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PRESTIGE_03_2013_WEB

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28<br />

LIMITED EDITION auTuMN <strong>2013</strong><br />

CULTURE<br />

TRAVEL<br />

LIVING<br />

DRIVE STYLE<br />

BEAUTY<br />

FASHION<br />

Culinarium<br />

FINANCE<br />

WATCHES & JEWELLERY<br />

& mOrE<br />

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Rubriken<br />

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Rubriken<br />

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The Luxury Way of Life | 1


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Rubriken


Rubriken<br />

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Rubriken<br />

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Rubriken<br />

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The Luxury Way of Life | 7


Rubriken<br />

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Rubriken<br />

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The Luxury Way of Life | 9


Rubriken<br />

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Rubriken<br />

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The Luxury Way of Life | 11


Rubriken<br />

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Rubriken


inhalt<br />

CULTURE<br />

25 Knackig. Kühn. Klug<br />

Nicole Kidman<br />

36 Artisan Atelier<br />

Höchste Kreativität trifft auf präzise Handwerkskunst<br />

36<br />

25<br />

42 coffee table books<br />

Von Art Deco bis Royal Edition<br />

44 Drache, Tiger und Kirschblüten<br />

Yakuza<br />

50 Unterwegs von Chur nach Tirano<br />

Mit Rolf Sachs<br />

56 Baloise Session <strong>2013</strong><br />

Unvergessliche und unkonventionelle Konzerte<br />

60 Schrecklich schöne Aufnahmen<br />

Der Fotograf Martin Parr<br />

50<br />

fashion<br />

69 obi<br />

Kunst, Tradition und Markenzeichen<br />

78 Die Schweiz ALS MODelanD<br />

Mehr als Käse<br />

69<br />

88 chopard<br />

94 Rolls-Royce<br />

104 fashion shortcuts<br />

Für echte Kerle und Pfützenspringer<br />

110 New Look<br />

Revival einer Silhouette<br />

110<br />

14 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 15


inhalt<br />

WATCHEs & JEWELLERY<br />

117 Die Blaue Stunde<br />

Zifferblätter à la Yves Klein<br />

128 Raritäten der Uhrenwelt<br />

Bergkristall und feinste Goldschmiedearbeit<br />

128<br />

117<br />

CULINARIUM<br />

135 Unterwegs in Frankreichs Speisekammer<br />

Geniesserregion Rhône-Alpes<br />

146 Die süsse Versuchung<br />

Ein kleines Stückchen Glück<br />

156 Sag es mit Schokolade<br />

Süsser Herbst mit feiner Schokolade<br />

135<br />

160 food news<br />

146<br />

Beauty<br />

163 gefährliche Liebschaften<br />

Duftoeuvre by Kilian<br />

172 Handlesen<br />

Samtpfoten erwünscht<br />

178 Die Privatklinik<br />

Alta Aesthetica kennt kein Sommerloch<br />

182 Der Luxus-Parfumeur<br />

Alberto Morillas<br />

163<br />

182<br />

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inhalt<br />

DRIVE STYLE<br />

202<br />

193 Wo Männer zu Legenden wurden<br />

Pikes Peak<br />

202 Auf den Spuren des Glücks<br />

Harley Davidson meets Relais & Châteaux<br />

living<br />

213 Der Recycling-Designer<br />

Piet Hein Eek<br />

218 living news<br />

220 No commercial<br />

Front Design<br />

213<br />

220<br />

finanCE<br />

228 Teilen heisst der Trend<br />

Die neuen Formen der Unterstützungsökonomie<br />

234<br />

240<br />

232 Sich als Einheimischer fühlen<br />

Gelungener Urlaub aus privater Hand<br />

234 Mojito-Zahnpaste von Kunden erfunden<br />

Crowdsourcing – ein neuer Heilsbringer?<br />

240 Unternehmensinnovationen<br />

Die neue Kultur des Teilens<br />

242 Neue Perspektiven<br />

Finanzierungsplattform für Crowdfunding<br />

travel<br />

247 Viva Las Vegas<br />

Gambler Paradise<br />

252 big City Symphony<br />

Der Reiz der Grossstadt<br />

262 Die Traditionelle Thai-Massage<br />

Kunst der heilsamen Berührung<br />

268 Tel Aviv<br />

Durchs Objektiv der Kiki Kausch<br />

247 268<br />

18 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

DOPPELTE SICHERHEIT<br />

EXTREM<br />

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1959<br />

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1961<br />

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WIDERSTANDSFÄHIGKEIT<br />

AUF GEHÄUSEBODEN<br />

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GMT – ZWEITE ZEITZONE (24 H)<br />

12-STUNDEN-CHRONOGRAPH<br />

The Luxury Way of Life | 19


inhalt<br />

Top Events of Switzerland<br />

281 Die Topelite des grünen Sports<br />

Omega European Masters<br />

286 Olympia an einem Abend<br />

«Weltklasse Zürich»<br />

281 286<br />

kolumnen<br />

41 DJ Antoine – Die Annehmlichkeiten des Lebens – Luxus oder Notwendigkeit<br />

67 Wilhelm J. Grusdat – Aus dem Leben eines Galeristen: Reine Geschmackssache<br />

86 Gabriel Palacios – Anleitung zum Schlaraffenlandspiel<br />

92 Tamara Wernli – «Gefällt mir!»<br />

190 Götz Winter – The Sweet Smell of Success<br />

238 Walter Bollier – Vietnam – China lagert kräftig in den Tigerstaat aus<br />

279 Vera Dillier – Statussymbole<br />

news<br />

108<br />

108 wiesn schmankerl<br />

132 womanman streetstyle<br />

170 black & gold<br />

177 hand care<br />

188 Personal Chemistry for Her<br />

189 Personal Chemistry for Him<br />

210 Bikers paradise<br />

245 It’s a Man’s World<br />

292 Vorschau & Impressum<br />

210<br />

170<br />

245<br />

20 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

erhältlich bei:<br />

The Luxury Way of Life | 21<br />

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Rubriken<br />

22 | <strong>PRESTIGE</strong>


Vvor Ihnen liegt die neue Ausgabe des Magazins <strong>PRESTIGE</strong>. Bunt<br />

und vielfältig wie sich bald die Herbstwälder zeigen werden, so sind<br />

auch unsere Themen. Wir reisen mit Ihnen in den fernen Osten und<br />

wandern auf den Spuren der Yakuzza. – Ein mit fast 86’000 Mitgliedern<br />

grosses Verbrechersyndikat. Es gibt keinen Geschäftszweig in Japan,<br />

der nicht von den Yakuzza beherrscht wird. Zu erkennen sind sie an ihren Tätowierungen,<br />

denn seit Jahrhunderten ritzen sich Mafiamitglieder Japans ihre<br />

Zusammengehörigkeit unter die Haut. In ganz anderen leuchtende Farben<br />

zeigt sich Japans Obi, der kunstvoll drapierte, breite Bindegürtel über den<br />

Kimonos. Bis zu fünf Meter lang ist der aus schwerem Seidenbrokat gefertigte<br />

Gürtel. Seine Tradition hält er seit der Heian-Zeit (794 bis 1192) bis heute<br />

aufrecht. Ein handgefertigter Obi ist heutzutage ein echtes Luxusacessiore.<br />

Abschliessend entführen wir Sie zur Entspannung in die besten Thai-Spas der<br />

Welt – von denen eins sogar im Land der Eidgenossen anzutreffen ist.<br />

Und was bringt die Schweiz noch so hervor? Bisher hatte das Land keine grosse<br />

Tradition im Modedesign. Aus Frankreich kommt Dior, aus Italien Prada<br />

und wen hat die Schweiz? Die erstaunliche Antwort finden Sie in dieser Ausgabe.<br />

Einer, der die Schweiz besonders liebt und ihr in einer Fotoausstellung<br />

einmal mehr ein Denkmal setzt, ist Rolf Sachs, Sohn des Lebemanns Gunther<br />

Sachs. Er zeigt in seinen Bildern die schönen Seiten einer Fahrt mit der<br />

Rhätischen Bahn auf. Wem Bahnfahren zu langweilig ist, der sollte das Pikes<br />

Peak International Hill Climb, das zweitälteste Motorsportrennen der USA,<br />

besuchen. Es machte schon einige Männer zu echten Legenden.<br />

Lehnen Sie sich also genüsslich zurück, geniessen Sie einen hoffentlich wunderschönen<br />

Indian Summer und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende<br />

Lesereise.<br />

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Francesco J. Ciringione<br />

Verleger<br />

Yvonne Beck<br />

Chefredaktorin<br />

Juwelen, Bahnhofstrasse 33, 8001 Zürich<br />

T +41 (0)44 221 27 27, www.meister-zurich.ch<br />

The Luxury Way of Life | 23


Rubriken<br />

culture<br />

24 | <strong>PRESTIGE</strong>


Nicole<br />

Kidman<br />

Knackig.<br />

Klug.<br />

Dominique Zahnd<br />

The Luxury Way of Life | 25


Rubriken<br />

© Jimmy Choo<br />

Der Hollywoodstar ist<br />

das Werbegesicht der<br />

Herbst- / Winterkampagne<br />

von Jimmy Choo.<br />

26 | <strong>PRESTIGE</strong>


Diese noble Blässe, diese<br />

feuerroten Haare: Nicole<br />

Kidman (46) verkörpert die<br />

Eleganz des alten<br />

Hollywoods. Doch sie kann<br />

auch anders – beispielsweise<br />

als sexy Vamp verführen.<br />

Ihre Erfolgsformel?<br />

Die Australierin hat keine<br />

Angst vor intimen Rollen.


CULTURE<br />

RRegisseur Chan-Wook Park sagt: «Nicole<br />

Kidman ist egozentrisch, schwierig, arrogant<br />

und kommt immer zu spät. Hätte mir<br />

das jemand vor unserem ersten Treffen<br />

erzählt, wäre ich überhaupt nicht überrascht gewesen».<br />

Zu seiner Enttäuschung war sie das genaue<br />

Gegenteil. Die beiden drehten <strong>2013</strong> den Thriller<br />

«Stoker» miteinander. – Ein düsteres, unterhaltsames<br />

Stück Kino.<br />

Königin des Independent-Cinema<br />

Viel wird behauptet. Viel wird geschrieben. Kaum etwas<br />

davon ist wahr. Fakt ist, Kidman gehört zur Hollywood<br />

Royalty. Bestbezahlt ist sie und bereits mit<br />

einem Oscar geehrt worden. Jeder Regisseur will<br />

die Diva. Doch die 46-Jährige sagt nur zu, wenn die<br />

Rolle herausfordernd ist. Ob Kubrick, Luhrmann, Van<br />

Sant, Pollack, Von Trier oder Minghella: Sie steht regelmässig<br />

für die grössten Visionäre der Branche vor<br />

der Kamera. Blockbustermacher ignoriert sie konsequent.<br />

Kidman ging noch nie den einfachen Weg:<br />

Sie mag Parts, die sie an ihre Grenzen treiben und<br />

emotional aufwühlen. Auf der Leinwand kehrt die Australierin<br />

ihr Innerstes nach Aussen. Sie fürchtet sich<br />

auch nicht davor, splitterfasernackt zu spielen. Solche<br />

Szenen sind die Königsdisziplin im Kino. – Wie<br />

kriegt sie die hin? «Man muss alle im Raum vergessen,<br />

sonst fühlt man sich verwundbar», so Kidman.<br />

Filmdrehs machen ihr Spass. Arbeiten müsste sie<br />

schon lange nicht mehr. Es heisst, sie besitze ein<br />

Vermögen von 300 Millionen US-Dollar. Den Grossteil<br />

davon hat ihr Ex-Ehemann Tom Cruise überwiesen.<br />

Sie selbst scheffelt Geld mit ihren Filmen (20<br />

Millionen Gage pro Rolle) sowie lukrativen Werbedeals<br />

zum Beispiel für Chanel No. 5, Omega Uhren,<br />

Energy-Riegeln und Jimmy Choo-Schuhe.<br />

Ihre Jobs führen sie von Adelaide bis Acapulco.<br />

Gerade hat sie in Australien Ferien gemacht – mit<br />

Ehemann Keith Urban und den zwei jungen Töchtern.<br />

Dann düste Kidman nach Monte Carlo, um<br />

dort die letzten Szenen für «Grace of Monaco» zu<br />

drehen – das potenzielle, neue Meisterwerk von Olivier<br />

Dahan («La Vie en Rose»). Anschliessend gings<br />

schnurstracks weiter nach Los Angeles. Die Schauspielerin<br />

flog so viel, dass sie Nasenbluten davon<br />

bekam. Doch die Strapazen sieht man ihr nicht an.<br />

Elegant – das Wort beschreibt Nicole am treffendsten.<br />

Den Grande Dame-Look spart sie sich aber für<br />

den Red Carpet auf. Zu Hause trägt sie am liebsten<br />

Jeans und T-Shirt – die kauft sie sich übrigens<br />

selbst. «Ich nehme keine geschenkten Kleider an»,<br />

sagt der Star. «Das wäre irgendwie geschmacklos.»<br />

28 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

© FOX SEARCHLIGHT<br />

Lauschangriff in «Stoker»: India (Mia Wasikowska) schleicht ihrer Mutter Evelyn (Nicole Kidman) hinterher.<br />

The Luxury Way of Life | 29


CULTURE<br />

© New Line Cinema<br />

Diva-Rolle ist nur gespielt<br />

Als Leinwand-Ikone verströmt sie Glamour. So viel<br />

davon, dass mancher berühmte Kollege neben ihr<br />

verblasst: wie bei einer Vernissage eines Edeljuweliers<br />

am Rodeo Drive. Jack Nicholson war da,<br />

neben ihm stand Shirley MacLaine. Doch dann<br />

schwebte La Kidman an ihnen vorbei: in einem<br />

Tunikakleid, das Lockenhaar gezähmt und hochgetürmt:<br />

Göttinnen gleich.<br />

Die charismatische Diva. – Doch das ist alles nur<br />

gespielt und nichts weiter als eine Rolle. «Wenn<br />

ich so ausgestellt bin, fühle ich mich oft sehr unsicher.<br />

Auf dem Filmset ist das Gegenteil der Fall.<br />

Da gehöre ich hin. Dort versucht eine Gruppe von<br />

Menschen, zusammen etwas Grossartiges zu erschaffen.<br />

Diesen kreativen Prozess liebe ich.»<br />

Die Anzahl ihrer Filmdrehs hat sich in den letzten<br />

Jahren wegen ihrer Kinder vermindert. «Die Familie<br />

geht vor», unterstreicht Kidman. «Ich bin jetzt<br />

vor allem rund um die Uhr Mama.» Sie, ihr Mann<br />

Keith und die Kids leben abgeschottet – entweder<br />

in einem Haus in Sydney oder auf einer Farm<br />

bei Nashville in Tennessee. Dort ist sie sicher vor<br />

neugierigen Reportern oder Paparazzi. Diese<br />

Rückzugsmöglichkeit ist für den Star essenziell.<br />

«Andernfalls würde ich verrückt werden.»<br />

Die Häuser des Promopaars sind immer erfüllt<br />

mit Musik. Ihr Gatte spielt Mundharmonika, Banjo,<br />

Piano, Bass und Schlagzeug. Seine Karriere<br />

als Countrymusiker nimmt er ernst. Kidman singt<br />

auch gern selbst. Dass sie das kann, bewies sie im<br />

fantastischen Musical «Moulin Rouge» – und beim<br />

Robbie Williams-Duett «Somethin Stupid», dem<br />

Weihnachtshit 2001. Neben Swing und Country<br />

steht sie aber auch auf kantigere Töne, wie den<br />

Sound der Black Keys oder den von Jack White.<br />

«Er wohnt gleich in der Nähe von uns, wir hängen<br />

oft in seinem Studio ab.»<br />

Die Koffer packen, reisen, Texte lernen und sich<br />

dann vor die Kamera stellen. Dieses Ritual begleitet<br />

die Schauspielerin durch ihr Leben. Nach über<br />

60 Filmdrehs: Was empfindet sie da beim Gedanken<br />

an ihre bisherige Karriere? «Es ging alles so<br />

schnell. Ich bin seit ich denken kann Schauspielerin.<br />

Ich bin mit gerade einmal 22 nach Hollywood<br />

gekommen, ein Jahr später war ich bereits verheiratet<br />

(mit Tom Cruise), dann kam ein Film nach<br />

dem anderen.»<br />

30 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

© Warner<br />

Die Schauspielerin hat<br />

keine Probleme mit<br />

Nacktszenen – hier eine<br />

aus «Eyes Wide Shut».<br />

Mühe mit Kubricks Nacktideen<br />

Nicole Kidmans erste Grossproduktion war der Thriller «Dead Calm» (1989), in<br />

dem sie sich mit Filmpartner Sam Neill auf hoher See gegen den mörderischen<br />

Billy Zane zur Wehr setzen musste. Nach dieser recht freizügigen Rolle wollte<br />

die ganze Welt mehr über den sexy Rotschopf wissen – und mehr von ihm<br />

sehen. Tom Cruise war am schnellsten und schlug Nicole als seinen Co-Star für<br />

das Rennfahrer-Drama «Days of Thunder» (1990) vor. Weihnachten desselben<br />

Jahres heiratete das Paar bereits überhastet. Als Miss Cruise drehte sie fesselnde<br />

Dramen («To Die For», 1995 / «The Portrait of a Lady», 1996), einen Blockbuster<br />

(«Batman Forever», 1995), einen Hollywoodflop mit George Clooney («The<br />

Peacemaker», 1997) sowie zwei umstrittene Filme mit ihrem Ehemann, das<br />

langweilige Immigranten-Drama «Far and Away» (1992) und den pseudoverruchten<br />

Kubrick-Thriller «Eyes Wide Shut» (1999). Im Film kriselt’s bei dem Paar.<br />

Im realen Leben war das damals – obwohl es jeder reininterpretierte – nicht so.<br />

«Tom und ich standen uns zu dieser Zeit sehr nahe. Wir waren uns bewusst,<br />

dass «Eyes Wide Shut» provozieren sollte. Doch wir vertrauten Stanley Kubrick<br />

total.» Sie gibt allerdings zu, dass ihr die vielen Nacktszenen anfangs recht zu<br />

schaffen machten. «Stanley musste mich beruhigen. Aber am Ende drehten wir<br />

Sachen, die recht extrem waren, aber im fertigen Film dann gar nicht auftauchten.<br />

Da ich mich am Set aber sicher fühlte, hatte ich keine Probleme damit.»<br />

Über Tom Cruise redet sie selbst Jahre später nicht so gern. Die Scheidung<br />

tat weh. Sie sagt nur: «Wenn es einem richtig dreckig im Leben<br />

geht, dann hat das auch irgendwie etwas Reinigendes.»<br />

Nicole war danach sechs Jahre<br />

lang single. «Denn ich wollte lieber gar keine<br />

Beziehung haben, als eine schlechte.» Mit ihrem<br />

Ex hat sie zwei Kinder: Connor (17) und<br />

Isabella (20). Beide sind adoptiert und wurden<br />

auf Wunsch ihres Vaters als Scientologen erzogen.<br />

Was Kidman darüber denkt? Sie bleibt vage,<br />

sagt nur: «Ich respektiere ihren Glauben.»<br />

Die düsteren Zeiten sind längst passé: Kidman<br />

ist heute zufrieden. Die Beziehung zu Countrysänger<br />

Keith Urban tut ihr gut. Das bestätigt<br />

sie, sagt, sie sei «wunschlos glücklich. Er ist<br />

der beste Mann der Welt. Es scheint, als hätten<br />

wir uns gesucht und gefunden.» Seit die beiden<br />

Kinder haben, wird jedes neue Filmprojekt von<br />

den Eltern ausführlich diskutiert. Denn er ist<br />

schliesslich auch berühmt und geht arbeiten.<br />

Kommt es zu Terminkollisionen, sagt Nicole<br />

bisweilen tolle Angebot der Familie zuliebe ab.<br />

«Denn die Kinder und die Ehe sind wichtiger als<br />

alles andere.»<br />

The Luxury Way of Life | 31


CULTURE<br />

Zweite Heirat in australischer Kapelle<br />

2006 haben die Zwei an der australischen Küste geheiratet – in einer Kapelle<br />

im gotischen Stil, die idyllisch auf einem Hügel mit Meerblick liegt. Kidman<br />

trug ein elfenbeinfarbenes Kleid von Balenciaga mit passendem Schleier und<br />

dazu Perlenohrringe. Ihr Vater Antony führte sie zum Altar. Kidmans Schwester<br />

Antonia und die damals 13-jährige Tochter Isabella fungierten als Brautjungfern.<br />

Die Zeremonie war katholisch. Mitgefeiert haben 230 Gäste, darunter<br />

Kidmans Freunde Russell Crowe, Naomi Watts, Baz Luhrmann sowie<br />

«X-Men»-Star Hugh Jackman, der den Frischvermählten ein Ständchen sang.<br />

Umgeben von Australiern fühlt sie sich wohl. «Weil wir sehr lebenslustige und<br />

bodenständige Menschen sind.» Den Film «Australia» 2008 zu drehen war<br />

eine Herzensangelegenheit für Kidman. Sie beschreibt ihre Heimat so: «Es ist<br />

etwas in der Luft, der Erde sowie der Natur der Menschen, das einen gefangen<br />

nimmt. Und ich bin ein Teil davon. Ich werde mich bis an mein Lebensende<br />

als Australierin fühlen.»<br />

Geboren worden ist sie allerdings in Honolulu/Hawaii. Der Kidman-Clan zog<br />

erst 1970 nach Ausstralien. Genau dorthin, wo die Sonne am heftigsten auf<br />

den Boden knallt. Für die blasse Rothaarige der pure Horror. Sie musste sich<br />

wegen Hautkrebs am Bein behandeln lassen. Seither geht sie ohne Ganzkörpermassage<br />

mit Sonnenschutzfaktor 50 und Hut nicht mehr aus dem Haus.<br />

Schon als Kind war Nicole fasziniert von Ballett und Schauspielerei. Ihre erste<br />

Rolle? Die eines Schafes als 6-Jährige im Krippenspiel. Es folgten viele weitere<br />

Theaterstücke und 1983, als 16-Jährige, schaffte sie den Sprung auf die<br />

Mattscheibe. Sie wirkte in «Bush Christmas» mit, einem Film, der noch heute<br />

an Weihnachten in Australien ausgestrahlt wird.<br />

Auf ihrem Weg nach oben begleitete sie ihre beste Freundin, Schauspielerin<br />

Naomi Watts. Diese behauptet, dass sie nur dank Nicole dem Beruf treu<br />

geblieben ist. «Sie hat mich immer aufgemuntert und mich unterstützt. Sie<br />

hinderte mich daran, aufzuhören», sagt Watts. Und siehe da, seit sie 2001 in<br />

David Lynch’s Thriller «Mulholland Drive» mitspielte, ist die Australierin ebenfalls<br />

ein Star. Sie war sogar schon zweimal für einen Oscar nominiert («21<br />

Grams», 2004, und «The Impossible», <strong>2013</strong>).<br />

32 | <strong>PRESTIGE</strong>


© 20th Centura Fox<br />

Von den Botox-Injektionen entstellt: Kidman in «Australia».<br />

The Luxury Way of Life | 33


CULTURE<br />

© 20th Centura Fox<br />

Nicole will eine Schule in Asien aufbauen<br />

Mit 46 gehört Nicole Kidman langsam zu den reiferen Schauspielerinnen.<br />

Für die werden in Hollywood die Rollen immer rarer und rarer. Meryl<br />

Streep, Susan Sarandon und Kristin Scott Thomas gehören da schon zu<br />

den Ausnahmen. Kidman macht sich nichts vor. Sie sagt: «Die Zukunft gehört<br />

der Jugend. Das war schon immer so. Vielleicht mache ich auch bald<br />

etwas ganz anderes. Meine Mutter und ich spielen schon seit Längerem<br />

mit dem Gedanken, eine Schule für künstlerisch begabte Kinder zu gründen,<br />

wahrscheinlich irgendwo in Asien.»<br />

Den Alterungsprozess anhalten, das wollte sie auch schon einmal. Darum<br />

liess sie sich Botox spritzen. «Ein Fehler», wie Kidman heute zugibt.<br />

«Ich bin froh, dass ich endlich mein Gesicht wieder bewegen kann.» Gut<br />

so, denn ihre maskenhafte Glätte wertete den sonst positiven Gesamteindruck<br />

des Streifens «Australia» ab. Mittlerweile setzt die Schauspielerin<br />

auf ein strenges Fitnessprogramm und eine gesunde Ernährung. «Ich bin<br />

vollkommen natürlich und stolz darauf», sagt sie.<br />

Kidman ist kein Star zum Anfassen. Dafür schottet<br />

sie sich zu sehr ab. Darum interessiert es einen<br />

umso mehr, wie sie zuhause so ist. Was passiert<br />

dort, wo die Kameras sie nicht beobachten<br />

dürfen? Vor allem steht sie nicht im Mittelpunkt,<br />

sondern Sunday Rose (4) und Faith Margaret (2).<br />

Mami kocht jeden Abend für ihre Töchter, auch<br />

wenn diese sie zu Filmdrehs begleiten. Ihre Familie<br />

und ihre Freizeit sind Nicole heilig. Deswegen verschwendet<br />

sie die freie Zeit auch nicht mit Tweets<br />

oder Facebook. Die Australierin liest lieber oder<br />

schaut sich Fernsehshows wie «Homeland», «Modern<br />

Family» oder «American Idol» an. Denn dort<br />

sitzt ihr Schatz Keith in der Jury.<br />

Fleissig in <strong>2013</strong><br />

Kidman scheint gerade in Drehlaune zu sein. Im Thriller «Stoker» spielt sie eine frivole Witwe und im Drama «The Railway Man»<br />

unterstützt sie Offizier Colin Firth bei der Suche nach seinem japanischen Folterknecht. In «Grace of Monaco» wiederrum verkörpert<br />

die 46-Jährige Filmstar und Fürstin Grace Kelly. In «Anchorman: The Legend Continues» zeigt sich die Australierin von ihrer<br />

komödiantischen Seite.<br />

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HYALURONSÄURE<br />

NIVEA.ch/antiage<br />

The Luxury Way of Life | 35


trifft<br />

auf<br />

Handwerkskunst<br />

Artisan Atelier<br />

Im Herzen der Montblanc-Manufaktur für<br />

Schreibgeräte in Hamburg befindet<br />

sich das Artisan Atelier. In dieser kleinen, weltweit<br />

einzigartigen Manufaktur nehmen die<br />

aussergewöhnlichsten Ideen langsam Form an,<br />

von der ersten Skizze<br />

bis hin zum vollendeten Artikel.<br />

Yvonne Beck<br />

36 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

AAus Massivgold, kostbaren Edelsteinen und manchmal auch aus<br />

seltenen oder aussergewöhnlichen Materialien wie Mammutstosszahn<br />

oder Granit vom Mont Blanc kreieren die Künstler des Artisan<br />

Ateliers Schmuckstücke, die zugleich schreiben können. Darunter<br />

gibt es viele stark limitierte Auflagen, bei manchen handelt es sich sogar<br />

um Einzelstücke. Die Montblanc-Designer, Meistergoldschmiede und Edelsteinfasser<br />

erreichen hier den Gipfel ihrer Kunst mit jährlichen Editionen wie<br />

der streng limitierten Patron of Art Limited Edition, zu Ehren der Peking-<br />

Oper oder den «Créations Privées», authentischen, massgeschneiderten<br />

Designs, die von Montblanc-Kunstkennern der ganzen Welt in Auftrag gegeben<br />

werden. <strong>PRESTIGE</strong> sprach mit Christian Rauch, Managing Director<br />

Writing Culture & Leather, über die Kunst des Schreibens und über seinen<br />

persönlichen Lieblingsfüller.<br />

Prestige: Montblanc beschreibt seine Kunsthandwerker gern als «Soul-Makers».<br />

Ein schöner Begriff. Was genau steckt hinter diesem Begriff?<br />

Christian Rauch: Die über 3 000 Mitarbeiter weltweit von Montblanc, die dem Unternehmen<br />

und seinen Produkten eine Seele einhauchen, haben sich ihren Werten voll und ganz<br />

verschrieben. Ihre ganze Erfahrung, ihre Kunstfertigkeit und ihre Leidenschaft legen sie<br />

in jedes einzelne Montblanc-Produkt. Nur so können Produkte auf höchstem Niveau seit<br />

mehr als einem Jahrhundert entstehen. Zeitlose Schönheiten, Unikate für die Ewigkeit,<br />

Lebensbegleiter. Das Montblanc-Emblem symbolisiert Werte, die in unserem schnelllebigen<br />

Alltag selten geworden sind. Werte wie Beständigkeit, Tradition und Verlässlichkeit.<br />

Sich Zeit zu nehmen für das, was im Leben wirklich wichtig ist: Gedanken und Gefühle,<br />

Schönheit und Kultur. Zeit für sich, für andere, für die wesentlichen Momente des Lebens.<br />

Montblanc bietet einen Service an, Federn auf die Charakteristika der eigenen<br />

Handschrift anzupassen. Wie geht das von Statten?<br />

Wir sind anhand eines Analysesystems in der Lage, mit höchster Präzision die jeweilige<br />

Handschrift auszuwerten, um eine Feder auszuwählen, die perfekt zum Schreibstil<br />

der Person passt. Mit einem eigens entwickelten Füllfederhalter mit mehreren Sensoren<br />

schreibt der Kunde seine Unterschrift und einen kurzen Text. Dabei<br />

misst ein Computer die Hauptparameter wie Schreibgeschwindigkeit,<br />

Druck, Drehung des Schreibgeräts, Schwungumfang und<br />

Neigungswinkel. Diese werden von einem unserer Kunsthandwerker<br />

ausgewertet, der daraufhin eine Feder empfiehlt, die<br />

perfekt auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt ist. Die<br />

massgeschneiderte Montblanc-Feder wird im Anschluss von<br />

unseren hoch qualifizierten Kunsthandwerkern der Montblanc-<br />

Federmanufaktur in Hamburg ausschliesslich aus 18K Gold<br />

hergestellt. Jede massgeschneiderte Montblanc-Feder kann<br />

schliesslich mit einer Gravur, wie «Handgefertigt für ...», zusätzlich<br />

personalisiert werden.<br />

The Luxury Way of Life | 37


CULTURE<br />

Im Herzen der Montblanc-Manufaktur für Schreibgeräte in Hamburg befindet<br />

sich das Artisan Atelier. Hier werden Sonderanfertigungen und Limited Editions<br />

hergestellt. Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen für diese Editionen?<br />

Oftmals werden Menschen geehrt, welche in ihrem Arbeitsfeld Ungewöhnliches geleistet<br />

und die Welt dadurch nachhaltig bereichert haben, wie etwa John Lennon, Albert Einstein<br />

oder Pablo Picasso.<br />

Können Sie uns einige dieser limitierten Stücke genauer beschreiben?<br />

Zum Beispiel die Limited Edition «Musee de Louvre 89», eine Hommage an eine kulturelle<br />

Stätte und das grösste und bedeutende Museum Europas. Inspiriert von der<br />

Bauweise und Fassade ist der Skeleton Füllfederhalterhalter mit feinen Elementen und<br />

Mustern aus dem Louvre ausgestaltet. Die Kappe der Limited Edition ist inspiriert von<br />

der Pyramide, die im Hofe des Louvre, 1989 entworfen vom Architekten Ming Pei,<br />

errichtet wurde. Das Jahr des Baus der Pyramide stand Pate für die Limitation der Edition.<br />

Oder ein weiteres Beispiel ist die Edition «Pablo Picasso 91», welche limitiert auf 91<br />

Stück weltweit das Lebenswerk eines der bedeutendsten Künstlers ehrt. Inspiriert von<br />

der Simplizität der Person des Malers und dem Shape eines Bleistiftes – mit welchen<br />

Picasso Skizzen und Aufzeichnungen zu tun pflegte – ist der Behälter des Füllfederhalters<br />

in der Form eines Bleistiftes gestaltet. Seine Bildreihen «Portrait de jeune fille»,<br />

die er auch kommentierte, liefert die Basis für die Gestaltung der aussergewöhnlichen<br />

Kappe, auf der sich dieses Werk inklusive seines Kommentares wiederfindet. Auf der<br />

Feder findet sich fein eingraviert Picassos bekannte Zeichnung «Ojo».<br />

Und welcher ist Ihr persönlicher Liebling?<br />

Die Limited Edition aus dem letzten Jahr «Montblanc<br />

Heritage Collection 1912 Limited Edition». Inspiriert von<br />

einem der ersten Füllfederhalter von Montblanc ca. 1912.<br />

100 Jahre später haben wir eine Technik entwickelt, die<br />

bahnbrechend ist: Der alte Mechanismus des Ein- und<br />

Ausdrehens der Feder wurde gepaart mit dem Kolbenmechanismus<br />

– eine Innovation, die bisher noch nicht da<br />

gewesen war. Die Füllfederhalter der ersten Jahre waren<br />

eine bahnbrechende Erfindung, da sie es durch den<br />

Tintentank ermöglichten, auch auf Reisen mitgenommen<br />

zu werden. Das Ein- bzw. Ausdrehen der Feder diente<br />

nicht nur der Schreibfunktion, sondern verschloss den<br />

Tintentank auch in beiden Stellungen, sodass keine Tinte<br />

entweichen konnte. Heute nun stellt sich eine andere<br />

Herausforderung – wie dem Vereinen dieses charmanten<br />

Mechanismus mit dem heute gängigen Kolbenprinzip.<br />

Dies ist den Ingenieuren von Montblanc mit einer einzigartigen<br />

Technik gelungen. Aber nicht nur der Innovationsgeist<br />

der frühen Jahre spiegelt sich in der Heritage Collection<br />

1912 wieder. Als Referenz an den damals weissen<br />

Kappenkopf (das Montblanc-Emblem wurde erst 1913<br />

registriert und ca. 1914 eingeführt) hat die Edition einen<br />

38 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

Perlmuttstern im transparenten Kappenkopf aus Perlmutt. Die eigens für die Heritage<br />

Collection entwickelte Feder ist ebenso besonders: Durch ihre neue Form – sie ist flacher<br />

und hat eine andere Geometrie – ermöglicht sie ein weicheres Schreibverhalten.<br />

Die Feder ist biegsamer und es ist damit möglich, auch den Charakter der Schrift zu<br />

verändern, – je nach dem Druck, der ausgeübt wird. Inspiriert aus der Zeit und neu<br />

interpretiert vollenden sie diese aussergewöhnliche Edition, die ihre Besonderheit eher<br />

nicht auf den ersten Blick preisgibt.<br />

Im Artisan Atelier Montblancs werden auch Einzelstücke angefertigt.<br />

Welche Sonderwünsche haben die Kunden und worauf wird besonders<br />

Wert gelegt?<br />

Seit ein paar Jahren bieten wir für besondere Kunden diesen Service an, ein Einzelstück<br />

für sie zu kreieren und zu fertigen – «Montblanc Création Privée». Dies ist<br />

nicht im Geringsten vergleichbar mit der Entwicklung von Limited Editions. Die Kunden<br />

haben teilweise konkrete Wünsche, andere haben ihre Geschichte, die sie erzählen<br />

und wiederfinden möchten. So wird zwar auch versucht, ein Thema im Design des<br />

jeweiligen Einzelstückes abzubilden, jedoch ist der gesamte Prozess viel persönlicher<br />

und individueller anzusehen, als es bei der Entstehung von Limited Editions der Fall<br />

ist. Wir begleiten den Kunden mit einem kleinen Team über mehrere Treffen bis zur<br />

Übergabe seiner Création Privée persönlich. Oft ist dieses sehr persönliche Treatment<br />

und der enge persönliche Kontakt mit dem «Herzen» der Manufaktur dem Kunden<br />

wichtiger als ein besonderes Detail an seiner Edition. Aber auch aussergewöhnliche<br />

Details werden gefragt und umgesetzt.<br />

The Luxury Way of Life | 39


CULTURE<br />

Artisan Edition Gustave Eiffel, limitiert auf 91 Exemplare, Feder aus 18K «Gold Ruthenium beschichtet», skelettierter Korpus aus 750er<br />

Weissgold und Diamanten.<br />

Welche Materialien werden für die Einzelanfertigungen verwendet und welches<br />

ist das ungewöhnlichste Material, welches je verarbeitet wurde?<br />

Grundsätzlich versuchen wir, alle Wünsche der Kunden wahr werden zu lassen, so auch,<br />

wenn ungewöhnliche Anfragen kommen nach Material oder Design. In der Machbarkeit<br />

gibt es praktisch keine Grenze, da es keine Limits im Atelier gibt, die ungewöhnlichsten<br />

Materialien, Formen oder Techniken zu entwickeln, öfters auch in Kooperation mit Universitäten<br />

oder Forschungsinstitutionen, um den extrem hohen Ansprüchen unserer Sammler<br />

gerecht zu werden. Die Grenzen liegen sicher in dem, was wir mit unserer Philosophie oder<br />

unseren Grundsätzen nicht vereinen können. So wird zum Beispiel das Montblanc-Emblem<br />

immer am Kopf des Schreibgerätes zu finden sein. Die Materialien, die bisher von den<br />

Kunden nachgefragt wurden und die wir eingesetzt haben, entsprechen im Weitesten den<br />

Materialien, die im hochwertigen Bereich ihren Einsatz finden: Gold, Platin, Emaille und<br />

Edelsteine. Aber auch schon mal original Tabakblätter für einen Zigarrenliebhaber oder<br />

Steine, die Kunden selbst gefunden oder gekauft haben.<br />

Ist jeder Kundenwunsch erfüllbar?<br />

Ja, insofern er keine politischen oder religiösen Inhalte hat.<br />

Wie viel Arbeitszeit steckt ungefähr in einer Sonderanfertigung?<br />

Der Zeitaufwand ist auch sehr individuell und nicht generell<br />

definierbar. Im Durchschnitt dauert es allerdings bestimmt 24<br />

bis 30 Monate von der ersten Idee bis hin zur Auslieferung der<br />

Creation Privée. Viele von unseren Kunden, die ein Einzelstück<br />

anfragen, sind Kosmopoliten, sodass eine Terminfindung zur<br />

Abstimmung der nächsten Schritte oft nicht so einfach ist. Deshalb<br />

gibt es die Möglichkeit, Videos der Herstellung zu senden,<br />

hierfür gibt es einen eigens dafür installierten Arbeitsplatz.<br />

Menschen, die einen Montblanc-Füller kaufen<br />

legen Wert auf …?<br />

Grundsätzlich möchten Montblanc-Kunden die Werte der<br />

Marke kaufen – höchste Qualität, Langlebigkeit und Zeitlosigkeit.<br />

Bei Editionen kommt sicher noch Wertbeständigkeit<br />

dazu, wenn nicht sogar eine Wertsteigerung und die<br />

Geschichten, die die jeweilige Edition erzählt.<br />

Ein Montblanc-Füller ist für Sie in drei Worten …?<br />

Einzigartig. Beseelt. Inspirierend.<br />

40 | <strong>PRESTIGE</strong>


kolumne<br />

Die Annehmlichkeiten des Lebens – Luxus oder Notwendigkeit?<br />

In einen bequemen Ledersessel<br />

lehnend geniesse ich die<br />

Ruhe und die angenehm kühle<br />

Temperatur, gönne mir ein<br />

Gläschen Champagner und eine<br />

abwechslungsreiche Käseplatte.<br />

Wir beschleunigen, die<br />

Landschaft fliegt an uns vorbei,<br />

und dann, einen kurzen Moment<br />

später, stellt sich ein Gefühl<br />

der Schwerelosigkeit ein.<br />

Unter mir erblicke ich Häuser,<br />

Felder und die Meeresküste,<br />

entlang derer sich viele Sonnenhungrige<br />

aneinanderreihen.<br />

DJ Antoine<br />

Ich schliesse zufrieden die Augen und lasse die<br />

unvergessliche Partynacht mit Tausenden Fans<br />

Revue passieren.<br />

Heute schreibe ich Ihnen diese Zeilen aus meinem<br />

Privatjet, den ich für meine Sommertour <strong>2013</strong> gechartert<br />

habe. Die mit acht bequemen Ledersitzen,<br />

flauschigem Teppich und edler Holzverkleidung<br />

ausgestattete Cessna 650 Citation, die aussen mit<br />

«DJ Antoine – Summer Tour <strong>2013</strong>» und einem Bild<br />

von mir beschriftet ist, bringt mich stressfrei und<br />

komfortabel von einer zur nächsten Auftrittsdestination.<br />

Übertriebener Luxus, überheblich und narzisstisch?<br />

Ja, ja, und nochmals ja!<br />

Dass ein Privatjet ein exklusiver Luxus ist, den sich<br />

nicht jeder leisten kann, ist mir bewusst. Auf meiner<br />

Tour spiele ich praktisch jeden Tag an einem anderen<br />

Ort resp. in einem anderen Land, zum Beispiel<br />

in Cannes, Helsinki, Basel, München, Sizilien, Mykonos,<br />

Köln, Venedig, Sardinien. Die Nächte sind<br />

entsprechend lang, der Schlaf meist viel zu kurz,<br />

doch auch die Büro- und Produzentenarbeit muss<br />

erledigt werden. Zusammenfassend bin ich Fussballspieler,<br />

Coach und Trainer in Einem. Zeit, in<br />

der ich die vielen Eindrücke und Emotionen verarbeiten<br />

sowie meinem Körper etwas Ruhe gönnen<br />

kann, wird somit zu einem sehr raren Gut! Weshalb<br />

soll ich mich daher täglich mit dem langwierigen<br />

Prozedere des Eincheckens am Flughafen inmitten<br />

von Menschenmassen bis hin zum Warten auf das<br />

Gepäckstück abmühen und<br />

durch Umsteigen bei Linienflügen<br />

viele Stunden verlieren?<br />

Das Handling an Privatjetterminals<br />

ist enorm zeitsparend<br />

und effektiv. Destinationen<br />

mit kleineren, umliegenden<br />

Flughäfen können direkt angeflogen<br />

werden und verkürzen<br />

den Transfer vom Flughafen<br />

zum Hotel und Klub enorm.<br />

Auch erspart mir das Reisen<br />

mit dem Privatjet das Schleppen<br />

riesiger Koffer mit Kleidern<br />

und Merchandising für<br />

die Fans, da ich vieles im Jet lagern kann.<br />

Überheblich? Ich gebe zu, ich geniesse nach geleisteter<br />

Arbeit die Nacht in einer Suite in einem<br />

5-Sterne-Hotel, bestelle mir exklusiven Champagner,<br />

kaufe mir teure Kleider und Taschen und<br />

gönne mir auch sonstige Annehmlichkeiten. Das<br />

sind für mich weitere Supplements, die ich schätze.<br />

Ich bin stolz auf mein Schaffen und den Erfolg,<br />

schliesslich heisst es ja, dass man Mitleid<br />

geschenkt erhält und man sich Neid hart erarbeiten<br />

muss. Eine Portion Narzissmus gehört zum<br />

Leben eines jeden Künstlers, so auch zu meinem.<br />

Als One-Man-Show vor Tausenden von Leuten zu<br />

stehen und diese mit der eigenen Musik zu begeistern,<br />

braucht nicht nur Mut, sondern auch Selbstvertrauen.<br />

DJ Antoine ist nicht nur eine Person,<br />

sondern inzwischen auch ein Brand. Wieso sollen<br />

wir also die Möglichkeit nicht wahrnehmen, den<br />

teuer bezahlten Privatjet mit Beschriftung und Foto<br />

von mir als fliegende Werbung für mein aktuelles<br />

Album «DJ Antoine – Sky Is The Limit» zu nutzen?<br />

Im Internet sind bereits Videos oder Fotos vom Jet<br />

veröffentlicht worden und Fans reisen extra zum<br />

Flughafen, um den Jet zu sehen. Wie dem auch<br />

sei, für manche mag meine Lebensweise nachvollziehbar<br />

sein und für andere nicht. Je mehr man<br />

sich in der Öffentlichkeit bewegt, umso mehr erregt<br />

man Aufsehen, ob positiv oder negativ! Das<br />

Wichtigste ist und bleibt jedoch, sich treu zu bleiben<br />

und an sich zu glauben.<br />

The Luxury Way of Life | 41


Coffee Table Books<br />

Hommage an Stammeskulturen<br />

In seinem epochalen Bildband «Before They Pass Away» fängt Jimmy Nelson<br />

die Lebensweise der letzten verbliebenen Völker ein, denen es gelingt,<br />

in einer globalisierten Welt ihre überlieferten Bräuche aufrechtzuerhalten. Die<br />

epischen Porträts des britischen Fotografen zeigen diese würdevollen Erben<br />

Jahrhunderte alter Traditionen in einem stolzen Geist und in all ihrer Pracht.<br />

Die 500 limitierten, signierten und nummerierten Exemplare der Collector’s<br />

Edition werden in einer Klappbox mit drei Originaldrucken und einem eigens<br />

angefertigten transparenten Buchständer geliefert!<br />

Before they pass away (Collector’s Edition)<br />

Jimmy Nelson<br />

teNeues Verlag<br />

Ein unverzichtbarer Baustein jeder Elliott Erwitt-Sammlung<br />

Um die nie zuvor in Buchform publizierten Farbfotografien für dieses Megaprojekt<br />

auszuwählen, durchkämmte Elliott Erwitt sein umfangreiches Archiv<br />

von fast einer halben Million 35 mm-Dias. Dann begann er mit der Mammutaufgabe,<br />

daraus nach und nach diese epische Kollektion von rund 450<br />

Seiten zusammenzustellen. Bei den meisten Aufnahmen ist die Farbe wunderbar<br />

erhalten geblieben und jedes bewegende Detail wirkt so frisch wie<br />

am ersten Tag. Ob Weltenlenker oder kesse Showgirls, die Motive spiegeln<br />

Erwitts unvergleichliches und vielseitiges Einfühlungsvermögen wider. Auch<br />

als Collector’s Edition erhältlich – Limited Edition von 100 Kopien, mit einem<br />

signierten Fotoprint.<br />

Elliott Erwitt’s Kolor (Collector’s Edition)<br />

Elliott Erwitt<br />

teNeues Verlag<br />

Lang lebe die Queen<br />

Die limitierte Ausgabe von «Her Majesty» ist ein handgefertigtes Couture-<br />

Sammlerstück mit einem von der britischen Designikone Vivienne Westwood<br />

entworfenen Cover. Als Reminiszenz an das Herrschaftsgebiet der Queen,<br />

Grossbritannien, und Westwoods berühmte Gold-Label-Kollektion, schmückt<br />

das Cover ein handgenähter Stern des Hosenbandordens in Silbermetallic.<br />

Das Buch wird in einer perlmuttfarbenen, ebenfalls von Westwood gestalteten,<br />

Schlagkassette geliefert. Harry Benson setzte allem die Krone auf – mit<br />

einem seiner schönsten Schnappschüsse von der Queen.<br />

Her Majesty. Royal Edition<br />

Vivienne Westwood & Harry Benson<br />

Taschen Verlag<br />

42 | <strong>PRESTIGE</strong>


Die Geschichte des Bleistifts<br />

Zwei Milliarden holzgefasste Stifte verlassen jährlich die Fabriken von Faber<br />

Castell. Der moderne Qualitätsbleistift «A. W. Faber» war der erste Markenbleistift<br />

der Welt und Faber Castell ist bis heute geradezu ein Synonym für<br />

handgehaltenes Schreiben und Künstlerbedarf. Die 250-jährige Geschichte<br />

der Familie und der Firma ist geprägt von Erfolgen, Niederlagen, persönlichen<br />

Schicksalen, Freud und Leid. Dieser Bildband ist weit mehr als eine Unternehmensdarstellung.<br />

Er ist spannend wie ein Roman, informativ wie eine<br />

zeitgeschichtliche Chronik, authentisch und aus erster Hand erzählt sowie ein<br />

opulentes Familienalbum über drei Jahrhunderte hinweg, das in dieser Form<br />

erstmals öffentlich zugänglich gemacht wird.<br />

Faber Castell since 1761<br />

Anton Wolfgang Graf von Faber Castell<br />

Collection Rolf Heyne<br />

Die Kunst der 1920er- und 1930er-Jahre<br />

Was haben das Chrysler Building in New York, die sachlichkühlen Porträts<br />

von Tamara de Lempicka, die Tiller Girls und eine Tischleuchte von Wilhelm<br />

Wagenfeld gemeinsam? Den Stil: in allen Fällen allerschönster Art déco. Kaum<br />

eine andere Stilrichtung hat das Bild ihrer Epoche so umfassend geprägt wie<br />

der Art déco. Ausgehend von Paris setzte sich die Formensprache des Art<br />

déco ab Mitte der 1920er-Jahre weltweit durch und ergriff alle Bereiche von<br />

Kunst und Kultur. Der vorliegende, ganz im Stil des Art déco gestaltete und<br />

hochwertig ausgestattete Band widmet sich der Frage nach dessen kunstgeschichtlichen<br />

und kulturpolitischen Voraussetzungen. Er beleuchtet die sich<br />

parallel entwickelnden Stile und Theorien und ordnet sie in den Zusammenhang<br />

der Kunst des 20. Jahrhunderts ein.<br />

Art déco<br />

Norbert Wolf<br />

Prestel Verlag<br />

Very British!<br />

30 britische Prominente – von Alan Bennett bis Paul Smith – verraten ihre<br />

ganz persönlichen Lieblingsplätze, beispielsweise den Lesesessel am Kamin,<br />

die Bar im Club oder die Grabkammer im Museum. Die Liste der porträtierten<br />

Persönlichkeiten liest sich wie ein «Who is who» der britischen Kultur.<br />

Gilbert & George laden in ihre privaten Gemächer ein. Jeanette Winterson<br />

besucht ihre Lieblingsbuchhandlung. Tim Knox öffnet verborgene Türen in<br />

Sir John Soane’s Museum. So geben die feinfühligen Porträts Derry Moores<br />

nicht nur Einblick in private Lebenswelten, sondern auch einen Überblick<br />

über britischen Stil und Lebensart – ganz persönlich interpretiert.<br />

An English Room<br />

Derry Moore<br />

Prestel Verlag<br />

The Luxury Way of Life | 43


Rubriken<br />

Drache,<br />

Tiger und<br />

Kirschblüten<br />

Yakuza<br />

Helena Ugrenovic<br />

44 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 45


Mit fast 86’000<br />

Mitgliedern sind<br />

sie das grösste<br />

organisierte<br />

Wer ihnen einmal<br />

beigetreten ist,<br />

gehört für immer ihnen.<br />

Die Rede ist von<br />

der Yakuza.<br />

Verbrechersyndikat<br />

der Welt.<br />

46 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

EEs existiert kein einziger Geschäftszweig in Japan, der nicht von<br />

ihnen beherrscht wird. In keinem anderen Mafia-Syndikat der Welt<br />

identifizieren sich Mitglieder durch ihre Tätowierungen so intensiv mit<br />

ihrem neuen Ich. Von Top-Führungskräften und Verwaltungsräten bis<br />

hin zu Schauspielern und Superstars zieht sich die eindrucksvolle Mitgliederliste<br />

der Yakuza. «Wer einen Taler raubt, wird gehängt; wer ein Land raubt,<br />

wird König.» Auch heute noch haftet ein verklärtes Robin Hood-Image an<br />

ihnen, denn sie sind barmherzig und kaltherzig, gütig und grausam zugleich.<br />

Im Gegensatz zu amerikanischen oder anderen Mafiastrukturen, operieren<br />

die japanischen Yakuza nicht aus der Unterwelt. Sie werden als notwendiger<br />

Teufel gesehen, durch dessen allmächtige Anwesenheit die Strassenkriminalität<br />

eingedämmt wird, denn noch schlimmer als ein organisiertes wiegt ein<br />

unorganisiertes Verbrechen.<br />

Oicho-Kabu<br />

Ihren Namen verdanken sie den denkbar schlechtesten Blättern im alten japanischen<br />

Kartenspiel Kabufuda: Ya-Ku-Za ist die dialektale Aussprache der<br />

Zahlenkombination 8, 9, 3 und gilt als wertlos. Als die Wertlosen der Gesellschaft<br />

sehen sich die Yakuza nicht ohne Stolz. Ihr Ursprung wurzelt in<br />

der Edo-Periode zwischen 1600 und 1868. – Einer Zeit, in der in Europa in<br />

31 Kriegen um die Vorherrschaft gekämpft wird, Nikolaus Kopernikus seine<br />

Theorie vom heliozentrischen Weltbild veröffentlicht und die Welt mit Persönlichkeiten<br />

wie Leonardo da Vinci, Niccolò Machiavelli, Michelangelo oder<br />

William Shakespeare bereichert wird. Damals sind es Bauern und Handwerker,<br />

jedoch vielmehr Kaufleute, die sich aus bitterer Armut oder gepeinigt von<br />

Schicksalsschlägen, den Yakuza anschliessen.<br />

Wer sein Land oder Geschäft durch Naturkatastrophen oder das Glücksspiel<br />

verloren hat, mittellos in eine neue Stadt flüchtet und auf ein besseres Leben<br />

hofft, sieht keinen anderen Ausweg, als bei den Yakuza anzuklopfen. Lieber<br />

einen Pakt mit dem Teufel eingehen, als in verdreckten Gassen verhungern. Die<br />

Yakuza geben ihnen Arbeit, Unterkunft und Geborgenheit innerhalb ihrer Familienstruktur;<br />

Respekt und Anerkennung zollt ihnen die ländliche Bevölkerung.<br />

Yakuza versus Samurai<br />

Die Samurai haben keine kriegerische Beschäftigung mehr zu jener<br />

Zeit. Sie verlagern ihr Wirken in den Dienst der Polizei sowie den Schutz<br />

der öffentlichen Sicherheit. In der Hierarchie höher gestellt, blicken die<br />

»Bushi« herablassend auf die Yakuza, die sie als Möchtegern-Samurai<br />

beschimpfen. Erst ab 1926, während der<br />

Shõwa-Zeit, in der Ära des erleuchteten Friedens,<br />

die als Blütezeit des japanischen Imperialismus<br />

zählt, und vor allem nach der Kapitulation<br />

Japans 1945 im Zweiten Weltkrieg erlangen<br />

die Yakuza relevanten Einfluss auf die japanische<br />

Gesellschaft. In dieser Zeit werden die<br />

Strukturen der modernen Yakuza gebildet. Sie<br />

organisieren den Schmuggel und Schwarzhandel<br />

und erschaffen legale Strategien, um ihre<br />

zum Teil illegalen Forderungen durchzusetzen.<br />

Als Japan am Ende der Besatzungszeit und mit<br />

seiner Anerkennung als souveräner Staat 1952<br />

den Wiederaufbau der Wirtschaft und staatlichen<br />

Strukturen forciert, reagieren die Yakuza<br />

mit einem Parallelkonzept. Sie erschaffen eigene<br />

Wirtschaftszweige und fokussieren sich auf<br />

das Glücksspiel und die Bauwirtschaft.<br />

Aufstieg der Yakuza<br />

Die Konflikte und der Kampf um Territorien innerhalb<br />

der Yakuza schwelen an und enden in blutigen<br />

Bandenkriegen, die der Staat verzweifelt zu<br />

unterbinden versucht. Es erreicht damit jedoch,<br />

dass sich die Macht der bis heute vorherrschenden<br />

drei Gruppen Yamaguchi-gum, Sumiyoshi-kai<br />

und Inagawa-kai nicht nur beschleunigt, sondern<br />

festigt. Während der Rezession der 1970er-Jahre<br />

sowie der Finanzblase der goldenen Achtziger,<br />

dringen die Yakuza in die Finanzbranche vor. Der<br />

Schmuggel boomt durch die immer stärker werdende<br />

Containerschifffahrt. Börsenkotierte Aktiengesellschaften<br />

zittern und zahlen sich durch<br />

Schutzgelderpressungen. Die Strategien der<br />

Yakuza sind hinterhältig und clever. Die Klagen<br />

und Einsprüche von Kleinaktionären gegen Geschäftspraktiken<br />

und Rechnungsabschlüsse sind<br />

Zeit- und Geldfresser und weitaus kostspieliger als<br />

«Spenden» an die Yakuza.<br />

The Luxury Way of Life | 47


CULTURE<br />

Moderne und Tradition<br />

So sehr sie jetzt sogar mit einem öffentlich erhältlichen Werbemagazin, in<br />

dem Gedichte und Reportagen zu lesen sind, um neue Anhänger buhlen,<br />

schrumpft die Anhängerschaft der Yakuza. Das Magazin der Yamaguchigumi<br />

ist nur ein verzweifelter Griff nach dem Strohhalm. Die jungen Japaner<br />

verspüren keine grosse Lust, den Yakuza beizutreten und sich einer patriarchischen<br />

Führungs- und Vaterfigur, dem sogenannten Oyabun oder Paten,<br />

zu beugen oder sich ihre Sporen mit niedrigen Arbeiten zu verdienen. Die<br />

Yakuza-Gruppen sind wie eine Familie strukturiert, mit dem Oyabun an der<br />

Spitze und darunter die Kobun, die Söhnen oder Soldaten. Akihito Akeuchi,<br />

ein ehemaliger Yakuza und heute einer ihrer Tätowierer, erzählt in einem Interview:<br />

«Es beginnt damit, dass du mit dem Boss Sake trinkst und er dann<br />

sagt, dass er von heute an dein Vater ist und du sein Sohn bist. Ich hatte mir<br />

das anders vorgestellt, als der Dienstbote der älteren Brüder zu sein. Ich war<br />

frustriert, musste Zigaretten holen, sie bewirten und die Aschenbecher leeren.<br />

Ich war ein junger, durstiger Soldat, der auf die Strasse wollte, doch stattdessen<br />

schenkte ich Tee aus und küsste ihre Hintern.»<br />

Menschen- und Drogenhandel, Prostitution, legale und illegale Inkassogeschäfte,<br />

verbotenes Glücksspiel und Schutzgelderpressungen gehören zum<br />

täglichen, traditionellen Mafia-Geschäft der Yakuza. Sie operieren auf praktisch<br />

jedem Geschäftsgebiet Japans, beeinflussen die Finanzmärkte und haben<br />

ihren Wirkungskreis auf die politische Korruption ausgedehnt. Gewalt gilt<br />

als ultimativ letzte Instanz.<br />

Zeig mir deinen Körper ...<br />

... und ich sage dir, wer du bist. In keiner anderen kriminellen Gruppierung<br />

wird die Zugehörigkeit auf so eine markante Weise demonstriert wie bei<br />

den Yakuza und den Tätowierungen ihrer Mitglieder.<br />

Seit Jahrhunderten ritzen sich Krieger und<br />

Gesetzlose ihre Zusammengehörigkeit unter die<br />

Haut. Die Bilder auf dem Körper müssen in einer<br />

Balance und Harmonie zueinander stehen<br />

und so sind Ganzkörpertätowierungen oft spiegelverkehrt<br />

gestochen. Alles, was eine Vorderseite<br />

hat, beinhaltet auch eine Rückseite. Doch<br />

die Tätowierungen der Yakuza zeigen nicht nur<br />

wahre Kunstwerke, sondern sagen aus, wie viel<br />

Schmerz und Geduld derjenige erträgt, oder bereit<br />

ist, für die Yakuza zu ertragen. Bei der traditionellen,<br />

japanischen Tätowierkunst «Tebori» werden<br />

die spitzen Nadeln, die an Bambusröhrchen<br />

stecken, in schnellem Tempo tiefer unter die Haut<br />

gerammt als mit den üblichen Tätowiermaschinen.<br />

Ein äusserst schmerzhaftes und blutiges<br />

Unterfangen, doch die Tätowierung hält länger<br />

und die Farben verblassen nicht. Der Drache<br />

soll vor Feuer schützen, Chrysanthemen werden<br />

einem Toten in kleinen Kaskaden mitgegeben,<br />

der Karpfen verwandelt sich in einen Drachen,<br />

der Stärke symbolisiert. Die Kirschblüten symbolisieren<br />

die Vergänglichkeit des Lebens: Lebe<br />

schnell, stirb jung. «Wenn ich irgendwann irgendwo<br />

in den Bergen wie ein Hund getötet werde,<br />

bin ich vorbereitet. An meinem Körper befinden<br />

sich Chrysanthemen.»<br />

48 | <strong>PRESTIGE</strong>


SHORTCUT<br />

Marilyn Monroe<br />

Sie gehörte zu den schönsten Frauen, soll eine heimliche Affäre mit John F.<br />

Kennedy geführt haben und hauchte das wohl erotischste «Happy Birthday Mr.<br />

President» ins Mikrofon. Jung, drall, prall und keineswegs ein blondes Dummchen,<br />

aber depressiv und voller Selbstzweifel, passt die Theorie des Selbstmordes<br />

sehr gut ins Konzept der Allgemeinheit, als man Norma Jeane Baker alias<br />

Marilyn Monroe am 5. August 1962 leblos in ihrer Wohnung findet. Von offizieller<br />

Stelle aus wird ihr Tod mit einer Überdosis an Schlafmitteln begründet. Doch die<br />

populärste Verschwörungstheorie, schiebt dem liebestollen keineswegs Saubermann<br />

Präsidenten die Tat indirekt in die Schuhe. 40 Schlaftabletten soll sie<br />

geschluckt haben, jedoch fand man in ihrem Magen keine Tablettenreste. Auch<br />

hätte sie sterben müssen, bevor sich die Tabletten vollständig hätten aufgelösen<br />

können. Marilyn Monroe konnte die Schlaftabletten nicht selbst geschluckt<br />

haben. So stellen sich die Fragen, ob ihr die tödliche Dosis gewaltsam und per<br />

Einlauf verabreicht wurde? Oder ob, sie die Kapseln aufgebrochen, in Wasser<br />

aufgelöst und getrunken hat?<br />

Lady Di<br />

Sie war die Prinzessin der Herzen, litt unter der Kälte des Britischen Könighauses<br />

sowie der Queen, und war den Paparazzi, die sie auf Schritt und Tritt verfolgten,<br />

wie ein hilfloses Reh ausgeliefert. Bis heute sind die Details des tödlichen Unfalls<br />

der Fürstin von Wales rätselhaft. Gemeinsam mit ihrem Freund Dodi Al-Fayed<br />

raste sie am 31. August 1997 in einem Tunnel in Paris gegen einen Betonpfeiler,<br />

gefolgt von einer Horde Fotografen. Angeblich wurden beim Chauffeur Henri<br />

Paul bei einer Blutanalyse Alkohol und Psychopharmaka sowie grosse Mengen<br />

Kohlenmonoxid diagnostiziert. Jedoch hätte ihn das sofort umbringen müssen.<br />

Wurden die Blutproben vertauscht? Kurz vor dem Aufprall touchierte ein weisser<br />

Fiat Uno die Limousine, jedoch sind der Wagen und sein Fahrer bis heute unauffindbar.<br />

Ausgerechnet in der Unfallnacht, funktionierten die Sicherheitskameras<br />

im Tunnel nicht.<br />

Kurt Cobain<br />

Gerade mal 27 Jahre alt wurde der Sänger und<br />

Gitarrist der Band Nirvana, als er am 5. April 1994<br />

starb. Der Tod gehörte schon früh zu seinem Leben,<br />

hatten sich drei seiner Grossonkel umgebracht<br />

und sah er als Jugendlicher die Leiche eines<br />

Nachbarsjungen an einem Baum hängen. Drei<br />

Tage nach dem Tod Kurt Cobains fand man ihn in<br />

seinem Haus in Seattle. Vollgespritzt und mit einer<br />

Schrotflinte neben sich, mit der er sich offenbar in<br />

den Kopf geschossen hatte. Gerüchten zufolge<br />

hätte Cobain vor seinem Tod jedoch Diazepam eingenommen,<br />

ein Medikament, das die Wirkung von<br />

Heroin so verstärkt hätte, dass er nicht mehr in der<br />

Lage gewesen wäre, sich zu bewegen, geschweige<br />

denn zu erschiessen. «El Duce», wie sich der Mann<br />

nannte, behauptete später, die Witwe Kurt Cobains,<br />

Courtney Love, hätte ihm 5’000’000 Dollar für den<br />

Tod an ihrem Mann geboten. Diese Theorie lässt<br />

sich bis heute nicht beweisen, haftet jedoch genau<br />

so lange an der immer noch ein bisschen verdächtigten<br />

Witwe.<br />

The Luxury Way of Life | 49


Der Künstler, Designer und Fotograf Rolf Sachs, Sohn des<br />

legendären Lebemanns Gunter Sachs, zeigt in seinem neusten<br />

Fotoprojekt einmal mehr seine Verbundenheit zum Engadin.<br />

Yvonne Beck<br />

50 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

RRolf Sachs stellte anlässlich der St. Moritz Art Masters erstmals seine<br />

Ausstellung «Camerain Motion: Von Chur nach Tirano» vor. Mit<br />

seiner Kamera hat er die flüchtigen Momente einer spektakulären<br />

Alpenlandschaft eingefangen. So wie sie sich dem Betrachter bei einer<br />

Fahrt mit der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Rhätischen Bahn<br />

durch die Schweizer Berge bieten. <strong>PRESTIGE</strong> traf den Künstler in der Schlossereiwerkstatt<br />

St. Moritz und sprach mit Ihm über den Begriff «Heimat», das<br />

Engadin und die Kunst zu leben.<br />

Prestige: Herr Sachs, Sie stellen heute Ihr neues Fotoprojekt vor. Was ist<br />

das Besondere an «Camera in Motion: From Chur to Tirano»?<br />

Rolf Sachs: Dieses Projekt wird viele Menschen anregen, eine Still Camera in Bewegung<br />

zu benutzen, denn die Bilder sind voller Leben. So simpel diese Form der Aufnahme ist,<br />

so sehr spricht sie doch den heutigen Zeitgeist an. Es kommt ständig zu Überraschungen.<br />

Etwas mit dem ich gar nicht gerechnet habe, ist zum Beispiel, dass bei Aufnahmen in den<br />

Kurven nur ein einziger Punkt scharf gezeichnet wird. Dadurch sehen einige Aufnahmen<br />

fast irreal aus – wie eine Spielzeuglandschaft. Und das macht dieses Projekt so spannend.<br />

Haben Sie Ihre Bilder nachträglich noch bearbeitet?<br />

Nein! Das ist eins meiner Prinzipien. Keine nachträgliche Bearbeitung.<br />

Bei meinem letzten Fotoprojekt, bei dem ich über<br />

einen langen Zeitraum immer dieselbe Aussicht fotografiert<br />

habe, ist auch alles so wie es aus der Kamera kam. – Alles<br />

nur mit einer einzigen Einstellung aufgenommen. Es gibt sicher<br />

tolle Bilder, die stark bearbeitet wurden, aber meine<br />

Bilder sind 1:1, so wie sie aus der Kamera kommen.<br />

Wie oft sind sie die Strecke von Chur nach Tirano<br />

für Ihr neues Projekt mit der Bahn gefahren?<br />

Ich selbst habe mit der Kamera vor dem Auge vier Fahrten<br />

gemacht. Aber es stehen noch einige Fahrten an. Es gibt<br />

noch eine sehr schöne Zeit, die ich noch nicht eingefangen<br />

habe: Der Herbst, in dem sich alle Lärchen gelb verfärben.<br />

Die muss ich auf jeden Fall noch fotografieren.<br />

The Luxury Way of Life | 51


Inzwischen kenn ich aber jede Kurve auf der Strecke, weiss, welche Belichtungszeit ich<br />

wo einstellen muss. So kann ich jetzt natürlich bei den Aufnahmen noch mehr spielen. Ich<br />

habe nun den Blick dafür, wie was aussehen könnte. Man muss ein bisschen ins Leere<br />

schauen, damit der Vordergrund nicht scharf ist, so erkennt man vor dem eigenen Auge,<br />

wie das Bild aussehen wird.<br />

Wie viele Bilder haben sie insgesamt bisher geschossen?<br />

12’000 und es kommen noch mehr. Die Datenmengen sind der Wahnsinn, denn ich verwende<br />

eine 70 Millionen Pixel-Kamera. Somit können wir die Bilder natürlich auch riesig<br />

aufziehen. Im Winter werden wir das ganze Projekt vorstellen.<br />

Sie leben seit langer Zeit in London. Trotzdem zieht es Sie immer wieder in<br />

die Schweiz zurück und auch dieses Projekt befasst sich ja ganz intensiv<br />

mit dem Engadin. Warum?<br />

Ich bin mit dem Engadin eng verbunden. Meine Familie ist schon immer eng mit St. Moritz<br />

verbunden. Ich bin hier in die Schule gegangen, habe hier ganz besondere Momente<br />

erlebt, angefangen von den tollen, wilden Teenagerzeiten, die stets prägend sind. Heute<br />

werde ich, das hoffe ich zumindest, von den Einheimischen als Einheimischer akzeptiert.<br />

Ich habe einige honorige Posten im Bobsport, natürlich auch im Dracula-Club und bin<br />

Vize-Präsident im Cresta-Club. Das nehme ich auch sehr ernst, denn ich fühle mich verantwortlich<br />

für diese Region.<br />

Empfinden Sie in London so etwas wie Heimweh nach dem Engadin?<br />

Ich denke, ich könnte hier oben nicht arbeiten. Es gibt zu wenig Ecken und Kanten.<br />

Man kann nicht an einem Ort arbeiten, der zu schön ist. Vielleicht als Schriftsteller,<br />

aber als bildender Künstler eher weniger. Da ist London für mich ein interessanteres<br />

Pflaster. Doch ich bin mit vielen Orten verbunden, auch mit Deutschland. Ich bin sehr<br />

international aufgewachsen, meistens in der Schweiz,<br />

bin halb Franzose, halb Deutscher vom Blut her. Meine<br />

kreative Sprache ist sehr deutsch. Daher bereite ich in<br />

Köln auch gerade eine Ausstellung vor mit dem Namen<br />

«Eingemachtes – Typisch deutsch».<br />

Was genau wird dort zu sehen sein?<br />

Ich nehme deutsche Begriffe auf, deutsche Tugenden wie<br />

Fleiss, Pünktlichkeit, Reinheit bis hin zu Melancholie, Weltschmerz<br />

und Angst. Zu jedem dieser Begriffe habe ich ein<br />

Objekt gemacht.<br />

Sind diese Begriffe nicht sehr klischeebehaftet?<br />

Nein, ich denke, dass die Deutschen wirklich genauer, präziser,<br />

pünktlicher und fleissiger als andere Nationen sind.<br />

Die Engländer sind lustiger, haben einen Way of life, aber<br />

das Land funktioniert weniger. Schweizer wiederum sind<br />

ein wenig engstirnig, aber dafür funktioniert auch hier alles<br />

besser. Alles hat seine guten und schlechten Seiten. Ich<br />

will meine Ausstellung jedoch nicht politisieren, denn bin<br />

kein Politiker oder Philosoph …<br />

Wie würde Sie sich beschreiben?<br />

Ich bin ein kreativer Weltbürger, ein fröhlicher Mensch und<br />

hoffe, dass ich die Welt ein bisschen offener, freier, weniger<br />

konventionell machen kann. Wir müssen ausbrechen,<br />

wir sind zu abhängig von unserer Erziehung, unserer<br />

52 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 53


CULTURE<br />

Sozialisation und davon müssen wir uns befreien. Wir müssen toleranter werden. Jeder ist<br />

so, wie er ist, daher müssen wir beginnen, freier zu denken.<br />

Kann Kunst dazu beitragen?<br />

Ja, natürlich. Es gibt sehr viele Menschen die Kunst innerlich berührt und sie zum Umdenken<br />

anregt. Auch wenn man die Welt durch Kunst nur ein kleines Bisschen anders sieht,<br />

kann das schon etwas bewirken. Um Kunst zu begreifen, muss man jedoch eigentlich in<br />

einem urbanen Umfeld leben.<br />

Die meisten Ihrer Arbeiten sind mit einem Augenzwinkern verwirklicht<br />

worden, oder?<br />

Alle Objekte reflektieren sicherlich den Charakter des Künstlers, deshalb freut es<br />

mich, dass Sie das Augenzwinkern herauslesen können. Manchmal würde ich mir<br />

noch etwas mehr davon in meinen Werken wünschen. Humor, Spass und das Leben<br />

oder sich selbst nicht zu ernst nehmen sind sehr wichtige Komponenten. Das ist<br />

bereits die halbe Miete und man fühlt sich selbst viel<br />

wohler in seiner Haut.<br />

Aber nehmen sich nicht gerade viele in St. Moritz<br />

viel zu ernst?<br />

Nein, das ist das Bild, was die Medien vermitteln. Das<br />

ist ein grosses Klischee, diese Menschen sind gar nicht<br />

Teil von St. Moritz. Hier gibt es so viele Unikate. Lustige<br />

Engländer, die um zwei Uhr morgens mit den Tabletts<br />

die Bobbahn runterrauschen und die Deutschen, die<br />

vorher noch schnell abklären, ob sie versichert sind.<br />

Das ist das Leben hier. Ein sehr, fast schon humoristisches<br />

Beisammensein. Aber das sehen die meisten<br />

nicht, da nur Pudel, Pelze und Champagner gezeigt<br />

werden, was mit dem echten Leben hier gar nichts zu<br />

tun hat.<br />

54 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

Woher kommen die Ideen zu Ihren Projekten und Werken?<br />

Ach, das ist schwer zu beantworten. Als Künstler ist man ständig am Denken und hat<br />

neue Ideen. Manchmal kommen Sie mitten in der Nacht, manchmal in Teammeetings, wo<br />

eigentlich etwas anderes verfeinern sollte.<br />

War es für Sie schwer, als Künstler ernst genommen zu werden? Mit dem Namen Sachs<br />

haben doch sicherlich viele «verwöhntes Bübchen aus reichem Hause» verbunden.<br />

Das mit dem reichen Sohn ist immer da. Ich finde das jedoch einfach menschlich und<br />

verständlich. Es stört mich auch nicht so sehr. Dieses Bild wird mir mein ganzes Leben<br />

angehängt, aber ich kann ganz gut damit umgehen. Ich kann ja nicht aus meiner Haut<br />

raus. Doch inzwischen werden viele meiner Werke auch unabhängig von meinem Namen<br />

betrachtet und geschätzt.<br />

Haben sie irgendwelche Vorbilder beziehungsweise gibt es Künstler oder<br />

Designer, die Sie besonders verehren?<br />

Oh, da gibt es wahnsinnig viele. Ich finde nicht immer<br />

alles toll, aber ich bin oft unglaublich eifersüchtig darauf,<br />

dass ich nicht selbst die Idee zu einigen Projekten<br />

hatte. Hinzu kommt, dass meine Mitarbeiter in meinem<br />

Studio wahnsinnige Spielverderber sind. Es kommt häufig<br />

vor, dass ich ganz aufgeregt mit einer neuen Idee zur<br />

Arbeit komme. Eine halbe Stunde später zeigt mir mein<br />

Team dann im Internet, dass es die Idee schon lange<br />

verwirklich wurde.<br />

Kunst ist für Sie in drei Worten?<br />

Frei, offen und endlos. Die meisten Menschen denken, es<br />

sei alles bereits gemacht worden, aber es ist noch nichts<br />

gemacht worden. Und das ist das unglaublich Schöne an<br />

der Kunst. Es gibt immer wieder neue Überraschungen.<br />

Es ist unglaublich, wie tief man schürfen kann.<br />

The Luxury Way of Life | 55


Baloise<br />

Session<br />

<strong>2013</strong><br />

Unvergessliche und unkonventionelle Konzerte<br />

Mit neuem Name, neuen Sponsoren, neuer<br />

Location und einem frischen Design startet das etablierte<br />

Basler Musikfestival in eine neue Ära.<br />

Boris Jaeggi


CULTURE<br />

NNach 15 Jahren heisst der neue Presenting Sponsor «Basler Versicherungen».<br />

Mit dem neuen Festivalnamen Baloise Session (vormals<br />

Avo Session) will man auch den starken Bezug zum Standort<br />

Basel festigen. Die Markenzeichen des Festivals bleiben gleich, versichern<br />

Matthias Müller, Präsident der Baloise Session, und Beatrice Stirnimann,<br />

CEO,: «Ein vielfältiges, musikalisch anspruchsvolles und dennoch<br />

unkonventionelles Programm in einem intimen Clubtischambiente mit Kerzenlicht.»<br />

Freuen darf man sich auf die neue Location. Alle Konzerte finden<br />

in der von den Stararchitekten Herzog & de Meuron konzipierten Eventhalle<br />

der Messe statt. Diese bietet, mit einer speziell designten und über drei<br />

Ebenen laufenden Tribüne, allen 1 600 Konzertgäste, die an runden<br />

6er Tischen sitzen, freie Sicht auf die Bühne und auf die jedes Detail<br />

zeigenden Grossbildleinwände. Gespannt sind die Musikliebhaber<br />

sicher auf die Akustik, die sowohl einzelnen Künstlern, die unplugged<br />

spielen, als auch einer grossen dynamisch aufspielenden<br />

Band gerecht werden muss. «Das hochklassige Programm der<br />

Baloise Session steht gleichermassen für Innovation und Kontinuität<br />

und verspricht Musikgenuss. Das sind auch zentrale Werte<br />

der Basler Versicherungen. Wir sind stolz, als neuer Presenting<br />

Sponsor mitzuhelfen, dass Weltstars auch künftig gerne in<br />

Basel auf der Bühne stehen und sich an der Baloise Session<br />

wohl und sicher fühlen», so Michael Müller, CEO der Basler<br />

Versicherungen, abschliessend.<br />

Heather Nova<br />

Lovebugs<br />

The Luxury Way of Life | 57


CULTURE<br />

Ein Highlight jagt das andere<br />

Vom 25. Oktober bis 14. November werden 23 nationale und internationale<br />

Künstler auftreten. Eröffnet wird das Festival mit der «Opening<br />

Night» am 25. Oktober durch die aufstrebende Popsängerin Zaz.<br />

Sie hat mit ihrer unverblümten Nonchalance und ihrer vielfältigen<br />

Bühnenerfahrung dem französischen Chanson die Kraft und die<br />

moderne Sprache zurückgegeben. Bligg hingegen hat mit seinem<br />

charmanten Selbstbewusstsein nicht nur den Rap erweitert,<br />

sondern auch die Volksmusik erneuert. Das wird wohl auch sein<br />

neues Album «Service Publigg» erreichen, welches just am Tag<br />

seines Auftritts an der Baloise Session erscheint.<br />

Gloria Estefan wandelt auf den Spuren Frank Sinatras: In ihrem<br />

neuen Programm singt die Latin Pop Queen die Standards<br />

vom Broadway und taucht tief ins kulturelle Erbe<br />

Amerikas ein, ohne allerdings ihr kubanisches Temperament<br />

und ihre bekannten Hits zu verleugnen. Die englische<br />

Newcomerin Birdy und die grosse Patricia Kaas<br />

laden am 4. November zu einem Abend voller Gefühle<br />

und Leidenschaft ein, bei dem der Titel «Ladies Passion»<br />

Programm ist. Der Konzertabend vom 10. November<br />

ist der handgemachten Musik gewidmet:<br />

Aimee Mann ist das beste Beispiel dafür, dass<br />

man auch ohne kommerziellen Erfolg erfolgreich<br />

sein kann. Sie gilt als beste Singer-Songwriterin<br />

im Geiste Neil Youngs. «Soundgarden»-Sänger<br />

und Songwriter Chris Cornell ist ein grossartiger<br />

Grunge-Interpret. Aber wie stark seine Stimme<br />

wirklich ist, demonstriert er unplugged solo.<br />

Die absoluten Höhepunkte sind jedoch sicherlich<br />

die beiden Schlussabende. Am<br />

13. und 14. November dürfen wir «the one<br />

and only» Eric «Slowhand» Clapton just<br />

im Jahre seines 50. Bühnenjubiläums für<br />

zwei Konzerte in Basel begrüssen. Damit<br />

ist Präsident Matthias Müller und<br />

seinem Team sicherlich der Überraschungscoup<br />

im nationalen Konzertjahr<br />

<strong>2013</strong> schlechthin gelungen.<br />

www.baloisesession.ch<br />

58 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

ZAZ<br />

Aimee Mann<br />

The Luxury Way of Life | 59


60 | <strong>PRESTIGE</strong>


Schrecklich<br />

Aufnahmen<br />

Der Fotograf Martin Parr<br />

Dicke Deutsche, sonnenverbrannte Briten und<br />

amerikanische Botox-Opfer: Kein Fotograf entlarvt<br />

nationale Ticks so gemein wie Martin Parr.<br />

Lone K. Halvorsen<br />

Martin Parr, Magnum Photos | courtesy Schirmer | Mosel<br />

The Luxury Way of Life | 61


CULTURE<br />

OOb Tourismus, Wüste oder Geldadel – seine Bilder sind entlarvend,<br />

ironisch und oft sehr gemein. Er richtet seine Kamera auf die Banalitäten,<br />

Vulgarität und Abgründe des Alltags. Mit dem Blick des<br />

geübten Beobachters menschlicher und allzu menschlicher Verhaltensweisen<br />

fotografiert Martin Parr Sonnenanbeter, Strandverkäufer, Sandburgenbauer<br />

und Badende, wo immer er sie antrifft. Menschen am Strand<br />

haben den englischen Fotografen schon als Student interessiert. Weniger<br />

wegen der reichlich präsenten nackten Haut als wegen des Phänomens<br />

Strandleben als solches. Alle Strände dieser Welt scheinen sich zu gleichen,<br />

von kleinen Unterschieden, wie etwa der Zusammensetzung des Picknicks,<br />

einmal abgesehen. «Der Strand», sagt Parr, «ist einer jener raren öffentlichen<br />

Räume, an denen man, quer durch die Kulturen, alle Absurditäten und skurrilen<br />

Eigenheiten der jeweiligen Nation findet».<br />

Magnum<br />

Im englischen Epsom, Surrey, wurde Martin Parr 1952 geboren. 1970 begann<br />

er das Studium der Fotografie am Manchester Polytechnic, welches<br />

er bis 1973 verfolgte. In dieser Zeit beteiligte er sich an verschiedenen fotografischen<br />

Projekten, die sich, wie auch die späteren Arbeiten, bereits der<br />

fotografischen Dokumentation sozialer Gefüge und Bedingungen widmeten.<br />

1994 wird er Mitglied der bekannten Fotoagentur Magnum.<br />

Von den Fotografen Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, George Rodger und<br />

David Seymour wurde die Agentur im Jahr 1947 gegründet. «Magnum» sollte<br />

anders sein als andere Agenturen, denn die Gründer sahen sich zugleich als<br />

Künstler aber auch als Bildhändler. Mehr Künstlergemeinschaft als Auftragsvermittlung<br />

und mehr Fotografen-Kooperative als Bildhändler lautete die Devise.<br />

Und da ihre Arbeiten gefragt waren, konnten sie auch bei den Abnehmern<br />

durchsetzten, was Ihnen notwendig erschien. Fortan musste bei jeder Veröffentlichung<br />

der Name des Fotografen genannt werden und die Urheberrechte<br />

blieben bei den Fotografen – verwaltet durch «Magnum».<br />

Wer nicht mitspielen wollte, bekam eben keine Bilder mehr. Die Magnum-<br />

Gründer und ihre Weggenossen sahen sich als eine Symbiose aus Künstlern<br />

und Reportern. Daher waren sie davon überzeugt, dass gerade ihr subjektiver<br />

Blick erst den Gang der Weltgeschichte wirklich dokumentierte. Sie arbeiteten<br />

nach ihren eigenen Regeln und ihre Bilder – so dachten sie – waren das<br />

Ergebnis intensiver Auseinandersetzung mit der Realität und ausführlicher<br />

Recherchen über den Gegenstand ihre Reportagen.<br />

Bis heute gehören rund 100 Fotografen der Fotoagentur. Die Namensliste<br />

liesst sich wie ein «Who is who» der Fotografie.<br />

Der Einlass für Martin Parr in der «auserlesenen» Fotoagentur gestaltete sich<br />

ein wenig schwierig. Denn als er sich bewarb, galt er als sehr umstritten<br />

und viele bekannte Dokumentarfotografen empfanden ihn als unseriös und<br />

stimmten gegen ihn. Nach Jahren hartnäckiger Bewerbung wurde er endlich<br />

aufgenommen, knapp aufgenommen – eine Stimme weniger und er wäre erneut<br />

abgelehnt worden.<br />

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CULTURE<br />

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The Luxury Way of Life | 63


CULTURE<br />

Zelebration der Klischees<br />

Martin Parrs Interesse galt zunächst dem kleinbürgerlichen Leben in England,<br />

welches er jedoch in den kommenden Jahren international ausweitete.<br />

Szenarien des alltäglichen Einkaufs, des häuslichen Mittagstisches,<br />

der U-Bahnfahrt oder Einblicke in ein Callcenter sind in Parrs eigenwilligen,<br />

ausschnitthaften, teils unscharfen oder auch überbelichteten Bildern oft<br />

schnappschussartig und amateurhaft angelegt. Er scheut nicht vor der Wiedergabe<br />

von verbrauchten Klischees und kollektive Stereotypen zurück – die<br />

er anfänglich in der Mittelschicht fand, die aber schliesslich in der Mittel- und<br />

Oberschicht den Grossteil seiner Serien bildeten. Über die Unterschiede der<br />

Schichten sagt der Brite: «Traditionell dokumentieren Fotojournalisten meist<br />

die Armut auf der Welt, weil sie als das wichtigste Thema unserer Zeit gilt.<br />

Doch ich denke, dass heute nicht mehr die Armut das Hauptproblem ist, sondern<br />

der Reichtum. Es herrscht einfach zu viel Wachstum und Wohlstand».<br />

Seine Fürsprecher schwärmen von seiner feinen Ironie, dem spöttischen britischen<br />

Humor und der Akribie, mit der er das moderne Leben szenisch einfängt.<br />

Seine Fotos amüsieren zunächst; unwillkürlich grinst man. Betrachtet<br />

man jedoch seine Fotos ein wenig länger, fällt auf, wie schonungslos er hinguckt<br />

und wie er auf den entscheidenden Moment wartet. Gnadenlos drückt<br />

er ab, wie den Revolver eines Cowboys im entschiedenen Moment – ein Klick<br />

und das Foto ist im Kasten. Nichts inszeniert, nichts verschönert – fast plakativ<br />

und wie aus einem Comic. Er zelebriert die Klischees, denn wie er sagt<br />

«Klischees werden zu Klischees, weil sie wahr sind. Wenn ich irgendwo fotografiere,<br />

versuche ich immer, diese Klischees im Kopf zu haben. Ich spüre sie<br />

auf und fotografiere sie».<br />

Bei ihm sehen alle sonderbar aus, sogar ganz gewöhnliche Menschen. Die<br />

Welt ist schrecklich und zugleich schön. Und genau diese Mischung findet<br />

sich auch in seinen Bildern. Dafür geht er sehr nah ran – bis die Dellen der<br />

Orangenhaut hervortreten und der Rest von Bodylotion in der Halsfalte zu<br />

sehen ist. Seine Art der Fotografie hat ihm aber auch viel Häme eingebracht.<br />

Seine Bilder seien boshaft und zynisch, sagen die Kritiker. Henri Cartier-Bresson,<br />

einer der Wortführer bei Magnum, befürchtete bei seiner Aufnahmebewerbung,<br />

dass die humanistische Tradition der Agentur mit Parr untergehen<br />

würde. Magnum wollte Krieg und Armut in der Dritten Welt dokumentieren,<br />

Parr dagegen interessierte sich für die profan-provozierende Lebensrealität in<br />

der Ersten Welt. Für ihn waren die Grabenkämpfe längst vergessen.<br />

Er hält uns einen Spiegel vor und porträtiert indiskret die soziale Wirklichkeit<br />

mit dem Materialismus und den Exzessen der Massenkultur. Jedoch auch<br />

diese Seite des sozialen Manifestes besitzt eine gewisse Sympathie – das<br />

Kitschige, das nicht-perfekte und den menschlichen Makel. Er ist kein Misanthrop,<br />

wie viele seiner Gegner insinuieren, denn er mag die Menschen und<br />

das, was er mit der Kamera festhält, ist nicht anders als die Realität, die ihm<br />

begegnet. Es sind Momentaufnahmen, die einen bestimmten Menschenschlag<br />

für eine bestimmte Zeit konservieren. Und das, was auf den ersten<br />

Blick wie ein Schnappschuss aussieht, entpuppt sich rasch als subtile Komposition<br />

und ein raffiniertes Arrangement.<br />

64 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

The Luxury Way of Life | 65


CULTURE<br />

Entlarvender Blick<br />

Nun hat der britische Fotograf in der Schweiz auf<br />

Lauer gelegen, um bildhaft festzuhalten, dass<br />

auch hierzulande die Klischees zutreffen. Denn<br />

die Klischees von der Schweiz sind es, die Martin<br />

Parr für seine Fotoserie «Think of Switzerland» aufgreift<br />

– in der aktuellen Ausstellung «Souveniers»<br />

im Museum für Gestaltung in Zürich. «Dies soll<br />

keine objektive Studie über die zeitgenössische<br />

Schweiz sein», so Martin Parr. «Es ist das Statement<br />

eines Künstlers. Ich sage Ihnen sicher nicht,<br />

welches Statement es ist, denn ich bin der Fotograf.»<br />

Die Ausstellung wirft einen Blick auf die plakative<br />

Schweiz. Wieder sind es die Bilder, die man<br />

zu kennen glaubt: Goldbarren, Käsefondue, Berge<br />

und Würste in Folie eingeschweisst. Ob umstritten,<br />

zynisch, geschmacklos oder als enfant terrible betrachtet,<br />

Fakt ist: Martin Parr ist längst Kult.<br />

SHORTCUT<br />

Strandleben<br />

Kein Ort ist weiter weg vom Alltag als der Strand. Sand, Sonne und die passende<br />

Lektüre sind verlässliche Zutaten, um sich innerhalb kürzester Zeit entspannt<br />

und frei zu fühlen – und privat. «Life’s a Beach» versammelt erstmals<br />

die besten und skurrilsten Strandfotos von Martin Parr aus vier Jahrzehnten.<br />

100 Farbaufnahmen von Sonnenanbetern, Strandverkäufern und Sandburgenbauern<br />

entführen an die grossen und kleinen Strände der Welt. Im<br />

Begleittext des Buches bekennt sich Martin Parr, seit 1994 Vollmitglied bei<br />

Magnum, zu seinem ausgeprägten Faible für das Strandleben und dessen<br />

Absurditäten.<br />

Life’s a Beach<br />

Martin Paar<br />

Schirmer/Mosel Verlag<br />

66 | <strong>PRESTIGE</strong>


kolumne<br />

Aus dem Leben eines Galeristen: Reine Geschmackssache<br />

Hot dogs von Roy Lichtenstein,<br />

Dosensuppen von Andy<br />

Warhol, Schokoriegel und<br />

Zigarren von Mel Ramos. –<br />

Schaut man sich die Bilder der<br />

Pop Art-Künstler an, dann sind<br />

darunter erstaunlich viele, die<br />

Essen abbilden. Jenseits aller<br />

Konsumkritik geht es hier um<br />

eine Hommage an die genussvolle<br />

Seite des Lebens. Aber<br />

Künstler wären nicht Künstler,<br />

wenn sie diesem Bereich nicht<br />

einen besonderen Blickwinkel<br />

abgewinnen könnten.<br />

Wilhelm J. Grusdat<br />

Willem De Kooning war bekannt für sein holländisches<br />

Frühstück, John Cage backte gern makrobiotische<br />

Kekse und Robert Motherwell bereitete<br />

in seiner Jugend Kabeljau zu. Roy Lichtensteins<br />

Lieblingsgericht ist eine Suppe, die Ursuppe.<br />

Wer ihn danach fragte, dem gab der Maler detaillierte<br />

Anweisungen, wie man aus Wasserstoff,<br />

Ammoniak, Methan, Wasser, Stickstoff und Kohlenmonoxid,<br />

mithilfe eines kaputten und funkensprühenden<br />

Mixers, die Grundbrühe herstellte.<br />

Diese Brühe muss kurz unter ultraviolettes Licht<br />

gehalten werden und dann auf niedriger Hitze<br />

simmern, bis sich die ersten Proteine entwickeln.<br />

Voilà! – Die Ursuppe. Zum Verzehr ungeeignet.<br />

Dalis Werke wimmeln von Lebensmitteln – etwa<br />

von Spiegeleiern, Bohnen, Steaks. Auch seine Titel<br />

spielen mit kulinarischen Assoziationen. Man<br />

denke nur an sein «Weiches Selbstbildnis mit gebratenem<br />

Speck». Aus seiner Vorliebe für exquisites<br />

Essen entstand auch sein Kochbuch, das er<br />

nicht nur mit eigenen Arbeiten schmückte, sondern<br />

das auch seine Freude an ungewöhnlichen<br />

Rezepten und Serviervorschlägen widerspiegelt.<br />

Heringspüree in der Kniekehle der Geliebten ist<br />

nur ein Beispiel. Sein 1941 gehaltenes Dinner<br />

«Night in a Surrealistic Forrest» fand sogar Eingang<br />

in die Tagesschau. Gala – gekleidet in ein<br />

Einhornkostüm – war die Gastgeberin und thronte<br />

in einem riesigen, roten Bett.<br />

Als Vorspeise wurde Carpaccio<br />

in Damenstiletto gereicht;<br />

das Hauptgericht bestand<br />

aus fünf lebenden Fröschen.<br />

Nicht alle Künstler kochen<br />

gerne. Da hilft es, wenn man<br />

einen Assistenten hat, der<br />

nicht nur den reibungslosen<br />

Ablauf im Atelier beaufsichtigt,<br />

sondern auch noch in<br />

der Küche zaubern kann. Ich<br />

hatte das Vergnügen, Hisachika<br />

Takahashi, die rechte<br />

Hand von Robert Rauschenberg, bei einem<br />

meiner Besuche in seinem New Yorker Atelier<br />

kennenzulernen und seine Leckereien zu kosten.<br />

Takahashi hatte nicht nur die Fähigkeit, aus den<br />

Zutaten für ein geplantes Vier-Personen-Dinner<br />

genug Verpflegung für zehn Personen zu zaubern,<br />

er war auch einer der Ersten, der die Zubereitung<br />

von original japanischem Sushi in New<br />

York einführte. Dafür kochte er in dem berühmten<br />

Künstlerrestaurant «Food» in Soho. Hier wurde<br />

zum ersten Mal das Konzept der offenen Küche<br />

zelebriert. Die Gäste, die sich hier niederliessen,<br />

wussten nie, welche Künstler-Koch-Performance<br />

sie erwartete und ob die zubereiteten Mahlzeiten<br />

überhaupt essbar sein würden. Am Ende wurde<br />

ihnen immer ein Souvenir vermacht. Takahashi<br />

erzählte mir dazu, dass er einmal die übrig gebliebenen<br />

Knochen zu einer Kette auffädelte und<br />

den Gästen mitgab.<br />

Auf meinen Reisen und Zuhause werde ich häufig<br />

zu diesen zwanglosen Zusammenkünften zwischen<br />

den Künstlern und Kunstverehrern eingeladen.<br />

Es gibt keine bessere Gelegenheit, den<br />

Menschen hinter dem Kunstwerk kennenzulernen.<br />

Denn wer sich ernsthaft für eine Arbeit interessiert,<br />

der will auch mehr über dessen Schöpfer<br />

wissen. Insofern gehe ich als Galerist nicht nur<br />

gern zu Künstleressen, sondern ich gebe solche<br />

exklusiven Treffen auch gern für meine Kunden.<br />

The Luxury Way of Life | 67


fashion<br />

68 | <strong>PRESTIGE</strong>


Leuchtend und kunstvoll drapiert, so kennt man im Westen den<br />

breiten Bindegürtel, der von Japanern über ihrem<br />

Kimono getragen wird. Auf Japans Strassen nur noch selten zu<br />

sehen, denken viele Europäer oft er wäre ein<br />

klassisches Geisha-Accessoire. Dabei erlebt der Obi zusammen mit<br />

dem Kimono gerade ein Revival.<br />

Valeska Jansen<br />

Sensai<br />

The Luxury Way of Life | 69


Rubriken<br />

Atelier Eingang zu Kondaya Genbei in der Altstadt von Kyoto.<br />

70 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

GGanz gleich, wie leuchtend die Farben eines Kimonos sein mögen,<br />

der Obi ist fast immer noch leuchtender. Wenn eine Lerngeisha vor<br />

Ihnen auf der Strasse geht, bemerken Sie nicht etwa ihren Kimono<br />

zuerst, sondern ihren leuchtend gefärbten, hängenden Obi, der nur<br />

einen Streifen des Kimonos an den Schultern und an den Seiten frei lässt. Um<br />

diese Wirkung zu erreichen, muss der Obi so lang sein, dass er von einem<br />

Ende des Zimmers bis zum anderen reicht. Aber es ist nicht die Länge des<br />

Obi, die einem zu schaffen macht, sondern sein Gewicht, denn er ist fast<br />

immer aus schwerem Seidenbrokat. «Ihn nur die Treppe hinauf zu bringen<br />

ist unendlich anstrengend, also können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn<br />

man ihn trägt. Das dicke Gewirk umschliesst die Taille wie eine von diesen<br />

gefährlichen Schlangen und der schwere Stoff, der hinten herab hängt, gibt<br />

einem das Gefühl, als hätte man einen Schrankkoffer auf dem Rücken», so<br />

beschreibt es Chiyo, die Protagonistin in dem Bestseller «Die Geisha» von<br />

Arthur Golden.<br />

Vom Zweck zur Kunst<br />

Tatsächlich ist der kunstvoll drapierte Bindegürtel, über dem Kimono getragen,<br />

bis zu fünf Meter lang. Seine Tradition hält er seit der Heian-Zeit (794 bis<br />

1192) bis heute aufrecht. Einzig seine Breite hat sich im Laufe der Jahrhunderte<br />

immer wieder verändert. War er zu Beginn eine lange Kordel, wurde er im<br />

Laufe der Jahrhunderte immer breiter und kunstvoller gewebt. Das Material<br />

ist meist Seide und das Farbspektrum reicht von uni schlicht bis bunt gemustert.<br />

Einer der berühmtesten Obi-Künstler der Neuzeit ist der Japaner Genbei<br />

Yamaguchi. Seine Kreationen sind traditionellen Mustern nachempfunden<br />

und ausschliesslich aus der wertvollen Koishimaru-Seide gefertigt. Oft üppig<br />

bestickt mit Fäden aus purem Gold, haben seine Kunstwerke nach oben beinahe<br />

kein Preislimit. Yamaguchi ist der Inhaber der Obi-Manufaktur «Kondaya<br />

Genbei» inmitten der Altstadt Kyotos.<br />

The Luxury Way of Life | 71


Fashion<br />

Libelle mit Diamant auf Obi.<br />

Erfolg mit Luxus-Obis aus Kyoto<br />

Vor 270 Jahren gegründet, begann das Unternehmen ursprünglich als Grosshandel.<br />

Als Yamaguchi im Jahr 1980 übernahm, verlagerte er das Kerngeschäft<br />

in die Fertigung handgearbeiteter Luxus-Obis. Nach seinen eigenen<br />

Entwürfen und Ideen und unter Berücksichtigung Jahrhunderte alter Traditionen<br />

gehört er heute zu den berühmtesten Obi-Designern der Welt. In Zusammenarbeit<br />

mit den besten Rohstoffherstellern und Webern ist es ihm gelungen,<br />

Tradition und Moderne innovativ zu verbinden. Dadurch hat er in Japan<br />

und Übersee einen grossen Kundenstamm gewinnen können.<br />

Sein besonderes Markenzeichen ist neben dem hohen Qualitätsstandart<br />

die Verwendung ungewöhnlicher Materialien. Zu seinem Grundstoff, der<br />

Koishimaru-Seide, arbeitet er zusätzlich mit Fäden aus Altgold, Silberblättchen,<br />

Edelsteinen, seltenen Federn und auch alten Fischernetzen. Spezielle<br />

Kräuter-Farbstoffe aus der traditionellen japanischen «Kampo-Medizin», der<br />

japanischen Pflanzenheilkunde, verleihen nicht nur Farbe, sondern sollen ihre<br />

heilenden Kräfte und den Geist der Natur auf das Kleidungsstück übertragen.<br />

(Kampo stammt ursprünglich von der traditionellen chinesischen Medizin ab.<br />

So soll zum Beispiel der Farbstoff der Färberdistel – sie färbt die Seide je<br />

nach Verfahren Rosa, Kirschrot, Braunrot oder Braungelb – den Körper warm<br />

halten. Indigo, gewonnen aus der Indigopflanze, die Blau färbt, soll Mücken<br />

fernhalten. Yamaguchi will damit das in Vergessenheit geratene Bewusstsein<br />

für die geistige Bedeutung von Farben wiederbeleben.<br />

72 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

Genbei Yamaguchi mit seinem wertvollstem Kimono aus 90 % Gold.<br />

The Luxury Way of Life | 73


Genbei Yamaguchi<br />

demonstriert den<br />

Unterschied zwischen<br />

einem groben herkömmlichen<br />

Seidenkokon<br />

und dem viel kleineren<br />

Koishimaru Seiden Kokon.<br />

Ursprung aus dem Morgenland<br />

Auch die Muster seiner Obis entsprechen alten, traditionellen Webverfahren.<br />

Meist haben sie ihre Wurzeln im alten Persien, von wo aus sie sich nach Ost<br />

und West verbreitet haben. Das begründet gleichzeitig die Tatsache, warum<br />

viele verschiedene Kulturen ähnliche Muster mit der gleichen spirituellen Bedeutung<br />

verwenden. Nach Japan gelangten diese traditionellen Muster über<br />

die Seidenstrasse. Yamaguchi nutzt noch heute ihre tiefe Bedeutung. «Meine<br />

Obis sind nicht nur wertvolle Designer-Stücke, sie sollen dem Träger auch<br />

Glück bringen und Energie verleihen», erklärt der Japaner. Nicht nur traditionelle<br />

Färbemethoden und Muster liegen dem Designer am Herzen, auch<br />

das verwendete Grundmaterial hat unter seinen<br />

Händen eine Renaissance erfahren. Die Koishimaru-Seide<br />

ist die reinste und kostbarste japanische<br />

Seide. Ursprünglich war ihre Verwendung dem<br />

japanischen Kaiserhaus vorbehalten. Das «Momijiyama<br />

Seidenraupenzucht-Center» innerhalb des<br />

kaiserlichen Palastes, war Jahrhunderte lang der<br />

einzige Ort der Welt, wo die sensiblen Seidenraupen<br />

gezüchtet werden durften. Bis 1998 gab es<br />

dafür sogar ein offizielles Gesetz.<br />

74 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion Rubriken<br />

Obi mit Chrysanthemen<br />

The Luxury Way of Life | 75


Fashion<br />

Dreidimensionales Gesicht aus unzähligenn Goldfäden gestickt.<br />

Erfolg mit Massenproduktion<br />

Ausserhalb der Palastmauern erfreute sich trotzdem ein erfolgreicher Handel<br />

mit der in Massenproduktion gefertigten Hybrid-Seide. Langes und dickes<br />

Garn, produziert von einer robusten und pflegeleichten Seidenraupenart,<br />

war der Verkaufs- und Exportschlager der japanischen Textilindustrie. Doch<br />

Yamaguchi wollte passend zu seiner Obi-Philosophie die Produktion der wertvollen<br />

Koishimaru-Seide wiederbeleben, sind doch die Seidenfäden viel feiner<br />

und um ein vielfaches weicher, als das sonstige Massenprodukt. Gemeinsam<br />

mit Experten baute er Maulbeerbäume an, deren Blätter vollkommen unbehandelt<br />

waren. Denn die empfindlichen Insekten, deren Grundnahrungsmittel<br />

Maulbeerblätter sind, vertragen ausschliesslich biologisch natürliche Pflanzenstoffe.<br />

Ein Hauch Pestizid oder sonstiger anorganischer Zusatzstoff und<br />

ein Massensterben ist vorprogrammiert. Sein Wiederbelebungsversuch wurde<br />

zum Erfolg und bereits im Jahr 2002 hatte er so viel Koishimaru-Seide<br />

produziert, dass er sie in Kimonos und Obis verarbeitete<br />

und im Rahmen einer grossen Ausstellung<br />

präsentieren konnte. Dafür wurde er mit dem japanischen<br />

Kulturpreis ausgezeichnet.<br />

Genbei Yamaguchi ist typisch japanisch: traditionell<br />

und bescheiden. Seine Erfolge in Wirtschaft und<br />

Kultur haben ihn nicht abheben lassen. Fast macht<br />

er den Eindruck, als freue er sich wie ein buddhistischer<br />

Zen-Mönch, ein altes Stück Tradition seiner<br />

Kultur und seinen Landsleuten zurückgebracht zu<br />

haben. Einen «Kondaya-Genbei» zu besitzen ist eine<br />

echte Wertanlage und ein wahres Stück japanischer<br />

Kultur und das nicht nur in Japan.<br />

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suitart ist der offizielle bekleidungspartner<br />

der swiss indoors.<br />

Rubriken<br />

warum von der stange,<br />

wenn es ein massanzug sein kann?<br />

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The Luxury Way of Life | 77


Die<br />

Schweiz<br />

als<br />

Modeland<br />

Kathrin Eckhardt<br />

78 | <strong>PRESTIGE</strong>


Aus Frankreich<br />

kommt Dior, aus<br />

Italien Prada<br />

und was bringt<br />

die Schweiz für<br />

Modegrössen<br />

hervor?<br />

The Luxury Way of Life | 79


Fashion<br />

BBisher hatte unser Land keine grosse Tradition im Modedesign, obwohl<br />

einige Namen wie Christa de Carouge oder Ida Gut auch über<br />

die Landesgrenze hinaus ein Begriff sind. Dies könnte sich bald ändern,<br />

denn es tut sich etwas im Schweizer Modemarkt. Mit der «Mode<br />

Suisse» wurde 2012 eine neue Plattform für Modeschaffende ins Leben<br />

gerufen. Sie schlägt zweimal jährlich eine Brücke zwischen den Kreativen<br />

und dem Markt. Modeschaffende und Experten erzählen vom Potenzial des<br />

Schweizer Modemarktes, ihren Strategien und weshalb sich die Schweizer<br />

Mode auch vor dem ausländischen Markt nicht zu verstecken braucht.<br />

Fashion made in Switzerland<br />

Es gab die Gwand, den Prix Bolero und den Stella Swiss Textiles Award,<br />

allesamt Modeshows, die in den 90er- und 2000er-Jahren entstanden und<br />

inländisches Design förderten. Allesamt sind sie eingegangen, versandet,<br />

verschwunden. Darauf folgte ausser der kommerziell orientierten Vögle Fashion<br />

Week nicht mehr viel und ein grosses Loch entstand. Es gab zwar zunehmend<br />

Schweizer Modedesigner und -designerinnen, die qualitativ gute<br />

Mode schufen, doch das Netzwerk und eine Plattform, um die Kollektionen in<br />

regelmässigen Abständen einem Fachpublikum zu zeigen, fehlten.<br />

Yannick Aellen ist ein Altbekannter in der Schweizer Modebrache und arbeitet<br />

seit vielen Jahren im In- und Ausland als Mode-Show-Produzent. Heute ist<br />

er auch Initiant und Kreativ Direktor der Mode Suisse. Mit seiner Geschäftspartnerin,<br />

der Eventmanagerin Ursina Widmer, hat er es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, diese Lücke zu schliessen. Aellen kennt die Schweizer Modeszene<br />

wie seine Westentasche und wusste deshalb um die Nöte und das Potenzial<br />

der Schweizer Designer. Im Förderfonds Engagement der Migros-Gruppe<br />

fanden die Initianten den perfekten Geldgeber für die Mode Suisse, die zweimal<br />

jährlich in Genf und Zürich stattfindet.<br />

Die kleine Schwester des Migros Kulturprozents unterstützt verschiedene<br />

Projekte im Bereich Kultur, Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Sport und eben Design<br />

mit jährlich 10 Millionen Franken. Ohne diese sichere Teilfinanzierung<br />

wäre die Plattform wahrscheinlich ein weiterer zum Scheitern verurteilter Versuch<br />

gewesen, die Modebranche Schweiz zu unterstützen. Aellens Ziel ist es<br />

«zweimal jährlich auf unprätentiöse und professionelle Art, die Mode unseres<br />

Landes zu kuratieren und das reale Business zu ermöglichen.» An die Mode<br />

Suisse werden Einkäufer und Presseleute vom In- und Ausland eingeladen.<br />

Sie helfen so den Labels Läden für den Vertrieb zu finden oder Beiträge über<br />

sie in der Presse zu generieren.<br />

80 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

© Maurice Haas<br />

ursina widmer und YANNICK AELLEN<br />

The Luxury Way of Life | 81


Fashion<br />

Der eigene Drive der Schweizer<br />

Aellen glaubt an den Schweizer Markt. Es gäbe weiterhin Geld im Land, das<br />

auch ausgegeben werden wolle, das sei ein lokaler Vorteil. Zudem spüre er<br />

ein neues Pulsieren, eine positive Energie der Modeschaffenden, die sich miteinander<br />

austauschten, sogar über den Röstigraben hinaus. «Es gibt hier einen<br />

ganz eigenen Drive, die Menschen sind noch nicht verzweifelt», beobachtet<br />

er. Auch die Designerin Ida Gut macht ähnliche Erfahrungen. Sie sagt: «Wir<br />

haben einen Markt mit einem sozialen Mittelstand, Kundinnen und Kunden<br />

mit einem Bewusstsein für Schweizer Produkte und unternehmerisches Wissen.<br />

Wir haben eine reelle Chance etwas aufzubauen.» Die Modeschaffenden<br />

finden hierzulande verglichen mit dem Ausland einfach eine zusätzliche Anstellung<br />

als Freelancer in der Modebranche. Sie dozieren beispielsweise an<br />

einer Modeschule, wie Heiner Wiedemann vom Label Heinrich Brambilla oder<br />

jobben als Aushilfen bei Gelegenheitsjobs. Diese Zusatzeinkommen sind für<br />

die Existenzsicherung in den Anfangsjahren meistens nötig.<br />

Daneben braucht jeder Designer sein ganz eigenes Konzept, um sich zu positionieren.<br />

Für Aellen ist die Grundvoraussetzung dafür, dass die Designer<br />

ihren eigenen Markt für sich entdecken und sich danach richten. Julian Zigerli<br />

ist einer der auffälligen jungen Schweizer Designer. Seine Herrenkollektion ist<br />

laut und bunt und für den herkömmlichen Schweizer Mann ziemlich gewagt.<br />

Aus diesem Grund hat Zigerli schon früh ins Ausland expandiert. Seine Mode<br />

vertreiben Läden in Japan, Singapur, Spanien, Italien, England und Frankreich.<br />

Zudem zeigt er seine Kollektion jeweils an der Berlin Fashion Week.<br />

Dieses Jahr präsentierte er das dritte Mal und die Sitzreihen wurden das erste<br />

Mal ganz gefüllt. Die Schal- und Taschendesignerin Julie Egli hingegen sieht<br />

sich als nachhaltige und langsame Designerin. Sie will sich nicht dem raschen<br />

Tempo der Modeszene mit den zweimal jährlichen Kollektionen unterordnen.<br />

«Slowfashion» nennt sie ihr Konzept. Für ihre Muster und Prints arbeitet sie in<br />

künstlerischer Manier, die viel Zeit und Aufwand braucht. Zudem hat sie sich<br />

dafür entschieden, sich zu limitieren. Sie will lieber wenig neue Produkte, dafür<br />

diese in hoher Qualität und mit fairen Produktionsbedingungen herstellen.<br />

Der seit 14 Jahren im Geschäft tätige Designer Heiner Wiedemann vom Label<br />

Heinrich Brambilla arbeitet ähnlich. Er sieht sich als Handwerker und nimmt<br />

sich ganz aus Deadlines von Einkäufern und Modeshows heraus. Auf die Arbeitsweise<br />

kam er, weil er zu viel Zeit für die Produktionsplanung im Ausland<br />

statt für die kreative Kollektionsentwicklung benötigte. Seine Couture-Kollektion<br />

ist ein Nischenprodukt, deren Entwürfe es sogar ins Momu Fashion Museum<br />

Antwerpen schafften. Für seine Arbeitsweise brauche es Selbstvertrauen,<br />

denn es werde kaum jede Woche von derselben Kundin ein neues Stück<br />

von ihm gekauft. Von Vertrauen spricht auch Ida Gut. Wenn man sie auf ihre<br />

Strategien in wirtschaftlich schweren Zeiten anspricht, sagt sie: «Wenn dir die<br />

Kundin in den guten Zeiten nicht trauen kann, kommt sie in den schwierigen<br />

sowieso nicht mehr.»<br />

82 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

JULIE EGLI<br />

IDA GUT<br />

JULIAN ZIGERLI<br />

HEINRICH BRAMBRILLA<br />

© Alexander Palacios<br />

© Alexander Palacios<br />

© Alexander Palacios<br />

The Luxury Way of Life | 83


Fashion<br />

© Alexander Palacios<br />

© Alexander Palacios<br />

LAEND PHUENGKIT<br />

KAZU<br />

SANDRO MARZO<br />

Eines ist für alle klar, es tut sich wieder etwas in<br />

der Schweizer Modelandschaft. Wiedemann findet,<br />

die Chance für den Schweizer Modemarkt<br />

läge auch darin, sich nach aussen zu öffnen. «Der<br />

internationale Wettbewerb ist wichtig», meint er.<br />

Auch Yannick Aellen würde ihm zustimmen, er<br />

sagt: «Schweizer Designer brauchen sich nicht zu<br />

verstecken.» Und das Mode Suisse-Team arbeitet<br />

derzeit gezielt an einem international orientierten<br />

Showcase. Es gibt viele Namen wie PortenierRoth,<br />

Laend Phuengkit, Sandro Marzo, Kazu oder Stefanie<br />

Biggel, welche sich die in- und ausländischen<br />

Modeschaffenden für die Zukunft unbedingt merken<br />

sollten.<br />

© Alexander Palacios<br />

84 | <strong>PRESTIGE</strong>


FUR FASHION HIGHLIGHTS<br />

Rubriken<br />

www.acbang.ch fall / winter <strong>2013</strong>/14<br />

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The Luxury Way of Life | 85


kolumne<br />

Anleitung zum Schlaraffenlandspiel<br />

Neulich hatte ich einen Termin<br />

mit einem jungen, sympathischen<br />

Verkäufer vereinbart, da<br />

ein Produkt, das ich von ihnen<br />

anfertigen liess, nicht korrekt angefertigt<br />

wurde. Nun wollte ich<br />

von meinem Anrecht profitierten,<br />

dieses zurückgeben zu können.<br />

Aus verschiedenen Gründen<br />

musste der Verkäufer jedoch<br />

kurzfristig den Termin seiner<br />

Mitarbeiterin übergeben. Da ich<br />

in legerer Kleidung unterwegs<br />

war, schien sich die Verkäuferin Gabriel Palacios<br />

von meinem Freizeitlook in ihrer<br />

Wahrnehmung so sehr beeinflussen zu lassen, dass<br />

sie von der Annahme ausging, dass ich viel zu jung<br />

und zu freizeitlich wirkte, als dass ich wirklich das<br />

Geld zu haben schien, um ein ernsthafter Kunde zu<br />

sein. Ihr Umgang mit mir war trotz meines zuvorkommenden,<br />

zwischenmenschlichen Flairs mit dem Umgang<br />

eines zehnjährigen Schuljungen zu vergleichen.<br />

Aber nicht der Schuljunge, der seine Hausaufgaben<br />

ordentlich erledigt und aktiv am Unterricht teilnimmt,<br />

sondern der Schuljunge, der aus der letzten Reihe<br />

seine Mitschüler mit Papierkrümeln beschmeisst,<br />

den Unterricht stört, verschiedenste Abmahnungen<br />

erhält und förmlich wöchentliche Gespräche zwischen<br />

Eltern und Lehrern miterlebt.<br />

Als ich die Verkäuferin nach ihrem gefühlt zehnten<br />

Seufzer direkt damit konfrontierte, was ihr Problem<br />

sei, hatte sie keine handfesten Gründe, wollte sich<br />

aber auch nicht entschuldigen, da sie sich keiner<br />

Verfehlung bewusst war. Wenige Wochen zuvor befand<br />

ich mich im selben Geschäft. Damals war ich<br />

im Anzug unterwegs, denn ich hatte später noch ein<br />

geschäftliches Meeting. Damals – kaum hatte ich einen<br />

Fuss ins Geschäft gesetzt – bemerkte ich, wie<br />

die Empfangsdame mit ihrer Mitarbeiterin flüsterte.<br />

Später fragte sie mich, ob ich<br />

der Hypnotiseur sei, der vorgestern<br />

im Fernsehen war. Ich bejahte<br />

und genoss den vorzüglichen<br />

Service. Mein Eindruck:<br />

Dies musste die höflichste und<br />

wohl angenehmste Mitarbeiterin<br />

sein, die die ganze Möbelbranche<br />

zu bieten hatte. Diese<br />

beiden Erlebnisse bestätigten<br />

mir die Banalität unserer oberflächlichen,<br />

auf Geld, Macht,<br />

Gier, Aussehen und Einfluss<br />

fokussierte Gesellschaftsform.<br />

Leider scheint es keine Möglichkeit zu geben,<br />

diese Oberflächlichkeit auf irgendeine Weise zu<br />

umgehen oder zu verhindern. Es sei denn, wir<br />

betreten das Geschäft in Shorts und winken den<br />

Verkäufern mit einem Bündel Geld. Ich habe mir<br />

angewöhnt, dieses Spiel mitzuspielen, indem ich<br />

das Geschäft in dem Look betrete, in dem ich mich<br />

wohlfühle, und mir vorstelle, ich wäre in Grimms<br />

Schlaraffenland. Mein Tagtraum: Ich kaufe alles.<br />

Alles was mir gefällt. Ich bitte die oberflächliche<br />

und vorerst schnippische Verkäuferin um Beratung<br />

und Hilfe, so lange, bis sie versteht, dass ich<br />

es ernst zu meinen und ein verhüllter «Inkognito-<br />

Diamant» zu sein scheine. Wenn ich an der Kasse<br />

stehe, zücke ich meine goldene Kreditkarte, führe<br />

sie zum dafür vorgesehenen Schlitz, halte inne,<br />

schaue die Verkäuferin nachdenklich an und sage:<br />

«Ich hab’s mir doch anders überlegt. Hätten Sie<br />

mich doch nur von Anfang an anders behandelt.<br />

Jammerschade.» – Dann verlasse ich das Geschäft<br />

stolzen Schrittes ...<br />

Das macht mehr Spass als Beschwerdeschreiben.<br />

Ist ein sinnvoller Filter und lockert unseren Alltag,<br />

zumindest meinen, deutlich auf.<br />

86 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 87


88 | <strong>PRESTIGE</strong>


CHOPARD<br />

The Luxury Way of Life | 89


Fashion<br />

90 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 91


kolumne<br />

«Gefällt mir!»<br />

Irgendwann meldete auch ich<br />

mich bei Facebook an. Und weil<br />

man sich als Facebook-Nutzer<br />

dazu berufen fühlt, überall seinen<br />

Kommentar abzugeben,<br />

missbrauche ich heute eine<br />

ganze Prestige-Seite dafür. In<br />

FB-Sprache: Ich will share und<br />

dafür geliked werden!<br />

Die Social Media-Mitgliedschaft<br />

hat tatsächlich ihre Vorteile:<br />

Ich kann meine wertvollen<br />

Botschaften nun einer ganzen<br />

Community unterbreiten,<br />

Tamara Wernli<br />

kostenlos und unbegrenzt. Auf dem virtuellen<br />

Tummelplatz kann ich ungehemmt mit fremden<br />

Menschen in Kontakt treten, mich zur Schau stellen.<br />

Die Selbstvermarktungsmaschinerie läuft hier<br />

wie geschmiert. Mein Zugang zu anregenden wie<br />

nutzlosen Informationen reicht ins Unermessliche.<br />

Nachteil: Mein Recht, über all die mitteilungsbedürftigen<br />

Selbstdarsteller herzuziehen, hat sich leider<br />

verwirkt. Ich gehöre ja jetzt dazu.<br />

Über 1,11 Milliarden Nutzer (Stand April <strong>2013</strong>) haben<br />

sich hier gerne. Leider ist es nicht möglich, mit<br />

jedem befreundet zu sein, weil die Anzahl auf 5 000<br />

beschränkt ist. – Laut FB kann niemand so viele<br />

echte Freunde besitzen oder ordentlich pflegen. –<br />

Im Internet wird heftig spekuliert, ob Facebook diese<br />

ekelhafte Limite je aufheben wird. Denn nur weil<br />

Nerd Zuckerberg sich mit Sozialkontakten schwertut<br />

– die Plattform hat der Streber deshalb an seiner<br />

Uni erfunden – heisst das noch lange nicht, dass<br />

wir alle auf einer verkorksten Leitung hocken.<br />

Zeichen der viel beschworenen Facebook-Abhängigkeit<br />

haben sich bisher (Beitritt: 20. Juli 2012)<br />

noch nicht offenbart. Alles läuft nach Plan: Von neuen<br />

Freunden flattern Einladungen ins Haus, manchmal<br />

Flirtanfragen. Meinem Selbstwertgefühl tut das<br />

unheimlich gut, soziale Akzeptanz ist doch wichtig.<br />

Warum sonst poste ich Fotos von meinem süssen<br />

Hund Leon, auf denen wir beide ungehemmt in die<br />

Linse grinsen?<br />

Wenn FB-Usern etwas gefällt,<br />

etwa die Ankunft eines neuen<br />

Mitglieds oder der hübsche<br />

Leon, klicken sie den «Gefällt<br />

mir»-Button. Sie klicken ständig<br />

diesen Button. Simone<br />

postet ein Bildli ihrer Füsse<br />

und 29 Usern gefällt das. Hier<br />

zeigt sich die Stärke von FB:<br />

Jeder geniesst ein bisschen<br />

Ruhm, die FB-Welt wird zur<br />

Bühne. Wenn ich also meine<br />

Frisur nicht mag, dies mitteile<br />

und alle meine Freunde «Gefällt<br />

mir» drücken, ist das ein Erfolg.<br />

Damit «alle» möglichst viele sind, sammle ich wie<br />

verrückt Freunde. Ich klicke alles an, was mir in die<br />

Quere kommt. Ausserdem sagt die Freundeszahl<br />

aus, wie beliebt man ist: Unter 1 000 so là là, ab<br />

2 000 ist man ganz ordentlich mit dabei, mit 4 000<br />

und mehr ist man der Burner.<br />

Herman teilte heute Morgen einen Link über ein gefährdetes<br />

Storchengebiet in Kroatien. Serge rollte<br />

die Geschichte Israels von hinten auf. Sylvie’s Gedanken<br />

kreisten um ihren eingewachsenen Zehnagel.<br />

Wie war ein Up to date-Wissensstand vor Facebook<br />

überhaupt möglich?<br />

Die neue Welt wühlt auf, vereinnahmt ihre Bewohner.<br />

Es soll nicht primär zur Entspannung dienen,<br />

meinte Zuckerberg. Er sieht diese Kommunikation<br />

als «eine Form, so schnell und effizient wie möglich<br />

Daten auszutauschen.» Genau! Effizient tausche<br />

ich nun Gala-Story-Links aus, und das Beste ist,<br />

die Pflege der sozialen Kontakte lässt sich bequem<br />

vom Sofa aus erledigen; ich muss das Haus nicht<br />

verlassen, weder Körperteile wachsen noch Brauen<br />

zupfen. Warum also überhaupt noch Menschen im<br />

echten Leben treffen, wenn es auch so geht?<br />

Wenn ich die magische 5 000er Marke knacke, lade<br />

ich meine Facebook-Freunde zu virtuellem Kaffee<br />

und Kuchen ein. Soll der Zuckerberg bloss nicht<br />

sagen, ich würde mich nicht ordentlich um meine<br />

echten Freundschaften kümmern!<br />

92 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 93


Hut Bailey ® of HOLLYWOOD EST. 1922 | Bluse und Hose Belstaff | Schuhe COS | Blazer Karl Lagerfeld | Clutch Escada<br />

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Rolls-Royce<br />

The Luxury Way of Life | 95


Bluse und Hose Belstaff | Schuhe COS | Blazer Karl Lagerfeld | Clutch Escada<br />

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Fashion<br />

Bluse Belstaff | Blazer Karl Lagerfeld | Ring LEINFELDER Goldschmiede München | Sonnenbrille Trussardi<br />

Photo Markus Hofmann | white-photo.com<br />

Styling Kinga Horvath | kingahorvath.de<br />

Makeup Anja El Sawaf | anja-el-sawaf.de<br />

Model Yann Bouvet | Natalia G. | Most Wanted Models<br />

aSSistenz Susanne Schramke<br />

Retusche PX5 @ Medien GmbH<br />

Special Thanks Karolina Berdycka<br />

The Luxury Way of Life | 97


Anzug Lagerfeld | Hemd Burberry London | Handschuhe Roeckl | Uhr LEINFELDER Uhren München<br />

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The Luxury Way of Life | 99


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String Body Wolford | Stay-up Wolford | Ring LEINFELDER Goldschmiede München<br />

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The Luxury Way of Life | 101


SIE: Strümpfe FALKE | Kleid Karl Lagerfeld | Gürtel KINGA HORVATH® | Schuhe COS<br />

ER: Anzug Lagerfeld | Hemd Burberry London | Schuhe GEORGE’S | Uhr LEINFELDER Uhren München | Strumpf FALKE<br />

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www.vainard.ch<br />

The Luxury Way of Life | 1<strong>03</strong>


Fashion Shortcuts<br />

Für echte Kerle<br />

1821 wurde der Schweizer Sportbekleidungshersteller Nabholz gegründet.<br />

Global bekannt wurde Nabholz spätestens in den 60er-Jahren, als elf olympische<br />

Teams mit dessen Produkten ausgestattet wurden. Nachdem die Marke<br />

in den 90er-Jahren verschwand, hat sie sich<br />

nun neu positioniert und überzeugt heute<br />

mit ihren Jacken. Von Parkas bis Daunenjacken<br />

über Trenchcoats ist alles dabei.<br />

Ohne Schnickschnack, dafür mit<br />

warmen Federn, wasser- und windfesten<br />

Stoffen, überzeugt Nabholz<br />

mit hoher Qualität. Sie werben für<br />

«Living Legends» und sind Promotionspartner<br />

von Sauber F1-Team.<br />

Das passt, denn ihre Jacken gehören<br />

überall da hin, wo sich echter<br />

Kerle befinden: beim Fischen, in<br />

den Engadiner Bergen an der Oldtimer<br />

Rally «Passione Engadina»,<br />

im Landrover die Schweizer Berge<br />

bezwingend oder lässig im Segelboot<br />

sitzend.<br />

Männertaugliche Handtasche<br />

Männer und Handtaschen sind ein Thema für sich. Nur ein gestandenes<br />

Mannsbild erträgt ohne Imageeinbusse etwas an der Hand<br />

hängend, das nicht eindeutig eine Aktentasche ist. Internationale<br />

Fussballer wie Ronaldo mögen zunehmend die kleinen, clutchartigen<br />

Taschen, die sie direkt unter ihre muskulösen Unterarme klemmen.<br />

Optisch ist das eine umstrittene Sache. Die Schweizer Marke<br />

Bally hat nun eine Zwischenlösung gefunden, eine Art Kompromiss<br />

von Aktentasche und Clutch Bag. Die «Milano Business»-Tasche<br />

bekommt diesen Winter eine neue Farbe, wobei das Leder gewohnt<br />

hochwertig bleibt. Ganz ohne Schnörkel macht der Mann mit dieser<br />

«Handtasche» alles richtig.<br />

104 | <strong>PRESTIGE</strong>


Mit Blumen verführen<br />

Agent Provocateur – der Name vergeht auf der Zunge wie selbst gemachtes<br />

Eis – ist gleichermassen prickelnd und süss. Die Londoner Lingerie-Marke<br />

weiss, wie Verführung aussieht und dafür zieht sie alle Register. Spitze, transparente<br />

Stoffe, Verstrebungen und Blumenmuster sowie Lack und Leder gehören<br />

ins Herbst-Winter-Sortiment, das von den Powerfrauen der 70er-Jahre<br />

wie Barbarella inspiriert wurde. Der Blumenkimono «Fleura» aus feiner Seide<br />

ist üppig und hat es uns deshalb besonders angetan. Er schmiegt sich weich<br />

um den weiblichen Körper und fällt dramatisch auf den Boden. Ein bleibender<br />

Eindruck ist damit garantiert.<br />

Chicer Gummi<br />

«Der Adler» aus Frankreich ist aus Kautschuk und 160 Jahre alt. Zudem hält<br />

er unsere Füsse trocken. Die Rede ist von der Schuhmarke Aigle, dessen<br />

Ursprungsgeschäft die Gummistiefel waren. Heute stellen sie aber auch<br />

Kleider und Lederschuhe her. Im trüben Herbstwetter sind Gummistiefel unabkömmlich<br />

und der einzige Weg, trotz grauer Weltuntergangstimmung vor<br />

die Haustüre zu gelangen. Aigle hat seine Gummistiefel für diesen Winter mit<br />

neuen Farben versehen. Das Modell «Miss Juliette» hat zudem einen kleinen<br />

Absatz und Schnürverstrebungen am Schienbein. Für Miss Juliette Liberty-<br />

Print, die extravagante Version davon, hat das Londoner Traditionshaus ein<br />

Blumen- und Tiermuster ausgearbeitet, welches an den Garten Eden erinnert.<br />

Damit hat es Aigle geschafft, selbst Arbeitsschuhe wie Gummistiefel mit<br />

etwas Weiblichkeit zu versehen.<br />

Statement setzen<br />

Die Designerin Shourouk ist in der Modewelt längst ein Begriff. Ihre «Statement<br />

Pieces» wurden durch Serien wie Gossip Girl oder Sex and the City 2<br />

weltweit bekannt. Ihre Schmuckstücke sind bunt, gross, auffällig wie ein Regenbogen<br />

oder die Federpracht eines Pfaus. Shourouk zählt viel berühmte<br />

Anhängerinnen wie Michelle Obama, die sich extra von ihr einen Gurt<br />

anfertigen liess, oder die Sängerin Beth Ditto, die Shourouks Colliers<br />

für ihre Auftritte trägt. Die Französin verwendet keine echten Edelsteine,<br />

sondern bedient sich der Vielfalt der Swarovski-Steine. Diesen<br />

Herbst und Winter ist sie Partnerin der Glitzersteinfirma und hat eine<br />

Kollektion für sie auf den Markt gebracht. «Swarovski by Shourouk»<br />

verleiht ganz in der Tradition der beiden Schmuckpioniere der Trägerin<br />

einen unvergesslichen Funkelmoment.<br />

The Luxury Way of Life | 105


fashion<br />

show<br />

Winter<br />

<strong>2013</strong><br />

By Laura Giarratana<br />

Giorgio Armani<br />

Roberto Cavalli Dsquared2 Ermenegildo Zegna<br />

106 | <strong>PRESTIGE</strong>


Dolce & Gabbana<br />

John Richmond<br />

Etro Versace Gucci<br />

The Luxury Way of Life | 107


wiesn<br />

schmankerl<br />

i b rixTON<br />

iI a lmdudler<br />

iII b oss<br />

iV s isley<br />

V b ogner<br />

Vi S.T.DUPONT<br />

Vii carl f.BUCHERER<br />

Viii w iNDSOR<br />

ix a ngermaier<br />

ix<br />

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viii<br />

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vii<br />

vi<br />

108 | <strong>PRESTIGE</strong>


xi<br />

x<br />

x a ngermaier<br />

xi T iFFANY & Co.<br />

xiI t riumph<br />

xiii l iebeskind berlin<br />

xiV luis trenker<br />

xV prada<br />

xVi a ngermaier<br />

xiv<br />

xii<br />

xv<br />

xvi<br />

xiii<br />

The Luxury Way of Life | 109


110 | <strong>PRESTIGE</strong><br />

prada


Die Luxusmodehäuser<br />

bedienen sich<br />

New<br />

diesen Herbst und Winter<br />

wieder der klassischen<br />

Silhouette<br />

Look<br />

des «New Looks». Wie<br />

sie aussieht und weshalb<br />

wir sie gerade jetzt<br />

wiederentdecken …<br />

Kathrin Eckhardt<br />

The Luxury Way of Life | 111


Fashion<br />

EEs muss ein magischer Moment gewesen sein, als die Modejournalisten<br />

1947 die 90 Modelle der «Corelle»-Show von Dior bestaunten.<br />

Der Rockbund sass eng in der Taille, fiel weit über die Knie und die<br />

Schultern waren schmal und rund. Die Modelle bezauberten die Zuschauer<br />

durch die Betonung der Taille und der damit wiederentdeckten Weiblichkeit.<br />

Die berühmte, amerikanische Chefredakteurin der Harper’s Bazaar,<br />

Carmel Snow, schrieb begeistert «It’s such a New Look!» Der Ausspruch zur<br />

Kollektion wurde zum festen Modebegriff, der sich bis heute gehalten hat.<br />

Im Lexikon der Mode ist zu lesen:<br />

Diors «New Look»-Kollektion war ein revolutionärer Moment, denn die neue<br />

Silhouette bedeutete viel mehr als die Betonung der schmalen Taille. Die Nachkriegsjahre<br />

waren in Europa von der Knappheit des Zweiten Weltkrieges geprägt<br />

und nun endlich vorbei. Das Lexikon schreibt: «Die Mode hatte jahrzehntelang<br />

in den Mittelpunkt ihres Schaffens das breitschultrige, schmalhüftige,<br />

sportliche und kurzberockte junge Mädchen gestellt, aus dem im Krieg die oft<br />

schwer arbeitende, verarbeitete und auch seelisch überlastete Frau geworden<br />

war.» Für die Frauen der Nachkriegszeit gab es keine Mode, sondern nur Kleider,<br />

die Mittel zum Zweck waren. Der «New Look» aber bedeutete für sie, endlich<br />

wieder Mode zu tragen, ihre runden Brüste und Hüften zu zeigen. Die neue<br />

Silhouette verlieh ihnen ein neues, weibliches Selbstbewusstsein, das sich feminin<br />

und weich anfühlte. Die Frauen begannen, von romantischen Kleidern<br />

und feinen Stoffen zu träumen. Das Stillen dieser Sehnsucht erklärt auch den<br />

grossen Erfolg der «neuen Linie». Nach rund einem Jahr hatte sich die Silhouette<br />

durchgesetzt und sogar in Amerika wurde der französische Modetrend nach<br />

kurzem Protest akzeptiert. Zu Beginn fanden die Amerikanerinnen, der Look<br />

erinnere an die Kleider der Grossmütter, die ihre breiten Hüften unter weiten<br />

Röcken verstecken wollten.<br />

Richtig angezogen<br />

Diesen Herbst findet man die «neue Linie» unter anderen bei Bottega Veneta,<br />

Louis Vuitton, Gucci, Hermès, Prada und Miu Miu. Jacken, Kleider und Röcke<br />

sind in die Taille geschnitten und die Röcke bedecken allesamt die Knie.<br />

Neu und in die aktuelle Zeit passend sind die Materialien. Aus robuster Wolle<br />

sind die Entwürfe bei Prada, mit silbernen und goldenen Accessoires angereichert,<br />

ohne Verschnörklung und in Leder bei Hermès. Die Materialien<br />

werden frei gemixt und auch der dargestellte Frauentyp ist nicht nur feminin<br />

und schön, sondern etwas unvollkommener und rockig. Die Silhouette<br />

hilft «richtig» angezogen zu sein. Meine Grossmutter hätte dazu gemeint<br />

«ordentlich gekleidet». Dass Trends auf Gegentrends beruhen, ist eine alte<br />

Geschichte. Im aktuellen Fall kann der Wunsch nach Weiblichkeit und<br />

Ordentlichkeit aber damit erklärt werden: Noch im letzten Winter betonten<br />

die Designer die männlichen Seiten der Frauen und haben die Jacken mit<br />

Schulterpolster ausgestattet und ihnen Herrenanzüge angezogen. Zudem<br />

werden wir täglich überflutet von zu kurzen Röcken, weiten Ausschnitten<br />

und zu viel nackter Haut. Etwas Eleganz und subtile Weiblichkeit stillt mit<br />

der neuen / alten Silhouette auch unsere gegenwärtige Sehnsucht nach<br />

mehr Etikette.<br />

112 | <strong>PRESTIGE</strong>


GUCCI<br />

MiuMiu<br />

LOUIS VUITTON<br />

HERMès<br />

The Luxury Way of Life | 113


fashion<br />

show<br />

paris<br />

Winter<br />

Giarratana<br />

Valentino<br />

<strong>2013</strong>By Laura<br />

Emanuel Ungaro Veronique Leroy Moncler Gamme Nina Ricci<br />

114 | <strong>PRESTIGE</strong>


Alexander McQueen<br />

Vivienne Westwood<br />

Barbara Bui Versace Chanel<br />

The Luxury Way of Life | 115


watches<br />

& Jewellery<br />

116 | <strong>PRESTIGE</strong>


Die<br />

Blaue<br />

Stunde<br />

Zifferblätter à la Yves Klein<br />

Blau machen geht natürlich nicht, am sogenannten<br />

«casual friday», also dem lässigen Freitag im<br />

Büro. Krawatte? Fehlanzeige! Grauer oder<br />

schwarzer Anzug? Ebenfalls Fehlanzeige! Die<br />

übliche Kleiderordnung ist zumindest<br />

teilweise aufgehoben.<br />

Gisbert L. Brunner<br />

DDer Stil: locker, leger und natürlich gerne mit Blue Jeans. Zu dieser<br />

Hose passt optimal eine sportive, nicht zu aufdringliche Armbanduhr<br />

mit blauem Zifferblatt. Blau, diese Farbe ist heutzutage richtig<br />

angesagt. Über sie sagte schon der französische Maler, Bildhauer<br />

und Performancekünstler Yves Klein: «Blau ist die typische, himmlische<br />

Farbe», denn Blau regt die Sinne an, inspiriert zum Nachdenken. Blau ist<br />

allerdings nicht blau. Die Palette umfasst unzählige Abstufungen: Königsblau,<br />

Pariser Blau, Französischblau, Kobaltblau, Preussischblau, Tintenblau,<br />

Blaugold sind nur einige davon. Somit sind den Uhrendesignern nahezu keine<br />

Grenzen gesetzt. Mit Blick auf die Blaue Stunde am Handgelenk können<br />

die Produktgestalter absolut aus dem Vollen schöpfen. Frauen sind dabei<br />

keineswegs diskriminiert, denn seine Uhr betrachten sie längst als ihre eigene.<br />

Die Grösse spielt dabei übrigens keine Rolle. Eine gewisse Opulenz<br />

gilt keineswegs als unschicklich. Mechanik steht beim zarten Geschlecht<br />

sowieso immer höher im Kurs.<br />

The Luxury Way of Life | 117


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Das 1997 in Florenz gegründete Uhrenlabel Anonimo<br />

domiziliert seit <strong>2013</strong> in der Schweiz. Nach intensiver<br />

Überarbeitung präsentiert sich die Kollektion in neuem<br />

Glanz. Ein gestalterischer Akzent ist das leuchtend blaue<br />

Zifferblatt der stählernen Sailor mit 42 Millimetern Gehäusedurchmesser<br />

und Schraubkrone. Die Wasserdichtigkeit<br />

reicht bis 12 Atmosphären. Um die Uhrzeit kümmert sich das<br />

Automatikkaliber Sellita SW 200.<br />

Erinnerungen an die 1950er-Jahre weckt die «Clifton»<br />

von Baume & Mercier. In jenen Zeiten feierten derartige<br />

Armbanduhren stürmische Erfolge. Das Edelstahlgehäuse<br />

dieses Retromodells misst 43 Millimeter. Vom<br />

Zifferblatt lassen sich neben der Uhrzeit auch Datum,<br />

Wochentag, Monat und die Lichtphasen des Mondes<br />

ablesen. Das Automatikwerk stammt von der Et, die Unterzifferblattmechanik<br />

vom Spezialisten Dubois Dépraz.<br />

Die kalendarischen Indikationen bedürfen regelmässiger<br />

Handkorrektur.<br />

Die «Fifty Fathoms» von Blancpain debütierte<br />

1953. Sie war bis 50 Faden bzw.<br />

knapp 100 Meter wasserdicht und besass<br />

erstmals eine unidirektional verstellbare<br />

Drehlünette. Der «Fifty Fathoms Chrono<br />

Flyback» mit blauem Zifferblatt und blauer<br />

Drehlünette taucht problemlos bis zu 300<br />

Meter. Im Inneren des 45 Millimeter grossen<br />

Stahlgehäuses tickt das Automatikkaliber<br />

F185 mit Flyback-Chronograf, 30-Minutenund<br />

12-Stunden-Zähler. Krone und Drücker<br />

sind mit dem Gehäuse verschraubt.<br />

118 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

So viel zum Navitimer von Breitling vorweg: Mit<br />

Navy, also mit der Marine, hat der Name rein gar<br />

nichts zu tun. Das 1952 erstmals vorgestellte Modell<br />

diente vielmehr dem Navigieren. Zu diesem Zweck besass das<br />

markante Instrument einen intelligenten Rechenschieber. Selbiger<br />

ist auch dem brandneuen «Navitimer 1461 Aurora Blue» zu eigen. Das auf dem<br />

Eta 2892 basierende, selbstverständlich chronometerzertifizierte Automatikkaliber<br />

19 besitzt neben dem Achtelsekunden-Chronografen auch ein Vollkalendarium<br />

mit Mondphasenindikation. Das 46 Millimeter grosse Stahlgehäuse<br />

ist spritzwassergeschützt. Die Edition ist auf 1 000 Exemplare limitiert.<br />

Certina feiert <strong>2013</strong> sein 125. Firmenjubiläum. Die legendäre<br />

DS-Linie debütierte 1959. Das Kürzel steht für «Doppelte Sicherheit».<br />

Dahinter verbirgt sich u. a. eine besonders stossgesicherte<br />

Aufhängung für das Uhrwerk. DS bewährte sich bei<br />

Expeditionen und in vielen kritischen Situationen. Kein Wunder,<br />

dass Certina auch aktuell weiter daran festhält. Mit dem<br />

blauen «Action Diver» kann man locker bis 200 Meter abtauchen.<br />

Die Lünette dreht nur in einer Richtung, die Krone ist mit<br />

dem Gehäuse verschraubt. Eta 2824 heisst das Automatikwerk.<br />

Mit dem Umzug nach Luzern verknüpft die Familie Ebstein<br />

als neuer Chronoswiss-Eigentümer eine modifizierte Firmenphilosophie.<br />

Eine alte Guillochiermaschine gestattet den<br />

Kunsthandwerkern die Anfertigung kunstvoller Zifferblätter mit<br />

transluzidem Email. Bei der «Artist’s Collection 1» erstrahlt der<br />

Glasfluss in brillantem Blau. Im Rotgoldgehäuse mit typischer<br />

Zwiebelkrone tickt das sorgfältig dekorierte Handaufzugskaliber<br />

C.642, hinter dem sich ein altes Uhrwerk der Unitas verbirgt.<br />

The Luxury Way of Life | 119


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Ein gedecktes Blau ist das Erkennungszeichen der<br />

«Admiral’s Cup Legend 42 Blue». Bei Corum hielt diese<br />

Uhrenlinie 1983 Einzug in die Kollektion. Nach dreissig<br />

Jahren am Markt kann man also zu Recht von einem<br />

Klassiker sprechen. Allerdings hat das Design im<br />

Laufe der Jahrzehnte logischerweise einige modernisierende<br />

Modifikationen erfahren. Im Fall dieser sportlichen<br />

Armbanduhren fehlen die nautischen Flaggensymbole<br />

auf dem Zifferblatt. Das 42 Millimeter Stahlgehäuse besitzt<br />

eine blaue PVD-Beschichtung. Für die Zeitanzeige<br />

ist das Automatikkaliber Eta 2895 zuständig.<br />

Schlicht, einfach und doch so ergreifend: Im Edelstahlgehäuse<br />

der Ebel 100, Durchmesser 40 Millimeter, tickt das flache<br />

Automatikkaliber Eta 2892-A2 mit 42 Stunden Gangautonomie.<br />

Die Zahl 100 kommt nicht von ungefähr. Sie erinnert an den sehr<br />

runden Geburtstag der inzwischen zur amerikanischen Movado-Gruppe<br />

gehörenden Uhrenmarke im Jahr 2011. Für sicheren<br />

und komfortablen Halt am Handgelenk sorgt ein stählernes<br />

Milanaise-Armband.<br />

Ein sehr schmaler Gehäuseglasrand ermöglicht<br />

Frédérique Constant bei der neuen «Slimline<br />

Moonphase» die Verwendung eines grossen Zifferblatts<br />

in dunklem Blau. Vor ihm drehen drei<br />

Zeiger für Stunden, Minuten und Datum, dahinter<br />

eine Scheibe, welche die Lichtphasen des Mondes<br />

durch ein geschwungenes Fenster darstellt.<br />

Die Manufakturautomatik FC-705 präsentiert sich<br />

mit Genfer Streifenschliff und «Colimaçon»-Muster.<br />

Der Gesamtdurchmesser dieses distinguierten Edelstahlzeitmessers<br />

liegt bei 42 Millimetern.<br />

120 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Armbanduhren mit Mondphasenanzeige gibt es viele. Die «Perpetual<br />

Moon» von H. Moser & Cie. weist jedoch eine Besonderheit<br />

auf: Dank ausgeklügelter Mechanik weicht die grossflächige<br />

Anzeige des bleichen Erdtrabanten erst nach 1 027,3 Jahren<br />

um nur einen Tag von der astronomischen Norm ab. Die<br />

tägliche Abweichung beträgt demnach nur 0,23. Die Phasen<br />

lassen sich höchst präzise, minutengenau einstellen. Als Antrieb<br />

dient das Manufakturhandaufzugskaliber HMC 348. Es<br />

lässt sich durch den Glasboden des Platingehäuses betrachten.<br />

Die spannende Ära der 1960er-Jahre spiegelt, wie der<br />

Name schon andeutet, die einerseits retromoderne, andererseits<br />

aber auch puristisch gestylte «Sixties» von<br />

Glashütte Original wider. Das bombierte, aus Neusilber<br />

bestehende Zifferblatt in Blau besticht durch einen<br />

nostalgischen Sonnenschliff. Die im geschäftlichen<br />

Alltagsleben wichtige Datumsanzeige lässt sich infolge<br />

ihrer Grösse besonders gut ablesen. Ehrensache ist die<br />

waschechte Manufakturautomatik vom Kaliber 39-47, welche<br />

im 42 Millimeter grossen Stahlgehäuse der «Sixties Panoramadatum»<br />

tickt.<br />

Nässe kommt den Besitzern der neuen «Aquascope» von Jean Richard mit<br />

Sicherheit nicht rein. Das 46 Millimeter Stahlgehäuse widersteht Wasserdruck<br />

bis zu 30 Bar, was 300 Metern Tauchtiefe entspricht. Natürlich lässt sich der<br />

Tauchzeitdrehring aus Sicherheitsgründen nur in einer Richtung verstellen.<br />

Zum Blau von Zifferblatt und Glasrand gesellt sich ein passendes Kautschukarmband.<br />

Die im Büro immer kostbare Zeit bewahrt<br />

das Automatikkaliber SW 200 von Sellita.<br />

The Luxury Way of Life | 121


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Hamilton setzt unübersehbar auf den «American Way of<br />

Life». Das gilt auch für den «Jazzmaster Auto Chrono»<br />

in Edelstahl. Die 42 Millimeter grosse Schale hält das<br />

Wasser auch in 100 Metern Tiefe vom Automatikkaliber<br />

H-21 fern. Dahinter verbirgt sich, wie der Blick durch<br />

den Glasboden zeigt, ein Eta 7750. Mit dieser Armbanduhr<br />

kann Mann also auch Zeitintervalle zwischen einer<br />

Achtelsekunde und zwölf Stunden stoppen.<br />

Bei der «Arceau Le Temps suspendu» von Hermès lässt<br />

sich die Zeit anhalten. Nach Betätigung eines Knopfes<br />

in Höhe der Ziffer 9 verharren die Zeiger für Stunden<br />

und Minuten links und rechts der Ziffer 12. Dort verweilen<br />

sie, bis die Neugier siegt. Ein weiterer Knopfdruck<br />

genügt und die «Hände der Zeit» begeben sich<br />

blitzschnell ins wahre Leben zurück. Mit von der Partie<br />

ist ein retrogrades Zeigerdatum. Unter dem komplexen<br />

Mechanismus tickt im Platingehäuse das Automatikkaliber<br />

Eta 2892.<br />

Fast schon ein Synonym für Blau sind<br />

Jeans. Und genau die nahm sich<br />

Hublot zum Vorbild für eine stylische<br />

Variante der Big Bang-Linie. Durch ein<br />

leichtes, kratzfestes Keramikgehäuse<br />

zeichnet sich die «Jeans Ceramic» aus, von<br />

der die Schweizer Manufaktur summa summarum<br />

250 Exemplare fertigen wird. Das Chronografenwerk<br />

mit Selbstaufzug, Kaliber HUB 4100,<br />

besteht aus 252 Komponenten. Die Basis stammt übrigens<br />

von der Eta. Dort heisst sie 7753. Aus Gummi und<br />

echtem Jeansstoff besteht das Armband.<br />

122 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Seit mehr als 80 Jahren ist die Reverso von Jaeger-LeCoultre auf dem<br />

Markt. Das stattliche Alter sieht man ihr nicht an, weshalb sich die Wendeuhr<br />

grösster Beliebtheit erfreut. In der «Grande Reverso Blue Enamel» verbaut<br />

die Manufaktur das nur 2,94 mm hohe Manufakturhandaufzugswerk 822.<br />

Es besteht aus 134 Komponenten und macht die Rechteckschale superschlank.<br />

Durch das leuchtend blaue Email auf einem handguillochiertem<br />

Zifferblattkorpus feiert die faszinierende Epoche des Art<br />

Déco fröhliche Urstände. Von diesem Klassiker in 18-karätigem<br />

Weissgold entstehen insgesamt nur 50 Exemplare.<br />

Die Longines «HydroConquest» geht mit ihrem Besitzer durch dick<br />

und dünn, im Büro und in der Freizeit. Für Pünktlichkeit in allen Lebenslagen<br />

sorgt das flache Automatikkaliber Eta 2892-A2, selbst 300 Meter<br />

unter dem Meeresspiegel.. Für den Fall, dass Mann einen Taucheranzug<br />

trägt, lässt sich das Armband mit doppelt gesicherter Faltschliesse<br />

im Handumdrehen verlängern. Robustheit verlangt nicht zwangsläufig<br />

nach üppigen Gehäusedimensionen. In diesem Fall misst die<br />

Stahlschale sehr moderate 39 Millimeter.<br />

Louis Vuitton sponsert den America’s Cup. Dazu braucht es natürlich<br />

die passende Uhr. Die herausragende Mechanik des neuen, weissgoldenen<br />

«Tambour Twin Chrono», zum Stoppen der sogenannten Match Races<br />

ist natürlich patentiert. Dieser Tausendsassa erfasst simultan die<br />

Zeiten zweier Jachten. Am Ende des Rennens lässt sich sogar der<br />

zeitliche Abstand zwischen den Kontrahenten ablesen. Das exklusive<br />

Automatikkaliber 175 besitzt vier Federhäuser, davon drei für den<br />

Chronografen, vier Gangregler und zwei Schalträder. Die Steuerung<br />

erfolgt über einen Drücker mit Vierfachfunktion.<br />

Nomos, Glashütte, hat seine Leader-Linie «Zürich» getauft.<br />

Für das Zifferblatt des abgebildeten Modells haben Designer<br />

die optischen Eigenschaften von Gold auf die beinahe<br />

komplementäre Farbe Blau übertragen. Die metallene<br />

Basis ziert der Glashütter Strahlenschliff. Das Design des<br />

Edelstahlgehäuses mit schmalem Glasrand stammt vom<br />

verstorbenen Zürcher Architekten Hannes Wettstein. Hinter<br />

dem Glasboden der 39,7 mm großen Schale findet sich<br />

die Manufakturautomatik Epsilon aus sächsischer Fertigung.<br />

The Luxury Way of Life | 123


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Das maritime Erbe von Omega inspirierte die Entwicklung der<br />

Seamaster Planet Ocean 600M GoodPlanet. Der sportive Zeitmesser<br />

mit GMT-Funktion würdigt die Arbeit der 2005 gegründeten<br />

GoodPlanet Foundation, indem ein Teil der Erlöse an diese Organisation<br />

fliesst. Natürlich hält dieser 43,5 Millimeter grosse Bolide, in dem die amtlich<br />

auf ihre Ganggenauigkeit gecheckte Manufakturautomatik 8605 CO 2<br />

-<br />

frei tickt, einiges aus. Exakt sind es 60 atm Wasserdruck. Ein Ventil im linken<br />

Gehäuserand lässt schädliches Helium beim Auftauchen austreten.<br />

Jährliche Kalendernachhilfe jeweils Ende Februar benötigt<br />

der «Transforma CBF Quator» von Parmigiani. CBF bringt<br />

die Kooperation mit der Confederação Brasileira de<br />

Futebol zum Ausdruck. Transforma steht für eine<br />

intelligente Gehäusekonstruktion, mithilfe deren<br />

sich der Werkscontainer als Armband-, Taschenoder<br />

Tischuhr verwenden lässt. Das Automatikkaliber PF<br />

339 steuert den Jahreskalender mit retrogradem Datumszeiger<br />

und präziser Mondphasenindikation an. Deren Abweichung<br />

beträgt einen Tag in 120 Jahren.<br />

Dass Patek Philippe 2014 seinen 175. Geburtstag<br />

feiert, ist kein grosses Geheimnis. Mit Blick<br />

auf das Jubiläum übte sich die Genfer Manufaktur<br />

dieses Jahr in Modellzurückhaltung.<br />

Als echtes Highlight kann die rechteckige<br />

«Gondolo»-Referenz 5200 mit dem<br />

Handaufzugsformkaliber 28-20REC<br />

8JPS IRM C J gelten. Es besitzt, wie<br />

die Kaliberbezeichnung andeutet, eine<br />

Gangautonomie von acht Tagen. Die<br />

Besonderheit des Kalendermechanismus<br />

zeigt sich stets um Mitternacht.<br />

Da springen die Indikationen<br />

für Wochentag und Datum akkurat.<br />

Die weissgoldene Schale misst<br />

32,4 x 46,9 Millimeter.<br />

124 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Echtes Lapislazuli verwendet die Genfer Manufaktur Roger<br />

Dubuis für das Zifferblatt seiner weissgoldenen «Excalibur»,<br />

Gehäusedurchmesser 42 Millimeter. Weissgoldene Appliken<br />

werten die transluzide Edelsteinscheibe, vor der die Zeiger ihre<br />

Kreise drehen, zusätzlich auf. Den Antrieb der langen, schlanken<br />

Zeiger besorgt das hauseigene Kaliber RD 622 mit automatischem<br />

Aufzug durch einen Mikrorotor. Durch die Integration der Schwungmasse<br />

in die Werksebene kommt Roger Dubuis mit 4,5 Millimeter Bauhöhe<br />

aus. Die Gangautonomie beträgt 52 Stunden. Für zertifizierte Qualität und<br />

Ganggenauigkeit bürgt das Genfer Siegel.<br />

Zum 20. Geburtstag im Jahr 2012 hat Rolex seine<br />

«Yachtmaster» systematisch weiterentwickelt. Der<br />

Rastmechanismus für die beidseitig drehbare Lünette<br />

beruht nun auf einem Ring mit 120 Zähnen<br />

sowie einer trigonalen Feder. So ist das Drehmoment<br />

in jeder Bewegungsrichtung gleich. Die Zeiger<br />

und die Indexe auf dem blauen Zifferblatt sind<br />

mit nachtleuchtendem «Chromalight» ausgefüllt.<br />

Bis 100 Meter reicht die Wasserdichtigkeit der<br />

40 mm grossen Edelstahlschale mit «Triplock»-<br />

Krone. Zum Tragen über einem Tauchanzug ermöglicht<br />

die Bandschliesse mit Easylinkelement<br />

eine rasche Verlängerung um ca. fünf Millimeter. Eigene<br />

Fertigung des offiziell chronometerzertifizierten<br />

Automatikkalibers 3135 ist bei Rolex Ehrensache.<br />

Am Zifferblatt der ersten japanischen Armbanduhr, vorgestellt<br />

1913, stand noch nicht der Name des Herstellers<br />

Seiko, sondern Laurel. An das 100-jährige Jubiläum erinnert<br />

der stählerne «Ananta 100»-Chronograf mit eigenem<br />

Automatikwerk. Das 8R28 verfügt über eine klassische<br />

Schaltradsteuerung der zeitschreibenden Funktionen sowie<br />

die vertikale Friktionskupplung. Ein hocheffizienter Rotorselbstaufzug<br />

mit Magic Lever spannt die Zugfeder mit Kraft für gut 45<br />

Stunden Gangautonomie. Insgesamt besteht das Uhrwerk aus 292<br />

Komponenten. Das Zifferblattdesign erinnert an Masamune Date, einen<br />

bedeutenden lokalen Herrscher des frühen 17. Jahrhunderts.<br />

The Luxury Way of Life | 125


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Am 6. März 2012 stellte Ulysse Nardin sein neues Manufakturkaliber<br />

118 mit Rotoraufzug, 60 Stunden Gangautonomie,<br />

Fensterdatum und Gangreserveanzeige vor.<br />

Beinahe selbstverständlich setzt der Siliziumpionier bei<br />

dieser Eigenentwicklung auf den leichten, amagnetischen<br />

Werkstoff, der Schmiermittel überflüssig macht. Die patentierte<br />

Hemmung besteht aus optimiertem DIAMonSIL. Die dünne<br />

Diamantschicht auf Silizium ergibt eine nochmals bessere Oberflächenstruktur.<br />

Die Verpackung des neuen Technikoeuvre geschieht u. a. in Gestalt<br />

des rosé-goldenen «Maxi Marine Chronometer» mit blauem Zifferblatt.<br />

1996 lancierte Vacheron Constantin die sportliche «Overseas», deren<br />

Gehäuse dem nassen Element bis zu 15 atmDruck widersteht. Weitere<br />

Merkmale der Sportlichkeit: verschraubte Krone mit Flankenschutz,<br />

verstärktes Saphirglas, tritiumbeschichtete Stunden- und Minutenmarkierungen<br />

sowie entsprechende Leuchtzeiger. Vielseitig<br />

präsentiert sich der stählerne Automatikchronograf mit unübersehbarem<br />

Grossdatum bei der Ziffer 12. Das Uhrwerk,<br />

Kaliber 1185, stammt von der Swatch Group-Tochter Frédéric<br />

Piguet. Die Steuerung der Stoppfunktionen erfolgt mithilfe von<br />

Schraubdrückern.<br />

Über den «El Primero» von Zenith muss man<br />

nicht viele Worte verlieren. 1969 war es der<br />

weltweit erste Armbandchronograf mit Selbstaufzug<br />

und fünf Hertz Unruhfrequenz. Die neue<br />

Uhrenlinie Stratos debütierte 2011 mit leichter<br />

«Alchron»-Schale am Handgelenk des schwedischen<br />

Abenteurers Johan Ernst Nilson. Edelstahl<br />

dient beim «El Primero Stratos Flyback» als Material<br />

für das 45,5 mm grosse Gehäuse. Wie der<br />

Modellname unmissverständlich zum Ausdruck<br />

bringt, besitzt das Kaliber 4058 zusätzlich eine Flybackfunktion.<br />

Der Chronograf lässt sich mit einem<br />

Knopfdruck aus dem Lauf heraus null stellen und<br />

unverzüglich wieder starten.<br />

126 | <strong>PRESTIGE</strong>


’<br />

favourites<br />

vainard FINE Jewellery – ZÜRICH<br />

NATURFARBENE diamanten


Raritäten<br />

der<br />

Uhrenwelt<br />

«Seltene Uhren» – das ist ein weites Feld. Zum<br />

Beispiel sind gut erhaltene, gewöhnliche<br />

Alltagsuhren aus historischen Zeiten heute sehr<br />

selten, weil sie gebraucht wurden, bis sie<br />

auseinanderfielen. Gegenstände aus Gold und<br />

Edelsteinen wurden dagegen sorgsam behandelt<br />

und für die Ewigkeit aufgehoben.<br />

Monika Leonhardt (Kuratorin Uhrenmuseum Beyer Zürich)<br />

128 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

IIm 17. Jahrhundert waren kleine Uhren etwas ganz Aussergewöhnliches,<br />

so selten und kostbar, dass ihr Besitz Königen, Fürsten und den reichsten<br />

Kaufleuten vorbehalten war – gute Chancen also, sie heute in einem<br />

Museum wiederzufinden.<br />

Diese Uhr in einem Gehäuse aus Bergkristall und feinster Goldschmiedearbeit,<br />

die um 1620 entstand, hatte wohl damals schon Sammlerwert. Sie wurde<br />

1989 für das Uhrenmuseum Beyer Zürich erworben und in technischen<br />

Teilen restauriert: Unruhe, Schrauben aus gebläutem Eisen und die Anhänge-<br />

Öse neu angefertigt, der fehlende Stundenzeiger ersetzt. Über Minutenzeiger<br />

verfügten diese Uhren mit einer Gangabweichung von 30 bis 40 Minuten am<br />

Tag nicht, dieser wurde erst mit technischen Verbesserungen am Ende des<br />

17. Jahrhunderts üblich. Statt einer Unruhe mit Spiralfeder hat das Werk unserer<br />

Uhr noch einen Spindelgang und Schweinsborstenhemmung. Wie eine<br />

grosse Turmuhr verfügt sie über einen Stundenschlag auf eine Glocke, die<br />

sich unter dem Zifferblatt befindet.<br />

Kleine Kunstwerke<br />

Das Zifferblatt und die rückwärtige Platine dieser Uhr sind mit farbigen Pflanzen-<br />

und Blütenornamenten in Tiefschnitt-Email geschmückt. Bei dieser<br />

Goldschmiedetechnik werden Vertiefungen in eine meist silberne Metallplatte<br />

geschnitten und anschliessend mit durchscheinendem «transluzidem» Email<br />

gefüllt. Besonders bemerkenswerte Kunstwerke dieser Art entstanden zu Beginn<br />

des 17. Jahrhunderts in Blois (Frankreich) und in Augsburg (Deutschland),<br />

die Meister sind namentlich und manchmal mit Einzelheiten aus ihrem Leben<br />

bekannt. Im Schloss von Blois wohnten damals Mitglieder der französischen<br />

Königsfamilie, in Augsburg sorgten reiche Kaufleute für Nachfrage nach Luxusgütern.<br />

Verborgen unter dem Goldplättchen mit den kunstvollen Sommerblumen<br />

trägt unsere Uhr auf der rückwärtigen Platine die Signatur<br />

«MB», dies könnte Marc Barry sein, der von 1616 bis 1627 in<br />

Blois tätig war. Unsere Uhr entstand durch die Zusammenarbeit<br />

verschiedener Handwerker: Goldschmied, Uhrmacher,<br />

Steinschneider. Auch das deutet auf Blois als Entstehungsort<br />

hin. Da sich die Fürsten über Zunftgesetze hinwegsetzen<br />

konnten, war das kreative Zusammenwirken verschiedener<br />

Berufe im Umkreis eines Hofes sehr viel einfacher.<br />

Wertvolle Materialien<br />

Das Gehäuse ist aus einem Stück Bergkristall geschnitten,<br />

das Zifferblatt verfügt über eine separat gearbeitete<br />

Abdeckung, die ebenfalls aus Bergkristall gefertigt ist. Mit<br />

diesem kostbaren Stein verband man magische Wirkungen:<br />

In der Antike hiess es, er sei das Eis der Götter, das nie taut.<br />

Legenden erzählen von leuchtenden Palästen<br />

im Innern der Erde. Der Bergkristall,<br />

aus dem sie bestünden,<br />

sei ein Stein der Weisen<br />

und schenke<br />

The Luxury Way of Life | 129


neue Lebenskraft und Gesundheit. Zeiger und Zifferblatt einer Uhr mit Glas<br />

zu schützen, blieb einem nüchterneren Zeitalter vorbehalten. Wenn kleine<br />

Uhren so selten sind wie im 17. Jahrhundert, kann man sie nicht brauchen,<br />

um sich zum Beispiel mit einem Geschäftspartner zu verabreden. Sie dienen<br />

nur der persönlichen Zeitdisziplin oder als zu bestaunendes Wunderwerk.<br />

Zusammen mit besonderen Fundstücken aus der Natur, zum Beispiel Narwalzähnen,<br />

die man für das Horn des Einhorns hielt, und der wissenschaftlichen<br />

Forschung dienenden Objekten, wie zum Beispiel Mineralien, wurden<br />

in den Kunst- und Wunderkammern der Wohlhabenden solche staunenswerten<br />

Gegenstände gesammelt.<br />

Für die Kunstkammer<br />

Eine Besonderheit unserer Uhr lässt vermuten, dass sie ein Objekt für eine<br />

Kunst- und Wunderkammer war: Das Bergkristallgehäuse hat eine umlaufende<br />

Einkerbung, die es erlauben würde, die Uhr in einer Halterung zur Schau<br />

zu stellen, ähnlich einer Monstranz. Zwar könnte man sie auch an einer Kette<br />

oder einem Band um den Hals tragen, aber dann würde man die wunderschöne<br />

Rückseite nicht gut sehen. Mir ist keine weitere Uhr bekannt, die über<br />

eine ähnlich aufwendig farbig gearbeitete rückwärtige Platine verfügt. Uhren<br />

in Gehäusen aus Bergkristall finden sich bis in die Gegenwart, besonders<br />

schöne und elegante schuf zum Beispiel Cartier in den 1920er-Jahren. Über<br />

die Funktion der Zeitmessung hinaus betonen sie stets die Nähe der Uhrmacherei<br />

zum Schmuck und zur Prachtentfaltung, zur Kostbarkeit und Zerbrechlichkeit<br />

der Zeit.<br />

130 | <strong>PRESTIGE</strong>


womanman<br />

streetstyle<br />

i philipp plein<br />

iI g-STAR<br />

iiI miLESTONE<br />

iV b elmondo<br />

V louis vuiTTON<br />

Vi b elmondo<br />

v<br />

i<br />

iIi<br />

iv<br />

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132 | <strong>PRESTIGE</strong>


vii<br />

viii<br />

Vii diESEL<br />

Viii lacoste<br />

ix ad.m<br />

x b iOMEGA<br />

xi c ertiNA<br />

xii J ean’ s WEST<br />

xiii c onverse<br />

xiv hackett<br />

x<br />

xi<br />

ix<br />

xiv<br />

xiii<br />

xii<br />

The Luxury Way of Life | 133


Rubriken<br />

culinarium<br />

134 | <strong>PRESTIGE</strong>


Unterwegs<br />

in<br />

Frankreichs<br />

Speisekammer<br />

Geniesserregion Rhône-Alpes<br />

Ville de gueule wird Lyon von den Franzosen<br />

respektvoll genannt. Tatsächlich besitzt die<br />

Stadt der Gaumenfreuden am Zusammenfluss von<br />

Rhône und Saône mit mehr als 1 800 einschlägigen<br />

Adressen die höchste Restaurantdichte des<br />

Landes und bei einer spontanen Umfrage nach<br />

den berühmtesten Söhnen und Töchtern<br />

der Stadt fällt fast immer als Erstes der Name<br />

Paul Bocuse.<br />

Thomas Hauer<br />

Atout France (Rhone Alpes Tourismus) | Paul Bocuse<br />

The Luxury Way of Life | 135


CULINARIUM<br />

DDer Hohepriester der Nouvelle Cuisine hat den fruchtbaren Landstrich,<br />

der sich von den schneebedeckten Gipfeln der Hochalpen<br />

bis hinunter zu den Lavendelfeldern der Provence erstreckt und die<br />

Départements Haute-Savoie und Ain im Norden, Loire im Westen<br />

sowie Ardèche und Drôme im Süden umfasst, die die Kapitale Lyon wie einen<br />

Ring umschliessen, denn auch treffend als garde-manger de la France bezeichnet.<br />

Höchste Zeit also, unseren Nachbarn im Südwesten einen Besuch<br />

abzustatten.<br />

Das Gourmetwarenhaus Frankreichs<br />

Schliesslich stammen viele der begehrtesten Zutaten der französischen Spitzengastronomie<br />

aus der Region. Zum Beispiel das weltberühmte Geflügel<br />

aus der Bresse, hervorragende Süsswasserfische aus klaren Bergströmen<br />

und den unzähligen Seen und Teichen der Dômbes, darunter Hecht, Karpfen,<br />

Saibling, Aal oder Flusskrebse, hervorragendes Obst aus den Monts Lyonnais,<br />

Oliven aus Nyons, Maronen aus der Ardèche, Gemüse aus dem fruchtbaren<br />

Tiefland von Ain, Artischocken aus Vaulx-en-Velin. Ausserdem zahlreiche<br />

der besten Käse des Landes, zum Beispiel Tomme de Savoie, Beaufort,<br />

Reblochon oder Saint-Marcellin. Kurzum: ein wahres Schlaraffenland! Nicht<br />

zuletzt ist Rhône-Alpes auch das grösste Weinanbaugebiet des Landes mit<br />

seinen weltberühmten Tropfen aus dem Vallée du Rhône oder den einfachen,<br />

aber schmackhaften Weinen des Beaujolais.<br />

136 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

© Atout France | Rhone Alpes Tourismus<br />

Die Geniesserregion Rhone-Alpes mit ihrer Hauptstadt Lyon ist nicht nur ein Mekka für Feinschmecker.<br />

An den Steilhängen entlang der Rhone wachsen auch einige der besten Weine Frankreichs.<br />

The Luxury Way of Life | 137


CULINARIUM<br />

Im historischen Stadtkern Lyons gibt es für Besucher viel zu entdecken.<br />

Idealer Ausgangspunkt für einen Rundgang ist der Place Bellecour.<br />

Basilika Notre-Dame auf dem Fourvière Hügel.<br />

138 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

Die Altstadt gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe und lockt mit unzähligen Cafés und Restaurants.<br />

Ausgangspunkt unser hochkalorischen Tour de Force ins kulinarische Herz<br />

der Grande Nation ist dabei natürlich Lyon, denn die Stadt mit einer mehr<br />

als zweitausendjährigen Geschichte nimmt seit jeher eine Sonderstellung im<br />

kulinarischen Kosmos Frankreichs ein, denn traditionelle Regionalküche und<br />

Spitzengastronomie sind nirgendwo sonst enger verwandt. Ihr Bindeglied<br />

sind die legendären Mères Lyonnaises, die Mütter der Lyoner Gastronomie.<br />

Als die Seidenindustrie, bis weit ins 19. Jahrhundert wichtigster Wirtschaftszweig<br />

der Stadt, mit dem Ende des Kaiserreichs in eine Krise geriet, waren<br />

zahlreiche Seidenbarone gezwungen, ihre Hausangestellten zu entlassen.<br />

Die machten aus der Not eine Tugend und eröffneten in und um Lyon kleine<br />

Restaurants und Gaststätten. Statt aufwendigen Pièces montées servierten<br />

die ehemaligen Dienstboten in ihren zunächst meist einfachen Gaststuben<br />

nun bodenständige Gerichte auf Basis preiswerter Zutaten wie Innereien, die<br />

jedoch mit demselben Raffinement zubereitet wurden wie die kolossalen Bratenstücke<br />

vergangener Tage. Und das mit durchschlagendem Erfolg, denn<br />

binnen kürzester Zeit waren diese von Frauen geführten Etablissements für<br />

den kleinen Geldbeutel bei Handwerksburschen, Stallknechten und Arbeitern<br />

ausserordentlich beliebt. Damit knüpften sie nahtlos an die uralte Tradition der<br />

Lyonnaiser Bouchons an.<br />

The Luxury Way of Life | 139


CULINARIUM<br />

Vieux Lyon umfasst die in Mittelalter und der Renaissance entstandene Viertel Saint-Paul, Saint-Jean und Saint Georges zwischen dem<br />

Fuss des Fourvière Hügels und der Saône.<br />

140 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

Lyon ist bekannt für seine Traboules. Die gesamte Altstadt ist mit diesen engen Gängen und Passagen durchzogen.<br />

Zu Besuch in einem traditionellen Bouchon<br />

In diesen mehr oder weniger rustikalen Kneipen mit rot-weiss karierten Tischdecken<br />

und dickwandigen Gläsern fliessen bis heute Beaujolais und Côtes du<br />

Rhône in Strömen, die meist offen im traditionellen 0,46-l-Mass ausgeschenkt<br />

werden. Eine vernünftige Unterhaltung ist dank des weinseligen Geräuschpegels<br />

meist kaum möglich, aber gerade weil es hier so ausgelassen zugeht,<br />

macht ein Abend in einem Bouchon so viel Spass. Die meisten dieser Lokale,<br />

die man am Label «Authentique Bouchon Lyonnais» beziehungsweise «Les<br />

Bouchons Lyonnais» im Fenster erkennt, liegen im Stadtzentrum. Das Gütesiegel<br />

garantiert Gästen original Lyonnaiser Küche mit hochwertigen Produkten<br />

aus der Region. Empfehlenswerte Adressen sind zum Beispiel das «Café<br />

des Fédérations» in der Rue Major Martin oder das «Bouchon des Filles» in der<br />

Rue Sergent Blandan. Letztgenannte Adresse bietet eine entschlackte Variante<br />

der ansonsten recht fetten und schweren Traditionsrezepte. Doch Kalorienzähler<br />

werden in Lyon ohnehin nicht glücklich. Unbedingt probieren sollte<br />

man den Salat aus gekochten Lammfüssen, Geflügelleber, Hering und hartgekochten<br />

Eiern oder die in Butter gebratenen, panierten Lyonnaiser Kutteln<br />

oder vielleicht die lokale Variante des Boudin, der Blutwurst, die im «Bouchon<br />

des Filles» mit Äpfeln in Strudelteig eingebacken und begleitet von einem frischen<br />

Kräutersalat serviert wird. Vor dem Dessert gibt es stets Fromage – eine<br />

typische lokale Spezialität: Cervelle de canut, Frischkäse mit reichlich Knoblauch<br />

und Kräutern. Ein uraltes Rezept der Seidenweber. Die Portionen in den<br />

Bouchons sind übrigens riesig, die Preise dagegen sehr moderat.<br />

The Luxury Way of Life | 141


CULINARIUM<br />

Zu Paul Bocusé Gastoimperim gehört nicht nur sein quitschbuntes und weltberühmtes 3-Sterne Restaurant L’Auberge du Pont in<br />

Collonges au Mont d’Or, sondern auch mehrere Brasserien und eine eigene Hotel- und Restaurantfachhochschule.<br />

Das Kronjuwel des Gastroimperiums<br />

Doch zurück zu den Mères Lyonnaises. Als es ökonomisch schliesslich neuerlich<br />

bergauf ging, wanderten bei vielen Köchinnen auch wieder «bessere»<br />

Zutaten in die Kochtöpfe. Damit legten sie den Grundstein für die bis heute<br />

unverwechselbare Spitzengastronomie im Grossraum Lyon, die sich noch immer<br />

an den aufwendigen Rezepten der Belle Époque orientiert und so – ausser<br />

in Zitaten – im Rest Frankreichs praktisch nirgendwo mehr zelebriert wird.<br />

Ein Paradebeispiel ist die grandiose volaille demi-deuil («Poularde in Halbtrauer»)<br />

der Mère Filloux. Der Clou: Trüffelscheiben werden direkt unter die Haut<br />

des edlen Federviehs geschoben und verleihen dem schneeweissen Fleisch<br />

eine exquisite Note, ohne dass das delikate Aroma des schwarzen Goldes<br />

beim Garen des Vogels entweichen kann. Noch heute steht dieses Rezept<br />

auf der Speisekarte der legendären L’Auberge du Pont von Küchenikone Paul<br />

Bocuse in Collonges au Mont d’Or. Die wurde seit 1965 jedes Jahr mit drei<br />

Michelin-Sternen ausgezeichnet und ist das Kronjuwel im Gastroimperium<br />

des mittlerweile fast 87-jährigen Ausnahmekochs, zu<br />

dem auch mehrere Brasserien in Lyon und eine erstklassige<br />

Hotel- und Restaurantfachhochschule im Château du<br />

Vivier in Écully gehören. Die hat mit dem «Saisons» ebenfalls<br />

ein exquisites Restaurant zu bieten, wo sich Schülerinnen<br />

und Schüler der kulinarischen Kaderschmiede um<br />

das leibliche Wohl der Gäste kümmern. Ausserdem<br />

ist das Institut Paul Bocuse die einzige Einrichtung<br />

ihrer Art, die selbst ein veritables 5-Sterne-Hotel betreibt,<br />

nämlich das Hotel Royal direkt an der zentralen<br />

Place Bellecour im Herzen Lyons. Doch begonnen hat<br />

alles in der L’Auberge du Pont.<br />

142 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

Das in quietschbunten Bonbonfarben gestrichene Restaurant, die das ganze<br />

Ensemble ein wenig wie ein überdimensioniertes Macaron wirken lassen, ist<br />

für viele Feinschmecker bis heute ein absolutes Must: einmal im Leben zu<br />

Bocuse! Ein Besuch gleicht einer Zeitreise in die grossbürgerliche Behaglichkeit<br />

der 60er und 70er Jahre. Auf der Karte stehen fast ausschliesslich<br />

Klassiker wie die berühmte Trüffelsuppe, die Bocuse 1975 anlässlich der<br />

Aufnahme in den erlauchten Kreis der Ritter der Ehrenlegion für den Élysée<br />

kreierte. Wer es moderner und ein wenig leichter mag, dem seien Bocuses<br />

Brasserien ans Herz gelegt. Hier geniesst man für 30 Schweizer Franken ein<br />

veritables Menu aus frischesten Zutaten. Besonders empfehlenswert ist die<br />

Brasserie Sud mit mediterran angehauchter Küche – der Auberginentatar ist<br />

einfach himmlisch!<br />

Interessanterweise verdankt Paul Bocuse einen Teil seiner kulinarischen Meriten<br />

ebenfalls einer Mère Lyonnaise, denn es war im Restaurant von Eugénie<br />

Brazier, einst Gehilfin von Madame Filloux, bei der das junge Talent einen Teil<br />

seiner Ausbildung absolvierte.<br />

Eugénie Brazier ist die einzige Frau, die jemals mit drei Michelin-Sternen für<br />

gleich zwei Restaurants ausgezeichnet wurde. Noch heute existiert eines<br />

davon, La Mère Brazier, an der alten Adresse in der Rue Royale. Freilich<br />

steht dort heute mit Mathieu Viannay ein Mann am Herd, macht seiner berühmten<br />

Vorgängerin mit aktuell zwei Sternen aber alle Ehre und wurde 2004<br />

zum besten Koch Frankreichs gekürt. In seinem Küchenstil mischen sich<br />

eigene Kreationen mühelos mit entschlackten Lyonnaiser Klassikern wie den<br />

berühmten Hechtklösschen mit Krebsbutter – Viannay serviert dazu freilich<br />

saftige Stücke bretonischen Hummers.<br />

The Luxury Way of Life | 143


CULINARIUM<br />

Cathédrale Saint-Jean, Lyon.<br />

144 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

Weibliche Spitzengastronomie und süsse Köstlichkeiten<br />

Apropos Frauen am Herd – zwar sind die Zeiten der Mères Lyonnaises<br />

vorbei, aber in Valence, eine gute Stunde von Lyon entfernt, haben sie in<br />

Anne Sophie Pic eine würdige Nachfolgerin gefunden. Die aktuell einzige<br />

französische Köchin mit drei Sternen lehrt ihre männlichen Kollegen, wenn<br />

nicht das Fürchten, so doch zumindest, dass es auch eine urweibliche<br />

Seite der Spitzengastronomie gibt. In ihrem «Maison Pic», direkt an der<br />

legendären Nationalstrasse 7, einst automobile Nabelschnur, die Paris mit<br />

den Küstenorten der Côte d’Azur verband, serviert die fast zerbrechlich<br />

wirkende, aber um so herzlichere Pic, in der ein wahrer Vulkan an Kreativität<br />

zu schwelen scheint, eine feminine, ätherisch leichte Aromenküche<br />

auf Weltklasseniveau. Zum Anwesen gehört auch ein hervorragendes Bistro,<br />

eine Kochschule, eine Épicerie und ein kleines, aber umso feineres<br />

Relais&Châteaux-Hotel mit 16 Zimmern, in denen es sich nach dem Dinner<br />

stilvoll schlummern lässt.<br />

Auf dem Rückweg nach Lyon sollte man einen kleinen Abstecher nach<br />

Tain-l’Hermitage einplanen – dort haben nicht nur einige der bedeutendsten<br />

Winzer der Region ihr Hauptquartier, wie zum Beispiel die Maison Chapoutier,<br />

nein, die von aromatischen Röstaromen geschwängerte Luft kündet<br />

auch davon, dass direkt am Rhône-Ufer die Firmenzentrale von Valrhona<br />

liegt, Hersteller der wohl edelsten französischen Kuvertüre, die weltweit in<br />

den besten Patisserien zu kleinen Köstlichkeiten<br />

verarbeitet wird. Im Oktober <strong>2013</strong> eröffnet direkt<br />

neben der Fabrik ein grosses Schokoladenmuseum.<br />

Zurück in der Stadt darf ein abschliessender<br />

Besuch der berühmten Markthallen nicht fehlen.<br />

Umgeben von tristen Hochhausbauten im grauen<br />

Betonkleid der 60er und 70er Jahre und unweit<br />

des TGV-Bahnhofs Part Dieu offenbart sich<br />

uns nach Betreten des verglasten Flachbaus ein<br />

wahres Feinschmeckerparadies. Was hier verkauft<br />

wird, ist ausnahmslos von hervorragender<br />

Qualität und viele der Händler geniessen nicht<br />

nur in Lyon selbst einen beinahe schon legendären<br />

Ruf. Käse kauft man hier bei Mère Richard, die<br />

vor allem für ihren Saint-Marcellin gerühmt wird,<br />

Süsses kommt von Maître Chocolatier Sève, Variationen<br />

der Lyonnaiser Quenelles von Giraudet,<br />

Fisch ist am besten bei Pupier oder Durand, Geflügel<br />

bei Clugnet, Salers-Rindfleisch bei Trolliet<br />

und für die weltberühmten Lyonnaiser Würste<br />

wie die Jesús oder Rosette ist Madame Sibilia<br />

die erste Wahl. Guten Appetit!<br />

dav_tbf_nicaragua_210x148mm_schweiz_dt 27.08.13 18:14 Seite 1<br />

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The Luxury Way of Life | 145<br />

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Sie macht glücklich und versüsst auch die bittersten Momente des<br />

Lebens. Wir essen sie in Torten, pur oder<br />

geniessen sie als Getränk. Die Rede ist von der Schokolade.<br />

Yvonne Beck<br />

146 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

DDas Glückshormon Phenethylamin haben frisch Verliebte im Blut.<br />

Und etwas PEA ist auch in Schokolade nachweisbar. Daher hält sich<br />

seit Jahren das Gerücht, dass Schokolade glücklich macht. Betrachtet<br />

man Liebhaber der süssen Stückchen beim Verzehr, könnte<br />

man meinen, dass dem so sein muss. Tatsächlich ist es jedoch so, dass,<br />

wenn PEA mit der Nahrung in den Körper gelangt, Enzyme das Hormon sehr<br />

schnell abbauen. Man müsste also über hundert Schokoladentafeln essen,<br />

damit eine wirksame Dosis in den Körper gelangt. Trotzdem steht unter Schokoladenliebhabern<br />

fest: Schoki ist der beste Freund in der Not! Die köstlichen<br />

Aromen auf der Zunge und der süsse Geschmack am Gaumen lassen die<br />

Widrigkeiten des Alltags wenigstens für einen Moment verblassen.<br />

Wer hat’s erfunden?<br />

Die Geschichte der Schokolade reicht bis ins Jahr 1500 v. Chr. zurück. Als<br />

Erste entdeckten die sogenannten Olmeken, die im Tiefland der mexikanischen<br />

Golfküste wohnten, den Kakaobaum für sich. Erst 2 000 Jahre später<br />

wurde der Kakao von den Maya angebaut. Sie konsumierten Schokolade anders<br />

als heute üblicherweise in flüssiger Form, oft würzten sie ihre Speisen<br />

mit Kakao. Zudem wurde Kakao nicht gesüsst, sondern behielt seinen stets<br />

bitterherben Geschmack. Trotz des regen Handels blieb Kakao lange Zeit ein<br />

Produkt, dass vornehmlich dem Adel vorbehalten war. Heute verzückt Schokolade<br />

Millionen Menschen. Täglich geniesst man auf der ganzen Welt einen<br />

Augenblick Glückseligkeit beim Geschmack von Schokolade.<br />

Doch auch die Welt der Schokoladenliebhaber wird immer grösser und komplexer.<br />

Das zeigte beispielsweise der «Salon du Chocolat», der im März zum<br />

zweiten Mal zu Gast in der Schweiz war. Über 90 Chocolatiers, Patissiers und<br />

viele weitere Schokoladenexperten präsentierten, was es rund um Schokolade<br />

und Kakao alles zu sehen, wissen und erleben gibt. 16’000 Besucher<br />

nutzen die Chance, der süssen Versuchung auf die Spur zu kommen.<br />

Dass der Salon du Chocolat in der Schweiz ein solcher Erfolg<br />

ist, verwundert wenig, liegt die Schweiz mit einem<br />

Pro-Kopf-Verbrauch von 9,4 Kilo Schokolade im Jahr<br />

an der Spitze der europäischen Hitliste. Obwohl<br />

die Schweiz die Schokolade erst spät für sich<br />

entdeckte, wurde sie zur Wiege wichtiger<br />

technischer Erfindungen und drei grosser<br />

Innovationen auf dem Gebiet der<br />

Rezeptur: die Haselnussschokolade,<br />

die Milchschokolade und<br />

die Schmelzschokolade. Vor allem<br />

die Milchschokolade und<br />

später die weisse Schokolade<br />

verhalfen der Schweiz zu<br />

weltweiter Bekanntheit. Die<br />

Eidgenossen bevorzugen<br />

als Verzehr ein mildes und<br />

cremiges Aroma mit einer zugleich<br />

bitteren und süssen Note.<br />

The Luxury Way of Life | 147


CULINARIUM<br />

Andere Länder andere Geschmacksrichtungen<br />

Auch in anderen Ländern gibt es einen Schokoladenboom. Die Niederländer<br />

mögen beispielsweise gern dunkle und bittere Schokolade. Italiener sind Europas<br />

grösste Liebhaber der Bitterschokolade, häufig mit Haselnuss- oder<br />

Likörfüllung. In Frankreich ist die reichhaltige, dunkle Schokolade zum wahren<br />

Feinschmeckerprodukt geworden. Die Briten mögen vor allem sehr süsse<br />

Confiserien mit Milchschokolade und stellen eine Milchschokolade mit speziellem<br />

Karamellgeschmack her, den «Crumb». Ausserhalb Europas führen<br />

die USA die Pro-Kopf-Verbrauch-Liste an. Hier bevorzugt man<br />

körnige und kräftige Schokolade. Schokoladenriegel und<br />

Cookies mit Schokoladenstücken stehen bei den Umfragen<br />

ganz oben. Brasilien, der weltweit viertgrösste Kakaohersteller,<br />

beginnt hingegen gerade erst, Schokolade selbst<br />

zu konsumieren. Während die Mexikaner zum Frühstück<br />

Trinkschokolade bevorzugen. Zudem sorgten sie mit der<br />

Erfindung einer Schokoladen-Chili-Sosse, die den Geschmack<br />

von Hähnchen und Pute unterstreicht, in der Gastronomie<br />

für Wirbel. Während Schokolade in Europa und den<br />

USA bereits seit vier Jahrhunderten bekannt ist,<br />

gibt es sie in Japan erst seit hundert Jahren.<br />

Hier ist die Nachfrage nach Schokolade anlässlich<br />

des Valentinstags besonders gross,<br />

da die Tradition es so will, dass die Frauen<br />

den Männern Schokolade schenken. 80<br />

Prozent der importierten Schokolade wird<br />

zum Fest der Verliebten und<br />

zum «White Day»<br />

(am 14. März)<br />

verkauft. Die Japaner stehen auf cremige<br />

Schokolade, die im Mund schmilzt,<br />

besonders auf Milchschokolade. Der<br />

übliche Verzehr konzentriert sich vor<br />

allem auf Schokoladenriegel oder<br />

einzelne Pralinen.<br />

148 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 149


CULINARIUM<br />

Beim Schokoladenfestival Salon du Chocolat wurden jedoch nicht nur Köstlichkeiten<br />

für den Gaumen geboten – dank der kreativen Arbeit der Chocolatiers<br />

aus aller Welt kam auch das Auge nicht zu kurz. Weltberühmte<br />

Chocolatiers und Konditormeister schufen in Zusammenarbeit mit Modedesignern<br />

exquisite Schokoladenkostüme, die<br />

allesamt in aufwendiger Handarbeit entstanden.<br />

Schokolade schmeckt also nicht nur gut, sondern<br />

kleidet auch.<br />

150 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

The Luxury Way of Life | 151


Alles, was man<br />

braucht ist Liebe.<br />

Doch ab und zu<br />

ein wenig<br />

CHARLES M. SCHULZ<br />

(Erfinder der COMICSERIE<br />

DIE PEANUTS(1725 – 98)<br />

SchokolADe kann<br />

nicht schADen.<br />

152 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

The Luxury Way of Life | 153


schoggi<br />

SHORTCUT<br />

Cité du Chocolat<br />

Am 24.Oktober <strong>2013</strong> eröffnet nach sechsjähriger Arbeitsphase das erste Schokoladenmuseum im französischen Tainl’Hermitage<br />

bei Lyon – die «Cité du Chocolat». Auf 1 000 Quadratmetern hat Valrhona eine Erlebniswelt errichtet, die Besuchern aus aller Welt<br />

die Schönheit der Schokolade nahebringen soll und die einzigartige Möglichkeit bietet, hinter die Kulissen der gehobenen Schokoladenherstellung<br />

zu blicken. Die Entdeckungsreise durch die Cité führt durch die sieben Bereiche «Ecke der Sinne», «Rezepttheke»,<br />

«Kakaoplantagen», «Schokoladenfabrik», «Labor der Köche», «Ausstellung der Chocolatiers» und den «Schokoladen Workshop».<br />

Die «Cité du chocolat» wurde so gestaltet, dass die Besucher wie Fachleute oder Gourmetkonsumenten Schokolade aus einer<br />

ungewöhnlichen Perspektive betrachten können. Dennoch ist Schokolade ein Mainstreamprodukt par excellence. Somit werden<br />

auch Kinder in der «Cité du chocolat» nicht vernachlässigt.<br />

154 | <strong>PRESTIGE</strong>


SWISSTOOL SPIRIT<br />

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The Luxury Way of Life | 155<br />

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Sag<br />

es<br />

mit<br />

Schokolade!<br />

An exzellenter Seelage in Luzern bereichern<br />

ambitionierte Chocolatiers die Schweizer<br />

Schokoladentradition um verführerische Kreationen<br />

und damit die zwischenmenschliche<br />

Kommunikation um ungewohnt sinnliche Vokabeln.<br />

Lilly Steffen<br />

156 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

MMax Chocolatier in Luzern kennt die Gefühle, die Menschen auf<br />

der ganzen Welt bewegen und für die doch oftmals die Worte fehlen.<br />

Aus diesem Grund haben die Schokoladenexperten für jede<br />

Aufmunterung, jede Entschuldigung, für jedes Geständnis und jede<br />

Erklärung, die es auf zwischenmenschlicher Ebene auszusprechen gibt, eine<br />

stilvolle, süsse Lösung parat.<br />

Tradition trifft Exotik<br />

Max Chocolatier versteht sich als moderner Interpret einer alten Handwerkskunst:<br />

Unter den geschickten Händen der Chocolatiers erblüht die Schweizerische<br />

Tradition der Schokoladeherstellung in sinnenbetörender Vielfalt. Nur<br />

das Beste aus den Schweizer Bergen oder Exotisches von weit, weit her wird<br />

hier hingebungsvoll zu süssen Köstlichkeiten verbunden.<br />

Was geschieht dann mit dem edlen Naschwerk? Einfach nur essen wäre<br />

zu wenig: Seltene Kakaosorten bringen bislang stille Geniesser dazu, gehaltvolle<br />

schokoladige Botschaften auszutauschen und Gourmets schwelgen<br />

in Assortiments hochprozentiger Crudo-Pralinés. Romantische Gefühle<br />

lassen sich hingegen kaum zarter vermitteln als mit hauchdünnen<br />

«Schoggi-Plättli» aus Edelweissschokolade und<br />

kandierten Rosenblüten.<br />

Klar, wer mitreden möchte, muss zunächst das<br />

Vokabular der süssen Sprache kennen! Dazu<br />

begibt sich der lernwillige Schüler in die kleine<br />

elegante Schokoladenboutique am Luzerner<br />

Schweizerhofquai. Aromatisch-herbe Kakaodüfte<br />

durchziehen hier die Luft, als befände man sich<br />

im Innern einer Pralinenschachtel. «I’d rather fall in<br />

chocolate than in love», kommentiert eine der Max<br />

Chocolatier-Botschaften das Gefühl recht passend.<br />

Die zurückhaltend elegante Boutique in warmer<br />

Eiche lässt die Mitte frei für eine grosszügige<br />

Glasvitrine. Dort liegen sie, die lieblichen Worte für<br />

den feingeistigen Austausch. In perfekten Reihen<br />

auf Valser Granit aufgereiht und jedes einzelne von<br />

ihnen so vielversprechend wie das freundliche Lächeln<br />

des Max Chocolatier Personals.<br />

The Luxury Way of Life | 157


CULINARIUM<br />

Im siebten Schokoladenhimmel<br />

Direkt über dem Shop befindet sich das Atelier. Es bildet sozusagen den<br />

Himmel, aus dem die Schokoladenträume fallen. Bei den Meistern von Max<br />

Chocolatier haben Standardrezepte keine Chance: Hier wird mit edlen Couverturen<br />

experimentiert – so lange, bis eine neue einzigartige Schokoladenmetapher<br />

gefunden ist, mit der sich der köstliche Wortschatz bereichern<br />

lässt. Jährlich entwerfen die Chocolatiers im Rhythmus der Jahreszeiten vier<br />

Kollektionen. – Sei es mit kandierten Blütenblättern, sobald sich der Frühling<br />

ankündigt, mit fruchtigen Himbeeren und spritzigem Campari im Sommer,<br />

feinem Apfelgelee zu Beginn der Ernte im Herbst oder feurigem Chili in der<br />

Winterzeit. Finden sich viele der handverlesenen Zutaten wie die würzigen<br />

Alpenkräuter und der cremige Rahm sozusagen direkt vor der Haustüre, legen<br />

die Schokoladeexperten beim exotischen Kakao besonderen Wert auf<br />

Qualität, nachhaltigen Anbau und fairen Handel.<br />

Süsser Business-Talk<br />

Solch eine Liebe zur Schokolade spricht sich herum und hat bereits die Geschäftswelt<br />

mit Sinn für feine Lebensart erreicht. Renommierte Unternehmen<br />

buchen bei Max Chocolatier Schokoladenverkostungen als Special Events für<br />

wichtige Kunden oder zeigen ihre Wertschätzung für Geschäftspartner mit<br />

einer Auswahl wertvoller Pralinés. Auch die Verpackung<br />

hält, was der Inhalt verspricht: Mit ihrem<br />

aufwendigen Design wecken die «Schoggi-Boxen»<br />

selbst schon Sammlerleidenschaft und setzen mit<br />

eleganten Farben oder detailreichen Patterns den<br />

ambitionierten Qualitätsanspruch von Max Chocolatier<br />

auch an dieser Stelle fort. Kaum ist der<br />

Deckel gelüftet, lässt knisterndes Cellophan die<br />

Spannung steigen, bevor endlich die süsse Verführung<br />

ihre Wirkung entfalten darf und sich die<br />

Botschaft klar und unmissverständlich dem Geniesser<br />

offenbart.<br />

Ab Herbst <strong>2013</strong> können Schokoladenliebhaber in<br />

der ganzen Schweiz mitreden, denn dann ziehen<br />

die luxuriösen Kreationen in 13 Globus Delicatessa<br />

Filialen ein. Für alle anderen gibt es den Online<br />

Shop unter<br />

www.maxchocolatier.com<br />

158 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

RESTAURANT<br />

Mo-Sa 12.00-24.00 Uhr<br />

Reservationen Tel. 044 448 11 44<br />

AURA BAR & SmokeR’S LoUnge<br />

Die AURA Bar & Lounge lädt zum Verweilen<br />

ein und lässt bezüglich Cocktail- und<br />

Zigarrensortiment sowie Ambiente keine<br />

Wünsche offen.<br />

Mo bis Sa 14.00-24.00 Uhr<br />

AURA eventSAAL<br />

Der multifunktionelle Saal setzt neue<br />

Massstäbe bezüglich Event-Flexibilität,<br />

Visualisierungsmöglichkeiten, technischer<br />

Ausstattung und gastronomischem Angebot.<br />

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Unser kompetentes und erfahrenes Team<br />

unterstützt Sie bei der Organisation und der<br />

Gestaltung Ihres Anlasses.<br />

Ihr Kontakt für Bankett- & Eventanfragen:<br />

Renate Blaser<br />

Tel. 044 448 11 44, rb@aura-zurich.ch<br />

AURA | RESTAURANT | BAR & SMOKER’S LOUNGE | EVENTSAAL | CLUB<br />

BLEIChERWEG 5, ZURICh | WWW.AURA-ZURICh.Ch<br />

The Luxury Way of Life | 159


Food News<br />

Zum Geburtstag eine Limited Edition<br />

Die neue, streng limitierte und einzeln nummerierte Jack Daniel’s Master Distiller Series mit 43 % Vol.<br />

ehrt die Arbeit der sieben Jack Daniel’s Master Distiller. – Dieses Jahr wird mit Jack Daniel der erste<br />

Master Distiller und Gründer ausgezeichnet und gleichzeitig auch sein Geburtstag gefeiert. Vor über 100<br />

Jahren erfand Jack das Rezept, mit welchem sein Old No. 7 heute noch hergestellt wird. – Weil es schon<br />

damals perfekt war. Jetzt hat Jack einen Tribut verdient, mit der Jack Daniel’s Master Distiller Series<br />

und einem rauschenden Geburtstagsfest, das den ganzen September andauert. Ein Monat, um ihn und<br />

seinen Whiskey zu feiern. – Würde Jack noch leben, wäre er sicher mit dabei, mit einem Glas Whiskey<br />

in der Hand.<br />

Gin ist wieder Kult<br />

Gin feiert sein Comeback – und auch Promis lieben ihn. Der Wacholderschnaps<br />

gilt als Nationalgetränk Englands: «Gin Tonic» ist bekannt als das<br />

Lieblingsgetränk der verstorbenen «Queen Mum». Der brandneue Sears<br />

Cutting Edge Gin hätte ihr sicherlich auch gemundet. Dank handverlesener<br />

Botanicals und superscharfen Messern beim Zerkleinerungsprozess können<br />

sich die floralen Aromen in der Destillation besonders intensiv entfalten. Bei<br />

Sears gipfeln intensive Aromen – frischer Bergamotte und würziger Koriander<br />

in einem kräftigen, wacholderlastigen Finish –, während die 44 % Vol. das<br />

Gin-Erlebnis veredeln.<br />

www.sears-gin.com<br />

Bittersoda-Himmel<br />

Crisp, tasty, fresh: Der neue Player im Bittersoda-Segment stürmt die Bars,<br />

Lounges und Wohnzimmer: Goldberg & Sons. Die vier charakterstarken Sorten<br />

Bitter Lemon, Tonic Water, Ginger Ale und Intense Ginger überraschen mit<br />

purem Premium-Geschmack und intensiven Flavours. Auf den Tisch kommen<br />

alle vier Sorten in der stylishen 200 ml-Flaschen.<br />

Design by Andy Warhol<br />

Anfang der Achtzigerjahre hatte sich die Künstlerlegende Andy Warhol bereits<br />

von der Marke PERRIER zu über 40 Pop Art-Kunstwerken inspirieren lassen.<br />

Zum 150. Markenjubiläum von PERRIER wird jetzt eine Limited Edition mit vier<br />

unterschiedlichen Motiven im typischen Warhol-Stil des Pop Art angeboten.<br />

Damit erweist die französische Premium-Wassermarke einem der einflussreichsten<br />

Künstler des 20. Jahrhunderts seine Referenz und lässt gleichzeitig<br />

die schrillen Achtziger wiederaufstehen.<br />

160 | <strong>PRESTIGE</strong>


Neues italienisches Premium-Wasser<br />

Quellfrisch, rein und natürlich – Acqua Morelli ist die neue Premium-Wassermarke<br />

aus Italien. Mit feinen Geschmacksnuancen und einem schicken Äusseren<br />

begeistert es die gehobene Gastronomie. Der Ursprung des Premium-<br />

Wassers liegt in einem wilden Buchenwald im Herzen der «Alpi Marittime»,<br />

den italienischen Seealpen. Auf der luftigen Höhe von 1 000 Metern befindet<br />

sich die Quelle «Bauda», aus der das Wasser gewonnen wird. Die Abfüllung<br />

erfolgt direkt vor Ort nahe der Quelle, in einem unberührten Ökosystem der<br />

italienischen Alpen. Absolute Reinheit und belebende Frische vereinen sich<br />

mit purer Leichtigkeit und machen das Wasser von Acqua Morelli so besonders<br />

gefällig und einzigartig anregend im Geschmack.<br />

Holunderblütenlikör nach französischer<br />

Handwerkskunst<br />

Für die New York Times ist er eine der «einflussreichsten<br />

Cocktailzutaten des Jahrzehnts»: der Holunderblütenlikör<br />

St. Germain. Er besteht zu 100 Prozent aus<br />

handgeernteten, frischen Holunderblüten. Sein Geschmack<br />

erinnert an tropische Früchte, begleitet von<br />

feinen Zitrusaromen und einem Hauch Geissblatt. Die<br />

einzeln nummerierten Flaschen sind mit dem Jahrgang<br />

der Ernte versehen, was bislang einzigartig für<br />

einen Likör ist. Die achtseitige Flasche, welche an die<br />

Zeiten des Art Déco und der Belle Epoque erinnert,<br />

verleiht zudem jeder Bar einen Hauch von Eleganz.<br />

Kreative Kollision<br />

Der berühmt-berüchtigte Künstler Jeff Koons hat für den neuen Rosé-Vintagejahrgang<br />

20<strong>03</strong> von Dom Pérignon eine knallrosafarbene «Balloon Venus»<br />

erschaffen. Das Objekt, das eine Flasche des Champagners beinhaltet, wurde<br />

von Jeff Koons Skulptur «die Venus von Willendorf» inspiriert. Laut Dom<br />

Pérignon stellt die Champagner-Venus «eine neue Art von Idol dar: eine moderne<br />

Gottheit der Liebe, die ihre Betrachter mit ihren spiegelnden Kurven<br />

vereinnahmt». Jeder neue Vintage-Jahrgang interpretiert die Geschichte des<br />

Weins neu. – Die üppigen Kurven der Venus veranschaulichen den vollmundigen<br />

Rosé-Geschmack des Champagners.<br />

The Luxury Way of Life | 161


eauty<br />

162 | <strong>PRESTIGE</strong>


Gefährliche<br />

Liebschaften<br />

Duftoeuvre by Kilian<br />

Kilian Hennessy: Nachkomme der Cognac-Dynastie und Duftpoet.<br />

Wie man Baudelaires<br />

«Les Fleurs du Mal» als Parfum neu interpretiert.<br />

Yvonne Beck<br />

The Luxury Way of Life | 163


Beauty<br />

DDer Spross der Hennessy-Dynastie und Erbe einer langen Ahnenlinie<br />

von Cognac-Herstellern beschloss vor einigen Jahren, der Parfumkunst<br />

wieder ihren alten Stellenwert zurück zu geben und Düfte<br />

als Kunstwerke zu kreieren. – Parfums, die im gleichen Atemzug mit<br />

Klasse und Eleganz genannt werden, jenseits der Welt der modernen Parfumindustrie,<br />

die aus Budgetgründen häufig an wertvoller Zeit und Ingredienzien<br />

sparen muss. Jenseits synthetischer Moleküle und billiger Wegwerfverpackungen.<br />

<strong>PRESTIGE</strong> traf Kilian Hennessy in Zürich und sprach mit ihm über<br />

seine erste Dufterinnerung und der Liebe zum Parfum.<br />

<strong>PRESTIGE</strong>: Sie stammen aus einer Cognac-Dynastie. Der Name Hennessy<br />

ist weltweit bekannt. Warum haben sie den beruflichen Pfad Ihrer Ahnen<br />

verlassen und wie kamen sie gerade dazu, Parfum zu kreieren?<br />

Kilian Hennessy: Die Kellerei Hennessy gehört inzwischen zum Luxuskonzern «Louis<br />

Vuitton Moet Hennessy». Es ist also längst kein Familienunternehmen mehr und ich könnte<br />

höchstens als Angestellter, mit einem Chef über mir etc., dort anfangen. Das wäre<br />

nichts für mich gewesen. Ich habe in Paris an der Sorbonne studiert und schrieb meine<br />

Abschlussarbeit über die Semantik der Gerüche. Dadurch tauchte ich in eine Welt ein,<br />

die mich völlig faszinierte und nicht mehr los liess. Nach meinem Universitätsabschluss<br />

erlernte ich die Kunst der Parfumkreation bei einigen der berühmtesten «Nasen» der Welt.<br />

Ich arbeitete für Dufthäuser wie Christian Dior, Paco Rabanne, Alexander McQueen und<br />

Giorgio Armani. Vor fünf Jahren gründete ich meine eigene Firma «By Kilian», denn ich<br />

wollte meine eigenen Visionen verwirklichen. – Die perfekte Verbindung zwischen Kunst,<br />

Luxus und Eleganz.<br />

Wie würden Sie Ihre eigenen Düfte beschreiben? Was ist das Besondere an<br />

einem Parfum by Kilian?<br />

Ich wollte meine eigenen Düfte kreieren und präsentieren, so wie es noch keiner vor mir<br />

getan hat. Es gibt wirklich nichts Vergleichbares auf dem Markt. Meine Brand verspricht<br />

Luxus und hält ihn auch. Schauen Sie sich das Design an – so etwas gibt es nicht noch einmal<br />

auf dem Markt. Wir haben in den letzten sechs Jahren eine wirkliche Highend-Luxus-<br />

Brand aufgebaut, dabei aber nie die grosse Leidenschaft und Kunst der Parfumherstellung<br />

aus dem Auge verloren, denn Parfum ist Kunst! In meinen Parfums versuche ich, diese alte<br />

Form der Parfumherstellung und Wertschätzung wiederherzustellen.<br />

Ihr Parfum ist Luxus pur. Was genau bedeutet Luxus für Sie?<br />

Luxus bedeutet, wenn ein Produkt für die Ewigkeit entwickelt wurde oder es sehr lange<br />

hält. In unserer Wegwerfgesellschaft gibt es nur noch wenigen wahren Luxus. Etwas, egal<br />

wie teuer es ist, was man heute kauft und nächsten Monat wieder entsorgt, kann niemals<br />

Luxus sein. Doch Luxus hat in den Arabischen Emiraten und Russland eine ganz andere<br />

Bedeutung als in Europa, daher ist Luxus sehr schwer zu beschreiben. Für mich ist es<br />

einfach ein Gefühl, ein sehr positiv besetztes Gefühl. Luxus bedeutet «godis in details».<br />

164 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

The Luxury Way of Life | 165


Beauty<br />

Ihre Produkte sind preislich um einiges teurer als andere Brands. Definiert<br />

sich Luxus über Geld bzw. den Preis? Wie reagieren Ihre Kunden darauf?<br />

Das stimmt. Die meisten Parfum-Brands gehen für 50 bis 80 Dollar über den Ladentisch.<br />

Aber was bekommt man dafür? Einen Flakon, den man, ist er leer, wegschmeisst. Das<br />

Ganze verpackt in einer Pappschachtel. Bei uns bekommen Sie ein kleines Kunstwerk:<br />

Der Flakon hat seine Heimat in einer hochwertigen, kunstvoll gestalteten Box, die einen<br />

unter Umständen ein Leben lang begleiten kann. Guerlain liess im Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

all seine Gefässe von René Lalique herstellen. Düfte wie «Shalimar» wurden zu<br />

weltweit geschätzten Klassikern. Das Design ehrte den Inhalt. Auch unsere Flakons sind<br />

nur aus wirklich hochwertigen Materialien gestaltet. Ich denke jedoch, dass die meisten<br />

Menschen nicht wissen, wie viel Arbeit wir allein in das Design stecken, wie viele Stunden<br />

Handarbeit. Deshalb werden wir nächstes Jahr Minivideoclips an jedem Verkauf-Counter<br />

zeigen, um die Handwerkskunst hinter dem Produkt zu zeigen. Die hölzerne Box beispielsweise<br />

ist schwarz lackiert. 13 Schichten Lack wurden aufgetragen und allein die Lackierung<br />

dauert zwei Monate. Das müssen wir unseren Kunden näher bringen. Es ist an uns,<br />

die Kunden zu sensibilisieren. Sieht man all die Arbeit hinter dem Produkt, ist der Preis<br />

mehr als gerechtfertigt. Zudem zahlen Sie nur das erste Mal ein bisschen mehr, denn all<br />

unsere Flakons sind wiederbefüllbar und unser Travel-Kit ist kompatibel mit jeder neuen<br />

Duftlinie, die wir auf den Markt bringen. Der Refill kostet nicht mehr als jeder andere grosse<br />

Brand. Ein und derselbe Flakon begleitet seinen Besitzer im Idealfall ein Leben lang.<br />

Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen?<br />

Ich habe sehr viel gelesen. Meine Bücher sind meine innere Kultur. Ich<br />

habe Lieblingsbücher, Lieblingsszenen und Lieblingsmusik. Da mich<br />

die Verbindung zwischen Klassik und Moderne sehr fasziniert, versuche<br />

ich, sie stets zu verbinden. Und so liess ich mich beispielsweise<br />

bei der Parfumlinie «L’Oeuvre Noire» von Baudelaires Werk «Die Blume<br />

des Bösen» und gleichzeitig von den Texten amerikanischer Rapper<br />

inspirieren. Quasi «Baudelaire meets 50 Cent». Beide erzählen von<br />

Verführung und Gewalt. Nur auf vollkommen unterschiedliche Weise.<br />

Gerade diese Gegensätze faszinieren mich und regen mich an, Parfum<br />

zu kreieren.<br />

Wichtig ist: Parfum muss immer «uplifting» sein. Es hat viel zu tun mit<br />

Attraktivität und Liebe, aber auch mit Schutz, mit Gefühl, sich stark zu<br />

fühlen. Es funktioniert wie eine zweite, beschützende Haut. Mit diesen<br />

Aspekten muss man arbeiten. Ich füge sie in ein kunstvolles, historisches<br />

Gewand. Das kann Literatur von Balzac, die Geschichte vom Sündenfall<br />

oder eine Geschichte aus 1001 Nacht sein. Aber die Aspekte von Liebe,<br />

Stärke, Schutz und Geborgenheit stecken immer auch in einem Parfum.<br />

Tipps vom Spezialisten: Wie viel, wo und wann sollte man<br />

Parfum auftragen?<br />

Da gibt es keine bestimmten Regeln. Ob Sie den Duft auf der Haut oder<br />

der Kleidung tragen ist egal. Er sollte Ihnen jedoch Freude bereiten und<br />

sie sollten sich wohl mit dem Duft fühlen.<br />

166 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

The Luxury Way of Life | 167


Beauty<br />

Gibt es zu unterschiedlichen Anlässen unterschiedliche Düfte? Oder tragen<br />

sie immer denselben Duft?<br />

Ich trage zuerst einmal nur noch Düfte von mir selbst. Denn ich habe das entwickelt, was<br />

mir gefällt. Aber natürlich trage ich zu einem Rendevouz einen anderen Duft als bei einem<br />

wichtigen Geschäftsmeeting.<br />

Welcher ist der erste Duft, an den sie sich erinnern können?<br />

Ich kann mich nicht wirklich an einen bestimmten Duft erinnern. Aber ich denke, es muss<br />

«Tuberose» gewesen sein. Jede Frau aus meiner Familie trug diesen Duft. Meine Mutter,<br />

meine Tante, meine Grossmutter – alle liebten diesen Duft.<br />

Und die Männer im Hause Hennessy?<br />

«Eau Sauvage» von Dior war der Männerduft in meiner Familie.<br />

Sie nenne Ihre Brand schlicht «By Kilian». Den Namen Hennessy lassen Sie<br />

bewusst aussen vor. Warum?<br />

Hennessy ist eine wunderbare Brand, aber eben in Verbindung mit Cognac. Zudem hat<br />

man in jedem Land ein anderes Bild von Hennessy, denn jedes Land macht seine eigene<br />

Werbung und entwirft ein ganz unterschiedliches Image. Würde ich den Namen Hennessy<br />

für meine Brand verwenden, wäre das sehr verwirrend. Jeder würde was anderes darin<br />

sehen. Es war auch nie eine wirkliche Option für mich. Eigentlich ist es eine Schande, dass<br />

kein Hennessy mehr für Hennessy arbeitet, denn es war unser Erbe, unsere Familientradition.<br />

Aber ich glaube, ich habe den für mich richtigen Weg gefunden – weit genug weg<br />

von Cognac, um mich von der Familie zu distanzieren, nahe genug dran, dass es sich doch<br />

familiär anfühlt. Der Geruch eines Cognacs, die verschiedenen Zutaten etc.<br />

unterscheiden sich gar nicht so sehr von der Parfumherstellung, wie<br />

man annimmt. Vom ersten Moment an, als ich das «Rohmaterial», die<br />

Zutaten für Parfum roch, wusste ich, das ist es. Es fühlt sich für mich<br />

einfach richtig an.<br />

Sie scheinen ein ganz netter, sympathischer Mensch zu sein. Eher ein «nice»<br />

als ein «bad guy», trotzdem spielen sie gern mit Begriffen wie «evil», «devil»,<br />

«sin» oder «cruel intention», also eher der düsteren Seite des Lebens.<br />

Ich denke nicht unbedingt, dass dies die dunklen Seiten des Lebens sind. Zudem arbeite<br />

ich viel mit Metaphern und Allegorien. Frauen lieben den Duft «good girls gone bad», denn<br />

sie erkennen das Augenzwinkern darin. Man darf nicht immer alles ernst nehmen. Aber<br />

nicht alle können das. In manchen arabischen Ländern darf ich Produkte nicht verkaufen,<br />

da sie den Begriff «devil» beinhaltet. Aber das Leben ist einfach interessanter, wenn man<br />

mit ihm spielt. Wenigstens für mich!<br />

Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?<br />

Ich möchte erreichen, dass unsere Kunden ein einzigartiges Dufterlebnis haben. Jede<br />

Frau, jeder Mann sollte ein einzigartiges Parfum besitzen. Es ist ein unglaubliches Gefühl,<br />

einen Duft zu tragen, den sonst niemand auf dieser Welt trägt. Lassen Sie sich überraschen,<br />

was wir Ihnen in der Zukunft präsentieren werden!<br />

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Leider war ein interessent vor ihnen da.<br />

das macht nichts. jetzt online abonnieren.<br />

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The Luxury Way of Life | 169


lack&<br />

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The Luxury Way of Life | 171


Handlesen<br />

Samtpfoten<br />

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172 | <strong>PRESTIGE</strong>


Hände sind<br />

Schwerstarbeiter<br />

und werden<br />

ständig beansprucht.<br />

Deshalb ist ihre<br />

Pflege besonders<br />

wichtig! Valeska<br />

Jansen<br />

The Luxury Way of Life | 173


Rubriken<br />

174 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

DDa die Haut an den Händen sehr dünn ist und kein Unterhautfettgewebe<br />

besitzt, sieht man ihr die täglichen Strapazen besonders<br />

stark an: Sie altert schneller als die übrige Haut am Körper,<br />

wird schlaff und bekommt Altersflecken. Einmal pro Woche sollte<br />

die Haut mit einem sanften Peeling von abgestorbenen Hautschüppchen<br />

befreit werden. Dadurch wird sie nicht nur besser durchblutet,<br />

sondern auch aufnahmefähiger für die anschliessende Pflege mit einer Handcreme.<br />

Um die Haut vor täglichen Einflüssen zu schützen, sollte eine spezielle<br />

Handcreme benutzt werden, die auf die jeweiligen Bedürfnisse der Haut<br />

abgestimmt ist. Mittlerweile gibt es Cremes gegen Fältchen, Pigmentflecken<br />

oder Risse. Sie enthalten meist einen speziellen UV-Schutz, denn vor allem<br />

die Hände müssen vor der Sonne geschützt werden. Pflegekonzentrate, wie<br />

z. B. Handmasken, sind SOS-Helfer. Die konzentrierten Wirkstoffe erzielen<br />

schneller den erwünschten Effekt als normale Cremes. Tipp: Über Nacht eine<br />

Handmaske auftragen und Baumwollhandschuhe anziehen. Der Sauna-<br />

Effekt verstärkt die Wirkstoffaufnahme der Haut und macht Hände schnell<br />

wieder zart und geschmeidig.<br />

Wenn alle Pflege nicht mehr hilft<br />

Ab einem gewissen Alter kommt zu Knitterfältchen leider auch noch die Hauterschlaffung<br />

hinzu. Dann hilft keine Creme mehr. Collagen, das für die Prallheit<br />

der Haut verantwortlich ist, wird im Alter kontinuierlich abgebaut. Das<br />

Ergebnis: Adern und Sehnen treten immer stärker hervor und dazwischen<br />

«hängt» die Haut. Wen das nun so sehr stört, dass er Abhilfe schaffen will,<br />

der muss zum Arzt gehen. Diverse Methoden können die erschlaffte Haut<br />

wieder straffer wirken lassen. Dabei kann es allerdings auch zu unschönen<br />

Nebenwirkungen kommen. Denn eine gängige Behandlung ist die mit sogenannten<br />

Hyaluronsäure-Fillern. Filler sind Füllmaterialien, meist Hyaluronsäure,<br />

die Volumen aufbauen. Sie werden mit einer Spritze oder Kanüle in den<br />

Handrücken injiziert und sorgen beinahe sofort für ein volles Volumen.<br />

Allerdings besteht die Gefahr, dass sich dabei unschöne Knubbel<br />

bilden. Zusätzlich kann es auch zu übermässigen Schwellungen<br />

kommen. «Das nennen wir dann Patschhändchen»,<br />

erklärt Barbara Köhler, Managing Director vom Prevention<br />

Center Zürich und Zug. Zusammen mit ihrem<br />

Mann, Dr. med. Christian Köhler, behandelt<br />

sie in ihren Kliniken Frauen und Männer, die<br />

mit ihrem Äusseren unzufrieden sind und<br />

Abhilfe schaffen wollen.<br />

The Luxury Way of Life | 175


Beauty<br />

«Radiesse» steht für natürlich verjüngte Hände<br />

Auch das Problem «alte Hände» steht oft zur Diskussion, denn z. B. nach einem<br />

Facelifting lassen gerade sie dann das eigentliche Alter schnell erkennen.<br />

Seit über einem Jahr arbeitet Dr. med. Köhler nun mit einer Methode, die zu<br />

einem natürlichen Ergebnis führt. «Radiesse» wurde in den USA entwickelt und<br />

ist ein Filler, der sich gleichmässig unter der Hautoberfläche verteilt und die<br />

Hände nicht aufbläht. Dazu kommt noch ein ganz besonderer Vorteil: Das bereits<br />

reduzierte körpereigene Kollagen wird zu neuem Wachstum angeregt und<br />

regeneriert sich quasi von allein wieder. «Für uns hier ist es die sicherste Methode<br />

für ein natürlich aussehendes Ergebnis», erklärt er.«Radiesse» bietet<br />

noch einen weiteren Vorteil: Es handelt sich dabei um einen Filler mit<br />

Calcium-Hydroxylappatit-Partikeln, die mit einer von<br />

Natur aus in den Knochen vorhandenen Substanz<br />

identisch sind. Allergische Reaktionen sind deshalb<br />

nahezu ausgeschlossen. In der Regel lassen<br />

sich bereits mit einer einzigen Behandlung, die ca.<br />

30 Minuten dauert, sichtbare Ergebnisse erzielen.<br />

Doch Prävention ist wie bei der gesamten Hautpflege<br />

das aller Wichtigste. Deshalb sollten gerade die<br />

Hände nach jedem Waschen gut eingecremt werden.<br />

Die Produktpalette ist riesig und bietet für jedes<br />

Bedürfnis individuelle Pflege und Schutz.<br />

176 | <strong>PRESTIGE</strong>


hand<br />

care<br />

i L A PRAIRIE<br />

iI a lessandro<br />

iiI LANCASTER<br />

iV CARITA<br />

V E VIDENS<br />

Vi D IOR<br />

Vii L ANCÔME<br />

Viii YON-KA<br />

IX B URT’ S BEES<br />

iv<br />

v vi<br />

iii<br />

vii<br />

ii<br />

i<br />

ix<br />

viii


fünf<br />

sterne<br />

luxus<br />

Zuerst stand die Vision des Unternehmers<br />

Jürg Eichenberger, das fast ein halbes<br />

Jahrhundert leerstehende Grand Hôtel des<br />

Salines in Rheinfelden wieder zum Leben zu<br />

erwecken. Vor gut einem Jahr ist aus<br />

der Vision Realität geworden.<br />

Dr. med. Dietmar Löffler<br />

Niggi Freundlieb<br />

NNach der sorgfältigen Renovierung und dem beispielhaften Umbau<br />

des 1895 erbauten, architektonisch wertvollen Hotelbaus ist die Privatklinik<br />

Alta Aesthetica für ästhetische und plastische Chirurgie der<br />

Premiumklasse in einzigartiger Umgebung direkt am Rheinufer entstanden.<br />

Geleitet wird Alta Aesthetica von Dr. med. Dietmar Löffler.<br />

5-Sterne-Luxusklinik<br />

Der Klinikkomplex umfasst die Klinik für ästhetische und plastische Chirurgie<br />

und die Zahnklinik mit integriertem Zahntechniklabor. In der Klinik für ästhetische<br />

Chirurgie sind vier geschmackvoll eingerichtete Suiten auf 5-Sterne-Niveau und<br />

zehn sehr stilvoll eingerichtete Einzelzimmer für die stationäre Unterbringung<br />

sowie zwei hochmoderne Operationssäle und diverse Behandlungsräume<br />

vorhanden. Die Dentalklinik umfasst zwei ambulante Operationseinheiten für<br />

implantologische Eingriffe und sechs nach neuesten Kriterien ausgestattete<br />

Behandlungsräume sowie 3D-Röntgengeräte. Der Mitarbeiterstab besteht aus<br />

rund 30 festangestellten Fachärzten und Fachpersonal.<br />

178 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

The Luxury Way of Life | 179


Beauty<br />

Das Leistungsspektrum in der ästhetischen Chirurgie reicht von Nasenkorrekturen,<br />

Brustvergrösserungen und -verkleinerungen, Facelifting, Oberlidstraffung,<br />

Lippenkorrekturen, über Fettabsaugung, bis hin zu Anti-Aging-Behandlungen.<br />

Die Dentalklinik bietet das gesamte zahnärztliche Spektrum von<br />

Zahnsanierung, Prothetik und Knochenaufbau mit Implantatversorgung an.<br />

Seit Kurzem ergänzt zudem der bekannte Gefässspezialist Dr. Marc Troxler<br />

aus dem Venenzentrum Arlesheim das Klinikkonzept der Alta Aesthetica. Gut<br />

ein Jahr nach der Eröffnung von der Schönheitsklinik zieht Dr. med. Dietmar<br />

Löffler, der sich als Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie<br />

in Deutschland und nun auch in der Schweiz einen hervorragenden Namen<br />

gemacht hat, im <strong>PRESTIGE</strong>-Interview eine erste Bilanz.<br />

<strong>PRESTIGE</strong>: Wie fällt Ihre Bilanz nach gut einem Jahr Alta Aesthetica aus?<br />

Dr. med. Dietmar Löffler: Unsere Voraussagen, dass die Alta Aesthetica mit ihrem qualitativ<br />

hoch stehendem Angebot für ästhetische und plastische Chirurgie der Premiumklasse<br />

nicht nur einem Bedürfnis entspricht, sondern auch eine enorme Bereicherung für den<br />

Gesundheitsstandort Rheinfelden und damit für die ganze Region darstellt, hat sich mehr<br />

als erfüllt. Die Kombination von Spitzenmedizin, luxuriösem Ambiente und erstklassiger<br />

Betreuung hat sich weit über die Landesgrenze herumgesprochen. Kurzum: Wir sind sehr<br />

zufrieden und leiden momentan auch nicht unter dem sogenannten Sommerloch! (lacht)<br />

Von woher kommen die Patientinnen und Patienten?<br />

Zu 80 Prozent kommen unsere Patientinnen und Patienten aus der Schweiz. Dann zählen<br />

wir viele aus Deutschland sowie Österreich und immer mehr kommen aus Russland und<br />

dem arabischen Raum.<br />

Alta Aesthetica ist also auch bei einer internationalen Klientel angekommen?<br />

Zum Einen haben sich unsere Leistungen auch ausserhalb der Schweiz herumgesprochen,<br />

dann wurde der Alta Aesthetica im Juni 2012 von der Internationalen Organisation für<br />

Normung (ISO) das Zertifikat DIN EN ISO 9001:2008 verliehen. Zum Anderen haben wir<br />

entsprechende Anstrengungen unternommen, um auch in Russland oder in arabischen<br />

Ländern bekannt zu werden. Heute ist es unerlässlich, dass potenzielle Patientinnen und<br />

Patienten sich über das Internet informieren können. So<br />

war es sehr hilfreich, dass zum Beispiel meine Wenigkeit<br />

und Dr. Silke Becker, die Chefärztin der Zahnklinik Alta<br />

Aesthetica, mit dem Zertifikat «Leading Medicine Guide»<br />

ausgezeichnet wurden. Der «Leading Medicine Guide» ist<br />

ein Internetportal und ein Netzwerk, das allen Patienten im<br />

In- und Ausland ermöglicht, die besten deutschsprachigen<br />

Mediziner in allen Bereichen zu finden. Ausserdem sind<br />

wir seit Kurzem fünftes Mitglied von «Rheinfelden medical».<br />

Damit sind nun sämtliche grösseren Rheinfelder Gesundheitsbetriebe<br />

Mitglied der Marketingkooperation und<br />

«Rheinfelden medical» kann die Vermarktung von Rheinfelden<br />

als Gesundheitsstandort weiter vorantreiben, was<br />

auch für die Alta Aesthetica ein grosser Gewinn ist.<br />

Seit Ende letzten Jahres ergänzt der bekannte<br />

Gefässspezialist Dr. Marc Troxler aus dem Venenzentrum<br />

Arlesheim das Klinikkonzept der<br />

Alta Aesthetica – Weshalb diese Erweiterung des<br />

Leistungsangebotes?<br />

Durch die Zusammenarbeit mit Dr. Marc Troxler können<br />

wir unseren Patienten die effizientesten und schonendsten<br />

Therapieverfahren nach neusten medizinisch-wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen anbieten. Damit haben wir für<br />

unsere Patientinnen und Patienten einen Mehrwert geschaffen.<br />

Ausserdem ist dies ein weiteres Beispiel für unsere<br />

vielseitige medizinische Kompetenz und Qualität. Die<br />

Patientinnen und Patienten, die teilweise allein schon nur,<br />

um sich zu informieren, zu uns nach Rheinfelden reisen,<br />

registrieren sehr wohl, dass wir – man könnte hier zusätzlich<br />

auch noch den Anästhesiebereich nennen – ein hervorragendes<br />

Gesamtpaket und eine Infrastruktur anbieten,<br />

wie es im Ausland kaum zu finden ist.<br />

www.altaaesthetica.ch<br />

180 | <strong>PRESTIGE</strong>


Das einzigartige Ambiente und<br />

die professionelle Unterstützung<br />

haben mir geholfen, das Burnout<br />

zu überwinden.<br />

NEU: Burnout Beratungsstelle in Zürich.<br />

www.hohenegg.ch/beratungsstelle<br />

Privatklinik Hohenegg<br />

8706 Meilen am Zürichsee<br />

Telefon +41 (0)44 925 12 12<br />

www.hohenegg.ch<br />

The Luxury Way of Life | 181


Der gebürtige Spanier Alberto Morillas gehört zu<br />

den berühmtesten Nasen der Welt.<br />

Seine Kreationen kennt jeder, den Kreateur selbst,<br />

die wenigsten.<br />

Valeska Jansen<br />

182 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

MMorillas grosse Karriere begann 1970 beim Genfer Duftunternehmen<br />

Firmenich. Die Unternehmensgruppe beliefert weltweit Lebensmittel-<br />

und Dufthersteller mit Geschmacks- und Duftstoffen.<br />

Zu Morillas bekanntesten Kreationen gehören u. a. «Acqua di Gió»<br />

von Armani, «CK One» von Calvin Klein, «Daisy» von Marc Jacobs, «Le Baiser<br />

du Dragon» von Cartier, «Light Blue Pour Homme» von Dolce & Gabbana und<br />

alle Düfte von Bulgari.<br />

Er kreiert längst nicht für jeden<br />

Heute kann sich Morillas seine Kunden aussuchen und nimmt längst nicht<br />

jeden Auftrag entgegen. Seine wenige Freizeit verbringt er am liebsten im<br />

heimischen Garten, mitten in Genf, wenn er nicht seine eigene Duftkerzen-<br />

Kollektion um neue Kreationen erweitert. «Mizensir» heisst seine Kerzen- und<br />

Home Fragrance-Kollektion, die über 100 Duftkerzen und Home Fragrances<br />

umfasst. Im Sommer dieses Jahres eröffnete er seine erste eigene Mizensir-<br />

Boutique in Genf. Anlässlich der Duftpräsentation seiner jüngsten Parfum-<br />

Kreation für Bulgari mit «Omnia Crystalline», trafen wir Morillas in Mailand zum<br />

Interview und begegneten dabei einem echten Künstler, der sich von uns etwas<br />

in seine «Karten» blicken liess.<br />

Ich habe gehört, dass nicht die Unternehmen Sie mit einer neuen Duft-Kreation<br />

beauftragen, sondern dass Sie sich die Unternehmen selbst aussuchen,<br />

für die Sie gerne arbeiten würden?<br />

(Lacht.) Ja, das stimmt. Es gibt so viele Unternehmen,<br />

mit denen ich schon Jahrzehnte lang zusammen<br />

arbeite und von denen ich einfach weiss, was sie<br />

wollen. Ich kenne ihre Handschrift und kann so von<br />

Anfang an auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen.<br />

Man muss sich nicht erst finden. Ich habe ehrlich<br />

gesagt so viel zu tun, dass ich meine Zeit so einteilen<br />

muss. Das ist reiner Selbstschutz.<br />

© Roberto Battistini


Beauty<br />

184 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

Wie hat man es sich vorzustellen, wenn Sie für ein Duft-, oder Modehaus einen<br />

neuen Duft entwickeln? Bekommen Sie da vorab genaue Instruktionen?<br />

Ja, natürlich. Je nach Unternehmen sind die Vorgaben enger oder lockerer gesteckt. Für<br />

den neuen «Omnia Crystalline»-Duft hatte ich zum Beispiel die Aufgabe von Bulgari gestellt<br />

bekommen, einen warmen, aber gleichzeitig frischen Duft zu entwickeln. Das ist natürlich<br />

sehr schwierig, denn es ist ein grosser Kontrast. Also kombinierte ich Kaschmir-Noten mit<br />

frischen Blütenessenzen. Besonderes Merkmal ist dabei die Lotusblüte, denn sie hat keinen<br />

typischen Eigengeruch. Sie riecht einfach frisch und verkörpert hier das Mediterrane.<br />

In Verbindung mit Iriswurzel, die zu den warmen, hölzernen Duftnoten gehört, entsteht<br />

eine komplexe Mischung, die sich gleichzeitig frisch, pudrig und warm präsentiert.<br />

Haben Sie denn eine Art Unterschrift? Eine Zutat, an der man erkennt, dass<br />

Sie dahinter stecken?<br />

Nehmen wir aktuell den neuen «Omnia Crystalline»-Duft. In allen Omnia-Düften ist ein<br />

bestimmter Cocktail von Zutaten, der ADM-Cocktail. Das ist die Unterschrift, die Signatur<br />

dieser Linie. Riechen Sie allerdings jeden einzeln, wird Ihnen nicht auffallen, dass in jedem<br />

diese Komposition steckt. Jeder duftet anders und hat absolut seine eigene Personalität.<br />

Haben Sie eine Signatur in all Ihren Kreationen?<br />

(Lacht.) Ja! In all meinen Kreationen steckt Moschus. Ich liebe Moschus über alles. Es ist<br />

kein reines Moschus, es ist meine streng geheime Moschus-Kreation. Moschus symbolisiert<br />

für mich die Haut. Diese ziehe ich dann quasi an, indem ich andere Zutaten dazu<br />

mische. Sogar meine Kollegen bewundern mich dafür, denn es ist sehr schwierig,<br />

eine gefällige Moschusmixtur zu erstellen.<br />

Wie spontan können Sie eigentlich bei Ihren Aufträgen sein?<br />

Wenn es zum Beispiel heisst: Kreieren Sie einen orientalischen Duft, dann bin<br />

ich sehr frei. Natürlich kreiere ich dann keinen Blütenduft, aber das Spektrum ist<br />

sehr gross.<br />

Behalten Sie alles im Kopf oder schreiben Sie wie ein Koch ihre Duftrezepte<br />

auf?<br />

Oh, das wird haarklein notiert und wie ein Diamant im Tresor aufbewahrt.<br />

The Luxury Way of Life | 185


Beauty<br />

Woran liegt es eigentlich, dass jeder Duft an den verschiedenen Menschen<br />

immer anders riecht?<br />

Jede Haut absorbiert unterschiedlich die diversen Ingredienzien. Der eine hat eine höhere<br />

Hauttemperatur als der andere, dazu kommt der individuelle Eigengeruch. Je nachdem<br />

entwickelt sich auch jedes Parfum dann ganz individuell in seinem Duft.<br />

Ist dies auch der Grund warum manche Parfüms länger anhaltend duften<br />

als andere?<br />

Nein. Das hat etwas mit der Zusammensetzung, mit der Konstruktion zu tun. Enthält ein<br />

Parfum viel Vanille oder Patschuli oder Rose, wie zum Beispiel bei «Chloe», dann steht<br />

diese Zutat dominant im Vordergrund. Alle anderen Zutaten verschwinden quasi dahinter.<br />

Genau das mögen auch viele Frauen nicht. Sie empfinden solche Düfte dann oft als zu<br />

intensiv. Es gibt deshalb auch einen ganz neuen Dufttrend. Die Düfte dürfen nicht mehr<br />

einseitig sein, sie müssen heute viel facettenreicher sein. Wie heute beim Make-up, das<br />

muss auch viel subtiler sein.<br />

Was ist für Sie leichter: einen Damenduft oder einen Herrenduft zu kreieren?<br />

Herrendüfte sind viel einfacher!<br />

Sind darin nicht so viele Zutaten?<br />

Nein, Männer lieben es direkt – holzig, frisch oder aromatisch. Zwei Funktionen: Die eine<br />

ist gut zu riechen, die andere nicht so schnell zu verfliegen. Frauen wollen alles! Ein Parfum<br />

soll frisch sein, blumig, holzig, dunkel und hell. Dazu kommt der riesige unüberschaubar<br />

gewordene Duftmarkt. Da etwas wirklich Neues zu finden, ist wirklich sehr schwierig.<br />

Also ganz eindeutig: Es ist viel einfacher, einen neuen Herrenduft zu kreieren.<br />

Sie haben ja auch noch ihre eigene Raumduftund<br />

Duftkerzen-Kollektion. Wie kommt der Duft<br />

in die Kerze?<br />

Da steckt eine sehr komplizierte Technik dahinter. Die Herausforderung<br />

dabei ist: unangebrannt muss die Kerze gut<br />

duften und entzündet ebenso. Es muss ein Duft bleiben, auch<br />

noch nach zwei Stunden Brenndauer. Das ist ein sehr diffiziles,<br />

eigenes Handwerk, bei dem es grosse Erfahrung braucht.<br />

Jetzt haben Sie Ihren ersten «Mizensir»-Shop in<br />

Genf eröffnet. Wer sind Ihre Kunden?<br />

Viele reiche Menschen lieben es, überall in ihrem Haus den<br />

gleichen Duft zu haben. Vor allem sie kaufen meine Kerzen<br />

und Raumdüfte.<br />

Wäre es nicht mal Zeit für Ihren ersten eigenen<br />

Duft unter Ihrem Namen?<br />

Ja, darüber denke ich in der Tat gerade nach. Aber es würde<br />

ein «Mizensir»-Parfum werden.<br />

Und wann wird es soweit sein?<br />

Oh, das macht mich sehr nervös. Allein der Gedanke daran.<br />

Es wird wohl noch ein halbes Jahr, vielleicht auch ein<br />

Jahr dauern und dann werde ich wahrscheinlich gleich eine<br />

ganze Parfum-Kollektion auf den Markt bringen.<br />

186 | <strong>PRESTIGE</strong>


personal<br />

chemistry<br />

i jean paul gaultiER<br />

iI g ivenchy<br />

iiI repetto<br />

iV estèe lauder<br />

V p omellato<br />

Vi y ves saiNT laurent<br />

Vii T RUSSARDi<br />

Viii b ulgari<br />

ix k iliAN<br />

i<br />

ii<br />

iii iv v<br />

vi<br />

ix<br />

viii<br />

vii<br />

188 | <strong>PRESTIGE</strong>


personal<br />

chemistry<br />

i jean paul gaultiER<br />

iI d ior<br />

iiI cavalli<br />

iV tom ford<br />

V hermès<br />

Vi a zzaro<br />

Vii acqua di parma<br />

Viii p olice<br />

ii<br />

iv<br />

v<br />

vi<br />

i<br />

iii<br />

viii<br />

vii<br />

The Luxury Way of Life | 189


kolumne<br />

The Sweet Smell of Success<br />

Ich gebe zu, auch ich verfalle<br />

der Anziehungskraft von<br />

Tom Ford. Der Mann versteht<br />

einfach, was guter Stil ist,<br />

und er kreiert Düfte, die diesen<br />

mühelos unterstreichen.<br />

Tom Ford erkennt genau,<br />

wie unglaublich persönlich<br />

dieser Prozess vom ersten<br />

Erschnuppern bis hin zum<br />

Kauf des dritten oder vierten<br />

Flakons eines inzwischen lieb<br />

gewordenen «Private Blends»<br />

ist. Er sagt ja auch: «Ein Duft Götz Winter<br />

ist etwas sehr Intimes. Er soll<br />

am besten wirken, wenn man die Nase an den<br />

Hals des geliebten Menschen presst ...»<br />

Ganz so poetisch kann ich das selbst nicht ausdrücken.<br />

Dafür kann ich mich umso mehr über<br />

die Palette an raffinierten Düften aus dem Hause<br />

Estée Lauder freuen, die ja längst nicht mehr<br />

bloss einzelne Lancierungen einer neuen Komposition<br />

sind, sondern stets ein komplettes Konzept<br />

verkörpern. Einzelne Duftnoten sind nicht<br />

mehr im Zentrum, sondern die gesamte Message.<br />

Und zwar auf allen Kanälen, die sowohl wir –<br />

wie auch unsere Kunden – im Jahr <strong>2013</strong> nutzen.<br />

Eine unglaublich spannende Ausgangslage für<br />

«Modern Muse», unsere klar grösste Duftlancierung<br />

des letzten Jahrzehnts. Eine direkte, extrem<br />

aktuelle und ja, da sind wir wieder beim<br />

Zauber der Düfte selbst, hochpersönliche Kampagne,<br />

die auf dem Slogan «be an inspiration»<br />

aufbaut. Und dazu die Konsumenten auffordert,<br />

selbst kreativ zu werden.<br />

Alltags die Augen zu schliessen,<br />

tief einzuatmen und<br />

sich auf die Stille im Inneren<br />

zu besinnen? Versuchen Sie<br />

es! Denn dann klingen die<br />

grossen Fragen, die wir mit<br />

«Modern Muse» aufwerfen,<br />

richtig nach.<br />

Ich liebe diese Gedanken<br />

und bin gespannt auf die<br />

Antworten. Während die<br />

Starparfumeure von Estée<br />

Lauder – und natürlich Mister<br />

Ford selbst – ihre Erwiderungen<br />

in Duftform präsentieren, lasse ich<br />

mich zu neuen Leistungen beflügeln, was meine<br />

ganz persönliche Freiheit betrifft: Beim Laufen.<br />

Vielleicht war es auch dieser Geist, der unser<br />

Firmenteam beim Zurich Triathlon zu einem so<br />

guten Resultat verholfen hat? Ich atme ein, atme<br />

aus und höre meinen Puls hämmern. – Glücksgefühle<br />

pur.<br />

Und das sind eben meine ganz persönlichen<br />

Mantras, hinter denen ich stehen kann. In Bewegung<br />

bleiben, Ausdauer zeigen, dann ganz<br />

vorne mit dabei sein und andere inspirieren. Gerade<br />

weil wir auf einem so persönlichen Level<br />

mit unseren Kunden kommunizieren können, ist<br />

der gemeinsame Erfolg umso schöner. Genau<br />

jetzt erlebt jemand irgendwo in der Schweiz<br />

einen Estée Lauder-Duft zum ersten Mal und,<br />

wenn wir unseren Job gut gemacht haben, verliebt<br />

er sich auf olfaktorischer Ebene. Auch siehe<br />

da: Glücksgefühle pur!<br />

Wer inspiriert denn Sie? Wer ist Ihre Muse? Und<br />

was können Sie tun, um andere zu inspirieren?<br />

Haben Sie sich diese Fragen in letzter Zeit auch<br />

gestellt? Schaffen Sie es, in der Hektik des<br />

Nun wünsche ich Ihnen, dass Sie auch diesen<br />

Herbst Ihre ganz persönliche innere Muse finden,<br />

und freue mich bereits auf das inspirierende<br />

Resultat.<br />

190 | <strong>PRESTIGE</strong>


drive<br />

style<br />

192 | <strong>PRESTIGE</strong>


Das Pikes Peak International Hill Climb ist das zweitälteste Motorsport-Event in den<br />

USA. 156 Kurven müssen bis zum Gipfel gemeistert werden.<br />

Für dieses Rennen braucht man starke Nerven und viel Fahrgefühl.<br />

Jan-Christopher Sierks


DRIVE STLYE<br />

E«Elektroautos hat es hier früher nicht gegeben.<br />

Das ist also die moderne Zeit»,<br />

sagt Steven Baker und nippt an seinem<br />

Budweiser Light. Vor dem hellen Licht<br />

hier oben schützt der Mittvierziger seine Augen<br />

mit einer Pilotenbrille und sieht dabei aus, wie<br />

man sich einen Motorsport-begeisterten Ureinwohner<br />

in Colorado vorstellt. Ein kräftiger Typ mit<br />

leichtem Bauchansatz, Baseball-Cap und Nike-<br />

Turnschuhen an den Füssen. Der es am liebsten<br />

mag, wenn es laut knattert. Früher, ja früher, da<br />

wurden hier beim «Hill Climb» echte Legenden<br />

geboren. Wie Walter Röhrl.<br />

194 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STLYE<br />

Das Motorsport-Mekka der USA<br />

Wir sind am Pikes Peak. Der Berg nahe Colorado<br />

Springs, mit seiner Höhe von 4 301 Metern, ist das<br />

Motorsport-Mekka der Rocky Mountains. Seit 1916<br />

wird hier alljährlich mit dem «Pikes Peak International<br />

Hill Climb» ein traditionelles Bergrennen ausgetragen.<br />

Eine Veranstaltung, die aufgrund ihres hohen<br />

Prestigefaktors sowohl Autohersteller als auch Fans<br />

in den Bann zieht. Heutzutage zeigen sich Hersteller<br />

am Berg auf zwei oder vier Rädern mit meist eigens<br />

angefertigten Fahrzeugen. Die Modelle sind speziell<br />

aufbereitet und auf Sieg getrimmt oder dienen,<br />

wie zum Beispiel die Elektroautos, als technische<br />

Vorreiter zu Marketing- und Imagezwecken. Krasse<br />

Schotter- sowie Asphaltpisten stellen Pilot und Material<br />

auf dem rund zwanzig Kilometer langen Weg<br />

zum Gipfel vor heikle Aufgaben. Beim «Race To The<br />

Clouds» müssen unter Vollgas um die 1 500 Höhenmeter<br />

und anspruchsvolle Kurven genommen werden,<br />

um das Ziel auf Bestzeit zu erreichen. Da sich<br />

der Start in 2 800 Meter Höhe befindet, ändern sich<br />

Wetterbedingungen wie die Aussentemperatur und<br />

der Luftdruck so häufig, wie Steven ein neues Bud<br />

aufschnippt. Ein Rennen also, bei dem Mensch und<br />

Maschine beim Hochbrettern zur Spitze des Pikes<br />

Peak verschiedensten Einflüssen ausgesetzt sind.<br />

The Luxury Way of Life | 195


DRIVE STLYE<br />

Die Piste macht Männer zu Legenden<br />

Die Fahrer, die diesen Kurs in Angriff nehmen, glänzen vor allem durch<br />

Mut. Denn die übliche Sicherheit, wie bei anderen Rallye-Veranstaltungen,<br />

ist in Colorado nicht überall greifbar. An einigen Passagen geht es neben<br />

den Reifen der teils unbefestigten Strasse direkt ab in die Tiefe. Zuschauer<br />

sitzen oder stehen, wenn es möglich ist, neben der Fahrbahn und können<br />

das Spektakel so aus nächster Nähe verfolgen. Einer dieser Piloten,<br />

der den Mumm hatte und sich hier am Pikes Peak mit einer fabelhaften<br />

Bestzeit unsterblich machte, ist die deutsche Rallye-Legende Walter Röhrl<br />

(66). Wir schreiben das Jahr 1987. Röhrl ist bei Audi unter Vertrag und<br />

die Ingolstädter haben den Ehrgeiz, mit ihrem Audi Sport quattro S1 ein<br />

Stück Motorsportgeschichte zu schreiben. In den Jahren zuvor hatte das<br />

Fahrzeug aufgrund seiner Unhandlichkeit bei Rallyes und Weltmeisterschaften<br />

mit diversen Problemen zu kämpfen. Trotz einiger beachtlicher<br />

Erfolge konnten Röhrl und die anderen Fahrer lediglich einen WM-Lauf für<br />

sich entscheiden. Nun stand der grosse, schlaksige Regensburger – «der<br />

Lange» genannt – also mit seinem verbesserten, kantigen Boliden und<br />

598 PS am Pikes Peak. Die Konkurrenz las sich wie das Who-is-Who des<br />

Rallyesports und war ausgerechnet 1987 mit etlichen Profi-Rallyefahrern,<br />

die in besonders wendigen Rennern antraten, sehr stark. Röhrl wurden<br />

keine grossen Chancen auf einen Sieg eingerechnet. Doch es war einer<br />

dieser seltenen Momente, die Sportler zu Helden und Männer zu Legenden<br />

werden lassen.<br />

196 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 197


DRIVE STLYE<br />

Röhrl, der die Strecke zuvor mit seiner Frau in langsamer Geschwindigkeit<br />

abfuhr, um sich alle Kurven einzuprägen, legte das wohl berühmteste Rennen<br />

seines Lebens hin. Mit unnachahmlicher Präzision, riesengrosser fahrerischer<br />

Fähigkeit und der richtigen Portion an Ehrgeiz verewigte Walter Röhrl sich und<br />

seinen Audi Sport quattro S1 in den Geschichtsbüchern. Die rutschige, unbefestigte<br />

Schotterpiste hoch durch die Serpentinen des Pikes Peak frass das<br />

Audi-Flügelmonster-Duo in zehn Minuten und 47, 85 Sekunden. Damit war<br />

Röhrl der erste Fahrer überhaupt, der die Strecke in weniger als elf Minuten<br />

bewältigte – ein sportlicher Meilenstein. Audi hatte eine Fabel für die eigene<br />

Unternehmensgeschichte gestrickt.<br />

198 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STLYE<br />

Walter Röhrl machts vor<br />

«This German guy is amazing», sagt Steven euphorisch und sein Blick<br />

bleibt fest an einem Punkt hängen, als ob er das Rennen von 1987 noch<br />

mal in seinem Kopf abspielt. Wo sonst als in den USA hätte diese Leistung<br />

besser in den Gedächtnissen hängenbleiben können. Lieben und verehren<br />

sie Helden und ihre Geschichten hier in Amerika doch am meisten: die<br />

Menschen, die etwas ganz Aussergewöhnliches geleistet haben. Walter<br />

Röhrls Bestzeit wurde später auf der nun teilweise asphaltierten Strecke<br />

verbessert. Die aktuelle Rekordmarke hält seit 2011 ein gewisser Rhys<br />

Millen, der nicht mal über einen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag<br />

verfügt, mit seinem Hyundai Genesis Coupé Prototyp. Wahre Helden wie<br />

Röhrl, über die grenzenlos gesprochen wird, haben sich wohl neue Geburtsstätten<br />

gesucht.<br />

Für den limitierten Audi Sport quattro S1 werden heute Höchstpreise bezahlt.<br />

«Der Lange» wird als der grösste Rallyefahrer aller Zeiten verehrt<br />

und wurde mehrfach für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er startet immer<br />

noch als umjubelter Teilnehmer bei Rallyes, die ihm Spass bereiten. Steven<br />

Baker würde sich über ein Comeback freuen, bei dem Staub aufgewirbelt<br />

wird und die Motoren knattern. «Hier, wo Männer zu Legenden wurden»,<br />

sagt Steven, schaut sich das vorbeirauschende Elektroauto an und nimmt<br />

sich noch ein Budweiser.<br />

The Luxury Way of Life | 199


MOBILE Books<br />

Im Zeichen des Rosses<br />

«Ein Auto muss man zuerst träumen», war das Credo von Enzo Ferrari. Und<br />

kein anderer schafft Bilder für diese Träume des Commendatore wie Günther<br />

Raupp. Jenseits einer beliebigen Bilderflut setzt der international renommierte<br />

Künstler unter den Automobilfotografen die Sehnsuchtsobjekte aus Maranello<br />

höchst verführerisch in Szene und befeuert damit nachhaltig den Mythos Ferrari.<br />

Seit 1984 fotografiert er exklusiv die offiziellen Kalender<br />

für die italienische Sportwagenikone, die unter Sammlern<br />

längst zu gesuchten Kultobjekten avanciert sind. The Ferrari<br />

Book zeigt, vom 166 SC bis zum aktuellen Supercar<br />

«La Ferrari», die Traumautos, die die Alleinstellung von<br />

Ferrari begründen.<br />

The Ferrari Book<br />

Günther Raupp<br />

teNeues Verlag<br />

Veloträume<br />

Fahrräder sind voll im Trend: Sie sind nicht nur umweltfreundliche und sportliche<br />

Fortbewegungsmittel, sondern gehören längst zum urbanen Lifestyle,<br />

sind Statussymbole und Modeaccessoires. Von Fixies über Hollandräder,<br />

von Rennrädern bis zu individuellen Fertigungen, mit einem Überzug aus Rochenhaut<br />

oder ganz normalen Drahteseln, die mit Liebe wiederhergerichtet<br />

wurden, zeigt dieser Band, was Fahrradbesitzer alles aus ihren zweirädrigen<br />

Begleitern machen. Die Porträts und die ebenso unterhaltsamen wie informativen<br />

Texte der Bike-Fans zeigen zudem, was diese Menschen im Innersten<br />

bewegt, wenn es um ihr liebstes Stück, das Fahrrad, geht.<br />

Cycle Love<br />

Simon Akstinat<br />

Knesebeck Verlag<br />

Für Sportwagenfans<br />

Die Vorstellung des Porsche 901 auf der IAA 1963 markiert einen Meilenstein<br />

in der Automobilhistorie. Der Name musste noch geändert werden, weil Peugeot<br />

das Patent auf die 0 in der Mitte der Typenbezeichnung besass,<br />

doch dann liess sich der 911 auf dem Weg zur Sportwagenikone nicht<br />

mehr aufhalten. Die Erfolgsgeschichte reicht vom Urtyp über den<br />

Carrera RS 2.7, den schnellsten Serienwagen seiner Zeit, mit dem<br />

charakteristischen Heckspoiler, dem sogenannten «Entenbürzel»,<br />

bis zur aktuellen Generation 991. Der bekannte Autofotograf René<br />

Staud verleiht in seinen Fotos leblosen Körpern Sex-Appeal. Die<br />

Limited Edition enthält einen von zwei hochwertigen, von René<br />

Staud signierten Fotoabzügen.<br />

The Porsche 911 Book Collector’s Edition<br />

René Staud<br />

teNeuesVerlag<br />

200 | <strong>PRESTIGE</strong>


Der Klassiker für Motorrad-Fans!<br />

In diesem Buch wird die Geschichte des beliebten Motorradklassikers lebendig<br />

– von den Anfängen im Jahr 19<strong>03</strong> in Milwaukee, wo die erste Harley<br />

gebaut wurde, über das goldene Zeitalter in der Nachkriegszeit bis hin zu<br />

heiss begehrten Maschinen von heute. Über 70 Modelle aus den vergangenen<br />

Jahrzehnten werden in einer Bildergalerie vorgestellt. Jeder Maschine ist<br />

eine ganze Doppelseite gewidmet, auf der sie grossformatig vorgestellt wird.<br />

Ein umfassender Katalog gibt einen kompletten Überblick über die Baureihen<br />

und wichtigsten Modelle aus über 100 Jahren. Im Anhang finden Harley-Davidson-Liebhaber<br />

Adressen von Spezialisten, Herstellern und Clubs.<br />

Harley-Davidson<br />

Hugo Wilson<br />

Dorling Kindersley Verlag<br />

Marken, Modelle, Meilensteine!<br />

Das Auto – für manche ein Gebrauchsgegenstand, für andere Ausdruck des<br />

Lebensstils, Kultobjekt und grosse Leidenschaft. Nur wenige Erfindungen haben<br />

das Leben so verändert wie die des Automobil vor gut 125 Jahren. – Ein Grund<br />

mehr für diese umfangreiche Chronik. Das Auto-Buch lässt die Geschichte des<br />

Automobils lebendig werden. Es stellt über 1 200 wichtige Modelle vor: von Karl<br />

Benz’ Motorwagen über legendäre Kultautos bis zu modernsten Hybridfahrzeugen.<br />

Es erklärt die Meilensteine der Motortechnik und porträtiert die grossen<br />

Marken und ihre Konstrukteure. Steckbriefe von Kleinwagen bis zur Limousine<br />

und schicken Rennwagen jeder Epoche laden zum Stöbern und Entdecken ein.<br />

Das Auto-Buch<br />

Giles Chapman (Hrsg.)<br />

Dorling Kindersley Verlag<br />

Eine luxuriöse Reise in die Welt der Marke Bentley<br />

Die Marke Bentley hat nicht nur eine reiche Geschichte, sondern ist ebenso<br />

zukunftsweisend wie innovativ. Hier wurden im selben Jahr ein Le-Mans-Gewinner<br />

und eine Staatskarosse gebaut. Für Bentley besteht kein Widerspruch<br />

zwischen absolutem Luxus und purem Adrenalin. Die Marke steht für das<br />

erste James Bond-Auto, die rekordreichen Rennen der legendären Bentley<br />

Boys, die Vision des Gründers W. O. Bentley – «ein schnelles Auto, ein gutes<br />

Auto, das beste seiner Klasse» – und für einen Traum, der immer weitergeht.<br />

Gehen Sie mit diesem Band auf grosse Tour durch das Reich einer wahrhaft<br />

einzigartigen Marke der Automobilgeschichte.<br />

The Bentley Book<br />

teNeues Verlag<br />

The Luxury Way of Life | 201


DRIVE STYLE<br />

202 | <strong>PRESTIGE</strong>


Tagsüber als «Easy Rider» die Freiheit im Bikesattel erleben und abends<br />

in 5-Sterne-Hotels mit gehobener Gastronomie und Wellnessangeboten<br />

entspannen: Die Route du Bonheur des Walliser Hoteliers Pierre Berclaz<br />

ist die perfekte Kombination für abenteuerlustige Geniesser.<br />

Christine Hinnen<br />

www.reisememo.ch


DRIVE STYLE<br />

WWir trauen unseren Augen nicht: Dieser smarte Anzugträger an<br />

der Hotelrezeption soll die selbe Person sein, die uns in den vergangenen<br />

Tagen in verwegener Rockerkluft – stilecht mit Fransenjacke,<br />

Lederhose und Jethelm – auf seiner Custom-Harley<br />

durch die Westschweiz geführt hat? Unser Road Captain hat sich quasi vor<br />

unseren Augen in einen 5-Sterne-Hotel-Manager verwandelt. Einzig seine gesunde<br />

Gesichtsfarbe deutet an, dass er die letzten paar Tage an der frischen<br />

Luft und in der Sonne verbracht hat.<br />

Harley-Fahrer aus Leidenschaft<br />

Pierre Berclaz ist Gastgeber des Relais & Châteaux Hotels «Source des Alpes»<br />

in Leukerbad. Der 47-Jährige stammt aus Sierre, hat aber viele Jahre<br />

in Jerusalem, Bali und Rom verbracht, bevor er mit seiner Frau und den drei<br />

Kindern in die Schweiz zurückkehrte. «Motorradfahren hat mich schon immer<br />

fasziniert», erzählt er mit seinem charmanten französischen Akzent. «In Jerusalem<br />

habe ich mir dann meine erste Harley-Davidson gekauft, eine Vrod.<br />

Das war das einzige Modell», fügt er grinsend hinzu, «das meiner Frau nicht<br />

so gefährlich erschien und mit dem sie schliesslich einverstanden war.»<br />

Als die Familie nach Leukerbad kam, hat sich Pierre selbst einen massgeschneiderten<br />

Softail Style Chopper geschenkt, in dessen Sattel er sich<br />

schwingt, wann immer er Gelegenheit dazu hat. Massgeschneidert heisst:<br />

Den Tank ziert ein grosser Totenkopf, die Rückspiegel mit ihrer extravaganten<br />

Form sind ein Hingucker, der Sattel besteht aus unbehandeltem und ungefärbtem<br />

Leder, der Motor klingt richtig schön dreckig und auf dem Schutzblech<br />

des Vorderrades soll ein winziges Totenschädelchen als Glücksbringer<br />

für eine unfallfreie Fahrt sorgen.<br />

Auf der «Strasse des Glücks»<br />

Seine Leidenschaft hat Pierre Berclazin das Konzept «Route du Bonheur von<br />

Relais & Châteaux» eingebracht. Die Hotelvereinigung bietet unter diesem<br />

Namen exklusive Reisen an, bei denen die Gäste Land und Leute durch die<br />

persönlich geführten Hotels und Restaurants kennenlernen können. Hoteliers<br />

und Küchenchefs bringen ihre individuellen Vorlieben ein und lassen<br />

die Gäste daran teilhaben – sei es beim Kochen mit regionalen<br />

Produkten oder bei ihren ureigenen Hobbys wie in Berclaz<br />

Fall, dem Motorradfahren. Für jede der weltweit<br />

49 Routes du Bonheur steht ein Pate mit seinem<br />

Namen – entweder ein Hotelier oder einer der<br />

jährlichen Botschafter der Hotelvereinigung.<br />

Zu deren Kreis zählen bereits Personen wie<br />

Richard Gere, Paulo Coelho oder der Enkel<br />

von Salvatore Ferragamo, der in diesem<br />

Jahr hinzugekommen ist.<br />

Hinter unserer kleinen Reisegruppe liegen<br />

drei Tage und 500 Kilometer auf der Schweizer<br />

Route du Bonheur von Pierre Berclaz. Im Sattel<br />

gemieteter Harley-Davidson-Maschinen – dank<br />

der Kooperation von Harley-Davidson Schweiz mit<br />

Relais & Châteaux Schweiz hatten wir die Wahl aus<br />

acht Modellen – sind wir vom «Grand Hotel du Lac» in<br />

Vevey über das «Le Vieux Manoir» in Murten und das «Beau-<br />

Rivage» in Neuchâtel ins «Source des Alpes» gefahren.<br />

204 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

The Luxury Way of Life | 205


DRIVE STYLE<br />

Mit Miet-Harleys durch blühende Landschaften<br />

Jürg und Vreni haben sich für die Heritage Softail Classic entschieden, auf der<br />

nicht nur der Fahrer, sondern auch seine Frau fast wie im heimischen Fernsehsessel<br />

unterwegs sind. Walter hat die Softail Slim gewählt, eine Mischung aus<br />

klassischem Bobber-Style und Motorpower, die perfekt zu seinem edlen Biker-<br />

Style passt. Ich selber bin Sozia beim Road Captain – eine ganz besondere Ehre,<br />

wie ich finde. Durch die Hügellandschaft des oberen Broye-Tals geht es von<br />

Vevey nach Murten, dann weiter nach Neuchâtel, durchs Seeland, über blühenden<br />

Wiesen und Felder der Freiburger Voralpen und den Col des Mosses<br />

ins Rhônetal – mit den entsprechenden Pausen natürlich, in den erwähnten<br />

5-Sterne-Häusern.<br />

Unser Führer hat die Reiseroute perfekt im Griff – seine Maschine auch. Dank<br />

der hohen Rückenlehne sitze ich bequem und geniesse sorglos das einzigartige<br />

Easy-Rider-Gefühl. Und nach der letzten Etappe unserer Fahrt, der kurvenreichen<br />

Strasse vom Rhônetal hinauf nach Leukerbad, kriege ich das breite<br />

Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht.<br />

Für abenteuerlustige Geniesser<br />

Beim entspannten Drink am Kaminfeuer der Bar im «Source des Alpes» sind<br />

wir uns einig: Pierres Route du Bonheur passt perfekt zu uns. Wir lieben es,<br />

die Schweiz mit dem Motorrad zu entdecken, und schätzen das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

unter Bikern, das bei so einem Abenteuer noch verstärkt<br />

wird. Weil wir definitiv aus dem Zeltplatzalter raus sind und ausserdem gerne<br />

gut essen, schätzen wir gleichzeitig die Annehmlichkeiten der 5-Sterne-Häuser,<br />

ihrer gehobenen Gastronomie und freuen uns über die Wellness- und Spa-<br />

Angebote, von denen wir abends ausgiebig profitieren.<br />

Unsere Route war im Übrigen leicht abgekürzt:. In Pierres Route du Bonheur<br />

eingeschlossen sind ausserdem das «Park Hotel Weggis» und das «Principe<br />

Leopoldo» in Lugano sowie das «L'Hôtel de la Cigogne» in Genf – weitere 400<br />

Kilometer, zahlreiche Gault Millau-Punkte und einige Alpenpässe, die mit dem<br />

Motorrad ganz besonders viel Spass machen.<br />

Natürlich kann Pierre Berclaz nicht alle Gäste, die seine Route du Bonheur buchen,<br />

auf der ganzen Tour begleiten, schliesslich hat er ein Hotel zu führen.<br />

Aber zu einer Spritztour lässt er sich immer wieder gern überreden.<br />

La Rout


DRIVE STYLE<br />

e du Bonheur


DRIVE STYLE<br />

SHORTCUT<br />

La Route du Bonheur<br />

Seit die Vereinigung «Relais & Châteaux» im Jahr<br />

1954 gegründet wurde, gehören deren Mitgliedshäuser<br />

zu den bevorzugten Reisezielen für Gäste,<br />

die Spitzengastronomie und eine aussergewöhnliche<br />

Umgebung suchen. Zu jener Zeit führte der<br />

berühmte «Blaue Zug» vom Gare de Lyon in Paris<br />

an die Côte d'Azur. An der Strasse, die parallel zum<br />

Bahntrassee gebaut wurde, entstanden Gasthäuser,<br />

die zu legendären Perlen des guten französischen<br />

Geschmacks wurden. Eines dieser Häuser<br />

gehörte Marcel und Nelly Tilloy. Die beiden erkannten<br />

die Gelegenheit, um sich mit anderen Gastgebern<br />

mit der gleichen Leidenschaft für feinste<br />

Hotellerie und ausgezeichnete Küche zusammenzuschliessen.<br />

Gesagt, getan. Man dachte sich gemeinsam<br />

mit sieben anderen Häusern eine attraktive<br />

kulinarische Reiseroute aus und lud die Gäste<br />

dazu ein, alle acht Häuser zu entdecken. Schon<br />

bald wurde diese Tour als «La Route du Bonheur»<br />

oder «Strasse des Glücks» bekannt. Inzwischen<br />

erstrecken sich «Les Routes du Bonheur» von den<br />

Grenzen Frankreichs in alle Himmelsrichtungen und<br />

erfassen alle fünf Kontinente. 49 Anregungen für<br />

Reiserouten, exklusiv zusammengestellt von einzelnen<br />

Hoteliers vor Ort, werden von Relais & Châteaux<br />

vorgeschlagen. – Auf dass sich jeder Gast von<br />

den Geheimtipps passionierter Liebhaber inspirieren<br />

lassen und eine Region abseits ausgetretener<br />

Trampelpfade kennenlernen kann.<br />

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xv<br />

xiii<br />

xiv<br />

The Luxury Way of Life | 211


living


Der<br />

Recycling-<br />

Designer<br />

Piet Hein Eek<br />

Sein Name steht für Originalität und Exklusivität,<br />

denn seine Kreationen heben sich<br />

deutlich von denen anderer Designer ab.<br />

Aus dem, was andere wegwerfen, macht der<br />

Holländer kleine Kunstwerke.<br />

Yvonne Beck


living<br />

DDer Niederländer Piet Hein Eek liebt Holz. Nicht das traditionelle<br />

Holz, welches von Schreinern verwendet wird, oder festes Holz, beliebt<br />

bei Skulpturen, sondern solches Holz, das bereits reich an Geschichte<br />

ist. Holz, bei dem wir dazu neigen, die eigentliche Schönheit<br />

zu übersehen.<br />

Die Liebe zur Patina und altem Material<br />

Seit über zwanzig Jahren entwirft Piet Hein Eek moderne Marketerien aus<br />

diesem Material, die über die Zeit bereits eine natürliche Patina bekommen<br />

haben. In seiner modernen Gestalt nimmt die vergangene Geschichte des<br />

Materials neue Formen an. Durch seine Werke, die von Stühlen über Tische,<br />

Sessel bis hin zu Kommoden reichen, erforscht der Künstler, der an der angesehenen<br />

Design-Akademie in Eindhoven studiert hat, die Wahrhaftigkeit von<br />

Holz, während er es stets neu interpretiert und in Szene setzt. Nachdem das<br />

Material vom Künstler per Hand bearbeitet wurde, wird es zusammengefügt<br />

und einem Feinschliff unterzogen, sodass etwas völlig Neues entsteht und<br />

nichts mehr an seinen alten Zustand erinnert.<br />

Piet Hein Eek ist sich der Präzision bewusst, der es bedarf, diese Kunstwerke<br />

zu schaffen und ist deshalb nicht zuletzt selbst ein Kunsthandwerker. Für<br />

ihn bedeutet die Perfektion seiner Werke nicht eine makellose Oberfläche<br />

oder die absolute Ähnlichkeit zwischen seinen Stücken. Für ihn ist Perfektion<br />

etwas anderes. Sie findet sich in der kontrollierten Unvollkommenheit,<br />

in der Liebe, mit der das Holz verarbeitet wurde, in der akribischen Suche<br />

nach Struktur, in der Veredelung von rauer Grammatik in zarte Semantik,<br />

und nicht zuletzt im Geist, der durch seine Stücke strömt. Prestige traf<br />

den Ausnahmedesigner auf der Art Basel, wo er seine Hommage an das<br />

Champagnerhaus Ruinart vorstellte.<br />

Prestige: Sie arbeiten gerne mit Holz, vorzugsweise mit altem Holz.<br />

Welche Faszination übt dieses Material auf Sie aus?<br />

Piet Hein Eek: Ich arbeite mit vielen Materialien – nicht nur mit Holz, auch wenn<br />

man mich gerne mal in diese Schublade steckt, da es einige meiner Stücke aus<br />

Altholz ins Museum geschafft haben und dadurch einer breiten Masse bekannt<br />

geworden sind. Doch Holz ist ein Material das lebt, mit dem man viele<br />

verschiedene Dinge gestalten kann. Es altert<br />

und wird mit dem Alter immer interessanter<br />

und so mache ich Möbel aus dem, was andere<br />

entsorgen: Altholz, ausrangierte Fensterläden,<br />

aber auch alte Fahrradrahmen.<br />

214 | <strong>PRESTIGE</strong>


living


living<br />

Sehr lobenswert in Zeiten der Wegwerfgesellschaft. Machen Sie Ihr Reycling-Desing<br />

aus einem ökologischen Aspekt heraus?<br />

Diesen Heiligenschein will ich mir selbst nicht aufsetzten. Ich verwende zwar Materialien,<br />

die andere entsorgen und das bringt unweigerlich auch einen grossen ökologischen Aspekt<br />

mit sich, doch ich mache dies aus purem Egoismus (Lacht.) … Mich interessieren Dinge mit<br />

Geschichte einfach mehr. Etwas Neues zu schaffen, beispielsweise aus einem alten Türrahmen<br />

aus einem Abbruchhaus, ist für mich so viel interessanter und spannender als neues<br />

Material zu verwenden. Der Rahmen hat durch die Zeit hindurch eine ganz eigene Patina<br />

bekommen, hat gelebt, gearbeitet, das werden Sie bei «frischem» Material nie so finden.<br />

Die Imperfektion des Materials, die abblätternde Farbe, Kontraste zwischen verschiedenen<br />

Holzsorten sind einfach einzigartigen Kombinationen, die neues Material nie so bieten kann.<br />

Ihre Möbel wecken also Emotionen?<br />

Ich hoffe es. Zumindest bei mir tun Sie es. Zuerst verschrien einige Menschen mein Design<br />

als kurzlebigen Trend, doch ich glaube der Erfolg gibt mir heute recht. In unserer Manufaktur<br />

und den Ausstellungsräumen arbeiten inzwischen rund 90 Mitarbeiter. Ich denke, es<br />

gibt in unserer perfektionierten Welt eine Sehnsucht nach etwas mit Geschichte. Nach<br />

vielleicht auch etwas Unvorhersehbarem. Für mich ist es auf jeden Fall sehr befriedigend,<br />

unseren Zivilisationsabfällen neues Leben einzuhauchen.<br />

Was gehört alles zu Ihrer Produktpalette?<br />

In den frühen neunziger Jahren habe ich mir einen Namen<br />

mit einer Serie monumentaler Schränke gemacht. Seitdem<br />

haben Bänke, Tische, Stühle, Theaterdekorationen, Lampen<br />

und einiges mehr unsere Werkstatt verlassen. Erst<br />

kürzlich haben wir unsere Produktpalette um Tapeten<br />

erweitert. Auch wenn man denkt, es sei inzwischen alles<br />

entworfen worden, was es gibt, stimmt das nicht.<br />

Design ist längst nicht am Ende und immer wieder<br />

entstehen neue Ideen. Dieser Stuhl beispielsweise (Er<br />

deutet auf den Stuhl, auf dem er gerade sitzt.) ist eine<br />

216 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Weiterführung des Abfallholzaspektes. Er besteht aus Resthölzern unserer Produktion,<br />

aus den kleinsten Holzresten, die bei einer anderen Produktion übrig blieben und normalerweise<br />

im Müll landen.<br />

Kann man diesen Prozess noch weiterführen? Vielleicht etwas Neues aus<br />

den Sägespänen in Ihrer Werkstatt schaffen?<br />

Das ist keine schlechte Idee (Lacht.), aber der Stuhl mit den Resthölzern hat meine Mitarbeiter<br />

schon fast in den Wahnsinn getrieben. Es war eine rechte Fummelarbeit, … aber<br />

wer weiss was mir als Nächstes in den Sinn kommt. Manchmal kommen Projekte und<br />

Ideen ganz unerwartet auf einen zu.<br />

Wie das Projekt mit Ruinart zum Beispiel? Wie kam es zu der Zusammenarbeit<br />

mit dem Champagnerhaus? Niederländer sind ja eher als Bier und<br />

Jenever-Trinker verschrien.<br />

Also, in der Zwischenzeit habe ich auch einigen Champagner getrunken. (Lacht.) Das war<br />

ein netter Nebeneffekt, aber das Interessante für mich an Ruinart ist die sehr alte Geschichte<br />

des Hauses und die enge Verbindung zu Holz. Ruinart waren die Ersten, die ihren<br />

wertvollen Champagner in Holzkisten verschickten. Die meisten Ländereien der Champagne<br />

verschickten ihre Ware in Körben, was jedoch zu viel Verlust führte. Ruinart hingegen<br />

transportierten vor allen anderen Champangerhäusern ihre Flaschen in Holzkisten und<br />

konnten so nach Riga, St. Petersburg oder Krakau liefern ganz ohne Scherbensalat. Die<br />

historische Bedeutung der Materie Holz ist für das Haus also sehr wichtig und daher trat<br />

man an mich heran.<br />

Und was kam als Endprodukt dabei heraus?<br />

Meine Interpretation der Holzkisten von 1769 (der ersten Holzkiste des Hauses Ruinart) ist<br />

eine Kiste, angepasst an jede einzelne Champagnerflasche. Die Flaschenform mit ihrem<br />

runden Körper und dem verlängerten Flaschenhals hat mich zu einer trapezförmigen Verpackung<br />

inspiriert. Natürlich aus «historischem» Holz gefertigt.<br />

Sind die Farben willkürlich gewählt?<br />

Nein, die Schattierungen des gesammelten Kiefernholzes<br />

(grau, weiss bis cremefarben) sollen an den Ruinart Blanc<br />

de Blancs erinnern. Jede der Geschenkverpackungen wurde<br />

in unseren Werkräumen handgefertigt, handsigniert<br />

und mit einer Nummer versehen. Wer also einen echten Piet<br />

Hein Eek und zudem einen guten Tropfen haben möchte,<br />

sollte zugreifen (Lacht.).<br />

Sie haben aber nicht nur die Geschenkverpackungen<br />

für den Blanc de Blancs entworfen,<br />

sondern auch eine Skulptur. Was hat es damit<br />

auf sich?<br />

Genauer gesagt, ist es eine Mischung aus Skulptur und<br />

architektonischem Werk. Die Idee dazu kam mir, als ich<br />

die Kellereien mit ihren Gewölben besichtigte. – Wie eine<br />

riesige Kathedrale. Diese Geburtsstätte des Champangers<br />

habe ich versucht, aus Holzkisten nachzubauen. Es wirkt<br />

zudem wie eine hölzerne Arche, in der die Flaschen ihre<br />

Reise antreten.<br />

Sie wirken sehr zufrieden mit sich und Ihrer Arbeit<br />

– fast schon tiefenentspannt …<br />

Das bin ich auch. Es ist schön, das machen zu dürfen, was<br />

man will. Ich lebe ganz in der Nähe meiner Werkstatt in<br />

Eindhoven. Arbeit und Leben gehen fliessend ineinander<br />

über und ich arbeite wirklich gerne. Ich habe alles unter einem<br />

Dach: Design, Produktion, Vertrieb und Laden. Keiner<br />

redet mir rein. Ausser eventuell mal meine Frau, die möchte,<br />

dass ich zum Essen komme (Lacht.). Aber ansonsten<br />

weiss ich genau, was ich will, ich weiss nur nicht immer,<br />

was genau dabei herauskommt. Aber das ist ja gerade das<br />

Spannende an meinem Job.<br />

The Luxury Way of Life | 217


Living News<br />

MIUT von Julia Fellner<br />

Mit MIUT interpretiert Zeitraum ein bewährtes<br />

Schlafsystem neu. Anders als herkömmliche Boxspringbetten<br />

ist MIUT nicht vordergründig opulent.<br />

Sein unaufdringliches Erscheinungsbild lenkt den<br />

Blick auf die Feinheiten in den optischen und haptischen<br />

Details: seine fein differenzierte, schlanke<br />

Konturlinie, der konische Korpus des Bettes, der<br />

Nestcharakter und Geborgenheit vermittelt, solide<br />

Doppelnähte oder die gedrechselten Füsse aus<br />

Massivholz. Formal dominiert MIUT den Raum<br />

nicht, sondern passt sich unterschiedlichen architektonischen<br />

Umfeldern an. MIUT ist sowohl für<br />

den Hotel- als auch für den privaten Bereich geeignet.<br />

Seine Bodenfreiheit, das Wandpaneel MI-<br />

UT Panel mit seinen freihängenden Ablageboards<br />

und ein unkomplizierter Bettwäschewechsel machen<br />

es zur idealen Lösung für Hotelansprüche.<br />

www.zeitraum-moebel.de<br />

Loewe Speaker 2go<br />

Satter Sound wohin man geht: Möglich wird das durch den neuen Loewe<br />

Speaker 2go. Einfach das Smartphone, Tablet oder den MP3-Player<br />

mit dem mobilen Bluetooth-Lautsprecher drahtlos verbinden und<br />

schon geht es los. Das äusserst kompakte und leichte Gerät hat es in<br />

sich: Es finden zwei Full-Range-Speaker, ein Woofer und ein speziell<br />

gefaltetes Bassreflexrohr mit insgesamt 40 Watt Musikleistung darin<br />

Platz. Zwei eingebaute Lithium-Polymer-Akkus sorgen für bis zu acht<br />

Stunden ungetrübten Musikgenuss. Dazu kommt ein integriertes Mikrofon,<br />

welches das Gerät durch seine automatische Echo-Reduzierung<br />

auch zu einer vollwertigen Freisprechanlage und damit ideal für Telefonkonferenzen<br />

macht. Verpackt ist all das in einem perfekt verarbeiteten<br />

Gehäuse aus hochwertigem Aluminium.<br />

www.loewe.ch<br />

Wood Fellas von Klaus Nolting<br />

In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Designer Klaus Nolting ist nun die<br />

neue Tischfamilie Wood Fellas für Möller Design entstanden. Die Familie besteht<br />

aus vier verschiedenen Tischmodellen, die jeder für sich oder auch in<br />

Kombination zum Einsatz kommen können. Besonders praktisch: Aufgrund<br />

der zeitgemässen Formensprache sind die Tische sowohl im privaten Bereich<br />

wie auch im Objektbereich ideal, schick und praktisch. Das Design der Tische<br />

ist ein gekonntes Zusammenspiel zwischen formaler Eleganz und handwerklicher<br />

Präzision. Es sind die Details, die hier den Unterschied machen. Möller<br />

Design, mit Sitz im ostwestfälischen Lemgo, baut Möbel, bei denen klares<br />

Design, Zeitlosigkeit und Langlebigkeit im Mittelpunkt stehen.<br />

www.moeller-design.de<br />

218 | <strong>PRESTIGE</strong>


Smaider von Nuardis<br />

Das Homeoffice wird immer beliebter. Die neuen Gewohnheiten erfordern<br />

neue Lösungen für die Einrichtung zu Hause. Interessanterweise sind es<br />

Möbelstücke aus dem 18. Jahrhundert, die sich in idealer Weise als Homeoffice<br />

anbieten: der Sekretär sowie seine kleine Schwester, der Bonheurdu-jour.<br />

Ein kleiner, zierlicher Damen-Schreibtisch, der im 18. Jahrhundert<br />

in Frankreich zu einem der beliebtesten Möbelstücke avancierte. Designer<br />

haben die alten Möbelstücke neu entdeckt und sowohl stilistisch als auch<br />

technisch den heutigen Anforderungen angepasst. Beispielsweise das Modell<br />

smaider von Nuardis ist eine kompakte Lösung im Smartphone-Look.<br />

Hinter der ausklappbaren Schreibplatte finden sich Anschlussmöglichkeiten<br />

für moderne Kommunikationsmedien, eine Magnetwand und zwei verschiebbare<br />

Ablageflächen.<br />

www.qiphome.com<br />

BeoLab 14<br />

BeoLab 14 ist ein Surround-Sound-Lautsprechersystem,<br />

dem es gelingt, herausragenden Klang<br />

bei zugleich raumsparenden Abmessungen und<br />

innovative Ästhetik zu verbinden. Das flexibel platzierbare<br />

System aus Satellitenlautsprechern und<br />

Subwoofer ist eine aussergewöhnlich konzentrierte<br />

und gleichzeitig leicht und elegant anmutende<br />

Design-Lösung. BeoLab 14 lässt sich auch an<br />

TV-Geräte anderer Hersteller anschliessen und<br />

bietet somit allen Liebhabern aussergewöhnlicher<br />

Designs sowie Qualität und Leistung die Möglichkeit,<br />

in die unverkennbare Klangwelt von Bang &<br />

Olufsen einzutauchen.<br />

www.bang-olufsen.com<br />

50. Geburtstag von Shell Chair<br />

In den weichen organischen Kurven von Hans J. Wegners Shell Chair – der<br />

auch unter der Bezeichnung CH07 bekannt ist – zeigt sich Wegners einzigartiges<br />

Verständnis der Möglichkeiten und Herausforderungen der Gestaltung<br />

mit Holz. Um dem dreibeinigen Stuhl mehr Stabilität zu verleihen, entwarf<br />

Wegner den doppelten Rahmen, der dem Stuhl sein dynamisches Aussehen<br />

verleiht und gleichzeitig zur Verstärkung der Rückenlehne dient.<br />

Durch das geometrische Design entsteht ein optisch eindrucksvolles Möbelstück,<br />

das aus jedem Blickwinkel attraktiv wirkt. Zum 50. Geburtstag von<br />

Wegners bekanntestem Möbelstück – dem Shell Chair – wird Carl Hansen &<br />

Son eine exklusive Jubiläumsausgabe des Stuhls in limitierter Auflage herausbringen,<br />

die klar an das ursprüngliche Design angelehnt ist. Die Jubiläumsausgabe<br />

des Shell Chair ist mit Sitzfläche und Rückenlehne aus geöltem Teakholz<br />

und mit einem Rahmen aus geölter Eiche erhältlich. Der Stuhl besteht aus<br />

Formholz und ist mit Niger-Ziegenleder bezogen.<br />

www.carlhansen.com<br />

The Luxury Way of Life | 219


Ein Schwein wird zum Tisch und ein Kaninchenbau zur Lampe.<br />

Kompromisse sind den Front-Designern<br />

fremd und so experimentieren sie fleissig drauflos.<br />

Lone K. Halvorsen<br />

220 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

DDie Aufforderung, aus dem Stegreif zehn bekannte Produktdesignerinnen<br />

zu nennen, die nicht im Doppelpack mit einem männlichen<br />

Partner auftreten, dürfte einige in Verlegenheit bringen. Jedoch<br />

gibt es einen Trumpf, mit dem man die Liste auf Anhieb um<br />

drei Namen erweitern kann: das schwedische Designerkollektiv Front Design,<br />

bestehend aus Sofia Lagerkvist, Charlotte von der Lancken und Anna<br />

Lindgren. Die drei Schwedinnen lernten sich an der Konstfack School of<br />

Arts, Craft & Design kennen. Ihre Arbeiten haben gemeinsam, dass sie<br />

konventionelle Vorstellungen über Bord werfen. Die Entwürfe der erfolgreichen<br />

Designerinnen sind augenzwinkernd, aber konsequent durchdacht.<br />

Und sie beweisen, dass Arbeiten im Kollektiv kreativ macht.<br />

The Luxury Way of Life | 221


living<br />

Femininer Erfolg<br />

Einer der Gründe, warum die drei Schwedinnen für Furore in der Designwelt<br />

sorgen, ist die Tatsache, dass sie ein Frauenteam sind. Jedoch ist diese<br />

Tatsache in ihrer Heimat viel weniger bemerkenswert als im internationalen<br />

Vergleich. Denn es lässt sich nicht verleugnen, dass weibliche Designer in<br />

Schweden eine deutlich bessere Position haben als in vielen anderen Ländern.<br />

Front Design aus Stockholm gehören zweifelsohne zu den grössten<br />

Medienstars der skandinavischen Designerinnen.<br />

Die nüchternen Formen, die klaren Linien und das Minimalistische, das charakteristisch<br />

für nordisches Design ist – das alles passt nicht recht in das<br />

Bild von Front Design. Kitsch, Poesie, Experimente und Provokation – Design<br />

polarisiert – Front polarisiert! Manch einer fragt sich sogar, ob es sich hier tatsächlich<br />

um Design handelt oder ob Front eher eine eigenwillige Form von Installationskunst<br />

ist. Die Ideen der drei Schwedinnen sind gewiss nicht immer<br />

für den Hausgebrauch geeignet, denn hier findet man laufende Tische mit Roboterbeinen<br />

oder Kommoden, deren Oberflächen sich ständig verändern. Mit<br />

ihren ungewöhnlichen Entwürfen räumen die drei Schwedinnen jedoch einen<br />

Preis nach dem anderen ab. Zu den Kunden von Front zählen unter anderem<br />

Moroso, Porro, Kvadrat, Kartell, Moooi und seit neuestem auch Axor, die Designmarke<br />

von Hansgrohe SE. Zudem sind ihre Arbeiten in Ausstellungen wie<br />

beispielsweise dem MoMa in New York zu bewundern.<br />

Zum Erfolgsrezept der drei Schwedinnen gehört gewiss auch ihr Sexappeal.<br />

Denn ohne die attraktiven Front-Fotos der Designerinnen würde die Medienaufmerksamkeit<br />

möglicherweise etwas geringer ausfallen. Eine kleine Zugabe,<br />

doch das Trio hat auch so genügend kreative Energie, um sich hervorzutun.<br />

Bereits 2004 bei der Nachwuchsschau der Mailänder Möbelmesse<br />

«Salone Satellite» erhielt Front Design reichlich Medienaufmerksamkeit. Ihre<br />

Kollektion «Design by Animals» war einfach anders.<br />

In einer Branche, in der jede «Gans» werkeln darf, liess Front Tiere für sich<br />

arbeiten: Ratten nagten Muster in Tapeten, Teile eines aus Gips abgegossene<br />

Kaninchenbaus wurden zu einer Lampe, ein Pferd aus schwarzem Polyester –<br />

über 200 Kilo schwer – bekam einen Lampenschirm auf dem Kopf.<br />

Mit ihren Tierfiguren gelang den Damen von Front der<br />

Durchbruch in der Designerwelt. Seither entwerfen<br />

sie peppige Möbel und Wohnaccessoires,<br />

die Funktionalität mit einem<br />

augenzwinkernden Look verbinden.<br />

Unkonventionell, experimentell und<br />

künstlerisch sind ihre Schlüsselworte.<br />

Kollektionstitel wie «Furnitureto fall in<br />

love with at first sight, or hate forever»<br />

spiegeln dies wieder. Bei Front treffen<br />

Kitsch, Provokation und Originalität<br />

aufeinander. Mit einem Hauch Zauberei-<br />

Inspiration spielen sie mit den Grenzen<br />

der Wahrnehmung.<br />

222 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

WALLPAPER by rats<br />

DOG vase<br />

Horse lamp<br />

RABBIT lamp<br />

The Luxury Way of Life | 223


living<br />

BLOW away vase für MOOOI<br />

FRONT PAGE für KARTELL<br />

GAME SHOOTVASES<br />

224 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

SOFT wood BENCH<br />

Design oder Science-Fiction?<br />

Stühle die mit Licht in den Raum skizziert werden und per Computer in reale<br />

Sitze verwandelt werden: Das Verfahren klingt wie eine Science-Fiction-Sequenz,<br />

jedoch ist es das Rapid Prototyping-Verfahren, welches Front gerne<br />

verwendet. Die drei Front-Designerinnen beschäftigten sich mit der Frage,<br />

ob es möglich ist, direkt in einen leeren Raum hinein zu entwerfen, und ob<br />

aus einer manuellen Skizze sofort ein Objekt werden kann. – Ein 3D-System,<br />

das die Bewegung der Finger festhält und diese durch Rapid Prototyping in<br />

«echte» Gegenstände transformiert. So entsteht eine dreidimensionale Ideenskizze<br />

ohne die üblichen Zwischenstufen des Designprozesses. Design<br />

als Performance! Front inszeniert. Design wird so von seiner ursprünglichen<br />

Funktion als Gestaltungsprozess losgelöst. Damit wird die traditionelle Vorstellung<br />

von Design als Entwurfsskizze ad absurdum geführt. Die manuelle<br />

Skizze übernimmt den absoluten Stellenwert, jedoch bildet sie nicht, wie gewohnt,<br />

mit Stift und Papier auf einer Fläche eine vorläufige Linie ab, sondern<br />

wird als eine dreidimensionale Bewegung ausgedrückt.<br />

Der Bewegungsablauf wird mit einer Kamera aufgezeichnet und in wenigen<br />

Stunden entsteht aus der dreidimensionalen Skizze mittels Rapid Prototyping<br />

eine räumliche Ideenskizze. Mithilfe von Laserstrahlen wird das 3D-Format<br />

gebaut. Das Ergebnis sind fertige Prototypen, die<br />

industriell herstellbar sind.<br />

Überhaupt scheinen die Schwedinnen an die Festigkeit<br />

und die Konventionen von Design nicht weiter<br />

zu glauben. Ihr «Melting Table» kollabiert mit<br />

der Zeit unter dem eigenen Gewicht. Er gibt seinen<br />

plastischen Geist auf und wird praktisch unbrauchbar<br />

– obgleich nicht weniger ästhetisch. Die «Blow<br />

Away Vase» thematisiert die Vergänglichkeit. – Ein<br />

Objekt zwischen Design, Kunst und dem Nichts,<br />

jedoch als Repräsentation der Lage des Designs ist<br />

sie perfekt. Und so manches Mal trügt der Schein.<br />

Mit dem Sofa «Soft Wood» kommt dieses Sprichwort<br />

zum Tragen: Auf den ersten Blick sieht es aus<br />

wie eine schlichte, rustikale Holzbank. Doch spätestens,<br />

wenn man darauf sitzt, spürt man ein gemütlich<br />

gepolstertes Sofa. Möglich wird diese optische<br />

Täuschung durch einen raffinierten Bezugsstoff mit<br />

sehr realistischer Kiefernholzmaserung.<br />

The Luxury Way of Life | 225


living<br />

Die Dusche neu interpretiert<br />

Die neueste Kooperation von Front besteht mit der Designmarke Axor von<br />

Hansgrohe SE. Seit 20 Jahren entwickelt das Unternehmen Visionen vom<br />

Lebensraum Bad. «Dabei geht es nicht in erster Linie um das Produkt, sondern<br />

vielmehr darum, Freiräume zu schaffen, etablierte Verhaltensmuster<br />

aufzubrechen und einen offenen, interdisziplinären Dialog zu führen», so<br />

Philippe Grohe. Diesen Dialog führt das Unternehmen mit international renommierten<br />

Designpartnern, zu denen von nun an auch Front gehört. Der<br />

«AXOR Water Dream» von Front lässt uns Wasserwege in ihrer ursprünglichsten<br />

Form ganz neu erleben. «Wir wollten mit unserer persönlichen<br />

Wahrnehmung der Dusche auf die oft verborgene Technik hinter der Wand<br />

aufmerksam machen», erklärt Charlotte von der<br />

Lancken. «Dabei ist es uns wichtig, ein Bewusstsein<br />

für das Ursprünglichste im Badezimmer – die<br />

Installation – zu schaffen.» Sofia Lagerkvist ergänzt:<br />

«Wir haben deshalb mit den elementarsten<br />

Komponenten, mit denen Wasser zu uns findet,<br />

gespielt – Muffen, Rohre, Ventile, Trichter.» Front<br />

greift mit skandinavischer Einfachheit die technische<br />

Perspektive des Duschens auf und präsentiert<br />

hier eine Hommage an das Handwerk und die<br />

Ästhetik der Technik.<br />

226 | <strong>PRESTIGE</strong>


Living News<br />

Massaud Lounge Collection<br />

Coalesse, die führende Büromöbelmarke für Cross-over-Design, präsentierte<br />

auf dem Salone del Mobile <strong>2013</strong> in Mailand erstmals die neue Lounge-Serie<br />

von Jean-Marie Massaud. Die Lounge-Kollektion von Massaud und Coalesse<br />

bietet eine elegante Alternative zum klassischen Schreibtisch. Die komfortable<br />

Lounge-Sessel-Kollektion ermöglicht kreatives Arbeiten in einer entspannten<br />

Position. Das fördert Produktivität und Wohlbefinden. Nach vorherigen Kooperationen<br />

zahlreicher Designer hat Coalesse nun mit dem französischen Architekten,<br />

Erfinder und Designer Massaud eine einzigartige Kollektion entwickelt.<br />

www.coalesse.de<br />

DELTA von Ton<br />

DELTA steht für puren Minimalismus und praktische Vielseitigkeit.<br />

Der Tisch des österreichischen Designers Kai Stania vermittelt eine<br />

leichte Eleganz: Die im Viertelkreis abgerundete Massivholzplatte<br />

scheint locker auf den Kufen zu ruhen, was dem Tisch etwas Schwebendes<br />

verleiht. Gleichzeitig sorgen die Zargen für die nötige Stabilität. DELTA<br />

überzeugt mit seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten – ob in der Küche,<br />

im Wohnzimmer oder im Büro. Durch sein reduziertes Design ist eine freie<br />

Kombination mit diversen Stuhltypen möglich. Gefertigt ist der Tisch aus<br />

massivem Buchenholz und bietet mehrere Sitzvarianten für vier, sechs oder<br />

acht Personen.<br />

www.ton.cz<br />

Kadou Light<br />

Bonaldo stellt Kadou in der neuen Ausführung «Light» vor. Accessoires des<br />

japanischen Designers Ryosuke Fukusada, die anlässlich des Salone del Mobile<br />

<strong>2013</strong> schon einen grossen Erfolg erzielen konnten, und nun auch mit<br />

Beleuchtung angeboten werden. Auf der Messe wurde Kadou mit matter<br />

Basis und einer Funktion als Kleiderständer vorgestellt. Nun bringt Bonaldo<br />

zusätzlich die Version Kadou Light heraus – ein Kleiderständer, der auch als<br />

Beleuchtungselement genutzt werden kann – und verwandelt Kadou damit<br />

in eine Stehleuchte. Das Ergebnis ist ein fröhliches und zeitgemässes Einrichtungselement,<br />

das perfekt in die verschiedensten Umgebungen passt.<br />

www.ergo-online.it<br />

Malmaison<br />

Für anspruchsvolle Liebhaber einer mondänen, zeitlosen Atmosphäre fertigten<br />

die Handwerker von THG Paris eine formvollendete, schmuckstückgleiche<br />

Badezimmerarmatur. Der für den Empire-Stil typische Palmettenrand aus<br />

kleinen Palmwipfeln verziert den schwungvoll kannelierten Auslauf mit<br />

vergoldeter oder patinierter Nickeloberfläche und Knäufe aus schwarzem<br />

Portoro oder Kristall. Perfekt gearbeitete Accessoires wie Handtuchhalter<br />

und Seifenschalen vervollständigen die Kollektion.<br />

www.thg-deutschland.de<br />

The Luxury Way of Life | 227


FINANCE<br />

Teilen<br />

heisst der<br />

TREND<br />

Die Sharing Economy ist auf den ersten Blick ein Modethema.<br />

So nutzen auch immer mehr Schweizerinnen<br />

und Schweizer Carsharing oder stellen ihre Wohnung zur<br />

Verfügung, wenn sie im Ausland sind. Dahinter<br />

stehen aber Umbrüche, die in Zukunft im Wirtschaftsleben<br />

und Alltag völlig neue Dimensionen eröffnen könnten.<br />

Georg Lutz<br />

228 | <strong>PRESTIGE</strong>


FINANCE<br />

WWichtiger, als etwas zu besitzen, wird es sein, den Zugriff auf<br />

Produkte, Dienstleistungen und Ideen zu haben. Dieser Satz<br />

bringt die Kernbotschaft auf den Punkt. Wir haben dazu auf<br />

den folgenden Seiten einen Schwerpunkt zusammengestellt.<br />

Früher galt auch in Unternehmen das Motto «Wissen ist Macht». Fast abgeschottet<br />

arbeiteten Abteilungen an neuen Entwicklungen und hüteten<br />

die Ergebnisse wie ihren Augapfel. Der Marktmitbewerber könnte ja Wind<br />

davon bekommen. Heute kommt eine Generation von Verantwortungsträgern<br />

in die Unternehmen, die ihr ganzes Leben schon auf unterschiedlichsten<br />

Kommunikationskanälen ihr Wissen untereinander geteilt haben.<br />

Dieser Bruch führt in Unternehmen nicht selten zu Generationskonflikten.<br />

Es ist aber absehbar, dass sich die Sharing-Generation durchsetzen wird.<br />

Nur das Wie und der Umfang sind noch nicht absehbar. Denn auch die<br />

Sharing-Generation muss sich zum Beispiel über Sicherheitsaspekte Gedanken<br />

machen, damit ihre Produkte oder Dienstleistungen nicht irgendwo<br />

auf der globalen Welt einfach nachgebaut werden.<br />

Neue Finanzierungsquellen<br />

Der Trend in Richtung Sharing-Ökonomie lässt sich von solchen Hürden<br />

aber nicht beeinflussen. Das betrifft inzwischen auch die Finanzbranche,<br />

die unter dem Stichwort Crowdfunding neue Finanzierungsformen realisieren.<br />

Filmemacher, Designer oder Entwickler einer neuen Software suchen<br />

inzwischen im Netz nicht nur nach fachlichem Rat, sondern bitten<br />

auch um finanzielle Unterstützung. Crowdfunding nennt sich diese neue<br />

Form der Schwarmfinanzierung. Sie gewinnt allein dadurch an Bedeutung,<br />

da neue Marktteilnehmer vom klassischen Kreditgeschäft der Banken<br />

faktisch ausgeschlossen sind. Wir stellen auf den folgenden Seiten eine<br />

spannende Plattform aus der Schweiz vor.<br />

Neuer Urlaub<br />

Auch im Alltag kommt das Teilen immer mehr in Mode. So vermieten wir<br />

unsere Wohnung für 45 Franken pro Nacht an Urlauber aus aller Welt. Das<br />

ist für den Kunden, im Vergleich zu einem Hotel, ein Schnäppchen und<br />

er kann sich einheimisch fühlen. Den Parkplatz gibt es für einen kleinen<br />

Aufpreis gleich dazu. Wer in Zürich schon einen bezahlbaren Parkplatz gesucht<br />

hat, versteht die doppelte Freude des Kunden. Mit den neuen Kommunikationsplattformen<br />

im Internet und mobilen Social Media-Lösungen,<br />

können wir hier sehr flexibel, ortsunabhängig und zeitnah agieren. Und die<br />

Anbieter haben einen kleinen Zusatzverdienst.<br />

Wenn das Modell, wie in Berlin, gewisse Quantitätsgrenzen<br />

überschreitet, reagieren aber<br />

klassische Anbieter wie Hotels. Auch der Gesetzgeber<br />

wird sich gefordert sehen, allein aus<br />

Steuerrechtsgründen hier regulierend einzugreifen.<br />

Es stehen folglich noch einige Interessenskonflikte<br />

vor der Tür.<br />

Neue Dimensionen<br />

Sharing Economy ist auf den ersten Blick das<br />

Geschäft mit dem Teilen. Die Idee ist eigentlich<br />

nicht neu. Haben wir nicht auch schon früher Ferienchalets<br />

getauscht, bei Freunden Autos und<br />

beim Nachbarn den Rasenmäher geliehen? Nun<br />

haben ohne Frage die neuen Technologien dem<br />

Teilen neuen Schwung verlieren. Zusätzlich könnten<br />

aber auch ganze Wirtschaftssysteme umgewälzt<br />

werden.<br />

Die zentrale These dabei lautet, dass wir vor einem<br />

erneuten historischen Epochenwandel im<br />

Kapitalismus stehen. Werfen wir zunächst, um<br />

dieses Argument zu begründen, einige Blicke zurück.<br />

Vor über 100 Jahren löste die Einführung der<br />

industriellen Produktion, neuen Kommunikationsund<br />

Transportmöglichkeiten das Zeitalter des<br />

Manufakturwesens ab. Dampfschiffe durchpflügten<br />

die Ozeane. Mit dem Kommunikationsmittel<br />

Telegrafie war man weltweit verbunden und neue<br />

Technologien wie Stahllegierungen ermöglichten<br />

den Bau von Hochhäusern und weiten Brücken.<br />

Allerdings konnte sich die vielen neuen Produkte<br />

kaum jemand leisten. Am Beispiel des Automobils<br />

kann dies verdeutlicht werden. Zunächst fuhr<br />

nur die Elite das neue Statussymbol Automobil.<br />

In handwerklichen Produktionsformen wurden<br />

die Einzelteile mühsam zusammengesetzt. Erst<br />

die Fliessbandproduktion ermöglichte die<br />

The Luxury Way of Life | 229


FINANCE<br />

Herstellung von billigeren massentauglichen Autos,<br />

welche die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts<br />

durch Mobilität prägten. Heute können<br />

immer mehr, gerade jüngere Menschen auf ein<br />

eigenes Auto, verstanden als Statussymbol,<br />

verzichten. Sie wollen das Auto im Rahmen<br />

ihrer Mobilitätsbedürfnisse als einen Baustein<br />

nutzen und brauchen dazu Unterstützung.<br />

Dies ist ein Hinweis, dass Sharing nach der<br />

Manufaktur-, der Fabrik- und der Massenproduktionsphase<br />

nun als ein neues Akkumulationsregime<br />

am Horizont auftaucht, welches in<br />

der Form der Support Economy seinen zentralen<br />

Baustein hat. Wir brauchen als Individuen<br />

an unterschiedlichen Punkten Unterstützung,<br />

können uns diese aber aussuchen.<br />

Neue Wertschöpfungsketten<br />

Die möglichen neuen Dimensionen lassen sich<br />

am besten an Beispielen verdeutlichen, bei<br />

denen neue Werte geschaffen werden. Wir<br />

leben in einer alternden Gesellschaft. Leider<br />

stellen wir unsere Senioren aber ins Abseits.<br />

Diese wollen fast immer in den eigenen vier<br />

Wänden alt werden, statt in ein Heim zu kommen.<br />

Aber genau hier landen sie meist. Sie<br />

fühlen sich einsam und die Gesellschaft hat<br />

gleichzeitig hohe Kosten zu tragen. Die meisten<br />

Senioren haben zu Hause Zimmer, die leer<br />

stehen. Auf der anderen Seite gibt es Senioren,<br />

die unnötig und teuer in Krankenhäusern<br />

oder Pflegeheimen untergebracht sind. Warum<br />

bringt man diese beiden Gruppen nicht<br />

zusammen und reduziert auf einen Schlag die<br />

Einsamkeit und die Kosten. Zeitgleich können<br />

auch noch junge Studenten, die in den Städten keinen bezahlbaren<br />

Wohnraum bekommen davon profitieren. Mehrgenerationenhäuser<br />

sind bisher einsame Leuchtturmprojekte. Das ist ein Beispiel, in dem<br />

ungenutzte Potenziale vor neuen Wertschöpfungsketten der Unterstützungsökonomie<br />

liegen.<br />

Neue Gefahren<br />

Wer in die Sharing-Welten eintaucht, sieht sich zunächst mit einer banalen<br />

Erkenntnis konfrontiert: Wer nichts anbieten kann, was andere nachfragen<br />

wollen, der kann auch nichts verleihen oder tauschen. Nun leben wir heute<br />

in einer Welt von Wissensgesellschaften. Unternehmen kommen hier in<br />

eine komfortable Situation. Über Crowdsourcing-Plattformen können Sie<br />

das riesige Potenzial einer globalen, geistigen Elite abschöpfen. Das ist viel<br />

billiger als sich eine klassische, eigene, grosse Entwicklungsabteilung zu<br />

halten. Nur wer profitiert dann von den späteren Umsätzen, die mit diesen<br />

Ideen realisiert werden? An diesem Punkt stellt sich die Frage nach Rahmenbedingungen,<br />

die verhindern, dass wir in wenigen Jahren mit einem<br />

verarmten akademischen Proletariat konfrontiert sind.<br />

230 | <strong>PRESTIGE</strong>


FINANCE<br />

SHORTCUT<br />

Sharing-Beispiele<br />

Teilen liegt im Trend: Gerade die junge Bevölkerung<br />

in den grossen Städten wendet sich<br />

mehr und mehr vom klassischen Konsum ab<br />

und entdeckt zunehmend Tauschbörsen, Mitfahrzentralen,<br />

Vermietungsportale und weitere<br />

Angebote. Diese helfen, Geld zu sparen und<br />

vorhandene Konsumgüter zu nutzen, anstatt<br />

sie laufend zu entsorgen und durch neue zu<br />

ersetzen. Wir stellen einige Beispiele vor.<br />

Wohnung und Parkraum teilen<br />

Wer viel auf Reisen ist, nutzt die Wohnung während<br />

seiner Abwesenheit meist nicht. Mit den<br />

Plattformen werden die eigenen vier Wände in<br />

solchen Fällen zur willkommenen Einnahmequelle.<br />

Denn hier lassen sich Wohnungen und<br />

Häuser vermieten:<br />

www.wimdu.ch, www.haustauschferien.com/de<br />

oder www.homelink.ch. Dazu passt die Möglichkeit,<br />

schneller wie bisher einen Parkplatz zu<br />

finden: www.parkit.ch<br />

Kleinkredit vom Privatanbieter<br />

Keine Frage: Das Vertrauen in Banken hat in den vergangenen Jahren erheblich<br />

gelitten. Dazu kommen oftmals horrende Zinsen. Eine Alternative bietet<br />

diese Seite, die Kreditsuchende mit privaten Anbietern zusammenbringt:<br />

www.ukzopa.com<br />

Digitaler Flohmarkt<br />

Heute gibt es für fast jede Nische eine Plattform. Es gibt aber auch verschiedene<br />

digitale Gemischtwarenladen bei denen von einer Bohrmaschine,<br />

über Kettensägen bis hin zu Backformen alles gehandelt wird. Hier<br />

zwei Beispiele:<br />

www.pumpipumpe.ch oder www.tauschnetz.ch<br />

Neues Outfit<br />

Wenn der eigene Kleiderschrank nichts mehr hergibt, hilft meist nur noch<br />

eins: eine ausgiebige Shopping-Tour. Günstiger und sinnvoller dagegen<br />

ist das Prinzip der folgenden Website. Denn hier lassen sich eigene Klamotten<br />

gegen die Stücke anderer User tauschen. Wer nicht tauschen will,<br />

kann seine Kleidung hier auch verkaufen:<br />

www.kleiderkreisel.ch<br />

The Luxury Way of Life | 231


FINANCE<br />

fuehlen<br />

GELUNGENer<br />

Urlaub<br />

aus privater<br />

HAND<br />

Neben neuen Mobilitätsmodellen ist die Sharingökonomie in der<br />

Tourismusbranche bislang am weitesten verbreitet.<br />

Wir baten einen Insider, aus dem Nähkästchen zu plaudern.<br />

Sich als<br />

Roberto La Pietra, Senior PR-Berater bei Wilde & Partner<br />

HHotel war gestern – das gilt zunehmend auch für einen grossen<br />

Teil weit gereister Stadturlauber. Ferienwohnungen auf Mallorca,<br />

Teneriffa oder an der Algarve sind schon lange nichts Besonderes<br />

mehr, doch in den vergangenen Jahren haben Aufenthalte in Privatunterkünften<br />

auch die Städte erobert. Die Vorteile liegen auf der Hand, denn<br />

im Schnitt kriegt der Gast deutlich mehr Quadratmeter für das gleiche Geld.<br />

Dafür auf Dienstleistungen, wie tägliche Reinigung oder Frühstücksservice<br />

verzichten zu müssen, nimmt er in der Regel in Kauf. Denn ein Frühstück<br />

im nahegelegenen Café ist mindestens genauso charmant. Überhaupt liegt<br />

der grösste Reiz einer Privatwohnung darin, sich wie ein Einheimischer zu<br />

fühlen. Schliesslich hat es etwas sehr Authentisches, nach einem Stadtrundgang<br />

nicht durch die Lobby eines Hotels zu schreiten, sondern mit dem eigenen<br />

Schlüssel das massive Tor eines Lissaboner Altbaus zu öffnen. Statt<br />

dröger Fahrstuhlmusik empfängt womöglich ein Plausch mit der Nachbarin<br />

den Mieter auf Zeit. Für wenige Tage umgibt den Reisenden das Gefühl, Teil<br />

der Metropole zu sein – mit allem was dazu gehört: den Geräuschen und<br />

Gerüchen eines Stadtviertels, den Einkaufsmöglichkeiten fernab der üblichen<br />

Fussgängerzone oder dem Klappern des Geschirrs, wenn die Nachbarn auf<br />

dem Balkon ihr Abendessen vorbereiten.<br />

Trotz all dieser Vorteile hegen viele Urlauber eine gewisse Skepsis gegen die<br />

Buchung einer Privatunterkunft. Die Berührungsängste sind hier keine leere<br />

Floskel. Wer es einmal probiert, ist in den meisten Fällen jedoch begeistert<br />

und wählt diese Urlaubsform immer wieder. Mit einer Reihe von Tipps lässt<br />

sich «Social Travel» optimieren und die Chance auf einen gelungenen Aufenthalt<br />

schon im Vorfeld maximieren.<br />

Nicht jede Stadt ist gleich<br />

Interessanterweise eignen sich manche Metropolen<br />

hervorragend für einen Aufenthalt in<br />

der privaten Wohnung, andere weniger. Einen<br />

besonders hohen Wohlfühlfaktor haben zum<br />

Beispiel beliebte Berliner Viertel wie Kreuzberg,<br />

Prenzlauer Berg oder Friedrichshain.<br />

Das grosse Angebot hat jedoch Stadtverwaltung<br />

und Hotelverband auf den Plan gerufen.<br />

Vielleicht wird hier also bald ein Riegel vorgeschoben.<br />

Grund genug, das momentane Angebot<br />

zu nutzen, solange es geht. Ein Paradies<br />

für Social Traveller ist zudem Athen. Hier<br />

wurde vor der Krise enorm viel gekauft und<br />

renoviert – verständlicherweise haben sich<br />

viele Eigentümer nun zur Untervermietung ihrer<br />

Immobilie entschlossen. Ähnlich sieht es<br />

in Lissabon und in südspanischen Städten<br />

wie Sevilla, Granada oder Córdoba aus. In<br />

traditionell teuren Städten wie London, Paris<br />

oder New York sind Privatwohnungen zwar<br />

eine Alternative zu den völlig übersteigerten<br />

Hotelpreisen, Ausstattung und Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

sind jedoch nicht annähernd<br />

mit Berlin oder den Metropolen Südeuropas<br />

zu vergleichen.<br />

232 | <strong>PRESTIGE</strong>


FINANCE<br />

Angebote genauestens prüfen<br />

Auch beim Social Travel muss kein Urlauber die<br />

Katze im Sack kaufen. Portale wie «Wimdu»,<br />

«airbnb» und «9flats» kennen die Skepsis von<br />

Kunden und tun alles, um eine höchstmögliche<br />

Transparenz zu gewährleisten. Sie stellen Vermietern<br />

zum Beispiel kostenlos Fotografen zur<br />

Seite, die ihre Wohnung professionell ablichten.<br />

Entsprechende Bilder erhalten ein Siegel, sodass<br />

Mieter wissen, dass die Bilder geprüft sind. Zudem<br />

sagen klar sichtbare Mail-Statistiken einiges<br />

über die Verlässlichkeit und Kommunikationsbereitschaft<br />

der Anbieter aus. Ein Beispiel: Ein Vermieter<br />

reagiert nur auf jede zweite Anfrage. Schon<br />

sinkt seine «offizielle» Antwortrate auf 50 Prozent.<br />

Ein möglicher Kunde wird von ihm also höchstwahrscheinlich<br />

die Finger lassen.<br />

Antwortet jemand in 100 Prozent der Fälle, lässt<br />

sich auch davon ausgehen, dass der Vermieter<br />

den Gast am Tag der Ankunft nicht vor der Türe<br />

stehen lässt. Die beste Orientierung stellen die<br />

vielen User-Bewertungen dar. Wer über 33 positive<br />

Kommentare verfügt, wird seine Wohnung eher<br />

an den Mann kriegen als jemand, der nur zwei<br />

oder drei bisherige Gäste vorweisen kann. Bei einer<br />

geringen Anzahl von Bewertungen ist in der<br />

Regel dafür der Preis umso attraktiver.<br />

Filtermöglichkeiten en masse<br />

Das Angebot auf den einschlägigen Portalen ist für viele Städte immens. Glücklicherweise<br />

hilft eine ganze Reihe von Filtermöglichkeiten dabei, die optimale<br />

Bleibe aufzuspüren. Verfügbarkeit zu Wunschdaten, die Anzahl von Betten oder<br />

Schlafzimmern sowie das Vorhandensein von Klimaanlage, Küche oder Aufzug<br />

lassen sich mit wenigen Klicks prüfen. Auch wer Wert auf Terrasse oder Ausblick<br />

legt, findet unkompliziert entsprechende Inserate. Auf diese Weise lassen sich<br />

die Unterkünfte immer mehr eingrenzen. Auch die Suche nach einzelnen Stadtvierteln<br />

ist kein Problem. Wer sich nicht so gut mit der Benennung der Gegenden<br />

auskennt, sucht die Unterkünfte über eine Kartenoption. Neben der ungefähren<br />

Lage integrieren die Portale sogar Google Street View. Auf diese Weise können<br />

User herausfinden, wie die Nachbarschaft der jeweiligen Unterkunft aussieht.<br />

Wem das nicht ausreicht, der gibt die Adresse bei Google Maps ein und erhält<br />

zum Beispiel Aufschluss über Verkehrsmittel sowie Restaurants und Cafés in der<br />

Nähe der Wohnung.<br />

Kommunikation ist das A und O<br />

Wer generelle Bedenken hat, ob er seinen Urlaub gewissermassen in die Hände<br />

eines Fremden legen möchte, sollte mit dem Vermieter einen kleinen E-Mail-<br />

Plausch starten. So lassen sich Details zur Wohnung, zur Anreise vom Flughafen<br />

oder zu Zeiten für Check-in und Check-out einfach noch besser im Vorfeld klären.<br />

In der Regel ist das gesunde Bauchgefühl ein guter Indikator dafür, ob das<br />

Angebot zu einem passt oder nicht. Antwortet ein Anbieter nur unregelmässig, in<br />

schlechtem Englisch oder genervt bis hin zu kurz angebunden, sollte er vielleicht<br />

nicht gerade die erste Wahl sein. Die meisten Vermieter entpuppen sich jedoch<br />

als überaus zuvorkommend und geduldig. Wenn dann noch Bewertungen, Fotos<br />

und die Lage auf der interaktiven Karte stimmen, steht einer gelungenen Reise<br />

nichts mehr im Wege!<br />

In südeuropäischen Destinationen ist das Angebot<br />

aktuell besonders attraktiv, wie hier in Lissabon.<br />

Bücher im gehobenen Ambiente? Die Vorteile<br />

einer privaten Ferienadresse sind vielfältig.<br />

The Luxury Way of Life | 233


FINANCE<br />

Mojito<br />

Zahnpaste<br />

von Kunden ERFUNDEN<br />

Crowdsourcing ist in aller Munde. Ideen finden, Unternehmen finanzieren,<br />

Logos gestalten, Spenden sammeln oder ein Lexikon verfassen, fast alles kann über<br />

das Netz an eine Vielzahl von Menschen ausgelagert werden.<br />

Christian Hirsig, Gründer der Atizo AG<br />

Wissen Teilen hatte schon das gewisse Etwas.<br />

234 | <strong>PRESTIGE</strong>


FINANCE<br />

DDie Mutter aller Crowdsourcing-Beispiele ist<br />

wohl Wikipedia. Seit mehr als zehn Jahren<br />

pflegt eine grosse Anzahl an Internetbenutzern<br />

gemeinsam die grösste Enzyklopädie<br />

der Welt. Es gibt aber auch junge Erfolgsbeispiele wie<br />

die australische Designplattform 99designs.com, auf<br />

der über 200’000 Grafiker und Künstler Logos, Web-<br />

Designs und andere grafische Arbeiten erstellen, oder<br />

das Schweizer Beispiel der Crowdsourcing-Plattform<br />

Atizo. Auf atizo.com entwickeln über 20’000 kreative<br />

Köpfe Produkt-, Dienstleistungs- und Marketingideen<br />

für kleine und grosse Unternehmen. Wie kann das<br />

Potenzial der Crowd zum Finden und Bewerten von<br />

Ideen genutzt werden?<br />

Crowdsourcing mit Atizo<br />

Der Name Atizo wurde als erstes Projekt von der<br />

Community selbst, namentlich von Markus Jaun,<br />

Muriel Riesen und Tonia Villiger, entwickelt. Atizo<br />

ist spanisch, stammt von «atizar», was zu Deutsch<br />

«schüren» oder «entfachen» heisst. – Wie Feuer<br />

oder Ideen schüren. Atizo pflegt eine wachsende<br />

Web-Community aus kreativen Denkern, die sich<br />

durch ihr Anwender-, Konsumenten- und Spezialwissen<br />

auszeichnet. Zur Aktivierung der eigenen<br />

Kunden und Mitarbeiter stellt Atizo eine White-Label-Version<br />

zur Verfügung, die von Unternehmen<br />

und Organisationen unterschiedlichster Grösse und<br />

Branche eingesetzt wird.<br />

Die Software ermöglicht Unternehmen, ihre unterschiedlichen<br />

Stakeholder über verschiedene Kanäle<br />

einzubinden. So können Facebook-Fans ihre<br />

Ideen direkt auf der Facebook-Page des Unternehmens<br />

einreichen. Die Aussendienstmitarbeiter<br />

kommunizieren übers Handy beispielsweise nach<br />

einem inspirierenden Kundenbesuch. Die Marketingabteilung<br />

interagiert übers Intranet, die wichtigsten<br />

Kunden tun es nach erfolgreichem Bestellprozess<br />

übers Extranet und die Besucher der Webseite<br />

nehmen Kontakt über ein Widget auf. Die Ideensammlung<br />

über die unternehmenseigenen Kanäle<br />

kann nach Bedarf stets mit der Atizo-Community<br />

unterstützt werden.<br />

Die Atizo-Methode wurde in einem Forschungsprojekt<br />

der Kommission für Technologie und Innovation<br />

gemeinsam mit der Universität St. Gallen entwickelt:<br />

Schritt 1: Fragen ausarbeiten<br />

In einem Workshop werden die brennenden Themen<br />

analysiert und Fragestellungen formuliert, die<br />

für eine Online-Community geeignet sind und ein<br />

Maximum an Ideen garantieren.<br />

Schritt 2: Ideen finden<br />

In einem Online-Projekt liefert die Community 200 bis 1 000 Ideen.<br />

Schritt 3: Ideen auswählen<br />

Auf der Basis von mehreren Hundert Ideen werden die 10 bis 20 besten Ideen<br />

ausgearbeitet. Für jede dieser Ideen wird ein Steckbrief mit anschaulicher Visualisierung<br />

verfasst.<br />

Schritt 4: Ideen bewerten<br />

Die Community bewertet die Ideen und reichert sie mit qualitativem Feedback an.<br />

Schritt 5: Umsetzung planen<br />

Für die Ideen wird eine Umsetzungsplanung verfasst. Notwendige Umsetzungsressourcen<br />

können aus der Community rekrutiert werden.<br />

Das Beispiel<br />

Migros betreibt seit zwei Jahren die Kundenfeedback-Plattform Migipedia.<br />

Die eigene Community umfasst inzwischen 30’000 registrierte Mitglieder.<br />

Wobei auch nicht registrierte Benutzer jederzeit das Migros-Sortiment beurteilen<br />

können. Diese bewerten einerseits über 13’000 Produkte, anderseits<br />

entwickeln sie aktiv gemeinsam mit der Atizo-Community neue Produkte für<br />

die Migros.<br />

Ein gemeinsames Projekt startet jeweils mit dem Workshop «Frage ausarbeiten»,<br />

moderiert durch einen Vertreter von Atizo. Beim Projekt mit Mibelle<br />

und Migros nahmen ein Vertreter vom Industriebetrieb Mibelle, der zuständige<br />

Category Manager, sowie eine Person aus dem Digital Marketing teil. Es wurde<br />

eine Frage mit folgendem Titel ausgearbeitet: «Wie heisst und schmeckt<br />

die Zahnpasta, die dich in einen erlebnisreichen Tag katapultiert?» Die Frage<br />

wurde sowohl mit der Migipedia- wie mit der Atizo-Community bearbeitet.<br />

Die Communities entwickelten gemeinsam über 1 000 Ideen. Etwa 200 Ideen<br />

wurden von den Vertretern der Mibelle, dem Category Management und<br />

dem Digital Marketing der Migros für den Workshop ausgewählt. Mit diesen<br />

Ideen startete eine Gruppe von internen und externen Querdenkern in den<br />

Workshop «Ideen auswählen». Gemeinsam mit dem Atizo-Moderator wurde<br />

ein spezifischer Ideensteckbrief erarbeitet. Basierend auf den Ideen der Community<br />

wurden verschiedenste Ideen anhand des Steckbriefs ausgearbeitet.<br />

Diese Ideen wurden vom Industriebetrieb als Prototypen umgesetzt. Bei<br />

einem Community-Event wurden die besten Prototypen von ausgewählten<br />

Konsumenten getestet. Die Schweizer Zeitung «Blick» schrieb im Februar zur<br />

Markteinführung: «Zur Wahl standen ebenfalls Geschmacksrichtungen wie<br />

Rhabarber-Beeren, Honig-Ingwer und Aprikosen-Pfirsich. 6 000 abstimmende<br />

Migros-Kunden gaben schliesslich den Ausschlag für das Mojito-Aroma.<br />

Die Tube wird für 3.60 CHF verkauft – und übrigens garantiert ohne Alkohol.»<br />

Crowdsourcing als Denkhaltung<br />

Crowdsourcing ist nicht eine Unternehmensaufgabe, sondern eine Denkhaltung.<br />

Game Changer können sich überlegen, welche Teile des Innovationsprozesses<br />

in ihren Unternehmen sie an eine Web-Community auslagern sollten.<br />

«Not all the smart people in the world work for us.» Das Zitat des ehemaligen<br />

CEO von SUN Mircosystems, Bill Joy, verdeutlicht, dass die Integration unternehmensexterner<br />

Know-how-Trägerinnen und -Träger dabei helfen kann, die<br />

Effizienz im Prozess zu steigern und marktgerechte Lösungen zu entwickeln.<br />

The Luxury Way of Life | 235


FINANCE<br />

Zehn Schritte zu erfolgreichem Crowdsourcing<br />

1. Brainstorming im «Stillen Kämmerlein» ist definitiv passé.<br />

2. Es gibt viele kluge Menschen, die bei der Entwicklung von<br />

Unternehmen unterstützen wollen.<br />

3. Erfolgreiche Projekte beginnen nicht mit einer Idee, sondern<br />

einer Frage.<br />

4. Betriebsblindheit ist natürlich, aber für die Entwicklung eines<br />

neuen Produkts oder einer neuen Dienstleistung nicht förderlich.<br />

5. Robuste Ideen entstehen meist aus mehreren guten Ideen,<br />

die verschiedenen Köpfen entspringen.<br />

6. Je früher die Stakeholder (Mitarbeiter und Kunden) involviert<br />

werden, desto geringer das Flop-Risiko.<br />

7. Unternehmensentwicklung ist ein gemeinschaftlicher Prozess.<br />

Nur wenn man alle im Boot hat, kommt man ans Ziel.<br />

8. Die Entwicklung des eigenen Unternehmens ist nie abgeschlossen<br />

und fordert eine agile Organisation. Je mehr man das Ideal von<br />

heute anstrebt, desto geringer sind die Überlebenschancen morgen.<br />

9. Ideen werden erst mit deren Implementierung wertvoll.<br />

10. Entwicklung braucht Geduld. Nur wer regelmässig die<br />

Pflanze des Fortschritts pflegt, wird in Zukunft auch Früchte ernten.<br />

Strategische Schritte entwickeln.<br />

236 | <strong>PRESTIGE</strong>


FINANCE<br />

Sie haben die<br />

WAHL<br />

Reinhard K.Sprenger ist auf den Managementbühnen der Welt bekannt.<br />

Auch in der Schweiz ist er immer wieder als Redner zu Gast, wie etwa bei<br />

den X.DAYS in Interlaken. Zu seinen erfolgreichsten Büchern zählen «Mythos<br />

Motivation», «Die Entscheidung liegt bei Dir» und «Vertrauen führt».<br />

Am 11. Juni <strong>2013</strong> feierte der Managementberater und Bestsellerautor seinen<br />

60. Geburtstag. Aus diesem Anlass erschien beim Campus Verlag<br />

die Jubiläumsausgabe, die Sprengers Thesen zu seinen grossen Themen<br />

Freiheit, Selbstverantwortung, Vertrauen und Motivation in einem Band<br />

vereint. Im Zentrum steht nach wie vor die Eigenverantwortung und wie<br />

wir damit umgehen. Wir haben die Wahl: « Sie haben ihr Leben, so wie es<br />

jetzt ist, frei gewählt. Diesen Alltag, diesen Job, diesen Chef, diese Kollegen,<br />

diese Mitarbeiter – all das und alle anderen Umstände ihres Lebens:<br />

Sie haben sie gewählt. Und Sie können all dies auch wieder abwählen.<br />

Dafür wäre dann ein Preis zu zahlen. Wie hoch der ist, entscheiden nur<br />

Sie selbst.»<br />

Darüber kann man kontrovers diskutieren,<br />

nachdenken, aber vor allem aktiv werden.<br />

Reinhard K. Sprenger<br />

An der Freiheit des anderen<br />

kommt keiner vorbei<br />

Das Beste von Reinhard K. Sprenger<br />

180 Seiten<br />

Campus Verlag Frankfurt<br />

New York, <strong>2013</strong><br />

The Luxury Way of Life | 237


FINANCE<br />

kolumne<br />

Vietnam – China lagert kräftig in den Tigerstaat aus<br />

Zu den interessantesten, aufstrebenden<br />

Ländern gehört<br />

ohne Zweifel Vietnam. Das<br />

Land mit fast 92 Millionen<br />

Einwohnern wird derzeit als<br />

Produktionsstandort für viele<br />

international tätige Unternehmen<br />

immer wichtiger. So<br />

planen Nestlé, Bosch oder<br />

Samsung ihre Investitionen<br />

in Vietnam weiter zu erhöhen.<br />

Schon heute ist Vietnam für<br />

Nestlé ein wichtiger Kaffeelieferant<br />

und Samsung produziert<br />

dort die meisten seiner<br />

Walter Bollier<br />

Smartphones während Canons grösste Fabrik<br />

für Drucker in Vietnam steht. Insgesamt 57 %<br />

der ausländischen Investoren, die sich in Asien<br />

engagieren, wollen laut einer aktuellen Umfrage<br />

ihre Aktivitäten in Vietnam ausbauen. Damit belegt<br />

das Land einen Spitzenplatz innerhalb der<br />

ASEAN vor Thailand, Singapur und den Philippinen.<br />

Auch die Verhandlungen mit der European<br />

Free Trade Association (EFTA) über ein<br />

gegenseitiges Freihandelsabkommen machen<br />

weiter Fortschritte.<br />

Für die Attraktivität Vietnams sind verschiedene<br />

Faktoren verantwortlich. So hat sich die Währung<br />

seit einiger Zeit deutlich stabilisiert und die<br />

State Bank of Vietnam kündigte starke Interventionen<br />

an, um eine Abwertung des vietnamesischen<br />

Dong zu verhindern. Die Zentralbank<br />

hätte die Möglichkeit zu solch einem Eingriff,<br />

da sich die Devisenreserven deutlich erhöht<br />

haben und dank eines erwarteten Zahlungsbilanzüberschusses<br />

von 5 Mrd. USD für <strong>2013</strong><br />

weiter steigen dürften. Zudem sprechen für Vietnam<br />

die geplanten riesigen Investitionen zum<br />

Ausbau der Infrastruktur. Bis 2020 sind allein in<br />

Ho Chi Minh City Investitionen von bis zu 15.4<br />

Mrd. USD für die Verbesserung der Verkehrswege<br />

geplant. Der weitere Anstieg der Löhne in<br />

China führt derweil zu einer verstärkten Verlagerung<br />

von Produktionsstätten nach Vietnam.<br />

Da in der chinesischen Industrie die Minimumlöhne<br />

in den letzten Jahren<br />

bereits stark angestiegen<br />

sind, erhalten Arbeiter in<br />

der Volksrepublik im Durchschnitt<br />

doppelt so viel Geld<br />

wie in Vietnam. Die tatsächlichen<br />

Lohnkosten inklusive<br />

Zusatzleistungen liegen in<br />

China allerdings um bis zu<br />

150 % über den vietnamesischen.<br />

In der Schuhindustrie<br />

haben Produzenten in China<br />

seit 2008 bereits 30 % ihrer<br />

Aufträge an Länder in Südostasien<br />

verloren. Einer der<br />

grössten Sport- und Freizeitschuhhersteller der<br />

Welt, Pou Chen Corp., der unter anderem für<br />

Nike oder Adidas produziert, schloss in China<br />

seit 2011 bereits 51 Fabriken und errichtete dafür<br />

16 neue in Vietnam.<br />

Zur Attraktivität des Standorts Vietnam tragen<br />

die ab nächstem Jahr geplanten Senkungen der<br />

Unternehmenssteuern zusätzlich bei. Auch die<br />

demografisch vorteilhafte Entwicklung in Vietnam<br />

ist ein wichtiges Plus, das von Investoren<br />

geschätzt wird. Das anhaltend starke Interesse<br />

ausländischer Investoren an diesem aufstrebenden<br />

Markt muss auch als Vertrauensbeweis in<br />

den Börsenplatz Vietnam gewertet werden. Die<br />

Fortschritte bei der Implementierung der wirtschaftspolitischen<br />

Vorgaben und ein steigender<br />

Risikoappetit stützten die positive Entwicklung.<br />

Zudem konnten die Liquiditätsprobleme gelöst<br />

und das systematische Risiko in Vietnams Bankensektor<br />

reduziert werden. Die Perspektiven<br />

für den Aktienmarkt sind auch langfristig vielversprechend.<br />

Für ausländische Investoren sind die<br />

bürokratischen Hürden allerdings nach wie vor<br />

hoch, weshalb Fonds als Anlageinstrument bevorzugt<br />

werden. Auf den vietnamesischen Markt<br />

spezialisiert ist beispielsweise der in der Schweiz<br />

zum Vertrieb zugelassene AMCFM Global Opportunities<br />

Fund (Valor: 2 141 059), mit dem, aufgrund<br />

des Anlageschwerpunktes Vietnam, eine<br />

diversifizierte Anlage in Vietnam möglich ist.<br />

238 | <strong>PRESTIGE</strong>


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F +41 61 264 12 01<br />

Zürich<br />

Bank CIC (Schweiz) AG<br />

Löwenstrasse 62<br />

Postfach 3856<br />

8021 Zürich, Schweiz<br />

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Mitglied der Crédit Mutuel-CIC-Gruppe<br />

The Luxury Way of Life | 239


FINANCE<br />

Unternehmens<br />

innovationen<br />

Wikis, Musikportale, Carsharing und Co. – Das Teilen von Ressourcen ist ein privater<br />

Trend, der nun auch in den Unternehmen Einzug hält. Das Schlagwort<br />

«Sharing Economy» fasst das gemeinsame Nutzen von Gütern und Wissen in der<br />

Wirtschaft, die neue Art des Teilens, zusammen.<br />

Christian Martin, General Manager Cisco Schweiz<br />

UUnternehmen sparen durch «Sharing» Kosten ein und werden wettbewerbsfähiger.<br />

Oft wird der Trend in Richtung Sharing Economy nur<br />

auf Gebrauchsgüter bezogen – beispielsweise in der Industrie, wenn<br />

Lieferanten und Kunden zunehmend in den Produktionsprozess eingebunden<br />

werden. Dabei betrifft der Trend auch die wichtigste Ressource,<br />

wenn es um die Innovationskraft eines Unternehmens geht: Das Wissen und<br />

die Informationen von Mitarbeitenden, die sie untereinander austauschen.<br />

Dass eine Ressource durch Teilen nicht zwangsläufig weniger wird, sondern<br />

sich sogar potenziert, zeigt sich nirgends so deutlich wie beim Thema Wissen.<br />

Im Informationszeitalter gilt Wissen als wichtigster Rohstoff. Doch Informationen<br />

an sich sind noch lange kein Wissen. Erst wenn isolierte Daten und Fakten<br />

zu einem sinnvollen Kontext verbunden werden, entsteht Wissen. Eine neue<br />

Qualität von Wissen, nämlich kollektive Intelligenz, wird durch interak-tive Wissensvernetzung<br />

hervorgebracht – zum Beispiel dadurch, dass Men-schen ihr<br />

individuelles Wissen über soziale Plattformen mit anderen teilen. Wikipedia ist<br />

ein prominentes Beispiel für einen Wissenszuwachs, der ohne massenhaftes<br />

Teilen von Wissen nicht möglich wäre. Experten stufen Wikipedia längst höher<br />

ein, als jede professionelle Enzyklopädie, wie zum Beispiel die Online-Version<br />

des vielbändigen Brockhaus-Lexikons.<br />

Mit Wissen sind also keine isolierten Daten und Fakten in Aktenordnern oder<br />

Datenbanken gemeint, sondern der Umstand, dass im Geschäftsalltag verstreu-tes<br />

Wissen und Informationen sinnvoll miteinander verknüpft werden. Der<br />

freie und motivierte Austausch von Wissen gehört ins Zentrum der sogenannten<br />

«Sharing Economy». Denn Mitarbeitende und deren Know-how sind das<br />

wertvollste Gut eines Unternehmens.<br />

Technologie ist entscheidend<br />

Wie aber kann man das «Sharing» von Wissen fördern und kanalisieren? Die<br />

Technologie spielt dabei eine entscheidende Rolle –<br />

insbesondere das jeder Art von virtueller Zusammenarbeit<br />

zugrunde liegende Netzwerk. Dieses<br />

dient als Plattform, um Wissen, Güter und viele<br />

weitere Arten von Ressourcen aus-zutauschen. Ein<br />

konkretes Beispiel aus der Wirtschaft: Entwickler<br />

aus der Automobilindustrie können sich per Videokonferenz<br />

effizient und schnell zusammenschalten<br />

und parallel am Konstruktionsplan eines neuen Autos<br />

arbeiten. Unternehmen, die eine entsprechende<br />

Plattform zum Teilen von Wissen bereitstellen, verkürzen<br />

so Innovationszyklen und bringen neue Produkte<br />

schneller auf den Markt. Der Projektverlauf<br />

kann via unternehmensinterne Social-Media-Tools<br />

gesteuert und dokumentiert werden.<br />

Dabei müssen von der Video- oder Webkonferenz<br />

bis hin zu sozialen Medien im Unternehmen alle<br />

Kommunikationskanäle einfach und intuitiv nutzbar<br />

sein, sonst treten die Inhalte zurück und die Technik<br />

dominiert die Kommunikation. Das kann dazu<br />

führen, dass die Mitarbeitenden die Plattformen gar<br />

nicht nutzen.<br />

Sharing-Konzepte über die Cloud<br />

Was braucht es noch, um die Bereitschaft zum Teilen<br />

in Unternehmen zu fördern? Gerade kleine und<br />

mittlere Unternehmen verfügen häufig nicht über<br />

ausreichende Finanzmittel, um eine eigene Plattform<br />

für die virtuelle Zusammenarbeit aufzubauen.<br />

240 | <strong>PRESTIGE</strong>


FINANCE<br />

In diesen Fällen hilft Cloud Computing, das Sharing-Konzept auf die Kommunikationsplattformen<br />

anzuwenden: Technologisch geschieht dies durch integrierte<br />

Kommunikationsservices aus der Cloud. Unternehmen zahlen hierbei nur für<br />

die tatsächliche Nutzung und gewinnen ohne finanzielle Vorleistung Anschluss<br />

an den technologischen Fortschritt.<br />

Einige Unternehmen sind bereits sehr fortgeschritten und setzen das Prinzip<br />

der Sharing Economy erfolgreich um. Dazu zählen beispielsweise Dienstleistungsunternehmen,<br />

die Videokonferenzen einsetzen, um ihre Kunden mit den<br />

weltweit besten Experten zu verknüpfen, wenn der zuständige Kundenberater<br />

eine Frage nicht beantworten kann. Gerade in ländlichen Gebieten, wo Experten<br />

häufig nicht vor Ort verfügbar sind, kann die Technologie immense Vor-teile<br />

für Kunden und Dienstleister bringen.<br />

Durch Teilen erfolgreich, aber wie?<br />

Nur wenn Unternehmen bereit sind, auf Sharing-Modelle zu setzen und Wissen,<br />

Informationen oder Infrastrukturen zu teilen, bleiben sie wettbewerbsfähig<br />

und können den Markt mitgestalten. Dieses Potenzial wird noch lange nicht in<br />

vollem Masse genutzt, weil viele Unternehmen nicht wissen, wie sie es richtig<br />

ausschöpfen können.<br />

Unternehmen, die den Rohstoff Wissen zu kollektiver Intelligenz veredeln wollen,<br />

müssen zunächst einmal dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter jederzeit unkompliziert<br />

auf konkret benötigte Wissensinhalte zugreifen können. Doch wer<br />

sagt einem, ob und wo dieses Wissen firmenintern<br />

verfügbar ist? In einem Projekt-Blog vielleicht? In<br />

einer technischen Dokumentation oder im Kopf<br />

eines Mitarbeiters? Wer relevantes Wissen auf effektive<br />

Weise teilen will, muss die verschiedenen<br />

Wissensquellen untereinander vernetzen, um sie<br />

als Einheit mit einer übergreifenden Suche zu nutzen.<br />

Findet die Suchmaschine beispielsweise in einer<br />

firmeneigenen Xing-Variante das gewünschte<br />

Mitarbeiterprofil, wäre die Option zur unmittelbaren<br />

Kontaktaufnahme höchst wünschenswert. Das erklärt,<br />

warum immer mehr Unternehmen danach<br />

streben, ihre sozialen Netzwerke und Kommunikationsplattformen<br />

in eine gemeinsame Architektur<br />

zu integrieren und unter einer gemeinsamen Oberfläche<br />

zu bündeln.<br />

Weiter ist es empfehlenswert, den Wissensaustausch<br />

via Enterprise-Social-Media über die eigenen<br />

Unternehmensgrenzen hinweg auszudehnen,<br />

um so den Austausch mit Kunden und Partnern<br />

zu erleichtern. Dies vertieft Kundenkontakte, verbessert<br />

die Wettbewerbsfähigkeit und stärkt die<br />

Innovationskraft von Unternehmen. Letzteres nicht<br />

allein durch zusätzliche Innovationsanstös-se aus<br />

externen Communities, sondern auch durch ein<br />

beschleunigtes Innovationstempo. In vielen Branchen<br />

misst sich die Wettbewerbsfähigkeit schon<br />

heute an der Geschwindigkeit, mit der Innovationsideen<br />

in marktreife Lösungen und Produkte<br />

umgesetzt werden können. Isoliertes Wissen, das<br />

in Köpfen Einzelner schlummert, ist hierfür wenig<br />

hilfreich. Im globalen Innovationswettlauf hält auf<br />

Dauer nur Schritt, wer den freien Austausch von<br />

Wissen und Ideen diesseits und jenseits seiner<br />

Unternehmensgrenzen fördert. – Was nicht nur<br />

geeignete Technologie verlangt, sondern ebenso<br />

einen Wandel der Unternehmenskultur.<br />

Mithilfe von neuen Kommunikationstechnologien den Rohstoff Wissen zu kollektiver Intelligenz veredeln.<br />

The Luxury Way of Life | 241


FINANCE<br />

NEUE<br />

Perspektiven<br />

Crowdfunding ist eine neue, innovative Alternative zur Finanzierung von Projekten jeglicher<br />

Art. Eine grosse Anzahl von anonymen Geldgebern kann somit kleine Beträge<br />

über das Internet investiert oder spenden. Diese Art der Finanzierung ist insbesondere bei<br />

künstlerischen sowie wohltätigen Projekten verbreitet, geniesst aber eine wachsende<br />

Beliebtheit auch bei Unternehmern, die versuchen, auf diese Art Investoren<br />

für ihr Unternehmen zu gewinnen.<br />

Philipp Steinberger, co-founder von c-crowd.com<br />

DDie zunehmende Beliebtheit von Crowdfunding verdeutlicht, dass<br />

Kapitalgeber anfangen, bestehende Strukturen zu hinterfragen.<br />

Macht es wirklich Sinn, mit den nächsten ersparten 5000 Franken<br />

zusätzliche Fondsanteile zu kaufen, an denen in erster Linie die<br />

Bank Geld verdient?<br />

Kapitalgeber wollen in der heutigen Zeit vermehrt ihr Geld gezielter einsetzen<br />

und sind diesbezüglich auch bereit, neue Wege zu gehen. Somit bekommen<br />

zum Beispiel Jungunternehmer mit einer tollen Geschäftsidee plötzlich einen<br />

anderen Stellenwert. Zudem leistet der Kapitalgeber meistens einen überschaubaren<br />

finanziellen Beitrag, was das Risiko kleiner hält.<br />

Crowdfunding erlaubt dem Kapitalgeber, sein Geld emotionell einzusetzen,<br />

was bei einem Fondsanteil oder einer Investition in ein börsenkotiertes Unternehmen<br />

kaum möglich ist. Er ist in der Lage, sofern gewünscht, den Jungunternehmer<br />

mit persönlichen Kontakten und Ideen zu unterstützen und<br />

wird somit nicht nur Investor, sondern Teil des Unternehmens. Das ist auch<br />

für den Unternehmer von grossem Interesse, denn ein zufriedener Investor<br />

spricht im persönlichen Umfeld gern über «seine» Investition. Das wiederum<br />

hat einen Hebeleffekt bezüglich zusätzlichem Kapital und Sichtbarkeit des<br />

Jungunternehmens. Somit unterstützt Crowdfunding das Unternehmen, weil<br />

es dem Existenzgründer hilft Aktionäre zu finden, die den Businessplan finanzieren<br />

und gleichzeitig motivierte Botschafter und Kunden des Unternehmens<br />

werden. Auf der anderen Seite können sich Privatpersonen dadurch<br />

mit überschaubaren finanziellen Mittel ein kleines Portfolio an Beteiligungen<br />

aufbauen. – Crowdfunding demokratisiert das in der Schweiz noch sehr elitäre<br />

Konzept der Business Angels.<br />

Schwieriger Start<br />

Für Jungunternehmer ist es heutzutage immer<br />

schwieriger, an Investoren zu kommen, insbesondere<br />

wenn das bekannte «Friends, Family &<br />

Fools»-Netzwerk nicht oder kaum vorhanden ist.<br />

Venture Capital-Investoren scheuen zunehmend<br />

das Risiko und investieren selten in Unternehmen,<br />

die ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Eine<br />

Bankfinanzierung ist noch schwieriger zu bekommen.<br />

Hier bietet Crowdfunding den Jungunternehmern<br />

eine geeignete Plattform, auf welcher sie<br />

sich einer grossen Anzahl von möglichen Investoren<br />

präsentieren können. Eine Finanzierung via<br />

Crowdfunding zu erhalten, ist, neben der Alternative<br />

zu traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten,<br />

auch für einen Jungunternehmer ein spannender<br />

Test zur Bewährung seines Businessmodells.<br />

Sollte er es nicht schaffen, die Masse von seinem<br />

Vorhaben zu überzeugen, stellt sich ihm die Frage,<br />

ob er mit seiner Geschäftsidee überlebensfähig ist<br />

oder nicht.<br />

Eine Eigenkapitalfinanzierung via Crowdfunding<br />

zu finden, ist leider nicht in allen Ländern möglich<br />

und hängt sehr stark von den lokalen Regularien<br />

ab. In der Schweiz können Unternehmer unter<br />

bestimmten Bedingungen (Aktiengesellschaft,<br />

242 | <strong>PRESTIGE</strong>


FINANCE<br />

Die Masse in Bewegung, sprich das Schwarmprinzip, ist der entscheidende Hebel bei Crowdfunding.<br />

Emissionsprospekt) möglichen Investoren Anteile anbieten. Unsere Plattform<br />

c-crowd.com hat diesbezüglich speziell ein Ruling der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht<br />

FINMA eingeholt, um sicherzustellen, dass unsere Aktivitäten<br />

ihr nicht unterstellt sind.<br />

Seriöses Vorgehen<br />

Mit unserer Plattform c-crowd.com glauben wir stark daran, dass sich Unternehmensfinanzierungen<br />

durch Crowdfunding längerfristig etablieren werden.<br />

In der heutigen Zeit sehen wir vor allem Projekte mit überschaubaren<br />

Finanzierungsvolumen (eine Million CHF) im Vordergrund. Mit der steigenden<br />

Bekanntheit des Crowdfundings werden auch die Investitionssummen steigen.<br />

Wichtig ist natürlich, dass die steigende Bekanntheit durch erfolgreiche<br />

Projekte getragen wird. Aus diesem Grund legen wir bei c-crowd.com sehr<br />

viel Wert auf seriöse Projekte. Der Unternehmer muss eine ganz klar definierte<br />

Liste von Informationen einreichen, welche wir dann auf Plausibilität prüfen.<br />

Erst nachdem wir zusätzlich das Geschäftsmodell mit dem Unternehmer<br />

persönlich besprochen und hinterfragt haben, setzen wir das Projekt mit den<br />

gesamten Informationen auf unsere Plattform.<br />

Dann liegt der Ball beim Investor. Er muss die Informationen selbst prüfen,<br />

bevor er seinen Investitionsentscheid fällt. Bei c-crowd.com geben wir keine<br />

Investitionsempfehlungen ab, die Verantwortung liegt voll und ganz beim<br />

Investor. Bei Interesse reicht der Investor über die Plattform eine rechtlich<br />

nicht verbindliche Investitionszusage ein. Wenn der Unternehmer sein Finanzierungsziel<br />

erreicht, so kontaktiert er alle Investoren mit dem Zeichnungsschein<br />

sowie Aktionärsbindungsvertrag. Nach erfolgter Unterschrift<br />

überweist der Investor das Geld auf das Kapitaleinzahlungskonto des Unternehmens,<br />

welches dann die Kapitalerhöhung<br />

ganz normal durchführt. Somit werden die Investoren<br />

direkte Aktionäre des Unternehmens, können<br />

ihre Investition unterstützen und hoffentlich<br />

zum Erfolg führen.<br />

Obwohl der Unternehmer mit Crowdfunding eine<br />

grosse Anzahl von neuen Aktionären gewinnt, behält<br />

er mit dieser Art von Finanzierung die Kontrolle über<br />

den Prozess. Die Bewertung seines Unternehmens<br />

legt der Unternehmer fest, sie ist im Crowdfunding-<br />

Prozess nicht verhandelbar, genauso wie die Anzahl<br />

der neuen Investoren, welche er durch eine<br />

Mindestinvestition pro Person festlegt. Somit ist der<br />

Machtverlust für den Unternehmer kontrollierbar und<br />

genau abschätzbar. Zusätzliche «Ordnung» kann<br />

auch erreicht werden, indem die Stimmen der neuen<br />

Crowdfunding-Aktionäre zum Beispiel vertraglich<br />

gebündelt und durch einen Crowdfunding-Aktionär<br />

vertreten werden.<br />

Brücke zwischen den Generationen<br />

Firmen, die sich über Crowdfunding finanzieren<br />

lassen, haben bereits eine Unternehmenskultur,<br />

geprägt durch Offenheit gegenüber neuen Finanzierungsmöglichkeiten,<br />

Transparenz und<br />

grössere Aktionärskreise.<br />

The Luxury Way of Life | 243


FINANCE<br />

Diese Unternehmen suchen allerdings auch (noch) nicht Investorengelder<br />

in Millionenhöhe. Je länger sich aber Crowdfunding im Markt als erfolgreiche<br />

Finanzierungsmöglichkeit behauptet, umso mehrwird der Markt<br />

die Firmenkultur eines Crowdfunding-Unternehmens bestimmen. Dasselbe<br />

gilt auch für die Investoren, die heute wohl eher jünger und innovativ<br />

sind, aber in Zukunft genauso gut älter und traditionell sein können. Diesbezüglich<br />

versucht c-crowd die Brücke zwischen den Generationen zu<br />

schlagen, indem wir spannende Events organisieren, zu denen sich die<br />

Unternehmen präsentieren und somit den physischen Kontakt zu diversen<br />

Investoren pflegen.<br />

Aktueller Relaunch<br />

Crowdfunding steht in der Schweiz ausschliesslich Aktiengesellschaften<br />

zur Verfügung. Da aber viele Jungunternehmer die GmbH als bevorzugte<br />

Rechtsform wählen, unter anderem wegen dem tieferen Kapitalbedarf,<br />

konnten wir, trotz sehr guten Geschäftsideen, nicht weiterhelfen.<br />

Einem Unternehmen mit vielversprechender Idee nicht helfen zu können,<br />

gefällt uns jedoch nicht. Über die Zeit haben wir festgestellt, dass der<br />

Markt uns ausschliesslich als Finanzierungsplattform für Jungunternehmen<br />

wahrnimmt. Als Start-up muss man sich ständig hinterfragen und<br />

die Strategie anpassen – das galt auch für uns. Daher haben wir unser<br />

Geschäftsmodell insofern angepasst, als dass wir in Zukunft auch Nicht-<br />

Aktiengesellschaften bei der Investorensuche unterstützen können.<br />

Dementsprechend haben wir den c-crowd-<br />

Marktplatz ins Leben gerufen. Hier haben alle<br />

Unternehmen unabhängig von der Rechtsform<br />

die Möglichkeit, ihre Pläne innerhalb von drei<br />

Monaten vorzustellen. Interessierte Investoren<br />

können die Unternehmen direkt kontaktieren<br />

und die Verhandlungen aufnehmen. Die Unternehmen,<br />

die eine Listing-Fee für die drei Monate<br />

zahlen, haben die Möglichkeit, zwischen<br />

einem Basic-Listing oder einem Premium-<br />

Listing zu wählen. Der Unterschied liegt in den<br />

verfügbaren Möglichkeiten, das Unternehmen<br />

zu präsentieren.<br />

Mit Crowdfunding auf der einen Seite und dem<br />

Marktplatz auf der anderen Seite können wir<br />

somit jedem Unternehmer helfen, Investoren<br />

zu finden. In Zukunft werden regelmässige<br />

Events organisiert, an welchen sich die jeweiligen<br />

Start-up-interessierten Investoren präsentieren<br />

können. Wir sehen uns zwar als Online-<br />

Plattform, das Geschäft der Investition basiert<br />

jedoch noch immer sehr oft auf dem persönlichen<br />

Kontakt.<br />

Neue Finanzierungsmöglichkeiten finden und sich dadurch auch abheben.<br />

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The Luxury Way of Life | 245


travel<br />

246 | <strong>PRESTIGE</strong>


Las Vegas ist die Verkörperung des amerikanischen Traums.<br />

Der Traum vom schnellen Glück. Im Neondschungel der Wüstenstadt sind Menschen<br />

auf der Suche nach Ruhm, Reichtum und Unterhaltung.<br />

Yvonne Beck<br />

The Luxury Way of Life | 247


248 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

IInmitten der Mojawüste im Staat Nevada liegt eine glitzernde Neonmetropole.<br />

– Entstanden aus einem Arbeitercamp der ersten Bahnlinie der<br />

Region, schmückte sie sich bereits im Jahr 1905 mit den ersten Saloons<br />

und illegalen Spielhöllen. Im Zuge des Hoover-Damm-Baus zog es mehr<br />

als 5000 Arbeiter vor die Tore der Stadt. Zur gleichen Zeit etwa legalisierte der<br />

Staat Nevada das Glücksspiel, was Las Vegas einen ersten Boom bescherte.<br />

Heute überfluten fast 40 Millionen Besucher jährlich die Stadt. – Alle auf der<br />

Suche nach dem schnellen Glück und Unterhaltung.<br />

Spieltische und Slotmachines<br />

Mitte der 1950er-Jahre begann die Zeit des glamourösen Entertainments:<br />

Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr. – zusammen die Rat Packs –<br />

und Elvis traten hier auf. Dieser Tradition bleibt die Glitzerstadt bis zum heutigen<br />

Tag treu. Ob niveauvolle Unterhaltung à la Bette Midler und Céline Dion<br />

oder atemberaubende Shows von David Copperfield und dem Cirque du Solei,<br />

langweilig wird es auch dem anspruchsvollen Besucher nicht. Immer neue,<br />

immer prächtigere, immer fantasievolle Kasinos entstehen. Plötzlich findet<br />

man sich in Venedig, dem alten Rom oder in einem mittelalterlichen Märchenschloss<br />

wieder. Las Vegas ist eine grosse Illusion, eine klimaanlagengekühlte<br />

Kunstwelt, der auch kritische Geister schnell verfallen. Denn wer geniesst es<br />

nicht, wenn der eigene Alltag mal in unwirkliche Ferne rückt. In Las Vegas wird<br />

man bereits am Flughafen zum Spielen animiert. Einige verspielen hier fünfoder<br />

sechsstellige Summen, andere setzten ihr Limit bei 500 Dollar. Black<br />

Jack, Roulette, Würfelspiele und einarmige Banditen versprechen den grossen<br />

Gewinn oder eine leere Brieftasche. Doch auch ausserhalb der Casinos<br />

gibt es eine Menge zu erleben.<br />

Abseits der Casinotische<br />

Dass auch der «Mob», die amerikanische Mafia, die lukrative Wüstenstadt<br />

für sich entdeckte, verwundert wenig: Al Capone, Lucky Luciano und Bugsy<br />

Siegel kämpften um Kasinoprofite. Bugsy Siegel eröffnete auf dem fast noch<br />

unbebauten «Strip» 1946 gar ein eigenes Edelkasino, das «Flamingo», welches<br />

er pompös mit Stargast Frank Sinatra eröffnete. Das echte Mafia-Feeling<br />

lässt sich heute auf der «Mob Tour» neu erleben. Das neue «Mob Museum»<br />

zeigt mit vielen Dokumenten und interaktiven Gadgets<br />

den Aufstieg und Fall der Mafia.<br />

Es macht aus jedem Besucher ein Gang-Mitglied,<br />

welches auf zwanzig Stationen seine kriminelle<br />

Energie testen kann. – Ein interessanter Streifzug<br />

durch die mafiöse Vergangenheit der Stadt.<br />

Der Schauplatz ist passenderweise das alte Bundesgericht,<br />

in dem früher echte Mafia-Fälle verhandelt<br />

wurden. Wie in Ägypten fühlt man sich im<br />

Luxor. Die gläserne Pyramide wird von einer riesigen<br />

Sphinx bewacht und innen wacht ein steinerner Pharao<br />

über das Geschehen. Im Luxor befindet sich zudem «The Artifact Exhibition»<br />

der Titanic. Schmuck, Koffer, Geschirr und andere Hinterlassenschaften<br />

des 1912 gesunkenen Schiffs fanden hier Einzug. Wer sich einmal<br />

wie Leonardo di Caprio fühlen möchte, kann den glamourösen<br />

Nachbau der Haupttreppe des Schiffes hinabsteigen.<br />

The Luxury Way of Life | 249


travel<br />

Einen leicht morbiden Charme verströmt das «Neon Museum» oder besser<br />

gesagt: Friedhof. Hier landen die meisten ausgedienten Schilder der Stadt.<br />

Die über hundert verblichenen Signs, die einiges von der Geschichte der<br />

Stadt widerspiegeln ist ein Highlight für alle Hobbyfotografen und Nostalgiker.<br />

Mehr als 300 Oldtimer gibt es im Imperial Palace zu Bestaunen: Ob Marilyn<br />

Monroes Cadillac, Al Capones Flitzer oder Limousinen ehemaliger Präsidenten,<br />

eine Ausstellung für jeden Automobilliebhaber.<br />

Shows & Konzerte<br />

In Las Vegas bieten alle Themenhotels mindestens eine grosse Unterhaltungsshow<br />

an. Das Colosseum wartet mit Céline Dion, Rod Stewart und Elton John<br />

auf, während im Bellagio die spektakuläre Wassershow<br />

«O» des Cirque du Solei zeigt. In dieser<br />

Show springen Artisten aus zwanzig Metern Höhe<br />

in ein mit fünf Millionen Liter Wasser befülltes<br />

Becken und tauchen erst Minuten später wieder<br />

auf. Grandiose Synchronschwimmer, farbenfrohe<br />

Kostüme und Unterwasserakrobatik faszinieren die<br />

Zuschauer. Im MGM Hollywoodtheater hingegen<br />

zeigt der Meister der Illusion, Mister Copperfield<br />

himself, sein Können. Magie der Extraklasse – wie<br />

aus einer anderen Welt.<br />

250 | <strong>PRESTIGE</strong>


SHORTCUT<br />

Drum prüfe, wer sich ewig bindet …<br />

Fast 100’000 Paare heiraten jährlich in Las Vegas. Ein gültiger Pass ist das Einzige, was «bride» und «groom» brauchen. Hier heirateten<br />

bereits Elvis und Priscilla Presley, Frank Sinatra und Mia Farrow, Britney Spears, Liz Taylor, Cindy Crawford und Richard Gere, Paul<br />

Newman, Jon Bon Jovi, Bruce Willis und Cindy Crawford, Steffi Graf und Andrew Aggasi, Verona Feldbusch und Dieter Bohlen und<br />

genau acht Mal Mickey Rooney. Viele dieser Ehen sind längst geschieden, drum prüfe, wer sich ewig bindet auch in einer Welt voller<br />

Illusionen wie Las Vegas. Dafür kann sich hier jeder auf jede erdenkliche Art vermählen. Sonderwünsche wie heiraten à la Raumschiff<br />

Enterprise oder wie im Mittelalter, mit Stretchlimousine oder im Gruselambiente, mit Gondolieri oder im Heissluftballon – der Fantasie<br />

sind keine Grenzen gesetzt und Las Vegas beflügelt diese. Klar gibt es für ganz Eilige sogar ein «Drive In Chapel».<br />

ZURICH<br />

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Big<br />

City<br />

Symphony<br />

Der Reiz der Grossstadt<br />

Metropolen wie Berlin, New York, Tokio üben seit<br />

jeher einen Reiz auf die Menschheit aus.<br />

Ob kulturell, kulinarisch oder partytechnisch,<br />

abwechslungsreich wird es auf jeden Fall.<br />

Yvonne Beck<br />

SStädtereisen stehen hoch im Kurs, denn der Mensch will in seiner<br />

kurzbemessenen Freizeit möglichst viel erleben und was bietet sich<br />

da besser an als ein Trip in eine Grossstadt? Nirgends sonst gibt es<br />

mehr Sternerestaurants, Theater, Museen, Shoppingmöglichkeiten,<br />

Bars und Clubs als in den Megacities dieser Welt. Sie alle haben ihren ganz<br />

eigenen Charmeund bieten schon allein an einem verlängerten Wochenende<br />

oder kurzem Stop-Over eine unvergessliche Zeit. Prestige stellt Ihnen einige<br />

dieser Metropolen vor.<br />

252 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

The Luxury Way of Life | 253


travel<br />

Einwohnerzahl: 13,2 Millionen<br />

Beste Reisezeit: Tokio ist im Sommer heiss und feucht, im Winter trocken<br />

und sonnig. Das angenehmste Reisewetter für Tokio liegt etwa zwischen März<br />

und Mai, hier verschwindet die winterliche Kälte, es wird angenehm warm und<br />

die Regenzeit hat noch nicht eingesetzt.<br />

Things to do: Besuch auf dem Tsukiji Fish-Markt und eine Fischauktion live<br />

miterleben, Meiji Shrine, Shibuya Crossing (hier überqueren bis 3 000 Menschen<br />

bei jeder Grünphase die Ampel), Karaoke singen, Shopping in Ginza.<br />

Foodspots: Tokio ist die Gourmet-Metropole der Welt! Nirgends auf der Welt<br />

gibt es eine höhere Dichte an Sterneköchen als hier. Zu den besten Restaurants<br />

der Welt gehören das «Les Créations de Narisawa» und das «Nihonryori<br />

Ryugin». Das frischeste Sushi der Stadt gibt es jedoch morgens auf dem<br />

Fischmarkt.<br />

Do’s & Dont’s: In Japan sollte man darauf achten,<br />

sich beim Essen selbst nichts zu Trinken einzuschenken.<br />

Dies übernimmt der Gastgeber beziehungsweise<br />

der Tischnachbar. Naseputzen bei<br />

Tisch gilt als sehr unhöflich. Stäbchen sollte man<br />

nie in den Reis stecken. – Das wird nur bei der<br />

Andacht für die Toten gemacht.<br />

VIPs: In Tokio sind zahlreiche bekannte Persönlichkeiten<br />

geboren. Dazu gehören unter anderem<br />

der Maler Takashi Murakami und die japanische<br />

Prinzessin Takamatsu. Auch viele internationale<br />

US-Stars zieht es wenigstens zu Kurzaufenthalten<br />

immer wieder in die Stadt.<br />

Tokio<br />

254 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

Einwohnerzahl: 4,6 Millionen<br />

Beste Reisezeit: Die südliche Ostküste, an der auch Sydney liegt, lässt sich<br />

am besten im australischen Sommer (Oktober bis März) bereisen. Leider ist<br />

das Wetter auch in Australien nicht immer vorhersehbar, die Regen- und Trockenzeit<br />

können sich um einige Wochen verschieben.<br />

Things to do: Sydney gilt als «Hot Spot» für Architektur-Liebhaber, allen voran<br />

die Oper, Hafenbrücke und das Olympiastadion. Bummeln durch Balmain,<br />

speziell die Darling Street und Paddington – der Künstlertreff, mit vielen Modeboutiquen<br />

in spätviktorianischen Terassenhäusern. Hinauf auf den Sydney<br />

Tower (305 m, 2. höchstes Bauwerk der Südhalbkugel) – an klaren Tagen<br />

kann man die rund 80 km entfernten Blue Mountains im Westen sehen.<br />

Foodspots: Das auch in Down Under nicht nur BBQ zelebriet wird beweisen<br />

die Restaurants «Quay» und «Momofuku Seibobo». Sie gehören zu den 50<br />

besten Restaurants weltweit. Die moderne australische Küche lässt Gourmetherzen<br />

höherschlagen.<br />

Do’s & Dont’s: «barbie» – Grillen, gehört zu den<br />

Lieblingsbeschäftigungen der Australier, zusammen<br />

sein in lockerer Atmosphäre, doch «Please<br />

bring your own plate» was heisst, bringen Sie ihren<br />

eigenen Teller Fleisch und Getränke mit. Vorsicht<br />

ist beim weltweit als Victoryzeichen geboten: Wer<br />

die Handfläche dabei zum Körper wendet, beleidigt<br />

seinen Gegenüber.<br />

VIPs: Zu den berühmten Töchtern und Söhnen<br />

der Stadt gehören Hugh Jackman, Ian Thorpe<br />

(australischer Schwimmer und mit fünf Olympia-<br />

Siegen der erfolgreichste australische Olympionike<br />

aller Zeiten) und Peter Lindsay Weir (Regisseur<br />

von «Der Club der toten Dichter» und «Die<br />

Truman Show»).<br />

Sidney<br />

The Luxury Way of Life | 255


travel<br />

Einwohnerzahl: 8,2 Millionen<br />

Beste Reisezeit: In New York können im Winter Schneestürme für reichlich<br />

Chaos auf den Strassen sorgen und im Hochsommer werden Temperaturen<br />

von bis zu 35 Grad Celsius erreicht. Die beste Reisezeit ist daher von April bis<br />

Juni und von Anfang September bis Anfang Oktober. Doch auch die Weihnachtszeit<br />

hat ihren Reiz und das nicht nur wegen des Christmas-Shoppings.<br />

Things to do: Besuch der Freiheitsstatue – NYC Wahrzeichen, Kulturtrip Mo<br />

Ma & Metropolitan Museum, Musicalbesuch am Broadway, Hotdog am Strassenrand,<br />

Besuch einer Rooftop-Bar.<br />

Foodspots: Das «Le Bernardin» ist eines der besten Restaurants der Stadt.<br />

Der französische Küchenchef Eric Ripert konzentriert sich bei seinen Küchenkreationen<br />

auf Meeresfrüchte. Mindestens acht Wochen im Voraus reservieren<br />

muss man im «per se». In dem am Central Park gelegenen Restaurant<br />

zaubert Starkoch Thomas Keller 9-Gänge-Menüs, die in den Gourmethimmel<br />

entführen. Kultig dagegen «Katz’s Delicatessen», hier trafen sich bereits «Harry<br />

and Sally».<br />

Do’s & Dont’s: In Amerika entgegnet ihnen ununterbrochen ein: «How are<br />

you». Natürlich will keiner wirklich wissen, wie es Ihnen geht. Also bitte fangen<br />

sie nicht an, diese Frage ausführlich zu beantworten. Trinkgeld oder «Tip» wird<br />

in den USA bei jeder erbrachten Dienstleistung gegeben. Service ist in Restaurants<br />

prinzipiell nie inbegriffen und muss separat gezahlt werden.<br />

VIPs: Viele Stars und Celebrities wohnen in New York City. Unter anderem<br />

Sarah Jessica Parker (die hier Sex in the City verkörpert), Woody Allen (der<br />

Stadtneurotiker aus Brooklyn), Robert de Niro (der auch ein Restaurant in<br />

NYC besitzt), Gwyneth Paltrow, Tyra Banks, Yoko Ono (die immer im Dakota<br />

Building, vor dem John Lennon erschossen wurde, wohnt).<br />

NEW<br />

256 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

YORK<br />

The Luxury Way of Life | 257


travel<br />

Einwohnerzahl: 6,3 Millionen<br />

Beste Reisezeit: Die höchsten Temperaturen werden in den Sommermonaten<br />

zwischen Dezember und März erreicht. Dann steigt die Quecksilbersäule<br />

auf 30 °C. Wer es nicht ganz so heiss mag und lieber die Stadt erkunden<br />

möchte statt an der Copacabana zu schmoren, sollte sich eher für die südamerikanischen<br />

Wintermonate von Mai bis September als Reisezeit entscheiden.<br />

Things to do: Sicherlich ist der Besuch an der weltbekannten Copacabana<br />

ein Muss, Catedral de Sao Sebastiano, Karneval in Rio, Fussball-WM in Brasilien<br />

2014, auf den Zuckerhut und zur Christus-Statue.<br />

Foodspots: In Brasilien gibt es mehr als nur gegrilltes Fleisch und Steaks.<br />

Das zeigt unter anderem das «Roberta Sudbrack» in Rio. Brasilianische Gewürze<br />

und Produkte typisch und frisch sind hier die Spezialität und das wurde<br />

natürlich bereits mit einem Stern ausgezeichnet.<br />

Do’s & Dont’s: Brasilien ist bekannt für seine hohen sozialen Spannungen.<br />

Persönlichen Besitz wie Kameras, Schmuck, daher nicht zur Schau stellen.<br />

Man sollte nie allein auf verlassenen Strassen herumlaufen. Nehmen Sie sich<br />

lieber ein Taxi. Um einen überteuerten Preis zu vermeiden, sollte man im Voraus<br />

einen guten Preis aushandeln.<br />

VIPs: Viele bekannte Fussballer kommen aus Rio zum Beispiel Ronaldo. Doch<br />

auch im Bereich Kultur hat die Stadt einige Persönlichkeiten hervorgebracht,<br />

ob Paulo Coelho, der Jazzgitarrist Romero Lubambo oder der Komponist<br />

Francisco Manuel da Silva – sie alle wurden unter dem Zuckerhut geboren.<br />

RIO<br />

de JAneiRO<br />

258 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

Einwohnerzahl: 12 Millionen<br />

Beste Reisezeit: Ende Mai bis Ende Juni ist die beste Zeit für eine Reise<br />

nach Russland. Juli und August eignen sich weniger, weil die aufgeheizte Luft<br />

und der Smog in russischen Grossstädten eine Erkundungstour erschweren.<br />

Wer also den Sommeranfang verpasst hat, sollte lieber bis zum Altweibersommer<br />

warten. Denn mit etwas Glück kann man im September in Russland<br />

einen richtig schönen Herbst erleben. Zudem wird am ersten Septemberwochenende<br />

der Geburtstag Moskaus gefeiert.<br />

Things to do: Kremel, Roter Platz, alter und neuer Arbat, Besuch im Bolschoi<br />

Theater, unbedingt mit der Metro fahren, die Haltestellen sind teilweise wahre<br />

Kunstwerke, die Rolltreppen, die zu der Metro führen, sind bis zu 126 Meter lang.<br />

Foodspots: Highclass, russische Köstlichkeiten in vorrevolutionärer und eleganter<br />

Atmosphäre bekommt man im «Café Pushkin» – hier speist Russlands<br />

Elite. Puren, orientalischen Luxus par exellence hingegen präsentiert das «Noahs<br />

Ark». Die schönsten Frauen speisen im «Galereya» bei Arkady Novikov.<br />

Do’s & Dont’s: Ein perfektes Small Talk-Thema ist die Kunst und Literatur,<br />

aber hüten Sie sich vor politischen Themen oder Kritik an Putin. Russen sind<br />

nicht unbedingt unfreundlich, nur weil sie für unsere Verhältnisse recht grimmig<br />

schauen. Ein Lächeln ist in ihrer Kultur dem engen Bekanntenkreis vorbehalten.<br />

VIPs: Die Liste bekannter Persönlichkeiten, die in Moskau (bzw. in Orten, die<br />

heute zum Stadtgebiet Moskaus gehören) geboren wurden, ist lang. In der<br />

Stadt lebten und wirkten viele berühmte russische Schriftsteller und Dichter,<br />

Wissenschaftler und Künstler, die durch ihr Schaffen nicht nur zur russischen,<br />

sondern auch zur Weltkultur einen immensen Beitrag geleistet haben. Heute<br />

tummeln sich viele russische Oligarchen in der Hauptstadt Russlands.<br />

The Luxury Way of Life | 259


travel<br />

Einwohnerzahl: 7 Millionen<br />

Beste Reisezeit: Grundsätzlich regnet es eigentlich immer mal wieder in Hongkong.<br />

Die Hauptregenzeit ist aber von Mai bis September. In dieser Sommerphase<br />

ist es am wärmsten und aufgrund der hohen Niederschläge auch sehr<br />

schwül. Vor allem zwischen Juli und September muss man dann immer wieder<br />

mit heftigen Stürmen in Hongkong rechnen. Die optimale Reisezeit für Hongkong<br />

liegt eher im Winter zwischen Oktober und Februar. Dann ist es angenehm warm<br />

und vor allem recht trocken.<br />

Things to do: Eine Fahrt auf der Star Ferry um Hongkong vom Wasser zu erleben,<br />

zu Fuss zur Schnäppchentour über den Nachtmarkt an der Tempel Street,<br />

ein Ausflug an den Strand – Grossstadt meets beachlife. Den besten Überblick<br />

gibt's auf dem Victoria Peak – kurz «The Peak». Wer Hollywood-Flair mag, sollte<br />

die Avenue of Stars besuchen.<br />

Foodspots: «Amber» und «8½ Otto e Mezzo Bombana» sind Namen, die ein<br />

jedes Gourmetherz höherschlagen lassen. Seinen Aftrenoon Tea (Überbleibsel<br />

der Briten) zelebriert man am besten im «Peninsula Hotel» – seit fast 90 Jahren<br />

the place to be für die Schönen und Reichen. Und kein<br />

Hongkong-Besuch ohne Dim Sum – die beste Adresse:<br />

das «Luk Yu Tea House».<br />

Do’s & Dont’s: Im Westen gilt ein fester, bestimmter<br />

Blick in die Augen des Gegenüber als Ausdruck von<br />

Stärke oder aufmerksamem Zuhören. In China wird<br />

es eher als unangenehm und aufdringlich empfunden,<br />

dem Gesprächspartner zu lange oder zu bestimmt in<br />

die Augen zu gucken. Hongkong ist zwar viel westlicher<br />

als der Rest Chinas, allerdings werden Ihnen<br />

auch hier einige asiatische Besonderheiten auffallen.<br />

VIPs: Jackie Chans und Bruce Lees Wiege stand in<br />

der chinesischen Metropole. Aber auch einige Mitwirkende<br />

des Films «In the Mood for Love», wie der Regisseur<br />

Wong Kar-Wai und die Schauspielerin Maggie<br />

Cheung, machten hier ihre ersten Schritte.<br />

hong kong<br />

260 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

travel


Die<br />

Traditionelle<br />

Thai-<br />

Massage<br />

Kunst der heilsamen Berührung<br />

In Thailand als Nuad Phaen Boran bezeichnet, hat<br />

die Traditionelle Thailändische Massage<br />

eine tiefe Verwurzelung in der lokalansässigen<br />

Gesellschaft der verschiedenen Landeteiles.<br />

Gabriella Cirillo<br />

262 | <strong>PRESTIGE</strong>


NNuad Phaen Boran, das übersetzt so viel wie «uralte heilsame Berührung»<br />

bedeutet, hat seinen Ursprung in Indien. In den letzten<br />

Jahrhunderten wurde die Massage allerdings von diversen kulturellen<br />

Einflüssen geprägt, sodass sich unterschiedliche Techniken<br />

entwickeln konnten. Der Ursprung der Thai-Massage lässt sich daher nicht<br />

mehr en détail nachvollziehen. Die Wurzeln liegen jedoch bereits mehr als<br />

2 500 Jahre zurück, wie die medizinischen Ansätze, welche die Grundlage für<br />

zahlreiche moderne Entspannungstechniken sind.<br />

Ein entspannendes Kulturgut<br />

Heute ist die Thai-Massage-Kultur aus dem thailändischen Alltag nicht<br />

mehr wegzudenken. Sie wird in allen Schichten zelebriert und gehört wie<br />

die Thailändische Küche zur Identität des selbstbewussten Volkes. Sie wird<br />

zudem von den vielen Besuchern des Landes geschätzt. Die Thai-Massage<br />

wird im europäischen Raum auch Thai-Yoga-Massage genannt und ist<br />

dem klassischen Yoga entnommenen. Sie besteht aus passiven Streckpositionen,<br />

Dehnbewegungen, Gelenkmobilisationen und Druckpunktmassagen.<br />

Die Sip Sen, die zehn Energielinien und Felder, die nach ayurvedischer<br />

Lehre den Körper als energetisches Netz durchziehen, werden über sanfte<br />

Dehnung und mit dem rhythmischen Druck von Handballen, Daumen,<br />

Knie, Ellenbogen und Füssen bearbeitet. Sie bringen den Körper wieder<br />

in einen Zustand der Balance. Dabei werden die<br />

Durchblutung und der Stoffwechsel gefördert,<br />

Verspannungen beseitigt und Stresshormone im<br />

Blut abgebaut.<br />

Die Massage wird, im Unterschied zu anderen<br />

Massage-Techniken, bekleidet und liegend auf einer<br />

Bodenmatratze durchgeführt. Traditionell dauert<br />

sie 2 ½ Stunden.<br />

Immer mehr Massage-Spa haben die traditionelle<br />

Massage zeitgemäss interpretiert und ihr einen<br />

eigenen, vielfältigen Charakter verliehen, der noch<br />

mehr Entspannung verspricht. Speziell auf den<br />

westlichen Geschmack ausgerichtete, steht die<br />

vollumfängliche Zufriedenheit aller Sinne klar im<br />

Mittelpunkt. In Thailand gibt es überall wunderbare<br />

Orte der Ruhe und Stille, an denen im Einklang von<br />

Körper und Seele in eine neue unbekannte Welt<br />

abgetaucht werden kann. Imagine stellt Ihnen einige<br />

dieser Geheimtipps vor.<br />

The Luxury Way of Life | 263


travel<br />

Barai-Spa<br />

Das Barai im Hyatt Regency in Hua Hin liegt auf einem mehr als 18’000 Quadratmeter<br />

grossem Grundstück, direkt am Meer. Es ist der Khmer-Architektur<br />

des 11. Jahrhunderts nachempfunden. Das preisgekrönte Spa der Extraklasse<br />

bietet acht exklusive Suiten und 18 exotische Behandlungsräume, jeder<br />

mit eigenem Outdoor-Badepavillon, Open-Air-Massagen, eigener Musikauswahl<br />

sowie Behandlungsritualen nach den vier Elementen. Ganz nach der<br />

Philosophie der Thais, sollten Wasser, Erde, Luft und Feuer in Balance sein,<br />

um die Vitalität von Körper, Geist und Seele zu erhalten. Das Spa ist wie eine<br />

wunderbare Reise durch das eigene Selbst, wobei die Architektur als Führer<br />

dient. Ziel dieser Reise ist ein herrliches Gefühl von Ruhe und Frieden. – Ein<br />

wirklicher Geheimtipp und unvergessliches Erlebnis in einer atemberaubenden<br />

Umgebung! Die eigene Seele wird es nie vergessen. Für alle Wellnessbegeisterten<br />

und Architekturinteressierten ein absolutes Muss!<br />

www.thebarai.com<br />

Phothalai-Spa<br />

Den Höhepunkt in der Thai-Massage-Kultur finden Besucher im Photholai-<br />

Spa. Es wird auch als Königreich der Wellness, Massage und des Spa bezeichnet.<br />

Das Phothalai-Institut und der Wat Po, der älteste Tempel in Bangkok,<br />

wurden ursprünglich während der Epoche der Ayutthaya gebaut. Der<br />

Wat Po-Tempel ist das Zentrum der thailändischen Medizin und Massage. Auf<br />

einer Fläche von 16 Quadratkilometern ist Phothalai der grösste traditionelle<br />

Spa- und Massage-Komplex in Thailand.<br />

Barai-Spa<br />

www.plp.co.th<br />

Dheva-Spa<br />

Das nach himmlischen Wesen benannte Dheva-Spa im Hotel Mandarin Oriental<br />

in Chiang Mai umfasst ein 3 100 Quadratmeter grosses ganzheitliches Spa<br />

und Ayurveda-Center. Das Design des Spas ist von einem antiken Mandalay-<br />

Palast inspiriert. Den Bau aus vergoldetem Teak-Holz krönt ein siebenstufiges<br />

Dach, das für die sieben Schritte zum Nirwana und zur Erlangung geistiger<br />

und körperlicher Vollkommenheit steht. Jeder Quadratzentimeter des Spa ist<br />

reich verziert und mit Skulpturen geschmückt, die Tiere oder symbolische<br />

Motive des Buddhismus versinnbildlichen – eine getreue Nachbildung des<br />

burmesischen Palastes in Mandalay, geschaffen von 150 in der Region ansässigen<br />

Kunsthandwerkern. Die Spa-Einrichtungen bietet 25 Behandlungsräume<br />

und Suiten, alle mit eigenem Bad, einer Dampfdusche, einem beheiztem<br />

Peeling-Tisch aus Marmor und eigenem Entspannungsbereich ausgestattet.<br />

Verschiedene Aquatherapiebereiche, darunter ein Hydrotherapieraum, eine<br />

Vichy-Dusche, ein Behandlungstisch für warmes Körperpeeling, ein türkisches<br />

Bad, Rhassoul-Anwendungen, ein Watsu-Pool, zwei Frisierplätze, ein<br />

Maniküre- und Pediküre-Spa-Café, ein Entspannungsbereich im Freien, eine<br />

Spa-Boutique mit exklusiven Dheva-Spa-Produkten im Sortiment sowie eine<br />

Spa-Akademie zur Ausbildung von Masseuren und Therapeuten oder für<br />

Gastkurse schliessen sich an. – Ein aussergewöhnliches Spa mit einzigartigem<br />

Design in einer atemberaubenden Umgebung, das alle Sinne anregt!<br />

www.mandarinoriental.com/chiangmai/luxury-spa<br />

Dheva-Spa<br />

264 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

The Luxury Way of Life | 265


travel<br />

Thai International Airways Royal Orchid Spa<br />

Einmalig und nur in der Thai Airways Lounge am Flughafen in Bangkok erwartet<br />

Sie das 667 Quadratmeter grosse Thai Royal Orchid Spa. Hier können<br />

sich die Thai-Passagiere der Ersten- und Business-Klasse richtig verwöhnen<br />

lassen. Das Angebot reicht von einer 30-minütigen Nacken- und<br />

Schulter- oder Fussmassage bis hin zu verschiedenen 60-minütigen Ganzkörpermassagen.<br />

– Ganz angepasst an die Bedürfnisse des Reisenden und<br />

nach Art und Weise der wertvollen Thai-Massage-Tradition. Die Wartezeit<br />

auf Ihren Flug wird durch eine Massage im Thai Orchid-Spa zu einer echten<br />

Wohltat. Sie treten den Flug entspannt und mit einem Gefühl der Leichtigkeit<br />

an. Oder wie wäre es nach Ihrem Langstreckenflug mit einer «Thai Royal<br />

Stretching»-Massage, um die Blutzirkulation zu stimulieren und sich wieder<br />

rundum wohlzufühlen? – Die perfekte Abrundung Ihres Wellnessaufenthalts<br />

in Thailand! Nicht nur aufgrund des einmaligen Erlebnisses lohnt es sich mit<br />

Thai International Airways zu fliegen! Das Royal Orchid-Spa befindet sich im<br />

Concourse D, Level 3. Es hat von 06.00 bis 23.30 Uhr geöffnet.<br />

www.thaiairways.com/thai-services/on-the-ground/en/royal-orchid-spa.htm<br />

Chiida-Spa<br />

Für alle, die es in nächster Zeit leider nicht nach<br />

Thailand verschlagen wird, befindet sich seit Mai<br />

<strong>2013</strong> das Chiida-Spa in Zürich Seefeld. Der vielversprechende<br />

Name des Chiida-Spa entstammt<br />

den Worten Chi (innere Kraft) und Lanna (Nordthailand).<br />

In diesem einzigartigem Thai-Spa wird ihr<br />

Körper verwöhnt, ihr Geist entspannt und die Seele<br />

gestärkt. Gleichzeitig wird ihre innere Schönheit<br />

aktiviert und zum Blühen gebracht. Das gesamte<br />

Programm basiert auf den ursprünglichen Thai-<br />

Weisheiten des Chiida-Spa in Thailand. Daher ist<br />

ein genussvolles, authentisches Thai-Wellness-<br />

Spa-Erlebnis garantiert. Von der freundlichen Begrüssung<br />

bis hin zum beispielhaften Service sowie<br />

einem Auge fürs Detail stimmt hier einfach alles.<br />

Mit Konzentration werden Sie von den erfahrenen<br />

und qualifizierten Therapeutinnen verwöhnt. – Ein<br />

genussvolles und authentisches Chiida–Thai-Spa-<br />

Erlebnis im Herzen von Zürich!<br />

www.chiidaspa.ch<br />

266 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Für mein romantisches Rendezvous:<br />

Pop und klassische Liebeslieder<br />

Für mein Couture-Einkaufserlebnis:<br />

Die neuesten Kollektionen vom Laufsteg<br />

Musik- und Visuellunterhaltung<br />

für jede Stimmung.<br />

Ich bin nicht die gleiche Person bei jedem<br />

Flug. Meine Welt ist luxuriös und ich lebe<br />

meine Stimmungswechsel. Eine persönliche<br />

Begleitung durch das Check-in und die<br />

Passkontrolle an Bangkoks Flughafen Suvarnabhumi<br />

geniesse ich immer, auch werde ich<br />

dort mit einer Spa-Behandlung verwöhnt.<br />

An Bord, eine erlesene Gourmetselektion,<br />

Privatsphäre-Optionen mit dem zum bequemen<br />

Bett wandelbaren Sitz und immer neuesten<br />

Unterhaltungsprogramm, was möchte ich<br />

heute? Das muss ich jetzt noch nicht entscheiden.<br />

An Bord der Royal First Klasse wähle ich,<br />

was und wann ich will. Ich fliege THAI.<br />

Information und Reservation: T 044 215 65 00, www.thaiair.ch,<br />

reservation@thaiair.ch oder in jedem Reisebüro.<br />

The Luxury Way of Life | 267


Ich treffe Kiki Kausch in der First Class-Lounge am Airport in Abu Dhabi. Hier kreuzen<br />

sich einmal mehr unsere Wege: das letzte Mal in Hamburg<br />

und davor in Marrakesch. Die Fotokünstlerin aus Berlin ist im Eiltempo unterwegs.<br />

Angelika Moeller<br />

Kiki Kausch


Der Tag beginnt mit leeren Tischen und frischem Blau am Himmel und im Meer.<br />

The Luxury Way of Life | 269


travel<br />

IIhre Karriere verdankt Kiki Kausch einer Begegnung<br />

mit Karl Lagerfeld. Ihre Arbeiten<br />

werden hochpreisig gehandelt. Besonders<br />

populär sind die grossformatigen Triptychons<br />

mit Celebrities wie Pierce Brosnan, Michael Gorbatschow<br />

oder Leonardo DiCaprio. Auch dessen<br />

aktuelle Liebschaft, das Model Toni Garn, wurde<br />

von Kiki schon vor einigen Jahren während der Fashion<br />

Week in Berlin porträtiert. In Berlin hat sie<br />

gerade Matt Damon fotografiert. Ihr Leben ist und<br />

war gespickt von zufälligen Begegnungen und Begebenheiten.<br />

Intuitiv hält sie den Moment mit ihrer<br />

Kamera fest. Sie nennt es Arbeitsabenteuer. Wer<br />

meint, dass Familie und Freunde bei dieser Powerfrau<br />

auf der Strecke bleiben, ist schief gewickelt.<br />

Auch während einer Privatreise entstand eine poetische<br />

Fotoserie in Tel Aviv, die exklusiv in Prestige<br />

erscheint.<br />

Prestige: Was waren Ihre Beweggründe, letzten<br />

April nach Israel zu fahren?<br />

Kiki Kausch: In erster Linie wollte ich meiner Tochter,<br />

die gerade zum Austausch bei einer jüdischen Familie in<br />

New York war, den realen Alltag der Menschen dort zeigen.<br />

Dass ich selbst dabei auch wertvolle Momente mit der Kamera<br />

würde festhalten können, hatte ich sehr gehofft. Und<br />

so kam es dann auch.<br />

Ihre letzte Station war Tel Aviv. Was hat Sie dazu<br />

inspiriert, Ihr Fotoshooting auf das «Strandleben»<br />

zu fokussieren?<br />

Der Strand symbolisiert einen schmalen Gefühlsgrat, auf<br />

dem die Israelis leben: zwischen Angst vor dem Untergang<br />

auf der einen Seite – einem Leben unter ständiger Bedrohung<br />

– und der fröhlichen Unbekümmertheit auf der anderen<br />

Seite. 14 Kilometer Sand und diese sonnenschwere Lässigkeit,<br />

die nur Grossstädte am Meer haben, – am Strand verliebt<br />

man sich sofort in diese Stadt. Ich habe meinen Spaziergang<br />

morgens in Jaffa begonnen und bin zum Schluss<br />

im neuen Vergnügungsviertel am alten Hafen gelandet. Das<br />

perfekte Timing, um in das turbulente Nachtleben einzutauchen,<br />

welches Tel Aviv so lebenswert macht.<br />

270 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

Lunch in Jaffa: ein Tomaten-Tomaten-Salat.<br />

The Luxury Way of Life | 271


travel<br />

272 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

Triptychon, «A Man’s World», Edition of 5, Size 150 x 100 cm each Panel.<br />

The Luxury Way of Life | 273


travel<br />

Können Sie uns etwas von Ihren Eindrücken über Tel Aviv erzählen?<br />

In Jaffas Altstadt und auf der Promenade war ein unheimliches Gewusel von Menschen<br />

und Mäusen. Die Leute sitzen, reden, gucken, gucken, reden, sitzen. Später am Beach viele<br />

junge Männer, die wohl frei vom Militär haben und sich für ein paar Stunden austoben.<br />

Ihre Körpersprache sagt: Schau, ich bin stark und stolz. Erst wenn dann schwer bewaffnete<br />

Polizei durch den Sand patrouilliert und Helikopter den Strand aus der Luft scannen,<br />

weiss man schlagartig wieder, wo man ist.<br />

Welchen Bezug haben die Bilder aus Tel Aviv zu Ihrem künstlerischen<br />

Gesamtwerk?<br />

Es entstand zum Beispiel ein neues Triptychon und einige Einzelarbeiten, die beim Betrachter<br />

etwas bewegen mögen. Das ist es, was ich möchte. Es sind die kleinen, manchmal<br />

intimen Momente, die Grosses ausdrücken können. Ich reagiere intuitiv darauf und<br />

mache immer sehr wenige Aufnahmen, um diese Momente nicht in einem Meer von Klicks<br />

zu verlieren. Generell lasse ich mich auf Themen ein, von denen ich glaube, dass sie in<br />

unsere Zeit passen und dennoch immer eine eigene Attitude besitzen. Eigenwilligkeit ist<br />

ein Teil von mir. Ich suche das Überraschende – und meistens finde ich es auch. Aber das<br />

sollen andere beurteilen. Ich biete etwas an und wenn es angenommen wird, ist es eine<br />

grosse Ehre. (Just klingelt ihr Telefon. Ein Sammler aus Los Angeles. Kiki plaudert munter<br />

in Englisch weiter, als sei ich gar nicht da.)<br />

Erzählen Sie uns was von Ihrem aktuellen Projekt …<br />

Wollen Sie das wirklich wissen? (Lacht.) Aber seien Sie nicht neidisch, es ist wirklich auch<br />

harte Arbeit! Ich pendele gerade zwischen den Seychellen und Grönland. An den schönsten<br />

Stränden der Welt habe ich die rote Tasche inszeniert und für ein Umweltprojekt fotografiere<br />

ich Eisberge. Es ist also gerade eine sozusagen heisskalte Zeit in meinem Arbeitsleben.<br />

Ach ja, und es ist auch wieder Ausstellungszeit – in München bis Ende des Jahres.<br />

Und was sind Ihre nächsten Pläne?<br />

Eine Ausstellung in Schanghai im Spätherbst und dann habe ich gerade mit einer neuen<br />

Serie begonnen. Es dreht sich alles um eine begehrliche Vintage-Herrenuhr: «Watch the<br />

Watch», die die schönsten Bars der Welt besuchen wird. Das «wilde Kerle-Pendant» zur<br />

roten Tasche. Das alles soll im nächsten Jahr als wunderschönes Designbuch erscheinen<br />

und dann wartet da noch die MS Europa für eine grosse Asienreise auf hoher See mit<br />

Künstlerin und Ausstellung. Wollen Sie mitkommen? (Lacht und eilt zum Gate.)<br />

274 | <strong>PRESTIGE</strong>


Am frühen Abend ready for Party.<br />

The Luxury Way of Life | 275


276 | <strong>PRESTIGE</strong>


Aufgeregte «Beachboys» zur blauen Stunde.<br />

The Luxury Way of Life | 277


travel<br />

«Angel» am Pier in Jaffa. 100 x 150 cm, C-Print auf Aludiabond.<br />

SHORTCUT<br />

Kiki Kausch lebt in Berlin.<br />

Aktuelle Ausstellung bis Ende <strong>2013</strong> in München:<br />

Rilano Bar im Lenbach Palais<br />

www.kikikausch.com<br />

278 | <strong>PRESTIGE</strong>


kolumne<br />

Von der Faszination der Edelsteine<br />

Was beflügelt eigentlich die<br />

Menschen, etwas besitzen zu<br />

wollen, was andere oder viele andere<br />

nicht haben? Das absolute<br />

Statussymbol war seit jeher ein<br />

hochherrschaftliches Haus zum<br />

Imponieren. Der Sonnenkönig<br />

fühlte sich im Louvre eines Tages<br />

zu eingeengt und liess kurzerhand<br />

Schloss Versailles bauen.<br />

So absurd es scheinen mag, ein<br />

Amerikaner namens David Siegel<br />

versuchte doch tatsächlich, sich<br />

in Florida eine Kopie von Schloss Vera Dillier<br />

Versailles nachzubauen, ein bisschen<br />

kleiner zwar, aber immer noch völlig überdimensioniert<br />

als Wohnhaus für ihn und seine zehnköpfige<br />

Familie. Es sollte mit 9000 Quadratmetern Wohnfläche<br />

das grösste Einfamilienhaus Amerikas werden.<br />

Aber dann kam 2008 die Wirtschaftskrise und aus<br />

war der Traum – unvollendet blieb der Bau. In der<br />

faszinierenden Langzeit-Dokumentation über 5 Jahre,<br />

«The Queen of Versailles», sieht man zu Beginn der<br />

Reportage den stolzen Besitzer und seine extravagante<br />

dritte Gemahlin Jackie, eine ehemalige Schönheitskönigin,<br />

mit ihren acht verwöhnten Kindern in<br />

ihrem «alten» Haus (2600 m 2 Wohnfläche und 19 Angestellte).<br />

Sie klagt der Reporterin affektiert: «Dieses<br />

Haus hier platzt aus allen Nähten.» Weshalb sie nun<br />

Versailles bauten. «Wir benötigen einfach mehr Platz!»<br />

Während der Wirtschaftskrise strichen ihnen die Banken<br />

plötzlich alle Kredite und man musste auch bis auf<br />

zwei Thailänderinnen das ganze Hauspersonal entlassen.<br />

Danach herrschte im ganzen Haus das nackte<br />

Chaos. Irgendwann im Laufe des Filmes hat man nur<br />

noch echtes Mitleid mit der Hausfrau, die verzweifelt<br />

versucht, das riesige Haus und ihre grosse Familie<br />

irgendwie zusammen zu halten, was ihr aber nicht<br />

gelingt. Sie versucht sich beim Kochen, der Mann verschanzt<br />

sich genervt in seinem Büro, die verwöhnten<br />

Gören lamentieren, dass sie keinen Chauffeur mehr<br />

haben, der sie herumfährt. Diesen Herbst soll nun ihr<br />

nicht fertig gebautes «Versailles» versteigert werden.<br />

Vor Jahren war ich von Baron und Baronesse Portanova<br />

in ihr Haus «Arabesques» in Acapulco eingeladen.<br />

Auch dieses – vom James Bond-Film «Licence<br />

to kill» bekannte Haus – war völlig überdimensioniert.<br />

Um die private Villa zu bewirtschaften, brauchten sie<br />

tatsächlich 68 feste Hausangestellte, davon allein<br />

vier ausgebildete Elektriker. Ich fand das alles wunderschön,<br />

aber alles andere<br />

als gemütlich. Natürlich war es<br />

faszinierend, wenn auf Knopfdruck<br />

aus Felsen Wasserfälle<br />

raussprudelten und anstatt eines<br />

Liftes eine Drahtseilbahn<br />

rauf und runter fuhr, damit man<br />

die verschiedenen Etagen des<br />

an ein Hang gebauten Hauses<br />

bequem erreichen konnte. Das<br />

reizende Paar liebte es, illustre<br />

Gäste zu empfangen – der ganze<br />

Jetset fand sich jeweils dort<br />

ein. Als Sandra Portanova mein<br />

doch leicht verblüfftes Gesicht<br />

beim Anblick der überdimensionierten Räume sah, lächelte<br />

sie mich schalkhaft an und kokettierte: «Weisst<br />

du, Vera, ich habe mir das ganze in Fuss (30 cm) vorgestellt.<br />

Der Architekt aber dachte in Yards (90 cm).<br />

Jetzt ist es halt dreimal so gross geworden.» Nach<br />

dem frühen Tod des charmanten und schwerreichen<br />

Ehepaars ist das Haus 2004 verkauft worden und<br />

dient heute als Hotel.<br />

Der moderne, junge Mensch von heute denkt da ganz<br />

anders: Eine grosszügige Wohnung an einer In-Lage<br />

ist viel trendiger. Man schliesst sie ab, verreist und geniesst<br />

seine Freiheit.<br />

Und wie ist es mit anderen Statussymbolen? Beim<br />

Luxussportwagen wird man schnell zum Fussgänger,<br />

wenn man nur einmal zu rasch fährt: Eine der vielen<br />

Radarfallen bekommt das bestimmt mit. Der ungetrübte<br />

Neid ist einem auch nicht mehr gewiss. Mit<br />

sündhaft teuren Uhren oder Schmuck à la Liz Taylor<br />

kann man sich nur noch in Luxus-Reservaten frei bewegen,<br />

sonst ist es zu gefährlich. Zum Glück bleibt<br />

noch die Mode, wo sich Reiche und weniger Reiche<br />

mit Designermode und Luxustäschchen à la Vuitton,<br />

Gucci oder Tom Ford eindecken können. Ausstaffiert<br />

mit solchen Statussymbolen kann nun jede und jeder<br />

in ach so vornehme Läden wie die von «Nespresso»<br />

gehen, wo ihnen die Auswahl von Kaffee-Kapseln von<br />

hochnäsigen Verkäuferinnen so zelebriert wird, als<br />

wenn es sich um den Kauf von wertvollen Diamanten<br />

handeln würde.<br />

Fazit: Die klassischen Statussymbole sind auch nicht<br />

mehr das, was sie mal waren. Freiheit und Unabhängigkeit<br />

des Einzelnen sind als Statussymbole wichtiger<br />

geworden.<br />

The Luxury Way of Life | 279


Rubriken<br />

top<br />

events<br />

280 | <strong>PRESTIGE</strong>


Die<br />

Topelite<br />

DES<br />

Sports<br />

Golf der Spitzenklasse in der Walliser Bergwelt<br />

Das Omega European Masters ist eines der<br />

prestigereichsten und traditionellsten<br />

europäischen Professional Golfturniere.<br />

Das im Herzen der Schweizer Alpen gelegene<br />

Crans-Montana bietet mit seinem Golfclub<br />

Crans-sur-Sierre ohne Zweifel den spektakulärsten<br />

Austragungsort der PGA European Tour.<br />

Yvonne Beck<br />

Omega European Masters / Hervé Deprez<br />

The Luxury Way of Life | 281


Top Events of Switzerland<br />

WWo genau die Wiege des Golfsports stand, ist ungewiss. Keine<br />

andere Sportart feiert und zelebriert ihre eigene Geschichte so<br />

wie der Golfsport, keine hält die Tradition so hoch. Und das, obwohl<br />

bis heute nicht als gesichert gilt, ob es tatsächlich holländische<br />

Edelleute waren, die um 1295 ihre Freizeit mit der Urform des Golfspiels<br />

verbrachten, oder ob nicht schon die alten Römer ähnliche Spiele kannten.<br />

Oder ob nicht das, was dem heutigen Golf am nächsten kommt, tatsächlich<br />

doch in Schottland erfunden wurde. Sicher ist jedoch: Keine zweite Sportart<br />

hat sich, was Ausrüstung und Material angeht, so sehr technologisch und<br />

rasant nach vorne entwickelt, ohne dabei das Interesse an der eigenen Vergangenheit<br />

zu verlieren.<br />

Die Geschichte der Europaen Masters, dem früheren Swiss Open<br />

Auf eine lange und traditionsreiche Geschichte blickt auch das Omega European<br />

Masters zurück. Erstmals wurde das Turnier – unter dem Namen<br />

Swiss Open – im Jahr 1923 ausgetragen. Zu dieser Zeit existierten in der<br />

Schweiz erst elf Golfclubs. Der Älteste unter ihnen, der 1898 gegründete<br />

Engadin Golf Samedan, führte die ersten drei Swiss Open durch. Bis ins<br />

Jahr 1938 fand das Turnier wechselweise in Luzern, Lausanne, Samedan<br />

und Zürich Zumikon statt.<br />

Der Golfclub Crans-sur-Sierre übernahm die Organisation des Swiss Opens<br />

über 72 Löcher erstmals 1939. Infolge des Zweiten Weltkrieges wurde das<br />

Turnier von 1940 bis 1947 nicht ausgetragen. Seit 1948 fand das Swiss Open,<br />

das 1983 zum European Masters aufgewertet wurde, seinen ständigen Austragungsort<br />

im Golfclub Crans-sur-Sierre. Der Italiener Ugo Grappasonni<br />

gewann das erste Nachkriegs-Open und doppelte im Jahr 1952 nach. Die<br />

italienischen Pros, wie der unvergessliche Aldo Casera (1950), Alfonso Angelini<br />

(1957 und 1966) und Roberto Bernardini (1968 und 1969), prägten mit<br />

ihren Erfolgen die Geschichte des Swiss Opens bis Ende der Sechzigerjahre.<br />

Erst 1997 triumphierte mit Costantino Rocca wiederum ein Italiener. Obwohl<br />

regelmässig berühmte Namen wie beispielsweise Dai Rees, Harold Henning,<br />

Bob Charles, Peter Townsend oder Graham Marsh auf der Siegerliste<br />

standen, durchlebte das Swiss Open von Mitte der Sechziger- bis Ende der<br />

Siebzigerjahre recht schwierige Zeiten, weil in England gleichzeitig ein Konkurrenzturnier<br />

stattfand. Ein nicht immer befriedigendes Teilnehmerfeld und<br />

Schwierigkeiten in der Finanzierung führten 1978 zur Turnier-Reorganisation<br />

und gezielter Sponsorensuche. Doch die Zeiten änderten sich schnell. Bereits<br />

1979 wurde jedes Loch des Parcours von einem Sponsor unterstützt, das<br />

Budget überstieg 400’000 Franken und ausländische Pros von Rang und Namen<br />

nahmen teil. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich das Swiss Open<br />

immer weiter bis hin zu einem der bekanntesten und prestigeträchtigsten Turniere<br />

der PGA European Tour.<br />

Zum 67. Mal auf dem Walliser Hochplateau<br />

In diesem Jahr fand das Omega European Masters vom 5. bis 8. September<br />

in Crans-Montana statt, wie immer mit einem kontrastreichen Teilnehmerfeld<br />

von Golflegenden über Turniersiegern aus aller Welt bis zu Supertalenten.<br />

Die 156 Spieler kämpften um das um 100’000 Euro erhöhte Preisgeld<br />

von 2,2 Millionen Euro. Zu den Turnier-Aushängeschildern <strong>2013</strong> zählten die<br />

Major-Sieger Padraig Harrington (Irl; British Open 2007 und 2008 sowie US<br />

PGA Championship 2008) und Darren Clarke (NIrl; British Open 2011), Miguel<br />

Angel Jiménez (Sp; zum 25. Mal in Folge in Crans-Montana mit Sieg in<br />

2010), Richard Sterne (SA; dank bisher bester Saison aktueller Vierter in<br />

282 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 283


der europäischen Preisgeldliste), Matteo Manassero (It; mit Triumph im BMW<br />

PGA Championship <strong>2013</strong> und 5. im Europaranking), Branden Grace (SA; 6.<br />

im Europaranking), Thomas Björn (Dä; 18 Jahre auf der European Tour mit 41<br />

Top-3 Plätzen, darunter Crans-Sieg 2011), Paul Casey (Eng; mit beachtlichem<br />

Comeback nach Snowboard-Unfall), Paul Lawrie (Scho; im 27. Jahr als Berufsspieler<br />

mit unvergesslichem British Open-Sieg 1999), Richie Ramsay (Scho;<br />

Masters-Titelverteidiger 2012), Michael Campbell (Nzl; Major-Gewinner US<br />

Open 2005) sowie Ye Wocheng (12-jähriges chinesisches Golf-Wunderkind,<br />

jüngster Spieler, der je am Omega European Masters teilgenommen hat).<br />

Seit 2009 ist das Omega European Masters das erste europäische Turnier,<br />

das mit der Asian Tour eine Verbindung eingeht und den 30 besten asiatischen<br />

Professionals die Möglichkeit gibt, sich mit ihren Kollegen aus Europa<br />

und anderen Kontinenten zu messen. Das leistet einen weiteren, grossen<br />

Beitrag zur vielversprechenden Mischung des Teilnehmerfelds. An der Spitze<br />

des asiatischen 30er-Kontingents stehen der Thailänder Kiradech Aphibarnrat,<br />

als klarer Leader in der Jahreswertung der Asian Tour, der zweitklassierte<br />

Gaganjeet Bhullar (Ind) und Thongchai Jaidee (Thai; 17. im Europaranking).<br />

Von den Schweizer Professionals erhielten einen Startplatz: Martin Rominger,<br />

Ken Benz, Damian Ulrich, Raphaël de Sousa und Fredrik Svanberg.<br />

Fantastische Ergebnisse & Rekorde<br />

Die eindrucksvolle Geschichte des Swiss Open resp. European Masters weist<br />

zahlreiche Rekorde auf. So brauchte der Spanier José Maria Cañizares 1978<br />

nur 27 Schläge für neun Löcher. Dieselbe Leistung wurde in den folgenden<br />

Jahren drei Mal erreicht: von Joakim Haeggman (1977 Alfred Dunhill Cup)<br />

und Robert Lee (1985 Johnnie Walker Monte Carlo Open und 1987 Portuguese<br />

Open). Baldovino Dassu war der erste Spieler, der 1971 die «magic<br />

60» in der European Tour erreichte. Seitdem wurde diese Leistung neun Mal<br />

erzielt. Im Jahre 1996, als er sich auf dem Weg zum Sieg in Crans-Montana<br />

befand, erzielte Colin Montgomerie das niedrigste 36-Loch-Resultat in der<br />

Geschichte der European Tour 124 (-18) und besiegte so Sam Torrace um 4<br />

Schläge. Noch beachtlicher ist Anders Forsbrands Resultat aus dem Jahre<br />

1987, als der Schwede die letzten 54 Loch in 192 (-24) spielt. Damit stellte<br />

er einen neuen Tour-Rekord auf. Dank seinem Wire-to-wire-Sieg 1984 konnte<br />

der Kanadier Jerry Anderson seinen Namen ins Rekordbuch eintragen.<br />

Sein 72-Loch-Resultat von 27 unter Par bleibt noch immer das beste Total<br />

unter Par. Eines der spektakulärsten Finishs der European Tour fand jedoch<br />

1992 statt, als Jamie Spence die letzte Runde mit zehn Schlägen unter Par<br />

im Rückstand startet und es ihm dank Können und Glück gelang, Anders<br />

Forsbrand im Play-off zu schlagen. Hiermit erzielte er das grösste Comeback<br />

eines Siegers in der letzten Runde und egalisierte Neil Coles’ Rekord beim<br />

Players Championship Turnier 1977.<br />

Diese und viele andere Geschichten machten die Omega European Masters<br />

zu dem, was sie sind: eins der prestigeträchtigsten Turniere der Welt.<br />

Was macht diesen Erfolg aus?<br />

Das Turnier ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. Mit dem Umbau von<br />

vier Löchern und dem Erstellen einer «Naturtribüne» für 3 000 Zuschauer<br />

beim Loch 13 wurde der Severiano Ballesteros Championship Parcours noch<br />

spektakulärer gestaltet. So festigte das Turnier einmal mehr seine Stellung in<br />

der European Tour durch Modernisierung des Parcours. In enger Kooperation<br />

mit dem Golfclub Crans-sur-Sierre wurden seit dem letzten Turnier für<br />

284 | <strong>PRESTIGE</strong>


Top Events of Switzerland<br />

rund 2,7 Millionen Franken vier Löcher attraktiv umgebaut. Die grösste Veränderung<br />

ist die zusätzliche «Naturtribüne» beim Par-3-Loch Nummer 13 für<br />

rund 3 000 Personen. Das Grün wurde um neun Meter abgesenkt und mit<br />

Wasser umgeben. Das Fairway 10 wurde teilweise tiefer gelegt und vor dem<br />

Grün, das besser gesehen werden kann, ein strategisch gelegener, neuer<br />

See angelegt. Auch beim Loch 12 kommt Wasser ins Spiel: Direkt vor dem<br />

Grün wurde ein See von 400 Quadratmetern gebaut, was den zweiten Schlag<br />

wesentlich erschwert. Für die Berufsspieler ebenfalls schwieriger zu spielen<br />

ist jetzt das Loch 17, bei dem ein neu angelegter Bach das Fairway durchquert.<br />

In den nächsten drei Jahren sollen weitere 2,5 Millionen Franken in den<br />

Umbau der Löcher 1, 2, 4, 5 und 9 investiert werden.<br />

Zum Erfolg und Renommee der Omega European Masters tragen sicherlich<br />

die Schönheit des Hauptplateaus von Crans-Montana mit dem beeindruckenden<br />

Alpenpanorama, die herzliche Gastfreundschaft und die einzigartige<br />

Ambiance bei. Hinzu kommt die grossartige Unterstützung und Treue einer<br />

ganzen Reihe von renommierten Sponsoren. Das ehemalige Swiss Open und<br />

jetzige Omega European Masters ist zu einem internationalen Grossanlass<br />

sowohl in sportlicher als auch in wirtschaftlicher und touristischer Hinsicht<br />

herangewachsen. Kurz: Golf at it’s Best!<br />

Facts & Figures<br />

Omega European Masters <strong>2013</strong><br />

Das 79. Open Suisse de Golf ist zum 67. Mal in Crans-sur-Sierre<br />

ausgetragen worden. Es ist das zweitgrösste Sportevent der Schweiz.<br />

Das erste Turnier: 1923<br />

Die meisten Siege 3:<br />

Alex Ross, 1923, 25, 26<br />

Auguste Boyer, 1930, 34, 35<br />

Dai Rees, 1956, 59, 63<br />

Harold Henning, 1960, 64, 65<br />

Seve Ballesteros, 1977, 78, 89<br />

Jüngster Sieger: Severiano Ballesteros, 1977, 20<br />

Ältester Sieger: Eduardo Romero, 2000, 46<br />

Niedrigster Score: 60 (-12), Jamie Spence,<br />

1992; 60 (-11), Baldovino Dassu, 1971<br />

Preisgeld: Mit 2,2 Millionen Euro das grösste Preisgeld der Schweiz<br />

Budget: 10 Millionen Franken<br />

Titelsponsor: Omega (seit 2001)<br />

The Luxury Way of Life | 285


Olympia<br />

an<br />

einem<br />

Abend<br />

Bei «Weltklasse Zürich» ist der Name Programm –<br />

seit 85 Jahren. Vom «White Lightning»<br />

bis zum «Lightning Bolt»: Die schnellsten<br />

Menschen unseres Planeten bescherten<br />

dem Letzigrund manche Sternstunde, egal über<br />

welche Distanz.<br />

Manuel Stocker<br />

286 | <strong>PRESTIGE</strong>


AAls das erste Flugzeug am 14. Oktober 1947 die Schallmauer<br />

durchbrach, war Armin Hary zehn Jahre alt und das «Amerikaner-<br />

Meeting» auf dem Letzigrund erst wieder am Aufblühen. Nichts<br />

deutete darauf hin, dass aus der Fügung, Weltklasseathlet und<br />

«Weltklasse Zürich», dereinst ein «Urknall» hervorgehen würde. – Diese<br />

Fügung den Ausgangspunkt einer neuen sporthistorischen Zeitrechnung<br />

markieren sollte.<br />

Armin Hary: Der erste 10,0-Sekundensprinter<br />

9,90, 9,95 und 10,00 Sekunden zeigten die Uhren am 21. Juni 1960 in Zürich<br />

an, als sich der 23-jährige Deutsche nach 100 Metern ins Ziel warf.<br />

Für einen Augenblick schien die Welt stillzustehen. Zum ersten Mal in der<br />

Geschichte durchmass ein Mensch die prestigeträchtige Distanz in blanken<br />

10,00 Sekunden. Handgestoppt. «The White Lightning», wie die angelsächsische<br />

Presse den späteren Olympiasieger von Rom nannte, hatte auf<br />

dem Letzigrund eingeschlagen. Mit einer derartigen Wucht, dass die Jury<br />

im Nachgang einen Fehlstart monierte. Der gelernte Feinmechaniker soll in<br />

den Schuss «gefallen» sein.<br />

35 Minuten später kamen die 14’122 Zuschauer deshalb erneut in den Genuss,<br />

den «weissen Blitz» mit eigenen Augen zu sehen. Diesmal wurde<br />

Hary in 10,00, 10,00 und 10,10 gestoppt. Ein Moment für die Ewigkeit, eingefangen<br />

von einer 16 mm-Kamera des Schweizer Fernsehens, welches<br />

das Meeting anderntags in einem Kurzbeitrag ausstrahlte. «Ich bin noch<br />

nie auf einer so schnellen Bahn gelaufen», bekannte Deutschlands Sprinter<br />

des Jahrhunderts, «nach Martin Lauers Rekordläufen im vergangenen<br />

Jahr wusste ich, hier oder nie läufst du Weltrekord.»<br />

Martin Lauer: Der erste Weltrekordhalter in Zürich<br />

Harys Landsmann, Martin Lauer, war der erste Athlet gewesen, der das<br />

ab 1959 verwendete Gütesiegel «Weltklasse Zürich» mit einem Weltrekord<br />

versah – und zwar gleich doppelt. Am 7. Juli nutzte der Atomphysikstudent<br />

die kalifornische Hochwetterlage und die sorgfältig präparierte Rotgrundbahn<br />

für 13,20 Sekunden über 110 m Hürden und 22,50 Sekunden über<br />

200 m Hürden. Zusammen mit Hary begründete der spätere Hitparadensänger<br />

den Ruf der Zürcher «Piste magique». Lauers Lohn: 20 Prozent Rabatt<br />

auf eine Schweizer Uhr. Leichtathleten unterstanden damals noch den<br />

strengen Amateurbestimmungen und hatten lediglich Anspruch auf Kost<br />

und Logis. Gleichwohl gelang es den Zürcher Organisatoren, die Besten<br />

der Besten, die Crème de la Crème, der weltumspannendsten Sportart auf<br />

den Letzigrund zu locken. Von Anfang an.


Armin Hary<br />

Paavo Nurmi: Die erste Sportikone zu Gast<br />

Man schrieb den 12. August 1928, als die Geburtsstunde des internationalen<br />

Meetings des Leichtathletikklubs Zürich schlug. Knapp vier Jahre nach dem<br />

Spatenstich zur Errichtung einer Aschenbahn auf dem Letzigrund konnten<br />

die Veranstalter dem Schweizer Publikum den grössten Läufer jener Epoche<br />

präsentieren: Paavo Nurmi. Die erste Sportikone des 20. Jahrhunderts hatte<br />

alle Weltrekorde von einer Meile bis 10’000 m inne und in Amsterdam über die<br />

25 Stadionrunden just sein neuntes Olympiagold gewonnen.<br />

In Zürich vermochte der schweigsame Finne die 3 000 Schaulustigen in den<br />

Bann zu ziehen – nicht mit markigen Sprüchen, sondern allein kraft seiner<br />

Beine. Die Stoppuhr in der rechten Hand, gewährte er den fünf nationalen Mitstreitern<br />

einen Vorsprung von 250 bis 300 m und schaffte es dennoch scheinbar<br />

mühelos, alle zu passieren. Das «Nurmi-Meeting» ging als erster nennenswerter<br />

internationaler Leichtathletikanlass in die Schweizer Sportannalen<br />

ein. «Es war der kühne Sprung aus der Steinzeit ins Mittelalter des Sports»,<br />

schrieb Walter Lutz vor einer Dekade anlässlich des Zürcher 75-Jahr-Jubiläums.<br />

Als Nurmi 1973 starb, war «Weltklasse Zürich» nach dreijähriger Pause<br />

in der Moderne angelangt. Im selben Jahr hatte Andreas «Res» Brügger die<br />

Meetingleitung übernommen und damit eine neue Ära eingeläutet.<br />

Coe und Szewinska: Vom Stadion in die Politik<br />

«Olympia an einem Abend» hiess fortan die Formel, kurz und bahnbrechend.<br />

Sie hat sich bis in die Gegenwart gehalten. «Weltklasse Zürich» ist in<br />

den vergangenen Jahrzehnten zum Branchenprimus der leichtathletischen<br />

Eintagesveranstaltungen aufgestiegen, zum Epizentrum der olympischen<br />

Kernsportart. «Zürich ist einfach das Meeting des<br />

Jahres, ja sogar das Ereignis der Saison», liess<br />

sich Sebastian Coe während seiner Aktivzeit zitieren.<br />

Der Brite triumphierte fünfmal auf dem<br />

Letzigrund, davon zweimal in Weltrekordzeit über<br />

1 500 m und die Meile. Später startete Coe eine<br />

Laufbahn als Politiker und Sportfunktionär – unter<br />

anderem als Vizepräsident des Leichtathletik-<br />

Weltverbandes und Vorsitzender der Olympischen<br />

Spiele 2012 in London.<br />

Eine andere Athletin, welche von der Tartanbahn<br />

aufs politische Parkett gewechselt hat, ist das<br />

IOC-Mitglied Irena Szewinska. Für die erste Frau,<br />

die den polnischen Leichtathletik-Verband präsidierte,<br />

war «Weltklasse Zürich» schlicht «das beste<br />

Leichtathletik-Meeting». Die dreifache Olympiasiegerin<br />

und zehnfache Sprintweltrekordhalterin<br />

errang zwischen 1966 bis 1978 neun Siege bei<br />

neun Teilnahmen. Mehr sollte nur noch die 800<br />

m-Queen, Maria Mutola, mit zwölf Siegen in Serie<br />

schaffen, wobei die «Grande Dame des Sprints»,<br />

Merlene Ottey, mit 17 Starts nach wie vor alleinige<br />

Rekordteilnehmerin ist. Bei den Männern schwingt<br />

«King» Carl Lewis mit 16 Teilnahmen und acht Siegen<br />

obenaus.<br />

288 | <strong>PRESTIGE</strong>


Top Events of Switzerland<br />

Martin Lauer<br />

Paavo Nurmi<br />

Sebastian Coe<br />

The Luxury Way of Life | 289


Top Events of Switzerland<br />

Haile Gebrselassie<br />

Haile Gebrselassie: Der Kleinste ist der Grösste<br />

Immer wieder erwiesen sie «Weltklasse Zürich» ihre Reverenz, Athleten, die<br />

sich von der Masse abhoben – durch ihre Erfolge, aber noch mehr durch<br />

ihre Persönlichkeit. Eine solche Persönlichkeit ist Haile Gebrselassie. Der 164<br />

Zentimeter kleine Äthiopier mit dem langen Atem und dem grossen Herzen<br />

wuchs als achtes von zehn Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Dies<br />

hielt ihn jedoch nicht davon ab, 26 Weltrekorde zu tilgen und den Langstreckenlauf<br />

zu revolutionieren. Es war der 16. August 1995, als Gebrselassie das<br />

Rennen seines Lebens lief und die Weltbestmarke über 5 000 m pulverisierte.<br />

Beinahe elf Sekunden war der «Wunderläufer» schneller als der Kenianer<br />

Moses Kiptanui zuvor. – Der Kleinste war der Grösste.<br />

Das galt gleichermassen für den 13. August 1997. An diesem Datum erlebte<br />

«Weltklasse Zürich» seine berauschendste Nacht: drei Welt-, zwei Europa-,<br />

15 Landes- und zwei Juniorenweltrekorde. Das hatte es noch nie gegeben.<br />

Zuerst entthronte Wilson Boit Kipketer seinen Vorgänger Kiptanui auf der Hindernisdistanz,<br />

dann riss Wilson Kipketer Sebastian Coes «Jahrhundert-Bestmarke»<br />

über 800 m an sich, und zum Abschluss verwandelte König «Haile»<br />

den Letzigrund über 5 000 m abermals in einen Hexenkessel. Sein Charisma<br />

und sein «ewiges» Lächeln machten aus ihm einen der beliebtesten Sympathieträger.<br />

– Ein Star, der sich und seinem Land treu geblieben ist. Dank seiner<br />

Popularität könnte der Geschäftsmann und Dauer(b)renner bald auch in der<br />

Politik Fuss fassen: als Präsident Äthiopiens.<br />

Isinbayeva und Bolt: Stabstern und Jamaika-Blitz<br />

Den Status einer «Zarin» geniesst bereits die Russin Yelena Isinbayeva. Die<br />

zweifache Olympiasiegerin, dreifache Weltmeisterin und 30-fache Weltrekordhalterin<br />

im Stabhochsprung hat ihre Disziplin –<br />

ähnlich wie Gebrselassie – in eine neue Dimension<br />

geführt. Über ein Jahrzehnt leuchtete sie als Fixstern<br />

am Stabhochsprunghimmel. 2009 verzauberte<br />

sie ihre Fans mit dem 25. und vorerst letzten<br />

Weltrekord auf dem Letzigrund. Dank ihres Glamourfaktors<br />

stellte die «Königin der Lüfte» sogar<br />

ihr männliches Pendant, den achtfachen Zürich-<br />

Sieger und 27-fachen Weltrekordhalter, Sergey<br />

Bubka, in den Schatten.<br />

An einem kommt indes auch Isinbayeva nicht<br />

vorbei: Usain Bolt. Der sechsfache Olympiasieger<br />

und achtfache Weltmeister hält in Zürich den<br />

inoffiziellen Weltrekord der längsten Ehrenrunde.<br />

2006, drei Tage vor seinem 20. Geburtstag, betrat<br />

der bis dato jüngste Juniorenweltmeister den altehrwürdigen<br />

Letzigrund zum ersten Mal (Zweiter<br />

über 200 m). 2007 – im neuen Stadion – setzte<br />

er seine Aufwartung fort, ehe sein kometenhafter<br />

Aufstieg zum schnellsten Erdenbürger, zur lebenden<br />

Legende, begann. Bejubelt vom «besten Publikum<br />

der Welt», zischte der Jamaika-Blitz <strong>2013</strong><br />

zum sechsten Mal über die «Piste magique». Anders<br />

als der weisse Blitz Hary bedurfte «Lightning»<br />

Bolt nicht einmal eines Urknalls, um seine Gegner<br />

zu überstrahlen.<br />

290 | <strong>PRESTIGE</strong>


Yelena Isinbayeva<br />

Usain Bolt<br />

SHORTCUT<br />

Gründungsjahr 1928<br />

Veranstaltungsort Stadion Letzigrund Zürich<br />

Anzahl Besucher 25’000 (ausverkauft)<br />

Anzahl TV-Zuschauer 21,3 Mio. (weltweit)<br />

Anzahl Athleten über 200 Topathleten aus allen fünf Kontinenten<br />

Anzahl Medienschaffende über 400<br />

Anzahl Helfer 450<br />

Anzahl Disziplinen 17 (Final der IAAF Diamond League), 12 weitere nationale und internationale Wettkämpfe im Programm.<br />

Anzahl Weltrekorde 25 (letzter 2009 durch Stabspringerin Yelena Isinbayeva / 5,06 m)<br />

Side-Events vor und nach dem Meeting: «Jugend trainiert mit Weltklasse Zürich» an elf verschiedenen Orten (Deutschschweiz und<br />

Tessin); «Weltklasse Zürich im Hauptbahnhof» mit Kugelstossen; Schweizer Final des UBS Kids Cups mit internationalen Topathleten.<br />

Eine Auswahl der Athleten, die bereits am Meeting gestartet sind: Paavo Nurmi, Martin Lauer, Armin Hary, Irena Szewinska, Alberto<br />

Juantorena, Sebastian Coe, Evelyn Ashford, Edwin Moses, Carl Lewis, Sergey Bubka, Merlene Ottey, Michael Johnson, Lars Riedel,<br />

Hicham El Guerrouj, Heike Drechsler, Maria Mutola, Haile Gebrselassie, Yelena Isinbayeva, Allyson Felix, Usain Bolt.<br />

www.welktlassezuerich.ch<br />

The Luxury Way of Life | 291


W<br />

vorschau volume 29<br />

Tischlein deck dich!<br />

Wenn Gäste kommen, darf es gerne etwas schicker und die Tafel perfekt eingedeckt<br />

sein – gerade in der Adventszeit. Doch was gehört alles auf den richtig<br />

gedeckten Tisch und welcher Hersteller verkörpert den feierlichen Glanz<br />

am besten? <strong>PRESTIGE</strong> zeigt Ihnen, wie man es richtig macht, damit auch Ihr<br />

Weihnachtstisch im besten Licht erstrahlt. Denn an den Feiertagen gehört<br />

edles Porzellan und Silberbesteck zum guten Ton.<br />

Equine Beauty<br />

Die sagenumwobene und vielschichtige Beziehung zwischen Menschen und<br />

Pferden gibt es seit Jahrtausenden. Die charakteristische Mischung aus Anmut<br />

und Stärke und die geschmeidige Schönheit des Pferdes werden vom<br />

Menschen seit langer Zeit analysiert, bewundert und künstlerisch festgehalten.<br />

So wundert es nicht, dass edle Pferderassen ein Vermögen kosten können.<br />

Dass das älteste Gestüt Europas jedoch in der Schweiz liegt und von<br />

Mönchen betrieben wird, ist den meisten unbekannt.<br />

Wohnen, wo andere Ferien machen<br />

Das Engadin ist bekannt für seine atemberaubende Bergkulisse, Luxushotels<br />

und die Haute-Volée, die hier im Winter zusammenkommt. Doch wie sieht es<br />

in den Chalets aus? Ob rustikal, traditionell oder elegant – die Einheimischen<br />

und Wahl-Schweizer zeigen Gespür für Einrichtung. Wir öffnen für unsere Leser<br />

einige dieser Türen und zeigen den Engadiner Mountain Style und andere<br />

Chalets der Spitzenklasse.<br />

Publisher Francesco J. Ciringione | Owner Prestige Media AG, prestigemedia.ch | Publishing Director Boris Jaeggi / b.jaeggi@prestigemedia.ch | Editor in Chief Yvonne Beck /<br />

y.beck@prestigemedia.ch | Art Director & Head of Production Nicole Senn / n.senn@prestigemedia.ch | Graphic Design Stephanie Rosenblatt, Valerie Asal | Editors Yvonne<br />

Beck, Georg Lutz, Walter Bollier, Gisbert L. Brunner, Vera Dillier, DJ Antoine, Kathrin Eckhard, Wilhelm J. Grusdat, Lone Halvorsen, Dr. Thomas Hauer, Boris Jaeggi, Valeska Jansen,<br />

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Christine Hinnen, Gabriella Cirillio, Manuel Stocker, Christian Hirsig, Roberto La Pietra, Christian Martin, Philipp Steinberger | Sales Virginie Vincent / v.vincent@prestigemedia.ch |<br />

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Martin Parr, Thames & Hudson, Chopard, Markus Hofmann, Dr. Thomas Hauer, Rhone-Alpes Tourismus, Salon du Chocolat, Max Chocolatier, Killian Hennessy, Alta Aesthetica, Walter<br />

Schärer, Relais & Châteaux, Ruinard, Piet Hein Eek, Front Design, Kiki Kausch, Thai Airways, Gabriella Cirillio, Weltklasse Zürich, Omega European Masters, cisco, Bilddatenbank. Alle<br />

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