08.09.2015 Views

PRESTIGE_01_2014_EMAG.pdf

  • No tags were found...

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

30<br />

LIMITED EDITION Spring 2<strong>01</strong>4<br />

www.prestigemedia.ch | CHF 10.–<br />

<strong>01</strong><br />

9 771662125004


– Vincent van Gogh –


www.sensai-cosmetics.com


LIFT REMODELLING EYE CREAM<br />

Tiefliegende, dunkle Augenschatten verschwinden zusehends<br />

LIFT REMODELLING EYE CREAM strafft die Haut.<br />

Für ein strahlend frisches Aussehen der Augenpartie.<br />

Dunkle Schatten vom inneren Augenwinkel bis zur Wange sind ein deutliches Zeichen von Verlust des<br />

Hautvolumens und der Mikrozirkulation. LIFT REMODELLING EYE CREAM bietet die neu entwickelte<br />

Micro - Mesh Uplifter Technologie. Sie baut die stützende Gewebestruktur von innen heraus effektiv auf.<br />

Mithilfe eines ergonomischen Massage -Spatels wird die Wirkung verstärkt. Für ein strahlend frisches<br />

Aussehen und modellierte Konturen im Augenbereich.<br />

Erleben Sie Ihre Schönheit. Mit SENSAI.


Finanzierung: Überschaubar.<br />

Nervenkitzel: Grenzenlos.<br />

Die neue C-Klasse. Jetzt zu besonders attraktiven Konditionen.<br />

Souverän im Auftritt. Einzigartig im Detail. Die neue C-Klasse überzeugt nicht nur mit ihrem sportlichen Design<br />

in effizienter Leichtbauweise, sondern auch durch zahlreiche innovative Assistenzsysteme – sowie einen<br />

grosszügig gestalteten Innenraum, der den Massstab ihrer Klasse neu definiert. Entdecken Sie die Vorteile<br />

der neuen C-Klasse und profitieren Sie von attraktiven Flottenkonditionen. Mehr Informationen erhalten Sie<br />

bei Ihrem Mercedes-Benz Partner oder unter www.mercedes-benz.ch/fleet<br />

Sondermodell C 200 «Swiss Star Edition» CHF 51 845.–<br />

Ihr Preisvorteil CHF 11 590.–<br />

Barkaufpreis CHF 40 255.– 1<br />

2,9 % Leasing ab CHF 325.–/Mt. 2<br />

Eine Marke der Daimler AG<br />

1<br />

C 200 «Swiss Star Edition», 1991 cm 3 , 182 PS (135 kW), Barkaufpreis CHF 40 255.– (Fahrzeugwert CHF 51 845.– abzüglich CHF 10 345.– Preisvorteil ergibt CHF 41 500.–, abzüglich 3 % Flottenrabatt). Verbrauch:<br />

5,3 l/100 km, CO 2 -Emission: 123 g/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 148 g/km), Energieeffizienz-Kategorie: C.<br />

2<br />

Leasingbeispiel: Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 10000 km/Jahr, eff. Jahreszinssatz: 2,94 %, 1. grosse Rate: CHF 8500.–, Leasingrate ab dem 2. Monat: CHF 325.–. Exklusive Ratenabsicherung PPI. Ein Angebot<br />

der Mercedes-Benz Financial Services Schweiz AG. Vollkaskoversicherung obligatorisch. Eine Kreditvergabe ist verboten, falls diese zu einer Überschuldung des Leasingnehmers führen kann. Änderungen vorbehalten.


Der Flottenrabatt von 3 % basiert auf einer Gesamt fuhrparkgrösse von 1 bis 7 Fahrzeugen. Angebot gültig für Unternehmen mit Handelsregistereintrag oder gültiger MwSt.-Nummer. Das Fahrzeug muss auf das<br />

Unternehmen oder auf einen flottenrabatt berechtigten Mitarbeiter immatrikuliert werden. Die Mindesthaltedauer beträgt 6 Monate. Abgebildetes Modell mit Sonderausstattungen: CHF 49 300.–. Alle Preise inkl. 8 %<br />

MwSt. Angebot gültig bis 30.06.2<strong>01</strong>4. Immatrikulation bis 31.12.2<strong>01</strong>4.


LES LÉGENDES DE BUGATTI<br />

" REMBRANDT BUGATTI"<br />

REMBRANDT BUGATTI EXHIBITION<br />

alte nationalgalerie, berlin · 28 march to 27 july 2<strong>01</strong>4<br />

www.bugatti.com · www.facebook.com/bugatti<br />

© Bugatti Automobiles S.A.S., 2<strong>01</strong>4<br />

Fuel consumption, l/100km: 37.2 in urban areas / 14.9 in extra urban areas / 23.1 combined; combined CO 2 emissions g/km: 539; efficiency class: G


GEHEN SIE MIT PASSION DURCH DEN SOMMER<br />

FERRARI 458 SPIDER<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) 11.8l/100 km;<br />

CO2-Emmissionen 275 g/km


inhalt<br />

Travel<br />

29 UBUD<br />

Balis spirituelles Zentrum<br />

34 Best Hideaways<br />

Amandari<br />

29<br />

36 Best Hideaways<br />

The Chedi Club - Tanah Gajah<br />

38 TAUCH-HOTSPOTS<br />

This is Underwater Love<br />

40<br />

40 RIO DE JANEIRO<br />

Futebol de Brasil<br />

46 SCHÖNE EINÖDEN<br />

Ab in die Wüste<br />

54 LUXEMBURG<br />

Klein, aber oho<br />

46<br />

Culture<br />

61 GOODBYE BABYFACE<br />

Leonardo DiCaprio<br />

67 RICHARD BRANSON<br />

Like a Virgin<br />

68 WORLD WIDE GIRLS<br />

Fashion around the World<br />

61<br />

72 MEYER LANSKY<br />

Der Bankier der Mafia<br />

78 KUNSTWELTEN<br />

Books & News<br />

80 BIRKIN & GAINSBOURG<br />

Je t’aimais<br />

82 REGISSEUR UND WINZER<br />

Francis Ford Coppola<br />

84 ANYA BARTELS-SUERMONDT<br />

Spanische Leidenschaft<br />

94 DAS TOR NACH LAPPLAND<br />

Kultur aus dem hohen Norden<br />

80<br />

18 | <strong>PRESTIGE</strong>


Big Bang Ferrari Ceramic Carbon.<br />

UNICO-Chronographenwerk mit<br />

Säulenrad. Eigenes Manufakturwerk.<br />

72 Stunden Gangreserve. Gehäuse<br />

aus polierter schwarzer Keramik<br />

und Lünette aus Karbonfaser.<br />

Gelber Zählzeiger und Minutenring.<br />

Einfach austauschbares Armband.<br />

Auf 1000 Exemplare limitierte Serie.<br />

BOUTIQUES<br />

GENEVE • GSTAAD • LUZERN<br />

twitter.com/hublot • facebook.com/hublot


inhalt<br />

Watches & Jewellery<br />

1<strong>01</strong> BASELWORLD<br />

Das Uhrenjahr 2<strong>01</strong>4<br />

118 Frank’s way<br />

Shooting by Gianni Pisano<br />

132 SCHMUCKUHREN<br />

Glitzernde Zeitmesser<br />

136 PERLEN<br />

Tränen des Meeres<br />

136<br />

140 FABERGÉ<br />

Der Hofjuwelier des Zaren<br />

143 GELBE DIAMANTEN<br />

Luxus trifft auf Wertanlage<br />

146 ANTIKE UHREN<br />

Frühe Genfer Uhren<br />

132<br />

Drive style<br />

151 GEBURTSSTUNDE EINES MYTHOS<br />

Silberpfeil<br />

156 KÖNIGSKINDER<br />

Sonderanfertigungen schneller Flitzer<br />

159 NIKI LAUDA<br />

Die Rennsportlegende<br />

162 LEINWANDFIEBER<br />

Gemalte Rennwagen<br />

168 AUTOMOBILMUSEEN<br />

Motorisierte Spurensuche<br />

172 GIRLS ON BIKES<br />

Fashion meets Scooter<br />

162 168<br />

20 | <strong>PRESTIGE</strong>


TIMELESS CLASSICS VON DAVIDOFF<br />

DAVIDOFF N°2 · DAVIDOFF 2000 · DAVIDOFF SPECIAL «R» ·<br />

IKONISCHE CIGARREN, DIE DEN GENUSSMOMENT ENTSCHEIDEND GEPRÄGT<br />

UND VEREDELT HABEN · PERFEKT BEI JEDER GELEGENHEIT · JEDERZEIT ·<br />

IHRE KOMPLEXEN, REICHHALTIGEN AROMEN UND GESCHMACKSNUANCEN<br />

BEWEISEN, DASS DIE ERLESENSTEN CIGARREN DER WELT FÜR SICH SELBST<br />

SPRECHEN ·<br />

VIVA SUBTLETY<br />

VIVA SOPHISTICATION<br />

davidoff.com


inhalt<br />

Fashion<br />

179 KUNST AM LEIB<br />

Art meets Fashion<br />

182 Fashion shortcuts<br />

184 Milano mia<br />

Shooting by Gianni Pisano<br />

196 MODEILLUSTRATION<br />

Fashion aus dem Handgelenk<br />

198 SPORTLICH UNTERWEGS<br />

Sporty Outfit<br />

202<br />

202 DER SPAZIERSTOCK<br />

Er läuft wieder<br />

209 PUNK And FASHION<br />

Vivien Westwood<br />

210 KUNSTVOLL UMSCHMEICHELT<br />

Edle Seiden-Accessoires<br />

208<br />

Beauty<br />

217 MÄNNERKOSMETIK<br />

Falten sind charismatisch<br />

222 ADRIANA TRIPA<br />

Die Imagemacherin<br />

224 WIE DUFTET 2<strong>01</strong>4?<br />

Duftreise nach Florenz<br />

228 EWIGE JUGEND<br />

Kurze Geschichte der Kosmetik<br />

228<br />

Living<br />

250<br />

237 TILLA THEUS<br />

Grande Dame der Architektur<br />

240 LIVING NEWS<br />

Vom Stuhl zur Leuchte<br />

242 KRISTALL DER KÖNIGE<br />

250 Jahre Baccarat<br />

246 ORDNUNGSSYSTEME<br />

Individuelle Schrankgestaltung<br />

250 RETO GUNTLI<br />

Der Star hinter der Kamera<br />

256 Das Wohnerlebnis 51° Spa<br />

Residences in Leukerbad<br />

262 ARCHITEKTENADEL<br />

Sir Norman Foster<br />

266 Luxusresidenz über davos<br />

Alpine Wellnessvilla<br />

242<br />

22 | <strong>PRESTIGE</strong>


ferragamo.com


inhalt<br />

Culinarium<br />

275 HAUTE CUISINE AUF SEE<br />

It’s Sea-Time<br />

282 BENNY PARTH<br />

Österreichs jüngster Haubenkoch<br />

275<br />

286 FOOD Shortcuts<br />

288 STARKOCH DER BRITEN<br />

Jamie Oliver<br />

282<br />

290 FOODBOOKS<br />

Schmackhafte Schmöker<br />

292 fussball passion<br />

Champagner in Brasilien<br />

Topevents<br />

297 MONTREUX JAZZ FESTIVAL<br />

It’s Jazz-Time<br />

302 ART BASEL<br />

Die Königin der Kunstmessen<br />

297<br />

Finance<br />

309 Auf der sicheren Seite<br />

Reputation Management<br />

312 Vertrauen erarbeiten<br />

Die Potenziale von Reputation<br />

316 Reputation Gewinnt<br />

Vertrauen säen und überleben<br />

320 Brücken bauen<br />

Der etwas andere Ansatz im globalen Agrarbusiness<br />

Kolumnen<br />

58 Vera Dillier – Wellnessen<br />

98 WILHELM GRUSDAT – Aus dem Leben eines Galeristen: Strandgut<br />

161 TAMARA WERNLI – Wie viel Sex-Appeal verströmen Sie?<br />

214 GABRIEL PALACIOS – Mit Gelassenheit attraktiv wirken!<br />

234 GÖTZ WINTER – Unter Frauen<br />

272 JÖRG SCHMITTSCHNEIDER - Wie weit wachsen die Türme?<br />

294 DJ ANTOINE – Das Leben ist zu kurz, um schlechten Champagner zu trinken!<br />

319 Thomas Hügli – Verantwortung ist bestes Reputation Management<br />

323 DR. CARSTEN PRIEBE – Biotech – Das Rennen um die Gene<br />

news<br />

109 Baroque Beaux-Arts<br />

144 Funkelnde Schmuckstücke<br />

160 Prestige styles Men<br />

2<strong>01</strong> Orange Meets Blue<br />

211 Bunter Frühling<br />

208 Prestige styles woman<br />

215 Black Trends<br />

221 Men’s care<br />

227 Spring Fragrance<br />

233 Nice To Have<br />

235 Happy Skin<br />

245 Schmückende Ornamentik 1<br />

249 Schmückende Ornamentik 2<br />

264 Design news<br />

324 Vorschau & Impressum<br />

24 | <strong>PRESTIGE</strong>


der schlüssel<br />

ZU EINEM<br />

AUFREGENDEN<br />

LEBEN.<br />

DAS ABSOLUTE GEGENTEIL VON geWÖhNlich<br />

Der NeUe maserati ghibli. ab chF 73’550.– | maserati-testDrive.ch<br />

DER NEUE MASERATI GHIBLI WIRD ANGETRIEBEN VON FORTSCHRITTLICHEN 3.0 LITER V6 MOTOREN MIT BIS zU 3<strong>01</strong> kW (410 PS)<br />

UND EINEM 8-GANG zF AUTOMATIkGETRIEBE. EBENSO IST EIN V6 TURBODIESEL MIT EINER LEISTUNG VON 202 kW (275 PS)<br />

SOWIE DAS INTELLIGENTE MASERATI Q4 ALLRADSYSTEM ERHÄLTLICH | ghibli.maserati.com<br />

* CO 2 ist das für die Erderwärmung hauptverantwortliche Treibhausgas; die mittlere CO 2 -Emission aller (markenübergreifend) angebotenen Fahrzeug typen in der Schweiz beträgt 153 g/km.


www.corum.ch<br />

TITANIUM BRIDGE, NEU INTERPRETIERT –<br />

AVANTGARDE DESIGN UND TECHNIK<br />

Bahnhofstrasse 33, www.meister-zurich.ch


«GESCHÄTZTE<br />

LESERINNEN,<br />

GESCHÄTZTE<br />

LESER»<br />

Wir begrüssen Sie zur Lektüre unserer Frühlingsausgabe. Spazieren<br />

Sie mit uns durch die Welt der Beautyprodukte, Fashionbrands,<br />

Kulturstätten und Motoren. Durch die Jahrhunderte kommen und<br />

gehen die Trends, aber eines der langlebigsten Accessoires ist eng<br />

verbunden mit der Geschichte des Luxus und der Mode – der Spazierstock.<br />

Seit geraumer Zeit wird der Stock wieder in die Hand genommen und erlebt<br />

ein Comeback im Kreis der Reichen und Berühmten. Ob George Clooney<br />

oder Brad Pitt, der Stock ist wieder Begleiter auf dem Parkett der Welt.<br />

Ein weiteres wichtiges Accessoire bzw. Schmuckstück ist und bleibt die Uhr.<br />

Welche neuen Trends uns auf der Baselword erwarten und welche Marke mit<br />

den besten Innovationen punkten kann, erfahren Sie von unserem Uhrenredaktor<br />

Gisbert Brunner. Stets am Puls der Zeit, präsentiert er die neusten<br />

Zeitmesser der Traditionshäuser.<br />

Wem gute Uhren oder die teuersten Autos der Welt nicht exklusiv genug<br />

sind, der lässt sich eben individuell etwas Hübsches anfertigen: Das Karosseriehandwerk<br />

erlebt derzeit eine Renaissance – nicht nur in feinen italienischen<br />

Edelschmieden, sondern auch bei den Automobilherstellern selbst.<br />

prESTIGE zeigt Ihnen fünf ganz besondere Beispiele.<br />

Doch auch die Damenwelt kommt in dieser Ausgabe nicht zu kurz: Sie erwarten<br />

Tipps für die nächsten Ferien, schmückende Diamanten und Perlen und<br />

die neusten Düfte des Jahres.<br />

Ring:<br />

Entworfen und handgefertigt<br />

in den Ateliers<br />

von Meister 1881 Zürich<br />

Lehnen Sie sich also genüsslich zurück, geniessen Sie die ersten Frühlingsboten<br />

und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende und informative<br />

Lesereise.<br />

Francesco J. Ciringione<br />

Verleger<br />

Yvonne Beck<br />

Chefredaktorin<br />

Bahnhofstrasse 33, T +41 (0)44 221 27 27<br />

www.meister-zurich.ch


TRAVEL<br />

29<br />

UBUD<br />

Balis spirituelles Zentrum<br />

34 Best Hideaways<br />

Amandari<br />

36 Best Hideaways<br />

The Chedi Club - Tanah Gajah<br />

38 TAUCH-HOTSPOTS<br />

This is Underwater Love<br />

40 RIO DE JANEIRO<br />

Futebol de Brasil<br />

46 SCHÖNE EINÖDEN<br />

Ab in die Wüste<br />

54 LUXEMBURG<br />

Klein, aber oho<br />

28 | <strong>PRESTIGE</strong>


Spirituelles Zentrum<br />

Balis<br />

Der Name «Ubud» bedeutet im Balinesischen «Medizin», benannt nach einem<br />

Kraut, das nahe dem Fluss Campuhan wächst. Einigen Einwohnern Ubuds werden<br />

besondere Heilkräfte zugeschrieben. Doch auch wer keinen traditionellen<br />

«Heiler» aufsucht, kann in Ubud neue Energie tanken.<br />

Yvonne Beck<br />

The Luxury Way of Life | 29


Das geschichtsträchtige Zentralbali ist berühmt für sein Handwerk<br />

und seine darstellenden Künste, Ubud ist unbestritten das kulturelle<br />

Zentrum der Insel. Schon in den 20er- und 30er-Jahren war Ubud<br />

für Künstler «the place to be» und ihre Popularität wächst ungebrochen. Die<br />

Stadt gehört – trotz ihrer geringen Grösse – zu den Top-Cities Asiens und<br />

der Hype, den der Bestseller «Eat Pray Love» ausgelöst hat, hat diesen Trend<br />

zusehends verstärkt.<br />

Eat, Pray, Love<br />

Julia Roberts spielt in «Eat Pray Love» eine Frau jenseits der 30 namens Elizabeth<br />

Gilbert. Eigentlich hat sie alles, was sie sich in ihrem jungen Leben nur<br />

wünschen kann: Erfolg im Job als Schriftstellerin, einen Mann, ein Haus. Und<br />

doch findet sie in dieser Konstellation keine Erfüllung. Nachdem sie sich von ihrem<br />

Mann scheiden lässt und eine weitere unglückliche Beziehung eingegan-<br />

gen ist, trifft sie eine weitreichende Entscheidung:<br />

Sie begibt sich auf eine einjährige Sinnsuche, um<br />

Leib und Seele wieder in Einklang zu bringen. Der<br />

Plan lautet daher schlicht: Eat, Pray, Love – wobei<br />

sie Letzteres nicht offiziell sucht. Also führt sie ihre<br />

Reise zunächst nach Italien (Eat), dann nach Indien<br />

(Pray), um schliesslich auf Bali zu enden (Love). Auf<br />

Bali oder genauer gesagt in Ubud, sucht sie einen<br />

Medizinmann auf, der sie an die wesentlichen Dinge<br />

des Lebens erinnert: Lächeln und Selbstliebe.<br />

«Eat Pray Love» beruht auf den Memoiren der echten<br />

Elizabeth Gilbert. Die Reisekasse bestand aus<br />

einem Vorschuss für das angekündigte Buch als<br />

Ergebnis ihrer tatsächlichen Sinnsuche in Italien,<br />

durch Indien und auf Bali. 158 Wochen stand das<br />

Buch in der «New-York-Times»-Bestseller-Liste.<br />

Ubud-Kenner und Bewohner kritisierten Gilberts<br />

30 | <strong>PRESTIGE</strong>


Buch, denn es liefere ein unvollständiges Bild von Ubud und seinen Bewohnern,<br />

von Tanz und Kunst der Region, den Wanderungen und Naturbeschaffenheiten.<br />

So gibt es beispielsweise keine Surfspots an der Nordküste und einen<br />

Traumstrand sucht man in der Nähe von Ubud auch vergeblich. Trotzdem<br />

fanden viele Menschen nach der Lektüre des Buches ihren Weg nach Ubud<br />

und wurden nicht enttäuscht, denn Ubud hat gerade jenseits der Hollywoodfiktion<br />

einfach etwas Magisches. Diese Magie sollte man also nicht 1:1 auf<br />

den Spuren Julia Roberts’ suchen, denn auch wenn man einige Charaktere<br />

des Films (s. Box Seite 33) wirklich in Ubud antreffen kann, sind diese Begegnungen<br />

eher ernüchternd statt erbauend. Besser ist es also, man macht<br />

sich selbst auf die Suche nach seinen ganz eigenen Ubud-Glücksmomenten.<br />

Traditionelle Heiler<br />

Sie werden «balian» genannt und spielen in der balinesischen Kultur eine sehr<br />

bedeutende Rolle. Sie behandeln körperliche und physische Krankheiten,<br />

entfernen Flüche und übermitteln Nachrichten der Vorfahren. Die etwa 8 000<br />

Balian sind die Grundpfeiler der medizinischen Versorgung in den Gemeinden.<br />

Für Touristen ist es nicht einfach, einen echten balinesischen Heiler zu<br />

finden und keinem Scharlatan aufzusitzen. Gute<br />

Hotels können jedoch weiterhelfen, eine Verabredung<br />

zu treffen und die passenden Opfergaben<br />

zu beschaffen, in die die Gebühr gesteckt wird.<br />

Balinesische Schamanen haben ihre Kenntnisse<br />

teils von einem Familienmitglied erworben, welches<br />

zu Lebzeiten selbst die Funktion eines Balians<br />

ausgeübt hatte. So haben sich die Balians seit<br />

Generationen auf die traditionelle Heilbehandlung<br />

spezialisiert. Da die Heiler ihr schamanisches Wissen<br />

nur an neue Mitglieder ihrer Gruppe weitergeben,<br />

erwuchsen den jeweiligen Mitgliedern dieser<br />

Gruppen freilich auch ganz unterschiedliche<br />

Fähigkeiten bezüglich der von ihnen praktizierten<br />

schamanischen Heilung. Ein Balian Tulang ist darauf<br />

spezialisiert, gebrochene Knochen zu richten<br />

oder Verstauchungen zu kurieren. Die Schamanen<br />

der Gruppe Balian Manak arbeiten als<br />

The Luxury Way of Life | 31


travel<br />

32 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

schamanische Geburtshelfer oder schamanische Hebammen. Wohingegen<br />

ein Balian Usada, die auch als «lesende Balians» bezeichnet werden, ihre<br />

Heilkräfte aus dem Besitz bestimmter Bücher, die sich mit der «traditionellen<br />

Heilkunde» oder mit schamanisch-magischen Techniken beschäftigen,<br />

beziehen. Diese Kraft wird vom Balian Usada durch Rezitieren von Mantras<br />

in Verbindung mit bestimmten Opferungen und Holy Water, das mit diesen<br />

Lontars (Bücher mit heiligen Texten auf Palmblättern geschrieben) in Kontakt<br />

gebracht wurde, auf andere Personen übertragen und zu Heilzwecken eingesetzt.<br />

Egal, zu welchem Heiler man sich begibt, man sollte nicht vergessen,<br />

dass die Behandlung stets in der Öffentlichkeit stattfindet und wahrscheinlich<br />

schmerzhaft ist. Tiefengewebsmassagen, das Stechen mit spitzen Stäben,<br />

Schröpfen oder das Ausspucken zerkauter Kräuter auf den Patienten gehören<br />

zur Behandlung einfach dazu.<br />

Viele Reiseveranstalter sind inzwischen auf den «Eat Pray Love»-Zug gesprungen:<br />

Es gibt Pauschalreisen inklusive Heiler- und Wahrsagerbesuche.<br />

Ein gut organisierter Gesundheits- und Glückstourismus. Doch auch wenn<br />

«Ubud» übersetzt «Medizin» heisst, finden die meisten ihr Heil wohl eher auf<br />

andere Art und Weise. Durch lange Wanderungen inmitten grüner Reisfelder,<br />

den Besuch einer klassischen Tanzveranstaltung oder einfach durch das<br />

ständige Lächeln der Einwohner – nirgends auf ganz Bali sind die Bewohner<br />

so freundlich wie hier. Eine Freundlichkeit, die nach und nach auf den Besucher<br />

abfährt und durch die man die wahre innere Heilung erfährt.<br />

Real existierende Figuren<br />

aus Eat Pray Love<br />

Ketut Liyer: Ketut ist klein und zusammengefaltet.<br />

Sein Alter wird auf etwa<br />

80 Jahre geschätzt. Und er ist inzwischen<br />

sehr prominent. Sein Spezialgebiet ist<br />

das «Palmreading», also Handlesen –<br />

samt Lebensberatung. Die Sprechzeiten<br />

wechseln und der alternde Ketut ist etwas<br />

gesundheitlich angeschlagen. 25 Dollar<br />

muss man für eine kurze Sitzung bezahlen.<br />

Für 20 weitere Dollar kann man sogar auf<br />

dem Liyer-Grundstück übernachten. Fast<br />

jeder Taxifahrer kennt inzwischen den Weg<br />

zu Ketut.<br />

Wayan Nurasih: Nurashi, ein weiterer Star<br />

aus dem Film, wohnt im Herzen Ubuds.<br />

In ihrem Laden können Besucher über<br />

ihre körperlichen Beschwerden und deren<br />

Behandlungen sprechen. Elixiere, Vitamindrinks<br />

und spezielle Rohkostdiäten<br />

stehen hoch im Kurs. Eine Therapie kann<br />

aber schnell über 50 Dollar kosten, daher<br />

sei Vorsicht geboten, bei dem, was man<br />

vereinbart.<br />

The Luxury Way of Life | 33


Best Hideaways<br />

1.<br />

Amandari<br />

F<br />

riedliche Geister», so lautet die Übersetzung des 1989 eröffneten Aman<br />

Resorts «Amandari», das im Herzen Balis in direkter Nachbarschaft zur<br />

Künstlergemeinde Ubud gegenüber des Dorfs Kedewatan liegt.<br />

Im Stil eines balinesischen Dorfes errichtet, schlängeln sich durch das Resort<br />

Gehwege aus Flussstein, vorüber an hohen Paras-Steinmauern der typisch<br />

lokalen Gebäude. Auch die Open-Air-Lobby wurde in ihrer Gestaltung einem<br />

«wantilan», dem typischen balinesischen Dorftreffpunkt, nachempfunden.<br />

Der Pfad, der durch das Amandari und das Tal zum Fluss hinabführt, ist heiliges<br />

Land. Über hunderte von Jahren hinweg haben Balineser zwei Mal im<br />

Jahr diesen Weg genommen, um hinab zu einem natürlichen Bassin mit heiligem<br />

Wasser zu gelangen. Oberhalb dieses aus Quellen gespeisten Beckens<br />

befinden sich drei Schreine sowie ein in den Felsen gemeisselter antiker Tiger.<br />

Suiten & Villen: Steinerne Zugangswege im balinesischen Stil führen zu<br />

Amandaris 30 ummauerten, schilfgedeckten Suiten. Allen Suiten gemeinsam<br />

sind ein eigener Garten im Innenhof und ein Wohnbereich mit wandhohen<br />

Glastüren, die sich nach drei Seiten zur üppig bewachsenen Umgebung öffnen.<br />

Sie sind alle aus lokalen Materialien gestaltet: Holz, Rattan und Kokosstämme.<br />

Direkt vor der Suite befindet sich ein Garten oder, in manchen Fällen,<br />

ein privater Swimmingpool.<br />

Schmuckstück des Resorts: Die Amandari Villa mit atemberaubendem<br />

Blick über das Ayung-Tal entfaltet sich auf einer Fläche von 1 728 Quadratmetern<br />

und besteht aus fünf Pavillons: drei alleinstehende Schlafzimmerpavillons<br />

im Terrassenstil, ein separater, vollständig verglaster<br />

Wohnpavillon sowie ein Pavillon für Küche und<br />

Personalunterkünfte. Ein Outdoor-Dining-Bale liegt<br />

inmitten schimmernder Teiche. Ein Garten sowie<br />

ein bepflanztes Deck umgeben den ausgedehnten<br />

zweistufigen Swimmingpool, der – ebenfalls als eine<br />

Referenz an die umgebenden Reisfelder – mit<br />

hellgrünen Kacheln verkleidet ist.<br />

Fürs Wohlbefinden: Umgeben von einem Lotusteich,<br />

scheint Amandaris Spa friedlich über dem<br />

Wasser zu schweben. Es bietet zwei Open-Air-<br />

Bales, einen Schönheitssalon, eine Sauna und<br />

einen Marmor-Dampfraum. Private Yoga-Stunden<br />

in einem reizvollen Outdoor-Setting sind bei<br />

Amandaris Yogalehrer buchbar. Für Abkühlung<br />

oder Bewegung sorgt Amandaris 32 Meter langer,<br />

smaragd-schimmernder Swimming Pool in atemberaubender<br />

Lage nah am Rande der Schlucht.<br />

Aktiv: Das Amandari bietet einige spektakuläre<br />

Touren an, darunter ein Spaziergang durch das<br />

Ayung-Tal, vorbei an heiligen Schreinen, Reisterrassen,<br />

Mango-, Kaffee- und Nelkenbäumen,<br />

bis hin zum Taman Burung-Vogelpark.<br />

34 | <strong>PRESTIGE</strong>


eachwear competence<br />

Kuttelgasse 7 (beim Rennweg) 80<strong>01</strong> Zürich • www.ta-bou.com


Rubriken<br />

Best Hideaways<br />

2.<br />

The Chedi Club – Tanah Gajah<br />

D<br />

ie Balinesen werden für ihre beeindruckende Fähigkeit bewundert,<br />

Schönheit und Anmut in alltäglichen Dingen zu würdigen. Hotelier Adrian<br />

Zecha liess sich von dieser Philosophie inspirieren, als er das Konzept für<br />

The Chedi Club Tanah Gajah entwickelte. Ursprünglich wurde das Gelände<br />

in den frühen 80er-Jahren von dem renommierten indonesischen Architekten<br />

und Innendesigner Hendra Hadiprana als Rückzugsort für seine Familie und<br />

Freunde entworfen. Heute steht der Chedi Club seinen Gästen als eine Oase<br />

der Ruhe, inmitten von insgesamt fünf Hektar grossen Reisfeldern, offen. Im<br />

Eingangsbereich sorgen mit Blumen geschmückte Skulpturen der Gottheit<br />

Ganesha für eine spirituelle Atmosphäre. Auf dem Gelände befinden sich Lotusteiche,<br />

Reflexionsbecken und private Villen.<br />

Suiten & Villen: Die Innenbereiche aller Unterkünfte fügen sich harmonisch<br />

in die Landschaft ein. Für jede Villa steht ein Butler zur Verfügung, der den<br />

Gästen beim Auspacken sowie am Pool zur Verfügung steht. Jede der 20 Villen<br />

und Suiten ist mit Kunstwerken der Privatsammlung Hendra Hadipranas<br />

ausgestattet.<br />

Schmuckstück des Resorts: Die 280 Quadratmeter grosse Poolvilla. Im<br />

privaten 10-Meter-Pool zu schwimmen und dabei auf grüne Reisfelder zu<br />

schauen, ist ein Erlebnis ganz besonderer Art. Die Offenheit zur Natur und<br />

dabei ein solch grosses Mass an Privatheit zu haben, sucht ihresgleichen.<br />

Hier wundert es nicht, dass es die meisten Gäste trotz der Nähe zu Ubud<br />

vorziehen, auf dem Resortgelände zu bleiben.<br />

Fürs Wohlbefinden: Nicht nur das Spa und die<br />

Swimmingpools tragen zum allgemeinen Wohlbefinden<br />

bei, sondern auch der neue Chefkoch<br />

Khairudin «Dean» Nor. Das weitreichende Angebot<br />

an Biogemüse, die umliegenden Fischteiche<br />

und die Reisfelder liefern Dean Inspiration und<br />

Ingredienzen sozusagen auf dem Silbertablett.<br />

«Einfach und elegant», so bezeichnet Chefkoch<br />

Dean seine aktuelle Auswahl an Gerichten: Auf der<br />

Vorspeisenkarte stehen Kreationen wie Sop Buntut<br />

Oxschwanz Suppe und roter Bio-Quinoasalat,<br />

als Hauptspeise werden gebratener Riesenseebarsch,<br />

Entenbeinconfit oder Tournedos Rossini<br />

angeboten und als Dessert kreative Leckereien wie<br />

kalte Ananassuppe und Maracujafruchtmousse.<br />

Aktiv: Exklusiv für Gäste des The Chedi Club Tanah<br />

Gajah öffnet die Familie Hadiprana, bekannt<br />

als Sammler und Mäzene indonesischer Kunst, die<br />

Tore ihres privaten Anwesens Duadari.<br />

Für die Teilnahme an den «Art Expressions» sind<br />

keine Vorkenntnisse zur Verwendung von Acrylfarben<br />

vonnöten, denn es steht ein professioneller,<br />

einheimischer Künstler bereit, der bei Bedarf den<br />

Kunstinteressierten Hilfestellungen bietet.<br />

36 | <strong>PRESTIGE</strong>


Für mein romantisches Rendezvous:<br />

Pop und klassische Liebeslieder<br />

Für mein Couture-Einkaufserlebnis:<br />

Die neuesten Kollektionen vom Laufsteg<br />

Musik- und Visuellunterhaltung<br />

für jede Stimmung.<br />

Ich bin nicht die gleiche Person bei jedem<br />

Flug. Meine Welt ist luxuriös und ich lebe<br />

meine Stimmungswechsel. Eine persönliche<br />

Begleitung durch das Check-in und die<br />

Passkontrolle an Bangkoks Flughafen Suvarnabhumi<br />

geniesse ich immer, auch werde ich<br />

dort mit einer Spa-Behandlung verwöhnt.<br />

An Bord, eine erlesene Gourmetselektion,<br />

Privatsphäre-Optionen mit dem zum bequemen<br />

Bett wandelbaren Sitz und immer neuesten<br />

Unterhaltungsprogramm, was möchte ich<br />

heute? Das muss ich jetzt noch nicht entscheiden.<br />

An Bord der Royal First Klasse wähle ich,<br />

was und wann ich will. Ich fliege THAI.<br />

Information und Reservation: T 044 215 65 00, www.thaiair.ch,<br />

reservation@thaiair.ch oder in jedem Reisebüro.


travel<br />

This is<br />

Underwater<br />

Love<br />

Hotspots<br />

für Tauchen<br />

und Schnorcheln<br />

Angeblich ist das Weltall besser erforscht als das Meer.<br />

Dabei üben die Ozeane schon immer grösste<br />

Faszination auf den Menschen aus. Sicher ein Grund,<br />

weshalb viele Reisende es lieben, die Unterwasserwelt<br />

rund um den Globus genauer zu ergründen. Hier einige<br />

Hotspots, an denen sich wunderbar unberührte Riffe,<br />

farbenprächtige Korallen sowie kleine und grosse<br />

Meeresbewohner entdecken lassen.<br />

Lilly Steffen<br />

38 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

Französisch Polynesien – Bora Bora<br />

Da die Hauptinsel Bora Bora nahezu komplett von einer<br />

Lagune umgeben ist, können sich Unterwasserfreunde auf ein<br />

ungestörtes Revier freuen. Besonders beliebt sind Tauchgänge<br />

zu Mantarochen, denn die grössten ihrer Art weltweit sind hier<br />

beheimatet. Daneben lassen sich Delfine, verschiedene Haiarten<br />

sowie Buckelwale sehen. Kurz: ein Unterwasser «Grand<br />

Canyon» in der Südsee.<br />

Cook Islands – Rarotonga<br />

Wal- oder Hammerhaibegegnungen sind auf der grössten der<br />

Cook Islands keine Seltenheit. Durch die Bodenbeschaffenheit<br />

des Riffes um Rarotonga ist es möglich, Multilevel-Tauchgänge<br />

zu unternehmen. Die Sichtweite liegt dabei durchschnittlich<br />

bei 20 bis 30 Metern. Adlerrochen-, Hai- und zahlreiche Schildkrötenbegegnungen<br />

sind hier keine Seltenheit.<br />

Indonesien – Pemuteran<br />

Dieser kleine Ort im Nordosten von Bali gilt immer noch als<br />

Insidertipp unter den Bali-Urlaubern. Bei Tauchern dagegen ist<br />

Pemuteran weltweit bekannt – vor allem durch die vorgelagerte<br />

Insel Mejangan. Hier fühlt man sich, als ob man in ein wunderschönes<br />

Aquarium eintaucht.<br />

Mauritius<br />

Fast um die ganze Insel, die etwa 900 Kilometer östlich von<br />

Madagaskar liegt, verläuft ein Korallenriff. Daher eignen sich<br />

die rund 40 Tauchspots von zehn bis 30 Metern Tiefe sowohl<br />

für Anfänger als auch für Profis. Von farbenprächtigen<br />

Fischen bis hin zu Grotten und alten Wracks wird Tauchern und<br />

Schnorchlern einiges geboten.<br />

Tansania – Sansibar<br />

Der halbautonome Inselstaat birgt eine faszinierende Unterwasserwelt<br />

mit zahlreichen unberührten Riffen mit Barrakudas,<br />

Meeresschildkröten und tropischen Rifffischen. Bei einer Sicht<br />

bis zu 30 Metern lassen sich gigantische Farn- und Brain-<br />

Korallen, Skorpionfische und Seepferdchen entdecken. Die<br />

einsamen Strände und Tauchreviere sind einfach faszinierend.<br />

Vanuatu – Port Vila<br />

Es heisst, dass auf Vanuatu die glücklichsten Menschen leben.<br />

Auf alle Fälle zählt das melanesische Archipel zu den unkonventionelleren<br />

Pazifikinseln und bietet Unterwasserfreunden<br />

abenteuerliche Tauchreviere. Denn neben Steilwänden und<br />

Höhlen sind bei Tauchern auch Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg<br />

beliebt, wie das der Star of Russia.<br />

Fidschi – Viti Levu<br />

Die vulkanische Hauptinsel der Fidschi-Gruppe besticht durch<br />

kristallklares Wasser, welches Schnorchler verzückt, und<br />

weisse Sandstrände. Viti Levu ist eher ein Geheimtipp, denn<br />

noch nicht alle Tauchplätze sind bereits kartografiert. Legendär<br />

ist hier ein Tauchgang zum Shark Reef, wo man Bullen- und<br />

Tigerhaien begegnen kann.<br />

Fidschi – Taveuni Island<br />

Was das weltbekannte Great Barrier Reef für Australien ist,<br />

ist das Rainbow Reef für Fidschi, das bei Taveuni Island liegt.<br />

Wie der Name verrät, erwartet Tauchern eine schillernde<br />

Farbenpracht unter Wasser: knallbunte Hart- und Weichkorallen<br />

und unzählige Fische in kräftigen Farben wie Anemonenoder<br />

Feuerfische.<br />

Indonesien – Bunaken<br />

Der Bunaken National Marine Park lässt jedes Taucherherz<br />

höherschlagen. Der Unterwassernationalpark, der sich über<br />

mehrere Inseln erstreckt und unter Naturschutz steht, ist<br />

bekannt für seine schön bewachsenen Steilwände und den<br />

grossen Artenreichtum an tropischen Fischen wie Schwarmfische,<br />

Napoleon-Lippfische oder andere Rifffische.<br />

The Luxury Way of Life | 39


travel<br />

Futebol<br />

de Brasil<br />

Welcome to<br />

Pelé, Ronaldo, Rivaldo, Ronaldinho und Kaká heissen<br />

die Helden des Landes. In diesem Jahr zur WM<br />

werden die Kicker einmal mehr zu Nationalheiligen.<br />

Yvonne Beck<br />

Überall in Brasilien wird auf jedem nur erdenklichen Platz Fussball gespielt.<br />

Besonders in den Armenvierteln. Denn so manches Kind in<br />

zerfetzten Hosen wurde durch die runde Lederkugel in die Spitzenclubs<br />

der Welt gehievt. Viele hoffen, einmal den Weg eines Ronaldos<br />

gehen zu können und durch Dynamik, Schnelligkeit und Dribbel-Attacken die<br />

starre Ordnung der Gegener und der Welt aus den Reihen zu bringen und<br />

auszutricksen.<br />

Jeitinho Brasileiro<br />

Gerade der Fussball zeigt einen wichtigen Zug der Seele Brasiliens auf, nämlich<br />

den der Kreativität. Die Brasilianer haben zum Überleben äusserst listige<br />

Auswege entwickelt. Der berühmte «jeitinho brasileiro» ist das hochsensible<br />

Geschick oder der Instinkt der Brasilianer, mit Alltagssituationen und<br />

40 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 41


travel<br />

Hindernissen fertig zu werden. Und dabei niemals ihre Lebensfreude, ihren<br />

Enthusiasmus oder scheinbare Leichtigkeit zu verlieren. Für jede scheinbar<br />

noch so aussichtslose, unangenehme oder kniffelige Situation finden die Brasilianer<br />

einen gerissenen Kniff, mit dem sie sich weiterboxen. Auf kreative<br />

Weise «umdribbeln» sie so jede Hürde und jeden Gegner. Als in Brasilien die<br />

Anschnallpflicht eingeführt wurde und sich nicht jeder die Umrüstung des<br />

eigenen Autos leisten konnte, kaufte man sich einfach<br />

ein T-Shirt mit aufgedrucktem Gurt. «O jeito<br />

de ser brasileiro» – der Trick, ein Brasilianer zu<br />

sein. Auf dem grünen Rasen heisst dies, seinen<br />

Gegner zu täuschen, zu verwirren und schliesslich<br />

überraschend zu besiegen. Das alles gewürzt<br />

42 | <strong>PRESTIGE</strong>


ENGINEERED TO EXCITE<br />

pirelli.ch<br />

BENZINGUTSCHEIN<br />

IM WERT VON<br />

CHF 40.–<br />

vom 15.3. bis 30.4.2<strong>01</strong>4*<br />

TECHNOLOGIE – MIT DEN FÜHRENDEN<br />

FAHRZEUGHERSTELLERN ENTWICKELT –<br />

UM DIE LEISTUNG IHRES FAHRZEUGES<br />

ZU STEIGERN.<br />

*Beim Kauf von vier Pirelli PKW oder SUV Sommerreifen ab 17 Zoll oder Winterreifen ab 16 Zoll beim teilnehmenden Händler vom 15.03. bis 30.04.2<strong>01</strong>4<br />

und deren Registrierung im P ZERO CLUB. Details und Teilnahmebedingungen unter pirelli.ch, Rubrik P ZERO CLUB.


travel<br />

«Ronaldinho hat Talent<br />

und Grazie und macht<br />

zudem mit seinem<br />

Lächeln den Fussball<br />

noch schöner.»<br />

– Michel Platini –<br />

Ronaldinho<br />

mit einer Portion Schlitzohrigkeit, Verspieltheit und guter Laune. Es geht also<br />

darum, den Widersacher auf elegante Weise zu schlagen.<br />

Doch Fussball repräsentiert nicht nur die Mentalität der Brasilianer, sondern<br />

ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 800 Fussballclubs, 13 000 Amateurvereine<br />

und über 300 Stadien, in denen jedes Jahr etwa 32 Millionen<br />

US-Dollar umgesetzt werden, nennt das Land sein Eigen. Zudem ist Fussball<br />

für dieses Land ein wichtiges Kommunika tionsmittel, das durch alle Schichten<br />

hindurch greift und Gespräche auch mit Wildfremden<br />

möglich macht. Die WM 2<strong>01</strong>4 wird einmal<br />

mehr zeigen, dass Sport verbindet.<br />

Was man gesehen haben sollte<br />

Rio de Janeiro: die Metropole am Zuckerhut. Brasilianer<br />

nennen sie liebevoll «Cidade maravilhosa» –<br />

wundervolle Stadt. Kilometerlange Sandstrände,<br />

44 | <strong>PRESTIGE</strong>


Travel<br />

malerische Buchten und das Grün des Tijuca-Parks machen die Stadt zu<br />

einer der schönsten Metropolen Südamerikas. Die Reichen und Schönen der<br />

Stadt tummeln sich immer noch in Ipanema.<br />

Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand Ipanema aus wenigen über die<br />

Buchten verstreuten Sommerhäuser. Später bauten mehr und mehr Familien<br />

der wohlhabenden Oberschicht Rios bevorzugt ihre Villen in Ipanema. Seit<br />

den 70er-Jahren wurden die pompösen Villen jedoch mehr und mehr durch<br />

einfallslose Hochhäuser ersetzt. Die Bewohner blieben jedoch ihrem Viertel<br />

treu und so lässt sich auch heute noch perfekt Essen gehen, ausgehen und<br />

einkaufen. Etwas exklusiver als Ipanema geht es jedoch im benachbarten<br />

Stadtteil Leblon zu. Gourmet-Restaurants und Edelboutiquen finden hier ihr<br />

Publikum. Hier hat auch das Sheraton seine Lager aufgeschlagen, da private<br />

Strände in Brasilien verboten sind, muss das Hotel seinen «Hausstrand» mit<br />

den Bewohnern der nahen Favela teilen, was jedoch problemlos gelingt. Auch<br />

das ist eben Brasilien und sein berühmtes «jeitinho brasileiro».<br />

Edelsteine & schwarzes Gold<br />

Brasilien ist der weltweit grösste Edelstein lieferant.<br />

In Ipanema haben die beiden Schmuck riesen<br />

Amsterdam Sauer und Hans Stern ihre Firmenzentralen.<br />

Das Hans Stern Museum zeigt eine<br />

faszinierende Sammlung grösstenteils unverkäuflicher<br />

Schmuckstücke und bietet mehrsprachige<br />

Führungen durch Werkstätten der Goldschmiede<br />

an. Das Museum Amsterdam Sauer hingegen<br />

zeigt den Nachbau eines Aquamarin-Bergwerks.<br />

Wer sich näher für Edelsteine interessiert, dem ist<br />

ein Ausflug nach Diamantina empfohlen. Ein Ort<br />

der besonderen Art, um den sich viele Sagen und<br />

Geschichten drehen. Hier wurden das erste Mal im<br />

17. Jahrhundert grössere Vorkommen von Edelsteinen<br />

gefunden. Dadurch stieg die Stadt schnell zum<br />

internationalen Handels- und Kunstzentrum auf.<br />

WHILE STOCK LASTS.<br />

* TEILNAHME-CODES IN ALLEN AKTUELLEN AKTIONS-PACKS. SOLANGE VORRAT. KOSTENLOSER CODE: CAMEL, POSTFACH, 6252 DAGMERSELLEN.<br />

PROMOTIONSENDE: 05.05.2<strong>01</strong>4. WEITERE INFOS UND TEILNAHMEBEDINGUNGEN AUF CAMEL.CH


AB in<br />

DIE<br />

Wüste<br />

SCHÖNE EINÖDE<br />

Schroffe Felsformationen, staubige Steppen<br />

und salzige Einöden – verschiedenste Wüstenarten<br />

finden sich auf unserem Planeten. Eins aber haben<br />

alle gemeinsam: Ihre einzigartige Natur bringt<br />

globetrotter dazu, so manche Strapazen auf sich<br />

zu nehmen, um diese Schönheit zu bestaunen.<br />

Egal ob sandig, sonnig oder steinig, faszinierend<br />

sind Wüsten auf jeden Fall.<br />

Lilly Steffen


travel<br />

Es ist besser,<br />

in<br />

Die Sahara im Norden Afrikas<br />

Berühmt ist die Sahara vor allem für ihre sandigen Dünen, die allerdings nur<br />

ein Fünftel der Gesamtfläche der weltgrössten Trockenwüste ausmachen. Mit<br />

ihren Stein-, Fels- und Kies- beziehungsweise Geröllwüsten bietet sie dem<br />

Besucher ein grosses Spektrum verschiedenster Ödlandschaften. Dabei<br />

ist die Sahara mit einer Fläche von neun Millionen Quadratkilometern etwa<br />

218-mal so gross wie die Schweiz.<br />

einer Wüste<br />

wach zu sein,


travel<br />

Sossusvlei in Namibia<br />

Das Sossusvlei liegt inmitten der Namibwüste, deren Sanddünen mit mehr als<br />

350 Metern zu den höchsten der Welt gehören. Das beige «Vlei», eine Salztonebene,<br />

hebt sich deutlich vom umgebenden orangefarbenen Sand ab, der<br />

seine Farbe einer hohen Eisenoxidkonzentration verdankt. Tipp: Kurz nach<br />

Sonnenaufgang sind die Dünen besonders schön rot.<br />

48 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

als in einem<br />

Wadi Rum in Jordanien<br />

Das Wadi Rum, auch «Tal des Mondes» genannt, war Schauplatz im Buch<br />

«Die sieben Säulen der Weisheit» des britischen Offiziers Thomas Edward<br />

Lawrence und bot dem Film «Lawrence von Arabien» einen aussergewöhnlichen<br />

Drehort. Die faszinierenden Felswände aus Sandstein und Granit<br />

machten das Wadi Rum zum UNESCO-Welterbe.<br />

The Luxury Way of Life | 49


travel<br />

Salar de Uyuni in Bolivien (oben)<br />

Mit mehr als 10 000 Quadratkilometern ist der Salar de Uyuni der grösste<br />

ausgetrocknete Salzsee der Welt. Nur noch teilweise ist das Gebiet, dessen<br />

Salzkruste vor über 10 000 Jahren durch das Austrocknen eines Palöosees<br />

entstand, mit Wasser bedeckt. Sehenswert ist auch der Eisenbahnfriedhof<br />

am Rande des Salar südlich von Uyuni mit seinen über einhundert Jahre alten<br />

Zügen. Sicherlich eines der schönsten Ziele Südamerikas, welches man nicht<br />

verpassen sollte.<br />

The Pinnacles in Australien (links)<br />

Die von Wetter und Erosion geformten Felstürme, genannt «The Pinnacles»,<br />

sind die Hauptattraktion des Nambung-Nationalparks im Westen Australiens.<br />

Die Kalksteintürme, umgeben von gelben Sanddünen, entstanden über Millionen<br />

von Jahren und sind die Überreste einer Zeit, in der die Landschaft<br />

noch Teil des Meeresbodens war. Tausende von ihnen sind über die Wüste<br />

verstreut und verleihen dem Ort ein ausserirdisches Flair. Einfach atemberaubend<br />

für Naturfans.


travel<br />

Weisse Wüste in Ägypten<br />

Die Kalksteinformationen der Weissen Wüste regen die Fantasie eines jeden<br />

Besuchers der Region nördlich der Oase Farafra an. Das Gebiet ist ein beeindruckender<br />

natürlicher Skulpturenpark, dessen Gesteinsformen an Pilze,<br />

an ein Huhn unter einem Baum oder den Kopf einer Sphinx erinnern. Die<br />

Weisse Wüste war einst der Grund des Meeresbodens und ist sicher eine der<br />

schönsten Wüsten der Welt.<br />

Paradies<br />

The Luxury Way of Life | 51


travel<br />

Painted Desert in den USA<br />

Die Painted Desert besticht vor allem durch die sogenannten Badlands:<br />

schroffe, teils stark verwitterte Gesteinsformationen, die sich in vielen verschiedenen<br />

Schichten in den Himmel erheben. Vor allem die unterschiedlichen<br />

Farbtöne des Gesteins stechen hervor: Rot- und Gelbtöne überwiegen<br />

neben selteneren weissen und dunklen Schichten. Die Reise nach Arizona<br />

lohnt sich allein schon aufgrund dieser Felsen, die fast schon «bunt» wirken,<br />

was besonders gut bei Sonnenuntergang zur Geltung kommt.<br />

zu schlafen.<br />

52 | <strong>PRESTIGE</strong>


FUNCTIONALITY IS PART<br />

OF OUR FAMILY.<br />

SWISS CHAMP<br />

TIMEPIECES<br />

TRAVEL GEAR<br />

FASHION<br />

FRAGRANCES<br />

LONDON | DÜSSELDORF | COLOGNE | GENEVA | ZURICH AIRPORT | BRUNNEN<br />

NEW YORK | LOS ANGELES | BOSTON | SEATTLE | TORONTO | TOKYO | HONG KONG | SHANGHAI<br />

SWISS ARMY KNIVES CUTLERY TIMEPIECES TRAVEL GEAR FASHION FRAGRANCES I WWW.VICTORINOX.COM


Travel<br />

Melancholische Momente einer Beziehung, die von Ort zu Ort zog.<br />

«Luxemburg: multikulturell,<br />

mehrsprachig, kreativ<br />

und vielfältig!»<br />

54 | <strong>PRESTIGE</strong>


Travel<br />

«Klein, aber oho»<br />

Luxemburg<br />

Luxemburg ist einer der kleinsten Flächenstaaten<br />

der Erde und nach Malta das zweitkleinste Mitglied<br />

der Europäischen Union. Trotz seiner geringen<br />

Grösse übertrifft die wirtschaftliche Bedeutung<br />

des Landes allerdings viele weitaus grössere<br />

und bevölkerungsreichere Staaten in der EU.<br />

Lilly Steffen<br />

Doch nicht nur wirtschaftlich hat Luxemburg einiges zu bieten, auch<br />

kulturell gibt es einiges zu entdecken. Überall in der Stadt gibt es Museen,<br />

Theater und Veranstaltungssäle, die sowohl Besucher als auch<br />

Künstler jeder Stilrichtung anziehen. Im Zentrum des Landes leben<br />

Menschen von nicht weniger als 150 verschiedenen Nationalitäten. Sie sind<br />

es, die der Stadt ihre ganz besondere Ausstrahlung verleihen: multikulturell,<br />

mehrsprachig, kreativ und vielfältig.<br />

Stadt der Kontraste<br />

Nirgendwo anders harmonieren zeitgenössische Bauten so subtil mit den Ruinen<br />

ehemaliger Burgen und Schlösser. Bereits seit 1994 gehört die Altstadt<br />

Luxemburgs mit ihren historischen Stadtvierteln zum UNESCO-Weltkulturerbe.<br />

Dieser städtische Komplex vereint auf ganz eigene Weise den mittelalterlichen,<br />

klassischen und modernen Stil. Mit ihren verschlungenen Tälern,<br />

ihren Wasserläufen, ihren Brücken und ihrer majestätischen Architektur spiegelt<br />

die Altstadt von Luxemburg die typischen Bauformen des Landes wider.<br />

Ultramoderne Gebäude fügen sich nahtlos in das ursprüngliche Stadtbild ein,<br />

welches Zeuge einer bewegten Vergangenheit ist. Kurzum: Luxemburg ist<br />

eine moderne Stadt mit tief reichenden Wurzeln.<br />

Die Spuren der Vergangenheit verschmelzen mit der heutigen Welt, die in<br />

steter Bewegung ist. Diese gekonnte Mischung ist einer der Bestandteile,<br />

welche die Identität dieser Stadt ausmachen: ein Begegnungsort der Kulturen<br />

mit einer bewegten historischen Vergangenheit. Mit ihrer strategischen<br />

Lage zwischen dem Königreich Frankreich und dem deutschen Kaiserreich<br />

war die Festung Luxemburg ab dem 16. Jahrhundert<br />

und bis zum Jahr 1867, als die Schleifung der<br />

Festung beschlossen wurde, einer der wichtigsten<br />

Bollwerke Europas.<br />

Der Geschichte auf der Spur<br />

Diese Festungsanlagen sind, bedingt durch den<br />

steten Wechsel der in Luxemburg anwesenden<br />

europäischen Mächte (die Kaiser des Heiligen Römischen<br />

Reiches, die Burgunder, die Habsburger,<br />

die spanischen und französischen Könige und<br />

schliesslich die Preussen), eine militärarchitektonische<br />

Zusammenfassung von mehreren Jahrhunderten.<br />

Die grössten Festungsbaumeister, die<br />

aus allen Himmelsrichtungen Europas kamen, wie<br />

zum Beispiel Vauban, haben ihren Handdruck in<br />

dieser einst als Gibraltar des Nordens bezeichneten<br />

Festung hinterlassen.<br />

Die Militär- und Zivilgebäude, die in einer atemberaubenden,<br />

natürlichen Umgebung entstanden<br />

sind, bilden den architektonischen Rahmen der<br />

Altstadt. Dieses erkundet der Besucher sowohl<br />

in den Kasematten, als auch an der entlang der<br />

Wehrmauer sich schlängelnden Flaniermeile<br />

The Luxury Way of Life | 55


Travel<br />

Oberauer Stausee. © Ministère du Tourisme<br />

Springprozession, Echternach. © Peuky Barone-Wagener/ONT<br />

Echternacher<br />

Springprozession<br />

Jedes Jahr am Pfingstdienstag versammeln<br />

sich Pilger und Zuschauer aus<br />

dem In- und Ausland, um an diesem<br />

einzigartigen Kultphänomen teilzunehmen.<br />

Das Besondere an der Prozession<br />

ist, dass sie erlaubt, den ganzen Körper<br />

in das Gebet mit einzubeziehen: Das<br />

Springen, begleitet von einer unaufhörlich<br />

wiederholten Polkamelodie, ist<br />

einmaliger Ausdruck der christlichen<br />

Freude. Etwa 12 000 bis 14 000 Pilger<br />

nehmen an dem Zug durch die Stadt<br />

bis zum Grabe des Heiligen teil, darunter<br />

etwa 8000 bis 9000 Springer. Die<br />

Echternacher Springprozession 2<strong>01</strong>0<br />

wurde auf die UNESCO-Liste der immateriellen<br />

Kulturgüter der Menschheit<br />

aufgenommen.<br />

«Corniche», beim Bummel zu den in Parks und<br />

öffentlichen Gärten erhaltenen Militärbauten oder<br />

auf thematischen Rundwegen wie dem unumgänglichen<br />

«Wenzelweg».<br />

Gärten und Grünflächen<br />

Ein Drittel der Stadt Luxemburg ist grün. Es gibt<br />

eine Vielzahl an Parks und Gartenanlagen, durch<br />

die man nach Herzenslust spazieren kann. Viele<br />

Schlösser und Burgen verfügen über ihren eigenen<br />

Schlosspark, der dem Besucher offen steht.<br />

Die Pflanzenvielfalt und aussergewöhnlichen<br />

Skulpturen lassen diese Parkanlagen besonders<br />

lebendig und einladend erscheinen. Fernab<br />

vom stürmischen Grossstadtrummel findet man<br />

hier Horte der Ruhe und Entspannung. Zu den schönsten Stadtparks Luxemburgs<br />

gehören sicherlich die Parks im Petruss-Tal, mit ihren Felsen und<br />

Ruinen, sowie der Stadtpark Edouard André, ein wunderschöner englischer<br />

Garten im Herzen der Stadt.<br />

Im Norden Luxemburgs, in den Ardennen, findet man zudem die zwei grössten<br />

regionalen Naturparks des Landes. Aufgabe des Naturparks «Our» und<br />

des Naturparks «Oewersauer» ist es, die natürlichen Ressourcen des Landes<br />

zu wahren. In der Moselregion kann man das unschätzbare Biotop des Naturreservats<br />

«Haff Remich» entdecken. Neben den zahlreichen Wanderwegen,<br />

Fahrradstrecken und Mountainbike-Routen findet man in den Naturparks<br />

auch Schlösser, Museen und idyllische Dörfer. Mit ihren netten Restaurants<br />

und regionalen Produkten sind die Naturschutzgebiete Luxemburgs auch in<br />

kulinarischer Hinsicht ein echtes Erlebnis. Eins steht also fest: Langweilig wird<br />

es nicht in Luxemburg, denn Luxemburg ist zwar klein, aber oho!<br />

56 | <strong>PRESTIGE</strong>


-05°<br />

Der perfekte Schnee für den morgigen Skisport.<br />

23°<br />

Die gemütliche Wärme<br />

Ihres Steinkamins.<br />

39°<br />

09°<br />

Hochwertiger gekühlter Champagner<br />

steht 24 Stunden an jedem<br />

Tag der Woche für Sie bereit.<br />

Die verführerische Temperatur<br />

Ihres privaten Thermalbads.<br />

Besitzen Sie etwas Außergewöhnliches.<br />

Im Herzen der Schweizeralpen bildet 51° Spa Residences nicht<br />

nur eine einmalige Gelegenheit, in Schweizer Immobilien zu<br />

investieren sondern auch eine einmalige Gelegenheit, in sich<br />

selbst zu investieren. Das Wunder der Natur und die praktische<br />

Modernität werden vereint, um reines Thermalwasser aus<br />

den Alpen direkt zu Ihnen ins Haus zu liefern. Dank seines<br />

kompletten Kurangebotes ist 51° ein Ort, in dem der reine<br />

Wellness-Lifestyle einfach zu leben ist; es ist eine Einladung,<br />

den Luxus in vollen Zügen zu erleben.<br />

Mit Einzimmerapartments ab CHF 495.000<br />

bietet 51° die einmalige Gelegenheit, in Ihr<br />

Wohlergehen zu investieren.<br />

Entdecken Sie heute die Eigentumsangebote,<br />

in dem Sie sich bei 51degrees.ch anmelden<br />

oder die +41 800 545 300 anrufen.


Kolumne Vera Dillier<br />

Wellnessen<br />

Schon vor Tausenden von Jahren entdeckten<br />

die Menschen, dass warme<br />

Quellen für Körper und Seele wohltuend<br />

sind. Das warme Thermalwasser<br />

wirke anregend auf den Kreislauf und<br />

entspannend für die Muskeln. So<br />

fingen die Römer schon 500 Jahre<br />

vor Christus an, die Thermalquellen<br />

zu nutzen, und erstellten legendäre<br />

Badeanlagen. Diese Thermen besassen Bodenund<br />

Wandheizung. Die Bäder waren aus Marmor<br />

gemacht und die Wände wunderschön mit<br />

Mosaikbildern geschmückt. Sogar Kästchen für<br />

die Kleider gab es damals schon und die Frauen<br />

trugen im Bade eine Art Bikini. In den berühmten<br />

Caracalla-Thermen soll es recht laut zugegangen<br />

sein, befanden sich doch dort 1 600 Marmorsessel.<br />

Die Thermen hatten grosse Wandelhallen<br />

und waren umgeben von Parkanlagen, besassen<br />

Bibliotheken und allen Komfort, um sich zu entspannen.<br />

Auch Massagen wurden damals angeboten.<br />

Nach der Zerschlagung des Römischen<br />

Reichs ging leider auch diese Badekultur für lange<br />

Zeit verloren.<br />

Schon die alten Römer kannten die Heilquelle<br />

von St. Moritz, da sie wussten, dass das Trinken<br />

von gewissen Quellwassern gesundheitsfördernd<br />

ist. Aber erst durch die Erwähnung von Paracelsus<br />

um 1555 wurde sie weitherum bekannt.<br />

Er pries den Sauerbrunnen und sein Wasser als<br />

gesundheitsfördernd. Auch italienische Ärzte des<br />

17. Jahrhunderts empfahlen dieses Wasser für<br />

Trinkkuren. So kam 1699 sogar die Herzogin von<br />

Parma nach St. Moritz zur Kur. Wie damals üblich,<br />

wurden die Damen in Sänften über den Malojapass<br />

getragen, während die Männer ihrerseits<br />

hoch zu Ross reisten.<br />

Das 19. Jahrhundert war dann die Geburtsstunde<br />

der grossen Kurbäder wie der Montecatini-<br />

Therme in Italien oder dem Marienbad in Tschechien.<br />

Das Kuren und Baden hatte ein grosses<br />

Revival. Man genoss die Hotels und das Flanieren<br />

durch die Parks, lauschte den Konzerten und legte<br />

sich zur Verschönerung des Aufenthaltes einen<br />

«Kurschatten» zu. Selbst Goethe verbrachte 1820<br />

einige Zeit in Marienbad.<br />

In den Jahren des Wirtschaftswunders<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg wollten<br />

die Leute alle nur noch in den Süden<br />

ans Meer fahren, um sich dort stundenlang<br />

reihenweise an die Sonne zu<br />

legen, um braun zu werden, um den<br />

Nachbarn zuhause zu zeigen, dass<br />

man sich Ferien am Meer hatte leisten<br />

können. Nach ein paar Jahren sahen<br />

die Damen wie schwarze, getrocknete Oliven<br />

aus und die Dermatologen schrien «Mordio». Sie<br />

drohten den Sonnenanbetern mit Hautkrebs.<br />

Worauf man sich langsam eines Besseren besann<br />

und mit Abenteuer- und Bildungsreisen seine Freizeit<br />

verbrachte. Erholsam war das allerdings nicht.<br />

So fingen die ersten Trendsetter schon wieder an,<br />

etwas Entspannendes zu suchen – und sie entdeckten<br />

wieder die alten Werte der früheren Erholungskuren.<br />

Kein Luxushotel kann es sich mehr<br />

leisten, nicht über einen grosszügigen Spa zu<br />

verfügen. Die Römer lassen grüssen. Wellnesshotels<br />

schossen aus dem Boden wie Pilze. Wer «in»<br />

ist, geht heute «Wellnessen». Man geniesst dort<br />

die exklusiven Badeanlagen, Saunas, Massagen,<br />

nutzt Fitnessangebote und Personal Training<br />

und lässt die Seele baumeln. Das Angebot wird<br />

«Schon die alten Römer kannten<br />

die Heilquelle von St. Moritz,<br />

da sie wussten, dass das Trinken<br />

von gewissen Quellwassern<br />

gesundheitsfördernd ist.»<br />

immer reichhaltiger. Man kann sich mit Ayurveda<br />

in Sri Lanka verwöhnen lassen oder eine Talasso-<br />

Kur am Atlantik machen, Moorbäder nehmen und<br />

vieles mehr. Ich persönlich mache am liebsten<br />

Fastenkuren, um im Frühling den «Winterspeck»<br />

loszuwerden, und im Herbst brauche ich das<br />

Ganze noch einmal, um bei meiner traditionellen,<br />

spätherbstlichen Südamerika-Reise am Strand<br />

von Rio eine gute Figur zu machen.<br />

Kurzum, jeder hat die Qual der Wahl. Viel Spass<br />

beim diesjährigen Ferienprogramm.<br />

58 | <strong>PRESTIGE</strong>


UNIQUE JEWELLERY<br />

“TOI & MOI” THIS EXQUISITE<br />

AND UNIQUE COLOURED AND<br />

WHITE DIAMOND RING<br />

FEATURES SOME OF<br />

NATURE'S FINEST GEMS.<br />

BAHNHOFSTRASSE 25<br />

80<strong>01</strong> ZURICH<br />

WWW.LA—SERLAS.CH PHONE + 41 44 212 06 08


CULTURE<br />

Culture<br />

61 GOODBYE BABYFACE<br />

LEONARDO DICAPRIO<br />

67 RICHARD BRANSON<br />

LIKE A VIRGIN<br />

68 WORLD WIDE GIRLS<br />

FASHION AROUND THE WORLD<br />

72 MEYER LANSKY<br />

DER BANKIER DER MAFIA<br />

78 KUNSTWELTEN<br />

BOOKS & NEWS<br />

80 BIRKIN & GAINSBOURG<br />

JE T’AIMAIS<br />

82 REGISSEUR UND WINZER<br />

FRANCIS FORD COPPOLA<br />

84 ANYA BARTELS-SUERMONDT<br />

SPANISCHE LEIDENSCHAFT<br />

92 Baroque Beaux-arts<br />

94 DAS TOR NACH LAPPLAND<br />

KULTUR AUS DEM HOHEN NORDEN<br />

60 | <strong>PRESTIGE</strong>


Goodbye<br />

Babyface<br />

Leonardo<br />

DiCaprio<br />

Der Bart und die Extrakilos stehen ihm gut.<br />

Mit bald 40 ist Leonardo DiCaprio endlich auch<br />

optisch zum Mann gereift. Doch warum schläft er<br />

nur mit Models? Wieso trägt er immer Schweizer<br />

Uhren? Und weshalb spielt er im Kino nie<br />

Superhelden? Hier kommen die Antworten.<br />

Dominique Zahnd<br />

Blood Diamond (2006). © Warner Bros.<br />

The Luxury Way of Life | 61


CULTURE<br />

Seine Filmpremiere war ein Hit und der ausgeschenkte Champagner beim<br />

anschliessenden Empfang lecker. Jetzt stehen wir zusammen in der geschmackvoll<br />

beleuchteten Lobby des Hotels Carlton in Cannes (F). Leo<br />

ist gut drauf, scherzt, strahlt, bis der Schauspieler den Fotografen bei der<br />

Eingangstür entdeckt, der auf ihn zugestürzt kommt. Das Lächeln verschwindet<br />

sofort aus seinem Gesicht. Der Hollywoodstar duckt sich und versucht,<br />

sich hinter den breiten Rücken von ein paar Freunden zu verstecken. Der<br />

Paparazzo hat keine Chance, ein halbwegs anständiges Bild zu schiessen.<br />

In Kauerstellung drängt DiCaprio dem Ausgang entgegen. Seine Limousine<br />

wartet bereits mit laufendem Motor. Tür auf, Tür zu – und schon verschluckt<br />

ihn das Dunkel der Nacht.<br />

Flucht dank Hustentrick<br />

Leonardo DiCaprio definiert sich über seine Arbeit. Er ist mit Leib und Seele<br />

Schauspieler. Doch Fotoshootings, Interviews und kreischende Fans nerven<br />

den Star. Der 39-Jährige – im November wird er 40 – kennt allerdings diverse<br />

Tricks, wie er bei öffentlichen Anlässen schnell davonhuschen kann. Beliebteste<br />

Taktik: die Hustenattacke. Die setzt der Amerikaner besonders gern auf<br />

dem roten Teppich ein. Das sieht dann so aus: Erst senkt er den Kopf bis auf<br />

die Brust und hält die rechte Hand als Faust geballt vor den Mund, als würde<br />

er einen Hustenanfall stoppen wollen. Damit ist sein Gesicht verdeckt – und<br />

damit kein geeignetes Fotomotiv mehr –, zudem hat er eine gute Entschuldigung<br />

weiterzugehen.<br />

Ein Star zum Anfassen, das war er nie. Und wehe dem, der es während des<br />

Interviews wagt, allzu private Fragen zu stellen. Dann verstummt der Charakterdarsteller<br />

und mutiert zum Eisklotz. Gleichzeitig droht sein Pressebetreuer<br />

damit, das Gespräch beim nächsten Ausrutscher auf der Stelle zu beenden.<br />

Zu Journalisten ist Leo grundsätzlich höflich, bleibt aber distanziert. Leonardo<br />

DiCaprio kann seinem Gegenüber nicht länger als drei Sekunden in die<br />

Augen schauen. Sein Gesicht zeigt nie eine Regung.<br />

Er riecht nicht nach Aftershave und sieht<br />

alterslos aus. Passt ihm eine Frage nicht, wiederholt<br />

er sie erst laut mehrmals, bis er eine einsilbige<br />

Antwort gibt. Als Fan seiner Arbeit könnte man<br />

seine Zurückhaltung auch als extreme Coolness<br />

auslegen. Doch das gefällt ihm ebenfalls nicht.<br />

«Ich bin ein Nerd, ein stinknormaler Typ. Ich mag<br />

keine coolen Leute. Die meisten meiner Freunde<br />

sind Nerds. Die würden verrückt spielen, wenn sie<br />

hörten, ich sei cool.»<br />

Leo, ein Normalo? Ein stinknormaler Typ? So<br />

ganz passt das nicht zum Bild, das der Rest der<br />

Welt von ihm hat. Da wäre zum Beispiel die Tatsache,<br />

dass er nur mit Models ausgeht. Seine<br />

Lippen haben unter anderem schon Kate Moss,<br />

Eva Herzigova, Bridget Hall, Kristen Zang, Amber<br />

Valletta, Erin Heatherton, Gisele Bündchen, Bar<br />

Rafaeli und Toni Garn geküsst. Die Mädels haben<br />

(fast) alle etwas gemeinsam: einen Traumbody<br />

und blonde Haare.<br />

Ferien in Deutschland<br />

Vor den Traualtar konnte ihn allerdings noch keine<br />

zerren. Obwohl, Bar Rafaeli war nah dran.<br />

DiCaprios deutsche Mutter Irmelin hatte die hübsche<br />

Israelin bereits ins Herz geschlossen. Die<br />

beiden kochten oft zusammen. Und Bar spielte<br />

gern mit «Django», Irmelins französischer Bull-<br />

«Dank Titanic kann ich jetzt<br />

alle Rollen<br />

spielen,<br />

die ich will.»<br />

Der Duft des Untergangs<br />

Es gibt auch ein «Titanic»-Herrenparfüm. Leonardo<br />

DiCaprio entdeckte es per Zufall bei einem Filmdreh<br />

in Afrika und amüsierte sich königlich darüber. Denn<br />

das Duftwasser war in 14 verschiedenen Noten erhältlich<br />

– von «männlich» bis «wahnsinnig männlich».<br />

Titanic (1997), mit Kate Winslet. © 20th Century Fox<br />

62 | <strong>PRESTIGE</strong>


«Ich bin besessen<br />

von meiner Arbeit.»<br />

Inception (2<strong>01</strong>0). © Warner Bros.<br />

dogge. Leo hat seinen Modelschatz auch mit nach Deutschland genommen<br />

und seiner Grossmutter Helene Indenbirken vorgestellt. In Oer-Erkenschwick<br />

bei Dortmund, in einem Mehrfamilienhaus in der Kampstrasse, machte der<br />

Star als Kind oft Ferien. Ein Nachbar von damals erinnert sich: «Er war im<br />

Schwimmbad, ist mit dem Rad herumgekurvt und hat sogar bei einem Breakdance-Wettbewerb<br />

mit gemacht.» Und DiCaprio sagt: «In meinem Film ‹Wolf of<br />

Wall Street› zeige ich ein paar meiner alten Moves. Als Teenager habe ich bei<br />

einem Wettbewerb in Deutschland mal eine Silber-Trophäe gewonnen. Ich bin<br />

bis heute der Meinung, ich hätte den ersten Platz verdient gehabt.»<br />

Der Schock war gross, als Oma Helene im August 2008 im Alter von 93 Jahren<br />

verstarb. Der Schauspieler ist aber nicht sofort in seine alte Heimat geflogen.<br />

Er wartete erst ein paar Tage, bis sich alle Paparazzi verzogen hatten.<br />

Erst dann verabschiedete er sich von seiner Grossmutter auf dem Waldfriedhof.<br />

Übrigens ohne Freundin Bar an seiner Seite, da die ihr Engagement an<br />

der Fashion Week in New York nicht so kurzfristig absagen konnte.<br />

Deutschland – das Land und die Kultur haben ihre Spuren bei DiCaprio hinterlassen.<br />

Was nur wenige wissen: Er spricht ganz passabel Deutsch. «Ich<br />

komme damit durch, kann Essen bestellen, nach dem Weg fragen. Aber ein<br />

stimulierendes, intellektuelles Gespräch – das wird mir nicht gelingen», sagt<br />

er. Ist er in den USA, vermisst er die deutsche Kost. Er ist verrückt nach<br />

Curry wurst, sein Lieblingsessen sind aber Kartoffelpuffer. «Immer, wenn ich in<br />

Deutschland bin, nehme ich ein paar Kilos zu. Ich liebe deutsches Essen und<br />

stopfe mich voll, bis nichts mehr reinpasst.»<br />

Seine Haltung ist «deutsch»<br />

Seine Mutter war in den Fünfzigern nach Kalifornien ausgewandert. Ihr Sohn<br />

wuchs in Los Angeles auf. Doch es hat ihn immer wieder nach Deutschland –<br />

ins beschauliche und geordnete Provinzleben – gezogen. Auch nach dem<br />

Durchbruch mit «Titanic». «Meine Oma und meine Mutter hat der ganze Rummel<br />

um meine Person nie beeindruckt. Deshalb bin ich nie abgehoben. Sie<br />

haben mir beigebracht, immer offen und ehrlich zu sein. Auch wenn ich damit<br />

anecke. Es ist mir egal, was die Leute von mir denken», sagt der Star. «Diese<br />

Haltung empfinde ich als sehr deutsch – und die<br />

werde ich hoffentlich für immer behalten.»<br />

Für DiCaprio zählt nur der Job und den will er<br />

gut machen. Vier Oscar-Nominationen sprechen<br />

eine deutliche Sprache. Leonardo DiCaprio hat<br />

ein sehr gutes Händchen bei der Rollenauswahl.<br />

Er gilt als einer der begabtesten und präzisesten<br />

Schauspieler Hollywoods. Spannende Charaktere<br />

zu verkörpern, das treibt ihn an. Er sagt: «Ich will<br />

grossartige Filme drehen, einen nach dem anderen.<br />

Ich bin besessen von meiner Arbeit. Und ich<br />

kenne auf dem Set keine Zurückhaltung. Ich sage<br />

allen Autoren und Regisseuren, mit denen ich zu<br />

tun habe, was mir gefällt und was nicht. Manchmal<br />

fliegen die Fetzen, aber das finde ich gar nicht<br />

so schlecht.» Denn der Schauspieler kennt seinen<br />

Marktwert und setzt ihn bewusst ein. «Momentan<br />

habe ich die Macht, dass ich mit meinem Namen<br />

Filme finanzieren kann. Das muss ich ausnutzen.»<br />

Mit grossen Honoraren allein kann man den Star<br />

aber nicht vor die Kamera locken. Für ihn ist das<br />

Drehbuch ausschlaggebend. «Ich kann reinen Gewissens<br />

behaupten, noch nie einen Film nur fürs<br />

Geld gemacht zu haben. Deswegen drehe ich<br />

auch keine Science-Fiction- oder Superhelden-<br />

Streifen.» DiCaprio interessieren echte Menschen<br />

und gelebte Schicksale. Darum ist er sich auch für<br />

seichte, romantische Komödien zu schade. «Ich<br />

mag keine traditionellen Liebesgeschichten. Sie<br />

sind mir zu kitschig. Auch für die Rolle des Romeo<br />

in ‹Romeo und Julia› entschied ich mich nur, weil<br />

ich die moderne Fassung des Films interes-<br />

The Luxury Way of Life | 63


Django<br />

Unchained<br />

(2<strong>01</strong>2).<br />

© Walt Disney Studios<br />

«Ich liebe<br />

deutsches<br />

Essen –<br />

vor allem<br />

Currywurst<br />

und<br />

Kartoffelpuffer.»<br />

William Shakespeares Romeo & Julia (1996). © 20th Century Fox<br />

sant und den Regisseur toll fand.» Und seinen grössten Hit «Titanic» (1997,<br />

mit 11 Oscars ausgezeichnet) kann man auch nicht als typische Romantic<br />

Comedy abtun. Der zweiterfolgreichste Film aller Zeiten war Desaster-Movie,<br />

Actionfilm und Liebesdrama zugleich. Seither ist er ein Superstar. Wie sieht er<br />

heute seinen damaligen Durchbruch? DiCaprio: «Ich bin diesem Film immer<br />

noch dankbar. Wegen ihm kann ich jetzt alle Rollen spielen, die ich will. Aber<br />

auf das, was damit verbunden war, war ich überhaupt nicht vorbereitet.»<br />

Keine Zeit für Fanpost<br />

Damit meint er die Kreation des «Medienmonsters Leo». «Ich habe den Rummel<br />

an den Filmpremieren als nicht mehr real empfunden, ich fühlte mich wie<br />

ein Ausserirdischer. Die Mädchen waren eine anonyme Wand schreiender<br />

Münder. Wer so mit Bewunderung überschüttet wird, dem fällt es schwer,<br />

noch wie ein Mensch zu empfinden.» Seit den 90er-Jahren ist sein Briefkasten<br />

voll mit Fanpost. Lesen tut er sie kaum – ihm fehlt die Zeit dafür. «Aber ein<br />

Freund schaut sie für mich durch und gibt mir die verrücktesten und lustigsten<br />

Briefe zu lesen. Manche Mädchen schreiben echt bizarre Sachen.» Seit sein<br />

Bekanntheitsgrad explodiert ist («Ich werde selbst im Amazonas erkannt.»),<br />

jagen ihn auch die Paparazzi. «Jedes Mal, wenn ich mich über sie oder die<br />

Klatschblätter aufrege, komme ich mir wie ein oberflächlicher Idiot vor. Es<br />

gibt schliesslich Wichtigeres auf der Welt als die Probleme von Promis. Ich<br />

gebe zu, ich hasse viele von diesen Paparazzi, weil sie mein Leben schwer<br />

machen. Ich wünschte, sie würden mich in Ruhe lassen. Aber was soll’s: Ich<br />

habe gelernt, damit zu leben.»<br />

Ins Rampenlicht hat es ihn schon früh gedrängt. Er liebte es bereits als Kind,<br />

andere zu unterhalten. «Ob das nun mit Breakdancing oder irgendeinem anderen<br />

Quatsch war, ich wollte Aufmerksamkeit.<br />

Das ist in meinem Blut.» Zu Hause hat er oft die<br />

Gäste imitiert, nachdem sie gegangen waren. Damit<br />

brachte er seine Eltern immer zum Lachen.<br />

Irgendwann wurde ihm klar, dass Entertainer ein<br />

Beruf ist. Beeindruckt hat ihn damals auch sein<br />

Stiefbruder Adam. Der verdiente durch einen Auftritt<br />

in einem Werbefilm 50 000 Dollar. Das wollte<br />

Leo auch – und seine Eltern unterstützten ihn<br />

dabei. Sie trennten sich, als er ein Jahr alt war.<br />

«Trotzdem haben sie sich nie scheiden lassen und<br />

mich gemeinsam und sehr liebevoll aufgezogen»,<br />

erinnert sich der Star. Sein Vater George DiCaprio<br />

war lange Zeit sein grosses Vorbild. Dieser war<br />

in den Sechzigern ein Beatnik, zeichnete Comics<br />

und lebte wie ein Bohemien. «Er ist für mich eine<br />

Art Buddha. Von ihm habe ich meinen eklektizistischen<br />

Geschmack für alles Künstlerische, Politische<br />

und Spirituelle.»<br />

So romantisch das alles auch klingt, seine Kindheit<br />

war nicht nur von purer Idylle geprägt. Denn<br />

Echo-Park, der Stadtteil, in dem er damals mit<br />

seiner Mutter in Los Angeles lebte, ist bekannt für<br />

seine hohe Kriminalitätsrate. Drogen waren allgegenwärtig,<br />

der Junge sah jeden Tag Junkies.<br />

DiCaprio hat selbst nie Drogen angerührt. «Sie<br />

64 | <strong>PRESTIGE</strong>


Paradeplatz, Zurich


CULTURE<br />

unterdrücken nur den Selbsthass. Ich glaube, viele,<br />

die in Hollywood Drogen nehmen, wollen sich<br />

einfach selbst bestrafen», sagt der Schauspieler.<br />

Um auf die Gefahren des gefährlichen Konsums<br />

aufmerksam zu machen, drehte er 1995 das Drama<br />

«The Basketball Diaries».<br />

Auch Stars sind nur Menschen<br />

Seine Anhänger halten ihn für perfekt,<br />

doch DiCaprio kämpft täglich gegen<br />

Zwangsneurosen. Der Schauspieler sagt:<br />

«An Flughäfen möchte ich auf jeden weggeschmissenen<br />

Kaugummi treten. Ich<br />

muss mir dann klar machen, dass ich nicht<br />

jedes Mal 20 Meter zurückgehen muss, um<br />

meinen Fuss auf so einen Kaugummi zu<br />

setzen.»<br />

Das Sparen antrainiert<br />

Dass er als Kind arm war, hat Leonardo DiCaprio<br />

geprägt. Denn ihm wurde täglich vor Augen geführt,<br />

wie die anderen, die Reichen, in Beverly Hills<br />

leben. «Ich ging mit ihnen zur Schule und sah diese<br />

Welt, die nicht meine war.» Heute ist Leo reich.<br />

Doch trotz seiner hohen Gagen hat er das Sparen<br />

nicht verlernt. «Wenn ich es vermeiden kann,<br />

verzichte ich im Hotel auf eine Cola für fünf Dollar<br />

und kaufe mir für den gleichen Preis eine Sechserpackung<br />

um die Ecke.» Doch mit genug Geld<br />

auf dem Konto kann man anderen auch leichter<br />

helfen. Das tut er. Seine Mutter Irmelin regelt alles<br />

Finanzielle, sie ist auch die Geschäftsführerin seiner<br />

Umweltorganisation «11th Hour Action». Der Star spendet und sammelt<br />

regelmässig für gute Zwecke. «Meine Stiftung hat kürzlich 38 Millionen Dollar<br />

bei einer Auktion zusammengebracht – damit haben wir unter anderem in<br />

Nepal Schutzgebiete für Tiger eingerichtet», sagt DiCaprio.<br />

Zwei seiner Leidenschaften – die Natur und schicke Uhren – konnte er übrigens<br />

bei Schweizer Projekten vereinen. Gemeinsam mit dem traditionsreichen<br />

Uhrenhersteller Jaeger-LeCoultre entwarf er gemäss dem Motto «Time<br />

to Care» eine Kollektion von Luxusuhren. Der gesamte Erlös dieser Kooperation<br />

wurde für Öko-Projekte und Artenschutz eingesetzt. Jede Uhr kostete<br />

rund 300 000 Dollar, inklusive eingravierter DiCaprio-Signatur. Und bei der<br />

Schweizer Uhrenmarke TAG Heuer löste Leonardo DiCaprio seinen Kollegen<br />

Brad Pitt als Werbegesicht ab. Auch für diese Marke entwarf er seinen eigenen<br />

Zeitmesser, den «Auqaracer 500M Calibre 5 Limited Edition Leonardo<br />

DiCaprio». Ein Teil der Einnahmen floss ebenfalls in den Umweltschutz.<br />

Zeit für solche Projekte hat er nur in Drehpausen. Doch die sind selten, weil er<br />

zu gern arbeitet. Der Schauspieler ist regelrecht süchtig danach, in neue Figuren<br />

zu schlüpfen. «Wenn ich mit einer Rolle verschmelze, spüre ich das in jeder<br />

Zelle meines Körpers. Für diese Sekunden lebe ich», sagt er. In Hollywood<br />

gehört er längst zur A-Liga. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass der Amerikaner<br />

nie einen Fuss in eine Schauspielschule gesetzt hat.<br />

Spielberg, Cameron, Tarantino, Luhrmann, Eastwood, Mendes – DiCaprio hat<br />

sich schon für etliche der grossen Visionäre vor die Kamera gestellt. Doch<br />

zu Martin Scorsese pflegt er die innigste Beziehung. Nach «Gangs of New<br />

York» (2002), «The Aviator» (2004), «The Departed» (2006) und «Shutter Island»<br />

(2<strong>01</strong>0) markiert «The Wolf of Wall Street» (2<strong>01</strong>3) ihre fünfte Zusammenarbeit.<br />

«Wir mögen die gleiche Musik, die gleichen Filme – und uns ist auch das Gleiche<br />

zuwider. Wenn uns zum Beispiel etwas in einer Szene nicht gefällt, dann<br />

müssen wir das gar nicht erst aussprechen. Wir beide sind von unserer Arbeit<br />

besessen, wir vertrauen einander», sagt der Schauspieler. Und schwärmt<br />

dann weiter: «Marty hat mir geholfen, als Schauspieler ein ganz neues Niveau<br />

zu erreichen.»<br />

The Great Gatsby (2<strong>01</strong>3). © Warner Bros<br />

«Es ist mir egal,<br />

was die Leute von mir denken.»


Like a Virgin<br />

Richard Branson<br />

Er ist der viertreichste Mann Grossbritanniens.<br />

Zu seinem riesigen Firmenimperium der «Virgin<br />

Group» gehören weltweit über 400 Firmen. Den<br />

Grundstein legte er mit einem Plattenlabel. Hinzu<br />

kam unter anderem eine Fluglinie, eine Eisenbahn<br />

und ein Mobiltelefonbetreiber. Zudem gehört ihm<br />

die «Virgin Limited Edition», hinter der sich einzigartige<br />

Ferienanlagen verbergen: eine private Insel,<br />

eine Anlage in den Bergen, ein Wildreservat, die<br />

Villa Catamaran, eine Lodge, ein Restaurant und<br />

ein privater Club für Mitglieder. Mit «Virgin Galactic»<br />

gründete Sir Richard Branson das ambitionierteste<br />

Projekt der Virgin Gruppe. Viele sehen darin<br />

den Beginn eines neuen Tourismus – Weltalltourismus.<br />

Branson selbst steckt der Abenteurer im<br />

Blut. Von der Ballonfahrt über Kitesurfen bis zum<br />

Klettern – er lässt nichts aus, was Nervenkitzel<br />

oder Weltrekorde verspricht.<br />

3<br />

Fragen<br />

Was haben Ihre Lehrer über Sie in Ihrer Schulzeit<br />

gesagt?<br />

Richard, entweder Du kommst ins Gefängnis oder Du wirst<br />

Multimillionär.<br />

Was war Ihre erste Business-Idee?<br />

Mit neun Jahren habe ich auf dem Grundstück meiner<br />

Eltern kleine Weihnachtsbäume gesetzt, in der Hoffnung,<br />

dass sie, bis zu meinem Schulabschluss gross genug sind,<br />

um sie für viel Geld zu verkaufen. Aber die Hasen haben sie<br />

alle aufgefressen.<br />

Sind Sie glücklich?<br />

Ich denke, ich bin eine der glücklichsten Personen auf der<br />

Welt. Auch wenn ich häufig weine. Meine Kinder haben<br />

immer schon eine Packung Taschentücher dabei, wenn<br />

sie mit mir ins Kino gehen. Lustige Geschichten, traurige<br />

Geschichten, ich weine immer.<br />

«Was der<br />

schnellste Weg<br />

ist, Millionär zu<br />

werden? Borg Dir<br />

5er von jedem,<br />

den Du triffst.»<br />

The Luxury Way of Life | 67


CULTURE<br />

World<br />

WIDE<br />

GIRLS<br />

Fashion around the World<br />

Die beiden Zürcher Fotografen Andreas Gemperle<br />

und Oliver Rust waren sieben Jahre in der ganzen<br />

Welt unterwegs und haben junge Frauen<br />

porträtiert. Entstanden ist der Bildband<br />

«World Wide Girls Fashion Home Stories».<br />

Yvonne Beck<br />

Andreas Gemperle & Oliver Rust<br />

Es ist eine Reise durch alle Kontinente, auf der Andreas<br />

Gemperle und Oliver Rust in den vergangenen sieben<br />

Jahren Frauen in ihrem privaten Umfeld fotografiert<br />

haben. Von Durban über Reykjavik bis Zürich.<br />

Sie heissen Akino, Berglind, Kami, Moe oder Vera und kommen<br />

aus Durban, Reykjavik, Tokio, Phoenix, Salvador oder Zürich.<br />

Sie sind Studentinnen, Schauspiel schülerinnen, Mütter, Krankenschwestern<br />

oder Journalistinnen. Sie haben eines gemeinsam:<br />

Sie sind junge Frauen zwischen 18 und 25 Jahren und<br />

haben grosse Träume. Ihr Modeverständnis, wie sie es leben,<br />

wo sie es leben, ist unabhängig von grossen Markennamen<br />

und Budgets, abseits von roten Teppichen, drücken sie ihre<br />

Wünsche und Sehnsüchte aus, ihre Zugehörigkeiten zu einem<br />

unsichtbaren Netz, welches den Erdball umhüllt und das wahre<br />

Leben abbildet.<br />

Vollständiges Bild einer Persönlichkeit<br />

Insgesamt 90 Portraits sind so entstanden. Eine Herausforderung<br />

sei die Mischung aus Reportagen- und inszenierter<br />

Fotografie gewesen. «Wir waren neugierig, wie junge Frauen<br />

auf der ganzen Welt leben, was sie für Träume und Vorbilder<br />

haben.» Der Titel « Fashion Home Stories» impliziert bereits,<br />

dass neben den Girls auch Fashion und Home wichtige Komponenten<br />

waren. So wurden die Porträtieren gebeten, sich<br />

«fashionable» anzuziehen und zu stylen. Fotografiert wurden<br />

sie bei sich zu Hause und an ihrem Lieblingsort. «Das Ziel war<br />

ein möglichst vollständiges Bild einer Persönlichkeit», sagt<br />

Andreas Gemperle.<br />

World Wide Girls<br />

Fashion Home Stories<br />

Andreas Gemperle<br />

& Oliver Rust<br />

www.fashionhomestory.com<br />

68 | <strong>PRESTIGE</strong>


Anna (21), Studentin aus Novosibirsk, Russland –<br />

zusammen mit ihrem Hund im Wohnzimmer<br />

Wir haben Anna in der Disco zusammen mit zwei Freundinnen kennengelernt.<br />

Einige Tage später, bei ihr zu Hause, treffen wir auf eine<br />

ganz andere Anna: eher steif und schüchtern im familiären Umfeld.<br />

Hier scheint die Lebenslust und Freiheit zu fehlen. Perfektion und<br />

Fleiss ist gefragt, auch in ihrem grossen Hobby, dem Eiskunstlaufen.<br />

Agatha (20), Kellnerin aus Durban, Südafrika<br />

Sie liebt die Schönheit, Ruhe und Freiheit an diesem Ort. Hier<br />

zieht sie sich zurück, wenn sie für sich alleine sein möchte und<br />

Zeit zum Nach denken braucht. Sie wohnt mit ihrer Mutter und<br />

einem wesentlich jüngeren Bruder in einem ca. 10 Quadratmeter<br />

grossen Zimmer in der Villa, in der die Mutter als Hausangestellte<br />

arbeitet. Es gibt nur ein Bett, einen Schrank und ein<br />

Lavabo. Agatha hat sich gros se Ziele im Leben gesteckt und<br />

möchte einmal mehrere Fashionboutiquen in allen grossen<br />

Städten dieser Welt besitzen und viel herumkommen.<br />

Charlotte (18), Studentin<br />

aus Zürich, Schweiz<br />

Sitzt am liebsten noch immer auf<br />

dem Kindersitz am Küchentisch zu<br />

Hause. Charlotte ist ehrgeizig und<br />

möchte in Zukunft im Fashionbereich<br />

arbeiten und in Paris eine<br />

Ferienwohnung besitzen. Sie liebt<br />

Kleider von Isabel Marant. Neben<br />

Familie und Freunden sind ihr die<br />

Gesundheit, Starbucks und ihre<br />

Fashionmagazine wichtig.<br />

The Luxury Way of Life | 69


Reijilene (21), Studentin aus Salvador<br />

de Bahia, Brasilien<br />

In ihrem Zimmer. Es ist heiss, stickig, dunkel bei<br />

Reijilene zu Hause. Der Vater hat die Familie sitzen<br />

gelassen. Sie kommen nur knapp über die runden.<br />

Für Reijilene gibt es nicht viele Freiheiten. Sie hat<br />

als Älteste von mehreren Geschwistern viele Verpflichtungen<br />

und trägt mit Handarbeit dazu bei, die<br />

Familie durchzubringen.<br />

Naomi (24), Verkaufsassistentin<br />

aus Tokio, Japan –<br />

hier auf dem Bild mit Stitch vor<br />

ihrem Haus<br />

Sie liebt es, in andere Rollen zu schlüpfen,<br />

sich zu verkleiden. Diese Rollen<br />

geben ihr Freiheit, die sie in der Einöde<br />

und Routine des alltäglichen Lebens nicht<br />

haben kann. Als Cosplay Girl mag sie es,<br />

auf Parties zu gehen und sich gehen zu<br />

lassen.<br />

Scarlett (22) studiert Film produktion und<br />

Psychologie, Phoenix, USA<br />

Dieses Bild sagt eigentlich alles: eine cleane, sterile<br />

Umgebung, die Erfüllung (?) des amerikanischen<br />

Traums mit Pool auf der Rückseite des eigenen<br />

Hauses. Mit allen Mitteln versucht Scarlett auszubrechen<br />

und vor allem aufzufallen. So ist ihr Ziel<br />

denn auch die Schauspielerei im Land der unbegrenzten<br />

Möglichkeiten.<br />

70 | <strong>PRESTIGE</strong>


erhältlich bei:<br />

www.globalwine.ch


MEYER<br />

LANSKY<br />

Der Bankier<br />

Der Mafia<br />

Er mästet die Bankkonten<br />

seiner Mafiafreunde wie fette Weihnachtsgänse.<br />

Sein Gedächtnis sprengt seine<br />

Körpergrösse von 160 Zentimeter um Terabytes<br />

und sein Erinnerungsvermögen ist fast schon gruselig.<br />

Meyer Lansky ist der mächtigste und intelligenteste<br />

aller Mobster und treibt die Behörden, allen voran<br />

den FBI-Boss J. Edgar Hoover, zur Weissglut.<br />

Helena Ugrenovic<br />

Library of Congress & U.S. News & World Report


CULTURE<br />

Revolutionen ziehen sich im Jahr 1911 quer über den Globus, als Yette<br />

Suchowlinski mit dem neunjährigen Meyer und ihrem jüngeren Sohn<br />

Jacow die Heimatstadt Grodno im Russischen Kaiserreich verlässt und<br />

ihrem Mann nach New York folgt. Später wird Meyer sein Leben als<br />

gewaltmensch mit seiner schweren Jugend begründen, denn in Manhattans<br />

Lower East Side herrscht nicht nur die grösste Bevölkerungsdichte der Welt,<br />

sondern regieren bittere Armut und ungezügelte Brutalität. Fressen oder gefressen<br />

werden.<br />

Das «Flamingo» in Las Vegas.<br />

The Flamingo Fiasko<br />

Nur das Teuerste war Bugsy<br />

Siegel für sein Casino gut, doch<br />

nicht alles gut und dekadent<br />

genug. So liess er um den Pool<br />

gepflanzte Palmen wieder ausreissen,<br />

gefiel ihm ein Wedel<br />

nicht. Was war da schon die<br />

Kleinigkeit, dass die Türen im<br />

Restaurant in die falsche Richtung<br />

schwangen und die Kellner<br />

auf die Nase fielen?<br />

Murder Incorporated<br />

Mit 16 Jahren verlässt Meyer die Schule, organisiert<br />

ein florierendes Würfelgeschäft und engagiert<br />

Ben «Bugsy» Siegel, einen brutalen und unbeherrschten<br />

Schläger, als Beschützer. Die Rollen<br />

in ihrer neu gegründeten Buggy-Meyer-Gang sind<br />

klar verteilt, Lansky setzt auf Köpfchen, Bugsy<br />

auf Fäuste. Als Lanskys grosses Vorbild Salvatore<br />

«Lucky» Luciano, der Anführer einer italienischen<br />

Bande, verprügelt werden soll, warnt ihn Lansky,<br />

und aus einem Freundschaftsdienst entwickelt<br />

sich zwischen dem Juden Lansky und dem Italiener<br />

Luciano eine der bedeutendsten Gangsterverbindungen<br />

im Amerika der 20er- und 30er-Jahre.<br />

Ausgerechnet die Regierung selbst spielt mit dem<br />

Prohibitionsgesetz den grössten Profiteuren, die<br />

das Land jemals hervorgebracht hat, in die Hände<br />

und legt zugleich den Grundstein für die Finanzierung<br />

der Mafia. Während Lanskys jüdische Schlägerbanden<br />

erpressen, Läden ausrauben, prügeln,<br />

Widersacher ermorden und vom Journalisten Harry Feeny den Übernamen<br />

«Murder Incorporated» erhalten, strukturiert Lansky, der Störfaktoren lieber<br />

mit Geld und Gewandtheit beseitigt, die Organisation der Mafia neu, schafft<br />

Kooperationen, vermindert Tote und vervielfacht die Gewinne.<br />

Die Würfel sind gefallen<br />

Die angekündigte Rücknahme der Prohibition lässt Lanskys Alarmglocken<br />

schrillen und die dunklen Seiten der menschlichen Natur sollen sein nächstes<br />

Projekt unterstützen. In seinen Augen sind weder Alkohol noch das Glücksspiel<br />

Verbrechen, sie sind ganz einfach Laster. Raffiniert zieht Lansky die Fäden,<br />

besticht die lokalen Behörden, Gewerkschaftsfunktionäre und Politiker,<br />

beteiligt konkurrierende Mafiafamilien an seinen Geschäften, wird im Gegenzug<br />

Teilhaber von ihren Machenschaften. Das Geld fliesst in Strömen. Jedes<br />

Glied in der Kette dieses Konstrukts ist ein Gewinner. Und wer spuckt schon<br />

in die eigene Suppe? Im Süden Floridas boomt der Tourismus und Lansky<br />

zieht ins schillernde Miami, das knapp 80 Kilometer Wasserweg entfernt einer<br />

weiteren, potenziellen Goldgrube liegt: Havanna in Kuba ist ein beliebtes<br />

Urlaubsziel für Amerikaner. Obwohl hier wie in Nevada das Glücksspiel legal<br />

ist, müssen Schmiergelder fliessen. Lanskys Affinität, sich mit den wichtigsten<br />

Persönlichkeit zu vernetzen und den Weg der Mobster freizukaufen,<br />

74 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

The Luxury Way of Life | 75


CULTURE<br />

Meyer Lansky brachte FBI-Chef J. Edgar Hoover und die Behörden ein halbes Jahrhundert lang an den Rand des Wahnsinns.<br />

beschert ihm sogar die Freundschaft von Kubas<br />

Diktator Fulgencio Batista. In Las Vegas kümmert<br />

sich Bugsy Siegel um den Bau des Hotels «The<br />

Flamingo» inklusive luxuriösem Spielcasino, finanziert<br />

mit den Geldern der New Yorker Mafia, die<br />

Lansky und Luciano für dieses Projekt weichgekocht<br />

haben.<br />

Das vorgesehene Budget sprengt jeden erdenklichen<br />

Rahmen und als bekannt wird, dass Bugsy<br />

zwei Millionen US-Dollar in die Schweiz transferiert<br />

hat, ist sein Todesurteil gefällt. Lansky und Lucianos<br />

Bemühungen, Bugsy zur Vernunft zu bringen,<br />

sind gescheitert und die Mafia-Bosse ordnen seine<br />

Exekution an. Lansky stimmt, wenn auch widerwillig,<br />

dem Mord an Ben Siegel zu und beweist einmal<br />

mehr, das Vertrauen der Mafia zu verdienen. «Der<br />

Tag, an dem Bugsy Siegel erschossen wurde, ist<br />

einer der traurigsten in meinem Leben.»<br />

Verhängnisvoller Fehler<br />

Mit Lanskys traurigstem Tag beginnt, von ihm<br />

elegant übersehen, sein Untergang. Sein Lebenstraum,<br />

das Hotel-Casino «Riviera» in Havanna,<br />

zerplatzt nach kurzer Zeit. Fidel Castro, der<br />

neue Führer Kubas, sieht in Lansky die schlimmsten<br />

Auswüchse amerikanischer Kontrolle und ein<br />

Symbol für Korruption. Er verbietet das Glücksspiel<br />

und lässt alle Casinos schliessen. Entgegen<br />

seines messerscharfen Verstandes und seines<br />

lebenslangen Credos steckt Lanskys gesamtes<br />

Vermögen im «Riviera». Als Lansky Kuba verlässt,<br />

ist er nicht nur ein armer, sondern auch ein gebrochener<br />

Mann. Ausgerechnet ihm, dem Gehirn der Mafia, sind zwei fatale<br />

Fehler unterlaufen. Zum Verlust seines Geldes trifft ihn eine weitere Erkenntnis<br />

besonders bitter. Zeit seines Lebens war er der Meister des «Monkey Business»<br />

und der felsenfesten Überzeugung, jede Regierung mit Geld kaufen zu<br />

können, da jeder Mensch korrumpierbar wäre und Geld jeden Ärger im Keim<br />

ersticke. Kläglich scheiterte er aber am bärtigen «Máximo Lider» Kubas.<br />

Das Ende einer Ikone<br />

Der eher stille Drahtzieher der Mafia wird zum Gejagten. Die amerikanischen<br />

Behörden observieren ihn Tag und Nacht, hören Gespräche ab, suchen nach<br />

Beweismaterial und können ihm aus ser Lappalien nichts nachweisen. Wie ein<br />

rohes Eigelb schlüpft er ihnen immer wieder durch die Finger. Er flüchtet nach<br />

Israel und wird auch dort abgewiesen. Golda Meir duldet im Staate Israel keine<br />

Mafia. Meyer Lansky, finanziell ruiniert, zieht in eine bescheidene Wohnung<br />

in Miami, führt einen Zwerghund Gassi und trinkt Kaffee mit seinen Freunden<br />

aus der Unterwelt. Der Pionier und das Urgestein der Mafia, der erkannt hatte,<br />

welche Goldgrube sich im Glücksspiel verbarg, überlebt all seine Mobster-<br />

Freunde, sitzt keinen einzigen Tag im Gefängnis und bringt Dinge zusammen,<br />

die zuvor noch gesetzeswidrig waren und heute ganz legal sind. Er wird nicht<br />

auf der Strasse erschossen oder endet im Exil. Seine letzten Jahre verbringt er<br />

in der Gesellschaft seiner Freunde. Seine grösste Leistung war vielleicht, dass<br />

er friedlich in einem Krankenhaus starb.<br />

Die Strafe Gottes<br />

Meyer Lanskys erstes Kind, Bernhard, entwickelte<br />

sich nicht und litt an einer Art Lähmung. Seine Frau<br />

Anna, die er nur auf Anraten seiner Mutter geheiratet<br />

hatte, traf das so sehr, dass sie depressiv wurde. Sie<br />

glaubte, es sei die Strafe Gottes, der sich ihren Sohn<br />

ausgesucht haben musste, um die Verbrechen Meyer<br />

Lanskys zu sühnen.<br />

76 | <strong>PRESTIGE</strong>


Das filmische<br />

Auge des<br />

Fotografen<br />

Der Spanier Eugenio<br />

Recuenco hat sich als viel<br />

beachteter Werbe- und<br />

Modefotograf international<br />

einen Namen gemacht.<br />

Für seine ausserordentlich<br />

kraftvollen Geschichten,<br />

die wirken wie aus einer<br />

anderen Welt, vertraut er<br />

seinem unverwechselbar<br />

aufwendigen Stil – mit ausgeklügelten,<br />

in Handarbeit<br />

erschaffenen Kulissen und<br />

mannigfachen Verweisen<br />

auf die Kunstgeschichte.<br />

«Revue» präsentiert erstmals<br />

das Werk dieses vielseitigen<br />

Kamerakünstlers.<br />

Revue<br />

Eugenio Recuenco<br />

TeNeues Verlag<br />

Ausstellungen<br />

& Books<br />

Vom «Cowboy» zum Regisseur<br />

Clint Eastwood hat eine Karriere hingelegt, die ihm niemand in der Traumfabrik<br />

nachmachen wird: vom Cowboy-Darsteller in der zweiten Reihe zum gefeierten<br />

Regisseur und legendären Weltstar des Kinos. Seine Filme wie «Million Dollar<br />

Baby» und «Flags of our Fathers» sind grosse amerikanische Erzählungen, wie es<br />

sie auf der Leinwand nur noch selten gibt. Diese von Clint Eastwood autorisierte<br />

Monografie bietet einen persönlichen und tiefen Einblick in die Arbeitsweise und<br />

das Denken eines der einflussreichsten Filmemacher unserer Zeit.<br />

Clint Eastwood – Der Filmemacher<br />

Michael R. Goldman<br />

Knesebeck Verlag<br />

78 | <strong>PRESTIGE</strong>


Küss mich, Kate!<br />

Mario Testino ist als der Modefotograf<br />

seiner Generation anerkannt.<br />

Doch seine Aufnahmen<br />

von Kate Moss gehen über die<br />

Welt der Mode hinaus. Sie sind<br />

die Frucht einer Freundschaft, die<br />

seit mehr als zwei Jahrzehnten<br />

währt, von gemeinsam erlebtem<br />

Vergnügen und phänomenalem<br />

Glamour. Die in Zusammenarbeit<br />

dieser beiden Kultfiguren entstandenen<br />

Bilder bieten intime<br />

Einblicke in das Leben und die<br />

Gedankenwelt zweier unbestritten<br />

stilprägender Persönlichkeiten.<br />

Von den Anfängen hinter<br />

den Kulissen der Defilees bis<br />

zur Entstehungsgeschichte der<br />

bahnbrechenden Modestrecken,<br />

die sie auch heute noch für die<br />

renommiertesten Zeitschriften<br />

der Welt produzieren. Viele der<br />

Aufnahmen wurden aus Testinos<br />

Privatarchiv ausgewählt und hier<br />

zum ersten Mal veröffentlicht.<br />

Dieses Buch ist Marios persönliche<br />

Hommage an seine grösste<br />

Muse.<br />

Kate Moss by Mario Testino<br />

Mario Testino<br />

Taschen Verlag<br />

Neue Fotografie aus der Schweiz<br />

Wie verändert sich unser Bezug zum fassbaren Objekt, wenn<br />

beispielsweise nicht mehr Abzüge in Fotoalben, sondern Files<br />

auf Screens gezeigt werden? Lassen sich aus Perspektive der<br />

Kunst Schlussfolgerungen für die zukünftige Produktion von<br />

Werken ziehen? Diesen und anderen Fragestellungen geht die<br />

Sammlungsausstellung «Surfaces» mit einem Dutzend aktueller<br />

Schweizer Positionen nach. Zu sehen bis zum 24. August im<br />

Fotomuseum Winterthur.<br />

Female Art<br />

Das Gucci Museo in Florenz konzentriert sich in diesem Jahr<br />

im Bereich der zeitgenössischen Kunst auf die (Neu-)Entdeckung<br />

von Werken weiblicher Künstler der 1960er-Jahre bis<br />

heute – mit einer Reihe an Arbeiten aus der Pinault-Sammlung.<br />

Die Ausstellung «Femminilità Radicale» zeigt die Werke<br />

von drei Künstlerinnen, die ein kraftvolles Zeugnis dafür sind,<br />

wie weibliche Künstler den Körper einer Frau als Instrument<br />

für Kritik und Umsturz nutzten: die Amerikanerin Lee Lozano,<br />

die Polin Alina Szapocznikow und die Belgierin Evelyne Axell.<br />

Zum ersten Mal werden Arbeiten dieser drei Künstlerinnen in<br />

Europa in derselben Ausstellung gezeigt.<br />

Richter<br />

in Riehen<br />

Gerhard Richter ist der<br />

wohl bedeutendste Künstler<br />

unserer Zeit. In den sechzig<br />

Jahren seiner künstlerischen<br />

Tätigkeit hat er ein Œuvre hervorgebracht,<br />

das sich durch<br />

thematische und stilistische<br />

Vielfalt auszeichnet. Die Fondation<br />

Beyeler widmet ihm die<br />

bisher grösste Ausstellung in<br />

der Schweiz, in der erstmals<br />

als Serien, Zyklen und Rauminstallationen<br />

realisierte Werke<br />

aus allen Schaffensperioden<br />

vereint werden. Gerhard<br />

Richter ab dem 18. Mai in der<br />

Fondation Beyeler.<br />

The Luxury Way of Life | 79


Culture<br />

Die erste Annäherung zwischen dem Bohemien und der Schönheit mit der Zahnlücke.<br />

Naturellement,<br />

je t’aimais!<br />

Das Liebespaar<br />

der 70er-Jahre<br />

in einem Fotoalbum<br />

Jane Birkin und Serge Gainsbourg waren in den bewegten 70er-Jahren<br />

mehr als ein glamouröses Liebespaar. Das hatte auch mit einem Song zu tun,<br />

der für alle verliebten Teenager zum Welthit wurde.<br />

Georg Lutz<br />

80 | <strong>PRESTIGE</strong>


Culture<br />

Melancholische Momente einer Beziehung, die von Ort zu Ort zog.<br />

Mitte der 70er-Jahre ging es in Partykellern, Jugendzentren und Tanzschulen<br />

musikalisch heftig zur Sache. Deep Purple, Doors, Santana<br />

oder Janis Joplin röhrten aus den Boxen. Wenn der DJ es aber<br />

ruhiger und vor allem intimer angehen lassen wollte, stand ein Song<br />

ganz oben auf der Liste: «Je t’aime ... moi non plus». Es war der Moment,<br />

auf den viele sehnsüchtig gewartet hatten. Endlich konnte man seiner Angebeteten<br />

oder seinem Liebsten ganz nahe kommen. Stehblues lautete die<br />

Parole. Der Tanz war eher eine innige Umarmung, bei der Mann und Frau<br />

sich im Kreise drehten.<br />

Der Gesang bei «Je t’aime … moi non plus» bestand eher aus lustvollem<br />

Gestöhne und stand daher in der konservativen Kritik. In gewissen Radiostationen<br />

stand er auf dem Index und die katholische Kirche sprach von «beschämter<br />

Obszönität». Das interessierte aber in diesen Momenten der innigen<br />

Umarmung niemanden. Der französische Schmachtfetzen verdrängte harmlosere<br />

Songs wie «Hey Jude» von den Beatles oder «Angie» von den Stones.<br />

Allerdings waren die Sängerin Jane Birkin und der Sänger Serge Gainsbourg<br />

ausserhalb Frankreichs und Englands ziemlich unbekannt, ausser man hatte<br />

eine ältere Schwester oder einen älteren Bruder, für die Paris der Nabel der<br />

Welt war und die damit angaben, am Boulevard St. Germain im selben Café<br />

wie Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir zu sitzen. Diese konnten dann<br />

auch von Kellerclubs erzählen, in denen ein snobistischer Lebenskünstler eine<br />

Zigarette nach der anderen aus den berühmten blauen Schachteln zog<br />

und seine morbiden Texte von sich gab und dazu auf der Gitarre klampfte.<br />

Jetzt kann man sich diese Zeit in Form eines Fotoalbums mit Begleitheft wieder<br />

in Erinnerung rufen. Andrew Birkin, der Drehbuchautor und Filmregisseur<br />

und der Bruder von Jane Birkin, hat in Jane & Serge ein Fotoalbum zusam-<br />

mengestellt. Die Flower-Power-Zeit der 70er-Jahre<br />

und einige künstlerische Protagonisten kann man<br />

so wieder an sich vorbeiziehen lassen. Das erste<br />

verschwommene Bild, im Fond eines Autos Ende<br />

der 60er-Jahre zeigt schon die knisternde Erotik,<br />

die sich zwischen Jane und Serge entwickelte.<br />

Sie stiegen zum Glamourpaar der 70er-Jahre auf,<br />

ähnlich wie dies nur Brigitte Bardot und Gunther<br />

Sachs oder Romy Schneider und Alain Delon in<br />

den 60er-Jahren in Frankreich gelungen war.<br />

Die optischen Szenerien wandeln zwischen grossen<br />

Wohngemeinschaften, Bistros, Filmsets, Konzertbühnen<br />

und Sommerhäusern und dem Haus<br />

in der Rue de Verneuil in Paris, in dem Serge<br />

Gainsbourg zeitweise wohnte. Das Fotoalbum<br />

bricht 1979 ab, ein Jahr bevor Jane Serge verliess.<br />

Der Alkohol hatte endgültig alle Macht über<br />

ihn erlangt. Alkohol kann verdammt einsam machen.<br />

Tochter Charlotte Gainsbourg, die als Kind<br />

durch einige Bilder stapft, hält heute nicht nur das<br />

künstlerische Erbe hoch, sondern führt es selbst<br />

zu immer wieder neuen Höhepunkten.<br />

Jane & Serge. A Family Album<br />

Andrew Birkin, Alison Castle<br />

Taschen Verlag<br />

The Luxury Way of Life | 81


Vom Regisseur zum Winzer<br />

Francis Ford Coppola<br />

1972 gelingt Coppola mit der Verfilmung des<br />

Mario-Puzo-Romans «Der Pate» ein Welterfolg;<br />

1974 und 1990 erweitert er seinen Mafia-Epos zu<br />

einer Trilogie. Mit Filmen wie «Apocalypse Now»<br />

festigt er seinen Ruf als einer der bedeutendsten<br />

Regisseure der Gegenwart. Insgesamt wird er fünf<br />

Mal mit dem Oscar ausgezeichnet. Was jedoch<br />

viele nicht wissen, der bekannte Regisseur macht<br />

fast ebenso lange Weine wie Filme. Bereits im Jahre<br />

1979 erwarb Coppola einen Teil eines Weinguts,<br />

baute Cabernet Sauvignon an und produziert<br />

wahre Spitzenweine bis heute. Mit seiner Frau Eleanor<br />

ist er seit über vierzig Jahren glücklich verheiratet.<br />

Sie haben zwei Kinder, welche ebenfalls<br />

im Filmbusiness tätig sind: die Regisseurin Sofia<br />

Coppola («Lost in Translation») und der Produzent<br />

Roman Coppola.<br />

3<br />

Fragen<br />

Welcher ist Ihr Lieblingswein?<br />

Ich weiss es nicht. Alle meine Weine sind für mich wie<br />

Kinder. Ich liebe meine Tochter Sofia ja auch nicht mehr<br />

als meinen Sohn Roman. Doch wenn ich mich entscheiden<br />

müsste, würde ich unseren Wein «Edizione Pennino» wählen.<br />

Ein spitzen Preis-Leistungs-Verhältnis, ausgezeichnet<br />

mit der Note 95 und benannt nach meinem Grossvater.<br />

Und welcher ist Ihnen der Liebste unter<br />

Ihren Filmen?<br />

Da geht es mir ähnlich wie mit dem Wein, doch, ich habe<br />

eine sehr enge Bindung zu «Apocalypse Now» (meine<br />

dramatischste Erfahrung) und «The Conversation», weil ich<br />

nicht nur Regie geführt habe, sondern auch das Drehbuch<br />

schrieb.<br />

Wie stellen Sie sich Ihr Ende vor?<br />

Ich denke, ich werde sehr zufrieden diese Erde verlassen.<br />

Ich durfte machen, was mir Spass macht, habe eine grossartige<br />

Familie und werde mit tausend schönen Erinnerungen<br />

im Kopf sterben.<br />

«Kunst hängt viel vom Glück<br />

und vom Talent ab!»<br />

82 | <strong>PRESTIGE</strong>


PURE SWISS ALPINE CAVIAR<br />

Rein. Natürlich. Nachhaltig.<br />

Geniessen Sie den<br />

einzigen Schweizer Kaviar.<br />

Im Oona-Shop oder<br />

im Oona – das Restaurant.<br />

www.oona-caviar.ch<br />

Tropenhaus Frutigen AG<br />

CH - 3714 Frutigen<br />

Tel: + 41 33 672 11 44<br />

info@oona - caviar.ch


Spanische<br />

Leiden<br />

schaft<br />

Anya Bartels-Suermondt<br />

«Ein Tag ohne Freude und Leidenschaft<br />

ist ein verlorener Tag.»<br />

Angelika Möller<br />

Anya Bartels-Suermondt


CULTURE<br />

Kaum vorstellbar, dass es im Leben der Fotokünstlerin Anya Bartels-<br />

Suermondt «verlorene Tage» gibt, wenngleich die Freude wie bei jedem<br />

anderen Menschen nicht dauerpräsent ist, so doch immer die Leidenschaft<br />

– Leidenschaft für ihre Wahlheimat Spanien, seit 1995 ihr Zuhause,<br />

für ihre Entdeckungsreisen von Asien bis Südamerika, für Menschen in<br />

all ihren Facetten und ihren verschiedenen Kulturen und nicht zuletzt für ihre<br />

Fotokunst.<br />

Als Anya Bartels-Suermondt 1995 ihrem Mann, einem erfolgreichen Manager<br />

der Pharma-Industrie, nach Spanien folgte, gab sie ihre vielversprechende<br />

Karriere als ARD-Journalistin auf. In Madrid fühlte sich die attraktive Blonde<br />

einsamer als je zuvor. Ihr fehlten ihre TV-Sendung, das Team, die Berliner<br />

Freunde und die mangelnden Spanischkenntnisse machten sie im wahrsten<br />

Sinne sprachlos. Die glorreiche Idee ihres Ehemanns, sie mit einer tollen Kamera<br />

zu überraschen, gab den Startschuss zu einem zunächst improvisierten<br />

Neuanfang, der schnell zu einer Herausforderung der Autodidaktin und<br />

in kurzer Zeit zum Beruf, ja zur Berufung, wurde. Der baldigen Anerkennung<br />

in der Kunstszene folgten 25 Ausstellungen und sechs Bildbände. Schwerpunktthema<br />

war zunächst die «Corrida». Sie ist auch heute noch Teil ihrer<br />

Fotokunst. Unzählige Reportagen wurden bereits über die Deutsche in TV<br />

und Print veröffentlicht, eine Frau, die sich mit Haut und Haar in die iberische<br />

Kultur gestürzt hat. Anerkennung gibt es auch von der spanischen Königsfamilie,<br />

explizit König Juan Carlos, der ihr mehrfach handschriftlich zu ihrem<br />

Erfolg gratulierte. Prestige sprach mit Anya Bartels-Suermondt über das<br />

Faszinosum des Stierkampfs und ihre Liebe zu Spanien.<br />

The Luxury Way of Life | 85


CULTURE<br />

: Nicht jeder, der eine Kamera<br />

geschenkt bekommt, wird zwangsläufig zum<br />

Fotokünstler. Haben Sie gleich gemerkt, Fotografieren<br />

– das ist es?<br />

Anya Bartels-Suermondt: Ich hatte schon als Kind eine<br />

grosse Leidenschaft für die Fotografie. Meine erste Kamera<br />

bekam ich deshalb im Alter von 13 Jahren, die mir mein<br />

Vater von einer Japan-Reise mitbrachte. Damals begann<br />

ich zu versuchen, die Welt per Fotografie zu reflektieren.<br />

Ein erstes optisches Tasten, aber es war von Anfang an etwas<br />

im Blut, was sich wie eine süsse Sucht anfühlte. Später<br />

katapultierten mich Umstände direkt ins TV-Gewerbe,<br />

für die geliebte Kamera hatte ich ab da kaum noch Zeit.<br />

Aber manchmal bringt das Leben uns erst über Umwege<br />

dorthin zurück, wo wir anfingen, dafür gibt es viele Beispiele:<br />

Paul Simonon, Ex-Bassist von The Clash, rannte<br />

schon auf Kindesbeinen als geborener Maler mit Block und<br />

Buntstiften in seiner Londoner Welt herum. Irgendwann<br />

bekam er einen Bass in die Hand gedrückt und wurde so<br />

zu einer der Musik-Ikonen dieses Jahrhunderts. Heute ist<br />

er ein hochgehandelter Maler, der in renommiertesten Galerien<br />

Englands ausstellt. Als ich nach Spanien kam, hatte<br />

ich plötzlich Zeit und da war diese neue Kamera, und auch<br />

noch eine klassische Nikon, die hat etwas von Kerouacs<br />

On-the-road-Romantik. Sie ist Lebensart, hat eine ganz<br />

eigene Ästhetik und Seele, sie hat Geschichte in Film und<br />

Musik: legendär auch das Foto von Bob Dylan mit seiner<br />

Nikon SP Rangefinder. Ich weiss noch, wie ich das erste<br />

Mal mit meiner Nikon loszog durch die Strassen Madrids,<br />

dieses kompakte schwarze Geschöpf, das so satt vertraut<br />

in der Hand lag, dieses charakteristische «Klick», ein<br />

Sound, wie aus einem Blues-Stück entnommen. Ich fühlte<br />

mich plötzlich «on-the-road»! Und: Ja, ich merkte sofort:<br />

Fotografieren, das ist es!<br />

Zu Beginn und wohl für immer gibt es für Sie das<br />

Faszinosum «Corrida». Wie kam es dazu?<br />

Ein Freund von mir sagte einmal: «Um die Menschen und<br />

ihre Eigenarten kennenzulernen, geh in ihre Kirchen und<br />

trink mit ihnen in den Bars. Dort lernst du ihre wirkliche<br />

Mentalität kennen!» Ich befolge diesen Rat, wo immer ich<br />

bin, und verpasse zudem keine landestypische Kulturveranstaltung.<br />

Wäre ich in Japan gelandet, wäre ich zu den<br />

Sumoringern gegangen. In Spanien lag es für mich auf der<br />

Hand, zu einer Corrida gehen zu wollen, um die Menschen<br />

in ihrem kulturellen Habitat besser verstehen zu können.<br />

Was ich damals nicht wusste: Dass ich damit die für mich<br />

faszinierendste, poetischste und leidenschaftlichste Welt<br />

betreten würde, die mir je auf meinen Wegen begegnet<br />

war und in einer profunden Form zu meinem Leben gehören<br />

würde.<br />

Wie konnten Sie sich in dieser männerdominierten<br />

Szene durchsetzen?<br />

Diese Szene ist gar nicht so männerdominiert, wie es auf<br />

den ersten Blick scheint. Ich wurde schnell aufgenommen<br />

und einbezogen. Ich denke, jeder wird das, der zu vermitteln<br />

weiss, dass ihn das Sujet wirklich interessiert! Es gibt<br />

auch heute noch kaum Frauen in der Corrida-Szene. Und<br />

als ich meine ersten Schritte dort unten im «callejón» versuchte,<br />

dem für Profis und Presse reservierten, umlaufenden<br />

Gang zwischen Tribüne und Arena, war ich die einzige<br />

Frau. Ich flog auch deshalb manchmal raus! Aber da war<br />

immer jemand, der mich durch die Hintertür am nächsten<br />

Tag wieder hereinholte! Schnell begannen sich die Matadore<br />

für meine Arbeiten zu interessieren, es war – und ist<br />

heute noch – ein Exotikum, «deutsch / Frau / blond» da<br />

wirbeln zu sehen, was bei Toreros und Empresarios zuerst<br />

Respekt, dann Anerkennung und freundschaftliche<br />

Unterstützung auslöste. Erste Ausstellungen wurden in der<br />

Presse besprochen, auch der andere, feminine und «ausländische»<br />

Blick auf die älteste Tradition Spaniens wurde<br />

hervorgehoben.<br />

Wie hat sich Ihre Fotokunst im Laufe der Jahre<br />

verändert – was die Sujets angeht, aber auch die<br />

Technik?<br />

Die Sujets haben sich insofern verändert, als dass ich trotz<br />

eines guten Anteils bleibender Scheu mutiger geworden<br />

bin. Scheu ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Ich<br />

habe einfach zu viel Respekt vor den Menschen, als dass<br />

ich ungefragt mit der Kamera im Anschlag in eine afrikanische<br />

Hütte stürzen und einen Kochtopf der Herrin des<br />

Hauses dabei umtreten würde. Da frage ich lieber vorher.<br />

Aber grundsätzlich habe ich über die Jahre eine Taktik entwickelt,<br />

mich während des Fotografierens fast unsichtbar<br />

zu machen, und stelle fest, dass sie mir gelingt. Technik? –<br />

Technik ist gut, weil ich nie wirklich eine gelernt habe!<br />

86 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

The Luxury Way of Life | 87


CULTURE<br />

Ich fotografiere manuell und intuitiv. Schuld an dem fehlenden technischen Fotokurs ist<br />

der Maestro Helmut Newton. In einer ARD-Talkshow, für die ich arbeitete, hatten wir Newton<br />

einmal zu Gast. Ich wagte es beim anschliessenden Essen, ein paar meiner Fotos zu<br />

zeigen, mit der aufgeregt runtergeratterten Anmerkung, dass ich in Kürze einen Fotokurs<br />

machen wolle, um die Kamera überhaupt erst einmal zu verstehen. Newton, erst schweigend<br />

und aufmerksam meine Fotos betrachtend, dann schmunzelnd meinen recht wirren<br />

Ausführungen zuhörend, unterbrach: «NEIN! – Du wirst KEINEN Fotokurs machen! Es ist<br />

wahr, ich sehe, von Technik hast du keine Ahnung. Aber die kommt automatisch. Und<br />

Fotografen sind Künstler und keine Klempner – die brauchen Technik! Wichtig ist, dass<br />

du ein gutes Auge hast! Und das hast du. Mit einem Kurs versaust du dir das nur! Geh<br />

fotografieren und gebrauche deine Seele über deinen Blick und du wirst sehen ...»<br />

Wann setzen Sie das Stilmittel der Schwarz-Weiss-Fotografie ein?<br />

Die Schwarz-Weiss-Fotografie intensiviert meines Erachtens Essenzen des fotografierten<br />

Motives; das können die Falten im Close-up eines Gesichtes, aber auch die dramatische<br />

Spannung eines gezeigten Momentes sein. Die Corrida zum Beispiel ist voller intensiver<br />

Farben und schon deshalb so besonders fotogen. Ich sehe und fotografiere die Corrida<br />

dennoch fast ausschliesslich in Schwarz-Weiss. Das traditionelle Ritual voller Spannung,<br />

Drama, Erotik, Gefahr und Schönheit ist für mich ohne Frage eine leidenschaftliche und<br />

spannungsgeladene Szenerie in Schwarz-Weiss!<br />

The Luxury Way of Life | 89


CULTURE<br />

Es ist wohl eine der Standardfragen an jeden Fotografen, aber, wie ich finde,<br />

unabdingbar. Was möchten Sie beim Betrachter Ihrer Bilder auslösen?<br />

Erreichen möchte ich, das Gesicht hinter der Maske zu zeigen, die Wahrheit hinter der<br />

Inszenierung. Beim Betrachter möchte ich den Gedanken auslösen: «Wow, das habe ich<br />

so noch nie gesehen / nicht gewusst!» Und es würde mich glücklich machen, wenn der<br />

Betrachter deshalb Lust auf mehr bekommt, sowohl was die Thematik, als auch meine<br />

Fotografie betrifft.<br />

Was bedeutet Ihnen Ihre Wahlheimat Spanien?<br />

Improvisieren. Geborgenheit. Tradition. Güte. Optimismus. Freundschaft. Chaos. Tiefe.<br />

Gelassenheit. Passion. Solidarität. Humor. Wahrheit. Madrid. Kurz gesagt: Spanien –<br />

abgesehen von meiner Familie und meinen Freunden – bedeutet mir alles!<br />

Könnten Sie sich auch ein anderes Land als<br />

Lebensmitte vorstellen?<br />

Mexiko, dort habe ich kurze Zeit gelebt, dieses Land hat eine<br />

ganz besonders faszinierende Bedeutung für mich. Zwei<br />

Städte: Buenos Aires und New York. Beide vermitteln für<br />

mich, jede in ihrer Art, eine ganz eigene Welt, die ich liebe.<br />

In beiden Städten würde ich sofort leben wollen.<br />

Ausserdem: Ich habe einen Hang zu England und Irland;<br />

denke immer, beide Völker sind den Spaniern nicht unähnlich.<br />

Viel Humor! Und ich glaube, es gilt auch dort: «Es gibt<br />

nichts, was sich nicht durch ein gutes Glas mit Freunden<br />

regeln lässt ...»<br />

www.anyabartelssuermondt.com<br />

92 | <strong>PRESTIGE</strong>


Baroque<br />

beaux-Arts<br />

Baccarat<br />

Bösendorfer<br />

Baroque<br />

Koket<br />

Hermen<br />

Female & male


Kultur<br />

aus dem<br />

NORDEN<br />

Das Tor nach Lappland


culture<br />

Umeå und Riga sind 2<strong>01</strong>4<br />

Europäische Kulturhauptstädte.<br />

Beide liegen im Norden und könnten<br />

doch kaum unterschiedlicher sein.<br />

Während die eine als Hauptstadt<br />

Lettlands wohl bekannt sein<br />

dürfte, hat man den Namen der<br />

zweiten wohl vorher nie gehört.<br />

Zeit, Umeå mal genauer unter die<br />

Lupe zu nehmen!<br />

Yvonne Beck<br />

Was ist samisches<br />

Kunsthandwerk?<br />

Sami slöjd ist in zwei Kategorien<br />

aufgeteilt – hartes und<br />

weiches Kunsthandwerk.<br />

Das erste wird von jeher von<br />

Männern gefertigt und besteht<br />

vor allem aus Messern<br />

und Bechern mit aufwendig<br />

geschnitztem Rentierhorn.<br />

Weiches Kunsthandwerk<br />

wird traditionell von Frauen<br />

hergestellt und besteht aus<br />

Kleidung, aussergewöhnlichen<br />

Armbändern aus geflochtenem<br />

Draht und anderem Schmuck,<br />

Taschen und dem sogenannten<br />

Wurzelhandwerk.<br />

U<br />

meå wird im Volksmund «Stadt der Birken»<br />

genannt, was einen Hintergrund in<br />

der riesigen Feuersbrunst von 1888 besitzt,<br />

die grosse Teile der Stadt zerstörte. Beim<br />

Wiederaufbau wurden weitläufige Alleen aus 3000<br />

Birken als Feuerschneisen zum Schutz gegen die<br />

Ausbreitung von künftigen Bränden angelegt.<br />

Heute ist Umeå die am dichtesten besiedelte Stadt<br />

Nordschwedens mit zirka 116 000 Einwohnern.<br />

Dank der 36 000 Universitätsstudenten ist Umeå<br />

jung und vital geblieben und voller pulsierender<br />

Aktivitäten. Im Sommer geht die Sonne fast nicht<br />

unter und somit sind die Nächte lang und hell. Im<br />

Winter ist die Stadt dunkel und gleichzeitig hell<br />

durch eine weisse, dicke Schneedecke, die auf<br />

den Strassen und auf dem Fluss Ume liegt. Eine<br />

vielfältige Naturlandschaft umgibt die Universitätsstadt:<br />

Inseln, beerenreiche Wälder, Flüsse und<br />

bergiges Hinterland. Das ermöglicht eine einzigartige<br />

Auswahl von Outdoor-Aktivitäten, wie zum<br />

Beispiel Rafting bei Mitternachtssonne, Bibersafari,<br />

Robbensafari, Fahrradtouren und Kajakfahrten.<br />

Zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten<br />

zählen das Freilichtmuseum Gammlia, die Inselgruppe<br />

Norrbyskär mit ihrer faszinierenden Geschichte,<br />

die Stromschellen bei Vindelforsarna, die<br />

Eisenhütte Olofsfors Bruk, die Holmön Inseln und<br />

das Haus der Elche.<br />

The Luxury Way of Life | 95


CULTURE<br />

Kultur, Geschichte und Kunst<br />

Umeå wird Einzigartiges aus Nordschweden präsentieren.<br />

Das Kulturhauptstadtprogramm 2<strong>01</strong>4<br />

ist durch die acht Jahreszeiten der Sami geprägt:<br />

Vorfrühling, Frühling, Frühsommer, Sommer, Spätsommer,<br />

Herbst, Spätherbst und Winter. Für das<br />

Volk der Sami ist Umeå heute ein Ort der Erinnerung<br />

an die vergangene Zeit des nomadischen<br />

Lebens. Im Västerbottens-Museum mit dem angeschlossenen<br />

Freilichtmuseum wird ihre naturnahe<br />

Lebensweise in ledernen Zelten gewürdigt<br />

und ihre Bedeutung für die Region und die Kultur<br />

Nordskandinaviens verdeutlicht.<br />

Und das Land der Sami kann mit noch weiteren<br />

kulturellen Highlights punkten, bspw. mit dem mit<br />

zahlreichen Preisen ausgezeichneten Umedalen<br />

Skulpturenpark. Hier sind Werke von einer Qualität<br />

ausgestellt, die man in renommierten Museen und<br />

Kunstausstellungen, aber nicht zwischen Fichten<br />

in Umeå erwarten würde. Die Dauerausstellung<br />

umfasst Werke von schwedischen und bedeutenden<br />

internationalen Künstlern wie<br />

z. B. Louise Bourgeois, Anish Kapoor und<br />

Clay Ketter. Gartenliebhaber werden den<br />

Ort wegen seines Parks lieben, der von Ulf<br />

Nordfjell, einem der besten Landschaftsarchitekten<br />

Schwedens, entworfen wurde.<br />

Ein absolutes Muss ist zudem das brandneue<br />

Bildmuseet am Fluss Ume, direkt am<br />

Umeå Arts Campus. Die sieben Geschosse<br />

dieses mit Preisen ausgezeichneten<br />

Gebäudes sind ein visuelles und akustisches<br />

Feuerwerk zeitgenössischer Kunst,<br />

Fotografie, Architektur und Design.<br />

Das Wichtigste zuletzt: Die Einwohner sagen<br />

«Ü-me-jo», denn das A mit dem Kringel<br />

wird wie «O» ausgesprochen. Aber<br />

keine Panik, wer sich den Namen ein paar<br />

Dutzend Male vorgesagt haben, klingt garantiert<br />

wie ein echter Nordschwede!<br />

Berühmtester<br />

Sohn der Stadt<br />

Die Heimatstadt Stieg Larssons<br />

ist, man höre und staune,<br />

Umeå. Dass jedoch er<br />

kaum mit seiner Heimatstadt<br />

verbunden wird, obwohl<br />

er eine der erfolgreichsten<br />

Krimi-Trilogien geschrieben<br />

hat und die eine oder andere<br />

Namensnennung der Stadt<br />

in seinen Welt-Bestsellern<br />

brachte, liegt wahrscheinlich<br />

am frühen Tod des berühmtesten<br />

Sohnes der Stadt.<br />

96 | <strong>PRESTIGE</strong>


Erweitern Sie Ihren Wohnraum.<br />

Die rahmenlosen Schiebefenster von Sky-Frame gehen schwellenlos<br />

in ihre Umgebung über. So lässt sich nur schwer sagen, wo die<br />

Aussicht anfängt und der Innenraum aufhört. www.sky-frame.ch


Kolumne Wilhelm J. Grusdat<br />

Aus dem Leben<br />

eines Galeristen:<br />

Strandgut<br />

Den wohl berühmtesten Bikini der<br />

Filmwelt trug Ursula Andress im<br />

James-Bond-Film «007 jagt Dr. No»,<br />

der 1962 erschien. Die charismatische<br />

Szene, in der sie in ihrem weissen<br />

Bikini der Venus gleich aus dem<br />

Wasser stieg, machte sie mit einem<br />

Schlag berühmt. Bikinierfinder Ernst<br />

Réard benannte die Badebekleidung<br />

übrigens bewusst nach dem gleichnamigen Atoll,<br />

auf dem mehrere Atombombentests stattfanden.<br />

In den 1950er-Jahren nannte man alles, was sensationell<br />

war – also auch schöne Frauen – «Atom».<br />

Verständlicherweise sind es gerade die «Sexbomben»<br />

wie Marilyn Monroe und Brigitte Bardot, die<br />

den Siegeszug der kleinsten Schwimmbekleidung<br />

lostraten.<br />

Obwohl Brigitte Bardots Karriere mit einem Bikiniauftritt<br />

am Strand von Cannes begann, inspirierte<br />

sie Pablo Picasso – ein häufiger Strandbesucher<br />

und ausgesprochener Liebhaber schöner Frauen<br />

– zu keinem Gemälde. Sein Modell hiess zu dieser<br />

Zeit Sylvette. Allerdings fertigte der Meister 1961<br />

eine augenzwinkernde Hommage an die neue<br />

Strandbekleidung. Dabei handelte es sich um eine<br />

kleine, in ihrer Form an die weibliche Anatomie<br />

erinnernde Terrakottavase. Geschmückt wurde<br />

das Gefäss mit einem kleinen, gelben Bikini. Die<br />

Farbe des gebrannten Tons entsprach dabei dem<br />

perfekten, süd französischen Teint.<br />

Im gleichen Jahr malte Roy Lichtenstein seine<br />

ersten richtigen Pop-Art-Gemälde, darunter auch<br />

«Girl with Ball». Das Bild zeigt eine junge, dunkelhaarige<br />

Frau im Badeanzug vor gelbem Hintergrund,<br />

die einen rot gestreiften Ball mit beiden<br />

Armen hochhält. Als Vorlage diente Lichtenstein<br />

die Werbeanzeige des Mount Airy Lodge am<br />

Mount Pocono, Pennsylvania. Die Leitung des<br />

Hotels behielt diese Werbung noch lange Zeit<br />

bei und das Lodge entwickelte sich zum bevorzugten<br />

Reiseziel für Jungvermählte. Ob das an<br />

der zunehmenden Bekanntheit von Lichtenstein<br />

lag oder an den herzförmigen Badewannen des<br />

Hotels, lässt sich schwer sagen. Anfang der<br />

1970er-Jahre erstand Andy Warhol<br />

ein grosses Grundstück in Montauk,<br />

Long Island, und vermietete das<br />

Anwesen an eine ganze Reihe von<br />

Berühmtheiten. Gleich im ersten<br />

Sommer beherbergte es den frisch<br />

vermählten Sänger der Rolling Stones<br />

mit seiner Frau Bianca. Andy Warhol<br />

und Mick Jagger verband bereits eine<br />

intensive Freundschaft, sodass der eigentlich<br />

Frischluft scheuende Künstler einen Besuch<br />

wagte. Im Laufe dieses Treffens entwarf Warhol<br />

das charismatische Marken zeichen der Band: ein<br />

Mund mit herausgestreckter Zunge, der von da<br />

an das Plattenlabel zierte.<br />

«Strandgut, das sich bei der<br />

Beschäftigung mit Kunst<br />

und Künstlern angesammelt hat»<br />

Mel Ramos ist bekannt für seine nackten Heroinnen,<br />

die sich mit sonnengebräunter Haut und<br />

wehenden Haaren an wilde Tiere und diverse<br />

Konsumgüter schmiegen. Mit wie viel Humor er<br />

seine Akte betrachtet, verdeutlicht seine Serie<br />

«A Salute to Art History», in der er anerkannte<br />

Meisterwerke neu interpretiert. Dabei verpasst<br />

er Manets Olympia oder Ingres Odaliske neben<br />

der perfekten Bräunung auch gleich Bikinistreifen.<br />

Dadurch werden die ursprünglich blassen<br />

Damen zu lebendigen Wesen, die sich im Freien<br />

bewegen und der Sonne aussetzen. Übrigens<br />

sass auch Ursula Andress dem Meister mehrmals<br />

Modell. Es kann geradezu als Geste der Anerkennung<br />

ihres Bond-Ruhmes angesehen werden,<br />

dass er sie statt im weissen Bikini mit weissen<br />

Bikinistreifen zeigt.<br />

Was das alles mit meinem Leben als Galerist<br />

zu tun hat? Nichts und alles. Nennen Sie<br />

es Strandgut, das sich im Laufe der Jahre<br />

bei der Beschäftigung mit Kunst und Künstlern<br />

angesammelt hat und das ich gerne mit<br />

Freunden und Kunden teile.<br />

98 | <strong>PRESTIGE</strong>


Privatklinik Alta Aesthetica<br />

in Rheinfelden<br />

Terminvereinbarung unter<br />

+41 61 835 0 835<br />

Kompetenzzentrum mit erfahrenen Fachärzten spezialisiert auf<br />

» Brustvergrösserung/<br />

Bruststraffung<br />

» Fettabsaugung<br />

» Nasenkorrekturen<br />

» Facelift/Gesichtsstraffungen<br />

» Lidstraffungen<br />

» Faltenunterspritzungen<br />

» Ästhetische Zahnmedizin<br />

» Mund-, Kiefer- und<br />

Gesichtschirurgie<br />

Alta Aesthetica AG<br />

Roberstenstrasse 33 | CH-4310 Rheinfelden<br />

T +41 61 835 0 835 | info@altaaesthetica.ch | www.altaaesthetica.ch


1<strong>01</strong> BASELWORLD<br />

Das Uhrenjahr 2<strong>01</strong>4<br />

103 Bucherer presents<br />

Watches &<br />

Jewellery<br />

107 Gübelin presents<br />

109 La Serlas Presents<br />

111 Beyer Presents<br />

115 Meister Juwelier Presents<br />

117 Les Ambassadeurs Presents<br />

118 Frank’s way<br />

Shooting by Gianni Pisano<br />

132 SCHMUCKUHREN<br />

Glitzernde Zeitmesser<br />

135 Chopard Presents<br />

136 PERLEN<br />

Tränen des Meeres<br />

140 FABERGÉ<br />

Der Hofjuwelier des Zaren<br />

143 GELBE DIAMANTEN<br />

Luxus trifft auf Wertanlage<br />

146 ANTIKE UHREN<br />

Frühe Genfer Uhren<br />

carrera y carrera<br />

100 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

Das Uhrenjahr<br />

2<strong>01</strong>4<br />

beginnt<br />

Neuigkeiten<br />

von A bis Z<br />

The Show must go on. Nach diesem altbewährten Motto handelt die erfolgsverwöhnte<br />

Uhrenindustrie von Jahr zu Jahr. Will heissen: Neue Modelle, Uhrwerke, Komplikationen<br />

und Materialien sollen, ja müssen das internationale Publikum faszinieren. Die<br />

Resultate vielfältiger Bemühungen zeigten sich während des Genfer Uhrensalons und<br />

wie immer auch in seinem Umfeld. Die Trends des Jahres lauten innovative Mechanik,<br />

ausdrucksstarke Farben, elegantes flaches Outfit, hochwertige Skelettkunst, reduzierte<br />

Dimensionen und einmal mehr faszinierender Retrolook. Die 1950er- bis 1970er-Jahre<br />

leben neben dem Zeitgeist unserer Tage munter fort. Klassik überlebt sich nicht.<br />

Gisbert L. Brunner<br />

The Luxury Way of Life | 1<strong>01</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

Die Geschichte der Manufaktur Roger Dubuis<br />

begann 1995 mit dem gleichnamigen Uhrmacher.<br />

An ersten Armbanduhren des Genfer Startup erinnert<br />

die vergleichsweise schlichte Linie «Hommage».<br />

Zur Genfer Uhrenmesse wartete das<br />

mittlerweile zum Richemont-Konzern gehörende<br />

Unternehmen mit einem neuen Chronografen auf,<br />

dessen Rotgoldgehäuse 42 Millimeter zwischen<br />

die Backen einer Schieblehre bringt. Selbstverständlich<br />

tickt im Inneren der bis 30 Meter wasserdichten<br />

Schale exklusive Manufakturarbeit.<br />

Ganz konkret handelt es sich um das 13 ¾­ linige<br />

(Durchmesser 31 Millimeter), 6,3 Millimeter hohe<br />

Kaliber RD680, welches die Uhrmacher aus 261<br />

Komponenten zusammenbauen. Das Spannen<br />

der Zugfeder besorgt ein in die Werksebene integrierter<br />

Mikrorotor. In voll aufgezogenem Zustand<br />

beträgt die Gangautonomie zwei volle Tage. Vier<br />

Hertz Unruhfrequenz gestatten das Stoppen<br />

von Zeitintervallen auf die Achtelsekunde genau.<br />

Ein Totalisator erfasst bis zu 30 Umläufe des<br />

zentralen Chronografenzeigers. Wie in guten alten<br />

Zeiten steuert ein klassisches Schaltrad die<br />

drei zeitschreibenden Funktionen Start, Stopp<br />

und Nullstellung. Bei genauem Betrachten des<br />

sorgfältig finissierten Mikromechanismus sticht<br />

zwangsläufig das für Qualität und Ganggenauigkeit<br />

bürgende Genfer Siegel ins Auge.<br />

102 | <strong>PRESTIGE</strong>


BUCHERER<br />

PRESENTS<br />

Lebensfreude und Dolce Vita<br />

Der Bucherer-Klassiker «Lacrima» frisch interpretiert. Sechs Jahre nach der Lancierung wird die sinnliche Kollektion aus dem<br />

Hause Bucherer mit bezaubernden Kreationen im modernen Stil erweitert. Die Kollektion widerspiegelt die Vielfalt und den<br />

Reichtum des Lebens auf der italienischen Piazza und ist Ausdruck der Passion wie auch der Handwerkskunst des Hauses.<br />

The Luxury Way of Life | 103


WATCHES & JEweLLERY<br />

Gerade einmal 4,8 Millimeter misst das neue, aus<br />

471 Komponenten zusammengefügte Manufakturkaliber<br />

362 von Jaeger-LeCoultre in der Höhe.<br />

Die Verpackung in ein extrahelles Weissgoldgehäuse<br />

mit Saphirglas lässt den Wert auf 7,9<br />

Millimeter klettern. Dass es sich bei dem «Master<br />

Ultra Thin Minute Repeater Flying Tourbillon» um<br />

eine komplizierte Armbanduhr handeln muss,<br />

verheisst allein schon die Zahl der Bauteile. Neben dem einseitig wirkenden<br />

Selbstaufzug durch eine peripher drehende, in gekrümmten Zifferblattschlitzen<br />

sichtbare Platinschwungmasse wartet das elfte Œuvre der Linie<br />

«Hybris Mechanica» auch noch mit einem völlig neu entwickelten «fliegenden»<br />

Tourbillon und einer Minutenrepetition auf. Zunächst einige Worte zum<br />

Wirbelwind: Hier besteht der Clou im ganz vorn sichtbaren Gespann aus<br />

Unruh mit variablem Trägheitsmoment und ebenfalls «fliegend» ausgeführter<br />

Unruhspirale. Das Ensemble oszilliert mit drei Hertz.<br />

Hat sie die Zugfeder voll gespannt, reicht die angesammelte Kraft für 45<br />

Stunden Gangautonomie. Der komplexeste Part des Uhrwerks, die Minutenrepetition,<br />

gibt sich optisch – wie immer – besonders diskret. Das Besondere<br />

verkörpern beim Kaliber 362 mehrere Konstruktionsmerkmale:<br />

Die beiden Hämmer zum Anschlagen der ums Werk gewundenen und zur<br />

klanglichen Optimierung mit dem vorderen Saphirglas verbundenen Tonfedern<br />

agieren flink wie Schleudern. Die Bezeichnung «Trébuchet» ist daher<br />

nicht aus der Luft gegriffen. Innovation pur verkörpert ferner eine Erfindung<br />

zur Verkürzung der Wartezeit zwischen den Schlägen, wenn es in den ersten<br />

14 Minuten nach einer vollen Stunde keine Viertelstunden durch Doppelschläge<br />

zu verkünden gilt. Die hellen Minutentöne lassen nach den sonoren<br />

Stundenklängen weniger lange auf sich warten als bei konventionellen Mechanismen.<br />

Bleibt die Auslösung besagten Repetitionsschlagwerks mithilfe<br />

einer eigenen Feder. Aus ästhetischen Gründen kommt hier ein patentiertes<br />

System zur Anwendung. Die Betätigung des kleinen Schiebers bei der Acht<br />

lässt einen Drücker bei der Zehn in Erscheinung treten. Nachdem dieser seinen<br />

initiierenden Job erledigt hat, verschwindet er wieder in der Versenkung.<br />

Die Edition der 41 Millimeter grossen Armbanduhr hat Jaeger-LeCoultre auf<br />

75 Exemplare begrenzt.<br />

Panerai präsentiert 2<strong>01</strong>4 ein illustres Spektrum neuer Chronografen. Für<br />

die Spitzenprodukte kooperiert die Schweizer Manufaktur mit italienischen<br />

Wurzeln, der Schwester Montblanc, und seiner traditionsreichen Tochter<br />

Minerva. In Villeret versteht man sich seit weit mehr als 100 Jahren auf Zeitschreiber<br />

unterschiedlichster Bauart. Ganz konkret kommt in den jeweils<br />

100 Exemplaren der brandneuen «Radiomir 1940»-Serie mit den Referenznummern<br />

PAM00518 (Platin), 00519 (Rotgold) und PAM00520 (Weissgold)<br />

das Handaufzugskaliber 13-22 zum Einsatz. Dieses edle Uhrwerk besitzt<br />

knapp 27 Millimeter Durchmesser, eine elegante Feinregulierung für den<br />

Rücker, Schaltradsteuerung für den Chronografen, überlieferte Horizontalkupplung<br />

und einen 30-Minuten-Totalisator. Die Komponenten werden nach<br />

allen Regeln höchster Handwerkskunst fein bearbeitet. Davon können sich<br />

die künftigen Besitzerinnen und Besitzer beim Blick durch den Sichtboden<br />

überzeugen. Panerai hat das Uhrwerk übriges OP XXV getauft. Wie bei allen<br />

Villeret-Chronografen vollzieht die Unruh stündlich gemächliche 18 000<br />

Halbschwingungen, was einer Frequenz von 2,5 Hertz entspricht. Dem hohen<br />

Anspruch an die Ausführung von Uhrwerk und Gehäuse entsprechen<br />

natürlich auch die Zifferblätter und Zeiger.<br />

104 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

Baume & Mercier ist stolz auf seinen nostalgisch<br />

anmutenden Bestseller namens «Clifton».<br />

Der an die 1950er-Jahre erinnernde Stil kommt<br />

bestens an. Krönung der Uhrenlinie im Retrostil<br />

ist die auf 30 Exemplare limitierte Armbanduhr<br />

mit «fliegend» ausgeführtem Minutentourbillon.<br />

Ihr Rotgoldgehäuse mit bombiertem Glas misst<br />

45,5 Millimeter. Das Drehgang-Œuvre kommt bei<br />

Baume & Mercier nicht von ungefähr. Es erinnert<br />

an eine Taschenuhr mit dieser Komplikation zur<br />

Kompensation negativer Gravitationseinflüsse<br />

in Hängelage, welche Alcide Baume 1892 zu einem<br />

Wettbewerb des Observatoriums von Kew-<br />

Teddington bei London sandte. Der Erfolg konnte<br />

sich sehen lassen, denn dieses Tourbillon erreichte<br />

mehr als respektable 91,1 von insgesamt 100<br />

möglichen Punkten. Das verschaffte diesem<br />

Chronometer zehn Jahre lang den Titel der weltweit<br />

präzisesten Uhr. In der neuen Armbanduhr<br />

tickt das Handaufzugskaliber P591, welches die<br />

Schwester Val Fleurier für Baume & Mercier fertigstellt.<br />

Durch den Sichtboden lässt sich die sorgfältige<br />

Feinbearbeitung des Uhrwerks mit rund 50<br />

Stunden Gangautonomie bewundern.<br />

Wegen ihrer aussergewöhnlichen Optik kann die<br />

«Rotonde de Cartier Astrocalendaire» mit Automatikwerk<br />

und ewigem Kalender als kleines «Amphitheater<br />

der Zeit» gelten. Die Konstruktion stand<br />

unter den Prämissen optimierter Ablesbarkeit,<br />

Funktionssicherheit, unkomplizierter Handhabung<br />

und einem ökonomischen Umgang mit den<br />

bei mechanischen Uhren stets nur spärlich verfügbaren<br />

Energiereserven. Die dreidimensionale<br />

Anordnung der Indikationen auf verschiedenen<br />

Ebenen nutzt den Platz am Zifferblatt bestmöglich<br />

aus. Im Zentrum der Arena dreht ein fliegendes<br />

Minutentourbillon. Weil ausgesprochen selten benötigt, findet sich die<br />

Schaltjahresanzeige auf der Rückseite des Manufakturkalibers 9459 MC.<br />

Das 32 Millimeter gros se Uhrwerk mit beidseitig wirkendem Zentralrotor besteht<br />

aus 382 Komponenten. Seine Höhe beträgt 8,1 Millimeter. Anstelle<br />

vieler Nocken, Hebel und Federn greifen unter dem Zifferblatt exakt berechnete<br />

Räder. Dieses Getriebe gestattet ein problemloses Vor- und Rückwärtsstellen<br />

von Datum und Monat über die Krone. Darüber hinaus wirkt es<br />

der Beschädigung des Mechanismus durch manuelle Korrekturen wenige<br />

Stunden vor und nach Mitternacht entgegen. Nur für den Wochentag gibt es<br />

noch einen Drücker. Natürlich misst dieses markante Œuvre auch die Zeit.<br />

Die Unruh vollzieht stündlich 21 600 Halbschwingungen. Der imageträchtige<br />

Poinçon de Genève bürgt für höchste Präzision. Damit Cartier dieses Qualitätssiegel<br />

in sein Uhrwerk punzen kann, mussten in Genf spezielle Ateliers<br />

eingerichtet werden. Summa summarum fertigt die Manufaktur von diesem<br />

luxuriösen Weissgold-Zeitmesser mit 45 Millimetern Gehäusedurchmesser<br />

100 Exemplare.<br />

Ralph Lauren geht auch 2<strong>01</strong>4 wieder auf Safari. Bester Beweis ist das «Black<br />

Safari Flying Tourbillon». In der sportiven Armbanduhr mit «fliegenden» Drehgang<br />

findet sich das 13 ¼-linige Automatikkaliber RL167, Durchmesser knapp 30<br />

Millimeter, mit in die Werksebene integriertem Mikrorotor. Das aus 142 Bauteilen<br />

bestehende Uhrwerk mit vier Hertz Unruhfrequenz und rund 40 Stunden Gangautonomie<br />

liefert der Genfer Partner «Fabrique du Temps» zu. Das schwarz durchfärbte,<br />

knapp 45 Millimeter grosse Stahlgehäuse baut 11,8 Millimeter hoch. Wer<br />

will, kann bis zu 50 Meter abtauchen. Das Oldtimer-Faible des amerikanischen<br />

Modezaren Ralph Lauren spiegelt sich im Zifferblatt wider. Dessen mattschwarzes<br />

Zentrum mit Leuchtziffern umfängt ein edler Ring aus tiefbraunem Wurzelholz.<br />

The Luxury Way of Life | 105


WATCHES & JEweLLERY<br />

Mit der «Seamaster Planet Ocean Orange Ceramic»<br />

stellte Omega im Kontext des Genfer Uhrensalons<br />

eine Weltpremiere vor. Zunächst einmal<br />

besitzt diese Automatikarmbanduhr mit dem<br />

Co-Axial-Manufakturkaliber 8615 ein gebürstetes<br />

und poliertes 43,50-Millimeter-Gehäuse aus<br />

massivem Platin. Sein Glasrand mit 24-Stunden-<br />

GMT-Skala lässt sich in beiden Richtungen drehen.<br />

Auf diese Weise ist der Newcomer – wenn<br />

gewünscht – in insgesamt drei Zeitzonen zu<br />

Hause. Der normale Weissgold-Stundenzeiger<br />

lässt sich über die Krone leicht in Stundenschritten<br />

verstellen und dient somit der Indikation der<br />

jeweiligen Lokalzeit. Ein weiterer, orangefarben<br />

ausgeführter Stundenzeiger rotiert täglich einmal<br />

um seine Achse. Er bewahrt die Referenzzeit<br />

am Heimatort. Die dritte Zonenzeit ergibt sich<br />

aus der Position des Drehrings mit 24-Stunden-<br />

Graduierung. Dessen Inlay aus orangefarbener<br />

Keramik verkörpert das bislang in Uhren noch<br />

niemals realisierte Element. Die Lünetten-Indexierung<br />

besteht aus «Liquidmetal»-Platin mit einem<br />

Feingehalt von 850/1000. Das Rotorkaliber aus<br />

eigener Manufaktur, ausgestattet mit einer Silizium-Unruhspirale,<br />

ist durch den Saphirglasboden<br />

sichtbar. Omega liefert die lediglich sechs Exemplare<br />

dieses Ausnahme-Zeitmessers mit farblich<br />

abgestimmtem Lederband mit Platin-Ziernähten<br />

und Platin-Faltschliesse. Das im Etui ebenfalls<br />

vorhandene Gummiarmband lässt sich per mitgeliefertem<br />

Werkzeug in wenigen Handgriffen<br />

austauschen.<br />

106 | <strong>PRESTIGE</strong>


Gübelin<br />

PRESENTS<br />

Ein Blütenmeer von Saphiren und Diamanten<br />

Eingebettet in funkelnde Diamanten in beschwingtem Blumendesign: So erstrahlen die makellosen tiefblauen Saphire<br />

der neuesten Kreation aus dem Hause Gübelin. Der blaue Saphir gilt als Edelstein des Himmels, als Symbol für Treue,<br />

Freundschaft, Beständigkeit und hingebungsvolle Liebe. Der Saphir soll seinen Träger ausserdem friedfertig machen und vor<br />

Hass und Untreue beschützen. Deshab ist der blaue Saphir oft der zentrale Edelstein in Kronen von Königen und Kaisern.<br />

The Luxury Way of Life | 107


WATCHES & JEweLLERY<br />

Bei dem auf 100 Exemplare limitierten «TimeWalker Chronograf 100» von Montblanc<br />

handelt es sich um eine bemerkenswerte Synthese aus uhrmacherischer Nobelmanufaktur<br />

und markanter Sportlichkeit. Prinzipiell gründet sich der brandneue Stopper<br />

basiert auf der Technik des «TimeWriter II Chronographe Bi-Fréquence 1000» von<br />

2<strong>01</strong>2. Will heissen: Im 45,6 Millimeter grossen Gehäuse, dessen Titankorpus mit seitlichen<br />

Karbon-Inlays versehen ist, sind zwei unterschiedliche Uhrwerke für die Zeitmess-<br />

und Zeitnahmefunktion zuständig. Das Manufakturkaliber mit 38,4 Millimeter<br />

Durchmesser und 7,63 Millimeter Bauhöhe hat Montblanc MB M66.25 getauft. Der<br />

für die Uhrzeit zuständige Part unterteilt die Zeit in präzise Fünftelsekundenabschnitte.<br />

Beinahe selbstverständlich besitzt die Unruhspirale eine hochgebogene Breguet-<br />

Endkurve. Seine Gangautonomie beträgt rund 100 Stunden.<br />

Zum akkuraten Erfassen der Hundertstelsekunden braucht es natürlich ein höheres<br />

Tempo. Damit sie mit den erforderlichen 50 Hertz oszillieren kann, schrumpfte die<br />

hierfür zuständige Unruh auf einen minimalen Durchmesser von sechs Millimetern.<br />

Die extrem hochfrequenten Schwingungen zehren natürlich an der Gangautonomie.<br />

Die verfügbaren 45 Minuten reichen für Ultrakurzzeit-Stoppvorgänge allerdings völlig<br />

aus. Zur Steuerung der drei Stoppfunktionen – Start, Stopp und Nullstellung – wirkt<br />

der Drücker zwischen den Bandan stössen bei der Zwölf auf ein klassisches Schaltrad<br />

ein. Insgesamt besteht das bifrequent tickende Œuvre aus 377 Komponenten. Seine<br />

Krone spannt jedes der beiden Federhäuser in einer Drehrichtung.<br />

Bei Greubel Forsey debütierte 2<strong>01</strong>4 eine völlig neu entwickelte Armbanduhr mit –<br />

beinahe – immerwährendem Kalendarium. Manuelle Korrekturen sind theoretisch bis<br />

2100 verzichtbar. Wochentag, Datum und Monat lassen sich durch Zifferblattausschnitte<br />

im unteren rechten Quadranten des Zifferblatts ablesen. Links davon findet sich eine<br />

Schaltjahresindikation. Sämtliche Einstellungen des Kalenderwerks erfolgen mithilfe der<br />

gezogenen Krone, und zwar in beiden Drehrichten, also vor- und rückwärts. Eine Anzeige<br />

zwischen den Ziffern 2 und 3 signalisiert den Schaltzustand. Eine andere zwischen<br />

der Sieben und der Acht lässt wissen, wann das Kalendarium nicht händisch bedient<br />

werden möchte. In einem kreisrunden Zifferblattausschnitt links oben dreht sich das um<br />

25 Grad geneigte Tourbillon einmal alle 24 Sekunden um seine Achse. Für ein Exemplar<br />

des 0,37 Gramm leichten Tempodrehgangs sind 86 Komponenten erforderlich. Die relativ<br />

grosse Unruh und die Breguetspirale teilen die Zeit in Sechstelsekundenabschnitte.<br />

Alles in allem montieren die Uhrmacher für das 37 Millimeter grosse und 9,6 Millimeter<br />

hohe Kaliber GF07 mit zwei Federhäusern und 72 Stunden Gangautonomie 570 Komponenten.<br />

Sein Kalendarium steuert auch die rückwärtig ablesbare Anzeige des Unterschieds<br />

zwischen wahrer und mittlerer Sonnenzeit. Infolge der elliptischen Bahn um<br />

die Sonne und der Erdachsenneigung liegt zwischen dem kürzesten und dem längsten<br />

Sonnentag des Jahres eine Differenz von 30 Minuten und 45 Sekunden. Nur vier Mal<br />

jährlich stimmen die wahre und die bürgerliche Zeit überein. Greubel Forsey hat für<br />

diese opulente Weissgold-Armbanduhr eine neuartige Anzeigeform entwickelt, welche<br />

auf einer indexierten Skala die zeitliche Differenz in Minuten und aussen herum auch die<br />

Jahreszeiten abbildet. Möglich machen es zwei transparente, übereinander angeordnete<br />

Saphirglasscheiben: Die erste trägt besagte Minutenskala, die zweite ist mit der<br />

gleich nebenan positionierten Jahresindikation verbunden und zeigt eine Art Rochen.<br />

Die in vier Segmente geteilten und farblich unterschiedlich gestalteten Linien sagen, ob<br />

die wahre Sonnenzeit vorauseilt oder hinterher hinkt.<br />

108 | <strong>PRESTIGE</strong>


la serlas<br />

PRESENTS<br />

The Luxury Way of Life | 109


WATCHES & JEweLLERY<br />

In den bewegenden 1970er-Jahren erreichte die Pop-Art<br />

ihren absoluten Höhepunkt. Sie verkörperte den amerikanischen<br />

Lebensstil wie keine andere künstlerische Bewegung.<br />

Als besonders ausdrucksstarkes Merkmal gilt das augenfällige,<br />

teilweise sehr gewagte Spiel mit Farben: poppig, schrill<br />

und fröhlich. Wer sich mit Pop-Art beschäftigt, denkt beinahe<br />

zwangsläufig an Andy Warhol, dessen einzigartiges Portrait<br />

von Marylin Monroe für Furore sorgte. Genau das inspirierte<br />

Hublot zur Kreation einer ungemein farbenfrohen Big Bang.<br />

Zu haben in Rosa, Blau, Violett und Apfelgrün. Jedes Modell<br />

repräsentiert eine eigene Farbwelt.<br />

Die weiterhin permanent aufstrebende Uhrenmanufaktur wartet<br />

mit vier neuen Armbanduhren auf, welche sich dem eigenen<br />

Bekunden nach an mutige Frauen wendet: Zwei besitzen<br />

goldene, zwei stählerne Gehäuse mit 41 Millimetern Durchmesser<br />

und Wasserdichtigkeit bis zu zehn bar. In jedem Fall<br />

zieren 48 Edelstein-Baguette den Glasrand. Topase für die<br />

blaue, Amethysten für die violette, Saphire für die rosa und Tsavoriten<br />

für die grüne Ausführung. Die fast schon skurril bunten<br />

Zifferblätter mit ihren Chronografen-Totalisatoren spiegeln die<br />

Farbpalette eines Malers. Das schrille chronometrische Kunstwerk<br />

rundet ein farbiges Armband aus einer Krokodilleder-<br />

Kautschuk-Kombination ab. Für das Bewahren und Stoppen<br />

der Zeit verbaut Hublot das aus 278 Komponenten montierte<br />

Automatik kaliber HUB 4300 auf der Basis des bewährten Eta<br />

7753. Selbiges kommt gut 40 Stunden lang ohne Energienachschub<br />

aus.<br />

110 | <strong>PRESTIGE</strong>


eyer<br />

PRESENTS<br />

DER UNBEZWINGBARE<br />

Das Wort «Diamant» geht auf das griechische Wort «adámas» (unbezwingbar) zurück und steht für das reinste,<br />

edelste und härteste natürliche Material unserer Erde. Als Mythos und Schmuckstück beseelt der Diamant seit ewigen<br />

Zeiten die Gefühlswelt der Menschen und setzt unvergängliche Marksteine in dessen Leben. Die Beyer Chronometrie ist mit<br />

Gründungsjahr 1760 das älteste Fachgeschäft für Uhren und Juwelen in der Schweiz. Im hauseigenen Atelier entsteht<br />

hochwertiger Schmuck, wie unser Lieblingsstück aus der aktuellen Kollektion: Beyer Solitaire Diamantring, Ref. 1273,<br />

handgefertigt in Weissgold 750, mit einem Diamanten 4,03 ct.D vvs2 im Cushion Cut, mit GIA Zertifikat<br />

und 24 Diamanten 0,265 ct. Preis auf Anfrage: beyer-ch.com<br />

The Luxury Way of Life | 111


WATCHES & JEweLLERY<br />

Durch innovative und teilweise auch recht exaltierte Uhrmacherei hat sich<br />

Richard Mille einen Namen gemacht. Schon im Herbst 2<strong>01</strong>3 hatte der<br />

Franzose mit NTPT (North Thin Ply Technology) Karbon ein neues Gehäusematerial<br />

vorgestellt. Aus dem leichten, sehr robusten Material entstanden bis<br />

jetzt beispielsweise Segel für Rennjachten. Optisch besticht dieser neuartige<br />

Werkstoff durch eine wellenförmige Struktur. Selbige resultiert aus übereinander<br />

angeordneten Schichten mit jeweils parallel angeordneten Karbonfasern.<br />

Jede der Lagen ist drei Hundertstelmillimeter dick. In Epoxidharz<br />

getränkt verdreht sie eine Spezialmaschine zur Erzielung höherer Stabilität<br />

jeweils um 45 Grad. Das Aushärten der Platten geschieht bei sechs bar<br />

Druck und 120 Grad Celsius Temperatur. Verglichen mit anderen Kompositmaterialien<br />

steigert das NTPT Karbon, dessen Oberfläche an Holz erinnert,<br />

die Bruchfestigkeit um 25 Prozent.<br />

Die Resistenz gegen Haarrisse wächst sogar um das Doppelte. Die anspruchsvollen<br />

Gehäuseteile beispielsweise für die nur 30 Exemplare der<br />

brandneuen RM50-<strong>01</strong> G Sensor Lotus F1 Team Romain Grosjean fertigt<br />

Richard Mille selbst in seiner «Proart»-Fabrik. Die verbaute Handaufzugsmechanik<br />

RM50-<strong>01</strong> mit Titangestell besitzt neben Tourbillon und Schaltrad-<br />

Chronograf auch einen mechanischen Sensor zum Messen der g-Kräfte.<br />

Gemeint sind Belastungen, welche zum Beispiel bei Formel-1-Rennen infolge<br />

massiver Änderungen von Grösse und Richtung der Geschwindigkeit auf<br />

diese Uhr einwirken können.<br />

Das Design der Pierre Arpels Armbanduhr geht auf das Jahr 1949<br />

zurück. 2<strong>01</strong>2 lancierte das Richemont-Mitglied Van Cleef & Arpels<br />

eine erste Neuinterpretation des Klassikers. Daran knüpft 2<strong>01</strong>4 die<br />

mechanisch aufwändige, für Globetrotter und Kosmopoliten konzipierte<br />

«Pierre Arpels Heure d’ici & Heure d’ailleurs». Auf Deutsch<br />

heisst das nichts anderes als «Stunden hier und da». Nicht zum<br />

ersten Mal arbeitet die hauptsächlich für feminine Schmuckstücke<br />

bekannte Marke zur Entwicklung der aufwändigen Mechanik mit<br />

Agenhor, also dem Atelier Genevois d’Horlogerie und seinem Eigentümer<br />

Jean Marc Wiederrecht zusammen. Retrograde, also rückspringende<br />

Indikationen, gehören hier ebenso zur Spezialität wie<br />

springende digitale Anzeigen. Beides findet sich in diesem exklusiven<br />

Agenhor-Automatikwerk mit beidseitig aufziehendem Platin-<br />

Mikrorotor. Im runden Fenster oben lassen sich die Referenzzeitstunden<br />

ablesen, unten gegenüber erscheinen die Stunden einer<br />

der jeweiligen Lokalzeiten. Über das linke Kreissegment wandert die<br />

Spitze des Minutenzeigers. Oben angekommen, wechseln einmal<br />

die Zahlen in den beiden Fenstern innerhalb einer Hundertstelsekunde<br />

und der Zeiger bewegt sich ebenso blitzartig zurück in seine<br />

Ausgangsposition. Augenblicklich beginnt die neue Wanderschaft<br />

gen Norden. Die flache 42 Millimeter grosse Schale mit den signifikanten<br />

Bandanstössen besteht aus Weissgold.<br />

112 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

Den Auftrag, das später sogenannte «El Primero»-Kaliber<br />

als ersten Automatik-Chronografen mit fünf Hertz Unruhfrequenz<br />

zu entwickeln, hatte das Management der Uhrenmanufaktur<br />

Zenith 1965 erteilt. Vier Jahre später gab<br />

das Schnellschwinger-Uhrwerk seinen Einstand. Verfügbar<br />

waren zwei Versionen: das 3<strong>01</strong>9 PHC, 280 Teile, mit<br />

Fensterdatum oder die komplexere Variante 3<strong>01</strong>9 PHF,<br />

354 Teile, mit einfachem Vollkalendarium und Mondphasenanzeige.<br />

Letztere findet sich – natürlich überarbeitet<br />

und auf den gegenwärtigen technischen Stand gebracht<br />

– im neuen Retro-Klassiker «El Primero 410». Dieser Stopper,<br />

dessen Stahlgehäuse 42 Millimeter misst und dem<br />

Wasser bis zu zehn bar Druck, also 100 Meter Tauchtiefe<br />

widersteht, erinnert spontan an den Spirit der 1970er-<br />

Jahre. Im Gegensatz zum alten Kaliber 3<strong>01</strong>9 PHF besteht<br />

das neue El Primero 410 mit Kugellagerrotor aus 390<br />

Komponenten. Nichts geändert hat sich an der Indikation<br />

von Wochentag, Monat, Datum und Mondphasen, an der<br />

Stoppgenauigkeit auf die Zehntelsekunde genau, an der<br />

Schaltradsteuerung für den Chronografen, an der horizontalen<br />

Räderkupplung, an den bis 30 Minuten und 12<br />

Stunden reichenden Totalisatoren sowie den 50 Stunden<br />

Gangautonomie. Um das Zifferblatt reicht eine Tachymeterskala<br />

zum Ermitteln von Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />

über eine Meile oder einen Kilometer hinweg.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen der Uhrenmanufaktur Parmigiani Fleurier<br />

und der exklusiven Autoschmiede Bugatti startete 20<strong>01</strong>. Auch nach 13 Jahren<br />

zeigen sich keine kooperativen Ermüdungserscheinungen, wie der<br />

fortlaufend nummerierte, aber unlimitiert hergestellte «Bugatti Aerolithe<br />

Flyback»-Chronograf eindrucksvoll beweist. Das 41 Millimeter grosse Titangehäuse<br />

mit Weissgold-Lünette schützt ein hauseigenes Automatikwerk,<br />

welches die kostbare Zeit mithilfe des zugekauften und im Val de Travers<br />

veredelten sowie danach vorderseitig montierten Chronografen-Moduls zu<br />

stoppen vermag. Die Möglichkeit permanenter Nullstellung des Chronografen,<br />

heute meist Flyback-Funktion genannt, ermöglicht den Neustart des<br />

laufenden Zeitschreibers mit einem einzigen Knopfdruck. Parmigiani hat das<br />

verbaute Rotorkaliber mit zwei parallel wirkenden Federhäusern und mehr<br />

als 50 Stunden Gangautonomie PF 335 getauft. Seine Unruhfrequenz liegt<br />

bei vier Hertz. Die Resistenz gegen Wasser reicht bis zu drei bar Druck.<br />

The Luxury Way of Life | 113


WATCHES & JEweLLERY<br />

Der hohen Kunst des manuellen Skelettierens mechanischer Uhrwerke huldigt<br />

Vacheron Constantin seit den sogenannten «Roaring Twenties». Das,<br />

was im Jahr 1924 begann und seitdem niemals aufgegeben wurde, lebt<br />

aktuell in der Linie «Métiers d’Art» fort, dort unter dem Namen «Mécaniques<br />

Ajourées». Auf gut Deutsch heisst das nichts anderes als – natürlich von<br />

Hand – «durchbrochene Mechanik». Als sei das nicht schon genug, überhöht<br />

die Genfer Traditionsmanufaktur das tickende Skelett auch noch durch<br />

gravierte Oberflächen. Die Grundlage des schöpferischen Wirkens kompetenter<br />

Handwerker nennt Vacheron Constantin 4400. Hinter der Zahl verbirgt<br />

sich ein aus 127 Teilen «komponiertes» Handaufzugskaliber hauseigener<br />

Provenienz. In langwieriger Detailarbeit durchbrochen und dekoriert, nennt<br />

es sich 4400SQ. Die anspruchsvollen und ein wenig voyeuristisch veranlagten<br />

Damen würdige «Verpackung» besteht in einem 40 Millimeter grossen<br />

und 7,5 Millimeter hohen Weissgold-Gehäuse. Den passenden Rahmen für<br />

das hochfeine Uhrwerk bildet die mit 42 Diamantbaguetten ausgefasste Lünette.<br />

Die Edelsteine wiegen zusammen nicht weniger als zwei Karat. Trotz<br />

der Reduktion auf das Minimum genügt diese Armbanduhr mit 65 Stunden<br />

Gangautonomie den strengen Vorgaben des Poinçon de Genève.<br />

Eine der unbestrittenen Domänen des Hauses Piaget ist seit 1957 die ultraflache<br />

Bauweise. Zum 140-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 2<strong>01</strong>4 kommt die<br />

Weltbestleistung in Gestalt des brandneuen Kalibers 900P und der «Altiplano<br />

38 mm 900P» gerade recht. Um den Superlativ zu realisieren, mussten die<br />

Techniker und Uhrmacher alle Register ziehen. Allein das Verschmelzen von<br />

Gehäuse und Uhrwerk zu einer konstruktiven Einheit gestattete minimale 3,65<br />

Millimeter Gesamthöhe. Die Tatsache, dass der Gehäuseboden als Grundplatine<br />

dient, führte noch nicht zum gewünschten Erfolg. Auch die Dimensionen der<br />

145 Komponenten verlangten teilweise nach einer Reduktion bis an die Grenzen<br />

des Machbaren. Einige Teile sind kaum dicker als ein menschliches Haar,<br />

manche Zahnräder messen anstelle der üblichen 0,2 nur noch 0,12 Millimeter.<br />

Nachdem die «im Süden» des Gehäuses u-förmig ausgestreckte Getriebekette<br />

nicht höher ist als der links mit drei Hertz oszillierende Gangregler, musste Piaget<br />

die Zeitzeiger exzentrisch platzieren. Das spärliche Platzangebot verlangte<br />

ausserdem nach einem vorn nur einseitig gelagerten und ins Gehäuseinnere<br />

reichenden Federhaus. Ungeachtet dessen verfügt diese spektakuläre, aber<br />

unaufdringlich wirkende Weissgold-Armbanduhr über 48 Stunden Gangautonomie.<br />

Ein Patent schützt das nicht vorderseitig, sondern unter den Brücken<br />

angeordnete Zeigerwerk, welches auch leichter Druck auf das naturgemäss<br />

sehr dünne Glas nicht zum Stillstand bringen kann.<br />

114 | <strong>PRESTIGE</strong>


MEISTER<br />

JUWELIER<br />

PRESENTS<br />

The Luxury Way of Life | 115


WATCHES & JEweLLERY<br />

Der intelligente Tourbillon-Stopp mit Hilfe eines v-förmigen Federhebels ist<br />

eine Erfindung der Glashütter Nobelmanufaktur A. Lange & Söhne. Beim<br />

Ziehen der Krone legt sich mindesten einer der beiden Arme gegen die<br />

Unruh. Der Genfer Uhrensalon 2<strong>01</strong>4 brachte die Krönung des akkuraten<br />

Zeigerstellsystems durch die Addition einer Nullstellung des Sekundenzeigers<br />

beim Ziehen der Krone. Das neue «1815 Tourbillon» glänzt also durch<br />

zwei exklusive Lange-Spezifika. Grundsätzlich ist der «Zero-Reset» keine<br />

uhrmacherische Hexerei. In jedem mechanischen Chronografen sitzen der<br />

anhaltbare Sekundenzeiger und ein sogenanntes Nullstellherz auf einer<br />

Achse. Sobald das Ende eines entsprechend gestalteten Hebels – egal wo<br />

– gegen das herzförmige Bauteil drückt, bewegt es sich zusammen mit dem<br />

Zeiger zwangsläufig in die gleiche Position. Genau das machen die Lange-<br />

Uhrmacher beim Handaufzugskaliber L102.1, dessen Entwicklung 2<strong>01</strong>0 begann.<br />

Die Verknüpfung mit einem filigran ausgeführten und deshalb sehr<br />

delikaten Tourbillon steigert den Schwierigkeitsgrad jedoch ganz beträchtlich.<br />

Erschwerend kommt hinzu, dass das Drehgestell beim Zeigerstellen<br />

zwar angehalten, selbst aber nicht nullgestellt werden kann. Demzufolge<br />

muss der Nullstellmechanismus, also die Kombination aus Herz und Zeiger<br />

mit exakt berechneter Friktion auf dieser Welle sitzen. Nicht zu locker, aber<br />

eben auch nicht zu fest. Das erfordert sehr viel handwerkliches Know-how<br />

und Fingerspitzengefühl, welches auch bei A. Lange & Söhne nur wenige<br />

Spezialisten besitzen. Das 32,6 Millimeter grosse und 6,6 Millimeter hohe<br />

Handaufzugswerk L102.1 besteht aus 262 Teilen. Die Schraubenunruh im<br />

Zentrum des Drehgangs oszilliert mit drei Hertz. Von der Version mit 39,5<br />

Millimeter-Platingehäuse offerieren die Sachsen lediglich 100 Stück. Keine<br />

Limitierung gibt es vom 1815 Tourbillon in Rotgold.<br />

Für Audemars Piguet ist die 1972 lancierte Uhrenlinie «Royal Oak» schlichtweg<br />

unverzichtbar. Das markante «Royal Oak Concept GMT Tourbillon» mit<br />

Glasrand, Krone und Drücker aus harter weisser Keramik ist am Handgelenk<br />

nicht zu übersehen. Für sicheren wie komfortablen Halt am Handgelenk<br />

sorgt ein weisses Kautschukarmband. Über das bewährte Handaufzugskaliber<br />

2930 erstreckt sich vorn eine augenfällige Brücke ebenfalls aus weisser<br />

Keramik. Links im Blickfeld des Betrachters vollführt das Minutentourbillon<br />

seine Pirouetten. Sein Drehgestell wiegt lediglich 45 Gramm. Die Unruhfrequenz<br />

liegt bei vergleichsweise moderaten drei Hertz, was seinen Teil zu den<br />

beachtlichen zehn Tagen Gangautonomie beisteuert. Zwei parallel geschaltete<br />

Zugfedern speichern die nötige Antriebsenergie. Neben der zentralen<br />

Indikation von Stunden und Minuten gibt es eine sogenannte GMT-Funktion,<br />

welche sich über einen Drücker bei der Vier ein- und umstellen lässt. Diese<br />

Anzeige funktioniert mithilfe zweier übereinander angeordneter Scheiben.<br />

Jene, die mit den Ziffern rotiert, tut dies einmal in zwölf Stunden, die darunter<br />

liegende benötigt doppelt so lange. Zwei farblich voneinander abgesetzte<br />

Sektoren dienen der Tag-/Nacht-Orientierung. Bei der Sechs findet sich<br />

schliesslich noch eine Funktionsanzeige. Deren drei Buchstaben – H, N und<br />

R – entsprechen den drei Positionen der Aufzugswelle und stehen für Zeit,<br />

Neutral bzw. Aufzug. Bis zu 100 Meter in die Tiefe kann Mann mit diesem<br />

komplexen Zeit boliden problemlos abtauchen.<br />

116 | <strong>PRESTIGE</strong>


les<br />

ambassadeurs<br />

PRESENTS<br />

Das Neue Gesicht einer Ikone<br />

Hellblauer Topas, Amethyst und Lemon Quarz im Maxiformat vibrieren vor lauter Farbe wie nie zuvor durch den<br />

Glanz der Weissgold-gefassten Brillanten. Ein kostbarer Nudo, der wie ein einsamer Protagonist oder in dem<br />

Mix-Match-Stil zu tragen ist, der die Maison Pomellato weltberühmt gemacht hat.<br />

The Luxury Way of Life | 117


PRESENTS<br />

FRANk’s<br />

Way<br />

FRANk BAumann<br />

by Gianni Pisano<br />

118 | <strong>PRESTIGE</strong>


Strickpullover von Ralph Lauren by Gassmann | Uhr Rolex<br />

The Luxury Way of Life | 119


WATCHES & JEweLLERY<br />

Hemd Brunello Cucinelli by Grieder | Uhr Omega<br />

120 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

Hemd Brunello Cucinelli by Grieder | Uhr OMEGA<br />

The Luxury Way of Life | 121


WATCHES & JEweLLERY<br />

Mantel Hugo Boss | Uhr Hublot<br />

122 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

Mantel Hugo Boss | Uhr Hublot<br />

The Luxury Way of Life | 123


Mantel Hugo Boss | Hemd Ralph Lauren by Gassmann<br />

124 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

The Luxury Way of Life | 125


WATCHES & JEweLLERY<br />

Bademantel Therme Vals | Uhr A. Lange & Söhne by Les Ambassadeurs<br />

126 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

Hausmantel Derek Rose by Grieder | Uhr A. Lange & Söhne by Les Ambassadeurs<br />

The Luxury Way of Life | 127


WATCHES & JEweLLERY<br />

Hemd Ralph Lauren by Gassmann | Uhr Parmigiani Fleurier<br />

128 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

Mantel Loro Piana by Grieder | Schuhe Navyboot | Uhr Parmigiani Fleurier<br />

The Luxury Way of Life | 129


WATCHES & JEweLLERY<br />

Hausmantel Derek Rose by Grieder<br />

Photography Gianni Pisano<br />

Production Lina Baumann<br />

Styling Alexandra Kruse<br />

Styling Assistant Kosmo<br />

Location Therme Vals<br />

Special Thanks an Sonja Dietrich und das ganze Team<br />

der Therme Vals für die herzliche Gastfreundschaft!<br />

130 | <strong>PRESTIGE</strong>


13<br />

Fragen<br />

an<br />

Frank<br />

Baumann<br />

Frank Baumann ist ein echter<br />

Tausendsassa: Inspirator,<br />

Texter und TV-Produzent.<br />

Zusammen mit seiner Frau<br />

Gabriella Baumann-von Arx<br />

betreibt er die Wörterseh<br />

GmbH, die inspiriert und<br />

kommuniziert, erfolgreich<br />

Bücher herausgibt, Konzepte<br />

für TV-Formate entwickelt<br />

und Fernsehsendungen<br />

produziert. In seiner<br />

Freizeit interessiert er sich für<br />

Scottish Walking, brettert<br />

auf schweren Motorrädern<br />

oder Telemark-Skiern<br />

unrasiert durch die Gegend<br />

und verschlingt Bücher.<br />

Welche Lektüre liegt aktuell<br />

auf Ihrem Nachttisch?<br />

John Nivens Roman «Straight White<br />

Male». Der Hauptdarsteller Kennedy<br />

Marr ätzt, säuft und vögelt sich durch<br />

Hollywoods Glitzerwelt, bis er nach<br />

einem bedauerlichen sexuellen Vorfall<br />

von Staats wegen zu einer Psychotherapie<br />

gezwungen wird. Dann geht’s<br />

erst richtig los. John Niven ist ein<br />

Amok und er schreibt einfach geil.<br />

Ihre liebste Romanheldin<br />

oder ihr Lieblingsheld aus<br />

der Dichtung?<br />

Mungo Park in T. C. Boyles<br />

«Wassermusik». Ein wahrer Held.<br />

Welches Auto fahren Sie und<br />

welches ist Ihr Traumauto?<br />

Ich fahre einen Haflinger. Ein Ford<br />

F40 wäre natürlich besser. Aber<br />

rückenmässig wäre das eine Herausforderung.<br />

Was sind die drei wichtigsten<br />

Dinge in Ihrem Leben?<br />

Gesundheit, Respekt, Humor<br />

Worauf achten Sie bei einer<br />

Frau als Erstes?<br />

Auf die Augen.<br />

Welche Uhrenmarke<br />

tragen Sie?<br />

Eine relativ seltene und relativ hässliche<br />

IWC Ocean «Bund» von 1985.<br />

Die Uhr der Minentaucher der Deutschen<br />

Marine.<br />

Haben Sie einen bevorzugten<br />

Designer?<br />

Nein<br />

Ihr liebstes Kleidungsstück?<br />

Die mundgenähten Schuhe von<br />

Simon Schäppi. Schäppi ist der beste<br />

Schuhmacher «weid änd breid»!<br />

Ihr Lieblingsduft?<br />

«Voyage» von Hermes.<br />

Ihr Lebensmotto?<br />

Never do anything you can’t do on<br />

a golf course.<br />

Was gefällt Ihnen an<br />

Ihnen besonders?<br />

Ich kann ziemlich schnell denken.<br />

Als Kind wollten Sie<br />

sein wie …<br />

Rinaldo Rinaldini und Stanley Beamish<br />

aus der Serie «Immer wenn er Pillen<br />

nahm».<br />

Welcher Versuchung können<br />

Sie nur schwer widerstehen?<br />

Meiner Frau Gabriella.<br />

The Luxury Way of Life | 131


WATCHES & JEweLLERY<br />

Schmückende<br />

Zeitmesser<br />

Eine Uhr zur Abendrobe? Eher ein «No-Go».<br />

Doch es gibt eine Ausnahme und die funkelt,<br />

glänzt und schillert: die Schmuckuhr.<br />

Valeska Jansen<br />

Uhren sind klassisch, schlicht, sportlich oder elegant. Doch passen<br />

die meisten Modelle nicht wirklich zum langen Abendkleid. Frau geht<br />

entweder ohne oder leistet sich ein exklusives Schmuckstück für das<br />

Handgelenk, das nebenbei auch noch die Zeit anzeigt.<br />

Das Zifferblatt steht dabei meist im Hintergrund, wird es doch überstrahlt<br />

vom brillanten Glanz wertvoller Edelsteine. Ob Diamantlünette oder funkelndes<br />

Uhrenarmband, die exklusiven Schmuckhäuser bieten heute unzählige<br />

Varianten an. Früher Fantasieuhr genannt, spricht man heute meist von einer<br />

Schmuckuhr. Nicht zu verwechseln mit der Modeschmuckuhr, denn in einer<br />

Schmuckuhr verbirgt sich präziseste Uhrmacherkunst mit ausgefeilter Technik,<br />

umgeben von wertvollsten Materialien.<br />

Bulgari<br />

Der «Uhren-Adel»<br />

Die Uhrendesigner von heute orientieren sich oft und gern an den früheren<br />

Epochen, als der Besitz einer Schmuckuhr noch das Privileg des Adels war.<br />

Ihre Hochzeit begann in der Rokoko-Epoche (ca. 1720 bis 1770), in der der<br />

Adel beinahe jeden Alltagsgegenstand mit einem Uhrwerk versehen liess.<br />

Es war im Knauf des mit Edelstein bestückten Spazierstocks eingebettet,<br />

wie im mit Diamant besetzten Parfumflakon-Verschluss. Auf dem Esstisch<br />

tummelten sich Uhrwerke, eingelassen im glitzernden Deckel des Salzfässchens<br />

sowie in kunstvoll verzierten Gold- und Silberdöschen. Damit wurde<br />

Reichtum gezeigt und demonstriert, ungeachtet von Sinn oder Unsinn bei<br />

132 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

Chopard<br />

Roger Dubois<br />

waren. Jungfrauen, Herkulesgestalten und Löwen,<br />

umgeben von klassischen Girlanden, zierten<br />

fortan das Zifferblatt. Die römischen Ziffern wurden<br />

durch arabische ersetzt.<br />

Chanel<br />

der Platzierung eines Uhrwerkes. Besonders beliebt war die Emaillekunst auf<br />

den Zifferblättern. Bunte Muschel- und Schnecken-Ornamente und üppige<br />

Applikationen gepaart mit römischen Ziffern zierten sie.<br />

Aphrodite, Hermes, Venus und Merkur<br />

Mit der Stilepoche des Klassizismus (ca. 1770 bis 1840) änderte sich auch<br />

der Geschmack. Die verspielt gestalteten Zifferblätter wechselten zu Kunstwerken,<br />

die der Griechischen und Römischen Mythologie nachempfunden<br />

Besonders extravagant wurden die Schmuckuhren<br />

dann zur Zeit des Jugendstils (ca. 1880 bis<br />

1915). Pflanzen, Tiere und Insekten tummelten<br />

sich auf dem Zifferblatt und darum herum. Das<br />

Uhrband wurde einer Schlange nachempfunden<br />

oder glich einer Blättergirlande.<br />

Stilmix gepaart mit Hightech<br />

In den folgenden Jahren gab es eigentlich kaum<br />

visuelle Neuerungen. Es wurde auf die vorherigen<br />

Stile zurückgegriffen und oft wurden auch die<br />

epochalen Stilelemente miteinander vermischt.<br />

Ganz anders das Uhrwerk, dieses entwickelte<br />

sich im Laufe der Jahre zur immer präziseren<br />

Miniaturtechnik.<br />

The Luxury Way of Life | 133


WATCHES & JEweLLERY<br />

Piaget<br />

Dior<br />

Century<br />

«Eine schöne Uhr<br />

zeigt die Zeit an,<br />

eine schöne Frau<br />

lässt sie vergessen.»<br />

– Maurice Chevalier (1888 bis 1972), französischer<br />

Schauspieler und Chansonsänger –<br />

Heute stehen die Uhrwerke einer Schmuckuhr in keinster Weise den gängigen<br />

Qualitätsuhrenmodellen nach. Die Edelsteinfasser ermöglichen den Uhrendesignern,<br />

feinste Diamantzifferblätter zu realisieren, und auch die Emaille-<br />

Malerei ist gefragt wie nie zuvor.<br />

Hauptsache extravagant<br />

Dieses Jahr tanzen Blüten und Drachen auf den Zifferblättern. Krokodile<br />

schmiegen sich um das Uhrengehäuse und ganze Opal-Zifferblätter leuchten<br />

irisierend. Das Farbspektrum reicht von Ton in Ton bis zur bunten Kombination<br />

aller Farbvarianten der Edelsteine. War die Schmuckuhr früher eher<br />

klein, gibt es sie nun auch in auffallender Breite<br />

und Grösse. Auch das Zifferblatt, einst oft nochmals<br />

unter einem Deckel versteckt, ist grösser und<br />

dominanter geworden. Wurde eine Schmuckuhr<br />

bisher ausschliesslich am Abend zum passenden<br />

Outfit getragen, ist sie heute sogar Jeans-tauglich<br />

geworden. Ganz gemäss dem Motto: «Schmuck<br />

darf nicht im Tresor darben, er gehört getragen.»<br />

(Jens Addicks, Goldschmied und Uhrmacher<br />

Frank Müller).<br />

134 | <strong>PRESTIGE</strong>


Chopard<br />

PRESENTS<br />

The Luxury Way of Life | 135


Die TrÄnen<br />

des Meeres<br />

Perlen<br />

Kaiser, Könige und Päpste trugen sie auf ihrem<br />

gekrönten Haupt und an ihrem Zepter in der Hand:<br />

Perlen. Mit ihrem sanften Schimmer gelten sie als<br />

Symbol für Reichtum und Wohlstand.<br />

Valeska Jansen


WATCHES & JEweLLERY<br />

In der chinesischen Mythologie werden Perlen als Segen und Glücksbringer<br />

betrachtet: Als der Drachenkönig für seine wunderschöne und<br />

äusserst kluge Tochter einen Bräutigam suchte, war ihr keiner gut genug.<br />

Auf die Frage ihres Vaters, welche Attribute denn ihr Zukünftiger haben<br />

solle, antwortete sie: «Ich möchte keinen reichen Bräutigam mit vielen Schätzen<br />

und brauche auch keinen mit grosser Macht, ich möchte einen hilfsbereiten,<br />

mutigen Mann. Der Mutigere und Hilfreichere soll mir eine leuchtende<br />

Perle bringen. Wer sie bringt, den heirate ich.» Auch zwei Brüder namens Ada<br />

und A’örl machen sich auf die Suche, doch Ada ist raffgierig und neidisch, im<br />

Gegensatz zu seinem Bruder A’örl. Auf ihrem Weg treffen sie auf ein überschwemmtes<br />

Dorf. Ada verfolgt, selbstsüchtig wie er ist, nur seine eigenen<br />

Ziele, wohingegen A’örl das Dorf rettet und zum Dank eine schwarze Perle<br />

geschenkt bekommt.<br />

Die Perle der Dankbarkeit<br />

«Und was hast du in deinem Beutel?», fragte das Mädchen. «Ach», sagte A’örl,<br />

«das ist eine schwarze Perle, die mir die Leute geschenkt haben.» Damit nahm<br />

er die Perle heraus. Sie war stumpf, schwarz und glanzlos. «Ha», sagte Ada<br />

höhnisch, der seinem Bruder gefolgt war, «da leuchten ja die Steine am Ufer<br />

heller als diese Perle!» Aber das Mädchen sagte: «Ob die Perle echt ist, werden<br />

wir am Abend sehen!» Es wurde Abend. A’örl öffnete am Fluss ufer den Beutel<br />

und holte die Perle wieder hervor. Wie schön sie<br />

plötzlich war! Es schien, als hielte er den hellen<br />

Mond in seiner Hand. Das Mädchen nahm A’örl die<br />

Perle ab und warf sie hoch in die Luft. Da blitzte<br />

sie so hell auf, dass Ada seine Augen schlies sen<br />

musste. Als er sie wieder öffnete, ragte im silbernen<br />

Licht ein goldener Palast auf. Die leuch tende<br />

Perle steckte hoch auf dem First seines Daches.<br />

In kostbare Gewänder gekleidet, gingen das Mädchen<br />

und A’örl Hand in Hand in den Palast.<br />

In diesem Märchen wird die Perle zum Symbol<br />

der Reinheit und Tugend, deren Wert sich nicht<br />

auf den ersten Blick zeigt. Auch den chinesischen<br />

Kaiserinnen wurde bei ihrem Tod eine schwarze<br />

Perle als Symbol der Reinheit und Kostbarkeit in<br />

ihren Mund gelegt.<br />

Die Farbe bestimmt den Wert<br />

Gerade ihre Seltenheit macht Perlen so besonders<br />

wertvoll. Schätzungen zufolge findet man nur in<br />

jeder 15 000sten Muschel eine schwarze Naturperle.<br />

«Azra» heisst eine der bekanntesten, sie ist<br />

das Herzstück eines Colliers der russischen<br />

The Luxury Way of Life | 137


Perlen-<br />

ABC<br />

Den Wert einer Perle bestimmen verschiedene Faktoren, aber<br />

auch Trend und Zeitgeschmack. Ausschlaggebend sind Glanz<br />

(Lüster), Grösse und Färbung.<br />

Der Lüster beschreibt den irisierenden Perlglanz (Schmelz) der<br />

Oberfläche, hervorgerufen durch Lichtbrechung und Reflexion.<br />

Natürliche Sprenkel und Verfärbungen mindern den Verkaufspreis<br />

drastisch. Grundsätzlich aber gilt: Naturperlen haben<br />

immer einen höheren Wert als Zuchtperlen.<br />

Zuchtperlen aus China, sogenannte Reisperlen, sind von geringer<br />

Qualität. Dort werden bis zu 30 Kunststoffperlen in eine einzige<br />

Auster gepflanzt.<br />

Wie bei Edelsteinen wird die Grösse in Karat angegeben.<br />

Die populärsten Arten von Meerwasserperlen sind «Akoya-<br />

Perlen» und Südsee-Perlen.<br />

Süsswasserperlen, oder sogenannte «Flussperlen», wachsen<br />

in Flüssen, Seen und sogar auf den alten Reisfeldern in China.<br />

«Keshi-Perlen» (Mohnsamenperlen) sind winzige Perlen, die sich<br />

ungeplant bilden, wenn eine viel grössere Perle mit Kern in einer<br />

Akoya-Muschel heranreift. Da «Keshi» kernlos sind, sind sie im<br />

strengen Sinne Naturperlen. Sie haben dasselbe Farbspektrum<br />

wie «Akoya-Perlen». Muscheln, die Südsee- und «Tahiti-Perlen»<br />

hervorbringen, produzieren auch «Keshi-Perlen», die manchmal<br />

mehr als 10 mm lang sind. Aufgrund ihrer interessanten Formen<br />

werden «Keshi-Perlen» gern zu Schmuck verarbeitet.<br />

«Biwa-Perlen»: Der grösste See Japans ist der «Biwa-See».<br />

«Biwa-Perlen» sind bekannt für ihre hohe Qualität, ihren gleichmässigen,<br />

starken Lüster und ihre glatte Oberfläche. Das Farbspektrum<br />

umfasst Cremeweiss, Weissrosa, Lachsorange, dunkles Weinrot<br />

und Violett. Die Austern nehmen keine Kerne an, somit sind sie<br />

kernlose Perlen und wachsen deshalb oft in bizarren Formen. Viele<br />

Süsswasserperlen werden als «Biwa-Perlen» bezeichnet, obwohl<br />

sie aus China stammen – vermutlich, um den Preis zu steigern.<br />

Der weltweit genutzte Standard zur Klassifizierung von Perlen ist<br />

das A – AAA-System. Das heisst, die höchste Bewertung von<br />

Perlen endet bei AAA.<br />

Perlen mögen weder Parfum noch Haarspray. Alle Arten von<br />

Kosmetika bis hin zur Sonnencreme mindern ihren Glanz und<br />

ihre Schönheit.<br />

Perlenexperten unterteilen Perlenformen generell in 3 Oberkategorien,<br />

die sich nach den Gesamtmerkmalen richten:<br />

Kugelförmig: Kugelförmige Formen sind absolut oder fast rund.<br />

Dies ist die bekannteste, klassische Form.<br />

Symmetrisch: Symmetrische Formen sind ausgewogen und<br />

gleichmässig. Würde man die Perle halbieren, würde jede Hälfte<br />

das Spiegelbild der anderen darstellen.<br />

Barock: Barocke Formen sind abstrakt und unregelmässig.<br />

Sie sind von Natur aus asymmetrisch.


«Was macht die edlen Steine<br />

und klare Perlen wert?<br />

Ihr Wert nicht, sondern das,<br />

dass man sie so begehrt.»<br />

– Friedrich von Logau –<br />

WATCHES & JEweLLERY<br />

Kronjuwelen. Heute werden schwarze Perlen erfolgreich gezüchtet und<br />

tragen den Namen «Tahiti-Perlen». Sie gehören mit einem Durchmesser von<br />

8 bis 16 mm zu den grössten und wertvollsten Perlen. Ihre Wachstumszeit<br />

beträgt vier bis fünf Jahre.<br />

Die Farbe einer Perle hängt immer von der Farbe des Perlmutts im Muschelinneren<br />

ab. So reicht ihr Farbspektrum von reinem Weiss über Rosé, Violett<br />

und Gelb, zu Grün über Grau bis Schwarz.<br />

Das geheime Gold der Philippinen<br />

Eine ganz besondere Rarität sind goldene Perlen, sie werden auf den Philippinen<br />

gezüchtet. Der genaue Standort der Perlenfarm wird dort streng<br />

geheim gehalten. In einer Aufzuchtfarm werden die späteren Perlenaustern<br />

grossgezogen, um sie nach ca. 18 Monaten mit einer kleinen Kunstperle, dem<br />

Nukleus, zu bestücken. Sie wird im «Perlensack» der Auster platziert. Mithilfe<br />

einer winzigen Hauttransplantation wird die Perlmuttproduktion jeder einzelnen<br />

Auster angeregt. Würde man nur den Nukleus einsetzen, könnte später<br />

nur diese kleine Kunststoffperle geerntet werden. In grossen, flachen Körben<br />

werden die bestückten Austern in ruhigem Meer ausgesetzt. Nach zwei Wochen<br />

müssen die Körbe gewendet werden, um sicherzugehen, dass sich der<br />

Nukleus im Perlensack richtig einnistet. Hauptnahrungsquelle der Austern ist<br />

reines Plankton.<br />

Aufwändige Pflege für ein perfektes Ergebnis<br />

Regelmässig müssen die einzelnen Austern von Algen gereinigt werden, nur<br />

so kann die Muschel ausreichend Sauerstoff und Nahrung erhalten. Nach vier<br />

Wochen im offenen Meer werden die Austern geröntgt. Wenn der Nukleus<br />

nicht exakt mittig in der Auster platziert ist, wird diese aussortiert. Tag und<br />

Nacht patrouillieren rund um den geheimen Zuchtort bewaffnete Boote. Nach<br />

zwei Jahren kann dann geerntet werden. Dabei wird jede Auster vorsichtig<br />

ein wenig geöffnet und mit einer Pinzette wird die Perle entnommen. Bei gutem<br />

Ergebnis kann dieselbe Auster sofort wieder bepflanzt werden. Bei guter<br />

Güteklasse hat eine goldene Perle einen Marktwert von bis zu 5000 Dollar.<br />

Egal, welche Farbe und Form, den Marktwert bestimmt wie immer die Nachfrage.<br />

Bei Chanel gehören Perlenketten zum Must-have, bei einem klassischen<br />

Outfit zum guten Ton und ins Schmuckkästchen einer Frau gehören<br />

sie ganz einfach hinein.<br />

La Pelegrina, die berühmteste<br />

Perle der Welt<br />

Richard Burton schenkte die 13,2 Gramm schwere<br />

Perle 1969 Elizabeth Taylor. Ihre ursprüngliche<br />

Herkunft ist unklar, aber es wird angenommen,<br />

dass sie im 16. Jahrhundert bei den Islas de las<br />

Perlas an der Pazifikküste Panamas gefunden<br />

wurde. Angeblich brachte ein Galeerensklave<br />

die birnenförmige La Pelegrina nach Spanien,<br />

wofür er als Dank seine Freiheit erhielt. Von dort<br />

wanderte sie als Verlobungsgeschenk Prinz<br />

Philipps II. an die damalige Königin von England,<br />

Maria Tudor, und weiter von Königshaus zu Königshaus.<br />

Sogar Napoleon III. soll sie zeitweise in<br />

seinem Besitz gehabt haben. Im Dezember 2<strong>01</strong>1<br />

wurde sie bei Sotheby’s in New York, platziert<br />

in einem mit Diamanten und Rubinen besetzten<br />

Collier von Cartier, für beinahe 12 Millionen Dollar<br />

versteigert.<br />

The Luxury Way of Life | 139


WATCHES & JEweLLERY<br />

Der Hofjuwelier<br />

des Zaren<br />

Fabergés Welt<br />

Die prunkvoll verzierten Ostereier des russischen<br />

Hoflieferanten Peter Carl Fabergé sind weltbekannt.<br />

Noch heute lässt der Glanz seiner erlesenen<br />

«objets d’art» viele in Nostalgie versinken.<br />

Yvonne Beck<br />

140 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

Die weltberühmten Fabergé-Eier sind der Inbegriff von Luxus und stehen<br />

für höchste Goldschmiedekunst. Der Ursprung dieser kleinen<br />

Meisterwerke liegt in Russland. Zum Osterfest, welches zu den wichtigsten<br />

Feiertagen in Russland zählt, ist es schon seit dem 17. Jahrhundert<br />

Brauch, sich geschmückte Ostereier und drei Küsse zu schenken.<br />

Das erste Ei der Henne<br />

Doch für den russischen Zarenhof mussten diese Eier natürlich prunkvoller<br />

sein. Edelsteine, Perlen, Gold und Elfenbein und im Inneren jedes dieser<br />

Schmuckstücke verbarg sich ein Kleinod mit einer eigenen Geschichte. Zar<br />

Alexander der Dritte gab im Jahr 1885 beim Hofjuwelier Carl Peter Fabergé<br />

das erste dieser ganz besonderen Ostereier in Auftrag. Er schenkte das sogenannte<br />

«Hennen-Ei» seiner Gemahlin Zarin Maria Fjodorowna. Die Begeisterung<br />

der Zarin über dieses Geschenk war so gross, dass der Juwelier Peter<br />

Carl Fabergé für die russische Zarenfamilie insgesamt 49 weitere Schmuckeier<br />

schuf. Jedes ein Unikat, jedes mit seiner ganz eigenen Geschichte. Häufig<br />

liess der Hoflieferant aktuelle politische oder gesellschaftliche Ereignissen in<br />

seine Kreationen einfliessen. Und im Inneren verbarg er etwas, das sich auf<br />

die Familie des Zaren persönlich bezog.<br />

Bereits das erste in Auftrag gegeben Ei – das «Hennen-Ei» – verbarg eine<br />

solche innere Überraschung. Die Eierschale aus weisser Emaille, lässt das<br />

Kunstwerk fast wie ein echtes Ei aussehen. Im Inneren steckt jedoch ein goldener<br />

Dotter, in dem wiederum eine Henne aus Vierfarbgold, verziert mit Augen<br />

aus Rubinen, versteckt ist.<br />

Die Überraschungseier des Zaren<br />

Ihm folgte das «Rosenknospen-Ei», welches aus<br />

mehrfarbigem Gold und Emaille besteht und mit<br />

Diamanten besetzt ist. Unter seiner Schale verbirgt<br />

sich eine gelbe aufklappbare Rosenknospe<br />

aus Gold und Emaille. In der Rosenknospe waren<br />

ursprünglich zwei weitere Überraschungen enthalten.<br />

Eine Miniaturkopie der kaiserlichen Krone und<br />

ein eiförmiger Rubinanhänger. Diese Schmuckstücke<br />

gelten heute leider als verschollen.<br />

Jedes dieser Kleinode ist etwas ganz Besonders,<br />

doch das wertvollste unter ihnen ist das «Krönungs-Ei».<br />

Sein Wert wird auf dreissig Millionen<br />

Dollar geschätzt. Äusserlich ist es mit Motiven des<br />

Krönungsmantels bestückt, im Inneren verbirgt<br />

sich als Überraschung eine Miniaturschmuckkutsche<br />

aus Gold, Diamanten und Rubinen. Sie ist eine<br />

detailgetreue Nachbildung der Kutsche, mit der<br />

die Zarin durch Moskau zur Uspensky-Kathedrale<br />

fuhr. 1900 entstand das «Kuckucks-Ei». Ein barock<br />

gestaltetes Ei, welches eine kleine Tischuhr<br />

darstellt. Es ist eines von sechs Fabergé-Eiern mit<br />

eingebauter Spieluhrtechnik. Durch Knopfdruck<br />

öffnet sich das Ei und ein kleiner Vogel kommt<br />

The Luxury Way of Life | 141


WATCHES & JEweLLERY<br />

zum Vorschein, welcher kräht und mit den Flügeln schlagen kann. Zwischen<br />

1885 und 1916 schuf Fabergé also insgesamt 50 wunderschöne und einzigartige<br />

Schmuckeier für die russische Zarenfamilie. Nach der Oktoberrevolution<br />

beschlagnahmten die Bolschewisten die wertvollen Ostereier. Zehn der<br />

Luxusobjekte befinden sich heute im Waffenmuseum des Kreml. Die restlichen<br />

Eier sind im Besitz verschiedener Museen und privater Sammlungen.<br />

Acht Eier sind seit der Revolution verschollen.<br />

Der Höhepunkt der Juwelierkunst<br />

Doch nicht nur die Zarenfamilie war von den Schmuckeiern angetan. Einige<br />

der Fabergé-Eier wurden auch von anderen wohlhabenden Personen in Auftrag<br />

gegeben, welche es dem Zaren gleichtun wollten. Ein jedes der wertvollen<br />

Eier erzählt seine eigene Geschichte.<br />

Auf der Welle des allgemeinen Wirtschaftswachstums Ende des 19. Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts erlebte die russische Juwelierbranche einen bis dahin<br />

nicht gekannten Aufschwung. Die Entstehung einer neuen wohlhabenden<br />

Klientel mit entsprechender Kaufkraft und Nachfrage beschleunigte die<br />

Branchenentwicklung und führte zu hochwertigen neuen Produkten auf der<br />

einen Seite, aber auch härterer Konkurrenz auf der anderen Seite, es war die<br />

«goldene Ära» der Juwelierkunst.<br />

Von der Mehrzahl der Namen der damaligen Akteure dieser Juwelierszene<br />

hat sich allerdings nur der legendäre Name Fabergé erhalten. Als Stilrichtung<br />

und als Symbol dieser Epoche gilt sein Glanz über seine Zeit hinaus,<br />

er vertritt heute mit seiner Vollkommenheit alle anderen beschreibenden Begriffe<br />

für die Juwelierkunst der Zarenzeit. Zu seinen Glanzzeiten beschäftigte<br />

Fabergé 500 Mitarbeiter in seinen Werkstätten. Zweigstellen unterhielt er in<br />

Moskau, Odessa und London. Über 250 000 Objekte in Gold, Silber, Emaille,<br />

mit Juwelen und Schmucksteinen wurden insgesamt hergestellt. Eine Werkstatt<br />

mit 20 Handwerkern war allein damit beschäftigt, die Ahornholzetuis zu<br />

fertigen, in die jedes einzelne Stück verpackt wurde.<br />

Für Fabergé-Fans<br />

Das Fabergé-Museum in Baden-Baden ist weltweit das erste und<br />

immer noch das einzige Museum, das dem Lebenswerk des berühmten<br />

russischen Zarenjuweliers Carl Peter Fabergé gewidmet ist.<br />

In der einzigartigen Sammlung unseres Museums, die momentan<br />

auf über 700 Exponate verfügt, ist das ganze Spektrum Fabergés<br />

Arbeiten vertreten, von den berühmten kaiserlichen Ostereiern der<br />

Zaren familie bis hin zu köstlichen Schmuckstücken und während des<br />

Ersten Weltkrieges entstandenen qualitativen Gegenständen des<br />

täglichen Bedarfs.<br />

Neue Eier baute exklusiv die Firma Victor Mayer aus Pforzheim. Von<br />

1989 bis 2009 wurde dort die Tradition Fabergés, mit dem Exklusivrecht,<br />

den Stempel «Fabergé» für ihre Produkte zu verwenden,<br />

weitergeführt.<br />

142 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHES & JEweLLERY<br />

Luxus<br />

trifft auf<br />

Wertanlage<br />

Gelbe Diamanten<br />

Heidi Klum und Kelly Clarkson bekamen<br />

sie zur Verlobung, Jane Fonda und Kate<br />

Winslet trugen sie anlässlich der Oscarverleihung<br />

– die Rede ist von gelben<br />

Diamanten, die auch als «fancy yellow diamonds»<br />

bekannt sind.<br />

Schon längst zählen sie zu den Lieblingen der<br />

Stars – und das aus gutem Grund. Denn die raren<br />

Steine erweisen sich zuweilen nicht nur als mindestens<br />

so wertvoll wie ihre «weissen Kollegen».<br />

Darüber hinaus verleihen sie jeder Frau einen<br />

Touch Extravaganz und luxuriösen Chic. Doch<br />

während sich gelbe Diamanten vor allem in den<br />

USA immer grösserer Beliebtheit erfreuen, bleiben<br />

sie im europäischen Schmuckfachhandel nach<br />

wie vor eine Seltenheit. Erst wenige Juweliere bieten<br />

eine exklusive Kollektion an Schmuckstücken<br />

mit gelben Diamanten an.<br />

Schön und wertvoll<br />

Der Wert eines «fancy diamond» ergibt sich ebenso<br />

wie bei weissen bis farblosen Diamanten aus<br />

Grösse, Schliff und Reinheit. Allerdings kommt es<br />

bei farbigen Diamanten besonders auf die Farbintensität<br />

an. Doch gelbe Diamanten sind nicht nur<br />

schön anzusehen, sie entwickeln sich darüber hinaus<br />

auch zu rentablen Wertanlagen. Die weltweite<br />

Nachfrage wächst stetig an.<br />

Doch auf 10 000 geförderte weisse Schmuckdiamanten<br />

kommt lediglich ein gelber Diamant<br />

in hervorragender Qualität. Die kontinuierliche<br />

Wertsteigerung verwundert daher nicht. Der renommierte<br />

Diamantenexperte Eden Rachminow<br />

etwa schätzt, dass die Preise für gelbe Diamanten<br />

in 1a-Qualität allein zwischen 2<strong>01</strong>2 und 2<strong>01</strong>3 um<br />

35% gestiegen sind. Insofern dürften die funkelnden<br />

Raritäten nicht nur für die Stars und Sternchen<br />

interessant sein.<br />

The Luxury Way of Life | 143


SchmuckStücke<br />

schreiner jewellery<br />

boucheron<br />

Bulgari<br />

piaget<br />

swarovski<br />

montblanc<br />

thomas frieden<br />

asprey<br />

tiffany & co<br />

asprey<br />

gübelin<br />

144 | <strong>PRESTIGE</strong>


Dior<br />

selected jewels<br />

carrera y carrera<br />

piaget<br />

swarovski<br />

esprit<br />

hublot<br />

boucheron<br />

fope<br />

al coro<br />

The Luxury Way of Life | 145


WATCHES & JEweLLERY<br />

Zwei frühe<br />

Genfer<br />

Uhren<br />

Dass der Zustrom protestantischer Glaubensflüchtlinge aus Frankreich,<br />

der Hugenotten, dem Wirtschaftsleben der Schweiz im 16. und 17. Jahrhundert<br />

ausserordentlich wichtige Impulse gab, ist allgemein bekannt.<br />

Noch heute können wir in den Museen vor allem Uhren betrachten,<br />

die damals angefertigt wurden.<br />

Monika Leonhardt<br />

Das Uhrenmuseum Beyer verfügt zum Beispiel über Uhren mit Signaturen<br />

von Jacques Sermand, Jean Arlaud, Jacob Huet, Josué<br />

Robert und über Uhrengehäuse mit feinsten Emailmalereien der<br />

Brüder Huaud, alles Hugenotten. Uhren aus dem 16. Jahrhundert,<br />

die nachweislich in Genf hergestellt wurden, haben sich nicht erhalten. Die<br />

Erwerbszweige in der Stadt Genf begannen sich in dieser Zeit in Zünften<br />

zu organisieren, zuerst 1566 die Goldschmiede, dann 16<strong>01</strong> die Uhrmacher.<br />

Möglichweise hatte die Organisa tion in Zünften zur Folge, dass die Uhren<br />

signiert werden (mussten), was es uns heute einfacher macht, frühe Genfer<br />

Uhren zu identifizieren.<br />

J. Sermand Geneve<br />

Als älteste erhaltene Genfer Uhr darf wohl die Halsuhr des Uhrmachers<br />

Duboule im Internationalen Uhrenmuseum in La Chaux-de-Fonds gelten,<br />

die auf den Beginn des 17. Jahrhunderts datiert ist. Ursprünglich aus Lyon<br />

stammt die Familie Sermand, die von 1620 an in Genf sehr kostbare Uhren mit<br />

Elementen aus Bergkristall herstellte. So befand sich in der Sammlung des<br />

Genfer Musée de l’horlogerie et d’émaillerie eine Uhr von Sermand in Form<br />

eines lateinischen Kreuzes, um etwa 1650 datiert. Weitere vier Uhren, von<br />

1630 bis 1645 datiert, sind in den Sammlungen des British Museum aufbewahrt,<br />

darunter eine besonders schöne in Form eines Sterns. Die Form einer<br />

Tulpe haben Uhren in den Sammlungen des Louvre in Paris und des Metropolitan<br />

Museum of Art in New York. Die mit «J. Sermand Geneve» signierte<br />

Uhr im Uhrenmuseum Beyer zeichnet sich durch höchst bemerkenswerte<br />

Komplikationen aus: Das Zifferblatt unten zeigt<br />

die Uhrzeit an, das kleine Zifferblatt rechts die<br />

Wochentage mit den lateinischen Bezeichnungen<br />

für die Planeten, die den Wochentag regieren, das<br />

Zifferblatt links Mondphase und Mondalter, oben<br />

Tag des Monats. Es ist eine äusserst frühe, kleine<br />

Uhr mit einer Mondphase. Ob diese Uhr nun von<br />

Jacques Sermand d. Ä. (1595 bis 1651) oder von<br />

seinem gleichnamigen Neffen d. J. (1635 bis 1666)<br />

geschaffen wurde, ist schwer zu entscheiden. Zu<br />

den Mitarbeitern in der Werkstatt der Sermands<br />

gehörte übrigens auch Jean Rousseau (1606 bis<br />

1684), der Urgrossvater des berühmten Philosophen<br />

Jean-Jacques Rousseau (1712 bis 1778).<br />

Der Vater des Philosophen, Isaac Rousseau (1672<br />

bis 1741), war bekanntlich ebenfalls Uhrmacher<br />

und arbeitete um 1730 einige Jahre im Topkapi-<br />

Palast des Sultans in Konstantinopel.<br />

Schon einige Generationen vor Isaac Rousseau<br />

hatten Genfer Uhrmacher den Weg in die Türkei<br />

gesucht: Aus der jüngeren Generation der Sermand<br />

machte sich Jacques 1660 mit seinen Werkzeugen<br />

und allen Kleidern auf den Weg nach<br />

146 | <strong>PRESTIGE</strong>


Halsuhr mit Kalender, Mondphasen und<br />

Mondalter aus Bergkristall, Werk signiert<br />

«J. Sermand Geneve», um 1650–1660.<br />

Uhrenmuseum Beyer Zürich


WATCHES & JEweLLERY<br />

Ovale Halsuhr mit Mondphase, Zifferblatt mit osmanischen Ziffern.<br />

Uhrenmuseum Beyer Zürich<br />

Werk in osmanischer Schrift signiert «Jean Arlaud», um 1660.<br />

Uhrenmuseum Beyer Zürich<br />

Konstantinopel. Er plante wohl einen längeren<br />

Aufenthalt dort, starb aber auf der Reise, 31-jährig,<br />

und hinterliess Frau und Kinder in Genf. Er war zuvor<br />

schon mehrfach nach Konstantinopel gefahren<br />

und so ist möglicherweise er, nicht sein Onkel, der<br />

Verfertiger der Uhr im Uhrenmuseum Beyer. Mit<br />

etwas Fantasie lässt sich in der Gravur im oberen<br />

Zifferblatt eine Ansicht des Topkapi-Palastes<br />

vermuten, zumindest fanden sich Kuppelbauten in<br />

dieser Form in westlichen Städten nicht. Ein noch<br />

gewichtigerer Hinweis ist die damals bei kleinen<br />

Uhren sehr seltene Komplikation der Mondphase<br />

und des Mondalters, die im religiösen Leben der<br />

Türken ein grosse Rolle spielten. Die Datierung der<br />

Uhr um 1650 bis 1660 ist auf jeden Fall zutreffend.<br />

Vielleicht ist es eine der letzten von Jacques Sermand<br />

d. J. vor seiner Abreise gefertigten Uhren?<br />

Genfer Uhrmacher erobern die Welt<br />

Was brachte die Uhrmacher dazu, bis nach Konstantinopel<br />

zu reisen? Abenteuerlust und der<br />

Wunsch, der sittenstrengen, kargen Heimatstadt<br />

in ein wärmeres, farbigeres und reiches Land zu<br />

entkommen, spielten sicher eine Rolle. Ausschlaggebend<br />

war jedoch die Suche nach Absatzmärkten. Eine vorsichtige Schätzung<br />

geht davon aus, dass in Genf um 1680, also noch vor der zweiten grossen<br />

Einwanderungswelle der Hugenotten im Anschluss an die Aufhebung des<br />

Toleranzedikts von Nantes 1684, jährlich etwa 5000 Uhren hergestellt wurden.<br />

Herstellung und Verkauf waren arbeitsteilig organisiert, der protestantische<br />

Arbeitsethos führte zu einer stetig wachsenden Produktion. Vermutlich<br />

hatte die Stadt zu dieser Zeit etwa 15 000 Einwohner. Die in Genf so zahlreich<br />

hergestellten Uhren mussten exportiert werden.<br />

Jean Arlaud<br />

Mehr Glück als die Sermands hatte dabei die Familie Arlaud: Antoine Arlaud<br />

(*1590) aus der Auvergne erhielt 1617 das Genfer Bürgerrecht. Er schickte<br />

1632 über Marseille an den Hof von Konstantinopel eine Lieferung von<br />

Uhren mit Schlagwerk und Mondphasen, sein Sohn Abraham und weitere<br />

Nachfahren arbeiteten für längere Zeit in der Türkei. Noch gibt es eine Uhr im<br />

Uhrenmuseum Beyer mit osmanischen Zahlen auf dem Zifferblatt und einer<br />

Mondphase, die auf der rückwärtigen Platine in osmanischer Schrift signiert<br />

ist mit «Jean Arlaud». Die Familie in Genf wurde sehr vermögend und brachte<br />

mit Jacques-Antoine Arlaud (1668 bis 1743) einen bedeutenden Porträtmaler<br />

und Miniaturisten hervor, der auch mit diplomatischen Aufträgen seiner Heimatstadt<br />

betraut wurde. Denn die kleine Stadt Genf, ein winziger Punkt auf<br />

der Landkarte, war seit dem 17. Jahrhundert auch durch die Tatkraft und<br />

den Unternehmungsgeist ihrer Refugiés weltweit vernetzt. Faszinierend,<br />

nicht wahr?<br />

148 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

Drivestyle<br />

151 GEBURTSSTUNDE EINES MYTHOS<br />

SILBERPFEIL<br />

156 KÖNIGSKINDER<br />

SONDERANFERTIGUNGEN SCHNELLER FLITZER<br />

159 NIKI LAUDA<br />

DIE RENNSPORTLEGENDE<br />

162 LEINWANDFIEBER<br />

GEMALTE RENNWAGEN<br />

168 AUTOMOBILMUSEEN<br />

MOTORISIERTE SPURENSUCHE<br />

172 GIRLS ON BIKES<br />

FASHION MEETS SCOOTER<br />

MAttel<br />

150 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

geburtsstunde<br />

Eines<br />

MYTHOS<br />

Die Legende des Silberpfeils<br />

Der Ausdruck «Silberpfeil» soll<br />

auf eine Behelfslösung am Mercedes-Benz W25<br />

zurückgehen. Doch auch ohne die umstrittene<br />

Legende schrieb der Kompressor-Wagen<br />

Motorsportgeschichte<br />

Adriano Cimarosti<br />

Collection Maniago, Werk<br />

The Luxury Way of Life | 151


DRIVE STYLE<br />

Nürburgring, 2. Juni 1934: Beim Eifelrennen geht Mercedes mit einem<br />

komplett neuen Rennwagen an den Start. Das Auto heisst W25 und<br />

entspricht der in jener Saison eingeführten 750-Kilo-Formel, welche<br />

das erlaubte Höchstgewicht umschreibt. Wie für deutsche Mannschaften<br />

traditionell üblich sind die beiden antretenden W25 weiss lackiert<br />

– und bringen beim Wiegen drei Pfund zu viel auf die Waage. Die Truppe ist<br />

ratlos: Schon am nächsten Tag wird das Rennen stattfinden – und was soll<br />

man an einem auf Leichtbau getrimmten Wagen noch abbauen? «Jetzt sind<br />

wir die Gelackmeierten!», bringt es ein Mechaniker auf den Punkt und liefert<br />

die passende Antwort gleich mit: Über Nacht – so geht die von Mercedes<br />

kolportierte Legende – werden alle Verkleidungen bis aufs blanke Alublech<br />

abgeschliffen und so die nötigen Pfunde abgespeckt, anschliessend siegt<br />

der Bolide souverän. Für den ehrfürchtigen Spitznamen «Silberpfeil» sorgt<br />

dann der Volksmund, denn künftig wird auch Mercedes – die Auto-Union-<br />

Boliden gingen so bereits beim Avus-Rennen im Mai an den Start – nur noch<br />

in dieser Farbe antreten.<br />

Ob erster Silberpfeil oder nicht: Der W25 begründet auf jeden Fall einen Marken-Mythos<br />

von Überlegenheit und Ruhm, was ihn bis heute so faszinierend<br />

macht. Denn es sind diese silbrig glänzenden Rennwagen aus Deutschland,<br />

die den internationalen GP-Sport künftig nach Belieben dominieren werden.<br />

Rückblende in die Vorgeschichte der wirtschaftlich angespannten Jahre<br />

1930/1931: Grosse Automobilwerke übten sich damals im Rennsport in<br />

Zurückhaltung. Mercedes-Benz sollte bis 1932 bei einigen Rennen noch<br />

mit den fast 1,6 Tonnen schweren «weissen Elefanten» SSK oder SSKL antreten,<br />

deren 7065 cm 3 grosser Sechszylinder-Kompressor einst von Prof.<br />

Ferdinand Porsche konstruiert worden war. 1931 gewann Rudolf Caracciola<br />

auf einem solchen Auto das Berliner Avus-Rennen; auch bei der Mille Miglia<br />

siegte er. Im folgenden Jahr dominierte von Brauchitsch auf SSKL (mit<br />

Stromlinienverkleidung von Freiherr Reinhard Koenig-Fachsenfeld) mit einem<br />

Durchschnitt von 194 km/h auf der Avus, allerdings vor schwacher Konkurrenz.<br />

Alfa Romeo brachte 1932 unter Vittorio Jano zwar den 700 kg leichten<br />

Typ P3 mit 2,7-Liter-Achtzylindermotor; Tazio Nuvolari sicherte sich mit ihm<br />

gleich den Grossen Preis von Italien. Doch die Mailänder zogen sich dann<br />

per Ende Jahr vom Rennsport zurück und überliessen 1933 ihr gesamtes<br />

Rennmaterial der Scuderia Ferrari aus Modena.<br />

Anders bei Mercedes: Nach den Jahren der Rezession wagte man den<br />

Neuanfang auf der Piste. Im Hinblick auf das 1934er-Reglement entstand<br />

in Untertürkheim unter der Gesamtleitung von Dr. Hans Nibels ein moderner<br />

Monoposto mit aufgeladenem Achtzylinder-Reihenmotor, für dessen Konstruktion<br />

Albert Hess verantwortlich zeichnete. Der Hubraum des Triebwerkes<br />

mit Kompressor und zwei Druckvergasern betrug ursprünglich 3360 cm 3 ,<br />

doch schon bald ging man auf 3710 und schliesslich auf 3990 cm 3 über. Das<br />

Triebwerk besass vier Ventile pro Zylinder, welche von zwei obenliegenden<br />

Nockenwellen betätigt wurden; die Aufladung besorgte ein Roots-Flügelkompressor.<br />

Im Rahmen der 750-kg-Formel machte auch das Fahrgestell<br />

konstruktiv grosse Fortschritte, nachdem die zwanziger Jahre diesbezüglich<br />

eine Stagnierung gebracht hatten. Damals konzentrierten sich die Konstrukteure<br />

noch auf die ständig mittels stärkerer Aufladung erzeugte Leistungssteigerung.<br />

Nun wich das veraltete Starrachsprinzip einer Einzelradaufhängung<br />

rundum – vorne mit Querlenkern und Schraubenfedern, hinten als<br />

152 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

Pendelachse mit Querblattfedern. Die Federung wurde allgemein weicher<br />

ausgelegt, aber auch straffer gedämpft. Aus Balance-Gründen verblockte<br />

man das Getriebe in Transaxle-Bauweise gemeinsam mit dem Differential an<br />

der Hinterachse.<br />

Mit dem fertigen Rennwagen führte Mercedes-Benz im Januar 1934 auf<br />

der Autobahn Mailand–Como erste Probefahrten durch, danach wurden<br />

die Testfahrten auf dem Nürburgring fortgesetzt. Beim Avus-Rennen vom<br />

27. Mai sollte das erste und von ganz Deutschland mit Spannung erwartete<br />

Zusammentreffen mit den unter der Gesamtleitung von Professor Porsche<br />

entstandenen Auto Union erfolgen, deren V16 vor<br />

der Hinterachse eingebaut war – eine damals revolutionäre<br />

Anordnung. Doch wenige Tage zuvor<br />

entschied sich Mercedes-Benz, auf den Einsatz<br />

des W25 zu verzichten, weil der Wagen noch<br />

nicht einsatzbereit war. Auto Union hingegen hatte<br />

schon beim ersten Avus-Auftritt des 295-PS-<br />

Boliden, der als Präsentation und Abnahmefahrt<br />

deklariert war, einen Erfolg verbucht, denn an diesem<br />

6. März 1934 stellte Hans Stuck mit dem<br />

The Luxury Way of Life | 153


DRIVE STYLE<br />

Mittelmotor-Neuling drei Weltrekorde auf. Auf den beiden zehn Kilometer langen<br />

Geraden kam der Auto Union Typ A auf 265 km/h. Das Avus-Rennen<br />

selbst gewann allerdings der Franzose Guy Moll auf Alfa Romeo P3 mit auf<br />

2905 cm 3 erhöhtem Hubraum und Stromlinienkarosserie. Zwei Auto Union<br />

(Stuck/von Liningen) schieden dagegen aus, während der dritte (Momberger)<br />

mit 225,8 km/h immerhin die schnellste Runde fuhr.<br />

Das Zusammentreffen der beiden Rivalen wurde nun auf das eingangs erwähnte<br />

Eifelrennen vertagt – und damit sind wir wieder am Anfang. Es geht<br />

über 15 Runden oder 342,15 km und Manfred von Brauchitsch siegt – vor<br />

Hans Stuck auf Auto Union und Louis Chiron auf dem Alfa Romeo P3. Der<br />

zweite W25-Pilot Luigi Fagioli fällt mit Zündproblemen aus, während Rudolf<br />

Caracciola nach seinem schweren Sturz von Monaco noch verletzt ist und<br />

gar nicht antritt.<br />

Der weitere Saisonverlauf bietet Höhen und Tiefen für den W25: Beim Grand<br />

Prix des ACF in Montlhéry bei Paris erleiden die deutschen Wagen eine Niederlage,<br />

indem sie ausscheiden; es siegt der Monegasse Louis Chiron auf<br />

dem Alfa Romeo P3 der Scuderia Ferrari. Der Grosse Preis von Deutschland<br />

findet Mitte Juli wieder auf dem Nürburgring statt und wird von Stuck<br />

auf Auto Union gewonnen, gefolgt von Fagioli auf<br />

Mercedes und Chiron auf Alfa Romeo. Die für den<br />

Grossen Preis von Belgien gemeldeten deutschen<br />

Wagen werden wieder zurückgezogen; es triumphiert<br />

der Franzose René Dreyfus auf Bugatti.<br />

Dazwischen, am 5. August, treten einige Spitzenfahrer<br />

beim renommierten Klausenrennen an,<br />

wo sich die Teilnehmer auf einer 21,5 km langen<br />

Schotterstrecke (!) bis zum Ziel auf 1948 m Höhe<br />

kämpfen müssen. Als favorisierte Gipfelstürmer<br />

stehen sich der von seinem Unfall gezeichnete<br />

Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W25 sowie<br />

Hans Stuck auf Auto Union Typ A gegenüber. «Caratsch»<br />

(Startnummer 65) wirft mit 15’ 22,2“ eine<br />

neue Rekordzeit auf die Bahn, Stuck (Startnummer<br />

66) antwortet mit 15’25,4“, also mit einem für<br />

damalige Verhältnisse hauchdünnen Rückstand<br />

von 3,2 Sekunden. Diese Zeitjagd der Giganten<br />

schreibt Motorsportgeschichte.<br />

154 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

Bei der Coppa Acerbo bei Pescara zehn Tage<br />

später kommt mit Luigi Fagioli ein weiterer Mercedes-Fahrer<br />

zum Sieg – vor den Alfa Romeo von<br />

Nuvolari und Brivio. Am 26. August folgt in Bern<br />

der Grosse Preis der Schweiz, den Hans Stuck<br />

mit seinem Auto Union im Regen dominiert, gefolgt<br />

vom Markenkollegen Momberger sowie von<br />

Dreyfus auf Bugatti. Anlässlich des 500,2 km langen<br />

Grossen Preises von Italien in Monza lösen<br />

sich Anfang September dann einige Fahrer am<br />

Steuer ab: Caracciola/Fagioli gewinnen auf Mercedes<br />

vor Stuck/zu Leiningen auf Auto Union,<br />

dann folgen die Alfa Romeo von Trossi/Comotti<br />

und Chiron/Nuvolari.<br />

Die Leistung des mittlerweile auf 4310 cm 3 gebrachten<br />

Achtzylinders (Werkcode: M25C) wird<br />

Ende 1934 bereits beachtliche 462 PS erreicht haben.<br />

Nach dem Tod von Dr. Nibels wird die technische<br />

Leitung 1935 auf Max Sailer übertragen. Der<br />

in wesentlichen Details optimierte W25 ist nun kaum noch zu schlagen und<br />

durchläuft eine totale Erfolgssaison mit neun Siegen, wovon fünf bei klassischen<br />

Grand Prix errungen werden. Caracciola gewinnt bei den Grossen<br />

Preisen von Monaco, Frankreich, Spanien, Belgien und der Schweiz, er siegt<br />

auch beim Eifelrennen sowie beim Grand Prix von Tripolis. Damit steht er<br />

als Europameister 1935 fest. Luigi Fagioli holt Platz 1 auf der Avus sowie in<br />

Barcelona. Eine noch bessere Rennsaison kann man sich in Untertürkheim<br />

kaum vorstellen und es soll auch eine der erfolgreichsten bleiben.<br />

Der W25 wird auch noch 1936 zum Einsatz kommen, dann allerdings als<br />

W25K mit einer verkürzten Karosserie, erneut höherem Hubraum von 4740<br />

cm 3 – und delikaterem Handling. Nur zwei Siege liegen drin, bevor Mercedes<br />

den ersten Silberpfeil zurückzieht und sich auf den W125 für die Saison 1937<br />

konzentriert: Der wird ebenso ein Siegerauto wie der W154 von 1938. Die<br />

Legende vom W25 überstrahlt freilich alle beide: Gerade mal 15 Exemplare<br />

sind zwischen 1934 und 36 entstanden. Drei haben überlebt und sind entsprechend<br />

kostbar, doch nur das heutige Werkauto ist fahrbereit. Man muss<br />

Mercedes dankbar dafür sein, dass dieser GP-Wagen instand gehalten und<br />

auch noch engagiert eingesetzt wird: Wer ihn einmal in Aktion gesehen und<br />

vor allem gehört hat, wird das nie vergessen!<br />

The Luxury Way of Life | 155


DRIVE STYLE<br />

kinder<br />

Wem die teuersten Autos der Welt nicht exklusiv<br />

genug sind, der lässt sich eben individuell<br />

etwas Hübsches anfertigen:<br />

Das Karosseriehandwerk erlebt derzeit<br />

eine Renaissance – nicht nur in feinen<br />

italienischen Edelschmieden,<br />

sondern auch bei den Automobilherstellern<br />

selbst. Fünf Beispiele.<br />

Matthias Pfannmüller<br />

Ian G. C. White, map, Werk<br />

Alfa Romeo TZ3 Stradale<br />

Man nehme eine<br />

Dodge Viper, stülpe<br />

ein raffiniertes Aluminiumkleid<br />

darüber – fertig ist der Hingucker. Neun Stück des TZ3<br />

sind seit 2<strong>01</strong>1 hergestellt worden. Die exklusive und mindestens 500 000 Franken<br />

teure Sammleredition (exklusive Spenderfahrzeuge) ist bereits vergriffen, doch in<br />

Terrazzano di Rho bei Mailand entstand auch das Design des limitierten Aston<br />

Martin V12 Zagato. Demnächst wollen die Italiener auch den BMW Z4 neu einkleiden<br />

– falls München ja sagt. Und wie man hört, steht auch eine Lamborghini-<br />

Sonderserie in den Startlöchern, die vom zweiten Z-Designer, dem Schweizer<br />

Stephane Schwarz (Nissan Qashqai), entworfen wurde.<br />

www.zagato.it<br />

156 | <strong>PRESTIGE</strong>


Alfa Romeo Disco Volante<br />

Als die «Fliegende Untertasse» 1952 erstmals vorgestellt wurde,<br />

staunte die Autowelt: Nie wieder sollte ein Alfa Romeo 1900<br />

so spacig aussehen. 2<strong>01</strong>2 stellte die 2008 wieder auferstandene<br />

Karosserieschmiede «Touring Superleggera» in Genf eine<br />

Neuinterpretation vor. Seither sind zwei Kundenautos gebaut<br />

worden, maximal acht will man produzieren. Die letzten sechs<br />

werden natürlich nur auf Bestellung angefertigt und kosten ab<br />

500 000 Franken. Ausserdem muss ein Alfa 8C Competizione<br />

sein Leben lassen: Der Disco Volante nutzt dessen Stahlchassis<br />

sowie den 450-PS-V8-Antriebsstrang. Man darf gespannt<br />

sein, was sich Touring als Nächstes ausdenken wird.<br />

www.touringsuperleggera.eu<br />

Ferrari P4/5<br />

Den Reigen neuzeitlicher Sonderanfertigungen<br />

eröffnete Pininfarina 2006 mit diesem<br />

Auto, das im Auftrag des US-Filmregisseurs<br />

James Glickenhaus entstand – auf<br />

Basis eines Ferrari Enzo. Die 660-PS-<br />

Rakete ist dem Langstreckenprototyp<br />

der 1960er nachempfunden, besteht aber<br />

weitgehend aus Karbon. Kostenpunkt damals:<br />

rund drei Millionen Franken. Damit nicht<br />

genug, denn Glickenhaus liess sich anschliessend<br />

auch eine Wettbewerbsversion auf F430- Basis<br />

anfertigen, mit der er 2<strong>01</strong>1 und 2<strong>01</strong>2 beim 24-Stunden-<br />

Rennen auf dem Nürburgring antrat und gute Platzierungen erreichte.<br />

www.pininfarina.it<br />

The Luxury Way of Life | 157


DRIVE STYLE<br />

Ferrari SP12 EC<br />

Eric Clapton ist Vollblutmusiker und Vollblut-Ferrari-Fan. Der<br />

Brite nennt bereits einige rote Renner sein Eigen. Das neueste<br />

und vielleicht auch spektakulärste Stück in der Garage trägt<br />

die Initialen des Besitzers in der Typenbezeichnung. Richtig,<br />

es ist eine Sonderanfertigung auf Basis des 458 Italia<br />

und mit Stilzitaten vom 512 BBi (1976 bis 1984). Letzterer hat<br />

es «Slowhand» besonders angetan, aber das Auto ist<br />

halt schon ein bisschen älter. Also modernste Technik bitte,<br />

wenn auch nur mit acht statt zwölf Zylindern, und darüber<br />

eine Karosserie, die Moderne und Klassik gekonnt vereint und<br />

ebenfalls bei Pininfarina entstand. Über Kosten schweigt<br />

man sich diskret aus, doch knapp fünf Millionen Franken<br />

dürften es schon gewesen sein. An Wert verlieren dürfte das<br />

Einzelstück aber kaum. Oder, um es mit Clapton zu sagen:<br />

«Ain’t Going Down.»<br />

www.ferrari.com<br />

Lamborghini Veneno Roadster<br />

Offenversion der Anfang 2<strong>01</strong>3 in Genf präsentierten Coupé-Sonderserie zum 50-jährigen<br />

Markenjubiläum. Der 750 PS starke V12-Extrem-Roadster mit Allradantrieb nutzt<br />

Aventador-Technik, wird 2<strong>01</strong>4 nur neun Mal gebaut und hat weder Dach noch Softtop.<br />

Stückpreis: über vier Millionen Franken, netto. Der weitgehend aus Kohlefaser<br />

angefertigte Veneno steht in der Tradition besonders rasanter Lambo-Exoten, angefangen<br />

vom Marzal über die Miura-Unikate Roadster und Jota bis zur Miniserie<br />

Reventón (2008) auf Murciélago-LP640-Basis. Das<br />

Styling des über 350 km/h schnellen Boliden<br />

entstand in der hauseigenen Design abteilung.<br />

www.lamborghini.it<br />

158 | <strong>PRESTIGE</strong>


Die Rennsportlegende<br />

Niki Lauda<br />

Er ist einer der berühmtesten lebenden Österreicher<br />

und wurde mit 64 Jahren zum Hollywood-<br />

Helden. Sein erstes Auto war ein VW Käfer Cabriolet,<br />

Baujahr 1949. Doch später sprach er eher auf<br />

schnellere Reifen an, Andreas Nikolaus Lauda, der<br />

später als Lauda Formel-1-Geschichte schrieb.<br />

Lauda startete zwischen 1971 und 1985 in der<br />

Formel 1 und wurde in dieser Zeit drei Mal Weltmeister.<br />

1976 verunglückte der zu dieser Zeit wohl<br />

populärste Ferrari-Pilot beim Grossen Preis von<br />

Deutschland auf dem Nürburgring. Die schweren<br />

Brandverletzungen prägen heute noch sein Gesicht.<br />

Trotzdem kehrte er nach nur 30 Tagen auf<br />

die Rennbahn zurück und errang 1977 und 1984<br />

weitere WM-Titel. Im letzten Jahr widmete man der<br />

Legende des Rennsports gar einen eigenen Film:<br />

«Rush» mit Daniel Brühl in der Hauptrolle. Der Film<br />

zeigt den Konkurrenzkampf zwischen Lauda und<br />

dem englischen Fahrer James Hunt.<br />

3<br />

Fragen<br />

Wie hat sich die Formel 1 seit den 70er-Jahren<br />

verändert?<br />

Das Risiko ist heutzutage viel geringer. Autos können<br />

kollidieren, Reifen können bei 300 km/h platzen, aber es<br />

passiert nicht viel, da die Strecken und Wagen tausendmal<br />

sicherer sind. Ganz ausschliessen kann man Unfälle natürlich<br />

nicht. Daher sollte man auch heute nie zu übermütig<br />

werden. Ich war immer bereit, ein gewisses Risiko einzugehen,<br />

aber kein unnötig grosses. Dazu lebe ich einfach<br />

zu gern.<br />

Man sagt von Ihnen, Sie seien ein Einzelgänger.<br />

Stimmt das?<br />

Meine Frau ist meine beste Freundin, ansonsten habe ich<br />

keine Freunde. Nach meinem Unfall war ich sehr auf mich<br />

allein gestellt. Nur sehr wenige Menschen können sich in<br />

Probleme eines anderen auch nur annähernd hineinversetzen.<br />

Darum bitte ich auch fast nie um Hilfe.<br />

Wie viele Verkehrsübertretungen haben Sie im<br />

Laufe des Jahres?<br />

Gar keine. Beim Autofahren auf der Strasse sind Regeln<br />

einzuhalten. Fertig und aus. Auch wenn es dadurch nicht<br />

wirklich Spass macht.<br />

«Ich glaube, dass jeder Autorennfahrer<br />

einmal zur Vernunft kommen muss,<br />

um mit diesem pubertären Sport aufzuhören.»<br />

The Luxury Way of Life | 159


<strong>PRESTIGE</strong> styles MEN<br />

spring<br />

hackett<br />

baume & mercier<br />

brunello cucinelli<br />

ray ban<br />

marc' o polo<br />

davidoff<br />

dior<br />

montblanc<br />

davidoff<br />

brabbu<br />

hublot<br />

corum<br />

risch<br />

asprey<br />

dupont<br />

zegna<br />

160 | <strong>PRESTIGE</strong>


lacoste<br />

fay<br />

boca do lobo<br />

Breguet<br />

available at<br />

Tourbillon<br />

Boutique<br />

windsor<br />

ferrari<br />

navyboot<br />

patek Philippe<br />

montblanc<br />

caran d' ache<br />

The Luxury Way of Life | 161


Big Bang Fluo.<br />

Chronograph, besetzt mit 430 schwarzen<br />

Diamanten von insgesamt 2,3 Karat<br />

und 36 pinken Saphiren. Leuchtende<br />

rosafarbene Indexe. Armband aus<br />

Kautschuk und Pythonleder.<br />

Auf 250 Exemplare limitierte Edition.<br />

BOUTIQUES<br />

GENEVE • GSTAAD • LUZERN<br />

twitter.com/hublot • facebook.com/hublot


MP05-LaFerrari.<br />

Eine außergewöhnliche Uhr.<br />

Eine technische Bestleistung.<br />

Gangreserve von 50 Tagen und ein<br />

mit Ferrari gemeinsam entwickeltes<br />

High-Tech Design.<br />

Auf 50 Exemplare limitierte Serie.<br />

BOUTIQUES<br />

GENEVE • GSTAAD • LUZERN<br />

www.hublot.com • twitter.com/hublot • facebook.com/hublot


164 | <strong>PRESTIGE</strong>


Kolumne Tamara Wernli<br />

Wie viel Sex-Appeal<br />

verströmen Sie?<br />

Heute nehmen wir mal Ihre erotische<br />

Attraktivität unter die Lupe, genau,<br />

den Sex-Appeal von Ihnen, dem Leser.<br />

Die meisten Männer fühlen sich ja von<br />

Haus aus unwiderstehlich, dabei haben<br />

sie null Ahnung, wie sie wirklich auf die<br />

Damenwelt wirken. Wir klären auf.<br />

Der gegenwärtige «Sexiest Man Alive»<br />

ist laut dem «People Magazine» Adam Levine,<br />

Popsänger, 34-jährig, tätowiert, 1,82 m gross,<br />

Sixpack. Levine ist bekannt für sein exzessives<br />

Gestöhne «Oh!» und «Yeah!» in den Songtexten.<br />

In frühen Jahren wurde bei ihm eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung<br />

diagnostiziert, die wohl direkt<br />

verantwortlich für seinen Kamera-Posier-Stil ist,<br />

den er vorzugsweise mit nacktem Oberkörper und<br />

gern mit einer Damenhand im Schritt aufführt. Levine<br />

sagt Sätze wie: «Ich verbringe die meiste Zeit<br />

meines Lebens nackt.» Oder: «Koffein ist wie eine<br />

schöne Frau, die nichts zu sagen hat. Zuerst bist<br />

du total angemacht, dann bleibst du leer zurück.»<br />

Nun, können Sie sich mit dem anziehendsten<br />

Mann der Welt identifizieren? Nicht? Auch nicht<br />

ein kleines bisschen? – Müssen Sie auch nicht, Sie<br />

dürfen aufatmen. Frauen stehen nicht auf Prahlerei<br />

und auch nicht auf Witze auf Kosten anderer. Uns<br />

verdreht man den Kopf mit Bescheidenheit und<br />

einer Prise Selbstironie. Humor macht einen Mann<br />

attraktiv. Und wenn er sich selbst mal auf die<br />

Schippe nimmt, statt fortwährend zu verkünden,<br />

was für ein geiler Siech er ist, Bingo!<br />

Also hat der klassische Angebertyp ausgedient?<br />

– Ganz so einfach ist es nicht. Bei den<br />

ersten Dates genügen zwar Charme und volle<br />

Lippen, aber wenn es um den Partner fürs Leben<br />

geht, muss, wer nicht zum «Lucky Loser» abgestempelt<br />

werden will, mehr bieten. Nennen wir<br />

es beim Namen: Kohle. Beim Nestbau sind wir<br />

Frauen nämlich durch und durch triebgesteuert<br />

und unsere Bewertung (wir haben da ein ziemlich<br />

ausgeklügeltes Punktesystem) hängt vor allem<br />

«Frauen stehen nicht auf Prahlerei und<br />

auch nicht auf Witze auf Kosten anderer.»<br />

von Ihrer Herkunft und Ihrem sozialen<br />

Status ab. Der Urtrieb sagt uns, dass<br />

der bessergestellte Herr ein besserer<br />

Beschützer und – egal, wie beruflich<br />

erfolgreich und verankert wir selbst<br />

sind – ein besserer Versorger ist.<br />

Knete = Sex-Appeal. Punkt. Schon<br />

in der Steinzeit suchten wir uns den<br />

Gefährten aus, der die grösste Beute<br />

nach Hause brachte und den grössten Nahrungsvorrat<br />

besass. Also derjenige, der unseren Nachwuchs<br />

bestmöglichst versorgen kann. Daran hat<br />

sich bis heute nicht viel verändert. Bitte? Es geht<br />

auch um Treue, Zuverlässigkeit und Familiensinn?<br />

– Aber ja doch. Wenn wir allerdings zwei<br />

komplett identische Exemplare zur Auswahl haben,<br />

der eine mit monetärem Back-up, der andere<br />

ohne. – Welchen würden wir wohl nehmen?<br />

Dies im Hinterkopf, wagen wir uns an eine kleine<br />

Probe: Laut wissenschaftlichen Untersuchungen,<br />

gibt es – nebst den inneren – auch äussere<br />

Merkmale, die den männlichen Sex-Appeal-<br />

Faktor erhöhen. Ein symmetrischer Mund, dunkle<br />

Augenbrauen und Wimpern, wenig Fettansatz,<br />

markantes Kinn, keine Geheimratsecken, über<br />

1,80 m gross, durchtrainiert.<br />

Wo stehen Sie auf dieser Sex-Appeal-Skala?<br />

Okay. Jetzt nur keine Panik schieben! Etwa<br />

95,5 Prozent der männlichen Spezies fällt bei<br />

dem Raster durch. Das wiederum heisst, entweder<br />

verbreiten «People Magazine»-Redakteure,<br />

Wissenschaftler, Verhaltensforscher und Universitätsstudienleiter<br />

einen völligen Schwachsinn,<br />

oder aber ein erheblicher Teil der Damenwelt teilt<br />

ihr Leben mit unbegehrten Männern. Und wohin<br />

gehören nun Sie? Die Entscheidung ist Ihnen<br />

überlassen. Aber seien Sie ehrlich.<br />

The Luxury Way of Life | 165


Rubriken<br />

166 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

Lein<br />

wand<br />

Fieber<br />

Alle paar Jahre taucht in der Szene<br />

ein Automobilmaler auf, der in Erinnerung<br />

bleibt. Markus Haub gehört zu denen,<br />

die das Zeug dazu haben<br />

Matthias Pfannmüller<br />

Er ist 41 Jahre alt und lebt in Barcelona. Als Automobildesigner hat<br />

er zwischen 1997 und 2007 für VW und davon sieben Jahre für<br />

Renault gearbeitet. War an der Formfindung des Seat Formula Concept,<br />

Renault Twingo, Mégane III oder dem ersten Dacia Sandero<br />

beteiligt. Dazu kamen strategische Projekte über die Mobilität der Zukunft oder<br />

den Elektroflitzer Twizy, welcher in Barcelona entstanden ist. Doch in den letzten<br />

Jahren hat sich das Berufsbild des Designers stark gewandelt. Die Digitalisierung<br />

der Prozesse beschleunigt die Entwicklung, gleichzeitig explodierte die<br />

Modellvielfalt einzelner Hersteller. Die Designabteilungen sind zwar gewachsen<br />

(Renault hat über 100 Stylisten), dennoch ist immer mehr Arbeit in weniger Zeit<br />

zu schaffen. Meist sind es mehrere Projekte gleichzeitig, die in verschiedenen<br />

Phasen zu betreuen sind. Die Romantik geht dabei etwas verloren und auch die<br />

Kreativität bleibt manchmal auf der Strecke. Gleichzeitig scheinen die Formen<br />

ausgereizt, nur wenige Firmen trauen sich, radikal neue Lösungen vorzustellen.<br />

Heute geht es eher um das Arrangieren altbekannter Strickmuster, um die<br />

Kombination längst definierter Stilmittel. Dazu kommen internationale Normen,<br />

welche jedwede Gestaltungsfreiheit immer weiter einschränken: Schärferer<br />

Fussgängerschutz zwingt zu höheren Motorhauben,<br />

dazu gibt es strengere Crashnormen, verbesserte<br />

Aerodynamik, eine Berücksichtigung der<br />

Versicherungseinstufungen oder die Vorgaben des<br />

Marketings: So vieles ist präzise festgeschrieben<br />

und schränkt die Gestaltungsfreiheit enorm ein.<br />

Markus Haub reizte das alles immer weniger. Als<br />

er 2007 wieder von Barcelona zum Mutterkonzern<br />

nach Paris wechseln sollte, schlug er das Angebot<br />

aus und machte sich selbstständig. Seine Freiheit<br />

war ihm wichtiger. Das Auto ist seine grosse Liebe<br />

geblieben, und auch vom Zeichnen möchte er<br />

nicht lassen. Neben seiner Arbeit als Freelance-<br />

Designer ist die Malerei vom Hobby zum Beruf geworden.<br />

Er entwickelte seine eigene Technik, eine<br />

Kombination aus digitaler Fotografie und Male­<br />

The Luxury Way of Life | 167


ei. So sind zahlreiche leidenschaftliche Arbeiten<br />

entstanden, die über Galerien in Spanien, Frankreich<br />

und Deutschland verkauft werden. Inzwischen<br />

hat er auch einen Agenten in der Schweiz<br />

(www.speedstar-gallery.com). Meist haben sie<br />

klassische Sportwagen zum Thema. Die schönsten<br />

dieser Gattung stammen ohnehin aus den<br />

50er bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts und<br />

damit aus einer Zeit, als das Automobil noch allgemeinhin<br />

aufregend und unschuldig gewesen ist.<br />

Haub arbeitet wie besessen und ist ständig unterwegs.<br />

Seine Motive findet er auf Rennstrecken und<br />

Oldtimerveranstaltungen – Nürburgring, Barcelona,<br />

Le Mans, Hockenheim. Aber auch in Goodwood,<br />

Pebble Beach, Villa d´Este, Bensberg oder Schloss<br />

Dyck. Gerne fährt er auch selbst mit einem seiner<br />

eigenen Klassiker bei Oldtimerrallyes. Dort trifft er<br />

die Objekte seiner Begierde, aber auch Gleichgesinnte.<br />

Einige Szenekenner wissen von ihm, nicht<br />

wenige kaufen seine Werke spontan. Im Angebot<br />

sind kleine, Ikonen-artige Leinwände, aber auch<br />

grossformatige Detailstudien. Bei Letzteren muss<br />

der Betrachter das Auto kennen, um ein Motiv zuordnen<br />

zu können. Doch immer handelt es sich um<br />

die ausdrucksstärksten Partien, die Haub gekonnt<br />

und mit kraftvollen Farben herausgearbeitet hat.<br />

Seine Kunst ist lebendig und zeigt die Bewegung<br />

auch im Stand. In diesem Sinne ist er ganz Automobildesigner<br />

geblieben.<br />

170 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

Auto<br />

mobile<br />

Spurensuche<br />

1883 entwickelte Gottlieb Daimler den ersten<br />

schnell laufenden, leichten Universalmotor und<br />

legte damit einen wichtigen Grundstein für die<br />

Entwicklung des Automobils. Noch heute zeugen<br />

viele Museen und Veranstaltungen von der<br />

automobilen Vergangenheit der Region Stuttgart.<br />

Lilly Steffen<br />

172 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

Mercedes-Benz-Museum<br />

Meilenwerk<br />

Mercedes-Benz-Museum<br />

Porsche-Museum<br />

Porsche-Museum<br />

174 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

Auch 127 Jahre nach der Erfindung des Automobils ist es in der Region<br />

Stuttgart präsenter denn je. Mit den beiden grossen Automobilmuseen<br />

von Mercedes-Benz und Porsche sowie dem Meilenwerk<br />

ist die Stadt ein Mekka für Automobilfans.<br />

Classic Cars und Oldtimer<br />

Das Meilenwerk im denkmalgeschützten ehemaligen Landesflughafen auf<br />

dem Flugfeld Böblingen / Sindelfingen bildet mit seinem einzigartigen Flair<br />

den stilvollen Rahmen für Aktivitäten rund um Oldtimer, Liebhaberfahrzeuge,<br />

Werkstattservice und Accessoires. Die Immobilie wurde aufwendig und unter<br />

Verwendung neuester Materialien restauriert. Dabei wurde genau auf die Erhaltung<br />

des denkmalgeschützten Gebäudes geachtet. Ganz nach dem Motto<br />

«Alles unter einem Dach» werden im Meilenwerk Restaurierungswerkstätten<br />

und Verkaufsräume durch ausgewählte Gastronomie ergänzt. Die Besucher,<br />

die stets freien Eintritt haben, können so eine stilvolle Mischung aus Oldtimermuseum,<br />

Sportwagenausstellung und Werkstätten erleben und sich zur<br />

gleichen Zeit feinen Gaumenfreuden hingeben. Ein exklusives Design-Hotel<br />

komplettiert das Angebot des Meilenwerks Region Stuttgart. Neben Standardzimmern<br />

verfügt das V8 Hotel über individuell gestaltete Themenzimmer,<br />

abgestimmt auf das Oldtimerambiente des Meilenwerks. Im Carwash-Zimmer<br />

können es sich die Gäste zwischen Bürstensäulen, Rohren und einem Programmterminal<br />

– wie in einer echten Waschanlage eben – bequem machen.<br />

Und das Flair eines Schrottplatzes können die Gäste im Nostalgie-Zimmer<br />

spüren. Weitere Zimmer zu den Themen Rennsport, Werkstatt, Vision, Tuning,<br />

Tankstelle, Route 66, Autokino und V8 Camp machen die Nacht im V8<br />

Hotel zum einmaligen Erlebnis.<br />

Folge dem Stern<br />

Als einziges Museum der Welt kann das Mercedes-Benz-Museum die über<br />

125-jährige Geschichte der Automobilindustrie vom ersten Tag an lückenlos<br />

darstellen. Wer zu den Anfängen des Automobils will, muss ganz nach oben.<br />

Die Ausstellung im Mercedes-Benz-Museum beginnt in der obersten Etage.<br />

Von dort aus bahnt sich der Besucher auf zwei Rundgängen über neun Ebenen<br />

den Weg durch die Automobilgeschichte: von 1886 bis in die Gegenwart.<br />

Mit rund 722 000 Besuchern jährlich ist es das meistbesuchte Museum in<br />

Stuttgart. Das Gebäude ist einer DNA-Spirale mit ihrer Doppelhelix nachempfunden.<br />

In seinem Inneren sind auf 16 500 Quadratmetern 160 Fahrzeuge und<br />

mehr als 1500 Exponate ausgestellt.<br />

Die Ausstellung teilt sich in Mythos- und Collectionsräume. Die sieben Mythosräume<br />

erzählen die Geschichte der Marke Mercedes-Benz und gliedern sie<br />

in Themen und Epochen. Sie führen von der Erfindung des Automobils bis<br />

zur Gegenwart chronologisch durch die Zeitgeschichte. Die Collectionsräume<br />

zeigen thematisch die Vielfalt der Fahrzeuge der Marke. So sind in der «Galerie<br />

der Namen» unter anderem das Papamobil, der rote SL von Prinzessin Diana,<br />

der Grosse Mercedes Typ 770 von Kaiser Hirohito und der Bus der Deutschen<br />

Herren-Fussballnationalmannschaft von 1974 zu sehen. Mythos- und Collectionsrundgang<br />

münden in die Ausstellungseinheit «Silberpfeile – Rennen und<br />

Rekorde». In einer grossen Steilwandkurve präsentieren sich legendäre Re­<br />

kordfahrzeuge: Phönix-Rennwagen, Blitzen-Benz,<br />

Silberpfeile, Weisse Elefanten bis hin zu Lewis Hamiltons<br />

F1-Weltmeister-Wagen aus dem Jahr 2008.<br />

Die Geschichte<br />

einer Sportwagenschmiede<br />

«Diejenigen, die das Glück haben, aus einem Traum<br />

ein Geschäft zu machen, schulden es der Welt, die<br />

Hüter dieser Träume zu sein.» Man könnte sagen,<br />

dass mit diesem Zitat von Dr. Ing. h.c. Ferdinand<br />

Porsche der erste, zumindest gedankliche Grundstein<br />

zum Porsche-Museum gelegt wurde. Das<br />

Porsche-Museum wurde nicht irgendwo eröffnet,<br />

sondern direkt am Porscheplatz. Denn hier werden<br />

seit 1950 die Sportwagen hergestellt, deren<br />

Motorhaube das Stuttgarter Rössle ziert.<br />

Die 5600 Quadratmeter grosse Ausstellung präsentiert<br />

rund 80 Fahrzeuge und 200 Kleinexponate.<br />

Zu den Highlights zählt ein Neuaufbau des<br />

Typs 64, des Ur-Porsche. Seine Formensprache,<br />

sozusagen die Porsche-DNA, findet sich bis heute<br />

in jedem Modell der Zuffenhausener Sportwagenschmiede.<br />

Auch in den ebenfalls ausgestellten<br />

Porsche 356 «Nr. 1» Roadster, Porsche 356 Coupé<br />

«Ferdinand» von 1950 und Porsche 356 1500<br />

Speedster. Ein chronologischer Rundgang zeigt<br />

die Produktgeschichte des Unternehmens, ergänzt<br />

durch spezielle Themenbereiche, beispielsweise<br />

zu Porsches Motorsportaktivitäten.<br />

Das Porsche-Museum ist ein rollendes Museum.<br />

Die gezeigten Fahrzeuge erfüllen noch heute ihren<br />

Zweck: Sie fahren. Etwa beim Goodwood Festival<br />

of Speed. Um eine fachgerechte Wartung der historischen<br />

Renn- und Sportwagen gewährleisten zu<br />

können, wurde eine Museumswerkstatt eingerichtet.<br />

Der Besucher kann die Arbeit an den Porsche-<br />

Klassikern durch eine gläserne Trennwand direkt<br />

mitverfolgen. Über der Museumswerkstatt gewährt<br />

das historische Archiv der Dr. Ing. h.c. F. Porsche<br />

AG Einblick in die Geschichte des Unternehmens.<br />

Es umfasst als eines der grössten Bildarchive im<br />

Automobilbereich mehr als drei Millionen Bilder, ein<br />

Medienarchiv mit über 1700 Stunden Filmmaterial<br />

sowie eine Bibliothek mit mehr als 3000 Automobilbüchern.<br />

Zudem verfügt es über eine umfangreiche<br />

Sammlung schriftlicher Unterlagen zur Produkt-,<br />

Renn- und Unternehmensgeschichte.<br />

The Luxury Way of Life | 175


GIRLS<br />

on<br />

Bikes<br />

«Luxus ist nicht das Gegenteil von Armut,<br />

sondern das Gegenteil<br />

von Gewöhnlichkeit.»<br />

– Coco Chanel –


DRIVE STYLE<br />

Paillettenoverall Marcel Ostertag<br />

178 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

Hose Marcel Ostertag | Bluse Rebekka Ruétz | Schmuck Stella & Dot | Schuhe Jeffrey Campbell<br />

The Luxury Way of Life | 179


Jacke Somy So | Hose Set | Shirt Sisley | Sonnenbrille Montblanc Eyewear by Marcolin |<br />

Handschuhe Roeckl | Schmuck/Ring STELLA & DOT<br />

180 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

A<br />

lena Gerber wurde bereits mit süssen 13 Jahren von einer Modelagentur<br />

entdeckt. Seitdem geht es mit ihrer Karriere steil bergauf.<br />

Prestige sprach mit dem Model und der TV-Moderatorin Alena<br />

Gerber über den Luxus, auf zwei Rädern unterwegs zu sein …<br />

Luxus wird ganz verschieden definiert. Was ist deine persönliche Definition<br />

von Luxus?<br />

Alena Gerber: Luxus ist für mich, Zeit für die Dinge zu finden, die ich wirklich liebe,<br />

die mich bewegen. Luxus bedeutet für mich aber auch schon die Fähigkeit, sich an<br />

den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen, sei es das Lachen eines Menschen, den<br />

man liebt, oder der Gedanke an all die schönen Erfahrungen, die man im Leben bereits<br />

sammeln durfte.<br />

Was ist die luxuriöseste Erfahrung, die du bis jetzt machtest?<br />

Das wäre vermessen, mich auf eine zu beschränken. Ich bin sehr glücklich über das, was<br />

ich mir mit meinen jetzt 23 Jahren erarbeitet habe, und ich habe viel Feuer und Liebe, um<br />

noch viel mehr auf die Beine zu stellen. Ich stehe niemals still und höre nicht auf, an mir<br />

und meinen Zielen zu arbeiten. Ich bin gern in Bewegung, am liebsten in schneller Bewegung,<br />

auf meinem Motorrad.<br />

Bedeutet Luxus für dich eher Gegenstände oder Momente?<br />

Ganz eindeutig Momente. Allerdings gibt es selbstverständlich Gegenstände, mit denen<br />

wundervolle Momente quasi garantiert sind.<br />

Dein Job ist mit ständigem Reisen verbunden. Was bedeutet für dich Luxus<br />

in der Fortbewegung?<br />

Darüber habe ich noch nie gesprochen, aber: Ich hasse<br />

Zug- und Bahnfahrten. Ich liebe hingegen Auto- und Motorradfahren.<br />

Beim Fahren kann ich entspannen. Im Auto<br />

höre ich am liebsten alte Rockmusik, auf meiner S 1000<br />

RR lausche ich den Motorgeräuschen, das wirkt auf mich<br />

besser und entspannender als Yoga.<br />

Wie schaut es mit Motorrad aus? Gibt es dir eine<br />

gewisse Freiheit, ein gewisses Mass an Anonymität?<br />

Oh ja, absolut. Es gibt für mich kein schöneres Gefühl, als<br />

auf dem Motorrad zu sitzen. Das ist die reine Wahrheit.<br />

Ich trage am liebsten meine schwarze Lederkombi, einen<br />

schwarzen Helm mit schwarzem Visier und niemand weiss,<br />

wer ich bin, die meisten wissen nicht einmal, dass ich eine<br />

Frau bin. Ich bin Motorradfahrer. Das trennt mich vom<br />

Alltag, vom Stress und von Oberflächlichkeiten, die mein<br />

Beruf mit sich bringt. Es verbindet mich mit all den anderen<br />

Motorradliebhabern, die mir auf der Strasse begegnen.<br />

Ich liebe auch den Handgruss, den sich Motorradfahrer<br />

geben. Autofahrer streiten immer nur, Motorradfahrer<br />

winken sich zu, halten sofort bei Pannen, sind füreinander<br />

da. Ich ernte an der Ampel viele erstaunte Blicke. Die<br />

meisten Männer können es überhaupt nicht fassen, eine<br />

junge Frau auf einer starken Rennmaschine zu sehen, alle<br />

paar Ampeln werde ich angehupt oder angesprochen,<br />

dann ziehe ich mein Visier wieder herunter und tarne<br />

mich als Junge. (Lacht.)<br />

Photo Markus Hofmann | white-photo.com<br />

Styling Kinga Horvath | kingahorvath.de<br />

Makeup Pamela Schneider | Artistgroupmierau<br />

Model Alena Gerber<br />

Retouche PX5<br />

Interview Karolina Berdycka<br />

The Luxury Way of Life | 181


Fashion<br />

179 KUNST AM LEIB<br />

ART MEETS FASHION<br />

fashion<br />

182 FASHION SHORTCUTS<br />

184 MILANO MIA<br />

SHOOTING BY GIANNI PISANO<br />

196 MODEILLUSTRATION<br />

FASHION AUS DEM HANDGELENK<br />

198 SPORTLICH UNTERWEGS<br />

SPORTY OUTFIT<br />

202 DER SPAZIERSTOCK<br />

ER LÄUFT WIEDER<br />

209 PUNK AND FASHION<br />

VIVIEN WESTWOOD<br />

210 KUNSTVOLL UMSCHMEICHELT<br />

EDLE SEIDEN-ACCESSOIRES<br />

selected<br />

jewels<br />

182 | <strong>PRESTIGE</strong>


Kunst<br />

am Leib<br />

Art<br />

meets<br />

Fashion<br />

Modeschöpfer zeigen diesen Frühling / Sommer<br />

ihre Liebe zur Kunst, indem sie ihre Kleider<br />

damit bedrucken. Die Symbiose von Kunst<br />

und Mode hat eine lange Tradition in der Modewelt<br />

und lebt gerade wieder auf.<br />

Kathrin Eckhardt


Fashion<br />

Es ist bunt auf den Laufstegen und in den<br />

Hallen in Paris und Mailand. Chanel inszenierte<br />

im Grand Palais eine kleine «Art<br />

Basel» in einer riesigen Betonhalle mit Plastiken<br />

und Skulpturen. Bunt gekleidete Modelle<br />

beschreiten die Halle, die Augen geschminkt, als<br />

wären sie selbst ein Teil eines abstrakten Gemäldes<br />

und die letzten zehn Looks Chanels wurden<br />

von Aufdrucken beherrscht, die Karl Lagerfeld in<br />

seinen Ferien selbst gemalt hatte. Dazu läuft der<br />

passende Soundtrack von Jay-Z: «Picasso Baby».<br />

Gemälde schmücken edle Roben<br />

Und auch die Kunstliebhaberin Miucca Prada zeigt<br />

diesen Frühling ihre Liebe zu Kunst so deutlich<br />

wie schon lange nicht mehr. Riesige Gemälde und<br />

Illustrationen zieren die Prada-Show-Location in<br />

Mailand. Die Handschrift der Künstler erkennt man<br />

auf den Entwürfen der Kollektion der Italienerin<br />

wieder. Frauengesichter, die einen liebevoll ansehen<br />

oder bunte Regenbogen hängen als Kleider<br />

an den Modellen. Und sogar die sonst einfarbig<br />

liebende Jil Sander hat sich für bunte Drucke entschieden,<br />

die ein bisschen an Konfetti oder eben<br />

moderne Kunst erinnern. Auch das Modehaus<br />

Céline traut sich, plakative Formen auf ihre simplen<br />

Entwürfe zu drucken, inspiriert vom französischen<br />

Fotografen und Künstler Brassaï.<br />

Wir erinnern uns bei diesen Beispielen an die Kollektionen aus den 80er-Jahren<br />

von Yves Saint Laurent. Er war kunstbegeistert wie Miucca Prada, die in<br />

ihrem Hauptquartier in Mailand eine riesige Rutsche von Carsten Höller stehen<br />

hat, eine eigene Kunstsammlung mit über 1 000 Werken in der «Fondazione<br />

Prada» besitzt, künstlerische Filme produziert und Literaturpreise ausschreibt.<br />

Kunst auf Couture-Kleidern<br />

Saint Laurent sammelte mit seinem Lebensgefährten Pierre Bergé diverse<br />

Werke, darunter ein Gemälde von Matisse, das 2009 nach dem Tod des Designers<br />

für über 32 Millionen Euro versteigert worden war. In den 80er-Jahren<br />

waren Matisses berühmte Blätter auf den Couture-Kleidern von Yves Saint<br />

Laurent zu sehen. Die Van-Gogh­ Jacken oder der bodenlange Matisse-Jupe<br />

und das Mondrian-Kleid sind ein paar Beispiele dafür, wie Saint Laurent Kunst<br />

in seine Kollektionen integrierte. Heute reproduzieren die Modeschöpfer nicht<br />

nur vorhandene Kunst auf ihre Entwürfe, sondern lassen extra Kunst für die<br />

Kleider anfertigen, so etwa Miucca Prada, die vier verschiedene Künstler dafür<br />

engagierte. Oder die Designer schaffen die Kunst selbst, die auf den Kleidern<br />

zu sehen ist, wie Karl Lagerfeld für Chanel. Trotzdem distanzieren sich<br />

die Designer davon, selbst Künstler zu sein, geschweige denn zu behaupten,<br />

dass Mode Kunst sei. Die Kunst sei immer nur Inspirationsquelle für ihr Designer-Dasein,<br />

so äussert sich Miucca Prada sehr klar zum Thema.<br />

Kunst und Mode sind zwei eigenständige Welten und trotzdem gleichen sie<br />

sich. Die Kunst wie die Mode bestimmen den Puls der Zeit und sind deren<br />

Spiegelbild, sie lösen Denkanstösse aus und polarisieren. Diese Saison zelebrieren<br />

die Designer die Nähe zur Kunst-Disziplin besonders schön. Die Mode<br />

feiert die Kunst und bemalt ihre Kleider, als wären sie weisse Leinwände und<br />

die Modelle lebendige Ausstellungsflächen.<br />

Prada Donna Showspace


Fashion<br />

Chanel<br />

Prada Donna<br />

Jil Sander<br />

The Luxury Way of Life | 185


Schmückende Tiere<br />

In der Schmuckwelt haben Tiersujets eine lange Tradition. Chopard kreiert<br />

seit Jahren Kettenanhänger mit Tiersymbolen oder setzt einen Sommervogel<br />

aus Diamanten auf Ringe. Stenzhorn wurde bekannt durch Frösche,<br />

die mit und ohne Krone gemütlich auf den Fingern ihrer Trägerinnen<br />

sitzen. Und die Schweizer Schmuckhersteller ziehen nach: Das<br />

Schmuckhaus Frieden, das seine Werkstätten in Thun hat, zeigt<br />

seine neuste Tierkreation. Es sind zwei Ohrhänger in Form einer<br />

Schlange. Auf ihrem Kopf sitzen gelbe Saphire, so wie die Königskobra<br />

am Hinterkopf ihr schmückendes Muster trägt. Doch<br />

giftig wie die Königskobra sind die Ohrstecker glücklicherweise<br />

nicht, dafür genauso faszinierend. Ohrhänger «serpent».<br />

Fashion<br />

Shortcuts<br />

Hugh Hefners Favorit<br />

Über diesen Pyjama hätte sich der schwerreiche<br />

Frauenheld Hugh Hefner gefreut. Der «Playboy»-<br />

Gründervater und Blondinen-Förderer liebt hochwertige<br />

Bademäntel mit kleinen Extras. Das Schweizer<br />

Traditionshaus Zimmerli, welches sonst für seinen<br />

Feinstrick und die inländische Produktion bekannt<br />

ist, wagt diese Saison einen pompösen Auftritt mit<br />

der neuen Kollektion. Der Pyjama mit passendem<br />

Morgenmantel, Perlmuttknöpfen und dem Jacquards-<br />

Muster versprüht geradezu Glamour. Ich stelle mir<br />

Hugh Hefner darin vor, wie er durch seine Villa schreitet<br />

und das Leben geniesst: Besser geht es kaum.<br />

In Blumen gehüllt<br />

Frühling und Sommer ohne Blumen? Undenkbar! Das<br />

sieht auch die Modelwelt so. Aufdrucke mit Blumenmuster<br />

und Stickereinen, die an Blumen erinnern oder<br />

gar beides vereinen, sind einer der grossen Trends<br />

der kommenden Saison. Burberry Prorsum prägt<br />

den Trend ganz besonders und hat neben iPhone-<br />

Hüllen mit Blüten aus Leder und Taschen, die mit<br />

Blumenmuster und Applikationen versehen sind, auch<br />

seine Kleider mit Blüten verziert. Darunter ein filigraner<br />

Trench Coat in einem lieblichen Hellblau. Seine<br />

Spitze erinnert an Blumenblüten und auch die darauf<br />

applizierten Strasssteine erinnern an ihre Erscheinung.<br />

Ich stelle mir vor, dass man selbst ein bisschen<br />

zum Blümchen wird, wenn man diesen Mantel trägt,<br />

der irgendwo zwischen Himmel und Blumenwiese<br />

einzuordnen ist.


Männer in Couture<br />

Der Volksgeist denkt, die Haute Couture gehöre den Frauen. Falsch gedacht, auch<br />

in der Männermodewelt gibt es Couture. Natürlich nicht mit langen Röcken, die von<br />

Hand bestickt wurden oder denen stundenlang Federn in den Stoff eingearbeitet<br />

wurden. Aber Couture und Männermode beissen sich nicht. Das italienische Modehaus<br />

Ermenegildo Zegna hat neben seiner Prêt-à-Porter-Linie Z auch Zenga-Sport<br />

und eine eigene Couture-Linie. Dort sind die Materialien besonders kostbar und werden<br />

mit super feiner Baumwolle, Kaschmir und feinstem Wildleder versehen. So ist es<br />

auch bei diesem floralen Mantel, der in der Kombination mit einem Seidenhemd und<br />

Wildlederapplikationen an den Ärmeln absoluter Luxus bedeutet.<br />

Gegensätze ziehen sich an<br />

Die Marke Piquadro steht für praktische Taschen,<br />

die viel Gewicht aushalten. Diese können ohne<br />

Bedenken mit Laptop, Sportsachen und iPad<br />

gefüllt werden und schützen die schwere<br />

Last auch noch vor bedrohlicher Nässe.<br />

Dafür bestechen sie nicht gerade durch<br />

herausragende Eleganz, doch die Produkte<br />

sind solide wie eine langjährige<br />

Freundschaft. Ganz anders verhält<br />

es sich mit den Entwürfen des sardischen<br />

Designers Antonio Marras: Er<br />

liebt florale Muster und einen bunten<br />

Farbmix, sein Design überrascht jede<br />

Saison von Neuem. Doch was passiert,<br />

wenn sich diese Gegensätze<br />

zusammentun? Es entsteht eine<br />

Taschenkollektion, die praktisch<br />

und ebenso modisch ist. Aus den<br />

Vorzügen beider Marken entstand<br />

der Weekender «Santiago» aus<br />

beschichteter Baumwolle mit<br />

Kalbsleder im Marinestil.<br />

Gut belüftet<br />

Ist es Winter, sehne ich mich nach offenen<br />

Sandalen und kurzen Röcken. Ist es aber<br />

heiss und schwül draussen, will ich endlich<br />

mal wieder Stiefel tragen können. So einen<br />

wie von Hugo Boss, der den Namen Mida<br />

trägt und für «Milano Summer Feeling»<br />

steht. Diesen Sommer sollte es damit<br />

klappen, ohne im Fussschweiss zu<br />

ertrinken. Die Stiefelette aus Kalbsleder<br />

hat ein feines Gittermuster, das die<br />

Füsse auch bei hohen Temperaturen<br />

frisch behält.<br />

The Luxury Way of Life | 187


PRESENTS<br />

MILANO<br />

MIA<br />

by Gianni Pisano<br />

188 | <strong>PRESTIGE</strong>


a+ jacket Ermanno Scervino | Ring Roberto Cavalli<br />

The Luxury Way of Life | 189


Dress Vionnet | Culotte and bra Dolce & Gabbana | Shoes Giuseppe Zanotti | Bracelets Roberto Cavalli<br />

190 | <strong>PRESTIGE</strong>


Dress Burberry’s | Jacket Versus | Shoes Giuseppe Zanotti<br />

The Luxury Way of Life | 191


Dress Sportmax | Necklace & Ring Roberto Cavalli<br />

192 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 193


Bra+ Pants Trussardi | Shoes Giuseppe Zanotti<br />

194 | <strong>PRESTIGE</strong>


Pants Emilio Pucci | Jacket Trussardi | Shoes Giuseppe Zanotti<br />

The Luxury Way of Life | 195


Fashion<br />

Dress Dolce & Gabbana | Ring Roberto Cavalli<br />

196 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 197


Fashion<br />

Dress Just Cavalli | Bracelets & Ring Roberto Cavalli<br />

Photography Gianni Pisano<br />

Production Lina Baumann<br />

Styling Elisabetta Cavatorta<br />

Hair & Make-Up Astor Hoxha @ CloseUp Milano<br />

(using Shu-Uemura Art of Hair and Dior Cosmetics)<br />

MODEL Elensio @ IMG<br />

Styling Assistant Eleonora Da Vià<br />

Special Thanks an das Grand Hotel Villa Torreta in Mailand<br />

198 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 199


Mode<br />

zeichnungen<br />

Mode aus dem Handgelenk<br />

Jedes Kleid beginnt mit einer Zeichnung, jedes Shirt mit einer Skizze. Bleistift,<br />

Tusche und Papier sind die Geburtshelfer der Mode. Yves Saint Laurent empfand<br />

den «Zauber des Augenblickes», wenn er die erste Visualisierung einer<br />

neuen Idee zu Papier brachte, Wolfgang Joop nennt – etwas prosaischer –<br />

die Hand sein «kreatives Medium» und Karl Lagerfeld ist bekannt dafür, mit<br />

drei, vier Strichen den modischen Zeitgeist einer ganzen Epoche aufs Blatt zu<br />

bringen. Ob als kreativer Geburtsakt oder als Zeitschriftenillustration, die die<br />

Essenz eines Modellkleides einzufangen sucht – die Modeillustration blickt<br />

auf eine lange Geschichte voll grosser Namen zurück und hat den Angriff<br />

der Moderne, sprich der Fotografie, schadlos überstanden. «Illustration Now!»<br />

präsentiert 90 Künstler aus der ganzen Welt, darunter Ruben Toledo, Aurore<br />

de La Morinerie, Bil Donovan, Tanya Ling und Jean-Philippe Delhomme.<br />

Illustration Now! Fashion | Julius Wiedemann | Taschen Verlag<br />

200 | <strong>PRESTIGE</strong>


Photography by Warren & Nick<br />

DAS 1811 GEGRÜNDETE HAUS<br />

Seit seiner Gründung entwickelt Perrier-Jouët blumigen Champagner mit einer seltenen Feinheit,<br />

die durch Chardonnay gekennzeichnet ist.<br />

www.perrier-jouet.com<br />

Please Drink Responsibly


W<br />

Fashion<br />

Sport-<br />

lich<br />

unterwegs<br />

Tommy Hilfiger<br />

202 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

DKNY<br />

Lacoste<br />

Ein Blick auf die Strassen der Modemetropolen zeigt eines: Wir geben uns<br />

alle extrem sportlich, zumindest sehen wir alle so aus. Und wenn wir der Modewelt<br />

Glauben schenken, wird das noch eine Weile so bleiben.<br />

Kathrin Eckhardt<br />

ir kennen die Problematik aus unserem Alltag: Mit den Trainingssachen in der<br />

Tasche, Laptop unter dem Arm und dem Kaffee-zum-Mitnehmen in der Hand<br />

bewegen wir uns in zehn Zentimeter hohen Absätzen durch die Stadt. Schnell<br />

wird klar: Einfach ist das nicht und dazu auch noch sehr anstrengend. Denn<br />

neben der ganzen Last, die zu tragen ist, müssen wir uns auch noch darauf<br />

konzentrieren, uns nicht die Haxen zu brechen.<br />

Geschafft, endlich unversehrt zuhause angekommen!<br />

Aber warum tun wir uns das eigentlich an? Das fragten sich auch die Fashionistas<br />

und Moderedakteurinnen, die sich von Show zu Show in High Heels<br />

bewegten und sich nach dem Stiletto-Marathon völlig erschöpft fühlten. Und<br />

auch Leute, die diesem Problem Abhilfe schaffen können, suchen nach neuen,<br />

bequemeren Lösungen: stilvoll aber leichtfüssig und gleichzeitig bequem<br />

durchs Leben gehen zu können. Schliesslich wurde<br />

eine einfache Lösung für das schwerwiegende<br />

Problem gefunden.<br />

Die Mode erklärte sportliche Bekleidung zum<br />

Trend und bediente sich der praktischen Kleidung.<br />

Bereits seit ein paar Saisons ist die Modewelt<br />

durch den Einfluss des Sports geprägt. Zum<br />

engen Jupe werden Turnschuhe getragen und<br />

über das Kleid ein Kapuzenpullover. Für kommenden<br />

Frühling / Sommer wurde der Trend von den<br />

Designern aufgenommen und weiterentwickelt.<br />

Und dabei sind nicht nur typische Marken wie<br />

The Luxury Way of Life | 203


Fashion<br />

Rag & Bone<br />

Marc by Marc Jacobs<br />

Tommy Hilfiger oder Lacoste, die sich den sportlichen Aktivitäten wie Tennis<br />

schon seit ihren Gründerjahren nahe fühlten, an der Spitze der Trendgestaltung.<br />

Auch Marc Jacobs hat für sein eigenes Label die Elemente aus der<br />

Sportwelt weiterentwickelt. Er traut sich, Shorts und Bomberjacke in einem<br />

glänzenden Stoff zu produzieren. Und Donna Karen hat die ganze Kollektion<br />

von DKNY dem sportlichen Stil mit Baseballmützen, Shorts, Parkas mit Kapuzen<br />

und Turnschuhen verschrieben. Doch die sportlichen Attribute werden<br />

nicht eins zu eins aus der Sportwelt übernommen, sondern nur häppchenweise<br />

mit High Heels, kurzen Röcken oder sogar Lackschuhen kombiniert.<br />

Dadurch entsteht ein spannender Mix, der irgendwo zwischen Fitnessstudio<br />

und Designerladen liegt.<br />

Zudem wirkt dieser Look entspannt und hält das Gegengewicht zur überstilisierten<br />

Welt der perfekten Erscheinung. Im Sport-Style sieht man immer ein<br />

bisschen aus, als wäre man gerade aus dem Fitnessstudio gekommen oder<br />

auf dem Weg zum Vita Parcours, und selbst wenn die Haare etwas fettig sind,<br />

ist das nicht weiter tragisch. Gleichzeitig fühlt man sich in sportlichen Kleidern<br />

agil und «voll in Schuss». So ergeht es wohl auch<br />

den Stars und Sternchen, ein Beispiel dafür ist die<br />

Sängerin Beyoncé, die sich oft im nonchalanten<br />

Stil zeigt und dazu im einen Arm ihr Kind und im<br />

anderen das Smartphone als Accessoire mit sich<br />

trägt. Wie entspannend Mode doch manchmal<br />

sein kann!<br />

Wenn wir die Soziologen befragen, hat der Sport<br />

auch eine konträre Funktion. Sport funktioniert<br />

nach strickten Regeln und erfordert Anstand und<br />

Fairplay. Nur wer sich in dieses Gefüge integriert,<br />

darf mitmachen. Und Sport bedeutet, Leistung<br />

oder Höchstleistung zu erbringen, einen gestählten<br />

Körper zu haben und gesund zu sein. Dinge,<br />

die zur westlichen Gesellschaft gehören wie Hot<br />

Dog und Cola Zero.<br />

204 | <strong>PRESTIGE</strong>


orange<br />

meets<br />

blue<br />

la serlas<br />

immerdein<br />

esprit<br />

logue london<br />

fay<br />

esprit<br />

immerdein<br />

omega<br />

hugo boss<br />

y v e s<br />

s a i n t<br />

laurent<br />

princess tam tam<br />

glashütte<br />

mercedes<br />

lacontrie<br />

mollerus<br />

The Luxury Way of Life | 205


Fashion<br />

ER<br />

LÄUFT<br />

WIEDER<br />

DER SpaziersTOCK<br />

Durch die Jahrhunderte kommen und gehen<br />

die Trends, aber der Spazierstock<br />

gehört zu einem der langlebigsten Accessoires in<br />

der Geschichte des Luxus und der Mode.<br />

Lone K. Halvorsen<br />

206 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

Seit geraumer Zeit wird der Stock wieder in<br />

die Hand genommen. Denn was einst Oscar<br />

Wilde, Peter Ustinov, Dagobert Duck, Charlie<br />

Chaplin oder gegenwärtig Dr. House zu<br />

nutzen pflegt(e), erlebt ein Comeback. Und Hollywood-Stars<br />

wie George Clooney und Brad Pitt<br />

erhöhen den Promifaktor des eleganten Spazierstocks<br />

– jedoch stellt man sich hier die Frage: Wer<br />

ist tatsächlich der Star?<br />

An Eleganz hat der Spazierstock jedoch im Laufe<br />

der Jahre nicht verloren, sondern eher das Gegenteil.<br />

So optisch stillos und trivial wie noch vor<br />

einigen Jahren sind die Spazierstöcke längst nicht<br />

mehr. Ob mit einem Totenkopf am Griff, einem<br />

Parfüm im Flakon oder einer Dame im Griff des<br />

Spazierstocks ... Die neuen Generationen bestechen<br />

durch eine stilvolle Optik, wobei die wahre<br />

Funktionalität jedoch nicht vernachlässigt wird. Ob<br />

beim Theaterbesuch oder beim Stadtbummel, der<br />

moderne Spazierstock besticht durch moderne<br />

Materialien und elegante Farben, die seinen Träger schmücken. Aber selbst<br />

den schlichtesten Exemplaren wohnt Eleganz und auf verführerische Weise<br />

eine gewisse Strenge und Sex-Appeal bei. Jedoch erfordert der Umgang mit<br />

dem Spazierstock ein gewisses Manöver und Können. Sofern der Nutzer dieses<br />

zu beherrschen weiss, ist die «Show» mit dem Stock gelungen. Sowohl<br />

Herr Pitt wie auch sein Freund Herr Clooney haben eine hervorragende Figur<br />

damit gemacht – und nun übt der modebewusste Grossstädter weiter …<br />

Flanieren und Spazieren<br />

Getreu der Diffusionstheorie sickerte der Stockeinsatz vom 18. bis ins<br />

19. Jahrhundert – zuerst zum Adel und dann zum Bürgertum – durch. Ob<br />

Kavalier oder Dame, der elegant und kostbar gestaltete Spazierstock war<br />

über eine sehr lange Zeit ein unerlässliches, modisches Accessoire für jeden<br />

Spaziergänger. Denn der glorifizierte aufrechte Gang, war mehr als eine orthopädische<br />

Frage. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entrüsteten sich Zeitgenossen<br />

in Frankreich über «die Badenden von Trouville, die Touristinnen,<br />

die Damen von Welt, die nach Spa gehen oder in Vichy promenieren». Diese<br />

nahmen mit dem Spazierstock in der Hand männliche Allüren an, die in den<br />

Augen ehrbarer Männer niemals züchtigen verheirateten Frauen oder Müttern<br />

zustanden. So schnell kann’s gehen. Im 17. Jahrhundert als die Kavaliere am<br />

spanischen Hof damit begannen, zum Degen einen Stock mit Knauf zu<br />

Cigar<br />

The Luxury Way of Life | 207


Fashion<br />

amethyst eye<br />

gryphon silver cone Golfer Zodiac<br />

by hand<br />

light<br />

bohne<br />

8 ball<br />

208 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

tragen, gehörte der Gehstock den Herren. Auf dem Höhepunkt des Hypes,<br />

Ende des 19. Jahrhunderts, fingen die Frauen erst an zu rauchen, dann krallten<br />

sie sich zudem auch noch den Stock.<br />

Beginn und Ende einer Ära<br />

Für uns alle ist Charlie Chaplin ein Synonym zum Spazierstock. Jedoch<br />

verwendete er den dünnen Spazierstock lediglich als Karikatur eines<br />

Accessoires der bürgerlichen Gesellschaft, mal als Spassutensil – mit Fahrradklingel<br />

oder Flaschenhalter. Wenn man jedoch ein wenig weiter zurück<br />

in der Geschichte des Spazierstocks stochert, findet man die tatsächliche<br />

Funktion des Spazierstocks – oder Wanderstabs, wie er auch genannt wurde.<br />

Der Wanderstab hatte nämlich zu allen Zeiten zwei Funktionen: Gehhilfe<br />

und Waffe. Wenn sich unsere Vorfahren über die Berge begaben, diente<br />

der Wanderstab nicht nur als nützliche Hilfe, um das schwierige und steinige<br />

Gebirge zu bewältigen, sondern auch um Fressfeinde zu attackieren und gewiss<br />

auch zu töten. Daher hat das postmoderne Auge, welches überwiegend<br />

den Stock mit Zerbrechlichkeit und Schwäche verbindet, eine fehlerhafte<br />

Assoziation. Charlie Chaplins synchroner Gang mit seinen schrulligen Stockpirouetten<br />

waren schlussendlich die letztgültige Persiflage auf das modische<br />

Accessoire des 18. und 19. Jahrhunderts, welches nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

endgültig verschwand.<br />

Upward<br />

The Luxury Way of Life | 209


Fashion<br />

Die Rückkehr der guten Dinge<br />

Mit dem Altern der Gesellschaft kehren, wie so oft<br />

erlebt, die «guten alten Dinge» wieder zurück. In<br />

diesem Falle ist der Spazierstock keine Ausnahme.<br />

Obwohl für viele immer noch mit dem Begriff<br />

«Stock» häufig Nordic Walking assoziiert wird,<br />

steht fest: Stock ist nicht gleich Stock. Denn was<br />

Oscar Wilde mit sich herumzutragen pflegte, hat<br />

damit herzlich wenig zu tun. Daher setzt die Autorin<br />

des Trendbarometers den Stock nach Jahrzehnten<br />

der Abstinenz auf Tendenz steigend. Unsere<br />

Gesellschaft ist wieder bereit für einen deklarierten<br />

Stilcodex. Trotz der ursprünglichen Funktion des<br />

Stocks als Waffe, sehnt sich heutzutage der stilvolle<br />

Mensch nach Qualität und einem Hauch von<br />

Respekt.<br />

East West<br />

Spazierstöcke<br />

par excellence<br />

Für viele sind die Gehstöcke<br />

antiquiert, doch Wunsch nach<br />

handwerklicher Qualität und<br />

einem Luxus, den es nicht an<br />

jeder Bahnhofstrasse dieser Welt<br />

zu kaufen gibt, sorgt dafür, dass<br />

diese nicht in Vergessenheit geraten.<br />

Rainer Berchtolds Schöpfungen<br />

aus Silber, Carbon, Horn<br />

oder Edelstein verleiten dazu,<br />

wie der stilvolle George Clooney<br />

mit Stock durch die Strassen zu<br />

flanieren.<br />

www.formaforte.ch<br />

210 | <strong>PRESTIGE</strong>


<strong>PRESTIGE</strong> styles women<br />

spring<br />

JIMMY CHOO<br />

0039 ITALY<br />

RENA LANGE<br />

DIOR<br />

burberry<br />

TIFFANY & CO<br />

PRADA<br />

ilSE JACOBSEN<br />

LEICA<br />

PATEK PHILIPPE<br />

HUGO BOSS<br />

SWAROVSKI<br />

BRABBU<br />

yves saint laurent


Punk and Fashion<br />

Vivienne Westwood<br />

Sie ist exentrisch und gilt als Grande Dame des<br />

Punk-Designs. Berühmt wurde sie durch ihren<br />

Stilmix aus historischer Bekleidung und schrillen<br />

Webmustern. Bis in die 70er-Jahre hinein führte<br />

sie ein eher biederes Leben, doch durch Malcolm<br />

McLaren änderte sich ihr Leben schlagartig. Zusammen<br />

eroberten sie London mit: «Too fast to<br />

live, too young to die», «Sex» und «World’s End».<br />

Westwood entwarf Kleidung für Biker und Punks.<br />

Leder, zerlöcherte Shirts, Sicherheitsnadeln und<br />

Hundehalsbänder wurden salonreif. Später legte<br />

sie die Mini-Krinoline und Spitzenbustiers mit<br />

Metalleinsatz nach. Ihr lila Plateauschuh brachte<br />

selbst Supermodel Naomi Campbell auf dem<br />

Laufsteg zum Fallen. Westwoods Credo: schrill,<br />

aber erfolgreich! Jahrelang machte sie Furore mit<br />

Schottenkaros, heute versucht sie, den Planeten<br />

Erde zu retten. Ihre Modekreationen werden in<br />

mehr als 30 Ländern verkauft. Und prominente<br />

Damen wie Cameron Diaz und Sharon Osbourne<br />

lieben ihre Mode.<br />

3<br />

Fragen<br />

Was haben Sie sich zuletzt gekauft?<br />

Ich kaufe fast nichts, ich bekomme die meiste Kleidung<br />

aus meiner Firma. Manchmal leihe ich mir Kleidung aus der<br />

Pressekollektion. Ich besitze sicher nicht mehr als 20 Paar<br />

Schuhe, trage jedoch maximal sechs Paar davon.<br />

Haben Sie Angst vor dem Alter?<br />

Nein, wenn es so weit ist, werde ich in meinen Heimatort<br />

zurückziehen und endlich wieder viel Zeit finden zum<br />

Lesen.<br />

Was denken Sie von dem heutigen Konsumverhalten?<br />

Konsumieren, konsumieren, konsumieren – ohne nachzudenken.<br />

Alle sehen dadurch konform aus. Wir konsumieren<br />

alle viel zu viel. Die Menschen sollten weniger kaufen<br />

und auf Qualität achten, damit die Ware länger hält.<br />

«die Gleichstellung von Menschen<br />

ist die Seuche unserer Zeit.»<br />

The Luxury Way of Life | 213


Fashion<br />

Kunstvoll<br />

UMSCHMEICHELT<br />

Carrés, Seidenschals und Grand<br />

Foulards für die Frau. Pochettes, Fliegen zum<br />

Selberbinden und Krawattenschals für den Mann.<br />

Willkommen in der bunten Seidenwelt des Andreas Hurr.<br />

Yvonne Beck<br />

214 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

Seine Kreationen heissen Appenzell, Honolulu, Tropicana<br />

oder Southampton. Foulards mit Blumen- und Schmetterlingsmustern<br />

in knalligen Farben, aber auch zurückhaltendem<br />

Design in Rotweiss oder Blauweiss. Mit feinen<br />

Tupfen oder Fischmuster. Vier Jahre arbeitete Andreas Hurr für<br />

den Schweizer Seidenspinner Andy Stutz. Nun verkauft der junge<br />

Künstler und Textildesigner seine «Seidenmann»-Kreationen<br />

selbstständig. Jedes Jahr entstehen zwei Kollektionen, die in seinem<br />

Atelier mit viel Liebe zum Detail entworfen und mit viel Handarbeit<br />

in kleinen Manufakturen und in Heimarbeit hergestellt werden.<br />

In seiner kleinen, aber feinen Boutique «Seidenmann» am Limmatquai<br />

spricht er mit <strong>PRESTIGE</strong> über das Revival der Fliege, das vielfältige<br />

Material der Seide und die Handarbeit im Appenzell. Bei jedem Satz spürt<br />

man Hurrs Begeisterung und Liebe zu seinen Kreationen.<br />

: Herr Hurr, seit 2<strong>01</strong>2 designen Sie unter Ihrem eigenen Label<br />

«Seidenmann». Ist Seide Ihr Lieblingsmaterial?<br />

Andreas Hurr: Ja, denn Seide kann sehr unterschiedlich sein. Sie kann transparent<br />

sein oder sich eher körnig anfühlen. Sie unterscheidet sich vom Griff her oder von der<br />

Festigkeit. Ein spannendes, edles Material.<br />

Woher stammt die Seide, die Sie verarbeiten lassen?<br />

Die Seide, die wir benutzen, ist in Italien gewoben. Como ist ein<br />

gros ses Seidenzentrum. Dort kann ich Seide weben und bedrucken<br />

lassen. Alles an einem Ort, das ist sehr praktisch.<br />

Sie legen sehr grossen Wert auf Handarbeit …<br />

Ja, die bedruckte Seide wird nach dem Zuschneiden im Züricher Atelier im<br />

Appenzell von Hand rouliert. Die Heimarbeit im Appenzell hat eine lange<br />

Tradition und stellt einen besonderen Schritt in der Produktion der hochwertigen<br />

Accessoires dar. Die besondere Qualität dieser handverarbeiteten<br />

Produkte liegt in der Präzision, mit der die erfahrenen Rolliererinnen den Saum<br />

jedes einzelnen Schals, Foulards, Carrés und Pochettes nähen.<br />

Woher beziehen Sie Ihre Inspirationen?<br />

Die Quellen der Inspiration für die einzelnen Druckmotive sind unterschiedlichen Ursprungs:<br />

Einerseits ist es die alltägliche Umwelt, andererseits sind es simple Dinge wie<br />

Zeitungsausschnitte, Papierservietten, schöne Steine, Blätter und selbstgeschossene Fotos.<br />

Ich sammle ständig Ideen. Wie ein Zahnarzt auf die Zähne schaut, schaue ich auf Foulards.<br />

Ich scanne meine Umwelt nach neuen Ideen ab. Man weiss nie, woher die grossen<br />

Ideen kommen. Wichtig ist nur, dass man offen für sie bleibt. Daher sind meine Designs<br />

auch sehr vielfältig wie die Inspirationen, denen sie entspringen. Schmetterlinge, Blumen,<br />

Fische sowie Motive inspiriert aus Appenzeller Scherenschnitten.<br />

Haben Sie in der Designerwelt irgendein Vorbild, das Sie beeinflusst?<br />

Ich werde von sehr vielem beeinflusst. Ich lese Modezeitschriften, sehe die neusten Muster<br />

und Farbtrends, aber von einer speziellen Person bzw. einem Designer eher nicht. Ich<br />

versuche, meine eigene Handschrift zu entwickeln. Sodass mein Design wiedererkennbar<br />

ist. Zwar bewundere ich Karl Lagerfeld und Wolfgang Joop, bei<br />

dem ich ein Praktikum absolviert habe, aber mich inspirieren eher Künstler,<br />

die sehr dekorativ und al arbeiten.<br />

The Luxury Way of Life | 215


Fashion<br />

In Zürich ist Andy Stutz (der Seidenkönig) kein unbekannter Name – stört es<br />

Sie, dass man Sie in seine Fussstapfen stellt?<br />

Nein, überhaupt nicht. Ich habe fünf Jahre als Designer für Andy Stutz gearbeitet. Das ist<br />

ein Teil meiner beruflichen Laufbahn und es ist okay, wenn man mich darauf anspricht.<br />

Jedoch denke ich auch, dass ich mich weiterentwickelt habe und meinen eigenen Weg<br />

gehe. Ich habe inzwischen meine ganz eigene Handschrift.<br />

Ihr Sortiment beschränkt sich nicht nur auf Seidenschals, Carrés und<br />

Foulards für Frauen, «Seidenmann» macht auch Männer glücklich.<br />

Ja! Für Männer führen wir Pochettes, Fliegen, Krawattenschals und natürlich Krawatten.<br />

Diese führen wir in drei verschiedenen Breiten: 6, 7,6 und 9 Zentimeter. Denn nicht jede<br />

Krawattenbreite passt zu jedem Outfit und zu jeder Statur. Zu schmaleren Anzügen sind<br />

auch schmalere Krawatten geeignet, aber ein Zwei-Meter-Mann mit massigen Schultern<br />

sollte keine schmale Krawatte tragen. Pochettes führen wir in Unifarben passend zur<br />

Krawatte oder mit Muster, falls man nur mit Einstecktuch ausgehen möchte.<br />

Sie haben in Ihrer Kollektion auch Fliegen. Tragen wirklich noch viele<br />

Menschen Fliegen?<br />

Ich habe das Gefühl, es werden wieder mehr und vermehrt auch jüngere Männer. Wir<br />

haben Fliegen zum Selberbinden.<br />

Wozu trägt man Fliege?<br />

Zu Jeans und Strickjacke oder ganz formell statt Krawatte. Eine Fliege ist schon etwas<br />

extravagant und man setzt ein klares Statement, aber es gibt wie gesagt immer mehr<br />

Menschen, die das auch wollen.<br />

Trifft man Sie oft im Geschäft an?<br />

Ja, fast immer. Für mich ist der Austausch mit meinen Kunden wichtig. Für mich ist es<br />

wichtig, zu hören, was gut ankommt und was weniger.<br />

Wer gehört zu Ihrer Kundschaft?<br />

Touristen und Zürcher Stammkunden. Vom Alter her sind meine Kunden sehr gemischt.<br />

Wir haben auch viele junge Kunden, was mich sehr erfreut, denn wir machen ja auch ein<br />

eher junges Design. Ich habe den Anspruch, modern zu sein – nicht modisch, aber zeitlos.<br />

Meine Foulards soll man noch in zehn Jahren tragen können.<br />

Welches Design ist Ihr beliebtestes?<br />

«Ewige Liebe» – inspiriert aus Appenzeller Scherenschnitten. Das ist bei Touristen gleichermassen<br />

beliebt wie bei Einheimischen. Wir führen es in ganz unterschiedlichen Farbstellungen.<br />

Sehr traditionell bis zu sehr knalligen Farben.<br />

Sie designen gerne in etwas mutigeren Farben …<br />

Mutig? Ja, vielleicht. Ich denke, ein Accessoire sollte schmücken. Meistens ist man ja<br />

eher dezent angezogen, dann setzt bspw. das Foulard den besonderen Akzent und das<br />

kann es durch kräftigere Farben machen. Man kann so mit seinem Foulard ein klares<br />

Statement abgeben – das gefällt mir.<br />

216 | <strong>PRESTIGE</strong>


unter<br />

frühling<br />

Lacontrie<br />

guess<br />

prada<br />

armani<br />

luis trenker<br />

brit rhythm<br />

guess<br />

lacoste<br />

tommy hilfiger<br />

l o u i s<br />

vuitton<br />

burberry<br />

louis vuitton<br />

selected<br />

jewels<br />

luis trenker<br />

y v e s s a i n t<br />

laurent<br />

souple<br />

anna blum<br />

jimmy choo<br />

burberry


Kolumne Gabriel Palacios<br />

Die Kunst, mit Gelassenheit<br />

attraktiv zu wirken<br />

Wir alle kennen das Phänomen: Wir<br />

möchten ausgehen, stehen vor dem<br />

Kleiderschrank, doch unsere Lieblingskleider<br />

liegen alle im Wäschekorb.<br />

Ratlos stehen wir davor und<br />

versuchen krampfhaft, aus den vorhandenen<br />

Kleidern das beste Outfit<br />

zusammenzumixen, währenddessen<br />

wir versuchen, auszurechnen, ob<br />

die Zeit wohl noch genügen würde, um die<br />

Lieblingskleider zu waschen, zu trocknen und<br />

zu bügeln.<br />

Letztendlich kommen wir dann doch zum Entschluss,<br />

dass die Zeit dafür wohl nicht mehr<br />

reichen wird und wir uns mit den vorhandenen<br />

Kleidern zufriedengeben müssen. In solchen<br />

Momenten fehlt uns lediglich eine äussere<br />

Instanz, die uns wachrüttelt und uns aufzeigt,<br />

dass die Lieblingskleider nur in unseren Köpfen<br />

existieren – sind wir jedoch erst einmal in Gesellschaft,<br />

würde jeder Mensch, der uns umgibt,<br />

wohl ein anderes Kleidungsstück zu dem<br />

wohl «passendsten» Kleidungsstück erküren.<br />

Wichtig ist folglich nicht, was wir tragen, sondern,<br />

wie wir es tragen – sprich, mit welcher<br />

Haltung wir es tragen. Das von uns selbst<br />

erkürte Lieblingskleidungsstück tragen wir mit<br />

einer Ausstrahlung, die alle anderen förmlich in<br />

den Schatten stellt. Niemand jedoch kann uns<br />

versichern, dass dieses Lieblingskleidungsstück<br />

auch wirklich der Mehrheit gefällt. Und<br />

dennoch erhalten wir, alsbald wir unsere Lieblingskleider<br />

tragen, mehr Lob und mehr Aufmerksamkeit.<br />

Entscheidend ist, dass wir uns,<br />

wenn wir unsere Lieblingskleider tragen, in<br />

diesen völlig wohl fühlen, uns damit identifizieren<br />

können und wir mit unserer Ausstrahlung<br />

die Blicke auf uns ziehen. Zudem machen wir<br />

uns ja auch schon im Vorfeld darauf gefasst,<br />

von Blicken durchbohrt und von Komplimenten<br />

überhäuft zu werden. Daher saugen wir jede<br />

entsprechende Aussage, die in diese Richtung<br />

geht, wie beispielsweise «Du wirkst<br />

heute äusserst frisch.», förmlich auf<br />

und weisen diese der Kategorie<br />

«Ich-wirke-frisch-weil-ich-meine-<br />

Lieblingskleidung-trage» zu. Genau<br />

so verhält es sich mit den Blicken:<br />

Kaum betreten wir ein Lokal, fühlen<br />

wir jeden einzelnen ergötzenden<br />

Blick.<br />

Wichtig ist jedoch, zu wissen, dass sich all<br />

diese positiven Geschichten nur deshalb so<br />

abspielen, weil wir uns bereits auf die positiven<br />

Auswirkungen unserer Lieblingskleider gefasst<br />

machen. Wir fokussieren das Positive.<br />

«Wichtig ist nicht, was wir tragen,<br />

sondern, wie wir es tragen»<br />

Vergleichen wir uns mit Models, so bemerken<br />

wir, dass Models nicht attraktiv auf uns wirken,<br />

weil sie die passende Kleidung tragen, sondern<br />

weil sie die Kleider mit einem Mehrwert – mit<br />

einem Charakter und einer Ausstrahlung – präsentieren.<br />

Deren Attraktivität hängt also nicht<br />

von bestimmten Kleidungsstücken ab, sondern<br />

von der Art und Weise, wie sie diese tragen.<br />

Alsbald wir also vor einem förmlich leeren<br />

Kleiderschrank stehen, sollten wir uns selbst<br />

wieder ins Bewusstsein rufen, dass wir die<br />

noch im Schrank liegenden Kleider mal aus<br />

irgendwelchen erdenklichen Gründen schön<br />

fanden und diese deshalb zu unseren Kleidern<br />

gemacht haben.<br />

Eignen wir uns also die Fähigkeit an, die<br />

Schönheit des einzelnen Kleidungsstückes hervorzuheben,<br />

so tragen wir das entsprechende<br />

Kleidungsstück mit einer gewissen Ausstrahlung,<br />

die es an mir attraktiv wirken lässt.<br />

Wichtig ist folglich nicht, was wir tragen,<br />

sondern, wie wir es tragen.<br />

218 | <strong>PRESTIGE</strong>


lack<br />

trends<br />

wolford<br />

swarovski<br />

Burberry<br />

karl lagerfeld<br />

tiffany & co<br />

fay<br />

al coro<br />

Breguet<br />

available at<br />

Tourbillon<br />

Boutique<br />

basler<br />

louis vuitton<br />

versace<br />

Bugatti<br />

guess


Beauty<br />

217 MÄNNERKOSMETIK<br />

FALTEN SIND CHARISMATISCH<br />

Beauty<br />

222 ADRIANA TRIPA<br />

DIE IMAGEMACHERIN<br />

224 WIE DUFTET 2<strong>01</strong>4?<br />

DUFTREISE NACH FLORENZ<br />

228 EWIGE JUGEND<br />

KURZE GESCHICHTE DER KOSMETIK<br />

versace<br />

220 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

Je mehr<br />

falten<br />

DESTO<br />

charismatischer<br />

Wer die Wahl hat, hat die Qual!<br />

Stimmt diese Aussage, haben es Männer leichter –<br />

auf alle Fälle in einer Parfümerie. Blickt man<br />

sich hier um, wird klar, warum: Der Anteil von<br />

ausgewiesenen Herren-Produkten ist im Vergleich<br />

mit den Damen-Produkten verschwindend gering.<br />

Valeska Jansen<br />

Ananné<br />

Acca Kappa<br />

The Luxury Way of Life | 221


Beauty<br />

Ganz besonders auf dem Gebiet der Pflege werden Männer im Verhältnis<br />

zu Frauen «unterversorgt». Und das, obwohl seit einigen<br />

Jahren immer behauptet wird, dass sich das Schönheitsbewusstsein<br />

des Mannes extrem verändert hätte. Zum Positiven natürlich.<br />

liessen sie früher nur Wasser und Seife an ihre Haut, war plötzlich überall zu<br />

lesen und zu hören, dass sie nun auch gerne cremen.<br />

Irgendwie manifestiert sich aber der Eindruck, dass Männer doch lieber im<br />

Baumarkt shoppen gehen als in der Parfümerie. Es könnte auch daran liegen,<br />

dass Männer von Natur aus schön sind, oder besser, sein müssen. Schliesslich<br />

können sie sich nicht hinter Bergen von Make-up verstecken und auch<br />

der «Morgen-danach»-Schock bleibt Frauen erspart.<br />

Wir trafen einen «natürlich» schönen Mann, der zum wiederholten Male zum<br />

«Sexiest Man Alive» und zum «Sexiest Footballer Alive» gewählt wurde. Der<br />

Ex-National- und FC-Bayern-Spieler Bixente Lizarazu achtet ganz besonders<br />

auf seinen Körper. Regelmässiger Sport und seine grosse Leidenschaft, das<br />

Surfen, gehören für ihn zum Tagesprogramm. Wir trafen einen vollkommen<br />

uneitlen und sehr entspannten, dafür (oder vielleicht auch gerade deswegen)<br />

aber tatsächlich sexy Mann, anlässlich seiner Tätigkeit als Markenbotschafter<br />

für eine bekannte Kosmetikmarke in Zürich.<br />

: Sie sind jetzt zum zweiten Mal hintereinander zum Sexiest Footballer<br />

Alive gewählt worden. Wie fühlt man sich denn mit so einem Titel?<br />

Bixente Lizarazu: (Lacht.) Da ist wohl irgendetwas falsch gelaufen. Keine Ahnung, warum<br />

die Wahl auf mich viel, ehrlich. Aber nichtsdestotrotz ist es mir lieber so, als dass die<br />

Leute über mich sagen: Mensch ist das ein hässlicher Kerl.<br />

Sie sind nun Markenbotschafter und Werbegesicht der Marke Biotherm<br />

Homme. Weil Sie so sexy sind?<br />

Oh, da gab es einige Gründe. Es ist bekannt, dass ich das Meer über alles liebe. Ausserdem<br />

wissen viele, dass ich als Sportler extrem auf meinen Körper achte bzw. achten muss.<br />

Ich habe zwar vor sieben Jahren mit dem Profifussball aufgehört, aber ich treibe weiter<br />

extrem viel Sport. Ich segle, tauche, surfe, fahre Ski, mache Jiu-Jitsu und noch einiges<br />

mehr. Bei dieser Kooperation ging es meiner Meinung nach nicht um mein Gesicht, sondern<br />

um meinen Lebensstil. Mein Körper ist sowieso nicht sexy, ich hatte schon so viele<br />

Unfälle und Verletzungen durch den Sport, dass ich mit Narben übersät bin. Meine Nase<br />

war auch schon mehrfach gebrochen. An mir ist echt rein gar nichts perfekt.<br />

Haben Sie denn jemals über Schönheitseingriffe<br />

nachgedacht? Botox?<br />

Das ist für mich unvorstellbar. Ich bin, wie ich bin, und eines<br />

ist klar: Ich bin sehr natürlich und das wird sich sicher<br />

auch niemals ändern.<br />

Viele Männer benutzen noch immer keine Kosmetikprodukte,<br />

woran liegt das Ihrer Meinung nach?<br />

Ich glaube, dass Kosmetik in vielen Männerköpfen noch<br />

immer ein Frauending ist. Kosmetik spielt in deren Männerleben<br />

keine Rolle. Ich glaube allerdings auch, dass es bei<br />

Sportlern von Haus aus anders ist, anders sein muss. Gehe<br />

ich zum Skifahren, muss ich mich vor der Sonne schützen,<br />

am Meer ebenso. Nach diesen Aktivitäten spannt die Haut<br />

so sehr, dass ich ganz freiwillig Creme auftrage, um dieses<br />

unangenehme Gefühl zu lindern.<br />

Wie viele Cremes benutzen Sie denn so am Tag?<br />

Darüber denke ich nie nach, da gibt es bei mir keinen Plan.<br />

Wenn ich weiss, dass ich sieben Stunden segeln gehe, creme<br />

ich mich morgens mit Sonnenschutz ein und benutze<br />

abends eine Feuchtigkeitspflege. Ich bin ein echter Naturbursche<br />

und amüsiere mich eher, wenn ich höre, dass<br />

japanische Männer vier bis fünf verschiedene Kosmetikprodukte<br />

am Tag benutzen. Das wäre nichts für mich! Und<br />

wenn ich mir unser Badezimmer zu Hause so anschaue,<br />

wo sollte ich denn da mehr als zwei Produkte hinstellen?<br />

Da steht alles voll mit Produkten meiner Frau ... (Lacht.)<br />

Also keine Anti-Falten-Creme und dafür in Würde<br />

altern?<br />

Genau! Als Mann ist es doch so, dass jedes Fältchen, jede<br />

Falte ein Männergesicht charmanter macht. Bei Frauen<br />

ist es leider schwieriger. Da ist der Druck von aussen viel<br />

zu gross. Nehmen wir den alten Mann und das Meer: Was<br />

wäre er denn ohne sein gegerbtes Gesicht?<br />

The Luxury Way of Life | 223


Beauty<br />

Ihr erstes Pflege-Beauty-Produkt?<br />

Als Biotherm «Aqua Power» auf den Markt brachte, eines der ersten Männer-Pflegeprodukte<br />

überhaupt, vor zwanzig Jahren, kaufte ich es mir und ich bin dabei geblieben. Und<br />

das hat nichts mit meiner Kooperation mit Biotherm heute zu tun. Ich benutze es jetzt<br />

tatsächlich seit über zwanzig Jahren und habe es immer mit meinem eigenen Geld bezahlt.<br />

m<br />

Wie sieht es denn bei Ihren Ex-Fussball-Kollegen mit Pflege so aus?<br />

Wir waren ein Team von 25 Fussballern beim FC Bayern und hatten oft zweimal täglich<br />

Training. Das heisst, zweimal täglich duschen und trockene Haut danach. Aber eingecremt<br />

nach dem Duschen haben sich höchstens vier bis fünf.<br />

Sie engagieren sich stark für den Schutz der Meere. Was machen Sie da<br />

genau? Und was hat das mit Pflege zu tun?<br />

2003 habe ich meine Foundation «Liza pour une mer en bleu» gegründet. Dort geht es um<br />

den Schutz unserer Meere. Zusätzlich beteilige ich mich ehrenamtlich bei der Organisation<br />

Surfrider, die sich u. a. um saubere Strände kümmert. Surfrider veranstaltet weltweit<br />

regelmässig grosse Treffen, bei denen alle Teilnehmer die Strände von Müll befreien. Auch<br />

bei der Oceans Initiative bin ich ehrenamtlich tätig. Dort geht es darum, den Lebensraum<br />

von Delfinen und Walen zu schützen und zu verbessern. Und dann engagiere ich mich<br />

noch mit «l'Odyssée du flocon à la Vague», um die Aufklärung der Menschen über den<br />

Kreislauf des Wassers zu verbessern. Biotherm hat auch eine eigene Organisation namens<br />

«Biotherm Water Lovers». Sie setzen sich für den Schutz der Gewässer und ihrer Lebewesen<br />

ein, deshalb auch unsere Kooperation. Ein perfect match sozusagen. Für Biotherm ist<br />

das Meer die Quelle aller Produkte, denn überall sind aquatische Inhaltsstoffe, wie zum<br />

Beispiel Plankton, enthalten.<br />

Eine letzte Frage, aus Aktualitätsgründen: Wurde zu Ihren Fussballzeiten<br />

das Thema Homosexualität in irgendeiner Art und Weise thematisiert?<br />

Absolut nein. Das war ein echtes Tabuthema. So etwas hatte in der Fussballwelt nichts zu<br />

suchen. Es wurde weder gemutmasst, noch sonst irgendwie darüber gesprochen. Dabei<br />

bin ich persönlich der Meinung, dass es in jeder Sportart auch homosexuelle Menschen<br />

gibt. Das hat nichts mit Männlichkeit zu tun. Selbstverständlich gibt es auch im Männerfussball,<br />

die als männlichste Sportart überhaupt gilt, Homosexuelle.<br />

224 | <strong>PRESTIGE</strong>


en’s<br />

care<br />

i<br />

xiii<br />

xiv<br />

i c larisonic<br />

iI c linique for men<br />

iiI e videns<br />

iV c larins men<br />

V acqua di parma<br />

Vi lab series<br />

Vii i oma<br />

Viii s hiseido men<br />

IX b iotherm homme<br />

X Z EGNA Uomo<br />

Xi l a colline homme<br />

Xii n escens<br />

Xiii d octor babor<br />

Xiv yon-ka for men<br />

iii<br />

II<br />

xii<br />

vii<br />

iv<br />

xi<br />

ix<br />

x<br />

viii<br />

vi<br />

v<br />

The Luxury Way of Life | 225


Beauty<br />

Die Image-<br />

Macherin<br />

Adriana Tripa<br />

Sie hat Stars wie Uma Thurman oder Sylvester Stallone<br />

zu besserem Aussehen verholfen und<br />

Roger Federer für Werbespots geschminkt. Wichtig<br />

sind ihr aber auch Leute wie du und ich.<br />

Valeska Jansen<br />

Fünfzehn Jahre führte Adriana Tripa ein Berufsleben auf der Überholspur<br />

und jettete zwischen Zürich, Los Angeles, New York und Paris hin und<br />

her. Einen Namen machte sie sich mit Make-up, Styling und Fotografie für<br />

Editorials, Werbung und Film. In ihrer «Homebase» Zürich realisierte sie<br />

ihren Wunsch, ein eigenes Fotostudio zu gründen. So entstand ihr «Best-Image<br />

Fotostudio LOOX», in dem sie jeder Person mithilfe von Make-up und Styling zum<br />

Idealbild verhilft.<br />

Licht und Schatten<br />

Mit nur leichten Schattierungen gelingt es ihr, aus jedem Gesicht das Beste<br />

herauszuholen. Wichtig dabei ist ihr, dass man nicht überschminkt aussieht.<br />

Sie berät, stylt und fotografiert in ihrem Züricher Studio, neu am Bellevue,<br />

ganze Firmen, Models, Schauspieler, Celebrities und Alltagskundschaft. «Ich<br />

wollte etwas gegen den Mythos unternehmen, dass nur ein Topmodel gut<br />

aussehen kann. Auch Frau Meier und Herr Müller können super aussehen.<br />

Einfach jeder Mensch kann toll aussehen. Er muss nur wissen, wie er das<br />

Beste aus sich herausholen kann», erklärt Tripa.<br />

Adriana Tripa<br />

Natürlich schön<br />

Schönheitschirurgie, Botox und Fillern, um jünger auszusehen, steht sie kritisch<br />

gegenüber: «Mit ein paar Tricks und richtig eingesetztem Make-up kann<br />

jeder bis zu 10 Jahre jünger aussehen, ohne sich dafür unters Messer zu<br />

legen.» Ihr Background ist Design (Ecole des Beaux-Arts in Paris) und Modeillustration.<br />

Für sie ist jedes Gesicht ein Unikat. Und genau das macht wohl<br />

auch den Unterschied zu anderen Fotografen und Visagisten aus. Sie betrachtet<br />

jedes Gesicht wie ein Canvas: «Hier kann man durch richtig platzierte<br />

Schattierungen Vorteile in den Vordergrund und Nachteile in den Hintergrund<br />

rücken. Physiognomie-Make-up: die Struktur von einem Gesicht richtig betonen.<br />

Und ganz wichtig: Less is more!»<br />

Die Basis muss perfekt sein<br />

Sie sieht sich als Künstlerin. Am liebsten arbeitet sie mit ihren Fingern am Gesicht.<br />

Auch Frisuren zaubert sie mit nur ein paar Handgriffen. Ihre «Leinwand»,<br />

das Gesicht, grundiert sie mit dem passenden Make-up. «Es ist nicht wichtig,<br />

welche Marke man verwendet, die sind heute alle<br />

gut. Viel wichtiger ist der richtige Farbton an der<br />

richtigen Stelle. Genau wie die Farbe des Concealers.<br />

Ist er zu hell, sieht man aus wie ein Waschbär.<br />

Man soll das Make-up mehr spüren als sehen.»<br />

Tripa sieht Menschen anders<br />

Besonders stolz ist sie auf Fotomappen, die sie für<br />

Businessfrauen erstellt hat: «Es waren Frauen bei<br />

mir, die haben sich überall beworben und wurden<br />

nicht mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen.<br />

Mit meinen Fotos standen ihnen plötzlich alle Türen<br />

offen. Sie konnten sich quasi aussuchen, wo<br />

sie arbeiten wollen.»<br />

226 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

Vorher<br />

Nachher<br />

Aber auch Männer kann sie ins richtige Licht rücken, mit leichtem «Grooming»,<br />

erklärt sie: «Da kann man so viel durch das richtige Hautbild erreichen.<br />

Meist reicht schon eine getönte Tagescreme.»<br />

Neuer Look gleich besseres Image<br />

In einem Punkt unterscheidet sich Tripa ganz besonders von ihren Kollegen:<br />

Ihre Photoshoots verbindet sie mit einem Workshop, in dem sie ihrer Kundschaft<br />

den richtigen Umgang mit Pinsel und Make-up im Detail erklärt. Sie<br />

zeigt im Spiegel, was sie benutzt und wo sie genau die Farben platziert. «Jede<br />

Frau sollte lernen, wie sie mithilfe von make-up<br />

das Beste aus ihrem Gesicht herausholen kann.<br />

Das heisst nicht, dass sie es täglich ausüben<br />

muss, aber wenn sie eine besondere Gelegenheit,<br />

ein Event hat, dass sie exakt weiss, wie sie<br />

sich perfekt in Szene setzen kann», ist Tripa überzeugt.<br />

Ihr Leitsatz dazu: «Nach einer Sitzung mit<br />

mir ist die eigene Wahrnehmung für immer positiv<br />

verändert.»<br />

The Luxury Way of Life | 227


Beauty<br />

«Komplimente sind<br />

wie Parfüm.<br />

Sie dürfen duften,<br />

aber nie aufdringlich werden.»<br />

– Oscar Wilde –


Beauty<br />

Eine<br />

olfaktorische<br />

Duftreise<br />

nach Florenz<br />

Wie<br />

duftet<br />

2<strong>01</strong>4?<br />

Italienische Frauen haben weltweit den Ruf, elegant, sinnlich und temperamentvoll<br />

zu sein. Ein italienisches Modehaus hat nun versucht, all diese Attribute in einem<br />

Duft einzufangen. Grapefruit, Pfirsich, Mandelpulver, Patschuli und leder sind die<br />

Antwort auf die Frage: Wie riecht Eleganz?<br />

Valeska Jansen<br />

ie duftet 2<strong>01</strong>4? Diese Frage kann wohl noch nicht<br />

einmal ein Experte beantworten. Die neuen Parfums<br />

bieten eine Bandbreite von würzig über spritzig,<br />

bis hin zu blumig. Viele Fashion-Häuser entwickeln<br />

ihre eigenen Corporate Düfte. Hier soll das<br />

Parfum zur Kundin und zum Kunden passen. Eine<br />

in Duft interpretierte Modekollektion sozusagen.<br />

Dahinter steht ein komplexes Konzept, umgesetzt<br />

von vielen verschiedenen Abteilungen. Marketing<br />

gehört genauso dazu wie Design und eine Nase (Parfümeur). Die Entwicklung<br />

dauert oft bis zu zwei Jahre, bevor das neue Parfum in die Parfümerie kommt.<br />

In Florenz trafen wir den Duft-Experten Luciano Bertinelli. Er arbeitete über<br />

10 Jahre für Bulgari in Genf. Seit 2002 ist er CEO bei Salvatore Ferragamo<br />

Parfums. Für ihn duftet 2<strong>01</strong>4 elegant. Er leitet bei Salvatore Ferragamo alle<br />

Duftprojekte. Der neueste Duft des italienischen Traditionsmodehauses mit<br />

Headquarter in Florenz soll die weibliche Eleganz verkörpern. Doch was ist<br />

Eleganz überhaupt? Wann ist Frau elegant und welche Zutaten machen ein<br />

Parfum elegant?<br />

The Luxury Way of Life | 229


Beauty<br />

: Wann ist eine Frau für Sie elegant?<br />

Luciano Bertinelli: Das ist eigentlich eine Sache der Ausstrahlung, weniger der Optik.<br />

Wenn eine Frau sich in ihrer Haut wohlfühlt, selbstbewusst ist und sich auch so bewegt,<br />

dann strahlt sie in meinen Augen Eleganz aus. Egal, wie alt sie ist. Hinzu kommt natürlich<br />

noch eine feminine Ausstrahlung. Eine afrikanische Frau hat ein komplett anderes Aussehen<br />

als zum Beispiel eine Russin. Trotzdem kann jede für sich ihre eigene, ganz persönliche<br />

Eleganz ausstrahlen. Man kann Eleganz nicht nur von der Kleidung ableiten. Es reicht nicht<br />

aus, eine cremefarbene Seidenbluse zum schwarzen klassischen Rock zu tragen. Eine<br />

Frau muss sich auch entsprechend bewegen.<br />

Wie würden Sie unter dem Aspekt von Eleganz den Unterschied zwischen<br />

Schweizer Frauen und Italienerinnen beschreiben?<br />

Ich habe 10 Jahre in der Schweiz gelebt und sehe da grosse Unterschiede. Italienische<br />

Frauen sind sehr expressiv, haben immer ein Lächeln auf ihrem Gesicht und sind sehr<br />

offen. Schweizerinnen sind zurückhaltend und verschlossen. Sie wollen im Gegensatz zur<br />

Italienerin auch nicht auffallen. Das zeigt sich auch in ihrer Art, sich zu kleiden.<br />

Wann drehen Sie sich auf der Strasse nach einer Frau um?<br />

Mir gefallen lange Haare bei Frauen. Und gepflegt müssen sie sein, das ist schon mal ein<br />

wichtiges Kriterium für mich, dann natürlich das Gesicht, in erster Linie die Augen.<br />

Zu Ihrem neuen Parfum. Was macht hier die Eleganz aus?<br />

Das ist ein ganzes Konzept. Es ist eine moderne Interpretation eines Duftkonzepts, dem<br />

Trend folgend. In einem Jahr sind Zitrusdüfte in, im anderen Rosendüfte und dann würzige<br />

usw. Dieser Duft soll eine Verkörperung der Ferragamo-Frau sein. Zuletzt lancierten wir<br />

«Signorina» und nun folgt eine Luxusversion mit «Signorina Eleganza». «Signorina» war für<br />

die 25-jährige Frau und «Eleganza» wurde für die Frau ab 35 konzipiert. Es ist üppiger,<br />

schwerer und noch femininer als «Signorina». Dazu kommt dann auch die Werbekampagne,<br />

sie unterstreicht den Typ Frau, für den wir den Duft entwickelt haben. Unser Model<br />

dafür ist Anja Rubik, sie ist wunderschön, sinnlich und sehr feminin.<br />

Luciano Bertinelli,<br />

CEO Salvatore Ferragamo Parfums<br />

Ihr unvergesslichster Duftmoment?<br />

Ich denke, das ist bei allen Menschen gleich: die Erinnerung an die Jugend. Als Teenager<br />

habe ich meine Ferien immer am Meer verbracht. Den Geruch nach Meerwasser und<br />

Strand am Morgen, den werde ich niemals vergessen.<br />

Ferragamo ist das Haus der Feen und Märchen? Ihre Lieblingsmärchen?<br />

Schneewittchen und Aschenputtel.<br />

Was lieben Sie an Florenz am meisten?<br />

Da gibt es viele Dinge. Zuerst natürlich den Ponte Vecchio. Wenn man nur ein paar Stunden<br />

Zeit in Florenz hat, dann muss man auf jeden Fall den Ponte Vecchio sehen. Dann die ganzen<br />

Museen und Kunstausstellungen, die sind wirklich einmalig hier. Dazu die toskanische<br />

Küche, für mich gehört sie zu den besten auf der ganzen Welt. Und den schönsten Blick<br />

über ganz Florenz hat man vom Hotel Continentale. Auf dem Dach befinden sich ein Restaurant<br />

und eine Bar, hier wird nur allerbeste Qualität verarbeitet und serviert. Ein Hotspot<br />

ist auch das Il Borro Bistro, es ist sehr traditionell und authentisch.<br />

230 | <strong>PRESTIGE</strong>


Spring<br />

Fragrance<br />

IV<br />

VI<br />

III<br />

V<br />

I<br />

II<br />

VII<br />

XVII<br />

XV<br />

XIV<br />

XIII<br />

XVIII<br />

I<br />

XVI<br />

XII<br />

I Issey Miyake<br />

ii D ior<br />

iii S erge Lutens<br />

iv Tom Ford<br />

v Estée Lauder<br />

vi E videns De Beaute<br />

vii Calvin Klein<br />

viii T erry de Gunzburg<br />

IX G uerlain<br />

x D ior<br />

xi B ottega Veneta<br />

xii Lacoste<br />

xiii B ond No. 9<br />

xiv Acqua di Parma<br />

xv Y ves Saint Laurent<br />

XVI P omellato<br />

xvii F endi<br />

xviii N ina Ricci<br />

xix E lie Saab<br />

XI<br />

XIX<br />

VIII<br />

IX<br />

X


Beauty<br />

Auf der<br />

Suche<br />

nach der<br />

ewigen<br />

Jugend<br />

Der Kampf gegen Falten begann bereits vor<br />

über 4000 Jahren. Die Schönheitsideale haben<br />

sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt,<br />

aber das Streben nach der ewigen Jugend ist bis<br />

heute unverändert.<br />

Valeska Jansen<br />

Besonders den alten Ägyptern war Körperpflege und Hygiene wichtig.<br />

Bereits 2000 Jahre vor Christus salbten, cremten und pflegten sie<br />

sich, ganz anders als die Menschen in späteren Epochen. Funde<br />

von alten medizinischen Papyrusrollen beschreiben nicht<br />

nur die Behandlung von Hautkrankheiten, sondern auch Methoden,<br />

um Falten zu reduzieren.<br />

Auch im antiken Rom wusch man sich mit aus Gallien importierter<br />

Seife und übertrieb es mit der Nutzung von Körperpflegemitteln<br />

gern. So ist auch ein Zitat des Komödiendichters Plautus (254 bis<br />

184 v. Chr.) überliefert, in dem er sagt: «Am besten riecht, wer gar<br />

nicht riecht.»<br />

232 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

«Die Natur gibt uns das Gesicht,<br />

das wir mit zwanzig haben.<br />

Das Leben formt das Gesicht,<br />

das wir mit dreissig haben.<br />

Aber das Gesicht, das wir mit fünfzig haben,<br />

müssen wir uns selbst verdienen»<br />

– Coco Chanel –<br />

Bienenwachs gegen Falten<br />

Damals war die Kosmetik ein Bestandteil der Medizin. Galenus von Pergamon<br />

begründete als Arzt den wissenschaftlichen Zweig der Arzneimittelzubereitung<br />

und der Zubereitung von Kosmetika. Bis heute als Galenik bekannt. Eine<br />

seiner Entwicklungen war die Kaltcreme, die mit ihrer Zusammensetzung aus<br />

Rosenwasser, Bienenwachs und Olivenöl gegen trockene oder faltige Haut<br />

eingesetzt wurde.<br />

Griechische Historiker wie Plutarch (45 bis 120 n. Chr.) und Dioscurides (40<br />

bis 90 n. Chr.) berichteten ebenfalls von der Herstellung von Hautsalben und<br />

duftenden, pflegenden Ölen.<br />

Körperpflege eine Sünde<br />

Im Frühmittelalter (500 bis 1050 n. Chr.) ging es dann bergab mit der Körperpflege,<br />

zumindest im christlichen Europa. Die Kirche betitelte Kosmetika als<br />

heidnische Mittel und Frauen, die sich schminkten, galten allgemein als Hure.<br />

Ganz anders im Islam, hier stand die Herstellung von Duftölen gerade in ihrer<br />

Hochkonjunktur.<br />

Bleivergiftung an der Tagesordnung<br />

Knapp 500 Jahre später erlebten Kosmetikprodukte ein Revival, allerdings<br />

weniger unter dem Aspekt der Hygiene. In der Renaissance (15. und 16. Jahrhundert)<br />

wurden Makel fleissig überpudert und unangenehme Gerüche wegparfümiert.<br />

Besonders der Hautpuder richtete grossen Schaden an. Er bestand<br />

meistens aus «Bleiweiss», einem stark bleihaltigen Puder, und sollte,<br />

dem Schönheitsideal entsprechend, die Haut weiss bleichen. Geschwüre<br />

und Entzündungen waren die Folge, doch sie wurden mit noch mehr Puder<br />

abgedeckt oder mit Schönheitspflästerchen aus Samt, Seide oder Leder<br />

überklebt.<br />

Schlechte Ratgeber<br />

Sogenannte «Toilettenbüchlein» beinhalteten eine grosse Anzahl an Rezepturen<br />

und Beschreibungen zur Herstellung und Anwendung kosmetischer<br />

Mittel. Diese «Ratgeber» wandten sich in erster Linie an den weiblichen Adel,


Beauty<br />

aber auch an Ärzte. In ihnen wurde ebenso über<br />

die Schädlichkeit bestimmter Inhaltsstoffe aufgeklärt<br />

sowie Tipps gegeben, wie diese Inhaltsstoffe<br />

festgestellt werden könnten.<br />

Die schädigenden Wirkungen bleihaltiger Puder<br />

und Schminken waren schon lange bekannt, sodass<br />

in den Toilettenbüchlein unschädliche Ersatzmittel<br />

vorgeschlagen wurden. Nichtsdestotrotz<br />

tauchten die vorher als schädlich bezeichneten<br />

Substanzen in einigen der Rezepturen dennoch<br />

auf, wie z. B. im Falle des «Bleiweiss» für Schminke,<br />

da es nach wie vor die beste Deckkraft besass.<br />

Je weniger Blut, desto schöner<br />

Im 17. Jahrhundert, der Barockzeit, rieben sich die Menschen nur noch mit<br />

feuchten Tüchern ab. Es herrschte die Angst, dass über das Wasser Pesterreger<br />

durch die Poren der Haut gelangen könnten. Aderlass für eine «natürliche»<br />

Blässe und die Einnahme vom Gift Atropin (Gift der Tollkirsche) für einen<br />

grossäugigen «Rehblick» standen auf der Tagesordnung.<br />

Kunst oder Medizin?<br />

Im Laufe des 18. Jahrhunderts verbreitete sich in Frankreich die Bezeichnung<br />

«cosmétique», die sich aus dem griechischen «kosmetikos» herleitete,<br />

was «den Schmuck betreffend» bedeutet. Erst um 1850 gelangte der Begriff<br />

«Kosmetik» von Frankreich aus in den deutschen Sprachraum, wo allgemein<br />

auch weiterhin von Schönheitsmitteln die Rede war. Im wissenschaftlichen<br />

The Luxury Way of Life | 235


Beauty<br />

Sprachgebrauch wurde noch bis ins 18. Jahrhundert<br />

zwischen «cosmetica medicamenta» und<br />

«cosmotia ars» unterschieden. Handelte es sich<br />

bei Ersteren um «schmink-arzneyen», d.h. äusserlich<br />

angewandten Medikamenten, die z.B. Unreinheiten<br />

der Haut beseitigten und die Haut reinweiss<br />

hielten, verstand man unter «cosmotia ars»<br />

färbende Substanzen, die keine Mängel beheben,<br />

sondern sie nur überdecken sollten. Später wurden<br />

sie auch als «ars cosmetica» bezeichnet.<br />

Selbst ist die Frau<br />

Der «Brockhaus» von 1898 verstand unter kosmetischen<br />

Mitteln: «Alle Zubereitungen zu dem Zwecke,<br />

die Haut geschmeidig zu machen, ihre Farbe<br />

zu verbessern, Flecke, Ausschläge und Finnen von<br />

da zu vertreiben, ihre Runzeln zu ebnen und Haare<br />

zu färben. Kosmetische Präparate haben den<br />

Zweck, Schönheitsfehler des menschlichen Körpers zu beseitigen oder zu<br />

verdecken.» Noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden kosmetische<br />

Mittel zum Eigengebrauch selbst hergestellt, wie die vielen «Toilettenbüchlein»<br />

belegen.<br />

Das Geheimnis des Erfolges<br />

Der grösste Teil zu kaufender kosmetischer Mittel wurde fortan als «Geheimmittel»<br />

angepriesen. Der Begriff «Kosmetik» war lange Zeit über mit Geheimnisvollem<br />

und auch mit Aberglaube verbunden. Gerade das Geheimnisvolle,<br />

das rational nicht Erklärbare, verhalf vielen Geschäftsleuten schon damals,<br />

grosse Gewinne zu erzielen. Inhaltsstoffe wurden nicht deklariert und Versprechen<br />

wurden viele gemacht. Noch heute ist eine exakte Definition des<br />

Begriffs «Kosmetik» schwierig, da sie nach wie vor auch ein Synonym für<br />

Schönheit ist. Da Schönheit im Auge des Betrachters liegt, von der jeweiligen<br />

Kultur geprägt und der Mode unterworfen ist, gilt der Begriff nicht als objektive<br />

Definition. Ein Faktor hat sich allerdings niemals verändert: Schon immer<br />

strebten die Menschen die ewige Jugend an. Die Erwartung an kosmetische<br />

Mittel war und ist das Erreichen eines jugendlichen Erscheinungsbildes.<br />

236 | <strong>PRESTIGE</strong>


Sothys<br />

Nice To<br />

Have<br />

versace<br />

Evidens<br />

Redken<br />

K É rastase<br />

L’ oreal<br />

moschino<br />

The Luxury Way of Life | 237


Kolumne Götz Winter<br />

Unter Frauen<br />

Eine kleine Vorwarnung: Ich begebe<br />

mich mit den folgenden Äusserungen<br />

möglicherweise auf soziales Glatteis.<br />

Denn gerade gestern wurde mir erneut<br />

die Frage gestellt, die ich in den<br />

letzten vier Jahren seit meinem Antritt<br />

als General Manager von Estée Lauder<br />

Schweiz fast täglich beantworten<br />

durfte: «Wie ist es denn so als Mann,<br />

in einer so frauenlastigen Branche zu arbeiten?»<br />

Fakt: In unserer Firma arbeiten rund 95% Frauen.<br />

Auch bei unseren Kunden ist der weibliche<br />

Anteil deutlich höher als in anderen Branchen,<br />

bei den Beautyjournalisten ebenfalls. Einzig<br />

bei unseren Lieferanten sieht es in Sachen<br />

Geschlechter verteilung etwas anders aus –<br />

Anzug und Krawatte stechen hier an Meetings<br />

nicht sonderlich heraus. Für mich eigentlich kein<br />

Novum. Denn ich habe während meiner ganzen<br />

Karriere immer in Firmen gearbeitet, in denen die<br />

Frauen deutlich in der Mehrzahl waren. Meine<br />

Freunde sprechen mich noch immer oft darauf<br />

an. Die Männer in meinem Freundeskreis scheinen<br />

schon fast ein bisschen neidisch zu sein:<br />

Bei Team-Essen im Restaurant mustern mich<br />

die anwesenden Männer mit interessierten und<br />

fragenden Blicken, wenn ich mit 20 attraktiven<br />

Damen am Tisch sitzen darf. Ich gebe zu: Ich<br />

geniesse solche Anlässe – fast noch mehr als bei<br />

gemischter Gesellschaft!<br />

Und somit ist es schon wieder vorbei mit<br />

verallgemeinernden Äusserungen in diesem<br />

Editorial. Denn auf die Beichte, dass ich meine<br />

Position als «Hahn im Korb» geniesse, folgt nun<br />

das wichtige Statement: Frauen sind nicht alle<br />

gleich. Selbstverständlich unterscheiden sie<br />

sich untereinander in der Arbeitsweise genauso,<br />

wie es Frauen zu Männern tun würden. So<br />

bin ich mir ganz sicher, dass es nicht schwieriger<br />

oder einfacher ist, Frauen zu führen. Das<br />

Rezept für ein offenes, produktives Arbeitsklima<br />

ist unabhängig von Geschlecht und kann auf<br />

eine wichtige Sache eingedampft<br />

werden: Empathie.<br />

Empathie: Einfühlungsvermögen ist<br />

das, worauf unsere gesamte Branche<br />

aufbaut. Estée Lauder lebte diese<br />

Werte in Perfektion und es ist meine<br />

Aufgabe, diese täglich umzusetzen.<br />

Natürlich gibt es für mich im Alltag<br />

gewisse Herausforderungen, die sich einem<br />

Mann meiner Position bei einer Versicherungsgesellschaft<br />

oder einer Grossbank nicht im selben<br />

Ausmass präsentieren würden: Das leichte Misstrauen,<br />

das mir durch die Magengegend huscht,<br />

«Frauen sind nicht alle gleich.<br />

Sie unterscheiden sich in der<br />

Arbeitsweise genauso, wie es<br />

Frauen zu Männern tun würden»<br />

wenn mir eine Frau ohne ersichtlichen Grund eine<br />

Flasche Wein schenkt oder mit mir Mittag essen<br />

möchte, obwohl ich nicht ihr direkter Vorgesetzter<br />

bin. Und als mir einmal für ein Bewerbungsinterview<br />

ein Treffen um 20 Uhr vorgeschlagen wurde,<br />

schluckte selbst ich – der ach so erfahrene Vorgesetzte<br />

weiblicher Mitarbeiterinnen – kurz leer.<br />

Was ich aber weiss: Mit gesundem Menschenverstand,<br />

guten Manieren und Empathie lassen<br />

sich auch potenziell kritische zwischenmenschliche<br />

(und -geschlechtliche) Situationen stets<br />

meistern. Dabei besinne ich mich stets auf die<br />

durchwegs positiven Aspekte meiner Position:<br />

Und die fast selbstverständliche weibliche Empathie<br />

ermöglicht es mir, mit Menschen zu arbeiten,<br />

die offenbar möchten, dass es mir gut geht, die<br />

ihre Freude am Job haben und diese auch zeigen<br />

– die sogar Freude zeigen können, mich zu<br />

sehen. Wer kann das denn sonst behaupten? Für<br />

eine Position in einem Team voller Männer würde<br />

ich das nie und nimmer eintauschen!<br />

238 | <strong>PRESTIGE</strong>


H S<br />

KIN<br />

IV<br />

appy<br />

I<br />

V<br />

II<br />

XIII<br />

xii<br />

xi<br />

III<br />

I C linique<br />

ii R ADICAL<br />

iii Estee Lauder<br />

iv c omfort zone<br />

v I OMA<br />

vi S HISEIDO<br />

vii Y VES SAINT LAURENT<br />

viii L a colline<br />

IX C HANEL<br />

x C LARINS<br />

XI G UERLAIN<br />

xIi S ISLEY<br />

xIiI B IOEFFECT<br />

VI<br />

x<br />

Ix<br />

viiI<br />

vii<br />

The Luxury Way of Life | 239


living<br />

Living<br />

237 TILLA THEUS<br />

GRANDE DAME DER ARCHITEKTUR<br />

240 LIVING NEWS<br />

VOM STUHL ZUR LEUCHTE<br />

242 KRISTALL DER KÖNIGE<br />

250 JAHRE BACCARAT<br />

246 ORDNUNGSSYSTEME<br />

INDIVIDUELLE SCHRANKGESTALTUNG<br />

250 RETO GUNTLI<br />

DER STAR HINTER DER KAMERA<br />

262 ARCHITEKTENADEL<br />

SIR NORMAN FOSTER<br />

266 LUXUSRESIDENZ ÜBER DAVOS<br />

LALIQUE<br />

240 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

die Grande<br />

Dame<br />

der Architektur<br />

Tilla Theus<br />

Von Sanierungen denkmalgeschützter Objekte,<br />

Neubauten bis hin zu Innenarchitektur und Raumdesign-Optimierung.<br />

Tilla Theus ist die Grande<br />

Dame der Schweizer Architektur.<br />

Lone K. Halvorsen


living<br />

Die sympathische Architektin beweist stets ein hervorragendes Fingerspitzengefühl<br />

mit alten Substanzen. Sei es das legendäre «Widder»-<br />

Hotel in Zürich, der «Mammertsberg» in Freidorf oder das Grand Café<br />

«Motta» in Zürich. Auch bei ihrem letzten Projekt, dem Umbau des<br />

EPA-Gebäudes an der Sihlporte, hat sie die ursprüngliche Form des 1929 von<br />

Otto Streicher erstellten Gebäudes wieder hergestellt. Tilla Theus’ Visionen<br />

zeichnen sich beständig durch ihre Leidenschaft und das Ringen um die beste<br />

architektonische Lösung bis ins Detail aus. Prestige sprach mit Tilla Theus<br />

über ihre Projekte sowie die Reize zwischen neuen und historischen Gebäuden.<br />

: Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit Sie ein Projekt<br />

annehmen?<br />

Tilla Theus: Architektonische Freiheit im Rahmen eines klaren Auftrags und eines damit<br />

konformen Budgets.<br />

Wenn Sie Ihre Gebäude anschauen, sind sie in der Vergangenheit vorwiegend<br />

so geworden, wie sie in Ihrem Kopf bei der Planung ausgesehen haben?<br />

In allen wesentlichen Punkten ja.<br />

Wem soll schlussendlich ein von Ihnen entwickeltes Gebäude gefallen?<br />

Mir, der Bauherrschaft, den Nutzern und den Passanten – in dieser Reihenfolge.<br />

Hotels, Büros, Geschäfte, Wohnungen oder Restaurants ... Was ziehen Sie vor<br />

und weshalb?<br />

Wenn ich frei wählen kann: das schwierigste, mich am meisten herausfordernde Projekt.<br />

Nehmen Sie auf moderne Art einen Gedanken auf, den der US-Architekt Louis<br />

Sullivan auf den Begriff «form follows function» gebracht hat?<br />

Ja. Denn nur nach dem Prinzip «form follows function» fühlen sich die Nutzer wohl. Das<br />

Umgekehrte bedeutet architektonischen Terror, den ich entschieden ablehne.<br />

Entwickeln Sie sich stets weiter, oder bleiben Sie Ihrem Stil treu?<br />

Beides: eine ständige Weiterentwicklung aus den gesammelten Erfahrungen und Beibehaltung<br />

eines an der Detailpräzision und Funktionalität orientierten Stils.<br />

Welche Reize und Herausforderungen besitzen alte Gebäude im Vergleich zu<br />

einem neuen, das keine Geschichte in sich trägt?<br />

Ob alt oder neu: Mich reizen heikle Problemstellungen.<br />

Eine Ihrer bekanntesten Arbeiten ist das «Widder»-Hotel. Sie haben hier in<br />

den bestehenden Strukturen von acht historischen Altstadthäusern ein Luxushotel<br />

gebaut, welches wohl als einzigartig zu bezeichnen ist. Wie sind Sie<br />

an dieses Projekt herangegangen, und empfinden Sie einen gewissen Stolz?<br />

In der Tat bin ich auf das «Widder»-Hotel noch immer stolz. Mit dem Vertrauen in die Echtheit<br />

setzte ich einen neuen Trend, der sich bewährte und Schule machte gegen die Luxushotels<br />

mit üppigem Plüsch und falschem Gold.<br />

Sie sind bekannt dafür, historische Elemente mit<br />

Neuzeitlichem in einen Kontext zu setzen. Beruht<br />

dies auf Ihrem persönlichen Geschmack, oder<br />

sind dies Wünsche und Vorgaben vom Auftraggeber,<br />

welche Sie erfüllen müssen?<br />

Für die spannungsvolle Harmonie zwischen Alt und Neu habe<br />

ich eine Leidenschaft entwickelt. Auch deswegen werden<br />

mir Projekte anvertraut. In aller Regel muss ich aber bei der<br />

Bauherrschaft geduldige Überzeugungsarbeit leisten. Dafür<br />

bin ich hoch motiviert.<br />

Im Kampf um Aufträge und Reputation müssen die<br />

Ellenbogen der Frauen besonders spitz sein. Erleben<br />

Sie Ihr Berufsfeld als eine Männerdomäne, in<br />

welcher Frauen mehr kämpfen müssen, um wahrgenommen<br />

zu werden?<br />

Nicht meine Ellenbogen sind spitz, sondern meine Projekte<br />

Spitzenklasse. Im Ernst: Es zählt in meinem Bereich die Qualität,<br />

ob Mann oder Frau.<br />

Wie wohnt eine «Star-Architektin» privat?<br />

In einem selber gebauten Haus am Zürichsee: schnörkellos,<br />

praktisch, sowohl ein schöner privater Rückzugsort als auch<br />

offen für Freunde – und mit grossen Tischen, die für mich die<br />

wunderbarsten Möbelstücke sind.<br />

Was bereitet Ihnen die meiste Freude im Leben?<br />

Die glückliche Vollendung eines anspruchsvollen, aufreibenden<br />

Projekts, auf einer Reise die Entdeckung einer architektonischen<br />

Perle, eine brillante Ballettaufführung.<br />

Ein Architekt, den Sie bewundern …<br />

Die Reihe ist sehr lang und erweiterbar, aber um einige zu<br />

nennen: Frank Lloyd Wright, Carlo Scarpa, Alvar Aalto, Le<br />

Corbusier, Louis Kahn ...<br />

Das für Sie grösste architektonische Meisterwerk …<br />

Die Natur als Architektin, die für das Huhn das Ei entwickelte<br />

– die absolut perfekte Umsetzung von «form follows<br />

function», als noch niemand davon sprach.<br />

Architektur sollte …<br />

… den Menschen das Erlebnis der Geborgenheit und der<br />

Schönheit schenken und mit dem knappen Boden sorgsam<br />

umgehen.<br />

242 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

«Nicht meine Ellenbogen<br />

sind spitz, sondern meine<br />

Projekte Spitzenklasse.»<br />

– Tilla Theus –<br />

The Luxury Way of Life | 243


Loft<br />

Leicht und luftig spendet Loft ein<br />

helles, warmes Leselicht. Besonders<br />

praktisch: Ihr Schirm aus<br />

Polycotton kann sowohl in der<br />

Höhe als auch in seiner Neigung<br />

individuell ausgerichtet werden.<br />

Dies ermöglicht ein kleiner Magnet<br />

am Lampenschirm, der an<br />

jeder gewünschten Position des<br />

Lampenstativs befestigt werden<br />

kann. Loft gibt es wahlweise mit<br />

einem Hand- oder Fussdimmer.<br />

Sowohl der Schirm als auch das<br />

Textilkabel sind in mehreren<br />

Farben erhältlich.<br />

www.steng.de<br />

Living<br />

News<br />

Solid<br />

Solid ist ein minimalistischer Couchtisch aus gediegenen Naturmaterialien,<br />

der skandinavische Handwerkstradition mit grundlegenden Prinzipien japanischer<br />

Architektur verbindet. Das Resultat ist ein zeitloser und robuster<br />

Tisch, einfach konstruiert und ohne überflüssige Details. Der Solid besteht<br />

aus einem Rahmen aus nordischer Esche und einer Tischplatte aus Marmor.<br />

Der Zusammenbau ist einfach und logisch. Schrauben oder Leim sind<br />

nicht nötig. Die Teile werden durch das Gewicht der Tischplatte zusammengehalten<br />

und ergeben einen stabilen Couchtisch mit harmonischer,<br />

luxuriöser Optik.<br />

www.normann-copenhagen.com<br />

Traffic<br />

Die italienische Marke Magis hat ihren Katalog erweitert<br />

und schlägt einen neuen Weg ein. Die neue<br />

Sitzkollektion besteht aus einem Zweisitzer und einer<br />

Sofa-Sitzinsel, einem Sessel, einem Chaise Longue<br />

und zwei Bänken. Konstantin Grcic hat eine Kollektion<br />

entworfen, die dem innovativen und zeitgenössischen<br />

Geist der Marke entspricht. Wie Grcic selbst erklärt:<br />

«Die Verbindung zwischen dem dreidimensionalen<br />

Drahtgestell und den geometrischen Kissen ist eine<br />

neue Weise, Möbel aus Stahldraht zu entwerfen. Die<br />

optische Leichtigkeit des Produkts lässt es natürlich<br />

wirken, während die raffinierten Details ihm eine<br />

grosse Eleganz verleihen».<br />

www.magisdesign.com<br />

244 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Miss Moneypenny<br />

Der zeitlos schöne Sekretär Miss Moneypenny<br />

von Radius Design hat es geschafft, noch<br />

vor der Markteinführung den begehrten Interior<br />

Innovation Award zu gewinnen. Diese<br />

wichtige Auszeichnung hat Miss Moneypenny<br />

auch nicht ohne Grund erhalten. Sie ist,<br />

ebenso wie ihre Namenspatin, innovativ und<br />

formschön. Der klassisch gestaltete Sekretär<br />

erinnert in seiner Formgebung an das<br />

Design der 1950er- und 1960er-Jahre, setzt<br />

aber auf moderne Materialien und Lösungen.<br />

Stahl und offen lasiertes Holz werden dabei<br />

als Materialmix gekonnt in Szene gesetzt.<br />

Das integrierte Geheimfach hütet nicht nur<br />

Geheimnisse, sondern lässt die Kabel des<br />

technischen Equipments verschwinden und<br />

leitet sie durch das Bein weiter.<br />

www.stilbegeistert.com<br />

Click<br />

Ein elegantes Design-Bettsofa für jeden Tag und jede Nacht: Das<br />

Bettsofa Click besticht doppelt und kompromisslos durch bequemen<br />

Sitz- und hochwertigen Schlafkomfort. Ein Handgriff, ein Click – und<br />

das Sofa wird zum vollwertigen Bett. Einfach das Rückenteil nach<br />

vorne klappen und schon steht das Doppelbett bereit. Oder umgekehrt<br />

zurück zur Sitzfunktion. Für ein behagliches Schlafklima sorgen<br />

auf 153 Zentimetern Breite eine durchgehende Komfort-Schaumstoffmatratze<br />

mit atmungsaktiver Schlafauflage und ein gelochter<br />

Holzrost. Die Schlafhöhe liegt bei angenehmen 54 Zentimetern.<br />

www.home3.ch<br />

NANO Ohrensessel<br />

Ein ideales Möbel zum Relaxen mit Potenzial zum<br />

Design-Klassiker. Der Ohrensessel erweitert die Produktfamilie<br />

NANO um einen Hochlehner in moderner<br />

Ästhetik. Seine kubische und reduzierte Formgebung<br />

verleiht dem Wohnraum eine private Intimität und lädt<br />

zum Ruhen und Verweilen ein. Der Ohrensessel ist<br />

additiv durch verschiedene Elemente aufgebaut. Sein<br />

organisches, grosszügiges Rückenteil mit Doppelnaht<br />

verleiht dem Hochlehner ein dynamisches Aussehen,<br />

welches durch die integrierten Ohren aber auch für<br />

Geborgenheit sorgt. Sein aufgelegtes Rückenkissen<br />

sowie seine voll mechanischen Funktionen ermöglichen<br />

einen besonderen Sitz- und Liegekomfort.<br />

www.intertime.ch<br />

The Luxury Way of Life | 245


Kristall<br />

der<br />

Konige<br />

250 Jahre<br />

Baccarat


Living<br />

Vases Harcourt Peureux<br />

König Ludwig XV. ermächtigte den Bischof von Metz, Louis de Montmorency-Laval,<br />

eine Glasmanufaktur im Dorf Baccarat in der Region Lorraine am Ufer der Meurthe zu<br />

gründen. Der Beginn der Erfolgsgeschichte der Kristallmanufaktur Baccarat.<br />

Yvonne Beck<br />

H<br />

eute feiert Baccarat seinen 250. Geburtstag. Neben Saint-Louis und<br />

Lalique gehört es zu den traditionsreichsten französischen Kristallhäusern<br />

und hat es trotzdem geschafft, keinen Staub anzusetzen.<br />

Unter Louis XV. wurde Baccarat ins Leben gerufen und mit diesem Ruf begann<br />

die ruhmreiche und königliche Geschichte der Kristallgläser. Als erste<br />

Auftragsarbeit eines Königs erhielt Baccarat den ersten prestigeträchtigen<br />

Auftrag für ein Stielglasset von Ludwig XVIII. Wenig später folgten ihm Karl X.<br />

Philipp und Louis-Philippe. Kurze Zeit später waren Russlands Zaren fasziniert<br />

davon und schon bald waren die edlen Gläser in der ganzen Welt gefragt.<br />

Bereits ab 1824 entwickelte Baccarat zudem Kristallkronleuchter, die<br />

ebenfalls ihren Siegeszug um den Globus antraten.<br />

Siebzig Jahre später versorgten sie die Kronleuchter als einer der Ersten mit<br />

Strom. Dies markierte einmal mehr Baccarats Vormachtstellung im Bereich<br />

des Lichtdesigns. Von Indien bis hin in die arabischen Länder: Baccarat<br />

schmückte die Häuser der Gutsituierten und brachte Tafeln zum Glänzen.<br />

Immer mehr grosse Aufträge kamen von indischen Maharadschas, aus dem<br />

Osmanischen Reich, von russischen Zaren, aus Japan und Lateinamerika.<br />

Farbiges Kristall und Harcourt<br />

Immer auf Innovationen aus, war Baccarat auch die erste Glasmanufaktur in<br />

Frankreich, die buntes Kristall kreierte. Noch heute bleibt sie in dieser Kunst<br />

führend, vor allem in Bezug auf die Erfindung der berühmten goldenen rubinroten<br />

und opalenen Farben. Ein weiterer Meilenstein gelang Baccarat mit<br />

dem Entwurf des Service «Harcourt»; die klassische, zeitlose Form wurde<br />

zum Symbol der Marke und ein internationaler Bestseller. Das Glas Harcourt<br />

veranschaulicht eindrucksvoll das Know-how des Hauses Baccarat. Nachempfunden<br />

ist es dem prunkvollen Kelch mit dem<br />

eingravierten königlichen Monogramm, das der<br />

französische König Louis-Philippe 1841 erstmals<br />

in Auftrag gab.<br />

Benannt nach einer der ältesten Familien des französischen<br />

Adels wurde diese herausragende und<br />

elegante Ikone von den Mächtigsten dieser Welt<br />

bestellt. Sie schmückte ihre glanzvollen Tafeln und<br />

verwandelte jeden Augenblick des Lebens in ein<br />

unvergessliches Erlebnis. Die berühmten flachen<br />

facettierten Schliffe vergrössern das Licht im Kristall.<br />

Von Napoleon III. bis zu Papst Johannes Paul II.,<br />

vom Élysée-Palast bis zur Königin von Thailand und<br />

zum König von Marokko – die Kollektion Harcourt,<br />

seit über 170 Jahren ein unvergleichliches Symbol<br />

aussergewöhnlichen Fachwissens und Könnens,<br />

wurde und wird allseits hoch geschätzt. Über Zeiten<br />

und Kontinente hinweg trotzte Harcourt unversehrt<br />

und meisterhaft den historischen Ereignissen<br />

und dem sich stets wandelnden Zeitgeschmack.<br />

So bewahrte der Mythos seinen Status als begehrtes<br />

und zeitloses Objekt.<br />

Die Herstellung von Parfumflakons<br />

Doch Baccarat ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren<br />

aus, sondern spielte bei der Kunst der Herstellung<br />

von Parfumflakons eine entscheidende<br />

The Luxury Way of Life | 247


Living<br />

(«Miss Dior» 1949, «Diorling» 1957, «Diorissimo»<br />

1955 und «J’adore» 20<strong>01</strong>) bereichert. Lange nachdem<br />

die letzten Duftnoten verdunstet sind, bleiben<br />

diese Parfumflakons erhalten und erinnern uns an<br />

besondere Orte, romantische Geschichten und<br />

legendäre Persönlichkeiten zur absoluten Freude<br />

leidenschaftlicher Sammler.<br />

Damit dieses sinnliche und poetische Erleben ewig<br />

dauert, experimentiert Baccarat ständig mit neuen<br />

Ideen und integriert den kreativen Input der besten<br />

jungen Talente und der bedeutendsten Designer.<br />

Erschaffer wie George Chevalier, Ettore Sottsass,<br />

Van Day Truex, Elie Top, Andrée Putman, Philippe<br />

Starck, Arik Levy, Jaime Hayon und Marcel Wanders<br />

nutzen oft paradoxe und grossartige alchemistische<br />

Verfahren, inspiriert durch die Magie des<br />

Kristalls, um die neuesten Stile zu erfassen.<br />

Aiguiere Charles X.<br />

Rolle, da es die erste Kristallmanufaktur in Frankreich war, die begann, Flakons<br />

herzustellen, und von Anfang an mit den allerbesten Parfumhäusern zusammenarbeitete.<br />

Die Flakonherstellung machte einen zunehmenden Anteil<br />

der Leistung der Kristallmanufaktur aus. Die Produktion nahm im Jahr 1897<br />

von 150 Flakons täglich auf 4 000 im Jahr 1907 zu. In den 1920ern erlebte die<br />

Parfumindustrie eine zweite Welle der Entwicklung. Die Namen der Düfte und<br />

deren Flakons begannen, andere Welten hervorzuzaubern, die so vielseitig<br />

wie fremde Länder («Kismet», «Ming Toy», «Ta Wao»), wie Frauen («Pour être<br />

aimée», «Femme du jour») und sogar wie die Welt der Nacht («Nuit de Noël»)<br />

waren. Die Parfümeure Caron, Houbigant und Gabilla arbeiteten mit der Kristallmanufaktur<br />

in gleicher Weise zusammen wie mit grossen Couturiers wie<br />

Jeanne Lanvin und Jean Patou, um ihre Flakons zu kreieren. Sehr schnell<br />

wurden Farben und ausgefallene Formate zum Muss und gaben den Ton an.<br />

Baccarats Ergebnisse wurden Jahr für Jahr mit ein paar legendären Flakons,<br />

darunter das berühmte «Le Roy Soleil», das von Salvador Dali für Elsa Schiaparelli<br />

im Jahr 1945 entworfen wurde, und mit den Flakons für Christian Dior<br />

Mit jährlich zwei neuen Kollektionen und einem<br />

Katalog mit mehr als 2 000 dauerhaften Arbeiten<br />

illuminiert Baccarat Tischzubehör, Dekorationsgegenstände,<br />

Schmuck, Karaffen und Kronleuchter.<br />

Der Zauber ist bei der Arbeit, vom ikonischen Vermächtnis<br />

der Manufaktur bis hin zu besonderen<br />

Auftragsarbeiten. Zum 250. Geburtstag ist Baccarat<br />

also jünger als je zuvor.<br />

Die Schaffung<br />

der Marke Baccarat<br />

Am 29. Oktober wurde die Marke Baccarat<br />

im Handelsregister von Paris eingetragen.<br />

Das Symbol der Marke in Form<br />

einer Karaffe, eines Weinglases und eines<br />

Trinkglases, eingraviert in einen Kreis<br />

und gedruckt auf ein Papieretikett, wurde<br />

fortan mit jedem Produkt versehen. Mit<br />

Beginn des Jahres 1875 wurde der Name<br />

«Baccarat» in erhabenen Druckbuchstaben<br />

auf jedes geformte Stück<br />

geschrieben.<br />

New Collection 2<strong>01</strong>4<br />

248 | <strong>PRESTIGE</strong>


Schmückende<br />

l' objet<br />

asprey<br />

asprey<br />

weimar porzellan<br />

asprey


Massgebend für<br />

Ordnungssysteme<br />

Wenn Individualität zur Norm wird<br />

Alpnach Norm steht für Qualitätsschränke<br />

nach Mass. Die Produktvielfalt<br />

reicht in Wahrheit noch viel weiter.<br />

Stella Orsini


Living<br />

iF product<br />

design awards<br />

2<strong>01</strong>4<br />

Die «iF design<br />

awards» werden seit<br />

1953 verliehen und<br />

zählen heute zu den<br />

grössten und wichtigsten<br />

internationalen<br />

Designwettbewerben.<br />

Eine Auszeichnung<br />

mit dem iF-Label ist<br />

ein Gütesiegel, das<br />

man auf der ganzen<br />

Welt kennt.<br />

Am 28. Februar 2<strong>01</strong>4 fand in der architektonisch<br />

anspruchsvollen «BMW Welt» in<br />

München das Designereignis des Jahres<br />

statt! Rund 2 000 Gäste aus der internationalen<br />

Designszene, Medien, Wirtschaft und Politik<br />

haben die Preisträger der «iF design awards<br />

2<strong>01</strong>4» gefeiert, darunter die «Macher» aus Alpnach<br />

im Kanton Obwalden. Das national tätige Unternehmen<br />

die «Alpnach Norm Schrankelemente<br />

AG» wurde für das Sideboard-System «an+» mit<br />

einem internationalen Design-Award ausgezeichnet.<br />

Über diese ehrenvolle Auszeichnung mit dem<br />

internationalen Designpreis freut sich das Unternehmen<br />

sehr und versteht dieses Gütesiegel auch<br />

als Zeichen für die Qualitätsprodukte aus der Möbelwerkstätte<br />

in Alpnach OW.<br />

Das Produkt-Know-how fliesst zusammen mit den Ideen des Designers Felice<br />

Dittli. Die neu entstandene Sideboardlinie an+, ein modulares System, das<br />

aus unterschiedlich dimensionierten, frei kombinierbaren Modulen besteht,<br />

ist ähnlich individualisierbar wie die Einbauschränke. Als Stand-alone-Möbel<br />

zieht es aber unvermeidlich grössere Aufmerksamkeit auf sich als Einbaumöbel.<br />

Das Plus im Namen steht für eine neue Produktlinie, die durch ihre<br />

Made in Switzerland<br />

Am Fusse des Pilatus hat vor über 40 Jahren mit<br />

der Firmengründung der heutigen Alpnach Norm<br />

Schrankelemente AG die Erfolgsgeschichte ihren<br />

Lauf genommen. Aus den Norm-Schrankelementen,<br />

welche der Firma auch den Namen verliehen<br />

hatten, entwickelten sich individuelle Lösungen für<br />

den Wohnraum. Das revolutionäre Modulsystem<br />

der 1970er-Jahre mit acht unterschiedlichen Breiten,<br />

drei Tiefen und drei Höhen hat sich bis heute<br />

bewährt. Doch Schrank ist nicht gleich Schrank.<br />

Denn hier lassen sich individuelle Schränke nach<br />

Mass in beliebigen Materialien, Formen und Funktionen<br />

gestalten. Jedes Möbelstück ist auf die Bedürfnisse<br />

des Kunden abgestimmt und mit Rücksicht<br />

auf die räumlichen Gegebenheiten geplant.<br />

Dadurch passen die Schränke in jede Nische,<br />

unter Treppen, in Dachschrägen und in noch so<br />

verwinkelte Räume.<br />

The Luxury Way of Life | 251


Living<br />

«Mit den alten<br />

unternehmerischen Tugenden<br />

in eine neue Zeit».<br />

leichte, filigrane und wertige Anmutung Emotionen<br />

weckt; zum anderen steht es für verschiedene<br />

praktische Zusatznutzen. So ergiesst sich tropfenförmig<br />

eine Glasleuchte über die Sideboardkante<br />

oder eine integrierte Box aus Aluminium dient als<br />

Ladestation und Aufbewahrungsort für ein Smartphone.<br />

und Lebenssituationen angepasst werden. Dank hochwertigen Beschlägen<br />

und durchdachten Konstruktionen können sie mehrfach demontiert und<br />

wieder zusammengebaut werden. In Kombination mit dem zeitlosen Design<br />

können die Möbel so über viele Jahre und von mehreren Generationen genutzt<br />

werden.<br />

www.alpnachnorm.ch<br />

Streben nach Individualität<br />

Das Streben nach Individualität und Persönlichkeit<br />

hat bei Alpnach Norm längst Einzug gehalten und<br />

spiegelt sich in der persönlichen Beratung und<br />

den auf die individuellen Bedürfnisse angepassten<br />

Produktionsanlagen wider. Hier ist alles frei wählbar:<br />

System, Oberflächen, Griffe und Ausstattung.<br />

Die Möglichkeit kennt fast keine Grenzen. Ordnung<br />

und Übersicht sind jedoch die Maxime für ein modernes<br />

und praktisches Schrankkonzept. Kleiderstangen,<br />

Schubladen, Auszugstablare, Kleiderlifte,<br />

Krawattenhalter, Schuhgitter und vieles<br />

mehr schaffen ein Schrankinnenleben, das Freude<br />

bereitet und den Alltag erleichtert. Je nach Situation<br />

eignen sich Flügeltüren, Falttüren oder schwebende<br />

Schiebetüren für die Zugänglichkeit des<br />

Schrankinhalts. Öffnen sich Schranktüren, kommt<br />

die Individualität des Besitzers zum Vorschein.<br />

Die Produktpalette beinhaltet Wohnzimmer-,<br />

Schlafzimmer- oder Garderobenschränke für alle<br />

Raumsituationen, begehbare Kleiderschränke,<br />

Schränke in Dachschrägen, Kombinationen<br />

mit Klappbetten, Sideboards und Regale. Doch<br />

eines haben sämtliche Möbel gemeinsam – sie<br />

stehen für Schweizer Qualität und werden komplett<br />

in der Manufaktur in Alpnach geschaffen. An<br />

einem Produkt von Alpnach Norm hat man lange<br />

seine Freude, denn die hohen Ansprüche an Verarbeitung<br />

und Materialqualität sowie das zeitlose<br />

Design gewähren Qualität und Langlebigkeit der<br />

Produkte. Die individuell gefertigten Möbel nach<br />

Mass können jederzeit den neuen Bedürfnissen<br />

252 | <strong>PRESTIGE</strong>


Schmückende<br />

laliquE<br />

l' objet<br />

laliquE<br />

l' objet<br />

michael aram<br />

laliquE


Living<br />

«In privaten Räumen versuche ich,<br />

auch das Private in den Bildern zu vermitteln.<br />

Denn das Persönliche ist ja das Spannende und die Frage:<br />

Warum lebt diese Person so<br />

und nicht anders?»<br />

– Reto Guntli –<br />

Der Star<br />

hinter der Kamera<br />

Reto<br />

Guntli<br />

«Mein Glück ist, dass ich immer von so vielen<br />

schönen Dingen im Leben umgeben bin.»<br />

Lone K. Halvorsen<br />

Reto Guntli<br />

Architektur, Interieurs, Design, Kunst, Luxushotels, Menschen<br />

und berühmte Persönlichkeiten – wo immer der Schweizer<br />

Fotograf sich befindet, wird er wahrlich von schönen Dingen<br />

umgeben. Dieses Privileg weiss er zu schätzen. Reto Guntli<br />

begründet seine Liebe zu ästhetischen Dingen mit der Motivation: «Die Wahrnehmung<br />

schöner Dinge ist sehr wichtig, denn sie erfreut das Herz, lässt<br />

träumen und bringt Hoffnung in den Alltag.» Als ich den charismatischen Fotografen<br />

zu einem Interview treffe, umgeben mich in der Bibliothek seine zahlreichen<br />

Buchveröffentlichungen sowie ein kolossales «collection photo» der<br />

Performancekünstlerin Marina Abramovic, das er fotografiert hat. Kunst spielt<br />

eine wichtige Rolle in seinem Leben. Sei es in Zusammenarbeit von Künstlern<br />

wie Marina – mit der ihn eine 12-jährige Freundschaft verbindet – oder<br />

bei den vielen Atelierbesuchen. 2<strong>01</strong>2 war er zu einer Gruppenausstellung mit<br />

den renommiertesten Gegenwartskünstlern im Museum Herford eingeladen.<br />

Und noch dieses Jahr wird er eine Fotoausstellung in der Galerie Ivo Kamm<br />

in Zürich machen.<br />

: Wie kamen Sie dazu, sich für Fotografie<br />

zu interessieren?<br />

Reto Guntli: Es begann in den 80er-Jahren, als ich in New<br />

York die Schauspielschule besuchte. Um meinen Lebensunterhalt<br />

zu verdienen, begann ich, Freunde zu portraitieren,<br />

die Fotos für Agenturen benötigten. Ich war immer ein<br />

sehr unabhängiger Mensch mit eigenen Ideen, jedoch als<br />

Schauspieler ist man konstant auf andere angewiesen –<br />

nicht einmal die gesprochenen Worte sind die eigenen. So<br />

verfolgte ich den Schauspielweg nicht weiter und brachte<br />

mir die Fotografie autodidaktisch bei.<br />

254 | <strong>PRESTIGE</strong>


Royal Mansour Marrakech


Living<br />

Puro Beach Pool Club, Porto Montenegro<br />

«Es geht also nicht nur darum,<br />

dass die Leute wissen wollen,<br />

wie wohnt wer,<br />

sondern Inspirationen und Ideen zu bekommen.»<br />

– Reto Guntli –<br />

Wie ging es dann weiter?<br />

Ich reiste nach Indien und mein Durchbruch kam relativ schnell, weil zu dieser Zeit die<br />

Maharadscha-Paläste in Luxushotels umgebaut wurden. Drei Monate lang porträtierte ich<br />

die Maharadschas und ihre Palasthotels. Da ich einer der Ersten war, der diese fotografierte,<br />

erhielt ich Zugang zu vielen Zeitschriften.<br />

Seit dem Beginn mit den Luxushotels in Indien haben Sie zahlreiche Bücher<br />

veröffentlicht. Welches Buch war für Sie persönlich bisher der grösste Erfolg?<br />

Die zwei Bildbände «Inside Asia» (Taschen Verlag) waren ein internationaler Erfolg. Als<br />

umfassendstes Asienbuch dienen sie internationalen Architekten und Designern als Fachbibel.<br />

Eine grosse Herausforderung: Ich reiste neun Monate durch 17 asiatische Länder,<br />

auf der Suche nach aussergewöhnlicher Architektur. Ich ging ein und aus in Palästen,<br />

Fischerdörfern, modernen Häusern und uralten Klöstern und Tempeln – sogar dem Potala<br />

Palast in Lhasa/Tibet, weshalb ich die Bücher auch dem Dalai Lama in Zürich überreichen<br />

durfte. Diese Reise war wohl die abenteuerlichste und faszinierendste Zeit meines Lebens.<br />

Sie haben Länder, Luxusvillen, Hotels und auch Bibliotheken und Gärten<br />

fotografiert. Warum denken Sie, sind die Betrachter von Ihren Bildern so<br />

fasziniert?<br />

Es gelingt mir, den Betrachter zum Träumen anzuregen. Dabei helfen bestimmt die<br />

oft atemberaubenden Objekte vor meiner Linse. Natürlicher Lichteinfall kombiniert mit<br />

der richtigen Bildkomposition sind Voraussetzungen. Hier bringe ich eine spontane<br />

256 | <strong>PRESTIGE</strong>


Living<br />

Diane von Fürstenberg, Paris<br />

Chedi Spa, Andermatt<br />

Ungezwungenheit und Alchemie mit ins Spiel, die dem<br />

Betrachter meine eigene Begeisterung daran vermittelt,<br />

das Innenleben und die Atmo sphäre eines Raumes zum<br />

Leben zu erwecken. Man kann dies eine emotionale Annäherung<br />

mit der Kamera nennen.<br />

Sie sind ein international bekannter und anerkannter<br />

Fotograf Ihres Metiers, haben Sie dennoch<br />

erlebt, dass eine Tür für Sie nicht geöffnet<br />

wurde?<br />

Das passiert aus Gründen der Privatsphäre ab und zu.<br />

Ich habe kein Problem damit, auch mal abgewiesen zu<br />

werden. Gerne arbeite ich aber mit kreativen Menschen<br />

wie Künstlern, Architekten, Designer, Musikern etc., die<br />

gerne eine Plattform für Ihre Kreativität haben. Wie sonst<br />

sollen sie denn bekannt werden und ihre Berühmtheit<br />

bewahren? Diese Tatsache bringt mich immer wieder mit<br />

Persönlichkeiten aus allen Sparten der Kultur zusammen:<br />

Oscar Niemeyer, Tadao Ando, Kirk Douglas, Kim Catrall,<br />

Marcel Reich-Ranitzki, Roberto Cavalli, die Familie Ferragamo<br />

u.v.a. haben mich schon privat empfangen.<br />

Dann haben Sie sicherlich ein enormes Netzwerk?<br />

Durch das ständige Reisen lerne ich viele Menschen kennen, sei es privat oder beruflich.<br />

Viele sehen sich gerne in schönen Bildbänden, es ist eine Anerkennung ihres guten Geschmacks<br />

und natürlich spricht sich ein solches Buchprojekt herum. Mit fast 40 Büchern<br />

und unzähligen Reportagen über den Lifestyle vieler Orte, exponiere ich mich auch. Mittlerweile<br />

habe ich für jede Hauptstadt ein eigenes Adressbuch angelegt.<br />

Was bedeutet für Sie guter Geschmack in Bezug auf Design & Innenarchitektur?<br />

Er hat praktisch nie nur mit Geld zu tun. Im Gegenteil, ein schlechter Geschmack mit viel<br />

Geld hat die schlimmsten Auswirkungen. Manchmal trifft man Menschen, die kein Geld,<br />

aber guten Geschmack und Stil haben und «gezwungen» sind, originell zu sein und ihre<br />

Fantasie zu benutzen. Ein Freund in New York hat aus Not eine 30 Quadratmeter kleine<br />

Wohnung so exzellent eingerichtet, dass sie es sogar auf den Titel vom «Architectural<br />

Digest France» geschafft hat.<br />

Welches Haus oder welcher Ort hat Sie persönlich am meisten beeindruckt?<br />

Mein Beruf bringt viele beeindruckende Eindrücke mit sich – das ist bei über 1000 fotografierten<br />

Objekten schwierig zu beantworten. Spontan kommt mir aber in den Sinn:<br />

der Angkor Wat Tempel, das neue Aman Canal Grande in Venedig, das Pop-Stil-Haus von<br />

Lenny Kravitz in Paris oder aber das Kunsthaus von Not Vital im Engadin, das ich eben in<br />

meinem jüngsten Buch «St. Moritz Interiors» (Knesebeck Verlag) zeigte. In jeder Kultur<br />

The Luxury Way of Life | 257


Living<br />

Chedi Muscat Resort, Oman<br />

findet man grandiose Stile, die sich besonders auch beim Wohnen zeigen. Es macht mir<br />

immer wieder Spass, dazuzulernen und diese ins richtige Licht zu rücken.<br />

Ist es möglich, das fotografische Auge auszuschalten, wenn Sie «privat»<br />

sind?<br />

Ich bin ein sehr visueller Mensch, der sich auch im Alltag lieber auf das verlässt, was er<br />

sieht, als das, was er hört oder liest. Es entgeht meinem Auge aber kaum ein schöner<br />

Eindruck, sei es eine Landschaft, eine Lichtstimmung, ein schönes Gebäude oder ein interessanter<br />

Mensch beim Vorbeigehen. Nicht, dass ich dabei die Realitäten des Lebens ausblende,<br />

im Gegenteil, auch dort schaue ich genau hin. Es sind aber diese unscheinbaren,<br />

kleinen Glücksmomente dazwischen, die dem Leben Würze geben.<br />

Mein Privat- und mein Berufsleben sind kaum voneinander zu trennen, deshalb fühlt sich<br />

mein Job auch nicht wie Arbeit an.<br />

Besteht noch ein Wunsch, was Sie in Zukunft gerne fotografieren würden?<br />

Meine Neugier ist enorm, das ist der beste Antrieb und auch meine Interessen sind sehr<br />

breit gestreut. Ich fotografiere ja genau das, was mich auch privat sehr interessiert. Als<br />

Fan von Luxushotels werde ich diese weiterhin weltweit fotografieren. Mit den Amanresort<br />

und der GHM Hotel Gruppe (Chedi Andermatt) ist<br />

eine ausgezeichnete Kooperation entstanden. Auch das<br />

Alpina Gstaad setzt weiterhin auf meinen Fotostil. Die<br />

Arbeit mit Künstlern wie Marina Abramovic sind hoch auf<br />

der Prioritätsliste und auch ein Buch über Traumpools<br />

fände ich als begeisterter Schwimmer interessant. Aktuell<br />

ist im Moment das Buch «Ottoman Chic», das ich<br />

eben in Istanbul beendete. Es erscheint im Herbst bei<br />

Assouline, Paris. Ebenfalls beginnt die Arbeit am «Gstaad<br />

Interiors» und ein Buch über die Grand Hotels Europa ist<br />

im Gespräch.<br />

Wenn ich Sie reden höre, ist es verlockend, zu<br />

fragen: Ist das Fotografieren Ihr Beruf oder Ihre<br />

Leidenschaft?<br />

Zum Glück ist es beides! Ich bin mir auch bewusst, was<br />

für einen Traumberuf ich habe. Man kann andere nur dann<br />

für etwas begeistern, wenn man es selbst mit viel Leidenschaft<br />

macht.<br />

258 | <strong>PRESTIGE</strong>


Aman Canal Grande, Venedig


Living<br />

Das Wohnerlebnis<br />

51° Spa<br />

Residences<br />

in Leukerbad<br />

Die Thermalquellen von Leukerbad im Wallis<br />

werden seit der Römerzeit wegen ihrer berühmten<br />

therapeutischen Wirkung genutzt.<br />

Celia Welham<br />

Rockefeller Estates<br />

Heute fliessen 3 900 000 Liter wertvolles Thermalwasser aus der<br />

Umgebung zwischen Majing- und Torrenthorn in die Quellen von<br />

leukerbad. Die Temperatur des Wassers beträgt konstant 51°<br />

celsius, die Mineralisierung fördert Gesundheit und Wohlbefinden<br />

und beschleunigt nachweislich Heilungsprozesse. Nun verbinden sich<br />

unzählige genussvolle Augenblicke, wie beispielsweise das Erleben der<br />

malerischsten Berge Europas zusammen mit dem sprudelnd heissen Quellwasser<br />

zu einem neuen, luxuriösen Lebensgefühl. Mit den 51° Spa Residences<br />

entsteht im Thermalkurort Leukerbad in den Schweizer Alpen ein<br />

einzigartiges resort, das einen privaten Zugang zum heilenden Wasser der<br />

lokalen Thermalquellen bietet. Die 51° Spa Residences sind ein High-end-<br />

Resortprojekt für Wohnen und Gastlichkeit in Leukerbad: authentisch, elegant<br />

und klassisch, dennoch modern.<br />

Diskreter Luxus mit 51° Spa Residences<br />

Das architektonische Konzept der 51° Spa Residences verbindet traditionelle<br />

Schweizer Handwerkskunst mit der klaren Linienführung modernen Designs.<br />

Inspiriert von der einzigartigen Landschaft des Tales und dem Thermal wasser,<br />

schaffen die international anerkannten Architekten Michael Graves & Associates<br />

ein Resort, das Luxus und Natur vereint. Der Charakter der Architektur der<br />

Gebäude – mit Schieferdächern, urigen Steinmauern und Fassaden mit groben<br />

Balken – ist eine zeitgenössische Interpretation der berühmten Schweizer<br />

Chalets. Der Komplex wird 28 Luxuswohnungen und ein Hotel umfassen, das<br />

von einer internationalen Fünf-Sterne-Hotelmarke<br />

betrieben wird. Die Gebäude erheben sich aus<br />

einer Steinbasis zu abgestuften, sechsstöckigen<br />

privaten Anwesen. Die Innengestaltung besticht<br />

durch exquisite Raumplanung und ein detailreiches<br />

Interieur: Eine grosszügige Badewanne, die<br />

mit dem berühmten Thermalwasser und Mineralsalzen<br />

gespeist wird, Holzwände, Landhausdielen<br />

und hohe Balkendecken wecken Erinnerungen<br />

an das goldene Zeitalter des Bergsteigens im<br />

19. Jahrhundert. Die zeitgemässen Residenzen<br />

verfügen über eigene Balkone mit Freiluftkaminen<br />

und privaten Pools. Sie garantieren malerische<br />

Ausblicke auf die drei grossen Berge im Umfeld<br />

(das Daubenhorn, das Balmhorn und das Torrenthorn).<br />

Der 51°-Platz im Zentrum des Resorts<br />

wird eine moderne Licht- und Wasserinstallation<br />

beinhalten, welche die Renaissance von Leukerbad<br />

symbolisiert. Als lebendes Gemälde fungierend<br />

und dem historischen Rahmen neues Leben<br />

einhauchend, wird das sich ständig verändernde<br />

Kunstwerk sowohl das Fliessen des Wassers<br />

von Leukerbad als auch die Schönheit der<br />

260 | <strong>PRESTIGE</strong>


Living<br />

umgebenden Berge widerspiegeln. Jeden Abend bringt eine Licht-, Ton- und<br />

Videoshow Besucher und Einwohner von Leukerbad zusammen. Dank der<br />

umliegenden Läden, eleganten Restaurants, einer Weinbar und Angeboten<br />

für Kinder verspricht der Platz ein lebendiger Ort der Geselligkeit für die ganze<br />

Familie zu werden.<br />

In den 51° Spa Residences sind vielfältige Wellnessmöglichkeiten Bestandteil<br />

des täglichen Lebens, sodass die Bewohner einen Lebensstil voller Vitalität,<br />

Anti-Aging und Energie verfolgen können. Indoor- und Outdoor-Pools,<br />

Dampfbäder und grosse Indoor-Badewannen werden alle mit dem Thermal-<br />

262 | <strong>PRESTIGE</strong>


Living<br />

wasser von Leukerbad gespeist. So wird die heilende Kraft der Natur direkt in<br />

das Heim gebracht – ein Pionierkonzept in Europa. Zudem beinhaltet das Resort<br />

ein 860 Quadratmeter grosses Thermalbad- und Wellnesszentrum – das<br />

Banya Experience Spa –, das eine zeitgenössische Interpretation von zwei<br />

zeitlosen Wellnessritualen bietet: russische Banja und alpines Badehaus. Das<br />

den Bewohnern und ihren Gästen vorbehaltene, einmalige Badehaus bietet<br />

drei verschiedene Thermalwassererlebnisse: einen Indoor-Mineralwasserpool,<br />

Outdoor-Mineralwasserpool mit Gärten und verschiedene Hydromassageangebote.<br />

Weiterhin steht ein hochmodernes Fitnessstudio mit Elementen<br />

für Herz-Kreislauf-, Kraft- und Mentaltraining zur Verfügung. Persönlich<br />

The Luxury Way of Life | 263


Living<br />

zugeschnittene Trainingsprogramme werden durch eigene Trainer gewährleistet.<br />

Insgesamt stammt das 51°-Spa- residences-Gesundheitserlebnis<br />

sowohl von den überlieferten Spa-Traditionen als auch von der unberührten<br />

natürlichen Umgebung. Das 51°-Spa spiegelt diese Synergie mit einem neuen,<br />

erfrischenden Geist wider.<br />

Authentisches Leukerbad<br />

Leukerbad befindet sich auf 1 400 Metern Höhe über dem Meeresspiegel in<br />

dem majestätischen Schweizer Kanton Wallis, zwischen dem Genfer See und<br />

dem Rhonegletscher und unweit der französischen, deutschen sowie italienischen<br />

Grenze. Das Dorf war bereits seit der Römerzeit ein beliebtes Ziel und<br />

man unternahm anstrengende Reisen, um die Wohltaten der Bäder mit ihrem<br />

berühmten Thermalwasser zu erfahren. Heute ist Leukerbad ein verborgenes<br />

Kleinod, ein friedvoller Ort zum Entspannen und Abschalten für Familien und<br />

Freunde. Von hier aus sind die wichtigsten Schweizer<br />

Städte und zahlreiche europäische Destinationen<br />

leicht zu erreichen. Hinzu kommt eine Umgebung,<br />

die von unberührter Natur über malerische<br />

Berge bis zu bezaubernden Dörfern alles zu bieten<br />

hat – 365 Tage im Jahr. Im Winter verwandelt sich<br />

die Landschaft in eine idyllische, weisse Schönheit.<br />

Im Sommer glänzt die Region mit tiefgrünen<br />

Wäldern, saftigen Weiden, hügeligen Obstgärten<br />

sowie mit Wildblumen übersäten Hängen und<br />

Feldern. Und bei mehr als 300 Sonnentagen im<br />

Jahr ist Leukerbad jede Entdeckung Wert.<br />

www.51degrees.ch<br />

264 | <strong>PRESTIGE</strong>


Tradition meets Innovation<br />

Zbären Kreativküchen AG<br />

Bahnhofstrasse 26 . CH-3777 Saanenmöser . Tel. +41 (0)33 744 33 77<br />

design@zbaeren.ch . www.zbaeren.ch<br />

Official Dealer<br />

Saanenmöser . Gstaad . Lenk<br />

Official Dealer


Architektenadel<br />

Sir Norman Foster<br />

Seine Gebäude sind spektakulär, weltbekannt<br />

und stets Superlative. Die Kuppel des Berliner<br />

Reichtags, die Millennium Brücke in London, der<br />

Flughafen Peking, der Hearst Tower in New York –<br />

Sir Norman Foster steckt hinter einigen der<br />

berühmtesten Bauwerke dieser Welt. Er arbeitete<br />

sich aus einer armen Arbeiterfamilie in England<br />

zum Pritzker-Preisträger empor. Für viele gilt er als<br />

Guru der Architektur.<br />

Gute Architektur geht für ihn auf das Credo zurück:<br />

Funktionalität, Beständigkeit und Anmut. Denn seine<br />

Architektur beginnt immer mit den Menschen.<br />

Sein Vorbild ist Richard Buckminster Fuller, der als<br />

einer der Ersten die Bedeutung von Ressourcenschutz<br />

und nachhaltigem Bauen erkannt hat. Sein<br />

Credo «mehr mit weniger zu machen» wurde zu<br />

Fosters Leitprinzip. 1990 wurde Foster von Königin<br />

Elisabeth II. als Ritter in den Adelsstand erhoben.<br />

Und wenn er nicht gerade Gebäude entwirft,<br />

pendelt er mit seinem Privatjet oder Helikopter<br />

zwischen seinem Londoner Büro und seinen Häusern<br />

in der Schweiz und Frankreich. Erst vor sechs<br />

Jahren kaufte er sich das Schloss des deutschen<br />

Industriellen Karl Grohe aus dem Jahre 1720 in der<br />

Schweiz, in dem er derzeit wohnt.<br />

3<br />

Fragen<br />

Gibt es Gebäude, die Sie heute anders<br />

bauen würden?<br />

Ja, alle! Egal, wie gut ein Gebäude nach Fertigstellung ist,<br />

man kann es immer noch besser machen.<br />

Sind Sie eher ein Pessimist oder Optimist?<br />

Als Architekt muss man zuversichtlich in die Zukunft<br />

schauen. Ohne Optimismus könnte ich nicht bauen. Vielleicht<br />

tragen meine Gebäude ein wenig dazu bei, auch bei<br />

anderen ein positiveres Denken in die Welt zu schicken.<br />

Meine Architektur ist eine Architektur des Optimismus.<br />

Gibt es etwas, was Sie Ihren Kollegen gerne<br />

einmal sagen möchten?<br />

Liebe Architekten, bitte nehmt euch selbst nicht so wichtig!<br />

«Es gibt ein paar Leute,<br />

die machten Hightech,<br />

Leute wie Norman<br />

Foster, die mit ihren<br />

Konstruktionen nach<br />

Superlativen strebten.»<br />

(Zaha Hadid)<br />

266 | <strong>PRESTIGE</strong>


Das Sideboard der neuen Produktlinie mit dem Plus von alpnach norm. Das Plus steht für Emotionen<br />

und Zusatznutzen wie Leuchte, Soundboard und Technobox. Aus der Vielfalt an Modulen, Funktionen,<br />

Oberflächen, Farben und Zusatznutzen kreieren Sie Ihr individuelles, ganz persönliches Sideboard.<br />

Alpnach Norm AG | 6055 Alpnach Dorf | Info-Nummer 0800 800 870 | www.anplus.ch


The Octopus<br />

Animal<br />

chairs<br />

– Maximo riera –<br />

the elephant<br />

the rhino<br />

the toad<br />

268 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Gentleman’s Study im Greystone Mansion in Beverly Hills<br />

L’Esperance<br />

Design<br />

– Chrome Collection –<br />

the whale<br />

Octopus- und Rhino-Stuhl erscheinen im nächsten «Spiderman»-Film im Frühjahr 2<strong>01</strong>4.<br />

The Luxury Way of Life | 269


PRESENTS<br />

Luxusresidenz<br />

–<br />

Alpine<br />

Wellness-<br />

villa über<br />

Davos<br />

by<br />

ENGEL & VÖLKERS


Living<br />

272 | <strong>PRESTIGE</strong>


Living<br />

An bester Wohnlage im Davoser Mattawald, ganztätig von der Sonne<br />

verwöhnt, blicken Sie über Davos auf die imposante Bergkulisse<br />

von Schatzalp und Parsenn. Die Kombination von herrlicher Ruhe<br />

und trotzdem absoluter Nähe zum Dorf ist begehrt und selten. In<br />

fünf Minuten sind die Parsennbahn, die Langlauf-Loipen, der Bahnhof, die<br />

vielen Geschäfte und Restaurants und der beliebte Golfplatz zu erreichen.<br />

In der höchstgelegenen Stadt Europas, auf ca. 1560 Meter über dem Meeresspiegel,<br />

pulsiert das Leben – hier trifft sich die politische, wirtschaftliche<br />

und kulturschaffende Elite ein Mal jährlich zum World Economic Forum (WEF).<br />

Hier erwartet Sie eine der ersten und besten Luxusresidenzen, die während<br />

der legendären Davoser «Mattawaldzeit» richtungsweisend erbaut wurden:<br />

eine alpine Wellnessvilla ruhig und wohl gelegen mit viel Privacy, langer prominenter<br />

Geschichte und grosser Reputation. Eine Geschichte wohlklingender<br />

Namen und grosser Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft.<br />

Die freistehende Villa umfasst ca. 1000 Quadratmeter Gesamtfläche und<br />

liegt auf einem ca. 2000 Quadratmeter sonnigen Hanggrundstück mit Blick<br />

auf Davos. Diese einmalige Wohlfühloase mit alpiner Behaglichkeit lädt zum<br />

Verweilen, Geniessen, Relaxen und einfach Sein<br />

ein – eine einmalige Rückzugsmöglichkeit. Die<br />

Eingangsebene mit sichtbarem Dachgebälk empfängt<br />

mit imposanter Grösse und herrschaftlicher<br />

Treppe. Lassen Sie von der Galerie aus Ihren<br />

Blick über Davos und die grandiose Aussicht auf<br />

die Berggipfel schweifen. Der weitläufige Wohnbereich<br />

bietet neben Cheminée und Bar Zugang<br />

zum atemberaubenden Sonnenbalkon. Nebst<br />

Schwimmbad und Sauna bieten Ihnen neun moderne<br />

Schlafzimmer, alle mit Badezimmern en<br />

Suite, TV/Internet ein absolutes Wohlfühlambiente.<br />

In diesem herrschaftlichen Anwesen in Davos, im<br />

exklusiven Mattawaldquartier, finden Sie die Ruhe,<br />

welche Sie im Alltag missen. Die harmonische<br />

Kombination aus grosszügig, stilvollem Ambiente<br />

und Wellnesskomfort lässt Ihnen und auch Ihren<br />

Gästen einen Aufenthalt garantiert unvergesslich<br />

werden.<br />

The Luxury Way of Life | 273


Living<br />

274 | <strong>PRESTIGE</strong>


Living<br />

The Luxury Way of Life | 275


Kolumne Jörg Schmittschneider<br />

Wie weit wachsen die Türme?<br />

Was hat das mit der Börse zu tun?<br />

Vor einigen Tagen habe ich einen<br />

spannenden Bericht über die Entstehung<br />

der weltweiten Wolkenkratzer<br />

und deren utopischen, finanziellen<br />

Ausmasse gelesen. Faszinierend und<br />

beängstigend zugleich und von vielen<br />

Fragezeichen begleitet. Wie kann ein<br />

Turm mit einer Höhe von mehr als<br />

800 Metern auf einem sandigen Untergrund<br />

oder sogar auf eigens aufgeschüttetem<br />

Land dauerhaft Bestand haben? Sandkastenburgen<br />

aus Kindertagen liefern den Beweis, dass<br />

Sand nicht gerade die optimale Ausgangslage<br />

für wirklich stabile Gebilde ist. Geschweige denn<br />

vom Wasser, das leichtflüssig den Sand schneller<br />

abträgt, als dem Betrachter vielleicht lieb ist.<br />

Weitaus spannender für mich hingegen sind die<br />

Analogien zwischen Aktienmärkten und den herausragenden<br />

Immobilienprojekten, die immer<br />

wieder festzustellen sind. Ein deutscher Ökonom<br />

hat dieses Phänomen etwas genauer betrachtet<br />

und stellte fest, dass fast täglich neue Rekordnachrichten<br />

über Bauprojekte veröffentlicht werden.<br />

War es «gestern» noch der Burj Khalifa mit<br />

828 Meter Höhe, ist es «morgen» der Kingdom<br />

Tower in Jidda, denn das ambitionierte Ziel ist die<br />

magische Höhe von 1000 Meter. Wenn man die<br />

Psychologie der Börse etwas versteht, lassen sich<br />

spannende Schlüsse daraus ziehen. Warum entwickelt<br />

ein steigender Kurs eine steigende Nachfrage?<br />

Weil keiner von der Party ausgeschlossen<br />

werden will. Genau dieses Motiv sorgt dafür, dass<br />

bei neuen Hochkursen noch mehr Geld in die<br />

Märkte fliesst und auf weitere, steigende Kurse<br />

gesetzt wird.<br />

Aktuell schwemmt eine massive Flut von neuem<br />

Geld in die Märkte und bietet die perfekte<br />

Plattform für irrwitzige Bauprojekte, die mit einer<br />

Einfachheit realisierbar sind und die unter fallenden<br />

Bösen und Finanzbedingungen unmöglich<br />

wären. Die Untersuchung baut darauf auf, dass<br />

die höchsten Gebäude der Welt<br />

immer vor Zeiten wirtschaftlichen<br />

Niedergangs errichtet wurden. Konjunkturzyklen<br />

und der Bau von Wolkenkratzern<br />

korrelieren in einer Art und<br />

Weise, sodass die grössten Investitionen<br />

in Wolkenkratzer getätigt werden,<br />

wenn der Gipfel des Konjunkturzyklus<br />

bereits erreicht ist oder kurz bevorsteht.<br />

Wenngleich Wolkenkratzer und Hochhäuser<br />

immer als ein Anzeichen für den wirtschaftlichen<br />

Boom gelten, sieht der Ökonom darin ein Zeichen<br />

für den Abschwung. Dabei müssten die Kreditgeber<br />

gewarnt sein, denn auf einen Hochhausrekord<br />

folgt nicht selten ein Crash. Nach der Planung der<br />

Rekordbauten des Chrysler-Gebäudes und Empire<br />

State Buildings im New York der 1920er-Jahre<br />

begann die Grosse Depression. Noch während<br />

der Fertigstellung der beiden zu ihrer Zeit rekordverdächtigen<br />

Petronas-Türme im malaysischen<br />

Kuala Lumpur brach 1998 die Asienkrise aus. Und<br />

dann gibt es noch die Baugrube in der heutigen<br />

Pleitemetropole Chicago, der Chicago Spire am<br />

Michigan See, der mit stolzen 610 Metern das<br />

höchste Gebäude Nordamerikas hätte werden<br />

sollen, wurde ein Opfer der Finanzkrise. Was die<br />

Untersuchungen, die einen Zeitrahmen von über<br />

100 Jahren umspannen, ergaben, ist genauso<br />

verblüffend wie der Zusammenhang zwischen<br />

dem Baubeginn und den Aktienmärkten. Eine<br />

Erkenntnis zeigt, dass drei bis fünf Jahre nach den<br />

Baubeginnen die Aktienmärkte um etwa 30 Prozent<br />

tiefer lagen. Als entscheidendes Datum wird<br />

hier der Baubeginn gesehen, da die Finanzierung<br />

meist von sehr optimistischen Aussichten (die<br />

Party ist im Gange) unterstützt wird und damit die<br />

Risikobereitschaft deutlich gesteigert ist.<br />

Das ist Psychologie: Steigen die Kurse, will jeder<br />

ein Partylöwe sein, denn wer hat schon Lust, die<br />

Sause an sich vorbeiziehen zu lassen? Realität<br />

ist, dass jede Party ein Ende hat. Das Schöne ist<br />

aber, eine neue Party ist in Aussicht!<br />

276 | <strong>PRESTIGE</strong>


IHR PORTAL FÜR AUSERLESENE IMMOBILIEN<br />

WWW.<strong>PRESTIGE</strong>HOME.CH<br />

Ihr Partner bei der Finanzierung


275 HAUTE CUISINE AUF SEE<br />

IT’S SEA-TIME<br />

Culinarium<br />

282 BENNY PARTH<br />

ÖSTERREICHS JÜNGSTER HAUBENKOCH<br />

286 FOOD SHORTCUTS<br />

288 STARKOCH DER BRITEN<br />

JAMIE OLIVER<br />

290 FOODBOOKS<br />

SCHMACKHAFTE SCHMÖKER<br />

292 FUSSBALL PASSION<br />

CHAMPAGNER IN BRASILIEN<br />

278 | <strong>PRESTIGE</strong>


HAUTE Cuisine<br />

Auf Hoher<br />

SEE<br />

Keine Frage: Essen ist auf Kreuzfahrtschiffen die<br />

Freizeitbeschäftigung Nummer eins. Allerdings nicht<br />

immer ein echtes Vergnügen. Es gibt jedoch auch<br />

Schiffe, die als schwimmende Luxusrestaurants mit<br />

angeschlossenem 5-Sterne-Resort gelten.<br />

Thomas Hauer<br />

Silversea Cruises


BUON APPE T<br />

B<br />

ei einer Fahrt auf der Silver Spirit hatten wir Gelegenheit, uns von der<br />

kulinarischen Ausnahmestellung der italienischen Luxusrederei zu<br />

überzeugen.<br />

Klein, aber fein<br />

Gerade einmal 500 Passagiere fasst das elegante Flaggschiff der vier Kreuzfahrer,<br />

ein zur Silversea-Flotte zählender Explorer, der uns im geschäftigen<br />

Hafen von Civitavecchia am Pier erwartet. Andere Reedereien bringen auf<br />

Schiffen vergleichbarer Grösse dagegen schon einmal 1 000 Gäste oder<br />

mehr unter. Doch während man sich bei der Konkurrenz schon beim Boarding<br />

im Schlange-Stehen üben muss, werden wir bei Silversea noch vor dem<br />

Check-in mit einem Glas Champagner begrüsst und innerhalb weniger Minuten<br />

direkt zu unserer Veranda-Suite auf Deck 8 gebracht. Das ist bei Silversea<br />

kein besonderer Luxus, sondern Standard, denn die Reederei verfolgt ein<br />

«Suites only»-Konzept. Normale Kabinen gibt es nicht.<br />

Doch dann die erste Enttäuschung, die allerdings nicht wir erleben, sondern<br />

unser Butler Rudolfo, er gehört im Übrigen auch zur Standardausstattung:<br />

Als er kurz nach dem Einchecken dezent an unsere Kabinentür klopft, ha-<br />

ben wir unsere Koffer schon selbst ausgepackt.<br />

Nur durch unser heiliges Versprechen, dass er sie<br />

wenigstens bei unserer Abreise wieder einpacken<br />

darf, lässt er sich beruhigen und serviert alsbald<br />

formvollendet ein Fläschchen eisgekühlten Heidsieck<br />

Monopole. Während wir den goldgelben<br />

Nektar aus edlen Kristallgläsern schlürfen, erklärt<br />

uns Rudolfo die Ausstattung unserer Suite und die<br />

wichtigsten Bordabläufe.<br />

Anschliessend wird es ernst: Wir steuern den Stars<br />

Supper Club an, in dem am Abend normalerweise<br />

zu Live-Jazz Degustationsmenüs im Tapas-Format<br />

serviert werden. Doch jetzt, am Nachmittag<br />

des ersten Reisetages, ist hier die «Reservierungszentrale»<br />

für diverse Restaurants der Silver Spirit<br />

aufgebaut. Schliesslich haben wir nur eine Woche<br />

Zeit. Maitre Gustavo, den wir zwei Tage später als<br />

Sommelier und Gastgeber im exklusiven Silversea<br />

280 | <strong>PRESTIGE</strong>


ITO …<br />

CULINARIUM<br />

Relais & Châteaux-Gourmetrestaurant «Le Champagne» wiederbegegnen,<br />

gibt Insidertipps und liest uns jeden Wunsch von den<br />

Augen ab. Am Ende stellt sich heraus, dass wir bei einer siebentägigen<br />

Kreuzfahrt gerade ein Mal im Hauptrestaurant speisen<br />

werden – alle anderen Abende verbringen wir in Spezialitätenrestaurants<br />

und beim obligatorischen Midcruise-Barbecue auf<br />

dem Pooldeck – eine absolutes Highlight.<br />

Das Ultra-all-inclusive-Konzept<br />

Zum Einstieg haben wir einen Tisch im «The Rocks» oberhalb des<br />

Poolbereichs reserviert. Dort werden am Abend al fresco saftige<br />

Filets und Rumpsteaks aus Nebraska, gewaltige New England<br />

Kalbskoteletts oder Riesengarnelen aus Madagaskar auf glühend<br />

heissen Lavasteinen serviert. Die werden vom Service direkt am<br />

Tisch kunstvoll auf den heissen Stein drapiert und jeder Gast kann<br />

das Ganze so lange brutzeln lassen, bis es seinen persönlichen<br />

Vorlieben entspricht. Dazu gibt es Bearnaise, Pfeffersosse, frische<br />

Steinpilze, Ofenkartoffeln und Gemüsespiesse. Wir entscheiden<br />

uns für das Kotelett, das uns fast die Tränen in die Augen treibt, so<br />

zart, saftig und wohlschmeckend präsentiert<br />

sich das delikate Kälbchen. Vorneweg<br />

ein klassischer Caesar Salad und zum Abschluss<br />

noch ein lauwarmer Apple Pie mit<br />

hausgemachter Vanilleeiscreme und schon<br />

ist der erste Tag an Bord nach einem letzten<br />

Drink in der Panorama Lounge vorbei. In der<br />

Suite dann die entscheidende Frage: Sollen<br />

wir am nächsten Morgen in der Kabine<br />

frühstücken, im Hauptrestaurant à la Carte<br />

ordern oder uns im «La Terrazza» auf Deck<br />

7 am Büffet bedienen? Wir entscheiden uns<br />

für das Büffet. Das Einzige, was man hier<br />

selbst tun muss, ist, sich die kleinen Köstlichkeiten<br />

vom schottischen Räucherlachs<br />

über frische Pastrami, edelste Käsespezialitäten<br />

oder ofenfrisches Brot- und Gebäck<br />

sowie frisches Obst und süsse Beeren<br />

auf den Teller zu laden. Aber selbst<br />

The Luxury Way of Life | 281


CULINARIUM<br />

das nimmt einem das dienstbare Personal auf Wunsch gerne ab. Wer wie wir<br />

selbst zugreift, dem wird von den Servicekräften am Ende aber sofort mit einem<br />

freundlichen, aber bestimmten Lächeln der Teller entwunden und formvollendet<br />

an den Tisch gebracht. Dazu ein Tässchen Illy-Cappuccino oder edler<br />

Ronnefeldt-Tee, frisch gepresster Orangensaft, ein Smoothie, Fitnessdrink oder<br />

Champagner, Eggs Benedict, Eiweisssoufflé oder frisch gebackene Waffeln?<br />

Alles kein Problem und Teil des Ultra-all–inclusive-Konzeptes von Silversea –<br />

freilich auf 5- oder sagen wir mal 6-Sterne-Niveau.<br />

Speisen wie die Götter<br />

Zum Lunch besuchen wir dann das «Seishin». Dieses Spezialitätenrestaurant<br />

auf Deck 4 serviert am Mittag Misosuppe, Sushi, Sashimi und Tempura –<br />

alles vom Chef vor den Augen der Gäste frisch zubereitet. Am Abend verwandelt<br />

sich das Etablissement dann in ein japanisches Spezialitätenrestaurant,<br />

in dem erlesene Degustationsmenüs angeboten werden. Sie bieten von<br />

Kaviar-Sorbet über pochierte Austern, Seeigel, Water Spider Rolls und Soft<br />

Shell Crabs bis Kobe-Beef und werden auf Wunsch von ausgewählten Sake-<br />

Spezialitäten begleitet. Doch bevor es so weit ist, steht am Nachmittag gegen<br />

16 Uhr noch der tägliche High Tea auf dem Programm. Dazu werden kleine<br />

Köstlichkeiten aus der Patisserie und feine Lachs-, Roastbeef-, Ei- und Gurkensandwichs<br />

auf einer Etagere gereicht, die einem Sprüngli in der Züricher<br />

Bahnhofstrasse ernsthafte Konkurrenz machen<br />

könnten. Ausserdem lauwarme Scones mit Clotted<br />

Cream, die jeden Briten in Verzückung versetzen<br />

würden. Der Tee stammt aus der exklusiven<br />

Teestar-Kollektion von Ronnefeldt, die es sonst<br />

nur in handselektierten 5-Sterne-Hotels gibt. Wir<br />

schwören auf den Ti Dung Oolong – schliesslich<br />

soll der schlank machen … Auch hier darf natürlich<br />

das ein oder andere Gläschen Champagner nicht<br />

fehlen. Den ersten Hafen unserer Reise – livorno –<br />

haben wir ob all der Genüsse glatt verpasst. Aber<br />

wer will dieses schwimmende Schlaraffenland<br />

schon freiwillig verlassen?<br />

Der Chef ist eine Frau<br />

An der Spitze der 63-köpfigen Küchenbrigade der<br />

Silver Spirit steht Anne Marie Cornelius, im harten<br />

Kreuzfahrtgeschäft eine absolute Ausnahme. Aber<br />

die sympathische 38-jährige Südafrikanerin führt<br />

die Galley mit einer Souveränität, als wäre sie schon<br />

seit mehreren Jahrzehnten im Geschäft. Bei<br />

282 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

… IT'S SEA-TIME<br />

The Luxury Way of Life | 283


CULINARIUM<br />

einer Tour durch die Eingeweide der Silver Spirit erklärt<br />

sie uns, wie aufwendig es ist, auf einem Schiff<br />

einen dermassen hohen Standard zu halten, wie er<br />

bei Silversea selbstverständlich ist. Im Hintergrund<br />

schwärmt derweil eine ganze Armada von Butlern<br />

und Servicekräften wie ein emsiges Bienenvolk mit<br />

silbernen Tabletts, auf denen sich die Bestellungen<br />

türmen, herum – ein 24-Stunden-Room-Service ist<br />

bei Silversea natürlich ebenfalls obligatorisch und<br />

wie fast alles «complimentary». Apropos Roomservice:<br />

Neben dem Frühstück kann man sich auch<br />

alle anderen Mahlzeiten oder Getränke, die irgendwo<br />

auf dem Schiff angeboten werden, in der Suite<br />

servieren lassen – Gang für Gang. Zu den persönlichen<br />

Favoriten von Anne Marie gehören Ausfüge zu<br />

lokalen Märkten, zu denen sie auch gerne mal eine<br />

kleine Gruppe von Gästen mitnimmt. Dann werden<br />

lokale Spezialitäten probiert und manches, was bei diesen Touren im Einkaufskorb<br />

landet, findet sich am Abend wieder auf der Karte.<br />

Wir haben mittlerweile Nizza hinter uns gelassen und nehmen Kurs auf Menorca.<br />

Heute Abend haben wir im Le Champagne reserviert. Dieses in Kooperation<br />

mit Relais & Châteaux betriebene Luxusrestaurant treibt die kulinarischen<br />

Eskapaden bei Silversea auf die Spitze. Bei Kaviar und Hummersalat, Steinbutt,<br />

Gänseleber, Jakobsmuscheln und Taubenbrust kommen wir endgültig im kulinarischen<br />

Nirwana an. Die auf einer speziellen Connaisseurliste angebotenen<br />

Weine sind so fair kalkuliert, dass manche Flaschen im Laden teurer sind als<br />

an Bord. Wir wählen als Menübegleitung einen herausragenden 1996er Nec<br />

Plus Ultra Champagner von Bruno Paillard, der selbst an Land nur sehr schwer<br />

zu bekommen ist. Aber auch Krug oder Dom Pérignon stehen natürlich auf<br />

der Karte genau wie Château Margaux oder Château Yquem. Wem das alles<br />

ein wenig zu viel ist, wählt dagegen einen Tisch im «La Terrazza». Das verwandelt<br />

sich täglich zur Dinnerzeit in ein veritables Slow-Food-Restaurant, in<br />

dem mit authentischen Slow-Food-Zutaten italienische Küchenkunst auf Top-<br />

284 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

Niveau zelebriert wird. Unbedingt probieren: hausgemachte Pappardelle mit<br />

Enten ragout, ein Signature Dish bei Silversea – besser geht es nicht! Dazu ein<br />

Fläschchen Sassicaia, Ornelleia oder ein Barolo von Gaja und der Abend wird<br />

zum Fest. Als wir uns schliesslich mit Palma der vorletzten Station unserer Reise<br />

nähern, wird es Zeit für das Barbecue – dazu wird das Pooldeck der Silversea<br />

in eine einzige Büffet- und Party-Area verwandelt und unter funkelnden<br />

Sternen gibt es von Sushi bis Spanferkel frisch vom Grill so ziemlich alles, was<br />

einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Nach dem Essen wird das<br />

Deck zu einem Open-Air-Dancefloor und die mehrheitlich amerikanischen Gäste<br />

zeigen den wenigen Europäern an Bord erst einmal, wie man richtig feiert!<br />

Bordsprache ist übrigens Englisch, aber es gibt auch zahlreiche Mitarbeiter an<br />

Bord, die hervorragend Deutsch sprechen.<br />

Völlerei mit Folgen …<br />

Mittlerweile haben ich und meine Begleitung zusammen schon fast drei Kilo<br />

zugelegt – trotz morgendlicher Joggingrunden um das Oberdeck und ausgiebigen<br />

Besuchen im bordeigenen Fitnesscenter. Zum Glück bietet der<br />

exklusive Silversea Spa auch effektive Slimming Treatments.<br />

Der letzte Hafen unserer Reise ist schliesslich Barcelona, wo wir über Nacht<br />

am Kai bleiben und uns einen ganzen Vormittag über den wahrscheinlich<br />

schönsten Markt Europas, die Boqueria, treiben<br />

lassen. Als würdigen Schlussakkord besuchen wir<br />

schliesslich doch noch das elegante Hauptrestaurant<br />

der Silver Spirit und bei gratinierten Escargot,<br />

zarten Tournedos Rossini, Dover Sole und himmlisch<br />

leichter Panna Cotta mit Flugmango kommt<br />

ein wenig Wehmut auf. Doch wir sind sicher: Das<br />

war nicht unsere letzte Reise an Bord der Silver<br />

Spirit – schliesslich lässt sich das Erlebnis noch<br />

toppen. Exklusiv bietet Silversea in 2<strong>01</strong>4 spezielle<br />

Wein- und Culinary Voyages mit international renommierten<br />

Guest Chefs an, die Kochkurse an<br />

Bord durchführen. Ausserdem gibt es in Kooperation<br />

mit Slow Food und Relais & Château exklusive<br />

Pre- und Post-Cruise-Programme mit kulinarischem<br />

bzw. Wein-Schwerpunkt.<br />

Ach ja, wir haben Rudolfo natürlich doch noch<br />

glücklich gemacht. Einen ordentlicher gepackten<br />

Koffer haben wir noch nie gesehen! Chapeau!<br />

Deshalb: Leinen los!


CULINARIUM<br />

Der Küchenwunderknabe<br />

Benny Parth<br />

Im Land der<br />

Haubenköche<br />

Zwei Hauben von «Gault Millau», vier Sterne von «À la carte» und drei Löffel vom<br />

«Schlemmeratlas» bestätigen die wunderbare Kochkunst Benjamin Parths.<br />

Yvonne Beck<br />

Benjamin Part beschreibt seinen Kochstil als «leicht, neu, puristisch». Im Bild: Lamm – Artischocke – Aubergine – Bohnen. © highendFOOD.org<br />

286 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

Die Tourismusregion Paznaun-Ischgl in Tirol – nur drei Autostunden<br />

von Zürich entfernt – ist bekannt als das österreichische Eldorado<br />

der Spitzengastronomie und -hotellerie. Vom Paznauner Schafl über<br />

traditionellen Bergkäse werden heimische Gusto stücke in Szene gesetzt,<br />

um Besuchern aus aller Welt lukullische Besonderheiten zu bieten. Ein<br />

Highlight der Region ist das Gourmet-Restaurant Stüva im Herzen von Ischgl.<br />

Gaumengenüsse auf höchstem Niveau werden hier von Benjamin Parth,<br />

Österreichs jüngstem Haubenkoch, auf die Teller gezaubert. Seine Rezepte<br />

von bodenständig bis ausgefallen finden in Gourmetkreisen höchste Anerkennung.<br />

<strong>PRESTIGE</strong> traf Benny Parth, in seinem Gourmetrestaurant Stüva<br />

im Hotel Ysclaund und sprach mit ihm über die Tiroler Küche, die Macht der<br />

Sossen und dem Purismus in der Küche.<br />

Das Gericht «Jakobsmuschel in Champagner mit Lauch und Kaviar»<br />

bezeichnet die Gault Millau Redaktion 2<strong>01</strong>2/13 als «ein bemerkenswertes<br />

Zitat der französischen Klassik». ©: YSCLA Stüva/Gerhard Berger<br />

Weltoffen, frech und nicht alltäglich, garniert mit<br />

einer kräftigen Brise Fantasie, so lässt sich das<br />

Erfolgsrezept von Benjamin Parth kurz und bündig<br />

auf den Punkt bringen. © Hotel YSCLA<br />

The Luxury Way of Life | 287


CULINARIUM<br />

Steinbutt – Curry – Taschenkrebs – Bohnen © YSCLA Stüva/Gerhard Berger<br />

288 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

: In so jungen Jahren mit zwei Hauben<br />

ausgezeichnet zu werden ist eine grosse Ehre.<br />

Aber übt es nicht auch einen gewissen Druck auf<br />

Sie aus, dieses Niveau zu halten?<br />

Ich empfinde das nicht als Druck, ich sehe das viel eher als<br />

Ansporn, mich immer weiter zu verbessern.<br />

Von wem haben Sie das Kochen gelernt?<br />

Ich kann nicht eine bestimmte Person nennen. Ich habe eigentlich<br />

auf meinen verschiedenen Stationen durch Europa<br />

von jedem etwas mitgenommen.<br />

Mit welcher Art von Küche sind Sie grossgeworden?<br />

Gibt es besondere Einflüsse, die sich in Ihrer<br />

Küche heute wiederfinden?<br />

Aufgewachsen bin ich natürlich mit einfacher, aber ehrlicher<br />

Tiroler Hausmannskost. Auf Reisen hat mich mein<br />

Vater schon in jungen Jahren in exzellente Restaurants<br />

mitgenommen, hier habe ich auch meine Leidenschaft fürs<br />

Kochen und gute Essen entdeckt.<br />

Auch als Koch muss man sich zuerst einmal<br />

«erfinden». Woher nehmen Sie die Inspirationen<br />

für Ihre Küche?<br />

Ich finde meine Inspiration in der Natur, beim Snowboarden<br />

und auf Reisen.<br />

Ist es schwer, sich in so jungen Jahren bei älteren<br />

Kollegen durch zusetzen?<br />

Eigentlich nicht, da jeder Kollege weiss, wie viel Arbeit dahintersteckt.<br />

Was ist das Besondere an der Tiroler Küche? Und<br />

was denken Sie, warum steht hier die Wiege so<br />

vieler Top-Köche?<br />

Die Tiroler Küche ist eine wirklich authentische Küche. Ich<br />

denke, das macht sie so besonders.<br />

Was zeichnet die Speisekarte des Stüva aus?<br />

Unser Restaurant ist in Ischgl – inmitten einer wunderbaren<br />

Alpenlandschaft, die viel hergibt. Wir bieten nur absolut<br />

marktfrische Speisen an.<br />

Ihre Küche wird gerne als klassisch und puristisch<br />

beschrieben? Bedeutet das so viel wie<br />

«weniger ist mehr»? Was genau bekomme ich im<br />

Stüva auf den Teller?<br />

Wir verzichten komplett auf Spielereien und bei uns wird<br />

nur das auf dem Teller serviert, was man auch essen kann.<br />

Häufig verzichten Sie sogar auf Beilagen. Warum?<br />

Damit der Gast auch nach einem grossen Menü nicht übersättigt<br />

aufsteht. Teilweise reicht ein Fisch mit einer dazu<br />

korrespondierenden Sosse.<br />

Benjamin Parth verbindet in seinen Kreationen Internationalität mit seinen<br />

Tiroler Wurzeln. Im Bild ein «Parth-Klassiker»: Seesaibling auf Erdäpfelpüree mit<br />

Enzianschaum. © highendFOOD.org<br />

Wie wichtig sind Sossen für Sie und Ihre Küche?<br />

Die Sossen sind in meiner Küche das Wichtigste. In die Sosse wird die meiste Zeit und viele<br />

erstklassige Zutaten investiert.<br />

Was macht eine wirklich gute Sosse aus?<br />

Dass sie schmeckt. (Lacht.)<br />

Welche «Kochmode» können Sie gar nicht nachvollziehen?<br />

Kochtechnisch bin ich für alles offen. Ob ich Insekten essen muss, weiss ich nicht.<br />

Sie sind der jüngste Haubenkoch Österreichs und haben in jungen Jahren<br />

schon sehr viel erreicht. Was wünsche Sie sich für Ihre Zukunft?<br />

Dass ich gesund bleibe.<br />

Bleiben Sie Ischgl erst einmal treu oder zieht es Sie in die grosse weite Welt<br />

hinaus?<br />

Momentan bleibe ich in Ischgl, weil ich hier alles habe, was ich brauche.<br />

Kochen ist für Sie in drei Worten …<br />

Sauberkeit, viel Arbeit, Leidenschaft.<br />

Ihre Galgenmahlzeit (Lieblingsgericht) wäre…<br />

Die Ente von Philippe Rochat.<br />

The Luxury Way of Life | 289


Wermut aus Italien<br />

Der Riserva Carlo Alberto Vermut ist ein<br />

ausgezeichnetes Produkt, einzigartig in der<br />

Welt, aufgrund seltener Zutaten und traditioneller<br />

Herstellungsmethoden, welche Erfahrung,<br />

Fähigkeiten und Genauigkeit erfordern<br />

sowie eine lange Verarbeitungszeit. Ausgehend<br />

vom Wein als Basis, muss dieser von<br />

hoher Qualität sein. Gemäss dem Rezept<br />

aus dem Jahr 1837 wird DOGC Asti Muscat<br />

und DOGC Caluso Erbaluce verwendet.<br />

Letzterer in nur noch sehr begrenzten Mengen<br />

erhältlich und schwierig zu finden. Zu<br />

diesem hervorragenden Grundstoff werden<br />

43 botanische Ingredienzien beigefügt: ausgewählte<br />

Kräuter, Beeren, Gewürze, Blumen<br />

und Früchte. Dieser Wermut kann als Aperitif<br />

oder als Zutat in exzellenten Cocktails<br />

getrunken werden.<br />

Shortcut<br />

Food<br />

Rum aus Guadeloupe<br />

Rhums Agricoles aus dem Hause Damoiseau<br />

erfuhren ein Re-Design. Die exzellenten Rhums<br />

aus der grössten Destillerie Guadeloupes präsentieren<br />

sich in neuem Outfit. Der Damoiseau<br />

3 ans heisst neu Damoiseau VO und der Damoiseau<br />

Réserve Spéciale heisst Damoiseau VSOP.<br />

Der Damoiseau XO behält seine Bezeichnung<br />

in neuem Outfit. Seit 1942 erzeugt die Familie<br />

Damoiseau – Eigentümerin der Rumbrennerei<br />

Bellevue – nach alter Tradition der französischen<br />

Antillen hochwertige Rhums Agricole. Die Rumbrennerei<br />

Bellevue, die sich auf Guadeloupe in<br />

der Gemeinde Moule inmitten der Zuckerrohrpflanzungen<br />

von Grande-Terre befindet, wird von<br />

einem Mosaik an Pflanzungen umgeben. Tausend<br />

Pflanzer bauen dort Zuckerrohr an und schneiden<br />

ein Produkt mit hohem Zuckergehalt und starkem<br />

aromatischem Potenzial.<br />

Erste Rumbrennerei in Key West<br />

In der Stadt am südlichsten Ende der<br />

Florida Keys können Besucher täglich von<br />

10 bis 18 Uhr die hochprozentigen Tropfen<br />

verkosten. Ab 17 Uhr führt Besitzer Paul<br />

Menta Interessierte persönlich<br />

durch seine Destillerie. Skurrile<br />

Geschichten über die ru(h)<br />

mreiche Vergangenheit der<br />

Florida Keys gehören dabei<br />

zum Programm. Die Key West<br />

First Legal Rum Distillery, so<br />

der offizielle Name, ist in einer<br />

ehemaligen Coca-Cola-Fabrik<br />

untergebracht, in der sich zuvor<br />

ein Saloon aus der Zeit vor der<br />

Prohibition befand. Bereits im<br />

Jahr 1900 war dieser als Jack’s<br />

Saloon bekannt. Zu den Spezialitäten<br />

der Destillerie gehören<br />

der Vanilla Rum & Coke Drink<br />

ebenso wie lokale Delikatessen,<br />

die im angrenzenden Laden<br />

verkauft werden, wie beispielsweise<br />

der beliebte Key Lime Pie.<br />

290 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Spirit of Grenada<br />

Westerhall Estate AG ist ein privates Unternehmen von Grenada, gegründet im Jahre 1966. Vor<br />

der offiziellen Registrierung galt es als landwirtschaftliches Anwesen von 951 Hektar, bepflanzt mit<br />

Zuckerrohr, Bananen und Kakao. Stets befand sich auf dem Gelände eine kleine Brennerei und einige<br />

Zuckerrohrpressen aus dem 1700er. Heute liegt das Augenmerk auf dem Blenden und Abfüllen von<br />

Rum. Der Westhall Vintage Rum reift mindestens 10 Jahre, um einen sanften, ausgewogenen Premiumrum<br />

zu erhalten. Der Plantation Rum reift acht Jahre und ist ein reizvoller leichter Rum mit einzigartigem<br />

Charakter. Westerhall Super Light, gereift in Eichenholzfässern, wurde für Cocktails kreiert, denen er<br />

eine markante und doch angenehme Aromatik verleiht.<br />

Rückkehr zu<br />

den Wurzeln<br />

Burn Stewart führt die für den Black Bottle<br />

in seinen Anfangszeiten charakteristische<br />

schwarze kolbenförmige Flasche wieder ein,<br />

welche die ursprüngliche Inspiration hinter<br />

dem Black Bottle Namen war, während<br />

der Whisky neu entwickelt wurde,<br />

um mehr im Einklang zu sein mit<br />

dem Originalrezept der Grahams<br />

Brüder aus dem Jahr 1879. Der<br />

neue Black Bottle ist die Kreation<br />

des Master Blenders Gordon<br />

Graham. Das Bouquet beeindruckt<br />

mit einer berauschenden<br />

Mischung aus Aromen – aus<br />

frischen floralen Düften bis hin<br />

zu den tiefsten Holznoten, viel<br />

Würze mit feinstem, torfigem<br />

Rauch.<br />

www.blackbottle.com<br />

Bester Sherry aus Spanien<br />

1847 liess sich die Familie Lustau, ursprünglich<br />

aus Südfrankreich stammend, in Jerez nieder und<br />

gründete 1896 die heute bekannte Firma Emilio<br />

Lustau SA. Das Haus Lustau ist berühmt für seine<br />

exzellenten Sherrys und ist die einzige Bodega,<br />

welche Bestände von Sherrys in den drei Städten<br />

der Herkunftsregionen hat: in Jerez de la Frontera,<br />

Puerto de Santa María und Sanlúcar de Barrameda.<br />

Lustau besitzt 170 Hektar eigene Weinberge in<br />

der DO mit Palomino Reben, Moscatel und Pedro<br />

Ximénez. Die verschiedenen Sherries reifen bis zu<br />

30 Jahre in den eigenen Soleras. Lustau wurde als<br />

«The Best Spanish Wine Producer» an der IWSC<br />

und fünf Mal in Folge als «Best Fortified Winemaker»<br />

an der IWC ausgezeichnet.<br />

www.lustau.es<br />

The Luxury Way of Life | 291


Der Starkoch der Briten<br />

Jamie Oliver<br />

«The Naked Chef» machte ihn weltberühmt. Seine<br />

Sendungen laufen in 50 Ländern der Erde, von<br />

Südkorea bis Nordamerika. Er hat mehr als acht<br />

Millionen Kochbücher verkauft und fast jedes Jahr<br />

kommt ein neues hinzu. Er holt junge Arbeitslose<br />

von der Strasse und lässt sie in seinen Restaurants<br />

zu Profi-Köchen und Catering-Fachleuten<br />

ausbilden. Daher heisst eins seiner bekanntesten<br />

Restaurants auch «Fifteen». Alljährlich werden 15<br />

Azubis eingestellt. «Cheeky Chops» ist der Name<br />

für diese von ihm ins Leben gerufene Stiftung. Ein<br />

Drittel der Jugendlichen waren schon in der Jugendstrafanstalt<br />

oder als Strassenkinder bekannt.<br />

Jamie Oliver gibt ihnen die Chance auf eine neue<br />

Zukunft. All das macht ihn vielleicht nicht zum besten,<br />

aber beliebtesten Koch der Welt.<br />

3<br />

Fragen<br />

Hören Sie beim Kochen Musik?<br />

Ja, normalerweise höre ich jedoch ziemlich depressive,<br />

melancholische Musik. Coldplay läuft recht häufig.<br />

Warum engagieren Sie sich so sehr für gesünderes<br />

Essen an englischen Schulen?<br />

Mich regt es einfach auf, was für ein Junk Food unseren<br />

Kindern täglich vorgesetzt wird. Eine schlechte Ernährung<br />

verändert das Verhalten der Kinder, sie werden hyperaktiv<br />

oder adipös. Es kann doch nicht sein, dass wir, die es besser<br />

wissen sollten, unseren Kindern so etwas antun.<br />

Sie würzen sehr gerne und viel. Mögen Sie es<br />

gerne scharf?<br />

Oh ja, ich liebe Chili. Ich bin süchtig danach. I’m a spicy<br />

boy. Chili versetzt mich in einen Rauschzustand. Andere<br />

nehmen Drogen, ich beisse in Chili. Das setzt meine Endorphine<br />

frei. Körpereigene Drogen sind besser als der ganze<br />

andere Mist.<br />

«Kochen ist eine lebenswichtige Fähigkeit,<br />

die wir verloren haben.»<br />

292 | <strong>PRESTIGE</strong>


Leider war ein interessent<br />

vor ihnen da.<br />

das macht nichts. jetzt<br />

online abonnieren.<br />

<strong>PRESTIGE</strong>MAG.CH<br />

Abonnieren Sie jetzt «<strong>PRESTIGE</strong>» für nur CHF 39.– im Jahr,<br />

erhalten Sie als besonderes Dankeschön,<br />

eine Ausgabe des Wohnen & Design Magazins «sweethome»,<br />

des Motion-Magazins «VECTURA» oder eine Ausgabe des<br />

Travel Magazins «IMAGINE» KOSTENLOS.


Schatzkästchen für<br />

die Gesundheit<br />

Die Acht ist in China eine heilige Zahl, die für Reichtum und<br />

Fülle steht. Und auch die traditionelle chinesische Medizin<br />

kennt acht wahrhafte «Schätze», die auf genussvolle Weise<br />

Gesundheit und ein langes Leben fördern: Soja, Ingwer, Knoblauch,<br />

Pilze, Rettich, Chinakohl, Zwiebeln und Sesam. Ihre<br />

Heilwirkungen sind vielfältig: Ein stabiles Immunsystem, makellose<br />

Haut, gute Nerven oder Vitalität bis ins hohe Alter sind nur<br />

einige davon. Von jeher widmen sich die Chinesen mit grosser<br />

Leidenschaft und Akribie dem Sammeln, Weitergeben und Verbessern<br />

von wirksamen Rezepten. Die besten von ihnen haben<br />

die Autorinnen jetzt in diesem kleinen Ratgeber versammelt.<br />

Die acht Schätze der chinesischen Heilküche<br />

Susanne Hornfeck & Nelly Ma<br />

Culinarium Books<br />

Töpfe machen schwach<br />

Namhafte Frauen gewähren einen intimen Blick in das «Herz»<br />

ihrer Schlösser, Villen und Lofts: in ihre Küchen! Und geben<br />

exklusiv ihre Küchengeheimnisse preis. Warum hängt bei der<br />

Herzogin ein Rauchmelder über dem Backofen? An wessen<br />

Herd begann die grosse Liebe? Die Küche als Mittelpunkt<br />

des Familienlebens, als Ort des Rückzugs oder als Platz<br />

für kreative Fantasien – in diesem Buch erfährt der Leser<br />

ganz persönliche Küchengeschichten von Prominenten und<br />

aussergewöhnlichen Frauen, die berühren und einfach nur<br />

schmunzeln oder staunen lassen. Zusätzlich verrät jede<br />

Dame ihr Lieblingsrezept, das in pompöser Schlossküche,<br />

puristischer Loftküche oder bunter Landhausküche selbst<br />

zubereitet wurde.<br />

Caravan Cooking<br />

Der übliche Speiseplan beim Urlaub im Caravan oder Wohnwagen<br />

besteht oftmals aus Dosenravioli, Tütensuppe und Spaghetti mit<br />

Tomatensosse. Doch es geht auch ganz anders! Monica Rivron,<br />

selbst leidenschaftliche Camperin und Köchin, hat Rezepte<br />

gesammelt, die die ganze Familie begeistern und schnell und<br />

einfach umzusetzen sind. Das Spektrum reicht von Picknicks<br />

über Snacks und Salate bis hin zu Hauptgerichten und sogar zu<br />

Backrezepten für regnerische Tage. Dazu gibt es Tipps, was in<br />

keiner Caravan-Küche fehlen darf, und Ratschläge zu Einkäufen<br />

auf lokalen Märkten.<br />

Küchengeflüster<br />

Prominente<br />

Frauen erzählen<br />

Geheimnisse<br />

rund um den Herd<br />

Christina König<br />

Knesebeck Verlag<br />

Mein Caravan-Kochbuch<br />

köstlich, einfach, schnell<br />

Monica Rivron, Knesebeck Verlag<br />

294 | <strong>PRESTIGE</strong>


Kochen im Big Apple<br />

Daniel Humm, Drei-Sterne-Koch im besten Restaurant der USA, dem<br />

«Eleven Madison Park» in Manhattan, führt uns zusammen mit seinem<br />

Geschäftspartner Will Guidara zu den Genüssen, den Produkten und der<br />

kulinarischen Geschichte von New York. Statt auf der ganzen Welt nach den<br />

ausgefallensten und teuersten Produkten zu fahnden und die Inspiration andernorts<br />

zu holen, kocht Daniel Humm in seinem Restaurant heute mehrheitlich<br />

mit dem, was die Region um New York an kulinarischen Genüssen hergibt.<br />

Dabei sollen beliebte New Yorker Klassiker nicht fehlen, etwa Manhattan<br />

Clam Chowder, New York Cheesecake oder Bloody Mary. Das ultimative<br />

Kochbuch für alle New-York-Fans!<br />

I love New York<br />

Will Guidara, Daniel Humm<br />

AT Verlag<br />

Best Meat<br />

Ob Kalb, Rind, Lamm oder Schwein: In diesem Buch<br />

erklärt der Pariser Spitzen-Metzger Hugo Desnoyer,<br />

welche die besten Stücke sind, und vor allem verrät<br />

er uns in 88 Rezepten, wie man diese am besten<br />

zubereitet. Seine mit wenigen Zutaten und Gewürzen<br />

auskommenden Rezepte unterstützen die Qualität<br />

des Fleisches und überzeugen durch ihre einfache<br />

Raffinesse.<br />

Ausgewählte Stücke<br />

Die besten Rezepte eines passionierten Metzgers<br />

Hugo Desnoyer<br />

Knesebeck Verlag<br />

150 Jahre Kolonialwaren<br />

Das traditionsreiche Kolonialwarengeschäft H. Schwarzenbach<br />

im Zürcher Oberdorf, 1864 von Heinrich<br />

Schwarzenbach I. gegründet, wird heute in fünfter<br />

Generation von Heini Schwarzenbach V. geleitet. Die<br />

Geschichte des bekannten Delikatessengeschäftes an<br />

der Züricher Münstergasse ist eng mit der Entwicklung<br />

der Markt und der Kochgeschichte der Stadt verbunden.<br />

In diesem Buch setzen sich zehn renommierte Zürcher<br />

Köche mit der Tradition der lokalen Küche und ihrer<br />

Entwicklung bis heute auseinander. Erzählt wird zudem<br />

über den Handel mit Gewürzen, Tee, Kaffee, Dörrfrüchten<br />

und anderen lokalen wie exotischen Delikatessen,<br />

welche die Zürcher Küche nachhaltig beeinflusst haben.<br />

H. Schwarzenbach – Das Zürcher Kochbuch<br />

Dominik Flammer, Sylvan Müller<br />

AT Verlag<br />

The Luxury Way of Life | 295


CULINARIUM<br />

Wo Fussball<br />

schon lange<br />

Passion War<br />

… oder wie der Champagner<br />

nach Brasilien kam.<br />

Fiorina Springhetti<br />

© D. Cabrelli<br />

Die FIFA-Flasche<br />

Krypta-Keller. © Louis Teran<br />

Pierre-Emmanuel Taittinger<br />

Dass Champagne Taittinger nun als offizieller<br />

Champagner der FIFA weltweit<br />

in mehr als 150 Ländern ausgeschenkt<br />

wird, erfüllt die Familie mit Stolz. Denn bereits in<br />

der Vergangenheit hat sich das Familienunternehmen<br />

stark für den regionalen Fussball engagiert.<br />

Champagner meets FIFA<br />

Pierre-Emmanuel Taittinger erinnert sich, es sei<br />

am 6. Juni 1959 das erste und einzige Mal gewesen,<br />

als es ihm erlaubt wurde, das Spiel Real<br />

Madrid gegen Stade de Reims im Fernsehen zu<br />

schauen. Sein Vater, damaliger Bürgermeister von<br />

Reims, setzte den Ball in diesem wichtigen Finale. Zwar verlor ihr Heimclub<br />

Reims, doch die Emotionen des Spiels und die Leidenschaft blieben Pierre-<br />

Emmanuel Taittinger bis heute in Erinnerung. Viele Werte hätten der Champagner<br />

und die FIFA gemein, so Pierre-Emmanuel, sei es die Leidenschaft, das<br />

Feiern, die Freude an den Emotionen oder die Geselligkeit.<br />

So zeigt sich dann auch die FIFA-Bottle im prächtigen Gewand und wie<br />

es sich für brasilianische Verhältnisse gehört, darf das Grün und Gold<br />

selbstverständlich nicht fehlen. Die limitierte Sonderedition der FIFA-<br />

Bottle präsentiert sich mit einem beeindruckenden 3D-Label und einer<br />

aufwendig gestalteten Geschenkbox in Weiss, Grün und Gold. Ähnlich<br />

der «Bubble»-Packaging-Verpackung, welche 2<strong>01</strong>2 als Carton of the Year<br />

ausgezeichnet wurde.<br />

296 | <strong>PRESTIGE</strong>


RESTAURANT<br />

Mo-Sa 12.00-24.00 Uhr<br />

Reservationen Tel. 044 448 11 44<br />

AURA BAR & SmokeR’S LoUnge<br />

Die AURA Bar & Lounge lädt zum Verweilen<br />

ein und lässt bezüglich Cocktail- und<br />

Zigarrensortiment sowie Ambiente keine<br />

Wünsche offen.<br />

Mo bis Sa 14.00-24.00 Uhr<br />

AURA eventSAAL<br />

Der multifunktionelle Saal setzt neue<br />

Massstäbe bezüglich Event-Flexibilität,<br />

Visualisierungsmöglichkeiten, technischer<br />

Ausstattung und gastronomischem Angebot.<br />

kontAkt<br />

Unser kompetentes und erfahrenes Team<br />

unterstützt Sie bei der Organisation und der<br />

Gestaltung Ihres Anlasses.<br />

Ihr Kontakt für Bankett- & Eventanfragen:<br />

Renate Blaser<br />

Tel. 044 448 11 44, rb@aura-zurich.ch<br />

AURA | RESTAURANT | BAR & SMOKER’S LOUNGE | EVENTSAAL | CLUB<br />

BLEIChERWEG 5, ZURICh | WWW.AURA-ZURICh.Ch


KOLUMNE DJ Antoine<br />

Das Leben ist zu kurz,<br />

um schlechten<br />

Champagner zu trinken<br />

Sicherlich hat so manch einer unter<br />

uns auch in diesem Jahr wiederum<br />

den Vorsatz gefasst, sich gesünder<br />

oder bewusster zu ernähren, um fitter<br />

zu werden oder ein paar Kilos abzunehmen.<br />

Doch ganz ehrlich, was gibt<br />

es Schöneres, als sich nach geleisteter<br />

Arbeit oder zum Abschluss eines<br />

schönen und ereignisreichen Tages<br />

mit einem Gläschen edlen Champagner zurückzulehnen<br />

und den Gaumen mit Köstlich keiten<br />

zu verwöhnen. Ich denke hierbei zum Beispiel<br />

gerade an Jamon de Pata Negra, hauchdünn<br />

geschnittenen Bresaola und sechs Jahre gereiften<br />

Parmesan, ein hervorragend zubereitetes<br />

Chateaubriand mit einer luftig geschlagenen<br />

Sauce Béarnaise und zart gedünstetem Gemüse<br />

oder eine Seezunge auf Blattspinat mit Frühlingskartoffeln<br />

... Und, ist Ihnen beim einen oder<br />

anderen Gedanken an Ihre Leibspeisen auch das<br />

Wasser im Munde zusammengelaufen?<br />

Essen und Trinken gehören zu unseren Grundbedürfnissen,<br />

ohne die wir nicht überlebens- und<br />

leistungsfähig sind. Wir haben das grosse Glück,<br />

dass uns Essen und Trinken uneingeschränkt<br />

und in einer unglaublichen Vielfalt zur Verfügung<br />

steht. Längst ist es eine Selbstverständlichkeit<br />

geworden, der wir leider oft nicht mehr die entsprechende<br />

Wertschätzung beimessen. Dabei<br />

müssen wir nicht einmal sehr weit über unsere<br />

Grenze blicken und treffen vor allem in ländlichen<br />

Gebieten auf Menschen, die sich ihre Lebensmittel<br />

bewusst einteilen müssen.<br />

Auch vergessen wir oft in einem von Terminen<br />

und Projekten verplanten Alltag, unsere Mahlzeiten<br />

bewusst zu wählen, in Ruhe zu speisen sowie<br />

unsere Sinne richtig einzusetzen. Wo bleibt hier<br />

der Genuss und das Gefühl der Entspannung,<br />

das Trinken und Essen mit sich bringt, ganz abgesehen<br />

natürlich von der richtigen Begleitung?<br />

Von Haus aus kann ich mich als Gourmet und<br />

leidenschaftlicher Koch bezeichnen. Ich achte<br />

bei meinen Lebensmitteleinkäufen sehr stark auf<br />

die Qualität und die Herkunft der Produkte, sei<br />

es, dass ich saisonales Bio-Gemüse<br />

und -Früchte frisch vom Markt oder<br />

Fleisch direkt beim Hausmetzger<br />

einkaufe, nur auch schon, um<br />

regionale Anbieter zu unterstützen.<br />

Auch bei der Wahl eines Getränks,<br />

egal, ob edler Champagner, einen<br />

im Barrique-Fass gereiften Wein<br />

oder mineralhaltiges Tafelwasser,<br />

nur das Beste ist gut genug, um den Genuss<br />

des Essens und Trinkens zu vervollkommnen.<br />

Bei mir zu Hause kommen ausschliesslich frisch<br />

zubereitete, gesunde Speisen auf den Teller. Auf<br />

meinen vielen Reisen lege ich ebenso Wert auf<br />

«Von Haus aus kann ich mich als Gourmet<br />

und leidenschaftlicher Koch bezeichnen»<br />

eine hochwertige und ausgewogene Ernährung.<br />

Obschon mir stets ein voller Kalender im Nacken<br />

sitzt, nehme ich mir im Restaurant ganz bewusst<br />

Zeit und lasse mich gerne beraten, welche<br />

landesspezifischen Spezialitäten sie empfehlen,<br />

die ich dann gerne auch probiere. Natürlich ist<br />

mir auch mein Gegenüber wichtig. Ganz salopp<br />

gesprochen: Eine Frau kann noch so schön und<br />

attraktiv sein, wenn sie das hochkarätige Dinner<br />

nicht zu schätzen weiss, ist der Genuss um ein<br />

Vielfaches kleiner.<br />

Manchmal bin ich wirklich erstaunt, feststellen zu<br />

müssen, dass genau beim Konsum von hochwertigen<br />

und exklusiven Speisen und Getränken<br />

immer wieder gespart wird, obschon viele unter<br />

uns es sich leisten könnten. Oder aber, hat<br />

es nicht bei jedermann denselben Stellenwert?<br />

Nehmen Sie sich wieder mehr Zeit, das<br />

Essen und Trinken zu geniessen! Gönnen Sie<br />

sich zwischendurch eine exklusive Flasche<br />

Champagner oder einen edlen Tropfen Wein und<br />

verzichten Sie nicht auf gutes Essen. In Massen<br />

genossen ist es nicht nur gesund, sondern auch<br />

Balsam für die Seele und eine Reise der Sinne.<br />

Wie gesagt, das Leben ist zu kurz, um schlechten<br />

Champagner zu trinken!<br />

298 | <strong>PRESTIGE</strong>


presents<br />

top events of Switzerland<br />

297 MONTREUX JAZZ FESTIVAL<br />

IT’S JAZZ-TIME<br />

302 ART BASEL<br />

DIE KÖNIGIN DER KUNSTMESSEN<br />

300 | <strong>PRESTIGE</strong>


It’s Jazztime<br />

Das Montreux Jazz Festival, das 1967 durch claude Nobs ins Leben<br />

gerufen wurde, ist im laufe der Zeit ein unumgängliches Erlebnis für Musikliebhaber<br />

aus der Schweiz und dem Ausland geworden. Von Miles Davis über<br />

Ray Charles, von David Bowie über Prince – all die grossen Namen standen<br />

schon auf den verschiedenen Bühnen des Festivals.<br />

Lilly Steffen<br />

© 2008 FFJM - Lionel Flusin


Top Events Of Switzerland<br />

Auch wenn der Jazz für den Ursprung<br />

des Festivals steht, konnten sich andere<br />

musikstile, dank der gegenseitigen Neugierde<br />

und des Enthusiasmus, schnell<br />

einen Platz schaffen. Mit seiner vielseitigen und<br />

originellen Musikauswahl bietet das Montreux<br />

Jazz Festival während zwei Wochen eine optimale<br />

Pattform für Musiker in einem intimen Rahmen.<br />

Als David Bowie während eines der eindrücklichsten<br />

Konzerte der Geschichte des Montreux Jazz<br />

Festivals sein Publikum zu sich nach Hause einlud,<br />

fasste er, ohne es zu wissen, den Geist des Festivals<br />

besser zusammen, als es je jemandem vor<br />

ihm gelungen war. An diesem Konzertabend im<br />

Juli 2002 drängte das Publikum, gebannt durch so<br />

grosse Virtuosität, den Künstler dazu, sich selbst<br />

zu vergessen. Er wähnte sich daheim. Das Auditorium<br />

Stravinski war zu seinem Zuhause geworden<br />

und die Zuschauer waren in der Tat eingeladen,<br />

den Abend in seiner Gesellschaft zu verbringen.<br />

Das Erleben der Musik<br />

Selbst wenn das Montreux Jazz Festival im Laufe<br />

der vierzig Jahre seiner Existenz nicht nur Konzertabende<br />

solchen Charakters erlebt hat, war das<br />

Ziel Claude Nobs’ und seiner Nachfolgeteams seit<br />

jeher, solche Abende ins Leben zu rufen. Im Vordergrund<br />

steht dabei das Erleben der Musik, nicht<br />

nur ihr Konsum. Denn auch wenn, glücklicherweise,<br />

niemand über solche Magie frei verfügen kann,<br />

ist es doch möglich, ihr einen Rahmen zu geben,<br />

der ihr Erscheinen begünstigt. Der Fall von David<br />

Bowie ist nur ein Beispiel. PJ Harvey, Tori Amos,<br />

B. B. King oder Miles Davis, unter vielen anderen,<br />

haben dem Publikum das aussergewöhnliche Geschenk<br />

gemacht, sich ihm ganz hinzugeben, statt<br />

«nur» ein Konzert zu geben.<br />

Selbst das Umfeld der Veranstaltung stellt ein<br />

rares Schmuckkästchen dar und begünstigt ein<br />

Gefühl der Vertrautheit. Seit der Entstehung 1967<br />

profitierte das Festival von seiner idealen Lage. Die<br />

kleine Stadt, Lieblingsdestination der Engländer im<br />

19. Jahrhundert, steckt mit den Füssen im Genfersee<br />

und mit dem Kopf in den Bergen und hat<br />

die Sonne als Schutzengel. Nur wenige Durchreisende<br />

können der Versuchung widerstehen, einen<br />

© 2<strong>01</strong>1 FFJM - Lionel Flusin<br />

Moment innezuhalten, um Montreux zu geniessen. Die Teilnehmer des Fernsehwettbewerbs<br />

«La Rose d’Or» schätzten die Ortschaft ganz besonders. Es<br />

fehlte nur noch eine geeignete Abendunterhaltung.<br />

Die Liebe zur Musik<br />

Ein Mitarbeiter des Tourismusbüros wurde damit beauftragt. Ein gewisser<br />

Claude Nobs, seit jeher begeistert von der Musik, nahm diese Aufgabe voller<br />

Elan in Angriff. Er erledigte sie so gut, dass einige Jahre darauf, die Entscheidung<br />

gefällt wurde, eine separate Veranstaltung zu schaffen. Dank seines<br />

Enthusiasmus und seiner Kühnheit, überzeugte Claude Nobs, dem es auch<br />

als Erster gelungen war, die Rolling Stones ausserhalb Grossbritanniens auftreten<br />

zu lassen, alle davon, dass ein Festival, dem Jazz und anderen aktuellen<br />

Musikrichtungen gewidmet, seinen Platz an der Riviera bekommen sollte.<br />

Seien wir ganz offen, ein Hauch Wahnsinn schwingt in diesem Vorhaben mit.<br />

302 | <strong>PRESTIGE</strong>


Top Events Of Switzerland<br />

© 2008 FFJM - Miles Guidetti<br />

Ohne auf warnende Stimmen zu hören, wollten<br />

Claude Nobs und seine Weggefährten nie etwas<br />

von einem kleinen Festival wissen, sondern strebten<br />

Grösseres an. Nicht um des Ruhmes, noch<br />

des Geldes willen, sondern wegen ihrer Liebe zur<br />

Musik. Diese feurige Leidenschaft, verhinderte es<br />

auch, die Absage eines Künstlers als definitiv zu<br />

akzeptieren, und erlaubt es noch heute, mehr als<br />

vierzig Jahre später, das Montreux Jazz Festival als<br />

ein Grossereignis der Musikwelt anzusehen. Nicht<br />

etwa weil die Besucherzahl heute die Marke von<br />

220 000 überschreitet, noch weil die zwei Montreuxer<br />

Wochen zu den wichtigsten europäischen<br />

und weltweiten Festivals zählen, sondern ganz im<br />

Gegenteil, trotz alledem. Die schwindelerregenden<br />

Zahlen stehen im Kontrast zu der erhaltengebliebenen<br />

Intimität. Immer noch herrscht zwischen<br />

ganz grossen Künstlern und ihrem Publikum eine<br />

grosse Nähe. Dies ermöglichen Säle mit vernünftigem<br />

Fassungsvermögen, in denen das Publikum,<br />

dank exzellentem Komfort und höchster Hörqualität,<br />

einmalige Musikempfindungen erlebt. Und<br />

der Eindruck entsteht, einen ganz seltenen Moment unter Freunden eines<br />

Abends miterlebt zu haben. Dies unterscheidet diejenigen, die dort waren,<br />

von denen, die es nicht waren.<br />

Eine solche Atmosphäre entsteht nicht von allein<br />

Sie entspringt aus einem ursprünglichen und respektierten Willen, einer Mischung<br />

aus hohem artistischem Anspruch und menschlicher Wärme. Montreux,<br />

der Geburtsort des Festivals, bürgt von Anfang an dafür, dass eine gute<br />

Wahl getroffen wird. Das Casino de Montreux beherbergte während drei Tagen<br />

im Juni des Jahres 1967 seine ersten Konzerte: 15 Bands oder Künstler<br />

traten an kostenpflichtigen Konzerten auf, während zugleich in den Gärten<br />

bereits Jam Sessions stattfanden. Der Höhepunkt dieses ersten Festivals war<br />

das Charles Lloyd Quartett, welches das Publikum neben Charles Lloyd selbst<br />

auch den Pianisten Keith Jarrett und den Schlagzeuger John DeJohnette entdecken<br />

liess. Beide traten erneut am Festival auf, ein Beweis für die natürliche<br />

Bindung, die sich zwischen den Künstlern und dem Festival knüpfte. Ab dem<br />

zweiten Jahr verlängerte man das Festival auf fünf Tage. Seither wuchs es,<br />

dank seines grossen Erfolges, stetig an. Trotz allem war der Weg steinig.<br />

Während eines Franck-Zappa-Konzertes 1972 erzwang ein Brand im Casino<br />

einen zeitweiligen Umzug in den Pavillon du Palace und für die nächsten zwei<br />

Jahre in das Kongresshaus. Die Rückkehr ins komplett erneuerte casino<br />

The Luxury Way of Life | 303


Top Events Of Switzerland<br />

markierte auch den Einzug neuer Musikrichtungen<br />

wie Folk und Country. 1977 erreichte die Länge<br />

des Festivals einen Rekord von drei Wochen und<br />

dauerte vom 1. bis 24. Juli. In dieser Zeit hielten<br />

auch die Stilrichtungen Weltmusik und Rock bis<br />

hin zu Disco ihren Einzug. In den folgenden 15<br />

Jahren gewann das Festival definitiv das Herz der<br />

Musikliebhaber und machte sich in der ganzen<br />

Welt einen Namen. Miles Davis fühlte sich auf dem<br />

Festival wie zu Hause, B. B. King wartet regelmässig<br />

mit Blues auf, Herbie Hancock entfesselt<br />

seine Feuerfinger und seine Kreativität. Fast alle<br />

grossen Namen ehrten die Bühne des Casinos<br />

mit ihrem Auftritt. Doch die Musik, obgleich das<br />

Zentrum des Festivals, war nicht dessen einzige<br />

Kunstform. Die Plakatgestaltung wurde jährlich<br />

unterschiedlichen Künstlern anvertraut, darunter<br />

grossen Namen wie Keith Haring und Andy<br />

Warhol oder Jean Tingely.<br />

Claude Nobs. © Lionel Flusin<br />

Auditorium Stravinsky und New Q’s<br />

Statt sich auf den Lorbeeren des Erfolgs auszuruhen,<br />

machte das Festival in den 1990er-Jahren<br />

eine spektakuläre Wende. 1993 wurde das Kongress-<br />

und Ausstellungszentrum zur neuen Produktionsstätte<br />

des Festivals und ermöglichte eine<br />

Programmgestaltung in zwei Sälen gleichzeitig,<br />

dem Auditorium Stravinsky und dem New Q’s.<br />

Dieser «kleine» Saal erlaubte den Zuschauern,<br />

weniger bekannte Künstler oder spezialisierte Musikstile<br />

zu entdecken. Dieser Übergang wurde von<br />

Quincy Jones mitgetragen, der in den Jahren 1991<br />

bis 1993 die Veranstaltung neben Claude Nobs<br />

koproduzierte. Auch das Publikum folgte dieser<br />

Entwicklung und vermehrte sich von Jahr zu Jahr.<br />

1998 bekam die Miles Davis Hall die Rolle des<br />

zweiten Saales und wurde immer mehr neueren<br />

Musikstilen geöffnet – von Electro, Acid Jazz bis<br />

hin zu Hip-Hop. Im selben Jahr wurde die Schwelle<br />

von 200 000 Besuchern der kostenpflichtigen und<br />

«Festival off»-Konzerte überschritten. Seit 2003<br />

vergrösserte ein neuer Saal im Casino Barrière<br />

zusätzlich das Angebot. Trotz des häufig launenhaften<br />

Wetters behielt das Festival seine hohe Besucherrate<br />

bei. Im Jahre 2006 feierte das Festival<br />

seinen 40. und Claude Nobs seinen 70. Geburtstag.<br />

Die 220 000er-Marke ist nun schon seit mehreren<br />

Jahren überschritten.<br />

© 2009 FFJM - Lionel Flusin<br />

Von Miles Davis bis Santana<br />

Es ist unmöglich, hier alle aufzuzählen, die während<br />

dieser 40 Jahre auf den verschiedenen Bühnen<br />

des Festivals aufgetreten sind. Eine einfache<br />

Auflistung aller Musiker würde sich über mehrere<br />

© 2<strong>01</strong>0 FFJM - Muriel Rochat<br />

304 | <strong>PRESTIGE</strong>


Top Events Of Switzerland<br />

© Ambiance MJF 2006 Muriel Rochat<br />

hundert Seiten erstrecken und eher einem Telefonbuch als einem Pantheon<br />

gleichen. Dies würde keinem von ihnen Recht tun, denn alle haben an<br />

der Entstehung dieses einzigartigen Festivals mitgewirkt. Die Stärke Claude<br />

Nobs’ und seiner Mitarbeiter liegt nicht primär in der Anhäufung von Musikgrössen<br />

und neuer Talente, sondern in der Art mit ihnen umzugehen. In Montreux<br />

werden die Musiker sowohl als Freunde als auch Künstler empfangen.<br />

In einer solchen Stimmung konnten sie ihre Künste seit jeher frei entfalten.<br />

Wie sonst liesse sich ihre Treue und ihre wiederkehrende Lust, einzigartige<br />

Projekte speziell für das Festival auf die Beine zu stellen, erklären? Musiker<br />

von Miles Davis bis Santana, von Jamiroquai bis Michel Petrucciani haben<br />

sich oft ihre besten Vorstellungen für die Zuschauer in Montreux aufgehoben.<br />

Obgleich die kostenpflichtigen Konzerte das prestigereichste Aushängeschild<br />

des Festivals sind, wollte Claude Nobs seit Beginn des Festivals dem<br />

Publikum auch Gratiskonzerte schenken. Dies einerseits mit dem Ziel, die<br />

grösstmögliche Besucherzahl zu erreichen, und anderseits weniger bekannten<br />

Musikern die Möglichkeit zu geben, sich künstlerisch auszudrücken. Am<br />

Nachmittag und am frühen Abend empfangen die verschiedenen «Under the<br />

Sky»-Bühnen die Besucher ausserhalb des Gebäudes. Innerhalb des Kongress-<br />

und Ausstellungszentrums bieten das Montreux Jazz Café und der<br />

MDH Club zwei unterschiedliche Ambiente an. Im ersten finden Jam Sessions<br />

statt, an denen sich oft Musiker, die zuvor im Auditorium Stravinsky oder<br />

der Miles Davis Hall gespielt hatten, beteiligen. Die zweite Lokation widmet<br />

sich ganz der Electro Musik. Workshops laden die<br />

Musikliebhaber ein, während einigen Stunden an<br />

den Geheimnissen ihrer Meister teilzuhaben. Im<br />

Rahmen des Petit Palais kommen die Musiker,<br />

um ihre Vorgehensweise zu erklären, ihre Tricks<br />

zu enthüllen oder einfach um ihre Gedanken über<br />

Kunst mit dem Publikum auszutauschen. Oft befinden<br />

sich an diesen Sitzungen Vertreter der drei<br />

verschieden Wettbewerbkategorien des Festivals,<br />

dem Klavier, der Gitarre und dem Gesang.<br />

Manchmal finden sich hier junge Berufsmusiker<br />

wieder, die vor Jahren an dem Wettbewerb des<br />

Festivals teilgenommen hatten, dies wiederum<br />

beweist den guten Riecher der Jurymitglieder des<br />

Wettbewerbs.<br />

Dem Flair, Engagement und offenen Geist von<br />

Claude Nobs ist es zu verdanken, dass sich in Montreux<br />

ein einzigartiger Anlass von inter nationalem<br />

Ruf entwickelte. Und dieser Geist bleibt das Herzstück<br />

des Festivals, trotz des Todes von Claude<br />

Nobs am 10. Januar 2<strong>01</strong>3, in seinem 77. Jahr. Wie<br />

er es wollte, geht das Abenteuer weiter!<br />

The Luxury Way of Life | 305


Die Königin<br />

unter den<br />

Kunstmessen<br />

Art<br />

Basel


Top Events Of Switzerland<br />

© Stefan Schmidlin<br />

Die Art Basel gilt als die weltweit beste und wichtigste Messe<br />

für Kunst von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart.<br />

Von Yvonne Beck<br />

Aus der ganzen Welt reisen alljährlich im Juni Künstler, Sammler,<br />

Kuratoren sowie Kunstkritiker und -liebhaber nach Basel, um sich die<br />

neusten Trends und Werke von höchster Qualität anzusehen. Sie ist<br />

die berühmteste aller internationalen Kunstmessen. Die «New York<br />

Times» qualifiziert sie als «Olympiade der Kunst», die Pariser Tageszeitung<br />

«Le Monde» als «Die Beste der Welt» und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung»<br />

titelt sie als «Kunst in ihrer besten Form».<br />

Meisterwerke und Avantgarde<br />

Die aus einer rigorosen Auswahl hervorgegangenen 300 besten Galerien aller<br />

Kontinente, stellen moderne und zeitgenössische Werke von hoher Qualität<br />

aus: Gemälde, Skulpturen, Installationen, Fotografien, Drucke, Videos und<br />

Multimediaarbeiten von über 2500 Künstlern. Auch die berühmtesten Meister<br />

der modernen und zeitgenössischen Kunst von Picasso, Miro, Klee, Warhol<br />

und Jeff Koons bis zur jüngsten Künstlergeneration sind präsent. Hohe Qualität,<br />

grosse Vielfalt und internationale Teilnahme haben Art Basel unvergleichliches<br />

Ansehen verschafft. Über 60 000 Sammler, Künstler, Museumsdirek-<br />

toren, Kuratoren und Kunstliebhaber nehmen an<br />

dem «jährlichen Familientreffen» der Kunstszene<br />

teil. Sie kommen, um das internationalste und am<br />

strengsten jurierte Angebot des internationalen<br />

Kunstmarktes zu sehen und die Insider und Stars<br />

der Kunstszene zu treffen.<br />

Die Erfolgsgeschichte der Art Basel begann mit einem<br />

Treffen der Basler Galeristen Trudi Bruckner,<br />

Balz Hilt sowie Hildy und Ernst Beyeler am 10. Juni<br />

1968, bei dem die Idee zu einer Messe für moderne<br />

Kunst in Basel geboren wurde. Das Projekt war<br />

die unmittelbare Reaktion auf die erste Messe für<br />

moderne und zeitgenössische Kunst in Köln, dem<br />

Kölner Kunstmarkt im Herbst 1967. Im Gegensatz<br />

zum Kölner Kunstmarkt, dessen Veranstalter zunächst<br />

nur deutsche Galerien gezielt einluden,<br />

The Luxury Way of Life | 307


Top Events Of Switzerland<br />

war die Basler Messe von Anfang an international ausgerichtet. Die Basler<br />

Kunsthändler entschieden sich zudem für ein offenes Messekonzept, das<br />

die Aussteller ohne Teilnahmebeschränkung zuliess. An der ersten, vom<br />

11. bis zum 16. Juni 1970 – in Basel – ausgerichteten Messe, nahmen<br />

bereits 90 Galeristen und 30 Kunstbucheditionen aus zehn Ländern teil.<br />

Und mit 16 300 Besuchern und einem Umsatz von 5,8 Millionen Franken<br />

war die Veranstaltung auch kommerziell ein Erfolg. Seitdem hat sich die Art<br />

Basel zu einer der wichtigsten Kunstmessen der Welt gemausert.<br />

In diesem Jahr zur 45. Jubiläumsausgabe der Art Basel werden 285 Galerien<br />

anreisen. Zudem wird es einige strukturelle Veränderungen geben:<br />

Die Sektion «Statements» für aufstrebende Galerien zieht in Halle 2 zu den<br />

regulären Teilnehmern. Die von Herzog & de Meuron entworfene Halle 1<br />

beheimatet dieses Jahr dagegen die Sektion »Unlimited», in der auch eine<br />

Ausstellung mit 70 Teilnehmern zu sehen sein wird.<br />

An der kommenden Art Basel vom 19. bis 22. Juni 2<strong>01</strong>4 wir auch die Galerie<br />

Raeber von Stenglin mit Sitz in Zürich teilnehmen. Imagine sprach mit<br />

den beiden Galeristen Beat Raeber und Matthias von Stenglin über den<br />

Reiz der Art Basel und die neusten Trends auf dem Kunstmarkt.<br />

Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Galleries | Mitchell-Innes & Nash<br />

Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Unlimited | Piotr Uklanski | De Carlo, Gagosian<br />

Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Unlimited | David Altmejd | Hufkens, Modern Art, Rosen<br />

Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Galleries | mennour<br />

308 | <strong>PRESTIGE</strong>


Top Events Of Switzerland<br />

Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Galleries | Tschudi<br />

Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Unlimited | Matt Mullican | Klosterfelde, Mai 36<br />

The Luxury Way of Life | 309


Top Events Of Switzerland<br />

«In erster Linie<br />

soll sie inspirieren,<br />

bereichern<br />

und gefallen»<br />

– Raeber von Stenglin –<br />

Beat Raeber und Matthias von Stenglin (von links).<br />

: Was erwarten Sie von der diesjährigen Art Basel?<br />

Raeber von Stenglin: Wir erwarten spannende Dialoge mit Kuratoren und<br />

Sammlern. Wir hoffen natürlich auch, möglichst viele neue und nachhaltige<br />

Kontakte schliessen zu können.<br />

Die Art Basel gehört zu den besten Kunstmessen der Welt? Was<br />

macht sie besser als andere Kunstmessen?<br />

Für junge Galerien steht zum Beispiel eine tolle Änderung bevor. Die Statements<br />

werden neu an zentraler Lage im ersten Stock bei den etablierten<br />

Galerien platziert sein. Das ist einzigartig in der Kunstwelt und eine tolle<br />

Chance für junge Künstler und deren Galerien!<br />

Seit wann nehmen Sie auf der Art Basel teil?<br />

Seit 2<strong>01</strong>2.<br />

Nicht jede Galerie darf auf der Art Basel teilnehmen. Ist es eine<br />

Art Qualitätssiegel, wenn man hier vertreten ist?<br />

Bei den jungen Galerien kommt es stark auf die Projekte an, mit denen<br />

man sich für die Stände bewirbt. Es scheint, als haben wir verschiedene<br />

Künstler, die sich am Puls der Zeit bewegen, interessante Projekte entwickeln,<br />

die für den gegenwärtigen Kontext relevant sind.<br />

Welche neuen Trends und Entwicklungen können Sie auf dem<br />

Kunstmarkt erkennen?<br />

Wir bemerken und verfolgen den Einfluss, den die Architektur momentan<br />

auf die Gegenwartskunst ausübt und vice versa. Das ist spannend und<br />

in dieser direkten Form auch neu. Zudem bietet der unbeschwerte Umgang<br />

mit neuartigen, zum Teil auch kunstfremden Materialien interessante<br />

Möglichkeiten, einen Dialog zu eröffnen.<br />

Welche Länder sind für Sie momentan besonders interessant?<br />

Von der Seite der Kunstschaffenden und vonseiten der Käufer?<br />

Berlin ist immer noch die Stadt der Künstler. Wir haben Sammler aus der<br />

ganzen Welt: angefangen bei Argentinien über Brasilien nach Amerika, in<br />

Europa und natürlich viele gute in der Schweiz! Dann geht es weiter nach<br />

Asien, Australien und Neuseeland.<br />

310 | <strong>PRESTIGE</strong>


Top Events Of Switzerland<br />

Art Basel 2<strong>01</strong>3 | Unlimited | Marc Camille Chaimowicz | Cabinet<br />

Mit welchen Künstlern werden Sie auf der Art Basel vertreten<br />

sein?<br />

Mit dem Schweizer Fotografenduo Taiyo Onorato & Nico Krebs.<br />

Vor einigen Jahren sprachen viele von Krisenzeiten für Kunstmessen.<br />

Wie sehen Sie das heute?<br />

Es gibt viel zu viele Messen. Gegenwartskunst ist ja in aller Munde, da<br />

denken besonders spitzfindige Organisatoren, dass ihre Stadt jetzt auch<br />

eine Messe braucht. Und darauf folgen dann die ganzen Sateliten-Messen,<br />

in Miami waren es 2<strong>01</strong>3 ca. 17 an der Zahl. Wir bemerken eine regelrechte<br />

Erschöpfung aller Beteiligten. Es wäre diesbezüglich an der Zeit für eine<br />

Fokussierung und Neuausrichtung des Messegedankens.<br />

Sind Wirtschaftskrisen eine Bedrohung oder eine Chance für<br />

die Kunst und den Kunstmarkt?<br />

Die letzte grosse Krise 2008 bot eine Chance für den Kunstmarkt, sich<br />

wieder auf die Inhalte zu konzentrieren.<br />

Taugt Kunst als Investition?<br />

In erster Linie soll sie inspirieren, bereichern und gefallen. Wenn sie sich<br />

dann noch als gutes Investment herausstellt, hatte man Glück und vielleicht<br />

auch das richtige Auge.<br />

Wann wird für Sie etwas zu Kunst?<br />

Da gibt es keine Grenzen.<br />

Was fasziniert Sie selbst an Kunst?<br />

Das Neue, Ungewisse in Verbindung mit Reflexion und Tiefe. Und natürlich<br />

die Menschen dahinter!<br />

Was wird Ihr persönliches Highlight auf der Messe sein?<br />

Neue Foto- und Filmarbeiten von Onorato & Krebs, die auf einer Autoreise<br />

von der Schweiz in die Mongolei entstanden sind. Des Weiteren eine neue<br />

neunzehnteilige Bilderserie des kanadischen Malers Andrew Dadson an<br />

der Art Unlimited.<br />

The Luxury Way of Life | 311


finance<br />

309 Auf der sicheren Seite<br />

Reputation Management<br />

Finance<br />

312 Vertrauen erarbeiten<br />

Die Potenziale von Reputation<br />

316 Reputation Gewinnt<br />

Vertrauen säen und überleben<br />

320 Brücken bauen<br />

Der etwas andere Ansatz im globalen Agrarbusiness<br />

312 | <strong>PRESTIGE</strong>


finance<br />

Auf der<br />

sicheren<br />

Seite<br />

Reputation Management<br />

Reputationsfaktoren definieren und aktiv bearbeiten.<br />

Reputation definiert sich als die Gesamteinschätzung eines Unternehmens<br />

durch alle interessierten und beteiligten Gruppen (Stakeholder), wie Kunden,<br />

Investoren, Analysten, Mitarbeiter, Wettbewerber und die Gesellschaft. Sie ist die<br />

emotionale Reaktion auf die Faktoren Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein,<br />

Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Professor Dr. Christel Niedereichholz von<br />

der Privaten Hochschule für Wirtschaft PHW in Bern gibt uns einen Überblick.<br />

Prof. Dr. Christel Niedereichholz<br />

The Luxury Way of Life | 313


finance<br />

Reputation ist ein immaterieller Wert und trotzdem monetär messbar.<br />

Das «reputational capital» eines börsennotierten Unternehmens wird<br />

definiert als der Betrag, um den der Marktwert den Liquidationswert<br />

übersteigt. Reputationsschäden können am nachhaltigen Absinken<br />

des Unternehmenswertes (Aktienkurs) abgelesen werden.<br />

Aber auch nicht börsennotierte Unternehmen können ihre Reputationsschäden<br />

messen. Beim aktuellen Fall des ADAC Deutschland, der bisher als<br />

«Club» die Rechtsform eines steuerbegünstigten, gemeinnützigen Vereins<br />

hatte, ist durch Fälschung von Statistiken und missbräuchliche Nutzung von<br />

Rettungshubschraubern ein massiver Reputationsschaden entstanden. Diesen<br />

wird man sehr bald messen können, wenn die Finanzbehörden dem Club<br />

die Gemeinnützigkeit aberkennen und der ADAC in Zukunft wie ein ganz normales<br />

Wirtschaftsunternehmen besteuert wird.<br />

Das Konzept eines wirkungsvollen Reputation Managements besteht aus fünf<br />

Teilen:<br />

1. Issue Management<br />

Dies umfasst Konzepte und Vorgehensweisen, um bestehende oder aufkeimende<br />

öffentliche Diskussionen (Was? Wer? Wo? Wie?), die in Relation zur<br />

eigenen Geschäftstätigkeit stehen, zu bewerten und richtig einzuordnen. Danach<br />

sind Aktionspläne zu entwickeln, um positive Diskussionen zu verstärken<br />

und negative abzuschwächen.<br />

Beispiel: Unilever hat frühzeitig die Hebelwirkung der Gesundheitsdiskussionen<br />

verstanden und ein fett- und cholesterinarmes Produktionsprogramm<br />

(Flora, Becel) aufgelegt.<br />

2. Öffentlichkeitsarbeit/Lobbyismus<br />

Hier wird konzeptionell festgelegt, wie die Kontakte<br />

zu den Regierungsstellen, Ministerien, NGOs,<br />

Verbänden und lokalen Gruppierungen aufgebaut<br />

und gepflegt werden, die einen besonderen Einfluss<br />

auf die Geschäftstätigkeit haben. In einer<br />

Matrix wird dokumentiert, welche dieser Organisationen<br />

für welchen Reputationsfaktor besonders<br />

wichtig ist.<br />

Beispiel: British Petroleum hat beim Thema Klimaschutz<br />

eng mit der US-Regierung und NGOs, wie<br />

zum Beispiel Green Peace, zusammengearbeitet<br />

und nachhaltige Lösungen für die Energieerzeugung<br />

erarbeitet. BP agiert heute sowohl im Hinblick<br />

auf die Reputation als auch auf den Profit weit<br />

vor seinen Wettbewerbern.<br />

3. Krisenmanagement<br />

Eine Reputationskrise ist definiert als ein virulent<br />

gewordenes Risiko für Führungskräfte, Mitarbeiter,<br />

Produkte, Strategie und Vermögenswerte, das<br />

den Markennamen und das Unternehmensimage<br />

bedroht, die normale Geschäftstätigkeit stört und<br />

negative Aufmerksamkeit erregt.<br />

Beispiel: Coca Cola war gezwungen, Millionen von<br />

Dosen und Flaschen aus europäischen Ländern<br />

zurückzurufen, nachdem bekannt geworden war,<br />

dass mehrere Menschen nach dem Genuss des<br />

Getränkes erkrankt waren. Das Unternehmen versuchte<br />

zunächst, zu vertuschen, und ging verspätet<br />

in eine Öffentlichkeitsoffensive. Der Aktienkurs<br />

stürzte ab und CEO Doug Ivester verlor wenig später<br />

wegen des missglückten Krisenmanagements<br />

seinen Job.<br />

4. Zusammenarbeit mit Medien<br />

Die meisten Unternehmen haben eine oder mehrere<br />

Stellen, die für die Unternehmenskommunikation<br />

mit Medien, Investoren und Analysten zuständig<br />

sind. Die Mitarbeiter dieser Stellen werden meist<br />

noch durch eine externe Agentur unterstützt. Medien<br />

haben einen sehr grossen Einfluss darauf, wie<br />

ein Unternehmen in der Öffentlichkeit wahrgenommen<br />

wird. Deshalb ist dieser Teil des Konzeptes<br />

von besonderer Bedeutung.<br />

Beispiel: Durch den undiplomatischen Umgang mit<br />

der Presse und durch ungeschickte Wortwahl führte<br />

der frühere Chef der Deutschen Bahn, Mehdorn,<br />

das Unternehmen von einer Reputationskrise zur<br />

314 | <strong>PRESTIGE</strong>


finance<br />

nächsten. Die Glaubwürdigkeit ist so beschädigt,<br />

dass heute kaum ein Kunde den Beteuerungen der<br />

neuen Unternehmensleitung glaubt, das Unternehmen<br />

würde in den nächsten Jahren schwarze Zahlen<br />

schreiben. Bei dem geplanten Börsengang wird<br />

sich dieses über Jahrzehnte betriebene schlechte<br />

Reputation Management rächen.<br />

5. Organisation<br />

In Bezug auf Reputation Management wird häufig beklagt, dass wichtige<br />

Teilaufgaben des Reputation Managements über das ganze Unternehmen<br />

verstreut sind. Fachleute plädieren deshalb für die Schaffung einer neuen<br />

Vorstandsposition, dem Chief Reputation Officer, unter dessen Leitung alle<br />

diese Teilaufgaben zusammengefasst sind. Die meisten Unternehmen sind<br />

davon noch weit entfernt.<br />

Aktionspläne entwickeln.<br />

The Luxury Way of Life | 315


finance<br />

Vertrauen<br />

erarbeiten<br />

Die Potenziale<br />

von Reputation<br />

Der Ruf eines Unternehmens ist eine heikle<br />

Angelegenheit. Es dauert üblicherweise<br />

lange, bis die Verantwortlichen es aufgebaut haben<br />

und auch nutzen können. Gleichzeitig kann es<br />

aber sehr schnell zerstört werden.<br />

Georg Lutz<br />

Bernhard Bauhofer ist ein Experte, der in der Schweiz Corporate Reputation<br />

Management bekannt gemacht und umgesetzt hat. Er ist<br />

Gründer und Managing Partner von Sparring Partners. Innerhalb von<br />

Reputation Management geht e s um die Sicht der Stakeholder auf<br />

das Unternehmen. Wir haben uns zum Interview getroffen, um die Wertigkeit<br />

von Reputation besser einordnen zu können.<br />

: Mit Reputationsmassnahmen will ich das Gesicht meines<br />

Unternehmens wahren. Wäre dies auch für Sie ein Einstieg, um sich dem<br />

Thema zu nähern?<br />

Bernhard Bauhofer: Das ist mir zu passiv formuliert. Reputation Management ist kein<br />

Luxusprojekt, sondern in der heutigen Zeit eine unternehmerische Notwendigkeit. Richtig<br />

eingesetzt und nachhaltig verfolgt, verschafft es den Unternehmen eine Grundlage, die das<br />

Gesicht des Unternehmens prägt. Mit Reputation Management verbessert man die Position<br />

als Arbeitgeber, als Kunde, Geschäftspartner und man demonstriert die nachhaltige Wertschöpfung<br />

und gesellschaftliche Verantwortung.<br />

Worin liegen die zentralen Unterschiede zwischen<br />

Image und Reputation?<br />

Imagekampagnen waren in den achtziger Jahren lange vor<br />

der Globalisierung und dem Internet und den Sozialen Medien<br />

ein populärer Weg, sich primär gegenüber Kunden und undifferenziert<br />

der Öffentlichkeit zu positionieren. Man agierte<br />

mit Behauptungen wie: «Wir sind die besten in der Branche,<br />

der attraktivste Arbeitgeber und haben die innovativsten Produkte…»<br />

Heute, im Zeitalter der Transparenz ist dieser Weg<br />

nicht mehr möglich. Alle Stakeholder sind besser informiert,<br />

sind vernetzt und tauschen kritische Informationen aus. Bei<br />

Reputation geht es um den Wert von Beziehungen, die sich<br />

im täglichen Miteinander konstituieren und erarbeitet werden<br />

müssen. Versprechen gegenüber Stakeholdern gilt es täglich<br />

einzulösen. Reputation Management ist das Management<br />

von Erwartungen. Wenn ich die an mich gestellten, bezie­<br />

316 | <strong>PRESTIGE</strong>


finance<br />

Bei Reputation geht es nicht um schwammige Ethik, sondern um messbare Kriterien.<br />

hungsweise von mir bewusst geschürten Erwartungen erfülle oder übererfülle, habe ich eine<br />

intakte Reputation. Wenn ich mehrfach den vielfältigen Erwartungen nicht nachkomme, habe<br />

ich ein Reputations- und damit Glaubwürdigkeitsproblem.<br />

Warum hat das Thema Reputation im historischen Vergleich an Bedeutung<br />

gewonnen?<br />

Walk The Talk – sprich seinen Versprechungen auch Taten folgen zu lassen, war immer<br />

schon die Maxime für erfolgreiches Wirtschaften. Für den Patron war das schon immer<br />

klar. Heute in global präsenten Unternehmen, mit einer komplexen Organisation ist es<br />

viel schwieriger, diese Handlungsmaxime organisationsübergreifend durchzusetzen und<br />

zu kontrollieren. Die Überzeugung des Einzelnen alleine reicht nicht mehr aus. Es muss ein<br />

Code of Conduct entwickelt werden, aber auch klare Verhaltensrichtlinien und Kontrollen<br />

im Sinne des Risk Managements. Wenn heute vertrauliche Daten herausgegeben werden<br />

und in falsche Hände geraten, dann herrscht ein immenser Reputations- und wirtschaftlicher<br />

Schaden. Aus diesem Grund sprechen wir heute von einem systemischen Reputation<br />

Management.<br />

Im internationalen Umfeld spricht man von Corporate<br />

Social Responsibility (CSR), um die gesellschaftliche<br />

Verantwortung von Unternehmen zu<br />

skizzieren. Was steckt hinter diesem Begriff?<br />

Die wichtigste Aufgabe für ein Unternehmen ist Gewinn<br />

zu erwirtschaften. Wer keinen Gewinn erwirtschaftet, hat<br />

langfristig keine Existenzberechtigung. Subventionen oder<br />

Rettungen durch den Staat sind ein fataler Eingriff in die<br />

marktwirtschaftliche Ordnung unter dem Scheinargument<br />

«too big to fail». Heute geht es darum, Gewinn zu erwirtschaften<br />

und dabei nicht nur die Aktionäre, sprich Shareholder<br />

zufriedenzustellen, sondern mit allen Stakeholdern<br />

– Kunden, Mitarbeitern, Nichtregierungsorganisationen,<br />

Medien – eine Win-Win-Beziehung zu schmieden. Diese<br />

so genannten Stakeholder-Unternehmen sind in der Gesellschaft<br />

eingebettet und kommen ihrer gesellschaft­<br />

The Luxury Way of Life | 317


finance<br />

Bernhard Bauhofer<br />

«Gesellschaftliche Verantwortung<br />

muss immer Bezug zum Geschäft<br />

und der Branche haben.»<br />

– Bernhard Bauhofer –<br />

lichen Verantwortung umfassend nach. Insofern gefällt mir<br />

der Begriff «Societal Responsibility» besser. Denn neben<br />

der sozialen Verantwortung ist die ökologische und wirtschaftliche<br />

Verantwortung gleichermassen wichtig.<br />

Springen wir in eine Branche, die in den letzten<br />

Jahren Reputationsverlust erlitten hat, die Finanzbranche.<br />

In «The Wolf of Wall Street» können<br />

wir das aktuell als Kinoerlebnis vor Augen führen.<br />

Was lief aus Ihrer Sicht falsch?<br />

Blenden wir mal die individuellen Verfehlungen aus und richten<br />

wir den Blick weg von kriminellen Machenschaften wie<br />

dem Ponzi-Scheme von Bernard L. Madoff, so sehen wir,<br />

dass das Finanzsystem sich fatalerweise von den Kunden<br />

und deren Interessen völlig distanziert hat und sich zu einem<br />

selbstreferenzierenden System entwickelt hat. Die Produkte<br />

und Dienstleistungen waren ausschliesslich darauf ausgerichtet,<br />

den eigenen Gewinn ins Absurde zu steigern. Die von<br />

dem ehemaligen Deutschen-Bank-Chef-Josef Ackermann<br />

geforderte Eigenkapitalrendite in Höhe von 25 Prozent ist symptomatisch für die Verfehlungen<br />

und diesen Zeitgeist. Schlussendlich herrscht eine Kollektivschuld, da wir alle der Gier<br />

erlegen sind.<br />

Im realen Leben gibt es im Gegensatz zum Film nicht die klare Trennung<br />

zwischen bad and good Guys. Lassen Sie mich ein Beispiel anführen. Nicht<br />

nur die Deutsche Bank stolpert von einem Skandal zum anderen (Libormanipulationen<br />

oder Spekulation mit Nahrungsmitteln). Sie ist gleichzeitig Mitglied<br />

der CSR-Gemeinde, wirbt mit ihrer aktiven Rolle im Global Compact<br />

der Vereinten Nationen und verspricht in ihren CSR-Reports, alle Kontakte<br />

zur «betting & gambling industry» zu vermeiden. Wie geht das zusammen?<br />

Das ist Whitewashing im besten Stil. Das Problem bei CSR und dem Global Compact der<br />

Vereinten Nationen ist, dass diese Richtlinien nicht verbindlich sind und sich jedes Unternehmen<br />

das Label auf die Fahne schreiben kann. Reputation Management bedeutet<br />

einen tiefgreifenden Eingriff in die Unternehmenskultur, bei den Banken in die Vergütung<br />

der Banker, Bonisysteme, ein Code of Conduct im Verhalten, Kontrollmechanismen im<br />

Risk Management, die Corporate Governance und damit die Gewaltenteilung im Unternehmen.<br />

Viele Unternehmenskrisen haben ihren Ursprung in Doppelfunktionen: Der CEO<br />

war gleichzeitig der Präsident des Aufsichtsorgans und hatte damit eine uneingeschränk­<br />

318 | <strong>PRESTIGE</strong>


finance<br />

te Macht. Das war nicht nur in der Finanzbranche so. Die<br />

Hoffnung besteht, dass starke Regulierungen diese Art von<br />

Machtballung und – missbrauch künftig zu verhindern wissen,<br />

ohne eine Organisation überzuregulieren und damit zu<br />

lähmen. Einen grossen Aufholbedarf in Sachen Corporate<br />

Governance haben beispielsweise Vereine wie die FIFA<br />

oder der deutsche Automobilclub ADAC, die durch Zahlenmanipulationen<br />

und offensichtliche Korruptionsfälle mit<br />

einem Schlag seine Glaubwürdigkeit verspielt haben. Das<br />

lässt sich auch an konkreten Personen festmachen. Denken<br />

Sie nur an Daniel Vasella, der über viele Jahre hinweg<br />

ein Doppelmandat hatte.<br />

Über 5000 Unternehmen aus 130 Ländern beschwören<br />

im Rahmen des Global Compact ihre<br />

Bereitschaft, gesellschaftliche Verantwortung zu<br />

übernehmen. Klafft da nicht eine Lücke zwischen<br />

Anspruch und Wirklichkeit?<br />

Wie gesagt kann sich jedes Unternehmen schnell dieser<br />

Bewegung anschliessen. Die Vorgaben sind zu lax und<br />

nicht bindend. Was auf internationaler Ebene passiert,<br />

se hen wir auch am Kyoto-Protokoll. Ein Unternehmen,<br />

welches es mit der Umwelt, der gesellschaftlichen Verantwortung<br />

als Good Corporate Citizen ernst meint, entwickelt<br />

seine eigenen Standards und setzt Zeichen in der Unternehmenswelt<br />

und der Branche. Dort lässt sich die Ernsthaftigkeit<br />

ablesen.<br />

Sind die vielen Glanzbroschüren oft nicht nur<br />

symbolische Finten und Ausdruck von Widersprüchen<br />

in Globalisierungsprozessen?<br />

Ich habe nichts gegen Hochglanzbroschüren, wenn der Inhalt<br />

Substanz hat. Geschäftsberichte haben eine ungeheure<br />

Entwicklung genommen. Auf Druck von den Stakeholdern<br />

investieren Unternehmen massiv in die Verbesserung der<br />

Performance und die Kontrolle der Wertschöpfungskette.<br />

Corporate Volunteering und viele andere philanthropische<br />

Massnahmen sind keine CSR-Strategie, aber Ausdruck von<br />

einer Bereitschaft des Unternehmens, sich Goodwill zu erarbeiten.<br />

Wir haben es nicht nur mit symbolischen Aktionen<br />

zu tun?<br />

Gesellschaftliche Verantwortung muss immer Bezug zum<br />

Geschäft und der Branche haben. Ein Rohstoffunternehmen<br />

soll keine Almosen oder Geschenke verteilen, sondern<br />

die in der Wertschöpfung beteiligten Partner am sozialen<br />

und ökologisch nachhaltigen Erfolg partizipieren lassen.<br />

Dann können Sie uns jetzt sicher auch ein konkretes<br />

positives Beispiel verraten?<br />

Unser neuer Mandant IXE Group operiert im globalen Agrikulturbereich so: Die Anbauer<br />

werden fair entlöhnt, behalten ihre Identität und partizipieren an der Wertschöpfung. In der<br />

Schweiz gibt es in Sachen Nachhaltigkeit einige Vorzeigeunternehmen. Dazu zähle ich Zurich<br />

oder Swiss Re, die aufgrund der Natur des Versicherungsgeschäfts eine hohe Sensibilisierung<br />

gegenüber Risiken entwickelt haben. In der Maschinenindustrie hat sich Sulzer durch<br />

ein umfassendes Gesundheits- und Sicherheitsmanagement als Reputationsleader und<br />

vorbildlicher Arbeitgeber positioniert, der mit den Gewerkschaften Gesamtarbeitsverträge<br />

ausgehandelt hat.<br />

Springen wir auf die Ebene der Wirtschaftstheorie. Erfolgreiche Unternehmen<br />

spielen laut Joseph Schumpeter die Rolle von schöpferischen Zerstörern.<br />

Ist Reputation hier nicht eine nebensächliche Kuschelveranstaltung?<br />

Diese Quantensprünge sind für die Entwicklung der Ökonomie noch heute von zentraler<br />

Bedeutung für Wettbewerb und Fortschritt. Doch leider werden nicht mehr wettbewerbsfähige<br />

Unternehmen – auch durch den verzerrenden Eingriff des Staates – leider<br />

zu lange am Leben gehalten. Innovation im Stile von Apple hat viele Anbieter wie Sony<br />

oder Nokia aus dem Markt gedrängt. Und das ist gut so. Aber auch der Gewinner Apple ist<br />

mit komplett neuen Reputations-Herausforderungen konfrontiert, wie die Selbstmordflut<br />

beim Zulieferer Foxconn zeigte. Auch die massive Kritik an der zwar legalen, aber moralisch<br />

fragwürdigen Steueroptimierung des Konzerns kann selbst einem Kultunternehmen<br />

schaden. Apple wandert auf einem schmalen Grat und die zukünftigen Risiken schätze ich<br />

als gross ein.<br />

Korruptionswahrnehmungsindexes 2<strong>01</strong>3<br />

Den ersten Rang im Korruptionswahrnehmungsindex belegen Dänemark<br />

und Neuseeland, die 91 von 100 Punkten erhalten. Die rote<br />

Laterne haben Afghanistan, Nordkorea und Somalia mit nur gerade<br />

acht Punkten. Wie Transparency International Schweiz (TI) in einem<br />

Communiqué Ende 2<strong>01</strong>3 schreibt, haben zwei Drittel der 177 Länder<br />

im Index weniger als 50 der 100 möglichen Punkte erreicht.<br />

Auch die Schweiz dürfe nicht ruhen, hiess es. Mit 85 Punkten liege<br />

das Land zwar auf Platz sieben und gehöre nach wie vor zu den als<br />

sehr integer wahrgenommenen Ländern. Gegenüber 2<strong>01</strong>2 sei sie<br />

aber einen Rang zurückgefallen. Normalerweise steht die Schweiz<br />

bei wirtschaftlichen Indikatoren auf dem olympischen Treppchen.<br />

Es geht folglich nicht um eine karitative Unternehmensethik, sondern um<br />

die Anwendung ethischer Kategorien im Kerngeschäft und entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette?<br />

In Zeiten von Diversität und einer globalen Belegschaft mit kulturellen, religiösen und ethnischen<br />

Hintergründen ist eine Ethik nach unserem christlich geprägten Verständnis nicht<br />

mehr zeitgemäss und taugt nicht als ein einheitlich verbindlicher Verhaltenskodex. Überhaupt<br />

ist der Begriff Ethik viel zu schwammig. Beim Management von globalen Geschäften<br />

müssen messbare Kriterien angewendet werden, wie zum Beispiel die Ökobilanz, CO 2<br />

Ausstoss, aber auch klare Verbote ausgesprochen werden wie das Verbot von Kinderarbeit.<br />

Laxe Standards und ethische Leitsätze sind da nicht zielführend. Es braucht übergreifende<br />

Kontrollinstanzen, die bei Nichtbefolgung von Mindeststandards auch Sanktionen<br />

verhängen können, die schmerzhaft sind. Hier sind wir noch weit entfernt. Umso wichtiger<br />

sind global vernetzte Aktivisten, welche Druck auf die Sünder ausüben und so Veränderungen<br />

herbeiführen.<br />

The Luxury Way of Life | 319


finance<br />

Werte und Reputation können gelebt werden.<br />

Reputation<br />

gewinnt<br />

Vertrauen säen<br />

und überleben<br />

Professor Peter Link<br />

320 | <strong>PRESTIGE</strong>


finance<br />

Reputation und Unternehmenspolitik sind ein weites Feld. Vertrauen<br />

kann bekanntlich nur langsam aufgebaut, aber in der heutigen Kommunikationsgesellschaft<br />

sehr schnell zerstört werden. Im folgenden<br />

Schwerpunkt wagen wir eine Annäherung an das Thema Reputation.<br />

Den Anfang macht Professor Peter Link. Er ist als Direktor der Privaten Hochschule<br />

Wirtschaft PHW in Bern tätig.<br />

Ein Einleitungstext, quasi ein Vorspiel zu dem folgenden Schwerpunktthema<br />

Reputation in Unternehmensumwelten ist zugegebenermassen ein schwieriges<br />

Feld. Diese Thematik erlebe ich mit Referenten, Unternehmern, Politikern,<br />

Ethikern und Philosophen hautnah an Wirtschaftshochschulen. Es wird hart<br />

debattiert. Der Wert eines Dialogs lebt bekanntlich von der Vielfalt der konkurrierenden<br />

Meinungen.<br />

Wozu Reputation Management? Es existieren Stimmen, die Kapitalrendite<br />

als einziges Mass für den Erfolg einer Unternehmung sehen – diese in der<br />

Regel im Vergleich zum Branchendurchschnitt. Wir sprechen hier dann von<br />

Shareholder-Value. Zielgrösse Nummer eins scheint somit fast gefunden –<br />

doch wieder andere stellen die ergänzende Frage: «Entspricht Anstand noch<br />

dem Zeitgeist? Geht es nicht vielfach eher um Anschein statt Anstand?» Es<br />

gilt, alle Stakeholder im Auge zu behalten. Und schon bricht die Ethik- und<br />

Wertediskussion los. Erwartungen treffen und übertreffen ist moralisch ein<br />

hoch aufgeladenes Thema.<br />

Es ist messbar<br />

Versuchen wir eine etwas nüchterne Herangehensweise. Reputation bezeichnet<br />

in seiner Grundbedeutung den Leumund einer Unternehmung oder Organisation<br />

in einer breiten Öffentlichkeit. Sicher hat dies auch mit «corporate<br />

governance», wie das Thema gerne im internationalen Rahmen eingeführt<br />

wird, zu tun. Allerdings ist diese – je nach Nationalstaat – mit sehr unterschiedlichen<br />

gesetzlichen Grundlagen verknüpft. Bei Unternehmungen zählt<br />

demgegenüber die Reputation zu den immateriellen Vermögensgegenständen<br />

und diese sind auch messbar.<br />

Die Relation Marktwert-Buchwert ist die einfachste Messgrösse für den Wert<br />

des immateriellen Vermögens. Diese Rechnung ist einfach und bekannt und<br />

soll hier nicht weiter ausgeführt werden. Interessanter ist der vom Nobelpreisträger<br />

für Wirtschaft, James Tobin, entwickelte Quotient «Tobin’s q». Dieser<br />

setzt den Marktwert eines Vermögensgegenstandes in Bezug zu seinen Wiederbeschaffungskosten.<br />

Wenn q < 1 ist, dann ist der Marktwert dieses Vermögensgegenstandes,<br />

zum Beispiel eines Gebäudes, geringer als die Wiederbeschaffungskosten.<br />

Andererseits drückt ein q > 1 aus, dass der Marktwert<br />

des Vermögensgegenstandes grösser als die Wiederbeschaffungskosten ist.<br />

Bezogen auf das Thema Reputation von Unternehmungen<br />

trifft dies quasi gleichermassen zu.<br />

Ein hohes q reflektiert den Wert von Investitionen<br />

in «reputationsrelevante» Unternehmensbereiche.<br />

Wenn q sehr hoch ist, zum Beispiel 2, dann ist<br />

der Einsatz dieses Vermögensgegenstandes sehr<br />

rentabel. Im Gegensatz zu den Marktwert-Buchwert-Relationen<br />

liegen die Vorteile von «Tobin’s q»<br />

darin, dass die Effekte unterschiedlicher Abschreibungspraktiken<br />

neutralisiert werden. So lässt<br />

sich ein erster Schritt wie folgt zusammenfassen:<br />

«What you can measure, you can manage».<br />

Ganz andere Dimensionen<br />

Zunächst führe ich ein Beispiel ein, welches auf<br />

den ersten Blick nicht mit dem betriebswirtschaftlichen<br />

Thema Reputation zu tun hat. Anno 2000<br />

appellierte der damalige deutsche Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder an die Öffentlichkeit. Er rief zum<br />

«Aufstand der Anständigen» auf. Damals sollte ein<br />