PRESTIGE_04_2012.pdf
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25<br />
LIMITED EDITION WINTER 2012<br />
CULTURE<br />
LIVING<br />
TRAVEL<br />
DRIVE STYLE<br />
BEAUTY<br />
FASHION<br />
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INHALT<br />
Editorial 15<br />
CULTURE<br />
Richard Gere<br />
Eine Hollywood-Ikone in Zürich 16<br />
16<br />
Meister der morbiden Unterhaltung<br />
Alfred Hitchcock 26<br />
The Making of «The Cal»<br />
Pirelli-Kalender 2013 32<br />
Musik im Blut<br />
Karim Bhorania 38<br />
The Gambino Family «Teil 2»<br />
Paul Castellano 46<br />
«Malen kommt in meinem Leben als Erstes»<br />
Burkhard Driest 52<br />
26 32<br />
WATCHES & JEWELLERY<br />
Richtig schenken<br />
Kein Problem 62<br />
Aus den Tränen der Götter geboren<br />
Die Königinnen der Perlen 72<br />
Schmuck News<br />
Strahlend schön 76<br />
38<br />
46<br />
FASHION<br />
Der Faltenmacher<br />
Issey Miyake 82<br />
Mit Karl Lagerfeld fing alles an ...<br />
Kiki Kausch And The Red Bag 88<br />
52 82<br />
Fashion Books<br />
Weiche Roben und rauschende Kleider 96<br />
Last Christmas<br />
Feierlich und elegant 98<br />
Der Handschuh<br />
Schutzfunktion und Mode-Accessoire 106<br />
10<br />
88
INHALT<br />
98<br />
106<br />
CULINARIUM<br />
Edles Schalentier mit zwei Scheren<br />
Hummer 116<br />
Food News<br />
Special Editions und edle Gewänder 122<br />
124<br />
Wintercocktails<br />
World's Best Tasting Vodka 124<br />
Essen, Kochen, Networking ...<br />
Hopping Dinner 126<br />
Beauty<br />
Vom Musikproduzenten zum Markengesicht<br />
Mark Ronson 136<br />
Dentalklinik der Premium-Klasse<br />
Privatklinik ALTA AESTHETICA 142<br />
126<br />
136<br />
146<br />
Es funkelt und glitzert ...<br />
Beauty News 144<br />
Beauty Goes Gold<br />
Goldige Zeiten in der Kosmetikbranche 146<br />
Drive Style<br />
Aston Martin<br />
Eine Klasse für sich 154<br />
142<br />
LIVING<br />
Patricia Urquiola<br />
Eine Schöpferin poetischer Designwerke 166<br />
Interior News<br />
Living & More 170<br />
Der Meister der Kurven<br />
Oscar Niemeyer 172<br />
154<br />
11
INHALT<br />
Travel<br />
Wunder der Natur<br />
Abseits der Touristenmassen 180<br />
180<br />
Fliegen Deluxe<br />
Suiten über den Wolken 188<br />
Anime und die Kinder von Edo<br />
Tokio: Welcome To Manga City 190<br />
Weltreise für die Sinne<br />
Kussmund auf hoher See 198<br />
190<br />
EVENTS<br />
Schwanensee<br />
Das Russische Staatsballett auf Jubiläumstournee 200<br />
<strong>PRESTIGE</strong>-Events<br />
Pferde, Schnee & Ski 202<br />
Short Cuts<br />
Short Cuts #1<br />
Wem die Stunde schlägt 78<br />
188<br />
Short Cuts #2<br />
Coffeetime 132<br />
Short Cuts #3<br />
Brummende Motoren 164<br />
KOLUMNEN<br />
134<br />
198 200<br />
Wilhelm J. Grusdat<br />
A Star Is Born 60<br />
Tim Marschall<br />
Zum Erfolg braucht es keine Boni! 80<br />
178<br />
114<br />
80<br />
152<br />
Gabriel Palacios<br />
Teure Kleidung – Placebo oder Qualität? 114<br />
Vera Dillier<br />
«Hast Du Tickets?» 134<br />
Götz Winter<br />
Winter-Freuden 152<br />
60<br />
12<br />
Walter Bollier<br />
In Russland werden die Weichen<br />
für den Wandel gestellt 178
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EDITORIAL<br />
Geschätzte Leserinnen,<br />
geschätzte Leser<br />
Der Winter ist da und mit ihm unsere neue Ausgabe! Um auch in dieser kalten<br />
Jahreszeit Ihr Herz und Ihre Seele etwas zu erwärmen, hat sich unser Redaktionsteam<br />
wieder einmal auf die Suche nach spannenden, bewegenden und<br />
bunten Themen gemacht.<br />
Weihnachtszeit bedeutet auch immer die Zeit exquisiter Speisen und Getränke. Unser Redaktionsteam<br />
spürte für Sie die neusten Champagnertrends auf und traf sich mit dem Sternekoch<br />
Peter Nöthel, um mit ihm über seine Lieblingszutat, den Hummer, zu sprechen. Er<br />
verriet uns nicht nur, wie man das Schalentier richtig zubereitet, sondern auch woher der<br />
beste Hummer kommt. Eine ganz andere Spezialität, nämlich eine auf vier Rädern, testete<br />
unser Autoredaktor für Sie. Mit dem neuen, 573 PS starken Top-Modell Vanquish und dem<br />
stark überarbeiteten DB9 von Aston Martin ging es für ihn rasant über den Asphalt.<br />
Issey Miyake ist der Meister der Falten: Mit der Linie «Pleats Please» schafft der Designer<br />
einfach geschnittene Modelle aus knitterfreien, dehnbaren und federleichten Polyester-<br />
Plissées, die wie Skulpturen wirken. Körperskulpturen, die nicht nur fantastisch aussehen,<br />
sondern auch noch bequem zu tragen sind. Unsere Redaktorin Valeska Jansen machte für<br />
Sie den Test und beschreibt in ihrem Portrait die Faszination des Faltenlooks. Falten trägt<br />
man also auf der Haut als Kleidung, aber nicht im Gesicht. Welche neuen Trends die Kosmetikindustrie<br />
entwickelt hat und warum Gold dabei hoch im Kurs steht, erfahren Sie in der<br />
vorliegenden Ausgabe.<br />
Lehnen Sie sich also genüsslich zurück, geniessen ein gutes Glas Wein vor dem knisternden<br />
Kamin und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende und informative Lesereise.<br />
Francesco J. Ciringione<br />
Verleger<br />
Yvonne Beck<br />
Chefredaktorin<br />
15
© Ascot Elite
CULTURE<br />
Richard<br />
Gere<br />
Eine Hollywood-Ikone in Zürich<br />
Anwälte, Ärzte, Agenten: Er hat schon<br />
alles gespielt. Seine weiblichen Fans<br />
sehen Richard Gere allerdings am liebsten<br />
als Romantiker. Dass er von seinem<br />
Charme nichts eingebüsst hat, bewies<br />
der Beau mit dem Silberhaar beim Besuch<br />
des Zurich Film Festivals.<br />
17
CULTURE<br />
© Miramax Films<br />
Wandelbar: In «The Hoax» spielt Gere einen Betrüger, in «Nights in Rodanthe» turtelt er mit Diane Lane.<br />
von Dominique Zahnd<br />
Was weiss man über Gere? Er ist Buddhist,<br />
Charakterdarsteller, treuer Ehemann und Weltverbesserer.<br />
Die rührselige Romanze «Pretty<br />
Woman» machte ihn zum Inbegriff des Märchenprinzen.<br />
Dieses Image klebt auch noch<br />
22 Jahre später an dem Schauspieler. Jetzt ist Richard Gere<br />
mit seinen 63 im Rentenalter. Doch Frauen kippen in seiner Gegenwart<br />
immer noch um wie Dominosteine. Das war auch beim<br />
Zurich Film Festival so, wo der Hollywoodstar seinen sehenswerten<br />
Finanzthriller «Arbitrage» vorstellte. Vom Fanansturm war er<br />
sichtlich überwältigt. «Ich dachte immer, die Schweizer wären so<br />
ruhig, aber das ist der Wahnsinn», sagte Gere. Anschliessend<br />
wurde der Schauspieler mit dem Gold Icon Award für sein Lebenswerk<br />
geehrt. Die Auszeichnung ist verdient, schliesslich hat<br />
er in über 50 Filmen mitgespielt.<br />
den nicht minder sinnlichen Streifen «Ein Offizier und Gentleman»<br />
(1982) und «Atemlos» (1983). Dass er später dann auch noch das<br />
Top-Model Cindy Crawford heiratete, liess ihn für viele Frauen nur<br />
noch begehrenswerter erscheinen. 1993 wurde das Traumpaar<br />
vom amerikanischen «People Magazine» als «Sexiest Couple»<br />
ausgezeichnet. 1999 holte er dann auch noch solo den Titel als<br />
«Sexiest Man».<br />
Beim Treffen mit dem <strong>PRESTIGE</strong>-Reporter in einem noblen Fünfsternehotel<br />
am Zürichsee macht sich der Hollywoodstar über sein<br />
sexy Image lustig. «Ich wundere mich selber, dass man mir noch<br />
immer Rollen in romantischen Komödien anbietet. Das ist verrückt,<br />
nach so vielen Jahrzehnten», sagt er und schiebt hinterher: «Ich<br />
bin doppelt so alt, wie es für ein Sexsymbol üblich ist. Ich gehöre<br />
eigentlich ins Seniorenheim.»<br />
Durchbruch als Edel-Callboy<br />
Der Irrsinn um seine Sexyness begleitete ihn von Anfang an. Alles<br />
losgetreten hat damals der Erotik-Krimi «American Gigolo: ein<br />
Mann für gewisse Stunden» (1980). Danach etablierte Gere sich mit<br />
Sein Image als Mister Perfect torpediert er auch mit einer kleinen<br />
Geschichte aus seinem Privatleben. «Ich schnarche, und das anscheinend<br />
schrecklich laut», gibt er zu. Erst kürzlich liess er sich ein<br />
spezielles Mundstück anfertigen, das die Luftröhre auch nachts<br />
18
CULTURE<br />
© Warner Bros<br />
«Ich bin doppelt so alt,<br />
wie es für ein Sexsymbol üblich ist.<br />
Ich gehöre ins Seniorenheim.»<br />
19
CULTURE<br />
© Fox Searchlight<br />
Moralische Unterstützung für Oscar-Preisträgerin Hilary Swank: Gere in «Amelia».<br />
offen hält. «Dieses Opfer nahm ich für meine Frau auf mich. Hätte<br />
ich das nicht getan, müsste ich jetzt in einem anderen Zimmer<br />
schlafen.» Mit dem Ex-Bondgirl Carey Lowell («Licence to Kill») ist er<br />
seit zehn Jahren verheiratet. Das Paar hat einen 12-jährigen Sohn<br />
namens Homer (benannt nach Geres Vater). Seine Frau begleitete<br />
ihn ebenfalls mit nach Zürich. Wie halten die beiden Vielbeschäftigten<br />
ihre Ehe am Laufen? «Auch wir haben Probleme. Aber ich habe<br />
gelernt, sofort darüber zu reden. Ausserdem bin ich ehrlich mit mir<br />
selbst und versuche, mich in andere Menschen einzufühlen. Das<br />
ist schwer, aber dafür sind wir auf der Welt. Es macht uns zu besseren<br />
Menschen.»<br />
Ein Leben mit dem Buddhismus<br />
Solche Aussagen sind typisch für ihn. Er ist ein Gutmensch und arbeitet<br />
hart daran, dass das auch so bleibt. Wie sich der Schauspieler<br />
durchs Leben bewegt, ist geprägt vom Buddhismus. Mit dem<br />
in Kontakt kam er in der Schweiz. Vor bald 30 Jahren traf er hier<br />
erstmals den Dalai Lama, als dieser in einem Kloster gelehrt hat.<br />
«Das veränderte mein Leben …», sagt Gere. Seither setzt er seine<br />
Bekanntheit dafür ein, dem unterdrückten Tibet zu helfen. Darum<br />
erstaunt es auch kaum, dass der Schauspieler es sich nicht nehmen<br />
liess, bei seinem Schweiz-Besuch die Vorstandsmitglieder der tibetischen<br />
Organisationen in unserem Land zu treffen. Redet Richard<br />
Gere eigentlich auch mit dem von ihm bewunderten Dalai Lama<br />
über seine Filme? «Damit würde ich seine Zeit nie verschwenden.»<br />
Das Oberhaupt der Tibeter hat ihm allerdings geholfen, mit dem<br />
Starrummel fertigzuwerden. «Als mir zum ersten Mal bewusst wurde,<br />
dass mich die Leute auf der Strasse erkennen, hatte ich Angst,<br />
meine Freiheit zu verlieren. Doch auch das muss man als Chance<br />
sehen: Wenn man sich nirgends mehr verstecken kann, muss man<br />
eben völlig offen sein, und diese Offenheit ist die grösste Freiheit.»<br />
Weit entfernt vom Pensionärsdasein<br />
Mit 63 setzen sich andere Leute zur Ruhe. Gere will nichts davon<br />
wissen und noch «mindestens 20 Jahre weiterdrehen». Dabei ist<br />
ihm vor allem eines wichtig: die bewusste Wahl des Regisseurs.<br />
«Wenn ich meinen Emotionen wirklich freien Lauf lassen soll, muss<br />
ich mich in Sicherheit wiegen können. Wenn das nicht gegeben<br />
ist, kann ich nicht funktionieren.» Bei Newcomer Nicholas Jarecki<br />
schien die Chemie jedenfalls zu stimmen, das merkt man dem Thriller<br />
«Arbitrage» auch an. Gere spielt vordergründig einen erfolgreichen<br />
New Yorker Unternehmer und liebenden Ehemann, dem aber<br />
in Wirklichkeit das Wasser bis zum Hals steht. Doch dem Schauspieler<br />
gelingt die Meisterleistung, dass der Zuschauer Sympathien<br />
für den skrupellosen Schweinehund auf der Leinwand entwickelt.<br />
Aber selbst ein Kino-Highlight wie «Arbitrage» lässt nicht darüber<br />
hinwegtäuschen, dass ihn sein Beruf nicht komplett erfüllt. Dem<br />
stimmt der Star aus «Red Corner», «The Jackal» und «Runaway<br />
Bride» zu. «Ich verspüre das Bedürfnis, mich zurückzuziehen.<br />
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CULTURE<br />
© Diese Seite: Ascot Elite<br />
Der Schein trügt: Geschäftsmann Robert Miller steht vor dem Aus.<br />
Aber die Schauspielerei ist nun mal meine Bestimmung. Das hat<br />
mir auch seine Heiligkeit, der Dalai Lama, gesagt. Ich brauche die<br />
wechselseitige Kommunikation, um mich weiterzuentwickeln.»<br />
Reaktionen zu bekommen, ist ihm wichtig. Das war schon immer<br />
so. Vor der Kamera ist er – nach eigenen Angaben – nur dann gut,<br />
wenn er mit jemandem interagieren kann. Doch auch wenn es um<br />
Frauen geht, testet er gerne deren Reaktionen. Als Teenager stellte<br />
er potentielle neue Freundinnen mit brutalen Fotos von amputierten<br />
Füssen und Händen auf die Probe: Er liess die Bilder eines namhaften<br />
Kriegsfotografen zu Hause rumliegen, um zu provozieren.<br />
Konnte die betreffende Dame den Fotos nichts Künstlerisches abgewinnen,<br />
war es mit Geres Interesse sofort vorbei. Und auch seine<br />
Frau Carey musste einen Test bestehen. Er nahm sie mit zum Reiten.<br />
«Ich brauche jemanden an meiner Seite, der furchtlos ist. Also<br />
galoppierten wir durch den Schnee und ich hielt mich kein bisschen<br />
zurück. Aber sie war immer dicht hinter mir und sprang mit ihrem<br />
Pferd mutig über umgefallene Bäume. Das hat mir imponiert.»<br />
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RUBRIKEN<br />
© Ascot Elite<br />
Wie Richard Gere den durchtriebenen Businessmann Miller in «Arbitrage» verkörpert, ist überaus sehenswert.<br />
Chef eines New Yorker Hotels<br />
Das Promipaar führt seit ein paar Jahren ein luxuriöses Boutique-<br />
Hotel im Bundesstaat New York. «Ich entdeckte per Zufall dieses<br />
zerfallene Landhaus aus dem 18. Jahrhundert in meiner Heimatstadt<br />
Bedford. Es hat mir wehgetan, es so heruntergekommen zu<br />
sehen. Wir haben es dann von Grund auf renoviert. Dieses Hotel<br />
ist eine Herzensangelegenheit für mich», sagt er. In seiner Nobelherberge<br />
gibt es lediglich acht Gästezimmer. Die Atmosphäre ist<br />
familiär, zwei Restaurants sorgen für das leibliche Wohl. «Die Schokoladenmousse<br />
mit Erdnussbutter ist unschlagbar», schwärmt<br />
Hausherr Gere. Zahlende Gäste sieht er dort gerne, bei aufdringlichen<br />
Fans ist das weniger der Fall. Wie bei der Horde mittelalterlicher<br />
Frauen, die vor kurzem plötzlich über die Mauer kletterten<br />
und den Hollywoodstar mit lautem «Hallo Richard!» begrüssten.<br />
Der verscheuchte die Ladies schnell wieder.<br />
Dass Gere so angetan ist von seinem Hotel auf dem Land, macht<br />
Sinn. Denn er selber wuchs auf einer Farm auf. Sein Vater Homer<br />
war Versicherungsvertreter, seine Mutter Doris Hausfrau. Ambitionen<br />
in Richtung Schauspielerei hatten damals aber weder Richard<br />
noch seine vier Geschwister. Musik war das grosse Thema im Haus.<br />
Gere spielt mittlerweile Klavier, Gitarre, Trompete und Schlagzeug.<br />
«Musik war immer sehr wichtig für mich. Ich habe sie als Kommunikationsmittel<br />
gesehen. Ein Gefühl für Rhythmus zu haben, hilft<br />
einem auch in der Schauspielerei.» Hat er mal einen schlechten<br />
Tag, zaubern coole Songs die gute Laune schnell wieder herbei –<br />
besonders die von Bob Dylan. «Können Sie sich ein Leben ohne<br />
Dylans ‹Visions of Johanna› vorstellen? Oder ohne ‹Like A Rolling<br />
Stone›? Das sind Momente göttlicher Offenbarung …»<br />
Gere und «Pretty Woman»<br />
Wann hat er «Pretty Woman» zuletzt<br />
gesehen? «Nur an der Premiere<br />
damals. Keine Ahnung,<br />
wie lange das her ist», sagt<br />
der Schauspieler. Obwohl<br />
der Glückstreffer aus dem<br />
Jahr 1990 für nur 14 Millionen<br />
Dollar produziert wurde,<br />
spielte er 463 Millionen Dollar<br />
ein. In Geres Herzen hat<br />
der Film aber keinen besonderen<br />
Platz.<br />
Doch ihm ist bewusst, dass<br />
ihn wegen «Pretty Woman»<br />
heute noch viele Frauen anbeten.<br />
«Es passiert in der Tat<br />
gelegentlich, dass mir Frauen<br />
genau das gestehen. Auch<br />
wenn ich es persönlich absurd<br />
finde. Ich bin als Schauspieler<br />
eine Projektion – mit dem privaten<br />
Richard Gere haben<br />
diese Kunstfiguren nichts<br />
zu tun.»<br />
© Touchstone Pictures<br />
24
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Minutenanzeige sowie die Anzeige einer zweiten Zeitzone auf Drehscheiben<br />
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CULTURE<br />
Meister<br />
der morbiden<br />
Unterhaltung<br />
Mehr als 30 Jahre sind seit dem Tod Alfred Hitchcocks vergangen,<br />
doch noch immer fesseln und faszinieren seine Filme die Menschen in aller Welt.<br />
von Jascha Köhler<br />
Erst kürzlich wurde Orson Welles’ Meisterwerk «Citizen<br />
Kane» vom Thron gestürzt. Das britische<br />
Filmmagazin «Sight & Sound» vergab den Titel des<br />
besten Films aller Zeiten neu, den «Citizen Kane»<br />
ganze 50 Jahre lang innehatte. In der alle zehn<br />
Jahre durchgeführten Umfrage belegt nun Hitchcocks «Vertigo»<br />
den ersten Platz. Dabei wurde Alfred Hitchcock, der schon zu<br />
Lebzeiten als Legende des Kinos galt, sein Erfolg keineswegs<br />
in die Wiege gelegt. Als Sohn eines Gemüsehändlers 1899 in<br />
der Nähe von London geboren, liess zunächst wenig auf eine<br />
Karriere im künstlerischen Bereich schliessen.<br />
Die Anfänge<br />
Hitchcock, schon als Kind klein und korpulent, war ein Einzelgänger,<br />
der nur schwer Anschluss fand und bereits mit vierzehn Jahren<br />
die Schule schmiss. In seiner Freizeit besuchte er Theater- und<br />
Kinovorstellungen, ging ins Scotland-Yard-Museum und verfolgte<br />
im Gerichtssaal Mordprozesse. Ein gewisses Talent zeigte sich bei<br />
ihm schon früh im Bereich des Technischen Zeichnens. Als 1920<br />
ein britischer Ableger der amerikanischen Filmgesellschaft Paramount<br />
gegründet wurde, bewarb er sich dort mit seinen Illustrationen<br />
und wurde als Zeichner für Zwischentitel angestellt. In den<br />
folgenden Jahren gestaltete er nicht nur die eingeblendeten Textkarten<br />
für ein Dutzend Stummfilme, sondern entwarf auch Kostüme<br />
und Szenenbilder und half dabei, Drehbücher zu überarbeiten.<br />
Der Feuereifer des engagierten jungen Mannes überzeugte seine<br />
Arbeitgeber, die ihn bald selbst Regie führen liessen.<br />
Erstes Aufsehen erregte Hitchcock 1926 mit «Der Mieter», in dem<br />
ein Einzelgänger zu Unrecht von seiner Umgebung verdächtigt<br />
wird, ein Frauenmörder zu sein. Dieses Motiv sollte Hitchcock in<br />
seiner Karriere noch häufiger aufgreifen und variieren. Zum letzten<br />
Mal begegnet es uns in «Frenzy» von 1972. Schon früh lag Alfred<br />
Hitchcocks Hauptaugenmerk auf der Bildgestaltung und der Filmmontage.<br />
Als ein Glücksfall erwies sich seine Aufgeschlossenheit<br />
gegenüber dem Aufkommen des Tonfilms. Während viele<br />
26
Alfred Hitchcock<br />
27
CULTURE<br />
Stummfilmregisseure mit der neuen Technik nicht zurechtkamen<br />
und ihr kritisch gegenüberstanden, erkannte Hitchcock sofort das<br />
darin enthaltene Potential. «Erpressung», 1929 ursprünglich als<br />
Stummfilm produziert, wurde durch einen Nachdreh in einigen<br />
Schlüsselszenen mit Toneffekten und Dialogen angereichert. Dies<br />
machte ihn nicht nur zum ersten britischen Tonfilm überhaupt, sondern<br />
gleichzeitig auch zu einem enormen Publikumserfolg.<br />
Der Bildkomponist<br />
Ende der 30er-Jahre wechselte Hitchcock in die USA über, wo er<br />
für einige der namhaftesten Studios und Produzenten arbeitete.<br />
Er versuchte sich in den verschiedensten Genres, drehte Komödien<br />
und Kostümfilme, doch wirklichen Anklang fanden immer<br />
nur seine Thriller, die Spannung und schwarzen Humor auf geniale<br />
Weise miteinander verbanden. Auch in späteren Jahren war<br />
er immer darum bemüht, das Publikum zu überraschen und mit<br />
zuvor noch nie Gesehenem zu schockieren. Die Bilder, die der<br />
stets um ein Höchstmass an künstlerischer Kontrolle bemühte<br />
Hitchcock schuf, brannten sich in das Bewusstsein der Zuschauer<br />
ein. Noch heute denkt bei «Psycho» jeder Kinoliebhaber sofort<br />
an den für damalige Verhältnisse unerhört drastisch dargestellten<br />
Mord in der Dusche oder bei «Der unsichtbare Dritte» an Cary<br />
Grant, der von einem Kleinflugzeug gnadenlos durch die Einöde<br />
des Mittleren Westens gehetzt wird.<br />
Hitchcock spielt mit Urängsten, wenn er uns die Ohnmacht des<br />
Unschuldigen im Angesicht einer tödlichen, nicht greifbaren Bedrohung<br />
spüren lässt, die unvermittelt aus dem Nichts zuschlägt.<br />
Hitchcocks Helden fürchten sowohl um ihre bürgerliche Reputation<br />
als auch um ihr Leben. Sie werden von Mördern und Spionen<br />
ebenso gejagt und getrieben wie von Vertretern des Gesetzes.<br />
In die Abenteuer, die sie überstehen müssen, geraten sie gegen<br />
ihren Willen. Oft reicht eine simple Verwechslung, um die gesellschaftliche<br />
Fassade einstürzen zu lassen.<br />
28
CULTURE<br />
«Bevor ich einen Film mache,<br />
sind auch die kleinsten Einzelheiten<br />
in meinem Kopf schon fertig. Mir ist<br />
dann, als hätte ich den Film schon<br />
gesehen, und deshalb mache ich<br />
ihn manchmal gar nicht.»<br />
29
CULTURE<br />
Alfred Hitchcock liebte es, mit den Sehgewohnheiten und Erwartungen<br />
des Publikums zu spielen: In «Die rote Lola» beispielsweise<br />
entpuppt sich der vermeintlich unschuldig Verfolgte ganz am<br />
Ende doch als der wahre Mörder. Figuren, denen die Zuschauer<br />
über neunzig Minuten die Daumen drückten, stellen sich unverhofft,<br />
wie der harmlos wirkende Norman Bates in «Psycho»,<br />
als die wahren Monster heraus. Wenn Bates die Beweise des<br />
scheinbar von seiner Mutter begangenen Mordes im nahe gelegenen<br />
See verschwinden lassen will, halten wir unweigerlich die<br />
Luft an und fiebern mit ihm mit.<br />
Nur selten brach Hitchcock mit seinem Grundprinzip, Leben und<br />
Fiktion strikt voneinander zu trennen. Er liebte die Arbeit im Atelier,<br />
auf der Studiobühne, wo er volle Kontrolle ausüben konnte<br />
und nicht, wie in der freien Natur, von plötzlich wechselndem<br />
Wetter oder anderen Unwägbarkeiten überrascht werden konnte.<br />
Nicht das Authentische reizte ihn, sondern das Künstliche. Nichts<br />
langweilte ihn mehr als Geschichten, die auf Tatsachen beruhen.<br />
So liess er «Eine Dame verschwindet» bewusst in einem fiktiven<br />
Balkan-Staat spielen. Für «Familiengrab» kombinierte er San<br />
Francisco und Los Angeles zu einer einzigen grossen Stadt.<br />
Das Kino war für ihn ein Ort der reinen Unterhaltung. Seine Kunst<br />
sollte eine rein ästhetische, keine politisch engagierte sein. Hitchcocks<br />
Filme waren nie Vehikel für Botschaften oder Überzeugungen.<br />
Die Form bestimmte den Inhalt, nicht umgekehrt. Bei Hitchcock,<br />
so Truffaut, wurde «das Kino wirklich zu einer abstrakten<br />
Kunst». Möglicherweise liegt darin einer der Hauptgründe dafür,<br />
wieso sich seine Werke so gut gehalten haben und noch immer<br />
frisch wirken, niemals altmodisch oder verstaubt.<br />
Kein Regisseur der Filmgeschichte verstand es, die Zuschauer so<br />
effektiv zu manipulieren wie Hitchcock. Und von kaum einem anderen<br />
lassen wir uns noch heute lieber manipulieren als von ihm.<br />
Anthony Perkins<br />
Für Anthony Perkins war die Rolle des Norman Bates Fluch und<br />
Segen zugleich. In den 50er-Jahren spielte er Theater am Broadway<br />
und erste kleinere Filmrollen in Hollywood. Für «Psycho»<br />
sagte er zu, weil er mit Hitchcock arbeiten wollte. Da ahnte er<br />
noch nicht, wie stark die Rolle des psychopathischen Motelbetreibers<br />
seine weitere Karriere beeinflussen sollte. Perkins, der<br />
zuvor meist den netten Jungen von nebenan gespielt hatte und<br />
an der Seite der jungen Jane Fonda auch schon mal den romantischen<br />
Helden geben durfte, wurde nach dem Erfolg von «Psycho»<br />
bloss noch auf diese eine Rolle festgeschrieben. Auf der<br />
Strasse sprachen ihn die Leute sogar mit «Norman» an. Lange<br />
kämpfte er dagegen an, in diese Schublade gesteckt zu werden;<br />
letzten Endes akzeptierte er es jedoch. Mit Norman Bates, dem<br />
«Hamlet des Horrors», war er ein Teil der Filmgeschichte geworden.<br />
1982 kehrte Perkins für «Psycho II» erstmals wieder zu seiner<br />
Paraderolle zurück. Zwei weitere Fortsetzungen folgten; bei<br />
Teil 3 übernahm Perkins sogar selbst die Regie.<br />
30
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CULTURE<br />
The<br />
Making of<br />
«The Cal»<br />
Pirelli-Kalender 2013<br />
32
CULTURE<br />
Der US-amerikanische Fotojournalist Steve<br />
McCurry inszeniert die Ausgabe 2013 des<br />
legendären Pirelli-Kalenders. Für das Shooting<br />
reisten der Fotograf und die Models<br />
nach Rio de Janeiro in Brasilien. <strong>PRESTIGE</strong><br />
führt Sie hinter die Kulissen der Produktion<br />
und stellt Ihnen den Starfotografen Steve<br />
McCurry näher vor.<br />
33
Text: Yvonne Beck, Fotos: Pirelli<br />
Die Welt<br />
so abbilden, wie<br />
sie ist»<br />
Der Kalender des Reifen-Herstellers Pirelli ist einer<br />
der seltensten und begehrtesten seiner Art. Viele<br />
warten auf die 40. Ausgabe des Kultkalenders des<br />
italienischen Reifen-Herstellers – aber nur wenige<br />
werden diesen Wandschmuck wirklich in Händen<br />
halten. Die wenigen hundert Exemplare, die seit mehr als vierzig<br />
Jahren mit hochwertigen Aktfotos glänzen, werden nur an Freunde<br />
des Hauses verschenkt. Insider nennen den Kultkalender<br />
«The Cal». Seit seinem ersten Erscheinen 1964 hat er sich zum<br />
begehrten und exklusiven Prestigeobjekt gemausert. Weltklasse-<br />
Fotografen wie Peter Lindbergh, Peter Beard, Annie Leibovitz und<br />
Herb Ritts setzten ihm ein Denkmal. Das Shooting für den Kalender<br />
2013 übernahm der Fotograf Steve McCurry.<br />
Fotograf und Seelenbeschauer<br />
Steve McCurry ist ein einzigartiger Fotojournalist und Anthropologe.<br />
Seine ersten grossen Erfolge hatte er 1979 im Zuge des Afghanistan-Konfliktes,<br />
als seine Bilder aus der Krisenregion zu den<br />
ersten gehörten, die weltweit veröffentlicht wurden, noch vor dem<br />
Einmarsch der sowjetischen Armee. Er wurde ausgezeichnet mit<br />
der «Robert Capa Gold Medal» für die beste Foto-Auslandsreportage.<br />
Wie kaum ein Zweiter versteht er es, in seinen Aufnahmen die<br />
soziale Umgebung sowie das Herz und die Seele der Menschen<br />
des Landes, in dem er arbeitet, darzustellen. Dabei findet er seine<br />
Motive hauptsächlich in Krisen- und Kriegsgebieten. Er dokumentierte<br />
unter anderem die sowjetische Intervention in Afghanistan,<br />
den Iran-Irak-Krieg, den Golfkrieg sowie die Auseinandersetzungen<br />
in Beirut, im Jemen und in Tibet. Seine eindringlichen Bilder<br />
hinterlassen beim Betrachter das Mitgefühl für die Zivilisten,
CULTURE<br />
die unschuldig in die Kriegswirren geraten sind. Sein bekanntestes<br />
Foto ist das Portrait des afghanischen Mädchens mit den<br />
leuchtenden grünen Augen, das 1985 um die Welt ging. Steve<br />
McCurry errang zahlreiche Auszeichnungen und wurde mehrmals<br />
zum «Photographer of the Year» gewählt. Der mehrere Male<br />
mit dem «World Press Photo Award» ausgezeichnete Steve<br />
McCurry ist einer der Meister der Fotografie unseres Jahrhunderts.<br />
Im Zeichen der Humanität<br />
Im Pirelli-Kalender 2013 werden ausnahmslos Frauen portraitiert,<br />
die sich für humanitäre Projekte engagieren oder soziale<br />
Organisationen unterstützen. Steve McCurry fängt in seinen<br />
Bildern nicht nur die wahrnehmbare, sondern auch die innere<br />
Schönheit der Models ein. Die Motive wurden vor der atemberaubenden<br />
Kulisse von Rio de Janeiro geschossen. Die zweitgrösste<br />
Stadt Brasiliens und Hauptstadt des gleichnamigen<br />
Bundesstaates gilt als Herz des südamerikanischen Landes,<br />
das mit hoher Geschwindigkeit einen aussergewöhnlichen sozialen<br />
Wandel vollzieht. Dieser Wandel wird durch die boomende<br />
und innovative Wirtschaft ermöglicht, die mittlerweile im Bereich<br />
der nachhaltigen Entwicklung und Produktion eine internationale<br />
Spitzenstellung einnimmt.<br />
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Musik im Blut<br />
Karim Bhorania<br />
Musikexperten sind sich einig: «Seine<br />
Songs sind grossartig. Die Bühnenshow<br />
heizt dem Publikum ein und er besitzt<br />
einfach eine überzeugende Persönlichkeit.»<br />
Karim Bhorania erobert mit seiner<br />
Stimme und seinen Kompositionen die<br />
Schweizer Musikszene.
CULTURE<br />
«Aus Enttäuschungen<br />
oder Schmerz, aus Liebe oder<br />
Glück können ganz gute<br />
Songs entstehen.»<br />
von Yvonne Beck<br />
Der Produzent und Sänger Karim Bhorania schrieb<br />
seinen ersten Song, als er zwölf Jahre alt war, und<br />
hat seitdem sein Leben der Musik gewidmet. Seine<br />
selbst geschriebenen Kompositionen variieren von<br />
Urban Soul, R & B bis zu Pop und Rock-Musik. Die<br />
Stimme des jungen, sympathischen Baselbieters sorgt für Gänsehaut,<br />
und Kenner der Musikszene bestätigen ihm den «Jackson-<br />
Style». Trotzdem geht er ganz eigene Wege, und der Erfolg gibt<br />
ihm Recht. Als Produzent ist Karim Bhorania in den Hook A Land<br />
Studios anzutreffen, wo er ständig an neuen musikalischen Ideen<br />
arbeitet. <strong>PRESTIGE</strong> traf das Multitalent und sprach mit ihm über<br />
seine Leidenschaft zur Musik, seine Live Band, das Dance Projekt<br />
SoulCream und Portal Hook Book.<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Karim, Du singst und schreibst Songs seit 1996,<br />
seit sechs Jahren produzierst Du auch für andere Musiker<br />
oder Firmen. Was liegt Dir mehr im Blut und wie kam es dazu,<br />
dass Du auch als Produzent tätig bist?<br />
Zeitlos, urban, hingebend und sehr vielseitig. Ich bin ein Storyteller.<br />
Mit meiner Musik versuche ich Geschichten zu erzählen. Viele<br />
meiner Stücke sind soulig, doch ich mag auch Rock und produziere<br />
Lounge Sound oder mache unter dem Pseudonym SoulCream<br />
Danceplatten mit DJs.<br />
Was war Dein bisher grösster musikalischer Erfolg?<br />
Für mein Album mit den Sterling Sound Studios, New York und<br />
an der Seite von David Richards (Deep Purple, Queen, David<br />
Bowie, Simply Red etc.) in Montreux zu arbeiten.<br />
Dein Debut-Album «Told ’Ya» wird von Kritikern als eines der<br />
besten Newcomer-Alben des Jahres gehandelt. Es wurde<br />
zusammen mit David Richards, Domenico Livrano und Chris<br />
Athens, die man unter anderem in Zusammenhang mit Phil<br />
Collins, Bushido, Rihanna oder Coldplay kennt, produziert. Wie<br />
kam es zu dieser Zusammenarbeit?<br />
Karim Bhorania: Mein Herz schlägt fürs Komponieren genauso wie<br />
fürs Singen. Mit dem Gesang habe ich einfach früher angefangen.<br />
Die Melodien, die ich ständig im Kopf habe, nehme ich auf dem<br />
iPhone kurz auf und setze diese später auf dem Keyboard um. Oder<br />
ich singe etwas ein und baue anschliessend die musikalische Umgebung<br />
um meine Stimme auf. Wenn ich zum Beispiel einen Jingle<br />
kreiere, gehe ich in erster Linie auf die Wünsche des Auftraggebers<br />
ein, lasse aber meine eigenen Vorstellungen mit einfliessen.<br />
Man spürt aus Deinen Worten eine brennende Leidenschaft<br />
zur Musik. Wann hast Du diese zum ersten Mal gespürt?<br />
Seit ich laufen kann, habe ich Michael Jackson nachgeahmt und<br />
leidenschaftlich gesungen und getanzt. Das haben mir meine<br />
Soul-Musik-begeisterten Eltern mitgegeben. Als ich dann in den<br />
USA studierte, bekam ich von meinem Gesangslehrer grosses Lob<br />
für meine Stimme und habe beschlossen, professionell Musik zu<br />
machen. Seit drei Jahren habe ich meine vierköpfige Band. Toni<br />
am Saxophon, Karel an der Gitarre, Kevin an den Drums und Patrik<br />
am Bass. Es macht einen Riesenspass, die von mir produzierten<br />
Songs mit meiner Band live zu performen.<br />
Wie würdest Du selbst Deine Musikrichtung beschreiben?<br />
Durch sehr viele E-Mails, Telefonate und den Aufbau meines<br />
Netzwerkes. Facebook und Myspace haben da auf jeden Fall<br />
geholfen. Wenn man mal jemanden kennenlernt, der Einfluss hat<br />
in der Musikindustrie, und die Chemie stimmt, dann führt oft das<br />
eine zum anderen.<br />
Du warst in diesem Jahr als Sänger mit dem Projekt Soul-<br />
Cream mehrfach in den iTunes Charts vertreten und wurdest<br />
weltweit in den Clubs gespielt – als Produzent bist Du in der<br />
Schweizer Hitparade vertreten – was macht Dich mehr stolz?<br />
In den Vereinigten Staaten lief mein Projekt SoulCream in der Abercrombie<br />
& Fitch Playlist auf Hochtouren, in Europa bei RTL2, Berlin<br />
Tag & Nacht. Das ist schon recht cool! Auch die Chartsplatzierungen<br />
machen Freude. Doch ich mache keine grossen Unterschiede,<br />
ob als Produzent, Komponist oder Sänger. Natürlich ist es schön,<br />
wenn man seine eigene Stimme im Radio oder TV hört. Dann<br />
weiss man: Die Arbeit hat sich gelohnt.<br />
Woher nimmst Du die Inspirationen für Deine Lieder?<br />
Aus Enttäuschungen oder Schmerz, aus Liebe oder Glück können<br />
ganz gute Songs entstehen.<br />
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CULTURE<br />
«castingShows sind<br />
für echte Künstler wohl<br />
eher die letzte Wahl.»<br />
Würdest Du der Aussage zustimmen: Ohne Trennungen, Verluste<br />
und Leiden würde es viel weniger gute Lieder geben?<br />
Auf jeden Fall – Musik ist für mich wie Therapie. In schlechten<br />
Zeiten oder bei Kummer entstehen manchmal die gefühlvollsten<br />
Songs.<br />
Du lässt Dich musikalisch nur schwer einordnen. Auf Deinem<br />
Album gibt es viele verschiedene Stilrichtungen zu hören.<br />
Gibt es für Dich trotzdem musikalische Vorbilder?<br />
Stimmlich sind das sicherlich Michael Jackson, Terence Trent<br />
D'Arby, Prince, Phil Collins und Sisqo. Als Produzenten bewundere<br />
ich Pharrel Williams, Timbaland, Quincy Jones, Stevie Wonder und<br />
Teddy Riley. Alles grossartige Stars ihrer Zunft, deren Songs mich<br />
sehr bewegen.<br />
Gibt es auch einen Song, der Dir besonders am Herzen liegt?<br />
«Man in the Mirror» von Michael Jackson. Meiner Meinung nach<br />
müsste der Text dieses wunderschönen Liedes Schulstoff im Englisch-Unterricht<br />
sein.<br />
Im Fernsehen laufen immer mehr Musik-Casting-Shows wie<br />
DSDS, X-Factor etc. Wären diese eine echte Alternative für<br />
Dich gewesen? Und denkst Du, dass man durch diese Shows<br />
wirklich eine Karriere im Musikbusiness starten kann?<br />
Castingshows sind wie Fast Food – einfach, schnell und bieten<br />
nur eine kurzfristige Sättigung. Daher sind diese Shows für echte<br />
Künstler mit langfristigen Ambitionen wohl eher die letzte Wahl.<br />
Castingshows können durchaus ein Start zu einer Karriere sein.<br />
Die meisten davon sind jedoch ziemlich kurzlebig. Langjährige<br />
Karrieren haben meistens einen anderen Background.<br />
Das Musikbusiness ist ein Haifischbecken. Viele Musiker gehen<br />
an der Presse und dem Erfolgsdruck zugrunde. Wer hält<br />
Dir den Rücken frei und gibt Dir Halt?<br />
Familie, Freunde, die Sonne, der Mond und die Sterne. Besonders<br />
von meiner Familie erhalte ich grosse Unterstützung.<br />
Was oder wen möchtest Du mit Deiner Musik erreichen?<br />
Ich möchte mit 80 noch auf der Bühne stehen, mit meiner Band<br />
rocken und mit meiner Musik das Publikum berühren. Meine Ziele<br />
sind gross und kennen keine Grenzen.<br />
Du planst für nächstes Jahr neben Deinem Musikstudio «Hook<br />
A Land» und Deiner eigenen musikalischen Karriere als<br />
42
CULTURE<br />
Musikproduzent und Sänger ein weiteres Projekt unter dem<br />
Namen «Hook Book». Was hat es damit auf sich?<br />
Das ist richtig. Hook Book ist ein Musik-Marktplatz und -Netzwerk.<br />
Momentan sind wir im Aufbau des Portals und planen auf<br />
nächstes Jahr den Release der Version 2.0. Durch Besuche auf<br />
verschiedenen Musikmessen habe ich einige Erfahrungen gesammelt<br />
und den Musikmarkt gut kennengelernt. Ziel von Hook<br />
Book ist es, Musikern und Musikliebhabern das Leben in der Musikindustrie<br />
zu erleichtern und neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
zu erschaffen.<br />
Was wünschst Du Dir für Deine Zukunft?<br />
Letztes Jahr hatte ich noch ein kleines Studio neben einer Autogarage.<br />
Heute habe ich eine geräumige Musikagentur mit zwei<br />
Tonstudios, Grafikatelier & Live Band-Aufnahmeraum. So darf es<br />
gerne weitergehen ...<br />
Musik ist für Dich in drei Worten …<br />
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«Familie, Freunde,<br />
die Sonne, der Mond und<br />
die Sterne geben<br />
mir halt.»<br />
44
CULTURE<br />
Der König ist tot, lang lebe der König!<br />
Carlo Gambino, der schlaue Fuchs mit<br />
der legendären Intuition, bestimmte bereits<br />
zu Lebzeiten seinen Nachfolger.<br />
Eine fatale Fehlentscheidung, wie sich<br />
später zeigen sollte. «Big Pauli», Paul<br />
Castellano, ist mehr Geschäftsmann<br />
als Mobster, verschlingt Berge von Essen,<br />
ist exzentrisch, gierig und impotent.<br />
Doch er ist Carlos Cousin und jetzt das<br />
neue Oberhaupt einer der mächtigsten<br />
Mafia-Dynastien.<br />
46
CULTURE<br />
The gambino family<br />
Paul<br />
Castellano<br />
«TEIL 2»<br />
47
CULTURE<br />
von Helena Ugrenovic<br />
Blut ist dicker als Wasser und innerhalb der Gambino-Familie<br />
so klebrig wie Harz. Carlos Söhne besetzen<br />
weder Ämter im Mafia-Imperium, noch sind<br />
sie scharf auf seinen Thron. Paul Castellano operiert<br />
seit Jahren treu ergeben an Carlos Seite, ist Freund<br />
und Blutsverwandter in einem und es ist seine Familie, die Carlo<br />
damals verhalf, im fernen Amerika Fuss zu fassen und ein Milliarden<br />
Dollar schweres Reich zu erschaffen. Mit 22 Jahren festigt<br />
Paul durch die Heirat mit einer entfernten Cousine und zugleich<br />
Schwägerin von Carlo Gambino seine Beziehung im Netz der<br />
Mafia. Nina Mano ist eine typische italienische Lady, die mit ihren<br />
Hausangestellten das Abendessen bespricht, wie eine Glucke<br />
über die vier gemeinsamen Kinder wacht und jahrelang Pauls<br />
sexuelle Eskapaden erduldet.<br />
für 3,5 Millionen Dollar ein riesiges Anwesen auf Staten Island, das<br />
wie das Weisse Haus in Washington aussehen soll. Isoliert vom<br />
Leben der anderen Mobster und Familien, sitzt er auf dem Gipfel<br />
seines Hügels und ignoriert den wachsenden Missmut und die<br />
immer stärker werdende Ablehnung der anderen Mafia-Mitglieder.<br />
Carlo Gambino hatte sich um die Bedürfnisse und Anliegen seiner<br />
Mitarbeiter und Untergebenen gekümmert. Paul Castellano<br />
hingegen ist ein geldgieriger Raffzahn, kapselt sich immer stärker<br />
ab, ist arrogant, teilt seine Freizeit mit den Vorstandsvorsitzenden<br />
einflussreicher Wirtschaftsunternehmen und speist mit der High<br />
Society im New Yorker Sparks Steak House. Obwohl ihn die Heirat<br />
mit Carlo Gambinos Schwägerin an die Spitze der Mafia-Familien<br />
gebracht hat, ist er unglücklich. Paul leidet an Diabetes und einer<br />
damit verbundenen Nebenerscheinung, sexueller Impotenz.<br />
Der Signor<br />
Paul Castellano spielt eine Schlüsselrolle innerhalb der Gambinos,<br />
liebt schicke Autos, trägt massgeschneiderte Business-Anzüge<br />
und liest das «Wall Street Journal». Er kennt sowohl die seriösen<br />
als auch die verbotenen Geschäfte von der Pike auf und tanzt auf<br />
zwei Hochzeiten gleichzeitig. In den Augen der anderen Mobster,<br />
die morden, entführen, stehlen und betrügen, ist er ein moderner<br />
Lord Fauntleroy , dem durch seine Beziehungen ein Imperium in<br />
den Schoss gelegt wurde, das einem von ihnen zugestanden wäre<br />
und nicht Paul. Aniello Dellacroce, der sich mit der Funktion als<br />
Unterboss begnügen muss, ist eines der gefürchtetsten Individuen<br />
überhaupt. «Er hatte keine Augen», erzählt Joseph Coffey, ehemaliger<br />
New Yorker Mob-Jäger, «er hatte Röntgenapparate in den<br />
Augenhöhlen, die von so einem grellen, stechenden Blau waren,<br />
dass er Menschen förmlich durchbohren konnte. Er sah aus wie<br />
das Kind der Verdammten.» Dellacroce gehört zur alten Garde der<br />
Mobster, die ihrem Boss mit absoluter Loyalität treu ergeben sind,<br />
und akzeptiert seine «Degradierung», nur der Unterboss von Castellano<br />
zu sein, schweigend.<br />
Im Schneckenhaus<br />
Während Carlo Gambino mit seiner Familie bescheiden in einem<br />
gutbürgerlichen Backsteinhaus gelebt hatte, baut sich Castellano<br />
Seine Frau Nina und er schlafen in getrennten Schlafzimmern und<br />
die Momente trauter Zweisamkeit und Nettigkeit sind selten. Dem<br />
kubanischen Dienstmädchen Gloria, dem er zwei Clown-Puppen<br />
schenkt, sagt er: «Ich habe viel Geld in der Tasche, Gloria, und<br />
sonst gar nichts. Ich bin ein einsamer Mann. Es ist deine Aufgabe,<br />
mich zum Lachen zu bringen.» Glorias Aufgabengebiet wird<br />
erweitert, und als die Soldaten in den Strassen von Pauls Affäre<br />
mit dem Dienstmädchen hören, ist es Paul, der sich wie ein Clown<br />
benimmt. Die Gambinos distanzieren sich immer mehr von ihm,<br />
bis sie ihn am Ende nur noch hassen. Allen voran sein Erzfeind<br />
John Gotti.<br />
Doppelleben<br />
Die Rollen des einerseits erfolgreichen New Yorker Wall-Street-<br />
Geschäftsmannes und andererseits mächtigsten Mannes der<br />
Mafia sind ein Balance-Akt auf einem sehr dünnen Seil, an dem<br />
die Nager der unteren Hierarchien unermüdlich knabbern. Pauls<br />
Zerrissenheit zwischen Einsamkeit und dem krankhaften Zwang,<br />
respektiert zu werden, lässt ihn zu einem gierigen Despoten mutieren,<br />
der den Hals nicht vollkriegt und in seiner Doppelrolle immer<br />
mehr versagt. Die üblichen zehn Prozent Gewinnbeteiligung von<br />
seinen Soldaten erhöht er auf 50 Prozent, ist ein Weihnachtsgeschenk<br />
nicht pompös oder ein Briefumschlag nicht dick genug,<br />
48
CULTURE<br />
schäumt er vor Wut. Doch es ist nicht seine Unersättlichkeit nach<br />
Essen, mehr Geld und sexuellen Spielchen mit seiner Angestellten<br />
Gloria, die Paul immer mehr von seiner Mafia-Familie entfremdet.<br />
Die Ernennung Dellacroces zu seinem Unterboss ist wie die<br />
Durchtrennung einer Nabelschnur der bis dahin gepflegten verwandtschaftlichen<br />
Blutsbande. Es ist ein unverzeihlicher Verstoss<br />
und Affront gegen die Familienehre mit ihren Traditionen.<br />
Bündnis mit den Westies<br />
Die Gerüchte, dass John Gotti gegen einen der wichtigsten<br />
Mafia-Codizes verstösst und mit Rauschgift handelt, verdichten<br />
sich, genauso wie Gottis Unzufriedenheit, immer mehr. Paul<br />
schert sich jedoch nicht um dessen Belange und denkt stattdessen<br />
daran, Gottis Crew aufzulösen. Wohl wissend, dass ihn<br />
dieser verhängnisvolle Fehler eines Tages den Kopf kosten wird,<br />
plant er eine Kooperation mit den «Westies», einer irischstämmigen<br />
Gang in New York, die aus Rauschgifthändlern und Profikillern<br />
zusammengesetzt ist.<br />
Castellano schlägt den Bossen der Westies, Jimmy Coonan und<br />
Micky Featherstone, einen Deal vor, dem sie nicht widerstehen<br />
können. Im Gegenzug zu den zehn Prozent Umsatzbeteiligung in<br />
ihrem Revier erteilt er ihnen die Erlaubnis, seinen und den Namen<br />
der Gambino-Familie an der West Side<br />
von Manhattan zu benützen.<br />
Die einzige Bedingung, die Castellano stellt, ist, dass er für jeden<br />
Mord die Erlaubnis dazu erteilen muss. Die Westies nehmen den<br />
Deal an.<br />
Hell's Kitchen<br />
Die kriminelle Liebelei zwischen Paul Castellano sowie der Gambino-Familie<br />
mit den Westies trifft das FBI und die Behörden wie<br />
der Schlag einer Abrissbirne. Mögliche Zeugen verstecken sich<br />
wie Karnickel in ihrem Bau, während die Westies das Privileg, den<br />
Namen Gambino für ihre Gräueltaten zu benützen, bis zum Äussersten<br />
ausreizen. Das machtlose FBI wählt den direkten Weg zu<br />
Castellano und bittet ihn, seine Beziehungen zu den Westies abzubrechen.<br />
Zu viel Geld strömt jedoch aus Hell's Kitchen auf die<br />
Konten der Mafia-Familie, als dass Castellano ein Interesse daran<br />
hätte, diese lukrative Quelle sowie seine Beziehungen zu den Westies<br />
komplett aufzugeben.<br />
Brutus<br />
Trotz Castellanos Wachsamkeit verwanzt das FBI sein Haus und<br />
sammelt in wenigen Monaten über 600 Stunden Gesprächsstoff,<br />
um gegen das Syndikat vorgehen zu können. Paul Castellano redet<br />
nicht nur zu viel, sondern ist noch dazu ein Lästermaul. Während<br />
den Besuchen von Angelo «Quaquaq» Ruggiero dokumentieren<br />
sie praktisch die gesamten Geschäfte<br />
und Vorhaben der Mafia.<br />
Innerhalb der Mafiafamilie gerät Big Pauli immer mehr zum Aussenseiter, als gebrochener Mann wird er verhaftet (rechts).<br />
49
CULTURE<br />
Angelo Ruggiero ist ein grossspuriger Wichtigtuer, der alles, was<br />
er irgendwo aufschnappt, weitererzählt. Wegen seiner leicht manipulierbaren<br />
Persönlichkeit nennen ihn die Mobster nicht nur<br />
«Quaquaq», sondern auch «Brutus».<br />
Am 25. Februar 1985 werden Paul und die anderen Mitglieder des<br />
New Yorker Syndikats verhaftet, die alle an den verschiedenen Geschäften<br />
des organisierten Verbrechens beteiligt sind. Das meiste<br />
Beweismaterial stammt von den Wanzen in Castellanos Küche.<br />
Die Mobster wissen, wer ihnen dieses Desaster eingebrockt hat.<br />
Paul Castellano weiss, in welch grossen Schwierigkeit er steckt<br />
und welche Konsequenzen ihn erwarten.<br />
Als Gerüchte auftauchen, dass er mit den Behörden kooperiert,<br />
um seinen eigenen Kopf zu schützen, will John Gotti den verhassten<br />
Boss endlich umbringen. Doch Dellacroce, der treu ergebene<br />
loyale Unterboss, verbietet diesen Schachzug. Als Dellacroce<br />
stirbt, bleibt Castellano dem Begräbnis fern. Einerseits aus Angst<br />
vor dem FBI, das ihn observiert, und andererseits, weil es seinen<br />
Geschäften schaden würde, wie er sagt.<br />
Ein Zeichen der Respektlosigkeit in der Cosa Nostra. John Gotti<br />
und die Mobster haben genug von Castellanos Allüren und Unverschämtheiten<br />
sowie der verachtenden Art gegenüber seinem<br />
langjährigen Freund und Unterboss, dessen Ableben alle Dämme<br />
bei John Gotti brechen lässt. Frank DeCicco, ein Soldat aus dem<br />
Heer der Gambino-Familie, stimmt den Plänen Gottis zu, Castellano<br />
zu eliminieren, wenn er Unterboss würde. DeCiccio erzählt<br />
Castellano, dass die Familie<br />
verärgert ist über sein Fernbleiben<br />
von Dellacroces Beerdigung,<br />
und bietet an, ein<br />
Abendessen mit dessen Sohn Armond im Sparks Steak House<br />
in Manhattan zu organisieren. Es sei die letzte Chance, dem Unterboss<br />
Respekt zu zollen.<br />
Unehrenhafter Tod<br />
Am 19. Dezember 1985 soll sich Castellano mit Dellacroces Sohn<br />
Armond im Sparks Steak House in Manhattan treffen, um dem<br />
verstorbenen Unterboss doch noch seinen Respekt zu zollen.<br />
Nicht wissend, dass es sich dabei um eine Verschwörung handelt,<br />
fährt Castellano nach einem Weihnachtsbummel in Begleitung<br />
seines Fahrers Thommy Bilotti zum Steak House. Als der Wagen<br />
Castellanos um die Ecke des Restaurants biegt, wird er von einem<br />
anderen Fahrzeug gerammt, in dem vier Männer sitzen. Es sind je<br />
sieben Schüsse, die Paul Castellano und Thommy hinrichten.<br />
Diese Art der Ermordung demonstriert die absolute Respektlosigkeit<br />
für Castellano. Wenn ein Mann in der Position eines Paul Castellano<br />
auf solche Art und Weise ermordet wird, übermittelt man<br />
ihm und allen anderen, die mit ihm in Verbindung stehen, eine klare<br />
Nachricht: «Das ist Schlamm, ein kleiner Schläger, kein Mörder<br />
und schon gar nicht der Boss der Bosse.» Neun Tage nach dem<br />
Tod Castellanos treffen sich in einem Steakhouse an der Mulberry<br />
Street in Little Italy die Top-Bosse der New Yorker Mafia, um das<br />
neue Oberhaupt der Gambino-Familie zu wählen.<br />
Für John Gotti, der in einem 2000-Dollar-Briono-Anzug in seinen<br />
70'000-Dollar-Mercedes steigt und am Finger einen pinkfarbenen<br />
Diamantring trägt, erfüllt sich ein Lebenstraum. Er ist zum neuen<br />
Boss der Bosse gewählt worden.<br />
Nächste Ausgabe: The Gambino<br />
Family Teil III – John Gotti<br />
Für John Gotti (rechts) hätte Neil Dellacroce an der Spitze der Gambino-Dynastie sitzen sollen, und nicht der verhasste Paul Castellano.<br />
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CULTURE<br />
«Malen kommt in meinem Leben als Erstes»<br />
Burkhard<br />
Driest<br />
52
53<br />
CULTURE
CULTURE<br />
Jurastudent, Bankräuber, Querdenker: Burkhard Driest, der Romane,<br />
Musicals und Drehbücher wie am Fliessband produzierte, der mit Andy Warhol befreundet<br />
war, für Rainer Werner Fassbinder «Querelle» schrieb und in dessen Filmen<br />
spielte, ist ganz offensichtlich ein Mann mit vielen Talenten. Sein grösstes allerdings<br />
blieb bis heute nahezu verborgen – die Malerei.<br />
von Björn Vogt<br />
Als er sieben Jahre alt wurde, richtete der Vater für ihn<br />
ein Atelier ein, als er siebzehn wurde, begann er professionell<br />
zu malen. Bis heute ist so ein umfangreiches<br />
Werk entstanden. Alles Riesenformate: «Meine<br />
Bilder sind für Menschen mit grossen Wohnungen» –<br />
wilde, expressive, farbintensive, narrative Öl- oder Acrylbilder,<br />
viele mit autobiografischem Hintergrund, so aus der Drogenszene,<br />
aus dem Gefängnis, aber auch aus dem Widerstand gegen<br />
die ersten Atomkraftwerke. Beeindruckende Bilder, irritierend,<br />
ungewöhnlich und überraschend im gegenwärtigen Kunstdiskurs.<br />
«Als sorgfältiger Beobachter und konsequenter Chronist<br />
schafft Burkhard Driest verführerische Werke von suggestiver,<br />
mitreissender Dynamik und psychischer Direktheit.<br />
Ausdrücklich berührt er – empfindsam, zornig und bisweilen<br />
witzig – essentielle Bereiche und zeitlose Themen wie Schönheit<br />
und Erotik, Vergänglichkeit und gesellschaftliche Verantwortung»,<br />
schreibt der Kunsthistoriker und ehemalige Direktor der<br />
Villa Massimo, Jürgen Schilling, in dem vor kurzem erschienenen<br />
Bildband «Burkhard Driest, Malerei». <strong>PRESTIGE</strong> traf sich mit dem<br />
Schauspieler Burkhard Driest und sprach mit ihm über Kunst,<br />
Gewalt, Heimat und Politik (und Romy Schneider).<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Herr Driest, was als Erstes auffällt, ist die elementare<br />
Wucht Ihrer Bilder. Es heisst, dass Gewalt in Ihrem Leben<br />
eine grosse Rolle gespielt hat.<br />
Burkhard Driest: Die ersten Jahre meines Lebens waren von<br />
zwei schroffen Akkorden bestimmt: die Liebe zu meiner Mutter<br />
(und zu den Frauen) – und die Gewalt, die von den Männern ausging.<br />
Es ist nicht möglich, diese Bilder der frühen Gewalt jemals<br />
zu vergessen.<br />
Sie sagten einmal: «Wenn Journalisten schreiben, ich sei der<br />
Maler der geöffneten Schenkel, so haben sie nicht verstanden,<br />
worum es mir geht.» Worum geht es Ihnen?<br />
Da meine Malerei, anders als mein Schreiben, für keine Öffentlichkeit<br />
bestimmt war, nicht einmal für meine Freunde, gab es gleichsam<br />
keine Vorderseite des Bildes, keine öffentliche Seite. Sondern<br />
nur den Herstellungsprozess hinter dem Bild. Ich konnte zeichnen<br />
und malen, das war nicht mein Problem. Daher richteten sich mein<br />
ganzes Interesse und meine ganze Neugier auf den Prozess der<br />
Entstehung. Es gab keine rationale Kontrolle. Ich benutzte meine<br />
Gefühle als Produktivkraft. Die Bilder sind auf einer tiefen gestalterischen<br />
Ebene gleich, können aber auf einer mehr thematischen<br />
und gegenständlichen Ebene sehr verschieden sein.<br />
Sie zeigten vor kurzem Ihre bisher grösste, sehr beeindruckende<br />
Einzelausstellung. Sie malen aber seit über 50 Jahren.<br />
Bis heute aber haben Sie sich immer wieder möglichen Ausstellungen<br />
verweigert. Warum?<br />
Durch den Erfolg meines ersten Buchs rutschte ich ins Filmgeschäft<br />
und kam in Kontakt mit den Massenmedien. Das wurde<br />
dann noch durch die Talk-Show 1974 mit Romy Schneider verstärkt.<br />
Die Kunstwelt und die «breiten Medien», wie ich die Zeitungen,<br />
Zeitschriften und TV-Programme, die wir alle kennen, hier<br />
einmal nenne, haben so wenig Gemeinsames, dass man sie fast<br />
als Kontraste sehen kann. Das hat sich erst im ausgehenden 20.<br />
Jahrhundert geändert, nämlich mit Jörg Immendorf, der durch<br />
seine Krankheit plötzlich auch ein Held dieser «breiten Medien»<br />
wurde. Hätte ich meine Bilder veröffentlicht, würden die «breiten<br />
Medien» mich als malenden Schauspieler präsentiert haben. Mein<br />
Malen aber kam in meinem Leben als Erstes.<br />
55
«Malen ist eine heftige<br />
Beschäftigung und verbraucht<br />
ordentlich Emotionen, viel<br />
mehr als das Schreiben.»<br />
Malen bedeutet heute für Sie das «Moment des inneren Freiseins,<br />
der Befreiung von Gefühlen, guten wie schlechten».<br />
Kunst ist die Bewegung zum Zustand der Katharsis, zum<br />
Einssein mit der Welt.<br />
Ich zeichne schon seit meinem vierten Lebensjahr. Es war die<br />
gleiche Freude am farbigen Ausdruck und am magischen Einfangen<br />
der Wirklichkeit – mit den kindlichen Freuden des Gelingens<br />
und der Wut des Misslingens – wie später. Am Anfang aber gab<br />
es den Bezug zum Betrachter, nämlich meiner Mutter, der ich die<br />
Bilder zeigte und für die ich sie malte. Das verlor sich später, weil<br />
sie nichts Hässliches auf den Leinwänden mochte und Picasso<br />
für einen Dilettanten hielt. Für später galt: Malen ist eine heftige<br />
Beschäftigung und verbraucht ordentlich Emotionen, viel mehr<br />
als das Schreiben. Anders als das Schreiben bietet das Malen<br />
jedoch schneller ein Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem<br />
«Wie», also mit dem formalen Experimentieren.<br />
Sie setzen sich in Ihren Bildern oft mit politischen Entwicklungen<br />
auseinander. Atomkraft, Erfahrungen mit aidskranken<br />
Freunden oder Ihr Gefängnisaufenthalt. Sind Ihre Bilder per<br />
se politisch?<br />
Der Begriff «politisch» kommt für mich vom Griechischen «Polis»,<br />
die Stadt. Ich bin Städter. Die Stadt ist die gesellschaftliche Aussenwelt,<br />
getragen von handwerklichen, kaufmännischen, industriellen,<br />
finanziellen Strömungen, von denen die Menschen bewegt<br />
und getragen werden. Wie stark der Impact finanzieller Strömungen<br />
tatsächlich ist, muss seit der Finanzkrise jedem Europäer klar<br />
geworden sein. Das war aber auch schon vorher so, es war nur<br />
kein Thema in den «breiten Medien». Viele Jahre war ich Marxist,<br />
und ich lernte durch theoretische Schulungen die<br />
Die Bilder der Seiten 52–56 stammen alle<br />
aus der aktuellen Serie «Die Rückseite Europas».
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CULTURE<br />
«The Blue fighter» (Triptychon 1) , Acryl auf Leinwand, 140 x 140 cm<br />
gesellschaftlich-politischen Aspekte sehr klar wahrzunehmen, sogar<br />
in den sexuellen Beziehungen. Also auch in der Liebe, und<br />
daran sehen Sie, ich kann das Politische nicht ausblenden. Selbst<br />
beim Malen eines idyllischen Blumenstrausses würde ich «die politische<br />
Einstellung des Bürgertums nach 1848» streifen. Allerdings<br />
stehen hinter meiner bildlichen Gegenständlichkeit konkrete Erfahrungen<br />
– ich war in Wackersdorf, etliche meiner Freunde sind an<br />
Aids gestorben, und ich verbrachte Jahre im Gefängnis.<br />
Der Sammler Dr. Harald Falckenberg, Chef der Hamburger<br />
Phoenixhallen, schätzt Ihre Kunst. Ihre grossformatigen Bilder<br />
rechnen Sie erstaunlich preiswert per Quadratmeter ab, sie<br />
sind bereits ab 20'000 Euro zu haben. Sind Sie im Kunstgeschäft<br />
angekommen?<br />
Der Belser Verlag brachte erst im vergangenen Jahr einen opulenten<br />
Kunstband über meine Malerei heraus. Dadurch gab es<br />
Einladungen zu Ausstellungen, etwa in Hannover, Stuttgart, Essen<br />
oder Hildesheim. Es wurden auch Bilder verkauft, was aber<br />
nicht heisst, dass ich im Kunstmarkt angekommen bin. So, wie<br />
ich mir den Kunstmarkt vorstelle, stehe ich vor der Stadtmauer,<br />
alle Tore sind geschlossen. Harald Falckenberg steht auf der Zinne,<br />
schaut herunter. Ein Wächter hat die Klappe am Tor geöffnet,<br />
blickt misstrauisch heraus und fragt: «Was ist da los?»<br />
58
CULTURE<br />
«Our pool 2» (aus der Pop-Serie), Acryl auf Leinwand, 120 x 140 cm<br />
Sie sind ein absolutes Multitalent. Welche Projekte betreiben<br />
Sie momentan?<br />
Seit zwei Jahren bin ich völlig in der Malerei versunken. Ich habe<br />
für nichts anderes mehr Zeit.<br />
Sie haben ein sehr abwechslungsreiches Leben an vielen<br />
Orten geführt. Wo leben Sie momentan? Was bedeutet Heimat<br />
für Sie?<br />
Momentan lebe ich auf Ibiza und bei meiner Tochter in Berlin.<br />
Heimat sind für mich die Familie, die Freunde, die Sprache und<br />
die deutsch-polnische Landschaft im Norden. Heimat ist für mich<br />
auch das altmodische Leben mit Pferd und Wagen. Wenn man<br />
sich dies etwas genauer durchdenkt: Heimat ist der Einklang mit<br />
der Welt. Und noch genauer: der liebevolle Einklang.<br />
Dürfen wir – augenzwinkernd – eine letzte Frage stellen?<br />
Haben Sie Romy Schneider nach der berühmten Talk-Show<br />
jemals wiedergesehen?<br />
Ja, habe ich.<br />
Vielen Dank!<br />
59
KOLUMNE<br />
von Wilhelm J. Grusdat<br />
Aus dem Leben eines Galeristen:<br />
A Star is born<br />
Kennen Sie die Szene im Film «The Million<br />
Dollar Hotel» von Wim Wenders, in der ein<br />
Galerist auftaucht, um die Bilder eines verstorbenen<br />
Hotelbewohners zu beurteilen?<br />
Ganz in Schwarz gehüllt steht der blondierte<br />
Kunstkenner im trüben Dämmerschein des Billardzimmers<br />
vor den grossen, mit Teer überzogenen Leinwänden<br />
und hält den Hotelbewohnern einen Vortrag über die<br />
Bewertung von Kunstwerken. Alles lauscht andächtig. Seine<br />
erste Feststellung lautet: Die Arbeiten sind Müll. Grosse<br />
Empörung bei den Versammelten. Zweite Feststellung<br />
– und hier faltet er die Hände wie zum Gebet: Die Arbeiten<br />
sind grosser, bedeutender Müll, der sich als Kunst verkaufen<br />
lässt. Herrlich. Vor allem, da sich später im Film herausstellt,<br />
dass sich hinter der Teerschicht gestohlene Werke<br />
von Julian Schnabel befinden, die übermalt wurden.<br />
Auf den ersten Blick liefert Wenders eine wunderbare Galeristen-Satire.<br />
Gleichzeitig beleuchtet er die Entstehungsmechanismen<br />
einer Künstlerlegende: Junger Underdog<br />
aus reichem Zuhause lebt mit gesellschaftlichen Aussenseitern<br />
in einem heruntergekommenen Hotel, wo er seine<br />
zugleich provokanten wie düster-romantischen Meisterwerke<br />
erschafft, ehe er viel zu früh stirbt. Das ist nicht nur<br />
Stoff für Hollywood.<br />
Für Künstler sind solche Geschichten für ihre künstlerische<br />
Entwicklung wichtig. Sie markieren nicht nur den Moment, in<br />
dem sich ihre wahre Bestimmung offenbart. Mit ihnen lässt<br />
sich auch ihre einzigartige Rolle im Kunstbetrieb definieren.<br />
John Chamberlain – heute berühmt für seine Schrottarbeiten<br />
– präsentierte sich gerne als mürrischer, streitlustiger<br />
Kauz, der seinen Drink und harte Arbeit liebte. Dazu passt<br />
natürlich die Legende mit dem Hammerwurf. So entstand<br />
Chamberlains erstes international anerkanntes Werk, als<br />
er nach einer durchzechten Nacht in sein Atelier kam und<br />
frustriert einen Hammer in einen Haufen Autoteile warf. Das<br />
Werkzeug blieb bis auf einen kleinen Teil des Schaftes tief<br />
in einem zerknautschten Metallstück stecken und daraus<br />
entstand das Meisterwerk «Dolores James», mit dem sich<br />
sein Ruhm begründete.<br />
Im Gegensatz zu diesem Raubein pflegt mein Freund Markus<br />
Lüpertz das Image als Ästhet im Massanzug mit Gehstock<br />
und Brusttuch. Seine Künstlergeschichte entspricht dieser<br />
Inszenierung als Malerfürst und liest sich wie der amerikanische<br />
Traum: Sie erzählt von hartnäckigem Selbstbewusstsein,<br />
mit dem ein junger Mann aus Böhmen den Traum vom<br />
freischaffenden Künstler verfolgt, sich weder von Fehlschlägen<br />
noch von Abenteuern in der Fremdenlegion abbringen<br />
lässt und sich schliesslich erfolgreich als schöner Mann und<br />
Genie im eigenen Universum neu erfindet.<br />
Gute Galeristen helfen ihren Künstlern, ihren eigenen künstlerischen<br />
Weg und ihren Platz im Kunstbetrieb zu finden.<br />
Dafür sind sie auch an der Entwicklung solcher Künstlermythen<br />
beteiligt und manchmal sogar Bestandteil davon.<br />
Wie sonst, wenn nicht in einer guten Geschichte, sollte man<br />
diesen unfassbaren, magischen Augenblick der Künstlerwerdung<br />
feiern?<br />
60
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WATCHES & JEWELLERY<br />
Alle Jahre wieder … steht Weihnachten vor der Tür. Fürwahr ein Grund<br />
zur Freude. Gäbe es da nicht ein altbekanntes Problem. Und das sind in schöner<br />
Regelmässigkeit die adäquaten Geschenke. Solche der tunlichst nicht alltäglichen<br />
Natur. Was passt zu der oder dem Liebsten? Im Fall des Falles könnte man ja auch<br />
sich selbst etwas Gutes tun. Wie auch immer: Ein Objekt von bleibendem Wert<br />
kommt auf jeden Fall gut an. Eines mit Wachstumspotential erfüllt den Zweck<br />
noch besser. Indes wird hier die Luft schon reichlich dünn. Aber zum Glück<br />
gibt es edle Armbanduhren erlesener Provenienz.<br />
von Gisbert L. Brunner<br />
Man mag es fast nicht glauben, aber es ist so:<br />
Selbst Frauen schauen im Laufe eines Tages<br />
für gewöhnlich öfter aufs Zifferblatt ihres Zeitmessers<br />
als in den Spiegel. Männer sowieso.<br />
Bei ihnen ist die Uhr ausserdem neben Ehering<br />
und Manschettenknöpfen das einzige akzeptable Schmuckstück.<br />
Doch auch die Vertreterinnen des zarten Geschlechts lieben es<br />
immer mehr, ihren chronometrischen Hedonismus unübersehbar<br />
am Handgelenk zu präsentieren. Natürlich besitzen Menschen von<br />
Welt mindestens eine Upperclass-Armbanduhr. Aber gelegentlicher<br />
Wechsel bereichert das Leben. In diesem Sinne heisst das<br />
Pendant zu sportlich beispielsweise flach und elegant, jenes zum<br />
Runden ist das Kantige, und wer bislang auf Kompliziertes setzte,<br />
könnte durchaus Gefallen an etwas Schlichtem, wenn nicht gar Minimalistischem<br />
finden. Wer heutzutage im ausgesprochen breiten<br />
Spektrum hochwertiger Zeitmesser nicht das Passende entdeckt,<br />
ist eigentlich selber schuld. Die Uhrenindustrie handelt nach der<br />
Maxime, dass manchem etwas bietet, wer vieles offeriert. Natürlich<br />
gibt es Zeitgenossen, die jede Form einer Uhr akzeptieren,<br />
wenn sie nur rund ist. Aber rechteckige, quadratische, kissen- oder<br />
tonneauförmige Gehäuse besitzen durchaus ihren Reiz. In diesem<br />
Sinne pflegt die Branche seit Jahren eine formale Pluralität. Die<br />
Finanzkrise 2008/2009 brachte ein bemerkenswertes Comeback<br />
jener gestalterischen Reduktion, die Antoine de Saint-Exupéry<br />
einmal so charakterisierte: «Perfektion entsteht nicht dann, wenn<br />
man nichts mehr hinzufügen kann, sondern dann, wenn sich nichts<br />
mehr wegnehmen lässt.» Zeit, der ewige Kreislauf des Kommens<br />
und Gehens, in ihrer puristischen, auf zwei oder maximal drei Zeiger<br />
reduzierten Form. Nicht mehr so riesig gross wie noch vor Jahren.<br />
Durchmesser von 38 oder 40 Millimeter reichen ebenso. Denn<br />
die treffen auch den fernöstlichen<br />
63
WATCHES & JEWELLERY<br />
FÜR<br />
SIE<br />
von einem ewigen Kalender. Chronographen und<br />
Zeitzonen-Dispositive sind weitere äusserst beliebte<br />
Zusatzfunktionen, denen sich die Uhrenindustrie hingebungsvoll<br />
widmet.<br />
Geschmack. Das tut Komplikationen, also dem «Salz in der Suppe<br />
höchster Uhrmacherkunst» keinen zwangsläufigen Abbruch.<br />
Der Armbanduhr mit Minutenrepetition sieht man das komplexe<br />
Innenleben so gut wie nicht an. Ein kleiner Schieber im linken Gehäuserand<br />
aktiviert die betörende akustische Dimension der Zeit.<br />
Wird er betätigt, ertönt die Zeit auf die Minute genau. Ganz anders<br />
gestalten sich die Dinge bei den Tourbillons zur Kompensation negativer<br />
Schwerkrafteinflüsse auf den Gang mechanischer Uhren.<br />
Der beständig rotierende «Wirbelwind» in einem kreisrunden Zifferblattausschnitt<br />
ist ein echter Eyecatcher und deshalb en vogue<br />
wie selten zuvor. Vor allem Damen lieben Mondphasenanzeigen.<br />
Oft ergänzt der bleiche Erdtrabant ein vollständiges Kalendarium,<br />
welches in seiner nobelsten Ausprägung bis zum Jahr 2100<br />
keinerlei manuellen Nachhilfe bedarf. In diesem Fall spricht man<br />
Auf der sportlichen Seite rangieren Armbanduhren mit Tiefgang,<br />
solche im Pilotenlook und Exemplare von markanter Optik<br />
in der Käufergunst ganz oben. Egal ob für Herren oder Damen.<br />
Apropos Damen: Grösse ist fürs zarte Geschlecht schon lange<br />
keine Schande mehr. Stattliche Dimensionen schrecken es keineswegs<br />
ab. Ganz im Gegenteil: Oft lautet die Devise zur Freude<br />
der Uhrenindustrie schlicht und einfach «his watch for her.» Andererseits<br />
entdeckt sie die feminine Seite der Uhrmacherei gegenwärtig<br />
aufs Neue. In diesem Sinne ist das Spektrum an eleganten<br />
Damenuhren so breit wie selten zuvor. Funkelnde Steine, die<br />
liebsten Freunde der Frauen, geniessen hier natürlich einen hohen<br />
Stellenwert. Oder verspielte Zifferblätter oder auch Farbe. Alles ist<br />
erlaubt, wenn es am Ende nur gefällt.<br />
Im Gegensatz zu Männern, denen Mechanik über alles geht, akzeptieren<br />
Damen auch Quarzwerke. Selbige sind komfortabel, weil<br />
sie selbst nach längerer Zeit im Tresor noch präzise laufen. Allein<br />
beim Werterhalt ist Elektronik eine Sache für sich. Hier hat konventionell<br />
Tickendes, das sich auch nach Jahrzehnten in der Regel<br />
noch reparieren lässt, eindeutig die Nase vorn. Bleibt am Ende der<br />
alles dominierende persönliche Geschmack. Über ihn lässt sich im<br />
21. Jahrhundert weiterhin nicht streiten. Und das ist mit Blick auf<br />
das Weihnachtsfest auch gut so. Wer seiner Partnerin oder seinem<br />
Partner eine edle Armbanduhr schenkt, wird die Vorlieben genau<br />
kennen. Und bei sich selbst weiss Frau oder Mann ohnehin am besten,<br />
was das Handgelenk am besten ziert.<br />
64
RUBRIKEN<br />
Für sie:<br />
Den Trend zu mechanischen Uhrwerken<br />
an weiblichen Handgelenken hat<br />
auch Baume & Mercier erkannt. Aus dieser Erkenntnis entstand<br />
2012 eine neue Automatikversion der beliebten «Linea». Ausgestattet<br />
mit Perlmuttzifferblatt und Diamanten. Durch den Saphirglasboden<br />
lässt sich das Uhrwerk bei der zeitbewahrenden<br />
Arbeit beobachten. Dank eines intelligenten Bandwechsel-System<br />
bietet diese Armbanduhr Gewähr für unkomplizierte Vielseitigkeit.<br />
Erfolgreiche Frauen unserer Tage reisen. Und das natürlich auch<br />
über Zeitzonen-Grenzen hinweg. In diesen Fällen ist es ausgesprochen<br />
hilfreich, wenn sie gleich zwei Zonenzeiten simultan im<br />
Blick haben. Die am Aufenthaltsort und jene zu Hause. Diesem<br />
Anspruch wird die 38 mm grosse «J 12 GMT» von Chanel gerecht.<br />
Das kratzfeste Gehäuse aus schwarzer Hightech-Keramik<br />
bietet einem Automatikwerk Schutz. Und zwar bis fünf Atmosphären<br />
Wasserdruck.<br />
Die feminine «Legend 38 Mystery Moon» von Corum betört Damen<br />
durch ein Perlmuttzifferblatt, welches sich während 31 Tagen<br />
vollständig um die eigene Achse dreht. Dabei bewegt es die Mondphasenindikation,<br />
die symbolisiert dargestellte Sonne und das Datumsfenster.<br />
Die typisch zwölfeckige «Admiral’s Cup» Lünette ist<br />
mit 72 Diamanten von 0,58 Karat besetzt. Auf den Mechanismus,<br />
angetrieben von einer Eta-Automatik, hält Corum ein Patent.<br />
Einen Hauch von Rock’n’Roll verstrahlt die «Velvet Amethysten<br />
und Spinelle» von Roger Dubuis. Ihr nuancenreiches Wechselspiel<br />
aus Licht und Schatten bietet ein ganzes Kaleidoskop aus<br />
dunklen und leuchtenden Farben. Auf dem 36-mm-Gehäuse aus<br />
DLC-beschichtetem Titan vermischen sich Amethysten und Spinelle<br />
ähnlich einem byzantinischen Mosaik. In allen 188 Exemplaren<br />
tickt das Manufaktur-Automatikkaliber RD821.<br />
Auf die erfolgreiche «Leopard Bang» folgt bei Hublot die neue<br />
«Boa Bang.» Schlangenoptik beherrscht die Modewelt und sorgt<br />
mit gleichermassen glamourösen wie grafischen Formen für besonders<br />
weiblichen Look. Den 41 mm grossen Touch des Dschungels<br />
kann in Stahl oder 18-karätigen Rotgold am Handgelenk bei<br />
sich tragen. Dank automatischem Chronographenwerk ist<br />
auch Stoppen möglich, zum Beispiel beim al-dente-Kochen<br />
der Spaghetti. Das Armband besteht übrigens<br />
aus Pythonleder.<br />
Diese feminine Armbanduhr stellte Jaeger-<br />
LeCoultre erst kürzlich vor. Das exklusive<br />
Innenleben der «Rendez-Vous<br />
Night & Day» nennt sich 967A,<br />
besitzt einen automatischen<br />
Aufzug, besteht aus 214 Einzelteilen<br />
und zeigt neben<br />
den Stunden, Minuten und<br />
Sekunden auch Tag und<br />
Nacht an. Die altehrwürdige<br />
Manufaktur bietet ihre<br />
Newcomerin mit 29 oder 34<br />
mm Gehäusedurchmesser<br />
an. Edelstahl, Roségold und<br />
auf Wunsch zusätzlich auch funkelnde<br />
Diamanten: Alles ist möglich,<br />
ganz wie es Frau beliebt.<br />
65
WATCHES & JEWELLERY<br />
FÜR<br />
IHN<br />
Patek Philippe ist Pionier der Armbanduhren mit<br />
immerwährendem Kalendarium. Die neue Referenz<br />
7140 entstand ausdrücklich für Vertreterinnen des<br />
zarten Geschlechts. Durch den Saphirglasboden<br />
sieht Frau das Mikrorotor-Automatikwerk 240. Die sorgfältig<br />
feinbearbeitete Kadratur verbirgt sich unter dem Zifferblatt.<br />
68 Brillanten zieren die Lünette des flachen, 35 mm<br />
kleinen Roségoldgehäuses.<br />
2006 lancierte Louis Vuitton die Tambour Bijou Kollektion.<br />
Sechs Jahre später folgt die Erweiterung der Linie um ein juwelenbesetztes<br />
Modell in Rosé- oder Weissgold. Dank seines raffinierten<br />
Gehäusedesigns verkörpert es Schmuckstück und Uhr in<br />
einem. Das Zifferblatt zeigt sich nach leichter Drehung der oberen<br />
Monogram-Blüte. Für die kostbare Zeit ist ein Quarzwerk zuständig.<br />
Durchmesser 22 Millimeter.<br />
Für ihn:<br />
Bei Audemars Piguet feiert der fast schon legendäre Leader<br />
«Royal Oak» 2012 seinen 40. Geburtstag. Dieses Jubiläum ist willkommener<br />
Anlass für eine limitierte Edition von 40 Platin-Modellen<br />
mit dem 3,05 mm hohen Rotorkaliber 5122 in handskelettierter<br />
Ausführung. Das ultraflache Uhrwerk mit Fensterdatum erinnert an<br />
die nahezu baugleiche Ur-Version 2121, welche bereits die erste<br />
Royal Oak von 1972 beseelte.<br />
Seit 180 Jahren ist Longines in Saint-Imier zu Hause. Kein Wunder,<br />
dass die neue Flagship-Linie diesen Namen trägt. Preisbewussten<br />
Liebhaberinnen mechanischer Zeitmessung dürfte die<br />
schlichte drei-Zeiger-Version mit Selbstaufzug und Fensterdatum<br />
gefallen. Ihr 26-mm-Gehäuse besteht aus Edelstahl und Rotgold.<br />
Perlmuttzifferblatt und 60 Diamanten huldigen den Ansprüchen<br />
des weiblichen Geschlechts. Grössere Schalen gibt es übrigens<br />
auch, und zwar mit 30, 38,50 oder 41 Millimetern.<br />
Von Gérald Genta, der 1972 die Royal Oak gestaltete,<br />
stammt auch das Modell «Octo» des<br />
italienischen Nobeljuweliers Bulgari. Die<br />
neueste Version, bei der Achteck, Quadrat<br />
und Rund gekonnt zusammenfinden,<br />
misst 41 mm. Das Gehäuse<br />
aus Edelstahl oder Roségold<br />
besitzt nicht weniger als 110<br />
handbearbeitete Flächen. Poliertes<br />
und Satiniertes wechseln<br />
sich illuster ab. Das flache Automatikkaliber<br />
BVL 193 mit Rotoraufzug<br />
und 50 Stunden Gangautonomie<br />
liefert Vaucher zu.<br />
66
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®
Komplizierte Eleganz offeriert Girard-Perregaux<br />
bei der schlichten «1966» mit Minutenrepetition.<br />
Das Uhrwerk, welches die Zeit<br />
auf Wunsch minutengenau schlägt, fertigt die<br />
Genfer «Fabrique du Temps». Als Ausdruck<br />
nostalgiebetonter Exklusivität stattet das Traditionsunternehmen<br />
im Eigentum der französischen<br />
PPR-Gruppe seinen roségoldenen Newcomer mit<br />
einem überaus edlen, weil extrem selten gewordenen<br />
Emailzifferblatt aus.<br />
Ein wenig manuelle Nachhilfe benötigt der «Tonda Jahreskalender»<br />
von Parmigiani jeweils am 28. Februar. Dann geht<br />
das unter dem Zifferblatt positionierte und vom hauseigenen Automatikkaliber<br />
angetriebene Kalendarium wieder zwölf Monate lang<br />
genau. Keineswegs selbstverständlich ist die präzise Mondphasenanzeige.<br />
Sie kommt dem Zyklus von 29 Tagen, 12 Stunden, 44<br />
Minuten und 2,8 Sekunden ausgesprochen nahe. Erst nach 120<br />
Jahren weicht sie einen Tag von der astronomischen Norm ab.<br />
A. Lange & Söhne setzt auf Diskretion. Die deutsche Nobelmanufaktur<br />
verbannte den Drehgang des goldenen «Lange 1 Tourbillon<br />
Perpetual Calendar» auf die Rückseite. Dadurch schuf sie<br />
am Zifferblatt Platz für den hilfreichen ewigen Kalender, dessen<br />
Indikationen pünktlich um Mitternacht springen. Das Automatikwerk<br />
verfügt auch über den patentierten Tourbillon-Unruhstopp<br />
zum sekundengenauen Einstellen der Uhrzeit.<br />
Eigene Manufaktur wird bei IWC zunehmend gross geschrieben.<br />
Das zeigt sich bei der «Grossen Fliegeruhr Perpetual Calendar»<br />
mit Keramikgehäuse. Ihr Magnum-Rotorkaliber 51614 verfügt über<br />
168 Stunden Gangautonomie. Zu den optischen Besonderheiten<br />
gehört die aussergewöhnliche Mondphasenanzeige, welche den<br />
bleichen Erdtrabanten über der nördlichen und<br />
südliche Hemisphäre darstellt. Das immerwährende<br />
Kalendarium besticht durch eine Anzeige<br />
des aktuellen Jahres..<br />
Der «TimeWriter II Chronographe<br />
Bi-Fréquence 1.000» von Montblanc<br />
kann auf die Tausendstelsekunde<br />
genau. Zu diesem Zweck<br />
birgt das 47-mm-Goldgehäuse<br />
zwei separate Uhrwerke. Beim konventionellen<br />
zur Zeitanzeige oszilliert<br />
die Unruh mit 2,5, beim Tempo-Teil hingegen<br />
mit 50 Hertz. Mit dem Start umrundet der<br />
zentrale Stoppzeiger das Zifferblatt in einer<br />
Sekunde. Ein weiterer Zeiger erfasst jeden<br />
seiner Umläufe. Nach dem Anhalten indiziert<br />
eine Pfeilspitze im Fenster unterhalb der «12» die<br />
Zahl der Tausendstelsekunden. Der Rest ist reine Addition.<br />
Die Produktion beschränkt sich auf 36 Exemplare.<br />
Das «Patrimony Traditionnelle Tourbillon 14 Jours»<br />
von Vacheron Constantin genügt erstmals<br />
den verschärften Kriterien des neuen Genfer<br />
Siegels, welche auch die Ganggenauigkeit<br />
beinhalten. Sein Handaufzugskaliber<br />
2260 besteht aus 231 Komponenten.<br />
Vier Federhäuser gewährleisten<br />
zwei Wochen Gangautonomie.<br />
Ans gelegentliche Aufziehen erinnert<br />
eine Gangreserveanzeige.<br />
Mit 42 mm ist Rotgoldschale angenehm<br />
dimensioniert.<br />
68
WATCHES & JEWELLERY<br />
FÜR<br />
BEIDE<br />
DeMonaco, Nobel-Tochter von Frédérique Constant, fertigt im kleinen<br />
Fürstentum am Mittelmeer jährlich rund 60 Edel-Armbanduhren.<br />
Die Spitze der Kollektion repräsentiert das «Grand Tourbillon<br />
Repetition Minute», gefertigt in einer Auflage von acht Exemplaren.<br />
Sein Name ist Botschaft. Neben dem patentierten XP-1-Minutentourbillon<br />
beherbergt das wahlweise quadratische oder runde Goldgehäuse<br />
auch eine Minutenrepetition. Deren akustische Arbeit lässt<br />
sich durch ein skelettiertes Zifferblatt beobachten.<br />
Auf die Hundertstelsekunde genau stoppt das «MikrotourbillonS»<br />
von TAG Heuer. Es Im 35,8 mm grossen und 9,79 mm hohen<br />
Opus Maximus finden sich getrennte Räderwerke mit je eigenem<br />
Federhaus und gleich zwei Tourbillons, welche Ihre Pirouetten vor<br />
dem Auge des Betrachters drehen. Der Zeit-Drehgang ist auf vier<br />
Hertz Unruhfrequenz ausgelegt, das Tempo-Tourbillon hingegen<br />
auf deren 50. Für einen kompletten Umlauf benötigt letzteres lediglich<br />
fünf Sekunden. Alle 439 Komponenten des Automatikwerks<br />
mit beidseitig wirkendem Aufzugsrotor wirken in einem 45 Millimeter<br />
«Carrera»-Gehäuse aus Tantal und Roségold zusammen.<br />
Diese extrem maskuline Armbanduhr von Zenith ist ein chronometrisches<br />
Manifest. Limitiert auf 250 hoch begehrte Exemplare, denn<br />
das 50 mm grosse und einen Zentimeter dicke Manufaktur-<br />
Handaufzugswerk 5011K mit 2,5 Hertz Unruhfrequenz geht<br />
zur Neige. Der präzise Zeit-Bolide verlangt förmlich<br />
nach einem Titangehäuse mit 57,5 mm Durchmesser.<br />
Vor dem Leuchtzifferblatt der «Pilot Aéronef<br />
Type 20» bewegt sich links die kleine Sekunde,<br />
rechts die Gangreserveindikation.<br />
Für beide:<br />
Monsieur Louis verdankt Cartier nachhaltige<br />
Uhrendesigns. Seine «Tank», fand sich<br />
69
WATCHES & JEWELLerY<br />
1918 zuerst am Handgelenk<br />
von General Pershing.<br />
Als Dank für sein<br />
Wirken in Frankreich. 1919<br />
wurde die ikonographische Armbanduhr<br />
öffentlich. Nachdem es Männer, aber auch Frauen heute gern<br />
etwas grösser haben, präsentiert Cartier die ultraflache «Tank XL»<br />
mit Roségold-Gehäuse. Ihr mechanisches Handaufzugskaliber<br />
430 MC steuert Schwester Piaget bei.<br />
Uhrwerke aus eigener Manufaktur gehören bei Chopard längst<br />
zum guten Ton. Das brandneue Automatikkaliber 01.<strong>04</strong>-C, Durchmesser<br />
28,8 und Höhe 4,95 mm, der Tochter<br />
Fleurier Ebauche bereichert die Mechanik-<br />
Palette. Ein Kugellagerrotor spannt hier<br />
die Zugfeder in beiden Drehrichtungen.<br />
Premierenmodell ist die «Classic Manufactum<br />
», ausgestattet mit weissem<br />
Porzellanzifferblatt, nur 38<br />
mm gross und damit tragbar<br />
für Menschen beiderlei<br />
Geschlechts.<br />
Gold, das erstarrte<br />
Licht der Sonne, verwendet<br />
Panerai für die<br />
nostalgisch anmutende<br />
«Radiomir Oro Rosso<br />
42mm». Die rote Variante<br />
verstrahlt besonders warmen und tiefen Glanz. 24,1 Prozent<br />
Kupfer und 0,4% Platin gewährleisten lange Schönheit. Im 42<br />
mm grossen, bis 100m wasserdichten Gehäuse tickt das Manufakturkaliber<br />
P.999. Frauen und Männer werden das tägliche<br />
Aufziehen nicht als Last empfinden, zumal das Werk 60 Stunden<br />
ohne Energienachschub auskommt.<br />
Piaget ist bekannt für ultraflache Uhrwerke. Das 1200 S mit<br />
Selbstaufzug durch Platinrotor misst nur 2,4 mm. Damen wie<br />
Herren mit einem Faible transparente Eleganz können sich an<br />
der insgesamt nur 5,34 mm hohe «Altiplano Skeleton» in Weissgold<br />
erfreuen. Das Aussägen eines derart flachen Zeit-Gebildes<br />
ist alles andere als leicht. Dank handwerklicher Kompetenz funktioniert<br />
trotz minimalistischer Dimensionen alles bestens.<br />
Seit mehr als 150 Jahren versteht sich Hermès auf feinste<br />
Handwerkskunst. Feine, wegen des hohen Aufwands geradezu<br />
kostbare Strohintarsien-Dekors zieren nun erstmals das Zifferblatt<br />
einer Armbanduhr. Die neuen «Arceau»-Modelle mit 41-mm-<br />
Weissgoldgehäuse bilden dem Kunsthandwerk einen<br />
würdigen Rahmen. Fürs Anzeigen<br />
der Zeit ist das Automatikkaliber<br />
H1928 von Vaucher zuständig.<br />
Im Sinne perfekten<br />
Partnerlooks kommen<br />
die Sammlerstücke stets<br />
paarweise in einer exklusiven<br />
Holzschatulle mit<br />
Strohintarsien.<br />
70
Ghost<br />
Power in reserve, composure in any conditions<br />
Ghost is engineered to be whisper-quiet, however much<br />
you exploit its new V12 engine. Effortless, yet rewarding<br />
driving is assured by the same advanced technology that<br />
creates the unique magic carpet-like ride. In every respect,<br />
Ghost embodies the power of simplicity.<br />
Fuel economy fi gures (l/100km): Urban 20.5 / Extra urban<br />
9.6 / Combined 13.6. CO 2 emissions: 317 (g/km).<br />
Energy effi ciency category: G.<br />
Rolls-Royce Motor Cars Zurich, Stinson-Strasse 2, 8152 Glattpark / Zurich<br />
Tel: +41 (0) 43 211 44 41<br />
www.rolls-roycemotorcars-zurich.ch<br />
© Copyright Rolls-Royce Motor Cars Limited 2012. The Rolls-Royce name and logo are registered trademarks.
Aus den Tränen<br />
der Götter geboren<br />
Die Königinnen der Perlen
WATCHES & JEWELLERY<br />
Als der erste Tropfen des Regens aus den Wolken herabfiel in den unermesslich<br />
blauen Ozean, war er so winzig, dass er von den Wellen überrollt wurde, und er rief<br />
klagend: «Wie unscheinbar und klein bin ich in diesem weiten Raum.» Und die wogende<br />
See antwortete: «Deine Bescheidenheit ehrt Dich, kleiner Wassertropfen. Du<br />
sollst dafür belohnt werden. Ich werde Dich in einen Tropfen des Lichts verwandeln –<br />
Du wirst das Reinste aller Juwelen sein, die Königin unter allen, und Du wirst Macht<br />
haben über die Frauen.» Und so war die Perle geboren ...<br />
von Yvonne Beck<br />
Dieses chinesische Märchen ist eins von vielen Legenden<br />
und Geschichten über die Entstehung der<br />
Perlen. Seit jeher versuchen die Menschen den<br />
Mythos und die Entstehung der Perlen zu entschlüsseln.<br />
Von ihrer einzigartigen Magie angezogen,<br />
entwickelten sich im Laufe der Geschichte immer neue<br />
Sagen. So meinten die Perser, Perlen seien die Tränen der Götter.<br />
Auch in Indien assoziierte man die Reinheit und Schönheit<br />
des Schmuckstückes mit den Tränen einer unglücklichen Liebe.<br />
Einer alten Legende zufolge durfte die Tochter eines Grossmoguls<br />
einen Prinzen, den sie über alle Massen liebte, nicht heiraten.<br />
Eingeschlossen in einem Felsenschloss am Meer, weinte<br />
sie vor lauter Verzweiflung darüber. Ihre nicht enden wollenden<br />
Tränen fielen ins Meer und wurden vom Gott Krishna in Perlen<br />
verwandelt. Schon vor 7000 Jahren waren Perlen hoch begehrt<br />
und hatten einen tiefen Symbolcharakter. Je nach Kultur steht<br />
die kleine samtige Kugel für Reichtum, Glück, Weisheit, Würde,<br />
Jungfräulichkeit oder Kinderreichtum. Gemahlen und als Pulver<br />
verwendet, wurde die Perle bis ins 19. Jahrhundert als Heilmittel<br />
verehrt – sie soll zudem sogar aphrodisierend wirken.<br />
Ein perfektes Schmuckstück im Meer geboren<br />
Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts setzt sich die Erkenntnis<br />
durch, dass Perlen aus dem gleichen Material bestehen wie die<br />
Schale der Muschel und Muscheln die Perle somit ohne Einwirkung<br />
der Götter selbst erschaffen. Doch trotz moderner Erkenntnisse<br />
der Perlenzucht bleibt ihre Magie bestehen. Perlen besitzen<br />
und besassen eine geheimnisvolle Faszination. Sie waren zudem<br />
sehr kostbar, weil sie so selten waren. Die ersten Perlenfunde erfolgten<br />
eher zufällig von Menschen, die Muscheln zur Nahrungsaufnahme<br />
öffneten. Zutage kam ein häufig perfekt geformtes Juwel,<br />
das ohne Bearbeitung bereits von Natur aus vollkommen war.<br />
Schon bald wurde es zum begehrten Schmuckstück, und das<br />
ist es auch heute noch geblieben. Immer mehr Menschen verfielen<br />
der Faszination der Perlen, und so begann man gezielt nach<br />
Perlen zu suchen. Schon vor über 2500 Jahren machten sich<br />
Perlenfischer entlang der Küste von Sri Lanka auf die Suche nach<br />
den Schätzen des Meeres. Dieses war eine mühevolle und auch<br />
gefährliche Arbeit. Daher versuchte man dem Geheimnis der Perlenentstehung<br />
auf den Grund zu kommen und diese zu züchten.<br />
Doch erst der Japaner Kokichi Mikimoto schaffte es in den frühen<br />
1920er Jahren, die ersten vollrunden Zuchtperlen auf den Markt<br />
zu bringen. Heute sind fast alle Perlen, die für die Schmuckherstellung<br />
verwendet werden, sogenannte Zuchtperlen.<br />
Perlenzucht<br />
Die Muscheln müssen in offenen Gewässern auf Muschelbänken<br />
etwa zwei Jahre lang in ihrem Perlsack ein von Hand eingesetztes<br />
Fremdkörper-Implantat Schicht um Schicht ummanteln. Doch<br />
nicht jede Muschel überlebt diese Operation. Nur in etwa 30 Prozent<br />
der mit einem Implantat versehenen Muscheln entwickelt<br />
sich eine Perle. Und nur 10 Prozent dieser Perlen sind kommerziell<br />
brauchbar. Davon wiederum sind lediglich 3 Prozent perfekt<br />
rund und nur 0,5 Prozent erreichen die höchste Qualitätsstufe in<br />
Farbe, Form, Oberflächenbeschaffenheit und Lüster.<br />
Im ersten Teil des zwanzigsten Jahrhunderts haben Pioniere die<br />
Technik der Perlenkultur in Gebieten ausserhalb Japans adaptiert<br />
und weiterentwickelt, namentlich in Australien, Myanmar (vormals<br />
Burma), Indonesien und auf den Philippinen. Nach einem Unterbruch<br />
durch den Zweiten Weltkrieg nahm die Perlenzucht in der<br />
Südsee insbesondere in den vergangenen dreissig Jahren einen<br />
enormen Aufschwung. In diesen Gewässern fanden die Produzenten<br />
grössere Austern, hand- bis tellergrosse, sinngemäss<br />
73
WATCHES & JEWELLERY<br />
als Pinctada maxima bezeichnet, welche entsprechend grössere<br />
Perlen hervorbringen, mehrheitlich von 9 bis 15, in Ausnahmefällen<br />
bis zu 30 Millimeter im Durchmesser. Die Perlen aus dieser<br />
Herkunft werden als Südseeperlen bezeichnet. Südseeperlen<br />
gelten heute aufgrund ihrer Grösse, ihres begrenzten Zuchtbereichs<br />
und ihrer langen Wachstumszeit als die seltensten und<br />
wertvollsten Zuchtperlen der Welt. Für die Qualitätsexemplare in<br />
den Farben Weiss, Silber und Gold werden hohe Preise verlangt.<br />
Ein Traum in Weiss<br />
Ein einzigartiges Perlencollier aus Südseeperlen ist bei Beyer zu<br />
bewundern. Ganze zwölf Jahre dauerte es, bis die 23 Perlen für<br />
das Collier zusammengestellt waren. Der Perlendurchmesser<br />
ist zwischen 18 und 21 Millimeter und zählt zum Maximum, was<br />
die Natur erschaffen kann. Die naturbelassene weisse Farbe mit<br />
dem zarten Silberton entfaltet durch die perfekte Oberfläche einen<br />
Chamäleon-Effekt: Die Perle passt sich jedem Hauttyp an<br />
und verschmilzt zu einem anmutigen Gesamtbild mit ihrer Trägerin.<br />
Vom Schweizerischen Gemmologischen Institut SSEF erhielt<br />
das Set neben der offiziellen Zertifizierung die Prädikate aussergewöhnlich,<br />
einzigartig und wertvoll. Kein Wunder, dass dieses<br />
einzigartige Stück auf einen Wert von 1,2 Millionen Franken beziffert<br />
wird. Das Südsee-Perlenset aus der nordwestlichen australischen<br />
Südsee ist eines der vier grössten und schönsten Sets<br />
weltweit, denn es ist alles aussergewöhnlich an diesen Perlen.<br />
Alle Perlen sind unbehandelt und absolut naturbelassen, sowohl<br />
in der Farbe und Lüster als auch der Oberfläche. Die Röntgenaufnahme<br />
zeigt die extrem dicke Perlschicht, welche den fantastischen<br />
Lüster entwickelt. Eine unvergleichbare Magie geht von<br />
jeder einzelnen Perle aus und schafft ein unvergleichbares Gesamtkunstwerk<br />
der Natur.<br />
Wie erkenne ich die perfekte Perle?<br />
Das Angebot an Perlen wird immer grösser, ihre Variationen sind<br />
vielfältig wie noch nie. Umso wichtiger ist es, Qualität zu erkennen.<br />
Fünf Kriterien helfen dabei:<br />
Der Lüster<br />
Je tiefer man in eine Perle «hineinsieht», umso dicker ist die Perlmuttschicht,<br />
umso höher die Qualität. Minderwertige Perlen werden<br />
in zwei, drei Jahren «blind».<br />
Die Form<br />
Eine makellos runde Perle ist das Mass aller Dinge.<br />
Die Reinheit<br />
Als ideal gilt eine ausgeglichene, fehlerfreie Oberfläche: Poren,<br />
Auswüchse und strukturelle Unebenheiten schmälern den Wert.<br />
Die Farbe<br />
Bewegt man die Perle im Licht, schimmert das Farbenspiel, der<br />
sogenannte «Orient». Je intensiver und vielfältiger er das tut, umso<br />
wertvoller die Perle.<br />
Nun gilt es nur noch, für ein Collier gleich grosse, gleich farbige,<br />
gleich reine Perlen zu finden. Dies ist dann eine perfekte Sortierung.<br />
Die Grösse<br />
Süsswasserperlen sind im Verhältnis zu ihrem Erscheinungsbild<br />
sehr preiswert. Die wertvolleren Akoya- und Südseeperlen werden<br />
immer teurer, weil die Erwärmung der Meere die Zucht erschwert.<br />
74
The world‘s 1 st free<br />
moving diamond<br />
www.1923.gs<br />
information • +49 - 61 81 - 67 30 60
WATCHES & JEWELLERY<br />
Design und Handwerkerkunst<br />
Umschlossen von einer geometrischen, brillantbesetzten Fassung<br />
entfaltet das intensive Pink des ungewöhnlich grossen<br />
Spinells seine volle Brillanz. Das zeitgemässe und dennoch<br />
klassische Design sowie die perfekte Verarbeitung des beeindruckenden<br />
Cocktailringes zeugen von der hohen Designkompetenz<br />
und der Handwerkskunst des Hauses Bucherer.<br />
www.bucherer.com<br />
SCHMUCKNews<br />
Strahlend schön<br />
Beyer Ohrringe «Traumfänger»<br />
Die Indianer glaubten, dass der Traumfänger, über dem<br />
Bett aufgehängt, die guten Träume festhält und die<br />
schlechten entweichen lässt. Mit dieser Inspiration kreierte<br />
das Goldschmiede-atelier der Beyer Chronometrie<br />
in über 30 stündiger Handarbeit die Ohrringe «Traumfänger».<br />
Filigran gefertigt aus Rotgold und mit insgesamt<br />
1<strong>04</strong> Brillanten und 32 braunen Brillanten geschmückt<br />
sollen sie für die Trägerin das Glück einfangen.<br />
www.beyer-ch.com<br />
Schmückende Schmetterlinge<br />
Brosche «Papillon» aus naturfarbenen Brillanten<br />
gefasst in Gelb- und Weissgold. Einzelanfertigung.<br />
www.embassy.ch<br />
76
WATCHES & JEWELLERY<br />
Mit Stil unterwegs<br />
Manschettenknöpfe zeugen von gutem Stil. Diejenigen von<br />
Victor Mayer in Weissgold 750 mit Brillanten sind unvergänglich.<br />
Das Unternehmen nennt sich die «feinste Schmuckmanufaktur<br />
seit 1890» und ist für die Bewahrung historischer<br />
Handwerkstechniken wie Glasemaille und Guilloche weltweit<br />
bekannt. Von 1989 bis 2009 führte die Firma die «Fabergé»-<br />
Produktion weiter, die der russische Hofjuwelier Peter Carl Fabergé<br />
1917 hatte aufgeben müssen.<br />
www.meister-zurich.ch<br />
Grün, die neue Tabou-Farbe<br />
Die neuen glänzenden Peridot-Edelsteine aus der Tabou-Kollektion<br />
von Pomellato sind so grün, wie es grüner nicht geht.<br />
Die Steine sind gegen einen polierten Hintergrund gesetzt,<br />
wodurch ihr kräftiges Farbspektrum betont wird. In Roségold<br />
gefasst hält der kalottenförmige Ring eine Explosion an<br />
dschungelfarbigen Pavé-Edelsteinen bereit. Pomellato ist erhältlich<br />
bei LES AMBASSADEURS, Bahnhofstrasse 64, Zürich.<br />
www.lesambassadeurs.ch<br />
Lady in Red<br />
Verführerisches Rot, gekrönt von hochkarätigen Diamanten –<br />
das kleine Meisterwerk für den kleinen Finger ist voller Leidenschaft.<br />
Jeder Augenblick ist ein Abenteuer, das magische<br />
Fazination, aber auch Verletzlichkeit in sich birgt. Die Vendetta<br />
Kollektion ist das Juwel im Repertoire der Waffen der Frau: unwiderstehlichgefährlich<br />
schön. Ring Divina aus der Kollektion<br />
Vendetta, Platin 950, ab ca. 5 ct Diamanten im Brilliantschliff.<br />
www.gebrueder-schaffrath.de<br />
77
SHORT CUTS<br />
SHORT<br />
1 CUTS<br />
Wem die Stunde schlägt …<br />
«Kuckuck», ruft’s aus der Uhr<br />
Im Jahre 1649 wird in einem Handbuch<br />
zur Musik eine mechanische<br />
Orgel genannt, zu deren Tönen sich<br />
verschiedene Figuren bewegten.<br />
Eine davon war ein Kuckuck, der<br />
mit den Flügeln schlug und dessen<br />
Ruf durch den Ton zweier Orgelpfeifen<br />
imitiert wurde – dieser typische Ruf,<br />
der weltweite Berühmtheit erlangt hat, ist bis<br />
heute erhalten. Inspiriert durch den markanten Klang dieser Tonfolge,<br />
kam 1669 vom italienischen Architekten Domenico Martinelli<br />
der Vorschlag, den Kuckucksruf zur vollen Stunde zu verwenden;<br />
dieser einfachen, aber durchschlagenden Idee folgen bis heute<br />
alle traditionellen Kuckucksuhren. Der Siegeszug der Kuckucksuhr<br />
setzte jedoch erst ab Beginn des 19. Jahrhunderts ein. Unterbrochen<br />
durch die beiden Weltkriege, setzte sich der Siegeszug<br />
der Kuckucksuhr ab Mitte des 20. Jahrhunderts fort: So wird ein<br />
Grossteil der heute hergestellten Kuckucksuhren in die USA und<br />
neuerdings vermehrt auch nach Asien exportiert.<br />
Wer ist die Älteste im Land?<br />
Blancpain nimmt für sich in Anspruch, die älteste noch existierende<br />
Uhrenmarke der Welt zu sein. 1735 eröffnete Jehan-Jacques<br />
Blancpain in Villeret/BE zusammen mit seinen Söhnen und Geschwistern<br />
ein Uhrenatelier. Während sieben Generationen blieb<br />
das Unternehmen in Familienhand, bis 1932 Frédéric-Emile Blancpain<br />
ohne männliche Nachkommen starb. Die Firma wurde von<br />
zwei leitenden Angestellten übernommen und lebte unter dem Namen<br />
Rayville weiter. 1960 kaufte die SSIH, die Vorvorläuferin der<br />
heutigen Swatch Group, die Firma. In der Uhrenkrise der siebziger<br />
Jahre schien auch für Blancpain das letzte Stündlein geschlagen<br />
zu haben: SSIH legte die Marke still, sie wurde verkauft, wieder<br />
zurückgekauft und schrieb schliesslich ungeahnte Erfolge in der<br />
Luxusbranche. Heute blickt Blancpain auf 275 Jahre Geschichte<br />
zurück. Die Krone, die älteste ohne Unterbruch tätige Uhrenmarke<br />
zu sein, gebührt freilich einem anderen Schweizer Hersteller:<br />
Vacheron-Constantin, der seit 1755 in Genf produziert und heute<br />
zum Swatch-Group-Konkurrenten Richemont gehört.<br />
Uhrengläser<br />
Saphirglas ist das härteste unter allen Gläsern. Das Glas besteht<br />
aus synthetisch hergestelltem Saphir und ist damit extrem kratzfest.<br />
Es wird oft bei hochwertigen Uhren verwendet. Es ist weniger<br />
schlagempfindlich als herkömmliches Quarzglas oder gar Mineralglas,<br />
sehr teuer und hat eine sehr hohe Lichtbrechung. Ein Weg,<br />
um Saphirglas von herkömmlichem Glas zu unterscheiden, ist<br />
der Kratztest mittels eines Messers oder Schraubenziehers. Saphirglas<br />
wird bei diesem Test nicht zerkratzt werden. Bei Mineralglas<br />
handelt es sich um Silicatglas, das – um seine Bruchfestigkeit<br />
zu erhöhen – chemisch gehärtet wird. Mineralgläser haben sehr<br />
gute optische Eigenschaften und sind sehr viel härter als Gläser<br />
aus Acrylglas. Mit Acryl- oder Plexiglas wurden Uhren aus den<br />
fünfziger und sechziger Jahren ausgestattet. Acrylglas ist sehr<br />
kratzempfindlich und für Uhren eigentlich nicht geeignet.<br />
Auf die Plätze, fertig, stopp<br />
Der Genfer Uhrmacher Jean Moïse Pouzait entwarf im Jahre<br />
1776 eine Uhr, bei der die Sekundenzeiger von einem eigenen Federhaus<br />
angetrieben wurden und der Sekundenzeiger anhaltbar<br />
war. Noch liess sich der Zeiger jedoch nicht auf null zurückstellen.<br />
Durch das Stoppen wurde das gesamte Uhrwerk angehalten, so<br />
dass beim Stoppen von Zwischenzeiten der Zeitraum, in dem die<br />
Uhr angehalten war, zur Endzeit hinzuaddiert werden musste. 55<br />
Jahre später entwickelte der österreichische Breguet-Mitarbeiter<br />
Joseph Thaddäus Winnerl eine Uhr mit separat anhaltbarem<br />
Sekundenzeiger. Er erfand auch einen Chronographen mit zwei<br />
übereinander liegenden Sekundenzeigern, die nacheinander gestoppt<br />
werden konnten, wodurch die gemessene Zeitspanne als<br />
Differenz zu errechnen war. Digitale Stoppuhren kamen erstmals<br />
um 1970 auf den Markt. Sie wurden vor allem für die Zeitnahme<br />
im Sport entwickelt, ersetzten aber infolge ihrer Genauigkeit bald<br />
auch die in der Astrometrie und Geodäsie üblichen Arbeitsuhren<br />
der Beobachter.<br />
78
KOLUMNE<br />
Es ist auch für Aussenstehende nicht schwer<br />
zu erkennen, dass sich die Finanzbranche in<br />
einem Umbruch befindet. Bestehende Geschäftsmodelle<br />
werden überprüft, mitunter<br />
mit schmerzhaften Konsequenzen für Mitarbeitende.<br />
Um sich wieder fit für die Zukunft zu machen, besinnen<br />
sich nicht nur Grossbanken auf ihre Tugenden; nämlich<br />
auf hervorragende Leistungen in der Kundenberatung,<br />
hochstehenden Service und hoffentlich mit einem nachhaltigen<br />
Blick für ihre Kunden – aber auch für das eigene Unternehmen.<br />
Für mich ist diese allgemeine Rückbesinnung ein<br />
Akt, um die Glaubwürdigkeit und die Reputation wiederzuerlangen,<br />
was schlussendlich das Vertrauen in die Branche<br />
zurückbringen wird.<br />
Dieser Sinneswandel ist durchaus zu loben. Was jedoch nicht<br />
passt, sind undurchsichtige Bonus-Systeme, die der ganzen<br />
Finanzbranche schaden. Auch ein globales, milliardenschweres<br />
Investment Banking, wiederum getrieben von nicht nachvollziehbaren<br />
Boni-Modellen, ist heute gegenüber den eigenen<br />
Bankkunden, den Mitarbeitenden wie auch gegenüber<br />
der Gesellschaft nicht mehr zu rechtfertigen. Ich denke, da<br />
deckt sich meine eigene Meinung mit der generellen Stimmungslage<br />
in der Schweiz.<br />
Was jedoch nicht stimmt, ist die Aussage, dass alle Banken<br />
gleich sind. Beispiel Jyske Bank. Als Schweizer Privatbank mit<br />
dänischen Wurzeln konzentrieren wir uns einerseits absolut<br />
auf das Wealth Management und stehen anderseits seit jevon<br />
Tim Marschall<br />
Managing Director, Jyske Bank (Schweiz) AG<br />
Zum Erfolg<br />
braucht es keine Boni!<br />
her hinter einer klaren Philosophie. Nämlich hinter dem Prinzip<br />
der Ausgewogenheit. Unser Grundsatz ist es, eine Balance<br />
zwischen den Interessengruppen Kunden, Mitarbeitende und<br />
Aktionäre zu pflegen. Denn wenn sich dieses Gleichgewicht<br />
zu Gunsten beziehungsweise zum Nachteil einer oder zweier<br />
Gruppen verschiebt, wird dies einen längerfristigen Nachteil<br />
für alle bedeuten. Vielleicht liegt dieser etwas andere Ansatz<br />
an der dänischen Herkunft oder weil wir einfach gewisse Dinge<br />
schon immer anders gesehen und umgesetzt haben? Jedenfalls<br />
sind wir damit immer gut gefahren.<br />
Das Prinzip der Ausgewogenheit bedeutet jedoch auch,<br />
dass wir das machen, was wir am besten können, und dass<br />
wir gewisse Dinge sein lassen, die nicht zu unserer Philosophie<br />
passen. Dazu gehört zum Beispiel ein Bonus-System.<br />
Die Jyske Bank-Gruppe hatte noch nie ein solches und wird<br />
auch in Zukunft keine Boni auszahlen, weder für das Management,<br />
noch für Kundenberater oder andere Mitarbeitende.<br />
Übrigens, auch das Investment Banking haben wir<br />
immer anderen überlassen.<br />
Dass man mit unserer Philosophie trotzdem erfolgreich sein<br />
kann, beweist die Spitzenplatzierung beim Europäischen<br />
Banken-Stresstest 2010 oder die solide Eigenkapitalquote der<br />
Jyske Bank-Gruppe.<br />
Ich persönlich hoffe, dass sich das Denken in der ganzen<br />
Branche verändern wird. Denn es ist zum Wohl aller – vielleicht<br />
hat das bis jetzt einfach noch niemand gemerkt.<br />
80
making luxury personal again<br />
1<br />
die uhren<br />
grösste und exklusivste auswahl<br />
der schmuck<br />
piaget / pomellato / bulgari / eigenkreationen embassy<br />
2<br />
3<br />
die panerai boutique<br />
die vacheron constantin boutique<br />
4 5<br />
die hermès boutique<br />
die schokolade<br />
feinste handgefertigte schweizer schokolade<br />
1 embassy — Grendelstrasse 2, CH-60<strong>04</strong> Luzern, Telefon +41 (0)41 418 20 80 — www.embassy.ch<br />
embassy — Kapellplatz 12, CH-60<strong>04</strong> Luzern, Telefon +41 (0)41 418 50 80<br />
embassy — La Serlas, Palace Arcade, CH-7500 St. Moritz, Telefon +41 (0)81 833 35 31<br />
2 panerai boutique — Kapellplatz 9, CH-60<strong>04</strong> Luzern, Telefon +41 (0)41 418 12 80 (ab März 2013)<br />
3 vacheron constantin boutique — Kapellplatz 10, CH-60<strong>04</strong> Luzern, Telefon +41 (0)41 418 12 88<br />
4 hermès boutique — Schweizerhofquai 4, CH-60<strong>04</strong> Luzern, Telefon +41 (0)41 418 60 80<br />
5 max chocolatier — Schweizerhofquai 2b, CH-60<strong>04</strong> Luzern, Telefon +41 (0)41 418 70 90 — www.maxchocolatier.com
FASHION<br />
Der<br />
Faltenmacher<br />
Issey Miyake<br />
Der japanische Designer liebt es, Reaktionen und Emotionen zu erhalten.<br />
Seine Liebe zu technischen Dingen spiegelt sich in all seinen Entwürfen wider,<br />
vom Objekt bis zum Kleidungsstück.<br />
82
FASHION<br />
«Die Vorzüge der Kleider<br />
von Pleats Please treten besonders<br />
in Erscheinung, wenn man auf Reisen ist.<br />
Sie werden auch das Fassungsvermögen<br />
der Tasche für Privat- und Geschäftsreisen<br />
radikal verändern!»<br />
von Valeska Jansen<br />
Pleats Please! So nennt Miyake auch diesen Herbst<br />
und Winter seine Kollektion. Die erste unter diesem<br />
Namen präsentierte er bereits 1993. Inspiriert von<br />
den eleganten Lendenschurzen der Pharaonen bis<br />
zu den bewegten Kostümen von Isadora Duncan.<br />
Hin zu den ikonenhaften Sonnenplisseekleidern der Marilyn Monroe<br />
und den erstaunlich männlichen Kilts der Schotten. Schon<br />
immer galt es als grosse Kunst, Flaches in Volumen zu verwandeln.<br />
Miyake sieht Falten als Mittel, um eine andere, radikalere<br />
Vorstellung von Raum und Zeit in die Modelandschaft einzuführen.<br />
Der ganz besondere Reiz ist dabei die optische Täuschung,<br />
erreicht durch die Dreidimensionalität.<br />
Eine faltige Modewelt<br />
Durch systematische Suche und einen beinahe animalischen Instinkt<br />
für das Kommende gelang es Miyake, mit seinen Pleats-<br />
Please-Stücken nicht nur Individualisten zu begeistern. Seine Kleidungsstücke<br />
mit schlichten Formen und farbigem Hell und Dunkel<br />
sollen eine weitere Form der Illusion verkörpern und zu einer ausdrucksvollen<br />
Materie werden. Die abstrakten Formen wirken wie<br />
subtile, gestreckte Körper im Raum und ihre fein abgestufte farbige<br />
Oberfläche soll Energie ausstrahlen. Miyake entwirft seine<br />
83
RUBRIKEN<br />
«In Zeiten extremer<br />
Spannungen und chaotischer<br />
Zustände ist das Konzept<br />
fliessender Formen und beweglicher<br />
Architekturen ein<br />
Weg, um mit der Situation<br />
zurechtzukommen.»<br />
84
FASHION<br />
Modelle niemals einem internationalen<br />
Trend folgend. Er reflektiert<br />
den jeweiligen Zeitgeist: «In Zeiten<br />
extremer Spannungen und chaotischer<br />
Zustände, in Zeiten wie der unseren,<br />
ist das Konzept fliessender Formen<br />
und beweglicher Architekturen<br />
ein Weg, um mit der Situation zurechtzukommen,<br />
eine Welt der Angst anzunehmen,<br />
sich auf ein Zeitalter des Zweifels<br />
einzulassen.» So ist Pleats Please das<br />
üppige Ergebnis eines fast zwei Jahrzehnte<br />
umfassenden Werkes, bei dem das Wesen<br />
der Falten untersucht und erkundet wurde. Ihre<br />
Fähigkeit, den sich bewegenden Körper einzuhüllen,<br />
sich seinen Bewegungen anzupassen und ihn<br />
gleichzeitig zu enthüllen.<br />
Platz ist in der kleinsten Tasche …<br />
Das Plissieren (in Falten legen) eines Stoffes kann durch zwei unterschiedliche<br />
Methoden erreicht werden: das Weben eines Stoffes<br />
mit elastischen Garnen oder das In-Falten-Pressen eines ursprünglich<br />
flach gewebten Materials. Besondere Aufmerksamkeit<br />
erlangte diese Materialtechnik nach einer Ballettinszenierung des<br />
berühmten Choreografen William Forsythe. Alle Tänzer waren in<br />
plissierte Stoffe gehüllt,<br />
und dank der grossen Anpassungsfähigkeit<br />
der gefältelten<br />
Kostüme konnte eine neue Art der tänzerischen<br />
Darstellung erreicht werden.<br />
Bis heute hat diese Inszenierung eine der<br />
markantesten Signaturen im Modedesign<br />
hinterlassen. «Allein das Material ist schon<br />
kreativ und beinahe unverwüstlich. auseinanderfalten,<br />
ausbreiten, einfalten und binden.<br />
Alle Kleidungsstücke von Pleats Please haben<br />
etwas Magisches, man kann sie überall tragen,<br />
sie schmiegen sich an und kleiden jeden<br />
Körper mit grosser Anmut.» So beschreibt<br />
Miyake seine Kleidung. Als sogenannte «Kofferkleidung»<br />
haben Miyakes Kreationen eine<br />
grosse Fangemeinde bei Frauen, die viel reisen.<br />
Ein Kleid kann zum Beispiel so klein wie<br />
ein Taschentuch zusammengefaltet werden,<br />
dazu ist es federleicht, um es am Ziel wieder in<br />
seine ursprüngliche Grösse, knitterfrei, zu entfalten.<br />
Hinzu kommt die grosse Kunst der Verhüllung<br />
des Plissees, Frau muss keine perfekte Figur<br />
haben. Ungeliebte Regionen können kunstvoll verdeckt<br />
werden, und wegen der<br />
85
FASHION<br />
grossen Variabilität des Materials können Vorzüge aber auch<br />
raffiniert in Szene gesetzt werden. «Die Vorzüge der Kleider von<br />
Pleats Please, die leicht, modisch, klein zusammenzulegen und<br />
einfach zu pflegen sind, treten besonders in Erscheinung, wenn<br />
man auf Reisen ist. Sie werden auch das Fassungsvermögen<br />
Ihrer Tasche für Privat- und Geschäftsreisen radikal verändern!<br />
Gute Reise mit Pleats Please!», sagt Issey Miyake.<br />
Die Kunst des architektonischen Designs<br />
Der Designer betrachtet seine Kollektionsstücke nicht nur als<br />
Bekleidung, für ihn charakterisieren alle Teile auch ein architektonisches<br />
Design. Deshalb nennt er sich selbst auch lieber Kleidungsdesigner<br />
als Modedesigner. Miyake sagt: «Im Mittelpunkt<br />
meiner Arbeit stehen Neugier und Freude. Design ist nicht statisch,<br />
sondern wird erst durch den konstanten Austausch von<br />
Ideen, Ästhetik und Sensibilität ermöglicht.» Dann fährt er fort:<br />
«Das einzige Interesse der Kleidung besteht darin, dass sie in ihrem<br />
Träger Gefühle und Reaktionen hervorruft. Ich kreiere nicht,<br />
um mein Ego oder meine Persönlichkeit in den Vordergrund<br />
zu stellen, sondern mit der Absicht, denjenigen zu antworten,<br />
die sich Fragen zu unserer Epoche und der besten Art, in ihr<br />
zu leben, stellen.» Heute hat sich Pleats Please über die ganze<br />
Welt verbreitet, und indem diese Kleider die individuelle Persönlichkeit<br />
einer jeden Trägerin zum Ausdruck bringen, haben sie<br />
selbst eine Anonymität erreicht, die unserer modernen Gesellschaft<br />
vollkommen angemessen ist. Die Kraft Miyakes, diese<br />
anonymen Produkte hervorzubringen, resultiert auch aus seiner<br />
engen Zusammenarbeit im Team. Ein zweiter Faktor ist seine<br />
hartnäckige und kontinuierliche Forschungsarbeit in den Bereichen<br />
Materialien und Entwurf. Und drittens ist es seine Technik.<br />
Sein Erfindergeist, der High- und Lowtech kombiniert. Zuletzt<br />
kommt seine aussergewöhnliche Sensibilität für die gesellschaftlichen<br />
Bedürfnisse. Die Pleats-Please-Linie wurzelt in der<br />
Konzeption des «one piece of cloth». Miyake erklärt es so: «Über<br />
die Grenzen von Nation, Geschlecht und Alter hinweg werden<br />
Bekleidung und Lebensräume sich zu einer einzigen Architektur<br />
vereinen und zu einem einzigen Stück Stoff zurückkehren, das<br />
uns sanft umschliesst.»<br />
86
FASHION<br />
Mit Karl<br />
Lagerfeld<br />
fing alles an …<br />
Kiki Kausch and the red bag<br />
Die Berliner Fotokünstlerin Kiki Kausch hat sich in rasant schneller<br />
Zeit einen Namen gemacht. Sie stolperte in ihrer zweiten Karriere keinem Geringeren<br />
als Karl Lagerfeld über die Füsse. Der hängte ein Triptychon von ihr, das ihn selbst<br />
als «man at work» bei einem Shooting für Chanel in New York zeigt, in seine eigene<br />
Ausstellung und adelte damit ihre Fotokunst.<br />
follow the red bag<br />
Fotomotive rund um den Globus<br />
Nun reist Kiki, die mit Tochter und Ehemann in Berlin lebt, seit<br />
fünf Jahren rund um den Globus, immer auf der Suche nach Fotomotiven,<br />
die sie faszinieren. Was sie dabei gesehen, festgehalvon<br />
Angelika Möller<br />
Ihre erste Fotoarbeit erwarb ein Fotosammler für eine<br />
fünfstellige Summe. Ansporn und Bürde für die Autodidaktin<br />
zugleich. Kiki Kausch, aufgewachsen in Wiesbaden,<br />
Studium der Germanistik und Romanistik in Heidelberg<br />
und Mainz, zog es zunächst ins Filmgeschäft<br />
und landete beim ZDF als Nachrichtenredakteurin für das heute<br />
journal und als Auslandsreporterin für die ARD in Wien.<br />
ten und arrangiert hat, lässt sich mit Worten beschreiben wie:<br />
Schönheit, Lebendigkeit und Echtheit. Berühmtheiten wie Pierce<br />
Brosnan, Michael Gorbatschow oder Leonardo DiCaprio standen<br />
ihr Modell. Ihre Bilder sind Bestand internationaler Sammlungen.<br />
Wir treffen uns zum Lunch in einem Bistro nahe der Hamburger<br />
Aussenalster. Als Kiki Kausch das Restaurant betritt, treffen sie<br />
bewundernde Blicke ob ihrer lebendigen Attraktivität. Auch die<br />
legendäre Hamburger Kiezgrösse mit der obligatorischen Sonnenbrille<br />
unterbricht ihren Wortschwall mit dem Tischnachbarn<br />
für einen langen Blick auf Kiki. Wir kennen uns seit einer Zufallsbegegnung<br />
in Marrakesch vor drei Jahren, als sie ein Fotoshooting<br />
im berühmten «La Mamounia» vorbereitete.<br />
89
FASHION<br />
90
<strong>PRESTIGE</strong>: Frau Kausch, der Weg von der ZDF-Redakteurin<br />
führt nicht zwangsläufig zur Fotografin. Ist er jedoch eine gute<br />
Voraussetzung?<br />
Kiki Kausch: Das Visuelle hat natürlich mit meiner Laufbahn beim<br />
Fernsehen mit bewegten Bildern zu tun. In der Aktualität muss<br />
man schnelle Entscheidungen treffen. Welches Bild transportiert<br />
in der Kürze die grösste Dichte an Information. Ein Foto kann wie<br />
eine Schlagzeile sein, nur ohne Worte. Das habe ich als Journalistin<br />
jeden Tag gelernt und das war sicher die Vorschule zur Fotografie,<br />
wenn auch völlig ungeplant.<br />
Wie muss man sich das vorstellen, dass Sie sich als Autodidaktin<br />
der Fotokunst verschrieben?<br />
In dem Fotoladen, wo ich seit einigen Jahren meine Kameras<br />
kaufe, gelte ich als absolut beratungsresistente Ignorantin. «Fräulein,<br />
wenn Sie wüssten, was diese Kamera alles kann ...» Und<br />
schon ist das Fräulein aus dem Laden verschwunden. Ich liebe<br />
es einfach, die Dinge selbst zu entdecken. Ich bin keine gute Anleitungszuhörerin.<br />
Technik ist sicher ein Teil des Ganzen. Ich glaube<br />
an die richtigen Momente und an gute Ideen, an den ersten<br />
Moment bei einer Begegnung. An das Eigene im Blick. Das ist<br />
sicher manchmal riskant, aber, toi, toi, toi!, es ist noch nie etwas<br />
richtig schiefgegangen, technisch meine ich.<br />
Welche Sujets haben Sie damals inspiriert, sind es heute<br />
andere, neue Themen?<br />
Dass also aus den «unerklärten», gerade aus der Verpackung genommenen<br />
Kameras auch Brauchbares herauskommt, war vor<br />
allem ein echter Glücksfall, als mir Karl Lagerfeld 2005 in New<br />
York über den Weg lief, in Soho vor dem Chanelstore, wo er gerade<br />
das kanadische Model Daria Werbowi shootete. Und genau<br />
die Szene, diesen Mann bei der Arbeit, hielt ich in drei Aufnahmen<br />
fest. Daraus entstand mein erstes Triptychon. Es hing lange nur<br />
für meine Familie und Freunde im Wohnzimmer. Bis es eben eines<br />
Tages in der Ausstellung von Karl Lagerfeld landete und damit<br />
etwas Neues und Wunderbares in meinem Leben begann ... Der<br />
Rest ist bekannt. Danach ging ich viel auf Reisen, um mit einer<br />
ganz neuen Aufgabe und Leidenschaft per Kamera die Welt zu<br />
entdecken, bevorzugt dreiteilig. Damals war ich nervös, ob mir wieder<br />
solche Bilder gelingen wie die mit Lagerfeld. Mein Auge blieb<br />
noch eine Weile in der Modewelt hängen. Hinter den Kulissen nach<br />
den emotionalen unperfekten Momenten zu suchen. «Backstage<br />
Secrets N° 1» war meine zweitwichtigste Arbeit und wurde in einer<br />
grossen Gruppenausstellung mit den Werken von Legenden wie<br />
Man Ray, F.C. Gundlach, Annie Leibowitz etc. gezeigt. Dann hatte<br />
ich nach der Obama-Wahl 2008 einen grossen Hang zu Amerika:<br />
Strassenmusiker in San Francisco, sexy Stanford-Studenten in Badehosen,<br />
hübsche Kellnerinnen in Chicago ...<br />
Aktuell war ich von zwei Pilotinnen fasziniert, die ich während eines<br />
Fluges im Airbus A 380 auf dem Weg nach Singapur fotografieren<br />
durfte. Stundenlang war ich im Cockpit und überwältigt vom<br />
Sonnenaufgang am Hindukusch, besonders aber von der Arbeit<br />
dieser jungen, attraktiven Frauen. Ich bin mir sicher, dass sich die<br />
500 Passagiere hinten auch an dem Anblick erfreut hätten. Viele<br />
aber mit Herzklopfen, denn dass Frauen diesen Job genauso gut<br />
machen wie Männer, ist noch lange nicht in den Köpfen angekommen.<br />
Naja, vielleicht trägt das Triptychon «female cockpit A 380»<br />
nun ein wenig dazu bei ...<br />
Was möchten Sie beim Betrachter Ihrer Fotokunst auslösen?<br />
Ich möchte dem Betrachter etwas Neues zeigen, etwas, das er so<br />
noch nie gesehen hat. Den eigenen, meinen Blick, meine Komposition,<br />
meine Klangfarbe. In die Triptychen kann man viel hineininterpretieren.<br />
Ich lasse jedem seine Unabhängigkeit, dies zu tun,<br />
wenngleich es richtige und echte Geschichten gibt, die sich auch<br />
mit Worten gut erzählen lassen. Da bin ich manchmal hin- und<br />
hergerissen, ob ich etwas zeige oder erzähle oder beides?<br />
Mit welchen Stilmitteln arbeiten Sie?<br />
Das Stilmittel der Dreiteiligkeit hat etwas Natürliches für mich, weil<br />
ich ja früher in Filmen gedacht habe. Drei Bilder sind ein Minifilm.<br />
Und ebenfalls könnte man wohl sagen, dass immer noch die Reportage<br />
mein Stilmittel ist. Ganz selten inszeniere ich oder gebe<br />
Anweisungen. Das widerstrebt mir eher. Ich spiele gerne mit dem<br />
realistisch geplanten Zufall.<br />
Wie ist die Idee für «Love Suites – follow the red bag» entstanden?<br />
91
FASHION<br />
«Eine Frau mit einer<br />
roten Handtasche steckt quasi in<br />
jeder Frau.»<br />
Auf fast allen Reisen habe ich meine rote Tasche dabei, diese ist<br />
so rot, dass sie am liebsten jeden Abend ausgehen und etwas erleben<br />
möchte. Das ist die Geschichte von «Love Suites – follow the<br />
red bag». Eigentlich ist das aus purer Laune heraus entstanden.<br />
Man nehme ein schönes Hotel und lässt die rote Tasche einfach<br />
an der Stelle fallen oder liegen, wo es der Besitzerin der Tasche<br />
gerade beliebt. Bei Tag und bei Nacht. Mit Schmuck oder ohne,<br />
mit einem Apfel oder einem iPad ...<br />
Steckt auch etwas von Ihnen persönlich in der geheimnisvollen<br />
Frau mit der «red bag»? Gibt es eine Identifikation?<br />
Eine Frau mit einer roten Handtasche steckt quasi in jeder Frau.<br />
Manchmal in der Realität, manchmal nur in der Phantasie. Insofern<br />
gibt es da auch einen Bezug zu mir, da ich mich leicht mit<br />
den Allüren und Vorlieben dieser geheimnisvollen Dame identifizieren<br />
kann. Das macht sehr viel Spass und gehört nun zu<br />
meinem Leben ...<br />
Denken Sie an eine Fortsetzung dieser Serie?<br />
Definitiv wird die Serie, die nun 24 Bilder umfasst, fortgesetzt. Es<br />
muss aber weiter so fliessend sein wie bisher. Ich möchte das Thema<br />
einbauen, aber nicht deshalb ein Hotel besuchen. Es muss in<br />
die Reise und in das Lebensgefühl passen. Ich hatte auch schon<br />
Hotels, zu denen wir nicht gepasst haben, die Tasche nicht, ich<br />
nicht. Das passiert wie bei einem ganz normalen Gast, der dem<br />
Hotel gewogen ist und wiederkommt oder eben nicht. Insofern ist<br />
die red bag auch eine Orientierungshilfe bei der Wahl des Hotels,<br />
quasi eine sehr persönliche Empfehlung. Ich denke, das passt in<br />
93
FASHION<br />
unsere Zeit, in der wir medial mit vielem überflutet werden, das sich<br />
oft schwer einordnen lässt. Dann lieber einer roten Tasche folgen<br />
(lacht) … Inzwischen habe ich das Gefühl, dass das Thema endlos<br />
ist. Ich hätte nie gedacht, dass man die rote Tasche so oft unterschiedlich<br />
aussehen lassen kann. Doch es funktioniert. Ich habe<br />
mir einen «red bag»-Blick angewöhnt, sobald ich ein Hotel betrete.<br />
Es passiert automatisch und: «Oh Gott, wenn ich die rote Tasche<br />
gar nicht dabeihabe, dann bekomme ich sofort den Reflex, wieder<br />
zu gehen – so weit ist es schon gekommen.» (lacht herzhaft.)<br />
Welche Kriterien sind für Sie, respektive die geheimnisvolle<br />
Dame, entscheidend für ein Hotel?<br />
Grundsätzlich hat die geheimnisvolle Dame ein Faible für Luxus, kleiner<br />
Luxus, grosser Luxus – gar kein Luxus geht nicht. Aber Luxus<br />
kann ja auch schon die Bettwäsche oder der Gurken-Ingwer-Saft<br />
sein. Was ist Luxus in der Hotellerie? Service, Service, Service. Das<br />
hat mal der Chairman der Four-Seasons-Gruppe gesagt und das<br />
kann ich auch unterstreichen. Wenn man gut behandelt wird und<br />
das Personal einem in sehr guter Erinnerung bleibt, sind goldene<br />
Wasserhähne und Design, das sich selbst überholt, belanglos. Ich<br />
mag viele Hoteltypen. Es ist auch spannend zu sehen, welche Ideen<br />
dahinterstehen. Ich liebe es, in neuen Hotels auf Entdeckungsreise<br />
zu gehen. Ganz schlimm ist dieses Mittelmass. Ich nenne keine Namen,<br />
aber dann würde die Dame mit der roten Handtasche lieber<br />
in eine persönliche, mit Herz geführte klitzekleine Pension gehen ...<br />
Gibt es Kollegen in der Fotokunst, die Sie besonders schätzen?<br />
Ich habe keine Vorbilder, da ich mich zuvor nur im Vorbeigehen<br />
mit Fotokunst beschäftigt habe. Eine Ausstellung hat mich einmal<br />
sehr in ihren Bann gezogen. Der Fotograf war Richard Avedon, der<br />
ehemalige Chef-Fotograf der «New York Times». Dessen Werk ist<br />
in hohem Mass zeitlos und dennoch ein Zeitdokument, eine grosse<br />
Vision und Leistung, die darin steckt. Vielleicht bin ich auch feige<br />
und scheue den Vergleich mit anderen Kollegen, denn ich besuche<br />
so gut wie nie Fotografie-Ausstellungen. Andererseits möchte ich<br />
auch nicht beeinflusst werden. Das stört meinen Pioniergeist.<br />
Verraten Sie uns Ihre Pläne für die nahe Zukunft?<br />
Jetzt steht erst mal die Ausstellung mit den 24 Arbeiten der Love<br />
Suite Collection an, die noch bis Ende Januar in München läuft.<br />
Vermutlich wird noch dieses Jahr das grossformatige Triptychon<br />
«female cockpit» in den Lufthansa-Lounges ausgestellt. Was ich<br />
2013 mache, brüte ich gerade aus und verrate mal noch nichts ...<br />
«Grundsätzlich hat<br />
die geheimnisvolle Dame ein<br />
Faible für Luxus, kleiner Luxus,<br />
grosser Luxus – gar kein<br />
Luxus geht nicht.»<br />
Ausstellung: «Love Suites – follow the red bag»<br />
vom 25. Oktober – 31. Januar bei DESIGN Reisen,<br />
Brienner Strasse 7, 80333 München<br />
www.kikikausch.com<br />
94
FASHION<br />
Weite Roben und<br />
rauschende Kleider<br />
Auf hohen Sohlen<br />
Diane von Fürstenberg besitzt Hunderte von Paaren; Paloma<br />
Picasso ist von seinen Schuhen fasziniert; auch Bianca Jagger<br />
und Kate Moss sind fast süchtig. Manolo Blahniks Schuhkreationen<br />
begeistern Frauen auf der ganzen Welt. Dieses Buch stellt<br />
mehr als 120 der farbenfrohen Skizzen vor, die so schwungvoll<br />
und aussergewöhnlich sind, dass sie selbst bereits zu begehrten<br />
Sammlerobjekten wurden. Gemeinsam mit den Kommentaren<br />
zahlreicher Bewunderer, darunter Madonna, Sarah Jessica Parker,<br />
Anna Wintour und Mario Testino, ist dieses Buch ein Musthave<br />
für alle Mode-Interessierten.<br />
«Manolo Blahnik – Skizzen»<br />
Manolo Blahnik<br />
Knesebeck Verlag<br />
Willkommen in der Welt des Mister Smith<br />
Seit er 1976 seine erste Herrenkollektion vorstellte, gehört Paul Smith zu<br />
den grossen Namen der internationalen Modewelt. Er ist der Erfinder des<br />
scheinbar unauffällig-klassischen Kleidungsstücks, das durch verspielte<br />
Details die «Hipness» erhält, die Männer und Frauen glücklich macht.<br />
Vom Accessoire bis zum Fahrrad und Einrichtungsdetail reicht die Palette<br />
der Kreationen seines Lifestyle-Universums. Paul Smith, der offen seine<br />
politischen Meinungen vertritt und sich mehr für ein Lebensgefühl verantwortlich<br />
fühlt als für schnell wechselnde Modetrends, gibt in diesem<br />
Band erstmals intimen Einblick in sein Leben und seine Arbeitsweise und<br />
spricht über das, was ihn inspiriert – die neue Sensation auf dem Markt<br />
der Mode- und Designbücher!<br />
«Paul Smith A–Z»<br />
Olivier Wicker<br />
Knesebeck Verlag<br />
96
FASHION<br />
Kulturbildende Kleidung<br />
Kleider – sei es ein Sari, ein Kimono oder ein Business-Doppelreiher – sind ein wichtiger<br />
Schlüssel zur Kultur ihrer Träger, zu deren Persönlichkeit, gesellschaftlichem Status und<br />
mitunter sogar Religion. Das Kyoto Costume Institute analysiert Mode unter all diesen Aspekten,<br />
vom historischen über den soziologischen bis zum künstlerischen. Das Buch «Fashion»<br />
zeigt eine grosse Auswahl dieser Schätze und ermöglicht damit jedem Leser, dem<br />
Experten wie dem Laien, eine Reise durch das zurückliegende Jahrhundert der Mode.<br />
Wobei die Fotografie weit über das in Museen übliche Niveau hinausgeht: Jedes Modell<br />
wurde auf massgefertigten Puppen geradezu inszeniert. Kleidung ist eine essentielle Manifestation<br />
unseres Daseins – dieses passioniert-respektvolle Credo des KCI spiegelt das<br />
Buch auf jeder Seite wider.<br />
«Fashion. Eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert»<br />
Kyoto Costume Institute (KCI)<br />
Taschen Verlag<br />
100 Modedesigner, die den Stil von morgen prägen<br />
Diese zweibändige Sonderausgabe vereint die Highlights aus TASCHENs<br />
Fashion-Now-Reihe zu einem umfassenden Überblick über Modedesign in aller<br />
Welt zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Herausgegeben von Terry Jones, dem<br />
Begründer von i-D, ist das Buch ein unentbehrliches Referenzwerk für jeden,<br />
der sich für die Zukunft der Mode interessiert. Aufstrebende junge Designer<br />
– die Superstars von morgen – werden ebenso vorgestellt wie die etablierten<br />
Grössen der internationalen Modebranche. So findet man neben Giorgio Armani,<br />
Calvin Klein, Domenico Dolce & Stefano Gabbana, Tom Ford oder Christian<br />
Dior und Jean Paul Gaultier auch Namen wie Margiela, Antonio Marras, Roland<br />
Mouret und Kate & Laura Mulleavy, welche nur wenigen Nichtmodekennern bekannt<br />
sein dürften. Ein grossartiges Nachschlagewerk für alle Fashionitas.<br />
«100 Contemporary Fashion Designers»<br />
Terry Jones<br />
Taschen Verlag<br />
Eine Geschichte der Dior-Mode<br />
und der Legende John Galliano<br />
Die renommierte Fotografin Roxanne Lowit war von John Gallianos Entwürfen für<br />
Dior so angetan, dass sie seine Kollektionen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellte.<br />
Seit über einem Jahrzehnt interpretiert Galliano die Wurzeln des Hauses Dior neu<br />
und inszeniert glanzvolle Modenschauen. Ebenso lange dokumentiert Lowit John<br />
Gallianos Dior-Shows. In ausdrucksvollen und aufregenden Nahaufnahmen zeigt<br />
sie uns die faszinierenden Details hinter den Kulissen. Ihre ungestellten Aufnahmen<br />
vermitteln eine Vorstellung von der Betriebsamkeit, die hinter der Bühne der<br />
inspirierendsten Spektakel der Modewelt herrscht. Dieser Band enthält eine aufregende<br />
Mischung aus mal originellen, mal imposanten Farb- und Schwarzweissaufnahmen.<br />
Roxanne Lowit, die sich seit Jahrzehnten in der Modeszene bewegt, zeigt<br />
die glamouröse Welt der Haute Couture aus der Insiderperspektive.<br />
«Backstage Dior»<br />
Roxanne Lowit<br />
TeNeues Verlag<br />
97
FASHION<br />
LAST CHRISTMAS<br />
Fotos: Gianni Pisano // Produktion: buero-buero.ch<br />
Styling: Aita Sulser<br />
Hair & Makeup: Lena Fleischer, Style Council<br />
Location: The Widder Hotel, Zürich
Models: Claire Siffert, Damien Maes, Diego De Marco
FASHION<br />
Special thanks to:<br />
Little Black Dress (für die schönen Kleider),<br />
Jelmoli (für die passenden Anzüge) und<br />
UGG Boots (für die weihnachtliche Sparkles-Edition)
NEW ASTON MARTIN vANqUISH.<br />
THE UlTIMATE SUPER GT<br />
Emil Frey AG<br />
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WENDEN SIE SICH BITTE AN UNS
THE END
FASHION<br />
Der<br />
handschuh<br />
Schutzfunktion und Mode-Accessoire<br />
Er ist mehr als nur ein Schutz vor Wind und Kälte. Vielmehr ist er ein<br />
echtes Damen-Accessoire, das die Frau mit Stil schon lange vor den 50er Jahren<br />
für sich entdeckte.<br />
von Lilly Steffen<br />
Damen tragen ihn mit kurzem oder langem<br />
Schaft, Herren tragen ihn beim<br />
Cabriofahren oder Golfen, die Hausfrau<br />
trägt ihn bei der Gartenarbeit<br />
und jeder Goalie benutzt ihn zum<br />
Schutz seiner Hände, wenn er gegnerische Bälle<br />
abwehrt. Ein jeder hat mindestens ein Paar im<br />
Schrank und wenn es nur zum Schutz vor Eis und<br />
Schnee ist. Die Rede ist vom Handschuh. Einem<br />
Kleidungsstück mit einer sehr alten Geschichte.<br />
Von den Ägyptern bis zu hohen Würdenträgern<br />
Der Handschuh ist einer der betagteren Zeitgenossen der Modegeschichte.<br />
Schon im Alten Ägypten wurde er getragen. Am Hofe<br />
Cleopatras trug man ihn zur Gartenarbeit, von den Römern wurde<br />
er zum Essen und von den Germanen als Kälteschutz getragen.<br />
Spätestens im Mittelalter entwickelte sich die Handbemantelung<br />
mehr und mehr zu einem Herrschafts- und Rechtssymbol. Handschuhe<br />
galten als Zeichen von Macht und Würde. Sie wurden aus<br />
teuren Materialien gearbeitet und mehrmals am Tag gewechselt.<br />
107
FASHION<br />
«Wer wilde Katzen<br />
fangen will, ...<br />
Somit signalisierte der Träger nicht nur eine gewisse Distanz zu<br />
seiner Umwelt, sondern auch seinen Reichtum. Doch auch die<br />
hohen Würdenträger der Kirche wie Äbte, Bischöfe oder Kardinäle<br />
trugen Handschuhe. Zum einen sicherlich als Amtszeichen und<br />
Rechtssymbol, zum anderen folgt die Benutzung des Handschuhs<br />
bei liturgischen Handlungen einer alten Tradition. Nur mit verhüllten<br />
Händen wurden religiöse Opfer dargebracht oder göttliche<br />
Geschenke entgegengenommen. Somit wollte sich der Klerus vor<br />
unbekannten magischen Einwirkungen schützen, zudem sollte das<br />
Heilige nicht verunreinigt werden. Erst einige Zeit später wurden die<br />
Handschuhe auch von weltlichen Würdenträgern übernommen.<br />
Die ersten Überlieferungen berichten von einem einfachen<br />
sackartigen Beutelchen, welches die Hände bei Kälte wärmen<br />
sollte. Erst später kam eine getrennte Ausbuchtung für den<br />
Daumen hinzu, welche es zuliess, dass man die Hände, wenn<br />
auch eingeschränkt, zum Greifen und Arbeiten benutzen konnte.<br />
Doch bereits die Römer entwickelten eine Art «Fingerlinge»:<br />
Ein Handschuh, der für jeden Finger eine einzelne «Abzweigung»<br />
des «Beutels» vorgesehen hat. So wurden die Hände nicht nur<br />
geschützt, sondern waren zudem fast so beweglich wie ohne<br />
den Handschuh. Wie alt der Handschuh wirklich ist, weiss keiner,<br />
doch als man das Grab des Tutanchamun entdeckte, fand<br />
man dort unter anderem 27 Paar Lederhandschuhe und diese<br />
stammten aus dem 14. Jahrhundert vor Christus. Dies belegt,<br />
dass schon im Alten Ägypten die Pharaonen Handschuhe trugen,<br />
wahrscheinlich jedoch eher als Zeichen ihres besonderen Standes<br />
als aus Schutz.<br />
Den Fehdehandschuh hinwerfen<br />
Dem Handschuh kommt eine grosse Symbolik zu. Dies belegen<br />
unter anderem verschiedene Redewendungen, die teils auch<br />
heutzutage noch benutzt werden: den «Fehdehandschuh werfen<br />
und aufnehmen», «mit Samt- oder Glacéhandschuhen anfassen»<br />
oder «wie Hand und Handschuh sein». So besass zum Beispiel<br />
108
FASHION<br />
... muss eiserne<br />
Handschuhe<br />
haben.»<br />
altväterliches Sprichwort<br />
die Übergabe eines Handschuhs mehrere Bedeutungen, je nach<br />
Übergabeart entweder eine feindschaftliche oder eine freundschaftliche.<br />
Das Handschuhwerfen war ein deutliches Zeichen<br />
für eine Fehde und Aufforderung zum Duell. Besonders im 18.<br />
Jahrhundert war es üblich, seinem Gegner einen Handschuh<br />
aus Stoff ins Gesicht zu schlagen, um ihn zu einem Ehrenduell<br />
herauszufordern. Das «normale» Handschuhübergeben hingegen<br />
konnte als Zeichen der Unterwerfung gedeutet werden, aber<br />
auch als Bestechung, da Bestechungsgelder gerne in gefüllten<br />
Handschuhen den Mann wechselten.<br />
Jemanden mit Glacéhandschuhen anzufassen, bedeutet hingegen,<br />
jemanden besonders vorsichtig zu behandeln. Glacéhandschuhe<br />
sind sehr feine, weisse Handschuhe, die meist von Herren<br />
zum Frack oder Smoking getragen werden. Heute sind sie sehr<br />
selten geworden, ab und an sieht man sie noch an Veranstaltungen<br />
wie dem Wiener Opernball. Von Mitte des 19. bis zu Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts waren Handschuhe auch für Damen ausser<br />
Haus ein unabdingbares Accessoire. So war es bis zum Zweiten<br />
Weltkrieg ein festgeschriebenes Gesetz der Etikette, dass eine<br />
Frauenhand im Freien stets von einem Handschuh bedeckt sein<br />
musste. Gerade bei den Damen der Gesellschaft stand schon<br />
früh nicht nur die Funktionalität des Handschuhs im Vordergrund,<br />
sondern natürlich auch der modische Aspekt. Adelsdamen trugen<br />
edle Fingerlinge zu ihren Abendkleidern: oft parfümiert, mit Perlen<br />
verziert und mit Juwelen bestickt. Liess die Dame ihren Handschuh<br />
fallen, war das für die Herren der Runde ein eindeutiges<br />
Zeichen. Auch das Fräulein in Friedrich Schillers bekannter Ballade<br />
«Der Handschuh» setzte dieses Zeichen: «Herr Ritter, ist Eure Lieb’<br />
so heiss, wie Ihr mir’s schwört zu jeder Stund, Ei, so hebt mir den<br />
Handschuh auf.» Der Handschuh war aber in den Löwenzwinger<br />
hinabgefallen. Der Ritter stieg hinunter, hob den Handschuh aus<br />
der Mitte der schrecklichen Tiere auf, stieg wieder zurück und warf<br />
ihn der Dame ins Gesicht – eine der schlimmsten denkbaren Beleidigungen<br />
dieser Zeit.<br />
109
FASHION<br />
Zu jedem Anlass die passenden Handschuhe<br />
Nachdem der Handschuh also lange Zeit der Liebling der<br />
Upperclass war, sie trug meist Handschuhe von hoher Qualität,<br />
während sich das niedrige Volk einfacher Fäustlinge bediente<br />
und diese auch nur zum Schutz vor der Kälte, wurde der<br />
Handschuh im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr fester Bestandteil<br />
der Kleidung. Material, Farbe und vor allem die Armlänge<br />
passten sich der Kleidung an. So reichten die Handschuhe bei<br />
Chemisen und Ballkleidern zum Teil bis zum Oberarm. Auf einem<br />
Ball durften die Damen ihre Handschuhe auf keinen Fall ausziehen,<br />
und für den Fall, dass die Handschuhe zu Schaden kamen, hatten<br />
sie immer ein Extra-Paar dabei. Auch von den Männern erwartete<br />
man das Tragen von Handschuhen, wenngleich diese ihre meist<br />
nur in der Hand hielten. Dennoch ist aus dem 19. Jahrhundert die<br />
Sitte überliefert, dass ein wahrer Gentleman sechs Mal am Tag<br />
seine Handschuhe zu wechseln habe.<br />
Seine letzte Hochzeit erlebte der Handschuh in den 50er Jahren<br />
des vergangenen Jahrhunderts. Die Dame von Welt besass zu jedem<br />
Kleid und zu jedem Anlass die passende Fingerbekleidung.<br />
Zu einem morgendlichen Einkauf gehörte beispielsweise graues<br />
Ziegenleder, beim Lunch trug sie Glacéhandschuhe. Am Nachmittag<br />
schmückten dann braune Peccary und abends lange schwarze<br />
Seidenhandschuhe die Finger der Lady. Damit die Handschuhe<br />
auch perfekt sassen und sich wie eine zweite Haut anpassten,<br />
wurden sie häufig von Mass angefertigt. So liessen sich Stars wie<br />
Marlene Dietrich sogar Gipsabdrücke von ihren Händen erstellen,<br />
um perfekt sitzende Handschuhe herstellen zu lassen. Das Ergebnis<br />
war überwältigend, ohne eine einzige Falte zu werfen, bildeten<br />
die Handschuhe eine zweite Haut, allerdings benötigte sie angeblich<br />
auch bis zu 20 Minuten, um die Handschuhe überzustreifen.<br />
110
FUR FASHION HIGHLIGHTS<br />
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FASHION SHOW TOUR 2012/13<br />
Dec. 8, 2012 BAD RAGAZ / Grand Resort Bad Ragaz 6.00 pm<br />
Dec. 26, 2012 ST. MORITZ / Carlton Hotel<br />
7.00 pm<br />
Dec. 27, 2012 ST. MORITZ / Badrutt’s Palace Hotel 7.00 pm<br />
Dec. 28, 2012 BAD RAGAZ / Grand Resort Bad Ragaz 6.00 pm<br />
Dec. 29, 2012 ST. MORITZ / Suvretta House 7.30 pm<br />
Jan. 4, 2013 GSTAAD / Grand Hotel Park 8.00 pm<br />
Feb. 3, 2013 BAD RAGAZ / Grand Resort Bad Ragaz 6.00 pm<br />
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BAHNHOFSTRASSE<br />
CH-8001 ZÜRICH<br />
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FASHION<br />
Die Handwerkskunst des Handschuhmachers<br />
Seit Ende der 50er Jahre werden Handschuhe vorwiegend nur<br />
noch als Kälteschutz verwendet. Heute gibt es nur noch wenige<br />
hervorragende Handschuhmachereien. Während es Zeiten gab,<br />
in denen der Beruf des Handschuhmachers ein sehr etablierter<br />
und angesehener Stand in ganz Europa war, ist der Beruf heute<br />
fast gänzlich ausgestorben. Nur noch sehr vereinzelt bilden Betriebe<br />
zum Handschuhmacher aus, denn nur wenige Menschen<br />
beherrschen diese jahrhundertealte Handwerkskunst, welche<br />
seine Ursprünge vor vielen Jahren in Frankreich fand.<br />
Kaum ein Kleidungsstück ist in seiner Herstellung so anspruchsvoll<br />
und kompliziert wie ein Handschuh und erfordert einige<br />
Kunstfertigkeit. Jedes einzelne Teilchen des Handschuhs muss<br />
vom Handschuhmacher mindestens einmal in die Hand genommen<br />
werden: Stück für Stück schneidet der Handschuhmacher<br />
im so genannten «Tafelschnitt» aus dem Leder. Anschliessend<br />
wird die endgültige Hand-Form ausgestanzt und schliesslich auf<br />
Dehnbarkeit und Geschmeidigkeit des Stoffes beziehungsweise<br />
Leders überprüft, denn noch immer sollte ein guter Handschuh<br />
wie eine zweite Haut sitzen und bestenfalls keine Falten werfen.<br />
Dabei jedoch sich angenehm allen Bewegungen der Hand anpassen,<br />
ohne unangenehm zu spannen. Abschliessend werden die<br />
einzelnen Stoffschnitte per Hand und an der Handnähmaschine<br />
zusammengenäht. Mitunter besteht ein einziger Handschuh aus<br />
bis zu 24 Einzelteilen, die mit rund 2000 Stichen zusammengenäht<br />
werden. Ein so angefertigter Handschuh hat natürlich seinen<br />
Preis, den nur noch wenige bereit sind zu zahlen. Daher versinkt<br />
die Kunst des Handschuhmachens leider immer mehr in Vergessenheit.<br />
Dass der Handschuh jedoch immer noch ein wichtiges<br />
Mode-Accessoire und gerade im Winter täglicher Begleiter ist,<br />
belegen auch die Zahlen der Fundbüros zu abgegebenen Handwärmern.<br />
Der Handschuh ist ein praktisches Modebekenntnis –<br />
besonders in der kalten Jahreszeit.<br />
Markenbotschafter der Hände<br />
Viele heute weltbekannte Modekonzerne gründen ihre Erfolgsgeschichte<br />
auf der Handwerkskunst der Handschuhe. So sind<br />
Handschuhe neben den Sätteln eines der Ursprungsprodukte von<br />
Hermès, dem Lederhaus am Faubourg Saint-Honoré. Noch heute<br />
wird diese alte Handwerkskunst gepflegt und weitergegeben.<br />
Hermès beschäftigt stets mindestens einen Métier Gantier, Handschuhmacher,<br />
der Auszubildenden einen Einblick in alte Tradition<br />
und die echte Handarbeit geben kann. Doch auch der Modekonzern<br />
Trussardi begann einst ganz klein mit Handschuhen. 1911<br />
gründete der Mailänder Lederwarenhersteller Dante Trussardi in<br />
der Nähe von Bergamo eine Handschuhfabrik. Seine luxuriösen<br />
Handschuhe wurden rasch zum Statussymbol, eroberten binnen<br />
weniger Jahre den internationalen Markt. Erst viele Jahre später<br />
gesellten sich zu Handschuhen auch Taschen, Gepäck und<br />
Kleinlederwaren. Der führende Handschuhhersteller in Europa ist<br />
jedoch die Firma Roeckel in München. Schon die österreichische<br />
Kaiserin Sissi bestellte im 19. Jahrhundert ihre Handschuhe dort.<br />
Später schmückten sich Filmdiven wie Greta Garbo oder Audrey<br />
Hepburn mit Roeckel-Handschuhen. Die Firma verarbeitet seit<br />
mehr als 150 Jahren neben herkömmlichen auch besonders exklusive<br />
Materialien wie etwa Straussenleder.<br />
112
FASHION<br />
© Hermès<br />
«Fünf Ellen geben<br />
ein Paar Handschuh, wenn der Schneider<br />
kein Schelm ist.»<br />
altes Sprichwort<br />
113
KOLUMNE<br />
Teure Kleidung –<br />
Placebo oder Qualität?<br />
von Gabriel Palacios, «Gedankenleser»<br />
Émile Coué war ein Apotheker des frühen 20.<br />
Jahrhunderts. Er stellte fest, dass Medikamente<br />
dann besonders gut wirken, wenn sie auch<br />
als besonders wirkungsvoll angepriesen werden.<br />
Eigentlich kann und darf man behaupten,<br />
Émile Coué war der Initiator des so genannten Placeboeffektes.<br />
Man spricht dann von einem Placeboeffekt, wenn sich<br />
unser subjektives Wohlbefinden steigert, wir etwas als «gut»<br />
bewerten, obwohl es objektiv nicht hochwertiger ist.<br />
Geringsten, ob die Jeans nun aus Polyester oder Baumwolle<br />
besteht oder ob sie wirklich sehr komfortabel sitzt oder<br />
nicht. Ein Blick auf den roten Teppich genügt, und wir erkennen,<br />
wie viele Promis sich in deren hohen Absätzen und<br />
selbst designten Kleidern abquälen, nur der Optik zuliebe.<br />
Ein Ausnahmefall ist meines Erachtens die Winterkleidung,<br />
die uns vom Kälteeinfluss schützen soll. Dort ist uns das<br />
Wohlbefinden, die wärmespendende Materie von grösserer<br />
Bedeutung als üblich.<br />
Ich bin mir sicher, dass Sie sich auch schon öfter gefragt<br />
haben, ob wohl die teuren Markenklamotten auch wirklich<br />
qualitativ hochwertiger sind oder ob wir wohl nur so viel Geld<br />
bezahlen, um überhaupt diesen Namen an unserem Körper<br />
tragen zu dürfen. Aus eigenen Erfahrungen weiss ich, dass<br />
die Markenjeans, die ich trage, meist genauso schnell im<br />
Abfalleimer oder im Container eines Hilfswerkes landen wie<br />
Billigjeans. Nur ist mein energisches Niveau deutlich höher,<br />
wenn die teure Markenjeans reisst als bei der Discountjeans.<br />
Dennoch bin ich als Mentalexperte der festen Überzeugung,<br />
dass die Qualitätsjeans eine höhere Qualität aufweist, auch<br />
wenn Studien und haufenweise Experimente das Gegenteil<br />
bezeugen wollen. Denn gar oft fokussieren wir uns lediglich<br />
auf die materielle Qualität und schenken der geistigen Qualität<br />
nur zu selten bewusst Aufmerksamkeit. Was beim Tragen<br />
unserer Kleidung zählt, ist, dass uns die Kleidung in erster<br />
Linie entspricht. Wir müssen uns darin authentisch fühlen<br />
und bewegen können. Ebenfalls von grosser Bedeutung<br />
ist unsere optische Zufriedenheit. Wir müssen mit unserer<br />
Kleidung das kommunizieren können, was wir auch wollen.<br />
Dabei spielt jedoch die materielle Qualität nur die geringste<br />
Rolle. Solange uns unsere Klamotten nicht piksen, Juckreiz<br />
verursachen oder andere physische Nebenwirkungen erzeugen,<br />
so bin ich der Meinung, kümmert es uns nicht im<br />
Erlangen wir jedoch eine Metaebene und blicken auf unsere<br />
Bedürfnisse beim Tragen von Fashion hinunter, so müssen<br />
wir gestehen, dass sich die Qualität unserer Kleidung zum<br />
grössten Teil in unserem Geiste abspielt. Qualität ist für uns<br />
einerseits das damit verbundene optische Erscheinungsbild<br />
und unsere dadurch garantierte Authentizität. Qualitative<br />
Fashion ist Fashion, mit der wir uns identifizieren können.<br />
Würde es keine Marken und Labels in der Fashionindustrie<br />
geben, so wären wir ständig auf Identitätssuche. Fashion<br />
ist weit mehr als Oberflächlichkeit. Fashion ist unsere Hülle.<br />
Unsere Verpackung. Unser optisches Erscheinungsbild, das<br />
zu unserer Identität passen soll. Fashion ist beinahe eine eigenständige<br />
psychologische Industrie, die erkannt hat, dass<br />
Qualität nur dann der Fall ist, wenn sich der Kunde mit dem<br />
Label identifizieren kann und sich darin richtig gut, stark<br />
und authentisch fühlen kann. Auch wenn es grundsätzlich<br />
eher als «banal» zu betrachten ist, dass wir Menschen nach<br />
Marken und Labels einordnen und klassifizieren. Doch so ist<br />
eben unsere Gesellschaft.<br />
Wir lernen also: Qualität spielt sich nicht nur auf materieller<br />
Ebene ab, sondern eben auch auf geistiger. Markenkleider<br />
sind ein Placebo – jedoch ein in unserer Gesellschaft wohl<br />
leider notwendiges.<br />
114
konkret, Zürich<br />
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Stil ist eine Frage des persönlichen Ausdrucks. Deshalb ist es unser ziel, jedem Anlass seine<br />
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RUBRIKEN<br />
Edles Schalentier mit<br />
zwei Scheren<br />
Hummer<br />
Hummer gilt gemeinhin als beliebte und sehr kostbare Delikatesse. Egal ob<br />
amerikanisch oder bretonisch: Das Fleisch des Hummers ist fest und geschmackvoll.<br />
Bei vielen Gourmets ist er wie die Auster ein absoluter Silvester-Klassiker.<br />
116
CULINARIUM<br />
von Yvonne Beck<br />
Kaum zu glauben, aber in vergangenen Zeiten galt<br />
Hummer als Arme-Leute-Essen, so gross war das<br />
Vorkommen des Schalentiers. In einem der ersten<br />
Streiks der Geschichte soll die Dienerschaft an<br />
der amerikanischen Ostküste sogar durchgesetzt<br />
haben, dass ihnen Hummer nicht mehr als dreimal die Woche<br />
serviert wird. Für das Hauspersonal war Hummer ein preiswertes<br />
Grundnahrungsmittel – wie heute Kartoffeln anderenorts. Es<br />
gab das Scherentier in solchem Überfluss, dass man die zuhauf<br />
angeschwemmten Exemplare zermahlte und als Dünger unterpflügte.<br />
Diesem landwirtschaftlichen Zweck wird der Hummer<br />
heute nicht mehr zugeführt. In hiesigen Gefilden gilt Hummer<br />
zusammen mit anderen Lebensmitteln wie Kaviar, Austern oder<br />
Champagner als Inbegriff der feinen, gehobenen Küche, obwohl<br />
er kein Vermögen mehr kosten muss.<br />
Vom Arme-Leute-Essen zur Delikatesse<br />
An der amerikanischen Ostküste ist Hummer nach wie vor oder<br />
besser gesagt wieder ein «Alltagsessen». Denn seit dem Einbruch<br />
der Kabeljau-Population, durch Überfischung, sind die<br />
Bestände von Hummer und Shrimps in einigen Teilen der Atlantikküste<br />
regelrecht explodiert. In Halifax und Umgebung werben<br />
Fastfoodketten wie McDonald's gar mit der «McLobster Season»,<br />
in der das Scherentier als Sandwich über die Theke geht. Der<br />
Geschmack ist jedoch auch nicht annähernd mit einem frischen,<br />
selbstgeknackten Hummer zu vergleichen. Hummer kann mit<br />
gutem Gewissen genossen werden, denn im Gegensatz zu den<br />
immer rarer werdenden Fischen aus den Weltmeeren nimmt die<br />
Zahl der Scherentiere zu – besonders vor der nordamerikanischen<br />
Küste in Maine. Über 25'000 Tonnen Hummer werden in<br />
Maine aus dem Wasser gezogen und in Feinschmeckerlokale in<br />
die ganze Welt verkauft.<br />
In Maine gibt es pro Tag tausende von «Lucky Lobsters» – glückliche<br />
Hummer, denn Tiere, die sehr gross gewachsen sind, meist<br />
paarungsfreudige Männchen und Weibchen mit dunkelrotem<br />
Rogen an den Bäuchen, werden zurück ins Meer entlassen. Sie<br />
sichern die Zukunft! Ein weiterer Grund für das prächtige Gedeihen<br />
der Hummer ist zudem die «sanfte» Fangmethode. Während<br />
Crevetten und Jakobsmuscheln in Maine längst ausgestorben<br />
sind, weil sie mit Netzen gefangen wurden, gedeiht der Hummer<br />
prächtig, da er mit Hilfe von Reusen gefangen wird. Und im<br />
Unterschied zu Netzen zerstören Reusen die Meeresfauna nicht.<br />
Bei lebendigem Leib ins kochende Wasser<br />
Über die Zubereitung eines Hummers streiten sich die Geister.<br />
So manche Hausfrau lehnt es ab, Hummer zuzubereiten, da dies<br />
nichts für Tierfreunde und schwache Gemüter ist. Das Töten<br />
des Krustentiers geschieht in kochendem Wasser. Dazu muss<br />
das Wasser unbedingt sprudelnd kochen, und der Topf muss<br />
gross genug sein. Dann gibt man das Tier mit dem Kopf voran<br />
in das Wasser und legt den Deckel auf. Mit dieser Methode<br />
ist der Hummer in kürzester Zeit tot, auch wenn er sich noch<br />
etwas regt. Erschreckend sind für viele die «Pfiffe» des Hummers,<br />
wenn er in das kochende Wasser kommt. Viele meinen,<br />
dieses Pfeifen sei der Todesschrei des Hummers. Laut Experten<br />
entweicht in Wirklichkeit jedoch nur laut zischend Luft aus<br />
dem Panzer des Tiers. Der Autor David Foster beschrieb das<br />
Kochen eines Hummers folgendermassen: «Auch nachdem der<br />
Hummer im Wasser untergegangen ist, ja selbst bei geschlossenem<br />
Deckel, hört man, wie er sich dagegen wehrt und aus<br />
seiner Not entkommen will. Dieses Kratzen<br />
der Scheren an der Topfwand, die Stösse<br />
gegen den Deckel, wenn der ganze<br />
Körper hin und her peitscht!» – keine<br />
«Ein Snob ist jemand, für den<br />
der Hummer nur die Vorspeise zu<br />
einer Pellkartoffel ist.»<br />
Hans Clarin<br />
117
schöne Vorstellung. Doch wer frischen Hummer zu Hause verspeisen<br />
möchte, muss sich dieser Prozedur wohl oder über unterziehen.<br />
Da tote Hummer schnell Giftstoffe entwickeln, die zu<br />
Lebensmittelvergiftungen führen, werden gefangene Hummer<br />
grundsätzlich nicht getötet.<br />
Roher Hummer wird also fast ausschliesslich lebend verkauft.<br />
Beim Kauf lebender Hummer sollte man darauf achten, dass der<br />
Hummer noch kräftig Beine und Scheren bewegt. Vom Kauf eines<br />
sich träge oder gar nicht mehr bewegenden Hummers ist abzuraten.<br />
Ein lebender Hummer sollte nach dem Herausnehmen<br />
aus dem Becken und dem Entfernen der Bänder seine Scheren<br />
spreizen. Ein Zeichen für höchste Frische. Ausserdem muss der<br />
Panzer prall mit Fleisch gefüllt sein. Das Tier sollte also «schwer»<br />
in der Hand liegen.<br />
Europäische Hummer kommen meist aus Schottland, Norwegen,<br />
Irland und aus der Bretagne. Dabei ist zu bedenken, dass<br />
dieser Hummer Sommerware ist, kauft man ihn also im Winter,<br />
so ist er meist lange gehältert worden und von minderer Qualität.<br />
Fangfrischen kanadischen Hummer gibt es dagegen das ganze<br />
Jahr über. Der kanadische Lobster ist zudem auch preisgünstiger,<br />
da die Fangrate weitaus grösser ist.<br />
Der Hummerkoch<br />
Peter Nöthel gehört seit über 25 Jahren zu den besten Köchen<br />
Deutschlands. Seit 1991 führt er zwei Sterne und im Gault-Millau<br />
wurde er mit 18 Punkten ausgezeichnet. Sein Essen ist ohne<br />
grossen Firlefanz, jedoch stets an Spitzenqualität orientiert. Nach<br />
dem Besuch der Hotelfachschule in Salzburg führte ihn sein Weg<br />
vom «Haus zu Haus» (Ratingen) über das Restaurant «Gala» (im<br />
Casino, Aachen), das «Landhaus Laret» (in Davos) nach Düsseldorf,<br />
wo er seit 1985 sein eigenes Restaurant «Hummer-Stübchen»<br />
und das Hotel Fischerhaus betreibt. Anders als andere<br />
Küchenchefs scheut Nöthel ein wenig die Öffentlichkeit. In Luzern<br />
im «Schweizerhof» wurden zum ersten Mal ausserhalb des<br />
«Hummer-Stübchens» einige seiner Hummergerichte, darunter<br />
die bei Gourmets weltbekannte Hummersuppe mit Champagner,<br />
serviert. Das von Peter Nöthel zusammengestellte Hummermenu<br />
wurde begleitet von einer exquisiten Auswahl an Champagner<br />
der Traditionsmarke Perrier Jouët. <strong>PRESTIGE</strong> traf sich mit dem<br />
etwas kantigen Sternekoch und sprach mit ihm über seine Leidenschaft<br />
zu den Schalentieren, ihrer richtigen Zubereitung und<br />
über Champagner als passenden Hummerbegleiter.<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Herr Nöthel, Sie werden als der «Hummerkoch»<br />
betitelt und Ihr Restaurant in Düsseldorf heisst auch «Hummer-<br />
Stübchen». Wie kam es zu der Liebe zu diesem Schalentier?<br />
Peter Nöthel: Zum Hummer kam ich, man will es kaum glauben,<br />
durch die Schweiz. Der Grundgedanke resultiert aus der<br />
Hummer- und Austernbar in Zürich im «St. Gotthard». Dort war<br />
ich vor circa dreissig Jahren ab und an als Gast. Hummer war<br />
schon immer ein ausgesprochen hoch gehandeltes Produkt,<br />
obwohl es heute gar nicht mehr so exklusiv ist. Ein Rinderfilet<br />
kostet im EK mehr als ein halber Hummer. Aber die meisten<br />
Menschen können oder wollen einen Hummer zu Hause nicht<br />
zubereiten. Daher auch diese «aufgesetzte» Exklusivität. Ich erkannte<br />
jedoch, dass man aus Hummer eine derartige Vielfalt<br />
an Gerichten zubereiten kann. Man kann ihn «nature», asiatisch<br />
oder mit Ochsenschwanz essen. Daraus entstand also die Idee,<br />
etwas mit Hummer zu machen. Zudem kannte niemand mei-<br />
118
CULINARIUM<br />
«Man soll dem Leib etwas<br />
Gutes bieten, damit die Seele<br />
Lust hat, darin zu wohnen.»<br />
Winston Churchill<br />
nen Namen, aber Hummer war etwas, das Aufmerksamkeit erweckte.<br />
Daher begleitet mich der Hummer seit 27 Jahren ohne<br />
irgendwelche Skandale.<br />
Woher kommt der beste Hummer?<br />
Darüber scheiden sich die Geister und ich führe seit 25 Jahren<br />
meine Streitgespräche zu diesem Thema. Die meisten Fachleute<br />
und Journalisten bezeichnen bretonischen Hummer als den<br />
besten Hummer. Ich glaube jedoch nicht, dass man bei gleicher<br />
Zubereitung einen grossen Unterschied herausschmeckt. Die<br />
Hummerqualität hängt von der Frische, von der Lebendigkeit,<br />
sprich, wie lange war ein Hummer bereits in Gefangenschaft und<br />
inwieweit beginnt er dadurch zu zähren. Ich bin also nicht der<br />
Meinung, dass man sagen kann, ob der kanadische, amerikanische<br />
oder europäische Hummer besser oder schlechter ist. Es<br />
kommt vieles auf die richtige Zubereitung an.<br />
Wie sieht die richtige Zubereitung aus?<br />
Die meisten meiner Kollegen machen den Fehler, da sie nicht<br />
häufig mit Hummer arbeiten, dass sie den Hummer totkochen.<br />
In Kochbüchern findet man teilweise die Angabe fünf Minuten für<br />
100 Gramm. Bei einem 1-Kilo-Hummer würde das eine Kochzeit<br />
von 50 Minuten bedeuten. Das ist tragisch. Wir kochen Hummer<br />
in dieser Grösse immer fünf Minuten. Dieser wird dann anschliessend<br />
kurz angebraten oder gratiniert.<br />
Für eine Sterneküche haben Sie in Ihrem «Hummer-Stübchen»<br />
recht moderate Preise. Ist das ein Zeichen, dass sich<br />
die Sterneküche verändert hat?<br />
Die klassische Sterneküche, wie wir sie früher zelebriert haben,<br />
ist schon lange nicht mehr en vogue. Ausgeprägt grosse Menus<br />
zu sehr hohen Preisen, das macht der Gast heute nicht mehr mit.<br />
Wir haben unsere Preise gesenkt und sind daher immer noch<br />
recht gut besucht. Das Problem ist jedoch, dass Qualität ihren<br />
Preis haben muss. Man müsste also eigentlich mit anderen Produkten<br />
arbeiten … Ich habe da auch schon einen Plan.<br />
Das hört sich nach baldigen Veränderungen an …<br />
Ja, ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich mich noch einmal<br />
komplett verändern möchte. Die kulinarische Landschaft hat<br />
sich in Deutschland sehr verändert. Der Name «Hummer-Stübchen»<br />
ist längst nicht mehr zeitgemäss. Hummer, Kaviar, Champagner<br />
und Gänseleber will heute niemand mehr hören – das<br />
ist vielen, besonders Firmen, viel zu exklusiv. Nur so viel: Meine<br />
Zukunft und die meiner beiden Söhne, die mit in meinem Betrieb<br />
arbeiten, wird nicht am Herd eines Sternerestaurants sein. 2013<br />
wird einiges passieren – lassen Sie sich überraschen!<br />
Der Abend findet in Kooperation mit dem Champagnerhersteller<br />
Perrier Jouët statt. Sind die Gerichte darauf abgestimmt und ist<br />
Champagner ein perfekter Begleiter zu Hummergerichten?<br />
119
CULINARIUM<br />
Heute Abend wird es unter anderem Hummer auf Chili-Krokant,<br />
meine Hummersuppe mit Champagner, gebratenen Hummer auf<br />
geschmorter Kalbshaxe mit Eierschwämmli, Spinat und Pommes<br />
mousseline geben – alles Klassiker aus dem «Hummer-Stübchen».<br />
Ich habe also keines der Gerichte auf den Champagner<br />
abgestimmt. Aber Champagner ist einfach ein perfekter Begleiter<br />
zu Hummergerichten. Und auch auf die Gefahr hin, dass mich<br />
Champagner-Kenner dafür am liebsten lynchen möchten, auf Eis<br />
ist er ein perfektes Küchengetränk.<br />
Wie würden Sie Ihre eigene Küche beschreiben?<br />
Ich koche eine neue deutsche Küche mit vielen regionalen Impressionen.<br />
Ich koche vielleicht nicht so kreativ wie andere Köche,<br />
aber ich koche ja auch für meine Gäste, und denen schmeckts.<br />
Wir kombinieren gerne Hummer mit Fleisch. Eine tolle Paarung,<br />
wenn man es richtig macht.<br />
Ja, das ist die humanste Tötungsmethode. Man muss aber darauf<br />
achten, dass in einem Topf nicht zu viele Tiere sind, denn<br />
sonst kühlt sich das Wasser ab und der Tötungsprozess verlängert<br />
sich unnötig. Man muss jeden Tieren gegenüber einen gewissen<br />
Anstand haben.<br />
Kochen ist für Sie in drei Worten?<br />
Freiheit, Kreativität und Musse.<br />
Würden Sie Hummer als Ihre Henkersmahlzeit auswählen?<br />
Ich esse Hummer sehr gern, aber mein Lieblingsgericht ist Rheinischer<br />
Sauerbraten.<br />
Ist Hummer heutzutage noch ein Luxusprodukt?<br />
Das kommt darauf an, was man unter «Luxusprodukt» versteht.<br />
Hummer ist für uns hier kein Luxusprodukt, weil wir sehr viel davon<br />
verarbeiten. Wichtiger als Luxusprodukte sind ethisch vertretbare<br />
Produkte, sprich, wenn möglich verwende ich regionale<br />
Produkte. Alles, was wir verarbeiten, kann ich auch vertreten,<br />
auch wenn ich dafür auf teurere Produkte zurückgreifen muss.<br />
Doch es gibt viele andere Aspekte: In einigen Restaurants werden<br />
Krebsen bei lebendigem Leib der Darm gezogen, so was<br />
würde es bei mir niemals geben, denn das ist Tierquälerei aus<br />
reiner Bequemlichkeit des Koches.<br />
Hummer wird aber auch bei lebendigem Leib ins kochende<br />
Wasser geworfen?<br />
Diese Grösse ist selten …<br />
Das Guinness-Buch der Rekorde besagt, dass am 11. Februar<br />
1977 vor der Küste der kanadischen Halbinsel Neuschottland<br />
ein mehr als 20 Kilogramm schwerer Hummer gefangen wurde.<br />
Ein Rekord, der bis heute besteht, da nur wenige Hummer heute<br />
lang genug leben, um ihre volle Körpergrösse zu erreichen – dazu<br />
brauchen sie bis zu 60 Jahre. In der Regel können Hummer bis zu<br />
70 Zentimeter gross werden und erreichen dabei ein Gewicht von<br />
über neun Kilogramm. Der Verzehr eines solchen Tieres empfiehlt<br />
sich aber nicht, denn sein Fleisch ist eher zäh. <br />
«Bis ins 19. Jahrhundert hinein galt Hummer als<br />
Arme-Leute-Essen und Frass für Zuchthäusler. Den Verzehr<br />
von Hummer, vergleichbar mit dem von Ratten, hielt man<br />
schlicht für menschenunwürdig.»<br />
David Foster Wallace<br />
120
www.gize.com
CULINARIUM<br />
Haute-Couture-Champagner<br />
Das Champagnerhaus Perrier-Jouët führt die Tradition der künstlerischen<br />
Zusammenarbeit mit bedeutenden Designern fort und<br />
präsentiert die Perrier-Jouët Collection by Claire Coles. Die junge<br />
Londoner Textilkünstlerin Claire Coles benutzt Fragmente von<br />
Vintage-Tapeten, Textilwaren und Glühspan und erschafft damit<br />
Collagen botanischer Schichten, wobei sie die Natur als Quelle<br />
der Inspiration nutzt. Durch ihre massgeschneiderten und handgefertigten<br />
Kreationen kreiert sie mit ihren Wandtapeten wahre<br />
Kunstwerke und ein edles Kleid für einen exquisiten Champagner.<br />
www.perrier-jouet.com<br />
FOOD News<br />
Special Editions und edle Gewänder<br />
Im glitzernden Gewand<br />
Die Diamond Collection von Moët&Chandon präsentiert sich<br />
heuer im eleganten und luxuriösen Gewand. Der Goldene Suit<br />
bewahrt die Frische und aussergewöhnliche Qualität des gefeierten<br />
Champagners von Moët&Chandon. Er umschliesst die Flasche<br />
in Form einer goldenen Hülle im Diamanten-Design, die der<br />
Folie der legendären Moët&Chandon-Flasche nachempfunden<br />
ist. So verleiht sie jedem Beisammensein während der Festtage<br />
festlichen Glanz.<br />
www.moet.com<br />
Dandy suit me<br />
Das Haus Veuve Cliquot entwirft mit «Suit ME», dem Champagner<br />
in der Anzugtasche, eine neue Art, besondere Gelegenheiten<br />
zu feiern. Das Aushängeschild der Marke, das Label Carte Jaune,<br />
kommt vornehm in einer Isotherm-Hülle daher – ein schicker<br />
Begleiter für unterwegs, der perfekt den Stil des Hauses Veuve<br />
Cliquot verkörpert. Ein individuell gestaltbares Etikett enthält die<br />
Gebrauchsanweisung für dieses trendige Objekt, das an den Feiertagen<br />
auf keinen Fall fehlen darf.<br />
www.veuve-clicquot.com<br />
122
CULINARIUM<br />
Elegant feiern<br />
Die Festtage stehen vor der Tür und damit<br />
genügend Gelegenheiten für den Genuss von<br />
Champagner. Gerade richtig kommt da die limitiert<br />
erhältliche Weihnachtsedition von Laurent<br />
Perrier: Eine Flasche Cuvée Rosé in einer eleganten<br />
und farbenprächtigen Geschenkverpackung<br />
mit vier Gläsern. Die Cuvée Rosé von Laurent-Perrier<br />
entstand bereits 1968 und gilt noch immer als<br />
Referenz für Rosé-Champagner. Er eignet sich hervorragend<br />
als Apéritif oder als Begleiter von rohem Fisch,<br />
asiatischen Gerichten oder cremigem Käse.<br />
www.laurent-perrier.com<br />
Interpretationen in Rosé<br />
Das Haus Ruinart erfindet immer wieder Neues, bewahrt dabei<br />
aber stets den einzigartigen, eleganten Geschmack, der das Erkennungszeichen<br />
seiner perlenden Kreation ist. Für den Ausklang<br />
des Jahres empfiehlt Ruinart die Geschenkbox Rosé Interpretation.<br />
Dieses sensorische Verkostungsereignis ist eine Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Haus und dem international renommierten Parfümhersteller<br />
IFF. Mit der neuen Geschenkbox nimmt Sie Maison<br />
Ruinart mit auf eine Aromenexpedition der Sonderklasse.<br />
www.ruinart.com<br />
REMY MARTIN COCKTAILS<br />
Das Cocktail-Revival der letzten Jahre hat weltweit namhafte Mixologisten angespornt, Cognac-Cocktails zu kreieren oder neu zu interpretieren.<br />
Neben Klassikern wie dem Sidecar oder dem East India sind erfrischende Cocktails wie der Cognac Summit, der Melon Baller<br />
oder der French Mojito hoch im Kurs – perfekt, um eintreffende Partygäste zu bewirten oder um das Fest später in Schwung zu halten.<br />
Cognac Summit<br />
4 cl VSOP Mature Cask Finish<br />
6 cl Zitronenlimonade<br />
4 dünne Scheiben frischen Ingwer<br />
1 Limettenzeste<br />
1 langes Stück Gurkenschale<br />
In einem Tumbler-Glas mit Eiswürfeln servieren<br />
Melon Baller<br />
6 cl VSOP Mature Cask Finish<br />
¾ frische Wassermelone<br />
22,5 cl Zuckerwasser<br />
In einem Martini-Glas mit Eiswürfeln servieren<br />
French Mojito<br />
4 cl VSOP Mature Cask Finish<br />
¼ frische Zitrone, in drei Stücke geschnitten<br />
1 Teelöffel Rohrzucker<br />
6 Blätter frische Minze<br />
In einem Longdrink-Glas mit Eiswürfeln und<br />
5 cl Perrier servieren<br />
123
CULINARIUM<br />
Wintercocktails<br />
World’s Best Tasting Vodka<br />
GREY GOOSE ® Vodka wird in Cognac,<br />
Frankreich, hergestellt, wo die weltweit<br />
erfahrensten Spirituosenproduzenten<br />
zu Hause sind. So profitiert er von<br />
der reichen regionalen Tradition in der<br />
Herstellung erstklassiger Delikatessen,<br />
Weine und Spirituosen. Damit etablierte<br />
sich GREY GOOSE ® zum beliebtesten<br />
Luxusvodka überhaupt. Der traditionelle<br />
Spirituosenproduzent kreiert für jede<br />
Jahreszeit exklusive Cocktails, welche<br />
hervorragend zu Hause zubereitet werden<br />
können. Für den Winter empfiehlt<br />
<strong>PRESTIGE</strong> vier neue Cocktailrezepte,<br />
bestehend aus exquisit ausgewählten<br />
Zutaten und exzellenten Vodkas aus<br />
dem Hause GREY GOOSE ® .<br />
Grey Goose Le Fizz<br />
Durch die Verbindung eines süssen Hauches von Holunderblüten<br />
mit einem kräftigen Schuss Zitrone sowie etwas Sodawasser,<br />
schmeckt der Cocktail mit Grey Goose Vodka spritzig und erfrischend.<br />
Er ist somit eine brillante Alternative zu Champagner und<br />
Co. Kurz: Le Fizz ist der Cocktail der Stunde!<br />
Zutaten<br />
3,5 cl Grey Goose ® Vodka<br />
1,5 cl Holunderblütensirup<br />
1,5 cl frisch gepresster Zitronensaft<br />
7,5 cl Sodawasser<br />
Zubereitung<br />
Den Grey Goose Vodka mit dem Holunderblütensirup, Zitronensaft<br />
und Eis in einen Shaker geben und richtig gut mischen.<br />
Danach das Ganze ohne Eis in ein Champagnerglas füllen. Zum<br />
Abschluss noch eisgekühltes Sodawasser hinzufügen und fertig<br />
ist der perfekte, kühlende und fruchtige Wintercocktail.<br />
124
CULINARIUM<br />
Grey Goose Pearfection<br />
Dieser Cocktail verbindet den winterlichen Grey Goose La Poire<br />
Vodka mit weisser Kakaocreme und Schokoladenstreuseln. Der<br />
trockene Wermut von Noilly Prat erzeugt einen leicht würzigen Geschmack<br />
und kreiert damit einen herrlich wärmenden Cocktail.<br />
Zutaten<br />
4 cl GREY GOOSE ® La Poire<br />
2,5 cl NOILLY PRAT ® trockener Wermut<br />
1,5 cl weisse Kakaocreme<br />
Eine Prise bittere Schokoladenstreusel<br />
Zubereitung<br />
Alle Zutaten in einen mit Eis gefüllten Behälter giessen und umrühren.<br />
Den Cocktail in ein Cognacglas filtern und als Highlight mit einer<br />
Birnenkugel auf einem Grey Goose-Rührstäbchen dekorieren.<br />
Grey Goose Couleur Cafe<br />
Fein und cremig verbindet dieser spezielle Wintercocktail die zarte Süsse von Kaffeelikör<br />
mit dem leicht herben Geschmack von Espresso und erfrischt gleichzeitig mit einer<br />
dünnen Schicht Rahm.<br />
Zutaten<br />
4 cl GREY GOOSE ® Vodka<br />
1,5 cl TOUSSAINT ® Kaffeelikör<br />
Ein Schuss Espresso<br />
Eine Prise Rohrzucker<br />
Rahm<br />
Zubereitung<br />
Alle Zutaten, ausser dem Rahm, in einem mit Eis gefüllten Behälter mischen. Den Cocktail<br />
fleissig umrühren und in ein kleines und gekühltes Coupeglas filtern. Zum Abschluss<br />
noch eine dünne Schicht Rahm auf den Cocktail geben. Als Highlight mit Schokoladenpulver<br />
bestreuen und fertig ist der perfekte Kaffee mit Grey Goose Vodka.<br />
Chez Goose<br />
Grey Goose zelebriert die Kunst der französischen Spirituosenproduzenten,<br />
der Maîtres de Chai, und vereint im Chez Goose<br />
zwei ihrer exklusivsten Handwerkskünste, Grey Goose L’Orange<br />
und XO Cognac. Dieser vorzügliche Mix wird durch das Hinzufügen<br />
von Mandarinenpüree verfeinert, welches zusätzlich das<br />
typisch winterliche Zitrusfruchtaroma einbringt.<br />
Zutaten<br />
4 cl GREY GOOSE ® L’Orange<br />
1,5 cl BARON OTARD ® XO Cognac<br />
5 cl frisch gepressten roten Traubensaft<br />
2,5 cl Mandarinenpüree<br />
Zubereitung<br />
Alle Zutaten in ein mit zerkleinerten Eiswürfeln gefülltes Longdrinkglas<br />
giessen. Den Cocktail mit einem Grey Goose-Rührstäbchen<br />
umrühren und zum Abschluss mit einer Orangenschale<br />
und einer roten Traube dekorieren.<br />
125
CULINARIUM<br />
126
CULINARIUM<br />
Essen,<br />
Kochen,<br />
Networking …<br />
Hopping Dinner<br />
Nirgends geht es ungezwungener zu, als beim Salat waschen, Karotten schnibbeln<br />
und Fleisch brutzeln. Beim gemeinsamen Essen und Trinken lässt es sich unbefangen<br />
plaudern und man erfährt Genaueres über die Gesprächspartner. Zusammen<br />
kochen und essen ist einfach kommunikativ.<br />
«Der Geist ist denselben<br />
Gesetzen unterworfen wie der<br />
Körper: Beide können sich nur<br />
durch beständige Nahrung<br />
erhalten.»<br />
Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues<br />
127
CULINARIUM<br />
von Yvonne Beck<br />
Kochshows stehen hoch im Kurs. Und viele bleiben<br />
abends bei Sendungen wie «Das perfekte Dinner»<br />
hängen. Immer wieder stellt man sich Fragen wie:<br />
«Was würde ich kochen?», «Wie würde ich auf<br />
fremde Menschen in meiner Wohnung reagieren?»,<br />
«Wie sähe meine Tischdekoration aus?». Lust mitzumachen<br />
hätten viele, aber wer möchte schon wirklich beim Kochen<br />
gefilmt werden und einer Menge TV-Zuschauern seine eigenen<br />
vier Wände zeigen? Zudem kann man gut auf die bissigen Kommentare<br />
der Stimme aus dem Off verzichten, zumindest, wenn<br />
diese einen selbst betreffen. Eine gute Alternative dazu bietet<br />
das Hopping Dinner. Ohne Kameras, ohne Anspruch auf ein<br />
perfektes Gourmet-Dinner, aber mit jeder Menge Spass und<br />
vielen neuen Bekanntschaften.<br />
«Man soll dem<br />
Leib etwas Gutes<br />
bie ten, damit die<br />
Seele Lust hat,<br />
darin zu wohnen.»<br />
Winston Churchill<br />
Einmal kochen – dreimal essen<br />
Durch gemeinsames Kochen und Essen in lockerer Atmosphäre<br />
lernt man neue Leute kennen. Wie wäre es also mit einem Drei-<br />
Gänge-Menu, wobei Vorspeise, Hauptgang und Dessert jeweils<br />
in einer anderen Wohnung serviert werden? Ganz vereinfacht gesagt,<br />
funktioniert es so: Zusammen mit einem zugeteilten Kochpartner<br />
bereitet man einen Gang vor und im Anschluss kommen<br />
vier «fremde» Gäste zum Essen vorbei. Eine Stunde später geht<br />
es dann weiter zur nächsten Adresse, wo der nächste Gang und<br />
neue Leute warten.<br />
Das Ganze nennt sich Hopping Dinner (www.hoppingdinner.com)<br />
und ist der neuste Trend in verschiedenen Schweizer Städten. Die<br />
Organisatorin des Hopping Dinner in der Schweiz ist Christine, eine<br />
deutsche Architektin. Sie realisierte das Konzept bei den Eidgenossen,<br />
als sie als Neuzürcherin ihren Bekanntenkreis erweitern<br />
beziehungsweise aufbauen wollte und es leid war, mit mühsamem<br />
Onlinedating ihre Zeit zu verschwenden. Da gemeinsames Kochen<br />
und Essen eine sehr kommunikative Angelegenheit ist, übernahm<br />
sie die Idee des Hopping Dinner aus ihrem Heimatland. Anfangs<br />
lief die Idee nur schleppend an, doch nach dem ersten Abend<br />
sprach sich der Fun- und Erlebnisfaktor des Events schnell herum<br />
und inzwischen organisiert Christine alle sechs bis sieben Wochen<br />
ein Hopping Dinner mit bis zu 30 Teilnehmern. Als ich das erste Mal<br />
vom Hopping Dinner hörte, war ich noch ein wenig skeptisch, zu<br />
sehr klang es nach Singlevermittlungsversuch, doch meine Neugier<br />
siegte und ich erlebte einen spannenden Abend bei gutem<br />
Essen, gepaart mit interessanten Gesprächen und vielen neuen<br />
Gesichtern. Anstatt frustrierte Singles lernte ich offene, kreative<br />
und vielseitige Menschen kennen, die einfach nur Spass hatten<br />
und mal etwas anderes ausprobieren wollten.<br />
Der Hopping-Fahrplan<br />
Doch wie funktioniert das Ganze im Einzelnen? Jedem Teilnehmer<br />
wird eine ihm unbekannte Person zugelost, mit der man eine<br />
Vorspeise, einen Hauptgang oder eine Nachspeise zubereitet (im<br />
folgenden Beispiel die Vorspeise). Die Organisatoren versuchen<br />
128
CULINARIUM<br />
im Vorfeld darauf zu achten, dass man eventuell gemeinsame Interessen<br />
hat und das Alter ungefähr passt. Nach Zulosung der<br />
Partner erhält man ein Mail mit der Telefonnummer und der E-Mail-<br />
Adresse des jeweiligen Kochpartners. Die Kochteams bestehen<br />
meistens aus einem Mann und einer Frau (häufig geht dies jedoch<br />
nicht auf, da es meistens mehr weibliche Teilnehmer gibt). In der<br />
Mail wird zudem bekannt gegeben bei wem von beiden gekocht<br />
wird. Gemeinsam überlegt sich das Kochduett dann, was gekocht<br />
werden soll, dabei geht es nicht darum, möglichst kostspielige<br />
Gänge zu kreieren, sondern einfach kreativ zu sein. Ob<br />
Kürbissuppe oder Tapas zur Vorspeise, Auflauf oder Pasta zum<br />
Hauptgang, Tiramisu oder Käse als Abschluss – erlaubt ist, was<br />
gefällt. Bestenfalls kocht man mit seinem Kochpartner nicht nur,<br />
sondern bestreitet auch vorab die Einkäufe gemeinsam.<br />
Jeder Gang eine andere Location<br />
Um 17.30 Uhr klingelt es an der eigenen oder der Tür des Kochpartners,<br />
je nachdem, bei wem gekocht wird, und vier Gäste treffen<br />
ein. Nach dem ersten Beschnuppern und einem Gläschen<br />
Prosecco wird die Vorspeise serviert und man kommt schnell<br />
ins Gespräch. Was machst Du beruflich? Wie bist Du darauf gekommen,<br />
hier mitzumachen? Welchen Gang werdet Ihr kochen?<br />
Viel zu schnell verfliegt die Zeit, um alles zu erfahren, was man<br />
erfahren möchte. Denn um spätestens 18.30 Uhr trennt sich die<br />
Gruppe bereits wieder, damit jeder rechtzeitig zu seiner nächsten<br />
Essensstation kommt.<br />
129
«Für ein gutes Tischgespräch<br />
kommt es nicht so sehr an, was<br />
sich auf dem Tisch, sondern was<br />
sich auf den Stühlen befindet.»<br />
Walter Matthau<br />
Der Hauptgang beginnt nämlich um 19 Uhr in der Wohnung eines<br />
anderen Hopping-Dinner-Teilnehmers. Zusammen mit dem<br />
eigenen Kochpartner macht man sich also auf den Weg zur<br />
nächsten Wohnung und zum nächsten gedeckten Tisch. Hier<br />
lernt man wiederum vier neue Menschen kennen, mit denen man<br />
sich dann den Hauptgang schmecken lässt. Nach eineinhalb<br />
Stunden trennt man sich ein weiteres Mal, um die Dessert-Crew<br />
aufzusuchen, die mit einem Nachtisch aufwartet, und wiederum<br />
trifft man auf vier neue Leute. Um circa 22.30 Uhr beginnt dann<br />
eine After Party in einer Bar, bei der sich schliesslich alle Teilnehmer<br />
treffen. Hier sieht man dann auch die eigenen Gäste wieder<br />
und die Gastgeber der Hauptspeise. Gesprächsstoff wird schnell<br />
gefunden, denn alle sind gespannt, wie das Essen der anderen<br />
gelaufen ist oder was die wohl so alles gegessen haben. Aber<br />
auch die verschiedenen Wohnungen oder Gastlocations sorgen<br />
für Gesprächsstoff, von Studentenwohnung über schickes Luxusloft,<br />
Ateliers, Galerien oder der eigenen Yacht war schon alles<br />
dabei. Ein paar schräge Vögel sind sicherlich immer dabei, aber<br />
ich fand's lustig, unter dem Bild des Papstes einen Nachtisch<br />
namens «Scheiterhaufen» zu mir zu nehmen. So was erlebt man<br />
auch nicht alle Tage …<br />
Dass die Hopping-Dinner-Gemeinde ständig anwächst, liegt<br />
nicht nur an der Mund-zu-Mund-Propaganda, die fleissig betrieben<br />
wird, sondern auch an den vielen Wiederholungstätern.<br />
Vielen der Teilnehmer gefällt es so gut, dass sie immer wieder<br />
mitmachen. Langweilig wird’s nie, denn es gibt ja bei jeder Veranstaltung<br />
neue Leute und Gruppierungen, also auch andere<br />
Gerichte und andere Wohnungen. Man muss sich ja auch nicht<br />
mit jedem sofort blendend verstehen, und nicht jede Wohnung<br />
entspricht dem eigenen Geschmack, aber darauf kommt es<br />
beim Hopping Dinner auch gar nicht an. Jeder, der etwas offen<br />
Neuem gegenüber ist und neugierig auf andere Menschen,<br />
wird sicherlich einen schönen Abend verbringen. Und auch ich<br />
denke, dass ich sicher nochmal mit von der Partie bin. Denn<br />
es hat einfach Spass gemacht. Und man muss weder ein Starkoch<br />
sein, noch eine riesige Wohnung haben – Offenheit und<br />
die Freude an der Sache stehen im Mittelpunkt! Also hophop<br />
zum nächsten Dinner Event.<br />
130
Tradition meets Innovation<br />
Zbären Kreativküchen AG<br />
Bahnhofstrasse 26 . CH-3777 Saanenmöser . Tel. +41 (0)33 744 33 77<br />
design@zbaeren.ch . www.zbaeren.ch<br />
Official Dealer<br />
Saanenmöser . Gstaad . Lenk<br />
Official Dealer
SHORT CUTS<br />
SHORT<br />
2 CUTS<br />
Coffeetime<br />
Kaffeehäuser<br />
Die ersten Kaffeehäuser entstanden im Osmanischen Reich, in<br />
Kairo und Damaskus. Mit der Eröffnung des ersten Kaffeehauses<br />
in der Hauptstadt Istanbul 1554 erreichte diese Institution auch<br />
den europäischen Kontinent. Kaufleute brachten die Cafés nach<br />
Venedig unter die Arkaden des Markusplatzes. Von hier aus verbreiteten<br />
sie sich über ganz Europa. Die ältesten heute noch bestehenden<br />
Kaffeehäuser sind das «Café Procope» in Paris und das<br />
Café «Zum Arabischen Coffe Baum» in Leipzig. Ihnen kam jedoch<br />
nicht nur ein gastronomischer, sondern mehr und mehr ein sozialer<br />
Aspekt zu. Literaten, Gelehrte und Künstler<br />
trafen sich hier. Durch die Erfindung der<br />
Zeitung sowie die Etablierung der<br />
Post sind sie die Wiege der heutigen<br />
Printmedien. Die Möglichkeit<br />
des öffentlichen, mehr oder<br />
weniger gelehrten Diskurses<br />
trat aus den höfischen Zirkeln heraus,<br />
die ihn bis dahin ausschliesslich<br />
kultiviert hatten, und wurde auch für<br />
Bürger möglich. Die Kaffeehäuser<br />
waren zudem auch ein Ort, an<br />
dem Spiele praktiziert wurden<br />
wie Schach oder Backgammon.<br />
Büromittelpunkt: Kaffeemaschine<br />
Die halbautomatische Kaffeemaschine gibt es bereits seit über<br />
200 Jahren. Es gab und gibt sehr unterschiedliche Methoden zur<br />
Zubereitung von Kaffee. Kaffeemaschinen, wie wir sie weitgehend<br />
kennen, sind erst seit dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts<br />
bekannt. Diese ersten elektrischen Geräte waren jedoch zunächst<br />
wegen ihres Preises für die breite Bevölkerung unerschwinglich.<br />
So kostete eine elektrische Kaffeemaschine von WMF in den<br />
1930er Jahren etwa ein halbes Jahresgehalt eines Arbeiters. Erst<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer grösseren Verbreitung<br />
von Kaffeemaschinen. Den Durchbruch in den Massenmarkt<br />
schaffte die Kaffeemaschine in den 1970er Jahren. Das noch<br />
heute übliche System, mit dem das Wasser erhitzt wird und tröpfchenweise<br />
durch den mit gemahlenem Kaffee gefüllten Kaffeefilter<br />
in eine Kanne auf einer Wärmeplatte gelangt, setzte sich damals<br />
durch. Heutzutage überwiegt das sogenannte Kapselsystem von<br />
Nespresso. Doch egal, welches System benutzt wird, die Bedeutung<br />
einer Kaffeemaschine auch in Büros sollte nicht unterschätzt<br />
werden. Die zwanglose Gesprächsatmosphäre an der Kaffeemaschine<br />
wirkt sich positiv auf jedes Betriebsklima aus.<br />
Taiwan<br />
Als Land, das die ganze Vielfalt Asiens auf einer einzigen Insel<br />
vereint, ist Taiwan weltweit für seine Traditionspflege im Teekonsum<br />
bekannt. Dabei gibt es noch ein paar echte Geheimtipps für<br />
Gourmets, die das Einzigartige suchen. In Taiwan wächst auch ein<br />
seltener Kaffee – in kleinerem Umfang zwar, doch von hervorragender<br />
Qualität. Der beste Kaffee Taiwans kommt aus Gukeng im<br />
Süden der Insel. Die Sorte Arabica, die hier angebaut wird, ähnelt<br />
jener im kenianischen und brasilianischen Kaffee, doch der<br />
Kaffee von Gukeng zeichnet sich durch einen besonders milden,<br />
nussigen Geschmack und hohe Bekömmlichkeit aus, die er einem<br />
äusserst niedrigen Säuregehalt verdankt. Wenngleich der Kaffee<br />
aus Gukeng mittlerweile in ganz Taiwan bekannt ist und geschätzt<br />
wird, findet man ihn kaum ausserhalb der einheimischen Läden,<br />
geschweige denn im Ausland. Die produzierte Menge ist für den<br />
Export zu gering. Ein anderes überaus exklusives Souvenir aus<br />
Taiwan ist Yoshino No.1, Reis aus Chian nahe Hualien an der Ostküste.<br />
Dieser Reis war einst dem japanischen Kaiser Hirohito vorbehalten<br />
und gilt der beste Reis der Welt.<br />
132
KOLUMNE<br />
«Hast Du Tickets?»<br />
von Vera Dillier<br />
Die Frage «Hast Du ein Ticket für mich» ist bei<br />
mir zu einem Reizwort geworden. Ständig<br />
kommen irgendwelche Leute mit dieser Frage<br />
zu mir und wollen auf allen möglichen Events<br />
mit dabei sein. Es scheint bei gewissen Menschen<br />
so was wie eine Sucht zu sein, immer und überall eingeladen<br />
zu werden. Das gibt ihnen offenbar das Gefühl, wichtig<br />
zu sein und dazuzugehören.<br />
Unlängst eröffnete ein bekannter Designer eine Boutique in<br />
Zürich. Im Frühjahr gab es dann einen Cocktail für gute Kunden<br />
und Promis. Sobald die Einladungen verschickt waren,<br />
liefen die Telefonleitungen der Boutique heiss, denn viele<br />
Leute versuchten, sich selber noch schnell einzuladen. Ganz<br />
Unverfrorene, die es partout nicht auf die Gästeliste geschafft<br />
hatten, kamen kurzerhand im Windschatten von geladenen<br />
Gästen und warfen sich in Pose, in der Hoffnung, von einem<br />
der vielen anwesenden Pressefotografen abgelichtet zu werden,<br />
damit sie am folgenden Tag wieder mal alle ihre Freunde<br />
anrufen konnten mit der niemanden interessierenden Botschaft:<br />
«Du musst die Zeitung kaufen, ich bin drin.»<br />
Zu dem Thema erlebte ich vor vielen Jahren in Saint-Tropez<br />
eine ganz süsse Geschichte: Damals lebte ich bei Freunden<br />
auf einer riesigen 51m-Yacht. Fast jeden Abend gab es in irgendeiner<br />
Villa eine Party. Wir waren eine grössere Clique und<br />
trafen uns jeweils vorher im «L'Escale» – einer bekannten Bar –,<br />
um dann alle gemeinsam an das Fest zu fahren. Viele Yacht-<br />
Besitzer hatten keine Autos mit dabei, wenn sie mit dem Schiff<br />
nach St. Tropez gekommen waren. In der Bar sass dann oft<br />
ein gutaussehender junger Mann bei uns und plauderte fröhlich<br />
mit allen. Wenn es dann darum ging, wer mit wem fahren<br />
könnte, fragte er immer freundlich, ob es für ihn auch noch<br />
einen Platz hätte. So wurde er immer mitgenommen, jeder<br />
kannte ihn schliesslich vom Sehen und dachte, dass er einfach<br />
mit den anderen von der Clique befreundet sei.<br />
Eines Tages ging ein Bekannter von mir in die Metzgerei, um<br />
das Fleisch für seine Dinnerparty persönlich auszusuchen,<br />
und wen traf er da: den fröhlichen jungen Mann, der dort als<br />
Metzgerlehrling arbeitete. Als dieser Freund uns die Geschichte<br />
am Abend erzählte, lachten wir uns alle krumm. Wir fanden<br />
jedoch, dass der junge Mann das alles brillant gemeistert hatte,<br />
denn er hatte nie etwas Unwahres über sich erzählt und nie<br />
geblufft. Da er ja immer hilfsbereit und amüsant gewesen war<br />
und nichts anderes wollte, als mit den für ihn «Schönen und<br />
Reichen» Partys zu feiern, beschlossen alle, dass er weiterhin<br />
mit uns um die Häuser ziehen könne. So verlebte der junge<br />
Mann einen für ihn sicher unvergesslichen Sommer.<br />
Manchmal träume auch ich von einem fast unerreichbaren<br />
Eintritts-Ticket, nämlich eine Einladung an die grosse Oscar-<br />
Verleihung. Weder meine Freundin Laura, die immerhin die<br />
Hauptrolle in einem Film von David Lynch gespielt hatte, noch<br />
einer meiner Hausgäste, der damals drei Oscars eingeheimst<br />
hatte, noch der Produzent von Filmen wie «Highlander» konnte<br />
mir diesen Traum erfüllen. So bleibt mir wohl nichts anderes<br />
übrig, als beim aktuellen Coop-Wettbewerb mitzumachen. Da<br />
gibt’s nämlich zwei Tickets für die Oscar-Verleihung. Drückt<br />
mir bitte alle die Daumen.<br />
134
atelier-zuppinger.ch<br />
Horn<br />
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attachment?<br />
Discover the world<br />
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at www.hautehorlogerie.org<br />
Horn | That part of a watch case to which the strap is attached. Horns come in various<br />
shapes and are attached to the case middle.<br />
The FoundaTion’s ParTners | A. LAnge & Söhne | audemars PigueT | BAume & mercier | BoveT | cArtier | Chanel | chopArD<br />
ChrisToPhe ClareT | corum | de BeThune | greuBeL ForSey | harry WinsTon | hermèS | huBloT | iWc | Jaeger-leCoulTre | montBLAnc<br />
Panerai | pArmigiAni | PerreleT | piAget | riChard mille | roger DuBuiS | Tag heuer | VAcheron conStAntin | van CleeF & arPels | Zenith
BEAUTY<br />
Vom Musikproduzenten zum<br />
Markengesicht<br />
Mark Ronson<br />
Fan di Fendi Pour Homme, so heisst der allererste<br />
Herrenduft aus dem Mailänder Fashionhaus. Doch wie sieht der<br />
Fendi-Mann eigentlich aus?<br />
von Valeska Jansen<br />
Die Wahl fiel auf Mark Ronson, den berühmten Musikproduzenten,<br />
der auch Amy Winehouse unter<br />
seinen Fittichen hatte. Er ist das Kampagnenmodel<br />
und soll dem alteingesessenen Modeunternehmen<br />
den Spirit der Musik- und Künstlerbranche<br />
einhauchen. Seine Mission: die Visualisierung des modernen<br />
Kosmopoliten. Warum die Wahl auf einen Briten fiel, erklärt Isabelle<br />
Gex, Duft-Verantwortliche im Hause Fendi, so: «Wir haben<br />
uns für Mark Ronson als Duft-Botschafter entschieden, weil er<br />
ein toller Musiker und Künstler ist. Er ist einer der erfolgreichsten<br />
Musikproduzenten von heute und mit seinem einzigartigen Kleidungsstil<br />
verkörpert er perfekt den modernen Zeitgeist unseres<br />
Hauses.» Ein moderner Dandy mit modernem Stil, das kommt<br />
Ronson sicher sehr nahe. <strong>PRESTIGE</strong> sprach mit ihm in London:<br />
136
BEAUTY<br />
«Ich sehe mich<br />
als Musiker und als DJ und nicht<br />
als Model.»<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Was denken Sie,<br />
warum immer häufiger Markenbotschafter<br />
für Düfte in der Musikbranche<br />
gefunden werden?<br />
Mark Ronson: Ich glaube, das<br />
liegt daran, dass heute anders<br />
darüber nachgedacht wird, wie<br />
exakt ein Duftbotschafter dem<br />
aktuellen Zeitgeist des Duftes<br />
entsprechen sollte. Vielleicht<br />
verleihen Künstler einer Werbekampagne<br />
auch irgendwo mehr<br />
Charakter. Darum werden wohl auch immer häufiger bekannte<br />
Schauspieler ausgewählt.<br />
Sie sind neuerdings auch Model, hat Sie das irgendwie verändert?<br />
Nein! Ich bin noch immer der Gleiche, wenn ich morgens aufwache.<br />
Ich denke, als Musiker ist man sowieso ein gebranntes<br />
Kind, was den Bekanntheitsgrad angeht, und sieht vermeintliche<br />
Freunde und deren Aufmerksamkeit vorsichtiger. Ausserdem<br />
ist die Musik für mich das Allerwichtigste. Ich sehe mich als<br />
Musiker und als DJ und nicht als Model.<br />
Was war während der Shootings für die «Fan di Fendi Pour<br />
Homme»-Kampagnen für Sie die grösste Herausforderung?<br />
138
«Ich würde niemals zu<br />
anderen Menschen unfreundlich<br />
oder abweisend sein!»<br />
Also ehrlich gesagt war das eine ganz einfache Sache. Ich kam<br />
ins Studio und nach drei Stunden war alles im Kasten.<br />
Was bedeuten Ihnen Düfte und Gerüche?<br />
Ich bin so viel unterwegs und natürlich beeindrucken mich die<br />
dort jeweils vorherrschenden Gerüche. New York riecht zum Beispiel<br />
ganz anders als London. Aber ich denke, das geht allen<br />
Menschen so, und wirklich erklären oder beschreiben kann man<br />
diese subtilen Eindrücke nicht. Ich kann es auf jeden Fall nicht …<br />
Würden Sie jemals Ihr Haus ohne ein Parfum verlassen?<br />
Ja, wenn es brennen würde … Ich benutze eigentlich immer einen<br />
Duft.<br />
Was ist für Sie das Wichtigste an einem Herrenduft?<br />
Er muss mich verzaubern und ich muss diesen Duft lieben.<br />
Wie wichtig ist ein Parfum für Männer?<br />
Ich finde, das hängt vom Alter ab. Mit der Jugend beginnt man<br />
zu experimentieren und findet wahrscheinlich leichte und frische
Düfte toll. Je älter man wird, umso wichtiger wird ein Duft für einen<br />
Mann und vielleicht entscheidet man sich dann auch für nur<br />
einen einzigen Duft.<br />
Der Fendi-Mann soll magnetisch sein, was ist Ihre Magnetik?<br />
Na hoffentlich meine Musik. Das ist für mich das Allerwichtigste,<br />
Menschen mit meinen Songs zu fesseln.<br />
Wie war es, mit Amy Winehouse zusammenzuarbeiten?<br />
Nur ein Satz, der alles beantwortet: Es war ein grosses Geschenk!<br />
Sie leben in London und in New York. Verraten Sie uns jeweils<br />
dort Ihr Lieblingsrestaurant?<br />
In London liebe ich das italienische Restaurant «Essenza» in der<br />
Kensington Park Road sehr und in New York mag ich am liebsten<br />
das Restaurant «Bar Pitti» in der 6th Avenue im West Village.<br />
Was würden Sie niemals tun?<br />
Ich würde niemals zu anderen Menschen unfreundlich oder abweisend<br />
sein!
Dentalklinik der<br />
Premium-Klasse<br />
Privatklinik ALTA AESTHETICA<br />
Seit gut einem halben Jahr erstrahlt das ehemalige Grand Hôtel des Salines in Rheinfelden<br />
als Privatklinik ALTA AESTHETICA in neuem Glanz. Die Klinik bietet Ästhetische<br />
und Plastische Chirurgie sowie Ästhetische Zahnheilkunde und Mund-, Kiefer- und<br />
Gesichtschirurgie der Premium-Klasse und das in einzigartiger Umgebung an.<br />
von Niggi Freundlieb<br />
Die ALTA AESTHETICA-Dentalklinik umfasst moderne,<br />
ambulante Operationseinheiten für implantologische<br />
Eingriffe und mehrere nach neuesten Kriterien<br />
ausgestattete Behandlungsräume. Chefärztin der<br />
Dentalklinik sowie der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
ist die Ärztin und Zahnärztin Silke Becker.<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Weshalb ist die ästhetische gelungene Wiederherstellung<br />
der Kiefer- und Gesichtsfunktionen eine der<br />
komplexesten und anspruchsvollsten Aufgaben des medizinischen<br />
Bereichs?<br />
Silke Becker: Die Korrektur sehr komplexer Gesichts- und Schädelfehlbildungen<br />
ist eine besondere und angesichts des grossen<br />
Wunsches nach besserer Lebensqualität der Betroffenen, eine<br />
sehr erfüllende Herausforderung. Häufig stecken verschiedene<br />
Schicksalsschläge (wie beispielsweise angeborene Fehlbildungen,<br />
Tumoren oder schwere Unfälle) hinter den einzelnen Krankengeschichten<br />
der Patienten. Diesen Menschen wieder zu mehr Lebensfreude<br />
zu verhelfen, das ist für mich die grosse Erfüllung und<br />
daher ist mein Anspruch an mich und mein Können immens hoch.<br />
Die Implantalogie gehört zu den zentralen<br />
Leistungen der ALTA AESTHE-<br />
TICA – können Sie dieses Fachgebiet<br />
näher umschreiben?<br />
Die Implantologie gehört mittlerweile zu<br />
einer der innovativsten und anspruchvollsten<br />
Methoden der Zahnmedizin,<br />
Lücken im Gebiss zu schliessen. Die<br />
Implantologie in unserem Hause gehört<br />
bei uns zur täglichen Routine. Wir<br />
Silke Becker<br />
gewährleisten unseren Patienten wieder das Gefühl, endlich eigene<br />
Zähne zu besitzen. Einen wichtigen Aspekt im Rahmen der Vorbereitung<br />
stellt, wie in allen Bereichen der Zahnmedizin, die Anamnese<br />
und Voruntersuchung dar. Entscheidende Gesichtspunkte sind<br />
dabei das Knochenangebot, die Nachbarzähne und die Weichgewebesituation.<br />
Mittels digitaler Volumentomographie können oben<br />
genannte Aspekte anatomisch nachvollzogen werden. Mit Bohrschablonen<br />
können die gewünschten Implantatpositionen besser<br />
vorhersehbar geplant werden. Durch diese Methoden können wir<br />
heutzutage manche operative Eingriffe navigiert vornehmen. Das<br />
142
BEAUTY<br />
heisst es wird für unsere Patienten eine minimalinvasive und zeitsparende<br />
Operation. Jedoch setzt dies eine äusserst detailierte Planung<br />
und Erfahrung des Operateurs voraus.<br />
Wie geht nun der Einsatz von Implantaten in der Praxis vor<br />
sich?<br />
Zum vereinbarten Operationstermin wird die zu implantierende<br />
Region örtlich mit einem Lokalanästhetikum betäubt. Anschliessend<br />
wird der Kieferkamm durch Abklappen des Zahnfleischs offengelegt.<br />
Nach der knöchernen Markierung der Implantatposition<br />
erfolgt die Tiefenbohrung, dann die Vorbohrung und letztlich<br />
die Formbohrung auf den gewünschten Implantatdurchmesser<br />
sowie die geplante Implantatlänge. Das Implantat wird gesetzt.<br />
Anschliessend wird eine Einheilkappe auf die neue Zahnwurzel<br />
geschraubt. Zum Schluss wird die Wundfläche vernäht. Nach der<br />
Einheilphase sitzen die Implantate fest im Kieferknochen. Jeder<br />
Eingriff kann bei uns in auch Sedierung oder Vollnarkose erfolgen.<br />
Wir haben einen Facharzt für Anästhesie im Haus, der die<br />
Patienten durchgehend betreut und vorgängig natürlich individuell<br />
berät und viel Erfahrung hat, Patienten die Angst vor Operationen<br />
zu nehmen<br />
Wie gehen Sie in der ALTA AESTHETICA mit dem Aspekt der<br />
Nachsorge um und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit<br />
mit zuweisenden Zahnärzten aus der Region?<br />
Der Einsatz modernster technischer<br />
Geräte bedeutet eine strahlungsärmere<br />
Behandlung als bei der konventionellen<br />
Röntgendiagnostik. Ein enormer Vorteil ist die Möglichkeit<br />
der sofortigen und damit zeitsparenden Planung. Oft ist es wichtig,<br />
für die Behandlung und Planung so präzise wie möglich – mit dreidimensionalen<br />
Querschnittsbildern zu arbeiten. So können wichtige<br />
sensible anatomische Strukturen wie Nervlagebeziehungen<br />
bei Zahnentfernungen oder die Lage des Implantates bestimmt<br />
werden. Es können bereits präoperativ Knochenangebot, Knochenqualität<br />
und individuelle Besonderheiten diagnostiziert werden.<br />
Auch in der Endodontie und Parodontologie setzen wir die<br />
3D–Diagnostik zur Beurteilung der Zähne ein.<br />
Sie engagieren sich auch in kostenloser Hilfe, die Sie Menschen<br />
in armen Ländern mit anderen Ärten zusammen anbieten<br />
– können Sie darüber etwas erzählen?<br />
Vier in der Klinik tätige Kollegen – Dr. Dr. Michael Bergermann,<br />
mein Stellvertreter, Dr. Herbert Bauer, Chefarzt der Anästhesie,<br />
Dr. Peter Pantlen und Ilona Eichenberger engagieren sich in ihrer<br />
Freizeit im Rahmen der Organisation Interplast unentgeltlich<br />
und mehrmals im Jahr karitativ im Ausland z.B. in Afrika oder<br />
Indien. Sie arbeiten mit den Ärzten vor Ort zusammen. Neben<br />
einer eigenen OP-Tätigkeit bringen sie den Ärzten vor Ort aktuelle<br />
Operationsmethoden bei oder unterstützen sie bei dem<br />
Aufbau von Kliniken.<br />
www.altaaesthetica.ch<br />
Wir legen grössten Wert darauf, unseren Patienten verständlich<br />
zu machen, dass eine implantologische Behandlung nicht mit<br />
dem Setzen und dem Einheilen des Implantates endet. Auch<br />
hier ist eine lebenslange Pflege und Sorgfalt sehr wichtig. Und<br />
dabei helfen wir unseren Patienten mit sehr gut geplanten Recall-Terminen.<br />
Durch unsere chirurgische Spezialisierung und langjährige Erfahrung<br />
unseres Teams können wir auch bei minimalem Knochenangebot<br />
einen Knochenaufbau<br />
ermöglichen und bieten unseren<br />
Zahnärzten damit eine wichtige Unterstützung<br />
im Bereich der Implantologie.<br />
Wir arbeiten intensiv bei chirurgischen<br />
Aufgabenstellungen mit den<br />
Zahnärzten unserer Region im Sinne<br />
eines Überweiserkonzeptes zusammen.<br />
Es ist eine sehr schöne und abwechslungsreiche<br />
Herausforderung.<br />
In der Alta Aesthetica gibt es zwei<br />
hochmoderne digitale Volumentomographen<br />
– welche Vorteile<br />
bringt dreidimensionales digitales<br />
Röntgen?<br />
143
BEAUty<br />
Estée Lauder<br />
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Beauty News<br />
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144
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Wenn Sie ein Home Fitness-Gerät zum Training motiviert, dann ist es RECLINE PERSONAL. Das Liegefahrrad<br />
resultiert aus wissenschaftlicher Forschung für eine optimale Haltung und perfekte Biomechanik. Dank<br />
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BEAUTY<br />
Beauty goes<br />
Gold<br />
Goldige Zeiten in der Kosmetikbranche<br />
Für die Inkas war Gold der Schweiss der Götter. Für die Ägypter war<br />
Gold das Symbol des Gottes Ra. In Grimms Märchen hat Rapunzel goldenes<br />
Haar, Frau Holle belohnt die Marie mit einem Bad aus reinstem Gold und<br />
Rumpelstilzchen lässt sich aus Stroh Gold spinnen.<br />
146
147<br />
BEAUTY
BEAUTY<br />
«Amerikanische und schwedische Forscher<br />
fanden heraus, dass kleine Mengen Gold auf das Immunsystem des<br />
Menschen einen positiven Einfluss haben.»<br />
von Valeska Jansen<br />
Unzählige Geschichten und Mythen reihen sich<br />
um das wertvolle Material. Auch für die Gesundheit<br />
spielt Gold bereits seit hunderten von Jahren<br />
eine grosse Rolle. So werden einige Goldsalze in<br />
der Rheuma- und der Arthritistherapie eingesetzt.<br />
Gold hat nachgewiesenermassen eine entzündungshemmende<br />
Wirkung und wirkt antibakteriell. In der Homöopathie wird Gold<br />
bei psychischen Problemen wie Angstzuständen oder Depressionen<br />
eingesetzt. Amerikanische und schwedische Forscher fanden<br />
heraus, dass kleine Mengen Gold auf das Immunsystem des<br />
Menschen einen positiven Einfluss haben.<br />
Goldige Zeiten<br />
Auch in der Kosmetik gibt es viele Produkte, die sich die positive<br />
Wirkung des Goldes zu Nutze machen. Auf der Haut aufgetragen,<br />
hilft es, Entzündungen zu lindern, und ist dabei sogar für<br />
sehr empfindliche Hauttypen geeignet. Ein besonders exklusives<br />
Gold-Pflegeprodukt stammt aus dem Hause La Prairie: Cellular<br />
Radiance Concentrate Pure Gold enthält 24-karätiges Gold. Um<br />
das Gold ins Fläschchen zu bringen, haben die Forscher von<br />
La Prairie die Goldpartikel einfach in Flüssigkeit gelöst und es<br />
so zu «kolloidalem» Gold gemacht. Auch andere Kosmetikfirmen<br />
schwören auf die positiven Eigenschaften für die Haut durch kolloidales<br />
Gold. In der Ultimate Repair Cream von Beauty by Clinica<br />
Di Pitanguy soll dank des Luxusinhaltsstoffes die Kollagenproduktion<br />
intensiv angeregt werden.<br />
Aber auch in der dekorativen Kosmetik ist Gold nicht mehr wegzudenken.<br />
Lippenstifte, Eyeshadows, Blushs, Foundations, Puder<br />
bis zu Nagellacken schimmern dank feinsten Goldpartikelchen<br />
um die Wette. Nun wurde auch für die Haare ein flüssiges<br />
Gold entwickelt. Kérastase präsentiert ein neues Elixir Ultime<br />
als Limited Edition mit eigens dafür entwickeltem 24-karätigem<br />
Gold. Tatsächlich ist hier kein Gold enthalten, doch der Name<br />
steht für den Wert und die Luxuriösität des Edelmetalls. Vier wertvolle<br />
Öle wurden zum Luxus-Elixier vereint: Pracaxiöl, Argan-<br />
öl, Maisöl und Kamelienöl sollen das Haar von innen stärken,<br />
schützen, erstrahlen lassen und glätten. Das Design des goldenen<br />
Flakons wurde von Jade Jagger, einer Tochter von Mick<br />
Jagger, entworfen. <strong>PRESTIGE</strong> sprach mit ihr über Schönheitsideale<br />
und indische Pflegerituale.<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Frau Jagger, wie sieht Ihr Werdegang zur Designerin<br />
aus und was fasziniert Sie so an Design, insbesondere<br />
an luxuriösem Schmuck-Design?<br />
Jade Jagger: Meine Design-Karriere habe ich eigentlich<br />
als bildende Künstlerin in der Malerei begonnen.<br />
Ich habe für meine Arbeiten sehr viel Blattgold<br />
und viele schöne Bildelemente verwendet,<br />
also beispielsweise Blumen und florale Muster. Ich<br />
habe Unterricht genommen und war nicht an einer<br />
Universität, da ich sehr früh Mutter geworden<br />
bin. Dann habe ich mich intensiv für wertvolle<br />
Metalle und auch für ein sehr gewissenhaftes,<br />
wertvolles Arbeiten interessiert, sodass ich immer<br />
das Gefühl hatte, dass ich etwas sehr Luxuriöses<br />
mache. Von der<br />
Malerei habe ich mich<br />
hin zum Schmuck-<br />
Design entwickelt – und<br />
später habe ich mich dann<br />
natürlich auch mit Produkt-<br />
Design beschäftigt. Wichtig<br />
ist mir, dass in meinen Designs<br />
die Liebe und Begeisterung<br />
spürbar wird,<br />
die ich für jede meiner<br />
Arbeiten fühle.<br />
Haben Sie eine Lieblingsluxusmarke?<br />
148
BEAUTY<br />
«Gold ist eine Kostbarkeit.<br />
Jedem, der es besitzt, erfüllt es alle<br />
Wünsche dieser Welt und verhilft den<br />
Seelen ins Paradies.»<br />
Christoph Columbus<br />
149
BEAUTY<br />
JAR ist eine Marke, die ich sehr respektiere. Ausserdem finde ich<br />
Coco Chanel grossartig. Generell gefallen mir Vintage-Stücke sehr<br />
gut, gerade die Schmuckstücke, die keinen Namen besitzen.<br />
Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Schönheit beschreiben,<br />
im Besonderen natürlich zu Ihrem<br />
Haar? Sie haben sehr schöne Haare – haben<br />
Sie bestimmte Pflegerituale?<br />
Ich hatte sehr viel Glück mit meinen Haaren.<br />
Meine Haare zu pflegen, ist mir sehr<br />
wichtig, ab und zu verwende ich eine<br />
Haarkur und ich gehe regelmässig zum<br />
Friseur. Ich föhne meine Haare sehr selten,<br />
so bleiben sie gesund und natürlich.<br />
Ich trage mein Haar auch gerne offen und<br />
liebe das Gefühl, wenn der Wind durch<br />
das Haar fährt.<br />
Sie haben in Indien gelebt. Dort ist Öl<br />
ja ein wichtiger Bestandteil in der täglichen<br />
Haar- und Hautpflege. Verwenden<br />
Sie auch indische Öle?<br />
Ja, ich liebe sie! Mir gefallen besonders<br />
die Aromen der Öle. Für meine Haut benutze<br />
ich oft Arganöl, das duftet besonders gut.<br />
Was hat Sie zu dem bestimmten Design des Flakons der Elixir<br />
Ultime Limited Edition inspiriert?<br />
Es war ein sehr interessanter Schaffensprozess, da wir verschiedene<br />
Ideen hatten, die auf stark geometrische Formen<br />
und Muster zurückgehen. Wir haben ein wenig mit typischen<br />
britischen Symbolen herumgespielt, und schliesslich habe ich<br />
mich für den Kussmund entschieden, da ich ihn auch für mein<br />
eigenes Logo verwende. In einer geometrischen Aufreihung<br />
sehen die Münder toll aus. Ausserdem ist das für mich ein sehr<br />
persönliches Symbol, da es auch in meiner Familiengeschichte<br />
eine grosse Rolle spielt. Für mich war es das perfekte Design für<br />
ein Jade-Jagger-Projekt.<br />
Was ist Ihr Schönheitsideal? Eher natürlich oder eher raffiniert<br />
ausgearbeitet?<br />
Ich glaube an natürliche Schönheit. Ich bin mehrfache Mutter und<br />
es war mir immer sehr wichtig, innere Schönheit und Stärke zu<br />
vermitteln. Also versuche ich auch, mich nicht übermässig zu stylen<br />
und ich selbst zu sein – auch in Bezug auf mein Haarstyling<br />
und Make-up. Natürlich ist es trotzdem wichtig, sich zu pflegen<br />
und sich um sein Äusseres zu kümmern. Ich habe auch meinen<br />
Kindern die Kérastase-Produkte empfohlen, denn alle zusammen<br />
haben wir schon ganz schön viel Haar zu pflegen (lacht).<br />
Wie viel Shampoo wir zusammen verbrauchen! Wir können uns<br />
sehr glücklich schätzen, tolles Haar zu besitzen.<br />
Von Mick Jaggers Tochter zur Stardesignerin<br />
Bereits Ende der 80er-Jahre begann die Tochter von Rocklegende<br />
Mick Jagger nach einem Studium der Malerei in Florenz<br />
ihre künstlerische Karriere mit ersten erfolgreichen Ausstellungen.<br />
Seit 1997 feiert sie mit extravaganten Schmuck-Designs<br />
und ihrem Unternehmen Jade Inc. weltweit Erfolge. In ihren visionären<br />
Kreationen verbindet die weit gereiste Designerin mit<br />
Wohnsitzen in London, Goa und auf Ibiza verschiedene kulturelle<br />
Einflüsse mit hochwertigen Materialien, opulenten Farben und<br />
unkonventionellem Bohème-Chic. Als langjährige Kreativdirektorin<br />
für Garrard, Hofjuwelier des britischen Königshauses und<br />
zugleich älteste Luxusmarke der Welt, entwarf Jade Jagger zeitlose<br />
Schmuckstücke und zeichnete für das Design zahlreicher<br />
Filialen verantwortlich. Inzwischen designt das Multitalent aussergewöhnliche<br />
Luxusapartment-Konzepte in Städten wie New<br />
York, Marrakesch, Mumbai und Bodrum, während sie mit ihrem<br />
einzigartigen Club- und Lifestyle-Konzept Jezebel auch im internationalen<br />
Nachtleben für Furore sorgt. Kein Wunder also, dass<br />
sie bereits für die Vodkamarke Belvedere einen mit Diamanten<br />
und Saphiren besetzten Eispickel für exklusive Nachtclubs entwarf<br />
und der edlen Weinsorte Château Ducru-Beaucaillou ein<br />
neues Label gestaltete.<br />
150
KOLUMNE<br />
von Götz Winter,<br />
General Manager Estée Lauder Schweiz<br />
Winter-Freuden<br />
Wie könnte man das Geräusch denn beschreiben?<br />
Dieses dumpfe, verhaltene<br />
Knarren, das entsteht, wenn man als<br />
Erster über einen verschneiten Weg<br />
läuft: ein stumpfer, leiser Ton, der sich je<br />
nach Schneetiefe und -dichte vielleicht sogar noch kurz wiederholt,<br />
während sich der frische Schnee darauf einstellt, Gewicht<br />
zu tragen. So hört es sich an, in den Winter zu schreiten.<br />
Für mich ist dieses Geräusch die Essenz der Saison und ich<br />
freue mich riesig darauf, es bald wieder zu hören.<br />
Kontraste machen das Leben spannend und dieser richtige,<br />
anständige und klirrend kalte Winter ist für mich einfach<br />
die perfekte Abwechslung zu den anderen Jahreszeiten. Ich<br />
stapfe auch ganz gerne durch den Schnee in der Innenstadt,<br />
doch in den Bergen lässt sich die frische Eisdecke in<br />
Perfektion geniessen. Da bin ich auch am liebsten, in meinem<br />
Chalet. Irgendwie scheint die Uhr hier anders zu ticken:<br />
Die gemütlichen Abende auf dem Sofa, neben dem Kamin.<br />
Mit Freunden einen guten Weisswein zu trinken, bevor wir<br />
uns ein herzhaftes Fondue gönnen und dabei über amerikanische<br />
Politik, Lieblings-Apps und über das perfekte<br />
Martini-Rezept reden.<br />
Die strahlend schöne Morgensonne, die uns auf die Piste<br />
lockt mit Skis, Snowboards oder dem Schlitten. Oder (fast<br />
noch besser): aufzuwachen, ohne dass mich der Wecker<br />
aus dem Bett holt, sondern weil ich ganz einfach genug<br />
geschlafen habe. Um dann festzustellen, dass es draussen<br />
schneit und dass ich gerade perfekt aufgehoben bin unter<br />
meiner warmen Federdecke.<br />
Ich denke, ich bin da nicht alleine mit meiner Sehnsucht nach<br />
den Bergen. Es tut einfach wahnsinnig gut, vom Winter gezwungen<br />
zu werden, das Tempo ein wenig zu drosseln. Ob<br />
wortwörtlich – beim Gehen oder Fahren auf vereisten Wegen<br />
und Strassen – oder mit den Gedanken, die sich in dieser winterlichen<br />
Stille ganz anders entfalten können. Ich weiss nicht,<br />
ob es an den tiefen Temperaturen liegt oder an der glasklaren<br />
Luft, aber ich kann diese geschenkte Zeit unheimlich geniessen.<br />
Und verbringe sie natürlich nicht nur alleine, sondern am<br />
liebsten mit Familie und Freunden. Mit diesen lassen sich nämlich<br />
diese friedvollen Stunden und Tage wunderbar mit abenteuerlichen<br />
Einsätzen im Schnee aufbrechen! Denn so sehr ich<br />
die Ruhe geniesse, zieht mich ein frisch verschneiter Berghang<br />
fast magisch an: Neue Abfahrten locken, der Puls geht höher,<br />
der eisige Wind bläst einem um die Ohren ... und schon werden<br />
diese Pistenabenteuer zu den mitunter schönsten Erinnerungen<br />
der Saison. Jedes Mal ein bisschen schneller, ein bisschen<br />
weiter, ein bisschen gewagter; der Tiefschnee verzeiht uns den<br />
Übermut bestimmt! Und wenn nicht, haben wir wenigstens etwas<br />
zu lachen beim Abendessen.<br />
Weil ich genau weiss, dass es bald vorbei ist mit der Ruhe,<br />
der Natur und dem Einkuscheln unter der Daunendecke und<br />
ich bald wieder ins Flachland muss mit dem Schneematsch,<br />
hupenden Autos und vollen Terminkalendern, halte ich mich<br />
an diesem Moment fest. Der frisch verschneite Weg liegt vor<br />
mir, alle Geräusche werden gedämpft und diese wunderbare,<br />
tiefe Stille durchdringt alles. Ich höre erst meinen Atem<br />
und dann auch meinen Herzschlag. Und dann wage ich ihn:<br />
diesen wunderbaren, ersten knarrenden Schritt. Ich wünsche<br />
Ihnen allen einen «coolen», wunderschönen Winter!<br />
152
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© 2012 ST ANDREWS LINKS LIMITED
ASTON MarTIN<br />
Eine Klasse für sich<br />
Aston Martin stellt mit seinem neuen, 573 PS starken Top-Modell Vanquish und<br />
dem stark überarbeiteten DB9 überaus fahraktive Sportwagen auf die Räder, die<br />
dank ausgezeichnetem Fahrwerk und der Abneigung des Firmenchefs gegen elektronische<br />
Helferlein noch vom Piloten befehligt werden – und nicht andersherum.
DRIVE STYLE<br />
von Roland Löwisch<br />
Aston-Martin-Fahrer sind glückliche Menschen: Sie<br />
haben immer einen ECU in der Tasche. Nein, damit ist<br />
nicht der Vorläufer des Euro (European Currency Unit)<br />
gemeint, sondern das «Emotion Control Unit». So<br />
heisst der Zündschlüssel bei dem englischen Nobelhersteller,<br />
und der macht wirklich etwas her: ein Glasbaustein mit<br />
dem Gewicht von 70 Gramm und der Grösse von ungefähr einem<br />
Mini-Milky-Way, den man in den Schacht der Mittelkonsole seines<br />
Sportwagens schiebt und damit stilvoll mächtige Kräfte entfesselt.<br />
Zum Beispiel beim Vanquish. Das ist englisch für «Bezwinger», und<br />
der ist ab sofort als Nachfolger des DBS das aktuelle Top-Modell<br />
des kleinen britischen Edelherstellers. Der Vanquish antwortet auf<br />
so viele elektronisch entfesselte Emotionen mit 573 PS, die er bei<br />
ungehobeltem Umgang fast gewalttätig an die Hinterräder des Super-Gran-Tourismo<br />
abgibt und für maximal 295 km/h oder einen<br />
Sprint von 0 auf 100 km/h in 4,1 Sekunden sorgt.<br />
Der typische Aston-Martin-Fahrer<br />
Aber – haben Sie schon jemals einen Aston-Martin-Fahrer gesehen,<br />
der ungehobelt mit seinem Auto umgeht? Eben. Diese Klientel<br />
geniesst ihr Auto meistens für sich, ohne ihr Umfeld zu nerven.<br />
ASTON MARTIN DB9 COUPÉ/DB9 VOLANTE<br />
Karosserie: überwiegend Aluminium<br />
Chassis: geklebtes Aluminium<br />
Motor: V12-Sauger<br />
Hubraum: 5935 ccm<br />
Leistung: 380 kW (517 PS) bei 6500/min<br />
Max. Drehmoment: 620 Nm bei 5500/min<br />
Getriebe: Sechsgang-Automatik<br />
Antrieb: Hinterrad<br />
Länge/Breite/Höhe: 4720/2061/1282 mm<br />
Radstand: 2740 mm<br />
Gewicht: 1785 kg<br />
Tankinhalt: 78 Liter<br />
Reifen: vorne 245/35 ZR20, hinten 295/30 ZR20<br />
Bremsen: belüftete Carbon-Keramikscheiben rundum<br />
Beschleunigung 0–100 km/h: 4,6 Sek.<br />
Top-Speed: 295 km/h<br />
Verbrauch kombiniert: 14,3 l/100 km<br />
CO²-Ausstoss: 333 g/km<br />
Preis: 203'971/221'344 Franken inkl. Steuern<br />
156
157<br />
DRIVE STYLE
DRIVE STYLE<br />
Vanquish<br />
158
DRIVE STYLE<br />
ASTON MARTIN VANQUISH<br />
Karosserie: Carbon<br />
Chassis: geklebtes Aluminium<br />
Motor: V12-Sauger<br />
Hubraum: 5935 ccm<br />
Leistung: 422 kW (573 PS) bei 6750/min<br />
Max. Drehmoment: 620 bei 5500/min<br />
Getriebe: Sechsgang-Automatik<br />
Antrieb: Hinterrad<br />
Länge/Breite/Höhe: 4720/2067/1294 mm<br />
Radstand: 2740 mm<br />
Gewicht: 1739 kg<br />
Tankinhalt: 78 Liter<br />
Reifen: vorne 255/35 ZR20, hinten 305/30 ZR20<br />
Bremsen: belüftete Carbon-Keramikscheiben rundum<br />
Beschleunigung 0–100 km/h: 4,1 Sek.<br />
Top-Speed: 295 km/h<br />
Verbrauch kombiniert: 14,4 l/100 km<br />
CO²-Ausstoss: 335 g/km<br />
Preis: 290'083 Franken inkl. Steuern<br />
Ein Aston-Martin-Fahrer geniesst, meistens ganz für sich – ist<br />
vielleicht nicht gerade introvertiert, aber bestimmt nicht extrovertiert.<br />
Das beweist alleine schon sein Gespür für Design. Denn bei<br />
Aston Martin ist Design (fast) alles, und der Vanquish schreibt die<br />
Aston-Martin-Geschichte fort, wonach die Marke seit langem in<br />
der Lage ist, verdammt gutes Design noch besser machen zu<br />
können. Das liegt allerdings auch am Werkstoff: Der Vanquish ist<br />
der erste in grösserer Serie geplante Aston, der in einer Carbon-<br />
Karosserie daherkommt. Die hat auch ihr Vorbild, das Supercar<br />
Aston Martin One-77. Aber den gibt es nur 77-mal, während der<br />
Vanquish rund 4400 Käufer finden soll. Die zahlen mindestens<br />
290'083 Franken und bekommen dafür den auch dank der unglaublich<br />
ausgewogenen Proportionen wohl schönsten Sportwagen<br />
auf dem aktuellen Automarkt.<br />
Allerdings hat Kohlefaser nicht nur den Vorteil, dass sie absolut<br />
modern, in unlackierter Form schön anzusehen und besonders<br />
leicht ist. Chefdesigner Marek Reichman: «Mit Carbon als Werkstoff<br />
für die Karosserie sind extremere Formen möglich, weil Carbon<br />
besser gezogen werden kann.» Beispiel hintere Kotflügel: Sie<br />
stehen so muskulös weit ab vom eigentlichen Karosseriekörper,
DRIVE STYLE<br />
wie es mit Alu nie realisiert hätte werden können. Was nebenbei<br />
für einen enorm grossen Kofferraum sorgt: Bei 368 Liter passen<br />
locker zwei komplette Golfbags samt kleiner Extrataschen hinein.<br />
Weiteres Beispiel: der Heckdeckel. Trotz bei einem Auto von Aston<br />
Martin erstmalig echtem Heckflügel ist das Bauteil aus einem<br />
einzigen Stück – da stören keine Fugen, Ecken und Kanten das<br />
Gesamtbild. Dafür nimmt die Firma auch in Kauf, dass die Herstellung<br />
zwei volle Tage in Anspruch nimmt. Noch mehr Beweise?<br />
Die Fronthaube. Sie ist bis zum Aston-Martin-typischen Grill<br />
(dessen Streben aus Metall bestehen, weil trotzdem der gesetzlich<br />
geforderte Fussgängerschutz dank der durchdachten Haube voll<br />
erfüllt wird) gezogen und vermeidet somit einen unschönen Spalt.<br />
So einem künftigen Vanquish-Eigner wird eben eine Menge Sinn<br />
für Details unterstellt.<br />
Das Interior: ein Augenschmaus<br />
Innen darf das Auge weiterschwelgen. Bridge-of-Weir-Leder, rundherum,<br />
der Dachhimmel mit Alcantara ausgeschlagen, von den A-<br />
Holmen bis zum Heckfenster. Dazu immer wieder zwischendurch<br />
handgefertigte Doppelnähte, wobei man sich natürlich die Farben<br />
des Leders und die der Nähte aussuchen kann. Auch das Layout<br />
des Cockpits gehört zu den Augenschmeichlern – die Mittelkonsole<br />
fein abgesetzt vom übrigen Armaturenbrett, schwarzer Klavierlack<br />
über den Touch-Schaltern à la Smartphone, die AM erstmalig<br />
einsetzt und die es auch sonst noch nicht gibt. Auch die gegenläufig<br />
anzeigenden Instrumente wirken wie ein «Emotion Unit» – fein<br />
verglast und schlecht abzulesen, aber wer achtet bei einem Vanquish<br />
schon auf Tempo und Drehzahl. Nur die offensichtlich aus<br />
dem Ford-Regal stammenden Hebel an der Lenksäule für Licht<br />
und Scheibenwischer stören das sonst einwandfreie Gesamtbild.<br />
Aber es gibt noch Hoffnung: Aston Martin hat es ja auch geschafft,<br />
den Ford-Zündschlüssel bei der ersten Generation Vanquish (gebaut<br />
von 2001 bis 2007) durch den ECU zu ersetzen.<br />
Schieben wir also endlich den wohlgeformten Zündschlüssel (man<br />
kann auch einen als Zweit-ECU erwerben, muss dafür aber 820<br />
Franken extra drauflegen) in den dafür vorgesehenen Schacht und<br />
starten das Auto. Damit erwecken wir das Kölner Herz des Super-<br />
GT – der Zwölfzylinder wird in ehemaligen Ford-Hallen gebaut. Der<br />
rundherum überarbeitete AM-Motor leistet nun 573 PS, was grosse<br />
Vorfreude auf das trotz Leichtbau immer noch 1739 Kilo schwere<br />
Auto macht (womit der Vanquish nur ein Kilo leichter ist als der<br />
Vorgänger DBS, aber mehr Features wie grössere Bremsen etc.<br />
tragen soll). Ein tiefes Brummen kündigt von der Reisebereitschaft<br />
des Autos, über Knöpfe (P, R, N, D) wird dem Getriebe der Einsatz<br />
befohlen. Wir belassen es erstmal im Automatikmodus, bis wir in<br />
den Bergen sind. Der Motor schnurrt, wie schnurren, aber dass es<br />
angenehm ist, einen so potenten Sportler langsam zu bewegen,<br />
hat ja auch niemand angezweifelt. Kaum verlassen wir bewohnte<br />
Gegenden, machen wir Ernst: Mit den Schaltpaddeln manuell ins<br />
Getriebe eingreifen, zweiter Gang, hohe Drehzahl, und Gas geben.<br />
Verbrauch und Fahrgefühl<br />
Man glaubt zu spüren, wie der Saugmotor den Sprit inhaliert und<br />
in Vortrieb umsetzt. Verbrauch? Hat da jemand was von Verbrauch<br />
gerufen? Dann sind Sie kein Aston-Martin-Fahrer. Der ist in seinem<br />
Viert-, Fünft- oder Sechstwagen nicht so oft unterwegs, und wenn<br />
doch mal, ist ihm der Verbrauch ziemlich egal. Für alle anderen:<br />
Aston Martin gibt einen Mix von 14,4 Liter an, was ein typischer<br />
Laborwert ist. Anders ausgedrückt: 20 Liter auf 100 Kilometer<br />
dürften realistisch sein. Jedenfalls dann, wenn man seinen Spass<br />
haben will.<br />
Dann ist er aber auch garantiert. Nur wenige Einstellungsmöglichkeiten<br />
ändern die Charakteristik des Autos: Die Dämpferverstellung<br />
(bei uns am unrunden, optionalen Lenkrad aus dem One-77,<br />
das mit 1165 Franken berechnet wird) erlaubt gesunde Härte
(normal), erträgliche Härte (sport) und harte Härte (track), der «sport»-<br />
Button ändert auf Befehl unter anderem die Schaltgeschwindigkeit<br />
des Getriebes und aktiviert die Auspuffklappen. Plötzlich donnert<br />
beim Gasgeben ein tiefes, rotziges Bollern aus den Designerrohren,<br />
dass selbst hartgesottene Strassenbauarbeiter am Wegesrand vor<br />
Ehrfurcht ihre Schaufel fallen lassen. Da fährt sogar der Gentleman-<br />
Driver mal kurz im Tunnel das Fenster herunter und lässt das Geschoss<br />
aufheulen, um den Sound zu geniessen.<br />
Kein Abstandsautomat, kein Kurvenlicht, kein Spurhalteassistent<br />
trüben den Fahrspass – und so etwas ist auch nicht für gutes Geld<br />
und Worte zu bekommen. Mit voller Absicht – Chef Dr. Ulrich Bez ist<br />
kein Freund von solchen Dingen. Auch ein Grund, warum das ESP<br />
nicht schon bei der ersten Unruhe des Auto einsetzt, sondern etwas<br />
Schlupf zulässt, bevor es sanft reguliert. Apropos sanft: Ein prima<br />
abgestimmtes Fahrwerk, die breite Spur und der lange Radstand<br />
sorgen dafür, dass der GT kaum aus der Ruhe zu bringen ist – auch<br />
nicht bei hohem Tempo auf Strassen, die mit Wellen und Löchern<br />
nur so gespickt sind. Fahrer und Auto werden schnell zur Einheit,<br />
und beide denken nicht daran zu ermüden. Sechs gut abgestimmte<br />
Gänge (die Konkurrenz bietet inzwischen hochmoderne Doppelkupplungsgetriebe<br />
mit sieben oder acht Gängen an) genügen, um<br />
jede Situation zu meistern – bei einem maximalen Drehmoment von<br />
620 Newtonmeter ist das kein Wunder. Wer will, kann dank Launch-<br />
Control den Sprint von 0 auf 100 in 4,1 Sekunden versuchen, aber<br />
auch ohne den elektronischen Extrovertierten-Schalter gelingt das<br />
Fortkommen schnell genug, um für erstaunte Mitreisende zu sorgen.<br />
Ist das von allem eine Spur zu viel?<br />
Für solche Fälle hat Aston Martin seinen etwas sanfteren DB9<br />
aufgefrischt. Viele Teile der Aussenhaut sind neu, der Zwölfzylinder<br />
wurde von 476 auf 517 PS gestärkt, der Wagen serienmässig<br />
mit Keramik-Carbon-Bremsen ausgerüstet, die Frontscheinwerfer<br />
mit Bi-Xenon-Licht aufgerüstet. Zudem wurde durch strukturelle<br />
Massnahmen die Verwindungssteife beim Coupé um 20 Prozent<br />
und beim Cabrio um 30 Prozent gestärkt. Kurz: ein wunderbares<br />
Auto für 203'917 (Coupé) oder 221'344 Franken (Cabriolet), das<br />
zwischen 2000/min und 4000/min höchst komfortables Gleiten<br />
erlaubt, aber auch sofort auf Gasstösse bissig reagieren kann, ohne<br />
Unruhe in die Fahrt zu bringen. Wir entscheiden uns bei der<br />
Wahl Coupé/Cabrio für die Fahrt im Freiluftauto, was bedeutet:<br />
Dach und Scheiben in genau 20 Sekunden restlos versenkt, die<br />
Spass- und Luftbremse Windschott in den Kofferraum verbannt<br />
und in der Sonne braten. Das Dächer-Versenken kann bis 30 km/h<br />
gestartet werden, bis sogar 70 km/h soll es dann noch problemlos<br />
im Verdeckkasten verschwinden. Kann es eine schönere Form von<br />
«oben ohne» geben?<br />
Wenn es an der Kultmarke Aston Martin überhaupt etwas zu kritisieren<br />
gibt, dann ist es die Ähnlichkeit ihrer aktuellen Modelle. Beispiel<br />
Vanquish und DB9: Beide basieren auf dem gleichen Chassis<br />
aus geklebtem Aluminium, weshalb auch der Radstand mit 2740<br />
Millimeter exakt gleich ist. Beide sind als 2+2-Sitzer zu haben. Der<br />
Motor ist der gleiche, durch Änderungen an Details aber in verschiedenen<br />
Kraftausprägungen. Die Instrumente sind gleich, die<br />
Handbremse ebenfalls (laut Firmenchef Dr. Ulrich Bez mit voller<br />
Absicht nicht elektrisch wie bei den meisten Mitbewerbern, sondern<br />
mit traditionellem Hebel – «damit man wie James Bond eine<br />
Handbremswende machen kann, wenn man es mal eilig hat ...»).<br />
Am offensichtlichsten aber ist die optische Ähnlichkeit. Tatsächlich<br />
ist oft auf den ersten Blick nicht zu erkennen, welches Modell sich<br />
da von hinten nähert. Chefdesigner Reichman hat damit allerdings<br />
kein Problem: «Für uns ist wichtig, dass man erkennt, dass es ein<br />
Aston Martin ist. Und bei anderen Herstellern wie BMW oder Audi<br />
sieht man auch nicht auf den ersten Blick, was für ein Modell das<br />
ist.» Da fällt ein Konter schwer ...<br />
Allerdings könnte man sich einen Vanquish bauen lassen, der unverwechselbar<br />
ist: Auf Kundenwunsch fertigt Aston Martin auch<br />
einen Wagen in Sichtcarbon. Weil dann aber die Lagen des Kunststoffes<br />
auf ganz bestimmte Weise gelegt werden müssen, wird der<br />
Preis kräftig steigen.<br />
Aber irgendetwas ist ja immer ...<br />
162
«Wenn es an der Kultmarke<br />
Aston Martin überhaupt etwas<br />
zu kritisieren gibt, dann ist<br />
es die Ähnlichkeit ihrer<br />
aktuellen Modelle.»
SHORT CUTS<br />
SHORT<br />
3 CUTS<br />
Brummende Motoren<br />
Eine Ente zum Ankurbeln<br />
Frankreich bemühte sich in den 1930er Jahren, einen Wagen fürs<br />
Volk zu konstruieren. Dieser sollte in der Lage sein, zwei Bauern in<br />
ihrer Arbeitskluft plus eine Zuladung von zwei Zentnern zu transportieren,<br />
und es sollte möglich sein, mit einem Korb Eier über einen<br />
gepflügten Acker zu fahren, ohne dass die Eier zerbrachen.<br />
Der Citroën 2 CV wurde im Jahre 1948 der Öffentlichkeit auf dem<br />
Pariser Autosalon präsentiert und mutierte in späteren Jahren unter<br />
dem Spitznamen Ente zum Kultauto für Studenten. Von 1948<br />
bis zur Einstellung der Produktion Ende der 80er Jahre wurden<br />
rund 3,9 Millionen Enten und über 1,2 Millionen Kleintransporter<br />
auf Basis des 2 CV produziert. Wie bei einem richtigen Landauto<br />
üblich, konnte jede Ente per Kurbel angelassen werden.<br />
Rote Flitzer aus Italien<br />
Beim Begriff Ferrari haben die meisten einen roten Sportwagen<br />
vor Augen. Und das, obwohl die traditionelle Farbe von Ferrari eigentlich<br />
Gelb ist. Diese leitet sich von der Farbe der Stadt Modena<br />
ab. Die Farbe Rot stammt aus den ersten Tagen der Rennsportgeschichte.<br />
Rot war früher die Farbe italienischer Rennwagen,<br />
deutsche Flitzer waren weiss, England fuhr in Grün und Frankreich<br />
lackierte seine Autos blau. Ähnlich wie heute noch bei den Fussballnationaltrikots.<br />
Anfang der 1960er Jahre kleideten viele Rennställe<br />
ihre Autos in den Farben der Sponsoren. Ferrari blieb jedoch<br />
seinem Rot treu. Rot ist auch heute weiterhin die vorherrschende<br />
Farbe bei allen gebauten Ferrari-Fahrzeugen. Doch die Lackiererei<br />
in Maranello setzt seit 20<strong>04</strong> auch ganz besondere Kundenwünsche<br />
um. Findet ein Kunde seine Lieblingsfarbe nicht im Portfolio<br />
der Italiener, kann er auch einfach einen Gegenstand mitbringen,<br />
der in genau dieser Farbe ist, und Ferrari pinselt das neue<br />
Schmuckstück in der gleichen Farbe an.<br />
Königliche Autos<br />
Queen Elizabeth II, die amtierende Königin von England, liebt Autos<br />
und weiss, wie man sich royal chauffieren lässt. Schon als kleines<br />
Kind fuhr sie regelmässig in einem Daimler Double Six 30 Brougham,<br />
dem Wagen von Grossvater King George V, durch England.<br />
Doch auch technisch und mechanisch war die Queen stets auf<br />
dem Laufenden. Während des Zweiten Weltkriegs liess sie sich im<br />
Auxiliary Territorial Service (ATS) als Automechanikerin und Fahrerin<br />
ausbilden. Ihr technisches Verständnis und Interesse für den<br />
Aufbau und die Reparatur von Automobilen rührt von der Zeit beim<br />
Militär her. Kein Wunder, dass zum Kronjubiläum Jaguar und Range<br />
Rover je eine Extraausführung auf den Markt brachten. Der XJ<br />
Diamond Edition und der Range Rover Westminster sind Fahrzeuge<br />
ganz nach dem Geschmack einer Monarchin.<br />
110 Jahre Harley-Davidson<br />
2013 sind es exakt 110 Jahre her, seit die Herren Harley und Davidson<br />
ihre kleine Firma in einer Bretterbude in Milwaukee gründeten.<br />
Diesem Jubeltag zu Ehren präsentiert die heutige Kult-Motor Company<br />
Harley-Davidson sechs streng limitierte Jubiläums-Bikes mit<br />
besonders edler Ausstattung: Sportster 1200 Custom, Dyna Super<br />
Glide Custom, Fat Boy Special, Heritage Softail Classic, Road<br />
King und Electra Glide Ultra Limited sind im Rahmen dieser 110th<br />
Anniversary Edition erhältlich. Alle Modelle bekommen<br />
eine zweifarbige Sonderlackierung.<br />
Zudem ist jede Maschine mit<br />
einer Metall-Plakette versehen,<br />
die sie als Anniversary-Modell<br />
kennzeichnet und je nach Typ<br />
an unterschiedlichen Stellen<br />
angebracht ist.<br />
164
PUSCHLAV (SCHWEIZ), 2005<br />
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LIVING<br />
Patricia Urquiola<br />
Eine Schöpferin poetischer Designwerke<br />
Patricia Urquiola beschreibt ihr Design selbst als schlicht, obwohl es voll<br />
romantischer Details, anmutiger Formen und dazu sinnlich und sexy ist.<br />
von Lone K. Halvorsen<br />
Mehrfach wurde die gebürtige Spanierin von internationalen<br />
Medien zur besten Designerin gewählt.<br />
Sie ist ein Shootingstar auf den Möbelmessen<br />
und ebenso erfolgreich mit Leuchten<br />
und Stoffen. Ausgebildet bei einer Designlegende<br />
Italiens, Achille Castiglioni, ist sie heute eine beherrschende<br />
Stimme des modernen Designs.<br />
Der Hurricane<br />
Im Jahr 1961 wurde die Spanierin in Oviedo geboren, in Madrid<br />
begann sie Architektur zu studieren und beendete die Ausbildung<br />
bei Achille Castiglioni in Mailand. Es folgten einige Jahre<br />
in den Büros von Vico Magistretti und Piero Lissoni, bis sie sich<br />
entschloss, ein eigenes Studio in Mailand zu gründen. Innerhalb<br />
weniger Jahre avancierte das «Studio Urquiola» zu einem international<br />
beachteten Design- und Architekturbüro. Ihre Kundenliste<br />
liest sich wie das «Who is who» des italienischen Designs: B&B<br />
Italia, Driade, Molteni, Moroso, Foscarini. Der Spanierin Patricia<br />
Urquiola liegt Mailand zu Füssen. «Hurricane» haben die Italiener<br />
sie liebevoll getauft, denn wie ein Wirbelwind fegt sie durch die<br />
166
RUBRIKEN<br />
Designszene und hat zig Projekte parallel in Arbeit. Typisch für<br />
die Designerin ist die unkonventionelle Originalität und Kreativität,<br />
mit der sie ihre häufig in kräftigen Farben gehaltenen Entwürfe<br />
gestaltet.<br />
Erfrischend unkonventionell kombiniert sie femininen Stil und<br />
florale Zitate mit Minimalismus. Ihre Produkte wirken dank ihrer<br />
ungewöhnlichen Formen und ausgefallenen Materialien temperamentvoll,<br />
jung und frech. Oberflächen und Stoffe sind für Urquiola<br />
keineswegs nur eine Hülle, sondern werden selbst zum Ausdrucksmittel,<br />
das Form und Funktion des Objekts mitbestimmen<br />
kann. Dennoch, auf einen bestimmten Stil legt Patricia Urquiola<br />
sich nicht fest. Vielmehr will sie emotional berühren und Assoziationen<br />
vermitteln, indem sie Stile, Formen und Zitate mischt, neu<br />
interpretiert und mit «Leben» füllt. Kein Wunder, ist es ihr wichtig,<br />
dass Menschen ihr Design spontan anfassen mögen. Ihre Inspiration<br />
findet Patricia Urquiola in ihrem Umfeld: «Manchmal ist<br />
es etwas Emotionales, manchmal etwas sehr Einfaches, Alltägliches,<br />
das mich auf eine Idee bringt. Für mich ist Design ein überraschender<br />
Prozess. Man hat eine Idee und mischt sie mit anderen<br />
Zutaten, aber weiss nie, was am Ende dabei herauskommt.»<br />
Siza und Castiglioni<br />
Auf dem «Salone del Mobile», der grossen Mailänder Möbelmesse,<br />
kann man seit einigen Jahren den Eindruck<br />
erlangen, es handle sich um die Patricia-Urquiola-<br />
Festspiele und alles andere sei hier nur ein schmückendes<br />
Rahmenprogramm. Sie gestaltet Stände<br />
für Hersteller wie Moroso, hat die wichtigste<br />
Neuheit für B&B Italia gerade fertiggestellt, Teppiche<br />
bei Paola Lenti, zeigt bei Kartell Plastikstühle,<br />
Leuchten am Stand von Flos – Patricia<br />
Urquiola, wohin man schaut. Dass sie eine der<br />
erfolgreichsten Designerinnen der Gegenwart<br />
werden sollte, war zu Beginn ihrer Karriere nicht<br />
abzusehen. Sie verbrachte mehr Zeit im Kino als<br />
in der Universität, die Fakultät in Madrid war damals<br />
ganz und gar der Postmoderne verschrieben. Bis zu<br />
ihrem architektonischen Erweckungserlebnis mit dem<br />
portugiesischen Architekten Alvaro Siza, den sie als Gastdozent<br />
in Madrid kennenlernte. «Sein Ansatz, auf regionale<br />
167
«Für mich ist Design ein überraschender Prozess.<br />
Man hat eine Idee und mischt sie mit anderen Zutaten,<br />
aber weiss nie, was am Ende dabei herauskommt.»<br />
Gegebenheiten einzugehen, nicht eitle Skulpturen zu entwerfen,<br />
der öffnete meinen Geist, mein Herz, meinen Horizont.» Die zweite<br />
entscheidende Begegnung erlebte sie in Mailand am Politecnico,<br />
wo sie gegen ihren eigentlich erklärten Willen Industriedesign<br />
studierte. «Ich wollte nie Designer werden. Ich dachte: Designer<br />
machen nur Stühle.» Den Einfluss ihrer Lehrer Siza und Castiglioni<br />
erkennt man noch immer in ihren Entwürfen. Nicht stilistisch,<br />
sie hat längst ihre eigene Handschrift gefunden, jedes Möbel,<br />
egal welcher Art, ist als «typisch Urquiola» auszumachen. Stets<br />
nimmt sie die Wünsche, die Interessen, die «Umgebung» ihrer<br />
Auftraggeber ernst, versucht, sich in deren Lage zu versetzen<br />
und auf das Unternehmen und seine Zielgruppe zugeschnittene<br />
Produkte zu kreieren (wie Alvaro Siza in seiner Architektur). Und<br />
sie geht persönlich und intuitiv an die Aufgabenstellung heran –<br />
frei nach Castiglioni.<br />
Bohemian Rhapsody<br />
Dass Patricia Urquiola auch als Architektin erfolgreich zu agieren<br />
weiss, zeigt die Villa, die sie – zusammen mit Martino Berghinz<br />
– in Udine für Designunternehmerin Patrizia Moroso und deren<br />
Familie entworfen hat. Bloss keine bürgerliche Villa, eher eine Mischung<br />
aus Bauernhaus und Loft wollte die Familie haben! Das<br />
war sich die Kreativdirektorin der elterlichen Polstermöbelfirma<br />
schon von Berufs wegen schuldig. Sie ist «die» Design-Instanz,<br />
und das nicht nur in der 1952 gegründeten Manufaktur in Udine<br />
im Zentrum der Region Friaul-Julisch Venetien, sondern weltweit.<br />
Wer als Designer für Patrizia Moroso ein neues Möbel entwerfen<br />
und mit ihr entwickeln darf, gehört zur internationalen Avantgarde.<br />
Nicht nur hier lässt sich beobachten, wie geschickt Urquiola darin<br />
ist, Privatsphäre und repräsentatives Wohnen auf zeitgemässe<br />
Weise zu verbinden, es gelingt ihr auch, klare Raumfolgen zu<br />
schaffen, die ganz und gar zeitgenössisch wirken.<br />
Patricia Urquiola ist die Designerin, die den Stil Moroso stets<br />
auf ideale Weise interpretiert hat, und sie ist es auch, die für die<br />
Hauptlinie der neuen Kollektion Bohemian verantwortlich ist. In<br />
dieser interpretiert Urquiola nicht nur das klassische «capitonné»<br />
neu. Sie schafft vielmehr eine Produktfamilie aus Sofa, Lehnsessel,<br />
Chaiselongue und Sessel, deren Auflagen und Formen<br />
sich in unregelmässige, wie zufällig anmutende Linien aufzulösen<br />
scheinen. Trotz einer klassischen Grundform wirkt ein Sofa nun<br />
plötzlich so, als habe es einen Schal um die Schulter gelegt. In<br />
immer anderen Varianten entsteht durch eine solche Überlagerung<br />
aus einem Grundelement eine hybride Mixtur, die sich aus<br />
verschiedenen Kulturen und Traditionen speist, ohne einer einzigen<br />
wirklich nachzueifern oder sich ihr ganz auszuliefern. Es ist<br />
vor allem dieses luxuriöse Patchwork, das Urquiolas Möbeln ein<br />
ums andere Mal ein nomadenhaftes Flair verleiht, mit dessen Hilfe<br />
sie das bürgerliche Wohnen auffrischt, aber auch ironisch kommentiert.<br />
Vor allem die Italiener lieben sie für diese Möbel, die auf<br />
eine neue, multikulturell und weltbürgerlich geprägte Bourgeoisie<br />
zielen und trotz mancher Verspieltheit stets eine gewisse Grandezza<br />
verströmen.<br />
Mailänder Möbelmesse<br />
Die Möbelmesse «Salone del Mobile» in Mailand zeigt Originelles,<br />
Schräges, Braves und diskutiert Wohn- und Designtrends.<br />
Mailand bietet in den Tagen des Salone del Mobile ein einziges<br />
Spektakel. Kein Showroom, der nicht mit einem «Event» aufwartet,<br />
schnell aufgebaute Vitrinen versperren die Fusswege, schreiend<br />
bunte Autos verwandeln die Stadt in eine Freilichtausstellung Was<br />
das alles mit Möbeln zu tun hat? Der Salone del Mobile war bis<br />
in die neunziger Jahre nicht mehr als eine wichtige Messe für ein<br />
Fachpublikum. Doch der Siegeszug des «Designed in Italy» und<br />
die Anziehungskraft Mailands und seines industriellen Hinterlands<br />
auf die Kreativen aller Welt machten die Messe zum Mekka.<br />
168
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Materialstärke und ursprüngliche Wildholzarten prägen das Gesicht<br />
dieser Möbellinie. Der nox Schrank inszeniert das Holzbild<br />
in der Vertikalen. Im Zentrum steht die grosse mittlere Schiebetür,<br />
die mit ihrer soliden Materialstärke und der überstehenden Front<br />
einen wirkungsvollen Tiefeneffekt hervorruft. Eine Ausfräsung in<br />
der Mitteltür dient als eleganter Griff und findet sich formal in den<br />
Griffleisten der seitlichen Farbglastüren wieder. Die energiesparende<br />
LED-Beleuchtung erhellt den gesamten Innenraum und offenbart<br />
die intelligent gestaltete Inneneinteilung mit funktionalen<br />
Details wie Laden, Hosenauszügen und Kleiderliften.<br />
Interior News<br />
Living & More<br />
Die Armatur Perle<br />
Der Name ist Programm: Die Armatur Perle von THG Paris ist<br />
mit hunderten Kristallperlen von Lalique, schimmernden Wassertropfen<br />
gleich, gefasst. Fein bearbeitetes, satiniertes Kristall<br />
mit perlenähnlichem Muster krönt den zylinderförmigen Knauf.<br />
Pierre-Yves Rochon ist einer der renommiertesten Innenarchitekten<br />
internationaler Luxushotels – das «Shangri-La» in Paris,<br />
das «Peninsula Shanghai», das «Four Seasons» in Florenz, das<br />
«Grand Hotel du Lac» in Vevey sind nur einige Beispiele, die seine<br />
Handschrift tragen und die mit Armaturen von THG Paris ausgestattet<br />
sind. Zur Kollektion Perle zählen neben verschiedenen<br />
Waschtisch-, Dusch- und Wannenarmaturen auch Seifenschalen,<br />
Handtuchhalter und Schrankknöpfe, mit denen Badezimmer<br />
stilsicher und mit Liebe zu Detail und Luxus ausgestattet werden.<br />
Wahlweise sind die Oberflächen der Armatur Perle verchromt<br />
oder vergoldet, aus Nickel oder Edelmessing.<br />
170
LIVING<br />
Diesel with Scavolini<br />
Es entsteht die neue Zusammenarbeit, die Scavolini für die Kollektion<br />
«Successful Living from Diesel» zeichnet: eine extrem<br />
moderne Küche sowohl im Hinblick auf das Projekt als auch im<br />
Hinblick auf die Kombinierbarkeit der Elemente, dabei aber mit<br />
einem deutlichen Vintage-Charakter, der in den Materialien und<br />
den Bearbeitungen zum Ausdruck kommt und schon immer zur<br />
DNA von Diesel gehört. Die heutige Tendenz sind immer kleinere<br />
Wohnungen, besonders in Grossstädten, in denen Küche<br />
und Living auch in der Planung zu einem einzigen Wohnbereich<br />
werden. Damit ist die Küche heute nicht mehr nur rein funktional,<br />
sondern immer öfter auch ein Raum der Geselligkeit und<br />
des Zusammenseins: So entsteht für diese beiden ikonischen<br />
Markenzeichen der Wunsch nach einem Projekt, in dem das<br />
Design dem Informellen begegnet.<br />
Dennie von Nanna Ditzel<br />
Nanna Ditzel (1923–2005) ist zusammen mit Eileen Gray die wohl<br />
bekannteste Designerin und eine wichtige Wegbereiterin für die heutigen<br />
Designerinnen. Zusammen mit ihrem Mann hat die «Grande<br />
Dame» im Jahre 1956 für die Firma Fritz Hansen einen Sessel entworfen,<br />
der leider nie serienmässig produziert wurde. Seit dem Tod<br />
von Nanna Ditzel kümmert sich ihre Tochter Dennie um das Erbe<br />
ihrer Eltern. Dennie hat Onecollection gebeten, den Sessel, der<br />
schon zu Kindeszeiten einen Platz im Haus ihrer Eltern hatte, neu zu<br />
produzieren. Der Sessel Dennie steht auf einem Kufenuntergestell in<br />
Satinchrom oder Glanzchrom und der Bezug ist in Stoff erhältlich.<br />
Perfekt eignet sich der Stoff Hallingdal, der 1965 von Nanna Ditzel<br />
entworfen wurde.<br />
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Luxaflex ® , der führende Anbieter für Innenbeschattungen in Europa,<br />
setzt bei seinen Produkten auf Nachhaltigkeit und Innovation.<br />
Bei der Herstellung der neuen Holzjalousien-Kollektion<br />
verarbeitet Luxaflex ® ausschliesslich FSC ® -zertifiziertes Holz.<br />
Über 80 verschiedene FSC ® -Holzarten aus nachhaltig bewirtschafteten<br />
Wäldern stehen zur Auswahl: von Linde, Bambus<br />
bis hin zu speziellen Harthölzern, die mit Öl behandelt wurden.<br />
Alle Lamellen sind von hoher Qualität und farblich aufeinander<br />
abgestimmt. Luxaflex ® legt auch viel Wert auf Details, und so<br />
erstaunt es nicht, dass die hochwertigen Aluminium-Schnurquasten<br />
noch mit einem gleichfarbigen Holzstück veredelt sind.<br />
171
LIVING<br />
Der Meister der Kurven<br />
Oscar Niemeyer<br />
Sein unbestrittenes Meisterwerk ist Brasilia – die futuristische Hauptstadt<br />
seines Heimatlandes Brasilien, eine verwirklichte Utopie, die zu den Kulturschätzen<br />
des 20. Jahrhunderts zählt.
LIVING<br />
von Yvonne Beck<br />
Oscar Niemeyer realisierte mehr als 600 ungewöhnliche<br />
Bauten. Viele davon sind weltberühmt. Bautechnisch<br />
wie formal beschritt er immer wieder<br />
neue, riskante Wege. Dabei steht er, auch mit über<br />
hundert Jahren, dem Bauwesen durchaus kritisch<br />
gegenüber. «Die Architektur hat eigentlich überhaupt keinen<br />
Nutzen», lässt Niemeyer im Dokumentarfilm «Das Leben ist ein<br />
Hauch» verlauten. «Die Einzigen, die von ihr profitieren, sind die<br />
Reichen. Die anderen sind doch im Slum am Arsch.» Einziges sinnerfüllendes<br />
Moment der Architektur sei ihre Nutzung für soziale<br />
Projekte. Oder wenn sie Menschen überrasche und erfreue. Niemeyer<br />
versucht also die Menschen mit seinen Gebäuden glücklich<br />
zu machen. Dazu gehören für ihn viel Licht, Luft und jede<br />
Menge Platz. Er gehört zu der Sorte von Architekten, die sich<br />
noch verantwortlich fühlen für das, was sie bauen.<br />
Brasilia – Brasiliens neue Identität<br />
Als kleiner Junge malte Niemeyer gerne mit dem Finger in die<br />
Luft. Ihm war, als könne er das Gemalte sehen und es sogar korrigieren.<br />
Das Malen brachte ihn zur Architektur. Und noch heute<br />
kommen seine Gebäudeskizzen eher wie Bilder denn streng architektonische<br />
Entwürfe daher. Seine erste Arbeit war die Kirche<br />
São Francisco in Pampuhla. Er entwarf eine gänzlich neue<br />
Art von Kirchengebäude. Ein Gotteshaus mit vielen Rundungen.<br />
Während zur gleichen Zeit Le Corbusier dem rechten Winkel<br />
huldigte, nahm Niemeyer die Kurve. Erstmals ist hier Niemeyers<br />
unvergleichbarer Stil zu erkennen, er kreiert Rundungen und geometrische<br />
Formen, setzt sie spielerisch zusammen. Zwar wurde<br />
der Bau nie von der katholischen Kirche akzeptiert oder eingeweiht,<br />
die moderne Form war den Oberhäuptern anscheinend zu<br />
gewagt, doch er legte den Grundstein zu Niemeyers unvergleichlicher<br />
Karriere.<br />
Der damalige brasilianische Präsident Kubitschek, welcher bereits<br />
Pampuhla in Auftrag gab, trat mit dem Grossprojekt Brasilia<br />
an Niemeyer heran. Der Bau einer neuen Hauptstadt. In einer<br />
menschenleeren Landschaft, im roten Staub des Cerrado, wurde<br />
die neue Hauptstadt Brasilia in nur dreieinhalb Jahren gebaut.<br />
Dort erschuf Niemeyer mit seinen skulpturalen Bauten eine neue<br />
Identität für sein riesiges Land und sein Volk. Er entwarf für Brasilia<br />
83 öffentliche Gebäude und verwurzelte somit eine Architekturlandschaft,<br />
die wenige Jahrzehnte später ohne die Handschrift<br />
des Architekten nur noch schwer vorstellbar war. Kurz:<br />
Ohne Niemeyer und seine Bauten sähe Brasilien heute anders<br />
aus. Oscar Niemeyer ging auch bei der Planung Brasilias keine<br />
Kompromisse ein: «Wir arbeiteten gegen die Zeit, die Stadt war<br />
weit davon entfernt, Gestalt anzunehmen. Und ich wollte eine andere<br />
Art von Architektur machen. Ich wusste, dass die Zeit knapp<br />
war, aber das brachte mich nicht dazu, das Design einfach zu<br />
machen.» So entwarf er beispielsweise für den Alvorada-Palast<br />
ein geschwungenes Dach und geschwungene Säulen. Solche<br />
Säulen hatte man bis dahin noch nirgends gesehen. Diese besondere<br />
Form gab seiner Architektur eine weltweite Bedeutung<br />
und machte ihn über die Grenzen bekannt. Mit seinen Bauten für<br />
die Regierung, etwa den luftigen Säulenspalieren für den Präsidentenpalast<br />
«Alvorada», dem Riesenkelch für das Parlament<br />
oder der geschwungenen Kathedrale schuf Niemeyer eine in der<br />
Architektur damals neuartige Zeichensprache, die durch den beliebig<br />
formbaren Werkstoff Beton möglich wurde.<br />
Born in Nature<br />
Von Anfang an versuchte Niemeyer Kunst in die Architektur zu<br />
integrieren. Architektur und die schönen Künste sollten eine Symbiose<br />
bilden. «Wenn ich ein Gebäude mache, bin ich nicht zufrieden,<br />
bis ich weiss, dass es Eindruck macht und Gefühle weckt»,<br />
«Die Architektur besteht<br />
aus Traum, Phantasie, Kurven<br />
und leeren Räumen.»<br />
Oscar Niemeyer<br />
173
RUBRIKEN<br />
«Oscar denkt an Höheres oder Niederes,<br />
aber niemals einfach geradeaus.»<br />
Ubirajara Brito, Physiker<br />
so Niemeyer. Zudem träumt er von einer gerechteren Welt, mit<br />
Wohnblöcken, in denen Arme neben Reichen leben. Noch heute<br />
hofft Niemeyer auf die grosse Revolution. Der Architekt ist im<br />
Herzen Marxist geblieben – auch wenn er 1990 nach 45-jähriger<br />
Mitgliedschaft die Partei verlassen hat. «Die Kommunisten sind<br />
die Einzigen, die immer noch eine bessere Welt schaffen wollen»,<br />
meinte der Stararchitekt in einem Interview. So, wie er es mit<br />
seiner Architektur versucht. Und wenn es schon keine politische<br />
Revolution gab, so wollte Niemeyer wenigstens mit seiner Architektur<br />
revolutionär sein.<br />
Neben der Abneigung gegen lebensfeindliche Zweckbauten beeinflusst<br />
die Bewunderung für die Schönheit der Natur seinen<br />
aussergewöhnlichen Stil. Da scharfe Kanten und strikte Formen<br />
in der Natur nicht vorkommen, nimmt Niemeyer sich alles zum<br />
Vorbild, was schön geschwungene Rundungen hat. «Der rechte<br />
Winkel zieht mich nicht an und auch nicht die gerade, harte inflexible<br />
Linie, die der Mensch geschaffen hat. Was mich anzieht,<br />
ist die freie und sinnliche Kurve, die ich in den Bergen meines<br />
Landes finde, im mäandernden Lauf seiner Flüsse, in den Wolken<br />
des Himmels, im Leib der geliebten Frau. Das ganze Universum ist<br />
aus Kurven gemacht. Das gekrümmte Universum Einsteins.» So<br />
sehen Niemeyers Kirchen, Museen und Theater aus wie Erdhügel<br />
oder futuristische Raumschiffe. Die Farben und Formen der Wohnhäuser<br />
sind häufig auf die Natur abgestimmt, denn alles soll sich<br />
harmonisch in die Umgebung einfügen. Kein Wunder, wurde der<br />
Architekt für die Formel «Kurve gleich Frau gleich Berge» berühmt.<br />
Früher entwarf Niemeyer zeichnend. Heute sieht er schlecht. Sobald<br />
ein neues Projekt ansteht, zieht er sich wortlos zurück und<br />
beginnt mit seiner Kopf-Architektur. Er stellt sich ein Gebäude so<br />
lange vor, bis er glaubt, die Lösung gefunden zu haben. Erst dann<br />
greift er zum Stift. Als Architekt ist er mit einem ausserordentlichen<br />
Talent gesegnet. Er springt mitten in der Nacht aus dem<br />
174
LIVING<br />
«Sie können die Stadt<br />
mögen oder nicht, aber<br />
Sie werden nicht behaupten<br />
können, so etwas<br />
schon mal gesehen<br />
zu haben.»<br />
Oscar Niemeyer über Brasilia<br />
175
LIVING<br />
Bett und entwirft Gebäude, die längst zu Architekturdenkmälern<br />
auserkoren wurden. Es ist diese scheinbare Leichtigkeit, die die<br />
Verse von Carlos Drummond de Andrade beschreiben: «Im Sand<br />
des Strandes skizziert Oscar den Entwurf, springt das Gebäude<br />
aus dem Sand des Strandes.» («Na areia da praia Oscar risca o<br />
projeto, salta o edifício da areia da praia.»). Sein scheinbar spielerischer<br />
Stil breitete sich so nicht nur über Brasilien, sondern auch<br />
über 16 weitere Länder aus. Mehr als 200 Bauwerke der Marke<br />
Niemeyer gibt es ausserhalb seines Heimatlandes.<br />
So, wie von seinen Gebäuden hat Niemeyer auch vom Tod eine<br />
klare Vorstellung: «Wir haben keine Wahl, wir werden geboren,<br />
wachsen auf, kämpfen, sterben und verschwinden für immer.»<br />
Seine Gebäude und Visionen werden ihn jedoch unsterblich<br />
machen. Schon jetzt ist er in Brasilien ein lebender Mythos und<br />
auch in der Kunstwelt ist Niemeyer seit langem ein Liebling. Terry<br />
Richardson veröffentlichte Modefotos mit seinen Gebäuden als<br />
Kulisse, Zaha Hadid bezieht sich in ihren Werken auf ihn. Und<br />
selbst der «Spiegel» bezeugte: «Nie wieder wird die Zukunft so gut<br />
aussehen wie mit den Bauten des Brasilianers Oscar Niemeyer.»<br />
«Es reicht nicht, die sozialen<br />
Probleme von Leuten zu lösen,<br />
sie brauchen Schönheit. Oscar<br />
macht das Leben schöner.»<br />
Ferreira Gullar, Dichter<br />
176
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KOLUMNE<br />
von Walter Bollier<br />
In Russland werden die<br />
Weichen für den Wandel gestellt<br />
Das grösste Land der Welt durchlebte seit<br />
dem Zusammenbruch der Sowjetunion einen<br />
dramatischen Wandel. Die Liste der Negativschlagzeilen<br />
aus Russland war in den<br />
1990er Jahren lang. Wirtschaftskrise, Wildwest-Methoden<br />
bei Unternehmen und dubiose Politiker prägten<br />
das öffentliche Bild des Landes im Westen. Mit der Aufnahme<br />
Russlands in den Kreis der BRIC (Brasilien, Russland,<br />
Indien, China)-Staaten, also der wachstumsstarken grossen<br />
Schwellenländer, begann sich die Einschätzung zu ändern.<br />
Der gigantische Rohstoffreichtum lockte vermehrt Investoren<br />
an, denn mit der weltweit wachsenden Nachfrage nach Erdöl<br />
und -gas, nach Metallen und Agrarprodukten wurde schnell<br />
deutlich, dass Russland seine Position als einer der wichtigsten<br />
Lieferanten für lange Zeit behaupten dürfte. Nun scheint<br />
Russland erneut vor einem Wandel zu stehen. Dafür gibt es<br />
verschiedene Gründe: Nach jahrelangen Verhandlungen wurde<br />
Russland Mitglied der Welthandelsorganisation WTO. Die<br />
heimische Wirtschaft muss international wettbewerbsfähiger<br />
und Privatisierungen beschleunigt werden. Gerade die Privatisierungen<br />
sind eine schwierige Aufgabe, da Fehler wie bei<br />
der letzten grossen Privatisierungswelle vermieden werden<br />
sollen. Den wirtschaftlichen Reformen dürften auch politische<br />
folgen, die zunehmend von der Bevölkerung gefordert<br />
werden. Insgesamt entwickelt sich die Wirtschaft weiterhin<br />
robust und der Lebensstandard für grosse Teile der Bevölkerung<br />
verbessert sich weiter. Allerdings dürfte ein politischer<br />
Umschwung durch den demographischen Wandel im Land<br />
begünstigt werden. Ehemals kommunistische Kader schei-<br />
den zunehmend aus dem Arbeitsprozess aus und die geburtenstarke<br />
Generation der 20- bis 25-Jährigen etabliert sich<br />
im Berufsleben. Dies ist die erste Generation, die nach dem<br />
Ende des kommunistischen Imperiums aufgewachsen ist und<br />
deren Jugend von kapitalistischen Vorstellungen, von Coca-<br />
Cola, McDonald's und dem Internet geprägt wurde. Auch<br />
wenn viele der hoch ausgebildeten Berufsanfänger ihr Glück<br />
im Ausland suchen, wächst der Einfluss der zurückgebliebenen<br />
auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Somit<br />
stehen die Chancen gut, dass sich zum ersten Mal überhaupt<br />
eine urbane kaufkraftstarke Mittelschicht in Russland etabliert.<br />
Russlands Exportabhängigkeit könnte sich dadurch verringern,<br />
was wiederum die wirtschaftlichen Perspektiven für<br />
die Russische Föderation noch interessanter macht.<br />
In Verbindung mit den soliden Staatsfinanzen hat nämlich derzeit<br />
kaum ein anderes Land so gute Chancen, von den grossen<br />
Ratingagenturen hochgestuft zu werden. Vor allem musste<br />
Russlands Zentralbank die Märkte nicht mit billigem Geld<br />
fluten. Während die Obligationen der meisten Industriestaaten<br />
auf Grund der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken praktisch<br />
keine Rendite abwerfen, locken Bonds aus Russland mit<br />
attraktiven Zinsen. Russland öffnet sich für Finanzinvestoren<br />
immer weiter und für Anleger stehen auf russische Bonds<br />
spezialisierte Produkte wie etwa der AMCFM Fund – Russia<br />
Bonds zur Verfügung. In Zukunft dürfte die Palette solcher<br />
Fondsprodukte wachsen und es ist auch zu erwarten, dass<br />
die Möglichkeiten von Direktinvestitionen in diesem Bereich<br />
zunehmen werden. Russlands Potential sollte nämlich auch<br />
im wirtschaftlichen Bereich keinesfalls unterschätzt werden.<br />
178
individualität ist für uns norm<br />
Unsere Produkte sind genauso individuell wie Sie – unsere Kunden.<br />
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Wunder der Natur<br />
Abseits der Touristenmassen<br />
Sicherlich ist das Great Barrier Reef ein Paradies für Taucher –<br />
doch Christmas Island ist nicht minder faszinierend. Und mit ihrer unglaublichen<br />
Vielfalt übertreffen Kroatiens Inseln ihre griechischen Schwestern. Viele Reise-Ideen<br />
sind zwar weniger bekannt, jedoch ebenso faszinierend und spannend. Und so<br />
lohnt es sich, mal ein paar Schritte abseits der ausgetretenen Pfade zu gehen, um<br />
neue, noch unverbrauchte Wunder der Natur zu erleben.
TRAVEL<br />
Ruaha National Park / Tansania<br />
Südafrikas grösster Nationalpark, der Krüger Nationalpark, ist<br />
eines der berühmtesten Reservate der Welt. Dadurch herrscht<br />
dementsprechend viel Verkehr auf den Strassen des Parks. Vor<br />
allem wenn Raubkatzen gesichtet werden, rangeln sich Dutzende<br />
Fahrzeuge um die besten Plätze. Der Ruaha National<br />
Park in Tansania ist längst nicht so überlaufen. In der einsamen<br />
Halbwüste des zweitgrössten Parks des Landes stehen unzählige<br />
Affenbrotbäume, die ihre kahlen Äste wie Finger gen Himmel<br />
strecken. Man kann stundenlang fahren, ohne ein anderes<br />
Auto zu treffen. Doch auch der Wildbestand ist grossartig:<br />
Geparden, Leoparden, Löwenrudel und über 12ʼ000 Elefanten<br />
durchstreifen die raue Wildnis mit ihrem schroffen, strengen<br />
Charakter. Zahlreiche Antilopenarten, darunter die grossen Kudus<br />
mit ihren majestätischen Hörnern, dürfen natürlich auch<br />
nicht fehlen. Im Ruaha National Park lässt sich noch eine weitgehend<br />
unberührte raue Wildnis erleben, wie sie in nicht mehr<br />
vielen anderen Parks anzutreffen ist.<br />
181
USA<br />
TRAVEL<br />
Devils Tower / USA<br />
Viele kennen den Uluru (früher Ayers Rock), das markanteste<br />
Naturmonument Australiens, doch nur wenige wissen, wo der<br />
imposante Devils Tower zu finden ist. Er ist der Wächter über<br />
die Black Hills von Wyoming und entstand vor etwa 50 bis 60<br />
Millionen Jahren. Erosion schuf in Jahrmillionen ein wahres<br />
geologisches Wunder mit der bizarren Form. Bei den Ureinwohnern<br />
ist er heilig. Einer Legende nach stammen die unzähligen<br />
Spalten und Rinnen des Devils Tower von den Klauen<br />
eines riesigen Bären. Dank seiner festen Substanz und den<br />
zahllosen Rissen ist er bei Kletterern besonders beliebt. Bis<br />
zu 5000 Menschen wagen jährlich den Aufstieg, aber nur die<br />
Hälfte erreicht das fussballfeldgrosse Plateau, um den fantastischen<br />
Panoramablick zu geniessen. Doch auch von unten<br />
betrachtet ist der Devils Tower ein lohnenswerter Anblick. Der<br />
Monolith mit einer Höhe von rund 265 Meter von der Basis<br />
ragt etwa 385 Meter über dem Bett des Belle Fourche River.<br />
Je nach Sonneneinstrahlung erstrahlt er in ganz unterschiedlichen<br />
Farben und versprüht seine mystische Energie.<br />
182
TRAVEL<br />
Orinoco / Venezuela<br />
Der Amazonas ist ein einziger Superlativ: der längste Fluss<br />
Südamerikas und je nach Messung sogar der Welt. Er ist die<br />
Heimat einer atemberaubenden Flora und Fauna. Doch er ist<br />
teilweise unpassierbar und das Laubwerk ist grösstenteils so<br />
dicht, dass Besucher kaum etwas zu sehen bekommen. Der<br />
Orinoco in Venezuela hingegen begeistert selbst übersättigte<br />
Reisende. Kein anderes Ökosystem der Welt zeigt eine höhere<br />
biologische Vielfalt. Auf seinem Weg zur Mündung am Atlantik<br />
durchfliesst der Strom eine atemberaubende Skala verschiedenster<br />
Geländeformen – von hohen Bergen und tropischen<br />
Wäldern bis zu feuchten Ebenen und sumpfigen Deltas. Viele<br />
Nebenflüsse sind immer noch nicht erforscht. Das Becken des<br />
Orinocos ist über 880'000 Quadratkilometer gross. Wer seine<br />
Augen offen hält, bekommt Alligatoren, Flussdelfine, Boas,<br />
Brüllaffen und Pumas zu Gesicht. Mehr als 10'000 Pflanzen-,<br />
1400 Vogel-, 1200 Fisch- und mindestens 340 Säugetierarten<br />
leben in dem Gebiet. Und jeden Monat werden an seinen Ufern<br />
ein Dutzend neuer Arten entdeckt. Weltweit ist dies unerreicht.<br />
183
USA<br />
TRAVEL<br />
Bryce Canyon / USA<br />
Der Grand Canyon zählt verdientermassen zu den berühmtesten<br />
Sehenswürdigkeiten der Welt. Doch die Gegend um<br />
den Bryce Canyon in Utah ist eine einzigartige Märchenlandschaft,<br />
ihr Anblick lässt den kolossalen Grand Canyon<br />
fast verblassen. Eis, Wasser und Wind haben die Aneinanderreihung<br />
aus tausenden von natürlichen «Amphitheatern»<br />
geformt und herausgeschält. Viele der Sandsteinformationen<br />
sind «hoodoos» – merkwürdige Pfeiler, an denen das weiche<br />
Gestein im Laufe der Jahrtausende vom harten Gestein abbröckelte.<br />
Zurück blieben massive Felsen auf bleistiftdünnen<br />
Schäften aus versteinertem Sand in grellen Farbtönen. Anders<br />
als beim Grand Canyon ist man hier bereits nach einer<br />
einstündigen Wanderung im Innersten des Monolithenlabyrinths.<br />
Pfade schlängeln sich im ewigen Schatten des Canyons<br />
zwischen aufragenden orangefarbenen Felsen hindurch. Die<br />
vielerorts in die Felsen gehauenen Wege führen durch Tunnel<br />
und unter Felsbogen hindurch und bieten nach jeder Biegung<br />
immer neue erstaunliche Ausblicke. Zudem ist der Bryce Canyon<br />
im Gegensatz zum Grand Canyon auch im Sommer kühl<br />
genug zum Wandern.<br />
184
Wunschlos<br />
glücklich.<br />
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TRAVEL<br />
BRASILIEN<br />
Iguaçu-Fälle / Brasilien<br />
Wer nach einem berühmten Wasserfall fragt, wird in neun von<br />
zehn Fällen «Niagara» als Antwort erhalten. Die Niagara-Fälle<br />
zählen zu Recht zu den berühmtesten Naturwundern Amerikas<br />
und locken jedes Jahr eine unglaubliche Zahl von Besuchern<br />
an. Mitten im unberührten tropischen Urwald Brasiliens<br />
bieten jedoch die 275 fantastischen Kaskaden der Iguaçu-<br />
Fälle eine atemberaubende Alternative an. «Armer Niagara!»<br />
soll Eleanor Roosevelt ausgerufen haben, als sie dieses überwältigende<br />
Naturwunder an der brasilianisch-argentinischen<br />
Grenze zum ersten Mal sah. Das komplexe System von 275<br />
Kaskaden verteilt sich über einen fast drei Kilometer langen<br />
Abschnitt des Rio Iguaçu. Einige Fälle sind bis zu 84 Meter,<br />
der Grossteil ist 64 Meter hoch. Dagegen erreichen die Niagara-Fälle<br />
«nur » eine Höhe von 53 Meter. Zu der fantastischen<br />
Naturerfahrung trägt zudem der tropische Regenwald,<br />
der die Fälle umringt, bei. Die atemberaubendste Ansicht der<br />
Fälle erlebt man rund um den Garganta del Diabolo – dieser<br />
«Teufelsrachen» ist eine überwältigende 700 Meter lange und<br />
150 Meter breite U-förmige Schlucht.<br />
186
TRAVEL<br />
Nebelwald Mindo-Nabillo / Ecuador<br />
Costa Ricas Regenwälder sind von Reiseveranstaltern und<br />
Händlern in Beschlag genommen und kaum noch ursprünglich<br />
– anders als der Nebelwald in Ecuadors Schutzgebiet<br />
Mindo-Nabillo. Noch ist er von atemberaubender Schönheit<br />
und noch wenigen bekannt. Auf einer Fläche von fast 20ʼ000<br />
Hektar beherbergt das Schutzgebiet drei verschiedene Ökosysteme:<br />
Andenwälder, subtropische Wälder und Nebelwälder.<br />
Das Naturreservat ist von hohen Bergen, tiefen Wäldern und<br />
klaren Flüssen mit Wasserfällen geprägt und ist wahrlich ein<br />
magischer Ort, ein geschütztes Ökosystem, das noch unbelastet<br />
ist von den Sorgen des 21. Jahrhunderts. Es verfügt über<br />
einen überwältigenden Reichtum an einheimischen Pflanzen<br />
(darunter zahlreiche Bromelien, Grossfarne und 370 Arten von<br />
Wildorchideen) und Tieren (vor allem Schmetterlinge und Vögel).<br />
Viele Arten galten bereits als ausgestorben, haben hier jedoch<br />
überlebt, obwohl das Gebiet in weniger als zwei Stunden<br />
Fahrt von Quito aus leicht erreichbar ist. Doch im Gegensatz<br />
zu Costa Ricas Regenwäldern gelten hier strenge Vorschriften.<br />
Hier bieten keine Führer ihre Dienste an und keine Fünf-Sterne-<br />
Luxushotels schaden dem intakten Ökosystem.<br />
187
deluxe<br />
Fliegen<br />
Suiten über den Wolken<br />
Traditionelle italienische Handwerkskunst im modernsten Zivilflugzeug der Welt lässt aufhorchen.<br />
Während in den asiatischen Metropolen allen möglichen Gadgets nachgerannt wird,<br />
besinnt sich Singapore Airlines auf traditionelle Werte.<br />
von Joos Kündig<br />
Rückzug statt unendliche Vernetzung, analoge Schalter<br />
statt Fingerspitzengefühl-Touchscreen und kulinarischer<br />
Gaumenschmaus statt Zwecksernährung.<br />
Doch wer denkt, das sei nicht modern, der täuscht<br />
sich gewaltig. Vier Quadratmeter sind nicht viel, doch<br />
sie können eine Unendlichkeit bedeuten, wenn sie sein eigenes<br />
Reich genannt werden dürfen. Zwei, drei Handgriffe, und der eigene<br />
Sitzplatz in der Suite im A380 der Singapore Airlines verwandelt<br />
sich in eine grosszügig ausgestattete Suite mit Blick auf die Welt.<br />
Wer sich für diesen nicht interessiert, der macht sich die Fensterblenden<br />
zunutze und geniesst eine Privatsphäre, die kaum zu<br />
übertreffen ist.<br />
Die Suite Class von Singapore Airlines<br />
Wo bei manchen Airline-Flügen das raschmöglichste Schliessen<br />
der Augen der beste Rat ist, lässt Singapore Airlines den Fluggast<br />
188
TRAVEL<br />
in ein leichtes Dilemma stürzen. Denn die Suites sind eine absolute<br />
Augenweide. Farbnuancen sind mit höchster Sorgfalt aufeinander<br />
abgestimmt. Materialien geschickt gewählt und verblüffend präzise<br />
verarbeitet. Zufällig ist in dieser Suite nichts. Vielmehr ist alles<br />
akribisch durchdacht. Das Licht verströmt eine angenehme Wärme,<br />
lässt sich den verschiedenen Bedürfnissen nach regeln und<br />
sorgt immer für das richtige Ambiente. Dunkles Holz erinnert an<br />
gehobene Schiffsfahrt, braunes Kuhleder an Luxusklassewagen<br />
goldener Zeiten. Der Raum hält sich bewusst im Hintergrund, setzt<br />
den Fluggast ins Zentrum. Gelungene Arbeit des französischen<br />
Designers Jean-Jacques Coste.<br />
Was in der Suite gut aussieht, fühlt sich noch besser an. So fühlt<br />
man sich im knapp einen Meter breiten Thron, der von hauchzartem<br />
Leder überzogen wurde, sofort wohl. Der Sessel wurde eigens<br />
für die Suites entwickelt und wird nach italienischer Handwerkskunst<br />
hergestellt. Das zeitlose und einfache Design überzeugt hier<br />
vollumfänglich. In gekonnter Zurückhaltung übt sich aber nicht nur<br />
das Design, sondern auch die Technik, welche sich unter dem Leder<br />
befindet. Platzsparende Leichtbauart, absolute Zuverlässigkeit<br />
und maximale Ergonomie standen für die Ingenieure im Vordergrund.<br />
Auf unzuverlässige Massagefunktionen wurde verzichtet,<br />
stattdessen wurden solide Stellmotoren verbaut. Touchscreensteuerung<br />
sucht man vergebens, dafür gibt es zwei analoge Knöpfe,<br />
welche entweder den gesamten Sitz bis 130 Grad neigen oder<br />
die Fussstütze ausfahren. Singapore Airlines beweist an dieser<br />
Stelle, dass weniger manchmal mehr ist.<br />
Privatsphäre in luftiger Höhe<br />
Beeindruckend ist die Flexibilität auf den vier Quadratmetern. Das<br />
gemeinsame Essen mit der Rückwand des vorderen Abteils ist<br />
nur optional. Wer lieber zu zweit ein romantisches Dinner hoch<br />
über den Wolken geniesst, der braucht seinen Partner nur zu<br />
sich in die Suite einzuladen. Um alles andere kümmern sich die<br />
Flugbegleiter/innen. Die kulinarischen Köstlichkeiten, welche eigens<br />
von Spitzenköchen des International Culinary Panel (IPS)<br />
kreiert wurden, servieren diese unverzüglich auf exklusivem<br />
Givenchy-Geschirr. Dazu gibt es edelste Tropfen Wein, welche in<br />
einer aufwändigen Selektion auserkoren wurden. Exklusiv führt<br />
Singapore Airlines Burgunder Grand Cru aus den 33 Grand-Cruklassifizierten<br />
Weingüter, um nur ein Highlight zu verraten. Nach<br />
dem Himmelsessen lässt sich das eigene Abteil im Handumdrehen<br />
in ein privates Kino umwandeln. Während ein umfangreiches<br />
Unterhaltungssystem in dieser Klasse zum Standard gehört,<br />
überrascht der 23-Zoll-LCD-Bildschirm schon eher. Laut Singapore<br />
Airlines der «grösste Bildschirm am Himmel». Trotzdem<br />
lohnt es sich, einige Worte über das Unterhaltungssystem zu verlieren.<br />
Es umfasst eine umfangreiche Auswahl an Filmen, TV-Serien,<br />
Musik und Spielen. Daneben gibt es die Möglichkeit, einen<br />
kleinen Sprachkurs zu besuchen. Wer die Ruhe gerne nutzt, um<br />
ungestört arbeiten zu können, kann sich auf ein Office-Software-<br />
Packet freuen. Zudem steht ein easy-access Multiport mit Stromversorgung<br />
und USB-Anschlüssen zur Verfügung.<br />
Ausgeruht und frisch am Ziel ankommen<br />
Absolut einzigartig sind die «Gute-Nacht-Services». Sind Sie<br />
müde und möchten völlig ausgeschlafen in Ihrer Zieldestination<br />
ankommen, lassen Sie sich das Bett einrichten, inklusive frischer<br />
Bettwäsche und grossen Kopfkissen. Dabei entsteht das Bett<br />
nicht wie gewöhnlich aus einem umgebauten Stuhl. Vielmehr<br />
handelt es sich um ein Ingenieurskunststück, welches ein freistehendes<br />
Bett hervorzaubern lässt, das dem Namen Bett würdig<br />
ist. Da die Fluggäste am Morgen nicht völlig verknittert aus der<br />
Wäsche schauen sollen, spendiert Singapore Airlines ein Pyjama<br />
von Givenchy. Dazu gibt es diverse Körperpflegemittel aus dem<br />
Hause Kiehl's, welche den Morgen versüssen und das Wohlbefinden<br />
erheblich steigern.<br />
Wie bei der Inbetriebnahme des A380 übernimmt die Singapore<br />
Airlines einmal mehr eine Vorreiterrolle. Ihre Suiten definieren Reiseluxus<br />
gerade neu. Doch das soll nicht das Ende sein. Ein weiterer<br />
Geniestreich ist bei Singapore Airlines in Entwicklung. Verraten<br />
wird darüber noch nichts. In einer anderen Branche würde man<br />
wohl sagen: «There is one more thing.» Wir sind gespannt.<br />
189
TRAVEL<br />
Anime und die<br />
Kinder von Edo<br />
Tokio:<br />
Welcome to Manga City<br />
22 Uhr und noch immer sind viele Bürohochhäuser hell<br />
erleuchtet und Angestellte sitzen wie fleissige Drohnen vor ihren Computern.<br />
Andere Stadtteile erscheinen hingegen wie Comic-Animationen, in denen kindlicher<br />
Spass keine Grenzen zu kennen scheint. In Tokio ist manch einer nicht<br />
nur Lost in Translation, sondern vor allem Lost in Culture.<br />
von Yvonne Beck<br />
Selbst hartgesottene Reisende fühlen sich von Tokio<br />
eingeschüchtert, was weniger an der Sprachbarriere<br />
(die meisten Beschilderungen sind inzwischen auf<br />
Englisch und Speisekarten häufig bebildert) oder der<br />
Grössenordnung der Stadt (momentan zählen die 23<br />
Bezirke Tokios ungefähr neun Millionen Einwohner) liegt, als vielmehr<br />
am Takt, in dem diese Stadt tanzt. Sie lebt einen ambivalenten,<br />
scheinbar disharmonischen Rhythmus, der für europäische<br />
Besucher nur schwer zugänglich ist. In Japans Metropole tragen<br />
selbst die Taxifahrer immer einen Anzug, während 17-jährige<br />
Schülerinnen in Lolita-Outfits durch die Strassen flanieren. Die<br />
Stadt kann sich mit 191 Sterne-Restaurants brüsten, während<br />
auf der anderen Seite nirgendwo auf der Welt so viele Essensautomaten<br />
wie in Japan zu finden sind. In Tokio kann es auch<br />
schon mal vorkommen, dass sich ein Drei-Sterne-Restaurant in<br />
einem Parkhaus befindet und man im Supermarkt formvollendete<br />
Melonen für umgerechnet 250 Franken angeboten bekommt. Die<br />
japanische Liebe für harmonische Formen lässt sich bei Sembikiya<br />
beobachten: Tokios berühmtester Obstladen verkauft seit<br />
1834 ausschliesslich perfekt geformte Früchte.<br />
191
TRAVEL<br />
Prachtmeilen und Verkleidungskult<br />
Auf der Suche nach Kuriosem hat man es in Tokio nie weit. Auf der<br />
Ginza, den Champs-Élysées der Metropole, flaniert man an Designertempeln<br />
vorbei und lässt die exquisiten Schaufenster von<br />
den Luxuslabeln der Welt auf sich wirken. Hier dominieren Louis<br />
Vuitton, Chanel, Gucci, Hermès und Prada. Wer am Wochenende<br />
hingegen zum JR-Bahnhof Harajuku fährt und zum Yoyogi-koen<br />
läuft, erlebt eine ganz andere Welt: ein Potpourri aus Subkulturen –<br />
Gruft-Lolitas, die sich wie Vampire gebärden, Jugendliche mit<br />
Bandagen und Augenklappen – eine wilde Mischung aus Glam<br />
Rock und Halloween. Harajuku ist vor allem bei jungen Japanern<br />
beliebt und gilt mit seinen vielen Läden und Boutiquen als eines<br />
der wichtigsten Modezentren Japans. Zudem ist das Viertel beliebter<br />
Treffpunkt der sogenannten Cosplayers. Der Begriff Cosplay<br />
stammt von «costume play», frei übersetzt «Kostümspiel».<br />
Bei diesem japanischen Verkleidungstrend stellt man eine Figur<br />
durch Kostüm und Verhalten möglichst originalgetreu dar. Der<br />
Charakter kann dabei aus einem Manga, einem Anime, einem<br />
Videospiel oder einem Spielfilm stammen. Dabei übertreffen sich<br />
die Kids gegenseitig an Perfektion und aufwendigen Kostümen.<br />
Tokio ist eine Stadt mit viel Stilbewusstsein, doch jeder hat hier<br />
seinen eigenen Stil. Design, Trends und Schönheit haben einen<br />
hohen Stellenwert in Japans Megacity. Schönheit liegt jedoch immer<br />
im Auge des Betrachters. Doch egal, wer welchen Stil pflegt,<br />
schlecht gekleidete Menschen sieht man in Tokio kaum. Schon in<br />
der Edo-Zeit mauserte sich Tokio zu Japans Modehauptstadt. Die<br />
sogenannten Kinder von Edo verliehen den tristen Kimonos eine<br />
schicke Note, indem sie kleine, bunte Beutel anfertigten, die mithilfe<br />
von «netsuke» (geschnitzten Figuren) befestigt wurden. Seit<br />
dem 19. Jahrhundert orientiert sich Japan an der westlichen<br />
192
TRAVEL<br />
Mode, doch immer wieder trifft man auf den Strassen der Stadt<br />
Menschen, die nach wie vor traditionelle Kleidung tragen. Bei<br />
Hochzeiten, Feierlichkeiten und Feuerwerken streifen noch viele<br />
Kimonos über. Auch im modischen Bereich ist Japan somit<br />
ein Land zwischen Tradition und Moderne, und in keiner anderen<br />
Stadt leben Zukunft und Vergangenheit so deutlich nebeneinander<br />
wie in Tokio.<br />
Manga, Lolitas und Japans High Society<br />
Roboter, Superhelden und niedliche Schulmädchen – vieles in<br />
Tokio klingt nach kindlicher Unterhaltungskost. Doch selbst erwachsene<br />
Frauen und gestandene Geschäftsmänner unterliegen<br />
dem «Hello Kitty»-Reiz und der grellbunten Manga-Lektüre. Die<br />
Comicwelt Japans richtet sich längst nicht mehr nur an Kinder,<br />
immer wieder trifft man in den Zügen auf biedere Anzugträger,<br />
die in telefonbuchdicke Samurai-Mangas versunken sind. Wöchentlich<br />
erscheinen zig Manga-Anthologien von der Ganger-Saga<br />
über Schachthemen bis zu Softpornos. In Japan werden circa<br />
266 Magazine mit einem auf den Monat umgerechneten Gesamtumfang<br />
von etwa 100ʼ000 Seiten veröffentlicht. Noch schräger<br />
als die Manga-Comics sind mitunter nur die Anime-Filme mit<br />
ihren Horden von grossäugigen Schulmädchen, Knuddelmonstern<br />
und mechatronischen Superhelden. Einige Filme wie der<br />
2003 erschienene Film «Chihiros Reise ins Zauberland», Japans<br />
bisher erfolgreichster Film, erhielten gar einen Oscar<br />
für das beste animierte Werk. Fans<br />
können im Ghibli-Museum einen<br />
Blick hinter die Kulissen dieser einzigartigen<br />
Kunstform werfen.<br />
Und der Boom ist ungebremst,<br />
noch immer werden jährlich circa<br />
5000 Anime-Filme produziert.<br />
Wer vollständig in die Welt der Anime und<br />
Mangas versinken möchte, sollte Akihabara<br />
ansteuern. Hier gibt es nicht nur hunderte von Comicläden,<br />
auch jede Menge Souvenirs-Animes und Manga-T-Shirts gehen<br />
hier über die Theke. Zu den Lieblingsbeschäftigungen der «otaku»<br />
(Computerfreaks oder japanische Nerds) gehört ein Besuch<br />
im «@home cafe». Hier bedienen Kellnerinnen im französischen<br />
Dienstmädchendress, die die männlichen Gäste als «go-shujinsama»<br />
(Meister) ansprechen. Ja, in Tokio gibt man sich auch gerne<br />
etwas anzüglich, doch alles bleibt im Rahmen und ist ein eher<br />
unschuldiger Zeitvertreib.<br />
Wem das alles zu freakig ist, aber trotzdem nicht auf sein Teestündchen<br />
verzichten möchte, der sollte spätestens zur Teatime<br />
ins The Peninsula Hotel Tokyo einkehren. In der Lobby des Hotels<br />
treffen sich die feinen, reichen Damen Tokios zu Törtchen und<br />
feinstem Gebäck, untermalt von leiser Livemusik. Zudem bietet<br />
das Hotel den optimalen Ausgangspunkt zur Erkundung der Stadt.<br />
Wie kaum ein anderes Hotel blickt das «Peninsula Tokyo» auf die<br />
beiden Gesichter der japanischen Millionenmetropole: Auf der einen<br />
Seite erstrecken sich die Kaiserlichen Gärten mit ihren Grünanlagen<br />
in meditativer Ordnung, auf der anderen tobt das quirlige<br />
Geschäftsleben in angesagten Restaurants, Bars und Designerläden.<br />
Die Ginza ist fussläufig in circa zehn Minuten zu erreichen und<br />
vor der Tür befinden sich zwei U-Stationen,<br />
«Je seichter der Strom, desto<br />
wilder die Wellen.»<br />
japanisches Sprichwort
© Payton Adams Photography<br />
Hauptsponsor<br />
WELTKLASSE - SPRINGTURNIER<br />
10. BIS 13. JANUAR 2013<br />
ST. JAKOBSHALLE BASEL<br />
www.csi-basel.ch<br />
Official Broadcaster<br />
Sportfonds Baselland
TRAVEL<br />
die schnell in eine wiederum ganz andere Welt Tokios führen. Das<br />
Hotel verfügt über 314 Zimmer, darunter 47 Suiten. Raum ist in Tokio<br />
der wahre Luxus. Und dies gilt besonders für das «Peninsula»:<br />
Hier sind die Zimmer nicht nur anspruchsvoll gestaltet, sondern<br />
auch von der Grösse her luxuriös. Die Gästezimmer (ab 51 m²) zählen<br />
zu den grössten in Tokio. Kurz gesagt: Das «Peninsula» gehört<br />
sicherlich zu einem der besten Orte der Stadt, in dem sich der Besucher<br />
von all den vielen verwirrenden neuen Eindrücken erholen<br />
kann. Doch auch im Haus selbst kann man vieles von der japanischen<br />
Kultur erfahren. The Peninsula Hotel Tokyo beherbergt eine<br />
der interessantesten Sammlungen zeitgenössischer asiatischer<br />
Kunst in der Fünf-Sterne-Hotellerie. Eigens für das Haus schufen<br />
60 Künstler rund 1000 Werke. Ob Papierkunst, Wandbilder aus<br />
Ton oder Skulpturen – die Werke der japanischen Künstler und<br />
ihre überlieferten Techniken erklärt der Peninsula Art Walk in einer<br />
iPod-Tour.<br />
«Die Amerikaner wollen im Jahr 2019 einen Mann<br />
auf den Mars schicken. Die Japaner haben schon gesagt: ‹Fein.<br />
Er kann bei uns übernachten.›»<br />
Das Automatenparadies<br />
In Japan stehen insgesamt mehr als 5,5 Millionen Automaten, die<br />
umgerechnet mehr als 60 Milliarden US-Dollar schlucken. Man<br />
findet sie in Hochgeschwindigkeitszügen, abgelegenen Dörfern<br />
und sogar auf dem Berg Fuji. Tokio ist nicht nur die Hauptstadt<br />
des Landes, sondern mit Sicherheit die Hauptstadt der Automaten.<br />
Es gibt sie an jeder Ecke in nahezu jeglicher Form. Zudem<br />
spucken sie so ziemlich alles aus, was man sich wünschen könnte:<br />
Zigaretten, Sake, Reis, Nudeln, Blumen, Spielzeug, Toilettenpapier,<br />
Wettscheine, Versicherungen, Unterwäsche, Pornografie<br />
oder Popcorn. Selbst für Fetischisten gibt es spezielle Automaten<br />
mit getragener Unterwäsche oder Sexspielzeugen. Eine Erklärung<br />
für die Beliebtheit der Verkaufsmaschinen gibt das Buch «Kulturgeschichte<br />
der Automaten»: Japaner schätzen Bequemlichkeit,<br />
wollen einkaufen, ohne mit jemandem reden zu müssen, und begeistern<br />
sich generell für jegliche Art von Automatisierung, daher<br />
erfreuen sich wohl auch Industrieroboter so grosser Beliebtheit.<br />
Auch verwundert es nicht, dass Spielhöllen zu jeder Tages- und<br />
Nachtzeit gut besetzt sind. Stundenlang starren Jugendliche auf<br />
bunte Lichter, schwirrende Kugeln, 3D-Animationen, eingehüllt<br />
von den schrillen Tönen der Automaten. Was diese blinkenden<br />
Helfer und Unterhaltungsautomaten jedoch sicher nicht können,<br />
ist die sozialen Bedürfnisse einer Gesellschaft zu befriedigen, deren<br />
Leben von sehr strengen Hierarchien und Benimmregeln geprägt<br />
ist. Trotzdem wimmelt es in der Stadt von Maschinen und<br />
man versinkt mancherorts förmlich in einem Meer aus Elektrogeräten,<br />
selbst auf dem sogenannten stillen Örtchen empfangen<br />
uns hypermoderne Toiletten mit bis zu dreissig Knöpfen und dem<br />
nachgeahmten Rauschen einer Wasserspülung.
Gehören Sie schon bald<br />
zu unserer exklusiven Leserschaft<br />
24<br />
LIMITED EDITION AUTUMN 2012<br />
23<br />
LIMITED EDITION SUMMER 2012<br />
25<br />
LIMITED EDITION WINTER 2012<br />
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TRAVEL<br />
Weltreise für die Sinne<br />
Kussmund auf hoher See<br />
Der Himmel auf Erden liegt auf dem Wasser. Wer erleben möchte, was Vielfalt und<br />
Abwechslung auf einer Kreuzfahrt bedeuten, der sollte mit der AIDA reisen. Auf einem<br />
Schiff der AIDA Kussmundflotte kann jeder nach seiner Façon glücklich werden. Das gilt<br />
besonders für die grenzenlose Vielfalt im AIDA Body & Soul, dem Spa- und<br />
Fitness-Bereich an Bord.<br />
von Yvonne Beck<br />
Grosszügige Pool- und Saunalandschaften sowie die<br />
lichtdurchfluteten Wellness-Oasen, auf den AIDA<br />
Schiffen der neueren Generation, eröffnen himmlische<br />
Aussichten für die perfekte Entspannung. Ob<br />
Aromasauna oder ayurvedische Massage, ob karibische<br />
Wohlfühlbehandlung oder eine Sinnesreise mit Terraké zu den<br />
Ursprüngen der Schönheit – im Body & Soul-Spa kann sich jeder<br />
Gast sein ganz individuelles Wohlfühl-Programm zusammenstellen.<br />
Der AIDA Body & Soul-Sportbereich bietet alles, was ein modernes<br />
Fitnessstudio ausmacht – von Cardio- und Kraftgeräten bis zur Power<br />
Plate, dem Fitnessgerät der Stars. Verschiedene Workshops<br />
wie Yoga, Pilates oder Flexi Bar und bis zu dreissig meist kosten-<br />
198
TRAVEL<br />
freie Kurse pro Reise eröffnen fantastische Möglichkeiten zur aktiven<br />
Erholung. Dazu bieten das Sportaussendeck und der Joggingparcours<br />
auf allen AIDA Schiffen viel Platz für Aktivitäten.<br />
Zuhause und Luxus pur auf dem Meer<br />
An Bord von AIDA fühlt man sich immer zu Hause. Nach einem<br />
erlebnisreichen Tag kann der Gast in komfortabel ausgestatteten,<br />
behaglichen Kabinen wunderbar entspannen. Zur Auswahl stehen<br />
Balkon-, Meerblick- und Innenkabinen in verschiedenen Belegungsvarianten<br />
sowie besonders grosszügige Suiten. Annehmlichkeiten<br />
wie Satelliten-TV, Telefon, Safe, Föhn und regulierbare Klimaanlage<br />
sind ebenso selbstverständlich wie die liebevolle Ausstattung<br />
bis ins kleinste Detail. Auf den Balkons der neuen AIDA Generation<br />
können Gäste sogar in der Hängematte schaukeln, während die<br />
Sonne im Meer versinkt. Um den AIDA Suiten-Gästen noch mehr<br />
zu bieten, wurde den Hochgenüssen an Bord das berühmte i-Tüpfelchen<br />
aufgesetzt. Zur Begrüssung stehen frisches Obst, Pralinen<br />
und Champagner in Ihrer Suite bereit. Am Abend des Anreisetages<br />
werden Sie mit einem 3-Gang-Menu im Gourmet-Restaurant<br />
«Rossini» verwöhnt. Mit einem SPA-Gutschein zum Kennenlernen<br />
kann man sich ein wohltuendes Extra gönnen. Und auch das Badezimmer<br />
gleicht einem Wellnessbereich – mit Annehmlichkeiten wie<br />
Duschgel, Peeling-Seife und Körperemulsionen für streichelzarte<br />
Haut. Ein privates Sonnendeck vollendet den Luxus der AIDA Suite.<br />
Panorama-Kabinen und Panorama-Suiten.<br />
Atmosphäre sorgt Entspannungsmusik im Kabinenflur. Die Panorama-Deluxe-Suiten<br />
sind zusätzlich mit dem Fitnessgerät Power Plate,<br />
einer Whirlwanne inkl. Wellnessdusche, einer Wii Fit und einer iPod-<br />
Station ausgestattet.<br />
Kulinarische Hochgenüsse und Showtime<br />
Die Restaurants laden zu einer Entdeckungsreise durch die besten<br />
Küchen der Welt ein. Die Atmosphäre in den Restaurants ist genauso<br />
entspannt wie alles an Bord von AIDA. Von Sonnenaufgang bis<br />
zum späten Abend können die Gäste speisen, mit wem und wann<br />
immer sie möchten – ohne Tischordnung und feste Zeiten. Die Tischgetränke,<br />
wie Softdrinks, Wein und Bier, sind zu den Hauptmahlzeiten<br />
inklusive. In den A-la-carte-Restaurants zaubern Spitzenköche<br />
aus marktfrischen Zutaten feinste Kreationen – von mediterraner<br />
Gourmetküche über amerikanische Fleischspezialitäten bis zu japanischen<br />
Sushi. Auch die Weinkarte lässt keine Wünsche offen.<br />
Das Show-Ensemble begeistert Abend für Abend mit spektakulären<br />
Shows, fantasievollen Choreografien und akrobatischen Glanzleistungen,<br />
die alle eigens für AIDA arrangiert werden. Im gläsernen<br />
Theatrium auf den Schiffen der neuen AIDA Generation eröffnet<br />
sich eine einzigartige Welt des Entertainments, die Sie von drei<br />
Decks aus geniessen können. Eine feste Showtime gibt es nicht.<br />
Die Gäste entscheiden, wann Sie kommen und gehen.<br />
Jedes AIDA Schiff ist ein schwimmendes Wellnesshotel. Auf den<br />
jüngsten Schiffen «AIDAblu», «AIDAmar», «AIDAsol» und «AIDAstella»<br />
erlebt man sogar eine völlig neue Dimension des Wohlfühlens.<br />
Als Gast einer exklusiven Panorama-Balkonkabine oder Panorama-Suite<br />
fühlt man sich Tag und Nacht wie im siebten Himmel. Die<br />
Panorama-Kabinen liegen in unmittelbarer Nähe zum Body & Soul-<br />
Spa-Bereich auf Deck 12, so dass man diesen ganz entspannt im<br />
Bademantel erreichen kann. Das Kabinendesign entspricht dem<br />
individuellen Look des Spa-Bereiches an Bord. Für eine wohlige<br />
AIDA-Inklusiv-Leistungen auf einen Blick:<br />
• Vollpension mit Tischgetränken<br />
• Attraktive Sport- und Wellnessangebote<br />
• Entertainment der Spitzenklasse<br />
• Kinderbetreuung im Kids Club<br />
• Deutsch als Bordsprache<br />
• Trinkgelder<br />
www.aida.ch<br />
199
EVENTS<br />
Schwanensee<br />
Das Russische Staatsballett auf Jubiläumstournee<br />
Ein Vierteljahrhundert hierzulande auf Tournee – diesen «Geburtstag» begeht das<br />
Russische Staatsballett auf seiner Gastspielreise 2012/2013.<br />
von Yvonne Beck<br />
Im Rahmen des Jubiläums hat das Ensemble unter anderem<br />
einen beliebten Klassiker im Programm: «Schwanensee».<br />
Das «Ballett der Ballette», welches in vier Akten<br />
die Geschichte von Prinz Siegfried und Schwanenkönigin<br />
Odette erzählt, hat seit seiner Premiere (in der bis heute<br />
massgeblichen Inszenierung) 1895 nichts von seinem zauberhaften<br />
Charme verloren. Akrobatisch sehenswert sowie tänzerisch<br />
exquisit, entsteht zur inspirierenden Musik Tschaikowskys ein unwiderstehliches<br />
Bühnenerlebnis für Jung und Alt, das mit seiner<br />
einzigartigen Ausdruckskraft allerhöchsten Ansprüchen genügt.<br />
Eintrittskarten für die Aufführungen des Meilensteins kosten zwischen<br />
28 und 55 Euro (zuzüglich Gebühren).<br />
Auf Jubiläumstournee garantieren das hochkarätig besetzte Ensemble<br />
des Russischen Staatsballetts und die professionelle Produktion<br />
dafür, dass «Schwanensee» auch fortan eine Sternstunde<br />
der Ballettkunst darstellt.<br />
«Schwanensee»-Termine in der Schweiz<br />
06.01.13 CH-Lugano, Palazzo dei Congressi (18 Uhr)<br />
22.01.13 CH-Zürich, Kongresshaus (20 Uhr)<br />
www.russisches-staatsballett.com<br />
200
EINE PRODUKTION VON THOMAS DÜRR UND CLEMENS ZIPSE<br />
Basels erfolgreichstes Gourmet- und Varietétheater<br />
im<br />
„Exquisite Kulinarik trifft auf Akrobatik“<br />
(Basellandschaftliche Zeitung)<br />
MEDIENPARTNER<br />
PARTNER<br />
4-Gang-Gourmet-Menü<br />
von Peter Moser<br />
„Ausfl ug in eine fabelhafte andere Welt“<br />
(Basler Zeitung)<br />
25.11.2012 - 13.01.2013 IM SPIEGELPALAST BASEL ROSENTALANLAGE<br />
JETZT RESERVIEREN: WWW.PALAZZOCOLOMBINO.CH · TEL.: 079 800 75 75
<strong>PRESTIGE</strong> EVENTS<br />
Pferde,<br />
Schnee<br />
& Ski<br />
AROSA<br />
Pferderennen auf Schnee<br />
Am 13. Januar 2013 wird mit den Pferderennen auf Schnee in<br />
Arosa die Turf-Saison 2013 glanzvoll eröffnet. Nebst Flach- und<br />
Trabrennen sowie berittenen Skijörings stehen in Arosa weltexklusiv<br />
Hürdenrennen auf Schnee auf dem Programm. Eine Woche<br />
später findet auf dem traumhaft gelegenen Oval auf dem gefrorenen<br />
Arosa Obersee der zweite Renntag statt. Die prickelnde<br />
und einzigartige Atmosphäre der Pferderennen auf Schnee erleben<br />
in Arosa nicht nur Turf-Interessierte, sondern auch Gäste aus<br />
aller Welt, die in Ferienstimmung aussergewöhnliche und schöne<br />
Erlebnisse geniessen.<br />
Der Grundstein zu den Pferderennen auf Schnee in Arosa liegt<br />
bereits über 100 Jahre zurück. Am 29. Dezember 1910 machte<br />
der Hotelierverein Arosa die Anregung, den Skikjöring-Sport<br />
auch in Arosa einzuführen. Bereits am 13. Januar 1911 wurde der<br />
Skikjöring-Club Arosa gegründet und am 29. Januar des gleichen<br />
Winters konnte zum ersten Rennen auf dem Arosa Obersee<br />
gestartet werden. Aus den Skikjöring-Rennen entstanden über<br />
die Jahre die heutigen Pferderennen auf Schnee mit den weltweit<br />
einzigartigen Hürdenrennen.<br />
83. Internationale Lauberhornrennen<br />
Das grösste alljährlich wiederkehrende Lauberhornrennen findet<br />
jeweils Mitte Januar vor der schönsten Bergkulisse von Eiger,<br />
Mönch und Jungfrau statt. Die jährlich zunehmenden Zuschauerzahlen,<br />
die TV-Rekordeinschaltquoten und die stetig zunehmende<br />
Medienpräsenz beweisen, dass Wengen mit über 80 Jahren<br />
Tradition zu den Highlights im alpinen Skirennsport gehört. Die im<br />
Jahr 1930 erstmals durchgeführten Internationalen Lauberhorn-<br />
Skirennen werden seit der Wintersaison 1966/67 im Rahmen des<br />
alpinen FIS Ski-Weltcups ausgetragen. Die Abfahrt ist das längste<br />
Rennen im Ski-Weltcup und der Slalom gehört zu den schwierigsten<br />
Läufen weltweit.<br />
Bekannt ist vor allem die legendäre Lauberhornabfahrt. Sie ist mit<br />
circa 4,5 Kilometer Länge und mit Fahrzeiten um 2:30 Minuten<br />
die längste aller Abfahrten und weist mit knapp 160 km/h auch<br />
die höchste Maximalgeschwindigkeit auf. Das Lauberhornrennen<br />
zählt zu den Klassikern des alpinen Skiweltcups und wird traditionellerweise<br />
im Januar, eine Woche vor dem Hahnenkammrennen<br />
in Kitzbühel, durchgeführt. Am Freitag steht üblicherweise<br />
die Super-Kombination, die 2005 in Wengen erstmals im Weltcup<br />
ausgetragen wurde, auf dem Programm. Es folgen die Abfahrt<br />
am Samstag und der Slalom am Sonntag.<br />
FIS Ski World Cup Lauberhorn<br />
18. Januar 2013 Superkombination<br />
19. Januar 2013 Abfahrt<br />
20. Januar 2013 Slalom<br />
LAUBERHORN<br />
202
<strong>PRESTIGE</strong> EVENTS<br />
Internationale Pferderennen auf Schnee seit 1907<br />
White Turf – ein Event der exklusiven Spitzenklasse, spannender<br />
Pferderennsport, edles Catering, attraktive Musik und Kunstdarbietungen<br />
verpackt in einer von Sonne überfluteten, einzigartigen<br />
Landschaft.<br />
Polo at its best!<br />
Der St. Moritz Polo World Cup on Snow ist das weltweit prestigeträchtigste<br />
Winter-Poloturnier auf Schnee. Vier High Goal Teams<br />
mit Handicaps zwischen 15 und 18 Goals kämpfen auf dem gefrorenen<br />
St. Moritzersee jedes Jahr um den Sieg. Die Zuschauer<br />
erleben dabei vor traumhafter Bergkulisse eine Welt des Sports,<br />
die von Stärke, Eleganz, Geschwindigkeit, Stolz und dem traditionellen<br />
britischen Sportgeist geprägt ist.<br />
Inmitten der herrlichen Bergkulisse treffen sich Gäste und Einheimische<br />
zum grössten Event des Engadins auf dem gefrorenen St.<br />
Moritzersee. Trommelnde Hufe auf stiebendem Schnee. Spannende<br />
Galopp- und Trabrennen, mit Wettbüro. Tollkühne Männer<br />
und Amazonen auf Skiern hinter unberittenen Vollblutpferden<br />
beim einzigen Skikjöring-Rennen der Welt. Ein wahres Fest der<br />
Sinne und ein gesellschaftlicher Höhepunkt der Saison. Beim gesellschaftlichen<br />
Höhepunkt der Saison faszinieren trommelnde<br />
Hufe auf stiebendem Schnee nicht nur Pferdesportliebhaber. Ein<br />
Grossanlass, bei dem nicht nur Champagner auf Eis gelegt wird,<br />
ist Jahr für Jahr ein einzigartiger Treffpunkt für die High Society,<br />
Besitzer, Trainer und Jockeys aus aller Welt wie aber auch für die<br />
treuen einheimischen Besucher. Über 35ʼ000 mitfiebernde Besucher<br />
werden an den ersten drei Februarsonntagen lautstark<br />
ihren Favoriten zujubeln, Wetten tätigen, in einer gediegenen Zeltwelt<br />
bestes Catering geniessen und zu guter Letzt bei den Prix<br />
d’Honneurs traumhafte Preise wie Aufenthalte in Luxushotels und<br />
Ferien auf entfernten Inseln gewinnen.<br />
In einer einzigartigen Atmosphäre, welche seinesgleichen sucht,<br />
heisst es am 03. 02., 10. 02. und 17. 02. 2013 «cavalli partiti» –<br />
«passion for races!». Die Prestige Media AG freut sich besonders<br />
auf den dritten Rennsonntag, an dem ein verlagseigenes<br />
«Prestige»-Rennen stattfinden wird.<br />
Nach dem Round-Robin-Prinzip spielt jedes Team gegen jedes.<br />
Höhepunkte des Turniers sind das kleine und das grosse Finale<br />
am Sonntag. Die Partien sind auf höchstem Niveau und erfordern<br />
von den Weltelite-Spielern wie von den Pferden Konzentration,<br />
Kraft, Geschick, Mut und Ausdauer. Die speziellen Verhältnisse<br />
auf Schnee, die ungewohnte Lage auf 1800 m ü. M. und das kosmopolitische<br />
St. Moritz machen das Turnier weltweit einzigartig.<br />
Davon überzeugen sich jeweils rund 15'000 Zuschauer aus aller<br />
Welt, die Ende Januar auf den St. Moritzersee pilgern. Für ein<br />
spannendes Poloturnier und Weltklasseniveau sorgen vom 24. –<br />
27. Januar 2013 folgende vier Patrons: Richard Davis (GBR) für<br />
Team Cartier, Jonathan Munro Ford (AUS) für Team Bank Sal.<br />
Oppenheim, Michael Bickford (USA) für Team Ralph Lauren und<br />
Andreas Knapp Voith (ESP) für Team BMW.<br />
ST.MORITZ<br />
203
SCHLUSSWORT<br />
Vorschau Volume 26<br />
Publisher<br />
Owner<br />
Francesco J. Ciringione<br />
Prestige Media AG<br />
Publishing Director<br />
Boris Jaeggi<br />
b.jaeggi@prestigemedia.ch<br />
Karge Schönheit<br />
Namibia – das Land im Südwesten Afrikas zwischen den Flüssen<br />
Oranje im Süden und Kuenen im Norden – ist ein Land voller Kontraste<br />
und Gegensätze. Die Landesfläche ist mehr als doppelt so<br />
gross wie die Deutschlands, hat aber mit knapp 2,2 Millionen Einwohnern<br />
die geringste Bevölkerungsdichte weltweit. Trotzdem ist<br />
die ethnische Vielfalt grösser als in den meisten Ländern der Welt.<br />
<strong>PRESTIGE</strong> bereiste das karge, raue Land und fand eine Welt der<br />
Kontraste in einer unnachahmlichen Farbenpracht.<br />
Head of Production<br />
Art Director<br />
Sales<br />
Product Manager Beauty/Fashion<br />
Editor in Chief<br />
Editors<br />
Julia Moos<br />
j.moos@prestigemedia.ch<br />
Julia Moos<br />
Virginie Vincent<br />
v.vincent@prestigemedia.ch<br />
Valeska Jansen<br />
v.jansen@prestigemedia.ch<br />
editorial staff<br />
Yvonne Beck<br />
Yvonne Beck, Walter Bollier, Gisbert L. Brunner, Vera Dillier,<br />
Niggi Freundlieb, Wilhelm J. Grusdat, Lone K. Halvorsen,<br />
Valeska Jansen, Jascha Köhler, Joos Kündig, Roland Löwisch,<br />
Tim Marschall, Angelika Möller, Gabriel Palacios, Lilly Steffen,<br />
Helena Ugrenovic, Björn Vogt, Götz Winter, Dominique Zahnd<br />
News<br />
Cover Picture<br />
Yvonne Beck, Lone Halvorsen<br />
JULIA SALLER / BLAUBLUT - EDITION . COM<br />
Italienischer Stararchitekt<br />
Aldo Rossi, einer der wichtigsten Vertreter der Postmoderne, gehört<br />
zu den richtungsweisenden Architekten und Theoretikern des 20.<br />
Jahrhunderts. In den 1970er Jahren war der Mailänder Gastprofessor<br />
und Dozent an der ETH Zürich. Seine charismatische, polarisierende<br />
Persönlichkeit und sein schillernder Intellekt als engagierter<br />
Lehrer prägten eine ganze Schweizer Architektengeneration.<br />
Photographs<br />
Corrector<br />
Ascot Elite, Miramax Films, Warner Bros, Fox Searchlight, Touchstone<br />
Pictures, Pirelli, Karim Bhorania, Burkhard Driest, Beyer,<br />
Issey Miyake, Kiki Kausch, Giani Pisano, Hermès, Grey Goose,<br />
Fendi, Privatklinik ALTA AESTHETICA, Kérastase, Aston Martin,<br />
Patricia Urquiola, Oscar Niemeyer, Singapore Airlines, Yvonne<br />
Beck, AIDA Cruises, Russisches Staatsballett, Swiss Images,<br />
Arosa Tourismus, shutterstock.com<br />
Andreas Probst<br />
Main Office<br />
Prestige Media AG<br />
Bösch 73<br />
CH-6331 Hünenberg<br />
publisher/productiON<br />
Prestige Media AG<br />
Leimgrubenweg 4<br />
CH-4053 Basel<br />
Telefon 0<strong>04</strong>1 61 335 60 80<br />
Telefax 0<strong>04</strong>1 61 335 60 88<br />
info@prestigemedia.ch<br />
www.prestigemedia.ch<br />
Web & Support<br />
Internet<br />
E-Mail<br />
Coordination<br />
Abo Service<br />
Price / Issue<br />
Price / Year<br />
Dejan Djokic<br />
www.prestigemag.ch<br />
info@prestigemedia.ch<br />
Laura Giarratana<br />
Serpil Dursun<br />
s.dursun@prestigemedia.ch<br />
CHF 10.–<br />
CHF 39.–<br />
Der intime Blick durch die Linse<br />
Bert Stern ist einer der grössten Porträtfotografen Amerikas, schoss<br />
in den 1960er Jahren 200 Seiten pro Jahr für die «Vogue» und produzierte<br />
viele der wichtigsten Print- und Fernseh-Werbekampagnen.<br />
Am bekanntesten sind seine revolutionären Print-Anzeigen<br />
für Smirnoff und seine Porträtserie von Marilyn Monroe nur sechs<br />
Wochen vor ihrem Tod.<br />
Frequency<br />
vierteljährlich<br />
WEMF 2012/2013 – 25.120 Exemplare<br />
Wiedergabe von Artikeln und Bildern,<br />
auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit<br />
ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion.<br />
Für unverlangte Zusendungen wird von Redaktion<br />
und Verlag jede Haftung abgelehnt.<br />
Freuen Sie sich mit uns auf die im März 2013 erscheinende Ausgabe<br />
mit vielen spannenden Themen und Reportagen.<br />
<strong>PRESTIGE</strong> prestigemagazin.com<br />
is a registered trademark. (IGE 596'147)<br />
2<strong>04</strong>
Für mein romantisches Rendezvous:<br />
Pop und klassische Liebeslieder<br />
Für mein Couture Einkaufserlebnis:<br />
Die neuesten Kollektionen vom Laufsteg<br />
Musik- und Visuellunterhaltung<br />
für jede Stimmung.<br />
Ich bin nicht die gleiche Person bei jedem<br />
Flug. Meine Welt ist luxuriös und ich lebe<br />
meine Stimmungswechsel. Eine persönliche<br />
Begleitung durch das Check-in und Passkontrolle<br />
an Bangkoks Flughafen Suvarnabhumi<br />
geniesse ich immer, auch werde ich dort mit<br />
einer Spa-Behandlung verwöhnt. An Bord,<br />
eine erlesene Gourmetselektion, Privatsphäre-<br />
Optionen mit dem zum bequemen Bett<br />
wandelbaren Sitz und immer neuesten Unterhaltungsprogramm,<br />
was möchte ich heute?<br />
Das muss ich jetzt noch nicht entscheiden. Am<br />
Board der Royal First Klasse wähle ich, was<br />
und wann ich will. Ich fliege THAI.<br />
Information und Reservation: T <strong>04</strong>4 215 65 00, www.thaiair.ch,<br />
reservation@thaiair.ch oder in jedem Reisebüro.
ucherer.com<br />
oyster perpetual datejust special edition