PRESTIGE_01_2013
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26<br />
LIMITED EDITION SPRING 2<strong>01</strong>3<br />
CULTURE<br />
TRAVEL<br />
LIVING<br />
DRIVE STYLE<br />
BEAUTY & FASHION<br />
Culinarium<br />
FINANCE<br />
WATCHES & JEWELLERY<br />
& mOrE<br />
www.prestigemedia.ch | CHF 10.–<br />
<strong>01</strong><br />
9 771662125004
Rubriken<br />
2 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 1
Rubriken<br />
In Topform.<br />
Erleben Sie die neue E-Klasse an der<br />
Händlerpremiere vom 12. bis 14. April.<br />
Die neue E-Klasse geht jetzt in Topform an den Start und liefert<br />
in der Disziplin Dynamik auf den ersten Blick einen neuen Rekord<br />
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Sie sich bei einer Probefahrt gleich selbst und lernen Sie bei dieser<br />
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2 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 3
Rubriken<br />
INSE<br />
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Rubriken<br />
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Von innen heraus – In edelste Seide gehüllte Haut<br />
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The Luxury Way of Life | 5
Rubriken<br />
6 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 7
Rubriken<br />
a new dimension in open-top driving<br />
bugatti veyron 16.4 grand sport vitesse<br />
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8 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 9
Rubriken<br />
THE NEW FRAGRANCE FOR MEN<br />
10 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
zegna.com<br />
Casa Malaparte is a work of architecture created by Curzio Malaparte<br />
The Luxury Way of Life | 11
Rubriken<br />
12 | <strong>PRESTIGE</strong>
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Rubriken<br />
make a Statement with every Second.<br />
Pontos S<br />
Eine stilvolle und moderne<br />
Sportuhr, die von einem Automatikkaliber<br />
angetrieben wird, das für<br />
seine chronographischen Leistungen<br />
berühmt ist. Des Weiteren ist sie mit<br />
einer patentierten, drehbaren Lünette<br />
ausgestattet, die unter dem Glas sitzt,<br />
und verfügt über eine beeindruckende<br />
Wasserdichtigkeit bis 200m.<br />
The Luxury Way of Life | 13
inhalt<br />
CULTURE<br />
21 Die schlaue Barbie<br />
Heather Graham<br />
34 Fotostrecke<br />
Lost Futura<br />
44 And the Winner is …<br />
85 Jahre Oscar-Verleihung<br />
52 The Man who shot Marylin Monroe<br />
Bert Stern<br />
60 The GaMBino Family<br />
Teil III John Gotti – der «Teflon-Don»<br />
72 Das leben rocken<br />
Juanes<br />
52<br />
60<br />
Fashion<br />
82 Sechs Fashion-Schritte zum Erfolg<br />
Mit Stil durchs Leben<br />
82<br />
89<br />
89 <strong>PRESTIGE</strong> presents<br />
Just an Ordinary Day<br />
112 Barbara Hulanicki<br />
Biba and Beyond<br />
120 Fotostrecke<br />
Finest Lingerie<br />
WATCHEs & JEWELLERY<br />
132 Genfer Uhrensalon<br />
Vielfalt bestimmt das Geschehen<br />
148<br />
148 White Turf meets Jewellery<br />
Spring Summer Fashion<br />
132<br />
14 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
162 Berliner schnauze<br />
Ein Tag mit Tim Raue<br />
162<br />
174 Caza mon Amour<br />
Kulinarischer Streifzug<br />
durch die weisse Stadt<br />
174<br />
Beauty<br />
182<br />
182 Maskenball<br />
Pflege für die Haut<br />
190 Die Schuhkönigin<br />
Giovanna Ferragamo<br />
196 Was ist Schönheit<br />
Ideale im Wandel der Zeit<br />
200 Der Julia Roberts-eFFekt<br />
Strahlendes Lächeln<br />
202 Glatze ade!<br />
Haartransplantation<br />
DRIVE STYLE<br />
206 Investment auf vier Rädern<br />
Oldtimer als Wertanlage<br />
214 Das Ziel heisst Le Mans<br />
Das bedeutendste Langstreckenrennen<br />
der Welt<br />
206<br />
The Luxury Way of Life | 15
inhalt<br />
living<br />
232 Form vor Funktion<br />
Aldo Rossi<br />
252<br />
238 Chairs, Chairs, Chairs<br />
Vom Thron zum Kultobjekt<br />
246 Grüne Paradiese<br />
Oasen der Sinnlichkeit<br />
252 Outdoor Living<br />
Mit Bobby Dekeyser<br />
232<br />
FinanCE<br />
264 Europa und der Euro<br />
266 Krisenpolitik der EU<br />
266<br />
278 Heute Idee, Morgen Realität!<br />
282 Alles auf Ego<br />
travel<br />
288 Namibias Norden<br />
Endlose Weiten<br />
302 Bären in North Carolina<br />
Zu Besuch in New Bern<br />
288<br />
312 Die Legende am Golf<br />
Naturschönheiten und faszinierende Kultur<br />
318 Privatklinik in einzigartiger Umgebung<br />
312<br />
322 Impressionen White Turf<br />
Kolumnen<br />
58 Wilhelm J. Grusdat – Schaumbäder der Kunst<br />
70 Vera Dillier – Frauen und Schuhe<br />
88 Gabriel Palacios – Kleider machen Leute<br />
204 Götz Winter – Lieblings-Beautymarken<br />
286 Dr. Carsten Priebe – Emerging Markets<br />
16 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
King Power UNICO King Gold Carbon.<br />
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The Luxury Way of Life | 17
Rubriken<br />
inserat<br />
Villeret Kollektion<br />
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18 | <strong>PRESTIGE</strong><br />
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Rubriken<br />
Geschätzte<br />
Leserinnen,<br />
Geschätzte<br />
Leser<br />
VVor Ihnen liegt die neue Ausgabe des Magazins <strong>PRESTIGE</strong>. Wie<br />
Sie schnell feststellen werden, gibt es einige Neuerungen. Ab diesem<br />
Jahr werden wir Sie mit grossen, hochwertig produzierten<br />
Fotostrecken verwöhnen und durch mehr News immer up to date<br />
halten. Zudem haben wir unseren Seitenumfang erhöht, denn es gibt so viele<br />
schöne Dinge im Leben, die wir Ihnen alle gerne vorstellen möchten.<br />
In unserer Frühlingsausgabe ist dies zum Beispiel der Fotograf Bert Stern. Er<br />
ist einer der grössten Portraitfotografen Amerikas und produzierte viele der<br />
weltweit wichtigsten Print- und Fernseh-Werbekampagnen. Mit seinem «The<br />
Last Sitting» kurz vor Marilyn Monroes Tod wurde er auf der ganzen Welt<br />
bekannt. Niemand zuvor ist der Schauspielerin jemals so nahe gekommen.<br />
Zudem besuchten wir für Sie die älteste Schweizer Siedlung in den USA: die<br />
Kleinstadt New Bern in North Carolina. Das Berner Wappentier, der Bär, ist<br />
hier omnipräsent und begrüsst die Gäste in Form von Skulpturen, Aufklebern<br />
und Fahnen. Was sonst noch an die uralte transatlantische Freundschaft erinnert,<br />
erfahren Sie im vorliegenden Magazin.<br />
Lehnen Sie sich also genüsslich zurück, geniessen Sie die ersten Frühlingsboten<br />
und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende Lesereise.<br />
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Entworfen und hergestellt in den Ateliers von Meister Zürich<br />
Francesco J. Ciringione<br />
Verleger<br />
Yvonne Beck<br />
Chefredaktorin<br />
Juwelen, Bahnhofstrasse 33, 80<strong>01</strong> Zürich<br />
T +41 (0)44 221 27 27, www.meister-zurich.ch<br />
The Luxury Way of Life | 19
Rubriken<br />
culture<br />
20 | <strong>PRESTIGE</strong>
Heather<br />
Graham<br />
Die<br />
schlaue<br />
Barbie<br />
Dominique Zahnd<br />
The Luxury Way of Life | 21
CULTURE<br />
Ihre Eltern wollten,<br />
dass sie Nonne wird.<br />
Doch Heather Graham<br />
hat lieber als leichtbekleidetes<br />
Blondchen<br />
Kinokarriere gemacht.<br />
Abseits der Kamera<br />
verblüfft der «Hangover»-<br />
Star allerdings als<br />
clevere Geschäftsfrau.<br />
22 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 23
CULTURE<br />
© Warner<br />
Heather Graham feierte ihren Durchbruch als quirliges Rollergirl im umjubelten Drama «Boggie Nights» (1997).<br />
BBlonde Mähne, blaue Kulleraugen, waffenscheinpflichtiges Dekolleté:<br />
So begrüsst der Hollywoodstar den <strong>PRESTIGE</strong>-Reporter im Nobelhotel<br />
Dolder. Heather Graham ist in die Schweiz gereist, um beim<br />
Zurich Film Festival das Drama «At Any Price» vorzustellen. In dem<br />
Rennfilm steht die 43-Jährige an der Seite von Veteran Dennis Quaid und<br />
Kinoschnüggel Zac Efron. Zwei illustre Filmpartner mehr, neben denen sie<br />
wieder eine gute Figur gemacht hat. Denn die Liste ihrer Co-Stars ist lang:<br />
die Lady aus Milwaukee/USA drehte schon mit Celebrities wie Johnny Depp<br />
(«From Hell»), Will Smith («Six Degrees of Seperation»), Robert Downey Jr.<br />
(«Two Girls and a Guy»), Eddie Murphy («Bowfinger»), Liev Schreiber («Scream<br />
2»), William Hurt («Lost In Space»), Mike Myers («Austin Powers: The Spy<br />
Who Shagged Me»), Kevin Spacey («Father of Invention»), Anthony Hopkins<br />
(«Bobby»), Keanu Reeves («Even Cowgirls Get the Blues») und Jack Nicholson<br />
(«Anger Management»).<br />
Durchbruch mit Pornodrama «Boogie Nights»<br />
Das erste Mal auf der Leinwand aufgefallen ist die Amerikanerin im Indiedrama<br />
«Drugstore Cowboy» (mit Matt Dillon). Was zeichnet ihren damaligen<br />
Boss, den Regisseur Gus Van Sant («Good Will Hunting»), aus? Heather denkt<br />
24 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
nach, dann sagt sie: «Er weiss, wie man eine Geschichte<br />
erzählt. Mir gab er nicht viele Anweisungen.<br />
Ich glaube, er dreht genug Material, das cool<br />
aussieht, und pickt sich dann die besten Stückchen<br />
heraus.» Der Film, der ihre Karriere richtig ins<br />
Rollen gebracht hat, war «Boogie Nights» (1997).<br />
Darin verkörperte sie das «Rollergirl»: eine junge<br />
Pornodarstellerin, die bei Dreharbeiten und auch<br />
sonst immer auf Rollerskates herumkurvte. Der<br />
Streifen erzählt die Geschichte von Pornolegende<br />
John Holmes (gespielt von Mark Wahlberg) – und<br />
die Kritiken waren fantastisch. Nach diesem Kinohit<br />
lächelte Heather unter anderem vom Cover des<br />
«Rolling Stone»-Magazins: ein neues Sexsymbol<br />
war geboren! Ab dann flatterten auch die Drehbücher<br />
stapelweise ins Haus. Mittlerweile ist sie<br />
fast schon 30 Jahre im Business. Doch altern tut<br />
sie nicht. Heather ist gerade 43 geworden, doch<br />
sie sieht nicht älter aus als 25. Gefragt nach ihrem<br />
Beautygeheimnis, nennt sie Yoga und Meditation.<br />
«Zum Glück bin ich noch nicht an dem Punkt angelangt,<br />
an dem ich über Schönheitsoperationen<br />
nachdenken müsste – allein die Vorstellung lässt<br />
mich schaudern. Ich finde es viel schöner, wenn<br />
Menschen auf natürliche Weise altern. Abgesehen<br />
davon koche und esse ich gern. Nur das Dessert<br />
lasse ich jeweils weg.» Zum Meditieren gebracht<br />
hat sie der exzentrische Regisseur David Lynch<br />
(«Mulholland Drive»). «Er hat mir seinen Lehrer weiterempfohlen,<br />
der brachte es mir bei – ich meditiere<br />
immer noch jeden Tag. Es gibt mir ein ungeheuer<br />
intensives Gefühl von Friedlichkeit und es ist die<br />
beste Methode, um Stress abzubauen.»<br />
© Paramount<br />
David Lynch förderte sie als einer der Ersten. Als<br />
sein Stern gerade am Aufsteigen war, drehte er<br />
viele Werbespots – auch für Calvin Klein. In einem<br />
davon spielten Benicio Del Toro und Heather Graham<br />
mit. Lynch lud die Blondine anschliessend zu<br />
sich nach Hause ein. «Er führte mich in den Garten<br />
hinter seinem Haus, um mir sein neustes Kunstprojekt<br />
zu zeigen. Auf dem Gras lag ein ausgeweideter<br />
Truthahn, der mit Ameisen übersäht war.<br />
Und David sagte: «Ich glaube, ich mache jetzt Fotos<br />
davon.» Der Regisseur drehte damals auch die<br />
bejubelte Mysteryserie «Twin Peaks» (1990–1991).<br />
Und er wollte Heather dafür gewinnen. Vorsprechen<br />
musste sie aber nie. Lynch verwickelt potentielle<br />
Kandidaten für eine Rolle in der Regel in ein<br />
Gespräch. Gefällt ihm, wie sie sich dabei geben,<br />
ist das Casting beendet. Also spielte die damals<br />
21-Jährige in «Twin Peaks» die Geliebte eines FBI-<br />
Agenten. Das ist insofern ironisch, weil ihr Vater<br />
beim FBI arbeitet.<br />
David Lynch entdeckte die Schauspielerin: Szenenbild aus «Twin Peaks».<br />
The Luxury Way of Life | 25
CULTURE<br />
In der Komödie «Boogie Woogie» (2<strong>01</strong>0) spielt Heather an der Seite von Amanda Seyfried und Sir Christopher Lee.<br />
26 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
© Lighthouse Home Entertainment<br />
Rollenwahl führte zu Streit mit Eltern<br />
Wegen seines Jobs mussten die Grahams laufend<br />
umziehen. In der Schule war Heather nie beliebt:<br />
denn sie sprach kaum und war körperlich ein<br />
Spätzünder. Nur im Theaterunterricht machte das<br />
schüchterne Mädchen den Mund auf. Schauspielerin<br />
zu werden, war ihr Traumberuf, ihrer Familie gefiel<br />
das aber gar nicht. Sie hätte lieber gesehen, dass<br />
ihre älteste Tochter Nonne wird. Mit der Pornorolle in<br />
«Boogie Nights» eskalierte der Streit endgültig – und<br />
beide Seiten sprachen nicht mehr miteinander.<br />
Obwohl Heather Graham oft das frivole Betthäschen<br />
verkörpert hat, füllt sie jeden Part mit einer Qualität,<br />
die viele ihrer Kolleginnen vermissen lassen: Und<br />
das ist eine fast schon kindliche Begeisterung. Deswegen<br />
bringt die Amerikanerin auch immer – egal,<br />
was sie spielt – die Leinwand zum Leuchten.<br />
Doch ein Hollywoodstar zu sein, bedeutet nicht<br />
nur Glitzer und Glamour. Manchmal drischt die<br />
Presse auf einen ein oder es gibt lange keine<br />
neuen Jobangebote. Heather Graham kennt diese<br />
Durststrecken auch. «Das Movie-Business hat<br />
seine Schattenseiten», sagt sie. «Manchmal dreht<br />
man Filme, die man selber toll findet – doch niemand<br />
sieht sie sich an.» Auf der anderen Seite<br />
hat man als Teil der Promiwelt plötzlich auch jede<br />
Menge neuer Kumpels. Bewusst geworden ist ihr<br />
das beim Filmfestival von Venedig. Auf einer Party<br />
trafen sie und ihre zwei Freundinnen per Zufall Bono<br />
von U2. Der sagte spontan: «Lasst uns zusammen<br />
ausgehen.» Also folgten sie ihm in einen Club<br />
und tanzten zusammen. Ein paar Stunden später<br />
nahm er die drei mit auf seine Yacht, wo sie weiterfeierten.<br />
«Und irgendwann zwischendurch sagte<br />
ich zu mir selber. ‹Ich bin wirklich eine Schauspielerin<br />
geworden und mache gerade Party mit meinen<br />
Freundinnen und Bono.› Ist das nicht schräg?»<br />
The Luxury Way of Life | 27
CULTURE<br />
Die Stripperin ist zurück! In «Hangover» schnappte sie sich Stu (Ed Helms). In «Hangover 3» turteln die zwei weiter.<br />
28 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
© Warner Bros.<br />
Neuer Karriereschub dank «Hangover»<br />
Eine ganz neue Generation von Fans dazugewonnen hat die Actrice dank der deftigen<br />
Komödie «Hangover». Darin dreht sich alles um einen Junggesellenabschied<br />
in Las Vegas, der dermassen ausartet, dass alle Beteiligten am Morgen danach<br />
einen Aussetzer haben. Beim mühsamen Rekonstruieren der letzten Nacht findet<br />
die Truppe um sexiest-man-alive Bradley Cooper unter anderem heraus, dass<br />
einer von ihnen im Suff eine Stripperin geheiratet hat. Diese hätte eigentlich die<br />
16 Jahre jüngere Lindsay Lohan spielen sollen. Dass die Zicke absagte, war Heathers<br />
Glück. Denn die beiden «Hangover»-Filme spielten zusammen weit mehr als<br />
eine Milliarde US-Dollar ein.<br />
Neben den bekannten Hauptdarstellern – jeder mittlerweile mit einem Salär<br />
von 15 Millionen Dollar – ist auch Graham im dritten und letzten Teil wieder mit<br />
von der Partie. Über «Hangover 3» darf sie zwar keine Details verraten, aber<br />
wie es ist, in Stripclubs und mit einem unzufriedenen Baby zu drehen, schon.<br />
Um als professionelle Stangentänzerin durchzugehen, nahm die Schauspielerin<br />
extra Unterricht. «Ich absolvierte einen speziellen Stangentanz-Kursus – er<br />
hiess ‹Der Arschfaktor›. Das ist kein Witz», sagt Heather Graham. «Doch es<br />
zahlte sich aus. Als mich eines der Profigirls beim Trainieren im Club fragte,<br />
ob ich auch hier arbeiten würde, empfand ich das als riesiges Kompliment.»<br />
Weniger toll gestalteten sich die Szenen mit ihrem winzigen Co-Star – einem<br />
Baby. «Sechs Säuglinge teilten sich die Rolle. Vier davon waren total süss und<br />
zwei der Horror.» Die schwierigste war die Stillszene – weil sich der Knirps<br />
partout nicht für Heathers fremde Brüste interessierte. Also hampelte die halbe<br />
Crew mit Rasseln und Stofftieren hinter der Schauspielerin herum, damit das<br />
Baby wenigstens einmal den Kopf in deren Richtung reckte. Graham: «Dieser<br />
Drehtag dauerte 17 Stunden …»<br />
Ihr Wunsch-Polterabend wäre am Strand<br />
Das einzige Mädel inmitten einer Horde durchgeknallter Jungs zu sein, gefällt<br />
der 43-Jährigen. «Ich habe mich schon immer gerne mit Männern umgeben,<br />
weil ich nie Brüder hatte. Als Frau ist es ein schönes Gefühl, von der ganzen<br />
Truppe beschützt zu werden.» Mit dem Hangover-Prinzip, sich bis zum Filmriss<br />
zuzudröhnen, kann Heather allerdings nichts anfangen. Sie war nie ein<br />
Partygirl, auch nicht als Teenager. Deshalb ist für sie die Vorstellung eines<br />
wilden Junggesellinnenabschieds ein Greuel. «Ginge es nach mir, würde ich<br />
am liebsten mit meinen Freundinnen an einem Strand liegen. Ich weiss, ich<br />
bin total langweilig …» Sie erinnert sich aber an den Polterabend ihrer besten<br />
Freundin, bei dem es ziemlich heiss zu und her ging. «Irgendwann tauchte die<br />
Polizei auf und wollte die Gäste festnehmen, aber die Braut brüllte: ‹Verpisst<br />
euch! Sonst verklage ich euch! Ich bin Anwältin!› Dabei steckte sie damals<br />
noch mitten im Jurastudium …»<br />
The Luxury Way of Life | 29
CULTURE<br />
Geht man ihre Filmografie durch, fällt auf, dass sie<br />
fast ein halbes Dutzend Mal eine Frau gespielt hat,<br />
die mit Sex ihren Lebensunterhalt verdient. Keine<br />
Befangenheit deswegen? «Wenn es eine starke<br />
Rolle ist oder der Film nach Spass aussieht, dann<br />
habe ich keine Vorbehalte», sagt sie. «Ich wünschte<br />
mir aber grundsätzlich, dass es mehr Filme gäbe,<br />
die Frauen in ihren Mittelpunkt stellen. Dass<br />
zum Beispiel eine Komödie wie ‹Bridesmaids› eine<br />
Finanzierung bekam, ist ein gutes Zeichen.»<br />
Ratschläge von Kollegin Drew Barrymore<br />
Um dem Hollywoodsystem nicht komplett ausgeliefert<br />
zu sein, entwickelt Heather Graham immer<br />
wieder eigene Stoffe als ausführende Produzentin.<br />
Tipps hat sie sich bei Kollegin Drew Barrymore geholt.<br />
«Für romantische Komödien kriegt man das<br />
Geld am schnellsten zusammen», sagt Heather.<br />
«Bei Dramas wird es schon viel schwieriger.» Zu<br />
ihren letzten Projekten gehört unter anderem das<br />
gut gemachte Drama «About Cherry». Darin geht<br />
es um ein 18-jähriges High School-Girl (überzeugend<br />
– Ashley Hinshaw), das in die Pornofilmszene<br />
hineinschlittert. Graham spielt in der geschmackvollen<br />
und alles andere als billigen Produktion eine<br />
lesbische Filmproduzentin.<br />
Das unterstreicht einmal mehr, dass sie alles andere<br />
als prüde ist. Sie lacht: «Sex ist etwas Natürliches<br />
und durchaus auch eine sehr witzige Angelegenheit.<br />
Über Sex sollte man lachen können!<br />
Und ich liebe es, vor der Kamera einen Orgasmus<br />
vorzutäuschen. Ich würde zu gern mal eine Sexkomödie<br />
aus weiblicher Sicht drehen. Doch für mein<br />
Geschlecht gelten in Hollywood-Komödien immer<br />
noch gewisse sexuelle Grenzen. Ich fände es toll,<br />
wenn ich diese Schranken einreissen könnte.»<br />
30 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 31
© STUDIOCANAL<br />
Perfekte Comedy-Paarung: Mike Myers und Graham in der Bond-Persiflage «Austin Powers 2».<br />
SHORTCUT<br />
Promi-Dates im Geheimen<br />
Weil sie wenig ausgeht und keinen hohen Männerverschleiss hat, taucht Heathers Gesicht selten in den Klatschheften auf. Das<br />
gefällt ihr. «Auch wenn mal was Nettes geschrieben wird, mache ich einen Bogen um solche Magazine. Ich will mich nicht davon<br />
beeinflussen lassen.» Das heisst aber nicht, dass sie als VIP uninteressant wäre – immerhin war sie schon mit Russell Crowe, Heath<br />
Ledger, Matt Dillon, Edward Burns, Josh Lucas, Benicio Del Toro, Adam Ant, Kyle MacLachlan und Matthew Perry liiert. Aber nur<br />
fotografieren lässt sie sich beim Turteln halt nie.<br />
32 | <strong>PRESTIGE</strong>
www.ferragamo.com<br />
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 33
Rubriken<br />
LOST<br />
Futura<br />
Fotograf Joel Cartier | Hair & Make Up Kathrin Tollas | Styling Kathrin Tollas / Joel Cartier<br />
Model Jana Gallus | First Assistent Thompson Johnson | Second Assistent Klemens Trenkle<br />
34 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 35
Rubriken<br />
36 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 37
CULTURE<br />
38 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
Joel Cartier ist Fotograf und Filmemacher bei<br />
Eclumes Studios, welches er mit seinem Partner<br />
Damien Krisl leitet. Zu seinen Kunden gehören<br />
u.a. Nivea, Paris Hilton, Ed Hardy, POLICE, BMW<br />
und Schwarzkopf.<br />
Inspiriert von Licht und Farbe, hält er die Magie<br />
eines Momentes für die Ewigkeit fest.<br />
www.eclumes.com<br />
The Luxury Way of Life | 39
Rubriken<br />
40 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
manschettenknöpfe und gürtel aus schweizer luxusuhrenstahl 316l<br />
suitart switzerland<br />
zürich basel aarau glattpark interlaken luzern thalwil bern st. gallen solothurn berlin<br />
The Luxury Way of Life | 41
More than just Books<br />
Der Meister moderner Menschenfotografie<br />
Die blosse Erwähnung des Namens Mario Testino lässt die Herzen all derer<br />
schneller schlagen, die sich – auf die erwachsene Art – für die Welt der Mode<br />
und der VIPs interessieren. So allgegenwärtig ist dieser Fotograf in den grossen<br />
Magazinen und bei Insider-Events, dass er längst selbst als Star gehandelt<br />
wird. Testinos neuestes Buch vereint eine hervorragende Auswahl seiner<br />
besten Studioaufnahmen mit seinen nicht minder glamourösen Schnappschüssen.<br />
Eine strahlende Gwyneth Paltrow, die den gerade gewonnenen<br />
Oscar umklammert, eine in Pelz gehüllte Jennifer Lopez auf einer Kommode<br />
und die unvergesslichen Porträts von Prinzessin Diana mit ihren beiden Söhnen<br />
sind nur einige der vielen ikonischen Inszenierungen und Momente, die<br />
hier zum ersten Mal in Buchform zusammengefasst wurden.<br />
«Mario Testino. Private View»<br />
Limited Edition<br />
1500 nummerierte und signierte Exemplare mit einem holografischen Testino-<br />
Porträt von Lady Gaga.<br />
Taschen Verlag<br />
Als der King noch Prinz war<br />
«Elvis who?», fragte Al Wertheimer, als er Anfang<br />
1956 beauftragt wurde, einen Schnulzensänger<br />
aus Memphis zu fotografieren. Wertheimer ahnte<br />
nicht, dass dies der Job seines Lebens werden<br />
würde: Der damals 21-jährige Elvis Presley war<br />
gerade dabei, in den Olymp der Popmusik aufzusteigen.<br />
Wertheimer konnte Elvis so nahe kommen<br />
wie kaum ein anderer. Er machte fast 3000 Aufnahmen,<br />
die das Porträt eines Künstlers auf dem<br />
Sprung zum Weltruhm ergeben. Unerreicht in ihrer<br />
Frische und Intimität, sind diese Bilder einzigartige<br />
Dokumente jenes Moments, in dem Rock ’n’ Roll<br />
zum Massenphänomen wurde. Eine Edition nicht<br />
nur für die Fans des «King», sondern auch für Liebhaber<br />
des Fotojournalismus und der Porträtkunst<br />
des 20. Jahrhunderts.<br />
«Alfred Wertheimer. Elvis and the Birth of<br />
Rock and Roll»<br />
Limited Edition<br />
1956 nummerierte und signierte Exemplare.<br />
Zudem erhältlich als Collector’s Edition (No. 251–1956)<br />
und in zwei Art-Editionen mit je 125 Exemplaren (No.<br />
1–125 und 126–250), denen ein Originalprint beiliegt.<br />
Taschen Verlag<br />
42 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fotografische Sinnlichkeit<br />
Fantasien können verlockend und bittersüss zugleich sein. Es ist diese Spannung,<br />
die David Drebins sinnliche Bildsprache so faszinierend macht. In seiner<br />
neuesten Kollektion entwickelt der gefeierte zeitgenössische<br />
Fotograf kompakte Geschichten rund um die verführerischen<br />
Reisen seiner begehrenswerten Heldinnen. Unnahbar und<br />
doch unwiderstehlich, bleiben diese Frauen aufreizend anonym<br />
– obwohl einige von ihnen echte Megastars sind. Vor der<br />
Kulisse einer weltumspannenden Kultiviertheit reichen die<br />
Schauplätze ihres Werbens von New York bis nach Jerusalem,<br />
von Miami bis Istanbul. Wen werden sie verführen?<br />
Wen zurückweisen? Drebin ist ein Meister der fotografischen<br />
Intrige, die schockieren, aber genauso gut in die<br />
Glückseligkeit führen kann.<br />
«Beautiful Disasters Collector’s Edition»<br />
David Drebin<br />
Limited Edition<br />
50 Exemplare mit einem handsignierten und nummerierten Photoprint.<br />
TeNeues Verlag<br />
Ikonen der Fotografie<br />
Die Fotografien von Elliott Erwitt sind moderne Meisterwerke. Mit seinem unvergleichlichen<br />
Talent fängt Erwitt das Besondere ein – das Unvergängliche,<br />
das vor seiner Linse lebendig wird und ein echtes Eigenleben entwickelt. Diese<br />
Special Edition vereint einige seiner denkwürdigsten Aufnahmen in einem bahnbrechenden<br />
Sammelband. Von seinen Marilyn-Bildern am Set von «Das verflixte<br />
7. Jahr» bis zum Porträt des Chihuahua, der neben den Vorderbeinen einer<br />
Deutschen Dogge geradezu zwergenhaft erscheint: Immer waren es Erwitts<br />
unfehlbarer Sinn fürs Timing und sein Auge für das Aussergewöhnliche – ein<br />
Blick, eine Bewegung, ein optischer Dialog –, die sein Werk einzigartig machten.<br />
Im besonderen XXL-Format entfaltet jede einzelne Aufnahme ihre ganze Kraft.<br />
«Elliott Erwitt»<br />
XXL Special Limited Edition<br />
1500 Exemplare (No. 5<strong>01</strong>– 2000) in Clamshell-Box, handsigniert und nummeriert.<br />
TeNeues Verlag<br />
The Luxury Way of Life | 43
CULTURE<br />
44 | <strong>PRESTIGE</strong>
Die Academy Awards sind<br />
der bedeutendste Preis<br />
der Filmbranche. Seit 1953<br />
wird die Verleihung<br />
im Fernsehen übertragen<br />
und mittlerweile<br />
alljährlich von<br />
rund 800 Millionen<br />
Menschen weltweit<br />
verfolgt. 2<strong>01</strong>3 wurden<br />
die «Oscars»<br />
schon zum 85. Mal<br />
vergeben.<br />
Jascha Köhler<br />
The Luxury Way of Life | 45
CULTURE<br />
JJedes Jahr vergibt die Academy of Motion Picture Arts and Sciences<br />
die weltberühmten goldenen Trophäen für die besten Leistungen des<br />
Vorjahres. Ins Leben gerufen wurde die begehrteste Auszeichnung im<br />
Filmbereich 1929 von Louis B. Mayer, dem damaligen Präsidenten der<br />
MGM-Studios.<br />
Besser bekannt ist der Academy Award of Merit unter seinem Spitznamen<br />
«Oscar». Diesen erhielt er angeblich durch die Sekretärin Margaret Herrick,<br />
die beim Anblick der Statue, die einen auf einer Filmrolle stehenden Ritter mit<br />
Schwert darstellt, ausgerufen haben soll: «Der sieht ja aus wie mein Onkel Oscar!»<br />
Obwohl die Bezeichnung «Oscar» bereits seit den frühen 30er Jahren gebräuchlich<br />
ist, betont die Academy immer wieder, dass diese nicht offiziell sei.<br />
Nichtsdestotrotz aber liess man sich den Spitznamen 1979 markenrechtlich<br />
schützen. Die Trophäe selbst ist 34 Zentimeter gross und wiegt etwas weniger<br />
als 4 Kilogramm. Sie besteht aus einer Nickel-Kupfer-Silber-Verbindung, bekannt<br />
als Britanniametall, und wird von einer dünnen Goldschicht überzogen.<br />
Der Materialwert einer Statue liegt bei etwa 300 Dollar.<br />
Die grossen Sieger<br />
Der erste grosse Abräumer war 1940 «Vom Winde verweht», der acht Preise<br />
erhielt, darunter auch einen für die Nebendarstellerin Hattie McDaniel, die in der<br />
Rolle der Mammy zu sehen war. Mit ihr wurde zugleich der erste afroamerikanische<br />
Künstler von der Academy ausgezeichnet.<br />
1960 wurde «Ben Hur», der elf Trophäen erhielt, zum erfolgreichsten Film in der<br />
«Oscar»-Geschichte. Sein Rekord besteht bis heute. Einzig «Titanic» und dem<br />
dritten Teil der «Herr der Ringe»-Trilogie gelang es, mit ebenfalls elf Auszeichnungen<br />
gleichzuziehen. Letzterer schaffte es übrigens, in allen Kategorien, in<br />
denen er nominiert war, auch zu gewinnen. Die am häufigsten mit dem «Oscar»<br />
ausgezeichnete Person ist nach wie vor Walt Disney. Er erhielt im Laufe seines<br />
Lebens insgesamt 26 Trophäen. Einen ganz besonderen Lauf hatte er zwischen<br />
1932 und 1939, als er achtmal nacheinander den Preis für den besten animierten<br />
Kurzfilm erhielt. Zudem gewann er 1954 mit vier Awards die meisten «Oscars»<br />
in einem Jahr. Damals wurde er in verschiedenen Kategorien sowohl für<br />
drei Kurzfilme als auch für die Dokumentation «Die Wüste lebt» ausgezeichnet.<br />
Dass Alter keine Rolle bei den «Oscars» spielt, bewies Shirley Temple, die mit<br />
sechs Jahren schon einen Preis erhielt, ebenso wie Christopher Plummer, der<br />
im letzten Jahr mit 82 für seine Nebenrolle in «Beginners» ausgezeichnet wurde.<br />
Anfangs war die Show noch nicht so bierernst wie heute. So erhielten Kinderdarsteller<br />
zwischen 1935 und 1961 einen eigenen Miniatur-«Oscar» oder der<br />
Bauchredner Edgar Bergen auch schon mal einen extra aus Holz gefertigten,<br />
bei dem man den Mund auf- und zuklappen konnte.<br />
Durch den Abend führt…<br />
Fast ebenso wichtig wie die ausgezeichneten Stars ist der durch den Abend<br />
führende Gastgeber. Der König der «Oscar»-Moderation war ohne Zweifel<br />
Bob Hope, der zwischen 1940 und 1978 insgesamt 18-mal das Publikum<br />
begrüsste. In jüngerer Zeit gelang es Billy Crystal, der bisher neunmal die<br />
Moderation übernahm, der Show immer wieder seinen ganz eigenen Stempel<br />
aufzudrücken. Mittlerweile ist die Zeremonie ein perfekt inszeniertes Hochglanz-Spektakel<br />
mit festen Regeln und Ritualen. So gut wie nichts wird bei<br />
der Verleihung heute mehr dem Zufall überlassen.<br />
46 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
The Luxury Way of Life | 47
CULTURE<br />
Die Sprechzeit bei den Dankesreden ist begrenzt; wer es nicht schafft, sich<br />
kurz zu fassen, wird gnadenlos vom Orchester übertönt.<br />
Tumulte, wie sie noch in den 70er Jahren bei den Awards üblich waren, sind<br />
heute so gut wie ausgeschlossen. 1974 rannte ein splitternackter Flitzer quer<br />
über die Bühne, und die Schauspielerin Vanessa Redgrave brauchte 1978 sogar<br />
Polizeischutz, nachdem sie auf die katastrophale Lage der Palästinenser aufmerksam<br />
gemacht hatte. Weit über 2000 «Oscars» wurden bereits vergeben,<br />
und bis heute haben ihn nur drei Personen abgelehnt: 1936 der Drehbuchautor<br />
Dudley Nichols, der sich damals solidarisch mit seiner streikenden Gewerkschaft<br />
Writers Guild zeigte, und Anfang der 70er mit George C. Scott und Marlon<br />
Brando zwei Schauspieler. Scott hielt die ganze Verleihung<br />
für eine «zweistündige Fleischbeschau», Brando verweigerte den<br />
Preis für «Der Pate» aus Solidarität mit den noch immer diskriminierten<br />
amerikanischen Ureinwohnern.<br />
Einen Hauch von Anarchie brachten zuletzt 1999 Roberto Benigni,<br />
der über die Sitze stieg, um auf die Bühne zu kommen,<br />
und vor zehn Jahren Michael Moore, der dem damaligen US-<br />
Präsidenten Bush ein herzhaftes «Shame on you!» zukommen<br />
liess, in die Veranstaltung.<br />
Der Beste, der Schlechteste<br />
Wie nah Anerkennung und Spott in Hollywood beieinander liegen können, erfuhren<br />
1998 der Drehbuchautor Brian Helgeland und 2<strong>01</strong>0 die Schauspielerin<br />
Sandra Bullock. Beiden gelang das Kunststück, an jeweils einem Wochenende<br />
sowohl für die beste als auch für die schlechteste Leistung des Jahres ausgezeichnet<br />
zu werden. Während Helgelands Drehbuch zu «L.A. Confidential» als<br />
das beste bei den «Oscars» gewann, bekam er für das Skript zu dem Kevin-<br />
Costner-Vehikel «Postman» die Goldene Himbeere. Gleiches widerfuhr Sandra<br />
Bullock, die für ihr Porträt einer Stalkerin in «Verrückt nach Steve» abgestraft<br />
wurde, nur um einen Tag später den Academy Award für ihre Darstellung einer<br />
fürsorglichen Stiefmutter in «Blind Side – Die grosse Chance» zu erhalten.<br />
Beide, sowohl Helgeland als auch Bullock, bewiesen die Grösse, sich nicht nur ihren<br />
«Oscar» abzuholen, sondern auch ihren Razzie Award entgegenzunehmen.<br />
SHORTCUT<br />
Die Goldene Himbeere<br />
Der Original Golden Raspberry Award (kurz Razzie Award genannt) ist der Filmpreis, um den sich in Hollywood niemand reisst. Er wurde<br />
ganz bewusst als Gegen-«Oscar» entworfen und wird seit 1981 für die schlechtesten Leistungen in der Filmbranche vergeben. Die<br />
gefürchtete Statue besteht aus einer Kunststoffhimbeere und einer alten Super-8-Filmrolle. Beides wird mit Goldfarbe überzogen und<br />
besitzt einen Materialwert von kaum mehr als fünf Dollar. Der einsame Spitzenreiter in Sachen Razzies ist Adam Sandlers Komödie<br />
«Jack und Jill», die 2<strong>01</strong>2 nicht weniger als zehn goldene Himbeeren bekam. Von Zeit zu Zeit werden auch Preise in einmalig ins Leben<br />
gerufenen Kategorien vergeben, so erhielt der Actionfilm «Con Air» 1998 etwa einen Preis für die «rücksichtsloseste Missachtung von<br />
Menschenleben und öffentlichem Eigentum». Zusätzlich zu den jährlichen Preisen wurden am Ende jeder Dekade auch noch Auszeichnungen<br />
für die schlechtesten Leistungen der 1980er, 1990er und 2000er Jahre vergeben. Nur wenige Stars holen sich ihren Preis<br />
persönlich ab. Unter ihnen waren der Regisseur Paul Verhoeven, Sandra Bullock und Halle Berry. Als Letztere 2005 ihre Auszeichnung<br />
für «Catwoman» bekam, bewies sie Humor und parodierte in ihrer Ansprache ihre eigene «Oscar»-Dankesrede von 2002.<br />
48 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 49
i<br />
iI<br />
iIi<br />
iv<br />
v<br />
50 | <strong>PRESTIGE</strong>
Kunstwelten<br />
iDer Meister der Moderne<br />
Das Kunsthaus Zürich zeigt eine Ausstellung<br />
mit rund 90 Gemälden und Arbeiten auf Papier<br />
von Marc Chagall. Seine Bilder vom russischen<br />
Dorfleben, seine schwebenden Figuren, fliegenden<br />
Kühe und Hähne sind weltbekannt. Die Ausstellung<br />
konzentriert sich auf die für die Karriere<br />
des Künstlers entscheidenden Jahre 1911–1922.<br />
Es sind die Jahre, in denen sich Chagall als Meister<br />
der Moderne etabliert.<br />
Was Chagall – Meister der Moderne<br />
Wann bis 12. Mai 2<strong>01</strong>3<br />
Wo Kunsthaus Zürich<br />
www.kunsthaus.ch<br />
iIiDie Picassos sind da!<br />
Pablo Picasso ist eine Schlüsselfigur der<br />
Kunst des 20. Jahrhunderts. Das Kunstmuseum<br />
Basel zeigt nun eine gross angelegte<br />
Retrospektive, die allein aus Basler Sammlungen<br />
zusammengetragen wird. Zum ersten Mal werden<br />
die hochkarätigen Picasso-Bestände des Kunstmuseums<br />
Basel und der Fondation Beyeler vereint<br />
ausgestellt. Dazu treten Werke aus zahlreichen<br />
Basler Privatsammlungen, die zum Teil erstmals<br />
öffentlich gezeigt werden und die Museumsbestände<br />
ideal ergänzen.<br />
Was Picasso Retrospektive<br />
Wann bis 21. Juli 2<strong>01</strong>3<br />
Wo Kunstmuseum Basel<br />
www.kunstmuseumbasel.ch<br />
iI<br />
Architekturfotografie<br />
Das Fotomuseum Winterthur zeigt eine Jubiläumsausstellung zum<br />
Thema Architektur und Fotografie. Neben Alltagsarchitektur und<br />
Prachtbauten, strukturierenden horizontalen und vertikalen Achsen, neben<br />
Haus und Heim, Utopien, Plan und Wirklichkeit wird auch die anziehende<br />
Vergänglichkeit der Architektur durch den Zahn der Zeit, durch natürliche und<br />
absichtliche Zerstörungen eine wichtige Rolle spielen.<br />
Was Concrete<br />
Wann bis 20. Mai 2<strong>01</strong>3<br />
Wo Fotomuseum Winterthur<br />
www.fotomuseum.ch<br />
iv<br />
Menschenbilder<br />
Der Schweizer Fotograf Hannes Schmid gehört zu den grossen<br />
Bild-Erzählern unserer Zeit. Berühmt ist er für seine ikonischen<br />
Inszenierungen des Marlboro-Cowboys und innovativen Modestrecken seit<br />
den frühen 1990er Jahren. Das Kunstmuseum Bern zeigt mit rund 150 Werken<br />
erstmalig eine gross angelegte Übersicht von seinen Arbeiten. Im Zentrum<br />
der Ausstellung stehen Menschenbilder und visuelle Erzählungen von<br />
den ikonischen Mythen der Cowboys bis hin zu existentiellen Grenzerfahrungen<br />
fremder Kulturen.<br />
Was Hans Schmid – Real Stories<br />
Wann bis 21. Juli 2<strong>01</strong>3<br />
Wo Kunstmuseum Bern<br />
www.kunstmuseumbern.ch<br />
v<br />
Ein Jahrzehnt voller Orte und Denkprozesse<br />
Um 1970 zeigt sich ein fundamentaler Wandel in der Kunst. Es werden<br />
neue Medien wie Fotografie oder Video und ungewohnte Materialen<br />
eingesetzt. Kunst manifestiert sich als temporäre Installation, als flüchtige<br />
Zeichnung oder als kaum bearbeitetes Objekt. Das Kunstmuseum Luzern<br />
zeigt dazu Werke von Joseph Beuys, Alighiero Boetti, Luciano Castelli, Gilbert &<br />
George, Richard Long, Urs Lüthi, Jean-Frédéric Schnyder uvm.<br />
Was Neunzehnhundertsiebzig<br />
Wann bis 11. November 2<strong>01</strong>3<br />
Wo Kunstmuseum Luzern<br />
www.kunstmuseumluzern.ch<br />
The Luxury Way of Life | 51
The<br />
Man<br />
who<br />
shot<br />
Marylin<br />
Monroe<br />
Er fotografierte Twiggy,<br />
Elizabeth Taylor und<br />
Audrey Hepburn. Unsterblich<br />
machten ihn<br />
jedoch seine Bilder von<br />
Marilyn Monroe, denn<br />
kurze Zeit nach «The<br />
Last Sitting» starb die<br />
Schauspielerin.<br />
Yvonne Beck<br />
Taschen Verlag / Metro-Goldwyn-Mayer<br />
52 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
The Luxury Way of Life | 53
CULTURE<br />
BBert Stern ist einer der grössten Porträtfotografen<br />
Amerikas. Er schoss in<br />
den 60er Jahren 200 Seiten pro Jahr<br />
für die «Vogue» und produzierte viele<br />
der weltweit wichtigsten Print- und Fernseh-<br />
Werbekampagnen. Mit seinen revolutionären<br />
Print-Anzeigen für Smirnoff revolutionierte er<br />
die Werbefotografie.<br />
Vom Wodka- zum Starfotografen<br />
In den frühen sechziger Jahren erlebte die Werbung<br />
eine kreative Revolution. Davor war Werbung<br />
etwas völlig anderes. PR-Anzeigen waren lediglich<br />
eine Art Bekanntmachung der Produktvorteile,<br />
nichts weiter. Die Stories waren alles andere als<br />
aufregend. Die Fotos waren sehr flach, bieder und<br />
steif: eine lächelnde Frau mit einer Seife in der<br />
Hand. Bert Stern hingegen gestaltete seine Bilder<br />
künstlerisch. In einer einfachen kraftvollen Bildersprache.<br />
Zwar gab es zu dieser Zeit bereits einige<br />
Starfotografen, doch keiner ging so respektlos mit<br />
der Wirklichkeit um wie Bert Stern. Er war der Erste,<br />
der nicht das reine Produkt abbildete, sondern<br />
Suggestionen und Stimmungen herstellte.<br />
Das Smirnoff-Foto war ein Meilenstein. Russischer<br />
Wodka stimmungsvoll festgehalten in der Wüste<br />
New Mexikos. Mit ihm brachte Bert Stern als Erster<br />
ästhetische Werte in die Werbung. Von da an<br />
war der junge Fotograf nicht mehr zu stoppen und<br />
die Maschinerie Stern kam ins Rollen. Schon bald<br />
waren Marken wie United Airlines, Pepsi-Cola,<br />
VW genauso seine Kunden wie die «Vogue» und<br />
andere Zeitschriften. Nach kurzer Zeit führte Bert<br />
Stern ein ganzes Imperium an. Es war das grösste<br />
Unternehmen, das je ein Fotograf geleitet hat. Er<br />
machte Fotos, drehte Werbespots – alles gleichzeitig.<br />
Alle wollten ihn haben, denn er hatte Erfolg<br />
und machte andere erfolgreich. Er arbeitete Tag<br />
und Nacht, wie eine Maschine, doch alles, worauf<br />
es ihm ankam, war die Fotografie.<br />
Der erfolgreiche Stern machte auch die Reklamefotos<br />
für den Film «Lolita», die heute schon fast<br />
Kultcharakter besitzen. Das Plakat mit der herzförmigen<br />
Sonnenbrille und dem Lutscher wurde zum<br />
Klassiker auf der ganzen Welt. Stern war perfekt<br />
für diesen Auftrag, zum einen verstand er sich gut<br />
mit dem Regisseur Stanley Kubrick, zum anderen<br />
konnte er die Frau sehen, die in dem kleinen<br />
Mädchen Lolita steckte. Er konnte Frauen aus jedem<br />
Blickwinkel fotografieren und wusste, wie er<br />
Menschen schön aussehen lassen konnte, deshalb<br />
liebten ihn besonders die Frauen. Er kam den<br />
Frauen, die er fotografierte, immer sehr nah. Oder<br />
wie er selbst von sich sagt: «Ich bin sehr obsessiv.<br />
Deshalb fotografiere ich vermutlich. Die Dinge, die<br />
ich betrachte, machen mich obsessiv. Ich will sie<br />
haben. Ich nehme sie mit der Kamera auf und sie<br />
gehören mir.»<br />
Der Mann, der die Frauen liebte<br />
Stern liebte die Frauen und die Fotografie; als er<br />
Fotograf bei «Vogue» wurde, konnte er beides miteinander<br />
verbinden. Er hatte viele Frauen, einige<br />
von ihnen jedoch nur vor der Kamera. Zu ihnen<br />
gehörte Marilyn Monroe. Das Sexsymbol und die<br />
begehrteste Frau der 50er Jahre zog sich für ihn<br />
sogar aus und Stern schenkte der Welt Aufnahmen,<br />
die noch heute begeistern.<br />
Bert Stern wollte das ultimative Foto von Marilyn<br />
Monroe schiessen, ein unsterbliches Schwarz-<br />
Weiss-Foto wie das, welches Edward Steichen von<br />
Greta Garbo gemacht hatte. Denn obwohl die Monroe<br />
bereits tausendfach abgelichtet wurde, gab es<br />
für Stern kein Bild, das auch nur annähernd unsterblich<br />
war. So fotografierte Bert Stern Marilyn Monroe<br />
schliesslich für die «Vogue». Dafür buchte er die<br />
grösste Suite im Bel Air Hotel in Los Angeles und<br />
verwandelte sie in ein Studio. Ein persönliches Umfeld<br />
für sein Shooting war ihm wichtig. Den grössten<br />
Teil der Fotos machte Bert Stern allein – ohne sein<br />
54 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
Team – es war ein intimer Dialog zwischen dem<br />
Fotografen und der Schauspielerin. Die Session<br />
begann um neun Uhr abends und ging bis in den<br />
frühen Morgen hinein. Stern sah in der Monroe etwas<br />
Göttliches – «Gott, Leben, Leidenschaft», wie<br />
er es in einem späteren Interview benannte. Bert<br />
Stern schoss ein Foto nach dem anderen – Marilyn<br />
nackt, ungeschminkt – auf einigen sieht man ihre<br />
Narbe am Bauch. So entstanden 2600 Fotos. Dieses<br />
sogenannte «Last Sitting» fand im Juni statt,<br />
am 6. August 1962 gingen die Bilder an die Presse,<br />
es war ein Montag, in der Nacht auf Sonntag<br />
war Marilyn Monroe gestorben – Selbstmord.<br />
«The Last Sitting»<br />
Bert Stern merkte nach eigenen Angaben<br />
nichts von den Dämonen, Leidenschaften<br />
und Schmerzen, die Marilyn Monroe bereits<br />
bei ihrem Shooting gequält haben müssen.<br />
«Ich war nur ein junger Kerl, der mit Marilyn<br />
Monroe rummachen wollte, da ich sie nicht<br />
gekriegt habe, waren die Bilder aber auch<br />
nicht schlecht. Wahrscheinlich waren sie sogar<br />
besser, denn es gibt sie immer noch und<br />
die Menschen mögen sie noch immer. Sie wollen ein Stück von der<br />
Leidenschaft, die ich hatte.»<br />
Nach dem Shooting versuchte Marilyn, die Bildauswahl zu kontrollieren. Viele<br />
der heute berühmten Bilder sind farbig durchgestrichen oder mit einer<br />
Haarnadel zerkratzt. Marilyn selbst tat dies. Es waren die Fotos, die sie nicht<br />
mochte, da sie nicht ihrem Selbstbild entsprachen und die sie nicht veröffentlicht<br />
haben wollte. Die Fotos waren für die «Vogue» nicht mehr verwendbar,<br />
doch gerade die orangenen Kreuze machten die Bilder zu wahren Kunstwerken.<br />
Bert Stern veröffentlichte nach Monroes Tod alle, auch die zensierten<br />
Fotos, in einem Buch und unzähligen Zeitschriften. Genau diese Bilder zeigen<br />
die Seelenansichten der Monroe – ihre Verletzbarkeit und Selbstzerstörung.<br />
Und genau diese Bilder machen die Monroe und ihren Fotografen unsterblich.<br />
Die eigentlichen Fotos des Bert Stern befinden sich immer in dem Raum zwischen<br />
dem Fotografen und seinem Objekt. Es geht nicht um das Objekt oder<br />
Sterns Person, sondern immer um den Raum dazwischen – einen unsichtbaren<br />
Ort. Einen Raum, in dem alles passieren kann. Stern hat mit seiner Technik<br />
und spielerischen Finesse nicht nur den Nerv der Zeit getroffen, sondern<br />
beeinflusste auch darauffolgende Generationen von Starfotografen wie Annie<br />
Leibovitz oder Mark Seliger. Eine Kamera können viele bedienen, aber Bert<br />
Stern war damit aussergewöhnlich. Es hatte künstlerisches Niveau. Seine Bilder<br />
sind atemberaubend, aber nicht weil sie einfach schön sind, sondern weil<br />
immer eine Idee dahintersteckte.<br />
The Luxury Way of Life | 55
CULTURE<br />
« »<br />
Ich liebe Frauen über alles –<br />
Frauen sind Göttinnen.<br />
Männer sind Sklaven.<br />
(Bert Stern)<br />
SHORTCUT<br />
Signierte Sonderausgabe<br />
Das Buch zur «letzten Sitzung» ist eine Hommage an die Frau, die zum Zeitpunkt ihres Todes 1962 die berühmteste Frau der Welt<br />
war und für eine ganze Generation als Symbol des Glamours und der Erotik galt. Obwohl sie von der Öffentlichkeit gefeiert und<br />
bewundert wurde, war sie in ihrem Privatleben verzweifelt auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit. Dieses Buch, nach einer<br />
Idee von Lawrence Schiller, kombiniert Mailers meisterhafte Schreibe mit Bert Sterns eindringlichen Bildern der 36-jährigen Marilyn.<br />
Denn Mailers wie auch Sterns Marilyn sind schön, tragisch und komplex. In Mailers Beschreibung ihres Lebens – von der trostlosen<br />
Kindheit und den schwierigen ersten Berufsjahren über die Zeit als Superstar, dem Auf und Ab in der Liebe bis hin zu den mysteriösen<br />
Umständen ihres Todes – erscheint Marilyn als Symbol des bizarren Jahrzehnts, in dem sie Hollywood beherrschte. Mailer und Stern<br />
lüften in dieser gewagten Synthese aus literarischem Klassiker und legendärer Porträtsitzung den Schleier über Monroe, der Frau,<br />
dem Star, dem Sexsymbol, und bieten tiefe Einblicke in eine legendäre Figur, deren wahre Persönlichkeit bis heute rätselhaft bleibt.<br />
Die Limited Edition mit insgesamt 1962 von Bert Stern signierten Exemplaren ist als Sammlerausgabe (No. 251-1962) und in zwei<br />
Art-Editionen mit je 125 Exemplaren (No. 1-250) erhältlich.<br />
«Norman Mailer/Bert Stern. Marilyn Monroe»<br />
278 Seiten<br />
Taschen Verlag<br />
56 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
www.gize.com<br />
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The Luxury Way of Life | 57
kolumne<br />
Aus dem Leben eines Galeristen: SchauMBäder der Kunst<br />
Seifenblasen sind eigentlich<br />
erstaunlich robuste Gebilde.<br />
Zwar zerplatzen die schillernd<br />
bunten Blasen nach einer<br />
Weile, aber während ihrer Lebensdauer<br />
können sie sogar<br />
einen starken Regenguss unbeschadet<br />
überstehen. Die<br />
Regentropfen fallen durch sie<br />
hindurch oder perlen an der<br />
Aussenhaut ab.<br />
Vor einiger Zeit fiel mir das<br />
Buch «Movie Stars in Bathtubs»<br />
in die Hände. Der<br />
Wilhelm J. Grusdat<br />
Sammelband vereint Filmstills von Stars und<br />
Sternchen aus der goldenen Ära des Kinos zum<br />
Thema «Bad in der Wanne». Viele dieser Stills<br />
haben heute Ikonenstatus und sind Teil des allgemeinen<br />
Bildfundus. Dazu gehören etwa die<br />
Szenen mit Clint Eastwood, der stoisch im dreckigen<br />
Badewasser seiner Metallwanne auf seinen<br />
Auftritt in dem Film «Ein Fremder ohne Namen»<br />
wartet, oder Doris Day und Rock Hudson, wie sie<br />
in «Bettgeflüster» aus der überschäumenden Badewanne<br />
miteinander telefonieren.<br />
Die weissen Schaumberge gehören zur Pop Art<br />
wie das strahlende Lächeln zu den Heroinnen von<br />
Roy Lichtenstein. Keine andere Stilrichtung hat so<br />
genüsslich mit den Werbeklischees gespielt und<br />
die vorhandenen Frauenbilder auf ironische Weise<br />
in Frage gestellt. So schuf Tom Wesselmann<br />
noch vor seinen «Great American Nudes», die ihn<br />
berühmt machen sollten, eine Reihe von bunten<br />
Badezimmerszenen. Collagenartig kombiniert<br />
er hier plastische Einrichtungsgegenstände, wie<br />
Duschvorhang und Handtuchhaken, mit gemalten<br />
Elementen. Entgegen der klassischen Bildtradition<br />
ist das Hauptmotiv – die badende Dame –<br />
nur eine flächenhafte Schablone. Das weibliche<br />
Abziehbild entzieht sich jeder Annäherung und<br />
entlarvt damit die überirdisch perfekten Werbegöttinnen<br />
als Illusion. Egal wie einladend das Lächeln<br />
von Roy Lichtensteins «Dame im Bad» ist,<br />
sie bleibt zweidimensional und damit ein ferner<br />
Traum. Apropos Göttin: Das<br />
Motiv der vergnügt badenden<br />
Dame lässt sich übrigens auf<br />
barocke Darstellungen der<br />
Liebesgöttin Venus zurückführen,<br />
die man ja nicht umsonst<br />
die «Schaumgeborene»<br />
nannte.<br />
Interessanterweise hat die<br />
sonst so grelle Pop Art auch<br />
eine sensible Seite, die sich<br />
vor allem im Akt manifestiert.<br />
Hier sieht man den<br />
Unterschied zwischen der<br />
Darstellung einer unnahbaren Göttin und einer<br />
Geliebten, die man auch in intimen Situationen<br />
portraitieren darf. Beispielhaft dafür ist das von<br />
meinem Freund Mel Ramos 1979 gemalte Bild<br />
«Bonnard’s Bath», das seine Frau Leta beim<br />
Wannenbad zeigt. Kein Schaumberg verhüllt<br />
den lang hingestreckten Körper; stattdessen<br />
zeichnet das Wasser ein paar zarte Muster auf<br />
die braune Haut in der ansonsten sehr ruhigen<br />
und von höchster Zuneigung geprägten Komposition.<br />
Mit dem gewählten Titel macht Ramos<br />
seinen Wasserakt zur Schwester von Pierre Bonnards<br />
«Nude in the Bath» (1925). Im Gegensatz<br />
zu Ramos malte Bonnard über vierzig Jahre lang<br />
nur Akte von seiner Frau. Sogar über deren Tod<br />
hinaus entstanden weitere Akte, die Bonnard’s<br />
Frau so zeigten, wie er sie in Erinnerung hatte:<br />
als junge Frau.<br />
Wenn man die heutige Kunstszene betrachtet, hat<br />
man manchmal das Gefühl, von wahren Schaumbergen<br />
umgeben zu sein. Ich werde immer wieder<br />
gefragt, ob und wann die Kunstblase platzen<br />
wird. Ich bin da ganz zuversichtlich: Manche<br />
Blasen – solche, die Kunst als reines Spekulationsobjekt<br />
ansehen – werden sicher platzen. Ich<br />
habe mich den bleibenden Werten verschrieben.<br />
Insofern perlen die kurzzeitigen, auf reinen Profit<br />
ausgerichteten Strömungen an mir ab. Stattdessen<br />
unterstütze ich die ernsthaften Sammler auf<br />
ihrer Suche nach einzigartigen Kunstwerken.<br />
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The Luxury Way of Life | 59
The<br />
Gambino<br />
Family<br />
Teil III<br />
John Gotti –<br />
der<br />
«Teflon-Don»<br />
Helena Ugrenovic<br />
60 | <strong>PRESTIGE</strong>
«Falls du denkst, dein Boss sei ein<br />
Idiot, vergiss nicht – du hättest keinen<br />
Job, wäre er freundlicher.» Der verhasste<br />
Paul Castellano ist tot. Verachtet<br />
und getötet wie ein Stück Dreck.<br />
Mit einem Handkuss auf den hochkarätigen,<br />
pinkfarbenen Diamanten erweisen<br />
die Soldaten John Gotti nach Castellanos<br />
Tod ihre Ergebenheit. John Gotti hat<br />
sein lang ersehntes Ziel erreicht. Er ist der<br />
Boss der Bosse und das neue Oberhaupt<br />
der Gambino-Familie.<br />
The Luxury Way of Life | 61
CULTURE<br />
JJohn Gotti sitzt mit Salvatore «Sammy the<br />
bull» Gravano als stiller Beobachter im<br />
Auto auf der gegenüberliegenden Strassenseite,<br />
als Paul Castellano und sein Fahrer<br />
Tommy Bilotti hingerichtet werden. Das «Steakhouse<br />
Massacre» schreibt Kriminalgeschichte<br />
und Gotti, der mit seiner Art der Machtergreifung<br />
gegen alle Regeln der anderen vier New Yorker<br />
Mafia-Familien Bonanno, Colombo, Genovese<br />
und Lucchese verstösst, ist nach Al Capone der<br />
erste zeitgenössische Mobster, der in den Medien<br />
umfassend präsentiert wird. «Time», «People»<br />
und das «New York Time Magazine» platzieren<br />
den perfekt frisierten, tadellos gekleideten und<br />
zum Halbgott stilisierten Gotti auf der heissbegehrten<br />
Titelseite ihrer Magazine. Nach Al Capone<br />
ist er eines der bekanntesten Mitglieder der<br />
Cosa Nostra und der Liebling der Presse. Die<br />
Anklagen, die gegen ihn laufen, perlen an ihm ab<br />
wie Fremdstoffe von einer Teflon-Beschichtung.<br />
John Gotti ist der «Teflon-Don».<br />
Der neue Pate<br />
Das Weihnachtsgeschenk, das Gotti für Castellano vorbereitet hat, sind Bleikugeln<br />
in dessen Schädel. Sich selber schenkt er die Erfüllung eines lange<br />
gehegten Traums. Neun Tage nach dem Tod von Paul Castellano beschäftigt<br />
eine Frage sowohl die New Yorker Unterwelt als auch das FBI brennend – wer<br />
tritt die Nachfolge von Castellano an? Nach dem Treffen der Mobster in einem<br />
Social Club in Little Italys Mulberry Street beobachten observierende FBI-<br />
Agenten, wie die Soldaten John Gotti die Tür seiner 70ʼ000-Dollar-Limousine<br />
aufhalten, ihm aus der Jacke seines 2000-Dollar-Brioni-Anzugs helfen und<br />
ehrwürdig den protzigen Ring küssen. Mit 45 Jahren hat sich Gotti wie ein<br />
penetrantes Krebsgeschwür ins Herz der Cosa Nostra emporgearbeitet.<br />
Die Wurzel der Macht<br />
Als fünftes von dreizehn Kindern wird John Gotti am 27. Oktober 1940 in<br />
New York City geboren. Sein Vater J. Joseph Gotti und seine Mutter Fannie,<br />
italienische Einwanderer, ernähren ihre Grossfamilie mit dem unsicheren<br />
Einkommen, das Joseph als Tagelöhner verdient. Im Süden der Bronx kennt<br />
jeder den Mob. Die Jungs und Teenager himmeln die gut gekleideten Männer<br />
in ihren teuren Autos und den Geldscheinen in den Taschen an. John Gotti<br />
sieht sie mit den gleichen hungrigen Augen an, wie es vor ihm Paul Castellano<br />
und Carlo Gambino getan hatten, als sie in Johns Alter waren. Der<br />
62 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
charismatische John ist ein «hardliner» und das geborene Alphatier. Mit zwölf<br />
Jahren weiss John, wie er andere manipulieren kann, damit sie machen, was<br />
er sagt. Sie lungern vor dem Mafia Social Club in Brooklyn, der von Carmine<br />
Fatico geführt wird, dem ersten Boss der Gambino-Familie. Durch Fatico lernt<br />
er Aniello Dellacroce kennen, der sein lebenslanger Mentor sein wird.<br />
Erste Schritte<br />
Der junge Gotti setzt alles daran, um den Bossen zu imponieren, und bald<br />
schon ist er der Führer der Gang «Fulton Rockaway Boys», die sich mit Einbrüchen<br />
und Autodiebstählen bereichert. Im März 1962 heiratet John Gotti<br />
die 17-jährige Victoria Di Giorgio, die zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits ihr<br />
erstes Kind geboren hat. In seiner neuen Rolle als Ehemann und Vater versucht<br />
Gotti, sein Geld auf legale Weise zu verdienen, doch sein Lohn als Lastwagenfahrer<br />
reicht nicht aus, um die Familie zu ernähren und seine Spielsucht<br />
zu finanzieren. John fängt wieder an, Autos zu stehlen. Als er 1965 verhaftet<br />
und ein Jahr später aus dem Gefängnis entlassen wird, hat er kein Geld, um<br />
seine Familie zu unterstützen. Der Wohnort der Gottis in Queens, nahe beim<br />
Flughafen John F. Kennedy, bietet die perfekte Lage, um die mit Gütern vollgeladenen<br />
Flughafenlastwagen zu entführen. Doch das Glück scheint Gotti<br />
nicht hold zu sein. Mit seinem Bruder Gene und Angelo Ruggiero wird er<br />
verhaftet und sitzt erneut für drei Jahre im Gefängnis.<br />
Der aufsteigende Stern der Mafia<br />
Nach seiner Entlassung kehrt er 1972 zu Carmine<br />
Faticos Crew zurück und kontrolliert das Glücksspiel<br />
in den paar illegalen Clubs in Queens. Mit 31<br />
Jahren ist Gotti innerhalb der Mafia ein gemachter<br />
Mann und rapportiert direkt an den Unterboss<br />
der Gambino-Familie, Neil Dellacroce. Dellacroce<br />
wird zu seiner Vaterfigur, er verteidigt und fördert<br />
Gotti, der ihm bis zum Ende loyal und treu ergeben<br />
ist. 1973 erleuchtet Gottis Stern innerhalb des<br />
Gambino-Clans wie ein explodierender Komet. Als<br />
Emanuele Gambino, ein Neffe von Carlo Gambino,<br />
dem amtierenden Boss der Bosse, von Jimmy Mc-<br />
Bratney, einem rivalisierenden Gangster, entführt<br />
und ermordet wird, fällt die Wahl des Rächers auf<br />
John Gotti. Noch nie in seinem Leben wurde Carlo<br />
Gambino so eine Respektlosigkeit und Verachtung<br />
demonstriert wie mit dieser Tragödie. Nach dem<br />
Mord an McBratney sitzt John Gotti erneut für drei<br />
Jahre im Gefängnis, was ihm enorme Pluspunkte<br />
innerhalb des Gambino-Clans sichert.<br />
The Luxury Way of Life | 63
CULTURE<br />
Nach seiner Freilassung wird er im Sommer 1976 unter dem Patronat<br />
von Paul Castellano, dem neuen Boss der Bosse, offiziell in die Mafia<br />
aufgenommen und vereidigt.<br />
Zwischen Himmel und Hölle<br />
Gotti ist erfolgreich, verdient haufenweise Geld, sieht gut aus, ist<br />
charmant und grosszügig. Ein spendierfreudiger Kavalier, der sich auf<br />
der Sonnenseite des Lebens wähnt, bis das Schicksal grausam zuschlägt.<br />
Am 18. März 1980 wird sein 12-jähriger Sohn Franky auf seinem<br />
Mini-Bike unweit seines Elternhauses vom Auto eines Nachbarn<br />
tödlich angefahren. Jim Favara hat den kleinen Jungen auf seinem<br />
Fahrrad übersehen und das schreckliche Drama wird von der Polizei<br />
als Unfall protokolliert. John und Victoria Gotti warten vergebens auf<br />
eine Entschuldigung von Jim Favara, dem die Behörden raten, sein<br />
Haus schnellstens zu verlassen. Zwei Tage bevor er wegziehen kann,<br />
zerren ihn drei Männer in einen Van. Favara verschwindet spurlos.<br />
Fünf Jahre später ist John Gotti nicht nur der Kopf der Gambino-<br />
Familie, sondern der Superstar der Medien. Mit dem öffentlichen Ansehen<br />
und seiner Popularität verzerrt sich jedoch auch sein Selbstbildnis. Gotti ist das pure Gegenteil von<br />
Paul Castellano; laut, selbstbewusst und egozentrisch inszeniert er seine Rolle als Pate und gibt in Diskotheken<br />
Autogramme wie ein Popstar. James La Rossa, ein Bekannter Gottis, sagt in einem Interview: «Es<br />
war verrückt! Auf der Strasse winkten ihm die Menschen zu, schüttelten ihm die Hand. Und er sagte, siehst<br />
du? Sie lieben mich!» Eine Zeit lang vermittelt es den Anschein, als sei Gotti unbesiegbar. Er gewinnt jeden<br />
Prozess, der gegen ihn läuft, und erhält den Spitznamen «Teflon-Don». Nicht ahnend, dass das FBI ihn und<br />
seine Soldaten bespitzelt und ihre Gespräche aufnimmt.<br />
Der Judas<br />
Gottis Geschäfte bringen der Familie eine halbe Milliarde Dollar pro Jahr ein. Verantwortlich für den Erfolg ist<br />
hauptsächlich Salvatore «Sammy der Bulle» Gravano, Gottis Berater, dessen brillantes Gehirn auf Hochtouren<br />
läuft und der über den Geschäften wacht. John ahnt nicht, dass es eines Tages Gravano ist, der ihn und<br />
somit die ganze Gambino-Familie zu Fall bringen wird. Am 11. Dezember werden Gotti, Sammy Gravano<br />
und der Unterboss Frank Locascio verhaftet. Das FBI hat genug Beweismaterial gesammelt, um Gotti und<br />
die anderen Mobster endgültig hinter Gitter zu bringen. Unter anderem werden sie auch für den Mord an<br />
Castellano verantwortlich gemacht. Dieses Mal scheinen die sicheren Seilschaften Gottis zu reissen. Im<br />
Knast beschliesst Sammy Gravano, das zu sein, was er immer verachtet hat: eine Ratte. Als Kronzeuge will<br />
er gegen John Gotti aussagen.<br />
Der Fall der Gambinos<br />
Sammy Gravano zwitschert im Gerichtssaal wie ein Kanarienvogel und erzählt der Welt, wie John Gotti das<br />
Geschäft der Gambinos geführt hat und wie er und Gotti die Exekution von Paul Castellano geplant haben.<br />
Der Mann, dem er am meisten vertraut und wie einen Bruder geliebt hatte, serviert ihn den Anklägern eiskalt<br />
auf dem Silbertablett. Die Jury benötigt zwei Tage, um ihr Urteil zu fällen. Schuldig in allen Anklagepunkten.<br />
Gotti endet im Hochsicherheitsgefängnis United States Penitentiary at Marion, Illinois, während Gravano<br />
nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wird.<br />
Der Popstar der mächtigsten Mafia-Organisation aller Zeiten hat ein Vermögen für sich und die Cosa Nostra<br />
gescheffelt. Jetzt ist er dabei, den Clan regelrecht hinzurichten. Vom Gefängnis heraus ernennt er seinen<br />
Sohn John Gotti Junior zu seinem Nachfolger. Einen pummeligen und unerfahrenen Teenager, der statt<br />
massgeschneiderter Anzüge lieber Trainerhosen trägt und vom komplexen Geschäft der Organisation keine<br />
Ahnung hat. Genau wie damals Paul Castellano, der in den Augen John Gottis unverdienterweise zum Boss<br />
der Bosse ernannt worden war.<br />
Am 10. Juni 2002 stirbt John Gotti im Gefängnis an Kehlkopfkrebs.<br />
64 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
QUALITY<br />
ABOVE ALL<br />
The Luxury Way of Life | 65
SHORTCUT<br />
Der wohl grösste Kunstraub aller Zeiten<br />
«Die Frau vor dem offenen Fenster», «Die gelbweisse<br />
Dame», «Die Frau mit den geschlossenen Augen»,<br />
«Der Kopf des Harlekin», «Die Lesende», «Charing<br />
Cross Bridge» und «Waterloo Bridge» sind nicht die<br />
Hauptfiguren oder Schauplätze einer Romanvorlage.<br />
Es sind sieben Millionen schwere, kleinformatige<br />
Ölbilder von Meistern wie Pablo Picasso, Claude<br />
Monet, Paul Gaugin, Meyer de Haans, Lucian Freud<br />
und Henri Matisse, die in der Nacht zum 17. Oktober<br />
2<strong>01</strong>2 aus der Kunsthalle Rotterdam verschwanden.<br />
Als der Alarm losgeht und Sicherheitsleute sowie Polizei<br />
am Ort des Schreckens eintreffen, sind die Einbrecher<br />
längst verschwunden, und was blieb, waren<br />
leere Haken an den Wänden. Die Werke stammen<br />
aus der Triton Collection, die das niederländische<br />
Unternehmerpaar Willem und Marijke Cordia seit<br />
Jahrzehnten zusammengetragen hatte.<br />
Die Tätowierungen der Yakuza<br />
Tiger und Kranich, neun Drachen und tobender Sturm sind die klingenden<br />
Namen, die sich Bauern und Handwerker selber gaben, wenn sie der Yakuza,<br />
der japanischen Mafia, beitraten. Diese Formen liessen sie sich auf<br />
den Körper tätowieren. Um das Gesamtbild auf dem Körper noch kraftvoller<br />
darzustellen, wurden künstlerisch ausschweifende Verzierungen angebracht<br />
und nicht selten reichten die Tattoos über den ganzen Körper ausschliesslich<br />
des Kopfes, der Hände und Füsse sowie des Genitalbereichs. Tätowierungen<br />
gelten in Japan auch heute noch als Symbol der Yakuza. So ist Tätowierten<br />
in öffentlichen Badeanstalten der Zutritt verwehrt und der Bürgermeister von<br />
Osaka setzte der Körperkunst in der Stadtverwaltung gleich ein drastisches<br />
Ende, denn wer bemalt ist, fliegt raus.<br />
Die schrecklichsten Gefängnisse der Welt<br />
Weit entfernt von «fraternité» ist «La Santé», das<br />
zu den Top Five der schrecklichsten Gefängnisse<br />
der Welt in einem der grössten kulturellen Zentren<br />
Europas zählt. Die Selbstmordrate unter den Gefangenen<br />
ist hoch und die Kreativität, wie sie ihrem<br />
Leben ein Ende setzen, genauso – sie essen Rattengift,<br />
schlitzen sich die Arterien auf, schlucken<br />
Nadeln und Gabeln. Wer glaubt, europäische Gefängnisse<br />
kämen Kuschel-Sanatorien gleich, irrt<br />
sich. Die Haftbedingungen sind drastisch, das Gefängnis<br />
ständig überfüllt, zweimal die Woche wird<br />
geduscht und das Essen ist keine Nahrung, sondern<br />
Futter. Die grösste Plage des Gefängnisses<br />
sind jedoch die Ratten, und so hängen die Häftlinge<br />
ihr Hab und Gut an die Decke, damit es nicht<br />
über Nacht weggenagt wird.<br />
66 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Für mein romantisches Rendezvous:<br />
Pop und klassische Liebeslieder<br />
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Die neuesten Kollektionen vom Laufsteg<br />
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meine Stimmungswechsel. Eine persönliche<br />
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geniesse ich immer, auch werde ich dort mit<br />
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The Luxury Way of Life | 67
SHORTCUT<br />
Die spektakuläre Entführung des John Paul Getty III<br />
Sein Vater, Sir John Paul Getty II, leitet den italienischen Zweig des Getty-<br />
Ölfirmen-Imperiums, als der 17-jährige John Paul Getty III am 10. Juli 1973<br />
auf der Piazza Farnese in Rom von der kalabrischen Mafia entführt wird. Sein<br />
Grossvater Paul Getty weigert sich zuerst aus Prinzip, die geforderten 17 Millionen<br />
Dollar Lösegeld zu bezahlen. Die Entführer schneiden ihrem Opfer ein<br />
Stück des rechten Ohrs ab und drohen damit, ihn «stückweise» freizulassen,<br />
wenn kein Lösegeld fliesst. Nach zähen Verhandlungen leiht der Grossvater<br />
seinem Sohn 2,89 Millionen Dollar Lösegeld zu einem Zins von vier Prozent<br />
für die Befreiung seines Enkels, und so wird der 17-Jährige nach fünf Monaten<br />
Gefangenschaft in stark abgemagertem Zustand auf der Autobahn zwischen<br />
Rom und Neapel freigelassen.<br />
«Herbst des Schreckens»: Jack the Ripper<br />
Er ist einer der ersten Serienmörder und tötet zwischen dem 6. August und<br />
9. November 1888 sechs Prostituierte auf bestialische Weise im östlichen<br />
Londoner Stadtteil Whitechapel. Er bringt sie nicht nur um, sondern verstümmelt<br />
sie, entfernt ihnen Organe und schickt diese an die ermittelnden Polizeidienststellen.<br />
Der Täter schickt der Polizei Bekennerschreiben, in denen<br />
er sie verhöhnt und sich selbst Jack the Ripper nennt. Die Frage nach dem<br />
Täter beschäftigt noch heute Hobby-Kriminologen auf der ganzen Welt und<br />
die Liste der möglichen Verdächtigen ist schier unendlich und umspannt die<br />
abenteuerlichsten Theorien, die von einem frauenhassenden, halbverrückten<br />
deutschen Maler bis hin zum Leibarzt Königin Victorias reichen, der die Morde<br />
in ihrem Auftrag ausgeführt haben soll.<br />
Tunnel zum Glück<br />
45 Meter lang ist der Tunnel zu einer Bankfiliale<br />
im Berliner Stadtteil Steglitz, den eine Bande gegraben<br />
hat, um dort nach bisherigen Ermittlungen<br />
309 Schliessfächer aufzubrechen. Am 14. Januar<br />
2<strong>01</strong>3 wird entdeckt, dass Unbekannte von einer<br />
Tiefgarage aus über einen 45 Meter langen Tunnel<br />
in den Tresor der Bank eingestiegen waren, und<br />
die Polizei vermutet, dass bereits im Februar des<br />
Vorjahres die «Bauarbeiten» für einen der spektakulärsten<br />
Banküberfälle begonnen haben mussten.<br />
Den Polizeiermittlungen zufolge hat einer der<br />
Täter mit einem gefälschten ausländischen Pass<br />
ein Schliessfach gemietet und derselbe Pass wurde<br />
auch für die Anmietung der Garage verwendet,<br />
von der aus der Tunnel zur Bank gebuddelt wurde.<br />
Die Täter verschwanden genau so, wie sie gekommen<br />
waren – ungesehen.<br />
68 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Die grosse Freiheit:<br />
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The Luxury Way of Life | 69
kolumne<br />
Frauen UND SCHUHE – eine Liebesgeschichte<br />
Nichts ist für Männer aufregender,<br />
als wenn eine Frau mit<br />
schönen Beinen auf atemberaubenden<br />
High Heels elegant<br />
an ihnen vorbeischwebt. Da<br />
stockt den Männern der Atem<br />
und es verschlägt manch einem<br />
sogar die Sprache. Kaum<br />
einer, der nicht noch einen<br />
zweiten Blick riskiert. Natürlich<br />
beherrschen nicht alle Frauen<br />
den Model-Gang, ein lockerer<br />
Schritt in dieser Höhe verlangt<br />
Sinn für Balance. Weniger talentierte<br />
Frauen tun sich richtig<br />
Vera Dillier<br />
schwer damit, vor allem wenn sie über Kopfsteinpflaster<br />
stöckeln müssen. Diesen würde ein Kurs<br />
in «Walking in High Heels» gut tun. Am besten bei<br />
einem wie Bruce Darnell aus der Heidi Klum Show.<br />
Keine Frau hat den Catwalk in High Heels besser<br />
drauf als er.<br />
Was für den Stier das rote Tuch des Toreros ist, ist<br />
für die Frau die rote Sohle der Schuhe von Christian<br />
Louboutin. Fasziniert stürzen sich die Frauen auf<br />
seine Kreationen. Manchmal ist es ihnen auch total<br />
egal, wenn sie dadurch das ganze Monatsbudget<br />
über den Haufen werfen – sie müssen sie einfach<br />
haben. Lieber sparen sie beim Essen, als auf die soeben<br />
entdeckten Schuhe zu verzichten. Zwar weiss<br />
die kluge Frau schon im Voraus, dass der Mann zuhause<br />
wieder ärgerlich reagieren und mit dummen<br />
Sprüchen nerven wird wie: «Du hast doch schon einige<br />
Paar schwarze, hohe Schuhe.» «Ja, aber nicht<br />
so schöne aus Lackleder mit roter Sohle». Meist<br />
kann sie diese Investition gut begründen, wenn sie<br />
leicht bekleidet mit den neuen Schuhen vor ihrem<br />
Mann herumstolziert. Und die Schuhsünde wird<br />
vergeben. Im Notfall gibt es ja auch noch die Variante,<br />
die Schuhe zuhause einzuschmuggeln, um sie<br />
dann später allenfalls als «die-habe-ich-schon-länger-Schuhe»<br />
zu präsentieren. Ein paar wenige, auserwählte<br />
Frauen haben sogar das Glück, Männer<br />
zu haben, die freiwillig in den Laden mitgehen und<br />
begeistert beim Aussuchen der passenden Schuhe<br />
helfen und dann erst noch ihre Kreditkarte zücken.<br />
Ein dankbares Lächeln genügt, und stolz geht der<br />
Mann dann mit seiner Angebeteten am Arm und der<br />
Tüte in der Hand aus dem Laden.Berühmt war die<br />
Schuhsammlung von Imelda Marcos, die mehr als<br />
1200 Paar Schuhe besessen hatte. Später, nach<br />
ihrer Rückkehr aus dem Exil, gründete sie sogar<br />
ein Schuhmuseum auf den<br />
Philippinen, das neben Preziosen<br />
von anderen Prominenten<br />
mehrheitlich aus ihrer früheren<br />
Schuhsammlung bestückt ist.<br />
Seit Jahren versuche ich, es<br />
ihr gleichzutun, bin aber noch<br />
meilenweit von ihr entfernt. Die<br />
schönsten Stücke habe ich<br />
wie wertvolle Ming-Vasen in<br />
meinem Ankleidezimmer in Vitrinen<br />
ausgestellt. Mein Prunkstück<br />
ist ein Paar total mit Swarovski-Steinen<br />
bestückte High<br />
Heels, von denen im Rahmen<br />
einer Spezial-Edition gerade mal 50 Stück zu einem<br />
Preis von 4500 Franken pro Paar hergestellt worden<br />
sind; angeblich gingen davon 45 Paar nach Russland.<br />
Meine habe ich im «Sale» gefunden und diese<br />
haben nun bei mir einen Ehrenplatz.<br />
Als Kind wollte mir meine Mami beibringen, dass<br />
Schuhe nur eines sein müssen, nämlich bequem.<br />
Ich dachte anders: Wenn mir ein paar Schuhe besonders<br />
gefielen, biss ich auf die Zähnchen und behauptete,<br />
«sie sind bequem» und fühlte mich beim<br />
Verlassen des Ladens wie eine kleine Zirkusprinzessin.<br />
Nach meinem mehrjährigen Ballettstudium mit<br />
Spitzentanz waren meine Füsse so weit abgehärtet,<br />
dass ich fast in jedem Schuh gehen konnte. Das<br />
führte dazu, dass Freundinnen auf der ganzen Welt,<br />
die mit ihren neu gekauften Schuhen nicht gehen<br />
konnten, sie dann mir schenkten. Ich konnte sie alle<br />
problemlos tragen, Hauptsache, sie waren schön.<br />
Natürlich habe auch ich bequemere und flachere<br />
Schuhe. Ich brauche sie, wenn ich mit meinem<br />
Fahrrad zum Einkaufen radle. Denn Pedale und<br />
High Heels passen nicht gut zusammen. Dies<br />
musste ich schmerzhaft erfahren. Als ich mitten auf<br />
der belebten Bahnhofstrasse anhalten wollte, verkeilten<br />
sich die Pedale zwischen Absatz und Sohle<br />
so doof, dass ich umkippte wie ein Dominostein.<br />
Das war nicht nur schmerzhaft, sondern auch überaus<br />
peinlich – vor all den Leuten. Wenn Schuhe für<br />
mich dann nicht mehr so neu aussehen, nehme ich<br />
sie auf eine letzte Reise mit nach Südamerika, um<br />
damit zum Strand zu gehen und sie dort bei meiner<br />
Abreise zurückzulassen. Aber so weit kam es<br />
nie. Irgendwie fand jedes Paar dann eine neue Abnehmerin.<br />
Die neue Besitzerin hatte Freude an den<br />
Schuhen und ich freute mich, weil zuhause ein Platz<br />
frei wurde, um mir wieder ein neues Paar zu kaufen.<br />
70 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 71
Rubriken<br />
Juanes<br />
rockt<br />
das<br />
leben<br />
Grenzen brechen<br />
Brücken bauen<br />
Sich selbst zu übertreffen, scheint seine grosse<br />
Leidenschaft zu sein. Hintergründe<br />
über einen Mann, der die Ruhe scheut, aber<br />
die Tat liebt.<br />
Boris Jaeggi<br />
Penelope Sierra, Greg Lotus<br />
72 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 73
CULTURE<br />
KKurzfristig war es ruhig um Juanes geworden. Selbst seine grössten<br />
Hits wie «La Camisa Negra» oder «Me Enamora» spielten nur noch<br />
höchst selten auf den Schweizer Radiostationen. Der Kolumbianer<br />
hatte sich merklich aus dem einträglichen Showbusiness zurückgezogen.<br />
Er wollte sich mehr Zeit für seine Familie nehmen, mal eine Pause machen,<br />
nachdem er seit seinem Durchbruch in den 90er Jahren ununterbrochen im<br />
Rampenlicht gestanden hatte. Doch kreative Untätigkeit war nie in der Natur<br />
des Kolumbianers mit Wohnsitz in Miami. Während seiner Abwesenheit<br />
wuchs eine gewisse Unruhe in ihm. Er war gelangweilt, fühlte sich nicht gut,<br />
wie er kürzlich erklärte.<br />
Willkommene Abwechslung<br />
Des einen Leid ist des anderen Freud, dachte sich wohl José Tillán, Manager<br />
des spanischen Ablegers von MTV. Er erkannte die Gelegenheit und unterbreitete<br />
Juanes den Vorschlag einer Unplugged-Aufnahme. Begleitet von<br />
Cello und Piano oder einem ganzen Orchester würden im New World Symphony<br />
Center in Miami Beach ausgewählte Songs neu interpretiert werden.<br />
Zusätzlich sollten drei neue Songs eingespielt werden. Als Produzent fiel die<br />
Wahl auf Juan Luis Guerra , einen dominikanischen Musiker und mehrfachen<br />
Latin-Grammy-Gewinner und langjährigen Freund und Vorbild von Juanes.<br />
Trotz etlicher Bemühungen hat es bis dahin nie zu einer grösseren Zusammenarbeit<br />
der beiden gereicht. Aus der ungewöhnlichen Zusammenarbeit<br />
hervorgegangen ist ein feinfühliges Album, das der warmen Stimme Juanes<br />
ungewöhnlich viel Platz einräumt. Weit entfernt von synthetischer Makellosigkeit,<br />
trumpft dieses Album mit raumfüllender Klangakustik und sorgt damit für<br />
eine willkommene Abwechslung vom chartdominierenden Einheitsbrei.<br />
Wenn Erfolg bezeichnend wird<br />
Das Album reiht sich somit in eine eindrückliche Karriere eines Menschen ein,<br />
der im Jahre 1978 erstmals das Licht erblickte. Geboren als Juan Esteban<br />
Aristizàbal Vàsquez entdeckte Juanes schon in frühen Kindheitsjahren seine<br />
Leidenschaft zur Musik. Schnell lernte er das Gitarrespielen und den Ausdruck<br />
seiner Gefühle durch die Kunst. Mit 16 Jahren gründete er die Rock-/<br />
Metal-Band Ekhymosis, in der er sich als Songwriter, Sänger und Gitarrist<br />
stark engagierte. Vor allem in der Startphase orientierte sich der Musikstil<br />
stark an der als Vorbild geltenden US-amerikanischen Band Metallica und gewann<br />
schnell an Popularität. Insgesamt veröffentlichte die Band fünf Studioalben<br />
und wurde zur führenden Hard-Rock-Band im Heimatland Kolumbien.<br />
Für Juanes reichte der lokale Erfolg im Heimatland jedoch nicht aus. Er<br />
wollte sich musikalisch weiterentwickeln, seine Songtexte in die ganze Welt<br />
hinaustragen. 1998 verliess er seine Band und siedelte nach Los Angeles<br />
über. Gustavo Santaolalla, Produzent und mehrfacher Oscar- und Grammy-<br />
Gewinner, nahm Juanes unter Vertrag. Eine äusserst fruchtbare Zusammenarbeit<br />
begann. Schon im Jahr 2000 konnte das Debütalbum «Fijate Bien»<br />
dem Publikum vorgestellt werden. Die Mischung von Rock und traditionellen<br />
kolumbianischen Elementen fand in der Heimat grossen Anklang. Das Album<br />
bescherte Juanes seine ersten drei Latin-Grammy-Auszeichnungen, viele<br />
weitere würden folgen. Dennoch, der grosse internationale Durchbruch blieb<br />
vorerst aus.<br />
74 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
The Luxury Way of Life | 75
CULTURE<br />
Das zweite Soloalbum «Un Dia Normal» sollte dies ändern. Der Release 2002<br />
übertraf alle Erwartungen. 92 Wochen hielt sich die Platte in den Top Ten<br />
der «Billboard Top Latin Albums Charts», ein neuer Rekord. An den Latin<br />
Grammy Awards 2003 ging er mit fünf Auszeichnungen als grosser Sieger<br />
hervor. Seine Single «A Dios Le Pido» erreichte in zwölf Ländern die Spitze<br />
der Single Charts.<br />
Durchbruch auch in Europa<br />
Nur zwei Jahre später veröffentlichte Juanes sein drittes Soloalbum «Mi Sangre»,<br />
welches gleich auf Platz eins der «Billboard Top Latin Albums Charts» einstieg.<br />
Es folgten 170 Konzerte in 31 verschiedenen Ländern in nur gerade<br />
19 Monaten. Mit der Hitsingle «La Camisa Negra» gelang Juanes der langersehnte<br />
europäische Durchbruch. Die wachsende Popularität rief jedoch<br />
auch erstmals Populisten auf den Plan. Italienische Neo-Faschisten brachten<br />
den Songtitel mit den Schwarzhemden Mussolinis in Verbindung, wovon<br />
sich Juanes unverzüglich distanzierte. «La Vida… es un ratico» wurde zum<br />
aufwändigsten Release in der Geschichte spanischsprachiger Künstler. Das<br />
vierte Soloalbum kam am 23. Oktober 2007 in 77 Ländern gleichzeitig in die<br />
Plattenläden. Es wurde im Jahr 2008 zum meistverkauften Latin Album im<br />
iTunes Store. Kritiker waren voll des Lobes. Der Opening Track «Me Enamora»<br />
behauptete sich 20 Wochen auf Platz 1 der «Hot Latin Song Charts». Juanes<br />
übertraf sich selbst und alle Erwartungen einmal mehr. 2<strong>01</strong>0 schliesslich folgte<br />
das Album «P.A.R.C.E.», welches an den Erfolg vorangegangener Alben<br />
anknüpften konnte.<br />
Der Mensch hinter den Zahlen<br />
Doch während sich so mancher Prominente mit einem derart grossen<br />
Erfolg zufrieden gibt, verfolgt Juanes weit grössere Ziele als all diejenigen,<br />
welche sich nur durch nackte Zahlen beschreiben lassen.<br />
Betroffen durch das Leid, das die weite Verbreitung von Landminen in Kolumbien<br />
verursacht, gründete Juanes bereits 2006 die Stiftung «Mi Sangre».<br />
Damit nahm er eine Verantwortung wahr, die in seiner Pflicht stand, wie er im<br />
<strong>PRESTIGE</strong>-Interview erklärte: «Wenn ich die Nachrichten anschaue, kann ich<br />
nicht verstehen, warum Menschen, die die Möglichkeiten haben, etwas zu<br />
verändern, das nicht tun. Ich könnte ein ruhiges Leben führen … Aber es gibt<br />
mehr, was man mit und über die Musik bewegen kann …»<br />
Die Stiftung «Mi Sangre» gilt als führend im Kampf gegen Landminen, und<br />
das nicht nur in Kolumbien, sondern weltweit. Neben der Unterstützung und<br />
Rehabilitation der Landminenopfer hat sich die Stiftung in ihrer Entwicklung<br />
immer neue Ziele gesetzt. Durch Kunst soll den jungen Menschen ein Weg<br />
aufgezeigt werden, Gefühle ohne physische Gewalt auszudrücken. Sie sei als<br />
Kommunikationsmittel ideal, um zwischen Konfliktparteien einen Austausch<br />
zu fördern und die Toleranz und Akzeptanz zu erhöhen. Kunst als Selbstverwirklichung<br />
schenkt den jungen Menschen zudem das nötige Selbstbewusstsein,<br />
um in der eigenen Mikrowelt erfolgreich als Peacebuilder agieren<br />
zu können. Die Stiftung ist seit gut vier Jahren unter der ehrenamtlichen Leitung<br />
des Unternehmensberaters und Buchautors Bernhard Bauhofer auch in<br />
der Schweiz vertreten.<br />
76 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULTURE<br />
The Luxury Way of Life | 77
CULTURE<br />
Engagement statt Passivität<br />
Im Zusammenhang mit seinem Kampf gegen<br />
Landminen und deren Folgen durfte Juanes 2006,<br />
als erster Musiker überhaupt vor dem EU-Parlament<br />
im Plenarsaal auftreten. In einer bewegenden<br />
Ansprache bat er das EU-Parlament, Kolumbien<br />
finanziell im Kampf gegen den Drogenhandel<br />
und der damit verbundenen bewaffneten Kämpfe<br />
zu unterstützen. Kolumbien könne dieses Problem<br />
nicht alleine lösen. Es mangle auf allen Ebenen an<br />
Mitteln, um all die Rechnungen eines Krieges zu<br />
bezahlen, welcher die ganze Welt betreffe, erklärte<br />
er. Das Parlament zeigte sich sichtlich beeindruckt.<br />
Die Bemühungen Juanes zahlten sich wortwörtlich<br />
aus. Er durfte einen Scheck von 2,5 Millionen<br />
Euro für sein Heimatland entgegennehmen.<br />
Zusätzlich zu seinen Bemühungen, sozialen Missständen<br />
in Kolumbien entgegenzuwirken, zeigt<br />
sich Juanes gerne als weltweiter Konfliktvermittler<br />
und Friedensbotschafter. Er wird zu den<br />
Gründungsmitgliedern und Mitorganisatoren der<br />
Konzertreihen «Paz Sin Fronteras» (Frieden ohne<br />
Grenzen) gezählt. In nur einer Woche organisierte<br />
er als Reaktion auf die wachsenden Spannungen<br />
an den Grenzen zwischen Kolumbien und Venezuela<br />
sein erstes Friedenskonzert. Über 200’000 Fans versammelten sich vor der<br />
Konzertbühne, um mit Juanes der Bitte für Frieden in der Region Nachdruck<br />
zu verleihen.<br />
Unmöglich ist nicht unmöglich<br />
Um ein Vielfaches grösser zeigte sich Juanes zweites «Paz Sin Fronteras»-<br />
Konzert. Über Monate wurde das Konzert unter einem enormen bürokratischen<br />
Aufwand geplant. Mehrfach stand es auf der Kippe, doch Juanes<br />
zeigte Durchhaltewillen und sprengte schliesslich alle Grenzen. Am 20. September<br />
2009, dem «International Day of Peace» der Vereinten Nationen, wurde<br />
in Havanna (Kuba) Geschichte geschrieben. Rekordverdächtige 1,2 Millionen<br />
Kubaner strömten auf den Platz der Revolution, um der Musik von Juanes<br />
und 14 weiteren Musikern zu lauschen. Ein gigantischer Auflauf internationaler<br />
Medien berichtete live aus Havanna über das Grossereignis, welches Juanes<br />
und seine Bühnenpartner aus eigener Tasche finanzierten. Die Begeisterung<br />
war riesig und das mediale Echo positiv. Es ist deshalb auch verständlich,<br />
dass Juanes immer wieder für sein Engagement ausgezeichnet wird. In<br />
Frankreich wurde er von der Regierung zum Ritter geschlagen und gehört<br />
seither dem «Ordre des Arts et des Lettres» an. 2008 wurde er von der «Organization<br />
of American States» zum «Humanitarian of the Year» gewählt. Jüngst<br />
durfte er den Peace Prize seines Heimatlandes Kolumbien entgegennehmen.<br />
Dennoch, Juanes ist nicht der Mann, der um Titel und Auszeichnungen buhlt.<br />
Sich selbst bleiben, für die Welt tun, was man kann, das steht in seinem Zentrum.<br />
Mit der Musik hat Juanes sein persönliches Mittel gefunden, das vielen<br />
physischen Waffen im Kampf für den Frieden weit überlegen ist.<br />
SHORTCUT<br />
Grammy & Sandy<br />
Zum 13. Mal wurden am 15. November 2<strong>01</strong>2 die Latin Grammy Awards in Las Vegas, Nevada vergeben. Die Auszeichnungen<br />
«Album of the Year» und «Best Long Form Music Video» gingen dabei an Juanes. Damit gehört der Kolumbianer mit insgesamt 19<br />
Auszeichnungen zu den Latin-Grammy-Rekordhaltern. Juan Luis Guerra, mit sechs Nominationen als Favorit in den Abend gestartet,<br />
holte sich ebenfalls zwei Preise, darunter die Auszeichnung «Producer of the Year» für das siegreiche Album «MTV Unplugged»<br />
seines Freundes Juanes.<br />
Während Juanes bei seinem ausverkauften Konzert an der AVO Session in Basel Ende Oktober sein Album einem begeisterten<br />
Schweizer Publikum vorstellt, bringt der verheerende Hurrican Sandy Tod und Verwüstung über die Karibik und die Ostküste der USA.<br />
Juanes und Juan Luis Guerra drückten auch ihr Mitgefühl gegenüber den Opfern des Hurricans Sandy aus und haben alle Einkünfte<br />
aus dem Ticketverkauf ihres Konzertes in New York vom 24. November gespendet.<br />
78 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Erweitern Sie Ihren Wohnraum.<br />
Die rahmenlosen Schiebefenster von Sky-Frame gehen schwellenlos<br />
in ihre Umgebung über. So lässt sich nur schwer sagen, wo die<br />
Aussicht anfängt und der Innenraum aufhört. www.sky-frame.ch<br />
The Luxury Way of Life | 79
Rubriken<br />
fashion<br />
80 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion Rubriken<br />
Fotograf Philipp Jeker | www.philippjeker.com<br />
Styling Claudia Bonorand<br />
Hair & Make Pablo Kümin<br />
Model Julia @ Visage<br />
Assistant Torvioll Jashari<br />
The Luxury Way of Life | 81
Die<br />
sechs<br />
Fashion-<br />
Schritte<br />
zum<br />
erfolg<br />
Mit Stil durchs Leben<br />
Valeska Jansen<br />
82 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
WWer denkt: «Die Hülle macht’s», der irrt. Kein Luxus-Fashion Label<br />
ist in der Lage, nur durch seinen Namen das Wunsch-Image zu<br />
vermitteln. Tatsächlich sind es insgesamt sechs Faktoren, die für<br />
ein perfektes Gesamtbild sorgen. Hier reicht ein gefüllter Geldbeutel<br />
alleine nicht aus. Gewusst wie, heisst das Geheimnis.<br />
Dass Geld nicht gleich guter Geschmack bedeutet, wird leider oft bewiesen.<br />
Und wer denkt, mit einem bekannten Namen im Rücken (gemeint ist das<br />
Modelabel im Kleidungsstück) bereits alles richtig zu machen, täuscht sich oft<br />
selbst. Was nutzt das CC für Coco Chanel auf den Blazerknöpfen, wenn die<br />
Farbgebung des edlen Tuchs nicht zum Typ passt. Wobei wir schon beim ersten<br />
und wohl auch erklärungsbedürftigstem Erfolgsfaktor wären: der Farbe.<br />
Die richtige Farbe macht’s<br />
Bereits seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gibt es die sogenannten<br />
Farbtypen, wonach die Bestimmung sich an der Hautfarbe des einzelnen<br />
Menschen orientiert. Unterteilt in eine warmtönige Hautfarbe oder in eine kalttönige,<br />
wurde bisher jeder einzelne in die Kategorie Frühlingstyp und Herbsttyp<br />
(warme Hauttönung) oder in Sommertyp und Wintertyp (kalte Hauttönung)<br />
unterschieden. Passend waren die vier Jahreszeiten vor allem wegen der mit<br />
ihnen in Verbindung gebrachten vorherrschenden Farben, wie z.B. Orange<br />
und Brauntöne für den Herbsttyp.<br />
Auch die natürliche Haarfarbe spielte dabei eine grosse Rolle. So wird der<br />
Frühlingstyp als «heller» Typ bezeichnet, mit blonden Haaren mit goldenen bis<br />
rötlichen Reflexen.<br />
The Luxury Way of Life | 83
Fashion<br />
Nachlässigkeit<br />
ist etwas<br />
Unschönes.<br />
Es sei deNN,<br />
sie ist<br />
John GALLIANO<br />
bravourös<br />
inszeniert.<br />
84 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
Farblehre aus der Kunst<br />
Das Jahreszeitenfarbkonzept wurde bereits in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts<br />
von den Künstlern Johannes Itten und Manfred Munsell entwickelt. Der<br />
Schweizer Maler Itten stellte fest, dass seine Studenten immer die besten Arbeiten<br />
lieferten, wenn sie mit den Farben ihrer Wahl arbeiten durften. Er stellte<br />
eine Verbindung zwischen den Farben, mit denen sie malten, und denen, die sie<br />
an Kleidung trugen. Seine Theorie verbreitete sich schnell in den Künstlerkreisen<br />
und gelangte so auch bis nach Amerika. Dies gab dann auch den Anstoss, dass<br />
die Fashion Academy in Los Angeles das Jahreszeitenkonzept für Bekleidung<br />
entwickelte. Auch der amerikanische Maler Alfred Munsell führte Anfang des<br />
19. Jahrhunderts ein Farbsystem ein. Es unterteilte Farben in drei Charakteristika:<br />
Unterton, Tiefe und Klarheit. Dieses System ist weltweit das am meisten<br />
akzeptierte und wird auch von den Industrien genutzt. 1986 wurde das Munsell-<br />
System weiterentwickelt und vermählte sich sozusagen mit der Theorie Ittens.<br />
Promis schwören auf Farbe und Wirkung<br />
Heute unterscheidet man bereits bis zu 24 verschiedene Farbtypen. Colour<br />
me Beautiful, Europas führende Image-Beratungs-Gesellschaft, verfeinert die<br />
Farbtypenauswahl seit über 30 Jahren und viele VIPs nutzen den Service der<br />
Farbtypbestimmung: Nicole Kidman, Elizabeth Hurley, Julia Roberts, Catherine<br />
Deneuve und Michelle Obama wissen immer ganz genau, welche Farben<br />
sie erfolgreich unterstützen.<br />
Mit der richtigen Mode zum authentischen Gesamtbild<br />
Nach der Farbe kommt der Stil. Mode sollte im günstigsten Fall den eigenen<br />
Charakter unterstreichen oder sogar hervorheben. Der Wohlfühlfaktor spielt<br />
hier eine grosse Rolle. Viele Menschen orientieren sich an Vorbildern oder<br />
Idolen. Oft handelt es sich dann um Popsternchen, Schauspieler oder Supermodels.<br />
Um nicht verkleidet zu wirken, sollte man allerdings seinen individuellen<br />
Stil finden. Wer eine gute Freundin oder Freund hat, kann hier die richtige<br />
Unterstützung finden. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte eine Typberatung<br />
aufsuchen. Denn auch Muster und Stoffarten, Schnittführung passend<br />
zur Figur, spielen eine grosse Rolle. Die richtigen Accessoires unterstreichen<br />
und oder setzen Akzente.<br />
«Ich habe sehr viele Menschen, welche sehr modeinteressiert sind, aber mehr<br />
aus sich machen möchten. In das eigene ICH investieren und den nötigen Pfiff<br />
oder das gewisse «Etwas» in ihrer Persönlichkeit suchen, für ein authentisches,<br />
stilvolles Gesamtbild – für ihr erfolgreiches Auftreten», erklärt Nicole Martin, Inhaberin<br />
der einzigen Image- und Persönlichkeitsentwicklungs-Firma, welche<br />
die sechs Erfolgselemente als einmaliges System definiert hat (L’Adresse in<br />
Thalwil bei Zürich) nach dem Prinzip der Lehren von Colour me Beautiful.<br />
Über das gepflegte Äussere<br />
Der dritte Faktor ist die Pflege: Der falsche Haarschnitt, eine ungepflegte Haut<br />
oder unästhetische Fingernägel können den Gesamteindruck massgeblich<br />
bestimmen. Dazu gehören regelmässige Coiffeurbesuche, eine gute Gesichtspflege,<br />
regelmässige Maniküre und Pediküre.<br />
The Luxury Way of Life | 85
Fashion<br />
Knigge lebt<br />
Faktor vier: das Benehmen! Nun kommt Herr Knigge ins Spiel. Und auch<br />
wenn der gute Herr schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, viele von ihm<br />
aufgestellte Regeln sind bis heute nicht aus der Mode gekommen. Perfekt gekleidet,<br />
gut frisiert und schön gepflegt helfen alle nicht, wenn beim Business-<br />
Lunch geschmatzt oder mit vollem Mund gesprochen wird.<br />
Weniger ist oft mehr<br />
Der fünfte Faktor passiert im Unterbewusstsein: der Geruch entscheidet<br />
mit über Wohlwollen oder Ablehnung. Es ist hier nicht von der persönlichen<br />
Duftvorliebe die Rede. Es geht ums Zuviel. In den USA gibt es<br />
Restaurants, in denen die Gäste kein Parfum tragen dürfen. Die Begründung:<br />
Parfums sollen die Tischnachbarn nicht irritieren und von den erlesenen<br />
Speisen ablenken. Das ist vielleicht ein bisschen extrem, weckt<br />
aber trotzdem bei denjenigen Verständnis, die bereits einmal in einem<br />
Aufzug mit einem extrem Duft verströmenden Menschen gefahren sind.<br />
Die berühmte Duftwolke, egal wie fantastisch man vielleicht selber den<br />
Duft empfindet, ist ein absolutes No-Go. Dezent<br />
und dem Anlass angepasst, ist hier immer<br />
die richtige Devise.<br />
Fünf Schritte für mehr Selbstsicherheit<br />
Der sechste und letzte Faktor ist im günstigsten<br />
Fall das Resultat von Faktor eins bis fünf:<br />
«Selbstbewusstsein». Wer sich seiner sicher ist,<br />
weckt beim Gegenüber das Gefühl von Kompetenz.<br />
Er wird akzeptiert und respektiert.<br />
Wie man alle sechs Schritte zum Erfolg am besten<br />
umsetzt, ob mit oder ohne professionelle<br />
Unterstützung, muss jeder für sich selbst entscheiden.<br />
Doch wer weiss, wie er sein Gesamtbild<br />
positiv in Szene setzen kann, hat sicher oft<br />
grössere Chancen, seine Ziele zu erreichen.<br />
86 | <strong>PRESTIGE</strong>
SHORTCUT<br />
Diamond Birkin<br />
Der Traum einer jeden Frau – die Birkin Bag. Benannt wurde die Tasche einst nach der<br />
Schauspielerin Jane Birkin. Heute gehört sie zu den begehrtesten Handtaschen der Welt.<br />
Nicht nur die hohe Qualität der Materialien, sondern vor allem die Verknappungsstrategie<br />
weckt Begehrlichkeiten. Da die Produktion schwierig und langwierig ist, werden nur wenige<br />
Taschen hergestellt. Eine der teuersten Handtaschen der Welt wurde für umgerechnet<br />
152’000 Euro versteigert. Es handelte sich dabei um die rubinrote Sonderanfertigung<br />
«Diamond Birkin» aus dem Hause Hermès, welche man so im Laden nicht kaufen kann.<br />
Die Spezialanfertigung wurde statt aus Kalbsleder aus dem schwer zu verarbeitenden<br />
Leder des Leistenkrokodils gefertigt. Die Beschläge sind aus 18-Karat-Weissgold.<br />
Dem Himmel näher<br />
Der Schuhgott Louboutin kreierte die höchsten Schuhe der Welt. Lange Zeit waren die 14-Zentimeter-Skyscraper-Stilettos<br />
das Nonplusultra für alle, die hoch hinaus wollen. Sie galten als<br />
grösste Herausforderung für Frauenfüsse. Der britische Schuh-Designer Christian Louboutin<br />
entwarf jedoch die höchsten High Heels der Welt mit einem 20-Zentimeter-Absatz. Über<br />
und über mit Swarovski-Steinen besetzt, erinnern sie an die Schuhe einer Primaballerina.<br />
Dementsprechend kamen sie auch für einen guten Zweck unter den Hammer und der<br />
Erlös kam dem English National Ballet zugute. Spitzenschuhe für Spitzentänzer, die sie im<br />
wahrsten Sinne des Wortes dem Himmel ein bisschen näher bringen.<br />
Edel verschnürt<br />
Von LeVer Couture stammt die momentan teuerste Korsage der Welt. Sie ist mit 41’000 Swarovski-<br />
Kristallen besetzt und leuchtet und glitzert wie nichts. Sie kostet circa 12’000 Franken. Hinter dem<br />
Label LeVer Couture steckt die Designerin Lessja Verlingieri. Der gerade mal 26 Jahre jungen<br />
Designerin gelang es, durch diese Korsage enormes Aufsehen zu erlangen. Die Jungdesignerin<br />
entwirft edles Design und verarbeitet darin hochwertige Stoffe wie Swarovski crystallized oder<br />
Jakob-Schlepfer-Stoffe. Sie bringt Leuchten und Glitzern in die Modewelt. Was ihre Roben fast<br />
schon majestätisch wirken lässt.<br />
The Luxury Way of Life | 87
kolumne<br />
Macht ausgefallene Kleidung ausgefallene Menschen?<br />
Angeblich sollen Kleider<br />
Leute machen. Das heisst,<br />
dass sich der Mensch durch<br />
seine Kleidung – durch seine<br />
äussere Schale – identifiziert.<br />
Es ist uns ein Bedürfnis, unsere<br />
Persönlichkeit durch<br />
unsere Kleidung auszudrücken.<br />
Zudem ist es uns ein<br />
Bedürfnis, bei den Mitmenschen<br />
gut anzukommen.<br />
Wir wollen geliebt werden,<br />
gemocht werden. Wir wollen<br />
Freunde, die zu uns und Gabriel Palacios<br />
hinter uns stehen. Wir wollen<br />
Verbündete und wollen uns Sicherheit schaffen<br />
– Sicherheit durch unser soziales Umfeld.<br />
Sicherheit durch die Gewissheit, dass wir erwünscht<br />
sind. Sicherheit, gemocht und geliebt<br />
zu werden. Um diese zu erlangen, haben wir ein<br />
Bedürfnis, unsere Persönlichkeit, unsere Charaktereigenschaften<br />
mit allen möglichen Mitteln<br />
zu kommunizieren.<br />
Wir haben einen eigenen Schreibstil. Wir haben<br />
eine eigene Art zu sprechen; zu artikulieren. Wir<br />
haben eine eigene Art zu streiten. Und genauso<br />
eine eigene Art, unsere Liebe auszudrücken.<br />
Wir drücken unsere Persönlichkeit mit all unseren<br />
Sinnen aus. Wir haben einen eigenen Duft,<br />
eine eigene Art zu sprechen und einen eigenen<br />
optischen Stil. Wir pflegen es, in unserer Kleidung<br />
unseren Charakter einzubinden – und<br />
Körper und Geist in Szene zu setzen. Denn alsbald<br />
wir einen Fuss ausser Haus setzen, sind<br />
wir den Blicken der Öffentlichkeit ausgesetzt.<br />
Eine Öffentlichkeit, die sich nach Werten und<br />
Normen orientiert. Eine Öffentlichkeit, die Menschen<br />
in kurzen Hosen bei -15 Grad Celsius als<br />
durchgeknallt bezeichnet; Menschen in extravaganten,<br />
knallig-prallen Farben aus der Menge<br />
herausstechen lässt. Es ist ein evolutionsbedingtes<br />
Bedürfnis des Menschen, aus der Menge<br />
herausragen zu wollen; beruflich wie privat.<br />
Bei den einen eher auf beruflicher Ebene, bei<br />
den anderen eher in privater Hinsicht. Der Erfolg<br />
sämtlicher Castingshows bestätigt die<br />
These, dass der Drang nach Aufmerksamkeit<br />
in der Öffentlichkeit in unseren Genen steckt.<br />
Als Teilnehmer einer Castingshow<br />
wollen wir aus der<br />
Masse herausragen. Wir wollen<br />
durch unsere Individualität<br />
überzeugen. Wir wollen<br />
Ruhm und Aufmerksamkeit.<br />
Doch weshalb haben die<br />
Zuschauer vor den Fernsehern<br />
das Bedürfnis, anderen<br />
Menschen im Konkurrenzkampf<br />
um einen Funken<br />
Aufmerksamkeit zuzusehen?<br />
Auch hier liegt die Erklärung<br />
auf der Hand: Wir Menschen<br />
bevorzugen Menschen, die authentisch sind.<br />
Menschen, die echt und sich selbst sind. Bei<br />
diesen Menschen ist die Gefahr am geringsten,<br />
enttäuscht zu werden, da sie durch ihre<br />
authentische Art Vertrauen herbeiführen. Es<br />
ist uns also ein Vergnügen, diversen Individuen<br />
bei deren authentischer Entfaltung zuzuschauen.<br />
Folglich ist das einzig Korrekte, was Sie tun<br />
können, sich so zu kleiden, wie Sie sich wohl<br />
fühlen – sich so zu kleiden, wie Sie sich Sie<br />
selbst fühlen und Ihre Persönlichkeit richtig in<br />
Ihrer Schale präsentieren und entfalten können.<br />
Selbstverständlich gibt es Anlässe, zu welchen<br />
man den eigenen Kleidungsstil dem ausformulierten<br />
oder unausgesprochenen, aber selbstverständlichen<br />
Dresscode anpassen muss.<br />
Doch solange die Norm zu einem Dresscode<br />
nicht besteht, gebe ich Ihnen den Tipp: Kleiden<br />
Sie sich so, wie Sie sich gefallen – so, wie Sie<br />
Sie selbst sein können. Es ist also verständlich,<br />
dass ausgefallene Kleidung einen ausgefallenen<br />
Menschen authentisch in seinem Charakter<br />
und in seiner Persönlichkeit repräsentiert. Sind<br />
Sie aber von Grund auf keine ausgefallene, extrovertierte,<br />
flippige Persönlichkeit und wollen<br />
sich zugleich ausgefallen kleiden, nur um aufzufallen,<br />
so werden Sie sich garantiert in der<br />
entsprechenden Kleidung nicht authentisch geben.<br />
Genauso, wenn sich flippige Menschen einem<br />
«langweiligen» Dresscode fügen müssen.<br />
Bleiben Sie Sie selbst. Lassen Sie die Möglichkeit<br />
zu, dass Fashion Ihre Persönlichkeit unterstreicht.<br />
88 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
PRESENTS<br />
Just AN<br />
ORDinary<br />
DAY<br />
by Gianni Pisano<br />
The Luxury Way of Life | 89
Miu Miu<br />
Maurice Lacroix<br />
90 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 91
D&G<br />
Patek PhiliPPe<br />
92 | <strong>PRESTIGE</strong>
Prada<br />
Türler<br />
Türler Uhren & Juwelen
Fashion<br />
D&G<br />
Parmigiani<br />
94 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
The Luxury Way of Life | 95
Fashion<br />
Yves Saint Laurent<br />
Montblanc<br />
YSL by Trois Pommes Zürich | Montblanc<br />
96 | <strong>PRESTIGE</strong>
Tom Brown<br />
Girard-Perregaux<br />
Tom Brown by Trois Pommes Zürich<br />
The Luxury Way of Life | 97
Fashion<br />
Hugo Boss<br />
Hublot<br />
louis XIII<br />
Hublot by Beyer Uhren & Juwelen<br />
98 | <strong>PRESTIGE</strong>
Pucci<br />
Chopard<br />
Pucci by Trois Pommes Zürich<br />
The Luxury Way of Life | 99
100 | <strong>PRESTIGE</strong>
Lavin<br />
Arnold&Son<br />
Trois Pommes Zürich | Meister Zürich<br />
The Luxury Way of Life | 1<strong>01</strong>
Fashion<br />
Alaïa<br />
Meister Silber<br />
Alaïa by Trois Pommes Zürich<br />
102 | <strong>PRESTIGE</strong>
Miu Miu<br />
Cartier<br />
The Luxury Way of Life | 103
Fashion<br />
Der Mode<br />
entkoMMt man<br />
nicht. Denn<br />
auch weNN Mode<br />
aus der Mode<br />
kommt, ist das<br />
schon wieder<br />
Mode.<br />
KARL<br />
LAGERFELD<br />
104 | <strong>PRESTIGE</strong>
SuitArt<br />
Carl F. Bucherer<br />
The Luxury Way of Life | 105
Alexander Mc Queen<br />
Bucherer<br />
Trois Pommes Zürich | Bucherer Uhren & Schmuck<br />
106 | <strong>PRESTIGE</strong>
the<br />
end<br />
to be continued …<br />
Fotograf Gianni Pisano<br />
Produktion Lina Baumann, buero-buero.ch<br />
Stylist Aita Sulser<br />
Hair & Make Up Chrissie Moissl<br />
1st Assistant Jakobe Karte<br />
Models Kat P. & Lea T.<br />
Special Thanks to Laura Amanzi & the Park Hyatt Zurich<br />
The Luxury Way of Life | 107
iI<br />
männer<br />
ahoi<br />
iv<br />
i<br />
iIi<br />
vi<br />
v<br />
i Brioni<br />
iI Scotch & Soda<br />
iII Strellson<br />
iV Etro<br />
V Salvatore Ferragamo<br />
Vi Hermès<br />
ViI Bally<br />
vii<br />
108 | <strong>PRESTIGE</strong>
ix<br />
viii<br />
xi<br />
x<br />
xii<br />
ViIi Scabal<br />
ix Scotch & Soda<br />
x Bugatti<br />
xi Hublot<br />
xii Luis Trenker<br />
xiii Salvatore Ferragamo<br />
xiii<br />
The Luxury Way of Life | 109
fashion<br />
show<br />
paris<br />
spring-summer<br />
2<strong>01</strong>3<br />
Lanvin<br />
By Nathalie Brouillac<br />
Valentino Kenzo Christian Dior John Galliano<br />
110 | <strong>PRESTIGE</strong>
Hermès<br />
Akris<br />
Chanel Jean Paul Gaultier Miu Miu<br />
The Luxury Way of Life | 111
Rubriken<br />
112 | <strong>PRESTIGE</strong>
«Egal, ob ich verheiratet war<br />
oder nicht,<br />
Biba and<br />
ich wollte immer unabhängig<br />
sein.» Ihre ausgefallenen und<br />
revolutionären Kreationen im<br />
modetechnisch<br />
Beyond<br />
verstaubt-konservativen<br />
England erobern nicht nur<br />
die Körper der Frauen,<br />
sondern erwecken ein neues<br />
Lebensgefühl. Barbara Hulanicki<br />
Helena Ugrenovic
Fashion<br />
BBiba wird zu einer Bewegung in den Londoner Swinging Sixties.<br />
Sonny and Cher, Yoko Ono, Mick Jagger, Prinzessin Anne, Mia Farrow,<br />
Twiggy und Brigitte Bardot verehren den unverkennbaren, mit<br />
Hollywood-Glamour aufgepeppten viktorianischen Stil der Mode-<br />
Ikone Barbara Hulanicki. Die 1936 in Warschau geborene Barbara Hulanicki<br />
geniesst als junges Mädchen das privilegierte Leben als Tochter eines<br />
Diplomaten in Palästina, der zwischen Arabern und Juden vermittelte. Nach<br />
der brutalen Ermordung ihres Vaters 1948 durch die Stern-Bande flieht die<br />
Familie nach England und lässt sich in der Küstenstadt Brighton nieder, wo<br />
sie von Barbaras Tante finanziell unterstützt wird. Barbara lehnt sich gegen<br />
das strenge Regiment des familiären Financiers auf, die so gar nicht in die<br />
schon immer etwas verrückte und quirlige Stadt am Meer passt. Barbara<br />
Hulanicki rebelliert gegen ihre autoritäre Tante, die damit den grössten Einfluss<br />
auf die Frau mit den unverkennbar geschminkten Augen haben wird. In<br />
den frühen 60er Jahren arbeitet Barbara als Freelance Fashion Designer und<br />
illustriert Publikationen für die britische «Vogue», «The Times», «The Observer»<br />
und «The Sunday Times».<br />
Der Stoff, aus dem die Träume sind<br />
Die Erfolgsgeschichte von Biba ähnelt einem Hollywoodfilm. Ein Ehemann<br />
und seine Ehefrau, Barbara Hulanicki und ihr Partner Stephen Fitz-Simon<br />
(Fitz), den sie 1961 geheiratet hat, eröffnen entgegen allen guten Tipps und<br />
Ratschlägen ihres Umfelds den Kleiderversand «Biba’s Postal Boutique».<br />
Barbara entwirft die Stoffe und Modelle, während Fitz sich um die administrativen<br />
Belange kümmert. 1964 wird das produktive Ehepaar von Felicity<br />
Green, der Modejournalistin des «Daily Mirror», dazu eingeladen, ein Designer-Kleidungsstück<br />
zu entwerfen. Von Brigitte Bardot inspiriert, kreiert Barbara<br />
ein karogemustertes, rosafarbenes Kleid mit einer Öffnung am Nacken<br />
und passendem Kopftuch. Das Outfit schlägt ein wie eine Bombe und 17’000<br />
Stück werden verkauft. Mit dem Verkaufserlös eröffnet das Power-Ehepaar<br />
eine Ladenlokalität, die zur angesagtesten Ikone der 60er und 70er Jahre in<br />
London und zum Treffpunkt für Künstler, Schauspieler und Rockstars wie<br />
Mick Jagger and the Rolling Stones, David Bowie und Marianne Faithfull wird.<br />
«Mit Fitz war alles total anders. Er liess nicht zu, dass ich mich verwundbar<br />
fühlte. Mit ihm baute ich meine Stärke aus. Er lehrte mich, dass ich auch in<br />
jedem emotionalen Augenblick rational sein konnte, ohne mich deswegen<br />
schuldig zu fühlen. Er hämmerte mir ein, dass ich niemals in eine Situation<br />
geraten soll, in der ich glaubte, falsch zu liegen. Ich sollte fühlen, im Recht zu<br />
sein und dass alle anderen falsch liegen … mit Fitz konnte ich mich mit meiner<br />
Arbeit vorwärts bewegen. Für ihn war ich immer im Recht und niemand sollte<br />
mein Urteilsvermögen untergraben.» (Barbara Hulanicki 1983)<br />
Swinging London<br />
Der erste Biba Shop ist ein kleiner Laden in der Abingdon Road, den Barbara<br />
selber einrichtet und mit schwarzweissen Böden auslegt,<br />
die Wände marineblau streicht und die Originaleinrichtung so<br />
belässt, wie sie ist. Die Lichter im Laden sind gedämpft und<br />
die Musik laut. Das Logo «Biba’s Postal Boutique» hängt über<br />
dem Laden. Cathy McGowan, eine britische Fernsehreporterin<br />
und Journalistin, ist ein früher Biba-Fan. Die jungen<br />
Mädchen, die sie Freitagabend während ihrer Pop-Show in<br />
den speziellen Outfits von Barbara Hulanicki im Fernsehen<br />
sehen, stürmen am Samstagmorgen den Biba-Laden,<br />
114 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
The Luxury Way of Life | 115
Fashion<br />
Coral Sands Hotel | Bahamas<br />
um das gleiche Kleid zu kaufen. Barbaras Kleider sind in den Farbtönen<br />
Lila, Rostrot, Schwarz und Pflaume gehalten, die Formen schlicht, aber<br />
stylish und auf die jüngere Generation angepasst.<br />
Biba ist ein Teil des «Swinging London» und zieht Touristen und Berühmtheiten<br />
aus der ganzen Welt an. Barbara Hulanicki beschreibt den Verkauf<br />
ihres ersten Minirocks: «Er war aus Stretch-Material und ich war am Rande<br />
eines Herzinfarkts. Die Röcke waren gerade mal 25 Zentimeter lang<br />
und ich dachte, oh Gott, wir werden hochgehen, wir werden niemals im<br />
Leben in der Lage sein, auch nur ein einziges Stück davon zu verkaufen!<br />
Ich konnte nicht schlafen, aber dieses kleine Stück Stoff verliess schneller<br />
den Laden, als wir es auf einen Verkaufsständer legen konnten.»<br />
Stairways to Heaven<br />
1968 eröffnet Biba einen neuen Versandhandel mit einer noch nie zuvor<br />
dagewesenen Katalogpräsentation. John McConnel entwirft eine Publikation,<br />
die den Spirit und das Ethos von Biba perfekt einfängt. Nur acht<br />
Kleidungsstücke werden auserwählt, doch die werden mit fantastischen<br />
Fotoaufnahmen von hochkarätigen Fotografen wie Helmut Newton, Sarah<br />
Moon und Donald Silverstein präsentiert.<br />
Mit dem Umzug in die Kensington High Street 120<br />
expandiert Biba erneut. Der Laden ist neunmal<br />
grösser als der vorherige. Frauenkleider bilden<br />
das Hauptkerngeschäft, Inneneinrichtungen, Herren-<br />
und Kinderbekleidung, Kosmetika und allerlei<br />
sonstige von Barbara entworfene Stücke wandern<br />
über den Verkaufstresen. Die Inneneinrichtung ist<br />
genauso spektakulär wie Barbara Hulanicki und<br />
ihre Werke. Ägyptische Säulen der 1920er Jahre<br />
auf einem hellen, luftigen Marmorboden; die Umkleidekabinen<br />
erstrahlen in Hollywood-Glamour<br />
und die Kinderabteilung sieht aus wie eine Märchenlandschaft.<br />
Über 100’000 Menschen strömen<br />
wöchentlich in den Laden. 1970 erscheint das Biba<br />
Make-up mit seinen dramatischen Farbtönen in<br />
Schoko, Pflaume, Brombeere und Schwarz und<br />
wird in den Läden von Dorothy Perkins erstmals<br />
verkauft. Ein Jahr später werden die Produkte bei<br />
Au Printemps in Paris, Fiorucci in Mailand und<br />
Bloomingdales in New York eingeführt.<br />
116 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
Photo: Tessa Hallmann © Royal Pavilion & Museum<br />
Die Eröffnung von Biba im Derry&Toms Building, 99-117 Kensington High<br />
Street, einem Einkaufszentrum, das aus sechs Läden besteht und gleichzeitig<br />
eine extraordinäre Life-Style-Erfahrung bietet, erfolgt im Jahr 1973. Die<br />
Erlebnis-Insel ist bis ins Detail liebevoll renoviert und restauriert, mit einer Mischung<br />
aus Art Nouveau, Art déco, Hollywood-Glamour, viktorianischem Stil<br />
und Pop-Art. Der Laden verkauft von gebackenen Bohnen bis Babyfläschchen,<br />
Fashion bis Einrichtungsgegenständen alles nur Erdenkliche. Käufer<br />
können auf der Dachterrasse, auf der Flamingos leben, Cocktails trinken oder<br />
im Regenbogen-Restaurant bei Live-Musik und Bands wie «The New York<br />
Dolls», «Cockney Rebel», «Liberace» oder den «Bay City Rollers» schlemmen.<br />
Das populäre Einkaufszentrum ist jedoch nicht nur eine Attraktion für<br />
die kaufkräftige Bevölkerungsschicht, sondern für jedermann, da die Preise<br />
moderat und teilweise sogar niedrig gehalten sind.<br />
Barbara Hulanicki Beyond Biba<br />
Nachdem die Geschäfte von Barbara und Fitz nicht mehr so gut laufen, verlassen<br />
sie im Oktober 1974 Biba. Doch sechs Jahre später ist Barbara Hulanicki<br />
wieder zurück und eröffnet eine Serie von Boutiquen, führt eine Makeup-Linie<br />
unter ihrem Namen ein mit Läden in der Holland Park Avenue und<br />
Regent Street. Die Kreativität, die wie ein Wasserfall in und aus Barbaras Kopf<br />
und Seele sprudelt, lässt sie Fashion-Fotografien für den «London Evening<br />
Standard» produzieren, das Hochzeitskleid von Sarah Ferguson illustrieren<br />
und 1983 ihre Memoiren «From A to Biba» schreiben.<br />
Als sie 1987 nach Miami reist, erfindet sie sich neu, diesmal als Designerin<br />
für Innen- und Ausseneinrichtungen in Miamis Art Deco District. Sie beginnt<br />
mit dem «Woodyʼs on the Beach»-Projekt, das sie 1987 für Ron Wood von<br />
den Rolling Stones erschafft, und kreiert eine ganze Serie von Restaurants,<br />
Nachtclubs und Super-Clubs wie das «Whoʼs in the Grove», «Sempers»,<br />
«Match Club» und das «Bolero Restaurant».<br />
Von 1992 bis 1997 arbeitet sie für Gloria und Emilio Estefan und entwirft das<br />
Innendesign für ihre Aufnahmestudios, das «Cardozo Hotel» am Ocean Drive,<br />
ihr Privathaus auf Star Island und die Kostüme für das Musikvideo «Mi Buen<br />
Amor». Barbara Hulanicki gestaltet das «Compass Point Hotel and Beach Resort<br />
for Blackwell» in Nassau auf den Bahamas, entwirft eine Taschenkollektion<br />
für die italienische Luxusmarke «Coccinelle», entwirft Luxusprojekte für<br />
Privatpersonen auf Palm Island and Di Lido Island in Miami, entwirft Tapeten<br />
und Illustrationen für «Graham and Brown».<br />
2<strong>01</strong>1 wird Barbara Hulanicki in New York für ihren aussergewöhnlichen Beitrag<br />
in der Modewelt mit dem «Global Fashion Award» ausgezeichnet.<br />
The Luxury Way of Life | 117
fashion<br />
show<br />
milano<br />
spring-summer<br />
2<strong>01</strong>3<br />
Gucci<br />
By Nathalie Brouillac<br />
Bottega Veneta Dolce & Gabbana Etro Prada<br />
118 | <strong>PRESTIGE</strong>
Versace<br />
Dsquared2<br />
Fendi Giorgio Armani Roberto Cavalli<br />
The Luxury Way of Life | 119
strecke<br />
provoca<br />
Rubriken<br />
foto<br />
agent<br />
120 | <strong>PRESTIGE</strong>
Fashion<br />
Finest<br />
Lingerie<br />
teur<br />
Photographer Alex Urosevic<br />
Styling Yvonne Reichmuth<br />
Hair & Make up brigitteaeschbach.ch mit Produkten von NARS<br />
Model Zuzana J.<br />
The Luxury Way of Life | 121
Rubriken<br />
Corset Agent Provocateur<br />
Ring Versace by bloom’s<br />
122 | <strong>PRESTIGE</strong>
Bra / High Waist Panties / Stockings / CUFF Agent Provocateur<br />
Leatherharness YVY | Both Bracelets Hermès<br />
The Luxury Way of Life | 123
Fashion<br />
Bra / Suspender / Brief / Stockings Agent Provocateur | Gaiters (worn over shoulder) Wolford<br />
Necklace / Ring Cartier | Arm warmer / gloves vintage | Pumps Christian Louboutin<br />
124 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Babydoll Agent Provocateur | Bra + Slip Wolford | Necklace Hoss Intropia<br />
Bracelet + Earrings Cartier | Gloves vintage<br />
The Luxury Way of Life | 125
Rubriken<br />
Dress Agent Provocateur | Bra / High Waist Panties Wolford<br />
Leatherbelt YVY | Both Bracelets: Hermès<br />
126 | <strong>PRESTIGE</strong>
Shapebody / Bra / Thong / Skirt Wolford | Necklace / Ring Cartier<br />
Earrings Carmen Cita Jones by bloom’s<br />
The Luxury Way of Life | 127
fashion<br />
show<br />
milano<br />
spring-summer<br />
2<strong>01</strong>3<br />
Versace<br />
By Nathalie Brouillac<br />
Dolce & Gabbana Dsquared2 Ermenegildo Zegna<br />
128 | <strong>PRESTIGE</strong>
John Richmond<br />
Salvatore Ferragamo<br />
Etro Giorgio Armani Gucci<br />
The Luxury Way of Life | 129
spring<br />
fever<br />
i<br />
i MiuMiu<br />
iI Luis Trenker<br />
iiI Windsor<br />
iIi<br />
v<br />
iI<br />
130 | <strong>PRESTIGE</strong>
iv<br />
iV JOOP<br />
V Vespa 946<br />
Vi Fabric<br />
ViI Florence Bachofen<br />
ViiI Christian Louboutin<br />
vi<br />
viii<br />
vii<br />
The Luxury Way of Life | 131
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Genfer<br />
Uhrensalon<br />
2<strong>01</strong>3<br />
Vielfalt bestiMMt<br />
das Geschehen<br />
Gisbert L. Brunner<br />
DDarf es etwas mehr sein? Und das tunlichst<br />
auch noch limitiert? Diese Frage<br />
kann man sich zu Recht stellen beim<br />
Blick auf jene Neuigkeiten, welche<br />
das Uhrenjahr 2<strong>01</strong>3 anspruchsvollen Zeitgenossinnen<br />
und Zeitgenossen bescheren wird.<br />
Mehr im Hinblick auf die Funktionen, mehr beispielsweise<br />
aber auch bezogen aufs Zifferblatt.<br />
Letzteres trägt bekanntermassen rund achtzig<br />
Prozent zum Gesamteindruck einer Armbanduhr<br />
bei. Kein Wunder, dass designbewusste<br />
Uhrenmarken ein besonderes Augenmerk auf<br />
das Gesicht ihrer Zeitmesser legen. Dreidimensionalität<br />
und die Vereinigung ganz unterschiedlicher<br />
Handwerkskünste geniessen heute einen<br />
hohen Stellenwert. Auf der anderen Seite setzen<br />
Hersteller auch ganz bewusst auf Reduktion.<br />
Drei Zeiger vor einem eher schlichten, aber<br />
dennoch liebevoll ausgeführten Zifferblatt: Das<br />
lieben beispielsweise die Kunden im Reich der<br />
Mitte. Apropos: Schiere Grösse wird dort eher<br />
klein geschrieben. Deshalb normalisieren sich<br />
zunehmend die Gehäusedurchmesser. Winzig,<br />
also 34, 35 oder 36 Millimeter für Herren, das<br />
wird wohl so schnell nicht mehr kommen. Solche<br />
Dimensionen haben die Damen nun für sich<br />
gepachtet. Aber das Spektrum zwischen 38 und<br />
42 Millimeter gewinnt auch bei Männern zunehmend<br />
an Bedeutung. Und klassischer Retrolook<br />
wird auch weiterhin seine Position am heissumkämpften<br />
Jahrmarkt der chronometrischen<br />
Eitelkeiten behalten. Kurzum: Die Luxusuhrenbranche<br />
bietet vielen etwas, wie der Genfer Uhrensalon<br />
SIHH Ende Januar eindrucksvoll belegte.<br />
Freilich muss man sich das alles irgendwie<br />
auch leisten können.<br />
132 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Clifton<br />
von BAUME & MERCIER<br />
Erinnerungen an die Zukunft weckt Baume & Mercier<br />
mit seiner neuesten Uhrenlinie «Clifton». Deren<br />
Vorbild stammt, wie sich unschwer erkennen lässt,<br />
aus den 1950er Jahren. Insofern passt der schnörkellose<br />
Look mit drei Zeigern und Fensterdatum<br />
perfekt zu dem, was sich Uhrenliebhaber im Reich<br />
der Mitte wünschen. Europäer werden hingegen<br />
das nostalgiebetonte Outfit schätzen. Das neue<br />
mit tradiertem Hintergrund liefert Baume & Mercier<br />
in unterschiedlichen Versionen, angefangen beim<br />
stählernen Einsteigermodell mit dem Automatikkaliber<br />
SW 260 von Sellita, Durchmesser 41 Millimeter<br />
bis hin zur massivgoldenen, 42 Millimeter<br />
grossen «Clifton», in der das deutlich exklusivere<br />
Zwei-Federhaus-Handaufzugskaliber 7381 von La<br />
Joux-Perret tickt.<br />
The Luxury Way of Life | 133
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Calibre<br />
von CARTIER<br />
Die wahre Männeruhr von Cartier heisst unbestritten<br />
«Calibre». So hat es der scheidende CEO<br />
Bernard Fornas gewollt. Und so ist es auch gekommen.<br />
Die Herren der Schöpfung lieben bekanntlich<br />
Chronographen über alles. Deshalb war<br />
die Vorstellung eines klassischen Zeitschreibers<br />
nur eine Frage der Zeit. Pünktlich zum Genfer Uhrensalon<br />
2<strong>01</strong>3, der schon im Zeichen des neuen<br />
Chefs Stanislas de Quercize stehen wird, präsentiert<br />
Cartier den ungemein markanten Calibre-<br />
Chronographen mit dem exklusiven Automatikkaliber<br />
1904-CH MC. Zu seinen Merkmalen gehören<br />
Schaltradsteuerung, kräftesparende Reibungskupplung,<br />
30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler.<br />
Zwei Federhäuser speichern Kraft für 48 Stunden<br />
Gangdauer. Vier Hertz Unruhfrequenz gestatten<br />
Stoppungen auf die Achtelsekunde genau. Für<br />
eines dieser Werke benötigen die Uhrmacher insgesamt<br />
269 Komponenten. Die Drücker für Start,<br />
Stopp und Nullstellung haben die Produktgestalter<br />
gekonnt in den Flankenschutz für die Krone integriert.<br />
Das Gehäuse, erhältlich in Stahl oder Gold,<br />
misst 42 Millimeter und widersetzt sich dem Druck<br />
des nassen Elements bis zehn Atmosphären.<br />
134 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Table Ronde<br />
VON ROGER Dubuis<br />
Während des SIHH rückte Roger Dubuis einmal<br />
mehr seine markante Leader-Uhrenlinie Excalibur<br />
in den Vordergrund. Besonders eindrucksvoll<br />
setzt sich dabei das Modell «Table Ronde»,<br />
also «Runder Tisch», in Szene. Zwölf Ritter sitzen<br />
am Zifferblatt rund um die emaillierte Tafel. Ihre<br />
massivgoldenen Schwerter dienen dabei als<br />
Indizes. Handwerkliche Kunstwerke wie diese<br />
sind natürlich streng limitiert. Nicht mehr als 88<br />
Exemplare wird die Genfer Manufaktur davon<br />
fertigen. Allesamt ausgestattet mit dem hauseigenen<br />
Automatikkaliber RD822, welches dem<br />
Reglement des Genfer Siegels folgt. Schutz bietet<br />
ein 45 Millimeter grosses Gehäuse aus Rotgold.<br />
Zu seinen unübersehbaren Merkmalen<br />
gehören der geriffelte Glasrand, ein massiver<br />
Flankenschutz für die Krone und je drei Bandanstösse<br />
oben und unten.<br />
The Luxury Way of Life | 135
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Ingenieur<br />
von IWC<br />
IWC hat seine altbewährte Uhrenlinie «Ingenieur»<br />
komplett überarbeitet. Das Resultat kreativer Bemühungen<br />
steht ganz im Zeichen des Mercedes<br />
AMG Petronas Formula One Teams. Die Pole Position<br />
der neuen Kollektion gebührt einem komplexen<br />
Tourbillon mit Konstantkraft-Antrieb. Den Mechanismus,<br />
welcher das kontinuierlich sinkende<br />
Drehmoment der beiden Zugfedern kompensiert,<br />
haben die Uhrmacher geschickt in den kleinen<br />
Wirbelwind integriert. Neben der Zeitanzeige besitzt<br />
dieses High-Tech-Instrument auch noch eine<br />
Mondphasenindikation. Den gebührenden Rahmen<br />
für so viel Uhrmacherkunst bietet eine imposante<br />
Platin-Keramik-Schale.<br />
136 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Duomètre<br />
Unique Travel Time<br />
von JAEGER LECOULTRE<br />
Die «Duomètre Unique Travel Time» von Jaeger-<br />
LeCoultre liebt das Reisen. Ihr Innenleben gehorcht<br />
dem Zwei-Flügel-Prinzip mit zwei Federhäusern,<br />
getrennten Antriebssträngen und einem<br />
gemeinsamen Gangregler. Die rechte Seite des<br />
Zifferblatts indiziert die Heimat- oder Referenzzeit.<br />
Links erscheinen die Stunden der jeweiligen<br />
Lokalzeit in einem kleinen Fenster. Zum Einstellen<br />
gibt es zwei Drücker im Gehäuserand. Daneben<br />
wird das universale Instrument allen 39 Zonenzeiten<br />
gerecht. Selbige lassen sich durch einen<br />
unabhängigen, per Krone einstellbaren Minutenzeiger<br />
ohne jedwede Einschränkung abbilden.<br />
Orientierung rund um den Globus bietet ferner<br />
eine kleine, bombierte Scheibe mit Weltkarte bei<br />
der «6» gemeinsam mit einem 24-Stunden-Ring.<br />
Die Tag- und Nachtstunden lassen sich durch ein<br />
ausgeklügeltes System eindeutig unterscheiden.<br />
Zwei Gangreserveanzeigen links und rechts des<br />
Globus weisen darauf hin, wie es um den Spannungszustand<br />
der Zugfedern bestellt ist. Zu Hause<br />
kann der linke Minutenzeiger sogar die wahre<br />
Sonnenzeit darstellen. Das Handaufzugskaliber<br />
383 besteht aus 498 Komponenten. Wer eines<br />
der hundert Weissgold-Exemplare ergattern<br />
möchte, muss sich an die neue Jaeger-LeCoultre-Boutique<br />
in Paris wenden. Unlimitiertes gibt es<br />
nur in Rotgold.<br />
The Luxury Way of Life | 137
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Grosse Lange 1 Lumen<br />
von A. LANGE & SÖHNE<br />
Über die Lange 1 muss man nicht viele Worte<br />
verlieren. Während des Genfer SIHH 2<strong>01</strong>3 präsentierte<br />
sich das Flaggschiff der Glashütter Uhrenmanufaktur<br />
A. Lange & Söhne «erleuchtet»<br />
in Platin. Das auf 100 Exemplare limitierte Œuvre<br />
mit halbdurchsichtigem Zifferblatt nennt sich<br />
«Grosse Lange 1 Lumen». Die partielle Transparenz<br />
kommt nicht von ungefähr. Sie gestattet<br />
neugierige Blicke auf den patentierten Grossdatums-Mechanismus.<br />
Doch damit nicht genug:<br />
Das Grossdatum wie auch das gesamte Ziffer-<br />
blatt und die Zeiger besitzen nachtleuchtende<br />
Eigenschaften. Die technische Herausforderung<br />
bestand darin, das markante Datum auch direkt<br />
nach dem nächtlichen Schaltvorgang leuchten zu<br />
lassen. Zu diesem Zweck ist das Zehnerkreuz direkt<br />
mit heller, schwarz bedruckter Leuchtmasse<br />
beschichtet. Die mit schwarzen Ziffern bedruckte<br />
Glas-Einerscheibe bewegt sich vor diesem nachtleuchtenden<br />
Hintergrund. Das Handaufzugskaliber<br />
L095.2 zeigt sich durch den Saphirglasboden<br />
des 41-mm-Gehäuses.<br />
138 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Tourbillon G-Sensor<br />
RM036 Jean Todt<br />
von RICHARD MILLE<br />
Wer ein «Tourbillon G-Sensor RM036 Jean Todt»<br />
ergattern möchte, muss sich beeilen. Richard<br />
Mille fertigt davon nur 15 Exemplare mit tonneauförmiger<br />
Titanschale. Das Handaufzugswerk mit<br />
Minutentourbillon, rund 70 Stunden Gangautonomie<br />
und Skelett-Optik nennt sich RM036.<br />
Seine Grundplatine besteht aus Karbonfaser.<br />
Der Vorteil besteht in hoher Belastbarkeit und<br />
besonderer thermischer Stabilität. Brücken und<br />
Kloben lässt Richard Mille aus Titan Grad 5 fertigen,<br />
einer korrosionsbeständigen Legierung.<br />
Erstmalig bietet dieser markante Zeitmesser bei<br />
der «12» einen G-Indikator, welcher die Intensität<br />
rapider Entschleunigung erfasst. Bei kritischen<br />
Werten bewegt sich der zugehörige Zeiger in<br />
den roten Anzeigebereich. Die Nullstellung geschieht<br />
per Drücker bei der «9».Bleibt der in die<br />
Krone eingelassene Drücker. Mit seiner Hilfe<br />
lassen sich die drei Kronenfunktionen «Aufzug»,<br />
«neutral» und «Zeigerstellung» vorwählen. Welche<br />
gerade angesagt ist, stellt ein kleiner Zeiger<br />
bei der «4» dar.<br />
The Luxury Way of Life | 139
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Nicolas Rieussec<br />
Rising Hours<br />
von Montblanc<br />
Chronographen gibt es viele am Markt. Bei der<br />
Rieussec-Linie ist es Montblanc gelungen, das<br />
Gesicht des Zeitschreibers gründlich zu verändern.<br />
Und zwar durch rotierende Scheiben, wie<br />
sie der französische Uhrmacher Nicolas Rieussec<br />
bereits 1821 präsentierte. Den Anfang machten<br />
solche bei der «6», und zwar für die Permanentsekunde<br />
und den 30-Minuten-Totalisator.<br />
Bei der brandneuen «Nicolas Rieussec Rising<br />
Hours» hat Montblanc dieses Prinzip noch durch<br />
eine ungewöhnliche Stundenindikation erweitert.<br />
Gleich zwei übereinanderliegende, durch<br />
einen ausgeklügelten Mechanismus angetriebe-<br />
ne Scheiben stellen die jeweilige Stunde dar und<br />
sie bieten eine Unterscheidung zwischen Tag<br />
und Nacht. Für die Minuten ist, wie gehabt, ein<br />
rotierender Zeiger zuständig. Die farbliche Nuancierung<br />
bei der Stundenindikation hilft beispielsweise<br />
beim richtigen Einstellen des Datums. Das<br />
prinzipiell bekannte Manufakturkaliber MB R220<br />
mit Rotor-Selbstaufzug bietet aber jetzt ein Plus<br />
an Komplexität unter dem Zifferblatt. Weitere<br />
Scheiben dienen der Wochentagsanzeige bei<br />
der «9» und dem Datum bei der «3». Das Uhrwerk<br />
tickt in einem 43-mm-Gehäuse aus 18-karätigem<br />
Rotgold.<br />
140 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Luminor<br />
SuBMersible 1950<br />
von PANERAI<br />
Wassersport und Panerai gehören beinahe untrennbar<br />
zusammen. Das unterstreicht auch die<br />
neue «Luminor Submersible 1950 Amagnetic 3<br />
Days Automatic Titanic – 47 mm». Damit ist zu<br />
dieser Armbanduhr schon fast alles gesagt. Die<br />
modifizierte Gehäusekonstruktion verfügt über<br />
einen ausgeprägten Schutz gegen starke Magnetfelder.<br />
Der ist mit 40’000 A/m (Ampere pro<br />
Meter) acht Mal so stark, wie es die Schweizer<br />
Industrienorm NIHS 90-10 festschreibt. Möglich<br />
macht’s ein spezielles Weicheisen-Innengehäu-<br />
se, welches gemeinsam mit einem Zifferblatt<br />
aus dem gleichen Material die magnetischen<br />
Feldlinien ableitet. Äusseren Schutz bis zu 300<br />
Meter Tauchtiefe bietet eine Schale aus satiniertem<br />
Titan. Als Premiere präsentiert sich die nur<br />
einseitig drehbare Titan-Lünette mit einem Inlay<br />
aus schwarzer Keramik, welche die linearen und<br />
punktförmigen Titanmarkierungen trägt. Innen<br />
findet sich die exklusive Automatik P.9000 mit<br />
drei Tagen Gangautonomie sowie unabhängig<br />
verstellbarem Stundenzeiger.<br />
RL 67 Safari<br />
Tourbillon<br />
von RALPH LAUREN<br />
Bislang setzte Ralph Lauren einzig und allein auf<br />
Uhrwerke von Mitgliedern der Richemont-Gruppe.<br />
Für die Einsteiger-Modelle der Linie RL 67 Safari<br />
liefert Sellita das Automatikkaliber SW 300 mit<br />
Chronometerzeugnis. Das RL 67 Safari Tourbillon<br />
besitzt indessen ein Drehgang-Kaliber mit Mikrorotor-Selbstaufzug<br />
und vier Hertz Unruhfrequenz.<br />
Die Gangautonomie liegt bei rund 38 Stunden.<br />
Woher das Uhrwerk stammt, mochte man zuerst<br />
nur unwillig verraten. Aber die Konstruktionsmerk-<br />
male legten eine Verbindung zur Genfer «Fabrique<br />
du Temps» förmlich nahe. Am Ende wurde diese<br />
Partnerschaft denn auch bestätigt. Interessanter<br />
Weise gehört der Spezialist zur LVMH-Gruppe, wo<br />
er sich zuletzt durch ausgefallene Konstruktionen<br />
für Louis Vuitton einen Namen machte. Das exklusive<br />
Kaliber RL 67 besteht aus 67 Komponenten.<br />
Es tickt in einem 44,8 mm großen, brünierten<br />
Edelstahl-Gehäuse. Dem nassen Element besteht<br />
es bis fünf Atmosphären Druck.<br />
The Luxury Way of Life | 141
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Transforma CBF<br />
VON PARMIGIANI<br />
Mit der «Transforma CBF» (Confederação Brasileira<br />
de Futebol) offeriert Parmigiani ein Uhrenset<br />
mit Mehrfachnutzen, denn es kann nach Belieben<br />
in der Tasche oder am Handgelenk getragen<br />
werden. Denkbar sind sogar beide Varianten zur<br />
gleichen Zeit. Bleibt dann nur zu entscheiden, was<br />
seinen Auftritt wo zelebriert. Das Paket umfasst<br />
den «Transforma Chronographen» und den «Tonda<br />
Quator» mit Jahreskalender. Als Gehäusematerial<br />
des Automatik-Stoppers mit Tachymeterskala<br />
wählte die in Fleurier beheimatete Manufaktur das<br />
gleichermassen widerstandsfähige wie leichte<br />
Carbon. Das zweite, nun rotgoldene Basisgehäuse<br />
schützt ein Uhrwerk, dessen rückspringende Datumsanzeige<br />
nur einmal jährlich Ende Februar korrigiert<br />
werden muss. Die Mondphase bedarf sogar<br />
erst nach 122 Jahren einer manuellen Nachhilfe.<br />
So präzise funktioniert sie. Wer seine tickenden<br />
Lieblinge am Schreibtisch bewundern will, kann dies<br />
dank der Flexibilität des Systems ebenfalls tun.<br />
142 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Emperador Coussin<br />
Automatic Minute<br />
Repeater<br />
Von PIAGET<br />
Neu ist die Materie für Piaget keineswegs. Eine<br />
Armbanduhr mit Minutenrepetition gab es bereits<br />
in den 1950er Jahren. Optisch wie technisch ist<br />
die Emperador von 2<strong>01</strong>3 indes ein Quantensprung<br />
nach vorne. Sie bietet nämlich Manufakturarbeit<br />
mit Selbstaufzug und imposant klingender Schlagwerks-Mechanik.<br />
Einen Superlativ dürfen Liebhaber<br />
sanfter Zeit-Klänge ebenfalls erwarten. Das<br />
Kaliber 1290P kann als flachstes seiner Art gelten.<br />
Entwicklungsplattform war das ultraflache 1200P<br />
mit Platin-Mikrorotor. Ergänzt um die akustische<br />
Dimension misst es lediglich 4,8 mm in der Höhe.<br />
Alles in allem benötigen die Uhrmacher 407 Komponenten,<br />
um das kostbarste Gut der Menschheit<br />
per Zeiger darzustellen und minutengenau hörbar<br />
zu machen. Einige Zahnräder sind nur 0,12 mm<br />
dick. Die Konstruktion des 48 mm grossen Gehäuses<br />
und die Befestigung des Uhrwerks darin<br />
standen unter der Prämisse bestmöglicher Akustik,<br />
die sich mit einer Lautstärke von 65 Dezibel<br />
bestens hören lassen kann. Bei insgesamt nur 9,4<br />
mm Bauhöhe ist die «Emperador Coussin Automatic<br />
Minute Repeater» sogar noch wasserdicht<br />
bis zwei Atmosphären Druck.<br />
The Luxury Way of Life | 143
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Métiers d’Art<br />
VON VACHERON CONSTANTIN<br />
China sieht dem Jahr der Schlange entgegen. Eben<br />
jenes inspirierte Vacheron Constantin zur entsprechenden<br />
Erweiterung seiner anspruchsvollen Métiers<br />
d’Art-Kollektion. Geplant ist eine Serie von<br />
Armbanduhren, die den chinesischen Zwölf-Jahre-<br />
Zyklus repräsentieren. Logischerweise gilt das erste<br />
Modell 2<strong>01</strong>3 dem Symbol der Verführung und der<br />
Raffinesse. Graveure und Emailleure haben sich zusammengetan,<br />
um dem Erstlingswerk zum Jahr der<br />
Schlange eine besondere Ausdruckskraft zu verleihen.<br />
Das Manufakturkaliber 2460 G4 mit vier digitalen<br />
Anzeigen für Stunden, Minuten, Wochentage<br />
und Datum liess den Handwerkern den nötigen<br />
Platz zur künstlerischen Entfaltung. Den Selbstaufzug<br />
besorgt ein Zentralrotor aus 22-karätigem Gold.<br />
Verfügbar sind zwei Versionen, jeweils limitiert auf<br />
ein Dutzend Exemplare. Der Verkauf bleibt ausschliesslich<br />
den Markenboutiquen vorbehalten.<br />
SHORTCUT<br />
«Signature for Good»<br />
Alles beginnt mit dem geschriebenen Wort. Mit der eigenen Unterschrift auf<br />
einem Blatt Papier oder den mit Worten zum Ausdruck gebrachten Gedanken<br />
und Träumen – diese uns so simpel erscheinende Fähigkeit ist auch heute noch<br />
vielen Kindern vorenthalten. Montblanc teilt die Überzeugung von UNICEF,<br />
dass alle Kinder ein Recht auf Zugang zu Bildung haben und präsentiert in<br />
diesem Zusammenhang die Montblanc «Signature for Good» Collection. Für<br />
jeden zwischen dem 1. März 2<strong>01</strong>3 und dem 31. März 2<strong>01</strong>4 verkauften Artikel<br />
aus der «Signature for Good» Collection spendet Montblanc einen Teil des<br />
Erlöses. Die Special Edition aus Schreibgeräten, Schmuck und Leder-Accessoires<br />
begeistert mit einem einzigartigen Backsteinmuster, das für eine bessere<br />
Zukunft aller Kinder einen verbesserten Zugang zu Bildung symbolisiert;<br />
einschliesslich der Errichtung von Schulen – Stein für Stein. Mindestens 1,5<br />
Mio. Dollar werden den Bildungsprogrammen von UNICEF zugutekommen,<br />
die sich auf die am stärksten benachteiligten Kinder konzentrieren: die beiden<br />
Initiativen Schulen für Afrika und Asien sowie Programme in Lateinamerika.<br />
144 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Ghost<br />
Power in reserve, composure in any conditions<br />
Ghost is engineered to be whisper-quiet, however much<br />
you exploit its new V12 engine. Effortless, yet rewarding<br />
driving is assured by the same advanced technology that<br />
creates the unique magic carpet-like ride. In every respect,<br />
Ghost embodies the power of simplicity.<br />
Fuel economy fi gures (l/100km): Urban 20.5 / Extra urban<br />
9.6 / Combined 13.6. CO 2 emissions: 317 (g/km).<br />
Energy effi ciency category: G.<br />
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Tel: +41 (0) 43 211 44 41<br />
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© Copyright Rolls-Royce Motor Cars Limited 2<strong>01</strong>2. The Rolls-Royce name and logo are registered trademarks.<br />
The Luxury Way of Life | 145
just<br />
siMPle<br />
i Dior<br />
iI Tjep<br />
iII Tiffany<br />
iV Montblanc<br />
V Tiffany<br />
Vi Tjep<br />
vi<br />
iIi<br />
i<br />
iI<br />
iv<br />
v<br />
146 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
47.228728<br />
The Luxury Way of Life | 147
WATCHEs & JEWELLERY<br />
St. Moritz<br />
White Turf<br />
Spring Summer<br />
Fashion 2<strong>01</strong>3<br />
Anlässlich des White Turf in St. Moritz produzierten wir ein exklusives Fotoshooting<br />
auf dem White Turf-Gelände und im Hotel Kempinski St. Moritz.<br />
Passend zur Frühjahr / Sommer-Mode 2<strong>01</strong>3 präsentieren wir Ihnen hier<br />
ausgewählte Schmuckstücke aus dem Hause Gübelin und<br />
Accessoires von Acqua di Parma.<br />
Schmuck Gübelin | Accessoires und Kerzen Acqua di Parma<br />
Fashion Joy Fashion, St. Moritz | Schuhe EMU | Fotograf Christian Funke | Hair Stylist Enzo de Simone<br />
Make up Michelle Fischer für Dior | Produzent Valeska Jansen<br />
148 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Hannes<br />
Reisetasche Acqua di Parma<br />
Uhr Gübelin<br />
Hemd Mastermind Japan Joy Fashion St. Moritz<br />
Hose Joy Fashion St. Moritz, Schuhe Zegna<br />
Angela<br />
Ohrhänger und Collier Kollektion Como Gübelin<br />
Ring Kollektion Paris Gübelin<br />
Tasche Acqua di Parma<br />
Kleid IRO Joy Fashion St. Moritz<br />
Schuhe Jimmy Choo<br />
The Luxury Way of Life | 149
Rubriken<br />
Deborah<br />
Diamant Ohrhänger Gübelin<br />
Solitärring Gübelin<br />
Kleid Nina Ricci Joy Fashion St. Moritz<br />
Hannes<br />
Pullover Richmond Joy Fashion St. Moritz<br />
Uhr Gübelin<br />
Agenda Acqua di Parma<br />
150 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Deborah<br />
Ohrhänger und Collier Kollektion Como Gübelin<br />
Kleid IRO Joy Fashion St. Moritz<br />
Angela<br />
Diamant Ohrhänger Gübelin<br />
Kleid Felder & Felder Joy Fashion St. Moritz
Rubriken<br />
Deborah<br />
Ohrschmuck und Ring Gübelin<br />
Tasche Acqua di Parma<br />
Jacke und Hose KRU Joy Fashion St. Moritz<br />
Stiefel EMU<br />
Hannes<br />
Jacke KRU Joy Fashion St. Moritz<br />
Hose Dsquared Joy Fashion St. Moritz<br />
Tasche Acqua di Parma<br />
Schuhe Zegna<br />
Angela<br />
Jacke und Hose Christopher Kane Joy Fashion St. Moritz<br />
Ohrringe Gübelin<br />
Tasche Acqua di Parma<br />
Schuhe EMU<br />
152 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Deborah<br />
Jacke Christopher Kane Joy Fashion St. Moritz<br />
Hannes<br />
Hemd Mastermind Japan Joy Fashion St. Moritz<br />
Sakko L.G.B Fashion Joy Fashion St. Moritz<br />
Angela<br />
Jacke KRU Joy Fashion St. Moritz<br />
The Luxury Way of Life | 153
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Deborah<br />
Kleid Missoni Joy Fashion St. Moritz<br />
Ohrstecker und Bracelet Kollektion Madagaskar Gübelin<br />
Solitärring Gübelin<br />
Angela<br />
Kleid Missoni Joy Fashion St. Moritz<br />
Ring Kollektion Paris Gübelin<br />
Diamantohrstecker Gübelin<br />
Deborah<br />
Ohrstecker, Collier, Bracelet und Ring Kollektion Madagaskar Gübelin<br />
Kleid Hervé Leger Leroux Joy Fashion St. Moritz<br />
Angela<br />
Kleid Hervé Leger Leroux Joy Fashion St. Moritz<br />
Ohrhänger, Collier und Ring Farbsteinschmuck Gübelin<br />
Beautybag Acqua di Parma<br />
154 | <strong>PRESTIGE</strong>
WATCHEs & JEWELLERY<br />
Angela<br />
Kleid Saint Laurent Joy Fashion St. Moritz<br />
Ohrstecker und Bracelet Kollektion Madagaskar Gübelin<br />
Hannes<br />
Sakko L.G.B Fashion Joy Fashion St. Moritz<br />
Hemd Mastermind Japan Joy Fashion St. Moritz<br />
Uhr Gübelin<br />
Deborah<br />
Kleid Nina Ricci Joy Fashion St. Moritz<br />
Diamant Ohrstecker Diamant Kette und Diamant Ring Gübelin<br />
Wir bedanken uns herzlich für die grosse Unterstützung<br />
Betina Welter, Director of Public Relations Kempinski Grand Hotel des Bains St Moritz<br />
Claudia Grasern-Woehrle, Pressestelle White Turf St. Moritz<br />
The Luxury Way of Life | 155
BLING<br />
BLING<br />
vii<br />
vi<br />
iIi<br />
i<br />
iI<br />
156 | <strong>PRESTIGE</strong>
iv<br />
i Dior<br />
iI Dior<br />
iiI Piaget<br />
iV Swarovski<br />
V Christian Louboutin<br />
Vi Swarovski<br />
Vii Chaumet<br />
v<br />
The Luxury Way of Life | 157
WATCHEs & JEWELLERY<br />
SHORTCUT<br />
Tickende Schwergewichte<br />
Die Träger mancher Uhren brauchen nicht nur eine<br />
etwas dickere Brieftasche, sondern auch Muskeln.<br />
Einige Zeitmesser sind wahrlich nur etwas für, im<br />
wahrsten Sinne des Wortes, starke Männer. Denn<br />
mit ihnen trägt man nicht nur ein wertvolles Stück<br />
am Handgelenk, sondern manchmal bis fast zu einem<br />
halben Kilogramm am Handgelenk. Eine der<br />
schwersten Uhren ist die Invicta Classic Russian<br />
Diver. Sie wiegt 455 Gramm bei einer Gehäusegrösse<br />
von 51 mm. Doch auch das Modell The<br />
Blue Sensation von Grieb and Benzinger ist kein<br />
Leichtgewicht. Sie gilt als schwerste Platin-Uhr der<br />
Welt. Bei einer Gehäusegrösse von 49 mm bringt<br />
sie immerhin 235 Gramm auf die Waage.<br />
Kosmos-Uhr<br />
In Zürich – genauer gesagt im Uhren- und Schmuckhaus Türler am Paradeplatz<br />
– steht eine der erstaunlichsten und genialsten Uhrenkonstruktionen.<br />
Geschaffen wurde in neunjähriger Entwicklungs- und Bauzeit ein einzigartiges<br />
Modell des Kosmos. Sie erfasst das gesamte Sonnensystem mit den<br />
neun Planeten, veranschaulicht die gegenseitigen Bewegungen von Erde,<br />
Mond und Sonne, bildet den kompletten, bewegten Kosmos ab und zeigt Sekunden,<br />
Minuten, Stunden, Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte und sogar Jahrtausende<br />
an. So kann der Betrachter in vielfältigen Anzeigen und Darstellungen<br />
zeitliche Abläufe und Bewegungen im Kosmos ablesen und verfolgen – von<br />
der kleinsten Zeiteinheit, der Sekunde, bis hin zum Platonischen Jahr mit einer<br />
Umdrehung des entsprechenden Rades in 25’794 Jahren!<br />
Die teuerste Hochzeit der Welt<br />
Es war eine wahre Märchenhochzeit, die alle anderen<br />
in den Schatten stellte, die Hochzeit von Prinzessin<br />
Hajah Hafizah Sururul Bolkiah. Die Tochter<br />
des Sultans von Brunei trug vor den Augen der<br />
3000 geladene Gäste ein Kleid, das mehrere Kilo<br />
wog. Die gesamte Robe war mit Kristallen und<br />
Edelsteinen bestickt. Ihr Kopf schmückte ein Diadem<br />
mit Diamanten und Smaragden und natürlich<br />
fehlten auch die passende Halskette und eine Brosche<br />
nicht. Gefeiert wurde im über 1750 Zimmer<br />
grossen Palast des Sultans, der zu den reichsten<br />
Männern der Welt zählt. Sein Vermögen beträgt<br />
mehr als 15 Milliarden Dollar. 40 Millionen Dollar<br />
soll allein das Dinner gekostet haben!<br />
158 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The world‘s 1 st free<br />
moving diamond<br />
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The Luxury Way of Life | 159<br />
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Rubriken<br />
Craftsmanship<br />
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160 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Extending Horizons<br />
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Official Dealer<br />
The Luxury Way of Life | 161
RUBRIKEN<br />
MEIN ESSEN<br />
IST WIE ICH: ES<br />
HAUT REIN,<br />
IST MANCHMAL<br />
UNBEQUEM,<br />
HINTERLÄSST<br />
ABER IMMER<br />
EINEN<br />
BLEIBENDEN<br />
EINDRUCK.<br />
©<br />
Wolfgang Stahr<br />
162 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
Berliner<br />
Schnauze<br />
Hongkong<br />
Style<br />
Ein Tag mit Zwei-Sterne-Koch Tim Raue<br />
Thomas Hauer<br />
MMittwochvormittag kurz vor 11 Uhr mitten in Kreuzberg. «Der Chef<br />
ist noch nicht da», erklärt mir die Dame am Empfang mit leicht Berliner<br />
Zungenschlag. Zeit, sich schon mal ein wenig umzuschauen.<br />
Die hohen, in strahlendem Weiss gehaltenen Räume der ehemaligen<br />
Galerie, an deren Decke noch immer Kunstleuchten stimmungsvolle<br />
Lichtakzente setzen, sind möbliert mit edlen Nussbaumtischen. Die bequemen<br />
Stühle und Sitzbänke sind in kräftigen Blau- und Violetttönen gehalten.<br />
Unter meinen Füssen ein glänzender Terrazzoboden in Schwarz-Weiss. An<br />
den Wänden moderne Kunst: das Foto einer Wasserstoffbombenexplosion,<br />
ein überdimensionales Ölgemälde mit Müllsäcken vor einem üppig tropischen<br />
Hintergrund.<br />
Dann steht Tim Raue plötzlich vor mir. «Wollen Sie gleich in die Küche oder<br />
wollen Sie mich zu einem Termin begleiten?», fragt er. Ich entscheide mich<br />
für die Spritztour. Vor der Türe wartet schon Herr Burwieck, der den Zwei-<br />
Sterne-Koch tagtäglich mit seinem Taxi durch das Verkehrschaos der Hauptstadt<br />
kutschiert, denn der hat keinen Führerschein. Unser Ziel: der Delphi<br />
Filmpalast in der Kantstrasse.<br />
The Luxury Way of Life | 163
CULINARIUM<br />
Mittags ins «Good Friends»<br />
Dort findet ein Fotoshooting für den Programmflyer des Kulinarischen Kinos<br />
statt, das jedes Jahr parallel zur Berlinale läuft. Am Set warten schon Raues<br />
Berliner Sternekollegen Hendrik Otto vom Hotel Adlon, Michael Hoffmann,<br />
Chef des «Margaux», und Kolja Kleeberg, der im «VAU» am Herd steht. Ausserdem<br />
Nils Henkel vom Schlosshotel Lerbach.<br />
Kaum betritt Raue das Foyer, steht er sofort im Mittelpunkt, gibt den Entertainer.<br />
Als er vor die Linse tritt, spürt man: Raue ist nicht nur in der Küche ein<br />
Vollprofi. Nach der Fotosession, es ist mittlerweile halb eins, hat Raue erst mal<br />
Hunger. Ich auch. Wir fahren, Kolja Kleeberg und Nils Henkel im Schlepptau,<br />
mit Herrn Burwieck ein paar Häuser weiter ins «Good Friends». Dieses Chinarestaurant<br />
mit dem Charme einer bulgarischen Bahnhofgaststätte ist Raues<br />
zweites Wohnzimmer und eine Berliner Institution. Mindestens dreimal die Woche<br />
geht der Sternekoch über Mittag dorthin, an den anderen Tagen auch mal<br />
ins Fitnessstudio.<br />
In seiner hochgeschlossenen Kochjacke im preussischblauen Mao-Look wirkt<br />
Raue wie ein ranghoher KP-Funktionär und bellt Kommandos, als wäre er hier<br />
selbst der grosse Vorsitzende. Schon wenige Minuten später füllt sich der runde<br />
Tisch mit dampfenden Platten voll von gebratenem Schweinebauch mit<br />
Gemüse, Seezunge mit Ingwer und Lauch, gesottenen Kutteln, Fong-Wong-<br />
Rollen und krosser Ente. Dazu gibt es chinesischen Jasmintee.<br />
164 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
Das Tischgespräch kreist um Kollegen, Restaurantkritiker, explodierende<br />
Warenkosten und die besten Fisch-, Trüffel- und Kaviarlieferanten. Küchenpalaver<br />
eben. Nach einer halben Stunde wird die Tafel aufgehoben und es<br />
geht zurück in die Rudi-Dutschke-Strasse, wo der Kreuzberger sich mit dem<br />
Restaurant Tim Raue sein eigenes Reich der Mitte geschaffen hat und der<br />
Mittagsservice grade auf Hochtouren läuft. Auf der Fahrt erzählt der Chef<br />
von seinem Traum, in Berlin vielleicht noch ein chinesisches Restaurant zu<br />
eröffnen mit einer Karte wie im «Good Friends», die von kantonesischer Hausmannskost<br />
geprägt ist, nur eben nicht mit Zutaten aus der Tiefkühltruhe und<br />
ohne Glutamat.<br />
Gehobener Asian Style<br />
Wie viele andere Sternelokale der Hauptstadt bietet auch Raue ein preisgünstiges<br />
Lunchmenu an, das auch Menschen mit kleinem Geldbeutel erlaubt, einen<br />
tiefen Blick in die Kochtöpfe der Berliner Toprestaurants zu werfen – so gibt es<br />
mittags ein Drei-Gang-Menu schon für 38 Euro, Sechs-Gänge für 68 Euro. In der<br />
Küche nimmt der Chef dann sofort seinen Platz am Pass ein und beginnt, Teller<br />
anzurichten, signiert nebenbei sein neues Kochbuch «My favourite things», lässt<br />
mir Hummer-Dim-Sum mit Thaivinaigrette, danach Kaisergranat mit rosa Rübchen<br />
und Wasabi servieren und probiert noch schnell ein Rezept für ein Event,<br />
das vor seinem strengen Gaumen im Praxistest prompt durchfällt. Als der Betrieb<br />
nachlässt, machen wir eine kurze Tour durch die geschätzt 25 Quadratmeter<br />
grosse Küche, die sich trotz Raues konsequent panasiatischem Ansatz,<br />
The Luxury Way of Life | 165
CULINARIUM<br />
der ihm ein absolutes Alleinstellungsmerkmal innerhalb der deutschen Spitzengastronomie verleiht, in nichts von anderen Restaurantküchen<br />
unterscheidet: Es gibt den Gardemanger, den Entremetier, die kleine Ecke für die Pâtisserie. Alle Posten sind doppelt<br />
besetzt, insgesamt werkeln hier inklusive Raue und Küchenchef Christian Singer zehn Männer und Frauen. Die Atmosphäre<br />
ist erstaunlich entspannt. Ansagen Raues werden mit dem obligatorischen «Jawohl Chef!» quittiert, oft reicht eine hochgezogene<br />
Augenbraue oder eine eindeutige Geste und der «Angesprochene» weiss sofort, was damit gemeint ist.<br />
Dann entlässt mich Raue in die Obhut seines Pâtissiers Daniel Budde.<br />
Der zeigt mir, wie er aus geläutertem Muskovadozucker kleine Kunstwerke bläst – in diesem Fall Birnen<br />
aus Estragonessig-Karamell für das Dessert des aktuellen Wintermenus, die wirken, als seien sie<br />
aus hauchzartem Muranoglas gefertigt. Der Chef geht derweil spazieren. Im übertragenen<br />
Sinne zumindest, denn Raue verbringt fast ebenso viel Zeit im Gastraum wie in der Küche.<br />
Mindestens einen Gang pro Tisch serviert er persönlich und verwickelt seine<br />
Gäste dabei binnen Sekunden so gekonnt in Smalltalk, dass das junge Pärchen<br />
am Nachbartisch, das nicht den Eindruck macht, als frequentiere es Sternerestaurants<br />
regelmässig, in kürzester Zeit alle Scheu vor dem Meister ablegt. Dieser<br />
joviale Umgangston, liebevoll Berliner Schnauze genannt, wird auch vom<br />
Serviceteam unter Leitung von Raues Frau Marie-Anne gepflegt, was die<br />
Kundschaft sichtlich schätzt, weil es Hemmschwellen abbaut und ganz<br />
nebenbei Lust macht wiederzukommen.<br />
Produktverliebtheit und Perfektionismus<br />
Gegen 16.00 Uhr werde ich freundlich, aber bestimmt vor die Tür gesetzt<br />
– jetzt ist Pause. Raue geht zu Saturn, um seinen abgestürzten<br />
Computer von der Reparatur abzuholen. Pünktlich um sieben soll<br />
ich aber wieder da sein, um das Menu «unique» zu probieren, Raues<br />
kulinarische Visitenkarte in sechs Gängen (148 Euro) und Gault-<br />
Millau-Menu des Jahres 2<strong>01</strong>2.<br />
Die ersten Teller lässt mir der Chef gleich in der Küche servieren, in<br />
der kurz nach sieben das Licht gedimmt und durch eine Spotbeleuchtung<br />
ersetzt wird – «das hilft dem Team beim Konzentrieren auf<br />
die Teller», erklärt Raue. Gäste können das Geschehen in der Küche<br />
durch eine breite Glasfront live mitverfolgen. Den Einstieg ins Menu<br />
bilden in Anlehnung an die chinesische Küchentradition acht kleine<br />
Kostbarkeiten (mittags vier) wie Raues Version der Drunken Prawns mit<br />
XO-Cognac-Gelée, eingelegter Rettich, hauchdünner Schweinebauch,<br />
gebeizter Lachs mit Grapefruit und Vanille …<br />
166 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
Schon diese Kleinigkeiten machen deutlich, was<br />
den Stil von Raues Küche ausmacht: die Verbindung<br />
einer fast schon an Fetischismus grenzenden<br />
Produktverliebtheit, die stark an die japanische<br />
Küche erinnert; die chinesische Philosophie,<br />
die jeder Speise Eigenschaften zuschreibt, die<br />
das körperliche und seelische Gleichgewicht erhalten<br />
oder durcheinanderwirbeln können, und<br />
das Spiel mit frischen Kräutern und Gewürzen,<br />
das an die Frischeküche Thailands erinnert.<br />
Kurzum: wenig technischer Aufwand und der weitgehende<br />
Verzicht auf eine Veränderung von Konsistenz<br />
oder Textur, das heisst, alle Elemente auf<br />
dem Teller bleiben erkennbar als das, was sie sind.<br />
Dafür eine Fokussierung auf transparente, laserscharf<br />
herausgearbeitete Aromen. Daraus ergibt<br />
sich ein Geschmacksbild, das von vier zentralen<br />
Säulen getragen wird und praktisch auf jedem<br />
Teller Raues präsent ist: natürliche Fruchtsüsse,<br />
Säure, mal deutliche, mal subtile Schärfe und vegetabile<br />
Aromen. Gleichzeitig hat Raue alles,<br />
was den Körper belasten könnte, wie<br />
weissen Zucker oder sonstige<br />
«leere» Kohlehydrate<br />
wie Brot oder<br />
Reis und laktosehalt<br />
i g e<br />
168 | <strong>PRESTIGE</strong>
Milchprodukte,<br />
konsequent<br />
aus seiner Küche<br />
verbannt.<br />
Was im ersten Moment nach Diät<br />
klingt, ist in Wahrheit dem Genuss geschuldet,<br />
denn die prägnanten Aromen, die seine<br />
Küche ausmachen, würde man mit diesen «Sättigungsbeilagen»<br />
nur zukleistern und relativieren, ist der Chef überzeugt. Aber Raue mag viel lieber<br />
provozieren, will, dass sich Gäste auf seine Gerichte einlassen. Wenn es denen nicht<br />
passt? Dann sollen sie eben wegbleiben – Raue ist kein Mann für Kompromisse.<br />
Mehrmals im Jahr reist er in seine Lieblingsstadt Hongkong, nach Thailand oder<br />
Tokio, um vor Ort seine Kenntnis asiatischer Produkte und Gartechniken weiter zu<br />
vervollkommnen, sich mit Händlern und Mentoren zu treffen und auf den Märkten<br />
nach neuen Produkten zu stöbern.<br />
Nach dem Menuauftakt, Blumenkohl-Liebstöckel-Salat mit Habanero-Chili-<br />
Püree, eingemachten Trauben und Trüffel-Haselnuss-Eis, gibt es einen Teller,<br />
der Raues Küchenphilosophie perfekt auf den Punkt bringt: gedämpfter<br />
Zander, obenauf ein wenig Yuzu-Gel (eine japanische Zitrusfrucht von der<br />
Insel Schikoku mit einem ausgesprochen komplexen Aroma), dazu würziges<br />
Schnittlauchöl und Shanghai Pak-Shoi. Der Clou ist die Sauce, ein Soja-Sud,<br />
in dem Raue eine zehn Jahre gereifte Kamebisji-Soja-Sauce verarbeitet – der<br />
Liter zu rund 1000 Franken – die dem Gericht eine solche Fülle und aromatische<br />
Dichte verleiht, dass einem wohlige Schauer über den Rücken laufen.<br />
Essen bei Raue macht nämlich vor allem eines: Spass! Doch der hat seinen<br />
Preis. Wenn Raue katalanische Seegurken, Abaloneschnecken,<br />
The Luxury Way of Life | 169
CULINARIUM<br />
Fish Maw (die getrocknete Schwimmblase bestimmter<br />
Fischarten) oder Schwalbennester ordert,<br />
werden schnell mehrere Hundert oder gar<br />
Tausend Franken pro Kilo fällig. Und seit in China<br />
auch ausserhalb der Sonderwirtschaftszonen der<br />
Reichtum explodiert, haben sich die Preise teilweise<br />
mehr als verdreifacht, stöhnt Raue.<br />
Dennoch werden in seinem Restaurant regelmässig<br />
palettenweise Waren mit den besten Viktualien<br />
angeliefert, die man für Geld kaufen kann. Ausserdem<br />
habe er auf der Suche nach Produkten,<br />
die seinen Ansprüchen gerecht werden, das Sortiment<br />
zweier Berliner Asiamärkte komplett durchprobiert,<br />
fügt der Chef schmunzelnd hinzu.<br />
Ich habe mich mittlerweile über bretonischen<br />
Hummer mit Karotte, Passionsfrucht, Ingwer und<br />
Dashi-Essig sowie saftiges Rebhuhn mit japanischer<br />
Kastanie und Kumquat zum Hauptgang<br />
geschlemmt: kantonesisches Black Pepper Beef<br />
mit pochierter Schalotte, milder Knoblauchcrème,<br />
Schalotten-Crunch, in Portweinessig marinierten<br />
Silberzwiebeln und Schnittlauchblüten. «Mehr davon!»,<br />
ist alles, was mir dazu noch einfällt.<br />
Das Dessert, Crémeux von Porcelana-Schokolade,<br />
Gelée, Sorbet und Tapioka von Mango und<br />
Passionsfrucht, Sichuan-Pfeffer-Baiser und Malzbier,<br />
setzt einen würdigen Schlussakkord unter<br />
einen rundum gelungenen Abend. Übrigens: Wer<br />
glaubt, die Aromenwelt Asiens harmoniere nur<br />
schwer mit europäischen Spitzenweinen, kann<br />
sich bei Tim Raue genussvoll eines Besseren<br />
belehren lassen.<br />
Restaurant Tim Raue<br />
Zwei Sterne Michelin | 19 Punkte Gault Millau<br />
Rudi-Dutschke-Strasse 26<br />
D-10969 Berlin<br />
www.tim-raue.com<br />
Telefon +49 (0) 30 2 59 3 79 30<br />
Geöffnet Dienstag – Samstag<br />
12.00 bis 15.00 Uhr (Küche bis 13.30 Uhr)<br />
19.00 bis 00.00 Uhr (Küche bis 21.30 Uhr)<br />
170 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Die echte Schweizer Küche<br />
BRUNNER KÜCHEN AG CH-5618 Bettwil Tel. 056 676 70 70 www.brunner-kuechen.ch<br />
Grosse Ausstellung mit über 30 Küchen in Bettwil und in der Baumesse Emmenbrückeber<br />
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und in der Baumesse Emmenbrücke<br />
The Luxury Way of Life | 171
SHORTCUT<br />
Gaumenschmaus mit Aussicht<br />
Freunde der Haute Cuisine können über den Dächern verschiedener europäischer<br />
Städte ein 4-Gänge-Menu geniessen – in 50 Meter Höhe an einem<br />
Kran baumelnd. Das Ganze nennt sich «Dinner in the sky», bei dem man an<br />
einem schwebenden Tisch mit maximal 22 Gästen ein aussergewöhnliches<br />
kulinarisches Erlebnis in 50 Meter Höhe erleben kann. Kaum seinen Platz<br />
eingenommen, wird man von einem Kran in luftige Höhen gehievt. Dort angelangt,<br />
erfreut einen ein Koch, der sich in der Mitte des Tisches befindet,<br />
mit zahlreichen Leckereien. Beim Dinner im Himmel werden nicht nur die Geschmacksnerven<br />
verwöhnt, sondern es gibt noch eine fantastische Aussicht<br />
on Top. Kurz: im wahrsten Sinne des Wortes ein Hochgenuss!<br />
Goldenes Rauchwerk<br />
Shishas liegen seit langen im Trend. An jeder Ecke qualmen und blubbern<br />
die Wasserpfeifen arabischen Ursprungs. In Ägypten, Marokko und den VEA<br />
kann man sie auf fast jedem Souk kaufen. Doch eine Shisha von Desvall ist<br />
ein wahres Kunstwerk und etwas ganz Besonderes. Die schwedischen Wasserpfeifen<br />
werden meist aus einem Stück Keramik, Gold oder Glas gefertigt<br />
und mit Leder und Swarovski-Kristallen verziert. Jede Shisha ist ein Einzelstück<br />
und komplett von Hand gefertigt. Jeder dieser Shishas wiegt etwa 15 kg. Der<br />
Preis liegt je nach Version zwischen 38’500 und 96’000 Franken. Die exklusivste<br />
dieser Shishas besteht aus 24-karätigem Gold und einem Ring aus<br />
Swarovski-Kristallen.<br />
Wertvoller Thunfisch<br />
Gutes Sushi erfordert hochwertige, frische Zutaten.<br />
Und bei den Auktionen auf dem Fischmarkt von<br />
Tokio werden jeden Tag Waren in Millionenhöhe<br />
gehandelt. Hier treffen sich Tag für Tag Käufer und<br />
Verkäufer, die um den frischsten und schönsten<br />
Fisch feilschen. Hin und wieder kann das Ganze<br />
auch ein wenig mehr kosten: Für umgerechnet 1,3<br />
Millionen Euro wurde ein 222 kg schwerer Blauflossenthunfisch<br />
in Tokio versteigert. Das sind rund<br />
6 000 Euro pro Kilogramm und ein neuer Rekordpreis.<br />
Neben der Grösse rechtfertigt die Seltenheit<br />
des Fisches den Preis. Denn der Blauflossenthunfisch,<br />
auch bekannt als «Roter Thun», ist vom<br />
Aussterben bedroht. Er zählt zu den beliebtesten<br />
Sushi-Fischsorten der Japaner. Fast die Hälfte des<br />
weltweiten Fangs wird nach Japan exportiert.<br />
172 | <strong>PRESTIGE</strong>
Bugatti als Saftmixer<br />
Die Kraft des Saftes – ein richtig gemischter Saft bringt Energie und belebt die<br />
müden Geister. Doch der richtige Saft kommt natürlich nur mit dem richtigen<br />
Saftmischer zustande. Zu diesem Zweck entwickelte Bugatti den exklusiven<br />
Vita Juicer. Mit zwei verschiedenen Mixern ausgestattet, holt der Vita Juicer<br />
jeden Tropfen aus der Frucht. Damit werden Zitronen, Orangen, Grapefruits<br />
und viele andere Zitrusfrüchte zu wahren Durstlöschern. Zudem macht das<br />
Gerät in der Küche eine äusserst gute Figur. Das glänzende Material ist absolut<br />
stylish und stellt damit Konkurrenten in den Schatten. Die Marke Bugatti<br />
zeigt in vielen Bereichen auf, was sie kann. Und so darf man auch beim Vita<br />
Juicer ein echtes High-End-Produkt erwarten. Stylish, praktisch, gut!<br />
Der älteste Cognac der Welt<br />
Stolze 233 Jahre zählt der älteste Cognac der Welt. Und er ist nicht nur alt,<br />
sondern auch sehr wertvoll. Ein echtes Vermögen in der Flasche. Lange Zeit<br />
befand sich das einzigartige Getränk im Besitz des holländischen Spirituosen-Liebhabers<br />
Bay van der Bonts Vault. Ihm gehört die weltweit grösste<br />
Sammlung historischer Spirituosen. Nun steht die trinkbare Kapitalanlage<br />
zum Verkauf. Der derzeitige Wert des ältesten Cognacs der Welt wird auf<br />
knapp 153’000 Dollar geschätzt. Der Drink aus dem Jahr 1789 hat schon einiges<br />
unbeschadet überstanden: die Französische Revolution und zwei Weltkriege.<br />
Der Courvoisier & Curlier von 1789 ist die unangefochtene Nummer<br />
eins unter den historischen Spirituosen.<br />
Edle Öle in edler Verpackung<br />
Erst schuf sie im Familienunternehmen ihres Vaters die Marke Breitling, nun kreiert<br />
sie mit ihrem eigenen Label «Château d’Estoublon» einen neuen Trend – das<br />
«Parfum de table». Olivenöl als Designobjekt für den Tisch. Mit dem gleichen<br />
Anspruch an Qualität, Ästhetik und Leidenschaft, mit dem Valérie Reboul<br />
Schneider Luxusuhren entwarf, entwickelt sie nun elegante Design-Flacons.<br />
Die Autodidaktin liess sich bei der Entwicklung ihres Verpackungsdesigns<br />
von verschiedenen Epochen, edlen Parfum-Flacons und der Haute Couture<br />
inspirieren. So findet man in ihren Kreationen Art-déco-Elemente oder die<br />
Sachlichkeit der Belle Époque wieder. Mit ihrer Kollektion «Parfum de Gastronomie»<br />
ist ein neuer Trend geboren: Olivenöl als elegante Tischdekoration<br />
zum stilvollen Dinieren.<br />
The Luxury Way of Life | 173
CULINARIUM<br />
174 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
Caza<br />
mon<br />
amour<br />
kulinarischer Streifzug durch<br />
die weisse Stadt<br />
am Atlantik<br />
Dr. Thomas Hauer<br />
Als «Casablanca» mit Humphrey Bogart und Ingrid<br />
Bergman 1942 in den amerikanischen<br />
Kinos anlief, hatten die meisten Filmfans wohl noch<br />
nie etwas von der staubigen Hafenmetropole<br />
an der marokkanischen Atlantikküste gehört. Und<br />
obwohl nicht eine Szene des Klassikers auf<br />
afrikanischem Boden gedreht wurde, lebt die Stadt –<br />
von den Einheimischen liebevoll «Caza»<br />
genannt – bis heute von der fast magischen Aura,<br />
die das Hollywooddrama der Stadt bis heute verleiht.<br />
The Luxury Way of Life | 175
CULINARIUM<br />
DDennoch steht die Wirtschafts- und Kulturmetropole mit ihrem strahlend<br />
weiss getünchten Antlitz heute im Schatten der Touristenmagneten<br />
Marrakesch, Fez und Agadir. Viele Marokkoreisende bekommen<br />
von Casablanca kaum mehr zu Gesicht als den weit ausserhalb<br />
gelegenen Flughafen. Dabei ist die grösste Stadt des Landes, von der nicht<br />
einmal die Behörden wissen, ob sie nun vier, fünf oder gar sechs Millionen<br />
Einwohner zählt, eine der spannendsten Megacities auf dem afrikanischen<br />
Kontinent und steckt voller Kontraste.<br />
So wirkt die Ville nouvelle von Caza mit ihren prachtvollen, sternförmig von<br />
der Place Mohammed V. ausstrahlenden Boulevards, gesäumt von zahllosen<br />
Gebäuden aus der Zeit des Art déco, wie eine koloniale Pariskulisse,<br />
die die französischen Besatzer mitten in den Wüstensand gepflanzt haben<br />
und die verwinkelte Medina wie einen Ring umschliesst. An der Peripherie<br />
dehnen sich dagegen riesige Industriegebiete und endlose Elendsquartiere<br />
mit gesichtslosen Betonsilos bis an den Horizont. Sammelbecken für den nie<br />
endenden Zustrom armer Landbewohner, die hier verzweifelt nach einer wirtschaftlichen<br />
Perspektive suchen.<br />
Feinschmecker-Paradies auf Marokkanisch<br />
Und tatsächlich ist Casablanca eine Stadt im Aufbruch. Überall recken Baukräne<br />
ihre stählernen Arme in den Himmel, wachsen mächtige Dienstleistungs-<br />
und Tourismuskomplexe empor. Gerade entsteht neben dem Hafen<br />
eine neue Marina, im letzten Jahr hat die grösste Shoppingmall Afrikas ihre<br />
Pforten geöffnet. Gleichzeitig gibt es in der Stadt eine junge Kunst- und Designerszene<br />
und die mondänen Strandclubs entlang des noblen Boulevard de<br />
Corniche können es problemlos mit den Hotspots an der italienischen und<br />
französischen Riviera aufnehmen – auch was die Preise angeht. Doch auch<br />
für Gourmets ist Casablanca ein echter Geheimtipp. Erfahrene Foodies wissen:<br />
Die marokkanische Küche, in der orientalische, arabische, schwarzafrikanische,<br />
portugiesische, spanische und französische Einflüsse zu einer Art<br />
Urform moderner Fusionküche amalgamiert sind, ist die beste des Kontinents.<br />
Auf der Wvebseite «Best Restaurants Maroc», ein landesweites «Who is Who»<br />
der marokkanischen Gourmetszene, sind alleine für Casablanca mehr als 40<br />
einschlägige Adressen von Top-Restaurants gelistet.<br />
Der Geschmack des Orients<br />
Nicht entgehen lassen sollte man sich aber auch das in die alten Befestigungsanlagen<br />
am Südende der Medina integrierte «La Sqala» am Boulevard<br />
des Almohades. Obwohl Teil einer Gastrokette, wird hier die vielleicht<br />
beste Tajine der Stadt aufgetischt. Zubereitet und serviert wird das marokkanische<br />
Nationalgericht im traditionellen Lehmgefäss, dem es auch seinen<br />
Namen verdankt. In seinem spitz zulaufenden Deckel kondensiert während<br />
des Garens der Dampf, so dass die Zutaten schön saftig bleiben. Die Zubereitung<br />
über Holzkohlenglut sowie reichlich Knoblauch, Cumin, Ingwer,<br />
Safran und ein halbes Dutzend weiterer Gewürze verleihen einer Tajine ihren<br />
unverwechselbaren Geschmack. Unbedingt probieren: die «Tajine djaj<br />
m'kalli» mit Hähnchenfleisch, grünen Oliven und eingelegten Zitronen – eine<br />
Art Archetyp marokkanischer Kochkunst. Als Vorspeise wählen wir, neben<br />
einem guten Dutzend köstlicher Salate, eine Pastilla.<br />
176 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
The Luxury Way of Life | 177
CULINARIUM<br />
178 | <strong>PRESTIGE</strong>
CULINARIUM<br />
Ein runder Fladen, der optisch an spanische Tortillas<br />
erinnert. Tatsächlich handelt es sich um knusprigen<br />
Filo-Teig, traditionell mit Taube oder Wachtel,<br />
heute jedoch meist mit Hähnchen gefüllt. Neben<br />
fein zerpflücktem Fleisch, das zunächst mit Zwiebeln<br />
und einer Vielzahl von Gewürzen in Öl angebraten<br />
und anschliessend in aromatischer Brühe<br />
gegart wird, sind darin auch geröstete Mandeln<br />
verarbeitet. Abgerundet mit Zimt, Orangenblütenwasser<br />
und reichlich Zucker schmeckt die Pastilla<br />
oft so süss, dass sie im ersten Moment eher an<br />
ein Dessert erinnert. Zur Krönung wird sie vor dem<br />
Servieren noch dick mit Puderzucker und Zimt bestreut,<br />
dann beim Essen in eine scharfe Chilisauce<br />
getunkt. Was reichlich exotisch klingt, schmeckt<br />
tatsächlich fantastisch. Gerade die Mischung aus<br />
süss, salzig und pikant ist eines der wesentlichen<br />
Charakteristika marokkanischer Küche. Zum Essen<br />
geniessen wir ebenfalls zuckersüssen Minztee,<br />
den die Kellner kunstvoll in die liebevoll ornamentierten<br />
Gläser plätschern lassen.<br />
Fish please!<br />
Unweit des Restaurants liegt auch Casablancas<br />
vielleicht bekannteste Sehenswürdigkeit, die 1993<br />
fertiggestellte Hassan-II.-Moschee, einer der grössten<br />
und prachtvollsten Sakralbauten der Welt. Das<br />
210 Meter hohe Minarett ist das höchste religiöse<br />
Bauwerk, in dessen Inneren zu Gebetszeiten rund<br />
25’000 Gläubige Platz finden.<br />
Doch zurück an den Herd: Auch Fischliebhaber werden<br />
in Casablanca fündig – vor allem in einem der<br />
zahlreichen Strandlokale entlang der «Corniche».<br />
Besonders empfehlenswert ist das «Le Pilotis» im<br />
Tahiti Beach Club. Wer es sich leisten kann, bestellt<br />
hier in strahlend weissem Lounge-Ambiente fangfrischen<br />
Fisch vom Grill oder fantastisches Seafood<br />
und geniesst dazu mit Blick auf den Ozean einen<br />
kühlen marokkanischen Weisswein. Mit rund 100<br />
Franken oder mehr pro Person muss man hier allerdings<br />
rechnen.<br />
Apropos Fisch: Unweit des kommerziellen Fischmarktes<br />
am Hafen liegt auch eines der schönsten<br />
Hotels der Stadt – das nagelneue «Sofitel Tour Blanche»,<br />
ein ebenfalls schneeweisser Wolkenkratzer,<br />
dessen Zimmer in den oberen Stockwerken einen<br />
herrlichen Ausblick über das nicht enden wollende<br />
Häusermeer Casablancas bieten. In der Lobby befinden<br />
sich mit dem «L’ Atelier Oriental», das die ganze<br />
Vielfalt orientalischer Küchentradition unter einem<br />
Dach vereint, beziehungsweise dem «L´Arabesque»<br />
mit einem spannenden Mix neuer französischer<br />
The Luxury Way of Life | 179
CULINARIUM<br />
Küche mit marokkanischen Zutaten ebenfalls zwei hervorragende Restaurants.<br />
Die Signature-Gerichte wie zum Beispiel gebratene Gänseleber mit Arganöl<br />
und Honig oder das knusprige Tartelette mit sonnenreifen Tomaten und Basilikumsorbet<br />
sind ein Traum!<br />
Ein weiteres Must für Foodies: der Besuch des «Marché Central» mitten im<br />
pulsierenden Herzen der Stadt zwischen dem Boulevard Mohammed V. und<br />
der Rue Allah ben Abdellah. Errichtet während des französischen Protektorats,<br />
bietet er noch immer alles, was das Herz des Feinschmeckers begehrt.<br />
Noch heute kaufen viele Expats hier ein, aber ebenso die marokkanische Upper<br />
Class – oder deren dienstbare Geister. Noch spannender aber ist der Besuch<br />
auf den Einheimischen-Märkten der alten Medina. Authentischer kann man<br />
Marokko inmitten dieser urbanen Metropolis kaum erleben.<br />
Alt ist hier übrigens relativ, stammen die meisten Gebäude, anders als in Fez<br />
oder Marrakesch, doch erst aus dem späten 18. und 19. Jahrhundert, denn<br />
«Casa Branca», wie es damals noch hiess, wurde infolge des Erdbebens von<br />
Lissabon im Jahre 1755 fast vollständig zerstört. Einige Jahre später liess Sultan<br />
Muhammad bin Abdallah die Stadt dann wieder aufbauen, nachdem die Portugiesen<br />
ihren seit 1575 besetzten Handelsposten einfach aufgegeben hatten. Bis<br />
zur Ankunft der Franzosen im Jahr 1907 zählte Casablanca aber kaum mehr als<br />
20’000 Einwohner.<br />
Spices, Spices, Spices<br />
Auf dem Gewürzmarkt der Medina duften derweil «Baharat» und «Ras el<br />
Hanout» um die Wette. Die beiden berühmten Universalgewürzmischungen<br />
sind aus der marokkanischen Küche nicht wegzudenken und bestehen, je<br />
nach überlieferter Rezeptur, aus bis zu 100 Einzelgewürzen. Am wichtigsten<br />
sind Kardamom, Nelken, Zimt, Chili, Koriander, Cumin, Muskat, Mönchs-<br />
Pfeffer, Kubeben-Pfeffer, Paradieskörner, Erdmandeln und Rosenblüten.<br />
Daneben leuchten Piment, gemahlener Ingwer, edler Safran und Kurkuma.<br />
Ausserdem ganze Berge von zuckersüssen Datteln, riesigen Walnüssen,<br />
gelben Rosinen, getrockneten Feigen und blanchierten Mandeln. In kleinen<br />
Plastikflaschen glänzt dazwischen goldgelbes Arganöl, das nur im Süden<br />
Marokkos produziert wird. Sowohl in der Küche als auch zu kosmetischen<br />
Zwecken ist das Öl unverzichtbarer Bestandteil der marokkanischen Alltagskultur.<br />
Ebenfalls sehenswert ist das von den Franzosen errichtete<br />
«Quartier de Habous» mit seinen zahlreichen Verkaufsständen für typisch<br />
marokkanische Souvenirs. In den sich anschliessenden Wohnquartieren<br />
der marokkanischen Mittelschicht drängen sich unzählige Imbissbuden auf<br />
Strassen und Plätzen, die ein wenig an den berühmten «Djemaa el Fna» in<br />
Marrakesch erinnern. Wer gerne einmal Kamel am Spiess probieren möchte,<br />
ist hier genau richtig.<br />
180 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 181
Beauty<br />
Maskenball<br />
Lenz für<br />
die Haut<br />
Trockene Heizungsluft und eisige Temperaturen<br />
setzen unserer Haut ganz schön zu.<br />
Geben Sie Ihrer Haut nun im Frühling mindestens<br />
einmal in der Woche den Pflegekick!<br />
Valeska Jansen<br />
GGesichtsmasken sind schon seit der Antike als Schönheitsmittel bekannt.<br />
Sie entspannen die Haut und versorgen sie gleichzeitig mit<br />
einer Extraportion Pflege. Bereits Ovid empfahl für die perfekte Haut<br />
eine Paste für das Gesicht, bestehend aus Weizen- und Gerstenmehl,<br />
verrührt mit Eiern, gemahlenen Hülsenfrüchten und Hirschgeweihen,<br />
Harz, Narzissen Zwiebeln, Honig und Gummi.<br />
182 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
The Luxury Way of Life | 183
Beauty<br />
Der Mensch ist<br />
am wenigsten<br />
er selbst, wenn<br />
er in eigener<br />
Person spricht.<br />
Gib ihm eine Maske,<br />
und er sagt die<br />
Wahrheit.<br />
OSCAR WILDE<br />
184 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
Kaiserin Sisi schlief mit Ledermaske<br />
Besonders bekannt für ihre Schönheitszeremonien war Sisi, Kaiserin von Österreich.<br />
Bewundert von Diplomaten, Gesandten anderer Länder und ganz<br />
besonders vom Schah Persiens, brachte sie beinahe jedes Opfer um ihrer<br />
Schönheit willen. Gesichtsmasken galten für sie als die Basis einer schönen<br />
Haut. Experimentierfreudig wie sie war, legte sie sich beinahe jede Nacht rohes<br />
Kalbfleisch, gehalten von einer Ledermaske auf ihr Antlitz. Das im Fleisch<br />
enthaltene Collagen hatte tatsächlich eine straffende Wirkung für die Haut.<br />
Auch die berühmte Gurkenmaske gehörte zu ihren regelmässigen Schönheitsritualen.<br />
Ebenso wie pürierte Erdbeeren, von deren Fruchtsäuren ihre<br />
Haut profitierte. Dermatologen schwören bis heute auf die verjüngende Wirkung<br />
diverser Fruchtsäuren.<br />
Moderner Standard heute<br />
Heute gibt es für jeden Hauttyp und für jedes Bedürfnis<br />
Gesichtsmasken. Von klärend bis pflegend.<br />
Je nach Hauttyp kann auch z.B. unreiner Haut<br />
gezielt zu Leibe gerückt werden. Eine hautklärende<br />
Reinigungsmaske ist der beste Weg Mitesser<br />
und Hautunreinheiten zu bekämpfen.<br />
Wer seine Haut besonders verwöhnen möchte<br />
sollte ein bis dreimal in der Woche eine dem Hauttyp<br />
entsprechende, reichhaltige Crememaske grosszügig<br />
verwenden. Sie versorgt die empfindliche Gesichtshaut<br />
mit pflegenden und nährenden Substanzen.<br />
Die richtige Anwendung<br />
Voraussetzung für eine optimale Wirkung ist immer ein<br />
gründlich gereinigtes Gesicht. Auch ein Gesichtsdampfbad<br />
wirkt unterstützend für die Aufnahme der Pflegewirkstoffe in<br />
die Haut – es öffnet die Poren und die Wirkstoffe können so<br />
schneller und besser aufgenommen werden.<br />
Beim Auftragen der Maske sollte immer die Augenpartie<br />
ausgespart werden, da die Wirkstoffe sowieso<br />
dorthin ziehen – zu dichtes Auftragen an den Augen<br />
führt zu einem unangenehmen Cremefilm auf der Augennetzhaut<br />
oder bringt die Augen zum Tränen. Eine<br />
spezielle Augenpflege, die rund um die Augen aufgetragen<br />
wird, wirkt dabei wie eine Schutzbarriere.<br />
Auch mit alkoholfreiem Tonic getränkte Wattepads, die auf<br />
die geschlossenen Augen gelegt werden, sind nützlich und<br />
sehr angenehm.<br />
Genauso wichtig wie die Reinigung vor dem Auftragen der<br />
Maske, ist deren Entfernen nach der Einwirkzeit. Hier empfiehlt<br />
jeder Hersteller seine eigenen Richtlinien. Es gibt Masken, die<br />
müssen nach der Einwirkzeit gründlich mit lauwarmem Wasser abgewaschen<br />
werden und andere, die mit einem Kleenex abgewischt<br />
werden können. Das ist wichtig, da ansonsten die Poren verstopfen<br />
könnten und die Haut dann nicht mehr atmen könnte.<br />
The Luxury Way of Life | 185
Beauty<br />
Nicht nur für das Gesicht<br />
Eine Gesichtsmaske sollte nicht nur auf dem Gesicht<br />
aufgetragen werden, auch Hals und Dekolleté können<br />
von den pflegenden Eigenschaften profitieren.<br />
Und wer schon einmal dabei ist, sollte auch den<br />
Händen eine Extraportion Pflege gönnen.<br />
Heute gibt es eine enorme Auswahl an passenden<br />
Produkten und zermahlene Hirschgeweihe oder<br />
rohes Kalbfleisch gehören (zum Glück) nicht mehr<br />
zu den empfohlenen Inhaltsstoffen. Doch heute<br />
wie damals ist eine regelmässige Maskenzeit immer<br />
zu empfehlen.<br />
186 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
The Luxury Way of Life | 187
magic<br />
colors<br />
i Clarins<br />
iI Dior<br />
iiI Sisley<br />
iV Dior<br />
V Guerlain<br />
Vi Givenchy<br />
ViI Guerlain<br />
vi<br />
iii<br />
v<br />
i<br />
ii<br />
vii<br />
iv<br />
188 | <strong>PRESTIGE</strong>
viii<br />
iX<br />
Xi<br />
X<br />
Xii<br />
VIII Bobbi Brown<br />
IX YSL<br />
x Chanel<br />
xI NARS<br />
XII Lancôme<br />
XIII Shiseido<br />
Xiii<br />
The Luxury Way of Life | 189
Beauty<br />
Die Schuhkönigin<br />
Giovanna<br />
Ferragamo<br />
Die Tochter des berühmten Schuhmachers<br />
Salvatore Ferragamo ist eine Vollblut-Italienerin.<br />
Sie liebt Mode, Schuhe und gutes Essen.<br />
Valeska Jansen<br />
ZZusammen mit ihren fünf Geschwistern<br />
leitet Giovanna Ferragamo eines der<br />
ältesten Familienunternehmen Italiens<br />
und residiert dabei in einem Palast, dem<br />
Palazzo Spini Feroni, mitten in Florenz. PRESTI-<br />
GE traf die Unternehmerin exklusiv in einem der<br />
unzähligen Palazzo-Räume anlässlich der Lancierung<br />
des neuesten Herrenduftes Ferragamos,<br />
Acqua Essenziale:<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Was ist der Unterschied zwischen<br />
der Arbeit einer Business-Frau heute und vor<br />
20 Jahren?<br />
Giovanna Ferragamo: (Lacht) Also damals<br />
hatte ich eigentlich mehr Zeit für mich. Man hatte<br />
auch mehr Zeit, in den Beruf hineinzuwachsen.<br />
Heute rast die Zeit. Alles muss schnell, schneller,<br />
am schnellsten erledigt werden. Dafür haben Frauen<br />
heute viel grössere Chancen, im Job weiterzukommen,<br />
allerdings sind sie heute auch viel besser<br />
ausgebildet.<br />
Wurden Sie denn in einer patriarchalischen<br />
Gesellschaft Italiens von Anfang an ernst<br />
genommen?<br />
Ich halte mich dabei immer an den wahren Spruch: Erfolgreiche Männer haben<br />
immer eine starke Frau an ihrer Seite. Heute sind die Frauen aus dem<br />
Schatten ihrer Männer getreten und stehen selber in der vordersten Reihe.<br />
Klar gab es in Italien anfangs eine gewisse Gegenwehr der Männer. Meiner<br />
Meinung nach eine Frage der Eifersucht.<br />
Und wie war es bei Ihnen?<br />
Wir waren zu Hause sechs Kinder. Drei Jungs und drei Mädchen. Deshalb gab<br />
es immer eine Gleichberechtigung, es gab ja keine Mehr- oder Minderzahl. So<br />
aufgewachsen, habe ich mir eigentlich nie die Frage gestellt, ob ich nur als<br />
Frau gesehen werde. Ich hatte immer ein gesundes Selbstbewusstsein.<br />
Können Sie sich an den Moment erinnern, an dem Sie beschlossen<br />
haben, in die Fussstapfen Ihres Vaters zu treten?<br />
Das war eher schleichend, eher spielerisch, als ich noch ein kleines Mädchen<br />
war. Ich wuchs da quasi hinein. Mein Schlüsselerlebnis war meine erste eigene<br />
Fashionshow. Ich liebte das Gefühl, dass es meine eigene war, und ich<br />
liebte sogar die Angst, die ich vorher und während der Show hatte. Es war wie<br />
meine grosse Prüfung. Damit war meine Leidenschaft besiegelt.<br />
Wie würden Sie Ihren persönlichen Modestil beschreiben?<br />
Ich bin nicht gerade schrill (lacht). Ich liebe zeitgemässe moderne Eleganz.<br />
Ich mixe gerne verschiedene Teile untereinander und kreiere so immer meine<br />
190 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
Outfits je nach meiner morgendlichen Stimmung.<br />
Meiner Meinung nach erhält man auch nur so seinen<br />
eigenen Stil.<br />
Wenn Sie nun nicht in diese Fashion-Familie<br />
geboren wären, welche Berufsrichtung<br />
hätten Sie dann eingeschlagen?<br />
Ich wäre wahrscheinlich eine Ballerina geworden.<br />
Tatsächlich denke ich genau darüber manchmal<br />
nach: Was wäre wenn … Aber dadurch, dass ich<br />
wirklich sehr, sehr jung im Unternehmen gestartet<br />
habe, fällt es mir schwer, auf diese Frage eine<br />
Antwort zu finden. Ich liebe meinen Beruf und ich<br />
geniesse ihn.<br />
Über Ihren Vater, Salvatore Ferragamo, weiss die Öffentlichkeit<br />
eigentlich sehr wenig. Wie war er denn so?<br />
Er war wirklich ein sehr spezieller Mensch. Auf der einen Seite war er immer<br />
sehr diszipliniert und strukturiert. Unsere Schulbildung war ihm zum<br />
Beispiel sehr wichtig. Unser Zuhause hat vor allem seine Liebe zu unserer<br />
Mutter geprägt. Er liebte sie abgöttisch. Allein dies sorgte schon für eine<br />
wunderschöne Atmosphäre im Haus. Im Job war er immer sehr offen und<br />
interessiert an seinen Mitarbeitern, alle liebten ihn. Er war auch immer präsent<br />
und hat sich immer für alles und für jeden in seinem Unternehmen Zeit<br />
genommen. Die Firma war selber eine Art Familie. Damals war natürlich<br />
alles auch noch viel kleiner …<br />
Wie war denn sein Stil?<br />
Immer sehr formell. Er trug eigentlich immer Doppelreiher-Anzüge mit Krawatte.<br />
Ausser wenn wir in den Sommerferien am Meer waren, nur dort kleidete<br />
er sich leger.<br />
Was hat er Ihnen mit auf den Weg gegeben?<br />
Gebe niemals auf! Bringe immer alles zu Ende! Das hat er uns auch immer<br />
vorgelebt. Seine Devise war immer, einen begonnenen Weg bis zum Ende zu<br />
gehen, egal wie steinig er war.<br />
Was war beruflich für Sie die grösste Herausforderung?<br />
Kleidung zu entwerfen, die perfekt zu den Schuhen meines Vaters passt.<br />
Ihre nächste Herausforderung?<br />
Niemals die Identität unseres Unternehmens zu<br />
verlieren. Heute muss man aufpassen, dass man<br />
nicht zu schnell zu gross wird. Dabei kann man<br />
sein exklusives Image verlieren.<br />
Sieht die nächste Generation das auch so?<br />
Auf jeden Fall. Die ganze Familie lebt die<br />
Ferragamo-Philosophie.<br />
Gibt es einen Familien-Vertrag?<br />
Ja, den gibt es. Als wir vor ungefähr 15 Jahren all<br />
unsere Kinder einmal zusammenzählten, kamen<br />
wir auf eine grosse Zahl. Es sind ja nicht nur die<br />
Kinder von uns sechs Geschwistern involviert,<br />
es gehören ja auch noch Cousinen und Cousins<br />
dazu. Natürlich haben wir uns dann zusammengesetzt<br />
und einige Regeln und Massstäbe niedergeschrieben.<br />
Wie viel Paar Schuhe haben Sie? Sind alle<br />
Ferragamos?<br />
Vorweg, ich trage nur Ferragamo-Schuhe. (Lacht)<br />
Oh, die Leute denken immer, ich hätte tausende<br />
Paar von Schuhen. Aber es sind gar nicht so viele.<br />
Also wenn ich die letzten zwei Saisons überschlagen<br />
würde … es wären ungefähr 78 Paar.<br />
The Luxury Way of Life | 191
personal<br />
chemistry<br />
i Serge Lutens<br />
iI Fendi<br />
iiI Hermès<br />
iV Guerlain<br />
V Escada<br />
Vi Marc Jacobs<br />
vi<br />
v<br />
iv<br />
i<br />
ii<br />
iii<br />
192 | <strong>PRESTIGE</strong>
’<br />
favoriteS<br />
Louboutin PIGALILI<br />
Foto Alex Urosevic<br />
The Luxury Way of Life | 193
personal<br />
chemistry<br />
i Paco Rabanne<br />
iI Versace<br />
iiI Gucci Guilty<br />
iV Jean Paul Gaultier<br />
V Zegna<br />
Vi Armani<br />
i<br />
vi<br />
iv<br />
v<br />
ii<br />
iii<br />
194 | <strong>PRESTIGE</strong>
The Luxury Way of Life | 195
Rubriken<br />
Ideale<br />
im<br />
Wandel<br />
der<br />
Zeit<br />
Was ist Schönheit?<br />
Yvonne Beck<br />
196 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
ZZu jeder Zeit und in allen Kulturen gab und gibt es bestimmte Schönheitskriterien<br />
und -ideale. Diese sind einem ständigen Wandel unterworfen.<br />
Trotzdem denken wir zu wissen, was schön ist und was<br />
nicht. Das gilt vor allem im Hinblick auf das klassische Schönheitsideal,<br />
welches häufig von den Medien und der Modebranche geprägt wird.<br />
Wer diesem Ideal nicht entspricht, hilft gerne mal mithilfe der Plastischen Chirurgie<br />
nach. Fettabsaugen, Lid- und Bauchstraffung, Kinn-OPs, Haartransplantationen<br />
und Brustvergrösserungen liegen schon seit einigen Jahren im<br />
Trend. Der Mensch versucht damit einem Ideal näherzukommen, das die Natur<br />
ihm verweigert hat.<br />
Wandel der Schönheitsideale<br />
Doch worin manifestiert sich der Schönheitsbegriff? Für viele Menschen muss<br />
ein attraktiver Mensch heutzutage auf jeden Fall schlank sein. So selbstverständlich<br />
dieses Ideal erscheint – historisch gesehen ist es ziemlich ungewöhnlich.<br />
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts galten meist solche Frauen<br />
als attraktiv, deren Körper reichlich mit typisch weiblichen Rundungen ausgestattet<br />
war. Bilder Alter Meister belegen: Über Jahrhunderte galten Frauenkörper<br />
als schön, die wir heute als übergewichtig und dick bezeichnen würden.<br />
In alten Zeiten galt Leibesfülle gleichwohl als Statussymbol, denn nur Wohlhabende<br />
konnten es sich leisten, mehr zu essen, als der Körper benötigte. Diät<br />
war damals ein Fremdwort, mit dem niemand etwas anfangen konnte. Heute<br />
hingegen ist Übergewicht eher ein Manko und wird von vielen als unattraktiv<br />
angesehen. In den westlichen Industrienationen muss fast niemand mehr<br />
Hunger leiden, Nahrungsmittel sind zuhauf vorhanden, fast schon im Überfluss,<br />
so dass Übergewicht in den USA beispielsweise sogar eher in den sozialen<br />
Unterschichten vorkommt. Mangelnde Bewegung und Fehlernährung<br />
sind zwei der häufigsten Gründe für die überzähligen Kilos auf den Hüften. So<br />
lässt sich generell behaupten, dass in wirtschaftlich wohlhabenden Ländern<br />
ein schlanker Körper eher als attraktiv gilt als ein dicker. Wirtschaftlich arme<br />
Länder bevorzugen kräftigere und dickere Körper. Des Weiteren wurde inzwischen<br />
nachgewiesen, dass je traditioneller die Rolle der Frau, desto kurvenreicher<br />
das Figur-Ideal. Je grösser das Wirtschaftswachstum und je grösser<br />
der Anteil der Frauen an Bildungssystem und Erwerbstätigkeit, desto weniger<br />
kurvenreich ist das Idealbild.<br />
Ähnlich verhält es sich mit der Gesichtsfarbe. Einen leicht gebräunten Teint<br />
empfinden West- und Nordeuropäer attraktiver als einen ganz blassen Menschen.<br />
In Indien beispielsweise vermeiden viele Menschen die Sonne, um ja<br />
nicht braun zu werden, denn je dunkler die Haut, desto niedriger der gesellschaftliche<br />
Stand – nur arme Arbeiter setzen sich den ganzen Tag der Sonne<br />
aus. So wundert es nicht, dass vielen Körperpflegeprodukten Bleichungsmittel<br />
zugesetzt wird, um dem Schönheitsideal weisse Haut näherzukommen.<br />
The Luxury Way of Life | 197
Beauty<br />
198 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
Ist Schönheit messbar?<br />
Viele Wissenschaftler haben sich mit dem Thema Schönheit auseinandergesetzt<br />
und Kriterien aufgestellt, mit denen man Schönheit inzwischen<br />
messen kann. Beispielsweise dem sogenannten perfekten WHR, dem Taille-Hüfte-Verhältnis.<br />
Dieser sollte idealerweise bei 0,7 liegen – das heisst bei<br />
63 Zentimeter Taillenumfang sollte der Hüftumfang 90 Zentimeter betragen.<br />
(63:90=0,7). Das ideale Taillen-Hüfte-Verhältnis liegt seit Jahrzehnten konstant<br />
bei etwa 0,7, und das, obwohl das Körpergewicht der Models und Sexsymbole<br />
durchaus starken Schwankungen unterliegt. Schönheitsikonen wie<br />
Twiggy, Marilyn Monroe, Sophia Loren und Kate Moss hatten trotz ihrer unterschiedlichen<br />
Gewichtsklassen und Grössen stets einen WHR von etwa 0,7.<br />
Angestrebte Perfektion<br />
Doch Körperfülle, Taille und Hüfte sind noch längst nicht alles für eine perfekte<br />
Figur, auch die richtige Oberweite spielt eine wichtige Rolle. Dieses lassen allein<br />
schon die vielen Brust-OPs vermuten. Während in vergangenen Jahrhunderten<br />
der Busen vor allem klein und rundlich sein musste, gelten heute eher<br />
grosse Busen als erotisch und perfekter. Während man früher wenig Oberweite<br />
und breite Hüften bevorzugte, hält man heute einen grösseren Busen<br />
bei gleichzeitig schmalem Hüftumfang als attraktiv. Im Gegensatz zu früher<br />
gibt es heute jedoch die Möglichkeit, der Natur ein Schnäppchen zu schlagen<br />
und sich chirurgisch nachbessern zu lassen.<br />
Trotz alledem kann man der Frage «Was ist Schönheit?» nicht mit knallharten<br />
Fakten begegnen, es spielen viel zu viele nicht messbare Faktoren eine Rolle,<br />
denn jeder Mensch hat sein eigenes Schönheitsempfinden, welches unter<br />
anderem von persönlichen Erlebnissen geprägt ist. Und so liegt Schönheit<br />
doch immer in den Augen des Betrachters. Zudem ist es das Wichtigste, dass<br />
man sich selbst liebt und in seinem Körper wohlfühlt.<br />
SHORTCUT<br />
Die Geschichte des Narziss<br />
In der griechischen Mythologie ist Narziss der schöne Sohn des Flussgottes<br />
Kephisos, der erfüllt von trotzigem Stolz auf seine eigene Schönheit all seine<br />
Verehrer und Verehrerinnen herzlos zurückwies. Diese Kränkung widerfuhr<br />
auch dem aufdringlichen Bewerber Ameinios, dem Narziss ein Schwert zukommen<br />
liess. Ameinios brachte sich mit dem erhaltenen Schwert um, nicht<br />
aber ohne zuvor die Götter anzurufen, seinen Tod zu rächen. Nemesis hörte<br />
die Bitte und strafte Narziss mit unstillbarer Selbstliebe: Als Narziss sich an<br />
einer Wasserquelle niederliess, verliebte er sich in sein eigenes Spiegelbild.<br />
Fortan betrachtete er täglich sein Spiegelbild. Eines Tages setzte sich Narziss<br />
jedoch an den See, um sich wieder seines Spiegelbildes zu erfreuen, woraufhin<br />
ein Blatt ins Wasser fiel und so durch die erzeugten Wellen sein Spiegelbild<br />
trübte – schockiert von der vermeintlichen Erkenntnis, er sei hässlich,<br />
starb er. Nach seinem Tode wurde er in eine Narzisse verwandelt.<br />
The Luxury Way of Life | 199
Rubriken<br />
Der<br />
Julia<br />
Roberts<br />
Effekt<br />
Ein Lächeln sagt mehr als tausend<br />
Worte. Schöne Zähne gehören<br />
einfach dazu. Heute gelten schöne<br />
und gesunde Zähne als Statussymbol.<br />
Hollywoodstars sind sogar<br />
berühmt für ihr attraktives<br />
Lächeln, so wie Julia Roberts.<br />
Valeska Jansen<br />
200 | <strong>PRESTIGE</strong>
Beauty<br />
AAuch Victoria Beckham zeigt heute gerne<br />
ihre regelmässigen Zähne. Dass diese<br />
nicht immer so perfekt in Reih und<br />
Glied standen, beweisen Fotos aus ihrer<br />
Spice-Girls-Zeit. Ein regelmässiger Zahnstand ist<br />
von Natur aus leider eine Seltenheit. Das wusste<br />
auch Tom Cruise und so lächelte er vor ein<br />
paar Jahren plötzlich mit Brackets in die Kameras.<br />
Heute müsste er das nicht mehr, denn die<br />
nächste Generation mechanischer Zahnkorrektur<br />
ist der Dernier Cri: Aerodentis heisst die neueste<br />
und auch diskreteste Behandlungsmethode für<br />
ästhetische Zahnmedizin. Dank physiologischer<br />
Kraftimpulse können nun die Zähne schmerzfrei<br />
und diskret korrigiert werden. Ein massgefertigtes<br />
Mundstück, angeschlossen mit einem dünnen,<br />
flexiblen Luftschlauch an einer Steuerkonsole,<br />
macht den Traum eines makellosen Lächelns über<br />
Nacht zur Realität.<br />
Bereits zehn Stunden täglich reichen aus<br />
Im Vergleich mit den herkömmlichen Zahnkorrekturmethoden,<br />
die mit dauerhafter Krafteinwirkung<br />
arbeiten, ist das Aerodentis-System um ein<br />
Vielfaches effektiver. Schon zehn Stunden täglich<br />
reichen aus, den Zahnstand sichtbar zu verbessern.<br />
Dank einer Impulstechnologie werden die<br />
Zahnwurzeln nicht permanent penetriert, so dass<br />
eine Zahnwurzelresorption (physiologischer oder<br />
pathologischer Abbau von Zement bzw. Zement<br />
und Dentin (Zahnbein) im Bereich einer oder mehrerer<br />
Zahnwurzeln) vermieden werden kann. Auch<br />
unangenehme Wurzelentzündungen sind nun<br />
Schnee von gestern. Der Druck auf die Zähne wird<br />
digital gesteuert und Zahnwurzel und Kieferknochen<br />
werden jederzeit optimal mit Blut versorgt.<br />
Das Gewebe wird regeneriert und die Gesundheit<br />
der Zähne wird nicht negativ beeinflusst.<br />
Von Spezialisten gelobt<br />
Dies bestätigt auch Orthodontie-Spezialist Dr. Rafi<br />
Romano: «Das neuartige Behandlungsparadigma<br />
von Aerodentis beruht auf mehrjähriger medizinischer<br />
Forschung und entspricht dank seiner zukunftsweisenden<br />
Technologie den modernsten<br />
Erwartungen der ästhetischen Zahnmedizin. Dank<br />
der diskreten und einfachen Anwendung über<br />
Nacht war es noch nie so einfach, sich für schöne<br />
Zähne zu entschliessen.»<br />
Schöne Zähne «Home Made»<br />
Entweder über Nacht oder auch beim Lernen,<br />
Arbeiten oder Fernsehgucken kann Aerodentis<br />
diskret in den eigenen vier Wänden angewendet<br />
werden. Die Öffentlichkeit bleibt aussen vor und<br />
unangenehme Blicke oder Fragen müssen nicht<br />
mehr ertragen werden. Ein weiterer Vorteil: Das<br />
Behandlungstempo, von zehn Stunden täglich,<br />
kann nach Absprache mit dem behandelnden<br />
Zahnarzt jederzeit individuell angepasst werden.<br />
Auch die gesamte Behandlungsdauer kann im<br />
Vergleich mit den herkömmlichen Methoden um<br />
bis zur Hälfte verkürzt werden. Mit Aerodentis<br />
wird der Traum von schönen Zähnen über Nacht<br />
zur Realität.<br />
Das Aerodentis-System ist in der Schweiz bei ausgewählten<br />
Zahnärzten erhältlich. Für die Behandlung<br />
werden je nach Umfang Kosten von 6 500 bis<br />
7 000 Franken veranschlagt.<br />
www.aerodentis.ch<br />
The Luxury Way of Life | 2<strong>01</strong>
Beauty<br />
Die<br />
Alternative<br />
ist da<br />
Haartransplantation auf neustem Stand<br />
Georg Lutz<br />
FFür viele Männer ist ihr lichtes Haupthaar<br />
ein echtes Problem. Früher musste man<br />
bei der Lösung Operationen und Narben<br />
mit häufig zweifelhaften Ergebnissen in<br />
Kauf nehmen. Jetzt gibt es dazu neue Behandlungsmethoden,<br />
die optimale Ergebnisse liefern.<br />
Haare können für den männlichen Anteil des Homo<br />
sapiens eine heikle Angelegenheit sein. Manche<br />
merken es schon mit Mitte 20, andere erst nach ihrem<br />
vierzigsten Geburtstag: Das Haupthaar lichtet<br />
sich und Geheimratsecken vergrössern sich. Der<br />
frühere Prachtschopf entwickelt sich nicht selten<br />
zu einer kümmerlichen Halbglatze. Beim morgendlichen<br />
Blick in den Spiegel heisst es: Kenn ich nicht,<br />
rasier ich nicht und zum Friseur brauche ich auch<br />
nicht mehr zu gehen. Andere Zeitgenossen setzen<br />
auf Humor und betonen ihren wachsenden Verstand,<br />
bei dem eben die Haare weichen müssten.<br />
Und schliesslich haben wir ja auch noch unsere<br />
grauen Schläfen, die uns ja wieder attraktiv machen.<br />
Schuld an dieser misslichen Entwicklung sind<br />
aus medizinischer Sicht männliche Hormone, die<br />
unsere Haarwurzeln schädigen. In welcher Form<br />
hängt davon ab, wie wir genetisch vorprogrammiert<br />
sind. Wer Onkel, Väter und Grossväter hat,<br />
die mit 30 grosse Teile ihres Haupthaars verloren<br />
haben, kann sich schon mal mental auf Haarverlust<br />
vorbereiten.<br />
Frühere Methoden<br />
Jenseits von ironischen und leicht zynischen Betrachtungsweisen gibt es<br />
aber auch reale Lösungen. Das Stichwort dazu heisst Eigenhaartransplantation.<br />
Früher transplantierte der Operateur mit Hilfe der Lappentechnik. Dabei<br />
entnahm er eine behaarte Hautpartie, um sie im Ganzen auf eine kahle Fläche<br />
zu übertragen. Die Nachteile waren und sind offensichtlich. Die Übergänge<br />
verlaufen abrupt und sind damit optisch erkennbar. Wenn handwerklich<br />
schlecht gearbeitet wird, können die Lappen absterben und Narbengewebe<br />
hinterlassen. Die fatale Folge: Die Ergebnisse können optisch unvorteilhafter<br />
aussehen wie der ursprüngliche Zustand. Daher findet diese Methode heute<br />
auch kaum mehr Anwendung.<br />
In kleinen Streifen<br />
Kleinere Transplantate mit Hilfe der Streifentechnik erzielen demgegenüber<br />
schon bessere Resultate. Dabei werden streichholzkopfgrosse Kopfhautsegmente,<br />
auf denen nur wenige Haare wachsen, verpflanzt. Heute arbeitet der<br />
medizinisch Verantwortliche mit so genannten Follicular Units. Das sind natürliche<br />
Einheiten von nur zwei bis drei Haaren, die unmittelbar nebeneinander auf<br />
der Kopfhaut zu finden sind. Hierbei entnimmt der Operateur, unter örtlicher<br />
Betäubung, einen schmalen Streifen Haut aus dem Hinterkopf. Anschliessend<br />
zerschneidet er diesen unter dem Mikroskop in die gewünschte Grösse<br />
und pflanzt die Minitransplantate in die Kahlflächen. Das ist aber immer noch<br />
ein grösserer operativer Vorgang.<br />
Auf den Punkt gebracht<br />
Die gängige Alternative zur Streifentechnik ist die Entnahme einzelner Haarwurzel-Einheiten<br />
am Hinterkopf. Der grosse Vorteil dabei: Es gibt keine flächigen<br />
Narben mehr. Aber auch hier gibt es Nachteile. Bei der Entnahme der<br />
Haare können die sensiblen kleinen Haarwurzeln beschädigt werden. Zudem<br />
ist der Zeitfaktor wesentlich grösser.<br />
202 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Die Räumlichkeiten der HTClinic (Zürich) überzeugen durch nüchterne Professionalität.<br />
Optimierte Lösungen mit SLC-FENDI<br />
Hier kann die HTClinic (Zürich) ihre alternativen<br />
Methoden einbringen. Die «HTClinic Technik» ist<br />
nicht invasiv. Dabei entstehen keine Narben und<br />
Nähte, es werden keine Hautstreifen entfernt. Zudem<br />
braucht der Patient sich nicht vor Skalpellen<br />
zu fürchten. Die Technik basiert auf F.U.E. (Follicular<br />
Unit Extraction). Die Punkttechnik wurde von den<br />
Verantwortlichen der HTClinic (Zürich) aber noch<br />
verfeinert. Durch die Anwendung sehr feiner Nadeln<br />
und Instrumente entsteht eine Wund-Grösse von<br />
nur 0.75 bis 0.95 Millimeter bei der Extraktion und<br />
Implantation. Damit umgehen die Vernatwortlichen<br />
elegant die bisherigen Schwierigkeitender Technologie.<br />
Die Werkzeuge sind so fein, dass die Kopfhaut<br />
nur minimal in Mitleidenschaft gezogen wird.<br />
Mit der selbstentwickelten Methode SLC-FENDI<br />
können die Follikel sehr präzise eingepflanzt werden,<br />
um die gewünschte Dichte und den richtigen<br />
Winkel der Haare zu erzeugen. Dazu kommt eine<br />
eigene Technik mit körpereigenen Stammzellen,<br />
die aus dem Fettgewebe gewonnen werden. Zusammen<br />
mit PRP (thrombozytenreiches Plasma)<br />
wirkt dies auch präventiv gegen Haarausfall und<br />
ermöglicht die Verdichtung der Haare und die Wiederherstellung<br />
der ursprünglichen Haarfarbe.<br />
www.htclinic.net<br />
www.swissluxuryclinic.com<br />
The Luxury Way of Life | 203
kolumne<br />
Die «FF Cream» in meiner Kristallkugel<br />
Genau zwölf Monate ist es<br />
her, dass ich an genau dieser<br />
Stelle meine Gedanken zur<br />
eben gerade losgetretenen<br />
BB-Cream-Welle mit Ihnen<br />
geteilt habe. Wie Sie wissen,<br />
hat die besagte Creme im<br />
vergangenen Jahr einen Höhenflug<br />
erlebt, den es in der<br />
Beauty-Branche nur selten<br />
in der Form zu beobachten<br />
gibt. Selbstverständlich waren<br />
wir mit unserer Day Wear<br />
BB Cream an vorderster Götz Winter<br />
Front mit dabei und konnten<br />
damit bei unseren Kundinnen ganz neue Bedürfnisse<br />
abdecken, denn die Kombination von<br />
Make-up, Pflege und Sonnenschutz war bis<br />
anhin bei unserem Kundenstamm noch weitgehend<br />
unbekannt. Doch ich habe bei meinem<br />
letzten Besuch in New York gelernt, dass wir<br />
immer wieder Neuheiten lancieren, für die wir<br />
schon fast die Bedürfnisse erfunden haben.<br />
Oder besser: Unser Job ist es, Innovationen zu<br />
präsentieren, für die wir die Kundenbedürfnisse<br />
noch wecken müssen. Funktionieren tut es<br />
leider nicht jedes Mal mit dem gleichen Erfolg.<br />
Doch wenn wir es schaffen und die Ersten sind<br />
auf dem Markt damit, dann feiern wir nicht nur<br />
grossen Erfolg, sondern erleben eine grosse<br />
Befriedigung. Und unsere Kunden fühlen sich<br />
wunderbar in der Wahl ihrer Lieblings-Beautymarke<br />
bestätigt und sind zufrieden.<br />
geplant – die CC-Creme.<br />
Diese «Colour Correcting»-<br />
Wunder sollen noch weiter<br />
gehen in Sachen Ausgleichund<br />
Deckkraft und sind<br />
in China bereits mit grossem<br />
Erfolg lanciert worden.<br />
Doch wie bahnbrechend ist<br />
diese Neuheit wirklich? Darüber<br />
werden am Schluss<br />
unsere Kunden entscheiden<br />
– wie immer bei Estée<br />
Lauder. Hätten Sie danach<br />
gefragt? Verlangen Sie an<br />
unseren Countern vielleicht<br />
auch schon die DD Cream («Daily Defense»)<br />
oder gar eine neue EE-Formel («Early Elimination»)?<br />
Um ehrlich zu sein, ich glaube nicht.<br />
Aber wie Henry Ford sagte: «Hätte ich die Leute<br />
gefragt, was sie wollen, dann hätten sie mir<br />
geantwortet: schnellere Pferde.» So gesehen<br />
müssen wir die Bedürfnisse unserer Kunden<br />
finden – oder gar erfinden –, bevor sie sie<br />
selbst kennen.<br />
Und auch wenn wir es nicht jedes Mal schaffen,<br />
aus dem Wunsch nach schnelleren Pferden<br />
Autos zu machen, schaffen wir es dennoch immer<br />
wieder, durch (manchmal mehrere) kleinere<br />
Schritte richtig grosse Neuheiten zu schaffen,<br />
die nicht nur den Markt positiv verändern,<br />
sondern auch unsere Kundenzufriedenheit.<br />
Und zwar auf Dauer.<br />
Die Frage, die ich mir fast täglich dazu stelle,<br />
lautet: Woran liegt es, dass die Industrie – kaum<br />
hat sie etwas Neues erfunden – stets schon mit<br />
der nächsten «Weltsensation» kommt? Und<br />
vor allem: Können überhaupt in diesem hohen<br />
Tempo und mit dieser turbobeschleunigten<br />
Marketing-Maschinerie immer wieder derart<br />
bahnbrechende Neuheiten entstehen?<br />
Wie Sie ja wissen, ist der BB-Boom noch in vollem<br />
Gange, und schon wird die nächste Neuheit<br />
Vor über 30 Jahren war es unser legendäres<br />
Reparatur-Serum Advanced Night Repair, das<br />
eine solche bahnbrechende Neuheit war. Welche<br />
es heute und morgen sein wird, bestimmt<br />
die Hoffnung unserer Kunden, stets etwas<br />
noch Besseres zu entdecken. Und genau diese<br />
menschliche Neugier auf Neues und unsere<br />
Fähigkeit, diesen Durst nach Innovation zu<br />
stillen, treibt mich täglich weiterhin an. Und ja,<br />
auch ich denke darüber nach, was man in eine<br />
«FF Cream» alles packen könnte!<br />
204 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
WHere HospitaLity<br />
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The Luxury Way of Life | 205
Rubriken<br />
Investment<br />
auf vier<br />
Rädern<br />
Jan-Christopher Sierks<br />
206 | <strong>PRESTIGE</strong><br />
© Porsche
DRIVE STYLE<br />
IIn Zeiten, in denen ausser Edelmetallen nicht viele Vermögensanlagen<br />
absolut sicher sind, erleben klassische Automobile ein Revival. Rollende<br />
Schätzchen wie Oldtimer und Youngtimer sind bei Sammlern hoch gefragt.<br />
Denn im Laufe der Jahre steigt ihr Wert – teilweise in ungeahnte<br />
Höhen. Aber Vorsicht: Die Auswahl der Objekte ist entscheidend.<br />
Wohin mit dem Geld, mit dem ersparten oder hart erarbeiteten Budget zum<br />
Investieren? Wem die Angebote oder das Handling von den üblichen Geldvermehrern<br />
wie herkömmlichen Banken nicht unbedingt zusagen, der sollte<br />
überlegen, ob sich eine kleine oder grosse Oldtimer-Sammlung bezahlt machen<br />
könnte.<br />
Automobile Klassiker bestehen auch während der globalen Finanzkrisen,<br />
wenn Aktienkurse in den Keller rauschen und Geldinstitute ihre nächsten<br />
Fonds einstampfen. Wenn bei Auto-Raritäten der Jahrgang und das Modell<br />
mit dem richtigen Gespür ausgewählt wurden, können sie gute bis sehr gute<br />
Renditen einbringen.<br />
Ein Blick zurück<br />
Ende der 1980er Jahre brach der Markt für «Classic Cars» ein. Es wurde einige<br />
Jahre stiller um Oldtimer, viele Klassiker-Händler hatten mit Beschaffungsund<br />
Absatzproblemen zu kämpfen. Als in den 1990er Jahre die Nachfrage<br />
anzog, rieben sich alle Sammler die Hände, die das «Garagengold» aufbewahrten.<br />
Bei einigen Modellen, wie zum Beispiel den frühen 911er-Baureihen<br />
von Porsche, zogen die Preise so an, dass es nahezu zu einer Verdoppelung<br />
kam. Seit damals steigen die Preise für klassische Automobile beständig an.<br />
Laut Classic Data, einem Pool von Experten und Sachverständigen für Oldtimer,<br />
erreichen die automobilen Wertobjekte heute im Jahr durchschnittlich<br />
7,5 Prozent Rendite. Mit ausreichendem Startkapital und einem freien Garagenplatz<br />
kann man jederzeit in diesen lukrativen Bereich einsteigen.<br />
The Luxury Way of Life | 207
DRIVE STYLE<br />
© Porsche<br />
Allerdings sollte so einem Projekt eine gewissenhafte Recherche vorausgehen,<br />
um solide Marktkenntnisse zu bekommen. Wem das nicht liegt oder zu<br />
aufwendig ist, der findet im Internet auch diverse Berater, die Spezialisten auf<br />
diesem Gebiet sind und den Finger am Puls der Oldie-Zeit haben.<br />
Dazu gehört auch die Berenberg Privatbank, die sich auf diesen Bereich spezialisiert<br />
hat. «Oldtimer spielen neben den klassischen Anlagewerten eine immer<br />
grössere Rolle für unsere Kunden. Zusätzlich zum emotionalen Wert für<br />
den Besitzer haben sie sich in den letzten 30 Jahren als ernstzunehmende<br />
Wertanlage etabliert», sagt ein Sprecher zu uns.<br />
So unterstützt das Unternehmen seine Kunden bei der Erstellung von<br />
Sammlungsstrategien, dem Sammlungsaufbau und der -verwaltung, der<br />
Bewertung von Fahrzeugen und bestehenden Sammlungen sowie bei<br />
geplanten Investitionen.<br />
Zu bedenken ist auch, dass neben dem Kaufpreis immer Kosten für Lagerung<br />
und Reparaturen entstehen. Um eine gute Rendite zu erhalten, muss der Wagen<br />
im absoluten Topzustand bleiben. Eine Garantie für die positive Wertentwicklung<br />
gibt es jedoch in diesem Bereich ebenso wenig wie bei Aktien oder<br />
Fonds. Nicht jedes alte Auto hat die Voraussetzung für Rekordergebnisse.<br />
Nur ein Topmodell im guten Zustand hat die Eignung als Geldanlage.<br />
Wer Anhaltspunkte zur Wertentwicklung von klassischen Automobilien sucht,<br />
wird fündig bei dem VDA (Verband der Automobilindustrie), der zusammen<br />
mit Classic-Car-Tax den Deutschen Oldtimer Index (DOX) erstellt. Hier werden<br />
halbjährlich Orientierungspunkte für den Oldtimer-Sammler gegeben. Seit<br />
1999 werden Analysen vom VDA veröffentlicht, die den gesamten Oldtimer-<br />
Markt widerspiegeln sollen.<br />
Modelle wie der BMW 507 zum Beispiel sind in<br />
einem guten Erhaltungszustand mittlerweile fast<br />
dreimal so viel wert wie vor ungefähr zehn Jahren.<br />
Einige besondere Modelle verbessern ihre Werte<br />
zurzeit unaufhörlich, wie auch ein Mercedes 300<br />
SL oder die Aston Martin der ersten DB-Serien. Diverse<br />
Spitzenfahrzeuge haben innerhalb von zehn<br />
Jahren ihren Wert verdoppelt.<br />
Gute Recherche und sachkundige Berater<br />
Grundlage dafür ist jedoch neben einer permanenten<br />
Marktbeobachtung eine hohe Investition,<br />
um einen hohen Gewinn zu erzielen. Das klappt<br />
mit einem Aktien-Depot im selben Zeitraum häufig<br />
weniger gut.<br />
Die steigenden Oldtimer-Preise, wie entstehen<br />
sie eigentlich? Rekordpreise auf internationalen<br />
Auktionen, bei Oldtimer-Fonds und der erfolgreiche<br />
Verkauf aus Privatsammlungen lösen Bewegungen<br />
aus, die sich auf den Gesamtmarkt niederschlagen.<br />
Das macht es für Einsteiger mit nur<br />
geringer Kapitaldecke schwierig. Eine besonders<br />
gute Recherche mit informierten und sachkundigen<br />
Beratern kann helfen, eine Angebotsnische<br />
oder ein noch nicht oder wenig gehandeltes Fahrzeug<br />
mit exzellenter Herkunft im ordentlichen Zustand<br />
zu finden. Zeit und Ausdauer können zum<br />
gewünschten Ziel führen.<br />
208 | <strong>PRESTIGE</strong>
ENGINEERED TO EXCITE<br />
Rubriken pirelli.ch<br />
TECHNOLOGIE – MIT DEN FÜHRENDEN<br />
FAHRZEUGHERSTELLERN ENTWICKELT –<br />
UM DIE LEISTUNG IHRES FAHRZEUGES<br />
ZU STEIGERN.<br />
The Luxury Way of Life | 209
DRIVE STYLE<br />
© RM<br />
Die Ergebnisse von Auktionen der Anbieter wie<br />
Bonhams, RM Auctions oder Barrett-Jackson Auctions<br />
sind mit gewisser Skepsis zu betrachten, stellen<br />
sie eben nur den augenblicklichen Wert für den<br />
Bieter dar. Rekordpreise unterliegen sehr oft der<br />
Emotion des Ersteigernden. Um ein zuverlässigeres<br />
Bild zu bekommen, sollten Interessenten von dem<br />
angestrebten Modell mehrere Auktionsergebnisse<br />
nebeneinanderstellen, um die Tendenz in der Wertentwicklung<br />
sichtbar zu machen.<br />
Es gibt immer wieder Auktionen, auf denen Preise<br />
deutlich über dem Marktwert erzielt werden, weil<br />
zum Beispiel emotionale Gründe eine Rolle spielten.<br />
So kommt es vor, dass diese Wagen nach einiger<br />
Zeit zu geringeren Preisen den Besitzer wieder<br />
wechseln. Eine Gemeinsamkeit haben Sammler<br />
von Kunst und von Oldtimern, sie sind in ihren Entscheidungen<br />
meist nicht rational.<br />
Die emotionale Ebene spielt bei dem Kauf von automobilen Klassikern eben<br />
mit. Die Lackfarbe, die Karosserieform oder Motoren entscheiden fast immer,<br />
weil sich der Käufer quasi verliebt hat in das Objekt der Begierde. Wie beim<br />
berühmtesten Gebrauchtwagen der Welt. Der silbergraue Aston Martin DB5,<br />
Baujahr 1964, bekannt durch James Bond aus «Goldfinger» und «Thunderball»,<br />
kam für 4’608’500 US-Dollar unter den Hammer. Der US-Amerikaner Jerry Lee,<br />
Betreiber eines Rundfunksenders in Philadelphia, hatte das 007-Auto von Sean<br />
Connery im Jahre 1969 direkt bei Aston Martin für 12’000 US-Dollar gekauft.<br />
Mit allen voll funktionsfähigen Extras wie rotierendem Wechselkennzeichen,<br />
Schleudersitz für unliebsame Beifahrer, Maschinengewehren unter den Blinkern,<br />
ausfahrbarem Kugelfang im Heck, ausfahrbaren Messern in den Radnaben<br />
sowie Nebel-, Öl- und Krähenfüsse-Werfern gegen lästige Verfolger. Eine<br />
solche Wertsteigerung ist natürlich einzigartig.Enthusiasten klassischer Autos<br />
behaupten, es handele sich um eine krisenfeste Wertanlage. Am Ende jedoch<br />
sind die wirklichen Gewinner dünn gesät. Es bedarf ausgesuchter Modelle von<br />
Herstellern der Top-Liga wie zum Beispiel Ferrari, Bugatti, Jaguar, Aston Martin,<br />
BMW, Porsche und Mercedes sowie ein sicheres Gespür für Tendenzen,<br />
um deutliche Wertsteigerungen zu verzeichnen.<br />
210 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
© Jaguar<br />
Spass und Gewinn<br />
Der Einstieg in diese Liga beginnt im sechsstelligen Eurobereich. Wie bei<br />
Reinhard Hipel aus Hamburg. Der Werbekaufmann hat vor einigen Jahren<br />
einen Aston Martin DB2 mit hoher Investition erworben. «Der Wertzuwachs<br />
meines DB2 liegt im guten zweistelligen Prozentbereich», erklärt er<br />
uns gegenüber. «Das jährliche Gutachten für die Versicherung belegt das<br />
deutlich.» Er teilt die Einschätzung von Experten, die bezüglich der Wertentwicklung<br />
weiterhin einen guten Markt mit einer fortlaufenden positiven<br />
Entwicklung sehen. Hipel bewegt seinen Wagen regelmässig und besucht<br />
damit auch Veranstaltungen im europäischen Ausland – auf eigener Achse<br />
versteht sich. Für ihn ist sein grünes Coupé eine Wertanlage, die sich rechnet<br />
und als Zugabe Spass macht. Die aktuelle Marktsituation von klassischen<br />
Automobilien ist relativ stabil. Gegen einen jetzigen Einstieg in die Oldtimer-<br />
Szene spricht nichts.<br />
Die sorgfältige Auswahl der mobilen Sammlungsobjekte<br />
und eine frühzeitige strategische Ausrichtung<br />
der Sammlung sind dabei entscheidend für<br />
eine erfolgreiche Investition in diesem Segment.<br />
Das Investment auf vier Rädern bleibt wie jede<br />
Anlageform immer mit einem Risiko behaftet. Allerdings<br />
mit einem schönen Anblick, der als Edelmetall<br />
in der Garage steht.<br />
Darüber hinaus sollte ein Oldtimer nicht unbedingt nur als reine Wertanlage<br />
betrachtet werden. Ein Klassiker offeriert die Nebenwirkung von erholsamen<br />
Ausfahrten, interessanten Markenklubs mit spannenden Events oder, für die<br />
Mutigen, Teilnahme an Rallyes oder gar Oldtimer-Rennen.<br />
The Luxury Way of Life | 211
SHORTCUT<br />
Röhrende<br />
Motoren<br />
Für Sportwagenfans<br />
Die Vorstellung des Porsche 9<strong>01</strong> auf der IAA 1963 markiert einen Meilenstein<br />
in der Automobilhistorie. Der Name musste noch geändert werden, weil Peugeot<br />
das Patent auf die 0 in der Mitte der Typenbezeichnung besass, doch<br />
dann liess sich der 911 auf dem Weg zur Sportwagenikone nicht mehr aufhalten.<br />
Die Erfolgsgeschichte reicht vom Urtyp über den Carrera RS 2.7, den<br />
schnellsten Serienwagen seiner Zeit mit dem charakteristischen Heckspoiler,<br />
dem sogenannten «Entenbürzel», bis zur aktuellen Generation 991. Der bekannte<br />
Autofotograf René Staud lässt in seinem markanten Stil die wichtigsten<br />
Modelle aus der grossen 911-Familie zum 50-jährigen Jubiläum in hellem<br />
Glanz erstrahlen.<br />
«The Porsche 911 Book»<br />
René Staud & Jürgen Lewandowski<br />
TeNeues Verlag<br />
Motorenstart<br />
Henry Ford gab dem Zeitalter des Automobils Starthilfe, indem er im Jahr<br />
1908 das erste Auto vom Fliessband laufen liess: das Model T. Über die<br />
nächsten hundert Jahre entwickelte sich das Automobil vom tuckernden Arbeitstier<br />
über das Vorzeigegefährt der Heckflossenära bis hin zum eleganten<br />
Statussymbol mit Mercedes-Stern. Einst als wundersame Neuheit bestaunt,<br />
wurde das Auto in der Nachkriegszeit zu einer Notwendigkeit des modernen<br />
Zeitalters, einem Schlüssel zur Freiheit, die die Strasse versprach. «20th<br />
Century Classic Cars» ist eine visuelle Automobil-Geschichte in Jahrzehnten<br />
mit über 400 Werbeanzeigen aus der Jim Heimann Collection. Dieses Buch<br />
verfolgt die Entwicklung des Autos vom Fuhrwerk ohne Pferde zur Rakete<br />
auf Rädern und darüber hinaus, illustriert durch ausgewählte Bilder aus 100<br />
Jahren Automobilwerbung.<br />
«20th Century Classic Cars»<br />
Phil Patton, Jim Heimann<br />
Taschen Verlag<br />
212 | <strong>PRESTIGE</strong>
Driving crazy<br />
Frank Kayser ist der weltweit prägende Automobilfotograf der Gegenwart.<br />
Der gebürtige Hesse hat eine neue Art der Bildsprache entwickelt, die voller<br />
Kraft, aber auch voller kleiner Geschichten ist. Kayser komponiert seine<br />
Shootings wie Performances, er lebt sich hinein in seine Motive und lässt<br />
donnerndes Licht und radikale Schatten in seinem Kayser-Kosmos auftreten.<br />
Seine Arbeit wird von allen grossen Automobilherstellern geschätzt und<br />
genutzt zur Positionierung vor allem sportlicher Fahrzeuge. Neben Audi und<br />
Porsche hat Kayser bereits für Mercedes-Benz of China, Volkswagen, Lamborghini,<br />
Infinity und BMW gearbeitet. Sein Portfolio ist ein Kaleidoskop der<br />
faszinierendsten Sportwagen der Welt. Kontrastiert werden seine automobilen<br />
Arbeiten von ganz stillen, fast schweigsamen Unterbrechern – Bildern<br />
aus der urbanen Umgebung der Fahrzeuge, doch konsequent frei von ihnen.<br />
«Kayser»<br />
Frank Kayser<br />
Delius Klasing Verlag<br />
Spürbarer Fahrspass<br />
Ein Werbeslogan inmitten der Popkultur: Audis «Vorsprung durch Technik» ist<br />
nicht nur in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen, sondern hat es bis<br />
in den Text von Songs wie «Parklife» von Blur oder U2s «Zooropa» geschafft.<br />
Doch Vorsprung durch Technik ist für Audi weit mehr als ein Claim – es steht<br />
für die konsequente Haltung, immer wieder neu zu denken. Im Lauf seiner bewegten<br />
Geschichte seit 1909 hat das Unternehmen mit den vier Ringen zudem<br />
immer wieder Autos hervorgebracht, die Emotionen wecken. «The Audi Book»<br />
bietet ein faszinierendes Panorama über mehr als hundert Jahre Automobilgeschichte<br />
bis hin zur erfolgreichen Gegenwart der Marke.<br />
«The Audi Book»<br />
TeNeues Verlag<br />
Die grossen Duelle in der Formel 1<br />
Die Formel 1 lebt von ihren unterschiedlichen Charakteren, und sie lebt erst<br />
richtig, wenn diese im Grenzbereich aufeinander losgelassen werden. Die<br />
Duelle der besten Rennfahrer der Welt machen den Motorsport so interessant,<br />
so spannend, aber auch so unberechenbar. Es sind die erbitterten<br />
Duelle grosser Piloten, die seit mehr als sechs Jahrzehnten das Image der<br />
Königsklasse bestimmen. Kämpfe, die nicht nur auf der Piste ausgetragen<br />
werden. Rivalitäten, die ganze Teams spalten und die Fangemeinde gleich mit.<br />
Siegt am Ende der Perfekteste – oder der Leidenschaftlichste? Zehn grosse,<br />
charakteristische Duelle schildern die Formel-1-Insider Elmar Brümmer und<br />
Ferdi Kräling in allen Facetten und zehn grossen Kapiteln.<br />
«Rivalen der Rennstrecke»<br />
Elmar Brümmer & Ferdi Kräling<br />
Delius Klasing Verlag<br />
The Luxury Way of Life | 213
DRIVE STYLE<br />
Das Ziel<br />
heisst<br />
Le Mans<br />
Vor nun mehr 90 Jahren wurde die<br />
Materialschlacht im Département de la Sarthe<br />
erstmals ausgetragen. Triumphe und<br />
Tragödien machten die «24 Stunden» zu einem der<br />
bedeutendsten Langstreckenrennen der Welt.<br />
Adriano Cimarosti<br />
Alain Pruvost, Collection Maniago, Collection Alessandro Silva, Werk<br />
Die Bentley-Erfolgsserie eröffnen 1924 die Fahrer Duff und Clement mit diesem<br />
schlicht «Sport» genannten Wagen<br />
214 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
JJa früher, da gab es viele prominente Langstreckenrennen. Man denke<br />
nur an die Targa Florio auf Sizilien, die Mille Miglia, die Tourist-Trophy-<br />
Rennen auf den Britischen Inseln oder die mexikanische Carrera Panamericana.<br />
Und doch sind aus jener Epoche bis heute nur die 24 Stunden<br />
von Le Mans übrig geblieben.<br />
Die wurden am 26./27. Mai 1923 erstmals ausgetragen und das kam so: Im<br />
Oktober 1922 hatte sich die «Crème de l’Automobile» im Grand Palais des<br />
Champs-Élysées zum Pariser Automobilsalon getroffen. Am Stand der Firma<br />
Rudge-Withworth fanden sich deren Repräsentant Emile Coquille, der renommierte<br />
französische Fachjournalist Charles Faroux sowie Georges Durant, der<br />
Generalsekretär des ACO (Automobile Club de l’Ouest) aus Le Mans, ein. In<br />
den Köpfen dieser Männer spukte der Gedanke eines grossartigen Rennens,<br />
das in seiner Art aussergewöhnlich sein sollte. Faroux dachte an einen Wettbewerb,<br />
dessen Charakter den einstigen Monsterfahrten von Stadt zu Stadt<br />
zu entsprechen hatte, wie sie in den Urzeiten des Automobils auf unserem<br />
Kontinent liefen. Er schlug schliesslich ein Nachtrennen über sechs Stunden<br />
vor, in der Absicht, dadurch die Beleuchtung der Fahrzeuge auf eine interessante<br />
«Feuerprobe» zu stellen. Coquille war von der Idee begeistert und fügte<br />
bei, dass seine Firma für einen derartigen Wettbewerb einen grossen Pokal<br />
stiften würde. Schliesslich fragte Durant: «Warum denn nicht ein Rennen über<br />
24 Stunden?» Die Idee schlug ein.<br />
Damit waren die «24 Heures du Mans», welche heuer ihren 90. Geburtstag feiern<br />
und nun am 22./23. Juni auch zum 81. Mal stattfinden werden, geboren.<br />
Regie führte natürlich der ACO und dabei ist es bis heute geblieben: Keinem<br />
Veranstalter, nicht mal FIA-Impresario Bernie Ecclestone, ist es gelungen, etwas<br />
daran zu ändern. 24-Stunden-Prüfungen waren damals an sich nichts<br />
Neues, in den Vereinigten Staaten hatte man solche Wettbewerbe – auf Pferderennbahnen<br />
– schon zwischen 1905 und 1910 abgehalten.<br />
Wagen wie im Katalog<br />
Es war Charles Faroux, der die Basis für das erste Le-Mans-Reglement<br />
definierte: Personenwagen mussten ihrer Beschreibung im Fabrikkatalog<br />
entsprechen, bei einem Hubraum unter 1100 cm3 genügten zwei Sitzplätze,<br />
Autos mit grösserem Motor mussten vier Personen aufnehmen können.<br />
Werkzeug und Ersatzteile hatten sich an Bord zu befinden, lediglich die Ersatzreifen<br />
konnten an den Boxen deponiert werden. In den ersten Jahren<br />
wurde in Le Mans noch «normal» gestartet, das bedeutete je zwei und zwei<br />
Fahrzeuge hintereinander. Ab der zweiten Auflage 1924 mussten Wagen mit<br />
Faltdach einige Jahre lang mindestens zwanzig Runden mit hochgezogener<br />
«Capote» zurücklegen. Gegen Ende der 30er-Jahre brauchten auch grossvolumigere<br />
Autos nicht mehr vierplätzig konzipiert zu sein – es war eine Epoche,<br />
in der immer mehr Vollblutsportwagen antraten.<br />
Diverse Streckenkombinationen<br />
Als Rennbahn wählte der organisierende Club eine 17,26 Kilometer lange<br />
Kombination bestehender Strassen, wobei ein kleiner Teil des Circuits durch<br />
ein Aussenquartier der Stadt Le Mans führte. Diese Verlängerung mit der<br />
Spitzkehre am Platz von Pontlieue wurde bis 1928 befahren, dann schnitt<br />
man den «Stadtkurs» aus Sicherheitsgründen ab, womit sich eine Runde auf<br />
16,36 Kilometer verkürzte. In die Rundstrecke einbezogen war auch ein Teil<br />
der Route Nationale Nr. 158 (Le Mans–Tours), welche im Verlaufe der Jahre als<br />
«ligne droite des Hunaudières» einen fast legendären Ruhm erlangen sollte.<br />
The Luxury Way of Life | 215
DRIVE STYLE<br />
In den 20er-Jahren müssen offene Wagen mindestens 20 Runden mit<br />
geschlossenem Verdeck zurücklegen.<br />
1935 war das Jahr mit der bis heute höchsten Frauenquote:<br />
Gleich zehn gingen anden Start<br />
Bis 1925 standen an dieser ursprünglich noch einige leichte Biegungen<br />
enthaltenden, holprigen Streckenpartie ohne festen Belag die Boxen.<br />
Im Jahre 1932 erhielt der Kurs mehr oder weniger seine endgültige<br />
Form, indem man zwischen der späteren Zielgeraden (gleich nach den<br />
Tribünen) und der Kurve von Tertre Rouge (Beginn der Geraden von Hunaudières)<br />
ein Verbindungsstück mit eingebautem «S» vorsah. Die Bahn<br />
war nun 13,49 Kilometer lang. Diese Rndenlänge sollte erst wieder 1968<br />
modifiziert werden, als man unmittelbar vor dem Boxenbereich – um das<br />
Tempo auf der Zielgeraden zu drosseln – die Ford-Kurve (eigentlich eine<br />
Schikane) einbaute. Vier Jahre später wurde die Anlage noch mit einer zusätzlichen<br />
Schlaufe zwischen der berüchtigten Partie bei Maison Blanche<br />
und den Tribünen versehen. 1990 büsste Le Mans einen Teil seiner Legende<br />
ein, denn die Gerade von Hunaudières, wo man im Training manchmal<br />
Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 400 km/h registrierte, musste aus<br />
Sicherheitsgründen durch den Einbau zweier Schikanen oder Bremskurven<br />
«entschärft» werden, was bei den Puristen für Polemik sorgte. Die Strecke<br />
war damit neu 13,6 Kilometer lang.<br />
216 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Die 24 Stunden von Le Mans sind vielen noch wegen der Kata strophe vom<br />
11. Juni 1955 in Erinnerung geblieben, als zwei Fahrzeuge bei hohem Tempo<br />
auf der Zielgeraden kollidierten, wobei eines in den Zuschauerraum flog<br />
und dort explodierte. Über achtzig Menschen kamen bei diesem Unfall ums<br />
Leben. Das Unglück von Le Mans löste weltweit Kritik am Rennsport aus;<br />
viele Veranstaltungen wurden daraufhin abgesagt. In der Schweiz hat man<br />
Rundstreckenrennen seither sogar verboten. Inzwischen ist sehr viel für die<br />
Sicherheit von Akteuren und Publikum getan worden, die Fortschritte sind<br />
zweifellos gross.<br />
Spurt zum Auto<br />
Berühmt war früher der sogenannte Le-Mans-Start, bei dem die Sportwagen<br />
auf der rechten Seite der Startgeraden in einer langen Reihe und<br />
schräg zur Fahrbahn aufgestellt wurden. Auf der anderen Seite der Piste<br />
gingen die Fahrer in einem kleinen weissen Kreis mit Startnummer in Stellung,<br />
um dann nach dem Senken des Tricolore zu ihren Autos zu sprinten.<br />
Dieser kurze Spurt der Le-Mans-Fahrer gehörte einfach zum Bild dieser<br />
Veranstaltung. Als dann die Sicherheitsgurten mehr und mehr aufkamen und<br />
schliesslich sogar zum Obligatorium erhoben wurden, bedeutete dies 1970<br />
das Aus für die originelle Startform: Ab sofort mussten sich die Konkurrenten<br />
nebeneinander auf der rechten Seite aufstellen,<br />
wobei die Fahrer bereits fest angeschnallt<br />
hinter dem Steuer zu sitzen hatten.<br />
1971 folgte der Start mit Anlaufrunde (Indy-Start)<br />
hinter einem Pacecar, ganz so wie in der Formel 1.<br />
Favorisierte Teilnehmer legten Wert darauf, im ersten<br />
Bogen gleich nach dem Start, dort, wo die Strecke<br />
unter der berühmten Dunlop-Brücke hindurchführt,<br />
an der Spitze des Feldes zu liegen: Dann bestand eine<br />
gute Chance, sein Bild in den Sonntagsausgaben<br />
der Zeitungen bewundern zu können. Es gab auch noch<br />
einen andern Trick, um sich Publizität zu verschaffen:<br />
Manchmal hielt ein Konkurrent (meistens aus dem Hinterfeld)<br />
schon nach der ersten Rennrunde kurzfristig an den<br />
Boxen an, in der Hoffnung, eine «Abwechslung» suchende<br />
TV-Kamera nehme ihn zur grossen Freude des auf der Karosserie<br />
werbenden Sponsors aufs Korn. Bis und mit 1963<br />
erfolgte die Startreihenfolge noch nach Hubraum, danach<br />
war die Qualifika tionszeit für die Reihenfolge bestimmend.<br />
Volksfest-Charakter<br />
Keine Frage: Le Mans war auch ein Publikumserfolg und ist es<br />
bis heute geblieben. Zusammen mit den 500 Meilen von Indianapolis<br />
und dem Grand Prix von Monaco zählen die «24 Stunden»<br />
zu den weltweit populärsten Rennsportveranstaltungen überhaupt.<br />
Für eine Marke brachte und bringt ein Sieg an der Sarthe ziemlich viel, er<br />
bedeutet Popularität und Prestige. Es wurde immer wieder festgestellt, dass<br />
der Le-Mans-Triumph eines Herstellers mehr Aufsehen erregt als der Gewinn<br />
einer Markenweltmeisterschaft.<br />
Der Anlass war und ist auch stets eine Art Volksfest gigantischen Ausmasses<br />
– mit einer Präsenz um die 200 000 Zuschauer, welche die Rennstrecke<br />
während zweier Tage und einer Nacht säumen. Karusselle, Schaubuden,<br />
The Luxury Way of Life | 217
DRIVE STYLE<br />
Nach der<br />
Katastrophe von<br />
1955 wurde die<br />
Zielgerade<br />
verbreitert und<br />
eine neue,<br />
zurückversetzte<br />
Boxengasse<br />
gebaut.<br />
218 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 219
DRIVE STYLE<br />
Wahrzeichen: Die Dunlop-Brücke ist fester Bestandteil des Spektakels und bis heute ein beliebtes Foto-Motiv<br />
220 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Würstchenstände, Diskotheken, käufliche Damen – auf dem weiten Areal ist<br />
für Amüsement jeglicher Art gesorgt. Viele Schlachtenbummler legen sich am<br />
Sonntagmorgen übermüdet ins Gras und gönnen sich ein Nickerchen.<br />
Markenclubs und andere anreisende Vereinigungen pflegen übrigens ganze<br />
Parkfelder im Voraus zu reservieren. Man kann Flächen voller Alfa Romeo, Aston<br />
Martin, Bugatti, Ferrari, Jaguar, MG oder Porsche beobachten. Traditionell<br />
kommen stets viele Briten über den Ärmelkanal, um live dabei zu sein. Früher<br />
trafen sie sich schon unter der Woche im Restaurant des Hunaudières, wo<br />
der Whisky reichlich floss und es hoch herging – bis der Alkoholausschank<br />
dort schliesslich eingestellt worden ist.<br />
Moderne Zeiten<br />
Wer die aktuelle Anlage kennt, mag kaum glauben, dass die Zuschauer früher<br />
hinter Bretterzäunen direkt an der Strasse standen. Nach dem erwähnten<br />
Unfall von 1955 wurde die Bahn im Zielbereich wesentlich verbreitert und –<br />
weiter zurückversetzt – eine neue Boxengasse gebaut. 1991 ersetzte man<br />
sie schliesslich durch ein modernes und riesiges Prachtgebäude, das einem<br />
grossen Dampfschiff ähnlich sieht und von Nostalgikern etwas spöttisch als<br />
«Flugzeugträger» tituliert wird. Hinzu kam ein grosser Kontrollturm, welcher<br />
der Rennleitung einen hervorragenden Überblick bietet.<br />
Zuvor mussten die Journalisten ihre Berichte noch an den Pulten einer seitlich<br />
offenen und an der Bahn-Aussenseite stehenden Tribüne in ihre Schreibgeräte<br />
tippen. Im einstigen Schreibmaschinenzeitalter flatterten die zu beschriftenden<br />
Blätter nervenzermürbend im Wind und wurden von findigen Chronisten per<br />
Wäscheklammer beschwert. Wer sich direkt in den Boxen informieren wollte,<br />
musste über die Dunlop-Brücke und einen weiten Umweg durch die Volksmassen<br />
in Kauf nehmen. Die Autos der Presseleute waren hinter ihrer Tribüne<br />
entlang einer Betonwand parkiert, jeder bekam seine Nummer schön zugeteilt.<br />
Allerdings pflegten etliche Zuschauer in der Nacht ihre Notdurft, zwischen den<br />
Autos gebückt, unter freiem Himmel zu verrichten.<br />
Vom «Flugzeugträger» aus können die Berichterstatter das Geschehen inzwischen<br />
bequem durch grosse Fenster über den Boxen beobachten und in geräumigen,<br />
klimatisierten sowie mit Bildschirmen ausgestatteten Pressesälen arbeiten.<br />
Eine Treppe führt zu den zwei Stockwerke tiefer liegenden Boxen hinab.<br />
Le Mans gönnte sich sogar ein eigenes Rennjournal, das von der Lokalzeitung<br />
«Le Maine Libre» herausgegeben wird, während des Rennens mehrmals erscheint<br />
und über das Geschehen informiert.<br />
Marken-Erfolgsphasen<br />
Als «weltweit schnellste Lastwagen» bezeichnete Ettore Bugatti seinerzeit die<br />
Bentley mit spöttischem Unterton, aber die imposant-voluminösen Vier- und<br />
Sechszylinder (teilweise mit Kompressor) aus England, pilotiert von den legendären<br />
«Bentley Boys», dominierten in der zweiten Hälfte der 20er-Jahre das Geschehen.<br />
Diese Rolle übernahmen Anfang der 30er-Jahre die aufgeladenen Alfa<br />
Romeo 8C 2300. Die folgenden Rennen wurden wechselvoll durch Siege von<br />
Lagonda, Bugatti und Delahaye gekennzeichnet. Nach dem Krieg liefen die vom<br />
Präsidenten der Republik, Vincent Auriol, gestarteten 24-Stunden-Rennen erst<br />
1949 wieder an. Mit dem Ferrari 166 MM Touring Chassisnummer 008, pilotiert<br />
von Luigi Chinetti/Lord Selsdon, siegte exakt dasjenige Auto, welches zwei Monate<br />
zuvor unter Clemente Biondetti die Mille Miglia gewonnen hatte. Es folgten die<br />
50er-Jahre, in denen die Jaguar C- und D-Type mit ihren Reihensechszylindern<br />
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DRIVE STYLE<br />
222 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
The Luxury Way of Life | 223
DRIVE STYLE<br />
die ersten Plätze holten. Der Sieg eines C-Type brachte 1953 zugleich den<br />
ersten bedeutenden Rennerfolg mit Scheibenbremsen.<br />
Ab 1957 betrachtete es der Veranstalter für notwendig, das Starterfeld auf<br />
55 Wagen zu limitieren, weil die Liste der Teilnahmekandidaten laufend länger<br />
geworden war. Ende der 50er-Jahre setzte definitiv die Phase der V12-<br />
Ferrari Typ 250, 330 und 275 ein. 1963 gewann erstmals ein Wagen mit<br />
Mittelmotor (Ferrari 250 P). 1964 betrat Detroit-Gigant Ford die Kampfarena,<br />
aber erst zwei Jahre später sollte die Erfolgsserie für die englisch-amerikanischen<br />
V8-Konstruktionen ihren Anfang nehmen. 1966 fiel sogar Henry Ford<br />
II die Aufgabe zu, die Startflagge zu schwingen – diese Ehre hatten später<br />
auch Gianni Agnelli oder Sergio Pininfarina oder 1972 ein weiterer französischer<br />
Staatspräsident – Georges Pompidou.<br />
1969 sah das vielleicht spektakulärste Finish – Jacky Ickx siegte auf Ford<br />
nur 300 Meter vor Hans Hermann auf Porsche – normalerweise beträgt der<br />
Abstand mehrere Runden. Neben drei Erfolgen der französischen Matra<br />
V12 standen die 70er-Jahre vorwiegend im Zeichen der Porsche, was<br />
meistens auch in den 80ern mit den schier unschlagbaren 956 und 962<br />
der Fall war. Ein Sauber mit Mercedes-V8-Triebwerk eroberte 1989 den<br />
obersten Podestplatz. Zwei Jahre später dann die Überraschung – es gewann<br />
ein japanischer Mazda mit Wankelmotor! Die 90er-Jahre sahen wieder<br />
verschiedene Sieger; zweimal platzierte Peugeot einen Erfolg, die sonst<br />
im Formel-1-Bereich aktive Marke McLaren gewann 1995, viel Beachtung<br />
fand 1999 der BMW-Sieg, weil er praktisch als Eintagsfliege der Bayern zu<br />
bewerten war. Danach setzte die lange Phase der Audi-Dominanz ein, die<br />
praktisch bis in die heutige Zeit reicht und bloss 2009 von einem Peugeot-<br />
Triumph unterbrochen wurde. Zwar hat 2003 ein Bentley Speed 8 gesiegt,<br />
doch der entsprach konstruktiv weitgehend dem Audi. 2006 holten die Ingolstädter<br />
dann den ersten Le-Mans-Erfolg mit Dieselmotor.<br />
25 Hersteller im Goldenen Buch In den 80 zwischen 1923 und 2<strong>01</strong>2 ausgetragenen<br />
Auflagen des 24-Stunden-Rennens von Le Mans, das von 1953 bis<br />
1974 auch für die Markenweltmeisterschaft gezählt hat, gingen 25 Marken im<br />
Gesamtklassement siegreich hervor. Angeführt wird die Erfolgsliste von Porsche<br />
mit 16 Siegen (zwischen 1970 und 1998) vor Audi mit 11 (2000–2<strong>01</strong>2), Ferrari<br />
mit 9 (1949–1965), Jaguar mit 7 (1951–1990), Bentley mit 6 (1924–2003) sowie<br />
Alfa Romeo (1931–1934) und Ford (1966–1969) mit jeweils 4. Matra holte zwischen<br />
1972 und ’74 drei Pokale, ebenso Peugeot (1992–2009). Je zweimal gewonnen<br />
haben Lorraine-Dietrich, Bugatti und TWR-Porsche. Auf je einen Erfolg<br />
kamen Chénard-Walcker, Lagonda, Delahaye, Talbot, Aston Martin, Mercedes,<br />
Mirage, Renault, Mazda, Sauber-Mercedes, BMW, Rondeau und McLaren.<br />
Parallel zum Gesamtsieg wurde 1939 das sogenannte Indexklassement<br />
eingeführt; relevant wurde es indes erst in den 50er-Jahren: In jeder<br />
Hubraumklasse definierte man aufgrund von Erfahrungswerten eine zurückzulegende<br />
Mindestdistanz, die den Index 1 ergab. Wer diesen Wert<br />
mit dem höchsten Faktor übertraf, war Indexsieger, was in den meisten<br />
Fällen mit eher kleinvolumigen Wagen glückte. Dieses Indexklassement<br />
war nach dem Krieg vor allem auf französische Wagen zugeschnitten,<br />
weil es damals viele kleinvolumige Rennkonstruktionen mit getunten Motoren<br />
von Simca, Renault, Peugeot oder Panhard gab. Andere Häuser<br />
wie Lotus machten sich diese Regelung zunutze und holten gleich<br />
mehrere Indextitel.<br />
224 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Durch die Dunkelheit: nächtlicher Boxenstopp 1962 des Aston Martin P 212 von Hill/Ginther<br />
Prominente Namen<br />
Vor einigen Jahrzehnten haben auch Grand-Prix-Piloten regelmässig an den<br />
24 Stunden von Le Mans teilgenommen. Grössen wie Alberto Ascari, Giuseppe<br />
Farina, Juan Manuel Fangio, Stirling Moss, Jim Clark oder Jackie Stewart<br />
gingen auf dem Circuit im Département de la Sarthe an den Start. Seit<br />
den 1980ern sucht man in den Startlisten jedoch vergeblich nach Formel-<br />
1-Koryphäen: Meistens schliessen ihre Teamverträge ein Langstreckenrennen<br />
aus; davon abgesehen lässt die ständig zunehmende GP-Zahl (aktuell<br />
20, bis vor ein paar Jahren kamen noch viele Tests dazu) kaum Spielraum<br />
übrig. Immerhin, im Goldenen Buch der 24 Stunden von Le Mans figurieren<br />
auch die Namen prominenter Piloten aus dem GP-Bereich. 1933 siegte der<br />
legendäre Tazio Nuvolari auf Alfa Romeo, 1937 und 1939 gewann Jean-Pierre<br />
Wimille auf Bugatti, 1952 war es Hermann Lang auf Mercedes (Europameister<br />
1939), 1954 führte Froilan Gonzalez (WM-Zweiter 1954) Ferrari zum Sieg,<br />
1955 überquerte Mike Hawthorn (Weltmeister 1958) auf Jaguar als Erster die<br />
Zielgerade, zwischen 1958 und 1962 sass Phil Hill (Weltmeister 1961) dreimal<br />
im Cockpit der siegreichen Ferrari, auch Jochen Rindt (Weltmeister 1970)<br />
führte 1965 einen Ferrari zum Titel. 1967 war das Jahr der Ford-Piloten Dan<br />
Gurney (vierfacher GP-Sieger) und A.J. Foyt (vierfacher Indianapolis-Sieger),<br />
es folgten die Serienerfolge von Jacky Ickx auf Ford, Mirage und Porsche<br />
(sechsfacher Le-Mans-Sieger und achtfacher GP-Sieger).<br />
The Luxury Way of Life | 225
DRIVE STYLE<br />
226 | <strong>PRESTIGE</strong>
DRIVE STYLE<br />
Helden der Ausdauer<br />
Früher konnte ein Fahrer beliebig lange am Steuer sitzen, ehe er vom Teamkollegen<br />
abgelöst wurde. Und es gab auch besonders ehrgeizige Piloten,<br />
welche das 24-Stunden-Pensum unbedingt solo zu bewältigen versuchten.<br />
Der Franzose Louis Rosier, der 1950 mit seinem Talbot T 26 GS gewann, liess<br />
sich nur während zwei bis drei Runden von seinem Sohn Jean-Louis ablösen.<br />
Auch sein Landsmann Pierre Levegh wollte es 1952 wissen und fuhr ohne<br />
Ablösung, aber 70 Minuten vor Ablauf der 24. Stunde, als er das Rennen mit<br />
seinem Talbot T 26 GS mit vier Runden Vorsprung auf die Mercedes 300 SL<br />
anführte, erlitt sein Sechszylinder einen schweren Defekt – und die Stuttgarter<br />
fuhren daraufhin einen Doppelsieg nach Hause.<br />
Neue Regeln<br />
Damals war ein 24-stündiger Einsatz eines Piloten noch denkbar, weil die<br />
Flieh- und Querkräfte in den Kurven, beim Beschleunigen und Bremsen nicht<br />
so horrend hoch waren. Ganz anders sieht es bei modernen Konstruktionen<br />
aus, die via Aerodynamik einen starken Abtrieb erzeugen und auch über sehr<br />
leistungsstarke Bremsen verfügen. Schon die Heldentat Leveghs hatte die<br />
Verantwortlichen dazu veranlasst, Dauereinsätze der Piloten auf ein<br />
Der kleine René Bonnet hat 1963 Pech, doch sein Fahrer Roger Masson bleibt glücklicherweise unverletzt<br />
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DRIVE STYLE<br />
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DRIVE STYLE<br />
erträgliches Mass zu reduzieren: Ab 1953 durften die Fahrer während maximal<br />
80 Runden ununterbrochen am Steuer sitzen; für das ganze Rennen<br />
war der Einsatz einzelner Piloten auf 18 Stunden limitiert. 1956 wurden es 72<br />
Runden oder 14 Stunden insgesamt, 1960 waren nur noch 52 Umläufe am<br />
Stück erlaubt. Schon 1953 hatte man im Reglement erstmals ausdrücklich<br />
festgehalten, dass ein Zusatzfahrer (also ein dritter Pilot) teilnahmeberechtigt<br />
sei. Ab 1970 durfte in Le Mans ein Fahrer maximal bis zu vier Stunden lang an<br />
einem Stück pilotieren, dann hatte die Ablösung zu erfolgen. Kamen früher pro<br />
Fahrzeug in der Regel nur zwei Piloten zum Einsatz, waren es ab 1973 immer<br />
öfter drei Mann; heute sind selbst vier Fahrer keine Seltenheit. Auch die zurückzulegende<br />
Mindestdistanz zwischen zwei Tankstopps ist ab 1954 limitiert<br />
worden: Vorgeschrieben waren nun 30 Runden oder 400,7 Kilometer – eine<br />
Regelung, die oft geändert werden sollte. Und es gab noch weitere Vorschriften:<br />
Um ausschliesslich noch einsatzfähige Autos ins Klassement aufzunehmen,<br />
wurde schon in den fünfziger Jahren entschieden, dass ein Wagen seine<br />
letzte Rennrunde in maximal 20 Minuten zu bewältigen hatte – ab 1964 waren<br />
es noch 15 Minuten.<br />
Viele Kategorien<br />
Einen separaten ausführlichen Beitrag ergäbe die Beschreibung aller im Verlaufe<br />
der Jahrzehnte ausgeschriebenen Wagenkategorien: Tourenwagen,<br />
Sportwagen, Gran-Turismo-Wagen, Sportprototypen bis hin zu den heutigen<br />
LMP1, LMP2, GTE oder GT1 mit den vielen Gewichts- oder Hubraumlimiten,<br />
mit oder ohne Aufladung. Aber das ist eine andere Geschichte.<br />
Andere Bräuche<br />
Ab 1964 bereitete Ford mit seinen GT 40 und den 1965/66 folgenden GT<br />
Mark II und GT Mark IV seine mehrjährige Le-Mans-Dominanz vor; schon<br />
1966 fuhr der Gigant aus Detroit erstmals ganz oben aufs Treppchen. Die<br />
Amerikaner betrieben einen viel grösseren Aufwand als andere; ihre imposanten<br />
und besteingerichteten Werkstattwagen im Fahrerlager sorgten für<br />
neue Dimensionen. Ford war auch das erste Team, das sogar einen Küchenwagen<br />
in den Paddock stellte, um die umfangreiche und einheitlich gekleidete<br />
Mannschaft an Ort und Stelle zu verpflegen. Die meisten Mannschaften<br />
zogen sich damals noch in reservierte Garagen von Le Mans und Umgebung<br />
zurück. Die offiziellen Ferrari wurden beispielsweise in einer Halle des einstigen<br />
Schlachthofes gewartet. Immer wieder mussten die Mechaniker neugierige<br />
Buben oder Autogrammjäger zurückweisen. Der Porsche-Tross nistete<br />
sich jahrelang bei einem Garagier in der kleinen Ortschaft Téloché ein, die<br />
über die Hunaudières-Gerade erreicht werden konnte. Der Garagenbesitzer<br />
stellte den Männern aus Zuffenhausen gegen gutes Geld nicht bloss die<br />
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DRIVE STYLE<br />
Werkstatthalle mit dem angrenzenden Hof, sondern auch gleich sein ganzes<br />
Haus zur Verfügung. Hier wohnten die Mechaniker, während die Familie des<br />
Garagiers während der Rennwoche bei Verwandten und Freunden Unterschlupf<br />
fand.<br />
Das waren die guten alten Le-Mans-Zeiten. Heute ist alles viel rationeller, indem<br />
die Teams ihre Werkstattwagen und Transporter im Fahrerlager hinter<br />
dem «Flugzeugträger» in Reih und Glied auf genau bezeichneten Feldern aufstellen:<br />
Dort wird dann während mehreren Tagen gearbeitet und gegessen.<br />
John Wyer, der erfolgreiche Aston-Martin- und Gulf-Teamchef, pflegte jahrelang<br />
während der Le-Mans-Woche (die Wagenabnahme begann schon am<br />
Dienstag vor dem Rennen) seine Zelte in der Nähe von Arnage in einer Werkstatt<br />
neben dem noblen Hotel de France aufzuschlagen. Heute unvorstellbar:<br />
In den Fünfzigerjahren fuhren etliche Engländer wie Jaguar und Aston Martin<br />
gut und gerne mit ihren Einsatzfahrzeugen nach Le Mans. Schön ist der noch<br />
teilweise zelebrierte Brauch, sich am Abend vor dem Rennen auf einem Platz<br />
im Stadtzentrum einzufinden. In den alten Tagen pflegten verrückte Automobilisten<br />
mit ihren privaten Wagen eine Show zu bieten, indem sie wie wild um<br />
den Platz kurvten. Von der Polizei wurde das meist stillschweigend toleriert,<br />
während das grölende Publikum applaudierte.<br />
Eines hat sich derweil nie geändert: Le Mans, das ist immer noch ein Spektakel<br />
der Extraklasse. Nirgendwo sonst lässt sich Motorsport so intensiv erleben<br />
wie beim nächtlichen Treiben in der Boxengasse, wenn hektisch getankt<br />
oder repariert wird. Wie es sich für einen Vollgas-Thriller gehört, kann sich<br />
das Blatt noch in der letzten Stunde wenden. 2<strong>01</strong>3 wird es spannend sein<br />
zu sehen, wer in der LMP1-Klasse den souveränen Audi R18 Paroli bieten<br />
kann. Wie es am Sonntagnachmittag um 16 Uhr auch ausgehen mag – der<br />
Le-Mans-Legende wird dann ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden.<br />
Im Eiltempo wird 1974 der Porsche Turbo RSR von Müller/van Lennep betankt.<br />
230 | <strong>PRESTIGE</strong>
Living News<br />
Alea<br />
Das Möbelsystem Alea basiert auf der Grundform<br />
des Quaders. Ein Raster unterschiedlicher Längen,<br />
Höhen und Tiefen ermöglicht es, alle Elemente des<br />
Systems beliebig miteinander zu kombinieren.<br />
www.kettnaker.com<br />
Neverland<br />
Reuber Henning beschreibt mit «Neverland» die kontrastreiche Wirklichkeit.<br />
So wie sich im Leben ein Ereignis – bunt und unerwartet – ans nächste reiht,<br />
fügt sich bei «Neverland» ein Knoten an den anderen, eine Reihe an die folgende,<br />
eine der 70 Farben an die nächste. Die Teppiche werden nach alter<br />
tibetischer Tradition in sorgfältiger monatelanger Handarbeit gefertigt.<br />
www.reuberhenning.de<br />
Esszimmer Vendôme von SELVA<br />
In seinem harmonischen Spiel von dynamischen<br />
und ruhenden Formen hat Designer Lorenzo Bellini<br />
für das Vendôme-Esszimmer der Philipp Selva<br />
Home-Kollektion klassische Gestaltungselemente<br />
des Art nouveau neu interpretiert und umgesetzt.<br />
Jedes Möbelstück ist erlesene Handwerkskunst,<br />
die Emotion und Funktion miteinander verbindet.<br />
Design, Komfort und Funktion erzeugen zusammen<br />
ein stimmungsvolles Wohnambiente auf<br />
höchstem Niveau.<br />
www.selva.com<br />
The Luxury Way of Life | 231
living<br />
Aldo<br />
Rossi<br />
Form<br />
vor<br />
Funktion<br />
Der italienische Architekt und<br />
Designer Aldo Rossi<br />
gehört zu den wichtigen<br />
Vertretern der Postmoderne.<br />
Kegel, Zylinder, einfache<br />
kubische Formen bestimmten<br />
seine Arbeiten.<br />
Yvonne Beck<br />
232 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
EEr liebte Formen. Säulen, Pfeiler, Türme,<br />
Kuppeln – die klassischen Formen monumentalischen<br />
Bauens. Aldo Rossi erweckte<br />
diese Formen in seinen Bauwerken wieder<br />
zum Leben. Ob der Entwurf zum Historischen Museum<br />
in Berlin, das Bonnefantenmuseum in Maastricht oder<br />
die bunten Häuserzeilen in der Schützengasse, Aldo<br />
Rossi präsentierte sich gerne als «Poet der Konstruktion».<br />
Auch dafür gewinnt Aldo Rossi als erster Italiener<br />
1990 den renommierten Pritzker-Preis – den Nobelpreis<br />
der Architektur.<br />
Die Architektur der Stadt<br />
Bereits im Jahre 1966 veröffentlichte Rossi seine<br />
Überlegungen zur modernen Architektur in dem Buch<br />
«L’architettura della città». Er kritisiert darin das modernistische<br />
Dogma, wonach die Form der Funktion untergeordnet<br />
ist und aus ihr entwächst. Rossis Meinung<br />
nach sei historisch belegt, dass formale Monumente<br />
sich vielfältiger Nutzung anpassen können. Und während<br />
für ihn die Form eine dauerhafte Konstante bildet,<br />
ist die Funktion wechselnd und vergänglich. Die Funktion<br />
mancher Bauwerke kann sich im Laufe der Zeit zum<br />
Teil mehrmals verändern, die Bauwerke selbst gelten<br />
jedoch immer noch als bedeutungsvoll. Als Beispiele<br />
solch langlebiger Baustrukturen nennt Rossi unter anderen<br />
die antiken Amphitheater in Arles, Lucca oder Nîmes.<br />
«In Nîmes wurde das Amphitheater in eine Festung gegen<br />
die Westgoten verwandelt, die eine kleine Kernstadt<br />
mit etwa 2 000 Bewohnern und zwei Kirchen beherbergte.<br />
Ein Amphitheater hat eine spezifische Gestalt<br />
und eine bestimmte Funktion. Es ist nicht als ein beliebiger<br />
Behälter gedacht. Aber durch ein äusseres Ereignis<br />
wird seine Funktion verändert: Das Theater verwandelt<br />
sich in eine befestigte Stadt.» So muss der Städtebau<br />
historisch-kritische Stadtstrukturen weiterentwickeln<br />
und mit ihnen arbeiten. Aldo Rossi interpretiert die Stadt<br />
über ihren geschichtlichen Erinnerungswert hinaus als<br />
ein kollektives architektonisches Kunstwerk.<br />
Von rationalen, klassizistischen und monumentalen<br />
Stilen ausgehend, fand Rossi bereits als junger Architekt<br />
zu einer reduzierten, klaren Formensprache. In<br />
der Licht und Schatten ein wichtiges Element bilden.<br />
So bildet sich in Rossis Arbeiten nach und nach eine<br />
charakteristische, auf wenige geometrische Grundformen<br />
reduzierte Sprache heraus. In seinen Bauwerken<br />
finden sich viele archetypische Elemente. Signifikante<br />
Beispiele hierfür sind eine erbaute Wohnzeile<br />
im Quartiere Gallaratese in Mailand, der Friedhof San<br />
Cataldo in Modena und die Grundschule in Fagnano<br />
Olona. Durch das Herauslösen aus dem historischen<br />
Kontext machte er Formensprache, Material und<br />
Struktur für die Postmoderne verfügbar.<br />
The Luxury Way of Life | 233
living<br />
Der Alessi-Designer<br />
Doch Aldo Rossi tat sich nicht nur als Architekt hervor. Auch als Designer war<br />
er tätig. Er arbeitete ab 1979 für Alessi an deren «Programm 6». 1983 kreierte<br />
er für die italienische Firma ein Tee- und Kaffeeservice aus Silber mit blau<br />
emaillierten Bändern an den Kannen und Quarzkugeln auf den<br />
Deckeln. Auch die Espressokanne «La conica», zu der er 1986<br />
einen Stahlkessel sowie Milchkännchen, Zuckerdose und Löffel<br />
gesellte, fand Einzug in das Sortiment Alessis. Zu einem echten<br />
Klassiker wurde die Espressokanne «La cupola» aus poliertem<br />
Gussaluminium (mit Knöpfen und Griffen aus schwarzem oder<br />
blauem Polyamid). Nachdem Rossi lange Zeit Küchenutensilien<br />
designte, wandte er sich 1989 auch dem Möbeldesign<br />
zu. Für die Firma Molteni entwarf er die Sitzmöbelserie<br />
«Capitolo» und «Teatro» sowie den lackierten Holzschrank<br />
«Cabina Armadio» und den Sekretär «Carteggio».<br />
Hinzu gesellen sich der edle und formschöne<br />
Stuhl «Milano» aus Kirsch- oder Eichenholz und der<br />
Sessel «Parigi», dessen strenge Geometrie durch seine<br />
rückwärtige Neigung gebrochen wird.<br />
Ein meisterhafter Zeichner<br />
Im Herbst 1997 starb Aldo Rossi in Mailand an den Folgen eines Verkehrsunfalls.<br />
Sein letztes Projekt, der Wiederaufbau eines Anfang der 1990er<br />
Jahre abgebrannten Theaters in Venedig, wurde noch zu Ende geführt. Es ist<br />
nicht nur das letzte fertiggestellte Gebäude Rossis, sondern manifestiert wie<br />
kaum ein anderes Objekt den sorgsamen Umgang mit Originalplänen des<br />
Theaters und die behutsame Schöpfung räumlicher und technischer Ergänzungen.<br />
Das Theater La Fenice ist ein Denkmal für Rossis ungebrochene hohe<br />
Sensibilität für das gebaute Erbe und die Identität des Orts. Nach seinem<br />
Tod veröffentlichte Skizzen und Bilder belegen, dass sich viele seiner Bauten,<br />
Entwürfe und Modelle – eine Ausnahme bilden die zur Internationalen Bauausstellung<br />
entstandenen Berliner Bauten an der Wilhelmstrasse – auf in Italien<br />
verwirklichte Projekte beziehen. Diese künstlerischen Skizzen zeigen Aldo<br />
Rossi als einen wahren Künstler. Man würde den Blättern keineswegs gerecht,<br />
würde man sie allein im Hinblick auf die realisierten Bauten betrachten.<br />
Es sind Zeichnungen, die weit über spontane Einfälle und flüchtige Vorstudien<br />
hinausgehen. Die kolorierten Blätter zeigen Rossi als geradezu obsessiven<br />
Zeichner, der seine Motive immer aufs Neue wiederholt und variiert und selbst<br />
abgeschlossene Projekte zu hinterfragen scheint. Auch als Maler scheint er<br />
ein wahrer Meister gewesen zu sein.<br />
Doch sein Meilenstein war die Debatte um den sensiblen Umgang mit der<br />
Vergangenheit. Hierin liegt der grosse, gelobte Wert der postmodernen Städteplanung<br />
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, für welche Rossi ein<br />
wichtiger Wegbereiter war. Zu seinen bedeutendsten Architekturprojekten<br />
gehören: der Rathausplatz mit Gedächtnisbrunnen in Segrate bei Mailand,<br />
das «Teatrino Scientifico», der Friedhof in San Cataldo und das «Teatro del<br />
Mondo», das er 1980 für die Biennale in Venedig entwarf. 1989 baute er das<br />
Hotel «Il Palazzo» im japanischen Fukuoka, wofür er endlich mit dem Pritzker-<br />
Preis ausgezeichnet wurde.<br />
234 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
SHORTCUT<br />
Saverio Muratori<br />
Zur selben Zeit wie Rossi beschäftigte sich ein zweiter italienischer Architekt mit Bauen in historischen Städten – Saverio Muratori<br />
(1910–1973). Er übte einen grossen Einfluss auf das Werk von Aldo Rossi aus. Muratori, gut zwanzig Jahre älter als Rossi, unterrichtete<br />
in Venedig und Rom und schuf seit dem Zweiten Weltkrieg wichtige Stadtstudien über die Städte Venedig (1959) und Rom (1963).<br />
Er gilt als Wegbereiter einer «Italienischen Schule» der Stadtmorphologie, die bis heute fortbesteht. Muratori blieb neben seiner theoretischen<br />
Arbeit immer auch dem Bauen treu und steht damit sowohl zeitlich als auch räumlich in enger Beziehung zu Aldo Rossi.<br />
The Luxury Way of Life | 235
Living News<br />
Tato<br />
Der italienische Möbeldesigner Gianluigi Spreafico entstammt aus einer traditionsreichen<br />
Schreinerfamilie, die auf eine 200-jährige Tradition zurückblicken<br />
kann. Mit Tato hat er eine Holzskulptur erschaffen, die sich in einen Butler<br />
verwandelt, der Sie nach einem Arbeitstag willkommen heisst und Ihnen die<br />
Kleider sowie Accessoires abnimmt. Dieses Holzobjekt gibt es nebst Ahorn<br />
auch in Eiche, Nussbaum oder Kirschholz. Den Fuss aus Stahl kann man<br />
nach eigenem Gusto gemäss RAL-Farbpalette bestimmen.<br />
www.megliofattoamano.com<br />
Self Discipline<br />
Ein Stuhl in schwarzem Leder, der sich wie eine Ziehharmonika<br />
in der Höhe verstellen lässt. Ein Schreibtisch, schwarz<br />
lackiert, bietet ein Fächersystem wie ein Dokumentenordner,<br />
den man mit goldener Kurbel auf- und zufächert.<br />
Dass die Möbel-Serie «Self Discipline» sich<br />
nicht nur in ihrer besten Qualität, sondern auch in ihrer<br />
Multifunktionalität diszipliniert, ist gewiss. Die slowenische<br />
Designerin Nika Zupanc liebt es, gewöhnliche Dinge in<br />
einer anderen Sichtweise zu interpretieren. Zur «Self Discipline»<br />
sagt sie: «Büromöbel sind technisch, funktional<br />
und maskulin. Ich wollte Emotion in diese Welt bringen.»<br />
www.nikazupanc.com<br />
Liquid Glacial Table<br />
Wasser in zwei Aggregatszuständen – für die Ewigkeit in ein skulpturales Möbel<br />
gebannt: So naturnah sehen die Wasserstrudel aus, die hier in Tischbeine<br />
münden, dass man fast glauben mag, sie flössen direkt in den Boden. Der<br />
Liquid Glacial Table von Architektin Zaha Hadid fliesst mit der Realität von fest<br />
und flüssig. Mittels klarem Acryl ist es gelungen, Eis und Wasser täuschend<br />
echt zu imitieren und dabei noch die Bewegung eines Strudels in die praktische<br />
Funktion des Tischbeins zu überführen. Und nein: Auf diesem Tisch<br />
servierte warme Mahlzeiten werden nicht schneller kalt – und kalte Getränke<br />
genauso schnell warm wie auf handelsüblichen Tischen!<br />
www.zaha-hadid.com<br />
236 | <strong>PRESTIGE</strong>
Nuage<br />
Philippe Nigro wollte durch die Wiederholung von<br />
Linien und Rastern ein gestalterisches Objekt entwickeln<br />
– ein Objekt, das nicht nur den rein dekorativen<br />
Effekt erfüllt. Nuage ist ein nach dem<br />
Baukastenprinzip entwickeltes, dreidimensionales<br />
Lichtobjekt, das als einzelne Leuchte eingesetzt<br />
werden kann, sich aber auch zu extravaganten,<br />
flexiblen Lichtarrangements kombinieren lässt, die<br />
ganze Wände und Decken verhüllen. Basierend<br />
auf der Idee der optischen Täuschung wandelt sie<br />
sich stets im Blickwinkel des Betrachters. Bestehend<br />
aus fünf übereinander angeordneten Modulen<br />
mit unregelmässigen, organisch geformten<br />
Kanten, erinnert Nuage an eine Wolke und scheint<br />
in der Luft zu schweben – daher der Name.<br />
www.foscarini.com<br />
Hampton<br />
Das elegante, modulare Sofasystem Hampton interpretiert<br />
das klassische Sofa auf moderne Weise neu. Die Armlehnen<br />
reichen über die gesamte Tiefe des Sofas und<br />
betonen die symmetrischen, von rechten Winkeln<br />
dominierten Formen des Modells. Die<br />
Sitzpolster verlaufen über die gesamte<br />
Tiefe des Sofas parallel zu den Armlehnen<br />
und die optische Leichtigkeit<br />
wird durch elegante, brückenförmige<br />
Füsse aus Aluminium – in zwei<br />
unterschiedlichen Ausführungen erhältlich –<br />
zusätzlich betont. Das Hampton ist in verschiedenen Grössen<br />
erhältlich und kann mit einer Reihe weiterer Module<br />
kombiniert werden – Eckmodule, Seitenmodule, Schlafsofas,<br />
Chaiselongues und Poufs.<br />
www.verzelloni.it<br />
S 774<br />
Fliessende Linien und rasante Rundungen! Mit<br />
dem S 774 bringt Thonet in Zusammenarbeit mit<br />
Kegelmann Technik einen High-Tech-Stuhl auf den<br />
Markt, in dem langjährige Kompetenz im Möbeldesign<br />
und innovative Technologie zusammengeflossen<br />
sind. Carbongewebe, Kunststoff und Epoxidharz<br />
wurden erstmals bei einem Stuhl durch das<br />
neuartige Verfahren (RTM) zu einer Einheit «verschmolzen».<br />
Das Ergebnis ist ein einzigartiges Objekt,<br />
das von der dreidimensionalen Wirkung des<br />
hochwertigen Materials und einem subtilen Spiel<br />
mit Licht und Schatten lebt – bei perfekter Qualität<br />
und Verarbeitung. Formale Grundlage dieses aussergewöhnlichen<br />
Sitzmöbels ist der Klassiker S<br />
664 von Eddie Harlis mit seiner charakteristischen<br />
Holzschale aus den 1950er Jahren.<br />
www.thonet.de<br />
The Luxury Way of Life | 237
Chairs<br />
Chairs<br />
Chairs<br />
Vom Thron<br />
zum KultoBJekt<br />
Lone K. Halvorsen<br />
238 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
Stühle sind in jedem<br />
Haushalt allgegenwärtig.<br />
Kein anderes Möbelstück<br />
ist in so vielen individuellen<br />
Entwürfen erdacht<br />
worden – sei es als handwerkliches<br />
Unikat oder<br />
als Serienmodell. Manch<br />
einer wurde sogar zum<br />
Kunstwerk und hat es bis<br />
ins Museum geschafft.<br />
The Luxury Way of Life | 239
living<br />
Barcelona Chair von Ludwig Mies van der Rohe<br />
Es ist ein Stuhl für die Könige: Der Barcelona Chair<br />
war auf der Weltausstellung 1929 in Barcelona als<br />
Thron für den spanischen König und die Königin vorgesehen,<br />
als diese den Pavillon besuchten. Von<br />
Barcelona hat dieser Sessel allerdings<br />
einen Siegeszug um<br />
die ganze Welt angetreten.<br />
Dieser Sessel ist zweifelsohne<br />
einer der hellsten Sterne der<br />
Sitzmöbel und eine Ikone unter<br />
den Klassikern – und sollte das<br />
Modell werden, von dem tausende<br />
von Exemplaren auf den<br />
Markt kamen. Tatsächlich ging der<br />
Entwurf nicht alleine auf Mies van der<br />
Rohe zurück, sondern war in Zusammenarbeit<br />
mit Lilly Reich, seiner Lebensgefährtin<br />
und Arbeitskollegin<br />
beim Deutschen Werkbund,<br />
entstanden. Der Sessel, der einen<br />
ungeheuren Erfolg erlebt hat,<br />
verströmt heute noch Stil und Luxus und erfreut<br />
sich einer treuen Liebhabergemeinde.<br />
Nr. 14 von Michael Thonet<br />
Michael Thonet (1796–1871) nannte ihn schlicht und einfach<br />
«Nr. 14» und der Stuhl wurde zu einem Verkaufsschlager<br />
zu einer Zeit, als man Massenproduktion kaum kannte.<br />
Der «Stuhl aller Stühle» oder auch als «Wiener Kaffeehausstuhl»<br />
bekannt zählt zu den meistproduzierten Sitzmöbel der<br />
Welt. Der in Preussen geborene, als klassischer Möbeltischler<br />
ausgebildete Thonet experimentierte bereits in den 1830er<br />
Jahren mit neuen Methoden, massives Holz für Stuhlkomponenten<br />
zu biegen. Seine Technik, Holz durch Dampf weich zu<br />
machen und es mit Hilfe mechanischer Pressen dauerhaft in<br />
Form zu bringen, erwies sich als eindrucksvoll, und 1859 begann<br />
er schliesslich mit der Schöpfung des Stuhls «Nr. 14». Der<br />
Stuhl wurde ursprünglich für das Wiener Kaffeehaus Daum entworfen<br />
und wird noch heute produziert. Der Stuhl verkörpert,<br />
sowohl was seine Konstruktion als auch seinen Stil anbelangt,<br />
die Bugholz-Revolution.<br />
mies van der rohe michael thonet<br />
240 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
Der Stuhl ist<br />
längst nicht nur<br />
ein Möbelstück,<br />
seine Kulturgeschichte<br />
spiegelt<br />
sich in Design,<br />
kUNst und<br />
Literatur wider.<br />
The Luxury Way of Life | 241
living<br />
Panton Chair von<br />
Verner Panton<br />
In einer Welt, in<br />
der Erfolge an<br />
den «Ersten» gemessen<br />
werden,<br />
überschritt der<br />
«Panton»-Stuhl<br />
eine Grenze im<br />
Design, die sich<br />
zuvor vielen anderen<br />
talentierten<br />
Designern<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
in den<br />
Weg gestellt<br />
hatte. Die Herstellung<br />
eines<br />
Kunststoffstuhls<br />
aus einem einzigen<br />
Spritzgussformteil<br />
unter<br />
Verwendung von grösstenteils<br />
unerprobten modernen<br />
Materialien war eine Idee, von der der<br />
dänische Designer besessen war. Die Entwicklung<br />
nahm etliche Jahre in Anspruch, bis es endlich<br />
gelang, das geschwungene Möbelstück bruchfest herzustellen<br />
und die Pop-Art in die Welt der Möbel zu bringen.<br />
Angeblich stellte ein Haufen Plastikschaufeln die Inspiration<br />
für das glatte spannende Design dar und durch<br />
die abwechslungsreiche Farbpalette, in der er produziert<br />
wird, hat sich sein geschwungenes Profil in den Köpfen<br />
der Liebhaber der Pop-Ästhetik einzementiert. Und in der<br />
Tat verkörpert er die ideale Pop-Ästhetik der 1960er<br />
Jahre und kombiniert wie jedes gutes Design<br />
Funktionalität mit Form. Originale<br />
«Panton»-Stühle aus den 1960er<br />
Jahren sind heute selten, doch<br />
der Kultstatus des Stuhls hat<br />
dafür gesorgt, dass einer der<br />
ersten im Museum of Modern<br />
Art in New York ausgestellt ist.<br />
242 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
verner panton<br />
LC2 von Le Corbusier<br />
Der «LC2» von Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand gilt<br />
heute als wegweisender Entwurf der Bauhaus-Ära von 1928 bis 1935. Der<br />
kubische Sessel scheint auf den ersten Blick ein einfacher Entwurf, ist aber<br />
dennoch ein Sessel mit einer perfekt rationalisierten geometrischen Form in<br />
Kombination mit unkonventionellen Materialien. Die vielen raffinierten und<br />
teils versteckten Details bieten ausserdem einen unvergleichlichen Sitzkomfort.<br />
Der Sessel trägt seine Struktur aussen in Form eines Chromskelettes<br />
zur Schau, das wunderbar das Ozeandampfer-Aussehen von Le Corbusiers<br />
Architektur und die Ästhetik des Maschinenzeitalters widerspiegelt. Mit losen<br />
Kissen aus Webstoffen oder Leder bleibt der «LC2» dauerhaft populär und in<br />
vielerlei Hinsicht ein perfektes Beispiel für den immerwährenden glamourösen<br />
internationalen Stil.<br />
The Luxury Way of Life | 243
living<br />
.<br />
LUDWIG MIES van der ROHE<br />
244 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
3107 von Arne Jacobsen<br />
Der Stuhl «3107» gehört zweifelsohne zu einem der<br />
benutzerfreundlichsten Stühle, die je hergestellt wurden.<br />
Aufgrund der einfachen geschwungenen Form<br />
passt er sich in die meisten Räumlichkeiten unauffällig<br />
ein und durch den leicht konkaven Sitz ist er einladend<br />
bequem. Die Entwicklung des «3107» war eine zähes Ringen<br />
zwischen dem Designer und den Technikern, denn der oft unwirsche<br />
Jacobsen wollte einen möglichst minimalistischen Stuhl<br />
herstellen. Und allein die Entwicklung des Gestells aus auffallend<br />
zierlichem Stahlrohr gestaltete sich etwas schwierig, aber am<br />
Ende entstand ein Stuhl von beachtlicher Leichtigkeit. Jacobsen,<br />
der auch als Architekt erfolgreich war, hinterliess noch<br />
eine Reihe anderer Möbelklassiker, aber keiner erreichte<br />
auch nur annährend die Stückzahl des zierlichen Stuhls.<br />
«3107» war der Stuhl, durch den Jacobsen von einem Designer,<br />
der hauptsächlich in Dänemark bekannt war, zu<br />
einem Designer von bedeutendem internationalen Rang<br />
wurde. Mit seinem Bekanntwerden stieg auch der Wert<br />
des skandinavischen Designs als Ganzes und leitete<br />
eine Zeit beispielloser Popularität ein.<br />
Louis Ghost von Philippe Starck<br />
Der Armstuhl «Louis Ghost» ist eine Kreation des<br />
französischen Stardesigners Philippe Starck und<br />
der Name verrät schon ein wenig über die Inspirationsquellen,<br />
die der Künstler angezapft hat – die<br />
französische Louis-seize-Form – ein klassischer<br />
Stil für sich. Der Barockeindruck wird jedoch gekonnt<br />
durch das Material und die Farbe durchbrochen.<br />
So sind einige Modelle des «Louis Ghost» transparent,<br />
womit sich wohl der zweite Teil des Namens<br />
erklären lässt. Die Eleganz des Originals stand zweifellos<br />
niemals in Frage, doch zu einer neuen Interpretation<br />
der klassischen historischen Form gehört auch<br />
ein gewisser Mut. In diesem Falle ist dies vortrefflich<br />
gelungen, wenn auch mit einer Dosis humorvoller<br />
Ironie. Der anhaltende Erfolg dieser «jungen Klassiker»<br />
wird dadurch gesichert, dass dieser Geist ein<br />
Schatten der Vergangenheit ist, der exzellent neu<br />
präsentiert wurde und für die Zukunft erhalten ist.<br />
ARNE JACOBSEN Philippe STARCK<br />
The Luxury Way of Life | 245
living<br />
Enzo Enea gilt als einer der weltweit bekanntesten<br />
Landschaftsarchitekten. Unverkennbar ist sein Stil, Innen- und<br />
Aussenarchitektur zu verbinden,<br />
klare Linien zu schaffen und Bäume als Kunstobjekte<br />
zu inszenieren.<br />
Lilly Steffen<br />
246 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
The Luxury Way of Life | 247
Enea ist inzwischen anerkannt für seine Fähigkeit, komplexe Gestaltungen<br />
und Anlagen von Privatgärten und -terrassen, Restaurants, Hotels und Ferienanlagen<br />
sowie Firmengärten, öffentlichen Parks und Golfplätzen im In- und<br />
Ausland zu realisieren. Seine Stärke ist es, dem anspruchsvollen Kunden die<br />
komplette Realisierung eines Gartenprojekts aus einer Hand anzubieten; von<br />
der Planungs- und Bauphase, einschliesslich der Installation von Bewässeliving<br />
DDie Gestaltung der Landschaft und des äusseren Lebensraumes widerspiegelt<br />
das aktuelle Verhältnis des Menschen zur Natur. «Denn<br />
ähnlich einem Fest ist der Garten eine der vergänglichsten und ständig<br />
der Veränderung unterliegenden Schöpfungen des Menschen.<br />
Er ist allen Unbilden der Witterung ausgesetzt und muss jeden Besitzerwechsel<br />
über sich ergehen lassen.» Schon der Freidenker Friedrich Wilhelm Nietzsche<br />
wusste, dass die Menschen ihrer Kultur, aber auch ihrer Natur nicht<br />
entkommen können. Zudem ist der Garten mehr und mehr zum erweiterten<br />
Lebensraum geworden, und so bietet ein an das Familienleben angepasstes<br />
Anwesen ein nicht zu ermessendes Stück Lebensqualität. Gute Landschaftsarchitekten<br />
nehmen daher immer sowohl auf die Umgebung wie auch auf die<br />
Architektur Bezug, woraus sich eine individualisierte, gestalterische Einheit<br />
mit nachhaltigem Mehrwert ergibt. Allen voran Enzo Enea, der mir seinem<br />
unverwechselbarer Stil und Charakter in der Gartenarchitektur zu einem der<br />
Stars der Szene gehört.<br />
Die Verschmelzung von Innen und Aussen<br />
Enzo Enea gehört weltweit zu den renommiertesten Schweizer Gartenarchitekten.<br />
Zu seinen Kunden zählen prominente Persönlichkeiten wie Prince<br />
Charles oder Tina Turner. Er begrünt und bereichert das Leben der Stars und<br />
der besserverdienenden Gesellschaft.<br />
Nach einer Ausbildung zum Industriedesigner studierte Enzo Enea Landschaftsarchitektur<br />
in London und reiste danach nach Brasilien und Hawaii,<br />
wo er sein erstes grosses Landschaftsprojekt für ein Sheraton-Hotel entwarf.<br />
Der Landschaftsarchitekt erhielt zahlreiche goldene und silberne Preise auf<br />
den Giardina-Messen von Basel und Zürich. Ausserdem wurde er 1998 mit<br />
dem Newcomer-Preis der renommierten Chelsea Flower Show in London<br />
ausgezeichnet. Enea Landschaftsarchitektur entstand 1993, als Enzo Enea<br />
die auf Gartendekoration spezialisierte Firma seines Vaters übernahm und<br />
diese nach und nach zu einem der führenden Unternehmen im Bereich der<br />
Landschaftsarchitektur ausbaute.<br />
rungsanlagen und Gartenbeleuchtungen, bis hin<br />
zur kompletten Ausstattung mit Möbeln. Selbst die<br />
Gartenpflege nach Vollendung des Projekts wird<br />
durch ein professionelles Team aus Landschaftsgärtnern<br />
ausgeführt.<br />
Verschmelzung von Alt und Neu<br />
Zum gestalterischen Konzept von Enea Landschaftsarchitektur<br />
gehört insbesondere das Verschmelzen<br />
von Outdoor und Indoor, das gestalterische<br />
Verbinden des Inneren eines Hauses mit<br />
seiner Aussenanlage. Auf der diesjährigen Giardina<br />
präsentierte Enea nicht nur die Verschmelzung<br />
des Gebäudes und seiner Räume mit der Gartenanlage,<br />
sondern auch von Vergangenem, also<br />
bestehendem Bestand mit dem Morgen. Eine<br />
grosse Herausforderung, denn früher wurden die<br />
Aussen- und Innenräume, anders als heute, ohne<br />
Verbindung konzipiert. Die in sich geschlossenen<br />
Räume vergangener Lebensgefühle mussten geöffnet<br />
und mit grosszügigen und lichtdurchfluteten<br />
Wohnräumen verbunden werden, die in den<br />
neu konzipierten Garten überfliessen. Filigrane<br />
Schiebefenster ermöglichten die Fusion zwischen<br />
Innen- und Aussenbereich. Sie offenbaren jenseits<br />
der Hauswände eine neue Dimension für ein<br />
offenes und elegantes Raumgefühl.<br />
Enzo Enea gestaltet «Räume unter freiem Himmel».<br />
Gärten von unverwechselbarer Ausdruckskraft<br />
und Faszination, alles ist bis ins<br />
kleinste Detail durchdacht. Ein wahr gewordener<br />
Naturtraum, perfekt inszeniert und doch poetisch<br />
schön. Und was das Beste ist: Ein von Enzo Enea<br />
gestalteter Garten steigert nicht nur die Lebensqualität,<br />
sondern ist gleichzeitig eine Wertanlage<br />
in finanzieller Hinsicht. Beim Weiterverkauf eines<br />
Grundstückes mit «Enea-Stempel» erhöht sich<br />
der Wert deutlich.<br />
248 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
The Luxury Way of Life | 249
green<br />
horn<br />
i<br />
iI<br />
iIi<br />
IX<br />
i Dior<br />
iI Berti<br />
iiI Sonic Chair<br />
iV Fabric<br />
V Jameson<br />
Vi Christian Louboutin<br />
Vii Louis Vuitton<br />
Viii de GRISOGONO<br />
ix Lorenz Bäumer<br />
viii<br />
250 | <strong>PRESTIGE</strong>
v<br />
iv<br />
vii<br />
vi<br />
The Luxury Way of Life | 251
Rubriken<br />
252 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Die völlig<br />
verrückte<br />
Geschichte<br />
von BoBBy<br />
Dekeyser<br />
Schulabbrecher, Fussballprofi, Weltunternehmer<br />
Angelika Moeller<br />
The Luxury Way of Life | 253
living<br />
EEr ist ständig in Bewegung, geistig wie körperlich, führt ein Leben<br />
auf der Überholspur. Wir sind in Lüneburg zu einem Interview verabredet,<br />
wo er sich für einige Stunden auf dem Firmengelände seines<br />
DEDON-Unternehmens aufhält. Auf dem Weg von Hamburg habe<br />
ich Zeit, seine Vita Revue passieren zu lassen, die ich in seiner gerade erschienenen<br />
Biografie «Unverkäuflich» gelesen habe: Schulabbrecher mit 15<br />
Jahren. Der Traum, Fussballstar zu werden, entsprach seiner ausgeprägten<br />
Sportlichkeit und dem Wunsch, Mädchen zu imponieren. Mit eisernem Willen<br />
und fast verbissener Disziplin schaffte er es ins Tor des FC Bayern. Ein Rat<br />
Pelés, den er als Jungstar treffen durfte, liess ihn ein Leben lang nicht mehr<br />
los: «Folge deinem Traum, dann kann alles passieren.»<br />
Vom Fussballstar zum Möbelhersteller<br />
Nach einer schweren Sportverletzung startet Bobby Dekeyser sein spektakuläres<br />
Lebensabenteuer als Unternehmer und Mensch. Sein Unternehmen<br />
DEDON, das edle handgefertigte Outdoormöbel (ein Wohnzimmer für draussen)<br />
mit der berühmten wetterfesten Kunstfaser herstellen lässt, musste viele<br />
Tiefschläge einstecken, bis es innerhalb von 22 Jahren zu einer globalen<br />
Weltfirma von Rang wurde. DEDON-Flechtmöbel stehen heute im Garten<br />
von Brad Pitt, Madonna, im Vatikan oder auch in den Aussenbereichen<br />
grosser Hotelketten und Resorts wie Marriott, Hilton und dem Club Med.<br />
Seine Unternehmensphilosophie erscheint visionär und dem klassischen Entrepreneur<br />
vielleicht naiv. Bobby Dekeyser gilt als «Harmonisator» und «Wohlfühlunternehmer».<br />
Das sogenannte Bobby-Prinzip basiert auf der simplen<br />
Grundidee: Geht es dem Arbeiter/Angestellten gut und fühlt er sich eigenverantwortlich<br />
und vertrauensvoll eingesetzt, werden optimale Bedingungen für<br />
das Unternehmen geschaffen. Nicht Erfolg und Gewinnmaximierung treiben<br />
ihn an, sondern die Lust am Leben mit Familie und Freunden. Er ist Ideengeber<br />
und sucht und findet Menschen, die sie aufgreifen und umsetzen; oft in<br />
der eigenen Grossfamilie, im Freundeskreis oder in Zufallsbegegnungen mit<br />
spontaner Empathie.<br />
254 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
The Luxury Way of Life | 255
living<br />
256 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
Soziales Engagement<br />
Vor zwei Jahren dann der brutale Schicksalsschlag: Seine Lebensliebe und<br />
Ehefrau Ann-Kathrin stirbt, erst 42-jährig, an einem Hirnschlag. Für Bobby Dekeyser<br />
und die drei Kinder stürzt die Welt ein. Acht Monate kompletter Rückzug<br />
zusammen mit dem Sohn und den beiden Töchtern. Aber der Kämpfer<br />
Bobby Dekeyser ist wieder da – für sein Unternehmen, seine Stiftung und<br />
vor allem für seine Familie und Freunde. Das grosszügige Firmengelände ist<br />
erreicht. Weitläufig erstrecken sich einige Hallen, umgeben von Wiesen mit<br />
zahlreichen Bäumen. Von weitem hört man Zurufe wie go, come on, ey-here …<br />
Bobby Dekeyser spielt Fussball mit den internationalen Stipendiaten seiner<br />
Stiftung Dekeyser & Friends. Diese Stiftung finanziert weltweit Projekte, um<br />
jungen Menschen zwischen 18 und 28 Jahren eine «neue Art von Bildung»<br />
zu verschaffen. Sie nehmen an Kultur-, Sozial- und Sportprojekten teil und<br />
werden unter anderen unterstützt durch die bekannte Affenforscherin Jane<br />
Godall sowie die Sportler Jens Lehman und Markus Wasmeier. Ich sehe mich<br />
um und entdecke ausser dem Fussballplatz ein Beachvolleyballfeld und einen<br />
Fischteich mit Blockhütte und Grillplatz. Eine Mitarbeiterin, die mich herumführt,<br />
ergänzt, dass es für die Angestellten auch einen Fitnessbereich, eine<br />
Saunalandschaft, einen Billardraum und ein italienisches Restaurant gibt, in<br />
dem die Sizilianerin Adriana Vinci kostenfrei für das Team kocht. Dann kommt<br />
Bobby Dekeyser vom Spielfeld locker angetrabt. Verdammt gut schaut er aus<br />
und mir schiesst durch den Kopf: Sollte sein virulentes Leben je verfilmt werden<br />
– er wäre die Idealbesetzung …<br />
Reflektion und Rückzug – auch auf der Überholspur<br />
Zunächst sprechen wir über sein kürzlich erschienenes Buch «Unverkäuflich».<br />
Die Motivation, Menschen Mut zu machen, war die Triebfeder, über sein Leben,<br />
das von grossen Höhen und Tiefen gezeichnet ist, zu schreiben. Trotz<br />
der Brüche, die es gab, hat er sich nie kaufen lassen, weder materiell noch<br />
moralisch. Seine Reflektionen, sich selbst in Frage zu stellen und das eigene<br />
Regulativ zu finden, möchte er dem Leser ans Herz legen. Und ganz wichtig<br />
ist ihm, auf Freundschaft und Vertrauen zu bauen. So sind in seinem Weltunternehmen<br />
mit 3000 Mitarbeitern Freunde und Familienmitglieder in massgeblichen<br />
Positionen vertreten. Sein Instinkt für Menschen mit Leistungs- und<br />
Verantwortungsfähigkeit hat ihn nur selten im Stich gelassen. Täglich nimmt<br />
sich Bobby Dekeyser die Zeit für die Reflektion des Rückzugs, um sich selbst<br />
zu spüren, äussere Eindrücke zu verarbeiten und zu überdenken, ob er seiner<br />
Verantwortung gegenüber der Familie, der Firma und seiner Stiftung gerecht<br />
wird. Sein Credo: «Was sind Gewinne wert, wenn sie nicht einer grösseren<br />
Sache dienen?» Und so verhilft er unter anderem den Ärmsten der Armen auf<br />
der philippinischen Insel Cebu, die auf Müllkippen leben, ein Dorf entstehen<br />
zu lassen mit menschenwürdigen Bedingungen. Ein Projekt seiner Family &<br />
Friends Stiftung.<br />
The Luxury Way of Life | 257
living<br />
New York – eine inspirierende Durchgangsstation<br />
Nach dem plötzlichen, tragischen Tod seiner Frau hat Bobby Dekeyser mit<br />
seinen Kindern intensive Trauerarbeit geleistet. Sie waren an Orten, die sie<br />
mit der geliebten Frau und Mutter verbanden, haben geredet, geschwiegen<br />
und eng zusammengehalten. Jetzt lebt er seit Kurzem in New York, einer<br />
Stadt, die für ihn die grosse Welt im Kleinen bedeutet. Viele Menschen gehen<br />
im Haus Dekeyser aus und ein, Menschen aus aller Herren Länder. Jeder<br />
hat eine Idee, ein Projekt, von dem er erzählt. Es entstehen Freundschaften,<br />
Verbindungen und Kooperationen. Er, der sich selbst als Landei bezeichnet,<br />
geniesst die Impulse dieser Stadt, findet aber seinen Rückzug immer wieder<br />
auf seiner Pferdefarm ausserhalb von NYC.<br />
DEDON Island – A Barefoot State of Mind<br />
Das ist eine wunderbare Überleitung unseres Gespräches zu seinem neuen<br />
Projekt DEDON Places. Begonnen hat es mit DEDON Island, einer philippinischen<br />
Insel, die er und seine Frau als Sehnsuchtsort mit Magie entdeckten.<br />
Hier entstand nun ein Resort, ganz nach seinen Bedürfnissen gestaltet:<br />
Barefoot Luxury, «ein Ort, an dem auch die Gedanken barfuss gehen», so<br />
beschreibt er es. Neun Villen im Pagodenstil, von französischen Designern<br />
gestaltet, ohne die typischen 5* Facilities wie Flatscreen, Butler, High-Tech-<br />
Equipment und ohne Passiv-Entertainment, sondern ein Refugium, das die<br />
Schönheit der Natur und die natürliche Lebensart in den Mittelpunkt stellt.<br />
Celebrities aus Politik, Wirtschaft und Showbiz wussten diese Form der Exklusivität<br />
bereits zu schätzen. Weitere DEDON Places mit der gleichen Philosophie<br />
sind angedacht, ausgewählte Plätze, wofür der Name DEDON steht,<br />
vermutlich in Afrika im Dschungel, in den Bergen oder auf einem Hausboot.<br />
Es sollen Orte sein, die zu echten Erfahrungen werden und die Menschen berühren.<br />
Buchen kann man online oder auch bei einem Partner in der Schweiz.<br />
Die Schweiz – zukünftiger Wohnsitz<br />
Zur Schweiz hat Bobby Dekeyser privat wie beruflich eine enge Beziehung.<br />
Vier wunderbare Jahre verbrachte er hier mit seiner Frau. Auch sein Freund<br />
und Geschäftspartner Daniel Borer (aus der Rolex-Dynastie), mit dem ihn<br />
viele Projekte verbinden, lebt in der Schweiz. Bobby Dekeyser möchte nach<br />
einigen Jahren in NYC auch in der Schweiz leben, wenngleich es in seinem<br />
Nomadenleben wohl nie einen ständigen Wohnsitz geben wird. Als Chairman<br />
seiner Firma nimmt er sich den Freiraum, aus aller Welt zu agieren.<br />
Nahezu zwei Stunden sind vergangen. Das Gespräch mit Bobby Dekeyser<br />
war ein Erlebnis. Es ist nicht oft, dass man einem so charismatischen Menschen<br />
und Visionär begegnet.<br />
258 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 259
living<br />
SHORTCUT<br />
Er kaufte 1000 Paar Skier, wovon er 68 verkaufte<br />
und von denen 50 zurückkamen, weil die Qualität<br />
doch eher bescheiden war. Aber er machte trotzdem<br />
weiter, eben mit etwas anderem, Möbeln. Daraus<br />
wurde Dedon.<br />
260 | <strong>PRESTIGE</strong>
living<br />
The Luxury Way of Life | 261
Living News<br />
Joe<br />
Joe ist ein Sofasystem, das dank der grossen Bandbreite an unterschiedlichen<br />
Modulen unendliche Kompositionsmöglichkeiten bietet. Die<br />
innovative Charakteristik des Systems besteht in der Möglichkeit, alle ausgewählten<br />
Elemente immer wieder neu kombinieren zu können. In Bezug auf<br />
Breite und Tiefe sind hier keine Grenzen gesetzt.<br />
www.verzelloni.it<br />
flaye<br />
Stimmige Proportionen und liebevolle handwerkliche Details machen den flaye-Tisch<br />
unverwechselbar. Eine Lederzarge erlaubt individuelle Farbakzente<br />
und lässt die Tischplatte zart erscheinen. Durch die raffinierte<br />
Gestaltung verschmelzen<br />
die sanften Rundungen von<br />
Platte und Zarge zu einem<br />
Ganzen.<br />
www.team7.at<br />
Stewie<br />
Eine originelle Stehleuchte, die ihren Namen von einer<br />
Zeichentrickfigur gestohlen hat: Stewie, gestaltet von<br />
Luca Nichetto, ist das perfekte Lichtobjekt für das moderne<br />
Haus – neu, unkonventionell und mit positiver Ausstrahlung.<br />
Stewie bricht mit der klassischen Form einer Stehleuchte,<br />
denn die Lichtquelle befindet sich dicht über dem Boden. Sogar<br />
in ausgeschaltetem Zustand behält die Leuchte ihren theatralischen<br />
Charakter und ihre starke Persönlichkeit.<br />
www.foscarini.com<br />
262 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Das Sideboard der neuen Produktlinie mit dem Plus von alpnach norm. Das Plus steht für Emotionen<br />
und Zusatznutzen wie Leuchte, Tablett und Technobox. Aus der Vielfalt an Modulen, Funktionen,<br />
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The Luxury Way of Life | 263
FinanCE<br />
Europa<br />
und der<br />
Euro<br />
Georg Lutz<br />
MMan rennt inzwischen viele offene Türen<br />
ein, wenn man von einer Krise in Europa<br />
spricht. Die Integrationskraft, das grosse<br />
historische Verdienst der EU, droht<br />
zu zerbröseln. Nicht wenige haben daher vor einem<br />
Jahr ein Auseinanderbrechen der Eurozone<br />
prognostiziert. Das ist nicht eingetreten. Im Gegenteil,<br />
das Krisenmanagement funktioniert. Der<br />
folgende Themenschwerpunkt belegt dies. Trotzdem<br />
ist das Projekt EU weiter unter Druck.<br />
Historisch betrachtet ist Europa ein Erfolgsmodell.<br />
Als Winston Churchill 1946 in Zürich zur Gründung<br />
der «Vereinigten Staaten von Europa» aufrief, war<br />
das eine kühne Vision. Trotzdem packten Akteure<br />
wie Robert Schuman oder Jean Monnet die historische<br />
Gelegenheit beim Schopfe und brachten<br />
frühere «Erbfeinde» nicht nur an den Verhandlungstisch,<br />
sondern schufen Grundlagen, die eine<br />
ganze Generation in Europa-Euphorie versetzte.<br />
So beseitigen in den 50er Jahren Aktivisten mit<br />
264 | <strong>PRESTIGE</strong>
FinanCE<br />
Europaflaggen in der Hand Schlagbäume an den<br />
Grenzen. Der Integrationsprozess in den letzten<br />
Jahrzehnten war ein wirtschaftliches Erfolgsmodell.<br />
Zwar gab es immer wieder Krisenmomente.<br />
Es sei hier nur an die Politik des «leeren Stuhls»<br />
erinnert, mit der de Gaulle Vergemeinschaftungsund<br />
Entscheidungsprozesse, die ihm nicht passten,<br />
verhindern wollte. Das sind im Rückblick betrachtet<br />
unwichtige historische Fussnoten. Heute<br />
können die Menschen in der EU mit nur einer<br />
Währung durch ganz Europa fahren. Trotzdem ist<br />
Frustration auf der Strasse und bei einigen Eliten<br />
zu spüren. Was lief da schief?<br />
Ungelöste Konfliktachsen<br />
Eine Währungsunion ohne eine Wirtschaftsunion<br />
mit Ausgleichsmöglichkeiten stösst in wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten schnell an Regulierungsgrenzen.<br />
Neben der Staatsverschuldung ist die zu<br />
niedrige Produktivität der Privatwirtschaft in den<br />
schwächeren Staaten ein Kernproblem. Mit einer<br />
eigenen Währung kann man abwerten und sich<br />
wieder konkurrenzfähig machen. So hat das beispielsweise<br />
Italien jahrzehntelang gemacht. Heute<br />
verschulden sich diese Staaten immer weiter bei<br />
ihren Nachbarn, weil ihre zu teuren Exporte keine<br />
Käufer mehr finden und sie die Importe nicht<br />
mehr bezahlen können. Da in der Währungsunion<br />
Wechselkursänderungen nicht möglich sind,<br />
müssen die Sparmassnahmen der gegenwärtigen<br />
Rettungspolitik die notwendige Steigerung der<br />
Produktivität auf indirektem Wege erzwingen. Das<br />
geschieht, indem die schrumpfende Wirtschaft<br />
nicht wettbewerbsfähige Betriebe vom Markt<br />
drängt. Dadurch erhöht sich zwar die durchschnittliche<br />
Produktivität des Unternehmenssektors<br />
– aber um den Preis stark ansteigender<br />
Arbeitslosigkeit. Das ist die verzweifelte Situation<br />
der südlichen EU-Staaten. Bei aller notwendigen<br />
Krisen- und Sanierungspolitik müssen die Verantwortlichen<br />
daher eine Perspektive vermitteln können.<br />
Und genau das passiert nicht. Aus diesem<br />
Grund sind die Strassen mit Demonstranten voll,<br />
und es ist kein Wunder, wenn jetzt wie in Italien<br />
Populisten Stimmengewinne verzeichnen.<br />
Demokratieproblem im Hintergrund<br />
Der tagespolitische Frust hat aber einen strukturellen<br />
Kern. Diesen Kern durchschneiden zwei<br />
zentrale Konfliktachsen. Erstens geht es um die<br />
Vermittlung von nationalstaatlich partikularen Interessen<br />
mit denen auf der europäischen Ebene. Zudem<br />
gibt es eine Konfliktachse zwischen den Trägern<br />
der europäischen Integrationsprozesse und<br />
weiten Bevölkerungsteilen in den Mitgliedstaaten,<br />
die sich schlicht abgekoppelt fühlen. Nationale<br />
Haushalts-, Steuer- oder Sozialpolitik werden der<br />
europäischen, demokratisch viel weniger legitimierten<br />
Geld- und Währungspolitik untergeordnet.<br />
Das kann an der mangelnden Transparenz und<br />
Gewaltenteilung praktisch verdeutlicht werden.<br />
Wer heute in Paris oder Berlin als Regierungschef<br />
das Flugzeug besteigt, mutiert in Brüssel zum Rat<br />
der EU. Dort verkörpert man die EU-Legislative.<br />
Bei der Rückkehr in die Hauptstädte mutieren sie<br />
zurück zur nationalen Exekutive. Sie setzen dann<br />
das um, was sie selbst beschlossen haben. Gleichzeitig<br />
gibt man in Sonntags- und Wahlkampfreden<br />
den nationalistischen Populisten, der den Bürokraten<br />
in Brüssel richtig einheizt. Das konnte und<br />
kann nicht gut gehen. In den letzten Jahren wurden<br />
viele nationale Gesetze in Europa vergemeinschaftet.<br />
Gleichzeitig hat das EU-Parlament aber<br />
immer noch weniger Rechte wie nationale Parlamente.<br />
Der EU-Frust war und ist vorprogrammiert.<br />
Versagen der Eliten<br />
Frustration herrscht auch über die Schuldenpolitik.<br />
Das kann bei Staaten, im Gegensatz zu einem Privathaushalt,<br />
sehr wichtig sein. Das hat uns John<br />
Maynard Keynes gelernt. Nur müssen die Schulden<br />
in guten Zeiten auch zurückbezahlt werden.<br />
Genau dies passiert aber sehr selten. Nicht langfristige<br />
Politik, sondern der nächste Wahltermin<br />
steht im Fokus. Politiker in unseren westlichen<br />
Demokratien sichern ihre politische Karriere durch<br />
schuldenfinanzierte Wahlversprechen. Griechenland<br />
ist da nur ein Extrembeispiel. Auf der einen<br />
Seite werden Steuern und Abgaben nicht in dem<br />
Masse erhöht, das zur Finanzierung von Sozialund<br />
Infrastrukturprojekten nötig ist, und andererseits<br />
wird die Umverteilung laufend erhöht. Gleichzeitig<br />
weitet sich auch noch die soziale Schere in<br />
den Gesellschaften der EU. Mittlere Einkommensverdiener<br />
sind heute eine bedrohte Spezies.<br />
In dieser Situation gewinnen schnell populistische<br />
Argumente, die schnelle Lösungen vorgaukeln. Die<br />
Situation in Frankreich, bei der sich die bürgerliche<br />
Rechte zerlegt hat und der Front National immer<br />
mehr Oberwasser bekommt, war ein Alarmsignal.<br />
Die Wahl in Italien zeigt die drastische Realität der<br />
res publica in Europa. Ein Konsens zur Krisenlösung<br />
ist nicht vorhanden. Akteure wie Mario Monti<br />
oder Mario Dragi können Wirtschaftskrisen technokratisch<br />
bekämpfen, eine erneuerte europäische<br />
Vision wie Robert Schuman oder Jean Monnet<br />
haben sie nicht im Gepäck.<br />
The Luxury Way of Life | 265
FinanCE<br />
266 | <strong>PRESTIGE</strong>
FinanCE<br />
Die Krisenpolitik<br />
der europäischen<br />
Akteure<br />
Die Krisenpolitik der EU erlebt ein Auf und Ab. So sind im Zeichen der Wahl in Italien<br />
Ende Februar die Börsen auf Tauchstation gegangen. Insgesamt<br />
lässt sich aber, wie ein Rückblick auf die Situation vor einem Jahr verdeutlicht, eine<br />
Stabilisierung feststellen. Über die Gründe<br />
unterhielten wir uns mit Janwillem Acket, dem Chefvolkswirt von Julius Bär.<br />
Janwillem Acket<br />
Georg Lutz<br />
Europa erlebt eine Renaissance. Noch vor einem<br />
Jahr glaubten nicht wenige Ihrer Kollegen<br />
an eine schwere Krise in Europa und auch<br />
des Euro. Da war zum Beispiel vom Auseinanderfallen<br />
der Eurozone die Rede. Auch Sie<br />
haben ein eher pessimistisches Bild gezeichnet.<br />
Offensichtlich ist Europa stabiler, als viele<br />
gedacht haben. Was hat sich an dem Krisenmanagement<br />
so verbessert?<br />
Man hat konkrete Schritte unternommen. Zunächst<br />
hat sich die Europäische Zentralbank im<br />
Winter 2<strong>01</strong>1/2<strong>01</strong>2 mittels einer Kreditspritze von<br />
über einer Billion Euro als Feuerwehr betätigt. Zusammenbruchsszenarien<br />
bei wichtigen Banken<br />
der Eurozone, wie in den USA bei Lehmann-Brothers,<br />
sollten um jeden Preis verhindert werden.<br />
Das war eine Notmassnahme. Die zweite Massnahme<br />
kam von Seiten der Politik. Im März 2<strong>01</strong>2<br />
hat man die Schuldenbermse beschlossen. Das<br />
geschah im Vorfeld der griechischen und französischen<br />
Parlamentswahlen.<br />
Da wollte man Zeichen setzen?<br />
Ja, von 27 EU-Ländern haben 25 Länder zugestimmt,<br />
mit dabei waren alle Euroländer, was ein<br />
wichtiger Aspekt ist. Die Schweiz hat da fast als Vorbild gewirkt. Hier funktioniert<br />
ja die Schuldenbremse erfolgreich seit 2003. Es geht darum, die dynamische<br />
Komponente der Staatsverschuldung, die Neuverschuldung, einzudämmen.<br />
Von der Fiskalseite ist ein quantitativer Schritt unternommen worden.<br />
Das klingt ja fast schon pädagogisch…<br />
Das sollte es auch sein. Zudem hat man flankierend beispielsweise unter dem<br />
Stichwort «Six Pack» eine ganze Reihe von Massnahmen umgesetzt, die sich<br />
restriktiv auf die Budgets auswirken. Die allgemeine Spielregel, wer die Leitplanken<br />
der Eurozone nicht erfüllt, dem droht Souveränitätsverlust, oder die<br />
Kontrolle durch andere Institutionen, hat sehr viel mehr Druck bekommen.<br />
Das sieht man in Spanien, das aktuell nicht unter den Rettungsschirm<br />
will, obwohl die Zeichen dafür eigentlich deutlich sind.<br />
Und Griechenland erlebt diese Situation schon seit geraumer Zeit. Das wirkt<br />
auch abschreckend.<br />
Man kann auch sagen, Griechenland erleidet diese Situation und<br />
steckt zudem in einer tiefen Rezession?<br />
Ja, aber erinnern Sie sich doch an die Situation im Frühsommer letzten<br />
Jahres. Noch im Juni hatten wir eine ausserordentlich trübe Stimmung. Auf<br />
den Märkten eskalierte die Situation gegen die Eurozone. Diese Eindämmungspolitik<br />
war notwendig, um schlicht wieder in ruhigeres Fahrwasser<br />
zu kommen.<br />
The Luxury Way of Life | 267
FinanCE<br />
Hat man denn auch in Richtung Finanzmärkte effizient agiert?<br />
Ja, Mario Draghi war im Juli 2<strong>01</strong>2 in London in der Höhle der Investmentbanker<br />
und Euroskeptiker. Er hat dort klar gemacht, dass die EZB den Euro nicht<br />
untergehen lässt. Das hat die Märkte beruhigt.<br />
Am 6. September folgten dann auch konkrete Schritte. Er hat das das OMT-<br />
Konzept (Outright Monetary Transactions) angeschoben. Mario Draghi hat<br />
sich in diesem Rahmen, als Vertreter einer Zentralbank, sehr weit aus dem<br />
Fenster gelehnt. Im Grunde genommen<br />
hat er eine Art Rückversicherung<br />
für jene Länder angekündigt, die sich<br />
unter den Schirm des ESM (Europäischer<br />
Stabilitätsmechanismus) begeben.<br />
Unter sehr klaren und strengen<br />
Bedingungen hat er unbeschränkte<br />
Hilfe der EZB angeboten, falls ein betroffenes<br />
Land an den Kapitalmärkten<br />
nur zu horrenden Konditionen Geld<br />
aufnehmen könnte. Das war eine Gratwanderung,<br />
aber bisher eine sehr erfolgreiche.<br />
Daher sprechen jetzt auch Sie<br />
von «Super Mario»?<br />
Die Spielregeln<br />
sind jetzt<br />
ganz klar.<br />
Ja. Es musste etwas getan werden, um<br />
die Märkte zu beruhigen und gleichzeitig<br />
den Reformkurs in den grossen<br />
und schwächelnden Euroländern<br />
wie Spanien und Italien, deren Anleihen sehr teuer wurden und die massive<br />
Vertrauensverluste hinnehmen mussten, in Gang zu halten. Die verheerende<br />
Spirale des Vertrauensverlustes dieser Länder war nicht hinnehmbar, da<br />
schliesslich immer grössere Teile des laufenden Budgets zur Schuldenbedienung<br />
aufgenommen werden mussten. Dies hat dann noch mehr Misstrauen<br />
in den Märkten geschürt. Eine solche Destabilisierung der Budgets ist jetzt<br />
erschwert, da mittlerweile diese Länder sich wieder deutlich günstiger am<br />
Kapitalmarkt refinanzieren können. Draghi hat auf der einen Seite deutlich<br />
gemacht, dass er bereit ist, alle notwendigen Mittel auf den Kapitalmärkten<br />
aufzunehmen, um die Euroländer stabil zu halten. Gleichzeitig brachte er<br />
dabei mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) noch einen strengen,<br />
aussereuropäischen, externen Revisor ins Spiel. Die abschreckend strengen<br />
Bedingungen der möglichen EZB-Hilfe haben einerseits die Kapitalnehmer in<br />
ihren Reformanstrengungen zusätzlich angespornt, andererseits potenzielle<br />
und tatsächliche Kapitalgeber wieder beruhigt.<br />
Diese Geschichte ist sehr eindrücklich, da bisher<br />
kein Land, Spanien ist ja nur ein möglicher Kandidat<br />
und Sie haben es angesprochen, sich diesem<br />
Regime unterwerfen will. Mit heruntergelassenen<br />
Hosen will eben niemand dastehen. Die Spielregeln<br />
sind jetzt ganz klar.<br />
In Deutschland hatte man aber noch eine offene<br />
Rechnung mit dem ESM und der Unterstützung.<br />
Es gab<br />
hier politischen<br />
Druck, der bis vor<br />
das Bundesverfassungsgericht<br />
gegangen<br />
ist. Das war<br />
alles andere als ein<br />
Selbstläufer, oder?<br />
Am 12. September<br />
2<strong>01</strong>2 hat man von<br />
Deutschland eine<br />
grüne Ampel bekommen.<br />
Aber auch<br />
hier sind die Unterstützungsmittel<br />
an<br />
klare Bedingungen<br />
geknüpft. So muss<br />
der Bundestag konsultiert<br />
werden.<br />
Deutschland will hier<br />
Transparenz herstellen. Das ist auch berechtigt<br />
und glaubwürdig, damit der ESM so sich nie zu<br />
einer Art Blankoscheck entwickeln kann.<br />
Auch politisch hat sich die Situation in dieser Zeit<br />
verbessert. So waren in den Niederlanden Wahlen.<br />
Die antieuropäischen Populisten haben verloren<br />
und proeuropäische Parteien haben eine Koalition<br />
gebildet. Jetzt ist auch noch ein junger niederländischer<br />
Hoffnungsträger, Finanzminister Jeroen<br />
Dijsselbloem, Chef der Eurogruppe, der wichtigen<br />
Gruppe der Eurofinanzminister, geworden.<br />
Haben Sie noch einen Punkt, der dieses doch<br />
eher positive Bild von Europa vervollständigt?<br />
268 | <strong>PRESTIGE</strong>
FinanCE<br />
Ja, lassen Sie mich noch einen Punkt anführen.<br />
Es geht um die Ankündigung der EU-Kommission,<br />
eine Bankenunion einzusetzen. Die Bankensanierung<br />
in Europa ist in Verzug geraten, da im Bankenbereich<br />
schlichtweg notwendige institutionelle<br />
Elemente fehlen, die eurozonenübergreifend sind.<br />
Es gibt noch keine gemeinsame grenzüberschreitende<br />
Einlagenversicherung, keine einheitlichen<br />
Abwicklungskriterien und die Methoden der Bilanzbewertung<br />
sind auch noch stark unterschiedlich<br />
und national geprägt. Kurz, es braucht<br />
einheitliche Standards und Normen, um<br />
auch den Bankensektor wieder auf sichere<br />
Füsse stellen zu können. Auch<br />
hier kommt der EZB wieder eine entscheidende<br />
Rolle zu. Nicht nur hat<br />
sie auch den Banken Geld geliehen,<br />
um sich Zeit zu kaufen, sie wird jetzt<br />
auch ihre Oberaufsicht übernehmen.<br />
Es gilt auch hier schrittweise Anpassungen<br />
vorzunehmen, ohne dass<br />
es zu Zusammenbrüchen mit<br />
wirtschaftlichen Verheerungen kommt.<br />
Janwillem Acket<br />
ist Chefvolkswirt<br />
bei Julius Bär.<br />
Wir haben es, um das zu diesem Punkt abschliessend<br />
zu fixieren, mit einem Bündel von Massnahmen<br />
zu tun, welches vom Feuerlöschen bis hin zu<br />
Strukturreformen reicht. Das sind Bausteine, die<br />
das Fragmentierungsrisiko der Eurozone massiv<br />
gesenkt haben.<br />
Im Rahmen der vielen Schirme fürchten sich<br />
viele vor der Inflation. Wir kennen sie aus den<br />
70er Jahren. Was macht aus Ihrer Sicht den<br />
historischen Unterschied aus?<br />
Das ist ganz einfach. Wir haben in den Ländern<br />
der Eurozone keine starke Wachstumsdynamik, in<br />
einigen Ländern sind wir sogar in einer richtigen<br />
Rezession. Die konjunkturelle Erholung gestaltet<br />
sich sehr langsam. Erst im Herbst wird aus meiner<br />
Sicht die Eurozone wieder Fahrt aufnehmen. Von<br />
dieser Seite haben wir keinen Teuerungsdruck.<br />
Die Märkte sind eng. Auch der Transmissionsmechanismus<br />
von der Notenbankschiene her<br />
The Luxury Way of Life | 269
FinanCE<br />
«Super Mario Draghi» hat zunächst Feuerwehr gespielt.<br />
über den Kreditschöpfungsmechanismus der Banken in die Realwirtschaft ist<br />
aktuell gestört. Das reale Kreditwachstum in der Eurozone ist insgesamt noch<br />
negativ. Wir müssen mit einer Kreditklemme kämpfen. Das Notenbankgeld ist<br />
immer noch in erster Linie dazu da, die Löcher in den Bilanzen der Banken<br />
zu stopfen. Es gibt keine Kreditschübe wie in den Wachstumsjahren der 70er<br />
Jahre. Fünf Jahre nach Ausbruch der Finanzmarktkrise sind viele Banken immer<br />
noch auf dem Sanierungspfad. Die Verbesserung der Eigenkapitalkraft<br />
der Banken unter dem Stichwort «Basel III» hat eine Einführungsfrist bis 2<strong>01</strong>9.<br />
Da brauchen viele Banken offensichtlich noch viel Zeit. Zunächst müssen wir<br />
in den meisten Ländern wieder zu einem normalen stetigen Wachstum zurückfinden.<br />
Solange dies nicht der Fall ist, brauchen wir uns vor Inflation wie<br />
früher nicht zu fürchten.<br />
Aber ein gutes Krisenmanagement führt noch lange nicht zur Linderung<br />
der strukturellen Defizite. Wir haben es mit einem einheitlichen<br />
Währungsraum zu tun, dessen Länder aber völlig unterschiedlich wettbewerbsfähig<br />
sind.<br />
Das ist prinzipiell richtig, aber auch hier bin ich etwas optimistischer als viele<br />
andere. So haben sich zum Beispiel bereits die Zahlungsungleichgewichte<br />
wieder leicht entschärft. Das betrifft gerade einige Problemländer im Süden<br />
und auch ganz typisch Irland, das sogar wieder zum Wachstum zurückgefunden<br />
hat. Die bestehenden Strukturungleichgewichte sind weiter da, aber<br />
auch hier kann man in einigen Unternehmenssektoren, sogar in Griechenland,<br />
wieder eine höhere Produktivität erkennen. In Spanien gibt es wieder<br />
gute Exporterfolge. Es ist eine Entschlackung der Wirtschaft im Gange. Die<br />
südlichen Länder der Eurozone haben ohne Frage schwerwiegende Strukturnachteile.<br />
Diese können die Verantwortlichen nicht von heute auf morgen<br />
ändern. Aber sie können einen Reformprozess anstossen, der aber Jahre<br />
in Anspruch nehmen wird. Die grosse Herausforderung bleibt auf Jahre die<br />
hohe Arbeitslosigkeit, besonders bei den Jungen in den betroffenen Ländern.<br />
So ist es entscheidend, dass raschmöglichst Reformen umgesetzt<br />
werden, die Wachstum und damit die Schaffung von nachhaltigen Arbeitsplätzen<br />
ermöglichen. So muss zum Beispiel die<br />
zentralistische und wachstumshemmende Bürokratie<br />
in Griechenland abgebaut werden. Keiner<br />
kann in Griechenland lokal oder regional etwas<br />
bewegen, ohne dass sich nicht jemand aus Athen<br />
einmischt. Das hat zur Folge, dass die Lebenshaltungskosten<br />
zu hoch und die Löhne zu tief sind,<br />
was typisch ist für eine ineffiziente Wirtschaft.<br />
Da gilt es unzählige, wettbewerbsbehindernde<br />
Kartelle und Oligopole zu zerschlagen. Das wird<br />
noch viele Anstrengungen kosten und da kann<br />
man sicher auch nicht vorbehaltlos optimistisch<br />
sein. Rückschläge sind da aus unterschiedlichen<br />
Gründen möglich. Reformen kosten nicht unbedingt<br />
viel Geld, sie kosten aber oft grosse Mühen.<br />
Europa wird noch lange mit schwachen Ländern<br />
leben müssen, die auch entsprechend Hilfe benötigen.<br />
Diese Anstrengungen honorieren auch die<br />
Märkte und realisieren jetzt, dass, was Haushaltsdefizite<br />
betrifft, die USA noch viel mehr<br />
Hausaufgaben machen müssen.<br />
Da ist ja auch die private Verschuldung ungleich<br />
höher wie in Europa. Die USA haben zwar ihr Bankensystem<br />
schneller saniert. Aber Europa ist den<br />
USA bei den Fiskalproblemen heute voraus. Die<br />
Fiskalbereinigung ist in den USA ein immens drückendes<br />
Problem, welches gelöst werden muss.<br />
Man kann das nicht immer weiter vor sich her<br />
schieben. Das realisieren nun heute auch immer<br />
mehr die Finanzmärkte.<br />
270 | <strong>PRESTIGE</strong>
FinanCE<br />
koMMentar<br />
Im Vergleich gut auFGestellt<br />
Wohl selten hat ein friedliches<br />
politisches Projekt die öffentliche<br />
Meinung in den letzten<br />
Jahren so polarisiert wie die<br />
Einführung des Euro. Schon<br />
Anfang der neunziger Jahre<br />
– während der Diskussion der<br />
für Gemeinschaftswährung<br />
grundlegenden Maastrichter<br />
Verträge – waren die Fronten<br />
verhärtet. Auf der einen Seite<br />
diejenigen, die die Eurozone<br />
gestützt auf die Theorie der<br />
optimalen Währungsräume<br />
als ungeeignet für eine Währungsunion<br />
halten. Auf der anderen Seite diejenigen,<br />
die sich im Euro einen Schritt in Richtung<br />
eines politischen Zusammenwachsens des seit<br />
Jahrhunderten kriegerisch zerstrittenen Kontinents<br />
erhoffen.<br />
Prof. Dr. Klaus W. Wellershoff<br />
Interessant erscheint dabei, dass die hartnäckigsten<br />
Eurogegner immer noch aus einer Koalition<br />
von deutschen Konservativen und angelsächsischen<br />
Investmentbankern zu bestehen<br />
scheinen. Bereits seit mehr als zwanzig Jahren<br />
versucht uns also diese unheilige Allianz zu erklären,<br />
dass der Euro nicht überlebensfähig ist<br />
und in einem grossen Desaster von Schuldenwirtschaft<br />
und Inflation zusammenbrechen wird.<br />
In den Augen eines Prognostikers ist das eine<br />
spektakuläre Fehlleistung. Von den Erwartungen<br />
der Eurogegner hat sich bei genauem Hinschauen<br />
bis jetzt aber auch gar nichts materialisiert.<br />
Nach dreizehn Jahren Euro hat sich dieser gegenüber<br />
den angelsächsischen Währungen Dollar<br />
und Pfund deutlich aufgewertet. Gegenüber<br />
dem Dollar konnte der Euro gut 20 Prozent zulegen.<br />
Gegenüber dem Pfund waren es sogar<br />
40 Prozent. Auch bei der Schuldenwirtschaft<br />
schneidet die Eurozone zwar sicherlich nicht<br />
gut, vergleichsweise aber viel besser ab als die<br />
Konkurrenz aus England und Amerika. So ist die<br />
Staatsverschuldung gemessen am Volkseinkommen<br />
um 22 Prozentpunkte seit Einführung des<br />
Euro gestiegen. In den Vereinigten Staaten betrug<br />
dieser Zuwachs über den<br />
gleichen Zeitraum aber 50<br />
Prozentpunkte und in Grossbritannien<br />
waren es gar 58<br />
Prozentpunkte. Und auch bei<br />
der Inflation weist der Euro<br />
mit einem Durchschnittswert<br />
von 2,1 Prozent den tiefsten<br />
Wert der drei Währungen auf,<br />
der gleichzeitig in etwa der<br />
historischen Durchschnittsinflation<br />
der Deutschen Mark<br />
entspricht.<br />
Ganz offensichtlich hat der<br />
Euro also im Vergleich zu den wichtigsten anderen<br />
westlichen Industrieländern nicht zu mehr<br />
Schulden und höherer Inflation geführt. Im Gegenteil:<br />
Gerade zu dem Zeitpunkt, als die ganze<br />
Welt von Eurokrise geredet hat, haben die<br />
Europäer begonnen, ihre Budgetdefizite zu bekämpfen.<br />
So hat die Eurozone ihr Defizit von 6,3<br />
Prozent des Volkseinkommens aus dem Jahr<br />
2009 mittlerweile halbiert. Die Amerikaner und<br />
Briten liegen aktuell immer noch bei 8,5 bzw.<br />
6,6 Prozent.<br />
Dass das nicht ohne politische Auseinandersetzung<br />
um die Frage, wer die Anpassungskosten<br />
der fiskalischen Konsolidierung tragen sollte,<br />
gehen würde, sollte einen Demokraten nicht<br />
überraschen. Selbstverständlich schafft die Politik<br />
dabei nie das ökonomische Optimum, weil<br />
es in der Demokratie eben immer einen Kompromiss<br />
zum Interessensausgleich braucht. Zu<br />
einem solchen, unvollkommenen Prozess gibt<br />
es aber keine akzeptable Alternative. Natürlich<br />
entspricht das Ergebnis dieses politischen Prozesses<br />
dann auch nicht einem wie auch immer<br />
definierten ökonomischen Optimum. Nur, was<br />
ist schon optimal auf dieser Welt? Oder anders<br />
ausgedrückt: Die Frage, die uns in der Praxis<br />
interessiert, ist nicht die Frage der Optimalität,<br />
sondern die der Überlebensfähigkeit und der<br />
tatsächlichen Resultate. Hier schneidet der Euro<br />
aber bisher eindeutig besser ab als seine beiden<br />
wichtigsten Konkurrenten Dollar und Pfund.<br />
The Luxury Way of Life | 271
FinanCE<br />
SHORTCUT<br />
Lobby in der EU<br />
Lobbyisten haben erkannt, dass die intensive Bearbeitung der EU-Parlamentarier der wirkungsvollste<br />
Hebel für ihre Interessen ist. Schätzungen zufolge agieren allein in Brüssel zwischen 15’000 und<br />
20’000 Lobbyisten.<br />
Die Einflüsterer sind nicht per se gut oder schlecht, allerdings muss hier mehr Transparenz hergestellt<br />
werden. Je mehr Gewicht das EU-Parlament erhält, umso wichtiger ist es, herauszufinden, wo die Einflussnahme<br />
tatsächlich stattfindet.<br />
Beispielsweise bei der Analyse des EU-Gesetzes zur Datenschutzreform. Die Plattform Lobbyplag.eu<br />
beschäftigt sich im März 2<strong>01</strong>3 mit genau diesem EU-Gesetzesentwurf und letztlich auch mit dem Verhältnis<br />
zwischen EU-Abgeordneten und Lobbyisten. Sie zeigt, welche Änderungen des Gesetzes Unternehmen<br />
wie Amazon oder Ebay forderten, und vergleicht dies mit dem gesetzlichen Änderungsvertrag<br />
zur EU-Datenschutzreform. Ganze Paragraphen wanderten von den Papieren der Lobbyisten eins zu<br />
eins in den Änderungsvertrag – und das ist kein Einzelfall.<br />
Angesichts des riesigen Bürokratieapparates in Brüssel, ist es verwunderlich, dass es genau an diesem<br />
Punkt keine Instanz in der EU selbst gibt, die bei so wichtigen Aspekten wie der Gesetzgebung Kontrollen<br />
durchführt. Für jede Packungsbeilage und Doktorarbeit gibt es Programme und Kommissionen, die<br />
diese gegenlesen und doppelt und dreifach überprüfen, ob es Fremdeinflüsse gab. Und ausgerechnet<br />
bei der wichtigsten Instanz, der Gesetzgebung, wird das unterlassen.<br />
www.lobbyplag.eu<br />
272 | <strong>PRESTIGE</strong>
FinanCE<br />
Europa den Egoisten entreissen<br />
Europa – was einst eine Verheissung war, ist<br />
heute für viele Menschen in Deutschland zum<br />
Schreckgespenst geworden. Die antieuropäische<br />
Stimmung in Deutschland, aber auch anderen europäischen<br />
Ländern wächst, nicht nur in der Bevölkerung,<br />
auch unter Politikern, Ökonomen und<br />
Intellektuellen. Das ist gefährlich, sagt Edzard<br />
Reuter der von 1987 bis 1995 Vorstandsvorsitzender<br />
von Daimler-Benz war, in seinem neuen Buch, und<br />
verteidigt leidenschaftlich die europäische Idee<br />
gegen ihre Kritiker.<br />
Die Zusammenführung der europäischen Länder<br />
und Nationen galt über Jahrzehnte hinweg als<br />
stolzes Zukunftsprojekt. Heute ist die Vision von<br />
einem vereinten Europa in Deutschland verloren<br />
gegangen. Im Zuge der Eurokrise macht sich<br />
bei den Menschen Gleichgültigkeit oder offene<br />
Ablehnung breit. Von einem europäischen Wir-<br />
Gefühl ist das Land weit entfernt. Deutschland<br />
ist auf dem «besten» Weg, zu einer Republik der<br />
Egoisten zu werden.<br />
Edzard Reuter hält dagegen. Deutschland setzt<br />
mit seiner Selbstbezogenheit und Antieuropa-<br />
Stimmung seine eigene Zukunft aufs Spiel, so der<br />
Autor. Ohne ein vereintes Europa wird Deutschland<br />
weder politisch noch wirtschaftlich im globalen<br />
Wettbewerb bestehen können. Entschlossen<br />
plädiert Reuter für eine Weiterführung des europäischen<br />
Projekts und unterfüttert seinen Appell<br />
mit einer profunden historischen Analyse. Die gemeinsamen<br />
Wertvorstellungen, die sich in einem<br />
besonderen europäischen Geist niederschlagen,<br />
sind nicht verhandelbar: sozialer Ausgleich, Chancengerechtigkeit,<br />
Verantwortung für das gemeine<br />
Wohl, Menschenrechte.<br />
Edzard Reuter<br />
«Egorepublik Deutschland<br />
Wie uns die Totengräber<br />
Europas in den Abgrund reißen»<br />
208 Seiten<br />
Campus Verlag Frankfurt/New York, 2<strong>01</strong>3<br />
Das Europa der Zukunft, so Reuter, ist keines der<br />
Politiker, Banker und Bürokraten, sondern eines<br />
mit demokratischen Mitwirkungsrechten in den<br />
Mitgliedsländern. Um die Menschen neu für die<br />
europäische Idee zu begeistern, braucht Deutschland<br />
Politiker mit der Fähigkeit, den Bürgerinnen<br />
und Bürgern eine überzeugende Vision für die Zukunft<br />
zu vermitteln.<br />
The Luxury Way of Life | 273
FinanCE<br />
koMMentar<br />
Euro-Zone gewinnt an Vertrauen<br />
Seit Sommer letzten Jahres<br />
vollzieht sich ein Stimmungswandel<br />
bei Finanzinvestoren,<br />
der noch immer anhält. Die<br />
Frage nach den Gründen liegt<br />
auf der Hand.<br />
Im Wesentlichen gründet sich<br />
dieser Stimmungswandel<br />
auf zwei Ursachen. Erstens<br />
gaben die Regierungen der<br />
Euro-Zone im letzten Jahr zu<br />
verstehen, dass kein Mitglied<br />
aus der Währungsgemeinschaft<br />
ausgeschlossen wird.<br />
Dies taten sie, indem sie Diskussionen um einen<br />
freiwilligen Austritt oder einen «Rauswurf» Griechenlands<br />
beendeten. Im Zuge dessen wurde<br />
das griechische Hilfsprogramm den verschlechterten<br />
ökonomischen Rahmenbedingungen<br />
angepasst und dem Land mehr Zeit gegeben,<br />
seine Probleme zu lösen. Demnach akzeptierten<br />
die Mitgliedstaaten auf der einen Seite, dass<br />
die Gesundung Griechenlands nicht ohne finanzielle<br />
Belastungen für alle vonstattengehen<br />
wird. Auf der anderen Seite mussten griechische<br />
Regierungspolitiker einsehen, dass eine<br />
erfolgreiche Krisenbewältigung nicht nur das<br />
Versprechen struktureller Reformen erfordert,<br />
sondern insbesondere auch deren konsequente<br />
Umsetzung.<br />
Anastassios Frangulidis<br />
Entscheidend für die Fortführung der Gemeinschaftswährung<br />
bleiben jedoch das politische<br />
Bekenntnis der Teilnehmer und dementsprechendes<br />
Handeln. Solange die Euro-Zone ein<br />
Verbund nationaler Staaten ist, also keine politische<br />
Union bildet, muss dieses Bekenntnis<br />
laufend erneuert werden.<br />
Zweitens erklärte die Europäische Zentralbank<br />
(EZB), alles zu tun, um den Euro zu erhalten.<br />
Sie versprach, unter bestimmten Voraussetzungen<br />
als Kreditgeber einzuspringen, falls<br />
alle anderen Finanzierungsquellen<br />
versiegt sein sollten.<br />
Im Wesentlichen nahm<br />
die Notenbank dadurch sowohl<br />
Investoren die Furcht<br />
vor einer drohenden Zahlungsunfähigkeit<br />
einzelner<br />
Mitgliedstaaten als auch<br />
Spekulanten die Grundlage,<br />
darauf zu wetten. Neben der<br />
Gewährleistung staatlicher<br />
Zahlungsfähigkeit ist dies in<br />
einer weiteren Hinsicht bedeutsam.<br />
Geschäftsbanken<br />
halten teilweise einen hohen<br />
Anteil an Staatsanleihen in ihren Portfolios.<br />
Die Ausfallwahrscheinlichkeit dieser zuvor<br />
als sicher geltenden Wertpapiere stieg in den<br />
Krisenstaaten enorm an, so dass die Furcht<br />
vor durch Staatspleiten ausgelösten Bankenzusammenbrüchen<br />
das Vertrauen in Finanzinstitute<br />
schwinden liess. Mit dem Eingreifen<br />
der EZB wurde diese Ausfallwahrscheinlichkeit<br />
quasi über Nacht wieder auf nahe null gesenkt.<br />
Folglich hat sich das Misstrauen der Banken<br />
untereinander jüngst verringert.<br />
Dies ist neben dem politischen Bekenntnis der<br />
EU-Regierungen und der EZB eine wesentliche<br />
Voraussetzung dafür, dass sich letztlich auch<br />
die Konjunktur in der Euro-Zone erholen kann.<br />
Auch andere Entwicklungen schaffen Raum<br />
für Zuversicht: Die globale Wirtschaftstätigkeit<br />
zieht leicht an und fördert somit das Exportgeschäft.<br />
Die Stimmung in den Unternehmen hellt<br />
sich langsam auf. Ich erwarte, dass sich dieser<br />
Trend fortsetzt. Allerdings steht die Verbesserung<br />
noch auf wackeligen Beinen und könnte<br />
durch politische Ereignisse, wie zum Beispiel<br />
der Wahlausgang in Italien, zurückgeworfen<br />
werden. Es liegt vor allem in der Hand der EU-<br />
Regierungen, ob das erkennbare Licht im Tunnel<br />
von einem entgegenkommenden Zug oder<br />
vom Ausgang stammt.<br />
274 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 275
FinanCE<br />
koMMentar<br />
Euroraum – wo geht die Reise hin?<br />
Nach fast sechs Jahren der<br />
Krisenstimmung können wir<br />
uns fragen, ob wir im europäischen<br />
Raum langsam auf eine<br />
Verbesserung hoffen können.<br />
Die Antwort darauf ist jedoch<br />
nicht wirklich eindeutig.<br />
Wir von Jyske Bank erwarten<br />
für den Euroraum für 2<strong>01</strong>3 eine<br />
leichte Verbesserung der<br />
Wachstumsprognose des<br />
BIP von -0,4 Prozent in 2<strong>01</strong>2<br />
auf -0,1 Prozent in 2<strong>01</strong>3 und Tim Marschall<br />
auf +1,1 Prozent in 2<strong>01</strong>4. Die<br />
wirtschaftlichen Indikatoren verbessern sich und<br />
weisen darauf hin, dass wir durch das Schlimmste<br />
durch sind. Aber eine der ganz grossen Gefahren<br />
liegt immer noch in der europäischen<br />
Schuldenkrise. Wenn wir die USA und die BRIC-<br />
Staaten betrachten, so sind uns diese Märkte<br />
voraus – mit einer generell besseren Wirtschaftsstimmung<br />
(Purchasing Managers Index) und mit<br />
Wachstumsprognosen (BIP) in den USA für 2<strong>01</strong>3<br />
und 2<strong>01</strong>4 von über 2,5 Prozent beziehungsweise<br />
in den BRIC-Staaten von über 5,5 Prozent. Dieser<br />
Trend sieht nachhaltig aus, da die Geschäftsresultate<br />
der US-Firmen für 2<strong>01</strong>2 in der aktuellen<br />
Veröffentlichungsperiode im Grossen und Ganzen<br />
die Erwartungen der Analysten übertroffen<br />
haben.<br />
Traditionell liegt Europa im Wirtschaftszyklus etwa<br />
sechs bis zwölf Monate hinter den USA. Und<br />
natürlich können wir in Europa darauf hoffen,<br />
dass die hiesige Wirtschaft mitgezogen wird.<br />
Unsere hauseigenen Probleme müssen wir jedoch<br />
selber lösen und können nicht auf Hilfe<br />
von aussen hoffen.<br />
Wird nun die Schuldenkrise wieder aufflammen?<br />
Die EZB flutet die Märkte mit Unmengen von Liquidität,<br />
um den Politikern Zeit zu gewähren. Die<br />
Politiker zeigen denn auch einen starken Willen,<br />
die Probleme zu bewältigen. Jedoch werden<br />
wir nicht um die Tatsache herumkommen, dass<br />
Schulden abgebaut werden müssen. Diese Herausforderung<br />
ist vielleicht für die Bevölkerung<br />
schwierig zu verstehen und deshalb sehen wir<br />
Gegenreaktionen wie in Italien,<br />
wo die Wähler sich eher<br />
für einen Populisten entschieden<br />
haben, anstatt für<br />
eine nachhaltige Politik. Eine<br />
solche politische Lage kann<br />
in einer Krisenzeit gefährlich<br />
sein, weil es eine mangelnde<br />
Entscheidungskraft im<br />
italienischen Senat bedeutet.<br />
Auch in Griechenland gab es<br />
nach den Wahlen ähnliche<br />
Reaktionen wie in Italien –<br />
und wir werden vermutlich<br />
auch in Spanien gewisse Herausforderungen<br />
auf politischer Ebene sehen.<br />
Es bleibt sicherlich spannend zu beobachten,<br />
wie sich diese letztendlich auf den Euro auswirken<br />
werden – aber für Wirtschaft und Wachstum<br />
ist diese Lage ein erheblicher Nachteil.<br />
Ein anderes Thema ist die Kapitalisierung der Finanzinstitute.<br />
Politisch und regulatorisch ist ein<br />
erhöhter Kapitalisierungsgrad dieser Unternehmen<br />
wünschenswert, um den Sektor generell<br />
zu stabilisieren. Dennoch erwarten wir in den<br />
europäischen Ländern eine weitere Marktkonsolidierung<br />
an mehreren Fronten. Dies bedeutet<br />
eine eher verhaltene Investitionsfreudigkeit in<br />
neue Projekte – und gerade die Investitionsbereitschaft<br />
wird nötig sein, um den entscheidenden<br />
Wachstumsimpuls für die Industrie und<br />
die Wirtschaft auszulösen. Wir sind in eine eher<br />
schwierige Lage geraten, wo selbst grosse Kapitalspritzen<br />
der EZB nicht in genügendem Ausmass<br />
greifen.<br />
Ich erwarte für den Euroraum leider auch in den<br />
kommenden zwei bis fünf Jahren einen stotternden<br />
Wirtschaftsmotor, und ich erlaube mir, Europa<br />
mit Japan zu vergleichen – es gibt viele Indikationen<br />
auf eine ähnliche Situation in Europa (zumindest<br />
in einzelnen Ländern) wie in Japan, wo die<br />
Wirtschaft in den vergangenen 20 Jahren kaum<br />
Wachstum erzielte. Die Thematik der Schuldenkrise<br />
wird vermutlich von Zeit zu Zeit wieder aufflammen,<br />
aber die europäischen Politiker werden die<br />
Lage nicht aus dem Ruder laufen lassen – dazu ist<br />
das Projekt Euro einfach zu wichtig!<br />
276 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
PUSCHLAV (SCHWEIZ), 2005<br />
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The Luxury Way of Life | 277
FinanCE<br />
Voraussetzungen für<br />
Innovationen<br />
An den X.DAYS trifft sich jedes Jahr im März zwei Tage lang die ICT-Welt<br />
in Interlaken. Dieses Jahr lautet das Motto «Heute Idee. Morgen Realität.»<br />
Das passt zu Professor Dr. Hans Jörg Bullinger, der jahrzehntelang an den Schnittstellen<br />
von Wissenschaft und Praxis gearbeitet hat. Wir haben ihn zu den<br />
Trends in der ICT-Branche befragt.<br />
Professor Dr. Hans Jörg Bullinger<br />
Georg Lutz<br />
278 | <strong>PRESTIGE</strong>
FinanCE<br />
Wir treffen uns an den X.DAYS in Interlaken.<br />
Mitten in der ICT-Branche. Sie haben ja viele<br />
Erfahrungen, was die Schnittstellen von Wissenschaft<br />
und Praxis betrifft. In welche Richtungen<br />
bewegt sich die Branche?<br />
Es gibt einige Trends, die sich über statistische<br />
Auswertungen aus der Vergangenheit in die Zukunft<br />
spiegeln lassen. Wir haben schon in den<br />
letzten Jahrzehnten Entwicklungen erlebt, die einerseits<br />
auf eine Verkleinerung und Leistungssteigerung<br />
hinauslaufen und gleichzeitig eine Preisreduzierung<br />
zur Folge haben. Das hat ja den Erfolg<br />
von ICT-Lösungen, die inzwischen für die gesamte<br />
Breite der Gesellschaft zur Verfügung stehen, ausgemacht.<br />
Diese Trends werden sich aber fortsetzen.<br />
Wir sind heute schon bei sehr kleinen Lösungen<br />
angekommen. Wir bekommen immer noch<br />
mehr Leitungen auf unsere Chips. Gleichzeitig<br />
erhöhen sich auch die Vielfalt und die Geschwindigkeit<br />
von Kommunikation.<br />
Können Sie da ein Beispiel Ihres früheren<br />
Hauses, des Fraunhofer-Instituts, nennen?<br />
Zum Fraunhofer-Institut gehört auch das Heinrich-<br />
Hertz-Institut in Berlin. Wir halten im Moment den<br />
Weltrekord in der Datenübertragung. Inzwischen<br />
übertragen die Kollegen in Berlin den Inhalt von<br />
über 120 DVDs pro Sekunde.<br />
Sie sprechen von DVDs und nicht von CDs?<br />
Ja, so ist es. Man wird sich in naher Zukunft darauf<br />
einstellen können, dass wir uns bei der Übertragung<br />
im Rahmen von Terabytes bewegen. Wenn<br />
nächstens beim Einkaufen die Barcodes durch<br />
RFID-Lösungen ersetzt werden, haben wir es mit<br />
einem Tesafilm zu tun, der einen Chip aufnehmen<br />
kann. Mit diesem können wir kommunizieren und<br />
dafür braucht man immense Datenmengen.<br />
Oder nehmen wir als zweites Beispiel aus der Automobilindustrie<br />
die Car-to-Car-Kommunikation.<br />
Da brauchen wir gewaltige Datenmengen. Voraussetzungen<br />
dafür sind auch Breitbandverbindungen.<br />
Die weiteren technischen Anwendungen<br />
können nur dann funktionieren, wenn wir die<br />
entsprechenden Netze zur Verfügung haben.<br />
The Luxury Way of Life | 279
FinanCE<br />
Die Leistungsfähigkeit der Rechner ist schon heute auf dem Stand, um hier<br />
dabei zu sein. In der Zukunft gibt es aber auch hier noch Luft nach oben.<br />
Ein historischer Alltagsvergleich ist hier oft hilfreich, um uns die Dimensionen<br />
zu verdeutlichen. Können Sie uns einen verraten?<br />
Vor hundert Jahren haben die Menschen in ihrem Haushalt kaum einen Elektromotor<br />
gehabt. Das hat sich auf wenige Begüterte beschränkt. Heute haben<br />
wir im Schnitt in Europa in jedem Haushalt rund hundert Elektromotoren.<br />
Den Bademotor für die Bade-Ente Ihrer Kinder im Badewasser könnten<br />
Sie theoretisch auch für Ihren Rasierapparat einsetzen. Das macht aber kein<br />
Mensch. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass der eine Motor nur für die<br />
Bade-Ente zuständig ist und der andere für den Rasierapparat. Genau die<br />
gleiche Entwicklung erwarten wir<br />
im Bereich der Rechner. Im Bereich<br />
der Oberklasse von Autos<br />
finden wir schon heute zwischen<br />
50 und 100 Computer. Mit diesen<br />
Computern könnten wir noch viele<br />
andere Helferlein für uns zum<br />
Laufen bringen.<br />
Was heisst das zusammengefasst?<br />
Intelligenz wird in Geräte kommen<br />
und die Geräte werden miteinander<br />
vernetzt. Es gibt dann<br />
nicht nur das Internet, wie wir es<br />
heute kennen, sondern die Geräte<br />
kommunizieren auch direkt<br />
untereinander. Wir können dann<br />
auf einer noch besseren Grundlage Entscheidungen treffen.<br />
Mit dem Blick nach vorne sehe ich erhöhte Rechnerleitungen, die überall vernetzt<br />
und deren Inhalte überall abgreifbar sind. Der entscheidende Sprung<br />
wird durch die Vernetzung kommen.<br />
Neue Technologie, das zeigt uns die Geschichte, kann sehr hilfreich<br />
sein und uns das Leben erleichtern. Oft kommen viele Menschen aber<br />
nicht mit und es entstehen gewaltige soziale Fliehkräfte, bei denen<br />
einige abgekoppelt werden und auch Ängste haben. Fangen wir mit<br />
einem konkreten Beispiel an: Was passiert mit meinen Daten?<br />
Eigentlich sind Ihre Daten bei Google oder Facebook sehr sicher.<br />
Warum?<br />
Geräte<br />
koMMUNizieren<br />
auch direkt<br />
UNtereinander.<br />
Google und Facebook brauchen die Daten von Ihnen. Das ist ihr Geschäftsmodell.<br />
Ohne Frage können Sie in der Folge mit unterschiedlichen Anfragen<br />
belästigt werden. Aber das ist ein anderes Thema.<br />
Ihre Daten selbst sind dort sicherer als früher, wo<br />
Adressdatensätze viel leichter von Hand zu Hand<br />
gewandert sind.<br />
Wir als Konsumenten sind aber in einer anderen<br />
Rolle. Zwar bekommen wir viele Produkte im Internet<br />
billiger. Gleichzeitig erwartet zum Beispiel<br />
die Bank, dass Dienstleistungen, die sie früher<br />
selbst erbracht hat, heute von Ihnen gestemmt<br />
werden. Nutzer, die mit diesen Geschäftsmodellen<br />
nicht umgehen können, werden zunehmend<br />
signifikante Nachteile erleiden. Die zentrale Frage<br />
lautet: Bekommen wir möglichst<br />
viele Menschen in das Boot mit<br />
diesen neuen Technologien? Danach<br />
stellen sich verschiedene<br />
Unterfragen. So stellt sich die<br />
Frage nach der Demokratie und<br />
Partizipation. Erst wenn ich im<br />
kleinsten Bergdorf der Schweiz<br />
ein funktionierendes Breitbandnetz<br />
habe, kann ich auch Erwartungen<br />
an die Bevölkerung<br />
glaubhaft vorbringen.<br />
Auf der anderen Seite sind<br />
auch Geräte einfacher geworden.<br />
Nehmen Sie heutige Generationen<br />
von Smartphones.<br />
Im Vergleich zu vor 10 bis 15<br />
Jahren sind diese Geräte sehr<br />
viel einfacher zu bedienen. An diesem Ende würde<br />
ich sagen, bin ich relativ zuversichtlich. Es ist<br />
aber klar, dass wir uns alle mit dem Internet und<br />
seinen Entwicklungen beschäftigen müssen und<br />
das auch weiter fördern. Unsere Forschungserkenntnisse<br />
sind leider viel schlechter bei der Beantwortung<br />
der Fragen, wie die Menschen die neuen<br />
technologischen Ergebnisse nutzen oder wo die<br />
Menschen die neuen Produkte einsetzen, als bei<br />
der Beantwortung von technologischen Fragen. Bei<br />
der reinen Technologie sind wir weiter als bei der<br />
Technologiefolgeabschätzung.<br />
Wie sieht die nächste Hürde aus?<br />
Jetzt haben wir die Geräte, die unser privates<br />
Leben verändern. Gleichzeitig, und das ist der<br />
nächste Schritt, verändert sich unsere Arbeitswelt.<br />
280 | <strong>PRESTIGE</strong>
FinanCE<br />
Heute heisst unser Modell: «Arbeite am selben Ort<br />
zur festen Zeit.» Morgen heisst es: «Arbeite wann<br />
und wo Du willst.»<br />
Bei uns in der Medienbranche ist das teilweise<br />
schon so.<br />
Für Sie und mich mag das zutreffen. Für die Mehrheit<br />
der arbeitenden Bevölkerung steht da eine<br />
kulturelle Hürde im Raum.<br />
Auch da gibt es viele Vorteile, aber auch einige<br />
Nachteile. Plötzlich ist man 24 Stunden erreichbar<br />
und Arbeit und Freizeit verschwimmen.<br />
Nein, das waren für mich rollende Schwergewichte und Spritschlucker.<br />
Solche Entwicklungen gibt es allgemein beim Thema Energie. Wir gehen davon<br />
aus, dass der Energieverbrauch 2050 geringer sein wird als heute.<br />
Obwohl die Motoren zwar immer sparsamer werden, haben wir aber<br />
gleichzeitig immer mehr Geräte, die Energie verbrauchen.<br />
Trotzdem wird sich der Energieverbrauch reduzieren. Dazu kommt, dass wir<br />
beim Ressourcenverbrauch ebenfalls gewaltige Fortschritte machen werden.<br />
Autos werden in Zukunft nicht nur mit Robotern montiert, sondern auch demontiert.<br />
Wir brauchen die Innovationen, auch um ein fortführendes Wachstum<br />
zu realisieren. Das unkontrollierte Wachstum ist aber von gestern.<br />
Den Umgang mit dieser Herausforderung müssen<br />
wir lernen. Es gibt aber keine Schule, wo man dies<br />
lernen kann. Big Data kann zu Stress führen. Der<br />
Betriebsrat in meinem Unternehmen schaut sich<br />
den Arbeitsplatz vor Ort an.<br />
Wenn Sie daheim in Ihrem Wohnzimmer arbeiten,<br />
bleibt es völlig unklar, unter welchen Bedingungen<br />
Sie arbeiten. Man muss lernen, mit dem Medium<br />
umzugehen. Da haben wir alle noch viele Defizite.<br />
Sprechen wir noch über eine kontroverse<br />
Debatte. An den X.DAYS geht es um Innovation.<br />
Innovation, das kennen wir alle aus<br />
dem 20. Jahrhundert, braucht möglichst viel<br />
Wachstum. Das Bruttosozialprodukt muss<br />
immer weiter nach oben gehen. Wie sieht<br />
das im 21. Jahrhundert aus? Schon aus<br />
ökologischen Gründen haben wir damit ein<br />
Problem.<br />
Wenn wir so weitermachen wie jetzt und wir davon<br />
ausgehen, dass unsere chinesischen Freunde<br />
ebenfalls den Verbrauch haben wollen, wie wir in<br />
Europa oder den USA, dann brauchen wir 2030<br />
1,7 Erden. Entweder können wir uns dann in das<br />
All aufmachen und dort nach anderen Welten oder<br />
Rohstoffen suchen, oder wir müssen erkennen,<br />
dass es so nicht weitergeht.<br />
Es ist aber furchtbar schwierig, Dinge zu prognostizieren,<br />
die noch nicht erfunden sind. Haben Sie<br />
sich vor 20 Jahren vorstellen können, dass Daimler-Benz<br />
eine S-Klasse auf den Markt bringt, die<br />
4,7 Liter verbraucht?<br />
The Luxury Way of Life | 281
FinanCE<br />
Alles auf EGO<br />
Georg Lutz<br />
EEs sieht auf den ersten Blick ganz harmlos aus. Am klassischen<br />
Brettspiel, aber auch in zeitgemässen Computerspielen will jeder<br />
gewinnen. Jeder ist sich selbst der Nächste: ein Ego. Das ist auch<br />
die Grundlage der Spieltheorie. Komplexe Sachverhalte lassen sich<br />
reduzieren und auf das Individuum zurückprojizieren. Im Kalten Krieg sassen<br />
die Beteiligten an Radarschirmen und haben versucht, sich in den Gegenspieler<br />
hineinzudenken. US-amerikanische Militärs und Physiker hatten die<br />
bessere Spielanleitung und das individuellere Standing. Die Sowjetunion und<br />
ihre Verbündeten gingen in die Knie. Fast alle Intellektuellen, selbstverständlich<br />
gerade konservative, waren begeistert. Auch Frank Schirrmacher, der Herausgeber<br />
des konservativen Leitmediums «Frankfurter Allgemeine Zeitung»<br />
(FAZ), gehörte dazu.<br />
Aus der Sicht von Schirrmacher haben die euphorischen Intellektuellen, einige<br />
prophezeiten ja schon das «Ende der Geschichte», Folgendes übersehen:<br />
Die Spieltheoretiker sind nach dem Ende des Kalten Krieges in die Wall Street<br />
gegangen und zwingen uns von dort aus ihre EGO-Sicht der Dinge als alternativloses<br />
Handlungsmuster auf. Es geht überall nur noch um Selbstoptimierung.<br />
Kooperationen oder soziale Vorgehensweisen sind in diesem Weltbild<br />
nicht vorgesehen.<br />
Interviews mit jungen Managern aus der Finanzbranche<br />
in den letzten zehn Jahren, wenn es um<br />
Themen wie Verantwortung, Gewissen oder um<br />
Reputation ging, nur in verständnislose Gesichter<br />
blicken musste.<br />
Vieles in dem neuen Trendbuch von Frank Schirrmacher<br />
ist nicht wirklich neu. Michel Foucault<br />
hat im Bereich Bio- und Kontrollpolitik schon vor<br />
Jahrzehnten in diese Richtung argumentiert und<br />
auch Richard Sennett mit seinen Untersuchungen<br />
zum Flexibilisierungszwang in der neuen Ökonomie<br />
liegt hier auf Linie. Jüngst wurde von Tomas<br />
Sedlacek der Homo Oeconomicus auseinander<br />
genommen. Das sind Beispiele für profundere<br />
Analysen, die von linker und liberaler theoretischer<br />
Seite erarbeitet wurden. Schirrmacher gebührt<br />
das Verdienst, den konservativen Mainstream hier<br />
an Bord geholt zu haben.<br />
Nun ist Schirrmacher ein Trendscout. Zum richtigen Zeitpunkt publiziert er das<br />
richtige Buch mit einem emotionalen Ausrufezeichen. So gelang ihm 2004 mit<br />
«Methusalem Komplott» eine Streitschrift, die die Überalterung von Gesellschaften<br />
in ein grelles Licht rückt. 2009 hat Schirrmacher in einem Buch mit<br />
dem Titel «Payback – Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu<br />
tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken<br />
zurückgewinnen» verdeutlicht, dass er in den neuen digitalen Medien auch<br />
eine Bedrohung der eigenen bürgerlichen Lebensform erblickt.<br />
Das neue Buch «EGO Das Spiel des Lebens» thematisiert dieses Unbehagen<br />
an der digitalen Medienrevolution erneut. Zudem kommt aber der entfesselte<br />
Finanzkapitalismus in das globale Spiel. Diese Kombination stellt laut Schirrmacher<br />
zusammenhängende Lebensläufe und Identitäten von einzelnen<br />
Menschen infrage, er hat die Realwirtschaft für seine Zwecke eingespannt<br />
und ist nun im Begriff, konstitutionelle und völkerrechtliche Ordnungen umzuschreiben.<br />
Der Mensch ist dabei als Träger seiner Entscheidungen abgelöst,<br />
das grosse Spiel des Lebens läuft ohne uns. Drastische Formeln wie die vom<br />
«Monster, erschaffen von der Sucht nach Effizienz» oder vom «Informationskapitalismus»,<br />
der Gedanken und Absichten zur Ware mache, sind für einen<br />
konservativen Leitartikler ungewöhnlich.<br />
Für mich klingen die Thesen oft leicht zu verschwörungstheoretisch. Wir hängen<br />
nicht wie Marionetten an Fäden von einigen Denkfabriken und den Wall-<br />
Street-Boys. Da lagen schon vor Jahren Vulgärmarxisten falsch. Allerdings<br />
bieten die Geschichten von Schirrmacher ein Erklärungsmuster, wenn ich bei<br />
Frank Schirrmacher<br />
«EGO Das Spiel des Lebens»<br />
352 Seiten<br />
Blessing Verlag, München 2<strong>01</strong>3<br />
282 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 283
i Silhouette<br />
iI JOOP<br />
iiI Windsor<br />
iV S. T. Dupont<br />
V Navyboot<br />
Vi Strellson<br />
ViI Vertu<br />
ViiI Breguet<br />
ix Bally<br />
x Porsche Design<br />
xi Windsor<br />
xii Montblanc<br />
it’s my<br />
business<br />
i<br />
iI<br />
iv<br />
iIi<br />
v<br />
284 | <strong>PRESTIGE</strong>
Xii<br />
vi<br />
vii<br />
x<br />
viii<br />
Ix<br />
Xi<br />
The Luxury Way of Life | 285
kolumne<br />
Emerging Markets – Segen und Fluch der Weltwirtschaft<br />
Der wachsende Einfluss der<br />
grossen Schwellenländer wie<br />
etwa der BRIC-Staaten (Brasilien,<br />
Russland, Indien und<br />
China) auf die Weltwirtschaft<br />
wird zu tiefgreifenden und<br />
nachhaltigen Veränderungen<br />
von globaler Dimension<br />
führen. Bis zum Jahr 2<strong>01</strong>7<br />
dürften Schwellenländer 55<br />
Prozent zum globalen Wachstum<br />
beitragen. Die Auswirkungen<br />
auf die zur Verfügung<br />
stehenden Ressourcen sind Dr. Carsten Priebe<br />
gewaltig, denn zu Beginn des<br />
neuen Jahrzehnts werden die Entwicklungsund<br />
Schwellenländer 45 Prozent des weltweit<br />
erzeugten Stroms verbrauchen. Schon heute<br />
benötigt China fast so viel Kohle wie der Rest<br />
der Welt zusammen.<br />
In sieben Jahren dürfte Indien unseren Nachbarn<br />
Frankreich beim BIP überrunden und Brasilien ein<br />
höheres BIP als Italien erzielen. Die Unternehmen<br />
in den Ländern mit rasch expandierenden Wirtschaften<br />
profitieren dabei zusätzlich vom demographischen<br />
Wandel in den Emerging Markets<br />
selbst. Konkret bedeutet das, dass bis zum Jahr<br />
2020 eine Milliarde Konsumenten aus China und<br />
Indien der Mittelschicht angehören dürften und<br />
jedes Jahr geschätzte 10 000 Milliarden US-Dollar<br />
ausgeben werden. Damit liegen die Ausgaben<br />
pro Kopf höher als bei Konsumenten aus den<br />
USA und der EU. Indonesien ist der viertgrösste<br />
Konsumgütermarkt der Welt und bereits jetzt<br />
trägt der private Konsum rund 50 Prozent zum<br />
BIP des Landes bei. Die Autoverkäufe erreichten<br />
dort 2<strong>01</strong>2 die Millionengrenze, was Indonesien<br />
zum Automarkt mit den höchsten Wachstumsraten<br />
macht. Was sich heute in Indonesien, Indien<br />
oder China abzeichnet, lässt erwarten, dass<br />
mit dem wachsenden Wohlstand in diesen Ländern<br />
die Automobildichte in diesen und anderen<br />
Schwellenländern rapide zunehmen dürfte. Letztlich<br />
wird sich die PW-Dichte den Werten in Westeuropa<br />
oder den USA annähern.<br />
Heute kommen in China weniger<br />
als 40 Autos auf 1000<br />
Einwohner, während es in<br />
den USA oder Japan mehr<br />
als zehnmal so viel sind, nämlich<br />
zwischen 440 und 460.<br />
Mit welcher Dynamik sich der<br />
Angleichungsprozess vollzieht,<br />
zeigt sich daran, dass<br />
2<strong>01</strong>2 in China mehr Autos als<br />
in den USA verkauft wurden.<br />
Verbraucher hierzulande können<br />
sich also schon mal auf<br />
einen Preisschock an der<br />
Zapfsäule gefasst machen,<br />
denn bis 2022 dürfte China allein so viel Erdöl<br />
verbrauchen wie der Rest der Welt zusammen.<br />
Vier der fünf grössten Raffinerien der Welt befinden<br />
sich heute in Asien, während man in Europa<br />
aus Umweltschutzgründen keine neuen Anlagen<br />
mehr baut. In der Vergangenheit wurden sogar<br />
ganze Raffinerien ab- und in Asien wieder aufgebaut,<br />
weil der in Asien nicht benötigte Kraftstoff<br />
bisher an europäische Verbraucher geliefert<br />
wurde.<br />
Da in den USA trotz steigendem Benzinverbrauch<br />
seit Jahrzehnten ebenfalls keine neue<br />
Raffinerie mehr gebaut wurde, kaufen die Amerikaner<br />
einen Teil des benötigten Kraftstoffs in<br />
Europa, was beispielsweise ein Grund für die<br />
steigenden Benzinpreise im Frühjahr hierzulande<br />
ist. Es ist aber absehbar, dass Asien bald nicht<br />
mehr in der Lage sein dürfte, Benzin nach Europa<br />
zu liefern, da es die Raffinerieprodukte selbst<br />
benötigt. Dies wird letztlich erhebliche Verwerfungen<br />
am globalen Energiemarkt nach sich<br />
ziehen. Einige Schwellenländer haben bereits<br />
reagiert und eine entsprechende Strategie erarbeitet.<br />
Russland will mehr Öl nach China liefern<br />
und die Türkei plant, sich ab 2023 von Energieimporten<br />
weitgehend unabhängig zu machen.<br />
Im Gegensatz dazu haben weder die EU noch<br />
die Schweiz derzeit ein tragfähiges Konzept, um<br />
die Energieversorgung in zehn oder gar 20 Jahren<br />
sicherzustellen.<br />
286 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
VERBLÜFFEND<br />
ANDERS<br />
Das Hotel, das lebt.<br />
Die bezaubernde Aussicht auf die Stadt, das Kultur- und Kongresszentrum<br />
Luzern (KKL), den Vierwaldstättersee und die<br />
Bergkulisse sowie die bereits legendären Events, zum Beispiel<br />
die Jazzkonzerte in der Louis Bar oder die Kochkurse mit<br />
Küchenchef Johan Breedijk, machen jeden Besuch im<br />
MONTANA zu einem Highlight.<br />
FÜR DESIGN & LIFESTYLE LIEBHABER<br />
Mit seinen 66 Gästezimmern, Suiten und den einzigartigen<br />
Penthouse Spa Suiten mit grosszügigem In-Room Spa-Bereich<br />
und privatem Panorama Whirlpool auf der Dachterrasse, der<br />
stadtbekannten Louis Bar, dem 15 GaultMillau Scala Restaurant<br />
mit traumhafter Terrasse und dem attraktiven Day-Spa<br />
Angebot, ist das MONTANA eine Oase der Erholung für<br />
Ferien- wie für Geschäftsreisende. Trotz seiner ruhigen Lage<br />
liegt das MONTANA nur 5 Fahrminuten vom Bahnhof oder<br />
dem nächsten Autobahnanschluss sowie eine Stunde vom<br />
Flughafen Zürich-Kloten entfernt.<br />
BESTES VIERSTERNE-STADTHOTEL DER SCHWEIZ<br />
Fast schon zur Tradition geworden, feiert das ART DECO<br />
HOTEL MONTANA in Folge die Kür zum besten Viersterne-<br />
Stadthotel der Schweiz gemäss den angesehenen Hotel-Ratings<br />
der "SonntagsZeitung" und der "Bilanz". Es gehört 2<strong>01</strong>3 wiederholt<br />
zu den HolidayCheck Award Siegern und wurde damit zu<br />
den 12 beliebtesten Stadthotels der Welt gewählt.<br />
Erleben Sie das aussergewöhnliche und begeisternde<br />
Hotel, das lebt – aber eben, verblüffend anders!<br />
The Luxury Way of Life | 287
Rubriken<br />
Namibias<br />
Norden<br />
Endlose Weiten<br />
und Marslandschaften<br />
Nur wenige Touristen verschlägt es in den Nordwesten Namibias, in die<br />
Kunene-Region. Die meisten zieht es von Windhoek aus direkt zum Etosha-<br />
Nationalpark oder zu den bekannten Sossusvlei-Dünen. Sie verpassen jedoch eine<br />
unvergleichbare Landschaft, die abwechslungsreicher kaum sein kann.<br />
Yvonne Beck<br />
288 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 289
travel<br />
UUm es gleich vorwegzunehmen, ich kam von dieser Reise völlig begeistert<br />
zurück. Zwar freute ich mich bereits vor der Abreise auf den<br />
Kurztrip, doch wohl eher, weil ich froh war, den kalten Schweizer<br />
Temperaturen zu entfliehen. Meine Erwartungen an den Nordwesten<br />
Namibias waren ansonsten nicht allzu gross. Ein vielfältigeres und grösseres<br />
Wildlife als in Botswana konnte ich dort nicht erleben, besseres Essen als in<br />
Südafrika bekam ich dort sicherlich auch nicht und die bekannten Dünen in<br />
der Namib-Wüste standen erst gar nicht auf unserem Programm.<br />
Doch dann kam alles anders …<br />
Bereits bei unserer Ankunft am Hosea Kutako International Airport in Windhoek<br />
schlug uns eine Stimmung entgegen, die es so nur in Afrika gibt. Es<br />
ist nicht einfach zu beschreiben, was dieses Gefühl ausmacht, aber sobald<br />
man seinen Fuss auf afrikanischen Boden setzt, überkommt viele Menschen<br />
eine Art Urheimatsgefühl, als sei man zu seinen eigenen tief verwurzelten<br />
Ursprüngen zurückgekehrt. Ob es am Lachen der Bevölkerung liegt,<br />
das so herzlich ist, dass man einfach einstimmen muss, oder am<br />
Himmel über Afrika, weiss keiner so genau. Es geht jedoch vielen<br />
Menschen so, auch denen, die erstmals den südlichen<br />
Teil des Kontinents betreten. Und je mehr man die<br />
Zivilisation verlässt, desto mehr verfällt man dem<br />
Zauber von Mother Africa.<br />
Windhoek kann man jedoch getrost als reinen<br />
Landeplatz und Transitstation betrachten. Die<br />
Hauptstadt Namibias wirkt im Vergleich zu<br />
anderen Metropolen ziemlich provinziell. Die<br />
meisten Touristen machen höchstens einen<br />
kurzen Stop, um im «Namibian Craft Center»,<br />
einem Kunsthandwerkszentrum, einige Souvenirs<br />
zu erstehen. So machten auch wir nur einen kurzen<br />
Stopp, um anschliessend weiter ins Landesinnere<br />
vorzudringen.<br />
Per Propellermaschine in die Wildnis<br />
Mit einem Kleinflugzeug flogen wir in das zu Wilderness<br />
Safari gehörende Desert Rhino Camp. Bereits der Flug<br />
war spektakulär, sobald wir Windhoek und<br />
290 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 291
Rubriken<br />
292 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
seine Vororte hinter uns gelassen hatten, änderte sich die Natur unter uns,<br />
plateauartige Hügel wechselten sich ab mit weiten Ebenen in Braun-, Gelboder<br />
Rottönen. Nach einem circa anderthalbstündigen Flug landeten wir auf<br />
einer Schotterpiste und wurden von einer Herde Zebras begrüsst, welche<br />
den Mitreisenden die ersten Entzückungslaute entlockten. Schnell wurden<br />
die Fotoapparate ausgepackt und das Klicken der Kameras sollte bis zum<br />
Ende unserer Reise ein ständiger Begleiter sein.<br />
Unsere erste Nacht verbrachten wir im Desert Rhino Camp im Damaraland<br />
im Nordwesten Namibias. Inmitten einer steinigen, minimalistisch-schönen<br />
Hügellandschaft entstand das Camp in Zusammenhang mit dem «Save the<br />
Rhino Trust», einer Organisation, welche die Aufgabe hat, das Überleben der<br />
schwarzen Nashörner zu sichern. In den 80er und 90er Jahren wurde hier<br />
sehr viel gewildert, so dass nur noch wenige Exemplare dieser Tiere übrig<br />
blieben. Heute ist diese Nashorn-Population wieder die grösste in Afrika ausserhalb<br />
eines Nationalparks! Eine stabile Population von etwa dreissig Tieren<br />
hält sich in der Umgebung des Camps auf. Wird ein Nashorn gesichtet, wird<br />
der Weg zusammen mit einem Guide immer zu Fuss fortgesetzt, um sich den<br />
majestätischen Tieren, die aus einer längst vergangenen Zeit entsprungen<br />
zu sein scheinen, möglichst unbemerkt zu nähern. Vor einem Nashorn oder<br />
auch Elefanten in freier Wildbahn zu stehen, ohne den Schutz des Jeeps, ist<br />
ein unvergessliches Erlebnis. Man weiss plötzlich genau, dass das Tier einem<br />
weit überlegen ist, und fühlt sich angesichts seiner Grösse und Stärke selbst<br />
sehr klein.<br />
Dank der Frischwasser-Quellen in der Umgebung findet man auch eine gute<br />
Anzahl Wüstenelefanten, Zebras, Giraffen, Oryx, Springböcke, Kudus und<br />
auch Löwen, Geparden und Hyänen. Es kann hier also durchaus auch vorkommen,<br />
dass man Löwen in der Nähe brüllen hört. So bot das Camp für uns<br />
einen idealen Einstieg in die Natur Namibias. Bereits am ersten Abend lernten<br />
wir, wie fragil die Natur doch ist, was der Mensch ihr alles antun kann und wie<br />
wichtig es ist, mit ihr zu leben, nicht bloss von ihr.<br />
Die erste Nacht im Zelt<br />
Nachdem wir die erste Nacht im Camp gut überstanden hatten, ging’s am<br />
nächsten Morgen weiter in das circa 5000 Quadratkilometer grosse Palmwag-<br />
Konzessionsgebiet. Das Naturschutzgebiet zeichnet sich durch die atemberaubende,<br />
von Hügeln und seltenen Pflanzen durchzogene Landschaft sowie<br />
die faszinierende Tierwelt aus. Immer mehr entfernten wir uns von der Zivilisation<br />
und immer mehr gewöhnten sich unsere zivilisationsmüden Augen<br />
an die Schönheit und Kleinigkeiten der Natur. Während man in den ersten<br />
Tagen kaum ein Tier von selbst erspähte, erst auf<br />
den Hinweis des Guides, gelang es am Ende der<br />
Reise einigen Teilnehmern gar, kleine Chamäleons<br />
zu entdecken, die gut getarnt auf einer Baumwurzel<br />
hockten. Nach und nach lebte man sich immer<br />
mehr ein in die Umgebung. Was ein fast erhebendes<br />
Gefühl war. Man lauschte der Stille der Wüstengegenden,<br />
und abends am Lagerfeuer registrierte<br />
man das leiseste Knacken der Äste.<br />
Auf unserer Fahrt durch die Täler und Flussbetten<br />
passierten wir felsige Schluchten und fruchtbare<br />
Quellen. Springböcke, Oryx, Kudus, Strausse,<br />
Schakale, Giraffen und Zebras waren unsere ständigen<br />
Begleiter. Unser zweites Nachtlager schlugen<br />
wir in der Nähe der Hunkab-Quelle auf. Während<br />
der Guide das Lager herrichtete, genossen<br />
wir einen wunderschönen Sundowner, der das<br />
ganze Land in ein märchenhaftes Rot tauchte.<br />
Genächtigt wurde dieses Mal nicht in fest installierten<br />
Hütten, sondern in mobilen Zelten. Zuerst<br />
war den meisten von uns ein wenig mulmig. Wie<br />
viel Schutz bietet ein solches Zelt? Was mache ich,<br />
wenn nachts Tiere um mein Zelt streifen oder ich<br />
auf die Toilette muss? Einige Reisende verbrachten<br />
diese Nacht etwas unruhig, denn jedes ungewohnte<br />
Geräusch liess sie noch hochschrecken.<br />
Doch beim Zusammentreffen am Morgen waren<br />
sich alle einig: Es ist ein faszinierendes Erlebnis,<br />
abseits jeglicher Zivilisation, weit entfernt vom letzten<br />
Natelempfang oder von einer Strasse allein in<br />
einem Zelt zu schlafen.<br />
Nach dem Frühstück wurde auch gleich ein Rundgang<br />
um das Camp unternommen, um auszukundschaften,<br />
welche Tiere in der Nacht am Lager vorbeigezogen<br />
sind. Einige waren etwas enttäuscht,<br />
denn sie hätten schwören können, dass direkt vor<br />
ihrem Zelt eine Löwenfamilie gebrüllt hätte. Mir<br />
selbst reichten die in sicherer Entfernung gefundenen<br />
Schakal- und Elefantenspuren aus.<br />
The Luxury Way of Life | 293
travel<br />
294 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
The Luxury Way of Life | 295
travel<br />
Auge in Auge mit Elefanten<br />
Von der Hunkab-Quelle ging es weiter durch das obere Mudorib-Rivier auf<br />
der Suche nach Spitzmaulnashörnern und Wüstenelefanten. Der Weg führte<br />
durch das trockene Flussbett des Hoanib-Riviers, der gesäumt von riesigen,<br />
uralten Akazien ist und darum einen idealen Unterschlupf für Elefanten bietet.<br />
Hier schlugen wir unser nächstes Nachtlager auf und hier kamen wir einem<br />
Elefanten auf freier Wildbahn so nah wie nie zuvor.<br />
Schon von Weitem sah man ihn angetrottet kommen. Ein junger Elefantenbulle.<br />
Ganz gemächlich. Wir waren gerade dabei, uns ein bisschen frisch zu machen<br />
und die mobilen Duschen in Beschlag zu nehmen, als eine Mitreisende<br />
ihn durch ihr Fernglas erspähte. Auch die Guides griffen zu ihren Ferngläsern,<br />
legten diese aber nach kurzer Zeit wieder beiseite und widmeten sich weiter<br />
der Zubereitung des Abendessens. Einzige Anweisung ihrerseits: «Bleibt zusammen<br />
und in der Nähe der Wagen und redet nicht zu laut.» Gesagt, getan;<br />
unser kleines Grüppchen blieb in der Nähe des Jeeps und starrte gebannt<br />
Richtung Dickhäuter, der immer näher kam. Längst hatte er uns entdeckt,<br />
wahrscheinlich schon, bevor wir ihn entdeckt hatten. Ein bisschen ängstlich<br />
überlegten wir uns, was wir machen sollten, wenn er nicht abdrehen würde.<br />
In oder unter den Landrover klettern, weglaufen, totstellen? Schmunzelnd<br />
erklärte uns unser Guide, dass ein Auto für einen Elefanten kein wirkliches<br />
Hindernis darstellt. Ohne Weiteres könne er dieses umkippen, wenn er wolle.<br />
Aber warum sollte er wollen? Als der Elefant nur noch ein paar Meter von uns<br />
entfernt war, schalteten sich auch unsere Guides endlich ein: «Gaan vorby»<br />
– «Geh weiter, hopp!» Und tatsächlich: Der junge Bulle dreht ab, nachdem er<br />
durch Kopf- und Ohrenwackeln nochmal kurz seinen Unmut geäussert hat.<br />
Wie wir später erfahren, sind Begegnungen dieser Art durchaus nicht ungewöhnlich,<br />
für unsere langjährigen Guides sind sie fast alltäglich. Sie kennen<br />
die Gesetze der Wildnis, und wer sie befolgt, dem passiert auch nichts. In<br />
diesem Fall lautete die Devise einfach: Wir waren zuerst da, geh also weg!<br />
Und dieses Gesetz befolgt auch ein tonnenschwerer Elefant.<br />
Trotz dieser spannenden Begegnung und dem<br />
Wissen, dass sich der Elefant sicherlich noch in<br />
der Nähe aufhält, habe ich in meinem Zelt wie ein<br />
Murmeltier geschlafen, denn die Tausenden Eindrücke,<br />
die man gesammelt hat, machten müde<br />
und sehr zufrieden.<br />
Namibias Nomaden<br />
Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Norden.<br />
Zunächst entlang des Tsuxub-Riviers, unmittelbar<br />
an der östlichen Grenze zum Skelettküstenpark.<br />
Ständig wechselte das Landschaftsbild, von satten<br />
Flussbetten über Schluchten zu den für Namibia<br />
so typischen endlosen Weiten. Und auch<br />
wenn sich mal kein Tier sehen liess, wurde es<br />
keinen Moment langweilig. Zu überwältigend sind<br />
die Landschaften. Nördlich von Sesfontein liegt<br />
das 48’982 Quadratkilometer grosse Kaokoveld,<br />
das 1993 in die Region Kunene integriert wurde.<br />
In den Berggebieten Kaokovelds findet man noch<br />
eine sehr ursprüngliche Wildnis, der sich Tier und<br />
Mensch angepasst haben. Hier ist auch die Heimat<br />
der Himba.<br />
Etwa 15’000 Himba leben als Hirtenvolk im Nordwesten<br />
Namibias. Sie leben in Familienclans, relativ<br />
autark und über ein grosses Gebiet verstreut.<br />
Ihre Bienenkorbhütten bauen sie noch auf traditionelle<br />
Weise aus jungen Bäumen und verputzen<br />
sie mit einer Mischung aus Lehm und Viehdung.<br />
Ihre Existenzgrundlage sind Rinder- und Ziegenherden,<br />
mit denen die Männer des Stammes<br />
296 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 297
travel<br />
herumziehen. Und so finden auch wir bei einem Besuch einer Himba-Siedlung<br />
nur Frauen und Kinder vor. Wie wir von unserem Guide erfahren, verwenden<br />
die Frauen täglich viel Zeit für die Schönheitspflege. Sie reiben ihre Haut zum<br />
Schutz mit einer Mischung aus Ocker, Butter, verschiedenen Kräutern und<br />
Rinden ein. Die Himba nutzen auch «Deos»; dazu dienen ihnen die Zweige<br />
des «Parfumstrauches», eines ausgetrocknet aussehenden Buschs. Bricht<br />
man jedoch seine Äste ab, verströmt er einen angenehmen, intensiven Duft.<br />
Selbst die Parfum-Industrie hat diesen Busch inzwischen für sich entdeckt<br />
und kauft den Himba Äste und Zweige ab. Für die Himba hat der Ahnenkult<br />
eine grosse Bedeutung im alltäglichen Leben. Das «Okuruo», das heilige<br />
Feuer, das niemals erlöschen darf, ist der Mittelpunkt eines jeden Krals. Der<br />
Sippenälteste nimmt hier Kontakt mit den Vorfahren auf, bringt Opfer dar, holt<br />
sich Rat und Hilfe oder beichtet Fehler und Vergehen. So leben die Himba<br />
noch immer nach alten Riten und Gesetzen ihr Leben in der kargen Wildnis.<br />
Bleibt zu hoffen, dass mit Fotoapparaten klickende Touristen, die den Himba<br />
bei ihren Besuchen T-Shirts, Hosen und Uhren schenken, diese Art zu leben<br />
nicht zerstören werden. Und auch wir verlassen sie mit gemischten Gefühlen,<br />
einerseits fasziniert, andererseits ein bisschen beschämt, denn auch wir<br />
haben unsere Fotoapparate auf sie gerichtet, um ihre uns so fremde Art zu<br />
leben festzuhalten.<br />
Trockene Wüstengebiete und der Etosha-Park<br />
Doch unsere Tour führte uns weiter. Von Purros aus ging’s mit dem Flugzeug<br />
in die Serra Cafema Lodge von Wilderness Safari. Doch so sehr man sich<br />
wieder auf eine richtige Toilette gefreut hatte, so sehr vermisste selbst der<br />
Nicht-Camping-Freund die unglaubliche Nähe zur Natur, die man nur im Zelt<br />
empfinden kann. Doch das Sera Cafema Camp machte diesen Wermutstropfen<br />
schnell wieder wett. Es ist das abgeschiedenste Camp im gesamten<br />
südlichen Afrika. Der Kunene-Fluss ist die einzige Wasserversorgung in diesem<br />
Gebiet und erzeugt eine schmale grüne Oase entlang des Ufers, das ansonsten<br />
von zerklüfteten Bergen und Sanddünen umgeben ist. Hier befindet<br />
sich das trockenste Wüstengebiet der Welt. Eine Fahrt auf dem Kunene bietet<br />
einen wunderbaren Kontrast zu den atemberaubenden heissen Sanddünen-<br />
Landschaften. Wir machten sogar einen kurzen Ausflug nach Angola auf der<br />
anderen Seite des Flusses. Mit einem Gin Tonic in der Hand und die Kunene-<br />
Flusskrokodile im Auge genossen wir unseren vorletzten Sundowner.<br />
Unseren letzten Tag in Namibia verbrachten wir im Etosha National Park im<br />
Herzen der riesigen Etosha-Pfanne. Sicherlich Namibias bekanntestes Ziel<br />
für Safaris, denn es bietet Selbstfahrern Tierbeobachtungsmöglichkeiten par<br />
excellence – vor allem im trockenen Südwinter, wenn sich die Tierherden an<br />
den Wasserlöchern drängen. Der Park wird jedes Jahr von Zehntausenden<br />
Touristen aus Namibia, Südafrika und aus Übersee besucht. Sie können über<br />
110 Säugetierarten entdecken. Auch wir entdeckten einige Tiere, die wir bisher<br />
auf unserer Tour nicht gesehen hatten. Allerdings konnten auch diese die<br />
Erlebnisse der Tage zuvor nicht mehr toppen.<br />
Erfüllt von Tausenden wunderschönen Eindrücken und Landschaftsmotiven<br />
machten wir uns auf den Heimflug. Alle aus der Gruppe waren sich einig –<br />
es gibt kaum ein abwechslungsreicheres Land als Namibia. Und für viele<br />
von uns war es sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir es besucht haben.<br />
298 | <strong>PRESTIGE</strong>
SHORTCUT<br />
Der coolste Pool Asiens<br />
Neben den wasserspeienden Löwen ist das Hotel<br />
«Marina Bay Sands» eines der Wahrzeichen<br />
Singapurs. Das Luxushotel vor dem botanischen<br />
Garten sieht aus wie ein Raumschiff vom anderen<br />
Stern. Drei verglaste Türme ragen bis zum 57.<br />
Stockwerk in den Himmel. Auf der Dachterrasse,<br />
200 Meter über dem Erdboden, ist ein 150 Meter<br />
langer Swimmingpool. Der langgezogene Pool ist<br />
das höchste Freibad der Welt. Passend zum Bild<br />
der Stadt reich und verrückt, allerdings nichts für<br />
Menschen mit Höhenangst. Für alle, die dem kühlen<br />
Nass nicht zugetan sind, bietet das Superhotel<br />
auf vier Etagen ein 15’000 Quadratmeter grosses<br />
Megakasino und eine Eislaufbahn, Edelrestaurants<br />
sowie ein Shoppingcenter mit Wasserkanälen.<br />
Residieren wie die Könige<br />
Die «Royal Penthouse Suite» im «President<br />
Wilson»-Hotel am Genfersee gehört zu den teuersten<br />
Suiten der Welt. Pro Nacht muss man, um<br />
royales Feeling geniessen zu dürfen, tief in die Tasche<br />
greifen. Eine Nacht kostet circa 74’000 Franken.<br />
Frühstück kostet extra. Dafür darf man jedoch<br />
in den gleichen Räumlichkeiten wie einst Bill Clinton,<br />
der König von Saudi-Arabien oder Rihanna<br />
nächtigen. Zudem darf man sich auf 1680 Quadratmetern<br />
ausbreiten. Zwölf Schlafzimmer, zwölf<br />
Badezimmer mit Whirlpool und Dampfbad, Bibliothek,<br />
Esszimmer mit einer Mahagonitafel, an der<br />
26 Gäste Platz finden, ein eigenes Fitnessstudio<br />
sowie eine Lounge mit Billardtisch und Steinway-<br />
Flügel finden hier Platz. Am meisten wert ist jedoch<br />
sicherlich der Blick von der Dachterrasse auf den<br />
Mont Blanc und den Genfersee.<br />
Glamour Spa<br />
Viele Hotels haben Spas und viele Spas sind gut<br />
gemacht. Der 460 Quadratmeter grosse Spa- und<br />
Wellness-Bereich des Hotels «Kameha Grand<br />
Bonn» besticht jedoch durch seine moderne Architektur,<br />
die aufwändigen Glasmosaike der bekannten<br />
italienischen Marke Bisazza und aussergewöhnliche<br />
Designelemente. Zum Spa gehören<br />
zwei Saunen, die einen Blick auf das Siebengebirge<br />
ermöglichen, zwei grosszügige Aussenterrassen<br />
sowie ein Dampfbad und fünf Behandlungsräume.<br />
Ein besonderes Highlight: Im beheizten<br />
Infinity-Aussenpool auf der zugehörigen Dachterrasse<br />
hat man bei einem einzigartigen Blick auf<br />
den Rhein das Gefühl, das Wasser verschwinde<br />
auf magische Weise am Ende des Pools.<br />
The Luxury Way of Life | 299
SHORTCUT<br />
Hoch-Gefühle in Bangkok<br />
Das «Sirocco» ist das höchste Open-Air-Restaurant<br />
in Bangkok. Es diente nicht nur als Kulisse für<br />
den Kinofilm «Hangover 2», sondern bietet einen<br />
spektakulären Ausblick über die thailändische<br />
Hauptstadt. Im 63. Stock, rund 230 Meter über<br />
den Dächern Bangkoks, locken eine 5-Sterne-<br />
Gastronomie und die sogenannte «Sky Bar». An<br />
einem leuchtenden, schillernden Tresen lassen<br />
hier Hotelgäste, aber auch auch hippe Thailänder<br />
den Abend ausklingen. Die Bar scheint auf einem<br />
kleinen Plateau über der Stadt zu schweben –<br />
lediglich eine Glaswand liegt zwischen den Cocktail-schlürfenden<br />
Gästen und dem tief unten liegenden<br />
Strassenverkehr. Kurz: eine der aussergewöhnlichsten<br />
Bars und Restaurants der Welt.<br />
Private Hideaway<br />
Filmschauspieler, Musiker, Könige und andere<br />
Multimillionäre verbringen hier ihren Urlaub. Das<br />
von feinen Sandstränden eingefasste Necker Island<br />
ist Eigentum Richard Bransons, Gründer des<br />
legendären britischen Virgin-Firmenimperiums.<br />
Auf der 30 Hektar grossen Insel ist man «unter<br />
sich», umgeben von vollendetem Luxus. 22 Angestellte<br />
erfüllen den maximal 28 Gästen jeden<br />
Wunsch und bieten einen 5-Sterne-Service, der<br />
höchsten Ansprüchen genügt. Sie arrangieren ein<br />
kosmetisches Verwöhnprogramm ebenso selbstverständlich<br />
wie den Auftritt einer Calypso-Band<br />
oder die eigene Traumhochzeit. Mit durchschnittlich<br />
60’000 Franken pro Nacht hat man eine ganze<br />
Insel für sich, der ganz private Hideaway fünf Kilometer<br />
nordöstlich von Virgin Gorda.<br />
Essen unter Wasser<br />
Einmal sich fühlen wie Ariel die Meerjungfrau, das<br />
kann man im Restaurant «Ithaa» auf den Malediven.<br />
Das Unterwasserrestaurant befindet sich im<br />
Ari-Atoll auf der Insel Rangali im «Conrad Hilton<br />
Maldives Resort & Spa». Man isst unter dem Meeresspiegel<br />
und geniesst den Panoramablick, das<br />
Riff und die Unterwasserwelt. Doch nicht nur die<br />
Atmosphäre ist unvergleichbar, auch das Essen<br />
und der Service suchen ihresgleichen. Die Speisekarte<br />
weist eine grosse Fischauswahl auf – da<br />
kann man gleich zuordnen, welcher Fisch gerade<br />
an der Glasscheibe vorbeigeschwommen ist. Man<br />
sollte das «Ithaa» am Abend besuchen – denn angeleuchtet<br />
sieht alles noch viel schöner aus.<br />
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The Luxury Way of Life | 3<strong>01</strong>
Bären<br />
in<br />
North<br />
Carolina<br />
Zu Besuch<br />
in New Bern<br />
Es ist die älteste Schweizer Siedlung in<br />
den USA, die amerikanische Kleinstadt New Bern<br />
an der Ostküste von North Carolina.<br />
Ein Berner gründete sie vor über 300 Jahren.<br />
Heute ist New Bern die einzige offizielle<br />
Tochterstadt von Bern. Eine transatlantische<br />
Freundschaft.<br />
Yvonne Beck<br />
302 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
SSeit über hundert Jahren gilt New Bern<br />
als Berns Tochterstadt, und das hinterlässt<br />
Spuren: Das Wappentier der Eidgenossen<br />
ist in der kleinen Stadt in den<br />
USA omnipräsent. In jedem Rathaus hängen<br />
die Fahne der Schweiz und die von Bern. Mit<br />
einem gewissen Stolz zeigt man, dass man<br />
von einem Schweizer gegründet wurde.<br />
Im Kampf gegen die Ureinwohner<br />
Gegründet wurde New Bern im Jahr 1710<br />
vom Schweizer Adeligen Christoph von Graffenried,<br />
der sich mit einigen Landsleuten und<br />
zahlreichen deutschen Immigranten auf den<br />
Weg von der Alten in die Neue Welt aufgemacht<br />
hatte. Armut war ein Grund, aus dem<br />
Bernbiet auszuwandern. Auch die verfolgten<br />
Täufer wanderten nach Amerika aus, oder sie<br />
wurden gar dorthin deportiert. Bei dem reichen<br />
Patriziersohn Christoph von Graffenried<br />
standen jedoch die Reiselust, der Traum nach<br />
fremden Welten und eine romantische Vision<br />
vom Wilden Westen im Vordergrund.<br />
Doch schon während der Überfahrt begannen<br />
die Scherereien und Schwierigkeiten,<br />
unterwegs wurden sie von französischen Piraten<br />
überfallen, die sich fast der gesamten<br />
Ladung und aller Habseligkeiten bemächtigten.<br />
Endlich an der Küste Nord Carolinas<br />
angekommen, gründete der Baron von Graffenried<br />
im Auftrag der englischen Krone die<br />
Siedlung New Bern, benannt nach seiner<br />
Heimatstadt Bern.<br />
Das Land war jedoch von den Tuscarora-Indianern<br />
besiedelt, welche unbarmherzig aus<br />
dem Gebiet vertrieben wurden. Doch ein echter<br />
Indianer lässt sich so etwas natürlich nicht<br />
ohne Weiteres gefallen, sie wehrten sich heftig<br />
gegen die wachsende Invasion ihres Territoriums<br />
durch die Bleichgesichter und gegen die<br />
aufkommende Versklavung.<br />
Bei einem Ritt zu einer Silbermine wurde von<br />
Graffenried durch die Indianer gefangen genommen.<br />
Während seiner Gefangenschaft<br />
überfielen die Tuscarora die Siedlung New<br />
Bern und brannten fast alle Gebäude nieder.<br />
Von Graffenried überlebte zwar die Gefangenschaft.<br />
Kehrte jedoch 1714 verarmt und verbittert<br />
in die Schweiz zurück. Die amerikanische<br />
Stadt New Bern soll er für angeblich gerade<br />
mal 800 britische Pfund verkauft haben.<br />
The Luxury Way of Life | 303
travel<br />
Und ewig grüsst der Bär<br />
Heute hingegen erfreut sich New Bern wieder grosser Beliebtheit unter den<br />
Eidgenossen. Immer wieder hört man auf den Strassen Schwyzerdütsch.<br />
Viele Besucher sind auf der Fährte ihrer Vorfahren – man liebt halt den «exotischen»<br />
Einschlag, und wer hat schon nicht gerne einen der ersten Siedler<br />
Amerikas in der Familie? Und auch wenn man keine Familienangehörigen<br />
mehr findet, so fühlt man sich doch ein bisschen heimisch in der Stadt, denn<br />
überall begrüssen einen Bären – das Wappentier der Berner. Ob als Skulptur<br />
in Vorgärten, als Wimpel an Häusern, Aufklebern auf Autos oder Fahnen am<br />
Mast. Auch die Fahrzeuge der Stadt und die Uniformen der städtischen Bediensteten<br />
schmückt der Bär. Selbst New Berns erste Flagge, ein Geschenk<br />
der Stadt Bern aus dem Jahr 1896, ist noch heute im Gerichtssaal des Ratshauses<br />
in New Bern ausgestellt.<br />
Auf den Spuren der Geschichte<br />
Ja, New Bern pflegt sein historisches Erbe. Für alle alten Häuser gelten strenge<br />
Denkmalschutzbestimmungen, und selbst wenn eines der alten Gebäude<br />
mal irgendwie ungünstig platziert ist, wird es kurzerhand abgebaut und an<br />
einem anderen Platz wieder aufgebaut. Auch das North Carolina History Center,<br />
ein ultramodernes Museum, beschäftigt sich mit der Geschichte des US-<br />
Bundesstaates und der Stadt New Bern. Dieses Museum liess sich der Staat<br />
fast 60 Millionen US-Dollar kosten. Doch die Investition hat sich gelohnt, es<br />
bietet eine Menge interaktive Elemente an. Besucher können sich individuelle<br />
Rundgänge auf ihre Smartphones laden und sich so durch die Ausstellungen<br />
führen lassen. Oder Bilder fangen plötzlich an zu sprechen und bringen einem<br />
alte Rezepte näher. Wie eine Fahrt durch einen Timetunnel taucht man hier in<br />
die lebendige Geschichte des 18. Jahrhunderts ein und lernt spielerisch eine<br />
Menge über die Gesellschaft und den Handel dieser Zeit.<br />
Der Bau eines Hafens und die vorteilhafte Lage New Berns an der Mündung<br />
des Neuse River in den Pamlico Sound begünstigten den Handel mit<br />
Grossbritannien und den britischen Kolonien. So mauserte sich New Bern<br />
schnell zum wichtigen Handelsumschlagsplatz, so dass sogar der damalige<br />
Gouverneur William Tryon beschloss, mit seiner Regierung in die aufstrebende<br />
Metropole umzuziehen. Der Gouverneur – nicht gerade ein bescheidener<br />
Mann – finanzierte das Kapitol, den Regierungssitz North Carolinas und<br />
gleichzeitig sein privater Wohnsitz, mit zusätzlich erhobenen Steuern. Die<br />
dadurch verärgerten Bürger nannten das heute noch imposante Gebäude<br />
daraufhin Tryon Palace. Tryon Palace ist ein für die damalige Kolonialarchitektur<br />
typisches imposantes Backsteingebäude, welches nach kompletter<br />
Restauration wieder in seiner vollen Pracht besichtigt werden kann. In ihm<br />
taucht man in die Geschichte North Carolinas ein. Bereits an der Pforte wird<br />
man von historisch gekleideten Guides begrüsst. Bei einem Rundgang durch<br />
die Gebäude und Gärten des ehemaligen Kapitols lernt man vieles über die<br />
glanzvolle, aber auch unruhige Zeit des 18. Jahrhunderts.<br />
304 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
The Luxury Way of Life | 305
travel<br />
306 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
Erfund ich Sie meistends<br />
GottloSE aufrührische<br />
lEuth, darunter Mörder,<br />
Dieben, Ehebrecher,<br />
Flucher und Lesterer ...<br />
was ich mit ihnen ausgestanden,<br />
das weiss Gott<br />
aus den AUFZEICHNUNGEN Graffenrieds zur Gründung NEW BERNS<br />
The Luxury Way of Life | 307
travel<br />
Die Geburtsstadt der Pepsi-Cola<br />
Ganz in der Nähe des ehemaligen Gouverneurpalastes lädt der Historic District<br />
mit Stadthäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert zum Bummeln und<br />
Einkaufen ein. Im Jahre 1893 mixte hier der Apotheker C. D. Bradham einen<br />
Sirup, versetzte ihn mit kohlesäurehaltigem Wasser und verkaufte das Getränk<br />
als «Brad’s Drink». 1898 taufte er das Getränk Pepsi-Cola, nach dem<br />
Enzym Pepsyn, welches in der Kolanuss enthalten ist, und gründete vier Jahre<br />
später die Pepsi-Cola Company, welche jedoch im Jahre1923 Konkurs<br />
anmelden muss. Bradham verkauft sein Unternehmen. Die Zuckerknappheit<br />
während des Ersten Weltkriegs trieb Bradham in den Ruin, doch sein Produkt,<br />
das heute weltweit bekannt ist, hat seinen Siegeszug um den Globus<br />
in New Bern angetreten. In den 1930er Jahren kann sich das Getränk, in<br />
neuer Verpackung, nach und nach bereits in den USA etablieren und ab 1950<br />
eroberte es den Rest der Welt. In New Bern an der Ecke Pollock Street und<br />
Middle Street, wo sich einst Bradhams Apotheke befand, ist heute ein Pepsi-<br />
Laden zu finden, in dem man alle möglichen gebrandeten Pepsi-Souvenirs<br />
erstehen kann.<br />
SHORTCUT<br />
«Stars and Stripes»<br />
Neben dem Berner Bären ist, wie fast überall in den USA, die US-Nationalflagge<br />
allgegenwärtig. Sie flattert in Gärten, an Häuserfassaden, auf wichtigen<br />
staatlichen Gebäuden, wird in Schulen gehisst und schmückt T-Shirts,<br />
Postkarten und Tassen. Die Nationalflagge der USA besteht aus 13 Querstreifen,<br />
sieben roten und sechs weissen. In einem rechteckigen, dunkelblauen<br />
Feld in der linken oberen Ecke sind 50 weisse Sterne angeordnet. Die Streifen<br />
symbolisieren die 13 Gründungsstaaten der USA, die Sterne die 50 Bundesstaaten<br />
der Union. Die weisse Farbe steht für Klarheit und Unschuld, Blau für<br />
Gerechtigkeit und Ausdauer, Rot für Heldenmut und Zähigkeit. Zudem symbolisieren<br />
die Farben die Verbundenheit zum Mutterland, denn sie sind auch<br />
im britischen Union Jack zu finden.<br />
308 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
The Luxury Way of Life | 309
TRAVEL News<br />
Fashion<br />
Designer<br />
Hotels & Suites<br />
Designer kleiden nicht nur Menschen, sondern<br />
immer mehr auch Räume ein, und eine Suite im Look<br />
des Lieblingsmodehauses ist nicht nur für<br />
Modemaniacs ein echtes Highlight. Ob Dior, Prada,<br />
Armani oder Gucci – Modemarken präsentieren<br />
sich auch im Hotelbusiness.<br />
Dior: St. Regis, New York City<br />
New York ist das Mekka für Luxus-Shopping. Alle grossen Brands haben hier<br />
ihre Flagship-Stores. Wer nicht nur Designerluft beim Einkaufen schnuppern<br />
will, der logiert im «St. Regis» in der Nähe des Central Park genau richtig. Das<br />
Jugendstilgebäude ist ein New Yorker Wahrzeichen und Symbol für zeitlosen<br />
Luxus. Doch auch im Inneren hat das Haus einiges zu bieten: eine Suite, die<br />
dem Luxusjuwelier Tiffany gewidmet ist, eine Suite im Bentley-Stil und eine<br />
Suite, die vom Modehaus Dior gestaltet wurde. Die Dior Suite ist im eleganten<br />
«Whispering Grey» gehalten. Auf 158 Quadratmeter kann der Gast voll in die<br />
Dior-Welt eintauchen.<br />
Diane von Furstenberg: Claridge’s, London<br />
In London übernachtet die Designerin Diane von Furstenberg am liebsten im<br />
«Claridge’s», was liegt da näher, als dass sie hier auch ein Zimmer designt.<br />
Viele Designer haben während rund 150 Jahren im «Claridge’s» ihre Spuren<br />
hinterlassen. Das Furstenbergsche Designkonzept ist in der Piano Suite zu<br />
bewundern. Hier treffen Leo- und Zebraprints auf Möbel, Schränke aus Asien,<br />
Tabletts aus Bali, Leuchter und Vasen aus Murano aufeinander – ein bunter,<br />
fast frecher Stilmix. Jeder Sofabezug oder Teppich trägt die Handschrift der<br />
Designerin. Abgerundet wird das Ganze durch selbstgemachte Fotos von Diane<br />
von Furstenberg.<br />
310 | <strong>PRESTIGE</strong>
Christian Lacroix: Le Notre Dame, Paris<br />
Der Name Christian Lacroix ist auf der ganzen Welt bekannt, doch in seiner<br />
Heimatstadt Paris gab der Designer dem Hôtel Notre Dame ein typisches Lacroix-Gesicht.<br />
In der Nähe der Kathedrale Notre Dame tobte sich Herr Lacroix<br />
so richtig aus. Ganz anders als minimalistische und schlichte Designhotels<br />
lässt er das Hotel in Prunk und ein wenig Kitsch schwelgen. Das Hotel gleicht<br />
einer Fantasiewelt voller Hinweise auf das alte Rom und die französische Tradition<br />
der Versailles-Opulenz. Alles ist hier zu finden ausser Schlichtheit und<br />
Zurückhaltung. Eine Welt, in der sich der Sonnenkönig Ludwig XIV. sicher<br />
wohlgefühlt hätte.<br />
Giorgio Armani: Armani Hotel, Dubai and Milan<br />
Armani mag es gross und spektakulär. Das zeigt auch das in einem der<br />
höchsten Gebäude der Welt befindliche Luxushotel des Modeschöpfers. Im<br />
«Burj Khalifa» in Dubai liegt das mit 160 Zimmern ausgestattete Hotel, das<br />
an Luxus kaum zu überbieten ist. Auch wenn die Zimmer – wie die Mode<br />
Armanis – schlicht und elegant wirken. Jedes kleinste Detail wurde angeblich<br />
höchstpersönlich vom Meister ausgesucht und entworfen. Ein Mega-Hotel im<br />
Mega-Tower. Die beste Aussicht hat man jedoch immer noch von der Aussichtsplattform<br />
des «Burj Khalifa», welche sich in der 124. Etage befindet. Das<br />
Hotel liegt in den unteren Stockwerken des Towers.<br />
Missoni: Missoni Hotel, Kuwait and Edinburgh<br />
Mut zu Farbe und Mustern beweisen die beiden «Missoni»-Hotels in Edinburgh<br />
und in Kuwait. Dabei stand die bunte Zickzack-Designphilosophie<br />
des italienischen Modehauses Missoni Pate, und diese kleidet die schottische<br />
Hauptstadt und das arabische Emirat extrem gut. Die Grande Dame<br />
des Unternehmens, Rosita Missoni, zeichnet für die Farb- und Mustergebung<br />
des Hotels verantwortlich. Die Rezidor Hotel Group treibt den Ausbau der<br />
Lifestyle-Marke mit Fünf-Sterne-Boutique-Hotels voran. Jüngstes Hotelbau-<br />
Projekt ist ein 80 Zimmer zählendes «Missoni»-Hotel hoch über dem Dorf<br />
Baie du Cap im Süden von Mauritius, welches im Frühjahr 2<strong>01</strong>4 eröffnet werden<br />
soll. Ausserdem stehen noch Hotels in der Türkei, Südafrika, Brasilien<br />
und Oman auf dem Plan.<br />
Karl Lagerfeld: Schlosshotel im Grunewald, Berlin<br />
König Karl mag es royal. Standesgemäss kümmerte sich der Modezar um<br />
den Umbau des «Schlosshotels Grunewald» – zumindest um den künstlerischen<br />
Aspekt. 53 Zimmer entstanden so unter der Ägide des Designers. Im<br />
Geiste des 1912 erbauten Residenzpalasts schuf Lagerfeld eine 250 Quadratmeter<br />
grosse Grand Kaiser Suite mit Privatbibliothek. Royales Feeling mit<br />
Belle-Époque-Möbeln, opulenten Betten und Marmor-Badezimmern in einem<br />
der nobelsten Viertel Berlins. Erbaut in den frühen zwanziger Jahren als eine<br />
herrschaftliche Privatresidenz, ist das Hotel einzigartig in seiner Geschichte,<br />
Tradition und zeitgenössischen Kunst. Lagerfeld schaffte eine Mischung aus<br />
Reichtum der Jahrhundertwende und Eleganz aus modernem Design.<br />
The Luxury Way of Life | 311
Rubriken<br />
Die<br />
Legende<br />
am<br />
Golf<br />
Oman: ein Land mit einer Fülle von<br />
Naturschönheiten, einer faszinierenden Kultur,<br />
einer atemberaubenden Landschaft und einer<br />
gastfreundlichen Bevölkerung, die ihr Land voller<br />
Stolz ausländischen Besuchern präsentiert.<br />
Lilly Steffen<br />
312 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 313
travel<br />
E<br />
Es war einmal … Sindbad der Seefahrer, die Weihrauchstrasse und<br />
die Heiligen Drei Könige – die spannende und ereignisreiche Vergangenheit<br />
Omans ist längst Allgemeinwissen. Die stolzen Menschen<br />
und atemberaubenden Landschaften hinter diesen Legenden sind<br />
jedoch noch immer ein gut gehütetes Geheimnis, das zu entdecken sich lohnt.<br />
Oman ist stolz auf sein reiches kulturelles und archäologisches Erbe, in dem<br />
viele hundert Jahre internationalen Handels und ausländischen Einflusses ihre<br />
Spuren hinterlassen haben. Zeugnisse für eine glorreiche Vergangenheit<br />
finden sich überall in dem Land mit seinen mehr als 500 Festungen, Burgen<br />
und Wehrtürmen. Mit seinem reichen kulturellen Erbe, einer atemberaubend<br />
schönen Natur und einer 5000 Jahre alten Zivilisation, die sich neben modernen<br />
Einrichtungen und Infrastrukturen problemlos behauptet, bietet das<br />
Sultanat Oman reichlich Gelegenheiten sowohl für den abenteuerlustigen Reisenden<br />
als auch für den anspruchsvollen Geschäftsmann. Trotz rasch voranschreitender<br />
Entwicklung bleibt das Land in seiner Tradition und Kultur fest<br />
verwurzelt. Und so bietet eine Reise nach Oman Gelegenheit, wirkliche arabische<br />
Lebensart kennenzulernen und die natürliche Schönheit eines Landes<br />
zu geniessen, das sich erst vor kurzem dem Tourismus geöffnet hat.<br />
Atemberaubende Landschaften<br />
Durch den jüngst erfolgten Ausbau der touristischen Infrastruktur ist Oman zu<br />
einer Topadresse für Taucher, Tierfreunde und Naturliebhaber, Wanderer und<br />
Touristen geworden, die das klare Wasser und die imposanten Festungen und<br />
Souks dieses geschichtsträchtigen Landes geniessen. Das herausragende<br />
Merkmal von Oman, dem zweitgrössten Land in der Region, ist sicherlich seine<br />
vielgestaltige Landschaft mit den grandiosen Fjorden im äussersten Norden in<br />
Musandam, den unberührten Sandstränden, den beeindruckenden Wüstengebieten,<br />
den zerklüfteten Bergen und einem mit üppiger Vegetation bedachten<br />
Süden. Zudem ist Oman mit einer Vielzahl von preisgekrönten Fünfsternehotels<br />
der ideale Ort für Freizeitaktivitäten, Geschäfte, Konferenzen und Incentive-<br />
Reisen. Von Bootsfahrten zur Delphinbeobachtung über die Beobachtung von<br />
Schildkröten bei der Eiablage bis hin zum Durchstöbern der Souks nach Goldwaren<br />
und Weihrauch – Oman hält wirklich für jeden Besucher und für die<br />
unterschiedlichsten Interessen etwas bereit. Kultur, Kunst, Erbe, Natur, Sport,<br />
Abenteuer und Unterhaltung sind im Sultanat Oman vereint – wobei der allgemeine<br />
Wunsch nach Komfort und Sicherheit jederzeit erfüllt wird.<br />
Sanierung von Kulturstätten<br />
Das kulturelle Erbe Omans manifestiert sich in seinen über 500 Festungen,<br />
Burgen und Wehrtürmen, die von der reichen Vergangenheit des Landes zeugen.<br />
Sie erweisen sich auch als wichtige Anziehungspunkte für internationale<br />
Touristen, weshalb grosse Anstrengungen unternommen werden, um die Befestigungsanlagen<br />
und andere historische Denkmäler zu restaurieren, damit<br />
sie in ihrer ursprünglichen Schönheit wiedererstehen. Eine Reihe altertümlicher<br />
Stätten sind von der UNESCO unter besonderen Schutz gestellt und in<br />
die Liste des Welterbes aufgenommen worden. Dazu gehören die Festung<br />
von Bahla, die archäologischen Stätten von Bat mit den 3000 Jahre alten<br />
Grabmälern Al-Khutm und Al-Ayn und die Weihrauchstrasse.<br />
Zudem ist da Ubar, eine verlorene Stadt, die vor etwa 2000 Jahren im Sand von<br />
Dhofar versank und die Marco Polo während seiner Reise nach Oman im Jahre<br />
1260 beschrieb. Zu den geschützten Gebieten gehören zudem Al Baleed, der<br />
Standort der alten Stadt Zafar, Khor Rori, Shisr Bilad und Wadi Daika.<br />
314 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
The Luxury Way of Life | 315
travel<br />
Tradition und Moderne<br />
Aber auch die Hauptstadt Muscat ist einen Besuch<br />
wert. Sie ist eine gelungene Mischung aus Altem<br />
und Neuem, eingebettet in eine imposante Kulisse<br />
aus Bergen auf der einen und dem Arabischen<br />
Meer auf der anderen Seite. Die Stadt wurde vor<br />
mehr als 900 Jahren gegründet und hält auch weiterhin<br />
an traditionellen Werten fest, während sie<br />
gleichzeitig ultramoderne Einkaufskomplexe, erstklassige<br />
Schnellstrassen, eine Vielzahl internationaler<br />
Hotels, einen internationalen Flughafen und<br />
einen grossen Seehafen vorweisen kann. Diese<br />
malerisch gelegene und bezaubernde Stadt mit den<br />
Hauptbezirken Muscat, Muttrah und Ruwi hat etwa<br />
800’000 Einwohner. Mit ihren zahlreichen grossen<br />
Moscheen, Festungsanlagen, Burgen, Souks, traditionellen<br />
Häusern, Museen und Wehrtürmen ist sie<br />
ein beliebter Anziehungspunkt für Touristen.<br />
Fjordlandschaft und Unterwasserparadies<br />
Ein ganz anderes Bild des Sultanats zeigt hingegen<br />
die Halbinsel Musandam. Steil und abweisend ragen<br />
zerklüftete Felswände aus dem Meer, formen<br />
ein unüberschaubares Labyrinth. Blaugrün und<br />
glasklar liegt das ruhige Wasser zwischen ihnen,<br />
gibt den Blick frei auf Korallenbänke und eine faszinierende Welt unter Wasser<br />
– bunte Fischschwärme ziehen dahin, gefleckte Muränen, Delphine und<br />
manchmal auch Wale. In Musandam versinkt das Hajargebirge im Meer, nur<br />
seine Gipfel und schroffen Grate durchbrechen noch die Fluten. Die Bewohner<br />
dieser Region nennen sie daher Ruus al Jibaal, die Köpfe der Berge. Wer mit<br />
einer Dhau von Khasab aufbricht, diese einzigartige Landschaft an der Strasse<br />
von Hormuz zu erkunden, taucht ein in absolute Stille, weitab vom Lärm und<br />
der Hektik des Alltags. Der wird überwältigt vom Spiel des Lichts und der Spiegelungen<br />
auf dem Wasser in den Morgen- und Abendstunden. Musandam,<br />
eine Exklave des Sultanats am nördlichen Ende der Arabischen Halbinsel, ist<br />
eine atemberaubende Fjordlandschaft, die fast nur vom Wasser aus mit dem<br />
Boot zu erkunden ist.<br />
So bildet das Sultanat Oman ein facettenreiches Bild, dem jedoch eins gemein<br />
ist: die Offenheit der Menschen und die faszinierende Natur. Zudem<br />
ist es keinem anderen arabischen Staat der Golfküste so gut gelungen, den<br />
schwierigen Spagat zwischen wertvollem Kulturgut und dem Fortschritt als<br />
perfekte Symbiose zu gestalten. Denn trotz Ölreichtum und Modernisierung ist<br />
hier noch der alte Orient lebendig! Das vermitteln allein schon die landesweit<br />
getragenen bodenlangen Gewänder der Gastgeber. Die Omanis leben nach<br />
althergebrachten Traditionen, zu denen auch ein hohes Mass an Gastfreundschaft<br />
und Weltoffenheit zählt. – Oman lädt ein zu unvergesslichen Rundreisen<br />
und erholsamen Urlaubstagen.<br />
www.oman.travel<br />
SHORTCUT<br />
Oman Air<br />
Oman Air ist die nationale Fluggesellschaft des<br />
Sultanats Oman. Die im Jahre 1993 gegründete<br />
Fluggesellschaft gehört zu den am schnellsten<br />
wachsenden Fluggesellschaften der Welt. Ziel der<br />
Expansion ist es, den Flughafen Muscat zu einem<br />
bedeutenden internationalen Drehkreuz auszubauen.<br />
Die Premium-«Boutique Airline» fliegt ab<br />
Deutschland (Frankfurt und München) und aus der<br />
Schweiz (Zürich) in das Sultanat Oman.<br />
www.omanair.com<br />
316 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
The Luxury Way of Life | 317
travel<br />
Privatklinik<br />
in einzigartiger<br />
Umgebung<br />
Kompetenzzentrum für Medizin und Ästhetik<br />
Dr. Peter Pantlen<br />
Niggi Freundlieb<br />
SSeit März 2<strong>01</strong>2 befindet sich im sorgfältig<br />
renovierten und beispielhaft umgebauten<br />
ehemaligen Grand Hôtel des Salines<br />
in Rheinfelden die Privatklinik ALTA AES-<br />
THETICA. In einzigartiger Umgebung direkt am<br />
Rheinufer ist nicht einfach nur eine Privatklinik für<br />
ästhetische und plastische Chirurgie der Premium-<br />
Klasse, sondern ein über die Landesgrenzen hinaus<br />
bekanntes Kompetenzzentrum für Medizin<br />
und Ästhetik entstanden.<br />
Das Leistungsspektrum von ALTA AESTHETICA<br />
bewegt sich von der Ästhetischen Chirurgie (Nasenkorrekturen,<br />
Brustvergrösserungen und -verkleinerungen, Facelifting,<br />
Oberlidstraffung, Lippenkorrekturen, Fettabsaugung, Anti-Aging-Behandlungen,<br />
Verbesserung der Nasenatmung, Nasen- und Nebenhöhlenoperationen)<br />
über topmoderne, minimalinvasive Methoden zur Behandlung von<br />
Krampfadern bis hin zur Überweisertätigkeit im Bereich Implantologie, Prothetik,<br />
Komplettsanierungen, Korrekturen des Kiefers und/oder des Kiefergelenkes,<br />
dem Kieferaufbau und/oder Knochenaufbau sowie der Behandlung<br />
angeborener Fehlbildungen.<br />
Im <strong>PRESTIGE</strong>-Interview spricht Dr. Peter Pantlen, Facharzt für Plastische und<br />
Ästhetische Chirurgie an der ALTA AESTHETICA, über die Faszination seines<br />
Berufes, über seine Behandlungsschwerpunkte oder sein ehrenamtliches Engagement<br />
bei der Organisation INTERPLAST in der Dritten Welt.<br />
318 | <strong>PRESTIGE</strong>
travel<br />
<strong>PRESTIGE</strong>: Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf?<br />
Dr. Peter Pantlen: Die ästhetische Chirurgie im<br />
Besonderen erfordert viel Fingerspitzengefühl und<br />
den richtigen Blick für die Harmonie, Form und<br />
Ästhetik des Körpers. Schönheit ist nicht wirklich<br />
messbar, sie liegt häufig im Auge des Betrachters.<br />
Dies herauszufinden und damit den für den Patienten<br />
bzw. die Patientin optimalen Weg gemeinsam<br />
zu erarbeiten und dann durch meine operativen<br />
Fähigkeiten und Erfahrungen optimal umzusetzen<br />
ist für mich jeden Tag wieder faszinierend.<br />
Was sind Ihre Behandlungsschwerpunkte?<br />
In der ALTA AESTHETICA bringe ich mich insbesondere<br />
für die körperformende Chirurgie ein. Hier<br />
sehe ich auch meinen Schwerpunkt: Brustvergrösserungen,<br />
-verkleinerungen und -straffungen<br />
ebenso wie straffende Eingriffe an den Armen und<br />
Beinen. Bauchdeckenstraffungen nach Schwangerschaften<br />
oder Gewichtsreduktionen und – als<br />
ein wesentlicher Teil der körperformenden Chirurgie<br />
– die Liposuktionen, also Fettabsaugungen.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt sind die nicht-invasiven<br />
Behandlungen, die einen immer grösseren Anteil<br />
im Behandlungsportefeuille einnehmen. Hierzu gehören<br />
z. B. die Faltenbehandlungen mit Hyaluronsäureprodukten<br />
(Filler) und Botulinum-Toxin.<br />
Was wird am meisten nachgefragt?<br />
Der Anteil der minimal-invasiven Verfahren nimmt seit Jahren stetig und<br />
deutlich zu. Der schnelle Weg zum Ästhetischen Chirurgen, die Behandlung<br />
in der Mittagspause und die zunehmende Akzeptanz für «Botox und Co»<br />
haben dazu geführt, dass diese Behandlungen neben den klassisch operativen<br />
Verfahren einen hohen Stellenwert in der Nachfrage erreicht haben. Im<br />
operativen Bereich sind es Fettabsaugungen und Brustvergrösserungen.<br />
Botox-Behandlungen werden in der Öffentlichkeit, vor allem auch<br />
in den Medien teilweise stark diskutiert – können Sie eine Lanze für<br />
diese Behandlungen brechen und wie steht es mit den Risiken?<br />
Die Behandlungen mit Botulinumtoxin bilden im ästhetischen Bereich unbestritten<br />
den «Grundbaustein» der minimal-invasiven Verfahren. Allein in<br />
den USA wurden im Jahr 2<strong>01</strong>2 mehr als 3 Millionen Behandlungen durchgeführt.<br />
Dennoch wird Botox mitunter als «Nervengift» verteufelt. Das<br />
kommt nicht von ungefähr, da die Behandlung mit Botulinumtoxin früher<br />
für Mimikstarre und «frozen look» stand. Heutige Behandlungsstrategien<br />
mit niedrigen, individuell angepassten Dosen sowie einer ausbalancierten<br />
Behandlung des ganzen Gesichtes können ein harmonisches, natürlich<br />
entspanntes Aussehen erreichen. Vor über 30 Jahren wurden erste Studien<br />
über den therapeutischen Einsatz von Botulinumtoxin veröffentlicht,<br />
seit dem hat sich insbesondere im Bereich der ästhetischen Anwendung<br />
sehr viel getan. Die Risiken sind minimiert worden und im Endeffekt bleibt<br />
die Behandlung mit Botox immer reversibel, da die Wirkung nach max.<br />
6 Monaten vollends aufgehoben ist. Auch wenn natürlich Risiken bestehen,<br />
auf die wir als seriöse Ärzte im Aufklärungsgespräch hinweisen, so<br />
verlaufen laut Studien über 99% der Behandlungen mit Botulinumtoxin<br />
komplett nebenwirkungsfrei.<br />
Steigt der Anteil der Männer, die sich bei Ihnen operieren lassen,<br />
und welche Behandlungen fragen sie nach?<br />
The Luxury Way of Life | 319
travel<br />
Über die letzten Jahre habe ich insbesondere einen<br />
Anstieg bei Männern im Bereich der minimalinvasiven<br />
Therapien (Filler, Botox) gesehen. Aber<br />
auch Ober- und Unterlid-Straffungen und Halslliftings<br />
werden zunehmend von Männern nachgefragt<br />
und genutzt, um ein jüngeres Erscheinungsbild<br />
zu erreichen. Gerade in den Führungsetagen<br />
grosser Konzerne sind Jugendlichkeit, Dynamik<br />
und gutes Aussehen eine nicht unwesentliche Vorraussetzung<br />
für Erfolg.<br />
Immer mehr Manager und Männer in Führungspositionen<br />
lassen sich regelmässig ihr Hautbild auffrischen.<br />
In Berlin zum Beispiel gibt es eine grosse<br />
Community homosexueller Männer. Diese haben<br />
ein sehr ausgeprägtes Körperbewusstsein und eine<br />
grosse Nachfrage nach körperformender Chirurgie.<br />
Dennoch, der Anteil der Männer liegt derzeit<br />
noch bei unter 20%.<br />
Sie engagieren sich bei der Organisation IN-<br />
TERPLAST auch in kostenloser Hilfe, die Sie<br />
Menschen in armen Ländern mit anderen Ärzten<br />
– darunter auch Kollegen und Kolleginnen<br />
aus der ALTA AESTHETICA – zusammen anbieten<br />
– können Sie darüber etwas erzählen<br />
und die Organisation INTERPLAST vorstellen?<br />
INTERPLAST Germany ist ein gemeinnütziger Verein,<br />
der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Plastische Chirurgie in Ländern der 3. Welt<br />
kostenlos dort anzubieten, wo die Menschen dazu keinen Zugang haben.<br />
Sämtliche Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und ohne Bezahlung in ihrem Urlaub.<br />
Wir operieren im Rahmen unserer 14-tägigen Camps ca. 140 Patienten<br />
und sorgen für eine entsprechende Nachsorge vor Ort mit Hilfe der einheimischen<br />
Kollegen. Es gibt über 30 Einsatzgebiete weltweit, in denen über<br />
60 Einsätze pro Jahr erfolgen. Die entstehenden Einsatzkosten werden aus<br />
den Mitgliederbeiträgen und Spenden finanziert. Letztendlich können wir in<br />
Mitteleuropa nichts dafür, dass wir in ein Leben geboren wurden, in dem medizinische<br />
Versorgung eine Selbstverständlichkeit ist. Ebenso wenig können<br />
diejenigen etwas dafür, in ein Leben geboren worden zu sein, in dem medizinische<br />
Betreuung und Versorgung unbezahlbare Luxusgüter sind.<br />
Wir können mit unserem Einsatz diese Ungerechtigkeit vielleicht ein klein<br />
wenig ausgleichen. Das ist auch der Grund, weshalb sich auch noch weitere<br />
Mitarbeitende der ALTA AESTHETICA wie Dr. Dr. Michael Bergermann,<br />
Dr. Herbert Bauer, Frau Valerie Kühl und Frau Ilona Eichenberger für INTERplast<br />
engagieren.<br />
Was behandeln Sie im Rahmen Ihrer INTERPLAST-Tätigkeit, und was<br />
sind die Gründe in Indien oder Afrika für medizinische Behandlungen?<br />
Die typischen Indikationen bei unseren Patienten sind angeborene Fehlbildungen,<br />
Tumoren der Haut und Weichteile, Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten und<br />
Spätfolgen von Verbrennungen – sogenannte Verbrennungskontrakturen.<br />
Wichtig ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, so dass ein grosser Aspekt<br />
unserer Tätigkeit die Ausbildung der ortsansässigen Kollegen ist und damit<br />
langfristig eine Versorgung der Patienten durch eigene Ärzte möglich wird.<br />
320 | <strong>PRESTIGE</strong>
Rubriken<br />
Racing<br />
DaysZürich-Dielsdorf 2<strong>01</strong>3<br />
Photography: Werner Schaerer<br />
Design: LIVIN‘ROOM GmbH, S.Degiacomi<br />
Sun, 21 st April<br />
Sun, 30 th June<br />
Sun, 29 th September<br />
www.greenturfracing.ch<br />
The Luxury Way of Life | 321
TRAVEL<br />
impress<br />
Whi<br />
Tur<br />
St. Mo<br />
2<strong>01</strong><br />
322 | <strong>PRESTIGE</strong>
TRAVEL<br />
ionen<br />
te<br />
f<br />
ritz<br />
3<br />
The Luxury Way of Life | 323
vorschau volume 27<br />
Auf hoher See<br />
Die Kreuzfahrtbranche befindet sich weiterhin auf Wachstumskurs. Die Buchungszahlen<br />
und die Bestellungen der Reedereien sprechen eine deutliche<br />
Sprache. Auch in diesem Jahr werden wieder einige neue Kreuzfahrtschiffe<br />
um die Gunst der Reisenden buhlen. Sechs neue Schiffe kommen auf<br />
den Markt. Darunter auch die mit Hochspannung erwartete «MS Europa 2».<br />
<strong>PRESTIGE</strong> testet für Sie das neue Schiff, mit dem der deutsche Kreuzfahrten-<br />
Anbieter Hapag-Llyod sein Luxussegment auf legere Weise erweitert.<br />
The Next Generation<br />
Namen wie Richard Meier, Sir Norman Foster, Zaha Hadid oder Shigeru<br />
Ban sind nicht nur Architektur-Maniacs ein Begriff. Seit Jahren kann man<br />
auf der ganzen Welt ihre imposanten Bauwerke bewundern. Doch auch<br />
die nachfolgende Generation präsentiert faszinierende Entwürfe. Das indische<br />
Studio Mumbai, das norwegische Büro Todd Saunders oder Nieto<br />
Sobejano aus Spanien stehen in den Startlöchern, um der Architekturwelt<br />
ihren Stempel aufzudrücken.<br />
Die Haute Couture der Blumen<br />
Der japanische Künstler Makoto Azuma überrascht mit spektakulären botanischen<br />
Skulpturen. Im Jahr 20<strong>01</strong> eröffnete er im trendigen Tokioter Ginza-<br />
Viertel «Jardins des Fleurs» – einen Haute-Couture-Blumenladen mit einer<br />
einzigen Blume. Heute zählt der Künstler Modehäuser wie Bulgari, Hermès<br />
oder Issey Miyake zu seinen Kunden. Vom Zauber der Blumen fasziniert,<br />
beschloss er, die Floristik zur Kunst zu machen. <strong>PRESTIGE</strong> traf den Künstler<br />
auf der Giardina in Zürich und liess sich von ihm in seine «blumiante» Kunstwelt<br />
entführen.<br />
Publisher Francesco J. Ciringione | Owner Prestige Media AG, prestigemedia.ch | Publishing Director Boris Jaeggi / b.jaeggi@prestigemedia.ch | Art Director & Head<br />
of Production Nicole Senn / n.senn@prestigemedia.ch | Graphic Design Tobias Merz, Stephanie Rosenblatt | Sales Virginie Vincent / v.vincent@prestigemedia.ch | Sales &<br />
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Jansen, Jascha Köhler, Georg Lutz, Angelika Möller, Gabriel Palacios, Adriano Cimarosti, Dr. Karsten Priebe, Lilly Steffen, Helena Ugrenovic, Götz Winter, Dominique Zahnd,<br />
Jan-Chrisopher Sierks News Yvonne Beck, Lone Halvorsen | Cover Picture Constanze Leuschner / blaublut-edition.com | Photographs Taschen Verlag, Yvonne Beck, ALTA<br />
AESTETICA, Swiss Images, Ankerherz Verlag, Academy of Motion Picture Arts and Sciences, Metro Goldwyn Mayer, Tim Raue, Thomas Hauer, Enzo Ennea, Oman Torismus,<br />
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