PRESTIGE_03_2013_WEB
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28<br />
LIMITED EDITION auTuMN <strong>2013</strong><br />
CULTURE<br />
TRAVEL<br />
LIVING<br />
DRIVE STYLE<br />
BEAUTY<br />
FASHION<br />
Culinarium<br />
FINANCE<br />
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The Luxury Way of Life | 1
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Rubriken
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The Luxury Way of Life | 7
Rubriken<br />
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The Luxury Way of Life | 9
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The Luxury Way of Life | 11
Rubriken<br />
12 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken
inhalt<br />
CULTURE<br />
25 Knackig. Kühn. Klug<br />
Nicole Kidman<br />
36 Artisan Atelier<br />
Höchste Kreativität trifft auf präzise Handwerkskunst<br />
36<br />
25<br />
42 coffee table books<br />
Von Art Deco bis Royal Edition<br />
44 Drache, Tiger und Kirschblüten<br />
Yakuza<br />
50 Unterwegs von Chur nach Tirano<br />
Mit Rolf Sachs<br />
56 Baloise Session <strong>2013</strong><br />
Unvergessliche und unkonventionelle Konzerte<br />
60 Schrecklich schöne Aufnahmen<br />
Der Fotograf Martin Parr<br />
50<br />
fashion<br />
69 obi<br />
Kunst, Tradition und Markenzeichen<br />
78 Die Schweiz ALS MODelanD<br />
Mehr als Käse<br />
69<br />
88 chopard<br />
94 Rolls-Royce<br />
104 fashion shortcuts<br />
Für echte Kerle und Pfützenspringer<br />
110 New Look<br />
Revival einer Silhouette<br />
110<br />
14 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 15
inhalt<br />
WATCHEs & JEWELLERY<br />
117 Die Blaue Stunde<br />
Zifferblätter à la Yves Klein<br />
128 Raritäten der Uhrenwelt<br />
Bergkristall und feinste Goldschmiedearbeit<br />
128<br />
117<br />
CULINARIUM<br />
135 Unterwegs in Frankreichs Speisekammer<br />
Geniesserregion Rhône-Alpes<br />
146 Die süsse Versuchung<br />
Ein kleines Stückchen Glück<br />
156 Sag es mit Schokolade<br />
Süsser Herbst mit feiner Schokolade<br />
135<br />
160 food news<br />
146<br />
Beauty<br />
163 gefährliche Liebschaften<br />
Duftoeuvre by Kilian<br />
172 Handlesen<br />
Samtpfoten erwünscht<br />
178 Die Privatklinik<br />
Alta Aesthetica kennt kein Sommerloch<br />
182 Der Luxus-Parfumeur<br />
Alberto Morillas<br />
163<br />
182<br />
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inhalt<br />
DRIVE STYLE<br />
202<br />
193 Wo Männer zu Legenden wurden<br />
Pikes Peak<br />
202 Auf den Spuren des Glücks<br />
Harley Davidson meets Relais & Châteaux<br />
living<br />
213 Der Recycling-Designer<br />
Piet Hein Eek<br />
218 living news<br />
220 No commercial<br />
Front Design<br />
213<br />
220<br />
finanCE<br />
228 Teilen heisst der Trend<br />
Die neuen Formen der Unterstützungsökonomie<br />
234<br />
240<br />
232 Sich als Einheimischer fühlen<br />
Gelungener Urlaub aus privater Hand<br />
234 Mojito-Zahnpaste von Kunden erfunden<br />
Crowdsourcing – ein neuer Heilsbringer?<br />
240 Unternehmensinnovationen<br />
Die neue Kultur des Teilens<br />
242 Neue Perspektiven<br />
Finanzierungsplattform für Crowdfunding<br />
travel<br />
247 Viva Las Vegas<br />
Gambler Paradise<br />
252 big City Symphony<br />
Der Reiz der Grossstadt<br />
262 Die Traditionelle Thai-Massage<br />
Kunst der heilsamen Berührung<br />
268 Tel Aviv<br />
Durchs Objektiv der Kiki Kausch<br />
247 268<br />
18 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
DOPPELTE SICHERHEIT<br />
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1959<br />
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1961<br />
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WIDERSTANDSFÄHIGKEIT<br />
AUF GEHÄUSEBODEN<br />
DS EAGLE<br />
GMT – ZWEITE ZEITZONE (24 H)<br />
12-STUNDEN-CHRONOGRAPH<br />
The Luxury Way of Life | 19
inhalt<br />
Top Events of Switzerland<br />
281 Die Topelite des grünen Sports<br />
Omega European Masters<br />
286 Olympia an einem Abend<br />
«Weltklasse Zürich»<br />
281 286<br />
kolumnen<br />
41 DJ Antoine – Die Annehmlichkeiten des Lebens – Luxus oder Notwendigkeit<br />
67 Wilhelm J. Grusdat – Aus dem Leben eines Galeristen: Reine Geschmackssache<br />
86 Gabriel Palacios – Anleitung zum Schlaraffenlandspiel<br />
92 Tamara Wernli – «Gefällt mir!»<br />
190 Götz Winter – The Sweet Smell of Success<br />
238 Walter Bollier – Vietnam – China lagert kräftig in den Tigerstaat aus<br />
279 Vera Dillier – Statussymbole<br />
news<br />
108<br />
108 wiesn schmankerl<br />
132 womanman streetstyle<br />
170 black & gold<br />
177 hand care<br />
188 Personal Chemistry for Her<br />
189 Personal Chemistry for Him<br />
210 Bikers paradise<br />
245 It’s a Man’s World<br />
292 Vorschau & Impressum<br />
210<br />
170<br />
245<br />
20 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
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The Luxury Way of Life | 21<br />
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Rubriken<br />
22 | <strong>PRESTIGE</strong>
Vvor Ihnen liegt die neue Ausgabe des Magazins <strong>PRESTIGE</strong>. Bunt<br />
und vielfältig wie sich bald die Herbstwälder zeigen werden, so sind<br />
auch unsere Themen. Wir reisen mit Ihnen in den fernen Osten und<br />
wandern auf den Spuren der Yakuzza. – Ein mit fast 86’000 Mitgliedern<br />
grosses Verbrechersyndikat. Es gibt keinen Geschäftszweig in Japan,<br />
der nicht von den Yakuzza beherrscht wird. Zu erkennen sind sie an ihren Tätowierungen,<br />
denn seit Jahrhunderten ritzen sich Mafiamitglieder Japans ihre<br />
Zusammengehörigkeit unter die Haut. In ganz anderen leuchtende Farben<br />
zeigt sich Japans Obi, der kunstvoll drapierte, breite Bindegürtel über den<br />
Kimonos. Bis zu fünf Meter lang ist der aus schwerem Seidenbrokat gefertigte<br />
Gürtel. Seine Tradition hält er seit der Heian-Zeit (794 bis 1192) bis heute<br />
aufrecht. Ein handgefertigter Obi ist heutzutage ein echtes Luxusacessiore.<br />
Abschliessend entführen wir Sie zur Entspannung in die besten Thai-Spas der<br />
Welt – von denen eins sogar im Land der Eidgenossen anzutreffen ist.<br />
Und was bringt die Schweiz noch so hervor? Bisher hatte das Land keine grosse<br />
Tradition im Modedesign. Aus Frankreich kommt Dior, aus Italien Prada<br />
und wen hat die Schweiz? Die erstaunliche Antwort finden Sie in dieser Ausgabe.<br />
Einer, der die Schweiz besonders liebt und ihr in einer Fotoausstellung<br />
einmal mehr ein Denkmal setzt, ist Rolf Sachs, Sohn des Lebemanns Gunther<br />
Sachs. Er zeigt in seinen Bildern die schönen Seiten einer Fahrt mit der<br />
Rhätischen Bahn auf. Wem Bahnfahren zu langweilig ist, der sollte das Pikes<br />
Peak International Hill Climb, das zweitälteste Motorsportrennen der USA,<br />
besuchen. Es machte schon einige Männer zu echten Legenden.<br />
Lehnen Sie sich also genüsslich zurück, geniessen Sie einen hoffentlich wunderschönen<br />
Indian Summer und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende<br />
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The Luxury Way of Life | 23
Rubriken<br />
culture<br />
24 | <strong>PRESTIGE</strong>
Nicole<br />
Kidman<br />
Knackig.<br />
Klug.<br />
Dominique Zahnd<br />
The Luxury Way of Life | 25
Rubriken<br />
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26 | <strong>PRESTIGE</strong>
Diese noble Blässe, diese<br />
feuerroten Haare: Nicole<br />
Kidman (46) verkörpert die<br />
Eleganz des alten<br />
Hollywoods. Doch sie kann<br />
auch anders – beispielsweise<br />
als sexy Vamp verführen.<br />
Ihre Erfolgsformel?<br />
Die Australierin hat keine<br />
Angst vor intimen Rollen.
CULTURE<br />
RRegisseur Chan-Wook Park sagt: «Nicole<br />
Kidman ist egozentrisch, schwierig, arrogant<br />
und kommt immer zu spät. Hätte mir<br />
das jemand vor unserem ersten Treffen<br />
erzählt, wäre ich überhaupt nicht überrascht gewesen».<br />
Zu seiner Enttäuschung war sie das genaue<br />
Gegenteil. Die beiden drehten <strong>2013</strong> den Thriller<br />
«Stoker» miteinander. – Ein düsteres, unterhaltsames<br />
Stück Kino.<br />
Königin des Independent-Cinema<br />
Viel wird behauptet. Viel wird geschrieben. Kaum etwas<br />
davon ist wahr. Fakt ist, Kidman gehört zur Hollywood<br />
Royalty. Bestbezahlt ist sie und bereits mit<br />
einem Oscar geehrt worden. Jeder Regisseur will<br />
die Diva. Doch die 46-Jährige sagt nur zu, wenn die<br />
Rolle herausfordernd ist. Ob Kubrick, Luhrmann, Van<br />
Sant, Pollack, Von Trier oder Minghella: Sie steht regelmässig<br />
für die grössten Visionäre der Branche vor<br />
der Kamera. Blockbustermacher ignoriert sie konsequent.<br />
Kidman ging noch nie den einfachen Weg:<br />
Sie mag Parts, die sie an ihre Grenzen treiben und<br />
emotional aufwühlen. Auf der Leinwand kehrt die Australierin<br />
ihr Innerstes nach Aussen. Sie fürchtet sich<br />
auch nicht davor, splitterfasernackt zu spielen. Solche<br />
Szenen sind die Königsdisziplin im Kino. – Wie<br />
kriegt sie die hin? «Man muss alle im Raum vergessen,<br />
sonst fühlt man sich verwundbar», so Kidman.<br />
Filmdrehs machen ihr Spass. Arbeiten müsste sie<br />
schon lange nicht mehr. Es heisst, sie besitze ein<br />
Vermögen von 300 Millionen US-Dollar. Den Grossteil<br />
davon hat ihr Ex-Ehemann Tom Cruise überwiesen.<br />
Sie selbst scheffelt Geld mit ihren Filmen (20<br />
Millionen Gage pro Rolle) sowie lukrativen Werbedeals<br />
zum Beispiel für Chanel No. 5, Omega Uhren,<br />
Energy-Riegeln und Jimmy Choo-Schuhe.<br />
Ihre Jobs führen sie von Adelaide bis Acapulco.<br />
Gerade hat sie in Australien Ferien gemacht – mit<br />
Ehemann Keith Urban und den zwei jungen Töchtern.<br />
Dann düste Kidman nach Monte Carlo, um<br />
dort die letzten Szenen für «Grace of Monaco» zu<br />
drehen – das potenzielle, neue Meisterwerk von Olivier<br />
Dahan («La Vie en Rose»). Anschliessend gings<br />
schnurstracks weiter nach Los Angeles. Die Schauspielerin<br />
flog so viel, dass sie Nasenbluten davon<br />
bekam. Doch die Strapazen sieht man ihr nicht an.<br />
Elegant – das Wort beschreibt Nicole am treffendsten.<br />
Den Grande Dame-Look spart sie sich aber für<br />
den Red Carpet auf. Zu Hause trägt sie am liebsten<br />
Jeans und T-Shirt – die kauft sie sich übrigens<br />
selbst. «Ich nehme keine geschenkten Kleider an»,<br />
sagt der Star. «Das wäre irgendwie geschmacklos.»<br />
28 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
© FOX SEARCHLIGHT<br />
Lauschangriff in «Stoker»: India (Mia Wasikowska) schleicht ihrer Mutter Evelyn (Nicole Kidman) hinterher.<br />
The Luxury Way of Life | 29
CULTURE<br />
© New Line Cinema<br />
Diva-Rolle ist nur gespielt<br />
Als Leinwand-Ikone verströmt sie Glamour. So viel<br />
davon, dass mancher berühmte Kollege neben ihr<br />
verblasst: wie bei einer Vernissage eines Edeljuweliers<br />
am Rodeo Drive. Jack Nicholson war da,<br />
neben ihm stand Shirley MacLaine. Doch dann<br />
schwebte La Kidman an ihnen vorbei: in einem<br />
Tunikakleid, das Lockenhaar gezähmt und hochgetürmt:<br />
Göttinnen gleich.<br />
Die charismatische Diva. – Doch das ist alles nur<br />
gespielt und nichts weiter als eine Rolle. «Wenn<br />
ich so ausgestellt bin, fühle ich mich oft sehr unsicher.<br />
Auf dem Filmset ist das Gegenteil der Fall.<br />
Da gehöre ich hin. Dort versucht eine Gruppe von<br />
Menschen, zusammen etwas Grossartiges zu erschaffen.<br />
Diesen kreativen Prozess liebe ich.»<br />
Die Anzahl ihrer Filmdrehs hat sich in den letzten<br />
Jahren wegen ihrer Kinder vermindert. «Die Familie<br />
geht vor», unterstreicht Kidman. «Ich bin jetzt<br />
vor allem rund um die Uhr Mama.» Sie, ihr Mann<br />
Keith und die Kids leben abgeschottet – entweder<br />
in einem Haus in Sydney oder auf einer Farm<br />
bei Nashville in Tennessee. Dort ist sie sicher vor<br />
neugierigen Reportern oder Paparazzi. Diese<br />
Rückzugsmöglichkeit ist für den Star essenziell.<br />
«Andernfalls würde ich verrückt werden.»<br />
Die Häuser des Promopaars sind immer erfüllt<br />
mit Musik. Ihr Gatte spielt Mundharmonika, Banjo,<br />
Piano, Bass und Schlagzeug. Seine Karriere<br />
als Countrymusiker nimmt er ernst. Kidman singt<br />
auch gern selbst. Dass sie das kann, bewies sie im<br />
fantastischen Musical «Moulin Rouge» – und beim<br />
Robbie Williams-Duett «Somethin Stupid», dem<br />
Weihnachtshit 2001. Neben Swing und Country<br />
steht sie aber auch auf kantigere Töne, wie den<br />
Sound der Black Keys oder den von Jack White.<br />
«Er wohnt gleich in der Nähe von uns, wir hängen<br />
oft in seinem Studio ab.»<br />
Die Koffer packen, reisen, Texte lernen und sich<br />
dann vor die Kamera stellen. Dieses Ritual begleitet<br />
die Schauspielerin durch ihr Leben. Nach über<br />
60 Filmdrehs: Was empfindet sie da beim Gedanken<br />
an ihre bisherige Karriere? «Es ging alles so<br />
schnell. Ich bin seit ich denken kann Schauspielerin.<br />
Ich bin mit gerade einmal 22 nach Hollywood<br />
gekommen, ein Jahr später war ich bereits verheiratet<br />
(mit Tom Cruise), dann kam ein Film nach<br />
dem anderen.»<br />
30 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
© Warner<br />
Die Schauspielerin hat<br />
keine Probleme mit<br />
Nacktszenen – hier eine<br />
aus «Eyes Wide Shut».<br />
Mühe mit Kubricks Nacktideen<br />
Nicole Kidmans erste Grossproduktion war der Thriller «Dead Calm» (1989), in<br />
dem sie sich mit Filmpartner Sam Neill auf hoher See gegen den mörderischen<br />
Billy Zane zur Wehr setzen musste. Nach dieser recht freizügigen Rolle wollte<br />
die ganze Welt mehr über den sexy Rotschopf wissen – und mehr von ihm<br />
sehen. Tom Cruise war am schnellsten und schlug Nicole als seinen Co-Star für<br />
das Rennfahrer-Drama «Days of Thunder» (1990) vor. Weihnachten desselben<br />
Jahres heiratete das Paar bereits überhastet. Als Miss Cruise drehte sie fesselnde<br />
Dramen («To Die For», 1995 / «The Portrait of a Lady», 1996), einen Blockbuster<br />
(«Batman Forever», 1995), einen Hollywoodflop mit George Clooney («The<br />
Peacemaker», 1997) sowie zwei umstrittene Filme mit ihrem Ehemann, das<br />
langweilige Immigranten-Drama «Far and Away» (1992) und den pseudoverruchten<br />
Kubrick-Thriller «Eyes Wide Shut» (1999). Im Film kriselt’s bei dem Paar.<br />
Im realen Leben war das damals – obwohl es jeder reininterpretierte – nicht so.<br />
«Tom und ich standen uns zu dieser Zeit sehr nahe. Wir waren uns bewusst,<br />
dass «Eyes Wide Shut» provozieren sollte. Doch wir vertrauten Stanley Kubrick<br />
total.» Sie gibt allerdings zu, dass ihr die vielen Nacktszenen anfangs recht zu<br />
schaffen machten. «Stanley musste mich beruhigen. Aber am Ende drehten wir<br />
Sachen, die recht extrem waren, aber im fertigen Film dann gar nicht auftauchten.<br />
Da ich mich am Set aber sicher fühlte, hatte ich keine Probleme damit.»<br />
Über Tom Cruise redet sie selbst Jahre später nicht so gern. Die Scheidung<br />
tat weh. Sie sagt nur: «Wenn es einem richtig dreckig im Leben<br />
geht, dann hat das auch irgendwie etwas Reinigendes.»<br />
Nicole war danach sechs Jahre<br />
lang single. «Denn ich wollte lieber gar keine<br />
Beziehung haben, als eine schlechte.» Mit ihrem<br />
Ex hat sie zwei Kinder: Connor (17) und<br />
Isabella (20). Beide sind adoptiert und wurden<br />
auf Wunsch ihres Vaters als Scientologen erzogen.<br />
Was Kidman darüber denkt? Sie bleibt vage,<br />
sagt nur: «Ich respektiere ihren Glauben.»<br />
Die düsteren Zeiten sind längst passé: Kidman<br />
ist heute zufrieden. Die Beziehung zu Countrysänger<br />
Keith Urban tut ihr gut. Das bestätigt<br />
sie, sagt, sie sei «wunschlos glücklich. Er ist<br />
der beste Mann der Welt. Es scheint, als hätten<br />
wir uns gesucht und gefunden.» Seit die beiden<br />
Kinder haben, wird jedes neue Filmprojekt von<br />
den Eltern ausführlich diskutiert. Denn er ist<br />
schliesslich auch berühmt und geht arbeiten.<br />
Kommt es zu Terminkollisionen, sagt Nicole<br />
bisweilen tolle Angebot der Familie zuliebe ab.<br />
«Denn die Kinder und die Ehe sind wichtiger als<br />
alles andere.»<br />
The Luxury Way of Life | 31
CULTURE<br />
Zweite Heirat in australischer Kapelle<br />
2006 haben die Zwei an der australischen Küste geheiratet – in einer Kapelle<br />
im gotischen Stil, die idyllisch auf einem Hügel mit Meerblick liegt. Kidman<br />
trug ein elfenbeinfarbenes Kleid von Balenciaga mit passendem Schleier und<br />
dazu Perlenohrringe. Ihr Vater Antony führte sie zum Altar. Kidmans Schwester<br />
Antonia und die damals 13-jährige Tochter Isabella fungierten als Brautjungfern.<br />
Die Zeremonie war katholisch. Mitgefeiert haben 230 Gäste, darunter<br />
Kidmans Freunde Russell Crowe, Naomi Watts, Baz Luhrmann sowie<br />
«X-Men»-Star Hugh Jackman, der den Frischvermählten ein Ständchen sang.<br />
Umgeben von Australiern fühlt sie sich wohl. «Weil wir sehr lebenslustige und<br />
bodenständige Menschen sind.» Den Film «Australia» 2008 zu drehen war<br />
eine Herzensangelegenheit für Kidman. Sie beschreibt ihre Heimat so: «Es ist<br />
etwas in der Luft, der Erde sowie der Natur der Menschen, das einen gefangen<br />
nimmt. Und ich bin ein Teil davon. Ich werde mich bis an mein Lebensende<br />
als Australierin fühlen.»<br />
Geboren worden ist sie allerdings in Honolulu/Hawaii. Der Kidman-Clan zog<br />
erst 1970 nach Ausstralien. Genau dorthin, wo die Sonne am heftigsten auf<br />
den Boden knallt. Für die blasse Rothaarige der pure Horror. Sie musste sich<br />
wegen Hautkrebs am Bein behandeln lassen. Seither geht sie ohne Ganzkörpermassage<br />
mit Sonnenschutzfaktor 50 und Hut nicht mehr aus dem Haus.<br />
Schon als Kind war Nicole fasziniert von Ballett und Schauspielerei. Ihre erste<br />
Rolle? Die eines Schafes als 6-Jährige im Krippenspiel. Es folgten viele weitere<br />
Theaterstücke und 1983, als 16-Jährige, schaffte sie den Sprung auf die<br />
Mattscheibe. Sie wirkte in «Bush Christmas» mit, einem Film, der noch heute<br />
an Weihnachten in Australien ausgestrahlt wird.<br />
Auf ihrem Weg nach oben begleitete sie ihre beste Freundin, Schauspielerin<br />
Naomi Watts. Diese behauptet, dass sie nur dank Nicole dem Beruf treu<br />
geblieben ist. «Sie hat mich immer aufgemuntert und mich unterstützt. Sie<br />
hinderte mich daran, aufzuhören», sagt Watts. Und siehe da, seit sie 2001 in<br />
David Lynch’s Thriller «Mulholland Drive» mitspielte, ist die Australierin ebenfalls<br />
ein Star. Sie war sogar schon zweimal für einen Oscar nominiert («21<br />
Grams», 2004, und «The Impossible», <strong>2013</strong>).<br />
32 | <strong>PRESTIGE</strong>
© 20th Centura Fox<br />
Von den Botox-Injektionen entstellt: Kidman in «Australia».<br />
The Luxury Way of Life | 33
CULTURE<br />
© 20th Centura Fox<br />
Nicole will eine Schule in Asien aufbauen<br />
Mit 46 gehört Nicole Kidman langsam zu den reiferen Schauspielerinnen.<br />
Für die werden in Hollywood die Rollen immer rarer und rarer. Meryl<br />
Streep, Susan Sarandon und Kristin Scott Thomas gehören da schon zu<br />
den Ausnahmen. Kidman macht sich nichts vor. Sie sagt: «Die Zukunft gehört<br />
der Jugend. Das war schon immer so. Vielleicht mache ich auch bald<br />
etwas ganz anderes. Meine Mutter und ich spielen schon seit Längerem<br />
mit dem Gedanken, eine Schule für künstlerisch begabte Kinder zu gründen,<br />
wahrscheinlich irgendwo in Asien.»<br />
Den Alterungsprozess anhalten, das wollte sie auch schon einmal. Darum<br />
liess sie sich Botox spritzen. «Ein Fehler», wie Kidman heute zugibt.<br />
«Ich bin froh, dass ich endlich mein Gesicht wieder bewegen kann.» Gut<br />
so, denn ihre maskenhafte Glätte wertete den sonst positiven Gesamteindruck<br />
des Streifens «Australia» ab. Mittlerweile setzt die Schauspielerin<br />
auf ein strenges Fitnessprogramm und eine gesunde Ernährung. «Ich bin<br />
vollkommen natürlich und stolz darauf», sagt sie.<br />
Kidman ist kein Star zum Anfassen. Dafür schottet<br />
sie sich zu sehr ab. Darum interessiert es einen<br />
umso mehr, wie sie zuhause so ist. Was passiert<br />
dort, wo die Kameras sie nicht beobachten<br />
dürfen? Vor allem steht sie nicht im Mittelpunkt,<br />
sondern Sunday Rose (4) und Faith Margaret (2).<br />
Mami kocht jeden Abend für ihre Töchter, auch<br />
wenn diese sie zu Filmdrehs begleiten. Ihre Familie<br />
und ihre Freizeit sind Nicole heilig. Deswegen verschwendet<br />
sie die freie Zeit auch nicht mit Tweets<br />
oder Facebook. Die Australierin liest lieber oder<br />
schaut sich Fernsehshows wie «Homeland», «Modern<br />
Family» oder «American Idol» an. Denn dort<br />
sitzt ihr Schatz Keith in der Jury.<br />
Fleissig in <strong>2013</strong><br />
Kidman scheint gerade in Drehlaune zu sein. Im Thriller «Stoker» spielt sie eine frivole Witwe und im Drama «The Railway Man»<br />
unterstützt sie Offizier Colin Firth bei der Suche nach seinem japanischen Folterknecht. In «Grace of Monaco» wiederrum verkörpert<br />
die 46-Jährige Filmstar und Fürstin Grace Kelly. In «Anchorman: The Legend Continues» zeigt sich die Australierin von ihrer<br />
komödiantischen Seite.<br />
34 | <strong>PRESTIGE</strong>
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The Luxury Way of Life | 35
trifft<br />
auf<br />
Handwerkskunst<br />
Artisan Atelier<br />
Im Herzen der Montblanc-Manufaktur für<br />
Schreibgeräte in Hamburg befindet<br />
sich das Artisan Atelier. In dieser kleinen, weltweit<br />
einzigartigen Manufaktur nehmen die<br />
aussergewöhnlichsten Ideen langsam Form an,<br />
von der ersten Skizze<br />
bis hin zum vollendeten Artikel.<br />
Yvonne Beck<br />
36 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
AAus Massivgold, kostbaren Edelsteinen und manchmal auch aus<br />
seltenen oder aussergewöhnlichen Materialien wie Mammutstosszahn<br />
oder Granit vom Mont Blanc kreieren die Künstler des Artisan<br />
Ateliers Schmuckstücke, die zugleich schreiben können. Darunter<br />
gibt es viele stark limitierte Auflagen, bei manchen handelt es sich sogar<br />
um Einzelstücke. Die Montblanc-Designer, Meistergoldschmiede und Edelsteinfasser<br />
erreichen hier den Gipfel ihrer Kunst mit jährlichen Editionen wie<br />
der streng limitierten Patron of Art Limited Edition, zu Ehren der Peking-<br />
Oper oder den «Créations Privées», authentischen, massgeschneiderten<br />
Designs, die von Montblanc-Kunstkennern der ganzen Welt in Auftrag gegeben<br />
werden. <strong>PRESTIGE</strong> sprach mit Christian Rauch, Managing Director<br />
Writing Culture & Leather, über die Kunst des Schreibens und über seinen<br />
persönlichen Lieblingsfüller.<br />
Prestige: Montblanc beschreibt seine Kunsthandwerker gern als «Soul-Makers».<br />
Ein schöner Begriff. Was genau steckt hinter diesem Begriff?<br />
Christian Rauch: Die über 3 000 Mitarbeiter weltweit von Montblanc, die dem Unternehmen<br />
und seinen Produkten eine Seele einhauchen, haben sich ihren Werten voll und ganz<br />
verschrieben. Ihre ganze Erfahrung, ihre Kunstfertigkeit und ihre Leidenschaft legen sie<br />
in jedes einzelne Montblanc-Produkt. Nur so können Produkte auf höchstem Niveau seit<br />
mehr als einem Jahrhundert entstehen. Zeitlose Schönheiten, Unikate für die Ewigkeit,<br />
Lebensbegleiter. Das Montblanc-Emblem symbolisiert Werte, die in unserem schnelllebigen<br />
Alltag selten geworden sind. Werte wie Beständigkeit, Tradition und Verlässlichkeit.<br />
Sich Zeit zu nehmen für das, was im Leben wirklich wichtig ist: Gedanken und Gefühle,<br />
Schönheit und Kultur. Zeit für sich, für andere, für die wesentlichen Momente des Lebens.<br />
Montblanc bietet einen Service an, Federn auf die Charakteristika der eigenen<br />
Handschrift anzupassen. Wie geht das von Statten?<br />
Wir sind anhand eines Analysesystems in der Lage, mit höchster Präzision die jeweilige<br />
Handschrift auszuwerten, um eine Feder auszuwählen, die perfekt zum Schreibstil<br />
der Person passt. Mit einem eigens entwickelten Füllfederhalter mit mehreren Sensoren<br />
schreibt der Kunde seine Unterschrift und einen kurzen Text. Dabei<br />
misst ein Computer die Hauptparameter wie Schreibgeschwindigkeit,<br />
Druck, Drehung des Schreibgeräts, Schwungumfang und<br />
Neigungswinkel. Diese werden von einem unserer Kunsthandwerker<br />
ausgewertet, der daraufhin eine Feder empfiehlt, die<br />
perfekt auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt ist. Die<br />
massgeschneiderte Montblanc-Feder wird im Anschluss von<br />
unseren hoch qualifizierten Kunsthandwerkern der Montblanc-<br />
Federmanufaktur in Hamburg ausschliesslich aus 18K Gold<br />
hergestellt. Jede massgeschneiderte Montblanc-Feder kann<br />
schliesslich mit einer Gravur, wie «Handgefertigt für ...», zusätzlich<br />
personalisiert werden.<br />
The Luxury Way of Life | 37
CULTURE<br />
Im Herzen der Montblanc-Manufaktur für Schreibgeräte in Hamburg befindet<br />
sich das Artisan Atelier. Hier werden Sonderanfertigungen und Limited Editions<br />
hergestellt. Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen für diese Editionen?<br />
Oftmals werden Menschen geehrt, welche in ihrem Arbeitsfeld Ungewöhnliches geleistet<br />
und die Welt dadurch nachhaltig bereichert haben, wie etwa John Lennon, Albert Einstein<br />
oder Pablo Picasso.<br />
Können Sie uns einige dieser limitierten Stücke genauer beschreiben?<br />
Zum Beispiel die Limited Edition «Musee de Louvre 89», eine Hommage an eine kulturelle<br />
Stätte und das grösste und bedeutende Museum Europas. Inspiriert von der<br />
Bauweise und Fassade ist der Skeleton Füllfederhalterhalter mit feinen Elementen und<br />
Mustern aus dem Louvre ausgestaltet. Die Kappe der Limited Edition ist inspiriert von<br />
der Pyramide, die im Hofe des Louvre, 1989 entworfen vom Architekten Ming Pei,<br />
errichtet wurde. Das Jahr des Baus der Pyramide stand Pate für die Limitation der Edition.<br />
Oder ein weiteres Beispiel ist die Edition «Pablo Picasso 91», welche limitiert auf 91<br />
Stück weltweit das Lebenswerk eines der bedeutendsten Künstlers ehrt. Inspiriert von<br />
der Simplizität der Person des Malers und dem Shape eines Bleistiftes – mit welchen<br />
Picasso Skizzen und Aufzeichnungen zu tun pflegte – ist der Behälter des Füllfederhalters<br />
in der Form eines Bleistiftes gestaltet. Seine Bildreihen «Portrait de jeune fille»,<br />
die er auch kommentierte, liefert die Basis für die Gestaltung der aussergewöhnlichen<br />
Kappe, auf der sich dieses Werk inklusive seines Kommentares wiederfindet. Auf der<br />
Feder findet sich fein eingraviert Picassos bekannte Zeichnung «Ojo».<br />
Und welcher ist Ihr persönlicher Liebling?<br />
Die Limited Edition aus dem letzten Jahr «Montblanc<br />
Heritage Collection 1912 Limited Edition». Inspiriert von<br />
einem der ersten Füllfederhalter von Montblanc ca. 1912.<br />
100 Jahre später haben wir eine Technik entwickelt, die<br />
bahnbrechend ist: Der alte Mechanismus des Ein- und<br />
Ausdrehens der Feder wurde gepaart mit dem Kolbenmechanismus<br />
– eine Innovation, die bisher noch nicht da<br />
gewesen war. Die Füllfederhalter der ersten Jahre waren<br />
eine bahnbrechende Erfindung, da sie es durch den<br />
Tintentank ermöglichten, auch auf Reisen mitgenommen<br />
zu werden. Das Ein- bzw. Ausdrehen der Feder diente<br />
nicht nur der Schreibfunktion, sondern verschloss den<br />
Tintentank auch in beiden Stellungen, sodass keine Tinte<br />
entweichen konnte. Heute nun stellt sich eine andere<br />
Herausforderung – wie dem Vereinen dieses charmanten<br />
Mechanismus mit dem heute gängigen Kolbenprinzip.<br />
Dies ist den Ingenieuren von Montblanc mit einer einzigartigen<br />
Technik gelungen. Aber nicht nur der Innovationsgeist<br />
der frühen Jahre spiegelt sich in der Heritage Collection<br />
1912 wieder. Als Referenz an den damals weissen<br />
Kappenkopf (das Montblanc-Emblem wurde erst 1913<br />
registriert und ca. 1914 eingeführt) hat die Edition einen<br />
38 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
Perlmuttstern im transparenten Kappenkopf aus Perlmutt. Die eigens für die Heritage<br />
Collection entwickelte Feder ist ebenso besonders: Durch ihre neue Form – sie ist flacher<br />
und hat eine andere Geometrie – ermöglicht sie ein weicheres Schreibverhalten.<br />
Die Feder ist biegsamer und es ist damit möglich, auch den Charakter der Schrift zu<br />
verändern, – je nach dem Druck, der ausgeübt wird. Inspiriert aus der Zeit und neu<br />
interpretiert vollenden sie diese aussergewöhnliche Edition, die ihre Besonderheit eher<br />
nicht auf den ersten Blick preisgibt.<br />
Im Artisan Atelier Montblancs werden auch Einzelstücke angefertigt.<br />
Welche Sonderwünsche haben die Kunden und worauf wird besonders<br />
Wert gelegt?<br />
Seit ein paar Jahren bieten wir für besondere Kunden diesen Service an, ein Einzelstück<br />
für sie zu kreieren und zu fertigen – «Montblanc Création Privée». Dies ist<br />
nicht im Geringsten vergleichbar mit der Entwicklung von Limited Editions. Die Kunden<br />
haben teilweise konkrete Wünsche, andere haben ihre Geschichte, die sie erzählen<br />
und wiederfinden möchten. So wird zwar auch versucht, ein Thema im Design des<br />
jeweiligen Einzelstückes abzubilden, jedoch ist der gesamte Prozess viel persönlicher<br />
und individueller anzusehen, als es bei der Entstehung von Limited Editions der Fall<br />
ist. Wir begleiten den Kunden mit einem kleinen Team über mehrere Treffen bis zur<br />
Übergabe seiner Création Privée persönlich. Oft ist dieses sehr persönliche Treatment<br />
und der enge persönliche Kontakt mit dem «Herzen» der Manufaktur dem Kunden<br />
wichtiger als ein besonderes Detail an seiner Edition. Aber auch aussergewöhnliche<br />
Details werden gefragt und umgesetzt.<br />
The Luxury Way of Life | 39
CULTURE<br />
Artisan Edition Gustave Eiffel, limitiert auf 91 Exemplare, Feder aus 18K «Gold Ruthenium beschichtet», skelettierter Korpus aus 750er<br />
Weissgold und Diamanten.<br />
Welche Materialien werden für die Einzelanfertigungen verwendet und welches<br />
ist das ungewöhnlichste Material, welches je verarbeitet wurde?<br />
Grundsätzlich versuchen wir, alle Wünsche der Kunden wahr werden zu lassen, so auch,<br />
wenn ungewöhnliche Anfragen kommen nach Material oder Design. In der Machbarkeit<br />
gibt es praktisch keine Grenze, da es keine Limits im Atelier gibt, die ungewöhnlichsten<br />
Materialien, Formen oder Techniken zu entwickeln, öfters auch in Kooperation mit Universitäten<br />
oder Forschungsinstitutionen, um den extrem hohen Ansprüchen unserer Sammler<br />
gerecht zu werden. Die Grenzen liegen sicher in dem, was wir mit unserer Philosophie oder<br />
unseren Grundsätzen nicht vereinen können. So wird zum Beispiel das Montblanc-Emblem<br />
immer am Kopf des Schreibgerätes zu finden sein. Die Materialien, die bisher von den<br />
Kunden nachgefragt wurden und die wir eingesetzt haben, entsprechen im Weitesten den<br />
Materialien, die im hochwertigen Bereich ihren Einsatz finden: Gold, Platin, Emaille und<br />
Edelsteine. Aber auch schon mal original Tabakblätter für einen Zigarrenliebhaber oder<br />
Steine, die Kunden selbst gefunden oder gekauft haben.<br />
Ist jeder Kundenwunsch erfüllbar?<br />
Ja, insofern er keine politischen oder religiösen Inhalte hat.<br />
Wie viel Arbeitszeit steckt ungefähr in einer Sonderanfertigung?<br />
Der Zeitaufwand ist auch sehr individuell und nicht generell<br />
definierbar. Im Durchschnitt dauert es allerdings bestimmt 24<br />
bis 30 Monate von der ersten Idee bis hin zur Auslieferung der<br />
Creation Privée. Viele von unseren Kunden, die ein Einzelstück<br />
anfragen, sind Kosmopoliten, sodass eine Terminfindung zur<br />
Abstimmung der nächsten Schritte oft nicht so einfach ist. Deshalb<br />
gibt es die Möglichkeit, Videos der Herstellung zu senden,<br />
hierfür gibt es einen eigens dafür installierten Arbeitsplatz.<br />
Menschen, die einen Montblanc-Füller kaufen<br />
legen Wert auf …?<br />
Grundsätzlich möchten Montblanc-Kunden die Werte der<br />
Marke kaufen – höchste Qualität, Langlebigkeit und Zeitlosigkeit.<br />
Bei Editionen kommt sicher noch Wertbeständigkeit<br />
dazu, wenn nicht sogar eine Wertsteigerung und die<br />
Geschichten, die die jeweilige Edition erzählt.<br />
Ein Montblanc-Füller ist für Sie in drei Worten …?<br />
Einzigartig. Beseelt. Inspirierend.<br />
40 | <strong>PRESTIGE</strong>
kolumne<br />
Die Annehmlichkeiten des Lebens – Luxus oder Notwendigkeit?<br />
In einen bequemen Ledersessel<br />
lehnend geniesse ich die<br />
Ruhe und die angenehm kühle<br />
Temperatur, gönne mir ein<br />
Gläschen Champagner und eine<br />
abwechslungsreiche Käseplatte.<br />
Wir beschleunigen, die<br />
Landschaft fliegt an uns vorbei,<br />
und dann, einen kurzen Moment<br />
später, stellt sich ein Gefühl<br />
der Schwerelosigkeit ein.<br />
Unter mir erblicke ich Häuser,<br />
Felder und die Meeresküste,<br />
entlang derer sich viele Sonnenhungrige<br />
aneinanderreihen.<br />
DJ Antoine<br />
Ich schliesse zufrieden die Augen und lasse die<br />
unvergessliche Partynacht mit Tausenden Fans<br />
Revue passieren.<br />
Heute schreibe ich Ihnen diese Zeilen aus meinem<br />
Privatjet, den ich für meine Sommertour <strong>2013</strong> gechartert<br />
habe. Die mit acht bequemen Ledersitzen,<br />
flauschigem Teppich und edler Holzverkleidung<br />
ausgestattete Cessna 650 Citation, die aussen mit<br />
«DJ Antoine – Summer Tour <strong>2013</strong>» und einem Bild<br />
von mir beschriftet ist, bringt mich stressfrei und<br />
komfortabel von einer zur nächsten Auftrittsdestination.<br />
Übertriebener Luxus, überheblich und narzisstisch?<br />
Ja, ja, und nochmals ja!<br />
Dass ein Privatjet ein exklusiver Luxus ist, den sich<br />
nicht jeder leisten kann, ist mir bewusst. Auf meiner<br />
Tour spiele ich praktisch jeden Tag an einem anderen<br />
Ort resp. in einem anderen Land, zum Beispiel<br />
in Cannes, Helsinki, Basel, München, Sizilien, Mykonos,<br />
Köln, Venedig, Sardinien. Die Nächte sind<br />
entsprechend lang, der Schlaf meist viel zu kurz,<br />
doch auch die Büro- und Produzentenarbeit muss<br />
erledigt werden. Zusammenfassend bin ich Fussballspieler,<br />
Coach und Trainer in Einem. Zeit, in<br />
der ich die vielen Eindrücke und Emotionen verarbeiten<br />
sowie meinem Körper etwas Ruhe gönnen<br />
kann, wird somit zu einem sehr raren Gut! Weshalb<br />
soll ich mich daher täglich mit dem langwierigen<br />
Prozedere des Eincheckens am Flughafen inmitten<br />
von Menschenmassen bis hin zum Warten auf das<br />
Gepäckstück abmühen und<br />
durch Umsteigen bei Linienflügen<br />
viele Stunden verlieren?<br />
Das Handling an Privatjetterminals<br />
ist enorm zeitsparend<br />
und effektiv. Destinationen<br />
mit kleineren, umliegenden<br />
Flughäfen können direkt angeflogen<br />
werden und verkürzen<br />
den Transfer vom Flughafen<br />
zum Hotel und Klub enorm.<br />
Auch erspart mir das Reisen<br />
mit dem Privatjet das Schleppen<br />
riesiger Koffer mit Kleidern<br />
und Merchandising für<br />
die Fans, da ich vieles im Jet lagern kann.<br />
Überheblich? Ich gebe zu, ich geniesse nach geleisteter<br />
Arbeit die Nacht in einer Suite in einem<br />
5-Sterne-Hotel, bestelle mir exklusiven Champagner,<br />
kaufe mir teure Kleider und Taschen und<br />
gönne mir auch sonstige Annehmlichkeiten. Das<br />
sind für mich weitere Supplements, die ich schätze.<br />
Ich bin stolz auf mein Schaffen und den Erfolg,<br />
schliesslich heisst es ja, dass man Mitleid<br />
geschenkt erhält und man sich Neid hart erarbeiten<br />
muss. Eine Portion Narzissmus gehört zum<br />
Leben eines jeden Künstlers, so auch zu meinem.<br />
Als One-Man-Show vor Tausenden von Leuten zu<br />
stehen und diese mit der eigenen Musik zu begeistern,<br />
braucht nicht nur Mut, sondern auch Selbstvertrauen.<br />
DJ Antoine ist nicht nur eine Person,<br />
sondern inzwischen auch ein Brand. Wieso sollen<br />
wir also die Möglichkeit nicht wahrnehmen, den<br />
teuer bezahlten Privatjet mit Beschriftung und Foto<br />
von mir als fliegende Werbung für mein aktuelles<br />
Album «DJ Antoine – Sky Is The Limit» zu nutzen?<br />
Im Internet sind bereits Videos oder Fotos vom Jet<br />
veröffentlicht worden und Fans reisen extra zum<br />
Flughafen, um den Jet zu sehen. Wie dem auch<br />
sei, für manche mag meine Lebensweise nachvollziehbar<br />
sein und für andere nicht. Je mehr man<br />
sich in der Öffentlichkeit bewegt, umso mehr erregt<br />
man Aufsehen, ob positiv oder negativ! Das<br />
Wichtigste ist und bleibt jedoch, sich treu zu bleiben<br />
und an sich zu glauben.<br />
The Luxury Way of Life | 41
Coffee Table Books<br />
Hommage an Stammeskulturen<br />
In seinem epochalen Bildband «Before They Pass Away» fängt Jimmy Nelson<br />
die Lebensweise der letzten verbliebenen Völker ein, denen es gelingt,<br />
in einer globalisierten Welt ihre überlieferten Bräuche aufrechtzuerhalten. Die<br />
epischen Porträts des britischen Fotografen zeigen diese würdevollen Erben<br />
Jahrhunderte alter Traditionen in einem stolzen Geist und in all ihrer Pracht.<br />
Die 500 limitierten, signierten und nummerierten Exemplare der Collector’s<br />
Edition werden in einer Klappbox mit drei Originaldrucken und einem eigens<br />
angefertigten transparenten Buchständer geliefert!<br />
Before they pass away (Collector’s Edition)<br />
Jimmy Nelson<br />
teNeues Verlag<br />
Ein unverzichtbarer Baustein jeder Elliott Erwitt-Sammlung<br />
Um die nie zuvor in Buchform publizierten Farbfotografien für dieses Megaprojekt<br />
auszuwählen, durchkämmte Elliott Erwitt sein umfangreiches Archiv<br />
von fast einer halben Million 35 mm-Dias. Dann begann er mit der Mammutaufgabe,<br />
daraus nach und nach diese epische Kollektion von rund 450<br />
Seiten zusammenzustellen. Bei den meisten Aufnahmen ist die Farbe wunderbar<br />
erhalten geblieben und jedes bewegende Detail wirkt so frisch wie<br />
am ersten Tag. Ob Weltenlenker oder kesse Showgirls, die Motive spiegeln<br />
Erwitts unvergleichliches und vielseitiges Einfühlungsvermögen wider. Auch<br />
als Collector’s Edition erhältlich – Limited Edition von 100 Kopien, mit einem<br />
signierten Fotoprint.<br />
Elliott Erwitt’s Kolor (Collector’s Edition)<br />
Elliott Erwitt<br />
teNeues Verlag<br />
Lang lebe die Queen<br />
Die limitierte Ausgabe von «Her Majesty» ist ein handgefertigtes Couture-<br />
Sammlerstück mit einem von der britischen Designikone Vivienne Westwood<br />
entworfenen Cover. Als Reminiszenz an das Herrschaftsgebiet der Queen,<br />
Grossbritannien, und Westwoods berühmte Gold-Label-Kollektion, schmückt<br />
das Cover ein handgenähter Stern des Hosenbandordens in Silbermetallic.<br />
Das Buch wird in einer perlmuttfarbenen, ebenfalls von Westwood gestalteten,<br />
Schlagkassette geliefert. Harry Benson setzte allem die Krone auf – mit<br />
einem seiner schönsten Schnappschüsse von der Queen.<br />
Her Majesty. Royal Edition<br />
Vivienne Westwood & Harry Benson<br />
Taschen Verlag<br />
42 | <strong>PRESTIGE</strong>
Die Geschichte des Bleistifts<br />
Zwei Milliarden holzgefasste Stifte verlassen jährlich die Fabriken von Faber<br />
Castell. Der moderne Qualitätsbleistift «A. W. Faber» war der erste Markenbleistift<br />
der Welt und Faber Castell ist bis heute geradezu ein Synonym für<br />
handgehaltenes Schreiben und Künstlerbedarf. Die 250-jährige Geschichte<br />
der Familie und der Firma ist geprägt von Erfolgen, Niederlagen, persönlichen<br />
Schicksalen, Freud und Leid. Dieser Bildband ist weit mehr als eine Unternehmensdarstellung.<br />
Er ist spannend wie ein Roman, informativ wie eine<br />
zeitgeschichtliche Chronik, authentisch und aus erster Hand erzählt sowie ein<br />
opulentes Familienalbum über drei Jahrhunderte hinweg, das in dieser Form<br />
erstmals öffentlich zugänglich gemacht wird.<br />
Faber Castell since 1761<br />
Anton Wolfgang Graf von Faber Castell<br />
Collection Rolf Heyne<br />
Die Kunst der 1920er- und 1930er-Jahre<br />
Was haben das Chrysler Building in New York, die sachlichkühlen Porträts<br />
von Tamara de Lempicka, die Tiller Girls und eine Tischleuchte von Wilhelm<br />
Wagenfeld gemeinsam? Den Stil: in allen Fällen allerschönster Art déco. Kaum<br />
eine andere Stilrichtung hat das Bild ihrer Epoche so umfassend geprägt wie<br />
der Art déco. Ausgehend von Paris setzte sich die Formensprache des Art<br />
déco ab Mitte der 1920er-Jahre weltweit durch und ergriff alle Bereiche von<br />
Kunst und Kultur. Der vorliegende, ganz im Stil des Art déco gestaltete und<br />
hochwertig ausgestattete Band widmet sich der Frage nach dessen kunstgeschichtlichen<br />
und kulturpolitischen Voraussetzungen. Er beleuchtet die sich<br />
parallel entwickelnden Stile und Theorien und ordnet sie in den Zusammenhang<br />
der Kunst des 20. Jahrhunderts ein.<br />
Art déco<br />
Norbert Wolf<br />
Prestel Verlag<br />
Very British!<br />
30 britische Prominente – von Alan Bennett bis Paul Smith – verraten ihre<br />
ganz persönlichen Lieblingsplätze, beispielsweise den Lesesessel am Kamin,<br />
die Bar im Club oder die Grabkammer im Museum. Die Liste der porträtierten<br />
Persönlichkeiten liest sich wie ein «Who is who» der britischen Kultur.<br />
Gilbert & George laden in ihre privaten Gemächer ein. Jeanette Winterson<br />
besucht ihre Lieblingsbuchhandlung. Tim Knox öffnet verborgene Türen in<br />
Sir John Soane’s Museum. So geben die feinfühligen Porträts Derry Moores<br />
nicht nur Einblick in private Lebenswelten, sondern auch einen Überblick<br />
über britischen Stil und Lebensart – ganz persönlich interpretiert.<br />
An English Room<br />
Derry Moore<br />
Prestel Verlag<br />
The Luxury Way of Life | 43
Rubriken<br />
Drache,<br />
Tiger und<br />
Kirschblüten<br />
Yakuza<br />
Helena Ugrenovic<br />
44 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 45
Mit fast 86’000<br />
Mitgliedern sind<br />
sie das grösste<br />
organisierte<br />
Wer ihnen einmal<br />
beigetreten ist,<br />
gehört für immer ihnen.<br />
Die Rede ist von<br />
der Yakuza.<br />
Verbrechersyndikat<br />
der Welt.<br />
46 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
EEs existiert kein einziger Geschäftszweig in Japan, der nicht von<br />
ihnen beherrscht wird. In keinem anderen Mafia-Syndikat der Welt<br />
identifizieren sich Mitglieder durch ihre Tätowierungen so intensiv mit<br />
ihrem neuen Ich. Von Top-Führungskräften und Verwaltungsräten bis<br />
hin zu Schauspielern und Superstars zieht sich die eindrucksvolle Mitgliederliste<br />
der Yakuza. «Wer einen Taler raubt, wird gehängt; wer ein Land raubt,<br />
wird König.» Auch heute noch haftet ein verklärtes Robin Hood-Image an<br />
ihnen, denn sie sind barmherzig und kaltherzig, gütig und grausam zugleich.<br />
Im Gegensatz zu amerikanischen oder anderen Mafiastrukturen, operieren<br />
die japanischen Yakuza nicht aus der Unterwelt. Sie werden als notwendiger<br />
Teufel gesehen, durch dessen allmächtige Anwesenheit die Strassenkriminalität<br />
eingedämmt wird, denn noch schlimmer als ein organisiertes wiegt ein<br />
unorganisiertes Verbrechen.<br />
Oicho-Kabu<br />
Ihren Namen verdanken sie den denkbar schlechtesten Blättern im alten japanischen<br />
Kartenspiel Kabufuda: Ya-Ku-Za ist die dialektale Aussprache der<br />
Zahlenkombination 8, 9, 3 und gilt als wertlos. Als die Wertlosen der Gesellschaft<br />
sehen sich die Yakuza nicht ohne Stolz. Ihr Ursprung wurzelt in<br />
der Edo-Periode zwischen 1600 und 1868. – Einer Zeit, in der in Europa in<br />
31 Kriegen um die Vorherrschaft gekämpft wird, Nikolaus Kopernikus seine<br />
Theorie vom heliozentrischen Weltbild veröffentlicht und die Welt mit Persönlichkeiten<br />
wie Leonardo da Vinci, Niccolò Machiavelli, Michelangelo oder<br />
William Shakespeare bereichert wird. Damals sind es Bauern und Handwerker,<br />
jedoch vielmehr Kaufleute, die sich aus bitterer Armut oder gepeinigt von<br />
Schicksalsschlägen, den Yakuza anschliessen.<br />
Wer sein Land oder Geschäft durch Naturkatastrophen oder das Glücksspiel<br />
verloren hat, mittellos in eine neue Stadt flüchtet und auf ein besseres Leben<br />
hofft, sieht keinen anderen Ausweg, als bei den Yakuza anzuklopfen. Lieber<br />
einen Pakt mit dem Teufel eingehen, als in verdreckten Gassen verhungern. Die<br />
Yakuza geben ihnen Arbeit, Unterkunft und Geborgenheit innerhalb ihrer Familienstruktur;<br />
Respekt und Anerkennung zollt ihnen die ländliche Bevölkerung.<br />
Yakuza versus Samurai<br />
Die Samurai haben keine kriegerische Beschäftigung mehr zu jener<br />
Zeit. Sie verlagern ihr Wirken in den Dienst der Polizei sowie den Schutz<br />
der öffentlichen Sicherheit. In der Hierarchie höher gestellt, blicken die<br />
»Bushi« herablassend auf die Yakuza, die sie als Möchtegern-Samurai<br />
beschimpfen. Erst ab 1926, während der<br />
Shõwa-Zeit, in der Ära des erleuchteten Friedens,<br />
die als Blütezeit des japanischen Imperialismus<br />
zählt, und vor allem nach der Kapitulation<br />
Japans 1945 im Zweiten Weltkrieg erlangen<br />
die Yakuza relevanten Einfluss auf die japanische<br />
Gesellschaft. In dieser Zeit werden die<br />
Strukturen der modernen Yakuza gebildet. Sie<br />
organisieren den Schmuggel und Schwarzhandel<br />
und erschaffen legale Strategien, um ihre<br />
zum Teil illegalen Forderungen durchzusetzen.<br />
Als Japan am Ende der Besatzungszeit und mit<br />
seiner Anerkennung als souveräner Staat 1952<br />
den Wiederaufbau der Wirtschaft und staatlichen<br />
Strukturen forciert, reagieren die Yakuza<br />
mit einem Parallelkonzept. Sie erschaffen eigene<br />
Wirtschaftszweige und fokussieren sich auf<br />
das Glücksspiel und die Bauwirtschaft.<br />
Aufstieg der Yakuza<br />
Die Konflikte und der Kampf um Territorien innerhalb<br />
der Yakuza schwelen an und enden in blutigen<br />
Bandenkriegen, die der Staat verzweifelt zu<br />
unterbinden versucht. Es erreicht damit jedoch,<br />
dass sich die Macht der bis heute vorherrschenden<br />
drei Gruppen Yamaguchi-gum, Sumiyoshi-kai<br />
und Inagawa-kai nicht nur beschleunigt, sondern<br />
festigt. Während der Rezession der 1970er-Jahre<br />
sowie der Finanzblase der goldenen Achtziger,<br />
dringen die Yakuza in die Finanzbranche vor. Der<br />
Schmuggel boomt durch die immer stärker werdende<br />
Containerschifffahrt. Börsenkotierte Aktiengesellschaften<br />
zittern und zahlen sich durch<br />
Schutzgelderpressungen. Die Strategien der<br />
Yakuza sind hinterhältig und clever. Die Klagen<br />
und Einsprüche von Kleinaktionären gegen Geschäftspraktiken<br />
und Rechnungsabschlüsse sind<br />
Zeit- und Geldfresser und weitaus kostspieliger als<br />
«Spenden» an die Yakuza.<br />
The Luxury Way of Life | 47
CULTURE<br />
Moderne und Tradition<br />
So sehr sie jetzt sogar mit einem öffentlich erhältlichen Werbemagazin, in<br />
dem Gedichte und Reportagen zu lesen sind, um neue Anhänger buhlen,<br />
schrumpft die Anhängerschaft der Yakuza. Das Magazin der Yamaguchigumi<br />
ist nur ein verzweifelter Griff nach dem Strohhalm. Die jungen Japaner<br />
verspüren keine grosse Lust, den Yakuza beizutreten und sich einer patriarchischen<br />
Führungs- und Vaterfigur, dem sogenannten Oyabun oder Paten,<br />
zu beugen oder sich ihre Sporen mit niedrigen Arbeiten zu verdienen. Die<br />
Yakuza-Gruppen sind wie eine Familie strukturiert, mit dem Oyabun an der<br />
Spitze und darunter die Kobun, die Söhnen oder Soldaten. Akihito Akeuchi,<br />
ein ehemaliger Yakuza und heute einer ihrer Tätowierer, erzählt in einem Interview:<br />
«Es beginnt damit, dass du mit dem Boss Sake trinkst und er dann<br />
sagt, dass er von heute an dein Vater ist und du sein Sohn bist. Ich hatte mir<br />
das anders vorgestellt, als der Dienstbote der älteren Brüder zu sein. Ich war<br />
frustriert, musste Zigaretten holen, sie bewirten und die Aschenbecher leeren.<br />
Ich war ein junger, durstiger Soldat, der auf die Strasse wollte, doch stattdessen<br />
schenkte ich Tee aus und küsste ihre Hintern.»<br />
Menschen- und Drogenhandel, Prostitution, legale und illegale Inkassogeschäfte,<br />
verbotenes Glücksspiel und Schutzgelderpressungen gehören zum<br />
täglichen, traditionellen Mafia-Geschäft der Yakuza. Sie operieren auf praktisch<br />
jedem Geschäftsgebiet Japans, beeinflussen die Finanzmärkte und haben<br />
ihren Wirkungskreis auf die politische Korruption ausgedehnt. Gewalt gilt<br />
als ultimativ letzte Instanz.<br />
Zeig mir deinen Körper ...<br />
... und ich sage dir, wer du bist. In keiner anderen kriminellen Gruppierung<br />
wird die Zugehörigkeit auf so eine markante Weise demonstriert wie bei<br />
den Yakuza und den Tätowierungen ihrer Mitglieder.<br />
Seit Jahrhunderten ritzen sich Krieger und<br />
Gesetzlose ihre Zusammengehörigkeit unter die<br />
Haut. Die Bilder auf dem Körper müssen in einer<br />
Balance und Harmonie zueinander stehen<br />
und so sind Ganzkörpertätowierungen oft spiegelverkehrt<br />
gestochen. Alles, was eine Vorderseite<br />
hat, beinhaltet auch eine Rückseite. Doch<br />
die Tätowierungen der Yakuza zeigen nicht nur<br />
wahre Kunstwerke, sondern sagen aus, wie viel<br />
Schmerz und Geduld derjenige erträgt, oder bereit<br />
ist, für die Yakuza zu ertragen. Bei der traditionellen,<br />
japanischen Tätowierkunst «Tebori» werden<br />
die spitzen Nadeln, die an Bambusröhrchen<br />
stecken, in schnellem Tempo tiefer unter die Haut<br />
gerammt als mit den üblichen Tätowiermaschinen.<br />
Ein äusserst schmerzhaftes und blutiges<br />
Unterfangen, doch die Tätowierung hält länger<br />
und die Farben verblassen nicht. Der Drache<br />
soll vor Feuer schützen, Chrysanthemen werden<br />
einem Toten in kleinen Kaskaden mitgegeben,<br />
der Karpfen verwandelt sich in einen Drachen,<br />
der Stärke symbolisiert. Die Kirschblüten symbolisieren<br />
die Vergänglichkeit des Lebens: Lebe<br />
schnell, stirb jung. «Wenn ich irgendwann irgendwo<br />
in den Bergen wie ein Hund getötet werde,<br />
bin ich vorbereitet. An meinem Körper befinden<br />
sich Chrysanthemen.»<br />
48 | <strong>PRESTIGE</strong>
SHORTCUT<br />
Marilyn Monroe<br />
Sie gehörte zu den schönsten Frauen, soll eine heimliche Affäre mit John F.<br />
Kennedy geführt haben und hauchte das wohl erotischste «Happy Birthday Mr.<br />
President» ins Mikrofon. Jung, drall, prall und keineswegs ein blondes Dummchen,<br />
aber depressiv und voller Selbstzweifel, passt die Theorie des Selbstmordes<br />
sehr gut ins Konzept der Allgemeinheit, als man Norma Jeane Baker alias<br />
Marilyn Monroe am 5. August 1962 leblos in ihrer Wohnung findet. Von offizieller<br />
Stelle aus wird ihr Tod mit einer Überdosis an Schlafmitteln begründet. Doch die<br />
populärste Verschwörungstheorie, schiebt dem liebestollen keineswegs Saubermann<br />
Präsidenten die Tat indirekt in die Schuhe. 40 Schlaftabletten soll sie<br />
geschluckt haben, jedoch fand man in ihrem Magen keine Tablettenreste. Auch<br />
hätte sie sterben müssen, bevor sich die Tabletten vollständig hätten aufgelösen<br />
können. Marilyn Monroe konnte die Schlaftabletten nicht selbst geschluckt<br />
haben. So stellen sich die Fragen, ob ihr die tödliche Dosis gewaltsam und per<br />
Einlauf verabreicht wurde? Oder ob, sie die Kapseln aufgebrochen, in Wasser<br />
aufgelöst und getrunken hat?<br />
Lady Di<br />
Sie war die Prinzessin der Herzen, litt unter der Kälte des Britischen Könighauses<br />
sowie der Queen, und war den Paparazzi, die sie auf Schritt und Tritt verfolgten,<br />
wie ein hilfloses Reh ausgeliefert. Bis heute sind die Details des tödlichen Unfalls<br />
der Fürstin von Wales rätselhaft. Gemeinsam mit ihrem Freund Dodi Al-Fayed<br />
raste sie am 31. August 1997 in einem Tunnel in Paris gegen einen Betonpfeiler,<br />
gefolgt von einer Horde Fotografen. Angeblich wurden beim Chauffeur Henri<br />
Paul bei einer Blutanalyse Alkohol und Psychopharmaka sowie grosse Mengen<br />
Kohlenmonoxid diagnostiziert. Jedoch hätte ihn das sofort umbringen müssen.<br />
Wurden die Blutproben vertauscht? Kurz vor dem Aufprall touchierte ein weisser<br />
Fiat Uno die Limousine, jedoch sind der Wagen und sein Fahrer bis heute unauffindbar.<br />
Ausgerechnet in der Unfallnacht, funktionierten die Sicherheitskameras<br />
im Tunnel nicht.<br />
Kurt Cobain<br />
Gerade mal 27 Jahre alt wurde der Sänger und<br />
Gitarrist der Band Nirvana, als er am 5. April 1994<br />
starb. Der Tod gehörte schon früh zu seinem Leben,<br />
hatten sich drei seiner Grossonkel umgebracht<br />
und sah er als Jugendlicher die Leiche eines<br />
Nachbarsjungen an einem Baum hängen. Drei<br />
Tage nach dem Tod Kurt Cobains fand man ihn in<br />
seinem Haus in Seattle. Vollgespritzt und mit einer<br />
Schrotflinte neben sich, mit der er sich offenbar in<br />
den Kopf geschossen hatte. Gerüchten zufolge<br />
hätte Cobain vor seinem Tod jedoch Diazepam eingenommen,<br />
ein Medikament, das die Wirkung von<br />
Heroin so verstärkt hätte, dass er nicht mehr in der<br />
Lage gewesen wäre, sich zu bewegen, geschweige<br />
denn zu erschiessen. «El Duce», wie sich der Mann<br />
nannte, behauptete später, die Witwe Kurt Cobains,<br />
Courtney Love, hätte ihm 5’000’000 Dollar für den<br />
Tod an ihrem Mann geboten. Diese Theorie lässt<br />
sich bis heute nicht beweisen, haftet jedoch genau<br />
so lange an der immer noch ein bisschen verdächtigten<br />
Witwe.<br />
The Luxury Way of Life | 49
Der Künstler, Designer und Fotograf Rolf Sachs, Sohn des<br />
legendären Lebemanns Gunter Sachs, zeigt in seinem neusten<br />
Fotoprojekt einmal mehr seine Verbundenheit zum Engadin.<br />
Yvonne Beck<br />
50 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
RRolf Sachs stellte anlässlich der St. Moritz Art Masters erstmals seine<br />
Ausstellung «Camerain Motion: Von Chur nach Tirano» vor. Mit<br />
seiner Kamera hat er die flüchtigen Momente einer spektakulären<br />
Alpenlandschaft eingefangen. So wie sie sich dem Betrachter bei einer<br />
Fahrt mit der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Rhätischen Bahn<br />
durch die Schweizer Berge bieten. <strong>PRESTIGE</strong> traf den Künstler in der Schlossereiwerkstatt<br />
St. Moritz und sprach mit Ihm über den Begriff «Heimat», das<br />
Engadin und die Kunst zu leben.<br />
Prestige: Herr Sachs, Sie stellen heute Ihr neues Fotoprojekt vor. Was ist<br />
das Besondere an «Camera in Motion: From Chur to Tirano»?<br />
Rolf Sachs: Dieses Projekt wird viele Menschen anregen, eine Still Camera in Bewegung<br />
zu benutzen, denn die Bilder sind voller Leben. So simpel diese Form der Aufnahme ist,<br />
so sehr spricht sie doch den heutigen Zeitgeist an. Es kommt ständig zu Überraschungen.<br />
Etwas mit dem ich gar nicht gerechnet habe, ist zum Beispiel, dass bei Aufnahmen in den<br />
Kurven nur ein einziger Punkt scharf gezeichnet wird. Dadurch sehen einige Aufnahmen<br />
fast irreal aus – wie eine Spielzeuglandschaft. Und das macht dieses Projekt so spannend.<br />
Haben Sie Ihre Bilder nachträglich noch bearbeitet?<br />
Nein! Das ist eins meiner Prinzipien. Keine nachträgliche Bearbeitung.<br />
Bei meinem letzten Fotoprojekt, bei dem ich über<br />
einen langen Zeitraum immer dieselbe Aussicht fotografiert<br />
habe, ist auch alles so wie es aus der Kamera kam. – Alles<br />
nur mit einer einzigen Einstellung aufgenommen. Es gibt sicher<br />
tolle Bilder, die stark bearbeitet wurden, aber meine<br />
Bilder sind 1:1, so wie sie aus der Kamera kommen.<br />
Wie oft sind sie die Strecke von Chur nach Tirano<br />
für Ihr neues Projekt mit der Bahn gefahren?<br />
Ich selbst habe mit der Kamera vor dem Auge vier Fahrten<br />
gemacht. Aber es stehen noch einige Fahrten an. Es gibt<br />
noch eine sehr schöne Zeit, die ich noch nicht eingefangen<br />
habe: Der Herbst, in dem sich alle Lärchen gelb verfärben.<br />
Die muss ich auf jeden Fall noch fotografieren.<br />
The Luxury Way of Life | 51
Inzwischen kenn ich aber jede Kurve auf der Strecke, weiss, welche Belichtungszeit ich<br />
wo einstellen muss. So kann ich jetzt natürlich bei den Aufnahmen noch mehr spielen. Ich<br />
habe nun den Blick dafür, wie was aussehen könnte. Man muss ein bisschen ins Leere<br />
schauen, damit der Vordergrund nicht scharf ist, so erkennt man vor dem eigenen Auge,<br />
wie das Bild aussehen wird.<br />
Wie viele Bilder haben sie insgesamt bisher geschossen?<br />
12’000 und es kommen noch mehr. Die Datenmengen sind der Wahnsinn, denn ich verwende<br />
eine 70 Millionen Pixel-Kamera. Somit können wir die Bilder natürlich auch riesig<br />
aufziehen. Im Winter werden wir das ganze Projekt vorstellen.<br />
Sie leben seit langer Zeit in London. Trotzdem zieht es Sie immer wieder in<br />
die Schweiz zurück und auch dieses Projekt befasst sich ja ganz intensiv<br />
mit dem Engadin. Warum?<br />
Ich bin mit dem Engadin eng verbunden. Meine Familie ist schon immer eng mit St. Moritz<br />
verbunden. Ich bin hier in die Schule gegangen, habe hier ganz besondere Momente<br />
erlebt, angefangen von den tollen, wilden Teenagerzeiten, die stets prägend sind. Heute<br />
werde ich, das hoffe ich zumindest, von den Einheimischen als Einheimischer akzeptiert.<br />
Ich habe einige honorige Posten im Bobsport, natürlich auch im Dracula-Club und bin<br />
Vize-Präsident im Cresta-Club. Das nehme ich auch sehr ernst, denn ich fühle mich verantwortlich<br />
für diese Region.<br />
Empfinden Sie in London so etwas wie Heimweh nach dem Engadin?<br />
Ich denke, ich könnte hier oben nicht arbeiten. Es gibt zu wenig Ecken und Kanten.<br />
Man kann nicht an einem Ort arbeiten, der zu schön ist. Vielleicht als Schriftsteller,<br />
aber als bildender Künstler eher weniger. Da ist London für mich ein interessanteres<br />
Pflaster. Doch ich bin mit vielen Orten verbunden, auch mit Deutschland. Ich bin sehr<br />
international aufgewachsen, meistens in der Schweiz,<br />
bin halb Franzose, halb Deutscher vom Blut her. Meine<br />
kreative Sprache ist sehr deutsch. Daher bereite ich in<br />
Köln auch gerade eine Ausstellung vor mit dem Namen<br />
«Eingemachtes – Typisch deutsch».<br />
Was genau wird dort zu sehen sein?<br />
Ich nehme deutsche Begriffe auf, deutsche Tugenden wie<br />
Fleiss, Pünktlichkeit, Reinheit bis hin zu Melancholie, Weltschmerz<br />
und Angst. Zu jedem dieser Begriffe habe ich ein<br />
Objekt gemacht.<br />
Sind diese Begriffe nicht sehr klischeebehaftet?<br />
Nein, ich denke, dass die Deutschen wirklich genauer, präziser,<br />
pünktlicher und fleissiger als andere Nationen sind.<br />
Die Engländer sind lustiger, haben einen Way of life, aber<br />
das Land funktioniert weniger. Schweizer wiederum sind<br />
ein wenig engstirnig, aber dafür funktioniert auch hier alles<br />
besser. Alles hat seine guten und schlechten Seiten. Ich<br />
will meine Ausstellung jedoch nicht politisieren, denn bin<br />
kein Politiker oder Philosoph …<br />
Wie würde Sie sich beschreiben?<br />
Ich bin ein kreativer Weltbürger, ein fröhlicher Mensch und<br />
hoffe, dass ich die Welt ein bisschen offener, freier, weniger<br />
konventionell machen kann. Wir müssen ausbrechen,<br />
wir sind zu abhängig von unserer Erziehung, unserer<br />
52 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 53
CULTURE<br />
Sozialisation und davon müssen wir uns befreien. Wir müssen toleranter werden. Jeder ist<br />
so, wie er ist, daher müssen wir beginnen, freier zu denken.<br />
Kann Kunst dazu beitragen?<br />
Ja, natürlich. Es gibt sehr viele Menschen die Kunst innerlich berührt und sie zum Umdenken<br />
anregt. Auch wenn man die Welt durch Kunst nur ein kleines Bisschen anders sieht,<br />
kann das schon etwas bewirken. Um Kunst zu begreifen, muss man jedoch eigentlich in<br />
einem urbanen Umfeld leben.<br />
Die meisten Ihrer Arbeiten sind mit einem Augenzwinkern verwirklicht<br />
worden, oder?<br />
Alle Objekte reflektieren sicherlich den Charakter des Künstlers, deshalb freut es<br />
mich, dass Sie das Augenzwinkern herauslesen können. Manchmal würde ich mir<br />
noch etwas mehr davon in meinen Werken wünschen. Humor, Spass und das Leben<br />
oder sich selbst nicht zu ernst nehmen sind sehr wichtige Komponenten. Das ist<br />
bereits die halbe Miete und man fühlt sich selbst viel<br />
wohler in seiner Haut.<br />
Aber nehmen sich nicht gerade viele in St. Moritz<br />
viel zu ernst?<br />
Nein, das ist das Bild, was die Medien vermitteln. Das<br />
ist ein grosses Klischee, diese Menschen sind gar nicht<br />
Teil von St. Moritz. Hier gibt es so viele Unikate. Lustige<br />
Engländer, die um zwei Uhr morgens mit den Tabletts<br />
die Bobbahn runterrauschen und die Deutschen, die<br />
vorher noch schnell abklären, ob sie versichert sind.<br />
Das ist das Leben hier. Ein sehr, fast schon humoristisches<br />
Beisammensein. Aber das sehen die meisten<br />
nicht, da nur Pudel, Pelze und Champagner gezeigt<br />
werden, was mit dem echten Leben hier gar nichts zu<br />
tun hat.<br />
54 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
Woher kommen die Ideen zu Ihren Projekten und Werken?<br />
Ach, das ist schwer zu beantworten. Als Künstler ist man ständig am Denken und hat<br />
neue Ideen. Manchmal kommen Sie mitten in der Nacht, manchmal in Teammeetings, wo<br />
eigentlich etwas anderes verfeinern sollte.<br />
War es für Sie schwer, als Künstler ernst genommen zu werden? Mit dem Namen Sachs<br />
haben doch sicherlich viele «verwöhntes Bübchen aus reichem Hause» verbunden.<br />
Das mit dem reichen Sohn ist immer da. Ich finde das jedoch einfach menschlich und<br />
verständlich. Es stört mich auch nicht so sehr. Dieses Bild wird mir mein ganzes Leben<br />
angehängt, aber ich kann ganz gut damit umgehen. Ich kann ja nicht aus meiner Haut<br />
raus. Doch inzwischen werden viele meiner Werke auch unabhängig von meinem Namen<br />
betrachtet und geschätzt.<br />
Haben sie irgendwelche Vorbilder beziehungsweise gibt es Künstler oder<br />
Designer, die Sie besonders verehren?<br />
Oh, da gibt es wahnsinnig viele. Ich finde nicht immer<br />
alles toll, aber ich bin oft unglaublich eifersüchtig darauf,<br />
dass ich nicht selbst die Idee zu einigen Projekten<br />
hatte. Hinzu kommt, dass meine Mitarbeiter in meinem<br />
Studio wahnsinnige Spielverderber sind. Es kommt häufig<br />
vor, dass ich ganz aufgeregt mit einer neuen Idee zur<br />
Arbeit komme. Eine halbe Stunde später zeigt mir mein<br />
Team dann im Internet, dass es die Idee schon lange<br />
verwirklich wurde.<br />
Kunst ist für Sie in drei Worten?<br />
Frei, offen und endlos. Die meisten Menschen denken, es<br />
sei alles bereits gemacht worden, aber es ist noch nichts<br />
gemacht worden. Und das ist das unglaublich Schöne an<br />
der Kunst. Es gibt immer wieder neue Überraschungen.<br />
Es ist unglaublich, wie tief man schürfen kann.<br />
The Luxury Way of Life | 55
Baloise<br />
Session<br />
<strong>2013</strong><br />
Unvergessliche und unkonventionelle Konzerte<br />
Mit neuem Name, neuen Sponsoren, neuer<br />
Location und einem frischen Design startet das etablierte<br />
Basler Musikfestival in eine neue Ära.<br />
Boris Jaeggi
CULTURE<br />
NNach 15 Jahren heisst der neue Presenting Sponsor «Basler Versicherungen».<br />
Mit dem neuen Festivalnamen Baloise Session (vormals<br />
Avo Session) will man auch den starken Bezug zum Standort<br />
Basel festigen. Die Markenzeichen des Festivals bleiben gleich, versichern<br />
Matthias Müller, Präsident der Baloise Session, und Beatrice Stirnimann,<br />
CEO,: «Ein vielfältiges, musikalisch anspruchsvolles und dennoch<br />
unkonventionelles Programm in einem intimen Clubtischambiente mit Kerzenlicht.»<br />
Freuen darf man sich auf die neue Location. Alle Konzerte finden<br />
in der von den Stararchitekten Herzog & de Meuron konzipierten Eventhalle<br />
der Messe statt. Diese bietet, mit einer speziell designten und über drei<br />
Ebenen laufenden Tribüne, allen 1 600 Konzertgäste, die an runden<br />
6er Tischen sitzen, freie Sicht auf die Bühne und auf die jedes Detail<br />
zeigenden Grossbildleinwände. Gespannt sind die Musikliebhaber<br />
sicher auf die Akustik, die sowohl einzelnen Künstlern, die unplugged<br />
spielen, als auch einer grossen dynamisch aufspielenden<br />
Band gerecht werden muss. «Das hochklassige Programm der<br />
Baloise Session steht gleichermassen für Innovation und Kontinuität<br />
und verspricht Musikgenuss. Das sind auch zentrale Werte<br />
der Basler Versicherungen. Wir sind stolz, als neuer Presenting<br />
Sponsor mitzuhelfen, dass Weltstars auch künftig gerne in<br />
Basel auf der Bühne stehen und sich an der Baloise Session<br />
wohl und sicher fühlen», so Michael Müller, CEO der Basler<br />
Versicherungen, abschliessend.<br />
Heather Nova<br />
Lovebugs<br />
The Luxury Way of Life | 57
CULTURE<br />
Ein Highlight jagt das andere<br />
Vom 25. Oktober bis 14. November werden 23 nationale und internationale<br />
Künstler auftreten. Eröffnet wird das Festival mit der «Opening<br />
Night» am 25. Oktober durch die aufstrebende Popsängerin Zaz.<br />
Sie hat mit ihrer unverblümten Nonchalance und ihrer vielfältigen<br />
Bühnenerfahrung dem französischen Chanson die Kraft und die<br />
moderne Sprache zurückgegeben. Bligg hingegen hat mit seinem<br />
charmanten Selbstbewusstsein nicht nur den Rap erweitert,<br />
sondern auch die Volksmusik erneuert. Das wird wohl auch sein<br />
neues Album «Service Publigg» erreichen, welches just am Tag<br />
seines Auftritts an der Baloise Session erscheint.<br />
Gloria Estefan wandelt auf den Spuren Frank Sinatras: In ihrem<br />
neuen Programm singt die Latin Pop Queen die Standards<br />
vom Broadway und taucht tief ins kulturelle Erbe<br />
Amerikas ein, ohne allerdings ihr kubanisches Temperament<br />
und ihre bekannten Hits zu verleugnen. Die englische<br />
Newcomerin Birdy und die grosse Patricia Kaas<br />
laden am 4. November zu einem Abend voller Gefühle<br />
und Leidenschaft ein, bei dem der Titel «Ladies Passion»<br />
Programm ist. Der Konzertabend vom 10. November<br />
ist der handgemachten Musik gewidmet:<br />
Aimee Mann ist das beste Beispiel dafür, dass<br />
man auch ohne kommerziellen Erfolg erfolgreich<br />
sein kann. Sie gilt als beste Singer-Songwriterin<br />
im Geiste Neil Youngs. «Soundgarden»-Sänger<br />
und Songwriter Chris Cornell ist ein grossartiger<br />
Grunge-Interpret. Aber wie stark seine Stimme<br />
wirklich ist, demonstriert er unplugged solo.<br />
Die absoluten Höhepunkte sind jedoch sicherlich<br />
die beiden Schlussabende. Am<br />
13. und 14. November dürfen wir «the one<br />
and only» Eric «Slowhand» Clapton just<br />
im Jahre seines 50. Bühnenjubiläums für<br />
zwei Konzerte in Basel begrüssen. Damit<br />
ist Präsident Matthias Müller und<br />
seinem Team sicherlich der Überraschungscoup<br />
im nationalen Konzertjahr<br />
<strong>2013</strong> schlechthin gelungen.<br />
www.baloisesession.ch<br />
58 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
ZAZ<br />
Aimee Mann<br />
The Luxury Way of Life | 59
60 | <strong>PRESTIGE</strong>
Schrecklich<br />
Aufnahmen<br />
Der Fotograf Martin Parr<br />
Dicke Deutsche, sonnenverbrannte Briten und<br />
amerikanische Botox-Opfer: Kein Fotograf entlarvt<br />
nationale Ticks so gemein wie Martin Parr.<br />
Lone K. Halvorsen<br />
Martin Parr, Magnum Photos | courtesy Schirmer | Mosel<br />
The Luxury Way of Life | 61
CULTURE<br />
OOb Tourismus, Wüste oder Geldadel – seine Bilder sind entlarvend,<br />
ironisch und oft sehr gemein. Er richtet seine Kamera auf die Banalitäten,<br />
Vulgarität und Abgründe des Alltags. Mit dem Blick des<br />
geübten Beobachters menschlicher und allzu menschlicher Verhaltensweisen<br />
fotografiert Martin Parr Sonnenanbeter, Strandverkäufer, Sandburgenbauer<br />
und Badende, wo immer er sie antrifft. Menschen am Strand<br />
haben den englischen Fotografen schon als Student interessiert. Weniger<br />
wegen der reichlich präsenten nackten Haut als wegen des Phänomens<br />
Strandleben als solches. Alle Strände dieser Welt scheinen sich zu gleichen,<br />
von kleinen Unterschieden, wie etwa der Zusammensetzung des Picknicks,<br />
einmal abgesehen. «Der Strand», sagt Parr, «ist einer jener raren öffentlichen<br />
Räume, an denen man, quer durch die Kulturen, alle Absurditäten und skurrilen<br />
Eigenheiten der jeweiligen Nation findet».<br />
Magnum<br />
Im englischen Epsom, Surrey, wurde Martin Parr 1952 geboren. 1970 begann<br />
er das Studium der Fotografie am Manchester Polytechnic, welches<br />
er bis 1973 verfolgte. In dieser Zeit beteiligte er sich an verschiedenen fotografischen<br />
Projekten, die sich, wie auch die späteren Arbeiten, bereits der<br />
fotografischen Dokumentation sozialer Gefüge und Bedingungen widmeten.<br />
1994 wird er Mitglied der bekannten Fotoagentur Magnum.<br />
Von den Fotografen Robert Capa, Henri Cartier-Bresson, George Rodger und<br />
David Seymour wurde die Agentur im Jahr 1947 gegründet. «Magnum» sollte<br />
anders sein als andere Agenturen, denn die Gründer sahen sich zugleich als<br />
Künstler aber auch als Bildhändler. Mehr Künstlergemeinschaft als Auftragsvermittlung<br />
und mehr Fotografen-Kooperative als Bildhändler lautete die Devise.<br />
Und da ihre Arbeiten gefragt waren, konnten sie auch bei den Abnehmern<br />
durchsetzten, was Ihnen notwendig erschien. Fortan musste bei jeder Veröffentlichung<br />
der Name des Fotografen genannt werden und die Urheberrechte<br />
blieben bei den Fotografen – verwaltet durch «Magnum».<br />
Wer nicht mitspielen wollte, bekam eben keine Bilder mehr. Die Magnum-<br />
Gründer und ihre Weggenossen sahen sich als eine Symbiose aus Künstlern<br />
und Reportern. Daher waren sie davon überzeugt, dass gerade ihr subjektiver<br />
Blick erst den Gang der Weltgeschichte wirklich dokumentierte. Sie arbeiteten<br />
nach ihren eigenen Regeln und ihre Bilder – so dachten sie – waren das<br />
Ergebnis intensiver Auseinandersetzung mit der Realität und ausführlicher<br />
Recherchen über den Gegenstand ihre Reportagen.<br />
Bis heute gehören rund 100 Fotografen der Fotoagentur. Die Namensliste<br />
liesst sich wie ein «Who is who» der Fotografie.<br />
Der Einlass für Martin Parr in der «auserlesenen» Fotoagentur gestaltete sich<br />
ein wenig schwierig. Denn als er sich bewarb, galt er als sehr umstritten<br />
und viele bekannte Dokumentarfotografen empfanden ihn als unseriös und<br />
stimmten gegen ihn. Nach Jahren hartnäckiger Bewerbung wurde er endlich<br />
aufgenommen, knapp aufgenommen – eine Stimme weniger und er wäre erneut<br />
abgelehnt worden.<br />
62 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
Schweizer Qualität.<br />
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The Luxury Way of Life | 63
CULTURE<br />
Zelebration der Klischees<br />
Martin Parrs Interesse galt zunächst dem kleinbürgerlichen Leben in England,<br />
welches er jedoch in den kommenden Jahren international ausweitete.<br />
Szenarien des alltäglichen Einkaufs, des häuslichen Mittagstisches,<br />
der U-Bahnfahrt oder Einblicke in ein Callcenter sind in Parrs eigenwilligen,<br />
ausschnitthaften, teils unscharfen oder auch überbelichteten Bildern oft<br />
schnappschussartig und amateurhaft angelegt. Er scheut nicht vor der Wiedergabe<br />
von verbrauchten Klischees und kollektive Stereotypen zurück – die<br />
er anfänglich in der Mittelschicht fand, die aber schliesslich in der Mittel- und<br />
Oberschicht den Grossteil seiner Serien bildeten. Über die Unterschiede der<br />
Schichten sagt der Brite: «Traditionell dokumentieren Fotojournalisten meist<br />
die Armut auf der Welt, weil sie als das wichtigste Thema unserer Zeit gilt.<br />
Doch ich denke, dass heute nicht mehr die Armut das Hauptproblem ist, sondern<br />
der Reichtum. Es herrscht einfach zu viel Wachstum und Wohlstand».<br />
Seine Fürsprecher schwärmen von seiner feinen Ironie, dem spöttischen britischen<br />
Humor und der Akribie, mit der er das moderne Leben szenisch einfängt.<br />
Seine Fotos amüsieren zunächst; unwillkürlich grinst man. Betrachtet<br />
man jedoch seine Fotos ein wenig länger, fällt auf, wie schonungslos er hinguckt<br />
und wie er auf den entscheidenden Moment wartet. Gnadenlos drückt<br />
er ab, wie den Revolver eines Cowboys im entschiedenen Moment – ein Klick<br />
und das Foto ist im Kasten. Nichts inszeniert, nichts verschönert – fast plakativ<br />
und wie aus einem Comic. Er zelebriert die Klischees, denn wie er sagt<br />
«Klischees werden zu Klischees, weil sie wahr sind. Wenn ich irgendwo fotografiere,<br />
versuche ich immer, diese Klischees im Kopf zu haben. Ich spüre sie<br />
auf und fotografiere sie».<br />
Bei ihm sehen alle sonderbar aus, sogar ganz gewöhnliche Menschen. Die<br />
Welt ist schrecklich und zugleich schön. Und genau diese Mischung findet<br />
sich auch in seinen Bildern. Dafür geht er sehr nah ran – bis die Dellen der<br />
Orangenhaut hervortreten und der Rest von Bodylotion in der Halsfalte zu<br />
sehen ist. Seine Art der Fotografie hat ihm aber auch viel Häme eingebracht.<br />
Seine Bilder seien boshaft und zynisch, sagen die Kritiker. Henri Cartier-Bresson,<br />
einer der Wortführer bei Magnum, befürchtete bei seiner Aufnahmebewerbung,<br />
dass die humanistische Tradition der Agentur mit Parr untergehen<br />
würde. Magnum wollte Krieg und Armut in der Dritten Welt dokumentieren,<br />
Parr dagegen interessierte sich für die profan-provozierende Lebensrealität in<br />
der Ersten Welt. Für ihn waren die Grabenkämpfe längst vergessen.<br />
Er hält uns einen Spiegel vor und porträtiert indiskret die soziale Wirklichkeit<br />
mit dem Materialismus und den Exzessen der Massenkultur. Jedoch auch<br />
diese Seite des sozialen Manifestes besitzt eine gewisse Sympathie – das<br />
Kitschige, das nicht-perfekte und den menschlichen Makel. Er ist kein Misanthrop,<br />
wie viele seiner Gegner insinuieren, denn er mag die Menschen und<br />
das, was er mit der Kamera festhält, ist nicht anders als die Realität, die ihm<br />
begegnet. Es sind Momentaufnahmen, die einen bestimmten Menschenschlag<br />
für eine bestimmte Zeit konservieren. Und das, was auf den ersten<br />
Blick wie ein Schnappschuss aussieht, entpuppt sich rasch als subtile Komposition<br />
und ein raffiniertes Arrangement.<br />
64 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
The Luxury Way of Life | 65
CULTURE<br />
Entlarvender Blick<br />
Nun hat der britische Fotograf in der Schweiz auf<br />
Lauer gelegen, um bildhaft festzuhalten, dass<br />
auch hierzulande die Klischees zutreffen. Denn<br />
die Klischees von der Schweiz sind es, die Martin<br />
Parr für seine Fotoserie «Think of Switzerland» aufgreift<br />
– in der aktuellen Ausstellung «Souveniers»<br />
im Museum für Gestaltung in Zürich. «Dies soll<br />
keine objektive Studie über die zeitgenössische<br />
Schweiz sein», so Martin Parr. «Es ist das Statement<br />
eines Künstlers. Ich sage Ihnen sicher nicht,<br />
welches Statement es ist, denn ich bin der Fotograf.»<br />
Die Ausstellung wirft einen Blick auf die plakative<br />
Schweiz. Wieder sind es die Bilder, die man<br />
zu kennen glaubt: Goldbarren, Käsefondue, Berge<br />
und Würste in Folie eingeschweisst. Ob umstritten,<br />
zynisch, geschmacklos oder als enfant terrible betrachtet,<br />
Fakt ist: Martin Parr ist längst Kult.<br />
SHORTCUT<br />
Strandleben<br />
Kein Ort ist weiter weg vom Alltag als der Strand. Sand, Sonne und die passende<br />
Lektüre sind verlässliche Zutaten, um sich innerhalb kürzester Zeit entspannt<br />
und frei zu fühlen – und privat. «Life’s a Beach» versammelt erstmals<br />
die besten und skurrilsten Strandfotos von Martin Parr aus vier Jahrzehnten.<br />
100 Farbaufnahmen von Sonnenanbetern, Strandverkäufern und Sandburgenbauern<br />
entführen an die grossen und kleinen Strände der Welt. Im<br />
Begleittext des Buches bekennt sich Martin Parr, seit 1994 Vollmitglied bei<br />
Magnum, zu seinem ausgeprägten Faible für das Strandleben und dessen<br />
Absurditäten.<br />
Life’s a Beach<br />
Martin Paar<br />
Schirmer/Mosel Verlag<br />
66 | <strong>PRESTIGE</strong>
kolumne<br />
Aus dem Leben eines Galeristen: Reine Geschmackssache<br />
Hot dogs von Roy Lichtenstein,<br />
Dosensuppen von Andy<br />
Warhol, Schokoriegel und<br />
Zigarren von Mel Ramos. –<br />
Schaut man sich die Bilder der<br />
Pop Art-Künstler an, dann sind<br />
darunter erstaunlich viele, die<br />
Essen abbilden. Jenseits aller<br />
Konsumkritik geht es hier um<br />
eine Hommage an die genussvolle<br />
Seite des Lebens. Aber<br />
Künstler wären nicht Künstler,<br />
wenn sie diesem Bereich nicht<br />
einen besonderen Blickwinkel<br />
abgewinnen könnten.<br />
Wilhelm J. Grusdat<br />
Willem De Kooning war bekannt für sein holländisches<br />
Frühstück, John Cage backte gern makrobiotische<br />
Kekse und Robert Motherwell bereitete<br />
in seiner Jugend Kabeljau zu. Roy Lichtensteins<br />
Lieblingsgericht ist eine Suppe, die Ursuppe.<br />
Wer ihn danach fragte, dem gab der Maler detaillierte<br />
Anweisungen, wie man aus Wasserstoff,<br />
Ammoniak, Methan, Wasser, Stickstoff und Kohlenmonoxid,<br />
mithilfe eines kaputten und funkensprühenden<br />
Mixers, die Grundbrühe herstellte.<br />
Diese Brühe muss kurz unter ultraviolettes Licht<br />
gehalten werden und dann auf niedriger Hitze<br />
simmern, bis sich die ersten Proteine entwickeln.<br />
Voilà! – Die Ursuppe. Zum Verzehr ungeeignet.<br />
Dalis Werke wimmeln von Lebensmitteln – etwa<br />
von Spiegeleiern, Bohnen, Steaks. Auch seine Titel<br />
spielen mit kulinarischen Assoziationen. Man<br />
denke nur an sein «Weiches Selbstbildnis mit gebratenem<br />
Speck». Aus seiner Vorliebe für exquisites<br />
Essen entstand auch sein Kochbuch, das er<br />
nicht nur mit eigenen Arbeiten schmückte, sondern<br />
das auch seine Freude an ungewöhnlichen<br />
Rezepten und Serviervorschlägen widerspiegelt.<br />
Heringspüree in der Kniekehle der Geliebten ist<br />
nur ein Beispiel. Sein 1941 gehaltenes Dinner<br />
«Night in a Surrealistic Forrest» fand sogar Eingang<br />
in die Tagesschau. Gala – gekleidet in ein<br />
Einhornkostüm – war die Gastgeberin und thronte<br />
in einem riesigen, roten Bett.<br />
Als Vorspeise wurde Carpaccio<br />
in Damenstiletto gereicht;<br />
das Hauptgericht bestand<br />
aus fünf lebenden Fröschen.<br />
Nicht alle Künstler kochen<br />
gerne. Da hilft es, wenn man<br />
einen Assistenten hat, der<br />
nicht nur den reibungslosen<br />
Ablauf im Atelier beaufsichtigt,<br />
sondern auch noch in<br />
der Küche zaubern kann. Ich<br />
hatte das Vergnügen, Hisachika<br />
Takahashi, die rechte<br />
Hand von Robert Rauschenberg, bei einem<br />
meiner Besuche in seinem New Yorker Atelier<br />
kennenzulernen und seine Leckereien zu kosten.<br />
Takahashi hatte nicht nur die Fähigkeit, aus den<br />
Zutaten für ein geplantes Vier-Personen-Dinner<br />
genug Verpflegung für zehn Personen zu zaubern,<br />
er war auch einer der Ersten, der die Zubereitung<br />
von original japanischem Sushi in New<br />
York einführte. Dafür kochte er in dem berühmten<br />
Künstlerrestaurant «Food» in Soho. Hier wurde<br />
zum ersten Mal das Konzept der offenen Küche<br />
zelebriert. Die Gäste, die sich hier niederliessen,<br />
wussten nie, welche Künstler-Koch-Performance<br />
sie erwartete und ob die zubereiteten Mahlzeiten<br />
überhaupt essbar sein würden. Am Ende wurde<br />
ihnen immer ein Souvenir vermacht. Takahashi<br />
erzählte mir dazu, dass er einmal die übrig gebliebenen<br />
Knochen zu einer Kette auffädelte und<br />
den Gästen mitgab.<br />
Auf meinen Reisen und Zuhause werde ich häufig<br />
zu diesen zwanglosen Zusammenkünften zwischen<br />
den Künstlern und Kunstverehrern eingeladen.<br />
Es gibt keine bessere Gelegenheit, den<br />
Menschen hinter dem Kunstwerk kennenzulernen.<br />
Denn wer sich ernsthaft für eine Arbeit interessiert,<br />
der will auch mehr über dessen Schöpfer<br />
wissen. Insofern gehe ich als Galerist nicht nur<br />
gern zu Künstleressen, sondern ich gebe solche<br />
exklusiven Treffen auch gern für meine Kunden.<br />
The Luxury Way of Life | 67
fashion<br />
68 | <strong>PRESTIGE</strong>
Leuchtend und kunstvoll drapiert, so kennt man im Westen den<br />
breiten Bindegürtel, der von Japanern über ihrem<br />
Kimono getragen wird. Auf Japans Strassen nur noch selten zu<br />
sehen, denken viele Europäer oft er wäre ein<br />
klassisches Geisha-Accessoire. Dabei erlebt der Obi zusammen mit<br />
dem Kimono gerade ein Revival.<br />
Valeska Jansen<br />
Sensai<br />
The Luxury Way of Life | 69
Rubriken<br />
Atelier Eingang zu Kondaya Genbei in der Altstadt von Kyoto.<br />
70 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
GGanz gleich, wie leuchtend die Farben eines Kimonos sein mögen,<br />
der Obi ist fast immer noch leuchtender. Wenn eine Lerngeisha vor<br />
Ihnen auf der Strasse geht, bemerken Sie nicht etwa ihren Kimono<br />
zuerst, sondern ihren leuchtend gefärbten, hängenden Obi, der nur<br />
einen Streifen des Kimonos an den Schultern und an den Seiten frei lässt. Um<br />
diese Wirkung zu erreichen, muss der Obi so lang sein, dass er von einem<br />
Ende des Zimmers bis zum anderen reicht. Aber es ist nicht die Länge des<br />
Obi, die einem zu schaffen macht, sondern sein Gewicht, denn er ist fast<br />
immer aus schwerem Seidenbrokat. «Ihn nur die Treppe hinauf zu bringen<br />
ist unendlich anstrengend, also können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn<br />
man ihn trägt. Das dicke Gewirk umschliesst die Taille wie eine von diesen<br />
gefährlichen Schlangen und der schwere Stoff, der hinten herab hängt, gibt<br />
einem das Gefühl, als hätte man einen Schrankkoffer auf dem Rücken», so<br />
beschreibt es Chiyo, die Protagonistin in dem Bestseller «Die Geisha» von<br />
Arthur Golden.<br />
Vom Zweck zur Kunst<br />
Tatsächlich ist der kunstvoll drapierte Bindegürtel, über dem Kimono getragen,<br />
bis zu fünf Meter lang. Seine Tradition hält er seit der Heian-Zeit (794 bis<br />
1192) bis heute aufrecht. Einzig seine Breite hat sich im Laufe der Jahrhunderte<br />
immer wieder verändert. War er zu Beginn eine lange Kordel, wurde er im<br />
Laufe der Jahrhunderte immer breiter und kunstvoller gewebt. Das Material<br />
ist meist Seide und das Farbspektrum reicht von uni schlicht bis bunt gemustert.<br />
Einer der berühmtesten Obi-Künstler der Neuzeit ist der Japaner Genbei<br />
Yamaguchi. Seine Kreationen sind traditionellen Mustern nachempfunden<br />
und ausschliesslich aus der wertvollen Koishimaru-Seide gefertigt. Oft üppig<br />
bestickt mit Fäden aus purem Gold, haben seine Kunstwerke nach oben beinahe<br />
kein Preislimit. Yamaguchi ist der Inhaber der Obi-Manufaktur «Kondaya<br />
Genbei» inmitten der Altstadt Kyotos.<br />
The Luxury Way of Life | 71
Fashion<br />
Libelle mit Diamant auf Obi.<br />
Erfolg mit Luxus-Obis aus Kyoto<br />
Vor 270 Jahren gegründet, begann das Unternehmen ursprünglich als Grosshandel.<br />
Als Yamaguchi im Jahr 1980 übernahm, verlagerte er das Kerngeschäft<br />
in die Fertigung handgearbeiteter Luxus-Obis. Nach seinen eigenen<br />
Entwürfen und Ideen und unter Berücksichtigung Jahrhunderte alter Traditionen<br />
gehört er heute zu den berühmtesten Obi-Designern der Welt. In Zusammenarbeit<br />
mit den besten Rohstoffherstellern und Webern ist es ihm gelungen,<br />
Tradition und Moderne innovativ zu verbinden. Dadurch hat er in Japan<br />
und Übersee einen grossen Kundenstamm gewinnen können.<br />
Sein besonderes Markenzeichen ist neben dem hohen Qualitätsstandart<br />
die Verwendung ungewöhnlicher Materialien. Zu seinem Grundstoff, der<br />
Koishimaru-Seide, arbeitet er zusätzlich mit Fäden aus Altgold, Silberblättchen,<br />
Edelsteinen, seltenen Federn und auch alten Fischernetzen. Spezielle<br />
Kräuter-Farbstoffe aus der traditionellen japanischen «Kampo-Medizin», der<br />
japanischen Pflanzenheilkunde, verleihen nicht nur Farbe, sondern sollen ihre<br />
heilenden Kräfte und den Geist der Natur auf das Kleidungsstück übertragen.<br />
(Kampo stammt ursprünglich von der traditionellen chinesischen Medizin ab.<br />
So soll zum Beispiel der Farbstoff der Färberdistel – sie färbt die Seide je<br />
nach Verfahren Rosa, Kirschrot, Braunrot oder Braungelb – den Körper warm<br />
halten. Indigo, gewonnen aus der Indigopflanze, die Blau färbt, soll Mücken<br />
fernhalten. Yamaguchi will damit das in Vergessenheit geratene Bewusstsein<br />
für die geistige Bedeutung von Farben wiederbeleben.<br />
72 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
Genbei Yamaguchi mit seinem wertvollstem Kimono aus 90 % Gold.<br />
The Luxury Way of Life | 73
Genbei Yamaguchi<br />
demonstriert den<br />
Unterschied zwischen<br />
einem groben herkömmlichen<br />
Seidenkokon<br />
und dem viel kleineren<br />
Koishimaru Seiden Kokon.<br />
Ursprung aus dem Morgenland<br />
Auch die Muster seiner Obis entsprechen alten, traditionellen Webverfahren.<br />
Meist haben sie ihre Wurzeln im alten Persien, von wo aus sie sich nach Ost<br />
und West verbreitet haben. Das begründet gleichzeitig die Tatsache, warum<br />
viele verschiedene Kulturen ähnliche Muster mit der gleichen spirituellen Bedeutung<br />
verwenden. Nach Japan gelangten diese traditionellen Muster über<br />
die Seidenstrasse. Yamaguchi nutzt noch heute ihre tiefe Bedeutung. «Meine<br />
Obis sind nicht nur wertvolle Designer-Stücke, sie sollen dem Träger auch<br />
Glück bringen und Energie verleihen», erklärt der Japaner. Nicht nur traditionelle<br />
Färbemethoden und Muster liegen dem Designer am Herzen, auch<br />
das verwendete Grundmaterial hat unter seinen<br />
Händen eine Renaissance erfahren. Die Koishimaru-Seide<br />
ist die reinste und kostbarste japanische<br />
Seide. Ursprünglich war ihre Verwendung dem<br />
japanischen Kaiserhaus vorbehalten. Das «Momijiyama<br />
Seidenraupenzucht-Center» innerhalb des<br />
kaiserlichen Palastes, war Jahrhunderte lang der<br />
einzige Ort der Welt, wo die sensiblen Seidenraupen<br />
gezüchtet werden durften. Bis 1998 gab es<br />
dafür sogar ein offizielles Gesetz.<br />
74 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion Rubriken<br />
Obi mit Chrysanthemen<br />
The Luxury Way of Life | 75
Fashion<br />
Dreidimensionales Gesicht aus unzähligenn Goldfäden gestickt.<br />
Erfolg mit Massenproduktion<br />
Ausserhalb der Palastmauern erfreute sich trotzdem ein erfolgreicher Handel<br />
mit der in Massenproduktion gefertigten Hybrid-Seide. Langes und dickes<br />
Garn, produziert von einer robusten und pflegeleichten Seidenraupenart,<br />
war der Verkaufs- und Exportschlager der japanischen Textilindustrie. Doch<br />
Yamaguchi wollte passend zu seiner Obi-Philosophie die Produktion der wertvollen<br />
Koishimaru-Seide wiederbeleben, sind doch die Seidenfäden viel feiner<br />
und um ein vielfaches weicher, als das sonstige Massenprodukt. Gemeinsam<br />
mit Experten baute er Maulbeerbäume an, deren Blätter vollkommen unbehandelt<br />
waren. Denn die empfindlichen Insekten, deren Grundnahrungsmittel<br />
Maulbeerblätter sind, vertragen ausschliesslich biologisch natürliche Pflanzenstoffe.<br />
Ein Hauch Pestizid oder sonstiger anorganischer Zusatzstoff und<br />
ein Massensterben ist vorprogrammiert. Sein Wiederbelebungsversuch wurde<br />
zum Erfolg und bereits im Jahr 2002 hatte er so viel Koishimaru-Seide<br />
produziert, dass er sie in Kimonos und Obis verarbeitete<br />
und im Rahmen einer grossen Ausstellung<br />
präsentieren konnte. Dafür wurde er mit dem japanischen<br />
Kulturpreis ausgezeichnet.<br />
Genbei Yamaguchi ist typisch japanisch: traditionell<br />
und bescheiden. Seine Erfolge in Wirtschaft und<br />
Kultur haben ihn nicht abheben lassen. Fast macht<br />
er den Eindruck, als freue er sich wie ein buddhistischer<br />
Zen-Mönch, ein altes Stück Tradition seiner<br />
Kultur und seinen Landsleuten zurückgebracht zu<br />
haben. Einen «Kondaya-Genbei» zu besitzen ist eine<br />
echte Wertanlage und ein wahres Stück japanischer<br />
Kultur und das nicht nur in Japan.<br />
76 | <strong>PRESTIGE</strong>
suitart ist der offizielle bekleidungspartner<br />
der swiss indoors.<br />
Rubriken<br />
warum von der stange,<br />
wenn es ein massanzug sein kann?<br />
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The Luxury Way of Life | 77
Die<br />
Schweiz<br />
als<br />
Modeland<br />
Kathrin Eckhardt<br />
78 | <strong>PRESTIGE</strong>
Aus Frankreich<br />
kommt Dior, aus<br />
Italien Prada<br />
und was bringt<br />
die Schweiz für<br />
Modegrössen<br />
hervor?<br />
The Luxury Way of Life | 79
Fashion<br />
BBisher hatte unser Land keine grosse Tradition im Modedesign, obwohl<br />
einige Namen wie Christa de Carouge oder Ida Gut auch über<br />
die Landesgrenze hinaus ein Begriff sind. Dies könnte sich bald ändern,<br />
denn es tut sich etwas im Schweizer Modemarkt. Mit der «Mode<br />
Suisse» wurde 2012 eine neue Plattform für Modeschaffende ins Leben<br />
gerufen. Sie schlägt zweimal jährlich eine Brücke zwischen den Kreativen<br />
und dem Markt. Modeschaffende und Experten erzählen vom Potenzial des<br />
Schweizer Modemarktes, ihren Strategien und weshalb sich die Schweizer<br />
Mode auch vor dem ausländischen Markt nicht zu verstecken braucht.<br />
Fashion made in Switzerland<br />
Es gab die Gwand, den Prix Bolero und den Stella Swiss Textiles Award,<br />
allesamt Modeshows, die in den 90er- und 2000er-Jahren entstanden und<br />
inländisches Design förderten. Allesamt sind sie eingegangen, versandet,<br />
verschwunden. Darauf folgte ausser der kommerziell orientierten Vögle Fashion<br />
Week nicht mehr viel und ein grosses Loch entstand. Es gab zwar zunehmend<br />
Schweizer Modedesigner und -designerinnen, die qualitativ gute<br />
Mode schufen, doch das Netzwerk und eine Plattform, um die Kollektionen in<br />
regelmässigen Abständen einem Fachpublikum zu zeigen, fehlten.<br />
Yannick Aellen ist ein Altbekannter in der Schweizer Modebrache und arbeitet<br />
seit vielen Jahren im In- und Ausland als Mode-Show-Produzent. Heute ist<br />
er auch Initiant und Kreativ Direktor der Mode Suisse. Mit seiner Geschäftspartnerin,<br />
der Eventmanagerin Ursina Widmer, hat er es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, diese Lücke zu schliessen. Aellen kennt die Schweizer Modeszene<br />
wie seine Westentasche und wusste deshalb um die Nöte und das Potenzial<br />
der Schweizer Designer. Im Förderfonds Engagement der Migros-Gruppe<br />
fanden die Initianten den perfekten Geldgeber für die Mode Suisse, die zweimal<br />
jährlich in Genf und Zürich stattfindet.<br />
Die kleine Schwester des Migros Kulturprozents unterstützt verschiedene<br />
Projekte im Bereich Kultur, Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Sport und eben Design<br />
mit jährlich 10 Millionen Franken. Ohne diese sichere Teilfinanzierung<br />
wäre die Plattform wahrscheinlich ein weiterer zum Scheitern verurteilter Versuch<br />
gewesen, die Modebranche Schweiz zu unterstützen. Aellens Ziel ist es<br />
«zweimal jährlich auf unprätentiöse und professionelle Art, die Mode unseres<br />
Landes zu kuratieren und das reale Business zu ermöglichen.» An die Mode<br />
Suisse werden Einkäufer und Presseleute vom In- und Ausland eingeladen.<br />
Sie helfen so den Labels Läden für den Vertrieb zu finden oder Beiträge über<br />
sie in der Presse zu generieren.<br />
80 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
© Maurice Haas<br />
ursina widmer und YANNICK AELLEN<br />
The Luxury Way of Life | 81
Fashion<br />
Der eigene Drive der Schweizer<br />
Aellen glaubt an den Schweizer Markt. Es gäbe weiterhin Geld im Land, das<br />
auch ausgegeben werden wolle, das sei ein lokaler Vorteil. Zudem spüre er<br />
ein neues Pulsieren, eine positive Energie der Modeschaffenden, die sich miteinander<br />
austauschten, sogar über den Röstigraben hinaus. «Es gibt hier einen<br />
ganz eigenen Drive, die Menschen sind noch nicht verzweifelt», beobachtet<br />
er. Auch die Designerin Ida Gut macht ähnliche Erfahrungen. Sie sagt: «Wir<br />
haben einen Markt mit einem sozialen Mittelstand, Kundinnen und Kunden<br />
mit einem Bewusstsein für Schweizer Produkte und unternehmerisches Wissen.<br />
Wir haben eine reelle Chance etwas aufzubauen.» Die Modeschaffenden<br />
finden hierzulande verglichen mit dem Ausland einfach eine zusätzliche Anstellung<br />
als Freelancer in der Modebranche. Sie dozieren beispielsweise an<br />
einer Modeschule, wie Heiner Wiedemann vom Label Heinrich Brambilla oder<br />
jobben als Aushilfen bei Gelegenheitsjobs. Diese Zusatzeinkommen sind für<br />
die Existenzsicherung in den Anfangsjahren meistens nötig.<br />
Daneben braucht jeder Designer sein ganz eigenes Konzept, um sich zu positionieren.<br />
Für Aellen ist die Grundvoraussetzung dafür, dass die Designer<br />
ihren eigenen Markt für sich entdecken und sich danach richten. Julian Zigerli<br />
ist einer der auffälligen jungen Schweizer Designer. Seine Herrenkollektion ist<br />
laut und bunt und für den herkömmlichen Schweizer Mann ziemlich gewagt.<br />
Aus diesem Grund hat Zigerli schon früh ins Ausland expandiert. Seine Mode<br />
vertreiben Läden in Japan, Singapur, Spanien, Italien, England und Frankreich.<br />
Zudem zeigt er seine Kollektion jeweils an der Berlin Fashion Week.<br />
Dieses Jahr präsentierte er das dritte Mal und die Sitzreihen wurden das erste<br />
Mal ganz gefüllt. Die Schal- und Taschendesignerin Julie Egli hingegen sieht<br />
sich als nachhaltige und langsame Designerin. Sie will sich nicht dem raschen<br />
Tempo der Modeszene mit den zweimal jährlichen Kollektionen unterordnen.<br />
«Slowfashion» nennt sie ihr Konzept. Für ihre Muster und Prints arbeitet sie in<br />
künstlerischer Manier, die viel Zeit und Aufwand braucht. Zudem hat sie sich<br />
dafür entschieden, sich zu limitieren. Sie will lieber wenig neue Produkte, dafür<br />
diese in hoher Qualität und mit fairen Produktionsbedingungen herstellen.<br />
Der seit 14 Jahren im Geschäft tätige Designer Heiner Wiedemann vom Label<br />
Heinrich Brambilla arbeitet ähnlich. Er sieht sich als Handwerker und nimmt<br />
sich ganz aus Deadlines von Einkäufern und Modeshows heraus. Auf die Arbeitsweise<br />
kam er, weil er zu viel Zeit für die Produktionsplanung im Ausland<br />
statt für die kreative Kollektionsentwicklung benötigte. Seine Couture-Kollektion<br />
ist ein Nischenprodukt, deren Entwürfe es sogar ins Momu Fashion Museum<br />
Antwerpen schafften. Für seine Arbeitsweise brauche es Selbstvertrauen,<br />
denn es werde kaum jede Woche von derselben Kundin ein neues Stück<br />
von ihm gekauft. Von Vertrauen spricht auch Ida Gut. Wenn man sie auf ihre<br />
Strategien in wirtschaftlich schweren Zeiten anspricht, sagt sie: «Wenn dir die<br />
Kundin in den guten Zeiten nicht trauen kann, kommt sie in den schwierigen<br />
sowieso nicht mehr.»<br />
82 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
JULIE EGLI<br />
IDA GUT<br />
JULIAN ZIGERLI<br />
HEINRICH BRAMBRILLA<br />
© Alexander Palacios<br />
© Alexander Palacios<br />
© Alexander Palacios<br />
The Luxury Way of Life | 83
Fashion<br />
© Alexander Palacios<br />
© Alexander Palacios<br />
LAEND PHUENGKIT<br />
KAZU<br />
SANDRO MARZO<br />
Eines ist für alle klar, es tut sich wieder etwas in<br />
der Schweizer Modelandschaft. Wiedemann findet,<br />
die Chance für den Schweizer Modemarkt<br />
läge auch darin, sich nach aussen zu öffnen. «Der<br />
internationale Wettbewerb ist wichtig», meint er.<br />
Auch Yannick Aellen würde ihm zustimmen, er<br />
sagt: «Schweizer Designer brauchen sich nicht zu<br />
verstecken.» Und das Mode Suisse-Team arbeitet<br />
derzeit gezielt an einem international orientierten<br />
Showcase. Es gibt viele Namen wie PortenierRoth,<br />
Laend Phuengkit, Sandro Marzo, Kazu oder Stefanie<br />
Biggel, welche sich die in- und ausländischen<br />
Modeschaffenden für die Zukunft unbedingt merken<br />
sollten.<br />
© Alexander Palacios<br />
84 | <strong>PRESTIGE</strong>
FUR FASHION HIGHLIGHTS<br />
Rubriken<br />
www.acbang.ch fall / winter <strong>2013</strong>/14<br />
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The Luxury Way of Life | 85
kolumne<br />
Anleitung zum Schlaraffenlandspiel<br />
Neulich hatte ich einen Termin<br />
mit einem jungen, sympathischen<br />
Verkäufer vereinbart, da<br />
ein Produkt, das ich von ihnen<br />
anfertigen liess, nicht korrekt angefertigt<br />
wurde. Nun wollte ich<br />
von meinem Anrecht profitierten,<br />
dieses zurückgeben zu können.<br />
Aus verschiedenen Gründen<br />
musste der Verkäufer jedoch<br />
kurzfristig den Termin seiner<br />
Mitarbeiterin übergeben. Da ich<br />
in legerer Kleidung unterwegs<br />
war, schien sich die Verkäuferin Gabriel Palacios<br />
von meinem Freizeitlook in ihrer<br />
Wahrnehmung so sehr beeinflussen zu lassen, dass<br />
sie von der Annahme ausging, dass ich viel zu jung<br />
und zu freizeitlich wirkte, als dass ich wirklich das<br />
Geld zu haben schien, um ein ernsthafter Kunde zu<br />
sein. Ihr Umgang mit mir war trotz meines zuvorkommenden,<br />
zwischenmenschlichen Flairs mit dem Umgang<br />
eines zehnjährigen Schuljungen zu vergleichen.<br />
Aber nicht der Schuljunge, der seine Hausaufgaben<br />
ordentlich erledigt und aktiv am Unterricht teilnimmt,<br />
sondern der Schuljunge, der aus der letzten Reihe<br />
seine Mitschüler mit Papierkrümeln beschmeisst,<br />
den Unterricht stört, verschiedenste Abmahnungen<br />
erhält und förmlich wöchentliche Gespräche zwischen<br />
Eltern und Lehrern miterlebt.<br />
Als ich die Verkäuferin nach ihrem gefühlt zehnten<br />
Seufzer direkt damit konfrontierte, was ihr Problem<br />
sei, hatte sie keine handfesten Gründe, wollte sich<br />
aber auch nicht entschuldigen, da sie sich keiner<br />
Verfehlung bewusst war. Wenige Wochen zuvor befand<br />
ich mich im selben Geschäft. Damals war ich<br />
im Anzug unterwegs, denn ich hatte später noch ein<br />
geschäftliches Meeting. Damals – kaum hatte ich einen<br />
Fuss ins Geschäft gesetzt – bemerkte ich, wie<br />
die Empfangsdame mit ihrer Mitarbeiterin flüsterte.<br />
Später fragte sie mich, ob ich<br />
der Hypnotiseur sei, der vorgestern<br />
im Fernsehen war. Ich bejahte<br />
und genoss den vorzüglichen<br />
Service. Mein Eindruck:<br />
Dies musste die höflichste und<br />
wohl angenehmste Mitarbeiterin<br />
sein, die die ganze Möbelbranche<br />
zu bieten hatte. Diese<br />
beiden Erlebnisse bestätigten<br />
mir die Banalität unserer oberflächlichen,<br />
auf Geld, Macht,<br />
Gier, Aussehen und Einfluss<br />
fokussierte Gesellschaftsform.<br />
Leider scheint es keine Möglichkeit zu geben,<br />
diese Oberflächlichkeit auf irgendeine Weise zu<br />
umgehen oder zu verhindern. Es sei denn, wir<br />
betreten das Geschäft in Shorts und winken den<br />
Verkäufern mit einem Bündel Geld. Ich habe mir<br />
angewöhnt, dieses Spiel mitzuspielen, indem ich<br />
das Geschäft in dem Look betrete, in dem ich mich<br />
wohlfühle, und mir vorstelle, ich wäre in Grimms<br />
Schlaraffenland. Mein Tagtraum: Ich kaufe alles.<br />
Alles was mir gefällt. Ich bitte die oberflächliche<br />
und vorerst schnippische Verkäuferin um Beratung<br />
und Hilfe, so lange, bis sie versteht, dass ich<br />
es ernst zu meinen und ein verhüllter «Inkognito-<br />
Diamant» zu sein scheine. Wenn ich an der Kasse<br />
stehe, zücke ich meine goldene Kreditkarte, führe<br />
sie zum dafür vorgesehenen Schlitz, halte inne,<br />
schaue die Verkäuferin nachdenklich an und sage:<br />
«Ich hab’s mir doch anders überlegt. Hätten Sie<br />
mich doch nur von Anfang an anders behandelt.<br />
Jammerschade.» – Dann verlasse ich das Geschäft<br />
stolzen Schrittes ...<br />
Das macht mehr Spass als Beschwerdeschreiben.<br />
Ist ein sinnvoller Filter und lockert unseren Alltag,<br />
zumindest meinen, deutlich auf.<br />
86 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 87
88 | <strong>PRESTIGE</strong>
CHOPARD<br />
The Luxury Way of Life | 89
Fashion<br />
90 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 91
kolumne<br />
«Gefällt mir!»<br />
Irgendwann meldete auch ich<br />
mich bei Facebook an. Und weil<br />
man sich als Facebook-Nutzer<br />
dazu berufen fühlt, überall seinen<br />
Kommentar abzugeben,<br />
missbrauche ich heute eine<br />
ganze Prestige-Seite dafür. In<br />
FB-Sprache: Ich will share und<br />
dafür geliked werden!<br />
Die Social Media-Mitgliedschaft<br />
hat tatsächlich ihre Vorteile:<br />
Ich kann meine wertvollen<br />
Botschaften nun einer ganzen<br />
Community unterbreiten,<br />
Tamara Wernli<br />
kostenlos und unbegrenzt. Auf dem virtuellen<br />
Tummelplatz kann ich ungehemmt mit fremden<br />
Menschen in Kontakt treten, mich zur Schau stellen.<br />
Die Selbstvermarktungsmaschinerie läuft hier<br />
wie geschmiert. Mein Zugang zu anregenden wie<br />
nutzlosen Informationen reicht ins Unermessliche.<br />
Nachteil: Mein Recht, über all die mitteilungsbedürftigen<br />
Selbstdarsteller herzuziehen, hat sich leider<br />
verwirkt. Ich gehöre ja jetzt dazu.<br />
Über 1,11 Milliarden Nutzer (Stand April <strong>2013</strong>) haben<br />
sich hier gerne. Leider ist es nicht möglich, mit<br />
jedem befreundet zu sein, weil die Anzahl auf 5 000<br />
beschränkt ist. – Laut FB kann niemand so viele<br />
echte Freunde besitzen oder ordentlich pflegen. –<br />
Im Internet wird heftig spekuliert, ob Facebook diese<br />
ekelhafte Limite je aufheben wird. Denn nur weil<br />
Nerd Zuckerberg sich mit Sozialkontakten schwertut<br />
– die Plattform hat der Streber deshalb an seiner<br />
Uni erfunden – heisst das noch lange nicht, dass<br />
wir alle auf einer verkorksten Leitung hocken.<br />
Zeichen der viel beschworenen Facebook-Abhängigkeit<br />
haben sich bisher (Beitritt: 20. Juli 2012)<br />
noch nicht offenbart. Alles läuft nach Plan: Von neuen<br />
Freunden flattern Einladungen ins Haus, manchmal<br />
Flirtanfragen. Meinem Selbstwertgefühl tut das<br />
unheimlich gut, soziale Akzeptanz ist doch wichtig.<br />
Warum sonst poste ich Fotos von meinem süssen<br />
Hund Leon, auf denen wir beide ungehemmt in die<br />
Linse grinsen?<br />
Wenn FB-Usern etwas gefällt,<br />
etwa die Ankunft eines neuen<br />
Mitglieds oder der hübsche<br />
Leon, klicken sie den «Gefällt<br />
mir»-Button. Sie klicken ständig<br />
diesen Button. Simone<br />
postet ein Bildli ihrer Füsse<br />
und 29 Usern gefällt das. Hier<br />
zeigt sich die Stärke von FB:<br />
Jeder geniesst ein bisschen<br />
Ruhm, die FB-Welt wird zur<br />
Bühne. Wenn ich also meine<br />
Frisur nicht mag, dies mitteile<br />
und alle meine Freunde «Gefällt<br />
mir» drücken, ist das ein Erfolg.<br />
Damit «alle» möglichst viele sind, sammle ich wie<br />
verrückt Freunde. Ich klicke alles an, was mir in die<br />
Quere kommt. Ausserdem sagt die Freundeszahl<br />
aus, wie beliebt man ist: Unter 1 000 so là là, ab<br />
2 000 ist man ganz ordentlich mit dabei, mit 4 000<br />
und mehr ist man der Burner.<br />
Herman teilte heute Morgen einen Link über ein gefährdetes<br />
Storchengebiet in Kroatien. Serge rollte<br />
die Geschichte Israels von hinten auf. Sylvie’s Gedanken<br />
kreisten um ihren eingewachsenen Zehnagel.<br />
Wie war ein Up to date-Wissensstand vor Facebook<br />
überhaupt möglich?<br />
Die neue Welt wühlt auf, vereinnahmt ihre Bewohner.<br />
Es soll nicht primär zur Entspannung dienen,<br />
meinte Zuckerberg. Er sieht diese Kommunikation<br />
als «eine Form, so schnell und effizient wie möglich<br />
Daten auszutauschen.» Genau! Effizient tausche<br />
ich nun Gala-Story-Links aus, und das Beste ist,<br />
die Pflege der sozialen Kontakte lässt sich bequem<br />
vom Sofa aus erledigen; ich muss das Haus nicht<br />
verlassen, weder Körperteile wachsen noch Brauen<br />
zupfen. Warum also überhaupt noch Menschen im<br />
echten Leben treffen, wenn es auch so geht?<br />
Wenn ich die magische 5 000er Marke knacke, lade<br />
ich meine Facebook-Freunde zu virtuellem Kaffee<br />
und Kuchen ein. Soll der Zuckerberg bloss nicht<br />
sagen, ich würde mich nicht ordentlich um meine<br />
echten Freundschaften kümmern!<br />
92 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 93
Hut Bailey ® of HOLLYWOOD EST. 1922 | Bluse und Hose Belstaff | Schuhe COS | Blazer Karl Lagerfeld | Clutch Escada<br />
94 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rolls-Royce<br />
The Luxury Way of Life | 95
Bluse und Hose Belstaff | Schuhe COS | Blazer Karl Lagerfeld | Clutch Escada<br />
96 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
Bluse Belstaff | Blazer Karl Lagerfeld | Ring LEINFELDER Goldschmiede München | Sonnenbrille Trussardi<br />
Photo Markus Hofmann | white-photo.com<br />
Styling Kinga Horvath | kingahorvath.de<br />
Makeup Anja El Sawaf | anja-el-sawaf.de<br />
Model Yann Bouvet | Natalia G. | Most Wanted Models<br />
aSSistenz Susanne Schramke<br />
Retusche PX5 @ Medien GmbH<br />
Special Thanks Karolina Berdycka<br />
The Luxury Way of Life | 97
Anzug Lagerfeld | Hemd Burberry London | Handschuhe Roeckl | Uhr LEINFELDER Uhren München<br />
98 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 99
fotostrec<br />
String Body Wolford | Stay-up Wolford | Ring LEINFELDER Goldschmiede München<br />
100 | <strong>PRESTIGE</strong>
ke<br />
The Luxury Way of Life | 101
SIE: Strümpfe FALKE | Kleid Karl Lagerfeld | Gürtel KINGA HORVATH® | Schuhe COS<br />
ER: Anzug Lagerfeld | Hemd Burberry London | Schuhe GEORGE’S | Uhr LEINFELDER Uhren München | Strumpf FALKE<br />
102 | <strong>PRESTIGE</strong>
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The Luxury Way of Life | 1<strong>03</strong>
Fashion Shortcuts<br />
Für echte Kerle<br />
1821 wurde der Schweizer Sportbekleidungshersteller Nabholz gegründet.<br />
Global bekannt wurde Nabholz spätestens in den 60er-Jahren, als elf olympische<br />
Teams mit dessen Produkten ausgestattet wurden. Nachdem die Marke<br />
in den 90er-Jahren verschwand, hat sie sich<br />
nun neu positioniert und überzeugt heute<br />
mit ihren Jacken. Von Parkas bis Daunenjacken<br />
über Trenchcoats ist alles dabei.<br />
Ohne Schnickschnack, dafür mit<br />
warmen Federn, wasser- und windfesten<br />
Stoffen, überzeugt Nabholz<br />
mit hoher Qualität. Sie werben für<br />
«Living Legends» und sind Promotionspartner<br />
von Sauber F1-Team.<br />
Das passt, denn ihre Jacken gehören<br />
überall da hin, wo sich echter<br />
Kerle befinden: beim Fischen, in<br />
den Engadiner Bergen an der Oldtimer<br />
Rally «Passione Engadina»,<br />
im Landrover die Schweizer Berge<br />
bezwingend oder lässig im Segelboot<br />
sitzend.<br />
Männertaugliche Handtasche<br />
Männer und Handtaschen sind ein Thema für sich. Nur ein gestandenes<br />
Mannsbild erträgt ohne Imageeinbusse etwas an der Hand<br />
hängend, das nicht eindeutig eine Aktentasche ist. Internationale<br />
Fussballer wie Ronaldo mögen zunehmend die kleinen, clutchartigen<br />
Taschen, die sie direkt unter ihre muskulösen Unterarme klemmen.<br />
Optisch ist das eine umstrittene Sache. Die Schweizer Marke<br />
Bally hat nun eine Zwischenlösung gefunden, eine Art Kompromiss<br />
von Aktentasche und Clutch Bag. Die «Milano Business»-Tasche<br />
bekommt diesen Winter eine neue Farbe, wobei das Leder gewohnt<br />
hochwertig bleibt. Ganz ohne Schnörkel macht der Mann mit dieser<br />
«Handtasche» alles richtig.<br />
104 | <strong>PRESTIGE</strong>
Mit Blumen verführen<br />
Agent Provocateur – der Name vergeht auf der Zunge wie selbst gemachtes<br />
Eis – ist gleichermassen prickelnd und süss. Die Londoner Lingerie-Marke<br />
weiss, wie Verführung aussieht und dafür zieht sie alle Register. Spitze, transparente<br />
Stoffe, Verstrebungen und Blumenmuster sowie Lack und Leder gehören<br />
ins Herbst-Winter-Sortiment, das von den Powerfrauen der 70er-Jahre<br />
wie Barbarella inspiriert wurde. Der Blumenkimono «Fleura» aus feiner Seide<br />
ist üppig und hat es uns deshalb besonders angetan. Er schmiegt sich weich<br />
um den weiblichen Körper und fällt dramatisch auf den Boden. Ein bleibender<br />
Eindruck ist damit garantiert.<br />
Chicer Gummi<br />
«Der Adler» aus Frankreich ist aus Kautschuk und 160 Jahre alt. Zudem hält<br />
er unsere Füsse trocken. Die Rede ist von der Schuhmarke Aigle, dessen<br />
Ursprungsgeschäft die Gummistiefel waren. Heute stellen sie aber auch<br />
Kleider und Lederschuhe her. Im trüben Herbstwetter sind Gummistiefel unabkömmlich<br />
und der einzige Weg, trotz grauer Weltuntergangstimmung vor<br />
die Haustüre zu gelangen. Aigle hat seine Gummistiefel für diesen Winter mit<br />
neuen Farben versehen. Das Modell «Miss Juliette» hat zudem einen kleinen<br />
Absatz und Schnürverstrebungen am Schienbein. Für Miss Juliette Liberty-<br />
Print, die extravagante Version davon, hat das Londoner Traditionshaus ein<br />
Blumen- und Tiermuster ausgearbeitet, welches an den Garten Eden erinnert.<br />
Damit hat es Aigle geschafft, selbst Arbeitsschuhe wie Gummistiefel mit<br />
etwas Weiblichkeit zu versehen.<br />
Statement setzen<br />
Die Designerin Shourouk ist in der Modewelt längst ein Begriff. Ihre «Statement<br />
Pieces» wurden durch Serien wie Gossip Girl oder Sex and the City 2<br />
weltweit bekannt. Ihre Schmuckstücke sind bunt, gross, auffällig wie ein Regenbogen<br />
oder die Federpracht eines Pfaus. Shourouk zählt viel berühmte<br />
Anhängerinnen wie Michelle Obama, die sich extra von ihr einen Gurt<br />
anfertigen liess, oder die Sängerin Beth Ditto, die Shourouks Colliers<br />
für ihre Auftritte trägt. Die Französin verwendet keine echten Edelsteine,<br />
sondern bedient sich der Vielfalt der Swarovski-Steine. Diesen<br />
Herbst und Winter ist sie Partnerin der Glitzersteinfirma und hat eine<br />
Kollektion für sie auf den Markt gebracht. «Swarovski by Shourouk»<br />
verleiht ganz in der Tradition der beiden Schmuckpioniere der Trägerin<br />
einen unvergesslichen Funkelmoment.<br />
The Luxury Way of Life | 105
fashion<br />
show<br />
Winter<br />
<strong>2013</strong><br />
By Laura Giarratana<br />
Giorgio Armani<br />
Roberto Cavalli Dsquared2 Ermenegildo Zegna<br />
106 | <strong>PRESTIGE</strong>
Dolce & Gabbana<br />
John Richmond<br />
Etro Versace Gucci<br />
The Luxury Way of Life | 107
wiesn<br />
schmankerl<br />
i b rixTON<br />
iI a lmdudler<br />
iII b oss<br />
iV s isley<br />
V b ogner<br />
Vi S.T.DUPONT<br />
Vii carl f.BUCHERER<br />
Viii w iNDSOR<br />
ix a ngermaier<br />
ix<br />
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vii<br />
vi<br />
108 | <strong>PRESTIGE</strong>
xi<br />
x<br />
x a ngermaier<br />
xi T iFFANY & Co.<br />
xiI t riumph<br />
xiii l iebeskind berlin<br />
xiV luis trenker<br />
xV prada<br />
xVi a ngermaier<br />
xiv<br />
xii<br />
xv<br />
xvi<br />
xiii<br />
The Luxury Way of Life | 109
110 | <strong>PRESTIGE</strong><br />
prada
Die Luxusmodehäuser<br />
bedienen sich<br />
New<br />
diesen Herbst und Winter<br />
wieder der klassischen<br />
Silhouette<br />
Look<br />
des «New Looks». Wie<br />
sie aussieht und weshalb<br />
wir sie gerade jetzt<br />
wiederentdecken …<br />
Kathrin Eckhardt<br />
The Luxury Way of Life | 111
Fashion<br />
EEs muss ein magischer Moment gewesen sein, als die Modejournalisten<br />
1947 die 90 Modelle der «Corelle»-Show von Dior bestaunten.<br />
Der Rockbund sass eng in der Taille, fiel weit über die Knie und die<br />
Schultern waren schmal und rund. Die Modelle bezauberten die Zuschauer<br />
durch die Betonung der Taille und der damit wiederentdeckten Weiblichkeit.<br />
Die berühmte, amerikanische Chefredakteurin der Harper’s Bazaar,<br />
Carmel Snow, schrieb begeistert «It’s such a New Look!» Der Ausspruch zur<br />
Kollektion wurde zum festen Modebegriff, der sich bis heute gehalten hat.<br />
Im Lexikon der Mode ist zu lesen:<br />
Diors «New Look»-Kollektion war ein revolutionärer Moment, denn die neue<br />
Silhouette bedeutete viel mehr als die Betonung der schmalen Taille. Die Nachkriegsjahre<br />
waren in Europa von der Knappheit des Zweiten Weltkrieges geprägt<br />
und nun endlich vorbei. Das Lexikon schreibt: «Die Mode hatte jahrzehntelang<br />
in den Mittelpunkt ihres Schaffens das breitschultrige, schmalhüftige,<br />
sportliche und kurzberockte junge Mädchen gestellt, aus dem im Krieg die oft<br />
schwer arbeitende, verarbeitete und auch seelisch überlastete Frau geworden<br />
war.» Für die Frauen der Nachkriegszeit gab es keine Mode, sondern nur Kleider,<br />
die Mittel zum Zweck waren. Der «New Look» aber bedeutete für sie, endlich<br />
wieder Mode zu tragen, ihre runden Brüste und Hüften zu zeigen. Die neue<br />
Silhouette verlieh ihnen ein neues, weibliches Selbstbewusstsein, das sich feminin<br />
und weich anfühlte. Die Frauen begannen, von romantischen Kleidern<br />
und feinen Stoffen zu träumen. Das Stillen dieser Sehnsucht erklärt auch den<br />
grossen Erfolg der «neuen Linie». Nach rund einem Jahr hatte sich die Silhouette<br />
durchgesetzt und sogar in Amerika wurde der französische Modetrend nach<br />
kurzem Protest akzeptiert. Zu Beginn fanden die Amerikanerinnen, der Look<br />
erinnere an die Kleider der Grossmütter, die ihre breiten Hüften unter weiten<br />
Röcken verstecken wollten.<br />
Richtig angezogen<br />
Diesen Herbst findet man die «neue Linie» unter anderen bei Bottega Veneta,<br />
Louis Vuitton, Gucci, Hermès, Prada und Miu Miu. Jacken, Kleider und Röcke<br />
sind in die Taille geschnitten und die Röcke bedecken allesamt die Knie.<br />
Neu und in die aktuelle Zeit passend sind die Materialien. Aus robuster Wolle<br />
sind die Entwürfe bei Prada, mit silbernen und goldenen Accessoires angereichert,<br />
ohne Verschnörklung und in Leder bei Hermès. Die Materialien<br />
werden frei gemixt und auch der dargestellte Frauentyp ist nicht nur feminin<br />
und schön, sondern etwas unvollkommener und rockig. Die Silhouette<br />
hilft «richtig» angezogen zu sein. Meine Grossmutter hätte dazu gemeint<br />
«ordentlich gekleidet». Dass Trends auf Gegentrends beruhen, ist eine alte<br />
Geschichte. Im aktuellen Fall kann der Wunsch nach Weiblichkeit und<br />
Ordentlichkeit aber damit erklärt werden: Noch im letzten Winter betonten<br />
die Designer die männlichen Seiten der Frauen und haben die Jacken mit<br />
Schulterpolster ausgestattet und ihnen Herrenanzüge angezogen. Zudem<br />
werden wir täglich überflutet von zu kurzen Röcken, weiten Ausschnitten<br />
und zu viel nackter Haut. Etwas Eleganz und subtile Weiblichkeit stillt mit<br />
der neuen / alten Silhouette auch unsere gegenwärtige Sehnsucht nach<br />
mehr Etikette.<br />
112 | <strong>PRESTIGE</strong>
GUCCI<br />
MiuMiu<br />
LOUIS VUITTON<br />
HERMès<br />
The Luxury Way of Life | 113
fashion<br />
show<br />
paris<br />
Winter<br />
Giarratana<br />
Valentino<br />
<strong>2013</strong>By Laura<br />
Emanuel Ungaro Veronique Leroy Moncler Gamme Nina Ricci<br />
114 | <strong>PRESTIGE</strong>
Alexander McQueen<br />
Vivienne Westwood<br />
Barbara Bui Versace Chanel<br />
The Luxury Way of Life | 115
watches<br />
& Jewellery<br />
116 | <strong>PRESTIGE</strong>
Die<br />
Blaue<br />
Stunde<br />
Zifferblätter à la Yves Klein<br />
Blau machen geht natürlich nicht, am sogenannten<br />
«casual friday», also dem lässigen Freitag im<br />
Büro. Krawatte? Fehlanzeige! Grauer oder<br />
schwarzer Anzug? Ebenfalls Fehlanzeige! Die<br />
übliche Kleiderordnung ist zumindest<br />
teilweise aufgehoben.<br />
Gisbert L. Brunner<br />
DDer Stil: locker, leger und natürlich gerne mit Blue Jeans. Zu dieser<br />
Hose passt optimal eine sportive, nicht zu aufdringliche Armbanduhr<br />
mit blauem Zifferblatt. Blau, diese Farbe ist heutzutage richtig<br />
angesagt. Über sie sagte schon der französische Maler, Bildhauer<br />
und Performancekünstler Yves Klein: «Blau ist die typische, himmlische<br />
Farbe», denn Blau regt die Sinne an, inspiriert zum Nachdenken. Blau ist<br />
allerdings nicht blau. Die Palette umfasst unzählige Abstufungen: Königsblau,<br />
Pariser Blau, Französischblau, Kobaltblau, Preussischblau, Tintenblau,<br />
Blaugold sind nur einige davon. Somit sind den Uhrendesignern nahezu keine<br />
Grenzen gesetzt. Mit Blick auf die Blaue Stunde am Handgelenk können<br />
die Produktgestalter absolut aus dem Vollen schöpfen. Frauen sind dabei<br />
keineswegs diskriminiert, denn seine Uhr betrachten sie längst als ihre eigene.<br />
Die Grösse spielt dabei übrigens keine Rolle. Eine gewisse Opulenz<br />
gilt keineswegs als unschicklich. Mechanik steht beim zarten Geschlecht<br />
sowieso immer höher im Kurs.<br />
The Luxury Way of Life | 117
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Das 1997 in Florenz gegründete Uhrenlabel Anonimo<br />
domiziliert seit <strong>2013</strong> in der Schweiz. Nach intensiver<br />
Überarbeitung präsentiert sich die Kollektion in neuem<br />
Glanz. Ein gestalterischer Akzent ist das leuchtend blaue<br />
Zifferblatt der stählernen Sailor mit 42 Millimetern Gehäusedurchmesser<br />
und Schraubkrone. Die Wasserdichtigkeit<br />
reicht bis 12 Atmosphären. Um die Uhrzeit kümmert sich das<br />
Automatikkaliber Sellita SW 200.<br />
Erinnerungen an die 1950er-Jahre weckt die «Clifton»<br />
von Baume & Mercier. In jenen Zeiten feierten derartige<br />
Armbanduhren stürmische Erfolge. Das Edelstahlgehäuse<br />
dieses Retromodells misst 43 Millimeter. Vom<br />
Zifferblatt lassen sich neben der Uhrzeit auch Datum,<br />
Wochentag, Monat und die Lichtphasen des Mondes<br />
ablesen. Das Automatikwerk stammt von der Et, die Unterzifferblattmechanik<br />
vom Spezialisten Dubois Dépraz.<br />
Die kalendarischen Indikationen bedürfen regelmässiger<br />
Handkorrektur.<br />
Die «Fifty Fathoms» von Blancpain debütierte<br />
1953. Sie war bis 50 Faden bzw.<br />
knapp 100 Meter wasserdicht und besass<br />
erstmals eine unidirektional verstellbare<br />
Drehlünette. Der «Fifty Fathoms Chrono<br />
Flyback» mit blauem Zifferblatt und blauer<br />
Drehlünette taucht problemlos bis zu 300<br />
Meter. Im Inneren des 45 Millimeter grossen<br />
Stahlgehäuses tickt das Automatikkaliber<br />
F185 mit Flyback-Chronograf, 30-Minutenund<br />
12-Stunden-Zähler. Krone und Drücker<br />
sind mit dem Gehäuse verschraubt.<br />
118 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
So viel zum Navitimer von Breitling vorweg: Mit<br />
Navy, also mit der Marine, hat der Name rein gar<br />
nichts zu tun. Das 1952 erstmals vorgestellte Modell<br />
diente vielmehr dem Navigieren. Zu diesem Zweck besass das<br />
markante Instrument einen intelligenten Rechenschieber. Selbiger<br />
ist auch dem brandneuen «Navitimer 1461 Aurora Blue» zu eigen. Das auf dem<br />
Eta 2892 basierende, selbstverständlich chronometerzertifizierte Automatikkaliber<br />
19 besitzt neben dem Achtelsekunden-Chronografen auch ein Vollkalendarium<br />
mit Mondphasenindikation. Das 46 Millimeter grosse Stahlgehäuse<br />
ist spritzwassergeschützt. Die Edition ist auf 1 000 Exemplare limitiert.<br />
Certina feiert <strong>2013</strong> sein 125. Firmenjubiläum. Die legendäre<br />
DS-Linie debütierte 1959. Das Kürzel steht für «Doppelte Sicherheit».<br />
Dahinter verbirgt sich u. a. eine besonders stossgesicherte<br />
Aufhängung für das Uhrwerk. DS bewährte sich bei<br />
Expeditionen und in vielen kritischen Situationen. Kein Wunder,<br />
dass Certina auch aktuell weiter daran festhält. Mit dem<br />
blauen «Action Diver» kann man locker bis 200 Meter abtauchen.<br />
Die Lünette dreht nur in einer Richtung, die Krone ist mit<br />
dem Gehäuse verschraubt. Eta 2824 heisst das Automatikwerk.<br />
Mit dem Umzug nach Luzern verknüpft die Familie Ebstein<br />
als neuer Chronoswiss-Eigentümer eine modifizierte Firmenphilosophie.<br />
Eine alte Guillochiermaschine gestattet den<br />
Kunsthandwerkern die Anfertigung kunstvoller Zifferblätter mit<br />
transluzidem Email. Bei der «Artist’s Collection 1» erstrahlt der<br />
Glasfluss in brillantem Blau. Im Rotgoldgehäuse mit typischer<br />
Zwiebelkrone tickt das sorgfältig dekorierte Handaufzugskaliber<br />
C.642, hinter dem sich ein altes Uhrwerk der Unitas verbirgt.<br />
The Luxury Way of Life | 119
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Ein gedecktes Blau ist das Erkennungszeichen der<br />
«Admiral’s Cup Legend 42 Blue». Bei Corum hielt diese<br />
Uhrenlinie 1983 Einzug in die Kollektion. Nach dreissig<br />
Jahren am Markt kann man also zu Recht von einem<br />
Klassiker sprechen. Allerdings hat das Design im<br />
Laufe der Jahrzehnte logischerweise einige modernisierende<br />
Modifikationen erfahren. Im Fall dieser sportlichen<br />
Armbanduhren fehlen die nautischen Flaggensymbole<br />
auf dem Zifferblatt. Das 42 Millimeter Stahlgehäuse besitzt<br />
eine blaue PVD-Beschichtung. Für die Zeitanzeige<br />
ist das Automatikkaliber Eta 2895 zuständig.<br />
Schlicht, einfach und doch so ergreifend: Im Edelstahlgehäuse<br />
der Ebel 100, Durchmesser 40 Millimeter, tickt das flache<br />
Automatikkaliber Eta 2892-A2 mit 42 Stunden Gangautonomie.<br />
Die Zahl 100 kommt nicht von ungefähr. Sie erinnert an den sehr<br />
runden Geburtstag der inzwischen zur amerikanischen Movado-Gruppe<br />
gehörenden Uhrenmarke im Jahr 2011. Für sicheren<br />
und komfortablen Halt am Handgelenk sorgt ein stählernes<br />
Milanaise-Armband.<br />
Ein sehr schmaler Gehäuseglasrand ermöglicht<br />
Frédérique Constant bei der neuen «Slimline<br />
Moonphase» die Verwendung eines grossen Zifferblatts<br />
in dunklem Blau. Vor ihm drehen drei<br />
Zeiger für Stunden, Minuten und Datum, dahinter<br />
eine Scheibe, welche die Lichtphasen des Mondes<br />
durch ein geschwungenes Fenster darstellt.<br />
Die Manufakturautomatik FC-705 präsentiert sich<br />
mit Genfer Streifenschliff und «Colimaçon»-Muster.<br />
Der Gesamtdurchmesser dieses distinguierten Edelstahlzeitmessers<br />
liegt bei 42 Millimetern.<br />
120 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Armbanduhren mit Mondphasenanzeige gibt es viele. Die «Perpetual<br />
Moon» von H. Moser & Cie. weist jedoch eine Besonderheit<br />
auf: Dank ausgeklügelter Mechanik weicht die grossflächige<br />
Anzeige des bleichen Erdtrabanten erst nach 1 027,3 Jahren<br />
um nur einen Tag von der astronomischen Norm ab. Die<br />
tägliche Abweichung beträgt demnach nur 0,23. Die Phasen<br />
lassen sich höchst präzise, minutengenau einstellen. Als Antrieb<br />
dient das Manufakturhandaufzugskaliber HMC 348. Es<br />
lässt sich durch den Glasboden des Platingehäuses betrachten.<br />
Die spannende Ära der 1960er-Jahre spiegelt, wie der<br />
Name schon andeutet, die einerseits retromoderne, andererseits<br />
aber auch puristisch gestylte «Sixties» von<br />
Glashütte Original wider. Das bombierte, aus Neusilber<br />
bestehende Zifferblatt in Blau besticht durch einen<br />
nostalgischen Sonnenschliff. Die im geschäftlichen<br />
Alltagsleben wichtige Datumsanzeige lässt sich infolge<br />
ihrer Grösse besonders gut ablesen. Ehrensache ist die<br />
waschechte Manufakturautomatik vom Kaliber 39-47, welche<br />
im 42 Millimeter grossen Stahlgehäuse der «Sixties Panoramadatum»<br />
tickt.<br />
Nässe kommt den Besitzern der neuen «Aquascope» von Jean Richard mit<br />
Sicherheit nicht rein. Das 46 Millimeter Stahlgehäuse widersteht Wasserdruck<br />
bis zu 30 Bar, was 300 Metern Tauchtiefe entspricht. Natürlich lässt sich der<br />
Tauchzeitdrehring aus Sicherheitsgründen nur in einer Richtung verstellen.<br />
Zum Blau von Zifferblatt und Glasrand gesellt sich ein passendes Kautschukarmband.<br />
Die im Büro immer kostbare Zeit bewahrt<br />
das Automatikkaliber SW 200 von Sellita.<br />
The Luxury Way of Life | 121
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Hamilton setzt unübersehbar auf den «American Way of<br />
Life». Das gilt auch für den «Jazzmaster Auto Chrono»<br />
in Edelstahl. Die 42 Millimeter grosse Schale hält das<br />
Wasser auch in 100 Metern Tiefe vom Automatikkaliber<br />
H-21 fern. Dahinter verbirgt sich, wie der Blick durch<br />
den Glasboden zeigt, ein Eta 7750. Mit dieser Armbanduhr<br />
kann Mann also auch Zeitintervalle zwischen einer<br />
Achtelsekunde und zwölf Stunden stoppen.<br />
Bei der «Arceau Le Temps suspendu» von Hermès lässt<br />
sich die Zeit anhalten. Nach Betätigung eines Knopfes<br />
in Höhe der Ziffer 9 verharren die Zeiger für Stunden<br />
und Minuten links und rechts der Ziffer 12. Dort verweilen<br />
sie, bis die Neugier siegt. Ein weiterer Knopfdruck<br />
genügt und die «Hände der Zeit» begeben sich<br />
blitzschnell ins wahre Leben zurück. Mit von der Partie<br />
ist ein retrogrades Zeigerdatum. Unter dem komplexen<br />
Mechanismus tickt im Platingehäuse das Automatikkaliber<br />
Eta 2892.<br />
Fast schon ein Synonym für Blau sind<br />
Jeans. Und genau die nahm sich<br />
Hublot zum Vorbild für eine stylische<br />
Variante der Big Bang-Linie. Durch ein<br />
leichtes, kratzfestes Keramikgehäuse<br />
zeichnet sich die «Jeans Ceramic» aus, von<br />
der die Schweizer Manufaktur summa summarum<br />
250 Exemplare fertigen wird. Das Chronografenwerk<br />
mit Selbstaufzug, Kaliber HUB 4100,<br />
besteht aus 252 Komponenten. Die Basis stammt übrigens<br />
von der Eta. Dort heisst sie 7753. Aus Gummi und<br />
echtem Jeansstoff besteht das Armband.<br />
122 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Seit mehr als 80 Jahren ist die Reverso von Jaeger-LeCoultre auf dem<br />
Markt. Das stattliche Alter sieht man ihr nicht an, weshalb sich die Wendeuhr<br />
grösster Beliebtheit erfreut. In der «Grande Reverso Blue Enamel» verbaut<br />
die Manufaktur das nur 2,94 mm hohe Manufakturhandaufzugswerk 822.<br />
Es besteht aus 134 Komponenten und macht die Rechteckschale superschlank.<br />
Durch das leuchtend blaue Email auf einem handguillochiertem<br />
Zifferblattkorpus feiert die faszinierende Epoche des Art<br />
Déco fröhliche Urstände. Von diesem Klassiker in 18-karätigem<br />
Weissgold entstehen insgesamt nur 50 Exemplare.<br />
Die Longines «HydroConquest» geht mit ihrem Besitzer durch dick<br />
und dünn, im Büro und in der Freizeit. Für Pünktlichkeit in allen Lebenslagen<br />
sorgt das flache Automatikkaliber Eta 2892-A2, selbst 300 Meter<br />
unter dem Meeresspiegel.. Für den Fall, dass Mann einen Taucheranzug<br />
trägt, lässt sich das Armband mit doppelt gesicherter Faltschliesse<br />
im Handumdrehen verlängern. Robustheit verlangt nicht zwangsläufig<br />
nach üppigen Gehäusedimensionen. In diesem Fall misst die<br />
Stahlschale sehr moderate 39 Millimeter.<br />
Louis Vuitton sponsert den America’s Cup. Dazu braucht es natürlich<br />
die passende Uhr. Die herausragende Mechanik des neuen, weissgoldenen<br />
«Tambour Twin Chrono», zum Stoppen der sogenannten Match Races<br />
ist natürlich patentiert. Dieser Tausendsassa erfasst simultan die<br />
Zeiten zweier Jachten. Am Ende des Rennens lässt sich sogar der<br />
zeitliche Abstand zwischen den Kontrahenten ablesen. Das exklusive<br />
Automatikkaliber 175 besitzt vier Federhäuser, davon drei für den<br />
Chronografen, vier Gangregler und zwei Schalträder. Die Steuerung<br />
erfolgt über einen Drücker mit Vierfachfunktion.<br />
Nomos, Glashütte, hat seine Leader-Linie «Zürich» getauft.<br />
Für das Zifferblatt des abgebildeten Modells haben Designer<br />
die optischen Eigenschaften von Gold auf die beinahe<br />
komplementäre Farbe Blau übertragen. Die metallene<br />
Basis ziert der Glashütter Strahlenschliff. Das Design des<br />
Edelstahlgehäuses mit schmalem Glasrand stammt vom<br />
verstorbenen Zürcher Architekten Hannes Wettstein. Hinter<br />
dem Glasboden der 39,7 mm großen Schale findet sich<br />
die Manufakturautomatik Epsilon aus sächsischer Fertigung.<br />
The Luxury Way of Life | 123
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Das maritime Erbe von Omega inspirierte die Entwicklung der<br />
Seamaster Planet Ocean 600M GoodPlanet. Der sportive Zeitmesser<br />
mit GMT-Funktion würdigt die Arbeit der 2005 gegründeten<br />
GoodPlanet Foundation, indem ein Teil der Erlöse an diese Organisation<br />
fliesst. Natürlich hält dieser 43,5 Millimeter grosse Bolide, in dem die amtlich<br />
auf ihre Ganggenauigkeit gecheckte Manufakturautomatik 8605 CO 2<br />
-<br />
frei tickt, einiges aus. Exakt sind es 60 atm Wasserdruck. Ein Ventil im linken<br />
Gehäuserand lässt schädliches Helium beim Auftauchen austreten.<br />
Jährliche Kalendernachhilfe jeweils Ende Februar benötigt<br />
der «Transforma CBF Quator» von Parmigiani. CBF bringt<br />
die Kooperation mit der Confederação Brasileira de<br />
Futebol zum Ausdruck. Transforma steht für eine<br />
intelligente Gehäusekonstruktion, mithilfe deren<br />
sich der Werkscontainer als Armband-, Taschenoder<br />
Tischuhr verwenden lässt. Das Automatikkaliber PF<br />
339 steuert den Jahreskalender mit retrogradem Datumszeiger<br />
und präziser Mondphasenindikation an. Deren Abweichung<br />
beträgt einen Tag in 120 Jahren.<br />
Dass Patek Philippe 2014 seinen 175. Geburtstag<br />
feiert, ist kein grosses Geheimnis. Mit Blick<br />
auf das Jubiläum übte sich die Genfer Manufaktur<br />
dieses Jahr in Modellzurückhaltung.<br />
Als echtes Highlight kann die rechteckige<br />
«Gondolo»-Referenz 5200 mit dem<br />
Handaufzugsformkaliber 28-20REC<br />
8JPS IRM C J gelten. Es besitzt, wie<br />
die Kaliberbezeichnung andeutet, eine<br />
Gangautonomie von acht Tagen. Die<br />
Besonderheit des Kalendermechanismus<br />
zeigt sich stets um Mitternacht.<br />
Da springen die Indikationen<br />
für Wochentag und Datum akkurat.<br />
Die weissgoldene Schale misst<br />
32,4 x 46,9 Millimeter.<br />
124 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Echtes Lapislazuli verwendet die Genfer Manufaktur Roger<br />
Dubuis für das Zifferblatt seiner weissgoldenen «Excalibur»,<br />
Gehäusedurchmesser 42 Millimeter. Weissgoldene Appliken<br />
werten die transluzide Edelsteinscheibe, vor der die Zeiger ihre<br />
Kreise drehen, zusätzlich auf. Den Antrieb der langen, schlanken<br />
Zeiger besorgt das hauseigene Kaliber RD 622 mit automatischem<br />
Aufzug durch einen Mikrorotor. Durch die Integration der Schwungmasse<br />
in die Werksebene kommt Roger Dubuis mit 4,5 Millimeter Bauhöhe<br />
aus. Die Gangautonomie beträgt 52 Stunden. Für zertifizierte Qualität und<br />
Ganggenauigkeit bürgt das Genfer Siegel.<br />
Zum 20. Geburtstag im Jahr 2012 hat Rolex seine<br />
«Yachtmaster» systematisch weiterentwickelt. Der<br />
Rastmechanismus für die beidseitig drehbare Lünette<br />
beruht nun auf einem Ring mit 120 Zähnen<br />
sowie einer trigonalen Feder. So ist das Drehmoment<br />
in jeder Bewegungsrichtung gleich. Die Zeiger<br />
und die Indexe auf dem blauen Zifferblatt sind<br />
mit nachtleuchtendem «Chromalight» ausgefüllt.<br />
Bis 100 Meter reicht die Wasserdichtigkeit der<br />
40 mm grossen Edelstahlschale mit «Triplock»-<br />
Krone. Zum Tragen über einem Tauchanzug ermöglicht<br />
die Bandschliesse mit Easylinkelement<br />
eine rasche Verlängerung um ca. fünf Millimeter. Eigene<br />
Fertigung des offiziell chronometerzertifizierten<br />
Automatikkalibers 3135 ist bei Rolex Ehrensache.<br />
Am Zifferblatt der ersten japanischen Armbanduhr, vorgestellt<br />
1913, stand noch nicht der Name des Herstellers<br />
Seiko, sondern Laurel. An das 100-jährige Jubiläum erinnert<br />
der stählerne «Ananta 100»-Chronograf mit eigenem<br />
Automatikwerk. Das 8R28 verfügt über eine klassische<br />
Schaltradsteuerung der zeitschreibenden Funktionen sowie<br />
die vertikale Friktionskupplung. Ein hocheffizienter Rotorselbstaufzug<br />
mit Magic Lever spannt die Zugfeder mit Kraft für gut 45<br />
Stunden Gangautonomie. Insgesamt besteht das Uhrwerk aus 292<br />
Komponenten. Das Zifferblattdesign erinnert an Masamune Date, einen<br />
bedeutenden lokalen Herrscher des frühen 17. Jahrhunderts.<br />
The Luxury Way of Life | 125
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Am 6. März 2012 stellte Ulysse Nardin sein neues Manufakturkaliber<br />
118 mit Rotoraufzug, 60 Stunden Gangautonomie,<br />
Fensterdatum und Gangreserveanzeige vor.<br />
Beinahe selbstverständlich setzt der Siliziumpionier bei<br />
dieser Eigenentwicklung auf den leichten, amagnetischen<br />
Werkstoff, der Schmiermittel überflüssig macht. Die patentierte<br />
Hemmung besteht aus optimiertem DIAMonSIL. Die dünne<br />
Diamantschicht auf Silizium ergibt eine nochmals bessere Oberflächenstruktur.<br />
Die Verpackung des neuen Technikoeuvre geschieht u. a. in Gestalt<br />
des rosé-goldenen «Maxi Marine Chronometer» mit blauem Zifferblatt.<br />
1996 lancierte Vacheron Constantin die sportliche «Overseas», deren<br />
Gehäuse dem nassen Element bis zu 15 atmDruck widersteht. Weitere<br />
Merkmale der Sportlichkeit: verschraubte Krone mit Flankenschutz,<br />
verstärktes Saphirglas, tritiumbeschichtete Stunden- und Minutenmarkierungen<br />
sowie entsprechende Leuchtzeiger. Vielseitig<br />
präsentiert sich der stählerne Automatikchronograf mit unübersehbarem<br />
Grossdatum bei der Ziffer 12. Das Uhrwerk,<br />
Kaliber 1185, stammt von der Swatch Group-Tochter Frédéric<br />
Piguet. Die Steuerung der Stoppfunktionen erfolgt mithilfe von<br />
Schraubdrückern.<br />
Über den «El Primero» von Zenith muss man<br />
nicht viele Worte verlieren. 1969 war es der<br />
weltweit erste Armbandchronograf mit Selbstaufzug<br />
und fünf Hertz Unruhfrequenz. Die neue<br />
Uhrenlinie Stratos debütierte 2011 mit leichter<br />
«Alchron»-Schale am Handgelenk des schwedischen<br />
Abenteurers Johan Ernst Nilson. Edelstahl<br />
dient beim «El Primero Stratos Flyback» als Material<br />
für das 45,5 mm grosse Gehäuse. Wie der<br />
Modellname unmissverständlich zum Ausdruck<br />
bringt, besitzt das Kaliber 4058 zusätzlich eine Flybackfunktion.<br />
Der Chronograf lässt sich mit einem<br />
Knopfdruck aus dem Lauf heraus null stellen und<br />
unverzüglich wieder starten.<br />
126 | <strong>PRESTIGE</strong>
’<br />
favourites<br />
vainard FINE Jewellery – ZÜRICH<br />
NATURFARBENE diamanten
Raritäten<br />
der<br />
Uhrenwelt<br />
«Seltene Uhren» – das ist ein weites Feld. Zum<br />
Beispiel sind gut erhaltene, gewöhnliche<br />
Alltagsuhren aus historischen Zeiten heute sehr<br />
selten, weil sie gebraucht wurden, bis sie<br />
auseinanderfielen. Gegenstände aus Gold und<br />
Edelsteinen wurden dagegen sorgsam behandelt<br />
und für die Ewigkeit aufgehoben.<br />
Monika Leonhardt (Kuratorin Uhrenmuseum Beyer Zürich)<br />
128 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
IIm 17. Jahrhundert waren kleine Uhren etwas ganz Aussergewöhnliches,<br />
so selten und kostbar, dass ihr Besitz Königen, Fürsten und den reichsten<br />
Kaufleuten vorbehalten war – gute Chancen also, sie heute in einem<br />
Museum wiederzufinden.<br />
Diese Uhr in einem Gehäuse aus Bergkristall und feinster Goldschmiedearbeit,<br />
die um 1620 entstand, hatte wohl damals schon Sammlerwert. Sie wurde<br />
1989 für das Uhrenmuseum Beyer Zürich erworben und in technischen<br />
Teilen restauriert: Unruhe, Schrauben aus gebläutem Eisen und die Anhänge-<br />
Öse neu angefertigt, der fehlende Stundenzeiger ersetzt. Über Minutenzeiger<br />
verfügten diese Uhren mit einer Gangabweichung von 30 bis 40 Minuten am<br />
Tag nicht, dieser wurde erst mit technischen Verbesserungen am Ende des<br />
17. Jahrhunderts üblich. Statt einer Unruhe mit Spiralfeder hat das Werk unserer<br />
Uhr noch einen Spindelgang und Schweinsborstenhemmung. Wie eine<br />
grosse Turmuhr verfügt sie über einen Stundenschlag auf eine Glocke, die<br />
sich unter dem Zifferblatt befindet.<br />
Kleine Kunstwerke<br />
Das Zifferblatt und die rückwärtige Platine dieser Uhr sind mit farbigen Pflanzen-<br />
und Blütenornamenten in Tiefschnitt-Email geschmückt. Bei dieser<br />
Goldschmiedetechnik werden Vertiefungen in eine meist silberne Metallplatte<br />
geschnitten und anschliessend mit durchscheinendem «transluzidem» Email<br />
gefüllt. Besonders bemerkenswerte Kunstwerke dieser Art entstanden zu Beginn<br />
des 17. Jahrhunderts in Blois (Frankreich) und in Augsburg (Deutschland),<br />
die Meister sind namentlich und manchmal mit Einzelheiten aus ihrem Leben<br />
bekannt. Im Schloss von Blois wohnten damals Mitglieder der französischen<br />
Königsfamilie, in Augsburg sorgten reiche Kaufleute für Nachfrage nach Luxusgütern.<br />
Verborgen unter dem Goldplättchen mit den kunstvollen Sommerblumen<br />
trägt unsere Uhr auf der rückwärtigen Platine die Signatur<br />
«MB», dies könnte Marc Barry sein, der von 1616 bis 1627 in<br />
Blois tätig war. Unsere Uhr entstand durch die Zusammenarbeit<br />
verschiedener Handwerker: Goldschmied, Uhrmacher,<br />
Steinschneider. Auch das deutet auf Blois als Entstehungsort<br />
hin. Da sich die Fürsten über Zunftgesetze hinwegsetzen<br />
konnten, war das kreative Zusammenwirken verschiedener<br />
Berufe im Umkreis eines Hofes sehr viel einfacher.<br />
Wertvolle Materialien<br />
Das Gehäuse ist aus einem Stück Bergkristall geschnitten,<br />
das Zifferblatt verfügt über eine separat gearbeitete<br />
Abdeckung, die ebenfalls aus Bergkristall gefertigt ist. Mit<br />
diesem kostbaren Stein verband man magische Wirkungen:<br />
In der Antike hiess es, er sei das Eis der Götter, das nie taut.<br />
Legenden erzählen von leuchtenden Palästen<br />
im Innern der Erde. Der Bergkristall,<br />
aus dem sie bestünden,<br />
sei ein Stein der Weisen<br />
und schenke<br />
The Luxury Way of Life | 129
neue Lebenskraft und Gesundheit. Zeiger und Zifferblatt einer Uhr mit Glas<br />
zu schützen, blieb einem nüchterneren Zeitalter vorbehalten. Wenn kleine<br />
Uhren so selten sind wie im 17. Jahrhundert, kann man sie nicht brauchen,<br />
um sich zum Beispiel mit einem Geschäftspartner zu verabreden. Sie dienen<br />
nur der persönlichen Zeitdisziplin oder als zu bestaunendes Wunderwerk.<br />
Zusammen mit besonderen Fundstücken aus der Natur, zum Beispiel Narwalzähnen,<br />
die man für das Horn des Einhorns hielt, und der wissenschaftlichen<br />
Forschung dienenden Objekten, wie zum Beispiel Mineralien, wurden<br />
in den Kunst- und Wunderkammern der Wohlhabenden solche staunenswerten<br />
Gegenstände gesammelt.<br />
Für die Kunstkammer<br />
Eine Besonderheit unserer Uhr lässt vermuten, dass sie ein Objekt für eine<br />
Kunst- und Wunderkammer war: Das Bergkristallgehäuse hat eine umlaufende<br />
Einkerbung, die es erlauben würde, die Uhr in einer Halterung zur Schau<br />
zu stellen, ähnlich einer Monstranz. Zwar könnte man sie auch an einer Kette<br />
oder einem Band um den Hals tragen, aber dann würde man die wunderschöne<br />
Rückseite nicht gut sehen. Mir ist keine weitere Uhr bekannt, die über<br />
eine ähnlich aufwendig farbig gearbeitete rückwärtige Platine verfügt. Uhren<br />
in Gehäusen aus Bergkristall finden sich bis in die Gegenwart, besonders<br />
schöne und elegante schuf zum Beispiel Cartier in den 1920er-Jahren. Über<br />
die Funktion der Zeitmessung hinaus betonen sie stets die Nähe der Uhrmacherei<br />
zum Schmuck und zur Prachtentfaltung, zur Kostbarkeit und Zerbrechlichkeit<br />
der Zeit.<br />
130 | <strong>PRESTIGE</strong>
womanman<br />
streetstyle<br />
i philipp plein<br />
iI g-STAR<br />
iiI miLESTONE<br />
iV b elmondo<br />
V louis vuiTTON<br />
Vi b elmondo<br />
v<br />
i<br />
iIi<br />
iv<br />
vi<br />
iI<br />
132 | <strong>PRESTIGE</strong>
vii<br />
viii<br />
Vii diESEL<br />
Viii lacoste<br />
ix ad.m<br />
x b iOMEGA<br />
xi c ertiNA<br />
xii J ean’ s WEST<br />
xiii c onverse<br />
xiv hackett<br />
x<br />
xi<br />
ix<br />
xiv<br />
xiii<br />
xii<br />
The Luxury Way of Life | 133
Rubriken<br />
culinarium<br />
134 | <strong>PRESTIGE</strong>
Unterwegs<br />
in<br />
Frankreichs<br />
Speisekammer<br />
Geniesserregion Rhône-Alpes<br />
Ville de gueule wird Lyon von den Franzosen<br />
respektvoll genannt. Tatsächlich besitzt die<br />
Stadt der Gaumenfreuden am Zusammenfluss von<br />
Rhône und Saône mit mehr als 1 800 einschlägigen<br />
Adressen die höchste Restaurantdichte des<br />
Landes und bei einer spontanen Umfrage nach<br />
den berühmtesten Söhnen und Töchtern<br />
der Stadt fällt fast immer als Erstes der Name<br />
Paul Bocuse.<br />
Thomas Hauer<br />
Atout France (Rhone Alpes Tourismus) | Paul Bocuse<br />
The Luxury Way of Life | 135
CULINARIUM<br />
DDer Hohepriester der Nouvelle Cuisine hat den fruchtbaren Landstrich,<br />
der sich von den schneebedeckten Gipfeln der Hochalpen<br />
bis hinunter zu den Lavendelfeldern der Provence erstreckt und die<br />
Départements Haute-Savoie und Ain im Norden, Loire im Westen<br />
sowie Ardèche und Drôme im Süden umfasst, die die Kapitale Lyon wie einen<br />
Ring umschliessen, denn auch treffend als garde-manger de la France bezeichnet.<br />
Höchste Zeit also, unseren Nachbarn im Südwesten einen Besuch<br />
abzustatten.<br />
Das Gourmetwarenhaus Frankreichs<br />
Schliesslich stammen viele der begehrtesten Zutaten der französischen Spitzengastronomie<br />
aus der Region. Zum Beispiel das weltberühmte Geflügel<br />
aus der Bresse, hervorragende Süsswasserfische aus klaren Bergströmen<br />
und den unzähligen Seen und Teichen der Dômbes, darunter Hecht, Karpfen,<br />
Saibling, Aal oder Flusskrebse, hervorragendes Obst aus den Monts Lyonnais,<br />
Oliven aus Nyons, Maronen aus der Ardèche, Gemüse aus dem fruchtbaren<br />
Tiefland von Ain, Artischocken aus Vaulx-en-Velin. Ausserdem zahlreiche<br />
der besten Käse des Landes, zum Beispiel Tomme de Savoie, Beaufort,<br />
Reblochon oder Saint-Marcellin. Kurzum: ein wahres Schlaraffenland! Nicht<br />
zuletzt ist Rhône-Alpes auch das grösste Weinanbaugebiet des Landes mit<br />
seinen weltberühmten Tropfen aus dem Vallée du Rhône oder den einfachen,<br />
aber schmackhaften Weinen des Beaujolais.<br />
136 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
© Atout France | Rhone Alpes Tourismus<br />
Die Geniesserregion Rhone-Alpes mit ihrer Hauptstadt Lyon ist nicht nur ein Mekka für Feinschmecker.<br />
An den Steilhängen entlang der Rhone wachsen auch einige der besten Weine Frankreichs.<br />
The Luxury Way of Life | 137
CULINARIUM<br />
Im historischen Stadtkern Lyons gibt es für Besucher viel zu entdecken.<br />
Idealer Ausgangspunkt für einen Rundgang ist der Place Bellecour.<br />
Basilika Notre-Dame auf dem Fourvière Hügel.<br />
138 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
Die Altstadt gehört seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe und lockt mit unzähligen Cafés und Restaurants.<br />
Ausgangspunkt unser hochkalorischen Tour de Force ins kulinarische Herz<br />
der Grande Nation ist dabei natürlich Lyon, denn die Stadt mit einer mehr<br />
als zweitausendjährigen Geschichte nimmt seit jeher eine Sonderstellung im<br />
kulinarischen Kosmos Frankreichs ein, denn traditionelle Regionalküche und<br />
Spitzengastronomie sind nirgendwo sonst enger verwandt. Ihr Bindeglied<br />
sind die legendären Mères Lyonnaises, die Mütter der Lyoner Gastronomie.<br />
Als die Seidenindustrie, bis weit ins 19. Jahrhundert wichtigster Wirtschaftszweig<br />
der Stadt, mit dem Ende des Kaiserreichs in eine Krise geriet, waren<br />
zahlreiche Seidenbarone gezwungen, ihre Hausangestellten zu entlassen.<br />
Die machten aus der Not eine Tugend und eröffneten in und um Lyon kleine<br />
Restaurants und Gaststätten. Statt aufwendigen Pièces montées servierten<br />
die ehemaligen Dienstboten in ihren zunächst meist einfachen Gaststuben<br />
nun bodenständige Gerichte auf Basis preiswerter Zutaten wie Innereien, die<br />
jedoch mit demselben Raffinement zubereitet wurden wie die kolossalen Bratenstücke<br />
vergangener Tage. Und das mit durchschlagendem Erfolg, denn<br />
binnen kürzester Zeit waren diese von Frauen geführten Etablissements für<br />
den kleinen Geldbeutel bei Handwerksburschen, Stallknechten und Arbeitern<br />
ausserordentlich beliebt. Damit knüpften sie nahtlos an die uralte Tradition der<br />
Lyonnaiser Bouchons an.<br />
The Luxury Way of Life | 139
CULINARIUM<br />
Vieux Lyon umfasst die in Mittelalter und der Renaissance entstandene Viertel Saint-Paul, Saint-Jean und Saint Georges zwischen dem<br />
Fuss des Fourvière Hügels und der Saône.<br />
140 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
Lyon ist bekannt für seine Traboules. Die gesamte Altstadt ist mit diesen engen Gängen und Passagen durchzogen.<br />
Zu Besuch in einem traditionellen Bouchon<br />
In diesen mehr oder weniger rustikalen Kneipen mit rot-weiss karierten Tischdecken<br />
und dickwandigen Gläsern fliessen bis heute Beaujolais und Côtes du<br />
Rhône in Strömen, die meist offen im traditionellen 0,46-l-Mass ausgeschenkt<br />
werden. Eine vernünftige Unterhaltung ist dank des weinseligen Geräuschpegels<br />
meist kaum möglich, aber gerade weil es hier so ausgelassen zugeht,<br />
macht ein Abend in einem Bouchon so viel Spass. Die meisten dieser Lokale,<br />
die man am Label «Authentique Bouchon Lyonnais» beziehungsweise «Les<br />
Bouchons Lyonnais» im Fenster erkennt, liegen im Stadtzentrum. Das Gütesiegel<br />
garantiert Gästen original Lyonnaiser Küche mit hochwertigen Produkten<br />
aus der Region. Empfehlenswerte Adressen sind zum Beispiel das «Café<br />
des Fédérations» in der Rue Major Martin oder das «Bouchon des Filles» in der<br />
Rue Sergent Blandan. Letztgenannte Adresse bietet eine entschlackte Variante<br />
der ansonsten recht fetten und schweren Traditionsrezepte. Doch Kalorienzähler<br />
werden in Lyon ohnehin nicht glücklich. Unbedingt probieren sollte<br />
man den Salat aus gekochten Lammfüssen, Geflügelleber, Hering und hartgekochten<br />
Eiern oder die in Butter gebratenen, panierten Lyonnaiser Kutteln<br />
oder vielleicht die lokale Variante des Boudin, der Blutwurst, die im «Bouchon<br />
des Filles» mit Äpfeln in Strudelteig eingebacken und begleitet von einem frischen<br />
Kräutersalat serviert wird. Vor dem Dessert gibt es stets Fromage – eine<br />
typische lokale Spezialität: Cervelle de canut, Frischkäse mit reichlich Knoblauch<br />
und Kräutern. Ein uraltes Rezept der Seidenweber. Die Portionen in den<br />
Bouchons sind übrigens riesig, die Preise dagegen sehr moderat.<br />
The Luxury Way of Life | 141
CULINARIUM<br />
Zu Paul Bocusé Gastoimperim gehört nicht nur sein quitschbuntes und weltberühmtes 3-Sterne Restaurant L’Auberge du Pont in<br />
Collonges au Mont d’Or, sondern auch mehrere Brasserien und eine eigene Hotel- und Restaurantfachhochschule.<br />
Das Kronjuwel des Gastroimperiums<br />
Doch zurück zu den Mères Lyonnaises. Als es ökonomisch schliesslich neuerlich<br />
bergauf ging, wanderten bei vielen Köchinnen auch wieder «bessere»<br />
Zutaten in die Kochtöpfe. Damit legten sie den Grundstein für die bis heute<br />
unverwechselbare Spitzengastronomie im Grossraum Lyon, die sich noch immer<br />
an den aufwendigen Rezepten der Belle Époque orientiert und so – ausser<br />
in Zitaten – im Rest Frankreichs praktisch nirgendwo mehr zelebriert wird.<br />
Ein Paradebeispiel ist die grandiose volaille demi-deuil («Poularde in Halbtrauer»)<br />
der Mère Filloux. Der Clou: Trüffelscheiben werden direkt unter die Haut<br />
des edlen Federviehs geschoben und verleihen dem schneeweissen Fleisch<br />
eine exquisite Note, ohne dass das delikate Aroma des schwarzen Goldes<br />
beim Garen des Vogels entweichen kann. Noch heute steht dieses Rezept<br />
auf der Speisekarte der legendären L’Auberge du Pont von Küchenikone Paul<br />
Bocuse in Collonges au Mont d’Or. Die wurde seit 1965 jedes Jahr mit drei<br />
Michelin-Sternen ausgezeichnet und ist das Kronjuwel im Gastroimperium<br />
des mittlerweile fast 87-jährigen Ausnahmekochs, zu<br />
dem auch mehrere Brasserien in Lyon und eine erstklassige<br />
Hotel- und Restaurantfachhochschule im Château du<br />
Vivier in Écully gehören. Die hat mit dem «Saisons» ebenfalls<br />
ein exquisites Restaurant zu bieten, wo sich Schülerinnen<br />
und Schüler der kulinarischen Kaderschmiede um<br />
das leibliche Wohl der Gäste kümmern. Ausserdem<br />
ist das Institut Paul Bocuse die einzige Einrichtung<br />
ihrer Art, die selbst ein veritables 5-Sterne-Hotel betreibt,<br />
nämlich das Hotel Royal direkt an der zentralen<br />
Place Bellecour im Herzen Lyons. Doch begonnen hat<br />
alles in der L’Auberge du Pont.<br />
142 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
Das in quietschbunten Bonbonfarben gestrichene Restaurant, die das ganze<br />
Ensemble ein wenig wie ein überdimensioniertes Macaron wirken lassen, ist<br />
für viele Feinschmecker bis heute ein absolutes Must: einmal im Leben zu<br />
Bocuse! Ein Besuch gleicht einer Zeitreise in die grossbürgerliche Behaglichkeit<br />
der 60er und 70er Jahre. Auf der Karte stehen fast ausschliesslich<br />
Klassiker wie die berühmte Trüffelsuppe, die Bocuse 1975 anlässlich der<br />
Aufnahme in den erlauchten Kreis der Ritter der Ehrenlegion für den Élysée<br />
kreierte. Wer es moderner und ein wenig leichter mag, dem seien Bocuses<br />
Brasserien ans Herz gelegt. Hier geniesst man für 30 Schweizer Franken ein<br />
veritables Menu aus frischesten Zutaten. Besonders empfehlenswert ist die<br />
Brasserie Sud mit mediterran angehauchter Küche – der Auberginentatar ist<br />
einfach himmlisch!<br />
Interessanterweise verdankt Paul Bocuse einen Teil seiner kulinarischen Meriten<br />
ebenfalls einer Mère Lyonnaise, denn es war im Restaurant von Eugénie<br />
Brazier, einst Gehilfin von Madame Filloux, bei der das junge Talent einen Teil<br />
seiner Ausbildung absolvierte.<br />
Eugénie Brazier ist die einzige Frau, die jemals mit drei Michelin-Sternen für<br />
gleich zwei Restaurants ausgezeichnet wurde. Noch heute existiert eines<br />
davon, La Mère Brazier, an der alten Adresse in der Rue Royale. Freilich<br />
steht dort heute mit Mathieu Viannay ein Mann am Herd, macht seiner berühmten<br />
Vorgängerin mit aktuell zwei Sternen aber alle Ehre und wurde 2004<br />
zum besten Koch Frankreichs gekürt. In seinem Küchenstil mischen sich<br />
eigene Kreationen mühelos mit entschlackten Lyonnaiser Klassikern wie den<br />
berühmten Hechtklösschen mit Krebsbutter – Viannay serviert dazu freilich<br />
saftige Stücke bretonischen Hummers.<br />
The Luxury Way of Life | 143
CULINARIUM<br />
Cathédrale Saint-Jean, Lyon.<br />
144 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
Weibliche Spitzengastronomie und süsse Köstlichkeiten<br />
Apropos Frauen am Herd – zwar sind die Zeiten der Mères Lyonnaises<br />
vorbei, aber in Valence, eine gute Stunde von Lyon entfernt, haben sie in<br />
Anne Sophie Pic eine würdige Nachfolgerin gefunden. Die aktuell einzige<br />
französische Köchin mit drei Sternen lehrt ihre männlichen Kollegen, wenn<br />
nicht das Fürchten, so doch zumindest, dass es auch eine urweibliche<br />
Seite der Spitzengastronomie gibt. In ihrem «Maison Pic», direkt an der<br />
legendären Nationalstrasse 7, einst automobile Nabelschnur, die Paris mit<br />
den Küstenorten der Côte d’Azur verband, serviert die fast zerbrechlich<br />
wirkende, aber um so herzlichere Pic, in der ein wahrer Vulkan an Kreativität<br />
zu schwelen scheint, eine feminine, ätherisch leichte Aromenküche<br />
auf Weltklasseniveau. Zum Anwesen gehört auch ein hervorragendes Bistro,<br />
eine Kochschule, eine Épicerie und ein kleines, aber umso feineres<br />
Relais&Châteaux-Hotel mit 16 Zimmern, in denen es sich nach dem Dinner<br />
stilvoll schlummern lässt.<br />
Auf dem Rückweg nach Lyon sollte man einen kleinen Abstecher nach<br />
Tain-l’Hermitage einplanen – dort haben nicht nur einige der bedeutendsten<br />
Winzer der Region ihr Hauptquartier, wie zum Beispiel die Maison Chapoutier,<br />
nein, die von aromatischen Röstaromen geschwängerte Luft kündet<br />
auch davon, dass direkt am Rhône-Ufer die Firmenzentrale von Valrhona<br />
liegt, Hersteller der wohl edelsten französischen Kuvertüre, die weltweit in<br />
den besten Patisserien zu kleinen Köstlichkeiten<br />
verarbeitet wird. Im Oktober <strong>2013</strong> eröffnet direkt<br />
neben der Fabrik ein grosses Schokoladenmuseum.<br />
Zurück in der Stadt darf ein abschliessender<br />
Besuch der berühmten Markthallen nicht fehlen.<br />
Umgeben von tristen Hochhausbauten im grauen<br />
Betonkleid der 60er und 70er Jahre und unweit<br />
des TGV-Bahnhofs Part Dieu offenbart sich<br />
uns nach Betreten des verglasten Flachbaus ein<br />
wahres Feinschmeckerparadies. Was hier verkauft<br />
wird, ist ausnahmslos von hervorragender<br />
Qualität und viele der Händler geniessen nicht<br />
nur in Lyon selbst einen beinahe schon legendären<br />
Ruf. Käse kauft man hier bei Mère Richard, die<br />
vor allem für ihren Saint-Marcellin gerühmt wird,<br />
Süsses kommt von Maître Chocolatier Sève, Variationen<br />
der Lyonnaiser Quenelles von Giraudet,<br />
Fisch ist am besten bei Pupier oder Durand, Geflügel<br />
bei Clugnet, Salers-Rindfleisch bei Trolliet<br />
und für die weltberühmten Lyonnaiser Würste<br />
wie die Jesús oder Rosette ist Madame Sibilia<br />
die erste Wahl. Guten Appetit!<br />
dav_tbf_nicaragua_210x148mm_schweiz_dt 27.08.13 18:14 Seite 1<br />
DIE NEUE DAVIDOFF NICARAGUA<br />
AUF DER SUCHE NACH KOMPLEXEN MISCHUNGEN REISTEN UNSERE<br />
TABAKMEISTER AUF UNBEKANNTEN PFADEN · IN DER FEURIGEN ERDE<br />
VON NICARAGUAS VIERZIG VULKANEN FANDEN SIE TABAKBLÄTTER,<br />
DIE SOWOHL BITTERE ALS AUCH SÜSSE GESCHMACKSNERVEN<br />
STIMULIEREN · MIT IHREM EINZIGARTIGEN KNOW-HOW VERWANDELTEN<br />
SIE DIESE BLÄTTER IN DIE NEUE DAVIDOFF NICARAGUA · SIE MÜSSEN<br />
KEINE REISE IN EXOTISCHE LÄNDER UNTERNEHMEN – DER GESCHMACK<br />
WIRD SIE VON SELBST DORT HINTRAGEN ·<br />
ENTDECKT UND GESCHÄTZT VON<br />
JENEN, DIE GERNE NEUES ERKUNDEN<br />
The Luxury Way of Life | 145<br />
davidoff.com
Sie macht glücklich und versüsst auch die bittersten Momente des<br />
Lebens. Wir essen sie in Torten, pur oder<br />
geniessen sie als Getränk. Die Rede ist von der Schokolade.<br />
Yvonne Beck<br />
146 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
DDas Glückshormon Phenethylamin haben frisch Verliebte im Blut.<br />
Und etwas PEA ist auch in Schokolade nachweisbar. Daher hält sich<br />
seit Jahren das Gerücht, dass Schokolade glücklich macht. Betrachtet<br />
man Liebhaber der süssen Stückchen beim Verzehr, könnte<br />
man meinen, dass dem so sein muss. Tatsächlich ist es jedoch so, dass,<br />
wenn PEA mit der Nahrung in den Körper gelangt, Enzyme das Hormon sehr<br />
schnell abbauen. Man müsste also über hundert Schokoladentafeln essen,<br />
damit eine wirksame Dosis in den Körper gelangt. Trotzdem steht unter Schokoladenliebhabern<br />
fest: Schoki ist der beste Freund in der Not! Die köstlichen<br />
Aromen auf der Zunge und der süsse Geschmack am Gaumen lassen die<br />
Widrigkeiten des Alltags wenigstens für einen Moment verblassen.<br />
Wer hat’s erfunden?<br />
Die Geschichte der Schokolade reicht bis ins Jahr 1500 v. Chr. zurück. Als<br />
Erste entdeckten die sogenannten Olmeken, die im Tiefland der mexikanischen<br />
Golfküste wohnten, den Kakaobaum für sich. Erst 2 000 Jahre später<br />
wurde der Kakao von den Maya angebaut. Sie konsumierten Schokolade anders<br />
als heute üblicherweise in flüssiger Form, oft würzten sie ihre Speisen<br />
mit Kakao. Zudem wurde Kakao nicht gesüsst, sondern behielt seinen stets<br />
bitterherben Geschmack. Trotz des regen Handels blieb Kakao lange Zeit ein<br />
Produkt, dass vornehmlich dem Adel vorbehalten war. Heute verzückt Schokolade<br />
Millionen Menschen. Täglich geniesst man auf der ganzen Welt einen<br />
Augenblick Glückseligkeit beim Geschmack von Schokolade.<br />
Doch auch die Welt der Schokoladenliebhaber wird immer grösser und komplexer.<br />
Das zeigte beispielsweise der «Salon du Chocolat», der im März zum<br />
zweiten Mal zu Gast in der Schweiz war. Über 90 Chocolatiers, Patissiers und<br />
viele weitere Schokoladenexperten präsentierten, was es rund um Schokolade<br />
und Kakao alles zu sehen, wissen und erleben gibt. 16’000 Besucher<br />
nutzen die Chance, der süssen Versuchung auf die Spur zu kommen.<br />
Dass der Salon du Chocolat in der Schweiz ein solcher Erfolg<br />
ist, verwundert wenig, liegt die Schweiz mit einem<br />
Pro-Kopf-Verbrauch von 9,4 Kilo Schokolade im Jahr<br />
an der Spitze der europäischen Hitliste. Obwohl<br />
die Schweiz die Schokolade erst spät für sich<br />
entdeckte, wurde sie zur Wiege wichtiger<br />
technischer Erfindungen und drei grosser<br />
Innovationen auf dem Gebiet der<br />
Rezeptur: die Haselnussschokolade,<br />
die Milchschokolade und<br />
die Schmelzschokolade. Vor allem<br />
die Milchschokolade und<br />
später die weisse Schokolade<br />
verhalfen der Schweiz zu<br />
weltweiter Bekanntheit. Die<br />
Eidgenossen bevorzugen<br />
als Verzehr ein mildes und<br />
cremiges Aroma mit einer zugleich<br />
bitteren und süssen Note.<br />
The Luxury Way of Life | 147
CULINARIUM<br />
Andere Länder andere Geschmacksrichtungen<br />
Auch in anderen Ländern gibt es einen Schokoladenboom. Die Niederländer<br />
mögen beispielsweise gern dunkle und bittere Schokolade. Italiener sind Europas<br />
grösste Liebhaber der Bitterschokolade, häufig mit Haselnuss- oder<br />
Likörfüllung. In Frankreich ist die reichhaltige, dunkle Schokolade zum wahren<br />
Feinschmeckerprodukt geworden. Die Briten mögen vor allem sehr süsse<br />
Confiserien mit Milchschokolade und stellen eine Milchschokolade mit speziellem<br />
Karamellgeschmack her, den «Crumb». Ausserhalb Europas führen<br />
die USA die Pro-Kopf-Verbrauch-Liste an. Hier bevorzugt man<br />
körnige und kräftige Schokolade. Schokoladenriegel und<br />
Cookies mit Schokoladenstücken stehen bei den Umfragen<br />
ganz oben. Brasilien, der weltweit viertgrösste Kakaohersteller,<br />
beginnt hingegen gerade erst, Schokolade selbst<br />
zu konsumieren. Während die Mexikaner zum Frühstück<br />
Trinkschokolade bevorzugen. Zudem sorgten sie mit der<br />
Erfindung einer Schokoladen-Chili-Sosse, die den Geschmack<br />
von Hähnchen und Pute unterstreicht, in der Gastronomie<br />
für Wirbel. Während Schokolade in Europa und den<br />
USA bereits seit vier Jahrhunderten bekannt ist,<br />
gibt es sie in Japan erst seit hundert Jahren.<br />
Hier ist die Nachfrage nach Schokolade anlässlich<br />
des Valentinstags besonders gross,<br />
da die Tradition es so will, dass die Frauen<br />
den Männern Schokolade schenken. 80<br />
Prozent der importierten Schokolade wird<br />
zum Fest der Verliebten und<br />
zum «White Day»<br />
(am 14. März)<br />
verkauft. Die Japaner stehen auf cremige<br />
Schokolade, die im Mund schmilzt,<br />
besonders auf Milchschokolade. Der<br />
übliche Verzehr konzentriert sich vor<br />
allem auf Schokoladenriegel oder<br />
einzelne Pralinen.<br />
148 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 149
CULINARIUM<br />
Beim Schokoladenfestival Salon du Chocolat wurden jedoch nicht nur Köstlichkeiten<br />
für den Gaumen geboten – dank der kreativen Arbeit der Chocolatiers<br />
aus aller Welt kam auch das Auge nicht zu kurz. Weltberühmte<br />
Chocolatiers und Konditormeister schufen in Zusammenarbeit mit Modedesignern<br />
exquisite Schokoladenkostüme, die<br />
allesamt in aufwendiger Handarbeit entstanden.<br />
Schokolade schmeckt also nicht nur gut, sondern<br />
kleidet auch.<br />
150 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
The Luxury Way of Life | 151
Alles, was man<br />
braucht ist Liebe.<br />
Doch ab und zu<br />
ein wenig<br />
CHARLES M. SCHULZ<br />
(Erfinder der COMICSERIE<br />
DIE PEANUTS(1725 – 98)<br />
SchokolADe kann<br />
nicht schADen.<br />
152 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
The Luxury Way of Life | 153
schoggi<br />
SHORTCUT<br />
Cité du Chocolat<br />
Am 24.Oktober <strong>2013</strong> eröffnet nach sechsjähriger Arbeitsphase das erste Schokoladenmuseum im französischen Tainl’Hermitage<br />
bei Lyon – die «Cité du Chocolat». Auf 1 000 Quadratmetern hat Valrhona eine Erlebniswelt errichtet, die Besuchern aus aller Welt<br />
die Schönheit der Schokolade nahebringen soll und die einzigartige Möglichkeit bietet, hinter die Kulissen der gehobenen Schokoladenherstellung<br />
zu blicken. Die Entdeckungsreise durch die Cité führt durch die sieben Bereiche «Ecke der Sinne», «Rezepttheke»,<br />
«Kakaoplantagen», «Schokoladenfabrik», «Labor der Köche», «Ausstellung der Chocolatiers» und den «Schokoladen Workshop».<br />
Die «Cité du chocolat» wurde so gestaltet, dass die Besucher wie Fachleute oder Gourmetkonsumenten Schokolade aus einer<br />
ungewöhnlichen Perspektive betrachten können. Dennoch ist Schokolade ein Mainstreamprodukt par excellence. Somit werden<br />
auch Kinder in der «Cité du chocolat» nicht vernachlässigt.<br />
154 | <strong>PRESTIGE</strong>
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The Luxury Way of Life | 155<br />
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Schokolade!<br />
An exzellenter Seelage in Luzern bereichern<br />
ambitionierte Chocolatiers die Schweizer<br />
Schokoladentradition um verführerische Kreationen<br />
und damit die zwischenmenschliche<br />
Kommunikation um ungewohnt sinnliche Vokabeln.<br />
Lilly Steffen<br />
156 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
MMax Chocolatier in Luzern kennt die Gefühle, die Menschen auf<br />
der ganzen Welt bewegen und für die doch oftmals die Worte fehlen.<br />
Aus diesem Grund haben die Schokoladenexperten für jede<br />
Aufmunterung, jede Entschuldigung, für jedes Geständnis und jede<br />
Erklärung, die es auf zwischenmenschlicher Ebene auszusprechen gibt, eine<br />
stilvolle, süsse Lösung parat.<br />
Tradition trifft Exotik<br />
Max Chocolatier versteht sich als moderner Interpret einer alten Handwerkskunst:<br />
Unter den geschickten Händen der Chocolatiers erblüht die Schweizerische<br />
Tradition der Schokoladeherstellung in sinnenbetörender Vielfalt. Nur<br />
das Beste aus den Schweizer Bergen oder Exotisches von weit, weit her wird<br />
hier hingebungsvoll zu süssen Köstlichkeiten verbunden.<br />
Was geschieht dann mit dem edlen Naschwerk? Einfach nur essen wäre<br />
zu wenig: Seltene Kakaosorten bringen bislang stille Geniesser dazu, gehaltvolle<br />
schokoladige Botschaften auszutauschen und Gourmets schwelgen<br />
in Assortiments hochprozentiger Crudo-Pralinés. Romantische Gefühle<br />
lassen sich hingegen kaum zarter vermitteln als mit hauchdünnen<br />
«Schoggi-Plättli» aus Edelweissschokolade und<br />
kandierten Rosenblüten.<br />
Klar, wer mitreden möchte, muss zunächst das<br />
Vokabular der süssen Sprache kennen! Dazu<br />
begibt sich der lernwillige Schüler in die kleine<br />
elegante Schokoladenboutique am Luzerner<br />
Schweizerhofquai. Aromatisch-herbe Kakaodüfte<br />
durchziehen hier die Luft, als befände man sich<br />
im Innern einer Pralinenschachtel. «I’d rather fall in<br />
chocolate than in love», kommentiert eine der Max<br />
Chocolatier-Botschaften das Gefühl recht passend.<br />
Die zurückhaltend elegante Boutique in warmer<br />
Eiche lässt die Mitte frei für eine grosszügige<br />
Glasvitrine. Dort liegen sie, die lieblichen Worte für<br />
den feingeistigen Austausch. In perfekten Reihen<br />
auf Valser Granit aufgereiht und jedes einzelne von<br />
ihnen so vielversprechend wie das freundliche Lächeln<br />
des Max Chocolatier Personals.<br />
The Luxury Way of Life | 157
CULINARIUM<br />
Im siebten Schokoladenhimmel<br />
Direkt über dem Shop befindet sich das Atelier. Es bildet sozusagen den<br />
Himmel, aus dem die Schokoladenträume fallen. Bei den Meistern von Max<br />
Chocolatier haben Standardrezepte keine Chance: Hier wird mit edlen Couverturen<br />
experimentiert – so lange, bis eine neue einzigartige Schokoladenmetapher<br />
gefunden ist, mit der sich der köstliche Wortschatz bereichern<br />
lässt. Jährlich entwerfen die Chocolatiers im Rhythmus der Jahreszeiten vier<br />
Kollektionen. – Sei es mit kandierten Blütenblättern, sobald sich der Frühling<br />
ankündigt, mit fruchtigen Himbeeren und spritzigem Campari im Sommer,<br />
feinem Apfelgelee zu Beginn der Ernte im Herbst oder feurigem Chili in der<br />
Winterzeit. Finden sich viele der handverlesenen Zutaten wie die würzigen<br />
Alpenkräuter und der cremige Rahm sozusagen direkt vor der Haustüre, legen<br />
die Schokoladeexperten beim exotischen Kakao besonderen Wert auf<br />
Qualität, nachhaltigen Anbau und fairen Handel.<br />
Süsser Business-Talk<br />
Solch eine Liebe zur Schokolade spricht sich herum und hat bereits die Geschäftswelt<br />
mit Sinn für feine Lebensart erreicht. Renommierte Unternehmen<br />
buchen bei Max Chocolatier Schokoladenverkostungen als Special Events für<br />
wichtige Kunden oder zeigen ihre Wertschätzung für Geschäftspartner mit<br />
einer Auswahl wertvoller Pralinés. Auch die Verpackung<br />
hält, was der Inhalt verspricht: Mit ihrem<br />
aufwendigen Design wecken die «Schoggi-Boxen»<br />
selbst schon Sammlerleidenschaft und setzen mit<br />
eleganten Farben oder detailreichen Patterns den<br />
ambitionierten Qualitätsanspruch von Max Chocolatier<br />
auch an dieser Stelle fort. Kaum ist der<br />
Deckel gelüftet, lässt knisterndes Cellophan die<br />
Spannung steigen, bevor endlich die süsse Verführung<br />
ihre Wirkung entfalten darf und sich die<br />
Botschaft klar und unmissverständlich dem Geniesser<br />
offenbart.<br />
Ab Herbst <strong>2013</strong> können Schokoladenliebhaber in<br />
der ganzen Schweiz mitreden, denn dann ziehen<br />
die luxuriösen Kreationen in 13 Globus Delicatessa<br />
Filialen ein. Für alle anderen gibt es den Online<br />
Shop unter<br />
www.maxchocolatier.com<br />
158 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
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ein und lässt bezüglich Cocktail- und<br />
Zigarrensortiment sowie Ambiente keine<br />
Wünsche offen.<br />
Mo bis Sa 14.00-24.00 Uhr<br />
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The Luxury Way of Life | 159
Food News<br />
Zum Geburtstag eine Limited Edition<br />
Die neue, streng limitierte und einzeln nummerierte Jack Daniel’s Master Distiller Series mit 43 % Vol.<br />
ehrt die Arbeit der sieben Jack Daniel’s Master Distiller. – Dieses Jahr wird mit Jack Daniel der erste<br />
Master Distiller und Gründer ausgezeichnet und gleichzeitig auch sein Geburtstag gefeiert. Vor über 100<br />
Jahren erfand Jack das Rezept, mit welchem sein Old No. 7 heute noch hergestellt wird. – Weil es schon<br />
damals perfekt war. Jetzt hat Jack einen Tribut verdient, mit der Jack Daniel’s Master Distiller Series<br />
und einem rauschenden Geburtstagsfest, das den ganzen September andauert. Ein Monat, um ihn und<br />
seinen Whiskey zu feiern. – Würde Jack noch leben, wäre er sicher mit dabei, mit einem Glas Whiskey<br />
in der Hand.<br />
Gin ist wieder Kult<br />
Gin feiert sein Comeback – und auch Promis lieben ihn. Der Wacholderschnaps<br />
gilt als Nationalgetränk Englands: «Gin Tonic» ist bekannt als das<br />
Lieblingsgetränk der verstorbenen «Queen Mum». Der brandneue Sears<br />
Cutting Edge Gin hätte ihr sicherlich auch gemundet. Dank handverlesener<br />
Botanicals und superscharfen Messern beim Zerkleinerungsprozess können<br />
sich die floralen Aromen in der Destillation besonders intensiv entfalten. Bei<br />
Sears gipfeln intensive Aromen – frischer Bergamotte und würziger Koriander<br />
in einem kräftigen, wacholderlastigen Finish –, während die 44 % Vol. das<br />
Gin-Erlebnis veredeln.<br />
www.sears-gin.com<br />
Bittersoda-Himmel<br />
Crisp, tasty, fresh: Der neue Player im Bittersoda-Segment stürmt die Bars,<br />
Lounges und Wohnzimmer: Goldberg & Sons. Die vier charakterstarken Sorten<br />
Bitter Lemon, Tonic Water, Ginger Ale und Intense Ginger überraschen mit<br />
purem Premium-Geschmack und intensiven Flavours. Auf den Tisch kommen<br />
alle vier Sorten in der stylishen 200 ml-Flaschen.<br />
Design by Andy Warhol<br />
Anfang der Achtzigerjahre hatte sich die Künstlerlegende Andy Warhol bereits<br />
von der Marke PERRIER zu über 40 Pop Art-Kunstwerken inspirieren lassen.<br />
Zum 150. Markenjubiläum von PERRIER wird jetzt eine Limited Edition mit vier<br />
unterschiedlichen Motiven im typischen Warhol-Stil des Pop Art angeboten.<br />
Damit erweist die französische Premium-Wassermarke einem der einflussreichsten<br />
Künstler des 20. Jahrhunderts seine Referenz und lässt gleichzeitig<br />
die schrillen Achtziger wiederaufstehen.<br />
160 | <strong>PRESTIGE</strong>
Neues italienisches Premium-Wasser<br />
Quellfrisch, rein und natürlich – Acqua Morelli ist die neue Premium-Wassermarke<br />
aus Italien. Mit feinen Geschmacksnuancen und einem schicken Äusseren<br />
begeistert es die gehobene Gastronomie. Der Ursprung des Premium-<br />
Wassers liegt in einem wilden Buchenwald im Herzen der «Alpi Marittime»,<br />
den italienischen Seealpen. Auf der luftigen Höhe von 1 000 Metern befindet<br />
sich die Quelle «Bauda», aus der das Wasser gewonnen wird. Die Abfüllung<br />
erfolgt direkt vor Ort nahe der Quelle, in einem unberührten Ökosystem der<br />
italienischen Alpen. Absolute Reinheit und belebende Frische vereinen sich<br />
mit purer Leichtigkeit und machen das Wasser von Acqua Morelli so besonders<br />
gefällig und einzigartig anregend im Geschmack.<br />
Holunderblütenlikör nach französischer<br />
Handwerkskunst<br />
Für die New York Times ist er eine der «einflussreichsten<br />
Cocktailzutaten des Jahrzehnts»: der Holunderblütenlikör<br />
St. Germain. Er besteht zu 100 Prozent aus<br />
handgeernteten, frischen Holunderblüten. Sein Geschmack<br />
erinnert an tropische Früchte, begleitet von<br />
feinen Zitrusaromen und einem Hauch Geissblatt. Die<br />
einzeln nummerierten Flaschen sind mit dem Jahrgang<br />
der Ernte versehen, was bislang einzigartig für<br />
einen Likör ist. Die achtseitige Flasche, welche an die<br />
Zeiten des Art Déco und der Belle Epoque erinnert,<br />
verleiht zudem jeder Bar einen Hauch von Eleganz.<br />
Kreative Kollision<br />
Der berühmt-berüchtigte Künstler Jeff Koons hat für den neuen Rosé-Vintagejahrgang<br />
20<strong>03</strong> von Dom Pérignon eine knallrosafarbene «Balloon Venus»<br />
erschaffen. Das Objekt, das eine Flasche des Champagners beinhaltet, wurde<br />
von Jeff Koons Skulptur «die Venus von Willendorf» inspiriert. Laut Dom<br />
Pérignon stellt die Champagner-Venus «eine neue Art von Idol dar: eine moderne<br />
Gottheit der Liebe, die ihre Betrachter mit ihren spiegelnden Kurven<br />
vereinnahmt». Jeder neue Vintage-Jahrgang interpretiert die Geschichte des<br />
Weins neu. – Die üppigen Kurven der Venus veranschaulichen den vollmundigen<br />
Rosé-Geschmack des Champagners.<br />
The Luxury Way of Life | 161
eauty<br />
162 | <strong>PRESTIGE</strong>
Gefährliche<br />
Liebschaften<br />
Duftoeuvre by Kilian<br />
Kilian Hennessy: Nachkomme der Cognac-Dynastie und Duftpoet.<br />
Wie man Baudelaires<br />
«Les Fleurs du Mal» als Parfum neu interpretiert.<br />
Yvonne Beck<br />
The Luxury Way of Life | 163
Beauty<br />
DDer Spross der Hennessy-Dynastie und Erbe einer langen Ahnenlinie<br />
von Cognac-Herstellern beschloss vor einigen Jahren, der Parfumkunst<br />
wieder ihren alten Stellenwert zurück zu geben und Düfte<br />
als Kunstwerke zu kreieren. – Parfums, die im gleichen Atemzug mit<br />
Klasse und Eleganz genannt werden, jenseits der Welt der modernen Parfumindustrie,<br />
die aus Budgetgründen häufig an wertvoller Zeit und Ingredienzien<br />
sparen muss. Jenseits synthetischer Moleküle und billiger Wegwerfverpackungen.<br />
<strong>PRESTIGE</strong> traf Kilian Hennessy in Zürich und sprach mit ihm über<br />
seine erste Dufterinnerung und der Liebe zum Parfum.<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Sie stammen aus einer Cognac-Dynastie. Der Name Hennessy<br />
ist weltweit bekannt. Warum haben sie den beruflichen Pfad Ihrer Ahnen<br />
verlassen und wie kamen sie gerade dazu, Parfum zu kreieren?<br />
Kilian Hennessy: Die Kellerei Hennessy gehört inzwischen zum Luxuskonzern «Louis<br />
Vuitton Moet Hennessy». Es ist also längst kein Familienunternehmen mehr und ich könnte<br />
höchstens als Angestellter, mit einem Chef über mir etc., dort anfangen. Das wäre<br />
nichts für mich gewesen. Ich habe in Paris an der Sorbonne studiert und schrieb meine<br />
Abschlussarbeit über die Semantik der Gerüche. Dadurch tauchte ich in eine Welt ein,<br />
die mich völlig faszinierte und nicht mehr los liess. Nach meinem Universitätsabschluss<br />
erlernte ich die Kunst der Parfumkreation bei einigen der berühmtesten «Nasen» der Welt.<br />
Ich arbeitete für Dufthäuser wie Christian Dior, Paco Rabanne, Alexander McQueen und<br />
Giorgio Armani. Vor fünf Jahren gründete ich meine eigene Firma «By Kilian», denn ich<br />
wollte meine eigenen Visionen verwirklichen. – Die perfekte Verbindung zwischen Kunst,<br />
Luxus und Eleganz.<br />
Wie würden Sie Ihre eigenen Düfte beschreiben? Was ist das Besondere an<br />
einem Parfum by Kilian?<br />
Ich wollte meine eigenen Düfte kreieren und präsentieren, so wie es noch keiner vor mir<br />
getan hat. Es gibt wirklich nichts Vergleichbares auf dem Markt. Meine Brand verspricht<br />
Luxus und hält ihn auch. Schauen Sie sich das Design an – so etwas gibt es nicht noch einmal<br />
auf dem Markt. Wir haben in den letzten sechs Jahren eine wirkliche Highend-Luxus-<br />
Brand aufgebaut, dabei aber nie die grosse Leidenschaft und Kunst der Parfumherstellung<br />
aus dem Auge verloren, denn Parfum ist Kunst! In meinen Parfums versuche ich, diese alte<br />
Form der Parfumherstellung und Wertschätzung wiederherzustellen.<br />
Ihr Parfum ist Luxus pur. Was genau bedeutet Luxus für Sie?<br />
Luxus bedeutet, wenn ein Produkt für die Ewigkeit entwickelt wurde oder es sehr lange<br />
hält. In unserer Wegwerfgesellschaft gibt es nur noch wenigen wahren Luxus. Etwas, egal<br />
wie teuer es ist, was man heute kauft und nächsten Monat wieder entsorgt, kann niemals<br />
Luxus sein. Doch Luxus hat in den Arabischen Emiraten und Russland eine ganz andere<br />
Bedeutung als in Europa, daher ist Luxus sehr schwer zu beschreiben. Für mich ist es<br />
einfach ein Gefühl, ein sehr positiv besetztes Gefühl. Luxus bedeutet «godis in details».<br />
164 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
The Luxury Way of Life | 165
Beauty<br />
Ihre Produkte sind preislich um einiges teurer als andere Brands. Definiert<br />
sich Luxus über Geld bzw. den Preis? Wie reagieren Ihre Kunden darauf?<br />
Das stimmt. Die meisten Parfum-Brands gehen für 50 bis 80 Dollar über den Ladentisch.<br />
Aber was bekommt man dafür? Einen Flakon, den man, ist er leer, wegschmeisst. Das<br />
Ganze verpackt in einer Pappschachtel. Bei uns bekommen Sie ein kleines Kunstwerk:<br />
Der Flakon hat seine Heimat in einer hochwertigen, kunstvoll gestalteten Box, die einen<br />
unter Umständen ein Leben lang begleiten kann. Guerlain liess im Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
all seine Gefässe von René Lalique herstellen. Düfte wie «Shalimar» wurden zu<br />
weltweit geschätzten Klassikern. Das Design ehrte den Inhalt. Auch unsere Flakons sind<br />
nur aus wirklich hochwertigen Materialien gestaltet. Ich denke jedoch, dass die meisten<br />
Menschen nicht wissen, wie viel Arbeit wir allein in das Design stecken, wie viele Stunden<br />
Handarbeit. Deshalb werden wir nächstes Jahr Minivideoclips an jedem Verkauf-Counter<br />
zeigen, um die Handwerkskunst hinter dem Produkt zu zeigen. Die hölzerne Box beispielsweise<br />
ist schwarz lackiert. 13 Schichten Lack wurden aufgetragen und allein die Lackierung<br />
dauert zwei Monate. Das müssen wir unseren Kunden näher bringen. Es ist an uns,<br />
die Kunden zu sensibilisieren. Sieht man all die Arbeit hinter dem Produkt, ist der Preis<br />
mehr als gerechtfertigt. Zudem zahlen Sie nur das erste Mal ein bisschen mehr, denn all<br />
unsere Flakons sind wiederbefüllbar und unser Travel-Kit ist kompatibel mit jeder neuen<br />
Duftlinie, die wir auf den Markt bringen. Der Refill kostet nicht mehr als jeder andere grosse<br />
Brand. Ein und derselbe Flakon begleitet seinen Besitzer im Idealfall ein Leben lang.<br />
Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen?<br />
Ich habe sehr viel gelesen. Meine Bücher sind meine innere Kultur. Ich<br />
habe Lieblingsbücher, Lieblingsszenen und Lieblingsmusik. Da mich<br />
die Verbindung zwischen Klassik und Moderne sehr fasziniert, versuche<br />
ich, sie stets zu verbinden. Und so liess ich mich beispielsweise<br />
bei der Parfumlinie «L’Oeuvre Noire» von Baudelaires Werk «Die Blume<br />
des Bösen» und gleichzeitig von den Texten amerikanischer Rapper<br />
inspirieren. Quasi «Baudelaire meets 50 Cent». Beide erzählen von<br />
Verführung und Gewalt. Nur auf vollkommen unterschiedliche Weise.<br />
Gerade diese Gegensätze faszinieren mich und regen mich an, Parfum<br />
zu kreieren.<br />
Wichtig ist: Parfum muss immer «uplifting» sein. Es hat viel zu tun mit<br />
Attraktivität und Liebe, aber auch mit Schutz, mit Gefühl, sich stark zu<br />
fühlen. Es funktioniert wie eine zweite, beschützende Haut. Mit diesen<br />
Aspekten muss man arbeiten. Ich füge sie in ein kunstvolles, historisches<br />
Gewand. Das kann Literatur von Balzac, die Geschichte vom Sündenfall<br />
oder eine Geschichte aus 1001 Nacht sein. Aber die Aspekte von Liebe,<br />
Stärke, Schutz und Geborgenheit stecken immer auch in einem Parfum.<br />
Tipps vom Spezialisten: Wie viel, wo und wann sollte man<br />
Parfum auftragen?<br />
Da gibt es keine bestimmten Regeln. Ob Sie den Duft auf der Haut oder<br />
der Kleidung tragen ist egal. Er sollte Ihnen jedoch Freude bereiten und<br />
sie sollten sich wohl mit dem Duft fühlen.<br />
166 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
The Luxury Way of Life | 167
Beauty<br />
Gibt es zu unterschiedlichen Anlässen unterschiedliche Düfte? Oder tragen<br />
sie immer denselben Duft?<br />
Ich trage zuerst einmal nur noch Düfte von mir selbst. Denn ich habe das entwickelt, was<br />
mir gefällt. Aber natürlich trage ich zu einem Rendevouz einen anderen Duft als bei einem<br />
wichtigen Geschäftsmeeting.<br />
Welcher ist der erste Duft, an den sie sich erinnern können?<br />
Ich kann mich nicht wirklich an einen bestimmten Duft erinnern. Aber ich denke, es muss<br />
«Tuberose» gewesen sein. Jede Frau aus meiner Familie trug diesen Duft. Meine Mutter,<br />
meine Tante, meine Grossmutter – alle liebten diesen Duft.<br />
Und die Männer im Hause Hennessy?<br />
«Eau Sauvage» von Dior war der Männerduft in meiner Familie.<br />
Sie nenne Ihre Brand schlicht «By Kilian». Den Namen Hennessy lassen Sie<br />
bewusst aussen vor. Warum?<br />
Hennessy ist eine wunderbare Brand, aber eben in Verbindung mit Cognac. Zudem hat<br />
man in jedem Land ein anderes Bild von Hennessy, denn jedes Land macht seine eigene<br />
Werbung und entwirft ein ganz unterschiedliches Image. Würde ich den Namen Hennessy<br />
für meine Brand verwenden, wäre das sehr verwirrend. Jeder würde was anderes darin<br />
sehen. Es war auch nie eine wirkliche Option für mich. Eigentlich ist es eine Schande, dass<br />
kein Hennessy mehr für Hennessy arbeitet, denn es war unser Erbe, unsere Familientradition.<br />
Aber ich glaube, ich habe den für mich richtigen Weg gefunden – weit genug weg<br />
von Cognac, um mich von der Familie zu distanzieren, nahe genug dran, dass es sich doch<br />
familiär anfühlt. Der Geruch eines Cognacs, die verschiedenen Zutaten etc.<br />
unterscheiden sich gar nicht so sehr von der Parfumherstellung, wie<br />
man annimmt. Vom ersten Moment an, als ich das «Rohmaterial», die<br />
Zutaten für Parfum roch, wusste ich, das ist es. Es fühlt sich für mich<br />
einfach richtig an.<br />
Sie scheinen ein ganz netter, sympathischer Mensch zu sein. Eher ein «nice»<br />
als ein «bad guy», trotzdem spielen sie gern mit Begriffen wie «evil», «devil»,<br />
«sin» oder «cruel intention», also eher der düsteren Seite des Lebens.<br />
Ich denke nicht unbedingt, dass dies die dunklen Seiten des Lebens sind. Zudem arbeite<br />
ich viel mit Metaphern und Allegorien. Frauen lieben den Duft «good girls gone bad», denn<br />
sie erkennen das Augenzwinkern darin. Man darf nicht immer alles ernst nehmen. Aber<br />
nicht alle können das. In manchen arabischen Ländern darf ich Produkte nicht verkaufen,<br />
da sie den Begriff «devil» beinhaltet. Aber das Leben ist einfach interessanter, wenn man<br />
mit ihm spielt. Wenigstens für mich!<br />
Was wünschen Sie sich für Ihre Zukunft?<br />
Ich möchte erreichen, dass unsere Kunden ein einzigartiges Dufterlebnis haben. Jede<br />
Frau, jeder Mann sollte ein einzigartiges Parfum besitzen. Es ist ein unglaubliches Gefühl,<br />
einen Duft zu tragen, den sonst niemand auf dieser Welt trägt. Lassen Sie sich überraschen,<br />
was wir Ihnen in der Zukunft präsentieren werden!<br />
168 | <strong>PRESTIGE</strong>
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Leider war ein interessent vor ihnen da.<br />
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The Luxury Way of Life | 169
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xvii LOUBOUTIN<br />
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The Luxury Way of Life | 171
Handlesen<br />
Samtpfoten<br />
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172 | <strong>PRESTIGE</strong>
Hände sind<br />
Schwerstarbeiter<br />
und werden<br />
ständig beansprucht.<br />
Deshalb ist ihre<br />
Pflege besonders<br />
wichtig! Valeska<br />
Jansen<br />
The Luxury Way of Life | 173
Rubriken<br />
174 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
DDa die Haut an den Händen sehr dünn ist und kein Unterhautfettgewebe<br />
besitzt, sieht man ihr die täglichen Strapazen besonders<br />
stark an: Sie altert schneller als die übrige Haut am Körper,<br />
wird schlaff und bekommt Altersflecken. Einmal pro Woche sollte<br />
die Haut mit einem sanften Peeling von abgestorbenen Hautschüppchen<br />
befreit werden. Dadurch wird sie nicht nur besser durchblutet,<br />
sondern auch aufnahmefähiger für die anschliessende Pflege mit einer Handcreme.<br />
Um die Haut vor täglichen Einflüssen zu schützen, sollte eine spezielle<br />
Handcreme benutzt werden, die auf die jeweiligen Bedürfnisse der Haut<br />
abgestimmt ist. Mittlerweile gibt es Cremes gegen Fältchen, Pigmentflecken<br />
oder Risse. Sie enthalten meist einen speziellen UV-Schutz, denn vor allem<br />
die Hände müssen vor der Sonne geschützt werden. Pflegekonzentrate, wie<br />
z. B. Handmasken, sind SOS-Helfer. Die konzentrierten Wirkstoffe erzielen<br />
schneller den erwünschten Effekt als normale Cremes. Tipp: Über Nacht eine<br />
Handmaske auftragen und Baumwollhandschuhe anziehen. Der Sauna-<br />
Effekt verstärkt die Wirkstoffaufnahme der Haut und macht Hände schnell<br />
wieder zart und geschmeidig.<br />
Wenn alle Pflege nicht mehr hilft<br />
Ab einem gewissen Alter kommt zu Knitterfältchen leider auch noch die Hauterschlaffung<br />
hinzu. Dann hilft keine Creme mehr. Collagen, das für die Prallheit<br />
der Haut verantwortlich ist, wird im Alter kontinuierlich abgebaut. Das<br />
Ergebnis: Adern und Sehnen treten immer stärker hervor und dazwischen<br />
«hängt» die Haut. Wen das nun so sehr stört, dass er Abhilfe schaffen will,<br />
der muss zum Arzt gehen. Diverse Methoden können die erschlaffte Haut<br />
wieder straffer wirken lassen. Dabei kann es allerdings auch zu unschönen<br />
Nebenwirkungen kommen. Denn eine gängige Behandlung ist die mit sogenannten<br />
Hyaluronsäure-Fillern. Filler sind Füllmaterialien, meist Hyaluronsäure,<br />
die Volumen aufbauen. Sie werden mit einer Spritze oder Kanüle in den<br />
Handrücken injiziert und sorgen beinahe sofort für ein volles Volumen.<br />
Allerdings besteht die Gefahr, dass sich dabei unschöne Knubbel<br />
bilden. Zusätzlich kann es auch zu übermässigen Schwellungen<br />
kommen. «Das nennen wir dann Patschhändchen»,<br />
erklärt Barbara Köhler, Managing Director vom Prevention<br />
Center Zürich und Zug. Zusammen mit ihrem<br />
Mann, Dr. med. Christian Köhler, behandelt<br />
sie in ihren Kliniken Frauen und Männer, die<br />
mit ihrem Äusseren unzufrieden sind und<br />
Abhilfe schaffen wollen.<br />
The Luxury Way of Life | 175
Beauty<br />
«Radiesse» steht für natürlich verjüngte Hände<br />
Auch das Problem «alte Hände» steht oft zur Diskussion, denn z. B. nach einem<br />
Facelifting lassen gerade sie dann das eigentliche Alter schnell erkennen.<br />
Seit über einem Jahr arbeitet Dr. med. Köhler nun mit einer Methode, die zu<br />
einem natürlichen Ergebnis führt. «Radiesse» wurde in den USA entwickelt und<br />
ist ein Filler, der sich gleichmässig unter der Hautoberfläche verteilt und die<br />
Hände nicht aufbläht. Dazu kommt noch ein ganz besonderer Vorteil: Das bereits<br />
reduzierte körpereigene Kollagen wird zu neuem Wachstum angeregt und<br />
regeneriert sich quasi von allein wieder. «Für uns hier ist es die sicherste Methode<br />
für ein natürlich aussehendes Ergebnis», erklärt er.«Radiesse» bietet<br />
noch einen weiteren Vorteil: Es handelt sich dabei um einen Filler mit<br />
Calcium-Hydroxylappatit-Partikeln, die mit einer von<br />
Natur aus in den Knochen vorhandenen Substanz<br />
identisch sind. Allergische Reaktionen sind deshalb<br />
nahezu ausgeschlossen. In der Regel lassen<br />
sich bereits mit einer einzigen Behandlung, die ca.<br />
30 Minuten dauert, sichtbare Ergebnisse erzielen.<br />
Doch Prävention ist wie bei der gesamten Hautpflege<br />
das aller Wichtigste. Deshalb sollten gerade die<br />
Hände nach jedem Waschen gut eingecremt werden.<br />
Die Produktpalette ist riesig und bietet für jedes<br />
Bedürfnis individuelle Pflege und Schutz.<br />
176 | <strong>PRESTIGE</strong>
hand<br />
care<br />
i L A PRAIRIE<br />
iI a lessandro<br />
iiI LANCASTER<br />
iV CARITA<br />
V E VIDENS<br />
Vi D IOR<br />
Vii L ANCÔME<br />
Viii YON-KA<br />
IX B URT’ S BEES<br />
iv<br />
v vi<br />
iii<br />
vii<br />
ii<br />
i<br />
ix<br />
viii
fünf<br />
sterne<br />
luxus<br />
Zuerst stand die Vision des Unternehmers<br />
Jürg Eichenberger, das fast ein halbes<br />
Jahrhundert leerstehende Grand Hôtel des<br />
Salines in Rheinfelden wieder zum Leben zu<br />
erwecken. Vor gut einem Jahr ist aus<br />
der Vision Realität geworden.<br />
Dr. med. Dietmar Löffler<br />
Niggi Freundlieb<br />
NNach der sorgfältigen Renovierung und dem beispielhaften Umbau<br />
des 1895 erbauten, architektonisch wertvollen Hotelbaus ist die Privatklinik<br />
Alta Aesthetica für ästhetische und plastische Chirurgie der<br />
Premiumklasse in einzigartiger Umgebung direkt am Rheinufer entstanden.<br />
Geleitet wird Alta Aesthetica von Dr. med. Dietmar Löffler.<br />
5-Sterne-Luxusklinik<br />
Der Klinikkomplex umfasst die Klinik für ästhetische und plastische Chirurgie<br />
und die Zahnklinik mit integriertem Zahntechniklabor. In der Klinik für ästhetische<br />
Chirurgie sind vier geschmackvoll eingerichtete Suiten auf 5-Sterne-Niveau und<br />
zehn sehr stilvoll eingerichtete Einzelzimmer für die stationäre Unterbringung<br />
sowie zwei hochmoderne Operationssäle und diverse Behandlungsräume<br />
vorhanden. Die Dentalklinik umfasst zwei ambulante Operationseinheiten für<br />
implantologische Eingriffe und sechs nach neuesten Kriterien ausgestattete<br />
Behandlungsräume sowie 3D-Röntgengeräte. Der Mitarbeiterstab besteht aus<br />
rund 30 festangestellten Fachärzten und Fachpersonal.<br />
178 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
The Luxury Way of Life | 179
Beauty<br />
Das Leistungsspektrum in der ästhetischen Chirurgie reicht von Nasenkorrekturen,<br />
Brustvergrösserungen und -verkleinerungen, Facelifting, Oberlidstraffung,<br />
Lippenkorrekturen, über Fettabsaugung, bis hin zu Anti-Aging-Behandlungen.<br />
Die Dentalklinik bietet das gesamte zahnärztliche Spektrum von<br />
Zahnsanierung, Prothetik und Knochenaufbau mit Implantatversorgung an.<br />
Seit Kurzem ergänzt zudem der bekannte Gefässspezialist Dr. Marc Troxler<br />
aus dem Venenzentrum Arlesheim das Klinikkonzept der Alta Aesthetica. Gut<br />
ein Jahr nach der Eröffnung von der Schönheitsklinik zieht Dr. med. Dietmar<br />
Löffler, der sich als Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie<br />
in Deutschland und nun auch in der Schweiz einen hervorragenden Namen<br />
gemacht hat, im <strong>PRESTIGE</strong>-Interview eine erste Bilanz.<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Wie fällt Ihre Bilanz nach gut einem Jahr Alta Aesthetica aus?<br />
Dr. med. Dietmar Löffler: Unsere Voraussagen, dass die Alta Aesthetica mit ihrem qualitativ<br />
hoch stehendem Angebot für ästhetische und plastische Chirurgie der Premiumklasse<br />
nicht nur einem Bedürfnis entspricht, sondern auch eine enorme Bereicherung für den<br />
Gesundheitsstandort Rheinfelden und damit für die ganze Region darstellt, hat sich mehr<br />
als erfüllt. Die Kombination von Spitzenmedizin, luxuriösem Ambiente und erstklassiger<br />
Betreuung hat sich weit über die Landesgrenze herumgesprochen. Kurzum: Wir sind sehr<br />
zufrieden und leiden momentan auch nicht unter dem sogenannten Sommerloch! (lacht)<br />
Von woher kommen die Patientinnen und Patienten?<br />
Zu 80 Prozent kommen unsere Patientinnen und Patienten aus der Schweiz. Dann zählen<br />
wir viele aus Deutschland sowie Österreich und immer mehr kommen aus Russland und<br />
dem arabischen Raum.<br />
Alta Aesthetica ist also auch bei einer internationalen Klientel angekommen?<br />
Zum Einen haben sich unsere Leistungen auch ausserhalb der Schweiz herumgesprochen,<br />
dann wurde der Alta Aesthetica im Juni 2012 von der Internationalen Organisation für<br />
Normung (ISO) das Zertifikat DIN EN ISO 9001:2008 verliehen. Zum Anderen haben wir<br />
entsprechende Anstrengungen unternommen, um auch in Russland oder in arabischen<br />
Ländern bekannt zu werden. Heute ist es unerlässlich, dass potenzielle Patientinnen und<br />
Patienten sich über das Internet informieren können. So<br />
war es sehr hilfreich, dass zum Beispiel meine Wenigkeit<br />
und Dr. Silke Becker, die Chefärztin der Zahnklinik Alta<br />
Aesthetica, mit dem Zertifikat «Leading Medicine Guide»<br />
ausgezeichnet wurden. Der «Leading Medicine Guide» ist<br />
ein Internetportal und ein Netzwerk, das allen Patienten im<br />
In- und Ausland ermöglicht, die besten deutschsprachigen<br />
Mediziner in allen Bereichen zu finden. Ausserdem sind<br />
wir seit Kurzem fünftes Mitglied von «Rheinfelden medical».<br />
Damit sind nun sämtliche grösseren Rheinfelder Gesundheitsbetriebe<br />
Mitglied der Marketingkooperation und<br />
«Rheinfelden medical» kann die Vermarktung von Rheinfelden<br />
als Gesundheitsstandort weiter vorantreiben, was<br />
auch für die Alta Aesthetica ein grosser Gewinn ist.<br />
Seit Ende letzten Jahres ergänzt der bekannte<br />
Gefässspezialist Dr. Marc Troxler aus dem Venenzentrum<br />
Arlesheim das Klinikkonzept der<br />
Alta Aesthetica – Weshalb diese Erweiterung des<br />
Leistungsangebotes?<br />
Durch die Zusammenarbeit mit Dr. Marc Troxler können<br />
wir unseren Patienten die effizientesten und schonendsten<br />
Therapieverfahren nach neusten medizinisch-wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen anbieten. Damit haben wir für<br />
unsere Patientinnen und Patienten einen Mehrwert geschaffen.<br />
Ausserdem ist dies ein weiteres Beispiel für unsere<br />
vielseitige medizinische Kompetenz und Qualität. Die<br />
Patientinnen und Patienten, die teilweise allein schon nur,<br />
um sich zu informieren, zu uns nach Rheinfelden reisen,<br />
registrieren sehr wohl, dass wir – man könnte hier zusätzlich<br />
auch noch den Anästhesiebereich nennen – ein hervorragendes<br />
Gesamtpaket und eine Infrastruktur anbieten,<br />
wie es im Ausland kaum zu finden ist.<br />
www.altaaesthetica.ch<br />
180 | <strong>PRESTIGE</strong>
Das einzigartige Ambiente und<br />
die professionelle Unterstützung<br />
haben mir geholfen, das Burnout<br />
zu überwinden.<br />
NEU: Burnout Beratungsstelle in Zürich.<br />
www.hohenegg.ch/beratungsstelle<br />
Privatklinik Hohenegg<br />
8706 Meilen am Zürichsee<br />
Telefon +41 (0)44 925 12 12<br />
www.hohenegg.ch<br />
The Luxury Way of Life | 181
Der gebürtige Spanier Alberto Morillas gehört zu<br />
den berühmtesten Nasen der Welt.<br />
Seine Kreationen kennt jeder, den Kreateur selbst,<br />
die wenigsten.<br />
Valeska Jansen<br />
182 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
MMorillas grosse Karriere begann 1970 beim Genfer Duftunternehmen<br />
Firmenich. Die Unternehmensgruppe beliefert weltweit Lebensmittel-<br />
und Dufthersteller mit Geschmacks- und Duftstoffen.<br />
Zu Morillas bekanntesten Kreationen gehören u. a. «Acqua di Gió»<br />
von Armani, «CK One» von Calvin Klein, «Daisy» von Marc Jacobs, «Le Baiser<br />
du Dragon» von Cartier, «Light Blue Pour Homme» von Dolce & Gabbana und<br />
alle Düfte von Bulgari.<br />
Er kreiert längst nicht für jeden<br />
Heute kann sich Morillas seine Kunden aussuchen und nimmt längst nicht<br />
jeden Auftrag entgegen. Seine wenige Freizeit verbringt er am liebsten im<br />
heimischen Garten, mitten in Genf, wenn er nicht seine eigene Duftkerzen-<br />
Kollektion um neue Kreationen erweitert. «Mizensir» heisst seine Kerzen- und<br />
Home Fragrance-Kollektion, die über 100 Duftkerzen und Home Fragrances<br />
umfasst. Im Sommer dieses Jahres eröffnete er seine erste eigene Mizensir-<br />
Boutique in Genf. Anlässlich der Duftpräsentation seiner jüngsten Parfum-<br />
Kreation für Bulgari mit «Omnia Crystalline», trafen wir Morillas in Mailand zum<br />
Interview und begegneten dabei einem echten Künstler, der sich von uns etwas<br />
in seine «Karten» blicken liess.<br />
Ich habe gehört, dass nicht die Unternehmen Sie mit einer neuen Duft-Kreation<br />
beauftragen, sondern dass Sie sich die Unternehmen selbst aussuchen,<br />
für die Sie gerne arbeiten würden?<br />
(Lacht.) Ja, das stimmt. Es gibt so viele Unternehmen,<br />
mit denen ich schon Jahrzehnte lang zusammen<br />
arbeite und von denen ich einfach weiss, was sie<br />
wollen. Ich kenne ihre Handschrift und kann so von<br />
Anfang an auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen.<br />
Man muss sich nicht erst finden. Ich habe ehrlich<br />
gesagt so viel zu tun, dass ich meine Zeit so einteilen<br />
muss. Das ist reiner Selbstschutz.<br />
© Roberto Battistini
Beauty<br />
184 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
Wie hat man es sich vorzustellen, wenn Sie für ein Duft-, oder Modehaus einen<br />
neuen Duft entwickeln? Bekommen Sie da vorab genaue Instruktionen?<br />
Ja, natürlich. Je nach Unternehmen sind die Vorgaben enger oder lockerer gesteckt. Für<br />
den neuen «Omnia Crystalline»-Duft hatte ich zum Beispiel die Aufgabe von Bulgari gestellt<br />
bekommen, einen warmen, aber gleichzeitig frischen Duft zu entwickeln. Das ist natürlich<br />
sehr schwierig, denn es ist ein grosser Kontrast. Also kombinierte ich Kaschmir-Noten mit<br />
frischen Blütenessenzen. Besonderes Merkmal ist dabei die Lotusblüte, denn sie hat keinen<br />
typischen Eigengeruch. Sie riecht einfach frisch und verkörpert hier das Mediterrane.<br />
In Verbindung mit Iriswurzel, die zu den warmen, hölzernen Duftnoten gehört, entsteht<br />
eine komplexe Mischung, die sich gleichzeitig frisch, pudrig und warm präsentiert.<br />
Haben Sie denn eine Art Unterschrift? Eine Zutat, an der man erkennt, dass<br />
Sie dahinter stecken?<br />
Nehmen wir aktuell den neuen «Omnia Crystalline»-Duft. In allen Omnia-Düften ist ein<br />
bestimmter Cocktail von Zutaten, der ADM-Cocktail. Das ist die Unterschrift, die Signatur<br />
dieser Linie. Riechen Sie allerdings jeden einzeln, wird Ihnen nicht auffallen, dass in jedem<br />
diese Komposition steckt. Jeder duftet anders und hat absolut seine eigene Personalität.<br />
Haben Sie eine Signatur in all Ihren Kreationen?<br />
(Lacht.) Ja! In all meinen Kreationen steckt Moschus. Ich liebe Moschus über alles. Es ist<br />
kein reines Moschus, es ist meine streng geheime Moschus-Kreation. Moschus symbolisiert<br />
für mich die Haut. Diese ziehe ich dann quasi an, indem ich andere Zutaten dazu<br />
mische. Sogar meine Kollegen bewundern mich dafür, denn es ist sehr schwierig,<br />
eine gefällige Moschusmixtur zu erstellen.<br />
Wie spontan können Sie eigentlich bei Ihren Aufträgen sein?<br />
Wenn es zum Beispiel heisst: Kreieren Sie einen orientalischen Duft, dann bin<br />
ich sehr frei. Natürlich kreiere ich dann keinen Blütenduft, aber das Spektrum ist<br />
sehr gross.<br />
Behalten Sie alles im Kopf oder schreiben Sie wie ein Koch ihre Duftrezepte<br />
auf?<br />
Oh, das wird haarklein notiert und wie ein Diamant im Tresor aufbewahrt.<br />
The Luxury Way of Life | 185
Beauty<br />
Woran liegt es eigentlich, dass jeder Duft an den verschiedenen Menschen<br />
immer anders riecht?<br />
Jede Haut absorbiert unterschiedlich die diversen Ingredienzien. Der eine hat eine höhere<br />
Hauttemperatur als der andere, dazu kommt der individuelle Eigengeruch. Je nachdem<br />
entwickelt sich auch jedes Parfum dann ganz individuell in seinem Duft.<br />
Ist dies auch der Grund warum manche Parfüms länger anhaltend duften<br />
als andere?<br />
Nein. Das hat etwas mit der Zusammensetzung, mit der Konstruktion zu tun. Enthält ein<br />
Parfum viel Vanille oder Patschuli oder Rose, wie zum Beispiel bei «Chloe», dann steht<br />
diese Zutat dominant im Vordergrund. Alle anderen Zutaten verschwinden quasi dahinter.<br />
Genau das mögen auch viele Frauen nicht. Sie empfinden solche Düfte dann oft als zu<br />
intensiv. Es gibt deshalb auch einen ganz neuen Dufttrend. Die Düfte dürfen nicht mehr<br />
einseitig sein, sie müssen heute viel facettenreicher sein. Wie heute beim Make-up, das<br />
muss auch viel subtiler sein.<br />
Was ist für Sie leichter: einen Damenduft oder einen Herrenduft zu kreieren?<br />
Herrendüfte sind viel einfacher!<br />
Sind darin nicht so viele Zutaten?<br />
Nein, Männer lieben es direkt – holzig, frisch oder aromatisch. Zwei Funktionen: Die eine<br />
ist gut zu riechen, die andere nicht so schnell zu verfliegen. Frauen wollen alles! Ein Parfum<br />
soll frisch sein, blumig, holzig, dunkel und hell. Dazu kommt der riesige unüberschaubar<br />
gewordene Duftmarkt. Da etwas wirklich Neues zu finden, ist wirklich sehr schwierig.<br />
Also ganz eindeutig: Es ist viel einfacher, einen neuen Herrenduft zu kreieren.<br />
Sie haben ja auch noch ihre eigene Raumduftund<br />
Duftkerzen-Kollektion. Wie kommt der Duft<br />
in die Kerze?<br />
Da steckt eine sehr komplizierte Technik dahinter. Die Herausforderung<br />
dabei ist: unangebrannt muss die Kerze gut<br />
duften und entzündet ebenso. Es muss ein Duft bleiben, auch<br />
noch nach zwei Stunden Brenndauer. Das ist ein sehr diffiziles,<br />
eigenes Handwerk, bei dem es grosse Erfahrung braucht.<br />
Jetzt haben Sie Ihren ersten «Mizensir»-Shop in<br />
Genf eröffnet. Wer sind Ihre Kunden?<br />
Viele reiche Menschen lieben es, überall in ihrem Haus den<br />
gleichen Duft zu haben. Vor allem sie kaufen meine Kerzen<br />
und Raumdüfte.<br />
Wäre es nicht mal Zeit für Ihren ersten eigenen<br />
Duft unter Ihrem Namen?<br />
Ja, darüber denke ich in der Tat gerade nach. Aber es würde<br />
ein «Mizensir»-Parfum werden.<br />
Und wann wird es soweit sein?<br />
Oh, das macht mich sehr nervös. Allein der Gedanke daran.<br />
Es wird wohl noch ein halbes Jahr, vielleicht auch ein<br />
Jahr dauern und dann werde ich wahrscheinlich gleich eine<br />
ganze Parfum-Kollektion auf den Markt bringen.<br />
186 | <strong>PRESTIGE</strong>
personal<br />
chemistry<br />
i jean paul gaultiER<br />
iI g ivenchy<br />
iiI repetto<br />
iV estèe lauder<br />
V p omellato<br />
Vi y ves saiNT laurent<br />
Vii T RUSSARDi<br />
Viii b ulgari<br />
ix k iliAN<br />
i<br />
ii<br />
iii iv v<br />
vi<br />
ix<br />
viii<br />
vii<br />
188 | <strong>PRESTIGE</strong>
personal<br />
chemistry<br />
i jean paul gaultiER<br />
iI d ior<br />
iiI cavalli<br />
iV tom ford<br />
V hermès<br />
Vi a zzaro<br />
Vii acqua di parma<br />
Viii p olice<br />
ii<br />
iv<br />
v<br />
vi<br />
i<br />
iii<br />
viii<br />
vii<br />
The Luxury Way of Life | 189
kolumne<br />
The Sweet Smell of Success<br />
Ich gebe zu, auch ich verfalle<br />
der Anziehungskraft von<br />
Tom Ford. Der Mann versteht<br />
einfach, was guter Stil ist,<br />
und er kreiert Düfte, die diesen<br />
mühelos unterstreichen.<br />
Tom Ford erkennt genau,<br />
wie unglaublich persönlich<br />
dieser Prozess vom ersten<br />
Erschnuppern bis hin zum<br />
Kauf des dritten oder vierten<br />
Flakons eines inzwischen lieb<br />
gewordenen «Private Blends»<br />
ist. Er sagt ja auch: «Ein Duft Götz Winter<br />
ist etwas sehr Intimes. Er soll<br />
am besten wirken, wenn man die Nase an den<br />
Hals des geliebten Menschen presst ...»<br />
Ganz so poetisch kann ich das selbst nicht ausdrücken.<br />
Dafür kann ich mich umso mehr über<br />
die Palette an raffinierten Düften aus dem Hause<br />
Estée Lauder freuen, die ja längst nicht mehr<br />
bloss einzelne Lancierungen einer neuen Komposition<br />
sind, sondern stets ein komplettes Konzept<br />
verkörpern. Einzelne Duftnoten sind nicht<br />
mehr im Zentrum, sondern die gesamte Message.<br />
Und zwar auf allen Kanälen, die sowohl wir –<br />
wie auch unsere Kunden – im Jahr <strong>2013</strong> nutzen.<br />
Eine unglaublich spannende Ausgangslage für<br />
«Modern Muse», unsere klar grösste Duftlancierung<br />
des letzten Jahrzehnts. Eine direkte, extrem<br />
aktuelle und ja, da sind wir wieder beim<br />
Zauber der Düfte selbst, hochpersönliche Kampagne,<br />
die auf dem Slogan «be an inspiration»<br />
aufbaut. Und dazu die Konsumenten auffordert,<br />
selbst kreativ zu werden.<br />
Alltags die Augen zu schliessen,<br />
tief einzuatmen und<br />
sich auf die Stille im Inneren<br />
zu besinnen? Versuchen Sie<br />
es! Denn dann klingen die<br />
grossen Fragen, die wir mit<br />
«Modern Muse» aufwerfen,<br />
richtig nach.<br />
Ich liebe diese Gedanken<br />
und bin gespannt auf die<br />
Antworten. Während die<br />
Starparfumeure von Estée<br />
Lauder – und natürlich Mister<br />
Ford selbst – ihre Erwiderungen<br />
in Duftform präsentieren, lasse ich<br />
mich zu neuen Leistungen beflügeln, was meine<br />
ganz persönliche Freiheit betrifft: Beim Laufen.<br />
Vielleicht war es auch dieser Geist, der unser<br />
Firmenteam beim Zurich Triathlon zu einem so<br />
guten Resultat verholfen hat? Ich atme ein, atme<br />
aus und höre meinen Puls hämmern. – Glücksgefühle<br />
pur.<br />
Und das sind eben meine ganz persönlichen<br />
Mantras, hinter denen ich stehen kann. In Bewegung<br />
bleiben, Ausdauer zeigen, dann ganz<br />
vorne mit dabei sein und andere inspirieren. Gerade<br />
weil wir auf einem so persönlichen Level<br />
mit unseren Kunden kommunizieren können, ist<br />
der gemeinsame Erfolg umso schöner. Genau<br />
jetzt erlebt jemand irgendwo in der Schweiz<br />
einen Estée Lauder-Duft zum ersten Mal und,<br />
wenn wir unseren Job gut gemacht haben, verliebt<br />
er sich auf olfaktorischer Ebene. Auch siehe<br />
da: Glücksgefühle pur!<br />
Wer inspiriert denn Sie? Wer ist Ihre Muse? Und<br />
was können Sie tun, um andere zu inspirieren?<br />
Haben Sie sich diese Fragen in letzter Zeit auch<br />
gestellt? Schaffen Sie es, in der Hektik des<br />
Nun wünsche ich Ihnen, dass Sie auch diesen<br />
Herbst Ihre ganz persönliche innere Muse finden,<br />
und freue mich bereits auf das inspirierende<br />
Resultat.<br />
190 | <strong>PRESTIGE</strong>
drive<br />
style<br />
192 | <strong>PRESTIGE</strong>
Das Pikes Peak International Hill Climb ist das zweitälteste Motorsport-Event in den<br />
USA. 156 Kurven müssen bis zum Gipfel gemeistert werden.<br />
Für dieses Rennen braucht man starke Nerven und viel Fahrgefühl.<br />
Jan-Christopher Sierks
DRIVE STLYE<br />
E«Elektroautos hat es hier früher nicht gegeben.<br />
Das ist also die moderne Zeit»,<br />
sagt Steven Baker und nippt an seinem<br />
Budweiser Light. Vor dem hellen Licht<br />
hier oben schützt der Mittvierziger seine Augen<br />
mit einer Pilotenbrille und sieht dabei aus, wie<br />
man sich einen Motorsport-begeisterten Ureinwohner<br />
in Colorado vorstellt. Ein kräftiger Typ mit<br />
leichtem Bauchansatz, Baseball-Cap und Nike-<br />
Turnschuhen an den Füssen. Der es am liebsten<br />
mag, wenn es laut knattert. Früher, ja früher, da<br />
wurden hier beim «Hill Climb» echte Legenden<br />
geboren. Wie Walter Röhrl.<br />
194 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STLYE<br />
Das Motorsport-Mekka der USA<br />
Wir sind am Pikes Peak. Der Berg nahe Colorado<br />
Springs, mit seiner Höhe von 4 301 Metern, ist das<br />
Motorsport-Mekka der Rocky Mountains. Seit 1916<br />
wird hier alljährlich mit dem «Pikes Peak International<br />
Hill Climb» ein traditionelles Bergrennen ausgetragen.<br />
Eine Veranstaltung, die aufgrund ihres hohen<br />
Prestigefaktors sowohl Autohersteller als auch Fans<br />
in den Bann zieht. Heutzutage zeigen sich Hersteller<br />
am Berg auf zwei oder vier Rädern mit meist eigens<br />
angefertigten Fahrzeugen. Die Modelle sind speziell<br />
aufbereitet und auf Sieg getrimmt oder dienen,<br />
wie zum Beispiel die Elektroautos, als technische<br />
Vorreiter zu Marketing- und Imagezwecken. Krasse<br />
Schotter- sowie Asphaltpisten stellen Pilot und Material<br />
auf dem rund zwanzig Kilometer langen Weg<br />
zum Gipfel vor heikle Aufgaben. Beim «Race To The<br />
Clouds» müssen unter Vollgas um die 1 500 Höhenmeter<br />
und anspruchsvolle Kurven genommen werden,<br />
um das Ziel auf Bestzeit zu erreichen. Da sich<br />
der Start in 2 800 Meter Höhe befindet, ändern sich<br />
Wetterbedingungen wie die Aussentemperatur und<br />
der Luftdruck so häufig, wie Steven ein neues Bud<br />
aufschnippt. Ein Rennen also, bei dem Mensch und<br />
Maschine beim Hochbrettern zur Spitze des Pikes<br />
Peak verschiedensten Einflüssen ausgesetzt sind.<br />
The Luxury Way of Life | 195
DRIVE STLYE<br />
Die Piste macht Männer zu Legenden<br />
Die Fahrer, die diesen Kurs in Angriff nehmen, glänzen vor allem durch<br />
Mut. Denn die übliche Sicherheit, wie bei anderen Rallye-Veranstaltungen,<br />
ist in Colorado nicht überall greifbar. An einigen Passagen geht es neben<br />
den Reifen der teils unbefestigten Strasse direkt ab in die Tiefe. Zuschauer<br />
sitzen oder stehen, wenn es möglich ist, neben der Fahrbahn und können<br />
das Spektakel so aus nächster Nähe verfolgen. Einer dieser Piloten,<br />
der den Mumm hatte und sich hier am Pikes Peak mit einer fabelhaften<br />
Bestzeit unsterblich machte, ist die deutsche Rallye-Legende Walter Röhrl<br />
(66). Wir schreiben das Jahr 1987. Röhrl ist bei Audi unter Vertrag und<br />
die Ingolstädter haben den Ehrgeiz, mit ihrem Audi Sport quattro S1 ein<br />
Stück Motorsportgeschichte zu schreiben. In den Jahren zuvor hatte das<br />
Fahrzeug aufgrund seiner Unhandlichkeit bei Rallyes und Weltmeisterschaften<br />
mit diversen Problemen zu kämpfen. Trotz einiger beachtlicher<br />
Erfolge konnten Röhrl und die anderen Fahrer lediglich einen WM-Lauf für<br />
sich entscheiden. Nun stand der grosse, schlaksige Regensburger – «der<br />
Lange» genannt – also mit seinem verbesserten, kantigen Boliden und<br />
598 PS am Pikes Peak. Die Konkurrenz las sich wie das Who-is-Who des<br />
Rallyesports und war ausgerechnet 1987 mit etlichen Profi-Rallyefahrern,<br />
die in besonders wendigen Rennern antraten, sehr stark. Röhrl wurden<br />
keine grossen Chancen auf einen Sieg eingerechnet. Doch es war einer<br />
dieser seltenen Momente, die Sportler zu Helden und Männer zu Legenden<br />
werden lassen.<br />
196 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 197
DRIVE STLYE<br />
Röhrl, der die Strecke zuvor mit seiner Frau in langsamer Geschwindigkeit<br />
abfuhr, um sich alle Kurven einzuprägen, legte das wohl berühmteste Rennen<br />
seines Lebens hin. Mit unnachahmlicher Präzision, riesengrosser fahrerischer<br />
Fähigkeit und der richtigen Portion an Ehrgeiz verewigte Walter Röhrl sich und<br />
seinen Audi Sport quattro S1 in den Geschichtsbüchern. Die rutschige, unbefestigte<br />
Schotterpiste hoch durch die Serpentinen des Pikes Peak frass das<br />
Audi-Flügelmonster-Duo in zehn Minuten und 47, 85 Sekunden. Damit war<br />
Röhrl der erste Fahrer überhaupt, der die Strecke in weniger als elf Minuten<br />
bewältigte – ein sportlicher Meilenstein. Audi hatte eine Fabel für die eigene<br />
Unternehmensgeschichte gestrickt.<br />
198 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STLYE<br />
Walter Röhrl machts vor<br />
«This German guy is amazing», sagt Steven euphorisch und sein Blick<br />
bleibt fest an einem Punkt hängen, als ob er das Rennen von 1987 noch<br />
mal in seinem Kopf abspielt. Wo sonst als in den USA hätte diese Leistung<br />
besser in den Gedächtnissen hängenbleiben können. Lieben und verehren<br />
sie Helden und ihre Geschichten hier in Amerika doch am meisten: die<br />
Menschen, die etwas ganz Aussergewöhnliches geleistet haben. Walter<br />
Röhrls Bestzeit wurde später auf der nun teilweise asphaltierten Strecke<br />
verbessert. Die aktuelle Rekordmarke hält seit 2011 ein gewisser Rhys<br />
Millen, der nicht mal über einen deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag<br />
verfügt, mit seinem Hyundai Genesis Coupé Prototyp. Wahre Helden wie<br />
Röhrl, über die grenzenlos gesprochen wird, haben sich wohl neue Geburtsstätten<br />
gesucht.<br />
Für den limitierten Audi Sport quattro S1 werden heute Höchstpreise bezahlt.<br />
«Der Lange» wird als der grösste Rallyefahrer aller Zeiten verehrt<br />
und wurde mehrfach für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er startet immer<br />
noch als umjubelter Teilnehmer bei Rallyes, die ihm Spass bereiten. Steven<br />
Baker würde sich über ein Comeback freuen, bei dem Staub aufgewirbelt<br />
wird und die Motoren knattern. «Hier, wo Männer zu Legenden wurden»,<br />
sagt Steven, schaut sich das vorbeirauschende Elektroauto an und nimmt<br />
sich noch ein Budweiser.<br />
The Luxury Way of Life | 199
MOBILE Books<br />
Im Zeichen des Rosses<br />
«Ein Auto muss man zuerst träumen», war das Credo von Enzo Ferrari. Und<br />
kein anderer schafft Bilder für diese Träume des Commendatore wie Günther<br />
Raupp. Jenseits einer beliebigen Bilderflut setzt der international renommierte<br />
Künstler unter den Automobilfotografen die Sehnsuchtsobjekte aus Maranello<br />
höchst verführerisch in Szene und befeuert damit nachhaltig den Mythos Ferrari.<br />
Seit 1984 fotografiert er exklusiv die offiziellen Kalender<br />
für die italienische Sportwagenikone, die unter Sammlern<br />
längst zu gesuchten Kultobjekten avanciert sind. The Ferrari<br />
Book zeigt, vom 166 SC bis zum aktuellen Supercar<br />
«La Ferrari», die Traumautos, die die Alleinstellung von<br />
Ferrari begründen.<br />
The Ferrari Book<br />
Günther Raupp<br />
teNeues Verlag<br />
Veloträume<br />
Fahrräder sind voll im Trend: Sie sind nicht nur umweltfreundliche und sportliche<br />
Fortbewegungsmittel, sondern gehören längst zum urbanen Lifestyle,<br />
sind Statussymbole und Modeaccessoires. Von Fixies über Hollandräder,<br />
von Rennrädern bis zu individuellen Fertigungen, mit einem Überzug aus Rochenhaut<br />
oder ganz normalen Drahteseln, die mit Liebe wiederhergerichtet<br />
wurden, zeigt dieser Band, was Fahrradbesitzer alles aus ihren zweirädrigen<br />
Begleitern machen. Die Porträts und die ebenso unterhaltsamen wie informativen<br />
Texte der Bike-Fans zeigen zudem, was diese Menschen im Innersten<br />
bewegt, wenn es um ihr liebstes Stück, das Fahrrad, geht.<br />
Cycle Love<br />
Simon Akstinat<br />
Knesebeck Verlag<br />
Für Sportwagenfans<br />
Die Vorstellung des Porsche 901 auf der IAA 1963 markiert einen Meilenstein<br />
in der Automobilhistorie. Der Name musste noch geändert werden, weil Peugeot<br />
das Patent auf die 0 in der Mitte der Typenbezeichnung besass,<br />
doch dann liess sich der 911 auf dem Weg zur Sportwagenikone nicht<br />
mehr aufhalten. Die Erfolgsgeschichte reicht vom Urtyp über den<br />
Carrera RS 2.7, den schnellsten Serienwagen seiner Zeit, mit dem<br />
charakteristischen Heckspoiler, dem sogenannten «Entenbürzel»,<br />
bis zur aktuellen Generation 991. Der bekannte Autofotograf René<br />
Staud verleiht in seinen Fotos leblosen Körpern Sex-Appeal. Die<br />
Limited Edition enthält einen von zwei hochwertigen, von René<br />
Staud signierten Fotoabzügen.<br />
The Porsche 911 Book Collector’s Edition<br />
René Staud<br />
teNeuesVerlag<br />
200 | <strong>PRESTIGE</strong>
Der Klassiker für Motorrad-Fans!<br />
In diesem Buch wird die Geschichte des beliebten Motorradklassikers lebendig<br />
– von den Anfängen im Jahr 19<strong>03</strong> in Milwaukee, wo die erste Harley<br />
gebaut wurde, über das goldene Zeitalter in der Nachkriegszeit bis hin zu<br />
heiss begehrten Maschinen von heute. Über 70 Modelle aus den vergangenen<br />
Jahrzehnten werden in einer Bildergalerie vorgestellt. Jeder Maschine ist<br />
eine ganze Doppelseite gewidmet, auf der sie grossformatig vorgestellt wird.<br />
Ein umfassender Katalog gibt einen kompletten Überblick über die Baureihen<br />
und wichtigsten Modelle aus über 100 Jahren. Im Anhang finden Harley-Davidson-Liebhaber<br />
Adressen von Spezialisten, Herstellern und Clubs.<br />
Harley-Davidson<br />
Hugo Wilson<br />
Dorling Kindersley Verlag<br />
Marken, Modelle, Meilensteine!<br />
Das Auto – für manche ein Gebrauchsgegenstand, für andere Ausdruck des<br />
Lebensstils, Kultobjekt und grosse Leidenschaft. Nur wenige Erfindungen haben<br />
das Leben so verändert wie die des Automobil vor gut 125 Jahren. – Ein Grund<br />
mehr für diese umfangreiche Chronik. Das Auto-Buch lässt die Geschichte des<br />
Automobils lebendig werden. Es stellt über 1 200 wichtige Modelle vor: von Karl<br />
Benz’ Motorwagen über legendäre Kultautos bis zu modernsten Hybridfahrzeugen.<br />
Es erklärt die Meilensteine der Motortechnik und porträtiert die grossen<br />
Marken und ihre Konstrukteure. Steckbriefe von Kleinwagen bis zur Limousine<br />
und schicken Rennwagen jeder Epoche laden zum Stöbern und Entdecken ein.<br />
Das Auto-Buch<br />
Giles Chapman (Hrsg.)<br />
Dorling Kindersley Verlag<br />
Eine luxuriöse Reise in die Welt der Marke Bentley<br />
Die Marke Bentley hat nicht nur eine reiche Geschichte, sondern ist ebenso<br />
zukunftsweisend wie innovativ. Hier wurden im selben Jahr ein Le-Mans-Gewinner<br />
und eine Staatskarosse gebaut. Für Bentley besteht kein Widerspruch<br />
zwischen absolutem Luxus und purem Adrenalin. Die Marke steht für das<br />
erste James Bond-Auto, die rekordreichen Rennen der legendären Bentley<br />
Boys, die Vision des Gründers W. O. Bentley – «ein schnelles Auto, ein gutes<br />
Auto, das beste seiner Klasse» – und für einen Traum, der immer weitergeht.<br />
Gehen Sie mit diesem Band auf grosse Tour durch das Reich einer wahrhaft<br />
einzigartigen Marke der Automobilgeschichte.<br />
The Bentley Book<br />
teNeues Verlag<br />
The Luxury Way of Life | 201
DRIVE STYLE<br />
202 | <strong>PRESTIGE</strong>
Tagsüber als «Easy Rider» die Freiheit im Bikesattel erleben und abends<br />
in 5-Sterne-Hotels mit gehobener Gastronomie und Wellnessangeboten<br />
entspannen: Die Route du Bonheur des Walliser Hoteliers Pierre Berclaz<br />
ist die perfekte Kombination für abenteuerlustige Geniesser.<br />
Christine Hinnen<br />
www.reisememo.ch
DRIVE STYLE<br />
WWir trauen unseren Augen nicht: Dieser smarte Anzugträger an<br />
der Hotelrezeption soll die selbe Person sein, die uns in den vergangenen<br />
Tagen in verwegener Rockerkluft – stilecht mit Fransenjacke,<br />
Lederhose und Jethelm – auf seiner Custom-Harley<br />
durch die Westschweiz geführt hat? Unser Road Captain hat sich quasi vor<br />
unseren Augen in einen 5-Sterne-Hotel-Manager verwandelt. Einzig seine gesunde<br />
Gesichtsfarbe deutet an, dass er die letzten paar Tage an der frischen<br />
Luft und in der Sonne verbracht hat.<br />
Harley-Fahrer aus Leidenschaft<br />
Pierre Berclaz ist Gastgeber des Relais & Châteaux Hotels «Source des Alpes»<br />
in Leukerbad. Der 47-Jährige stammt aus Sierre, hat aber viele Jahre<br />
in Jerusalem, Bali und Rom verbracht, bevor er mit seiner Frau und den drei<br />
Kindern in die Schweiz zurückkehrte. «Motorradfahren hat mich schon immer<br />
fasziniert», erzählt er mit seinem charmanten französischen Akzent. «In Jerusalem<br />
habe ich mir dann meine erste Harley-Davidson gekauft, eine Vrod.<br />
Das war das einzige Modell», fügt er grinsend hinzu, «das meiner Frau nicht<br />
so gefährlich erschien und mit dem sie schliesslich einverstanden war.»<br />
Als die Familie nach Leukerbad kam, hat sich Pierre selbst einen massgeschneiderten<br />
Softail Style Chopper geschenkt, in dessen Sattel er sich<br />
schwingt, wann immer er Gelegenheit dazu hat. Massgeschneidert heisst:<br />
Den Tank ziert ein grosser Totenkopf, die Rückspiegel mit ihrer extravaganten<br />
Form sind ein Hingucker, der Sattel besteht aus unbehandeltem und ungefärbtem<br />
Leder, der Motor klingt richtig schön dreckig und auf dem Schutzblech<br />
des Vorderrades soll ein winziges Totenschädelchen als Glücksbringer<br />
für eine unfallfreie Fahrt sorgen.<br />
Auf der «Strasse des Glücks»<br />
Seine Leidenschaft hat Pierre Berclazin das Konzept «Route du Bonheur von<br />
Relais & Châteaux» eingebracht. Die Hotelvereinigung bietet unter diesem<br />
Namen exklusive Reisen an, bei denen die Gäste Land und Leute durch die<br />
persönlich geführten Hotels und Restaurants kennenlernen können. Hoteliers<br />
und Küchenchefs bringen ihre individuellen Vorlieben ein und lassen<br />
die Gäste daran teilhaben – sei es beim Kochen mit regionalen<br />
Produkten oder bei ihren ureigenen Hobbys wie in Berclaz<br />
Fall, dem Motorradfahren. Für jede der weltweit<br />
49 Routes du Bonheur steht ein Pate mit seinem<br />
Namen – entweder ein Hotelier oder einer der<br />
jährlichen Botschafter der Hotelvereinigung.<br />
Zu deren Kreis zählen bereits Personen wie<br />
Richard Gere, Paulo Coelho oder der Enkel<br />
von Salvatore Ferragamo, der in diesem<br />
Jahr hinzugekommen ist.<br />
Hinter unserer kleinen Reisegruppe liegen<br />
drei Tage und 500 Kilometer auf der Schweizer<br />
Route du Bonheur von Pierre Berclaz. Im Sattel<br />
gemieteter Harley-Davidson-Maschinen – dank<br />
der Kooperation von Harley-Davidson Schweiz mit<br />
Relais & Châteaux Schweiz hatten wir die Wahl aus<br />
acht Modellen – sind wir vom «Grand Hotel du Lac» in<br />
Vevey über das «Le Vieux Manoir» in Murten und das «Beau-<br />
Rivage» in Neuchâtel ins «Source des Alpes» gefahren.<br />
204 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
The Luxury Way of Life | 205
DRIVE STYLE<br />
Mit Miet-Harleys durch blühende Landschaften<br />
Jürg und Vreni haben sich für die Heritage Softail Classic entschieden, auf der<br />
nicht nur der Fahrer, sondern auch seine Frau fast wie im heimischen Fernsehsessel<br />
unterwegs sind. Walter hat die Softail Slim gewählt, eine Mischung aus<br />
klassischem Bobber-Style und Motorpower, die perfekt zu seinem edlen Biker-<br />
Style passt. Ich selber bin Sozia beim Road Captain – eine ganz besondere Ehre,<br />
wie ich finde. Durch die Hügellandschaft des oberen Broye-Tals geht es von<br />
Vevey nach Murten, dann weiter nach Neuchâtel, durchs Seeland, über blühenden<br />
Wiesen und Felder der Freiburger Voralpen und den Col des Mosses<br />
ins Rhônetal – mit den entsprechenden Pausen natürlich, in den erwähnten<br />
5-Sterne-Häusern.<br />
Unser Führer hat die Reiseroute perfekt im Griff – seine Maschine auch. Dank<br />
der hohen Rückenlehne sitze ich bequem und geniesse sorglos das einzigartige<br />
Easy-Rider-Gefühl. Und nach der letzten Etappe unserer Fahrt, der kurvenreichen<br />
Strasse vom Rhônetal hinauf nach Leukerbad, kriege ich das breite<br />
Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht.<br />
Für abenteuerlustige Geniesser<br />
Beim entspannten Drink am Kaminfeuer der Bar im «Source des Alpes» sind<br />
wir uns einig: Pierres Route du Bonheur passt perfekt zu uns. Wir lieben es,<br />
die Schweiz mit dem Motorrad zu entdecken, und schätzen das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
unter Bikern, das bei so einem Abenteuer noch verstärkt<br />
wird. Weil wir definitiv aus dem Zeltplatzalter raus sind und ausserdem gerne<br />
gut essen, schätzen wir gleichzeitig die Annehmlichkeiten der 5-Sterne-Häuser,<br />
ihrer gehobenen Gastronomie und freuen uns über die Wellness- und Spa-<br />
Angebote, von denen wir abends ausgiebig profitieren.<br />
Unsere Route war im Übrigen leicht abgekürzt:. In Pierres Route du Bonheur<br />
eingeschlossen sind ausserdem das «Park Hotel Weggis» und das «Principe<br />
Leopoldo» in Lugano sowie das «L'Hôtel de la Cigogne» in Genf – weitere 400<br />
Kilometer, zahlreiche Gault Millau-Punkte und einige Alpenpässe, die mit dem<br />
Motorrad ganz besonders viel Spass machen.<br />
Natürlich kann Pierre Berclaz nicht alle Gäste, die seine Route du Bonheur buchen,<br />
auf der ganzen Tour begleiten, schliesslich hat er ein Hotel zu führen.<br />
Aber zu einer Spritztour lässt er sich immer wieder gern überreden.<br />
La Rout
DRIVE STYLE<br />
e du Bonheur
DRIVE STYLE<br />
SHORTCUT<br />
La Route du Bonheur<br />
Seit die Vereinigung «Relais & Châteaux» im Jahr<br />
1954 gegründet wurde, gehören deren Mitgliedshäuser<br />
zu den bevorzugten Reisezielen für Gäste,<br />
die Spitzengastronomie und eine aussergewöhnliche<br />
Umgebung suchen. Zu jener Zeit führte der<br />
berühmte «Blaue Zug» vom Gare de Lyon in Paris<br />
an die Côte d'Azur. An der Strasse, die parallel zum<br />
Bahntrassee gebaut wurde, entstanden Gasthäuser,<br />
die zu legendären Perlen des guten französischen<br />
Geschmacks wurden. Eines dieser Häuser<br />
gehörte Marcel und Nelly Tilloy. Die beiden erkannten<br />
die Gelegenheit, um sich mit anderen Gastgebern<br />
mit der gleichen Leidenschaft für feinste<br />
Hotellerie und ausgezeichnete Küche zusammenzuschliessen.<br />
Gesagt, getan. Man dachte sich gemeinsam<br />
mit sieben anderen Häusern eine attraktive<br />
kulinarische Reiseroute aus und lud die Gäste<br />
dazu ein, alle acht Häuser zu entdecken. Schon<br />
bald wurde diese Tour als «La Route du Bonheur»<br />
oder «Strasse des Glücks» bekannt. Inzwischen<br />
erstrecken sich «Les Routes du Bonheur» von den<br />
Grenzen Frankreichs in alle Himmelsrichtungen und<br />
erfassen alle fünf Kontinente. 49 Anregungen für<br />
Reiserouten, exklusiv zusammengestellt von einzelnen<br />
Hoteliers vor Ort, werden von Relais & Châteaux<br />
vorgeschlagen. – Auf dass sich jeder Gast von<br />
den Geheimtipps passionierter Liebhaber inspirieren<br />
lassen und eine Region abseits ausgetretener<br />
Trampelpfade kennenlernen kann.<br />
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210 | <strong>PRESTIGE</strong>
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x L ES ATELIERS<br />
xI R ALPH LAUREN<br />
xII d enham<br />
xIII 0714<br />
xIV JACK SPADE<br />
xV B ENCI BROTHERS<br />
xi<br />
ix<br />
xii<br />
xv<br />
xiii<br />
xiv<br />
The Luxury Way of Life | 211
living
Der<br />
Recycling-<br />
Designer<br />
Piet Hein Eek<br />
Sein Name steht für Originalität und Exklusivität,<br />
denn seine Kreationen heben sich<br />
deutlich von denen anderer Designer ab.<br />
Aus dem, was andere wegwerfen, macht der<br />
Holländer kleine Kunstwerke.<br />
Yvonne Beck
living<br />
DDer Niederländer Piet Hein Eek liebt Holz. Nicht das traditionelle<br />
Holz, welches von Schreinern verwendet wird, oder festes Holz, beliebt<br />
bei Skulpturen, sondern solches Holz, das bereits reich an Geschichte<br />
ist. Holz, bei dem wir dazu neigen, die eigentliche Schönheit<br />
zu übersehen.<br />
Die Liebe zur Patina und altem Material<br />
Seit über zwanzig Jahren entwirft Piet Hein Eek moderne Marketerien aus<br />
diesem Material, die über die Zeit bereits eine natürliche Patina bekommen<br />
haben. In seiner modernen Gestalt nimmt die vergangene Geschichte des<br />
Materials neue Formen an. Durch seine Werke, die von Stühlen über Tische,<br />
Sessel bis hin zu Kommoden reichen, erforscht der Künstler, der an der angesehenen<br />
Design-Akademie in Eindhoven studiert hat, die Wahrhaftigkeit von<br />
Holz, während er es stets neu interpretiert und in Szene setzt. Nachdem das<br />
Material vom Künstler per Hand bearbeitet wurde, wird es zusammengefügt<br />
und einem Feinschliff unterzogen, sodass etwas völlig Neues entsteht und<br />
nichts mehr an seinen alten Zustand erinnert.<br />
Piet Hein Eek ist sich der Präzision bewusst, der es bedarf, diese Kunstwerke<br />
zu schaffen und ist deshalb nicht zuletzt selbst ein Kunsthandwerker. Für<br />
ihn bedeutet die Perfektion seiner Werke nicht eine makellose Oberfläche<br />
oder die absolute Ähnlichkeit zwischen seinen Stücken. Für ihn ist Perfektion<br />
etwas anderes. Sie findet sich in der kontrollierten Unvollkommenheit,<br />
in der Liebe, mit der das Holz verarbeitet wurde, in der akribischen Suche<br />
nach Struktur, in der Veredelung von rauer Grammatik in zarte Semantik,<br />
und nicht zuletzt im Geist, der durch seine Stücke strömt. Prestige traf<br />
den Ausnahmedesigner auf der Art Basel, wo er seine Hommage an das<br />
Champagnerhaus Ruinart vorstellte.<br />
Prestige: Sie arbeiten gerne mit Holz, vorzugsweise mit altem Holz.<br />
Welche Faszination übt dieses Material auf Sie aus?<br />
Piet Hein Eek: Ich arbeite mit vielen Materialien – nicht nur mit Holz, auch wenn<br />
man mich gerne mal in diese Schublade steckt, da es einige meiner Stücke aus<br />
Altholz ins Museum geschafft haben und dadurch einer breiten Masse bekannt<br />
geworden sind. Doch Holz ist ein Material das lebt, mit dem man viele<br />
verschiedene Dinge gestalten kann. Es altert<br />
und wird mit dem Alter immer interessanter<br />
und so mache ich Möbel aus dem, was andere<br />
entsorgen: Altholz, ausrangierte Fensterläden,<br />
aber auch alte Fahrradrahmen.<br />
214 | <strong>PRESTIGE</strong>
living
living<br />
Sehr lobenswert in Zeiten der Wegwerfgesellschaft. Machen Sie Ihr Reycling-Desing<br />
aus einem ökologischen Aspekt heraus?<br />
Diesen Heiligenschein will ich mir selbst nicht aufsetzten. Ich verwende zwar Materialien,<br />
die andere entsorgen und das bringt unweigerlich auch einen grossen ökologischen Aspekt<br />
mit sich, doch ich mache dies aus purem Egoismus (Lacht.) … Mich interessieren Dinge mit<br />
Geschichte einfach mehr. Etwas Neues zu schaffen, beispielsweise aus einem alten Türrahmen<br />
aus einem Abbruchhaus, ist für mich so viel interessanter und spannender als neues<br />
Material zu verwenden. Der Rahmen hat durch die Zeit hindurch eine ganz eigene Patina<br />
bekommen, hat gelebt, gearbeitet, das werden Sie bei «frischem» Material nie so finden.<br />
Die Imperfektion des Materials, die abblätternde Farbe, Kontraste zwischen verschiedenen<br />
Holzsorten sind einfach einzigartigen Kombinationen, die neues Material nie so bieten kann.<br />
Ihre Möbel wecken also Emotionen?<br />
Ich hoffe es. Zumindest bei mir tun Sie es. Zuerst verschrien einige Menschen mein Design<br />
als kurzlebigen Trend, doch ich glaube der Erfolg gibt mir heute recht. In unserer Manufaktur<br />
und den Ausstellungsräumen arbeiten inzwischen rund 90 Mitarbeiter. Ich denke, es<br />
gibt in unserer perfektionierten Welt eine Sehnsucht nach etwas mit Geschichte. Nach<br />
vielleicht auch etwas Unvorhersehbarem. Für mich ist es auf jeden Fall sehr befriedigend,<br />
unseren Zivilisationsabfällen neues Leben einzuhauchen.<br />
Was gehört alles zu Ihrer Produktpalette?<br />
In den frühen neunziger Jahren habe ich mir einen Namen<br />
mit einer Serie monumentaler Schränke gemacht. Seitdem<br />
haben Bänke, Tische, Stühle, Theaterdekorationen, Lampen<br />
und einiges mehr unsere Werkstatt verlassen. Erst<br />
kürzlich haben wir unsere Produktpalette um Tapeten<br />
erweitert. Auch wenn man denkt, es sei inzwischen alles<br />
entworfen worden, was es gibt, stimmt das nicht.<br />
Design ist längst nicht am Ende und immer wieder<br />
entstehen neue Ideen. Dieser Stuhl beispielsweise (Er<br />
deutet auf den Stuhl, auf dem er gerade sitzt.) ist eine<br />
216 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Weiterführung des Abfallholzaspektes. Er besteht aus Resthölzern unserer Produktion,<br />
aus den kleinsten Holzresten, die bei einer anderen Produktion übrig blieben und normalerweise<br />
im Müll landen.<br />
Kann man diesen Prozess noch weiterführen? Vielleicht etwas Neues aus<br />
den Sägespänen in Ihrer Werkstatt schaffen?<br />
Das ist keine schlechte Idee (Lacht.), aber der Stuhl mit den Resthölzern hat meine Mitarbeiter<br />
schon fast in den Wahnsinn getrieben. Es war eine rechte Fummelarbeit, … aber<br />
wer weiss was mir als Nächstes in den Sinn kommt. Manchmal kommen Projekte und<br />
Ideen ganz unerwartet auf einen zu.<br />
Wie das Projekt mit Ruinart zum Beispiel? Wie kam es zu der Zusammenarbeit<br />
mit dem Champagnerhaus? Niederländer sind ja eher als Bier und<br />
Jenever-Trinker verschrien.<br />
Also, in der Zwischenzeit habe ich auch einigen Champagner getrunken. (Lacht.) Das war<br />
ein netter Nebeneffekt, aber das Interessante für mich an Ruinart ist die sehr alte Geschichte<br />
des Hauses und die enge Verbindung zu Holz. Ruinart waren die Ersten, die ihren<br />
wertvollen Champagner in Holzkisten verschickten. Die meisten Ländereien der Champagne<br />
verschickten ihre Ware in Körben, was jedoch zu viel Verlust führte. Ruinart hingegen<br />
transportierten vor allen anderen Champangerhäusern ihre Flaschen in Holzkisten und<br />
konnten so nach Riga, St. Petersburg oder Krakau liefern ganz ohne Scherbensalat. Die<br />
historische Bedeutung der Materie Holz ist für das Haus also sehr wichtig und daher trat<br />
man an mich heran.<br />
Und was kam als Endprodukt dabei heraus?<br />
Meine Interpretation der Holzkisten von 1769 (der ersten Holzkiste des Hauses Ruinart) ist<br />
eine Kiste, angepasst an jede einzelne Champagnerflasche. Die Flaschenform mit ihrem<br />
runden Körper und dem verlängerten Flaschenhals hat mich zu einer trapezförmigen Verpackung<br />
inspiriert. Natürlich aus «historischem» Holz gefertigt.<br />
Sind die Farben willkürlich gewählt?<br />
Nein, die Schattierungen des gesammelten Kiefernholzes<br />
(grau, weiss bis cremefarben) sollen an den Ruinart Blanc<br />
de Blancs erinnern. Jede der Geschenkverpackungen wurde<br />
in unseren Werkräumen handgefertigt, handsigniert<br />
und mit einer Nummer versehen. Wer also einen echten Piet<br />
Hein Eek und zudem einen guten Tropfen haben möchte,<br />
sollte zugreifen (Lacht.).<br />
Sie haben aber nicht nur die Geschenkverpackungen<br />
für den Blanc de Blancs entworfen,<br />
sondern auch eine Skulptur. Was hat es damit<br />
auf sich?<br />
Genauer gesagt, ist es eine Mischung aus Skulptur und<br />
architektonischem Werk. Die Idee dazu kam mir, als ich<br />
die Kellereien mit ihren Gewölben besichtigte. – Wie eine<br />
riesige Kathedrale. Diese Geburtsstätte des Champangers<br />
habe ich versucht, aus Holzkisten nachzubauen. Es wirkt<br />
zudem wie eine hölzerne Arche, in der die Flaschen ihre<br />
Reise antreten.<br />
Sie wirken sehr zufrieden mit sich und Ihrer Arbeit<br />
– fast schon tiefenentspannt …<br />
Das bin ich auch. Es ist schön, das machen zu dürfen, was<br />
man will. Ich lebe ganz in der Nähe meiner Werkstatt in<br />
Eindhoven. Arbeit und Leben gehen fliessend ineinander<br />
über und ich arbeite wirklich gerne. Ich habe alles unter einem<br />
Dach: Design, Produktion, Vertrieb und Laden. Keiner<br />
redet mir rein. Ausser eventuell mal meine Frau, die möchte,<br />
dass ich zum Essen komme (Lacht.). Aber ansonsten<br />
weiss ich genau, was ich will, ich weiss nur nicht immer,<br />
was genau dabei herauskommt. Aber das ist ja gerade das<br />
Spannende an meinem Job.<br />
The Luxury Way of Life | 217
Living News<br />
MIUT von Julia Fellner<br />
Mit MIUT interpretiert Zeitraum ein bewährtes<br />
Schlafsystem neu. Anders als herkömmliche Boxspringbetten<br />
ist MIUT nicht vordergründig opulent.<br />
Sein unaufdringliches Erscheinungsbild lenkt den<br />
Blick auf die Feinheiten in den optischen und haptischen<br />
Details: seine fein differenzierte, schlanke<br />
Konturlinie, der konische Korpus des Bettes, der<br />
Nestcharakter und Geborgenheit vermittelt, solide<br />
Doppelnähte oder die gedrechselten Füsse aus<br />
Massivholz. Formal dominiert MIUT den Raum<br />
nicht, sondern passt sich unterschiedlichen architektonischen<br />
Umfeldern an. MIUT ist sowohl für<br />
den Hotel- als auch für den privaten Bereich geeignet.<br />
Seine Bodenfreiheit, das Wandpaneel MI-<br />
UT Panel mit seinen freihängenden Ablageboards<br />
und ein unkomplizierter Bettwäschewechsel machen<br />
es zur idealen Lösung für Hotelansprüche.<br />
www.zeitraum-moebel.de<br />
Loewe Speaker 2go<br />
Satter Sound wohin man geht: Möglich wird das durch den neuen Loewe<br />
Speaker 2go. Einfach das Smartphone, Tablet oder den MP3-Player<br />
mit dem mobilen Bluetooth-Lautsprecher drahtlos verbinden und<br />
schon geht es los. Das äusserst kompakte und leichte Gerät hat es in<br />
sich: Es finden zwei Full-Range-Speaker, ein Woofer und ein speziell<br />
gefaltetes Bassreflexrohr mit insgesamt 40 Watt Musikleistung darin<br />
Platz. Zwei eingebaute Lithium-Polymer-Akkus sorgen für bis zu acht<br />
Stunden ungetrübten Musikgenuss. Dazu kommt ein integriertes Mikrofon,<br />
welches das Gerät durch seine automatische Echo-Reduzierung<br />
auch zu einer vollwertigen Freisprechanlage und damit ideal für Telefonkonferenzen<br />
macht. Verpackt ist all das in einem perfekt verarbeiteten<br />
Gehäuse aus hochwertigem Aluminium.<br />
www.loewe.ch<br />
Wood Fellas von Klaus Nolting<br />
In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Designer Klaus Nolting ist nun die<br />
neue Tischfamilie Wood Fellas für Möller Design entstanden. Die Familie besteht<br />
aus vier verschiedenen Tischmodellen, die jeder für sich oder auch in<br />
Kombination zum Einsatz kommen können. Besonders praktisch: Aufgrund<br />
der zeitgemässen Formensprache sind die Tische sowohl im privaten Bereich<br />
wie auch im Objektbereich ideal, schick und praktisch. Das Design der Tische<br />
ist ein gekonntes Zusammenspiel zwischen formaler Eleganz und handwerklicher<br />
Präzision. Es sind die Details, die hier den Unterschied machen. Möller<br />
Design, mit Sitz im ostwestfälischen Lemgo, baut Möbel, bei denen klares<br />
Design, Zeitlosigkeit und Langlebigkeit im Mittelpunkt stehen.<br />
www.moeller-design.de<br />
218 | <strong>PRESTIGE</strong>
Smaider von Nuardis<br />
Das Homeoffice wird immer beliebter. Die neuen Gewohnheiten erfordern<br />
neue Lösungen für die Einrichtung zu Hause. Interessanterweise sind es<br />
Möbelstücke aus dem 18. Jahrhundert, die sich in idealer Weise als Homeoffice<br />
anbieten: der Sekretär sowie seine kleine Schwester, der Bonheurdu-jour.<br />
Ein kleiner, zierlicher Damen-Schreibtisch, der im 18. Jahrhundert<br />
in Frankreich zu einem der beliebtesten Möbelstücke avancierte. Designer<br />
haben die alten Möbelstücke neu entdeckt und sowohl stilistisch als auch<br />
technisch den heutigen Anforderungen angepasst. Beispielsweise das Modell<br />
smaider von Nuardis ist eine kompakte Lösung im Smartphone-Look.<br />
Hinter der ausklappbaren Schreibplatte finden sich Anschlussmöglichkeiten<br />
für moderne Kommunikationsmedien, eine Magnetwand und zwei verschiebbare<br />
Ablageflächen.<br />
www.qiphome.com<br />
BeoLab 14<br />
BeoLab 14 ist ein Surround-Sound-Lautsprechersystem,<br />
dem es gelingt, herausragenden Klang<br />
bei zugleich raumsparenden Abmessungen und<br />
innovative Ästhetik zu verbinden. Das flexibel platzierbare<br />
System aus Satellitenlautsprechern und<br />
Subwoofer ist eine aussergewöhnlich konzentrierte<br />
und gleichzeitig leicht und elegant anmutende<br />
Design-Lösung. BeoLab 14 lässt sich auch an<br />
TV-Geräte anderer Hersteller anschliessen und<br />
bietet somit allen Liebhabern aussergewöhnlicher<br />
Designs sowie Qualität und Leistung die Möglichkeit,<br />
in die unverkennbare Klangwelt von Bang &<br />
Olufsen einzutauchen.<br />
www.bang-olufsen.com<br />
50. Geburtstag von Shell Chair<br />
In den weichen organischen Kurven von Hans J. Wegners Shell Chair – der<br />
auch unter der Bezeichnung CH07 bekannt ist – zeigt sich Wegners einzigartiges<br />
Verständnis der Möglichkeiten und Herausforderungen der Gestaltung<br />
mit Holz. Um dem dreibeinigen Stuhl mehr Stabilität zu verleihen, entwarf<br />
Wegner den doppelten Rahmen, der dem Stuhl sein dynamisches Aussehen<br />
verleiht und gleichzeitig zur Verstärkung der Rückenlehne dient.<br />
Durch das geometrische Design entsteht ein optisch eindrucksvolles Möbelstück,<br />
das aus jedem Blickwinkel attraktiv wirkt. Zum 50. Geburtstag von<br />
Wegners bekanntestem Möbelstück – dem Shell Chair – wird Carl Hansen &<br />
Son eine exklusive Jubiläumsausgabe des Stuhls in limitierter Auflage herausbringen,<br />
die klar an das ursprüngliche Design angelehnt ist. Die Jubiläumsausgabe<br />
des Shell Chair ist mit Sitzfläche und Rückenlehne aus geöltem Teakholz<br />
und mit einem Rahmen aus geölter Eiche erhältlich. Der Stuhl besteht aus<br />
Formholz und ist mit Niger-Ziegenleder bezogen.<br />
www.carlhansen.com<br />
The Luxury Way of Life | 219
Ein Schwein wird zum Tisch und ein Kaninchenbau zur Lampe.<br />
Kompromisse sind den Front-Designern<br />
fremd und so experimentieren sie fleissig drauflos.<br />
Lone K. Halvorsen<br />
220 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
DDie Aufforderung, aus dem Stegreif zehn bekannte Produktdesignerinnen<br />
zu nennen, die nicht im Doppelpack mit einem männlichen<br />
Partner auftreten, dürfte einige in Verlegenheit bringen. Jedoch<br />
gibt es einen Trumpf, mit dem man die Liste auf Anhieb um<br />
drei Namen erweitern kann: das schwedische Designerkollektiv Front Design,<br />
bestehend aus Sofia Lagerkvist, Charlotte von der Lancken und Anna<br />
Lindgren. Die drei Schwedinnen lernten sich an der Konstfack School of<br />
Arts, Craft & Design kennen. Ihre Arbeiten haben gemeinsam, dass sie<br />
konventionelle Vorstellungen über Bord werfen. Die Entwürfe der erfolgreichen<br />
Designerinnen sind augenzwinkernd, aber konsequent durchdacht.<br />
Und sie beweisen, dass Arbeiten im Kollektiv kreativ macht.<br />
The Luxury Way of Life | 221
living<br />
Femininer Erfolg<br />
Einer der Gründe, warum die drei Schwedinnen für Furore in der Designwelt<br />
sorgen, ist die Tatsache, dass sie ein Frauenteam sind. Jedoch ist diese<br />
Tatsache in ihrer Heimat viel weniger bemerkenswert als im internationalen<br />
Vergleich. Denn es lässt sich nicht verleugnen, dass weibliche Designer in<br />
Schweden eine deutlich bessere Position haben als in vielen anderen Ländern.<br />
Front Design aus Stockholm gehören zweifelsohne zu den grössten<br />
Medienstars der skandinavischen Designerinnen.<br />
Die nüchternen Formen, die klaren Linien und das Minimalistische, das charakteristisch<br />
für nordisches Design ist – das alles passt nicht recht in das<br />
Bild von Front Design. Kitsch, Poesie, Experimente und Provokation – Design<br />
polarisiert – Front polarisiert! Manch einer fragt sich sogar, ob es sich hier tatsächlich<br />
um Design handelt oder ob Front eher eine eigenwillige Form von Installationskunst<br />
ist. Die Ideen der drei Schwedinnen sind gewiss nicht immer<br />
für den Hausgebrauch geeignet, denn hier findet man laufende Tische mit Roboterbeinen<br />
oder Kommoden, deren Oberflächen sich ständig verändern. Mit<br />
ihren ungewöhnlichen Entwürfen räumen die drei Schwedinnen jedoch einen<br />
Preis nach dem anderen ab. Zu den Kunden von Front zählen unter anderem<br />
Moroso, Porro, Kvadrat, Kartell, Moooi und seit neuestem auch Axor, die Designmarke<br />
von Hansgrohe SE. Zudem sind ihre Arbeiten in Ausstellungen wie<br />
beispielsweise dem MoMa in New York zu bewundern.<br />
Zum Erfolgsrezept der drei Schwedinnen gehört gewiss auch ihr Sexappeal.<br />
Denn ohne die attraktiven Front-Fotos der Designerinnen würde die Medienaufmerksamkeit<br />
möglicherweise etwas geringer ausfallen. Eine kleine Zugabe,<br />
doch das Trio hat auch so genügend kreative Energie, um sich hervorzutun.<br />
Bereits 2004 bei der Nachwuchsschau der Mailänder Möbelmesse<br />
«Salone Satellite» erhielt Front Design reichlich Medienaufmerksamkeit. Ihre<br />
Kollektion «Design by Animals» war einfach anders.<br />
In einer Branche, in der jede «Gans» werkeln darf, liess Front Tiere für sich<br />
arbeiten: Ratten nagten Muster in Tapeten, Teile eines aus Gips abgegossene<br />
Kaninchenbaus wurden zu einer Lampe, ein Pferd aus schwarzem Polyester –<br />
über 200 Kilo schwer – bekam einen Lampenschirm auf dem Kopf.<br />
Mit ihren Tierfiguren gelang den Damen von Front der<br />
Durchbruch in der Designerwelt. Seither entwerfen<br />
sie peppige Möbel und Wohnaccessoires,<br />
die Funktionalität mit einem<br />
augenzwinkernden Look verbinden.<br />
Unkonventionell, experimentell und<br />
künstlerisch sind ihre Schlüsselworte.<br />
Kollektionstitel wie «Furnitureto fall in<br />
love with at first sight, or hate forever»<br />
spiegeln dies wieder. Bei Front treffen<br />
Kitsch, Provokation und Originalität<br />
aufeinander. Mit einem Hauch Zauberei-<br />
Inspiration spielen sie mit den Grenzen<br />
der Wahrnehmung.<br />
222 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
WALLPAPER by rats<br />
DOG vase<br />
Horse lamp<br />
RABBIT lamp<br />
The Luxury Way of Life | 223
living<br />
BLOW away vase für MOOOI<br />
FRONT PAGE für KARTELL<br />
GAME SHOOTVASES<br />
224 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
SOFT wood BENCH<br />
Design oder Science-Fiction?<br />
Stühle die mit Licht in den Raum skizziert werden und per Computer in reale<br />
Sitze verwandelt werden: Das Verfahren klingt wie eine Science-Fiction-Sequenz,<br />
jedoch ist es das Rapid Prototyping-Verfahren, welches Front gerne<br />
verwendet. Die drei Front-Designerinnen beschäftigten sich mit der Frage,<br />
ob es möglich ist, direkt in einen leeren Raum hinein zu entwerfen, und ob<br />
aus einer manuellen Skizze sofort ein Objekt werden kann. – Ein 3D-System,<br />
das die Bewegung der Finger festhält und diese durch Rapid Prototyping in<br />
«echte» Gegenstände transformiert. So entsteht eine dreidimensionale Ideenskizze<br />
ohne die üblichen Zwischenstufen des Designprozesses. Design<br />
als Performance! Front inszeniert. Design wird so von seiner ursprünglichen<br />
Funktion als Gestaltungsprozess losgelöst. Damit wird die traditionelle Vorstellung<br />
von Design als Entwurfsskizze ad absurdum geführt. Die manuelle<br />
Skizze übernimmt den absoluten Stellenwert, jedoch bildet sie nicht, wie gewohnt,<br />
mit Stift und Papier auf einer Fläche eine vorläufige Linie ab, sondern<br />
wird als eine dreidimensionale Bewegung ausgedrückt.<br />
Der Bewegungsablauf wird mit einer Kamera aufgezeichnet und in wenigen<br />
Stunden entsteht aus der dreidimensionalen Skizze mittels Rapid Prototyping<br />
eine räumliche Ideenskizze. Mithilfe von Laserstrahlen wird das 3D-Format<br />
gebaut. Das Ergebnis sind fertige Prototypen, die<br />
industriell herstellbar sind.<br />
Überhaupt scheinen die Schwedinnen an die Festigkeit<br />
und die Konventionen von Design nicht weiter<br />
zu glauben. Ihr «Melting Table» kollabiert mit<br />
der Zeit unter dem eigenen Gewicht. Er gibt seinen<br />
plastischen Geist auf und wird praktisch unbrauchbar<br />
– obgleich nicht weniger ästhetisch. Die «Blow<br />
Away Vase» thematisiert die Vergänglichkeit. – Ein<br />
Objekt zwischen Design, Kunst und dem Nichts,<br />
jedoch als Repräsentation der Lage des Designs ist<br />
sie perfekt. Und so manches Mal trügt der Schein.<br />
Mit dem Sofa «Soft Wood» kommt dieses Sprichwort<br />
zum Tragen: Auf den ersten Blick sieht es aus<br />
wie eine schlichte, rustikale Holzbank. Doch spätestens,<br />
wenn man darauf sitzt, spürt man ein gemütlich<br />
gepolstertes Sofa. Möglich wird diese optische<br />
Täuschung durch einen raffinierten Bezugsstoff mit<br />
sehr realistischer Kiefernholzmaserung.<br />
The Luxury Way of Life | 225
living<br />
Die Dusche neu interpretiert<br />
Die neueste Kooperation von Front besteht mit der Designmarke Axor von<br />
Hansgrohe SE. Seit 20 Jahren entwickelt das Unternehmen Visionen vom<br />
Lebensraum Bad. «Dabei geht es nicht in erster Linie um das Produkt, sondern<br />
vielmehr darum, Freiräume zu schaffen, etablierte Verhaltensmuster<br />
aufzubrechen und einen offenen, interdisziplinären Dialog zu führen», so<br />
Philippe Grohe. Diesen Dialog führt das Unternehmen mit international renommierten<br />
Designpartnern, zu denen von nun an auch Front gehört. Der<br />
«AXOR Water Dream» von Front lässt uns Wasserwege in ihrer ursprünglichsten<br />
Form ganz neu erleben. «Wir wollten mit unserer persönlichen<br />
Wahrnehmung der Dusche auf die oft verborgene Technik hinter der Wand<br />
aufmerksam machen», erklärt Charlotte von der<br />
Lancken. «Dabei ist es uns wichtig, ein Bewusstsein<br />
für das Ursprünglichste im Badezimmer – die<br />
Installation – zu schaffen.» Sofia Lagerkvist ergänzt:<br />
«Wir haben deshalb mit den elementarsten<br />
Komponenten, mit denen Wasser zu uns findet,<br />
gespielt – Muffen, Rohre, Ventile, Trichter.» Front<br />
greift mit skandinavischer Einfachheit die technische<br />
Perspektive des Duschens auf und präsentiert<br />
hier eine Hommage an das Handwerk und die<br />
Ästhetik der Technik.<br />
226 | <strong>PRESTIGE</strong>
Living News<br />
Massaud Lounge Collection<br />
Coalesse, die führende Büromöbelmarke für Cross-over-Design, präsentierte<br />
auf dem Salone del Mobile <strong>2013</strong> in Mailand erstmals die neue Lounge-Serie<br />
von Jean-Marie Massaud. Die Lounge-Kollektion von Massaud und Coalesse<br />
bietet eine elegante Alternative zum klassischen Schreibtisch. Die komfortable<br />
Lounge-Sessel-Kollektion ermöglicht kreatives Arbeiten in einer entspannten<br />
Position. Das fördert Produktivität und Wohlbefinden. Nach vorherigen Kooperationen<br />
zahlreicher Designer hat Coalesse nun mit dem französischen Architekten,<br />
Erfinder und Designer Massaud eine einzigartige Kollektion entwickelt.<br />
www.coalesse.de<br />
DELTA von Ton<br />
DELTA steht für puren Minimalismus und praktische Vielseitigkeit.<br />
Der Tisch des österreichischen Designers Kai Stania vermittelt eine<br />
leichte Eleganz: Die im Viertelkreis abgerundete Massivholzplatte<br />
scheint locker auf den Kufen zu ruhen, was dem Tisch etwas Schwebendes<br />
verleiht. Gleichzeitig sorgen die Zargen für die nötige Stabilität. DELTA<br />
überzeugt mit seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten – ob in der Küche,<br />
im Wohnzimmer oder im Büro. Durch sein reduziertes Design ist eine freie<br />
Kombination mit diversen Stuhltypen möglich. Gefertigt ist der Tisch aus<br />
massivem Buchenholz und bietet mehrere Sitzvarianten für vier, sechs oder<br />
acht Personen.<br />
www.ton.cz<br />
Kadou Light<br />
Bonaldo stellt Kadou in der neuen Ausführung «Light» vor. Accessoires des<br />
japanischen Designers Ryosuke Fukusada, die anlässlich des Salone del Mobile<br />
<strong>2013</strong> schon einen grossen Erfolg erzielen konnten, und nun auch mit<br />
Beleuchtung angeboten werden. Auf der Messe wurde Kadou mit matter<br />
Basis und einer Funktion als Kleiderständer vorgestellt. Nun bringt Bonaldo<br />
zusätzlich die Version Kadou Light heraus – ein Kleiderständer, der auch als<br />
Beleuchtungselement genutzt werden kann – und verwandelt Kadou damit<br />
in eine Stehleuchte. Das Ergebnis ist ein fröhliches und zeitgemässes Einrichtungselement,<br />
das perfekt in die verschiedensten Umgebungen passt.<br />
www.ergo-online.it<br />
Malmaison<br />
Für anspruchsvolle Liebhaber einer mondänen, zeitlosen Atmosphäre fertigten<br />
die Handwerker von THG Paris eine formvollendete, schmuckstückgleiche<br />
Badezimmerarmatur. Der für den Empire-Stil typische Palmettenrand aus<br />
kleinen Palmwipfeln verziert den schwungvoll kannelierten Auslauf mit<br />
vergoldeter oder patinierter Nickeloberfläche und Knäufe aus schwarzem<br />
Portoro oder Kristall. Perfekt gearbeitete Accessoires wie Handtuchhalter<br />
und Seifenschalen vervollständigen die Kollektion.<br />
www.thg-deutschland.de<br />
The Luxury Way of Life | 227
FINANCE<br />
Teilen<br />
heisst der<br />
TREND<br />
Die Sharing Economy ist auf den ersten Blick ein Modethema.<br />
So nutzen auch immer mehr Schweizerinnen<br />
und Schweizer Carsharing oder stellen ihre Wohnung zur<br />
Verfügung, wenn sie im Ausland sind. Dahinter<br />
stehen aber Umbrüche, die in Zukunft im Wirtschaftsleben<br />
und Alltag völlig neue Dimensionen eröffnen könnten.<br />
Georg Lutz<br />
228 | <strong>PRESTIGE</strong>
FINANCE<br />
WWichtiger, als etwas zu besitzen, wird es sein, den Zugriff auf<br />
Produkte, Dienstleistungen und Ideen zu haben. Dieser Satz<br />
bringt die Kernbotschaft auf den Punkt. Wir haben dazu auf<br />
den folgenden Seiten einen Schwerpunkt zusammengestellt.<br />
Früher galt auch in Unternehmen das Motto «Wissen ist Macht». Fast abgeschottet<br />
arbeiteten Abteilungen an neuen Entwicklungen und hüteten<br />
die Ergebnisse wie ihren Augapfel. Der Marktmitbewerber könnte ja Wind<br />
davon bekommen. Heute kommt eine Generation von Verantwortungsträgern<br />
in die Unternehmen, die ihr ganzes Leben schon auf unterschiedlichsten<br />
Kommunikationskanälen ihr Wissen untereinander geteilt haben.<br />
Dieser Bruch führt in Unternehmen nicht selten zu Generationskonflikten.<br />
Es ist aber absehbar, dass sich die Sharing-Generation durchsetzen wird.<br />
Nur das Wie und der Umfang sind noch nicht absehbar. Denn auch die<br />
Sharing-Generation muss sich zum Beispiel über Sicherheitsaspekte Gedanken<br />
machen, damit ihre Produkte oder Dienstleistungen nicht irgendwo<br />
auf der globalen Welt einfach nachgebaut werden.<br />
Neue Finanzierungsquellen<br />
Der Trend in Richtung Sharing-Ökonomie lässt sich von solchen Hürden<br />
aber nicht beeinflussen. Das betrifft inzwischen auch die Finanzbranche,<br />
die unter dem Stichwort Crowdfunding neue Finanzierungsformen realisieren.<br />
Filmemacher, Designer oder Entwickler einer neuen Software suchen<br />
inzwischen im Netz nicht nur nach fachlichem Rat, sondern bitten<br />
auch um finanzielle Unterstützung. Crowdfunding nennt sich diese neue<br />
Form der Schwarmfinanzierung. Sie gewinnt allein dadurch an Bedeutung,<br />
da neue Marktteilnehmer vom klassischen Kreditgeschäft der Banken<br />
faktisch ausgeschlossen sind. Wir stellen auf den folgenden Seiten eine<br />
spannende Plattform aus der Schweiz vor.<br />
Neuer Urlaub<br />
Auch im Alltag kommt das Teilen immer mehr in Mode. So vermieten wir<br />
unsere Wohnung für 45 Franken pro Nacht an Urlauber aus aller Welt. Das<br />
ist für den Kunden, im Vergleich zu einem Hotel, ein Schnäppchen und<br />
er kann sich einheimisch fühlen. Den Parkplatz gibt es für einen kleinen<br />
Aufpreis gleich dazu. Wer in Zürich schon einen bezahlbaren Parkplatz gesucht<br />
hat, versteht die doppelte Freude des Kunden. Mit den neuen Kommunikationsplattformen<br />
im Internet und mobilen Social Media-Lösungen,<br />
können wir hier sehr flexibel, ortsunabhängig und zeitnah agieren. Und die<br />
Anbieter haben einen kleinen Zusatzverdienst.<br />
Wenn das Modell, wie in Berlin, gewisse Quantitätsgrenzen<br />
überschreitet, reagieren aber<br />
klassische Anbieter wie Hotels. Auch der Gesetzgeber<br />
wird sich gefordert sehen, allein aus<br />
Steuerrechtsgründen hier regulierend einzugreifen.<br />
Es stehen folglich noch einige Interessenskonflikte<br />
vor der Tür.<br />
Neue Dimensionen<br />
Sharing Economy ist auf den ersten Blick das<br />
Geschäft mit dem Teilen. Die Idee ist eigentlich<br />
nicht neu. Haben wir nicht auch schon früher Ferienchalets<br />
getauscht, bei Freunden Autos und<br />
beim Nachbarn den Rasenmäher geliehen? Nun<br />
haben ohne Frage die neuen Technologien dem<br />
Teilen neuen Schwung verlieren. Zusätzlich könnten<br />
aber auch ganze Wirtschaftssysteme umgewälzt<br />
werden.<br />
Die zentrale These dabei lautet, dass wir vor einem<br />
erneuten historischen Epochenwandel im<br />
Kapitalismus stehen. Werfen wir zunächst, um<br />
dieses Argument zu begründen, einige Blicke zurück.<br />
Vor über 100 Jahren löste die Einführung der<br />
industriellen Produktion, neuen Kommunikationsund<br />
Transportmöglichkeiten das Zeitalter des<br />
Manufakturwesens ab. Dampfschiffe durchpflügten<br />
die Ozeane. Mit dem Kommunikationsmittel<br />
Telegrafie war man weltweit verbunden und neue<br />
Technologien wie Stahllegierungen ermöglichten<br />
den Bau von Hochhäusern und weiten Brücken.<br />
Allerdings konnte sich die vielen neuen Produkte<br />
kaum jemand leisten. Am Beispiel des Automobils<br />
kann dies verdeutlicht werden. Zunächst fuhr<br />
nur die Elite das neue Statussymbol Automobil.<br />
In handwerklichen Produktionsformen wurden<br />
die Einzelteile mühsam zusammengesetzt. Erst<br />
die Fliessbandproduktion ermöglichte die<br />
The Luxury Way of Life | 229
FINANCE<br />
Herstellung von billigeren massentauglichen Autos,<br />
welche die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts<br />
durch Mobilität prägten. Heute können<br />
immer mehr, gerade jüngere Menschen auf ein<br />
eigenes Auto, verstanden als Statussymbol,<br />
verzichten. Sie wollen das Auto im Rahmen<br />
ihrer Mobilitätsbedürfnisse als einen Baustein<br />
nutzen und brauchen dazu Unterstützung.<br />
Dies ist ein Hinweis, dass Sharing nach der<br />
Manufaktur-, der Fabrik- und der Massenproduktionsphase<br />
nun als ein neues Akkumulationsregime<br />
am Horizont auftaucht, welches in<br />
der Form der Support Economy seinen zentralen<br />
Baustein hat. Wir brauchen als Individuen<br />
an unterschiedlichen Punkten Unterstützung,<br />
können uns diese aber aussuchen.<br />
Neue Wertschöpfungsketten<br />
Die möglichen neuen Dimensionen lassen sich<br />
am besten an Beispielen verdeutlichen, bei<br />
denen neue Werte geschaffen werden. Wir<br />
leben in einer alternden Gesellschaft. Leider<br />
stellen wir unsere Senioren aber ins Abseits.<br />
Diese wollen fast immer in den eigenen vier<br />
Wänden alt werden, statt in ein Heim zu kommen.<br />
Aber genau hier landen sie meist. Sie<br />
fühlen sich einsam und die Gesellschaft hat<br />
gleichzeitig hohe Kosten zu tragen. Die meisten<br />
Senioren haben zu Hause Zimmer, die leer<br />
stehen. Auf der anderen Seite gibt es Senioren,<br />
die unnötig und teuer in Krankenhäusern<br />
oder Pflegeheimen untergebracht sind. Warum<br />
bringt man diese beiden Gruppen nicht<br />
zusammen und reduziert auf einen Schlag die<br />
Einsamkeit und die Kosten. Zeitgleich können<br />
auch noch junge Studenten, die in den Städten keinen bezahlbaren<br />
Wohnraum bekommen davon profitieren. Mehrgenerationenhäuser<br />
sind bisher einsame Leuchtturmprojekte. Das ist ein Beispiel, in dem<br />
ungenutzte Potenziale vor neuen Wertschöpfungsketten der Unterstützungsökonomie<br />
liegen.<br />
Neue Gefahren<br />
Wer in die Sharing-Welten eintaucht, sieht sich zunächst mit einer banalen<br />
Erkenntnis konfrontiert: Wer nichts anbieten kann, was andere nachfragen<br />
wollen, der kann auch nichts verleihen oder tauschen. Nun leben wir heute<br />
in einer Welt von Wissensgesellschaften. Unternehmen kommen hier in<br />
eine komfortable Situation. Über Crowdsourcing-Plattformen können Sie<br />
das riesige Potenzial einer globalen, geistigen Elite abschöpfen. Das ist viel<br />
billiger als sich eine klassische, eigene, grosse Entwicklungsabteilung zu<br />
halten. Nur wer profitiert dann von den späteren Umsätzen, die mit diesen<br />
Ideen realisiert werden? An diesem Punkt stellt sich die Frage nach Rahmenbedingungen,<br />
die verhindern, dass wir in wenigen Jahren mit einem<br />
verarmten akademischen Proletariat konfrontiert sind.<br />
230 | <strong>PRESTIGE</strong>
FINANCE<br />
SHORTCUT<br />
Sharing-Beispiele<br />
Teilen liegt im Trend: Gerade die junge Bevölkerung<br />
in den grossen Städten wendet sich<br />
mehr und mehr vom klassischen Konsum ab<br />
und entdeckt zunehmend Tauschbörsen, Mitfahrzentralen,<br />
Vermietungsportale und weitere<br />
Angebote. Diese helfen, Geld zu sparen und<br />
vorhandene Konsumgüter zu nutzen, anstatt<br />
sie laufend zu entsorgen und durch neue zu<br />
ersetzen. Wir stellen einige Beispiele vor.<br />
Wohnung und Parkraum teilen<br />
Wer viel auf Reisen ist, nutzt die Wohnung während<br />
seiner Abwesenheit meist nicht. Mit den<br />
Plattformen werden die eigenen vier Wände in<br />
solchen Fällen zur willkommenen Einnahmequelle.<br />
Denn hier lassen sich Wohnungen und<br />
Häuser vermieten:<br />
www.wimdu.ch, www.haustauschferien.com/de<br />
oder www.homelink.ch. Dazu passt die Möglichkeit,<br />
schneller wie bisher einen Parkplatz zu<br />
finden: www.parkit.ch<br />
Kleinkredit vom Privatanbieter<br />
Keine Frage: Das Vertrauen in Banken hat in den vergangenen Jahren erheblich<br />
gelitten. Dazu kommen oftmals horrende Zinsen. Eine Alternative bietet<br />
diese Seite, die Kreditsuchende mit privaten Anbietern zusammenbringt:<br />
www.ukzopa.com<br />
Digitaler Flohmarkt<br />
Heute gibt es für fast jede Nische eine Plattform. Es gibt aber auch verschiedene<br />
digitale Gemischtwarenladen bei denen von einer Bohrmaschine,<br />
über Kettensägen bis hin zu Backformen alles gehandelt wird. Hier<br />
zwei Beispiele:<br />
www.pumpipumpe.ch oder www.tauschnetz.ch<br />
Neues Outfit<br />
Wenn der eigene Kleiderschrank nichts mehr hergibt, hilft meist nur noch<br />
eins: eine ausgiebige Shopping-Tour. Günstiger und sinnvoller dagegen<br />
ist das Prinzip der folgenden Website. Denn hier lassen sich eigene Klamotten<br />
gegen die Stücke anderer User tauschen. Wer nicht tauschen will,<br />
kann seine Kleidung hier auch verkaufen:<br />
www.kleiderkreisel.ch<br />
The Luxury Way of Life | 231
FINANCE<br />
fuehlen<br />
GELUNGENer<br />
Urlaub<br />
aus privater<br />
HAND<br />
Neben neuen Mobilitätsmodellen ist die Sharingökonomie in der<br />
Tourismusbranche bislang am weitesten verbreitet.<br />
Wir baten einen Insider, aus dem Nähkästchen zu plaudern.<br />
Sich als<br />
Roberto La Pietra, Senior PR-Berater bei Wilde & Partner<br />
HHotel war gestern – das gilt zunehmend auch für einen grossen<br />
Teil weit gereister Stadturlauber. Ferienwohnungen auf Mallorca,<br />
Teneriffa oder an der Algarve sind schon lange nichts Besonderes<br />
mehr, doch in den vergangenen Jahren haben Aufenthalte in Privatunterkünften<br />
auch die Städte erobert. Die Vorteile liegen auf der Hand, denn<br />
im Schnitt kriegt der Gast deutlich mehr Quadratmeter für das gleiche Geld.<br />
Dafür auf Dienstleistungen, wie tägliche Reinigung oder Frühstücksservice<br />
verzichten zu müssen, nimmt er in der Regel in Kauf. Denn ein Frühstück<br />
im nahegelegenen Café ist mindestens genauso charmant. Überhaupt liegt<br />
der grösste Reiz einer Privatwohnung darin, sich wie ein Einheimischer zu<br />
fühlen. Schliesslich hat es etwas sehr Authentisches, nach einem Stadtrundgang<br />
nicht durch die Lobby eines Hotels zu schreiten, sondern mit dem eigenen<br />
Schlüssel das massive Tor eines Lissaboner Altbaus zu öffnen. Statt<br />
dröger Fahrstuhlmusik empfängt womöglich ein Plausch mit der Nachbarin<br />
den Mieter auf Zeit. Für wenige Tage umgibt den Reisenden das Gefühl, Teil<br />
der Metropole zu sein – mit allem was dazu gehört: den Geräuschen und<br />
Gerüchen eines Stadtviertels, den Einkaufsmöglichkeiten fernab der üblichen<br />
Fussgängerzone oder dem Klappern des Geschirrs, wenn die Nachbarn auf<br />
dem Balkon ihr Abendessen vorbereiten.<br />
Trotz all dieser Vorteile hegen viele Urlauber eine gewisse Skepsis gegen die<br />
Buchung einer Privatunterkunft. Die Berührungsängste sind hier keine leere<br />
Floskel. Wer es einmal probiert, ist in den meisten Fällen jedoch begeistert<br />
und wählt diese Urlaubsform immer wieder. Mit einer Reihe von Tipps lässt<br />
sich «Social Travel» optimieren und die Chance auf einen gelungenen Aufenthalt<br />
schon im Vorfeld maximieren.<br />
Nicht jede Stadt ist gleich<br />
Interessanterweise eignen sich manche Metropolen<br />
hervorragend für einen Aufenthalt in<br />
der privaten Wohnung, andere weniger. Einen<br />
besonders hohen Wohlfühlfaktor haben zum<br />
Beispiel beliebte Berliner Viertel wie Kreuzberg,<br />
Prenzlauer Berg oder Friedrichshain.<br />
Das grosse Angebot hat jedoch Stadtverwaltung<br />
und Hotelverband auf den Plan gerufen.<br />
Vielleicht wird hier also bald ein Riegel vorgeschoben.<br />
Grund genug, das momentane Angebot<br />
zu nutzen, solange es geht. Ein Paradies<br />
für Social Traveller ist zudem Athen. Hier<br />
wurde vor der Krise enorm viel gekauft und<br />
renoviert – verständlicherweise haben sich<br />
viele Eigentümer nun zur Untervermietung ihrer<br />
Immobilie entschlossen. Ähnlich sieht es<br />
in Lissabon und in südspanischen Städten<br />
wie Sevilla, Granada oder Córdoba aus. In<br />
traditionell teuren Städten wie London, Paris<br />
oder New York sind Privatwohnungen zwar<br />
eine Alternative zu den völlig übersteigerten<br />
Hotelpreisen, Ausstattung und Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
sind jedoch nicht annähernd<br />
mit Berlin oder den Metropolen Südeuropas<br />
zu vergleichen.<br />
232 | <strong>PRESTIGE</strong>
FINANCE<br />
Angebote genauestens prüfen<br />
Auch beim Social Travel muss kein Urlauber die<br />
Katze im Sack kaufen. Portale wie «Wimdu»,<br />
«airbnb» und «9flats» kennen die Skepsis von<br />
Kunden und tun alles, um eine höchstmögliche<br />
Transparenz zu gewährleisten. Sie stellen Vermietern<br />
zum Beispiel kostenlos Fotografen zur<br />
Seite, die ihre Wohnung professionell ablichten.<br />
Entsprechende Bilder erhalten ein Siegel, sodass<br />
Mieter wissen, dass die Bilder geprüft sind. Zudem<br />
sagen klar sichtbare Mail-Statistiken einiges<br />
über die Verlässlichkeit und Kommunikationsbereitschaft<br />
der Anbieter aus. Ein Beispiel: Ein Vermieter<br />
reagiert nur auf jede zweite Anfrage. Schon<br />
sinkt seine «offizielle» Antwortrate auf 50 Prozent.<br />
Ein möglicher Kunde wird von ihm also höchstwahrscheinlich<br />
die Finger lassen.<br />
Antwortet jemand in 100 Prozent der Fälle, lässt<br />
sich auch davon ausgehen, dass der Vermieter<br />
den Gast am Tag der Ankunft nicht vor der Türe<br />
stehen lässt. Die beste Orientierung stellen die<br />
vielen User-Bewertungen dar. Wer über 33 positive<br />
Kommentare verfügt, wird seine Wohnung eher<br />
an den Mann kriegen als jemand, der nur zwei<br />
oder drei bisherige Gäste vorweisen kann. Bei einer<br />
geringen Anzahl von Bewertungen ist in der<br />
Regel dafür der Preis umso attraktiver.<br />
Filtermöglichkeiten en masse<br />
Das Angebot auf den einschlägigen Portalen ist für viele Städte immens. Glücklicherweise<br />
hilft eine ganze Reihe von Filtermöglichkeiten dabei, die optimale<br />
Bleibe aufzuspüren. Verfügbarkeit zu Wunschdaten, die Anzahl von Betten oder<br />
Schlafzimmern sowie das Vorhandensein von Klimaanlage, Küche oder Aufzug<br />
lassen sich mit wenigen Klicks prüfen. Auch wer Wert auf Terrasse oder Ausblick<br />
legt, findet unkompliziert entsprechende Inserate. Auf diese Weise lassen sich<br />
die Unterkünfte immer mehr eingrenzen. Auch die Suche nach einzelnen Stadtvierteln<br />
ist kein Problem. Wer sich nicht so gut mit der Benennung der Gegenden<br />
auskennt, sucht die Unterkünfte über eine Kartenoption. Neben der ungefähren<br />
Lage integrieren die Portale sogar Google Street View. Auf diese Weise können<br />
User herausfinden, wie die Nachbarschaft der jeweiligen Unterkunft aussieht.<br />
Wem das nicht ausreicht, der gibt die Adresse bei Google Maps ein und erhält<br />
zum Beispiel Aufschluss über Verkehrsmittel sowie Restaurants und Cafés in der<br />
Nähe der Wohnung.<br />
Kommunikation ist das A und O<br />
Wer generelle Bedenken hat, ob er seinen Urlaub gewissermassen in die Hände<br />
eines Fremden legen möchte, sollte mit dem Vermieter einen kleinen E-Mail-<br />
Plausch starten. So lassen sich Details zur Wohnung, zur Anreise vom Flughafen<br />
oder zu Zeiten für Check-in und Check-out einfach noch besser im Vorfeld klären.<br />
In der Regel ist das gesunde Bauchgefühl ein guter Indikator dafür, ob das<br />
Angebot zu einem passt oder nicht. Antwortet ein Anbieter nur unregelmässig, in<br />
schlechtem Englisch oder genervt bis hin zu kurz angebunden, sollte er vielleicht<br />
nicht gerade die erste Wahl sein. Die meisten Vermieter entpuppen sich jedoch<br />
als überaus zuvorkommend und geduldig. Wenn dann noch Bewertungen, Fotos<br />
und die Lage auf der interaktiven Karte stimmen, steht einer gelungenen Reise<br />
nichts mehr im Wege!<br />
In südeuropäischen Destinationen ist das Angebot<br />
aktuell besonders attraktiv, wie hier in Lissabon.<br />
Bücher im gehobenen Ambiente? Die Vorteile<br />
einer privaten Ferienadresse sind vielfältig.<br />
The Luxury Way of Life | 233
FINANCE<br />
Mojito<br />
Zahnpaste<br />
von Kunden ERFUNDEN<br />
Crowdsourcing ist in aller Munde. Ideen finden, Unternehmen finanzieren,<br />
Logos gestalten, Spenden sammeln oder ein Lexikon verfassen, fast alles kann über<br />
das Netz an eine Vielzahl von Menschen ausgelagert werden.<br />
Christian Hirsig, Gründer der Atizo AG<br />
Wissen Teilen hatte schon das gewisse Etwas.<br />
234 | <strong>PRESTIGE</strong>
FINANCE<br />
DDie Mutter aller Crowdsourcing-Beispiele ist<br />
wohl Wikipedia. Seit mehr als zehn Jahren<br />
pflegt eine grosse Anzahl an Internetbenutzern<br />
gemeinsam die grösste Enzyklopädie<br />
der Welt. Es gibt aber auch junge Erfolgsbeispiele wie<br />
die australische Designplattform 99designs.com, auf<br />
der über 200’000 Grafiker und Künstler Logos, Web-<br />
Designs und andere grafische Arbeiten erstellen, oder<br />
das Schweizer Beispiel der Crowdsourcing-Plattform<br />
Atizo. Auf atizo.com entwickeln über 20’000 kreative<br />
Köpfe Produkt-, Dienstleistungs- und Marketingideen<br />
für kleine und grosse Unternehmen. Wie kann das<br />
Potenzial der Crowd zum Finden und Bewerten von<br />
Ideen genutzt werden?<br />
Crowdsourcing mit Atizo<br />
Der Name Atizo wurde als erstes Projekt von der<br />
Community selbst, namentlich von Markus Jaun,<br />
Muriel Riesen und Tonia Villiger, entwickelt. Atizo<br />
ist spanisch, stammt von «atizar», was zu Deutsch<br />
«schüren» oder «entfachen» heisst. – Wie Feuer<br />
oder Ideen schüren. Atizo pflegt eine wachsende<br />
Web-Community aus kreativen Denkern, die sich<br />
durch ihr Anwender-, Konsumenten- und Spezialwissen<br />
auszeichnet. Zur Aktivierung der eigenen<br />
Kunden und Mitarbeiter stellt Atizo eine White-Label-Version<br />
zur Verfügung, die von Unternehmen<br />
und Organisationen unterschiedlichster Grösse und<br />
Branche eingesetzt wird.<br />
Die Software ermöglicht Unternehmen, ihre unterschiedlichen<br />
Stakeholder über verschiedene Kanäle<br />
einzubinden. So können Facebook-Fans ihre<br />
Ideen direkt auf der Facebook-Page des Unternehmens<br />
einreichen. Die Aussendienstmitarbeiter<br />
kommunizieren übers Handy beispielsweise nach<br />
einem inspirierenden Kundenbesuch. Die Marketingabteilung<br />
interagiert übers Intranet, die wichtigsten<br />
Kunden tun es nach erfolgreichem Bestellprozess<br />
übers Extranet und die Besucher der Webseite<br />
nehmen Kontakt über ein Widget auf. Die Ideensammlung<br />
über die unternehmenseigenen Kanäle<br />
kann nach Bedarf stets mit der Atizo-Community<br />
unterstützt werden.<br />
Die Atizo-Methode wurde in einem Forschungsprojekt<br />
der Kommission für Technologie und Innovation<br />
gemeinsam mit der Universität St. Gallen entwickelt:<br />
Schritt 1: Fragen ausarbeiten<br />
In einem Workshop werden die brennenden Themen<br />
analysiert und Fragestellungen formuliert, die<br />
für eine Online-Community geeignet sind und ein<br />
Maximum an Ideen garantieren.<br />
Schritt 2: Ideen finden<br />
In einem Online-Projekt liefert die Community 200 bis 1 000 Ideen.<br />
Schritt 3: Ideen auswählen<br />
Auf der Basis von mehreren Hundert Ideen werden die 10 bis 20 besten Ideen<br />
ausgearbeitet. Für jede dieser Ideen wird ein Steckbrief mit anschaulicher Visualisierung<br />
verfasst.<br />
Schritt 4: Ideen bewerten<br />
Die Community bewertet die Ideen und reichert sie mit qualitativem Feedback an.<br />
Schritt 5: Umsetzung planen<br />
Für die Ideen wird eine Umsetzungsplanung verfasst. Notwendige Umsetzungsressourcen<br />
können aus der Community rekrutiert werden.<br />
Das Beispiel<br />
Migros betreibt seit zwei Jahren die Kundenfeedback-Plattform Migipedia.<br />
Die eigene Community umfasst inzwischen 30’000 registrierte Mitglieder.<br />
Wobei auch nicht registrierte Benutzer jederzeit das Migros-Sortiment beurteilen<br />
können. Diese bewerten einerseits über 13’000 Produkte, anderseits<br />
entwickeln sie aktiv gemeinsam mit der Atizo-Community neue Produkte für<br />
die Migros.<br />
Ein gemeinsames Projekt startet jeweils mit dem Workshop «Frage ausarbeiten»,<br />
moderiert durch einen Vertreter von Atizo. Beim Projekt mit Mibelle<br />
und Migros nahmen ein Vertreter vom Industriebetrieb Mibelle, der zuständige<br />
Category Manager, sowie eine Person aus dem Digital Marketing teil. Es wurde<br />
eine Frage mit folgendem Titel ausgearbeitet: «Wie heisst und schmeckt<br />
die Zahnpasta, die dich in einen erlebnisreichen Tag katapultiert?» Die Frage<br />
wurde sowohl mit der Migipedia- wie mit der Atizo-Community bearbeitet.<br />
Die Communities entwickelten gemeinsam über 1 000 Ideen. Etwa 200 Ideen<br />
wurden von den Vertretern der Mibelle, dem Category Management und<br />
dem Digital Marketing der Migros für den Workshop ausgewählt. Mit diesen<br />
Ideen startete eine Gruppe von internen und externen Querdenkern in den<br />
Workshop «Ideen auswählen». Gemeinsam mit dem Atizo-Moderator wurde<br />
ein spezifischer Ideensteckbrief erarbeitet. Basierend auf den Ideen der Community<br />
wurden verschiedenste Ideen anhand des Steckbriefs ausgearbeitet.<br />
Diese Ideen wurden vom Industriebetrieb als Prototypen umgesetzt. Bei<br />
einem Community-Event wurden die besten Prototypen von ausgewählten<br />
Konsumenten getestet. Die Schweizer Zeitung «Blick» schrieb im Februar zur<br />
Markteinführung: «Zur Wahl standen ebenfalls Geschmacksrichtungen wie<br />
Rhabarber-Beeren, Honig-Ingwer und Aprikosen-Pfirsich. 6 000 abstimmende<br />
Migros-Kunden gaben schliesslich den Ausschlag für das Mojito-Aroma.<br />
Die Tube wird für 3.60 CHF verkauft – und übrigens garantiert ohne Alkohol.»<br />
Crowdsourcing als Denkhaltung<br />
Crowdsourcing ist nicht eine Unternehmensaufgabe, sondern eine Denkhaltung.<br />
Game Changer können sich überlegen, welche Teile des Innovationsprozesses<br />
in ihren Unternehmen sie an eine Web-Community auslagern sollten.<br />
«Not all the smart people in the world work for us.» Das Zitat des ehemaligen<br />
CEO von SUN Mircosystems, Bill Joy, verdeutlicht, dass die Integration unternehmensexterner<br />
Know-how-Trägerinnen und -Träger dabei helfen kann, die<br />
Effizienz im Prozess zu steigern und marktgerechte Lösungen zu entwickeln.<br />
The Luxury Way of Life | 235
FINANCE<br />
Zehn Schritte zu erfolgreichem Crowdsourcing<br />
1. Brainstorming im «Stillen Kämmerlein» ist definitiv passé.<br />
2. Es gibt viele kluge Menschen, die bei der Entwicklung von<br />
Unternehmen unterstützen wollen.<br />
3. Erfolgreiche Projekte beginnen nicht mit einer Idee, sondern<br />
einer Frage.<br />
4. Betriebsblindheit ist natürlich, aber für die Entwicklung eines<br />
neuen Produkts oder einer neuen Dienstleistung nicht förderlich.<br />
5. Robuste Ideen entstehen meist aus mehreren guten Ideen,<br />
die verschiedenen Köpfen entspringen.<br />
6. Je früher die Stakeholder (Mitarbeiter und Kunden) involviert<br />
werden, desto geringer das Flop-Risiko.<br />
7. Unternehmensentwicklung ist ein gemeinschaftlicher Prozess.<br />
Nur wenn man alle im Boot hat, kommt man ans Ziel.<br />
8. Die Entwicklung des eigenen Unternehmens ist nie abgeschlossen<br />
und fordert eine agile Organisation. Je mehr man das Ideal von<br />
heute anstrebt, desto geringer sind die Überlebenschancen morgen.<br />
9. Ideen werden erst mit deren Implementierung wertvoll.<br />
10. Entwicklung braucht Geduld. Nur wer regelmässig die<br />
Pflanze des Fortschritts pflegt, wird in Zukunft auch Früchte ernten.<br />
Strategische Schritte entwickeln.<br />
236 | <strong>PRESTIGE</strong>
FINANCE<br />
Sie haben die<br />
WAHL<br />
Reinhard K.Sprenger ist auf den Managementbühnen der Welt bekannt.<br />
Auch in der Schweiz ist er immer wieder als Redner zu Gast, wie etwa bei<br />
den X.DAYS in Interlaken. Zu seinen erfolgreichsten Büchern zählen «Mythos<br />
Motivation», «Die Entscheidung liegt bei Dir» und «Vertrauen führt».<br />
Am 11. Juni <strong>2013</strong> feierte der Managementberater und Bestsellerautor seinen<br />
60. Geburtstag. Aus diesem Anlass erschien beim Campus Verlag<br />
die Jubiläumsausgabe, die Sprengers Thesen zu seinen grossen Themen<br />
Freiheit, Selbstverantwortung, Vertrauen und Motivation in einem Band<br />
vereint. Im Zentrum steht nach wie vor die Eigenverantwortung und wie<br />
wir damit umgehen. Wir haben die Wahl: « Sie haben ihr Leben, so wie es<br />
jetzt ist, frei gewählt. Diesen Alltag, diesen Job, diesen Chef, diese Kollegen,<br />
diese Mitarbeiter – all das und alle anderen Umstände ihres Lebens:<br />
Sie haben sie gewählt. Und Sie können all dies auch wieder abwählen.<br />
Dafür wäre dann ein Preis zu zahlen. Wie hoch der ist, entscheiden nur<br />
Sie selbst.»<br />
Darüber kann man kontrovers diskutieren,<br />
nachdenken, aber vor allem aktiv werden.<br />
Reinhard K. Sprenger<br />
An der Freiheit des anderen<br />
kommt keiner vorbei<br />
Das Beste von Reinhard K. Sprenger<br />
180 Seiten<br />
Campus Verlag Frankfurt<br />
New York, <strong>2013</strong><br />
The Luxury Way of Life | 237
FINANCE<br />
kolumne<br />
Vietnam – China lagert kräftig in den Tigerstaat aus<br />
Zu den interessantesten, aufstrebenden<br />
Ländern gehört<br />
ohne Zweifel Vietnam. Das<br />
Land mit fast 92 Millionen<br />
Einwohnern wird derzeit als<br />
Produktionsstandort für viele<br />
international tätige Unternehmen<br />
immer wichtiger. So<br />
planen Nestlé, Bosch oder<br />
Samsung ihre Investitionen<br />
in Vietnam weiter zu erhöhen.<br />
Schon heute ist Vietnam für<br />
Nestlé ein wichtiger Kaffeelieferant<br />
und Samsung produziert<br />
dort die meisten seiner<br />
Walter Bollier<br />
Smartphones während Canons grösste Fabrik<br />
für Drucker in Vietnam steht. Insgesamt 57 %<br />
der ausländischen Investoren, die sich in Asien<br />
engagieren, wollen laut einer aktuellen Umfrage<br />
ihre Aktivitäten in Vietnam ausbauen. Damit belegt<br />
das Land einen Spitzenplatz innerhalb der<br />
ASEAN vor Thailand, Singapur und den Philippinen.<br />
Auch die Verhandlungen mit der European<br />
Free Trade Association (EFTA) über ein<br />
gegenseitiges Freihandelsabkommen machen<br />
weiter Fortschritte.<br />
Für die Attraktivität Vietnams sind verschiedene<br />
Faktoren verantwortlich. So hat sich die Währung<br />
seit einiger Zeit deutlich stabilisiert und die<br />
State Bank of Vietnam kündigte starke Interventionen<br />
an, um eine Abwertung des vietnamesischen<br />
Dong zu verhindern. Die Zentralbank<br />
hätte die Möglichkeit zu solch einem Eingriff,<br />
da sich die Devisenreserven deutlich erhöht<br />
haben und dank eines erwarteten Zahlungsbilanzüberschusses<br />
von 5 Mrd. USD für <strong>2013</strong><br />
weiter steigen dürften. Zudem sprechen für Vietnam<br />
die geplanten riesigen Investitionen zum<br />
Ausbau der Infrastruktur. Bis 2020 sind allein in<br />
Ho Chi Minh City Investitionen von bis zu 15.4<br />
Mrd. USD für die Verbesserung der Verkehrswege<br />
geplant. Der weitere Anstieg der Löhne in<br />
China führt derweil zu einer verstärkten Verlagerung<br />
von Produktionsstätten nach Vietnam.<br />
Da in der chinesischen Industrie die Minimumlöhne<br />
in den letzten Jahren<br />
bereits stark angestiegen<br />
sind, erhalten Arbeiter in<br />
der Volksrepublik im Durchschnitt<br />
doppelt so viel Geld<br />
wie in Vietnam. Die tatsächlichen<br />
Lohnkosten inklusive<br />
Zusatzleistungen liegen in<br />
China allerdings um bis zu<br />
150 % über den vietnamesischen.<br />
In der Schuhindustrie<br />
haben Produzenten in China<br />
seit 2008 bereits 30 % ihrer<br />
Aufträge an Länder in Südostasien<br />
verloren. Einer der<br />
grössten Sport- und Freizeitschuhhersteller der<br />
Welt, Pou Chen Corp., der unter anderem für<br />
Nike oder Adidas produziert, schloss in China<br />
seit 2011 bereits 51 Fabriken und errichtete dafür<br />
16 neue in Vietnam.<br />
Zur Attraktivität des Standorts Vietnam tragen<br />
die ab nächstem Jahr geplanten Senkungen der<br />
Unternehmenssteuern zusätzlich bei. Auch die<br />
demografisch vorteilhafte Entwicklung in Vietnam<br />
ist ein wichtiges Plus, das von Investoren<br />
geschätzt wird. Das anhaltend starke Interesse<br />
ausländischer Investoren an diesem aufstrebenden<br />
Markt muss auch als Vertrauensbeweis in<br />
den Börsenplatz Vietnam gewertet werden. Die<br />
Fortschritte bei der Implementierung der wirtschaftspolitischen<br />
Vorgaben und ein steigender<br />
Risikoappetit stützten die positive Entwicklung.<br />
Zudem konnten die Liquiditätsprobleme gelöst<br />
und das systematische Risiko in Vietnams Bankensektor<br />
reduziert werden. Die Perspektiven<br />
für den Aktienmarkt sind auch langfristig vielversprechend.<br />
Für ausländische Investoren sind die<br />
bürokratischen Hürden allerdings nach wie vor<br />
hoch, weshalb Fonds als Anlageinstrument bevorzugt<br />
werden. Auf den vietnamesischen Markt<br />
spezialisiert ist beispielsweise der in der Schweiz<br />
zum Vertrieb zugelassene AMCFM Global Opportunities<br />
Fund (Valor: 2 141 059), mit dem, aufgrund<br />
des Anlageschwerpunktes Vietnam, eine<br />
diversifizierte Anlage in Vietnam möglich ist.<br />
238 | <strong>PRESTIGE</strong>
WER UNS KENNT, KENNT<br />
UNS VON FREUNDEN.<br />
WIR PFLEGEN UNSERE KUNDEN, WIE MAN FREUNDE PFLEGT,<br />
UND MACHEN GESCHÄFTE, WIE MAN SIE MIT FREUNDEN MACHT.<br />
SCHON SEIT ÜBER 100 JAHREN.<br />
Die Bank der Privat- und Geschäftskunden<br />
Basel, Fribourg, Genf, Lausanne, Locarno, Lugano,<br />
Neuchâtel, Sion, Zürich<br />
www.cic.ch<br />
Basel<br />
Bank CIC (Schweiz) AG<br />
Marktplatz 11 – 13<br />
Postfach 216<br />
4001 Basel, Schweiz<br />
T +41 61 264 12 00<br />
F +41 61 264 12 01<br />
Zürich<br />
Bank CIC (Schweiz) AG<br />
Löwenstrasse 62<br />
Postfach 3856<br />
8021 Zürich, Schweiz<br />
T +41 44 225 22 11<br />
F +41 44 225 22 21<br />
Mitglied der Crédit Mutuel-CIC-Gruppe<br />
The Luxury Way of Life | 239
FINANCE<br />
Unternehmens<br />
innovationen<br />
Wikis, Musikportale, Carsharing und Co. – Das Teilen von Ressourcen ist ein privater<br />
Trend, der nun auch in den Unternehmen Einzug hält. Das Schlagwort<br />
«Sharing Economy» fasst das gemeinsame Nutzen von Gütern und Wissen in der<br />
Wirtschaft, die neue Art des Teilens, zusammen.<br />
Christian Martin, General Manager Cisco Schweiz<br />
UUnternehmen sparen durch «Sharing» Kosten ein und werden wettbewerbsfähiger.<br />
Oft wird der Trend in Richtung Sharing Economy nur<br />
auf Gebrauchsgüter bezogen – beispielsweise in der Industrie, wenn<br />
Lieferanten und Kunden zunehmend in den Produktionsprozess eingebunden<br />
werden. Dabei betrifft der Trend auch die wichtigste Ressource,<br />
wenn es um die Innovationskraft eines Unternehmens geht: Das Wissen und<br />
die Informationen von Mitarbeitenden, die sie untereinander austauschen.<br />
Dass eine Ressource durch Teilen nicht zwangsläufig weniger wird, sondern<br />
sich sogar potenziert, zeigt sich nirgends so deutlich wie beim Thema Wissen.<br />
Im Informationszeitalter gilt Wissen als wichtigster Rohstoff. Doch Informationen<br />
an sich sind noch lange kein Wissen. Erst wenn isolierte Daten und Fakten<br />
zu einem sinnvollen Kontext verbunden werden, entsteht Wissen. Eine neue<br />
Qualität von Wissen, nämlich kollektive Intelligenz, wird durch interak-tive Wissensvernetzung<br />
hervorgebracht – zum Beispiel dadurch, dass Men-schen ihr<br />
individuelles Wissen über soziale Plattformen mit anderen teilen. Wikipedia ist<br />
ein prominentes Beispiel für einen Wissenszuwachs, der ohne massenhaftes<br />
Teilen von Wissen nicht möglich wäre. Experten stufen Wikipedia längst höher<br />
ein, als jede professionelle Enzyklopädie, wie zum Beispiel die Online-Version<br />
des vielbändigen Brockhaus-Lexikons.<br />
Mit Wissen sind also keine isolierten Daten und Fakten in Aktenordnern oder<br />
Datenbanken gemeint, sondern der Umstand, dass im Geschäftsalltag verstreu-tes<br />
Wissen und Informationen sinnvoll miteinander verknüpft werden. Der<br />
freie und motivierte Austausch von Wissen gehört ins Zentrum der sogenannten<br />
«Sharing Economy». Denn Mitarbeitende und deren Know-how sind das<br />
wertvollste Gut eines Unternehmens.<br />
Technologie ist entscheidend<br />
Wie aber kann man das «Sharing» von Wissen fördern und kanalisieren? Die<br />
Technologie spielt dabei eine entscheidende Rolle –<br />
insbesondere das jeder Art von virtueller Zusammenarbeit<br />
zugrunde liegende Netzwerk. Dieses<br />
dient als Plattform, um Wissen, Güter und viele<br />
weitere Arten von Ressourcen aus-zutauschen. Ein<br />
konkretes Beispiel aus der Wirtschaft: Entwickler<br />
aus der Automobilindustrie können sich per Videokonferenz<br />
effizient und schnell zusammenschalten<br />
und parallel am Konstruktionsplan eines neuen Autos<br />
arbeiten. Unternehmen, die eine entsprechende<br />
Plattform zum Teilen von Wissen bereitstellen, verkürzen<br />
so Innovationszyklen und bringen neue Produkte<br />
schneller auf den Markt. Der Projektverlauf<br />
kann via unternehmensinterne Social-Media-Tools<br />
gesteuert und dokumentiert werden.<br />
Dabei müssen von der Video- oder Webkonferenz<br />
bis hin zu sozialen Medien im Unternehmen alle<br />
Kommunikationskanäle einfach und intuitiv nutzbar<br />
sein, sonst treten die Inhalte zurück und die Technik<br />
dominiert die Kommunikation. Das kann dazu<br />
führen, dass die Mitarbeitenden die Plattformen gar<br />
nicht nutzen.<br />
Sharing-Konzepte über die Cloud<br />
Was braucht es noch, um die Bereitschaft zum Teilen<br />
in Unternehmen zu fördern? Gerade kleine und<br />
mittlere Unternehmen verfügen häufig nicht über<br />
ausreichende Finanzmittel, um eine eigene Plattform<br />
für die virtuelle Zusammenarbeit aufzubauen.<br />
240 | <strong>PRESTIGE</strong>
FINANCE<br />
In diesen Fällen hilft Cloud Computing, das Sharing-Konzept auf die Kommunikationsplattformen<br />
anzuwenden: Technologisch geschieht dies durch integrierte<br />
Kommunikationsservices aus der Cloud. Unternehmen zahlen hierbei nur für<br />
die tatsächliche Nutzung und gewinnen ohne finanzielle Vorleistung Anschluss<br />
an den technologischen Fortschritt.<br />
Einige Unternehmen sind bereits sehr fortgeschritten und setzen das Prinzip<br />
der Sharing Economy erfolgreich um. Dazu zählen beispielsweise Dienstleistungsunternehmen,<br />
die Videokonferenzen einsetzen, um ihre Kunden mit den<br />
weltweit besten Experten zu verknüpfen, wenn der zuständige Kundenberater<br />
eine Frage nicht beantworten kann. Gerade in ländlichen Gebieten, wo Experten<br />
häufig nicht vor Ort verfügbar sind, kann die Technologie immense Vor-teile<br />
für Kunden und Dienstleister bringen.<br />
Durch Teilen erfolgreich, aber wie?<br />
Nur wenn Unternehmen bereit sind, auf Sharing-Modelle zu setzen und Wissen,<br />
Informationen oder Infrastrukturen zu teilen, bleiben sie wettbewerbsfähig<br />
und können den Markt mitgestalten. Dieses Potenzial wird noch lange nicht in<br />
vollem Masse genutzt, weil viele Unternehmen nicht wissen, wie sie es richtig<br />
ausschöpfen können.<br />
Unternehmen, die den Rohstoff Wissen zu kollektiver Intelligenz veredeln wollen,<br />
müssen zunächst einmal dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter jederzeit unkompliziert<br />
auf konkret benötigte Wissensinhalte zugreifen können. Doch wer<br />
sagt einem, ob und wo dieses Wissen firmenintern<br />
verfügbar ist? In einem Projekt-Blog vielleicht? In<br />
einer technischen Dokumentation oder im Kopf<br />
eines Mitarbeiters? Wer relevantes Wissen auf effektive<br />
Weise teilen will, muss die verschiedenen<br />
Wissensquellen untereinander vernetzen, um sie<br />
als Einheit mit einer übergreifenden Suche zu nutzen.<br />
Findet die Suchmaschine beispielsweise in einer<br />
firmeneigenen Xing-Variante das gewünschte<br />
Mitarbeiterprofil, wäre die Option zur unmittelbaren<br />
Kontaktaufnahme höchst wünschenswert. Das erklärt,<br />
warum immer mehr Unternehmen danach<br />
streben, ihre sozialen Netzwerke und Kommunikationsplattformen<br />
in eine gemeinsame Architektur<br />
zu integrieren und unter einer gemeinsamen Oberfläche<br />
zu bündeln.<br />
Weiter ist es empfehlenswert, den Wissensaustausch<br />
via Enterprise-Social-Media über die eigenen<br />
Unternehmensgrenzen hinweg auszudehnen,<br />
um so den Austausch mit Kunden und Partnern<br />
zu erleichtern. Dies vertieft Kundenkontakte, verbessert<br />
die Wettbewerbsfähigkeit und stärkt die<br />
Innovationskraft von Unternehmen. Letzteres nicht<br />
allein durch zusätzliche Innovationsanstös-se aus<br />
externen Communities, sondern auch durch ein<br />
beschleunigtes Innovationstempo. In vielen Branchen<br />
misst sich die Wettbewerbsfähigkeit schon<br />
heute an der Geschwindigkeit, mit der Innovationsideen<br />
in marktreife Lösungen und Produkte<br />
umgesetzt werden können. Isoliertes Wissen, das<br />
in Köpfen Einzelner schlummert, ist hierfür wenig<br />
hilfreich. Im globalen Innovationswettlauf hält auf<br />
Dauer nur Schritt, wer den freien Austausch von<br />
Wissen und Ideen diesseits und jenseits seiner<br />
Unternehmensgrenzen fördert. – Was nicht nur<br />
geeignete Technologie verlangt, sondern ebenso<br />
einen Wandel der Unternehmenskultur.<br />
Mithilfe von neuen Kommunikationstechnologien den Rohstoff Wissen zu kollektiver Intelligenz veredeln.<br />
The Luxury Way of Life | 241
FINANCE<br />
NEUE<br />
Perspektiven<br />
Crowdfunding ist eine neue, innovative Alternative zur Finanzierung von Projekten jeglicher<br />
Art. Eine grosse Anzahl von anonymen Geldgebern kann somit kleine Beträge<br />
über das Internet investiert oder spenden. Diese Art der Finanzierung ist insbesondere bei<br />
künstlerischen sowie wohltätigen Projekten verbreitet, geniesst aber eine wachsende<br />
Beliebtheit auch bei Unternehmern, die versuchen, auf diese Art Investoren<br />
für ihr Unternehmen zu gewinnen.<br />
Philipp Steinberger, co-founder von c-crowd.com<br />
DDie zunehmende Beliebtheit von Crowdfunding verdeutlicht, dass<br />
Kapitalgeber anfangen, bestehende Strukturen zu hinterfragen.<br />
Macht es wirklich Sinn, mit den nächsten ersparten 5000 Franken<br />
zusätzliche Fondsanteile zu kaufen, an denen in erster Linie die<br />
Bank Geld verdient?<br />
Kapitalgeber wollen in der heutigen Zeit vermehrt ihr Geld gezielter einsetzen<br />
und sind diesbezüglich auch bereit, neue Wege zu gehen. Somit bekommen<br />
zum Beispiel Jungunternehmer mit einer tollen Geschäftsidee plötzlich einen<br />
anderen Stellenwert. Zudem leistet der Kapitalgeber meistens einen überschaubaren<br />
finanziellen Beitrag, was das Risiko kleiner hält.<br />
Crowdfunding erlaubt dem Kapitalgeber, sein Geld emotionell einzusetzen,<br />
was bei einem Fondsanteil oder einer Investition in ein börsenkotiertes Unternehmen<br />
kaum möglich ist. Er ist in der Lage, sofern gewünscht, den Jungunternehmer<br />
mit persönlichen Kontakten und Ideen zu unterstützen und<br />
wird somit nicht nur Investor, sondern Teil des Unternehmens. Das ist auch<br />
für den Unternehmer von grossem Interesse, denn ein zufriedener Investor<br />
spricht im persönlichen Umfeld gern über «seine» Investition. Das wiederum<br />
hat einen Hebeleffekt bezüglich zusätzlichem Kapital und Sichtbarkeit des<br />
Jungunternehmens. Somit unterstützt Crowdfunding das Unternehmen, weil<br />
es dem Existenzgründer hilft Aktionäre zu finden, die den Businessplan finanzieren<br />
und gleichzeitig motivierte Botschafter und Kunden des Unternehmens<br />
werden. Auf der anderen Seite können sich Privatpersonen dadurch<br />
mit überschaubaren finanziellen Mittel ein kleines Portfolio an Beteiligungen<br />
aufbauen. – Crowdfunding demokratisiert das in der Schweiz noch sehr elitäre<br />
Konzept der Business Angels.<br />
Schwieriger Start<br />
Für Jungunternehmer ist es heutzutage immer<br />
schwieriger, an Investoren zu kommen, insbesondere<br />
wenn das bekannte «Friends, Family &<br />
Fools»-Netzwerk nicht oder kaum vorhanden ist.<br />
Venture Capital-Investoren scheuen zunehmend<br />
das Risiko und investieren selten in Unternehmen,<br />
die ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Eine<br />
Bankfinanzierung ist noch schwieriger zu bekommen.<br />
Hier bietet Crowdfunding den Jungunternehmern<br />
eine geeignete Plattform, auf welcher sie<br />
sich einer grossen Anzahl von möglichen Investoren<br />
präsentieren können. Eine Finanzierung via<br />
Crowdfunding zu erhalten, ist, neben der Alternative<br />
zu traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten,<br />
auch für einen Jungunternehmer ein spannender<br />
Test zur Bewährung seines Businessmodells.<br />
Sollte er es nicht schaffen, die Masse von seinem<br />
Vorhaben zu überzeugen, stellt sich ihm die Frage,<br />
ob er mit seiner Geschäftsidee überlebensfähig ist<br />
oder nicht.<br />
Eine Eigenkapitalfinanzierung via Crowdfunding<br />
zu finden, ist leider nicht in allen Ländern möglich<br />
und hängt sehr stark von den lokalen Regularien<br />
ab. In der Schweiz können Unternehmer unter<br />
bestimmten Bedingungen (Aktiengesellschaft,<br />
242 | <strong>PRESTIGE</strong>
FINANCE<br />
Die Masse in Bewegung, sprich das Schwarmprinzip, ist der entscheidende Hebel bei Crowdfunding.<br />
Emissionsprospekt) möglichen Investoren Anteile anbieten. Unsere Plattform<br />
c-crowd.com hat diesbezüglich speziell ein Ruling der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht<br />
FINMA eingeholt, um sicherzustellen, dass unsere Aktivitäten<br />
ihr nicht unterstellt sind.<br />
Seriöses Vorgehen<br />
Mit unserer Plattform c-crowd.com glauben wir stark daran, dass sich Unternehmensfinanzierungen<br />
durch Crowdfunding längerfristig etablieren werden.<br />
In der heutigen Zeit sehen wir vor allem Projekte mit überschaubaren<br />
Finanzierungsvolumen (eine Million CHF) im Vordergrund. Mit der steigenden<br />
Bekanntheit des Crowdfundings werden auch die Investitionssummen steigen.<br />
Wichtig ist natürlich, dass die steigende Bekanntheit durch erfolgreiche<br />
Projekte getragen wird. Aus diesem Grund legen wir bei c-crowd.com sehr<br />
viel Wert auf seriöse Projekte. Der Unternehmer muss eine ganz klar definierte<br />
Liste von Informationen einreichen, welche wir dann auf Plausibilität prüfen.<br />
Erst nachdem wir zusätzlich das Geschäftsmodell mit dem Unternehmer<br />
persönlich besprochen und hinterfragt haben, setzen wir das Projekt mit den<br />
gesamten Informationen auf unsere Plattform.<br />
Dann liegt der Ball beim Investor. Er muss die Informationen selbst prüfen,<br />
bevor er seinen Investitionsentscheid fällt. Bei c-crowd.com geben wir keine<br />
Investitionsempfehlungen ab, die Verantwortung liegt voll und ganz beim<br />
Investor. Bei Interesse reicht der Investor über die Plattform eine rechtlich<br />
nicht verbindliche Investitionszusage ein. Wenn der Unternehmer sein Finanzierungsziel<br />
erreicht, so kontaktiert er alle Investoren mit dem Zeichnungsschein<br />
sowie Aktionärsbindungsvertrag. Nach erfolgter Unterschrift<br />
überweist der Investor das Geld auf das Kapitaleinzahlungskonto des Unternehmens,<br />
welches dann die Kapitalerhöhung<br />
ganz normal durchführt. Somit werden die Investoren<br />
direkte Aktionäre des Unternehmens, können<br />
ihre Investition unterstützen und hoffentlich<br />
zum Erfolg führen.<br />
Obwohl der Unternehmer mit Crowdfunding eine<br />
grosse Anzahl von neuen Aktionären gewinnt, behält<br />
er mit dieser Art von Finanzierung die Kontrolle über<br />
den Prozess. Die Bewertung seines Unternehmens<br />
legt der Unternehmer fest, sie ist im Crowdfunding-<br />
Prozess nicht verhandelbar, genauso wie die Anzahl<br />
der neuen Investoren, welche er durch eine<br />
Mindestinvestition pro Person festlegt. Somit ist der<br />
Machtverlust für den Unternehmer kontrollierbar und<br />
genau abschätzbar. Zusätzliche «Ordnung» kann<br />
auch erreicht werden, indem die Stimmen der neuen<br />
Crowdfunding-Aktionäre zum Beispiel vertraglich<br />
gebündelt und durch einen Crowdfunding-Aktionär<br />
vertreten werden.<br />
Brücke zwischen den Generationen<br />
Firmen, die sich über Crowdfunding finanzieren<br />
lassen, haben bereits eine Unternehmenskultur,<br />
geprägt durch Offenheit gegenüber neuen Finanzierungsmöglichkeiten,<br />
Transparenz und<br />
grössere Aktionärskreise.<br />
The Luxury Way of Life | 243
FINANCE<br />
Diese Unternehmen suchen allerdings auch (noch) nicht Investorengelder<br />
in Millionenhöhe. Je länger sich aber Crowdfunding im Markt als erfolgreiche<br />
Finanzierungsmöglichkeit behauptet, umso mehrwird der Markt<br />
die Firmenkultur eines Crowdfunding-Unternehmens bestimmen. Dasselbe<br />
gilt auch für die Investoren, die heute wohl eher jünger und innovativ<br />
sind, aber in Zukunft genauso gut älter und traditionell sein können. Diesbezüglich<br />
versucht c-crowd die Brücke zwischen den Generationen zu<br />
schlagen, indem wir spannende Events organisieren, zu denen sich die<br />
Unternehmen präsentieren und somit den physischen Kontakt zu diversen<br />
Investoren pflegen.<br />
Aktueller Relaunch<br />
Crowdfunding steht in der Schweiz ausschliesslich Aktiengesellschaften<br />
zur Verfügung. Da aber viele Jungunternehmer die GmbH als bevorzugte<br />
Rechtsform wählen, unter anderem wegen dem tieferen Kapitalbedarf,<br />
konnten wir, trotz sehr guten Geschäftsideen, nicht weiterhelfen.<br />
Einem Unternehmen mit vielversprechender Idee nicht helfen zu können,<br />
gefällt uns jedoch nicht. Über die Zeit haben wir festgestellt, dass der<br />
Markt uns ausschliesslich als Finanzierungsplattform für Jungunternehmen<br />
wahrnimmt. Als Start-up muss man sich ständig hinterfragen und<br />
die Strategie anpassen – das galt auch für uns. Daher haben wir unser<br />
Geschäftsmodell insofern angepasst, als dass wir in Zukunft auch Nicht-<br />
Aktiengesellschaften bei der Investorensuche unterstützen können.<br />
Dementsprechend haben wir den c-crowd-<br />
Marktplatz ins Leben gerufen. Hier haben alle<br />
Unternehmen unabhängig von der Rechtsform<br />
die Möglichkeit, ihre Pläne innerhalb von drei<br />
Monaten vorzustellen. Interessierte Investoren<br />
können die Unternehmen direkt kontaktieren<br />
und die Verhandlungen aufnehmen. Die Unternehmen,<br />
die eine Listing-Fee für die drei Monate<br />
zahlen, haben die Möglichkeit, zwischen<br />
einem Basic-Listing oder einem Premium-<br />
Listing zu wählen. Der Unterschied liegt in den<br />
verfügbaren Möglichkeiten, das Unternehmen<br />
zu präsentieren.<br />
Mit Crowdfunding auf der einen Seite und dem<br />
Marktplatz auf der anderen Seite können wir<br />
somit jedem Unternehmer helfen, Investoren<br />
zu finden. In Zukunft werden regelmässige<br />
Events organisiert, an welchen sich die jeweiligen<br />
Start-up-interessierten Investoren präsentieren<br />
können. Wir sehen uns zwar als Online-<br />
Plattform, das Geschäft der Investition basiert<br />
jedoch noch immer sehr oft auf dem persönlichen<br />
Kontakt.<br />
Neue Finanzierungsmöglichkeiten finden und sich dadurch auch abheben.<br />
244 | <strong>PRESTIGE</strong>
it’s a man’s<br />
world<br />
iI<br />
i HACKETT<br />
iI e rmenegiLDO zegna<br />
iiI B AUME ET MERCIER<br />
iV T HOMAS SABO<br />
V v ertu<br />
Vi B OSS<br />
ViI V ICTORINOX<br />
ViiI S CABAL<br />
ix CARUSO<br />
ix<br />
iIi<br />
iv<br />
viii<br />
vii<br />
v<br />
vi<br />
i<br />
The Luxury Way of Life | 245
travel<br />
246 | <strong>PRESTIGE</strong>
Las Vegas ist die Verkörperung des amerikanischen Traums.<br />
Der Traum vom schnellen Glück. Im Neondschungel der Wüstenstadt sind Menschen<br />
auf der Suche nach Ruhm, Reichtum und Unterhaltung.<br />
Yvonne Beck<br />
The Luxury Way of Life | 247
248 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
IInmitten der Mojawüste im Staat Nevada liegt eine glitzernde Neonmetropole.<br />
– Entstanden aus einem Arbeitercamp der ersten Bahnlinie der<br />
Region, schmückte sie sich bereits im Jahr 1905 mit den ersten Saloons<br />
und illegalen Spielhöllen. Im Zuge des Hoover-Damm-Baus zog es mehr<br />
als 5000 Arbeiter vor die Tore der Stadt. Zur gleichen Zeit etwa legalisierte der<br />
Staat Nevada das Glücksspiel, was Las Vegas einen ersten Boom bescherte.<br />
Heute überfluten fast 40 Millionen Besucher jährlich die Stadt. – Alle auf der<br />
Suche nach dem schnellen Glück und Unterhaltung.<br />
Spieltische und Slotmachines<br />
Mitte der 1950er-Jahre begann die Zeit des glamourösen Entertainments:<br />
Frank Sinatra, Dean Martin, Sammy Davis Jr. – zusammen die Rat Packs –<br />
und Elvis traten hier auf. Dieser Tradition bleibt die Glitzerstadt bis zum heutigen<br />
Tag treu. Ob niveauvolle Unterhaltung à la Bette Midler und Céline Dion<br />
oder atemberaubende Shows von David Copperfield und dem Cirque du Solei,<br />
langweilig wird es auch dem anspruchsvollen Besucher nicht. Immer neue,<br />
immer prächtigere, immer fantasievolle Kasinos entstehen. Plötzlich findet<br />
man sich in Venedig, dem alten Rom oder in einem mittelalterlichen Märchenschloss<br />
wieder. Las Vegas ist eine grosse Illusion, eine klimaanlagengekühlte<br />
Kunstwelt, der auch kritische Geister schnell verfallen. Denn wer geniesst es<br />
nicht, wenn der eigene Alltag mal in unwirkliche Ferne rückt. In Las Vegas wird<br />
man bereits am Flughafen zum Spielen animiert. Einige verspielen hier fünfoder<br />
sechsstellige Summen, andere setzten ihr Limit bei 500 Dollar. Black<br />
Jack, Roulette, Würfelspiele und einarmige Banditen versprechen den grossen<br />
Gewinn oder eine leere Brieftasche. Doch auch ausserhalb der Casinos<br />
gibt es eine Menge zu erleben.<br />
Abseits der Casinotische<br />
Dass auch der «Mob», die amerikanische Mafia, die lukrative Wüstenstadt<br />
für sich entdeckte, verwundert wenig: Al Capone, Lucky Luciano und Bugsy<br />
Siegel kämpften um Kasinoprofite. Bugsy Siegel eröffnete auf dem fast noch<br />
unbebauten «Strip» 1946 gar ein eigenes Edelkasino, das «Flamingo», welches<br />
er pompös mit Stargast Frank Sinatra eröffnete. Das echte Mafia-Feeling<br />
lässt sich heute auf der «Mob Tour» neu erleben. Das neue «Mob Museum»<br />
zeigt mit vielen Dokumenten und interaktiven Gadgets<br />
den Aufstieg und Fall der Mafia.<br />
Es macht aus jedem Besucher ein Gang-Mitglied,<br />
welches auf zwanzig Stationen seine kriminelle<br />
Energie testen kann. – Ein interessanter Streifzug<br />
durch die mafiöse Vergangenheit der Stadt.<br />
Der Schauplatz ist passenderweise das alte Bundesgericht,<br />
in dem früher echte Mafia-Fälle verhandelt<br />
wurden. Wie in Ägypten fühlt man sich im<br />
Luxor. Die gläserne Pyramide wird von einer riesigen<br />
Sphinx bewacht und innen wacht ein steinerner Pharao<br />
über das Geschehen. Im Luxor befindet sich zudem «The Artifact Exhibition»<br />
der Titanic. Schmuck, Koffer, Geschirr und andere Hinterlassenschaften<br />
des 1912 gesunkenen Schiffs fanden hier Einzug. Wer sich einmal<br />
wie Leonardo di Caprio fühlen möchte, kann den glamourösen<br />
Nachbau der Haupttreppe des Schiffes hinabsteigen.<br />
The Luxury Way of Life | 249
travel<br />
Einen leicht morbiden Charme verströmt das «Neon Museum» oder besser<br />
gesagt: Friedhof. Hier landen die meisten ausgedienten Schilder der Stadt.<br />
Die über hundert verblichenen Signs, die einiges von der Geschichte der<br />
Stadt widerspiegeln ist ein Highlight für alle Hobbyfotografen und Nostalgiker.<br />
Mehr als 300 Oldtimer gibt es im Imperial Palace zu Bestaunen: Ob Marilyn<br />
Monroes Cadillac, Al Capones Flitzer oder Limousinen ehemaliger Präsidenten,<br />
eine Ausstellung für jeden Automobilliebhaber.<br />
Shows & Konzerte<br />
In Las Vegas bieten alle Themenhotels mindestens eine grosse Unterhaltungsshow<br />
an. Das Colosseum wartet mit Céline Dion, Rod Stewart und Elton John<br />
auf, während im Bellagio die spektakuläre Wassershow<br />
«O» des Cirque du Solei zeigt. In dieser<br />
Show springen Artisten aus zwanzig Metern Höhe<br />
in ein mit fünf Millionen Liter Wasser befülltes<br />
Becken und tauchen erst Minuten später wieder<br />
auf. Grandiose Synchronschwimmer, farbenfrohe<br />
Kostüme und Unterwasserakrobatik faszinieren die<br />
Zuschauer. Im MGM Hollywoodtheater hingegen<br />
zeigt der Meister der Illusion, Mister Copperfield<br />
himself, sein Können. Magie der Extraklasse – wie<br />
aus einer anderen Welt.<br />
250 | <strong>PRESTIGE</strong>
SHORTCUT<br />
Drum prüfe, wer sich ewig bindet …<br />
Fast 100’000 Paare heiraten jährlich in Las Vegas. Ein gültiger Pass ist das Einzige, was «bride» und «groom» brauchen. Hier heirateten<br />
bereits Elvis und Priscilla Presley, Frank Sinatra und Mia Farrow, Britney Spears, Liz Taylor, Cindy Crawford und Richard Gere, Paul<br />
Newman, Jon Bon Jovi, Bruce Willis und Cindy Crawford, Steffi Graf und Andrew Aggasi, Verona Feldbusch und Dieter Bohlen und<br />
genau acht Mal Mickey Rooney. Viele dieser Ehen sind längst geschieden, drum prüfe, wer sich ewig bindet auch in einer Welt voller<br />
Illusionen wie Las Vegas. Dafür kann sich hier jeder auf jede erdenkliche Art vermählen. Sonderwünsche wie heiraten à la Raumschiff<br />
Enterprise oder wie im Mittelalter, mit Stretchlimousine oder im Gruselambiente, mit Gondolieri oder im Heissluftballon – der Fantasie<br />
sind keine Grenzen gesetzt und Las Vegas beflügelt diese. Klar gibt es für ganz Eilige sogar ein «Drive In Chapel».<br />
ZURICH<br />
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CAMEL.CH
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Symphony<br />
Der Reiz der Grossstadt<br />
Metropolen wie Berlin, New York, Tokio üben seit<br />
jeher einen Reiz auf die Menschheit aus.<br />
Ob kulturell, kulinarisch oder partytechnisch,<br />
abwechslungsreich wird es auf jeden Fall.<br />
Yvonne Beck<br />
SStädtereisen stehen hoch im Kurs, denn der Mensch will in seiner<br />
kurzbemessenen Freizeit möglichst viel erleben und was bietet sich<br />
da besser an als ein Trip in eine Grossstadt? Nirgends sonst gibt es<br />
mehr Sternerestaurants, Theater, Museen, Shoppingmöglichkeiten,<br />
Bars und Clubs als in den Megacities dieser Welt. Sie alle haben ihren ganz<br />
eigenen Charmeund bieten schon allein an einem verlängerten Wochenende<br />
oder kurzem Stop-Over eine unvergessliche Zeit. Prestige stellt Ihnen einige<br />
dieser Metropolen vor.<br />
252 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
The Luxury Way of Life | 253
travel<br />
Einwohnerzahl: 13,2 Millionen<br />
Beste Reisezeit: Tokio ist im Sommer heiss und feucht, im Winter trocken<br />
und sonnig. Das angenehmste Reisewetter für Tokio liegt etwa zwischen März<br />
und Mai, hier verschwindet die winterliche Kälte, es wird angenehm warm und<br />
die Regenzeit hat noch nicht eingesetzt.<br />
Things to do: Besuch auf dem Tsukiji Fish-Markt und eine Fischauktion live<br />
miterleben, Meiji Shrine, Shibuya Crossing (hier überqueren bis 3 000 Menschen<br />
bei jeder Grünphase die Ampel), Karaoke singen, Shopping in Ginza.<br />
Foodspots: Tokio ist die Gourmet-Metropole der Welt! Nirgends auf der Welt<br />
gibt es eine höhere Dichte an Sterneköchen als hier. Zu den besten Restaurants<br />
der Welt gehören das «Les Créations de Narisawa» und das «Nihonryori<br />
Ryugin». Das frischeste Sushi der Stadt gibt es jedoch morgens auf dem<br />
Fischmarkt.<br />
Do’s & Dont’s: In Japan sollte man darauf achten,<br />
sich beim Essen selbst nichts zu Trinken einzuschenken.<br />
Dies übernimmt der Gastgeber beziehungsweise<br />
der Tischnachbar. Naseputzen bei<br />
Tisch gilt als sehr unhöflich. Stäbchen sollte man<br />
nie in den Reis stecken. – Das wird nur bei der<br />
Andacht für die Toten gemacht.<br />
VIPs: In Tokio sind zahlreiche bekannte Persönlichkeiten<br />
geboren. Dazu gehören unter anderem<br />
der Maler Takashi Murakami und die japanische<br />
Prinzessin Takamatsu. Auch viele internationale<br />
US-Stars zieht es wenigstens zu Kurzaufenthalten<br />
immer wieder in die Stadt.<br />
Tokio<br />
254 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
Einwohnerzahl: 4,6 Millionen<br />
Beste Reisezeit: Die südliche Ostküste, an der auch Sydney liegt, lässt sich<br />
am besten im australischen Sommer (Oktober bis März) bereisen. Leider ist<br />
das Wetter auch in Australien nicht immer vorhersehbar, die Regen- und Trockenzeit<br />
können sich um einige Wochen verschieben.<br />
Things to do: Sydney gilt als «Hot Spot» für Architektur-Liebhaber, allen voran<br />
die Oper, Hafenbrücke und das Olympiastadion. Bummeln durch Balmain,<br />
speziell die Darling Street und Paddington – der Künstlertreff, mit vielen Modeboutiquen<br />
in spätviktorianischen Terassenhäusern. Hinauf auf den Sydney<br />
Tower (305 m, 2. höchstes Bauwerk der Südhalbkugel) – an klaren Tagen<br />
kann man die rund 80 km entfernten Blue Mountains im Westen sehen.<br />
Foodspots: Das auch in Down Under nicht nur BBQ zelebriet wird beweisen<br />
die Restaurants «Quay» und «Momofuku Seibobo». Sie gehören zu den 50<br />
besten Restaurants weltweit. Die moderne australische Küche lässt Gourmetherzen<br />
höherschlagen.<br />
Do’s & Dont’s: «barbie» – Grillen, gehört zu den<br />
Lieblingsbeschäftigungen der Australier, zusammen<br />
sein in lockerer Atmosphäre, doch «Please<br />
bring your own plate» was heisst, bringen Sie ihren<br />
eigenen Teller Fleisch und Getränke mit. Vorsicht<br />
ist beim weltweit als Victoryzeichen geboten: Wer<br />
die Handfläche dabei zum Körper wendet, beleidigt<br />
seinen Gegenüber.<br />
VIPs: Zu den berühmten Töchtern und Söhnen<br />
der Stadt gehören Hugh Jackman, Ian Thorpe<br />
(australischer Schwimmer und mit fünf Olympia-<br />
Siegen der erfolgreichste australische Olympionike<br />
aller Zeiten) und Peter Lindsay Weir (Regisseur<br />
von «Der Club der toten Dichter» und «Die<br />
Truman Show»).<br />
Sidney<br />
The Luxury Way of Life | 255
travel<br />
Einwohnerzahl: 8,2 Millionen<br />
Beste Reisezeit: In New York können im Winter Schneestürme für reichlich<br />
Chaos auf den Strassen sorgen und im Hochsommer werden Temperaturen<br />
von bis zu 35 Grad Celsius erreicht. Die beste Reisezeit ist daher von April bis<br />
Juni und von Anfang September bis Anfang Oktober. Doch auch die Weihnachtszeit<br />
hat ihren Reiz und das nicht nur wegen des Christmas-Shoppings.<br />
Things to do: Besuch der Freiheitsstatue – NYC Wahrzeichen, Kulturtrip Mo<br />
Ma & Metropolitan Museum, Musicalbesuch am Broadway, Hotdog am Strassenrand,<br />
Besuch einer Rooftop-Bar.<br />
Foodspots: Das «Le Bernardin» ist eines der besten Restaurants der Stadt.<br />
Der französische Küchenchef Eric Ripert konzentriert sich bei seinen Küchenkreationen<br />
auf Meeresfrüchte. Mindestens acht Wochen im Voraus reservieren<br />
muss man im «per se». In dem am Central Park gelegenen Restaurant<br />
zaubert Starkoch Thomas Keller 9-Gänge-Menüs, die in den Gourmethimmel<br />
entführen. Kultig dagegen «Katz’s Delicatessen», hier trafen sich bereits «Harry<br />
and Sally».<br />
Do’s & Dont’s: In Amerika entgegnet ihnen ununterbrochen ein: «How are<br />
you». Natürlich will keiner wirklich wissen, wie es Ihnen geht. Also bitte fangen<br />
sie nicht an, diese Frage ausführlich zu beantworten. Trinkgeld oder «Tip» wird<br />
in den USA bei jeder erbrachten Dienstleistung gegeben. Service ist in Restaurants<br />
prinzipiell nie inbegriffen und muss separat gezahlt werden.<br />
VIPs: Viele Stars und Celebrities wohnen in New York City. Unter anderem<br />
Sarah Jessica Parker (die hier Sex in the City verkörpert), Woody Allen (der<br />
Stadtneurotiker aus Brooklyn), Robert de Niro (der auch ein Restaurant in<br />
NYC besitzt), Gwyneth Paltrow, Tyra Banks, Yoko Ono (die immer im Dakota<br />
Building, vor dem John Lennon erschossen wurde, wohnt).<br />
NEW<br />
256 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
YORK<br />
The Luxury Way of Life | 257
travel<br />
Einwohnerzahl: 6,3 Millionen<br />
Beste Reisezeit: Die höchsten Temperaturen werden in den Sommermonaten<br />
zwischen Dezember und März erreicht. Dann steigt die Quecksilbersäule<br />
auf 30 °C. Wer es nicht ganz so heiss mag und lieber die Stadt erkunden<br />
möchte statt an der Copacabana zu schmoren, sollte sich eher für die südamerikanischen<br />
Wintermonate von Mai bis September als Reisezeit entscheiden.<br />
Things to do: Sicherlich ist der Besuch an der weltbekannten Copacabana<br />
ein Muss, Catedral de Sao Sebastiano, Karneval in Rio, Fussball-WM in Brasilien<br />
2014, auf den Zuckerhut und zur Christus-Statue.<br />
Foodspots: In Brasilien gibt es mehr als nur gegrilltes Fleisch und Steaks.<br />
Das zeigt unter anderem das «Roberta Sudbrack» in Rio. Brasilianische Gewürze<br />
und Produkte typisch und frisch sind hier die Spezialität und das wurde<br />
natürlich bereits mit einem Stern ausgezeichnet.<br />
Do’s & Dont’s: Brasilien ist bekannt für seine hohen sozialen Spannungen.<br />
Persönlichen Besitz wie Kameras, Schmuck, daher nicht zur Schau stellen.<br />
Man sollte nie allein auf verlassenen Strassen herumlaufen. Nehmen Sie sich<br />
lieber ein Taxi. Um einen überteuerten Preis zu vermeiden, sollte man im Voraus<br />
einen guten Preis aushandeln.<br />
VIPs: Viele bekannte Fussballer kommen aus Rio zum Beispiel Ronaldo. Doch<br />
auch im Bereich Kultur hat die Stadt einige Persönlichkeiten hervorgebracht,<br />
ob Paulo Coelho, der Jazzgitarrist Romero Lubambo oder der Komponist<br />
Francisco Manuel da Silva – sie alle wurden unter dem Zuckerhut geboren.<br />
RIO<br />
de JAneiRO<br />
258 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
Einwohnerzahl: 12 Millionen<br />
Beste Reisezeit: Ende Mai bis Ende Juni ist die beste Zeit für eine Reise<br />
nach Russland. Juli und August eignen sich weniger, weil die aufgeheizte Luft<br />
und der Smog in russischen Grossstädten eine Erkundungstour erschweren.<br />
Wer also den Sommeranfang verpasst hat, sollte lieber bis zum Altweibersommer<br />
warten. Denn mit etwas Glück kann man im September in Russland<br />
einen richtig schönen Herbst erleben. Zudem wird am ersten Septemberwochenende<br />
der Geburtstag Moskaus gefeiert.<br />
Things to do: Kremel, Roter Platz, alter und neuer Arbat, Besuch im Bolschoi<br />
Theater, unbedingt mit der Metro fahren, die Haltestellen sind teilweise wahre<br />
Kunstwerke, die Rolltreppen, die zu der Metro führen, sind bis zu 126 Meter lang.<br />
Foodspots: Highclass, russische Köstlichkeiten in vorrevolutionärer und eleganter<br />
Atmosphäre bekommt man im «Café Pushkin» – hier speist Russlands<br />
Elite. Puren, orientalischen Luxus par exellence hingegen präsentiert das «Noahs<br />
Ark». Die schönsten Frauen speisen im «Galereya» bei Arkady Novikov.<br />
Do’s & Dont’s: Ein perfektes Small Talk-Thema ist die Kunst und Literatur,<br />
aber hüten Sie sich vor politischen Themen oder Kritik an Putin. Russen sind<br />
nicht unbedingt unfreundlich, nur weil sie für unsere Verhältnisse recht grimmig<br />
schauen. Ein Lächeln ist in ihrer Kultur dem engen Bekanntenkreis vorbehalten.<br />
VIPs: Die Liste bekannter Persönlichkeiten, die in Moskau (bzw. in Orten, die<br />
heute zum Stadtgebiet Moskaus gehören) geboren wurden, ist lang. In der<br />
Stadt lebten und wirkten viele berühmte russische Schriftsteller und Dichter,<br />
Wissenschaftler und Künstler, die durch ihr Schaffen nicht nur zur russischen,<br />
sondern auch zur Weltkultur einen immensen Beitrag geleistet haben. Heute<br />
tummeln sich viele russische Oligarchen in der Hauptstadt Russlands.<br />
The Luxury Way of Life | 259
travel<br />
Einwohnerzahl: 7 Millionen<br />
Beste Reisezeit: Grundsätzlich regnet es eigentlich immer mal wieder in Hongkong.<br />
Die Hauptregenzeit ist aber von Mai bis September. In dieser Sommerphase<br />
ist es am wärmsten und aufgrund der hohen Niederschläge auch sehr<br />
schwül. Vor allem zwischen Juli und September muss man dann immer wieder<br />
mit heftigen Stürmen in Hongkong rechnen. Die optimale Reisezeit für Hongkong<br />
liegt eher im Winter zwischen Oktober und Februar. Dann ist es angenehm warm<br />
und vor allem recht trocken.<br />
Things to do: Eine Fahrt auf der Star Ferry um Hongkong vom Wasser zu erleben,<br />
zu Fuss zur Schnäppchentour über den Nachtmarkt an der Tempel Street,<br />
ein Ausflug an den Strand – Grossstadt meets beachlife. Den besten Überblick<br />
gibt's auf dem Victoria Peak – kurz «The Peak». Wer Hollywood-Flair mag, sollte<br />
die Avenue of Stars besuchen.<br />
Foodspots: «Amber» und «8½ Otto e Mezzo Bombana» sind Namen, die ein<br />
jedes Gourmetherz höherschlagen lassen. Seinen Aftrenoon Tea (Überbleibsel<br />
der Briten) zelebriert man am besten im «Peninsula Hotel» – seit fast 90 Jahren<br />
the place to be für die Schönen und Reichen. Und kein<br />
Hongkong-Besuch ohne Dim Sum – die beste Adresse:<br />
das «Luk Yu Tea House».<br />
Do’s & Dont’s: Im Westen gilt ein fester, bestimmter<br />
Blick in die Augen des Gegenüber als Ausdruck von<br />
Stärke oder aufmerksamem Zuhören. In China wird<br />
es eher als unangenehm und aufdringlich empfunden,<br />
dem Gesprächspartner zu lange oder zu bestimmt in<br />
die Augen zu gucken. Hongkong ist zwar viel westlicher<br />
als der Rest Chinas, allerdings werden Ihnen<br />
auch hier einige asiatische Besonderheiten auffallen.<br />
VIPs: Jackie Chans und Bruce Lees Wiege stand in<br />
der chinesischen Metropole. Aber auch einige Mitwirkende<br />
des Films «In the Mood for Love», wie der Regisseur<br />
Wong Kar-Wai und die Schauspielerin Maggie<br />
Cheung, machten hier ihre ersten Schritte.<br />
hong kong<br />
260 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
travel
Die<br />
Traditionelle<br />
Thai-<br />
Massage<br />
Kunst der heilsamen Berührung<br />
In Thailand als Nuad Phaen Boran bezeichnet, hat<br />
die Traditionelle Thailändische Massage<br />
eine tiefe Verwurzelung in der lokalansässigen<br />
Gesellschaft der verschiedenen Landeteiles.<br />
Gabriella Cirillo<br />
262 | <strong>PRESTIGE</strong>
NNuad Phaen Boran, das übersetzt so viel wie «uralte heilsame Berührung»<br />
bedeutet, hat seinen Ursprung in Indien. In den letzten<br />
Jahrhunderten wurde die Massage allerdings von diversen kulturellen<br />
Einflüssen geprägt, sodass sich unterschiedliche Techniken<br />
entwickeln konnten. Der Ursprung der Thai-Massage lässt sich daher nicht<br />
mehr en détail nachvollziehen. Die Wurzeln liegen jedoch bereits mehr als<br />
2 500 Jahre zurück, wie die medizinischen Ansätze, welche die Grundlage für<br />
zahlreiche moderne Entspannungstechniken sind.<br />
Ein entspannendes Kulturgut<br />
Heute ist die Thai-Massage-Kultur aus dem thailändischen Alltag nicht<br />
mehr wegzudenken. Sie wird in allen Schichten zelebriert und gehört wie<br />
die Thailändische Küche zur Identität des selbstbewussten Volkes. Sie wird<br />
zudem von den vielen Besuchern des Landes geschätzt. Die Thai-Massage<br />
wird im europäischen Raum auch Thai-Yoga-Massage genannt und ist<br />
dem klassischen Yoga entnommenen. Sie besteht aus passiven Streckpositionen,<br />
Dehnbewegungen, Gelenkmobilisationen und Druckpunktmassagen.<br />
Die Sip Sen, die zehn Energielinien und Felder, die nach ayurvedischer<br />
Lehre den Körper als energetisches Netz durchziehen, werden über sanfte<br />
Dehnung und mit dem rhythmischen Druck von Handballen, Daumen,<br />
Knie, Ellenbogen und Füssen bearbeitet. Sie bringen den Körper wieder<br />
in einen Zustand der Balance. Dabei werden die<br />
Durchblutung und der Stoffwechsel gefördert,<br />
Verspannungen beseitigt und Stresshormone im<br />
Blut abgebaut.<br />
Die Massage wird, im Unterschied zu anderen<br />
Massage-Techniken, bekleidet und liegend auf einer<br />
Bodenmatratze durchgeführt. Traditionell dauert<br />
sie 2 ½ Stunden.<br />
Immer mehr Massage-Spa haben die traditionelle<br />
Massage zeitgemäss interpretiert und ihr einen<br />
eigenen, vielfältigen Charakter verliehen, der noch<br />
mehr Entspannung verspricht. Speziell auf den<br />
westlichen Geschmack ausgerichtete, steht die<br />
vollumfängliche Zufriedenheit aller Sinne klar im<br />
Mittelpunkt. In Thailand gibt es überall wunderbare<br />
Orte der Ruhe und Stille, an denen im Einklang von<br />
Körper und Seele in eine neue unbekannte Welt<br />
abgetaucht werden kann. Imagine stellt Ihnen einige<br />
dieser Geheimtipps vor.<br />
The Luxury Way of Life | 263
travel<br />
Barai-Spa<br />
Das Barai im Hyatt Regency in Hua Hin liegt auf einem mehr als 18’000 Quadratmeter<br />
grossem Grundstück, direkt am Meer. Es ist der Khmer-Architektur<br />
des 11. Jahrhunderts nachempfunden. Das preisgekrönte Spa der Extraklasse<br />
bietet acht exklusive Suiten und 18 exotische Behandlungsräume, jeder<br />
mit eigenem Outdoor-Badepavillon, Open-Air-Massagen, eigener Musikauswahl<br />
sowie Behandlungsritualen nach den vier Elementen. Ganz nach der<br />
Philosophie der Thais, sollten Wasser, Erde, Luft und Feuer in Balance sein,<br />
um die Vitalität von Körper, Geist und Seele zu erhalten. Das Spa ist wie eine<br />
wunderbare Reise durch das eigene Selbst, wobei die Architektur als Führer<br />
dient. Ziel dieser Reise ist ein herrliches Gefühl von Ruhe und Frieden. – Ein<br />
wirklicher Geheimtipp und unvergessliches Erlebnis in einer atemberaubenden<br />
Umgebung! Die eigene Seele wird es nie vergessen. Für alle Wellnessbegeisterten<br />
und Architekturinteressierten ein absolutes Muss!<br />
www.thebarai.com<br />
Phothalai-Spa<br />
Den Höhepunkt in der Thai-Massage-Kultur finden Besucher im Photholai-<br />
Spa. Es wird auch als Königreich der Wellness, Massage und des Spa bezeichnet.<br />
Das Phothalai-Institut und der Wat Po, der älteste Tempel in Bangkok,<br />
wurden ursprünglich während der Epoche der Ayutthaya gebaut. Der<br />
Wat Po-Tempel ist das Zentrum der thailändischen Medizin und Massage. Auf<br />
einer Fläche von 16 Quadratkilometern ist Phothalai der grösste traditionelle<br />
Spa- und Massage-Komplex in Thailand.<br />
Barai-Spa<br />
www.plp.co.th<br />
Dheva-Spa<br />
Das nach himmlischen Wesen benannte Dheva-Spa im Hotel Mandarin Oriental<br />
in Chiang Mai umfasst ein 3 100 Quadratmeter grosses ganzheitliches Spa<br />
und Ayurveda-Center. Das Design des Spas ist von einem antiken Mandalay-<br />
Palast inspiriert. Den Bau aus vergoldetem Teak-Holz krönt ein siebenstufiges<br />
Dach, das für die sieben Schritte zum Nirwana und zur Erlangung geistiger<br />
und körperlicher Vollkommenheit steht. Jeder Quadratzentimeter des Spa ist<br />
reich verziert und mit Skulpturen geschmückt, die Tiere oder symbolische<br />
Motive des Buddhismus versinnbildlichen – eine getreue Nachbildung des<br />
burmesischen Palastes in Mandalay, geschaffen von 150 in der Region ansässigen<br />
Kunsthandwerkern. Die Spa-Einrichtungen bietet 25 Behandlungsräume<br />
und Suiten, alle mit eigenem Bad, einer Dampfdusche, einem beheiztem<br />
Peeling-Tisch aus Marmor und eigenem Entspannungsbereich ausgestattet.<br />
Verschiedene Aquatherapiebereiche, darunter ein Hydrotherapieraum, eine<br />
Vichy-Dusche, ein Behandlungstisch für warmes Körperpeeling, ein türkisches<br />
Bad, Rhassoul-Anwendungen, ein Watsu-Pool, zwei Frisierplätze, ein<br />
Maniküre- und Pediküre-Spa-Café, ein Entspannungsbereich im Freien, eine<br />
Spa-Boutique mit exklusiven Dheva-Spa-Produkten im Sortiment sowie eine<br />
Spa-Akademie zur Ausbildung von Masseuren und Therapeuten oder für<br />
Gastkurse schliessen sich an. – Ein aussergewöhnliches Spa mit einzigartigem<br />
Design in einer atemberaubenden Umgebung, das alle Sinne anregt!<br />
www.mandarinoriental.com/chiangmai/luxury-spa<br />
Dheva-Spa<br />
264 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
The Luxury Way of Life | 265
travel<br />
Thai International Airways Royal Orchid Spa<br />
Einmalig und nur in der Thai Airways Lounge am Flughafen in Bangkok erwartet<br />
Sie das 667 Quadratmeter grosse Thai Royal Orchid Spa. Hier können<br />
sich die Thai-Passagiere der Ersten- und Business-Klasse richtig verwöhnen<br />
lassen. Das Angebot reicht von einer 30-minütigen Nacken- und<br />
Schulter- oder Fussmassage bis hin zu verschiedenen 60-minütigen Ganzkörpermassagen.<br />
– Ganz angepasst an die Bedürfnisse des Reisenden und<br />
nach Art und Weise der wertvollen Thai-Massage-Tradition. Die Wartezeit<br />
auf Ihren Flug wird durch eine Massage im Thai Orchid-Spa zu einer echten<br />
Wohltat. Sie treten den Flug entspannt und mit einem Gefühl der Leichtigkeit<br />
an. Oder wie wäre es nach Ihrem Langstreckenflug mit einer «Thai Royal<br />
Stretching»-Massage, um die Blutzirkulation zu stimulieren und sich wieder<br />
rundum wohlzufühlen? – Die perfekte Abrundung Ihres Wellnessaufenthalts<br />
in Thailand! Nicht nur aufgrund des einmaligen Erlebnisses lohnt es sich mit<br />
Thai International Airways zu fliegen! Das Royal Orchid-Spa befindet sich im<br />
Concourse D, Level 3. Es hat von 06.00 bis 23.30 Uhr geöffnet.<br />
www.thaiairways.com/thai-services/on-the-ground/en/royal-orchid-spa.htm<br />
Chiida-Spa<br />
Für alle, die es in nächster Zeit leider nicht nach<br />
Thailand verschlagen wird, befindet sich seit Mai<br />
<strong>2013</strong> das Chiida-Spa in Zürich Seefeld. Der vielversprechende<br />
Name des Chiida-Spa entstammt<br />
den Worten Chi (innere Kraft) und Lanna (Nordthailand).<br />
In diesem einzigartigem Thai-Spa wird ihr<br />
Körper verwöhnt, ihr Geist entspannt und die Seele<br />
gestärkt. Gleichzeitig wird ihre innere Schönheit<br />
aktiviert und zum Blühen gebracht. Das gesamte<br />
Programm basiert auf den ursprünglichen Thai-<br />
Weisheiten des Chiida-Spa in Thailand. Daher ist<br />
ein genussvolles, authentisches Thai-Wellness-<br />
Spa-Erlebnis garantiert. Von der freundlichen Begrüssung<br />
bis hin zum beispielhaften Service sowie<br />
einem Auge fürs Detail stimmt hier einfach alles.<br />
Mit Konzentration werden Sie von den erfahrenen<br />
und qualifizierten Therapeutinnen verwöhnt. – Ein<br />
genussvolles und authentisches Chiida–Thai-Spa-<br />
Erlebnis im Herzen von Zürich!<br />
www.chiidaspa.ch<br />
266 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Für mein romantisches Rendezvous:<br />
Pop und klassische Liebeslieder<br />
Für mein Couture-Einkaufserlebnis:<br />
Die neuesten Kollektionen vom Laufsteg<br />
Musik- und Visuellunterhaltung<br />
für jede Stimmung.<br />
Ich bin nicht die gleiche Person bei jedem<br />
Flug. Meine Welt ist luxuriös und ich lebe<br />
meine Stimmungswechsel. Eine persönliche<br />
Begleitung durch das Check-in und die<br />
Passkontrolle an Bangkoks Flughafen Suvarnabhumi<br />
geniesse ich immer, auch werde ich<br />
dort mit einer Spa-Behandlung verwöhnt.<br />
An Bord, eine erlesene Gourmetselektion,<br />
Privatsphäre-Optionen mit dem zum bequemen<br />
Bett wandelbaren Sitz und immer neuesten<br />
Unterhaltungsprogramm, was möchte ich<br />
heute? Das muss ich jetzt noch nicht entscheiden.<br />
An Bord der Royal First Klasse wähle ich,<br />
was und wann ich will. Ich fliege THAI.<br />
Information und Reservation: T 044 215 65 00, www.thaiair.ch,<br />
reservation@thaiair.ch oder in jedem Reisebüro.<br />
The Luxury Way of Life | 267
Ich treffe Kiki Kausch in der First Class-Lounge am Airport in Abu Dhabi. Hier kreuzen<br />
sich einmal mehr unsere Wege: das letzte Mal in Hamburg<br />
und davor in Marrakesch. Die Fotokünstlerin aus Berlin ist im Eiltempo unterwegs.<br />
Angelika Moeller<br />
Kiki Kausch
Der Tag beginnt mit leeren Tischen und frischem Blau am Himmel und im Meer.<br />
The Luxury Way of Life | 269
travel<br />
IIhre Karriere verdankt Kiki Kausch einer Begegnung<br />
mit Karl Lagerfeld. Ihre Arbeiten<br />
werden hochpreisig gehandelt. Besonders<br />
populär sind die grossformatigen Triptychons<br />
mit Celebrities wie Pierce Brosnan, Michael Gorbatschow<br />
oder Leonardo DiCaprio. Auch dessen<br />
aktuelle Liebschaft, das Model Toni Garn, wurde<br />
von Kiki schon vor einigen Jahren während der Fashion<br />
Week in Berlin porträtiert. In Berlin hat sie<br />
gerade Matt Damon fotografiert. Ihr Leben ist und<br />
war gespickt von zufälligen Begegnungen und Begebenheiten.<br />
Intuitiv hält sie den Moment mit ihrer<br />
Kamera fest. Sie nennt es Arbeitsabenteuer. Wer<br />
meint, dass Familie und Freunde bei dieser Powerfrau<br />
auf der Strecke bleiben, ist schief gewickelt.<br />
Auch während einer Privatreise entstand eine poetische<br />
Fotoserie in Tel Aviv, die exklusiv in Prestige<br />
erscheint.<br />
Prestige: Was waren Ihre Beweggründe, letzten<br />
April nach Israel zu fahren?<br />
Kiki Kausch: In erster Linie wollte ich meiner Tochter,<br />
die gerade zum Austausch bei einer jüdischen Familie in<br />
New York war, den realen Alltag der Menschen dort zeigen.<br />
Dass ich selbst dabei auch wertvolle Momente mit der Kamera<br />
würde festhalten können, hatte ich sehr gehofft. Und<br />
so kam es dann auch.<br />
Ihre letzte Station war Tel Aviv. Was hat Sie dazu<br />
inspiriert, Ihr Fotoshooting auf das «Strandleben»<br />
zu fokussieren?<br />
Der Strand symbolisiert einen schmalen Gefühlsgrat, auf<br />
dem die Israelis leben: zwischen Angst vor dem Untergang<br />
auf der einen Seite – einem Leben unter ständiger Bedrohung<br />
– und der fröhlichen Unbekümmertheit auf der anderen<br />
Seite. 14 Kilometer Sand und diese sonnenschwere Lässigkeit,<br />
die nur Grossstädte am Meer haben, – am Strand verliebt<br />
man sich sofort in diese Stadt. Ich habe meinen Spaziergang<br />
morgens in Jaffa begonnen und bin zum Schluss<br />
im neuen Vergnügungsviertel am alten Hafen gelandet. Das<br />
perfekte Timing, um in das turbulente Nachtleben einzutauchen,<br />
welches Tel Aviv so lebenswert macht.<br />
270 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
Lunch in Jaffa: ein Tomaten-Tomaten-Salat.<br />
The Luxury Way of Life | 271
travel<br />
272 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
Triptychon, «A Man’s World», Edition of 5, Size 150 x 100 cm each Panel.<br />
The Luxury Way of Life | 273
travel<br />
Können Sie uns etwas von Ihren Eindrücken über Tel Aviv erzählen?<br />
In Jaffas Altstadt und auf der Promenade war ein unheimliches Gewusel von Menschen<br />
und Mäusen. Die Leute sitzen, reden, gucken, gucken, reden, sitzen. Später am Beach viele<br />
junge Männer, die wohl frei vom Militär haben und sich für ein paar Stunden austoben.<br />
Ihre Körpersprache sagt: Schau, ich bin stark und stolz. Erst wenn dann schwer bewaffnete<br />
Polizei durch den Sand patrouilliert und Helikopter den Strand aus der Luft scannen,<br />
weiss man schlagartig wieder, wo man ist.<br />
Welchen Bezug haben die Bilder aus Tel Aviv zu Ihrem künstlerischen<br />
Gesamtwerk?<br />
Es entstand zum Beispiel ein neues Triptychon und einige Einzelarbeiten, die beim Betrachter<br />
etwas bewegen mögen. Das ist es, was ich möchte. Es sind die kleinen, manchmal<br />
intimen Momente, die Grosses ausdrücken können. Ich reagiere intuitiv darauf und<br />
mache immer sehr wenige Aufnahmen, um diese Momente nicht in einem Meer von Klicks<br />
zu verlieren. Generell lasse ich mich auf Themen ein, von denen ich glaube, dass sie in<br />
unsere Zeit passen und dennoch immer eine eigene Attitude besitzen. Eigenwilligkeit ist<br />
ein Teil von mir. Ich suche das Überraschende – und meistens finde ich es auch. Aber das<br />
sollen andere beurteilen. Ich biete etwas an und wenn es angenommen wird, ist es eine<br />
grosse Ehre. (Just klingelt ihr Telefon. Ein Sammler aus Los Angeles. Kiki plaudert munter<br />
in Englisch weiter, als sei ich gar nicht da.)<br />
Erzählen Sie uns was von Ihrem aktuellen Projekt …<br />
Wollen Sie das wirklich wissen? (Lacht.) Aber seien Sie nicht neidisch, es ist wirklich auch<br />
harte Arbeit! Ich pendele gerade zwischen den Seychellen und Grönland. An den schönsten<br />
Stränden der Welt habe ich die rote Tasche inszeniert und für ein Umweltprojekt fotografiere<br />
ich Eisberge. Es ist also gerade eine sozusagen heisskalte Zeit in meinem Arbeitsleben.<br />
Ach ja, und es ist auch wieder Ausstellungszeit – in München bis Ende des Jahres.<br />
Und was sind Ihre nächsten Pläne?<br />
Eine Ausstellung in Schanghai im Spätherbst und dann habe ich gerade mit einer neuen<br />
Serie begonnen. Es dreht sich alles um eine begehrliche Vintage-Herrenuhr: «Watch the<br />
Watch», die die schönsten Bars der Welt besuchen wird. Das «wilde Kerle-Pendant» zur<br />
roten Tasche. Das alles soll im nächsten Jahr als wunderschönes Designbuch erscheinen<br />
und dann wartet da noch die MS Europa für eine grosse Asienreise auf hoher See mit<br />
Künstlerin und Ausstellung. Wollen Sie mitkommen? (Lacht und eilt zum Gate.)<br />
274 | <strong>PRESTIGE</strong>
Am frühen Abend ready for Party.<br />
The Luxury Way of Life | 275
276 | <strong>PRESTIGE</strong>
Aufgeregte «Beachboys» zur blauen Stunde.<br />
The Luxury Way of Life | 277
travel<br />
«Angel» am Pier in Jaffa. 100 x 150 cm, C-Print auf Aludiabond.<br />
SHORTCUT<br />
Kiki Kausch lebt in Berlin.<br />
Aktuelle Ausstellung bis Ende <strong>2013</strong> in München:<br />
Rilano Bar im Lenbach Palais<br />
www.kikikausch.com<br />
278 | <strong>PRESTIGE</strong>
kolumne<br />
Von der Faszination der Edelsteine<br />
Was beflügelt eigentlich die<br />
Menschen, etwas besitzen zu<br />
wollen, was andere oder viele andere<br />
nicht haben? Das absolute<br />
Statussymbol war seit jeher ein<br />
hochherrschaftliches Haus zum<br />
Imponieren. Der Sonnenkönig<br />
fühlte sich im Louvre eines Tages<br />
zu eingeengt und liess kurzerhand<br />
Schloss Versailles bauen.<br />
So absurd es scheinen mag, ein<br />
Amerikaner namens David Siegel<br />
versuchte doch tatsächlich, sich<br />
in Florida eine Kopie von Schloss Vera Dillier<br />
Versailles nachzubauen, ein bisschen<br />
kleiner zwar, aber immer noch völlig überdimensioniert<br />
als Wohnhaus für ihn und seine zehnköpfige<br />
Familie. Es sollte mit 9000 Quadratmetern Wohnfläche<br />
das grösste Einfamilienhaus Amerikas werden.<br />
Aber dann kam 2008 die Wirtschaftskrise und aus<br />
war der Traum – unvollendet blieb der Bau. In der<br />
faszinierenden Langzeit-Dokumentation über 5 Jahre,<br />
«The Queen of Versailles», sieht man zu Beginn der<br />
Reportage den stolzen Besitzer und seine extravagante<br />
dritte Gemahlin Jackie, eine ehemalige Schönheitskönigin,<br />
mit ihren acht verwöhnten Kindern in<br />
ihrem «alten» Haus (2600 m 2 Wohnfläche und 19 Angestellte).<br />
Sie klagt der Reporterin affektiert: «Dieses<br />
Haus hier platzt aus allen Nähten.» Weshalb sie nun<br />
Versailles bauten. «Wir benötigen einfach mehr Platz!»<br />
Während der Wirtschaftskrise strichen ihnen die Banken<br />
plötzlich alle Kredite und man musste auch bis auf<br />
zwei Thailänderinnen das ganze Hauspersonal entlassen.<br />
Danach herrschte im ganzen Haus das nackte<br />
Chaos. Irgendwann im Laufe des Filmes hat man nur<br />
noch echtes Mitleid mit der Hausfrau, die verzweifelt<br />
versucht, das riesige Haus und ihre grosse Familie<br />
irgendwie zusammen zu halten, was ihr aber nicht<br />
gelingt. Sie versucht sich beim Kochen, der Mann verschanzt<br />
sich genervt in seinem Büro, die verwöhnten<br />
Gören lamentieren, dass sie keinen Chauffeur mehr<br />
haben, der sie herumfährt. Diesen Herbst soll nun ihr<br />
nicht fertig gebautes «Versailles» versteigert werden.<br />
Vor Jahren war ich von Baron und Baronesse Portanova<br />
in ihr Haus «Arabesques» in Acapulco eingeladen.<br />
Auch dieses – vom James Bond-Film «Licence<br />
to kill» bekannte Haus – war völlig überdimensioniert.<br />
Um die private Villa zu bewirtschaften, brauchten sie<br />
tatsächlich 68 feste Hausangestellte, davon allein<br />
vier ausgebildete Elektriker. Ich fand das alles wunderschön,<br />
aber alles andere<br />
als gemütlich. Natürlich war es<br />
faszinierend, wenn auf Knopfdruck<br />
aus Felsen Wasserfälle<br />
raussprudelten und anstatt eines<br />
Liftes eine Drahtseilbahn<br />
rauf und runter fuhr, damit man<br />
die verschiedenen Etagen des<br />
an ein Hang gebauten Hauses<br />
bequem erreichen konnte. Das<br />
reizende Paar liebte es, illustre<br />
Gäste zu empfangen – der ganze<br />
Jetset fand sich jeweils dort<br />
ein. Als Sandra Portanova mein<br />
doch leicht verblüfftes Gesicht<br />
beim Anblick der überdimensionierten Räume sah, lächelte<br />
sie mich schalkhaft an und kokettierte: «Weisst<br />
du, Vera, ich habe mir das ganze in Fuss (30 cm) vorgestellt.<br />
Der Architekt aber dachte in Yards (90 cm).<br />
Jetzt ist es halt dreimal so gross geworden.» Nach<br />
dem frühen Tod des charmanten und schwerreichen<br />
Ehepaars ist das Haus 2004 verkauft worden und<br />
dient heute als Hotel.<br />
Der moderne, junge Mensch von heute denkt da ganz<br />
anders: Eine grosszügige Wohnung an einer In-Lage<br />
ist viel trendiger. Man schliesst sie ab, verreist und geniesst<br />
seine Freiheit.<br />
Und wie ist es mit anderen Statussymbolen? Beim<br />
Luxussportwagen wird man schnell zum Fussgänger,<br />
wenn man nur einmal zu rasch fährt: Eine der vielen<br />
Radarfallen bekommt das bestimmt mit. Der ungetrübte<br />
Neid ist einem auch nicht mehr gewiss. Mit<br />
sündhaft teuren Uhren oder Schmuck à la Liz Taylor<br />
kann man sich nur noch in Luxus-Reservaten frei bewegen,<br />
sonst ist es zu gefährlich. Zum Glück bleibt<br />
noch die Mode, wo sich Reiche und weniger Reiche<br />
mit Designermode und Luxustäschchen à la Vuitton,<br />
Gucci oder Tom Ford eindecken können. Ausstaffiert<br />
mit solchen Statussymbolen kann nun jede und jeder<br />
in ach so vornehme Läden wie die von «Nespresso»<br />
gehen, wo ihnen die Auswahl von Kaffee-Kapseln von<br />
hochnäsigen Verkäuferinnen so zelebriert wird, als<br />
wenn es sich um den Kauf von wertvollen Diamanten<br />
handeln würde.<br />
Fazit: Die klassischen Statussymbole sind auch nicht<br />
mehr das, was sie mal waren. Freiheit und Unabhängigkeit<br />
des Einzelnen sind als Statussymbole wichtiger<br />
geworden.<br />
The Luxury Way of Life | 279
Rubriken<br />
top<br />
events<br />
280 | <strong>PRESTIGE</strong>
Die<br />
Topelite<br />
DES<br />
Sports<br />
Golf der Spitzenklasse in der Walliser Bergwelt<br />
Das Omega European Masters ist eines der<br />
prestigereichsten und traditionellsten<br />
europäischen Professional Golfturniere.<br />
Das im Herzen der Schweizer Alpen gelegene<br />
Crans-Montana bietet mit seinem Golfclub<br />
Crans-sur-Sierre ohne Zweifel den spektakulärsten<br />
Austragungsort der PGA European Tour.<br />
Yvonne Beck<br />
Omega European Masters / Hervé Deprez<br />
The Luxury Way of Life | 281
Top Events of Switzerland<br />
WWo genau die Wiege des Golfsports stand, ist ungewiss. Keine<br />
andere Sportart feiert und zelebriert ihre eigene Geschichte so<br />
wie der Golfsport, keine hält die Tradition so hoch. Und das, obwohl<br />
bis heute nicht als gesichert gilt, ob es tatsächlich holländische<br />
Edelleute waren, die um 1295 ihre Freizeit mit der Urform des Golfspiels<br />
verbrachten, oder ob nicht schon die alten Römer ähnliche Spiele kannten.<br />
Oder ob nicht das, was dem heutigen Golf am nächsten kommt, tatsächlich<br />
doch in Schottland erfunden wurde. Sicher ist jedoch: Keine zweite Sportart<br />
hat sich, was Ausrüstung und Material angeht, so sehr technologisch und<br />
rasant nach vorne entwickelt, ohne dabei das Interesse an der eigenen Vergangenheit<br />
zu verlieren.<br />
Die Geschichte der Europaen Masters, dem früheren Swiss Open<br />
Auf eine lange und traditionsreiche Geschichte blickt auch das Omega European<br />
Masters zurück. Erstmals wurde das Turnier – unter dem Namen<br />
Swiss Open – im Jahr 1923 ausgetragen. Zu dieser Zeit existierten in der<br />
Schweiz erst elf Golfclubs. Der Älteste unter ihnen, der 1898 gegründete<br />
Engadin Golf Samedan, führte die ersten drei Swiss Open durch. Bis ins<br />
Jahr 1938 fand das Turnier wechselweise in Luzern, Lausanne, Samedan<br />
und Zürich Zumikon statt.<br />
Der Golfclub Crans-sur-Sierre übernahm die Organisation des Swiss Opens<br />
über 72 Löcher erstmals 1939. Infolge des Zweiten Weltkrieges wurde das<br />
Turnier von 1940 bis 1947 nicht ausgetragen. Seit 1948 fand das Swiss Open,<br />
das 1983 zum European Masters aufgewertet wurde, seinen ständigen Austragungsort<br />
im Golfclub Crans-sur-Sierre. Der Italiener Ugo Grappasonni<br />
gewann das erste Nachkriegs-Open und doppelte im Jahr 1952 nach. Die<br />
italienischen Pros, wie der unvergessliche Aldo Casera (1950), Alfonso Angelini<br />
(1957 und 1966) und Roberto Bernardini (1968 und 1969), prägten mit<br />
ihren Erfolgen die Geschichte des Swiss Opens bis Ende der Sechzigerjahre.<br />
Erst 1997 triumphierte mit Costantino Rocca wiederum ein Italiener. Obwohl<br />
regelmässig berühmte Namen wie beispielsweise Dai Rees, Harold Henning,<br />
Bob Charles, Peter Townsend oder Graham Marsh auf der Siegerliste<br />
standen, durchlebte das Swiss Open von Mitte der Sechziger- bis Ende der<br />
Siebzigerjahre recht schwierige Zeiten, weil in England gleichzeitig ein Konkurrenzturnier<br />
stattfand. Ein nicht immer befriedigendes Teilnehmerfeld und<br />
Schwierigkeiten in der Finanzierung führten 1978 zur Turnier-Reorganisation<br />
und gezielter Sponsorensuche. Doch die Zeiten änderten sich schnell. Bereits<br />
1979 wurde jedes Loch des Parcours von einem Sponsor unterstützt, das<br />
Budget überstieg 400’000 Franken und ausländische Pros von Rang und Namen<br />
nahmen teil. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich das Swiss Open<br />
immer weiter bis hin zu einem der bekanntesten und prestigeträchtigsten Turniere<br />
der PGA European Tour.<br />
Zum 67. Mal auf dem Walliser Hochplateau<br />
In diesem Jahr fand das Omega European Masters vom 5. bis 8. September<br />
in Crans-Montana statt, wie immer mit einem kontrastreichen Teilnehmerfeld<br />
von Golflegenden über Turniersiegern aus aller Welt bis zu Supertalenten.<br />
Die 156 Spieler kämpften um das um 100’000 Euro erhöhte Preisgeld<br />
von 2,2 Millionen Euro. Zu den Turnier-Aushängeschildern <strong>2013</strong> zählten die<br />
Major-Sieger Padraig Harrington (Irl; British Open 2007 und 2008 sowie US<br />
PGA Championship 2008) und Darren Clarke (NIrl; British Open 2011), Miguel<br />
Angel Jiménez (Sp; zum 25. Mal in Folge in Crans-Montana mit Sieg in<br />
2010), Richard Sterne (SA; dank bisher bester Saison aktueller Vierter in<br />
282 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 283
der europäischen Preisgeldliste), Matteo Manassero (It; mit Triumph im BMW<br />
PGA Championship <strong>2013</strong> und 5. im Europaranking), Branden Grace (SA; 6.<br />
im Europaranking), Thomas Björn (Dä; 18 Jahre auf der European Tour mit 41<br />
Top-3 Plätzen, darunter Crans-Sieg 2011), Paul Casey (Eng; mit beachtlichem<br />
Comeback nach Snowboard-Unfall), Paul Lawrie (Scho; im 27. Jahr als Berufsspieler<br />
mit unvergesslichem British Open-Sieg 1999), Richie Ramsay (Scho;<br />
Masters-Titelverteidiger 2012), Michael Campbell (Nzl; Major-Gewinner US<br />
Open 2005) sowie Ye Wocheng (12-jähriges chinesisches Golf-Wunderkind,<br />
jüngster Spieler, der je am Omega European Masters teilgenommen hat).<br />
Seit 2009 ist das Omega European Masters das erste europäische Turnier,<br />
das mit der Asian Tour eine Verbindung eingeht und den 30 besten asiatischen<br />
Professionals die Möglichkeit gibt, sich mit ihren Kollegen aus Europa<br />
und anderen Kontinenten zu messen. Das leistet einen weiteren, grossen<br />
Beitrag zur vielversprechenden Mischung des Teilnehmerfelds. An der Spitze<br />
des asiatischen 30er-Kontingents stehen der Thailänder Kiradech Aphibarnrat,<br />
als klarer Leader in der Jahreswertung der Asian Tour, der zweitklassierte<br />
Gaganjeet Bhullar (Ind) und Thongchai Jaidee (Thai; 17. im Europaranking).<br />
Von den Schweizer Professionals erhielten einen Startplatz: Martin Rominger,<br />
Ken Benz, Damian Ulrich, Raphaël de Sousa und Fredrik Svanberg.<br />
Fantastische Ergebnisse & Rekorde<br />
Die eindrucksvolle Geschichte des Swiss Open resp. European Masters weist<br />
zahlreiche Rekorde auf. So brauchte der Spanier José Maria Cañizares 1978<br />
nur 27 Schläge für neun Löcher. Dieselbe Leistung wurde in den folgenden<br />
Jahren drei Mal erreicht: von Joakim Haeggman (1977 Alfred Dunhill Cup)<br />
und Robert Lee (1985 Johnnie Walker Monte Carlo Open und 1987 Portuguese<br />
Open). Baldovino Dassu war der erste Spieler, der 1971 die «magic<br />
60» in der European Tour erreichte. Seitdem wurde diese Leistung neun Mal<br />
erzielt. Im Jahre 1996, als er sich auf dem Weg zum Sieg in Crans-Montana<br />
befand, erzielte Colin Montgomerie das niedrigste 36-Loch-Resultat in der<br />
Geschichte der European Tour 124 (-18) und besiegte so Sam Torrace um 4<br />
Schläge. Noch beachtlicher ist Anders Forsbrands Resultat aus dem Jahre<br />
1987, als der Schwede die letzten 54 Loch in 192 (-24) spielt. Damit stellte<br />
er einen neuen Tour-Rekord auf. Dank seinem Wire-to-wire-Sieg 1984 konnte<br />
der Kanadier Jerry Anderson seinen Namen ins Rekordbuch eintragen.<br />
Sein 72-Loch-Resultat von 27 unter Par bleibt noch immer das beste Total<br />
unter Par. Eines der spektakulärsten Finishs der European Tour fand jedoch<br />
1992 statt, als Jamie Spence die letzte Runde mit zehn Schlägen unter Par<br />
im Rückstand startet und es ihm dank Können und Glück gelang, Anders<br />
Forsbrand im Play-off zu schlagen. Hiermit erzielte er das grösste Comeback<br />
eines Siegers in der letzten Runde und egalisierte Neil Coles’ Rekord beim<br />
Players Championship Turnier 1977.<br />
Diese und viele andere Geschichten machten die Omega European Masters<br />
zu dem, was sie sind: eins der prestigeträchtigsten Turniere der Welt.<br />
Was macht diesen Erfolg aus?<br />
Das Turnier ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. Mit dem Umbau von<br />
vier Löchern und dem Erstellen einer «Naturtribüne» für 3 000 Zuschauer<br />
beim Loch 13 wurde der Severiano Ballesteros Championship Parcours noch<br />
spektakulärer gestaltet. So festigte das Turnier einmal mehr seine Stellung in<br />
der European Tour durch Modernisierung des Parcours. In enger Kooperation<br />
mit dem Golfclub Crans-sur-Sierre wurden seit dem letzten Turnier für<br />
284 | <strong>PRESTIGE</strong>
Top Events of Switzerland<br />
rund 2,7 Millionen Franken vier Löcher attraktiv umgebaut. Die grösste Veränderung<br />
ist die zusätzliche «Naturtribüne» beim Par-3-Loch Nummer 13 für<br />
rund 3 000 Personen. Das Grün wurde um neun Meter abgesenkt und mit<br />
Wasser umgeben. Das Fairway 10 wurde teilweise tiefer gelegt und vor dem<br />
Grün, das besser gesehen werden kann, ein strategisch gelegener, neuer<br />
See angelegt. Auch beim Loch 12 kommt Wasser ins Spiel: Direkt vor dem<br />
Grün wurde ein See von 400 Quadratmetern gebaut, was den zweiten Schlag<br />
wesentlich erschwert. Für die Berufsspieler ebenfalls schwieriger zu spielen<br />
ist jetzt das Loch 17, bei dem ein neu angelegter Bach das Fairway durchquert.<br />
In den nächsten drei Jahren sollen weitere 2,5 Millionen Franken in den<br />
Umbau der Löcher 1, 2, 4, 5 und 9 investiert werden.<br />
Zum Erfolg und Renommee der Omega European Masters tragen sicherlich<br />
die Schönheit des Hauptplateaus von Crans-Montana mit dem beeindruckenden<br />
Alpenpanorama, die herzliche Gastfreundschaft und die einzigartige<br />
Ambiance bei. Hinzu kommt die grossartige Unterstützung und Treue einer<br />
ganzen Reihe von renommierten Sponsoren. Das ehemalige Swiss Open und<br />
jetzige Omega European Masters ist zu einem internationalen Grossanlass<br />
sowohl in sportlicher als auch in wirtschaftlicher und touristischer Hinsicht<br />
herangewachsen. Kurz: Golf at it’s Best!<br />
Facts & Figures<br />
Omega European Masters <strong>2013</strong><br />
Das 79. Open Suisse de Golf ist zum 67. Mal in Crans-sur-Sierre<br />
ausgetragen worden. Es ist das zweitgrösste Sportevent der Schweiz.<br />
Das erste Turnier: 1923<br />
Die meisten Siege 3:<br />
Alex Ross, 1923, 25, 26<br />
Auguste Boyer, 1930, 34, 35<br />
Dai Rees, 1956, 59, 63<br />
Harold Henning, 1960, 64, 65<br />
Seve Ballesteros, 1977, 78, 89<br />
Jüngster Sieger: Severiano Ballesteros, 1977, 20<br />
Ältester Sieger: Eduardo Romero, 2000, 46<br />
Niedrigster Score: 60 (-12), Jamie Spence,<br />
1992; 60 (-11), Baldovino Dassu, 1971<br />
Preisgeld: Mit 2,2 Millionen Euro das grösste Preisgeld der Schweiz<br />
Budget: 10 Millionen Franken<br />
Titelsponsor: Omega (seit 2001)<br />
The Luxury Way of Life | 285
Olympia<br />
an<br />
einem<br />
Abend<br />
Bei «Weltklasse Zürich» ist der Name Programm –<br />
seit 85 Jahren. Vom «White Lightning»<br />
bis zum «Lightning Bolt»: Die schnellsten<br />
Menschen unseres Planeten bescherten<br />
dem Letzigrund manche Sternstunde, egal über<br />
welche Distanz.<br />
Manuel Stocker<br />
286 | <strong>PRESTIGE</strong>
AAls das erste Flugzeug am 14. Oktober 1947 die Schallmauer<br />
durchbrach, war Armin Hary zehn Jahre alt und das «Amerikaner-<br />
Meeting» auf dem Letzigrund erst wieder am Aufblühen. Nichts<br />
deutete darauf hin, dass aus der Fügung, Weltklasseathlet und<br />
«Weltklasse Zürich», dereinst ein «Urknall» hervorgehen würde. – Diese<br />
Fügung den Ausgangspunkt einer neuen sporthistorischen Zeitrechnung<br />
markieren sollte.<br />
Armin Hary: Der erste 10,0-Sekundensprinter<br />
9,90, 9,95 und 10,00 Sekunden zeigten die Uhren am 21. Juni 1960 in Zürich<br />
an, als sich der 23-jährige Deutsche nach 100 Metern ins Ziel warf.<br />
Für einen Augenblick schien die Welt stillzustehen. Zum ersten Mal in der<br />
Geschichte durchmass ein Mensch die prestigeträchtige Distanz in blanken<br />
10,00 Sekunden. Handgestoppt. «The White Lightning», wie die angelsächsische<br />
Presse den späteren Olympiasieger von Rom nannte, hatte auf<br />
dem Letzigrund eingeschlagen. Mit einer derartigen Wucht, dass die Jury<br />
im Nachgang einen Fehlstart monierte. Der gelernte Feinmechaniker soll in<br />
den Schuss «gefallen» sein.<br />
35 Minuten später kamen die 14’122 Zuschauer deshalb erneut in den Genuss,<br />
den «weissen Blitz» mit eigenen Augen zu sehen. Diesmal wurde<br />
Hary in 10,00, 10,00 und 10,10 gestoppt. Ein Moment für die Ewigkeit, eingefangen<br />
von einer 16 mm-Kamera des Schweizer Fernsehens, welches<br />
das Meeting anderntags in einem Kurzbeitrag ausstrahlte. «Ich bin noch<br />
nie auf einer so schnellen Bahn gelaufen», bekannte Deutschlands Sprinter<br />
des Jahrhunderts, «nach Martin Lauers Rekordläufen im vergangenen<br />
Jahr wusste ich, hier oder nie läufst du Weltrekord.»<br />
Martin Lauer: Der erste Weltrekordhalter in Zürich<br />
Harys Landsmann, Martin Lauer, war der erste Athlet gewesen, der das<br />
ab 1959 verwendete Gütesiegel «Weltklasse Zürich» mit einem Weltrekord<br />
versah – und zwar gleich doppelt. Am 7. Juli nutzte der Atomphysikstudent<br />
die kalifornische Hochwetterlage und die sorgfältig präparierte Rotgrundbahn<br />
für 13,20 Sekunden über 110 m Hürden und 22,50 Sekunden über<br />
200 m Hürden. Zusammen mit Hary begründete der spätere Hitparadensänger<br />
den Ruf der Zürcher «Piste magique». Lauers Lohn: 20 Prozent Rabatt<br />
auf eine Schweizer Uhr. Leichtathleten unterstanden damals noch den<br />
strengen Amateurbestimmungen und hatten lediglich Anspruch auf Kost<br />
und Logis. Gleichwohl gelang es den Zürcher Organisatoren, die Besten<br />
der Besten, die Crème de la Crème, der weltumspannendsten Sportart auf<br />
den Letzigrund zu locken. Von Anfang an.
Armin Hary<br />
Paavo Nurmi: Die erste Sportikone zu Gast<br />
Man schrieb den 12. August 1928, als die Geburtsstunde des internationalen<br />
Meetings des Leichtathletikklubs Zürich schlug. Knapp vier Jahre nach dem<br />
Spatenstich zur Errichtung einer Aschenbahn auf dem Letzigrund konnten<br />
die Veranstalter dem Schweizer Publikum den grössten Läufer jener Epoche<br />
präsentieren: Paavo Nurmi. Die erste Sportikone des 20. Jahrhunderts hatte<br />
alle Weltrekorde von einer Meile bis 10’000 m inne und in Amsterdam über die<br />
25 Stadionrunden just sein neuntes Olympiagold gewonnen.<br />
In Zürich vermochte der schweigsame Finne die 3 000 Schaulustigen in den<br />
Bann zu ziehen – nicht mit markigen Sprüchen, sondern allein kraft seiner<br />
Beine. Die Stoppuhr in der rechten Hand, gewährte er den fünf nationalen Mitstreitern<br />
einen Vorsprung von 250 bis 300 m und schaffte es dennoch scheinbar<br />
mühelos, alle zu passieren. Das «Nurmi-Meeting» ging als erster nennenswerter<br />
internationaler Leichtathletikanlass in die Schweizer Sportannalen<br />
ein. «Es war der kühne Sprung aus der Steinzeit ins Mittelalter des Sports»,<br />
schrieb Walter Lutz vor einer Dekade anlässlich des Zürcher 75-Jahr-Jubiläums.<br />
Als Nurmi 1973 starb, war «Weltklasse Zürich» nach dreijähriger Pause<br />
in der Moderne angelangt. Im selben Jahr hatte Andreas «Res» Brügger die<br />
Meetingleitung übernommen und damit eine neue Ära eingeläutet.<br />
Coe und Szewinska: Vom Stadion in die Politik<br />
«Olympia an einem Abend» hiess fortan die Formel, kurz und bahnbrechend.<br />
Sie hat sich bis in die Gegenwart gehalten. «Weltklasse Zürich» ist in<br />
den vergangenen Jahrzehnten zum Branchenprimus der leichtathletischen<br />
Eintagesveranstaltungen aufgestiegen, zum Epizentrum der olympischen<br />
Kernsportart. «Zürich ist einfach das Meeting des<br />
Jahres, ja sogar das Ereignis der Saison», liess<br />
sich Sebastian Coe während seiner Aktivzeit zitieren.<br />
Der Brite triumphierte fünfmal auf dem<br />
Letzigrund, davon zweimal in Weltrekordzeit über<br />
1 500 m und die Meile. Später startete Coe eine<br />
Laufbahn als Politiker und Sportfunktionär – unter<br />
anderem als Vizepräsident des Leichtathletik-<br />
Weltverbandes und Vorsitzender der Olympischen<br />
Spiele 2012 in London.<br />
Eine andere Athletin, welche von der Tartanbahn<br />
aufs politische Parkett gewechselt hat, ist das<br />
IOC-Mitglied Irena Szewinska. Für die erste Frau,<br />
die den polnischen Leichtathletik-Verband präsidierte,<br />
war «Weltklasse Zürich» schlicht «das beste<br />
Leichtathletik-Meeting». Die dreifache Olympiasiegerin<br />
und zehnfache Sprintweltrekordhalterin<br />
errang zwischen 1966 bis 1978 neun Siege bei<br />
neun Teilnahmen. Mehr sollte nur noch die 800<br />
m-Queen, Maria Mutola, mit zwölf Siegen in Serie<br />
schaffen, wobei die «Grande Dame des Sprints»,<br />
Merlene Ottey, mit 17 Starts nach wie vor alleinige<br />
Rekordteilnehmerin ist. Bei den Männern schwingt<br />
«King» Carl Lewis mit 16 Teilnahmen und acht Siegen<br />
obenaus.<br />
288 | <strong>PRESTIGE</strong>
Top Events of Switzerland<br />
Martin Lauer<br />
Paavo Nurmi<br />
Sebastian Coe<br />
The Luxury Way of Life | 289
Top Events of Switzerland<br />
Haile Gebrselassie<br />
Haile Gebrselassie: Der Kleinste ist der Grösste<br />
Immer wieder erwiesen sie «Weltklasse Zürich» ihre Reverenz, Athleten, die<br />
sich von der Masse abhoben – durch ihre Erfolge, aber noch mehr durch<br />
ihre Persönlichkeit. Eine solche Persönlichkeit ist Haile Gebrselassie. Der 164<br />
Zentimeter kleine Äthiopier mit dem langen Atem und dem grossen Herzen<br />
wuchs als achtes von zehn Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Dies<br />
hielt ihn jedoch nicht davon ab, 26 Weltrekorde zu tilgen und den Langstreckenlauf<br />
zu revolutionieren. Es war der 16. August 1995, als Gebrselassie das<br />
Rennen seines Lebens lief und die Weltbestmarke über 5 000 m pulverisierte.<br />
Beinahe elf Sekunden war der «Wunderläufer» schneller als der Kenianer<br />
Moses Kiptanui zuvor. – Der Kleinste war der Grösste.<br />
Das galt gleichermassen für den 13. August 1997. An diesem Datum erlebte<br />
«Weltklasse Zürich» seine berauschendste Nacht: drei Welt-, zwei Europa-,<br />
15 Landes- und zwei Juniorenweltrekorde. Das hatte es noch nie gegeben.<br />
Zuerst entthronte Wilson Boit Kipketer seinen Vorgänger Kiptanui auf der Hindernisdistanz,<br />
dann riss Wilson Kipketer Sebastian Coes «Jahrhundert-Bestmarke»<br />
über 800 m an sich, und zum Abschluss verwandelte König «Haile»<br />
den Letzigrund über 5 000 m abermals in einen Hexenkessel. Sein Charisma<br />
und sein «ewiges» Lächeln machten aus ihm einen der beliebtesten Sympathieträger.<br />
– Ein Star, der sich und seinem Land treu geblieben ist. Dank seiner<br />
Popularität könnte der Geschäftsmann und Dauer(b)renner bald auch in der<br />
Politik Fuss fassen: als Präsident Äthiopiens.<br />
Isinbayeva und Bolt: Stabstern und Jamaika-Blitz<br />
Den Status einer «Zarin» geniesst bereits die Russin Yelena Isinbayeva. Die<br />
zweifache Olympiasiegerin, dreifache Weltmeisterin und 30-fache Weltrekordhalterin<br />
im Stabhochsprung hat ihre Disziplin –<br />
ähnlich wie Gebrselassie – in eine neue Dimension<br />
geführt. Über ein Jahrzehnt leuchtete sie als Fixstern<br />
am Stabhochsprunghimmel. 2009 verzauberte<br />
sie ihre Fans mit dem 25. und vorerst letzten<br />
Weltrekord auf dem Letzigrund. Dank ihres Glamourfaktors<br />
stellte die «Königin der Lüfte» sogar<br />
ihr männliches Pendant, den achtfachen Zürich-<br />
Sieger und 27-fachen Weltrekordhalter, Sergey<br />
Bubka, in den Schatten.<br />
An einem kommt indes auch Isinbayeva nicht<br />
vorbei: Usain Bolt. Der sechsfache Olympiasieger<br />
und achtfache Weltmeister hält in Zürich den<br />
inoffiziellen Weltrekord der längsten Ehrenrunde.<br />
2006, drei Tage vor seinem 20. Geburtstag, betrat<br />
der bis dato jüngste Juniorenweltmeister den altehrwürdigen<br />
Letzigrund zum ersten Mal (Zweiter<br />
über 200 m). 2007 – im neuen Stadion – setzte<br />
er seine Aufwartung fort, ehe sein kometenhafter<br />
Aufstieg zum schnellsten Erdenbürger, zur lebenden<br />
Legende, begann. Bejubelt vom «besten Publikum<br />
der Welt», zischte der Jamaika-Blitz <strong>2013</strong><br />
zum sechsten Mal über die «Piste magique». Anders<br />
als der weisse Blitz Hary bedurfte «Lightning»<br />
Bolt nicht einmal eines Urknalls, um seine Gegner<br />
zu überstrahlen.<br />
290 | <strong>PRESTIGE</strong>
Yelena Isinbayeva<br />
Usain Bolt<br />
SHORTCUT<br />
Gründungsjahr 1928<br />
Veranstaltungsort Stadion Letzigrund Zürich<br />
Anzahl Besucher 25’000 (ausverkauft)<br />
Anzahl TV-Zuschauer 21,3 Mio. (weltweit)<br />
Anzahl Athleten über 200 Topathleten aus allen fünf Kontinenten<br />
Anzahl Medienschaffende über 400<br />
Anzahl Helfer 450<br />
Anzahl Disziplinen 17 (Final der IAAF Diamond League), 12 weitere nationale und internationale Wettkämpfe im Programm.<br />
Anzahl Weltrekorde 25 (letzter 2009 durch Stabspringerin Yelena Isinbayeva / 5,06 m)<br />
Side-Events vor und nach dem Meeting: «Jugend trainiert mit Weltklasse Zürich» an elf verschiedenen Orten (Deutschschweiz und<br />
Tessin); «Weltklasse Zürich im Hauptbahnhof» mit Kugelstossen; Schweizer Final des UBS Kids Cups mit internationalen Topathleten.<br />
Eine Auswahl der Athleten, die bereits am Meeting gestartet sind: Paavo Nurmi, Martin Lauer, Armin Hary, Irena Szewinska, Alberto<br />
Juantorena, Sebastian Coe, Evelyn Ashford, Edwin Moses, Carl Lewis, Sergey Bubka, Merlene Ottey, Michael Johnson, Lars Riedel,<br />
Hicham El Guerrouj, Heike Drechsler, Maria Mutola, Haile Gebrselassie, Yelena Isinbayeva, Allyson Felix, Usain Bolt.<br />
www.welktlassezuerich.ch<br />
The Luxury Way of Life | 291
W<br />
vorschau volume 29<br />
Tischlein deck dich!<br />
Wenn Gäste kommen, darf es gerne etwas schicker und die Tafel perfekt eingedeckt<br />
sein – gerade in der Adventszeit. Doch was gehört alles auf den richtig<br />
gedeckten Tisch und welcher Hersteller verkörpert den feierlichen Glanz<br />
am besten? <strong>PRESTIGE</strong> zeigt Ihnen, wie man es richtig macht, damit auch Ihr<br />
Weihnachtstisch im besten Licht erstrahlt. Denn an den Feiertagen gehört<br />
edles Porzellan und Silberbesteck zum guten Ton.<br />
Equine Beauty<br />
Die sagenumwobene und vielschichtige Beziehung zwischen Menschen und<br />
Pferden gibt es seit Jahrtausenden. Die charakteristische Mischung aus Anmut<br />
und Stärke und die geschmeidige Schönheit des Pferdes werden vom<br />
Menschen seit langer Zeit analysiert, bewundert und künstlerisch festgehalten.<br />
So wundert es nicht, dass edle Pferderassen ein Vermögen kosten können.<br />
Dass das älteste Gestüt Europas jedoch in der Schweiz liegt und von<br />
Mönchen betrieben wird, ist den meisten unbekannt.<br />
Wohnen, wo andere Ferien machen<br />
Das Engadin ist bekannt für seine atemberaubende Bergkulisse, Luxushotels<br />
und die Haute-Volée, die hier im Winter zusammenkommt. Doch wie sieht es<br />
in den Chalets aus? Ob rustikal, traditionell oder elegant – die Einheimischen<br />
und Wahl-Schweizer zeigen Gespür für Einrichtung. Wir öffnen für unsere Leser<br />
einige dieser Türen und zeigen den Engadiner Mountain Style und andere<br />
Chalets der Spitzenklasse.<br />
Publisher Francesco J. Ciringione | Owner Prestige Media AG, prestigemedia.ch | Publishing Director Boris Jaeggi / b.jaeggi@prestigemedia.ch | Editor in Chief Yvonne Beck /<br />
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