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Prestige_3_2014_eMag

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32<br />

LIMITED EDITION AUTUMN <strong>2014</strong><br />

CULTURE<br />

TRAVEL<br />

LIVING<br />

DRIVE STYLE<br />

BEAUTY<br />

FASHION<br />

CULINARIUM<br />

FINANCE<br />

WATCHES & JEWELLERY<br />

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Tel. 044 864 86 40, www.buelach.amag.ch<br />

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und der Liebe.»<br />

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INHALT<br />

TRAVEL<br />

30 FRANZÖSISCH-POLYNESIEN<br />

Mit James Cook fing alles an<br />

36 WUSSTEN SIE SCHON…?<br />

Las Vegas, Bishop Rock & Pilatus<br />

30<br />

38 GASTGESCHENKE<br />

Wie Hotels ihre Gäste verwöhnen<br />

40 OMAN<br />

Beauty has an address<br />

44 ES WAR EINMAL IN AMERIKA<br />

Die ersten Farbfotografien der Neuen Welt<br />

46 REINHOLD MESSNER<br />

Gipfelstürmer<br />

48 DOMINIKANISCHE REPUBLIK<br />

Der karibische Traum<br />

53 CHARLES DARWIN<br />

Die Suche nach dem Ursprung des Lebens<br />

54<br />

40<br />

54 DUFT DER STADT<br />

Olfaktorisches Sightseeing<br />

58 TRAVEL BOOKS<br />

Nordkorea, Italien & Äthiopien<br />

CULTURE<br />

60 KYLIE MINOGUE<br />

Die Chefin der Disco<br />

68 AUSSTELLUNGEN & BOOKS<br />

Von Truman Capote bis Kaiser Franz<br />

70 GERHARD RICHTER<br />

Maler der Rekordsummen<br />

72 ERIK JOHANSSON<br />

Der Surrealist<br />

76 MÄZENINNEN<br />

Ein Leben für die Kunst<br />

81 ERWITTS HOMMAGE<br />

An die Frauen dieser Welt<br />

60<br />

84 TEUER UND LEBENDIG<br />

Die bestverdienenden US-Künstler<br />

86 ALCATRAZ<br />

Die Insel der Schwerverbrecher<br />

91 PAUL AUSTER<br />

Der amerikanische Romancier<br />

92 WUSSTEN SIE SCHON…?<br />

Picasso, Robert Downey Jr. und Paparazzi<br />

86<br />

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INHALT<br />

WATCHES & JEWELLERY<br />

114<br />

94 UHRENKLASSIKER<br />

Tickende Freunde für ein langes Leben<br />

108 ELISABETH VIGÉE-LEBRUN<br />

Eine aussergewöhnliche Uhr aus dem 18. Jahrhundert<br />

112 WUSSTEN SIE SCHON …?<br />

Sancy, Blumenuhr und MESZ<br />

114 HAUTE JOAILLERIE<br />

Wunderland à la Victoire de Castellane<br />

119 HARRY WINSTON<br />

Der Diamantenjunge<br />

120 NEUES AUS DER UHREN- & SCHMUCKWELT<br />

Luxuriöse Schleifen & Tribut an Olympia<br />

122 DAS TAL DER UHREN<br />

Städte der Zeit<br />

125 NICOLAS G. HAYEK<br />

Unternehmer, Erfinder, Patron<br />

126 GEORGE NELSON<br />

Designeruhren<br />

126<br />

DRIVE STYLE<br />

130 DIE GEFLÜGELTE, ALTE DAME<br />

Eine Kühlerfigur namens Emily<br />

134 SEBASTIAN VETTEL<br />

Vierfacher Formel-1-Weltmeister<br />

138 MOBILE GADGETS<br />

Pizza-Boxenstopp & Rennwagenwecker<br />

140 ICH FAHRE MIT …<br />

Audi RS 5 Cabriolet<br />

144 AUTOMUSEUM<br />

Das Lied der Schlümpfe<br />

148 DER AUTOFRIEDHOF<br />

Wenn Rostlauben zum Kunstwerk reifen<br />

134<br />

152 GRAF VON ZEPPELIN<br />

Der Luftschiffkonstrukteur<br />

153 WUSSTEN SIE SCHON …?<br />

Bugatti-Doktor, Watercar & Luxus-Autohaus<br />

130<br />

148<br />

22 | PRESTIGE


“ O N E M U S T D R E S S C O R R E C T L Y F O R W O R K ”<br />

Jeremy’s Rule No. 2 for living a better life<br />

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INHALT<br />

160<br />

FASHION<br />

154 ANDREA SANTONI<br />

Eine ewige Romanze zwischen Stil & Qualität<br />

160 DER HUT<br />

Stilikonen für den Kopf<br />

164 PRESTIGE PRESENTS<br />

Joel Cartier<br />

170 «SHOETING» STARS<br />

Der Frau liebstes Kind<br />

172 JEAN PAUL GAULTIER<br />

Ahoi Sailorboy!<br />

174<br />

174 BIO-COUTURE<br />

Smarte Textilien für smarte Menschen<br />

178 NEUES AUS DER MODEWELT II<br />

Von Loden bis Straussenleder<br />

180 WUSSTEN SIE SCHON …?<br />

Parfüm für Millionäre & Diamanten-Denim<br />

173 NEUES AUS DER MODEWELT<br />

Casual-Strick & anspruchsvolle Eleganz<br />

181 VALENTINO GARAVANI<br />

Der letzte Kaiser<br />

BEAUTY<br />

182 HAARE<br />

Trends & Trendmacher<br />

190 CLAUDIA SCHIFFER<br />

Topmodel & Lagerfelds Muse<br />

182<br />

191 NEUES AUS DER WELT DER SCHÖNEN<br />

The Beauty Book, Duft-Diffusor & Best Shape<br />

192 THIERRY WASSER<br />

Der ideale Duft<br />

197 CHANEL N O 5<br />

Ein Parfüm geht um die Welt<br />

198 SEREN<br />

Spezialisten für jede Haut<br />

LIVING<br />

197<br />

200 MAX BILL<br />

Die Kunst, einen Hocker zu gestalten<br />

206 NEUE WOHNWELT<br />

Mix & Match<br />

208 FRANK LLOYD WRIGHT<br />

Der Luftschlossarchitekt<br />

210 ATELIER OÏ<br />

Experiment mit Materialien<br />

213 WUSSTEN SIE SCHON …?<br />

Sauna, Flügel & helvetisches Urgestein<br />

214 MARCEL BREUER<br />

Vom Tischlerlehrling zum Stararchitekten<br />

210<br />

216 PATRIC SIMMEN<br />

Immobilien für die oberen Zehntausend<br />

224 PRESTIGE PRESENTS<br />

Herrschaftliches Anwesen mit Seesicht<br />

24 | PRESTIGE<br />

200


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DAS GESCHMACKSERLEBNIS<br />

ERREICHT NEUE HÖHEN<br />

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INHALT<br />

CULINARIUM<br />

232 DIRK HANY<br />

Bartender mit Leib & Seele<br />

236 NEUE KULINARISCHE GENÜSSE<br />

Rum, Zigarren & Cocktails<br />

238 A PIECE OF ART<br />

Idris Khan & Dr. Bill Lumsden<br />

241 ALEXANDROS NICOLAIDES<br />

Der beste Bartender der Schweiz<br />

242 DIE BESTEN BARS DER WELT<br />

Von London bis Tokio<br />

244 BARTENDERS FINEST<br />

Die Rolex unter den Soda Siphons<br />

247 ANLÄSSE STILVOLL FEIERN<br />

Eine 30-jährige Erfolgsgeschichte<br />

248 WUSSTEN SIE SCHON …?<br />

Moos, Kwas & Safran<br />

250 DREI-STERNE-CHEF THOMAS BÜHNER<br />

Kulinarisches Gastspiel auf der EUROPA<br />

253 DIETER MEIER<br />

Schweizer Lebenskünstler und<br />

erfolgreicher Bio-Landwirt<br />

232<br />

250<br />

FINANCE<br />

254 VISIONEN UMSETZEN<br />

Biodiversität im Weinberg<br />

260 DER DREIKLANG<br />

Wild, bio und fair<br />

266 FALSCHE STRATEGIEN<br />

Die folgenschwersten Anlegerfehler<br />

266<br />

KOLUMNEN<br />

82 WILHELM J. GRUSDAT – Aus dem Leben eines Galeristen: An einem seltsamen Ort!<br />

163 GABRIEL PALACIOS – Die Kunst, man selbst zu sein<br />

196 GÖTZ WINTER – Ein Lächeln ins Gesicht zaubern<br />

205 DJ ANTOINE – Album-Release: Der ganz normale Wahnsinn<br />

249 TAMARA WERNLI – Emsige Engel am Samstagmorgen<br />

265 DR. CARSTEN PRIEBE – Ölindustrie vor grossen Herausforderungen<br />

NEWS<br />

111 FUNKELNDES KLEINOD<br />

118 JEWELLERY<br />

128 SCHMUCKSTÜCKE<br />

136 GATEFOLDER WOMEN<br />

137 GATEFOLDER MEN<br />

142 AUDI-BEGLEITER<br />

158 LAUFSTEG<br />

189 PERFEKTES STYLING<br />

195 SMELLS LIKE AUTUMN<br />

206 LIVING NEWS<br />

230 WOHNLANDSCHAFT<br />

268 VORSCHAU & IMPRESSUM<br />

CHRISTA RIGOZZI<br />

FÜR SOKOLOV JEWELRY<br />

26 | PRESTIGE


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Meine Branche: Gasversorgung<br />

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Die letzten Sonnenstrahlen des Sommers werden langsam<br />

schwächer und der Herbst hält mit grossen<br />

Schritten Einzug, mit ihm ein leuchtend buntes Blättermeer<br />

und immer länger werdende Abende. Die perfekte Zeit,<br />

sich mit unserer aktuellen Ausgabe des <strong>Prestige</strong> vor dem Kamin<br />

zurückzuziehen und sich von uns in ferne Länder entführen zu<br />

lassen.<br />

Reisen stärkt den Körper und die Seele. Was wären wir ohne<br />

die vielen Eindrücke, die wir an Orten wie der Dominikanischen<br />

Republik, der Südsee oder in den Arabischen Emiraten sammeln?<br />

Wir lassen Sie teilhaben an den Mythen Tahitis, den<br />

Traum stränden der Karibik und dem Zauber aus tausendundeiner<br />

Nacht.<br />

Doch nicht nur Reisen erwärmt unsere Sinne, auch ein gut gemachter<br />

Drink kann dies bewirken. Erfahren Sie von den besten<br />

Barkeepern der Schweiz, was einen guten Cocktail ausmacht<br />

und welche Getränke diesen Herbst im Trend liegen.<br />

Für alle, die ein bisschen Spannung bevorzugen, tauchen wir ein<br />

die Geschichte der Gefangeneninsel Alcatraz. Wir bewegen uns<br />

auf den Spuren des «Birdmans» und Al Capones. Nicht weniger<br />

spannende Personen, jedoch mit reinerem Gewissen und besseren<br />

Absichten, sind die Mäzeninnen der Kunst. Wir stellen<br />

Ihnen drei exentrische und aussergewöhnliche Frauen vor, ohne<br />

die die Kunstgeschichte heute bedeutend ärmer wäre.<br />

Auf welchen Beauty-Trend sie auf keinen Fall verzichten können<br />

und welcher Schmuck Sie beim nächsten Event schmücken<br />

sollte, all dies und noch viel mehr erfahren Sie in unserer<br />

Herbstausgabe.<br />

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in den Ateliers<br />

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Lehnen Sie sich also entspannt zurück, geniessen Sie ein Glass<br />

wohltemperierten Cognac und begeben Sie sich mit uns auf<br />

eine spannende und informative Lesereise.<br />

Francesco J. Ciringione<br />

Verleger<br />

Yvonne Beck<br />

Chefredaktorin<br />

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TRAVEL


MIT<br />

JAMES<br />

COOK<br />

FING ALLES AN<br />

FRANZOSISCH-POLYNESIEN<br />

Der englische Schriftsteller D. H. Lawrence schrieb:<br />

«Sie gelten als Paradies auf Erden, diese Südsee-Inseln».<br />

Lawrence, bekannt als ein eifriger Reisegeselle,<br />

war nur einer von vielen, die den Traum<br />

von der Südsee in sich hegten.<br />

Lone K. Halvorsen


TRAVEL<br />

32 | PRESTIGE


TRAVEL<br />

Der Duft von Vanille, die weissen Tiaré, bezaubernde Menschen und<br />

der türkisfarbene Ozean … Der Mythos Südsee wurde vor allem<br />

durch Künstler und Filmstars vermittelt, ob vom Maler Paul Gauguin,<br />

der hier sein Paradies vergeblich suchte, oder von Brando, dem grossen<br />

Meuterer. Zu Recht kann behauptet werden, der Mythos bleibt uns aus einem<br />

trivialen Grund erhalten: Französisch-Polynesien liegt 30 Flugstunden von<br />

Europa entfernt - und damit fast ausserhalb unserer Vorstellungskraft.<br />

Das Supermodell<br />

Fakt ist: Kein anderer Ort der Welt dient unserer Fantasie so sehr als Projektionsflläche<br />

wie jene Tropeninseln, die etwa bei 15° Süd und 140° West im<br />

grössten Ozean der Erde liegen. Auch wenn der erste Europäer, der die Südsee<br />

erreichte, ein Spanier war, beflügelte James Cook den Mythos Südsee.<br />

Seine Expeditionskollegen, der Franzose Louis Antoine de Bougainville und<br />

die Deutschen Johann Reinhold und Georg Forster entfachten mit ihren<br />

Reiseberichten ein wahres Südseefieber in Europa. Kapitän Cook entdeckte<br />

bei seiner fünften Reise in den Südpazifik weitere Inseln in der Nähe von<br />

Tahiti und nannte sie schliesslich die «Gesellschaftsinseln», weil sie so nah<br />

beieinander lagen. Bora Bora war für ihn jedoch die «Perle der Südsee» –<br />

und die Anziehungskraft dieser Insel wirkt immer noch. Bora Bora gilt heute<br />

als das «Supermodel» unter den Inseln in Französisch-Polynesien. Und auch<br />

wenn es bereits tausendmal geschrieben wurde, das Atoll von Bora Bora ist<br />

tatsächlich unverschämt schön. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich<br />

der «Heilige Berg» Mount Otemanu, der über die Einwohner von Bora Bora<br />

wacht. Besteigen lässt er sich nicht, da er aus Vulkangestein besteht, aber<br />

der Blick aus der Ferne auf diesen majestätischen Berg, ist einfach einzigartig.<br />

Auch wenn die «Reichen und Schönen» überwiegend Bora Bora ansteuern,<br />

befinden sich in Französisch-Polynesien noch viele weitere Inseln.<br />

Diese sind zwar nicht so bekannt wie das «Supermodel», müssen sich aber<br />

auch nicht in ihrem Schatten verstecken.<br />

Paul Gauguin<br />

Leicht bekleidete Frauen mit<br />

goldener Haut vor bunter Kulisse –<br />

der Maler Paul Gauguin malte<br />

Ende des 19. Jahrhunderts in der<br />

Südsee ein erotisches Paradies unter<br />

Palmen. 1891 kam Gauguin in die<br />

Südsee, fand aber nicht die Welt,<br />

die er gesucht hatte. Missionare<br />

hatten bereits dafür gesorgt, dass<br />

die Bewohner Tahitis französisch<br />

und katholisch geworden waren. So<br />

malte Gauguin nicht das, was<br />

er tatsächlich vorfand, sondern<br />

seine Idee vom Paradies. Seine<br />

Bilder wurden später millionenfach<br />

auf Postkarten verbreitet und<br />

prägen nach wie vor die europäische<br />

Vorstellung über die Südsee – ein<br />

Paradies auf Erden.<br />

Vanille<br />

Auf Tahiti wächst eine erstaunlich geschmackvolle und<br />

aromatische Vanille. Die auf der Inseln vorkommende<br />

Orchideenart «Vanilla Tahitensis» findet dort, bedingt<br />

durch das subtropische Klima und den nährstoffreichen<br />

Boden, die optimalen Anbaubedingungen. Anders als<br />

die gewöhnliche «Bourbon-Vanille» besitzt die Tahiti-Vanille<br />

einen zusätzlichen Stoff namens «Heliotropin», welcher<br />

ihr einen einzigartigen milden und süsslichen Duft verleiht.<br />

Zu Recht wird deshalb auch diese Vanille als «Königin<br />

der Gewürze» bezeichnet.


TRAVEL<br />

Festivals in<br />

Französisch-Polynesien<br />

Blumenketten, der Klang der Ukulele<br />

und anmutige Tänzerinnen in Baströcken<br />

sind typische Merkmale der<br />

tahitianischen Kultur. Es ist nicht<br />

verwunderlich, dass Tahiti und seine<br />

ganzjährig einen vollen Festivalkalender<br />

haben, denn Gesang und Tanz sind<br />

in Französisch-Polynesien tief in den<br />

Traditionen verwurzelt und gehören<br />

zum Alltagsleben. Neben dem Tanz ist<br />

auch der sportliche Wettkampf ein<br />

fester Bestandteil der alten polynesischen<br />

Kultur. Besonders den Regatten<br />

der Auslegerkanus kommt eine grosse<br />

Bedeutung zu. Dabei stellt jede Insel<br />

ein Boot mit einem Team, das über<br />

sechzig bis achtzig Kilometer um die<br />

Wette paddeln muss. Den Höhepunkt<br />

des jährlichen Festivalkalenders bildet<br />

das im Juli stattfindende «Heiva i<br />

Tahiti», was soviel heisst wie «Festival<br />

auf Tahiti». Das Kulturfest findet in<br />

Tahitis Hauptstadt Papeete statt. Hier<br />

messen sich die Insulaner in Gesang<br />

und Tanz, aber auch im Pirogenrudern,<br />

im Speerwerfen nach Kokosnüssen<br />

und im Flechten traditioneller Handwerkskunst.<br />

Besonders sportlich<br />

geht es auch beim «Hawaiki Nui Va’a»<br />

zu, einem Auslegerkanurennen mit<br />

mehr als 100 Booten zwischen den<br />

Inseln Huahine, Raiatea, Tahaa<br />

und Bora Bora.<br />

Die Wilde<br />

Moorea und Raiatea sind zwei Inseln, die etwas weniger verbaut, wilder und<br />

weniger touristisch überladen sind. Moorea ist die kleine «Schwesterninsel»<br />

Tahitis und liegt eine halbe Stunde mit dem Katamaran von Papeete entfernt.<br />

Auch wenn die Inselbewohner hier zum grossen Teil vom Tourismus leben,<br />

ist die Existenzgrundlage vieler Einheimischer noch sehr traditionell mit<br />

Vanille anbau, Fisch und Perlen verbunden. Die Insel besitzt viele Legenden.<br />

Unter anderem wird berichtet, dass der Gott Hiro sich den Berg Rotui, den<br />

schönsten Ort der Insel, zu eigen machen wollte. Dort, so besagt es die<br />

Legende, rasten die Geister der Toten, bevor sie zu ihrem Endziel aufbrechen<br />

(fragwürdig, warum sie nicht lieber auf Tahiti bleiben wollten). Hiro wollte ihn<br />

eines Nachts heimlich stehlen, um ihn zu sich nach Raiatea mitzunehmen.<br />

Doch schlug ihn der Krieger Pai in die Flucht, indem er seine Lanze nach ihm<br />

schleuderte. Diese bohrte sich durch den anderen berühmten Berg der<br />

Insel, der seitdem Moua Puta, «durchlöcherter Berg», heisst. Das Loch kann<br />

man heute noch sehen. Die zackigen Spitzen der vulkanischen Berge sind<br />

von überall aus sichtbar. Es fällt einem schwer, diese Insel nicht ins Herz zu<br />

schliessen.<br />

Zu Weltruhm gelangte Moorea spätestens durch den Film «Die Meuterei auf<br />

Bounty», der in der Oponohu-Bucht gedreht wurde. Gleich Gleich neben<br />

dem 900 Meter hohen Mount Rotui, auf dem die Maori einst ihre Toten im<br />

Freien aufbewahrten, liegt Cook’s Bay. Es lohnt sich, eine Fahrt zu dem<br />

Aussichtspunkt Belvedere zu machen. Und auch wenn die Wolken einem<br />

einen Strich durch die Rechnung machen und die Bergspitze des Mount<br />

Tohiea umhüllen, ist der Ausblick auf die Cook’s Bay, den Mount Rotoui und<br />

die Oponohu-Bucht umwerfend. Moorea ist auch für seine leckeren, süssen<br />

Ananas und seine einzigartige Vanille, die regelmässig internationale Auszeichnungen<br />

erhält, berühmt. Der Vanilleduft aus dieser Gegend bekam<br />

einst den Namen «Vanilla Tahitensis» und ist über die Inselgrenze von Moorea<br />

hinweg bekannt. Auf den Plantagen kann man die Anbauanlagen besichtigen<br />

und erleben, wie die Frucht nach alter Tradition sonnengetrocknet und<br />

verarbeitet wird.<br />

34 | PRESTIGE


TRAVEL<br />

Die Heilige<br />

Die Insel Raiatea gilt als die eigentliche Wiege Polynesiens. Die Bewohner<br />

Tahitis betrachten die Insel als ihre «Heilige Insel». Der Inselgruppe wird<br />

nachgesagt, dass sie von den alten Hawaiianern besiedelt wurde. Zahlreiche<br />

Kultstätten, wie die von Taputapuatea, bezeugen dies. Zur Zeit der Ankunft<br />

der Europäer war dieses Heiligtum der Sitz der religiösen und politischen<br />

Macht über ganz Polynesien. Natürlich findet man zudem eine spektakuläre<br />

Landschaft mit zahlreichen Buchten, Vanilleplantagen und der einmaligen<br />

Blume Tiare Apetahi. Die Insel ist bei Segelurlaubern sehr bekannt, und auch<br />

mit dem Boot kann man die archäologischen Seiten von Raiatea erleben. An<br />

Land sollte man von Anfang an seine Uhr ablegen, denn hier scheint jeder<br />

Aspekt des Lebens ein wenig langsamer abzulaufen. Man könnte sich sogar<br />

daran gewöhnen.<br />

Tattoos<br />

Was bei uns überwiegend als eine Modewelle zu betrachten ist, stellt in<br />

Französisch-Polynesien eine alte Tradition dar. Es gibt kaum einen Einwohner –<br />

ob es nun die alte Fischverkäuferin, der Banker im Anzug oder der Arbeiter<br />

auf der Vanilleplantage ist –, der hier keine Tätowierung hat. Eine Tätowierung<br />

gehört als Körperschmuck genauso zum alltäglichen Leben wie die Tiare-<br />

Blume hinter dem Ohr. Tattoos sind hier jedoch nicht einfach nur Verzierungen<br />

des Körpers. Vielmehr erzählen die Motive ganze Geschichten. Manche haben<br />

eine spirituelle Bedeutung und übernehmen zudem die Funktion eines Talismans.<br />

Lebens erfahrungen können in den Wünschen einer spezifischen Tätowierung<br />

erkannt werden. Die Tätowierer geniessen ein sehr grosses Ansehen und gelten<br />

hier als richtige Künstler. Europäer betreten hier die «Tattoo-Studios» oftmals mit<br />

einem skeptischen Blick. Viel mehr als eine kleine Holzhütte mit einem Dach<br />

aus Kokosblättern und ohne umfangreiche hygienische Vorkehrungen ist hier nicht<br />

zu erkennen. Nach der ursprünglichen Methode, bei der man das Tattoo mit<br />

einem Knochen sticht, wird jedoch kaum noch gearbeitet. Heutzutage gehören<br />

auch hier sterile Nadeln und elektrische Maschinen zur Grundausstattung.<br />

Wer heute durch das Land reist, kann sich kaum vorstellen, dass es Zeiten gab,<br />

in denen Tätowierungen fast vollständig verschwunden waren: Die Missionare<br />

aus Europa hatten den Polynesiern das Tragen von Tattoos verboten, da sie die<br />

europäischen Sitten als oberstes Gebot durchsetzen wollten. Doch vor einigen<br />

Jahrzehnten kam es durch das Festival «Heiva» zu einem Comeback des Tattoos<br />

und damit auch zur Rückbesinnung auf die eigene Kultur.<br />

The Luxury Way of Life | 35


WUSSTEN<br />

SIE SCHON …?<br />

Touristenliebling Las Vegas<br />

Keine andere Stadt der Welt ist bei Touristen beliebter als<br />

Las Vegas: Rund 40 Millionen Menschen pilgern jedes Jahr<br />

in die US-Wüstenmetropole, die mit ihren vielen Bars,<br />

Theatern und Casinos erst in der Nacht so richtig zum Leben<br />

erwacht. Beliebte Anlaufstellen sind unter anderem das<br />

Bayerische Hofbräuhaus, das Luxor und das Hotel Bellagio.<br />

Seit April dieses Jahres kann sich Las Vegas aber auch<br />

noch mit einer weiteren Attraktion schmücken: dem Las Vegas<br />

High Roller. Mit einer Höhe von 167 Metern ist er das<br />

grösste Riesenrad der Welt!<br />

Die kleinste Insel der Welt<br />

Als Reiseziel ist der Bishop Rock wohl eher<br />

ungeeignet. Die vor den Scilly-Inseln am Eingang<br />

des Ärmelkanals gelegene Klippe gehört zum<br />

Vereinigten Königreich und ist mit einer Fläche von<br />

0,06 Hektar die kleinste bebaute Insel der Welt.<br />

Das Einzige, was hier Platz findet, ist ein 49 Meter<br />

hoher Leuchtturm, auf dessen Spitze ein<br />

Hubschrauberlandeplatz installiert wurde.<br />

Die steilste Zahnrad -<br />

bahn der Welt<br />

Die Schweizer Pilatus-Bahn ist ein Meisterwerk<br />

der Ingenieurskunst. Seit 125 Jahren<br />

ist sie nun schon in Betrieb und transportiert<br />

die Gäste mit gemächlichen 12 Stundenkilometern<br />

von Alpnachstad bei Luzern hinauf<br />

auf den sagenumwobenen Pilatusberg.<br />

Auf der 4,6 Kilometer langen Fahrt muss sie<br />

Steigungen von bis zu 48 % überwinden,<br />

die den einen oder anderen ganz schön ins<br />

Schwitzen bringen können! Auf 2 070 Metern<br />

Höhe erwartet den Besucher dann aber<br />

ein grandioser Panoramablick: Bei gutem<br />

Wetter kann man im Süden die Berner<br />

Alpen und im Norden Luzern sowie den<br />

Vierwaldstättersee sehen.<br />

36 | PRESTIGE


DAS BOUTIQUE-HOTEL MIT<br />

INDIVIDUELLEM FLAIR AN EXKLUSIVER LAGE.<br />

HOTEL CHÂTEAU GÜTSCH | Kanonenstrasse | 6003 Luzern<br />

Telefon +41 41 289 14 14 | Fax +41 41 289 14 15 | info@chateau-guetsch.ch | www.chateau-guetsch.ch


GAST<br />

GESCHENKE<br />

Wie Hotels ihre Gäste (sonst noch)<br />

verwöhnen<br />

Kostenlose Flughafen-Shuttles, selbst gemachte Pralinen als Betthupferl<br />

und eine Flasche Wein gratis auf dem Zimmer sind nette Gesten und der<br />

Einstieg in einen perfekten Aufenthalt. Noch schöner ist es, wenn die Hotels<br />

in ihrer Gastfreundschaft einen Schritt weitergehen und den Gästen ihre<br />

Destinationen von der schönsten Seite vorstellen. Auf kostenlosen und<br />

unvergesslichen Ausflügen in die Region erleben sie verborgene Plätze,<br />

geschichtsträchtige Orte und eine beeindruckende Natur.<br />

LONDON<br />

Jumeirah Carlton Tower<br />

Nach der Ausmusterung der legendären roten<br />

Doppeldeckerbusse in London und deren<br />

Ersatz durch den «New Bus» ist Busfahren<br />

in London zumindest für Nostalgiker kein<br />

Thema mehr. Und das Sightseeing im<br />

geräuschvollen Lamborghini oder Ferrari<br />

ist nur wenigen Besuchern der Metropole<br />

vorbe halten. Die Gäste des Jumeirah Carlton<br />

Tower haben nun eine echte Alternative:<br />

Sie können im Hotel kostenlos Fahrräder<br />

ausleihen und auf ihrer eigenen Route kreuz<br />

und quer die Stadt erkunden – von den<br />

mondänen, quirligen Vierteln Chelsea und<br />

Belgravia und der Kings Road bis zum<br />

beschaulichen Pimlico oder dem Hyde Park.<br />

Auf Wunsch gibt es ein typisch britisches<br />

Picknick obendrauf.<br />

Jumeirah Zabeel Saray<br />

Sportliche 20 Kilometer sind es vom westlichen bis zum<br />

östlichen Halbmond und zurück von The Palm in<br />

Dubai. Zu Fuss ist das ein mehr als schweisstreibendes<br />

Unterfangen! Wesentlich angenehmer, wenn auch für<br />

Dubai äusserst ungewöhnlich, ist da die Tour per Fahrrad –<br />

nicht nur des erfrischenden Fahrtwindes wegen, sondern<br />

vor allem, weil die Radler von jeder Position der westlichen<br />

und östlichen Halbmonde einen spektakulären Rundblick<br />

auf das Innenleben von The Palm geniessen. Die Fahrradtouren<br />

«Pedal around the Palm» sind Teil des Talise<br />

Fitnessprogramms im Jumeirah Zabeel Saray. Sie dauern<br />

je nach Kondition rund 90 Minuten, eine detaillierte Fahrradkarte<br />

gibt es gratis dazu. Und wer unterwegs müde wird,<br />

ruft einfach an der Rezeption an und lässt sich abholen.<br />

www.jumeirah.com<br />

KAPSTADT<br />

DUBAI<br />

www.jumeirah.com<br />

Belmond Mount Nelson Hotel<br />

Guten Gewissens können die Gäste des Belmond Mount<br />

Nelson Hotel in Kapstadt ihr Gastgeschenk annehmen: Es<br />

ist nicht nur gratis, sondern auch umweltfreundlich! Das<br />

Traditionshotel am Fusse des Tafelberges lädt zum kostenfreien<br />

Fahrservice im hoteleigenen Toyota Prius zu den<br />

drei bedeutsamsten Aussichtspunkten der Stadt ein: Tafelberg,<br />

Signal Hill und Lions Head. Auf Anfrage können<br />

sich die Gäste auch zu anderen Ausflugszielen in der Nähe<br />

des Hotels fahren lassen, wie etwa zum bekannten<br />

Clifton Beach oder zur Camps Bay. Übrigens: Der Toyota<br />

Prius ist weltweit das erste Hybridfahrzeug, das in<br />

Serie produziert wurde.<br />

www.belmond.com<br />

38 | PRESTIGE


KAPSTADT<br />

Taj Cape Town<br />

Südafrikas langen Weg in die Freiheit können die Gäste des Taj Cape Town auf der «Footsteps to Freedom Walking<br />

Tour» nachvollziehen. Die geführte Wanderung zu den historischen Highlights in Kapstadts Stadtzentrum ist für alle<br />

Hotelgäste kostenfrei. Die zweieinhalbstündige Tour startet täglich von Dienstag bis Samstag in der Hotellobby und führt<br />

zu historischen Sehenswürdigkeiten in der Nähe. Erfahrene Guides nehmen die Gäste mit auf eine Zeitreise und<br />

nutzen die Strassen und Gebäude als Kulisse, um die Geschichte der Stadt zu erzählen und greifbar zu machen. Nur<br />

15 Meter vom Taj Cape Town entfernt, arbeiteten zum Beispiel die drei südafrikanischen Friedensnobelpreisträger<br />

Desmond Tutu, FW De Klerk und Nelson Mandela.<br />

www.tajhotels.com<br />

ZÜRS<br />

Thurnher’s Alpenhof, Zürs<br />

Auf diesen besonderen Service müssen die Gäste des Thurnher’s Alpenhof noch<br />

warten, bis der erste Schnee fällt: Eine Bergtour bei Sonnenaufgang mit<br />

anschliessendem Frühstücks-Picknick im Schnee – diesen Ausflug lieben die<br />

Stammgäste des Thurnher’s Alpenhof in Zürs besonders. Als einziges Haus<br />

in Zür bietet das Leading Hotel seinen Gästen den kostenlosen Service eines<br />

hauseigenen Skilehrers an. Neben der Tour am frühen Morgen begleitet der<br />

ehemalige Gebirgsjäger und diplomierte Sportlehrer Roman Dornauer sie auch<br />

beim Paragliding und Heliskiing in der Region rund um den Arlberg, übt mit<br />

Anfängern das Carven und bezwingt mit Skiprofis steile Abhänge. Auf Wunsch<br />

organisiert er auch Schlittenfahrten, Eisstockschiessen und Fackelwanderungen.<br />

www.thurnhers-alpenhof.at<br />

POSITANO<br />

Le Sirenuse<br />

Das ehemalige Fischerstädtchen Positano<br />

gilt als die Perle der Amalfiküste. Der<br />

Schriftsteller John Steinbeck bezeichnete<br />

es als den «einzigen senkrechten Ort<br />

der Welt». Warum, das erleben die Gäste<br />

des Leading Hotels Le Sirenuse auf einem<br />

der beiden täglichen Bootsausflüge entlang<br />

der Küste: Vom Wasser aus geniessen<br />

sie einen ungetrübten Blick auf pastellfarbene<br />

Häuser, steile Gassen und unzählige<br />

Treppen. Romantiker können alternativ<br />

die ebenfalls kostenlose Sunset Cruise auf<br />

der Sant’ Antonio mit Champagner und<br />

Fingerfood wählen. Abfahrt ist abends um<br />

18.15 Uhr, so dass sie pünktlich zum<br />

Abendessen um 20.30 Uhr zurück sind.<br />

www.sirenuse.it<br />

The Luxury Way of Life | 39


TRAVEL<br />

AHLAN!<br />

WILLKOMMEN<br />

IN OMAN!<br />

Das Sultanat Oman ist ein bezaubernder Ort.<br />

Insider nennen dieses wunderbare Land<br />

gern das bestgehütete Geheimnis im Indischen Ozean,<br />

in dem gilt «Beauty has an address».<br />

Lilly Steffen<br />

Ministry of Tourism, Sultanate of Oman<br />

40 | PRESTIGE


TRAVEL<br />

Oman, das Land der goldenen Dünen, die<br />

sich bis zum Meer er strecken, der Souks,<br />

die mit aufregenden Düften und Farben<br />

die Sinne betören, der historischen Plätze, die von<br />

der UNESCO zu Welterbestätten ernannt wurden,<br />

und der turmhohen Klippen, die aus dem Ozean<br />

emporragen.<br />

Die Hauptstadt zwischen<br />

Meer und Bergen<br />

Muscat verströmt entlang der Küste am Golf von<br />

Oman mediterran gepflegtes Flair. Fast die Hälfte<br />

der omanischen Bevölkerung lebt in der Capital-<br />

Area. Besucher der pulsierenden Hauptstadt<br />

Muscat können die zahlreichen Ausstellungen in<br />

den Museen, die alten Gebäude innerhalb der<br />

Stadtmauern, den Hafen, in dem man Fischer mit<br />

ihren traditionellen Dhaus antrifft, oder das erste<br />

Opernhaus der Arabischen Halbinsel besuchen.<br />

Die Hauptstadt ist ein Spiegelbild der Vergangenheit<br />

und der Gegenwart des Landes, sie zieht den<br />

Besucher mit ihrer traditionellen Architektur, ihren<br />

Stränden und ihrer beeindruckenden Lage zwischen<br />

dem Meer und den Bergen sofort in seinen<br />

Bann.<br />

Besucher können mit einem Bummel über die<br />

Uferpromenade oder Corniche von Matrah beginnen.<br />

In dieser Gegend befindet sich auch der<br />

Souk mit dem umfangreichsten Angebot auf der<br />

gesamten Arabischen Halbinsel. Hier kann man<br />

neben traditioneller Kleidung, Schmuck, Gewürzen,<br />

Antiquitäten und Beduinenteppichen auch Handwerksbetriebe<br />

finden, in denen die traditionellen<br />

Silber- und Elfenbeindolche, auch bekannt als<br />

«Khanjars», hergestellt werden. Schaut man<br />

über die Uferpromenade, erblickt man einige<br />

der schönsten und ältesten Gebäude sowie die<br />

Lawati-Moschee mit ihrem blauen Minarett und<br />

der majestätischen, mit Mosaiken verzierten Kuppel.<br />

Auch die Grosse Sultan-Qaboos-Moschee ist<br />

ein Ort, den wirklich jeder besuchen sollte. Von<br />

der Kuppel hängt ein prächtiger Kronleuchter aus<br />

Swarovski-Kristallen herab und der Boden ist<br />

mit einem handgeknüpften Perserteppich bedeckt,<br />

der von 600 Webern gefertigt wurde und<br />

4 263 Quadratmeter gross ist.<br />

In Alt-Muscat lohnt sich zudem ein Besuch des<br />

königlichen Palastes Al Alam und gegenüber<br />

thronen, erhöht auf Felsen vor der Stadt, die<br />

Festungen Al Jalali und Al Mirani, die zu den bedeutendsten<br />

Wahrzeichen zählen.<br />

Das Tor zur Wüste<br />

Einen Zeitsprung macht man beim Besuch der<br />

Oasenstadt Nizwa, einst selbst Hauptstadt und<br />

religiöses Zentrum. Hier ist das Leben noch bunter,<br />

lebhafter, traditioneller. Die bezaubernde Stadt<br />

liegt inmitten einer atemberaubenden Berglandschaft<br />

und ist, vom Norden des Landes kommend,<br />

der ideale Ausgangspunkt für Touren in die<br />

Wüsten Omans. Die Stadt entstand um eine üppig<br />

grüne Oase herum, an der sich die Strassen der<br />

Karawanen aus dem Norden und dem Süden<br />

Nonstop-Verbindung von der<br />

Schweiz in das Sultanat Oman<br />

1001 Nacht erleben in nur sechseinhalb Stunden Flug:<br />

Oman Air fliegt vier Mal wöchentlich von der Schweiz aus<br />

in das Sultanat Oman. Ab Zürich gibt es vier Non-stop<br />

Flüge pro Woche nach Muscat, der Hauptstadt von Oman.<br />

Von Muscat aus bietet Oman Air Anschlussverbindungen<br />

zu den Reisezielen Sri Lanka, Dubai, Malediven, Bangkok,<br />

Kathmandu, Kuala Lumpur, Sansibar und Tansania sowie<br />

zu zehn Zielen in Indien.<br />

www.omanair.com<br />

The Luxury Way of Life | 41


TRAVEL<br />

kreuzten. Ihre Bedeutung als Handelsplatz zeigt<br />

sich auch heute noch durch ihren aussergewöhnlichen<br />

Souk, der zu den schönsten und vielfältigsten<br />

des Landes zählt.<br />

Ein Besuch Nizwas lohnt sich zudem, um die<br />

herrliche Architektur und die mächtige Festung,<br />

die hoch über der Stadt liegt, zu bewundern.<br />

Sie ist die grösste Festung auf der gesamten<br />

Arabischen Halbinsel und besitzt einen Wachturm<br />

mit einem Durchmesser von 45 Metern, der<br />

die übrigen Befestigungsanlagen um 34 Meter<br />

überragt.<br />

Ab in die Wüste!<br />

Ein Konzert warmer Gelb-, Orange- und Rottöne<br />

spielen die Sandwüsten Wahiba Sands im Nordosten<br />

und Rub al-Khali im Südwesten. Mit ihrer<br />

schier endlosen Weite und ihrer beeindruckenden<br />

Stille übt sie einen einzigartigen Reiz aus und<br />

bietet allen, die das Abenteuer und die Natur<br />

lieben, unvergleichbare Erlebnisse. Die riesige<br />

Wüste Al Sharqiya liegt im Herzen Omans. Ihre<br />

Dünen wechseln ihre Farbe im Laufe eines Tages<br />

von Weiss über Gelb zu Rot. Ein grosser Teil der<br />

Fläche Omans wird von der Rub al-Khali, der<br />

grössten Sandfläche der Erde, bedeckt. Auf Arabisch<br />

bedeutet ihr Name «das leere Viertel», denn<br />

sie erstreckt sich über ein Viertel der gesamten<br />

Arabischen Halbinsel. Sie ist eines der wenigen<br />

Gebiete auf der Erde, die noch nicht vollständig<br />

erforscht wurden. Eine Möglichkeit, von Muscat<br />

nach Salalah, dem Tor zur Rub al-Khali, zu reisen,<br />

ist, mit dem Auto quer durch das Land zu fahren.<br />

Die zwölfstündige Fahrt entlang einer etwa<br />

1 000 Kilometer langen Strecke bietet eine wunderbare<br />

Gelegenheit, die weiten Wüstenebenen,<br />

auch bekannt als «Hamadas», im Herzen des<br />

Landes zu bestaunen. Ausserdem können Sie die<br />

riesigen Ölfelder in den Provinzen Dhofar und<br />

Al Wusta begutachten, die die Hauptquellen für<br />

den Wohlstand Omans sind.<br />

42 | PRESTIGE


TRAVEL<br />

Strand & Meer<br />

Doch Oman besteht nicht nur aus Wüste. Ganz im<br />

Gegenteil: Mit seinen langen, feinen Sandstränden,<br />

seinen tropischen, mit Palmen bewachsenen<br />

Buchten und turmhohen Klippen, die aus dem<br />

Ozean emporragen, und einer 3 165 Kilometer<br />

langen Küste ist Oman das ideale Ziel für alle, die<br />

gern am Wasser sind. Die Küste rund um die<br />

Hauptstadt Muscat ist sandig, mit ruhiger See und<br />

langen, einsamen Stränden, die eine Vielzahl an<br />

Möglichkeiten bieten. Die Halbinsel Musandam im<br />

Norden ist in der ganzen Welt berühmt für ihre<br />

schroffen Felsen, die steil aus dem Meer ragen<br />

und eine spektakuläre Landschaft mit Fjorden,<br />

schmalen Buchten und Höhlen schaffen. Im Süden<br />

gibt es in der Region Salalah zahlreiche tropische<br />

Strände mit türkisfarbenem Wasser und Palmen,<br />

die bis an den goldenen Sand heranreichen. Das<br />

Meer von Oman und das Arabische Meer beheimaten<br />

eine Vielzahl unterschiedlicher Tierarten<br />

wie Schildkröten, Wale und Delfine. In ihren Tiefen<br />

findet man Korallenriffe, von denen grosse Flächen<br />

noch völlig intakt sind. Ausserdem werden dort<br />

zahlreiche Wassersportarten angeboten.<br />

Sport und Freizeit im Sultanat<br />

WANDERN & KLETTERN<br />

Das ist im Sultanat Oman ein unvergleichliches Erlebnis.<br />

Das Hadschar-Gebirge bildet eine majestätische<br />

Landschaft aus gewaltigen Gipfeln und weist markierte<br />

Wege mit einer Gesamtlänge von mehr als 100 Kilometern<br />

auf. Überall, wo Sie hinkommen, können Sie sich<br />

während einer Rast im smaragdgrünen Wasser der<br />

Wadis erfrischen. Oman hat mehr als 160 eingetragene<br />

Kletterstellen, sodass für Kletterfreunde aller Könnensstufen<br />

etwas dabei ist. Die häufig schwindelerregend<br />

steilen Felswände von Hadschar sind bei Kletterfans<br />

bekannt. Mit einer Höhe von 300 Metern ist die Felswand<br />

des Wadi Ghul eines der beliebtesten Klettergebiete.<br />

TAUCHEN<br />

Die grosse Anzahl an Fischen und die unberührten<br />

Tiefen machen Oman zu einem bei Tauchern sehr<br />

beliebten Reiseziel. Allein in der Hauptstadt Muscat<br />

gibt es rund 20 Tauch stellen. Die Bucht Bandar<br />

Al Khayran ist perfekt zum Schnorcheln geeignet.<br />

Ganz in der Nähe liegt das Daymaniyat-Archipel-<br />

Natur reservat, das eine un vergleichliche Ansammlung<br />

von Steinkorallen aufweist und die Möglichkeit zu<br />

unver gesslichen Begegnungen mit Manta rochen, Zitronenhaien,<br />

Schwarzspitzenriffhaien und Walen bietet.<br />

GOLF<br />

In Muscat gibt es drei 18-Loch-Golfplätze. Almouj Golf:<br />

Ein anspruchsvoller Golfplatz von Greg Norman entworfen,<br />

folgt dem Umriss der Dünen entlang des Golfes<br />

von Oman. Ghala Valley Golf Course: war ursprünglich<br />

ein Sandplatz und befindet sich in der einmaligen Szenerie<br />

eines Wadi. Muscat Hills Golf & Country Club: Inmitten<br />

einer schroffen Landschaft gelegen, die von mehreren<br />

Wadis gekreuzt wird, bietet er einen Blick auf das im<br />

Hintergrund liegende Hadschar-Gebirge.<br />

The Luxury Way of Life | 43


ES WAR EINMAL IN<br />

AMERIKA<br />

Ein neuer, prächtiger Bildband zeigt die<br />

Eroberung des nordamerikanischen<br />

Kontinentes – eine eindrucksvolle Reise durch<br />

Gebirge, entlang an Flüssen und Eisenbahnlinien.<br />

Und das sogar in Farbe!<br />

V<br />

Lilly Steffen<br />

Collection Marc Walter | Taschen Verlag<br />

om Atlantik bis zum Pazifik, von den Rocky Mountains bis zum<br />

nördlichen Wendekreis: Nordamerika ist ein Kontinent voll spektakulärer<br />

Landschaften und Motive.<br />

Bunte Bilder der Ureinwohner Amerikas<br />

Seen so gross wie Meere, endlos weite Prärien, gewaltige Wasserfälle,<br />

sengende Wüsten, moskitoschwangere Sümpfe, riesenhafte Wälder, reissende<br />

Flüsse, mächtige Gebirge und Vulkane – die Liste der Naturwunder<br />

erweckt Staunen und Ehrfurcht. Diese Auswahl farbiger Fotochrome und<br />

Phostint-Postkarten aus der Privatsammlung Marc Walters wurde zwischen<br />

1888 und 1924 von der Detroit Photographic Company produziert. Die Bilder<br />

zeigen die weite, vielfältige Landschaft Nordamerikas und ihre Bewohner,<br />

u. a. amerikanische Ureinwohner, Afroamerikaner, Immigranten sowie die<br />

letzten Cowboys und Goldgräber. Ansichten von den Sehnsuchtsorten des<br />

Wilden Westens und Blicke in die Hexenkessel der ersten Grossstädte vervollständigen<br />

das Panorama aus der Zeit vor 100 Jahren. Durch ein 20 Jahre<br />

vor dem Autochrom entwickeltes fotolithografisches Verfahren entstanden<br />

die allerersten Fotografien in Farbe. Mit ihrer Aura von Entdeckungsdrang<br />

und Abenteuer laden sie zu einer aussergewöhnlichen Reise durch ein vergangenes<br />

Amerika ein.<br />

William Henry Jackson:<br />

Einheimische tauchen nach Münzen, Bahamas.<br />

An American Odyssey<br />

Marc Walter & Sabine Arqué<br />

Taschen Verlag<br />

Der Sammler<br />

Der Grafiker, Fotograf und Sammler<br />

Marc Walter hat sich auf alte Reisefotografien,<br />

vor allem auf Photochrome,<br />

spezialisiert, von denen er eine der<br />

grössten Sammlungen weltweit besitzt.<br />

Er hat zahlreiche Bücher mit Bildern<br />

aus seiner Sammlung sowie eigenen<br />

Aufnahmen publiziert.<br />

Indianer Familie am Miami Riverin Florida.<br />

44 | PRESTIGE


Was ist ein Photochrom?<br />

Ein Photochrom ist ein Farbabzug, der<br />

entsteht, indem man ein Schwarzweiss-<br />

Negativ auf mehrere Lithografiesteine<br />

überträgt: einen für jede gewünschte Farbe.<br />

Dies geschah mit einem neuen Verfahren,<br />

dem sogenannten «Photochro erfahren»,<br />

das 1889 vom Schweizer Hans Jakob Schmidt,<br />

Chef-Lithograf der Druckerei Orell Füssli<br />

in Zürich, erfunden wurde.<br />

Montagswäsche in New York.<br />

William Henry Jackson: Clear Creek Canyon, Georgetown.<br />

Charleston.<br />

The Luxury Way of Life | 45


GIPFELSTÜRMER<br />

REINHOLD MESSNER<br />

Für den bekanntesten deutschsprachigen Bergsteiger<br />

aller Zeiten gilt die Devise: «Das Haben ist<br />

langweilig, die Herausforderung ist wichtig.» Und<br />

getreu diesem Motto bestieg Reinhold Messner<br />

alle 14 Achttausender ohne künstlichen Sauerstoff<br />

und durchquerte viele grosse Wüsten. Dabei<br />

verlor er einige seiner Zehen und wusste häufig<br />

nicht, ob er den nächsten Morgen noch erleben<br />

würde. Seinen eigenen Bruder verlor er auf dem<br />

Berg. Seitdem sieht er das Sterben als das grösste<br />

Abenteuer unseres Lebens an. Seit 1969 unternahm<br />

er mehr als hundert Reisen in die Gebirge<br />

und Wüsten dieser Erde. Er schrieb vier Dutzend<br />

Bücher. Ihm gelang die Durchquerung der An t-<br />

arktis, der Wüsten Gobi und Takla Makan sowie<br />

die Längsdurchquerung Grönlands. Im Gegensatz<br />

zu modernen Abenteurern geht es Reinhold<br />

Messner weniger um Rekorde, als vielmehr um<br />

das Ausgesetztsein in möglichst unberührten Naturlandschaften<br />

bei einem Minimum an Ausrüstung.<br />

Zwischen seinen Reisen lebt Reinhold<br />

Messner mit seiner Frau und seinen Kindern in<br />

Meran und auf Schloss Juval in Südtirol, wo er<br />

Bergbauernhöfe bewirtschaftet, schreibt und museale<br />

Anlagen entwickelt.<br />

3<br />

FRAGEN<br />

Was ist die niedrigste Temperatur, die Sie selbst erlebt<br />

bzw. durchlitten haben?<br />

In Sibirien minus 52 Grad. Aber bei trockener Kälte ist das<br />

nicht so schlimm. Nur wenn es windig wird, muss man sehr<br />

vorsichtig sein. Bei so einer Kälte muss man sich die ganze<br />

Zeit bewegen, so hält man sich warm. Würde man längere<br />

Zeit einfach herumstehen, würde man zum Eisblock erstarren.<br />

Wie hat sich der Bergsport in den letzten Jahren verändert?<br />

Bereits meine Generation konnte die richtig grossen Pionierarbeiten nicht mehr machen.<br />

Amundsen und Scott waren bereits am Südpol, Hillary am Gipfel des Mount Everest, daher<br />

konnte ich nichts wirklich Neues mehr finden. Aber ich konnte noch ins Ungewisse aufbrechen.<br />

Beispielsweise durch das Weglassen von Technologien wie Sauerstoffflaschen.<br />

Heute ist das Bergsteigen zum Sport geworden: Wer rennt am schnellsten den Everest<br />

hinauf und wieder hinab. Bei uns ging es hingegen eher um das Abenteuer.<br />

Erleben Sie beim Klettern noch die Angst vor dem Absturz?<br />

Die Angst vor dem Absturz ist immer da. Bei jedem Schritt, den wir tun, sind wir uns des<br />

Abgrunds unter uns bewusst. Ich weiss immer, jeder Fehltritt könnte tödlich sein.<br />

46 | PRESTIGE


PIRELLI.CH<br />

SWISS-SKI WÄHLT<br />

PIRELLI WINTERREIFEN<br />

KOSTENLOSE<br />

VIGNETTE 2015<br />

15.9. bis<br />

15.11.<strong>2014</strong>*<br />

Gino Caviezel, Patrick Küng und<br />

Dominique Gisin im Windkanal<br />

*beim Kauf von 4 Pirelli PKW oder SUV Winterreifen ab 16 Zoll oder Sommerreifen<br />

ab 17 Zoll beim teilnehmenden Händler vom 15.9. bis 15.11.<strong>2014</strong><br />

und Registrierung auf pzeroclub.ch. Teilnahmeschluss: 31.12.<strong>2014</strong>.


DOMINIKANISCHE<br />

REPUBLIK<br />

DER KARIBISCHE TRAUM<br />

Traumhafte, kilometerlange, weisse Strände,<br />

türkisfarbenes Wasser, über 30 abwechslungsreiche<br />

Golfanlagen inmitten traumhaft schöner Natur<br />

sowie exklusive Luxushotels mit individualisiertem Service<br />

machen aus der Dominikanischen Republik<br />

die ideale High-end-Destination.<br />

Petra Cruz-Deyerling – Europa-Direktorin Tourist Board Dominikanische Republik


Die hohen Investitionen in die Infrastruktur und den Neubau von<br />

Hotels und luxuriösen Resorts bei gleichzeitigen Bemühungen um<br />

eine nachhaltige und umweltschonende Entwicklung der Tourismuswirtschaft<br />

haben den Karibikstaat für seine touristische Zukunft gut<br />

gerüstet. Der Hotelzimmerbau boomt im ganzen Land. Aktuell werden<br />

rund 2 000 neue Hotelzimmer geschaffen. Die meisten gehören zu grossen,<br />

internationalen und renommierten Hotelketten wie Sheraton, Marriott oder<br />

Hilton.<br />

Erst im Dezember 2013 wurde eine neue Ortsumgehung um die Stadt<br />

La Romana mit Anschluss an die von Westen nach Osten verlaufende Autobahn<br />

El Coral eröffnet, welche die Strandregion im Süden des Landes in<br />

kurzer Fahrtzeit mit der kulturell attraktiven und vielseitigen Hauptstadt<br />

Santo Domingo sowie dem Feriengebiet Punta Cana /Playa Bávaro verbindet.<br />

Die neue Autobahn ist von entscheidender Bedeutung, nicht nur für<br />

die Einheimischen, sondern auch und vor allem für den Tourismus. Sie verkürzt<br />

die bisherige Fahrtzeit von Punta Cana in die Hauptstadt von bisher<br />

3,5 Stunden auf jetzt nur noch zwei Stunden. Von La Romana nach Punta<br />

Cana dauert die Reise nur noch 45 Minuten. Von Bayahibe / La Romana nach<br />

Santo Domingo sind es 60 Minuten.<br />

La Romana/Bayahibe – Alles voller Charme<br />

Die Ostküste der Dominikanischen Republik ist touristisch sehr gut erschlossen<br />

und landschaftlich vom Zuckerrohranbau geprägt. La Romana, die drittgrösste<br />

Stadt der Republik, gilt seit der Gründung der Zuckerrohrfabrik Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts als Zuckermetropole des Landes. Wenige Kilometer<br />

vor den Toren der Stadt befindet sich eine der grössten und exklu sivsten<br />

Hotelanlagen der Karibik: Casa de Campo – ein Leading Hotel of the World.<br />

Auf einem weitläufigen Gelände verteilen sich luxuriöse Villen von Superreichen,<br />

187 luxuriös eingerichtete Hotelzimmer, drei exzellente Golfplätze,<br />

die inklusive Servicepersonal gemietet werden können, ein Jachthafen,<br />

Tennis- und Poloplätze, ein Historisches Museum, ein Amphitheater mit<br />

5 000 Plätzen und das Künstlerdorf Altos de Chavón, in dem Touristen nicht<br />

nur Kunst kaufen, sondern auch bei professionellen Künstlern Malunterricht<br />

nehmen können. Es ist im mediterranen Stil angelegt und einzigartig in<br />

der Karibik. Auf dem nahe gelegenen Fluss Rio de Chavón verkehren<br />

Missi s sippi-Dampfer als Ausflugsattraktion.<br />

Punta Cana – das Paradies der<br />

Karibik im Osten<br />

Die Ostküstenregion bietet mehr als 40’000 Hotelzimmer<br />

in Hotels von Weltklassemarken, mit einem<br />

hervorragenden Service, köstlicher Gastronomie<br />

und unzähligen Möglichkeiten für Ausflüge und<br />

Aktivitäten. In den letzten Jahren sind zahlreiche<br />

touristische Anlagen mit schönen Wohn- und<br />

Luxuseinheiten neu entstanden, viele von ihnen<br />

verfügen über Golfplätze in nächster Nähe. Los<br />

Corales und Punta Espada in Cap Cana sind zwei<br />

gute Beispiele neben anderen Möglichkeiten in<br />

Bávaro, in Arena Gorda und in Macao. Alle diese<br />

Tourismusangebote liegen nur wenige Minuten vom<br />

internationalen Flughafen von Punta Cana entfernt,<br />

dem beliebtesten Ankunftsflughafen des Landes.<br />

Mitten im Herzen des Hotelgebietes der Ferienregion<br />

Punta Cana/Bávaro und ganz in der Nähe<br />

des Meeres befindet sich der Bávaro Adventure<br />

Park. Besucher erwartet auf einer Fläche von<br />

44 Hektar ein bunter Strauss unterschiedlicher<br />

Attraktionen. Darunter das Zip-Line-Skywalker-<br />

Abenteuer für Geschwindigkeitsfans, der Flugsimulator<br />

Skydiver, der Hochseilgarten Caribbean<br />

Treasure und die Zorbing Down Hill Revolution, bei<br />

der ein Mensch im Inneren einer aufblasbaren,<br />

transparenten, doppelhülligen Kugel aus PVC einen<br />

Abhang hinunter saust. Einen atemberaubenden<br />

Panoramablick über die Landschaft rund um<br />

Bávaro, Punta Cana und Cabeza de Toro bieten<br />

die Heissluftballons Skyrider und Skyrider pro.<br />

Ein verstecktes Paradies im Südwesten von Punta<br />

Cana ist Boca de Yuma, ein kleines, authentisches<br />

Fischerdorf, umgeben von wunderschönen Stränden<br />

und Korallenriffen.<br />

The Luxury Way of Life | 49


Eden Roc at Cap Cana<br />

Das Luxusresort ist das einzige Relais & Châteaux<br />

Hotel auf der Karibikinsel und befindet sich in Cap Cana.<br />

34 geräumige Suiten mit eigenem Pool und Pavillon<br />

erstrecken sich in der weitläufigen Anlage. Urlauber des<br />

Eden Roc geniessen kilometerlange, weisse Sandstrände<br />

und Golfer kommen auf dem von Jack Nicklaus<br />

gestalteten 18-Loch-Golfplatz rund um das Resort<br />

auf ihre Kosten. Der internationale Flughafen Punta Cana<br />

liegt nur 20 Fahrminuten von Eden Roc entfernt.<br />

Alsol Luxury Village Cap Cana<br />

Das Alsol Luxury Village Cap Cana ist eine malerische Feriendorf- und<br />

Yachtclubanlage im karibischen Stil. Die Wasserwege der Anlage verlaufen<br />

direkt vor den beschaulichen Terrassen der luxuriös ausgestatteten Ferienvillen.<br />

Vor Cap Cana befinden sich die besten Fischgründe der Region, die<br />

ein beliebtes Ziel für Sportangler sind. Vom internationalen Flughafen<br />

von Punta Cana aus erreicht man die Ferienanlage in nur zehn Minuten.<br />

Gästen stehen im Alsol Luxury Village Cap Cana neben einem vollständig<br />

ausgestatteten Yachthafen mit Wassersportangebot und Bootsverleih<br />

direkt vor der Haustür vier Pools, ein modernes Fitnessstudio mit Spa,<br />

zwei Restaurants mit wahlweise italienischer oder karibischer Gourmetküche,<br />

drei Bars, ein Ballsaal und mehrere Veranstaltungssäle zur Verfügung.<br />

Außerdem gibt es in der Anlage ein Amphitheater direkt am Meer und<br />

sogar eine kleine Steinkapelle für Hochzeiten im dominikanischen Stil.<br />

In den insgesamt 299 Villen befinden sich unterschiedlich ausgestattete<br />

Suiten, darunter auch eine Hochzeitssuite. In den Suiten werden Gäste mit<br />

einem 24-Stunden-Service umsorgt, wer möchte kann sich Speisen<br />

direkt auf der eigenen Pool-Terrasse servieren lassen. Ein weiteres Highlight<br />

der Anlage ist ihre Nähe zum legendären, von Jack Nicklaus entworfenen<br />

Golfplatz. Für die Gäste des Alsol Luxury Village Cap Cana steht<br />

ein kostenfreier Shuttleservice zum Golfplatz bereit.<br />

Melía Paradisus,<br />

Punta Cana<br />

Das Melía Paradisus Palma Real Golf & Spa Resort ist ein All-inclusive-Hotel<br />

und liegt in der Bávaro-Bucht an der Ostküste der Dominikanischen Republik. Das<br />

Palma Real besitzt 554 grosszügige Suiten, 200 davon sind Royal Service<br />

Suiten, darunter zwei Royal Service Präsidentensuiten mit Meerblick. Alle Zimmer<br />

verfügen über einen Whirlpool und bieten kostenloses High Speed Internet<br />

und einen 24-Stunden-Concierge-Service. Eine grosse Royal Service Lounge,<br />

ausgestattet mit einem luxuriösen Spa- und Wellnessbereich, ein exklusiver<br />

Strandbereich mit Saftbar, ein edler Pool mit Concierge-Service und ein vorzügliches<br />

italienisches Restaurant am Meer sind nur ein Ausschnitt des breit<br />

gefächerten Angebots für Royal-Service-Bucher.


Samaná – das Naturparadies im Osten<br />

Die Halbinsel Samaná ist mit ihren malerischen Felsund<br />

Sandbuchten, idyllischen Stränden, markanten Riffen<br />

und faszinierenden Wasserfällen ein wahrer Naturtraum.<br />

Ein grosses Ereignis ist der jährliche Aufenthalt der Buckelwale,<br />

die zwischen Januar und März die Bucht von<br />

Samaná ansteuern.<br />

Im 208 Quadratkilometer grossen Nationalpark Los Haitises<br />

in der Bucht von Samaná findet der Besucher eine Fülle<br />

kleiner Süsswasserflüsse und Mangrovenwälder, die in eine<br />

Korallenlandschaft münden, glasklare Lagunen und sogar<br />

Tropfsteinhöhlen. Pelikane und andere seltene, tropische<br />

Vögel, wie zum Beispiel der Fregattvogel, lassen sich hier<br />

beobachten. Neben interessanten Geschichten über die Zeit,<br />

als die Höhlen Piraten zum Unterschlupf dienten, bekommen<br />

Reisende hier ein Gefühl dafür, wie die Vegetation auf der Insel<br />

zu Zeiten von Kolumbus ausgesehen haben muss.<br />

Das Hotel Vista Mare liegt in Los Naranjos, einer neuen, gerade<br />

erst entdeckten Urlaubsdestination in der Dominikanischen<br />

Republik auf der Halbinsel Samaná. Insgesamt bietet das Vista<br />

Mare 87 Appartements mit eins, zwei, drei oder vier Schlafzimmern,<br />

ausgestattet mit Klimaanlage und Küche. Alle bieten<br />

einen atemberaubenden Blick auf das türkisfarbene Meer<br />

und die Insel Cayo Levantado. Im À-la-carte-Restaurant El Cayo<br />

wird einheimische und internationale Küche serviert. In der<br />

Bar & Lounge sorgen exotische Cocktails und Säfte für den<br />

gelungenen Beginn einer tropischen Nacht. Ihre Freizeit<br />

verbringen die Gäste an den beiden Pools oder den beiden<br />

exklusiven Stränden. Ein Kids Club, ein Beach Club, ein<br />

Fitnessstudio und ein Supermarkt runden das Angebot ab.<br />

Vista Mare, Samaná<br />

Des Weiteren bietet die Umgebung Möglichkeiten zum Windsurfen,<br />

Segeln, Schnorcheln, Tauchen, Angeln, Mountainbiken<br />

und Reiten. Ausserdem können Gäste mit der Seilbahn fahren<br />

und auf Safari gehen. Der Nationalpark Los Haitises, die<br />

Halbinsel Cayo Levantado, die Strände Playa Rincón und Playa<br />

Las Galeras sowie der Wasserfalls El Limón laden zu Ausflügen<br />

ein. Von Januar bis März können in der Bucht Buckelwale<br />

beobachtet werden. Das Hotel bietet Räumlichkeiten<br />

für Tagungen und private Feiern mit bis zu 80 Personen.<br />

Sublime Samaná Hotel & Residence, Samaná<br />

Das Sublime Samaná liegt auf der Halbinsel Samaná inmitten von üppig<br />

grünem Dschungel, sanften Hügeln und feinen Sandstränden. Das fast drei<br />

Hektar grosse Grundstück ist von grossen Pools durchzogen, die sich über<br />

das gesamte Gelände verteilen. Die Gebäude und Suiten wurden in Harmonie<br />

mit der Natur gebaut.<br />

Das Hotel gehört zu den Small Luxury Hotels of the World. Die Dekoration der<br />

20 Suiten mit ihren raumhohen Fenstern und grossen Badezimmern ist karibisch<br />

inspiriert. Sie sind ausgestattet mit Klimaanlage, einer komplett eingerichteten<br />

Küche und verfügen über eine Terrasse oder einen Balkon. Mittags wird im<br />

Grill restaurant am Strand mediterrane Küche mit dominikanischen Einflüssen<br />

serviert. Morgens und abends steht den Gästen das exklusive Bistro zur<br />

Ver fügung, zu dem auch eine Lounge gehört. Der Wellness- und Spa-Bereich<br />

des Hotels ist aus Palmholz, Zuckerrohr und Stroh konstruiert. Angeboten<br />

werden Ganzkörper- und Gesichtsbehandlungen, Massagen und sogar eine<br />

Regen massage. Freizeitaktivitäten in der Umgebung gibt es zahlreiche: Gäste<br />

können reiten, schnorcheln, tauchen, segeln, wandern oder Mountainbike fahren.<br />

Von Januar bis März werden Walbeobachtungstouren angeboten.<br />

The Luxury Way of Life | 51


Puerto Plata –<br />

die Perle an der Nordküste<br />

Die sonnige Nordküste der Dominikanischen<br />

Republik mit den Städten Puerto Plata<br />

und Cabarete steht für koloniale Architektur,<br />

Tabak- und Kaffeeanbau sowie international<br />

bekannte Hotspots für Wassersportler. Strandurlauber<br />

begeistert die Nordküste der<br />

Karibikinsel mit ihren goldenen Sandstränden<br />

mit Palmenbewuchs und Mandel bäumen,<br />

die sich mit spektakulären Klippen und kleineren<br />

Buchten abwechseln. Bei einer City-Tour<br />

durch Puerto Plata wird die Kolonialgeschichte<br />

des Landes lebendig. Vor allem den histo r-<br />

ischen Stadtkern mit vielen Gebäuden aus der<br />

viktoriani schen Epoche, wie zum Beispiel die<br />

Kathedrale, das Bernsteinmuseum oder den<br />

Stadtpark, sollte kein Tourist, welcher Puerto<br />

Plata besucht, verpassen. Die einzige Seilbahn<br />

der Karibik bringt Gäste auf den «Hausberg»<br />

der Stadt, den Loma Isabel de Torres.<br />

Boutique Hotel Casa Colonial & Spa Resort,<br />

Puerto Plata<br />

Das Boutique Hotel Casa Colonial & Spa Resort liegt<br />

an der exotischen Nordküste der Dominikanischen<br />

Republik, direkt an der Playa Dorada. Es gehört zu den<br />

Small Luxury Hotels of the World und kann daher<br />

mit einer aussergewöhnlichen, geschmackvollen und<br />

persönlichen Note aufwarten. Die dominikanische<br />

Designerin Sarah Garcia verbindet in der Gestaltung<br />

des Hotels die Eleganz der Alten Welt mit zeitgenössischem<br />

Stil. Im Restaurant Veranda werden Frühstück<br />

und Mittagessen serviert, im Restaurant<br />

Lucia wird abends karibische Fusions küche kunstvoll<br />

zubereitet. Das Restaurant verfügt über einen gut<br />

sortierten Weinkeller. Auf 1150 Quadratmetern bietet<br />

das Bagua Spa Gesichtsbehandlungen, Ganzkörperpackungen,<br />

Massagen und vitalisierende Aromatherapie.<br />

Darüber hinaus bietet das Hotel ein voll ausgestattetes<br />

Fitnessstudio, einen Infinity Pool und vier Jacuzzis,<br />

eine Bar mit Blick über den Atlantik, einen Hochzeitspavillon<br />

und einen Tagungsraum. Ein privater Transferservice<br />

bringt die Gäste zur 18-Loch-Golfanlage<br />

Robert Trent Jones Sr., ein 24-Stunden-Concierge-<br />

Service steht jederzeit zur Verfügung, ebenso<br />

sämtliche Pools und Annehmlichkeiten im Schwesterhotel<br />

Gran Ventana Beach Resort. Das Hotel hat<br />

50 Suiten in den Kategorien Junior Suite, One-Bedroom<br />

Suite, Deluxe, Master und Präsidentensuite sowie ein<br />

Penthouse.<br />

Tourist Board Dominikanische Republik<br />

Hochstraße 54<br />

60313 Frankfurt am Main<br />

Deutschland<br />

Telefon: +49-69-91397878<br />

Fax: +49-69-283430<br />

switzerland@godominicanrepublic.com<br />

www.godominicanrepublic.com<br />

52 | PRESTIGE


AUF DER SUCHE NACH DEM<br />

URSPRUNG DES LEBENS<br />

CHARLES DARWIN<br />

Als Darwin 1809 geboren wurde, glaubte man<br />

an die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Dieses<br />

religiös geprägte Weltbild, demzufolge Gott die<br />

Erde und all seine Lebewesen in sechs Tagen erschuf,<br />

galt als unumstösslich, bis es Darwin mit<br />

seiner Evolutionstheorie ins Wanken brachte. Im<br />

Jahre 1831 nahm Darwin an einer fast fünf Jahre<br />

andauernden Schiffsreise teil, die ihn einmal um<br />

die Welt führte und zugleich Schlüsselerlebnis<br />

und Grundlage für sein späteres Werk war. Auf<br />

den Galapagosinseln beobachtete Darwin Tierarten,<br />

die es nirgendwo anders gab. Aus diesen<br />

Beobachtungen entwickelte er seine Ideen zur<br />

Evolution. Es sollten jedoch noch viel Jahre vergehen,<br />

ehe er sie auf Papier brachte. Wahrscheinlich<br />

war seine Angst vor den Reaktionen der englischen<br />

Geistlichen und Naturwissenschaftler zu<br />

gross. So erschien die erste Auflage von «Über die<br />

Entstehung der Arten» erst 1859. Heute weiss<br />

man, dass seine Verdienste für die Fortentwicklung<br />

der Naturwissenschaft unermesslich<br />

waren. Denn er lieferte der Welt die Erklärungen<br />

für die Phänomene Verwandtschaft, Vielfalt und<br />

Angepasstheit der Arten. Damals jedoch musste<br />

er viel Hohn und Kritik einstecken, denn die<br />

Menschheit wollte ihre Verwandtschaft zu den<br />

Affen einfach nicht wahrhaben.<br />

3<br />

ZITATE<br />

«Wer auch nur eine Stunde<br />

seiner Zeit zu vergeuden<br />

wagt, hat den Wert des<br />

Lebens noch nicht erkannt.»<br />

«Alles, was gegen die Natur ist,<br />

hat auf Dauer keinen Bestand.»<br />

«Nur ein Narr macht keine Experimente.»<br />

The Luxury Way of Life | 53


TRAVEL<br />

DER DUFT DER STADT<br />

OLFAKTORISCHES SIGHTSEEING:<br />

SO DUFTET<br />

EUROPA<br />

Immer der Nase nach – in diesen Städten duftet es wie nirgendwo sonst.<br />

Es ist Zeit, den schmerzlich vernachlässigten olfaktorischen Sinn<br />

wieder in den Vordergrund zu stellen. Also zurücklehnen, tief einatmen<br />

und sich auf eine Riechtour durch Europa entführen lassen.<br />

GoEuro Travel<br />

«Wien, Wien, nur du allein, sollst die Stadt meiner<br />

Düfte sein». Eine markante Duftmarke und jede<br />

Menge emotionaler Erinnerungen hinterlässt Wien<br />

bei seinen Besuchern. Schlendert man durch die<br />

malerischen Gassen aus Pflastersteinen, gesellt<br />

sich zum Duft der Fiakerfahrer auch immer eine<br />

Brise von frisch gemahlenem Kaffee. Die Stadt ist<br />

bekannt für ihre zahlreichen Kaffee häuser und ihre<br />

den Kaffee liebenden Bewohner. Beinahe an jeder<br />

Ecke ist es möglich, einen einzigartigen Kaffeegeschmack<br />

zu erleben. Etwas Abseits vom Zentrum<br />

lohnt es sich, Richtung Ottakring zu fahren, hier<br />

befindet sich die «Manner Fabrik». Das Traditionsunternehmen<br />

hat Teile des Bezirks in ein in Haselnuss<br />

und Schokolade getränktes Traumduftland<br />

verwandelt. Erwischt man den richtigen Tag,<br />

mischt sich zum süssen Duft der Haselnusswaffeln<br />

auch der süssliche Duft des Hopfens aus der<br />

Ottakringer Brauerei. Diese Kombination hinterlässt<br />

ein einzigartiges Dufterlebnis, das man so<br />

wohl nur in Wien finden kann.<br />

WIEN<br />

54 | PRESTIGE


TRAVEL<br />

AMSTERDAM<br />

Die Forscherin Kate McLean hat ihre Forschung<br />

darauf spezialisiert, die Düfte einer Stadt möglichst<br />

präzise einzufangen und daraus kleine Landkarten<br />

zu kreieren. Ihre Ergebnisse zu Amsterdam<br />

sind dabei verblüffend passend. Insgesamt hat<br />

sie 650 Düfte mithilfe ihrer Assistenten, sogenannte<br />

Smellwalkers, zusammengetragen. Der<br />

markanteste Duft in der Stadt ist dabei der Odor<br />

von Cannabis in der Luft, gemischt mit dem<br />

süssen Duft der Waffeln und dem salzigen Duft<br />

des Herings, der beinahe an jeder Strassenecke<br />

zu kaufen ist. Läuft man mit einer offenen Nase<br />

durch die Stadt, zeigt sich vor allem der Einfluss<br />

der vielen Parks und Grachten, der Erinnerungen<br />

an Wiesen und blühende Blumen hinterlässt.<br />

ROM<br />

Kaum eine andere Stadt der Welt beherbergt so viele historische Gebäude<br />

und Denkmäler wie Rom. Das U-Bahn-Netz kann schon seit Jahrzehnten<br />

nicht fertiggestellt werden, da bei jeder neuen Grabung ungeahnte archäologische<br />

Schätze gefunden werden. Diese lange Geschichte der Stadt führt<br />

auch zu einer einzigartigen Duftmarke, die vor allem für geschichtsinteressierte<br />

Duftreisende eine kleine Zeitreise zulässt. Streift man durch das Forum<br />

Romanum Richtung Colloseum, ist die Luft mit dem Duft der alten Gemäuer<br />

erfüllt. Das Gemisch der 2 000 Jahre alten Steine, aus Lehm, Kalk und Eisen<br />

kommt vor allem im Frühjahr mit den ersten warmen Sonnenstrahlen sehr<br />

stark zur Geltung und hinterlässt sogar einen leichten Geschmack auf<br />

der Zunge. Gemischt mit den Düften der sehr lebendigen Stadt, wird man<br />

so in eine frühere Welt entführt, in der Gladiatoren in Blut getränkt um ihr<br />

Leben rangen oder in das Haus der Vestalinnen, jenen Jungfrauen, die auserkoren<br />

waren, das ständig brennende Herdfeuer im Tempel der Vesta zu<br />

bewachen.<br />

The Luxury Way of Life | 55


TRAVEL<br />

BRIGHTON<br />

Die Stadt an der Südküste Englands ist bekannt für ihre lebendige Kulturszene. Die Küstenlage bringt<br />

aber auch den wunderbaren Duft des Meeres mit sich, der durch die ganze Stadt zieht. Besucht man<br />

Brighton im Frühjahr, sollte man auf keinen Fall den Brighton Pier auslassen. Trifft die Sonne auf das<br />

nasse Holz des Piers und die nassen Steine am Strand, entfaltet sich ein einzigartiger Duft, durchmischt<br />

mit den zahlreichen Fish-and-Chips-Ständen am Strand. Der Duft ist so typisch für England wie die<br />

kurzen Röcke, die man dort zu jeder Jahreszeit trägt. Wer nach frischem Blumen- oder Wiesenduft<br />

sucht, ist in der Stadt nicht richtig, aber sucht man die raue Seeluft, ist man hier am perfekten Ort gelandet.<br />

England ist sich über seinen besonderen Duft auch bewusst und so werden schon verschiedenste<br />

«Smell Walks» angeboten, beispielsweise in York oder in London.<br />

Eine ware Duftexplosion findet man in Berlin. Von<br />

S-Bahn-Gleis bis Blütenwiese findet man in dieser<br />

Stadt wohl jeden erdenklichen Duft. Die<br />

Mathematikerin, Chemikerin und Künstlerin Sissel<br />

Tolaas, geboren in Norwegen und wohnhaft in<br />

Berlin, setzt sich schon seit Jahren mit den Düften<br />

Berlins und anderer Städte auseinander. Sie versucht,<br />

jeden einzelnen Duft künstlich zu rekonstruieren<br />

und zu konser vieren. In ihrer Erfahrung beschreibt<br />

sie die Düfte in Berlin wie folgt: «Mitte:<br />

feine Lederschuhe und das Röstaroma der zahllosen<br />

Coffeeshops. Charlottenburg: teure Seife und<br />

Geld. Neukölln: Polyester, Reinigungen und Kebab».<br />

So fängt Tolaas auch schon mal den Duft<br />

der Jannowitzbrücke ein und schickt damit<br />

Zeit-Redakteure auf emotionale Zeitreisen zurück<br />

in die DDR, mit dem Ausruf: «Das ist Ostberlin.»<br />

Sollte Sie es bald einmal nach Berlin verschlagen,<br />

statten Sie Tolaas einen Besuch ab und lassen Sie<br />

sich durch ihre Duft konserven die Stadt von einer<br />

Seite zeigen, die unglaublich intensiv ist.<br />

BERLIN<br />

56 | PRESTIGE


North Korea<br />

Julia Leeb<br />

TeNeues Verlag<br />

Spektakulärer Blick auf ein<br />

unbekanntes Land<br />

Nordkorea steht sicher nicht an erster Stelle. Dennoch strahlt<br />

das Land eine unheimliche Faszination aus. Es ist ein<br />

Mysterium, ein anonymes Land, abgeschottet vom Rest der<br />

Welt. Die Fotojournalistin Julia Leeb hat sich mit zwei<br />

Freundinnen auf die Reise gemacht, um Land und Leute<br />

besser kennenzulernen. Herausgekommen ist ein Bildband,<br />

der einen fesselnden Blick auf Architektur, Kultur und<br />

Bevölkerung bietet. Er lässt uns in eine unbekannte Welt<br />

eintauchen. So haben wir Teil an den Feierlichkeiten<br />

zum 100. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung und<br />

verfolgen, wie tausende Nordkoreaner das Synchrontanzspektakel<br />

Arirang vorführen. Aber auch «leisere»<br />

Auf nahmen wecken Emotionen im Betrachter. Eine<br />

aufgeregte Braut, eine Mutter mit Kind, eigentlich ganz<br />

alltägliche Szenen und doch ist alles anders. Diese<br />

vielschichtigen Bilder wirken noch lange nach, selbst<br />

wenn man das Buch schon zur Seite gelegt hat.<br />

SHORTCUTS<br />

BOOKS<br />

Bergpartie<br />

Im Jahr 1863 startet im englischen Yorkshire eine ungewöhnliche<br />

Reisegruppe aus vier jungen Männern und vier<br />

jungen Frauen zu einer Tour durch die Schweizer Alpen.<br />

Führer und Veranstalter ist kein Geringerer als Thomas Cook.<br />

Von London geht es zunächst nach Frankreich und von<br />

dort in die westlichen Alpen, von Chamonix übers Wallis ins<br />

Berner Oberland und von dort zurück nach Paris. Mit<br />

Maultieren und Postkutschen sind die Reisenden unterwegs,<br />

zu Fuss, mit der Eisenbahn und dem Dampfschiff.<br />

Die 31-jährige Miss Jemima Morrell führte über diese<br />

abenteuerliche Reise ein höchst unterhaltsames Tagebuch,<br />

das nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt wurde.<br />

Der letzte Kaiser von Afrika<br />

Prinz Asfa-Wossen Asserate<br />

Propyläen Verlag<br />

Haile Selassie:<br />

Kaiser von Äthiopien<br />

Er war Nachkomme eines Geschlechts, das sich auf König<br />

Salomon zurückführen lässt, Vorreiter der afrikanischen<br />

Einheit und Unabhängigkeit, Verbündeter der Alliierten<br />

gegen die faschistischen Achsenmächte und Messias der<br />

jamaikanischen Rastafari-Bewegung. Er war Reformer und<br />

Autokrat, am Ende wurde er von kommunistischen Putschisten<br />

gestürzt und ermordet. Haile Selassie, König der Könige, war<br />

eine ebenso beeindruckende wie schillernde Per sön lichkeit.<br />

Sein Grossneffe Prinz Asfa-Wossen Asserate, der seit<br />

Langem in Deutschland lebt, hat ihn noch persönlich gekannt<br />

und verfügt über exklusiven Zugang zum Familien archiv.<br />

Er legt nun die erste fundierte, umfassende Biografie Haile<br />

Selassies vor, zugleich ein grossartiges Porträt der<br />

faszinierenden Geschichte seines Heimatlandes.<br />

Miss Jemimas Journal<br />

Jemima Morrell<br />

Rogner & Bernhard Verlag<br />

58 | PRESTIGE


Monika Kellermann<br />

Gardasee<br />

Collection Rolf Heyne<br />

Das Land, in dem die Zitronen blühen<br />

Vor etwas mehr als fünf Jahren mietete sich Monika Kellermann kurz<br />

entschlossen ein winziges Apartment in Bardolino, direkt am Gardasee<br />

– sie wollte ihr Italienisch verbessern. Und so machte sie sich daran,<br />

Land und Leute zu entdecken und gleich noch einige kulinarische<br />

Geheimnisse zu lüften. Zusammen mit dem Fotografen Udo Bernhart<br />

erzählt Monika Kellermann nun ihre ganz persönliche Gardasee-<br />

Geschichte: Sie besucht Winzer, Olivenölbauern, Trattorien und<br />

Osterien, Käsemacher, Forellenzüchter, Trüffelsucher, Obstbauern<br />

und viele mehr, die die kulinarische Landkarte des Gardasees<br />

prägen. Sie spricht mit den Menschen, diskutiert über traditionelle<br />

und moderne Anbau- und Produktionsmethoden, verkostet<br />

Tortellini, Carne Salada, Käse, Weine und Öle, lüftet Topfdeckel<br />

und lässt sich überlieferte Geheimrezepte verraten.<br />

Hommage an einen natürlichen Lebensraum<br />

und seine wundervollen Bewohner<br />

Sable Island, eine kleine Insel vor der Ostküste Kanadas, ist die Heimat von rund 500<br />

Wildpferden, 500 Schiffwracks und 500 Jahren überlieferter Geschichte. Die Insel,<br />

die auch als «Friedhof des Atlantiks» berüchtigt ist, war niemals dauerhaft besiedelt,<br />

sondern immer nur vorübergehend von schiffbrüchigen Seefahrern, verbannten<br />

Sträflingen, Piraten und Strandräubern bewohnt. Die nach ihrem Lebensraum benannten<br />

Wildpferde, vor langer Zeit hier zurückgelassen oder aus Schiffwracks ans<br />

Ufer gespült, sind heute die einzigen Landsäugetiere auf Sable Island.<br />

Seit 20 Jahren hält Roberto Dutesco das Leben auf Sable Island mit der Kamera fest<br />

und zeigt nicht nur die ungezähmte Schönheit dieser Tiere, sondern auch die Kargheit<br />

und Unberührtheit ihrer Insel.<br />

Die Wildpferde von Sable Island<br />

Roberto Dutesco<br />

TeNeues Verlag<br />

Gebrauchsanweisung für<br />

Dubai und die Emirate<br />

Felicia Englmann<br />

Piper Verlag<br />

Ein modernes Märchen aus 1 001 Nacht<br />

Kamel und Ferrari, Schleier und Skihalle: In den Emiraten verschmelzen Tradition<br />

und Moderne. Felicia Englmann, die in Dubai Golf-Arabisch gelernt hat, stürzt sich in<br />

dieses Abenteuer der Gegensätze. Sie fährt mit der Abra über den Dubai Creek,<br />

geniesst die Aussicht vom Burj Khalifa und besucht eine Klinik für Jagdfalken.<br />

Sie erklärt, wie man im Dubaier Strassenverkehr überlebt, was die Emirate unter<br />

Naturschutz verstehen und was man beim Moscheebesuch beachten sollte.<br />

Sie stellt die bedächtige Metropole Abu Dhabi und deren quirlige Konkurrentin Dubai<br />

und trifft die Emirate im Dornröschenschlaf; sie schreibt über die Selbstständigkeit<br />

der Frauen, die unter ihrer Verschleierung oft unterschätzt werden, und von einem<br />

Lebensgefühl, bei dem Scheitern nicht zum Konzept gehört.<br />

The Luxury Way of Life | 59


KYLIE<br />

MINOGUE<br />

DIE CHEFIN DER DISCO


CULTURE<br />

Kylie Minogue (46) ist mit dem knackigsten Po im<br />

Popbusiness ausgestattet, doch die zierliche<br />

Australierin hat auch was im Köpfchen. Denn sie<br />

wirbt erfolgreich für Unterwäsche, Parfüm,<br />

Schmuck, Autos, Bücher und Fernsehsender. Wir<br />

trafen die Discoqueen zum Mittagessen.<br />

Dominique Zahnd<br />

Irgendwo in London. Kylie Minogue sitzt in einer Hotelsuite und stochert<br />

auf ihrem Teller herum. Das Zimmer riecht nach Braten, Kylie selber duftet<br />

wie ein Pfirsich. Sie hat ein züchtiges, schwarzes Kleid an. Privat also<br />

ganz die Prüde? Sie lacht: «Wenn das eine Anspielung auf meine Fotos im<br />

‹GQ-Magazin› sein soll – ich bereue nichts.» In besagtem Heft liess sich die<br />

Hübsche im kurzen Röckchen ablichten – mit nichts drunter. «Skandal!»,<br />

schrie die Presse, vor allem die in England, wo die Australierin wie eine Königin<br />

verehrt wird. Kylie: «Wenn ich vorher gewusst hätte, welche Wellen das<br />

Ganze schlägt, hätte ich es mir vielleicht zweimal überlegt ...»<br />

Ballade zum Rumknutschen<br />

Kylie hüpft ab und zu mal als Nackedei durch den Blätterwald, denn sexy<br />

Fotos verkaufen sich immer gut. Musik auch – 14 Millionen konnte sie allein<br />

von ihrem Debütalbum absetzen. Das war 1987. Die Teenager liebten Kylies<br />

Sound damals heiss und innig. Wer zu den eher coolen Leuten zählen wollte,<br />

tat das auch – und hörte sich den Gute-Laune-Pop heimlich unter der Bettdecke<br />

an. Heute haben ihre fröhlichen Hymnen Klassikerstatus. «I Should Be<br />

So Lucky», «Got to Be Certain» oder «Je ne sais pas pourquoi» zaubern Besuchern<br />

von Achtziger-Jahre-Partys regelmässig ein Lächeln ins Gesicht.<br />

Und nicht zu vergessen «Especially for You», ihr Duett mit dem blondierten<br />

Poster-Boy Jason Donovan. Wer zu dieser herzerwärmenden Ballade nicht<br />

einmal im Leben rumgeknutscht hat – tja, der hat was verpasst.<br />

© EMI Music<br />

The Luxury Way of Life | 61


CULTURE<br />

«Von Kochtöpfen<br />

halte ich mich fern.»<br />

Als etablierter Popstar sah sie viele Trends kommen und gehen. Und ähnlich<br />

wir ihr grosses Vorbild Madonna erfand sie sich immer wieder neu, sei das<br />

nun musikalisch oder mit ihren ständig wechselnden Looks. Deshalb ist ihre<br />

Karriere auch so beständig: Denn egal, was sie macht, es ist nie langweilig.<br />

Heute stehen die Verkaufszahlen bei 70 Millionen Tonträgern. Und der Name<br />

Kylie Minogue ist längst zu einer Marke geworden. Als Sängerin bringt sie in<br />

schöner Regelmässigkeit sinnlichen Disco-Pop an den Man(n) – auch zu<br />

hören auf ihrem zwölften Studioalbum «Kiss Me Once» (<strong>2014</strong>). Aber mit<br />

ihrem hübschen Konterfei lassen sich längst nicht nur CDs verkaufen. Die<br />

Australierin macht sich auch gut als Werbeikone. Sie promotet unter anderem<br />

die Handtaschen des spanische Labels Tous, Unterwäsche von Agent<br />

Provocateur, Bikinimode von H & M und schnittige Autos von BMW. Zudem<br />

produziert Geschäftsfrau Kylie auch selber fleissig – so gibt es von ihr<br />

Dessous («Love Kylie»), Duschgels, Körperlotions, Parfüms für sie und ihn<br />

(«Pink Sparkle» und «Inverse»), Vorhänge und Kissen («Kylie at home») sowie<br />

eine Bettwäschekollektion.<br />

Ihr Gatte entwirft ihre Kleider<br />

Als Trendsetterin lebt sie ihren Fans vor, was hipp ist. Kylie in Jeans auf dem<br />

roten Teppich? Niemals! Ein Designerfummel muss es mindestens sein.<br />

Welcher, entscheidet jeweils ihr «schwuler Ehemann William Baker» (sie<br />

nennt ihn so). Der Brite entwirft viele ihrer Outfits, darunter auch den kultigen<br />

Kapuzen-Overall aus dem «Can’t Get You Out Of My Head»-Video. Baker<br />

entscheidet ebenso, welche Designer seine Chefin einkleiden dürfen, – und<br />

die Liste der Bewerber ist lang: Karl Lagerfeld, der La Minogue als seine<br />

Muse bezeichnet; Helmut Lang, Dolce & Gabbana, die vor einigen Jahren die<br />

Ausstattung für die Kylie-Fever-Tour schneiderten; und John Galliano, der<br />

2004 Kylie Minogues unaufdringliche Sinnlichkeit in der Showgirls-Tour mit<br />

raffinierten Strapskorsagen aus weisser Spitze in Szene setzte.<br />

Kylie Minogue kennt sich bestens mit Mode aus – keine Laufstegshow kommt<br />

ohne sie als Zaungast aus. Denn sie ist eine echte Fashionista. Deshalb<br />

wurde sie auch kürzlich von der Zeitschrift «Glamour» zur «am besten gekleideten<br />

Frau der Welt» gewählt. Und das renommierte Londoner Victoria &<br />

Albert-Museum widmete der zierlichen Australierin (sie ist 1,53 Meter gross)<br />

gar eine ganze Ausstellung – mit fast 50 Kostümen, 60 Fotos und vielem<br />

mehr. «Ich habe in meiner Karriere schon mit vielen Styles experimentiert.<br />

Mittlerweile weiss ich genau, was zu mir passt», sagt sie. Doch Kylie Minogue<br />

stellt auch klar, dass alle ihre Projekte immer ein Teameffort sind – und nicht<br />

das Werk einer Einzelperson. Ob es um das Entwerfen von Kleidern, die<br />

Aufnahmen im Studio oder das Entwickeln einer Bühnenshow geht, die<br />

Sängerin umgibt sich immer mit den richtigen Leuten, die ihre Ideen optimal<br />

umsetzen können. «Es geht darum, eine kreative Insel zu erschaffen, auf der<br />

komplette Harmonie herrscht», erklärt der Star. «Jeder gibt, was er kann –<br />

und am Ende darf ich mich dank meines Teams von der besten Seite zeigen.»<br />

62 | PRESTIGE


CULTURE<br />

«Ich habe mit<br />

Botox aufgehört.»<br />

Relaxen im Hotelzimmer<br />

Ohne Teamwork würde vor allem bei ihren Tourneen nichts gehen. Aktuell<br />

steckt sie in den Startlöchern für die neuen «The Kiss Me Once»-Shows.<br />

«Das frisst viel Energie», sagt die Sängerin. «Aber das Adrenalin und die Befriedigung,<br />

die diese Projekte auslösen, sind den Stress wert.» Quasi als<br />

Dankeschön an die Treue ihrer Fans hat sie ihre dreizehnte Livetour Ende des<br />

Jahres randvoll mit Überraschungen gepackt. Welche das sind, verrät die<br />

Pop-Prinzessin gleich selber. «Ich werde einige Lieder spielen, die mir persönlich<br />

viel bedeuten und die bisher so noch nie jemand gehört hat», sagt sie.<br />

Aber keine Sorge, die grossen Hits sind auch alle dabei. Angst, dass der<br />

Tourstress sie überfordern könnte, hat Kylie Minogue nicht. «Wir sind eine<br />

grosse Familie und geben aufeinander acht», sagt die Sängerin. Ausserdem<br />

geht sie heutzutage nach den Konzerten nicht mehr aus. «Ich bleibe einfach<br />

im Hotelzimmer. Das ist ziemlich langweilig, aber so tanke ich am besten<br />

neue Energie.»<br />

Unkompliziert, bescheiden, lustig – das ist Kylie privat. Bei Besuchen bei ihr<br />

gibt’s immer viel zu lachen. Hat sie mal angefangen zu plaudern, ist sie kaum<br />

mehr zu stoppen. In der einen Minute schwärmt sie spontan von Robbie<br />

Williams («Ich bete ihn an, bisher ist nichts zwischen uns passiert!»), dann<br />

analysiert sie als Nächstes ihre Musik («Ein paar Schwulenhymnen sind<br />

immer dabei!»). Kylie Minogues grenzenloser Optimismus ist ansteckend.<br />

© EMI Music<br />

© Warner Music<br />

The Luxury Way of Life | 63


CULTURE<br />

«Ich scheine eine Vorliebe<br />

für Latinotypen zu haben.»<br />

Dabei musste die süsse Discomaus öfters auch schon hart einstecken. Zum<br />

Beispiel als 2005 bei der damals 37-Jährigen Brustkrebs diagnostiziert<br />

wurde. Der ist mittlerweile besiegt. Und ihre Brustoperation liegt ebenfalls<br />

schon eine Weile zurück. Doch die körperlichen Folgen der Chemotherapie<br />

machten der australischen Sängerin lange Zeit schwer zu schaffen. «Ich bin<br />

erst zu einem Nichts zusammengesunken und dann aufgegangen wie ein<br />

Ballon», reflektiert sie die damalige Zeit. «Mein Körper funktionierte nicht<br />

mehr wie er sollte, aber ich habe halt nur den einen.» Die Krankheit war ein<br />

Schock – für sie, ihr Umfeld und auch für die Fans des niedlichen Pop-Flohs.<br />

Trotz allem habe diese schlimme Erfahrung auch etwas Positives mit sich<br />

gebracht. «Wenn man alles verliert, wenn man seine Augenbrauen und seine<br />

Haare wieder wachsen lassen muss, dann ist dass schon merkwürdig», sagt<br />

Kylie Minogue. «Es war eine harte Zeit, aber ich habe daraus gelernt. Ich bin<br />

jetzt viel ruhiger.»<br />

Sie weint ihren Partnern nach<br />

Pech gehabt hat sie auch mit ihren Männern. Ihr Landsmann und Langzeitfreund<br />

Michael Hutchence, Sänger der Band Inxs, erhängte sich 1997 in einem<br />

Hotelzimmer in Sydney. Kylie gibt zu, dass sie ihn heute noch vermisst und<br />

sagt wehmütig: «Wir haben so viele Dinge gemeinsam zum ersten Mal<br />

gemacht.» Einer, der ihr ebenfalls das Herz brach, war Schauspieler Olivier<br />

Martinez. Der starb ihr zwar nicht weg, aber er betrog sie mehrfach – unter<br />

Es gibt ein geheimes Disco-Album, das noch<br />

nicht veröffentlicht wurde. Das hat Jake<br />

Shears von den Scissor Sisters verraten. Er<br />

und Kylie schrieben über die Jahre etliche<br />

Songs zusammen – darunter den Hit «I Believe<br />

In You» (2004) sowie Tracks für das<br />

Album «Aphrodite» (2007). «Aber wir haben<br />

noch viel mehr Material aufgenommen»,<br />

sagt Shears, «daraus könnte man eine<br />

hübsche CD machen.»<br />

© Warner Music<br />

© Polydor


CULTURE<br />

anderem mit Schauspielerin Michelle Rodriguez und Model Sarai Givati. Vier<br />

Jahre war die Australierin mit dem Franzosen verlobt. Kontakt haben die Beiden<br />

noch immer – was in erster Linie an ihrem gemeinsamen Hund liegt. Die<br />

Sängerin fliegt regelmässig nach Paris, um Sheeba zu treffen und mit ihr<br />

Gassi zu gehen. «Der Hund tut mir gut», sagt sie. Um Martinez trauert sie<br />

ebenfalls mehr, als sie zugeben will. Deswegen hatte ihre letzte Romanze mit<br />

dem spanischen Model Andres Velencoso keine Zukunftsperspektive.<br />

Den Traum von einer Hochzeit hat sie aber noch nicht aufgegeben. Dazu ist<br />

sie zu sehr Romantikerin. Welche Qualitäten müsste ihr Idealmann denn<br />

haben? «Wir sollten über dieselben Dinge lachen können», sagt die Musikerin.<br />

«Und wenn ich an meine bisherigen Freunde denke, dann scheine ich eine<br />

Vorliebe für Latinotypen in kreativen Berufen zu haben.» 46 Jahre ist sie nun<br />

alt. Abgesehen von den Lachfalten um Mund und Augen sieht man ihr das<br />

nicht an. Auf ihre Gesichtspflege angesprochen, gibt sie unvermittelt zu, dass<br />

sie auch schon Botox ausprobiert hat. «Aber ich habe damit aufgehört. Ich<br />

will nicht zu weit gehen. Ich habe Falten und die kann man auch sehen.» Sie<br />

achtet grundsätzlich gut auf sich – als Australierin sowieso ein Muss. «In<br />

meiner Heimat brennt die Sonne gnadenlos. Deshalb habe ich schon früh<br />

gelernt, mich vor ihr zu verstecken», sagt der Superstar. Kylies wirkliches<br />

Beauty-Geheimnis hingegen ist simpel und preiswert. An ihre Haut lässt sie<br />

lediglich Pond’s Cold Cream. Rund fünf Franken muss man für ein Töpfchen<br />

der angeblich so wirkungsvollen Wundercreme berappen. «Die hat schon<br />

meine Mutter benutzt. Meine Haut hat sich dadurch komplett verändert»,<br />

schwärmt Kylie. Ihren Körper stählt sie zudem mit Fitness und gesunder<br />

Ernährung. Selber Kochen kann sie allerdings nicht. «Meine Familie lacht<br />

mich deswegen aus. Treffen wir uns, dann darf ich nur den Tisch decken und<br />

anschliessend das Geschirr spülen. Von den Kochtöpfen halten sie mich bewusst<br />

fern.»<br />

© EMI Music<br />

Schluss als «The Voice»-Juror<br />

Aber hey, welchen Kerl würde schon interessieren, was gerade auf dem Herd<br />

brutzelt, wenn er eine wie Kylie bei sich zu Hause hätte? Eben! Ihre Qualitäten<br />

liegen halt woanders – und dazu gehört, dass sie das Musikbusiness in- und<br />

auswendig kennt. Das war sicher mit ein Grund, wieso das Pop-Idol von den<br />

Produzenten der Show «The Voice» kontaktiert wurde. Nachdem die Gagenverhandlungen<br />

geklärt waren, sass die 46-Jährige bei der britischen und der<br />

australischen Ausgabe in der Jury neben Kollegen wie will.i.am, Tom Jones<br />

und Ricky Martin. Kürzlich verabschiedete sie sich aber wieder vom Bildschirm.<br />

Grund: ihre Tour-Vorbereitungen. Zu ihrer bisherigen Erfahrung auf<br />

einem der roten Drehsessel sagte die Australierin: «Bei der Show dabei zu<br />

sein, ist eine grosse Verpflichtung. Ich habe es geliebt, auch wenn Teile der<br />

Sendung zu schwierig, zu anstrengend und zu emotional waren.»<br />

The Luxury Way of Life | 65


CULTURE<br />

«Mein Körper<br />

funktionierte<br />

nicht mehr.»<br />

Im Fernsehen – dort hat alles begonnen. Am 17. April 1986 war sie das erste<br />

Mal in der australischen Seifenoper «Neighbours» zu sehen. Sie spielte den<br />

Wildfang Charlene Robinson, zwei Jahre lang. Bei ihrer langersehnten Heirat<br />

schalteten 1988 rund 20 Millionen britische Zuschauer den Fernseher ein.<br />

Und dann verabschiedete sich die Kunstfigur Charlene, weil Kylie von einer<br />

Gesangskarriere träumte. Ein guter Entscheid, doch das Multitalent kehrte<br />

immer wieder zu seinen Wurzeln zurück. Aber vom Actionklamauk «Streetfighter»<br />

bis zum Pseudo-Krimi «Sample People» sind praktisch alle ihre Kinoauftritte<br />

peinlich. Das liegt weniger an Kylies Talent als den schrecklichen<br />

Drehbüchern. Einzige Ausnahme: «Moulin Rouge» (2001) von Baz Luhrmann.<br />

Der Film ist ein cineastisches Meisterwerk – doch Kylies Auftritt als grüne Fee<br />

dauert gerade mal 43 Sekunden.<br />

© Warner Music<br />

Lieblingsopfer der Klatschpresse<br />

Die Presse war denn auch nie besonders nett, wenn es um ihre Filme ging.<br />

Doch nicht nur das: Gerade weil ihr hübsches Gesicht im Wochentakt die<br />

Hochglanzmagazine ziert, werden laufend die Klatschspalten mit abstrusen<br />

Newsmeldungen gefüllt. Das nervt die Sängerin. Verheiratet, schwanger, lesbisch<br />

– was für einen Unsinn sie schon über sich lesen musste. Was waren<br />

die zwei kuriosesten Dinge? «Einmal hiess es, ich hätte einen Folterkeller.<br />

Eine andere Schlagzeile lautete: ‹Ist Kylie Minogue eine Ausserirdische?›»<br />

Eine interessante Theorie. Wenn man sie sich genauer ansieht … Die<br />

Sängerin fängt an zu lachen. Kommt sie denn von einem andern Stern? Kylie<br />

piepst wie ein Roboter, setzt einen Killerblick auf und sagt mit tiefer Stimme:<br />

«Vielleicht …»<br />

Queen haben ihr Musical. Ebenso Abba und Michael<br />

Jackson. Und Kylie? Die wurde auch schon mal in<br />

Musicalform geehrt. Ihres heisst «I Should Be So Lucky»<br />

und ist inspiriert von 25 ihrer Hits. Die Welturaufführung<br />

fand 2002 in Kylie Minogues Heimatstadt Melbourne statt.<br />

Die Sängerin gab zwar ihren Segen dazu, war aber nicht<br />

gross in das Projekt involviert. Kürzlich hat sie allerdings mit<br />

dem Schreiben eines eigenen Kylie-Musicals angefangen.<br />

66 | PRESTIGE<br />

© EMI Music


AUSSTELLUNGEN<br />

&BOOKS<br />

Inspiration Japan<br />

Museum Folkwang Essen<br />

27. September 2015 bis 18. Januar 2015<br />

Inspiration Japan<br />

Die japanische Kunst ist für die Entwicklung der europäischen Moderne<br />

von grundlegender Bedeutung. Nahezu alle grossen Meister von<br />

Manet, Degas, Cézanne, Monet bis Gauguin, van Gogh, Bonnard und<br />

Vuillard haben sich von japanischen Bildmotiven und Stilmitteln<br />

begeistern und inspirieren lassen. Das Museum Folkwang in Essen, das<br />

eine früh angelegte Sammlung japanischer Kunstobjekte besitzt,<br />

widmet diesem faszinierenden Kapitel der Kunst des ausgehenden<br />

19. Jahrhunderts nun eine umfassende Ausstellung. Der Fokus<br />

liegt auf dem Zeitraum von 1860 bis 1910, der Anfangs- und Hochphase<br />

der Rezeption japanischer Kunst in Frankreich – dem sogenannten<br />

«Japonisme».<br />

TRUUUUUU-MAN<br />

Wenn irgendjemand eine Biografie verdient hat, die sich aus unzähligen kleinen Puzzelstückchen<br />

aus Klatsch und Tratsch zusammensetzt, dann ist es sicherlich Truman Capote, der nichts<br />

mehr liebte als Gerüchte. George Plimton führte für dieses Buch Hunderte von Interviews mit<br />

freundlichen und weniger freundlichen Leuten aus Capotes Umfeld, um ihre Stimme zu<br />

einem Text zu verweben, der zeigt, wie vergeblich es ist, nach der Wahrheit zu suchen, wenn<br />

man es mit einem Menschen wie Capote zu tun hat. Ein talentierter Autor und gleichzeitig<br />

ein verrückter, charmanter, eitler, verspielter, exentrischer und mitleidloser Schauspieler. Zahlreiche<br />

Prominente wie Andy Warhol, Joan Didion, Norman Mailer bis zu seinem Erzfeind<br />

Gore Vidal waren Zeugen seines plötzlichen Erfolgs als Schriftsteller von «Frühstück bei<br />

Tiffany» und «Kaltblütig», seines Aufstiegs in der New Yorker High Society und später<br />

Beobachter seines jähen Absturzes, der auf die Veröffentlichung von «Erhörte Gebete»<br />

folgte, ein Romanfragment, in dem er so gut wie jeden, den er kannte, gnadenlos verraten<br />

und verkauft hat. Gerade deshalb hätte Capote das Buch von George Plimton geliebt.<br />

Truman Capotes turbulentes Leben<br />

George Plimpton<br />

Rogner & Bernhard Verlag<br />

Zwei Künstler –<br />

eine gemeinsame Ausstellung<br />

Grundlage der neusten Ausstellung im Kunsthaus Zürich sind<br />

ausgewählte Zeichnungen und Gemälde Ferdinand Hodlers.<br />

In separaten Räumen, aber konzeptuell darauf bezogen, sind<br />

Jean-Frédéric Schnyders Bilderzyklen «Berner Veduten»<br />

(1982 –1983) und «Am Thunersee» (1995) zu sehen. Mit den<br />

«Veduten» hatte sich Schnyder erstmals in die stark von Hodler<br />

geprägte Tradition der Pleinairmalerei eingereiht. Vollends<br />

Hodlersches Terrain betrat er mit den Thunersee-Bildern.<br />

Zugleich trennt ihn seine Vorgehensweise, die vom sorgsamen<br />

Abarbeiten der Möglichkeiten ausgedehnter Bilderreihen<br />

lebt, wesentlich vom Altmeister Hodler. Entsprechend betont<br />

Peter Fischli das «Ungleiche» zwischen den beiden<br />

Künstlern, sieht aber als grosse Gemeinsamkeit, dass die<br />

Malerei beider vor allem von der Malerei selbst handle.<br />

Ferdinand Hodler<br />

Jean-Frédéric Schnyder<br />

Kunsthaus Zürich<br />

12. September <strong>2014</strong> bis<br />

26. April 2015<br />

68 | PRESTIGE


Franz is here! Franz Ferdinands Reise um die Erde<br />

Bis 2. November <strong>2014</strong><br />

Weltmuseum Wien<br />

www.weltmuseumwien.at<br />

Weltreise eines Thronfolgers<br />

«Franz is here!» titelte eine amerikanische Tageszeitung<br />

anlässlich des Besuchs von Franz Ferdinand im Rahmen seiner<br />

Weltreise 1892/93. Jetzt, 100 Jahre nach seinem Tod, wird<br />

Franz Ferdinand dem Weltmuseum Wien einen Besuch abstatten.<br />

Seine Weltreise, die ihn von Pola über Suez, Aden, Sri Lanka,<br />

Indien, Nepal, Südostasien, Ozeanien, Australien, China und<br />

Japan bis in die Vereinigten Staaten führte, ist auch eine<br />

Reise ins Innere seiner Persönlichkeit. Der Thronfolger kehrte<br />

mit einer beeindruckend grossen Jagdbeute und über 14’000<br />

von ihm erworbenen Objekten zurück. Die Ausstellung versteht sich als visualisiertes<br />

Tagebuch Franz Ferdinands. Die Betextung in der Ausstellung<br />

erfolgt ausschliesslich durch Zitate aus den Tagebüchern, illustriert von<br />

Dingen aus seinem Nachlass. Auf diese Weise entsteht ein völlig neues<br />

Mosaik eines in sich widersprüchlichen Menschen.<br />

Und es ward Licht<br />

Mit seinen Spezialeffekten, seinem Erzählstil, seinem intellektuellen Überbau und seinem<br />

ungewöhnlichen Soundtrack hat «2oo1: Odyssee im Weltraum» die Art und Weise, wie<br />

wir Filme sehen, grundlegend verändert. Fünfzig Jahre nach dem Beginn der Arbeit an Stanley<br />

Kubricks Meisterwerk liegt nun die umfassendste Publikation, die jemals über «2oo1:<br />

Odyssee im Weltraum» erschienen ist vor. Hier erfahren Sie alles über den Entstehungsprozess<br />

dieses Meilensteins der Filmgeschichte. Das vierbändige Buch-Set enthält Hunderte<br />

unveröffentlichte Dokumente und Fotografien sowie persönliche Kommentare von Kubricks<br />

Co-Drehbuchautor, Sci-Fi-Legende Arthur C. Clarke.<br />

Limitiert auf insgesamt 1500 Exemplare, alle von Christiane Kubrick signiert:<br />

Art Edition Nr. 1– 500 (Art Edition A und B mit einem signierten Pigment-Print<br />

von Brian Sanders) und Collector’s Edition Nr. 501–1500.<br />

The Making of Stanley Kubrick’s<br />

«2oo1: A Space Odyssey»<br />

Piers Bizony<br />

Taschen Verlag<br />

Pier Paolo Pasolini<br />

Bis 05. Januar 2015<br />

Martin-Gropius-Bau Berlin<br />

Gesellschaftskritiker & poetischer Realist<br />

Mit einer grossangelegten Ausstellung würdigt der Martin-Gropius-Bau in<br />

Berlin den italienischen Filmemacher Pier Paolo Pasolini. Pasolini gilt als<br />

einer der bedeutendsten «poetischen Realisten» des europäischen Films. In<br />

der Ausstellung wird anhand zahlreicher Dokumente, Briefe, Fotos,<br />

Zeitungen und Filminstallationen die Vielschichtigkeit Pasolinis Schaffen<br />

gezeigt. Auch auf sein schriftstellerisches Werk wird eingegangen. Er<br />

galt als europäischer Intellektueller, der die radikalaufklärerische und selbstkritische<br />

Suche nach Wirklichkeit in der Filmsprache fortschrieb.<br />

The Luxury Way of Life | 69


DER TEUERSTE KÜNSTLER<br />

DER GEGENWART<br />

GERHARD RICHTER<br />

Er ist der international erfolgreichste lebende<br />

deutsche Maler. Selbst Zusammenbrüche auf<br />

dem Kunstmarkt können ihm nichts anhaben.<br />

Man reisst sich um seine Bilder und sie erreichen<br />

bei Auktionen Rekordsummen. Gerhard Richter<br />

ist ein Maler voller Leidenschaft. Seine Bilder<br />

hängen in den Museen der Welt. Privat ist er eher<br />

öffentlichkeitsscheu. Eine Spezialität des Malers<br />

ist es, Gesichter zu malen, die sich dem Betrachter<br />

entziehen. Seit den 1960er-Jahren nimmt der<br />

Küns tler Fotos aus Zeitungen und private Schnappschüsse<br />

und malt diese in Öl. Dabei verwendet er<br />

unscharfe ausgelaufene Konturen, um das Gefühl<br />

des Unpräzisen entstehen zu lassen. Charakteristisch<br />

für Gerhard Richters Werk ist, dass er sich<br />

im Verlauf der Jahre bis heute immer wieder neu<br />

und grundlegend mit der Malerei an sich auseinandersetzt.<br />

Seine Werke lassen sich nicht einem<br />

bestimmten Stil zuordnen, oftmals wird für seine<br />

Kunst sogar vom Prinzip des Stilbruchs gesprochen.<br />

So entsteht ein sehr vielschichtiges und abwechslungsreiches<br />

Oeuvre.<br />

3<br />

FRAGEN<br />

Es gibt Kritiker, die behaupten, einige Ihrer letzten<br />

Werke sähen aus wie Geschenkpapier. Was würden<br />

Sie ihnen entgegnen.<br />

Das sie recht haben. Manches sieht wirklich aus wie Einpackpapier.<br />

Und? Es hat mich einfach fasziniert, weil ich<br />

nicht weiss, was es wirklich ist.<br />

Sie haben gesagt: «Kunst ist eine religiöse Suche nach<br />

Gott», was meinen Sie damit?<br />

Ich glaube nicht an Gott, deshalb ist für mich die Kunst<br />

mein Glaube. Ich glaube an die Kunst. Sie gibt mir Hoffnung<br />

und Ideale.<br />

Sehen Sie optimistisch in die Zukunft der Malerei?<br />

Manchmal ja. Doch auf der anderen Seite sehe ich die Entwicklung, dass wir scheinbar<br />

keine Malerei mehr brauchen. Kultur geht immer mehr in Entertainment. Und Museen<br />

springen auf diesen Zug auf – alles ist voller netter Dinge, aber es fehlen die wirklich<br />

wichtigen und ernsthaften Werke.<br />

© Hubert Becker<br />

70 | PRESTIGE


SWISS First<br />

Entdecken Sie eine neue Welt<br />

schon auf dem Weg dahin.


CULTURE<br />

ERIK<br />

JOHANSSON<br />

DER SURREALIST<br />

Er stellt die Welt auf den Kopf, schlitzt<br />

Strassen auf und lässt Gebäude fliegen. Der schwedische<br />

Fotokünstler ist Autodidakt und Illusionist.<br />

Sein Name ist in der Presse weltweit zu lesen, als<br />

«der» Newcomer der Fotoszene.<br />

Valeska Jansen<br />

Aufgeschnittene Strasse «Cut & fold» von 2008.<br />

72 | PRESTIGE


CULTURE<br />

PRESTIGE: Haben Sie bei Ihrer Arbeit eine bestimmte<br />

Zielgruppe im Auge?<br />

ERIK JOHANSSON: Menschen, die sich gerne begeistern<br />

lassen. So wie ich, der sich immer von neuen Ideen inspirieren<br />

lässt – von Dingen, die zum Nachdenken anregen.<br />

Erik Johansson ist gross, blond und blauäugig und erfüllt so sämtliche<br />

Klischees des typischen Schweden. Mit seinen 29 Jahren gehört er<br />

zu den angesag testen Fotokünstlern unserer Zeit. Er hat eine Nische<br />

entdeckt, er überrascht und begeistert seine Klientel. Seine Spezialität ist<br />

dabei die Kombination und Überlagerung von Fotografien mittels Photoshop.<br />

Der illusionistische Effekt: Es entstehen surrealistische Szenarien, die auf<br />

den Betrachter befremdend und realistisch zugleich wirken. Mitten in Zürich,<br />

im Hauptbahnhof, präsentierte er nun im Rahmen der Volvo Art Session sein<br />

neuestes Projekt: eine live 3-D-Illusion. Seine Idee dabei war, ein originales<br />

Automodell vor einer auf Leinwand gemalten Mauerwand so zu positionieren,<br />

dass ein 3-D-Effekt entsteht und der Betrachter den Eindruck hat, dass das<br />

Auto die Mauer durchbrechen würde. Wir trafen den sympathischen Schweden<br />

kurz vor Eventbeginn zum Interview:<br />

Können Sie davon leben?<br />

Ja. Ich habe in der Zwischenzeit viele Privatkunden, aber<br />

auch Aufträge von Firmen. Dazu werde ich immer öfter auch<br />

für Events, wie dieses hier gebucht. Auf meiner Homepage<br />

verkaufe ich auch Lithografien meiner Fotokunst, das läuft<br />

prima.<br />

Was wäre, wenn es keine Digitalfotografie gäbe?<br />

Das wäre auf eine Art und Weise noch spassiger. Eigentlich<br />

hätte man dann viel mehr Möglichkeiten. Man müsste noch<br />

kreativer beim Fotografieren sein und würde sich nicht, wie<br />

es heute viele tun, immer nur auf Photoshop verlassen.<br />

Wenn ich zum Beispiel ein Bild mache, aus dem Wasser<br />

fliesst, müsste ich die Kulisse auch realistisch so gestalten.<br />

Heute kann ich so etwas einfach am PC konstruieren. Aber<br />

einige Sachen wären ohne einer Nachbearbeitung am PC<br />

vollkommen unmöglich zu realisieren.<br />

3D Illusion im Rahmen der Volvo Art Session im Zürcher Hauptbahnhof <strong>2014</strong>.<br />

The Luxury Way of Life | 73


CULTURE<br />

Warum sind all Ihre Kunstwerke so surreal? Mögen sie<br />

die Realität nicht?<br />

Genau, für mich ist die realistische Kunst langweilig.Klar<br />

gibt es auch tolle realistische Fotografen, deren Arbeit ich<br />

sehr bewundere. Aber ich persönlich lasse mich mehr von<br />

Malern inspirieren. Ich liebe die Vision, dass etwas realistisch<br />

aussieht, aber so eigentlich gar nicht möglich ist.<br />

Das regt die Menschen zum Nachdenken an. Es lässt sie<br />

zweimal hingucken.<br />

Wie sieht Ihr Zuhause aus? Surreal?<br />

(Lacht.) Ich lebe in einer Wohnung in Berlin, in der auch<br />

mein Studio integriert ist. Alles ist sehr minimalistisch<br />

eingerichtet. Eben typisch schwedisch. Alles ist weiss und<br />

clean aufgeräumt. Das brauche ich auch, denn das Chaos<br />

herrscht in meinem Kopf.<br />

Ihr nächstes grösseres Projekt?<br />

Bald werde ich etwas sehr Ähnliches wie hier in Zürich<br />

machen. Und ich arbeite gerade für das Cover-Bild für<br />

einen berühmten Künstler, den Namen darf ich noch nicht<br />

verraten. Dann habe ich auch sonst noch jede Menge neue<br />

Bildideen im Kopf, die ich alle in naher Zukunft realisieren<br />

möchte.<br />

Fotos auf meinen PC und bearbeitete sie ein bisschen, bis<br />

ich bemerkte, dass man da noch viel mehr machen kann.<br />

Es war eine langsame und irgendwie selbstverständliche<br />

Weiterentwicklung für mich. Meine Arbeit ist Schritt für<br />

Schritt gewachsen und meine Ideen und Projekte wurden<br />

immer grösser.<br />

Dann ist Ihr Lieblingsmaler doch sicher Dali?<br />

Genau! Dazu René Magritte und Maurits Cornelis Escher.<br />

Alle Surrealisten lösen bei mir grosse Emotionen aus. Bei<br />

Escher bewundere ich zum Beispiel die Art und Weise, wie<br />

er Mathematik mit Kunst verbindet.<br />

Aber grundsätzlich lasse ich mich von allem inspirieren,<br />

was mir irgendwie gut gefällt, das muss jetzt nicht unbedingt<br />

etwas Surrealistisches sein.<br />

Haben Sie einen Wunschtraum im Hinblick auf zukünftige<br />

Technologien?<br />

Nein, es gibt eigentlich schon alles. Was sich noch verbessern<br />

wird, sind Qualität und Geschwindigkeit von PCs<br />

und Kameras.<br />

Wie sind Sie eigentlich zum Fotografieren ge kommen?<br />

Als Kind habe ich ständig gemalt und mit 15 habe ich meine<br />

erste Digitalkamera geschenkt bekommen. Die Fotografie<br />

irritierte mich damals. Ein Klick, und das Bild war fertig.<br />

Das kann es doch nicht sein, dachte ich, und überlegte,<br />

wie man mehr daraus machen könnte. Ich überspielte die<br />

Wet dreams on open water von 2008.<br />

Go your own road von 2008.<br />

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Erweitern Sie Ihren Wohnraum.<br />

Die rahmenlosen Schiebefenster von Sky-Frame gehen schwellenlos<br />

in ihre Umgebung über. So lässt sich nur schwer sagen, wo die<br />

Aussicht anfängt und der Innenraum aufhört. www.sky-frame.ch


© Südtiroler Landesarchiv – Bildarchiv Oswald Kofler<br />

Oswald Kofler, Portrait Peggy Guggenheim, 1955.<br />

EIN LEBEN FÜR DIE KUNST<br />

MAZENINNEN<br />

Drei exentrische und aussergewöhnliche Frauen, ohne die<br />

die Kunstgeschichte heute bedeutend ärmer wäre und viele grosse<br />

Künstler nie entdeckt worden wären.<br />

Lilly Steffen<br />

PPeggy Guggenheim, Johanna Ey und Gertrude Stein: Drei starke,<br />

selbstbewusste Frauen, die Künstler gleichermassen begeisterten,<br />

inspirierten und finanziell unterstützten. Sie zeichneten sich durch<br />

ein einzigartiges Gespür für die Strömungen ihrer Zeit und die Trends der<br />

Gegenwart aus. Ohne sie wären Namen wie Pablo Picasso, Otto Dix, Henri<br />

Matisse, Ernest Hemingway, Djuna Barnes, Paul Klee und Joan Miró kaum<br />

zu dem geworden, was sie heute sind. <strong>Prestige</strong> stellt drei dieser grossen<br />

Frauen vor.<br />

Vom «armen» reichen Mädchen zur Sammlerin<br />

1898 in New York geboren, entstammt Peggy, die eigentlich Marguerite<br />

heisst, einer schwerreichen amerikanischen, jüdischen Familie. Bereits mit<br />

21 Jahren tritt sie eine riesige Erbschaft an, die sie für ihr Leben finanziell<br />

76 | PRESTIGE


CULTURE<br />

unabhängig macht. Ihr Vater Benjamin zählte zu den Opfern des Titanic-<br />

Unglücks. Mit dem Geld will sie reisen und die Welt kennenlernen. So besucht<br />

die Guggenheim-Tochter 1921 Paris und taucht in die künstlerische<br />

Avantgarde der Stadt ein. Hier lernt sie Sylvia Beach mit ihrem Buchladen<br />

«Shakespeare & Company» und die Schriftstellerin Djuna Barnes kennen. Sie<br />

verkehrt in den gleichen Bars wie T. S. Elliot oder Ernest Hemingway und<br />

unterstütz zum ersten Mal mittellose Künstler und Schriftsteller. Sie stiftet<br />

ihnen Stipendien und kommt für ihre Lebenskosten auf.<br />

Erst im Jahre 1937, auf Anraten Samuel Becketts, entdeckt Peggy die<br />

Förderung der modernen abstrakten Malerei, von welcher sie bis dahin<br />

keinen blassen Schimmer hatte. Doch ihre Freunde, unter ihnen Marcel<br />

Duchamp, helfen ihr gern. Und Peggy lernt schnell. Bereits 1938 eröffnet<br />

Peggy eine Galerie in London. Die grossen Namen unter ihren damaligen<br />

Protegés lauten Georges Braque, Marc Chagall, Salvador Dali und Pablo<br />

Picasso. Sie plant ein Museum für moderne Kunst, doch die beginnende<br />

Furcht vor einem Krieg macht diese Pläne zunichte. Stattdessen investiert<br />

Peggy fortan in die Maxime: «Jeden Tag ein Kunstwerk kaufen!» Damit unterstützt<br />

sie Künstler, die entweder Juden sind oder ihrer «entarteten» Kunst<br />

wegen vor den Nazis flüchten. Somit erwirbt Peggy den Grundstock einer<br />

grossartigen Sammlung, zu der Paul Klee und Joan Miro gehören. Max<br />

Ernst wird zudem ihr Ehemann. Mit ihm zieht sie nach New York und taucht<br />

dort in die avantgardistische Szene eines Jackson Pollocks (der ebenfalls<br />

einer Peggys Liebhaber ist und den sie finanziell unterstützt) ein. Nach<br />

der Scheidung von Max Ernst (1946) zieht es Peggy zurück nach Europa.<br />

Venedig heisst ihre neuste Liebe. Dort eröffnet sie das Museum der Peggy<br />

Guggenheim Collection und frönt weiterhin ihrem exentrischen Lebensstil.<br />

In einer aus Gold verzierten Gondel lässt sie sich durch die Stadt<br />

«Der Zusatz -ismus<br />

hinter dem Namen<br />

einer Person ist die einzige<br />

Art von Denkmal,<br />

die wirklich Bestand hat.»<br />

– Peggy Guggenheim –<br />

The Luxury Way of Life | 77


CULTURE<br />

«Es braucht viel Zeit, ein Genie zu sein,<br />

man muss so viel herumsitzen<br />

und nichts tun, wirklich nichts tun.»<br />

– Gertrude Stein –<br />

chauffieren, stets mit grossen schrillen Sonnenbrillen und ihrem Hund. 1979<br />

stirbt Peggy Guggenheim in Italien – ihre Sammlung ist jedoch noch immer<br />

in Venedig zu bewundern.<br />

Von der Bäckersfrau zur Mäzenin<br />

Johanna Ey war das Mäzenatentum – anders als bei Peggy Guggenheim –<br />

sicherlich nicht in die Wiege gelegt worden. Geboren als arme Weberstochter,<br />

heiratet sie jung und bekommt zwölf Kinder, von denen acht früh sterben. Sie<br />

lässt sich scheiden in einer Zeit, in der Scheidung geächtet wird. Dann eröffnet<br />

sie eine Bäckerei mit Ausschank und arbeitet hart für ihr Einkommen. Die<br />

Nähe ihrer Bäckerei zur Düsseldorfer Kunstakademie zur Oper und zum<br />

Schauspielhaus beschert ihr jedoch vermehrt Schauspieler, Sänger, Musiker,<br />

Maler und Bildhauer als Kunden. Da diese häufig knapp bei Kasse sind,<br />

gewährt ihnen «Mutter Ey», wie sie bald genannt wird, Kredit oder akzeptiert<br />

Bilder als Zahlungsmittel.<br />

Ab und an gibt sie auch Porträts ihrer selbst in Auftrag. Nach und nach<br />

sammeln sich so allerhand Kunstwerke an. Die Wirtin mutiert zur Sponsorin<br />

moderner Kunst und beginnt, mit dieser zu handeln. Sie erkennt zudem auch<br />

ohne höhere Schulbildung oder Herkunft die Bedeutung vieler aufstrebender<br />

Künstler. Zu ihnen gehören Otto Dix, Max Ernst, Robert Pudlich und Otto<br />

Pankok.<br />

Bald eröffnet sie eine eigene Gallerie für den Handel mit Bildern. Nach dem<br />

Ersten Weltkrieg wird die Galerie unter dem programmatischen Namen<br />

«Junge Kunst – Frau Ey» zum Mittelpunkt der Künstlergruppe «Das Junge<br />

Rheinland». Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und infolge der<br />

Gleichschaltung gelten jedoch praktisch alle Maler aus dem Umkreis<br />

Johanna Eys mit einem Schlag als «entartet»; die meisten sind überdies politische<br />

Gegner des Nationalsozialismus und zum Teil aktiv im Widerstand.<br />

1933 werden deswegen zahlreiche Bilder aus Ladenbestand und<br />

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Tradition meets Innovation<br />

Zbären Kreativküchen AG<br />

Bahnhofstrasse 26 . CH-3777 Saanenmöser . Tel. +41 (0)33 744 33 77<br />

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Saanenmöser . Gstaad . Lenk<br />

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CULTURE<br />

Sammlung der Galerie Ey beschlagnahmt und zerstört. Im April 1934 gibt<br />

Johanna Ey ihre Galerie auf. In Düsseldorf bekommt sie, als sie im Alter von<br />

83 Jahren stirbt, ein Ehrenbegräbnis. Sie gilt heute noch als Ikone.<br />

Sammlerin und Salonière<br />

«Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose», dies ist wohl der meist zitierte Satz<br />

von Gertrude Stein und er sagt viel über ihr Kunstverständnis und ihre Persönlichkeit<br />

aus. Sie ist begeistert vom kubistischen Stil, liebt Wiederholungen<br />

und setzt auf Einfachheit und Gegenwart. Alles geschieht jetzt, Interpunktion<br />

und Grammatikregeln werden ignoriert. Ebenso ignoriert sie gesellschaftliche<br />

Regeln und lebt mit ihrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas zusammen.<br />

Sie lässt sich 1903 in Paris nieder und teilt sich ihren berühmten, mit zeitgenössischer<br />

Kunst ausgestatten Salon in der Rue de Fleures 27 zuerst mit<br />

ihrem Bruder, dem Kunstsammler und -kritiker Leo Stein, ab 1913 mit Alice<br />

B. Toklas. Die beiden erwerben Werke von Paul Cézanne, Paul Gaugin,<br />

Auguste Renoir, Edgar Degas, Georges Braque – Maler einer neuen künstlerischen<br />

Ära. Gertrude kauft diese Bilder nicht etwa als Investition, sondern<br />

aus Begeisterung für die Avantgarde. Matisse fasziniert sie, ebenfalls Picasso,<br />

der sie später auch malen wird. Das Heim der Steins gleicht einer Galerie.<br />

Zum Jour fixe kommen Pablo Picasso, Georges Braque, Juan Gris, Francis<br />

Scott Fitzgerald, Ezra Poung und Ernest Hemingway. Letzterer liess sich von<br />

Stein in literarische Fragen gerne beraten.<br />

Gertrude Stein ist in der Pariser Szene eine angesehene Persönlichkeit, ihr<br />

Urteil wird geschätzt. Sie vermittelt Künstler an Galeristen, betreibt Networking<br />

und macht sich als Salonière und Mäzenin einen grossen Namen.<br />

Kunstfreunde aus aller Welt suchen sie auf, nicht nur, um ihre Sammlung zu<br />

betrachten, sondern auch, um sich von ihr in den neusten Entwicklungen des<br />

Kunstmarktes beraten zu lassen. Ihre eigenen literarischen Ambitionen<br />

bleiben zumeist ungeachtet. Erst spät, mit Ende fünfzig, kann sie einen Erfolg<br />

aufweisen. Ihr Buch «Autobiographie von Alice B. Toklas», in dem sie ihr<br />

eigenes Leben mit der geliehenen Stimme ihrer Lebensgefährtin erzählt, wird<br />

zum Bestseller.<br />

Frauen, die die Kunstwelt<br />

bereicherten<br />

Die in diesem Buch versammelten Kunstmäzeninnen<br />

wie Peggy Guggenheim,<br />

Gertrude Stein, Irene Ludwig, Betty Freeman<br />

oder Milena Ebel laden dazu ein, sich<br />

mit der Geschichte dieser starken Frauen<br />

zu befassen, in deren Namen der Glanz<br />

der Kunstwelt mitschwingt.<br />

Mäzeninnen –<br />

Ein Leben für die Kunst<br />

Barbara Sichtermann &<br />

Ingo Rose<br />

Knesebeck Verlag<br />

80 | PRESTIGE


ERWITTS<br />

HOMMAGE<br />

AN DIE FRAUEN DIESER WELT<br />

VON SZENEN DES ALLTAGS<br />

BIS ZU FILMSTARS<br />

Fotos: © Elliott Erwitt | Magnum Photos.<br />

DDer Meisterfotograf Elliott Erwitt hat mit den Jahren zahlreiche<br />

Porträts des weiblichen Geschlechts geschaffen. «Regarding<br />

Women» ist Erwitts bewegende, persönliche Hommage an die<br />

weibliche Kraft, Intelligenz und Schönheit. Die dort abgebildeten Fotografien<br />

stellen respektvoll, bewundernd und mitunter ehrfürchtig die gesamte<br />

Komplexität der weiblichen Natur dar: mal furchterregend und beharrlich,<br />

mal kapriziös und schüchtern. Indem er ihre zahlreichen Facetten einfängt,<br />

führt er uns nicht nur vor, wie Frauen unterschiedlichster Art ihren Weg in<br />

dieser Welt beschreiten, auch, wie sie ihr ihren jeweils eigenen Stempel aufdrücken.<br />

Das Archivmaterial – darunter viele noch nie veröffentlichte oder<br />

selten gezeigte Aufnahmen – umspannt mehrere Generationen. Neben Erwitts<br />

entwaffnendem, typischem Alltags humor, der in den Fotografien dieses<br />

Buchs immer wieder aufblitzt, werden Sie auf Romantik und Glamour, auf<br />

Anflüge von Sinnlichkeit und sehr viel Zuneigung stossen.<br />

JACQUELINE KENNEDY<br />

Arlington, Virginia, USA, 1963<br />

Regarding Women<br />

Elliott Erwitt<br />

TeNeues Verlag<br />

CANNES<br />

France, 1980<br />

TROPICANA HOTEL<br />

Las Vegas, USA, 1957


KOLUMNE<br />

WILHELM J. GRUSDAT<br />

AUS DEM LEBEN EINES GALERISTEN:<br />

AN EINEM SELTSAMEN ORT!<br />

Ein entfernter Verwandter von mir,<br />

ein sehr wohlhabender Kunstsammler,<br />

plante eine Expedition in<br />

unbekannte Gegenden der<br />

Kunstwelt und nahm mich mit.<br />

Wir fuhren also los. Da ergriff<br />

uns ein unheimlicher Orkan, der<br />

unser Gefährt, etwa tausend<br />

Meilen hoch, in die Luft hob. Dort<br />

oben, über den Wolken, fuhren<br />

wir dann sechs Wochen und einen<br />

Tag dahin, bis wir eine runde und glänzende<br />

Insel entdeckten.<br />

Die Insel, das merkten wir bald, war die<br />

Kunstakademie. Die Bewohner ritten auf dreiköpfigen<br />

Geiern durch die Luft, als seien<br />

es Fahrräder. Da gerade Krieg war, und zwar<br />

mit der Universität, bot mir der Direktor<br />

einen Posten an. Ich lehnte aber ab, als ich<br />

hörte, dass man statt Wurfspiessen grosse<br />

weisse Rettiche nähme und Pilze als Schilde.<br />

So ein vegetarischer Krieg, sagte ich, sei<br />

nichts für mich.<br />

Sie haben an jeder Hand<br />

sieben Finger und tragen den<br />

Kopf unter dem rechten Arm.<br />

Die Künstler sind riesig gross. Sie nennen sich<br />

aber nicht Künstler, sondern »kochende<br />

Geschöpfe«, weil sie ihre Speisen, genau wie<br />

wir, auf dem Herd zubereiten. Das Essen<br />

kostet sie wenig Zeit. Sie öffnen einfach ihre<br />

linke Seite und schieben die Mahlzeit direkt<br />

in den Magen. Das geschieht ausserdem nur<br />

einmal im Monat, also zwölfmal im Jahr. Auch<br />

sonst haben sie ein recht bequemes Leben. Der<br />

Bauch dient den Künstlern als Rucksack<br />

und Handtasche. Sie stecken alles, was sie<br />

mitnehmen, in ihn hinein und können ihn nach<br />

Belieben auf- und zumachen. Jedes der<br />

Wesen ist schon vor der Geburt auf<br />

seinen künftigen Beruf vorbereitet,<br />

ob nun als Maler, Bildhauer, Grafiker<br />

oder Architekt, und beginnt sofort<br />

nach der Geburt den vorbestimmten<br />

Beruf auszuüben. Sie haben an<br />

jeder Hand sieben Finger, tragen den<br />

Kopf unter dem rechten Arm und<br />

lassen ihn, wenn sie ins Atelier oder<br />

zu Vernissagen gehen, normalerweise<br />

zuhause. Sie können’s aber<br />

auch umgekehrt machen, den Kopf fortschicken<br />

und den Körper daheim lassen. Die Augen<br />

können sie in die Hand nehmen und dann damit<br />

genauso gut sehen, als hätten sie die Augen<br />

im Kopfe. Wenn sie eins verlieren, macht das<br />

nichts. Man kann sich ein neues in Spezialgeschäften<br />

kaufen, in jeder Farbe und gar nicht<br />

teuer. Als ich in der Akademie war, waren<br />

gerade gelbe Augen Mode. Und wenn die<br />

Künstler alt geworden sind, so sterben sie<br />

nicht, sondern lösen sich in Luft auf und fliegen<br />

zum Firmament.<br />

Ausser den Künstlern traf ich auch Kunsthändler,<br />

Bewohner des Hundssterns. Sie reisen als<br />

rührige Kaufleute durchs ganze Weltall, sehen<br />

wie grosse Bullenbeisser aus und haben die<br />

Augen links und rechts unter der Nase.<br />

Ich muss zugeben, dass das alles recht seltsam<br />

klingen mag. Aber es hat trotzdem seine Richtigkeit,<br />

und wer auch nur im geringsten daran<br />

zweifelt, braucht nur in die Kunstakademie zu<br />

reisen und meine Angaben nachzuprüfen.<br />

Dann wird er mir Abbitte leisten und bestätigen,<br />

dass ich von der Wahrheit so wenig abgewichen<br />

bin, wie kein anderer Akademiebesucher<br />

sonst. Faustdicke Lügen aufzutischen war mir<br />

mein Leben lang verhasst. Ich kann's nicht<br />

ändern. So, und nun will ich ein Glas Punsch<br />

trinken. In meinem Zwölfliterglas.<br />

Prosit !<br />

Frei nach Baron Münchhausen<br />

82 | PRESTIGE


TEUER UND<br />

LEBENDIG<br />

DIE BESTVERDIENENDEN<br />

AMERIKANISCHEN KÜNSTLER<br />

DER GEGENWART<br />

Der internationale Kunstmarkt folgt heute nicht mehr nur kulturellen oder ästhetischen<br />

Kriterien. Längst ist das Kunstfeld zu einem Ort avanciert, an dem<br />

eine ökonomische Verwertungslogik vorherrscht. So werden Kunstobjekte<br />

zunehmend als Vermögensanlagen betrachtet. Ähnlich wie Aktienfonds sind<br />

sie zum Gegenstand von Marktspekulanten geworden. Es verwundert daher<br />

kaum, dass sich viele zeitgenössische Künstler auch in ihren Arbeiten mit<br />

diesem engen Zusammenhang von Kunst und Kapitalismus beschäftigen –<br />

und damit Unmengen an Geld verdienen. Wir stellen Ihnen die sechs derzeit<br />

teuersten US-Künstler der Gegenwart vor und fragen, wer hier gibt und wer<br />

hier nimmt:<br />

JEFF KOONS<br />

Dass Jeff Koons nach wie vor der Mann der Stunde ist,<br />

dürfte kaum überraschen. Im vergangenen Jahr wurde sein<br />

Werk «Balloon Dog (Orange)» für 58,4 Millionen Dollar bei<br />

Christie’s verkauft. Das ist der höchste Preis, der je für ein<br />

Werk eines lebenden Künstlers bezahlt wurde. Seit 2001<br />

tauchte Koons öfter als jeder andere US-amerikanische<br />

Künstler in den Top-100-Verkaufsrankings auf, seine Werke<br />

werden nur in den renommiertesten Museen der Welt, wie<br />

etwa dem Whitney Museum of American Art in New York,<br />

ausgestellt. Wie wohl bei keinem anderen zeitgenössischen<br />

Künstler spiegeln sich in seinen Werken die Bilderwelten<br />

des Spätkapitalismus wider: Verpackungen, glänzende Oberflächen,<br />

Sex und Begehren.<br />

Brice Marden ist einer der wichtigsten zeitgenössischen US-Künstler.<br />

Auch wenn sein Werk gern vorschnell der Minimal-Art zugeordnet wird, weist<br />

es viele weitere Einflüsse aus dem Bereich der historischen Avantgarden,<br />

der Pop-Art und der asiatischen Kunst auf. Seine abstrakten Zeichnungen,<br />

Druckgrafiken und Gemälde erzielen bei Kunstaktionen regelmässig<br />

Millionenbeträge. In seinen Arbeiten experimentiert der in New York lebende<br />

Künstler immer wieder mit den Möglichkeiten klassischer Reproduktionsverfahren<br />

wie Siebdruck oder Radierungen. Auch beschäftigt er sich in seinem<br />

Werk stark mit asiatischer, vor allem japanischer Kalligrafie. Sein<br />

teuerstes Werk ist – mit einem Preis von 10,9 Millionen Dollar – das Ölgemälde<br />

«The Attendant» (1996 –1999), auf dem ein Netzwerk ineinander<br />

verschlungener kalligrafischer Linien zu sehen ist.<br />

BRICE MARDEN<br />

84 | PRESTIGE


Auch dieser US-Künstler ist ein Star in der Szene, auch wenn sein Werk auf den<br />

ersten Blick etwas unzugänglich erscheint. Bekannt ist Wool für seine grossformatigen<br />

und oft verschmierten Word-Paintings, auf denen zumeist in schwarzer Farbe<br />

Zitate oder Satzfragmente zu lesen sind. Sein wohl bekanntestes Werk trägt den Titel<br />

«Apocalypse Now» und wurde im November 2013 für 26,5 Millionen Dollar bei Christie’s<br />

verkauft. Auf ihm ist ein bekanntes Zitat aus dem gleichnamigen Film von Francis<br />

Ford Coppola zu lesen: «Sell the house sell the car sell the kids».<br />

CHRISTOPHER WOOL<br />

BRUCE NAUMAN<br />

Unter Insidern gilt er als der einflussreichste Gegenwartskünstler,<br />

auch wenn seine Objekte auf Auktionen keine Höchstpreise<br />

erzielen: Bruce Nauman, dessen Werk reich und vielschichtig<br />

ist und sich klaren Kategorisierungen immer wieder bewusst<br />

entzieht. Installationen, Film, Fotografie, Musik, Performance –<br />

Naumann lässt kein Medium ungenutzt, um die routinierten<br />

Wahrnehmungsweisen der Betrachter infrage zu stellen und neu<br />

auszurichten. Sein teuerstes Werk ist mit 9,9 Millionen Dollar<br />

die Wachsskulptur «Henry Moore bound to fail (back view)» aus<br />

dem Jahr 1967.<br />

Dieser bekannte Pop-Art-Künstler ist zwar schon etwas<br />

länger im Geschäft, seine Werke verkaufen sich aber nach<br />

wie vor blendend. Zu den bekanntesten und teuersten<br />

zählen seine Flaggen-Gemälde, mit denen er sich in den<br />

späten 1950er-Jahren kritisch gegen den Abstrakten<br />

Expressionismus wandte und den Alltag wieder zurück in<br />

die Kunst holen wollte. Über 40 Stück dieser «flag»-Bilder<br />

schuf er, das teuerste darunter, «Flag» (1960–1966), wurde<br />

im Mai 2010 für 28,6 Millionen Dollar bei Christie’s verkauft.<br />

JASPER JOHNS<br />

The Luxury Way of Life | 85


CULTURE<br />

DIE INSEL DER<br />

SCHWERVERBRECHER<br />

ALCATRAZ<br />

Wer auf der Insel vor San Francisco landete,<br />

kam so schnell nicht mehr hinaus. Alcatraz war ein Ort,<br />

der die grössten Gangster seiner Zeit beherbergte.<br />

Ein Ort, der selbst Al Capone und<br />

The Birdman schwer zusetzte.<br />

Yvonne Beck<br />

86 | PRESTIGE


CULTURE<br />

«Rule 5: You are entitled to food, clothing,<br />

shelter and medical attention. Anything else<br />

that you get is a privilege. You earn your<br />

privileges by conducting yourself properly.»<br />

– Regeln für Gefangene, Alcatraz 1956 –<br />

Für die Insassen auf der Gefängnisinsel bestand Bestrafung nicht nur in<br />

der Gefangenschaft selbst, sondern auch in der damit verbundenen<br />

psychischen Qual. Befand man sich doch mitten in einem der verkehrsreichsten<br />

Häfen Amerikas. Man hörte die Schiffe und Boote nach San Francisco,<br />

Oakland und Sausalito, sah die Ozeandampfer und Lichter der Grossstadt.<br />

All das war ganz nah, doch für die Gefangen unerreichbar fern.<br />

Die Geschichte von «The Rock»<br />

Der Name «Alcatraz» kommt aus dem Spanischen und bedeutet Pelikan. Der<br />

Spanier Juan Manuel de Ayala erblickte diese Vögel, als er 1775 in die Bucht<br />

segelte. Im Jahr 1850 gab es eine Anordnung des Präsidenten, dass die<br />

US-Armee hier eine Festung bauen sollte. Fast schon von Anfang an war<br />

Alcatraz aber immer auch ein Gefängnis. Im Jahre 1859 trafen mit der ersten<br />

permanenten Garnison der Festung auch 11 Soldanten ein, die zur Inhaftierung<br />

bestimmt waren. Während des Bürgerkrieges waren hier Soldaten, die<br />

wegen Desertierens, Diebstahls, Tätlichkeit, Vergewaltigung und Mordes verurteilt<br />

worden waren, Zivilisten, die des Verrats angeklagt worden waren, und<br />

die Mannschaft eines konföderierten Schiffs in Haft. Das Heer verwendete<br />

Alcatraz auch als Internierungslager für Indianer der Stämme Hopi, Apache<br />

und Modoc, die während der verschiedenen Indianerkriege des mittleren bis<br />

späten 19. Jahrhunderts in Gefangenschaft geraten warten. Auch Kriegsgefangene<br />

des Spanischen-Amerikanischen Kriegs (1898) waren hier.<br />

Als der Verteidigungsgedanke immer mehr an Bedeutung verlor, wurde Alcatraz<br />

als Festung aufgegeben. Und die regulären Armeetruppen durch Soldaten<br />

der US-Militärwache ersetzt. Innerhalb eines Jahres hatte die Armee<br />

mit dem Abbruch der Zitadelle begonnen und ein riesiges Zellgebäude aus<br />

Beton erbaut. 1915 erhielt Alcatraz die neue Bezeichnung «United States<br />

Disciplinary Barracks, Pazifik Branch». Es dauerte nicht lange, bis Kriegsdienstverweigerer<br />

des Ersten Weltkrieges zu den Insassen von Alcatraz<br />

zählten. Während der Depression der 1930er-Jahre interessierte sich das<br />

neu geschaffenen Justizministerium für die Insel als öffentlichkeitswirksamen<br />

Standort eines Hochsicherheitsgefängnisses. Vom Kriegsministerium dem<br />

Justizministerium übertragen, wurde Alcatraz 1934 als Bundesgefängnis<br />

wieder eröffnet. Von den 1545 Männern, die auf Alcatraz ihre Strafe verbüssten,<br />

trugen einige berüchtigte Namen, wie Al «Sacrface» Capone,<br />

«Doc» Baker, Alvin «Creepy» Karpis, George «Machine Gun» Kelly und Floyd<br />

Hamilton. Die meisten Insassen waren Männer, die sich in anderen Gefängnissen<br />

als Problemfälle erwiesen hatten: Unruhestifter und Ausbrecher. Unter<br />

ihnen auch Robert Stroud, der «Vogelmann von Alcatraz».<br />

The Luxury Way of Life | 87


CULTURE<br />

«These five words seems written<br />

in fire on the wall of my cell:<br />

Nothing can be worth this.»<br />

– George «Machine Gun» Kelly –<br />

«The Birdman»<br />

Robert Stroud verliess bereits mit 13 Jahren sein von Gewalt geprägtes<br />

Elternhaus und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. In Alaska lebte<br />

er mit der doppelt so alten Prostituierten Kitty O'Brian zusammen. Im Streit<br />

um Kitty tötete er seinen Kontrahenten und wurde daraufhin zu zwölf Jahren<br />

Gefängnis verurteilt, die er in der berüchtigten McNeil Island Strafanstalt<br />

antreten musste.<br />

1912 wurde der aufsässige und gewalttätige Stroud in das moderne Hochsicherheitsgefängnis<br />

Leavenworth verlegt, nachdem er einen Mithäftling niedergestochen<br />

hatte. Hier hatte er Zugang zu einer umfangreichen Bibliothek<br />

und die Möglichkeit, an Fernlehrgängen teilzunehmen. Trotz seiner geringen<br />

Schulbildung schaffte er alle Prüfungen mit hervorragenden Ergebnissen.<br />

Am 26. März 1916 erstach er einen Wärter, der ihn in besonderem Masse<br />

schikaniert hatte, woraufhin Stroud zum Tode verurteilt wurde. Nach einem<br />

aufopferungsvollen Kampf seiner Mutter wurde er aber vom Präsidenten zu<br />

lebenslanger Haft begnadigt. Stroud wurde von allen Mithäftlingen abgesondert<br />

und in eine Einzelzelle verlegt. Eines Tages fand er bei seinem<br />

Hofgang ein Nest mit drei jungen Spatzen, das der Sturm hereingeweht<br />

hatte. Es war der Beginn einer im amerikanischen Strafvollzug beispiellosen<br />

Karriere. Mit grosser Geduld und Beobachtungsgabe widmete er sich der<br />

88 | PRESTIGE


CULTURE<br />

Pflege und Aufzucht von Kanarienvögeln. Nachdem erste Artikel in Fachzeitschriften<br />

erschienen, wurde man in Vogelkundlerkreisen auf ihn aufmerksam.<br />

Stroud schrieb mehrere ornithologische Bücher, die seinen Bekanntheitsgrad<br />

weiter erhöhten. Hatte das Wachpersonal anfangs sein Hobby noch wohlwollend<br />

gefördert – es half, einen aggressiven Gewalttäter zu bändigen –<br />

wurden die intensiven Aussenweltkontakte des prominenten Häftlings zunehmend<br />

argwöhnisch betrachtet. Allen Versuchen, dessen Privilegien zu<br />

beschneiden, begegnete Stroud mit durchdachten Gegenmassnahmen, die<br />

von Briefkampagnen seiner Vogelfreunde bis zu einer Scheinehe reichten.<br />

Schliesslich wurde der «Störenfried» im Dezember 1942 nach 30 Jahren Haft<br />

in Leavenworth nach Alcatraz abgeschoben.<br />

Robert Stroud beschäftigte sich in Alcatraz hauptsächlich mit dem Studium<br />

juristischer Fachbücher. Möglichkeiten zur Vogelzucht gab es nicht. Dennoch<br />

erlangte er durch den Spielfilm «Der Gefangene von Alcatraz» (Birdman of<br />

Alcatraz, 1962) weltweite Bekanntheit. Burt Lancasters Darstellung eines<br />

sanftmütigen, älteren Herren hatte allerdings nur wenig mit der Realität zu<br />

tun. Wegen seines angegriffenen Gesundheitszustands (und um ihn vor<br />

Mithäftlingen zu schützen, die noch einige Rechnungen offen hatten und ihn<br />

der Zusammenarbeit mit dem Wachpersonal bezichtigten) lebte er permanent<br />

im Krankenrevier. 1959 wurde er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands<br />

in das Gefängnis von Springfield, Missouri, verlegt, wo er am<br />

21. November 1963 nach ununterbrochenen 54 Jahren Haft starb.<br />

Als Teil der Sicherheitsvorkehrungen untersagte die Gefängnisverwaltung<br />

Besuche auf Alcatraz. Es mag diese Isolation gewesen sein, diese augenscheinliche<br />

Geheimhaltung, die die Erzählungen über die erbärmlichen<br />

Lebensbedingungen im Gefängnis auslösten. Doch auch wenn Alcatraz den<br />

Ruf einer «Teufelsinsel» besass, waren die Haftbedingungen hier zum Teil<br />

besser als in anderen Gefängnissen, es gab zum Beispiel Warmwasserduschen.<br />

Doch auch, wenn das Gefängnis sauber und das Essen gut waren –<br />

Alcatraz war ohne Zweifel eine Hochsicherheitsstrafanstalt, aus der es kein<br />

Entkommen gab.<br />

Ein ehemaliger Wärter gibt Auskunft<br />

Wann und warum wurde das Gefängnis ge schlossen?<br />

Das Gefängnis wurde wegen zu hoher «Bewirtschaftungskosten»<br />

und dem zunehmenden Verfall der Gebäude geschlossen.<br />

Das Abwassersystem entsprach beispielsweise<br />

nicht mehr den modernen Standards und leckte. Die<br />

letzten Insassen verliessen die Insel Alcatraz am 21. März<br />

1963. Wenige Monate später wurde das Gefängnis offiziell<br />

geschlossen.<br />

Wie viele Gefangene waren in Alcatraz untergebracht<br />

und wie viele Zellen gab es?<br />

Alcatraz war niemals völlig ausgelastet. Im Durchschnitt<br />

waren dort 260 Häftlinge untergebracht, der Höchststand<br />

war 302. Insgesamt wurden 1576 Insassen über die Jahre<br />

gezählt. Darunter einige Wiederholungstäter. Es gab vier<br />

Zellblocks in dem Gefängnis. Der A-Block wurde jedoch<br />

nicht genutzt. Die Zellen in Block B und C (336 Zellen)<br />

waren für den Grossteil der Gefangenen vorgesehen.<br />

Aufsässige Insassen wurden im Block D separiert (42 Zellen).<br />

Block D war für die sogenannte Isolationshaft vorgesehen.<br />

Häftlinge blieben auf Alcatraz, bis sie nicht mehr<br />

als störende und unverbesserliche Elemente angesehen<br />

wurden – durchschnittlich 8 bis 10 Jahre.<br />

In welchen Zellen waren Al Capone und Robert «The<br />

Birdman» Stroud untergebracht?<br />

Gefangene hatten keine festen Zellen. Sie zogen während<br />

ihres Aufenthalts in Alcatraz mehrfach um. Al Capone<br />

machte da keine Ausnahme und während seiner Zeit<br />

in Alcatraz (1934–1938) bewohnte verschiedene Zellen.<br />

Nach einer Schlägerei mit einem andern Insassen ver­<br />

« You were a number, you weren’t a name;<br />

I wasn’t Jim Quillen. Hell, I was Number 586,<br />

and nobody wanted that.» – Jim Quillen –<br />

The Luxury Way of Life | 89


CULTURE<br />

bachte er sogar einige Zeit in Isolationshaft. Robert Stroud<br />

war nie in einer der normalen Zellen untergebracht. Nach<br />

seiner Ankunft im Jahre 1942 bezog er sofort eine Zelle<br />

im D-Block, den er erst 1948 wieder verliess, da er in den<br />

Krankenflügel verlegt werden musste. Dort blieb er bis<br />

1959. Seine letzten Jahre verbrachte er in einer medizinischen<br />

Anstalt in Springfield, Missouri.<br />

Wie viele Wächter arbeiteten in Alcatraz?<br />

Insgesamt gab es 90 Wächter, die sich drei 8-Stunden-<br />

Schichten untereinander aufteilten. Erst Anfang der 1950er-<br />

Jahre wurde das Personal aus Kostengründen nach und<br />

nach abgebaut.<br />

Wo wohnten die Wächter und ihre Familien?<br />

Einige lebten in San Francisco und kamen täglich mit dem<br />

Boot auf die Insel, andere wohnten direkt auf Alcatraz. Es<br />

gab vier Apartmentgebäude und vier Holzhäuser. Einige der<br />

Gebäude wurden durch das Feuer im Jahre 1970 zerstört,<br />

andere wurden von der Regierung kurze Zeit später abgerissen.<br />

Als Alcatraz jedoch noch als Gefängnis genutzt<br />

wurde, gab es auf der Insel auch Gärten, einen Spielplatz<br />

für die Kinder und vieles mehr.<br />

Von 14 versuchten Ausbrüchen aus dem Bundesgefängnis<br />

ereignete sich der bekannteste im Juni 1962, als Frank<br />

Morris und die Brüder John und Clarence Anglin sich zu<br />

Wasser absetzten. Sie verwendeten Regenmäntel als<br />

Schwimmkörper und waren vermutlich nach San Francisco<br />

unterwegs. Obwohl ihre Leichen niemals gefunden wurden,<br />

nimmt man an, dass sie ertrunken sind.<br />

Wie viele Insassen starben auf Alcatraz?<br />

Acht Gefangene wurden von anderen Insassen umgebracht,<br />

fünf begangen Selbstmord und fünfzehn starben<br />

eines natürlichen Todes. Alcatraz besass jedoch nie eine<br />

Todeszelle oder Hinrichtungseinrichtungen.<br />

Wäre es möglich, Alcatraz heute wieder in Betrieb zu<br />

nehmen?<br />

Alcatraz ist ein Teil des National Park Service und wird dies<br />

auch bleiben. Das neue Alcatraz ist Florence in Colorado.<br />

Hier auf der Insel Alcatraz übernachten nur noch Vögel,<br />

jedoch keine schrägen. Alcatraz besitzt heute die grösste<br />

Seemöwenkolonie der Nordküste Kaliforniens.<br />

Gelang jemals eine Flucht aus Alcatraz?<br />

In den 29 Jahren, in denen Alcatraz in Betrieb war, versuchten<br />

insgesamt 36 Gefangene zu entkommen. Bis auf<br />

fünf wurden alle geschnappt.<br />

«It looks like Alcatraz<br />

has got me licked.»<br />

– Al Capone –<br />

90 | PRESTIGE


DER AMERIKANISCHE ROMANCIER<br />

PAUL AUSTER<br />

Am 3. Februar 1947 im amerikanischen Newark,<br />

der grössten Stadt im Bundesstaat New Jersey,<br />

erblickte einer der bekanntesten zeitgenös sischen<br />

amerikanischen Schriftsteller das Licht der Welt.<br />

Paul Auster, der mit Romanen wie «Sunset Park»,<br />

«The New York Trilogy», «Book of Illusions» und<br />

«Invisible» Literaturgeschichte schrieb, wurde in<br />

41 Sprachen übersetzt. Der Durchbruch gelang<br />

ihm mit seiner von 1985 bis 1987 geschriebenen New-York-Trilogie. In vielen<br />

seiner Romane herrscht eine düstere und klaustrophobische Stimmung.<br />

Trotzdem haben seine Bücher Kultcharakter. Mit seiner Frau, Siri Hustvedt,<br />

ebenfalls eine erfolgreiche Autorin, lebt er in Brooklyn. Und auch seine<br />

Tochter Sophie Auster ist auf dem besten Wege, ein Weltstar zu werden.<br />

Die Schauspielerin und Sängerin ist Papas ganzer Stolz. Weniger gerne<br />

spricht er über Daniel, seinen Sohn aus erster Ehe, das schwarze Schaf<br />

der Familie.<br />

3<br />

FRAGEN<br />

Ist Schreiben eine Art Selbstreinigung, oder, anders formuliert,<br />

wirkt schreiben für sie befreiend?<br />

Ja, ich kenne die Erfahrung, dass Schreiben Schmerzen<br />

lindern kann. Zumindest während des eigentlichen Vorgangs<br />

des Schreibens. Man kann dadurch autobiografische<br />

Fragmente nochmals durchleben und sich auf diese<br />

Weise von bestimmten Gefühlen reinigen. Aber trotzdem<br />

ist Schreiben nicht immer befreiend und häufig ist nach<br />

Abschluss des Buches alles wieder wie zuvor.<br />

Haben Sie Probleme mit dem Älterwerden? Einige Ihrer<br />

letzten Bücher lassen so etwas anklingen?<br />

Nun, ich bin 67 Jahre alt, da bemerkt man, dass man den<br />

Grossteil seines Lebens bereits hinter sich hat. Ich befinde<br />

mich quasi im Winter meines Lebens, die letzte mir verbleibende<br />

Jahreszeit. An manchen Tagen ist dies ein entsetzlicher<br />

Gedanke.<br />

Wo arbeiten Sie an Ihren Büchern?<br />

In einem kleinen Apartment in der Nähe unseres Hauses in<br />

Brooklyn. Es ist sehr spartanisch eingerichtet und es gibt<br />

dort nichts, was mich ablenken könnte. Ausserdem kann<br />

meine Schreibmaschine dort niemanden nerven.<br />

The Luxury Way of Life | 91


WUSSTEN<br />

SIE SCHON …?<br />

Bestbezahlter Schauspieler der Welt<br />

Kein anderer Hollywood-Star verdient derzeit<br />

so viel wie Robert Downey Jr. Allein im<br />

Jahr 2012 nahm der Superstar rund 75 Millionen<br />

Dollar an Gagen ein. Mit Megablockbustern<br />

wie «The Avengers» oder «Iron Man 3» scheint<br />

die Rechnung für die Produzenten aber<br />

trotzdem aufzugehen, schliesslich spielten beide<br />

Filme mehr als eine Milliarde Franken ein.<br />

Picasso-Gemälde für 31,5 Millionen Dollar versteigert<br />

Pablo Picassos Gemälde «Die Rettung einer Ertrinkenden»<br />

(«Le Sauvetage») wurde vom Auktionshaus Sotheby’s für einen<br />

Preis von 31,5 Millionen Dollar – das entspricht einem Wert<br />

von 29,5 Millionen Franken – versteigert. Geschätzt wurde das<br />

im Jahr 1932 entstandene Werk lediglich auf 18 Millionen Dollar.<br />

Grösste Kinoleinwand der Welt<br />

Im LG-IMAX-Kino in Darling Harbour, einem riesigen<br />

Freizeit- und Erholungsviertel in Sydney, steht die<br />

grösste Kinoleinwand der Welt. Sie ist rund 30 Meter<br />

hoch, 35 Meter lang und wiegt ca. 800 Kilo. Um<br />

den Riesen-Screen auszutauschen und – das ist das<br />

Schwerste – ihn danach wieder glatt zuziehen,<br />

sind mehr als 30 Mitarbeiter nötig!<br />

Stechende Paparazzi<br />

Der von Prominenten gefürchtete «Paparazzo» hat<br />

seinen Namen einem Film von Federico Fellini zu verdanken.<br />

So taucht in «La Dolce Vita» ein aufdringlicher Pressefotograf<br />

auf, der Paparazzo heisst. Das Wort setzt sich aus<br />

den italienischen Begriffen für «Stechmücke» und<br />

«Blitzlicht» zusammen – eine Kombination, die Fellini sofort<br />

fasziniert haben soll. Der italienische Meisterregisseur<br />

soll bei seinen Filmvorbereitungen etwas über den<br />

kalabrischen Hotelbesitzer Coriolano Paparazzo gelesen<br />

haben und so auf die Idee gekommen sein.


UHRENKLASSIKER<br />

TICKENDE FREUNDE<br />

FUR EIN LANGES LEBEN<br />

«Mustergültige Produkte ersten Ranges, Resultate herausragender<br />

literarischer, künstlerischer oder wissenschaftlicher Leistungen<br />

schöpferischer Menschen, welche die Merkmale einer ausgereiften<br />

Meisterschaft in sich tragen», dürfen sich per Definition Klassiker<br />

nennen. Naturgemäss ist die Bandbreite von dem, was sich unter diesem<br />

bedeutungsvollen Begriff subsumieren lässt, relativ gross.<br />

Überdies ist die Zuerkennung des oft missbrauchten Attributs nur in<br />

Massen objektivierbar. Stets greift nämlich auch der<br />

persönliche Geschmack, über den man selbst im dritten<br />

Jahrtausend weiterhin nicht streiten kann.<br />

Gisbert L. Brunner<br />

Auf Armbanduhren treffen diese Erkenntnisse in besonderer Weise zu,<br />

denn Mode und Zeitgeist spielen hier traditionsgemäss eine besondere<br />

Rolle. Heute en vogue, morgen noch akzeptabel und übermorgen<br />

schon unmodern. In diesem Sinn besitzen viele der aktuellen Produkte mit<br />

exaltierter Optik und einfachen Quarzwerken schon bei ihrer Kreation das<br />

Zeug zum Vergänglichen. Im Einstiegspreissegment gibt es dagegen grundsätzlich<br />

nichts zu sagen. Ganz anders gestalten sich die Dinge bei Luxuszeitmessern,<br />

welche ein beträchtliches Investment verlangen. Wer in die Zukunft<br />

denkt, achtet hier auf klassisches und damit voraussichtlich langlebiges<br />

Design. Regelmässig gewartete Mechanik bietet darüber hinaus Gewähr, die<br />

kostbare Zeit auch Generationen von Erben noch präzise anzuzeigen. Nicht<br />

minder wichtig ist drittens die Marke. Diesbezüglich gilt Ähnliches wie beim<br />

Immobilienkauf, bei dem die Lage, die Lage und nochmals die Lage zählt. Wer<br />

unter diesen Aspekten nach chronometrischen Klassikern sucht, sollte einen<br />

Blick aufs Geburtsdatum werfen. Nicht ohne Grund behaupten sich manche<br />

Uhrenmodelle oder -linien seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten erfolgreich<br />

am Markt. Dass die Zeit niemals stehen bleibt, zeigt allenfalls eine gleichermassen<br />

gekonnte wie behutsame Evolution. Revolutionäre Veränderungen<br />

würden diesen Produkten hingegen ihre Identität und den am Handgelenk<br />

immens wichtigen Wiedererkennungswert rauben.<br />

94 | PRESTIGE


WATCHES<br />

JWELLERY<br />

CLASSIQUE *1980<br />

HUBLOT<br />

Aus dem Französischen übersetzt heisst «Hublot» nichts anderes als «kleine<br />

Luke» oder «Bullauge». Aus diesem Grund mussten die Zeitmesser dieses<br />

Namens, welche die neu gegründete Uhrenmarke MDM (Montre des montres)<br />

1980 am Markt lancierte, fast zwangsläufig ein Bullaugen-Design besitzen.<br />

Und das taten sie auch. Vor der Konzeption seiner Erstlingslinie «Classique»<br />

hatte der Mailänder Ingenieur Carlo Crocco die Kollektionen des Wettbewerbs<br />

ausgiebig studiert. Danach entschied er sich für ein markantes, aber unaufdringliches<br />

Design mit zwölf Schrauben rund um die Lünette. Sie ersetzten<br />

die üblichen Stundenindexe auf dem sonst nur durch Datumsfester und<br />

Signatur strukturierten Hublot-Zifferblatt. Unter Jean-Claude Biver als CEO<br />

erlebte Hublot ab 2004 einen beispiellosen Höhenflug bis hin zur eigenen<br />

Werkemanufaktur. Auch sein Nachfolger Riccardo Guadalupe hält die Tra dition<br />

in allen Ehren. Beispielsweise in Form der neuen, extraflach ausge führten<br />

«Classic Fusion Classico» in Titan. Ihr nur 2,9 Millimeter hohes Automatikkaliber<br />

HUB 1 301 mit kleiner Sekunde bei der Sieben läuft ohne Energienachschub<br />

90 Stunden am Stück. Die Wasserdichte der unaufdringlich<br />

wirkenden 45-Millimeter-Schale reicht bis fünf bar Druck.<br />

The Luxury Way of Life | 95


Ab 1954 fertigte Breguet bis in die 1970er-Jahre u. a. für das französische<br />

«Centre d’Essai en Vol» (CEV) in Bretigny den höchst funktionalen Armbandchronografen<br />

«Typ XX». Besondere Kenn zeichen waren eine Drehlünette<br />

und ein «retour- en-vol»-Mechanismus, besser bekannt als Flyback-Funktion.<br />

Mit seiner Hilfe konnten gestresste Piloten die Chronografenzeiger während<br />

des Laufs auf null stellen und ohne weiteren Knopfdruck neu starten. Die<br />

zivile, unübersehbar anders gestaltete Version des bei Sammlern hoch begehrten<br />

Stoppers lancierte Breguet im Jahr 1995. Seitdem gibt es die «Type<br />

XX Aéronavale» mit dem Rotorkaliber 582. Das im 39 Millimeter grossen und<br />

bis zehn bar wasserdichten Stahl gehäuse verbaute Automatikwerk besitzt<br />

selbstverständlich einen Chronografen mit Tempo schaltung.<br />

TYPE XX AÉRONAVALE *1995<br />

BREGUET<br />

NAVITIMER *1952<br />

BREITLING<br />

Die Anmeldung des Namens «Navitimer» beim<br />

eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum trägt<br />

das Datum 22. Januar 1955. Die Produktion des<br />

Fliegerchronografen mit multifunktionaler Rechenscheibe<br />

hatte Breitling schon 1952 aufgenommen.<br />

Das Instrument half Piloten u. a. bei der Ermittlung<br />

von Reichweiten oder bei der Umrechnung von<br />

Meilen in Kilometer und umgekehrt. Die neueste<br />

Version mit dem hauseigenen Automatikchronografen<br />

B 01 firmiert bei der Familienmanufaktur als<br />

«Navitimer 46 mm».<br />

SANTOS *1904<br />

CARTIER<br />

Man schrieb das Jahr 1904, als Louis Cartier für<br />

seinen Freund Alberto Santos-Dumont einen Zeitmesser<br />

kreierte, den der Flugpionier während<br />

des Gleitens durch die Lüfte problemlos ablesen<br />

konnte. Kein Wunder, dass die weltweit erste<br />

Fliegerarmbanduhr mit vom Taschenuhrlook emanzipierten<br />

Gehäusedesign als «Santos» Geschichte<br />

schrieb. Seit 110 Jahren ist sie nun ununterbrochen<br />

auf dem Markt. Zeitgemässe Dimensionen besitzt<br />

die 2004 lancierte «Santos 100» mit Stahl-/Goldgehäuse<br />

und Automatikwerk.<br />

96 | PRESTIGE


DIASTAR *1962<br />

RADO<br />

Weil die Golduhren, welche Rado gegen 1960 nach Fernost exportierte,<br />

wegen deutlicher Kratzspuren häufig aufpoliert werden mussten, erteilte Paul<br />

Lüthi seinen Mitarbeitern den Auftrag, mit Hartmetallen zu experimentieren. Der<br />

damalige Chef wusste, dass die gängigen Gehäusedesigns nicht zu den<br />

gewünschten Resultaten führen würden. Nach ausgiebigen Versuchen<br />

zelebrierte Rado 1962 eine bemerkenswerte Weltpremiere: Die Geburt der<br />

ersten wirklich kratzfesten Armbanduhr namens «DiaStar», eine Zusammensetzung<br />

aus «Diamant» und «Star». Wegen des gewöhnungsbedürftigen ovalen<br />

Designs stiess das innovative Modell anfänglich auf eher zurückhaltende<br />

Resonanz. Aber im Laufe der Jahre nahm die Begehrlichkeit kontinuierlich<br />

zu. 1987 konnte Rado stolz den Verkauf der 1,5-millionsten «DiaStar» registrieren.<br />

Weitere 20 Jahre später standen die Zähler für den ovalen Bestseller<br />

bei mehr als drei Millionen Stück. Zu diesem Zeitpunkt hiess er schlicht «Original».<br />

Das aktuelle «Original» mit goldfarbenem Hartmetallgehäuse und<br />

vorderem Saphirglas besitzt einen Durchmesser von 35 Millimetern. Es<br />

schützt das Automatikwerk mit Datums- und Wochentagsindikation bis zu<br />

drei bar Wasserdruck. Das ebenfalls goldfarbene Gliederband besteht aus<br />

Edelstahl.<br />

The Luxury Way of Life | 97


RÉGULATEUR *1988<br />

CHRONOSWISS<br />

Die Idee basierte auf den präzisen Regulatoren, welche in Observatorien und<br />

Uhrenfabriken für die Bewahrung der genauen Zeit sorgten. Weil es hier<br />

primär auf die Sekunde ankam, verfügten sie über ein sogenanntes Dreikreiszifferblatt.<br />

Ihre exzentrisch positionierte Stundenindikation konnte den<br />

Sekundenzeiger nicht überdecken. 1988 wandte Gerd-Rüdiger Lang, damaliger<br />

Inhaber der Münchner Uhrenfabrikation Chronoswiss, dieses System<br />

bei einer Armbanduhr an. Als der limitierte Handaufzugsregulator mit altem<br />

Unitaskaliber ausverkauft war, folgte der «Régulateur Automatique» mit exklusivem<br />

Automatikwerk. Mittlerweile befindet sich Chronoswiss in Schweizer<br />

Händen. Der einstige Geistesblitz lebt fort in Gestalt des 40 Millimeter grossen<br />

«Sirius Régulateur» mit dem exklusiven Automatikkaliber C 122, zu haben in<br />

Stahl oder Rotgold.<br />

REVERSO *1931<br />

JAEGER-LECOULTRE<br />

Dieser Uhrenklassiker hat seinen Ursprung im fernen Indien. Dort beklagten<br />

sich die polospielenden englischen Kolonialisten über ihre Armbanduhren,<br />

weil die empfindlichen Kristallgläser allzu leicht zerbrachen. Der französische<br />

Ingenieur René Alfred Chauvet vernahm dies und handelte. 1931 war sie da,<br />

die Wendearmbanduhr, welche zerbrochene Gläser der Vergangenheit angehören<br />

liess. Die Entwicklung zum Welterfolg ist dem Haus Jaeger-LeCoultre<br />

und seiner konsequenten Produktpflege zu verdanken. Dort gilt die<br />

«Reverso» seit 1983 als unangefochtenes Leader Modell. Mit der ultraflachen<br />

«Grande Reverso Ultra Thin 1931» in Rotgold erinnert die Schweizer Traditionsmanufaktur<br />

ans Geburtsjahr dieses sehr beliebten Wendeklassikers. Sein<br />

exklusives Handaufzugskaliber JLC 822/2 misst nur 2,95 Millimeter in der<br />

Höhe. Nach Vollaufzug läuft es 45 Stunden am Stück.<br />

BULGARI-BULGARI *1977<br />

BULGARI<br />

Möglichkeiten, die Herstellersignatur auf einer Uhr<br />

zu verewigen, gibt es viele. Der Schriftzug auf dem<br />

Zifferblatt ist die mit Abstand häufigste. 1977 beschritt<br />

Bulgari einen völlig anderen, bis dahin noch<br />

nicht praktizierten Weg. Absolut unübersehbar<br />

gravierte der römische Nobeljuwelier seinen Namen<br />

in den breiten Glasrand. Und das gleich zwei<br />

Mal, weshalb die Uhr «Bulgari-Bulgari» heisst.<br />

Aktuell ist sie u. a. in Roségold oder Stahl mit<br />

einem Durchmesser von 39 Millimetern und dem<br />

Automatikkaliber BVL 191 erhältlich.<br />

98 | PRESTIGE


SENATOR-LINIE *1997<br />

GLASHÜTTE ORIGINAL<br />

Ganz business-like präsentiert sich bei Glashütte<br />

Original seit 1997 die Senator-Linie, deren Protagonisten<br />

klassisch rund gehalten sind. Das komplexe<br />

und mit ewigem Kalendarium, Grossdatum<br />

und Mondphasenanzeige ausgestatte Modell aus<br />

dem Jahre 1999 wurde kurze Zeit später von den<br />

Lesern einer deutschen Fachzeitschrift zur «Uhr<br />

des Jahres» gekürt. Begeistert waren sie vor allem<br />

von der exzellenten Ablesbarkeit und der ausgefeilten<br />

Anzeige des Grossdatums. Das Jahr 2005<br />

brachte ein runderneuertes Design ohne Verfälschung<br />

der ursprünglichen Attribute. Will heissen:<br />

Auch die vorherige Senator Classic blieb auf Anhieb<br />

identifizierbar. Beim mechanischen Innenleben<br />

aus eigener Manufaktur tat Glashütte Original<br />

einen grossen Schritt nach vorne. Das neu konstruierte<br />

Automatikkaliber 100 verfügt über einen<br />

intelligenten Nullstellungsmechanismus zum unkomplizierten<br />

Synchronisieren des Sekundenzeigers<br />

mit einem Zeitnormal. Geblieben ist das<br />

ausgeklügelte ewige Kalendarium mit Mondphasenanzeige,<br />

welches bis zum Jahr 2100 keiner<br />

manuellen Korrektur bedarf.<br />

The Luxury Way of Life | 99


PORTUGIESER *1941<br />

IWC<br />

Um die konkrete Geschichte der klassisch runden «Portugieser» von IWC<br />

ranken sich viele Gerüchte. Sicher scheint, dass die Schaffhauser Manufaktur<br />

ab etwa 1941 die intern als «Spiegelei» bezeich neten Modelle mit dem<br />

grossen Savonnette-Kaliber 98 nach Portugal lieferte. Weil der deutsche<br />

Markt in den 1970er-Jahren nach einer Armbanduhr dieses Typs verlangte,<br />

kam es zum Comeback der «Portugieser»-Linie. Die 43 Millimeter grosse<br />

Stahlreferenz IW 510203 besitzt ein Manufakturhandaufzugswerk mit acht<br />

Tagen Gangautonomie.<br />

EL PRIMERO ZENITH *1969<br />

ZENITH<br />

Nachdem die traditionsreiche Uhrenmanufaktur Zenith ihren «El Primero» im<br />

Frühjahr 1969 mit unübersehbarem Ausdruck des Stolzes präsentiert hatte,<br />

reagierte die Fachpresse geradezu euphorisch: Der weltweit erste Automatikchronograf<br />

mit Zentralrotor und Schaltrad war erstaunlich klein und flach.<br />

Seine hohe Unruhfrequenz von fünf Hertz gestattete exakte Zehntelsekunden-Stoppungen.<br />

Mitte der 1970er-Jahre, als «El Primero» richtig Fuss<br />

gefasst hatte, kam schon wieder das Aus. Mann wollte Quarz und keine<br />

Mechanik mehr. Dank Charly Vermot, einem unbeugsamen Uhrmacher, der<br />

die verbliebenen Komponenten und Werkzeuge auf dem weitläufigen Dachboden<br />

der Manufaktur versteckte, konnte «der Erste» ab 1986 wieder durchstarten.<br />

Der aktuelle «El Primero 36’000 VpH» mit dem Automatikkaliber<br />

400 B ist eine gelungene Synthese aus Vergangenheit und Gegenwart.<br />

Die schlichte «Tangente» von Nomos Glashütte<br />

geht auf einen Entwurf von Susanne Günther<br />

zurück. Die Designerin hatte sich an einem Zeitmesser<br />

aus den 1930er-Jahren orientiert. Zahlreiche<br />

Auszeichnungen und beachtliche Umsatzzahlen<br />

belegen, dass die Sachsen mit der<br />

gestalterischen Rückbesinnung absolut richtig<br />

lagen. Heute gibt es den Klassiker in ganz unterschiedlichen<br />

Ausführungen. Puristisch präsentiert<br />

sich die stählerne «Tangente 38» mit Manufakturhandaufzugswerk<br />

und 38 Millimetern Durchmesser.<br />

TANGENTE *1992<br />

NOMOS<br />

100 | PRESTIGE


SPEEDMASTER<br />

PROFESSIONAL-CHRONOGRAF *1957<br />

OMEGA<br />

Die Produktion des neuen Chronografen, entwickelt<br />

für Wissenschaft, Indu strie und Sport, mit<br />

dem 1943 vorgestellten Chronografenkaliber<br />

27 CHRO C12 der Tochter Lémania startete bei<br />

Omega im Jahr 1957. Die Bewährung während der<br />

Mondlandung am 21. Juli 1969 bescherte dieser<br />

Armbanduhr bereits einen fast schon mythischen<br />

Ruf. Diesen festigte die Tatsache, dass der Handaufzugschronograf<br />

dem Astronautenteam der<br />

Apollo-13-Mission im April 1970 das Leben rettete.<br />

Bereits 1965 hatte stürmische Nachfrage nach einer<br />

Vereinfachung des relativ kostspieligen Schaltradkalibers<br />

ver langt. Nach drei Jahren Entwicklungsarbeit<br />

fand 1968 das neue Kaliber 861<br />

(Lémania 1873) in das Stahlgehäuse. Der 1980<br />

unterbreitete Vorschlag, die Schale mit einem<br />

Sichtboden auszustatten, stiess bei den Verantwortlichen<br />

im Hause Omega unverzüglich auf positive<br />

Resonanz. Somit kann die «Speedmaster<br />

Professional» auf diesem Gebiet als Pionier gelten.<br />

Seitdem steht die Armbanduhr im Zeichen kontinuierlicher<br />

Modellpflege. Puristen sind mit der aktuellen<br />

Referenz 3 570.50.00, in der das Handaufzugskaliber<br />

1861 tickt, bestens gekleidet. Das<br />

Uhrwerk besitzt eine Kulissenschaltung und stoppt<br />

bis zu zwölf Stunden. 42 Millimeter misst das bis<br />

fünf bar wasserdichte Stahlgehäuse.<br />

The Luxury Way of Life | 101


NAUTILUS *1976<br />

PATEK PHILIPPE<br />

Mitte der 1970er-Jahre bat Philippe Stern, seines Zeichens Präsident der<br />

Genfer Nobelmanufaktur Patek Philippe, den Designer Gérald Genta um die<br />

Gestaltung einer sportlichen und natürlich wasserdichten Armbanduhr. Damit<br />

begann ein langwieriger Entwicklungsprozess. Von den ersten Gedanken<br />

bis hin zur fertigen «Nautilus» vergingen mehr als zwei Jahre. Zwischendurch<br />

tauchten immer wieder Zweifel auf, ob ein derartiger Zeitmesser in die Produktphilosophie<br />

von Patek Philippe passen würde. Aber trotz aller Skepsis<br />

stand das Projekt jedoch nie wirklich auf der Kippe. 1976 debütierte die<br />

«Nautilus». Von einem spontanen Erfolg konnte nicht die Rede sein. Infolge<br />

der aufwendigen Stahlschale mit Gliederband kostete der Newcomer mehr<br />

als eine klassische Golduhr. Erst ab 1998 überstieg die Nachfrage bei den<br />

grossen Stahlmodellen quasi über Nacht das Angebot. Das Premierenmodell<br />

mit zweiteiliger, bis 120 Meter wasserdichter Edelstahlschale Typ «Monocoque»,<br />

42 Millimetern Durchmesser und 3,05 Millimeter hohem LeCoultre-<br />

Automatikwerk trug die einprägsame Referenznummer 3 700. 2006 erhielt<br />

die «Nautilus» zum 30. Geburtstag einen Sichtboden. Durch den blickt man<br />

bei der stählernen Referenz 5 711/1A, Durchmesser 40 Millimeter, auf den<br />

Goldrotor des Automatikkalibers 324 SC.<br />

102 | PRESTIGE


OVERSEAS *1996<br />

VACHERON CONSTANTIN<br />

Mit der sportiven «Overseas» in Edelstahl betrat Vacheron Constantin 1996<br />

uhrmacherisches Neuland. Die markanten Gehäuse sind wasserdicht bis<br />

150 Meter. Weitere Merkmale der Sportlichkeit: verschraubte Krone mit<br />

Flankenschutz, verstärktes Saphirglas, Leuchtzifferblatt und -zeiger. Die<br />

Ausformung des Glasrands und der Glieder des Stahlarmbands weckt Erinnerungen<br />

an das Malteserkreuz als Markenzeichen der Genfer Manufaktur.<br />

Im Gehäuseinneren des stählernen «Overseas Chronograph» findet sich das<br />

Automatikkaliber 1 137 mit Grossdatum.<br />

LUMINOR MARINA *1956<br />

PANERAI<br />

Beim italienischen Taucheruhrspezialisten Panerai<br />

standen die 1950er-Jahre im Zeichen der «Luminor».<br />

Der Unterwasserbolide besass den 1956<br />

patentierten Mechanismus zur Optimierung der<br />

Wasserdichtigkeit. Ein in geöffnetem Zustand unübersehbarer<br />

Hebel drückt die Aufzugskrone fest<br />

gegen das Gehäuse. 1993 erfolgte das Comeback<br />

der «Luminor Marina» unter italienischer Leitung.<br />

Seit 1997 entsteht sie unter Richemont-Regie.<br />

Ein aktuelles Mitglied der «Luminor»-Familie ist<br />

die «1950 3 Days GMT Automatic» mit Manufakturkaliber<br />

und Zeitzonendispositiv.<br />

GOUVERNEUR *1994<br />

PIAGET<br />

Anlässlich des 120. Geburtstags präsentierte Piaget 1994 die Linie «Gouverneur»<br />

mit rundem Gehäuse. Seine Besonderheit bestand in einem Glasrand,<br />

dessen innerer Ausschnitt kissenförmige Gestalt besitzt. Den Anfang dieser<br />

Linie markierten zwei Chronografen. In der Linie «Emperador Coussin XL»<br />

lebt dieses ungewöhnliche Gehäusedesign fort. Das rotgoldene Modell mit<br />

ewigem Kalendarium, retrograder Datums- und Wochentagsanzeige, Mondphasenindikation<br />

und Zeitzonendispositiv besitzt einen Durchmesser von<br />

46,5 Millimetern.<br />

104 | PRESTIGE


DATEJUST *1945<br />

ROLEX<br />

Über die «Datejust» von Rolex viele Worte verlieren<br />

zu wollen, hiesse «Eulen nach Athen tragen». 1945,<br />

als Hans Wilsdort in Genf den 40. Geburtstag<br />

seiner Uhrunternehmung zelebrierte, brauchte es<br />

natürlich ein adäquates Jubiläumsmodell. Dabei<br />

lang es auf der Hand, die bisherigen Rolex-Errungenschaften,<br />

also die wasserdichte Oyster-Schale,<br />

den Selbstaufzug durch unbegrenzt drehenden<br />

Rotor sowie das offizielle Chronometerzeugnis in<br />

einem Modell zu paaren. Zur Krönung addierte<br />

der Patron ein gut ablesbares Fensterdatum bei<br />

der Drei, das sich um Mitternacht just in time auf<br />

den nächsten Tag fortbewegt. Dem damals formulierten<br />

Satz: «Man kann, ohne zu übertreiben,<br />

diese Schöpfung als Synthese der gesamten modernen<br />

Uhrenwissenschaft der Schweiz bezeichnen»,<br />

lässt sich nichts hinzufügen. Das könnte einer<br />

der Gründe sein, warum die «Datejust» zu einer<br />

Legende avancierte und in den USA die honorige<br />

Kür zur Armbanduhr des 20. Jahrhunderts erfuhr.<br />

Die neue «Oyster Perpetual Datejust Pearlmaster<br />

34» besticht durch Diamanten und Saphire auf der<br />

Lünette. Die uhrmacherische Sensation besteht in<br />

der brandneuen «Syloxi»-Unruhspirale im Automatikkaliber<br />

2 236. Der Werkstoff Silizium verschafft<br />

dem kleinen Uhrwerk eine ungeahnte<br />

Ganggenauigkeit.<br />

The Luxury Way of Life | 105


ROYAL OAK *1972<br />

AUDEMARS PIGUET<br />

Als Audemars Piguet 1972 während der Basler Uhrenmesse eine<br />

sportliche Stahlarmbanduhr im Bullaugen-Design von Gérald Genta<br />

präsentierte, herrschte Skepsis vor. Das markante Automatikmodell<br />

war zudem noch teurer als manch Goldenes mit gleicher Signatur.<br />

Trotzdem entwickelte sich die «Royal Oak» nicht nur zum Trendsetter<br />

für Luxussportuhren, sondern auch zum weltbekannten<br />

Leader der Familienmanufaktur aus dem Vallée de Joux. Zeichen<br />

konsequenter Modellpflege über mehr als vier Jahrzehnte hinweg<br />

sind unterschiedliche Versionen von der puristischen Automatik<br />

bis hin zu den ultrasportiven «Offshore»- Chronografen. Wer es<br />

ursprünglich mag, kommt am stählernen «Jumbo» mit dem ultraflachen,<br />

schon 1972 verwendeten Automatikkaliber 2 121 nicht vorbei.<br />

Zeichen der Evolution: ein Saphirglassichtboden.<br />

LANGE 1 *1994<br />

A. LANGE & SÖHNE<br />

Nach rund 50-jähriger Zwangspause knüpfte<br />

A. Lange & Söhne 1994 mit einer kleinen Kollektion<br />

erlesener Armbanduhren wieder an alte Traditionen<br />

an. Die vielfach ausgezeichnete «Lange 1»<br />

hat in hervorragender Weise eine Brücke zwischen<br />

Tradition und Innovation geschlagen. Tradition<br />

verkörpern beim Manufakturhandaufzugskaliber<br />

L 901.0 die klassische Dreiviertelplatine, der handgravierte<br />

Unruhkloben und neun in verschraubte<br />

Goldchatons gefasste Steine. Für Innovation<br />

stehen die Konstruktion mit Doppelfederhaus, die<br />

Gangreserveindikation und eine beachtliche Gangautonomie<br />

von 72 Stunden. Für Furore sorgte vor<br />

exakt 20 Jahren das patentierte Grossdatum,<br />

welches dem asymmetrisch gestalteten Zifferblatt<br />

einen besonderen Reiz verleiht. Es begründete<br />

einen echten Trend und findet sich selbstverständlich<br />

auch in der rotgoldenen «Lange 1»<br />

unserer Tage.<br />

106 | PRESTIGE


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» Umso erfreulicher in diesem Zusammenhang<br />

ist der Preis, der für das hier gebotene schon<br />

fast unglaublich erscheint «<br />

Prof. Anselm Goertz, Universität Aachen (FIDELITY Magazin)<br />

» Das hier ist keine<br />

normale „Box“. Es ist die<br />

Zukunft des Musikhörens «<br />

FIDELITY Magazin 3/<strong>2014</strong><br />

» Die wohl dynamischsten<br />

aktiven HiFi-Boxen mit schier<br />

unglaublichem Druck «<br />

STEREOPLAY Magazin 12/2013


WATCHES & JEWELLERY<br />

EINE AUSSERGEWÖHNLICHE UHR<br />

AUS DEM 18. JAHRHUNDERT<br />

Wer sich für die Kunst des geistreichen und eleganten<br />

18. Jahrhunderts interessiert, dem ist der Name<br />

der Malerin Elisabeth Vigée-Lebrun (1755–1842)<br />

auch heute noch geläufig.<br />

Monika Leonhardt<br />

Dominique Cohas<br />

108 | PRESTIGE


WATCHES & JEWELLERY<br />

Die berühmte und beliebte Porträtkünstlerin Elisabeth Vigée-Lebrun<br />

beginnt als Kind zu malen und zu zeichnen. Sie nimmt am Unterricht<br />

ihres Vaters, ein Porträtmaler, teil. Als der Vater 1767 stirbt, fördert sein<br />

Freund Claude Joseph Vernet (1714–1789), ein bedeutender Maler von Seestücken<br />

und mit ausgezeichneten Beziehungen zum königlichen Hof, die<br />

junge Künstlerin. Man sagt, Vernet habe ihr das Porträt der Mutter (1772)<br />

abgekauft und in seinem Atelier gezeigt. Bald treffen Porträtaufträge von<br />

Damen der höchsten Gesellschaftskreise bei ihr ein. Nach Beschwerden der<br />

Malergilde holt Elisabeth Vigée die formale Ausbildung nach, wird Mitglied<br />

der Gilde und stellt dort 1774, im Alter von 19 Jahren, ihre Werke erstmals<br />

öffentlich aus. 1776 heiratet sie den Kunsthändler und Sammler Jean Baptiste<br />

Lebrun. In den nächsten Jahren lassen sich zahlreiche Adlige und Angehörige<br />

des Hofes von ihr porträtieren, und sie gewinnt die Gunst und das<br />

Vertrauen der gleichaltrigen Königin Marie-Antoinette, von der sie 1778 ein<br />

erstes Porträt malt.<br />

La paix ramenant l’abondance<br />

Gegen Widerstände wird Elisabeth Vigée-Lebrun 1783 in die Académie des<br />

Beaux-Arts aufgenommen: Für die gelehrten Künstler zählt nämlich nur die<br />

Historienmalerei, das Porträt gilt als eine minderwertige Gattung. Also schickt<br />

Elisabeth Vigée-Lebrun als Aufnahmestück ein allegorisches Gemälde: «Der<br />

Friede bringt den Überfluss zurück» (La paix ramenant l’abondance), heute<br />

im Musée du Louvre. Die erfolgreiche Malerin hat das Gemälde schon 1780<br />

fertiggestellt, leider ist nicht bekannt, ob für die allegorischen weiblichen<br />

Figuren des «Friedens» und des «Überflusses» lebende Vorbilder dienten.<br />

Das Gemälde wird 1783 im «Salon» der Öffentlichkeit vorgestellt und anschliessend<br />

in den Ausstellungsräumen der Académie des Beaux-Arts im<br />

Louvre gezeigt. 1788 ist Vigée-Lebrun mit ihrem Porträt der Königin Marie-Antoinette<br />

und ihren Kindern, das sich weit von den steifen Prunkporträts<br />

früherer Epochen entfernt, auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes. Während der<br />

ersten Monate der Revolution von 1789 verlässt sie Paris und begibt sich auf<br />

ausgedehnte, stets mit Aufträgen verbundene Kunstreisen, die sie nach Italien,<br />

Deutschland, Russland, England, die Niederlande und in die Schweiz führen.<br />

1805 lässt sich Elisabeth Vigée-Lebrun wieder dauerhaft in Paris nieder, wo<br />

sie wohlhabend und geehrt 1842 im Alter von 87 Jahren stirbt. Die Frische<br />

und Natürlichkeit ihrer Porträts sind heute noch ansprechend.<br />

The Luxury Way of Life | 109


WATCHES & JEWELLERY<br />

Taschenuhr mit Überfluss und Frieden<br />

Eine Emailminiatur nach ihrem Gemälde «Der<br />

Friede bringt den Überfluss zurück» ziert die Rückseite<br />

einer aussergewöhnlichen und mit 78,5 Millimetern<br />

Durchmesser ziemlich grossen Taschenuhr<br />

aus dem späten 18. Jahrhundert im Uhrenmuseum<br />

Beyer in Zürich. Das Gemälde von Elisabeth<br />

Vigée-Lebrun ist zwar in allen Details bis zur Kornähre,<br />

die «Überfluss» in den Händen hält, wiedergegeben,<br />

jedoch seitenverkehrt, was vermuten<br />

lässt, dass dem Miniaturmaler ein Kupferstich als<br />

Vorlage diente. Ein solcher wurde 1787 von Pierre<br />

Viel angefertigt. Bestimmt hat der Minia turmaler<br />

aber auch das Original des Gemäldes gesehen,<br />

denn die Farben sind sehr ähnlich: Dies spricht für<br />

Paris als Entstehungsort der Miniatur. Das Zifferblatt<br />

der Uhr ist wirklich höchst bemerkenswert:<br />

Das transluzide Email in einem geradezu unglaublichen<br />

Blau auf guillochiertem Grund trägt die<br />

Aufschrift «Breguet à Paris». In Gold sind darin<br />

elegante arabische Ziffern von eins bis zwölf für<br />

die Stunden eingearbeitet. Es gibt Punkte zur<br />

Minuteneinteilung und eine umlaufende Nummerierung<br />

von eins bis 31 zur Anzeige des Datums,<br />

einen Stundenzeiger aus Gold mit einer Lilie an<br />

der Spitze und einen Zeiger zur Anzeige des<br />

Datums, ein Minutenzeiger ist nicht (mehr) vorhanden.<br />

Wenn wir die Uhr öffnen, findet sich<br />

wieder die Signatur «Breguet», unten «Paris», gefolgt<br />

von der Nummer «A 1 190». Die Uhr erscheint<br />

nicht in den Büchern des Hauses Breguet, die<br />

berühmte Geheimsignatur des Meisters ist erst ab<br />

1795 in Gebrauch. Die Uhr verbindet auf jeden Fall<br />

die Namen zweier Genies des späten 18. Jahrhunderts:<br />

Als Zeugen einer im Umbruch stehenden<br />

Epoche streben beide, Vigée-Lebrun und Breguet,<br />

eine neue Einfachheit an.<br />

funktionelle Schönheit, die auf einer subtilen Harmonie<br />

zwischen Gehäuse und Uhrwerk beruht<br />

und heute noch überzeugt. Bald finden sich die<br />

vornehmsten Namen in seinen Auftragsbüchern,<br />

bereits 1782 erwirbt die Königin eine Uhr von<br />

Breguet. Von unbekannter Seite erhält er 1783<br />

den Auftrag, eine Uhr für sie anzufertigen, die alle<br />

damals bekannten Komplikationen in sich vereint.<br />

Jene Uhr, die legendäre Breguet Nr. 160 «Marie<br />

Antoinette», hat die Königin allerdings nie zu<br />

Gesicht bekommen, denn sie wurde nach vielen<br />

Unterbrechungen erst 1827 fertiggestellt.<br />

Das einfache Werk unserer Uhr hier verfügt über<br />

einen Federantrieb mit Schnecke und Kette und<br />

eine Spindelhemmung. Die grosse Platine, die das<br />

gesamte Werk bedeckt, sowie der fein ziselierte<br />

Unruhkloben (Coq) sind eigenartig für Breguet,<br />

dessen Lehrmeister Jean-Antoine Lépine 1770<br />

den flachen Taschenuhrbau mit Brücken statt der<br />

Vollplatine erfunden hatte. Insgesamt wirkt das<br />

Werk sehr schlicht, fast so, als sei der Uhrmacher<br />

mit den Verzierungen nicht fertig geworden. Man<br />

kann sich vorstellen, dass die Uhr etwa 1788 nach<br />

dem Erscheinen des Kupferstiches von «La Paix<br />

ramenant l’Abondance» begonnen wurde. Die<br />

Emailmalerei ist eine zeitaufwendige Technik.<br />

Wahrscheinlich drängen auch die nach folgenden<br />

politischen Unsicherheiten zur raschen Fertigstellung.<br />

Wir wissen nicht, für wen die Uhr bestimmt<br />

war. Auf jeden Fall scheint es ein Wunder,<br />

dass ein solch aussergewöhnliches kleines Kunstwerk<br />

die politischen Wirren der folgenden zwei<br />

Jahrhunderte und einiger Jahrzehnte überlebt hat<br />

und heute in einer der Vitrinen des Uhrenmuseums<br />

Beyer in Zürich betrachtet werden kann.<br />

Abraham-Louis Breguet (1747–1823)<br />

Der berühmte Uhrmacher aus Neuchâtel braucht<br />

jedem, der sich für Uhren interessiert, eigentlich<br />

nicht vorgestellt zu werden, denn seine Erfindungen<br />

sind legendär, allen voran das Tourbillon,<br />

das er 1801 zum Patent anmeldet. Im Alter von<br />

11 Jahren wird Abraham-Louis Breguet in der<br />

Werkstatt seines Stiefvaters mit der Uhrmacherkunst<br />

vertraut gemacht, von 1762 bis 1775 verbringt<br />

er Lehrjahre in Versailles und Paris. 1775<br />

eröffnet er in der Nähe seiner mutmasslichen Lehrmeister<br />

Ferdinand Berthoud und Jean-Antoine<br />

Lépine eine Werkstatt am Quai de l’Horloge auf<br />

der Ile de la Cité in Paris. Abraham-Louis Breguet<br />

verwendet nur selten farbig schimmerndes Email,<br />

stattdessen entwickelt er für seine Uhren eine<br />

110 | PRESTIGE


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The Luxury Way of Life | 111


WUSSTEN<br />

SIE SCHON …?<br />

Der loyale Bote<br />

Der Sancy gehört zu den berühmtesten Diamanten<br />

der Welt. Er war der Hauptstein der Königskrone<br />

Ludwigs XV. von Frankreich. Im Jahre 1570 erwarb<br />

Nicholas Harlay de Sancy, Botschafter am Hof<br />

des Sultans Selim II. in Konstantinopel, den Diamanten<br />

und gab ihm seinen späteren Namen. Seigneur de<br />

Sancy war Finanzminister am Hof des Königs. Er gab<br />

den Diamanten als Sicherheit für ein Darlehen, um<br />

Soldaten anzuwerben. Ein Bote wurde mit dem Diamanten<br />

nach Solothurn losgeschickt, erreichte jedoch seinen<br />

Bestimmungsort nicht. Man fand den toten Boten, der<br />

anscheinend von Dieben überfallen worden war.<br />

Seigneur de Sancy liess den Leichnam öffnen und<br />

fand den Diamanten im Magen des Boten. Kurz<br />

vor seinem Tod hatte der loyale Bote den Stein verschluckt,<br />

damit er nicht in Diebeshände gelangte.<br />

Nach einer langen Reise durch viele Königshäuser befindet<br />

sich der Sancy heute in der Apollogalerie im Louvre.<br />

Blühende Stunden<br />

Der schwedische Wissenschaftler Carl von Linné legte 1745 im botanischen Garten<br />

von Uppsala eine Blumenuhr an. Dabei handelte es sich um ein Blumenbeet<br />

in Form eines Zifferblatts mit reihum zwölf Unterteilungen, die mit den zur<br />

jeweiligen Stunde blühenden Pflanzen ausgestattet waren. Dabei muss<br />

man wissen: Bestimmte Pflanzenarten blühen nur zu bestimmten Tageszeiten.<br />

So entstand eine exakte, natürliche Uhr. Angeblich soll Carl von Linné bei der<br />

Frage nach der Uhrzeit ein Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers auf seine<br />

«Blumenuhr» genügt haben, um die Uhr bis auf 5 Minuten genau abzulesen.<br />

Sommer- & Winterzeit<br />

Die Idee, im Sommer und im Winter die Uhren umzustellen, verdankt die Welt<br />

Benjamin Franklin. Der Politiker und Erfinder des Blitzableiters schlug im Jahre<br />

1783 in einem Brief an eine Pariser Zeitschrift vor, die Uhren im Sommer eine<br />

Stunde vorzustellen, um mehr Tageslicht zu nutzen und so den Verbrauch teurer<br />

Kerzen zu reduzieren. Man startete einige Versuche während des Ersten<br />

Weltkrieges, doch erst Mitte der 1970er Jahre des vergangenen Jahrhunderts<br />

verfolgte man die Idee wieder mit grösserem Interesse – Grund dafür war<br />

die erste Ölkrise im Jahr 1974. Energie sparen wurde zum Thema Nummer eins.<br />

So wurde das Zeitgesetz bald in die Praxis umgesetzt. Brüssel folgte einige<br />

Jahre später mit der Einführung einer harmonisierten mitteleuropäischen<br />

Sommerzeit MESZ. Diese trat 1996 in Kraft.<br />

112 | PRESTIGE


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WATCHES & JEWELLERY<br />

WUNDERLAND À LA<br />

VICTOIRE<br />

DE CASTELLANE<br />

Brillant ist nicht nur der Schmuck von Dior,<br />

brillant ist auch die Designerin dahinter. Ihre Kreationen<br />

sind stets Einzelstücke, die Preise dafür erhält der<br />

interessierte Kunde nur auf Anfrage.<br />

Valeska Jansen<br />

EExzentrisch wird sie genannt und unsagbare Kreativität wird ihr<br />

nachgesagt. Beides stimmt. So lässt sie zum Beispiel Fotos von<br />

sich nur von ihrem eigenen Fotografen geschossen veröffentlichen.<br />

Unendlich kreativ, sieht man ihre fantasievollen und aussergewöhnlichen<br />

Schmuckkreationen. Victoire de Castellane liebt es üppig und sie darf es<br />

auch: «Ich bin ein glücklicher Mensch! Es gibt seitens Dior keine finanziellen<br />

Vorgaben und auch keine Limits für meine Schmuckkollektionen», erzählt sie<br />

stolz.<br />

Grenzenlose Freiheit<br />

Während andere Schmuckdesigner kalkulieren (müssen), darf sie sich austoben.<br />

(Über Preise spricht man übrigens nicht. Die gibt es ausschliesslich bei<br />

echtem Kaufinteresse auf Anfrage.) Gold in nur drei Farben ist de Castellane<br />

nicht mehr genug und so ist es nicht verwunderlich, dass sie es einfach<br />

bunt überlackiert. Giftgrün, Blutrot, leuchtend Violett oder<br />

strahlend Türkis. Sie liebt eben Farben: «Es gibt keine<br />

Farbe, die ich nicht mag. Ich liebe alle Farben!»,<br />

schwärmt die zierliche Französin. Ihre einzige<br />

Richtlinie ist ihre Hommage an Christian Dior. An<br />

den jeweiligen Dior-Fashionkollektionen orientiert<br />

sie sich nicht.<br />

114 | PRESTIGE


WATCHES & JEWELLERY<br />

Unkonventionell und selbstbewusst<br />

Als sie 1998 im Hause Dior als Schmuckdesignerin<br />

begann, sorgte sie sofort für Furore. Als eine der<br />

ersten Schmuckdesignerinnen verarbeitete sie die<br />

bis dahin in der Haute Joaillerie verpönten Halbedelsteine.<br />

Andere Juweliere folgten ihr bald und<br />

Halbedelsteine wurden 2004 offiziell in die Riege<br />

der Edelsteine aufgenommen. Besonders auffallend<br />

war auch von Beginn an die Grösse der<br />

von ihr auserwählten Steine. Riesige Amethyste<br />

waren der zentrale Mittelpunkt ihrer allerersten<br />

Kollektion für das Haus Dior.<br />

Kitsch und Trash überall<br />

De Castellane sammelt alles was bunt und irgendwie trashy ist. Selbst in<br />

ihrem Dior-Office wimmelt es von Schneekugeln, Plastikfiguren aus Disney-<br />

Filmen und skurrilen japanischen Figürchen in allen erdenklichen Farben.<br />

Bei vielen ihrer Kollektionen werden Erinnerungen an Märchen wach. Das ist<br />

nicht verwunderlich, denn de Castellane wäre gerne eine Prinzessin: «Ich<br />

liebe Märchen und wäre gern Schneewittchen. Dabei bin ich wohl eher die<br />

böse Stiefmutter», lacht sie.<br />

Auch Alice im Wunderland ist eine Traumfigur der zierlichen Pariserin, die am<br />

liebsten Mode von Azedine Alaia trägt. Insgesamt könnte man all ihre<br />

Heute gilt sie als die Revolutionärin der Haute<br />

Joaillerie, nicht zuletzt wegen genau dieser unkonventionellen<br />

Art, Schmuckstücke zu entwerfen.<br />

Ungewöhnliche Farbkombinationen und die<br />

Verbindung scheinbar unpassender Materialien,<br />

es gab nichts, was sie sich nicht getraut hätte.<br />

Blaues Blut<br />

De Castellanes Liebe zu Schmuck begann schon,<br />

als sie noch ein kleines Kind war. Wenn ihre<br />

Grossmutter Sylvia Hennessy, aus der Cognac-<br />

Dynastie, mit ihrer besten Freundin Barbara Hutton,<br />

Woolworth-Erbin, zusammen war, weckten zuerst<br />

hauptsächlich die Geräusche von Schmuck ihre<br />

Aufmerksamkeit: «Ich kann mich noch genau<br />

daran erinnern, wenn die beiden sich unterhielten<br />

und dabei gestikulierten, wie ihre Armbänder und<br />

Armreifen am Handgelenk zusammen klimperten<br />

und klirrten. Das ist bis heute Musik in meinen<br />

Ohren», sagt sie.<br />

Dass sie aus einer alten Pariser Adelsfamilie, deren<br />

Familienstammbaum bis ins 10. Jahrhundert<br />

zurückgeht, stammt, sieht man ihr an. Ein aristokratisches<br />

Gesicht und eine besonders gerade<br />

Haltung, gepaart mit einer leicht überheblich wirkenden<br />

Ironie um die Mundpartie. Tatsächlich hat<br />

die vierfache Mutter viel Humor, liebt es, zu lachen,<br />

und wirkt manchmal beinahe ein bisschen<br />

kindlich: «Ich liebe Kitsch! Besonders japanisches<br />

Kinderspielzeug inspiriert mich. Ich sehe es gar<br />

nicht als Spielzeug für Kinder, es ist eher etwas für<br />

Erwachsene», erzählt sie lachend.<br />

Gilt mit ihren ungewöhnlichen Materialkombinationen<br />

als die Revolutionärin in der Luxus-Schmuckwelt,<br />

Victoire de Castellane.<br />

The Luxury Way of Life | 115


WATCHES & JEWELLERY<br />

Kreationen als eine Reise durch die Märchenwelt<br />

beschreiben – eine Reise durch verzauberte Gärten,<br />

begleitet von strahlenden Elfen, glitzernden<br />

Insekten und funkelnden Kreaturen.<br />

Die Natur als kunterbunte Vorlage<br />

Detailverliebt und grosszügig zugleich, diese beiden<br />

Merkmale treffen den Stil der Künstlerin wohl<br />

am besten. Kleine Frösche, üppig ausgefasst mit<br />

grünen Smaragden, blinzeln mit ihren funkelnden<br />

Diamantaugen über den Blütenrand eines Ringes.<br />

Bienen, diamantbesetzt, umschwirren wertvollste<br />

Geschmeide. Und immer wieder über raschende<br />

Farbkombinationen: Hellblau kombiniert mit Grasgrün,<br />

Rubinrot gepaart mit Orange, Türkis in Verbindung<br />

mit Rot. Verblüffend ist dabei die Selbstverständlichkeit,<br />

die Frage: «Passt das eigentlich?»,<br />

kommt gar nicht auf. Kein Wunder, so gibt es<br />

diese ungewöhnlichen Farbkombinationen doch<br />

in der Natur. Ein Kolibri glänzt in allen erdenklichen<br />

Farben gleichzeitig und kein Mensch stellt den<br />

Farbmix seines Federkleides infrage. So sieht es<br />

auch de Castellane: «Ich orientiere mich sehr stark<br />

an der Natur, bin überhaupt sehr naturverbunden.<br />

So liegt es für mich auf der Hand: In der Natur gibt<br />

es keine Farbkombination, die es nicht gibt. Es<br />

gibt keine Farbsteine, die nicht zusammenpassen!<br />

Gerade durch ungewöhnliche Kombinationen entstehen<br />

die magischsten Momente», erzählt sie<br />

überzeugt.<br />

Eine Hommage an Diors Rosenliebe<br />

Als Ebenbild der Natur präsentiert sich auch Victoires<br />

Kollektion «Bal de Roses», in der sie die<br />

Königin aller Blumen immer wieder aufs Neue interpretiert:<br />

«Christian Dior liebte Rosen über alles,<br />

sein gesamter Garten in Milly-la-Fôret (kleine Gemeinde<br />

ca. 50 Kilometer südlich von Paris) war<br />

ein Rosenmeer. Meine Kollektion entstand seiner<br />

grossen Blütenliebe zu Ehren.»<br />

116 | PRESTIGE


WATCHES & JEWELLERY<br />

Geht man genauer ins Detail, wird neben der offensichtlichen<br />

Blüte dazu jede Menge Couture<br />

sichtbar. Rosen wirken wie angezogen, mit einem<br />

üppigen Ballkleid. Schwer sehen die Ringe aus,<br />

doch gleichzeitig auch leicht. Perfekte Goldschmiedekunst<br />

und präzise gefasste Steine vermitteln<br />

dies raffiniert. Die vielen kleinen Diamanten,<br />

Saphire und Rubine, dicht an dicht, umrahmen<br />

jedes Blütenblatt, jede Zarge. So wirken die auffallend<br />

grossen Schmuckkunstwerke spielerisch<br />

leicht. Dass die Entwicklung einer Kollektion von<br />

der Skizze bis zum fertigen Stück beinahe zwei<br />

Jahre dauert, ist bei genauer Betrachtung der unendlich<br />

vielen kleinen Details absolut vorstellbar.<br />

Doch es gibt ein «No-Go» für de Castellane, wenn<br />

auch ein überraschendes und aller sonstigen<br />

Opulenz und Üppigkeit zum Trotz: «Frauen mit<br />

Kurzhaarfrisur und Brille sollten niemals lange<br />

Ohrhänger tragen! Kleine Ohrstecker stehen ihnen<br />

viel besser.»<br />

Ja, sie ist exzentrisch, vielleicht etwas zu selbstbewusst<br />

und de Castellane ist unendlich kreativ.<br />

Aber vor allem ist sie mutig. Genau deshalb ist es<br />

ihr wohl auch gelungen, die einst so konservative<br />

Haute Joaillerie zu revolutionieren.<br />

Modeschmuck für Chanel<br />

Viele Menschen denken allerdings, dass de Castellanes<br />

Schmuckstücke Modeschmuck wären.<br />

Was wohl auch daran liegen mag, dass sie<br />

14 Jahre lang für Chanel als Head of Accessoires<br />

Modeschmuck entwarf. Doch das stört sie nicht:<br />

«Ich finde Fakes einfach toll! Und was meinen<br />

Schmuck angeht, so ist es doch praktisch, dass<br />

viele denken, es sei nur Modeschmuck. Mit meinen<br />

Schmuckstücken kann man wenigstens überall<br />

nachts über die Strasse gehen, ohne gleich<br />

überfallen zu werden», sagt sie lachend.<br />

Selbstbewusst und humorvoll hält sie dagegen.<br />

Denn alle ihre Entwürfe sind ihr ans Herz gewachsen.<br />

Am liebsten würde sie jedes einzelne<br />

Stück für sich behalten: «Jeder Ring, jede Kette,<br />

jede Brosche, egal was, alle sind für mich wie<br />

meine Kinder. Es fällt mir immer aufs Neue schwer,<br />

sie gehen zu lassen», schwärmt de Castellane.<br />

Ein «No-Go» gibt es<br />

Eine Altersgrenze für extravaganten und auffäl ligen<br />

Schmuck sieht sie nicht: «Egal, wie alt, jede Frau<br />

kann immer den Schmuck tragen, der ihr gefällt.»<br />

Wie sie denn Schmuck an Männern so findet, beantwortet<br />

sie diplomatisch gar nicht: «Ich entwerfe<br />

ja keinen Schmuck für Männer.»<br />

The Luxury Way of Life | 117


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118 | PRESTIGE


DER DIAMANTENJUNGE<br />

HARRY WINSTON<br />

Der US-amerikanische Juwelier Harry Winston<br />

hatte schon als Kind einen geübten Blick für wertvolle<br />

Steine. So erwarb er im zarten Alter von<br />

12 Jahren bei einer Tour durch ein Pfandleihhaus<br />

für 25 Cent einen zweikarätigen Smaragd, polierte<br />

diesen auf und verkaufte ihn anschliessend für<br />

800 Dollar weiter – eine nicht unbeträchtliche Gewinnspanne!<br />

Auch in den darauffolgenden Jahren<br />

bewies er ein ums andere Mal einen ausgeprägten Geschäftssinn. Nachdem<br />

er Arabella Huntingtons berühmte Juwelenkollektion aufgekauft und an<br />

die modernen Zeiten angepasst hatte, konnte er sein Schmuckimperium<br />

nach und nach ausbauen und bald berühmte Diamanten wie «The Hope»,<br />

«The Washington» oder «The Portuguese» zu seinem Besitz zählen. Ein<br />

Drittel aller weltweit verfügbaren Diamanten sollen über die Jahre durch<br />

seine Hände gegangen sein. Heute betreibt die Harry Winston Diamond<br />

Corporation acht Geschäfte in den USA und 17 weitere auf der ganzen Welt.<br />

2<br />

ZITATE<br />

«Mein Ziel war es nie,<br />

den schönsten Edelstein<br />

der Welt zu finden.<br />

Nein, ich wollte immer<br />

einen finden, der<br />

noch schöner ist.»<br />

«Die Leute schauen sich eben<br />

einfach gern schöne Dinge an.<br />

Das war früher so, das ist heute<br />

so und das wird immer so sein.<br />

Wir versuchen nur, ihnen ein bisschen<br />

dabei zu helfen.»<br />

The Luxury Way of Life | 119


Etwas «Kauziges» an der Kette<br />

Bei Thomas Sabo werden keine Eulen nach Athen<br />

getragen, sondern man trägt sie in diesem Herbst um<br />

den Hals. Mit der neuen «Owl & Koi»-Kollektion folgt<br />

man dem neusten Trend der «Figurative Jewellery». Die<br />

Eule als Symbol femininer Eleganz in der Nacht, der<br />

Koi als Stellvertreter für Courage und Ausdauer. Die Anhänger<br />

sind ein echter Hingucker im Dekolleté jeder Frau.<br />

www.thomassabo.com<br />

SHORTCUTS<br />

High Jewellery Collection<br />

Die römische Ziffer V läutet zum einen die fünfte hochklassige Schmuckkollektion des<br />

Hauses Louis Vuitton ein. Zum anderen steht sie aber auch für das Kürzel bzw. Logo<br />

des traditionsreichen Unternehmens, das auf den Art déco und den Gründerenkel Gaston-Louis<br />

Vuitton zurückgeht. Dieser wollte dem Haus damit ein neues, modernes<br />

Gesicht verpassen. Mit den hochkarätigen Edelsteinen in V- bzw. Dreiecksform, die die<br />

neue Kollektion zu etwas ganz Besonderem machen, soll damit also nicht zuletzt an<br />

dieses wichtige Kapitel in der Geschichte von Louis Vuitton erinnert werden.<br />

www.louisvuitton.com<br />

Luxuriöse Schleifen<br />

Mit den stilvollen Serenata-Kreationen aus 18-karätigem<br />

Gold hat Al Coro ein hochwertiges Ensemble geschaffen,<br />

das bei jedem Anlass perfekt harmoniert. Sowohl in den glamourösen<br />

Ringvariationen als auch im Collier finden sich noble Schleifen wieder, die<br />

die Schmuckstücke symbolisch verbinden und ihnen elegante Leichtigkeit<br />

verleihen. Während die Ringe in Rosé-, Gelb- oder Weissgold erhältlich sind,<br />

präsentiert sich das Collier traumhaft und einzigartig schön – Luxus für jeden Tag.<br />

www.alcoro.com<br />

120 | PRESTIGE


Zeit<br />

Alexander Demandt<br />

Propyläen Verlag<br />

Perfekt für die Wiesn<br />

Zwar ist Bescheidenheit eine Zier, doch alles andere als<br />

bescheiden und wirklich aussergewöhnlich ist der Anhänger<br />

des Schmucklabels «Die Wilde Kaiserin». Ein originelles Zusammenspiel<br />

aus Tradition und Glamour prägt das Schmuckstück,<br />

das aus Rehspitze und einem funkelnden Zirkonia-<br />

Rondell liebevoll von Hand gefertigt ist. Egal, ob an einer<br />

feinen Silberkette oder am rustikalen Lederband – wer es<br />

auffällig, aber dennoch stilsicher mag, liegt mit dem «Zierstück»<br />

genau richtig. Das schmucke Hörnchen passt wunderbar<br />

zu Dirndl und Lady-Lederhose auf der Wiesn.<br />

www.diewildekaiserin.com<br />

Eine Zeitreise der besonderen Art<br />

Die Zeit vergeht im Fluge, doch tat sie das immer schon? Welche<br />

Zeitvorstellungen begleiteten die alten Griechen und Römer durch den<br />

Tag? Welche Vorstellung hatten sie von Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft? Und wie beeinflusst ihr Zeitmass noch heute unseren<br />

Alltag? Der Althistoriker Alexander Demandt zählt zu den wenigen<br />

seines Faches, die zugleich unterhaltsam und lehrreich zu schreiben<br />

wissen. In der ihm eigenen kurzweiligen Art bringt er uns eine<br />

Zeit nahe, die im wahrsten Sinne des Wortes ganz anders tickte<br />

als unsere.<br />

Ein Meisterwerk<br />

der Uhrmacherei<br />

Die berühmteste Uhr der Welt kehrt auf den<br />

Markt zurück – ihr Schätzwert beträgt 15 Mio.<br />

Schweizer Franken. Sotheby’s Genf wird an<br />

der Uhrenauktion am 14. November <strong>2014</strong> ein wahres<br />

Meisterwerk der Uhrmacherei präsen tieren: die<br />

«Henry Graves Supercomplication». Diese von Patek<br />

Philippe 1933 geschaffene Uhr ist die berühmteste<br />

Uhr der Welt mit dem kompliziertesten je von<br />

Menschenhand geschaffenen Uhrwerk. Pünktlich,<br />

zu Ehren von Patek Philippes 175. Geburtstag,<br />

kehrt sie nach 15 Jahren auf den Markt zurück.<br />

Ein Tribut an die Olympischen Spiele 2016<br />

Die Olympischen Spiele lösen immer wieder von Neuem Begeisterungsstürme aus und ziehen<br />

alle in ihren Bann. Die Speedmaster Mark II «Rio 2016» ist ein Tribut an die Olympischen<br />

Spiele 2016 in Rio und das einzigartige Zifferblatt des Chronografen ruft dieselben Ruhm- und<br />

Triumphgefühle hervor, wie sie die Athleten verspüren werden, wenn sie ihren Platz auf dem<br />

Podest einnehmen. Das neue Modell wurde von der Original OMEGA Speedmaster Mark II aus<br />

dem Jahr 1969 inspiriert. Das polierte und gebürstete Edelstahlgehäuse ist tonnenförmig<br />

und hat eine polierte Krone sowie polierte Drücker. Unter dem flachen, kratzfesten Saphirglas<br />

befindet sich ein mattschwarzes Zifferblatt mit einem 30-Minuten-Zähler bei 3 Uhr, einem<br />

12-Stunden-Zähler bei 6 Uhr und einer kleinen Sekundenanzeige bei 9 Uhr. Die Hilfzifferblätter<br />

sind mit einem Bronzering, einem 18-karätigen Gelbgoldring und einem 925 Silberring<br />

versehen; ein Design, das an die den Olympiasiegern verliehenen Medaillen erinnert.<br />

www.omegawatches.com<br />

The Luxury Way of Life | 121


WATCHES & JEWELLERY<br />

DAS TAL<br />

DER UHREN<br />

STADTE DER ZEIT<br />

Auf den Höhenzügen des Schweizer Juras,<br />

1000 Meter über dem Meer:<br />

La Chaux-de-Fonds und Le Locle,<br />

die Wiege der Schweizer Uhrenindustrie.<br />

Yvonne Beck<br />

In der kargen Bergwelt des Schweizer Juras, nicht weit von der Grenze<br />

zu Frankreich, gibt es ein Tal, das man «watch valley» nennt, das Tal der<br />

Uhren. In Dörfern wie Le Locle und La Chaux-de-Fonds sowie deren Umgebung<br />

liessen sich zur Zeit der Reformation die Hugenotten aus Frankreich<br />

nieder. Sie betrieben im Sommer Landwirtschaft und stellten im Winter in<br />

Heimarbeit die ersten Schweizer Präzisionsuhren (mechanische Pendeluhren,<br />

Taschenuhren) her. Bis heute sind hier grosse Namen der Branche mit<br />

Produktionseinheiten vertreten.<br />

Alles dreht sich um die Zeit<br />

Die Uhrenstadt La Chaux-de-Fonds verdankt der Zeit nahezu alles. Genauer<br />

gesagt, dem Gebot des Fortschritts, die Zeit zu messen – in Stunden,<br />

Minuten und Sekunden, um die Zeit berechenbarer, planbarer und verfügbarer<br />

zu machen. Hätte sich La Chaux-de-Fonds nicht auf mechanische<br />

Zeitmesser spezialisiert, wäre es wohl ein einfaches Bauerndorf im Schweizer<br />

Jura geblieben.<br />

Im Jahre 1665, so die Legende, brachte ein Pferdehändler dem jungen<br />

Schmied Daniel JeanRichard eine defekte Taschenuhr. Der äusserst talentierte<br />

Richard konnte das mechanische Wunderwerk aus einer Londoner<br />

Manufaktur nicht nur reparieren, er untersuchte die Uhr sorgfältig. Indem er<br />

ein Stück nach dem anderen in die Hand nahm, um zu sehen, wo eigentlich<br />

der Fehler steckte, lernte er die Beziehungen der einzelnen Teile zuei nander<br />

kennen. Nachdem er so den ganzen Mechanismus gründlich kennen gelernt<br />

hatte, entschloss er sich dazu, ein ähnliches Werk zu schaffen. Um jedoch<br />

122 | PRESTIGE


WATCHES & JEWELLERY<br />

damit ans Ziel zu kommen, brauchte er eine<br />

Menge Werkzeuge, die er in einer Schlosserwerkstatt<br />

nicht finden konnte. Er wendete nicht weniger<br />

als ein ganzes Jahr für das Verfertigen und<br />

Herrichten der Werkzeuge, die er brauchte, und<br />

dann ein weiteres halbes Jahr auf, um seine Uhr<br />

zu bauen. Die erste Neuenburger Uhr datiert aus<br />

dem Jahr 1681. Dem Pionier folgten seine Schüler.<br />

Seine Erfolge zogen viele Neugierige, aber auch<br />

sehr viele Kunden an und im Schweizer Kanton<br />

Neuenburg begann bald ein neues Gewerbe zu<br />

erblühen – die Uhrmacherei. In den Werkstätten<br />

entstanden tragbare Zeitmesser: Kunsthandwerk<br />

gepaart mit technischer Raffinesse. Aber auch<br />

das Proletariat, einfache Leute, sollten sich einen<br />

Zeitmesser leisten können, denn schon längst diktierten<br />

Fabrikuhren ihren Alltag.<br />

Zuhause in der kargen Bergwelt des Schweizer Juras<br />

Doch warum konnte sich das Uhrenhandwerk ausgerechnet auf den abgelegenen<br />

Neuenburger Bergen so gut entwickeln? In 1000 Metern Höhe, in einer<br />

Gegend, die erst im 14. Jahrhundert urbar gemacht wurdeund sich durch<br />

ein raues Klima sowie durch schneereiche Winter auszeichnet. Es waren genau<br />

diese widrigen Existenzbedingungen, die den Bauernhof zur Wiege der<br />

Uhrenindustrie im Jura machten. Die Menschen lebten weit verstreut, waren<br />

gezwungen, die meisten Werkzeuge des täglichen Lebens selbst herzustellen<br />

und sie entwickelten so ein aussergewöhnliches handwerkliches Geschick.<br />

Die Bauernuhrmacher brachten es hierdurch zu einem bescheidenen Wohlstand.<br />

Mit dem Aufschwung des Uhrenmetiers konzentrierten sich die Aktivitäten<br />

mehr und mehr in La Chaux-de-Fonds. Aus dem Dorf wurde eine Stadt.<br />

Zum Ende des 18. Jahrhunderts begann ein neuer Gebäudetyp das Stadtbild<br />

zu dominieren – das Arbeitermietshaus. Alle Wohnungen wurden mit dem<br />

gleichen Grundriss gebaut: 80 Quadratmeter Wohnfläche, drei Zimmer<br />

und eine Wohnküche. Der Uhrmacher und seine Familie wohnten und<br />

ar beiteten unter einem Dach. Mit zunehmender Arbeitsteilung und Spezia lisierung<br />

wurden die Werkräume in das Souterrain oder unter das Dach ausgegliedert.<br />

Es entstanden Ateliers, in denen Handwerker arbeiteten, die alle<br />

das Gleiche benötigten: nur wenig Raum, dafür aber eine gute Heizung und<br />

vor allem genügend Licht. Die Tätigkeit der Menschen, die Architektur ihrer<br />

Häuser – alles richtete sich nach den Bedürfnissen der Uhrenproduktion.<br />

Diese expandierte und verlangte die moderne, die ideale Stadt für das<br />

Gewerbe.<br />

The Luxury Way of Life | 123


WATCHES & JEWELLERY<br />

1841: Der Plan des Ingenieurs<br />

Charles-Henri Junod<br />

Der Ingenieur Junod entwarf keine geschlossene<br />

Stadt, sondern vielmehr ein System, das in sich<br />

geschlossen war und fast autark funktionierte.<br />

Karl Marx beschrieb in seinem Buch «Das Kapital»<br />

die Reissbrettstadt La Chaux-de-Fonds wie folgt:<br />

«Diese ganze Stadt ist eine grosse Fabrik». Und in<br />

dieser einen Fabrik herrschten Rationalität und<br />

Effi zienz. 1870 existierten zirka fünfzig verschiedene<br />

Hand werks dis ziplinen, die an der Entstehung<br />

einer Uhr beteiligt waren. Parallel und rechtwinklig<br />

verlaufende Strassen sorgten für schnelle<br />

Transportwege. Vor allem brauchten die Präzisionsarbeiter<br />

eines: viel Licht. Deshalb richtete<br />

Junod die Häuserreihen konsequent als Lichtfänger<br />

am Nordhang der Stadt aus. So wurde La<br />

Chaux-de-Fonds zur Stadt der vielen Fenster.<br />

Bald lockte das erfolgreiche Uhrengewerbe einen<br />

Zuwanderer-Strom aus der deutschen Schweiz,<br />

dem Tessin, Frankreich, Italien und Deutschland<br />

an. Arbeitslose und Glücks sucher – sie fanden in<br />

La Chaux- de-Fonds ein urbanes Kleinod vor, eine<br />

menschliche und tolerante Arbeiterstadt.<br />

Maschinen statt Handarbeit,<br />

das amerikanische Prinzip!<br />

Zeugen dafür sind die prächtigen Wohnhäuser<br />

aus dem 19. Jahrhundert. Hier wohnten Uhr macher,<br />

eine proletarische Elite, offen für die neuen Ideen<br />

der Zeit. An alles war gedacht in der neuen Stadt.<br />

Schon früh produzierten Dampfgeneratoren den<br />

Lebenssaft der Industrialisierung: die Elektrizität.<br />

Denn «nur die Automatisierung der Uhrenproduktion<br />

würde gegen die wachsende Konkurrenz aus<br />

Übersee helfen», so die Erkenntnis der Zeitmesserfabrikanten<br />

aus dem Jura nach ihrem Besuch der<br />

Weltausstellung in Philadelphia 1876. Sie begannen<br />

sofort mit der Massenanfertigung und hatten Erfolg.<br />

Um 1900 kam mehr als die Hälfte der weltweiten<br />

Uhrenproduktion aus La Chaux-de-Fonds.<br />

Quarzuhren aus Fernost jedoch ein jähes Ende. Viele Betriebe mussten<br />

schliessen. Waren vor der grossen Uhrenkrise noch 150’000 Menschen in<br />

der Uhrenindustrie beschäftigt, sind es heute nur noch 30’000, also gerademal<br />

ein Fünftel. Doch nicht nur La Chaux-de-Fonds, auch die Nachbarschaft<br />

Le Locle traf die Uhrenkrise hart. Konsequent auf das Licht ausgerichtete<br />

Häuserreihen, Wohnquartiere für die Uhrenarbeiter – die Stadtlandschaft<br />

offenbart die Dominanz der Uhrenindustrie auch hier. Über drei Jahrhunderte<br />

hinweg hatten sich in Le Locle grosse Uhrenmarken angesiedelt. Und noch<br />

immer werden hinter historischen Fassaden Uhren produziert. Nach schwierigen<br />

Jahren geht es den meisten Manufakturen heute wieder besser. Grund<br />

dafür: die zeitlose Attraktivität der Haute Horlogerie. Hochkonzentriert werden<br />

komplizierte Uhrwerke montiert, denn sie sind das Herzstück der mechanischen<br />

Meisterwerke im digitalen Zeitalter.<br />

Back to the Roots<br />

Nach Jahren des Wachstums und der Vollbeschäftigung musste sich die<br />

Uhrenindustrie in den Jurabergen neu erfinden. Die Lösung: Spitzenqualität<br />

statt Masse! Man besann sich zurück auf alte Tugenden: Die Haute Horlogerie<br />

– altes Kunsthandwerk und technische Spitzenleistungen waren die<br />

neuen Produktionsweisen der Manufakturen. In Luxusuhrenschmieden<br />

kreieren nun bestens ausgebildete Spezialisten teure, exklusive Zeitmesser.<br />

Es ist ein bisschen, als hätte man die Zeit zurückgedreht. Und zwar vor die<br />

industrielle Revolution, als sich nur die Reichen und Mächtigen dieser Welt<br />

einen Zeitmesser aus La Chaux-de-Fonds und Le Locle, den Städten der<br />

Zeit, leisten konnten.<br />

Über drei Jahrhunderte dominiert das Uhrenmetier nun bereits urbane Entwicklung<br />

der beiden Städte. 2009 wurden sie dank dieser aussergewöhnlichen<br />

Symbiose von Technologie und Architektur zum UNESCO-Welterbe<br />

erklärt.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg sprengte der Wirtschaftsboom<br />

von 1945 bis 1973 dann alle Grenzen.<br />

Man schmiedete grosse Pläne, La Chaux-de-Fonds<br />

sollte mit dem Nachbarort Le Locle zu einer grossen<br />

Kapitale der Uhren industrie fusioniert werden.<br />

Dieser urbanen Vision setzte der Triumphzug der<br />

124 | PRESTIGE


UNTERNEHMER, ERFINDER, PATRON<br />

NICOLAS G. HAYEK<br />

Nicolas Hayek war einer der innovativsten und<br />

erfolgreichsten Unternehmer der Schweiz. Seine<br />

Karriere nahm mit einer Consultant-Firma ihren<br />

Anfang, später hat er mit seiner Swatch Group<br />

frischen Wind in die in den 1980er-Jahren am<br />

Boden liegende Schweizer Uhrenindustrie gebracht.<br />

Vor allem die bunten und preisgünstigen<br />

Swatch-Armbanduhren sollten sich schnell zu<br />

Verkaufsschlagern entwickeln – über 370 Millionen<br />

Stück wurden davon bis heute verkauft! Aber<br />

auch Edelmarken wie Breguet, Blancpain und die<br />

deutsche Glashütte Original gehören zur Unternehmensgruppe,<br />

die mittlerweile von Sohn Nick<br />

geleitet wird. Die Swatch Group ist damit der<br />

derzeit grösste Fertiguhrenhersteller der Welt und<br />

verfügt über mehr als 33’000 Mitarbeiter und<br />

37 Tochtergesellschaften. 2013 erzielte man einen<br />

Umsatz von sage und schreibe 8,456 Milliarden<br />

Schweizer Franken. Aber nicht nur mit Uhren<br />

kannte sich Hayek aus. So tüftelte der umweltbewusste<br />

«Patron» auch immer wieder an neuen<br />

und ökologisch nachhaltigen Fahrzeugtechnologien<br />

und konzipierte etwa das Swatch-Mobil,<br />

ein kleines Auto mit Elektromotor, das später – allerdings<br />

ohne Elektromotor und unter dem Namen<br />

«Smart» – bei Daimler Erfolge feiern sollte.<br />

2<br />

ZITATE<br />

«Geld ist nicht das Wichtigste<br />

im Leben. Ich mache mir<br />

jeden Tag bewusst, dass ich<br />

nur eine Ameise, nur ein kleines<br />

Teilchen im Universum bin.<br />

Deshalb sollte man immer<br />

versuchen, bescheiden zu bleiben.»<br />

«Leute, die viel Geld haben und darauf<br />

sitzen bleiben, sind mir ein Dorn im Auge.<br />

Mir war es immer wichtig, auch nach<br />

geschäftlichen Erfolgen weiter hart zu<br />

arbeiten und zu investieren. Als Unternehmer<br />

hat man auch eine Verantwortung<br />

gegenüber seinen Mitarbeitern.»<br />

The Luxury Way of Life | 125


GEORGE<br />

NELSON<br />

DESIGNERUHREN<br />

DDer berühmte amerikanische Architekt und Designer George Nelson<br />

begann in den 1950er-Jahren, moderne Alltagsgegenstände zu entwerfen.<br />

Darunter finden sich auch eine ganze Reihe von zeitlosen<br />

Uhren, die mit ihren vielfältigen und ideenreichen Formen neues Leben in die<br />

graue amerikanische Wohnkultur bringen sollten. Ob elegante Desk Clocks<br />

oder verspielte Wanduhren – alle Nelson-Entwürfe zeichnen sich durch ein<br />

hohes Mass an Verspieltheit und Experimentierfreude aus. Diese Uhren, von<br />

denen es einige zur echten Stilikone geschafft haben, scheinen einem zuzuzwinkern<br />

und zu sagen: Zeit ist, was ihr draus macht!<br />

George Nelson © Vitra<br />

Petal Clock<br />

Auch diese elegante Wanduhr kommt in ungewöhnlichem Design<br />

daher: Das Mittelstück ist aus goldenem Messing und die weissen<br />

Uhrzeiger kommen auf dem schwarzen Hintergrund besonders<br />

gut zur Geltung. Rechte Winkel sucht man hier ebenso vergebens<br />

wie ein klassisches Ziffernblatt. Es handelt sich hierbei um eine<br />

Neuauflage des Klassikers, die 2013 bei Vitra in Serie ging.<br />

126 | PRESTIGE


Ceramic Clock<br />

Uhren aus Keramik? Kein Problem für George Nelson!<br />

Diese Schreib- bzw. Nachttischuhren sind ebenfalls<br />

Anfang der 1950er-Jahre entstanden und bestechen<br />

durch ihr verrücktes Design. Geometrie und Dynamik<br />

halten sich hier die Waage, die Formensprache erinnert<br />

ein wenig an jene von Skulpturbildnern wie Isamu<br />

Noguchi oder Constantin Brancusi. Lange Zeit waren<br />

diese Zeitmesser nur als Ausstellungsstücke zu bewundern.<br />

Jetzt sind sie endlich wieder zu haben –<br />

dank dem Vitra Design Museum, das die Uhren vor<br />

Kurzem auf den Markt gebracht hat!<br />

Ball Clock<br />

Im Jahr 1949 entstanden, ist diese Wanduhr schnell zur<br />

Stilikone avanciert und auch heute noch ein echter<br />

Kassenschlager. Das Gehäuse ist aus Metall gefertigt, im<br />

Innern der Uhr findet sich – wie auch in allen anderen<br />

Uhren von George Nelson – ein hochwertiges Quarz-Uhrwerk.<br />

Die bunten Holzkugeln, die anstelle einer klassischen<br />

Ziffernanzeige gewählt wurden, sind bei jeder Uhr in einer<br />

anderen Farbe gehalten.<br />

Elihu the Elephant Clock<br />

Diese elefantöse Wanduhr hat George Nelson in den 1950er-Jahren konzipiert.<br />

Später hat er auch noch andere Vertreter der Tierwelt als Vorlage für<br />

seine Kreationen benutzt: Ob «Fernando the Fish», «Talaluh the Toucan» oder<br />

«Omar the Owl» – gerade Kindern kann auf diese Weise ganz spielerisch das<br />

Uhrenlesen beigebracht werden. Ein ideales Geburtstagsgeschenk!<br />

The Luxury Way of Life | 127


BY LAURA<br />

SCHMUCKSTÜCKE<br />

U-BOAT<br />

CHRISTIAN DIOR<br />

KURZ<br />

GLASHÜTTE<br />

ESPRIT<br />

CHARRIOL<br />

HUBLOT<br />

FOPE<br />

THOMAS SABO<br />

THOMAS SABO<br />

128 | PRESTIGE


DIE GEFLUGELTE,<br />

ALTE DAME<br />

EINE<br />

KUHLERFIGUR<br />

NAMENS<br />

EMILY<br />

Die berühmteste Kühlerfigur der Welt ist im<br />

Volksmund als «Emily» bekannt. Inzwischen ist die Dame<br />

über hundert Jahre alt, hat jedoch jedoch nichts<br />

von ihrem einstigen Glanz verloren.<br />

Yvonne Beck<br />

130 | PRESTIGE


DRIVE<br />

STYLE


DRIVE STYLE<br />

Kühlerfiguren waren um das Jahr 1900 in Mode gekommen. Ganze<br />

Firmenzweige in Europa widmeten sich der Herstellung von Skulpturen<br />

für das Automobil. Schätzungen zufolge hat es in der Automobilgeschichte<br />

rund 6 000 verschiedene Kühlerfiguren gegeben. In den Anfängen<br />

waren diese Figuren jedoch kein Markenembleme, sondern einfacher Tand.<br />

Es gab Edelvarianten, von Künstlern geschaffene Einzelstücke, aber auch<br />

Geschmacksverwirrungen wie Karikaturen von Tieren und Menschen. So<br />

waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts allerhand lustige, frivole und auch geschmacklose<br />

Artefakte vorne auf den Kühlerdeckeln zu entdecken.<br />

Ein englischer-adeliger Autonarr und seine Muse<br />

Über ein Jahrhundert alt, doch immer noch heiss begehrt – die Kühlerfigur<br />

von Rolls-Royce. «Spirit of Ecstasy» ist der offizielle Name der geflügelten<br />

Dame, die seit 1911 den Grill der Luxuslimousinen ziert. Modell stand<br />

Eleanor Thornton, die Geliebte und Sekretärin des britischen Adeligen John<br />

Walter Edward Douglas-Scott Montagu, 2nd Baron Montagu of Beaulieu.<br />

132 | PRESTIGE


DRIVE STYLE<br />

Lord Montagus Passion galt, neben seiner Geliebten,<br />

dem Automobil. Er besass eines der ersten<br />

motorisierten Fahrzeuge Englands und betätigte<br />

sich als Herausgeber einer der ersten Autozeitungen<br />

– «The Car». Auch in seiner Eigenschaft<br />

als Politiker bemühte er sich redlich, dem Automobil<br />

zum Durch bruch zu verhelfen. Dem adelige<br />

Rolls-Royce- Fahrer blieb die Modeerscheinung<br />

der Kühlerfigur nicht unentdeckt. Doch stellte er<br />

sich für sein Fahrzeug etwas eher künstlerisches<br />

vor und beauftragte daher den Künstler Charles<br />

Robert Sykes, seine Geliebte zu modellieren. Das<br />

fertige Kunstwerk trug den Namen «The Whisper».<br />

In fliegender Pose und mit wallendem Gewand<br />

flog Eleanor Thornton fortan vorne auf dem Rolls<br />

ihres Geliebten mit.<br />

The Spirit of Ecstasy<br />

Der kreative und künstlerische Ansatz seiner<br />

Kühlerfigur begeisterte die reiche Avantgarde der<br />

Briten und so entstand die Idee einer einheitlichen<br />

Kühlerfigur als eine Art Markenzeichen. Der Autonarr<br />

Montagu vermittelte deshalb den Künstler<br />

Sykes an Rolls-Royce und so stand seine Geliebte<br />

zum zweiten Mal Modell für die nächste Kühlerfigur<br />

stehen musste. Diese erhielt nun den Namen<br />

«Spirit of Ecstasy» erhielt und wurde weltberühmt.<br />

Ab 1911 wurde «Spirit of Ecstasy» zunächst als<br />

Zubehör, in spä teren Jahren serienmässig für alle<br />

Rolls-Royce angeboten. Und das, obwohl Henry<br />

Royce eigentlich eine Abneigung gegen diese Art<br />

von «Schnickschnack» hatte. Ihm waren Kühlerfiguren<br />

ein Dorn im Auge. Der künstlerische Deal<br />

mit Sykes und Montagu kam nur zustande, weil<br />

Royce zur Zeit des Vertragsabschlusses krank<br />

war. Und obwohl Royce «The Spirit of Ecstasy» im<br />

Nachhinein eines Rolls-Royce würdig befand, fuhr er Zeit seines Lebens einen<br />

Rolls ohne jegliche Kühlerfigur. Sie störe die glatte Linie des Wagenbugs.<br />

Jede einzelne «Spirit of Ecstasy» entstand von Hand. Der Guss erfolgte nach<br />

dem jahrtausendealten Prinzip der verlorenen Form. Bei dieser korrekt als<br />

Wachsausschmelzver fahren bezeichneten Methode muss die Gussform zerstört<br />

werden, um das Gussstück zu erlangen. Hier liegt die Erklärung, warum<br />

niemals eine Figur der anderen exakt gleicht. Jedes der Unikate trug bis 1951<br />

im Sockelbereich die Signatur Charles Sykes. Noch heute sind vor allem die<br />

ersten Figuren, die Sykes persönlich signierte, begehrte Sammlerstücke.<br />

«The Spirit of Ecstasy» und die «Emily» sind noch heute allgemein verständliche<br />

Symbole, die für den Traum vom absoluten Luxus wagen stehen. So erhielt<br />

Eleanor Thornton wenigsten nach ihrem Tod den Status, der ihr zu Lebzeiten<br />

konventionshalber verweigert blieb. Eleanor Thornton hat den Erfolg der<br />

Statuette jedoch nicht mehr erlebt. Sie starb am 30. Dezember 1915, nachdem<br />

der Dampfer SS Persia von einem deutschen U-Boot im Mittelmeer auf<br />

der Höhe von Kreta torpediert worden war.<br />

Im Zeichen des Sterns<br />

Das bekannteste deutsche Markensignet in der Automobilbranche<br />

ist der Mercedes-Stern. Seit den Anfängen der gemeinsamen Arbeit von<br />

Daimler und Benz über prangte der umrundete Dreistern auf den<br />

imposanten Kühlern aus Stuttgarter bzw. Sindelfinger Produktion. Der<br />

Stern ver zierte stolz und majestätisch jegliche Kühlerdeckel. Aufgrund<br />

der Unfallgefahr wurden 1959 feststehende Kühlerfiguren im deutschen<br />

Strassenverkehr jedoch verboten. Mercedes reagierte mit einer Kugelgelenktechnik,<br />

die bei einem Aufprall den Stern nach hinten klappte.<br />

Einziges Problem, der Stern liess sich dadurch leichter stehlen. Es gibt<br />

kaum einen Mercedes-Kunden, der nicht das ein oder andere Mal<br />

den entwendeten Stern durch einen neuen ersetzen musste.<br />

The Luxury Way of Life | 133


VIERFACHER WELTMEISTER<br />

OHNE STARALLÜREN<br />

SEBASTIAN VETTEL<br />

Als er mit drei Jahren zum ersten Mal in einem kleinen<br />

Kart sass, konnte er wohl noch nicht ahnen,<br />

dass der Motorrennsport einmal sein zukünftiges<br />

Leben bestimmen würde. Heute ist Sebastian<br />

Vettel der wohl angesagteste Formel-1-Star überhaupt<br />

und der jüngste Formel-1-Weltmeister aller<br />

Zeiten. Vier WM-Titel konnte er bislang für seinen<br />

Rennstall Red Bull einfahren, in diesem Jahr<br />

wurde er sogar zum beliebtesten Sportler der Welt<br />

gekürt. Trotz der vielen Erfolge ist der gebürtige<br />

Heppenheimer und junge Familienvater aber auf<br />

dem Teppich geblieben. Er isst am liebsten Pasta<br />

und entspannt am besten im Kreis seiner Familie,<br />

für die er eine alte Mühle in einer kleinen Thurgauer<br />

Gemeinde nahe der deutschen Grenze renovieren<br />

liess. Auch wenn in der laufenden Saison noch<br />

nicht alles perfekt läuft, der nächste Weltmeistertitel<br />

kommt bestimmt!<br />

3<br />

FRAGEN<br />

Sie sind der jüngste Formel-1-Weltmeister aller Zeiten<br />

und nun auch noch Weltsportler <strong>2014</strong>. Waren Sie<br />

schon als Kind ein Wettkampftyp?<br />

Ja, ich bin schon immer gern Kart gefahren. Michael<br />

Schuhmacher war damals ein grosses Vorbild für mich. Ich<br />

habe ihn sogar einmal in seiner Heimatstadt getroffen und<br />

durfte ihm einen Pokal überreichen. Da war ich ungefähr<br />

sieben Jahre alt.<br />

Unfälle sind im Rennsport an der Tagesordnung. Haben<br />

Sie auch manchmal Angst?<br />

Nein, Angst nicht. Natürlich gibt es Strecken, wie die in<br />

Kanada, oder Stadtkurse, die kaum Fehler erlauben. Gerade<br />

darin liegt aber für mich die Herausforderung, das<br />

macht den extra Reiz aus!<br />

Sie sind durch die letzten Jahren sehr verwöhnt, was Siege und Rekorde angeht.<br />

Wie gehen Sie damit um?<br />

Ich denke, es ist sehr wichtig, alles nicht zu nah an sich heranzulassen. Natürlich freut man<br />

sich und ist stolz, diese Erfolge mit seinem Team erreicht zu haben. Dennoch muss man<br />

bescheiden bleiben und sich auch klarmachen, dass das nicht ewig so weitergehen kann.<br />

Die Statistik spricht ganz klar dagegen!<br />

134 | PRESTIGE


PRESTIGE STYLE WOMEN<br />

AUTUMN<br />

BY LAURA<br />

YVES SAINT LAURENT<br />

BUCHERER<br />

MILESTONE<br />

GUCCI<br />

LA PERLA<br />

THOMAS SABO<br />

LOUIS VUITTON<br />

PIAGET<br />

MARC O’POLO<br />

BEYER<br />

CHRISTIAN<br />

DIOR<br />

THOMAS SABO<br />

VERTU<br />

LOUIS<br />

VUITTON<br />

ROBERTO CAVALLI<br />

RAOUL<br />

GOLDVISH<br />

TWIN-SET<br />

VERTU<br />

CHANEL<br />

BUCHERER<br />

YVES SAINT<br />

LAURENT<br />

NAVYBOOT<br />

MILESTONE<br />

KURZ<br />

MULBERRY<br />

PATEK PHILIPPE<br />

RENA<br />

LANGE<br />

RAOUL<br />

BALLY<br />

TÜRLER<br />

ROLEX<br />

CHANEL<br />

MULBERRY<br />

CHRISTIAN<br />

LOUBOUTIN<br />

CORUM<br />

CHANEL<br />

TÜRLER<br />

RAOUL<br />

MILESTONE<br />

CARL F. BUCHERER<br />

NAVYBOOT<br />

RAOUL<br />

SELECTED<br />

JEWELS<br />

YVES<br />

SAINT LAURENT<br />

MERCEDES CLS COUPÉS<br />

VICTOR MAYER<br />

TWIN-SET<br />

LOUIS VUITTON<br />

BOCA<br />

DO LOBO<br />

LOUIS VUITTON<br />

GHD<br />

ESCADA<br />

CHRISTIAN<br />

LOUBOUTIN<br />

FILIPPO<br />

GABRIELE<br />

KARE<br />

GUCCI<br />

BUCHERER<br />

CAMPANELLI PITTARD<br />

LOUIS VUITTON<br />

DOLCE & GABBANA<br />

KARE<br />

MY LEGGINGS


PRESTIGE STYLE MEN<br />

AUTUMN<br />

BY LAURA<br />

MARC O’POLO<br />

ERMENEGILDO ZEGNA<br />

SAND<br />

MARC O’POLO<br />

MARC O’POLO<br />

SAND<br />

GLASHÜTTE<br />

MARC O’POLO<br />

THOMAS SABO<br />

BRIONI<br />

SAMSUNG<br />

THOMAS SABO<br />

BRIONI<br />

VERTU<br />

LUNOR<br />

BRIONI<br />

BRIONI<br />

LALIQUE<br />

FOR BENTLEY<br />

LANGE & SÖHNE<br />

HUBLOT<br />

VICTOR MAYER<br />

HUGO BOSS<br />

MARC O’POLO<br />

OMEGA<br />

BRIONI<br />

GOLDVISH<br />

VODKA IMPERIAL<br />

MARC O’POLO<br />

SEBAGO<br />

ARNOLD & SON<br />

BOCA DO LOBO<br />

BULGARI<br />

HUGO BOSS<br />

ERMENEGILDO ZEGNA<br />

MULBERRY<br />

CHRONOSWISS<br />

MASERATI<br />

HUGO BOSS<br />

GUCCI<br />

ERMENEGILDO<br />

ZEGNA<br />

ERMENEGILDO ZEGNA<br />

HUGO BOSS<br />

GRIFFINS<br />

CORUM<br />

OLYMPUS<br />

PRADA<br />

DAVIDOFF<br />

HERMÈS<br />

ANHALT<br />

ANTARES<br />

TONINO LAMBORGHINI<br />

PRADA<br />

BRIONI


SHORTCUTS<br />

Zur Legende geboren<br />

Blitzschnell, agil und leicht pfeilt sie durch die Stadt: die neue Vespa Sprint.<br />

Mit ihr kehrt die «sportliche Vespino» zurück, die für Generationen junger<br />

Menschen der Inbegriff von Vitalität und Mobilität war. Die brandneue Sprint<br />

ist die sportlichste und dynamischste Vespa mit «kleiner Karosserie» der<br />

gesamten Modellreihe. Ihr Name ist untrennbar verbunden mit den sportlichen<br />

Vespas der 1960er- und 1970er-Jahre. Die neue Vespa Sprint hat alle zen -<br />

tralen und unabdingbaren Bauelemente, die ihre Vorgängerinnen bei der Jugend<br />

so erfolgreich und beliebt gemacht hatten, geerbt. Dazu gehören etwa<br />

der Sportsattel und der rechteckige Frontscheinwerfer. Der perfekte Stadtflitzer!<br />

www.vespa.ch<br />

Ein Must-have für alle Liebhaber<br />

der Actionfotografie<br />

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Red Bull Racing Teams würdigt<br />

dieser Band die Rennen, die Fahrer und die Fahrzeuge – also alles,<br />

was dieses jüngste Superteam der Formel 1 ausmacht. Aufschlussreiche<br />

Interviews mit Gründer Dietrich Mateschitz, Sportchef Helmut Marko,<br />

Teamchef Christian Horner und dem Technischen Direktor Adrian Newey<br />

zeigen, welch technischer Perfektionismus hinter dem Bau der erfolgreichen<br />

Rennwagen steht. Dieser reich bebilderte Band mit innovativem Layout<br />

und atemberaubenden Fotos macht jede Sekunde der Begeisterung erlebbar.<br />

Infiniti Red Bull Racing – The First 10 Years<br />

Matt Youson & Richard Williams<br />

TeNeues Verlag<br />

Für wahre Motorsport-Fans<br />

Durchdrehende Reifen und heulender Motor: Der<br />

Rennwagenwecker «Motorsound» holt auch<br />

Langschläfer und Murmeltiere immer effizient<br />

aus dem Schlaf. Da werden besonders die<br />

Herren der Schöpfung nicht widerstehen können.<br />

www.monsterzeug.de<br />

138 | PRESTIGE


Beim Boxenstopp Pizza<br />

Der «Pit Stop Pizza Cutter» ist das perfekte Gimmick für alle<br />

Formel-1-Fans, die sich während eines Rennens gerne mal<br />

eine Pizza zu Gemüte führen. Mit seiner Doppelklinge ist der<br />

Pizzaschneider von Jay’s der Ferrari unter den Cuttern und<br />

mit seinem Retrolook gleichzeitig eine Reminiszenz an die<br />

1930er- und 1940er-Jahre des Motorsports.<br />

www.thegiftoasis.com<br />

Mit Stil auf Touren<br />

Dass sich Stil und Alltagstauglichkeit bei einem Fahrrad<br />

nicht ausschliessen müssen, beweist «Friedrich» von<br />

Schindelhauer Bikes. Als voll ausgestatteter Commuter<br />

mit flüsterleisem Zahnriemenantrieb statt Kette ist<br />

Friedrich das perfekte Rad für jeden, der weder in der<br />

Ausstattung noch im Stil Kompromisse eingehen will.<br />

Die vergleichsweise entspannte Rahmengeometrie mit<br />

leicht abfallendem Oberrohr sorgt für eine komfortable<br />

Sitzposition, ohne an sportlicher Schnittigkeit einzubüssen.<br />

Bei einem Gesamtgewicht von 12,9 Kilogramm harmoniert<br />

das eingespielte Duo aus Shimano Alfine 8 und<br />

Gates CenterTrack perfekt und bietet einen stressfreien<br />

Antrieb bei der Stadt-Rallye oder auf ausgedehnten<br />

Landpartien. Ein sowohl optisches als auch<br />

funktionales Highlight ist übrigens die Fahrradklingel,<br />

die formschön direkt im Bremshebel integriert ist.<br />

www.schindelhauerbikes.de<br />

Einzigartiges Andenken an Peter Alexander<br />

Der legendäre Schlagerstar Alexander als Sammler von Modelleisenbahnen: Diese wenig bekannte Seite des<br />

österreichischen Sängers, Schauspielers und Entertainers können Besucher des Hans-Peter Porsche TraumWerks<br />

ab Frühjahr 2015. Hans-Peter Porsche, Enkel des legendären Firmengründers Prof. Dr. Ing. h. c. Ferdinand Porsche, hat<br />

die Modelleisenbahnanlage nach dem Tod des berühmten Entertainers bei einer Auktion ersteigert. Ab kommendem<br />

Jahr können sich Besucher ein eigenes Bild von der einzigartigen Anlage machen, an der Peter Alexander 200 Stunden<br />

gearbeitet hat. Mit dem TraumWerk lässt Hans-Peter Porsche die Öffentlichkeit erstmals an seiner Leidenschaft für<br />

das Sammeln von historischem Spielzeug, Modellbahnen und Oldtimern<br />

teilhaben. Ab Frühjahr 2015 wird das Hans-Peter Porsche TraumWerk<br />

in der oberbayerischen Gemeinde Anger im Berchtes gadener Land eine<br />

Türen für Besucher öffnen. Das Areal umfasst eine Fläche von rund<br />

50’000 Quadratmetern und befindet sich verkehrsgünstig nahe der Autobahn<br />

A 8 an der Anschlussstelle Bad Reichenhall, in unmittelbarer Nähe<br />

zur deutsch-österreichischen Grenze.<br />

www.hanspeterporsche.com<br />

The Luxury Way of Life | 139


DRIVE STYLE<br />

ICH FAHRE MIT<br />

AUDI RS 5<br />

CABRIOLET<br />

Fahrspass auf ganzer Linie ist mit ihm garantiert.<br />

450 PS verstecken sich in der sportlich-eleganten Cabrio-Version<br />

des Audi A5. Das leichte Textilverdeck lässt sich bei<br />

Geschwindigkeiten unter 50 Kilometer pro Stunde innerhalb<br />

von 15 Sekunden öffnen oder schliessen.<br />

Valeska Jansen<br />

Glücklich ist, wer diesen Luxussportwagen bei schönstem Sommerwetter<br />

testen darf. Schon das Drücken des Startknopfs bereitet mit<br />

einem satten Motorsound auf den folgenden Fahrspass vor. Dank<br />

seiner tiefergelegten Karosserie, hat man das Gefühl, in einem DTM-Sportwagen<br />

zu sitzen. Audi verspricht eine Zeit von 4,6 Sekunden bei der<br />

Beschleunigung von 0 auf 100 Stundenkilometer – und dank seiner 450 PS<br />

gelingt dies tatsächlich. Das neue Audi RS 5 Cabrio von <strong>2014</strong> ist ein echter<br />

Blitzstarter. Der 4,2-Liter- V8-Ottomotor wird serienmässig bei 250 Kilometer<br />

pro Stunde abgeriegelt, ist auf Wunsch aber auch mit einer maximalen<br />

Höchstgeschwindigkeit von 280 Stundenkilometer erhältlich.<br />

140 | PRESTIGE


DRIVE STYLE<br />

Womit auch ein Manko angesprochen werden<br />

muss: Gibt Audi einen Verbrauch von 10,9 Litern<br />

auf 100 Kilometer an, zeigt die Tankanzeige doch<br />

etwas anderes an. Wer den Fahrspass des Audi<br />

RS 5 richtig geniessen und auch erfahren möchte,<br />

landet schnell bei bis zu 20 Litern auf 100 Kilometer.<br />

Ein teurer, aber auch lohnenswerter Spass.<br />

Dank S tronic wie auf Schienen<br />

Das Siebengangdoppelkupplungsgetriebe «S tronic» schaltet ohne Verzögerung<br />

automatisch, aber auch manuell. Dank des Quattro-Allrad antriebes,<br />

mit einer Kraftverteilung von 40:60 hinterradbetont, bringt der Motor seine<br />

Kraft zügig in den Antrieb. Selbst bei starkem Regen fährt der Audi RS 5 wie<br />

auf Schienen. Mit dem aktiven Sportdifferenzial an der Hinterachse nimmt<br />

das Auto jede Art von Kurve mühelos. Abhängig von Lenkwinkel, Querbeschleunigung,<br />

Fahrgeschwindigkeit und weiteren Informationen errechnet das<br />

Steuergerät die für jede Fahrsituation passende Verteilung der Radmomente.<br />

So dirigiert es beim Anlenken oder beim Beschleunigen in einer Kurve die<br />

Kraft gezielt zum kurvenäusseren Hinterrad. Der Effekt: Das Auto wird von<br />

der Antriebskraft quasi in die Kurve hineingedrückt und folgt exakt dem<br />

Winkel der Vorderräder. Die links und rechts unterschiedlichen Antriebskräfte<br />

lenken mit, die üblichen Korrekturen am Lenkrad sind nicht mehr nötig. Das<br />

Untersteuern, also das Schieben über die Vorderachse, verschwindet<br />

komplett.<br />

Von komfortabel bis sportlich<br />

Das Fahrdynamiksystem «Audi drive select» ermöglicht die individuelle Einstellung<br />

von Gasannahme, Lenkung und Fahrwerk. Von komfortabel bis<br />

sportlich kann der Fahrer über einen Taster an der Mittelkonsole selbst<br />

bestimmen, ob er lieber gemütlich oder dynamisch ans Ziel kommt. Das<br />

Multifunktionslenkrad mit Carbon-Einlagen ist griffig und mit perforiertem<br />

Leder bezogen. Daran angebrachte Schaltwippen in Aluminiumoptik lassen<br />

ein dynamisches manuelles Schalten zu.<br />

Sicherheit dank Distanzregler<br />

Auch die automatische Distanzregelung «adaptive cruise control» ist im Lenkrad<br />

integriert. Zwischen 30 und 200 Stundenkilometer erkennt sie mithilfe<br />

eines Radarsensors vorausfahrende Fahrzeuge. Dank ihr ist eine konstante<br />

Fahrweise sowie ein geringer Kraftstoffverbrauch möglich.<br />

Elegant und sportlich von innen<br />

und aussen<br />

Aussen und innen besticht der Audi RS 5 mit seiner<br />

schlichten und sportlich-eleganten Optik. Die<br />

eckigen Kotflügel, die vergrösserten Luftschächte<br />

vorne und der sportliche Stossfänger aus Aluminium<br />

im Rautendesign sorgen für eine kraftvolle<br />

Vorder optik. Hinten dominieren zwei ovale Auspuffendrohre.<br />

Das Textilverdeck öffnet und schliesst<br />

auf Knopfdruck vollautomatisch in 15 Sekunden,<br />

und das sogar während der Fahrt bei bis zu<br />

50 Stundenkilometern. Der Kofferraum ist erstaunlich<br />

geräumig, selbst bei geöffnetem Dach<br />

(380 Liter / 320 Liter Volumen). Dank einer speziellen<br />

Schaumstoffisolierung halten sich bei geschlossenem<br />

Zustand die Fahrgeräusche in Grenzen. Der<br />

Innen raum ist sportlich-elegant und hochwertig.<br />

Carbon- Elemente und Klavierlackoptik sind mit<br />

glänzendem Aluminium und Leder geschmackvoll<br />

kombiniert worden. Bereits beim Einsteigen sind<br />

die unteren Rahmen leisten mit Aluminiumeinlage<br />

und RS-5-Schriftzug ein Blickfang.<br />

Alles auf einen Blick<br />

In der Mittelkonsole befindet sich ein Navigationssystem<br />

mit DVD inklusive MMI (Multi Media<br />

Interface), die als Schnittstelle zu allen Infotainmentkomponenten<br />

fungiert. Telefon, Mobiltelefon,<br />

Radio und Navigation werden, wie bei Audi gewohnt,<br />

über einen dreh- und drückbaren Steuerungsknopf<br />

hinter der Automatikschaltung bedient.<br />

Ein Auto- Check-Control überprüft laufend Bremsund<br />

Lichtanlage, Kühlmittelstand und -temperatur,<br />

Öldruck, Kraftstoffvorrat, Waschwasserstand, Batteriespan<br />

nung und Reifendruck. Auftretende Probleme<br />

werden auf dem Fahrerdisplay anhand von<br />

Piktogrammen angezeigt. Das Audi RS 5 Cabrio<br />

ist ein Kraftpaket ohne aufdringliche Optik. Sein<br />

Sound und seine Beschleunigung verleiten vielleicht<br />

zum unwirtschaftlichen Fahren. Egal, dieses<br />

Auto macht Spass: geöffnet, geschlossen, rasant<br />

oder gemässigt.<br />

The Luxury Way of Life | 141


DIE PERFEKTEN<br />

AUDI-BEGLEITER<br />

CERJO<br />

DIESEL<br />

HANRO<br />

CHRISTIAN DIOR<br />

BENCI BROTHERS<br />

RAOUL<br />

ERFURT<br />

MIU MIU<br />

KARL LAGERFELD<br />

RAOUL<br />

RAOUL<br />

CHANEL<br />

MYRRHIAD<br />

HUNTER<br />

S. T. DUPONT<br />

142 | PRESTIGE


DRIVE STYLE<br />

DAS LIED DER<br />

SCHLUMPFE<br />

Die offizielle Bezeichnung «Musée National de l’Automobile<br />

(Collection Schlumpf)» resultierte aus einem richterlichen Beschluss.<br />

Doch dieser markierte nur den letzten Akt einer Affäre,<br />

die Mitte der 1970er-Jahre ihren Anfang genommen hatte und zu<br />

einem ganz Frankreich aufrüttelnden Besitzstreit geführt hatte.<br />

Und schliesslich aus einer Privatsammlung ein Nationalmuseum machte.<br />

Roger Gloor<br />

Roger Gloor, Bruno Hübscher, Werk<br />

Nur wenige Eingeweihte wussten Ende der 1960er-Jahre, dass der<br />

im Elsass reich gewordene, aus der Schweiz stammende Textilindustrielle<br />

Fritz Schlumpf von einem «Oldtimervirus» und zudem<br />

von einem «Bugatti-Wahn» befallen war: Er fühlte sich als Statthalter des<br />

genialen, aus Italien stammenden Automobilproduzenten Ettore Bugatti, der<br />

1910 im elsässischen Molsheim sein eigenes Autowerk gegründet hatte. Bis<br />

in die 1930er-Jahre baute Bugatti Rennwagen, die weit erfolgreicher waren<br />

als ihre Konkurrenten, aber auch Luxuswagen, deren Stilvollendung alle<br />

anderen übertraf. Vorrangig aber war Ettore Bugatti ein der technischen<br />

Ästhetik verpflichteter Konstrukteur und damit auch gleichzeitig ein Künstler<br />

seines Fachs. Fritz Schlumpf sah sich nun drei Jahrzehnte später dazu auserwählt,<br />

die Bugatti-Kunstwerke aus der ganzen Welt ins Elsass zurück zuholen<br />

und für die Nachwelt zu erhalten. Sowohl in den USA als auch in<br />

Europa kaufte er ganze Sammlungen auf, und übernahm unzählige von Liebhaberhand<br />

vor dem Abbruch bewahrte Bugatti. Fast beiläufig gingen damit<br />

auch Oldtimer anderer Fabrikate in Schlumpf-Besitz über.<br />

Alles für eine Passion<br />

Die Sammlung wuchs nach und nach an. Vermögensquelle der Gebrüder<br />

Fritz und Hans Schlumpf war die 1938 von ihnen erworbene Kammgarnspinnerei<br />

in Malmerspach. Hinzu kamen im Verlaufe der Zeit weitere Firmen der<br />

Textilbranche sowie zahlreiche Immobilien.<br />

Dadurch fand sich an der Avenue de Colmar<br />

in Mülhausen der benötigte Raum,<br />

um die zusammengetragenen<br />

automobilen Schätze unterzubringen.<br />

Die Sammelwut aber<br />

führte dazu, dass alle verfügbaren<br />

Mittel statt in dringend<br />

144 | PRESTIGE


DRIVE STYLE<br />

nötige Fabrikerneue rungen in die Oldtimerkollektion flossen. So kam es,<br />

dass die Firmenbilanzen in die roten Zahlen gerieten. Dessen ungeachtet<br />

nahm die Einrichtung des von Fritz Schlumpf herbeigesehnten prunkvollen<br />

Privatmuseums seinen Fortgang.<br />

Anfang 1976 überstürzten sich dann die Gerüchte über eine bevorstehende<br />

Eröffnung der bereits sagenumwobenen Kollektion. Es war sogar davon die<br />

Rede, dass die Schlumpf-Sammlung aus Steuergründen dem französischen<br />

Staat vermacht würde. Doch die von Entlassungen und Lohndruck heimgesuchten<br />

Angestellten mochten dem Treiben nicht mehr länger zuhören. Im<br />

Oktober 1976 kam es zu Arbeitsniederlegungen und Protestmärschen, und<br />

schliesslich belagerten an die 500 Mitarbeiter der Kammgarnspinnerei<br />

Malmerspach die Schlumpfsche Villa, bis deren Bewohner nach drei Tagen<br />

von der Polizei gewaltsam befreit wurden.<br />

Konkrete Forderungen<br />

«Schlumpf ins Gefängnis! Verkauft die Autos! Das ist unser Geld!» – so postulierten<br />

die Manifestanten, während die Gebrüder Schlumpf freies Geleit zum<br />

Exil im nahe gelegenen Basel erhielten. In der Folge kam es zu langwierigen<br />

Rechtsabklärungen. Unter anderem erfolgte gegen Fritz und Hans Schlumpf<br />

ein – nur in Frankreich geltender – Haftbefehl. Das uneröffnete Museum<br />

The Luxury Way of Life | 145


DRIVE STYLE<br />

aber wurde von den Gewerkschaften beschlagnahmt,<br />

und deren Funktionäre sorgten für erste<br />

Presse- und Fotoberichte, die eine Vorstellung des<br />

unglaublichen Umfangs der Schlumpf-Sammlung<br />

vermittelten. Um den auf 100 Millionen Francs<br />

bezifferten Schuldenberg des pleitegegangenen<br />

Textilimperiums abzubauen, schien es nur logisch,<br />

die rund 500 Oldtimer umfassende Sammlung<br />

versteigern zu lassen. Deren Wert wurde damals<br />

bereits auf 80 Mio. Francs geschätzt.<br />

Doch die Sammlung blieb – glücklicherweise –<br />

beisammen. Und dann, von 1977 bis ’79, wurde<br />

das Museum unter Gewerkschaftskontrolle erstmals<br />

dem Publikum geöffnet. Der Besucherandrang<br />

war enorm; natürlich hatte die aus dem<br />

Wirtschaftsskandal erwachsene Publizität entscheidend<br />

dazu beigetragen. Doch erst 1981 fand<br />

sich für das Museum eine rechtsgültige Lösung:<br />

Es kam in den Besitz einer von der Stadt Mülhausen,<br />

dem Departement Oberrhein, dem Regionalverband<br />

Elsass und drei weiteren Institutionen<br />

gebildeten Vereinigung.<br />

Endlich offiziell eröffnet<br />

1982 wurde das Musée National de l’Automobile<br />

de Mulhouse feierlich eröffnet. Seither sind gut<br />

400 der 560 durch Fritz Schlumpf angesammelten<br />

Oldtimer zu bestaunen. Während langer Jahre<br />

hatten zwei Dutzend Mechaniker, Karosseriespengler<br />

und -maler sowie Sattler die teils in verwahrlostem<br />

Zustand erstandenen Autos für den<br />

«Textilkönig» gekonnt restauriert und teils in den<br />

Neuzustand zurückversetzt. Für Kenner und Liebhaber<br />

gilt Mülhausen als Mekka der Automobilgeschichte.<br />

Und weil dieses einzigartige Museum<br />

weltweit bekannt ist, werden jährlich bis zu einer<br />

halben Million Besucher gezählt.<br />

Es waren übrigens nicht nur die Autos, die Bewunderung<br />

fanden, sondern auch die von Fritz<br />

Schlumpf in die ehemaligen trüben Fabrikhallen hineingezauberte<br />

Atmosphäre: Sie wurde unter anderem<br />

durch 800 stilvoll-historische Strassen laternen<br />

erzeugt, die Fritz Schlumpf eigens nach dem Muster<br />

jener Vorbilder herstellen liess, die eine die Seine<br />

überspannende Brücke in Paris zieren. Dazu kamen<br />

nach Themengebieten unterteilte Kiesböden,<br />

zeitgenössische Dekorationen und nicht zuletzt<br />

diverse luxuriös eingerichtete Gaststätten an den<br />

Rändern der Ausstellungs hallen.<br />

Neukonzept im Jahr 2000<br />

In den 1990er-Jahren schwächte sich der Besucherstrom<br />

auf jährlich etwa 160’000 ab – die<br />

einzigartige Sammlung sah sich mit Betriebsverlusten<br />

konfrontiert. Das Musée National galt nun<br />

Ein Hort für 400 Oldtimer<br />

Die Cité de l’Automobile (Musée National – Collection Schlumpf)<br />

in Mülhausen umfasst auf 17’000 Quadratmeter Ausstellfläche rund<br />

400 historische Automobile aus Frankreich und allen ursprünglichen<br />

Auto-Nationen Europas: Deutschland, Italien, England, Österreich,<br />

Spanien, Belgien und der Schweiz. Dazu kommen die weltgrössten<br />

Sammlungen der Marken Bugatti (gegen 100 Exemplare), Gordini und<br />

Panhard. Das Museum ist mit Informationstafeln, Audio-Geräten<br />

und Filmprojektionen ausgestattet, dazu gibt es Grossvitrinen mit<br />

Modellautos, Rennsimulatoren, Rundfahrten mit dem Elektrozug<br />

sowie einen Fachbuch- und Souvenirladen mit ungewohnt reichhaltigem<br />

Sortiment. Restaurant, Cafeteria, Mieträume und<br />

Kongresssäle runden das Angebot ab. Geöffnet täglich von 10 bis<br />

18 Uhr (innerhalb von Mülhausen gut ausgeschildert).<br />

www.citedelautomobile.com<br />

146 | PRESTIGE


DRIVE STYLE<br />

nicht mehr als die unbedingt zu besuchende Sensation,<br />

sondern als Treffpunkt für Kenner der Autogeschichte.<br />

Denn es gibt weltweit wohl kaum<br />

eine ebenso umfangreiche und gleichzeitig vielseitige<br />

Sammlung von exklusiven und historisch bedeutsamen<br />

Automobilen.<br />

Das mit einem Neukonzept beauftragte Pariser<br />

Unternehmen Culture Espaces verwirklichte dann<br />

eine anspruchsvolle Erneuerung: Das Anfang<br />

2 000 wiedereröffnete Musée National – seit 2006<br />

heisst es Cité de l’Auto mobile – zeigt sich mit allen<br />

Mitteln moderner Darstellung und Kommuni kation<br />

dotiert. Dazu zählen Strassenzüge mit originalgetreuer,<br />

zwei dimensionaler Hintergrundszenerie<br />

ebenso wie der historische Rennsound an gegebener<br />

Stelle. Für die Verjüngung wurden rund vier<br />

Millionen Euro investiert. Dicht aneinandergereihte<br />

Aufstellungen gibt es weiterhin nicht; jedes Exponat<br />

lässt sich genüsslich und fotografierbar einsehen.<br />

Die angestrebten 300’000 jährlichen Besucher<br />

kommen jedenfalls voll auf ihre Kosten.


DRIVE STYLE<br />

DER<br />

AUTOFRIEDHOF<br />

WENN ROSTLAUBEN<br />

ZUM KUNSTWERK REIFEN<br />

Von Waldpflanzen überwucherter Edelschrott<br />

statt Plastikshredder-Recycling: Der klassische<br />

Autofriedhof ist vom Aussterben bedroht.<br />

Matthias Pfannmüller<br />

Thorsten Müller<br />

Verrottet langsamer als andere: Mercedes 170, ca. 1947.<br />

148 | PRESTIGE


DRIVE STYLE<br />

Es sollte nicht sein:<br />

Ford Cortina Mk I von 1963.<br />

W<br />

as hier landet, fährt nirgendwo mehr hin:<br />

Autofriedhöfe sind der letzte Parkplatz,<br />

sind die Endstation für ihre Protagonisten.<br />

Doch längst schlägt diesen auf eigenartige Weise<br />

verwunschenen Orten selbst das Sterbeglöckchen,<br />

werden die Eisenwaren-Biotope immer seltener<br />

geduldet. Ein Höhepunkt (oder Tiefpunkt, je nach<br />

Sichtweise) war der öffentlich ausgetragene Zank<br />

um die Abbruch-Sammlung des Franz Messerli im<br />

bernischen Kaufdorf: Nach jahrelangen Streitereien<br />

mit der Gemeinde stand im Spätsommer<br />

2009 die Zwangsräumung des Privatgeländes an,<br />

die der Eigner als furioses Versteigerung-Finale<br />

zelebrierte. Die gähnende Leere nach dem Sturm<br />

tat vielen Auto-Enthusiasten in der Seele weh.<br />

Der Charme des Morbiden<br />

Altmetall-Friedhöfe haben eben ihren ganz eigenen<br />

Charme, dem viele Menschen erliegen. Thorsten<br />

Müller ist einer von ihnen – und war von Kaufdorf<br />

so begeistert, dass er anschliessend quer durch<br />

Europa reiste, um die letzten Rost-Reservate aufzuspüren.<br />

Natürlich hatte er eine Kamera dabei;<br />

seine gesammelten Fotos sind kürzlich in einem<br />

Buch veröffentlicht worden. Und das atmet den<br />

Duft von Öl, Gummi und Moos. Es dokumentiert<br />

den Verfall und die Tatsache, dass Technik im<br />

Kampf gegen die Natur letztlich unterliegt – zumindest<br />

in diesen Hektar-Dimensionen, wo sich<br />

die Feuchtigkeit langsam, aber beharrlich durch<br />

die Bleche nagt. Das ist beruhigend und auch<br />

nostalgisch, denn mit der heutigen Recycling-<br />

Roste sanft: 1961er Plymouth Valiant.<br />

The Luxury Way of Life | 149


DRIVE STYLE<br />

Game over: Chevrolet Fleetmaster, 1946.<br />

Verflossener Chic: Ford Taunus 17M P2 de Luxe, 1959.<br />

150 | PRESTIGE


FÜR SIE DIE BESTEN<br />

GRÜNDE auF<br />

www.cic.ch/5<br />

Ende Gelände: Šoka 1102 Tudor, späte 1940er.<br />

Realität moderner Abwrackbetriebe hat das begrünte<br />

Idyll nichts mehr zu tun. Müller versteht es als<br />

Ort der ewigen Ruhe und Stille, der respektiert<br />

werden müsse. Und so ist das Werk auch ein<br />

Requiem auf all jene historischen Horte, die bereits<br />

der Entsorgung anheimgefallen sind. Kleiner Wermutstropfen:<br />

Die präsentierten Bilder sind den<br />

jeweiligen Schrottplätzen kaum zuzuordnen; etwas<br />

mehr Lokalkolorit hätte dem Werk gut getan.<br />

Dafür entschädigen kleine Boxen mit den teils<br />

kaum noch identifizierbaren Fahrzeugtypen und<br />

deren wichtigsten Daten.<br />

ENDSTATION<br />

Die skurrilsten<br />

Autofriedhöfe Europas<br />

Thorsten Müller<br />

Delius Klasing Verlag<br />

Die Bank der Privat- und Geschäftskunden<br />

Basel, Fribourg, Genf,<br />

Lausanne, Locarno, Lugano,<br />

Neuchâtel, Sion, Zürich<br />

www.cic.ch


DER LUFTSCHIFFKONSTRUKTEUR<br />

FERDINAND ADOLF HEINRICH AUGUST GRAF VON ZEPPELIN<br />

Graf von Zeppelin (1833 bis 1917) gilt als Vater der<br />

Luftschifffahrt. Sein Name prägte eine ganze Ära.<br />

1838 in Konstanz geboren, beschäftigte sich<br />

Ferdinand bereits in jungen Jahren mit der Idee,<br />

Luftschiffe zu bauen. Ferdinand, der beim Militär<br />

eine steile Karriere hinlegte, bemerkte während<br />

der Belagerung von Paris im Deutsch-Französischen<br />

Krieg, dass die Franzosen Ballons zur<br />

Aufklärung und zum Nachrichtenaustausch einsetzten.<br />

Da diese jedoch häufig vom Ziel abkamen,<br />

begann er, über eine lenkbare Alternative<br />

zu Gas- oder Heliumballons nachzudenken. Er<br />

baute schliesslich in einer 140 Meter langen und<br />

30 Meter hohen Montagehalle am Bodensee<br />

einen 128 Meter langen, mit 11’000 Kubikmeter<br />

Wasserstoff gefüllten, starren Flugkörper mit Aluminiumskelett<br />

namens «LZ 1» (Luftschiff Zeppelin).<br />

Dieser erhob sich am 2. Juli 1900 erstmals über<br />

den Bodensee. Nach bereits 18 Minuten war die erste Fahrt jedoch aufgrund<br />

technischer Schwierigkeiten beendet. Doch Zeppelin gab trotz manchem<br />

finanziellen Engpass nicht auf. Mit der Zeit wurde sein Name zum Synonym<br />

für den Begriff «Luftschiff». 1924 flog der erste Zeppelin in 81 Stunden in die<br />

USA. Und 1929 umrundete ein anderer Zeppelin die Erde, was der 1917 verstorbene<br />

Ferdinand Zeppelin jedoch nicht mehr erlebte. Der grösste Zeppelin<br />

war mit 245 m der der «Hindenburg»: Dieser ging jedoch 1937 bei der<br />

Landung in Flammen auf. 36 Personen kamen dabei ums Leben. Diese<br />

Katastrophe beendete die Epoche der Zeppeline. Vereinzelt sieht man sie<br />

jedoch heute noch als Werbeträger am Himmel.<br />

3<br />

ZITATE<br />

«Man muss nur wollen und<br />

daran glauben, dann<br />

wird es gelingen.»<br />

«Für mich steht naturgemäss<br />

niemand ein, weil keiner<br />

den Sprung ins Dunkel<br />

wagen will. Aber mein Ziel<br />

ist klar und meine<br />

Berechnungen sind richtig.»<br />

«Es war ein unbeschreiblicher Augenblick,<br />

den niemand wieder vergessen wird, der<br />

ihn miterlebte. Eine Hingerissenheit,<br />

eine mächtige Ergriffenheit zeigte sich<br />

auf allen Gesichtern.» – Die Freiburger Zeitung<br />

vom 4. August 1908 nach dem Auftauchen eines Zeppelins. –<br />

152 | PRESTIGE


WUSSTEN<br />

SIE SCHON …?<br />

Schnellstes Polizeiauto<br />

der Welt<br />

Erster Flying-Doctor<br />

für Luxusflitzer<br />

Alle englischen Verkehrssünder sollten sich in Zukunft warm anziehen.<br />

So freuen sich die lokalen Ordnungshüter seit Kurzem über neue<br />

Polizeiautos, die in atemberaubenden 2,5 Sekunden von 0 auf 100<br />

beschleunigen können. Es handelt sich dabei um die sehr leichten<br />

und offenen Fahrzeuge des englischen Kleinserienherstellers Ariel Motors<br />

(Modell «Ariel Atom 3.5R»), die mit jeweils 350 PS ausgestattet sind<br />

und somit auch grossen Rennmaschinen Paroli bieten dürften.<br />

Mit einem Neupreis von etwa<br />

2,4 Millionen Schweizer Franken<br />

ist der Bugatti Veyron 16.4 der<br />

teuerste und gleichzeitig schnellste<br />

Sportwagen der Welt. Kein Wunder<br />

also, dass der anspruchsvolle<br />

Privatpatient jetzt auch noch in den<br />

Genuss eines Flying-Doctor-Services<br />

kommt. Sollte er sich also einmal<br />

einen Schnupfen eingefangen haben<br />

oder einen Verband benötigen, lässt<br />

Bugatti mit dem nächsten Linienflug<br />

den KFZ-Doktor einfliegen – ganz<br />

gleich, an welchem Ort der Welt man<br />

sich gerade befindet. Im Arztkoffer<br />

befinden sich allerdings nicht nur neue<br />

Reifen und Motorenöl, sondern etwa<br />

auch das Supersporterweiterungspaket<br />

für rund 90’000 Schweizer Franken.<br />

Kraftvollstes Watercar der Welt<br />

Auf den ersten Blick ähnelt dieses neue Amphibienfahrzeug einem<br />

Jeep Wrangler. Doch spätestens, wenn es das Festland hinter<br />

sich gelassen hat und im Wasser seine kleine Schiffsschraube<br />

ausfährt, merkt man, dass es sich bei diesem Verwandlungskünstler<br />

um keinen gewöhnlichen Geländewagen handelt. Drei<br />

Kalifornier haben dieses neue und überaus kraftvolle «Watercar»,<br />

das im Wasser eine ebenso gute Figur macht wie auf der<br />

Strasse, gemeinsam entwickelt. Es verfügt über einen 250 PS<br />

starken Honda-V6-Motor samt eigens entwickelter Jet-Düse; an<br />

Land bringt man es damit auf 130, im Wasser auf rund 70 Kilometer<br />

pro Stunde. Seit Mai ist das Fahrzeug für etwa 125’000 Schweizer<br />

Franken zu haben.<br />

Edelautohaus ohne Autos<br />

Wer im neuen Tokioter Autohaus «Intersect by Lexus» sein neues Traumauto besichtigen<br />

will, wird erst einmal keinen Erfolg haben. Ganz bewusst verzichten die Verantwortlichen<br />

in ihrem neuen Flagship-Store auf die Ausstellung ihrer neuen Modelle, um vor allem die<br />

Marke in den Vordergrund zu stellen. Auf diese Weise soll ein moderner Raum geschaffen<br />

werden, in dem sich die Kunden bei einem kleinen Snack oder einem guten Buch<br />

ent spannt zurücklehnen können, ohne durch finanzielle oder technische Aspekte gelangweilt<br />

zu werden. Wer sich für einen Lexus-Wagen interessiert, wird aber natürlich<br />

trotzdem gern beraten.<br />

The Luxury Way of Life | 153


EINE EWIGE ROMANZE<br />

ZWISCHEN STIL UND QUALITÄT<br />

SANTONI<br />

Schlägt die Liebe auf den ersten Blick wie der Blitz ein und laufen<br />

sämtliche Sinne wie wirbelnde Goldfunken Amok, sind wir in<br />

erster Linie dem äusseren Wert, dem Aussehen unseres Objektes der<br />

Begierde verfallen. Die Erforschung der inneren Werte und die<br />

Frage, ob weiterhin magisch oder doch irgendwann tragisch, erfolgt zu<br />

einem späteren Zeitpunkt. Am sichersten ist es daher, sich von<br />

Anfang nur auf Liebesgeschichten mit Santoni-Schuhen einzulassen.<br />

Enttäuschungen sind hier nämlich ausgeschlossen.<br />

Helena Ugrenovic<br />

Giuseppe Santoni<br />

154 | PRESTIGE


FASHION<br />

Als sein Vater Andrea die Marke Santoni 1975 ins Leben ruft, ist<br />

Giuseppe gerade mal sieben Jahre alt. Andrea Santoni hat eine<br />

Vision. Er will seine Handwerkskunst perfektionieren und nur noch<br />

Schuhe produzieren, die äusserste italienische Excellence verkörpern. Die<br />

Werkstatt befindet sich unterhalb des familiären Zuhauses und so verbringt<br />

Giuseppe seine Freizeit nach den Schulstunden im Atelier seines Vaters, das<br />

er zu seinem eigenen Spielplatz auserkoren hat. Er lernt, wie man mit Leder<br />

arbeitet und den perfekten Schuh herstellt. Jahre später wird er Santoni der<br />

Welt präsentieren, mit 490 Angestellten und einem Umsatz von mehr als<br />

55 Millionen Euro. Stars wie Jean Alesi, Jean Paul Gaultier, Juliette Binoche,<br />

Lu Siqing, Michael Bolton, Na Ying, Valeria Golino, Vinicio Marchioni und<br />

Syl vester Stallone zählen zum Kundenkreis des Edelschuhherstellers.<br />

Das Erbe und die Zukunft<br />

Die Vermählung zwischen moderner Einstellung und klassischem Know-how<br />

sind die charakteristischen Eigenschaften und Merkmale für «Made in Italy»,<br />

die Jahrzehnte hindurch unverändert geblieben sind. Qualität, Hingabe<br />

und Leidenschaft für Details sowie für die manuelle Verarbeitung sind die<br />

Herzstücke im exklusiven Club der berühmtesten und bekanntesten Luxusmarken.<br />

Tradition und Innovation sind parallel dazu die Säulen, auf denen<br />

Santoni seinen Erfolg aufbaut, gestützt auf die perfekte Kombination ursprünglicher<br />

Herstellung und der Entwicklungen von Forschung und Design.<br />

Das sind die Besonderheiten, von denen anspruchsvolle Kunden, immer auf<br />

der Suche nach dem Besten und stets informiert über Stil, magisch angezogen<br />

werden.<br />

Alligatorleder<br />

Sie sind keine echten Krokodile, teilen<br />

sich aber die Tierfamilie mit ihnen.<br />

Der Stoffwechsel von Alligatoren ist<br />

deutlich langsamer als der von Krokodilen,<br />

was ihnen eine etwa doppelt so lange<br />

Lebensdauer gewährt, werden sie nicht<br />

zu hochwertigen Lederprodukten wie<br />

Taschen, Schuhe, Gürtel, Geldbörsen,<br />

Jacken und Mäntel verarbeitet.<br />

The Luxury Way of Life | 155


FASHION<br />

Giuseppe Santoni<br />

Der Kapitän und seine Arche der Schönheit<br />

Giuseppe Santoni ist ein junger Mann, als er mit 22 Jahren ins Geschäft<br />

seines Vaters einsteigt und seine Verantwortung als Chief Executive Officer<br />

übernimmt. Andrea Santoni ist seit jeher mehr in die Produktion eingebunden<br />

und vertraut darauf, dass sein Sohn die Entwicklung der Marke forcieren<br />

wird. «Ich hatte die Chance, sehr viele Dinge zu tun. – Ich machte viele Fehler,<br />

aber ich machte auch viele gute Produkte. Irgendwie wusste ich immer, dass<br />

ich eine Rolle in unserem Unternehmen einnehmen würde, das war normal<br />

für mich», erzählt Giuseppe Santoni in einem Interview. «Ich liebe Produkte<br />

mit einem Innenleben, mit etwas, für das es eines technischen Prozesses<br />

bedarf. Ich habe zwei Leidenschaften, Autos und Uhren. Schuhe herzustellen<br />

ist aber weitaus komplizierter, da es keine Produktionslinie wie zum<br />

Beispiel bei einem Mercedes gibt. Vom Beginn der Produktion bis zum Ende<br />

wird jedes Auto genau gleich verarbeitet. Bei Schuhen ist das nicht so, denn<br />

Leder ist ein natürliches, lebendiges Produkt und reagiert von Schuh zu<br />

Schuh anders. »Das Unternehmen will expandieren und sich international<br />

positionieren. Giuseppe Santonis Reise beginnt. Der Jungunternehmer erschliesst<br />

sich erfolgreich neue Märkte in Japan, China, Nordeuropa und<br />

Russland. Er erfüllt damit die Vorsehung, sich als Top-Name für italienische<br />

Luxusprodukte zu etablieren. Tradition und Innovation stellen für ihn keine<br />

Gegensätze dar, sondern eine erfolgreiche Vereinigung. Giuseppe Santoni ist<br />

die Seele und das Herz des Unternehmens. Er überwacht jede Herstellungsphase<br />

einer Kollektion persönlich und er ist es auch, der den Hauptsitz des<br />

Unternehmens im italienischen Corridonia zu einem Brutkasten für hochstehende<br />

Technologie umgewandelt hat, jedoch mit dem Fokus auf Ökologie<br />

und Nachhaltigkeit.<br />

156 | PRESTIGE


FASHION<br />

Santoni & Mercedes-AMG<br />

Die Unternehmen gründen auf gleichen Werten und Ideologien. Sie verfolgen,<br />

trotz unterschiedlicher Geschäftsbereiche, dieselben Ziele und so<br />

entsteht eine exklusive Linie für Sport und Freizeit. Die Kollektion bleibt den<br />

Prinzipien des Hauses Santoni treu, auch wenn sie auf die Bedürfnisse des<br />

Autofahrers ausgerichtet wurde. Jeder Schuh ist so gefertigt, dass er sich<br />

sowohl perfekt an den Stil des Fahrers anpasst als auch dessen Leistung<br />

sowie den Komfort erhöht. Inspiriert vom neuen Mercedes-AMG A45, der<br />

2013 auf dem Genfer Autosalon vorgestellt wurde, erweiterte Santoni seine<br />

Sneaker-Kollektion mit einer neuen Linie, die auch der neuen Zielgruppe des<br />

A45 gerecht werden dürfte: Dynamische – dyna mische Dreissigjährige bis<br />

Mittvierziger in erfolgreichen Karrieren und mit einem unabhängigen Geist.<br />

Diese Kundschaft hält Ausschau nach einem dynamischen, individuellen<br />

und agilen Hochleistungsfahrzeug, das eine Auswahl an zusätzlichen Ausstattungsmöglichkeiten,<br />

Einstellungen, Farben und Materialen bietet. Der<br />

neue Santoni-Sneaker sollte diesen Werten entsprechen: Jung und stilvoll<br />

lässt diese Kollektion die Träger ihren eigenen Stil und ihre trendorientierte<br />

Lebensweise zum Ausdruck bringen, kombiniert mit Komfort und herausragenden<br />

Details wie dem gestanzten Logo und dem Vintage-Effekt der<br />

Sohlen.<br />

Dorothy’s rote Schuhe<br />

© Wiki-Commons<br />

Das berühmteste Paar rubinroter, magischer<br />

Filmschuhe trug Judy Garland 1939 als Dorothy<br />

im Film «Der Zauberer von OZ». Im Buch von<br />

Frank L. Baum sind die Zauberschuhe silberfarben,<br />

wurden jedoch in der MBM-Produktion in Rot<br />

umgewandelt, da es einer der ersten Farbfilme war.<br />

The Luxury Way of Life | 157


BY LAURA<br />

LAUFSTEG<br />

AL CORO<br />

GEORG GINA & LUCY<br />

ILSE JACOBSEN<br />

CARL F. BUCHERER<br />

MATTHIAS OPHOFF<br />

JEFFREY<br />

CAMPBELL<br />

BOTTEGA VENETA<br />

TWIN-SET<br />

ROBERTO CAVALLI<br />

OMEGA<br />

158 | PRESTIGE<br />

RADO


ARUNA SETH<br />

CHANEL<br />

CHRISTIAN DIOR<br />

TWIN-SET<br />

CHRISTIAN DIOR<br />

TIFFANY & CO.<br />

CHANEL<br />

TWIN-SET<br />

LOUIS VUITTON<br />

RAOUL<br />

TWIN-SET<br />

RAOUL<br />

KURZ<br />

TWIN-SET<br />

MIU MIU<br />

DAMIANI<br />

The Luxury Way of Life | 159


FASHION<br />

STILIKONE<br />

FUR DEN KOPF<br />

DER<br />

HUT<br />

Egal, ob mit breiter oder schmaler Krempe,<br />

ob aus Leinen, Filz, Stroh oder Leder – der Hut ist heute aus<br />

dem Modehimmel nicht mehr wegzudenken.<br />

Lone K. Halvorsen<br />

Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes «Hut» liegt im Schutz<br />

und in der Bedeckung des Kopfes. Und genau das gab der seinen<br />

Trägern jahrelang. Je breiter seine Krempe war, desto mehr Schutz<br />

bot er vor Sonne oder Niederschlag. Während man vom 18. Jahrhundert<br />

an seine politische Gesinnung durch die Kopfbedeckung zeigte,<br />

wurde der Hut in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zu einem Symbol für<br />

den sozialen Status. «Stock und Hut steh’n ihm gut» hiess es, und für die<br />

Männer war der Hut ein sehr wichtiges Accessoire. Er war als Kleidungsstück<br />

nicht nur ein Ausdruck der sozialen Stellung seines Trägers, sondern ebenso<br />

ein unentbehrlicher Bestandteil der Ausgehkleidung. Durch Retro-Trends und<br />

berühmte Hutträger wie Johnny Depp, Paris Hilton oder Brad Pitt sieht man<br />

dieses Accessoire nun wieder vermehrt. Denn der Hut hat längst kein verstaubtes<br />

Image mehr. Männer und Frauen mit Hüten vermitteln ein Zeichen<br />

des Understatements sowie einen klassisch-eleganten Look.<br />

160 | PRESTIGE


FASHION<br />

Mit Schirm, Charme und Melone<br />

Die britische Fernsehserie «Mit Schirm, Charme<br />

und Melone» machte den Bowler zu ihrem Symbol.<br />

Die Melone von John Steel war jedoch mit<br />

Stahl verstärkt und fand neben dem schiessenden<br />

Regenschirm oft in Kampfszenen ihren Einsatz. Der Bowler, die berühmte<br />

englische Melone, erlebte bei Londons ältestem Hutmacher Lock & Co im<br />

Jahr 1850 seine Geburtsstunde. Und eins ist klar: Der Bowler gehört zu<br />

einem der bekanntesten Hüte und hat inzwischen Kultstatus erreicht. Möglicherweise<br />

liegt das an den berühmten Trägern? Dr. Watson, Charlie Chaplin<br />

und sogar Winston Churchill wollten zumindest nicht darauf verzichten. Doch<br />

nicht nur bekannte Politiker und andere wichtige Persönlichkeiten wussten<br />

die Melone seit jeher zu schätzen. Die Blütezeit erlebte die Melone Ende des<br />

19. Anfang des 20. Jahrhunderts, vor allem in den 1920er- und 1930er-Jahren<br />

trug Mann Melone. Der Hut war auch in Stummfilmen auf den Köpfen zwielichtiger<br />

Gestalten zu sehen. Während halb London um 1900 die Melone<br />

trug, sieht man heute kaum noch jemanden mit «Schirm, Charme und<br />

Melone» am Big Ben vorbeispazieren.<br />

Der Mythos im Kino<br />

Der Trilby oder Bogart-Hut ist der Modehut des 20. Jahrhunderts schlechthin.<br />

Vor allem durch Schauspieler wie Cary Grant, Humphrey Bogart und<br />

Tony Curtis wurde der kleine Hut mit der schmalen, steilen Krempe modern.<br />

Die Merkmale vom Trilby sind die Krone, längs nach unten geknickt, die eingekniffenen<br />

Seiten vorne und der hintere Teil des Hutkrempels, der nach<br />

oben geklappt ist. Besonders männliche Hipster haben die schicke Kopfbedeckung<br />

seit einigen Jahren wieder als Accessoires für sich entdeckt.<br />

Jedoch findet man auch kaum einen weiblichen Fashion-Blogger ohne Trilby<br />

auf dem Kopf. Jeder lässt sich von diesem dynamischen Hut mitreissen.<br />

Auch die Stars von heute machen es gekonnt vor: Cameron Diaz und Justin<br />

Timberlake werden immer wieder mit der modischen Kopfbedeckung gesichtet.<br />

Der Panamahut aus Ecuador<br />

Napoleon, Teddy Roosevelt und die Goldgräber sind Schuld an dem grössten<br />

Missverständnis der Hutgeschichte. Denn was die meisten nicht wissen: Der<br />

bekannte Panamahut stammt ursprünglich aus Ecuador. Hergestellt wird<br />

der Strohhut aus der Toquilla-Palme, die nur an der Westküste wächst. Der<br />

französische Kaiser Napoleon III. hatte einen, Winston Churchill ebenso,<br />

Ernest Hemingway liebte ihn und den Schauspieler Paul Newmann sah man<br />

im Sommer nur selten «oben ohne». Die Panamas sind flexible Hüte, die sowohl<br />

im Frühjahr als auch im Herbst getragen werden können. Wandelbar<br />

und zeitlos schön sind die vielfältigen Designs, die zu Damen wie Herren<br />

passen.<br />

The Luxury Way of Life | 161


FASHION<br />

Schick und frech<br />

Ein bisschen schief, ziemlich lässig und etwas verwegen. Ob Stars wie Brad<br />

Pitt, Paris Hilton, Ryan Gosling oder Kate Moss – sie alle tragen die modische<br />

Schiebermütze mit Stolz vor der Kamera. Der Begriff «Schiebermütze» geht<br />

auf das Berlin in den 1930er-Jahre zurück. Dort wurden die Vorarbeiter, die<br />

berufsbedingt diese Mützen trugen, Schieber genannt. Das beliebte Accessoire<br />

hat nun definitiv ein Comeback erlebt – und nicht nur bei den Stars. In<br />

jeglichen Designs erhältlich – ob Pink oder Grün, Leder oder Cord, für<br />

Männer oder für Frauen – alle, die sich zu den Coolen und Hippen zugehörig<br />

fühlen, tragen dieses modisches Utensil. Nicht nur gut aussehend, sondern<br />

auch praktisch ist die Mütze, vor allem weil der Kopf vor schlechtem Wetter<br />

geschützt wird und die Kopfbedeckung bei Bedarf ganz einfach zusammengerollt<br />

und in der Tasche verstaut werden kann. Was früher als ein eindeutiges<br />

Erkennungszeichen der Arbeiterklasse galt, ist mittlerweile zum echten<br />

Trendsetter avanciert.<br />

Last but not least ...<br />

Die Basecap, wie sie kurz genannt wird, hat innerhalb von<br />

30 Jahren eine atemberaubende Karriere hingelegt und ist<br />

aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Wie der Name<br />

schon sagt, liegt der Ursprung dieser Mütze im Baseball. Bereits<br />

1849 sollen die Spieler der New York Knickerbockers die ersten Caps<br />

getragen haben – damals noch ohne Schirm. Man schaue nicht nur den<br />

Sportlern, sondern auch den Menschen auf der Strasse aufs Haupt: Die Vielfalt<br />

an Formen, Ausstattungen, Farben und Qualitäten scheint schier unendlich.<br />

Fast jeder besitzt eine Basecap, doch nicht jedem steht sie. Dennoch<br />

stimmen die Prognosen für die Zukunft optimistisch. Diese Mütze wird uns<br />

wohl immer begleiten – freiwillig oder nicht.<br />

Mut zum Hut<br />

Wer also bisher Angst davor hatte, auszusehen wie bei einer «Teatime-Verabredung»<br />

mit der Queen, kann sich jetzt entspannen. Hüte sind angesagt und<br />

keinesfalls spiessig. Statt also demnächst wieder einmal neue Schuhe oder<br />

eine neue Tasche zu kaufen, sollte nun lieber zum Hut gegriffen werden. Wer<br />

einmal den perfekten Hut für sich gefunden hat, benötigt nur noch ein wenig<br />

«Mut», um ihn wie die Hollywood-Stars stilgerecht zu tragen.<br />

162 | PRESTIGE


KOLUMNE<br />

GABRIEL PALACIOS<br />

DIE KUNST,<br />

MAN SELBST ZU SEIN.<br />

Gar oft höre ich als Coach und<br />

Therapeut von meinen Klienten, dass<br />

diese bemerken, dass sie in bestimmten<br />

Situationen gerne anders<br />

wären als sie es sind. Sie möchten<br />

gerne sie selbst bleiben – ungeachtet<br />

davon, wer vor ihnen steht.<br />

Hierbei muss ich jeweils meinen<br />

Klienten an aller erster Stelle darüber<br />

aufklären, dass es niemandem gelingt, ständig<br />

und überall immer nur dasselbe Ich zu sein.<br />

Denn jeder von uns hat täglich mehrere dutzende<br />

Rollen, die sie oder er einzunehmen hat. Zu<br />

Hause haben wir eine ganz andere Rolle als bei<br />

der Arbeit. Und sogar in jedem Gebiet, in<br />

«Ändern wir unsere äussere<br />

Erscheinung, so können wir<br />

dadurch auch Einfluss auf<br />

unsere Rolle im System nehmen.»<br />

jeder Disziplin, in jeder physischen wie psychischen<br />

Angelegenheit können sich unsere<br />

Rollen ändern. So ist durchaus möglich, dass<br />

wir zu Hause eher die Rolle des etwas faulen,<br />

unsportlichen Ehemannes einnehmen, jedoch<br />

bei der Arbeitskollegin im Büro wiederum den<br />

Eindruck aufrecht erhalten wollen, dass wir so<br />

sportlich und dynamisch sind, dass wir uns<br />

ständig ausschliesslich für die Treppe anstelle<br />

des Aufzuges entscheiden. Bei der Ehefrau<br />

zu Hause gibt der Ehemann vielleicht den Ton an,<br />

vor seinem Vorgesetzten jedoch fühlt er sich<br />

hingegen wie ein kleiner Wurm.<br />

Aus systemtheoretischer Sichtweise besteht<br />

die Annahme, dass wir in Interaktion mit verschiedenen<br />

Menschen auch teil neuer Systeme sind.<br />

So ist jede Familie ein System, jedes Arbeitsteam,<br />

jede Schulklasse. Und jeder hat in diesem<br />

System eine ganz bestimmte Rolle. In der Schule<br />

vielleicht die Rolle des Strebers, in der Familie<br />

die Rolle des Ältesten, der den Ton<br />

angibt, und bei der Arbeit dann<br />

später die Rolle des Lieblings des<br />

Chefs.<br />

Wenn wir unsere Rollen in den unterschiedlichen<br />

Systemen genauer<br />

unter die Lupe nehmen, so können<br />

wir erkennen, dass unsere äussere<br />

Wirkung ebenfalls die Einnahme<br />

einer Rolle begünstigen kann. So kann meine<br />

Scheitelfrisur und mein biederer Kleidungsstil<br />

meine Rolle des Strebers in der Schule verstärken.<br />

Genauso kann aber auch das Tragen des ständig<br />

selben Tanktops und der immer selben Trainerhose<br />

mein Bild des faulen, ungepflegten<br />

Ehemannes verstärken, der keinen Wert auf Mode<br />

und Stil legt. Wir erkennen also ganz von selbst:<br />

Ändern wir unsere äussere Erscheinung, so<br />

können wir dadurch auch Einfluss auf unsere Rolle<br />

im System nehmen. Stellt euch vor, wie sehr<br />

die Ehefrau positiv überrascht sein wird, wenn der<br />

Ehemann auf einmal zu Hause Kleidung trägt,<br />

in der er sich begehrenswert und attraktiv fühlt.<br />

Auch die Frau wird diese völlig neue Ausstrahlung<br />

wahrnehmen. Dadurch erhält nicht nur die<br />

Beziehung einen wunderbaren Aufschwung,<br />

sondern auch das Selbstbewusstsein dessen,<br />

der seine Rolle bewusst lenken konnte, wird<br />

sich freuen.<br />

Es kann so viel Freude bereiten, wenn man durch<br />

die bewusste Auswahl der Kleidung – und<br />

insbesondere von für die bestehende Rolle mal<br />

ganz neuer Kleidung – Einfluss auf das eigene<br />

Wirken im System nehmen kann. Man fühlt sich<br />

anders. Man wirkt anders. Neue Türen öffnen<br />

sich. Auf neue Wege begibt man sich. Und all dies<br />

nur, weil wir den Schritt in die Veränderung<br />

wagen.<br />

Ändere deine Kleidung, warte ab, du wirst erkennen,<br />

dass sich so einiges ändern wird,<br />

was du bislang so für nicht wahrscheinlich<br />

gehalten hättest.<br />

The Luxury Way of Life | 163


FASHION<br />

PRESENTS<br />

JOEL<br />

CARTIER<br />

Der Basler Fotograf Joel Cartier ist seit<br />

neun Jahren in den Bereichen Werbung,<br />

Fashion und Kunst tätig. Als Fotograf<br />

und Regisseur arbeitete er bereits für Jean Paul<br />

Gaultier, Swatch, Paris Hilton, Nivea und BMW. Er<br />

fotografiert viel in Amerika, Paris, London und der<br />

Schweiz. Joel Cartier gehört zu den wenigen<br />

Künstlern, die sich sowohl im Foto- als auch im<br />

Filmbereich auf einem sehr hohen Niveau bewegen.<br />

Sein Spezialgebiet sind Unterwasserfilme<br />

und -fotos. Zudem erschafft er eigene, teils surreale<br />

Welten.<br />

www.joelcartier.com<br />

164 | PRESTIGE


FASHION<br />

«Perfektion ist für mich alles! Ich erfülle<br />

mit meiner Kunst die Träume und Wünsche<br />

meiner Kunden. Bilder die Geschichten<br />

erzählen! Bilder die Faszinieren.»<br />

166 | PRESTIGE


FASHION<br />

168 | PRESTIGE


FASHION<br />

The Luxury Way of Life | 169


SHOETING<br />

STARS<br />

DER FRAU LIEBSTES KIND<br />

Das Thema «Schuhe» eröffnet einen<br />

ganzen Kosmos von Geschichten,<br />

individuellen Erfahrungen und Vorurteilen.<br />

Schuhe stehen für Leidenschaft und Fetisch, für Sinnlichkeit und die Suche<br />

nach Vollkommenheit. Sie repräsentieren triviale Bedürfnisse und sind zugleich<br />

ein attraktives Medium für künstlerische Auseinandersetzungen. Den<br />

Schuh nicht nur als beiläufiges Modeprojekt zu betrachten, sondern als<br />

Designobjekt mit autonomer Aussage, ist Gegenstand der Ausstellung<br />

«SHOEting Stars» im Kunsthaus Wien (bis 5. Oktober <strong>2014</strong>).<br />

Die etwa 220 experimentellen Schuhkreationen von Designern, Künstlern<br />

und Architekten wurden meist als Unikate oder in Kleinserien hergestellt. Oft<br />

sind sie als Kleinskulptur, konzeptionelles Statement oder Provokation gegen<br />

den Mainstream angelegt. Diese SHOEting Stars zeichnen sich durch<br />

aussergewöhnliche Formgebung, exklusive Materialien und emotionalen<br />

Mehrwert aus – oft zulasten der Tragbarkeit.<br />

Die thematische Gliederung der Schau stellt die Auflösung der Grenzen zwischen<br />

Kunst, Design und Handwerk zur Debatte. Das Spektrum reicht vom<br />

architektonisch anmutenden Schuh über das Materialexperiment bis hin<br />

zum Fetischobjekt. Neben den Schuhen selbst spiegeln Installationen, Fotografien<br />

und Videos die enorme Vielfalt des «Mediums Schuh» wider.<br />

Ein Muss für alle Fashionistas und Schuh-Fetischisten!<br />

SHOEting Stars.<br />

Der Schuh in Kunst und Design 18. Juni bis 5. Oktober <strong>2014</strong><br />

KUNST HAUS WIEN<br />

1030 Wien, Untere Weissgerberstrasse 13<br />

www.kunsthauswien.com<br />

«Ich liebe Schuhe.<br />

Ich bin kein Fetischist,<br />

aber ich liebe Schuhe.»<br />

– Karl Lagerfeld –<br />

Sol Alonso, «Brooms»,<br />

Foto: David Collart, Belgien 2012.<br />

170 | PRESTIGE


«Gib einem Mädchen die richtigen Schuhe<br />

und sie wird die Welt erobern.» – Bette Midler –<br />

Carolin Holzhuber, «Conjoined Illusion A», Österreich 2013.<br />

«Im Leben zählen nur zwei Dinge:<br />

ein gutes Bett und ein gutes Paar Schuhe;<br />

wenn man nicht in dem einem steckt,<br />

steckt man in dem anderen.»<br />

– Nanni Svampi –<br />

Zaha Hadid und Rem D. Koolhaas von United Nude,<br />

«NOVA Shoe», Niederlande 2013.


AHOI SAILORBOY!<br />

JEAN PAUL GAULTIER<br />

Jean Paul Gaultier ist eine lebende Legende. Seit<br />

38 Jahren ist der Pariser Designer nun in der Modebranche<br />

aktiv. Nachdem er Anfang der 1970er-<br />

Jahre von Pierre Cardin entdeckt worden war, gab<br />

es für den ästhetischen Provokateur kein Halten<br />

mehr. Indem er Korsette, Netzstrümpfe oder Unterwäsche<br />

als Ausgehmode konzipierte, führte er<br />

den Fetischlook in die Modewelt ein und sorgte so<br />

ein ums andere Mal für ein staunendes Publikum<br />

am Rand der Laufstege. Wie kein anderer steht er<br />

seitdem mit seiner Mode für das grosse Andere<br />

der bürgerlichen Gesellschaft: Punk, Sex und jugendliche Verspieltheit – das<br />

sind die Hauptregister, die das Enfant terrible bei seinen Entwürfen immer<br />

wieder gerne zieht. Auch unternahm Gaultier mit seiner mutigen Couture<br />

bereits frühe Versuche, die klassischen Geschlechterrollen zu dekonstruieren<br />

und neu zusammenzusetzen. Röcke für männliche oder Irokesen-Haarschnitte<br />

und Bikerjacken für weibliche Models – alles kein Problem für den<br />

Pariser Exzentriker, der selber gerne im Matrosenlook auftritt. Seine Inspiration<br />

bezieht er dabei zum grössten Teil aus der Popkultur, Entwürfe für<br />

Popstars wie Madonna, Kylie Minogue und Marilyn Manson gehören für ihn<br />

ebenso zum Business wie Kooperationen mit zahlreichen namhaften Filmregisseuren<br />

und Künstlern.<br />

3<br />

FRAGEN<br />

Mit Ihrem Œuvre haben Sie stark zur Liberali sierung<br />

der weiblichen Sexualität beigetragen. Woher kommt<br />

Ihre Motivation?<br />

In meiner Kindheit und Jugendzeit war ich immer von<br />

starken und selbstbewussten Frauen umgeben, meine<br />

Mutter und meine Grossmutter haben mich sehr geprägt.<br />

Schon früh habe ich so festgestellt, dass Frauen viel interessanter,<br />

intelligenter und fantasiereicher sein können als<br />

Männer. Gleichzeitig war es mir aber auch immer wichtig,<br />

den Aspekt der Verführung, der letztlich doch etwas<br />

klassisch Weibliches an sich hat, nicht aus den Augen zu<br />

verlieren.<br />

Die klassischen Geschlechterrollen erscheinen bei<br />

Ihnen als willkürliche und austauschbare Festlegungen.<br />

Ab wann wurde das für Sie ein Thema?<br />

Als Kind wollte ich eigentlich immer mit Puppen spielen,<br />

habe aber immer nur blöde Autos oder Züge geschenkt<br />

bekommen. Es war daher für mich wie eine Befreiung, als<br />

ich meinen ersten Teddybären geschenkt bekommen habe.<br />

Diesen konnte ich nach Herzenslust verkleiden, damals<br />

natürlich noch nicht mit teuren Stoffen, sondern mit Zeitungspapier,<br />

Nadeln und anderen Haushaltsutensilien.<br />

Woher beziehen Sie Ihre Inspiration als Modeschöpfer?<br />

Ein wichtiger Aspekt war für mich schon immer das Kino. Vor allem die rebellischen Filme<br />

der späten 1950er- und 1960er-Jahre, in denen James Dean oder Marlon Brando mitgespielt<br />

haben. Die Jugendlichen trugen in diesen Filmen immer Jeans und Bikerjacken,<br />

waren frech und unan gepasst. Ich war selbst nie Teil einer Subkultur, sondern eher der<br />

brave Junge. Vielleicht zog mich das Kino deshalb schon immer so an.<br />

172 | PRESTIGE


Anspruchsvolle Eleganz<br />

Geometrische Linien verleihen diesem Modell eine Aura<br />

von anspruchsvoller Eleganz. Unterschiedliche Materialien<br />

verschmelzen in einer architektonischen Form: Die Cat-Eye-<br />

Fassung der neuen Fendi-Sonnenbrillen aus Optyl verfügt<br />

über Details in Pyramidenform und rahmt die Gläser ein. Die<br />

dünnen, flachen Metallbügel werden geschmackvoll von zarten<br />

Emailfarben betont. Ein echter Hingucker für sonnige Herbsttage.<br />

www.fendi.com<br />

Casual-Strick<br />

Wenn die Tage kälter werden, sind kernige Jacken aus<br />

Wolle einfach herrlich, um sich modisch warm zu halten.<br />

«Loris» und «Neville» von Milestone sind die Trend-Favoriten<br />

für einen herbstlichen Casual-Look. Am besten präsentiert<br />

Mann die robusten Wolljacken zu Jeans und Boots. Eine<br />

besonders lässige Jackenvariante für die Übergangszeit<br />

sind sie mit Sicherheit.<br />

www.milestone-jackets.com<br />

Die erste Kollektion an Schreibutensilien<br />

Hermès Écriture - so heisst die neue Schreibuntensilien-Kollektion des<br />

französischen Luxus-Traditionshauses. Das Programm umfasst neben hochwertigen<br />

Füllfederhaltern, Kugelschreibern auch Etuis für Stifte, Patronenschächtelchen<br />

aus Hermès-Leder, papiereingefasste und seidenüberzogene<br />

Notizbücher, Schreibblöcke, Airmail-Schreibpapier und Briefumschläge –<br />

und das Herzstück namens Nautilus, ein Füllfederhalter und<br />

Kugelschreiber. Pierre-Alexis Dumas, artistischer Direktor von<br />

Hermès, hat den australischen Designer Marc Newson dafür<br />

gewinnen können, das schöne Hermès-Schreibutensil zu entwerfen.<br />

Entstanden ist ein schlichtes Schreibutensil mit eleganter Linienführung.<br />

www.hermes.com<br />

The Luxury Way of Life | 173


BIO<br />

COUTURE<br />

SMARTE TEXTILIEN FÜR<br />

SMARTE MENSCHEN<br />

Nicht nur im Bereich der Kulinarik liegen Begriffe wie «slow»,<br />

«vegan» oder «regional» voll im Trend – auch die Modedesigner<br />

machen sich zunehmend Gedanken über Tierschutz und<br />

nachhaltige Produktionsweisen. Statt auf Leder, Seide und Pelz setzen<br />

einige Avantgardisten der Textilbranche jetzt ganz auf Algen,<br />

Eukalyptus und Soja. «Eco Fashion» ist das Wort der Stunde.<br />

Hendrik Stary<br />

UMASAN<br />

174 | PRESTIGE


FASHION<br />

Die Modewelt gilt als schnelllebig und kaltherzig. Doch wen wundert<br />

es? Auch hier steht die Gewinnmaximierung an erster Stelle, schön<br />

sind allenfalls noch die Models auf den Laufstegen unserer Metropolen.<br />

Wer einmal hinter die glitzernde Fassade blickt, bekommt schnell die<br />

eher unschönen Seiten zu sehen: Bittere Konkurrenzkämpfe, die zwischen<br />

den zumeist asiatischen Textilproduzenten toben und zu menschenunwürdigen<br />

Arbeitsbedingungen und Ressourcenverschwendung führen.<br />

Slowing down<br />

Immer mehr Designern sind diese Umstände ein Dorn im Auge. Und so<br />

haben einige damit begonnen, sich nach humaneren und ökologischeren<br />

Alternativen umzusehen. Ein Beispiel ist das junge Berliner Modelabel<br />

Umasan, das 2011 von den Zwillingsschwestern Anja und Sandra Umann<br />

gegründet wurde. «Slowing down» lautet hier die Devise, was so viel bedeutet<br />

wie: Erst nachdenken, dann produzieren. Eine neue Langsamkeit also,<br />

und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht: Es sind zum Beispiel die schnell<br />

wechselnden Trends, die die beiden Modeschöpferinnen mit ihrem neuen<br />

Label ausbremsen wollen. Dass die Branche diese Trends natürlich aus guten<br />

Gründen in immer kürzeren Abständen setzen lässt, scheint ihnen dabei egal<br />

zu sein. Ihr Motto lautet dagegen: Warum muss es für jede Kollektion eine<br />

ganz neue Farbpalette geben, wenn Schwarz doch eigentlich das ganze<br />

Jahr über geht?<br />

The Luxury Way of Life | 175


FASHION<br />

Smarte Textilien<br />

Auch die verwendeten Materialien müssen natürlich<br />

«langsam» sein, das heisst: Die Stoffe, die für<br />

die Herstellung der Designerstücke benötigt werden,<br />

sollen bewusst ausgewählt und nachhaltig<br />

produziert werden. Tierfreundliche, «smarte» Ressourcen<br />

wie Algen, Buche oder Eukalyptus ersetzen<br />

tierfeindliche Materialien wie Kaschmir, Leder<br />

oder Pelz. Diese sollen nicht nur schonender für<br />

die Umwelt, sondern auch für die Haut der Käufer<br />

sein. Gerade die mittlerweile gern verwendeten<br />

Algen sollen einen pflegenden Effekt auf den<br />

menschlichen Körper ausüben und bald sogar<br />

das Deo überflüssig machen.<br />

Mode versetzt Berge<br />

Dass Eco Fashion auch als High Fashion funktionieren<br />

kann, haben Anja und Sandra Umann bereits<br />

bewiesen: Drei Sommer- und Winterkollektionen<br />

haben sie bereits entworfen. Und gute Kritiken<br />

dafür bekommen. Gefertigt wurden diese indes<br />

nicht in Osteuropa oder Asien, sondern in Sachsen.<br />

Nur in Sachen Ästhetik werden auch mal längere<br />

Wege in Kauf genommen: Als Inspirationsquellen<br />

geben die beiden Designerinnen unter<br />

anderem japanische Schnittkunst und Yoga-Philosophien<br />

an. Bei der neuen deutschen Health<br />

Generation scheinen die Kleider jedenfalls gut anzukommen.<br />

«Eco Fashion»:<br />

Eine Begriffsklärung<br />

Der Begriff «Eco Fashion» (oder auch<br />

«Ethical Fashion») verweist auf eine neue<br />

Mode-Philosophie, in der es in erster<br />

Linie um Nachhaltigkeit und ökologisches<br />

Verantwortungsbewusstsein bei der<br />

Kleiderproduktion geht. Nicht nur die Tiere<br />

sollen dabei geschont werden: In allen<br />

Phasen des Produktionsprozesses sollen<br />

umweltschädliche Materialien – Chemikalien<br />

wie Chlorbleichmittel und Aufheller,<br />

künstliche Farbstoffe etc. – vermieden<br />

und durch biologisch abbaubare Stoffe –<br />

Pflanzenfasern, natürliche Farbstoffe<br />

etc. – ersetzt werden. Auch im Hinblick auf<br />

die Produktionsbedingungen wird soziale<br />

Verantwortung gross geschrieben: Die<br />

Arbeitskräfte sollen ausreichend entlohnt<br />

und keinen gefährlichen oder giftigen<br />

Umgebungen ausgesetzt werden. Eco<br />

Fashion stellt damit ein Gesamtkonzept<br />

dar, das viele verschiedene Bereiche mit<br />

einbezieht und bei dem das Endprodukt<br />

nur als ein Teil eines viel umfassenderen<br />

ökologischen und sozialen Zusammenhangs<br />

gesehen wird. Während es noch vor<br />

einigen Jahren nur wenige Einzelkämpfer<br />

wie etwa Stella McCartney waren, die sich<br />

für mehr Umweltbewusstsein in der Textilbranche<br />

einsetzten, scheint dieser Trend<br />

erfreulicherweise bei immer mehr Modemachern<br />

anzukommen.<br />

176 | PRESTIGE


Lodenfrey<br />

TeNeues Verlag<br />

SHORTCUTS<br />

Für echte Kerle und coole Typen<br />

Wer auf Leder steht, liegt bei «Salisbury» genau richtig. Und voll im Trend! Denn<br />

echtes Leder, das den charakteristisch intensiven und vertrauten Ledergeruch verströmt,<br />

ist zurzeit so angesagt wie kaum ein anderes Material. Die Zeit der<br />

Softies hat ausgedient, echte Kerle sind wieder gefragt. Und echte Kerle wollen<br />

echtes Leder! Mit «Salisbury» hat das Designteam aus dem Hause Leonhard Heyden<br />

schon vor einigen Saisons einen «männlichen Volltreffer» gelandet. Zur kommenden<br />

Herbst-/Wintersaison wird diese Erfolgsserie um eine junge Tasche mit sportlichklassischer<br />

Ausstrahlung ergänzt. Das hochwertige Rindleder mit dem typischen<br />

Pull-Up-Effekt macht auch aus Frauenverstehern coole Typen. Jede Tasche weist<br />

nach einiger Zeit Gebrauchsspuren auf – und gerade diese jeweils einzigartige<br />

Patina erzählt die individuelle Geschichte seines Trägers.<br />

Eine Münchener<br />

Unternehmenslegende<br />

Von Maximilian II. von Bayern bis zum<br />

Maharadscha von Udaipur: Bei Lodenfrey ist<br />

der Kunde König und manchmal auch ein<br />

König Kunde. Das Münchener Familienunternehmen<br />

hat sich in den vergangenen Jahren<br />

vom bayrischen Trachtengeschäft zum Department<br />

Store mit exquisiter Designermode<br />

gewandelt, der sich mit internationalen Tophäusern<br />

in den Metropolen Europas und<br />

Amerikas messen lassen kann. Das Haus<br />

schaut auf eine reiche, über 170 Jahre<br />

währende Geschichte zurück. Eine Geschichte<br />

beständiger Innovation, sei es die Erfindung<br />

des namengebenden wasserabweisenden<br />

Lodens oder frühe Marketingideen wie der<br />

Direktverkauf per Katalog und in eigenen<br />

Geschäften – samt, für die damalige Zeit höchst<br />

spektakulären, bis zum Boden reichenden<br />

Schaufenstern. Vom improvisierten Lodenmäntel-Lager<br />

im Swimmingpool während<br />

abenteuerlicher Nachkriegsjahre über den<br />

Firmenboss mit der so skurrilen wie renommierten<br />

Passion für Insektenforschung, bis hin<br />

zum in der Umkleidekabine verloren gegangenen<br />

Ministerpräsidenten oder Paris Hiltons<br />

Münchener Dirndl-Auftritt: Das Buch wartet mit<br />

etlichen unterhaltsamen Anekdoten auf. Es ist<br />

damit alles andere als eine trockene Firmenchronik<br />

und bietet einen vergnüglichen Streifzug<br />

durch die Historie einer Modeinstitution –<br />

die sich in nunmehr fünfter Generation als<br />

leidenschaftlich geführtes Familienunternehmen<br />

bewährt hat.<br />

www.leonhard-heyden.com<br />

Very British mit Farbknaller<br />

Dem gewohnten Mix aus Farben und Mustern bleibt HACKETT auch in der<br />

Herbst-/Winterkollektion <strong>2014</strong>/15 treu. Bei dem typisch britischen Look<br />

kommen Karos und Streifen am liebsten in Begleitung von knalligen Farben!<br />

Auch Accessoires wie Handschuhe, Schals und Mützen dürfen in den<br />

Wintermonaten nicht fehlen und runden die besonderen Outfits perfekt ab.<br />

www.hackett.com<br />

178 | PRESTIGE


Handgemachtes aus Schweizer Straussenleder<br />

Das neue Label für hochwertige Handtaschen und Accessoires trägt den Namen «Strauss<br />

Switzerland». Die Produkte werden aus Schweizer Straussenleder und ausschliesslich in der<br />

Schweiz produziert. Irene Meier vom Atelier Mouette erstellt sie in kunstvoller Handarbeit.<br />

Jede Straussenhaut ist mit ihren unterschiedlich grossen Noppen einzigartig, jedes fertige<br />

Produkt ein Unikat. Damen und Herren, die mehr Wert auf Individualität als auf bekannte<br />

Markennamen legen, finden bei Strauss Switzerland eine Kollektion von Luxusprodukten, die<br />

in kleiner Stückzahl hergestellt werden. Die erste Serie von Strauss Switzerland besteht<br />

aus den Handtaschen «Clutch», «Classic», der etwas grösseren Tasche «Style», in der auch<br />

ein Tablet problemlos Platz hat, sowie einem Kosmetiktäschchen. Aussen überzeugen die<br />

Produkte mit kostbarem Straussenleder, innen sind sie mit feinstem Kalbs- oder<br />

Lammnappaleder ausgekleidet, dazwischen sorgt ein Futter aus Textil für den nötigen<br />

Halt. Vornehm wirken die silberfarbenen Beschläge.<br />

www.strauss-switzerland.ch<br />

Fashion Ads of the 20th Century<br />

E-Book für iPad<br />

Taschen Verlag<br />

Kleider von gestern für<br />

Leute von heute<br />

«Fashion Ads of the 20th Century» bietet eine elegante Retrospektive<br />

über die Mode der vergangenen 100 Jahre. Rund 400 Modeanzeigen<br />

aus der Jim Heimann Collection wurden hier zusammengetragen.<br />

Anhand von genialen Grafiken und sexy Slogans, Jazz-Glamour und<br />

Calvin-Klein-Unterwäsche dokumentiert dieses eBook das<br />

unablässige Fort schreiten der Mode, die im Lauf der Jahrzehnte zu<br />

einem Teil der Massenkultur wurde. Nicht zuletzt geht es es<br />

um die Frage, wie wie historische Ereignisse, Designermarken,<br />

Handelsketten, Filme, Zeitschriften und Prominente Einfluss darauf<br />

nehmen, wie wir uns kleiden – damals wie heute.<br />

Für den Indian Summer<br />

In Anlehnung an das altbewährte Konzept der Eleganz als vollkommene Schönheit<br />

sind die Brillen der Kollektion «Frames of Life» kleine Meisterwerke aus unüblichen<br />

Materialien. Sie wurden einwandfrei verarbeitet und bieten eine perfekte<br />

Mischung aus Design und höchster Qualität. Minimalistische Nüchternheit<br />

und moderne Innovation : Damit befinden sich die Brillen gang mit Einklang mit<br />

der Tradition des Hauses Giorgio Armani. Ein einmaliger Style, der sicher<br />

nicht unbemerkt bleiben wird und der in der Lage ist, die Persönlichkeit seiner<br />

Träger zu unterstreichen. Unter den bevorzugten Materialien befindet sich das<br />

Acetat: Havanna und Horn, gebürstet, poliert, ziseliert für Gestelle nach<br />

Mass mit exklusiven Nieten an Front und Bügelspitzen.<br />

www.armani.com<br />

The Luxury Way of Life | 179


WUSSTEN<br />

SIE SCHON …?<br />

Parfüm für Millionäre<br />

Wie gut muss wohl ein Duftwasser riechen, für das man im Londoner<br />

Edel-Kaufhaus Harrods rund 200 000 Schweizer Franken hinblättern muss?<br />

Nur einigen Wenigen wird der Genuss vorbehalten sein, einmal ein Flakon<br />

von «Clive Christian No. 1 – Imperial Majesty Edition» zu öffnen und daran zu<br />

schnuppern. Für die Herstellung des teuersten Parfüms der Welt werden nur die<br />

edelsten Ingredienzien wie natürlich gereiftes Sandelholz aus Indien oder<br />

Tahiti-Vanille verwendet. Auch die Verpackung mit 18-karätigem Goldrand sowie<br />

ein mitgelieferter 5-karätiger Diamant treiben den Preis so weit in die Höhe.<br />

Diamanten-Denim<br />

Die «Secret Circus» ist die teuerste Jeans der Welt.<br />

Auch wenn sie vom Design her eher klassisch<br />

daherkommt, hat sie doch etwas ganz Spezielles zu<br />

bieten: 15 hochwertige Diamanten nämlich, die die<br />

Gesässtaschen des Damenkleidungsstücks zieren.<br />

Der Preis für diesen funkelnden Hingucker beträgt<br />

knapp 1,2 Millionen Schweizer Franken!<br />

Das schönste Junge-Mädchen der Welt<br />

Das männliche Model Andrej Pejic gilt derzeit als<br />

einer der Gefragtesten seiner Zunft. Aufgewachsen<br />

ist der 22-jährige Shootingstar im australischen<br />

Melbourne, wo er als Mitarbeiter einer McDonalds-<br />

Filiale entdeckt wurde. Heute wohnt Pejic in<br />

London, jettet aber für Aufträge um die ganze Welt.<br />

Besonders seine androgynen Gesichtszüge<br />

machen das Model bei Designern wie Marc Jacobs<br />

oder Michael Michalsky so beliebt. Für Jean Paul<br />

Gaultier stand Pejic sogar schon einmal sowohl für<br />

die Herren- als auch für die Damenkollektion auf<br />

dem Laufsteg.<br />

180 | PRESTIGE


DER LETZTE KAISER<br />

VALENTINO GARAVANI<br />

Eine märchenhaftere Karriere als die des italienischen<br />

Modedesigners Valentino Garavani kann<br />

man sich wohl kaum vorstellen. Geboren am<br />

11. Mai 1932 in einem kleinen Nest irgendwo<br />

zwischen Turin und Mailand, sollte schon bald die<br />

grosse weite Welt sein neues Zuhause sein. Im<br />

Jahr 1959 gründete Valentino in Rom sein eigenes<br />

Modehaus und schnell rissen sich alle grossen<br />

Filmschauspielerinnen und Topmodels um die<br />

Abendkleider des Perfektionisten. Die Marke<br />

Valentino stand bald für minimalistisches, luxuriöses<br />

Design, das an Eleganz und Glamour kaum<br />

zu überbieten war. Pailletten- und Perlenstickerei<br />

sowie viel Spitze zierten immer wieder die «Alta<br />

Moda» des Meisters. Elizabeth Taylor, Audrey<br />

Hepburn und Jackie Kennedy zählten wohl mit zu<br />

den bekanntesten Celebrities, die die Mode des<br />

stets braun gebrannten Gentlemans mit der perfekt<br />

sitzenden Frisur vergötterten. Der lange rote<br />

Dress war eines seiner Markenzeichen. Oscarpreisträgerin<br />

Nicole Kidman schwärmte noch Jahre<br />

nach ihrem Auftritt von ihrem roten Valentino-Kleid,<br />

das sie am Abend der Preisverleihung getragen<br />

hatte.<br />

3<br />

FRAGEN<br />

Zusammen mit Ihrem Lebens- und Geschäft spartner<br />

Giancarlo Giammetti haben Sie das erste virtuelle Museum<br />

der Welt gegründet. Was ist für Sie das Besondere<br />

daran?<br />

Das Schöne daran ist, dass es für die Ewigkeit gemacht<br />

ist. Andere, echte Museen, verlieren nach einer gewissen<br />

Zeit oft ihren Reiz, werden schlecht besucht oder verleihen<br />

permanent ihre besten Ausstellungsstücke. In unserem<br />

Museum hingegen sind die Leute nicht an Öffnungszeiten<br />

gebunden. Mode-Fans aus der ganzen Welt können es<br />

jederzeit und bequem von zu Hause aus besuchen. Ich<br />

denke, das ist die Zukunft!<br />

Sie haben Kleider für die reichsten und schönsten Frauen der Welt angefertigt.<br />

Haben Sie denn eine Favoritin?<br />

Ja, da muss ich gar nicht lange nachdenken: Jackie Kennedy. Sie war eine wunderbare,<br />

intelligente, tiefgründige und sehr feminine Frau. Ich habe in meinem Leben kaum einen<br />

interessanteren Menschen getroffen.<br />

Haben Sie je darüber nachgedacht, in Ihrem Leben etwas anderes als Mode<br />

zu machen?<br />

Nein, nie. In allen anderen Bereichen bin ich einfach auch eine echte Niete. Wissen Sie,<br />

ich liebe einfach die Schönheit. Frauen wollen doch schön sein und ich kann ihnen ein<br />

bisschen dabei helfen.<br />

The Luxury Way of Life | 181


Foto: Paul Mitchell<br />

Neueste Haartrend-Kollektion von Paul Mitchell «Origami».


BEAUTY<br />

HAARTRENDS &<br />

TRENDMACHER<br />

Sein Vater gilt bis heute als der Visionär für Fashion-Frisuren.<br />

Bei ihm gab sich in den 1960er-Jahren das Who is Who der New Yorker<br />

Oberschicht die Klinke in die Hand.<br />

Valeska Jansen<br />

Paul Mitchell & L’Oréal Professionnel


BEAUTY<br />

Raquel Welch, Pat Nixon, Barbara Walters und Geraldo Rivera pilgerten<br />

zum «Haar-Guro» Paul Mitchell. Er war der Erfinder des «Wash-and-<br />

Wear»-Styles, der Befreier für alle Frauen, die ständig zum Friseur<br />

gehen mussten, weil es ihnen unmöglich war, die Coiffeur gestylte Frisur zu<br />

Hause selber nachzustylen. Heute ist Angus Mitchell, sein Sohn, Co-Owner<br />

eines der grössten Haar-Unternehmen, John Paul Mitchell Systems. Zu<br />

Beginn ein schwieriger Schritt, in die Fussstapfen des «Friseurs der Friseure»<br />

zu treten. Aufgewachsen auf Hawaii, unter der spirituellen Führung seines<br />

Vaters, erlebte Angus die Entwicklung der ersten Produkte von John Paul<br />

Mitchell Systems hautnah mit.<br />

Foto: L’Oréal Professionnel<br />

«Mein Vater war ein tief spiritueller Mensch, der mich gelehrt hat, dass alles<br />

von Gott geschaffen wurde und alles in irgendeiner Art und Weise untereinander<br />

verbunden ist», erinnert sich Angus. Genau wie sein übermächtiger<br />

Vater gilt er in der Zwischenzeit als Trendsetter für Frisuren und macht sein<br />

Talent dem Unternehmen zunutze.<br />

Gemeinschaftsgefühl als Erfolgsrezept<br />

Seit acht Jahren trifft sich die John-Paul-Mitchell-Gemeinschaft zu ihrem<br />

«Signature Gathering» (der Unternehmensversammlung) in Las Vegas. Ein<br />

Happening auf amerikanische Art: Etwa 3 000 Coiffeure aus aller Welt finden<br />

sich hier zusammen, um gemeinsam verschiedenste Hair-Workshops und<br />

Partys zu erleben. Eine Zusammenkunft des Austauschs, der Kontaktvertiefung<br />

und der Netzwerkvergrösserung.<br />

Dieses Jahr durften wir exklusiv an diesem Grossevent teilnehmen. Im Red<br />

Rock Hotel Las Vegas waren beinahe alle der über 400 Zimmer und alle<br />

Kongresssäle, insgesamt 100’000 Quadratmeter, vom amerikanischen Haarimperium<br />

besetzt. Dort trafen wir die drei Kreativköpfe des Unternehmens,<br />

allen voran Angus Mitchell (Co-Owner and Artistic Director of Education), gefolgt<br />

von Robert Cromeans (Global Artistic Director) und Stefanie Kocielsky<br />

(Artistic Director) zum exklusiven Interview.<br />

184 | PRESTIGE<br />

Foto: L’Oréal Professionnel


BEAUTY<br />

Foto: L’Oréal Professionnel<br />

Foto: L’Oréal Professionnel


BEAUTY<br />

Foto: L’Oréal Professionnel<br />

186 | PRESTIGE<br />

Foto: L’Oréal Professionnel


BEAUTY<br />

PRESTIGE: Wie viele Trends kreieren Sie pro Jahr und<br />

wer ist dafür verantwortlich?<br />

ANGUS: Es gibt bei uns zwei Frisurenkollektionen pro<br />

Jahr. Parallel dazu präsentieren wir aber auch regelmässig<br />

neue Pflegetrends. So wie unsere «Awapuhi»-Linie, die<br />

für uns eine bahnbrechende rituelle Pflegelinie ist. Auch<br />

unsere «Tea Tree»-Linie hat die Paul-Mitchell-Welt stark<br />

beeinflusst. Es ist nicht so, dass wir einfach nur zweimal<br />

im Jahr neue Trends kreieren, unsere jeweilige Pflegelinie<br />

ist immer involviert. Verantwortlich dafür sind wir alle drei.<br />

Und viel wichtiger: Wir bestimmen keinen festgelegten<br />

neuen Trend. Es ist immer eine reine Interpretationssache.<br />

Im Computerzeitalter haben wir die Möglichkeit, jede neue<br />

Kreation, manchmal auch monatlich, auf Video aufzuzeichnen<br />

und als Clip auf der ganzen Welt an unsere Partner zu<br />

verschicken. Neue Trends sind oft nur Eyecatcher, um auf<br />

sich aufmerksam zu machen. Oft sind sie gar nicht kommerziell<br />

und das müssen sie natürlich auch sein. Unsere<br />

beiden Kollektionen im Jahr sind zweigeteilt: Es gibt eine<br />

Endverbraucher-Kollektion und ein Friseur-«Inspirations»-<br />

Kollektion.<br />

Was ist Ihre neueste Trendkollektion?<br />

Angus: Das ist die Origami-Kollektion. Daran arbeite ich<br />

nun schon seit drei Jahren, denn die Origami-Falttechnik<br />

hat mich schon immer fasziniert. Nun haben wir sie umgesetzt,<br />

um eine neue Färbe- und Schnitttechnik zu kreieren.<br />

Jede Haarpartie wird mit speziellem Papier quasi umfaltet<br />

und die aufgetragenen Haarfarben verleihen später einen<br />

ganz speziellen Effekt. Dazu kommt der Origami-Haarschnitt.<br />

Beides zusammen, Farbe und Schnitt, ergeben<br />

etwas noch nie Dagewesenes.<br />

Ihre Coiffeur-Partner sind auf der ganzen Welt verstreut,<br />

wie erreichen sie solche von Ihnen neu<br />

kreierte Trends?<br />

STEFANIE: Wir haben einen eigenen Paul-Mitchell-Blog<br />

und dort posten wir täglich alle News rund um Paul Mitchell.<br />

Dort posten wir auch Frisuren, die wir irgendwo auf<br />

der Welt, auf der Strasse, gesehen haben. Es ist ein Mix<br />

aus Anregungen für all unsere Friseure.<br />

Wir sind wirklich ein sehr globales Unternehmen und<br />

beziehen alle Möglichkeiten mit ein: Wir posten unsere<br />

Bühnenshows von der ganzen Welt, wir berichten über<br />

die Bedürfnisse von Kunden und wir gucken uns ständig<br />

in New York, London und Paris um, auf der Suche nach<br />

neuen Inspirationen.<br />

ROBERT: Wir versuchen, immer die ganze Welt mit all<br />

ihren unterschiedlichen Facetten mit einzubeziehen und<br />

ihre Vielfältigkeit zu berücksichtigen. Bei uns soll nicht die<br />

ganze Welt als Barbie rumlaufen. Jeder Mensch, jede Kultur,<br />

soll die Möglichkeit haben, das ihm Entsprechende bei<br />

uns zu finden. Wir wollen keine Uniformierer sein.<br />

Was macht einen Friseur wirklich erfolgreich?<br />

ROBERT: Gott … (Lacht.) Es hängt, egal in welchem Job,<br />

immer davon ab, mit welchen Leuten man sich umgibt.<br />

Hängt man nur mit Luschen herum, wird man auch niemals<br />

wirklich erfolgreich sein. Das Friseurhandwerk, für<br />

sich alleine gesehen, ist ein sehr einsames Business.<br />

Foto: Paul Mitchell<br />

The Luxury Way of Life | 187


Unsere Partner-Friseure sind so erfolgreich, weil wir eine<br />

grosse Gemeinschaft sind. Wir veranstalten auf der ganzen<br />

Welt Shows, wir informieren täglich, wir beziehen einfach<br />

jeden mit ein. Das ist es, was die Leute anspornt und inspiriert.<br />

Diese Leidenschaft in einem Raum, die Sie spüren,<br />

wenn Ihnen 3 000 Friseure auf der Bühne zugucken. Der<br />

Friseurberuf ist kein einfacher: Jeden Tag Haare waschen,<br />

schneiden und föhnen, das ist anstrengend. Da sind Spass<br />

und Leidenschaft immens wichtig und das sehen wir als<br />

unsere Aufgabe. Wenn nach fünf Tagen Arbeit die Batterie<br />

leer ist, ist es unsere Aufgabe, sie wieder mit Leidenschaft<br />

zu füllen.<br />

Sie sind alle drei in die Entwicklung von neuen Produkten<br />

involviert. Gibt es ein neues Projekt, das bahnbrechend<br />

sein wird?<br />

ANGUS: Wir haben ja unser eigenes Labor in dem geforscht<br />

und entwickelt wird. Und wir beschäftigen ein<br />

grosses Team, das sich permanent weltweit nach Neuigkeiten<br />

umguckt. Wenn wir ein neues Produkt lancieren,<br />

sind wir in unseren Forschungsarbeiten bereits drei Jahre<br />

voraus. Jedes von uns entwickelte Produkt hat so viele<br />

Stationen zu durchlaufen, bis wir es auf den Markt bringen.<br />

Dieser Prozess dauert immer drei Jahre, mit allen Tests<br />

usw.<br />

Gut und schön, aber Sie haben es ja mit so vielen unterschiedlichen<br />

Kulturen und Mentalitäten zu tun. Wie<br />

lassen sich alle über einen Kamm scheren?<br />

ANGUS: Das ist eben genau das, was uns von anderen<br />

Haar-Unternehmen unterscheidet, wir haben ein grosses<br />

Geheimnis. Eine Geheimwaffe. Robert Cromeans! Bitte<br />

nicht weitersagen. (Lacht.) Im Ernst, er ist unser Business­<br />

Anführer. Er besitzt das grosse Talent, Worte in die Tat<br />

umzusetzen. Dazu kommt auch immer der Kopf eines<br />

Unternehmens. Funktioniert der, dann funktioniert auch<br />

immer der Rest.<br />

In der Pipeline befindet sich tatsächlich gerade ein revolutionäres<br />

Produkt. Es ist eine Art Talkumpuder, der feine<br />

Haare wirklich sichtbar verdickt.<br />

Foto: Paul Mitchell<br />

STEFANIE: Dazu kommt unsere grosse Leidenschaft, auf<br />

jede Kultur einzugehen. Wir wollen uns darauf einlassen.<br />

Und es ist auch eine Sache der Empathie. Wir wollen uns<br />

immer in andere Menschen hineinversetzen. Wir sehen uns<br />

auch nicht als Künstler. Jeder berühmte Künstler wurde<br />

erst nach seinem Tod richtig bekannt. (Lacht.) Wir bleiben<br />

immer auf dem Boden der Tatsachen und leben immer im<br />

Hier und Jetzt. Viel Geld zu verdienen ist eine tolle Sache,<br />

aber viel Geld zu verwalten und richtig zu investieren ist<br />

noch besser.<br />

ROBERT: Klar gibt es unterschiedliche Kulturen. Aber meiner<br />

Meinung nach ist der einzige Unterschied die Sprache.<br />

Leidenschaft ist auf der ganzen Welt gleich. Man muss<br />

sich einfach öffnen. Das ist es, was die Menschen spüren<br />

und was sie begeistert. Dafür muss man noch nicht einmal<br />

dieselbe Sprache sprechen. All unsere Shows sind auf der<br />

ganzen Welt gleich. Einziger Unterschied zu den USA ist,<br />

dass wir in anders sprachigen Ländern Übersetzer haben.<br />

Auf der ganzen Welt haben wir nur ein Ziel: Wir wollen die<br />

Menschen unterhalten und erfreuen.<br />

Angus Mitchell, Sohn von Paul Mitchell,<br />

ist heute der Kreativkopf des Unternehmens.<br />

188 | PRESTIGE


PERFEKTES<br />

STYLING<br />

L'ORÉ AL<br />

PROFESSIONNEL<br />

AVEDA<br />

NUXE<br />

KÉRASTASE<br />

L'ORÉ AL<br />

PROFESSIONNEL<br />

L'ORÉ AL<br />

PROFESSIONNEL<br />

BJÖRN AXÉN<br />

PAUL MITCHELL<br />

KÉRASTASE<br />

PAUL MITCHELL<br />

PAUL MITCHELL<br />

The Luxury Way of Life | 189


TOPMODEL & LAGERFELDS MUSE<br />

CLAUDIA SCHIFFER<br />

Ohne Schuhe misst sie 181 Zentimeter und gilt als<br />

das deutsche Supermodel. Mit süssen 17 Jahren<br />

wurde Claudia Schiffer in einer Diskothek in<br />

Düsseldorf entdeckt und zu Probeaufnahmen<br />

nach Paris eingeladen. Nur ein Jahr später holte<br />

Karl Lagerfeld seine Muse für Chanel auf den Laufsteg<br />

und förderte so ihre Karriere als internationales<br />

Topmodel. Nochmals ein Jahr später (1989)<br />

war sie bereits auf dem Titel der «Vogue» zu sehen.<br />

Danach folgten über 500 weitere Titel bekannter<br />

Zeitschriften. Claudia Schiffer wurde zu einem der<br />

bekanntesten Gesichter in den Medien. In der<br />

Branche gilt sie als diszipliniert und zuverlässig<br />

ohne grosse Starallüren. Auch sorgte sie selten für<br />

Klatsch, einzig ihre Verlobung mit dem Magier<br />

David Copperfield sorgte in der Presse für Furore.<br />

Seit 2002 ist sie jedoch mit dem britischen Produzenten<br />

und Regisseur Matthew Vaughn verhei ratet,<br />

mit dem sie drei Kinder hat. Wie erfolgreich das<br />

Model ist, zeigt auch das von Forbes geschätzte<br />

Privatvermögen von 250 Millionen US-Dollar.<br />

3<br />

FRAGEN<br />

Man sagt, Sie seien sehr schüchtern. Wie verträgt sich<br />

das mit dem Modeln und dem Catwalk?<br />

Ja, das stimmt. Ich bin sehr schüchtern. Ich fühle mich<br />

zum Beispiel unter zu vielen Menschen nicht wohl. Auf dem<br />

Catwalk ist es etwas anderes. Ich trage sehr viel Make-up<br />

und diese wunderbaren Kleider – dadurch bin ich einfach<br />

eine andere Person. Beim Modeln muss ich einfach sexy<br />

aussehen und nicht ich selbst sein.<br />

Was wollten Sie als Kind werden?<br />

Ich wollte Anwältin werden, wie mein Vater. Modellen wäre<br />

mir gar nicht in den Sinn gekommen.<br />

Was war bisher der seltsamste oder schwierigste Job, der Ihnen angeboten<br />

wurden?<br />

Ein arabischer Prinz wollte mich für ein Dinner engagieren für 1,5 Millionen Franken. Ich<br />

habe jedoch abgesagt, denn zu dem Dinner wurden scheinbar einige Extras erwartet.<br />

190 | PRESTIGE


The Beauty Book<br />

Kenneth Willardt<br />

TeNeues Verlag<br />

Eine fantasievolle Methode, sich<br />

Schönheit und Mode zu nähern<br />

Wir Menschen sind darauf programmiert, instinktiv auf Schönheit<br />

zu reagieren. Sie hat die aussergewöhnliche Eigenschaft, unsere<br />

Stimmung zu heben und unsere Herzen zu öffnen. Auch wenn wir<br />

nicht genau beschreiben können, was Schönheit eigentlich ist,<br />

erkennen wir sie, sobald wir sie sehen. Im Laufe seiner glanzvollen<br />

Karriere hat der Fotograf Kenneth Willardt Bilder entstehen lassen,<br />

die unseren Begriff von Schönheit verkörpern. Bei aller Verschiedenheit<br />

in Stil und Motiv besitzen diese sorgfältig strukturierten<br />

Kompositionen eine zeitlose Eleganz, die uns in ihren Bann zieht.<br />

Get in Shape<br />

Warum sehen Stars eigentlich immer so gut aus? Natürlich, sie haben einen<br />

Stylisten, den besten Friseur am Platz und das nötige Kleingeld für Personal<br />

Trainer, regelmässige Massagen und Beautybehandlungen. Wer sich für eine<br />

Woche mal ebenso «very important» fühlen will, für den hat das Vair Spa des<br />

apulischen Fünf-Sterne-Resorts Borgo Egnazia eine besonders glamouröse<br />

Spawoche im Programm. Das intensive Peddara-Entspannungsprogramm<br />

besteht aus elf Signature Treatments «made in Puglia», die ein Erlebnis für alle<br />

Sinne sind. Aromen und Essenzen aus der Region Apuliens wie Rosmarin,<br />

Salbei, Minze, Zitrone, Lavendel und Olivenöl sorgen bei einem Facial für<br />

Tiefenentspannung und Pflege.<br />

www.vairspa.com<br />

Duft-Diffusor-Kollektion<br />

Lalique verkörpert Savoir-faire und lässt sich in Sachen Schmuck-, Parfüm- und Tischdekorationskunst<br />

nichts vormachen. Durch die Entwicklung ihrer Raumparfümlinie «Voyage de Parfumeur»<br />

schlägt die Marke eine Brücke zwischen der Parfümkunst und der Dekoration. Neu bereichern nun<br />

sechs Duft-Diffusoren von Lalique diese Linie mit ihrem duftenden Wohlgeruch und schicken<br />

uns auf Reisen. Eine olfaktorische Reise durch die Welt der exklusiven Düfte: Vanille (Acapulco,<br />

Mexiko), Neroli (Casablanca, Marokko), Feige (Amalfi, Italien), Ingwer (Yunnan, China),<br />

Sandelholz (Goa, Indien) und Vetiver (Bali, Indonesien).<br />

www.lalique.com


BEAUTY<br />

DER<br />

IDEALE<br />

DUFT<br />

Guerlain gehört mit seinen 186 Jahren zu den<br />

ältesten Duft- und Pflegehäusern der Welt.<br />

Unter Napoleon III wurde es zum Hoflieferanten ernannt<br />

und Kaiserin Sissi war ganz verrückt nach der<br />

hauseigenen Pflege, einer Erdbeercreme.<br />

Valeska Jansen<br />

192 | PRESTIGE


BEAUTY<br />

Seit sechs Jahren ist der Schweizer Thierry<br />

Wasser Chef-Parfümeur bei Guerlain. Seine<br />

Vorgeschichte als Nase kann sich sehen<br />

lassen: Nach dem Studium an der Parfümfachschule<br />

Givaudan ging Wasser für neun Jahre zu<br />

Firmenich (Nummer 2 weltweit im Herstellen von<br />

Duftstoffen und Aromen mit Hauptsitz in Genf) in<br />

New York. Sein erstes Parfüm als Guerlain-Nase<br />

sollte ein Männerduft sein, Guerlain Homme. Unzählige<br />

Damendüfte wie z. B. La Petite Robe Noire<br />

oder Idylle folgten. Dieses Jahr war es Zeit, für das<br />

Pariser Dufthaus einen neuen Herrenduft zu lancieren.<br />

Ein Duft für einen idealen Mann, den es ja<br />

gar nicht gibt, merkt Wasser schmunzelnd an. Wir<br />

trafen den charismatischen Parfümeur in Zürich<br />

zum Exklusivinterview:<br />

Was passiert denn, wenn Sie von einer neuen Kreation<br />

absolut überzeugt sind und das Marketing-Team sagt:<br />

«Nein, der Duft gefällt uns gar nicht.»<br />

Das ist wie eine Ohrfeige für mich. Es steckt ja in jeder<br />

neuen Kreation mein Herzblut. Aber ich beherrsche mich<br />

und sage dann: «Ist gut.» Dann gehe ich und stecke den<br />

Duft in eine Schublade und warte ab. Ich könnte nie im<br />

Leben eine Kreation von mir wegwerfen.<br />

PRESTIGE: Wie kommt es in einem Dufthaus wie<br />

Guerlain eigentlich zu der Entscheidung, nach sechs<br />

Jahren wieder einmal einen Herrenduft zu kreieren?<br />

THIERRY WASSER: Guerlain Homme sollte damals als<br />

meine erste Kreation für Guerlain eine Art Revolution werden.<br />

Jetzt fand ich ist es an der Zeit, sich auch wieder an<br />

die lange Geschichte und Tradition des Hauses zu erinnern.<br />

Entscheiden Sie so etwas alleine?<br />

Am Anfang ja. Es war meine Idee. Diese muss ich dann<br />

dem Marketing-Team präsentieren und sie mit an Bord<br />

holen. Es ist im Endeffekt immer eine Teamentscheidung.<br />

Wie muss man sich Ihren Job vorstellen? Sie haben<br />

eine Idee und beginnen zu kreieren?<br />

Nein. Ich kreiere ständig neue Düfte und einige landen<br />

dann in der Schublade, andere kommen ins Portfolio. Ich<br />

bin eigentlich so etwas wie ein Schriftsteller. Ich schreibe<br />

jeden Tag Geschichten, nur dass es Geschichten aus Duftingredienzien<br />

sind. Wenn Sie eine Geschichte schreiben<br />

wollen, dann tun Sie es. Und entweder Ihr Auftraggeber<br />

mag dann diese Story oder er mag sie eben nicht.<br />

The Luxury Way of Life | 193


BEAUTY<br />

Schreiben Sie sich eigentlich alle Duftzutaten so wie<br />

ein Koch als Rezept auf?<br />

Ja! Zuerst ist es nur eine Idee im Kopf. Dann muss man sie<br />

ja irgendwie raus aus dem Kopf bekommen. Also beginnt<br />

man, etwas aufzuschreiben, eine Formel. Ja, es ist tatsächlich<br />

wie ein Kochrezept. Wenn das Rezept dann in der<br />

Küche oder wie bei mir im Labor zubereitet wurde, dann<br />

probiert man. Manchmal ist es zu salzig, irgendetwas fehlt.<br />

Also entwickelt man weiter. Das kann ein Jahr lang dauern,<br />

bis alles perfekt zusammen passt.<br />

Wissen Sie denn vorher, wenn Sie A und B mischen,<br />

wird dieser Geruch dabei herauskommen?<br />

Nein, absolut nicht. Das Ergebnis ist jedes Mal anders und<br />

auch unerwartet. Es ist wie try and error.<br />

Wenn Sie z. B. die Idee haben: Jetzt entwickele ich mal<br />

einen Rosenduft. Wie gehen Sie dann vor? Spazieren<br />

Sie durch einen Park und schnuppern?<br />

Nein. Das kann schon mal sein, ist aber nicht die Regel. Es<br />

ist eine Idee im Kopf und sonst noch gar nichts.<br />

Und wie kommt es zu Ihrer Idee im Kopf?<br />

Nehmen wir z. B. den Duft Idylle: Daran kann ich mich noch<br />

perfekt erinnern. Ich startete damit exakt am 3. Juni 2008.<br />

Das war genau ein Tag nach meinem allerersten Arbeitstag<br />

bei Guerlain. Ich war so überglücklich, ich hätte laut<br />

schreien können: «Yeah! Ich bin an der Spitze angekommen!».<br />

Ich hätte die ganze Welt mit Blüten bedecken<br />

wollen. Und genau diese starke Emotion ist Idylle. Ich roch<br />

in der Natur Pfingstrosen, Freesien, Flieder und Rosen, die<br />

Hauptingredienzien in Idylle. Heute, nach sechs Jahren,<br />

würde ich sagen, dass der Duft eine gewisse Naivität hat.<br />

So naiv wie ich es damals war. Heute bin ich anders und<br />

ich würde jetzt niemals einen Duft wie Idylle entwickeln.<br />

Und welche Emotion hat Sie bewegt L’Homme Ideale<br />

zu entwickeln?<br />

Der Name ist pure Ironie. Den idealen Mann gibt es ja<br />

schliesslich nicht. Den idealen Mann gibt es jetzt nur und<br />

ausschliesslich als Duft. (Lacht.) Die allererste Idee war<br />

ursprünglich: Ich will einen neuen Duft für Männer kreieren,<br />

der muss aber total anders sein als Guerlain Homme.<br />

Jicky, als einer der ersten Guerlain-Düfte (1889), hat mich<br />

schon immer begeistert. Also habe ich die Kopfnote mit der<br />

Bittermandel von dort gestohlen. Das war der Start zu<br />

L’Homme Ideale. Dann studierte ich den Mann von heute<br />

und voilà: Herausgekommen ist L’Homme Ideale.


BEAUTY<br />

SMELLS<br />

LIKE<br />

AUTUMN<br />

ACQUA DI PARMA<br />

PACO RABANNE<br />

JEAN PAUL GAULTIER<br />

GIVENCHY<br />

FENDI<br />

MERCEDES-BENZ<br />

RUNDHOLZ<br />

SERGE LUTENS<br />

VINCE CAMUTO<br />

GIORGIO ARMANI<br />

CLEAN<br />

The Luxury Way of Life | 195


KOLUMNE<br />

GÖTZ WINTER<br />

EIN LÄCHELN INS GESICHT<br />

ZAUBERN<br />

Regelmässig höre ich (manchmal auch<br />

mit leicht vorwurfsvollem Ton) dass<br />

ich einer oberflächlichen Branche<br />

arbeite, bei der die Schönheit vor allen<br />

anderen Werten gestellt wird. Umso<br />

schöner, wenn ich dann anstatt mit<br />

einer abstrakten Rechtfertigung ganz<br />

konkrete Dinge wie LOOK GOOD …<br />

FEEL BETTER (LGFB) beschreiben kann. Und<br />

zwar mit ganz persönlichem Zugang.<br />

Estée Lauder (Schweiz) GmbH ist eine der<br />

Gründerfirmen der Stiftung, und unterstützt diese<br />

zusammen mit anderen führenden Kosmetikunternehmen<br />

in der Schweiz. LGFB veranstaltet<br />

kostenlose Beauty-Workshops für Krebspatientinnen,<br />

die sich einer medizinischen Behandlung<br />

unterziehen und dies zurzeit an 31 Spitälern<br />

in der ganzen Schweiz. Ziel dabei ist es, das<br />

Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein<br />

der betroffenen Frauen wieder aufzubauen und<br />

zu stärken. Als Mitglied des Stiftungsrats hatte<br />

ich die Möglichkeit als Beobachter an einem<br />

dieser Workshops dabei zu sein an einem Dienstagnachmittag<br />

im Universitätsspital Zürich.<br />

Die acht Frauen unterschiedlichen Alters sind<br />

keine gewöhnlichen Kursteilnehmerinnen,<br />

sie verbindet ein besonderes Schicksal: es sind<br />

Krebspatientinnen in medizinischer Behandlung.<br />

Sie leiden an unterschiedlichen Krebsarten<br />

und befinden sich in verschiedenen Stadien ihrer<br />

Therapie, doch als sie sich an ihren Platz<br />

setzen, der jeweils mit Schminkspiegel, Kosmetiktäschchen<br />

und Make-Up-Tools ausgestattet<br />

ist, ist das Eis schnell gebrochen. Die schönen<br />

neuen Produkte werden ausgepackt und entdeckt,<br />

die Stimmung ist schon fast ein bisschen<br />

wie zu Weihnachten.<br />

Die Frauen beginnen miteinander zu sprechen,<br />

vergleichen ihre Kosmetikprodukte mit denen<br />

ihrer Nachbarin, lachen. Ganz normale Frauen,<br />

die sich am Moment freuten und ihre Krankheit<br />

für eine kurze Zeit vergessen können. Einfach und<br />

anschaulich erklärt die Kursleiterin jeden Schritt<br />

der Make-Up-Applikation, den die Teilnehmerinnen<br />

dann selber ausführen. Wo Hilfe<br />

benötigt wird, unterstützen die Schönheitsberaterinnen<br />

des LGFB Teams die<br />

Patientinnen individuell mit Tipps und<br />

Tricks. Je weiter der Workshop voranschreitet,<br />

desto entspannter und<br />

heiterer wird die Atmosphäre. Die<br />

Frauen plaudern eifrig miteinander und<br />

tauschen dabei auch ihre Erfahrungen rund<br />

um ihre Krankheit und Therapie aus. In der Theorie<br />

war es mir klar, dass dieser Austausch ein<br />

wichtiger Bestandteil des Workshops ist und er<br />

den Patientinnen genauso gut tut, wie die äusserliche<br />

Veränderung. Den Moment zu erleben, an<br />

dem sie mich ganz vergessen und ihre Perücken<br />

abnehmen, bewegt mich ganz besonders.<br />

«Die glücklichen Gesichter am Ende<br />

des Workshops zeigen uns, dass<br />

wir einen wichtigen Beitrag leisten.»<br />

Es ist wunderbar, nach zwei Stunden nur strahlende<br />

Gesichter zu sehen. Die Frauen sind begeistert.<br />

Das LGFB-Team – lauter Kosmetikprofis,<br />

die ehrenamtlich für das Programm arbeiten –<br />

ist sich einig: «Diese glücklichen Gesichter am<br />

Ende des Workshops und die positiven Rückmeldungen,<br />

die wir von den Teilnehmerinnen<br />

erhalten zeigen uns, dass wir mit unserem<br />

Engagement einen wichtigen Beitrag leisten, um<br />

die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu<br />

verbessern.» Dieser Aussage kann ich mich nur<br />

anschliessen. Ich bin nicht nur stolz, ein kleiner Teil<br />

dieser Organisation zu sein, sondern voller Hoffnung,<br />

dass diese Freude weiter anhält und nicht<br />

gleich wieder «abgeschminkt» wird. Ohne diesen<br />

Besuch hätte ich nie selbst sehen und spüren<br />

können, was wir als Partner bei LGFB viel bewirken<br />

können. Und ich bin motiviert, Estée Lauder noch<br />

mehr einzubringen. Denn diese Art Engagement<br />

ist für alle Beteiligten unglaublich erfüllend!<br />

Herzlich Goetz Winter<br />

P. S.: Nähere Informationen finden Sie auf<br />

www.lgfb.ch<br />

196 | PRESTIGE


EIN PARFÜM GEHT UM DIE WELT<br />

CHANEL N O 5<br />

Mit dem Duft Chanel N o 5 revolutionierte die<br />

Mode schöpferin Coco Chanel die Parfümwelt. Im<br />

Jahre 1921 kreierte sie ihren eigenen Duft, den<br />

ersten seiner Art. Coco Chanel suchte einen ganz<br />

neuen Duft, er sollte ebenso exklusiv wie ihr Kleidungsstil<br />

sein. «Eine Frau», sagt sie, «sollte Parfüm<br />

überall dort tragen, wo sie geküsst werden<br />

möchte.» N o 5 revolutionierte die Regeln der Parfümwelt,<br />

die zu der Zeit nur den Duft einzelner<br />

Blumen kannte. Coco Chanels Duft hingegen ist<br />

eine Komposition aus über 80 Düften. Ernest<br />

Beaux, Parfümeur am Hof des Zaren, führte seine<br />

Suche nach Inspiration für dieses Parfüm bis an<br />

den Polarkreis, wo er seine Anregung durch die<br />

Frische der Seen im hohen Norden unter der<br />

Mitternachtssonne fand. Es entstand eine einzigartige<br />

Kompo sition, ein abstraktes, geheimnisvolles<br />

Parfüm, das eine extravagante florale Fülle<br />

ausstrahlt, dabei jedoch geheimnisvoll erscheint.<br />

Der Name «N o 5» entstand, da Mademoiselle<br />

Chanel den fünften von Ernest Beaux präsentierten<br />

Vorschlag auswählte. «N o 5», ein Code, eine Erkennungs<br />

nummer, die die gefühlsbetonten Namen<br />

der Parfüms jener Zeit altmodisch erscheinen<br />

liessen. Auch die Form hob sich von den Flaschen<br />

der 1920er-Jahre ab: Mit Chanel N o 5 wurde zum<br />

ersten Mal ein Parfüm in einer einfachen Laborflasche<br />

präsentiert. Seine Schlichtheit ist zeitlos.<br />

Noch heute ist Chanel N o 5 das meistverkaufte<br />

Parfüm der Welt – unverändert in seiner Form<br />

von 1921.<br />

3<br />

ZITATE<br />

«Im Bett trage ich nichts<br />

ausser ein paar Tropfen<br />

Chanel N o 5.» – Marilyn Monroe –<br />

«Es ist keine Reise. Jede Reise geht zu Ende,<br />

aber wir gehen weiter. Die Welt dreht sich,<br />

und wir drehen uns mit ihr. Pläne<br />

verschwinden, Träume übernehmen. Aber<br />

wohin ich auch gehe, du bist da. Mein Glück,<br />

mein Schicksal, meine Fügung. Chanel N o 5.<br />

Unumgänglich.» – Werbespot mit Brad Pit –<br />

«Ich suchte ein Parfüm für Frauen<br />

mit dem Duft einer Frau.» – Coco Chanel –<br />

The Luxury Way of Life | 197


BEAUTY<br />

SPEZIALISTEN<br />

FUR<br />

JEDE HAUT<br />

Täglich gecremt fühlt sich die Haut wohl,<br />

vor allem im Gesicht, am Hals und<br />

am Dekolleté. Vor allem Feuchtigkeit ist<br />

hier gefragt und auch besonders<br />

wichtig, egal in welchem Alter.<br />

Valeska Jansen<br />

Jede dritte Frau in der Schweiz verwendet täglich eine Anti-Aging-Pflege.<br />

Wer die Wirkstoffkombination noch verstärkt anwenden will, der benutzt<br />

zusätzlich zur normalen Pflege ein Serum oder Konzentrat. Hier ist der<br />

Inhalt hoch konzentriert. Doch nicht nur im Anti-Falten- Bereich gibt es Seren,<br />

auch für alle anderen Hautprobleme gibt es passende Kraftpakete. Gereizte<br />

Haut kann mit dem passenden Mittel beruhigt werden, trockene Haut befeuchtet<br />

und unreine Haut gelindert.<br />

Durch ihre leichtere Textur ziehen Seren und Konzentrate schneller und vor<br />

allem tiefer in die Haut ein.<br />

Richtige Voraussetzungen schaffen<br />

Vor jeder Anwendung gilt jedoch immer die gleiche Regel: Die Pflege nur auf<br />

die gut gereinigte Haut auftragen, am besten morgens und abends. Ein Serum<br />

ersetzt aber niemals die Pflegecreme, deshalb sollte diese auch immer<br />

im Anschluss angewendet werden. Die meisten Beauty-Firmen bieten ein<br />

rundum Sorglospaket, bestehend aus Reinigung, Toner, Serum, Tages- und<br />

Nachtcreme an. Abgestimmt auf die verschiedenen Hauttypen versorgen die<br />

Produktkombinationen jede Haut optimal. Vor allem Hyaluronsäure und Vitamin<br />

C werden bevorzugt in Gesichtsseren integriert. Sie sorgen für eine optimale<br />

Befeuchtung der Haut und sind meist ölfrei.<br />

Für jedes Bedürfnis das passende Serum<br />

Bei trockener Haut wird meist ein ölhaltiges Serum verwendet. Es glättet die<br />

Hautoberfläche sofort sichtbar. Seren können auch partiell angewendet werden,<br />

d. h., spezielle Seren mit aufhellender Wirkung werden direkt auf Pigmentflecken<br />

auf getragen. Heute gibt es für jedes Hautbedürfnis das passende<br />

Pflegeprodukt und das passende Serum oder Konzentrat. Hier stellen<br />

wir Ihnen die Neuheiten des Jahres vor:<br />

198 | PRESTIGE


LANCÔME<br />

RADICAL<br />

SKINCARE<br />

BY TERRY<br />

SANTAVERDE<br />

DR DENNIS GROSS<br />

YON-KA<br />

HELENA RUBINSTEIN<br />

SHISEIDO<br />

DECLÉOR<br />

DR PIERRE RICAUD<br />

LANCÔME<br />

The Luxury Way of Life | 199


200 | PRESTIGE<br />

LIVING


DIE KUNST,<br />

EINEN HOCKER ZU<br />

GESTALTEN<br />

MAX<br />

BILL<br />

Seine Werke verändern die<br />

Formensprache und wirken ungebrochen<br />

in der Gegenwart.<br />

Lone K. Halvorsen<br />

Wohnbedarf<br />

The Luxury Way of Life | 201


LIVING<br />

Ob als Maler, Architekt, Gestalter, Designer oder Publizist – Max Bill<br />

gehört zu den erfolgreichsten konkreten Künstlern des 20. Jahrhunderts.<br />

Er hat in vielen Disziplinen eine einzigartige Karriere absolviert und er<br />

war ein genialer Künstler, der in jeder Disziplin eine Erfüllung fand. Jedoch<br />

eine besondere Verbindung hatte er zur Architektur. Wie in seiner Kunst verzichtete<br />

Max Bill auch in der Architektur auf das Expressive. Seine Bauten<br />

sind gekennzeichnet durch eine zeitlose Form klarer Strukturen, die für die<br />

Ansprüche der Nutzer bestimmt sind. Nicht nur das Möbeldesign, sondern<br />

auch die Gestaltung von scheinbar unbedeutendem Alltagsdesign befand<br />

Max Bill als wesentlich. Das Spektrum reichte von der Patria Schreib maschine<br />

bis hin zu Geschirr und, nicht zu vergessen, den Ulmer Hocker.<br />

Ein Hocker mit Kultstatus<br />

Ob als schlichter Hocker, als aparter Beistelltisch, Nachttisch oder mobile<br />

Traghilfe für Bücher und Zeitschriften, der Ulmer Hocker ist ein gern gesehener<br />

Klassiker. Er wurde 1954 von Max Bill in Zusammenarbeit mit Hans Gugelot<br />

für die Studenten der HfG entworfen. Weil Geld knapp war, schuf man sich<br />

Sitzgelegenheiten für die Studierenden selbst. Der Hocker hatte den Vorteil,<br />

dass er bei grosser Stabilität leicht zu transportieren war und den Schülern<br />

so auch als Tragegestell für ihre Unterlagen diente. Das Design wurde ausschliesslich<br />

an der Funktionalität ausgerichtet: Der Rundstab (ursprünglich<br />

aus einem Besenstiel) verleiht dem Hocker Stabilität und dient ausserdem<br />

als Tragegriff. So kann er vielfältig als Sitzmöbel, Beistelltisch oder Regalelement<br />

genutzt werden, aber auch als Transportbehälter, Serviertablett<br />

oder Tischaufsatz dienen. Der Ulmer Hocker ist ein gutes Beispiel dafür, dass<br />

Not manchmal im besten Sinn erfinderisch macht. In Zusammenarbeit mit<br />

Jakob Bill, dem einzigen Sohn von Max Bill, wurde für die bunte Variante eine<br />

Farbpalette zusammengestellt, die den Grafiken/konstruktiven Gemälden<br />

von Max Bill entnommen wurde. «<strong>Prestige</strong>» unterhielt sich mit Jakob Bill über<br />

das Schaffen seines Vaters sowie über die Inspiration für den Hocker mit<br />

Kultstatus.<br />

Die gute Form<br />

Die Sonderausstellung «Die gute Form» des Schweizerischen<br />

Werkbundes SWB an der Basler Mustermesse 1949 war<br />

ein Ereignis, das weit über die Schweiz hinaus für Furore sorgte.<br />

Von dem renommierten Architekten, Gestalter und bildenden<br />

Künstler Max Bill stammten Idee und Auswahl der Exponate, er<br />

gestaltete und realisierte die Ausstellung. 80 Tafeln zeigten<br />

beispielhaft designte Konsumgegenstände, von der Teetasse bis<br />

zum Düsenflugzeug. Bill sah in der Schweiz und im Nachkriegseuropa<br />

die aufkommende, amerikanisch geprägte Warenästhetik<br />

und stellte ihr eine spezifisch «schweizerische» gegenüber,<br />

geprägt durch den Willen zu einer nachhaltigen Formgebung.<br />

202 | PRESTIGE


LIVING<br />

Max Bills «Pavillon-Skulptur» an der Bahnhofstrasse, Zürich.<br />

PRESTIGE: Max Bill war für viele schwer zu fassen,<br />

denn er galt als ein Universalkünstler. Wie haben Sie<br />

Ihren Vater wahrgenommen – als Architekt, Künstler<br />

oder Gestalter?<br />

JAKOB BILL: Da mein Vater in meiner frühen Kindheit zu<br />

Hause arbeitete, fand ich seine verschiedenen Tätigkeiten<br />

ganz normal.<br />

Wie hat er sich selbst betrachtet?<br />

Wenn man ihn nach seinem Beruf fragte, so gab er immer<br />

Architekt an.<br />

Das Schaffen Ihres Vaters wirkt ungebrochen in die<br />

Gegenwart. Hat er stets das Ziel vor Augen gehabt, der<br />

Welt etwas Bedeutendes zu hinterlassen?<br />

Er war sicher davon überzeugt, etwas Bleibendes zu schaffen.<br />

Er hat aber auch andere Personen gefördert, damit diese in<br />

gleicher Richtung etwas Neues kreieren.<br />

In welcher Beziehung stand Max Bill zum Züricher Möbelhaus<br />

Wohnbedarf?<br />

Mein Vater war seit der Gründung des Wohnbedarfs dabei.<br />

Die Wohnbedarf-Schrift geht auf seinen Entwurf zurück.<br />

Ebenso schuf er in der Anfangsphase Inserate und Plakate<br />

für das Möbelhaus. Seine Möbel sind immer zuerst im<br />

Wohnbedarf dem Publikum zum Verkauf angeboten worden,<br />

die Verbundenheit bleibt bis über seinen Tod hinaus<br />

bestehen.<br />

Was war die Intention hinter der Neuauflage von Dreirundtisch,<br />

Quadratrundtisch, Clubtisch, Dreibeinund<br />

Kreuzzargen-Stuhl sowie Barhocker?<br />

Die von Max Bill geschaffenen Möbel sind in Funktion und<br />

Form durchgestaltet und damit auch zeitlos. Einer Wiederaufnahme<br />

der Produktion stand nichts im Wege, insbesondere<br />

da immer wieder danach gefragt wurde.<br />

Bei der Re-Edition werden andere Materialien verwendet<br />

als beim Originalklassiker. Wäre Ihr Vater<br />

damit einverstanden?<br />

Mein Vater war immer interessiert an Verbesserungen der<br />

Fertigungstechnik, die er dann nach Möglichkeit auch<br />

The Luxury Way of Life | 203


LIVING<br />

angewendet hat. Er war aber auch ein ausgesprochener<br />

Vertreter des Gedankens an ein gutes Verhältnis von Funktion,<br />

Form und Preis / Leistung.<br />

Heutzutage wird das Wort «Design» relativ infla tionär<br />

verwendet. Wie betrachten Sie die Ent wicklung in den<br />

letzten Jahren?<br />

Der Begriff «Design» hat ja auch einen Wandel erfahren –<br />

er wird oft als Werbemittel eingesetzt und wirbt entsprechend<br />

für Modeerscheinungen und nicht für die gute<br />

Gestaltung von Produkten.<br />

Vermuten Sie, dass die alten Klassiker immer einen<br />

besonderen Stellenwert behalten oder mit der Zeit<br />

durch «neue Klassiker» ersetzt werden?<br />

Es gibt sicher auch in Zukunft Produkte, die zu «neuen<br />

Klassikern» werden. Das ist eine historische Tatsache, die<br />

sich immer wiederholt.<br />

Was ist das Besondere am Designklassiker Ulmer<br />

Hocker?<br />

Da ist die Entstehungsgeschichte wichtig. Die Hochschule<br />

für Gestaltung musste mit einem Minimum an Mitteln<br />

errichtet und möbliert werden. Das meiste wurde in Naturalien<br />

gestiftet: Für die Schreinerwerkstatt gab es eine<br />

Holzbearbeitungsmaschine mit einer gegebenen Zinkenbreite,<br />

die Bretter waren damals nicht astfrei – in den<br />

schlimmsten Fällen wurden Holzzapfen eingesetzt. Nun<br />

galt es, mit diesem Minimum an Material ein maximales<br />

Sitz- und Arbeitsgerät herzustellen. Entstanden ist der<br />

Ulmer Hocker aus drei Brettern und einem Besenstiel als<br />

Traverse / Fussauflage / Tragestange. Der Hocker diente in<br />

der Folge zum Sitzen in zwei Sitzhöhen, als Lesepult (auf<br />

einem Tisch) oder zum Herumtragen von Utensilien wie<br />

Bücher oder Ordner. Dies hat auch weitgehend die Dimensionen<br />

bestimmt.<br />

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen den<br />

Farben der neuen Re-Edition des Ulmer Hockers und<br />

der Farbpalette Ihres Vaters?<br />

Die neuen, farbigen Hocker beziehen sich auf die Farben<br />

eines Siebdruckes, den mein Vater für das Wohnbedarf­<br />

Jubiläum 1992 geschaffen hat. Um möglichst klare Farben<br />

zu erhalten, war es nötig, auch die darunter liegende<br />

Holzart zu ändern. Ursprünglich waren ja alle Hocker naturbelassen,<br />

aber mehrere Studenten färbten ihre Hocker<br />

individuell ein. Diese tauchen nun manchmal auch bei<br />

Design-Verkäufen auf.<br />

Was hat Ihr Vater Ihnen mit auf den Weg gegeben?<br />

Ich bin von beiden Elternteilen mit Ideen versehen<br />

worden.<br />

Wohnbedarf<br />

«Lebensform und Wohnkultur miteinander verschmelzen<br />

lassen» war das Credo der Wohnbedarf-Gründer<br />

Werner Max Moser, Sigfried Giedion und Rudolf Graber.<br />

Bereits 1933 zog Wohnbedarf in die von Marcel Breuer<br />

gestalteten Räume an die Talstrasse 11 in Zürich, welche<br />

seither als Ausstellungs- und Planungsräume genutzt<br />

werden. In enger Zusammenarbeit mit international be -<br />

kannten Architekten und Künstlern wie Alvar Aalto,<br />

Le Corbusier, Max Bill, Marcel Breuer, Ludwig Mies van<br />

der Rohe und Alfred Roth entstanden Möbel, die<br />

heute als Klassiker gelten. In den 1960er-Jahren dehnte<br />

Wohnbedarf seine Tätigkeit auf den Bürobereich<br />

aus. Damals wie heute: Wohnbedarf ist eine Institution<br />

in Sachen Wohnkultur.<br />

204 | PRESTIGE


KOLUMNE<br />

DJ ANTOINE<br />

ALBUM-RELEASE – DER GANZ<br />

NORMALE WAHNSINN<br />

Montag Morgen, 08.30 Uhr, der<br />

Wecker reist mich gnadenlos aus dem<br />

Tiefschlaf. Müde wälze ich mich nach<br />

einer anstrengenden vergangenen<br />

Woche mit sechs Shows quer durch<br />

Europa aus dem Bett. Obschon ich<br />

gerne noch weiter schlafen würde und<br />

eigentlich heute mein freier Tag wäre,<br />

weiss ich, dass es nun auf jeden<br />

einzelnen Tag ankommt. Tausende Gedanken<br />

schiessen mir durch den Kopf. Der Grund:<br />

die bevorstehende Veröffentlichung meines<br />

neuen Musik-Albums «DJ Antoine – <strong>2014</strong><br />

We Are The Party».<br />

Wie es manchmal im Leben kommt und Sie es<br />

sicherlich auch schon oft erlebt haben, lässt<br />

sich leider nicht immer alles nach einem fixen<br />

Fahrplan organisieren, sondern alles fällt auf<br />

denselben Zeitpunkt. Dabei nicht die Kreativität<br />

und den Fokus zu verlieren, die es braucht,<br />

um Musik zu produzieren, ist wirklich eine Herausforderung.<br />

Und obschon ich ein starkes Team<br />

zur Seite habe, das sich um alles kümmert und<br />

mir dadurch das Leben sicherlich einfacher<br />

machen könnte, muss ich gestehen: Ich bin<br />

und bleibe ein Kontrollfreak, der über alles<br />

Bescheid wissen will. Daher wundert es auch<br />

kaum, dass ich nonstop mit Anrufen, Whats-<br />

App-Nachrichten und E-Mails bombardiert werde.<br />

Und so stehen dann nebst der intensiven Arbeit<br />

im Studio mit meinem langjährigen Studiopartner<br />

Mad Mark auch verschiedenste, dringende<br />

Entscheidungen an wie die Wahl der Sänger fürs<br />

Album und die zugehörigen Verträge, deren<br />

Verhandlungen sich dann immer wieder in die<br />

Länge ziehen können oder wo es zu keiner<br />

Einigung kommt, das Corporate Design zum<br />

neuen Album sowie diverse Layouts fürs Album<br />

und weitere Marketingaktivitäten, neue Pressefotos,<br />

die kommunikative Aufbereitung zur Albumbewerbung,<br />

die Produktion der Ultra Limited<br />

Box mit LED-Screen, neue Give-aways, die<br />

Planung der Promotions-Tage für Schweiz,<br />

Deutschland, Österreich und Italien,<br />

die Erstellung von Storyboards für<br />

Musikvideos, die Planung der Reiseroute,<br />

Offerten von Jetfirmen usw.<br />

Und nebst diesen vielen Angelegenheiten<br />

kommen zusätzlich vier<br />

bis sechs Sommertour-Bookings<br />

wöchentlich und Umbauarbeiten<br />

in meinem Haus hinzu.<br />

Mein zusätzlicher Hang zum Perfektionismus<br />

vereinfacht die ganze Situation auch nicht<br />

wirklich. In den Entscheidungsprozessen und in<br />

der Umsetzung kommt es daher immer wieder<br />

zu Verzögerungen durch Optimierungsbedarf.<br />

Und wenn Sie nun denken, ich sei selber<br />

schuld, dann liegen Sie ja auch absolut richtig.<br />

Es ist einfach der ganz normale Wahnsinn,<br />

der sich in meinem Leben abspielt. Doch gerade<br />

weil die Produktion von Musik ein sehr emotionaler<br />

Prozess ist, wirken sich natürlich<br />

Ablenkung und Ärger nicht immer positiv auf<br />

die Kreativität aus. Aber solange ich selbst<br />

nicht loslassen kann, wird es wohl immer wieder<br />

solche Stressphasen und «Inspirations-<br />

Notstände» geben.<br />

«Wie es manchmal im Leben kommt<br />

und Sie es sicherlich auch schon<br />

oft erlebt haben, lässt sich leider nicht<br />

immer alles nach einem fixen<br />

Fahrplan organisieren, sondern alles<br />

fällt auf denselben Zeitpunkt.»<br />

Ich bin jedoch überzeugt, dass der Hang zum<br />

Kontrollfreak und der Perfektionismus mich<br />

im Leben zu dem gemacht haben, was ich heute<br />

sein darf. Und wie das Sprichwort besagt:<br />

«ohne Fleiss kein Preis». In diesem Sinne geht es<br />

wieder weiter im Takt.<br />

The Luxury Way of Life | 205


LIVING<br />

NEWS<br />

Crash & Bell<br />

Mit Crash & Bell materialisiert sich Diesels «Rock-and-Roll-Soul» in zwei so eigenständigen<br />

wie komplementären Leuchten, ähnlich den Mitgliedern einer Band. Beide erinnern an<br />

Perkussionsinstrumente und unterscheiden sich nur in ihrer Form. Crash weckt Assoziationen<br />

an ein Schlagzeugbecken, während Bell an eine Glocke erinnert – ganz ihren jeweiligen<br />

Namen entsprechend. Die Leuchtenfassung aus geblasenem und facettiertem Glas ist bei<br />

beiden Leuchten identisch und ähnelt einem altmodischen Trinkglas. Sie wirft die<br />

gebrochen wirkenden Lichtstrahlen direkt auf die metallische Oberfläche des Schirms,<br />

macht das Leuchtmittel sichtbar und verweist damit auf einen industriellen Kontext.<br />

www.foscarini.com<br />

Mix & Match<br />

Was bei Fashion und Möbeln schon längst Trend ist, wird<br />

von der Porzellanmanufaktur Fürstenberg auf der gedeckten<br />

Tafel fortgesetzt. Denn Mix & Match bedeutet nicht nur<br />

eine ästhetische Verbindung von klassischen und modernen<br />

Formen sondern auch eine neuartige Kombination von Farben,<br />

Mustern und Arrangements. Porzellan von Fürstenberg<br />

bietet für den Mix & Match-Trend einen besonderen Vorteil,<br />

denn der stets gleiche Weissgrad aller Artikel schafft<br />

eine gemeinsame harmonische Basis. Das lässt der eigenen<br />

Kreativität Spielraum über alle Formen und Dekore hinweg.<br />

www.fuerstenberg-porzellan.com<br />

Orbit<br />

Das futuristische Design von Orbit bricht mit unseren<br />

herkömmlichen Gewohnheiten und definiert die Vorstellung von<br />

Möbeln neu. Hier ist Platz genug, um es sich auch gemeinsam<br />

gemütlich zu machen, die Sterne zu betrachten oder die warmen<br />

Sonnenstrahlen zu geniessen. Dank der leichtgängigen Gummirollen<br />

lässt sich Orbit dabei bequem nach Lust und Laune und der<br />

Sonne ausrichten. Eine weitere innovative Idee ist das Stoffverdeck.<br />

Ein Handgriff – und schon wird aus dem Cabrio ein Luxusstrandkorb,<br />

der Schutz vor Wind, Sonne und Blicken bietet.<br />

www.dedon.de<br />

206 | PRESTIGE


Axor Starck V<br />

In freier Natur staunen wir über die Kraft und die Schönheit von Wasser, bestaunen<br />

Wasserfälle, das azurblaue Meer, die Brandung an einem Strand. Zu Hause<br />

nutzen wir Wasser tagein tagaus mit grösster Selbstverständlichkeit. Der Wasserhahnwird<br />

aufgedreht und das Wasser fliesst; gezähmt, unscheinbar, seiner<br />

wirbelnden Schönheit beraubt. Mit dem neuen Axor Starck V lässt<br />

sich Wasser wieder so richtig erleben und bestaunen: Der transparente<br />

und nach oben hin offene Wasserhahn ermöglichen es das<br />

natürliche Element Wasser auch zu Hause so intensiv wahrzunehmen<br />

wie nie zuvor. Ein kraftvoller Wasserwirbel erinnert<br />

an die ureigene Vitalität der Natur.<br />

www.hansgrohe.ch<br />

CH100<br />

Anlässlich des 100. Geburtstages von Hans J. Wegner<br />

stellt Carl Hansen & Son in diesem Jahr die Produktfamilie<br />

CH100 ins Zentrum der Aufmerksamkeit.<br />

Eleganz und Zurückhaltung in der Formensprache<br />

kennzeichnen die von ihm entworfene Serie, die aus<br />

verschiedenen Möbeln für den Wohn- und Arbeitsbereich<br />

besteht – darunter ein Sofa, ein Schreibtisch<br />

und ein Sideboard.<br />

www.carlhansen.com<br />

Pelican<br />

Der Pelican-Beistelltisch wurde, zusammen mit dem heute<br />

berühmten Pelican-Sessel, erstmals 1940 auf einer Schreinerausstellung<br />

in Kopenhagen gezeigt. Mit der Kombination aus<br />

Surrealismus und Kubismus hat Finn Juhl eine harmonisierende<br />

Einheit geschaffen.<br />

www.finnjuhl.org<br />

BeoLab 20<br />

Mit dem neuen Bodenlautsprecher BeoLab 20 zelebriert Bang & Olufsen das Klangerlebnis<br />

auf eine neue Art und Weise. Der drahtlose BeoLab 20 gibt Musik in faszinierender Klarheit wieder und<br />

beeindruckt mit aussergewöhnlicher Leistungsstärke. Dank integriertem Immaculate Wireless<br />

Sound bietet er Musikgenuss genau so, wie es sich der Künstler vorgestellt hat. Das minimalistische<br />

Design und die relativ kleine Standfläche des neuen BeoLab 20 lassen kaum erahnen,<br />

welches Soundvolumen er erzeugen kann.<br />

www.bang-olufsen.com<br />

The Luxury Way of Life | 207


DER LUFTSCHLOSSARCHITEKT<br />

FRANK LLOYD WRIGHT<br />

«Ein perfektes Gebäude macht die Landschaft, in<br />

dem es steht, schöner als sie es war, bevor es<br />

gebaut wurde», so lautete die Maxime des gros sen<br />

Architekten Frank Lloyd Wright. Mehr als 70 Jahre<br />

entwarf er Gebäude, die die Architektur des<br />

20. Jahrhunderts revolutionierten. Viele Innovationen<br />

in heutigen Häusern sind Produkte seiner<br />

Kreativität und Fantasie. Ob Häuser, Büros, Kirchen,<br />

Brücken oder Museen, seine Kreativität<br />

kannte keine Grenzen. Zudem entwarf er Möbel,<br />

Stoffe, Glaskunst, Lampen und Geschirr. Er verfasste<br />

zwanzig Bücher und unzählige Artikel über<br />

Sinn und Unsinn der Architektur. In seinen Gebäuden<br />

nutzte er stets die neuesten Möglichkeiten<br />

und Techniken. Immer auf der Suche nach humanen<br />

Formen, die sich in das Ganze einfügten.<br />

Die möglichst nahtlose Integration des Bauwerkes<br />

in die Landschaft ist eines der Motive seines immensen<br />

Schaffens. Diese Gestaltungsphilosophie<br />

kommt wohl am besten in Wrights bekanntestem<br />

Werk, der für Edgar J. Kaufmann an einem kleinen<br />

Wasserfall erbauten Villa «Fallingwater», zur Geltung.<br />

Weitere bekannte Entwürfe sind das in<br />

Verbindung mit Hilla von Rebay verwirklichte<br />

Solomon R. Guggenheim Museum in New York<br />

und das Verwaltungsgebäude für die Johnson<br />

Wax Company.<br />

3<br />

ZITATE<br />

«Hügel und Haus sollen<br />

miteinander Leben, jedes<br />

freut sich für das andere.»<br />

«Jeder grossartige Architekt ist –<br />

notwendigerweise – ein grossartiger Dichter.<br />

Voraussetzung ist eine gute<br />

Deutung seiner Zeit, seiner Tage,<br />

seines Zeitalters.»<br />

«Form folgt Funktion – das ist oft<br />

missverstanden worden. Form und<br />

Funktion sollten Eins sein, verbunden<br />

in einer spirituellen Einheit.»<br />

208 | PRESTIGE


LEIDER WAR EIN INTERESSENT<br />

VOR IHNEN DA.<br />

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LIVING<br />

EXPERIMENTIEREN MIT MATERIALIEN<br />

ATELIER OÏ<br />

Markenzeichen des atelier oï ist<br />

das spielerische Experimentieren mit Materialien<br />

und deren emotionale Vermittlung.<br />

Lone K. Halvorsen<br />

210 | PRESTIGE


LIVING<br />

Im kleinen Ort Neuveville am Bielersee hat die<br />

Designerschmiede atelier oï seinen Sitz. Das<br />

ungewöhnliche, multidisziplinäre Unternehmen,<br />

das von den drei Enthusiasten Patrick Reymond,<br />

Aurel Aebi und Armand Louis gegründet<br />

wurde, jongliert zwischen Architektur, Szenografie<br />

und Design. Was als Trio begann, hat sich in den<br />

Jahren zu einem Unternehmen mit internationalem<br />

Erfolg entwickelt. Firmen wie Bulgari, Moroso,<br />

B&B Italia und Swatch zählen zu den Kunden.<br />

Jedoch findet man im Portofolio dieses kreativen<br />

Unternehmens nicht nur Produkte, sondern auch<br />

Strategien zur Inszenierung von Räumen und<br />

Bühnenbildern, Geschäften sowie Ausstellungspavillons.<br />

Im Fokus stehen jedoch nach den Worten<br />

von Patrick Reymond stets das Material und dessen<br />

emotionale Wahrnehmung.<br />

PRESTIGE: Welche Philosophie verfolgt das atelier oï?<br />

PATRICK REYMOND: Von Beginn an waren wir drei Personen,<br />

die atelier oï gegründet haben, mittlerweile sind 35<br />

Personen dabei. Es ist nie eine «one-man-show» gewesen,<br />

sondern Teamarbeit. Daher stammt auch unser Name,<br />

welcher sich aus dem Wort «Troika» ableitet und «ein Trio»<br />

bedeutet. Unsere Arbeiten können sich mit denen eines<br />

Kochs vergleichen. Bei uns sind die Materialien wie die Ingredienzen<br />

für den Koch. Genauso wie der Koch ein neues<br />

Rezept mit neuen Zutaten ausprobiert, probieren wir Neues<br />

mit neuen Materialien. Wir realisieren auf der Grundlage<br />

unserer Forschung verschiedene Projekte – und für jedes<br />

Projekt gibt es eine Geschichte, die ihm seine jeweilige<br />

Form gibt. Daher sind das Team sowie die Materialien das<br />

Wichtigste für das atelier oï.<br />

Ist trotz der beeindruckenden Vielfalt an Projekten<br />

und Objekten eine gemeinsame Identität des atelier oï<br />

erkennbar?<br />

Für viele ist es möglicherweise nicht so einfach, eine Verbindung<br />

zu finden. Dennoch, wenn man unsere Arbeiten<br />

durch die Jahre betrachtet, entdeckt man häufig eine Verbindung<br />

von einem Projekt zum anderen. Es besteht also<br />

durchaus eine gewisse Kontinuität, vor allem im Hinblick<br />

auf die Materialien.<br />

Ist die Schnelllebigkeit der Design- und Interior-Branche<br />

deutlich zu erkennen, und wenn ja, inwiefern beeinträchtigt<br />

dies Ihr Schaffen?<br />

Gewiss spüren wir auch eine Schnelllebigkeit in dieser<br />

Branche. Unsere Arbeiten sind jedoch nicht an einen Trend<br />

gebunden wie beispielsweise ein Möbel, sondern es ist<br />

eher eine emotionale Geschichte, die wir entwickeln und<br />

vermitteln.<br />

Das Portofolio des atelier oï kann sich wahrlich sehen<br />

lassen. Aus welchen Berufssparten kommen Ihre Angestellten?<br />

Es ist eine interdisziplinäre Arbeit, und bei uns arbeiten<br />

Architekten, Innenarchitekten, Szenografen, Grafikdesigner<br />

sowie Ingenieure. Jedoch werden häufig für grössere<br />

Projekte Kooperationen mit anderen Büros vereinbart.<br />

The Luxury Way of Life | 211


LIVING<br />

Leuchten, Möbel, bewegliche Leuchtkörper, Parfümflaschen<br />

oder auch ein Vogelhäuschen aus Vogelfutter<br />

… Was hat das atelier oï für die Zukunft an<br />

Neuem geplant?<br />

Ein Hotel ist für uns ein interessanter Ort, und daher wäre<br />

es spannend, einmal die komplette Planung eines solchen<br />

gestalten zu können – von der Architektur bis hin zum Design.<br />

Ferner erzählt ein Hotel eine Geschichte, und daher<br />

wäre dies auch eine szeno grafische Arbeit.<br />

Wie viele Projekte werden parallel entwickelt?<br />

Vom Grossprojekt bis hin zum Kleinprojekt sind es um die<br />

60 bis 70. Jedoch arbeiten wir für bestimmte Unternehmen<br />

zum Teil an zehn Projekten gleichzeitig.<br />

Form follows function?<br />

Form follows function an emotions!<br />

Sehen Sie rückblickend alle Ihre Projekte und Objekte<br />

als sinnvoll und gelungen an, oder gab es auch etwas,<br />

was Sie möglicherweise als über flüssig betrachten?<br />

Wir sind immer dabei, neue Projekte zu planen, und häufig<br />

werden Arbeiten, die wir vor 15 Jahren begonnen haben,<br />

weiterentwickelt. Auch wenn ein Projekt einmal weniger<br />

gut war, versuchen wir einen neuen Weg zu finden, um etwas<br />

zu optimieren. Wir sind nicht perfekt, aber lernfähig!<br />

Können Sie uns etwas zum Ausgangspunkt Ihrer<br />

künstlerischen Praxis erzählen?<br />

Das atelier oï ist wie eine kleine Fabrik. Am Anfang organisieren<br />

wir so etwas wie einen «Material-Markt», wo alle<br />

Angestellten zusammenkommen, um die Materialien zu<br />

erproben und um daraus Ideen entwickeln zu können. Wir<br />

produzieren durch unsere eigene Recherche – zuerst für uns<br />

und dann anschliessend für den Kunden.<br />

212 | PRESTIGE


LIVING<br />

WUSSTEN<br />

SIE SCHON …?<br />

Das grosse Schwitzen<br />

Auch wenn die Finnen sie erfunden haben – die grösste<br />

Sauna der Welt haben derzeit die Deutschen. In der Badewelt im<br />

nordbadischen Sinsheim kann man auf insgesamt 166,1 Quadratmetern<br />

und bei einer Temperatur von 70 Grad gemeinsam ins<br />

Schwitzen kommen. Ein weiterer ange nehmer Wellnessfaktor<br />

ist das riesige Aquarium mit exotischen Kois, die die Besucher<br />

während ihres Saunagangs bestaunen können.<br />

Flügel meets Audi<br />

Die Flügelmanufaktur Bösendorfer ist bekannt<br />

für hochwertige und präzise Klavierbaukunst. Mit<br />

ihren neuen Design-Flügeln wird sie nun auch<br />

spezielleren Kundenwünschen gerecht. So haben<br />

sich die Verantwortlichen zum 100. Geburtstag<br />

des deutschen Automobilherstellers Audi etwas<br />

ganz besonderes einfallen und einen futuristischen<br />

Flügel im Audi-Look anfertigen lassen. Mit seiner<br />

geschlossenen bassseitigen Seitenwand sowie<br />

einem Bein aus Aluminium soll die Formensprache<br />

der beliebten Automarke nachempfunden werden.<br />

Kostenpunkt: rund 230’000 Schweizer Franken.<br />

Die älteste Möbelmanufaktur der Schweiz<br />

Die Fabrik horgenglarus ist schon länger im Möbelgeschäft<br />

als alle Schweizer Konkurrenten. In den alten Glaruser<br />

Produktionshallen werden nun seit über 130 Jahren nach<br />

traditioneller Art Tische und Stühle gefertigt. Das Design<br />

der «Neuen Einfachheit», das hier schon von Beginn an –<br />

gegründet wurde die Fabrik 1880 in Horgen bei Zürich –<br />

gross geschrieben wurde, erfreut sich gerade heute wieder<br />

grosser Beliebtheit. Nicht nur in Zürich schwören daher<br />

viele Innenarchitekten, Barbetreiber und Gastronomen auf<br />

die Handwerkskunst und das Stilbewusstsein des<br />

helvetischen Urgesteins.<br />

The Luxury Way of Life | 213


VOM TISCHLERLEHRLING ZUM<br />

STARARCHITEKTEN<br />

MARCEL BREUER<br />

Das Werk des Deutsch-Amerikaners Marcel Breuer<br />

ist ein janusköpfiges. Ob Design, Architektur oder<br />

Stadtplanung, der gebürtige Ungar besass viele<br />

Talente und wusste diese gewinnbringend einzusetzen.<br />

Angefangen hat er als Tischlerlehrling in<br />

den Möbelwerkstätten des Bauhauses Weimar,<br />

wo er unter anderem die minimalistischen und<br />

heute noch gefragten Stahlrohrmöbel entwickelte.<br />

Seine Leidenschaft für Architektur entdeckte<br />

Breuer im Architekturbüro von Walter Gropius,<br />

bei dem er eine Zeit lang als Mitarbeiter angestellt<br />

war. Danach führte ihn sein Weg in die Möbelwerkstatt<br />

am Bauhaus Dessau, das er einige<br />

Jahre leiten und als Produktionsstätte für zahlreiche<br />

weitere Designobjekte nutzen sollte. Aufgrund<br />

seiner jüdischen Herkunft musste Breuer<br />

dann 1937 nach Amerika emigrieren, wo er an der<br />

Harvard University schnell zu einem der renommiertesten<br />

Design-Professoren avancierte und zusammen<br />

mit Walter Gropius eine neue Architekturfakultät<br />

gründete. Nach seiner Lehrtätigkeit hat er<br />

zwischen 1950 und 1970 in den USA und Europa<br />

expressive, zum Teil prunkvolle Sakral- und Profanbauten<br />

realisiert. Zu den bekanntesten zählt das<br />

Whitney Museum (1966) in Manhattan und die<br />

Kirche des Klosters Baldegg bei Luzern (1972).<br />

3<br />

ZITATE<br />

«Ein Wohnzimmer ist<br />

gross genug, wenn<br />

sechs Paare darin<br />

tanzen können.»<br />

«Wenn wir die Sachen so gestalten,<br />

dass sie richtig funktionieren<br />

und einander in ihrer Funktion<br />

nicht stören, sind sie fertig.»<br />

«Ein Stuhl ist keine Kunst.»<br />

214 | PRESTIGE


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EXKLUSIVE<br />

IMMOBILIEN<br />

FUR GENIESSER<br />

Er baut für die Wohlhabenden in der Schweiz.<br />

Seine Spezialität ist der «Full-Service».<br />

Luxusimmobilien sind sein Steckenpferd:<br />

Patric Simmen<br />

Hendrik Stary<br />

Mit seiner Luxus-Immobilienfirma SIMMENGROUP hat sich Gründer<br />

und Geschäftsführer Patric Simmen auf die exklusiven Wohn-<br />

Wünsche von Premium-Kunden aus der Schweiz und dem<br />

Aus land spezialisiert. Er lässt schlüsselfertige Luxusvillen für Topmanager,<br />

Banker und Unternehmer anfertigen und entwickelt kreative Konzepte für<br />

extravagante Business-Gebäude und aufwändige Umbauaktionen. Eine<br />

kompromisslose Dienstleistungsorientierung, ein Höchstmass an Diskretion<br />

sowie Fokussierung auf perfekte Qualität sind dabei drei seiner wichtigsten<br />

Erfolgsfaktoren. <strong>Prestige</strong> sprach mit ihm über die wichtigsten Bedürfnisse<br />

der Kunden und die Trends auf dem Schweizer Immobilienmarkt.<br />

Patric Simmen, Gründer und<br />

Geschäftsführer SIMMENGROUP.


PRESTIGE: Herr Simmen, mit der SimmenGroup<br />

haben Sie sich in der Schweiz und zunehmend international<br />

eine herausragende Stellung erarbeitet. Was<br />

muss man heutzutage jenen Kunden bieten, für die<br />

Geld keine Rolle (mehr) spielt?<br />

PATRIC SIMMEN: Die Erwartungshaltung eines Kunden ist<br />

letztlich unabhängig von seinem Vermögen bei allen gleich.<br />

Er möchte für seine Investition eine Top-Dienstleistung,<br />

dass man sich Zeit für ihn nimmt, ihm zuhört und auf ihn<br />

eingeht. Genau das tun wir bei der SimmenGroup. Wir nehmen<br />

die Bedürfnisse unserer Kunden bis ins letzte Detail<br />

wahr, greifen ihre Ideen und Wünsche auf und entwickeln<br />

Visionen und Vorschläge, die im Idealfall zukünftige Entwicklungen<br />

voraussehen und berücksichtigen.<br />

Vor Ihrer Tätigkeit als Unternehmer waren Sie in der<br />

IT-Branche tätig. Helfen Ihnen die dort erworbenen<br />

Kenntnisse noch heute?<br />

Wie sagt man so schön: was man einmal lernt, vergisst<br />

man nicht und hat es immer im Gepäck. Der Kundenkontakt<br />

auf verschiedenen Ebenen hat mich Einiges gelehrt,<br />

zum Beispiel immer das Optimum aus jeder Situation<br />

zu machen und die Bedürfnisse eines jeden nach Möglichkeit<br />

zu berücksichtigen. Proaktiv auf die Fragen Antworten<br />

liefern bevor sie der Kunde stellen muss.


Man sagt, im Immobiliengeschäft gäbe es keinen Platz<br />

für Freundschaften. Ist Ihr Business wirklich so hart,<br />

oder gibt es hier nicht vielleicht doch auch so etwas<br />

wie verlässliche Partnerschaften jenseits monetärer<br />

Zusammenhänge?<br />

Wir setzen innerhalb unseres Teams und bei unseren<br />

Partnern auf höchstes Know-How, Professionalität und<br />

Verlässlichkeit. Nur so können wir unseren Kunden eine<br />

dauerhafte Premium-Leistung anbieten und garantieren<br />

und darüber hinaus unsere Position im Markt halten und<br />

ausbauen. Perfektion verlangt Verlässlichkeit – wir haben<br />

Spass an beidem.<br />

Von der Besorgung des Baulands über Aussen- und Innenarchitektur<br />

bis hin zur Garten- und Pool gestaltung<br />

kümmern Sie sich mit der SimmenGroup und ihren Subunternehmen<br />

um alle Bereiche des Schöner-Wohnens.<br />

Plaudern Sie doch mal ein bisschen aus dem Nähkästchen:<br />

Was war bislang die herausforderndste oder<br />

verrückteste Idee, die ein Kunde je an Sie herangetragen<br />

hat? Ist wirklich alles machbar?<br />

Im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften und Normen<br />

ist (fast) alles machbar. Eines unserer anspruchsvollsten<br />

Projekte war die Planung am Standort eines ehemaligen<br />

Kieswerks. Die Vorarbeiten zur Verbesserung der Bodenbeschaffenheit,<br />

vor eigentlichem Baubeginn, haben über<br />

ein Jahr gedauert. Dabei wurden 13 Tausend Kubikmeter<br />

Erde bewegt, Aufschüttungen von bis zu 12 Höhenmetern<br />

vorgenommen, Schutzmassnahmen gegen entweichende<br />

Methangase realisiert sowie Auflagen im Rahmen des<br />

Naturschutz für das angrenzende Sumpfgebiet berücksichtigt.<br />

Sie können sich vorstellen, dass die Geduld des<br />

Bauherrn dabei aufs Äusserste strapaziert wurde.<br />

Auf welche Ihrer Bauprojekte sind Sie und Ihr Team<br />

besonders stolz, und welche besonders spannenden<br />

Projekte stehen bei Ihnen in der nächsten Zeit an?<br />

Wir stecken in jedes unserer Projekte unser ganzes Herzblut<br />

und sind stolz auf alle. Aktuell arbeiten wir an mehreren<br />

spannenden Neu- und Umbauprojekten im Bereich<br />

Hotel, Gewerbe und selbstverständlich auch individuellem<br />

Wohnen. Eine unserer Visionen ist es, privilegiertes Wohnen<br />

für viele zu ermöglichen. Im Mittelpunkt steht dabei unter<br />

anderem die Rückgewinnung attraktiver Flächen. Im Rahmen<br />

zunehmender Urbanisierung gilt es Gewerbe, Wohnen<br />

und Shoppen im Sinne von Lebensqualität zu kombinieren.<br />

Optimale Work-Life-Balance auf begrenztem Raum,<br />

das heisst dann zum Beispiel begrünte Dachflächen zum<br />

Rückzug, Feiern, Baden oder auch Platz für Urban Gardening.<br />

Ein weiteres aktuelles Thema ist Wohnen im Alter.<br />

Wir schaffen Umgebungen, die es erlauben hochwertig,<br />

selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben, und die<br />

nötigen Dienstleistungen bei Bedarf à la carte in Anspruch<br />

zu nehmen. Das können von Concierge Services bis


hin zu medizinischer Hilfe alle möglichen Dienstleistungen<br />

sein. Bei all unseren Projekten planen wir bis ins allerletzte<br />

Detail. Auf Wunsch bieten wir als führender Fachhandel<br />

von Furniture Collections auch Konzepte zur Möblierung<br />

und Komplettausstattung an. Wir gehen neue Wege, und<br />

versuchen Luxus jedermann zugänglich zu machen. Wo<br />

das grosse Budget fehlt sind es dann stilvolle kleinere,<br />

kompakte und intelligente Lösungen, die sich ganz sicher<br />

nicht verstecken müssen.<br />

Man hört, dass Sie mit Ihrer Firma derzeit an einem<br />

Milliardenprojekt in Russland beteiligt sein sollen.<br />

Können Sie uns etwas darüber berichten?<br />

Wir sind in der Projektierungsphase eines Communityprojekts<br />

mit 400 Wohneinheiten. Mehrfamilienhäuser in<br />

verschiedenen Baustilen wie Neoklassizismus, Moderne<br />

oder Eklektizismus. Zusätzlich geht es um Infrastrukturanbindungen<br />

wie Kaffees, Schulen, Kindergärten und Shopping-Möglichkeiten.<br />

Die Zukunft wird zeigen, was wirklich<br />

spruchreif wird.<br />

Unlängst haben Sie auch Luxus-Mietobjekte in Ihr Immobilienportfolio<br />

mit aufgenommen. Welche Lagen in<br />

der Schweiz sind denn aktuell besonders gefragt, und<br />

welche Art von Kunden wollen Sie in diesem Segment<br />

bedienen?<br />

Noch haben wir keine Mietobjekte im Portfolio, sind aber<br />

dabei diese Lücke zu schliessen. Insbesondere unsere<br />

Aktivitäten perfektes Wohnen einem breiten Publikum zugänglich<br />

zu machen, wird hierbei eine Rolle spielen.<br />

Ohne indiskret sein zu wollen, aber wie wohnt eigentlich<br />

ein viel gereister Immobilienunternehmer, der in<br />

seinem Leben wohl schon alles gesehen hat und für<br />

den nichts unmöglich zu sein scheint?<br />

Im Serviced Apartment-Hotel. Erleichtert das Leben ungemein.


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LIVING<br />

226 | PRESTIGE


LIVING<br />

Dieses äusserst charaktervolle, repräsentative<br />

und sehr ruhige Anwesen in Zürich’s<br />

Bestlage besteht aus einem Herrenhaus<br />

mit Nebenhaus sowie einem parkähnlichen Garten<br />

mit Pool – ein Liebhaberobjekt mit absolutem<br />

Seltenheitswert!<br />

Es bietet ein Höchstmass an Privatsphäre und einen<br />

atemberaubenden, unverbaubaren Blick über<br />

den Zürichsee bis zur Alpenkette. Durch die zwei<br />

historischen Eingangstore erreicht man die Auffahrt<br />

des Anwesens, die 10 Stellplätze bietet. Die<br />

Gebäude wurden im «Heimatstil» errichtet: die<br />

Fassade entstand aus verputztem Bruchstein und<br />

darüber Fachwerk-Stil. Das Herrenhaus besteht<br />

aus 5 Etagen mit antikem Parkett, die Wände sind<br />

teils holzvertäfelt oder tragen beeindruckende<br />

Art Nouveau-Illustrationen. In der klassischen<br />

The Luxury Way of Life | 227


LIVING<br />

228 | PRESTIGE


LIVING<br />

Eingangshalle mit einer Deckenhöhe von acht Metern<br />

befindet sich ein breites Treppenhaus, ferner<br />

besteht ein weiteres Treppenhaus mit Lift. Neben<br />

23 Wohn-/ Büroräumen gibt es auf jeder Etage<br />

Bäder/WC’s. Das stilgerechte historische Nebenhaus<br />

bietet verschiedene Nutzungsmöglichkeiten.<br />

In 1990 und 2003 wurde das Herrenhaus aufwändig<br />

saniert, das Nebenhaus folgte 2004.<br />

Die Liegenschaft ist als Kulturerbe eingestuft, die<br />

Häuser und der Garten stehen unter Denkmalschutz.<br />

Das stilgerecht restaurierte Anwesen liegt<br />

in einem der renommiertesten Wohngebiete von<br />

Zürich und kann als Villen-Domizil oder repräsentativer<br />

Geschäftssitz genutzt werden – nur wenige<br />

Minuten entfernt von der weltberühmten Bahnhofstrasse.<br />

The Luxury Way of Life | 229


KARE<br />

MINOTTI<br />

MINOTTI<br />

MINOTTI<br />

BOCA DO LOBO<br />

230 | PRESTIGE


BY LAURA<br />

WOHNLANDSCHAFT<br />

KARE<br />

KARE<br />

KARE<br />

KARE<br />

MINOTTI<br />

The Luxury Way of Life | 231


CULINARIUM


BARTENDER<br />

MIT LEIB & SEELE<br />

DIRK<br />

HANY<br />

Mit nur 25 Jahren wurde er zum<br />

«Barkeeper of the Year» ernannt. Danach wurde<br />

er Brand Ambassador für Pernod Ricard<br />

und vertrat Marken wie Absolut Vodka und<br />

Havana Club. Nun ist Dirk Hany der neue<br />

Barchef der Widder Bar in Zürich.<br />

Yvonne Beck<br />

Mit der Widder Bar verantwortet Dirk Hany seit Dezember 2013<br />

als Chef de Bar die Hotelbar mit einer spektakulären «Library of<br />

Spirits». Tausend verschiedene geistreiche Tropfen haben die<br />

Widder Bar zu einer der beliebtesten Locations Zürichs gemacht.<br />

Den Grundstein für seinen Werdegang legte Dirk Hany mit einer Ausbildung<br />

zum Dipl. Hotelier an der Hotelfachschule Luzern sowie mit seiner Lehre zum<br />

Koch im Michelin-Stern-gekrönten «Restaurant zur Pinte» in Baden-Dättwil.<br />

Noch heute kommt sein kulinarisches Know-how auch bei der Entwicklung<br />

neuer Cocktails zum Einsatz. Wie bei einem Kochrezept wägt Hany Geschmack,<br />

Konsistenz und Intensität der verschiedenen Ingredienzien ab,<br />

bevor er die Zutaten mit Ideenreichtum und technischer Finesse zusammenmischt.<br />

Auch vor scheinbar ungewöhnlichen Kombinationen macht seine<br />

Kreativität keinen Halt: Derzeit experimentiert Dirk Hany mit Drinks, die die<br />

Aromen von Gin und Wodka genussvoll mit verschiedenen Teesorten vereinen.<br />

Was genau die Gäste der Widder Bar erwartet, verrät uns Dirk Hany in einem<br />

Interview.<br />

The Luxury Way of Life | 233


CULINARIUM<br />

Viele Gäste greifen immer wieder auf die typischen<br />

Cocktail-Klassiker zurück. Werden diese weiterhin<br />

auf der Barkarte zu finden sein?<br />

Auf jeden Fall, auch wenn sie nicht draufstehen, können<br />

wir diese natürlich jederzeit mixen. Man bekommt also<br />

weiterhin einen Old Fashion, Cosmopolitan oder Singapur<br />

Sling serviert.<br />

Was ist Ihr Lieblingsgetränk?<br />

Ich bin ein Old-Fashion-Trinker. Wenn es heiss ist, trinke<br />

ich jedoch auch sehr gerne mal einen Mojito. Ich trinke<br />

sehr gerne Klassiker, wenn sie richtig gemacht sind.<br />

Old Fashion<br />

Herr Hany, Sie sind seit Dezember neuer Barchef der<br />

Widder Bar in Zürich. Welche Änderungen werden Sie<br />

vornehmen? Wie wird zum Beispiel die neue Barkarte<br />

der Widder Bar aussehen?<br />

Die Barkarte wird kleiner, dafür aber häufiger gewechselt.<br />

Wir werden vermehrt saisonal arbeiten und die Cocktails<br />

der jeweiligen Jahreszeit anpassen. Wir verkleinern das<br />

Cocktailangebot, damit der Gast besser auf unsere Empfehlungen<br />

eingehen kann. Ich und mein Barteam möchten<br />

den Gästen Cocktails empfehlen, die auf sie zugeschnitten<br />

sind. Momentan sind 120 Cocktails auf der Karte, die neue<br />

Barkarte wird nur noch zirka 30 aufweisen. Zusätzlich zu<br />

den saisonalen Cocktails wird es sehr spezielle Cocktails<br />

geben. Sehr viele Eigenkreationen, die ich gemeinsam mit<br />

meinem Team entwickle.<br />

Was bedeutet, Sie arbeiten saisonal?<br />

Es gibt Drinks, die besser zu der einen oder anderen<br />

Jahreszeit passen. Um den Winterblues zu vertreiben,<br />

empfehle ich den süss-herben Whiskey-Klassiker Old<br />

Fashioned. Im Sommer werden wir hingegen sehr viel auf<br />

frische Früchte setzen.<br />

Der Old Fashion ist vielleicht der älteste Cocktail<br />

der Welt. Er besteht nur aus Whiskey, Zucker und Bitter.<br />

Ist aber nicht so leicht zuzubereiten, wie es den<br />

Anschein erweckt. Er ist ein Muss für Fans dunkler<br />

Spirituosen und Liebhaber unverfälschter Aromen.<br />

Also kein Mann für Experimente?<br />

Doch, ich experimentiere sehr gerne. Aus einem meiner<br />

Experimente ist zum Beispiel der sogenannte Yuzujito entstanden.<br />

Dieser ist eine Abwandlung des klassischen<br />

Mojitos. Yuzu ist eine Zitrusfrucht aus Japan, die leicht<br />

bitter ist. Dazu Gingerbier – und fertig ist der Cocktail. Er<br />

ist sehr erfrischend, hat in der Widder Bar schon grossen<br />

Anklang gefunden und ist eine tolle Alternative zum altbekannten<br />

Hugo und Aperol Spritz.<br />

Cocktailkarten können einen leicht überfordern. Wie<br />

können Sie Ihren Gästen die richtige Empfehlung geben?<br />

Wie wissen Sie, was wem schmeckt?<br />

Zuerst kommt es auf die Tageszeit an. Zum Apéro sollten<br />

Drinks eher leicht sein, etwas Erfrischendes. Eine Regel<br />

lautet: Frauen geniessen ihre Cocktails eher lieblich und<br />

fruchtig, Männer eher herb und bitter – aber es gibt auch<br />

hier immer Ausnahmen. Bei gewissen Drinks ist man fast<br />

immer auf der sicheren Seite. Zum Beispiel ein Bellini zum<br />

Apéro. Nach dem Essen oder später am Abend kann man<br />

besser mit Dessert-Cocktails auftrumpfen. Also eher süssliche<br />

Sachen wie ein Clover Club. Ein Cocktail, der bei uns<br />

sehr gut läuft, ist die Banana-Baileys-Collada. Für romantische<br />

Stunden rate ich zu einem fein prickelnden Rosé<br />

Champagner. Den richtigen Cocktail für einen Gast findet<br />

man schnell durch ein kurzes Gespräch. Ich frag meistens:<br />

«Was für Cocktails geniessen sie sonst?» So findet<br />

sich schnell ein Cocktail, der ähnlich ist und doch anders.<br />

Wir versuchen, unseren Gästen immer etwas Neues anzubieten.<br />

Sie haben eine Kochausbildung absolviert. Hilft Ihnen<br />

das bei der Kreation neuer Cocktails?<br />

Mir persönlich hat es sehr geholfen, vor allem in Bezug auf<br />

Geschmackskombinationen. Es fördert die Kreativität beim<br />

Verschmelzen verschiedener Geschmäcker. In meiner Kochlehre<br />

habe ich Schokolade mit Fleisch kombiniert oder<br />

Rosmarin ins Dessert eingebaut. Und so etwas versuchen<br />

wir nun mit Cocktails, um ein ganz neues «Wow»-Erlebnis<br />

zu erschaffen.<br />

234 | PRESTIGE


CULINARIUM<br />

Können Sie mir hierfür ein konkretes Beispiel geben?<br />

Ich kombiniere zum Beispiel gerne Gin mit Tee. Eine meiner<br />

Kreationen enthält einen Kamille-Gin, Lillet und Bitter.<br />

Diese Zutaten ergeben zusammen einen ganz speziellen<br />

Geschmack mit ganz verschiedenen Nuancen. Wir habenzudem<br />

eigens für unsere Margaritas Chilli-Tequila gemacht<br />

– für den scharfen Kick auf der Zunge. Und ein<br />

ganz anderes Experiment, an dem ich schon längere Zeit<br />

arbeite, ist, Cocktails im Fass oder in der Flasche altern<br />

zu lassen.<br />

Ähnlich wie beim Wein?<br />

Ja, so ähnlich. Während der Lagerung verändert sich der<br />

Geschmack des Cocktails. Vor Kurzem haben wir zum Beispiel<br />

einen vierjährigen El Presidente geöffnet. Aus einem<br />

sehr kraftvollen Cocktail ist etwas ganz anderes entstanden,<br />

ein Cocktail, der wie Honig runtergeht. Das ist zum<br />

einen sehr spannend, zum anderen können wir so etwas<br />

wie Jahrgangs-Cocktails anbieten.<br />

Was macht einen guten Bartender aus?<br />

Freundlichkeit. Eine Bar ist wie ein Theater und wir Barkeeper<br />

sind die Schauspieler, die Gäste sind die Zuschauer. Sobald<br />

wir zur Arbeit kommen, übernehmen wir die Rolle des<br />

Barkeepers und das bedeutet: immer höflich sein, immer gut<br />

gelaunt sein, voller positiver Energie stecken und jeden Gast<br />

mit einem Lächeln begrüssen. Ein weiterer wichtiger Punkt<br />

ist Aufmerksamkeit. Ein guter Barkeeper sollte seine Gäste<br />

immer im Blick haben, um deren Wünsche schon vorauszuahnen.<br />

Und, last but not least, natürlich das Fachwissen. Ein<br />

guter Bartender muss über die Spirituosen und über das<br />

Angebot Bescheid wissen. Das bedeutet, auch ein Bartender<br />

hat nie ausgelernt. Monatlich kommen neue Spiritu osen auf<br />

den Markt, man sollte also immer auf dem Laufenden sein.<br />

Und das nicht nur, was Spirituosen anbelangt, sondern auch<br />

das aktuelle Zeitgeschehen, um mit den Gästen spannende<br />

Gespräche führen zu können.<br />

Woher bekommen Sie Inspirationen für neue Cocktailkreationen?<br />

Ich lasse mich gerne von anderen Barkeepern inspirieren.<br />

Viele Menschen haben ein fotografisches Gedächtnis, ich<br />

habe ein geschmackliches. Ich kann mir einzelne Geschmäcker<br />

vorstellen und diese im Kopf kombinieren, erahnen,<br />

ob sie zusammenpassen. Wenn ich ein Kraut sehe<br />

wie Holunder oder Wacholder, dann geht automatisch<br />

durch meinen Kopf, was ich damit kombinieren könnte.<br />

Das können ganz einfache Bausteine sein, die man unerwartet<br />

zusammensetzt.<br />

Die Widder Bar hat eine lange Tradition. Sind Sie<br />

dieser Tradition als neuer Barchef verpflichtet?<br />

Die Widder Bar ist eine klassische Bar und daher werden<br />

wir auch weiterhin im klassischen Stil klassische Cocktails<br />

servieren und nicht anfangen, effekthaschende Spielereien<br />

einzubauen. Alles, was wir servieren, soll das Geschmackserlebnis<br />

verstärken und überraschen. Unser «Smoky<br />

Whisky Sour» spricht beispielsweise alle Sinne an. Den<br />

altbewährten Mix aus Zitronensaft, Zuckersirup und Whisky<br />

servieren wir unter einer Glocke und angereichert mit<br />

Buchenholz-Rauch, der dem Drink eine würzige Note verleiht.<br />

Gehen Sie in Ihrer Freizeit auch in Bars?<br />

Ja, das ist ein Hobby von mir. Ich liebe Bars. Am liebsten<br />

sitze ich am Tresen.<br />

Welches ist Ihre Lieblingsbar (die Widder Bar ausgenommen)?<br />

Die Kronenhalle. Dort ist es schön ruhig, die Bartender<br />

leben ihren Beruf, es erwartet einen ein sehr professioneller<br />

Service. Auch die Bar El Floridita im Zentrum von<br />

Havanna kann ich nur empfehlen. Ich liebe geschichtsträchtige<br />

Bars. Hier hockte bereits Ernest Hemingway am<br />

Tresen.<br />

Jazz & Drinks<br />

Gäste der Widder Bar kommen neben einem extravaganten<br />

Sortiment an Edeldrinks – die Whisky-Kollektion<br />

der Bar umfasst ausgesuchte Raritäten wie einen<br />

40 Jahre alten Macallan von Gordon & MacPhail oder<br />

einen 30 Jahre alten Black Bowmore von 1964 – in<br />

den Genuss von Live-Auftritten angesagter Jazzgrössen.<br />

Alljährlich im Frühling und Herbst begeistern renommierte<br />

Stars und angesagte Newcomer zwischen<br />

modernen Widderskulpturen und mittelalterlichen Holzbalken<br />

das Publikum bei mitreissenden Konzerten.<br />

The Luxury Way of Life | 235


Das traditionsreiche und mehrfach ausgezeichnete<br />

Familienunternehmen Brugal produziert bereits<br />

in der fünften Generation den beliebtesten Rum<br />

der Karibik. 1888 in der Dominikanischen<br />

Republik gegründet, hat es seine Produktpalette<br />

über die Jahre stetig erweitert und perfektioniert.<br />

Heute sind sechs verschiedene Sorten im<br />

Schweizer Handel erhältlich, von denen alle nach<br />

streng geheimen Familienrezepten hergestellt<br />

werden und sich durch ein typisch trockenes<br />

Geschmacksprofil auszeichnen. Das Aushängeschild<br />

des Premium-Rumherstellers ist<br />

der Brugal Papá Andrés – ein exklusiver und<br />

auf 500 Stück limitierter Spitzen-Rum, der über<br />

Jahre in den besten Sherry- und Eichenfässern<br />

des Hauses reifen durfte.<br />

Brugal – Der beliebteste Rum der Karibik<br />

Die Kunst des Geniessens<br />

Mit den wunderbaren und einzigartigen Primeros by Davidoff<br />

Nicaragua ist jeder in der Lage, für 15 Minuten die Zeit anzuhalten,<br />

um auszuspannen, zu geniessen und sich zu besinnen. Die<br />

handgefertigten Zigarren sind der ideale und genussvolle Begleiter<br />

solcher Auszeiten und füllen diese, so kurz und flüchtig sie auch<br />

sein mögen, mit vollmundigem Geschmack aus. Die ursprünglichen<br />

Davidoff Nicaragua mit ihrem einzigartig bittersüssen und vielfach<br />

preisgekrönten Geschmack sind als Primeros in den Ausführungen<br />

Nicaragua und Nicaragua Maduro erhältlich.<br />

www.davidoff.com<br />

Tisch-Schnapsbrennerei<br />

Nach dem Essen noch einen Schnaps, und zwar selbst gebrannten,<br />

aber natürlich ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu treten! Die<br />

Destillierung ist völlig legal und vom Zoll zugelassen, da das Volumen<br />

der Blase unter 0,5 Liter liegt. Die Tisch-Schnapsbrennerei macht es<br />

möglich. Einfach Rot- oder Weisswein in die Brennblase aus Glas füllen,<br />

etwas Spiritus ins Stövchen giessen, Docht anzünden, und schon<br />

tröpfelt der konzentrierte Alkoholdampf durch die Kondensationsspirale<br />

als Schnaps gemächlich in das bereits wartende Glas.<br />

www.EUROtops.ch<br />

236 | PRESTIGE


Ein Geschmackserlebnis der ganz besonderen Art<br />

Im Gegensatz zu den bisherigen Griffins Zigarren sind die Gran Robusto optisch etwas länger<br />

und haben, aufgrund der heutigen Vorliebe für mehr Rauch generierende Zigarren, ein<br />

unwesentlich grösseres Ringmass als das bisherige Format. Der hochqualitative und verzaubernde<br />

Einlagetabak stammt aus der Dominikanischen Republik und wird elegant<br />

von einem exquisiten, peruanischen Umblatt zusammengehalten. Geschmacklich bieten<br />

die Gran Robustos ein äusserst angenehmes Raucherlebnis, welches wegen der milden<br />

bis mittleren Stärke perfekt mit einem süssen, nicht zu schweren Rum oder leichten Single<br />

Malt zusammenpasst und seine Aficionados überraschen wird.<br />

www.griffinscigars.com<br />

SHORTCUTS<br />

Der älteste Rum der Welt<br />

Vor über 50 Jahren wurde auf Jamaika eine Auswahl unterschiedlicher Rumsorten handverlesen<br />

und zur Reifung eingelagert, um zum Jubiläum der jamaikanischen Unabhängigkeit<br />

einen einzigartigen Rum zu schaffen. Das Ergebnis ist der Appleton Estate 50 Year Old<br />

Jamaica Independence Reserve. Erst nachdem jede einzelne Rumsorte auf Vollkommenheit<br />

der Reife und Komplexität geprüft wurde, führte die Master Blenderin Joy Spencer die<br />

unterschiedlichen Rumsorten in einem speziellen Fass zusammen. Nach weiteren<br />

Monaten der Reifung erlangten sie einen gemeinsamen, einzigartigen Charakter. Das<br />

Ergebnis ist ein ausgeglichener, neu definierter Rum. Mit diesem besonderen, über<br />

50 Jahre lang gereiften Rum eröffnet Appleton ein völlig neues Marktsegment.<br />

Lediglich 800 Flaschen des exklusiven Rums wurden weltweit angeboten – dies<br />

nur in wenigen auserwählten Geschäften. Der Appleton Estate 50 Year Old ist ein<br />

begehrtes Sammlerstück. Den edlen Charakter des Rums unterstreicht die<br />

handgefertigte Flasche mit goldfarbenen Symbolen Jamaikas, welche in einer<br />

schwarz lackierten hochwertigen Holzbox angeboten wird.<br />

www.appletonestate.com<br />

«Mythology Mixology»<br />

ehrt Cocktail-Klassiker<br />

Die schöne Hollywood-Schauspielerin Eva Green tritt in die Fussstapfen von<br />

Uma Thurman und wird die Muse des Campari-Kalenders 2015. Unter dem<br />

Motto «Mythology Mixology» widmet sich der Kalender der einzigartigen und<br />

bunten Geschichte von Campari und zwölf beliebten Campari-Cocktail-Klassikern.<br />

Das neue Thema nimmt Fans mit auf eine Reise in die Vergangenheit und<br />

interpretiert, wie zwölf der bekanntesten Campari-Drinks entstanden sind.<br />

Jeden Monat stehen ein besonderer Cocktail-Klassiker sowie die damit verbundenen<br />

Anekdoten, Legenden und Kuriositäten des Rezeptes im Mittelpunkt.<br />

Während Eva Green vor der Linse für den Campari-Kalender vielen<br />

bekannten Hollywood-Schauspielerinnen folgt, war der Platz hinter der Kamera<br />

bislang eine Männerdomäne. Für die 16. Edition des Campari-Kalenders<br />

wurde mit der renommierten Kunst-Fotografin Julia Fullerton-Batten zum<br />

ersten Mal eine Frau engagiert.<br />

www.campari.com<br />

The Luxury Way of Life | 237


A<br />

PIECE<br />

OF<br />

ART<br />

Es war einer der typischen Sommertage in New York City.<br />

Die schier erdrückend schwüle Hitze liess einen gerne<br />

in klimatisierte Räume flüchten, als ich die Lobby eines Hotels<br />

in der Upper East Side betrat und mich der freundliche<br />

Concierge in den 9 Floor begleitete. In der Suite, deren Fensterfront<br />

den Blick auf den Central Park freigab, sassen entspannt<br />

meine beiden Interviewpartner: Dr. Bill Lumsden, der Chef-Createur<br />

der Glenmorangie Whiskys, und der international<br />

bekannte Künstler Idris Khan.<br />

Sabine Hauptmann<br />

238 | PRESTIGE


CULINARIUM<br />

PRESTIGE: Herr Lumsden, wie kam es überhaupt zu<br />

der Verbindung zwischen dem internationalen Künstler<br />

Idris Khan und dem Hause Glenmorangie?<br />

DR. BILL LUMSDEN: Idris war bereits bestens bekannt<br />

im Hause LVMH. Wir wollten mit Pride II 1978 ein aussergewöhnliches,<br />

unvergleichbares Produkt erschaffen, welches<br />

uns von den Mitbewerbern deutlich unterscheidet.<br />

Es war für mich eine neue und spannende Erfahrung, mit<br />

Idris in seinem Studio in London zu arbeiten. Ziel war es,<br />

ein Kunstwerk, welches den Herstellungsprozess und die<br />

Historie eines besonderen Whiskys einfängt, zu erschaffen.<br />

Eine wunderbare Koinzidenz ist zudem, dass Idris Khan<br />

1978 geboren ist.<br />

Herr Kahn, die meisten Ihrer Werke haben einen repetitiven<br />

Charakter, der durch die Inspirationsquellen<br />

Musik, Religion und Geschichte zustande kommt. Was<br />

war die Quelle der Inspiration bei Whisky?<br />

IDRIS KHAN: Meine Neugierde und meine Kreativität<br />

lassen mich immer gerne Projekte verwirklichen, die «Out<br />

of the box» sind.<br />

Wie hoch wird der Verkaufspreis bei diesem aussergewöhnlichen<br />

Whisky mit einer auf weltweit 700 Stück<br />

limitierten Flaschenzahl sein?<br />

DR. BILL LUMSDEN: Die Flaschen werden nur an einen<br />

selektiven Kreis von Whisky-Liebhabern weiterverkauft. In<br />

der Schweiz gehen 24 Flaschen an Bars, Lounges und Hotels.<br />

Der Endkonsument kann den Pride II 1978 ab Oktober<br />

<strong>2014</strong> im Offenausschank im Hotel Widder und Hotel Dolder<br />

in Zürich und im Waldhaus in St. Moritz degustieren.<br />

Wer ist die anvisierte Konsumentenzielgruppe für ein<br />

derart exklusives Produkt?<br />

DR. BILL LUMSDEN: Sie erhalten mit dem Produkt eine<br />

Entstehungsgeschichte, die einen Jahrzehnte dauernden<br />

Der Prozess, wie Whisky über Jahrzehnte in der Umgebung<br />

und Landschaft von Schottland in eigens selektierten<br />

Eichenfässern entwickelt wird, hat eine enge Verwandtschaft<br />

zur Entstehung meiner Kunstwerke.<br />

Was haben Sie zur Einführung für den Pride II 1978<br />

gestaltet?<br />

IDRIS KHAN: Ich habe nach diversen Besuchen in Schottland<br />

und vielen Gesprächen mit Bill meine visuellen Eindrücke<br />

aus dem historischen Haus und der Destellerie eingefangen<br />

und zu einem Werk verarbeitet – wie meistens mit<br />

der Kamera –, aber nicht als isolierte Momentau f nahme.<br />

Der Whisky<br />

Glenmorangie wurde bereits im Jahre 1843<br />

in den Schottischen Highlands gegründet<br />

und machte sich seither einen Namen mit<br />

Single Malt Whiskys von hervorragender<br />

Qualität.<br />

Der Biochemiker Dr. Bill Lumsden ist seit<br />

1995 bei Glenmorangie als Manager der<br />

Destillerie und Chef-Createur. Er wurde mit<br />

zahlreichen Auszeichnungen für seine<br />

Whisky-Kreationen geehrt, zuletzt 2012:<br />

«Distiller of the Year by the International<br />

Wine & Spirit Competition».<br />

The Luxury Way of Life | 239


CULINARIUM<br />

Entwicklungsprozess eines wahrhaft aussergewöhnlichen<br />

Whiskys enthält. Für den Pride II 1978 wurde eigens eine Box<br />

kreiert, die eine Kristallflasche von Lalique umschliesst.<br />

Ich gehe davon aus, dass sich die Konsumenten aus Individualisten,<br />

die einzigartige Qualität schätzen, Sammlern<br />

und wahren Geniessern zusammensetzten werden.<br />

In welchen Märkten finden Sie diese Zielgruppen?<br />

DR. BILL LUMSDEN: Als Marke Glenmorangie haben wir<br />

den grössten Absatzmarkt vor Ort in den Vereinigten Staaten,<br />

gefolgt von dem Markt in UK, der allerdings von der<br />

Stückzahl nur halb so bedeutend ist wie der amerikanische<br />

Exportmarkt. Asien als Region hat für den Konzern als auch<br />

für unsere Whiskys eine grosse Bedeutung.<br />

IDRIS KHAN: Deshalb wurde auch für die Lancierung beider<br />

Kunstwerke New York ausgewählt und heute Abend<br />

werden wir im kleinen Kreis das Geheimnis um mein<br />

Kunstwerk und das von Pride II 1978 lüften.<br />

Der Künstler<br />

Idris Khan ist ein weltbekannter Gegenwartskünstler,<br />

der 1978 als Sohn einer britischen Mutter und eines<br />

pakistanischen Vaters in England zur Welt kam.<br />

Er hat an der Derby University und am Royal College of Art<br />

bis zum Jahr 2004 studiert und jeweils mit einem Master<br />

abgeschlossen. Seither hatte er zahlreiche Ausstellungen in<br />

namhaften Galerien.<br />

Bereits jetzt befinden sich einige seiner einzigartigen Fotound<br />

Videokunstwerke in den permanenten Ausstellungen<br />

der Museen. Beispielsweise: Centre Georges Pompidou in<br />

Paris, Solomon R. Guggenheim Museum in New York<br />

oder in der Saatchi Gallery in London.<br />

240 | PRESTIGE


DER BESTE BARTENDER DER SCHWEIZ<br />

ALEXANDROS NICOLAIDES<br />

Ein Berner Oberländer mit zypriotischen Wurzeln<br />

ist vor Kurzem beim Event «Swiss World Class<br />

Bartender <strong>2014</strong>» zum besten Barkeeper der<br />

Schweiz gekürt worden. Alexandros Nicolaides<br />

heisst das kreative Nachwuchstalent, das sich am<br />

Finaltag von seiner coolen Seite zeigte und sich<br />

am Ende mit seinem Gewinnerdrink «Amen» gegen<br />

die Konkurrenz durch-setzen konnte. Der unkonventionelle<br />

Cocktail, der mit Ron Zacapa, dem<br />

zypriotischen Likörwein Commandaria, Rohzuckersirup<br />

und Rosmarin gemixt wird, scheint die erfahrenen<br />

Jurymitglieder voll überzeugt zu haben.<br />

In Zürich stand der 32-jährige Familienvater bereits<br />

im «El Lokal» und im «Hotel Rivington & Sons»<br />

hinter der Theke. Aktuell ist er stellvertretender<br />

Geschäftsführer in der «Wings Airline Bar».<br />

3<br />

FRAGEN<br />

Welche Eigenschaften muss man als bester Barkeeper<br />

der Schweiz mitbringen?<br />

Die wahre Herausforderung liegt darin, in allen Dingen das<br />

Besondere zu entdecken – und das ist meist das Einfache.<br />

Das Geheimnis eines guten Cocktails, aber auch eines<br />

guten Gastgebers ist es, genau diese Einfachheit (mit<br />

Liebe) hervorzuholen und erfahrbar zu machen. Um in dieser<br />

Liga mitmischen zu können, müssen alle Sinne zum Einsatz<br />

kommen. Wichtig ist es, dem Moment die gebührende<br />

Aufmerksamkeit zu schenken. Das fühlt sich dann wie ein<br />

Zen-Moment an.<br />

Rechnen Sie sich Chancen für die Weltmeisterschaften<br />

der Bartender aus?<br />

Sich Chancen auszurechnen, ist meist der falsche Weg.<br />

Es werden am World Class Global Final in England die<br />

50 besten Bartender gegeneinan-der antreten. Die Herausforderungen sind immens,<br />

die Konkurrenz genial. Eine gewisse Gelassenheit wird bestimmt nötig sein, um sich<br />

nicht vorschnell zu verkrampfen. Ich werde mein Bestes geben, mich nicht in Siegeskalkulationen<br />

verrennen und mich viel mehr auf das Handwerk, das Timing und die<br />

Inspiration konzentrieren. Das sind die Werkzeuge, die man benötigt, um zu gewinnen.<br />

Als Profi-Bartender wissen Sie genau, wie man die besten Cocktails der Welt zubereitet.<br />

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsdrink?<br />

Ich habe einen gewaltigen Respekt und eine Schwäche für sehr klassische Drinks, welche<br />

die Zeit überdauert haben. Ich mag beispielsweise einen frischen Gimlet mit Tanqueray<br />

No. 10 oder einen geschmeidigen Sazerac, den ältesten überlieferten Cocktail der Welt,<br />

der seinen Ursprung in New Orleans hat. Alkohol ist Geschichte und Geschichte nimmt<br />

sich Zeit. Leute, nehmt Euch Zeit, wenn Ihr Euch einen guten Cocktail zu Gemüte führt. In<br />

diesem Sinne: Cheers!<br />

The Luxury Way of Life | 241


DIE BESTEN<br />

BARS DER<br />

WELT<br />

Die internationale Barkultur erlebt gerade eine neue Blütezeit. Zahlreiche<br />

Neueröffnungen, professionelle Internet-Blogs und alljährlich stattfindende<br />

Bartender-Wettbewerbe haben dem gepflegten Cocktailschlürfen zu einem<br />

neuerlichen Popularitätsschub verholfen. Die Qualität der Angebote steigt<br />

kontinuierlich, und wir sind uns sicher: So gut wie heute waren die Drinks<br />

noch nie. Dabei ist es ganz egal, ob man sie im Penthouse eines Tokioter<br />

Luxus-Hochhauses oder in einer Singapurer Seitenstrasse serviert bekommt.<br />

Was zählt, sind vor allem die Cocktails – und die jeweils einzigartige<br />

Atomsphäre!<br />

Den Weg zu dieser Bar findet man in keinem Tourismusführer<br />

und auch nicht über deren Website. Allein ihr Name verrät<br />

dem Durstigen, wo es lang geht. Untergebracht in einem<br />

eher unscheinbaren und baufällig wirkenden Gebäude in der<br />

Hong Kong Street, erwartet den Gast hier amerikanische<br />

Cocktailkultur vom Feinsten – und das in Südostasien!<br />

Aber auch erlesene US-Craft-Biere und Champagnersorten<br />

stehen auf der Karte.<br />

Bar 28 Hong Kong Street Singapur<br />

New York Bar Tokio<br />

Auf der Spitze des Tokioter Park Hyatt-Hochhauses<br />

– in luftigen 235 Metern Höhe – befindet<br />

sich die berüchtigte New York Bar. Ihr edles<br />

Innendesign – raumhohe Fenster, erlesene dunkle<br />

Hölzer – sowie der prächtige Ausblick, den<br />

man von hier oben geniessen kann, machen sie zu<br />

einer der besten Roof-Top-Bars der Welt. Wer<br />

hier den ein oder anderen geschüttelten Martini zu<br />

viel bestellt, kann sich schon einmal leicht für<br />

James Bond persönlich halten.


Nightjar Bar London<br />

Auch diese Londoner Bar wirkt von aussen alles andere<br />

als glamourös. Drinnen fühlt man sich ein wenig in<br />

die amerikanische Prohibitionszeit zurückversetzt, das<br />

Retrointerieur – bestehend aus viel Holz, einer kleinen<br />

Bibliothek und schummrigen Lampen – trägt seinen Teil<br />

dazu bei. Auch was die Cocktails angeht, haben sich<br />

die Betreiber auf die Klassiker besonnen. Spezialität des<br />

Hauses ist der London Mule – ein Cocktail aus Gin,<br />

Rhabarbersaft, Ginseng Spirit und Galgant-Bier. Die<br />

vielen Musikevents und Cocktailworkshops machen die<br />

exklusive Bar für alle Nachtschwärmer zu einem<br />

beliebten Ausflugsziel!<br />

Diese exklusive Londoner Bar gehört zum<br />

edlen Langham Hotel und ist vom «Drinks<br />

International Magazin» nun schon zum zweiten<br />

Mal zur besten Bar der Welt gekürt worden.<br />

Chef-Bartender ist der vielfach ausgezeichnete<br />

Tscheche Alex Kratena, der zusammen mit seinem<br />

Team immer wieder neue Standards in Sachen<br />

Mixkultur setzt. Die Gäste können sich hier auf das<br />

grösste Rumsortiment Londons, ausgewählte<br />

Champagnersorten sowie zahlreiche originelle<br />

Cocktails freuen, die oft in aufwendiger Montur auf<br />

den Tresen kommen. Eine Spezialität des Hauses<br />

ist der «Artesian’s Aqui Estoy Cocktail», der mit<br />

Mezcal und Tequila gemixt und dem Gast in einem<br />

Totenschädel serviert wird!<br />

Artesian Bar London<br />

Candelarian Bar Paris<br />

Diese Pariser Bar ist ein echter Geheimtipp. Vor allem<br />

Freunde mexikanischer und südamerikanischer Spezialitäten<br />

kommen hier voll auf ihre Kosten: Die Tacos sollen zu den<br />

besten der Stadt gehören und werden – sichtbar für den Gast<br />

– in einer offenen Küche zubereitet. Auch das grosse und<br />

exklusive Tequila-Sortiment lässt keine Wünsche offen – aber<br />

Vorsicht, hochprozentig! Am besten man bucht gleich für<br />

den nächsten Morgen das Katerfrühstück: den Candelarian-<br />

Cocktail-Brunch, der immer samstags und sonntags<br />

serviert wird und dem Ausnüchtern keine Chance lässt …<br />

The Luxury Way of Life | 243


CULINARIUM<br />

BARTENDERS<br />

FINEST<br />

DIE ROLEX UNTER DEN<br />

SODA SIPHONS<br />

Die «Roaring Twenties» verwandelten die Hauptstädte der<br />

Welt in wahre Hexenkessel! London, Paris,<br />

New York und Berlin – der Erste Weltkrieg war vorüber und die<br />

Menschen wollten sich wieder amüsieren. In den<br />

Strassen der schillernden Städte schossen Musikclubs,<br />

Bars und Amüsiertempel aus dem Boden.<br />

Und mit ihnen trat der Soda Syphon seinen<br />

Siegeszug um die Welt an.<br />

Lilly Steffen<br />

Die Siphon Manufaktur<br />

244 | PRESTIGE


CULINARIUM<br />

Der Erste Weltkrieg war vorüber und die<br />

«Roaring Twenties» begannen – es war die<br />

Zeit, in der die englische Gesellschaft<br />

durch die industrielle Produktion und das Wahlrecht<br />

der Frau modernisiert wurde. Das «Jazz<br />

Age» war in England am Erblühen und junge<br />

Londoner änderten die althergebrachten Gewohnheiten.<br />

Sie begannen, ihre Abende in Clubs zu<br />

verbringen. Während die Erfindung der Schallplatte<br />

Musik und Tanz revolutionierte, wurden<br />

Cocktails, die auf Whisky basieren, zu den Lieblingsgetränken<br />

der jüngeren Generation. Da kohlensäurehaltige<br />

Drinks immer beliebter wurden und<br />

dem Geschmack der Jungen entsprachen, entwickelte<br />

sich der Soda Siphon zu einem echten<br />

Must-have. Die Siphon- Kultur, der neue Chic,<br />

eroberte England im Sturm. Soda Siphons waren<br />

jetzt in Londoner Zigarren- und Jazz-Clubs sowie<br />

Tanzlokalen, in denen Gin mit Tonic und Whiskey-Soda<br />

serviert wurde, all gegenwärtig.<br />

Ganz Paris träumt im Art-déco-Stil<br />

Auch in Paris keimte nach Ende des Ersten Weltkrieges<br />

wieder Hoffnung auf. Ein Wind der Modernisierung<br />

zog durch die gesamte Stadt, die Artdéco-Bewegung<br />

und die modische Coco Chanel<br />

fanden immer grösseren Zuspruch bei den Parisern.<br />

Die Emanzipation der Frau spielte eine<br />

grosse Rolle in der Gesellschaft. Die kulturelle,<br />

künstlerische und intellektuelle Szene von Paris<br />

strahlte in die ganze Welt hinaus. Das Moulin<br />

Rouge boomte wieder und bot Raum, Cancan zu<br />

tanzen. Musikclubs waren gut gefüllt, Bistros und<br />

Brasserien benutzten ihre Siphons, um den Durst<br />

der jungen und vergnügten Pariser zu stillen. Der<br />

Soda Siphon wurde auf Café-Terrassen rund um<br />

den Montmartre gesichtet, in denen Künstler wie<br />

Picasso zu den Stammgästen gehörten. Als Synonym<br />

für den «Pariser Chic» war der Soda Siphon<br />

jetzt endgültig Teil der Pariser Kultur geworden.<br />

New York: Im Bann der Jazzclubs<br />

Auch in New York schossen Seite an Seite Jazzclubs<br />

und Wolkenkratzer wie das Empire State<br />

Building empor. Es war die Ära des legendären<br />

Great Gatsby mit all seiner Dekadenz und seinen<br />

Ausschweifungen, die ihr jähes Ende im wohl<br />

berühmtesten Börsencrash der Wirtschaftsgeschichte,<br />

dem Black Thursday, fand.<br />

Und immer, wenn sich die Nacht in den Jazzclubs<br />

der Stadt wieder in ein Spektakel verwandelte,<br />

gefeiert und getanzt wurde, war dabei immer auch<br />

der besondere, rhythmische Klang der Seltersflaschen<br />

zu hören. Als ein Symbol des sozialen<br />

Status explodierten geradezu die Verkaufszahlen<br />

der Siphonhersteller in den Jahren 1925 und 1926.<br />

So legten die Soda Siphons auch Auftritte in der<br />

Filmindustrie hin, zu sehen in zahlreichen Filmen<br />

zwischen den Jahren 1930 und 1960.<br />

The Luxury Way of Life | 245


CULINARIUM<br />

Die Glanzzeiten des Hotel Adlon in Paris<br />

Nachdem in Berlin die Schatten des Krieges<br />

gewichen waren, entwickelte sich die Stadt rasch<br />

zu einer der kulturell, wirtschaftlich und wissenschaftlich<br />

bedeutendsten Metropolen der Welt.<br />

Wissenschaftler wie Einstein, Heisenberg und<br />

Schrödinger revolutionierten die Denkweise der<br />

modernen Physik. Charles Lindbergh überquerte<br />

als erster Mensch den Atlantik nonstop im Alleinflug,<br />

während in der Kunst Dadaismus und Art<br />

déco aufkamen. Zur selben Zeit, in der «Der<br />

Grosse Gatsby» (F. Scott Fitzgerald) und «Ulysses»<br />

(James Joyces) entstanden, wurden in<br />

Deutschland Werke von Herrmann Hesse, Erich<br />

Maria Remarque und Franz Kafka publiziert. Stars<br />

wie Charlie Chaplin stiegen im prestigeträchtigen<br />

Hotel Adlon ab, in dem auch Marlene Dietrich<br />

entdeckt worden war, bevor sie anschliessend zur<br />

ersten grossen deutschen Hollywoodschauspielerin<br />

avancierte. Swing-Musik und die Einführung<br />

des Tonfilms veränderten das Nachtleben gänzlich.<br />

Es war eine Zeit des Überflusses, der Exzesse<br />

und der ungezügelten Feiern. Neben Champagner<br />

und Spirituosen durften Soda Siphons<br />

nicht fehlen.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg endete der Siegeszug<br />

des Soda Siphons in den USA. Getränke wie<br />

Cola machten dem Sodawasser Konkurrenz. In<br />

Europa hingegen erlebte der mit einer Kohlensäurepatrone<br />

betriebene Siphon nach dem Krieg nochmals<br />

eine wahre Renaissance. ln den 1950er Jahren<br />

gehörte er zur Grundausstattung eines modernen<br />

Haushalts, farbenfroh beschichtete Aluminiumgehäuse<br />

trugen dazu bei, dass sich diese Geräte<br />

in jeder Umgebung optimal präsentieren liessen.<br />

Danach kamen sie jedoch nur noch selten in<br />

privaten Haushalten zum Einsatz. Bars und Gastronomiebetriebe<br />

bilden heute die letzten Refugien,<br />

in denen diese Geräte zu finden sind.<br />

Ein echtes Stück Geschichte<br />

Wenn sich der stilvolle New Yorker im Jahre 1930<br />

an einem heissen Sommertag erfrischen wollte,<br />

nahm er sich die Zeit, eine hausgemachte Zitronenlimonade<br />

in den Hamptons zu geniessen. Der<br />

nötige «fizz» kam damals traditionell aus einem<br />

Sparktlets New York Soda Siphon – hergestellt in<br />

der 46th Street in Manhattan. Diese vor langer Zeit<br />

verloren gegangene Tradition beleben seit 2011<br />

zwei Münchener mit ihrer Siphon-Manufaktur wieder.<br />

Mit Herz und Hand restauriert ein kleines<br />

Team diese eleganten Soda Siphons – jeder Einzelne<br />

ist ein Unikat aus den 1930er-Jahren – und<br />

verhilft ihnen somit zu neuem Glanz. Nicht nur das<br />

Baujahr, sondern auch der Fertigungsort und interessanterweise<br />

der letzte Aufenthaltsort vor der<br />

Restauration werden im individuellen Authentizitätsnachweis<br />

genannt. Egal, ob es sich um einen<br />

im Jahr 1932 in New York gefertigten und kürzlich<br />

in Manhattan gefundenen Soda Siphon handelt,<br />

einen aus dem Paris der 1920er-Jahre, der in<br />

Monaco entdeckt wurde – jedes Exemplar ist ein<br />

Original mit eigener Geschichte, die nur darauf<br />

wartet, weitergeschrieben zu werden.<br />

Warum Sodawasser?<br />

Füllt man einen Soda Siphon mit<br />

Wasser, schraubt dann eine<br />

CO 2 -Kapsel ein und schüttelt den<br />

Soda Siphon anschliessend kurz<br />

und kräftig, entsteht frisches Sodawasser.<br />

Dieses ist im Geschmack<br />

ausgewogener und feinperliger als<br />

abgefülltes Mineralwasser mit<br />

Kohlensäure und daher traditionell<br />

erste Wahl für Cocktails und<br />

Limonaden – wird aber auch gerne<br />

pur genossen.<br />

246 | PRESTIGE


CULINARIUM<br />

ANLÄSSE STILVOLL FEIERN<br />

Besondere Anlässe zu feiern erfordert eine besondere Ambiance, denn<br />

Feste sind so individuell wie ihre Gastgeber. Schliesslich möchte<br />

man den Gästen ein unvergessliches Erlebnis schenken, sich von seiner besten<br />

Seite zeigen und den eigenen Stil aufs Schönste zum Ausdruck bringen.<br />

Rosanna Lopomo<br />

«Wir realisieren Eventprojekte mit grösster Sorgfalt,<br />

perfektem Timing und mit viel Liebe zum Detail.»<br />

– Heinz Huber –<br />

Für die einen bedeutet dies aussergewöhnliche Eleganz, für andere ist es<br />

unkonventionelle Originalität. Und wieder andere möchten der Zeit immer<br />

ein wenig voraus sein. Welches Event auch immer in Planung ist – sei es<br />

eine kleine, aber feine Gartenparty, eine exklusive Jubiläumsfeier mit individueller<br />

Zeltarchitektur oder ein festliches Grossereignis –, die Blasto AG mit Sitz<br />

in Rapperswil-Jona verleiht seit über 30 Jahren als führender Schweizer Anbieter<br />

von Mietzelten und Mietmobiliar jedem Anlass den stilsicheren Auftritt.<br />

Eine 30-jährige Erfolgsgeschichte<br />

Die Leidenschaft für Perfektion, Klasse, Qualität und Ästhetik macht die Blasto<br />

AG zu einem der führenden Schweizer Anbieter für Mietzelte und Mietmobiliar.<br />

Das Unternehmen wurde 1983 gegründet. Heinz Huber übernahm damals die<br />

Geschäftsführung der kleinen Blachen- und Storenfirma in Rapperswil-Jona.<br />

Im Jahr 1987 wurde der Grundstein für die heutige Unternehmenstätigkeit gelegt.<br />

Die einfache Idee, über Kleininserate die Vermietung von Partyzelten anzubieten,<br />

kam gut an. Privatkunden rund um den Zürichsee buchten Partyzelte<br />

für ihre Anlässe im Garten. Bereits in den darauffolgenden Jahren<br />

verstärkte sich die Nachfrage nach grösseren Partyzelten,<br />

passendem Mietmobiliar, neuen Standorten<br />

und Rundumservice. Der erste Meilenstein<br />

der Blasto-Erfolgsstory war gelegt. Als Pionier in<br />

Sachen Zeltinfrastrukturen lancierte das Unternehmen<br />

die legendären schneeweissen Pagodenzelte.<br />

Heute zählen zum Kundenkreis des Unternehmens<br />

nicht nur anspruchsvolle Privatkunden,<br />

sondern zahlreiche nationale und internationale<br />

Brands und Corporate-Kunden, die von der Konzeption,<br />

über die Planung bis hin zur Umsetzung<br />

ihrer Veranstaltungen Wert auf Professionalität, Zuverlässigkeit,<br />

Flexibilität und Leistungsstärke legen.<br />

Die vielfältige Auswahl an Zeltarchitekturen wie<br />

beispielsweise Transparentzelte, Zeltkuben, Zendome<br />

und individuelle mobile Raumlösungen bieten<br />

grenzenlose Gestaltungsmöglichkeiten. Einen<br />

Namen hat sich Blasto auch im Bereich Event-<br />

Mobiliar gemacht. Das Mietprogramm besticht<br />

durch eine einzigartige Auswahl an Mietmöbeln<br />

und Event accessoires, die sich sehen lassen<br />

kann. Die Palette umfasst Banketttische, Stühle,<br />

Lounge möbel, Eventzubehör in unterschiedlichsten<br />

Design richtungen und in beinahe jeder gewünschten<br />

Stückzahl.<br />

The Luxury Way of Life | 247


WUSSTEN<br />

SIE SCHON …?<br />

Viel Moos für Moos<br />

Im weltberühmten Kopenhagener Restaurant Noma gibt es<br />

ausgebackenes Moos. Der Küchenchef René Redzepi,<br />

dessen Restaurant schon mehrmals zum «besten Restaurant<br />

der Welt» gekürt wurde, bietet ausschliesslich Gerichte<br />

aus regionalen Zutaten an. So stehen etwa auch Wurzeln,<br />

Tannennadeln und zahlreiche Wildkräuter aus den skandi navischen<br />

Wäldern auf der Speisekarte. Auf Olivenöl und andere<br />

exportierte Lebensmittel wird hingegen ganz bewusst verzichtet.<br />

Das Lieblingsgetränk der Russen<br />

Nein, ist nicht der Wodka! Sondern Kwas,<br />

ein dunkles, limonadenartiges Erfrischungsgetränk,<br />

das geschmacklich an Malzbier<br />

erinnert, sich allerdings eher durch eine<br />

gewisse Säure als durch Süsse auszeichnet.<br />

Hergestellt wird das Nationalgetränk Nr. 1<br />

aus einem Schwarzbrotsud, der wohl in<br />

früheren Zeiten zur Resteverwertung diente.<br />

Seit mehreren Jahrhunderten gibt es<br />

dieses Getränk nun bereits, auch in vielen<br />

anderen slawischen Ländern wurde<br />

und wird es gern bestellt. Der Name «Kwas»<br />

stammt vom russischen Wort «kwasnik»,<br />

was früher so viel wie «Trinker» bedeutete.<br />

Damals enthielt die heute ganz harmlos<br />

daherkommende Limonade nämlich noch<br />

viel Alkohol.<br />

Das teuerste Gewürz der Welt<br />

Safran ist eines der edelsten Gewürze der Welt. Für ein<br />

Gramm der echten roten Stempelfäden, die in Handarbeit<br />

aus den Blüten des Safrankrokus extrahiert werden,<br />

muss man zwischen 20 und 25 Schweizer Franken bezahlen.<br />

Grund für den hohen Preis ist unter anderem die kurze<br />

Blütezeit: Nur einmal im Jahr, nämlich für etwa zwei Wochen<br />

im Herbst, blühen die Krokusse violett auf. Nur<br />

während dieser Phase können die wertvollen<br />

Fäden geerntet werden.<br />

248 | PRESTIGE


KOLUMNE<br />

TAMARA WERNLI<br />

EMSIGE ENGEL<br />

AM SAMSTAGMORGEN<br />

Es ist Herbst, die Sonne scheint<br />

sanft, die Bäume zeigen sich noch<br />

einmal von ihrer schönsten Seite,<br />

bevor die verfärbten Blätter leise<br />

zu Boden fallen. Eine herrlich<br />

malerische Idylle. Zu dieser gesellt<br />

sich jeweils am Samstagmorgen<br />

der Laubinator.<br />

Der Laubinator ist der Mann, der<br />

den Laubbläser bedient, die<br />

meistdiskutierte Maschine der Schweizer.<br />

Mithilfe dieses Gerätes bläst er Laub von der<br />

einen Seite des Trottoirs zur anderen. Besen<br />

sind out, Laubbläser sind in. Und weil einzelne<br />

Blättchen von äusserst widerspenstiger Natur<br />

sein können, dauert sein Einsatz schnell einmal<br />

mehrere Stunden. Dagegen ist natürlich jeder<br />

Rechen machtlos. Statt romantischer Herbststimmung<br />

sind am Wochenende gefühlsintensives<br />

Presslufthammer-Feeling (auch mit geschlossenen<br />

Fenstern) und immenses Staunen über die<br />

Unmengen von Laub angesagt, die unseren<br />

Planeten scheinbar überfluten. Wo aber kommen<br />

all die Bäume plötzlich her? Bei genauerem<br />

Hinschauen bläst der Laubinator über eine Fläche<br />

von zwei Quadratmetern, dabei wirbelt er mehr<br />

Blätter in der Gegend herum als ein Sturm der<br />

Stärke 9. In seiner monotonen Abwesenheit<br />

entgeht ihm das vielleicht. Oder aber das herumschaukelnde<br />

Laubwerk übt eine undurchschaubare<br />

Faszination auf ihn aus.<br />

Das Blasgerät entfaltet ein komplett neues Herbstaroma:<br />

Indem es mit seinem Luftstrom von<br />

290 Kilometer pro Stunde Feinstaub, Bakterien<br />

und Viren herumweht, entsteht ein Partikelmischmasch<br />

in der Luft, das sich über mehrere Tage<br />

hält und von seiner toxischen Zusammensatzung<br />

her locker mit Rauschpilzen mithalten kann.<br />

Die Hitze des Bläsers wiederum tilgt Spinnlein,<br />

Würmer oder Insekten, macht aber nix: Ihr<br />

Unterschlupf, das Laub, wurde schon vorher<br />

vom Luftstrom zerstört. Und überhaupt, was<br />

gehen uns eklige Viecher an? Dass die meisten<br />

Geräte mit Verbrennungsmotoren<br />

funktionieren, scheint nur konsequent;<br />

elektronische Laubbläser<br />

sind viermal so teuer und das<br />

ständige Auswechseln der Akkus<br />

würde Extraarbeit bedeuten.<br />

Wer sich vom Laubinator belästigt<br />

fühlt, ist ein Dreckfink, schliesslich<br />

gilt es, hier einen Sauberkeitsstandard<br />

zu erfüllen. Mit Blättern<br />

bedeckte Parks und Grünanlagen sind in den<br />

wachen Augen des Staates anscheinend immense<br />

Dreckschleudern, deshalb werden heutzutage<br />

auch Spazierwege im Wald vom Laub<br />

befreit (kein Witz). Ausserdem überdecken die<br />

Blätter die Pfade; Laub birgt demnach enormes<br />

Gefahren-potenzial. Wie um Himmels willen sollen<br />

die Menschen auf unbegehbaren Wegen, sich<br />

durch Laubfontänen kämpfend, wieder nach<br />

Hause finden?<br />

«Der Laubinator ist der Mann, der<br />

den Laubbläser bedient, die meistdiskutierte<br />

Maschine der Schweizer.»<br />

Nebst dem staatlichen Putzehrgeiz fühlen sich<br />

auch immer mehr Privatpersonen an ihren freien<br />

Samstagen dazu berufen, uns vom fiesen Schmutz<br />

zu befreien, und zwar das ganze Jahr über. Der<br />

Laubbläsereinsatz wird in den meisten Städten<br />

und Gemeinden nicht auf die Herbstmonate<br />

eingeschränkt. Sie blasen dann alles, was sich<br />

blasen lässt von Hinterhöfen, Wiesen, Türeingängen,<br />

Garageneinfahrten und Gebäuden: Spinnweben,<br />

PET-Flaschen, Schneeflocken, Sandkörnchen,<br />

Grashälmchen, Kieselsteinchen, auch der<br />

Hundekot muss wohl dran glauben.<br />

So gesehen, würde unser Land ohne die Laubbläser<br />

komplett zum Drecksort verkommen. Der<br />

Laubinator hat also viele Vorzüge. Der Grösste ist<br />

wohl, dass sich sein Benutzer bei der Arbeit als<br />

unser aller Befreier fühlt.<br />

The Luxury Way of Life | 249


EUROPAS BESTE IN<br />

ANTWERPEN<br />

KULINARISCHES GASTSPIEL<br />

VON DREI-STERNE-CHEF<br />

THOMAS BUHNER<br />

Keine Frage: Die MS Europa, Flaggschiff der Hamburger<br />

Reederei Hapag-Lloyd, ist die Grande Dame unter den Ozeanlinern.<br />

Kein schwimmender Palast im High-end-Segment hat mehr<br />

Preise und Auszeichnungen eingeheimst. Ja, für<br />

viele gilt die Europa als bester Kreuzfahrer der Welt –<br />

auch in kulinarischer Hinsicht.<br />

Dr. Thomas Hauer<br />

Hapag-Lloyd Kreuzfahrten & Thoams Bühner / Restaurant La Vie<br />

So trafen sich unter dem Motto «EUROPAs Beste» an Bord des<br />

Luxus-Cruisers in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal handverlesene<br />

Spitzenköche, Winzer und Produzenten edelster Viktualien zu einem<br />

rauschenden Genussfestival. Ebenfalls mit von der Partie: Drei-Sterne-Koch<br />

Thomas Bühner – einer der aktuell kreativsten Küchenchefs des Kontinents.<br />

Wir haben den Aromenmagier im Vorfeld des Events schon einmal in seinem<br />

Osnabrücker Gourmetrestaurant La Vie besucht.<br />

250 | PRESTIGE


CULINARIUM<br />

Der dreifach besternte Küchenchef auf See<br />

Die erste Überraschung: Der Chef, wie fast immer in Bluejeans und locker<br />

sitzendem weissen Hemd, holt uns persönlich vom Bahnhof ab. Knapp<br />

10 Minuten dauert die Fahrt in die Osnabrücker Altstadt und endet direkt vor<br />

Bühners Restaurant. Das denkmalgeschützte Gebäude präsentiert sich als<br />

imposante Mischung aus historischer Steinwerkfassade und klassizistischer<br />

Villa. Während das stylische Ambiente im Erdgeschoss des behutsam<br />

modernisierten Anwesens von edlen Hölzern und warmen Erdtönen bestimmt<br />

wird, erwartet Gäste im Obergeschoss ein dreigeteilter Saal im Stil<br />

des Osnabrücker Klassizismus mit einem jahrhundertealten Kachelofen als<br />

Blickfang.<br />

Wir verabreden uns für 18 Uhr auf einen Aperitif an der Bar. Während Bühner<br />

an einem Glas kochend heissem Grüntee nippt, wählen wir Rosé-Champagner<br />

von Gosset. Die MS Europa kreuzt derweil in rund 435 Seemeilen Entfernung<br />

auf ihrem Weg von Lissabon nach Hamburg vor den britischen Kanalinseln.<br />

Ihre nächste Station ist Greenwich bei London. Bis zum kulinarischen Höhepunkt<br />

ihrer diesjährigen Genussreise rund um Westeuropa im Hafen von Antwerpen<br />

sind es noch exakt fünf Tage.<br />

Ob Events wie das auf der Europa ihm Spass machen, wollen wir von Bühner<br />

zum Auftakt unseres Gesprächs wissen und ahnen schon die Antwort.<br />

Schliesslich ist Bühner so etwas wie der Kosmopolit unter den mittlerweile<br />

zehn dreifach besternten Küchenchefs der Republik. So sind wir nicht überrascht,<br />

als er von kulinarischen Gastspielen in Singapur, Korea, Kasachstan<br />

oder St. Moritz erzählt, als wären Ausflüge dieser Art sein tägliches Brot.<br />

Was er den rund 600 Gästen – darunter 400 Passagiere und an die 200 externe<br />

Besucher – an Bord der Europa servieren werde, haken wir nach.<br />

Schliesslich wird der Champagner dort ebenfalls in Strömen fliessen, während<br />

sich – noblesse oblige – die Tische unter Hummer, Kaviar und schwarzen<br />

Trüffeln durchbiegen. Mit was also kann einer wie Bühner die Gäste da noch<br />

überraschen? Die Antwort: «Kartoffelschaum mit<br />

Kürbis-Curryeis». «Ist das bei all dem Luxus nicht<br />

ein wenig bescheiden?», wenden wir ein. «Im Gegenteil!»,<br />

gibt sich Bühner überzeugt. Schliesslich<br />

ist dieses Gericht ein echter La-Vie-Klassiker, den<br />

der Küchenchef immer mal wieder als kleinen<br />

Gruss aus der Küche in seine aufwendigen Menüfolgen<br />

einbaut und der bei seinen Gästen besonders<br />

beliebt ist. Warum? «Weil es unkompliziert<br />

ist, einfach lecker schmeckt, durch den Heiss-Kalt-<br />

Effekt überrascht und sich auch für mehrere Hundert<br />

Gäste in absoluter Top-Qualität zubereiten<br />

lässt.» Das spricht der Perfektionist, der keine<br />

Kompromisse kennt.<br />

Dreidimensionale Aromenküche<br />

Überhaupt ist Bühner, der seine Karriere – man<br />

mag es kaum glauben – auf Empfehlung einer<br />

Berufsberatung beim Arbeitsamt eingeschlagen<br />

hat, nicht nur einer der kreativsten, sondern auch<br />

einer der intelligentesten Vertreter seiner Zunft.<br />

Und einer der sympathischsten dazu. Schnell<br />

kommen wir ins Plaudern, tauschen Stationen<br />

unserer kulinarischen Biografien aus, diskutieren<br />

über die zahlreichen Kunstwerke, die das Restaurant<br />

schmücken – darunter ein überdimensionaler<br />

Buddhakopf in Pink – und versuchen uns<br />

schliesslich an einer Definition deutscher Küche.<br />

Doch als gegen 19 Uhr immer mehr Gäste vom<br />

livrierten Doorboy ins Restaurant geführt werden,<br />

wird Bühner sichtlich nervös – er will in die Küche.<br />

Wir verabschieden uns, schliesslich sehen wir uns<br />

ja schon in ein paar Tagen wieder, an Bord der<br />

Europa. Vorher steht aber noch ein Menü aus<br />

der Küche des La Vie auf dem Programm. Das<br />

gibt es entweder unter der Überschrift «Tradition &<br />

Qualitè» in fünf oder als Menü «Le Grand Chef» in<br />

sieben Gängen. «Grand Chef» ist übrigens ein Ehrentitel<br />

von Relais & Chateaux, zu deren illustrem<br />

Kreis auch das La Vie gehört und den Top-Chefs<br />

der internationalen Vereinigung vorbehalten bleibt.<br />

Was folgt, ist ein kulinarischer Parforceritt, der<br />

nicht nur die unbändige Kreativität Bühners und<br />

seines Teams widerspiegelt, sondern vor allem<br />

ganz viel Spass macht!<br />

Viele der aufwendig dekorierten Tellerkunstwerke,<br />

die schon auf den ersten Blick Bühners unverwechselbare<br />

Handschrift erkennen lassen, versammeln<br />

bis zu einem Dutzend Elemente – ein<br />

grandioses Feuerwerk aus intensiven Farben,<br />

vielschichtigen Aromen und unterschiedlichsten<br />

Texturen. Was bei manch anderem Kollegen<br />

The Luxury Way of Life | 251


CULINARIUM<br />

arg bemüht wirkt, versprüht bei Bühner pure<br />

Nonchalance. «Dreidimensionale Aromenküche»<br />

nennt er das. Doch trotz dieses etwas sperrigen<br />

Terminus: Eine Gebrauchsanweisung braucht<br />

man für Bühners Küche zum Glück nicht. Die<br />

funktioniert immer – egal, ob wir einzelne Fitzelchen<br />

vom Teller picken oder mit Löffel und Gabel<br />

einmal quer über den Teller fahren. Nur ganz<br />

wenige deutsche Restaurants agieren kulinarisch<br />

mit einer solchen Souveränität. Nicht minder besternte<br />

Kollegen eingeschlossen. Chapeau!<br />

Überfordert diese Küche irgendwann Sinne oder<br />

Gaumen? Im Gegenteil. Zwei weiblichen Gästen am<br />

Nebentisch, die ihren Tellern allzu zaghaft, ja mit fast<br />

schon chirurgischer Attitüde zu Leibe rücken, empfehlen<br />

wir deshalb stattdessen, einfach beherzt zuzugreifen,<br />

und innerhalb kürzester Zeit weicht der<br />

anfangs noch leicht skeptische Gesichtsausdruck<br />

der Damen einem breiten Lächeln.<br />

Das Highlight des Abends …<br />

Bühners schon legendäre, über Jahre immer weiter<br />

perfektionierte Version eines Rehbockrückens,<br />

hier begleitet von weissen Rübchen, Pfifferlingen,<br />

Grapefruit und Creme von geräucherter Gänseleber.<br />

Noch nie haben wir ein ähnlich gutes Stück<br />

Wildbret gegessen, ausser im letzten Jahr im Rahmen<br />

eines Relais & Chateaux-Gourmetfestivals in<br />

Tirol. Gastkoch damals: Thomas Bühner. Nicht<br />

weniger überzeugend präsentiert sich sein bretonischer<br />

Saint Pierre kombiniert mit Pulpo und begleitet von Kohlrabi, in allen<br />

erdenklichen Aggregatszuständen, das Ganze abgerundet vom Aroma der<br />

Yuzo-Frucht oder der roh marinierte Loup de Mer mit Limequat, Avocado und<br />

Couscous.<br />

Szenenwechsel<br />

Über Antwerpen liegt an diesem Sonntagnachmittag ein tiefblauer Himmel.<br />

Gemächlich ziehen ein paar Schäfchenwolken vorüber. Das Thermometer<br />

zeigt 24 Grad. Am Horizont erhebt sich der stolze Turm der Onze-Lieve-<br />

Vrouwekathedraal. Die Europa ist am frühen Morgen von der Nordsee über<br />

die Schelde im Hafen eingelaufen und liegt in ruhigem Wasser am Kai vor<br />

Anker. An Bord herrscht bereits seit Stunden hektische Betriebsamkeit.<br />

Schliesslich muss das Lido-Deck bis zum frühen Abend in eine Schlemmermeile<br />

umgebaut sein. Nicht weniger als 20 Michelin-Sterne werden hier unter<br />

der Ägide des neuen Küchenchefs der Europa, Thorsten Gillert, aufkochen.<br />

Die benötigten Kochstationen müssen aber erst per Kran an Bord gehievt<br />

werden. Zu den Protagonisten des diesjährigen Events gehören neben<br />

Thomas Bühner die zwei Sterne-Köche Hans Stefan Steinheuer aus Bad<br />

Neuenahr, Nils Henkel vom Schlosshotel Lerbach, Johannes King vom<br />

Sölringhof auf Sylt, Silvio Nickol vom Wiener Palais Coburg und der Belgier<br />

Filip Claeys vom De Jonkmann in Brügge. Aus der Schweiz ist Tanja Grandits<br />

vom Basler Restaurant Stucki am Start. Ausserdem ist natürlich auch Dieter<br />

Müller dabei, der auf der Europa ein gleichnamiges Luxusrestaurant betreibt<br />

und Kochlegende Eckart Witzigmann.<br />

Anders als Bühner haben sich die meisten Gastköche bei ihren Gerichten<br />

eher für die Variante Materialschlacht entschieden und servieren z. B. Lammrücken<br />

mit Mandeln, Gurken, Salicornes, Auster und Kaviar oder Pot Au Feu<br />

von Hummer, Carabinero und Jakobsmuscheln mit Ravioli, Spargel, Kaffirlimette<br />

und Apfel-Koriander-Fumet. Begleitet wird der kulinarische Reigen<br />

von Spitzenweinen deutscher und internationaler Weingüter. Auch Thomas<br />

Bühner ist mittlerweile an Bord. Gleich nach dem Abendservice hat er sein<br />

Auto gepackt und ist mit seiner Lebensgefährtin von Osnabrück in die<br />

bel gische Hafenmetropole gereist. Als das Fest gegen 18 Uhr offiziell eröffnet<br />

wird, füllt sich die Bühne dann schnell mit der Crème de la Crème der<br />

europäischen Wein- und Gastroszene. Kurze Zeit später ist die Open-Air-<br />

Küchenparty dann in vollem Gange. Müssten Gastköche und externe Gäste<br />

die Europa nicht gegen 1.30 Uhr verlassen, damit das Schiff den letzten Teil<br />

seiner Reise antreten kann, die rund 36 Stunden später im Hamburger Hafen<br />

endet, das Fest würde sicher noch bis zum Morgengrauen dauern. Genusshungrige<br />

könne sich aber schon heute den 13. Juni 2015 vormerken – dann<br />

wird, wieder in Antwerpen, die 11. Ausgabe des Gourmetspektakels stattfinden.<br />

Nice to know<br />

Weitere Informationen zu den exklusiven Kreuzfahrtangeboten<br />

von Hapag Lloyd auf der MS Europa unter<br />

www.hl-kreuzfahrten.de. Die nächste Genusskreuzfahrt<br />

rund um das kulinarische Top-Event «EUROPAs<br />

Beste» führt vom 3. bis 17. Juni 2015 wieder von<br />

Lissabon nach Hamburg. Regelmässig reisen auf der<br />

Europa ausserdem Gastköche mit.<br />

Wer Thomas Bühner erleben möchte, findet<br />

sein Restaurant La Vie in der Krahnstrasse 1– 2 im<br />

Herzen der Osnabrücker Altstadt.<br />

www.reataurant-lavie.de<br />

252 | PRESTIGE


SCHWEIZER LEBENSKÜNSTLER UND<br />

ERFOLGREICHER BIO-LANDWIRT<br />

DIETER MEIER<br />

Dieter Meiers Leben ist ein einziger Umbruch.<br />

Sich auf einen Berufszweig festzulegen, kam für<br />

den Bankierssohn nie infrage. Ob Bildende Kunst,<br />

Musik, Film oder professionelles Glücksspiel:<br />

Nichts scheint für den umtriebigen Bankierssohn<br />

ausserhalb seines Kompetenzbereichs zu liegen.<br />

Auch als Gastronom, Weinbauer und Bio-Landwirt<br />

ist er inzwischen unterwegs. So besitzt Meier<br />

heute seine eigene Bio-Rinderfarm und ein Stück<br />

Rebland in Argentinien. Nebenbei betreibt er auch<br />

noch das feine Züricher Edelrestaurant «Bärengasse»<br />

in der CS-Passage, für das er sein eigenes<br />

Rindfleisch und den selbst gekelterten Bio-Wein<br />

aus Südamerika importieren lässt. Der naturbegeisterte<br />

Tausendsassa hat das Haus übernommen,<br />

nachdem gleich mehrere Vorbesitzer mit<br />

ihrem Konzept gescheitert waren. Heute erfreut<br />

sich das Szenelokal wieder grösster Beliebtheit,<br />

vor allem die saftigen Steaks, so hört man, gehen<br />

weg wie warme Semmeln. Der Erfolg scheint<br />

Meier also auch in diesem Fall Recht zu geben!<br />

3<br />

FRAGEN<br />

Herr Meier, wie erklären Sie sich den Erfolg Ihres<br />

Restaurants «Bärengasse»?<br />

Ich denke, dass wir hier die richtige Mischung aus ansprechendem<br />

Design und guter Küche gefunden haben.<br />

Das Lokal strahlt viel Wärme aus und man fühlt sich<br />

einfach wohl, wenn man hier zusammensitzt. Auch das<br />

Premium-Bio-Beef, das wir hier anbieten und von meiner<br />

Farm in Argentinien stammt, kommt sehr gut bei unseren<br />

Gästen an.<br />

Woher kommt Ihr Know-how in Sachen Bio-Landwirtschaft?<br />

Das hatte ich lange gar nicht, ich musste mir erst alles<br />

aneignen. Über zwei Jahre hinweg habe ich die verschiedensten<br />

Leute getroffen und mir nach und nach ein gutes Team zusammengestellt. Heute<br />

weiss ich schon mehr über die komplexen Zusammenhänge von Land, Boden und Lebewesen,<br />

lerne aber täglich noch etwas hinzu.<br />

Sie sind nun nicht nur Gastronom und Bio-Landwirt, sondern auch Künstler und<br />

Musiker. Was ist für Sie Kunst?<br />

Kunst ist für mich ein Spiel mit dem Nichts, ein Spiel mit dem Unsinn, das sich allem<br />

Utilitarismus entzieht. Mein Motto lautet: Werdet wie die Kinder!<br />

The Luxury Way of Life | 253


FINANCE<br />

VISIONEN<br />

UMSETZEN<br />

❧<br />

BIODIVERSITÄT<br />

IM WEINBERG<br />

Fliegende Schmetterlinge und Bienenhotels zwischen<br />

Weinreben sind Bilder, an die wir uns erst wieder gewöhnen müssen.<br />

Oft dominieren immer noch die Giftspritze und der karge<br />

Boden den Weinberg. Es geht aber auch anders. Unter dem Dach<br />

von Delinat haben sich Winzer aus ganz Europa<br />

zusammengefunden, um Genuss, Ökologie und erfolgreiches<br />

Wirtschaften zusammen zu bringen.<br />

Georg Lutz<br />

F<br />

ür Karl Schefer, Gründer von Delinat, entsteht der beste Wein im<br />

Zusammenspiel mit der Natur. Den üblichen Monokulturen im Weinberg<br />

setzt er seine Visionen entgegen und ist damit auch ökonomisch<br />

erfolgreich. Wir loten im folgenden Interview die Gründe aus.<br />

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Karl Schefer braucht keine Trends, sondern geht seinen Weg.


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PRESTIGE: Aller Anfang ist schwer. Dieses Sprichwort<br />

gilt sicher auch beim Wein, wie auch fast jeder Jungwinzer<br />

bestätigen kann. Wie sind Sie zum Wein gekommen?<br />

Karl Schefer: Ich bin ein Wirtssohn und daher habe ich<br />

schon seit meinen Jugendtagen eine Beziehung zum Wein.<br />

Das war aber nicht der zentrale Grund. Es war eher ein<br />

Zufall.<br />

Wie Sie zum Thema Ökologie und Bio gekommen sind?<br />

Ich habe eine Grundausbildung als Chemielaborant. Mitte<br />

der 1970er-Jahre war ich beruflich in Südafrika unterwegs<br />

und habe viele Schattenseiten der Chemie kennengelernt,<br />

unter anderem der massive Pestizideinsatz, mit Mitteln,<br />

die in Teilen in Europa schon verboten waren. Da ging<br />

mir ein Licht auf: Es muss Wege geben, um ökologische<br />

Gleichgewichte wieder herzustellen. Als ich in die Schweiz<br />

zurückkam, wusste ich, jetzt will ich nur noch Dinge tun, zu<br />

denen ich stehen kann.<br />

Und wie haben sie den Bio-Wein entdeckt?<br />

Ich hatte 1979 oft in Paris zu tun und habe in einem Reformhaus<br />

einen Öko-Wein entdeckt. Das kannte man damals<br />

in der Schweiz und Deutschland noch nicht. In den<br />

ersten Naturläden gab es keinen Wein. Ich habe ein paar<br />

Flaschen in Paris gekauft und mit Freunden, meiner Frau<br />

und meinem Bruder probiert. Das Ergebnis war nicht wirklich<br />

überzeugend.<br />

Ja, damals musste man schon schwer ökologisch<br />

überzeugt und ideologisch gefestigt sein, um einige<br />

saure Tropfen zu Trinken.<br />

Aber die Idee stimmte. Wir haben dann als nächsten Schritt<br />

die Winzer besucht, die auf dem Etikett standen. So haben<br />

wir Bio-Winzer kennengelernt, obwohl das Wort «Bio» damals<br />

noch weitgehend unbekannt war und es keine Labels<br />

gab. Aber ich wollte das Thema Bio und Wein voranbringen.<br />

«Wir schreiben<br />

Biodiversität vor.»<br />

Delinat braucht auch heute die passenden Winzer.<br />

Nehmen wir als Beispiel den Katalanen Josep Maria<br />

Albet i Noya, die Familie Michlits von Meinklang<br />

in Österreich oder Karin und Roland Lenz, die in Iselisberg<br />

bei Frauenfeld das grösste biologische Weingut<br />

der Deutschschweiz führen.w Wie finden Sie solche<br />

Menschen, die sich ja nicht nur mit Wein auskennen,<br />

sondern auch Visionen haben?<br />

Inzwischen ist es umgekehrt: Innovative Bio-Winzer finden<br />

Delinat. Es vergeht keine Woche, bei der wir nicht ungefragt<br />

Muster zur Beurteilung bekommen. Es kommen aber<br />

nur die wenigsten als Delinat-Partner in Frage, da unsere<br />

Richtlinien sehr anspruchsvoll sind.<br />

Aber Sie liegen richtig. Jeder Winzer, der neu beginnt, hat<br />

viele Hürden zu überwinden. Das gilt besonders für Bio-<br />

Winzer. Sie sind immer noch Pioniere und brauchen Visionen.<br />

Sie gehen grosse Risiken ein und müssen gleichzeitig<br />

ökonomisch erfolgreich sein. Bio für sich genommen reicht<br />

schon lange nicht mehr aus. Die von Ihnen genannten Winzer<br />

sind alle ein Risiko eingegangen und haben Visionen<br />

verwirklicht. Inzwischen sind sie auch alle ökonomisch<br />

erfolgreich.<br />

Was ist beim Winzer der Auslöser für das Um denken und<br />

Umstellen in Richtung Bio?<br />

Am Anfang steht meist die genaue Beobachtung. Je stärker<br />

die sensible Rebe vor Krankheiten oder Schädlingen geschützt<br />

wird, desto abhängiger wird sie. Immer mehr Gift<br />

im Weinberg führt in Sackgassen. Wir kennen das von unserer<br />

eigenen Gesundheit. Je mehr Antibiotika wir zu uns<br />

nehmen, desto mehr schädigen wir auch die natürlichen<br />

Abwehrstoffe unseres Körpers.<br />

Heute hat sich die Situation komplett gedreht. Bio ist<br />

schon längst keine Nische mehr. Jeder Discounter hat<br />

Bio-Linien im Regal stehen. Bio ist ein Massenmarkt.<br />

Das ist auf den ersten Blick ein Erfolg. Unter dem<br />

Druck eines Massenmarktes können aber Ziele und<br />

Ideale völlig begraben werden. Müssen sich Pioniere<br />

von Bio, wie Sie ja auch einer sind, nicht neu erfinden?<br />

Wir haben eigentlich nie auf Trends geachtet, sondern stets<br />

einfach unsere Ziele verfolgt, was die Qualität betrifft. Die<br />

strengen Delinat-Richtlinien, nach denen unsere Winzer<br />

produzieren, übertreffen die üblichen Bio-Label. Der Unterschied<br />

zwischen Bio-Wein und Weinen aus unserem<br />

Hause ist wesentlich grösser als zwischen herkömmlichen<br />

Weinen und Bio-Wein. Mit der Zunahme der Akzeptanz von<br />

Bio wurde der Druck auf den Gesetzgeber immer grösser,<br />

Standards zu schaffen, die möglichst alle Produzenten<br />

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einhalten können, auch wenn Klima und Böden sehr unterschiedlich<br />

sind. Das Ergebnis sind verwässerte Normen<br />

und zahnlose Kompromisse.<br />

Wie das EU-Bio-Sigel?<br />

Genau. Solche Grundlinien sind ein erster Schritt, reichen<br />

aber bei Weitem nicht aus.<br />

Können Sie uns hier ein Beispiel verraten?<br />

Man kann mit dem EU-Label im Rahmen einer lupenreinen<br />

Monokultur Bio-Produkte produzieren und vermarkten.<br />

Das ist ein Skandal. Sie stellen den einen Giftsack in die<br />

Ecke und nehmen einfach den anderen in die Hand.<br />

Das ist dann beim Wein Kupfer?<br />

Ja. Bei Kupfer oder Schwefel geht man hier mit den<br />

Mengen sehr tolerant um, setzt weiter auf Masse. An stelle<br />

Nützlinge zu fördern, werden weiterhin und genau wie<br />

beim konventionellen Weinbau Schädlinge bekämpft, nur<br />

sind die Gifte andere.<br />

Davon sind wir zum Glück weit entfernt. Wir haben unsere<br />

Richtlinien und Ziele, die wir konsequent verfolgen.<br />

Aber auch Ihre Winzer müssen noch Kupfer verwenden?<br />

Ja, aber in wesentlich geringeren Mengen. Hier haben<br />

wir es mit einem Schwermetall zutun, das man sehr ernst<br />

nehmen muss. Unser Ziel ist es, unter zwei Kilogramm pro<br />

Hektar und Jahr zu kommen. Früher lag der Durchschnitt<br />

im Weinberg bei 20 Kilogramm pro Hektar und Jahr.<br />

Karl Schefer und Roland Lenz suchen nach Möglichkeiten,<br />

Schadstoffe im Weinberg radikal zu reduzieren.<br />

Ihre Weinberge sollen keine Monokulturen darstellen,<br />

sondern von «biologischen Hotspots» durchzogen<br />

sein. Können Sie uns das erklären?<br />

Das ist die Grundlage unserer Richtlinien. Wir schreiben<br />

Biodiversität vor. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal von<br />

uns. Es geht sowohl um die horizontale gezielte Begrünung<br />

zwischen und unter den Reben, als auch um<br />

die vertikale Auflockerung mit Bäumen und Sträuchern.<br />

Wir sprechen auch von Inseln im Weinberg. Da wird gezielt<br />

die Vielfalt gefördert. Die «ökologischen Hotspots» gilt<br />

es natürlich zu pflegen, um Überwucherungen zu vermeiden.<br />

Zudem gibt es noch Ausgleichsflächen am Rande.<br />

In unseren Weinbergen finden Sie ganzjährige Blühstreifen<br />

und Bienenhotels.<br />

Viele werden einwenden: Das kostet alles viel Geld<br />

und ist nur für einen exklusiven Kundenkreis erschwinglich.<br />

Sie haben aber auch Weine im mitt leren<br />

Preissegment im Angebot. Wie funktioniert das?<br />

Wenn Sie Qualitätsweine erzeugen, ist der Ertrag relativ<br />

gering, gleich ob aus konventionell oder biologisch betriebenen<br />

Weinbergen. Man hat zudem Einsparungen. Teure<br />

chemische Produkte fallen weg. Dafür muss man mehr Zeit<br />

und Geld für Handarbeit im Weinberg aufbringen. In vielen<br />

Regionen sind die Kosten daher absolut vergleichbar.<br />

Ausserdem setzen wir auf Winzer mittlerer Grösse, da die<br />

Wirtschaftlichkeit bei Kleinbetrieben schwierig ist.<br />

Sie haben aber auch noch Versuchsweinberge?<br />

Ja, für solche Kosten haben wir ein Umsatzprozent zur<br />

Verfügung. In unserem Versuchsweinberg in der Provence<br />

(Château Duvivier) überprüfen wir die Auswirkungen unserer<br />

Richtlinien, zum Beispiel der Dauerbegrünung. Das<br />

Ziel ist, immer besser zu werden. So ein Versuch mit<br />

wissenschaftlicher Begleitung, kann mehrere Jahre<br />

The Luxury Way of Life | 257


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dauern. Wir wollen nachweisen, dass die Qualität von Wein<br />

aus biodiversen Weinbergen besser wird. Ein dreijähriger<br />

Versuch hat diese These bereits belegt, die wissenschaftliche<br />

Veröffentlichung folgt nächstes Jahr.<br />

Wie erreichen Sie Ihre Kunden? Ich habe ja heute im<br />

Netz sehr viele Plattformen und gerade in der Schweiz<br />

gibt es viele Weinshops.<br />

Online wird wichtiger, auch bei uns ist das ein wachsender<br />

Kanal. Zentraler Baustein unseres Vertriebs ist aber der<br />

Degustierservice, den es seit 1987 gibt. Wir wollten damals<br />

den Kunden die Gelegenheit geben, neue Weine und<br />

neue Jahrgänge kennenzulernen. Damals gab es ja noch<br />

viel weniger Bio-Weine und die Qualitätsspannen waren<br />

noch sehr gross. Der Degustierservice hat sich aber völlig<br />

anders entwickelt, als wir das zunächst angenommen<br />

haben. Heute ist er eine Art Grundversorgung für unsere<br />

Kunden. Man bekommt neben den Flaschen noch viele<br />

fundierte Informationen zu Traubensorte, Ausbau, pas sende<br />

Speisen und Winzer. Und man profitiert von portofreier<br />

Sendungen mit Sonderpreisen. Für uns ist der Service von<br />

Vorteil, da es ein sehr planbares Geschäft ist. Gleich zeitig<br />

ist es ein ständiger Test. So entwickeln wir auch unser<br />

Portfolio und gehen den Bedürfnissen der Kunden nach.<br />

Wir sind dem Degustierservice treu geblieben, im Unterschied<br />

zu manchen Mitbewerbern, die sich oft hinreissen<br />

lassen, mit jedem neuen Kundenwunsch einen neuen<br />

Service aus dem Boden zu stampfen. Das Ergebnis ist eine<br />

interne Kannibalisierung.<br />

Was wollen sie in den nächsten Jahren noch erreichen?<br />

Wir wollen in der Schweiz wieder wachsen. Wir basierten<br />

auf klassischem Direktmarketing und dem dazu passenden<br />

Versandhandel. Die Marketingwerkzeuge dazu stossen<br />

in der Schweiz aber immer mehr an ihre Grenzen. Die<br />

Schweizer Printmedien, mit denen wir früher die meisten<br />

Neukunden gewinnen konnten, funktionieren infolge Auflagenschwundes<br />

immer weniger. Daher haben wir unser<br />

Marketingbudget in den letzten Jahren, vor allem in<br />

Deutschland, investiert. Auch die Onlinekanäle funktionieren<br />

in der Schweiz noch nicht richtig. Wir wollen daher mit<br />

Partnern über den Detailhandel und die Gastronomie neue<br />

Kundenwege erschliessen.<br />

Gibt es einen Lieblingswein von Ihnen, den sie uns<br />

noch empfehlen können?<br />

Ja, es gibt Lieblingsweine von mir. Der Reserva Martí von<br />

Albet i Noya aus Katalonien bietet, glaube ich, nicht nur mir<br />

geschmackliche Höhepunkte. Er ist ein sehr erfolg reicher<br />

Wein bei uns. Als Gegenpol würde ich den El Molino, auch<br />

ein Spanier, aus La Mancha vom Weingut Jesus del Perdon<br />

nennen. Er bietet für seinen Preis unglaublichen Trinkspass.<br />

Beide Weine repräsentieren auch die unterschiedlichen<br />

Preisklassen in unserm Sortiment.<br />

Ja, dann zum Wohle der guten und ökologischen<br />

Weine.<br />

Öfters planen Sie auch Ausflüge, zum Beispiel in Richtung<br />

Rum oder Olivenöl. Was steckt dort für eine Idee<br />

dahinter?<br />

Es geht um die Abrundung des Sortiments. Bei Spirituosen<br />

verdienen wir kaum etwas. Es gibt auch Weine, die sich<br />

nicht lohnen. So rechnen sich die Halbliter- oder Magnumflaschen<br />

nicht. Es gibt aber eine Nachfrage. Bei Olivenöl<br />

geht es um etwas anderes. Gerade im Mittelmeerraum<br />

gehören Olivenöl und Wein zusammen. Das Wissen auch<br />

unsere Kunden und bestellen beides.<br />

Wie positionieren Sie sich in der Branche?<br />

Wir wollen eine maximale Dienstleistung zu einem fairen<br />

Preis anbieten. Dabei ist für uns die klassische Öko-Nische<br />

schon seit Jahren zu klein. Wir unterwerfen uns aber auch<br />

nicht jeder Bedingung eines Massenmarktes. Wir sind<br />

schlicht ein wirtschaftliches Unternehmen, welches Geld<br />

verdient. Die Kombination mit Ökologie und Biodiversität<br />

ist da kein Widerspruch. Im Gegenteil, es wird von den<br />

Kunden honoriert und rechnet sich.<br />

Der Weinberg ist vielfältig geworden. Das nützt auch der Traube.<br />

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© UBS <strong>2014</strong>. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Ich bin völlig<br />

unberechenbar.<br />

Es ist eine Stärke, wenn man seine<br />

kleinen Schwächen kennt. Denn gerade beim<br />

Anlegen ist impulsives Handeln kein guter Ratgeber.<br />

Marktanalyse, Anlagestrategie und Umsetzungsdisziplin<br /></