ist wohl irgendetwas falsch gelaufen. Keine Ahnung, warum<br />
die Wahl auf mich viel, ehrlich. Aber nichtsdestotrotz ist es mir lieber so, als dass die<br />
Leute über mich sagen: Mensch ist das ein hässlicher Kerl.<br />
Sie sind nun Markenbotschafter und Werbegesicht der Marke Biotherm<br />
Homme. Weil Sie so sexy sind?<br />
Oh, da gab es einige Gründe. Es ist bekannt, dass ich das Meer über alles liebe. Ausserdem<br />
wissen viele, dass ich als Sportler extrem auf meinen Körper achte bzw. achten muss.<br />
Ich habe zwar vor sieben Jahren mit dem Profifussball aufgehört, aber ich treibe weiter<br />
extrem viel Sport. Ich segle, tauche, surfe, fahre Ski, mache Jiu-Jitsu und noch einiges<br />
mehr. Bei dieser Kooperation ging es meiner Meinung nach nicht um mein Gesicht, sondern<br />
um meinen Lebensstil. Mein Körper ist sowieso nicht sexy, ich hatte schon so viele<br />
Unfälle und Verletzungen durch den Sport, dass ich mit Narben übersät bin. Meine Nase<br />
war auch schon mehrfach gebrochen. An mir ist echt rein gar nichts perfekt.<br />
Haben Sie denn jemals über Schönheitseingriffe<br />
nachgedacht? Botox?<br />
Das ist für mich unvorstellbar. Ich bin, wie ich bin, und eines<br />
ist klar: Ich bin sehr natürlich und das wird sich sicher<br />
auch niemals ändern.<br />
Viele Männer benutzen noch immer keine Kosmetikprodukte,<br />
woran liegt das Ihrer Meinung nach?<br />
Ich glaube, dass Kosmetik in vielen Männerköpfen noch<br />
immer ein Frauending ist. Kosmetik spielt in deren Männerleben<br />
keine Rolle. Ich glaube allerdings auch, dass es bei<br />
Sportlern von Haus aus anders ist, anders sein muss. Gehe<br />
ich zum Skifahren, muss ich mich vor der Sonne schützen,<br />
am Meer ebenso. Nach diesen Aktivitäten spannt die Haut<br />
so sehr, dass ich ganz freiwillig Creme auftrage, um dieses<br />
unangenehme Gefühl zu lindern.<br />
Wie viele Cremes benutzen Sie denn so am Tag?<br />
Darüber denke ich nie nach, da gibt es bei mir keinen Plan.<br />
Wenn ich weiss, dass ich sieben Stunden segeln gehe, creme<br />
ich mich morgens mit Sonnenschutz ein und benutze<br />
abends eine Feuchtigkeitspflege. Ich bin ein echter Naturbursche<br />
und amüsiere mich eher, wenn ich höre, dass<br />
japanische Männer vier bis fünf verschiedene Kosmetikprodukte<br />
am Tag benutzen. Das wäre nichts für mich! Und<br />
wenn ich mir unser Badezimmer zu Hause so anschaue,<br />
wo sollte ich denn da mehr als zwei Produkte hinstellen?<br />
Da steht alles voll mit Produkten meiner Frau ... (Lacht.)<br />
Also keine Anti-Falten-Creme und dafür in Würde<br />
altern?<br />
Genau! Als Mann ist es doch so, dass jedes Fältchen, jede<br />
Falte ein Männergesicht charmanter macht. Bei Frauen<br />
ist es leider schwieriger. Da ist der Druck von aussen viel<br />
zu gross. Nehmen wir den alten Mann und das Meer: Was<br />
wäre er denn ohne sein gegerbtes Gesicht?<br />
The Luxury Way of Life | 223
Beauty<br />
Ihr erstes Pflege-Beauty-Produkt?<br />
Als Biotherm «Aqua Power» auf den Markt brachte, eines der ersten Männer-Pflegeprodukte<br />
überhaupt, vor zwanzig Jahren, kaufte ich es mir und ich bin dabei geblieben. Und<br />
das hat nichts mit meiner Kooperation mit Biotherm heute zu tun. Ich benutze es jetzt<br />
tatsächlich seit über zwanzig Jahren und habe es immer mit meinem eigenen Geld bezahlt.<br />
m<br />
Wie sieht es denn bei Ihren Ex-Fussball-Kollegen mit Pflege so aus?<br />
Wir waren ein Team von 25 Fussballern beim FC Bayern und hatten oft zweimal täglich<br />
Training. Das heisst, zweimal täglich duschen und trockene Haut danach. Aber eingecremt<br />
nach dem Duschen haben sich höchstens vier bis fünf.<br />
Sie engagieren sich stark für den Schutz der Meere. Was machen Sie da<br />
genau? Und was hat das mit Pflege zu tun?<br />
2003 habe ich meine Foundation «Liza pour une mer en bleu» gegründet. Dort geht es um<br />
den Schutz unserer Meere. Zusätzlich beteilige ich mich ehrenamtlich bei der Organisation<br />
Surfrider, die sich u. a. um saubere Strände kümmert. Surfrider veranstaltet weltweit<br />
regelmässig grosse Treffen, bei denen alle Teilnehmer die Strände von Müll befreien. Auch<br />
bei der Oceans Initiative bin ich ehrenamtlich tätig. Dort geht es darum, den Lebensraum<br />
von Delfinen und Walen zu schützen und zu verbessern. Und dann engagiere ich mich<br />
noch mit «l'Odyssée du flocon à la Vague», um die Aufklärung der Menschen über den<br />
Kreislauf des Wassers zu verbessern. Biotherm hat auch eine eigene Organisation namens<br />
«Biotherm Water Lovers». Sie setzen sich für den Schutz der Gewässer und ihrer Lebewesen<br />
ein, deshalb auch unsere Kooperation. Ein perfect match sozusagen. Für Biotherm ist<br />
das Meer die Quelle aller Produkte, denn überall sind aquatische Inhaltsstoffe, wie zum<br />
Beispiel Plankton, enthalten.<br />
Eine letzte Frage, aus Aktualitätsgründen: Wurde zu Ihren Fussballzeiten<br />
das Thema Homosexualität in irgendeiner Art und Weise thematisiert?<br />
Absolut nein. Das war ein echtes Tabuthema. So etwas hatte in der Fussballwelt nichts zu<br />
suchen. Es wurde weder gemutmasst, noch sonst irgendwie darüber gesprochen. Dabei<br />
bin ich persönlich der Meinung, dass es in jeder Sportart auch homosexuelle Menschen<br />
gibt. Das hat nichts mit Männlichkeit zu tun. Selbstverständlich gibt es auch im Männerfussball,<br />
die als männlichste Sportart überhaupt gilt, Homosexuelle.<br />
224 | <strong>PRESTIGE</strong>
en’s<br />
care<br />
i<br />
xiii<br />
xiv<br />
i c larisonic<br />
iI c linique for men<br />
iiI e videns<br />
iV c larins men<br />
V acqua di parma<br />
Vi lab series<br />
Vii i oma<br />
Viii s hiseido men<br />
IX b iotherm homme<br />
X Z EGNA Uomo<br />
Xi l a colline homme<br />
Xii n escens<br />
Xiii d octor babor<br />
Xiv yon-ka for men<br />
iii<br />
II<br />
xii<br />
vii<br />
iv<br />
xi<br />
ix<br />
x<br />
viii<br />
vi<br />
v<br />
The Luxury Way of Life | 225
Beauty<br />
Die Image-<br />
Macherin<br />
Adriana Tripa<br />
Sie hat Stars wie Uma Thurman oder Sylvester Stallone<br />
zu besserem Aussehen verholfen und<br />
Roger Federer für Werbespots geschminkt. Wichtig<br />
sind ihr aber auch Leute wie du und ich.<br />
Valeska Jansen<br />
Fünfzehn Jahre führte Adriana Tripa ein Berufsleben auf der Überholspur<br />
und jettete zwischen Zürich, Los Angeles, New York und Paris hin und<br />
her. Einen Namen machte sie sich mit Make-up, Styling und Fotografie für<br />
Editorials, Werbung und Film. In ihrer «Homebase» Zürich realisierte sie<br />
ihren Wunsch, ein eigenes Fotostudio zu gründen. So entstand ihr «Best-Image<br />
Fotostudio LOOX», in dem sie jeder Person mithilfe von Make-up und Styling zum<br />
Idealbild verhilft.<br />
Licht und Schatten<br />
Mit nur leichten Schattierungen gelingt es ihr, aus jedem Gesicht das Beste<br />
herauszuholen. Wichtig dabei ist ihr, dass man nicht überschminkt aussieht.<br />
Sie berät, stylt und fotografiert in ihrem Züricher Studio, neu am Bellevue,<br />
ganze Firmen, Models, Schauspieler, Celebrities und Alltagskundschaft. «Ich<br />
wollte etwas gegen den Mythos unternehmen, dass nur ein Topmodel gut<br />
aussehen kann. Auch Frau Meier und Herr Müller können super aussehen.<br />
Einfach jeder Mensch kann toll aussehen. Er muss nur wissen, wie er das<br />
Beste aus sich herausholen kann», erklärt Tripa.<br />
Adriana Tripa<br />
Natürlich schön<br />
Schönheitschirurgie, Botox und Fillern, um jünger auszusehen, steht sie kritisch<br />
gegenüber: «Mit ein paar Tricks und richtig eingesetztem Make-up kann<br />
jeder bis zu 10 Jahre jünger aussehen, ohne sich dafür unters Messer zu<br />
legen.» Ihr Background ist Design (Ecole des Beaux-Arts in Paris) und Modeillustration.<br />
Für sie ist jedes Gesicht ein Unikat. Und genau das macht wohl<br />
auch den Unterschied zu anderen Fotografen und Visagisten aus. Sie betrachtet<br />
jedes Gesicht wie ein Canvas: «Hier kann man durch richtig platzierte<br />
Schattierungen Vorteile in den Vordergrund und Nachteile in den Hintergrund<br />
rücken. Physiognomie-Make-up: die Struktur von einem Gesicht richtig betonen.<br />
Und ganz wichtig: Less is more!»<br />
Die Basis muss perfekt sein<br />
Sie sieht sich als Künstlerin. Am liebsten arbeitet sie mit ihren Fingern am Gesicht.<br />
Auch Frisuren zaubert sie mit nur ein paar Handgriffen. Ihre «Leinwand»,<br />
das Gesicht, grundiert sie mit dem passenden Make-up. «Es ist nicht wichtig,<br />
welche Marke man verwendet, die sind heute alle<br />
gut. Viel wichtiger ist der richtige Farbton an der<br />
richtigen Stelle. Genau wie die Farbe des Concealers.<br />
Ist er zu hell, sieht man aus wie ein Waschbär.<br />
Man soll das Make-up mehr spüren als sehen.»<br />
Tripa sieht Menschen anders<br />
Besonders stolz ist sie auf Fotomappen, die sie für<br />
Businessfrauen erstellt hat: «Es waren Frauen bei<br />
mir, die haben sich überall beworben und wurden<br />
nicht mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen.<br />
Mit meinen Fotos standen ihnen plötzlich alle Türen<br />
offen. Sie konnten sich quasi aussuchen, wo<br />
sie arbeiten wollen.»<br />
226 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
Vorher<br />
Nachher<br />
Aber auch Männer kann sie ins richtige Licht rücken, mit leichtem «Grooming»,<br />
erklärt sie: «Da kann man so viel durch das richtige Hautbild erreichen.<br />
Meist reicht schon eine getönte Tagescreme.»<br />
Neuer Look gleich besseres Image<br />
In einem Punkt unterscheidet sich Tripa ganz besonders von ihren Kollegen:<br />
Ihre Photoshoots verbindet sie mit einem Workshop, in dem sie ihrer Kundschaft<br />
den richtigen Umgang mit Pinsel und Make-up im Detail erklärt. Sie<br />
zeigt im Spiegel, was sie benutzt und wo sie genau die Farben platziert. «Jede<br />
Frau sollte lernen, wie sie mithilfe von make-up<br />
das Beste aus ihrem Gesicht herausholen kann.<br />
Das heisst nicht, dass sie es täglich ausüben<br />
muss, aber wenn sie eine besondere Gelegenheit,<br />
ein Event hat, dass sie exakt weiss, wie sie<br />
sich perfekt in Szene setzen kann», ist Tripa überzeugt.<br />
Ihr Leitsatz dazu: «Nach einer Sitzung mit<br />
mir ist die eigene Wahrnehmung für immer positiv<br />
verändert.»<br />
The Luxury Way of Life | 227
Beauty<br />
«Komplimente sind<br />
wie Parfüm.<br />
Sie dürfen duften,<br />
aber nie aufdringlich werden.»<br />
– Oscar Wilde –
Beauty<br />
Eine<br />
olfaktorische<br />
Duftreise<br />
nach Florenz<br />
Wie<br />
duftet<br />
2<strong>01</strong>4?<br />
Italienische Frauen haben weltweit den Ruf, elegant, sinnlich und temperamentvoll<br />
zu sein. Ein italienisches Modehaus hat nun versucht, all diese Attribute in einem<br />
Duft einzufangen. Grapefruit, Pfirsich, Mandelpulver, Patschuli und leder sind die<br />
Antwort auf die Frage: Wie riecht Eleganz?<br />
Valeska Jansen<br />
ie duftet 2<strong>01</strong>4? Diese Frage kann wohl noch nicht<br />
einmal ein Experte beantworten. Die neuen Parfums<br />
bieten eine Bandbreite von würzig über spritzig,<br />
bis hin zu blumig. Viele Fashion-Häuser entwickeln<br />
ihre eigenen Corporate Düfte. Hier soll das<br />
Parfum zur Kundin und zum Kunden passen. Eine<br />
in Duft interpretierte Modekollektion sozusagen.<br />
Dahinter steht ein komplexes Konzept, umgesetzt<br />
von vielen verschiedenen Abteilungen. Marketing<br />
gehört genauso dazu wie Design und eine Nase (Parfümeur). Die Entwicklung<br />
dauert oft bis zu zwei Jahre, bevor das neue Parfum in die Parfümerie kommt.<br />
In Florenz trafen wir den Duft-Experten Luciano Bertinelli. Er arbeitete über<br />
10 Jahre für Bulgari in Genf. Seit 2002 ist er CEO bei Salvatore Ferragamo<br />
Parfums. Für ihn duftet 2<strong>01</strong>4 elegant. Er leitet bei Salvatore Ferragamo alle<br />
Duftprojekte. Der neueste Duft des italienischen Traditionsmodehauses mit<br />
Headquarter in Florenz soll die weibliche Eleganz verkörpern. Doch was ist<br />
Eleganz überhaupt? Wann ist Frau elegant und welche Zutaten machen ein<br />
Parfum elegant?<br />
The Luxury Way of Life | 229
Beauty<br />
: Wann ist eine Frau für Sie elegant?<br />
Luciano Bertinelli: Das ist eigentlich eine Sache der Ausstrahlung, weniger der Optik.<br />
Wenn eine Frau sich in ihrer Haut wohlfühlt, selbstbewusst ist und sich auch so bewegt,<br />
dann strahlt sie in meinen Augen Eleganz aus. Egal, wie alt sie ist. Hinzu kommt natürlich<br />
noch eine feminine Ausstrahlung. Eine afrikanische Frau hat ein komplett anderes Aussehen<br />
als zum Beispiel eine Russin. Trotzdem kann jede für sich ihre eigene, ganz persönliche<br />
Eleganz ausstrahlen. Man kann Eleganz nicht nur von der Kleidung ableiten. Es reicht nicht<br />
aus, eine cremefarbene Seidenbluse zum schwarzen klassischen Rock zu tragen. Eine<br />
Frau muss sich auch entsprechend bewegen.<br />
Wie würden Sie unter dem Aspekt von Eleganz den Unterschied zwischen<br />
Schweizer Frauen und Italienerinnen beschreiben?<br />
Ich habe 10 Jahre in der Schweiz gelebt und sehe da grosse Unterschiede. Italienische<br />
Frauen sind sehr expressiv, haben immer ein Lächeln auf ihrem Gesicht und sind sehr<br />
offen. Schweizerinnen sind zurückhaltend und verschlossen. Sie wollen im Gegensatz zur<br />
Italienerin auch nicht auffallen. Das zeigt sich auch in ihrer Art, sich zu kleiden.<br />
Wann drehen Sie sich auf der Strasse nach einer Frau um?<br />
Mir gefallen lange Haare bei Frauen. Und gepflegt müssen sie sein, das ist schon mal ein<br />
wichtiges Kriterium für mich, dann natürlich das Gesicht, in erster Linie die Augen.<br />
Zu Ihrem neuen Parfum. Was macht hier die Eleganz aus?<br />
Das ist ein ganzes Konzept. Es ist eine moderne Interpretation eines Duftkonzepts, dem<br />
Trend folgend. In einem Jahr sind Zitrusdüfte in, im anderen Rosendüfte und dann würzige<br />
usw. Dieser Duft soll eine Verkörperung der Ferragamo-Frau sein. Zuletzt lancierten wir<br />
«Signorina» und nun folgt eine Luxusversion mit «Signorina Eleganza». «Signorina» war für<br />
die 25-jährige Frau und «Eleganza» wurde für die Frau ab 35 konzipiert. Es ist üppiger,<br />
schwerer und noch femininer als «Signorina». Dazu kommt dann auch die Werbekampagne,<br />
sie unterstreicht den Typ Frau, für den wir den Duft entwickelt haben. Unser Model<br />
dafür ist Anja Rubik, sie ist wunderschön, sinnlich und sehr feminin.<br />
Luciano Bertinelli,<br />
CEO Salvatore Ferragamo Parfums<br />
Ihr unvergesslichster Duftmoment?<br />
Ich denke, das ist bei allen Menschen gleich: die Erinnerung an die Jugend. Als Teenager<br />
habe ich meine Ferien immer am Meer verbracht. Den Geruch nach Meerwasser und<br />
Strand am Morgen, den werde ich niemals vergessen.<br />
Ferragamo ist das Haus der Feen und Märchen? Ihre Lieblingsmärchen?<br />
Schneewittchen und Aschenputtel.<br />
Was lieben Sie an Florenz am meisten?<br />
Da gibt es viele Dinge. Zuerst natürlich den Ponte Vecchio. Wenn man nur ein paar Stunden<br />
Zeit in Florenz hat, dann muss man auf jeden Fall den Ponte Vecchio sehen. Dann die ganzen<br />
Museen und Kunstausstellungen, die sind wirklich einmalig hier. Dazu die toskanische<br />
Küche, für mich gehört sie zu den besten auf der ganzen Welt. Und den schönsten Blick<br />
über ganz Florenz hat man vom Hotel Continentale. Auf dem Dach befinden sich ein Restaurant<br />
und eine Bar, hier wird nur allerbeste Qualität verarbeitet und serviert. Ein Hotspot<br />
ist auch das Il Borro Bistro, es ist sehr traditionell und authentisch.<br />
230 | <strong>PRESTIGE</strong>
Spring<br />
Fragrance<br />
IV<br />
VI<br />
III<br />
V<br />
I<br />
II<br />
VII<br />
XVII<br />
XV<br />
XIV<br />
XIII<br />
XVIII<br />
I<br />
XVI<br />
XII<br />
I Issey Miyake<br />
ii D ior<br />
iii S erge Lutens<br />
iv Tom Ford<br />
v Estée Lauder<br />
vi E videns De Beaute<br />
vii Calvin Klein<br />
viii T erry de Gunzburg<br />
IX G uerlain<br />
x D ior<br />
xi B ottega Veneta<br />
xii Lacoste<br />
xiii B ond No. 9<br />
xiv Acqua di Parma<br />
xv Y ves Saint Laurent<br />
XVI P omellato<br />
xvii F endi<br />
xviii N ina Ricci<br />
xix E lie Saab<br />
XI<br />
XIX<br />
VIII<br />
IX<br />
X
Beauty<br />
Auf der<br />
Suche<br />
nach der<br />
ewigen<br />
Jugend<br />
Der Kampf gegen Falten begann bereits vor<br />
über 4000 Jahren. Die Schönheitsideale haben<br />
sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt,<br />
aber das Streben nach der ewigen Jugend ist bis<br />
heute unverändert.<br />
Valeska Jansen<br />
Besonders den alten Ägyptern war Körperpflege und Hygiene wichtig.<br />
Bereits 2000 Jahre vor Christus salbten, cremten und pflegten sie<br />
sich, ganz anders als die Menschen in späteren Epochen. Funde<br />
von alten medizinischen Papyrusrollen beschreiben nicht<br />
nur die Behandlung von Hautkrankheiten, sondern auch Methoden,<br />
um Falten zu reduzieren.<br />
Auch im antiken Rom wusch man sich mit aus Gallien importierter<br />
Seife und übertrieb es mit der Nutzung von Körperpflegemitteln<br />
gern. So ist auch ein Zitat des Komödiendichters Plautus (254 bis<br />
184 v. Chr.) überliefert, in dem er sagt: «Am besten riecht, wer gar<br />
nicht riecht.»<br />
232 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
«Die Natur gibt uns das Gesicht,<br />
das wir mit zwanzig haben.<br />
Das Leben formt das Gesicht,<br />
das wir mit dreissig haben.<br />
Aber das Gesicht, das wir mit fünfzig haben,<br />
müssen wir uns selbst verdienen»<br />
– Coco Chanel –<br />
Bienenwachs gegen Falten<br />
Damals war die Kosmetik ein Bestandteil der Medizin. Galenus von Pergamon<br />
begründete als Arzt den wissenschaftlichen Zweig der Arzneimittelzubereitung<br />
und der Zubereitung von Kosmetika. Bis heute als Galenik bekannt. Eine<br />
seiner Entwicklungen war die Kaltcreme, die mit ihrer Zusammensetzung aus<br />
Rosenwasser, Bienenwachs und Olivenöl gegen trockene oder faltige Haut<br />
eingesetzt wurde.<br />
Griechische Historiker wie Plutarch (45 bis 120 n. Chr.) und Dioscurides (40<br />
bis 90 n. Chr.) berichteten ebenfalls von der Herstellung von Hautsalben und<br />
duftenden, pflegenden Ölen.<br />
Körperpflege eine Sünde<br />
Im Frühmittelalter (500 bis 1050 n. Chr.) ging es dann bergab mit der Körperpflege,<br />
zumindest im christlichen Europa. Die Kirche betitelte Kosmetika als<br />
heidnische Mittel und Frauen, die sich schminkten, galten allgemein als Hure.<br />
Ganz anders im Islam, hier stand die Herstellung von Duftölen gerade in ihrer<br />
Hochkonjunktur.<br />
Bleivergiftung an der Tagesordnung<br />
Knapp 500 Jahre später erlebten Kosmetikprodukte ein Revival, allerdings<br />
weniger unter dem Aspekt der Hygiene. In der Renaissance (15. und 16. Jahrhundert)<br />
wurden Makel fleissig überpudert und unangenehme Gerüche wegparfümiert.<br />
Besonders der Hautpuder richtete grossen Schaden an. Er bestand<br />
meistens aus «Bleiweiss», einem stark bleihaltigen Puder, und sollte,<br />
dem Schönheitsideal entsprechend, die Haut weiss bleichen. Geschwüre<br />
und Entzündungen waren die Folge, doch sie wurden mit noch mehr Puder<br />
abgedeckt oder mit Schönheitspflästerchen aus Samt, Seide oder Leder<br />
überklebt.<br />
Schlechte Ratgeber<br />
Sogenannte «Toilettenbüchlein» beinhalteten eine grosse Anzahl an Rezepturen<br />
und Beschreibungen zur Herstellung und Anwendung kosmetischer<br />
Mittel. Diese «Ratgeber» wandten sich in erster Linie an den weiblichen Adel,
Beauty<br />
aber auch an Ärzte. In ihnen wurde ebenso über<br />
die Schädlichkeit bestimmter Inhaltsstoffe aufgeklärt<br />
sowie Tipps gegeben, wie diese Inhaltsstoffe<br />
festgestellt werden könnten.<br />
Die schädigenden Wirkungen bleihaltiger Puder<br />
und Schminken waren schon lange bekannt, sodass<br />
in den Toilettenbüchlein unschädliche Ersatzmittel<br />
vorgeschlagen wurden. Nichtsdestotrotz<br />
tauchten die vorher als schädlich bezeichneten<br />
Substanzen in einigen der Rezepturen dennoch<br />
auf, wie z. B. im Falle des «Bleiweiss» für Schminke,<br />
da es nach wie vor die beste Deckkraft besass.<br />
Je weniger Blut, desto schöner<br />
Im 17. Jahrhundert, der Barockzeit, rieben sich die Menschen nur noch mit<br />
feuchten Tüchern ab. Es herrschte die Angst, dass über das Wasser Pesterreger<br />
durch die Poren der Haut gelangen könnten. Aderlass für eine «natürliche»<br />
Blässe und die Einnahme vom Gift Atropin (Gift der Tollkirsche) für einen<br />
grossäugigen «Rehblick» standen auf der Tagesordnung.<br />
Kunst oder Medizin?<br />
Im Laufe des 18. Jahrhunderts verbreitete sich in Frankreich die Bezeichnung<br />
«cosmétique», die sich aus dem griechischen «kosmetikos» herleitete,<br />
was «den Schmuck betreffend» bedeutet. Erst um 1850 gelangte der Begriff<br />
«Kosmetik» von Frankreich aus in den deutschen Sprachraum, wo allgemein<br />
auch weiterhin von Schönheitsmitteln die Rede war. Im wissenschaftlichen<br />
The Luxury Way of Life | 235
Beauty<br />
Sprachgebrauch wurde noch bis ins 18. Jahrhundert<br />
zwischen «cosmetica medicamenta» und<br />
«cosmotia ars» unterschieden. Handelte es sich<br />
bei Ersteren um «schmink-arzneyen», d.h. äusserlich<br />
angewandten Medikamenten, die z.B. Unreinheiten<br />
der Haut beseitigten und die Haut reinweiss<br />
hielten, verstand man unter «cosmotia ars»<br />
färbende Substanzen, die keine Mängel beheben,<br />
sondern sie nur überdecken sollten. Später wurden<br />
sie auch als «ars cosmetica» bezeichnet.<br />
Selbst ist die Frau<br />
Der «Brockhaus» von 1898 verstand unter kosmetischen<br />
Mitteln: «Alle Zubereitungen zu dem Zwecke,<br />
die Haut geschmeidig zu machen, ihre Farbe<br />
zu verbessern, Flecke, Ausschläge und Finnen von<br />
da zu vertreiben, ihre Runzeln zu ebnen und Haare<br />
zu färben. Kosmetische Präparate haben den<br />
Zweck, Schönheitsfehler des menschlichen Körpers zu beseitigen oder zu<br />
verdecken.» Noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden kosmetische<br />
Mittel zum Eigengebrauch selbst hergestellt, wie die vielen «Toilettenbüchlein»<br />
belegen.<br />
Das Geheimnis des Erfolges<br />
Der grösste Teil zu kaufender kosmetischer Mittel wurde fortan als «Geheimmittel»<br />
angepriesen. Der Begriff «Kosmetik» war lange Zeit über mit Geheimnisvollem<br />
und auch mit Aberglaube verbunden. Gerade das Geheimnisvolle,<br />
das rational nicht Erklärbare, verhalf vielen Geschäftsleuten schon damals,<br />
grosse Gewinne zu erzielen. Inhaltsstoffe wurden nicht deklariert und Versprechen<br />
wurden viele gemacht. Noch heute ist eine exakte Definition des<br />
Begriffs «Kosmetik» schwierig, da sie nach wie vor auch ein Synonym für<br />
Schönheit ist. Da Schönheit im Auge des Betrachters liegt, von der jeweiligen<br />
Kultur geprägt und der Mode unterworfen ist, gilt der Begriff nicht als objektive<br />
Definition. Ein Faktor hat sich allerdings niemals verändert: Schon immer<br />
strebten die Menschen die ewige Jugend an. Die Erwartung an kosmetische<br />
Mittel war und ist das Erreichen eines jugendlichen Erscheinungsbildes.<br />
236 | <strong>PRESTIGE</strong>
Sothys<br />
Nice To<br />
Have<br />
versace<br />
Evidens<br />
Redken<br />
K É rastase<br />
L’ oreal<br />
moschino<br />
The Luxury Way of Life | 237
Kolumne Götz Winter<br />
Unter Frauen<br />
Eine kleine Vorwarnung: Ich begebe<br />
mich mit den folgenden Äusserungen<br />
möglicherweise auf soziales Glatteis.<br />
Denn gerade gestern wurde mir erneut<br />
die Frage gestellt, die ich in den<br />
letzten vier Jahren seit meinem Antritt<br />
als General Manager von Estée Lauder<br />
Schweiz fast täglich beantworten<br />
durfte: «Wie ist es denn so als Mann,<br />
in einer so frauenlastigen Branche zu arbeiten?»<br />
Fakt: In unserer Firma arbeiten rund 95% Frauen.<br />
Auch bei unseren Kunden ist der weibliche<br />
Anteil deutlich höher als in anderen Branchen,<br />
bei den Beautyjournalisten ebenfalls. Einzig<br />
bei unseren Lieferanten sieht es in Sachen<br />
Geschlechter verteilung etwas anders aus –<br />
Anzug und Krawatte stechen hier an Meetings<br />
nicht sonderlich heraus. Für mich eigentlich kein<br />
Novum. Denn ich habe während meiner ganzen<br />
Karriere immer in Firmen gearbeitet, in denen die<br />
Frauen deutlich in der Mehrzahl waren. Meine<br />
Freunde sprechen mich noch immer oft darauf<br />
an. Die Männer in meinem Freundeskreis scheinen<br />
schon fast ein bisschen neidisch zu sein:<br />
Bei Team-Essen im Restaurant mustern mich<br />
die anwesenden Männer mit interessierten und<br />
fragenden Blicken, wenn ich mit 20 attraktiven<br />
Damen am Tisch sitzen darf. Ich gebe zu: Ich<br />
geniesse solche Anlässe – fast noch mehr als bei<br />
gemischter Gesellschaft!<br />
Und somit ist es schon wieder vorbei mit<br />
verallgemeinernden Äusserungen in diesem<br />
Editorial. Denn auf die Beichte, dass ich meine<br />
Position als «Hahn im Korb» geniesse, folgt nun<br />
das wichtige Statement: Frauen sind nicht alle<br />
gleich. Selbstverständlich unterscheiden sie<br />
sich untereinander in der Arbeitsweise genauso,<br />
wie es Frauen zu Männern tun würden. So<br />
bin ich mir ganz sicher, dass es nicht schwieriger<br />
oder einfacher ist, Frauen zu führen. Das<br />
Rezept für ein offenes, produktives Arbeitsklima<br />
ist unabhängig von Geschlecht und kann auf<br />
eine wichtige Sache eingedampft<br />
werden: Empathie.<br />
Empathie: Einfühlungsvermögen ist<br />
das, worauf unsere gesamte Branche<br />
aufbaut. Estée Lauder lebte diese<br />
Werte in Perfektion und es ist meine<br />
Aufgabe, diese täglich umzusetzen.<br />
Natürlich gibt es für mich im Alltag<br />
gewisse Herausforderungen, die sich einem<br />
Mann meiner Position bei einer Versicherungsgesellschaft<br />
oder einer Grossbank nicht im selben<br />
Ausmass präsentieren würden: Das leichte Misstrauen,<br />
das mir durch die Magengegend huscht,<br />
«Frauen sind nicht alle gleich.<br />
Sie unterscheiden sich in der<br />
Arbeitsweise genauso, wie es<br />
Frauen zu Männern tun würden»<br />
wenn mir eine Frau ohne ersichtlichen Grund eine<br />
Flasche Wein schenkt oder mit mir Mittag essen<br />
möchte, obwohl ich nicht ihr direkter Vorgesetzter<br />
bin. Und als mir einmal für ein Bewerbungsinterview<br />
ein Treffen um 20 Uhr vorgeschlagen wurde,<br />
schluckte selbst ich – der ach so erfahrene Vorgesetzte<br />
weiblicher Mitarbeiterinnen – kurz leer.<br />
Was ich aber weiss: Mit gesundem Menschenverstand,<br />
guten Manieren und Empathie lassen<br />
sich auch potenziell kritische zwischenmenschliche<br />
(und -geschlechtliche) Situationen stets<br />
meistern. Dabei besinne ich mich stets auf die<br />
durchwegs positiven Aspekte meiner Position:<br />
Und die fast selbstverständliche weibliche Empathie<br />
ermöglicht es mir, mit Menschen zu arbeiten,<br />
die offenbar möchten, dass es mir gut geht, die<br />
ihre Freude am Job haben und diese auch zeigen<br />
– die sogar Freude zeigen können, mich zu<br />
sehen. Wer kann das denn sonst behaupten? Für<br />
eine Position in einem Team voller Männer würde<br />
ich das nie und nimmer eintauschen!<br />
238 | <strong>PRESTIGE</strong>
H S<br />
KIN<br />
IV<br />
appy<br />
I<br />
V<br />
II<br />
XIII<br />
xii<br />
xi<br />
III<br />
I C linique<br />
ii R ADICAL<br />
iii Estee Lauder<br />
iv c omfort zone<br />
v I OMA<br />
vi S HISEIDO<br />
vii Y VES SAINT LAURENT<br />
viii L a colline<br />
IX C HANEL<br />
x C LARINS<br />
XI G UERLAIN<br />
xIi S ISLEY<br />
xIiI B IOEFFECT<br />
VI<br />
x<br />
Ix<br />
viiI<br />
vii<br />
The Luxury Way of Life | 239
living<br />
Living<br />
237 TILLA THEUS<br />
GRANDE DAME DER ARCHITEKTUR<br />
240 LIVING NEWS<br />
VOM STUHL ZUR LEUCHTE<br />
242 KRISTALL DER KÖNIGE<br />
250 JAHRE BACCARAT<br />
246 ORDNUNGSSYSTEME<br />
INDIVIDUELLE SCHRANKGESTALTUNG<br />
250 RETO GUNTLI<br />
DER STAR HINTER DER KAMERA<br />
262 ARCHITEKTENADEL<br />
SIR NORMAN FOSTER<br />
266 LUXUSRESIDENZ ÜBER DAVOS<br />
LALIQUE<br />
240 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
die Grande<br />
Dame<br />
der Architektur<br />
Tilla Theus<br />
Von Sanierungen denkmalgeschützter Objekte,<br />
Neubauten bis hin zu Innenarchitektur und Raumdesign-Optimierung.<br />
Tilla Theus ist die Grande<br />
Dame der Schweizer Architektur.<br />
Lone K. Halvorsen
living<br />
Die sympathische Architektin beweist stets ein hervorragendes Fingerspitzengefühl<br />
mit alten Substanzen. Sei es das legendäre «Widder»-<br />
Hotel in Zürich, der «Mammertsberg» in Freidorf oder das Grand Café<br />
«Motta» in Zürich. Auch bei ihrem letzten Projekt, dem Umbau des<br />
EPA-Gebäudes an der Sihlporte, hat sie die ursprüngliche Form des 1929 von<br />
Otto Streicher erstellten Gebäudes wieder hergestellt. Tilla Theus’ Visionen<br />
zeichnen sich beständig durch ihre Leidenschaft und das Ringen um die beste<br />
architektonische Lösung bis ins Detail aus. Prestige sprach mit Tilla Theus<br />
über ihre Projekte sowie die Reize zwischen neuen und historischen Gebäuden.<br />
: Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit Sie ein Projekt<br />
annehmen?<br />
Tilla Theus: Architektonische Freiheit im Rahmen eines klaren Auftrags und eines damit<br />
konformen Budgets.<br />
Wenn Sie Ihre Gebäude anschauen, sind sie in der Vergangenheit vorwiegend<br />
so geworden, wie sie in Ihrem Kopf bei der Planung ausgesehen haben?<br />
In allen wesentlichen Punkten ja.<br />
Wem soll schlussendlich ein von Ihnen entwickeltes Gebäude gefallen?<br />
Mir, der Bauherrschaft, den Nutzern und den Passanten – in dieser Reihenfolge.<br />
Hotels, Büros, Geschäfte, Wohnungen oder Restaurants ... Was ziehen Sie vor<br />
und weshalb?<br />
Wenn ich frei wählen kann: das schwierigste, mich am meisten herausfordernde Projekt.<br />
Nehmen Sie auf moderne Art einen Gedanken auf, den der US-Architekt Louis<br />
Sullivan auf den Begriff «form follows function» gebracht hat?<br />
Ja. Denn nur nach dem Prinzip «form follows function» fühlen sich die Nutzer wohl. Das<br />
Umgekehrte bedeutet architektonischen Terror, den ich entschieden ablehne.<br />
Entwickeln Sie sich stets weiter, oder bleiben Sie Ihrem Stil treu?<br />
Beides: eine ständige Weiterentwicklung aus den gesammelten Erfahrungen und Beibehaltung<br />
eines an der Detailpräzision und Funktionalität orientierten Stils.<br />
Welche Reize und Herausforderungen besitzen alte Gebäude im Vergleich zu<br />
einem neuen, das keine Geschichte in sich trägt?<br />
Ob alt oder neu: Mich reizen heikle Problemstellungen.<br />
Eine Ihrer bekanntesten Arbeiten ist das «Widder»-Hotel. Sie haben hier in<br />
den bestehenden Strukturen von acht historischen Altstadthäusern ein Luxushotel<br />
gebaut, welches wohl als einzigartig zu bezeichnen ist. Wie sind Sie<br />
an dieses Projekt herangegangen, und empfinden Sie einen gewissen Stolz?<br />
In der Tat bin ich auf das «Widder»-Hotel noch immer stolz. Mit dem Vertrauen in die Echtheit<br />
setzte ich einen neuen Trend, der sich bewährte und Schule machte gegen die Luxushotels<br />
mit üppigem Plüsch und falschem Gold.<br />
Sie sind bekannt dafür, historische Elemente mit<br />
Neuzeitlichem in einen Kontext zu setzen. Beruht<br />
dies auf Ihrem persönlichen Geschmack, oder<br />
sind dies Wünsche und Vorgaben vom Auftraggeber,<br />
welche Sie erfüllen müssen?<br />
Für die spannungsvolle Harmonie zwischen Alt und Neu habe<br />
ich eine Leidenschaft entwickelt. Auch deswegen werden<br />
mir Projekte anvertraut. In aller Regel muss ich aber bei der<br />
Bauherrschaft geduldige Überzeugungsarbeit leisten. Dafür<br />
bin ich hoch motiviert.<br />
Im Kampf um Aufträge und Reputation müssen die<br />
Ellenbogen der Frauen besonders spitz sein. Erleben<br />
Sie Ihr Berufsfeld als eine Männerdomäne, in<br />
welcher Frauen mehr kämpfen müssen, um wahrgenommen<br />
zu werden?<br />
Nicht meine Ellenbogen sind spitz, sondern meine Projekte<br />
Spitzenklasse. Im Ernst: Es zählt in meinem Bereich die Qualität,<br />
ob Mann oder Frau.<br />
Wie wohnt eine «Star-Architektin» privat?<br />
In einem selber gebauten Haus am Zürichsee: schnörkellos,<br />
praktisch, sowohl ein schöner privater Rückzugsort als auch<br />
offen für Freunde – und mit grossen Tischen, die für mich die<br />
wunderbarsten Möbelstücke sind.<br />
Was bereitet Ihnen die meiste Freude im Leben?<br />
Die glückliche Vollendung eines anspruchsvollen, aufreibenden<br />
Projekts, auf einer Reise die Entdeckung einer architektonischen<br />
Perle, eine brillante Ballettaufführung.<br />
Ein Architekt, den Sie bewundern …<br />
Die Reihe ist sehr lang und erweiterbar, aber um einige zu<br />
nennen: Frank Lloyd Wright, Carlo Scarpa, Alvar Aalto, Le<br />
Corbusier, Louis Kahn ...<br />
Das für Sie grösste architektonische Meisterwerk …<br />
Die Natur als Architektin, die für das Huhn das Ei entwickelte<br />
– die absolut perfekte Umsetzung von «form follows<br />
function», als noch niemand davon sprach.<br />
Architektur sollte …<br />
… den Menschen das Erlebnis der Geborgenheit und der<br />
Schönheit schenken und mit dem knappen Boden sorgsam<br />
umgehen.<br />
242 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
«Nicht meine Ellenbogen<br />
sind spitz, sondern meine<br />
Projekte Spitzenklasse.»<br />
– Tilla Theus –<br />
The Luxury Way of Life | 243
Loft<br />
Leicht und luftig spendet Loft ein<br />
helles, warmes Leselicht. Besonders<br />
praktisch: Ihr Schirm aus<br />
Polycotton kann sowohl in der<br />
Höhe als auch in seiner Neigung<br />
individuell ausgerichtet werden.<br />
Dies ermöglicht ein kleiner Magnet<br />
am Lampenschirm, der an<br />
jeder gewünschten Position des<br />
Lampenstativs befestigt werden<br />
kann. Loft gibt es wahlweise mit<br />
einem Hand- oder Fussdimmer.<br />
Sowohl der Schirm als auch das<br />
Textilkabel sind in mehreren<br />
Farben erhältlich.<br />
www.steng.de<br />
Living<br />
News<br />
Solid<br />
Solid ist ein minimalistischer Couchtisch aus gediegenen Naturmaterialien,<br />
der skandinavische Handwerkstradition mit grundlegenden Prinzipien japanischer<br />
Architektur verbindet. Das Resultat ist ein zeitloser und robuster<br />
Tisch, einfach konstruiert und ohne überflüssige Details. Der Solid besteht<br />
aus einem Rahmen aus nordischer Esche und einer Tischplatte aus Marmor.<br />
Der Zusammenbau ist einfach und logisch. Schrauben oder Leim sind<br />
nicht nötig. Die Teile werden durch das Gewicht der Tischplatte zusammengehalten<br />
und ergeben einen stabilen Couchtisch mit harmonischer,<br />
luxuriöser Optik.<br />
www.normann-copenhagen.com<br />
Traffic<br />
Die italienische Marke Magis hat ihren Katalog erweitert<br />
und schlägt einen neuen Weg ein. Die neue<br />
Sitzkollektion besteht aus einem Zweisitzer und einer<br />
Sofa-Sitzinsel, einem Sessel, einem Chaise Longue<br />
und zwei Bänken. Konstantin Grcic hat eine Kollektion<br />
entworfen, die dem innovativen und zeitgenössischen<br />
Geist der Marke entspricht. Wie Grcic selbst erklärt:<br />
«Die Verbindung zwischen dem dreidimensionalen<br />
Drahtgestell und den geometrischen Kissen ist eine<br />
neue Weise, Möbel aus Stahldraht zu entwerfen. Die<br />
optische Leichtigkeit des Produkts lässt es natürlich<br />
wirken, während die raffinierten Details ihm eine<br />
grosse Eleganz verleihen».<br />
www.magisdesign.com<br />
244 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Miss Moneypenny<br />
Der zeitlos schöne Sekretär Miss Moneypenny<br />
von Radius Design hat es geschafft, noch<br />
vor der Markteinführung den begehrten Interior<br />
Innovation Award zu gewinnen. Diese<br />
wichtige Auszeichnung hat Miss Moneypenny<br />
auch nicht ohne Grund erhalten. Sie ist,<br />
ebenso wie ihre Namenspatin, innovativ und<br />
formschön. Der klassisch gestaltete Sekretär<br />
erinnert in seiner Formgebung an das<br />
Design der 1950er- und 1960er-Jahre, setzt<br />
aber auf moderne Materialien und Lösungen.<br />
Stahl und offen lasiertes Holz werden dabei<br />
als Materialmix gekonnt in Szene gesetzt.<br />
Das integrierte Geheimfach hütet nicht nur<br />
Geheimnisse, sondern lässt die Kabel des<br />
technischen Equipments verschwinden und<br />
leitet sie durch das Bein weiter.<br />
www.stilbegeistert.com<br />
Click<br />
Ein elegantes Design-Bettsofa für jeden Tag und jede Nacht: Das<br />
Bettsofa Click besticht doppelt und kompromisslos durch bequemen<br />
Sitz- und hochwertigen Schlafkomfort. Ein Handgriff, ein Click – und<br />
das Sofa wird zum vollwertigen Bett. Einfach das Rückenteil nach<br />
vorne klappen und schon steht das Doppelbett bereit. Oder umgekehrt<br />
zurück zur Sitzfunktion. Für ein behagliches Schlafklima sorgen<br />
auf 153 Zentimetern Breite eine durchgehende Komfort-Schaumstoffmatratze<br />
mit atmungsaktiver Schlafauflage und ein gelochter<br />
Holzrost. Die Schlafhöhe liegt bei angenehmen 54 Zentimetern.<br />
www.home3.ch<br />
NANO Ohrensessel<br />
Ein ideales Möbel zum Relaxen mit Potenzial zum<br />
Design-Klassiker. Der Ohrensessel erweitert die Produktfamilie<br />
NANO um einen Hochlehner in moderner<br />
Ästhetik. Seine kubische und reduzierte Formgebung<br />
verleiht dem Wohnraum eine private Intimität und lädt<br />
zum Ruhen und Verweilen ein. Der Ohrensessel ist<br />
additiv durch verschiedene Elemente aufgebaut. Sein<br />
organisches, grosszügiges Rückenteil mit Doppelnaht<br />
verleiht dem Hochlehner ein dynamisches Aussehen,<br />
welches durch die integrierten Ohren aber auch für<br />
Geborgenheit sorgt. Sein aufgelegtes Rückenkissen<br />
sowie seine voll mechanischen Funktionen ermöglichen<br />
einen besonderen Sitz- und Liegekomfort.<br />
www.intertime.ch<br />
The Luxury Way of Life | 245
Kristall<br />
der<br />
Konige<br />
250 Jahre<br />
Baccarat
Living<br />
Vases Harcourt Peureux<br />
König Ludwig XV. ermächtigte den Bischof von Metz, Louis de Montmorency-Laval,<br />
eine Glasmanufaktur im Dorf Baccarat in der Region Lorraine am Ufer der Meurthe zu<br />
gründen. Der Beginn der Erfolgsgeschichte der Kristallmanufaktur Baccarat.<br />
Yvonne Beck<br />
H<br />
eute feiert Baccarat seinen 250. Geburtstag. Neben Saint-Louis und<br />
Lalique gehört es zu den traditionsreichsten französischen Kristallhäusern<br />
und hat es trotzdem geschafft, keinen Staub anzusetzen.<br />
Unter Louis XV. wurde Baccarat ins Leben gerufen und mit diesem Ruf begann<br />
die ruhmreiche und königliche Geschichte der Kristallgläser. Als erste<br />
Auftragsarbeit eines Königs erhielt Baccarat den ersten prestigeträchtigen<br />
Auftrag für ein Stielglasset von Ludwig XVIII. Wenig später folgten ihm Karl X.<br />
Philipp und Louis-Philippe. Kurze Zeit später waren Russlands Zaren fasziniert<br />
davon und schon bald waren die edlen Gläser in der ganzen Welt gefragt.<br />
Bereits ab 1824 entwickelte Baccarat zudem Kristallkronleuchter, die<br />
ebenfalls ihren Siegeszug um den Globus antraten.<br />
Siebzig Jahre später versorgten sie die Kronleuchter als einer der Ersten mit<br />
Strom. Dies markierte einmal mehr Baccarats Vormachtstellung im Bereich<br />
des Lichtdesigns. Von Indien bis hin in die arabischen Länder: Baccarat<br />
schmückte die Häuser der Gutsituierten und brachte Tafeln zum Glänzen.<br />
Immer mehr grosse Aufträge kamen von indischen Maharadschas, aus dem<br />
Osmanischen Reich, von russischen Zaren, aus Japan und Lateinamerika.<br />
Farbiges Kristall und Harcourt<br />
Immer auf Innovationen aus, war Baccarat auch die erste Glasmanufaktur in<br />
Frankreich, die buntes Kristall kreierte. Noch heute bleibt sie in dieser Kunst<br />
führend, vor allem in Bezug auf die Erfindung der berühmten goldenen rubinroten<br />
und opalenen Farben. Ein weiterer Meilenstein gelang Baccarat mit<br />
dem Entwurf des Service «Harcourt»; die klassische, zeitlose Form wurde<br />
zum Symbol der Marke und ein internationaler Bestseller. Das Glas Harcourt<br />
veranschaulicht eindrucksvoll das Know-how des Hauses Baccarat. Nachempfunden<br />
ist es dem prunkvollen Kelch mit dem<br />
eingravierten königlichen Monogramm, das der<br />
französische König Louis-Philippe 1841 erstmals<br />
in Auftrag gab.<br />
Benannt nach einer der ältesten Familien des französischen<br />
Adels wurde diese herausragende und<br />
elegante Ikone von den Mächtigsten dieser Welt<br />
bestellt. Sie schmückte ihre glanzvollen Tafeln und<br />
verwandelte jeden Augenblick des Lebens in ein<br />
unvergessliches Erlebnis. Die berühmten flachen<br />
facettierten Schliffe vergrössern das Licht im Kristall.<br />
Von Napoleon III. bis zu Papst Johannes Paul II.,<br />
vom Élysée-Palast bis zur Königin von Thailand und<br />
zum König von Marokko – die Kollektion Harcourt,<br />
seit über 170 Jahren ein unvergleichliches Symbol<br />
aussergewöhnlichen Fachwissens und Könnens,<br />
wurde und wird allseits hoch geschätzt. Über Zeiten<br />
und Kontinente hinweg trotzte Harcourt unversehrt<br />
und meisterhaft den historischen Ereignissen<br />
und dem sich stets wandelnden Zeitgeschmack.<br />
So bewahrte der Mythos seinen Status als begehrtes<br />
und zeitloses Objekt.<br />
Die Herstellung von Parfumflakons<br />
Doch Baccarat ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren<br />
aus, sondern spielte bei der Kunst der Herstellung<br />
von Parfumflakons eine entscheidende<br />
The Luxury Way of Life | 247
Living<br />
(«Miss Dior» 1949, «Diorling» 1957, «Diorissimo»<br />
1955 und «J’adore» 20<strong>01</strong>) bereichert. Lange nachdem<br />
die letzten Duftnoten verdunstet sind, bleiben<br />
diese Parfumflakons erhalten und erinnern uns an<br />
besondere Orte, romantische Geschichten und<br />
legendäre Persönlichkeiten zur absoluten Freude<br />
leidenschaftlicher Sammler.<br />
Damit dieses sinnliche und poetische Erleben ewig<br />
dauert, experimentiert Baccarat ständig mit neuen<br />
Ideen und integriert den kreativen Input der besten<br />
jungen Talente und der bedeutendsten Designer.<br />
Erschaffer wie George Chevalier, Ettore Sottsass,<br />
Van Day Truex, Elie Top, Andrée Putman, Philippe<br />
Starck, Arik Levy, Jaime Hayon und Marcel Wanders<br />
nutzen oft paradoxe und grossartige alchemistische<br />
Verfahren, inspiriert durch die Magie des<br />
Kristalls, um die neuesten Stile zu erfassen.<br />
Aiguiere Charles X.<br />
Rolle, da es die erste Kristallmanufaktur in Frankreich war, die begann, Flakons<br />
herzustellen, und von Anfang an mit den allerbesten Parfumhäusern zusammenarbeitete.<br />
Die Flakonherstellung machte einen zunehmenden Anteil<br />
der Leistung der Kristallmanufaktur aus. Die Produktion nahm im Jahr 1897<br />
von 150 Flakons täglich auf 4 000 im Jahr 1907 zu. In den 1920ern erlebte die<br />
Parfumindustrie eine zweite Welle der Entwicklung. Die Namen der Düfte und<br />
deren Flakons begannen, andere Welten hervorzuzaubern, die so vielseitig<br />
wie fremde Länder («Kismet», «Ming Toy», «Ta Wao»), wie Frauen («Pour être<br />
aimée», «Femme du jour») und sogar wie die Welt der Nacht («Nuit de Noël»)<br />
waren. Die Parfümeure Caron, Houbigant und Gabilla arbeiteten mit der Kristallmanufaktur<br />
in gleicher Weise zusammen wie mit grossen Couturiers wie<br />
Jeanne Lanvin und Jean Patou, um ihre Flakons zu kreieren. Sehr schnell<br />
wurden Farben und ausgefallene Formate zum Muss und gaben den Ton an.<br />
Baccarats Ergebnisse wurden Jahr für Jahr mit ein paar legendären Flakons,<br />
darunter das berühmte «Le Roy Soleil», das von Salvador Dali für Elsa Schiaparelli<br />
im Jahr 1945 entworfen wurde, und mit den Flakons für Christian Dior<br />
Mit jährlich zwei neuen Kollektionen und einem<br />
Katalog mit mehr als 2 000 dauerhaften Arbeiten<br />
illuminiert Baccarat Tischzubehör, Dekorationsgegenstände,<br />
Schmuck, Karaffen und Kronleuchter.<br />
Der Zauber ist bei der Arbeit, vom ikonischen Vermächtnis<br />
der Manufaktur bis hin zu besonderen<br />
Auftragsarbeiten. Zum 250. Geburtstag ist Baccarat<br />
also jünger als je zuvor.<br />
Die Schaffung<br />
der Marke Baccarat<br />
Am 29. Oktober wurde die Marke Baccarat<br />
im Handelsregister von Paris eingetragen.<br />
Das Symbol der Marke in Form<br />
einer Karaffe, eines Weinglases und eines<br />
Trinkglases, eingraviert in einen Kreis<br />
und gedruckt auf ein Papieretikett, wurde<br />
fortan mit jedem Produkt versehen. Mit<br />
Beginn des Jahres 1875 wurde der Name<br />
«Baccarat» in erhabenen Druckbuchstaben<br />
auf jedes geformte Stück<br />
geschrieben.<br />
New Collection 2<strong>01</strong>4<br />
248 | <strong>PRESTIGE</strong>
Schmückende<br />
l' objet<br />
asprey<br />
asprey<br />
weimar porzellan<br />
asprey
Massgebend für<br />
Ordnungssysteme<br />
Wenn Individualität zur Norm wird<br />
Alpnach Norm steht für Qualitätsschränke<br />
nach Mass. Die Produktvielfalt<br />
reicht in Wahrheit noch viel weiter.<br />
Stella Orsini
Living<br />
iF product<br />
design awards<br />
2<strong>01</strong>4<br />
Die «iF design<br />
awards» werden seit<br />
1953 verliehen und<br />
zählen heute zu den<br />
grössten und wichtigsten<br />
internationalen<br />
Designwettbewerben.<br />
Eine Auszeichnung<br />
mit dem iF-Label ist<br />
ein Gütesiegel, das<br />
man auf der ganzen<br />
Welt kennt.<br />
Am 28. Februar 2<strong>01</strong>4 fand in der architektonisch<br />
anspruchsvollen «BMW Welt» in<br />
München das Designereignis des Jahres<br />
statt! Rund 2 000 Gäste aus der internationalen<br />
Designszene, Medien, Wirtschaft und Politik<br />
haben die Preisträger der «iF design awards<br />
2<strong>01</strong>4» gefeiert, darunter die «Macher» aus Alpnach<br />
im Kanton Obwalden. Das national tätige Unternehmen<br />
die «Alpnach Norm Schrankelemente<br />
AG» wurde für das Sideboard-System «an+» mit<br />
einem internationalen Design-Award ausgezeichnet.<br />
Über diese ehrenvolle Auszeichnung mit dem<br />
internationalen Designpreis freut sich das Unternehmen<br />
sehr und versteht dieses Gütesiegel auch<br />
als Zeichen für die Qualitätsprodukte aus der Möbelwerkstätte<br />
in Alpnach OW.<br />
Das Produkt-Know-how fliesst zusammen mit den Ideen des Designers Felice<br />
Dittli. Die neu entstandene Sideboardlinie an+, ein modulares System, das<br />
aus unterschiedlich dimensionierten, frei kombinierbaren Modulen besteht,<br />
ist ähnlich individualisierbar wie die Einbauschränke. Als Stand-alone-Möbel<br />
zieht es aber unvermeidlich grössere Aufmerksamkeit auf sich als Einbaumöbel.<br />
Das Plus im Namen steht für eine neue Produktlinie, die durch ihre<br />
Made in Switzerland<br />
Am Fusse des Pilatus hat vor über 40 Jahren mit<br />
der Firmengründung der heutigen Alpnach Norm<br />
Schrankelemente AG die Erfolgsgeschichte ihren<br />
Lauf genommen. Aus den Norm-Schrankelementen,<br />
welche der Firma auch den Namen verliehen<br />
hatten, entwickelten sich individuelle Lösungen für<br />
den Wohnraum. Das revolutionäre Modulsystem<br />
der 1970er-Jahre mit acht unterschiedlichen Breiten,<br />
drei Tiefen und drei Höhen hat sich bis heute<br />
bewährt. Doch Schrank ist nicht gleich Schrank.<br />
Denn hier lassen sich individuelle Schränke nach<br />
Mass in beliebigen Materialien, Formen und Funktionen<br />
gestalten. Jedes Möbelstück ist auf die Bedürfnisse<br />
des Kunden abgestimmt und mit Rücksicht<br />
auf die räumlichen Gegebenheiten geplant.<br />
Dadurch passen die Schränke in jede Nische,<br />
unter Treppen, in Dachschrägen und in noch so<br />
verwinkelte Räume.<br />
The Luxury Way of Life | 251
Living<br />
«Mit den alten<br />
unternehmerischen Tugenden<br />
in eine neue Zeit».<br />
leichte, filigrane und wertige Anmutung Emotionen<br />
weckt; zum anderen steht es für verschiedene<br />
praktische Zusatznutzen. So ergiesst sich tropfenförmig<br />
eine Glasleuchte über die Sideboardkante<br />
oder eine integrierte Box aus Aluminium dient als<br />
Ladestation und Aufbewahrungsort für ein Smartphone.<br />
und Lebenssituationen angepasst werden. Dank hochwertigen Beschlägen<br />
und durchdachten Konstruktionen können sie mehrfach demontiert und<br />
wieder zusammengebaut werden. In Kombination mit dem zeitlosen Design<br />
können die Möbel so über viele Jahre und von mehreren Generationen genutzt<br />
werden.<br />
www.alpnachnorm.ch<br />
Streben nach Individualität<br />
Das Streben nach Individualität und Persönlichkeit<br />
hat bei Alpnach Norm längst Einzug gehalten und<br />
spiegelt sich in der persönlichen Beratung und<br />
den auf die individuellen Bedürfnisse angepassten<br />
Produktionsanlagen wider. Hier ist alles frei wählbar:<br />
System, Oberflächen, Griffe und Ausstattung.<br />
Die Möglichkeit kennt fast keine Grenzen. Ordnung<br />
und Übersicht sind jedoch die Maxime für ein modernes<br />
und praktisches Schrankkonzept. Kleiderstangen,<br />
Schubladen, Auszugstablare, Kleiderlifte,<br />
Krawattenhalter, Schuhgitter und vieles<br />
mehr schaffen ein Schrankinnenleben, das Freude<br />
bereitet und den Alltag erleichtert. Je nach Situation<br />
eignen sich Flügeltüren, Falttüren oder schwebende<br />
Schiebetüren für die Zugänglichkeit des<br />
Schrankinhalts. Öffnen sich Schranktüren, kommt<br />
die Individualität des Besitzers zum Vorschein.<br />
Die Produktpalette beinhaltet Wohnzimmer-,<br />
Schlafzimmer- oder Garderobenschränke für alle<br />
Raumsituationen, begehbare Kleiderschränke,<br />
Schränke in Dachschrägen, Kombinationen<br />
mit Klappbetten, Sideboards und Regale. Doch<br />
eines haben sämtliche Möbel gemeinsam – sie<br />
stehen für Schweizer Qualität und werden komplett<br />
in der Manufaktur in Alpnach geschaffen. An<br />
einem Produkt von Alpnach Norm hat man lange<br />
seine Freude, denn die hohen Ansprüche an Verarbeitung<br />
und Materialqualität sowie das zeitlose<br />
Design gewähren Qualität und Langlebigkeit der<br />
Produkte. Die individuell gefertigten Möbel nach<br />
Mass können jederzeit den neuen Bedürfnissen<br />
252 | <strong>PRESTIGE</strong>
Schmückende<br />
laliquE<br />
l' objet<br />
laliquE<br />
l' objet<br />
michael aram<br />
laliquE
Living<br />
«In privaten Räumen versuche ich,<br />
auch das Private in den Bildern zu vermitteln.<br />
Denn das Persönliche ist ja das Spannende und die Frage:<br />
Warum lebt diese Person so<br />
und nicht anders?»<br />
– Reto Guntli –<br />
Der Star<br />
hinter der Kamera<br />
Reto<br />
Guntli<br />
«Mein Glück ist, dass ich immer von so vielen<br />
schönen Dingen im Leben umgeben bin.»<br />
Lone K. Halvorsen<br />
Reto Guntli<br />
Architektur, Interieurs, Design, Kunst, Luxushotels, Menschen<br />
und berühmte Persönlichkeiten – wo immer der Schweizer<br />
Fotograf sich befindet, wird er wahrlich von schönen Dingen<br />
umgeben. Dieses Privileg weiss er zu schätzen. Reto Guntli<br />
begründet seine Liebe zu ästhetischen Dingen mit der Motivation: «Die Wahrnehmung<br />
schöner Dinge ist sehr wichtig, denn sie erfreut das Herz, lässt<br />
träumen und bringt Hoffnung in den Alltag.» Als ich den charismatischen Fotografen<br />
zu einem Interview treffe, umgeben mich in der Bibliothek seine zahlreichen<br />
Buchveröffentlichungen sowie ein kolossales «collection photo» der<br />
Performancekünstlerin Marina Abramovic, das er fotografiert hat. Kunst spielt<br />
eine wichtige Rolle in seinem Leben. Sei es in Zusammenarbeit von Künstlern<br />
wie Marina – mit der ihn eine 12-jährige Freundschaft verbindet – oder<br />
bei den vielen Atelierbesuchen. 2<strong>01</strong>2 war er zu einer Gruppenausstellung mit<br />
den renommiertesten Gegenwartskünstlern im Museum Herford eingeladen.<br />
Und noch dieses Jahr wird er eine Fotoausstellung in der Galerie Ivo Kamm<br />
in Zürich machen.<br />
: Wie kamen Sie dazu, sich für Fotografie<br />
zu interessieren?<br />
Reto Guntli: Es begann in den 80er-Jahren, als ich in New<br />
York die Schauspielschule besuchte. Um meinen Lebensunterhalt<br />
zu verdienen, begann ich, Freunde zu portraitieren,<br />
die Fotos für Agenturen benötigten. Ich war immer ein<br />
sehr unabhängiger Mensch mit eigenen Ideen, jedoch als<br />
Schauspieler ist man konstant auf andere angewiesen –<br />
nicht einmal die gesprochenen Worte sind die eigenen. So<br />
verfolgte ich den Schauspielweg nicht weiter und brachte<br />
mir die Fotografie autodidaktisch bei.<br />
254 | <strong>PRESTIGE</strong>
Royal Mansour Marrakech
Living<br />
Puro Beach Pool Club, Porto Montenegro<br />
«Es geht also nicht nur darum,<br />
dass die Leute wissen wollen,<br />
wie wohnt wer,<br />
sondern Inspirationen und Ideen zu bekommen.»<br />
– Reto Guntli –<br />
Wie ging es dann weiter?<br />
Ich reiste nach Indien und mein Durchbruch kam relativ schnell, weil zu dieser Zeit die<br />
Maharadscha-Paläste in Luxushotels umgebaut wurden. Drei Monate lang porträtierte ich<br />
die Maharadschas und ihre Palasthotels. Da ich einer der Ersten war, der diese fotografierte,<br />
erhielt ich Zugang zu vielen Zeitschriften.<br />
Seit dem Beginn mit den Luxushotels in Indien haben Sie zahlreiche Bücher<br />
veröffentlicht. Welches Buch war für Sie persönlich bisher der grösste Erfolg?<br />
Die zwei Bildbände «Inside Asia» (Taschen Verlag) waren ein internationaler Erfolg. Als<br />
umfassendstes Asienbuch dienen sie internationalen Architekten und Designern als Fachbibel.<br />
Eine grosse Herausforderung: Ich reiste neun Monate durch 17 asiatische Länder,<br />
auf der Suche nach aussergewöhnlicher Architektur. Ich ging ein und aus in Palästen,<br />
Fischerdörfern, modernen Häusern und uralten Klöstern und Tempeln – sogar dem Potala<br />
Palast in Lhasa/Tibet, weshalb ich die Bücher auch dem Dalai Lama in Zürich überreichen<br />
durfte. Diese Reise war wohl die abenteuerlichste und faszinierendste Zeit meines Lebens.<br />
Sie haben Länder, Luxusvillen, Hotels und auch Bibliotheken und Gärten<br />
fotografiert. Warum denken Sie, sind die Betrachter von Ihren Bildern so<br />
fasziniert?<br />
Es gelingt mir, den Betrachter zum Träumen anzuregen. Dabei helfen bestimmt die<br />
oft atemberaubenden Objekte vor meiner Linse. Natürlicher Lichteinfall kombiniert mit<br />
der richtigen Bildkomposition sind Voraussetzungen. Hier bringe ich eine spontane<br />
256 | <strong>PRESTIGE</strong>
Living<br />
Diane von Fürstenberg, Paris<br />
Chedi Spa, Andermatt<br />
Ungezwungenheit und Alchemie mit ins Spiel, die dem<br />
Betrachter meine eigene Begeisterung daran vermittelt,<br />
das Innenleben und die Atmo sphäre eines Raumes zum<br />
Leben zu erwecken. Man kann dies eine emotionale Annäherung<br />
mit der Kamera nennen.<br />
Sie sind ein international bekannter und anerkannter<br />
Fotograf Ihres Metiers, haben Sie dennoch<br />
erlebt, dass eine Tür für Sie nicht geöffnet<br />
wurde?<br />
Das passiert aus Gründen der Privatsphäre ab und zu.<br />
Ich habe kein Problem damit, auch mal abgewiesen zu<br />
werden. Gerne arbeite ich aber mit kreativen Menschen<br />
wie Künstlern, Architekten, Designer, Musikern etc., die<br />
gerne eine Plattform für Ihre Kreativität haben. Wie sonst<br />
sollen sie denn bekannt werden und ihre Berühmtheit<br />
bewahren? Diese Tatsache bringt mich immer wieder mit<br />
Persönlichkeiten aus allen Sparten der Kultur zusammen:<br />
Oscar Niemeyer, Tadao Ando, Kirk Douglas, Kim Catrall,<br />
Marcel Reich-Ranitzki, Roberto Cavalli, die Familie Ferragamo<br />
u.v.a. haben mich schon privat empfangen.<br />
Dann haben Sie sicherlich ein enormes Netzwerk?<br />
Durch das ständige Reisen lerne ich viele Menschen kennen, sei es privat oder beruflich.<br />
Viele sehen sich gerne in schönen Bildbänden, es ist eine Anerkennung ihres guten Geschmacks<br />
und natürlich spricht sich ein solches Buchprojekt herum. Mit fast 40 Büchern<br />
und unzähligen Reportagen über den Lifestyle vieler Orte, exponiere ich mich auch. Mittlerweile<br />
habe ich für jede Hauptstadt ein eigenes Adressbuch angelegt.<br />
Was bedeutet für Sie guter Geschmack in Bezug auf Design & Innenarchitektur?<br />
Er hat praktisch nie nur mit Geld zu tun. Im Gegenteil, ein schlechter Geschmack mit viel<br />
Geld hat die schlimmsten Auswirkungen. Manchmal trifft man Menschen, die kein Geld,<br />
aber guten Geschmack und Stil haben und «gezwungen» sind, originell zu sein und ihre<br />
Fantasie zu benutzen. Ein Freund in New York hat aus Not eine 30 Quadratmeter kleine<br />
Wohnung so exzellent eingerichtet, dass sie es sogar auf den Titel vom «Architectural<br />
Digest France» geschafft hat.<br />
Welches Haus oder welcher Ort hat Sie persönlich am meisten beeindruckt?<br />
Mein Beruf bringt viele beeindruckende Eindrücke mit sich – das ist bei über 1000 fotografierten<br />
Objekten schwierig zu beantworten. Spontan kommt mir aber in den Sinn:<br />
der Angkor Wat Tempel, das neue Aman Canal Grande in Venedig, das Pop-Stil-Haus von<br />
Lenny Kravitz in Paris oder aber das Kunsthaus von Not Vital im Engadin, das ich eben in<br />
meinem jüngsten Buch «St. Moritz Interiors» (Knesebeck Verlag) zeigte. In jeder Kultur<br />
The Luxury Way of Life | 257
Living<br />
Chedi Muscat Resort, Oman<br />
findet man grandiose Stile, die sich besonders auch beim Wohnen zeigen. Es macht mir<br />
immer wieder Spass, dazuzulernen und diese ins richtige Licht zu rücken.<br />
Ist es möglich, das fotografische Auge auszuschalten, wenn Sie «privat»<br />
sind?<br />
Ich bin ein sehr visueller Mensch, der sich auch im Alltag lieber auf das verlässt, was er<br />
sieht, als das, was er hört oder liest. Es entgeht meinem Auge aber kaum ein schöner<br />
Eindruck, sei es eine Landschaft, eine Lichtstimmung, ein schönes Gebäude oder ein interessanter<br />
Mensch beim Vorbeigehen. Nicht, dass ich dabei die Realitäten des Lebens ausblende,<br />
im Gegenteil, auch dort schaue ich genau hin. Es sind aber diese unscheinbaren,<br />
kleinen Glücksmomente dazwischen, die dem Leben Würze geben.<br />
Mein Privat- und mein Berufsleben sind kaum voneinander zu trennen, deshalb fühlt sich<br />
mein Job auch nicht wie Arbeit an.<br />
Besteht noch ein Wunsch, was Sie in Zukunft gerne fotografieren würden?<br />
Meine Neugier ist enorm, das ist der beste Antrieb und auch meine Interessen sind sehr<br />
breit gestreut. Ich fotografiere ja genau das, was mich auch privat sehr interessiert. Als<br />
Fan von Luxushotels werde ich diese weiterhin weltweit fotografieren. Mit den Amanresort<br />
und der GHM Hotel Gruppe (Chedi Andermatt) ist<br />
eine ausgezeichnete Kooperation entstanden. Auch das<br />
Alpina Gstaad setzt weiterhin auf meinen Fotostil. Die<br />
Arbeit mit Künstlern wie Marina Abramovic sind hoch auf<br />
der Prioritätsliste und auch ein Buch über Traumpools<br />
fände ich als begeisterter Schwimmer interessant. Aktuell<br />
ist im Moment das Buch «Ottoman Chic», das ich<br />
eben in Istanbul beendete. Es erscheint im Herbst bei<br />
Assouline, Paris. Ebenfalls beginnt die Arbeit am «Gstaad<br />
Interiors» und ein Buch über die Grand Hotels Europa ist<br />
im Gespräch.<br />
Wenn ich Sie reden höre, ist es verlockend, zu<br />
fragen: Ist das Fotografieren Ihr Beruf oder Ihre<br />
Leidenschaft?<br />
Zum Glück ist es beides! Ich bin mir auch bewusst, was<br />
für einen Traumberuf ich habe. Man kann andere nur dann<br />
für etwas begeistern, wenn man es selbst mit viel Leidenschaft<br />
macht.<br />
258 | <strong>PRESTIGE</strong>
Aman Canal Grande, Venedig
Living<br />
Das Wohnerlebnis<br />
51° Spa<br />
Residences<br />
in Leukerbad<br />
Die Thermalquellen von Leukerbad im Wallis<br />
werden seit der Römerzeit wegen ihrer berühmten<br />
therapeutischen Wirkung genutzt.<br />
Celia Welham<br />
Rockefeller Estates<br />
Heute fliessen 3 900 000 Liter wertvolles Thermalwasser aus der<br />
Umgebung zwischen Majing- und Torrenthorn in die Quellen von<br />
leukerbad. Die Temperatur des Wassers beträgt konstant 51°<br />
celsius, die Mineralisierung fördert Gesundheit und Wohlbefinden<br />
und beschleunigt nachweislich Heilungsprozesse. Nun verbinden sich<br />
unzählige genussvolle Augenblicke, wie beispielsweise das Erleben der<br />
malerischsten Berge Europas zusammen mit dem sprudelnd heissen Quellwasser<br />
zu einem neuen, luxuriösen Lebensgefühl. Mit den 51° Spa Residences<br />
entsteht im Thermalkurort Leukerbad in den Schweizer Alpen ein<br />
einzigartiges resort, das einen privaten Zugang zum heilenden Wasser der<br />
lokalen Thermalquellen bietet. Die 51° Spa Residences sind ein High-end-<br />
Resortprojekt für Wohnen und Gastlichkeit in Leukerbad: authentisch, elegant<br />
und klassisch, dennoch modern.<br />
Diskreter Luxus mit 51° Spa Residences<br />
Das architektonische Konzept der 51° Spa Residences verbindet traditionelle<br />
Schweizer Handwerkskunst mit der klaren Linienführung modernen Designs.<br />
Inspiriert von der einzigartigen Landschaft des Tales und dem Thermal wasser,<br />
schaffen die international anerkannten Architekten Michael Graves & Associates<br />
ein Resort, das Luxus und Natur vereint. Der Charakter der Architektur der<br />
Gebäude – mit Schieferdächern, urigen Steinmauern und Fassaden mit groben<br />
Balken – ist eine zeitgenössische Interpretation der berühmten Schweizer<br />
Chalets. Der Komplex wird 28 Luxuswohnungen und ein Hotel umfassen, das<br />
von einer internationalen Fünf-Sterne-Hotelmarke<br />
betrieben wird. Die Gebäude erheben sich aus<br />
einer Steinbasis zu abgestuften, sechsstöckigen<br />
privaten Anwesen. Die Innengestaltung besticht<br />
durch exquisite Raumplanung und ein detailreiches<br />
Interieur: Eine grosszügige Badewanne, die<br />
mit dem berühmten Thermalwasser und Mineralsalzen<br />
gespeist wird, Holzwände, Landhausdielen<br />
und hohe Balkendecken wecken Erinnerungen<br />
an das goldene Zeitalter des Bergsteigens im<br />
19. Jahrhundert. Die zeitgemässen Residenzen<br />
verfügen über eigene Balkone mit Freiluftkaminen<br />
und privaten Pools. Sie garantieren malerische<br />
Ausblicke auf die drei grossen Berge im Umfeld<br />
(das Daubenhorn, das Balmhorn und das Torrenthorn).<br />
Der 51°-Platz im Zentrum des Resorts<br />
wird eine moderne Licht- und Wasserinstallation<br />
beinhalten, welche die Renaissance von Leukerbad<br />
symbolisiert. Als lebendes Gemälde fungierend<br />
und dem historischen Rahmen neues Leben<br />
einhauchend, wird das sich ständig verändernde<br />
Kunstwerk sowohl das Fliessen des Wassers<br />
von Leukerbad als auch die Schönheit der<br />
260 | <strong>PRESTIGE</strong>
Living<br />
umgebenden Berge widerspiegeln. Jeden Abend bringt eine Licht-, Ton- und<br />
Videoshow Besucher und Einwohner von Leukerbad zusammen. Dank der<br />
umliegenden Läden, eleganten Restaurants, einer Weinbar und Angeboten<br />
für Kinder verspricht der Platz ein lebendiger Ort der Geselligkeit für die ganze<br />
Familie zu werden.<br />
In den 51° Spa Residences sind vielfältige Wellnessmöglichkeiten Bestandteil<br />
des täglichen Lebens, sodass die Bewohner einen Lebensstil voller Vitalität,<br />
Anti-Aging und Energie verfolgen können. Indoor- und Outdoor-Pools,<br />
Dampfbäder und grosse Indoor-Badewannen werden alle mit dem Thermal-<br />
262 | <strong>PRESTIGE</strong>
Living<br />
wasser von Leukerbad gespeist. So wird die heilende Kraft der Natur direkt in<br />
das Heim gebracht – ein Pionierkonzept in Europa. Zudem beinhaltet das Resort<br />
ein 860 Quadratmeter grosses Thermalbad- und Wellnesszentrum – das<br />
Banya Experience Spa –, das eine zeitgenössische Interpretation von zwei<br />
zeitlosen Wellnessritualen bietet: russische Banja und alpines Badehaus. Das<br />
den Bewohnern und ihren Gästen vorbehaltene, einmalige Badehaus bietet<br />
drei verschiedene Thermalwassererlebnisse: einen Indoor-Mineralwasserpool,<br />
Outdoor-Mineralwasserpool mit Gärten und verschiedene Hydromassageangebote.<br />
Weiterhin steht ein hochmodernes Fitnessstudio mit Elementen<br />
für Herz-Kreislauf-, Kraft- und Mentaltraining zur Verfügung. Persönlich<br />
The Luxury Way of Life | 263
Living<br />
zugeschnittene Trainingsprogramme werden durch eigene Trainer gewährleistet.<br />
Insgesamt stammt das 51°-Spa- residences-Gesundheitserlebnis<br />
sowohl von den überlieferten Spa-Traditionen als auch von der unberührten<br />
natürlichen Umgebung. Das 51°-Spa spiegelt diese Synergie mit einem neuen,<br />
erfrischenden Geist wider.<br />
Authentisches Leukerbad<br />
Leukerbad befindet sich auf 1 400 Metern Höhe über dem Meeresspiegel in<br />
dem majestätischen Schweizer Kanton Wallis, zwischen dem Genfer See und<br />
dem Rhonegletscher und unweit der französischen, deutschen sowie italienischen<br />
Grenze. Das Dorf war bereits seit der Römerzeit ein beliebtes Ziel und<br />
man unternahm anstrengende Reisen, um die Wohltaten der Bäder mit ihrem<br />
berühmten Thermalwasser zu erfahren. Heute ist Leukerbad ein verborgenes<br />
Kleinod, ein friedvoller Ort zum Entspannen und Abschalten für Familien und<br />
Freunde. Von hier aus sind die wichtigsten Schweizer<br />
Städte und zahlreiche europäische Destinationen<br />
leicht zu erreichen. Hinzu kommt eine Umgebung,<br />
die von unberührter Natur über malerische<br />
Berge bis zu bezaubernden Dörfern alles zu bieten<br />
hat – 365 Tage im Jahr. Im Winter verwandelt sich<br />
die Landschaft in eine idyllische, weisse Schönheit.<br />
Im Sommer glänzt die Region mit tiefgrünen<br />
Wäldern, saftigen Weiden, hügeligen Obstgärten<br />
sowie mit Wildblumen übersäten Hängen und<br />
Feldern. Und bei mehr als 300 Sonnentagen im<br />
Jahr ist Leukerbad jede Entdeckung Wert.<br />
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Architektenadel<br />
Sir Norman Foster<br />
Seine Gebäude sind spektakulär, weltbekannt<br />
und stets Superlative. Die Kuppel des Berliner<br />
Reichtags, die Millennium Brücke in London, der<br />
Flughafen Peking, der Hearst Tower in New York –<br />
Sir Norman Foster steckt hinter einigen der<br />
berühmtesten Bauwerke dieser Welt. Er arbeitete<br />
sich aus einer armen Arbeiterfamilie in England<br />
zum Pritzker-Preisträger empor. Für viele gilt er als<br />
Guru der Architektur.<br />
Gute Architektur geht für ihn auf das Credo zurück:<br />
Funktionalität, Beständigkeit und Anmut. Denn seine<br />
Architektur beginnt immer mit den Menschen.<br />
Sein Vorbild ist Richard Buckminster Fuller, der als<br />
einer der Ersten die Bedeutung von Ressourcenschutz<br />
und nachhaltigem Bauen erkannt hat. Sein<br />
Credo «mehr mit weniger zu machen» wurde zu<br />
Fosters Leitprinzip. 1990 wurde Foster von Königin<br />
Elisabeth II. als Ritter in den Adelsstand erhoben.<br />
Und wenn er nicht gerade Gebäude entwirft,<br />
pendelt er mit seinem Privatjet oder Helikopter<br />
zwischen seinem Londoner Büro und seinen Häusern<br />
in der Schweiz und Frankreich. Erst vor sechs<br />
Jahren kaufte er sich das Schloss des deutschen<br />
Industriellen Karl Grohe aus dem Jahre 1720 in der<br />
Schweiz, in dem er derzeit wohnt.<br />
3<br />
Fragen<br />
Gibt es Gebäude, die Sie heute anders<br />
bauen würden?<br />
Ja, alle! Egal, wie gut ein Gebäude nach Fertigstellung ist,<br />
man kann es immer noch besser machen.<br />
Sind Sie eher ein Pessimist oder Optimist?<br />
Als Architekt muss man zuversichtlich in die Zukunft<br />
schauen. Ohne Optimismus könnte ich nicht bauen. Vielleicht<br />
tragen meine Gebäude ein wenig dazu bei, auch bei<br />
anderen ein positiveres Denken in die Welt zu schicken.<br />
Meine Architektur ist eine Architektur des Optimismus.<br />
Gibt es etwas, was Sie Ihren Kollegen gerne<br />
einmal sagen möchten?<br />
Liebe Architekten, bitte nehmt euch selbst nicht so wichtig!<br />
«Es gibt ein paar Leute,<br />
die machten Hightech,<br />
Leute wie Norman<br />
Foster, die mit ihren<br />
Konstruktionen nach<br />
Superlativen strebten.»<br />
(Zaha Hadid)<br />
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The Luxury Way of Life | 269
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Davos<br />
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Living<br />
An bester Wohnlage im Davoser Mattawald, ganztätig von der Sonne<br />
verwöhnt, blicken Sie über Davos auf die imposante Bergkulisse<br />
von Schatzalp und Parsenn. Die Kombination von herrlicher Ruhe<br />
und trotzdem absoluter Nähe zum Dorf ist begehrt und selten. In<br />
fünf Minuten sind die Parsennbahn, die Langlauf-Loipen, der Bahnhof, die<br />
vielen Geschäfte und Restaurants und der beliebte Golfplatz zu erreichen.<br />
In der höchstgelegenen Stadt Europas, auf ca. 1560 Meter über dem Meeresspiegel,<br />
pulsiert das Leben – hier trifft sich die politische, wirtschaftliche<br />
und kulturschaffende Elite ein Mal jährlich zum World Economic Forum (WEF).<br />
Hier erwartet Sie eine der ersten und besten Luxusresidenzen, die während<br />
der legendären Davoser «Mattawaldzeit» richtungsweisend erbaut wurden:<br />
eine alpine Wellnessvilla ruhig und wohl gelegen mit viel Privacy, langer prominenter<br />
Geschichte und grosser Reputation. Eine Geschichte wohlklingender<br />
Namen und grosser Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft.<br />
Die freistehende Villa umfasst ca. 1000 Quadratmeter Gesamtfläche und<br />
liegt auf einem ca. 2000 Quadratmeter sonnigen Hanggrundstück mit Blick<br />
auf Davos. Diese einmalige Wohlfühloase mit alpiner Behaglichkeit lädt zum<br />
Verweilen, Geniessen, Relaxen und einfach Sein<br />
ein – eine einmalige Rückzugsmöglichkeit. Die<br />
Eingangsebene mit sichtbarem Dachgebälk empfängt<br />
mit imposanter Grösse und herrschaftlicher<br />
Treppe. Lassen Sie von der Galerie aus Ihren<br />
Blick über Davos und die grandiose Aussicht auf<br />
die Berggipfel schweifen. Der weitläufige Wohnbereich<br />
bietet neben Cheminée und Bar Zugang<br />
zum atemberaubenden Sonnenbalkon. Nebst<br />
Schwimmbad und Sauna bieten Ihnen neun moderne<br />
Schlafzimmer, alle mit Badezimmern en<br />
Suite, TV/Internet ein absolutes Wohlfühlambiente.<br />
In diesem herrschaftlichen Anwesen in Davos, im<br />
exklusiven Mattawaldquartier, finden Sie die Ruhe,<br />
welche Sie im Alltag missen. Die harmonische<br />
Kombination aus grosszügig, stilvollem Ambiente<br />
und Wellnesskomfort lässt Ihnen und auch Ihren<br />
Gästen einen Aufenthalt garantiert unvergesslich<br />
werden.<br />
The Luxury Way of Life | 273
Living<br />
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Living<br />
The Luxury Way of Life | 275
Kolumne Jörg Schmittschneider<br />
Wie weit wachsen die Türme?<br />
Was hat das mit der Börse zu tun?<br />
Vor einigen Tagen habe ich einen<br />
spannenden Bericht über die Entstehung<br />
der weltweiten Wolkenkratzer<br />
und deren utopischen, finanziellen<br />
Ausmasse gelesen. Faszinierend und<br />
beängstigend zugleich und von vielen<br />
Fragezeichen begleitet. Wie kann ein<br />
Turm mit einer Höhe von mehr als<br />
800 Metern auf einem sandigen Untergrund<br />
oder sogar auf eigens aufgeschüttetem<br />
Land dauerhaft Bestand haben? Sandkastenburgen<br />
aus Kindertagen liefern den Beweis, dass<br />
Sand nicht gerade die optimale Ausgangslage<br />
für wirklich stabile Gebilde ist. Geschweige denn<br />
vom Wasser, das leichtflüssig den Sand schneller<br />
abträgt, als dem Betrachter vielleicht lieb ist.<br />
Weitaus spannender für mich hingegen sind die<br />
Analogien zwischen Aktienmärkten und den herausragenden<br />
Immobilienprojekten, die immer<br />
wieder festzustellen sind. Ein deutscher Ökonom<br />
hat dieses Phänomen etwas genauer betrachtet<br />
und stellte fest, dass fast täglich neue Rekordnachrichten<br />
über Bauprojekte veröffentlicht werden.<br />
War es «gestern» noch der Burj Khalifa mit<br />
828 Meter Höhe, ist es «morgen» der Kingdom<br />
Tower in Jidda, denn das ambitionierte Ziel ist die<br />
magische Höhe von 1000 Meter. Wenn man die<br />
Psychologie der Börse etwas versteht, lassen sich<br />
spannende Schlüsse daraus ziehen. Warum entwickelt<br />
ein steigender Kurs eine steigende Nachfrage?<br />
Weil keiner von der Party ausgeschlossen<br />
werden will. Genau dieses Motiv sorgt dafür, dass<br />
bei neuen Hochkursen noch mehr Geld in die<br />
Märkte fliesst und auf weitere, steigende Kurse<br />
gesetzt wird.<br />
Aktuell schwemmt eine massive Flut von neuem<br />
Geld in die Märkte und bietet die perfekte<br />
Plattform für irrwitzige Bauprojekte, die mit einer<br />
Einfachheit realisierbar sind und die unter fallenden<br />
Bösen und Finanzbedingungen unmöglich<br />
wären. Die Untersuchung baut darauf auf, dass<br />
die höchsten Gebäude der Welt<br />
immer vor Zeiten wirtschaftlichen<br />
Niedergangs errichtet wurden. Konjunkturzyklen<br />
und der Bau von Wolkenkratzern<br />
korrelieren in einer Art und<br />
Weise, sodass die grössten Investitionen<br />
in Wolkenkratzer getätigt werden,<br />
wenn der Gipfel des Konjunkturzyklus<br />
bereits erreicht ist oder kurz bevorsteht.<br />
Wenngleich Wolkenkratzer und Hochhäuser<br />
immer als ein Anzeichen für den wirtschaftlichen<br />
Boom gelten, sieht der Ökonom darin ein Zeichen<br />
für den Abschwung. Dabei müssten die Kreditgeber<br />
gewarnt sein, denn auf einen Hochhausrekord<br />
folgt nicht selten ein Crash. Nach der Planung der<br />
Rekordbauten des Chrysler-Gebäudes und Empire<br />
State Buildings im New York der 1920er-Jahre<br />
begann die Grosse Depression. Noch während<br />
der Fertigstellung der beiden zu ihrer Zeit rekordverdächtigen<br />
Petronas-Türme im malaysischen<br />
Kuala Lumpur brach 1998 die Asienkrise aus. Und<br />
dann gibt es noch die Baugrube in der heutigen<br />
Pleitemetropole Chicago, der Chicago Spire am<br />
Michigan See, der mit stolzen 610 Metern das<br />
höchste Gebäude Nordamerikas hätte werden<br />
sollen, wurde ein Opfer der Finanzkrise. Was die<br />
Untersuchungen, die einen Zeitrahmen von über<br />
100 Jahren umspannen, ergaben, ist genauso<br />
verblüffend wie der Zusammenhang zwischen<br />
dem Baubeginn und den Aktienmärkten. Eine<br />
Erkenntnis zeigt, dass drei bis fünf Jahre nach den<br />
Baubeginnen die Aktienmärkte um etwa 30 Prozent<br />
tiefer lagen. Als entscheidendes Datum wird<br />
hier der Baubeginn gesehen, da die Finanzierung<br />
meist von sehr optimistischen Aussichten (die<br />
Party ist im Gange) unterstützt wird und damit die<br />
Risikobereitschaft deutlich gesteigert ist.<br />
Das ist Psychologie: Steigen die Kurse, will jeder<br />
ein Partylöwe sein, denn wer hat schon Lust, die<br />
Sause an sich vorbeiziehen zu lassen? Realität<br />
ist, dass jede Party ein Ende hat. Das Schöne ist<br />
aber, eine neue Party ist in Aussicht!<br />
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Auf Hoher<br />
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Keine Frage: Essen ist auf Kreuzfahrtschiffen die<br />
Freizeitbeschäftigung Nummer eins. Allerdings nicht<br />
immer ein echtes Vergnügen. Es gibt jedoch auch<br />
Schiffe, die als schwimmende Luxusrestaurants mit<br />
angeschlossenem 5-Sterne-Resort gelten.<br />
Thomas Hauer<br />
Silversea Cruises
BUON APPE T<br />
B<br />
ei einer Fahrt auf der Silver Spirit hatten wir Gelegenheit, uns von der<br />
kulinarischen Ausnahmestellung der italienischen Luxusrederei zu<br />
überzeugen.<br />
Klein, aber fein<br />
Gerade einmal 500 Passagiere fasst das elegante Flaggschiff der vier Kreuzfahrer,<br />
ein zur Silversea-Flotte zählender Explorer, der uns im geschäftigen<br />
Hafen von Civitavecchia am Pier erwartet. Andere Reedereien bringen auf<br />
Schiffen vergleichbarer Grösse dagegen schon einmal 1 000 Gäste oder<br />
mehr unter. Doch während man sich bei der Konkurrenz schon beim Boarding<br />
im Schlange-Stehen üben muss, werden wir bei Silversea noch vor dem<br />
Check-in mit einem Glas Champagner begrüsst und innerhalb weniger Minuten<br />
direkt zu unserer Veranda-Suite auf Deck 8 gebracht. Das ist bei Silversea<br />
kein besonderer Luxus, sondern Standard, denn die Reederei verfolgt ein<br />
«Suites only»-Konzept. Normale Kabinen gibt es nicht.<br />
Doch dann die erste Enttäuschung, die allerdings nicht wir erleben, sondern<br />
unser Butler Rudolfo, er gehört im Übrigen auch zur Standardausstattung:<br />
Als er kurz nach dem Einchecken dezent an unsere Kabinentür klopft, ha-<br />
ben wir unsere Koffer schon selbst ausgepackt.<br />
Nur durch unser heiliges Versprechen, dass er sie<br />
wenigstens bei unserer Abreise wieder einpacken<br />
darf, lässt er sich beruhigen und serviert alsbald<br />
formvollendet ein Fläschchen eisgekühlten Heidsieck<br />
Monopole. Während wir den goldgelben<br />
Nektar aus edlen Kristallgläsern schlürfen, erklärt<br />
uns Rudolfo die Ausstattung unserer Suite und die<br />
wichtigsten Bordabläufe.<br />
Anschliessend wird es ernst: Wir steuern den Stars<br />
Supper Club an, in dem am Abend normalerweise<br />
zu Live-Jazz Degustationsmenüs im Tapas-Format<br />
serviert werden. Doch jetzt, am Nachmittag<br />
des ersten Reisetages, ist hier die «Reservierungszentrale»<br />
für diverse Restaurants der Silver Spirit<br />
aufgebaut. Schliesslich haben wir nur eine Woche<br />
Zeit. Maitre Gustavo, den wir zwei Tage später als<br />
Sommelier und Gastgeber im exklusiven Silversea<br />
280 | <strong>PRESTIGE</strong>
ITO …<br />
CULINARIUM<br />
Relais & Châteaux-Gourmetrestaurant «Le Champagne» wiederbegegnen,<br />
gibt Insidertipps und liest uns jeden Wunsch von den<br />
Augen ab. Am Ende stellt sich heraus, dass wir bei einer siebentägigen<br />
Kreuzfahrt gerade ein Mal im Hauptrestaurant speisen<br />
werden – alle anderen Abende verbringen wir in Spezialitätenrestaurants<br />
und beim obligatorischen Midcruise-Barbecue auf<br />
dem Pooldeck – eine absolutes Highlight.<br />
Das Ultra-all-inclusive-Konzept<br />
Zum Einstieg haben wir einen Tisch im «The Rocks» oberhalb des<br />
Poolbereichs reserviert. Dort werden am Abend al fresco saftige<br />
Filets und Rumpsteaks aus Nebraska, gewaltige New England<br />
Kalbskoteletts oder Riesengarnelen aus Madagaskar auf glühend<br />
heissen Lavasteinen serviert. Die werden vom Service direkt am<br />
Tisch kunstvoll auf den heissen Stein drapiert und jeder Gast kann<br />
das Ganze so lange brutzeln lassen, bis es seinen persönlichen<br />
Vorlieben entspricht. Dazu gibt es Bearnaise, Pfeffersosse, frische<br />
Steinpilze, Ofenkartoffeln und Gemüsespiesse. Wir entscheiden<br />
uns für das Kotelett, das uns fast die Tränen in die Augen treibt, so<br />
zart, saftig und wohlschmeckend präsentiert<br />
sich das delikate Kälbchen. Vorneweg<br />
ein klassischer Caesar Salad und zum Abschluss<br />
noch ein lauwarmer Apple Pie mit<br />
hausgemachter Vanilleeiscreme und schon<br />
ist der erste Tag an Bord nach einem letzten<br />
Drink in der Panorama Lounge vorbei. In der<br />
Suite dann die entscheidende Frage: Sollen<br />
wir am nächsten Morgen in der Kabine<br />
frühstücken, im Hauptrestaurant à la Carte<br />
ordern oder uns im «La Terrazza» auf Deck<br />
7 am Büffet bedienen? Wir entscheiden uns<br />
für das Büffet. Das Einzige, was man hier<br />
selbst tun muss, ist, sich die kleinen Köstlichkeiten<br />
vom schottischen Räucherlachs<br />
über frische Pastrami, edelste Käsespezialitäten<br />
oder ofenfrisches Brot- und Gebäck<br />
sowie frisches Obst und süsse Beeren<br />
auf den Teller zu laden. Aber selbst<br />
The Luxury Way of Life | 281
CULINARIUM<br />
das nimmt einem das dienstbare Personal auf Wunsch gerne ab. Wer wie wir<br />
selbst zugreift, dem wird von den Servicekräften am Ende aber sofort mit einem<br />
freundlichen, aber bestimmten Lächeln der Teller entwunden und formvollendet<br />
an den Tisch gebracht. Dazu ein Tässchen Illy-Cappuccino oder edler<br />
Ronnefeldt-Tee, frisch gepresster Orangensaft, ein Smoothie, Fitnessdrink oder<br />
Champagner, Eggs Benedict, Eiweisssoufflé oder frisch gebackene Waffeln?<br />
Alles kein Problem und Teil des Ultra-all–inclusive-Konzeptes von Silversea –<br />
freilich auf 5- oder sagen wir mal 6-Sterne-Niveau.<br />
Speisen wie die Götter<br />
Zum Lunch besuchen wir dann das «Seishin». Dieses Spezialitätenrestaurant<br />
auf Deck 4 serviert am Mittag Misosuppe, Sushi, Sashimi und Tempura –<br />
alles vom Chef vor den Augen der Gäste frisch zubereitet. Am Abend verwandelt<br />
sich das Etablissement dann in ein japanisches Spezialitätenrestaurant,<br />
in dem erlesene Degustationsmenüs angeboten werden. Sie bieten von<br />
Kaviar-Sorbet über pochierte Austern, Seeigel, Water Spider Rolls und Soft<br />
Shell Crabs bis Kobe-Beef und werden auf Wunsch von ausgewählten Sake-<br />
Spezialitäten begleitet. Doch bevor es so weit ist, steht am Nachmittag gegen<br />
16 Uhr noch der tägliche High Tea auf dem Programm. Dazu werden kleine<br />
Köstlichkeiten aus der Patisserie und feine Lachs-, Roastbeef-, Ei- und Gurkensandwichs<br />
auf einer Etagere gereicht, die einem Sprüngli in der Züricher<br />
Bahnhofstrasse ernsthafte Konkurrenz machen<br />
könnten. Ausserdem lauwarme Scones mit Clotted<br />
Cream, die jeden Briten in Verzückung versetzen<br />
würden. Der Tee stammt aus der exklusiven<br />
Teestar-Kollektion von Ronnefeldt, die es sonst<br />
nur in handselektierten 5-Sterne-Hotels gibt. Wir<br />
schwören auf den Ti Dung Oolong – schliesslich<br />
soll der schlank machen … Auch hier darf natürlich<br />
das ein oder andere Gläschen Champagner nicht<br />
fehlen. Den ersten Hafen unserer Reise – livorno –<br />
haben wir ob all der Genüsse glatt verpasst. Aber<br />
wer will dieses schwimmende Schlaraffenland<br />
schon freiwillig verlassen?<br />
Der Chef ist eine Frau<br />
An der Spitze der 63-köpfigen Küchenbrigade der<br />
Silver Spirit steht Anne Marie Cornelius, im harten<br />
Kreuzfahrtgeschäft eine absolute Ausnahme. Aber<br />
die sympathische 38-jährige Südafrikanerin führt<br />
die Galley mit einer Souveränität, als wäre sie schon<br />
seit mehreren Jahrzehnten im Geschäft. Bei<br />
282 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
… IT'S SEA-TIME<br />
The Luxury Way of Life | 283
CULINARIUM<br />
einer Tour durch die Eingeweide der Silver Spirit erklärt<br />
sie uns, wie aufwendig es ist, auf einem Schiff<br />
einen dermassen hohen Standard zu halten, wie er<br />
bei Silversea selbstverständlich ist. Im Hintergrund<br />
schwärmt derweil eine ganze Armada von Butlern<br />
und Servicekräften wie ein emsiges Bienenvolk mit<br />
silbernen Tabletts, auf denen sich die Bestellungen<br />
türmen, herum – ein 24-Stunden-Room-Service ist<br />
bei Silversea natürlich ebenfalls obligatorisch und<br />
wie fast alles «complimentary». Apropos Roomservice:<br />
Neben dem Frühstück kann man sich auch<br />
alle anderen Mahlzeiten oder Getränke, die irgendwo<br />
auf dem Schiff angeboten werden, in der Suite<br />
servieren lassen – Gang für Gang. Zu den persönlichen<br />
Favoriten von Anne Marie gehören Ausfüge zu<br />
lokalen Märkten, zu denen sie auch gerne mal eine<br />
kleine Gruppe von Gästen mitnimmt. Dann werden<br />
lokale Spezialitäten probiert und manches, was bei diesen Touren im Einkaufskorb<br />
landet, findet sich am Abend wieder auf der Karte.<br />
Wir haben mittlerweile Nizza hinter uns gelassen und nehmen Kurs auf Menorca.<br />
Heute Abend haben wir im Le Champagne reserviert. Dieses in Kooperation<br />
mit Relais & Châteaux betriebene Luxusrestaurant treibt die kulinarischen<br />
Eskapaden bei Silversea auf die Spitze. Bei Kaviar und Hummersalat, Steinbutt,<br />
Gänseleber, Jakobsmuscheln und Taubenbrust kommen wir endgültig im kulinarischen<br />
Nirwana an. Die auf einer speziellen Connaisseurliste angebotenen<br />
Weine sind so fair kalkuliert, dass manche Flaschen im Laden teurer sind als<br />
an Bord. Wir wählen als Menübegleitung einen herausragenden 1996er Nec<br />
Plus Ultra Champagner von Bruno Paillard, der selbst an Land nur sehr schwer<br />
zu bekommen ist. Aber auch Krug oder Dom Pérignon stehen natürlich auf<br />
der Karte genau wie Château Margaux oder Château Yquem. Wem das alles<br />
ein wenig zu viel ist, wählt dagegen einen Tisch im «La Terrazza». Das verwandelt<br />
sich täglich zur Dinnerzeit in ein veritables Slow-Food-Restaurant, in<br />
dem mit authentischen Slow-Food-Zutaten italienische Küchenkunst auf Top-<br />
284 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
Niveau zelebriert wird. Unbedingt probieren: hausgemachte Pappardelle mit<br />
Enten ragout, ein Signature Dish bei Silversea – besser geht es nicht! Dazu ein<br />
Fläschchen Sassicaia, Ornelleia oder ein Barolo von Gaja und der Abend wird<br />
zum Fest. Als wir uns schliesslich mit Palma der vorletzten Station unserer Reise<br />
nähern, wird es Zeit für das Barbecue – dazu wird das Pooldeck der Silversea<br />
in eine einzige Büffet- und Party-Area verwandelt und unter funkelnden<br />
Sternen gibt es von Sushi bis Spanferkel frisch vom Grill so ziemlich alles, was<br />
einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Nach dem Essen wird das<br />
Deck zu einem Open-Air-Dancefloor und die mehrheitlich amerikanischen Gäste<br />
zeigen den wenigen Europäern an Bord erst einmal, wie man richtig feiert!<br />
Bordsprache ist übrigens Englisch, aber es gibt auch zahlreiche Mitarbeiter an<br />
Bord, die hervorragend Deutsch sprechen.<br />
Völlerei mit Folgen …<br />
Mittlerweile haben ich und meine Begleitung zusammen schon fast drei Kilo<br />
zugelegt – trotz morgendlicher Joggingrunden um das Oberdeck und ausgiebigen<br />
Besuchen im bordeigenen Fitnesscenter. Zum Glück bietet der<br />
exklusive Silversea Spa auch effektive Slimming Treatments.<br />
Der letzte Hafen unserer Reise ist schliesslich Barcelona, wo wir über Nacht<br />
am Kai bleiben und uns einen ganzen Vormittag über den wahrscheinlich<br />
schönsten Markt Europas, die Boqueria, treiben<br />
lassen. Als würdigen Schlussakkord besuchen wir<br />
schliesslich doch noch das elegante Hauptrestaurant<br />
der Silver Spirit und bei gratinierten Escargot,<br />
zarten Tournedos Rossini, Dover Sole und himmlisch<br />
leichter Panna Cotta mit Flugmango kommt<br />
ein wenig Wehmut auf. Doch wir sind sicher: Das<br />
war nicht unsere letzte Reise an Bord der Silver<br />
Spirit – schliesslich lässt sich das Erlebnis noch<br />
toppen. Exklusiv bietet Silversea in 2<strong>01</strong>4 spezielle<br />
Wein- und Culinary Voyages mit international renommierten<br />
Guest Chefs an, die Kochkurse an<br />
Bord durchführen. Ausserdem gibt es in Kooperation<br />
mit Slow Food und Relais & Château exklusive<br />
Pre- und Post-Cruise-Programme mit kulinarischem<br />
bzw. Wein-Schwerpunkt.<br />
Ach ja, wir haben Rudolfo natürlich doch noch<br />
glücklich gemacht. Einen ordentlicher gepackten<br />
Koffer haben wir noch nie gesehen! Chapeau!<br />
Deshalb: Leinen los!
CULINARIUM<br />
Der Küchenwunderknabe<br />
Benny Parth<br />
Im Land der<br />
Haubenköche<br />
Zwei Hauben von «Gault Millau», vier Sterne von «À la carte» und drei Löffel vom<br />
«Schlemmeratlas» bestätigen die wunderbare Kochkunst Benjamin Parths.<br />
Yvonne Beck<br />
Benjamin Part beschreibt seinen Kochstil als «leicht, neu, puristisch». Im Bild: Lamm – Artischocke – Aubergine – Bohnen. © highendFOOD.org<br />
286 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
Die Tourismusregion Paznaun-Ischgl in Tirol – nur drei Autostunden<br />
von Zürich entfernt – ist bekannt als das österreichische Eldorado<br />
der Spitzengastronomie und -hotellerie. Vom Paznauner Schafl über<br />
traditionellen Bergkäse werden heimische Gusto stücke in Szene gesetzt,<br />
um Besuchern aus aller Welt lukullische Besonderheiten zu bieten. Ein<br />
Highlight der Region ist das Gourmet-Restaurant Stüva im Herzen von Ischgl.<br />
Gaumengenüsse auf höchstem Niveau werden hier von Benjamin Parth,<br />
Österreichs jüngstem Haubenkoch, auf die Teller gezaubert. Seine Rezepte<br />
von bodenständig bis ausgefallen finden in Gourmetkreisen höchste Anerkennung.<br />
<strong>PRESTIGE</strong> traf Benny Parth, in seinem Gourmetrestaurant Stüva<br />
im Hotel Ysclaund und sprach mit ihm über die Tiroler Küche, die Macht der<br />
Sossen und dem Purismus in der Küche.<br />
Das Gericht «Jakobsmuschel in Champagner mit Lauch und Kaviar»<br />
bezeichnet die Gault Millau Redaktion 2<strong>01</strong>2/13 als «ein bemerkenswertes<br />
Zitat der französischen Klassik». ©: YSCLA Stüva/Gerhard Berger<br />
Weltoffen, frech und nicht alltäglich, garniert mit<br />
einer kräftigen Brise Fantasie, so lässt sich das<br />
Erfolgsrezept von Benjamin Parth kurz und bündig<br />
auf den Punkt bringen. © Hotel YSCLA<br />
The Luxury Way of Life | 287
CULINARIUM<br />
Steinbutt – Curry – Taschenkrebs – Bohnen © YSCLA Stüva/Gerhard Berger<br />
288 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
: In so jungen Jahren mit zwei Hauben<br />
ausgezeichnet zu werden ist eine grosse Ehre.<br />
Aber übt es nicht auch einen gewissen Druck auf<br />
Sie aus, dieses Niveau zu halten?<br />
Ich empfinde das nicht als Druck, ich sehe das viel eher als<br />
Ansporn, mich immer weiter zu verbessern.<br />
Von wem haben Sie das Kochen gelernt?<br />
Ich kann nicht eine bestimmte Person nennen. Ich habe eigentlich<br />
auf meinen verschiedenen Stationen durch Europa<br />
von jedem etwas mitgenommen.<br />
Mit welcher Art von Küche sind Sie grossgeworden?<br />
Gibt es besondere Einflüsse, die sich in Ihrer<br />
Küche heute wiederfinden?<br />
Aufgewachsen bin ich natürlich mit einfacher, aber ehrlicher<br />
Tiroler Hausmannskost. Auf Reisen hat mich mein<br />
Vater schon in jungen Jahren in exzellente Restaurants<br />
mitgenommen, hier habe ich auch meine Leidenschaft fürs<br />
Kochen und gute Essen entdeckt.<br />
Auch als Koch muss man sich zuerst einmal<br />
«erfinden». Woher nehmen Sie die Inspirationen<br />
für Ihre Küche?<br />
Ich finde meine Inspiration in der Natur, beim Snowboarden<br />
und auf Reisen.<br />
Ist es schwer, sich in so jungen Jahren bei älteren<br />
Kollegen durch zusetzen?<br />
Eigentlich nicht, da jeder Kollege weiss, wie viel Arbeit dahintersteckt.<br />
Was ist das Besondere an der Tiroler Küche? Und<br />
was denken Sie, warum steht hier die Wiege so<br />
vieler Top-Köche?<br />
Die Tiroler Küche ist eine wirklich authentische Küche. Ich<br />
denke, das macht sie so besonders.<br />
Was zeichnet die Speisekarte des Stüva aus?<br />
Unser Restaurant ist in Ischgl – inmitten einer wunderbaren<br />
Alpenlandschaft, die viel hergibt. Wir bieten nur absolut<br />
marktfrische Speisen an.<br />
Ihre Küche wird gerne als klassisch und puristisch<br />
beschrieben? Bedeutet das so viel wie<br />
«weniger ist mehr»? Was genau bekomme ich im<br />
Stüva auf den Teller?<br />
Wir verzichten komplett auf Spielereien und bei uns wird<br />
nur das auf dem Teller serviert, was man auch essen kann.<br />
Häufig verzichten Sie sogar auf Beilagen. Warum?<br />
Damit der Gast auch nach einem grossen Menü nicht übersättigt<br />
aufsteht. Teilweise reicht ein Fisch mit einer dazu<br />
korrespondierenden Sosse.<br />
Benjamin Parth verbindet in seinen Kreationen Internationalität mit seinen<br />
Tiroler Wurzeln. Im Bild ein «Parth-Klassiker»: Seesaibling auf Erdäpfelpüree mit<br />
Enzianschaum. © highendFOOD.org<br />
Wie wichtig sind Sossen für Sie und Ihre Küche?<br />
Die Sossen sind in meiner Küche das Wichtigste. In die Sosse wird die meiste Zeit und viele<br />
erstklassige Zutaten investiert.<br />
Was macht eine wirklich gute Sosse aus?<br />
Dass sie schmeckt. (Lacht.)<br />
Welche «Kochmode» können Sie gar nicht nachvollziehen?<br />
Kochtechnisch bin ich für alles offen. Ob ich Insekten essen muss, weiss ich nicht.<br />
Sie sind der jüngste Haubenkoch Österreichs und haben in jungen Jahren<br />
schon sehr viel erreicht. Was wünsche Sie sich für Ihre Zukunft?<br />
Dass ich gesund bleibe.<br />
Bleiben Sie Ischgl erst einmal treu oder zieht es Sie in die grosse weite Welt<br />
hinaus?<br />
Momentan bleibe ich in Ischgl, weil ich hier alles habe, was ich brauche.<br />
Kochen ist für Sie in drei Worten …<br />
Sauberkeit, viel Arbeit, Leidenschaft.<br />
Ihre Galgenmahlzeit (Lieblingsgericht) wäre…<br />
Die Ente von Philippe Rochat.<br />
The Luxury Way of Life | 289
Wermut aus Italien<br />
Der Riserva Carlo Alberto Vermut ist ein<br />
ausgezeichnetes Produkt, einzigartig in der<br />
Welt, aufgrund seltener Zutaten und traditioneller<br />
Herstellungsmethoden, welche Erfahrung,<br />
Fähigkeiten und Genauigkeit erfordern<br />
sowie eine lange Verarbeitungszeit. Ausgehend<br />
vom Wein als Basis, muss dieser von<br />
hoher Qualität sein. Gemäss dem Rezept<br />
aus dem Jahr 1837 wird DOGC Asti Muscat<br />
und DOGC Caluso Erbaluce verwendet.<br />
Letzterer in nur noch sehr begrenzten Mengen<br />
erhältlich und schwierig zu finden. Zu<br />
diesem hervorragenden Grundstoff werden<br />
43 botanische Ingredienzien beigefügt: ausgewählte<br />
Kräuter, Beeren, Gewürze, Blumen<br />
und Früchte. Dieser Wermut kann als Aperitif<br />
oder als Zutat in exzellenten Cocktails<br />
getrunken werden.<br />
Shortcut<br />
Food<br />
Rum aus Guadeloupe<br />
Rhums Agricoles aus dem Hause Damoiseau<br />
erfuhren ein Re-Design. Die exzellenten Rhums<br />
aus der grössten Destillerie Guadeloupes präsentieren<br />
sich in neuem Outfit. Der Damoiseau<br />
3 ans heisst neu Damoiseau VO und der Damoiseau<br />
Réserve Spéciale heisst Damoiseau VSOP.<br />
Der Damoiseau XO behält seine Bezeichnung<br />
in neuem Outfit. Seit 1942 erzeugt die Familie<br />
Damoiseau – Eigentümerin der Rumbrennerei<br />
Bellevue – nach alter Tradition der französischen<br />
Antillen hochwertige Rhums Agricole. Die Rumbrennerei<br />
Bellevue, die sich auf Guadeloupe in<br />
der Gemeinde Moule inmitten der Zuckerrohrpflanzungen<br />
von Grande-Terre befindet, wird von<br />
einem Mosaik an Pflanzungen umgeben. Tausend<br />
Pflanzer bauen dort Zuckerrohr an und schneiden<br />
ein Produkt mit hohem Zuckergehalt und starkem<br />
aromatischem Potenzial.<br />
Erste Rumbrennerei in Key West<br />
In der Stadt am südlichsten Ende der<br />
Florida Keys können Besucher täglich von<br />
10 bis 18 Uhr die hochprozentigen Tropfen<br />
verkosten. Ab 17 Uhr führt Besitzer Paul<br />
Menta Interessierte persönlich<br />
durch seine Destillerie. Skurrile<br />
Geschichten über die ru(h)<br />
mreiche Vergangenheit der<br />
Florida Keys gehören dabei<br />
zum Programm. Die Key West<br />
First Legal Rum Distillery, so<br />
der offizielle Name, ist in einer<br />
ehemaligen Coca-Cola-Fabrik<br />
untergebracht, in der sich zuvor<br />
ein Saloon aus der Zeit vor der<br />
Prohibition befand. Bereits im<br />
Jahr 1900 war dieser als Jack’s<br />
Saloon bekannt. Zu den Spezialitäten<br />
der Destillerie gehören<br />
der Vanilla Rum & Coke Drink<br />
ebenso wie lokale Delikatessen,<br />
die im angrenzenden Laden<br />
verkauft werden, wie beispielsweise<br />
der beliebte Key Lime Pie.<br />
290 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Spirit of Grenada<br />
Westerhall Estate AG ist ein privates Unternehmen von Grenada, gegründet im Jahre 1966. Vor<br />
der offiziellen Registrierung galt es als landwirtschaftliches Anwesen von 951 Hektar, bepflanzt mit<br />
Zuckerrohr, Bananen und Kakao. Stets befand sich auf dem Gelände eine kleine Brennerei und einige<br />
Zuckerrohrpressen aus dem 1700er. Heute liegt das Augenmerk auf dem Blenden und Abfüllen von<br />
Rum. Der Westhall Vintage Rum reift mindestens 10 Jahre, um einen sanften, ausgewogenen Premiumrum<br />
zu erhalten. Der Plantation Rum reift acht Jahre und ist ein reizvoller leichter Rum mit einzigartigem<br />
Charakter. Westerhall Super Light, gereift in Eichenholzfässern, wurde für Cocktails kreiert, denen er<br />
eine markante und doch angenehme Aromatik verleiht.<br />
Rückkehr zu<br />
den Wurzeln<br />
Burn Stewart führt die für den Black Bottle<br />
in seinen Anfangszeiten charakteristische<br />
schwarze kolbenförmige Flasche wieder ein,<br />
welche die ursprüngliche Inspiration hinter<br />
dem Black Bottle Namen war, während<br />
der Whisky neu entwickelt wurde,<br />
um mehr im Einklang zu sein mit<br />
dem Originalrezept der Grahams<br />
Brüder aus dem Jahr 1879. Der<br />
neue Black Bottle ist die Kreation<br />
des Master Blenders Gordon<br />
Graham. Das Bouquet beeindruckt<br />
mit einer berauschenden<br />
Mischung aus Aromen – aus<br />
frischen floralen Düften bis hin<br />
zu den tiefsten Holznoten, viel<br />
Würze mit feinstem, torfigem<br />
Rauch.<br />
www.blackbottle.com<br />
Bester Sherry aus Spanien<br />
1847 liess sich die Familie Lustau, ursprünglich<br />
aus Südfrankreich stammend, in Jerez nieder und<br />
gründete 1896 die heute bekannte Firma Emilio<br />
Lustau SA. Das Haus Lustau ist berühmt für seine<br />
exzellenten Sherrys und ist die einzige Bodega,<br />
welche Bestände von Sherrys in den drei Städten<br />
der Herkunftsregionen hat: in Jerez de la Frontera,<br />
Puerto de Santa María und Sanlúcar de Barrameda.<br />
Lustau besitzt 170 Hektar eigene Weinberge in<br />
der DO mit Palomino Reben, Moscatel und Pedro<br />
Ximénez. Die verschiedenen Sherries reifen bis zu<br />
30 Jahre in den eigenen Soleras. Lustau wurde als<br />
«The Best Spanish Wine Producer» an der IWSC<br />
und fünf Mal in Folge als «Best Fortified Winemaker»<br />
an der IWC ausgezeichnet.<br />
www.lustau.es<br />
The Luxury Way of Life | 291
Der Starkoch der Briten<br />
Jamie Oliver<br />
«The Naked Chef» machte ihn weltberühmt. Seine<br />
Sendungen laufen in 50 Ländern der Erde, von<br />
Südkorea bis Nordamerika. Er hat mehr als acht<br />
Millionen Kochbücher verkauft und fast jedes Jahr<br />
kommt ein neues hinzu. Er holt junge Arbeitslose<br />
von der Strasse und lässt sie in seinen Restaurants<br />
zu Profi-Köchen und Catering-Fachleuten<br />
ausbilden. Daher heisst eins seiner bekanntesten<br />
Restaurants auch «Fifteen». Alljährlich werden 15<br />
Azubis eingestellt. «Cheeky Chops» ist der Name<br />
für diese von ihm ins Leben gerufene Stiftung. Ein<br />
Drittel der Jugendlichen waren schon in der Jugendstrafanstalt<br />
oder als Strassenkinder bekannt.<br />
Jamie Oliver gibt ihnen die Chance auf eine neue<br />
Zukunft. All das macht ihn vielleicht nicht zum besten,<br />
aber beliebtesten Koch der Welt.<br />
3<br />
Fragen<br />
Hören Sie beim Kochen Musik?<br />
Ja, normalerweise höre ich jedoch ziemlich depressive,<br />
melancholische Musik. Coldplay läuft recht häufig.<br />
Warum engagieren Sie sich so sehr für gesünderes<br />
Essen an englischen Schulen?<br />
Mich regt es einfach auf, was für ein Junk Food unseren<br />
Kindern täglich vorgesetzt wird. Eine schlechte Ernährung<br />
verändert das Verhalten der Kinder, sie werden hyperaktiv<br />
oder adipös. Es kann doch nicht sein, dass wir, die es besser<br />
wissen sollten, unseren Kindern so etwas antun.<br />
Sie würzen sehr gerne und viel. Mögen Sie es<br />
gerne scharf?<br />
Oh ja, ich liebe Chili. Ich bin süchtig danach. I’m a spicy<br />
boy. Chili versetzt mich in einen Rauschzustand. Andere<br />
nehmen Drogen, ich beisse in Chili. Das setzt meine Endorphine<br />
frei. Körpereigene Drogen sind besser als der ganze<br />
andere Mist.<br />
«Kochen ist eine lebenswichtige Fähigkeit,<br />
die wir verloren haben.»<br />
292 | <strong>PRESTIGE</strong>
Leider war ein interessent<br />
vor ihnen da.<br />
das macht nichts. jetzt<br />
online abonnieren.<br />
<strong>PRESTIGE</strong>MAG.CH<br />
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eine Ausgabe des Wohnen & Design Magazins «sweethome»,<br />
des Motion-Magazins «VECTURA» oder eine Ausgabe des<br />
Travel Magazins «IMAGINE» KOSTENLOS.
Schatzkästchen für<br />
die Gesundheit<br />
Die Acht ist in China eine heilige Zahl, die für Reichtum und<br />
Fülle steht. Und auch die traditionelle chinesische Medizin<br />
kennt acht wahrhafte «Schätze», die auf genussvolle Weise<br />
Gesundheit und ein langes Leben fördern: Soja, Ingwer, Knoblauch,<br />
Pilze, Rettich, Chinakohl, Zwiebeln und Sesam. Ihre<br />
Heilwirkungen sind vielfältig: Ein stabiles Immunsystem, makellose<br />
Haut, gute Nerven oder Vitalität bis ins hohe Alter sind nur<br />
einige davon. Von jeher widmen sich die Chinesen mit grosser<br />
Leidenschaft und Akribie dem Sammeln, Weitergeben und Verbessern<br />
von wirksamen Rezepten. Die besten von ihnen haben<br />
die Autorinnen jetzt in diesem kleinen Ratgeber versammelt.<br />
Die acht Schätze der chinesischen Heilküche<br />
Susanne Hornfeck & Nelly Ma<br />
Culinarium Books<br />
Töpfe machen schwach<br />
Namhafte Frauen gewähren einen intimen Blick in das «Herz»<br />
ihrer Schlösser, Villen und Lofts: in ihre Küchen! Und geben<br />
exklusiv ihre Küchengeheimnisse preis. Warum hängt bei der<br />
Herzogin ein Rauchmelder über dem Backofen? An wessen<br />
Herd begann die grosse Liebe? Die Küche als Mittelpunkt<br />
des Familienlebens, als Ort des Rückzugs oder als Platz<br />
für kreative Fantasien – in diesem Buch erfährt der Leser<br />
ganz persönliche Küchengeschichten von Prominenten und<br />
aussergewöhnlichen Frauen, die berühren und einfach nur<br />
schmunzeln oder staunen lassen. Zusätzlich verrät jede<br />
Dame ihr Lieblingsrezept, das in pompöser Schlossküche,<br />
puristischer Loftküche oder bunter Landhausküche selbst<br />
zubereitet wurde.<br />
Caravan Cooking<br />
Der übliche Speiseplan beim Urlaub im Caravan oder Wohnwagen<br />
besteht oftmals aus Dosenravioli, Tütensuppe und Spaghetti mit<br />
Tomatensosse. Doch es geht auch ganz anders! Monica Rivron,<br />
selbst leidenschaftliche Camperin und Köchin, hat Rezepte<br />
gesammelt, die die ganze Familie begeistern und schnell und<br />
einfach umzusetzen sind. Das Spektrum reicht von Picknicks<br />
über Snacks und Salate bis hin zu Hauptgerichten und sogar zu<br />
Backrezepten für regnerische Tage. Dazu gibt es Tipps, was in<br />
keiner Caravan-Küche fehlen darf, und Ratschläge zu Einkäufen<br />
auf lokalen Märkten.<br />
Küchengeflüster<br />
Prominente<br />
Frauen erzählen<br />
Geheimnisse<br />
rund um den Herd<br />
Christina König<br />
Knesebeck Verlag<br />
Mein Caravan-Kochbuch<br />
köstlich, einfach, schnell<br />
Monica Rivron, Knesebeck Verlag<br />
294 | <strong>PRESTIGE</strong>
Kochen im Big Apple<br />
Daniel Humm, Drei-Sterne-Koch im besten Restaurant der USA, dem<br />
«Eleven Madison Park» in Manhattan, führt uns zusammen mit seinem<br />
Geschäftspartner Will Guidara zu den Genüssen, den Produkten und der<br />
kulinarischen Geschichte von New York. Statt auf der ganzen Welt nach den<br />
ausgefallensten und teuersten Produkten zu fahnden und die Inspiration andernorts<br />
zu holen, kocht Daniel Humm in seinem Restaurant heute mehrheitlich<br />
mit dem, was die Region um New York an kulinarischen Genüssen hergibt.<br />
Dabei sollen beliebte New Yorker Klassiker nicht fehlen, etwa Manhattan<br />
Clam Chowder, New York Cheesecake oder Bloody Mary. Das ultimative<br />
Kochbuch für alle New-York-Fans!<br />
I love New York<br />
Will Guidara, Daniel Humm<br />
AT Verlag<br />
Best Meat<br />
Ob Kalb, Rind, Lamm oder Schwein: In diesem Buch<br />
erklärt der Pariser Spitzen-Metzger Hugo Desnoyer,<br />
welche die besten Stücke sind, und vor allem verrät<br />
er uns in 88 Rezepten, wie man diese am besten<br />
zubereitet. Seine mit wenigen Zutaten und Gewürzen<br />
auskommenden Rezepte unterstützen die Qualität<br />
des Fleisches und überzeugen durch ihre einfache<br />
Raffinesse.<br />
Ausgewählte Stücke<br />
Die besten Rezepte eines passionierten Metzgers<br />
Hugo Desnoyer<br />
Knesebeck Verlag<br />
150 Jahre Kolonialwaren<br />
Das traditionsreiche Kolonialwarengeschäft H. Schwarzenbach<br />
im Zürcher Oberdorf, 1864 von Heinrich<br />
Schwarzenbach I. gegründet, wird heute in fünfter<br />
Generation von Heini Schwarzenbach V. geleitet. Die<br />
Geschichte des bekannten Delikatessengeschäftes an<br />
der Züricher Münstergasse ist eng mit der Entwicklung<br />
der Markt und der Kochgeschichte der Stadt verbunden.<br />
In diesem Buch setzen sich zehn renommierte Zürcher<br />
Köche mit der Tradition der lokalen Küche und ihrer<br />
Entwicklung bis heute auseinander. Erzählt wird zudem<br />
über den Handel mit Gewürzen, Tee, Kaffee, Dörrfrüchten<br />
und anderen lokalen wie exotischen Delikatessen,<br />
welche die Zürcher Küche nachhaltig beeinflusst haben.<br />
H. Schwarzenbach – Das Zürcher Kochbuch<br />
Dominik Flammer, Sylvan Müller<br />
AT Verlag<br />
The Luxury Way of Life | 295
CULINARIUM<br />
Wo Fussball<br />
schon lange<br />
Passion War<br />
… oder wie der Champagner<br />
nach Brasilien kam.<br />
Fiorina Springhetti<br />
© D. Cabrelli<br />
Die FIFA-Flasche<br />
Krypta-Keller. © Louis Teran<br />
Pierre-Emmanuel Taittinger<br />
Dass Champagne Taittinger nun als offizieller<br />
Champagner der FIFA weltweit<br />
in mehr als 150 Ländern ausgeschenkt<br />
wird, erfüllt die Familie mit Stolz. Denn bereits in<br />
der Vergangenheit hat sich das Familienunternehmen<br />
stark für den regionalen Fussball engagiert.<br />
Champagner meets FIFA<br />
Pierre-Emmanuel Taittinger erinnert sich, es sei<br />
am 6. Juni 1959 das erste und einzige Mal gewesen,<br />
als es ihm erlaubt wurde, das Spiel Real<br />
Madrid gegen Stade de Reims im Fernsehen zu<br />
schauen. Sein Vater, damaliger Bürgermeister von<br />
Reims, setzte den Ball in diesem wichtigen Finale. Zwar verlor ihr Heimclub<br />
Reims, doch die Emotionen des Spiels und die Leidenschaft blieben Pierre-<br />
Emmanuel Taittinger bis heute in Erinnerung. Viele Werte hätten der Champagner<br />
und die FIFA gemein, so Pierre-Emmanuel, sei es die Leidenschaft, das<br />
Feiern, die Freude an den Emotionen oder die Geselligkeit.<br />
So zeigt sich dann auch die FIFA-Bottle im prächtigen Gewand und wie<br />
es sich für brasilianische Verhältnisse gehört, darf das Grün und Gold<br />
selbstverständlich nicht fehlen. Die limitierte Sonderedition der FIFA-<br />
Bottle präsentiert sich mit einem beeindruckenden 3D-Label und einer<br />
aufwendig gestalteten Geschenkbox in Weiss, Grün und Gold. Ähnlich<br />
der «Bubble»-Packaging-Verpackung, welche 2<strong>01</strong>2 als Carton of the Year<br />
ausgezeichnet wurde.<br />
296 | <strong>PRESTIGE</strong>
RESTAURANT<br />
Mo-Sa 12.00-24.00 Uhr<br />
Reservationen Tel. 044 448 11 44<br />
AURA BAR & SmokeR’S LoUnge<br />
Die AURA Bar & Lounge lädt zum Verweilen<br />
ein und lässt bezüglich Cocktail- und<br />
Zigarrensortiment sowie Ambiente keine<br />
Wünsche offen.<br />
Mo bis Sa 14.00-24.00 Uhr<br />
AURA eventSAAL<br />
Der multifunktionelle Saal setzt neue<br />
Massstäbe bezüglich Event-Flexibilität,<br />
Visualisierungsmöglichkeiten, technischer<br />
Ausstattung und gastronomischem Angebot.<br />
kontAkt<br />
Unser kompetentes und erfahrenes Team<br />
unterstützt Sie bei der Organisation und der<br />
Gestaltung Ihres Anlasses.<br />
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Renate Blaser<br />
Tel. 044 448 11 44, rb@aura-zurich.ch<br />
AURA | RESTAURANT | BAR & SMOKER’S LOUNGE | EVENTSAAL | CLUB<br />
BLEIChERWEG 5, ZURICh | WWW.AURA-ZURICh.Ch
KOLUMNE DJ Antoine<br />
Das Leben ist zu kurz,<br />
um schlechten<br />
Champagner zu trinken<br />
Sicherlich hat so manch einer unter<br />
uns auch in diesem Jahr wiederum<br />
den Vorsatz gefasst, sich gesünder<br />
oder bewusster zu ernähren, um fitter<br />
zu werden oder ein paar Kilos abzunehmen.<br />
Doch ganz ehrlich, was gibt<br />
es Schöneres, als sich nach geleisteter<br />
Arbeit oder zum Abschluss eines<br />
schönen und ereignisreichen Tages<br />
mit einem Gläschen edlen Champagner zurückzulehnen<br />
und den Gaumen mit Köstlich keiten<br />
zu verwöhnen. Ich denke hierbei zum Beispiel<br />
gerade an Jamon de Pata Negra, hauchdünn<br />
geschnittenen Bresaola und sechs Jahre gereiften<br />
Parmesan, ein hervorragend zubereitetes<br />
Chateaubriand mit einer luftig geschlagenen<br />
Sauce Béarnaise und zart gedünstetem Gemüse<br />
oder eine Seezunge auf Blattspinat mit Frühlingskartoffeln<br />
... Und, ist Ihnen beim einen oder<br />
anderen Gedanken an Ihre Leibspeisen auch das<br />
Wasser im Munde zusammengelaufen?<br />
Essen und Trinken gehören zu unseren Grundbedürfnissen,<br />
ohne die wir nicht überlebens- und<br />
leistungsfähig sind. Wir haben das grosse Glück,<br />
dass uns Essen und Trinken uneingeschränkt<br />
und in einer unglaublichen Vielfalt zur Verfügung<br />
steht. Längst ist es eine Selbstverständlichkeit<br />
geworden, der wir leider oft nicht mehr die entsprechende<br />
Wertschätzung beimessen. Dabei<br />
müssen wir nicht einmal sehr weit über unsere<br />
Grenze blicken und treffen vor allem in ländlichen<br />
Gebieten auf Menschen, die sich ihre Lebensmittel<br />
bewusst einteilen müssen.<br />
Auch vergessen wir oft in einem von Terminen<br />
und Projekten verplanten Alltag, unsere Mahlzeiten<br />
bewusst zu wählen, in Ruhe zu speisen sowie<br />
unsere Sinne richtig einzusetzen. Wo bleibt hier<br />
der Genuss und das Gefühl der Entspannung,<br />
das Trinken und Essen mit sich bringt, ganz abgesehen<br />
natürlich von der richtigen Begleitung?<br />
Von Haus aus kann ich mich als Gourmet und<br />
leidenschaftlicher Koch bezeichnen. Ich achte<br />
bei meinen Lebensmitteleinkäufen sehr stark auf<br />
die Qualität und die Herkunft der Produkte, sei<br />
es, dass ich saisonales Bio-Gemüse<br />
und -Früchte frisch vom Markt oder<br />
Fleisch direkt beim Hausmetzger<br />
einkaufe, nur auch schon, um<br />
regionale Anbieter zu unterstützen.<br />
Auch bei der Wahl eines Getränks,<br />
egal, ob edler Champagner, einen<br />
im Barrique-Fass gereiften Wein<br />
oder mineralhaltiges Tafelwasser,<br />
nur das Beste ist gut genug, um den Genuss<br />
des Essens und Trinkens zu vervollkommnen.<br />
Bei mir zu Hause kommen ausschliesslich frisch<br />
zubereitete, gesunde Speisen auf den Teller. Auf<br />
meinen vielen Reisen lege ich ebenso Wert auf<br />
«Von Haus aus kann ich mich als Gourmet<br />
und leidenschaftlicher Koch bezeichnen»<br />
eine hochwertige und ausgewogene Ernährung.<br />
Obschon mir stets ein voller Kalender im Nacken<br />
sitzt, nehme ich mir im Restaurant ganz bewusst<br />
Zeit und lasse mich gerne beraten, welche<br />
landesspezifischen Spezialitäten sie empfehlen,<br />
die ich dann gerne auch probiere. Natürlich ist<br />
mir auch mein Gegenüber wichtig. Ganz salopp<br />
gesprochen: Eine Frau kann noch so schön und<br />
attraktiv sein, wenn sie das hochkarätige Dinner<br />
nicht zu schätzen weiss, ist der Genuss um ein<br />
Vielfaches kleiner.<br />
Manchmal bin ich wirklich erstaunt, feststellen zu<br />
müssen, dass genau beim Konsum von hochwertigen<br />
und exklusiven Speisen und Getränken<br />
immer wieder gespart wird, obschon viele unter<br />
uns es sich leisten könnten. Oder aber, hat<br />
es nicht bei jedermann denselben Stellenwert?<br />
Nehmen Sie sich wieder mehr Zeit, das<br />
Essen und Trinken zu geniessen! Gönnen Sie<br />
sich zwischendurch eine exklusive Flasche<br />
Champagner oder einen edlen Tropfen Wein und<br />
verzichten Sie nicht auf gutes Essen. In Massen<br />
genossen ist es nicht nur gesund, sondern auch<br />
Balsam für die Seele und eine Reise der Sinne.<br />
Wie gesagt, das Leben ist zu kurz, um schlechten<br />
Champagner zu trinken!<br />
298 | <strong>PRESTIGE</strong>
presents<br />
top events of Switzerland<br />
297 MONTREUX JAZZ FESTIVAL<br />
IT’S JAZZ-TIME<br />
302 ART BASEL<br />
DIE KÖNIGIN DER KUNSTMESSEN<br />
300 | <strong>PRESTIGE</strong>
It’s Jazztime<br />
Das Montreux Jazz Festival, das 1967 durch claude Nobs ins Leben<br />
gerufen wurde, ist im laufe der Zeit ein unumgängliches Erlebnis für Musikliebhaber<br />
aus der Schweiz und dem Ausland geworden. Von Miles Davis über<br />
Ray Charles, von David Bowie über Prince – all die grossen Namen standen<br />
schon auf den verschiedenen Bühnen des Festivals.<br />
Lilly Steffen<br />
© 2008 FFJM - Lionel Flusin
Top Events Of Switzerland<br />
Auch wenn der Jazz für den Ursprung<br />
des Festivals steht, konnten sich andere<br />
musikstile, dank der gegenseitigen Neugierde<br />
und des Enthusiasmus, schnell<br />
einen Platz schaffen. Mit seiner vielseitigen und<br />
originellen Musikauswahl bietet das Montreux<br />
Jazz Festival während zwei Wochen eine optimale<br />
Pattform für Musiker in einem intimen Rahmen.<br />
Als David Bowie während eines der eindrücklichsten<br />
Konzerte der Geschichte des Montreux Jazz<br />
Festivals sein Publikum zu sich nach Hause einlud,<br />
fasste er, ohne es zu wissen, den Geist des Festivals<br />
besser zusammen, als es je jemandem vor<br />
ihm gelungen war. An diesem Konzertabend im<br />
Juli 2002 drängte das Publikum, gebannt durch so<br />
grosse Virtuosität, den Künstler dazu, sich selbst<br />
zu vergessen. Er wähnte sich daheim. Das Auditorium<br />
Stravinski war zu seinem Zuhause geworden<br />
und die Zuschauer waren in der Tat eingeladen,<br />
den Abend in seiner Gesellschaft zu verbringen.<br />
Das Erleben der Musik<br />
Selbst wenn das Montreux Jazz Festival im Laufe<br />
der vierzig Jahre seiner Existenz nicht nur Konzertabende<br />
solchen Charakters erlebt hat, war das<br />
Ziel Claude Nobs’ und seiner Nachfolgeteams seit<br />
jeher, solche Abende ins Leben zu rufen. Im Vordergrund<br />
steht dabei das Erleben der Musik, nicht<br />
nur ihr Konsum. Denn auch wenn, glücklicherweise,<br />
niemand über solche Magie frei verfügen kann,<br />
ist es doch möglich, ihr einen Rahmen zu geben,<br />
der ihr Erscheinen begünstigt. Der Fall von David<br />
Bowie ist nur ein Beispiel. PJ Harvey, Tori Amos,<br />
B. B. King oder Miles Davis, unter vielen anderen,<br />
haben dem Publikum das aussergewöhnliche Geschenk<br />
gemacht, sich ihm ganz hinzugeben, statt<br />
«nur» ein Konzert zu geben.<br />
Selbst das Umfeld der Veranstaltung stellt ein<br />
rares Schmuckkästchen dar und begünstigt ein<br />
Gefühl der Vertrautheit. Seit der Entstehung 1967<br />
profitierte das Festival von seiner idealen Lage. Die<br />
kleine Stadt, Lieblingsdestination der Engländer im<br />
19. Jahrhundert, steckt mit den Füssen im Genfersee<br />
und mit dem Kopf in den Bergen und hat<br />
die Sonne als Schutzengel. Nur wenige Durchreisende<br />
können der Versuchung widerstehen, einen<br />
© 2<strong>01</strong>1 FFJM - Lionel Flusin<br />
Moment innezuhalten, um Montreux zu geniessen. Die Teilnehmer des Fernsehwettbewerbs<br />
«La Rose d’Or» schätzten die Ortschaft ganz besonders. Es<br />
fehlte nur noch eine geeignete Abendunterhaltung.<br />
Die Liebe zur Musik<br />
Ein Mitarbeiter des Tourismusbüros wurde damit beauftragt. Ein gewisser<br />
Claude Nobs, seit jeher begeistert von der Musik, nahm diese Aufgabe voller<br />
Elan in Angriff. Er erledigte sie so gut, dass einige Jahre darauf, die Entscheidung<br />
gefällt wurde, eine separate Veranstaltung zu schaffen. Dank seines<br />
Enthusiasmus und seiner Kühnheit, überzeugte Claude Nobs, dem es auch<br />
als Erster gelungen war, die Rolling Stones ausserhalb Grossbritanniens auftreten<br />
zu lassen, alle davon, dass ein Festival, dem Jazz und anderen aktuellen<br />
Musikrichtungen gewidmet, seinen Platz an der Riviera bekommen sollte.<br />
Seien wir ganz offen, ein Hauch Wahnsinn schwingt in diesem Vorhaben mit.<br />
302 | <strong>PRESTIGE</strong>
Top Events Of Switzerland<br />
© 2008 FFJM - Miles Guidetti<br />
Ohne auf warnende Stimmen zu hören, wollten<br />
Claude Nobs und seine Weggefährten nie etwas<br />
von einem kleinen Festival wissen, sondern strebten<br />
Grösseres an. Nicht um des Ruhmes, noch<br />
des Geldes willen, sondern wegen ihrer Liebe zur<br />
Musik. Diese feurige Leidenschaft, verhinderte es<br />
auch, die Absage eines Künstlers als definitiv zu<br />
akzeptieren, und erlaubt es noch heute, mehr als<br />
vierzig Jahre später, das Montreux Jazz Festival als<br />
ein Grossereignis der Musikwelt anzusehen. Nicht<br />
etwa weil die Besucherzahl heute die Marke von<br />
220 000 überschreitet, noch weil die zwei Montreuxer<br />
Wochen zu den wichtigsten europäischen<br />
und weltweiten Festivals zählen, sondern ganz im<br />
Gegenteil, trotz alledem. Die schwindelerregenden<br />
Zahlen stehen im Kontrast zu der erhaltengebliebenen<br />
Intimität. Immer noch herrscht zwischen<br />
ganz grossen Künstlern und ihrem Publikum eine<br />
grosse Nähe. Dies ermöglichen Säle mit vernünftigem<br />
Fassungsvermögen, in denen das Publikum,<br />
dank exzellentem Komfort und höchster Hörqualität,<br />
einmalige Musikempfindungen erlebt. Und<br />
der Eindruck entsteht, einen ganz seltenen Moment unter Freunden eines<br />
Abends miterlebt zu haben. Dies unterscheidet diejenigen, die dort waren,<br />
von denen, die es nicht waren.<br />
Eine solche Atmosphäre entsteht nicht von allein<br />
Sie entspringt aus einem ursprünglichen und respektierten Willen, einer Mischung<br />
aus hohem artistischem Anspruch und menschlicher Wärme. Montreux,<br />
der Geburtsort des Festivals, bürgt von Anfang an dafür, dass eine gute<br />
Wahl getroffen wird. Das Casino de Montreux beherbergte während drei Tagen<br />
im Juni des Jahres 1967 seine ersten Konzerte: 15 Bands oder Künstler<br />
traten an kostenpflichtigen Konzerten auf, während zugleich in den Gärten<br />
bereits Jam Sessions stattfanden. Der Höhepunkt dieses ersten Festivals war<br />
das Charles Lloyd Quartett, welches das Publikum neben Charles Lloyd selbst<br />
auch den Pianisten Keith Jarrett und den Schlagzeuger John DeJohnette entdecken<br />
liess. Beide traten erneut am Festival auf, ein Beweis für die natürliche<br />
Bindung, die sich zwischen den Künstlern und dem Festival knüpfte. Ab dem<br />
zweiten Jahr verlängerte man das Festival auf fünf Tage. Seither wuchs es,<br />
dank seines grossen Erfolges, stetig an. Trotz allem war der Weg steinig.<br />
Während eines Franck-Zappa-Konzertes 1972 erzwang ein Brand im Casino<br />
einen zeitweiligen Umzug in den Pavillon du Palace und für die nächsten zwei<br />
Jahre in das Kongresshaus. Die Rückkehr ins komplett erneuerte casino<br />
The Luxury Way of Life | 303
Top Events Of Switzerland<br />
markierte auch den Einzug neuer Musikrichtungen<br />
wie Folk und Country. 1977 erreichte die Länge<br />
des Festivals einen Rekord von drei Wochen und<br />
dauerte vom 1. bis 24. Juli. In dieser Zeit hielten<br />
auch die Stilrichtungen Weltmusik und Rock bis<br />
hin zu Disco ihren Einzug. In den folgenden 15<br />
Jahren gewann das Festival definitiv das Herz der<br />
Musikliebhaber und machte sich in der ganzen<br />
Welt einen Namen. Miles Davis fühlte sich auf dem<br />
Festival wie zu Hause, B. B. King wartet regelmässig<br />
mit Blues auf, Herbie Hancock entfesselt<br />
seine Feuerfinger und seine Kreativität. Fast alle<br />
grossen Namen ehrten die Bühne des Casinos<br />
mit ihrem Auftritt. Doch die Musik, obgleich das<br />
Zentrum des Festivals, war nicht dessen einzige<br />
Kunstform. Die Plakatgestaltung wurde jährlich<br />
unterschiedlichen Künstlern anvertraut, darunter<br />
grossen Namen wie Keith Haring und Andy<br />
Warhol oder Jean Tingely.<br />
Claude Nobs. © Lionel Flusin<br />
Auditorium Stravinsky und New Q’s<br />
Statt sich auf den Lorbeeren des Erfolgs auszuruhen,<br />
machte das Festival in den 1990er-Jahren<br />
eine spektakuläre Wende. 1993 wurde das Kongress-<br />
und Ausstellungszentrum zur neuen Produktionsstätte<br />
des Festivals und ermöglichte eine<br />
Programmgestaltung in zwei Sälen gleichzeitig,<br />
dem Auditorium Stravinsky und dem New Q’s.<br />
Dieser «kleine» Saal erlaubte den Zuschauern,<br />
weniger bekannte Künstler oder spezialisierte Musikstile<br />
zu entdecken. Dieser Übergang wurde von<br />
Quincy Jones mitgetragen, der in den Jahren 1991<br />
bis 1993 die Veranstaltung neben Claude Nobs<br />
koproduzierte. Auch das Publikum folgte dieser<br />
Entwicklung und vermehrte sich von Jahr zu Jahr.<br />
1998 bekam die Miles Davis Hall die Rolle des<br />
zweiten Saales und wurde immer mehr neueren<br />
Musikstilen geöffnet – von Electro, Acid Jazz bis<br />
hin zu Hip-Hop. Im selben Jahr wurde die Schwelle<br />
von 200 000 Besuchern der kostenpflichtigen und<br />
«Festival off»-Konzerte überschritten. Seit 2003<br />
vergrösserte ein neuer Saal im Casino Barrière<br />
zusätzlich das Angebot. Trotz des häufig launenhaften<br />
Wetters behielt das Festival seine hohe Besucherrate<br />
bei. Im Jahre 2006 feierte das Festival<br />
seinen 40. und Claude Nobs seinen 70. Geburtstag.<br />
Die 220 000er-Marke ist nun schon seit mehreren<br />
Jahren überschritten.<br />
© 2009 FFJM - Lionel Flusin<br />
Von Miles Davis bis Santana<br />
Es ist unmöglich, hier alle aufzuzählen, die während<br />
dieser 40 Jahre auf den verschiedenen Bühnen<br />
des Festivals aufgetreten sind. Eine einfache<br />
Auflistung aller Musiker würde sich über mehrere<br />
© 2<strong>01</strong>0 FFJM - Muriel Rochat<br />
304 | <strong>PRESTIGE</strong>
Top Events Of Switzerland<br />
© Ambiance MJF 2006 Muriel Rochat<br />
hundert Seiten erstrecken und eher einem Telefonbuch als einem Pantheon<br />
gleichen. Dies würde keinem von ihnen Recht tun, denn alle haben an<br />
der Entstehung dieses einzigartigen Festivals mitgewirkt. Die Stärke Claude<br />
Nobs’ und seiner Mitarbeiter liegt nicht primär in der Anhäufung von Musikgrössen<br />
und neuer Talente, sondern in der Art mit ihnen umzugehen. In Montreux<br />
werden die Musiker sowohl als Freunde als auch Künstler empfangen.<br />
In einer solchen Stimmung konnten sie ihre Künste seit jeher frei entfalten.<br />
Wie sonst liesse sich ihre Treue und ihre wiederkehrende Lust, einzigartige<br />
Projekte speziell für das Festival auf die Beine zu stellen, erklären? Musiker<br />
von Miles Davis bis Santana, von Jamiroquai bis Michel Petrucciani haben<br />
sich oft ihre besten Vorstellungen für die Zuschauer in Montreux aufgehoben.<br />
Obgleich die kostenpflichtigen Konzerte das prestigereichste Aushängeschild<br />
des Festivals sind, wollte Claude Nobs seit Beginn des Festivals dem<br />
Publikum auch Gratiskonzerte schenken. Dies einerseits mit dem Ziel, die<br />
grösstmögliche Besucherzahl zu erreichen, und anderseits weniger bekannten<br />
Musikern die Möglichkeit zu geben, sich künstlerisch auszudrücken. Am<br />
Nachmittag und am frühen Abend empfangen die verschiedenen «Under the<br />
Sky»-Bühnen die Besucher ausserhalb des Gebäudes. Innerhalb des Kongress-<br />
und Ausstellungszentrums bieten das Montreux Jazz Café und der<br />
MDH Club zwei unterschiedliche Ambiente an. Im ersten finden Jam Sessions<br />
statt, an denen sich oft Musiker, die zuvor im Auditorium Stravinsky oder<br />
der Miles Davis Hall gespielt hatten, beteiligen. Die zweite Lokation widmet<br />
sich ganz der Electro Musik. Workshops laden die<br />
Musikliebhaber ein, während einigen Stunden an<br />
den Geheimnissen ihrer Meister teilzuhaben. Im<br />
Rahmen des Petit Palais kommen die Musiker,<br />
um ihre Vorgehensweise zu erklären, ihre Tricks<br />
zu enthüllen oder einfach um ihre Gedanken über<br />
Kunst mit dem Publikum auszutauschen. Oft befinden<br />
sich an diesen Sitzungen Vertreter der drei<br />
verschieden Wettbewerbkategorien des Festivals,<br />
dem Klavier, der Gitarre und dem Gesang.<br />
Manchmal finden sich hier junge Berufsmusiker<br />
wieder, die vor Jahren an dem Wettbewerb des<br />
Festivals teilgenommen hatten, dies wiederum<br />
beweist den guten Riecher der Jurymitglieder des<br />
Wettbewerbs.<br />
Dem Flair, Engagement und offenen Geist von<br />
Claude Nobs ist es zu verdanken, dass sich in Montreux<br />
ein einzigartiger Anlass von inter nationalem<br />
Ruf entwickelte. Und dieser Geist bleibt das Herzstück<br />
des Festivals, trotz des Todes von Claude<br />
Nobs am 10. Januar 2<strong>01</strong>3, in seinem 77. Jahr. Wie<br />
er es wollte, geht das Abenteuer weiter!<br />
The Luxury Way of Life | 305
Die Königin<br />
unter den<br />
Kunstmessen<br />
Art<br />
Basel
Top Events Of Switzerland<br />
© Stefan Schmidlin<br />
Die Art Basel gilt als die weltweit beste und wichtigste Messe<br />
für Kunst von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart.<br />
Von Yvonne Beck<br />
Aus der ganzen Welt reisen alljährlich im Juni Künstler, Sammler,<br />
Kuratoren sowie Kunstkritiker und -liebhaber nach Basel, um sich die<br />
neusten Trends und Werke von höchster Qualität anzusehen. Sie ist<br />
die berühmteste aller internationalen Kunstmessen. Die «New York<br />
Times» qualifiziert sie als «Olympiade der Kunst», die Pariser Tageszeitung<br />
«Le Monde» als «Die Beste der Welt» und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung»<br />
titelt sie als «Kunst in ihrer besten Form».<br />
Meisterwerke und Avantgarde<br />
Die aus einer rigorosen Auswahl hervorgegangenen 300 besten Galerien aller<br />
Kontinente, stellen moderne und zeitgenössische Werke von hoher Qualität<br />
aus: Gemälde, Skulpturen, Installationen, Fotografien, Drucke, Videos und<br />
Multimediaarbeiten von über 2500 Künstlern. Auch die berühmtesten Meister<br />
der modernen und zeitgenössischen Kunst von Picasso, Miro, Klee, Warhol<br />
und Jeff Koons bis zur jüngsten Künstlergeneration sind präsent. Hohe Qualität,<br />
grosse Vielfalt und internationale Teilnahme haben Art Basel unvergleichliches<br />
Ansehen verschafft. Über 60 000 Sammler, Künstler, Museumsdirek-<br />
toren, Kuratoren und Kunstliebhaber nehmen an<br />
dem «jährlichen Familientreffen» der Kunstszene<br />
teil. Sie kommen, um das internationalste und am<br />
strengsten jurierte Angebot des internationalen<br />
Kunstmarktes zu sehen und die Insider und Stars<br />
der Kunstszene zu treffen.<br />
Die Erfolgsgeschichte der Art Basel begann mit einem<br />
Treffen der Basler Galeristen Trudi Bruckner,<br />
Balz Hilt sowie Hildy und Ernst Beyeler am 10. Juni<br />
1968, bei dem die Idee zu einer Messe für moderne<br />
Kunst in Basel geboren wurde. Das Projekt war<br />
die unmittelbare Reaktion auf die erste Messe für<br />
moderne und zeitgenössische Kunst in Köln, dem<br />
Kölner Kunstmarkt im Herbst 1967. Im Gegensatz<br />
zum Kölner Kunstmarkt, dessen Veranstalter zunächst<br />
nur deutsche Galerien gezielt einluden,<br />
The Luxury Way of Life | 307
Top Events Of Switzerland<br />
war die Basler Messe von Anfang an international ausgerichtet. Die Basler<br />
Kunsthändler entschieden sich zudem für ein offenes Messekonzept, das<br />
die Aussteller ohne Teilnahmebeschränkung zuliess. An der ersten, vom<br />
11. bis zum 16. Juni 1970 – in Basel – ausgerichteten Messe, nahmen<br />
bereits 90 Galeristen und 30 Kunstbucheditionen aus zehn Ländern teil.<br />
Und mit 16 300 Besuchern und einem Umsatz von 5,8 Millionen Franken<br />
war die Veranstaltung auch kommerziell ein Erfolg. Seitdem hat sich die Art<br />
Basel zu einer der wichtigsten Kunstmessen der Welt gemausert.<br />
In diesem Jahr zur 45. Jubiläumsausgabe der Art Basel werden 285 Galerien<br />
anreisen. Zudem wird es einige strukturelle Veränderungen geben:<br />
Die Sektion «Statements» für aufstrebende Galerien zieht in Halle 2 zu den<br />
regulären Teilnehmern. Die von Herzog & de Meuron entworfene Halle 1<br />
beheimatet dieses Jahr dagegen die Sektion »Unlimited», in der auch eine<br />
Ausstellung mit 70 Teilnehmern zu sehen sein wird.<br />
An der kommenden Art Basel vom 19. bis 22. Juni 2<strong>01</strong>4 wir auch die Galerie<br />
Raeber von Stenglin mit Sitz in Zürich teilnehmen. Imagine sprach mit<br />
den beiden Galeristen Beat Raeber und Matthias von Stenglin über den<br />
Reiz der Art Basel und die neusten Trends auf dem Kunstmarkt.<br />
Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Galleries | Mitchell-Innes & Nash<br />
Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Unlimited | Piotr Uklanski | De Carlo, Gagosian<br />
Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Unlimited | David Altmejd | Hufkens, Modern Art, Rosen<br />
Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Galleries | mennour<br />
308 | <strong>PRESTIGE</strong>
Top Events Of Switzerland<br />
Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Galleries | Tschudi<br />
Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Unlimited | Matt Mullican | Klosterfelde, Mai 36<br />
The Luxury Way of Life | 309
Top Events Of Switzerland<br />
«In erster Linie<br />
soll sie inspirieren,<br />
bereichern<br />
und gefallen»<br />
– Raeber von Stenglin –<br />
Beat Raeber und Matthias von Stenglin (von links).<br />
: Was erwarten Sie von der diesjährigen Art Basel?<br />
Raeber von Stenglin: Wir erwarten spannende Dialoge mit Kuratoren und<br />
Sammlern. Wir hoffen natürlich auch, möglichst viele neue und nachhaltige<br />
Kontakte schliessen zu können.<br />
Die Art Basel gehört zu den besten Kunstmessen der Welt? Was<br />
macht sie besser als andere Kunstmessen?<br />
Für junge Galerien steht zum Beispiel eine tolle Änderung bevor. Die Statements<br />
werden neu an zentraler Lage im ersten Stock bei den etablierten<br />
Galerien platziert sein. Das ist einzigartig in der Kunstwelt und eine tolle<br />
Chance für junge Künstler und deren Galerien!<br />
Seit wann nehmen Sie auf der Art Basel teil?<br />
Seit 2<strong>01</strong>2.<br />
Nicht jede Galerie darf auf der Art Basel teilnehmen. Ist es eine<br />
Art Qualitätssiegel, wenn man hier vertreten ist?<br />
Bei den jungen Galerien kommt es stark auf die Projekte an, mit denen<br />
man sich für die Stände bewirbt. Es scheint, als haben wir verschiedene<br />
Künstler, die sich am Puls der Zeit bewegen, interessante Projekte entwickeln,<br />
die für den gegenwärtigen Kontext relevant sind.<br />
Welche neuen Trends und Entwicklungen können Sie auf dem<br />
Kunstmarkt erkennen?<br />
Wir bemerken und verfolgen den Einfluss, den die Architektur momentan<br />
auf die Gegenwartskunst ausübt und vice versa. Das ist spannend und<br />
in dieser direkten Form auch neu. Zudem bietet der unbeschwerte Umgang<br />
mit neuartigen, zum Teil auch kunstfremden Materialien interessante<br />
Möglichkeiten, einen Dialog zu eröffnen.<br />
Welche Länder sind für Sie momentan besonders interessant?<br />
Von der Seite der Kunstschaffenden und vonseiten der Käufer?<br />
Berlin ist immer noch die Stadt der Künstler. Wir haben Sammler aus der<br />
ganzen Welt: angefangen bei Argentinien über Brasilien nach Amerika, in<br />
Europa und natürlich viele gute in der Schweiz! Dann geht es weiter nach<br />
Asien, Australien und Neuseeland.<br />
310 | <strong>PRESTIGE</strong>
Top Events Of Switzerland<br />
Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Unlimited | Marc Camille Chaimowicz | Cabinet<br />
Mit welchen Künstlern werden Sie auf der Art Basel vertreten<br />
sein?<br />
Mit dem Schweizer Fotografenduo Taiyo Onorato & Nico Krebs.<br />
Vor einigen Jahren sprachen viele von Krisenzeiten für Kunstmessen.<br />
Wie sehen Sie das heute?<br />
Es gibt viel zu viele Messen. Gegenwartskunst ist ja in aller Munde, da<br />
denken besonders spitzfindige Organisatoren, dass ihre Stadt jetzt auch<br />
eine Messe braucht. Und darauf folgen dann die ganzen Sateliten-Messen,<br />
in Miami waren es 2<strong>01</strong>3 ca. 17 an der Zahl. Wir bemerken eine regelrechte<br />
Erschöpfung aller Beteiligten. Es wäre diesbezüglich an der Zeit für eine<br />
Fokussierung und Neuausrichtung des Messegedankens.<br />
Sind Wirtschaftskrisen eine Bedrohung oder eine Chance für<br />
die Kunst und den Kunstmarkt?<br />
Die letzte grosse Krise 2008 bot eine Chance für den Kunstmarkt, sich<br />
wieder auf die Inhalte zu konzentrieren.<br />
Taugt Kunst als Investition?<br />
In erster Linie soll sie inspirieren, bereichern und gefallen. Wenn sie sich<br />
dann noch als gutes Investment herausstellt, hatte man Glück und vielleicht<br />
auch das richtige Auge.<br />
Wann wird für Sie etwas zu Kunst?<br />
Da gibt es keine Grenzen.<br />
Was fasziniert Sie selbst an Kunst?<br />
Das Neue, Ungewisse in Verbindung mit Reflexion und Tiefe. Und natürlich<br />
die Menschen dahinter!<br />
Was wird Ihr persönliches Highlight auf der Messe sein?<br />
Neue Foto- und Filmarbeiten von Onorato & Krebs, die auf einer Autoreise<br />
von der Schweiz in die Mongolei entstanden sind. Des Weiteren eine neue<br />
neunzehnteilige Bilderserie des kanadischen Malers Andrew Dadson an<br />
der Art Unlimited.<br />
The Luxury Way of Life | 311
finance<br />
309 Auf der sicheren Seite<br />
Reputation Management<br />
Finance<br />
312 Vertrauen erarbeiten<br />
Die Potenziale von Reputation<br />
316 Reputation Gewinnt<br />
Vertrauen säen und überleben<br />
320 Brücken bauen<br />
Der etwas andere Ansatz im globalen Agrarbusiness<br />
312 | <strong>PRESTIGE</strong>
finance<br />
Auf der<br />
sicheren<br />
Seite<br />
Reputation Management<br />
Reputationsfaktoren definieren und aktiv bearbeiten.<br />
Reputation definiert sich als die Gesamteinschätzung eines Unternehmens<br />
durch alle interessierten und beteiligten Gruppen (Stakeholder), wie Kunden,<br />
Investoren, Analysten, Mitarbeiter, Wettbewerber und die Gesellschaft. Sie ist die<br />
emotionale Reaktion auf die Faktoren Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein,<br />
Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Professor Dr. Christel Niedereichholz von<br />
der Privaten Hochschule für Wirtschaft PHW in Bern gibt uns einen Überblick.<br />
Prof. Dr. Christel Niedereichholz<br />
The Luxury Way of Life | 313
finance<br />
Reputation ist ein immaterieller Wert und trotzdem monetär messbar.<br />
Das «reputational capital» eines börsennotierten Unternehmens wird<br />
definiert als der Betrag, um den der Marktwert den Liquidationswert<br />
übersteigt. Reputationsschäden können am nachhaltigen Absinken<br />
des Unternehmenswertes (Aktienkurs) abgelesen werden.<br />
Aber auch nicht börsennotierte Unternehmen können ihre Reputationsschäden<br />
messen. Beim aktuellen Fall des ADAC Deutschland, der bisher als<br />
«Club» die Rechtsform eines steuerbegünstigten, gemeinnützigen Vereins<br />
hatte, ist durch Fälschung von Statistiken und missbräuchliche Nutzung von<br />
Rettungshubschraubern ein massiver Reputationsschaden entstanden. Diesen<br />
wird man sehr bald messen können, wenn die Finanzbehörden dem Club<br />
die Gemeinnützigkeit aberkennen und der ADAC in Zukunft wie ein ganz normales<br />
Wirtschaftsunternehmen besteuert wird.<br />
Das Konzept eines wirkungsvollen Reputation Managements besteht aus fünf<br />
Teilen:<br />
1. Issue Management<br />
Dies umfasst Konzepte und Vorgehensweisen, um bestehende oder aufkeimende<br />
öffentliche Diskussionen (Was? Wer? Wo? Wie?), die in Relation zur<br />
eigenen Geschäftstätigkeit stehen, zu bewerten und richtig einzuordnen. Danach<br />
sind Aktionspläne zu entwickeln, um positive Diskussionen zu verstärken<br />
und negative abzuschwächen.<br />
Beispiel: Unilever hat frühzeitig die Hebelwirkung der Gesundheitsdiskussionen<br />
verstanden und ein fett- und cholesterinarmes Produktionsprogramm<br />
(Flora, Becel) aufgelegt.<br />
2. Öffentlichkeitsarbeit/Lobbyismus<br />
Hier wird konzeptionell festgelegt, wie die Kontakte<br />
zu den Regierungsstellen, Ministerien, NGOs,<br />
Verbänden und lokalen Gruppierungen aufgebaut<br />
und gepflegt werden, die einen besonderen Einfluss<br />
auf die Geschäftstätigkeit haben. In einer<br />
Matrix wird dokumentiert, welche dieser Organisationen<br />
für welchen Reputationsfaktor besonders<br />
wichtig ist.<br />
Beispiel: British Petroleum hat beim Thema Klimaschutz<br />
eng mit der US-Regierung und NGOs, wie<br />
zum Beispiel Green Peace, zusammengearbeitet<br />
und nachhaltige Lösungen für die Energieerzeugung<br />
erarbeitet. BP agiert heute sowohl im Hinblick<br />
auf die Reputation als auch auf den Profit weit<br />
vor seinen Wettbewerbern.<br />
3. Krisenmanagement<br />
Eine Reputationskrise ist definiert als ein virulent<br />
gewordenes Risiko für Führungskräfte, Mitarbeiter,<br />
Produkte, Strategie und Vermögenswerte, das<br />
den Markennamen und das Unternehmensimage<br />
bedroht, die normale Geschäftstätigkeit stört und<br />
negative Aufmerksamkeit erregt.<br />
Beispiel: Coca Cola war gezwungen, Millionen von<br />
Dosen und Flaschen aus europäischen Ländern<br />
zurückzurufen, nachdem bekannt geworden war,<br />
dass mehrere Menschen nach dem Genuss des<br />
Getränkes erkrankt waren. Das Unternehmen versuchte<br />
zunächst, zu vertuschen, und ging verspätet<br />
in eine Öffentlichkeitsoffensive. Der Aktienkurs<br />
stürzte ab und CEO Doug Ivester verlor wenig später<br />
wegen des missglückten Krisenmanagements<br />
seinen Job.<br />
4. Zusammenarbeit mit Medien<br />
Die meisten Unternehmen haben eine oder mehrere<br />
Stellen, die für die Unternehmenskommunikation<br />
mit Medien, Investoren und Analysten zuständig<br />
sind. Die Mitarbeiter dieser Stellen werden meist<br />
noch durch eine externe Agentur unterstützt. Medien<br />
haben einen sehr grossen Einfluss darauf, wie<br />
ein Unternehmen in der Öffentlichkeit wahrgenommen<br />
wird. Deshalb ist dieser Teil des Konzeptes<br />
von besonderer Bedeutung.<br />
Beispiel: Durch den undiplomatischen Umgang mit<br />
der Presse und durch ungeschickte Wortwahl führte<br />
der frühere Chef der Deutschen Bahn, Mehdorn,<br />
das Unternehmen von einer Reputationskrise zur<br />
314 | <strong>PRESTIGE</strong>
finance<br />
nächsten. Die Glaubwürdigkeit ist so beschädigt,<br />
dass heute kaum ein Kunde den Beteuerungen der<br />
neuen Unternehmensleitung glaubt, das Unternehmen<br />
würde in den nächsten Jahren schwarze Zahlen<br />
schreiben. Bei dem geplanten Börsengang wird<br />
sich dieses über Jahrzehnte betriebene schlechte<br />
Reputation Management rächen.<br />
5. Organisation<br />
In Bezug auf Reputation Management wird häufig beklagt, dass wichtige<br />
Teilaufgaben des Reputation Managements über das ganze Unternehmen<br />
verstreut sind. Fachleute plädieren deshalb für die Schaffung einer neuen<br />
Vorstandsposition, dem Chief Reputation Officer, unter dessen Leitung alle<br />
diese Teilaufgaben zusammengefasst sind. Die meisten Unternehmen sind<br />
davon noch weit entfernt.<br />
Aktionspläne entwickeln.<br />
The Luxury Way of Life | 315
finance<br />
Vertrauen<br />
erarbeiten<br />
Die Potenziale<br />
von Reputation<br />
Der Ruf eines Unternehmens ist eine heikle<br />
Angelegenheit. Es dauert üblicherweise<br />
lange, bis die Verantwortlichen es aufgebaut haben<br />
und auch nutzen können. Gleichzeitig kann es<br />
aber sehr schnell zerstört werden.<br />
Georg Lutz<br />
Bernhard Bauhofer ist ein Experte, der in der Schweiz Corporate Reputation<br />
Management bekannt gemacht und umgesetzt hat. Er ist<br />
Gründer und Managing Partner von Sparring Partners. Innerhalb von<br />
Reputation Management geht e s um die Sicht der Stakeholder auf<br />
das Unternehmen. Wir haben uns zum Interview getroffen, um die Wertigkeit<br />
von Reputation besser einordnen zu können.<br />
: Mit Reputationsmassnahmen will ich das Gesicht meines<br />
Unternehmens wahren. Wäre dies auch für Sie ein Einstieg, um sich dem<br />
Thema zu nähern?<br />
Bernhard Bauhofer: Das ist mir zu passiv formuliert. Reputation Management ist kein<br />
Luxusprojekt, sondern in der heutigen Zeit eine unternehmerische Notwendigkeit. Richtig<br />
eingesetzt und nachhaltig verfolgt, verschafft es den Unternehmen eine Grundlage, die das<br />
Gesicht des Unternehmens prägt. Mit Reputation Management verbessert man die Position<br />
als Arbeitgeber, als Kunde, Geschäftspartner und man demonstriert die nachhaltige Wertschöpfung<br />
und gesellschaftliche Verantwortung.<br />
Worin liegen die zentralen Unterschiede zwischen<br />
Image und Reputation?<br />
Imagekampagnen waren in den achtziger Jahren lange vor<br />
der Globalisierung und dem Internet und den Sozialen Medien<br />
ein populärer Weg, sich primär gegenüber Kunden und undifferenziert<br />
der Öffentlichkeit zu positionieren. Man agierte<br />
mit Behauptungen wie: «Wir sind die besten in der Branche,<br />
der attraktivste Arbeitgeber und haben die innovativsten Produkte…»<br />
Heute, im Zeitalter der Transparenz ist dieser Weg<br />
nicht mehr möglich. Alle Stakeholder sind besser informiert,<br />
sind vernetzt und tauschen kritische Informationen aus. Bei<br />
Reputation geht es um den Wert von Beziehungen, die sich<br />
im täglichen Miteinander konstituieren und erarbeitet werden<br />
müssen. Versprechen gegenüber Stakeholdern gilt es täglich<br />
einzulösen. Reputation Management ist das Management<br />
von Erwartungen. Wenn ich die an mich gestellten, bezie<br />
316 | <strong>PRESTIGE</strong>
finance<br />
Bei Reputation geht es nicht um schwammige Ethik, sondern um messbare Kriterien.<br />
hungsweise von mir bewusst geschürten Erwartungen erfülle oder übererfülle, habe ich eine<br />
intakte Reputation. Wenn ich mehrfach den vielfältigen Erwartungen nicht nachkomme, habe<br />
ich ein Reputations- und damit Glaubwürdigkeitsproblem.<br />
Warum hat das Thema Reputation im historischen Vergleich an Bedeutung<br />
gewonnen?<br />
Walk The Talk – sprich seinen Versprechungen auch Taten folgen zu lassen, war immer<br />
schon die Maxime für erfolgreiches Wirtschaften. Für den Patron war das schon immer<br />
klar. Heute in global präsenten Unternehmen, mit einer komplexen Organisation ist es<br />
viel schwieriger, diese Handlungsmaxime organisationsübergreifend durchzusetzen und<br />
zu kontrollieren. Die Überzeugung des Einzelnen alleine reicht nicht mehr aus. Es muss ein<br />
Code of Conduct entwickelt werden, aber auch klare Verhaltensrichtlinien und Kontrollen<br />
im Sinne des Risk Managements. Wenn heute vertrauliche Daten herausgegeben werden<br />
und in falsche Hände geraten, dann herrscht ein immenser Reputations- und wirtschaftlicher<br />
Schaden. Aus diesem Grund sprechen wir heute von einem systemischen Reputation<br />
Management.<br />
Im internationalen Umfeld spricht man von Corporate<br />
Social Responsibility (CSR), um die gesellschaftliche<br />
Verantwortung von Unternehmen zu<br />
skizzieren. Was steckt hinter diesem Begriff?<br />
Die wichtigste Aufgabe für ein Unternehmen ist Gewinn<br />
zu erwirtschaften. Wer keinen Gewinn erwirtschaftet, hat<br />
langfristig keine Existenzberechtigung. Subventionen oder<br />
Rettungen durch den Staat sind ein fataler Eingriff in die<br />
marktwirtschaftliche Ordnung unter dem Scheinargument<br />
«too big to fail». Heute geht es darum, Gewinn zu erwirtschaften<br />
und dabei nicht nur die Aktionäre, sprich Shareholder<br />
zufriedenzustellen, sondern mit allen Stakeholdern<br />
– Kunden, Mitarbeitern, Nichtregierungsorganisationen,<br />
Medien – eine Win-Win-Beziehung zu schmieden. Diese<br />
so genannten Stakeholder-Unternehmen sind in der Gesellschaft<br />
eingebettet und kommen ihrer gesellschaft<br />
The Luxury Way of Life | 317
finance<br />
Bernhard Bauhofer<br />
«Gesellschaftliche Verantwortung<br />
muss immer Bezug zum Geschäft<br />
und der Branche haben.»<br />
– Bernhard Bauhofer –<br />
lichen Verantwortung umfassend nach. Insofern gefällt mir<br />
der Begriff «Societal Responsibility» besser. Denn neben<br />
der sozialen Verantwortung ist die ökologische und wirtschaftliche<br />
Verantwortung gleichermassen wichtig.<br />
Springen wir in eine Branche, die in den letzten<br />
Jahren Reputationsverlust erlitten hat, die Finanzbranche.<br />
In «The Wolf of Wall Street» können<br />
wir das aktuell als Kinoerlebnis vor Augen führen.<br />
Was lief aus Ihrer Sicht falsch?<br />
Blenden wir mal die individuellen Verfehlungen aus und richten<br />
wir den Blick weg von kriminellen Machenschaften wie<br />
dem Ponzi-Scheme von Bernard L. Madoff, so sehen wir,<br />
dass das Finanzsystem sich fatalerweise von den Kunden<br />
und deren Interessen völlig distanziert hat und sich zu einem<br />
selbstreferenzierenden System entwickelt hat. Die Produkte<br />
und Dienstleistungen waren ausschliesslich darauf ausgerichtet,<br />
den eigenen Gewinn ins Absurde zu steigern. Die von<br />
dem ehemaligen Deutschen-Bank-Chef-Josef Ackermann<br />
geforderte Eigenkapitalrendite in Höhe von 25 Prozent ist symptomatisch für die Verfehlungen<br />
und diesen Zeitgeist. Schlussendlich herrscht eine Kollektivschuld, da wir alle der Gier<br />
erlegen sind.<br />
Im realen Leben gibt es im Gegensatz zum Film nicht die klare Trennung<br />
zwischen bad and good Guys. Lassen Sie mich ein Beispiel anführen. Nicht<br />
nur die Deutsche Bank stolpert von einem Skandal zum anderen (Libormanipulationen<br />
oder Spekulation mit Nahrungsmitteln). Sie ist gleichzeitig Mitglied<br />
der CSR-Gemeinde, wirbt mit ihrer aktiven Rolle im Global Compact<br />
der Vereinten Nationen und verspricht in ihren CSR-Reports, alle Kontakte<br />
zur «betting & gambling industry» zu vermeiden. Wie geht das zusammen?<br />
Das ist Whitewashing im besten Stil. Das Problem bei CSR und dem Global Compact der<br />
Vereinten Nationen ist, dass diese Richtlinien nicht verbindlich sind und sich jedes Unternehmen<br />
das Label auf die Fahne schreiben kann. Reputation Management bedeutet<br />
einen tiefgreifenden Eingriff in die Unternehmenskultur, bei den Banken in die Vergütung<br />
der Banker, Bonisysteme, ein Code of Conduct im Verhalten, Kontrollmechanismen im<br />
Risk Management, die Corporate Governance und damit die Gewaltenteilung im Unternehmen.<br />
Viele Unternehmenskrisen haben ihren Ursprung in Doppelfunktionen: Der CEO<br />
war gleichzeitig der Präsident des Aufsichtsorgans und hatte damit eine uneingeschränk<br />
318 | <strong>PRESTIGE</strong>
finance<br />
te Macht. Das war nicht nur in der Finanzbranche so. Die<br />
Hoffnung besteht, dass starke Regulierungen diese Art von<br />
Machtballung und – missbrauch künftig zu verhindern wissen,<br />
ohne eine Organisation überzuregulieren und damit zu<br />
lähmen. Einen grossen Aufholbedarf in Sachen Corporate<br />
Governance haben beispielsweise Vereine wie die FIFA<br />
oder der deutsche Automobilclub ADAC, die durch Zahlenmanipulationen<br />
und offensichtliche Korruptionsfälle mit<br />
einem Schlag seine Glaubwürdigkeit verspielt haben. Das<br />
lässt sich auch an konkreten Personen festmachen. Denken<br />
Sie nur an Daniel Vasella, der über viele Jahre hinweg<br />
ein Doppelmandat hatte.<br />
Über 5000 Unternehmen aus 130 Ländern beschwören<br />
im Rahmen des Global Compact ihre<br />
Bereitschaft, gesellschaftliche Verantwortung zu<br />
übernehmen. Klafft da nicht eine Lücke zwischen<br />
Anspruch und Wirklichkeit?<br />
Wie gesagt kann sich jedes Unternehmen schnell dieser<br />
Bewegung anschliessen. Die Vorgaben sind zu lax und<br />
nicht bindend. Was auf internationaler Ebene passiert,<br />
se hen wir auch am Kyoto-Protokoll. Ein Unternehmen,<br />
welches es mit der Umwelt, der gesellschaftlichen Verantwortung<br />
als Good Corporate Citizen ernst meint, entwickelt<br />
seine eigenen Standards und setzt Zeichen in der Unternehmenswelt<br />
und der Branche. Dort lässt sich die Ernsthaftigkeit<br />
ablesen.<br />
Sind die vielen Glanzbroschüren oft nicht nur<br />
symbolische Finten und Ausdruck von Widersprüchen<br />
in Globalisierungsprozessen?<br />
Ich habe nichts gegen Hochglanzbroschüren, wenn der Inhalt<br />
Substanz hat. Geschäftsberichte haben eine ungeheure<br />
Entwicklung genommen. Auf Druck von den Stakeholdern<br />
investieren Unternehmen massiv in die Verbesserung der<br />
Performance und die Kontrolle der Wertschöpfungskette.<br />
Corporate Volunteering und viele andere philanthropische<br />
Massnahmen sind keine CSR-Strategie, aber Ausdruck von<br />
einer Bereitschaft des Unternehmens, sich Goodwill zu erarbeiten.<br />
Wir haben es nicht nur mit symbolischen Aktionen<br />
zu tun?<br />
Gesellschaftliche Verantwortung muss immer Bezug zum<br />
Geschäft und der Branche haben. Ein Rohstoffunternehmen<br />
soll keine Almosen oder Geschenke verteilen, sondern<br />
die in der Wertschöpfung beteiligten Partner am sozialen<br />
und ökologisch nachhaltigen Erfolg partizipieren lassen.<br />
Dann können Sie uns jetzt sicher auch ein konkretes<br />
positives Beispiel verraten?<br />
Unser neuer Mandant IXE Group operiert im globalen Agrikulturbereich so: Die Anbauer<br />
werden fair entlöhnt, behalten ihre Identität und partizipieren an der Wertschöpfung. In der<br />
Schweiz gibt es in Sachen Nachhaltigkeit einige Vorzeigeunternehmen. Dazu zähle ich Zurich<br />
oder Swiss Re, die aufgrund der Natur des Versicherungsgeschäfts eine hohe Sensibilisierung<br />
gegenüber Risiken entwickelt haben. In der Maschinenindustrie hat sich Sulzer durch<br />
ein umfassendes Gesundheits- und Sicherheitsmanagement als Reputationsleader und<br />
vorbildlicher Arbeitgeber positioniert, der mit den Gewerkschaften Gesamtarbeitsverträge<br />
ausgehandelt hat.<br />
Springen wir auf die Ebene der Wirtschaftstheorie. Erfolgreiche Unternehmen<br />
spielen laut Joseph Schumpeter die Rolle von schöpferischen Zerstörern.<br />
Ist Reputation hier nicht eine nebensächliche Kuschelveranstaltung?<br />
Diese Quantensprünge sind für die Entwicklung der Ökonomie noch heute von zentraler<br />
Bedeutung für Wettbewerb und Fortschritt. Doch leider werden nicht mehr wettbewerbsfähige<br />
Unternehmen – auch durch den verzerrenden Eingriff des Staates – leider<br />
zu lange am Leben gehalten. Innovation im Stile von Apple hat viele Anbieter wie Sony<br />
oder Nokia aus dem Markt gedrängt. Und das ist gut so. Aber auch der Gewinner Apple ist<br />
mit komplett neuen Reputations-Herausforderungen konfrontiert, wie die Selbstmordflut<br />
beim Zulieferer Foxconn zeigte. Auch die massive Kritik an der zwar legalen, aber moralisch<br />
fragwürdigen Steueroptimierung des Konzerns kann selbst einem Kultunternehmen<br />
schaden. Apple wandert auf einem schmalen Grat und die zukünftigen Risiken schätze ich<br />
als gross ein.<br />
Korruptionswahrnehmungsindexes 2<strong>01</strong>3<br />
Den ersten Rang im Korruptionswahrnehmungsindex belegen Dänemark<br />
und Neuseeland, die 91 von 100 Punkten erhalten. Die rote<br />
Laterne haben Afghanistan, Nordkorea und Somalia mit nur gerade<br />
acht Punkten. Wie Transparency International Schweiz (TI) in einem<br />
Communiqué Ende 2<strong>01</strong>3 schreibt, haben zwei Drittel der 177 Länder<br />
im Index weniger als 50 der 100 möglichen Punkte erreicht.<br />
Auch die Schweiz dürfe nicht ruhen, hiess es. Mit 85 Punkten liege<br />
das Land zwar auf Platz sieben und gehöre nach wie vor zu den als<br />
sehr integer wahrgenommenen Ländern. Gegenüber 2<strong>01</strong>2 sei sie<br />
aber einen Rang zurückgefallen. Normalerweise steht die Schweiz<br />
bei wirtschaftlichen Indikatoren auf dem olympischen Treppchen.<br />
Es geht folglich nicht um eine karitative Unternehmensethik, sondern um<br />
die Anwendung ethischer Kategorien im Kerngeschäft und entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette?<br />
In Zeiten von Diversität und einer globalen Belegschaft mit kulturellen, religiösen und ethnischen<br />
Hintergründen ist eine Ethik nach unserem christlich geprägten Verständnis nicht<br />
mehr zeitgemäss und taugt nicht als ein einheitlich verbindlicher Verhaltenskodex. Überhaupt<br />
ist der Begriff Ethik viel zu schwammig. Beim Management von globalen Geschäften<br />
müssen messbare Kriterien angewendet werden, wie zum Beispiel die Ökobilanz, CO 2<br />
Ausstoss, aber auch klare Verbote ausgesprochen werden wie das Verbot von Kinderarbeit.<br />
Laxe Standards und ethische Leitsätze sind da nicht zielführend. Es braucht übergreifende<br />
Kontrollinstanzen, die bei Nichtbefolgung von Mindeststandards auch Sanktionen<br />
verhängen können, die schmerzhaft sind. Hier sind wir noch weit entfernt. Umso wichtiger<br />
sind global vernetzte Aktivisten, welche Druck auf die Sünder ausüben und so Veränderungen<br />
herbeiführen.<br />
The Luxury Way of Life | 319
finance<br />
Werte und Reputation können gelebt werden.<br />
Reputation<br />
gewinnt<br />
Vertrauen säen<br />
und überleben<br />
Professor Peter Link<br />
320 | <strong>PRESTIGE</strong>
finance<br />
Reputation und Unternehmenspolitik sind ein weites Feld. Vertrauen<br />
kann bekanntlich nur langsam aufgebaut, aber in der heutigen Kommunikationsgesellschaft<br />
sehr schnell zerstört werden. Im folgenden<br />
Schwerpunkt wagen wir eine Annäherung an das Thema Reputation.<br />
Den Anfang macht Professor Peter Link. Er ist als Direktor der Privaten Hochschule<br />
Wirtschaft PHW in Bern tätig.<br />
Ein Einleitungstext, quasi ein Vorspiel zu dem folgenden Schwerpunktthema<br />
Reputation in Unternehmensumwelten ist zugegebenermassen ein schwieriges<br />
Feld. Diese Thematik erlebe ich mit Referenten, Unternehmern, Politikern,<br />
Ethikern und Philosophen hautnah an Wirtschaftshochschulen. Es wird hart<br />
debattiert. Der Wert eines Dialogs lebt bekanntlich von der Vielfalt der konkurrierenden<br />
Meinungen.<br />
Wozu Reputation Management? Es existieren Stimmen, die Kapitalrendite<br />
als einziges Mass für den Erfolg einer Unternehmung sehen – diese in der<br />
Regel im Vergleich zum Branchendurchschnitt. Wir sprechen hier dann von<br />
Shareholder-Value. Zielgrösse Nummer eins scheint somit fast gefunden –<br />
doch wieder andere stellen die ergänzende Frage: «Entspricht Anstand noch<br />
dem Zeitgeist? Geht es nicht vielfach eher um Anschein statt Anstand?» Es<br />
gilt, alle Stakeholder im Auge zu behalten. Und schon bricht die Ethik- und<br />
Wertediskussion los. Erwartungen treffen und übertreffen ist moralisch ein<br />
hoch aufgeladenes Thema.<br />
Es ist messbar<br />
Versuchen wir eine etwas nüchterne Herangehensweise. Reputation bezeichnet<br />
in seiner Grundbedeutung den Leumund einer Unternehmung oder Organisation<br />
in einer breiten Öffentlichkeit. Sicher hat dies auch mit «corporate<br />
governance», wie das Thema gerne im internationalen Rahmen eingeführt<br />
wird, zu tun. Allerdings ist diese – je nach Nationalstaat – mit sehr unterschiedlichen<br />
gesetzlichen Grundlagen verknüpft. Bei Unternehmungen zählt<br />
demgegenüber die Reputation zu den immateriellen Vermögensgegenständen<br />
und diese sind auch messbar.<br />
Die Relation Marktwert-Buchwert ist die einfachste Messgrösse für den Wert<br />
des immateriellen Vermögens. Diese Rechnung ist einfach und bekannt und<br />
soll hier nicht weiter ausgeführt werden. Interessanter ist der vom Nobelpreisträger<br />
für Wirtschaft, James Tobin, entwickelte Quotient «Tobin’s q». Dieser<br />
setzt den Marktwert eines Vermögensgegenstandes in Bezug zu seinen Wiederbeschaffungskosten.<br />
Wenn q < 1 ist, dann ist der Marktwert dieses Vermögensgegenstandes,<br />
zum Beispiel eines Gebäudes, geringer als die Wiederbeschaffungskosten.<br />
Andererseits drückt ein q > 1 aus, dass der Marktwert<br />
des Vermögensgegenstandes grösser als die Wiederbeschaffungskosten ist.<br />
Bezogen auf das Thema Reputation von Unternehmungen<br />
trifft dies quasi gleichermassen zu.<br />
Ein hohes q reflektiert den Wert von Investitionen<br />
in «reputationsrelevante» Unternehmensbereiche.<br />
Wenn q sehr hoch ist, zum Beispiel 2, dann ist<br />
der Einsatz dieses Vermögensgegenstandes sehr<br />
rentabel. Im Gegensatz zu den Marktwert-Buchwert-Relationen<br />
liegen die Vorteile von «Tobin’s q»<br />
darin, dass die Effekte unterschiedlicher Abschreibungspraktiken<br />
neutralisiert werden. So lässt<br />
sich ein erster Schritt wie folgt zusammenfassen:<br />
«What you can measure, you can manage».<br />
Ganz andere Dimensionen<br />
Zunächst führe ich ein Beispiel ein, welches auf<br />
den ersten Blick nicht mit dem betriebswirtschaftlichen<br />
Thema Reputation zu tun hat. Anno 2000<br />
appellierte der damalige deutsche Bundeskanzler<br />
Gerhard Schröder an die Öffentlichkeit. Er rief zum<br />
«Aufstand der Anständigen» auf. Damals sollte ein<br />