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PRESTIGE_01_2013

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26<br />

LIMITED EDITION SPRING 2<strong>01</strong>3<br />

CULTURE<br />

TRAVEL<br />

LIVING<br />

DRIVE STYLE<br />

BEAUTY & FASHION<br />

Culinarium<br />

FINANCE<br />

WATCHES & JEWELLERY<br />

& mOrE<br />

www.prestigemedia.ch | CHF 10.–<br />

<strong>01</strong><br />

9 771662125004


Rubriken<br />

2 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 1


Rubriken<br />

In Topform.<br />

Erleben Sie die neue E-Klasse an der<br />

Händlerpremiere vom 12. bis 14. April.<br />

Die neue E-Klasse geht jetzt in Topform an den Start und liefert<br />

in der Disziplin Dynamik auf den ersten Blick einen neuen Rekord<br />

ab: Diese E-Klasse ist die sportlichste, die es je gab. Überzeugen<br />

Sie sich bei einer Probefahrt gleich selbst und lernen Sie bei dieser<br />

Gelegenheit auch gleich den neuen CLA kennen. Ihr Mercedes-Benz<br />

Partner freut sich auf Sie. www.mercedes-benz.ch/e-klasse<br />

Eine Marke der Daimler AG<br />

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Das serienmässige Service- & Garantiepaket für alle Modelle – exklusiv von Mercedes-Benz Schweiz AG.<br />

10 Jahre Gratis-Service, 3 Jahre Vollgarantie (beides bis 100000 km, es gilt das zuerst Erreichte).<br />

2 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 3


Rubriken<br />

INSE<br />

www.sensai-cosmetics.com<br />

4 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

ULTIMATE<br />

Von innen heraus – In edelste Seide gehüllte Haut<br />

RAT<br />

Schenken Sie Ihrer Haut die ultimative Kombination aus Koishimaru-Seide und der Kraft von Kirschblüten, um die<br />

Gen-Aktivität* zu unterstützen. SENSAI ULTIMATE bestimmt die Zukunft Ihrer Haut neu.<br />

Erleben Sie Ihre Schönheit. Mit SENSAI.<br />

*Sakura Eternal Complex wurde in-vitro getestet<br />

The Luxury Way of Life | 5


Rubriken<br />

6 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 7


Rubriken<br />

a new dimension in open-top driving<br />

bugatti veyron 16.4 grand sport vitesse<br />

www.bugatti.com · www.facebook.com/bugatti<br />

8 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 9


Rubriken<br />

THE NEW FRAGRANCE FOR MEN<br />

10 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

zegna.com<br />

Casa Malaparte is a work of architecture created by Curzio Malaparte<br />

The Luxury Way of Life | 11


Rubriken<br />

12 | <strong>PRESTIGE</strong>


your time iS now.<br />

Rubriken<br />

make a Statement with every Second.<br />

Pontos S<br />

Eine stilvolle und moderne<br />

Sportuhr, die von einem Automatikkaliber<br />

angetrieben wird, das für<br />

seine chronographischen Leistungen<br />

berühmt ist. Des Weiteren ist sie mit<br />

einer patentierten, drehbaren Lünette<br />

ausgestattet, die unter dem Glas sitzt,<br />

und verfügt über eine beeindruckende<br />

Wasserdichtigkeit bis 200m.<br />

The Luxury Way of Life | 13


inhalt<br />

CULTURE<br />

21 Die schlaue Barbie<br />

Heather Graham<br />

34 Fotostrecke<br />

Lost Futura<br />

44 And the Winner is …<br />

85 Jahre Oscar-Verleihung<br />

52 The Man who shot Marylin Monroe<br />

Bert Stern<br />

60 The GaMBino Family<br />

Teil III John Gotti – der «Teflon-Don»<br />

72 Das leben rocken<br />

Juanes<br />

52<br />

60<br />

Fashion<br />

82 Sechs Fashion-Schritte zum Erfolg<br />

Mit Stil durchs Leben<br />

82<br />

89<br />

89 <strong>PRESTIGE</strong> presents<br />

Just an Ordinary Day<br />

112 Barbara Hulanicki<br />

Biba and Beyond<br />

120 Fotostrecke<br />

Finest Lingerie<br />

WATCHEs & JEWELLERY<br />

132 Genfer Uhrensalon<br />

Vielfalt bestimmt das Geschehen<br />

148<br />

148 White Turf meets Jewellery<br />

Spring Summer Fashion<br />

132<br />

14 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

162 Berliner schnauze<br />

Ein Tag mit Tim Raue<br />

162<br />

174 Caza mon Amour<br />

Kulinarischer Streifzug<br />

durch die weisse Stadt<br />

174<br />

Beauty<br />

182<br />

182 Maskenball<br />

Pflege für die Haut<br />

190 Die Schuhkönigin<br />

Giovanna Ferragamo<br />

196 Was ist Schönheit<br />

Ideale im Wandel der Zeit<br />

200 Der Julia Roberts-eFFekt<br />

Strahlendes Lächeln<br />

202 Glatze ade!<br />

Haartransplantation<br />

DRIVE STYLE<br />

206 Investment auf vier Rädern<br />

Oldtimer als Wertanlage<br />

214 Das Ziel heisst Le Mans<br />

Das bedeutendste Langstreckenrennen<br />

der Welt<br />

206<br />

The Luxury Way of Life | 15


inhalt<br />

living<br />

232 Form vor Funktion<br />

Aldo Rossi<br />

252<br />

238 Chairs, Chairs, Chairs<br />

Vom Thron zum Kultobjekt<br />

246 Grüne Paradiese<br />

Oasen der Sinnlichkeit<br />

252 Outdoor Living<br />

Mit Bobby Dekeyser<br />

232<br />

FinanCE<br />

264 Europa und der Euro<br />

266 Krisenpolitik der EU<br />

266<br />

278 Heute Idee, Morgen Realität!<br />

282 Alles auf Ego<br />

travel<br />

288 Namibias Norden<br />

Endlose Weiten<br />

302 Bären in North Carolina<br />

Zu Besuch in New Bern<br />

288<br />

312 Die Legende am Golf<br />

Naturschönheiten und faszinierende Kultur<br />

318 Privatklinik in einzigartiger Umgebung<br />

312<br />

322 Impressionen White Turf<br />

Kolumnen<br />

58 Wilhelm J. Grusdat – Schaumbäder der Kunst<br />

70 Vera Dillier – Frauen und Schuhe<br />

88 Gabriel Palacios – Kleider machen Leute<br />

204 Götz Winter – Lieblings-Beautymarken<br />

286 Dr. Carsten Priebe – Emerging Markets<br />

16 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

King Power UNICO King Gold Carbon.<br />

Vollständig von Hublot hergestelltes<br />

UNICO-Chronographenwerk mit Säulenrad<br />

und 72 Stunden Gangreserve. Gehäuse aus<br />

Rotgold 750 in der neuen King-Gold-Legierung.<br />

Lünette aus Kohlefaser. Armband aus<br />

schwarzem Kautschuk.<br />

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The Luxury Way of Life | 17


Rubriken<br />

inserat<br />

Villeret Kollektion<br />

Quantième Complet<br />

Demi-Savonnette<br />

Vollständiger Kalender<br />

mit einseitigem Sprungdeckel<br />

Korrektoren unter den Bandanstößen<br />

Geschützter Kalender- und<br />

Mondphasenmechanismus<br />

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18 | <strong>PRESTIGE</strong><br />

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Rubriken<br />

Geschätzte<br />

Leserinnen,<br />

Geschätzte<br />

Leser<br />

VVor Ihnen liegt die neue Ausgabe des Magazins <strong>PRESTIGE</strong>. Wie<br />

Sie schnell feststellen werden, gibt es einige Neuerungen. Ab diesem<br />

Jahr werden wir Sie mit grossen, hochwertig produzierten<br />

Fotostrecken verwöhnen und durch mehr News immer up to date<br />

halten. Zudem haben wir unseren Seitenumfang erhöht, denn es gibt so viele<br />

schöne Dinge im Leben, die wir Ihnen alle gerne vorstellen möchten.<br />

In unserer Frühlingsausgabe ist dies zum Beispiel der Fotograf Bert Stern. Er<br />

ist einer der grössten Portraitfotografen Amerikas und produzierte viele der<br />

weltweit wichtigsten Print- und Fernseh-Werbekampagnen. Mit seinem «The<br />

Last Sitting» kurz vor Marilyn Monroes Tod wurde er auf der ganzen Welt<br />

bekannt. Niemand zuvor ist der Schauspielerin jemals so nahe gekommen.<br />

Zudem besuchten wir für Sie die älteste Schweizer Siedlung in den USA: die<br />

Kleinstadt New Bern in North Carolina. Das Berner Wappentier, der Bär, ist<br />

hier omnipräsent und begrüsst die Gäste in Form von Skulpturen, Aufklebern<br />

und Fahnen. Was sonst noch an die uralte transatlantische Freundschaft erinnert,<br />

erfahren Sie im vorliegenden Magazin.<br />

Lehnen Sie sich also genüsslich zurück, geniessen Sie die ersten Frühlingsboten<br />

und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende Lesereise.<br />

Ohrclips | Fingerring | Brosche<br />

Entworfen und hergestellt in den Ateliers von Meister Zürich<br />

Francesco J. Ciringione<br />

Verleger<br />

Yvonne Beck<br />

Chefredaktorin<br />

Juwelen, Bahnhofstrasse 33, 80<strong>01</strong> Zürich<br />

T +41 (0)44 221 27 27, www.meister-zurich.ch<br />

The Luxury Way of Life | 19


Rubriken<br />

culture<br />

20 | <strong>PRESTIGE</strong>


Heather<br />

Graham<br />

Die<br />

schlaue<br />

Barbie<br />

Dominique Zahnd<br />

The Luxury Way of Life | 21


CULTURE<br />

Ihre Eltern wollten,<br />

dass sie Nonne wird.<br />

Doch Heather Graham<br />

hat lieber als leichtbekleidetes<br />

Blondchen<br />

Kinokarriere gemacht.<br />

Abseits der Kamera<br />

verblüfft der «Hangover»-<br />

Star allerdings als<br />

clevere Geschäftsfrau.<br />

22 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 23


CULTURE<br />

© Warner<br />

Heather Graham feierte ihren Durchbruch als quirliges Rollergirl im umjubelten Drama «Boggie Nights» (1997).<br />

BBlonde Mähne, blaue Kulleraugen, waffenscheinpflichtiges Dekolleté:<br />

So begrüsst der Hollywoodstar den <strong>PRESTIGE</strong>-Reporter im Nobelhotel<br />

Dolder. Heather Graham ist in die Schweiz gereist, um beim<br />

Zurich Film Festival das Drama «At Any Price» vorzustellen. In dem<br />

Rennfilm steht die 43-Jährige an der Seite von Veteran Dennis Quaid und<br />

Kinoschnüggel Zac Efron. Zwei illustre Filmpartner mehr, neben denen sie<br />

wieder eine gute Figur gemacht hat. Denn die Liste ihrer Co-Stars ist lang:<br />

die Lady aus Milwaukee/USA drehte schon mit Celebrities wie Johnny Depp<br />

(«From Hell»), Will Smith («Six Degrees of Seperation»), Robert Downey Jr.<br />

(«Two Girls and a Guy»), Eddie Murphy («Bowfinger»), Liev Schreiber («Scream<br />

2»), William Hurt («Lost In Space»), Mike Myers («Austin Powers: The Spy<br />

Who Shagged Me»), Kevin Spacey («Father of Invention»), Anthony Hopkins<br />

(«Bobby»), Keanu Reeves («Even Cowgirls Get the Blues») und Jack Nicholson<br />

(«Anger Management»).<br />

Durchbruch mit Pornodrama «Boogie Nights»<br />

Das erste Mal auf der Leinwand aufgefallen ist die Amerikanerin im Indiedrama<br />

«Drugstore Cowboy» (mit Matt Dillon). Was zeichnet ihren damaligen<br />

Boss, den Regisseur Gus Van Sant («Good Will Hunting»), aus? Heather denkt<br />

24 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

nach, dann sagt sie: «Er weiss, wie man eine Geschichte<br />

erzählt. Mir gab er nicht viele Anweisungen.<br />

Ich glaube, er dreht genug Material, das cool<br />

aussieht, und pickt sich dann die besten Stückchen<br />

heraus.» Der Film, der ihre Karriere richtig ins<br />

Rollen gebracht hat, war «Boogie Nights» (1997).<br />

Darin verkörperte sie das «Rollergirl»: eine junge<br />

Pornodarstellerin, die bei Dreharbeiten und auch<br />

sonst immer auf Rollerskates herumkurvte. Der<br />

Streifen erzählt die Geschichte von Pornolegende<br />

John Holmes (gespielt von Mark Wahlberg) – und<br />

die Kritiken waren fantastisch. Nach diesem Kinohit<br />

lächelte Heather unter anderem vom Cover des<br />

«Rolling Stone»-Magazins: ein neues Sexsymbol<br />

war geboren! Ab dann flatterten auch die Drehbücher<br />

stapelweise ins Haus. Mittlerweile ist sie<br />

fast schon 30 Jahre im Business. Doch altern tut<br />

sie nicht. Heather ist gerade 43 geworden, doch<br />

sie sieht nicht älter aus als 25. Gefragt nach ihrem<br />

Beautygeheimnis, nennt sie Yoga und Meditation.<br />

«Zum Glück bin ich noch nicht an dem Punkt angelangt,<br />

an dem ich über Schönheitsoperationen<br />

nachdenken müsste – allein die Vorstellung lässt<br />

mich schaudern. Ich finde es viel schöner, wenn<br />

Menschen auf natürliche Weise altern. Abgesehen<br />

davon koche und esse ich gern. Nur das Dessert<br />

lasse ich jeweils weg.» Zum Meditieren gebracht<br />

hat sie der exzentrische Regisseur David Lynch<br />

(«Mulholland Drive»). «Er hat mir seinen Lehrer weiterempfohlen,<br />

der brachte es mir bei – ich meditiere<br />

immer noch jeden Tag. Es gibt mir ein ungeheuer<br />

intensives Gefühl von Friedlichkeit und es ist die<br />

beste Methode, um Stress abzubauen.»<br />

© Paramount<br />

David Lynch förderte sie als einer der Ersten. Als<br />

sein Stern gerade am Aufsteigen war, drehte er<br />

viele Werbespots – auch für Calvin Klein. In einem<br />

davon spielten Benicio Del Toro und Heather Graham<br />

mit. Lynch lud die Blondine anschliessend zu<br />

sich nach Hause ein. «Er führte mich in den Garten<br />

hinter seinem Haus, um mir sein neustes Kunstprojekt<br />

zu zeigen. Auf dem Gras lag ein ausgeweideter<br />

Truthahn, der mit Ameisen übersäht war.<br />

Und David sagte: «Ich glaube, ich mache jetzt Fotos<br />

davon.» Der Regisseur drehte damals auch die<br />

bejubelte Mysteryserie «Twin Peaks» (1990–1991).<br />

Und er wollte Heather dafür gewinnen. Vorsprechen<br />

musste sie aber nie. Lynch verwickelt potentielle<br />

Kandidaten für eine Rolle in der Regel in ein<br />

Gespräch. Gefällt ihm, wie sie sich dabei geben,<br />

ist das Casting beendet. Also spielte die damals<br />

21-Jährige in «Twin Peaks» die Geliebte eines FBI-<br />

Agenten. Das ist insofern ironisch, weil ihr Vater<br />

beim FBI arbeitet.<br />

David Lynch entdeckte die Schauspielerin: Szenenbild aus «Twin Peaks».<br />

The Luxury Way of Life | 25


CULTURE<br />

In der Komödie «Boogie Woogie» (2<strong>01</strong>0) spielt Heather an der Seite von Amanda Seyfried und Sir Christopher Lee.<br />

26 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

© Lighthouse Home Entertainment<br />

Rollenwahl führte zu Streit mit Eltern<br />

Wegen seines Jobs mussten die Grahams laufend<br />

umziehen. In der Schule war Heather nie beliebt:<br />

denn sie sprach kaum und war körperlich ein<br />

Spätzünder. Nur im Theaterunterricht machte das<br />

schüchterne Mädchen den Mund auf. Schauspielerin<br />

zu werden, war ihr Traumberuf, ihrer Familie gefiel<br />

das aber gar nicht. Sie hätte lieber gesehen, dass<br />

ihre älteste Tochter Nonne wird. Mit der Pornorolle in<br />

«Boogie Nights» eskalierte der Streit endgültig – und<br />

beide Seiten sprachen nicht mehr miteinander.<br />

Obwohl Heather Graham oft das frivole Betthäschen<br />

verkörpert hat, füllt sie jeden Part mit einer Qualität,<br />

die viele ihrer Kolleginnen vermissen lassen: Und<br />

das ist eine fast schon kindliche Begeisterung. Deswegen<br />

bringt die Amerikanerin auch immer – egal,<br />

was sie spielt – die Leinwand zum Leuchten.<br />

Doch ein Hollywoodstar zu sein, bedeutet nicht<br />

nur Glitzer und Glamour. Manchmal drischt die<br />

Presse auf einen ein oder es gibt lange keine<br />

neuen Jobangebote. Heather Graham kennt diese<br />

Durststrecken auch. «Das Movie-Business hat<br />

seine Schattenseiten», sagt sie. «Manchmal dreht<br />

man Filme, die man selber toll findet – doch niemand<br />

sieht sie sich an.» Auf der anderen Seite<br />

hat man als Teil der Promiwelt plötzlich auch jede<br />

Menge neuer Kumpels. Bewusst geworden ist ihr<br />

das beim Filmfestival von Venedig. Auf einer Party<br />

trafen sie und ihre zwei Freundinnen per Zufall Bono<br />

von U2. Der sagte spontan: «Lasst uns zusammen<br />

ausgehen.» Also folgten sie ihm in einen Club<br />

und tanzten zusammen. Ein paar Stunden später<br />

nahm er die drei mit auf seine Yacht, wo sie weiterfeierten.<br />

«Und irgendwann zwischendurch sagte<br />

ich zu mir selber. ‹Ich bin wirklich eine Schauspielerin<br />

geworden und mache gerade Party mit meinen<br />

Freundinnen und Bono.› Ist das nicht schräg?»<br />

The Luxury Way of Life | 27


CULTURE<br />

Die Stripperin ist zurück! In «Hangover» schnappte sie sich Stu (Ed Helms). In «Hangover 3» turteln die zwei weiter.<br />

28 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

© Warner Bros.<br />

Neuer Karriereschub dank «Hangover»<br />

Eine ganz neue Generation von Fans dazugewonnen hat die Actrice dank der deftigen<br />

Komödie «Hangover». Darin dreht sich alles um einen Junggesellenabschied<br />

in Las Vegas, der dermassen ausartet, dass alle Beteiligten am Morgen danach<br />

einen Aussetzer haben. Beim mühsamen Rekonstruieren der letzten Nacht findet<br />

die Truppe um sexiest-man-alive Bradley Cooper unter anderem heraus, dass<br />

einer von ihnen im Suff eine Stripperin geheiratet hat. Diese hätte eigentlich die<br />

16 Jahre jüngere Lindsay Lohan spielen sollen. Dass die Zicke absagte, war Heathers<br />

Glück. Denn die beiden «Hangover»-Filme spielten zusammen weit mehr als<br />

eine Milliarde US-Dollar ein.<br />

Neben den bekannten Hauptdarstellern – jeder mittlerweile mit einem Salär<br />

von 15 Millionen Dollar – ist auch Graham im dritten und letzten Teil wieder mit<br />

von der Partie. Über «Hangover 3» darf sie zwar keine Details verraten, aber<br />

wie es ist, in Stripclubs und mit einem unzufriedenen Baby zu drehen, schon.<br />

Um als professionelle Stangentänzerin durchzugehen, nahm die Schauspielerin<br />

extra Unterricht. «Ich absolvierte einen speziellen Stangentanz-Kursus – er<br />

hiess ‹Der Arschfaktor›. Das ist kein Witz», sagt Heather Graham. «Doch es<br />

zahlte sich aus. Als mich eines der Profigirls beim Trainieren im Club fragte,<br />

ob ich auch hier arbeiten würde, empfand ich das als riesiges Kompliment.»<br />

Weniger toll gestalteten sich die Szenen mit ihrem winzigen Co-Star – einem<br />

Baby. «Sechs Säuglinge teilten sich die Rolle. Vier davon waren total süss und<br />

zwei der Horror.» Die schwierigste war die Stillszene – weil sich der Knirps<br />

partout nicht für Heathers fremde Brüste interessierte. Also hampelte die halbe<br />

Crew mit Rasseln und Stofftieren hinter der Schauspielerin herum, damit das<br />

Baby wenigstens einmal den Kopf in deren Richtung reckte. Graham: «Dieser<br />

Drehtag dauerte 17 Stunden …»<br />

Ihr Wunsch-Polterabend wäre am Strand<br />

Das einzige Mädel inmitten einer Horde durchgeknallter Jungs zu sein, gefällt<br />

der 43-Jährigen. «Ich habe mich schon immer gerne mit Männern umgeben,<br />

weil ich nie Brüder hatte. Als Frau ist es ein schönes Gefühl, von der ganzen<br />

Truppe beschützt zu werden.» Mit dem Hangover-Prinzip, sich bis zum Filmriss<br />

zuzudröhnen, kann Heather allerdings nichts anfangen. Sie war nie ein<br />

Partygirl, auch nicht als Teenager. Deshalb ist für sie die Vorstellung eines<br />

wilden Junggesellinnenabschieds ein Greuel. «Ginge es nach mir, würde ich<br />

am liebsten mit meinen Freundinnen an einem Strand liegen. Ich weiss, ich<br />

bin total langweilig …» Sie erinnert sich aber an den Polterabend ihrer besten<br />

Freundin, bei dem es ziemlich heiss zu und her ging. «Irgendwann tauchte die<br />

Polizei auf und wollte die Gäste festnehmen, aber die Braut brüllte: ‹Verpisst<br />

euch! Sonst verklage ich euch! Ich bin Anwältin!› Dabei steckte sie damals<br />

noch mitten im Jurastudium …»<br />

The Luxury Way of Life | 29


CULTURE<br />

Geht man ihre Filmografie durch, fällt auf, dass sie<br />

fast ein halbes Dutzend Mal eine Frau gespielt hat,<br />

die mit Sex ihren Lebensunterhalt verdient. Keine<br />

Befangenheit deswegen? «Wenn es eine starke<br />

Rolle ist oder der Film nach Spass aussieht, dann<br />

habe ich keine Vorbehalte», sagt sie. «Ich wünschte<br />

mir aber grundsätzlich, dass es mehr Filme gäbe,<br />

die Frauen in ihren Mittelpunkt stellen. Dass<br />

zum Beispiel eine Komödie wie ‹Bridesmaids› eine<br />

Finanzierung bekam, ist ein gutes Zeichen.»<br />

Ratschläge von Kollegin Drew Barrymore<br />

Um dem Hollywoodsystem nicht komplett ausgeliefert<br />

zu sein, entwickelt Heather Graham immer<br />

wieder eigene Stoffe als ausführende Produzentin.<br />

Tipps hat sie sich bei Kollegin Drew Barrymore geholt.<br />

«Für romantische Komödien kriegt man das<br />

Geld am schnellsten zusammen», sagt Heather.<br />

«Bei Dramas wird es schon viel schwieriger.» Zu<br />

ihren letzten Projekten gehört unter anderem das<br />

gut gemachte Drama «About Cherry». Darin geht<br />

es um ein 18-jähriges High School-Girl (überzeugend<br />

– Ashley Hinshaw), das in die Pornofilmszene<br />

hineinschlittert. Graham spielt in der geschmackvollen<br />

und alles andere als billigen Produktion eine<br />

lesbische Filmproduzentin.<br />

Das unterstreicht einmal mehr, dass sie alles andere<br />

als prüde ist. Sie lacht: «Sex ist etwas Natürliches<br />

und durchaus auch eine sehr witzige Angelegenheit.<br />

Über Sex sollte man lachen können!<br />

Und ich liebe es, vor der Kamera einen Orgasmus<br />

vorzutäuschen. Ich würde zu gern mal eine Sexkomödie<br />

aus weiblicher Sicht drehen. Doch für mein<br />

Geschlecht gelten in Hollywood-Komödien immer<br />

noch gewisse sexuelle Grenzen. Ich fände es toll,<br />

wenn ich diese Schranken einreissen könnte.»<br />

30 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 31


© STUDIOCANAL<br />

Perfekte Comedy-Paarung: Mike Myers und Graham in der Bond-Persiflage «Austin Powers 2».<br />

SHORTCUT<br />

Promi-Dates im Geheimen<br />

Weil sie wenig ausgeht und keinen hohen Männerverschleiss hat, taucht Heathers Gesicht selten in den Klatschheften auf. Das<br />

gefällt ihr. «Auch wenn mal was Nettes geschrieben wird, mache ich einen Bogen um solche Magazine. Ich will mich nicht davon<br />

beeinflussen lassen.» Das heisst aber nicht, dass sie als VIP uninteressant wäre – immerhin war sie schon mit Russell Crowe, Heath<br />

Ledger, Matt Dillon, Edward Burns, Josh Lucas, Benicio Del Toro, Adam Ant, Kyle MacLachlan und Matthew Perry liiert. Aber nur<br />

fotografieren lässt sie sich beim Turteln halt nie.<br />

32 | <strong>PRESTIGE</strong>


www.ferragamo.com<br />

Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 33


Rubriken<br />

LOST<br />

Futura<br />

Fotograf Joel Cartier | Hair & Make Up Kathrin Tollas | Styling Kathrin Tollas / Joel Cartier<br />

Model Jana Gallus | First Assistent Thompson Johnson | Second Assistent Klemens Trenkle<br />

34 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 35


Rubriken<br />

36 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 37


CULTURE<br />

38 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

Joel Cartier ist Fotograf und Filmemacher bei<br />

Eclumes Studios, welches er mit seinem Partner<br />

Damien Krisl leitet. Zu seinen Kunden gehören<br />

u.a. Nivea, Paris Hilton, Ed Hardy, POLICE, BMW<br />

und Schwarzkopf.<br />

Inspiriert von Licht und Farbe, hält er die Magie<br />

eines Momentes für die Ewigkeit fest.<br />

www.eclumes.com<br />

The Luxury Way of Life | 39


Rubriken<br />

40 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

manschettenknöpfe und gürtel aus schweizer luxusuhrenstahl 316l<br />

suitart switzerland<br />

zürich basel aarau glattpark interlaken luzern thalwil bern st. gallen solothurn berlin<br />

The Luxury Way of Life | 41


More than just Books<br />

Der Meister moderner Menschenfotografie<br />

Die blosse Erwähnung des Namens Mario Testino lässt die Herzen all derer<br />

schneller schlagen, die sich – auf die erwachsene Art – für die Welt der Mode<br />

und der VIPs interessieren. So allgegenwärtig ist dieser Fotograf in den grossen<br />

Magazinen und bei Insider-Events, dass er längst selbst als Star gehandelt<br />

wird. Testinos neuestes Buch vereint eine hervorragende Auswahl seiner<br />

besten Studioaufnahmen mit seinen nicht minder glamourösen Schnappschüssen.<br />

Eine strahlende Gwyneth Paltrow, die den gerade gewonnenen<br />

Oscar umklammert, eine in Pelz gehüllte Jennifer Lopez auf einer Kommode<br />

und die unvergesslichen Porträts von Prinzessin Diana mit ihren beiden Söhnen<br />

sind nur einige der vielen ikonischen Inszenierungen und Momente, die<br />

hier zum ersten Mal in Buchform zusammengefasst wurden.<br />

«Mario Testino. Private View»<br />

Limited Edition<br />

1500 nummerierte und signierte Exemplare mit einem holografischen Testino-<br />

Porträt von Lady Gaga.<br />

Taschen Verlag<br />

Als der King noch Prinz war<br />

«Elvis who?», fragte Al Wertheimer, als er Anfang<br />

1956 beauftragt wurde, einen Schnulzensänger<br />

aus Memphis zu fotografieren. Wertheimer ahnte<br />

nicht, dass dies der Job seines Lebens werden<br />

würde: Der damals 21-jährige Elvis Presley war<br />

gerade dabei, in den Olymp der Popmusik aufzusteigen.<br />

Wertheimer konnte Elvis so nahe kommen<br />

wie kaum ein anderer. Er machte fast 3000 Aufnahmen,<br />

die das Porträt eines Künstlers auf dem<br />

Sprung zum Weltruhm ergeben. Unerreicht in ihrer<br />

Frische und Intimität, sind diese Bilder einzigartige<br />

Dokumente jenes Moments, in dem Rock ’n’ Roll<br />

zum Massenphänomen wurde. Eine Edition nicht<br />

nur für die Fans des «King», sondern auch für Liebhaber<br />

des Fotojournalismus und der Porträtkunst<br />

des 20. Jahrhunderts.<br />

«Alfred Wertheimer. Elvis and the Birth of<br />

Rock and Roll»<br />

Limited Edition<br />

1956 nummerierte und signierte Exemplare.<br />

Zudem erhältlich als Collector’s Edition (No. 251–1956)<br />

und in zwei Art-Editionen mit je 125 Exemplaren (No.<br />

1–125 und 126–250), denen ein Originalprint beiliegt.<br />

Taschen Verlag<br />

42 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fotografische Sinnlichkeit<br />

Fantasien können verlockend und bittersüss zugleich sein. Es ist diese Spannung,<br />

die David Drebins sinnliche Bildsprache so faszinierend macht. In seiner<br />

neuesten Kollektion entwickelt der gefeierte zeitgenössische<br />

Fotograf kompakte Geschichten rund um die verführerischen<br />

Reisen seiner begehrenswerten Heldinnen. Unnahbar und<br />

doch unwiderstehlich, bleiben diese Frauen aufreizend anonym<br />

– obwohl einige von ihnen echte Megastars sind. Vor der<br />

Kulisse einer weltumspannenden Kultiviertheit reichen die<br />

Schauplätze ihres Werbens von New York bis nach Jerusalem,<br />

von Miami bis Istanbul. Wen werden sie verführen?<br />

Wen zurückweisen? Drebin ist ein Meister der fotografischen<br />

Intrige, die schockieren, aber genauso gut in die<br />

Glückseligkeit führen kann.<br />

«Beautiful Disasters Collector’s Edition»<br />

David Drebin<br />

Limited Edition<br />

50 Exemplare mit einem handsignierten und nummerierten Photoprint.<br />

TeNeues Verlag<br />

Ikonen der Fotografie<br />

Die Fotografien von Elliott Erwitt sind moderne Meisterwerke. Mit seinem unvergleichlichen<br />

Talent fängt Erwitt das Besondere ein – das Unvergängliche,<br />

das vor seiner Linse lebendig wird und ein echtes Eigenleben entwickelt. Diese<br />

Special Edition vereint einige seiner denkwürdigsten Aufnahmen in einem bahnbrechenden<br />

Sammelband. Von seinen Marilyn-Bildern am Set von «Das verflixte<br />

7. Jahr» bis zum Porträt des Chihuahua, der neben den Vorderbeinen einer<br />

Deutschen Dogge geradezu zwergenhaft erscheint: Immer waren es Erwitts<br />

unfehlbarer Sinn fürs Timing und sein Auge für das Aussergewöhnliche – ein<br />

Blick, eine Bewegung, ein optischer Dialog –, die sein Werk einzigartig machten.<br />

Im besonderen XXL-Format entfaltet jede einzelne Aufnahme ihre ganze Kraft.<br />

«Elliott Erwitt»<br />

XXL Special Limited Edition<br />

1500 Exemplare (No. 5<strong>01</strong>– 2000) in Clamshell-Box, handsigniert und nummeriert.<br />

TeNeues Verlag<br />

The Luxury Way of Life | 43


CULTURE<br />

44 | <strong>PRESTIGE</strong>


Die Academy Awards sind<br />

der bedeutendste Preis<br />

der Filmbranche. Seit 1953<br />

wird die Verleihung<br />

im Fernsehen übertragen<br />

und mittlerweile<br />

alljährlich von<br />

rund 800 Millionen<br />

Menschen weltweit<br />

verfolgt. 2<strong>01</strong>3 wurden<br />

die «Oscars»<br />

schon zum 85. Mal<br />

vergeben.<br />

Jascha Köhler<br />

The Luxury Way of Life | 45


CULTURE<br />

JJedes Jahr vergibt die Academy of Motion Picture Arts and Sciences<br />

die weltberühmten goldenen Trophäen für die besten Leistungen des<br />

Vorjahres. Ins Leben gerufen wurde die begehrteste Auszeichnung im<br />

Filmbereich 1929 von Louis B. Mayer, dem damaligen Präsidenten der<br />

MGM-Studios.<br />

Besser bekannt ist der Academy Award of Merit unter seinem Spitznamen<br />

«Oscar». Diesen erhielt er angeblich durch die Sekretärin Margaret Herrick,<br />

die beim Anblick der Statue, die einen auf einer Filmrolle stehenden Ritter mit<br />

Schwert darstellt, ausgerufen haben soll: «Der sieht ja aus wie mein Onkel Oscar!»<br />

Obwohl die Bezeichnung «Oscar» bereits seit den frühen 30er Jahren gebräuchlich<br />

ist, betont die Academy immer wieder, dass diese nicht offiziell sei.<br />

Nichtsdestotrotz aber liess man sich den Spitznamen 1979 markenrechtlich<br />

schützen. Die Trophäe selbst ist 34 Zentimeter gross und wiegt etwas weniger<br />

als 4 Kilogramm. Sie besteht aus einer Nickel-Kupfer-Silber-Verbindung, bekannt<br />

als Britanniametall, und wird von einer dünnen Goldschicht überzogen.<br />

Der Materialwert einer Statue liegt bei etwa 300 Dollar.<br />

Die grossen Sieger<br />

Der erste grosse Abräumer war 1940 «Vom Winde verweht», der acht Preise<br />

erhielt, darunter auch einen für die Nebendarstellerin Hattie McDaniel, die in der<br />

Rolle der Mammy zu sehen war. Mit ihr wurde zugleich der erste afroamerikanische<br />

Künstler von der Academy ausgezeichnet.<br />

1960 wurde «Ben Hur», der elf Trophäen erhielt, zum erfolgreichsten Film in der<br />

«Oscar»-Geschichte. Sein Rekord besteht bis heute. Einzig «Titanic» und dem<br />

dritten Teil der «Herr der Ringe»-Trilogie gelang es, mit ebenfalls elf Auszeichnungen<br />

gleichzuziehen. Letzterer schaffte es übrigens, in allen Kategorien, in<br />

denen er nominiert war, auch zu gewinnen. Die am häufigsten mit dem «Oscar»<br />

ausgezeichnete Person ist nach wie vor Walt Disney. Er erhielt im Laufe seines<br />

Lebens insgesamt 26 Trophäen. Einen ganz besonderen Lauf hatte er zwischen<br />

1932 und 1939, als er achtmal nacheinander den Preis für den besten animierten<br />

Kurzfilm erhielt. Zudem gewann er 1954 mit vier Awards die meisten «Oscars»<br />

in einem Jahr. Damals wurde er in verschiedenen Kategorien sowohl für<br />

drei Kurzfilme als auch für die Dokumentation «Die Wüste lebt» ausgezeichnet.<br />

Dass Alter keine Rolle bei den «Oscars» spielt, bewies Shirley Temple, die mit<br />

sechs Jahren schon einen Preis erhielt, ebenso wie Christopher Plummer, der<br />

im letzten Jahr mit 82 für seine Nebenrolle in «Beginners» ausgezeichnet wurde.<br />

Anfangs war die Show noch nicht so bierernst wie heute. So erhielten Kinderdarsteller<br />

zwischen 1935 und 1961 einen eigenen Miniatur-«Oscar» oder der<br />

Bauchredner Edgar Bergen auch schon mal einen extra aus Holz gefertigten,<br />

bei dem man den Mund auf- und zuklappen konnte.<br />

Durch den Abend führt…<br />

Fast ebenso wichtig wie die ausgezeichneten Stars ist der durch den Abend<br />

führende Gastgeber. Der König der «Oscar»-Moderation war ohne Zweifel<br />

Bob Hope, der zwischen 1940 und 1978 insgesamt 18-mal das Publikum<br />

begrüsste. In jüngerer Zeit gelang es Billy Crystal, der bisher neunmal die<br />

Moderation übernahm, der Show immer wieder seinen ganz eigenen Stempel<br />

aufzudrücken. Mittlerweile ist die Zeremonie ein perfekt inszeniertes Hochglanz-Spektakel<br />

mit festen Regeln und Ritualen. So gut wie nichts wird bei<br />

der Verleihung heute mehr dem Zufall überlassen.<br />

46 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

The Luxury Way of Life | 47


CULTURE<br />

Die Sprechzeit bei den Dankesreden ist begrenzt; wer es nicht schafft, sich<br />

kurz zu fassen, wird gnadenlos vom Orchester übertönt.<br />

Tumulte, wie sie noch in den 70er Jahren bei den Awards üblich waren, sind<br />

heute so gut wie ausgeschlossen. 1974 rannte ein splitternackter Flitzer quer<br />

über die Bühne, und die Schauspielerin Vanessa Redgrave brauchte 1978 sogar<br />

Polizeischutz, nachdem sie auf die katastrophale Lage der Palästinenser aufmerksam<br />

gemacht hatte. Weit über 2000 «Oscars» wurden bereits vergeben,<br />

und bis heute haben ihn nur drei Personen abgelehnt: 1936 der Drehbuchautor<br />

Dudley Nichols, der sich damals solidarisch mit seiner streikenden Gewerkschaft<br />

Writers Guild zeigte, und Anfang der 70er mit George C. Scott und Marlon<br />

Brando zwei Schauspieler. Scott hielt die ganze Verleihung<br />

für eine «zweistündige Fleischbeschau», Brando verweigerte den<br />

Preis für «Der Pate» aus Solidarität mit den noch immer diskriminierten<br />

amerikanischen Ureinwohnern.<br />

Einen Hauch von Anarchie brachten zuletzt 1999 Roberto Benigni,<br />

der über die Sitze stieg, um auf die Bühne zu kommen,<br />

und vor zehn Jahren Michael Moore, der dem damaligen US-<br />

Präsidenten Bush ein herzhaftes «Shame on you!» zukommen<br />

liess, in die Veranstaltung.<br />

Der Beste, der Schlechteste<br />

Wie nah Anerkennung und Spott in Hollywood beieinander liegen können, erfuhren<br />

1998 der Drehbuchautor Brian Helgeland und 2<strong>01</strong>0 die Schauspielerin<br />

Sandra Bullock. Beiden gelang das Kunststück, an jeweils einem Wochenende<br />

sowohl für die beste als auch für die schlechteste Leistung des Jahres ausgezeichnet<br />

zu werden. Während Helgelands Drehbuch zu «L.A. Confidential» als<br />

das beste bei den «Oscars» gewann, bekam er für das Skript zu dem Kevin-<br />

Costner-Vehikel «Postman» die Goldene Himbeere. Gleiches widerfuhr Sandra<br />

Bullock, die für ihr Porträt einer Stalkerin in «Verrückt nach Steve» abgestraft<br />

wurde, nur um einen Tag später den Academy Award für ihre Darstellung einer<br />

fürsorglichen Stiefmutter in «Blind Side – Die grosse Chance» zu erhalten.<br />

Beide, sowohl Helgeland als auch Bullock, bewiesen die Grösse, sich nicht nur ihren<br />

«Oscar» abzuholen, sondern auch ihren Razzie Award entgegenzunehmen.<br />

SHORTCUT<br />

Die Goldene Himbeere<br />

Der Original Golden Raspberry Award (kurz Razzie Award genannt) ist der Filmpreis, um den sich in Hollywood niemand reisst. Er wurde<br />

ganz bewusst als Gegen-«Oscar» entworfen und wird seit 1981 für die schlechtesten Leistungen in der Filmbranche vergeben. Die<br />

gefürchtete Statue besteht aus einer Kunststoffhimbeere und einer alten Super-8-Filmrolle. Beides wird mit Goldfarbe überzogen und<br />

besitzt einen Materialwert von kaum mehr als fünf Dollar. Der einsame Spitzenreiter in Sachen Razzies ist Adam Sandlers Komödie<br />

«Jack und Jill», die 2<strong>01</strong>2 nicht weniger als zehn goldene Himbeeren bekam. Von Zeit zu Zeit werden auch Preise in einmalig ins Leben<br />

gerufenen Kategorien vergeben, so erhielt der Actionfilm «Con Air» 1998 etwa einen Preis für die «rücksichtsloseste Missachtung von<br />

Menschenleben und öffentlichem Eigentum». Zusätzlich zu den jährlichen Preisen wurden am Ende jeder Dekade auch noch Auszeichnungen<br />

für die schlechtesten Leistungen der 1980er, 1990er und 2000er Jahre vergeben. Nur wenige Stars holen sich ihren Preis<br />

persönlich ab. Unter ihnen waren der Regisseur Paul Verhoeven, Sandra Bullock und Halle Berry. Als Letztere 2005 ihre Auszeichnung<br />

für «Catwoman» bekam, bewies sie Humor und parodierte in ihrer Ansprache ihre eigene «Oscar»-Dankesrede von 2002.<br />

48 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 49


i<br />

iI<br />

iIi<br />

iv<br />

v<br />

50 | <strong>PRESTIGE</strong>


Kunstwelten<br />

iDer Meister der Moderne<br />

Das Kunsthaus Zürich zeigt eine Ausstellung<br />

mit rund 90 Gemälden und Arbeiten auf Papier<br />

von Marc Chagall. Seine Bilder vom russischen<br />

Dorfleben, seine schwebenden Figuren, fliegenden<br />

Kühe und Hähne sind weltbekannt. Die Ausstellung<br />

konzentriert sich auf die für die Karriere<br />

des Künstlers entscheidenden Jahre 1911–1922.<br />

Es sind die Jahre, in denen sich Chagall als Meister<br />

der Moderne etabliert.<br />

Was Chagall – Meister der Moderne<br />

Wann bis 12. Mai 2<strong>01</strong>3<br />

Wo Kunsthaus Zürich<br />

www.kunsthaus.ch<br />

iIiDie Picassos sind da!<br />

Pablo Picasso ist eine Schlüsselfigur der<br />

Kunst des 20. Jahrhunderts. Das Kunstmuseum<br />

Basel zeigt nun eine gross angelegte<br />

Retrospektive, die allein aus Basler Sammlungen<br />

zusammengetragen wird. Zum ersten Mal werden<br />

die hochkarätigen Picasso-Bestände des Kunstmuseums<br />

Basel und der Fondation Beyeler vereint<br />

ausgestellt. Dazu treten Werke aus zahlreichen<br />

Basler Privatsammlungen, die zum Teil erstmals<br />

öffentlich gezeigt werden und die Museumsbestände<br />

ideal ergänzen.<br />

Was Picasso Retrospektive<br />

Wann bis 21. Juli 2<strong>01</strong>3<br />

Wo Kunstmuseum Basel<br />

www.kunstmuseumbasel.ch<br />

iI<br />

Architekturfotografie<br />

Das Fotomuseum Winterthur zeigt eine Jubiläumsausstellung zum<br />

Thema Architektur und Fotografie. Neben Alltagsarchitektur und<br />

Prachtbauten, strukturierenden horizontalen und vertikalen Achsen, neben<br />

Haus und Heim, Utopien, Plan und Wirklichkeit wird auch die anziehende<br />

Vergänglichkeit der Architektur durch den Zahn der Zeit, durch natürliche und<br />

absichtliche Zerstörungen eine wichtige Rolle spielen.<br />

Was Concrete<br />

Wann bis 20. Mai 2<strong>01</strong>3<br />

Wo Fotomuseum Winterthur<br />

www.fotomuseum.ch<br />

iv<br />

Menschenbilder<br />

Der Schweizer Fotograf Hannes Schmid gehört zu den grossen<br />

Bild-Erzählern unserer Zeit. Berühmt ist er für seine ikonischen<br />

Inszenierungen des Marlboro-Cowboys und innovativen Modestrecken seit<br />

den frühen 1990er Jahren. Das Kunstmuseum Bern zeigt mit rund 150 Werken<br />

erstmalig eine gross angelegte Übersicht von seinen Arbeiten. Im Zentrum<br />

der Ausstellung stehen Menschenbilder und visuelle Erzählungen von<br />

den ikonischen Mythen der Cowboys bis hin zu existentiellen Grenzerfahrungen<br />

fremder Kulturen.<br />

Was Hans Schmid – Real Stories<br />

Wann bis 21. Juli 2<strong>01</strong>3<br />

Wo Kunstmuseum Bern<br />

www.kunstmuseumbern.ch<br />

v<br />

Ein Jahrzehnt voller Orte und Denkprozesse<br />

Um 1970 zeigt sich ein fundamentaler Wandel in der Kunst. Es werden<br />

neue Medien wie Fotografie oder Video und ungewohnte Materialen<br />

eingesetzt. Kunst manifestiert sich als temporäre Installation, als flüchtige<br />

Zeichnung oder als kaum bearbeitetes Objekt. Das Kunstmuseum Luzern<br />

zeigt dazu Werke von Joseph Beuys, Alighiero Boetti, Luciano Castelli, Gilbert &<br />

George, Richard Long, Urs Lüthi, Jean-Frédéric Schnyder uvm.<br />

Was Neunzehnhundertsiebzig<br />

Wann bis 11. November 2<strong>01</strong>3<br />

Wo Kunstmuseum Luzern<br />

www.kunstmuseumluzern.ch<br />

The Luxury Way of Life | 51


The<br />

Man<br />

who<br />

shot<br />

Marylin<br />

Monroe<br />

Er fotografierte Twiggy,<br />

Elizabeth Taylor und<br />

Audrey Hepburn. Unsterblich<br />

machten ihn<br />

jedoch seine Bilder von<br />

Marilyn Monroe, denn<br />

kurze Zeit nach «The<br />

Last Sitting» starb die<br />

Schauspielerin.<br />

Yvonne Beck<br />

Taschen Verlag / Metro-Goldwyn-Mayer<br />

52 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

The Luxury Way of Life | 53


CULTURE<br />

BBert Stern ist einer der grössten Porträtfotografen<br />

Amerikas. Er schoss in<br />

den 60er Jahren 200 Seiten pro Jahr<br />

für die «Vogue» und produzierte viele<br />

der weltweit wichtigsten Print- und Fernseh-<br />

Werbekampagnen. Mit seinen revolutionären<br />

Print-Anzeigen für Smirnoff revolutionierte er<br />

die Werbefotografie.<br />

Vom Wodka- zum Starfotografen<br />

In den frühen sechziger Jahren erlebte die Werbung<br />

eine kreative Revolution. Davor war Werbung<br />

etwas völlig anderes. PR-Anzeigen waren lediglich<br />

eine Art Bekanntmachung der Produktvorteile,<br />

nichts weiter. Die Stories waren alles andere als<br />

aufregend. Die Fotos waren sehr flach, bieder und<br />

steif: eine lächelnde Frau mit einer Seife in der<br />

Hand. Bert Stern hingegen gestaltete seine Bilder<br />

künstlerisch. In einer einfachen kraftvollen Bildersprache.<br />

Zwar gab es zu dieser Zeit bereits einige<br />

Starfotografen, doch keiner ging so respektlos mit<br />

der Wirklichkeit um wie Bert Stern. Er war der Erste,<br />

der nicht das reine Produkt abbildete, sondern<br />

Suggestionen und Stimmungen herstellte.<br />

Das Smirnoff-Foto war ein Meilenstein. Russischer<br />

Wodka stimmungsvoll festgehalten in der Wüste<br />

New Mexikos. Mit ihm brachte Bert Stern als Erster<br />

ästhetische Werte in die Werbung. Von da an<br />

war der junge Fotograf nicht mehr zu stoppen und<br />

die Maschinerie Stern kam ins Rollen. Schon bald<br />

waren Marken wie United Airlines, Pepsi-Cola,<br />

VW genauso seine Kunden wie die «Vogue» und<br />

andere Zeitschriften. Nach kurzer Zeit führte Bert<br />

Stern ein ganzes Imperium an. Es war das grösste<br />

Unternehmen, das je ein Fotograf geleitet hat. Er<br />

machte Fotos, drehte Werbespots – alles gleichzeitig.<br />

Alle wollten ihn haben, denn er hatte Erfolg<br />

und machte andere erfolgreich. Er arbeitete Tag<br />

und Nacht, wie eine Maschine, doch alles, worauf<br />

es ihm ankam, war die Fotografie.<br />

Der erfolgreiche Stern machte auch die Reklamefotos<br />

für den Film «Lolita», die heute schon fast<br />

Kultcharakter besitzen. Das Plakat mit der herzförmigen<br />

Sonnenbrille und dem Lutscher wurde zum<br />

Klassiker auf der ganzen Welt. Stern war perfekt<br />

für diesen Auftrag, zum einen verstand er sich gut<br />

mit dem Regisseur Stanley Kubrick, zum anderen<br />

konnte er die Frau sehen, die in dem kleinen<br />

Mädchen Lolita steckte. Er konnte Frauen aus jedem<br />

Blickwinkel fotografieren und wusste, wie er<br />

Menschen schön aussehen lassen konnte, deshalb<br />

liebten ihn besonders die Frauen. Er kam den<br />

Frauen, die er fotografierte, immer sehr nah. Oder<br />

wie er selbst von sich sagt: «Ich bin sehr obsessiv.<br />

Deshalb fotografiere ich vermutlich. Die Dinge, die<br />

ich betrachte, machen mich obsessiv. Ich will sie<br />

haben. Ich nehme sie mit der Kamera auf und sie<br />

gehören mir.»<br />

Der Mann, der die Frauen liebte<br />

Stern liebte die Frauen und die Fotografie; als er<br />

Fotograf bei «Vogue» wurde, konnte er beides miteinander<br />

verbinden. Er hatte viele Frauen, einige<br />

von ihnen jedoch nur vor der Kamera. Zu ihnen<br />

gehörte Marilyn Monroe. Das Sexsymbol und die<br />

begehrteste Frau der 50er Jahre zog sich für ihn<br />

sogar aus und Stern schenkte der Welt Aufnahmen,<br />

die noch heute begeistern.<br />

Bert Stern wollte das ultimative Foto von Marilyn<br />

Monroe schiessen, ein unsterbliches Schwarz-<br />

Weiss-Foto wie das, welches Edward Steichen von<br />

Greta Garbo gemacht hatte. Denn obwohl die Monroe<br />

bereits tausendfach abgelichtet wurde, gab es<br />

für Stern kein Bild, das auch nur annähernd unsterblich<br />

war. So fotografierte Bert Stern Marilyn Monroe<br />

schliesslich für die «Vogue». Dafür buchte er die<br />

grösste Suite im Bel Air Hotel in Los Angeles und<br />

verwandelte sie in ein Studio. Ein persönliches Umfeld<br />

für sein Shooting war ihm wichtig. Den grössten<br />

Teil der Fotos machte Bert Stern allein – ohne sein<br />

54 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

Team – es war ein intimer Dialog zwischen dem<br />

Fotografen und der Schauspielerin. Die Session<br />

begann um neun Uhr abends und ging bis in den<br />

frühen Morgen hinein. Stern sah in der Monroe etwas<br />

Göttliches – «Gott, Leben, Leidenschaft», wie<br />

er es in einem späteren Interview benannte. Bert<br />

Stern schoss ein Foto nach dem anderen – Marilyn<br />

nackt, ungeschminkt – auf einigen sieht man ihre<br />

Narbe am Bauch. So entstanden 2600 Fotos. Dieses<br />

sogenannte «Last Sitting» fand im Juni statt,<br />

am 6. August 1962 gingen die Bilder an die Presse,<br />

es war ein Montag, in der Nacht auf Sonntag<br />

war Marilyn Monroe gestorben – Selbstmord.<br />

«The Last Sitting»<br />

Bert Stern merkte nach eigenen Angaben<br />

nichts von den Dämonen, Leidenschaften<br />

und Schmerzen, die Marilyn Monroe bereits<br />

bei ihrem Shooting gequält haben müssen.<br />

«Ich war nur ein junger Kerl, der mit Marilyn<br />

Monroe rummachen wollte, da ich sie nicht<br />

gekriegt habe, waren die Bilder aber auch<br />

nicht schlecht. Wahrscheinlich waren sie sogar<br />

besser, denn es gibt sie immer noch und<br />

die Menschen mögen sie noch immer. Sie wollen ein Stück von der<br />

Leidenschaft, die ich hatte.»<br />

Nach dem Shooting versuchte Marilyn, die Bildauswahl zu kontrollieren. Viele<br />

der heute berühmten Bilder sind farbig durchgestrichen oder mit einer<br />

Haarnadel zerkratzt. Marilyn selbst tat dies. Es waren die Fotos, die sie nicht<br />

mochte, da sie nicht ihrem Selbstbild entsprachen und die sie nicht veröffentlicht<br />

haben wollte. Die Fotos waren für die «Vogue» nicht mehr verwendbar,<br />

doch gerade die orangenen Kreuze machten die Bilder zu wahren Kunstwerken.<br />

Bert Stern veröffentlichte nach Monroes Tod alle, auch die zensierten<br />

Fotos, in einem Buch und unzähligen Zeitschriften. Genau diese Bilder zeigen<br />

die Seelenansichten der Monroe – ihre Verletzbarkeit und Selbstzerstörung.<br />

Und genau diese Bilder machen die Monroe und ihren Fotografen unsterblich.<br />

Die eigentlichen Fotos des Bert Stern befinden sich immer in dem Raum zwischen<br />

dem Fotografen und seinem Objekt. Es geht nicht um das Objekt oder<br />

Sterns Person, sondern immer um den Raum dazwischen – einen unsichtbaren<br />

Ort. Einen Raum, in dem alles passieren kann. Stern hat mit seiner Technik<br />

und spielerischen Finesse nicht nur den Nerv der Zeit getroffen, sondern<br />

beeinflusste auch darauffolgende Generationen von Starfotografen wie Annie<br />

Leibovitz oder Mark Seliger. Eine Kamera können viele bedienen, aber Bert<br />

Stern war damit aussergewöhnlich. Es hatte künstlerisches Niveau. Seine Bilder<br />

sind atemberaubend, aber nicht weil sie einfach schön sind, sondern weil<br />

immer eine Idee dahintersteckte.<br />

The Luxury Way of Life | 55


CULTURE<br />

« »<br />

Ich liebe Frauen über alles –<br />

Frauen sind Göttinnen.<br />

Männer sind Sklaven.<br />

(Bert Stern)<br />

SHORTCUT<br />

Signierte Sonderausgabe<br />

Das Buch zur «letzten Sitzung» ist eine Hommage an die Frau, die zum Zeitpunkt ihres Todes 1962 die berühmteste Frau der Welt<br />

war und für eine ganze Generation als Symbol des Glamours und der Erotik galt. Obwohl sie von der Öffentlichkeit gefeiert und<br />

bewundert wurde, war sie in ihrem Privatleben verzweifelt auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit. Dieses Buch, nach einer<br />

Idee von Lawrence Schiller, kombiniert Mailers meisterhafte Schreibe mit Bert Sterns eindringlichen Bildern der 36-jährigen Marilyn.<br />

Denn Mailers wie auch Sterns Marilyn sind schön, tragisch und komplex. In Mailers Beschreibung ihres Lebens – von der trostlosen<br />

Kindheit und den schwierigen ersten Berufsjahren über die Zeit als Superstar, dem Auf und Ab in der Liebe bis hin zu den mysteriösen<br />

Umständen ihres Todes – erscheint Marilyn als Symbol des bizarren Jahrzehnts, in dem sie Hollywood beherrschte. Mailer und Stern<br />

lüften in dieser gewagten Synthese aus literarischem Klassiker und legendärer Porträtsitzung den Schleier über Monroe, der Frau,<br />

dem Star, dem Sexsymbol, und bieten tiefe Einblicke in eine legendäre Figur, deren wahre Persönlichkeit bis heute rätselhaft bleibt.<br />

Die Limited Edition mit insgesamt 1962 von Bert Stern signierten Exemplaren ist als Sammlerausgabe (No. 251-1962) und in zwei<br />

Art-Editionen mit je 125 Exemplaren (No. 1-250) erhältlich.<br />

«Norman Mailer/Bert Stern. Marilyn Monroe»<br />

278 Seiten<br />

Taschen Verlag<br />

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Rubriken<br />

www.gize.com<br />

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The Luxury Way of Life | 57


kolumne<br />

Aus dem Leben eines Galeristen: SchauMBäder der Kunst<br />

Seifenblasen sind eigentlich<br />

erstaunlich robuste Gebilde.<br />

Zwar zerplatzen die schillernd<br />

bunten Blasen nach einer<br />

Weile, aber während ihrer Lebensdauer<br />

können sie sogar<br />

einen starken Regenguss unbeschadet<br />

überstehen. Die<br />

Regentropfen fallen durch sie<br />

hindurch oder perlen an der<br />

Aussenhaut ab.<br />

Vor einiger Zeit fiel mir das<br />

Buch «Movie Stars in Bathtubs»<br />

in die Hände. Der<br />

Wilhelm J. Grusdat<br />

Sammelband vereint Filmstills von Stars und<br />

Sternchen aus der goldenen Ära des Kinos zum<br />

Thema «Bad in der Wanne». Viele dieser Stills<br />

haben heute Ikonenstatus und sind Teil des allgemeinen<br />

Bildfundus. Dazu gehören etwa die<br />

Szenen mit Clint Eastwood, der stoisch im dreckigen<br />

Badewasser seiner Metallwanne auf seinen<br />

Auftritt in dem Film «Ein Fremder ohne Namen»<br />

wartet, oder Doris Day und Rock Hudson, wie sie<br />

in «Bettgeflüster» aus der überschäumenden Badewanne<br />

miteinander telefonieren.<br />

Die weissen Schaumberge gehören zur Pop Art<br />

wie das strahlende Lächeln zu den Heroinnen von<br />

Roy Lichtenstein. Keine andere Stilrichtung hat so<br />

genüsslich mit den Werbeklischees gespielt und<br />

die vorhandenen Frauenbilder auf ironische Weise<br />

in Frage gestellt. So schuf Tom Wesselmann<br />

noch vor seinen «Great American Nudes», die ihn<br />

berühmt machen sollten, eine Reihe von bunten<br />

Badezimmerszenen. Collagenartig kombiniert<br />

er hier plastische Einrichtungsgegenstände, wie<br />

Duschvorhang und Handtuchhaken, mit gemalten<br />

Elementen. Entgegen der klassischen Bildtradition<br />

ist das Hauptmotiv – die badende Dame –<br />

nur eine flächenhafte Schablone. Das weibliche<br />

Abziehbild entzieht sich jeder Annäherung und<br />

entlarvt damit die überirdisch perfekten Werbegöttinnen<br />

als Illusion. Egal wie einladend das Lächeln<br />

von Roy Lichtensteins «Dame im Bad» ist,<br />

sie bleibt zweidimensional und damit ein ferner<br />

Traum. Apropos Göttin: Das<br />

Motiv der vergnügt badenden<br />

Dame lässt sich übrigens auf<br />

barocke Darstellungen der<br />

Liebesgöttin Venus zurückführen,<br />

die man ja nicht umsonst<br />

die «Schaumgeborene»<br />

nannte.<br />

Interessanterweise hat die<br />

sonst so grelle Pop Art auch<br />

eine sensible Seite, die sich<br />

vor allem im Akt manifestiert.<br />

Hier sieht man den<br />

Unterschied zwischen der<br />

Darstellung einer unnahbaren Göttin und einer<br />

Geliebten, die man auch in intimen Situationen<br />

portraitieren darf. Beispielhaft dafür ist das von<br />

meinem Freund Mel Ramos 1979 gemalte Bild<br />

«Bonnard’s Bath», das seine Frau Leta beim<br />

Wannenbad zeigt. Kein Schaumberg verhüllt<br />

den lang hingestreckten Körper; stattdessen<br />

zeichnet das Wasser ein paar zarte Muster auf<br />

die braune Haut in der ansonsten sehr ruhigen<br />

und von höchster Zuneigung geprägten Komposition.<br />

Mit dem gewählten Titel macht Ramos<br />

seinen Wasserakt zur Schwester von Pierre Bonnards<br />

«Nude in the Bath» (1925). Im Gegensatz<br />

zu Ramos malte Bonnard über vierzig Jahre lang<br />

nur Akte von seiner Frau. Sogar über deren Tod<br />

hinaus entstanden weitere Akte, die Bonnard’s<br />

Frau so zeigten, wie er sie in Erinnerung hatte:<br />

als junge Frau.<br />

Wenn man die heutige Kunstszene betrachtet, hat<br />

man manchmal das Gefühl, von wahren Schaumbergen<br />

umgeben zu sein. Ich werde immer wieder<br />

gefragt, ob und wann die Kunstblase platzen<br />

wird. Ich bin da ganz zuversichtlich: Manche<br />

Blasen – solche, die Kunst als reines Spekulationsobjekt<br />

ansehen – werden sicher platzen. Ich<br />

habe mich den bleibenden Werten verschrieben.<br />

Insofern perlen die kurzzeitigen, auf reinen Profit<br />

ausgerichteten Strömungen an mir ab. Stattdessen<br />

unterstütze ich die ernsthaften Sammler auf<br />

ihrer Suche nach einzigartigen Kunstwerken.<br />

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Rubriken<br />

Birdie, Eagle, Albatros, SWISS.<br />

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The Luxury Way of Life | 59


The<br />

Gambino<br />

Family<br />

Teil III<br />

John Gotti –<br />

der<br />

«Teflon-Don»<br />

Helena Ugrenovic<br />

60 | <strong>PRESTIGE</strong>


«Falls du denkst, dein Boss sei ein<br />

Idiot, vergiss nicht – du hättest keinen<br />

Job, wäre er freundlicher.» Der verhasste<br />

Paul Castellano ist tot. Verachtet<br />

und getötet wie ein Stück Dreck.<br />

Mit einem Handkuss auf den hochkarätigen,<br />

pinkfarbenen Diamanten erweisen<br />

die Soldaten John Gotti nach Castellanos<br />

Tod ihre Ergebenheit. John Gotti hat<br />

sein lang ersehntes Ziel erreicht. Er ist der<br />

Boss der Bosse und das neue Oberhaupt<br />

der Gambino-Familie.<br />

The Luxury Way of Life | 61


CULTURE<br />

JJohn Gotti sitzt mit Salvatore «Sammy the<br />

bull» Gravano als stiller Beobachter im<br />

Auto auf der gegenüberliegenden Strassenseite,<br />

als Paul Castellano und sein Fahrer<br />

Tommy Bilotti hingerichtet werden. Das «Steakhouse<br />

Massacre» schreibt Kriminalgeschichte<br />

und Gotti, der mit seiner Art der Machtergreifung<br />

gegen alle Regeln der anderen vier New Yorker<br />

Mafia-Familien Bonanno, Colombo, Genovese<br />

und Lucchese verstösst, ist nach Al Capone der<br />

erste zeitgenössische Mobster, der in den Medien<br />

umfassend präsentiert wird. «Time», «People»<br />

und das «New York Time Magazine» platzieren<br />

den perfekt frisierten, tadellos gekleideten und<br />

zum Halbgott stilisierten Gotti auf der heissbegehrten<br />

Titelseite ihrer Magazine. Nach Al Capone<br />

ist er eines der bekanntesten Mitglieder der<br />

Cosa Nostra und der Liebling der Presse. Die<br />

Anklagen, die gegen ihn laufen, perlen an ihm ab<br />

wie Fremdstoffe von einer Teflon-Beschichtung.<br />

John Gotti ist der «Teflon-Don».<br />

Der neue Pate<br />

Das Weihnachtsgeschenk, das Gotti für Castellano vorbereitet hat, sind Bleikugeln<br />

in dessen Schädel. Sich selber schenkt er die Erfüllung eines lange<br />

gehegten Traums. Neun Tage nach dem Tod von Paul Castellano beschäftigt<br />

eine Frage sowohl die New Yorker Unterwelt als auch das FBI brennend – wer<br />

tritt die Nachfolge von Castellano an? Nach dem Treffen der Mobster in einem<br />

Social Club in Little Italys Mulberry Street beobachten observierende FBI-<br />

Agenten, wie die Soldaten John Gotti die Tür seiner 70ʼ000-Dollar-Limousine<br />

aufhalten, ihm aus der Jacke seines 2000-Dollar-Brioni-Anzugs helfen und<br />

ehrwürdig den protzigen Ring küssen. Mit 45 Jahren hat sich Gotti wie ein<br />

penetrantes Krebsgeschwür ins Herz der Cosa Nostra emporgearbeitet.<br />

Die Wurzel der Macht<br />

Als fünftes von dreizehn Kindern wird John Gotti am 27. Oktober 1940 in<br />

New York City geboren. Sein Vater J. Joseph Gotti und seine Mutter Fannie,<br />

italienische Einwanderer, ernähren ihre Grossfamilie mit dem unsicheren<br />

Einkommen, das Joseph als Tagelöhner verdient. Im Süden der Bronx kennt<br />

jeder den Mob. Die Jungs und Teenager himmeln die gut gekleideten Männer<br />

in ihren teuren Autos und den Geldscheinen in den Taschen an. John Gotti<br />

sieht sie mit den gleichen hungrigen Augen an, wie es vor ihm Paul Castellano<br />

und Carlo Gambino getan hatten, als sie in Johns Alter waren. Der<br />

62 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

charismatische John ist ein «hardliner» und das geborene Alphatier. Mit zwölf<br />

Jahren weiss John, wie er andere manipulieren kann, damit sie machen, was<br />

er sagt. Sie lungern vor dem Mafia Social Club in Brooklyn, der von Carmine<br />

Fatico geführt wird, dem ersten Boss der Gambino-Familie. Durch Fatico lernt<br />

er Aniello Dellacroce kennen, der sein lebenslanger Mentor sein wird.<br />

Erste Schritte<br />

Der junge Gotti setzt alles daran, um den Bossen zu imponieren, und bald<br />

schon ist er der Führer der Gang «Fulton Rockaway Boys», die sich mit Einbrüchen<br />

und Autodiebstählen bereichert. Im März 1962 heiratet John Gotti<br />

die 17-jährige Victoria Di Giorgio, die zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits ihr<br />

erstes Kind geboren hat. In seiner neuen Rolle als Ehemann und Vater versucht<br />

Gotti, sein Geld auf legale Weise zu verdienen, doch sein Lohn als Lastwagenfahrer<br />

reicht nicht aus, um die Familie zu ernähren und seine Spielsucht<br />

zu finanzieren. John fängt wieder an, Autos zu stehlen. Als er 1965 verhaftet<br />

und ein Jahr später aus dem Gefängnis entlassen wird, hat er kein Geld, um<br />

seine Familie zu unterstützen. Der Wohnort der Gottis in Queens, nahe beim<br />

Flughafen John F. Kennedy, bietet die perfekte Lage, um die mit Gütern vollgeladenen<br />

Flughafenlastwagen zu entführen. Doch das Glück scheint Gotti<br />

nicht hold zu sein. Mit seinem Bruder Gene und Angelo Ruggiero wird er<br />

verhaftet und sitzt erneut für drei Jahre im Gefängnis.<br />

Der aufsteigende Stern der Mafia<br />

Nach seiner Entlassung kehrt er 1972 zu Carmine<br />

Faticos Crew zurück und kontrolliert das Glücksspiel<br />

in den paar illegalen Clubs in Queens. Mit 31<br />

Jahren ist Gotti innerhalb der Mafia ein gemachter<br />

Mann und rapportiert direkt an den Unterboss<br />

der Gambino-Familie, Neil Dellacroce. Dellacroce<br />

wird zu seiner Vaterfigur, er verteidigt und fördert<br />

Gotti, der ihm bis zum Ende loyal und treu ergeben<br />

ist. 1973 erleuchtet Gottis Stern innerhalb des<br />

Gambino-Clans wie ein explodierender Komet. Als<br />

Emanuele Gambino, ein Neffe von Carlo Gambino,<br />

dem amtierenden Boss der Bosse, von Jimmy Mc-<br />

Bratney, einem rivalisierenden Gangster, entführt<br />

und ermordet wird, fällt die Wahl des Rächers auf<br />

John Gotti. Noch nie in seinem Leben wurde Carlo<br />

Gambino so eine Respektlosigkeit und Verachtung<br />

demonstriert wie mit dieser Tragödie. Nach dem<br />

Mord an McBratney sitzt John Gotti erneut für drei<br />

Jahre im Gefängnis, was ihm enorme Pluspunkte<br />

innerhalb des Gambino-Clans sichert.<br />

The Luxury Way of Life | 63


CULTURE<br />

Nach seiner Freilassung wird er im Sommer 1976 unter dem Patronat<br />

von Paul Castellano, dem neuen Boss der Bosse, offiziell in die Mafia<br />

aufgenommen und vereidigt.<br />

Zwischen Himmel und Hölle<br />

Gotti ist erfolgreich, verdient haufenweise Geld, sieht gut aus, ist<br />

charmant und grosszügig. Ein spendierfreudiger Kavalier, der sich auf<br />

der Sonnenseite des Lebens wähnt, bis das Schicksal grausam zuschlägt.<br />

Am 18. März 1980 wird sein 12-jähriger Sohn Franky auf seinem<br />

Mini-Bike unweit seines Elternhauses vom Auto eines Nachbarn<br />

tödlich angefahren. Jim Favara hat den kleinen Jungen auf seinem<br />

Fahrrad übersehen und das schreckliche Drama wird von der Polizei<br />

als Unfall protokolliert. John und Victoria Gotti warten vergebens auf<br />

eine Entschuldigung von Jim Favara, dem die Behörden raten, sein<br />

Haus schnellstens zu verlassen. Zwei Tage bevor er wegziehen kann,<br />

zerren ihn drei Männer in einen Van. Favara verschwindet spurlos.<br />

Fünf Jahre später ist John Gotti nicht nur der Kopf der Gambino-<br />

Familie, sondern der Superstar der Medien. Mit dem öffentlichen Ansehen<br />

und seiner Popularität verzerrt sich jedoch auch sein Selbstbildnis. Gotti ist das pure Gegenteil von<br />

Paul Castellano; laut, selbstbewusst und egozentrisch inszeniert er seine Rolle als Pate und gibt in Diskotheken<br />

Autogramme wie ein Popstar. James La Rossa, ein Bekannter Gottis, sagt in einem Interview: «Es<br />

war verrückt! Auf der Strasse winkten ihm die Menschen zu, schüttelten ihm die Hand. Und er sagte, siehst<br />

du? Sie lieben mich!» Eine Zeit lang vermittelt es den Anschein, als sei Gotti unbesiegbar. Er gewinnt jeden<br />

Prozess, der gegen ihn läuft, und erhält den Spitznamen «Teflon-Don». Nicht ahnend, dass das FBI ihn und<br />

seine Soldaten bespitzelt und ihre Gespräche aufnimmt.<br />

Der Judas<br />

Gottis Geschäfte bringen der Familie eine halbe Milliarde Dollar pro Jahr ein. Verantwortlich für den Erfolg ist<br />

hauptsächlich Salvatore «Sammy der Bulle» Gravano, Gottis Berater, dessen brillantes Gehirn auf Hochtouren<br />

läuft und der über den Geschäften wacht. John ahnt nicht, dass es eines Tages Gravano ist, der ihn und<br />

somit die ganze Gambino-Familie zu Fall bringen wird. Am 11. Dezember werden Gotti, Sammy Gravano<br />

und der Unterboss Frank Locascio verhaftet. Das FBI hat genug Beweismaterial gesammelt, um Gotti und<br />

die anderen Mobster endgültig hinter Gitter zu bringen. Unter anderem werden sie auch für den Mord an<br />

Castellano verantwortlich gemacht. Dieses Mal scheinen die sicheren Seilschaften Gottis zu reissen. Im<br />

Knast beschliesst Sammy Gravano, das zu sein, was er immer verachtet hat: eine Ratte. Als Kronzeuge will<br />

er gegen John Gotti aussagen.<br />

Der Fall der Gambinos<br />

Sammy Gravano zwitschert im Gerichtssaal wie ein Kanarienvogel und erzählt der Welt, wie John Gotti das<br />

Geschäft der Gambinos geführt hat und wie er und Gotti die Exekution von Paul Castellano geplant haben.<br />

Der Mann, dem er am meisten vertraut und wie einen Bruder geliebt hatte, serviert ihn den Anklägern eiskalt<br />

auf dem Silbertablett. Die Jury benötigt zwei Tage, um ihr Urteil zu fällen. Schuldig in allen Anklagepunkten.<br />

Gotti endet im Hochsicherheitsgefängnis United States Penitentiary at Marion, Illinois, während Gravano<br />

nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird.<br />

Der Popstar der mächtigsten Mafia-Organisation aller Zeiten hat ein Vermögen für sich und die Cosa Nostra<br />

gescheffelt. Jetzt ist er dabei, den Clan regelrecht hinzurichten. Vom Gefängnis heraus ernennt er seinen<br />

Sohn John Gotti Junior zu seinem Nachfolger. Einen pummeligen und unerfahrenen Teenager, der statt<br />

massgeschneiderter Anzüge lieber Trainerhosen trägt und vom komplexen Geschäft der Organisation keine<br />

Ahnung hat. Genau wie damals Paul Castellano, der in den Augen John Gottis unverdienterweise zum Boss<br />

der Bosse ernannt worden war.<br />

Am 10. Juni 2002 stirbt John Gotti im Gefängnis an Kehlkopfkrebs.<br />

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CULTURE<br />

QUALITY<br />

ABOVE ALL<br />

The Luxury Way of Life | 65


SHORTCUT<br />

Der wohl grösste Kunstraub aller Zeiten<br />

«Die Frau vor dem offenen Fenster», «Die gelbweisse<br />

Dame», «Die Frau mit den geschlossenen Augen»,<br />

«Der Kopf des Harlekin», «Die Lesende», «Charing<br />

Cross Bridge» und «Waterloo Bridge» sind nicht die<br />

Hauptfiguren oder Schauplätze einer Romanvorlage.<br />

Es sind sieben Millionen schwere, kleinformatige<br />

Ölbilder von Meistern wie Pablo Picasso, Claude<br />

Monet, Paul Gaugin, Meyer de Haans, Lucian Freud<br />

und Henri Matisse, die in der Nacht zum 17. Oktober<br />

2<strong>01</strong>2 aus der Kunsthalle Rotterdam verschwanden.<br />

Als der Alarm losgeht und Sicherheitsleute sowie Polizei<br />

am Ort des Schreckens eintreffen, sind die Einbrecher<br />

längst verschwunden, und was blieb, waren<br />

leere Haken an den Wänden. Die Werke stammen<br />

aus der Triton Collection, die das niederländische<br />

Unternehmerpaar Willem und Marijke Cordia seit<br />

Jahrzehnten zusammengetragen hatte.<br />

Die Tätowierungen der Yakuza<br />

Tiger und Kranich, neun Drachen und tobender Sturm sind die klingenden<br />

Namen, die sich Bauern und Handwerker selber gaben, wenn sie der Yakuza,<br />

der japanischen Mafia, beitraten. Diese Formen liessen sie sich auf<br />

den Körper tätowieren. Um das Gesamtbild auf dem Körper noch kraftvoller<br />

darzustellen, wurden künstlerisch ausschweifende Verzierungen angebracht<br />

und nicht selten reichten die Tattoos über den ganzen Körper ausschliesslich<br />

des Kopfes, der Hände und Füsse sowie des Genitalbereichs. Tätowierungen<br />

gelten in Japan auch heute noch als Symbol der Yakuza. So ist Tätowierten<br />

in öffentlichen Badeanstalten der Zutritt verwehrt und der Bürgermeister von<br />

Osaka setzte der Körperkunst in der Stadtverwaltung gleich ein drastisches<br />

Ende, denn wer bemalt ist, fliegt raus.<br />

Die schrecklichsten Gefängnisse der Welt<br />

Weit entfernt von «fraternité» ist «La Santé», das<br />

zu den Top Five der schrecklichsten Gefängnisse<br />

der Welt in einem der grössten kulturellen Zentren<br />

Europas zählt. Die Selbstmordrate unter den Gefangenen<br />

ist hoch und die Kreativität, wie sie ihrem<br />

Leben ein Ende setzen, genauso – sie essen Rattengift,<br />

schlitzen sich die Arterien auf, schlucken<br />

Nadeln und Gabeln. Wer glaubt, europäische Gefängnisse<br />

kämen Kuschel-Sanatorien gleich, irrt<br />

sich. Die Haftbedingungen sind drastisch, das Gefängnis<br />

ständig überfüllt, zweimal die Woche wird<br />

geduscht und das Essen ist keine Nahrung, sondern<br />

Futter. Die grösste Plage des Gefängnisses<br />

sind jedoch die Ratten, und so hängen die Häftlinge<br />

ihr Hab und Gut an die Decke, damit es nicht<br />

über Nacht weggenagt wird.<br />

66 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Für mein romantisches Rendezvous:<br />

Pop und klassische Liebeslieder<br />

Für mein Couture Einkaufserlebnis:<br />

Die neuesten Kollektionen vom Laufsteg<br />

Musik- und Visuellunterhaltung<br />

für jede Stimmung.<br />

Ich bin nicht die gleiche Person bei jedem<br />

Flug. Meine Welt ist luxuriös und ich lebe<br />

meine Stimmungswechsel. Eine persönliche<br />

Begleitung durch das Check-in und Passkontrolle<br />

an Bangkoks Flughafen Suvarnabhumi<br />

geniesse ich immer, auch werde ich dort mit<br />

einer Spa-Behandlung verwöhnt. An Bord,<br />

eine erlesene Gourmetselektion, Privatsphäre-<br />

Optionen mit dem zum bequemen Bett<br />

wandelbaren Sitz und immer neuesten Unterhaltungsprogramm,<br />

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Das muss ich jetzt noch nicht entscheiden. Am<br />

Board der Royal First Klasse wähle ich, was<br />

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The Luxury Way of Life | 67


SHORTCUT<br />

Die spektakuläre Entführung des John Paul Getty III<br />

Sein Vater, Sir John Paul Getty II, leitet den italienischen Zweig des Getty-<br />

Ölfirmen-Imperiums, als der 17-jährige John Paul Getty III am 10. Juli 1973<br />

auf der Piazza Farnese in Rom von der kalabrischen Mafia entführt wird. Sein<br />

Grossvater Paul Getty weigert sich zuerst aus Prinzip, die geforderten 17 Millionen<br />

Dollar Lösegeld zu bezahlen. Die Entführer schneiden ihrem Opfer ein<br />

Stück des rechten Ohrs ab und drohen damit, ihn «stückweise» freizulassen,<br />

wenn kein Lösegeld fliesst. Nach zähen Verhandlungen leiht der Grossvater<br />

seinem Sohn 2,89 Millionen Dollar Lösegeld zu einem Zins von vier Prozent<br />

für die Befreiung seines Enkels, und so wird der 17-Jährige nach fünf Monaten<br />

Gefangenschaft in stark abgemagertem Zustand auf der Autobahn zwischen<br />

Rom und Neapel freigelassen.<br />

«Herbst des Schreckens»: Jack the Ripper<br />

Er ist einer der ersten Serienmörder und tötet zwischen dem 6. August und<br />

9. November 1888 sechs Prostituierte auf bestialische Weise im östlichen<br />

Londoner Stadtteil Whitechapel. Er bringt sie nicht nur um, sondern verstümmelt<br />

sie, entfernt ihnen Organe und schickt diese an die ermittelnden Polizeidienststellen.<br />

Der Täter schickt der Polizei Bekennerschreiben, in denen<br />

er sie verhöhnt und sich selbst Jack the Ripper nennt. Die Frage nach dem<br />

Täter beschäftigt noch heute Hobby-Kriminologen auf der ganzen Welt und<br />

die Liste der möglichen Verdächtigen ist schier unendlich und umspannt die<br />

abenteuerlichsten Theorien, die von einem frauenhassenden, halbverrückten<br />

deutschen Maler bis hin zum Leibarzt Königin Victorias reichen, der die Morde<br />

in ihrem Auftrag ausgeführt haben soll.<br />

Tunnel zum Glück<br />

45 Meter lang ist der Tunnel zu einer Bankfiliale<br />

im Berliner Stadtteil Steglitz, den eine Bande gegraben<br />

hat, um dort nach bisherigen Ermittlungen<br />

309 Schliessfächer aufzubrechen. Am 14. Januar<br />

2<strong>01</strong>3 wird entdeckt, dass Unbekannte von einer<br />

Tiefgarage aus über einen 45 Meter langen Tunnel<br />

in den Tresor der Bank eingestiegen waren, und<br />

die Polizei vermutet, dass bereits im Februar des<br />

Vorjahres die «Bauarbeiten» für einen der spektakulärsten<br />

Banküberfälle begonnen haben mussten.<br />

Den Polizeiermittlungen zufolge hat einer der<br />

Täter mit einem gefälschten ausländischen Pass<br />

ein Schliessfach gemietet und derselbe Pass wurde<br />

auch für die Anmietung der Garage verwendet,<br />

von der aus der Tunnel zur Bank gebuddelt wurde.<br />

Die Täter verschwanden genau so, wie sie gekommen<br />

waren – ungesehen.<br />

68 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

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The Luxury Way of Life | 69


kolumne<br />

Frauen UND SCHUHE – eine Liebesgeschichte<br />

Nichts ist für Männer aufregender,<br />

als wenn eine Frau mit<br />

schönen Beinen auf atemberaubenden<br />

High Heels elegant<br />

an ihnen vorbeischwebt. Da<br />

stockt den Männern der Atem<br />

und es verschlägt manch einem<br />

sogar die Sprache. Kaum<br />

einer, der nicht noch einen<br />

zweiten Blick riskiert. Natürlich<br />

beherrschen nicht alle Frauen<br />

den Model-Gang, ein lockerer<br />

Schritt in dieser Höhe verlangt<br />

Sinn für Balance. Weniger talentierte<br />

Frauen tun sich richtig<br />

Vera Dillier<br />

schwer damit, vor allem wenn sie über Kopfsteinpflaster<br />

stöckeln müssen. Diesen würde ein Kurs<br />

in «Walking in High Heels» gut tun. Am besten bei<br />

einem wie Bruce Darnell aus der Heidi Klum Show.<br />

Keine Frau hat den Catwalk in High Heels besser<br />

drauf als er.<br />

Was für den Stier das rote Tuch des Toreros ist, ist<br />

für die Frau die rote Sohle der Schuhe von Christian<br />

Louboutin. Fasziniert stürzen sich die Frauen auf<br />

seine Kreationen. Manchmal ist es ihnen auch total<br />

egal, wenn sie dadurch das ganze Monatsbudget<br />

über den Haufen werfen – sie müssen sie einfach<br />

haben. Lieber sparen sie beim Essen, als auf die soeben<br />

entdeckten Schuhe zu verzichten. Zwar weiss<br />

die kluge Frau schon im Voraus, dass der Mann zuhause<br />

wieder ärgerlich reagieren und mit dummen<br />

Sprüchen nerven wird wie: «Du hast doch schon einige<br />

Paar schwarze, hohe Schuhe.» «Ja, aber nicht<br />

so schöne aus Lackleder mit roter Sohle». Meist<br />

kann sie diese Investition gut begründen, wenn sie<br />

leicht bekleidet mit den neuen Schuhen vor ihrem<br />

Mann herumstolziert. Und die Schuhsünde wird<br />

vergeben. Im Notfall gibt es ja auch noch die Variante,<br />

die Schuhe zuhause einzuschmuggeln, um sie<br />

dann später allenfalls als «die-habe-ich-schon-länger-Schuhe»<br />

zu präsentieren. Ein paar wenige, auserwählte<br />

Frauen haben sogar das Glück, Männer<br />

zu haben, die freiwillig in den Laden mitgehen und<br />

begeistert beim Aussuchen der passenden Schuhe<br />

helfen und dann erst noch ihre Kreditkarte zücken.<br />

Ein dankbares Lächeln genügt, und stolz geht der<br />

Mann dann mit seiner Angebeteten am Arm und der<br />

Tüte in der Hand aus dem Laden.Berühmt war die<br />

Schuhsammlung von Imelda Marcos, die mehr als<br />

1200 Paar Schuhe besessen hatte. Später, nach<br />

ihrer Rückkehr aus dem Exil, gründete sie sogar<br />

ein Schuhmuseum auf den<br />

Philippinen, das neben Preziosen<br />

von anderen Prominenten<br />

mehrheitlich aus ihrer früheren<br />

Schuhsammlung bestückt ist.<br />

Seit Jahren versuche ich, es<br />

ihr gleichzutun, bin aber noch<br />

meilenweit von ihr entfernt. Die<br />

schönsten Stücke habe ich<br />

wie wertvolle Ming-Vasen in<br />

meinem Ankleidezimmer in Vitrinen<br />

ausgestellt. Mein Prunkstück<br />

ist ein Paar total mit Swarovski-Steinen<br />

bestückte High<br />

Heels, von denen im Rahmen<br />

einer Spezial-Edition gerade mal 50 Stück zu einem<br />

Preis von 4500 Franken pro Paar hergestellt worden<br />

sind; angeblich gingen davon 45 Paar nach Russland.<br />

Meine habe ich im «Sale» gefunden und diese<br />

haben nun bei mir einen Ehrenplatz.<br />

Als Kind wollte mir meine Mami beibringen, dass<br />

Schuhe nur eines sein müssen, nämlich bequem.<br />

Ich dachte anders: Wenn mir ein paar Schuhe besonders<br />

gefielen, biss ich auf die Zähnchen und behauptete,<br />

«sie sind bequem» und fühlte mich beim<br />

Verlassen des Ladens wie eine kleine Zirkusprinzessin.<br />

Nach meinem mehrjährigen Ballettstudium mit<br />

Spitzentanz waren meine Füsse so weit abgehärtet,<br />

dass ich fast in jedem Schuh gehen konnte. Das<br />

führte dazu, dass Freundinnen auf der ganzen Welt,<br />

die mit ihren neu gekauften Schuhen nicht gehen<br />

konnten, sie dann mir schenkten. Ich konnte sie alle<br />

problemlos tragen, Hauptsache, sie waren schön.<br />

Natürlich habe auch ich bequemere und flachere<br />

Schuhe. Ich brauche sie, wenn ich mit meinem<br />

Fahrrad zum Einkaufen radle. Denn Pedale und<br />

High Heels passen nicht gut zusammen. Dies<br />

musste ich schmerzhaft erfahren. Als ich mitten auf<br />

der belebten Bahnhofstrasse anhalten wollte, verkeilten<br />

sich die Pedale zwischen Absatz und Sohle<br />

so doof, dass ich umkippte wie ein Dominostein.<br />

Das war nicht nur schmerzhaft, sondern auch überaus<br />

peinlich – vor all den Leuten. Wenn Schuhe für<br />

mich dann nicht mehr so neu aussehen, nehme ich<br />

sie auf eine letzte Reise mit nach Südamerika, um<br />

damit zum Strand zu gehen und sie dort bei meiner<br />

Abreise zurückzulassen. Aber so weit kam es<br />

nie. Irgendwie fand jedes Paar dann eine neue Abnehmerin.<br />

Die neue Besitzerin hatte Freude an den<br />

Schuhen und ich freute mich, weil zuhause ein Platz<br />

frei wurde, um mir wieder ein neues Paar zu kaufen.<br />

70 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 71


Rubriken<br />

Juanes<br />

rockt<br />

das<br />

leben<br />

Grenzen brechen<br />

Brücken bauen<br />

Sich selbst zu übertreffen, scheint seine grosse<br />

Leidenschaft zu sein. Hintergründe<br />

über einen Mann, der die Ruhe scheut, aber<br />

die Tat liebt.<br />

Boris Jaeggi<br />

Penelope Sierra, Greg Lotus<br />

72 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 73


CULTURE<br />

KKurzfristig war es ruhig um Juanes geworden. Selbst seine grössten<br />

Hits wie «La Camisa Negra» oder «Me Enamora» spielten nur noch<br />

höchst selten auf den Schweizer Radiostationen. Der Kolumbianer<br />

hatte sich merklich aus dem einträglichen Showbusiness zurückgezogen.<br />

Er wollte sich mehr Zeit für seine Familie nehmen, mal eine Pause machen,<br />

nachdem er seit seinem Durchbruch in den 90er Jahren ununterbrochen im<br />

Rampenlicht gestanden hatte. Doch kreative Untätigkeit war nie in der Natur<br />

des Kolumbianers mit Wohnsitz in Miami. Während seiner Abwesenheit<br />

wuchs eine gewisse Unruhe in ihm. Er war gelangweilt, fühlte sich nicht gut,<br />

wie er kürzlich erklärte.<br />

Willkommene Abwechslung<br />

Des einen Leid ist des anderen Freud, dachte sich wohl José Tillán, Manager<br />

des spanischen Ablegers von MTV. Er erkannte die Gelegenheit und unterbreitete<br />

Juanes den Vorschlag einer Unplugged-Aufnahme. Begleitet von<br />

Cello und Piano oder einem ganzen Orchester würden im New World Symphony<br />

Center in Miami Beach ausgewählte Songs neu interpretiert werden.<br />

Zusätzlich sollten drei neue Songs eingespielt werden. Als Produzent fiel die<br />

Wahl auf Juan Luis Guerra , einen dominikanischen Musiker und mehrfachen<br />

Latin-Grammy-Gewinner und langjährigen Freund und Vorbild von Juanes.<br />

Trotz etlicher Bemühungen hat es bis dahin nie zu einer grösseren Zusammenarbeit<br />

der beiden gereicht. Aus der ungewöhnlichen Zusammenarbeit<br />

hervorgegangen ist ein feinfühliges Album, das der warmen Stimme Juanes<br />

ungewöhnlich viel Platz einräumt. Weit entfernt von synthetischer Makellosigkeit,<br />

trumpft dieses Album mit raumfüllender Klangakustik und sorgt damit für<br />

eine willkommene Abwechslung vom chartdominierenden Einheitsbrei.<br />

Wenn Erfolg bezeichnend wird<br />

Das Album reiht sich somit in eine eindrückliche Karriere eines Menschen ein,<br />

der im Jahre 1978 erstmals das Licht erblickte. Geboren als Juan Esteban<br />

Aristizàbal Vàsquez entdeckte Juanes schon in frühen Kindheitsjahren seine<br />

Leidenschaft zur Musik. Schnell lernte er das Gitarrespielen und den Ausdruck<br />

seiner Gefühle durch die Kunst. Mit 16 Jahren gründete er die Rock-/<br />

Metal-Band Ekhymosis, in der er sich als Songwriter, Sänger und Gitarrist<br />

stark engagierte. Vor allem in der Startphase orientierte sich der Musikstil<br />

stark an der als Vorbild geltenden US-amerikanischen Band Metallica und gewann<br />

schnell an Popularität. Insgesamt veröffentlichte die Band fünf Studioalben<br />

und wurde zur führenden Hard-Rock-Band im Heimatland Kolumbien.<br />

Für Juanes reichte der lokale Erfolg im Heimatland jedoch nicht aus. Er<br />

wollte sich musikalisch weiterentwickeln, seine Songtexte in die ganze Welt<br />

hinaustragen. 1998 verliess er seine Band und siedelte nach Los Angeles<br />

über. Gustavo Santaolalla, Produzent und mehrfacher Oscar- und Grammy-<br />

Gewinner, nahm Juanes unter Vertrag. Eine äusserst fruchtbare Zusammenarbeit<br />

begann. Schon im Jahr 2000 konnte das Debütalbum «Fijate Bien»<br />

dem Publikum vorgestellt werden. Die Mischung von Rock und traditionellen<br />

kolumbianischen Elementen fand in der Heimat grossen Anklang. Das Album<br />

bescherte Juanes seine ersten drei Latin-Grammy-Auszeichnungen, viele<br />

weitere würden folgen. Dennoch, der grosse internationale Durchbruch blieb<br />

vorerst aus.<br />

74 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

The Luxury Way of Life | 75


CULTURE<br />

Das zweite Soloalbum «Un Dia Normal» sollte dies ändern. Der Release 2002<br />

übertraf alle Erwartungen. 92 Wochen hielt sich die Platte in den Top Ten<br />

der «Billboard Top Latin Albums Charts», ein neuer Rekord. An den Latin<br />

Grammy Awards 2003 ging er mit fünf Auszeichnungen als grosser Sieger<br />

hervor. Seine Single «A Dios Le Pido» erreichte in zwölf Ländern die Spitze<br />

der Single Charts.<br />

Durchbruch auch in Europa<br />

Nur zwei Jahre später veröffentlichte Juanes sein drittes Soloalbum «Mi Sangre»,<br />

welches gleich auf Platz eins der «Billboard Top Latin Albums Charts» einstieg.<br />

Es folgten 170 Konzerte in 31 verschiedenen Ländern in nur gerade<br />

19 Monaten. Mit der Hitsingle «La Camisa Negra» gelang Juanes der langersehnte<br />

europäische Durchbruch. Die wachsende Popularität rief jedoch<br />

auch erstmals Populisten auf den Plan. Italienische Neo-Faschisten brachten<br />

den Songtitel mit den Schwarzhemden Mussolinis in Verbindung, wovon<br />

sich Juanes unverzüglich distanzierte. «La Vida… es un ratico» wurde zum<br />

aufwändigsten Release in der Geschichte spanischsprachiger Künstler. Das<br />

vierte Soloalbum kam am 23. Oktober 2007 in 77 Ländern gleichzeitig in die<br />

Plattenläden. Es wurde im Jahr 2008 zum meistverkauften Latin Album im<br />

iTunes Store. Kritiker waren voll des Lobes. Der Opening Track «Me Enamora»<br />

behauptete sich 20 Wochen auf Platz 1 der «Hot Latin Song Charts». Juanes<br />

übertraf sich selbst und alle Erwartungen einmal mehr. 2<strong>01</strong>0 schliesslich folgte<br />

das Album «P.A.R.C.E.», welches an den Erfolg vorangegangener Alben<br />

anknüpften konnte.<br />

Der Mensch hinter den Zahlen<br />

Doch während sich so mancher Prominente mit einem derart grossen<br />

Erfolg zufrieden gibt, verfolgt Juanes weit grössere Ziele als all diejenigen,<br />

welche sich nur durch nackte Zahlen beschreiben lassen.<br />

Betroffen durch das Leid, das die weite Verbreitung von Landminen in Kolumbien<br />

verursacht, gründete Juanes bereits 2006 die Stiftung «Mi Sangre».<br />

Damit nahm er eine Verantwortung wahr, die in seiner Pflicht stand, wie er im<br />

<strong>PRESTIGE</strong>-Interview erklärte: «Wenn ich die Nachrichten anschaue, kann ich<br />

nicht verstehen, warum Menschen, die die Möglichkeiten haben, etwas zu<br />

verändern, das nicht tun. Ich könnte ein ruhiges Leben führen … Aber es gibt<br />

mehr, was man mit und über die Musik bewegen kann …»<br />

Die Stiftung «Mi Sangre» gilt als führend im Kampf gegen Landminen, und<br />

das nicht nur in Kolumbien, sondern weltweit. Neben der Unterstützung und<br />

Rehabilitation der Landminenopfer hat sich die Stiftung in ihrer Entwicklung<br />

immer neue Ziele gesetzt. Durch Kunst soll den jungen Menschen ein Weg<br />

aufgezeigt werden, Gefühle ohne physische Gewalt auszudrücken. Sie sei als<br />

Kommunikationsmittel ideal, um zwischen Konfliktparteien einen Austausch<br />

zu fördern und die Toleranz und Akzeptanz zu erhöhen. Kunst als Selbstverwirklichung<br />

schenkt den jungen Menschen zudem das nötige Selbstbewusstsein,<br />

um in der eigenen Mikrowelt erfolgreich als Peacebuilder agieren<br />

zu können. Die Stiftung ist seit gut vier Jahren unter der ehrenamtlichen Leitung<br />

des Unternehmensberaters und Buchautors Bernhard Bauhofer auch in<br />

der Schweiz vertreten.<br />

76 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULTURE<br />

The Luxury Way of Life | 77


CULTURE<br />

Engagement statt Passivität<br />

Im Zusammenhang mit seinem Kampf gegen<br />

Landminen und deren Folgen durfte Juanes 2006,<br />

als erster Musiker überhaupt vor dem EU-Parlament<br />

im Plenarsaal auftreten. In einer bewegenden<br />

Ansprache bat er das EU-Parlament, Kolumbien<br />

finanziell im Kampf gegen den Drogenhandel<br />

und der damit verbundenen bewaffneten Kämpfe<br />

zu unterstützen. Kolumbien könne dieses Problem<br />

nicht alleine lösen. Es mangle auf allen Ebenen an<br />

Mitteln, um all die Rechnungen eines Krieges zu<br />

bezahlen, welcher die ganze Welt betreffe, erklärte<br />

er. Das Parlament zeigte sich sichtlich beeindruckt.<br />

Die Bemühungen Juanes zahlten sich wortwörtlich<br />

aus. Er durfte einen Scheck von 2,5 Millionen<br />

Euro für sein Heimatland entgegennehmen.<br />

Zusätzlich zu seinen Bemühungen, sozialen Missständen<br />

in Kolumbien entgegenzuwirken, zeigt<br />

sich Juanes gerne als weltweiter Konfliktvermittler<br />

und Friedensbotschafter. Er wird zu den<br />

Gründungsmitgliedern und Mitorganisatoren der<br />

Konzertreihen «Paz Sin Fronteras» (Frieden ohne<br />

Grenzen) gezählt. In nur einer Woche organisierte<br />

er als Reaktion auf die wachsenden Spannungen<br />

an den Grenzen zwischen Kolumbien und Venezuela<br />

sein erstes Friedenskonzert. Über 200’000 Fans versammelten sich vor der<br />

Konzertbühne, um mit Juanes der Bitte für Frieden in der Region Nachdruck<br />

zu verleihen.<br />

Unmöglich ist nicht unmöglich<br />

Um ein Vielfaches grösser zeigte sich Juanes zweites «Paz Sin Fronteras»-<br />

Konzert. Über Monate wurde das Konzert unter einem enormen bürokratischen<br />

Aufwand geplant. Mehrfach stand es auf der Kippe, doch Juanes<br />

zeigte Durchhaltewillen und sprengte schliesslich alle Grenzen. Am 20. September<br />

2009, dem «International Day of Peace» der Vereinten Nationen, wurde<br />

in Havanna (Kuba) Geschichte geschrieben. Rekordverdächtige 1,2 Millionen<br />

Kubaner strömten auf den Platz der Revolution, um der Musik von Juanes<br />

und 14 weiteren Musikern zu lauschen. Ein gigantischer Auflauf internationaler<br />

Medien berichtete live aus Havanna über das Grossereignis, welches Juanes<br />

und seine Bühnenpartner aus eigener Tasche finanzierten. Die Begeisterung<br />

war riesig und das mediale Echo positiv. Es ist deshalb auch verständlich,<br />

dass Juanes immer wieder für sein Engagement ausgezeichnet wird. In<br />

Frankreich wurde er von der Regierung zum Ritter geschlagen und gehört<br />

seither dem «Ordre des Arts et des Lettres» an. 2008 wurde er von der «Organization<br />

of American States» zum «Humanitarian of the Year» gewählt. Jüngst<br />

durfte er den Peace Prize seines Heimatlandes Kolumbien entgegennehmen.<br />

Dennoch, Juanes ist nicht der Mann, der um Titel und Auszeichnungen buhlt.<br />

Sich selbst bleiben, für die Welt tun, was man kann, das steht in seinem Zentrum.<br />

Mit der Musik hat Juanes sein persönliches Mittel gefunden, das vielen<br />

physischen Waffen im Kampf für den Frieden weit überlegen ist.<br />

SHORTCUT<br />

Grammy & Sandy<br />

Zum 13. Mal wurden am 15. November 2<strong>01</strong>2 die Latin Grammy Awards in Las Vegas, Nevada vergeben. Die Auszeichnungen<br />

«Album of the Year» und «Best Long Form Music Video» gingen dabei an Juanes. Damit gehört der Kolumbianer mit insgesamt 19<br />

Auszeichnungen zu den Latin-Grammy-Rekordhaltern. Juan Luis Guerra, mit sechs Nominationen als Favorit in den Abend gestartet,<br />

holte sich ebenfalls zwei Preise, darunter die Auszeichnung «Producer of the Year» für das siegreiche Album «MTV Unplugged»<br />

seines Freundes Juanes.<br />

Während Juanes bei seinem ausverkauften Konzert an der AVO Session in Basel Ende Oktober sein Album einem begeisterten<br />

Schweizer Publikum vorstellt, bringt der verheerende Hurrican Sandy Tod und Verwüstung über die Karibik und die Ostküste der USA.<br />

Juanes und Juan Luis Guerra drückten auch ihr Mitgefühl gegenüber den Opfern des Hurricans Sandy aus und haben alle Einkünfte<br />

aus dem Ticketverkauf ihres Konzertes in New York vom 24. November gespendet.<br />

78 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Erweitern Sie Ihren Wohnraum.<br />

Die rahmenlosen Schiebefenster von Sky-Frame gehen schwellenlos<br />

in ihre Umgebung über. So lässt sich nur schwer sagen, wo die<br />

Aussicht anfängt und der Innenraum aufhört. www.sky-frame.ch<br />

The Luxury Way of Life | 79


Rubriken<br />

fashion<br />

80 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion Rubriken<br />

Fotograf Philipp Jeker | www.philippjeker.com<br />

Styling Claudia Bonorand<br />

Hair & Make Pablo Kümin<br />

Model Julia @ Visage<br />

Assistant Torvioll Jashari<br />

The Luxury Way of Life | 81


Die<br />

sechs<br />

Fashion-<br />

Schritte<br />

zum<br />

erfolg<br />

Mit Stil durchs Leben<br />

Valeska Jansen<br />

82 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

WWer denkt: «Die Hülle macht’s», der irrt. Kein Luxus-Fashion Label<br />

ist in der Lage, nur durch seinen Namen das Wunsch-Image zu<br />

vermitteln. Tatsächlich sind es insgesamt sechs Faktoren, die für<br />

ein perfektes Gesamtbild sorgen. Hier reicht ein gefüllter Geldbeutel<br />

alleine nicht aus. Gewusst wie, heisst das Geheimnis.<br />

Dass Geld nicht gleich guter Geschmack bedeutet, wird leider oft bewiesen.<br />

Und wer denkt, mit einem bekannten Namen im Rücken (gemeint ist das<br />

Modelabel im Kleidungsstück) bereits alles richtig zu machen, täuscht sich oft<br />

selbst. Was nutzt das CC für Coco Chanel auf den Blazerknöpfen, wenn die<br />

Farbgebung des edlen Tuchs nicht zum Typ passt. Wobei wir schon beim ersten<br />

und wohl auch erklärungsbedürftigstem Erfolgsfaktor wären: der Farbe.<br />

Die richtige Farbe macht’s<br />

Bereits seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gibt es die sogenannten<br />

Farbtypen, wonach die Bestimmung sich an der Hautfarbe des einzelnen<br />

Menschen orientiert. Unterteilt in eine warmtönige Hautfarbe oder in eine kalttönige,<br />

wurde bisher jeder einzelne in die Kategorie Frühlingstyp und Herbsttyp<br />

(warme Hauttönung) oder in Sommertyp und Wintertyp (kalte Hauttönung)<br />

unterschieden. Passend waren die vier Jahreszeiten vor allem wegen der mit<br />

ihnen in Verbindung gebrachten vorherrschenden Farben, wie z.B. Orange<br />

und Brauntöne für den Herbsttyp.<br />

Auch die natürliche Haarfarbe spielte dabei eine grosse Rolle. So wird der<br />

Frühlingstyp als «heller» Typ bezeichnet, mit blonden Haaren mit goldenen bis<br />

rötlichen Reflexen.<br />

The Luxury Way of Life | 83


Fashion<br />

Nachlässigkeit<br />

ist etwas<br />

Unschönes.<br />

Es sei deNN,<br />

sie ist<br />

John GALLIANO<br />

bravourös<br />

inszeniert.<br />

84 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

Farblehre aus der Kunst<br />

Das Jahreszeitenfarbkonzept wurde bereits in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts<br />

von den Künstlern Johannes Itten und Manfred Munsell entwickelt. Der<br />

Schweizer Maler Itten stellte fest, dass seine Studenten immer die besten Arbeiten<br />

lieferten, wenn sie mit den Farben ihrer Wahl arbeiten durften. Er stellte<br />

eine Verbindung zwischen den Farben, mit denen sie malten, und denen, die sie<br />

an Kleidung trugen. Seine Theorie verbreitete sich schnell in den Künstlerkreisen<br />

und gelangte so auch bis nach Amerika. Dies gab dann auch den Anstoss, dass<br />

die Fashion Academy in Los Angeles das Jahreszeitenkonzept für Bekleidung<br />

entwickelte. Auch der amerikanische Maler Alfred Munsell führte Anfang des<br />

19. Jahrhunderts ein Farbsystem ein. Es unterteilte Farben in drei Charakteristika:<br />

Unterton, Tiefe und Klarheit. Dieses System ist weltweit das am meisten<br />

akzeptierte und wird auch von den Industrien genutzt. 1986 wurde das Munsell-<br />

System weiterentwickelt und vermählte sich sozusagen mit der Theorie Ittens.<br />

Promis schwören auf Farbe und Wirkung<br />

Heute unterscheidet man bereits bis zu 24 verschiedene Farbtypen. Colour<br />

me Beautiful, Europas führende Image-Beratungs-Gesellschaft, verfeinert die<br />

Farbtypenauswahl seit über 30 Jahren und viele VIPs nutzen den Service der<br />

Farbtypbestimmung: Nicole Kidman, Elizabeth Hurley, Julia Roberts, Catherine<br />

Deneuve und Michelle Obama wissen immer ganz genau, welche Farben<br />

sie erfolgreich unterstützen.<br />

Mit der richtigen Mode zum authentischen Gesamtbild<br />

Nach der Farbe kommt der Stil. Mode sollte im günstigsten Fall den eigenen<br />

Charakter unterstreichen oder sogar hervorheben. Der Wohlfühlfaktor spielt<br />

hier eine grosse Rolle. Viele Menschen orientieren sich an Vorbildern oder<br />

Idolen. Oft handelt es sich dann um Popsternchen, Schauspieler oder Supermodels.<br />

Um nicht verkleidet zu wirken, sollte man allerdings seinen individuellen<br />

Stil finden. Wer eine gute Freundin oder Freund hat, kann hier die richtige<br />

Unterstützung finden. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte eine Typberatung<br />

aufsuchen. Denn auch Muster und Stoffarten, Schnittführung passend<br />

zur Figur, spielen eine grosse Rolle. Die richtigen Accessoires unterstreichen<br />

und oder setzen Akzente.<br />

«Ich habe sehr viele Menschen, welche sehr modeinteressiert sind, aber mehr<br />

aus sich machen möchten. In das eigene ICH investieren und den nötigen Pfiff<br />

oder das gewisse «Etwas» in ihrer Persönlichkeit suchen, für ein authentisches,<br />

stilvolles Gesamtbild – für ihr erfolgreiches Auftreten», erklärt Nicole Martin, Inhaberin<br />

der einzigen Image- und Persönlichkeitsentwicklungs-Firma, welche<br />

die sechs Erfolgselemente als einmaliges System definiert hat (L’Adresse in<br />

Thalwil bei Zürich) nach dem Prinzip der Lehren von Colour me Beautiful.<br />

Über das gepflegte Äussere<br />

Der dritte Faktor ist die Pflege: Der falsche Haarschnitt, eine ungepflegte Haut<br />

oder unästhetische Fingernägel können den Gesamteindruck massgeblich<br />

bestimmen. Dazu gehören regelmässige Coiffeurbesuche, eine gute Gesichtspflege,<br />

regelmässige Maniküre und Pediküre.<br />

The Luxury Way of Life | 85


Fashion<br />

Knigge lebt<br />

Faktor vier: das Benehmen! Nun kommt Herr Knigge ins Spiel. Und auch<br />

wenn der gute Herr schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, viele von ihm<br />

aufgestellte Regeln sind bis heute nicht aus der Mode gekommen. Perfekt gekleidet,<br />

gut frisiert und schön gepflegt helfen alle nicht, wenn beim Business-<br />

Lunch geschmatzt oder mit vollem Mund gesprochen wird.<br />

Weniger ist oft mehr<br />

Der fünfte Faktor passiert im Unterbewusstsein: der Geruch entscheidet<br />

mit über Wohlwollen oder Ablehnung. Es ist hier nicht von der persönlichen<br />

Duftvorliebe die Rede. Es geht ums Zuviel. In den USA gibt es<br />

Restaurants, in denen die Gäste kein Parfum tragen dürfen. Die Begründung:<br />

Parfums sollen die Tischnachbarn nicht irritieren und von den erlesenen<br />

Speisen ablenken. Das ist vielleicht ein bisschen extrem, weckt<br />

aber trotzdem bei denjenigen Verständnis, die bereits einmal in einem<br />

Aufzug mit einem extrem Duft verströmenden Menschen gefahren sind.<br />

Die berühmte Duftwolke, egal wie fantastisch man vielleicht selber den<br />

Duft empfindet, ist ein absolutes No-Go. Dezent<br />

und dem Anlass angepasst, ist hier immer<br />

die richtige Devise.<br />

Fünf Schritte für mehr Selbstsicherheit<br />

Der sechste und letzte Faktor ist im günstigsten<br />

Fall das Resultat von Faktor eins bis fünf:<br />

«Selbstbewusstsein». Wer sich seiner sicher ist,<br />

weckt beim Gegenüber das Gefühl von Kompetenz.<br />

Er wird akzeptiert und respektiert.<br />

Wie man alle sechs Schritte zum Erfolg am besten<br />

umsetzt, ob mit oder ohne professionelle<br />

Unterstützung, muss jeder für sich selbst entscheiden.<br />

Doch wer weiss, wie er sein Gesamtbild<br />

positiv in Szene setzen kann, hat sicher oft<br />

grössere Chancen, seine Ziele zu erreichen.<br />

86 | <strong>PRESTIGE</strong>


SHORTCUT<br />

Diamond Birkin<br />

Der Traum einer jeden Frau – die Birkin Bag. Benannt wurde die Tasche einst nach der<br />

Schauspielerin Jane Birkin. Heute gehört sie zu den begehrtesten Handtaschen der Welt.<br />

Nicht nur die hohe Qualität der Materialien, sondern vor allem die Verknappungsstrategie<br />

weckt Begehrlichkeiten. Da die Produktion schwierig und langwierig ist, werden nur wenige<br />

Taschen hergestellt. Eine der teuersten Handtaschen der Welt wurde für umgerechnet<br />

152’000 Euro versteigert. Es handelte sich dabei um die rubinrote Sonderanfertigung<br />

«Diamond Birkin» aus dem Hause Hermès, welche man so im Laden nicht kaufen kann.<br />

Die Spezialanfertigung wurde statt aus Kalbsleder aus dem schwer zu verarbeitenden<br />

Leder des Leistenkrokodils gefertigt. Die Beschläge sind aus 18-Karat-Weissgold.<br />

Dem Himmel näher<br />

Der Schuhgott Louboutin kreierte die höchsten Schuhe der Welt. Lange Zeit waren die 14-Zentimeter-Skyscraper-Stilettos<br />

das Nonplusultra für alle, die hoch hinaus wollen. Sie galten als<br />

grösste Herausforderung für Frauenfüsse. Der britische Schuh-Designer Christian Louboutin<br />

entwarf jedoch die höchsten High Heels der Welt mit einem 20-Zentimeter-Absatz. Über<br />

und über mit Swarovski-Steinen besetzt, erinnern sie an die Schuhe einer Primaballerina.<br />

Dementsprechend kamen sie auch für einen guten Zweck unter den Hammer und der<br />

Erlös kam dem English National Ballet zugute. Spitzenschuhe für Spitzentänzer, die sie im<br />

wahrsten Sinne des Wortes dem Himmel ein bisschen näher bringen.<br />

Edel verschnürt<br />

Von LeVer Couture stammt die momentan teuerste Korsage der Welt. Sie ist mit 41’000 Swarovski-<br />

Kristallen besetzt und leuchtet und glitzert wie nichts. Sie kostet circa 12’000 Franken. Hinter dem<br />

Label LeVer Couture steckt die Designerin Lessja Verlingieri. Der gerade mal 26 Jahre jungen<br />

Designerin gelang es, durch diese Korsage enormes Aufsehen zu erlangen. Die Jungdesignerin<br />

entwirft edles Design und verarbeitet darin hochwertige Stoffe wie Swarovski crystallized oder<br />

Jakob-Schlepfer-Stoffe. Sie bringt Leuchten und Glitzern in die Modewelt. Was ihre Roben fast<br />

schon majestätisch wirken lässt.<br />

The Luxury Way of Life | 87


kolumne<br />

Macht ausgefallene Kleidung ausgefallene Menschen?<br />

Angeblich sollen Kleider<br />

Leute machen. Das heisst,<br />

dass sich der Mensch durch<br />

seine Kleidung – durch seine<br />

äussere Schale – identifiziert.<br />

Es ist uns ein Bedürfnis, unsere<br />

Persönlichkeit durch<br />

unsere Kleidung auszudrücken.<br />

Zudem ist es uns ein<br />

Bedürfnis, bei den Mitmenschen<br />

gut anzukommen.<br />

Wir wollen geliebt werden,<br />

gemocht werden. Wir wollen<br />

Freunde, die zu uns und Gabriel Palacios<br />

hinter uns stehen. Wir wollen<br />

Verbündete und wollen uns Sicherheit schaffen<br />

– Sicherheit durch unser soziales Umfeld.<br />

Sicherheit durch die Gewissheit, dass wir erwünscht<br />

sind. Sicherheit, gemocht und geliebt<br />

zu werden. Um diese zu erlangen, haben wir ein<br />

Bedürfnis, unsere Persönlichkeit, unsere Charaktereigenschaften<br />

mit allen möglichen Mitteln<br />

zu kommunizieren.<br />

Wir haben einen eigenen Schreibstil. Wir haben<br />

eine eigene Art zu sprechen; zu artikulieren. Wir<br />

haben eine eigene Art zu streiten. Und genauso<br />

eine eigene Art, unsere Liebe auszudrücken.<br />

Wir drücken unsere Persönlichkeit mit all unseren<br />

Sinnen aus. Wir haben einen eigenen Duft,<br />

eine eigene Art zu sprechen und einen eigenen<br />

optischen Stil. Wir pflegen es, in unserer Kleidung<br />

unseren Charakter einzubinden – und<br />

Körper und Geist in Szene zu setzen. Denn alsbald<br />

wir einen Fuss ausser Haus setzen, sind<br />

wir den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt.<br />

Eine Öffentlichkeit, die sich nach Werten und<br />

Normen orientiert. Eine Öffentlichkeit, die Menschen<br />

in kurzen Hosen bei -15 Grad Celsius als<br />

durchgeknallt bezeichnet; Menschen in extravaganten,<br />

knallig-prallen Farben aus der Menge<br />

herausstechen lässt. Es ist ein evolutionsbedingtes<br />

Bedürfnis des Menschen, aus der Menge<br />

herausragen zu wollen; beruflich wie privat.<br />

Bei den einen eher auf beruflicher Ebene, bei<br />

den anderen eher in privater Hinsicht. Der Erfolg<br />

sämtlicher Castingshows bestätigt die<br />

These, dass der Drang nach Aufmerksamkeit<br />

in der Öffentlichkeit in unseren Genen steckt.<br />

Als Teilnehmer einer Castingshow<br />

wollen wir aus der<br />

Masse herausragen. Wir wollen<br />

durch unsere Individualität<br />

überzeugen. Wir wollen<br />

Ruhm und Aufmerksamkeit.<br />

Doch weshalb haben die<br />

Zuschauer vor den Fernsehern<br />

das Bedürfnis, anderen<br />

Menschen im Konkurrenzkampf<br />

um einen Funken<br />

Aufmerksamkeit zuzusehen?<br />

Auch hier liegt die Erklärung<br />

auf der Hand: Wir Menschen<br />

bevorzugen Menschen, die authentisch sind.<br />

Menschen, die echt und sich selbst sind. Bei<br />

diesen Menschen ist die Gefahr am geringsten,<br />

enttäuscht zu werden, da sie durch ihre<br />

authentische Art Vertrauen herbeiführen. Es<br />

ist uns also ein Vergnügen, diversen Individuen<br />

bei deren authentischer Entfaltung zuzuschauen.<br />

Folglich ist das einzig Korrekte, was Sie tun<br />

können, sich so zu kleiden, wie Sie sich wohl<br />

fühlen – sich so zu kleiden, wie Sie sich Sie<br />

selbst fühlen und Ihre Persönlichkeit richtig in<br />

Ihrer Schale präsentieren und entfalten können.<br />

Selbstverständlich gibt es Anlässe, zu welchen<br />

man den eigenen Kleidungsstil dem ausformulierten<br />

oder unausgesprochenen, aber selbstverständlichen<br />

Dresscode anpassen muss.<br />

Doch solange die Norm zu einem Dresscode<br />

nicht besteht, gebe ich Ihnen den Tipp: Kleiden<br />

Sie sich so, wie Sie sich gefallen – so, wie Sie<br />

Sie selbst sein können. Es ist also verständlich,<br />

dass ausgefallene Kleidung einen ausgefallenen<br />

Menschen authentisch in seinem Charakter<br />

und in seiner Persönlichkeit repräsentiert. Sind<br />

Sie aber von Grund auf keine ausgefallene, extrovertierte,<br />

flippige Persönlichkeit und wollen<br />

sich zugleich ausgefallen kleiden, nur um aufzufallen,<br />

so werden Sie sich garantiert in der<br />

entsprechenden Kleidung nicht authentisch geben.<br />

Genauso, wenn sich flippige Menschen einem<br />

«langweiligen» Dresscode fügen müssen.<br />

Bleiben Sie Sie selbst. Lassen Sie die Möglichkeit<br />

zu, dass Fashion Ihre Persönlichkeit unterstreicht.<br />

88 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

PRESENTS<br />

Just AN<br />

ORDinary<br />

DAY<br />

by Gianni Pisano<br />

The Luxury Way of Life | 89


Miu Miu<br />

Maurice Lacroix<br />

90 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 91


D&G<br />

Patek PhiliPPe<br />

92 | <strong>PRESTIGE</strong>


Prada<br />

Türler<br />

Türler Uhren & Juwelen


Fashion<br />

D&G<br />

Parmigiani<br />

94 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

The Luxury Way of Life | 95


Fashion<br />

Yves Saint Laurent<br />

Montblanc<br />

YSL by Trois Pommes Zürich | Montblanc<br />

96 | <strong>PRESTIGE</strong>


Tom Brown<br />

Girard-Perregaux<br />

Tom Brown by Trois Pommes Zürich<br />

The Luxury Way of Life | 97


Fashion<br />

Hugo Boss<br />

Hublot<br />

louis XIII<br />

Hublot by Beyer Uhren & Juwelen<br />

98 | <strong>PRESTIGE</strong>


Pucci<br />

Chopard<br />

Pucci by Trois Pommes Zürich<br />

The Luxury Way of Life | 99


100 | <strong>PRESTIGE</strong>


Lavin<br />

Arnold&Son<br />

Trois Pommes Zürich | Meister Zürich<br />

The Luxury Way of Life | 1<strong>01</strong>


Fashion<br />

Alaïa<br />

Meister Silber<br />

Alaïa by Trois Pommes Zürich<br />

102 | <strong>PRESTIGE</strong>


Miu Miu<br />

Cartier<br />

The Luxury Way of Life | 103


Fashion<br />

Der Mode<br />

entkoMMt man<br />

nicht. Denn<br />

auch weNN Mode<br />

aus der Mode<br />

kommt, ist das<br />

schon wieder<br />

Mode.<br />

KARL<br />

LAGERFELD<br />

104 | <strong>PRESTIGE</strong>


SuitArt<br />

Carl F. Bucherer<br />

The Luxury Way of Life | 105


Alexander Mc Queen<br />

Bucherer<br />

Trois Pommes Zürich | Bucherer Uhren & Schmuck<br />

106 | <strong>PRESTIGE</strong>


the<br />

end<br />

to be continued …<br />

Fotograf Gianni Pisano<br />

Produktion Lina Baumann, buero-buero.ch<br />

Stylist Aita Sulser<br />

Hair & Make Up Chrissie Moissl<br />

1st Assistant Jakobe Karte<br />

Models Kat P. & Lea T.<br />

Special Thanks to Laura Amanzi & the Park Hyatt Zurich<br />

The Luxury Way of Life | 107


iI<br />

männer<br />

ahoi<br />

iv<br />

i<br />

iIi<br />

vi<br />

v<br />

i Brioni<br />

iI Scotch & Soda<br />

iII Strellson<br />

iV Etro<br />

V Salvatore Ferragamo<br />

Vi Hermès<br />

ViI Bally<br />

vii<br />

108 | <strong>PRESTIGE</strong>


ix<br />

viii<br />

xi<br />

x<br />

xii<br />

ViIi Scabal<br />

ix Scotch & Soda<br />

x Bugatti<br />

xi Hublot<br />

xii Luis Trenker<br />

xiii Salvatore Ferragamo<br />

xiii<br />

The Luxury Way of Life | 109


fashion<br />

show<br />

paris<br />

spring-summer<br />

2<strong>01</strong>3<br />

Lanvin<br />

By Nathalie Brouillac<br />

Valentino Kenzo Christian Dior John Galliano<br />

110 | <strong>PRESTIGE</strong>


Hermès<br />

Akris<br />

Chanel Jean Paul Gaultier Miu Miu<br />

The Luxury Way of Life | 111


Rubriken<br />

112 | <strong>PRESTIGE</strong>


«Egal, ob ich verheiratet war<br />

oder nicht,<br />

Biba and<br />

ich wollte immer unabhängig<br />

sein.» Ihre ausgefallenen und<br />

revolutionären Kreationen im<br />

modetechnisch<br />

Beyond<br />

verstaubt-konservativen<br />

England erobern nicht nur<br />

die Körper der Frauen,<br />

sondern erwecken ein neues<br />

Lebensgefühl. Barbara Hulanicki<br />

Helena Ugrenovic


Fashion<br />

BBiba wird zu einer Bewegung in den Londoner Swinging Sixties.<br />

Sonny and Cher, Yoko Ono, Mick Jagger, Prinzessin Anne, Mia Farrow,<br />

Twiggy und Brigitte Bardot verehren den unverkennbaren, mit<br />

Hollywood-Glamour aufgepeppten viktorianischen Stil der Mode-<br />

Ikone Barbara Hulanicki. Die 1936 in Warschau geborene Barbara Hulanicki<br />

geniesst als junges Mädchen das privilegierte Leben als Tochter eines<br />

Diplomaten in Palästina, der zwischen Arabern und Juden vermittelte. Nach<br />

der brutalen Ermordung ihres Vaters 1948 durch die Stern-Bande flieht die<br />

Familie nach England und lässt sich in der Küstenstadt Brighton nieder, wo<br />

sie von Barbaras Tante finanziell unterstützt wird. Barbara lehnt sich gegen<br />

das strenge Regiment des familiären Financiers auf, die so gar nicht in die<br />

schon immer etwas verrückte und quirlige Stadt am Meer passt. Barbara<br />

Hulanicki rebelliert gegen ihre autoritäre Tante, die damit den grössten Einfluss<br />

auf die Frau mit den unverkennbar geschminkten Augen haben wird. In<br />

den frühen 60er Jahren arbeitet Barbara als Freelance Fashion Designer und<br />

illustriert Publikationen für die britische «Vogue», «The Times», «The Observer»<br />

und «The Sunday Times».<br />

Der Stoff, aus dem die Träume sind<br />

Die Erfolgsgeschichte von Biba ähnelt einem Hollywoodfilm. Ein Ehemann<br />

und seine Ehefrau, Barbara Hulanicki und ihr Partner Stephen Fitz-Simon<br />

(Fitz), den sie 1961 geheiratet hat, eröffnen entgegen allen guten Tipps und<br />

Ratschlägen ihres Umfelds den Kleiderversand «Biba’s Postal Boutique».<br />

Barbara entwirft die Stoffe und Modelle, während Fitz sich um die administrativen<br />

Belange kümmert. 1964 wird das produktive Ehepaar von Felicity<br />

Green, der Modejournalistin des «Daily Mirror», dazu eingeladen, ein Designer-Kleidungsstück<br />

zu entwerfen. Von Brigitte Bardot inspiriert, kreiert Barbara<br />

ein karogemustertes, rosafarbenes Kleid mit einer Öffnung am Nacken<br />

und passendem Kopftuch. Das Outfit schlägt ein wie eine Bombe und 17’000<br />

Stück werden verkauft. Mit dem Verkaufserlös eröffnet das Power-Ehepaar<br />

eine Ladenlokalität, die zur angesagtesten Ikone der 60er und 70er Jahre in<br />

London und zum Treffpunkt für Künstler, Schauspieler und Rockstars wie<br />

Mick Jagger and the Rolling Stones, David Bowie und Marianne Faithfull wird.<br />

«Mit Fitz war alles total anders. Er liess nicht zu, dass ich mich verwundbar<br />

fühlte. Mit ihm baute ich meine Stärke aus. Er lehrte mich, dass ich auch in<br />

jedem emotionalen Augenblick rational sein konnte, ohne mich deswegen<br />

schuldig zu fühlen. Er hämmerte mir ein, dass ich niemals in eine Situation<br />

geraten soll, in der ich glaubte, falsch zu liegen. Ich sollte fühlen, im Recht zu<br />

sein und dass alle anderen falsch liegen … mit Fitz konnte ich mich mit meiner<br />

Arbeit vorwärts bewegen. Für ihn war ich immer im Recht und niemand sollte<br />

mein Urteilsvermögen untergraben.» (Barbara Hulanicki 1983)<br />

Swinging London<br />

Der erste Biba Shop ist ein kleiner Laden in der Abingdon Road, den Barbara<br />

selber einrichtet und mit schwarzweissen Böden auslegt,<br />

die Wände marineblau streicht und die Originaleinrichtung so<br />

belässt, wie sie ist. Die Lichter im Laden sind gedämpft und<br />

die Musik laut. Das Logo «Biba’s Postal Boutique» hängt über<br />

dem Laden. Cathy McGowan, eine britische Fernsehreporterin<br />

und Journalistin, ist ein früher Biba-Fan. Die jungen<br />

Mädchen, die sie Freitagabend während ihrer Pop-Show in<br />

den speziellen Outfits von Barbara Hulanicki im Fernsehen<br />

sehen, stürmen am Samstagmorgen den Biba-Laden,<br />

114 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

The Luxury Way of Life | 115


Fashion<br />

Coral Sands Hotel | Bahamas<br />

um das gleiche Kleid zu kaufen. Barbaras Kleider sind in den Farbtönen<br />

Lila, Rostrot, Schwarz und Pflaume gehalten, die Formen schlicht, aber<br />

stylish und auf die jüngere Generation angepasst.<br />

Biba ist ein Teil des «Swinging London» und zieht Touristen und Berühmtheiten<br />

aus der ganzen Welt an. Barbara Hulanicki beschreibt den Verkauf<br />

ihres ersten Minirocks: «Er war aus Stretch-Material und ich war am Rande<br />

eines Herzinfarkts. Die Röcke waren gerade mal 25 Zentimeter lang<br />

und ich dachte, oh Gott, wir werden hochgehen, wir werden niemals im<br />

Leben in der Lage sein, auch nur ein einziges Stück davon zu verkaufen!<br />

Ich konnte nicht schlafen, aber dieses kleine Stück Stoff verliess schneller<br />

den Laden, als wir es auf einen Verkaufsständer legen konnten.»<br />

Stairways to Heaven<br />

1968 eröffnet Biba einen neuen Versandhandel mit einer noch nie zuvor<br />

dagewesenen Katalogpräsentation. John McConnel entwirft eine Publikation,<br />

die den Spirit und das Ethos von Biba perfekt einfängt. Nur acht<br />

Kleidungsstücke werden auserwählt, doch die werden mit fantastischen<br />

Fotoaufnahmen von hochkarätigen Fotografen wie Helmut Newton, Sarah<br />

Moon und Donald Silverstein präsentiert.<br />

Mit dem Umzug in die Kensington High Street 120<br />

expandiert Biba erneut. Der Laden ist neunmal<br />

grösser als der vorherige. Frauenkleider bilden<br />

das Hauptkerngeschäft, Inneneinrichtungen, Herren-<br />

und Kinderbekleidung, Kosmetika und allerlei<br />

sonstige von Barbara entworfene Stücke wandern<br />

über den Verkaufstresen. Die Inneneinrichtung ist<br />

genauso spektakulär wie Barbara Hulanicki und<br />

ihre Werke. Ägyptische Säulen der 1920er Jahre<br />

auf einem hellen, luftigen Marmorboden; die Umkleidekabinen<br />

erstrahlen in Hollywood-Glamour<br />

und die Kinderabteilung sieht aus wie eine Märchenlandschaft.<br />

Über 100’000 Menschen strömen<br />

wöchentlich in den Laden. 1970 erscheint das Biba<br />

Make-up mit seinen dramatischen Farbtönen in<br />

Schoko, Pflaume, Brombeere und Schwarz und<br />

wird in den Läden von Dorothy Perkins erstmals<br />

verkauft. Ein Jahr später werden die Produkte bei<br />

Au Printemps in Paris, Fiorucci in Mailand und<br />

Bloomingdales in New York eingeführt.<br />

116 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

Photo: Tessa Hallmann © Royal Pavilion & Museum<br />

Die Eröffnung von Biba im Derry&Toms Building, 99-117 Kensington High<br />

Street, einem Einkaufszentrum, das aus sechs Läden besteht und gleichzeitig<br />

eine extraordinäre Life-Style-Erfahrung bietet, erfolgt im Jahr 1973. Die<br />

Erlebnis-Insel ist bis ins Detail liebevoll renoviert und restauriert, mit einer Mischung<br />

aus Art Nouveau, Art déco, Hollywood-Glamour, viktorianischem Stil<br />

und Pop-Art. Der Laden verkauft von gebackenen Bohnen bis Babyfläschchen,<br />

Fashion bis Einrichtungsgegenständen alles nur Erdenkliche. Käufer<br />

können auf der Dachterrasse, auf der Flamingos leben, Cocktails trinken oder<br />

im Regenbogen-Restaurant bei Live-Musik und Bands wie «The New York<br />

Dolls», «Cockney Rebel», «Liberace» oder den «Bay City Rollers» schlemmen.<br />

Das populäre Einkaufszentrum ist jedoch nicht nur eine Attraktion für<br />

die kaufkräftige Bevölkerungsschicht, sondern für jedermann, da die Preise<br />

moderat und teilweise sogar niedrig gehalten sind.<br />

Barbara Hulanicki Beyond Biba<br />

Nachdem die Geschäfte von Barbara und Fitz nicht mehr so gut laufen, verlassen<br />

sie im Oktober 1974 Biba. Doch sechs Jahre später ist Barbara Hulanicki<br />

wieder zurück und eröffnet eine Serie von Boutiquen, führt eine Makeup-Linie<br />

unter ihrem Namen ein mit Läden in der Holland Park Avenue und<br />

Regent Street. Die Kreativität, die wie ein Wasserfall in und aus Barbaras Kopf<br />

und Seele sprudelt, lässt sie Fashion-Fotografien für den «London Evening<br />

Standard» produzieren, das Hochzeitskleid von Sarah Ferguson illustrieren<br />

und 1983 ihre Memoiren «From A to Biba» schreiben.<br />

Als sie 1987 nach Miami reist, erfindet sie sich neu, diesmal als Designerin<br />

für Innen- und Ausseneinrichtungen in Miamis Art Deco District. Sie beginnt<br />

mit dem «Woodyʼs on the Beach»-Projekt, das sie 1987 für Ron Wood von<br />

den Rolling Stones erschafft, und kreiert eine ganze Serie von Restaurants,<br />

Nachtclubs und Super-Clubs wie das «Whoʼs in the Grove», «Sempers»,<br />

«Match Club» und das «Bolero Restaurant».<br />

Von 1992 bis 1997 arbeitet sie für Gloria und Emilio Estefan und entwirft das<br />

Innendesign für ihre Aufnahmestudios, das «Cardozo Hotel» am Ocean Drive,<br />

ihr Privathaus auf Star Island und die Kostüme für das Musikvideo «Mi Buen<br />

Amor». Barbara Hulanicki gestaltet das «Compass Point Hotel and Beach Resort<br />

for Blackwell» in Nassau auf den Bahamas, entwirft eine Taschenkollektion<br />

für die italienische Luxusmarke «Coccinelle», entwirft Luxusprojekte für<br />

Privatpersonen auf Palm Island and Di Lido Island in Miami, entwirft Tapeten<br />

und Illustrationen für «Graham and Brown».<br />

2<strong>01</strong>1 wird Barbara Hulanicki in New York für ihren aussergewöhnlichen Beitrag<br />

in der Modewelt mit dem «Global Fashion Award» ausgezeichnet.<br />

The Luxury Way of Life | 117


fashion<br />

show<br />

milano<br />

spring-summer<br />

2<strong>01</strong>3<br />

Gucci<br />

By Nathalie Brouillac<br />

Bottega Veneta Dolce & Gabbana Etro Prada<br />

118 | <strong>PRESTIGE</strong>


Versace<br />

Dsquared2<br />

Fendi Giorgio Armani Roberto Cavalli<br />

The Luxury Way of Life | 119


strecke<br />

provoca<br />

Rubriken<br />

foto<br />

agent<br />

120 | <strong>PRESTIGE</strong>


Fashion<br />

Finest<br />

Lingerie<br />

teur<br />

Photographer Alex Urosevic<br />

Styling Yvonne Reichmuth<br />

Hair & Make up brigitteaeschbach.ch mit Produkten von NARS<br />

Model Zuzana J.<br />

The Luxury Way of Life | 121


Rubriken<br />

Corset Agent Provocateur<br />

Ring Versace by bloom’s<br />

122 | <strong>PRESTIGE</strong>


Bra / High Waist Panties / Stockings / CUFF Agent Provocateur<br />

Leatherharness YVY | Both Bracelets Hermès<br />

The Luxury Way of Life | 123


Fashion<br />

Bra / Suspender / Brief / Stockings Agent Provocateur | Gaiters (worn over shoulder) Wolford<br />

Necklace / Ring Cartier | Arm warmer / gloves vintage | Pumps Christian Louboutin<br />

124 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Babydoll Agent Provocateur | Bra + Slip Wolford | Necklace Hoss Intropia<br />

Bracelet + Earrings Cartier | Gloves vintage<br />

The Luxury Way of Life | 125


Rubriken<br />

Dress Agent Provocateur | Bra / High Waist Panties Wolford<br />

Leatherbelt YVY | Both Bracelets: Hermès<br />

126 | <strong>PRESTIGE</strong>


Shapebody / Bra / Thong / Skirt Wolford | Necklace / Ring Cartier<br />

Earrings Carmen Cita Jones by bloom’s<br />

The Luxury Way of Life | 127


fashion<br />

show<br />

milano<br />

spring-summer<br />

2<strong>01</strong>3<br />

Versace<br />

By Nathalie Brouillac<br />

Dolce & Gabbana Dsquared2 Ermenegildo Zegna<br />

128 | <strong>PRESTIGE</strong>


John Richmond<br />

Salvatore Ferragamo<br />

Etro Giorgio Armani Gucci<br />

The Luxury Way of Life | 129


spring<br />

fever<br />

i<br />

i MiuMiu<br />

iI Luis Trenker<br />

iiI Windsor<br />

iIi<br />

v<br />

iI<br />

130 | <strong>PRESTIGE</strong>


iv<br />

iV JOOP<br />

V Vespa 946<br />

Vi Fabric<br />

ViI Florence Bachofen<br />

ViiI Christian Louboutin<br />

vi<br />

viii<br />

vii<br />

The Luxury Way of Life | 131


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Genfer<br />

Uhrensalon<br />

2<strong>01</strong>3<br />

Vielfalt bestiMMt<br />

das Geschehen<br />

Gisbert L. Brunner<br />

DDarf es etwas mehr sein? Und das tunlichst<br />

auch noch limitiert? Diese Frage<br />

kann man sich zu Recht stellen beim<br />

Blick auf jene Neuigkeiten, welche<br />

das Uhrenjahr 2<strong>01</strong>3 anspruchsvollen Zeitgenossinnen<br />

und Zeitgenossen bescheren wird.<br />

Mehr im Hinblick auf die Funktionen, mehr beispielsweise<br />

aber auch bezogen aufs Zifferblatt.<br />

Letzteres trägt bekanntermassen rund achtzig<br />

Prozent zum Gesamteindruck einer Armbanduhr<br />

bei. Kein Wunder, dass designbewusste<br />

Uhrenmarken ein besonderes Augenmerk auf<br />

das Gesicht ihrer Zeitmesser legen. Dreidimensionalität<br />

und die Vereinigung ganz unterschiedlicher<br />

Handwerkskünste geniessen heute einen<br />

hohen Stellenwert. Auf der anderen Seite setzen<br />

Hersteller auch ganz bewusst auf Reduktion.<br />

Drei Zeiger vor einem eher schlichten, aber<br />

dennoch liebevoll ausgeführten Zifferblatt: Das<br />

lieben beispielsweise die Kunden im Reich der<br />

Mitte. Apropos: Schiere Grösse wird dort eher<br />

klein geschrieben. Deshalb normalisieren sich<br />

zunehmend die Gehäusedurchmesser. Winzig,<br />

also 34, 35 oder 36 Millimeter für Herren, das<br />

wird wohl so schnell nicht mehr kommen. Solche<br />

Dimensionen haben die Damen nun für sich<br />

gepachtet. Aber das Spektrum zwischen 38 und<br />

42 Millimeter gewinnt auch bei Männern zunehmend<br />

an Bedeutung. Und klassischer Retrolook<br />

wird auch weiterhin seine Position am heissumkämpften<br />

Jahrmarkt der chronometrischen<br />

Eitelkeiten behalten. Kurzum: Die Luxusuhrenbranche<br />

bietet vielen etwas, wie der Genfer Uhrensalon<br />

SIHH Ende Januar eindrucksvoll belegte.<br />

Freilich muss man sich das alles irgendwie<br />

auch leisten können.<br />

132 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Clifton<br />

von BAUME & MERCIER<br />

Erinnerungen an die Zukunft weckt Baume & Mercier<br />

mit seiner neuesten Uhrenlinie «Clifton». Deren<br />

Vorbild stammt, wie sich unschwer erkennen lässt,<br />

aus den 1950er Jahren. Insofern passt der schnörkellose<br />

Look mit drei Zeigern und Fensterdatum<br />

perfekt zu dem, was sich Uhrenliebhaber im Reich<br />

der Mitte wünschen. Europäer werden hingegen<br />

das nostalgiebetonte Outfit schätzen. Das neue<br />

mit tradiertem Hintergrund liefert Baume & Mercier<br />

in unterschiedlichen Versionen, angefangen beim<br />

stählernen Einsteigermodell mit dem Automatikkaliber<br />

SW 260 von Sellita, Durchmesser 41 Millimeter<br />

bis hin zur massivgoldenen, 42 Millimeter<br />

grossen «Clifton», in der das deutlich exklusivere<br />

Zwei-Federhaus-Handaufzugskaliber 7381 von La<br />

Joux-Perret tickt.<br />

The Luxury Way of Life | 133


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Calibre<br />

von CARTIER<br />

Die wahre Männeruhr von Cartier heisst unbestritten<br />

«Calibre». So hat es der scheidende CEO<br />

Bernard Fornas gewollt. Und so ist es auch gekommen.<br />

Die Herren der Schöpfung lieben bekanntlich<br />

Chronographen über alles. Deshalb war<br />

die Vorstellung eines klassischen Zeitschreibers<br />

nur eine Frage der Zeit. Pünktlich zum Genfer Uhrensalon<br />

2<strong>01</strong>3, der schon im Zeichen des neuen<br />

Chefs Stanislas de Quercize stehen wird, präsentiert<br />

Cartier den ungemein markanten Calibre-<br />

Chronographen mit dem exklusiven Automatikkaliber<br />

1904-CH MC. Zu seinen Merkmalen gehören<br />

Schaltradsteuerung, kräftesparende Reibungskupplung,<br />

30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler.<br />

Zwei Federhäuser speichern Kraft für 48 Stunden<br />

Gangdauer. Vier Hertz Unruhfrequenz gestatten<br />

Stoppungen auf die Achtelsekunde genau. Für<br />

eines dieser Werke benötigen die Uhrmacher insgesamt<br />

269 Komponenten. Die Drücker für Start,<br />

Stopp und Nullstellung haben die Produktgestalter<br />

gekonnt in den Flankenschutz für die Krone integriert.<br />

Das Gehäuse, erhältlich in Stahl oder Gold,<br />

misst 42 Millimeter und widersetzt sich dem Druck<br />

des nassen Elements bis zehn Atmosphären.<br />

134 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Table Ronde<br />

VON ROGER Dubuis<br />

Während des SIHH rückte Roger Dubuis einmal<br />

mehr seine markante Leader-Uhrenlinie Excalibur<br />

in den Vordergrund. Besonders eindrucksvoll<br />

setzt sich dabei das Modell «Table Ronde»,<br />

also «Runder Tisch», in Szene. Zwölf Ritter sitzen<br />

am Zifferblatt rund um die emaillierte Tafel. Ihre<br />

massivgoldenen Schwerter dienen dabei als<br />

Indizes. Handwerkliche Kunstwerke wie diese<br />

sind natürlich streng limitiert. Nicht mehr als 88<br />

Exemplare wird die Genfer Manufaktur davon<br />

fertigen. Allesamt ausgestattet mit dem hauseigenen<br />

Automatikkaliber RD822, welches dem<br />

Reglement des Genfer Siegels folgt. Schutz bietet<br />

ein 45 Millimeter grosses Gehäuse aus Rotgold.<br />

Zu seinen unübersehbaren Merkmalen<br />

gehören der geriffelte Glasrand, ein massiver<br />

Flankenschutz für die Krone und je drei Bandanstösse<br />

oben und unten.<br />

The Luxury Way of Life | 135


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Ingenieur<br />

von IWC<br />

IWC hat seine altbewährte Uhrenlinie «Ingenieur»<br />

komplett überarbeitet. Das Resultat kreativer Bemühungen<br />

steht ganz im Zeichen des Mercedes<br />

AMG Petronas Formula One Teams. Die Pole Position<br />

der neuen Kollektion gebührt einem komplexen<br />

Tourbillon mit Konstantkraft-Antrieb. Den Mechanismus,<br />

welcher das kontinuierlich sinkende<br />

Drehmoment der beiden Zugfedern kompensiert,<br />

haben die Uhrmacher geschickt in den kleinen<br />

Wirbelwind integriert. Neben der Zeitanzeige besitzt<br />

dieses High-Tech-Instrument auch noch eine<br />

Mondphasenindikation. Den gebührenden Rahmen<br />

für so viel Uhrmacherkunst bietet eine imposante<br />

Platin-Keramik-Schale.<br />

136 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Duomètre<br />

Unique Travel Time<br />

von JAEGER LECOULTRE<br />

Die «Duomètre Unique Travel Time» von Jaeger-<br />

LeCoultre liebt das Reisen. Ihr Innenleben gehorcht<br />

dem Zwei-Flügel-Prinzip mit zwei Federhäusern,<br />

getrennten Antriebssträngen und einem<br />

gemeinsamen Gangregler. Die rechte Seite des<br />

Zifferblatts indiziert die Heimat- oder Referenzzeit.<br />

Links erscheinen die Stunden der jeweiligen<br />

Lokalzeit in einem kleinen Fenster. Zum Einstellen<br />

gibt es zwei Drücker im Gehäuserand. Daneben<br />

wird das universale Instrument allen 39 Zonenzeiten<br />

gerecht. Selbige lassen sich durch einen<br />

unabhängigen, per Krone einstellbaren Minutenzeiger<br />

ohne jedwede Einschränkung abbilden.<br />

Orientierung rund um den Globus bietet ferner<br />

eine kleine, bombierte Scheibe mit Weltkarte bei<br />

der «6» gemeinsam mit einem 24-Stunden-Ring.<br />

Die Tag- und Nachtstunden lassen sich durch ein<br />

ausgeklügeltes System eindeutig unterscheiden.<br />

Zwei Gangreserveanzeigen links und rechts des<br />

Globus weisen darauf hin, wie es um den Spannungszustand<br />

der Zugfedern bestellt ist. Zu Hause<br />

kann der linke Minutenzeiger sogar die wahre<br />

Sonnenzeit darstellen. Das Handaufzugskaliber<br />

383 besteht aus 498 Komponenten. Wer eines<br />

der hundert Weissgold-Exemplare ergattern<br />

möchte, muss sich an die neue Jaeger-LeCoultre-Boutique<br />

in Paris wenden. Unlimitiertes gibt es<br />

nur in Rotgold.<br />

The Luxury Way of Life | 137


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Grosse Lange 1 Lumen<br />

von A. LANGE & SÖHNE<br />

Über die Lange 1 muss man nicht viele Worte<br />

verlieren. Während des Genfer SIHH 2<strong>01</strong>3 präsentierte<br />

sich das Flaggschiff der Glashütter Uhrenmanufaktur<br />

A. Lange & Söhne «erleuchtet»<br />

in Platin. Das auf 100 Exemplare limitierte Œuvre<br />

mit halbdurchsichtigem Zifferblatt nennt sich<br />

«Grosse Lange 1 Lumen». Die partielle Transparenz<br />

kommt nicht von ungefähr. Sie gestattet<br />

neugierige Blicke auf den patentierten Grossdatums-Mechanismus.<br />

Doch damit nicht genug:<br />

Das Grossdatum wie auch das gesamte Ziffer-<br />

blatt und die Zeiger besitzen nachtleuchtende<br />

Eigenschaften. Die technische Herausforderung<br />

bestand darin, das markante Datum auch direkt<br />

nach dem nächtlichen Schaltvorgang leuchten zu<br />

lassen. Zu diesem Zweck ist das Zehnerkreuz direkt<br />

mit heller, schwarz bedruckter Leuchtmasse<br />

beschichtet. Die mit schwarzen Ziffern bedruckte<br />

Glas-Einerscheibe bewegt sich vor diesem nachtleuchtenden<br />

Hintergrund. Das Handaufzugskaliber<br />

L095.2 zeigt sich durch den Saphirglasboden<br />

des 41-mm-Gehäuses.<br />

138 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Tourbillon G-Sensor<br />

RM036 Jean Todt<br />

von RICHARD MILLE<br />

Wer ein «Tourbillon G-Sensor RM036 Jean Todt»<br />

ergattern möchte, muss sich beeilen. Richard<br />

Mille fertigt davon nur 15 Exemplare mit tonneauförmiger<br />

Titanschale. Das Handaufzugswerk mit<br />

Minutentourbillon, rund 70 Stunden Gangautonomie<br />

und Skelett-Optik nennt sich RM036.<br />

Seine Grundplatine besteht aus Karbonfaser.<br />

Der Vorteil besteht in hoher Belastbarkeit und<br />

besonderer thermischer Stabilität. Brücken und<br />

Kloben lässt Richard Mille aus Titan Grad 5 fertigen,<br />

einer korrosionsbeständigen Legierung.<br />

Erstmalig bietet dieser markante Zeitmesser bei<br />

der «12» einen G-Indikator, welcher die Intensität<br />

rapider Entschleunigung erfasst. Bei kritischen<br />

Werten bewegt sich der zugehörige Zeiger in<br />

den roten Anzeigebereich. Die Nullstellung geschieht<br />

per Drücker bei der «9».Bleibt der in die<br />

Krone eingelassene Drücker. Mit seiner Hilfe<br />

lassen sich die drei Kronenfunktionen «Aufzug»,<br />

«neutral» und «Zeigerstellung» vorwählen. Welche<br />

gerade angesagt ist, stellt ein kleiner Zeiger<br />

bei der «4» dar.<br />

The Luxury Way of Life | 139


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Nicolas Rieussec<br />

Rising Hours<br />

von Montblanc<br />

Chronographen gibt es viele am Markt. Bei der<br />

Rieussec-Linie ist es Montblanc gelungen, das<br />

Gesicht des Zeitschreibers gründlich zu verändern.<br />

Und zwar durch rotierende Scheiben, wie<br />

sie der französische Uhrmacher Nicolas Rieussec<br />

bereits 1821 präsentierte. Den Anfang machten<br />

solche bei der «6», und zwar für die Permanentsekunde<br />

und den 30-Minuten-Totalisator.<br />

Bei der brandneuen «Nicolas Rieussec Rising<br />

Hours» hat Montblanc dieses Prinzip noch durch<br />

eine ungewöhnliche Stundenindikation erweitert.<br />

Gleich zwei übereinanderliegende, durch<br />

einen ausgeklügelten Mechanismus angetriebe-<br />

ne Scheiben stellen die jeweilige Stunde dar und<br />

sie bieten eine Unterscheidung zwischen Tag<br />

und Nacht. Für die Minuten ist, wie gehabt, ein<br />

rotierender Zeiger zuständig. Die farbliche Nuancierung<br />

bei der Stundenindikation hilft beispielsweise<br />

beim richtigen Einstellen des Datums. Das<br />

prinzipiell bekannte Manufakturkaliber MB R220<br />

mit Rotor-Selbstaufzug bietet aber jetzt ein Plus<br />

an Komplexität unter dem Zifferblatt. Weitere<br />

Scheiben dienen der Wochentagsanzeige bei<br />

der «9» und dem Datum bei der «3». Das Uhrwerk<br />

tickt in einem 43-mm-Gehäuse aus 18-karätigem<br />

Rotgold.<br />

140 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Luminor<br />

SuBMersible 1950<br />

von PANERAI<br />

Wassersport und Panerai gehören beinahe untrennbar<br />

zusammen. Das unterstreicht auch die<br />

neue «Luminor Submersible 1950 Amagnetic 3<br />

Days Automatic Titanic – 47 mm». Damit ist zu<br />

dieser Armbanduhr schon fast alles gesagt. Die<br />

modifizierte Gehäusekonstruktion verfügt über<br />

einen ausgeprägten Schutz gegen starke Magnetfelder.<br />

Der ist mit 40’000 A/m (Ampere pro<br />

Meter) acht Mal so stark, wie es die Schweizer<br />

Industrienorm NIHS 90-10 festschreibt. Möglich<br />

macht’s ein spezielles Weicheisen-Innengehäu-<br />

se, welches gemeinsam mit einem Zifferblatt<br />

aus dem gleichen Material die magnetischen<br />

Feldlinien ableitet. Äusseren Schutz bis zu 300<br />

Meter Tauchtiefe bietet eine Schale aus satiniertem<br />

Titan. Als Premiere präsentiert sich die nur<br />

einseitig drehbare Titan-Lünette mit einem Inlay<br />

aus schwarzer Keramik, welche die linearen und<br />

punktförmigen Titanmarkierungen trägt. Innen<br />

findet sich die exklusive Automatik P.9000 mit<br />

drei Tagen Gangautonomie sowie unabhängig<br />

verstellbarem Stundenzeiger.<br />

RL 67 Safari<br />

Tourbillon<br />

von RALPH LAUREN<br />

Bislang setzte Ralph Lauren einzig und allein auf<br />

Uhrwerke von Mitgliedern der Richemont-Gruppe.<br />

Für die Einsteiger-Modelle der Linie RL 67 Safari<br />

liefert Sellita das Automatikkaliber SW 300 mit<br />

Chronometerzeugnis. Das RL 67 Safari Tourbillon<br />

besitzt indessen ein Drehgang-Kaliber mit Mikrorotor-Selbstaufzug<br />

und vier Hertz Unruhfrequenz.<br />

Die Gangautonomie liegt bei rund 38 Stunden.<br />

Woher das Uhrwerk stammt, mochte man zuerst<br />

nur unwillig verraten. Aber die Konstruktionsmerk-<br />

male legten eine Verbindung zur Genfer «Fabrique<br />

du Temps» förmlich nahe. Am Ende wurde diese<br />

Partnerschaft denn auch bestätigt. Interessanter<br />

Weise gehört der Spezialist zur LVMH-Gruppe, wo<br />

er sich zuletzt durch ausgefallene Konstruktionen<br />

für Louis Vuitton einen Namen machte. Das exklusive<br />

Kaliber RL 67 besteht aus 67 Komponenten.<br />

Es tickt in einem 44,8 mm großen, brünierten<br />

Edelstahl-Gehäuse. Dem nassen Element besteht<br />

es bis fünf Atmosphären Druck.<br />

The Luxury Way of Life | 141


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Transforma CBF<br />

VON PARMIGIANI<br />

Mit der «Transforma CBF» (Confederação Brasileira<br />

de Futebol) offeriert Parmigiani ein Uhrenset<br />

mit Mehrfachnutzen, denn es kann nach Belieben<br />

in der Tasche oder am Handgelenk getragen<br />

werden. Denkbar sind sogar beide Varianten zur<br />

gleichen Zeit. Bleibt dann nur zu entscheiden, was<br />

seinen Auftritt wo zelebriert. Das Paket umfasst<br />

den «Transforma Chronographen» und den «Tonda<br />

Quator» mit Jahreskalender. Als Gehäusematerial<br />

des Automatik-Stoppers mit Tachymeterskala<br />

wählte die in Fleurier beheimatete Manufaktur das<br />

gleichermassen widerstandsfähige wie leichte<br />

Carbon. Das zweite, nun rotgoldene Basisgehäuse<br />

schützt ein Uhrwerk, dessen rückspringende Datumsanzeige<br />

nur einmal jährlich Ende Februar korrigiert<br />

werden muss. Die Mondphase bedarf sogar<br />

erst nach 122 Jahren einer manuellen Nachhilfe.<br />

So präzise funktioniert sie. Wer seine tickenden<br />

Lieblinge am Schreibtisch bewundern will, kann dies<br />

dank der Flexibilität des Systems ebenfalls tun.<br />

142 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Emperador Coussin<br />

Automatic Minute<br />

Repeater<br />

Von PIAGET<br />

Neu ist die Materie für Piaget keineswegs. Eine<br />

Armbanduhr mit Minutenrepetition gab es bereits<br />

in den 1950er Jahren. Optisch wie technisch ist<br />

die Emperador von 2<strong>01</strong>3 indes ein Quantensprung<br />

nach vorne. Sie bietet nämlich Manufakturarbeit<br />

mit Selbstaufzug und imposant klingender Schlagwerks-Mechanik.<br />

Einen Superlativ dürfen Liebhaber<br />

sanfter Zeit-Klänge ebenfalls erwarten. Das<br />

Kaliber 1290P kann als flachstes seiner Art gelten.<br />

Entwicklungsplattform war das ultraflache 1200P<br />

mit Platin-Mikrorotor. Ergänzt um die akustische<br />

Dimension misst es lediglich 4,8 mm in der Höhe.<br />

Alles in allem benötigen die Uhrmacher 407 Komponenten,<br />

um das kostbarste Gut der Menschheit<br />

per Zeiger darzustellen und minutengenau hörbar<br />

zu machen. Einige Zahnräder sind nur 0,12 mm<br />

dick. Die Konstruktion des 48 mm grossen Gehäuses<br />

und die Befestigung des Uhrwerks darin<br />

standen unter der Prämisse bestmöglicher Akustik,<br />

die sich mit einer Lautstärke von 65 Dezibel<br />

bestens hören lassen kann. Bei insgesamt nur 9,4<br />

mm Bauhöhe ist die «Emperador Coussin Automatic<br />

Minute Repeater» sogar noch wasserdicht<br />

bis zwei Atmosphären Druck.<br />

The Luxury Way of Life | 143


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Métiers d’Art<br />

VON VACHERON CONSTANTIN<br />

China sieht dem Jahr der Schlange entgegen. Eben<br />

jenes inspirierte Vacheron Constantin zur entsprechenden<br />

Erweiterung seiner anspruchsvollen Métiers<br />

d’Art-Kollektion. Geplant ist eine Serie von<br />

Armbanduhren, die den chinesischen Zwölf-Jahre-<br />

Zyklus repräsentieren. Logischerweise gilt das erste<br />

Modell 2<strong>01</strong>3 dem Symbol der Verführung und der<br />

Raffinesse. Graveure und Emailleure haben sich zusammengetan,<br />

um dem Erstlingswerk zum Jahr der<br />

Schlange eine besondere Ausdruckskraft zu verleihen.<br />

Das Manufakturkaliber 2460 G4 mit vier digitalen<br />

Anzeigen für Stunden, Minuten, Wochentage<br />

und Datum liess den Handwerkern den nötigen<br />

Platz zur künstlerischen Entfaltung. Den Selbstaufzug<br />

besorgt ein Zentralrotor aus 22-karätigem Gold.<br />

Verfügbar sind zwei Versionen, jeweils limitiert auf<br />

ein Dutzend Exemplare. Der Verkauf bleibt ausschliesslich<br />

den Markenboutiquen vorbehalten.<br />

SHORTCUT<br />

«Signature for Good»<br />

Alles beginnt mit dem geschriebenen Wort. Mit der eigenen Unterschrift auf<br />

einem Blatt Papier oder den mit Worten zum Ausdruck gebrachten Gedanken<br />

und Träumen – diese uns so simpel erscheinende Fähigkeit ist auch heute noch<br />

vielen Kindern vorenthalten. Montblanc teilt die Überzeugung von UNICEF,<br />

dass alle Kinder ein Recht auf Zugang zu Bildung haben und präsentiert in<br />

diesem Zusammenhang die Montblanc «Signature for Good» Collection. Für<br />

jeden zwischen dem 1. März 2<strong>01</strong>3 und dem 31. März 2<strong>01</strong>4 verkauften Artikel<br />

aus der «Signature for Good» Collection spendet Montblanc einen Teil des<br />

Erlöses. Die Special Edition aus Schreibgeräten, Schmuck und Leder-Accessoires<br />

begeistert mit einem einzigartigen Backsteinmuster, das für eine bessere<br />

Zukunft aller Kinder einen verbesserten Zugang zu Bildung symbolisiert;<br />

einschliesslich der Errichtung von Schulen – Stein für Stein. Mindestens 1,5<br />

Mio. Dollar werden den Bildungsprogrammen von UNICEF zugutekommen,<br />

die sich auf die am stärksten benachteiligten Kinder konzentrieren: die beiden<br />

Initiativen Schulen für Afrika und Asien sowie Programme in Lateinamerika.<br />

144 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Ghost<br />

Power in reserve, composure in any conditions<br />

Ghost is engineered to be whisper-quiet, however much<br />

you exploit its new V12 engine. Effortless, yet rewarding<br />

driving is assured by the same advanced technology that<br />

creates the unique magic carpet-like ride. In every respect,<br />

Ghost embodies the power of simplicity.<br />

Fuel economy fi gures (l/100km): Urban 20.5 / Extra urban<br />

9.6 / Combined 13.6. CO 2 emissions: 317 (g/km).<br />

Energy effi ciency category: G.<br />

Rolls-Royce Motor Cars Zurich, Stinson-Strasse 2, 8152 Glattpark / Zurich<br />

Tel: +41 (0) 43 211 44 41<br />

www.rolls-roycemotorcars-zurich.ch<br />

© Copyright Rolls-Royce Motor Cars Limited 2<strong>01</strong>2. The Rolls-Royce name and logo are registered trademarks.<br />

The Luxury Way of Life | 145


just<br />

siMPle<br />

i Dior<br />

iI Tjep<br />

iII Tiffany<br />

iV Montblanc<br />

V Tiffany<br />

Vi Tjep<br />

vi<br />

iIi<br />

i<br />

iI<br />

iv<br />

v<br />

146 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

47.228728<br />

The Luxury Way of Life | 147


WATCHEs & JEWELLERY<br />

St. Moritz<br />

White Turf<br />

Spring Summer<br />

Fashion 2<strong>01</strong>3<br />

Anlässlich des White Turf in St. Moritz produzierten wir ein exklusives Fotoshooting<br />

auf dem White Turf-Gelände und im Hotel Kempinski St. Moritz.<br />

Passend zur Frühjahr / Sommer-Mode 2<strong>01</strong>3 präsentieren wir Ihnen hier<br />

ausgewählte Schmuckstücke aus dem Hause Gübelin und<br />

Accessoires von Acqua di Parma.<br />

Schmuck Gübelin | Accessoires und Kerzen Acqua di Parma<br />

Fashion Joy Fashion, St. Moritz | Schuhe EMU | Fotograf Christian Funke | Hair Stylist Enzo de Simone<br />

Make up Michelle Fischer für Dior | Produzent Valeska Jansen<br />

148 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Hannes<br />

Reisetasche Acqua di Parma<br />

Uhr Gübelin<br />

Hemd Mastermind Japan Joy Fashion St. Moritz<br />

Hose Joy Fashion St. Moritz, Schuhe Zegna<br />

Angela<br />

Ohrhänger und Collier Kollektion Como Gübelin<br />

Ring Kollektion Paris Gübelin<br />

Tasche Acqua di Parma<br />

Kleid IRO Joy Fashion St. Moritz<br />

Schuhe Jimmy Choo<br />

The Luxury Way of Life | 149


Rubriken<br />

Deborah<br />

Diamant Ohrhänger Gübelin<br />

Solitärring Gübelin<br />

Kleid Nina Ricci Joy Fashion St. Moritz<br />

Hannes<br />

Pullover Richmond Joy Fashion St. Moritz<br />

Uhr Gübelin<br />

Agenda Acqua di Parma<br />

150 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Deborah<br />

Ohrhänger und Collier Kollektion Como Gübelin<br />

Kleid IRO Joy Fashion St. Moritz<br />

Angela<br />

Diamant Ohrhänger Gübelin<br />

Kleid Felder & Felder Joy Fashion St. Moritz


Rubriken<br />

Deborah<br />

Ohrschmuck und Ring Gübelin<br />

Tasche Acqua di Parma<br />

Jacke und Hose KRU Joy Fashion St. Moritz<br />

Stiefel EMU<br />

Hannes<br />

Jacke KRU Joy Fashion St. Moritz<br />

Hose Dsquared Joy Fashion St. Moritz<br />

Tasche Acqua di Parma<br />

Schuhe Zegna<br />

Angela<br />

Jacke und Hose Christopher Kane Joy Fashion St. Moritz<br />

Ohrringe Gübelin<br />

Tasche Acqua di Parma<br />

Schuhe EMU<br />

152 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Deborah<br />

Jacke Christopher Kane Joy Fashion St. Moritz<br />

Hannes<br />

Hemd Mastermind Japan Joy Fashion St. Moritz<br />

Sakko L.G.B Fashion Joy Fashion St. Moritz<br />

Angela<br />

Jacke KRU Joy Fashion St. Moritz<br />

The Luxury Way of Life | 153


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Deborah<br />

Kleid Missoni Joy Fashion St. Moritz<br />

Ohrstecker und Bracelet Kollektion Madagaskar Gübelin<br />

Solitärring Gübelin<br />

Angela<br />

Kleid Missoni Joy Fashion St. Moritz<br />

Ring Kollektion Paris Gübelin<br />

Diamantohrstecker Gübelin<br />

Deborah<br />

Ohrstecker, Collier, Bracelet und Ring Kollektion Madagaskar Gübelin<br />

Kleid Hervé Leger Leroux Joy Fashion St. Moritz<br />

Angela<br />

Kleid Hervé Leger Leroux Joy Fashion St. Moritz<br />

Ohrhänger, Collier und Ring Farbsteinschmuck Gübelin<br />

Beautybag Acqua di Parma<br />

154 | <strong>PRESTIGE</strong>


WATCHEs & JEWELLERY<br />

Angela<br />

Kleid Saint Laurent Joy Fashion St. Moritz<br />

Ohrstecker und Bracelet Kollektion Madagaskar Gübelin<br />

Hannes<br />

Sakko L.G.B Fashion Joy Fashion St. Moritz<br />

Hemd Mastermind Japan Joy Fashion St. Moritz<br />

Uhr Gübelin<br />

Deborah<br />

Kleid Nina Ricci Joy Fashion St. Moritz<br />

Diamant Ohrstecker Diamant Kette und Diamant Ring Gübelin<br />

Wir bedanken uns herzlich für die grosse Unterstützung<br />

Betina Welter, Director of Public Relations Kempinski Grand Hotel des Bains St Moritz<br />

Claudia Grasern-Woehrle, Pressestelle White Turf St. Moritz<br />

The Luxury Way of Life | 155


BLING<br />

BLING<br />

vii<br />

vi<br />

iIi<br />

i<br />

iI<br />

156 | <strong>PRESTIGE</strong>


iv<br />

i Dior<br />

iI Dior<br />

iiI Piaget<br />

iV Swarovski<br />

V Christian Louboutin<br />

Vi Swarovski<br />

Vii Chaumet<br />

v<br />

The Luxury Way of Life | 157


WATCHEs & JEWELLERY<br />

SHORTCUT<br />

Tickende Schwergewichte<br />

Die Träger mancher Uhren brauchen nicht nur eine<br />

etwas dickere Brieftasche, sondern auch Muskeln.<br />

Einige Zeitmesser sind wahrlich nur etwas für, im<br />

wahrsten Sinne des Wortes, starke Männer. Denn<br />

mit ihnen trägt man nicht nur ein wertvolles Stück<br />

am Handgelenk, sondern manchmal bis fast zu einem<br />

halben Kilogramm am Handgelenk. Eine der<br />

schwersten Uhren ist die Invicta Classic Russian<br />

Diver. Sie wiegt 455 Gramm bei einer Gehäusegrösse<br />

von 51 mm. Doch auch das Modell The<br />

Blue Sensation von Grieb and Benzinger ist kein<br />

Leichtgewicht. Sie gilt als schwerste Platin-Uhr der<br />

Welt. Bei einer Gehäusegrösse von 49 mm bringt<br />

sie immerhin 235 Gramm auf die Waage.<br />

Kosmos-Uhr<br />

In Zürich – genauer gesagt im Uhren- und Schmuckhaus Türler am Paradeplatz<br />

– steht eine der erstaunlichsten und genialsten Uhrenkonstruktionen.<br />

Geschaffen wurde in neunjähriger Entwicklungs- und Bauzeit ein einzigartiges<br />

Modell des Kosmos. Sie erfasst das gesamte Sonnensystem mit den<br />

neun Planeten, veranschaulicht die gegenseitigen Bewegungen von Erde,<br />

Mond und Sonne, bildet den kompletten, bewegten Kosmos ab und zeigt Sekunden,<br />

Minuten, Stunden, Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte und sogar Jahrtausende<br />

an. So kann der Betrachter in vielfältigen Anzeigen und Darstellungen<br />

zeitliche Abläufe und Bewegungen im Kosmos ablesen und verfolgen – von<br />

der kleinsten Zeiteinheit, der Sekunde, bis hin zum Platonischen Jahr mit einer<br />

Umdrehung des entsprechenden Rades in 25’794 Jahren!<br />

Die teuerste Hochzeit der Welt<br />

Es war eine wahre Märchenhochzeit, die alle anderen<br />

in den Schatten stellte, die Hochzeit von Prinzessin<br />

Hajah Hafizah Sururul Bolkiah. Die Tochter<br />

des Sultans von Brunei trug vor den Augen der<br />

3000 geladene Gäste ein Kleid, das mehrere Kilo<br />

wog. Die gesamte Robe war mit Kristallen und<br />

Edelsteinen bestickt. Ihr Kopf schmückte ein Diadem<br />

mit Diamanten und Smaragden und natürlich<br />

fehlten auch die passende Halskette und eine Brosche<br />

nicht. Gefeiert wurde im über 1750 Zimmer<br />

grossen Palast des Sultans, der zu den reichsten<br />

Männern der Welt zählt. Sein Vermögen beträgt<br />

mehr als 15 Milliarden Dollar. 40 Millionen Dollar<br />

soll allein das Dinner gekostet haben!<br />

158 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The world‘s 1 st free<br />

moving diamond<br />

www.1923.gs<br />

The Luxury Way of Life | 159<br />

information • +49 - 61 81 - 67 30 60


Rubriken<br />

Craftsmanship<br />

INSE<br />

160 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Extending Horizons<br />

RAT<br />

Zbären Kreativküchen AG<br />

Bahnhofstrasse 26 . CH-3777 Saanenmöser . Telephone +41 33 744 33 77<br />

design@zbaeren.ch . www.zbaeren.ch<br />

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Saanenmöser . Gstaad . Lenk<br />

Official Dealer<br />

The Luxury Way of Life | 161


RUBRIKEN<br />

MEIN ESSEN<br />

IST WIE ICH: ES<br />

HAUT REIN,<br />

IST MANCHMAL<br />

UNBEQUEM,<br />

HINTERLÄSST<br />

ABER IMMER<br />

EINEN<br />

BLEIBENDEN<br />

EINDRUCK.<br />

©<br />

Wolfgang Stahr<br />

162 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

Berliner<br />

Schnauze<br />

Hongkong<br />

Style<br />

Ein Tag mit Zwei-Sterne-Koch Tim Raue<br />

Thomas Hauer<br />

MMittwochvormittag kurz vor 11 Uhr mitten in Kreuzberg. «Der Chef<br />

ist noch nicht da», erklärt mir die Dame am Empfang mit leicht Berliner<br />

Zungenschlag. Zeit, sich schon mal ein wenig umzuschauen.<br />

Die hohen, in strahlendem Weiss gehaltenen Räume der ehemaligen<br />

Galerie, an deren Decke noch immer Kunstleuchten stimmungsvolle<br />

Lichtakzente setzen, sind möbliert mit edlen Nussbaumtischen. Die bequemen<br />

Stühle und Sitzbänke sind in kräftigen Blau- und Violetttönen gehalten.<br />

Unter meinen Füssen ein glänzender Terrazzoboden in Schwarz-Weiss. An<br />

den Wänden moderne Kunst: das Foto einer Wasserstoffbombenexplosion,<br />

ein überdimensionales Ölgemälde mit Müllsäcken vor einem üppig tropischen<br />

Hintergrund.<br />

Dann steht Tim Raue plötzlich vor mir. «Wollen Sie gleich in die Küche oder<br />

wollen Sie mich zu einem Termin begleiten?», fragt er. Ich entscheide mich<br />

für die Spritztour. Vor der Türe wartet schon Herr Burwieck, der den Zwei-<br />

Sterne-Koch tagtäglich mit seinem Taxi durch das Verkehrschaos der Hauptstadt<br />

kutschiert, denn der hat keinen Führerschein. Unser Ziel: der Delphi<br />

Filmpalast in der Kantstrasse.<br />

The Luxury Way of Life | 163


CULINARIUM<br />

Mittags ins «Good Friends»<br />

Dort findet ein Fotoshooting für den Programmflyer des Kulinarischen Kinos<br />

statt, das jedes Jahr parallel zur Berlinale läuft. Am Set warten schon Raues<br />

Berliner Sternekollegen Hendrik Otto vom Hotel Adlon, Michael Hoffmann,<br />

Chef des «Margaux», und Kolja Kleeberg, der im «VAU» am Herd steht. Ausserdem<br />

Nils Henkel vom Schlosshotel Lerbach.<br />

Kaum betritt Raue das Foyer, steht er sofort im Mittelpunkt, gibt den Entertainer.<br />

Als er vor die Linse tritt, spürt man: Raue ist nicht nur in der Küche ein<br />

Vollprofi. Nach der Fotosession, es ist mittlerweile halb eins, hat Raue erst mal<br />

Hunger. Ich auch. Wir fahren, Kolja Kleeberg und Nils Henkel im Schlepptau,<br />

mit Herrn Burwieck ein paar Häuser weiter ins «Good Friends». Dieses Chinarestaurant<br />

mit dem Charme einer bulgarischen Bahnhofgaststätte ist Raues<br />

zweites Wohnzimmer und eine Berliner Institution. Mindestens dreimal die Woche<br />

geht der Sternekoch über Mittag dorthin, an den anderen Tagen auch mal<br />

ins Fitnessstudio.<br />

In seiner hochgeschlossenen Kochjacke im preussischblauen Mao-Look wirkt<br />

Raue wie ein ranghoher KP-Funktionär und bellt Kommandos, als wäre er hier<br />

selbst der grosse Vorsitzende. Schon wenige Minuten später füllt sich der runde<br />

Tisch mit dampfenden Platten voll von gebratenem Schweinebauch mit<br />

Gemüse, Seezunge mit Ingwer und Lauch, gesottenen Kutteln, Fong-Wong-<br />

Rollen und krosser Ente. Dazu gibt es chinesischen Jasmintee.<br />

164 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

Das Tischgespräch kreist um Kollegen, Restaurantkritiker, explodierende<br />

Warenkosten und die besten Fisch-, Trüffel- und Kaviarlieferanten. Küchenpalaver<br />

eben. Nach einer halben Stunde wird die Tafel aufgehoben und es<br />

geht zurück in die Rudi-Dutschke-Strasse, wo der Kreuzberger sich mit dem<br />

Restaurant Tim Raue sein eigenes Reich der Mitte geschaffen hat und der<br />

Mittagsservice grade auf Hochtouren läuft. Auf der Fahrt erzählt der Chef<br />

von seinem Traum, in Berlin vielleicht noch ein chinesisches Restaurant zu<br />

eröffnen mit einer Karte wie im «Good Friends», die von kantonesischer Hausmannskost<br />

geprägt ist, nur eben nicht mit Zutaten aus der Tiefkühltruhe und<br />

ohne Glutamat.<br />

Gehobener Asian Style<br />

Wie viele andere Sternelokale der Hauptstadt bietet auch Raue ein preisgünstiges<br />

Lunchmenu an, das auch Menschen mit kleinem Geldbeutel erlaubt, einen<br />

tiefen Blick in die Kochtöpfe der Berliner Toprestaurants zu werfen – so gibt es<br />

mittags ein Drei-Gang-Menu schon für 38 Euro, Sechs-Gänge für 68 Euro. In der<br />

Küche nimmt der Chef dann sofort seinen Platz am Pass ein und beginnt, Teller<br />

anzurichten, signiert nebenbei sein neues Kochbuch «My favourite things», lässt<br />

mir Hummer-Dim-Sum mit Thaivinaigrette, danach Kaisergranat mit rosa Rübchen<br />

und Wasabi servieren und probiert noch schnell ein Rezept für ein Event,<br />

das vor seinem strengen Gaumen im Praxistest prompt durchfällt. Als der Betrieb<br />

nachlässt, machen wir eine kurze Tour durch die geschätzt 25 Quadratmeter<br />

grosse Küche, die sich trotz Raues konsequent panasiatischem Ansatz,<br />

The Luxury Way of Life | 165


CULINARIUM<br />

der ihm ein absolutes Alleinstellungsmerkmal innerhalb der deutschen Spitzengastronomie verleiht, in nichts von anderen Restaurantküchen<br />

unterscheidet: Es gibt den Gardemanger, den Entremetier, die kleine Ecke für die Pâtisserie. Alle Posten sind doppelt<br />

besetzt, insgesamt werkeln hier inklusive Raue und Küchenchef Christian Singer zehn Männer und Frauen. Die Atmosphäre<br />

ist erstaunlich entspannt. Ansagen Raues werden mit dem obligatorischen «Jawohl Chef!» quittiert, oft reicht eine hochgezogene<br />

Augenbraue oder eine eindeutige Geste und der «Angesprochene» weiss sofort, was damit gemeint ist.<br />

Dann entlässt mich Raue in die Obhut seines Pâtissiers Daniel Budde.<br />

Der zeigt mir, wie er aus geläutertem Muskovadozucker kleine Kunstwerke bläst – in diesem Fall Birnen<br />

aus Estragonessig-Karamell für das Dessert des aktuellen Wintermenus, die wirken, als seien sie<br />

aus hauchzartem Muranoglas gefertigt. Der Chef geht derweil spazieren. Im übertragenen<br />

Sinne zumindest, denn Raue verbringt fast ebenso viel Zeit im Gastraum wie in der Küche.<br />

Mindestens einen Gang pro Tisch serviert er persönlich und verwickelt seine<br />

Gäste dabei binnen Sekunden so gekonnt in Smalltalk, dass das junge Pärchen<br />

am Nachbartisch, das nicht den Eindruck macht, als frequentiere es Sternerestaurants<br />

regelmässig, in kürzester Zeit alle Scheu vor dem Meister ablegt. Dieser<br />

joviale Umgangston, liebevoll Berliner Schnauze genannt, wird auch vom<br />

Serviceteam unter Leitung von Raues Frau Marie-Anne gepflegt, was die<br />

Kundschaft sichtlich schätzt, weil es Hemmschwellen abbaut und ganz<br />

nebenbei Lust macht wiederzukommen.<br />

Produktverliebtheit und Perfektionismus<br />

Gegen 16.00 Uhr werde ich freundlich, aber bestimmt vor die Tür gesetzt<br />

– jetzt ist Pause. Raue geht zu Saturn, um seinen abgestürzten<br />

Computer von der Reparatur abzuholen. Pünktlich um sieben soll<br />

ich aber wieder da sein, um das Menu «unique» zu probieren, Raues<br />

kulinarische Visitenkarte in sechs Gängen (148 Euro) und Gault-<br />

Millau-Menu des Jahres 2<strong>01</strong>2.<br />

Die ersten Teller lässt mir der Chef gleich in der Küche servieren, in<br />

der kurz nach sieben das Licht gedimmt und durch eine Spotbeleuchtung<br />

ersetzt wird – «das hilft dem Team beim Konzentrieren auf<br />

die Teller», erklärt Raue. Gäste können das Geschehen in der Küche<br />

durch eine breite Glasfront live mitverfolgen. Den Einstieg ins Menu<br />

bilden in Anlehnung an die chinesische Küchentradition acht kleine<br />

Kostbarkeiten (mittags vier) wie Raues Version der Drunken Prawns mit<br />

XO-Cognac-Gelée, eingelegter Rettich, hauchdünner Schweinebauch,<br />

gebeizter Lachs mit Grapefruit und Vanille …<br />

166 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

Schon diese Kleinigkeiten machen deutlich, was<br />

den Stil von Raues Küche ausmacht: die Verbindung<br />

einer fast schon an Fetischismus grenzenden<br />

Produktverliebtheit, die stark an die japanische<br />

Küche erinnert; die chinesische Philosophie,<br />

die jeder Speise Eigenschaften zuschreibt, die<br />

das körperliche und seelische Gleichgewicht erhalten<br />

oder durcheinanderwirbeln können, und<br />

das Spiel mit frischen Kräutern und Gewürzen,<br />

das an die Frischeküche Thailands erinnert.<br />

Kurzum: wenig technischer Aufwand und der weitgehende<br />

Verzicht auf eine Veränderung von Konsistenz<br />

oder Textur, das heisst, alle Elemente auf<br />

dem Teller bleiben erkennbar als das, was sie sind.<br />

Dafür eine Fokussierung auf transparente, laserscharf<br />

herausgearbeitete Aromen. Daraus ergibt<br />

sich ein Geschmacksbild, das von vier zentralen<br />

Säulen getragen wird und praktisch auf jedem<br />

Teller Raues präsent ist: natürliche Fruchtsüsse,<br />

Säure, mal deutliche, mal subtile Schärfe und vegetabile<br />

Aromen. Gleichzeitig hat Raue alles,<br />

was den Körper belasten könnte, wie<br />

weissen Zucker oder sonstige<br />

«leere» Kohlehydrate<br />

wie Brot oder<br />

Reis und laktosehalt<br />

i g e<br />

168 | <strong>PRESTIGE</strong>


Milchprodukte,<br />

konsequent<br />

aus seiner Küche<br />

verbannt.<br />

Was im ersten Moment nach Diät<br />

klingt, ist in Wahrheit dem Genuss geschuldet,<br />

denn die prägnanten Aromen, die seine<br />

Küche ausmachen, würde man mit diesen «Sättigungsbeilagen»<br />

nur zukleistern und relativieren, ist der Chef überzeugt. Aber Raue mag viel lieber<br />

provozieren, will, dass sich Gäste auf seine Gerichte einlassen. Wenn es denen nicht<br />

passt? Dann sollen sie eben wegbleiben – Raue ist kein Mann für Kompromisse.<br />

Mehrmals im Jahr reist er in seine Lieblingsstadt Hongkong, nach Thailand oder<br />

Tokio, um vor Ort seine Kenntnis asiatischer Produkte und Gartechniken weiter zu<br />

vervollkommnen, sich mit Händlern und Mentoren zu treffen und auf den Märkten<br />

nach neuen Produkten zu stöbern.<br />

Nach dem Menuauftakt, Blumenkohl-Liebstöckel-Salat mit Habanero-Chili-<br />

Püree, eingemachten Trauben und Trüffel-Haselnuss-Eis, gibt es einen Teller,<br />

der Raues Küchenphilosophie perfekt auf den Punkt bringt: gedämpfter<br />

Zander, obenauf ein wenig Yuzu-Gel (eine japanische Zitrusfrucht von der<br />

Insel Schikoku mit einem ausgesprochen komplexen Aroma), dazu würziges<br />

Schnittlauchöl und Shanghai Pak-Shoi. Der Clou ist die Sauce, ein Soja-Sud,<br />

in dem Raue eine zehn Jahre gereifte Kamebisji-Soja-Sauce verarbeitet – der<br />

Liter zu rund 1000 Franken – die dem Gericht eine solche Fülle und aromatische<br />

Dichte verleiht, dass einem wohlige Schauer über den Rücken laufen.<br />

Essen bei Raue macht nämlich vor allem eines: Spass! Doch der hat seinen<br />

Preis. Wenn Raue katalanische Seegurken, Abaloneschnecken,<br />

The Luxury Way of Life | 169


CULINARIUM<br />

Fish Maw (die getrocknete Schwimmblase bestimmter<br />

Fischarten) oder Schwalbennester ordert,<br />

werden schnell mehrere Hundert oder gar<br />

Tausend Franken pro Kilo fällig. Und seit in China<br />

auch ausserhalb der Sonderwirtschaftszonen der<br />

Reichtum explodiert, haben sich die Preise teilweise<br />

mehr als verdreifacht, stöhnt Raue.<br />

Dennoch werden in seinem Restaurant regelmässig<br />

palettenweise Waren mit den besten Viktualien<br />

angeliefert, die man für Geld kaufen kann. Ausserdem<br />

habe er auf der Suche nach Produkten,<br />

die seinen Ansprüchen gerecht werden, das Sortiment<br />

zweier Berliner Asiamärkte komplett durchprobiert,<br />

fügt der Chef schmunzelnd hinzu.<br />

Ich habe mich mittlerweile über bretonischen<br />

Hummer mit Karotte, Passionsfrucht, Ingwer und<br />

Dashi-Essig sowie saftiges Rebhuhn mit japanischer<br />

Kastanie und Kumquat zum Hauptgang<br />

geschlemmt: kantonesisches Black Pepper Beef<br />

mit pochierter Schalotte, milder Knoblauchcrème,<br />

Schalotten-Crunch, in Portweinessig marinierten<br />

Silberzwiebeln und Schnittlauchblüten. «Mehr davon!»,<br />

ist alles, was mir dazu noch einfällt.<br />

Das Dessert, Crémeux von Porcelana-Schokolade,<br />

Gelée, Sorbet und Tapioka von Mango und<br />

Passionsfrucht, Sichuan-Pfeffer-Baiser und Malzbier,<br />

setzt einen würdigen Schlussakkord unter<br />

einen rundum gelungenen Abend. Übrigens: Wer<br />

glaubt, die Aromenwelt Asiens harmoniere nur<br />

schwer mit europäischen Spitzenweinen, kann<br />

sich bei Tim Raue genussvoll eines Besseren<br />

belehren lassen.<br />

Restaurant Tim Raue<br />

Zwei Sterne Michelin | 19 Punkte Gault Millau<br />

Rudi-Dutschke-Strasse 26<br />

D-10969 Berlin<br />

www.tim-raue.com<br />

Telefon +49 (0) 30 2 59 3 79 30<br />

Geöffnet Dienstag – Samstag<br />

12.00 bis 15.00 Uhr (Küche bis 13.30 Uhr)<br />

19.00 bis 00.00 Uhr (Küche bis 21.30 Uhr)<br />

170 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Die echte Schweizer Küche<br />

BRUNNER KÜCHEN AG CH-5618 Bettwil Tel. 056 676 70 70 www.brunner-kuechen.ch<br />

Grosse Ausstellung mit über 30 Küchen in Bettwil und in der Baumesse Emmenbrückeber<br />

0 Küchen in Bettwil<br />

und in der Baumesse Emmenbrücke<br />

The Luxury Way of Life | 171


SHORTCUT<br />

Gaumenschmaus mit Aussicht<br />

Freunde der Haute Cuisine können über den Dächern verschiedener europäischer<br />

Städte ein 4-Gänge-Menu geniessen – in 50 Meter Höhe an einem<br />

Kran baumelnd. Das Ganze nennt sich «Dinner in the sky», bei dem man an<br />

einem schwebenden Tisch mit maximal 22 Gästen ein aussergewöhnliches<br />

kulinarisches Erlebnis in 50 Meter Höhe erleben kann. Kaum seinen Platz<br />

eingenommen, wird man von einem Kran in luftige Höhen gehievt. Dort angelangt,<br />

erfreut einen ein Koch, der sich in der Mitte des Tisches befindet,<br />

mit zahlreichen Leckereien. Beim Dinner im Himmel werden nicht nur die Geschmacksnerven<br />

verwöhnt, sondern es gibt noch eine fantastische Aussicht<br />

on Top. Kurz: im wahrsten Sinne des Wortes ein Hochgenuss!<br />

Goldenes Rauchwerk<br />

Shishas liegen seit langen im Trend. An jeder Ecke qualmen und blubbern<br />

die Wasserpfeifen arabischen Ursprungs. In Ägypten, Marokko und den VEA<br />

kann man sie auf fast jedem Souk kaufen. Doch eine Shisha von Desvall ist<br />

ein wahres Kunstwerk und etwas ganz Besonderes. Die schwedischen Wasserpfeifen<br />

werden meist aus einem Stück Keramik, Gold oder Glas gefertigt<br />

und mit Leder und Swarovski-Kristallen verziert. Jede Shisha ist ein Einzelstück<br />

und komplett von Hand gefertigt. Jeder dieser Shishas wiegt etwa 15 kg. Der<br />

Preis liegt je nach Version zwischen 38’500 und 96’000 Franken. Die exklusivste<br />

dieser Shishas besteht aus 24-karätigem Gold und einem Ring aus<br />

Swarovski-Kristallen.<br />

Wertvoller Thunfisch<br />

Gutes Sushi erfordert hochwertige, frische Zutaten.<br />

Und bei den Auktionen auf dem Fischmarkt von<br />

Tokio werden jeden Tag Waren in Millionenhöhe<br />

gehandelt. Hier treffen sich Tag für Tag Käufer und<br />

Verkäufer, die um den frischsten und schönsten<br />

Fisch feilschen. Hin und wieder kann das Ganze<br />

auch ein wenig mehr kosten: Für umgerechnet 1,3<br />

Millionen Euro wurde ein 222 kg schwerer Blauflossenthunfisch<br />

in Tokio versteigert. Das sind rund<br />

6 000 Euro pro Kilogramm und ein neuer Rekordpreis.<br />

Neben der Grösse rechtfertigt die Seltenheit<br />

des Fisches den Preis. Denn der Blauflossenthunfisch,<br />

auch bekannt als «Roter Thun», ist vom<br />

Aussterben bedroht. Er zählt zu den beliebtesten<br />

Sushi-Fischsorten der Japaner. Fast die Hälfte des<br />

weltweiten Fangs wird nach Japan exportiert.<br />

172 | <strong>PRESTIGE</strong>


Bugatti als Saftmixer<br />

Die Kraft des Saftes – ein richtig gemischter Saft bringt Energie und belebt die<br />

müden Geister. Doch der richtige Saft kommt natürlich nur mit dem richtigen<br />

Saftmischer zustande. Zu diesem Zweck entwickelte Bugatti den exklusiven<br />

Vita Juicer. Mit zwei verschiedenen Mixern ausgestattet, holt der Vita Juicer<br />

jeden Tropfen aus der Frucht. Damit werden Zitronen, Orangen, Grapefruits<br />

und viele andere Zitrusfrüchte zu wahren Durstlöschern. Zudem macht das<br />

Gerät in der Küche eine äusserst gute Figur. Das glänzende Material ist absolut<br />

stylish und stellt damit Konkurrenten in den Schatten. Die Marke Bugatti<br />

zeigt in vielen Bereichen auf, was sie kann. Und so darf man auch beim Vita<br />

Juicer ein echtes High-End-Produkt erwarten. Stylish, praktisch, gut!<br />

Der älteste Cognac der Welt<br />

Stolze 233 Jahre zählt der älteste Cognac der Welt. Und er ist nicht nur alt,<br />

sondern auch sehr wertvoll. Ein echtes Vermögen in der Flasche. Lange Zeit<br />

befand sich das einzigartige Getränk im Besitz des holländischen Spirituosen-Liebhabers<br />

Bay van der Bonts Vault. Ihm gehört die weltweit grösste<br />

Sammlung historischer Spirituosen. Nun steht die trinkbare Kapitalanlage<br />

zum Verkauf. Der derzeitige Wert des ältesten Cognacs der Welt wird auf<br />

knapp 153’000 Dollar geschätzt. Der Drink aus dem Jahr 1789 hat schon einiges<br />

unbeschadet überstanden: die Französische Revolution und zwei Weltkriege.<br />

Der Courvoisier & Curlier von 1789 ist die unangefochtene Nummer<br />

eins unter den historischen Spirituosen.<br />

Edle Öle in edler Verpackung<br />

Erst schuf sie im Familienunternehmen ihres Vaters die Marke Breitling, nun kreiert<br />

sie mit ihrem eigenen Label «Château d’Estoublon» einen neuen Trend – das<br />

«Parfum de table». Olivenöl als Designobjekt für den Tisch. Mit dem gleichen<br />

Anspruch an Qualität, Ästhetik und Leidenschaft, mit dem Valérie Reboul<br />

Schneider Luxusuhren entwarf, entwickelt sie nun elegante Design-Flacons.<br />

Die Autodidaktin liess sich bei der Entwicklung ihres Verpackungsdesigns<br />

von verschiedenen Epochen, edlen Parfum-Flacons und der Haute Couture<br />

inspirieren. So findet man in ihren Kreationen Art-déco-Elemente oder die<br />

Sachlichkeit der Belle Époque wieder. Mit ihrer Kollektion «Parfum de Gastronomie»<br />

ist ein neuer Trend geboren: Olivenöl als elegante Tischdekoration<br />

zum stilvollen Dinieren.<br />

The Luxury Way of Life | 173


CULINARIUM<br />

174 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

Caza<br />

mon<br />

amour<br />

kulinarischer Streifzug durch<br />

die weisse Stadt<br />

am Atlantik<br />

Dr. Thomas Hauer<br />

Als «Casablanca» mit Humphrey Bogart und Ingrid<br />

Bergman 1942 in den amerikanischen<br />

Kinos anlief, hatten die meisten Filmfans wohl noch<br />

nie etwas von der staubigen Hafenmetropole<br />

an der marokkanischen Atlantikküste gehört. Und<br />

obwohl nicht eine Szene des Klassikers auf<br />

afrikanischem Boden gedreht wurde, lebt die Stadt –<br />

von den Einheimischen liebevoll «Caza»<br />

genannt – bis heute von der fast magischen Aura,<br />

die das Hollywooddrama der Stadt bis heute verleiht.<br />

The Luxury Way of Life | 175


CULINARIUM<br />

DDennoch steht die Wirtschafts- und Kulturmetropole mit ihrem strahlend<br />

weiss getünchten Antlitz heute im Schatten der Touristenmagneten<br />

Marrakesch, Fez und Agadir. Viele Marokkoreisende bekommen<br />

von Casablanca kaum mehr zu Gesicht als den weit ausserhalb<br />

gelegenen Flughafen. Dabei ist die grösste Stadt des Landes, von der nicht<br />

einmal die Behörden wissen, ob sie nun vier, fünf oder gar sechs Millionen<br />

Einwohner zählt, eine der spannendsten Megacities auf dem afrikanischen<br />

Kontinent und steckt voller Kontraste.<br />

So wirkt die Ville nouvelle von Caza mit ihren prachtvollen, sternförmig von<br />

der Place Mohammed V. ausstrahlenden Boulevards, gesäumt von zahllosen<br />

Gebäuden aus der Zeit des Art déco, wie eine koloniale Pariskulisse,<br />

die die französischen Besatzer mitten in den Wüstensand gepflanzt haben<br />

und die verwinkelte Medina wie einen Ring umschliesst. An der Peripherie<br />

dehnen sich dagegen riesige Industriegebiete und endlose Elendsquartiere<br />

mit gesichtslosen Betonsilos bis an den Horizont. Sammelbecken für den nie<br />

endenden Zustrom armer Landbewohner, die hier verzweifelt nach einer wirtschaftlichen<br />

Perspektive suchen.<br />

Feinschmecker-Paradies auf Marokkanisch<br />

Und tatsächlich ist Casablanca eine Stadt im Aufbruch. Überall recken Baukräne<br />

ihre stählernen Arme in den Himmel, wachsen mächtige Dienstleistungs-<br />

und Tourismuskomplexe empor. Gerade entsteht neben dem Hafen<br />

eine neue Marina, im letzten Jahr hat die grösste Shoppingmall Afrikas ihre<br />

Pforten geöffnet. Gleichzeitig gibt es in der Stadt eine junge Kunst- und Designerszene<br />

und die mondänen Strandclubs entlang des noblen Boulevard de<br />

Corniche können es problemlos mit den Hotspots an der italienischen und<br />

französischen Riviera aufnehmen – auch was die Preise angeht. Doch auch<br />

für Gourmets ist Casablanca ein echter Geheimtipp. Erfahrene Foodies wissen:<br />

Die marokkanische Küche, in der orientalische, arabische, schwarzafrikanische,<br />

portugiesische, spanische und französische Einflüsse zu einer Art<br />

Urform moderner Fusionküche amalgamiert sind, ist die beste des Kontinents.<br />

Auf der Wvebseite «Best Restaurants Maroc», ein landesweites «Who is Who»<br />

der marokkanischen Gourmetszene, sind alleine für Casablanca mehr als 40<br />

einschlägige Adressen von Top-Restaurants gelistet.<br />

Der Geschmack des Orients<br />

Nicht entgehen lassen sollte man sich aber auch das in die alten Befestigungsanlagen<br />

am Südende der Medina integrierte «La Sqala» am Boulevard<br />

des Almohades. Obwohl Teil einer Gastrokette, wird hier die vielleicht<br />

beste Tajine der Stadt aufgetischt. Zubereitet und serviert wird das marokkanische<br />

Nationalgericht im traditionellen Lehmgefäss, dem es auch seinen<br />

Namen verdankt. In seinem spitz zulaufenden Deckel kondensiert während<br />

des Garens der Dampf, so dass die Zutaten schön saftig bleiben. Die Zubereitung<br />

über Holzkohlenglut sowie reichlich Knoblauch, Cumin, Ingwer,<br />

Safran und ein halbes Dutzend weiterer Gewürze verleihen einer Tajine ihren<br />

unverwechselbaren Geschmack. Unbedingt probieren: die «Tajine djaj<br />

m'kalli» mit Hähnchenfleisch, grünen Oliven und eingelegten Zitronen – eine<br />

Art Archetyp marokkanischer Kochkunst. Als Vorspeise wählen wir, neben<br />

einem guten Dutzend köstlicher Salate, eine Pastilla.<br />

176 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

The Luxury Way of Life | 177


CULINARIUM<br />

178 | <strong>PRESTIGE</strong>


CULINARIUM<br />

Ein runder Fladen, der optisch an spanische Tortillas<br />

erinnert. Tatsächlich handelt es sich um knusprigen<br />

Filo-Teig, traditionell mit Taube oder Wachtel,<br />

heute jedoch meist mit Hähnchen gefüllt. Neben<br />

fein zerpflücktem Fleisch, das zunächst mit Zwiebeln<br />

und einer Vielzahl von Gewürzen in Öl angebraten<br />

und anschliessend in aromatischer Brühe<br />

gegart wird, sind darin auch geröstete Mandeln<br />

verarbeitet. Abgerundet mit Zimt, Orangenblütenwasser<br />

und reichlich Zucker schmeckt die Pastilla<br />

oft so süss, dass sie im ersten Moment eher an<br />

ein Dessert erinnert. Zur Krönung wird sie vor dem<br />

Servieren noch dick mit Puderzucker und Zimt bestreut,<br />

dann beim Essen in eine scharfe Chilisauce<br />

getunkt. Was reichlich exotisch klingt, schmeckt<br />

tatsächlich fantastisch. Gerade die Mischung aus<br />

süss, salzig und pikant ist eines der wesentlichen<br />

Charakteristika marokkanischer Küche. Zum Essen<br />

geniessen wir ebenfalls zuckersüssen Minztee,<br />

den die Kellner kunstvoll in die liebevoll ornamentierten<br />

Gläser plätschern lassen.<br />

Fish please!<br />

Unweit des Restaurants liegt auch Casablancas<br />

vielleicht bekannteste Sehenswürdigkeit, die 1993<br />

fertiggestellte Hassan-II.-Moschee, einer der grössten<br />

und prachtvollsten Sakralbauten der Welt. Das<br />

210 Meter hohe Minarett ist das höchste religiöse<br />

Bauwerk, in dessen Inneren zu Gebetszeiten rund<br />

25’000 Gläubige Platz finden.<br />

Doch zurück an den Herd: Auch Fischliebhaber werden<br />

in Casablanca fündig – vor allem in einem der<br />

zahlreichen Strandlokale entlang der «Corniche».<br />

Besonders empfehlenswert ist das «Le Pilotis» im<br />

Tahiti Beach Club. Wer es sich leisten kann, bestellt<br />

hier in strahlend weissem Lounge-Ambiente fangfrischen<br />

Fisch vom Grill oder fantastisches Seafood<br />

und geniesst dazu mit Blick auf den Ozean einen<br />

kühlen marokkanischen Weisswein. Mit rund 100<br />

Franken oder mehr pro Person muss man hier allerdings<br />

rechnen.<br />

Apropos Fisch: Unweit des kommerziellen Fischmarktes<br />

am Hafen liegt auch eines der schönsten<br />

Hotels der Stadt – das nagelneue «Sofitel Tour Blanche»,<br />

ein ebenfalls schneeweisser Wolkenkratzer,<br />

dessen Zimmer in den oberen Stockwerken einen<br />

herrlichen Ausblick über das nicht enden wollende<br />

Häusermeer Casablancas bieten. In der Lobby befinden<br />

sich mit dem «L’ Atelier Oriental», das die ganze<br />

Vielfalt orientalischer Küchentradition unter einem<br />

Dach vereint, beziehungsweise dem «L´Arabesque»<br />

mit einem spannenden Mix neuer französischer<br />

The Luxury Way of Life | 179


CULINARIUM<br />

Küche mit marokkanischen Zutaten ebenfalls zwei hervorragende Restaurants.<br />

Die Signature-Gerichte wie zum Beispiel gebratene Gänseleber mit Arganöl<br />

und Honig oder das knusprige Tartelette mit sonnenreifen Tomaten und Basilikumsorbet<br />

sind ein Traum!<br />

Ein weiteres Must für Foodies: der Besuch des «Marché Central» mitten im<br />

pulsierenden Herzen der Stadt zwischen dem Boulevard Mohammed V. und<br />

der Rue Allah ben Abdellah. Errichtet während des französischen Protektorats,<br />

bietet er noch immer alles, was das Herz des Feinschmeckers begehrt.<br />

Noch heute kaufen viele Expats hier ein, aber ebenso die marokkanische Upper<br />

Class – oder deren dienstbare Geister. Noch spannender aber ist der Besuch<br />

auf den Einheimischen-Märkten der alten Medina. Authentischer kann man<br />

Marokko inmitten dieser urbanen Metropolis kaum erleben.<br />

Alt ist hier übrigens relativ, stammen die meisten Gebäude, anders als in Fez<br />

oder Marrakesch, doch erst aus dem späten 18. und 19. Jahrhundert, denn<br />

«Casa Branca», wie es damals noch hiess, wurde infolge des Erdbebens von<br />

Lissabon im Jahre 1755 fast vollständig zerstört. Einige Jahre später liess Sultan<br />

Muhammad bin Abdallah die Stadt dann wieder aufbauen, nachdem die Portugiesen<br />

ihren seit 1575 besetzten Handelsposten einfach aufgegeben hatten. Bis<br />

zur Ankunft der Franzosen im Jahr 1907 zählte Casablanca aber kaum mehr als<br />

20’000 Einwohner.<br />

Spices, Spices, Spices<br />

Auf dem Gewürzmarkt der Medina duften derweil «Baharat» und «Ras el<br />

Hanout» um die Wette. Die beiden berühmten Universalgewürzmischungen<br />

sind aus der marokkanischen Küche nicht wegzudenken und bestehen, je<br />

nach überlieferter Rezeptur, aus bis zu 100 Einzelgewürzen. Am wichtigsten<br />

sind Kardamom, Nelken, Zimt, Chili, Koriander, Cumin, Muskat, Mönchs-<br />

Pfeffer, Kubeben-Pfeffer, Paradieskörner, Erdmandeln und Rosenblüten.<br />

Daneben leuchten Piment, gemahlener Ingwer, edler Safran und Kurkuma.<br />

Ausserdem ganze Berge von zuckersüssen Datteln, riesigen Walnüssen,<br />

gelben Rosinen, getrockneten Feigen und blanchierten Mandeln. In kleinen<br />

Plastikflaschen glänzt dazwischen goldgelbes Arganöl, das nur im Süden<br />

Marokkos produziert wird. Sowohl in der Küche als auch zu kosmetischen<br />

Zwecken ist das Öl unverzichtbarer Bestandteil der marokkanischen Alltagskultur.<br />

Ebenfalls sehenswert ist das von den Franzosen errichtete<br />

«Quartier de Habous» mit seinen zahlreichen Verkaufsständen für typisch<br />

marokkanische Souvenirs. In den sich anschliessenden Wohnquartieren<br />

der marokkanischen Mittelschicht drängen sich unzählige Imbissbuden auf<br />

Strassen und Plätzen, die ein wenig an den berühmten «Djemaa el Fna» in<br />

Marrakesch erinnern. Wer gerne einmal Kamel am Spiess probieren möchte,<br />

ist hier genau richtig.<br />

180 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 181


Beauty<br />

Maskenball<br />

Lenz für<br />

die Haut<br />

Trockene Heizungsluft und eisige Temperaturen<br />

setzen unserer Haut ganz schön zu.<br />

Geben Sie Ihrer Haut nun im Frühling mindestens<br />

einmal in der Woche den Pflegekick!<br />

Valeska Jansen<br />

GGesichtsmasken sind schon seit der Antike als Schönheitsmittel bekannt.<br />

Sie entspannen die Haut und versorgen sie gleichzeitig mit<br />

einer Extraportion Pflege. Bereits Ovid empfahl für die perfekte Haut<br />

eine Paste für das Gesicht, bestehend aus Weizen- und Gerstenmehl,<br />

verrührt mit Eiern, gemahlenen Hülsenfrüchten und Hirschgeweihen,<br />

Harz, Narzissen Zwiebeln, Honig und Gummi.<br />

182 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

The Luxury Way of Life | 183


Beauty<br />

Der Mensch ist<br />

am wenigsten<br />

er selbst, wenn<br />

er in eigener<br />

Person spricht.<br />

Gib ihm eine Maske,<br />

und er sagt die<br />

Wahrheit.<br />

OSCAR WILDE<br />

184 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

Kaiserin Sisi schlief mit Ledermaske<br />

Besonders bekannt für ihre Schönheitszeremonien war Sisi, Kaiserin von Österreich.<br />

Bewundert von Diplomaten, Gesandten anderer Länder und ganz<br />

besonders vom Schah Persiens, brachte sie beinahe jedes Opfer um ihrer<br />

Schönheit willen. Gesichtsmasken galten für sie als die Basis einer schönen<br />

Haut. Experimentierfreudig wie sie war, legte sie sich beinahe jede Nacht rohes<br />

Kalbfleisch, gehalten von einer Ledermaske auf ihr Antlitz. Das im Fleisch<br />

enthaltene Collagen hatte tatsächlich eine straffende Wirkung für die Haut.<br />

Auch die berühmte Gurkenmaske gehörte zu ihren regelmässigen Schönheitsritualen.<br />

Ebenso wie pürierte Erdbeeren, von deren Fruchtsäuren ihre<br />

Haut profitierte. Dermatologen schwören bis heute auf die verjüngende Wirkung<br />

diverser Fruchtsäuren.<br />

Moderner Standard heute<br />

Heute gibt es für jeden Hauttyp und für jedes Bedürfnis<br />

Gesichtsmasken. Von klärend bis pflegend.<br />

Je nach Hauttyp kann auch z.B. unreiner Haut<br />

gezielt zu Leibe gerückt werden. Eine hautklärende<br />

Reinigungsmaske ist der beste Weg Mitesser<br />

und Hautunreinheiten zu bekämpfen.<br />

Wer seine Haut besonders verwöhnen möchte<br />

sollte ein bis dreimal in der Woche eine dem Hauttyp<br />

entsprechende, reichhaltige Crememaske grosszügig<br />

verwenden. Sie versorgt die empfindliche Gesichtshaut<br />

mit pflegenden und nährenden Substanzen.<br />

Die richtige Anwendung<br />

Voraussetzung für eine optimale Wirkung ist immer ein<br />

gründlich gereinigtes Gesicht. Auch ein Gesichtsdampfbad<br />

wirkt unterstützend für die Aufnahme der Pflegewirkstoffe in<br />

die Haut – es öffnet die Poren und die Wirkstoffe können so<br />

schneller und besser aufgenommen werden.<br />

Beim Auftragen der Maske sollte immer die Augenpartie<br />

ausgespart werden, da die Wirkstoffe sowieso<br />

dorthin ziehen – zu dichtes Auftragen an den Augen<br />

führt zu einem unangenehmen Cremefilm auf der Augennetzhaut<br />

oder bringt die Augen zum Tränen. Eine<br />

spezielle Augenpflege, die rund um die Augen aufgetragen<br />

wird, wirkt dabei wie eine Schutzbarriere.<br />

Auch mit alkoholfreiem Tonic getränkte Wattepads, die auf<br />

die geschlossenen Augen gelegt werden, sind nützlich und<br />

sehr angenehm.<br />

Genauso wichtig wie die Reinigung vor dem Auftragen der<br />

Maske, ist deren Entfernen nach der Einwirkzeit. Hier empfiehlt<br />

jeder Hersteller seine eigenen Richtlinien. Es gibt Masken, die<br />

müssen nach der Einwirkzeit gründlich mit lauwarmem Wasser abgewaschen<br />

werden und andere, die mit einem Kleenex abgewischt<br />

werden können. Das ist wichtig, da ansonsten die Poren verstopfen<br />

könnten und die Haut dann nicht mehr atmen könnte.<br />

The Luxury Way of Life | 185


Beauty<br />

Nicht nur für das Gesicht<br />

Eine Gesichtsmaske sollte nicht nur auf dem Gesicht<br />

aufgetragen werden, auch Hals und Dekolleté können<br />

von den pflegenden Eigenschaften profitieren.<br />

Und wer schon einmal dabei ist, sollte auch den<br />

Händen eine Extraportion Pflege gönnen.<br />

Heute gibt es eine enorme Auswahl an passenden<br />

Produkten und zermahlene Hirschgeweihe oder<br />

rohes Kalbfleisch gehören (zum Glück) nicht mehr<br />

zu den empfohlenen Inhaltsstoffen. Doch heute<br />

wie damals ist eine regelmässige Maskenzeit immer<br />

zu empfehlen.<br />

186 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

The Luxury Way of Life | 187


magic<br />

colors<br />

i Clarins<br />

iI Dior<br />

iiI Sisley<br />

iV Dior<br />

V Guerlain<br />

Vi Givenchy<br />

ViI Guerlain<br />

vi<br />

iii<br />

v<br />

i<br />

ii<br />

vii<br />

iv<br />

188 | <strong>PRESTIGE</strong>


viii<br />

iX<br />

Xi<br />

X<br />

Xii<br />

VIII Bobbi Brown<br />

IX YSL<br />

x Chanel<br />

xI NARS<br />

XII Lancôme<br />

XIII Shiseido<br />

Xiii<br />

The Luxury Way of Life | 189


Beauty<br />

Die Schuhkönigin<br />

Giovanna<br />

Ferragamo<br />

Die Tochter des berühmten Schuhmachers<br />

Salvatore Ferragamo ist eine Vollblut-Italienerin.<br />

Sie liebt Mode, Schuhe und gutes Essen.<br />

Valeska Jansen<br />

ZZusammen mit ihren fünf Geschwistern<br />

leitet Giovanna Ferragamo eines der<br />

ältesten Familienunternehmen Italiens<br />

und residiert dabei in einem Palast, dem<br />

Palazzo Spini Feroni, mitten in Florenz. PRESTI-<br />

GE traf die Unternehmerin exklusiv in einem der<br />

unzähligen Palazzo-Räume anlässlich der Lancierung<br />

des neuesten Herrenduftes Ferragamos,<br />

Acqua Essenziale:<br />

<strong>PRESTIGE</strong>: Was ist der Unterschied zwischen<br />

der Arbeit einer Business-Frau heute und vor<br />

20 Jahren?<br />

Giovanna Ferragamo: (Lacht) Also damals<br />

hatte ich eigentlich mehr Zeit für mich. Man hatte<br />

auch mehr Zeit, in den Beruf hineinzuwachsen.<br />

Heute rast die Zeit. Alles muss schnell, schneller,<br />

am schnellsten erledigt werden. Dafür haben Frauen<br />

heute viel grössere Chancen, im Job weiterzukommen,<br />

allerdings sind sie heute auch viel besser<br />

ausgebildet.<br />

Wurden Sie denn in einer patriarchalischen<br />

Gesellschaft Italiens von Anfang an ernst<br />

genommen?<br />

Ich halte mich dabei immer an den wahren Spruch: Erfolgreiche Männer haben<br />

immer eine starke Frau an ihrer Seite. Heute sind die Frauen aus dem<br />

Schatten ihrer Männer getreten und stehen selber in der vordersten Reihe.<br />

Klar gab es in Italien anfangs eine gewisse Gegenwehr der Männer. Meiner<br />

Meinung nach eine Frage der Eifersucht.<br />

Und wie war es bei Ihnen?<br />

Wir waren zu Hause sechs Kinder. Drei Jungs und drei Mädchen. Deshalb gab<br />

es immer eine Gleichberechtigung, es gab ja keine Mehr- oder Minderzahl. So<br />

aufgewachsen, habe ich mir eigentlich nie die Frage gestellt, ob ich nur als<br />

Frau gesehen werde. Ich hatte immer ein gesundes Selbstbewusstsein.<br />

Können Sie sich an den Moment erinnern, an dem Sie beschlossen<br />

haben, in die Fussstapfen Ihres Vaters zu treten?<br />

Das war eher schleichend, eher spielerisch, als ich noch ein kleines Mädchen<br />

war. Ich wuchs da quasi hinein. Mein Schlüsselerlebnis war meine erste eigene<br />

Fashionshow. Ich liebte das Gefühl, dass es meine eigene war, und ich<br />

liebte sogar die Angst, die ich vorher und während der Show hatte. Es war wie<br />

meine grosse Prüfung. Damit war meine Leidenschaft besiegelt.<br />

Wie würden Sie Ihren persönlichen Modestil beschreiben?<br />

Ich bin nicht gerade schrill (lacht). Ich liebe zeitgemässe moderne Eleganz.<br />

Ich mixe gerne verschiedene Teile untereinander und kreiere so immer meine<br />

190 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

Outfits je nach meiner morgendlichen Stimmung.<br />

Meiner Meinung nach erhält man auch nur so seinen<br />

eigenen Stil.<br />

Wenn Sie nun nicht in diese Fashion-Familie<br />

geboren wären, welche Berufsrichtung<br />

hätten Sie dann eingeschlagen?<br />

Ich wäre wahrscheinlich eine Ballerina geworden.<br />

Tatsächlich denke ich genau darüber manchmal<br />

nach: Was wäre wenn … Aber dadurch, dass ich<br />

wirklich sehr, sehr jung im Unternehmen gestartet<br />

habe, fällt es mir schwer, auf diese Frage eine<br />

Antwort zu finden. Ich liebe meinen Beruf und ich<br />

geniesse ihn.<br />

Über Ihren Vater, Salvatore Ferragamo, weiss die Öffentlichkeit<br />

eigentlich sehr wenig. Wie war er denn so?<br />

Er war wirklich ein sehr spezieller Mensch. Auf der einen Seite war er immer<br />

sehr diszipliniert und strukturiert. Unsere Schulbildung war ihm zum<br />

Beispiel sehr wichtig. Unser Zuhause hat vor allem seine Liebe zu unserer<br />

Mutter geprägt. Er liebte sie abgöttisch. Allein dies sorgte schon für eine<br />

wunderschöne Atmosphäre im Haus. Im Job war er immer sehr offen und<br />

interessiert an seinen Mitarbeitern, alle liebten ihn. Er war auch immer präsent<br />

und hat sich immer für alles und für jeden in seinem Unternehmen Zeit<br />

genommen. Die Firma war selber eine Art Familie. Damals war natürlich<br />

alles auch noch viel kleiner …<br />

Wie war denn sein Stil?<br />

Immer sehr formell. Er trug eigentlich immer Doppelreiher-Anzüge mit Krawatte.<br />

Ausser wenn wir in den Sommerferien am Meer waren, nur dort kleidete<br />

er sich leger.<br />

Was hat er Ihnen mit auf den Weg gegeben?<br />

Gebe niemals auf! Bringe immer alles zu Ende! Das hat er uns auch immer<br />

vorgelebt. Seine Devise war immer, einen begonnenen Weg bis zum Ende zu<br />

gehen, egal wie steinig er war.<br />

Was war beruflich für Sie die grösste Herausforderung?<br />

Kleidung zu entwerfen, die perfekt zu den Schuhen meines Vaters passt.<br />

Ihre nächste Herausforderung?<br />

Niemals die Identität unseres Unternehmens zu<br />

verlieren. Heute muss man aufpassen, dass man<br />

nicht zu schnell zu gross wird. Dabei kann man<br />

sein exklusives Image verlieren.<br />

Sieht die nächste Generation das auch so?<br />

Auf jeden Fall. Die ganze Familie lebt die<br />

Ferragamo-Philosophie.<br />

Gibt es einen Familien-Vertrag?<br />

Ja, den gibt es. Als wir vor ungefähr 15 Jahren all<br />

unsere Kinder einmal zusammenzählten, kamen<br />

wir auf eine grosse Zahl. Es sind ja nicht nur die<br />

Kinder von uns sechs Geschwistern involviert,<br />

es gehören ja auch noch Cousinen und Cousins<br />

dazu. Natürlich haben wir uns dann zusammengesetzt<br />

und einige Regeln und Massstäbe niedergeschrieben.<br />

Wie viel Paar Schuhe haben Sie? Sind alle<br />

Ferragamos?<br />

Vorweg, ich trage nur Ferragamo-Schuhe. (Lacht)<br />

Oh, die Leute denken immer, ich hätte tausende<br />

Paar von Schuhen. Aber es sind gar nicht so viele.<br />

Also wenn ich die letzten zwei Saisons überschlagen<br />

würde … es wären ungefähr 78 Paar.<br />

The Luxury Way of Life | 191


personal<br />

chemistry<br />

i Serge Lutens<br />

iI Fendi<br />

iiI Hermès<br />

iV Guerlain<br />

V Escada<br />

Vi Marc Jacobs<br />

vi<br />

v<br />

iv<br />

i<br />

ii<br />

iii<br />

192 | <strong>PRESTIGE</strong>


’<br />

favoriteS<br />

Louboutin PIGALILI<br />

Foto Alex Urosevic<br />

The Luxury Way of Life | 193


personal<br />

chemistry<br />

i Paco Rabanne<br />

iI Versace<br />

iiI Gucci Guilty<br />

iV Jean Paul Gaultier<br />

V Zegna<br />

Vi Armani<br />

i<br />

vi<br />

iv<br />

v<br />

ii<br />

iii<br />

194 | <strong>PRESTIGE</strong>


The Luxury Way of Life | 195


Rubriken<br />

Ideale<br />

im<br />

Wandel<br />

der<br />

Zeit<br />

Was ist Schönheit?<br />

Yvonne Beck<br />

196 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

ZZu jeder Zeit und in allen Kulturen gab und gibt es bestimmte Schönheitskriterien<br />

und -ideale. Diese sind einem ständigen Wandel unterworfen.<br />

Trotzdem denken wir zu wissen, was schön ist und was<br />

nicht. Das gilt vor allem im Hinblick auf das klassische Schönheitsideal,<br />

welches häufig von den Medien und der Modebranche geprägt wird.<br />

Wer diesem Ideal nicht entspricht, hilft gerne mal mithilfe der Plastischen Chirurgie<br />

nach. Fettabsaugen, Lid- und Bauchstraffung, Kinn-OPs, Haartransplantationen<br />

und Brustvergrösserungen liegen schon seit einigen Jahren im<br />

Trend. Der Mensch versucht damit einem Ideal näherzukommen, das die Natur<br />

ihm verweigert hat.<br />

Wandel der Schönheitsideale<br />

Doch worin manifestiert sich der Schönheitsbegriff? Für viele Menschen muss<br />

ein attraktiver Mensch heutzutage auf jeden Fall schlank sein. So selbstverständlich<br />

dieses Ideal erscheint – historisch gesehen ist es ziemlich ungewöhnlich.<br />

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts galten meist solche Frauen<br />

als attraktiv, deren Körper reichlich mit typisch weiblichen Rundungen ausgestattet<br />

war. Bilder Alter Meister belegen: Über Jahrhunderte galten Frauenkörper<br />

als schön, die wir heute als übergewichtig und dick bezeichnen würden.<br />

In alten Zeiten galt Leibesfülle gleichwohl als Statussymbol, denn nur Wohlhabende<br />

konnten es sich leisten, mehr zu essen, als der Körper benötigte. Diät<br />

war damals ein Fremdwort, mit dem niemand etwas anfangen konnte. Heute<br />

hingegen ist Übergewicht eher ein Manko und wird von vielen als unattraktiv<br />

angesehen. In den westlichen Industrienationen muss fast niemand mehr<br />

Hunger leiden, Nahrungsmittel sind zuhauf vorhanden, fast schon im Überfluss,<br />

so dass Übergewicht in den USA beispielsweise sogar eher in den sozialen<br />

Unterschichten vorkommt. Mangelnde Bewegung und Fehlernährung<br />

sind zwei der häufigsten Gründe für die überzähligen Kilos auf den Hüften. So<br />

lässt sich generell behaupten, dass in wirtschaftlich wohlhabenden Ländern<br />

ein schlanker Körper eher als attraktiv gilt als ein dicker. Wirtschaftlich arme<br />

Länder bevorzugen kräftigere und dickere Körper. Des Weiteren wurde inzwischen<br />

nachgewiesen, dass je traditioneller die Rolle der Frau, desto kurvenreicher<br />

das Figur-Ideal. Je grösser das Wirtschaftswachstum und je grösser<br />

der Anteil der Frauen an Bildungssystem und Erwerbstätigkeit, desto weniger<br />

kurvenreich ist das Idealbild.<br />

Ähnlich verhält es sich mit der Gesichtsfarbe. Einen leicht gebräunten Teint<br />

empfinden West- und Nordeuropäer attraktiver als einen ganz blassen Menschen.<br />

In Indien beispielsweise vermeiden viele Menschen die Sonne, um ja<br />

nicht braun zu werden, denn je dunkler die Haut, desto niedriger der gesellschaftliche<br />

Stand – nur arme Arbeiter setzen sich den ganzen Tag der Sonne<br />

aus. So wundert es nicht, dass vielen Körperpflegeprodukten Bleichungsmittel<br />

zugesetzt wird, um dem Schönheitsideal weisse Haut näherzukommen.<br />

The Luxury Way of Life | 197


Beauty<br />

198 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

Ist Schönheit messbar?<br />

Viele Wissenschaftler haben sich mit dem Thema Schönheit auseinandergesetzt<br />

und Kriterien aufgestellt, mit denen man Schönheit inzwischen<br />

messen kann. Beispielsweise dem sogenannten perfekten WHR, dem Taille-Hüfte-Verhältnis.<br />

Dieser sollte idealerweise bei 0,7 liegen – das heisst bei<br />

63 Zentimeter Taillenumfang sollte der Hüftumfang 90 Zentimeter betragen.<br />

(63:90=0,7). Das ideale Taillen-Hüfte-Verhältnis liegt seit Jahrzehnten konstant<br />

bei etwa 0,7, und das, obwohl das Körpergewicht der Models und Sexsymbole<br />

durchaus starken Schwankungen unterliegt. Schönheitsikonen wie<br />

Twiggy, Marilyn Monroe, Sophia Loren und Kate Moss hatten trotz ihrer unterschiedlichen<br />

Gewichtsklassen und Grössen stets einen WHR von etwa 0,7.<br />

Angestrebte Perfektion<br />

Doch Körperfülle, Taille und Hüfte sind noch längst nicht alles für eine perfekte<br />

Figur, auch die richtige Oberweite spielt eine wichtige Rolle. Dieses lassen allein<br />

schon die vielen Brust-OPs vermuten. Während in vergangenen Jahrhunderten<br />

der Busen vor allem klein und rundlich sein musste, gelten heute eher<br />

grosse Busen als erotisch und perfekter. Während man früher wenig Oberweite<br />

und breite Hüften bevorzugte, hält man heute einen grösseren Busen<br />

bei gleichzeitig schmalem Hüftumfang als attraktiv. Im Gegensatz zu früher<br />

gibt es heute jedoch die Möglichkeit, der Natur ein Schnäppchen zu schlagen<br />

und sich chirurgisch nachbessern zu lassen.<br />

Trotz alledem kann man der Frage «Was ist Schönheit?» nicht mit knallharten<br />

Fakten begegnen, es spielen viel zu viele nicht messbare Faktoren eine Rolle,<br />

denn jeder Mensch hat sein eigenes Schönheitsempfinden, welches unter<br />

anderem von persönlichen Erlebnissen geprägt ist. Und so liegt Schönheit<br />

doch immer in den Augen des Betrachters. Zudem ist es das Wichtigste, dass<br />

man sich selbst liebt und in seinem Körper wohlfühlt.<br />

SHORTCUT<br />

Die Geschichte des Narziss<br />

In der griechischen Mythologie ist Narziss der schöne Sohn des Flussgottes<br />

Kephisos, der erfüllt von trotzigem Stolz auf seine eigene Schönheit all seine<br />

Verehrer und Verehrerinnen herzlos zurückwies. Diese Kränkung widerfuhr<br />

auch dem aufdringlichen Bewerber Ameinios, dem Narziss ein Schwert zukommen<br />

liess. Ameinios brachte sich mit dem erhaltenen Schwert um, nicht<br />

aber ohne zuvor die Götter anzurufen, seinen Tod zu rächen. Nemesis hörte<br />

die Bitte und strafte Narziss mit unstillbarer Selbstliebe: Als Narziss sich an<br />

einer Wasserquelle niederliess, verliebte er sich in sein eigenes Spiegelbild.<br />

Fortan betrachtete er täglich sein Spiegelbild. Eines Tages setzte sich Narziss<br />

jedoch an den See, um sich wieder seines Spiegelbildes zu erfreuen, woraufhin<br />

ein Blatt ins Wasser fiel und so durch die erzeugten Wellen sein Spiegelbild<br />

trübte – schockiert von der vermeintlichen Erkenntnis, er sei hässlich,<br />

starb er. Nach seinem Tode wurde er in eine Narzisse verwandelt.<br />

The Luxury Way of Life | 199


Rubriken<br />

Der<br />

Julia<br />

Roberts<br />

Effekt<br />

Ein Lächeln sagt mehr als tausend<br />

Worte. Schöne Zähne gehören<br />

einfach dazu. Heute gelten schöne<br />

und gesunde Zähne als Statussymbol.<br />

Hollywoodstars sind sogar<br />

berühmt für ihr attraktives<br />

Lächeln, so wie Julia Roberts.<br />

Valeska Jansen<br />

200 | <strong>PRESTIGE</strong>


Beauty<br />

AAuch Victoria Beckham zeigt heute gerne<br />

ihre regelmässigen Zähne. Dass diese<br />

nicht immer so perfekt in Reih und<br />

Glied standen, beweisen Fotos aus ihrer<br />

Spice-Girls-Zeit. Ein regelmässiger Zahnstand ist<br />

von Natur aus leider eine Seltenheit. Das wusste<br />

auch Tom Cruise und so lächelte er vor ein<br />

paar Jahren plötzlich mit Brackets in die Kameras.<br />

Heute müsste er das nicht mehr, denn die<br />

nächste Generation mechanischer Zahnkorrektur<br />

ist der Dernier Cri: Aerodentis heisst die neueste<br />

und auch diskreteste Behandlungsmethode für<br />

ästhetische Zahnmedizin. Dank physiologischer<br />

Kraftimpulse können nun die Zähne schmerzfrei<br />

und diskret korrigiert werden. Ein massgefertigtes<br />

Mundstück, angeschlossen mit einem dünnen,<br />

flexiblen Luftschlauch an einer Steuerkonsole,<br />

macht den Traum eines makellosen Lächelns über<br />

Nacht zur Realität.<br />

Bereits zehn Stunden täglich reichen aus<br />

Im Vergleich mit den herkömmlichen Zahnkorrekturmethoden,<br />

die mit dauerhafter Krafteinwirkung<br />

arbeiten, ist das Aerodentis-System um ein<br />

Vielfaches effektiver. Schon zehn Stunden täglich<br />

reichen aus, den Zahnstand sichtbar zu verbessern.<br />

Dank einer Impulstechnologie werden die<br />

Zahnwurzeln nicht permanent penetriert, so dass<br />

eine Zahnwurzelresorption (physiologischer oder<br />

pathologischer Abbau von Zement bzw. Zement<br />

und Dentin (Zahnbein) im Bereich einer oder mehrerer<br />

Zahnwurzeln) vermieden werden kann. Auch<br />

unangenehme Wurzelentzündungen sind nun<br />

Schnee von gestern. Der Druck auf die Zähne wird<br />

digital gesteuert und Zahnwurzel und Kieferknochen<br />

werden jederzeit optimal mit Blut versorgt.<br />

Das Gewebe wird regeneriert und die Gesundheit<br />

der Zähne wird nicht negativ beeinflusst.<br />

Von Spezialisten gelobt<br />

Dies bestätigt auch Orthodontie-Spezialist Dr. Rafi<br />

Romano: «Das neuartige Behandlungsparadigma<br />

von Aerodentis beruht auf mehrjähriger medizinischer<br />

Forschung und entspricht dank seiner zukunftsweisenden<br />

Technologie den modernsten<br />

Erwartungen der ästhetischen Zahnmedizin. Dank<br />

der diskreten und einfachen Anwendung über<br />

Nacht war es noch nie so einfach, sich für schöne<br />

Zähne zu entschliessen.»<br />

Schöne Zähne «Home Made»<br />

Entweder über Nacht oder auch beim Lernen,<br />

Arbeiten oder Fernsehgucken kann Aerodentis<br />

diskret in den eigenen vier Wänden angewendet<br />

werden. Die Öffentlichkeit bleibt aussen vor und<br />

unangenehme Blicke oder Fragen müssen nicht<br />

mehr ertragen werden. Ein weiterer Vorteil: Das<br />

Behandlungstempo, von zehn Stunden täglich,<br />

kann nach Absprache mit dem behandelnden<br />

Zahnarzt jederzeit individuell angepasst werden.<br />

Auch die gesamte Behandlungsdauer kann im<br />

Vergleich mit den herkömmlichen Methoden um<br />

bis zur Hälfte verkürzt werden. Mit Aerodentis<br />

wird der Traum von schönen Zähnen über Nacht<br />

zur Realität.<br />

Das Aerodentis-System ist in der Schweiz bei ausgewählten<br />

Zahnärzten erhältlich. Für die Behandlung<br />

werden je nach Umfang Kosten von 6 500 bis<br />

7 000 Franken veranschlagt.<br />

www.aerodentis.ch<br />

The Luxury Way of Life | 2<strong>01</strong>


Beauty<br />

Die<br />

Alternative<br />

ist da<br />

Haartransplantation auf neustem Stand<br />

Georg Lutz<br />

FFür viele Männer ist ihr lichtes Haupthaar<br />

ein echtes Problem. Früher musste man<br />

bei der Lösung Operationen und Narben<br />

mit häufig zweifelhaften Ergebnissen in<br />

Kauf nehmen. Jetzt gibt es dazu neue Behandlungsmethoden,<br />

die optimale Ergebnisse liefern.<br />

Haare können für den männlichen Anteil des Homo<br />

sapiens eine heikle Angelegenheit sein. Manche<br />

merken es schon mit Mitte 20, andere erst nach ihrem<br />

vierzigsten Geburtstag: Das Haupthaar lichtet<br />

sich und Geheimratsecken vergrössern sich. Der<br />

frühere Prachtschopf entwickelt sich nicht selten<br />

zu einer kümmerlichen Halbglatze. Beim morgendlichen<br />

Blick in den Spiegel heisst es: Kenn ich nicht,<br />

rasier ich nicht und zum Friseur brauche ich auch<br />

nicht mehr zu gehen. Andere Zeitgenossen setzen<br />

auf Humor und betonen ihren wachsenden Verstand,<br />

bei dem eben die Haare weichen müssten.<br />

Und schliesslich haben wir ja auch noch unsere<br />

grauen Schläfen, die uns ja wieder attraktiv machen.<br />

Schuld an dieser misslichen Entwicklung sind<br />

aus medizinischer Sicht männliche Hormone, die<br />

unsere Haarwurzeln schädigen. In welcher Form<br />

hängt davon ab, wie wir genetisch vorprogrammiert<br />

sind. Wer Onkel, Väter und Grossväter hat,<br />

die mit 30 grosse Teile ihres Haupthaars verloren<br />

haben, kann sich schon mal mental auf Haarverlust<br />

vorbereiten.<br />

Frühere Methoden<br />

Jenseits von ironischen und leicht zynischen Betrachtungsweisen gibt es<br />

aber auch reale Lösungen. Das Stichwort dazu heisst Eigenhaartransplantation.<br />

Früher transplantierte der Operateur mit Hilfe der Lappentechnik. Dabei<br />

entnahm er eine behaarte Hautpartie, um sie im Ganzen auf eine kahle Fläche<br />

zu übertragen. Die Nachteile waren und sind offensichtlich. Die Übergänge<br />

verlaufen abrupt und sind damit optisch erkennbar. Wenn handwerklich<br />

schlecht gearbeitet wird, können die Lappen absterben und Narbengewebe<br />

hinterlassen. Die fatale Folge: Die Ergebnisse können optisch unvorteilhafter<br />

aussehen wie der ursprüngliche Zustand. Daher findet diese Methode heute<br />

auch kaum mehr Anwendung.<br />

In kleinen Streifen<br />

Kleinere Transplantate mit Hilfe der Streifentechnik erzielen demgegenüber<br />

schon bessere Resultate. Dabei werden streichholzkopfgrosse Kopfhautsegmente,<br />

auf denen nur wenige Haare wachsen, verpflanzt. Heute arbeitet der<br />

medizinisch Verantwortliche mit so genannten Follicular Units. Das sind natürliche<br />

Einheiten von nur zwei bis drei Haaren, die unmittelbar nebeneinander auf<br />

der Kopfhaut zu finden sind. Hierbei entnimmt der Operateur, unter örtlicher<br />

Betäubung, einen schmalen Streifen Haut aus dem Hinterkopf. Anschliessend<br />

zerschneidet er diesen unter dem Mikroskop in die gewünschte Grösse<br />

und pflanzt die Minitransplantate in die Kahlflächen. Das ist aber immer noch<br />

ein grösserer operativer Vorgang.<br />

Auf den Punkt gebracht<br />

Die gängige Alternative zur Streifentechnik ist die Entnahme einzelner Haarwurzel-Einheiten<br />

am Hinterkopf. Der grosse Vorteil dabei: Es gibt keine flächigen<br />

Narben mehr. Aber auch hier gibt es Nachteile. Bei der Entnahme der<br />

Haare können die sensiblen kleinen Haarwurzeln beschädigt werden. Zudem<br />

ist der Zeitfaktor wesentlich grösser.<br />

202 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Die Räumlichkeiten der HTClinic (Zürich) überzeugen durch nüchterne Professionalität.<br />

Optimierte Lösungen mit SLC-FENDI<br />

Hier kann die HTClinic (Zürich) ihre alternativen<br />

Methoden einbringen. Die «HTClinic Technik» ist<br />

nicht invasiv. Dabei entstehen keine Narben und<br />

Nähte, es werden keine Hautstreifen entfernt. Zudem<br />

braucht der Patient sich nicht vor Skalpellen<br />

zu fürchten. Die Technik basiert auf F.U.E. (Follicular<br />

Unit Extraction). Die Punkttechnik wurde von den<br />

Verantwortlichen der HTClinic (Zürich) aber noch<br />

verfeinert. Durch die Anwendung sehr feiner Nadeln<br />

und Instrumente entsteht eine Wund-Grösse von<br />

nur 0.75 bis 0.95 Millimeter bei der Extraktion und<br />

Implantation. Damit umgehen die Vernatwortlichen<br />

elegant die bisherigen Schwierigkeitender Technologie.<br />

Die Werkzeuge sind so fein, dass die Kopfhaut<br />

nur minimal in Mitleidenschaft gezogen wird.<br />

Mit der selbstentwickelten Methode SLC-FENDI<br />

können die Follikel sehr präzise eingepflanzt werden,<br />

um die gewünschte Dichte und den richtigen<br />

Winkel der Haare zu erzeugen. Dazu kommt eine<br />

eigene Technik mit körpereigenen Stammzellen,<br />

die aus dem Fettgewebe gewonnen werden. Zusammen<br />

mit PRP (thrombozytenreiches Plasma)<br />

wirkt dies auch präventiv gegen Haarausfall und<br />

ermöglicht die Verdichtung der Haare und die Wiederherstellung<br />

der ursprünglichen Haarfarbe.<br />

www.htclinic.net<br />

www.swissluxuryclinic.com<br />

The Luxury Way of Life | 203


kolumne<br />

Die «FF Cream» in meiner Kristallkugel<br />

Genau zwölf Monate ist es<br />

her, dass ich an genau dieser<br />

Stelle meine Gedanken zur<br />

eben gerade losgetretenen<br />

BB-Cream-Welle mit Ihnen<br />

geteilt habe. Wie Sie wissen,<br />

hat die besagte Creme im<br />

vergangenen Jahr einen Höhenflug<br />

erlebt, den es in der<br />

Beauty-Branche nur selten<br />

in der Form zu beobachten<br />

gibt. Selbstverständlich waren<br />

wir mit unserer Day Wear<br />

BB Cream an vorderster Götz Winter<br />

Front mit dabei und konnten<br />

damit bei unseren Kundinnen ganz neue Bedürfnisse<br />

abdecken, denn die Kombination von<br />

Make-up, Pflege und Sonnenschutz war bis<br />

anhin bei unserem Kundenstamm noch weitgehend<br />

unbekannt. Doch ich habe bei meinem<br />

letzten Besuch in New York gelernt, dass wir<br />

immer wieder Neuheiten lancieren, für die wir<br />

schon fast die Bedürfnisse erfunden haben.<br />

Oder besser: Unser Job ist es, Innovationen zu<br />

präsentieren, für die wir die Kundenbedürfnisse<br />

noch wecken müssen. Funktionieren tut es<br />

leider nicht jedes Mal mit dem gleichen Erfolg.<br />

Doch wenn wir es schaffen und die Ersten sind<br />

auf dem Markt damit, dann feiern wir nicht nur<br />

grossen Erfolg, sondern erleben eine grosse<br />

Befriedigung. Und unsere Kunden fühlen sich<br />

wunderbar in der Wahl ihrer Lieblings-Beautymarke<br />

bestätigt und sind zufrieden.<br />

geplant – die CC-Creme.<br />

Diese «Colour Correcting»-<br />

Wunder sollen noch weiter<br />

gehen in Sachen Ausgleichund<br />

Deckkraft und sind<br />

in China bereits mit grossem<br />

Erfolg lanciert worden.<br />

Doch wie bahnbrechend ist<br />

diese Neuheit wirklich? Darüber<br />

werden am Schluss<br />

unsere Kunden entscheiden<br />

– wie immer bei Estée<br />

Lauder. Hätten Sie danach<br />

gefragt? Verlangen Sie an<br />

unseren Countern vielleicht<br />

auch schon die DD Cream («Daily Defense»)<br />

oder gar eine neue EE-Formel («Early Elimination»)?<br />

Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht.<br />

Aber wie Henry Ford sagte: «Hätte ich die Leute<br />

gefragt, was sie wollen, dann hätten sie mir<br />

geantwortet: schnellere Pferde.» So gesehen<br />

müssen wir die Bedürfnisse unserer Kunden<br />

finden – oder gar erfinden –, bevor sie sie<br />

selbst kennen.<br />

Und auch wenn wir es nicht jedes Mal schaffen,<br />

aus dem Wunsch nach schnelleren Pferden<br />

Autos zu machen, schaffen wir es dennoch immer<br />

wieder, durch (manchmal mehrere) kleinere<br />

Schritte richtig grosse Neuheiten zu schaffen,<br />

die nicht nur den Markt positiv verändern,<br />

sondern auch unsere Kundenzufriedenheit.<br />

Und zwar auf Dauer.<br />

Die Frage, die ich mir fast täglich dazu stelle,<br />

lautet: Woran liegt es, dass die Industrie – kaum<br />

hat sie etwas Neues erfunden – stets schon mit<br />

der nächsten «Weltsensation» kommt? Und<br />

vor allem: Können überhaupt in diesem hohen<br />

Tempo und mit dieser turbobeschleunigten<br />

Marketing-Maschinerie immer wieder derart<br />

bahnbrechende Neuheiten entstehen?<br />

Wie Sie ja wissen, ist der BB-Boom noch in vollem<br />

Gange, und schon wird die nächste Neuheit<br />

Vor über 30 Jahren war es unser legendäres<br />

Reparatur-Serum Advanced Night Repair, das<br />

eine solche bahnbrechende Neuheit war. Welche<br />

es heute und morgen sein wird, bestimmt<br />

die Hoffnung unserer Kunden, stets etwas<br />

noch Besseres zu entdecken. Und genau diese<br />

menschliche Neugier auf Neues und unsere<br />

Fähigkeit, diesen Durst nach Innovation zu<br />

stillen, treibt mich täglich weiterhin an. Und ja,<br />

auch ich denke darüber nach, was man in eine<br />

«FF Cream» alles packen könnte!<br />

204 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

WHere HospitaLity<br />

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Entdecken Sie die perfekte Auszeit<br />

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Ihrer Nähe. Luftig-leicht<br />

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The Luxury Way of Life | 205


Rubriken<br />

Investment<br />

auf vier<br />

Rädern<br />

Jan-Christopher Sierks<br />

206 | <strong>PRESTIGE</strong><br />

© Porsche


DRIVE STYLE<br />

IIn Zeiten, in denen ausser Edelmetallen nicht viele Vermögensanlagen<br />

absolut sicher sind, erleben klassische Automobile ein Revival. Rollende<br />

Schätzchen wie Oldtimer und Youngtimer sind bei Sammlern hoch gefragt.<br />

Denn im Laufe der Jahre steigt ihr Wert – teilweise in ungeahnte<br />

Höhen. Aber Vorsicht: Die Auswahl der Objekte ist entscheidend.<br />

Wohin mit dem Geld, mit dem ersparten oder hart erarbeiteten Budget zum<br />

Investieren? Wem die Angebote oder das Handling von den üblichen Geldvermehrern<br />

wie herkömmlichen Banken nicht unbedingt zusagen, der sollte<br />

überlegen, ob sich eine kleine oder grosse Oldtimer-Sammlung bezahlt machen<br />

könnte.<br />

Automobile Klassiker bestehen auch während der globalen Finanzkrisen,<br />

wenn Aktienkurse in den Keller rauschen und Geldinstitute ihre nächsten<br />

Fonds einstampfen. Wenn bei Auto-Raritäten der Jahrgang und das Modell<br />

mit dem richtigen Gespür ausgewählt wurden, können sie gute bis sehr gute<br />

Renditen einbringen.<br />

Ein Blick zurück<br />

Ende der 1980er Jahre brach der Markt für «Classic Cars» ein. Es wurde einige<br />

Jahre stiller um Oldtimer, viele Klassiker-Händler hatten mit Beschaffungsund<br />

Absatzproblemen zu kämpfen. Als in den 1990er Jahre die Nachfrage<br />

anzog, rieben sich alle Sammler die Hände, die das «Garagengold» aufbewahrten.<br />

Bei einigen Modellen, wie zum Beispiel den frühen 911er-Baureihen<br />

von Porsche, zogen die Preise so an, dass es nahezu zu einer Verdoppelung<br />

kam. Seit damals steigen die Preise für klassische Automobile beständig an.<br />

Laut Classic Data, einem Pool von Experten und Sachverständigen für Oldtimer,<br />

erreichen die automobilen Wertobjekte heute im Jahr durchschnittlich<br />

7,5 Prozent Rendite. Mit ausreichendem Startkapital und einem freien Garagenplatz<br />

kann man jederzeit in diesen lukrativen Bereich einsteigen.<br />

The Luxury Way of Life | 207


DRIVE STYLE<br />

© Porsche<br />

Allerdings sollte so einem Projekt eine gewissenhafte Recherche vorausgehen,<br />

um solide Marktkenntnisse zu bekommen. Wem das nicht liegt oder zu<br />

aufwendig ist, der findet im Internet auch diverse Berater, die Spezialisten auf<br />

diesem Gebiet sind und den Finger am Puls der Oldie-Zeit haben.<br />

Dazu gehört auch die Berenberg Privatbank, die sich auf diesen Bereich spezialisiert<br />

hat. «Oldtimer spielen neben den klassischen Anlagewerten eine immer<br />

grössere Rolle für unsere Kunden. Zusätzlich zum emotionalen Wert für<br />

den Besitzer haben sie sich in den letzten 30 Jahren als ernstzunehmende<br />

Wertanlage etabliert», sagt ein Sprecher zu uns.<br />

So unterstützt das Unternehmen seine Kunden bei der Erstellung von<br />

Sammlungsstrategien, dem Sammlungsaufbau und der -verwaltung, der<br />

Bewertung von Fahrzeugen und bestehenden Sammlungen sowie bei<br />

geplanten Investitionen.<br />

Zu bedenken ist auch, dass neben dem Kaufpreis immer Kosten für Lagerung<br />

und Reparaturen entstehen. Um eine gute Rendite zu erhalten, muss der Wagen<br />

im absoluten Topzustand bleiben. Eine Garantie für die positive Wertentwicklung<br />

gibt es jedoch in diesem Bereich ebenso wenig wie bei Aktien oder<br />

Fonds. Nicht jedes alte Auto hat die Voraussetzung für Rekordergebnisse.<br />

Nur ein Topmodell im guten Zustand hat die Eignung als Geldanlage.<br />

Wer Anhaltspunkte zur Wertentwicklung von klassischen Automobilien sucht,<br />

wird fündig bei dem VDA (Verband der Automobilindustrie), der zusammen<br />

mit Classic-Car-Tax den Deutschen Oldtimer Index (DOX) erstellt. Hier werden<br />

halbjährlich Orientierungspunkte für den Oldtimer-Sammler gegeben. Seit<br />

1999 werden Analysen vom VDA veröffentlicht, die den gesamten Oldtimer-<br />

Markt widerspiegeln sollen.<br />

Modelle wie der BMW 507 zum Beispiel sind in<br />

einem guten Erhaltungszustand mittlerweile fast<br />

dreimal so viel wert wie vor ungefähr zehn Jahren.<br />

Einige besondere Modelle verbessern ihre Werte<br />

zurzeit unaufhörlich, wie auch ein Mercedes 300<br />

SL oder die Aston Martin der ersten DB-Serien. Diverse<br />

Spitzenfahrzeuge haben innerhalb von zehn<br />

Jahren ihren Wert verdoppelt.<br />

Gute Recherche und sachkundige Berater<br />

Grundlage dafür ist jedoch neben einer permanenten<br />

Marktbeobachtung eine hohe Investition,<br />

um einen hohen Gewinn zu erzielen. Das klappt<br />

mit einem Aktien-Depot im selben Zeitraum häufig<br />

weniger gut.<br />

Die steigenden Oldtimer-Preise, wie entstehen<br />

sie eigentlich? Rekordpreise auf internationalen<br />

Auktionen, bei Oldtimer-Fonds und der erfolgreiche<br />

Verkauf aus Privatsammlungen lösen Bewegungen<br />

aus, die sich auf den Gesamtmarkt niederschlagen.<br />

Das macht es für Einsteiger mit nur<br />

geringer Kapitaldecke schwierig. Eine besonders<br />

gute Recherche mit informierten und sachkundigen<br />

Beratern kann helfen, eine Angebotsnische<br />

oder ein noch nicht oder wenig gehandeltes Fahrzeug<br />

mit exzellenter Herkunft im ordentlichen Zustand<br />

zu finden. Zeit und Ausdauer können zum<br />

gewünschten Ziel führen.<br />

208 | <strong>PRESTIGE</strong>


ENGINEERED TO EXCITE<br />

Rubriken pirelli.ch<br />

TECHNOLOGIE – MIT DEN FÜHRENDEN<br />

FAHRZEUGHERSTELLERN ENTWICKELT –<br />

UM DIE LEISTUNG IHRES FAHRZEUGES<br />

ZU STEIGERN.<br />

The Luxury Way of Life | 209


DRIVE STYLE<br />

© RM<br />

Die Ergebnisse von Auktionen der Anbieter wie<br />

Bonhams, RM Auctions oder Barrett-Jackson Auctions<br />

sind mit gewisser Skepsis zu betrachten, stellen<br />

sie eben nur den augenblicklichen Wert für den<br />

Bieter dar. Rekordpreise unterliegen sehr oft der<br />

Emotion des Ersteigernden. Um ein zuverlässigeres<br />

Bild zu bekommen, sollten Interessenten von dem<br />

angestrebten Modell mehrere Auktionsergebnisse<br />

nebeneinanderstellen, um die Tendenz in der Wertentwicklung<br />

sichtbar zu machen.<br />

Es gibt immer wieder Auktionen, auf denen Preise<br />

deutlich über dem Marktwert erzielt werden, weil<br />

zum Beispiel emotionale Gründe eine Rolle spielten.<br />

So kommt es vor, dass diese Wagen nach einiger<br />

Zeit zu geringeren Preisen den Besitzer wieder<br />

wechseln. Eine Gemeinsamkeit haben Sammler<br />

von Kunst und von Oldtimern, sie sind in ihren Entscheidungen<br />

meist nicht rational.<br />

Die emotionale Ebene spielt bei dem Kauf von automobilen Klassikern eben<br />

mit. Die Lackfarbe, die Karosserieform oder Motoren entscheiden fast immer,<br />

weil sich der Käufer quasi verliebt hat in das Objekt der Begierde. Wie beim<br />

berühmtesten Gebrauchtwagen der Welt. Der silbergraue Aston Martin DB5,<br />

Baujahr 1964, bekannt durch James Bond aus «Goldfinger» und «Thunderball»,<br />

kam für 4’608’500 US-Dollar unter den Hammer. Der US-Amerikaner Jerry Lee,<br />

Betreiber eines Rundfunksenders in Philadelphia, hatte das 007-Auto von Sean<br />

Connery im Jahre 1969 direkt bei Aston Martin für 12’000 US-Dollar gekauft.<br />

Mit allen voll funktionsfähigen Extras wie rotierendem Wechselkennzeichen,<br />

Schleudersitz für unliebsame Beifahrer, Maschinengewehren unter den Blinkern,<br />

ausfahrbarem Kugelfang im Heck, ausfahrbaren Messern in den Radnaben<br />

sowie Nebel-, Öl- und Krähenfüsse-Werfern gegen lästige Verfolger. Eine<br />

solche Wertsteigerung ist natürlich einzigartig.Enthusiasten klassischer Autos<br />

behaupten, es handele sich um eine krisenfeste Wertanlage. Am Ende jedoch<br />

sind die wirklichen Gewinner dünn gesät. Es bedarf ausgesuchter Modelle von<br />

Herstellern der Top-Liga wie zum Beispiel Ferrari, Bugatti, Jaguar, Aston Martin,<br />

BMW, Porsche und Mercedes sowie ein sicheres Gespür für Tendenzen,<br />

um deutliche Wertsteigerungen zu verzeichnen.<br />

210 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

© Jaguar<br />

Spass und Gewinn<br />

Der Einstieg in diese Liga beginnt im sechsstelligen Eurobereich. Wie bei<br />

Reinhard Hipel aus Hamburg. Der Werbekaufmann hat vor einigen Jahren<br />

einen Aston Martin DB2 mit hoher Investition erworben. «Der Wertzuwachs<br />

meines DB2 liegt im guten zweistelligen Prozentbereich», erklärt er<br />

uns gegenüber. «Das jährliche Gutachten für die Versicherung belegt das<br />

deutlich.» Er teilt die Einschätzung von Experten, die bezüglich der Wertentwicklung<br />

weiterhin einen guten Markt mit einer fortlaufenden positiven<br />

Entwicklung sehen. Hipel bewegt seinen Wagen regelmässig und besucht<br />

damit auch Veranstaltungen im europäischen Ausland – auf eigener Achse<br />

versteht sich. Für ihn ist sein grünes Coupé eine Wertanlage, die sich rechnet<br />

und als Zugabe Spass macht. Die aktuelle Marktsituation von klassischen<br />

Automobilien ist relativ stabil. Gegen einen jetzigen Einstieg in die Oldtimer-<br />

Szene spricht nichts.<br />

Die sorgfältige Auswahl der mobilen Sammlungsobjekte<br />

und eine frühzeitige strategische Ausrichtung<br />

der Sammlung sind dabei entscheidend für<br />

eine erfolgreiche Investition in diesem Segment.<br />

Das Investment auf vier Rädern bleibt wie jede<br />

Anlageform immer mit einem Risiko behaftet. Allerdings<br />

mit einem schönen Anblick, der als Edelmetall<br />

in der Garage steht.<br />

Darüber hinaus sollte ein Oldtimer nicht unbedingt nur als reine Wertanlage<br />

betrachtet werden. Ein Klassiker offeriert die Nebenwirkung von erholsamen<br />

Ausfahrten, interessanten Markenklubs mit spannenden Events oder, für die<br />

Mutigen, Teilnahme an Rallyes oder gar Oldtimer-Rennen.<br />

The Luxury Way of Life | 211


SHORTCUT<br />

Röhrende<br />

Motoren<br />

Für Sportwagenfans<br />

Die Vorstellung des Porsche 9<strong>01</strong> auf der IAA 1963 markiert einen Meilenstein<br />

in der Automobilhistorie. Der Name musste noch geändert werden, weil Peugeot<br />

das Patent auf die 0 in der Mitte der Typenbezeichnung besass, doch<br />

dann liess sich der 911 auf dem Weg zur Sportwagenikone nicht mehr aufhalten.<br />

Die Erfolgsgeschichte reicht vom Urtyp über den Carrera RS 2.7, den<br />

schnellsten Serienwagen seiner Zeit mit dem charakteristischen Heckspoiler,<br />

dem sogenannten «Entenbürzel», bis zur aktuellen Generation 991. Der bekannte<br />

Autofotograf René Staud lässt in seinem markanten Stil die wichtigsten<br />

Modelle aus der grossen 911-Familie zum 50-jährigen Jubiläum in hellem<br />

Glanz erstrahlen.<br />

«The Porsche 911 Book»<br />

René Staud & Jürgen Lewandowski<br />

TeNeues Verlag<br />

Motorenstart<br />

Henry Ford gab dem Zeitalter des Automobils Starthilfe, indem er im Jahr<br />

1908 das erste Auto vom Fliessband laufen liess: das Model T. Über die<br />

nächsten hundert Jahre entwickelte sich das Automobil vom tuckernden Arbeitstier<br />

über das Vorzeigegefährt der Heckflossenära bis hin zum eleganten<br />

Statussymbol mit Mercedes-Stern. Einst als wundersame Neuheit bestaunt,<br />

wurde das Auto in der Nachkriegszeit zu einer Notwendigkeit des modernen<br />

Zeitalters, einem Schlüssel zur Freiheit, die die Strasse versprach. «20th<br />

Century Classic Cars» ist eine visuelle Automobil-Geschichte in Jahrzehnten<br />

mit über 400 Werbeanzeigen aus der Jim Heimann Collection. Dieses Buch<br />

verfolgt die Entwicklung des Autos vom Fuhrwerk ohne Pferde zur Rakete<br />

auf Rädern und darüber hinaus, illustriert durch ausgewählte Bilder aus 100<br />

Jahren Automobilwerbung.<br />

«20th Century Classic Cars»<br />

Phil Patton, Jim Heimann<br />

Taschen Verlag<br />

212 | <strong>PRESTIGE</strong>


Driving crazy<br />

Frank Kayser ist der weltweit prägende Automobilfotograf der Gegenwart.<br />

Der gebürtige Hesse hat eine neue Art der Bildsprache entwickelt, die voller<br />

Kraft, aber auch voller kleiner Geschichten ist. Kayser komponiert seine<br />

Shootings wie Performances, er lebt sich hinein in seine Motive und lässt<br />

donnerndes Licht und radikale Schatten in seinem Kayser-Kosmos auftreten.<br />

Seine Arbeit wird von allen grossen Automobilherstellern geschätzt und<br />

genutzt zur Positionierung vor allem sportlicher Fahrzeuge. Neben Audi und<br />

Porsche hat Kayser bereits für Mercedes-Benz of China, Volkswagen, Lamborghini,<br />

Infinity und BMW gearbeitet. Sein Portfolio ist ein Kaleidoskop der<br />

faszinierendsten Sportwagen der Welt. Kontrastiert werden seine automobilen<br />

Arbeiten von ganz stillen, fast schweigsamen Unterbrechern – Bildern<br />

aus der urbanen Umgebung der Fahrzeuge, doch konsequent frei von ihnen.<br />

«Kayser»<br />

Frank Kayser<br />

Delius Klasing Verlag<br />

Spürbarer Fahrspass<br />

Ein Werbeslogan inmitten der Popkultur: Audis «Vorsprung durch Technik» ist<br />

nicht nur in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen, sondern hat es bis<br />

in den Text von Songs wie «Parklife» von Blur oder U2s «Zooropa» geschafft.<br />

Doch Vorsprung durch Technik ist für Audi weit mehr als ein Claim – es steht<br />

für die konsequente Haltung, immer wieder neu zu denken. Im Lauf seiner bewegten<br />

Geschichte seit 1909 hat das Unternehmen mit den vier Ringen zudem<br />

immer wieder Autos hervorgebracht, die Emotionen wecken. «The Audi Book»<br />

bietet ein faszinierendes Panorama über mehr als hundert Jahre Automobilgeschichte<br />

bis hin zur erfolgreichen Gegenwart der Marke.<br />

«The Audi Book»<br />

TeNeues Verlag<br />

Die grossen Duelle in der Formel 1<br />

Die Formel 1 lebt von ihren unterschiedlichen Charakteren, und sie lebt erst<br />

richtig, wenn diese im Grenzbereich aufeinander losgelassen werden. Die<br />

Duelle der besten Rennfahrer der Welt machen den Motorsport so interessant,<br />

so spannend, aber auch so unberechenbar. Es sind die erbitterten<br />

Duelle grosser Piloten, die seit mehr als sechs Jahrzehnten das Image der<br />

Königsklasse bestimmen. Kämpfe, die nicht nur auf der Piste ausgetragen<br />

werden. Rivalitäten, die ganze Teams spalten und die Fangemeinde gleich mit.<br />

Siegt am Ende der Perfekteste – oder der Leidenschaftlichste? Zehn grosse,<br />

charakteristische Duelle schildern die Formel-1-Insider Elmar Brümmer und<br />

Ferdi Kräling in allen Facetten und zehn grossen Kapiteln.<br />

«Rivalen der Rennstrecke»<br />

Elmar Brümmer & Ferdi Kräling<br />

Delius Klasing Verlag<br />

The Luxury Way of Life | 213


DRIVE STYLE<br />

Das Ziel<br />

heisst<br />

Le Mans<br />

Vor nun mehr 90 Jahren wurde die<br />

Materialschlacht im Département de la Sarthe<br />

erstmals ausgetragen. Triumphe und<br />

Tragödien machten die «24 Stunden» zu einem der<br />

bedeutendsten Langstreckenrennen der Welt.<br />

Adriano Cimarosti<br />

Alain Pruvost, Collection Maniago, Collection Alessandro Silva, Werk<br />

Die Bentley-Erfolgsserie eröffnen 1924 die Fahrer Duff und Clement mit diesem<br />

schlicht «Sport» genannten Wagen<br />

214 | <strong>PRESTIGE</strong>


DRIVE STYLE<br />

JJa früher, da gab es viele prominente Langstreckenrennen. Man denke<br />

nur an die Targa Florio auf Sizilien, die Mille Miglia, die Tourist-Trophy-<br />

Rennen auf den Britischen Inseln oder die mexikanische Carrera Panamericana.<br />

Und doch sind aus jener Epoche bis heute nur die 24 Stunden<br />

von Le Mans übrig geblieben.<br />

Die wurden am 26./27. Mai 1923 erstmals ausgetragen und das kam so: Im<br />

Oktober 1922 hatte sich die «Crème de l’Automobile» im Grand Palais des<br />

Champs-Élysées zum Pariser Automobilsalon getroffen. Am Stand der Firma<br />

Rudge-Withworth fanden sich deren Repräsentant Emile Coquille, der renommierte<br />

französische Fachjournalist Charles Faroux sowie Georges Durant, der<br />

Generalsekretär des ACO (Automobile Club de l’Ouest) aus Le Mans, ein. In<br />

den Köpfen dieser Männer spukte der Gedanke eines grossartigen Rennens,<br />

das in seiner Art aussergewöhnlich sein sollte. Faroux dachte an einen Wettbewerb,<br />

dessen Charakter den einstigen Monsterfahrten von Stadt zu Stadt<br />

zu entsprechen hatte, wie sie in den Urzeiten des Automobils auf unserem<br />

Kontinent liefen. Er schlug schliesslich ein Nachtrennen über sechs Stunden<br />

vor, in der Absicht, dadurch die Beleuchtung der Fahrzeuge auf eine interessante<br />

«Feuerprobe» zu stellen. Coquille war von der Idee begeistert und fügte<br />

bei, dass seine Firma für einen derartigen Wettbewerb einen grossen Pokal<br />

stiften würde. Schliesslich fragte Durant: «Warum denn nicht ein Rennen über<br />

24 Stunden?» Die Idee schlug ein.<br />

Damit waren die «24 Heures du Mans», welche heuer ihren 90. Geburtstag feiern<br />

und nun am 22./23. Juni auch zum 81. Mal stattfinden werden, geboren.<br />

Regie führte natürlich der ACO und dabei ist es bis heute geblieben: Keinem<br />

Veranstalter, nicht mal FIA-Impresario Bernie Ecclestone, ist es gelungen, etwas<br />

daran zu ändern. 24-Stunden-Prüfungen waren damals an sich nichts<br />

Neues, in den Vereinigten Staaten hatte man solche Wettbewerbe – auf Pferderennbahnen<br />

– schon zwischen 1905 und 1910 abgehalten.<br />

Wagen wie im Katalog<br />

Es war Charles Faroux, der die Basis für das erste Le-Mans-Reglement<br />

definierte: Personenwagen mussten ihrer Beschreibung im Fabrikkatalog<br />

entsprechen, bei einem Hubraum unter 1100 cm3 genügten zwei Sitzplätze,<br />

Autos mit grösserem Motor mussten vier Personen aufnehmen können.<br />

Werkzeug und Ersatzteile hatten sich an Bord zu befinden, lediglich die Ersatzreifen<br />

konnten an den Boxen deponiert werden. In den ersten Jahren<br />

wurde in Le Mans noch «normal» gestartet, das bedeutete je zwei und zwei<br />

Fahrzeuge hintereinander. Ab der zweiten Auflage 1924 mussten Wagen mit<br />

Faltdach einige Jahre lang mindestens zwanzig Runden mit hochgezogener<br />

«Capote» zurücklegen. Gegen Ende der 30er-Jahre brauchten auch grossvolumigere<br />

Autos nicht mehr vierplätzig konzipiert zu sein – es war eine Epoche,<br />

in der immer mehr Vollblutsportwagen antraten.<br />

Diverse Streckenkombinationen<br />

Als Rennbahn wählte der organisierende Club eine 17,26 Kilometer lange<br />

Kombination bestehender Strassen, wobei ein kleiner Teil des Circuits durch<br />

ein Aussenquartier der Stadt Le Mans führte. Diese Verlängerung mit der<br />

Spitzkehre am Platz von Pontlieue wurde bis 1928 befahren, dann schnitt<br />

man den «Stadtkurs» aus Sicherheitsgründen ab, womit sich eine Runde auf<br />

16,36 Kilometer verkürzte. In die Rundstrecke einbezogen war auch ein Teil<br />

der Route Nationale Nr. 158 (Le Mans–Tours), welche im Verlaufe der Jahre als<br />

«ligne droite des Hunaudières» einen fast legendären Ruhm erlangen sollte.<br />

The Luxury Way of Life | 215


DRIVE STYLE<br />

In den 20er-Jahren müssen offene Wagen mindestens 20 Runden mit<br />

geschlossenem Verdeck zurücklegen.<br />

1935 war das Jahr mit der bis heute höchsten Frauenquote:<br />

Gleich zehn gingen anden Start<br />

Bis 1925 standen an dieser ursprünglich noch einige leichte Biegungen<br />

enthaltenden, holprigen Streckenpartie ohne festen Belag die Boxen.<br />

Im Jahre 1932 erhielt der Kurs mehr oder weniger seine endgültige<br />

Form, indem man zwischen der späteren Zielgeraden (gleich nach den<br />

Tribünen) und der Kurve von Tertre Rouge (Beginn der Geraden von Hunaudières)<br />

ein Verbindungsstück mit eingebautem «S» vorsah. Die Bahn<br />

war nun 13,49 Kilometer lang. Diese Rndenlänge sollte erst wieder 1968<br />

modifiziert werden, als man unmittelbar vor dem Boxenbereich – um das<br />

Tempo auf der Zielgeraden zu drosseln – die Ford-Kurve (eigentlich eine<br />

Schikane) einbaute. Vier Jahre später wurde die Anlage noch mit einer zusätzlichen<br />

Schlaufe zwischen der berüchtigten Partie bei Maison Blanche<br />

und den Tribünen versehen. 1990 büsste Le Mans einen Teil seiner Legende<br />

ein, denn die Gerade von Hunaudières, wo man im Training manchmal<br />

Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 400 km/h registrierte, musste aus<br />

Sicherheitsgründen durch den Einbau zweier Schikanen oder Bremskurven<br />

«entschärft» werden, was bei den Puristen für Polemik sorgte. Die Strecke<br />

war damit neu 13,6 Kilometer lang.<br />

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DRIVE STYLE<br />

Die 24 Stunden von Le Mans sind vielen noch wegen der Kata strophe vom<br />

11. Juni 1955 in Erinnerung geblieben, als zwei Fahrzeuge bei hohem Tempo<br />

auf der Zielgeraden kollidierten, wobei eines in den Zuschauerraum flog<br />

und dort explodierte. Über achtzig Menschen kamen bei diesem Unfall ums<br />

Leben. Das Unglück von Le Mans löste weltweit Kritik am Rennsport aus;<br />

viele Veranstaltungen wurden daraufhin abgesagt. In der Schweiz hat man<br />

Rundstreckenrennen seither sogar verboten. Inzwischen ist sehr viel für die<br />

Sicherheit von Akteuren und Publikum getan worden, die Fortschritte sind<br />

zweifellos gross.<br />

Spurt zum Auto<br />

Berühmt war früher der sogenannte Le-Mans-Start, bei dem die Sportwagen<br />

auf der rechten Seite der Startgeraden in einer langen Reihe und<br />

schräg zur Fahrbahn aufgestellt wurden. Auf der anderen Seite der Piste<br />

gingen die Fahrer in einem kleinen weissen Kreis mit Startnummer in Stellung,<br />

um dann nach dem Senken des Tricolore zu ihren Autos zu sprinten.<br />

Dieser kurze Spurt der Le-Mans-Fahrer gehörte einfach zum Bild dieser<br />

Veranstaltung. Als dann die Sicherheitsgurten mehr und mehr aufkamen und<br />

schliesslich sogar zum Obligatorium erhoben wurden, bedeutete dies 1970<br />

das Aus für die originelle Startform: Ab sofort mussten sich die Konkurrenten<br />

nebeneinander auf der rechten Seite aufstellen,<br />

wobei die Fahrer bereits fest angeschnallt<br />

hinter dem Steuer zu sitzen hatten.<br />

1971 folgte der Start mit Anlaufrunde (Indy-Start)<br />

hinter einem Pacecar, ganz so wie in der Formel 1.<br />

Favorisierte Teilnehmer legten Wert darauf, im ersten<br />

Bogen gleich nach dem Start, dort, wo die Strecke<br />

unter der berühmten Dunlop-Brücke hindurchführt,<br />

an der Spitze des Feldes zu liegen: Dann bestand eine<br />

gute Chance, sein Bild in den Sonntagsausgaben<br />

der Zeitungen bewundern zu können. Es gab auch noch<br />

einen andern Trick, um sich Publizität zu verschaffen:<br />

Manchmal hielt ein Konkurrent (meistens aus dem Hinterfeld)<br />

schon nach der ersten Rennrunde kurzfristig an den<br />

Boxen an, in der Hoffnung, eine «Abwechslung» suchende<br />

TV-Kamera nehme ihn zur grossen Freude des auf der Karosserie<br />

werbenden Sponsors aufs Korn. Bis und mit 1963<br />

erfolgte die Startreihenfolge noch nach Hubraum, danach<br />

war die Qualifika tionszeit für die Reihenfolge bestimmend.<br />

Volksfest-Charakter<br />

Keine Frage: Le Mans war auch ein Publikumserfolg und ist es<br />

bis heute geblieben. Zusammen mit den 500 Meilen von Indianapolis<br />

und dem Grand Prix von Monaco zählen die «24 Stunden»<br />

zu den weltweit populärsten Rennsportveranstaltungen überhaupt.<br />

Für eine Marke brachte und bringt ein Sieg an der Sarthe ziemlich viel, er<br />

bedeutet Popularität und Prestige. Es wurde immer wieder festgestellt, dass<br />

der Le-Mans-Triumph eines Herstellers mehr Aufsehen erregt als der Gewinn<br />

einer Markenweltmeisterschaft.<br />

Der Anlass war und ist auch stets eine Art Volksfest gigantischen Ausmasses<br />

– mit einer Präsenz um die 200 000 Zuschauer, welche die Rennstrecke<br />

während zweier Tage und einer Nacht säumen. Karusselle, Schaubuden,<br />

The Luxury Way of Life | 217


DRIVE STYLE<br />

Nach der<br />

Katastrophe von<br />

1955 wurde die<br />

Zielgerade<br />

verbreitert und<br />

eine neue,<br />

zurückversetzte<br />

Boxengasse<br />

gebaut.<br />

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Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 219


DRIVE STYLE<br />

Wahrzeichen: Die Dunlop-Brücke ist fester Bestandteil des Spektakels und bis heute ein beliebtes Foto-Motiv<br />

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DRIVE STYLE<br />

Würstchenstände, Diskotheken, käufliche Damen – auf dem weiten Areal ist<br />

für Amüsement jeglicher Art gesorgt. Viele Schlachtenbummler legen sich am<br />

Sonntagmorgen übermüdet ins Gras und gönnen sich ein Nickerchen.<br />

Markenclubs und andere anreisende Vereinigungen pflegen übrigens ganze<br />

Parkfelder im Voraus zu reservieren. Man kann Flächen voller Alfa Romeo, Aston<br />

Martin, Bugatti, Ferrari, Jaguar, MG oder Porsche beobachten. Traditionell<br />

kommen stets viele Briten über den Ärmelkanal, um live dabei zu sein. Früher<br />

trafen sie sich schon unter der Woche im Restaurant des Hunaudières, wo<br />

der Whisky reichlich floss und es hoch herging – bis der Alkoholausschank<br />

dort schliesslich eingestellt worden ist.<br />

Moderne Zeiten<br />

Wer die aktuelle Anlage kennt, mag kaum glauben, dass die Zuschauer früher<br />

hinter Bretterzäunen direkt an der Strasse standen. Nach dem erwähnten<br />

Unfall von 1955 wurde die Bahn im Zielbereich wesentlich verbreitert und –<br />

weiter zurückversetzt – eine neue Boxengasse gebaut. 1991 ersetzte man<br />

sie schliesslich durch ein modernes und riesiges Prachtgebäude, das einem<br />

grossen Dampfschiff ähnlich sieht und von Nostalgikern etwas spöttisch als<br />

«Flugzeugträger» tituliert wird. Hinzu kam ein grosser Kontrollturm, welcher<br />

der Rennleitung einen hervorragenden Überblick bietet.<br />

Zuvor mussten die Journalisten ihre Berichte noch an den Pulten einer seitlich<br />

offenen und an der Bahn-Aussenseite stehenden Tribüne in ihre Schreibgeräte<br />

tippen. Im einstigen Schreibmaschinenzeitalter flatterten die zu beschriftenden<br />

Blätter nervenzermürbend im Wind und wurden von findigen Chronisten per<br />

Wäscheklammer beschwert. Wer sich direkt in den Boxen informieren wollte,<br />

musste über die Dunlop-Brücke und einen weiten Umweg durch die Volksmassen<br />

in Kauf nehmen. Die Autos der Presseleute waren hinter ihrer Tribüne<br />

entlang einer Betonwand parkiert, jeder bekam seine Nummer schön zugeteilt.<br />

Allerdings pflegten etliche Zuschauer in der Nacht ihre Notdurft, zwischen den<br />

Autos gebückt, unter freiem Himmel zu verrichten.<br />

Vom «Flugzeugträger» aus können die Berichterstatter das Geschehen inzwischen<br />

bequem durch grosse Fenster über den Boxen beobachten und in geräumigen,<br />

klimatisierten sowie mit Bildschirmen ausgestatteten Pressesälen arbeiten.<br />

Eine Treppe führt zu den zwei Stockwerke tiefer liegenden Boxen hinab.<br />

Le Mans gönnte sich sogar ein eigenes Rennjournal, das von der Lokalzeitung<br />

«Le Maine Libre» herausgegeben wird, während des Rennens mehrmals erscheint<br />

und über das Geschehen informiert.<br />

Marken-Erfolgsphasen<br />

Als «weltweit schnellste Lastwagen» bezeichnete Ettore Bugatti seinerzeit die<br />

Bentley mit spöttischem Unterton, aber die imposant-voluminösen Vier- und<br />

Sechszylinder (teilweise mit Kompressor) aus England, pilotiert von den legendären<br />

«Bentley Boys», dominierten in der zweiten Hälfte der 20er-Jahre das Geschehen.<br />

Diese Rolle übernahmen Anfang der 30er-Jahre die aufgeladenen Alfa<br />

Romeo 8C 2300. Die folgenden Rennen wurden wechselvoll durch Siege von<br />

Lagonda, Bugatti und Delahaye gekennzeichnet. Nach dem Krieg liefen die vom<br />

Präsidenten der Republik, Vincent Auriol, gestarteten 24-Stunden-Rennen erst<br />

1949 wieder an. Mit dem Ferrari 166 MM Touring Chassisnummer 008, pilotiert<br />

von Luigi Chinetti/Lord Selsdon, siegte exakt dasjenige Auto, welches zwei Monate<br />

zuvor unter Clemente Biondetti die Mille Miglia gewonnen hatte. Es folgten die<br />

50er-Jahre, in denen die Jaguar C- und D-Type mit ihren Reihensechszylindern<br />

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DRIVE STYLE<br />

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DRIVE STYLE<br />

The Luxury Way of Life | 223


DRIVE STYLE<br />

die ersten Plätze holten. Der Sieg eines C-Type brachte 1953 zugleich den<br />

ersten bedeutenden Rennerfolg mit Scheibenbremsen.<br />

Ab 1957 betrachtete es der Veranstalter für notwendig, das Starterfeld auf<br />

55 Wagen zu limitieren, weil die Liste der Teilnahmekandidaten laufend länger<br />

geworden war. Ende der 50er-Jahre setzte definitiv die Phase der V12-<br />

Ferrari Typ 250, 330 und 275 ein. 1963 gewann erstmals ein Wagen mit<br />

Mittelmotor (Ferrari 250 P). 1964 betrat Detroit-Gigant Ford die Kampfarena,<br />

aber erst zwei Jahre später sollte die Erfolgsserie für die englisch-amerikanischen<br />

V8-Konstruktionen ihren Anfang nehmen. 1966 fiel sogar Henry Ford<br />

II die Aufgabe zu, die Startflagge zu schwingen – diese Ehre hatten später<br />

auch Gianni Agnelli oder Sergio Pininfarina oder 1972 ein weiterer französischer<br />

Staatspräsident – Georges Pompidou.<br />

1969 sah das vielleicht spektakulärste Finish – Jacky Ickx siegte auf Ford<br />

nur 300 Meter vor Hans Hermann auf Porsche – normalerweise beträgt der<br />

Abstand mehrere Runden. Neben drei Erfolgen der französischen Matra<br />

V12 standen die 70er-Jahre vorwiegend im Zeichen der Porsche, was<br />

meistens auch in den 80ern mit den schier unschlagbaren 956 und 962<br />

der Fall war. Ein Sauber mit Mercedes-V8-Triebwerk eroberte 1989 den<br />

obersten Podestplatz. Zwei Jahre später dann die Überraschung – es gewann<br />

ein japanischer Mazda mit Wankelmotor! Die 90er-Jahre sahen wieder<br />

verschiedene Sieger; zweimal platzierte Peugeot einen Erfolg, die sonst<br />

im Formel-1-Bereich aktive Marke McLaren gewann 1995, viel Beachtung<br />

fand 1999 der BMW-Sieg, weil er praktisch als Eintagsfliege der Bayern zu<br />

bewerten war. Danach setzte die lange Phase der Audi-Dominanz ein, die<br />

praktisch bis in die heutige Zeit reicht und bloss 2009 von einem Peugeot-<br />

Triumph unterbrochen wurde. Zwar hat 2003 ein Bentley Speed 8 gesiegt,<br />

doch der entsprach konstruktiv weitgehend dem Audi. 2006 holten die Ingolstädter<br />

dann den ersten Le-Mans-Erfolg mit Dieselmotor.<br />

25 Hersteller im Goldenen Buch In den 80 zwischen 1923 und 2<strong>01</strong>2 ausgetragenen<br />

Auflagen des 24-Stunden-Rennens von Le Mans, das von 1953 bis<br />

1974 auch für die Markenweltmeisterschaft gezählt hat, gingen 25 Marken im<br />

Gesamtklassement siegreich hervor. Angeführt wird die Erfolgsliste von Porsche<br />

mit 16 Siegen (zwischen 1970 und 1998) vor Audi mit 11 (2000–2<strong>01</strong>2), Ferrari<br />

mit 9 (1949–1965), Jaguar mit 7 (1951–1990), Bentley mit 6 (1924–2003) sowie<br />

Alfa Romeo (1931–1934) und Ford (1966–1969) mit jeweils 4. Matra holte zwischen<br />

1972 und ’74 drei Pokale, ebenso Peugeot (1992–2009). Je zweimal gewonnen<br />

haben Lorraine-Dietrich, Bugatti und TWR-Porsche. Auf je einen Erfolg<br />

kamen Chénard-Walcker, Lagonda, Delahaye, Talbot, Aston Martin, Mercedes,<br />

Mirage, Renault, Mazda, Sauber-Mercedes, BMW, Rondeau und McLaren.<br />

Parallel zum Gesamtsieg wurde 1939 das sogenannte Indexklassement<br />

eingeführt; relevant wurde es indes erst in den 50er-Jahren: In jeder<br />

Hubraumklasse definierte man aufgrund von Erfahrungswerten eine zurückzulegende<br />

Mindestdistanz, die den Index 1 ergab. Wer diesen Wert<br />

mit dem höchsten Faktor übertraf, war Indexsieger, was in den meisten<br />

Fällen mit eher kleinvolumigen Wagen glückte. Dieses Indexklassement<br />

war nach dem Krieg vor allem auf französische Wagen zugeschnitten,<br />

weil es damals viele kleinvolumige Rennkonstruktionen mit getunten Motoren<br />

von Simca, Renault, Peugeot oder Panhard gab. Andere Häuser<br />

wie Lotus machten sich diese Regelung zunutze und holten gleich<br />

mehrere Indextitel.<br />

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DRIVE STYLE<br />

Durch die Dunkelheit: nächtlicher Boxenstopp 1962 des Aston Martin P 212 von Hill/Ginther<br />

Prominente Namen<br />

Vor einigen Jahrzehnten haben auch Grand-Prix-Piloten regelmässig an den<br />

24 Stunden von Le Mans teilgenommen. Grössen wie Alberto Ascari, Giuseppe<br />

Farina, Juan Manuel Fangio, Stirling Moss, Jim Clark oder Jackie Stewart<br />

gingen auf dem Circuit im Département de la Sarthe an den Start. Seit<br />

den 1980ern sucht man in den Startlisten jedoch vergeblich nach Formel-<br />

1-Koryphäen: Meistens schliessen ihre Teamverträge ein Langstreckenrennen<br />

aus; davon abgesehen lässt die ständig zunehmende GP-Zahl (aktuell<br />

20, bis vor ein paar Jahren kamen noch viele Tests dazu) kaum Spielraum<br />

übrig. Immerhin, im Goldenen Buch der 24 Stunden von Le Mans figurieren<br />

auch die Namen prominenter Piloten aus dem GP-Bereich. 1933 siegte der<br />

legendäre Tazio Nuvolari auf Alfa Romeo, 1937 und 1939 gewann Jean-Pierre<br />

Wimille auf Bugatti, 1952 war es Hermann Lang auf Mercedes (Europameister<br />

1939), 1954 führte Froilan Gonzalez (WM-Zweiter 1954) Ferrari zum Sieg,<br />

1955 überquerte Mike Hawthorn (Weltmeister 1958) auf Jaguar als Erster die<br />

Zielgerade, zwischen 1958 und 1962 sass Phil Hill (Weltmeister 1961) dreimal<br />

im Cockpit der siegreichen Ferrari, auch Jochen Rindt (Weltmeister 1970)<br />

führte 1965 einen Ferrari zum Titel. 1967 war das Jahr der Ford-Piloten Dan<br />

Gurney (vierfacher GP-Sieger) und A.J. Foyt (vierfacher Indianapolis-Sieger),<br />

es folgten die Serienerfolge von Jacky Ickx auf Ford, Mirage und Porsche<br />

(sechsfacher Le-Mans-Sieger und achtfacher GP-Sieger).<br />

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DRIVE STYLE<br />

Helden der Ausdauer<br />

Früher konnte ein Fahrer beliebig lange am Steuer sitzen, ehe er vom Teamkollegen<br />

abgelöst wurde. Und es gab auch besonders ehrgeizige Piloten,<br />

welche das 24-Stunden-Pensum unbedingt solo zu bewältigen versuchten.<br />

Der Franzose Louis Rosier, der 1950 mit seinem Talbot T 26 GS gewann, liess<br />

sich nur während zwei bis drei Runden von seinem Sohn Jean-Louis ablösen.<br />

Auch sein Landsmann Pierre Levegh wollte es 1952 wissen und fuhr ohne<br />

Ablösung, aber 70 Minuten vor Ablauf der 24. Stunde, als er das Rennen mit<br />

seinem Talbot T 26 GS mit vier Runden Vorsprung auf die Mercedes 300 SL<br />

anführte, erlitt sein Sechszylinder einen schweren Defekt – und die Stuttgarter<br />

fuhren daraufhin einen Doppelsieg nach Hause.<br />

Neue Regeln<br />

Damals war ein 24-stündiger Einsatz eines Piloten noch denkbar, weil die<br />

Flieh- und Querkräfte in den Kurven, beim Beschleunigen und Bremsen nicht<br />

so horrend hoch waren. Ganz anders sieht es bei modernen Konstruktionen<br />

aus, die via Aerodynamik einen starken Abtrieb erzeugen und auch über sehr<br />

leistungsstarke Bremsen verfügen. Schon die Heldentat Leveghs hatte die<br />

Verantwortlichen dazu veranlasst, Dauereinsätze der Piloten auf ein<br />

Der kleine René Bonnet hat 1963 Pech, doch sein Fahrer Roger Masson bleibt glücklicherweise unverletzt<br />

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DRIVE STYLE<br />

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DRIVE STYLE<br />

erträgliches Mass zu reduzieren: Ab 1953 durften die Fahrer während maximal<br />

80 Runden ununterbrochen am Steuer sitzen; für das ganze Rennen<br />

war der Einsatz einzelner Piloten auf 18 Stunden limitiert. 1956 wurden es 72<br />

Runden oder 14 Stunden insgesamt, 1960 waren nur noch 52 Umläufe am<br />

Stück erlaubt. Schon 1953 hatte man im Reglement erstmals ausdrücklich<br />

festgehalten, dass ein Zusatzfahrer (also ein dritter Pilot) teilnahmeberechtigt<br />

sei. Ab 1970 durfte in Le Mans ein Fahrer maximal bis zu vier Stunden lang an<br />

einem Stück pilotieren, dann hatte die Ablösung zu erfolgen. Kamen früher pro<br />

Fahrzeug in der Regel nur zwei Piloten zum Einsatz, waren es ab 1973 immer<br />

öfter drei Mann; heute sind selbst vier Fahrer keine Seltenheit. Auch die zurückzulegende<br />

Mindestdistanz zwischen zwei Tankstopps ist ab 1954 limitiert<br />

worden: Vorgeschrieben waren nun 30 Runden oder 400,7 Kilometer – eine<br />

Regelung, die oft geändert werden sollte. Und es gab noch weitere Vorschriften:<br />

Um ausschliesslich noch einsatzfähige Autos ins Klassement aufzunehmen,<br />

wurde schon in den fünfziger Jahren entschieden, dass ein Wagen seine<br />

letzte Rennrunde in maximal 20 Minuten zu bewältigen hatte – ab 1964 waren<br />

es noch 15 Minuten.<br />

Viele Kategorien<br />

Einen separaten ausführlichen Beitrag ergäbe die Beschreibung aller im Verlaufe<br />

der Jahrzehnte ausgeschriebenen Wagenkategorien: Tourenwagen,<br />

Sportwagen, Gran-Turismo-Wagen, Sportprototypen bis hin zu den heutigen<br />

LMP1, LMP2, GTE oder GT1 mit den vielen Gewichts- oder Hubraumlimiten,<br />

mit oder ohne Aufladung. Aber das ist eine andere Geschichte.<br />

Andere Bräuche<br />

Ab 1964 bereitete Ford mit seinen GT 40 und den 1965/66 folgenden GT<br />

Mark II und GT Mark IV seine mehrjährige Le-Mans-Dominanz vor; schon<br />

1966 fuhr der Gigant aus Detroit erstmals ganz oben aufs Treppchen. Die<br />

Amerikaner betrieben einen viel grösseren Aufwand als andere; ihre imposanten<br />

und besteingerichteten Werkstattwagen im Fahrerlager sorgten für<br />

neue Dimensionen. Ford war auch das erste Team, das sogar einen Küchenwagen<br />

in den Paddock stellte, um die umfangreiche und einheitlich gekleidete<br />

Mannschaft an Ort und Stelle zu verpflegen. Die meisten Mannschaften<br />

zogen sich damals noch in reservierte Garagen von Le Mans und Umgebung<br />

zurück. Die offiziellen Ferrari wurden beispielsweise in einer Halle des einstigen<br />

Schlachthofes gewartet. Immer wieder mussten die Mechaniker neugierige<br />

Buben oder Autogrammjäger zurückweisen. Der Porsche-Tross nistete<br />

sich jahrelang bei einem Garagier in der kleinen Ortschaft Téloché ein, die<br />

über die Hunaudières-Gerade erreicht werden konnte. Der Garagenbesitzer<br />

stellte den Männern aus Zuffenhausen gegen gutes Geld nicht bloss die<br />

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DRIVE STYLE<br />

Werkstatthalle mit dem angrenzenden Hof, sondern auch gleich sein ganzes<br />

Haus zur Verfügung. Hier wohnten die Mechaniker, während die Familie des<br />

Garagiers während der Rennwoche bei Verwandten und Freunden Unterschlupf<br />

fand.<br />

Das waren die guten alten Le-Mans-Zeiten. Heute ist alles viel rationeller, indem<br />

die Teams ihre Werkstattwagen und Transporter im Fahrerlager hinter<br />

dem «Flugzeugträger» in Reih und Glied auf genau bezeichneten Feldern aufstellen:<br />

Dort wird dann während mehreren Tagen gearbeitet und gegessen.<br />

John Wyer, der erfolgreiche Aston-Martin- und Gulf-Teamchef, pflegte jahrelang<br />

während der Le-Mans-Woche (die Wagenabnahme begann schon am<br />

Dienstag vor dem Rennen) seine Zelte in der Nähe von Arnage in einer Werkstatt<br />

neben dem noblen Hotel de France aufzuschlagen. Heute unvorstellbar:<br />

In den Fünfzigerjahren fuhren etliche Engländer wie Jaguar und Aston Martin<br />

gut und gerne mit ihren Einsatzfahrzeugen nach Le Mans. Schön ist der noch<br />

teilweise zelebrierte Brauch, sich am Abend vor dem Rennen auf einem Platz<br />

im Stadtzentrum einzufinden. In den alten Tagen pflegten verrückte Automobilisten<br />

mit ihren privaten Wagen eine Show zu bieten, indem sie wie wild um<br />

den Platz kurvten. Von der Polizei wurde das meist stillschweigend toleriert,<br />

während das grölende Publikum applaudierte.<br />

Eines hat sich derweil nie geändert: Le Mans, das ist immer noch ein Spektakel<br />

der Extraklasse. Nirgendwo sonst lässt sich Motorsport so intensiv erleben<br />

wie beim nächtlichen Treiben in der Boxengasse, wenn hektisch getankt<br />

oder repariert wird. Wie es sich für einen Vollgas-Thriller gehört, kann sich<br />

das Blatt noch in der letzten Stunde wenden. 2<strong>01</strong>3 wird es spannend sein<br />

zu sehen, wer in der LMP1-Klasse den souveränen Audi R18 Paroli bieten<br />

kann. Wie es am Sonntagnachmittag um 16 Uhr auch ausgehen mag – der<br />

Le-Mans-Legende wird dann ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden.<br />

Im Eiltempo wird 1974 der Porsche Turbo RSR von Müller/van Lennep betankt.<br />

230 | <strong>PRESTIGE</strong>


Living News<br />

Alea<br />

Das Möbelsystem Alea basiert auf der Grundform<br />

des Quaders. Ein Raster unterschiedlicher Längen,<br />

Höhen und Tiefen ermöglicht es, alle Elemente des<br />

Systems beliebig miteinander zu kombinieren.<br />

www.kettnaker.com<br />

Neverland<br />

Reuber Henning beschreibt mit «Neverland» die kontrastreiche Wirklichkeit.<br />

So wie sich im Leben ein Ereignis – bunt und unerwartet – ans nächste reiht,<br />

fügt sich bei «Neverland» ein Knoten an den anderen, eine Reihe an die folgende,<br />

eine der 70 Farben an die nächste. Die Teppiche werden nach alter<br />

tibetischer Tradition in sorgfältiger monatelanger Handarbeit gefertigt.<br />

www.reuberhenning.de<br />

Esszimmer Vendôme von SELVA<br />

In seinem harmonischen Spiel von dynamischen<br />

und ruhenden Formen hat Designer Lorenzo Bellini<br />

für das Vendôme-Esszimmer der Philipp Selva<br />

Home-Kollektion klassische Gestaltungselemente<br />

des Art nouveau neu interpretiert und umgesetzt.<br />

Jedes Möbelstück ist erlesene Handwerkskunst,<br />

die Emotion und Funktion miteinander verbindet.<br />

Design, Komfort und Funktion erzeugen zusammen<br />

ein stimmungsvolles Wohnambiente auf<br />

höchstem Niveau.<br />

www.selva.com<br />

The Luxury Way of Life | 231


living<br />

Aldo<br />

Rossi<br />

Form<br />

vor<br />

Funktion<br />

Der italienische Architekt und<br />

Designer Aldo Rossi<br />

gehört zu den wichtigen<br />

Vertretern der Postmoderne.<br />

Kegel, Zylinder, einfache<br />

kubische Formen bestimmten<br />

seine Arbeiten.<br />

Yvonne Beck<br />

232 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

EEr liebte Formen. Säulen, Pfeiler, Türme,<br />

Kuppeln – die klassischen Formen monumentalischen<br />

Bauens. Aldo Rossi erweckte<br />

diese Formen in seinen Bauwerken wieder<br />

zum Leben. Ob der Entwurf zum Historischen Museum<br />

in Berlin, das Bonnefantenmuseum in Maastricht oder<br />

die bunten Häuserzeilen in der Schützengasse, Aldo<br />

Rossi präsentierte sich gerne als «Poet der Konstruktion».<br />

Auch dafür gewinnt Aldo Rossi als erster Italiener<br />

1990 den renommierten Pritzker-Preis – den Nobelpreis<br />

der Architektur.<br />

Die Architektur der Stadt<br />

Bereits im Jahre 1966 veröffentlichte Rossi seine<br />

Überlegungen zur modernen Architektur in dem Buch<br />

«L’architettura della città». Er kritisiert darin das modernistische<br />

Dogma, wonach die Form der Funktion untergeordnet<br />

ist und aus ihr entwächst. Rossis Meinung<br />

nach sei historisch belegt, dass formale Monumente<br />

sich vielfältiger Nutzung anpassen können. Und während<br />

für ihn die Form eine dauerhafte Konstante bildet,<br />

ist die Funktion wechselnd und vergänglich. Die Funktion<br />

mancher Bauwerke kann sich im Laufe der Zeit zum<br />

Teil mehrmals verändern, die Bauwerke selbst gelten<br />

jedoch immer noch als bedeutungsvoll. Als Beispiele<br />

solch langlebiger Baustrukturen nennt Rossi unter anderen<br />

die antiken Amphitheater in Arles, Lucca oder Nîmes.<br />

«In Nîmes wurde das Amphitheater in eine Festung gegen<br />

die Westgoten verwandelt, die eine kleine Kernstadt<br />

mit etwa 2 000 Bewohnern und zwei Kirchen beherbergte.<br />

Ein Amphitheater hat eine spezifische Gestalt<br />

und eine bestimmte Funktion. Es ist nicht als ein beliebiger<br />

Behälter gedacht. Aber durch ein äusseres Ereignis<br />

wird seine Funktion verändert: Das Theater verwandelt<br />

sich in eine befestigte Stadt.» So muss der Städtebau<br />

historisch-kritische Stadtstrukturen weiterentwickeln<br />

und mit ihnen arbeiten. Aldo Rossi interpretiert die Stadt<br />

über ihren geschichtlichen Erinnerungswert hinaus als<br />

ein kollektives architektonisches Kunstwerk.<br />

Von rationalen, klassizistischen und monumentalen<br />

Stilen ausgehend, fand Rossi bereits als junger Architekt<br />

zu einer reduzierten, klaren Formensprache. In<br />

der Licht und Schatten ein wichtiges Element bilden.<br />

So bildet sich in Rossis Arbeiten nach und nach eine<br />

charakteristische, auf wenige geometrische Grundformen<br />

reduzierte Sprache heraus. In seinen Bauwerken<br />

finden sich viele archetypische Elemente. Signifikante<br />

Beispiele hierfür sind eine erbaute Wohnzeile<br />

im Quartiere Gallaratese in Mailand, der Friedhof San<br />

Cataldo in Modena und die Grundschule in Fagnano<br />

Olona. Durch das Herauslösen aus dem historischen<br />

Kontext machte er Formensprache, Material und<br />

Struktur für die Postmoderne verfügbar.<br />

The Luxury Way of Life | 233


living<br />

Der Alessi-Designer<br />

Doch Aldo Rossi tat sich nicht nur als Architekt hervor. Auch als Designer war<br />

er tätig. Er arbeitete ab 1979 für Alessi an deren «Programm 6». 1983 kreierte<br />

er für die italienische Firma ein Tee- und Kaffeeservice aus Silber mit blau<br />

emaillierten Bändern an den Kannen und Quarzkugeln auf den<br />

Deckeln. Auch die Espressokanne «La conica», zu der er 1986<br />

einen Stahlkessel sowie Milchkännchen, Zuckerdose und Löffel<br />

gesellte, fand Einzug in das Sortiment Alessis. Zu einem echten<br />

Klassiker wurde die Espressokanne «La cupola» aus poliertem<br />

Gussaluminium (mit Knöpfen und Griffen aus schwarzem oder<br />

blauem Polyamid). Nachdem Rossi lange Zeit Küchenutensilien<br />

designte, wandte er sich 1989 auch dem Möbeldesign<br />

zu. Für die Firma Molteni entwarf er die Sitzmöbelserie<br />

«Capitolo» und «Teatro» sowie den lackierten Holzschrank<br />

«Cabina Armadio» und den Sekretär «Carteggio».<br />

Hinzu gesellen sich der edle und formschöne<br />

Stuhl «Milano» aus Kirsch- oder Eichenholz und der<br />

Sessel «Parigi», dessen strenge Geometrie durch seine<br />

rückwärtige Neigung gebrochen wird.<br />

Ein meisterhafter Zeichner<br />

Im Herbst 1997 starb Aldo Rossi in Mailand an den Folgen eines Verkehrsunfalls.<br />

Sein letztes Projekt, der Wiederaufbau eines Anfang der 1990er<br />

Jahre abgebrannten Theaters in Venedig, wurde noch zu Ende geführt. Es ist<br />

nicht nur das letzte fertiggestellte Gebäude Rossis, sondern manifestiert wie<br />

kaum ein anderes Objekt den sorgsamen Umgang mit Originalplänen des<br />

Theaters und die behutsame Schöpfung räumlicher und technischer Ergänzungen.<br />

Das Theater La Fenice ist ein Denkmal für Rossis ungebrochene hohe<br />

Sensibilität für das gebaute Erbe und die Identität des Orts. Nach seinem<br />

Tod veröffentlichte Skizzen und Bilder belegen, dass sich viele seiner Bauten,<br />

Entwürfe und Modelle – eine Ausnahme bilden die zur Internationalen Bauausstellung<br />

entstandenen Berliner Bauten an der Wilhelmstrasse – auf in Italien<br />

verwirklichte Projekte beziehen. Diese künstlerischen Skizzen zeigen Aldo<br />

Rossi als einen wahren Künstler. Man würde den Blättern keineswegs gerecht,<br />

würde man sie allein im Hinblick auf die realisierten Bauten betrachten.<br />

Es sind Zeichnungen, die weit über spontane Einfälle und flüchtige Vorstudien<br />

hinausgehen. Die kolorierten Blätter zeigen Rossi als geradezu obsessiven<br />

Zeichner, der seine Motive immer aufs Neue wiederholt und variiert und selbst<br />

abgeschlossene Projekte zu hinterfragen scheint. Auch als Maler scheint er<br />

ein wahrer Meister gewesen zu sein.<br />

Doch sein Meilenstein war die Debatte um den sensiblen Umgang mit der<br />

Vergangenheit. Hierin liegt der grosse, gelobte Wert der postmodernen Städteplanung<br />

der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, für welche Rossi ein<br />

wichtiger Wegbereiter war. Zu seinen bedeutendsten Architekturprojekten<br />

gehören: der Rathausplatz mit Gedächtnisbrunnen in Segrate bei Mailand,<br />

das «Teatrino Scientifico», der Friedhof in San Cataldo und das «Teatro del<br />

Mondo», das er 1980 für die Biennale in Venedig entwarf. 1989 baute er das<br />

Hotel «Il Palazzo» im japanischen Fukuoka, wofür er endlich mit dem Pritzker-<br />

Preis ausgezeichnet wurde.<br />

234 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

SHORTCUT<br />

Saverio Muratori<br />

Zur selben Zeit wie Rossi beschäftigte sich ein zweiter italienischer Architekt mit Bauen in historischen Städten – Saverio Muratori<br />

(1910–1973). Er übte einen grossen Einfluss auf das Werk von Aldo Rossi aus. Muratori, gut zwanzig Jahre älter als Rossi, unterrichtete<br />

in Venedig und Rom und schuf seit dem Zweiten Weltkrieg wichtige Stadtstudien über die Städte Venedig (1959) und Rom (1963).<br />

Er gilt als Wegbereiter einer «Italienischen Schule» der Stadtmorphologie, die bis heute fortbesteht. Muratori blieb neben seiner theoretischen<br />

Arbeit immer auch dem Bauen treu und steht damit sowohl zeitlich als auch räumlich in enger Beziehung zu Aldo Rossi.<br />

The Luxury Way of Life | 235


Living News<br />

Tato<br />

Der italienische Möbeldesigner Gianluigi Spreafico entstammt aus einer traditionsreichen<br />

Schreinerfamilie, die auf eine 200-jährige Tradition zurückblicken<br />

kann. Mit Tato hat er eine Holzskulptur erschaffen, die sich in einen Butler<br />

verwandelt, der Sie nach einem Arbeitstag willkommen heisst und Ihnen die<br />

Kleider sowie Accessoires abnimmt. Dieses Holzobjekt gibt es nebst Ahorn<br />

auch in Eiche, Nussbaum oder Kirschholz. Den Fuss aus Stahl kann man<br />

nach eigenem Gusto gemäss RAL-Farbpalette bestimmen.<br />

www.megliofattoamano.com<br />

Self Discipline<br />

Ein Stuhl in schwarzem Leder, der sich wie eine Ziehharmonika<br />

in der Höhe verstellen lässt. Ein Schreibtisch, schwarz<br />

lackiert, bietet ein Fächersystem wie ein Dokumentenordner,<br />

den man mit goldener Kurbel auf- und zufächert.<br />

Dass die Möbel-Serie «Self Discipline» sich<br />

nicht nur in ihrer besten Qualität, sondern auch in ihrer<br />

Multifunktionalität diszipliniert, ist gewiss. Die slowenische<br />

Designerin Nika Zupanc liebt es, gewöhnliche Dinge in<br />

einer anderen Sichtweise zu interpretieren. Zur «Self Discipline»<br />

sagt sie: «Büromöbel sind technisch, funktional<br />

und maskulin. Ich wollte Emotion in diese Welt bringen.»<br />

www.nikazupanc.com<br />

Liquid Glacial Table<br />

Wasser in zwei Aggregatszuständen – für die Ewigkeit in ein skulpturales Möbel<br />

gebannt: So naturnah sehen die Wasserstrudel aus, die hier in Tischbeine<br />

münden, dass man fast glauben mag, sie flössen direkt in den Boden. Der<br />

Liquid Glacial Table von Architektin Zaha Hadid fliesst mit der Realität von fest<br />

und flüssig. Mittels klarem Acryl ist es gelungen, Eis und Wasser täuschend<br />

echt zu imitieren und dabei noch die Bewegung eines Strudels in die praktische<br />

Funktion des Tischbeins zu überführen. Und nein: Auf diesem Tisch<br />

servierte warme Mahlzeiten werden nicht schneller kalt – und kalte Getränke<br />

genauso schnell warm wie auf handelsüblichen Tischen!<br />

www.zaha-hadid.com<br />

236 | <strong>PRESTIGE</strong>


Nuage<br />

Philippe Nigro wollte durch die Wiederholung von<br />

Linien und Rastern ein gestalterisches Objekt entwickeln<br />

– ein Objekt, das nicht nur den rein dekorativen<br />

Effekt erfüllt. Nuage ist ein nach dem<br />

Baukastenprinzip entwickeltes, dreidimensionales<br />

Lichtobjekt, das als einzelne Leuchte eingesetzt<br />

werden kann, sich aber auch zu extravaganten,<br />

flexiblen Lichtarrangements kombinieren lässt, die<br />

ganze Wände und Decken verhüllen. Basierend<br />

auf der Idee der optischen Täuschung wandelt sie<br />

sich stets im Blickwinkel des Betrachters. Bestehend<br />

aus fünf übereinander angeordneten Modulen<br />

mit unregelmässigen, organisch geformten<br />

Kanten, erinnert Nuage an eine Wolke und scheint<br />

in der Luft zu schweben – daher der Name.<br />

www.foscarini.com<br />

Hampton<br />

Das elegante, modulare Sofasystem Hampton interpretiert<br />

das klassische Sofa auf moderne Weise neu. Die Armlehnen<br />

reichen über die gesamte Tiefe des Sofas und<br />

betonen die symmetrischen, von rechten Winkeln<br />

dominierten Formen des Modells. Die<br />

Sitzpolster verlaufen über die gesamte<br />

Tiefe des Sofas parallel zu den Armlehnen<br />

und die optische Leichtigkeit<br />

wird durch elegante, brückenförmige<br />

Füsse aus Aluminium – in zwei<br />

unterschiedlichen Ausführungen erhältlich –<br />

zusätzlich betont. Das Hampton ist in verschiedenen Grössen<br />

erhältlich und kann mit einer Reihe weiterer Module<br />

kombiniert werden – Eckmodule, Seitenmodule, Schlafsofas,<br />

Chaiselongues und Poufs.<br />

www.verzelloni.it<br />

S 774<br />

Fliessende Linien und rasante Rundungen! Mit<br />

dem S 774 bringt Thonet in Zusammenarbeit mit<br />

Kegelmann Technik einen High-Tech-Stuhl auf den<br />

Markt, in dem langjährige Kompetenz im Möbeldesign<br />

und innovative Technologie zusammengeflossen<br />

sind. Carbongewebe, Kunststoff und Epoxidharz<br />

wurden erstmals bei einem Stuhl durch das<br />

neuartige Verfahren (RTM) zu einer Einheit «verschmolzen».<br />

Das Ergebnis ist ein einzigartiges Objekt,<br />

das von der dreidimensionalen Wirkung des<br />

hochwertigen Materials und einem subtilen Spiel<br />

mit Licht und Schatten lebt – bei perfekter Qualität<br />

und Verarbeitung. Formale Grundlage dieses aussergewöhnlichen<br />

Sitzmöbels ist der Klassiker S<br />

664 von Eddie Harlis mit seiner charakteristischen<br />

Holzschale aus den 1950er Jahren.<br />

www.thonet.de<br />

The Luxury Way of Life | 237


Chairs<br />

Chairs<br />

Chairs<br />

Vom Thron<br />

zum KultoBJekt<br />

Lone K. Halvorsen<br />

238 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

Stühle sind in jedem<br />

Haushalt allgegenwärtig.<br />

Kein anderes Möbelstück<br />

ist in so vielen individuellen<br />

Entwürfen erdacht<br />

worden – sei es als handwerkliches<br />

Unikat oder<br />

als Serienmodell. Manch<br />

einer wurde sogar zum<br />

Kunstwerk und hat es bis<br />

ins Museum geschafft.<br />

The Luxury Way of Life | 239


living<br />

Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe<br />

Es ist ein Stuhl für die Könige: Der Barcelona Chair<br />

war auf der Weltausstellung 1929 in Barcelona als<br />

Thron für den spanischen König und die Königin vorgesehen,<br />

als diese den Pavillon besuchten. Von<br />

Barcelona hat dieser Sessel allerdings<br />

einen Siegeszug um<br />

die ganze Welt angetreten.<br />

Dieser Sessel ist zweifelsohne<br />

einer der hellsten Sterne der<br />

Sitzmöbel und eine Ikone unter<br />

den Klassikern – und sollte das<br />

Modell werden, von dem tausende<br />

von Exemplaren auf den<br />

Markt kamen. Tatsächlich ging der<br />

Entwurf nicht alleine auf Mies van der<br />

Rohe zurück, sondern war in Zusammenarbeit<br />

mit Lilly Reich, seiner Lebensgefährtin<br />

und Arbeitskollegin<br />

beim Deutschen Werkbund,<br />

entstanden. Der Sessel, der einen<br />

ungeheuren Erfolg erlebt hat,<br />

verströmt heute noch Stil und Luxus und erfreut<br />

sich einer treuen Liebhabergemeinde.<br />

Nr. 14 von Michael Thonet<br />

Michael Thonet (1796–1871) nannte ihn schlicht und einfach<br />

«Nr. 14» und der Stuhl wurde zu einem Verkaufsschlager<br />

zu einer Zeit, als man Massenproduktion kaum kannte.<br />

Der «Stuhl aller Stühle» oder auch als «Wiener Kaffeehausstuhl»<br />

bekannt zählt zu den meistproduzierten Sitzmöbel der<br />

Welt. Der in Preussen geborene, als klassischer Möbeltischler<br />

ausgebildete Thonet experimentierte bereits in den 1830er<br />

Jahren mit neuen Methoden, massives Holz für Stuhlkomponenten<br />

zu biegen. Seine Technik, Holz durch Dampf weich zu<br />

machen und es mit Hilfe mechanischer Pressen dauerhaft in<br />

Form zu bringen, erwies sich als eindrucksvoll, und 1859 begann<br />

er schliesslich mit der Schöpfung des Stuhls «Nr. 14». Der<br />

Stuhl wurde ursprünglich für das Wiener Kaffeehaus Daum entworfen<br />

und wird noch heute produziert. Der Stuhl verkörpert,<br />

sowohl was seine Konstruktion als auch seinen Stil anbelangt,<br />

die Bugholz-Revolution.<br />

mies van der rohe michael thonet<br />

240 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

Der Stuhl ist<br />

längst nicht nur<br />

ein Möbelstück,<br />

seine Kulturgeschichte<br />

spiegelt<br />

sich in Design,<br />

kUNst und<br />

Literatur wider.<br />

The Luxury Way of Life | 241


living<br />

Panton Chair von<br />

Verner Panton<br />

In einer Welt, in<br />

der Erfolge an<br />

den «Ersten» gemessen<br />

werden,<br />

überschritt der<br />

«Panton»-Stuhl<br />

eine Grenze im<br />

Design, die sich<br />

zuvor vielen anderen<br />

talentierten<br />

Designern<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

in den<br />

Weg gestellt<br />

hatte. Die Herstellung<br />

eines<br />

Kunststoffstuhls<br />

aus einem einzigen<br />

Spritzgussformteil<br />

unter<br />

Verwendung von grösstenteils<br />

unerprobten modernen<br />

Materialien war eine Idee, von der der<br />

dänische Designer besessen war. Die Entwicklung<br />

nahm etliche Jahre in Anspruch, bis es endlich<br />

gelang, das geschwungene Möbelstück bruchfest herzustellen<br />

und die Pop-Art in die Welt der Möbel zu bringen.<br />

Angeblich stellte ein Haufen Plastikschaufeln die Inspiration<br />

für das glatte spannende Design dar und durch<br />

die abwechslungsreiche Farbpalette, in der er produziert<br />

wird, hat sich sein geschwungenes Profil in den Köpfen<br />

der Liebhaber der Pop-Ästhetik einzementiert. Und in der<br />

Tat verkörpert er die ideale Pop-Ästhetik der 1960er<br />

Jahre und kombiniert wie jedes gutes Design<br />

Funktionalität mit Form. Originale<br />

«Panton»-Stühle aus den 1960er<br />

Jahren sind heute selten, doch<br />

der Kultstatus des Stuhls hat<br />

dafür gesorgt, dass einer der<br />

ersten im Museum of Modern<br />

Art in New York ausgestellt ist.<br />

242 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

verner panton<br />

LC2 von Le Corbusier<br />

Der «LC2» von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand gilt<br />

heute als wegweisender Entwurf der Bauhaus-Ära von 1928 bis 1935. Der<br />

kubische Sessel scheint auf den ersten Blick ein einfacher Entwurf, ist aber<br />

dennoch ein Sessel mit einer perfekt rationalisierten geometrischen Form in<br />

Kombination mit unkonventionellen Materialien. Die vielen raffinierten und<br />

teils versteckten Details bieten ausserdem einen unvergleichlichen Sitzkomfort.<br />

Der Sessel trägt seine Struktur aussen in Form eines Chromskelettes<br />

zur Schau, das wunderbar das Ozeandampfer-Aussehen von Le Corbusiers<br />

Architektur und die Ästhetik des Maschinenzeitalters widerspiegelt. Mit losen<br />

Kissen aus Webstoffen oder Leder bleibt der «LC2» dauerhaft populär und in<br />

vielerlei Hinsicht ein perfektes Beispiel für den immerwährenden glamourösen<br />

internationalen Stil.<br />

The Luxury Way of Life | 243


living<br />

.<br />

LUDWIG MIES van der ROHE<br />

244 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

3107 von Arne Jacobsen<br />

Der Stuhl «3107» gehört zweifelsohne zu einem der<br />

benutzerfreundlichsten Stühle, die je hergestellt wurden.<br />

Aufgrund der einfachen geschwungenen Form<br />

passt er sich in die meisten Räumlichkeiten unauffällig<br />

ein und durch den leicht konkaven Sitz ist er einladend<br />

bequem. Die Entwicklung des «3107» war eine zähes Ringen<br />

zwischen dem Designer und den Technikern, denn der oft unwirsche<br />

Jacobsen wollte einen möglichst minimalistischen Stuhl<br />

herstellen. Und allein die Entwicklung des Gestells aus auffallend<br />

zierlichem Stahlrohr gestaltete sich etwas schwierig, aber am<br />

Ende entstand ein Stuhl von beachtlicher Leichtigkeit. Jacobsen,<br />

der auch als Architekt erfolgreich war, hinterliess noch<br />

eine Reihe anderer Möbelklassiker, aber keiner erreichte<br />

auch nur annährend die Stückzahl des zierlichen Stuhls.<br />

«3107» war der Stuhl, durch den Jacobsen von einem Designer,<br />

der hauptsächlich in Dänemark bekannt war, zu<br />

einem Designer von bedeutendem internationalen Rang<br />

wurde. Mit seinem Bekanntwerden stieg auch der Wert<br />

des skandinavischen Designs als Ganzes und leitete<br />

eine Zeit beispielloser Popularität ein.<br />

Louis Ghost von Philippe Starck<br />

Der Armstuhl «Louis Ghost» ist eine Kreation des<br />

französischen Stardesigners Philippe Starck und<br />

der Name verrät schon ein wenig über die Inspirationsquellen,<br />

die der Künstler angezapft hat – die<br />

französische Louis-seize-Form – ein klassischer<br />

Stil für sich. Der Barockeindruck wird jedoch gekonnt<br />

durch das Material und die Farbe durchbrochen.<br />

So sind einige Modelle des «Louis Ghost» transparent,<br />

womit sich wohl der zweite Teil des Namens<br />

erklären lässt. Die Eleganz des Originals stand zweifellos<br />

niemals in Frage, doch zu einer neuen Interpretation<br />

der klassischen historischen Form gehört auch<br />

ein gewisser Mut. In diesem Falle ist dies vortrefflich<br />

gelungen, wenn auch mit einer Dosis humorvoller<br />

Ironie. Der anhaltende Erfolg dieser «jungen Klassiker»<br />

wird dadurch gesichert, dass dieser Geist ein<br />

Schatten der Vergangenheit ist, der exzellent neu<br />

präsentiert wurde und für die Zukunft erhalten ist.<br />

ARNE JACOBSEN Philippe STARCK<br />

The Luxury Way of Life | 245


living<br />

Enzo Enea gilt als einer der weltweit bekanntesten<br />

Landschaftsarchitekten. Unverkennbar ist sein Stil, Innen- und<br />

Aussenarchitektur zu verbinden,<br />

klare Linien zu schaffen und Bäume als Kunstobjekte<br />

zu inszenieren.<br />

Lilly Steffen<br />

246 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

The Luxury Way of Life | 247


Enea ist inzwischen anerkannt für seine Fähigkeit, komplexe Gestaltungen<br />

und Anlagen von Privatgärten und -terrassen, Restaurants, Hotels und Ferienanlagen<br />

sowie Firmengärten, öffentlichen Parks und Golfplätzen im In- und<br />

Ausland zu realisieren. Seine Stärke ist es, dem anspruchsvollen Kunden die<br />

komplette Realisierung eines Gartenprojekts aus einer Hand anzubieten; von<br />

der Planungs- und Bauphase, einschliesslich der Installation von Bewässeliving<br />

DDie Gestaltung der Landschaft und des äusseren Lebensraumes widerspiegelt<br />

das aktuelle Verhältnis des Menschen zur Natur. «Denn<br />

ähnlich einem Fest ist der Garten eine der vergänglichsten und ständig<br />

der Veränderung unterliegenden Schöpfungen des Menschen.<br />

Er ist allen Unbilden der Witterung ausgesetzt und muss jeden Besitzerwechsel<br />

über sich ergehen lassen.» Schon der Freidenker Friedrich Wilhelm Nietzsche<br />

wusste, dass die Menschen ihrer Kultur, aber auch ihrer Natur nicht<br />

entkommen können. Zudem ist der Garten mehr und mehr zum erweiterten<br />

Lebensraum geworden, und so bietet ein an das Familienleben angepasstes<br />

Anwesen ein nicht zu ermessendes Stück Lebensqualität. Gute Landschaftsarchitekten<br />

nehmen daher immer sowohl auf die Umgebung wie auch auf die<br />

Architektur Bezug, woraus sich eine individualisierte, gestalterische Einheit<br />

mit nachhaltigem Mehrwert ergibt. Allen voran Enzo Enea, der mir seinem<br />

unverwechselbarer Stil und Charakter in der Gartenarchitektur zu einem der<br />

Stars der Szene gehört.<br />

Die Verschmelzung von Innen und Aussen<br />

Enzo Enea gehört weltweit zu den renommiertesten Schweizer Gartenarchitekten.<br />

Zu seinen Kunden zählen prominente Persönlichkeiten wie Prince<br />

Charles oder Tina Turner. Er begrünt und bereichert das Leben der Stars und<br />

der besserverdienenden Gesellschaft.<br />

Nach einer Ausbildung zum Industriedesigner studierte Enzo Enea Landschaftsarchitektur<br />

in London und reiste danach nach Brasilien und Hawaii,<br />

wo er sein erstes grosses Landschaftsprojekt für ein Sheraton-Hotel entwarf.<br />

Der Landschaftsarchitekt erhielt zahlreiche goldene und silberne Preise auf<br />

den Giardina-Messen von Basel und Zürich. Ausserdem wurde er 1998 mit<br />

dem Newcomer-Preis der renommierten Chelsea Flower Show in London<br />

ausgezeichnet. Enea Landschaftsarchitektur entstand 1993, als Enzo Enea<br />

die auf Gartendekoration spezialisierte Firma seines Vaters übernahm und<br />

diese nach und nach zu einem der führenden Unternehmen im Bereich der<br />

Landschaftsarchitektur ausbaute.<br />

rungsanlagen und Gartenbeleuchtungen, bis hin<br />

zur kompletten Ausstattung mit Möbeln. Selbst die<br />

Gartenpflege nach Vollendung des Projekts wird<br />

durch ein professionelles Team aus Landschaftsgärtnern<br />

ausgeführt.<br />

Verschmelzung von Alt und Neu<br />

Zum gestalterischen Konzept von Enea Landschaftsarchitektur<br />

gehört insbesondere das Verschmelzen<br />

von Outdoor und Indoor, das gestalterische<br />

Verbinden des Inneren eines Hauses mit<br />

seiner Aussenanlage. Auf der diesjährigen Giardina<br />

präsentierte Enea nicht nur die Verschmelzung<br />

des Gebäudes und seiner Räume mit der Gartenanlage,<br />

sondern auch von Vergangenem, also<br />

bestehendem Bestand mit dem Morgen. Eine<br />

grosse Herausforderung, denn früher wurden die<br />

Aussen- und Innenräume, anders als heute, ohne<br />

Verbindung konzipiert. Die in sich geschlossenen<br />

Räume vergangener Lebensgefühle mussten geöffnet<br />

und mit grosszügigen und lichtdurchfluteten<br />

Wohnräumen verbunden werden, die in den<br />

neu konzipierten Garten überfliessen. Filigrane<br />

Schiebefenster ermöglichten die Fusion zwischen<br />

Innen- und Aussenbereich. Sie offenbaren jenseits<br />

der Hauswände eine neue Dimension für ein<br />

offenes und elegantes Raumgefühl.<br />

Enzo Enea gestaltet «Räume unter freiem Himmel».<br />

Gärten von unverwechselbarer Ausdruckskraft<br />

und Faszination, alles ist bis ins<br />

kleinste Detail durchdacht. Ein wahr gewordener<br />

Naturtraum, perfekt inszeniert und doch poetisch<br />

schön. Und was das Beste ist: Ein von Enzo Enea<br />

gestalteter Garten steigert nicht nur die Lebensqualität,<br />

sondern ist gleichzeitig eine Wertanlage<br />

in finanzieller Hinsicht. Beim Weiterverkauf eines<br />

Grundstückes mit «Enea-Stempel» erhöht sich<br />

der Wert deutlich.<br />

248 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

The Luxury Way of Life | 249


green<br />

horn<br />

i<br />

iI<br />

iIi<br />

IX<br />

i Dior<br />

iI Berti<br />

iiI Sonic Chair<br />

iV Fabric<br />

V Jameson<br />

Vi Christian Louboutin<br />

Vii Louis Vuitton<br />

Viii de GRISOGONO<br />

ix Lorenz Bäumer<br />

viii<br />

250 | <strong>PRESTIGE</strong>


v<br />

iv<br />

vii<br />

vi<br />

The Luxury Way of Life | 251


Rubriken<br />

252 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Die völlig<br />

verrückte<br />

Geschichte<br />

von BoBBy<br />

Dekeyser<br />

Schulabbrecher, Fussballprofi, Weltunternehmer<br />

Angelika Moeller<br />

The Luxury Way of Life | 253


living<br />

EEr ist ständig in Bewegung, geistig wie körperlich, führt ein Leben<br />

auf der Überholspur. Wir sind in Lüneburg zu einem Interview verabredet,<br />

wo er sich für einige Stunden auf dem Firmengelände seines<br />

DEDON-Unternehmens aufhält. Auf dem Weg von Hamburg habe<br />

ich Zeit, seine Vita Revue passieren zu lassen, die ich in seiner gerade erschienenen<br />

Biografie «Unverkäuflich» gelesen habe: Schulabbrecher mit 15<br />

Jahren. Der Traum, Fussballstar zu werden, entsprach seiner ausgeprägten<br />

Sportlichkeit und dem Wunsch, Mädchen zu imponieren. Mit eisernem Willen<br />

und fast verbissener Disziplin schaffte er es ins Tor des FC Bayern. Ein Rat<br />

Pelés, den er als Jungstar treffen durfte, liess ihn ein Leben lang nicht mehr<br />

los: «Folge deinem Traum, dann kann alles passieren.»<br />

Vom Fussballstar zum Möbelhersteller<br />

Nach einer schweren Sportverletzung startet Bobby Dekeyser sein spektakuläres<br />

Lebensabenteuer als Unternehmer und Mensch. Sein Unternehmen<br />

DEDON, das edle handgefertigte Outdoormöbel (ein Wohnzimmer für draussen)<br />

mit der berühmten wetterfesten Kunstfaser herstellen lässt, musste viele<br />

Tiefschläge einstecken, bis es innerhalb von 22 Jahren zu einer globalen<br />

Weltfirma von Rang wurde. DEDON-Flechtmöbel stehen heute im Garten<br />

von Brad Pitt, Madonna, im Vatikan oder auch in den Aussenbereichen<br />

grosser Hotelketten und Resorts wie Marriott, Hilton und dem Club Med.<br />

Seine Unternehmensphilosophie erscheint visionär und dem klassischen Entrepreneur<br />

vielleicht naiv. Bobby Dekeyser gilt als «Harmonisator» und «Wohlfühlunternehmer».<br />

Das sogenannte Bobby-Prinzip basiert auf der simplen<br />

Grundidee: Geht es dem Arbeiter/Angestellten gut und fühlt er sich eigenverantwortlich<br />

und vertrauensvoll eingesetzt, werden optimale Bedingungen für<br />

das Unternehmen geschaffen. Nicht Erfolg und Gewinnmaximierung treiben<br />

ihn an, sondern die Lust am Leben mit Familie und Freunden. Er ist Ideengeber<br />

und sucht und findet Menschen, die sie aufgreifen und umsetzen; oft in<br />

der eigenen Grossfamilie, im Freundeskreis oder in Zufallsbegegnungen mit<br />

spontaner Empathie.<br />

254 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

The Luxury Way of Life | 255


living<br />

256 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

Soziales Engagement<br />

Vor zwei Jahren dann der brutale Schicksalsschlag: Seine Lebensliebe und<br />

Ehefrau Ann-Kathrin stirbt, erst 42-jährig, an einem Hirnschlag. Für Bobby Dekeyser<br />

und die drei Kinder stürzt die Welt ein. Acht Monate kompletter Rückzug<br />

zusammen mit dem Sohn und den beiden Töchtern. Aber der Kämpfer<br />

Bobby Dekeyser ist wieder da – für sein Unternehmen, seine Stiftung und<br />

vor allem für seine Familie und Freunde. Das grosszügige Firmengelände ist<br />

erreicht. Weitläufig erstrecken sich einige Hallen, umgeben von Wiesen mit<br />

zahlreichen Bäumen. Von weitem hört man Zurufe wie go, come on, ey-here …<br />

Bobby Dekeyser spielt Fussball mit den internationalen Stipendiaten seiner<br />

Stiftung Dekeyser & Friends. Diese Stiftung finanziert weltweit Projekte, um<br />

jungen Menschen zwischen 18 und 28 Jahren eine «neue Art von Bildung»<br />

zu verschaffen. Sie nehmen an Kultur-, Sozial- und Sportprojekten teil und<br />

werden unter anderen unterstützt durch die bekannte Affenforscherin Jane<br />

Godall sowie die Sportler Jens Lehman und Markus Wasmeier. Ich sehe mich<br />

um und entdecke ausser dem Fussballplatz ein Beachvolleyballfeld und einen<br />

Fischteich mit Blockhütte und Grillplatz. Eine Mitarbeiterin, die mich herumführt,<br />

ergänzt, dass es für die Angestellten auch einen Fitnessbereich, eine<br />

Saunalandschaft, einen Billardraum und ein italienisches Restaurant gibt, in<br />

dem die Sizilianerin Adriana Vinci kostenfrei für das Team kocht. Dann kommt<br />

Bobby Dekeyser vom Spielfeld locker angetrabt. Verdammt gut schaut er aus<br />

und mir schiesst durch den Kopf: Sollte sein virulentes Leben je verfilmt werden<br />

– er wäre die Idealbesetzung …<br />

Reflektion und Rückzug – auch auf der Überholspur<br />

Zunächst sprechen wir über sein kürzlich erschienenes Buch «Unverkäuflich».<br />

Die Motivation, Menschen Mut zu machen, war die Triebfeder, über sein Leben,<br />

das von grossen Höhen und Tiefen gezeichnet ist, zu schreiben. Trotz<br />

der Brüche, die es gab, hat er sich nie kaufen lassen, weder materiell noch<br />

moralisch. Seine Reflektionen, sich selbst in Frage zu stellen und das eigene<br />

Regulativ zu finden, möchte er dem Leser ans Herz legen. Und ganz wichtig<br />

ist ihm, auf Freundschaft und Vertrauen zu bauen. So sind in seinem Weltunternehmen<br />

mit 3000 Mitarbeitern Freunde und Familienmitglieder in massgeblichen<br />

Positionen vertreten. Sein Instinkt für Menschen mit Leistungs- und<br />

Verantwortungsfähigkeit hat ihn nur selten im Stich gelassen. Täglich nimmt<br />

sich Bobby Dekeyser die Zeit für die Reflektion des Rückzugs, um sich selbst<br />

zu spüren, äussere Eindrücke zu verarbeiten und zu überdenken, ob er seiner<br />

Verantwortung gegenüber der Familie, der Firma und seiner Stiftung gerecht<br />

wird. Sein Credo: «Was sind Gewinne wert, wenn sie nicht einer grösseren<br />

Sache dienen?» Und so verhilft er unter anderem den Ärmsten der Armen auf<br />

der philippinischen Insel Cebu, die auf Müllkippen leben, ein Dorf entstehen<br />

zu lassen mit menschenwürdigen Bedingungen. Ein Projekt seiner Family &<br />

Friends Stiftung.<br />

The Luxury Way of Life | 257


living<br />

New York – eine inspirierende Durchgangsstation<br />

Nach dem plötzlichen, tragischen Tod seiner Frau hat Bobby Dekeyser mit<br />

seinen Kindern intensive Trauerarbeit geleistet. Sie waren an Orten, die sie<br />

mit der geliebten Frau und Mutter verbanden, haben geredet, geschwiegen<br />

und eng zusammengehalten. Jetzt lebt er seit Kurzem in New York, einer<br />

Stadt, die für ihn die grosse Welt im Kleinen bedeutet. Viele Menschen gehen<br />

im Haus Dekeyser aus und ein, Menschen aus aller Herren Länder. Jeder<br />

hat eine Idee, ein Projekt, von dem er erzählt. Es entstehen Freundschaften,<br />

Verbindungen und Kooperationen. Er, der sich selbst als Landei bezeichnet,<br />

geniesst die Impulse dieser Stadt, findet aber seinen Rückzug immer wieder<br />

auf seiner Pferdefarm ausserhalb von NYC.<br />

DEDON Island – A Barefoot State of Mind<br />

Das ist eine wunderbare Überleitung unseres Gespräches zu seinem neuen<br />

Projekt DEDON Places. Begonnen hat es mit DEDON Island, einer philippinischen<br />

Insel, die er und seine Frau als Sehnsuchtsort mit Magie entdeckten.<br />

Hier entstand nun ein Resort, ganz nach seinen Bedürfnissen gestaltet:<br />

Barefoot Luxury, «ein Ort, an dem auch die Gedanken barfuss gehen», so<br />

beschreibt er es. Neun Villen im Pagodenstil, von französischen Designern<br />

gestaltet, ohne die typischen 5* Facilities wie Flatscreen, Butler, High-Tech-<br />

Equipment und ohne Passiv-Entertainment, sondern ein Refugium, das die<br />

Schönheit der Natur und die natürliche Lebensart in den Mittelpunkt stellt.<br />

Celebrities aus Politik, Wirtschaft und Showbiz wussten diese Form der Exklusivität<br />

bereits zu schätzen. Weitere DEDON Places mit der gleichen Philosophie<br />

sind angedacht, ausgewählte Plätze, wofür der Name DEDON steht,<br />

vermutlich in Afrika im Dschungel, in den Bergen oder auf einem Hausboot.<br />

Es sollen Orte sein, die zu echten Erfahrungen werden und die Menschen berühren.<br />

Buchen kann man online oder auch bei einem Partner in der Schweiz.<br />

Die Schweiz – zukünftiger Wohnsitz<br />

Zur Schweiz hat Bobby Dekeyser privat wie beruflich eine enge Beziehung.<br />

Vier wunderbare Jahre verbrachte er hier mit seiner Frau. Auch sein Freund<br />

und Geschäftspartner Daniel Borer (aus der Rolex-Dynastie), mit dem ihn<br />

viele Projekte verbinden, lebt in der Schweiz. Bobby Dekeyser möchte nach<br />

einigen Jahren in NYC auch in der Schweiz leben, wenngleich es in seinem<br />

Nomadenleben wohl nie einen ständigen Wohnsitz geben wird. Als Chairman<br />

seiner Firma nimmt er sich den Freiraum, aus aller Welt zu agieren.<br />

Nahezu zwei Stunden sind vergangen. Das Gespräch mit Bobby Dekeyser<br />

war ein Erlebnis. Es ist nicht oft, dass man einem so charismatischen Menschen<br />

und Visionär begegnet.<br />

258 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 259


living<br />

SHORTCUT<br />

Er kaufte 1000 Paar Skier, wovon er 68 verkaufte<br />

und von denen 50 zurückkamen, weil die Qualität<br />

doch eher bescheiden war. Aber er machte trotzdem<br />

weiter, eben mit etwas anderem, Möbeln. Daraus<br />

wurde Dedon.<br />

260 | <strong>PRESTIGE</strong>


living<br />

The Luxury Way of Life | 261


Living News<br />

Joe<br />

Joe ist ein Sofasystem, das dank der grossen Bandbreite an unterschiedlichen<br />

Modulen unendliche Kompositionsmöglichkeiten bietet. Die<br />

innovative Charakteristik des Systems besteht in der Möglichkeit, alle ausgewählten<br />

Elemente immer wieder neu kombinieren zu können. In Bezug auf<br />

Breite und Tiefe sind hier keine Grenzen gesetzt.<br />

www.verzelloni.it<br />

flaye<br />

Stimmige Proportionen und liebevolle handwerkliche Details machen den flaye-Tisch<br />

unverwechselbar. Eine Lederzarge erlaubt individuelle Farbakzente<br />

und lässt die Tischplatte zart erscheinen. Durch die raffinierte<br />

Gestaltung verschmelzen<br />

die sanften Rundungen von<br />

Platte und Zarge zu einem<br />

Ganzen.<br />

www.team7.at<br />

Stewie<br />

Eine originelle Stehleuchte, die ihren Namen von einer<br />

Zeichentrickfigur gestohlen hat: Stewie, gestaltet von<br />

Luca Nichetto, ist das perfekte Lichtobjekt für das moderne<br />

Haus – neu, unkonventionell und mit positiver Ausstrahlung.<br />

Stewie bricht mit der klassischen Form einer Stehleuchte,<br />

denn die Lichtquelle befindet sich dicht über dem Boden. Sogar<br />

in ausgeschaltetem Zustand behält die Leuchte ihren theatralischen<br />

Charakter und ihre starke Persönlichkeit.<br />

www.foscarini.com<br />

262 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Das Sideboard der neuen Produktlinie mit dem Plus von alpnach norm. Das Plus steht für Emotionen<br />

und Zusatznutzen wie Leuchte, Tablett und Technobox. Aus der Vielfalt an Modulen, Funktionen,<br />

Oberflächen, Farben und Zusatznutzen kreieren Sie Ihr individuelles, ganz persönliches Sideboard.<br />

Alpnach Norm AG | 6055 Alpnach Dorf | Info-Nummer 0800 800 870 | www.anplus.ch<br />

The Luxury Way of Life | 263


FinanCE<br />

Europa<br />

und der<br />

Euro<br />

Georg Lutz<br />

MMan rennt inzwischen viele offene Türen<br />

ein, wenn man von einer Krise in Europa<br />

spricht. Die Integrationskraft, das grosse<br />

historische Verdienst der EU, droht<br />

zu zerbröseln. Nicht wenige haben daher vor einem<br />

Jahr ein Auseinanderbrechen der Eurozone<br />

prognostiziert. Das ist nicht eingetreten. Im Gegenteil,<br />

das Krisenmanagement funktioniert. Der<br />

folgende Themenschwerpunkt belegt dies. Trotzdem<br />

ist das Projekt EU weiter unter Druck.<br />

Historisch betrachtet ist Europa ein Erfolgsmodell.<br />

Als Winston Churchill 1946 in Zürich zur Gründung<br />

der «Vereinigten Staaten von Europa» aufrief, war<br />

das eine kühne Vision. Trotzdem packten Akteure<br />

wie Robert Schuman oder Jean Monnet die historische<br />

Gelegenheit beim Schopfe und brachten<br />

frühere «Erbfeinde» nicht nur an den Verhandlungstisch,<br />

sondern schufen Grundlagen, die eine<br />

ganze Generation in Europa-Euphorie versetzte.<br />

So beseitigen in den 50er Jahren Aktivisten mit<br />

264 | <strong>PRESTIGE</strong>


FinanCE<br />

Europaflaggen in der Hand Schlagbäume an den<br />

Grenzen. Der Integrationsprozess in den letzten<br />

Jahrzehnten war ein wirtschaftliches Erfolgsmodell.<br />

Zwar gab es immer wieder Krisenmomente.<br />

Es sei hier nur an die Politik des «leeren Stuhls»<br />

erinnert, mit der de Gaulle Vergemeinschaftungsund<br />

Entscheidungsprozesse, die ihm nicht passten,<br />

verhindern wollte. Das sind im Rückblick betrachtet<br />

unwichtige historische Fussnoten. Heute<br />

können die Menschen in der EU mit nur einer<br />

Währung durch ganz Europa fahren. Trotzdem ist<br />

Frustration auf der Strasse und bei einigen Eliten<br />

zu spüren. Was lief da schief?<br />

Ungelöste Konfliktachsen<br />

Eine Währungsunion ohne eine Wirtschaftsunion<br />

mit Ausgleichsmöglichkeiten stösst in wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten schnell an Regulierungsgrenzen.<br />

Neben der Staatsverschuldung ist die zu<br />

niedrige Produktivität der Privatwirtschaft in den<br />

schwächeren Staaten ein Kernproblem. Mit einer<br />

eigenen Währung kann man abwerten und sich<br />

wieder konkurrenzfähig machen. So hat das beispielsweise<br />

Italien jahrzehntelang gemacht. Heute<br />

verschulden sich diese Staaten immer weiter bei<br />

ihren Nachbarn, weil ihre zu teuren Exporte keine<br />

Käufer mehr finden und sie die Importe nicht<br />

mehr bezahlen können. Da in der Währungsunion<br />

Wechselkursänderungen nicht möglich sind,<br />

müssen die Sparmassnahmen der gegenwärtigen<br />

Rettungspolitik die notwendige Steigerung der<br />

Produktivität auf indirektem Wege erzwingen. Das<br />

geschieht, indem die schrumpfende Wirtschaft<br />

nicht wettbewerbsfähige Betriebe vom Markt<br />

drängt. Dadurch erhöht sich zwar die durchschnittliche<br />

Produktivität des Unternehmenssektors<br />

– aber um den Preis stark ansteigender<br />

Arbeitslosigkeit. Das ist die verzweifelte Situation<br />

der südlichen EU-Staaten. Bei aller notwendigen<br />

Krisen- und Sanierungspolitik müssen die Verantwortlichen<br />

daher eine Perspektive vermitteln können.<br />

Und genau das passiert nicht. Aus diesem<br />

Grund sind die Strassen mit Demonstranten voll,<br />

und es ist kein Wunder, wenn jetzt wie in Italien<br />

Populisten Stimmengewinne verzeichnen.<br />

Demokratieproblem im Hintergrund<br />

Der tagespolitische Frust hat aber einen strukturellen<br />

Kern. Diesen Kern durchschneiden zwei<br />

zentrale Konfliktachsen. Erstens geht es um die<br />

Vermittlung von nationalstaatlich partikularen Interessen<br />

mit denen auf der europäischen Ebene. Zudem<br />

gibt es eine Konfliktachse zwischen den Trägern<br />

der europäischen Integrationsprozesse und<br />

weiten Bevölkerungsteilen in den Mitgliedstaaten,<br />

die sich schlicht abgekoppelt fühlen. Nationale<br />

Haushalts-, Steuer- oder Sozialpolitik werden der<br />

europäischen, demokratisch viel weniger legitimierten<br />

Geld- und Währungspolitik untergeordnet.<br />

Das kann an der mangelnden Transparenz und<br />

Gewaltenteilung praktisch verdeutlicht werden.<br />

Wer heute in Paris oder Berlin als Regierungschef<br />

das Flugzeug besteigt, mutiert in Brüssel zum Rat<br />

der EU. Dort verkörpert man die EU-Legislative.<br />

Bei der Rückkehr in die Hauptstädte mutieren sie<br />

zurück zur nationalen Exekutive. Sie setzen dann<br />

das um, was sie selbst beschlossen haben. Gleichzeitig<br />

gibt man in Sonntags- und Wahlkampfreden<br />

den nationalistischen Populisten, der den Bürokraten<br />

in Brüssel richtig einheizt. Das konnte und<br />

kann nicht gut gehen. In den letzten Jahren wurden<br />

viele nationale Gesetze in Europa vergemeinschaftet.<br />

Gleichzeitig hat das EU-Parlament aber<br />

immer noch weniger Rechte wie nationale Parlamente.<br />

Der EU-Frust war und ist vorprogrammiert.<br />

Versagen der Eliten<br />

Frustration herrscht auch über die Schuldenpolitik.<br />

Das kann bei Staaten, im Gegensatz zu einem Privathaushalt,<br />

sehr wichtig sein. Das hat uns John<br />

Maynard Keynes gelernt. Nur müssen die Schulden<br />

in guten Zeiten auch zurückbezahlt werden.<br />

Genau dies passiert aber sehr selten. Nicht langfristige<br />

Politik, sondern der nächste Wahltermin<br />

steht im Fokus. Politiker in unseren westlichen<br />

Demokratien sichern ihre politische Karriere durch<br />

schuldenfinanzierte Wahlversprechen. Griechenland<br />

ist da nur ein Extrembeispiel. Auf der einen<br />

Seite werden Steuern und Abgaben nicht in dem<br />

Masse erhöht, das zur Finanzierung von Sozialund<br />

Infrastrukturprojekten nötig ist, und andererseits<br />

wird die Umverteilung laufend erhöht. Gleichzeitig<br />

weitet sich auch noch die soziale Schere in<br />

den Gesellschaften der EU. Mittlere Einkommensverdiener<br />

sind heute eine bedrohte Spezies.<br />

In dieser Situation gewinnen schnell populistische<br />

Argumente, die schnelle Lösungen vorgaukeln. Die<br />

Situation in Frankreich, bei der sich die bürgerliche<br />

Rechte zerlegt hat und der Front National immer<br />

mehr Oberwasser bekommt, war ein Alarmsignal.<br />

Die Wahl in Italien zeigt die drastische Realität der<br />

res publica in Europa. Ein Konsens zur Krisenlösung<br />

ist nicht vorhanden. Akteure wie Mario Monti<br />

oder Mario Dragi können Wirtschaftskrisen technokratisch<br />

bekämpfen, eine erneuerte europäische<br />

Vision wie Robert Schuman oder Jean Monnet<br />

haben sie nicht im Gepäck.<br />

The Luxury Way of Life | 265


FinanCE<br />

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FinanCE<br />

Die Krisenpolitik<br />

der europäischen<br />

Akteure<br />

Die Krisenpolitik der EU erlebt ein Auf und Ab. So sind im Zeichen der Wahl in Italien<br />

Ende Februar die Börsen auf Tauchstation gegangen. Insgesamt<br />

lässt sich aber, wie ein Rückblick auf die Situation vor einem Jahr verdeutlicht, eine<br />

Stabilisierung feststellen. Über die Gründe<br />

unterhielten wir uns mit Janwillem Acket, dem Chefvolkswirt von Julius Bär.<br />

Janwillem Acket<br />

Georg Lutz<br />

Europa erlebt eine Renaissance. Noch vor einem<br />

Jahr glaubten nicht wenige Ihrer Kollegen<br />

an eine schwere Krise in Europa und auch<br />

des Euro. Da war zum Beispiel vom Auseinanderfallen<br />

der Eurozone die Rede. Auch Sie<br />

haben ein eher pessimistisches Bild gezeichnet.<br />

Offensichtlich ist Europa stabiler, als viele<br />

gedacht haben. Was hat sich an dem Krisenmanagement<br />

so verbessert?<br />

Man hat konkrete Schritte unternommen. Zunächst<br />

hat sich die Europäische Zentralbank im<br />

Winter 2<strong>01</strong>1/2<strong>01</strong>2 mittels einer Kreditspritze von<br />

über einer Billion Euro als Feuerwehr betätigt. Zusammenbruchsszenarien<br />

bei wichtigen Banken<br />

der Eurozone, wie in den USA bei Lehmann-Brothers,<br />

sollten um jeden Preis verhindert werden.<br />

Das war eine Notmassnahme. Die zweite Massnahme<br />

kam von Seiten der Politik. Im März 2<strong>01</strong>2<br />

hat man die Schuldenbermse beschlossen. Das<br />

geschah im Vorfeld der griechischen und französischen<br />

Parlamentswahlen.<br />

Da wollte man Zeichen setzen?<br />

Ja, von 27 EU-Ländern haben 25 Länder zugestimmt,<br />

mit dabei waren alle Euroländer, was ein<br />

wichtiger Aspekt ist. Die Schweiz hat da fast als Vorbild gewirkt. Hier funktioniert<br />

ja die Schuldenbremse erfolgreich seit 2003. Es geht darum, die dynamische<br />

Komponente der Staatsverschuldung, die Neuverschuldung, einzudämmen.<br />

Von der Fiskalseite ist ein quantitativer Schritt unternommen worden.<br />

Das klingt ja fast schon pädagogisch…<br />

Das sollte es auch sein. Zudem hat man flankierend beispielsweise unter dem<br />

Stichwort «Six Pack» eine ganze Reihe von Massnahmen umgesetzt, die sich<br />

restriktiv auf die Budgets auswirken. Die allgemeine Spielregel, wer die Leitplanken<br />

der Eurozone nicht erfüllt, dem droht Souveränitätsverlust, oder die<br />

Kontrolle durch andere Institutionen, hat sehr viel mehr Druck bekommen.<br />

Das sieht man in Spanien, das aktuell nicht unter den Rettungsschirm<br />

will, obwohl die Zeichen dafür eigentlich deutlich sind.<br />

Und Griechenland erlebt diese Situation schon seit geraumer Zeit. Das wirkt<br />

auch abschreckend.<br />

Man kann auch sagen, Griechenland erleidet diese Situation und<br />

steckt zudem in einer tiefen Rezession?<br />

Ja, aber erinnern Sie sich doch an die Situation im Frühsommer letzten<br />

Jahres. Noch im Juni hatten wir eine ausserordentlich trübe Stimmung. Auf<br />

den Märkten eskalierte die Situation gegen die Eurozone. Diese Eindämmungspolitik<br />

war notwendig, um schlicht wieder in ruhigeres Fahrwasser<br />

zu kommen.<br />

The Luxury Way of Life | 267


FinanCE<br />

Hat man denn auch in Richtung Finanzmärkte effizient agiert?<br />

Ja, Mario Draghi war im Juli 2<strong>01</strong>2 in London in der Höhle der Investmentbanker<br />

und Euroskeptiker. Er hat dort klar gemacht, dass die EZB den Euro nicht<br />

untergehen lässt. Das hat die Märkte beruhigt.<br />

Am 6. September folgten dann auch konkrete Schritte. Er hat das das OMT-<br />

Konzept (Outright Monetary Transactions) angeschoben. Mario Draghi hat<br />

sich in diesem Rahmen, als Vertreter einer Zentralbank, sehr weit aus dem<br />

Fenster gelehnt. Im Grunde genommen<br />

hat er eine Art Rückversicherung<br />

für jene Länder angekündigt, die sich<br />

unter den Schirm des ESM (Europäischer<br />

Stabilitätsmechanismus) begeben.<br />

Unter sehr klaren und strengen<br />

Bedingungen hat er unbeschränkte<br />

Hilfe der EZB angeboten, falls ein betroffenes<br />

Land an den Kapitalmärkten<br />

nur zu horrenden Konditionen Geld<br />

aufnehmen könnte. Das war eine Gratwanderung,<br />

aber bisher eine sehr erfolgreiche.<br />

Daher sprechen jetzt auch Sie<br />

von «Super Mario»?<br />

Die Spielregeln<br />

sind jetzt<br />

ganz klar.<br />

Ja. Es musste etwas getan werden, um<br />

die Märkte zu beruhigen und gleichzeitig<br />

den Reformkurs in den grossen<br />

und schwächelnden Euroländern<br />

wie Spanien und Italien, deren Anleihen sehr teuer wurden und die massive<br />

Vertrauensverluste hinnehmen mussten, in Gang zu halten. Die verheerende<br />

Spirale des Vertrauensverlustes dieser Länder war nicht hinnehmbar, da<br />

schliesslich immer grössere Teile des laufenden Budgets zur Schuldenbedienung<br />

aufgenommen werden mussten. Dies hat dann noch mehr Misstrauen<br />

in den Märkten geschürt. Eine solche Destabilisierung der Budgets ist jetzt<br />

erschwert, da mittlerweile diese Länder sich wieder deutlich günstiger am<br />

Kapitalmarkt refinanzieren können. Draghi hat auf der einen Seite deutlich<br />

gemacht, dass er bereit ist, alle notwendigen Mittel auf den Kapitalmärkten<br />

aufzunehmen, um die Euroländer stabil zu halten. Gleichzeitig brachte er<br />

dabei mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) noch einen strengen,<br />

aussereuropäischen, externen Revisor ins Spiel. Die abschreckend strengen<br />

Bedingungen der möglichen EZB-Hilfe haben einerseits die Kapitalnehmer in<br />

ihren Reformanstrengungen zusätzlich angespornt, andererseits potenzielle<br />

und tatsächliche Kapitalgeber wieder beruhigt.<br />

Diese Geschichte ist sehr eindrücklich, da bisher<br />

kein Land, Spanien ist ja nur ein möglicher Kandidat<br />

und Sie haben es angesprochen, sich diesem<br />

Regime unterwerfen will. Mit heruntergelassenen<br />

Hosen will eben niemand dastehen. Die Spielregeln<br />

sind jetzt ganz klar.<br />

In Deutschland hatte man aber noch eine offene<br />

Rechnung mit dem ESM und der Unterstützung.<br />

Es gab<br />

hier politischen<br />

Druck, der bis vor<br />

das Bundesverfassungsgericht<br />

gegangen<br />

ist. Das war<br />

alles andere als ein<br />

Selbstläufer, oder?<br />

Am 12. September<br />

2<strong>01</strong>2 hat man von<br />

Deutschland eine<br />

grüne Ampel bekommen.<br />

Aber auch<br />

hier sind die Unterstützungsmittel<br />

an<br />

klare Bedingungen<br />

geknüpft. So muss<br />

der Bundestag konsultiert<br />

werden.<br />

Deutschland will hier<br />

Transparenz herstellen. Das ist auch berechtigt<br />

und glaubwürdig, damit der ESM so sich nie zu<br />

einer Art Blankoscheck entwickeln kann.<br />

Auch politisch hat sich die Situation in dieser Zeit<br />

verbessert. So waren in den Niederlanden Wahlen.<br />

Die antieuropäischen Populisten haben verloren<br />

und proeuropäische Parteien haben eine Koalition<br />

gebildet. Jetzt ist auch noch ein junger niederländischer<br />

Hoffnungsträger, Finanzminister Jeroen<br />

Dijsselbloem, Chef der Eurogruppe, der wichtigen<br />

Gruppe der Eurofinanzminister, geworden.<br />

Haben Sie noch einen Punkt, der dieses doch<br />

eher positive Bild von Europa vervollständigt?<br />

268 | <strong>PRESTIGE</strong>


FinanCE<br />

Ja, lassen Sie mich noch einen Punkt anführen.<br />

Es geht um die Ankündigung der EU-Kommission,<br />

eine Bankenunion einzusetzen. Die Bankensanierung<br />

in Europa ist in Verzug geraten, da im Bankenbereich<br />

schlichtweg notwendige institutionelle<br />

Elemente fehlen, die eurozonenübergreifend sind.<br />

Es gibt noch keine gemeinsame grenzüberschreitende<br />

Einlagenversicherung, keine einheitlichen<br />

Abwicklungskriterien und die Methoden der Bilanzbewertung<br />

sind auch noch stark unterschiedlich<br />

und national geprägt. Kurz, es braucht<br />

einheitliche Standards und Normen, um<br />

auch den Bankensektor wieder auf sichere<br />

Füsse stellen zu können. Auch<br />

hier kommt der EZB wieder eine entscheidende<br />

Rolle zu. Nicht nur hat<br />

sie auch den Banken Geld geliehen,<br />

um sich Zeit zu kaufen, sie wird jetzt<br />

auch ihre Oberaufsicht übernehmen.<br />

Es gilt auch hier schrittweise Anpassungen<br />

vorzunehmen, ohne dass<br />

es zu Zusammenbrüchen mit<br />

wirtschaftlichen Verheerungen kommt.<br />

Janwillem Acket<br />

ist Chefvolkswirt<br />

bei Julius Bär.<br />

Wir haben es, um das zu diesem Punkt abschliessend<br />

zu fixieren, mit einem Bündel von Massnahmen<br />

zu tun, welches vom Feuerlöschen bis hin zu<br />

Strukturreformen reicht. Das sind Bausteine, die<br />

das Fragmentierungsrisiko der Eurozone massiv<br />

gesenkt haben.<br />

Im Rahmen der vielen Schirme fürchten sich<br />

viele vor der Inflation. Wir kennen sie aus den<br />

70er Jahren. Was macht aus Ihrer Sicht den<br />

historischen Unterschied aus?<br />

Das ist ganz einfach. Wir haben in den Ländern<br />

der Eurozone keine starke Wachstumsdynamik, in<br />

einigen Ländern sind wir sogar in einer richtigen<br />

Rezession. Die konjunkturelle Erholung gestaltet<br />

sich sehr langsam. Erst im Herbst wird aus meiner<br />

Sicht die Eurozone wieder Fahrt aufnehmen. Von<br />

dieser Seite haben wir keinen Teuerungsdruck.<br />

Die Märkte sind eng. Auch der Transmissionsmechanismus<br />

von der Notenbankschiene her<br />

The Luxury Way of Life | 269


FinanCE<br />

«Super Mario Draghi» hat zunächst Feuerwehr gespielt.<br />

über den Kreditschöpfungsmechanismus der Banken in die Realwirtschaft ist<br />

aktuell gestört. Das reale Kreditwachstum in der Eurozone ist insgesamt noch<br />

negativ. Wir müssen mit einer Kreditklemme kämpfen. Das Notenbankgeld ist<br />

immer noch in erster Linie dazu da, die Löcher in den Bilanzen der Banken<br />

zu stopfen. Es gibt keine Kreditschübe wie in den Wachstumsjahren der 70er<br />

Jahre. Fünf Jahre nach Ausbruch der Finanzmarktkrise sind viele Banken immer<br />

noch auf dem Sanierungspfad. Die Verbesserung der Eigenkapitalkraft<br />

der Banken unter dem Stichwort «Basel III» hat eine Einführungsfrist bis 2<strong>01</strong>9.<br />

Da brauchen viele Banken offensichtlich noch viel Zeit. Zunächst müssen wir<br />

in den meisten Ländern wieder zu einem normalen stetigen Wachstum zurückfinden.<br />

Solange dies nicht der Fall ist, brauchen wir uns vor Inflation wie<br />

früher nicht zu fürchten.<br />

Aber ein gutes Krisenmanagement führt noch lange nicht zur Linderung<br />

der strukturellen Defizite. Wir haben es mit einem einheitlichen<br />

Währungsraum zu tun, dessen Länder aber völlig unterschiedlich wettbewerbsfähig<br />

sind.<br />

Das ist prinzipiell richtig, aber auch hier bin ich etwas optimistischer als viele<br />

andere. So haben sich zum Beispiel bereits die Zahlungsungleichgewichte<br />

wieder leicht entschärft. Das betrifft gerade einige Problemländer im Süden<br />

und auch ganz typisch Irland, das sogar wieder zum Wachstum zurückgefunden<br />

hat. Die bestehenden Strukturungleichgewichte sind weiter da, aber<br />

auch hier kann man in einigen Unternehmenssektoren, sogar in Griechenland,<br />

wieder eine höhere Produktivität erkennen. In Spanien gibt es wieder<br />

gute Exporterfolge. Es ist eine Entschlackung der Wirtschaft im Gange. Die<br />

südlichen Länder der Eurozone haben ohne Frage schwerwiegende Strukturnachteile.<br />

Diese können die Verantwortlichen nicht von heute auf morgen<br />

ändern. Aber sie können einen Reformprozess anstossen, der aber Jahre<br />

in Anspruch nehmen wird. Die grosse Herausforderung bleibt auf Jahre die<br />

hohe Arbeitslosigkeit, besonders bei den Jungen in den betroffenen Ländern.<br />

So ist es entscheidend, dass raschmöglichst Reformen umgesetzt<br />

werden, die Wachstum und damit die Schaffung von nachhaltigen Arbeitsplätzen<br />

ermöglichen. So muss zum Beispiel die<br />

zentralistische und wachstumshemmende Bürokratie<br />

in Griechenland abgebaut werden. Keiner<br />

kann in Griechenland lokal oder regional etwas<br />

bewegen, ohne dass sich nicht jemand aus Athen<br />

einmischt. Das hat zur Folge, dass die Lebenshaltungskosten<br />

zu hoch und die Löhne zu tief sind,<br />

was typisch ist für eine ineffiziente Wirtschaft.<br />

Da gilt es unzählige, wettbewerbsbehindernde<br />

Kartelle und Oligopole zu zerschlagen. Das wird<br />

noch viele Anstrengungen kosten und da kann<br />

man sicher auch nicht vorbehaltlos optimistisch<br />

sein. Rückschläge sind da aus unterschiedlichen<br />

Gründen möglich. Reformen kosten nicht unbedingt<br />

viel Geld, sie kosten aber oft grosse Mühen.<br />

Europa wird noch lange mit schwachen Ländern<br />

leben müssen, die auch entsprechend Hilfe benötigen.<br />

Diese Anstrengungen honorieren auch die<br />

Märkte und realisieren jetzt, dass, was Haushaltsdefizite<br />

betrifft, die USA noch viel mehr<br />

Hausaufgaben machen müssen.<br />

Da ist ja auch die private Verschuldung ungleich<br />

höher wie in Europa. Die USA haben zwar ihr Bankensystem<br />

schneller saniert. Aber Europa ist den<br />

USA bei den Fiskalproblemen heute voraus. Die<br />

Fiskalbereinigung ist in den USA ein immens drückendes<br />

Problem, welches gelöst werden muss.<br />

Man kann das nicht immer weiter vor sich her<br />

schieben. Das realisieren nun heute auch immer<br />

mehr die Finanzmärkte.<br />

270 | <strong>PRESTIGE</strong>


FinanCE<br />

koMMentar<br />

Im Vergleich gut auFGestellt<br />

Wohl selten hat ein friedliches<br />

politisches Projekt die öffentliche<br />

Meinung in den letzten<br />

Jahren so polarisiert wie die<br />

Einführung des Euro. Schon<br />

Anfang der neunziger Jahre<br />

– während der Diskussion der<br />

für Gemeinschaftswährung<br />

grundlegenden Maastrichter<br />

Verträge – waren die Fronten<br />

verhärtet. Auf der einen Seite<br />

diejenigen, die die Eurozone<br />

gestützt auf die Theorie der<br />

optimalen Währungsräume<br />

als ungeeignet für eine Währungsunion<br />

halten. Auf der anderen Seite diejenigen,<br />

die sich im Euro einen Schritt in Richtung<br />

eines politischen Zusammenwachsens des seit<br />

Jahrhunderten kriegerisch zerstrittenen Kontinents<br />

erhoffen.<br />

Prof. Dr. Klaus W. Wellershoff<br />

Interessant erscheint dabei, dass die hartnäckigsten<br />

Eurogegner immer noch aus einer Koalition<br />

von deutschen Konservativen und angelsächsischen<br />

Investmentbankern zu bestehen<br />

scheinen. Bereits seit mehr als zwanzig Jahren<br />

versucht uns also diese unheilige Allianz zu erklären,<br />

dass der Euro nicht überlebensfähig ist<br />

und in einem grossen Desaster von Schuldenwirtschaft<br />

und Inflation zusammenbrechen wird.<br />

In den Augen eines Prognostikers ist das eine<br />

spektakuläre Fehlleistung. Von den Erwartungen<br />

der Eurogegner hat sich bei genauem Hinschauen<br />

bis jetzt aber auch gar nichts materialisiert.<br />

Nach dreizehn Jahren Euro hat sich dieser gegenüber<br />

den angelsächsischen Währungen Dollar<br />

und Pfund deutlich aufgewertet. Gegenüber<br />

dem Dollar konnte der Euro gut 20 Prozent zulegen.<br />

Gegenüber dem Pfund waren es sogar<br />

40 Prozent. Auch bei der Schuldenwirtschaft<br />

schneidet die Eurozone zwar sicherlich nicht<br />

gut, vergleichsweise aber viel besser ab als die<br />

Konkurrenz aus England und Amerika. So ist die<br />

Staatsverschuldung gemessen am Volkseinkommen<br />

um 22 Prozentpunkte seit Einführung des<br />

Euro gestiegen. In den Vereinigten Staaten betrug<br />

dieser Zuwachs über den<br />

gleichen Zeitraum aber 50<br />

Prozentpunkte und in Grossbritannien<br />

waren es gar 58<br />

Prozentpunkte. Und auch bei<br />

der Inflation weist der Euro<br />

mit einem Durchschnittswert<br />

von 2,1 Prozent den tiefsten<br />

Wert der drei Währungen auf,<br />

der gleichzeitig in etwa der<br />

historischen Durchschnittsinflation<br />

der Deutschen Mark<br />

entspricht.<br />

Ganz offensichtlich hat der<br />

Euro also im Vergleich zu den wichtigsten anderen<br />

westlichen Industrieländern nicht zu mehr<br />

Schulden und höherer Inflation geführt. Im Gegenteil:<br />

Gerade zu dem Zeitpunkt, als die ganze<br />

Welt von Eurokrise geredet hat, haben die<br />

Europäer begonnen, ihre Budgetdefizite zu bekämpfen.<br />

So hat die Eurozone ihr Defizit von 6,3<br />

Prozent des Volkseinkommens aus dem Jahr<br />

2009 mittlerweile halbiert. Die Amerikaner und<br />

Briten liegen aktuell immer noch bei 8,5 bzw.<br />

6,6 Prozent.<br />

Dass das nicht ohne politische Auseinandersetzung<br />

um die Frage, wer die Anpassungskosten<br />

der fiskalischen Konsolidierung tragen sollte,<br />

gehen würde, sollte einen Demokraten nicht<br />

überraschen. Selbstverständlich schafft die Politik<br />

dabei nie das ökonomische Optimum, weil<br />

es in der Demokratie eben immer einen Kompromiss<br />

zum Interessensausgleich braucht. Zu<br />

einem solchen, unvollkommenen Prozess gibt<br />

es aber keine akzeptable Alternative. Natürlich<br />

entspricht das Ergebnis dieses politischen Prozesses<br />

dann auch nicht einem wie auch immer<br />

definierten ökonomischen Optimum. Nur, was<br />

ist schon optimal auf dieser Welt? Oder anders<br />

ausgedrückt: Die Frage, die uns in der Praxis<br />

interessiert, ist nicht die Frage der Optimalität,<br />

sondern die der Überlebensfähigkeit und der<br />

tatsächlichen Resultate. Hier schneidet der Euro<br />

aber bisher eindeutig besser ab als seine beiden<br />

wichtigsten Konkurrenten Dollar und Pfund.<br />

The Luxury Way of Life | 271


FinanCE<br />

SHORTCUT<br />

Lobby in der EU<br />

Lobbyisten haben erkannt, dass die intensive Bearbeitung der EU-Parlamentarier der wirkungsvollste<br />

Hebel für ihre Interessen ist. Schätzungen zufolge agieren allein in Brüssel zwischen 15’000 und<br />

20’000 Lobbyisten.<br />

Die Einflüsterer sind nicht per se gut oder schlecht, allerdings muss hier mehr Transparenz hergestellt<br />

werden. Je mehr Gewicht das EU-Parlament erhält, umso wichtiger ist es, herauszufinden, wo die Einflussnahme<br />

tatsächlich stattfindet.<br />

Beispielsweise bei der Analyse des EU-Gesetzes zur Datenschutzreform. Die Plattform Lobbyplag.eu<br />

beschäftigt sich im März 2<strong>01</strong>3 mit genau diesem EU-Gesetzesentwurf und letztlich auch mit dem Verhältnis<br />

zwischen EU-Abgeordneten und Lobbyisten. Sie zeigt, welche Änderungen des Gesetzes Unternehmen<br />

wie Amazon oder Ebay forderten, und vergleicht dies mit dem gesetzlichen Änderungsvertrag<br />

zur EU-Datenschutzreform. Ganze Paragraphen wanderten von den Papieren der Lobbyisten eins zu<br />

eins in den Änderungsvertrag – und das ist kein Einzelfall.<br />

Angesichts des riesigen Bürokratieapparates in Brüssel, ist es verwunderlich, dass es genau an diesem<br />

Punkt keine Instanz in der EU selbst gibt, die bei so wichtigen Aspekten wie der Gesetzgebung Kontrollen<br />

durchführt. Für jede Packungsbeilage und Doktorarbeit gibt es Programme und Kommissionen, die<br />

diese gegenlesen und doppelt und dreifach überprüfen, ob es Fremdeinflüsse gab. Und ausgerechnet<br />

bei der wichtigsten Instanz, der Gesetzgebung, wird das unterlassen.<br />

www.lobbyplag.eu<br />

272 | <strong>PRESTIGE</strong>


FinanCE<br />

Europa den Egoisten entreissen<br />

Europa – was einst eine Verheissung war, ist<br />

heute für viele Menschen in Deutschland zum<br />

Schreckgespenst geworden. Die antieuropäische<br />

Stimmung in Deutschland, aber auch anderen europäischen<br />

Ländern wächst, nicht nur in der Bevölkerung,<br />

auch unter Politikern, Ökonomen und<br />

Intellektuellen. Das ist gefährlich, sagt Edzard<br />

Reuter der von 1987 bis 1995 Vorstandsvorsitzender<br />

von Daimler-Benz war, in seinem neuen Buch, und<br />

verteidigt leidenschaftlich die europäische Idee<br />

gegen ihre Kritiker.<br />

Die Zusammenführung der europäischen Länder<br />

und Nationen galt über Jahrzehnte hinweg als<br />

stolzes Zukunftsprojekt. Heute ist die Vision von<br />

einem vereinten Europa in Deutschland verloren<br />

gegangen. Im Zuge der Eurokrise macht sich<br />

bei den Menschen Gleichgültigkeit oder offene<br />

Ablehnung breit. Von einem europäischen Wir-<br />

Gefühl ist das Land weit entfernt. Deutschland<br />

ist auf dem «besten» Weg, zu einer Republik der<br />

Egoisten zu werden.<br />

Edzard Reuter hält dagegen. Deutschland setzt<br />

mit seiner Selbstbezogenheit und Antieuropa-<br />

Stimmung seine eigene Zukunft aufs Spiel, so der<br />

Autor. Ohne ein vereintes Europa wird Deutschland<br />

weder politisch noch wirtschaftlich im globalen<br />

Wettbewerb bestehen können. Entschlossen<br />

plädiert Reuter für eine Weiterführung des europäischen<br />

Projekts und unterfüttert seinen Appell<br />

mit einer profunden historischen Analyse. Die gemeinsamen<br />

Wertvorstellungen, die sich in einem<br />

besonderen europäischen Geist niederschlagen,<br />

sind nicht verhandelbar: sozialer Ausgleich, Chancengerechtigkeit,<br />

Verantwortung für das gemeine<br />

Wohl, Menschenrechte.<br />

Edzard Reuter<br />

«Egorepublik Deutschland<br />

Wie uns die Totengräber<br />

Europas in den Abgrund reißen»<br />

208 Seiten<br />

Campus Verlag Frankfurt/New York, 2<strong>01</strong>3<br />

Das Europa der Zukunft, so Reuter, ist keines der<br />

Politiker, Banker und Bürokraten, sondern eines<br />

mit demokratischen Mitwirkungsrechten in den<br />

Mitgliedsländern. Um die Menschen neu für die<br />

europäische Idee zu begeistern, braucht Deutschland<br />

Politiker mit der Fähigkeit, den Bürgerinnen<br />

und Bürgern eine überzeugende Vision für die Zukunft<br />

zu vermitteln.<br />

The Luxury Way of Life | 273


FinanCE<br />

koMMentar<br />

Euro-Zone gewinnt an Vertrauen<br />

Seit Sommer letzten Jahres<br />

vollzieht sich ein Stimmungswandel<br />

bei Finanzinvestoren,<br />

der noch immer anhält. Die<br />

Frage nach den Gründen liegt<br />

auf der Hand.<br />

Im Wesentlichen gründet sich<br />

dieser Stimmungswandel<br />

auf zwei Ursachen. Erstens<br />

gaben die Regierungen der<br />

Euro-Zone im letzten Jahr zu<br />

verstehen, dass kein Mitglied<br />

aus der Währungsgemeinschaft<br />

ausgeschlossen wird.<br />

Dies taten sie, indem sie Diskussionen um einen<br />

freiwilligen Austritt oder einen «Rauswurf» Griechenlands<br />

beendeten. Im Zuge dessen wurde<br />

das griechische Hilfsprogramm den verschlechterten<br />

ökonomischen Rahmenbedingungen<br />

angepasst und dem Land mehr Zeit gegeben,<br />

seine Probleme zu lösen. Demnach akzeptierten<br />

die Mitgliedstaaten auf der einen Seite, dass<br />

die Gesundung Griechenlands nicht ohne finanzielle<br />

Belastungen für alle vonstattengehen<br />

wird. Auf der anderen Seite mussten griechische<br />

Regierungspolitiker einsehen, dass eine<br />

erfolgreiche Krisenbewältigung nicht nur das<br />

Versprechen struktureller Reformen erfordert,<br />

sondern insbesondere auch deren konsequente<br />

Umsetzung.<br />

Anastassios Frangulidis<br />

Entscheidend für die Fortführung der Gemeinschaftswährung<br />

bleiben jedoch das politische<br />

Bekenntnis der Teilnehmer und dementsprechendes<br />

Handeln. Solange die Euro-Zone ein<br />

Verbund nationaler Staaten ist, also keine politische<br />

Union bildet, muss dieses Bekenntnis<br />

laufend erneuert werden.<br />

Zweitens erklärte die Europäische Zentralbank<br />

(EZB), alles zu tun, um den Euro zu erhalten.<br />

Sie versprach, unter bestimmten Voraussetzungen<br />

als Kreditgeber einzuspringen, falls<br />

alle anderen Finanzierungsquellen<br />

versiegt sein sollten.<br />

Im Wesentlichen nahm<br />

die Notenbank dadurch sowohl<br />

Investoren die Furcht<br />

vor einer drohenden Zahlungsunfähigkeit<br />

einzelner<br />

Mitgliedstaaten als auch<br />

Spekulanten die Grundlage,<br />

darauf zu wetten. Neben der<br />

Gewährleistung staatlicher<br />

Zahlungsfähigkeit ist dies in<br />

einer weiteren Hinsicht bedeutsam.<br />

Geschäftsbanken<br />

halten teilweise einen hohen<br />

Anteil an Staatsanleihen in ihren Portfolios.<br />

Die Ausfallwahrscheinlichkeit dieser zuvor<br />

als sicher geltenden Wertpapiere stieg in den<br />

Krisenstaaten enorm an, so dass die Furcht<br />

vor durch Staatspleiten ausgelösten Bankenzusammenbrüchen<br />

das Vertrauen in Finanzinstitute<br />

schwinden liess. Mit dem Eingreifen<br />

der EZB wurde diese Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

quasi über Nacht wieder auf nahe null gesenkt.<br />

Folglich hat sich das Misstrauen der Banken<br />

untereinander jüngst verringert.<br />

Dies ist neben dem politischen Bekenntnis der<br />

EU-Regierungen und der EZB eine wesentliche<br />

Voraussetzung dafür, dass sich letztlich auch<br />

die Konjunktur in der Euro-Zone erholen kann.<br />

Auch andere Entwicklungen schaffen Raum<br />

für Zuversicht: Die globale Wirtschaftstätigkeit<br />

zieht leicht an und fördert somit das Exportgeschäft.<br />

Die Stimmung in den Unternehmen hellt<br />

sich langsam auf. Ich erwarte, dass sich dieser<br />

Trend fortsetzt. Allerdings steht die Verbesserung<br />

noch auf wackeligen Beinen und könnte<br />

durch politische Ereignisse, wie zum Beispiel<br />

der Wahlausgang in Italien, zurückgeworfen<br />

werden. Es liegt vor allem in der Hand der EU-<br />

Regierungen, ob das erkennbare Licht im Tunnel<br />

von einem entgegenkommenden Zug oder<br />

vom Ausgang stammt.<br />

274 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 275


FinanCE<br />

koMMentar<br />

Euroraum – wo geht die Reise hin?<br />

Nach fast sechs Jahren der<br />

Krisenstimmung können wir<br />

uns fragen, ob wir im europäischen<br />

Raum langsam auf eine<br />

Verbesserung hoffen können.<br />

Die Antwort darauf ist jedoch<br />

nicht wirklich eindeutig.<br />

Wir von Jyske Bank erwarten<br />

für den Euroraum für 2<strong>01</strong>3 eine<br />

leichte Verbesserung der<br />

Wachstumsprognose des<br />

BIP von -0,4 Prozent in 2<strong>01</strong>2<br />

auf -0,1 Prozent in 2<strong>01</strong>3 und Tim Marschall<br />

auf +1,1 Prozent in 2<strong>01</strong>4. Die<br />

wirtschaftlichen Indikatoren verbessern sich und<br />

weisen darauf hin, dass wir durch das Schlimmste<br />

durch sind. Aber eine der ganz grossen Gefahren<br />

liegt immer noch in der europäischen<br />

Schuldenkrise. Wenn wir die USA und die BRIC-<br />

Staaten betrachten, so sind uns diese Märkte<br />

voraus – mit einer generell besseren Wirtschaftsstimmung<br />

(Purchasing Managers Index) und mit<br />

Wachstumsprognosen (BIP) in den USA für 2<strong>01</strong>3<br />

und 2<strong>01</strong>4 von über 2,5 Prozent beziehungsweise<br />

in den BRIC-Staaten von über 5,5 Prozent. Dieser<br />

Trend sieht nachhaltig aus, da die Geschäftsresultate<br />

der US-Firmen für 2<strong>01</strong>2 in der aktuellen<br />

Veröffentlichungsperiode im Grossen und Ganzen<br />

die Erwartungen der Analysten übertroffen<br />

haben.<br />

Traditionell liegt Europa im Wirtschaftszyklus etwa<br />

sechs bis zwölf Monate hinter den USA. Und<br />

natürlich können wir in Europa darauf hoffen,<br />

dass die hiesige Wirtschaft mitgezogen wird.<br />

Unsere hauseigenen Probleme müssen wir jedoch<br />

selber lösen und können nicht auf Hilfe<br />

von aussen hoffen.<br />

Wird nun die Schuldenkrise wieder aufflammen?<br />

Die EZB flutet die Märkte mit Unmengen von Liquidität,<br />

um den Politikern Zeit zu gewähren. Die<br />

Politiker zeigen denn auch einen starken Willen,<br />

die Probleme zu bewältigen. Jedoch werden<br />

wir nicht um die Tatsache herumkommen, dass<br />

Schulden abgebaut werden müssen. Diese Herausforderung<br />

ist vielleicht für die Bevölkerung<br />

schwierig zu verstehen und deshalb sehen wir<br />

Gegenreaktionen wie in Italien,<br />

wo die Wähler sich eher<br />

für einen Populisten entschieden<br />

haben, anstatt für<br />

eine nachhaltige Politik. Eine<br />

solche politische Lage kann<br />

in einer Krisenzeit gefährlich<br />

sein, weil es eine mangelnde<br />

Entscheidungskraft im<br />

italienischen Senat bedeutet.<br />

Auch in Griechenland gab es<br />

nach den Wahlen ähnliche<br />

Reaktionen wie in Italien –<br />

und wir werden vermutlich<br />

auch in Spanien gewisse Herausforderungen<br />

auf politischer Ebene sehen.<br />

Es bleibt sicherlich spannend zu beobachten,<br />

wie sich diese letztendlich auf den Euro auswirken<br />

werden – aber für Wirtschaft und Wachstum<br />

ist diese Lage ein erheblicher Nachteil.<br />

Ein anderes Thema ist die Kapitalisierung der Finanzinstitute.<br />

Politisch und regulatorisch ist ein<br />

erhöhter Kapitalisierungsgrad dieser Unternehmen<br />

wünschenswert, um den Sektor generell<br />

zu stabilisieren. Dennoch erwarten wir in den<br />

europäischen Ländern eine weitere Marktkonsolidierung<br />

an mehreren Fronten. Dies bedeutet<br />

eine eher verhaltene Investitionsfreudigkeit in<br />

neue Projekte – und gerade die Investitionsbereitschaft<br />

wird nötig sein, um den entscheidenden<br />

Wachstumsimpuls für die Industrie und<br />

die Wirtschaft auszulösen. Wir sind in eine eher<br />

schwierige Lage geraten, wo selbst grosse Kapitalspritzen<br />

der EZB nicht in genügendem Ausmass<br />

greifen.<br />

Ich erwarte für den Euroraum leider auch in den<br />

kommenden zwei bis fünf Jahren einen stotternden<br />

Wirtschaftsmotor, und ich erlaube mir, Europa<br />

mit Japan zu vergleichen – es gibt viele Indikationen<br />

auf eine ähnliche Situation in Europa (zumindest<br />

in einzelnen Ländern) wie in Japan, wo die<br />

Wirtschaft in den vergangenen 20 Jahren kaum<br />

Wachstum erzielte. Die Thematik der Schuldenkrise<br />

wird vermutlich von Zeit zu Zeit wieder aufflammen,<br />

aber die europäischen Politiker werden die<br />

Lage nicht aus dem Ruder laufen lassen – dazu ist<br />

das Projekt Euro einfach zu wichtig!<br />

276 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

PUSCHLAV (SCHWEIZ), 2005<br />

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The Luxury Way of Life | 277


FinanCE<br />

Voraussetzungen für<br />

Innovationen<br />

An den X.DAYS trifft sich jedes Jahr im März zwei Tage lang die ICT-Welt<br />

in Interlaken. Dieses Jahr lautet das Motto «Heute Idee. Morgen Realität.»<br />

Das passt zu Professor Dr. Hans Jörg Bullinger, der jahrzehntelang an den Schnittstellen<br />

von Wissenschaft und Praxis gearbeitet hat. Wir haben ihn zu den<br />

Trends in der ICT-Branche befragt.<br />

Professor Dr. Hans Jörg Bullinger<br />

Georg Lutz<br />

278 | <strong>PRESTIGE</strong>


FinanCE<br />

Wir treffen uns an den X.DAYS in Interlaken.<br />

Mitten in der ICT-Branche. Sie haben ja viele<br />

Erfahrungen, was die Schnittstellen von Wissenschaft<br />

und Praxis betrifft. In welche Richtungen<br />

bewegt sich die Branche?<br />

Es gibt einige Trends, die sich über statistische<br />

Auswertungen aus der Vergangenheit in die Zukunft<br />

spiegeln lassen. Wir haben schon in den<br />

letzten Jahrzehnten Entwicklungen erlebt, die einerseits<br />

auf eine Verkleinerung und Leistungssteigerung<br />

hinauslaufen und gleichzeitig eine Preisreduzierung<br />

zur Folge haben. Das hat ja den Erfolg<br />

von ICT-Lösungen, die inzwischen für die gesamte<br />

Breite der Gesellschaft zur Verfügung stehen, ausgemacht.<br />

Diese Trends werden sich aber fortsetzen.<br />

Wir sind heute schon bei sehr kleinen Lösungen<br />

angekommen. Wir bekommen immer noch<br />

mehr Leitungen auf unsere Chips. Gleichzeitig<br />

erhöhen sich auch die Vielfalt und die Geschwindigkeit<br />

von Kommunikation.<br />

Können Sie da ein Beispiel Ihres früheren<br />

Hauses, des Fraunhofer-Instituts, nennen?<br />

Zum Fraunhofer-Institut gehört auch das Heinrich-<br />

Hertz-Institut in Berlin. Wir halten im Moment den<br />

Weltrekord in der Datenübertragung. Inzwischen<br />

übertragen die Kollegen in Berlin den Inhalt von<br />

über 120 DVDs pro Sekunde.<br />

Sie sprechen von DVDs und nicht von CDs?<br />

Ja, so ist es. Man wird sich in naher Zukunft darauf<br />

einstellen können, dass wir uns bei der Übertragung<br />

im Rahmen von Terabytes bewegen. Wenn<br />

nächstens beim Einkaufen die Barcodes durch<br />

RFID-Lösungen ersetzt werden, haben wir es mit<br />

einem Tesafilm zu tun, der einen Chip aufnehmen<br />

kann. Mit diesem können wir kommunizieren und<br />

dafür braucht man immense Datenmengen.<br />

Oder nehmen wir als zweites Beispiel aus der Automobilindustrie<br />

die Car-to-Car-Kommunikation.<br />

Da brauchen wir gewaltige Datenmengen. Voraussetzungen<br />

dafür sind auch Breitbandverbindungen.<br />

Die weiteren technischen Anwendungen<br />

können nur dann funktionieren, wenn wir die<br />

entsprechenden Netze zur Verfügung haben.<br />

The Luxury Way of Life | 279


FinanCE<br />

Die Leistungsfähigkeit der Rechner ist schon heute auf dem Stand, um hier<br />

dabei zu sein. In der Zukunft gibt es aber auch hier noch Luft nach oben.<br />

Ein historischer Alltagsvergleich ist hier oft hilfreich, um uns die Dimensionen<br />

zu verdeutlichen. Können Sie uns einen verraten?<br />

Vor hundert Jahren haben die Menschen in ihrem Haushalt kaum einen Elektromotor<br />

gehabt. Das hat sich auf wenige Begüterte beschränkt. Heute haben<br />

wir im Schnitt in Europa in jedem Haushalt rund hundert Elektromotoren.<br />

Den Bademotor für die Bade-Ente Ihrer Kinder im Badewasser könnten<br />

Sie theoretisch auch für Ihren Rasierapparat einsetzen. Das macht aber kein<br />

Mensch. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass der eine Motor nur für die<br />

Bade-Ente zuständig ist und der andere für den Rasierapparat. Genau die<br />

gleiche Entwicklung erwarten wir<br />

im Bereich der Rechner. Im Bereich<br />

der Oberklasse von Autos<br />

finden wir schon heute zwischen<br />

50 und 100 Computer. Mit diesen<br />

Computern könnten wir noch viele<br />

andere Helferlein für uns zum<br />

Laufen bringen.<br />

Was heisst das zusammengefasst?<br />

Intelligenz wird in Geräte kommen<br />

und die Geräte werden miteinander<br />

vernetzt. Es gibt dann<br />

nicht nur das Internet, wie wir es<br />

heute kennen, sondern die Geräte<br />

kommunizieren auch direkt<br />

untereinander. Wir können dann<br />

auf einer noch besseren Grundlage Entscheidungen treffen.<br />

Mit dem Blick nach vorne sehe ich erhöhte Rechnerleitungen, die überall vernetzt<br />

und deren Inhalte überall abgreifbar sind. Der entscheidende Sprung<br />

wird durch die Vernetzung kommen.<br />

Neue Technologie, das zeigt uns die Geschichte, kann sehr hilfreich<br />

sein und uns das Leben erleichtern. Oft kommen viele Menschen aber<br />

nicht mit und es entstehen gewaltige soziale Fliehkräfte, bei denen<br />

einige abgekoppelt werden und auch Ängste haben. Fangen wir mit<br />

einem konkreten Beispiel an: Was passiert mit meinen Daten?<br />

Eigentlich sind Ihre Daten bei Google oder Facebook sehr sicher.<br />

Warum?<br />

Geräte<br />

koMMUNizieren<br />

auch direkt<br />

UNtereinander.<br />

Google und Facebook brauchen die Daten von Ihnen. Das ist ihr Geschäftsmodell.<br />

Ohne Frage können Sie in der Folge mit unterschiedlichen Anfragen<br />

belästigt werden. Aber das ist ein anderes Thema.<br />

Ihre Daten selbst sind dort sicherer als früher, wo<br />

Adressdatensätze viel leichter von Hand zu Hand<br />

gewandert sind.<br />

Wir als Konsumenten sind aber in einer anderen<br />

Rolle. Zwar bekommen wir viele Produkte im Internet<br />

billiger. Gleichzeitig erwartet zum Beispiel<br />

die Bank, dass Dienstleistungen, die sie früher<br />

selbst erbracht hat, heute von Ihnen gestemmt<br />

werden. Nutzer, die mit diesen Geschäftsmodellen<br />

nicht umgehen können, werden zunehmend<br />

signifikante Nachteile erleiden. Die zentrale Frage<br />

lautet: Bekommen wir möglichst<br />

viele Menschen in das Boot mit<br />

diesen neuen Technologien? Danach<br />

stellen sich verschiedene<br />

Unterfragen. So stellt sich die<br />

Frage nach der Demokratie und<br />

Partizipation. Erst wenn ich im<br />

kleinsten Bergdorf der Schweiz<br />

ein funktionierendes Breitbandnetz<br />

habe, kann ich auch Erwartungen<br />

an die Bevölkerung<br />

glaubhaft vorbringen.<br />

Auf der anderen Seite sind<br />

auch Geräte einfacher geworden.<br />

Nehmen Sie heutige Generationen<br />

von Smartphones.<br />

Im Vergleich zu vor 10 bis 15<br />

Jahren sind diese Geräte sehr<br />

viel einfacher zu bedienen. An diesem Ende würde<br />

ich sagen, bin ich relativ zuversichtlich. Es ist<br />

aber klar, dass wir uns alle mit dem Internet und<br />

seinen Entwicklungen beschäftigen müssen und<br />

das auch weiter fördern. Unsere Forschungserkenntnisse<br />

sind leider viel schlechter bei der Beantwortung<br />

der Fragen, wie die Menschen die neuen<br />

technologischen Ergebnisse nutzen oder wo die<br />

Menschen die neuen Produkte einsetzen, als bei<br />

der Beantwortung von technologischen Fragen. Bei<br />

der reinen Technologie sind wir weiter als bei der<br />

Technologiefolgeabschätzung.<br />

Wie sieht die nächste Hürde aus?<br />

Jetzt haben wir die Geräte, die unser privates<br />

Leben verändern. Gleichzeitig, und das ist der<br />

nächste Schritt, verändert sich unsere Arbeitswelt.<br />

280 | <strong>PRESTIGE</strong>


FinanCE<br />

Heute heisst unser Modell: «Arbeite am selben Ort<br />

zur festen Zeit.» Morgen heisst es: «Arbeite wann<br />

und wo Du willst.»<br />

Bei uns in der Medienbranche ist das teilweise<br />

schon so.<br />

Für Sie und mich mag das zutreffen. Für die Mehrheit<br />

der arbeitenden Bevölkerung steht da eine<br />

kulturelle Hürde im Raum.<br />

Auch da gibt es viele Vorteile, aber auch einige<br />

Nachteile. Plötzlich ist man 24 Stunden erreichbar<br />

und Arbeit und Freizeit verschwimmen.<br />

Nein, das waren für mich rollende Schwergewichte und Spritschlucker.<br />

Solche Entwicklungen gibt es allgemein beim Thema Energie. Wir gehen davon<br />

aus, dass der Energieverbrauch 2050 geringer sein wird als heute.<br />

Obwohl die Motoren zwar immer sparsamer werden, haben wir aber<br />

gleichzeitig immer mehr Geräte, die Energie verbrauchen.<br />

Trotzdem wird sich der Energieverbrauch reduzieren. Dazu kommt, dass wir<br />

beim Ressourcenverbrauch ebenfalls gewaltige Fortschritte machen werden.<br />

Autos werden in Zukunft nicht nur mit Robotern montiert, sondern auch demontiert.<br />

Wir brauchen die Innovationen, auch um ein fortführendes Wachstum<br />

zu realisieren. Das unkontrollierte Wachstum ist aber von gestern.<br />

Den Umgang mit dieser Herausforderung müssen<br />

wir lernen. Es gibt aber keine Schule, wo man dies<br />

lernen kann. Big Data kann zu Stress führen. Der<br />

Betriebsrat in meinem Unternehmen schaut sich<br />

den Arbeitsplatz vor Ort an.<br />

Wenn Sie daheim in Ihrem Wohnzimmer arbeiten,<br />

bleibt es völlig unklar, unter welchen Bedingungen<br />

Sie arbeiten. Man muss lernen, mit dem Medium<br />

umzugehen. Da haben wir alle noch viele Defizite.<br />

Sprechen wir noch über eine kontroverse<br />

Debatte. An den X.DAYS geht es um Innovation.<br />

Innovation, das kennen wir alle aus<br />

dem 20. Jahrhundert, braucht möglichst viel<br />

Wachstum. Das Bruttosozialprodukt muss<br />

immer weiter nach oben gehen. Wie sieht<br />

das im 21. Jahrhundert aus? Schon aus<br />

ökologischen Gründen haben wir damit ein<br />

Problem.<br />

Wenn wir so weitermachen wie jetzt und wir davon<br />

ausgehen, dass unsere chinesischen Freunde<br />

ebenfalls den Verbrauch haben wollen, wie wir in<br />

Europa oder den USA, dann brauchen wir 2030<br />

1,7 Erden. Entweder können wir uns dann in das<br />

All aufmachen und dort nach anderen Welten oder<br />

Rohstoffen suchen, oder wir müssen erkennen,<br />

dass es so nicht weitergeht.<br />

Es ist aber furchtbar schwierig, Dinge zu prognostizieren,<br />

die noch nicht erfunden sind. Haben Sie<br />

sich vor 20 Jahren vorstellen können, dass Daimler-Benz<br />

eine S-Klasse auf den Markt bringt, die<br />

4,7 Liter verbraucht?<br />

The Luxury Way of Life | 281


FinanCE<br />

Alles auf EGO<br />

Georg Lutz<br />

EEs sieht auf den ersten Blick ganz harmlos aus. Am klassischen<br />

Brettspiel, aber auch in zeitgemässen Computerspielen will jeder<br />

gewinnen. Jeder ist sich selbst der Nächste: ein Ego. Das ist auch<br />

die Grundlage der Spieltheorie. Komplexe Sachverhalte lassen sich<br />

reduzieren und auf das Individuum zurückprojizieren. Im Kalten Krieg sassen<br />

die Beteiligten an Radarschirmen und haben versucht, sich in den Gegenspieler<br />

hineinzudenken. US-amerikanische Militärs und Physiker hatten die<br />

bessere Spielanleitung und das individuellere Standing. Die Sowjetunion und<br />

ihre Verbündeten gingen in die Knie. Fast alle Intellektuellen, selbstverständlich<br />

gerade konservative, waren begeistert. Auch Frank Schirrmacher, der Herausgeber<br />

des konservativen Leitmediums «Frankfurter Allgemeine Zeitung»<br />

(FAZ), gehörte dazu.<br />

Aus der Sicht von Schirrmacher haben die euphorischen Intellektuellen, einige<br />

prophezeiten ja schon das «Ende der Geschichte», Folgendes übersehen:<br />

Die Spieltheoretiker sind nach dem Ende des Kalten Krieges in die Wall Street<br />

gegangen und zwingen uns von dort aus ihre EGO-Sicht der Dinge als alternativloses<br />

Handlungsmuster auf. Es geht überall nur noch um Selbstoptimierung.<br />

Kooperationen oder soziale Vorgehensweisen sind in diesem Weltbild<br />

nicht vorgesehen.<br />

Interviews mit jungen Managern aus der Finanzbranche<br />

in den letzten zehn Jahren, wenn es um<br />

Themen wie Verantwortung, Gewissen oder um<br />

Reputation ging, nur in verständnislose Gesichter<br />

blicken musste.<br />

Vieles in dem neuen Trendbuch von Frank Schirrmacher<br />

ist nicht wirklich neu. Michel Foucault<br />

hat im Bereich Bio- und Kontrollpolitik schon vor<br />

Jahrzehnten in diese Richtung argumentiert und<br />

auch Richard Sennett mit seinen Untersuchungen<br />

zum Flexibilisierungszwang in der neuen Ökonomie<br />

liegt hier auf Linie. Jüngst wurde von Tomas<br />

Sedlacek der Homo Oeconomicus auseinander<br />

genommen. Das sind Beispiele für profundere<br />

Analysen, die von linker und liberaler theoretischer<br />

Seite erarbeitet wurden. Schirrmacher gebührt<br />

das Verdienst, den konservativen Mainstream hier<br />

an Bord geholt zu haben.<br />

Nun ist Schirrmacher ein Trendscout. Zum richtigen Zeitpunkt publiziert er das<br />

richtige Buch mit einem emotionalen Ausrufezeichen. So gelang ihm 2004 mit<br />

«Methusalem Komplott» eine Streitschrift, die die Überalterung von Gesellschaften<br />

in ein grelles Licht rückt. 2009 hat Schirrmacher in einem Buch mit<br />

dem Titel «Payback – Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu<br />

tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken<br />

zurückgewinnen» verdeutlicht, dass er in den neuen digitalen Medien auch<br />

eine Bedrohung der eigenen bürgerlichen Lebensform erblickt.<br />

Das neue Buch «EGO Das Spiel des Lebens» thematisiert dieses Unbehagen<br />

an der digitalen Medienrevolution erneut. Zudem kommt aber der entfesselte<br />

Finanzkapitalismus in das globale Spiel. Diese Kombination stellt laut Schirrmacher<br />

zusammenhängende Lebensläufe und Identitäten von einzelnen<br />

Menschen infrage, er hat die Realwirtschaft für seine Zwecke eingespannt<br />

und ist nun im Begriff, konstitutionelle und völkerrechtliche Ordnungen umzuschreiben.<br />

Der Mensch ist dabei als Träger seiner Entscheidungen abgelöst,<br />

das grosse Spiel des Lebens läuft ohne uns. Drastische Formeln wie die vom<br />

«Monster, erschaffen von der Sucht nach Effizienz» oder vom «Informationskapitalismus»,<br />

der Gedanken und Absichten zur Ware mache, sind für einen<br />

konservativen Leitartikler ungewöhnlich.<br />

Für mich klingen die Thesen oft leicht zu verschwörungstheoretisch. Wir hängen<br />

nicht wie Marionetten an Fäden von einigen Denkfabriken und den Wall-<br />

Street-Boys. Da lagen schon vor Jahren Vulgärmarxisten falsch. Allerdings<br />

bieten die Geschichten von Schirrmacher ein Erklärungsmuster, wenn ich bei<br />

Frank Schirrmacher<br />

«EGO Das Spiel des Lebens»<br />

352 Seiten<br />

Blessing Verlag, München 2<strong>01</strong>3<br />

282 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 283


i Silhouette<br />

iI JOOP<br />

iiI Windsor<br />

iV S. T. Dupont<br />

V Navyboot<br />

Vi Strellson<br />

ViI Vertu<br />

ViiI Breguet<br />

ix Bally<br />

x Porsche Design<br />

xi Windsor<br />

xii Montblanc<br />

it’s my<br />

business<br />

i<br />

iI<br />

iv<br />

iIi<br />

v<br />

284 | <strong>PRESTIGE</strong>


Xii<br />

vi<br />

vii<br />

x<br />

viii<br />

Ix<br />

Xi<br />

The Luxury Way of Life | 285


kolumne<br />

Emerging Markets – Segen und Fluch der Weltwirtschaft<br />

Der wachsende Einfluss der<br />

grossen Schwellenländer wie<br />

etwa der BRIC-Staaten (Brasilien,<br />

Russland, Indien und<br />

China) auf die Weltwirtschaft<br />

wird zu tiefgreifenden und<br />

nachhaltigen Veränderungen<br />

von globaler Dimension<br />

führen. Bis zum Jahr 2<strong>01</strong>7<br />

dürften Schwellenländer 55<br />

Prozent zum globalen Wachstum<br />

beitragen. Die Auswirkungen<br />

auf die zur Verfügung<br />

stehenden Ressourcen sind Dr. Carsten Priebe<br />

gewaltig, denn zu Beginn des<br />

neuen Jahrzehnts werden die Entwicklungsund<br />

Schwellenländer 45 Prozent des weltweit<br />

erzeugten Stroms verbrauchen. Schon heute<br />

benötigt China fast so viel Kohle wie der Rest<br />

der Welt zusammen.<br />

In sieben Jahren dürfte Indien unseren Nachbarn<br />

Frankreich beim BIP überrunden und Brasilien ein<br />

höheres BIP als Italien erzielen. Die Unternehmen<br />

in den Ländern mit rasch expandierenden Wirtschaften<br />

profitieren dabei zusätzlich vom demographischen<br />

Wandel in den Emerging Markets<br />

selbst. Konkret bedeutet das, dass bis zum Jahr<br />

2020 eine Milliarde Konsumenten aus China und<br />

Indien der Mittelschicht angehören dürften und<br />

jedes Jahr geschätzte 10 000 Milliarden US-Dollar<br />

ausgeben werden. Damit liegen die Ausgaben<br />

pro Kopf höher als bei Konsumenten aus den<br />

USA und der EU. Indonesien ist der viertgrösste<br />

Konsumgütermarkt der Welt und bereits jetzt<br />

trägt der private Konsum rund 50 Prozent zum<br />

BIP des Landes bei. Die Autoverkäufe erreichten<br />

dort 2<strong>01</strong>2 die Millionengrenze, was Indonesien<br />

zum Automarkt mit den höchsten Wachstumsraten<br />

macht. Was sich heute in Indonesien, Indien<br />

oder China abzeichnet, lässt erwarten, dass<br />

mit dem wachsenden Wohlstand in diesen Ländern<br />

die Automobildichte in diesen und anderen<br />

Schwellenländern rapide zunehmen dürfte. Letztlich<br />

wird sich die PW-Dichte den Werten in Westeuropa<br />

oder den USA annähern.<br />

Heute kommen in China weniger<br />

als 40 Autos auf 1000<br />

Einwohner, während es in<br />

den USA oder Japan mehr<br />

als zehnmal so viel sind, nämlich<br />

zwischen 440 und 460.<br />

Mit welcher Dynamik sich der<br />

Angleichungsprozess vollzieht,<br />

zeigt sich daran, dass<br />

2<strong>01</strong>2 in China mehr Autos als<br />

in den USA verkauft wurden.<br />

Verbraucher hierzulande können<br />

sich also schon mal auf<br />

einen Preisschock an der<br />

Zapfsäule gefasst machen,<br />

denn bis 2022 dürfte China allein so viel Erdöl<br />

verbrauchen wie der Rest der Welt zusammen.<br />

Vier der fünf grössten Raffinerien der Welt befinden<br />

sich heute in Asien, während man in Europa<br />

aus Umweltschutzgründen keine neuen Anlagen<br />

mehr baut. In der Vergangenheit wurden sogar<br />

ganze Raffinerien ab- und in Asien wieder aufgebaut,<br />

weil der in Asien nicht benötigte Kraftstoff<br />

bisher an europäische Verbraucher geliefert<br />

wurde.<br />

Da in den USA trotz steigendem Benzinverbrauch<br />

seit Jahrzehnten ebenfalls keine neue<br />

Raffinerie mehr gebaut wurde, kaufen die Amerikaner<br />

einen Teil des benötigten Kraftstoffs in<br />

Europa, was beispielsweise ein Grund für die<br />

steigenden Benzinpreise im Frühjahr hierzulande<br />

ist. Es ist aber absehbar, dass Asien bald nicht<br />

mehr in der Lage sein dürfte, Benzin nach Europa<br />

zu liefern, da es die Raffinerieprodukte selbst<br />

benötigt. Dies wird letztlich erhebliche Verwerfungen<br />

am globalen Energiemarkt nach sich<br />

ziehen. Einige Schwellenländer haben bereits<br />

reagiert und eine entsprechende Strategie erarbeitet.<br />

Russland will mehr Öl nach China liefern<br />

und die Türkei plant, sich ab 2023 von Energieimporten<br />

weitgehend unabhängig zu machen.<br />

Im Gegensatz dazu haben weder die EU noch<br />

die Schweiz derzeit ein tragfähiges Konzept, um<br />

die Energieversorgung in zehn oder gar 20 Jahren<br />

sicherzustellen.<br />

286 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

VERBLÜFFEND<br />

ANDERS<br />

Das Hotel, das lebt.<br />

Die bezaubernde Aussicht auf die Stadt, das Kultur- und Kongresszentrum<br />

Luzern (KKL), den Vierwaldstättersee und die<br />

Bergkulisse sowie die bereits legendären Events, zum Beispiel<br />

die Jazzkonzerte in der Louis Bar oder die Kochkurse mit<br />

Küchenchef Johan Breedijk, machen jeden Besuch im<br />

MONTANA zu einem Highlight.<br />

FÜR DESIGN & LIFESTYLE LIEBHABER<br />

Mit seinen 66 Gästezimmern, Suiten und den einzigartigen<br />

Penthouse Spa Suiten mit grosszügigem In-Room Spa-Bereich<br />

und privatem Panorama Whirlpool auf der Dachterrasse, der<br />

stadtbekannten Louis Bar, dem 15 GaultMillau Scala Restaurant<br />

mit traumhafter Terrasse und dem attraktiven Day-Spa<br />

Angebot, ist das MONTANA eine Oase der Erholung für<br />

Ferien- wie für Geschäftsreisende. Trotz seiner ruhigen Lage<br />

liegt das MONTANA nur 5 Fahrminuten vom Bahnhof oder<br />

dem nächsten Autobahnanschluss sowie eine Stunde vom<br />

Flughafen Zürich-Kloten entfernt.<br />

BESTES VIERSTERNE-STADTHOTEL DER SCHWEIZ<br />

Fast schon zur Tradition geworden, feiert das ART DECO<br />

HOTEL MONTANA in Folge die Kür zum besten Viersterne-<br />

Stadthotel der Schweiz gemäss den angesehenen Hotel-Ratings<br />

der "SonntagsZeitung" und der "Bilanz". Es gehört 2<strong>01</strong>3 wiederholt<br />

zu den HolidayCheck Award Siegern und wurde damit zu<br />

den 12 beliebtesten Stadthotels der Welt gewählt.<br />

Erleben Sie das aussergewöhnliche und begeisternde<br />

Hotel, das lebt – aber eben, verblüffend anders!<br />

The Luxury Way of Life | 287


Rubriken<br />

Namibias<br />

Norden<br />

Endlose Weiten<br />

und Marslandschaften<br />

Nur wenige Touristen verschlägt es in den Nordwesten Namibias, in die<br />

Kunene-Region. Die meisten zieht es von Windhoek aus direkt zum Etosha-<br />

Nationalpark oder zu den bekannten Sossusvlei-Dünen. Sie verpassen jedoch eine<br />

unvergleichbare Landschaft, die abwechslungsreicher kaum sein kann.<br />

Yvonne Beck<br />

288 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 289


travel<br />

UUm es gleich vorwegzunehmen, ich kam von dieser Reise völlig begeistert<br />

zurück. Zwar freute ich mich bereits vor der Abreise auf den<br />

Kurztrip, doch wohl eher, weil ich froh war, den kalten Schweizer<br />

Temperaturen zu entfliehen. Meine Erwartungen an den Nordwesten<br />

Namibias waren ansonsten nicht allzu gross. Ein vielfältigeres und grösseres<br />

Wildlife als in Botswana konnte ich dort nicht erleben, besseres Essen als in<br />

Südafrika bekam ich dort sicherlich auch nicht und die bekannten Dünen in<br />

der Namib-Wüste standen erst gar nicht auf unserem Programm.<br />

Doch dann kam alles anders …<br />

Bereits bei unserer Ankunft am Hosea Kutako International Airport in Windhoek<br />

schlug uns eine Stimmung entgegen, die es so nur in Afrika gibt. Es<br />

ist nicht einfach zu beschreiben, was dieses Gefühl ausmacht, aber sobald<br />

man seinen Fuss auf afrikanischen Boden setzt, überkommt viele Menschen<br />

eine Art Urheimatsgefühl, als sei man zu seinen eigenen tief verwurzelten<br />

Ursprüngen zurückgekehrt. Ob es am Lachen der Bevölkerung liegt,<br />

das so herzlich ist, dass man einfach einstimmen muss, oder am<br />

Himmel über Afrika, weiss keiner so genau. Es geht jedoch vielen<br />

Menschen so, auch denen, die erstmals den südlichen<br />

Teil des Kontinents betreten. Und je mehr man die<br />

Zivilisation verlässt, desto mehr verfällt man dem<br />

Zauber von Mother Africa.<br />

Windhoek kann man jedoch getrost als reinen<br />

Landeplatz und Transitstation betrachten. Die<br />

Hauptstadt Namibias wirkt im Vergleich zu<br />

anderen Metropolen ziemlich provinziell. Die<br />

meisten Touristen machen höchstens einen<br />

kurzen Stop, um im «Namibian Craft Center»,<br />

einem Kunsthandwerkszentrum, einige Souvenirs<br />

zu erstehen. So machten auch wir nur einen kurzen<br />

Stopp, um anschliessend weiter ins Landesinnere<br />

vorzudringen.<br />

Per Propellermaschine in die Wildnis<br />

Mit einem Kleinflugzeug flogen wir in das zu Wilderness<br />

Safari gehörende Desert Rhino Camp. Bereits der Flug<br />

war spektakulär, sobald wir Windhoek und<br />

290 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 291


Rubriken<br />

292 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

seine Vororte hinter uns gelassen hatten, änderte sich die Natur unter uns,<br />

plateauartige Hügel wechselten sich ab mit weiten Ebenen in Braun-, Gelboder<br />

Rottönen. Nach einem circa anderthalbstündigen Flug landeten wir auf<br />

einer Schotterpiste und wurden von einer Herde Zebras begrüsst, welche<br />

den Mitreisenden die ersten Entzückungslaute entlockten. Schnell wurden<br />

die Fotoapparate ausgepackt und das Klicken der Kameras sollte bis zum<br />

Ende unserer Reise ein ständiger Begleiter sein.<br />

Unsere erste Nacht verbrachten wir im Desert Rhino Camp im Damaraland<br />

im Nordwesten Namibias. Inmitten einer steinigen, minimalistisch-schönen<br />

Hügellandschaft entstand das Camp in Zusammenhang mit dem «Save the<br />

Rhino Trust», einer Organisation, welche die Aufgabe hat, das Überleben der<br />

schwarzen Nashörner zu sichern. In den 80er und 90er Jahren wurde hier<br />

sehr viel gewildert, so dass nur noch wenige Exemplare dieser Tiere übrig<br />

blieben. Heute ist diese Nashorn-Population wieder die grösste in Afrika ausserhalb<br />

eines Nationalparks! Eine stabile Population von etwa dreissig Tieren<br />

hält sich in der Umgebung des Camps auf. Wird ein Nashorn gesichtet, wird<br />

der Weg zusammen mit einem Guide immer zu Fuss fortgesetzt, um sich den<br />

majestätischen Tieren, die aus einer längst vergangenen Zeit entsprungen<br />

zu sein scheinen, möglichst unbemerkt zu nähern. Vor einem Nashorn oder<br />

auch Elefanten in freier Wildbahn zu stehen, ohne den Schutz des Jeeps, ist<br />

ein unvergessliches Erlebnis. Man weiss plötzlich genau, dass das Tier einem<br />

weit überlegen ist, und fühlt sich angesichts seiner Grösse und Stärke selbst<br />

sehr klein.<br />

Dank der Frischwasser-Quellen in der Umgebung findet man auch eine gute<br />

Anzahl Wüstenelefanten, Zebras, Giraffen, Oryx, Springböcke, Kudus und<br />

auch Löwen, Geparden und Hyänen. Es kann hier also durchaus auch vorkommen,<br />

dass man Löwen in der Nähe brüllen hört. So bot das Camp für uns<br />

einen idealen Einstieg in die Natur Namibias. Bereits am ersten Abend lernten<br />

wir, wie fragil die Natur doch ist, was der Mensch ihr alles antun kann und wie<br />

wichtig es ist, mit ihr zu leben, nicht bloss von ihr.<br />

Die erste Nacht im Zelt<br />

Nachdem wir die erste Nacht im Camp gut überstanden hatten, ging’s am<br />

nächsten Morgen weiter in das circa 5000 Quadratkilometer grosse Palmwag-<br />

Konzessionsgebiet. Das Naturschutzgebiet zeichnet sich durch die atemberaubende,<br />

von Hügeln und seltenen Pflanzen durchzogene Landschaft sowie<br />

die faszinierende Tierwelt aus. Immer mehr entfernten wir uns von der Zivilisation<br />

und immer mehr gewöhnten sich unsere zivilisationsmüden Augen<br />

an die Schönheit und Kleinigkeiten der Natur. Während man in den ersten<br />

Tagen kaum ein Tier von selbst erspähte, erst auf<br />

den Hinweis des Guides, gelang es am Ende der<br />

Reise einigen Teilnehmern gar, kleine Chamäleons<br />

zu entdecken, die gut getarnt auf einer Baumwurzel<br />

hockten. Nach und nach lebte man sich immer<br />

mehr ein in die Umgebung. Was ein fast erhebendes<br />

Gefühl war. Man lauschte der Stille der Wüstengegenden,<br />

und abends am Lagerfeuer registrierte<br />

man das leiseste Knacken der Äste.<br />

Auf unserer Fahrt durch die Täler und Flussbetten<br />

passierten wir felsige Schluchten und fruchtbare<br />

Quellen. Springböcke, Oryx, Kudus, Strausse,<br />

Schakale, Giraffen und Zebras waren unsere ständigen<br />

Begleiter. Unser zweites Nachtlager schlugen<br />

wir in der Nähe der Hunkab-Quelle auf. Während<br />

der Guide das Lager herrichtete, genossen<br />

wir einen wunderschönen Sundowner, der das<br />

ganze Land in ein märchenhaftes Rot tauchte.<br />

Genächtigt wurde dieses Mal nicht in fest installierten<br />

Hütten, sondern in mobilen Zelten. Zuerst<br />

war den meisten von uns ein wenig mulmig. Wie<br />

viel Schutz bietet ein solches Zelt? Was mache ich,<br />

wenn nachts Tiere um mein Zelt streifen oder ich<br />

auf die Toilette muss? Einige Reisende verbrachten<br />

diese Nacht etwas unruhig, denn jedes ungewohnte<br />

Geräusch liess sie noch hochschrecken.<br />

Doch beim Zusammentreffen am Morgen waren<br />

sich alle einig: Es ist ein faszinierendes Erlebnis,<br />

abseits jeglicher Zivilisation, weit entfernt vom letzten<br />

Natelempfang oder von einer Strasse allein in<br />

einem Zelt zu schlafen.<br />

Nach dem Frühstück wurde auch gleich ein Rundgang<br />

um das Camp unternommen, um auszukundschaften,<br />

welche Tiere in der Nacht am Lager vorbeigezogen<br />

sind. Einige waren etwas enttäuscht,<br />

denn sie hätten schwören können, dass direkt vor<br />

ihrem Zelt eine Löwenfamilie gebrüllt hätte. Mir<br />

selbst reichten die in sicherer Entfernung gefundenen<br />

Schakal- und Elefantenspuren aus.<br />

The Luxury Way of Life | 293


travel<br />

294 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

The Luxury Way of Life | 295


travel<br />

Auge in Auge mit Elefanten<br />

Von der Hunkab-Quelle ging es weiter durch das obere Mudorib-Rivier auf<br />

der Suche nach Spitzmaulnashörnern und Wüstenelefanten. Der Weg führte<br />

durch das trockene Flussbett des Hoanib-Riviers, der gesäumt von riesigen,<br />

uralten Akazien ist und darum einen idealen Unterschlupf für Elefanten bietet.<br />

Hier schlugen wir unser nächstes Nachtlager auf und hier kamen wir einem<br />

Elefanten auf freier Wildbahn so nah wie nie zuvor.<br />

Schon von Weitem sah man ihn angetrottet kommen. Ein junger Elefantenbulle.<br />

Ganz gemächlich. Wir waren gerade dabei, uns ein bisschen frisch zu machen<br />

und die mobilen Duschen in Beschlag zu nehmen, als eine Mitreisende<br />

ihn durch ihr Fernglas erspähte. Auch die Guides griffen zu ihren Ferngläsern,<br />

legten diese aber nach kurzer Zeit wieder beiseite und widmeten sich weiter<br />

der Zubereitung des Abendessens. Einzige Anweisung ihrerseits: «Bleibt zusammen<br />

und in der Nähe der Wagen und redet nicht zu laut.» Gesagt, getan;<br />

unser kleines Grüppchen blieb in der Nähe des Jeeps und starrte gebannt<br />

Richtung Dickhäuter, der immer näher kam. Längst hatte er uns entdeckt,<br />

wahrscheinlich schon, bevor wir ihn entdeckt hatten. Ein bisschen ängstlich<br />

überlegten wir uns, was wir machen sollten, wenn er nicht abdrehen würde.<br />

In oder unter den Landrover klettern, weglaufen, totstellen? Schmunzelnd<br />

erklärte uns unser Guide, dass ein Auto für einen Elefanten kein wirkliches<br />

Hindernis darstellt. Ohne Weiteres könne er dieses umkippen, wenn er wolle.<br />

Aber warum sollte er wollen? Als der Elefant nur noch ein paar Meter von uns<br />

entfernt war, schalteten sich auch unsere Guides endlich ein: «Gaan vorby»<br />

– «Geh weiter, hopp!» Und tatsächlich: Der junge Bulle dreht ab, nachdem er<br />

durch Kopf- und Ohrenwackeln nochmal kurz seinen Unmut geäussert hat.<br />

Wie wir später erfahren, sind Begegnungen dieser Art durchaus nicht ungewöhnlich,<br />

für unsere langjährigen Guides sind sie fast alltäglich. Sie kennen<br />

die Gesetze der Wildnis, und wer sie befolgt, dem passiert auch nichts. In<br />

diesem Fall lautete die Devise einfach: Wir waren zuerst da, geh also weg!<br />

Und dieses Gesetz befolgt auch ein tonnenschwerer Elefant.<br />

Trotz dieser spannenden Begegnung und dem<br />

Wissen, dass sich der Elefant sicherlich noch in<br />

der Nähe aufhält, habe ich in meinem Zelt wie ein<br />

Murmeltier geschlafen, denn die Tausenden Eindrücke,<br />

die man gesammelt hat, machten müde<br />

und sehr zufrieden.<br />

Namibias Nomaden<br />

Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Norden.<br />

Zunächst entlang des Tsuxub-Riviers, unmittelbar<br />

an der östlichen Grenze zum Skelettküstenpark.<br />

Ständig wechselte das Landschaftsbild, von satten<br />

Flussbetten über Schluchten zu den für Namibia<br />

so typischen endlosen Weiten. Und auch<br />

wenn sich mal kein Tier sehen liess, wurde es<br />

keinen Moment langweilig. Zu überwältigend sind<br />

die Landschaften. Nördlich von Sesfontein liegt<br />

das 48’982 Quadratkilometer grosse Kaokoveld,<br />

das 1993 in die Region Kunene integriert wurde.<br />

In den Berggebieten Kaokovelds findet man noch<br />

eine sehr ursprüngliche Wildnis, der sich Tier und<br />

Mensch angepasst haben. Hier ist auch die Heimat<br />

der Himba.<br />

Etwa 15’000 Himba leben als Hirtenvolk im Nordwesten<br />

Namibias. Sie leben in Familienclans, relativ<br />

autark und über ein grosses Gebiet verstreut.<br />

Ihre Bienenkorbhütten bauen sie noch auf traditionelle<br />

Weise aus jungen Bäumen und verputzen<br />

sie mit einer Mischung aus Lehm und Viehdung.<br />

Ihre Existenzgrundlage sind Rinder- und Ziegenherden,<br />

mit denen die Männer des Stammes<br />

296 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 297


travel<br />

herumziehen. Und so finden auch wir bei einem Besuch einer Himba-Siedlung<br />

nur Frauen und Kinder vor. Wie wir von unserem Guide erfahren, verwenden<br />

die Frauen täglich viel Zeit für die Schönheitspflege. Sie reiben ihre Haut zum<br />

Schutz mit einer Mischung aus Ocker, Butter, verschiedenen Kräutern und<br />

Rinden ein. Die Himba nutzen auch «Deos»; dazu dienen ihnen die Zweige<br />

des «Parfumstrauches», eines ausgetrocknet aussehenden Buschs. Bricht<br />

man jedoch seine Äste ab, verströmt er einen angenehmen, intensiven Duft.<br />

Selbst die Parfum-Industrie hat diesen Busch inzwischen für sich entdeckt<br />

und kauft den Himba Äste und Zweige ab. Für die Himba hat der Ahnenkult<br />

eine grosse Bedeutung im alltäglichen Leben. Das «Okuruo», das heilige<br />

Feuer, das niemals erlöschen darf, ist der Mittelpunkt eines jeden Krals. Der<br />

Sippenälteste nimmt hier Kontakt mit den Vorfahren auf, bringt Opfer dar, holt<br />

sich Rat und Hilfe oder beichtet Fehler und Vergehen. So leben die Himba<br />

noch immer nach alten Riten und Gesetzen ihr Leben in der kargen Wildnis.<br />

Bleibt zu hoffen, dass mit Fotoapparaten klickende Touristen, die den Himba<br />

bei ihren Besuchen T-Shirts, Hosen und Uhren schenken, diese Art zu leben<br />

nicht zerstören werden. Und auch wir verlassen sie mit gemischten Gefühlen,<br />

einerseits fasziniert, andererseits ein bisschen beschämt, denn auch wir<br />

haben unsere Fotoapparate auf sie gerichtet, um ihre uns so fremde Art zu<br />

leben festzuhalten.<br />

Trockene Wüstengebiete und der Etosha-Park<br />

Doch unsere Tour führte uns weiter. Von Purros aus ging’s mit dem Flugzeug<br />

in die Serra Cafema Lodge von Wilderness Safari. Doch so sehr man sich<br />

wieder auf eine richtige Toilette gefreut hatte, so sehr vermisste selbst der<br />

Nicht-Camping-Freund die unglaubliche Nähe zur Natur, die man nur im Zelt<br />

empfinden kann. Doch das Sera Cafema Camp machte diesen Wermutstropfen<br />

schnell wieder wett. Es ist das abgeschiedenste Camp im gesamten<br />

südlichen Afrika. Der Kunene-Fluss ist die einzige Wasserversorgung in diesem<br />

Gebiet und erzeugt eine schmale grüne Oase entlang des Ufers, das ansonsten<br />

von zerklüfteten Bergen und Sanddünen umgeben ist. Hier befindet<br />

sich das trockenste Wüstengebiet der Welt. Eine Fahrt auf dem Kunene bietet<br />

einen wunderbaren Kontrast zu den atemberaubenden heissen Sanddünen-<br />

Landschaften. Wir machten sogar einen kurzen Ausflug nach Angola auf der<br />

anderen Seite des Flusses. Mit einem Gin Tonic in der Hand und die Kunene-<br />

Flusskrokodile im Auge genossen wir unseren vorletzten Sundowner.<br />

Unseren letzten Tag in Namibia verbrachten wir im Etosha National Park im<br />

Herzen der riesigen Etosha-Pfanne. Sicherlich Namibias bekanntestes Ziel<br />

für Safaris, denn es bietet Selbstfahrern Tierbeobachtungsmöglichkeiten par<br />

excellence – vor allem im trockenen Südwinter, wenn sich die Tierherden an<br />

den Wasserlöchern drängen. Der Park wird jedes Jahr von Zehntausenden<br />

Touristen aus Namibia, Südafrika und aus Übersee besucht. Sie können über<br />

110 Säugetierarten entdecken. Auch wir entdeckten einige Tiere, die wir bisher<br />

auf unserer Tour nicht gesehen hatten. Allerdings konnten auch diese die<br />

Erlebnisse der Tage zuvor nicht mehr toppen.<br />

Erfüllt von Tausenden wunderschönen Eindrücken und Landschaftsmotiven<br />

machten wir uns auf den Heimflug. Alle aus der Gruppe waren sich einig –<br />

es gibt kaum ein abwechslungsreicheres Land als Namibia. Und für viele<br />

von uns war es sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir es besucht haben.<br />

298 | <strong>PRESTIGE</strong>


SHORTCUT<br />

Der coolste Pool Asiens<br />

Neben den wasserspeienden Löwen ist das Hotel<br />

«Marina Bay Sands» eines der Wahrzeichen<br />

Singapurs. Das Luxushotel vor dem botanischen<br />

Garten sieht aus wie ein Raumschiff vom anderen<br />

Stern. Drei verglaste Türme ragen bis zum 57.<br />

Stockwerk in den Himmel. Auf der Dachterrasse,<br />

200 Meter über dem Erdboden, ist ein 150 Meter<br />

langer Swimmingpool. Der langgezogene Pool ist<br />

das höchste Freibad der Welt. Passend zum Bild<br />

der Stadt reich und verrückt, allerdings nichts für<br />

Menschen mit Höhenangst. Für alle, die dem kühlen<br />

Nass nicht zugetan sind, bietet das Superhotel<br />

auf vier Etagen ein 15’000 Quadratmeter grosses<br />

Megakasino und eine Eislaufbahn, Edelrestaurants<br />

sowie ein Shoppingcenter mit Wasserkanälen.<br />

Residieren wie die Könige<br />

Die «Royal Penthouse Suite» im «President<br />

Wilson»-Hotel am Genfersee gehört zu den teuersten<br />

Suiten der Welt. Pro Nacht muss man, um<br />

royales Feeling geniessen zu dürfen, tief in die Tasche<br />

greifen. Eine Nacht kostet circa 74’000 Franken.<br />

Frühstück kostet extra. Dafür darf man jedoch<br />

in den gleichen Räumlichkeiten wie einst Bill Clinton,<br />

der König von Saudi-Arabien oder Rihanna<br />

nächtigen. Zudem darf man sich auf 1680 Quadratmetern<br />

ausbreiten. Zwölf Schlafzimmer, zwölf<br />

Badezimmer mit Whirlpool und Dampfbad, Bibliothek,<br />

Esszimmer mit einer Mahagonitafel, an der<br />

26 Gäste Platz finden, ein eigenes Fitnessstudio<br />

sowie eine Lounge mit Billardtisch und Steinway-<br />

Flügel finden hier Platz. Am meisten wert ist jedoch<br />

sicherlich der Blick von der Dachterrasse auf den<br />

Mont Blanc und den Genfersee.<br />

Glamour Spa<br />

Viele Hotels haben Spas und viele Spas sind gut<br />

gemacht. Der 460 Quadratmeter grosse Spa- und<br />

Wellness-Bereich des Hotels «Kameha Grand<br />

Bonn» besticht jedoch durch seine moderne Architektur,<br />

die aufwändigen Glasmosaike der bekannten<br />

italienischen Marke Bisazza und aussergewöhnliche<br />

Designelemente. Zum Spa gehören<br />

zwei Saunen, die einen Blick auf das Siebengebirge<br />

ermöglichen, zwei grosszügige Aussenterrassen<br />

sowie ein Dampfbad und fünf Behandlungsräume.<br />

Ein besonderes Highlight: Im beheizten<br />

Infinity-Aussenpool auf der zugehörigen Dachterrasse<br />

hat man bei einem einzigartigen Blick auf<br />

den Rhein das Gefühl, das Wasser verschwinde<br />

auf magische Weise am Ende des Pools.<br />

The Luxury Way of Life | 299


SHORTCUT<br />

Hoch-Gefühle in Bangkok<br />

Das «Sirocco» ist das höchste Open-Air-Restaurant<br />

in Bangkok. Es diente nicht nur als Kulisse für<br />

den Kinofilm «Hangover 2», sondern bietet einen<br />

spektakulären Ausblick über die thailändische<br />

Hauptstadt. Im 63. Stock, rund 230 Meter über<br />

den Dächern Bangkoks, locken eine 5-Sterne-<br />

Gastronomie und die sogenannte «Sky Bar». An<br />

einem leuchtenden, schillernden Tresen lassen<br />

hier Hotelgäste, aber auch auch hippe Thailänder<br />

den Abend ausklingen. Die Bar scheint auf einem<br />

kleinen Plateau über der Stadt zu schweben –<br />

lediglich eine Glaswand liegt zwischen den Cocktail-schlürfenden<br />

Gästen und dem tief unten liegenden<br />

Strassenverkehr. Kurz: eine der aussergewöhnlichsten<br />

Bars und Restaurants der Welt.<br />

Private Hideaway<br />

Filmschauspieler, Musiker, Könige und andere<br />

Multimillionäre verbringen hier ihren Urlaub. Das<br />

von feinen Sandstränden eingefasste Necker Island<br />

ist Eigentum Richard Bransons, Gründer des<br />

legendären britischen Virgin-Firmenimperiums.<br />

Auf der 30 Hektar grossen Insel ist man «unter<br />

sich», umgeben von vollendetem Luxus. 22 Angestellte<br />

erfüllen den maximal 28 Gästen jeden<br />

Wunsch und bieten einen 5-Sterne-Service, der<br />

höchsten Ansprüchen genügt. Sie arrangieren ein<br />

kosmetisches Verwöhnprogramm ebenso selbstverständlich<br />

wie den Auftritt einer Calypso-Band<br />

oder die eigene Traumhochzeit. Mit durchschnittlich<br />

60’000 Franken pro Nacht hat man eine ganze<br />

Insel für sich, der ganz private Hideaway fünf Kilometer<br />

nordöstlich von Virgin Gorda.<br />

Essen unter Wasser<br />

Einmal sich fühlen wie Ariel die Meerjungfrau, das<br />

kann man im Restaurant «Ithaa» auf den Malediven.<br />

Das Unterwasserrestaurant befindet sich im<br />

Ari-Atoll auf der Insel Rangali im «Conrad Hilton<br />

Maldives Resort & Spa». Man isst unter dem Meeresspiegel<br />

und geniesst den Panoramablick, das<br />

Riff und die Unterwasserwelt. Doch nicht nur die<br />

Atmosphäre ist unvergleichbar, auch das Essen<br />

und der Service suchen ihresgleichen. Die Speisekarte<br />

weist eine grosse Fischauswahl auf – da<br />

kann man gleich zuordnen, welcher Fisch gerade<br />

an der Glasscheibe vorbeigeschwommen ist. Man<br />

sollte das «Ithaa» am Abend besuchen – denn angeleuchtet<br />

sieht alles noch viel schöner aus.<br />

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The Luxury Way of Life | 3<strong>01</strong>


Bären<br />

in<br />

North<br />

Carolina<br />

Zu Besuch<br />

in New Bern<br />

Es ist die älteste Schweizer Siedlung in<br />

den USA, die amerikanische Kleinstadt New Bern<br />

an der Ostküste von North Carolina.<br />

Ein Berner gründete sie vor über 300 Jahren.<br />

Heute ist New Bern die einzige offizielle<br />

Tochterstadt von Bern. Eine transatlantische<br />

Freundschaft.<br />

Yvonne Beck<br />

302 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

SSeit über hundert Jahren gilt New Bern<br />

als Berns Tochterstadt, und das hinterlässt<br />

Spuren: Das Wappentier der Eidgenossen<br />

ist in der kleinen Stadt in den<br />

USA omnipräsent. In jedem Rathaus hängen<br />

die Fahne der Schweiz und die von Bern. Mit<br />

einem gewissen Stolz zeigt man, dass man<br />

von einem Schweizer gegründet wurde.<br />

Im Kampf gegen die Ureinwohner<br />

Gegründet wurde New Bern im Jahr 1710<br />

vom Schweizer Adeligen Christoph von Graffenried,<br />

der sich mit einigen Landsleuten und<br />

zahlreichen deutschen Immigranten auf den<br />

Weg von der Alten in die Neue Welt aufgemacht<br />

hatte. Armut war ein Grund, aus dem<br />

Bernbiet auszuwandern. Auch die verfolgten<br />

Täufer wanderten nach Amerika aus, oder sie<br />

wurden gar dorthin deportiert. Bei dem reichen<br />

Patriziersohn Christoph von Graffenried<br />

standen jedoch die Reiselust, der Traum nach<br />

fremden Welten und eine romantische Vision<br />

vom Wilden Westen im Vordergrund.<br />

Doch schon während der Überfahrt begannen<br />

die Scherereien und Schwierigkeiten,<br />

unterwegs wurden sie von französischen Piraten<br />

überfallen, die sich fast der gesamten<br />

Ladung und aller Habseligkeiten bemächtigten.<br />

Endlich an der Küste Nord Carolinas<br />

angekommen, gründete der Baron von Graffenried<br />

im Auftrag der englischen Krone die<br />

Siedlung New Bern, benannt nach seiner<br />

Heimatstadt Bern.<br />

Das Land war jedoch von den Tuscarora-Indianern<br />

besiedelt, welche unbarmherzig aus<br />

dem Gebiet vertrieben wurden. Doch ein echter<br />

Indianer lässt sich so etwas natürlich nicht<br />

ohne Weiteres gefallen, sie wehrten sich heftig<br />

gegen die wachsende Invasion ihres Territoriums<br />

durch die Bleichgesichter und gegen die<br />

aufkommende Versklavung.<br />

Bei einem Ritt zu einer Silbermine wurde von<br />

Graffenried durch die Indianer gefangen genommen.<br />

Während seiner Gefangenschaft<br />

überfielen die Tuscarora die Siedlung New<br />

Bern und brannten fast alle Gebäude nieder.<br />

Von Graffenried überlebte zwar die Gefangenschaft.<br />

Kehrte jedoch 1714 verarmt und verbittert<br />

in die Schweiz zurück. Die amerikanische<br />

Stadt New Bern soll er für angeblich gerade<br />

mal 800 britische Pfund verkauft haben.<br />

The Luxury Way of Life | 303


travel<br />

Und ewig grüsst der Bär<br />

Heute hingegen erfreut sich New Bern wieder grosser Beliebtheit unter den<br />

Eidgenossen. Immer wieder hört man auf den Strassen Schwyzerdütsch.<br />

Viele Besucher sind auf der Fährte ihrer Vorfahren – man liebt halt den «exotischen»<br />

Einschlag, und wer hat schon nicht gerne einen der ersten Siedler<br />

Amerikas in der Familie? Und auch wenn man keine Familienangehörigen<br />

mehr findet, so fühlt man sich doch ein bisschen heimisch in der Stadt, denn<br />

überall begrüssen einen Bären – das Wappentier der Berner. Ob als Skulptur<br />

in Vorgärten, als Wimpel an Häusern, Aufklebern auf Autos oder Fahnen am<br />

Mast. Auch die Fahrzeuge der Stadt und die Uniformen der städtischen Bediensteten<br />

schmückt der Bär. Selbst New Berns erste Flagge, ein Geschenk<br />

der Stadt Bern aus dem Jahr 1896, ist noch heute im Gerichtssaal des Ratshauses<br />

in New Bern ausgestellt.<br />

Auf den Spuren der Geschichte<br />

Ja, New Bern pflegt sein historisches Erbe. Für alle alten Häuser gelten strenge<br />

Denkmalschutzbestimmungen, und selbst wenn eines der alten Gebäude<br />

mal irgendwie ungünstig platziert ist, wird es kurzerhand abgebaut und an<br />

einem anderen Platz wieder aufgebaut. Auch das North Carolina History Center,<br />

ein ultramodernes Museum, beschäftigt sich mit der Geschichte des US-<br />

Bundesstaates und der Stadt New Bern. Dieses Museum liess sich der Staat<br />

fast 60 Millionen US-Dollar kosten. Doch die Investition hat sich gelohnt, es<br />

bietet eine Menge interaktive Elemente an. Besucher können sich individuelle<br />

Rundgänge auf ihre Smartphones laden und sich so durch die Ausstellungen<br />

führen lassen. Oder Bilder fangen plötzlich an zu sprechen und bringen einem<br />

alte Rezepte näher. Wie eine Fahrt durch einen Timetunnel taucht man hier in<br />

die lebendige Geschichte des 18. Jahrhunderts ein und lernt spielerisch eine<br />

Menge über die Gesellschaft und den Handel dieser Zeit.<br />

Der Bau eines Hafens und die vorteilhafte Lage New Berns an der Mündung<br />

des Neuse River in den Pamlico Sound begünstigten den Handel mit<br />

Grossbritannien und den britischen Kolonien. So mauserte sich New Bern<br />

schnell zum wichtigen Handelsumschlagsplatz, so dass sogar der damalige<br />

Gouverneur William Tryon beschloss, mit seiner Regierung in die aufstrebende<br />

Metropole umzuziehen. Der Gouverneur – nicht gerade ein bescheidener<br />

Mann – finanzierte das Kapitol, den Regierungssitz North Carolinas und<br />

gleichzeitig sein privater Wohnsitz, mit zusätzlich erhobenen Steuern. Die<br />

dadurch verärgerten Bürger nannten das heute noch imposante Gebäude<br />

daraufhin Tryon Palace. Tryon Palace ist ein für die damalige Kolonialarchitektur<br />

typisches imposantes Backsteingebäude, welches nach kompletter<br />

Restauration wieder in seiner vollen Pracht besichtigt werden kann. In ihm<br />

taucht man in die Geschichte North Carolinas ein. Bereits an der Pforte wird<br />

man von historisch gekleideten Guides begrüsst. Bei einem Rundgang durch<br />

die Gebäude und Gärten des ehemaligen Kapitols lernt man vieles über die<br />

glanzvolle, aber auch unruhige Zeit des 18. Jahrhunderts.<br />

304 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

The Luxury Way of Life | 305


travel<br />

306 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

Erfund ich Sie meistends<br />

GottloSE aufrührische<br />

lEuth, darunter Mörder,<br />

Dieben, Ehebrecher,<br />

Flucher und Lesterer ...<br />

was ich mit ihnen ausgestanden,<br />

das weiss Gott<br />

aus den AUFZEICHNUNGEN Graffenrieds zur Gründung NEW BERNS<br />

The Luxury Way of Life | 307


travel<br />

Die Geburtsstadt der Pepsi-Cola<br />

Ganz in der Nähe des ehemaligen Gouverneurpalastes lädt der Historic District<br />

mit Stadthäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert zum Bummeln und<br />

Einkaufen ein. Im Jahre 1893 mixte hier der Apotheker C. D. Bradham einen<br />

Sirup, versetzte ihn mit kohlesäurehaltigem Wasser und verkaufte das Getränk<br />

als «Brad’s Drink». 1898 taufte er das Getränk Pepsi-Cola, nach dem<br />

Enzym Pepsyn, welches in der Kolanuss enthalten ist, und gründete vier Jahre<br />

später die Pepsi-Cola Company, welche jedoch im Jahre1923 Konkurs<br />

anmelden muss. Bradham verkauft sein Unternehmen. Die Zuckerknappheit<br />

während des Ersten Weltkriegs trieb Bradham in den Ruin, doch sein Produkt,<br />

das heute weltweit bekannt ist, hat seinen Siegeszug um den Globus<br />

in New Bern angetreten. In den 1930er Jahren kann sich das Getränk, in<br />

neuer Verpackung, nach und nach bereits in den USA etablieren und ab 1950<br />

eroberte es den Rest der Welt. In New Bern an der Ecke Pollock Street und<br />

Middle Street, wo sich einst Bradhams Apotheke befand, ist heute ein Pepsi-<br />

Laden zu finden, in dem man alle möglichen gebrandeten Pepsi-Souvenirs<br />

erstehen kann.<br />

SHORTCUT<br />

«Stars and Stripes»<br />

Neben dem Berner Bären ist, wie fast überall in den USA, die US-Nationalflagge<br />

allgegenwärtig. Sie flattert in Gärten, an Häuserfassaden, auf wichtigen<br />

staatlichen Gebäuden, wird in Schulen gehisst und schmückt T-Shirts,<br />

Postkarten und Tassen. Die Nationalflagge der USA besteht aus 13 Querstreifen,<br />

sieben roten und sechs weissen. In einem rechteckigen, dunkelblauen<br />

Feld in der linken oberen Ecke sind 50 weisse Sterne angeordnet. Die Streifen<br />

symbolisieren die 13 Gründungsstaaten der USA, die Sterne die 50 Bundesstaaten<br />

der Union. Die weisse Farbe steht für Klarheit und Unschuld, Blau für<br />

Gerechtigkeit und Ausdauer, Rot für Heldenmut und Zähigkeit. Zudem symbolisieren<br />

die Farben die Verbundenheit zum Mutterland, denn sie sind auch<br />

im britischen Union Jack zu finden.<br />

308 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

The Luxury Way of Life | 309


TRAVEL News<br />

Fashion<br />

Designer<br />

Hotels & Suites<br />

Designer kleiden nicht nur Menschen, sondern<br />

immer mehr auch Räume ein, und eine Suite im Look<br />

des Lieblingsmodehauses ist nicht nur für<br />

Modemaniacs ein echtes Highlight. Ob Dior, Prada,<br />

Armani oder Gucci – Modemarken präsentieren<br />

sich auch im Hotelbusiness.<br />

Dior: St. Regis, New York City<br />

New York ist das Mekka für Luxus-Shopping. Alle grossen Brands haben hier<br />

ihre Flagship-Stores. Wer nicht nur Designerluft beim Einkaufen schnuppern<br />

will, der logiert im «St. Regis» in der Nähe des Central Park genau richtig. Das<br />

Jugendstilgebäude ist ein New Yorker Wahrzeichen und Symbol für zeitlosen<br />

Luxus. Doch auch im Inneren hat das Haus einiges zu bieten: eine Suite, die<br />

dem Luxusjuwelier Tiffany gewidmet ist, eine Suite im Bentley-Stil und eine<br />

Suite, die vom Modehaus Dior gestaltet wurde. Die Dior Suite ist im eleganten<br />

«Whispering Grey» gehalten. Auf 158 Quadratmeter kann der Gast voll in die<br />

Dior-Welt eintauchen.<br />

Diane von Furstenberg: Claridge’s, London<br />

In London übernachtet die Designerin Diane von Furstenberg am liebsten im<br />

«Claridge’s», was liegt da näher, als dass sie hier auch ein Zimmer designt.<br />

Viele Designer haben während rund 150 Jahren im «Claridge’s» ihre Spuren<br />

hinterlassen. Das Furstenbergsche Designkonzept ist in der Piano Suite zu<br />

bewundern. Hier treffen Leo- und Zebraprints auf Möbel, Schränke aus Asien,<br />

Tabletts aus Bali, Leuchter und Vasen aus Murano aufeinander – ein bunter,<br />

fast frecher Stilmix. Jeder Sofabezug oder Teppich trägt die Handschrift der<br />

Designerin. Abgerundet wird das Ganze durch selbstgemachte Fotos von Diane<br />

von Furstenberg.<br />

310 | <strong>PRESTIGE</strong>


Christian Lacroix: Le Notre Dame, Paris<br />

Der Name Christian Lacroix ist auf der ganzen Welt bekannt, doch in seiner<br />

Heimatstadt Paris gab der Designer dem Hôtel Notre Dame ein typisches Lacroix-Gesicht.<br />

In der Nähe der Kathedrale Notre Dame tobte sich Herr Lacroix<br />

so richtig aus. Ganz anders als minimalistische und schlichte Designhotels<br />

lässt er das Hotel in Prunk und ein wenig Kitsch schwelgen. Das Hotel gleicht<br />

einer Fantasiewelt voller Hinweise auf das alte Rom und die französische Tradition<br />

der Versailles-Opulenz. Alles ist hier zu finden ausser Schlichtheit und<br />

Zurückhaltung. Eine Welt, in der sich der Sonnenkönig Ludwig XIV. sicher<br />

wohlgefühlt hätte.<br />

Giorgio Armani: Armani Hotel, Dubai and Milan<br />

Armani mag es gross und spektakulär. Das zeigt auch das in einem der<br />

höchsten Gebäude der Welt befindliche Luxushotel des Modeschöpfers. Im<br />

«Burj Khalifa» in Dubai liegt das mit 160 Zimmern ausgestattete Hotel, das<br />

an Luxus kaum zu überbieten ist. Auch wenn die Zimmer – wie die Mode<br />

Armanis – schlicht und elegant wirken. Jedes kleinste Detail wurde angeblich<br />

höchstpersönlich vom Meister ausgesucht und entworfen. Ein Mega-Hotel im<br />

Mega-Tower. Die beste Aussicht hat man jedoch immer noch von der Aussichtsplattform<br />

des «Burj Khalifa», welche sich in der 124. Etage befindet. Das<br />

Hotel liegt in den unteren Stockwerken des Towers.<br />

Missoni: Missoni Hotel, Kuwait and Edinburgh<br />

Mut zu Farbe und Mustern beweisen die beiden «Missoni»-Hotels in Edinburgh<br />

und in Kuwait. Dabei stand die bunte Zickzack-Designphilosophie<br />

des italienischen Modehauses Missoni Pate, und diese kleidet die schottische<br />

Hauptstadt und das arabische Emirat extrem gut. Die Grande Dame<br />

des Unternehmens, Rosita Missoni, zeichnet für die Farb- und Mustergebung<br />

des Hotels verantwortlich. Die Rezidor Hotel Group treibt den Ausbau der<br />

Lifestyle-Marke mit Fünf-Sterne-Boutique-Hotels voran. Jüngstes Hotelbau-<br />

Projekt ist ein 80 Zimmer zählendes «Missoni»-Hotel hoch über dem Dorf<br />

Baie du Cap im Süden von Mauritius, welches im Frühjahr 2<strong>01</strong>4 eröffnet werden<br />

soll. Ausserdem stehen noch Hotels in der Türkei, Südafrika, Brasilien<br />

und Oman auf dem Plan.<br />

Karl Lagerfeld: Schlosshotel im Grunewald, Berlin<br />

König Karl mag es royal. Standesgemäss kümmerte sich der Modezar um<br />

den Umbau des «Schlosshotels Grunewald» – zumindest um den künstlerischen<br />

Aspekt. 53 Zimmer entstanden so unter der Ägide des Designers. Im<br />

Geiste des 1912 erbauten Residenzpalasts schuf Lagerfeld eine 250 Quadratmeter<br />

grosse Grand Kaiser Suite mit Privatbibliothek. Royales Feeling mit<br />

Belle-Époque-Möbeln, opulenten Betten und Marmor-Badezimmern in einem<br />

der nobelsten Viertel Berlins. Erbaut in den frühen zwanziger Jahren als eine<br />

herrschaftliche Privatresidenz, ist das Hotel einzigartig in seiner Geschichte,<br />

Tradition und zeitgenössischen Kunst. Lagerfeld schaffte eine Mischung aus<br />

Reichtum der Jahrhundertwende und Eleganz aus modernem Design.<br />

The Luxury Way of Life | 311


Rubriken<br />

Die<br />

Legende<br />

am<br />

Golf<br />

Oman: ein Land mit einer Fülle von<br />

Naturschönheiten, einer faszinierenden Kultur,<br />

einer atemberaubenden Landschaft und einer<br />

gastfreundlichen Bevölkerung, die ihr Land voller<br />

Stolz ausländischen Besuchern präsentiert.<br />

Lilly Steffen<br />

312 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 313


travel<br />

E<br />

Es war einmal … Sindbad der Seefahrer, die Weihrauchstrasse und<br />

die Heiligen Drei Könige – die spannende und ereignisreiche Vergangenheit<br />

Omans ist längst Allgemeinwissen. Die stolzen Menschen<br />

und atemberaubenden Landschaften hinter diesen Legenden sind<br />

jedoch noch immer ein gut gehütetes Geheimnis, das zu entdecken sich lohnt.<br />

Oman ist stolz auf sein reiches kulturelles und archäologisches Erbe, in dem<br />

viele hundert Jahre internationalen Handels und ausländischen Einflusses ihre<br />

Spuren hinterlassen haben. Zeugnisse für eine glorreiche Vergangenheit<br />

finden sich überall in dem Land mit seinen mehr als 500 Festungen, Burgen<br />

und Wehrtürmen. Mit seinem reichen kulturellen Erbe, einer atemberaubend<br />

schönen Natur und einer 5000 Jahre alten Zivilisation, die sich neben modernen<br />

Einrichtungen und Infrastrukturen problemlos behauptet, bietet das<br />

Sultanat Oman reichlich Gelegenheiten sowohl für den abenteuerlustigen Reisenden<br />

als auch für den anspruchsvollen Geschäftsmann. Trotz rasch voranschreitender<br />

Entwicklung bleibt das Land in seiner Tradition und Kultur fest<br />

verwurzelt. Und so bietet eine Reise nach Oman Gelegenheit, wirkliche arabische<br />

Lebensart kennenzulernen und die natürliche Schönheit eines Landes<br />

zu geniessen, das sich erst vor kurzem dem Tourismus geöffnet hat.<br />

Atemberaubende Landschaften<br />

Durch den jüngst erfolgten Ausbau der touristischen Infrastruktur ist Oman zu<br />

einer Topadresse für Taucher, Tierfreunde und Naturliebhaber, Wanderer und<br />

Touristen geworden, die das klare Wasser und die imposanten Festungen und<br />

Souks dieses geschichtsträchtigen Landes geniessen. Das herausragende<br />

Merkmal von Oman, dem zweitgrössten Land in der Region, ist sicherlich seine<br />

vielgestaltige Landschaft mit den grandiosen Fjorden im äussersten Norden in<br />

Musandam, den unberührten Sandstränden, den beeindruckenden Wüstengebieten,<br />

den zerklüfteten Bergen und einem mit üppiger Vegetation bedachten<br />

Süden. Zudem ist Oman mit einer Vielzahl von preisgekrönten Fünfsternehotels<br />

der ideale Ort für Freizeitaktivitäten, Geschäfte, Konferenzen und Incentive-<br />

Reisen. Von Bootsfahrten zur Delphinbeobachtung über die Beobachtung von<br />

Schildkröten bei der Eiablage bis hin zum Durchstöbern der Souks nach Goldwaren<br />

und Weihrauch – Oman hält wirklich für jeden Besucher und für die<br />

unterschiedlichsten Interessen etwas bereit. Kultur, Kunst, Erbe, Natur, Sport,<br />

Abenteuer und Unterhaltung sind im Sultanat Oman vereint – wobei der allgemeine<br />

Wunsch nach Komfort und Sicherheit jederzeit erfüllt wird.<br />

Sanierung von Kulturstätten<br />

Das kulturelle Erbe Omans manifestiert sich in seinen über 500 Festungen,<br />

Burgen und Wehrtürmen, die von der reichen Vergangenheit des Landes zeugen.<br />

Sie erweisen sich auch als wichtige Anziehungspunkte für internationale<br />

Touristen, weshalb grosse Anstrengungen unternommen werden, um die Befestigungsanlagen<br />

und andere historische Denkmäler zu restaurieren, damit<br />

sie in ihrer ursprünglichen Schönheit wiedererstehen. Eine Reihe altertümlicher<br />

Stätten sind von der UNESCO unter besonderen Schutz gestellt und in<br />

die Liste des Welterbes aufgenommen worden. Dazu gehören die Festung<br />

von Bahla, die archäologischen Stätten von Bat mit den 3000 Jahre alten<br />

Grabmälern Al-Khutm und Al-Ayn und die Weihrauchstrasse.<br />

Zudem ist da Ubar, eine verlorene Stadt, die vor etwa 2000 Jahren im Sand von<br />

Dhofar versank und die Marco Polo während seiner Reise nach Oman im Jahre<br />

1260 beschrieb. Zu den geschützten Gebieten gehören zudem Al Baleed, der<br />

Standort der alten Stadt Zafar, Khor Rori, Shisr Bilad und Wadi Daika.<br />

314 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

The Luxury Way of Life | 315


travel<br />

Tradition und Moderne<br />

Aber auch die Hauptstadt Muscat ist einen Besuch<br />

wert. Sie ist eine gelungene Mischung aus Altem<br />

und Neuem, eingebettet in eine imposante Kulisse<br />

aus Bergen auf der einen und dem Arabischen<br />

Meer auf der anderen Seite. Die Stadt wurde vor<br />

mehr als 900 Jahren gegründet und hält auch weiterhin<br />

an traditionellen Werten fest, während sie<br />

gleichzeitig ultramoderne Einkaufskomplexe, erstklassige<br />

Schnellstrassen, eine Vielzahl internationaler<br />

Hotels, einen internationalen Flughafen und<br />

einen grossen Seehafen vorweisen kann. Diese<br />

malerisch gelegene und bezaubernde Stadt mit den<br />

Hauptbezirken Muscat, Muttrah und Ruwi hat etwa<br />

800’000 Einwohner. Mit ihren zahlreichen grossen<br />

Moscheen, Festungsanlagen, Burgen, Souks, traditionellen<br />

Häusern, Museen und Wehrtürmen ist sie<br />

ein beliebter Anziehungspunkt für Touristen.<br />

Fjordlandschaft und Unterwasserparadies<br />

Ein ganz anderes Bild des Sultanats zeigt hingegen<br />

die Halbinsel Musandam. Steil und abweisend ragen<br />

zerklüftete Felswände aus dem Meer, formen<br />

ein unüberschaubares Labyrinth. Blaugrün und<br />

glasklar liegt das ruhige Wasser zwischen ihnen,<br />

gibt den Blick frei auf Korallenbänke und eine faszinierende Welt unter Wasser<br />

– bunte Fischschwärme ziehen dahin, gefleckte Muränen, Delphine und<br />

manchmal auch Wale. In Musandam versinkt das Hajargebirge im Meer, nur<br />

seine Gipfel und schroffen Grate durchbrechen noch die Fluten. Die Bewohner<br />

dieser Region nennen sie daher Ruus al Jibaal, die Köpfe der Berge. Wer mit<br />

einer Dhau von Khasab aufbricht, diese einzigartige Landschaft an der Strasse<br />

von Hormuz zu erkunden, taucht ein in absolute Stille, weitab vom Lärm und<br />

der Hektik des Alltags. Der wird überwältigt vom Spiel des Lichts und der Spiegelungen<br />

auf dem Wasser in den Morgen- und Abendstunden. Musandam,<br />

eine Exklave des Sultanats am nördlichen Ende der Arabischen Halbinsel, ist<br />

eine atemberaubende Fjordlandschaft, die fast nur vom Wasser aus mit dem<br />

Boot zu erkunden ist.<br />

So bildet das Sultanat Oman ein facettenreiches Bild, dem jedoch eins gemein<br />

ist: die Offenheit der Menschen und die faszinierende Natur. Zudem<br />

ist es keinem anderen arabischen Staat der Golfküste so gut gelungen, den<br />

schwierigen Spagat zwischen wertvollem Kulturgut und dem Fortschritt als<br />

perfekte Symbiose zu gestalten. Denn trotz Ölreichtum und Modernisierung ist<br />

hier noch der alte Orient lebendig! Das vermitteln allein schon die landesweit<br />

getragenen bodenlangen Gewänder der Gastgeber. Die Omanis leben nach<br />

althergebrachten Traditionen, zu denen auch ein hohes Mass an Gastfreundschaft<br />

und Weltoffenheit zählt. – Oman lädt ein zu unvergesslichen Rundreisen<br />

und erholsamen Urlaubstagen.<br />

www.oman.travel<br />

SHORTCUT<br />

Oman Air<br />

Oman Air ist die nationale Fluggesellschaft des<br />

Sultanats Oman. Die im Jahre 1993 gegründete<br />

Fluggesellschaft gehört zu den am schnellsten<br />

wachsenden Fluggesellschaften der Welt. Ziel der<br />

Expansion ist es, den Flughafen Muscat zu einem<br />

bedeutenden internationalen Drehkreuz auszubauen.<br />

Die Premium-«Boutique Airline» fliegt ab<br />

Deutschland (Frankfurt und München) und aus der<br />

Schweiz (Zürich) in das Sultanat Oman.<br />

www.omanair.com<br />

316 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

The Luxury Way of Life | 317


travel<br />

Privatklinik<br />

in einzigartiger<br />

Umgebung<br />

Kompetenzzentrum für Medizin und Ästhetik<br />

Dr. Peter Pantlen<br />

Niggi Freundlieb<br />

SSeit März 2<strong>01</strong>2 befindet sich im sorgfältig<br />

renovierten und beispielhaft umgebauten<br />

ehemaligen Grand Hôtel des Salines<br />

in Rheinfelden die Privatklinik ALTA AES-<br />

THETICA. In einzigartiger Umgebung direkt am<br />

Rheinufer ist nicht einfach nur eine Privatklinik für<br />

ästhetische und plastische Chirurgie der Premium-<br />

Klasse, sondern ein über die Landesgrenzen hinaus<br />

bekanntes Kompetenzzentrum für Medizin<br />

und Ästhetik entstanden.<br />

Das Leistungsspektrum von ALTA AESTHETICA<br />

bewegt sich von der Ästhetischen Chirurgie (Nasenkorrekturen,<br />

Brustvergrösserungen und -verkleinerungen, Facelifting,<br />

Oberlidstraffung, Lippenkorrekturen, Fettabsaugung, Anti-Aging-Behandlungen,<br />

Verbesserung der Nasenatmung, Nasen- und Nebenhöhlenoperationen)<br />

über topmoderne, minimalinvasive Methoden zur Behandlung von<br />

Krampfadern bis hin zur Überweisertätigkeit im Bereich Implantologie, Prothetik,<br />

Komplettsanierungen, Korrekturen des Kiefers und/oder des Kiefergelenkes,<br />

dem Kieferaufbau und/oder Knochenaufbau sowie der Behandlung<br />

angeborener Fehlbildungen.<br />

Im <strong>PRESTIGE</strong>-Interview spricht Dr. Peter Pantlen, Facharzt für Plastische und<br />

Ästhetische Chirurgie an der ALTA AESTHETICA, über die Faszination seines<br />

Berufes, über seine Behandlungsschwerpunkte oder sein ehrenamtliches Engagement<br />

bei der Organisation INTERPLAST in der Dritten Welt.<br />

318 | <strong>PRESTIGE</strong>


travel<br />

<strong>PRESTIGE</strong>: Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?<br />

Dr. Peter Pantlen: Die ästhetische Chirurgie im<br />

Besonderen erfordert viel Fingerspitzengefühl und<br />

den richtigen Blick für die Harmonie, Form und<br />

Ästhetik des Körpers. Schönheit ist nicht wirklich<br />

messbar, sie liegt häufig im Auge des Betrachters.<br />

Dies herauszufinden und damit den für den Patienten<br />

bzw. die Patientin optimalen Weg gemeinsam<br />

zu erarbeiten und dann durch meine operativen<br />

Fähigkeiten und Erfahrungen optimal umzusetzen<br />

ist für mich jeden Tag wieder faszinierend.<br />

Was sind Ihre Behandlungsschwerpunkte?<br />

In der ALTA AESTHETICA bringe ich mich insbesondere<br />

für die körperformende Chirurgie ein. Hier<br />

sehe ich auch meinen Schwerpunkt: Brustvergrösserungen,<br />

-verkleinerungen und -straffungen<br />

ebenso wie straffende Eingriffe an den Armen und<br />

Beinen. Bauchdeckenstraffungen nach Schwangerschaften<br />

oder Gewichtsreduktionen und – als<br />

ein wesentlicher Teil der körperformenden Chirurgie<br />

– die Liposuktionen, also Fettabsaugungen.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt sind die nicht-invasiven<br />

Behandlungen, die einen immer grösseren Anteil<br />

im Behandlungsportefeuille einnehmen. Hierzu gehören<br />

z. B. die Faltenbehandlungen mit Hyaluronsäureprodukten<br />

(Filler) und Botulinum-Toxin.<br />

Was wird am meisten nachgefragt?<br />

Der Anteil der minimal-invasiven Verfahren nimmt seit Jahren stetig und<br />

deutlich zu. Der schnelle Weg zum Ästhetischen Chirurgen, die Behandlung<br />

in der Mittagspause und die zunehmende Akzeptanz für «Botox und Co»<br />

haben dazu geführt, dass diese Behandlungen neben den klassisch operativen<br />

Verfahren einen hohen Stellenwert in der Nachfrage erreicht haben. Im<br />

operativen Bereich sind es Fettabsaugungen und Brustvergrösserungen.<br />

Botox-Behandlungen werden in der Öffentlichkeit, vor allem auch<br />

in den Medien teilweise stark diskutiert – können Sie eine Lanze für<br />

diese Behandlungen brechen und wie steht es mit den Risiken?<br />

Die Behandlungen mit Botulinumtoxin bilden im ästhetischen Bereich unbestritten<br />

den «Grundbaustein» der minimal-invasiven Verfahren. Allein in<br />

den USA wurden im Jahr 2<strong>01</strong>2 mehr als 3 Millionen Behandlungen durchgeführt.<br />

Dennoch wird Botox mitunter als «Nervengift» verteufelt. Das<br />

kommt nicht von ungefähr, da die Behandlung mit Botulinumtoxin früher<br />

für Mimikstarre und «frozen look» stand. Heutige Behandlungsstrategien<br />

mit niedrigen, individuell angepassten Dosen sowie einer ausbalancierten<br />

Behandlung des ganzen Gesichtes können ein harmonisches, natürlich<br />

entspanntes Aussehen erreichen. Vor über 30 Jahren wurden erste Studien<br />

über den therapeutischen Einsatz von Botulinumtoxin veröffentlicht,<br />

seit dem hat sich insbesondere im Bereich der ästhetischen Anwendung<br />

sehr viel getan. Die Risiken sind minimiert worden und im Endeffekt bleibt<br />

die Behandlung mit Botox immer reversibel, da die Wirkung nach max.<br />

6 Monaten vollends aufgehoben ist. Auch wenn natürlich Risiken bestehen,<br />

auf die wir als seriöse Ärzte im Aufklärungsgespräch hinweisen, so<br />

verlaufen laut Studien über 99% der Behandlungen mit Botulinumtoxin<br />

komplett nebenwirkungsfrei.<br />

Steigt der Anteil der Männer, die sich bei Ihnen operieren lassen,<br />

und welche Behandlungen fragen sie nach?<br />

The Luxury Way of Life | 319


travel<br />

Über die letzten Jahre habe ich insbesondere einen<br />

Anstieg bei Männern im Bereich der minimalinvasiven<br />

Therapien (Filler, Botox) gesehen. Aber<br />

auch Ober- und Unterlid-Straffungen und Halslliftings<br />

werden zunehmend von Männern nachgefragt<br />

und genutzt, um ein jüngeres Erscheinungsbild<br />

zu erreichen. Gerade in den Führungsetagen<br />

grosser Konzerne sind Jugendlichkeit, Dynamik<br />

und gutes Aussehen eine nicht unwesentliche Vorraussetzung<br />

für Erfolg.<br />

Immer mehr Manager und Männer in Führungspositionen<br />

lassen sich regelmässig ihr Hautbild auffrischen.<br />

In Berlin zum Beispiel gibt es eine grosse<br />

Community homosexueller Männer. Diese haben<br />

ein sehr ausgeprägtes Körperbewusstsein und eine<br />

grosse Nachfrage nach körperformender Chirurgie.<br />

Dennoch, der Anteil der Männer liegt derzeit<br />

noch bei unter 20%.<br />

Sie engagieren sich bei der Organisation IN-<br />

TERPLAST auch in kostenloser Hilfe, die Sie<br />

Menschen in armen Ländern mit anderen Ärzten<br />

– darunter auch Kollegen und Kolleginnen<br />

aus der ALTA AESTHETICA – zusammen anbieten<br />

– können Sie darüber etwas erzählen<br />

und die Organisation INTERPLAST vorstellen?<br />

INTERPLAST Germany ist ein gemeinnütziger Verein,<br />

der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Plastische Chirurgie in Ländern der 3. Welt<br />

kostenlos dort anzubieten, wo die Menschen dazu keinen Zugang haben.<br />

Sämtliche Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und ohne Bezahlung in ihrem Urlaub.<br />

Wir operieren im Rahmen unserer 14-tägigen Camps ca. 140 Patienten<br />

und sorgen für eine entsprechende Nachsorge vor Ort mit Hilfe der einheimischen<br />

Kollegen. Es gibt über 30 Einsatzgebiete weltweit, in denen über<br />

60 Einsätze pro Jahr erfolgen. Die entstehenden Einsatzkosten werden aus<br />

den Mitgliederbeiträgen und Spenden finanziert. Letztendlich können wir in<br />

Mitteleuropa nichts dafür, dass wir in ein Leben geboren wurden, in dem medizinische<br />

Versorgung eine Selbstverständlichkeit ist. Ebenso wenig können<br />

diejenigen etwas dafür, in ein Leben geboren worden zu sein, in dem medizinische<br />

Betreuung und Versorgung unbezahlbare Luxusgüter sind.<br />

Wir können mit unserem Einsatz diese Ungerechtigkeit vielleicht ein klein<br />

wenig ausgleichen. Das ist auch der Grund, weshalb sich auch noch weitere<br />

Mitarbeitende der ALTA AESTHETICA wie Dr. Dr. Michael Bergermann,<br />

Dr. Herbert Bauer, Frau Valerie Kühl und Frau Ilona Eichenberger für INTERplast<br />

engagieren.<br />

Was behandeln Sie im Rahmen Ihrer INTERPLAST-Tätigkeit, und was<br />

sind die Gründe in Indien oder Afrika für medizinische Behandlungen?<br />

Die typischen Indikationen bei unseren Patienten sind angeborene Fehlbildungen,<br />

Tumoren der Haut und Weichteile, Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten und<br />

Spätfolgen von Verbrennungen – sogenannte Verbrennungskontrakturen.<br />

Wichtig ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, so dass ein grosser Aspekt<br />

unserer Tätigkeit die Ausbildung der ortsansässigen Kollegen ist und damit<br />

langfristig eine Versorgung der Patienten durch eigene Ärzte möglich wird.<br />

320 | <strong>PRESTIGE</strong>


Rubriken<br />

Racing<br />

DaysZürich-Dielsdorf 2<strong>01</strong>3<br />

Photography: Werner Schaerer<br />

Design: LIVIN‘ROOM GmbH, S.Degiacomi<br />

Sun, 21 st April<br />

Sun, 30 th June<br />

Sun, 29 th September<br />

www.greenturfracing.ch<br />

The Luxury Way of Life | 321


TRAVEL<br />

impress<br />

Whi<br />

Tur<br />

St. Mo<br />

2<strong>01</strong><br />

322 | <strong>PRESTIGE</strong>


TRAVEL<br />

ionen<br />

te<br />

f<br />

ritz<br />

3<br />

The Luxury Way of Life | 323


vorschau volume 27<br />

Auf hoher See<br />

Die Kreuzfahrtbranche befindet sich weiterhin auf Wachstumskurs. Die Buchungszahlen<br />

und die Bestellungen der Reedereien sprechen eine deutliche<br />

Sprache. Auch in diesem Jahr werden wieder einige neue Kreuzfahrtschiffe<br />

um die Gunst der Reisenden buhlen. Sechs neue Schiffe kommen auf<br />

den Markt. Darunter auch die mit Hochspannung erwartete «MS Europa 2».<br />

<strong>PRESTIGE</strong> testet für Sie das neue Schiff, mit dem der deutsche Kreuzfahrten-<br />

Anbieter Hapag-Llyod sein Luxussegment auf legere Weise erweitert.<br />

The Next Generation<br />

Namen wie Richard Meier, Sir Norman Foster, Zaha Hadid oder Shigeru<br />

Ban sind nicht nur Architektur-Maniacs ein Begriff. Seit Jahren kann man<br />

auf der ganzen Welt ihre imposanten Bauwerke bewundern. Doch auch<br />

die nachfolgende Generation präsentiert faszinierende Entwürfe. Das indische<br />

Studio Mumbai, das norwegische Büro Todd Saunders oder Nieto<br />

Sobejano aus Spanien stehen in den Startlöchern, um der Architekturwelt<br />

ihren Stempel aufzudrücken.<br />

Die Haute Couture der Blumen<br />

Der japanische Künstler Makoto Azuma überrascht mit spektakulären botanischen<br />

Skulpturen. Im Jahr 20<strong>01</strong> eröffnete er im trendigen Tokioter Ginza-<br />

Viertel «Jardins des Fleurs» – einen Haute-Couture-Blumenladen mit einer<br />

einzigen Blume. Heute zählt der Künstler Modehäuser wie Bulgari, Hermès<br />

oder Issey Miyake zu seinen Kunden. Vom Zauber der Blumen fasziniert,<br />

beschloss er, die Floristik zur Kunst zu machen. <strong>PRESTIGE</strong> traf den Künstler<br />

auf der Giardina in Zürich und liess sich von ihm in seine «blumiante» Kunstwelt<br />

entführen.<br />

Publisher Francesco J. Ciringione | Owner Prestige Media AG, prestigemedia.ch | Publishing Director Boris Jaeggi / b.jaeggi@prestigemedia.ch | Art Director & Head<br />

of Production Nicole Senn / n.senn@prestigemedia.ch | Graphic Design Tobias Merz, Stephanie Rosenblatt | Sales Virginie Vincent / v.vincent@prestigemedia.ch | Sales &<br />

Marketing Director Cumi Karagülle / ck@prestigemedia.ch | Product Public Relation Olivia Bürgin / o.buergin@prestigemedia.ch | Editor in Chief Yvonne Beck /<br />

y.beck@prestigemedia.ch | Editors Yvonne Beck, Gisbert L. Brunner, Vera Dillier, Niggi Freundlieb, Wilhelm J. Grusdat, Lone Halvorsen, Dr. Thomas Hauer, Boris Jaeggi, Valeska<br />

Jansen, Jascha Köhler, Georg Lutz, Angelika Möller, Gabriel Palacios, Adriano Cimarosti, Dr. Karsten Priebe, Lilly Steffen, Helena Ugrenovic, Götz Winter, Dominique Zahnd,<br />

Jan-Chrisopher Sierks News Yvonne Beck, Lone Halvorsen | Cover Picture Constanze Leuschner / blaublut-edition.com | Photographs Taschen Verlag, Yvonne Beck, ALTA<br />

AESTETICA, Swiss Images, Ankerherz Verlag, Academy of Motion Picture Arts and Sciences, Metro Goldwyn Mayer, Tim Raue, Thomas Hauer, Enzo Ennea, Oman Torismus,<br />

Bilddatenbank. Alle Fotos, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber. | Corrector Andreas Probst | Main Office Prestige Media AG, Bösch 73, CH-6331<br />

Hünenberg Publisher /Production Prestige Media AG, Leimgrubenweg 4, CH-4053 Basel | Telefon +41 (0)61 335 60 80, Telefax +41 (0)61 335 60 88, info@prestigemedia.ch,<br />

www.prestigemedia.ch Web Matthias Zeitz | Support Dejan Djokic | Internet prestigemag.ch | E-Mail info@prestigemedia.ch | Coordination Laura Giarratana | Administration<br />

& Abo Service Serpil Dursun / s.dursun@prestigemedia.ch | Price / Issue CHF 10.– | Price / Year CHF 39.– | Frequency vierteljährlich | WEMF 2<strong>01</strong>2 / 2<strong>01</strong>3 – 25’102<br />

Exemplare | Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird<br />

von Redaktion und Verlag jede Haftung abgelehnt.<br />

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