Prestige_3_2014_eMag
- No tags were found...
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
32<br />
LIMITED EDITION AUTUMN <strong>2014</strong><br />
CULTURE<br />
TRAVEL<br />
LIVING<br />
DRIVE STYLE<br />
BEAUTY<br />
FASHION<br />
CULINARIUM<br />
FINANCE<br />
WATCHES & JEWELLERY<br />
& MORE<br />
www.prestigemedia.ch | CHF 10.–
Bietet genügend Spielraum.<br />
Auch bei der Finanzierung.<br />
Das neue C-Klasse T-Modell. Jetzt zu besonders attraktiven Konditionen.<br />
Das neue C-Klasse T-Modell zeigt Grösse. Es begeistert nicht nur mit seiner sportlichen Designlinie und einem grosszügigen<br />
Raumangebot, das sich ganz flexibel auf Ihre Wünsche einstellt, sondern auch mit zahlreichen innovativen Sicherheits- und<br />
Assistenzsystemen. Und dank Mercedes connect me sind Sie immer und überall mit Ihrer digitalen Welt vernetzt. Entdecken<br />
Sie die Vorteile des neuen C-Klasse T-Modells und profitieren Sie von unseren Flottenkonditionen. Mehr Informationen<br />
erhalten Sie bei Ihrem Mercedes-Benz Partner oder unter www.mercedes-benz.ch/fleet<br />
C 220 BlueTEC T-Modell «Swiss Star Edition» CHF 55 000.–<br />
Ihr Preisvorteil CHF 12 417.–<br />
Barkaufpreis CHF 42 583.– 1<br />
2,9 % Leasing ab CHF 339.–/Mt. 2<br />
Eine Marke der Daimler AG<br />
1<br />
C 220 BlueTEC T-Modell «Swiss Star Edition», 2143 cm 3 , Barkaufpreis CHF 42 583.– (Fahrzeugwert CHF 55 000.– abzüglich CHF 11 100.– Preisvorteil ergibt CHF 43 900.–, abzüglich 3 %<br />
Flottenrabatt). Verbrauch: 4,3 l/100 km (Benzinäquivalent: 4,8 l/100 km), 108 g CO 2 /km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 148 g CO 2 /km), Energieeffizienz-Kategorie: A.<br />
2<br />
Leasingbeispiel: Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 10 000 km/Jahr, eff. Jahreszinssatz: 2,94 %, 1. grosse Rate: CHF 9200.–, Leasingrate ab dem 2. Monat: CHF 339.–. Exklusive<br />
Ratenabsicherung PPI. Ein Angebot der Mercedes-Benz Financial Services Schweiz AG. Vollkaskoversicherung obligatorisch. Eine Kreditvergabe ist verboten, falls diese zu einer<br />
Überschuldung des Leasingnehmers führen kann. Änderungen vorbehalten. Der Flottenrabatt von 3 % basiert auf einer Gesamtfuhrparkgrösse von 1 bis 7 Fahrzeugen. Angebot gültig für
Unternehmen mit Handelsregistereintrag oder gültiger MwSt.-Nummer. Das Fahrzeug muss auf das Unternehmen oder auf einen flottenrabattberechtigten Mitarbeiter immatrikuliert<br />
werden. Die Mindesthaltedauer beträgt 6 Monate. Abgebildetes Modell inkl. Sonderausstattungen: CHF 59 400.–: LED Intelligent Light System, Adaptiver Fernlicht-Assistent Plus, Aktiver<br />
Park-Assistent inklusive PARKTRONIC, 19"-Leichtmetallräder im AMG Vielspeichen-Design, AMG Line Exterieur, EXCLUSIVE Interieur, Iridiumsilber metallic, wärmedämmend dunkel<br />
getöntes Glas rundum ab B-Säule, Fahrassistenz-Paket Plus, 7G-TRONIC PLUS, Spiegel-Paket. 4,7 l/100 km (Benzinäquivalent: 5,3 l/100 km), 121 g CO 2 /km, Energieeffizienz-Kategorie:<br />
B. Alle Preise inkl. 8 % MwSt. Angebot gültig bis 30.09.<strong>2014</strong>. Immatrikulation bis 31.12.<strong>2014</strong>.
Gepfl egte Haut durch edle Seide.
CELLULAR PERFORMANCE<br />
Warum Doppel-Befeuchtung?<br />
www.sensai-cosmetics.com<br />
Um Ihre Haut optimal VORZUBEREITEN und ihr NÄHRSTOFFE zuzuführen.<br />
Die Doppel-Befeuchtung von SENSAI ist ein einzigartiges Ritual, welches Ihre Haut mit<br />
Feuchtigkeit und Nährstoffen bestmöglich pfl egt. Für ein doppeltes Pfl egeerlebnis und<br />
ein frisches, vitales Aussehen. Als umfassende Anti-Ageing Pfl ege wirkt die neue<br />
CELLULAR PERFORMANCE Linie mit Koishimaru-Seide EX den Zeichen der Hautalterung<br />
entgegen und sorgt für makellos seidige Haut.
Unser Streben nach Perfektion.<br />
Senator Chronograph<br />
Senator Chronograph. Start. Stop. Fly-Back. Den Konstrukteuren und Designern der Manufaktur ist es gelungen, eine einzigartige<br />
Kombination von Funktionen zu vereinen: zentrale Stoppsekunde, 30 Minuten- und 12 Stunden-Zähler mit integriertem Flyback-<br />
Wir laden Sie ein, unsere Boutique zu besuchen:<br />
Rue du Rhône 40 I 1204 Genf I Tel +41 22 319 23 49 I boutique.glashuette-original@swatchgroup.com
Mechanismus, kleine Sekunde sowie das Glashütte Original Panoramadatum. Mit einer Gangreserve von 70 Stunden ist der präzise<br />
und formschöne Zeitmesser ein zuverlässiger Begleiter.
Seit 20 Jahren mehr Power.<br />
Audi RS.<br />
Wir feiern 20 Jahre RS und den 10 000sten Audi RS in der Schweiz!<br />
Die temporeiche Geschichte des RS offenbart die sportlichste Seite von Audi; auch heute steht RS für überlegene Dynamik<br />
und ultimativ starke Leistung. Nur ein Audi, der an die Grenzen des technisch Mach baren geht, verdient das Prädikat RS.<br />
Auch in Zukunft. Mehr Infos bei Ihrem Audi Partner oder unter www.audi.ch/20yearsRS<br />
Audi RS 4 Avant 4.2 TFSI quattro, Normverbrauch gesamt: 10,7 l/100 km, 249 g CO₂/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 148 g/km), Energieeffizienz-Kategorie: G.<br />
Audi RS 5 Cabriolet 4.2 TFSI quattro, Normverbrauch gesamt: 10,7 l/100 km, 249 g CO₂/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 148 g/km), Energieeffizienz-Kategorie: G.<br />
Audi RS 6 Avant und RS 7 Sportback 4.0 TFSI quattro, Normverbrauch gesamt: 9,8 l/100 km, 229 g CO₂/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 148 g/km), Energieeffizienz-Kategorie: G.<br />
Audi RS Q3 2.5 TFSI quattro, Norm verbrauch gesamt: 8,8 l/100 km, 206 g CO₂/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 148 g/km), Energieeffizienz-Kategorie: G.<br />
Audi Center AMAG Zürich<br />
Giessenstrasse 4, 8600 Dübendorf<br />
Tel. 044 325 45 45, www.autowelt.amag.ch<br />
Audi Center Zürich Altstetten<br />
Rautistrasse 23, 4048 Zürich<br />
Tel. 044 405 68 68, www.altstetten.amag.ch<br />
AMAG Bülach<br />
Bächliwis 29, 8184 Bachenbülach<br />
Tel. 044 864 86 40, www.buelach.amag.ch<br />
AMAG Utoquai<br />
Utoquai 47/49, 8008 Zürich<br />
Tel. 044 269 51 51, www.utoquai.amag.ch<br />
AMAG Horgen<br />
Im Schnegg 1, 8810 Horgen<br />
Tel. 044 727 40 40, www.horgen.amag.ch
Der Stein des Lebens<br />
und der Liebe<br />
«Beim Rubin wechseln lichte<br />
und samtene Töne von Rosa<br />
bis zu dunklem Purpur:<br />
Je leuchtender, je lebhafter<br />
das Rot funkelt,<br />
desto erlesener und kostbarer<br />
ist der Stein des Lebens<br />
und der Liebe.»<br />
Dr. Eduard J. Gübelin (1913– 2005)<br />
6.95 ct Rubin aus Burma<br />
im Ovalschliff<br />
Luzern Zürich Basel Bern St. Moritz Genève Lugano Kuala Lumpur Hong Kong
Der neue Volvo XC90:<br />
Luxus für unterwegs.<br />
Wer sich jetzt für den neuen Volvo XC90 entscheidet, fährt ihn als Erster.<br />
Mehr entdecken Sie auf volvocars.ch
VOLVOCARS.CH
MASERATI GHIBLI<br />
DER SCHLÜSSEL ZU EINEM<br />
AUFREGENDEN LEBEN<br />
AB CHF 74’000.– // WWW.MASERATI-TESTDRIVE.CH
GHIBLI<br />
MASERATI GHIBLI DIESEL // 202 KW (275 PS) L V-MAX. 250 KM/H // 0 – 100 KM/H IN 6,3 SEK.<br />
KRAFTSTOFFVERBRAUCH (L/100 KM): INNERORTS: 7,8 – AUSSERORTS: 4,8 – KOMBINIERT: 5,9<br />
CO2-EMISSION*: KOMBINIERT 158 G/KM – EFFIZIENZKLASSE C<br />
* CO2 IST DAS FÜR DIE ERDERWÄRMUNG HAUPTVERANTWORTLICHE TREIBHAUSGAS; DIE MITTLERE CO2-EMISSION ALLER (MARKENÜBERGREIFEND)<br />
ANGEBOTENEN FAHRZEUG TYPEN IN DER SCHWEIZ BETRÄGT 148 G/KM // UNVERBINDLICHE PREISEMPFEHLUNG DER MASERATI SCHWEIZ AG<br />
GHIBLI.MASERATI.COM
GEHEN SIE MIT PASSION DURCH DEN SOMMER<br />
FERRARI 458 SPIDER<br />
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) 11.8l/100 km;<br />
CO2-Emmissionen 275 g/km
INHALT<br />
TRAVEL<br />
30 FRANZÖSISCH-POLYNESIEN<br />
Mit James Cook fing alles an<br />
36 WUSSTEN SIE SCHON…?<br />
Las Vegas, Bishop Rock & Pilatus<br />
30<br />
38 GASTGESCHENKE<br />
Wie Hotels ihre Gäste verwöhnen<br />
40 OMAN<br />
Beauty has an address<br />
44 ES WAR EINMAL IN AMERIKA<br />
Die ersten Farbfotografien der Neuen Welt<br />
46 REINHOLD MESSNER<br />
Gipfelstürmer<br />
48 DOMINIKANISCHE REPUBLIK<br />
Der karibische Traum<br />
53 CHARLES DARWIN<br />
Die Suche nach dem Ursprung des Lebens<br />
54<br />
40<br />
54 DUFT DER STADT<br />
Olfaktorisches Sightseeing<br />
58 TRAVEL BOOKS<br />
Nordkorea, Italien & Äthiopien<br />
CULTURE<br />
60 KYLIE MINOGUE<br />
Die Chefin der Disco<br />
68 AUSSTELLUNGEN & BOOKS<br />
Von Truman Capote bis Kaiser Franz<br />
70 GERHARD RICHTER<br />
Maler der Rekordsummen<br />
72 ERIK JOHANSSON<br />
Der Surrealist<br />
76 MÄZENINNEN<br />
Ein Leben für die Kunst<br />
81 ERWITTS HOMMAGE<br />
An die Frauen dieser Welt<br />
60<br />
84 TEUER UND LEBENDIG<br />
Die bestverdienenden US-Künstler<br />
86 ALCATRAZ<br />
Die Insel der Schwerverbrecher<br />
91 PAUL AUSTER<br />
Der amerikanische Romancier<br />
92 WUSSTEN SIE SCHON…?<br />
Picasso, Robert Downey Jr. und Paparazzi<br />
86<br />
20 | PRESTIGE
Big Bang Ferrari Ceramic Carbon.<br />
UNICO-Chronographenwerk mit<br />
Säulenrad. Eigenes Manufakturwerk.<br />
72 Stunden Gangreserve. Gehäuse<br />
aus polierter schwarzer Keramik<br />
und Lünette aus Karbonfaser.<br />
Gelber Zählzeiger und Minutenring.<br />
Einfach austauschbares Armband.<br />
Auf 1000 Exemplare limitierte Serie.<br />
BOUTIQUES<br />
GENEVE • GSTAAD • LUZERN • ZURICH<br />
www.hublot.com • twitter.com/hublot • facebook.com/hublot
INHALT<br />
WATCHES & JEWELLERY<br />
114<br />
94 UHRENKLASSIKER<br />
Tickende Freunde für ein langes Leben<br />
108 ELISABETH VIGÉE-LEBRUN<br />
Eine aussergewöhnliche Uhr aus dem 18. Jahrhundert<br />
112 WUSSTEN SIE SCHON …?<br />
Sancy, Blumenuhr und MESZ<br />
114 HAUTE JOAILLERIE<br />
Wunderland à la Victoire de Castellane<br />
119 HARRY WINSTON<br />
Der Diamantenjunge<br />
120 NEUES AUS DER UHREN- & SCHMUCKWELT<br />
Luxuriöse Schleifen & Tribut an Olympia<br />
122 DAS TAL DER UHREN<br />
Städte der Zeit<br />
125 NICOLAS G. HAYEK<br />
Unternehmer, Erfinder, Patron<br />
126 GEORGE NELSON<br />
Designeruhren<br />
126<br />
DRIVE STYLE<br />
130 DIE GEFLÜGELTE, ALTE DAME<br />
Eine Kühlerfigur namens Emily<br />
134 SEBASTIAN VETTEL<br />
Vierfacher Formel-1-Weltmeister<br />
138 MOBILE GADGETS<br />
Pizza-Boxenstopp & Rennwagenwecker<br />
140 ICH FAHRE MIT …<br />
Audi RS 5 Cabriolet<br />
144 AUTOMUSEUM<br />
Das Lied der Schlümpfe<br />
148 DER AUTOFRIEDHOF<br />
Wenn Rostlauben zum Kunstwerk reifen<br />
134<br />
152 GRAF VON ZEPPELIN<br />
Der Luftschiffkonstrukteur<br />
153 WUSSTEN SIE SCHON …?<br />
Bugatti-Doktor, Watercar & Luxus-Autohaus<br />
130<br />
148<br />
22 | PRESTIGE
“ O N E M U S T D R E S S C O R R E C T L Y F O R W O R K ”<br />
Jeremy’s Rule No. 2 for living a better life<br />
HACKETT.COM
INHALT<br />
160<br />
FASHION<br />
154 ANDREA SANTONI<br />
Eine ewige Romanze zwischen Stil & Qualität<br />
160 DER HUT<br />
Stilikonen für den Kopf<br />
164 PRESTIGE PRESENTS<br />
Joel Cartier<br />
170 «SHOETING» STARS<br />
Der Frau liebstes Kind<br />
172 JEAN PAUL GAULTIER<br />
Ahoi Sailorboy!<br />
174<br />
174 BIO-COUTURE<br />
Smarte Textilien für smarte Menschen<br />
178 NEUES AUS DER MODEWELT II<br />
Von Loden bis Straussenleder<br />
180 WUSSTEN SIE SCHON …?<br />
Parfüm für Millionäre & Diamanten-Denim<br />
173 NEUES AUS DER MODEWELT<br />
Casual-Strick & anspruchsvolle Eleganz<br />
181 VALENTINO GARAVANI<br />
Der letzte Kaiser<br />
BEAUTY<br />
182 HAARE<br />
Trends & Trendmacher<br />
190 CLAUDIA SCHIFFER<br />
Topmodel & Lagerfelds Muse<br />
182<br />
191 NEUES AUS DER WELT DER SCHÖNEN<br />
The Beauty Book, Duft-Diffusor & Best Shape<br />
192 THIERRY WASSER<br />
Der ideale Duft<br />
197 CHANEL N O 5<br />
Ein Parfüm geht um die Welt<br />
198 SEREN<br />
Spezialisten für jede Haut<br />
LIVING<br />
197<br />
200 MAX BILL<br />
Die Kunst, einen Hocker zu gestalten<br />
206 NEUE WOHNWELT<br />
Mix & Match<br />
208 FRANK LLOYD WRIGHT<br />
Der Luftschlossarchitekt<br />
210 ATELIER OÏ<br />
Experiment mit Materialien<br />
213 WUSSTEN SIE SCHON …?<br />
Sauna, Flügel & helvetisches Urgestein<br />
214 MARCEL BREUER<br />
Vom Tischlerlehrling zum Stararchitekten<br />
210<br />
216 PATRIC SIMMEN<br />
Immobilien für die oberen Zehntausend<br />
224 PRESTIGE PRESENTS<br />
Herrschaftliches Anwesen mit Seesicht<br />
24 | PRESTIGE<br />
200
DIE NEUE DAVIDOFF NICARAGUA DIADEMA<br />
DIE ENTDECKUNGSREISE, DIE ZUM INTENSIVEN AROMA DER<br />
DAVIDOFF NICARAGUA GEFÜHRT HAT, SCHLÄGT EINE NEUE<br />
RICHTUNG EIN · MIT DEM DIADEMA-FORMAT ERREICHT<br />
DAS ERLEBNIS NEUE GIPFEL DER GESCHMACKSSTIMULATION<br />
UND LÄSST DEN AFICIONADO UNBEKANNTES ENTDECKEN ·<br />
DAS IST GENUSS · GENUSS AUF EINEM NEUEN LEVEL ·<br />
DAS ABENTEUER GEHT WEITER<br />
DAS GESCHMACKSERLEBNIS<br />
ERREICHT NEUE HÖHEN<br />
davidoff.com
INHALT<br />
CULINARIUM<br />
232 DIRK HANY<br />
Bartender mit Leib & Seele<br />
236 NEUE KULINARISCHE GENÜSSE<br />
Rum, Zigarren & Cocktails<br />
238 A PIECE OF ART<br />
Idris Khan & Dr. Bill Lumsden<br />
241 ALEXANDROS NICOLAIDES<br />
Der beste Bartender der Schweiz<br />
242 DIE BESTEN BARS DER WELT<br />
Von London bis Tokio<br />
244 BARTENDERS FINEST<br />
Die Rolex unter den Soda Siphons<br />
247 ANLÄSSE STILVOLL FEIERN<br />
Eine 30-jährige Erfolgsgeschichte<br />
248 WUSSTEN SIE SCHON …?<br />
Moos, Kwas & Safran<br />
250 DREI-STERNE-CHEF THOMAS BÜHNER<br />
Kulinarisches Gastspiel auf der EUROPA<br />
253 DIETER MEIER<br />
Schweizer Lebenskünstler und<br />
erfolgreicher Bio-Landwirt<br />
232<br />
250<br />
FINANCE<br />
254 VISIONEN UMSETZEN<br />
Biodiversität im Weinberg<br />
260 DER DREIKLANG<br />
Wild, bio und fair<br />
266 FALSCHE STRATEGIEN<br />
Die folgenschwersten Anlegerfehler<br />
266<br />
KOLUMNEN<br />
82 WILHELM J. GRUSDAT – Aus dem Leben eines Galeristen: An einem seltsamen Ort!<br />
163 GABRIEL PALACIOS – Die Kunst, man selbst zu sein<br />
196 GÖTZ WINTER – Ein Lächeln ins Gesicht zaubern<br />
205 DJ ANTOINE – Album-Release: Der ganz normale Wahnsinn<br />
249 TAMARA WERNLI – Emsige Engel am Samstagmorgen<br />
265 DR. CARSTEN PRIEBE – Ölindustrie vor grossen Herausforderungen<br />
NEWS<br />
111 FUNKELNDES KLEINOD<br />
118 JEWELLERY<br />
128 SCHMUCKSTÜCKE<br />
136 GATEFOLDER WOMEN<br />
137 GATEFOLDER MEN<br />
142 AUDI-BEGLEITER<br />
158 LAUFSTEG<br />
189 PERFEKTES STYLING<br />
195 SMELLS LIKE AUTUMN<br />
206 LIVING NEWS<br />
230 WOHNLANDSCHAFT<br />
268 VORSCHAU & IMPRESSUM<br />
CHRISTA RIGOZZI<br />
FÜR SOKOLOV JEWELRY<br />
26 | PRESTIGE
Mein Name: Alex<br />
Meine Branche: Gasversorgung<br />
Meine Leidenschaft: Die Welt<br />
erkunden<br />
Meine Privatbank: Julius Bär,<br />
weil ich mich auf ihre<br />
finanzielle Expertise<br />
verlassen kann, wo<br />
immer ich hingehe<br />
Anlageberatung · Vermögensverwaltung ·<br />
Vorsorgeplanung · Steuerplanung · Immobilienfinanzierung<br />
www.juliusbaer.ch<br />
Julius Bär ist an 15 Standorten in der Schweiz präsent. Von Ascona, Basel, Bern, Crans-Montana, Genf, Kreuzlingen, Lausanne, Lugano, Luzern, Sion,<br />
St. Gallen, St. Moritz, Verbier, Zug bis Zürich (Hauptsitz).
Sehen und gesehen werden.<br />
Mit mehr Style. Und weniger Gewicht.<br />
Super Display. Vision redefi n e d .<br />
tabs.samsung.ch
Die letzten Sonnenstrahlen des Sommers werden langsam<br />
schwächer und der Herbst hält mit grossen<br />
Schritten Einzug, mit ihm ein leuchtend buntes Blättermeer<br />
und immer länger werdende Abende. Die perfekte Zeit,<br />
sich mit unserer aktuellen Ausgabe des <strong>Prestige</strong> vor dem Kamin<br />
zurückzuziehen und sich von uns in ferne Länder entführen zu<br />
lassen.<br />
Reisen stärkt den Körper und die Seele. Was wären wir ohne<br />
die vielen Eindrücke, die wir an Orten wie der Dominikanischen<br />
Republik, der Südsee oder in den Arabischen Emiraten sammeln?<br />
Wir lassen Sie teilhaben an den Mythen Tahitis, den<br />
Traum stränden der Karibik und dem Zauber aus tausendundeiner<br />
Nacht.<br />
Doch nicht nur Reisen erwärmt unsere Sinne, auch ein gut gemachter<br />
Drink kann dies bewirken. Erfahren Sie von den besten<br />
Barkeepern der Schweiz, was einen guten Cocktail ausmacht<br />
und welche Getränke diesen Herbst im Trend liegen.<br />
Für alle, die ein bisschen Spannung bevorzugen, tauchen wir ein<br />
die Geschichte der Gefangeneninsel Alcatraz. Wir bewegen uns<br />
auf den Spuren des «Birdmans» und Al Capones. Nicht weniger<br />
spannende Personen, jedoch mit reinerem Gewissen und besseren<br />
Absichten, sind die Mäzeninnen der Kunst. Wir stellen<br />
Ihnen drei exentrische und aussergewöhnliche Frauen vor, ohne<br />
die die Kunstgeschichte heute bedeutend ärmer wäre.<br />
Auf welchen Beauty-Trend sie auf keinen Fall verzichten können<br />
und welcher Schmuck Sie beim nächsten Event schmücken<br />
sollte, all dies und noch viel mehr erfahren Sie in unserer<br />
Herbstausgabe.<br />
Ring:<br />
Entworfen und handgefertigt<br />
in den Ateliers<br />
von Meister 1881 Zürich<br />
Lehnen Sie sich also entspannt zurück, geniessen Sie ein Glass<br />
wohltemperierten Cognac und begeben Sie sich mit uns auf<br />
eine spannende und informative Lesereise.<br />
Francesco J. Ciringione<br />
Verleger<br />
Yvonne Beck<br />
Chefredaktorin<br />
Bahnhofstrasse 33, T +41 (0)44 221 27 27<br />
www.meister-zurich.ch
TRAVEL
MIT<br />
JAMES<br />
COOK<br />
FING ALLES AN<br />
FRANZOSISCH-POLYNESIEN<br />
Der englische Schriftsteller D. H. Lawrence schrieb:<br />
«Sie gelten als Paradies auf Erden, diese Südsee-Inseln».<br />
Lawrence, bekannt als ein eifriger Reisegeselle,<br />
war nur einer von vielen, die den Traum<br />
von der Südsee in sich hegten.<br />
Lone K. Halvorsen
TRAVEL<br />
32 | PRESTIGE
TRAVEL<br />
Der Duft von Vanille, die weissen Tiaré, bezaubernde Menschen und<br />
der türkisfarbene Ozean … Der Mythos Südsee wurde vor allem<br />
durch Künstler und Filmstars vermittelt, ob vom Maler Paul Gauguin,<br />
der hier sein Paradies vergeblich suchte, oder von Brando, dem grossen<br />
Meuterer. Zu Recht kann behauptet werden, der Mythos bleibt uns aus einem<br />
trivialen Grund erhalten: Französisch-Polynesien liegt 30 Flugstunden von<br />
Europa entfernt - und damit fast ausserhalb unserer Vorstellungskraft.<br />
Das Supermodell<br />
Fakt ist: Kein anderer Ort der Welt dient unserer Fantasie so sehr als Projektionsflläche<br />
wie jene Tropeninseln, die etwa bei 15° Süd und 140° West im<br />
grössten Ozean der Erde liegen. Auch wenn der erste Europäer, der die Südsee<br />
erreichte, ein Spanier war, beflügelte James Cook den Mythos Südsee.<br />
Seine Expeditionskollegen, der Franzose Louis Antoine de Bougainville und<br />
die Deutschen Johann Reinhold und Georg Forster entfachten mit ihren<br />
Reiseberichten ein wahres Südseefieber in Europa. Kapitän Cook entdeckte<br />
bei seiner fünften Reise in den Südpazifik weitere Inseln in der Nähe von<br />
Tahiti und nannte sie schliesslich die «Gesellschaftsinseln», weil sie so nah<br />
beieinander lagen. Bora Bora war für ihn jedoch die «Perle der Südsee» –<br />
und die Anziehungskraft dieser Insel wirkt immer noch. Bora Bora gilt heute<br />
als das «Supermodel» unter den Inseln in Französisch-Polynesien. Und auch<br />
wenn es bereits tausendmal geschrieben wurde, das Atoll von Bora Bora ist<br />
tatsächlich unverschämt schön. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich<br />
der «Heilige Berg» Mount Otemanu, der über die Einwohner von Bora Bora<br />
wacht. Besteigen lässt er sich nicht, da er aus Vulkangestein besteht, aber<br />
der Blick aus der Ferne auf diesen majestätischen Berg, ist einfach einzigartig.<br />
Auch wenn die «Reichen und Schönen» überwiegend Bora Bora ansteuern,<br />
befinden sich in Französisch-Polynesien noch viele weitere Inseln.<br />
Diese sind zwar nicht so bekannt wie das «Supermodel», müssen sich aber<br />
auch nicht in ihrem Schatten verstecken.<br />
Paul Gauguin<br />
Leicht bekleidete Frauen mit<br />
goldener Haut vor bunter Kulisse –<br />
der Maler Paul Gauguin malte<br />
Ende des 19. Jahrhunderts in der<br />
Südsee ein erotisches Paradies unter<br />
Palmen. 1891 kam Gauguin in die<br />
Südsee, fand aber nicht die Welt,<br />
die er gesucht hatte. Missionare<br />
hatten bereits dafür gesorgt, dass<br />
die Bewohner Tahitis französisch<br />
und katholisch geworden waren. So<br />
malte Gauguin nicht das, was<br />
er tatsächlich vorfand, sondern<br />
seine Idee vom Paradies. Seine<br />
Bilder wurden später millionenfach<br />
auf Postkarten verbreitet und<br />
prägen nach wie vor die europäische<br />
Vorstellung über die Südsee – ein<br />
Paradies auf Erden.<br />
Vanille<br />
Auf Tahiti wächst eine erstaunlich geschmackvolle und<br />
aromatische Vanille. Die auf der Inseln vorkommende<br />
Orchideenart «Vanilla Tahitensis» findet dort, bedingt<br />
durch das subtropische Klima und den nährstoffreichen<br />
Boden, die optimalen Anbaubedingungen. Anders als<br />
die gewöhnliche «Bourbon-Vanille» besitzt die Tahiti-Vanille<br />
einen zusätzlichen Stoff namens «Heliotropin», welcher<br />
ihr einen einzigartigen milden und süsslichen Duft verleiht.<br />
Zu Recht wird deshalb auch diese Vanille als «Königin<br />
der Gewürze» bezeichnet.
TRAVEL<br />
Festivals in<br />
Französisch-Polynesien<br />
Blumenketten, der Klang der Ukulele<br />
und anmutige Tänzerinnen in Baströcken<br />
sind typische Merkmale der<br />
tahitianischen Kultur. Es ist nicht<br />
verwunderlich, dass Tahiti und seine<br />
ganzjährig einen vollen Festivalkalender<br />
haben, denn Gesang und Tanz sind<br />
in Französisch-Polynesien tief in den<br />
Traditionen verwurzelt und gehören<br />
zum Alltagsleben. Neben dem Tanz ist<br />
auch der sportliche Wettkampf ein<br />
fester Bestandteil der alten polynesischen<br />
Kultur. Besonders den Regatten<br />
der Auslegerkanus kommt eine grosse<br />
Bedeutung zu. Dabei stellt jede Insel<br />
ein Boot mit einem Team, das über<br />
sechzig bis achtzig Kilometer um die<br />
Wette paddeln muss. Den Höhepunkt<br />
des jährlichen Festivalkalenders bildet<br />
das im Juli stattfindende «Heiva i<br />
Tahiti», was soviel heisst wie «Festival<br />
auf Tahiti». Das Kulturfest findet in<br />
Tahitis Hauptstadt Papeete statt. Hier<br />
messen sich die Insulaner in Gesang<br />
und Tanz, aber auch im Pirogenrudern,<br />
im Speerwerfen nach Kokosnüssen<br />
und im Flechten traditioneller Handwerkskunst.<br />
Besonders sportlich<br />
geht es auch beim «Hawaiki Nui Va’a»<br />
zu, einem Auslegerkanurennen mit<br />
mehr als 100 Booten zwischen den<br />
Inseln Huahine, Raiatea, Tahaa<br />
und Bora Bora.<br />
Die Wilde<br />
Moorea und Raiatea sind zwei Inseln, die etwas weniger verbaut, wilder und<br />
weniger touristisch überladen sind. Moorea ist die kleine «Schwesterninsel»<br />
Tahitis und liegt eine halbe Stunde mit dem Katamaran von Papeete entfernt.<br />
Auch wenn die Inselbewohner hier zum grossen Teil vom Tourismus leben,<br />
ist die Existenzgrundlage vieler Einheimischer noch sehr traditionell mit<br />
Vanille anbau, Fisch und Perlen verbunden. Die Insel besitzt viele Legenden.<br />
Unter anderem wird berichtet, dass der Gott Hiro sich den Berg Rotui, den<br />
schönsten Ort der Insel, zu eigen machen wollte. Dort, so besagt es die<br />
Legende, rasten die Geister der Toten, bevor sie zu ihrem Endziel aufbrechen<br />
(fragwürdig, warum sie nicht lieber auf Tahiti bleiben wollten). Hiro wollte ihn<br />
eines Nachts heimlich stehlen, um ihn zu sich nach Raiatea mitzunehmen.<br />
Doch schlug ihn der Krieger Pai in die Flucht, indem er seine Lanze nach ihm<br />
schleuderte. Diese bohrte sich durch den anderen berühmten Berg der<br />
Insel, der seitdem Moua Puta, «durchlöcherter Berg», heisst. Das Loch kann<br />
man heute noch sehen. Die zackigen Spitzen der vulkanischen Berge sind<br />
von überall aus sichtbar. Es fällt einem schwer, diese Insel nicht ins Herz zu<br />
schliessen.<br />
Zu Weltruhm gelangte Moorea spätestens durch den Film «Die Meuterei auf<br />
Bounty», der in der Oponohu-Bucht gedreht wurde. Gleich Gleich neben<br />
dem 900 Meter hohen Mount Rotui, auf dem die Maori einst ihre Toten im<br />
Freien aufbewahrten, liegt Cook’s Bay. Es lohnt sich, eine Fahrt zu dem<br />
Aussichtspunkt Belvedere zu machen. Und auch wenn die Wolken einem<br />
einen Strich durch die Rechnung machen und die Bergspitze des Mount<br />
Tohiea umhüllen, ist der Ausblick auf die Cook’s Bay, den Mount Rotoui und<br />
die Oponohu-Bucht umwerfend. Moorea ist auch für seine leckeren, süssen<br />
Ananas und seine einzigartige Vanille, die regelmässig internationale Auszeichnungen<br />
erhält, berühmt. Der Vanilleduft aus dieser Gegend bekam<br />
einst den Namen «Vanilla Tahitensis» und ist über die Inselgrenze von Moorea<br />
hinweg bekannt. Auf den Plantagen kann man die Anbauanlagen besichtigen<br />
und erleben, wie die Frucht nach alter Tradition sonnengetrocknet und<br />
verarbeitet wird.<br />
34 | PRESTIGE
TRAVEL<br />
Die Heilige<br />
Die Insel Raiatea gilt als die eigentliche Wiege Polynesiens. Die Bewohner<br />
Tahitis betrachten die Insel als ihre «Heilige Insel». Der Inselgruppe wird<br />
nachgesagt, dass sie von den alten Hawaiianern besiedelt wurde. Zahlreiche<br />
Kultstätten, wie die von Taputapuatea, bezeugen dies. Zur Zeit der Ankunft<br />
der Europäer war dieses Heiligtum der Sitz der religiösen und politischen<br />
Macht über ganz Polynesien. Natürlich findet man zudem eine spektakuläre<br />
Landschaft mit zahlreichen Buchten, Vanilleplantagen und der einmaligen<br />
Blume Tiare Apetahi. Die Insel ist bei Segelurlaubern sehr bekannt, und auch<br />
mit dem Boot kann man die archäologischen Seiten von Raiatea erleben. An<br />
Land sollte man von Anfang an seine Uhr ablegen, denn hier scheint jeder<br />
Aspekt des Lebens ein wenig langsamer abzulaufen. Man könnte sich sogar<br />
daran gewöhnen.<br />
Tattoos<br />
Was bei uns überwiegend als eine Modewelle zu betrachten ist, stellt in<br />
Französisch-Polynesien eine alte Tradition dar. Es gibt kaum einen Einwohner –<br />
ob es nun die alte Fischverkäuferin, der Banker im Anzug oder der Arbeiter<br />
auf der Vanilleplantage ist –, der hier keine Tätowierung hat. Eine Tätowierung<br />
gehört als Körperschmuck genauso zum alltäglichen Leben wie die Tiare-<br />
Blume hinter dem Ohr. Tattoos sind hier jedoch nicht einfach nur Verzierungen<br />
des Körpers. Vielmehr erzählen die Motive ganze Geschichten. Manche haben<br />
eine spirituelle Bedeutung und übernehmen zudem die Funktion eines Talismans.<br />
Lebens erfahrungen können in den Wünschen einer spezifischen Tätowierung<br />
erkannt werden. Die Tätowierer geniessen ein sehr grosses Ansehen und gelten<br />
hier als richtige Künstler. Europäer betreten hier die «Tattoo-Studios» oftmals mit<br />
einem skeptischen Blick. Viel mehr als eine kleine Holzhütte mit einem Dach<br />
aus Kokosblättern und ohne umfangreiche hygienische Vorkehrungen ist hier nicht<br />
zu erkennen. Nach der ursprünglichen Methode, bei der man das Tattoo mit<br />
einem Knochen sticht, wird jedoch kaum noch gearbeitet. Heutzutage gehören<br />
auch hier sterile Nadeln und elektrische Maschinen zur Grundausstattung.<br />
Wer heute durch das Land reist, kann sich kaum vorstellen, dass es Zeiten gab,<br />
in denen Tätowierungen fast vollständig verschwunden waren: Die Missionare<br />
aus Europa hatten den Polynesiern das Tragen von Tattoos verboten, da sie die<br />
europäischen Sitten als oberstes Gebot durchsetzen wollten. Doch vor einigen<br />
Jahrzehnten kam es durch das Festival «Heiva» zu einem Comeback des Tattoos<br />
und damit auch zur Rückbesinnung auf die eigene Kultur.<br />
The Luxury Way of Life | 35
WUSSTEN<br />
SIE SCHON …?<br />
Touristenliebling Las Vegas<br />
Keine andere Stadt der Welt ist bei Touristen beliebter als<br />
Las Vegas: Rund 40 Millionen Menschen pilgern jedes Jahr<br />
in die US-Wüstenmetropole, die mit ihren vielen Bars,<br />
Theatern und Casinos erst in der Nacht so richtig zum Leben<br />
erwacht. Beliebte Anlaufstellen sind unter anderem das<br />
Bayerische Hofbräuhaus, das Luxor und das Hotel Bellagio.<br />
Seit April dieses Jahres kann sich Las Vegas aber auch<br />
noch mit einer weiteren Attraktion schmücken: dem Las Vegas<br />
High Roller. Mit einer Höhe von 167 Metern ist er das<br />
grösste Riesenrad der Welt!<br />
Die kleinste Insel der Welt<br />
Als Reiseziel ist der Bishop Rock wohl eher<br />
ungeeignet. Die vor den Scilly-Inseln am Eingang<br />
des Ärmelkanals gelegene Klippe gehört zum<br />
Vereinigten Königreich und ist mit einer Fläche von<br />
0,06 Hektar die kleinste bebaute Insel der Welt.<br />
Das Einzige, was hier Platz findet, ist ein 49 Meter<br />
hoher Leuchtturm, auf dessen Spitze ein<br />
Hubschrauberlandeplatz installiert wurde.<br />
Die steilste Zahnrad -<br />
bahn der Welt<br />
Die Schweizer Pilatus-Bahn ist ein Meisterwerk<br />
der Ingenieurskunst. Seit 125 Jahren<br />
ist sie nun schon in Betrieb und transportiert<br />
die Gäste mit gemächlichen 12 Stundenkilometern<br />
von Alpnachstad bei Luzern hinauf<br />
auf den sagenumwobenen Pilatusberg.<br />
Auf der 4,6 Kilometer langen Fahrt muss sie<br />
Steigungen von bis zu 48 % überwinden,<br />
die den einen oder anderen ganz schön ins<br />
Schwitzen bringen können! Auf 2 070 Metern<br />
Höhe erwartet den Besucher dann aber<br />
ein grandioser Panoramablick: Bei gutem<br />
Wetter kann man im Süden die Berner<br />
Alpen und im Norden Luzern sowie den<br />
Vierwaldstättersee sehen.<br />
36 | PRESTIGE
DAS BOUTIQUE-HOTEL MIT<br />
INDIVIDUELLEM FLAIR AN EXKLUSIVER LAGE.<br />
HOTEL CHÂTEAU GÜTSCH | Kanonenstrasse | 6003 Luzern<br />
Telefon +41 41 289 14 14 | Fax +41 41 289 14 15 | info@chateau-guetsch.ch | www.chateau-guetsch.ch
GAST<br />
GESCHENKE<br />
Wie Hotels ihre Gäste (sonst noch)<br />
verwöhnen<br />
Kostenlose Flughafen-Shuttles, selbst gemachte Pralinen als Betthupferl<br />
und eine Flasche Wein gratis auf dem Zimmer sind nette Gesten und der<br />
Einstieg in einen perfekten Aufenthalt. Noch schöner ist es, wenn die Hotels<br />
in ihrer Gastfreundschaft einen Schritt weitergehen und den Gästen ihre<br />
Destinationen von der schönsten Seite vorstellen. Auf kostenlosen und<br />
unvergesslichen Ausflügen in die Region erleben sie verborgene Plätze,<br />
geschichtsträchtige Orte und eine beeindruckende Natur.<br />
LONDON<br />
Jumeirah Carlton Tower<br />
Nach der Ausmusterung der legendären roten<br />
Doppeldeckerbusse in London und deren<br />
Ersatz durch den «New Bus» ist Busfahren<br />
in London zumindest für Nostalgiker kein<br />
Thema mehr. Und das Sightseeing im<br />
geräuschvollen Lamborghini oder Ferrari<br />
ist nur wenigen Besuchern der Metropole<br />
vorbe halten. Die Gäste des Jumeirah Carlton<br />
Tower haben nun eine echte Alternative:<br />
Sie können im Hotel kostenlos Fahrräder<br />
ausleihen und auf ihrer eigenen Route kreuz<br />
und quer die Stadt erkunden – von den<br />
mondänen, quirligen Vierteln Chelsea und<br />
Belgravia und der Kings Road bis zum<br />
beschaulichen Pimlico oder dem Hyde Park.<br />
Auf Wunsch gibt es ein typisch britisches<br />
Picknick obendrauf.<br />
Jumeirah Zabeel Saray<br />
Sportliche 20 Kilometer sind es vom westlichen bis zum<br />
östlichen Halbmond und zurück von The Palm in<br />
Dubai. Zu Fuss ist das ein mehr als schweisstreibendes<br />
Unterfangen! Wesentlich angenehmer, wenn auch für<br />
Dubai äusserst ungewöhnlich, ist da die Tour per Fahrrad –<br />
nicht nur des erfrischenden Fahrtwindes wegen, sondern<br />
vor allem, weil die Radler von jeder Position der westlichen<br />
und östlichen Halbmonde einen spektakulären Rundblick<br />
auf das Innenleben von The Palm geniessen. Die Fahrradtouren<br />
«Pedal around the Palm» sind Teil des Talise<br />
Fitnessprogramms im Jumeirah Zabeel Saray. Sie dauern<br />
je nach Kondition rund 90 Minuten, eine detaillierte Fahrradkarte<br />
gibt es gratis dazu. Und wer unterwegs müde wird,<br />
ruft einfach an der Rezeption an und lässt sich abholen.<br />
www.jumeirah.com<br />
KAPSTADT<br />
DUBAI<br />
www.jumeirah.com<br />
Belmond Mount Nelson Hotel<br />
Guten Gewissens können die Gäste des Belmond Mount<br />
Nelson Hotel in Kapstadt ihr Gastgeschenk annehmen: Es<br />
ist nicht nur gratis, sondern auch umweltfreundlich! Das<br />
Traditionshotel am Fusse des Tafelberges lädt zum kostenfreien<br />
Fahrservice im hoteleigenen Toyota Prius zu den<br />
drei bedeutsamsten Aussichtspunkten der Stadt ein: Tafelberg,<br />
Signal Hill und Lions Head. Auf Anfrage können<br />
sich die Gäste auch zu anderen Ausflugszielen in der Nähe<br />
des Hotels fahren lassen, wie etwa zum bekannten<br />
Clifton Beach oder zur Camps Bay. Übrigens: Der Toyota<br />
Prius ist weltweit das erste Hybridfahrzeug, das in<br />
Serie produziert wurde.<br />
www.belmond.com<br />
38 | PRESTIGE
KAPSTADT<br />
Taj Cape Town<br />
Südafrikas langen Weg in die Freiheit können die Gäste des Taj Cape Town auf der «Footsteps to Freedom Walking<br />
Tour» nachvollziehen. Die geführte Wanderung zu den historischen Highlights in Kapstadts Stadtzentrum ist für alle<br />
Hotelgäste kostenfrei. Die zweieinhalbstündige Tour startet täglich von Dienstag bis Samstag in der Hotellobby und führt<br />
zu historischen Sehenswürdigkeiten in der Nähe. Erfahrene Guides nehmen die Gäste mit auf eine Zeitreise und<br />
nutzen die Strassen und Gebäude als Kulisse, um die Geschichte der Stadt zu erzählen und greifbar zu machen. Nur<br />
15 Meter vom Taj Cape Town entfernt, arbeiteten zum Beispiel die drei südafrikanischen Friedensnobelpreisträger<br />
Desmond Tutu, FW De Klerk und Nelson Mandela.<br />
www.tajhotels.com<br />
ZÜRS<br />
Thurnher’s Alpenhof, Zürs<br />
Auf diesen besonderen Service müssen die Gäste des Thurnher’s Alpenhof noch<br />
warten, bis der erste Schnee fällt: Eine Bergtour bei Sonnenaufgang mit<br />
anschliessendem Frühstücks-Picknick im Schnee – diesen Ausflug lieben die<br />
Stammgäste des Thurnher’s Alpenhof in Zürs besonders. Als einziges Haus<br />
in Zür bietet das Leading Hotel seinen Gästen den kostenlosen Service eines<br />
hauseigenen Skilehrers an. Neben der Tour am frühen Morgen begleitet der<br />
ehemalige Gebirgsjäger und diplomierte Sportlehrer Roman Dornauer sie auch<br />
beim Paragliding und Heliskiing in der Region rund um den Arlberg, übt mit<br />
Anfängern das Carven und bezwingt mit Skiprofis steile Abhänge. Auf Wunsch<br />
organisiert er auch Schlittenfahrten, Eisstockschiessen und Fackelwanderungen.<br />
www.thurnhers-alpenhof.at<br />
POSITANO<br />
Le Sirenuse<br />
Das ehemalige Fischerstädtchen Positano<br />
gilt als die Perle der Amalfiküste. Der<br />
Schriftsteller John Steinbeck bezeichnete<br />
es als den «einzigen senkrechten Ort<br />
der Welt». Warum, das erleben die Gäste<br />
des Leading Hotels Le Sirenuse auf einem<br />
der beiden täglichen Bootsausflüge entlang<br />
der Küste: Vom Wasser aus geniessen<br />
sie einen ungetrübten Blick auf pastellfarbene<br />
Häuser, steile Gassen und unzählige<br />
Treppen. Romantiker können alternativ<br />
die ebenfalls kostenlose Sunset Cruise auf<br />
der Sant’ Antonio mit Champagner und<br />
Fingerfood wählen. Abfahrt ist abends um<br />
18.15 Uhr, so dass sie pünktlich zum<br />
Abendessen um 20.30 Uhr zurück sind.<br />
www.sirenuse.it<br />
The Luxury Way of Life | 39
TRAVEL<br />
AHLAN!<br />
WILLKOMMEN<br />
IN OMAN!<br />
Das Sultanat Oman ist ein bezaubernder Ort.<br />
Insider nennen dieses wunderbare Land<br />
gern das bestgehütete Geheimnis im Indischen Ozean,<br />
in dem gilt «Beauty has an address».<br />
Lilly Steffen<br />
Ministry of Tourism, Sultanate of Oman<br />
40 | PRESTIGE
TRAVEL<br />
Oman, das Land der goldenen Dünen, die<br />
sich bis zum Meer er strecken, der Souks,<br />
die mit aufregenden Düften und Farben<br />
die Sinne betören, der historischen Plätze, die von<br />
der UNESCO zu Welterbestätten ernannt wurden,<br />
und der turmhohen Klippen, die aus dem Ozean<br />
emporragen.<br />
Die Hauptstadt zwischen<br />
Meer und Bergen<br />
Muscat verströmt entlang der Küste am Golf von<br />
Oman mediterran gepflegtes Flair. Fast die Hälfte<br />
der omanischen Bevölkerung lebt in der Capital-<br />
Area. Besucher der pulsierenden Hauptstadt<br />
Muscat können die zahlreichen Ausstellungen in<br />
den Museen, die alten Gebäude innerhalb der<br />
Stadtmauern, den Hafen, in dem man Fischer mit<br />
ihren traditionellen Dhaus antrifft, oder das erste<br />
Opernhaus der Arabischen Halbinsel besuchen.<br />
Die Hauptstadt ist ein Spiegelbild der Vergangenheit<br />
und der Gegenwart des Landes, sie zieht den<br />
Besucher mit ihrer traditionellen Architektur, ihren<br />
Stränden und ihrer beeindruckenden Lage zwischen<br />
dem Meer und den Bergen sofort in seinen<br />
Bann.<br />
Besucher können mit einem Bummel über die<br />
Uferpromenade oder Corniche von Matrah beginnen.<br />
In dieser Gegend befindet sich auch der<br />
Souk mit dem umfangreichsten Angebot auf der<br />
gesamten Arabischen Halbinsel. Hier kann man<br />
neben traditioneller Kleidung, Schmuck, Gewürzen,<br />
Antiquitäten und Beduinenteppichen auch Handwerksbetriebe<br />
finden, in denen die traditionellen<br />
Silber- und Elfenbeindolche, auch bekannt als<br />
«Khanjars», hergestellt werden. Schaut man<br />
über die Uferpromenade, erblickt man einige<br />
der schönsten und ältesten Gebäude sowie die<br />
Lawati-Moschee mit ihrem blauen Minarett und<br />
der majestätischen, mit Mosaiken verzierten Kuppel.<br />
Auch die Grosse Sultan-Qaboos-Moschee ist<br />
ein Ort, den wirklich jeder besuchen sollte. Von<br />
der Kuppel hängt ein prächtiger Kronleuchter aus<br />
Swarovski-Kristallen herab und der Boden ist<br />
mit einem handgeknüpften Perserteppich bedeckt,<br />
der von 600 Webern gefertigt wurde und<br />
4 263 Quadratmeter gross ist.<br />
In Alt-Muscat lohnt sich zudem ein Besuch des<br />
königlichen Palastes Al Alam und gegenüber<br />
thronen, erhöht auf Felsen vor der Stadt, die<br />
Festungen Al Jalali und Al Mirani, die zu den bedeutendsten<br />
Wahrzeichen zählen.<br />
Das Tor zur Wüste<br />
Einen Zeitsprung macht man beim Besuch der<br />
Oasenstadt Nizwa, einst selbst Hauptstadt und<br />
religiöses Zentrum. Hier ist das Leben noch bunter,<br />
lebhafter, traditioneller. Die bezaubernde Stadt<br />
liegt inmitten einer atemberaubenden Berglandschaft<br />
und ist, vom Norden des Landes kommend,<br />
der ideale Ausgangspunkt für Touren in die<br />
Wüsten Omans. Die Stadt entstand um eine üppig<br />
grüne Oase herum, an der sich die Strassen der<br />
Karawanen aus dem Norden und dem Süden<br />
Nonstop-Verbindung von der<br />
Schweiz in das Sultanat Oman<br />
1001 Nacht erleben in nur sechseinhalb Stunden Flug:<br />
Oman Air fliegt vier Mal wöchentlich von der Schweiz aus<br />
in das Sultanat Oman. Ab Zürich gibt es vier Non-stop<br />
Flüge pro Woche nach Muscat, der Hauptstadt von Oman.<br />
Von Muscat aus bietet Oman Air Anschlussverbindungen<br />
zu den Reisezielen Sri Lanka, Dubai, Malediven, Bangkok,<br />
Kathmandu, Kuala Lumpur, Sansibar und Tansania sowie<br />
zu zehn Zielen in Indien.<br />
www.omanair.com<br />
The Luxury Way of Life | 41
TRAVEL<br />
kreuzten. Ihre Bedeutung als Handelsplatz zeigt<br />
sich auch heute noch durch ihren aussergewöhnlichen<br />
Souk, der zu den schönsten und vielfältigsten<br />
des Landes zählt.<br />
Ein Besuch Nizwas lohnt sich zudem, um die<br />
herrliche Architektur und die mächtige Festung,<br />
die hoch über der Stadt liegt, zu bewundern.<br />
Sie ist die grösste Festung auf der gesamten<br />
Arabischen Halbinsel und besitzt einen Wachturm<br />
mit einem Durchmesser von 45 Metern, der<br />
die übrigen Befestigungsanlagen um 34 Meter<br />
überragt.<br />
Ab in die Wüste!<br />
Ein Konzert warmer Gelb-, Orange- und Rottöne<br />
spielen die Sandwüsten Wahiba Sands im Nordosten<br />
und Rub al-Khali im Südwesten. Mit ihrer<br />
schier endlosen Weite und ihrer beeindruckenden<br />
Stille übt sie einen einzigartigen Reiz aus und<br />
bietet allen, die das Abenteuer und die Natur<br />
lieben, unvergleichbare Erlebnisse. Die riesige<br />
Wüste Al Sharqiya liegt im Herzen Omans. Ihre<br />
Dünen wechseln ihre Farbe im Laufe eines Tages<br />
von Weiss über Gelb zu Rot. Ein grosser Teil der<br />
Fläche Omans wird von der Rub al-Khali, der<br />
grössten Sandfläche der Erde, bedeckt. Auf Arabisch<br />
bedeutet ihr Name «das leere Viertel», denn<br />
sie erstreckt sich über ein Viertel der gesamten<br />
Arabischen Halbinsel. Sie ist eines der wenigen<br />
Gebiete auf der Erde, die noch nicht vollständig<br />
erforscht wurden. Eine Möglichkeit, von Muscat<br />
nach Salalah, dem Tor zur Rub al-Khali, zu reisen,<br />
ist, mit dem Auto quer durch das Land zu fahren.<br />
Die zwölfstündige Fahrt entlang einer etwa<br />
1 000 Kilometer langen Strecke bietet eine wunderbare<br />
Gelegenheit, die weiten Wüstenebenen,<br />
auch bekannt als «Hamadas», im Herzen des<br />
Landes zu bestaunen. Ausserdem können Sie die<br />
riesigen Ölfelder in den Provinzen Dhofar und<br />
Al Wusta begutachten, die die Hauptquellen für<br />
den Wohlstand Omans sind.<br />
42 | PRESTIGE
TRAVEL<br />
Strand & Meer<br />
Doch Oman besteht nicht nur aus Wüste. Ganz im<br />
Gegenteil: Mit seinen langen, feinen Sandstränden,<br />
seinen tropischen, mit Palmen bewachsenen<br />
Buchten und turmhohen Klippen, die aus dem<br />
Ozean emporragen, und einer 3 165 Kilometer<br />
langen Küste ist Oman das ideale Ziel für alle, die<br />
gern am Wasser sind. Die Küste rund um die<br />
Hauptstadt Muscat ist sandig, mit ruhiger See und<br />
langen, einsamen Stränden, die eine Vielzahl an<br />
Möglichkeiten bieten. Die Halbinsel Musandam im<br />
Norden ist in der ganzen Welt berühmt für ihre<br />
schroffen Felsen, die steil aus dem Meer ragen<br />
und eine spektakuläre Landschaft mit Fjorden,<br />
schmalen Buchten und Höhlen schaffen. Im Süden<br />
gibt es in der Region Salalah zahlreiche tropische<br />
Strände mit türkisfarbenem Wasser und Palmen,<br />
die bis an den goldenen Sand heranreichen. Das<br />
Meer von Oman und das Arabische Meer beheimaten<br />
eine Vielzahl unterschiedlicher Tierarten<br />
wie Schildkröten, Wale und Delfine. In ihren Tiefen<br />
findet man Korallenriffe, von denen grosse Flächen<br />
noch völlig intakt sind. Ausserdem werden dort<br />
zahlreiche Wassersportarten angeboten.<br />
Sport und Freizeit im Sultanat<br />
WANDERN & KLETTERN<br />
Das ist im Sultanat Oman ein unvergleichliches Erlebnis.<br />
Das Hadschar-Gebirge bildet eine majestätische<br />
Landschaft aus gewaltigen Gipfeln und weist markierte<br />
Wege mit einer Gesamtlänge von mehr als 100 Kilometern<br />
auf. Überall, wo Sie hinkommen, können Sie sich<br />
während einer Rast im smaragdgrünen Wasser der<br />
Wadis erfrischen. Oman hat mehr als 160 eingetragene<br />
Kletterstellen, sodass für Kletterfreunde aller Könnensstufen<br />
etwas dabei ist. Die häufig schwindelerregend<br />
steilen Felswände von Hadschar sind bei Kletterfans<br />
bekannt. Mit einer Höhe von 300 Metern ist die Felswand<br />
des Wadi Ghul eines der beliebtesten Klettergebiete.<br />
TAUCHEN<br />
Die grosse Anzahl an Fischen und die unberührten<br />
Tiefen machen Oman zu einem bei Tauchern sehr<br />
beliebten Reiseziel. Allein in der Hauptstadt Muscat<br />
gibt es rund 20 Tauch stellen. Die Bucht Bandar<br />
Al Khayran ist perfekt zum Schnorcheln geeignet.<br />
Ganz in der Nähe liegt das Daymaniyat-Archipel-<br />
Natur reservat, das eine un vergleichliche Ansammlung<br />
von Steinkorallen aufweist und die Möglichkeit zu<br />
unver gesslichen Begegnungen mit Manta rochen, Zitronenhaien,<br />
Schwarzspitzenriffhaien und Walen bietet.<br />
GOLF<br />
In Muscat gibt es drei 18-Loch-Golfplätze. Almouj Golf:<br />
Ein anspruchsvoller Golfplatz von Greg Norman entworfen,<br />
folgt dem Umriss der Dünen entlang des Golfes<br />
von Oman. Ghala Valley Golf Course: war ursprünglich<br />
ein Sandplatz und befindet sich in der einmaligen Szenerie<br />
eines Wadi. Muscat Hills Golf & Country Club: Inmitten<br />
einer schroffen Landschaft gelegen, die von mehreren<br />
Wadis gekreuzt wird, bietet er einen Blick auf das im<br />
Hintergrund liegende Hadschar-Gebirge.<br />
The Luxury Way of Life | 43
ES WAR EINMAL IN<br />
AMERIKA<br />
Ein neuer, prächtiger Bildband zeigt die<br />
Eroberung des nordamerikanischen<br />
Kontinentes – eine eindrucksvolle Reise durch<br />
Gebirge, entlang an Flüssen und Eisenbahnlinien.<br />
Und das sogar in Farbe!<br />
V<br />
Lilly Steffen<br />
Collection Marc Walter | Taschen Verlag<br />
om Atlantik bis zum Pazifik, von den Rocky Mountains bis zum<br />
nördlichen Wendekreis: Nordamerika ist ein Kontinent voll spektakulärer<br />
Landschaften und Motive.<br />
Bunte Bilder der Ureinwohner Amerikas<br />
Seen so gross wie Meere, endlos weite Prärien, gewaltige Wasserfälle,<br />
sengende Wüsten, moskitoschwangere Sümpfe, riesenhafte Wälder, reissende<br />
Flüsse, mächtige Gebirge und Vulkane – die Liste der Naturwunder<br />
erweckt Staunen und Ehrfurcht. Diese Auswahl farbiger Fotochrome und<br />
Phostint-Postkarten aus der Privatsammlung Marc Walters wurde zwischen<br />
1888 und 1924 von der Detroit Photographic Company produziert. Die Bilder<br />
zeigen die weite, vielfältige Landschaft Nordamerikas und ihre Bewohner,<br />
u. a. amerikanische Ureinwohner, Afroamerikaner, Immigranten sowie die<br />
letzten Cowboys und Goldgräber. Ansichten von den Sehnsuchtsorten des<br />
Wilden Westens und Blicke in die Hexenkessel der ersten Grossstädte vervollständigen<br />
das Panorama aus der Zeit vor 100 Jahren. Durch ein 20 Jahre<br />
vor dem Autochrom entwickeltes fotolithografisches Verfahren entstanden<br />
die allerersten Fotografien in Farbe. Mit ihrer Aura von Entdeckungsdrang<br />
und Abenteuer laden sie zu einer aussergewöhnlichen Reise durch ein vergangenes<br />
Amerika ein.<br />
William Henry Jackson:<br />
Einheimische tauchen nach Münzen, Bahamas.<br />
An American Odyssey<br />
Marc Walter & Sabine Arqué<br />
Taschen Verlag<br />
Der Sammler<br />
Der Grafiker, Fotograf und Sammler<br />
Marc Walter hat sich auf alte Reisefotografien,<br />
vor allem auf Photochrome,<br />
spezialisiert, von denen er eine der<br />
grössten Sammlungen weltweit besitzt.<br />
Er hat zahlreiche Bücher mit Bildern<br />
aus seiner Sammlung sowie eigenen<br />
Aufnahmen publiziert.<br />
Indianer Familie am Miami Riverin Florida.<br />
44 | PRESTIGE
Was ist ein Photochrom?<br />
Ein Photochrom ist ein Farbabzug, der<br />
entsteht, indem man ein Schwarzweiss-<br />
Negativ auf mehrere Lithografiesteine<br />
überträgt: einen für jede gewünschte Farbe.<br />
Dies geschah mit einem neuen Verfahren,<br />
dem sogenannten «Photochro erfahren»,<br />
das 1889 vom Schweizer Hans Jakob Schmidt,<br />
Chef-Lithograf der Druckerei Orell Füssli<br />
in Zürich, erfunden wurde.<br />
Montagswäsche in New York.<br />
William Henry Jackson: Clear Creek Canyon, Georgetown.<br />
Charleston.<br />
The Luxury Way of Life | 45
GIPFELSTÜRMER<br />
REINHOLD MESSNER<br />
Für den bekanntesten deutschsprachigen Bergsteiger<br />
aller Zeiten gilt die Devise: «Das Haben ist<br />
langweilig, die Herausforderung ist wichtig.» Und<br />
getreu diesem Motto bestieg Reinhold Messner<br />
alle 14 Achttausender ohne künstlichen Sauerstoff<br />
und durchquerte viele grosse Wüsten. Dabei<br />
verlor er einige seiner Zehen und wusste häufig<br />
nicht, ob er den nächsten Morgen noch erleben<br />
würde. Seinen eigenen Bruder verlor er auf dem<br />
Berg. Seitdem sieht er das Sterben als das grösste<br />
Abenteuer unseres Lebens an. Seit 1969 unternahm<br />
er mehr als hundert Reisen in die Gebirge<br />
und Wüsten dieser Erde. Er schrieb vier Dutzend<br />
Bücher. Ihm gelang die Durchquerung der An t-<br />
arktis, der Wüsten Gobi und Takla Makan sowie<br />
die Längsdurchquerung Grönlands. Im Gegensatz<br />
zu modernen Abenteurern geht es Reinhold<br />
Messner weniger um Rekorde, als vielmehr um<br />
das Ausgesetztsein in möglichst unberührten Naturlandschaften<br />
bei einem Minimum an Ausrüstung.<br />
Zwischen seinen Reisen lebt Reinhold<br />
Messner mit seiner Frau und seinen Kindern in<br />
Meran und auf Schloss Juval in Südtirol, wo er<br />
Bergbauernhöfe bewirtschaftet, schreibt und museale<br />
Anlagen entwickelt.<br />
3<br />
FRAGEN<br />
Was ist die niedrigste Temperatur, die Sie selbst erlebt<br />
bzw. durchlitten haben?<br />
In Sibirien minus 52 Grad. Aber bei trockener Kälte ist das<br />
nicht so schlimm. Nur wenn es windig wird, muss man sehr<br />
vorsichtig sein. Bei so einer Kälte muss man sich die ganze<br />
Zeit bewegen, so hält man sich warm. Würde man längere<br />
Zeit einfach herumstehen, würde man zum Eisblock erstarren.<br />
Wie hat sich der Bergsport in den letzten Jahren verändert?<br />
Bereits meine Generation konnte die richtig grossen Pionierarbeiten nicht mehr machen.<br />
Amundsen und Scott waren bereits am Südpol, Hillary am Gipfel des Mount Everest, daher<br />
konnte ich nichts wirklich Neues mehr finden. Aber ich konnte noch ins Ungewisse aufbrechen.<br />
Beispielsweise durch das Weglassen von Technologien wie Sauerstoffflaschen.<br />
Heute ist das Bergsteigen zum Sport geworden: Wer rennt am schnellsten den Everest<br />
hinauf und wieder hinab. Bei uns ging es hingegen eher um das Abenteuer.<br />
Erleben Sie beim Klettern noch die Angst vor dem Absturz?<br />
Die Angst vor dem Absturz ist immer da. Bei jedem Schritt, den wir tun, sind wir uns des<br />
Abgrunds unter uns bewusst. Ich weiss immer, jeder Fehltritt könnte tödlich sein.<br />
46 | PRESTIGE
PIRELLI.CH<br />
SWISS-SKI WÄHLT<br />
PIRELLI WINTERREIFEN<br />
KOSTENLOSE<br />
VIGNETTE 2015<br />
15.9. bis<br />
15.11.<strong>2014</strong>*<br />
Gino Caviezel, Patrick Küng und<br />
Dominique Gisin im Windkanal<br />
*beim Kauf von 4 Pirelli PKW oder SUV Winterreifen ab 16 Zoll oder Sommerreifen<br />
ab 17 Zoll beim teilnehmenden Händler vom 15.9. bis 15.11.<strong>2014</strong><br />
und Registrierung auf pzeroclub.ch. Teilnahmeschluss: 31.12.<strong>2014</strong>.
DOMINIKANISCHE<br />
REPUBLIK<br />
DER KARIBISCHE TRAUM<br />
Traumhafte, kilometerlange, weisse Strände,<br />
türkisfarbenes Wasser, über 30 abwechslungsreiche<br />
Golfanlagen inmitten traumhaft schöner Natur<br />
sowie exklusive Luxushotels mit individualisiertem Service<br />
machen aus der Dominikanischen Republik<br />
die ideale High-end-Destination.<br />
Petra Cruz-Deyerling – Europa-Direktorin Tourist Board Dominikanische Republik
Die hohen Investitionen in die Infrastruktur und den Neubau von<br />
Hotels und luxuriösen Resorts bei gleichzeitigen Bemühungen um<br />
eine nachhaltige und umweltschonende Entwicklung der Tourismuswirtschaft<br />
haben den Karibikstaat für seine touristische Zukunft gut<br />
gerüstet. Der Hotelzimmerbau boomt im ganzen Land. Aktuell werden<br />
rund 2 000 neue Hotelzimmer geschaffen. Die meisten gehören zu grossen,<br />
internationalen und renommierten Hotelketten wie Sheraton, Marriott oder<br />
Hilton.<br />
Erst im Dezember 2013 wurde eine neue Ortsumgehung um die Stadt<br />
La Romana mit Anschluss an die von Westen nach Osten verlaufende Autobahn<br />
El Coral eröffnet, welche die Strandregion im Süden des Landes in<br />
kurzer Fahrtzeit mit der kulturell attraktiven und vielseitigen Hauptstadt<br />
Santo Domingo sowie dem Feriengebiet Punta Cana /Playa Bávaro verbindet.<br />
Die neue Autobahn ist von entscheidender Bedeutung, nicht nur für<br />
die Einheimischen, sondern auch und vor allem für den Tourismus. Sie verkürzt<br />
die bisherige Fahrtzeit von Punta Cana in die Hauptstadt von bisher<br />
3,5 Stunden auf jetzt nur noch zwei Stunden. Von La Romana nach Punta<br />
Cana dauert die Reise nur noch 45 Minuten. Von Bayahibe / La Romana nach<br />
Santo Domingo sind es 60 Minuten.<br />
La Romana/Bayahibe – Alles voller Charme<br />
Die Ostküste der Dominikanischen Republik ist touristisch sehr gut erschlossen<br />
und landschaftlich vom Zuckerrohranbau geprägt. La Romana, die drittgrösste<br />
Stadt der Republik, gilt seit der Gründung der Zuckerrohrfabrik Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts als Zuckermetropole des Landes. Wenige Kilometer<br />
vor den Toren der Stadt befindet sich eine der grössten und exklu sivsten<br />
Hotelanlagen der Karibik: Casa de Campo – ein Leading Hotel of the World.<br />
Auf einem weitläufigen Gelände verteilen sich luxuriöse Villen von Superreichen,<br />
187 luxuriös eingerichtete Hotelzimmer, drei exzellente Golfplätze,<br />
die inklusive Servicepersonal gemietet werden können, ein Jachthafen,<br />
Tennis- und Poloplätze, ein Historisches Museum, ein Amphitheater mit<br />
5 000 Plätzen und das Künstlerdorf Altos de Chavón, in dem Touristen nicht<br />
nur Kunst kaufen, sondern auch bei professionellen Künstlern Malunterricht<br />
nehmen können. Es ist im mediterranen Stil angelegt und einzigartig in<br />
der Karibik. Auf dem nahe gelegenen Fluss Rio de Chavón verkehren<br />
Missi s sippi-Dampfer als Ausflugsattraktion.<br />
Punta Cana – das Paradies der<br />
Karibik im Osten<br />
Die Ostküstenregion bietet mehr als 40’000 Hotelzimmer<br />
in Hotels von Weltklassemarken, mit einem<br />
hervorragenden Service, köstlicher Gastronomie<br />
und unzähligen Möglichkeiten für Ausflüge und<br />
Aktivitäten. In den letzten Jahren sind zahlreiche<br />
touristische Anlagen mit schönen Wohn- und<br />
Luxuseinheiten neu entstanden, viele von ihnen<br />
verfügen über Golfplätze in nächster Nähe. Los<br />
Corales und Punta Espada in Cap Cana sind zwei<br />
gute Beispiele neben anderen Möglichkeiten in<br />
Bávaro, in Arena Gorda und in Macao. Alle diese<br />
Tourismusangebote liegen nur wenige Minuten vom<br />
internationalen Flughafen von Punta Cana entfernt,<br />
dem beliebtesten Ankunftsflughafen des Landes.<br />
Mitten im Herzen des Hotelgebietes der Ferienregion<br />
Punta Cana/Bávaro und ganz in der Nähe<br />
des Meeres befindet sich der Bávaro Adventure<br />
Park. Besucher erwartet auf einer Fläche von<br />
44 Hektar ein bunter Strauss unterschiedlicher<br />
Attraktionen. Darunter das Zip-Line-Skywalker-<br />
Abenteuer für Geschwindigkeitsfans, der Flugsimulator<br />
Skydiver, der Hochseilgarten Caribbean<br />
Treasure und die Zorbing Down Hill Revolution, bei<br />
der ein Mensch im Inneren einer aufblasbaren,<br />
transparenten, doppelhülligen Kugel aus PVC einen<br />
Abhang hinunter saust. Einen atemberaubenden<br />
Panoramablick über die Landschaft rund um<br />
Bávaro, Punta Cana und Cabeza de Toro bieten<br />
die Heissluftballons Skyrider und Skyrider pro.<br />
Ein verstecktes Paradies im Südwesten von Punta<br />
Cana ist Boca de Yuma, ein kleines, authentisches<br />
Fischerdorf, umgeben von wunderschönen Stränden<br />
und Korallenriffen.<br />
The Luxury Way of Life | 49
Eden Roc at Cap Cana<br />
Das Luxusresort ist das einzige Relais & Châteaux<br />
Hotel auf der Karibikinsel und befindet sich in Cap Cana.<br />
34 geräumige Suiten mit eigenem Pool und Pavillon<br />
erstrecken sich in der weitläufigen Anlage. Urlauber des<br />
Eden Roc geniessen kilometerlange, weisse Sandstrände<br />
und Golfer kommen auf dem von Jack Nicklaus<br />
gestalteten 18-Loch-Golfplatz rund um das Resort<br />
auf ihre Kosten. Der internationale Flughafen Punta Cana<br />
liegt nur 20 Fahrminuten von Eden Roc entfernt.<br />
Alsol Luxury Village Cap Cana<br />
Das Alsol Luxury Village Cap Cana ist eine malerische Feriendorf- und<br />
Yachtclubanlage im karibischen Stil. Die Wasserwege der Anlage verlaufen<br />
direkt vor den beschaulichen Terrassen der luxuriös ausgestatteten Ferienvillen.<br />
Vor Cap Cana befinden sich die besten Fischgründe der Region, die<br />
ein beliebtes Ziel für Sportangler sind. Vom internationalen Flughafen<br />
von Punta Cana aus erreicht man die Ferienanlage in nur zehn Minuten.<br />
Gästen stehen im Alsol Luxury Village Cap Cana neben einem vollständig<br />
ausgestatteten Yachthafen mit Wassersportangebot und Bootsverleih<br />
direkt vor der Haustür vier Pools, ein modernes Fitnessstudio mit Spa,<br />
zwei Restaurants mit wahlweise italienischer oder karibischer Gourmetküche,<br />
drei Bars, ein Ballsaal und mehrere Veranstaltungssäle zur Verfügung.<br />
Außerdem gibt es in der Anlage ein Amphitheater direkt am Meer und<br />
sogar eine kleine Steinkapelle für Hochzeiten im dominikanischen Stil.<br />
In den insgesamt 299 Villen befinden sich unterschiedlich ausgestattete<br />
Suiten, darunter auch eine Hochzeitssuite. In den Suiten werden Gäste mit<br />
einem 24-Stunden-Service umsorgt, wer möchte kann sich Speisen<br />
direkt auf der eigenen Pool-Terrasse servieren lassen. Ein weiteres Highlight<br />
der Anlage ist ihre Nähe zum legendären, von Jack Nicklaus entworfenen<br />
Golfplatz. Für die Gäste des Alsol Luxury Village Cap Cana steht<br />
ein kostenfreier Shuttleservice zum Golfplatz bereit.<br />
Melía Paradisus,<br />
Punta Cana<br />
Das Melía Paradisus Palma Real Golf & Spa Resort ist ein All-inclusive-Hotel<br />
und liegt in der Bávaro-Bucht an der Ostküste der Dominikanischen Republik. Das<br />
Palma Real besitzt 554 grosszügige Suiten, 200 davon sind Royal Service<br />
Suiten, darunter zwei Royal Service Präsidentensuiten mit Meerblick. Alle Zimmer<br />
verfügen über einen Whirlpool und bieten kostenloses High Speed Internet<br />
und einen 24-Stunden-Concierge-Service. Eine grosse Royal Service Lounge,<br />
ausgestattet mit einem luxuriösen Spa- und Wellnessbereich, ein exklusiver<br />
Strandbereich mit Saftbar, ein edler Pool mit Concierge-Service und ein vorzügliches<br />
italienisches Restaurant am Meer sind nur ein Ausschnitt des breit<br />
gefächerten Angebots für Royal-Service-Bucher.
Samaná – das Naturparadies im Osten<br />
Die Halbinsel Samaná ist mit ihren malerischen Felsund<br />
Sandbuchten, idyllischen Stränden, markanten Riffen<br />
und faszinierenden Wasserfällen ein wahrer Naturtraum.<br />
Ein grosses Ereignis ist der jährliche Aufenthalt der Buckelwale,<br />
die zwischen Januar und März die Bucht von<br />
Samaná ansteuern.<br />
Im 208 Quadratkilometer grossen Nationalpark Los Haitises<br />
in der Bucht von Samaná findet der Besucher eine Fülle<br />
kleiner Süsswasserflüsse und Mangrovenwälder, die in eine<br />
Korallenlandschaft münden, glasklare Lagunen und sogar<br />
Tropfsteinhöhlen. Pelikane und andere seltene, tropische<br />
Vögel, wie zum Beispiel der Fregattvogel, lassen sich hier<br />
beobachten. Neben interessanten Geschichten über die Zeit,<br />
als die Höhlen Piraten zum Unterschlupf dienten, bekommen<br />
Reisende hier ein Gefühl dafür, wie die Vegetation auf der Insel<br />
zu Zeiten von Kolumbus ausgesehen haben muss.<br />
Das Hotel Vista Mare liegt in Los Naranjos, einer neuen, gerade<br />
erst entdeckten Urlaubsdestination in der Dominikanischen<br />
Republik auf der Halbinsel Samaná. Insgesamt bietet das Vista<br />
Mare 87 Appartements mit eins, zwei, drei oder vier Schlafzimmern,<br />
ausgestattet mit Klimaanlage und Küche. Alle bieten<br />
einen atemberaubenden Blick auf das türkisfarbene Meer<br />
und die Insel Cayo Levantado. Im À-la-carte-Restaurant El Cayo<br />
wird einheimische und internationale Küche serviert. In der<br />
Bar & Lounge sorgen exotische Cocktails und Säfte für den<br />
gelungenen Beginn einer tropischen Nacht. Ihre Freizeit<br />
verbringen die Gäste an den beiden Pools oder den beiden<br />
exklusiven Stränden. Ein Kids Club, ein Beach Club, ein<br />
Fitnessstudio und ein Supermarkt runden das Angebot ab.<br />
Vista Mare, Samaná<br />
Des Weiteren bietet die Umgebung Möglichkeiten zum Windsurfen,<br />
Segeln, Schnorcheln, Tauchen, Angeln, Mountainbiken<br />
und Reiten. Ausserdem können Gäste mit der Seilbahn fahren<br />
und auf Safari gehen. Der Nationalpark Los Haitises, die<br />
Halbinsel Cayo Levantado, die Strände Playa Rincón und Playa<br />
Las Galeras sowie der Wasserfalls El Limón laden zu Ausflügen<br />
ein. Von Januar bis März können in der Bucht Buckelwale<br />
beobachtet werden. Das Hotel bietet Räumlichkeiten<br />
für Tagungen und private Feiern mit bis zu 80 Personen.<br />
Sublime Samaná Hotel & Residence, Samaná<br />
Das Sublime Samaná liegt auf der Halbinsel Samaná inmitten von üppig<br />
grünem Dschungel, sanften Hügeln und feinen Sandstränden. Das fast drei<br />
Hektar grosse Grundstück ist von grossen Pools durchzogen, die sich über<br />
das gesamte Gelände verteilen. Die Gebäude und Suiten wurden in Harmonie<br />
mit der Natur gebaut.<br />
Das Hotel gehört zu den Small Luxury Hotels of the World. Die Dekoration der<br />
20 Suiten mit ihren raumhohen Fenstern und grossen Badezimmern ist karibisch<br />
inspiriert. Sie sind ausgestattet mit Klimaanlage, einer komplett eingerichteten<br />
Küche und verfügen über eine Terrasse oder einen Balkon. Mittags wird im<br />
Grill restaurant am Strand mediterrane Küche mit dominikanischen Einflüssen<br />
serviert. Morgens und abends steht den Gästen das exklusive Bistro zur<br />
Ver fügung, zu dem auch eine Lounge gehört. Der Wellness- und Spa-Bereich<br />
des Hotels ist aus Palmholz, Zuckerrohr und Stroh konstruiert. Angeboten<br />
werden Ganzkörper- und Gesichtsbehandlungen, Massagen und sogar eine<br />
Regen massage. Freizeitaktivitäten in der Umgebung gibt es zahlreiche: Gäste<br />
können reiten, schnorcheln, tauchen, segeln, wandern oder Mountainbike fahren.<br />
Von Januar bis März werden Walbeobachtungstouren angeboten.<br />
The Luxury Way of Life | 51
Puerto Plata –<br />
die Perle an der Nordküste<br />
Die sonnige Nordküste der Dominikanischen<br />
Republik mit den Städten Puerto Plata<br />
und Cabarete steht für koloniale Architektur,<br />
Tabak- und Kaffeeanbau sowie international<br />
bekannte Hotspots für Wassersportler. Strandurlauber<br />
begeistert die Nordküste der<br />
Karibikinsel mit ihren goldenen Sandstränden<br />
mit Palmenbewuchs und Mandel bäumen,<br />
die sich mit spektakulären Klippen und kleineren<br />
Buchten abwechseln. Bei einer City-Tour<br />
durch Puerto Plata wird die Kolonialgeschichte<br />
des Landes lebendig. Vor allem den histo r-<br />
ischen Stadtkern mit vielen Gebäuden aus der<br />
viktoriani schen Epoche, wie zum Beispiel die<br />
Kathedrale, das Bernsteinmuseum oder den<br />
Stadtpark, sollte kein Tourist, welcher Puerto<br />
Plata besucht, verpassen. Die einzige Seilbahn<br />
der Karibik bringt Gäste auf den «Hausberg»<br />
der Stadt, den Loma Isabel de Torres.<br />
Boutique Hotel Casa Colonial & Spa Resort,<br />
Puerto Plata<br />
Das Boutique Hotel Casa Colonial & Spa Resort liegt<br />
an der exotischen Nordküste der Dominikanischen<br />
Republik, direkt an der Playa Dorada. Es gehört zu den<br />
Small Luxury Hotels of the World und kann daher<br />
mit einer aussergewöhnlichen, geschmackvollen und<br />
persönlichen Note aufwarten. Die dominikanische<br />
Designerin Sarah Garcia verbindet in der Gestaltung<br />
des Hotels die Eleganz der Alten Welt mit zeitgenössischem<br />
Stil. Im Restaurant Veranda werden Frühstück<br />
und Mittagessen serviert, im Restaurant<br />
Lucia wird abends karibische Fusions küche kunstvoll<br />
zubereitet. Das Restaurant verfügt über einen gut<br />
sortierten Weinkeller. Auf 1150 Quadratmetern bietet<br />
das Bagua Spa Gesichtsbehandlungen, Ganzkörperpackungen,<br />
Massagen und vitalisierende Aromatherapie.<br />
Darüber hinaus bietet das Hotel ein voll ausgestattetes<br />
Fitnessstudio, einen Infinity Pool und vier Jacuzzis,<br />
eine Bar mit Blick über den Atlantik, einen Hochzeitspavillon<br />
und einen Tagungsraum. Ein privater Transferservice<br />
bringt die Gäste zur 18-Loch-Golfanlage<br />
Robert Trent Jones Sr., ein 24-Stunden-Concierge-<br />
Service steht jederzeit zur Verfügung, ebenso<br />
sämtliche Pools und Annehmlichkeiten im Schwesterhotel<br />
Gran Ventana Beach Resort. Das Hotel hat<br />
50 Suiten in den Kategorien Junior Suite, One-Bedroom<br />
Suite, Deluxe, Master und Präsidentensuite sowie ein<br />
Penthouse.<br />
Tourist Board Dominikanische Republik<br />
Hochstraße 54<br />
60313 Frankfurt am Main<br />
Deutschland<br />
Telefon: +49-69-91397878<br />
Fax: +49-69-283430<br />
switzerland@godominicanrepublic.com<br />
www.godominicanrepublic.com<br />
52 | PRESTIGE
AUF DER SUCHE NACH DEM<br />
URSPRUNG DES LEBENS<br />
CHARLES DARWIN<br />
Als Darwin 1809 geboren wurde, glaubte man<br />
an die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Dieses<br />
religiös geprägte Weltbild, demzufolge Gott die<br />
Erde und all seine Lebewesen in sechs Tagen erschuf,<br />
galt als unumstösslich, bis es Darwin mit<br />
seiner Evolutionstheorie ins Wanken brachte. Im<br />
Jahre 1831 nahm Darwin an einer fast fünf Jahre<br />
andauernden Schiffsreise teil, die ihn einmal um<br />
die Welt führte und zugleich Schlüsselerlebnis<br />
und Grundlage für sein späteres Werk war. Auf<br />
den Galapagosinseln beobachtete Darwin Tierarten,<br />
die es nirgendwo anders gab. Aus diesen<br />
Beobachtungen entwickelte er seine Ideen zur<br />
Evolution. Es sollten jedoch noch viel Jahre vergehen,<br />
ehe er sie auf Papier brachte. Wahrscheinlich<br />
war seine Angst vor den Reaktionen der englischen<br />
Geistlichen und Naturwissenschaftler zu<br />
gross. So erschien die erste Auflage von «Über die<br />
Entstehung der Arten» erst 1859. Heute weiss<br />
man, dass seine Verdienste für die Fortentwicklung<br />
der Naturwissenschaft unermesslich<br />
waren. Denn er lieferte der Welt die Erklärungen<br />
für die Phänomene Verwandtschaft, Vielfalt und<br />
Angepasstheit der Arten. Damals jedoch musste<br />
er viel Hohn und Kritik einstecken, denn die<br />
Menschheit wollte ihre Verwandtschaft zu den<br />
Affen einfach nicht wahrhaben.<br />
3<br />
ZITATE<br />
«Wer auch nur eine Stunde<br />
seiner Zeit zu vergeuden<br />
wagt, hat den Wert des<br />
Lebens noch nicht erkannt.»<br />
«Alles, was gegen die Natur ist,<br />
hat auf Dauer keinen Bestand.»<br />
«Nur ein Narr macht keine Experimente.»<br />
The Luxury Way of Life | 53
TRAVEL<br />
DER DUFT DER STADT<br />
OLFAKTORISCHES SIGHTSEEING:<br />
SO DUFTET<br />
EUROPA<br />
Immer der Nase nach – in diesen Städten duftet es wie nirgendwo sonst.<br />
Es ist Zeit, den schmerzlich vernachlässigten olfaktorischen Sinn<br />
wieder in den Vordergrund zu stellen. Also zurücklehnen, tief einatmen<br />
und sich auf eine Riechtour durch Europa entführen lassen.<br />
GoEuro Travel<br />
«Wien, Wien, nur du allein, sollst die Stadt meiner<br />
Düfte sein». Eine markante Duftmarke und jede<br />
Menge emotionaler Erinnerungen hinterlässt Wien<br />
bei seinen Besuchern. Schlendert man durch die<br />
malerischen Gassen aus Pflastersteinen, gesellt<br />
sich zum Duft der Fiakerfahrer auch immer eine<br />
Brise von frisch gemahlenem Kaffee. Die Stadt ist<br />
bekannt für ihre zahlreichen Kaffee häuser und ihre<br />
den Kaffee liebenden Bewohner. Beinahe an jeder<br />
Ecke ist es möglich, einen einzigartigen Kaffeegeschmack<br />
zu erleben. Etwas Abseits vom Zentrum<br />
lohnt es sich, Richtung Ottakring zu fahren, hier<br />
befindet sich die «Manner Fabrik». Das Traditionsunternehmen<br />
hat Teile des Bezirks in ein in Haselnuss<br />
und Schokolade getränktes Traumduftland<br />
verwandelt. Erwischt man den richtigen Tag,<br />
mischt sich zum süssen Duft der Haselnusswaffeln<br />
auch der süssliche Duft des Hopfens aus der<br />
Ottakringer Brauerei. Diese Kombination hinterlässt<br />
ein einzigartiges Dufterlebnis, das man so<br />
wohl nur in Wien finden kann.<br />
WIEN<br />
54 | PRESTIGE
TRAVEL<br />
AMSTERDAM<br />
Die Forscherin Kate McLean hat ihre Forschung<br />
darauf spezialisiert, die Düfte einer Stadt möglichst<br />
präzise einzufangen und daraus kleine Landkarten<br />
zu kreieren. Ihre Ergebnisse zu Amsterdam<br />
sind dabei verblüffend passend. Insgesamt hat<br />
sie 650 Düfte mithilfe ihrer Assistenten, sogenannte<br />
Smellwalkers, zusammengetragen. Der<br />
markanteste Duft in der Stadt ist dabei der Odor<br />
von Cannabis in der Luft, gemischt mit dem<br />
süssen Duft der Waffeln und dem salzigen Duft<br />
des Herings, der beinahe an jeder Strassenecke<br />
zu kaufen ist. Läuft man mit einer offenen Nase<br />
durch die Stadt, zeigt sich vor allem der Einfluss<br />
der vielen Parks und Grachten, der Erinnerungen<br />
an Wiesen und blühende Blumen hinterlässt.<br />
ROM<br />
Kaum eine andere Stadt der Welt beherbergt so viele historische Gebäude<br />
und Denkmäler wie Rom. Das U-Bahn-Netz kann schon seit Jahrzehnten<br />
nicht fertiggestellt werden, da bei jeder neuen Grabung ungeahnte archäologische<br />
Schätze gefunden werden. Diese lange Geschichte der Stadt führt<br />
auch zu einer einzigartigen Duftmarke, die vor allem für geschichtsinteressierte<br />
Duftreisende eine kleine Zeitreise zulässt. Streift man durch das Forum<br />
Romanum Richtung Colloseum, ist die Luft mit dem Duft der alten Gemäuer<br />
erfüllt. Das Gemisch der 2 000 Jahre alten Steine, aus Lehm, Kalk und Eisen<br />
kommt vor allem im Frühjahr mit den ersten warmen Sonnenstrahlen sehr<br />
stark zur Geltung und hinterlässt sogar einen leichten Geschmack auf<br />
der Zunge. Gemischt mit den Düften der sehr lebendigen Stadt, wird man<br />
so in eine frühere Welt entführt, in der Gladiatoren in Blut getränkt um ihr<br />
Leben rangen oder in das Haus der Vestalinnen, jenen Jungfrauen, die auserkoren<br />
waren, das ständig brennende Herdfeuer im Tempel der Vesta zu<br />
bewachen.<br />
The Luxury Way of Life | 55
TRAVEL<br />
BRIGHTON<br />
Die Stadt an der Südküste Englands ist bekannt für ihre lebendige Kulturszene. Die Küstenlage bringt<br />
aber auch den wunderbaren Duft des Meeres mit sich, der durch die ganze Stadt zieht. Besucht man<br />
Brighton im Frühjahr, sollte man auf keinen Fall den Brighton Pier auslassen. Trifft die Sonne auf das<br />
nasse Holz des Piers und die nassen Steine am Strand, entfaltet sich ein einzigartiger Duft, durchmischt<br />
mit den zahlreichen Fish-and-Chips-Ständen am Strand. Der Duft ist so typisch für England wie die<br />
kurzen Röcke, die man dort zu jeder Jahreszeit trägt. Wer nach frischem Blumen- oder Wiesenduft<br />
sucht, ist in der Stadt nicht richtig, aber sucht man die raue Seeluft, ist man hier am perfekten Ort gelandet.<br />
England ist sich über seinen besonderen Duft auch bewusst und so werden schon verschiedenste<br />
«Smell Walks» angeboten, beispielsweise in York oder in London.<br />
Eine ware Duftexplosion findet man in Berlin. Von<br />
S-Bahn-Gleis bis Blütenwiese findet man in dieser<br />
Stadt wohl jeden erdenklichen Duft. Die<br />
Mathematikerin, Chemikerin und Künstlerin Sissel<br />
Tolaas, geboren in Norwegen und wohnhaft in<br />
Berlin, setzt sich schon seit Jahren mit den Düften<br />
Berlins und anderer Städte auseinander. Sie versucht,<br />
jeden einzelnen Duft künstlich zu rekonstruieren<br />
und zu konser vieren. In ihrer Erfahrung beschreibt<br />
sie die Düfte in Berlin wie folgt: «Mitte:<br />
feine Lederschuhe und das Röstaroma der zahllosen<br />
Coffeeshops. Charlottenburg: teure Seife und<br />
Geld. Neukölln: Polyester, Reinigungen und Kebab».<br />
So fängt Tolaas auch schon mal den Duft<br />
der Jannowitzbrücke ein und schickt damit<br />
Zeit-Redakteure auf emotionale Zeitreisen zurück<br />
in die DDR, mit dem Ausruf: «Das ist Ostberlin.»<br />
Sollte Sie es bald einmal nach Berlin verschlagen,<br />
statten Sie Tolaas einen Besuch ab und lassen Sie<br />
sich durch ihre Duft konserven die Stadt von einer<br />
Seite zeigen, die unglaublich intensiv ist.<br />
BERLIN<br />
56 | PRESTIGE
North Korea<br />
Julia Leeb<br />
TeNeues Verlag<br />
Spektakulärer Blick auf ein<br />
unbekanntes Land<br />
Nordkorea steht sicher nicht an erster Stelle. Dennoch strahlt<br />
das Land eine unheimliche Faszination aus. Es ist ein<br />
Mysterium, ein anonymes Land, abgeschottet vom Rest der<br />
Welt. Die Fotojournalistin Julia Leeb hat sich mit zwei<br />
Freundinnen auf die Reise gemacht, um Land und Leute<br />
besser kennenzulernen. Herausgekommen ist ein Bildband,<br />
der einen fesselnden Blick auf Architektur, Kultur und<br />
Bevölkerung bietet. Er lässt uns in eine unbekannte Welt<br />
eintauchen. So haben wir Teil an den Feierlichkeiten<br />
zum 100. Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung und<br />
verfolgen, wie tausende Nordkoreaner das Synchrontanzspektakel<br />
Arirang vorführen. Aber auch «leisere»<br />
Auf nahmen wecken Emotionen im Betrachter. Eine<br />
aufgeregte Braut, eine Mutter mit Kind, eigentlich ganz<br />
alltägliche Szenen und doch ist alles anders. Diese<br />
vielschichtigen Bilder wirken noch lange nach, selbst<br />
wenn man das Buch schon zur Seite gelegt hat.<br />
SHORTCUTS<br />
BOOKS<br />
Bergpartie<br />
Im Jahr 1863 startet im englischen Yorkshire eine ungewöhnliche<br />
Reisegruppe aus vier jungen Männern und vier<br />
jungen Frauen zu einer Tour durch die Schweizer Alpen.<br />
Führer und Veranstalter ist kein Geringerer als Thomas Cook.<br />
Von London geht es zunächst nach Frankreich und von<br />
dort in die westlichen Alpen, von Chamonix übers Wallis ins<br />
Berner Oberland und von dort zurück nach Paris. Mit<br />
Maultieren und Postkutschen sind die Reisenden unterwegs,<br />
zu Fuss, mit der Eisenbahn und dem Dampfschiff.<br />
Die 31-jährige Miss Jemima Morrell führte über diese<br />
abenteuerliche Reise ein höchst unterhaltsames Tagebuch,<br />
das nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt wurde.<br />
Der letzte Kaiser von Afrika<br />
Prinz Asfa-Wossen Asserate<br />
Propyläen Verlag<br />
Haile Selassie:<br />
Kaiser von Äthiopien<br />
Er war Nachkomme eines Geschlechts, das sich auf König<br />
Salomon zurückführen lässt, Vorreiter der afrikanischen<br />
Einheit und Unabhängigkeit, Verbündeter der Alliierten<br />
gegen die faschistischen Achsenmächte und Messias der<br />
jamaikanischen Rastafari-Bewegung. Er war Reformer und<br />
Autokrat, am Ende wurde er von kommunistischen Putschisten<br />
gestürzt und ermordet. Haile Selassie, König der Könige, war<br />
eine ebenso beeindruckende wie schillernde Per sön lichkeit.<br />
Sein Grossneffe Prinz Asfa-Wossen Asserate, der seit<br />
Langem in Deutschland lebt, hat ihn noch persönlich gekannt<br />
und verfügt über exklusiven Zugang zum Familien archiv.<br />
Er legt nun die erste fundierte, umfassende Biografie Haile<br />
Selassies vor, zugleich ein grossartiges Porträt der<br />
faszinierenden Geschichte seines Heimatlandes.<br />
Miss Jemimas Journal<br />
Jemima Morrell<br />
Rogner & Bernhard Verlag<br />
58 | PRESTIGE
Monika Kellermann<br />
Gardasee<br />
Collection Rolf Heyne<br />
Das Land, in dem die Zitronen blühen<br />
Vor etwas mehr als fünf Jahren mietete sich Monika Kellermann kurz<br />
entschlossen ein winziges Apartment in Bardolino, direkt am Gardasee<br />
– sie wollte ihr Italienisch verbessern. Und so machte sie sich daran,<br />
Land und Leute zu entdecken und gleich noch einige kulinarische<br />
Geheimnisse zu lüften. Zusammen mit dem Fotografen Udo Bernhart<br />
erzählt Monika Kellermann nun ihre ganz persönliche Gardasee-<br />
Geschichte: Sie besucht Winzer, Olivenölbauern, Trattorien und<br />
Osterien, Käsemacher, Forellenzüchter, Trüffelsucher, Obstbauern<br />
und viele mehr, die die kulinarische Landkarte des Gardasees<br />
prägen. Sie spricht mit den Menschen, diskutiert über traditionelle<br />
und moderne Anbau- und Produktionsmethoden, verkostet<br />
Tortellini, Carne Salada, Käse, Weine und Öle, lüftet Topfdeckel<br />
und lässt sich überlieferte Geheimrezepte verraten.<br />
Hommage an einen natürlichen Lebensraum<br />
und seine wundervollen Bewohner<br />
Sable Island, eine kleine Insel vor der Ostküste Kanadas, ist die Heimat von rund 500<br />
Wildpferden, 500 Schiffwracks und 500 Jahren überlieferter Geschichte. Die Insel,<br />
die auch als «Friedhof des Atlantiks» berüchtigt ist, war niemals dauerhaft besiedelt,<br />
sondern immer nur vorübergehend von schiffbrüchigen Seefahrern, verbannten<br />
Sträflingen, Piraten und Strandräubern bewohnt. Die nach ihrem Lebensraum benannten<br />
Wildpferde, vor langer Zeit hier zurückgelassen oder aus Schiffwracks ans<br />
Ufer gespült, sind heute die einzigen Landsäugetiere auf Sable Island.<br />
Seit 20 Jahren hält Roberto Dutesco das Leben auf Sable Island mit der Kamera fest<br />
und zeigt nicht nur die ungezähmte Schönheit dieser Tiere, sondern auch die Kargheit<br />
und Unberührtheit ihrer Insel.<br />
Die Wildpferde von Sable Island<br />
Roberto Dutesco<br />
TeNeues Verlag<br />
Gebrauchsanweisung für<br />
Dubai und die Emirate<br />
Felicia Englmann<br />
Piper Verlag<br />
Ein modernes Märchen aus 1 001 Nacht<br />
Kamel und Ferrari, Schleier und Skihalle: In den Emiraten verschmelzen Tradition<br />
und Moderne. Felicia Englmann, die in Dubai Golf-Arabisch gelernt hat, stürzt sich in<br />
dieses Abenteuer der Gegensätze. Sie fährt mit der Abra über den Dubai Creek,<br />
geniesst die Aussicht vom Burj Khalifa und besucht eine Klinik für Jagdfalken.<br />
Sie erklärt, wie man im Dubaier Strassenverkehr überlebt, was die Emirate unter<br />
Naturschutz verstehen und was man beim Moscheebesuch beachten sollte.<br />
Sie stellt die bedächtige Metropole Abu Dhabi und deren quirlige Konkurrentin Dubai<br />
und trifft die Emirate im Dornröschenschlaf; sie schreibt über die Selbstständigkeit<br />
der Frauen, die unter ihrer Verschleierung oft unterschätzt werden, und von einem<br />
Lebensgefühl, bei dem Scheitern nicht zum Konzept gehört.<br />
The Luxury Way of Life | 59
KYLIE<br />
MINOGUE<br />
DIE CHEFIN DER DISCO
CULTURE<br />
Kylie Minogue (46) ist mit dem knackigsten Po im<br />
Popbusiness ausgestattet, doch die zierliche<br />
Australierin hat auch was im Köpfchen. Denn sie<br />
wirbt erfolgreich für Unterwäsche, Parfüm,<br />
Schmuck, Autos, Bücher und Fernsehsender. Wir<br />
trafen die Discoqueen zum Mittagessen.<br />
Dominique Zahnd<br />
Irgendwo in London. Kylie Minogue sitzt in einer Hotelsuite und stochert<br />
auf ihrem Teller herum. Das Zimmer riecht nach Braten, Kylie selber duftet<br />
wie ein Pfirsich. Sie hat ein züchtiges, schwarzes Kleid an. Privat also<br />
ganz die Prüde? Sie lacht: «Wenn das eine Anspielung auf meine Fotos im<br />
‹GQ-Magazin› sein soll – ich bereue nichts.» In besagtem Heft liess sich die<br />
Hübsche im kurzen Röckchen ablichten – mit nichts drunter. «Skandal!»,<br />
schrie die Presse, vor allem die in England, wo die Australierin wie eine Königin<br />
verehrt wird. Kylie: «Wenn ich vorher gewusst hätte, welche Wellen das<br />
Ganze schlägt, hätte ich es mir vielleicht zweimal überlegt ...»<br />
Ballade zum Rumknutschen<br />
Kylie hüpft ab und zu mal als Nackedei durch den Blätterwald, denn sexy<br />
Fotos verkaufen sich immer gut. Musik auch – 14 Millionen konnte sie allein<br />
von ihrem Debütalbum absetzen. Das war 1987. Die Teenager liebten Kylies<br />
Sound damals heiss und innig. Wer zu den eher coolen Leuten zählen wollte,<br />
tat das auch – und hörte sich den Gute-Laune-Pop heimlich unter der Bettdecke<br />
an. Heute haben ihre fröhlichen Hymnen Klassikerstatus. «I Should Be<br />
So Lucky», «Got to Be Certain» oder «Je ne sais pas pourquoi» zaubern Besuchern<br />
von Achtziger-Jahre-Partys regelmässig ein Lächeln ins Gesicht.<br />
Und nicht zu vergessen «Especially for You», ihr Duett mit dem blondierten<br />
Poster-Boy Jason Donovan. Wer zu dieser herzerwärmenden Ballade nicht<br />
einmal im Leben rumgeknutscht hat – tja, der hat was verpasst.<br />
© EMI Music<br />
The Luxury Way of Life | 61
CULTURE<br />
«Von Kochtöpfen<br />
halte ich mich fern.»<br />
Als etablierter Popstar sah sie viele Trends kommen und gehen. Und ähnlich<br />
wir ihr grosses Vorbild Madonna erfand sie sich immer wieder neu, sei das<br />
nun musikalisch oder mit ihren ständig wechselnden Looks. Deshalb ist ihre<br />
Karriere auch so beständig: Denn egal, was sie macht, es ist nie langweilig.<br />
Heute stehen die Verkaufszahlen bei 70 Millionen Tonträgern. Und der Name<br />
Kylie Minogue ist längst zu einer Marke geworden. Als Sängerin bringt sie in<br />
schöner Regelmässigkeit sinnlichen Disco-Pop an den Man(n) – auch zu<br />
hören auf ihrem zwölften Studioalbum «Kiss Me Once» (<strong>2014</strong>). Aber mit<br />
ihrem hübschen Konterfei lassen sich längst nicht nur CDs verkaufen. Die<br />
Australierin macht sich auch gut als Werbeikone. Sie promotet unter anderem<br />
die Handtaschen des spanische Labels Tous, Unterwäsche von Agent<br />
Provocateur, Bikinimode von H & M und schnittige Autos von BMW. Zudem<br />
produziert Geschäftsfrau Kylie auch selber fleissig – so gibt es von ihr<br />
Dessous («Love Kylie»), Duschgels, Körperlotions, Parfüms für sie und ihn<br />
(«Pink Sparkle» und «Inverse»), Vorhänge und Kissen («Kylie at home») sowie<br />
eine Bettwäschekollektion.<br />
Ihr Gatte entwirft ihre Kleider<br />
Als Trendsetterin lebt sie ihren Fans vor, was hipp ist. Kylie in Jeans auf dem<br />
roten Teppich? Niemals! Ein Designerfummel muss es mindestens sein.<br />
Welcher, entscheidet jeweils ihr «schwuler Ehemann William Baker» (sie<br />
nennt ihn so). Der Brite entwirft viele ihrer Outfits, darunter auch den kultigen<br />
Kapuzen-Overall aus dem «Can’t Get You Out Of My Head»-Video. Baker<br />
entscheidet ebenso, welche Designer seine Chefin einkleiden dürfen, – und<br />
die Liste der Bewerber ist lang: Karl Lagerfeld, der La Minogue als seine<br />
Muse bezeichnet; Helmut Lang, Dolce & Gabbana, die vor einigen Jahren die<br />
Ausstattung für die Kylie-Fever-Tour schneiderten; und John Galliano, der<br />
2004 Kylie Minogues unaufdringliche Sinnlichkeit in der Showgirls-Tour mit<br />
raffinierten Strapskorsagen aus weisser Spitze in Szene setzte.<br />
Kylie Minogue kennt sich bestens mit Mode aus – keine Laufstegshow kommt<br />
ohne sie als Zaungast aus. Denn sie ist eine echte Fashionista. Deshalb<br />
wurde sie auch kürzlich von der Zeitschrift «Glamour» zur «am besten gekleideten<br />
Frau der Welt» gewählt. Und das renommierte Londoner Victoria &<br />
Albert-Museum widmete der zierlichen Australierin (sie ist 1,53 Meter gross)<br />
gar eine ganze Ausstellung – mit fast 50 Kostümen, 60 Fotos und vielem<br />
mehr. «Ich habe in meiner Karriere schon mit vielen Styles experimentiert.<br />
Mittlerweile weiss ich genau, was zu mir passt», sagt sie. Doch Kylie Minogue<br />
stellt auch klar, dass alle ihre Projekte immer ein Teameffort sind – und nicht<br />
das Werk einer Einzelperson. Ob es um das Entwerfen von Kleidern, die<br />
Aufnahmen im Studio oder das Entwickeln einer Bühnenshow geht, die<br />
Sängerin umgibt sich immer mit den richtigen Leuten, die ihre Ideen optimal<br />
umsetzen können. «Es geht darum, eine kreative Insel zu erschaffen, auf der<br />
komplette Harmonie herrscht», erklärt der Star. «Jeder gibt, was er kann –<br />
und am Ende darf ich mich dank meines Teams von der besten Seite zeigen.»<br />
62 | PRESTIGE
CULTURE<br />
«Ich habe mit<br />
Botox aufgehört.»<br />
Relaxen im Hotelzimmer<br />
Ohne Teamwork würde vor allem bei ihren Tourneen nichts gehen. Aktuell<br />
steckt sie in den Startlöchern für die neuen «The Kiss Me Once»-Shows.<br />
«Das frisst viel Energie», sagt die Sängerin. «Aber das Adrenalin und die Befriedigung,<br />
die diese Projekte auslösen, sind den Stress wert.» Quasi als<br />
Dankeschön an die Treue ihrer Fans hat sie ihre dreizehnte Livetour Ende des<br />
Jahres randvoll mit Überraschungen gepackt. Welche das sind, verrät die<br />
Pop-Prinzessin gleich selber. «Ich werde einige Lieder spielen, die mir persönlich<br />
viel bedeuten und die bisher so noch nie jemand gehört hat», sagt sie.<br />
Aber keine Sorge, die grossen Hits sind auch alle dabei. Angst, dass der<br />
Tourstress sie überfordern könnte, hat Kylie Minogue nicht. «Wir sind eine<br />
grosse Familie und geben aufeinander acht», sagt die Sängerin. Ausserdem<br />
geht sie heutzutage nach den Konzerten nicht mehr aus. «Ich bleibe einfach<br />
im Hotelzimmer. Das ist ziemlich langweilig, aber so tanke ich am besten<br />
neue Energie.»<br />
Unkompliziert, bescheiden, lustig – das ist Kylie privat. Bei Besuchen bei ihr<br />
gibt’s immer viel zu lachen. Hat sie mal angefangen zu plaudern, ist sie kaum<br />
mehr zu stoppen. In der einen Minute schwärmt sie spontan von Robbie<br />
Williams («Ich bete ihn an, bisher ist nichts zwischen uns passiert!»), dann<br />
analysiert sie als Nächstes ihre Musik («Ein paar Schwulenhymnen sind<br />
immer dabei!»). Kylie Minogues grenzenloser Optimismus ist ansteckend.<br />
© EMI Music<br />
© Warner Music<br />
The Luxury Way of Life | 63
CULTURE<br />
«Ich scheine eine Vorliebe<br />
für Latinotypen zu haben.»<br />
Dabei musste die süsse Discomaus öfters auch schon hart einstecken. Zum<br />
Beispiel als 2005 bei der damals 37-Jährigen Brustkrebs diagnostiziert<br />
wurde. Der ist mittlerweile besiegt. Und ihre Brustoperation liegt ebenfalls<br />
schon eine Weile zurück. Doch die körperlichen Folgen der Chemotherapie<br />
machten der australischen Sängerin lange Zeit schwer zu schaffen. «Ich bin<br />
erst zu einem Nichts zusammengesunken und dann aufgegangen wie ein<br />
Ballon», reflektiert sie die damalige Zeit. «Mein Körper funktionierte nicht<br />
mehr wie er sollte, aber ich habe halt nur den einen.» Die Krankheit war ein<br />
Schock – für sie, ihr Umfeld und auch für die Fans des niedlichen Pop-Flohs.<br />
Trotz allem habe diese schlimme Erfahrung auch etwas Positives mit sich<br />
gebracht. «Wenn man alles verliert, wenn man seine Augenbrauen und seine<br />
Haare wieder wachsen lassen muss, dann ist dass schon merkwürdig», sagt<br />
Kylie Minogue. «Es war eine harte Zeit, aber ich habe daraus gelernt. Ich bin<br />
jetzt viel ruhiger.»<br />
Sie weint ihren Partnern nach<br />
Pech gehabt hat sie auch mit ihren Männern. Ihr Landsmann und Langzeitfreund<br />
Michael Hutchence, Sänger der Band Inxs, erhängte sich 1997 in einem<br />
Hotelzimmer in Sydney. Kylie gibt zu, dass sie ihn heute noch vermisst und<br />
sagt wehmütig: «Wir haben so viele Dinge gemeinsam zum ersten Mal<br />
gemacht.» Einer, der ihr ebenfalls das Herz brach, war Schauspieler Olivier<br />
Martinez. Der starb ihr zwar nicht weg, aber er betrog sie mehrfach – unter<br />
Es gibt ein geheimes Disco-Album, das noch<br />
nicht veröffentlicht wurde. Das hat Jake<br />
Shears von den Scissor Sisters verraten. Er<br />
und Kylie schrieben über die Jahre etliche<br />
Songs zusammen – darunter den Hit «I Believe<br />
In You» (2004) sowie Tracks für das<br />
Album «Aphrodite» (2007). «Aber wir haben<br />
noch viel mehr Material aufgenommen»,<br />
sagt Shears, «daraus könnte man eine<br />
hübsche CD machen.»<br />
© Warner Music<br />
© Polydor
CULTURE<br />
anderem mit Schauspielerin Michelle Rodriguez und Model Sarai Givati. Vier<br />
Jahre war die Australierin mit dem Franzosen verlobt. Kontakt haben die Beiden<br />
noch immer – was in erster Linie an ihrem gemeinsamen Hund liegt. Die<br />
Sängerin fliegt regelmässig nach Paris, um Sheeba zu treffen und mit ihr<br />
Gassi zu gehen. «Der Hund tut mir gut», sagt sie. Um Martinez trauert sie<br />
ebenfalls mehr, als sie zugeben will. Deswegen hatte ihre letzte Romanze mit<br />
dem spanischen Model Andres Velencoso keine Zukunftsperspektive.<br />
Den Traum von einer Hochzeit hat sie aber noch nicht aufgegeben. Dazu ist<br />
sie zu sehr Romantikerin. Welche Qualitäten müsste ihr Idealmann denn<br />
haben? «Wir sollten über dieselben Dinge lachen können», sagt die Musikerin.<br />
«Und wenn ich an meine bisherigen Freunde denke, dann scheine ich eine<br />
Vorliebe für Latinotypen in kreativen Berufen zu haben.» 46 Jahre ist sie nun<br />
alt. Abgesehen von den Lachfalten um Mund und Augen sieht man ihr das<br />
nicht an. Auf ihre Gesichtspflege angesprochen, gibt sie unvermittelt zu, dass<br />
sie auch schon Botox ausprobiert hat. «Aber ich habe damit aufgehört. Ich<br />
will nicht zu weit gehen. Ich habe Falten und die kann man auch sehen.» Sie<br />
achtet grundsätzlich gut auf sich – als Australierin sowieso ein Muss. «In<br />
meiner Heimat brennt die Sonne gnadenlos. Deshalb habe ich schon früh<br />
gelernt, mich vor ihr zu verstecken», sagt der Superstar. Kylies wirkliches<br />
Beauty-Geheimnis hingegen ist simpel und preiswert. An ihre Haut lässt sie<br />
lediglich Pond’s Cold Cream. Rund fünf Franken muss man für ein Töpfchen<br />
der angeblich so wirkungsvollen Wundercreme berappen. «Die hat schon<br />
meine Mutter benutzt. Meine Haut hat sich dadurch komplett verändert»,<br />
schwärmt Kylie. Ihren Körper stählt sie zudem mit Fitness und gesunder<br />
Ernährung. Selber Kochen kann sie allerdings nicht. «Meine Familie lacht<br />
mich deswegen aus. Treffen wir uns, dann darf ich nur den Tisch decken und<br />
anschliessend das Geschirr spülen. Von den Kochtöpfen halten sie mich bewusst<br />
fern.»<br />
© EMI Music<br />
Schluss als «The Voice»-Juror<br />
Aber hey, welchen Kerl würde schon interessieren, was gerade auf dem Herd<br />
brutzelt, wenn er eine wie Kylie bei sich zu Hause hätte? Eben! Ihre Qualitäten<br />
liegen halt woanders – und dazu gehört, dass sie das Musikbusiness in- und<br />
auswendig kennt. Das war sicher mit ein Grund, wieso das Pop-Idol von den<br />
Produzenten der Show «The Voice» kontaktiert wurde. Nachdem die Gagenverhandlungen<br />
geklärt waren, sass die 46-Jährige bei der britischen und der<br />
australischen Ausgabe in der Jury neben Kollegen wie will.i.am, Tom Jones<br />
und Ricky Martin. Kürzlich verabschiedete sie sich aber wieder vom Bildschirm.<br />
Grund: ihre Tour-Vorbereitungen. Zu ihrer bisherigen Erfahrung auf<br />
einem der roten Drehsessel sagte die Australierin: «Bei der Show dabei zu<br />
sein, ist eine grosse Verpflichtung. Ich habe es geliebt, auch wenn Teile der<br />
Sendung zu schwierig, zu anstrengend und zu emotional waren.»<br />
The Luxury Way of Life | 65
CULTURE<br />
«Mein Körper<br />
funktionierte<br />
nicht mehr.»<br />
Im Fernsehen – dort hat alles begonnen. Am 17. April 1986 war sie das erste<br />
Mal in der australischen Seifenoper «Neighbours» zu sehen. Sie spielte den<br />
Wildfang Charlene Robinson, zwei Jahre lang. Bei ihrer langersehnten Heirat<br />
schalteten 1988 rund 20 Millionen britische Zuschauer den Fernseher ein.<br />
Und dann verabschiedete sich die Kunstfigur Charlene, weil Kylie von einer<br />
Gesangskarriere träumte. Ein guter Entscheid, doch das Multitalent kehrte<br />
immer wieder zu seinen Wurzeln zurück. Aber vom Actionklamauk «Streetfighter»<br />
bis zum Pseudo-Krimi «Sample People» sind praktisch alle ihre Kinoauftritte<br />
peinlich. Das liegt weniger an Kylies Talent als den schrecklichen<br />
Drehbüchern. Einzige Ausnahme: «Moulin Rouge» (2001) von Baz Luhrmann.<br />
Der Film ist ein cineastisches Meisterwerk – doch Kylies Auftritt als grüne Fee<br />
dauert gerade mal 43 Sekunden.<br />
© Warner Music<br />
Lieblingsopfer der Klatschpresse<br />
Die Presse war denn auch nie besonders nett, wenn es um ihre Filme ging.<br />
Doch nicht nur das: Gerade weil ihr hübsches Gesicht im Wochentakt die<br />
Hochglanzmagazine ziert, werden laufend die Klatschspalten mit abstrusen<br />
Newsmeldungen gefüllt. Das nervt die Sängerin. Verheiratet, schwanger, lesbisch<br />
– was für einen Unsinn sie schon über sich lesen musste. Was waren<br />
die zwei kuriosesten Dinge? «Einmal hiess es, ich hätte einen Folterkeller.<br />
Eine andere Schlagzeile lautete: ‹Ist Kylie Minogue eine Ausserirdische?›»<br />
Eine interessante Theorie. Wenn man sie sich genauer ansieht … Die<br />
Sängerin fängt an zu lachen. Kommt sie denn von einem andern Stern? Kylie<br />
piepst wie ein Roboter, setzt einen Killerblick auf und sagt mit tiefer Stimme:<br />
«Vielleicht …»<br />
Queen haben ihr Musical. Ebenso Abba und Michael<br />
Jackson. Und Kylie? Die wurde auch schon mal in<br />
Musicalform geehrt. Ihres heisst «I Should Be So Lucky»<br />
und ist inspiriert von 25 ihrer Hits. Die Welturaufführung<br />
fand 2002 in Kylie Minogues Heimatstadt Melbourne statt.<br />
Die Sängerin gab zwar ihren Segen dazu, war aber nicht<br />
gross in das Projekt involviert. Kürzlich hat sie allerdings mit<br />
dem Schreiben eines eigenen Kylie-Musicals angefangen.<br />
66 | PRESTIGE<br />
© EMI Music
AUSSTELLUNGEN<br />
&BOOKS<br />
Inspiration Japan<br />
Museum Folkwang Essen<br />
27. September 2015 bis 18. Januar 2015<br />
Inspiration Japan<br />
Die japanische Kunst ist für die Entwicklung der europäischen Moderne<br />
von grundlegender Bedeutung. Nahezu alle grossen Meister von<br />
Manet, Degas, Cézanne, Monet bis Gauguin, van Gogh, Bonnard und<br />
Vuillard haben sich von japanischen Bildmotiven und Stilmitteln<br />
begeistern und inspirieren lassen. Das Museum Folkwang in Essen, das<br />
eine früh angelegte Sammlung japanischer Kunstobjekte besitzt,<br />
widmet diesem faszinierenden Kapitel der Kunst des ausgehenden<br />
19. Jahrhunderts nun eine umfassende Ausstellung. Der Fokus<br />
liegt auf dem Zeitraum von 1860 bis 1910, der Anfangs- und Hochphase<br />
der Rezeption japanischer Kunst in Frankreich – dem sogenannten<br />
«Japonisme».<br />
TRUUUUUU-MAN<br />
Wenn irgendjemand eine Biografie verdient hat, die sich aus unzähligen kleinen Puzzelstückchen<br />
aus Klatsch und Tratsch zusammensetzt, dann ist es sicherlich Truman Capote, der nichts<br />
mehr liebte als Gerüchte. George Plimton führte für dieses Buch Hunderte von Interviews mit<br />
freundlichen und weniger freundlichen Leuten aus Capotes Umfeld, um ihre Stimme zu<br />
einem Text zu verweben, der zeigt, wie vergeblich es ist, nach der Wahrheit zu suchen, wenn<br />
man es mit einem Menschen wie Capote zu tun hat. Ein talentierter Autor und gleichzeitig<br />
ein verrückter, charmanter, eitler, verspielter, exentrischer und mitleidloser Schauspieler. Zahlreiche<br />
Prominente wie Andy Warhol, Joan Didion, Norman Mailer bis zu seinem Erzfeind<br />
Gore Vidal waren Zeugen seines plötzlichen Erfolgs als Schriftsteller von «Frühstück bei<br />
Tiffany» und «Kaltblütig», seines Aufstiegs in der New Yorker High Society und später<br />
Beobachter seines jähen Absturzes, der auf die Veröffentlichung von «Erhörte Gebete»<br />
folgte, ein Romanfragment, in dem er so gut wie jeden, den er kannte, gnadenlos verraten<br />
und verkauft hat. Gerade deshalb hätte Capote das Buch von George Plimton geliebt.<br />
Truman Capotes turbulentes Leben<br />
George Plimpton<br />
Rogner & Bernhard Verlag<br />
Zwei Künstler –<br />
eine gemeinsame Ausstellung<br />
Grundlage der neusten Ausstellung im Kunsthaus Zürich sind<br />
ausgewählte Zeichnungen und Gemälde Ferdinand Hodlers.<br />
In separaten Räumen, aber konzeptuell darauf bezogen, sind<br />
Jean-Frédéric Schnyders Bilderzyklen «Berner Veduten»<br />
(1982 –1983) und «Am Thunersee» (1995) zu sehen. Mit den<br />
«Veduten» hatte sich Schnyder erstmals in die stark von Hodler<br />
geprägte Tradition der Pleinairmalerei eingereiht. Vollends<br />
Hodlersches Terrain betrat er mit den Thunersee-Bildern.<br />
Zugleich trennt ihn seine Vorgehensweise, die vom sorgsamen<br />
Abarbeiten der Möglichkeiten ausgedehnter Bilderreihen<br />
lebt, wesentlich vom Altmeister Hodler. Entsprechend betont<br />
Peter Fischli das «Ungleiche» zwischen den beiden<br />
Künstlern, sieht aber als grosse Gemeinsamkeit, dass die<br />
Malerei beider vor allem von der Malerei selbst handle.<br />
Ferdinand Hodler<br />
Jean-Frédéric Schnyder<br />
Kunsthaus Zürich<br />
12. September <strong>2014</strong> bis<br />
26. April 2015<br />
68 | PRESTIGE
Franz is here! Franz Ferdinands Reise um die Erde<br />
Bis 2. November <strong>2014</strong><br />
Weltmuseum Wien<br />
www.weltmuseumwien.at<br />
Weltreise eines Thronfolgers<br />
«Franz is here!» titelte eine amerikanische Tageszeitung<br />
anlässlich des Besuchs von Franz Ferdinand im Rahmen seiner<br />
Weltreise 1892/93. Jetzt, 100 Jahre nach seinem Tod, wird<br />
Franz Ferdinand dem Weltmuseum Wien einen Besuch abstatten.<br />
Seine Weltreise, die ihn von Pola über Suez, Aden, Sri Lanka,<br />
Indien, Nepal, Südostasien, Ozeanien, Australien, China und<br />
Japan bis in die Vereinigten Staaten führte, ist auch eine<br />
Reise ins Innere seiner Persönlichkeit. Der Thronfolger kehrte<br />
mit einer beeindruckend grossen Jagdbeute und über 14’000<br />
von ihm erworbenen Objekten zurück. Die Ausstellung versteht sich als visualisiertes<br />
Tagebuch Franz Ferdinands. Die Betextung in der Ausstellung<br />
erfolgt ausschliesslich durch Zitate aus den Tagebüchern, illustriert von<br />
Dingen aus seinem Nachlass. Auf diese Weise entsteht ein völlig neues<br />
Mosaik eines in sich widersprüchlichen Menschen.<br />
Und es ward Licht<br />
Mit seinen Spezialeffekten, seinem Erzählstil, seinem intellektuellen Überbau und seinem<br />
ungewöhnlichen Soundtrack hat «2oo1: Odyssee im Weltraum» die Art und Weise, wie<br />
wir Filme sehen, grundlegend verändert. Fünfzig Jahre nach dem Beginn der Arbeit an Stanley<br />
Kubricks Meisterwerk liegt nun die umfassendste Publikation, die jemals über «2oo1:<br />
Odyssee im Weltraum» erschienen ist vor. Hier erfahren Sie alles über den Entstehungsprozess<br />
dieses Meilensteins der Filmgeschichte. Das vierbändige Buch-Set enthält Hunderte<br />
unveröffentlichte Dokumente und Fotografien sowie persönliche Kommentare von Kubricks<br />
Co-Drehbuchautor, Sci-Fi-Legende Arthur C. Clarke.<br />
Limitiert auf insgesamt 1500 Exemplare, alle von Christiane Kubrick signiert:<br />
Art Edition Nr. 1– 500 (Art Edition A und B mit einem signierten Pigment-Print<br />
von Brian Sanders) und Collector’s Edition Nr. 501–1500.<br />
The Making of Stanley Kubrick’s<br />
«2oo1: A Space Odyssey»<br />
Piers Bizony<br />
Taschen Verlag<br />
Pier Paolo Pasolini<br />
Bis 05. Januar 2015<br />
Martin-Gropius-Bau Berlin<br />
Gesellschaftskritiker & poetischer Realist<br />
Mit einer grossangelegten Ausstellung würdigt der Martin-Gropius-Bau in<br />
Berlin den italienischen Filmemacher Pier Paolo Pasolini. Pasolini gilt als<br />
einer der bedeutendsten «poetischen Realisten» des europäischen Films. In<br />
der Ausstellung wird anhand zahlreicher Dokumente, Briefe, Fotos,<br />
Zeitungen und Filminstallationen die Vielschichtigkeit Pasolinis Schaffen<br />
gezeigt. Auch auf sein schriftstellerisches Werk wird eingegangen. Er<br />
galt als europäischer Intellektueller, der die radikalaufklärerische und selbstkritische<br />
Suche nach Wirklichkeit in der Filmsprache fortschrieb.<br />
The Luxury Way of Life | 69
DER TEUERSTE KÜNSTLER<br />
DER GEGENWART<br />
GERHARD RICHTER<br />
Er ist der international erfolgreichste lebende<br />
deutsche Maler. Selbst Zusammenbrüche auf<br />
dem Kunstmarkt können ihm nichts anhaben.<br />
Man reisst sich um seine Bilder und sie erreichen<br />
bei Auktionen Rekordsummen. Gerhard Richter<br />
ist ein Maler voller Leidenschaft. Seine Bilder<br />
hängen in den Museen der Welt. Privat ist er eher<br />
öffentlichkeitsscheu. Eine Spezialität des Malers<br />
ist es, Gesichter zu malen, die sich dem Betrachter<br />
entziehen. Seit den 1960er-Jahren nimmt der<br />
Küns tler Fotos aus Zeitungen und private Schnappschüsse<br />
und malt diese in Öl. Dabei verwendet er<br />
unscharfe ausgelaufene Konturen, um das Gefühl<br />
des Unpräzisen entstehen zu lassen. Charakteristisch<br />
für Gerhard Richters Werk ist, dass er sich<br />
im Verlauf der Jahre bis heute immer wieder neu<br />
und grundlegend mit der Malerei an sich auseinandersetzt.<br />
Seine Werke lassen sich nicht einem<br />
bestimmten Stil zuordnen, oftmals wird für seine<br />
Kunst sogar vom Prinzip des Stilbruchs gesprochen.<br />
So entsteht ein sehr vielschichtiges und abwechslungsreiches<br />
Oeuvre.<br />
3<br />
FRAGEN<br />
Es gibt Kritiker, die behaupten, einige Ihrer letzten<br />
Werke sähen aus wie Geschenkpapier. Was würden<br />
Sie ihnen entgegnen.<br />
Das sie recht haben. Manches sieht wirklich aus wie Einpackpapier.<br />
Und? Es hat mich einfach fasziniert, weil ich<br />
nicht weiss, was es wirklich ist.<br />
Sie haben gesagt: «Kunst ist eine religiöse Suche nach<br />
Gott», was meinen Sie damit?<br />
Ich glaube nicht an Gott, deshalb ist für mich die Kunst<br />
mein Glaube. Ich glaube an die Kunst. Sie gibt mir Hoffnung<br />
und Ideale.<br />
Sehen Sie optimistisch in die Zukunft der Malerei?<br />
Manchmal ja. Doch auf der anderen Seite sehe ich die Entwicklung, dass wir scheinbar<br />
keine Malerei mehr brauchen. Kultur geht immer mehr in Entertainment. Und Museen<br />
springen auf diesen Zug auf – alles ist voller netter Dinge, aber es fehlen die wirklich<br />
wichtigen und ernsthaften Werke.<br />
© Hubert Becker<br />
70 | PRESTIGE
SWISS First<br />
Entdecken Sie eine neue Welt<br />
schon auf dem Weg dahin.
CULTURE<br />
ERIK<br />
JOHANSSON<br />
DER SURREALIST<br />
Er stellt die Welt auf den Kopf, schlitzt<br />
Strassen auf und lässt Gebäude fliegen. Der schwedische<br />
Fotokünstler ist Autodidakt und Illusionist.<br />
Sein Name ist in der Presse weltweit zu lesen, als<br />
«der» Newcomer der Fotoszene.<br />
Valeska Jansen<br />
Aufgeschnittene Strasse «Cut & fold» von 2008.<br />
72 | PRESTIGE
CULTURE<br />
PRESTIGE: Haben Sie bei Ihrer Arbeit eine bestimmte<br />
Zielgruppe im Auge?<br />
ERIK JOHANSSON: Menschen, die sich gerne begeistern<br />
lassen. So wie ich, der sich immer von neuen Ideen inspirieren<br />
lässt – von Dingen, die zum Nachdenken anregen.<br />
Erik Johansson ist gross, blond und blauäugig und erfüllt so sämtliche<br />
Klischees des typischen Schweden. Mit seinen 29 Jahren gehört er<br />
zu den angesag testen Fotokünstlern unserer Zeit. Er hat eine Nische<br />
entdeckt, er überrascht und begeistert seine Klientel. Seine Spezialität ist<br />
dabei die Kombination und Überlagerung von Fotografien mittels Photoshop.<br />
Der illusionistische Effekt: Es entstehen surrealistische Szenarien, die auf<br />
den Betrachter befremdend und realistisch zugleich wirken. Mitten in Zürich,<br />
im Hauptbahnhof, präsentierte er nun im Rahmen der Volvo Art Session sein<br />
neuestes Projekt: eine live 3-D-Illusion. Seine Idee dabei war, ein originales<br />
Automodell vor einer auf Leinwand gemalten Mauerwand so zu positionieren,<br />
dass ein 3-D-Effekt entsteht und der Betrachter den Eindruck hat, dass das<br />
Auto die Mauer durchbrechen würde. Wir trafen den sympathischen Schweden<br />
kurz vor Eventbeginn zum Interview:<br />
Können Sie davon leben?<br />
Ja. Ich habe in der Zwischenzeit viele Privatkunden, aber<br />
auch Aufträge von Firmen. Dazu werde ich immer öfter auch<br />
für Events, wie dieses hier gebucht. Auf meiner Homepage<br />
verkaufe ich auch Lithografien meiner Fotokunst, das läuft<br />
prima.<br />
Was wäre, wenn es keine Digitalfotografie gäbe?<br />
Das wäre auf eine Art und Weise noch spassiger. Eigentlich<br />
hätte man dann viel mehr Möglichkeiten. Man müsste noch<br />
kreativer beim Fotografieren sein und würde sich nicht, wie<br />
es heute viele tun, immer nur auf Photoshop verlassen.<br />
Wenn ich zum Beispiel ein Bild mache, aus dem Wasser<br />
fliesst, müsste ich die Kulisse auch realistisch so gestalten.<br />
Heute kann ich so etwas einfach am PC konstruieren. Aber<br />
einige Sachen wären ohne einer Nachbearbeitung am PC<br />
vollkommen unmöglich zu realisieren.<br />
3D Illusion im Rahmen der Volvo Art Session im Zürcher Hauptbahnhof <strong>2014</strong>.<br />
The Luxury Way of Life | 73
CULTURE<br />
Warum sind all Ihre Kunstwerke so surreal? Mögen sie<br />
die Realität nicht?<br />
Genau, für mich ist die realistische Kunst langweilig.Klar<br />
gibt es auch tolle realistische Fotografen, deren Arbeit ich<br />
sehr bewundere. Aber ich persönlich lasse mich mehr von<br />
Malern inspirieren. Ich liebe die Vision, dass etwas realistisch<br />
aussieht, aber so eigentlich gar nicht möglich ist.<br />
Das regt die Menschen zum Nachdenken an. Es lässt sie<br />
zweimal hingucken.<br />
Wie sieht Ihr Zuhause aus? Surreal?<br />
(Lacht.) Ich lebe in einer Wohnung in Berlin, in der auch<br />
mein Studio integriert ist. Alles ist sehr minimalistisch<br />
eingerichtet. Eben typisch schwedisch. Alles ist weiss und<br />
clean aufgeräumt. Das brauche ich auch, denn das Chaos<br />
herrscht in meinem Kopf.<br />
Ihr nächstes grösseres Projekt?<br />
Bald werde ich etwas sehr Ähnliches wie hier in Zürich<br />
machen. Und ich arbeite gerade für das Cover-Bild für<br />
einen berühmten Künstler, den Namen darf ich noch nicht<br />
verraten. Dann habe ich auch sonst noch jede Menge neue<br />
Bildideen im Kopf, die ich alle in naher Zukunft realisieren<br />
möchte.<br />
Fotos auf meinen PC und bearbeitete sie ein bisschen, bis<br />
ich bemerkte, dass man da noch viel mehr machen kann.<br />
Es war eine langsame und irgendwie selbstverständliche<br />
Weiterentwicklung für mich. Meine Arbeit ist Schritt für<br />
Schritt gewachsen und meine Ideen und Projekte wurden<br />
immer grösser.<br />
Dann ist Ihr Lieblingsmaler doch sicher Dali?<br />
Genau! Dazu René Magritte und Maurits Cornelis Escher.<br />
Alle Surrealisten lösen bei mir grosse Emotionen aus. Bei<br />
Escher bewundere ich zum Beispiel die Art und Weise, wie<br />
er Mathematik mit Kunst verbindet.<br />
Aber grundsätzlich lasse ich mich von allem inspirieren,<br />
was mir irgendwie gut gefällt, das muss jetzt nicht unbedingt<br />
etwas Surrealistisches sein.<br />
Haben Sie einen Wunschtraum im Hinblick auf zukünftige<br />
Technologien?<br />
Nein, es gibt eigentlich schon alles. Was sich noch verbessern<br />
wird, sind Qualität und Geschwindigkeit von PCs<br />
und Kameras.<br />
Wie sind Sie eigentlich zum Fotografieren ge kommen?<br />
Als Kind habe ich ständig gemalt und mit 15 habe ich meine<br />
erste Digitalkamera geschenkt bekommen. Die Fotografie<br />
irritierte mich damals. Ein Klick, und das Bild war fertig.<br />
Das kann es doch nicht sein, dachte ich, und überlegte,<br />
wie man mehr daraus machen könnte. Ich überspielte die<br />
Wet dreams on open water von 2008.<br />
Go your own road von 2008.<br />
74 | PRESTIGE
Erweitern Sie Ihren Wohnraum.<br />
Die rahmenlosen Schiebefenster von Sky-Frame gehen schwellenlos<br />
in ihre Umgebung über. So lässt sich nur schwer sagen, wo die<br />
Aussicht anfängt und der Innenraum aufhört. www.sky-frame.ch
© Südtiroler Landesarchiv – Bildarchiv Oswald Kofler<br />
Oswald Kofler, Portrait Peggy Guggenheim, 1955.<br />
EIN LEBEN FÜR DIE KUNST<br />
MAZENINNEN<br />
Drei exentrische und aussergewöhnliche Frauen, ohne die<br />
die Kunstgeschichte heute bedeutend ärmer wäre und viele grosse<br />
Künstler nie entdeckt worden wären.<br />
Lilly Steffen<br />
PPeggy Guggenheim, Johanna Ey und Gertrude Stein: Drei starke,<br />
selbstbewusste Frauen, die Künstler gleichermassen begeisterten,<br />
inspirierten und finanziell unterstützten. Sie zeichneten sich durch<br />
ein einzigartiges Gespür für die Strömungen ihrer Zeit und die Trends der<br />
Gegenwart aus. Ohne sie wären Namen wie Pablo Picasso, Otto Dix, Henri<br />
Matisse, Ernest Hemingway, Djuna Barnes, Paul Klee und Joan Miró kaum<br />
zu dem geworden, was sie heute sind. <strong>Prestige</strong> stellt drei dieser grossen<br />
Frauen vor.<br />
Vom «armen» reichen Mädchen zur Sammlerin<br />
1898 in New York geboren, entstammt Peggy, die eigentlich Marguerite<br />
heisst, einer schwerreichen amerikanischen, jüdischen Familie. Bereits mit<br />
21 Jahren tritt sie eine riesige Erbschaft an, die sie für ihr Leben finanziell<br />
76 | PRESTIGE
CULTURE<br />
unabhängig macht. Ihr Vater Benjamin zählte zu den Opfern des Titanic-<br />
Unglücks. Mit dem Geld will sie reisen und die Welt kennenlernen. So besucht<br />
die Guggenheim-Tochter 1921 Paris und taucht in die künstlerische<br />
Avantgarde der Stadt ein. Hier lernt sie Sylvia Beach mit ihrem Buchladen<br />
«Shakespeare & Company» und die Schriftstellerin Djuna Barnes kennen. Sie<br />
verkehrt in den gleichen Bars wie T. S. Elliot oder Ernest Hemingway und<br />
unterstütz zum ersten Mal mittellose Künstler und Schriftsteller. Sie stiftet<br />
ihnen Stipendien und kommt für ihre Lebenskosten auf.<br />
Erst im Jahre 1937, auf Anraten Samuel Becketts, entdeckt Peggy die<br />
Förderung der modernen abstrakten Malerei, von welcher sie bis dahin<br />
keinen blassen Schimmer hatte. Doch ihre Freunde, unter ihnen Marcel<br />
Duchamp, helfen ihr gern. Und Peggy lernt schnell. Bereits 1938 eröffnet<br />
Peggy eine Galerie in London. Die grossen Namen unter ihren damaligen<br />
Protegés lauten Georges Braque, Marc Chagall, Salvador Dali und Pablo<br />
Picasso. Sie plant ein Museum für moderne Kunst, doch die beginnende<br />
Furcht vor einem Krieg macht diese Pläne zunichte. Stattdessen investiert<br />
Peggy fortan in die Maxime: «Jeden Tag ein Kunstwerk kaufen!» Damit unterstützt<br />
sie Künstler, die entweder Juden sind oder ihrer «entarteten» Kunst<br />
wegen vor den Nazis flüchten. Somit erwirbt Peggy den Grundstock einer<br />
grossartigen Sammlung, zu der Paul Klee und Joan Miro gehören. Max<br />
Ernst wird zudem ihr Ehemann. Mit ihm zieht sie nach New York und taucht<br />
dort in die avantgardistische Szene eines Jackson Pollocks (der ebenfalls<br />
einer Peggys Liebhaber ist und den sie finanziell unterstützt) ein. Nach<br />
der Scheidung von Max Ernst (1946) zieht es Peggy zurück nach Europa.<br />
Venedig heisst ihre neuste Liebe. Dort eröffnet sie das Museum der Peggy<br />
Guggenheim Collection und frönt weiterhin ihrem exentrischen Lebensstil.<br />
In einer aus Gold verzierten Gondel lässt sie sich durch die Stadt<br />
«Der Zusatz -ismus<br />
hinter dem Namen<br />
einer Person ist die einzige<br />
Art von Denkmal,<br />
die wirklich Bestand hat.»<br />
– Peggy Guggenheim –<br />
The Luxury Way of Life | 77
CULTURE<br />
«Es braucht viel Zeit, ein Genie zu sein,<br />
man muss so viel herumsitzen<br />
und nichts tun, wirklich nichts tun.»<br />
– Gertrude Stein –<br />
chauffieren, stets mit grossen schrillen Sonnenbrillen und ihrem Hund. 1979<br />
stirbt Peggy Guggenheim in Italien – ihre Sammlung ist jedoch noch immer<br />
in Venedig zu bewundern.<br />
Von der Bäckersfrau zur Mäzenin<br />
Johanna Ey war das Mäzenatentum – anders als bei Peggy Guggenheim –<br />
sicherlich nicht in die Wiege gelegt worden. Geboren als arme Weberstochter,<br />
heiratet sie jung und bekommt zwölf Kinder, von denen acht früh sterben. Sie<br />
lässt sich scheiden in einer Zeit, in der Scheidung geächtet wird. Dann eröffnet<br />
sie eine Bäckerei mit Ausschank und arbeitet hart für ihr Einkommen. Die<br />
Nähe ihrer Bäckerei zur Düsseldorfer Kunstakademie zur Oper und zum<br />
Schauspielhaus beschert ihr jedoch vermehrt Schauspieler, Sänger, Musiker,<br />
Maler und Bildhauer als Kunden. Da diese häufig knapp bei Kasse sind,<br />
gewährt ihnen «Mutter Ey», wie sie bald genannt wird, Kredit oder akzeptiert<br />
Bilder als Zahlungsmittel.<br />
Ab und an gibt sie auch Porträts ihrer selbst in Auftrag. Nach und nach<br />
sammeln sich so allerhand Kunstwerke an. Die Wirtin mutiert zur Sponsorin<br />
moderner Kunst und beginnt, mit dieser zu handeln. Sie erkennt zudem auch<br />
ohne höhere Schulbildung oder Herkunft die Bedeutung vieler aufstrebender<br />
Künstler. Zu ihnen gehören Otto Dix, Max Ernst, Robert Pudlich und Otto<br />
Pankok.<br />
Bald eröffnet sie eine eigene Gallerie für den Handel mit Bildern. Nach dem<br />
Ersten Weltkrieg wird die Galerie unter dem programmatischen Namen<br />
«Junge Kunst – Frau Ey» zum Mittelpunkt der Künstlergruppe «Das Junge<br />
Rheinland». Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und infolge der<br />
Gleichschaltung gelten jedoch praktisch alle Maler aus dem Umkreis<br />
Johanna Eys mit einem Schlag als «entartet»; die meisten sind überdies politische<br />
Gegner des Nationalsozialismus und zum Teil aktiv im Widerstand.<br />
1933 werden deswegen zahlreiche Bilder aus Ladenbestand und<br />
78 | PRESTIGE
Tradition meets Innovation<br />
Zbären Kreativküchen AG<br />
Bahnhofstrasse 26 . CH-3777 Saanenmöser . Tel. +41 (0)33 744 33 77<br />
design@zbaeren.ch . www.zbaeren.ch<br />
Official Dealer<br />
Saanenmöser . Gstaad . Lenk<br />
Official Dealer
CULTURE<br />
Sammlung der Galerie Ey beschlagnahmt und zerstört. Im April 1934 gibt<br />
Johanna Ey ihre Galerie auf. In Düsseldorf bekommt sie, als sie im Alter von<br />
83 Jahren stirbt, ein Ehrenbegräbnis. Sie gilt heute noch als Ikone.<br />
Sammlerin und Salonière<br />
«Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose», dies ist wohl der meist zitierte Satz<br />
von Gertrude Stein und er sagt viel über ihr Kunstverständnis und ihre Persönlichkeit<br />
aus. Sie ist begeistert vom kubistischen Stil, liebt Wiederholungen<br />
und setzt auf Einfachheit und Gegenwart. Alles geschieht jetzt, Interpunktion<br />
und Grammatikregeln werden ignoriert. Ebenso ignoriert sie gesellschaftliche<br />
Regeln und lebt mit ihrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas zusammen.<br />
Sie lässt sich 1903 in Paris nieder und teilt sich ihren berühmten, mit zeitgenössischer<br />
Kunst ausgestatten Salon in der Rue de Fleures 27 zuerst mit<br />
ihrem Bruder, dem Kunstsammler und -kritiker Leo Stein, ab 1913 mit Alice<br />
B. Toklas. Die beiden erwerben Werke von Paul Cézanne, Paul Gaugin,<br />
Auguste Renoir, Edgar Degas, Georges Braque – Maler einer neuen künstlerischen<br />
Ära. Gertrude kauft diese Bilder nicht etwa als Investition, sondern<br />
aus Begeisterung für die Avantgarde. Matisse fasziniert sie, ebenfalls Picasso,<br />
der sie später auch malen wird. Das Heim der Steins gleicht einer Galerie.<br />
Zum Jour fixe kommen Pablo Picasso, Georges Braque, Juan Gris, Francis<br />
Scott Fitzgerald, Ezra Poung und Ernest Hemingway. Letzterer liess sich von<br />
Stein in literarische Fragen gerne beraten.<br />
Gertrude Stein ist in der Pariser Szene eine angesehene Persönlichkeit, ihr<br />
Urteil wird geschätzt. Sie vermittelt Künstler an Galeristen, betreibt Networking<br />
und macht sich als Salonière und Mäzenin einen grossen Namen.<br />
Kunstfreunde aus aller Welt suchen sie auf, nicht nur, um ihre Sammlung zu<br />
betrachten, sondern auch, um sich von ihr in den neusten Entwicklungen des<br />
Kunstmarktes beraten zu lassen. Ihre eigenen literarischen Ambitionen<br />
bleiben zumeist ungeachtet. Erst spät, mit Ende fünfzig, kann sie einen Erfolg<br />
aufweisen. Ihr Buch «Autobiographie von Alice B. Toklas», in dem sie ihr<br />
eigenes Leben mit der geliehenen Stimme ihrer Lebensgefährtin erzählt, wird<br />
zum Bestseller.<br />
Frauen, die die Kunstwelt<br />
bereicherten<br />
Die in diesem Buch versammelten Kunstmäzeninnen<br />
wie Peggy Guggenheim,<br />
Gertrude Stein, Irene Ludwig, Betty Freeman<br />
oder Milena Ebel laden dazu ein, sich<br />
mit der Geschichte dieser starken Frauen<br />
zu befassen, in deren Namen der Glanz<br />
der Kunstwelt mitschwingt.<br />
Mäzeninnen –<br />
Ein Leben für die Kunst<br />
Barbara Sichtermann &<br />
Ingo Rose<br />
Knesebeck Verlag<br />
80 | PRESTIGE
ERWITTS<br />
HOMMAGE<br />
AN DIE FRAUEN DIESER WELT<br />
VON SZENEN DES ALLTAGS<br />
BIS ZU FILMSTARS<br />
Fotos: © Elliott Erwitt | Magnum Photos.<br />
DDer Meisterfotograf Elliott Erwitt hat mit den Jahren zahlreiche<br />
Porträts des weiblichen Geschlechts geschaffen. «Regarding<br />
Women» ist Erwitts bewegende, persönliche Hommage an die<br />
weibliche Kraft, Intelligenz und Schönheit. Die dort abgebildeten Fotografien<br />
stellen respektvoll, bewundernd und mitunter ehrfürchtig die gesamte<br />
Komplexität der weiblichen Natur dar: mal furchterregend und beharrlich,<br />
mal kapriziös und schüchtern. Indem er ihre zahlreichen Facetten einfängt,<br />
führt er uns nicht nur vor, wie Frauen unterschiedlichster Art ihren Weg in<br />
dieser Welt beschreiten, auch, wie sie ihr ihren jeweils eigenen Stempel aufdrücken.<br />
Das Archivmaterial – darunter viele noch nie veröffentlichte oder<br />
selten gezeigte Aufnahmen – umspannt mehrere Generationen. Neben Erwitts<br />
entwaffnendem, typischem Alltags humor, der in den Fotografien dieses<br />
Buchs immer wieder aufblitzt, werden Sie auf Romantik und Glamour, auf<br />
Anflüge von Sinnlichkeit und sehr viel Zuneigung stossen.<br />
JACQUELINE KENNEDY<br />
Arlington, Virginia, USA, 1963<br />
Regarding Women<br />
Elliott Erwitt<br />
TeNeues Verlag<br />
CANNES<br />
France, 1980<br />
TROPICANA HOTEL<br />
Las Vegas, USA, 1957
KOLUMNE<br />
WILHELM J. GRUSDAT<br />
AUS DEM LEBEN EINES GALERISTEN:<br />
AN EINEM SELTSAMEN ORT!<br />
Ein entfernter Verwandter von mir,<br />
ein sehr wohlhabender Kunstsammler,<br />
plante eine Expedition in<br />
unbekannte Gegenden der<br />
Kunstwelt und nahm mich mit.<br />
Wir fuhren also los. Da ergriff<br />
uns ein unheimlicher Orkan, der<br />
unser Gefährt, etwa tausend<br />
Meilen hoch, in die Luft hob. Dort<br />
oben, über den Wolken, fuhren<br />
wir dann sechs Wochen und einen<br />
Tag dahin, bis wir eine runde und glänzende<br />
Insel entdeckten.<br />
Die Insel, das merkten wir bald, war die<br />
Kunstakademie. Die Bewohner ritten auf dreiköpfigen<br />
Geiern durch die Luft, als seien<br />
es Fahrräder. Da gerade Krieg war, und zwar<br />
mit der Universität, bot mir der Direktor<br />
einen Posten an. Ich lehnte aber ab, als ich<br />
hörte, dass man statt Wurfspiessen grosse<br />
weisse Rettiche nähme und Pilze als Schilde.<br />
So ein vegetarischer Krieg, sagte ich, sei<br />
nichts für mich.<br />
Sie haben an jeder Hand<br />
sieben Finger und tragen den<br />
Kopf unter dem rechten Arm.<br />
Die Künstler sind riesig gross. Sie nennen sich<br />
aber nicht Künstler, sondern »kochende<br />
Geschöpfe«, weil sie ihre Speisen, genau wie<br />
wir, auf dem Herd zubereiten. Das Essen<br />
kostet sie wenig Zeit. Sie öffnen einfach ihre<br />
linke Seite und schieben die Mahlzeit direkt<br />
in den Magen. Das geschieht ausserdem nur<br />
einmal im Monat, also zwölfmal im Jahr. Auch<br />
sonst haben sie ein recht bequemes Leben. Der<br />
Bauch dient den Künstlern als Rucksack<br />
und Handtasche. Sie stecken alles, was sie<br />
mitnehmen, in ihn hinein und können ihn nach<br />
Belieben auf- und zumachen. Jedes der<br />
Wesen ist schon vor der Geburt auf<br />
seinen künftigen Beruf vorbereitet,<br />
ob nun als Maler, Bildhauer, Grafiker<br />
oder Architekt, und beginnt sofort<br />
nach der Geburt den vorbestimmten<br />
Beruf auszuüben. Sie haben an<br />
jeder Hand sieben Finger, tragen den<br />
Kopf unter dem rechten Arm und<br />
lassen ihn, wenn sie ins Atelier oder<br />
zu Vernissagen gehen, normalerweise<br />
zuhause. Sie können’s aber<br />
auch umgekehrt machen, den Kopf fortschicken<br />
und den Körper daheim lassen. Die Augen<br />
können sie in die Hand nehmen und dann damit<br />
genauso gut sehen, als hätten sie die Augen<br />
im Kopfe. Wenn sie eins verlieren, macht das<br />
nichts. Man kann sich ein neues in Spezialgeschäften<br />
kaufen, in jeder Farbe und gar nicht<br />
teuer. Als ich in der Akademie war, waren<br />
gerade gelbe Augen Mode. Und wenn die<br />
Künstler alt geworden sind, so sterben sie<br />
nicht, sondern lösen sich in Luft auf und fliegen<br />
zum Firmament.<br />
Ausser den Künstlern traf ich auch Kunsthändler,<br />
Bewohner des Hundssterns. Sie reisen als<br />
rührige Kaufleute durchs ganze Weltall, sehen<br />
wie grosse Bullenbeisser aus und haben die<br />
Augen links und rechts unter der Nase.<br />
Ich muss zugeben, dass das alles recht seltsam<br />
klingen mag. Aber es hat trotzdem seine Richtigkeit,<br />
und wer auch nur im geringsten daran<br />
zweifelt, braucht nur in die Kunstakademie zu<br />
reisen und meine Angaben nachzuprüfen.<br />
Dann wird er mir Abbitte leisten und bestätigen,<br />
dass ich von der Wahrheit so wenig abgewichen<br />
bin, wie kein anderer Akademiebesucher<br />
sonst. Faustdicke Lügen aufzutischen war mir<br />
mein Leben lang verhasst. Ich kann's nicht<br />
ändern. So, und nun will ich ein Glas Punsch<br />
trinken. In meinem Zwölfliterglas.<br />
Prosit !<br />
Frei nach Baron Münchhausen<br />
82 | PRESTIGE
TEUER UND<br />
LEBENDIG<br />
DIE BESTVERDIENENDEN<br />
AMERIKANISCHEN KÜNSTLER<br />
DER GEGENWART<br />
Der internationale Kunstmarkt folgt heute nicht mehr nur kulturellen oder ästhetischen<br />
Kriterien. Längst ist das Kunstfeld zu einem Ort avanciert, an dem<br />
eine ökonomische Verwertungslogik vorherrscht. So werden Kunstobjekte<br />
zunehmend als Vermögensanlagen betrachtet. Ähnlich wie Aktienfonds sind<br />
sie zum Gegenstand von Marktspekulanten geworden. Es verwundert daher<br />
kaum, dass sich viele zeitgenössische Künstler auch in ihren Arbeiten mit<br />
diesem engen Zusammenhang von Kunst und Kapitalismus beschäftigen –<br />
und damit Unmengen an Geld verdienen. Wir stellen Ihnen die sechs derzeit<br />
teuersten US-Künstler der Gegenwart vor und fragen, wer hier gibt und wer<br />
hier nimmt:<br />
JEFF KOONS<br />
Dass Jeff Koons nach wie vor der Mann der Stunde ist,<br />
dürfte kaum überraschen. Im vergangenen Jahr wurde sein<br />
Werk «Balloon Dog (Orange)» für 58,4 Millionen Dollar bei<br />
Christie’s verkauft. Das ist der höchste Preis, der je für ein<br />
Werk eines lebenden Künstlers bezahlt wurde. Seit 2001<br />
tauchte Koons öfter als jeder andere US-amerikanische<br />
Künstler in den Top-100-Verkaufsrankings auf, seine Werke<br />
werden nur in den renommiertesten Museen der Welt, wie<br />
etwa dem Whitney Museum of American Art in New York,<br />
ausgestellt. Wie wohl bei keinem anderen zeitgenössischen<br />
Künstler spiegeln sich in seinen Werken die Bilderwelten<br />
des Spätkapitalismus wider: Verpackungen, glänzende Oberflächen,<br />
Sex und Begehren.<br />
Brice Marden ist einer der wichtigsten zeitgenössischen US-Künstler.<br />
Auch wenn sein Werk gern vorschnell der Minimal-Art zugeordnet wird, weist<br />
es viele weitere Einflüsse aus dem Bereich der historischen Avantgarden,<br />
der Pop-Art und der asiatischen Kunst auf. Seine abstrakten Zeichnungen,<br />
Druckgrafiken und Gemälde erzielen bei Kunstaktionen regelmässig<br />
Millionenbeträge. In seinen Arbeiten experimentiert der in New York lebende<br />
Künstler immer wieder mit den Möglichkeiten klassischer Reproduktionsverfahren<br />
wie Siebdruck oder Radierungen. Auch beschäftigt er sich in seinem<br />
Werk stark mit asiatischer, vor allem japanischer Kalligrafie. Sein<br />
teuerstes Werk ist – mit einem Preis von 10,9 Millionen Dollar – das Ölgemälde<br />
«The Attendant» (1996 –1999), auf dem ein Netzwerk ineinander<br />
verschlungener kalligrafischer Linien zu sehen ist.<br />
BRICE MARDEN<br />
84 | PRESTIGE
Auch dieser US-Künstler ist ein Star in der Szene, auch wenn sein Werk auf den<br />
ersten Blick etwas unzugänglich erscheint. Bekannt ist Wool für seine grossformatigen<br />
und oft verschmierten Word-Paintings, auf denen zumeist in schwarzer Farbe<br />
Zitate oder Satzfragmente zu lesen sind. Sein wohl bekanntestes Werk trägt den Titel<br />
«Apocalypse Now» und wurde im November 2013 für 26,5 Millionen Dollar bei Christie’s<br />
verkauft. Auf ihm ist ein bekanntes Zitat aus dem gleichnamigen Film von Francis<br />
Ford Coppola zu lesen: «Sell the house sell the car sell the kids».<br />
CHRISTOPHER WOOL<br />
BRUCE NAUMAN<br />
Unter Insidern gilt er als der einflussreichste Gegenwartskünstler,<br />
auch wenn seine Objekte auf Auktionen keine Höchstpreise<br />
erzielen: Bruce Nauman, dessen Werk reich und vielschichtig<br />
ist und sich klaren Kategorisierungen immer wieder bewusst<br />
entzieht. Installationen, Film, Fotografie, Musik, Performance –<br />
Naumann lässt kein Medium ungenutzt, um die routinierten<br />
Wahrnehmungsweisen der Betrachter infrage zu stellen und neu<br />
auszurichten. Sein teuerstes Werk ist mit 9,9 Millionen Dollar<br />
die Wachsskulptur «Henry Moore bound to fail (back view)» aus<br />
dem Jahr 1967.<br />
Dieser bekannte Pop-Art-Künstler ist zwar schon etwas<br />
länger im Geschäft, seine Werke verkaufen sich aber nach<br />
wie vor blendend. Zu den bekanntesten und teuersten<br />
zählen seine Flaggen-Gemälde, mit denen er sich in den<br />
späten 1950er-Jahren kritisch gegen den Abstrakten<br />
Expressionismus wandte und den Alltag wieder zurück in<br />
die Kunst holen wollte. Über 40 Stück dieser «flag»-Bilder<br />
schuf er, das teuerste darunter, «Flag» (1960–1966), wurde<br />
im Mai 2010 für 28,6 Millionen Dollar bei Christie’s verkauft.<br />
JASPER JOHNS<br />
The Luxury Way of Life | 85
CULTURE<br />
DIE INSEL DER<br />
SCHWERVERBRECHER<br />
ALCATRAZ<br />
Wer auf der Insel vor San Francisco landete,<br />
kam so schnell nicht mehr hinaus. Alcatraz war ein Ort,<br />
der die grössten Gangster seiner Zeit beherbergte.<br />
Ein Ort, der selbst Al Capone und<br />
The Birdman schwer zusetzte.<br />
Yvonne Beck<br />
86 | PRESTIGE
CULTURE<br />
«Rule 5: You are entitled to food, clothing,<br />
shelter and medical attention. Anything else<br />
that you get is a privilege. You earn your<br />
privileges by conducting yourself properly.»<br />
– Regeln für Gefangene, Alcatraz 1956 –<br />
Für die Insassen auf der Gefängnisinsel bestand Bestrafung nicht nur in<br />
der Gefangenschaft selbst, sondern auch in der damit verbundenen<br />
psychischen Qual. Befand man sich doch mitten in einem der verkehrsreichsten<br />
Häfen Amerikas. Man hörte die Schiffe und Boote nach San Francisco,<br />
Oakland und Sausalito, sah die Ozeandampfer und Lichter der Grossstadt.<br />
All das war ganz nah, doch für die Gefangen unerreichbar fern.<br />
Die Geschichte von «The Rock»<br />
Der Name «Alcatraz» kommt aus dem Spanischen und bedeutet Pelikan. Der<br />
Spanier Juan Manuel de Ayala erblickte diese Vögel, als er 1775 in die Bucht<br />
segelte. Im Jahr 1850 gab es eine Anordnung des Präsidenten, dass die<br />
US-Armee hier eine Festung bauen sollte. Fast schon von Anfang an war<br />
Alcatraz aber immer auch ein Gefängnis. Im Jahre 1859 trafen mit der ersten<br />
permanenten Garnison der Festung auch 11 Soldanten ein, die zur Inhaftierung<br />
bestimmt waren. Während des Bürgerkrieges waren hier Soldaten, die<br />
wegen Desertierens, Diebstahls, Tätlichkeit, Vergewaltigung und Mordes verurteilt<br />
worden waren, Zivilisten, die des Verrats angeklagt worden waren, und<br />
die Mannschaft eines konföderierten Schiffs in Haft. Das Heer verwendete<br />
Alcatraz auch als Internierungslager für Indianer der Stämme Hopi, Apache<br />
und Modoc, die während der verschiedenen Indianerkriege des mittleren bis<br />
späten 19. Jahrhunderts in Gefangenschaft geraten warten. Auch Kriegsgefangene<br />
des Spanischen-Amerikanischen Kriegs (1898) waren hier.<br />
Als der Verteidigungsgedanke immer mehr an Bedeutung verlor, wurde Alcatraz<br />
als Festung aufgegeben. Und die regulären Armeetruppen durch Soldaten<br />
der US-Militärwache ersetzt. Innerhalb eines Jahres hatte die Armee<br />
mit dem Abbruch der Zitadelle begonnen und ein riesiges Zellgebäude aus<br />
Beton erbaut. 1915 erhielt Alcatraz die neue Bezeichnung «United States<br />
Disciplinary Barracks, Pazifik Branch». Es dauerte nicht lange, bis Kriegsdienstverweigerer<br />
des Ersten Weltkrieges zu den Insassen von Alcatraz<br />
zählten. Während der Depression der 1930er-Jahre interessierte sich das<br />
neu geschaffenen Justizministerium für die Insel als öffentlichkeitswirksamen<br />
Standort eines Hochsicherheitsgefängnisses. Vom Kriegsministerium dem<br />
Justizministerium übertragen, wurde Alcatraz 1934 als Bundesgefängnis<br />
wieder eröffnet. Von den 1545 Männern, die auf Alcatraz ihre Strafe verbüssten,<br />
trugen einige berüchtigte Namen, wie Al «Sacrface» Capone,<br />
«Doc» Baker, Alvin «Creepy» Karpis, George «Machine Gun» Kelly und Floyd<br />
Hamilton. Die meisten Insassen waren Männer, die sich in anderen Gefängnissen<br />
als Problemfälle erwiesen hatten: Unruhestifter und Ausbrecher. Unter<br />
ihnen auch Robert Stroud, der «Vogelmann von Alcatraz».<br />
The Luxury Way of Life | 87
CULTURE<br />
«These five words seems written<br />
in fire on the wall of my cell:<br />
Nothing can be worth this.»<br />
– George «Machine Gun» Kelly –<br />
«The Birdman»<br />
Robert Stroud verliess bereits mit 13 Jahren sein von Gewalt geprägtes<br />
Elternhaus und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. In Alaska lebte<br />
er mit der doppelt so alten Prostituierten Kitty O'Brian zusammen. Im Streit<br />
um Kitty tötete er seinen Kontrahenten und wurde daraufhin zu zwölf Jahren<br />
Gefängnis verurteilt, die er in der berüchtigten McNeil Island Strafanstalt<br />
antreten musste.<br />
1912 wurde der aufsässige und gewalttätige Stroud in das moderne Hochsicherheitsgefängnis<br />
Leavenworth verlegt, nachdem er einen Mithäftling niedergestochen<br />
hatte. Hier hatte er Zugang zu einer umfangreichen Bibliothek<br />
und die Möglichkeit, an Fernlehrgängen teilzunehmen. Trotz seiner geringen<br />
Schulbildung schaffte er alle Prüfungen mit hervorragenden Ergebnissen.<br />
Am 26. März 1916 erstach er einen Wärter, der ihn in besonderem Masse<br />
schikaniert hatte, woraufhin Stroud zum Tode verurteilt wurde. Nach einem<br />
aufopferungsvollen Kampf seiner Mutter wurde er aber vom Präsidenten zu<br />
lebenslanger Haft begnadigt. Stroud wurde von allen Mithäftlingen abgesondert<br />
und in eine Einzelzelle verlegt. Eines Tages fand er bei seinem<br />
Hofgang ein Nest mit drei jungen Spatzen, das der Sturm hereingeweht<br />
hatte. Es war der Beginn einer im amerikanischen Strafvollzug beispiellosen<br />
Karriere. Mit grosser Geduld und Beobachtungsgabe widmete er sich der<br />
88 | PRESTIGE
CULTURE<br />
Pflege und Aufzucht von Kanarienvögeln. Nachdem erste Artikel in Fachzeitschriften<br />
erschienen, wurde man in Vogelkundlerkreisen auf ihn aufmerksam.<br />
Stroud schrieb mehrere ornithologische Bücher, die seinen Bekanntheitsgrad<br />
weiter erhöhten. Hatte das Wachpersonal anfangs sein Hobby noch wohlwollend<br />
gefördert – es half, einen aggressiven Gewalttäter zu bändigen –<br />
wurden die intensiven Aussenweltkontakte des prominenten Häftlings zunehmend<br />
argwöhnisch betrachtet. Allen Versuchen, dessen Privilegien zu<br />
beschneiden, begegnete Stroud mit durchdachten Gegenmassnahmen, die<br />
von Briefkampagnen seiner Vogelfreunde bis zu einer Scheinehe reichten.<br />
Schliesslich wurde der «Störenfried» im Dezember 1942 nach 30 Jahren Haft<br />
in Leavenworth nach Alcatraz abgeschoben.<br />
Robert Stroud beschäftigte sich in Alcatraz hauptsächlich mit dem Studium<br />
juristischer Fachbücher. Möglichkeiten zur Vogelzucht gab es nicht. Dennoch<br />
erlangte er durch den Spielfilm «Der Gefangene von Alcatraz» (Birdman of<br />
Alcatraz, 1962) weltweite Bekanntheit. Burt Lancasters Darstellung eines<br />
sanftmütigen, älteren Herren hatte allerdings nur wenig mit der Realität zu<br />
tun. Wegen seines angegriffenen Gesundheitszustands (und um ihn vor<br />
Mithäftlingen zu schützen, die noch einige Rechnungen offen hatten und ihn<br />
der Zusammenarbeit mit dem Wachpersonal bezichtigten) lebte er permanent<br />
im Krankenrevier. 1959 wurde er aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands<br />
in das Gefängnis von Springfield, Missouri, verlegt, wo er am<br />
21. November 1963 nach ununterbrochenen 54 Jahren Haft starb.<br />
Als Teil der Sicherheitsvorkehrungen untersagte die Gefängnisverwaltung<br />
Besuche auf Alcatraz. Es mag diese Isolation gewesen sein, diese augenscheinliche<br />
Geheimhaltung, die die Erzählungen über die erbärmlichen<br />
Lebensbedingungen im Gefängnis auslösten. Doch auch wenn Alcatraz den<br />
Ruf einer «Teufelsinsel» besass, waren die Haftbedingungen hier zum Teil<br />
besser als in anderen Gefängnissen, es gab zum Beispiel Warmwasserduschen.<br />
Doch auch, wenn das Gefängnis sauber und das Essen gut waren –<br />
Alcatraz war ohne Zweifel eine Hochsicherheitsstrafanstalt, aus der es kein<br />
Entkommen gab.<br />
Ein ehemaliger Wärter gibt Auskunft<br />
Wann und warum wurde das Gefängnis ge schlossen?<br />
Das Gefängnis wurde wegen zu hoher «Bewirtschaftungskosten»<br />
und dem zunehmenden Verfall der Gebäude geschlossen.<br />
Das Abwassersystem entsprach beispielsweise<br />
nicht mehr den modernen Standards und leckte. Die<br />
letzten Insassen verliessen die Insel Alcatraz am 21. März<br />
1963. Wenige Monate später wurde das Gefängnis offiziell<br />
geschlossen.<br />
Wie viele Gefangene waren in Alcatraz untergebracht<br />
und wie viele Zellen gab es?<br />
Alcatraz war niemals völlig ausgelastet. Im Durchschnitt<br />
waren dort 260 Häftlinge untergebracht, der Höchststand<br />
war 302. Insgesamt wurden 1576 Insassen über die Jahre<br />
gezählt. Darunter einige Wiederholungstäter. Es gab vier<br />
Zellblocks in dem Gefängnis. Der A-Block wurde jedoch<br />
nicht genutzt. Die Zellen in Block B und C (336 Zellen)<br />
waren für den Grossteil der Gefangenen vorgesehen.<br />
Aufsässige Insassen wurden im Block D separiert (42 Zellen).<br />
Block D war für die sogenannte Isolationshaft vorgesehen.<br />
Häftlinge blieben auf Alcatraz, bis sie nicht mehr<br />
als störende und unverbesserliche Elemente angesehen<br />
wurden – durchschnittlich 8 bis 10 Jahre.<br />
In welchen Zellen waren Al Capone und Robert «The<br />
Birdman» Stroud untergebracht?<br />
Gefangene hatten keine festen Zellen. Sie zogen während<br />
ihres Aufenthalts in Alcatraz mehrfach um. Al Capone<br />
machte da keine Ausnahme und während seiner Zeit<br />
in Alcatraz (1934–1938) bewohnte verschiedene Zellen.<br />
Nach einer Schlägerei mit einem andern Insassen ver<br />
« You were a number, you weren’t a name;<br />
I wasn’t Jim Quillen. Hell, I was Number 586,<br />
and nobody wanted that.» – Jim Quillen –<br />
The Luxury Way of Life | 89
CULTURE<br />
bachte er sogar einige Zeit in Isolationshaft. Robert Stroud<br />
war nie in einer der normalen Zellen untergebracht. Nach<br />
seiner Ankunft im Jahre 1942 bezog er sofort eine Zelle<br />
im D-Block, den er erst 1948 wieder verliess, da er in den<br />
Krankenflügel verlegt werden musste. Dort blieb er bis<br />
1959. Seine letzten Jahre verbrachte er in einer medizinischen<br />
Anstalt in Springfield, Missouri.<br />
Wie viele Wächter arbeiteten in Alcatraz?<br />
Insgesamt gab es 90 Wächter, die sich drei 8-Stunden-<br />
Schichten untereinander aufteilten. Erst Anfang der 1950er-<br />
Jahre wurde das Personal aus Kostengründen nach und<br />
nach abgebaut.<br />
Wo wohnten die Wächter und ihre Familien?<br />
Einige lebten in San Francisco und kamen täglich mit dem<br />
Boot auf die Insel, andere wohnten direkt auf Alcatraz. Es<br />
gab vier Apartmentgebäude und vier Holzhäuser. Einige der<br />
Gebäude wurden durch das Feuer im Jahre 1970 zerstört,<br />
andere wurden von der Regierung kurze Zeit später abgerissen.<br />
Als Alcatraz jedoch noch als Gefängnis genutzt<br />
wurde, gab es auf der Insel auch Gärten, einen Spielplatz<br />
für die Kinder und vieles mehr.<br />
Von 14 versuchten Ausbrüchen aus dem Bundesgefängnis<br />
ereignete sich der bekannteste im Juni 1962, als Frank<br />
Morris und die Brüder John und Clarence Anglin sich zu<br />
Wasser absetzten. Sie verwendeten Regenmäntel als<br />
Schwimmkörper und waren vermutlich nach San Francisco<br />
unterwegs. Obwohl ihre Leichen niemals gefunden wurden,<br />
nimmt man an, dass sie ertrunken sind.<br />
Wie viele Insassen starben auf Alcatraz?<br />
Acht Gefangene wurden von anderen Insassen umgebracht,<br />
fünf begangen Selbstmord und fünfzehn starben<br />
eines natürlichen Todes. Alcatraz besass jedoch nie eine<br />
Todeszelle oder Hinrichtungseinrichtungen.<br />
Wäre es möglich, Alcatraz heute wieder in Betrieb zu<br />
nehmen?<br />
Alcatraz ist ein Teil des National Park Service und wird dies<br />
auch bleiben. Das neue Alcatraz ist Florence in Colorado.<br />
Hier auf der Insel Alcatraz übernachten nur noch Vögel,<br />
jedoch keine schrägen. Alcatraz besitzt heute die grösste<br />
Seemöwenkolonie der Nordküste Kaliforniens.<br />
Gelang jemals eine Flucht aus Alcatraz?<br />
In den 29 Jahren, in denen Alcatraz in Betrieb war, versuchten<br />
insgesamt 36 Gefangene zu entkommen. Bis auf<br />
fünf wurden alle geschnappt.<br />
«It looks like Alcatraz<br />
has got me licked.»<br />
– Al Capone –<br />
90 | PRESTIGE
DER AMERIKANISCHE ROMANCIER<br />
PAUL AUSTER<br />
Am 3. Februar 1947 im amerikanischen Newark,<br />
der grössten Stadt im Bundesstaat New Jersey,<br />
erblickte einer der bekanntesten zeitgenös sischen<br />
amerikanischen Schriftsteller das Licht der Welt.<br />
Paul Auster, der mit Romanen wie «Sunset Park»,<br />
«The New York Trilogy», «Book of Illusions» und<br />
«Invisible» Literaturgeschichte schrieb, wurde in<br />
41 Sprachen übersetzt. Der Durchbruch gelang<br />
ihm mit seiner von 1985 bis 1987 geschriebenen New-York-Trilogie. In vielen<br />
seiner Romane herrscht eine düstere und klaustrophobische Stimmung.<br />
Trotzdem haben seine Bücher Kultcharakter. Mit seiner Frau, Siri Hustvedt,<br />
ebenfalls eine erfolgreiche Autorin, lebt er in Brooklyn. Und auch seine<br />
Tochter Sophie Auster ist auf dem besten Wege, ein Weltstar zu werden.<br />
Die Schauspielerin und Sängerin ist Papas ganzer Stolz. Weniger gerne<br />
spricht er über Daniel, seinen Sohn aus erster Ehe, das schwarze Schaf<br />
der Familie.<br />
3<br />
FRAGEN<br />
Ist Schreiben eine Art Selbstreinigung, oder, anders formuliert,<br />
wirkt schreiben für sie befreiend?<br />
Ja, ich kenne die Erfahrung, dass Schreiben Schmerzen<br />
lindern kann. Zumindest während des eigentlichen Vorgangs<br />
des Schreibens. Man kann dadurch autobiografische<br />
Fragmente nochmals durchleben und sich auf diese<br />
Weise von bestimmten Gefühlen reinigen. Aber trotzdem<br />
ist Schreiben nicht immer befreiend und häufig ist nach<br />
Abschluss des Buches alles wieder wie zuvor.<br />
Haben Sie Probleme mit dem Älterwerden? Einige Ihrer<br />
letzten Bücher lassen so etwas anklingen?<br />
Nun, ich bin 67 Jahre alt, da bemerkt man, dass man den<br />
Grossteil seines Lebens bereits hinter sich hat. Ich befinde<br />
mich quasi im Winter meines Lebens, die letzte mir verbleibende<br />
Jahreszeit. An manchen Tagen ist dies ein entsetzlicher<br />
Gedanke.<br />
Wo arbeiten Sie an Ihren Büchern?<br />
In einem kleinen Apartment in der Nähe unseres Hauses in<br />
Brooklyn. Es ist sehr spartanisch eingerichtet und es gibt<br />
dort nichts, was mich ablenken könnte. Ausserdem kann<br />
meine Schreibmaschine dort niemanden nerven.<br />
The Luxury Way of Life | 91
WUSSTEN<br />
SIE SCHON …?<br />
Bestbezahlter Schauspieler der Welt<br />
Kein anderer Hollywood-Star verdient derzeit<br />
so viel wie Robert Downey Jr. Allein im<br />
Jahr 2012 nahm der Superstar rund 75 Millionen<br />
Dollar an Gagen ein. Mit Megablockbustern<br />
wie «The Avengers» oder «Iron Man 3» scheint<br />
die Rechnung für die Produzenten aber<br />
trotzdem aufzugehen, schliesslich spielten beide<br />
Filme mehr als eine Milliarde Franken ein.<br />
Picasso-Gemälde für 31,5 Millionen Dollar versteigert<br />
Pablo Picassos Gemälde «Die Rettung einer Ertrinkenden»<br />
(«Le Sauvetage») wurde vom Auktionshaus Sotheby’s für einen<br />
Preis von 31,5 Millionen Dollar – das entspricht einem Wert<br />
von 29,5 Millionen Franken – versteigert. Geschätzt wurde das<br />
im Jahr 1932 entstandene Werk lediglich auf 18 Millionen Dollar.<br />
Grösste Kinoleinwand der Welt<br />
Im LG-IMAX-Kino in Darling Harbour, einem riesigen<br />
Freizeit- und Erholungsviertel in Sydney, steht die<br />
grösste Kinoleinwand der Welt. Sie ist rund 30 Meter<br />
hoch, 35 Meter lang und wiegt ca. 800 Kilo. Um<br />
den Riesen-Screen auszutauschen und – das ist das<br />
Schwerste – ihn danach wieder glatt zuziehen,<br />
sind mehr als 30 Mitarbeiter nötig!<br />
Stechende Paparazzi<br />
Der von Prominenten gefürchtete «Paparazzo» hat<br />
seinen Namen einem Film von Federico Fellini zu verdanken.<br />
So taucht in «La Dolce Vita» ein aufdringlicher Pressefotograf<br />
auf, der Paparazzo heisst. Das Wort setzt sich aus<br />
den italienischen Begriffen für «Stechmücke» und<br />
«Blitzlicht» zusammen – eine Kombination, die Fellini sofort<br />
fasziniert haben soll. Der italienische Meisterregisseur<br />
soll bei seinen Filmvorbereitungen etwas über den<br />
kalabrischen Hotelbesitzer Coriolano Paparazzo gelesen<br />
haben und so auf die Idee gekommen sein.
UHRENKLASSIKER<br />
TICKENDE FREUNDE<br />
FUR EIN LANGES LEBEN<br />
«Mustergültige Produkte ersten Ranges, Resultate herausragender<br />
literarischer, künstlerischer oder wissenschaftlicher Leistungen<br />
schöpferischer Menschen, welche die Merkmale einer ausgereiften<br />
Meisterschaft in sich tragen», dürfen sich per Definition Klassiker<br />
nennen. Naturgemäss ist die Bandbreite von dem, was sich unter diesem<br />
bedeutungsvollen Begriff subsumieren lässt, relativ gross.<br />
Überdies ist die Zuerkennung des oft missbrauchten Attributs nur in<br />
Massen objektivierbar. Stets greift nämlich auch der<br />
persönliche Geschmack, über den man selbst im dritten<br />
Jahrtausend weiterhin nicht streiten kann.<br />
Gisbert L. Brunner<br />
Auf Armbanduhren treffen diese Erkenntnisse in besonderer Weise zu,<br />
denn Mode und Zeitgeist spielen hier traditionsgemäss eine besondere<br />
Rolle. Heute en vogue, morgen noch akzeptabel und übermorgen<br />
schon unmodern. In diesem Sinn besitzen viele der aktuellen Produkte mit<br />
exaltierter Optik und einfachen Quarzwerken schon bei ihrer Kreation das<br />
Zeug zum Vergänglichen. Im Einstiegspreissegment gibt es dagegen grundsätzlich<br />
nichts zu sagen. Ganz anders gestalten sich die Dinge bei Luxuszeitmessern,<br />
welche ein beträchtliches Investment verlangen. Wer in die Zukunft<br />
denkt, achtet hier auf klassisches und damit voraussichtlich langlebiges<br />
Design. Regelmässig gewartete Mechanik bietet darüber hinaus Gewähr, die<br />
kostbare Zeit auch Generationen von Erben noch präzise anzuzeigen. Nicht<br />
minder wichtig ist drittens die Marke. Diesbezüglich gilt Ähnliches wie beim<br />
Immobilienkauf, bei dem die Lage, die Lage und nochmals die Lage zählt. Wer<br />
unter diesen Aspekten nach chronometrischen Klassikern sucht, sollte einen<br />
Blick aufs Geburtsdatum werfen. Nicht ohne Grund behaupten sich manche<br />
Uhrenmodelle oder -linien seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten erfolgreich<br />
am Markt. Dass die Zeit niemals stehen bleibt, zeigt allenfalls eine gleichermassen<br />
gekonnte wie behutsame Evolution. Revolutionäre Veränderungen<br />
würden diesen Produkten hingegen ihre Identität und den am Handgelenk<br />
immens wichtigen Wiedererkennungswert rauben.<br />
94 | PRESTIGE
WATCHES<br />
JWELLERY<br />
CLASSIQUE *1980<br />
HUBLOT<br />
Aus dem Französischen übersetzt heisst «Hublot» nichts anderes als «kleine<br />
Luke» oder «Bullauge». Aus diesem Grund mussten die Zeitmesser dieses<br />
Namens, welche die neu gegründete Uhrenmarke MDM (Montre des montres)<br />
1980 am Markt lancierte, fast zwangsläufig ein Bullaugen-Design besitzen.<br />
Und das taten sie auch. Vor der Konzeption seiner Erstlingslinie «Classique»<br />
hatte der Mailänder Ingenieur Carlo Crocco die Kollektionen des Wettbewerbs<br />
ausgiebig studiert. Danach entschied er sich für ein markantes, aber unaufdringliches<br />
Design mit zwölf Schrauben rund um die Lünette. Sie ersetzten<br />
die üblichen Stundenindexe auf dem sonst nur durch Datumsfester und<br />
Signatur strukturierten Hublot-Zifferblatt. Unter Jean-Claude Biver als CEO<br />
erlebte Hublot ab 2004 einen beispiellosen Höhenflug bis hin zur eigenen<br />
Werkemanufaktur. Auch sein Nachfolger Riccardo Guadalupe hält die Tra dition<br />
in allen Ehren. Beispielsweise in Form der neuen, extraflach ausge führten<br />
«Classic Fusion Classico» in Titan. Ihr nur 2,9 Millimeter hohes Automatikkaliber<br />
HUB 1 301 mit kleiner Sekunde bei der Sieben läuft ohne Energienachschub<br />
90 Stunden am Stück. Die Wasserdichte der unaufdringlich<br />
wirkenden 45-Millimeter-Schale reicht bis fünf bar Druck.<br />
The Luxury Way of Life | 95
Ab 1954 fertigte Breguet bis in die 1970er-Jahre u. a. für das französische<br />
«Centre d’Essai en Vol» (CEV) in Bretigny den höchst funktionalen Armbandchronografen<br />
«Typ XX». Besondere Kenn zeichen waren eine Drehlünette<br />
und ein «retour- en-vol»-Mechanismus, besser bekannt als Flyback-Funktion.<br />
Mit seiner Hilfe konnten gestresste Piloten die Chronografenzeiger während<br />
des Laufs auf null stellen und ohne weiteren Knopfdruck neu starten. Die<br />
zivile, unübersehbar anders gestaltete Version des bei Sammlern hoch begehrten<br />
Stoppers lancierte Breguet im Jahr 1995. Seitdem gibt es die «Type<br />
XX Aéronavale» mit dem Rotorkaliber 582. Das im 39 Millimeter grossen und<br />
bis zehn bar wasserdichten Stahl gehäuse verbaute Automatikwerk besitzt<br />
selbstverständlich einen Chronografen mit Tempo schaltung.<br />
TYPE XX AÉRONAVALE *1995<br />
BREGUET<br />
NAVITIMER *1952<br />
BREITLING<br />
Die Anmeldung des Namens «Navitimer» beim<br />
eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum trägt<br />
das Datum 22. Januar 1955. Die Produktion des<br />
Fliegerchronografen mit multifunktionaler Rechenscheibe<br />
hatte Breitling schon 1952 aufgenommen.<br />
Das Instrument half Piloten u. a. bei der Ermittlung<br />
von Reichweiten oder bei der Umrechnung von<br />
Meilen in Kilometer und umgekehrt. Die neueste<br />
Version mit dem hauseigenen Automatikchronografen<br />
B 01 firmiert bei der Familienmanufaktur als<br />
«Navitimer 46 mm».<br />
SANTOS *1904<br />
CARTIER<br />
Man schrieb das Jahr 1904, als Louis Cartier für<br />
seinen Freund Alberto Santos-Dumont einen Zeitmesser<br />
kreierte, den der Flugpionier während<br />
des Gleitens durch die Lüfte problemlos ablesen<br />
konnte. Kein Wunder, dass die weltweit erste<br />
Fliegerarmbanduhr mit vom Taschenuhrlook emanzipierten<br />
Gehäusedesign als «Santos» Geschichte<br />
schrieb. Seit 110 Jahren ist sie nun ununterbrochen<br />
auf dem Markt. Zeitgemässe Dimensionen besitzt<br />
die 2004 lancierte «Santos 100» mit Stahl-/Goldgehäuse<br />
und Automatikwerk.<br />
96 | PRESTIGE
DIASTAR *1962<br />
RADO<br />
Weil die Golduhren, welche Rado gegen 1960 nach Fernost exportierte,<br />
wegen deutlicher Kratzspuren häufig aufpoliert werden mussten, erteilte Paul<br />
Lüthi seinen Mitarbeitern den Auftrag, mit Hartmetallen zu experimentieren. Der<br />
damalige Chef wusste, dass die gängigen Gehäusedesigns nicht zu den<br />
gewünschten Resultaten führen würden. Nach ausgiebigen Versuchen<br />
zelebrierte Rado 1962 eine bemerkenswerte Weltpremiere: Die Geburt der<br />
ersten wirklich kratzfesten Armbanduhr namens «DiaStar», eine Zusammensetzung<br />
aus «Diamant» und «Star». Wegen des gewöhnungsbedürftigen ovalen<br />
Designs stiess das innovative Modell anfänglich auf eher zurückhaltende<br />
Resonanz. Aber im Laufe der Jahre nahm die Begehrlichkeit kontinuierlich<br />
zu. 1987 konnte Rado stolz den Verkauf der 1,5-millionsten «DiaStar» registrieren.<br />
Weitere 20 Jahre später standen die Zähler für den ovalen Bestseller<br />
bei mehr als drei Millionen Stück. Zu diesem Zeitpunkt hiess er schlicht «Original».<br />
Das aktuelle «Original» mit goldfarbenem Hartmetallgehäuse und<br />
vorderem Saphirglas besitzt einen Durchmesser von 35 Millimetern. Es<br />
schützt das Automatikwerk mit Datums- und Wochentagsindikation bis zu<br />
drei bar Wasserdruck. Das ebenfalls goldfarbene Gliederband besteht aus<br />
Edelstahl.<br />
The Luxury Way of Life | 97
RÉGULATEUR *1988<br />
CHRONOSWISS<br />
Die Idee basierte auf den präzisen Regulatoren, welche in Observatorien und<br />
Uhrenfabriken für die Bewahrung der genauen Zeit sorgten. Weil es hier<br />
primär auf die Sekunde ankam, verfügten sie über ein sogenanntes Dreikreiszifferblatt.<br />
Ihre exzentrisch positionierte Stundenindikation konnte den<br />
Sekundenzeiger nicht überdecken. 1988 wandte Gerd-Rüdiger Lang, damaliger<br />
Inhaber der Münchner Uhrenfabrikation Chronoswiss, dieses System<br />
bei einer Armbanduhr an. Als der limitierte Handaufzugsregulator mit altem<br />
Unitaskaliber ausverkauft war, folgte der «Régulateur Automatique» mit exklusivem<br />
Automatikwerk. Mittlerweile befindet sich Chronoswiss in Schweizer<br />
Händen. Der einstige Geistesblitz lebt fort in Gestalt des 40 Millimeter grossen<br />
«Sirius Régulateur» mit dem exklusiven Automatikkaliber C 122, zu haben in<br />
Stahl oder Rotgold.<br />
REVERSO *1931<br />
JAEGER-LECOULTRE<br />
Dieser Uhrenklassiker hat seinen Ursprung im fernen Indien. Dort beklagten<br />
sich die polospielenden englischen Kolonialisten über ihre Armbanduhren,<br />
weil die empfindlichen Kristallgläser allzu leicht zerbrachen. Der französische<br />
Ingenieur René Alfred Chauvet vernahm dies und handelte. 1931 war sie da,<br />
die Wendearmbanduhr, welche zerbrochene Gläser der Vergangenheit angehören<br />
liess. Die Entwicklung zum Welterfolg ist dem Haus Jaeger-LeCoultre<br />
und seiner konsequenten Produktpflege zu verdanken. Dort gilt die<br />
«Reverso» seit 1983 als unangefochtenes Leader Modell. Mit der ultraflachen<br />
«Grande Reverso Ultra Thin 1931» in Rotgold erinnert die Schweizer Traditionsmanufaktur<br />
ans Geburtsjahr dieses sehr beliebten Wendeklassikers. Sein<br />
exklusives Handaufzugskaliber JLC 822/2 misst nur 2,95 Millimeter in der<br />
Höhe. Nach Vollaufzug läuft es 45 Stunden am Stück.<br />
BULGARI-BULGARI *1977<br />
BULGARI<br />
Möglichkeiten, die Herstellersignatur auf einer Uhr<br />
zu verewigen, gibt es viele. Der Schriftzug auf dem<br />
Zifferblatt ist die mit Abstand häufigste. 1977 beschritt<br />
Bulgari einen völlig anderen, bis dahin noch<br />
nicht praktizierten Weg. Absolut unübersehbar<br />
gravierte der römische Nobeljuwelier seinen Namen<br />
in den breiten Glasrand. Und das gleich zwei<br />
Mal, weshalb die Uhr «Bulgari-Bulgari» heisst.<br />
Aktuell ist sie u. a. in Roségold oder Stahl mit<br />
einem Durchmesser von 39 Millimetern und dem<br />
Automatikkaliber BVL 191 erhältlich.<br />
98 | PRESTIGE
SENATOR-LINIE *1997<br />
GLASHÜTTE ORIGINAL<br />
Ganz business-like präsentiert sich bei Glashütte<br />
Original seit 1997 die Senator-Linie, deren Protagonisten<br />
klassisch rund gehalten sind. Das komplexe<br />
und mit ewigem Kalendarium, Grossdatum<br />
und Mondphasenanzeige ausgestatte Modell aus<br />
dem Jahre 1999 wurde kurze Zeit später von den<br />
Lesern einer deutschen Fachzeitschrift zur «Uhr<br />
des Jahres» gekürt. Begeistert waren sie vor allem<br />
von der exzellenten Ablesbarkeit und der ausgefeilten<br />
Anzeige des Grossdatums. Das Jahr 2005<br />
brachte ein runderneuertes Design ohne Verfälschung<br />
der ursprünglichen Attribute. Will heissen:<br />
Auch die vorherige Senator Classic blieb auf Anhieb<br />
identifizierbar. Beim mechanischen Innenleben<br />
aus eigener Manufaktur tat Glashütte Original<br />
einen grossen Schritt nach vorne. Das neu konstruierte<br />
Automatikkaliber 100 verfügt über einen<br />
intelligenten Nullstellungsmechanismus zum unkomplizierten<br />
Synchronisieren des Sekundenzeigers<br />
mit einem Zeitnormal. Geblieben ist das<br />
ausgeklügelte ewige Kalendarium mit Mondphasenanzeige,<br />
welches bis zum Jahr 2100 keiner<br />
manuellen Korrektur bedarf.<br />
The Luxury Way of Life | 99
PORTUGIESER *1941<br />
IWC<br />
Um die konkrete Geschichte der klassisch runden «Portugieser» von IWC<br />
ranken sich viele Gerüchte. Sicher scheint, dass die Schaffhauser Manufaktur<br />
ab etwa 1941 die intern als «Spiegelei» bezeich neten Modelle mit dem<br />
grossen Savonnette-Kaliber 98 nach Portugal lieferte. Weil der deutsche<br />
Markt in den 1970er-Jahren nach einer Armbanduhr dieses Typs verlangte,<br />
kam es zum Comeback der «Portugieser»-Linie. Die 43 Millimeter grosse<br />
Stahlreferenz IW 510203 besitzt ein Manufakturhandaufzugswerk mit acht<br />
Tagen Gangautonomie.<br />
EL PRIMERO ZENITH *1969<br />
ZENITH<br />
Nachdem die traditionsreiche Uhrenmanufaktur Zenith ihren «El Primero» im<br />
Frühjahr 1969 mit unübersehbarem Ausdruck des Stolzes präsentiert hatte,<br />
reagierte die Fachpresse geradezu euphorisch: Der weltweit erste Automatikchronograf<br />
mit Zentralrotor und Schaltrad war erstaunlich klein und flach.<br />
Seine hohe Unruhfrequenz von fünf Hertz gestattete exakte Zehntelsekunden-Stoppungen.<br />
Mitte der 1970er-Jahre, als «El Primero» richtig Fuss<br />
gefasst hatte, kam schon wieder das Aus. Mann wollte Quarz und keine<br />
Mechanik mehr. Dank Charly Vermot, einem unbeugsamen Uhrmacher, der<br />
die verbliebenen Komponenten und Werkzeuge auf dem weitläufigen Dachboden<br />
der Manufaktur versteckte, konnte «der Erste» ab 1986 wieder durchstarten.<br />
Der aktuelle «El Primero 36’000 VpH» mit dem Automatikkaliber<br />
400 B ist eine gelungene Synthese aus Vergangenheit und Gegenwart.<br />
Die schlichte «Tangente» von Nomos Glashütte<br />
geht auf einen Entwurf von Susanne Günther<br />
zurück. Die Designerin hatte sich an einem Zeitmesser<br />
aus den 1930er-Jahren orientiert. Zahlreiche<br />
Auszeichnungen und beachtliche Umsatzzahlen<br />
belegen, dass die Sachsen mit der<br />
gestalterischen Rückbesinnung absolut richtig<br />
lagen. Heute gibt es den Klassiker in ganz unterschiedlichen<br />
Ausführungen. Puristisch präsentiert<br />
sich die stählerne «Tangente 38» mit Manufakturhandaufzugswerk<br />
und 38 Millimetern Durchmesser.<br />
TANGENTE *1992<br />
NOMOS<br />
100 | PRESTIGE
SPEEDMASTER<br />
PROFESSIONAL-CHRONOGRAF *1957<br />
OMEGA<br />
Die Produktion des neuen Chronografen, entwickelt<br />
für Wissenschaft, Indu strie und Sport, mit<br />
dem 1943 vorgestellten Chronografenkaliber<br />
27 CHRO C12 der Tochter Lémania startete bei<br />
Omega im Jahr 1957. Die Bewährung während der<br />
Mondlandung am 21. Juli 1969 bescherte dieser<br />
Armbanduhr bereits einen fast schon mythischen<br />
Ruf. Diesen festigte die Tatsache, dass der Handaufzugschronograf<br />
dem Astronautenteam der<br />
Apollo-13-Mission im April 1970 das Leben rettete.<br />
Bereits 1965 hatte stürmische Nachfrage nach einer<br />
Vereinfachung des relativ kostspieligen Schaltradkalibers<br />
ver langt. Nach drei Jahren Entwicklungsarbeit<br />
fand 1968 das neue Kaliber 861<br />
(Lémania 1873) in das Stahlgehäuse. Der 1980<br />
unterbreitete Vorschlag, die Schale mit einem<br />
Sichtboden auszustatten, stiess bei den Verantwortlichen<br />
im Hause Omega unverzüglich auf positive<br />
Resonanz. Somit kann die «Speedmaster<br />
Professional» auf diesem Gebiet als Pionier gelten.<br />
Seitdem steht die Armbanduhr im Zeichen kontinuierlicher<br />
Modellpflege. Puristen sind mit der aktuellen<br />
Referenz 3 570.50.00, in der das Handaufzugskaliber<br />
1861 tickt, bestens gekleidet. Das<br />
Uhrwerk besitzt eine Kulissenschaltung und stoppt<br />
bis zu zwölf Stunden. 42 Millimeter misst das bis<br />
fünf bar wasserdichte Stahlgehäuse.<br />
The Luxury Way of Life | 101
NAUTILUS *1976<br />
PATEK PHILIPPE<br />
Mitte der 1970er-Jahre bat Philippe Stern, seines Zeichens Präsident der<br />
Genfer Nobelmanufaktur Patek Philippe, den Designer Gérald Genta um die<br />
Gestaltung einer sportlichen und natürlich wasserdichten Armbanduhr. Damit<br />
begann ein langwieriger Entwicklungsprozess. Von den ersten Gedanken<br />
bis hin zur fertigen «Nautilus» vergingen mehr als zwei Jahre. Zwischendurch<br />
tauchten immer wieder Zweifel auf, ob ein derartiger Zeitmesser in die Produktphilosophie<br />
von Patek Philippe passen würde. Aber trotz aller Skepsis<br />
stand das Projekt jedoch nie wirklich auf der Kippe. 1976 debütierte die<br />
«Nautilus». Von einem spontanen Erfolg konnte nicht die Rede sein. Infolge<br />
der aufwendigen Stahlschale mit Gliederband kostete der Newcomer mehr<br />
als eine klassische Golduhr. Erst ab 1998 überstieg die Nachfrage bei den<br />
grossen Stahlmodellen quasi über Nacht das Angebot. Das Premierenmodell<br />
mit zweiteiliger, bis 120 Meter wasserdichter Edelstahlschale Typ «Monocoque»,<br />
42 Millimetern Durchmesser und 3,05 Millimeter hohem LeCoultre-<br />
Automatikwerk trug die einprägsame Referenznummer 3 700. 2006 erhielt<br />
die «Nautilus» zum 30. Geburtstag einen Sichtboden. Durch den blickt man<br />
bei der stählernen Referenz 5 711/1A, Durchmesser 40 Millimeter, auf den<br />
Goldrotor des Automatikkalibers 324 SC.<br />
102 | PRESTIGE
OVERSEAS *1996<br />
VACHERON CONSTANTIN<br />
Mit der sportiven «Overseas» in Edelstahl betrat Vacheron Constantin 1996<br />
uhrmacherisches Neuland. Die markanten Gehäuse sind wasserdicht bis<br />
150 Meter. Weitere Merkmale der Sportlichkeit: verschraubte Krone mit<br />
Flankenschutz, verstärktes Saphirglas, Leuchtzifferblatt und -zeiger. Die<br />
Ausformung des Glasrands und der Glieder des Stahlarmbands weckt Erinnerungen<br />
an das Malteserkreuz als Markenzeichen der Genfer Manufaktur.<br />
Im Gehäuseinneren des stählernen «Overseas Chronograph» findet sich das<br />
Automatikkaliber 1 137 mit Grossdatum.<br />
LUMINOR MARINA *1956<br />
PANERAI<br />
Beim italienischen Taucheruhrspezialisten Panerai<br />
standen die 1950er-Jahre im Zeichen der «Luminor».<br />
Der Unterwasserbolide besass den 1956<br />
patentierten Mechanismus zur Optimierung der<br />
Wasserdichtigkeit. Ein in geöffnetem Zustand unübersehbarer<br />
Hebel drückt die Aufzugskrone fest<br />
gegen das Gehäuse. 1993 erfolgte das Comeback<br />
der «Luminor Marina» unter italienischer Leitung.<br />
Seit 1997 entsteht sie unter Richemont-Regie.<br />
Ein aktuelles Mitglied der «Luminor»-Familie ist<br />
die «1950 3 Days GMT Automatic» mit Manufakturkaliber<br />
und Zeitzonendispositiv.<br />
GOUVERNEUR *1994<br />
PIAGET<br />
Anlässlich des 120. Geburtstags präsentierte Piaget 1994 die Linie «Gouverneur»<br />
mit rundem Gehäuse. Seine Besonderheit bestand in einem Glasrand,<br />
dessen innerer Ausschnitt kissenförmige Gestalt besitzt. Den Anfang dieser<br />
Linie markierten zwei Chronografen. In der Linie «Emperador Coussin XL»<br />
lebt dieses ungewöhnliche Gehäusedesign fort. Das rotgoldene Modell mit<br />
ewigem Kalendarium, retrograder Datums- und Wochentagsanzeige, Mondphasenindikation<br />
und Zeitzonendispositiv besitzt einen Durchmesser von<br />
46,5 Millimetern.<br />
104 | PRESTIGE
DATEJUST *1945<br />
ROLEX<br />
Über die «Datejust» von Rolex viele Worte verlieren<br />
zu wollen, hiesse «Eulen nach Athen tragen». 1945,<br />
als Hans Wilsdort in Genf den 40. Geburtstag<br />
seiner Uhrunternehmung zelebrierte, brauchte es<br />
natürlich ein adäquates Jubiläumsmodell. Dabei<br />
lang es auf der Hand, die bisherigen Rolex-Errungenschaften,<br />
also die wasserdichte Oyster-Schale,<br />
den Selbstaufzug durch unbegrenzt drehenden<br />
Rotor sowie das offizielle Chronometerzeugnis in<br />
einem Modell zu paaren. Zur Krönung addierte<br />
der Patron ein gut ablesbares Fensterdatum bei<br />
der Drei, das sich um Mitternacht just in time auf<br />
den nächsten Tag fortbewegt. Dem damals formulierten<br />
Satz: «Man kann, ohne zu übertreiben,<br />
diese Schöpfung als Synthese der gesamten modernen<br />
Uhrenwissenschaft der Schweiz bezeichnen»,<br />
lässt sich nichts hinzufügen. Das könnte einer<br />
der Gründe sein, warum die «Datejust» zu einer<br />
Legende avancierte und in den USA die honorige<br />
Kür zur Armbanduhr des 20. Jahrhunderts erfuhr.<br />
Die neue «Oyster Perpetual Datejust Pearlmaster<br />
34» besticht durch Diamanten und Saphire auf der<br />
Lünette. Die uhrmacherische Sensation besteht in<br />
der brandneuen «Syloxi»-Unruhspirale im Automatikkaliber<br />
2 236. Der Werkstoff Silizium verschafft<br />
dem kleinen Uhrwerk eine ungeahnte<br />
Ganggenauigkeit.<br />
The Luxury Way of Life | 105
ROYAL OAK *1972<br />
AUDEMARS PIGUET<br />
Als Audemars Piguet 1972 während der Basler Uhrenmesse eine<br />
sportliche Stahlarmbanduhr im Bullaugen-Design von Gérald Genta<br />
präsentierte, herrschte Skepsis vor. Das markante Automatikmodell<br />
war zudem noch teurer als manch Goldenes mit gleicher Signatur.<br />
Trotzdem entwickelte sich die «Royal Oak» nicht nur zum Trendsetter<br />
für Luxussportuhren, sondern auch zum weltbekannten<br />
Leader der Familienmanufaktur aus dem Vallée de Joux. Zeichen<br />
konsequenter Modellpflege über mehr als vier Jahrzehnte hinweg<br />
sind unterschiedliche Versionen von der puristischen Automatik<br />
bis hin zu den ultrasportiven «Offshore»- Chronografen. Wer es<br />
ursprünglich mag, kommt am stählernen «Jumbo» mit dem ultraflachen,<br />
schon 1972 verwendeten Automatikkaliber 2 121 nicht vorbei.<br />
Zeichen der Evolution: ein Saphirglassichtboden.<br />
LANGE 1 *1994<br />
A. LANGE & SÖHNE<br />
Nach rund 50-jähriger Zwangspause knüpfte<br />
A. Lange & Söhne 1994 mit einer kleinen Kollektion<br />
erlesener Armbanduhren wieder an alte Traditionen<br />
an. Die vielfach ausgezeichnete «Lange 1»<br />
hat in hervorragender Weise eine Brücke zwischen<br />
Tradition und Innovation geschlagen. Tradition<br />
verkörpern beim Manufakturhandaufzugskaliber<br />
L 901.0 die klassische Dreiviertelplatine, der handgravierte<br />
Unruhkloben und neun in verschraubte<br />
Goldchatons gefasste Steine. Für Innovation<br />
stehen die Konstruktion mit Doppelfederhaus, die<br />
Gangreserveindikation und eine beachtliche Gangautonomie<br />
von 72 Stunden. Für Furore sorgte vor<br />
exakt 20 Jahren das patentierte Grossdatum,<br />
welches dem asymmetrisch gestalteten Zifferblatt<br />
einen besonderen Reiz verleiht. Es begründete<br />
einen echten Trend und findet sich selbstverständlich<br />
auch in der rotgoldenen «Lange 1»<br />
unserer Tage.<br />
106 | PRESTIGE
ZERO 1<br />
UNZÄHLIGE SUPERLATIVE.<br />
REVOLUTIONÄRER KLANG.<br />
DAS NEUE ALL-IN-ONE-SYSTEM VON AVANTGARDE ACOUSTIC<br />
Fernbedienung<br />
Die ZERO 1 ist das erste digitale All-in-One-Wireless-Hornsystem der Welt. In<br />
ihm verbinden sich 104 dB Hornlautsprecher, Subwoofer, Multi-Kanal Digitalprozessoren,<br />
sechs 24 Bit DA Converter, Funkmodule und sechs Endstufen mit<br />
insgesamt 1.000 Watt zu einem vollintegrierten, kabellosen Plug & Play-System.<br />
Alles in einer Qualität der Superlative. Bestätigt durch Messresultate, die selbst<br />
erfahrene Experten staunen lassen. Und das zu einem Preis, der zweifellos als<br />
Revolution gelten darf.<br />
JETZT LIVE ERLEBEN:<br />
AUG & OHR AG<br />
ZERO 1 – 14.990,- CHF/Paar<br />
Das aktuell meistausgezeichnete High-End-Audiosystem<br />
Preis/Leistung<br />
„ÜBERRAGEND“<br />
TEST<br />
Heinrichstrasse 248 ● CH-8005 Zürich ● Tel: 044 271 1222<br />
» Umso erfreulicher in diesem Zusammenhang<br />
ist der Preis, der für das hier gebotene schon<br />
fast unglaublich erscheint «<br />
Prof. Anselm Goertz, Universität Aachen (FIDELITY Magazin)<br />
» Das hier ist keine<br />
normale „Box“. Es ist die<br />
Zukunft des Musikhörens «<br />
FIDELITY Magazin 3/<strong>2014</strong><br />
» Die wohl dynamischsten<br />
aktiven HiFi-Boxen mit schier<br />
unglaublichem Druck «<br />
STEREOPLAY Magazin 12/2013
WATCHES & JEWELLERY<br />
EINE AUSSERGEWÖHNLICHE UHR<br />
AUS DEM 18. JAHRHUNDERT<br />
Wer sich für die Kunst des geistreichen und eleganten<br />
18. Jahrhunderts interessiert, dem ist der Name<br />
der Malerin Elisabeth Vigée-Lebrun (1755–1842)<br />
auch heute noch geläufig.<br />
Monika Leonhardt<br />
Dominique Cohas<br />
108 | PRESTIGE
WATCHES & JEWELLERY<br />
Die berühmte und beliebte Porträtkünstlerin Elisabeth Vigée-Lebrun<br />
beginnt als Kind zu malen und zu zeichnen. Sie nimmt am Unterricht<br />
ihres Vaters, ein Porträtmaler, teil. Als der Vater 1767 stirbt, fördert sein<br />
Freund Claude Joseph Vernet (1714–1789), ein bedeutender Maler von Seestücken<br />
und mit ausgezeichneten Beziehungen zum königlichen Hof, die<br />
junge Künstlerin. Man sagt, Vernet habe ihr das Porträt der Mutter (1772)<br />
abgekauft und in seinem Atelier gezeigt. Bald treffen Porträtaufträge von<br />
Damen der höchsten Gesellschaftskreise bei ihr ein. Nach Beschwerden der<br />
Malergilde holt Elisabeth Vigée die formale Ausbildung nach, wird Mitglied<br />
der Gilde und stellt dort 1774, im Alter von 19 Jahren, ihre Werke erstmals<br />
öffentlich aus. 1776 heiratet sie den Kunsthändler und Sammler Jean Baptiste<br />
Lebrun. In den nächsten Jahren lassen sich zahlreiche Adlige und Angehörige<br />
des Hofes von ihr porträtieren, und sie gewinnt die Gunst und das<br />
Vertrauen der gleichaltrigen Königin Marie-Antoinette, von der sie 1778 ein<br />
erstes Porträt malt.<br />
La paix ramenant l’abondance<br />
Gegen Widerstände wird Elisabeth Vigée-Lebrun 1783 in die Académie des<br />
Beaux-Arts aufgenommen: Für die gelehrten Künstler zählt nämlich nur die<br />
Historienmalerei, das Porträt gilt als eine minderwertige Gattung. Also schickt<br />
Elisabeth Vigée-Lebrun als Aufnahmestück ein allegorisches Gemälde: «Der<br />
Friede bringt den Überfluss zurück» (La paix ramenant l’abondance), heute<br />
im Musée du Louvre. Die erfolgreiche Malerin hat das Gemälde schon 1780<br />
fertiggestellt, leider ist nicht bekannt, ob für die allegorischen weiblichen<br />
Figuren des «Friedens» und des «Überflusses» lebende Vorbilder dienten.<br />
Das Gemälde wird 1783 im «Salon» der Öffentlichkeit vorgestellt und anschliessend<br />
in den Ausstellungsräumen der Académie des Beaux-Arts im<br />
Louvre gezeigt. 1788 ist Vigée-Lebrun mit ihrem Porträt der Königin Marie-Antoinette<br />
und ihren Kindern, das sich weit von den steifen Prunkporträts<br />
früherer Epochen entfernt, auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes. Während der<br />
ersten Monate der Revolution von 1789 verlässt sie Paris und begibt sich auf<br />
ausgedehnte, stets mit Aufträgen verbundene Kunstreisen, die sie nach Italien,<br />
Deutschland, Russland, England, die Niederlande und in die Schweiz führen.<br />
1805 lässt sich Elisabeth Vigée-Lebrun wieder dauerhaft in Paris nieder, wo<br />
sie wohlhabend und geehrt 1842 im Alter von 87 Jahren stirbt. Die Frische<br />
und Natürlichkeit ihrer Porträts sind heute noch ansprechend.<br />
The Luxury Way of Life | 109
WATCHES & JEWELLERY<br />
Taschenuhr mit Überfluss und Frieden<br />
Eine Emailminiatur nach ihrem Gemälde «Der<br />
Friede bringt den Überfluss zurück» ziert die Rückseite<br />
einer aussergewöhnlichen und mit 78,5 Millimetern<br />
Durchmesser ziemlich grossen Taschenuhr<br />
aus dem späten 18. Jahrhundert im Uhrenmuseum<br />
Beyer in Zürich. Das Gemälde von Elisabeth<br />
Vigée-Lebrun ist zwar in allen Details bis zur Kornähre,<br />
die «Überfluss» in den Händen hält, wiedergegeben,<br />
jedoch seitenverkehrt, was vermuten<br />
lässt, dass dem Miniaturmaler ein Kupferstich als<br />
Vorlage diente. Ein solcher wurde 1787 von Pierre<br />
Viel angefertigt. Bestimmt hat der Minia turmaler<br />
aber auch das Original des Gemäldes gesehen,<br />
denn die Farben sind sehr ähnlich: Dies spricht für<br />
Paris als Entstehungsort der Miniatur. Das Zifferblatt<br />
der Uhr ist wirklich höchst bemerkenswert:<br />
Das transluzide Email in einem geradezu unglaublichen<br />
Blau auf guillochiertem Grund trägt die<br />
Aufschrift «Breguet à Paris». In Gold sind darin<br />
elegante arabische Ziffern von eins bis zwölf für<br />
die Stunden eingearbeitet. Es gibt Punkte zur<br />
Minuteneinteilung und eine umlaufende Nummerierung<br />
von eins bis 31 zur Anzeige des Datums,<br />
einen Stundenzeiger aus Gold mit einer Lilie an<br />
der Spitze und einen Zeiger zur Anzeige des<br />
Datums, ein Minutenzeiger ist nicht (mehr) vorhanden.<br />
Wenn wir die Uhr öffnen, findet sich<br />
wieder die Signatur «Breguet», unten «Paris», gefolgt<br />
von der Nummer «A 1 190». Die Uhr erscheint<br />
nicht in den Büchern des Hauses Breguet, die<br />
berühmte Geheimsignatur des Meisters ist erst ab<br />
1795 in Gebrauch. Die Uhr verbindet auf jeden Fall<br />
die Namen zweier Genies des späten 18. Jahrhunderts:<br />
Als Zeugen einer im Umbruch stehenden<br />
Epoche streben beide, Vigée-Lebrun und Breguet,<br />
eine neue Einfachheit an.<br />
funktionelle Schönheit, die auf einer subtilen Harmonie<br />
zwischen Gehäuse und Uhrwerk beruht<br />
und heute noch überzeugt. Bald finden sich die<br />
vornehmsten Namen in seinen Auftragsbüchern,<br />
bereits 1782 erwirbt die Königin eine Uhr von<br />
Breguet. Von unbekannter Seite erhält er 1783<br />
den Auftrag, eine Uhr für sie anzufertigen, die alle<br />
damals bekannten Komplikationen in sich vereint.<br />
Jene Uhr, die legendäre Breguet Nr. 160 «Marie<br />
Antoinette», hat die Königin allerdings nie zu<br />
Gesicht bekommen, denn sie wurde nach vielen<br />
Unterbrechungen erst 1827 fertiggestellt.<br />
Das einfache Werk unserer Uhr hier verfügt über<br />
einen Federantrieb mit Schnecke und Kette und<br />
eine Spindelhemmung. Die grosse Platine, die das<br />
gesamte Werk bedeckt, sowie der fein ziselierte<br />
Unruhkloben (Coq) sind eigenartig für Breguet,<br />
dessen Lehrmeister Jean-Antoine Lépine 1770<br />
den flachen Taschenuhrbau mit Brücken statt der<br />
Vollplatine erfunden hatte. Insgesamt wirkt das<br />
Werk sehr schlicht, fast so, als sei der Uhrmacher<br />
mit den Verzierungen nicht fertig geworden. Man<br />
kann sich vorstellen, dass die Uhr etwa 1788 nach<br />
dem Erscheinen des Kupferstiches von «La Paix<br />
ramenant l’Abondance» begonnen wurde. Die<br />
Emailmalerei ist eine zeitaufwendige Technik.<br />
Wahrscheinlich drängen auch die nach folgenden<br />
politischen Unsicherheiten zur raschen Fertigstellung.<br />
Wir wissen nicht, für wen die Uhr bestimmt<br />
war. Auf jeden Fall scheint es ein Wunder,<br />
dass ein solch aussergewöhnliches kleines Kunstwerk<br />
die politischen Wirren der folgenden zwei<br />
Jahrhunderte und einiger Jahrzehnte überlebt hat<br />
und heute in einer der Vitrinen des Uhrenmuseums<br />
Beyer in Zürich betrachtet werden kann.<br />
Abraham-Louis Breguet (1747–1823)<br />
Der berühmte Uhrmacher aus Neuchâtel braucht<br />
jedem, der sich für Uhren interessiert, eigentlich<br />
nicht vorgestellt zu werden, denn seine Erfindungen<br />
sind legendär, allen voran das Tourbillon,<br />
das er 1801 zum Patent anmeldet. Im Alter von<br />
11 Jahren wird Abraham-Louis Breguet in der<br />
Werkstatt seines Stiefvaters mit der Uhrmacherkunst<br />
vertraut gemacht, von 1762 bis 1775 verbringt<br />
er Lehrjahre in Versailles und Paris. 1775<br />
eröffnet er in der Nähe seiner mutmasslichen Lehrmeister<br />
Ferdinand Berthoud und Jean-Antoine<br />
Lépine eine Werkstatt am Quai de l’Horloge auf<br />
der Ile de la Cité in Paris. Abraham-Louis Breguet<br />
verwendet nur selten farbig schimmerndes Email,<br />
stattdessen entwickelt er für seine Uhren eine<br />
110 | PRESTIGE
FUNKELNDES<br />
BY LAURA<br />
KLEINOD<br />
CHANEL<br />
SCHREINER JEWELLERY<br />
BREGUET<br />
THOMAS FRIEDEN<br />
SWAROVSKI<br />
BUCHERER<br />
GRAFF<br />
TÜRLER<br />
GÜBELIN<br />
CHRISTIAN DIOR<br />
TÜRLER<br />
The Luxury Way of Life | 111
WUSSTEN<br />
SIE SCHON …?<br />
Der loyale Bote<br />
Der Sancy gehört zu den berühmtesten Diamanten<br />
der Welt. Er war der Hauptstein der Königskrone<br />
Ludwigs XV. von Frankreich. Im Jahre 1570 erwarb<br />
Nicholas Harlay de Sancy, Botschafter am Hof<br />
des Sultans Selim II. in Konstantinopel, den Diamanten<br />
und gab ihm seinen späteren Namen. Seigneur de<br />
Sancy war Finanzminister am Hof des Königs. Er gab<br />
den Diamanten als Sicherheit für ein Darlehen, um<br />
Soldaten anzuwerben. Ein Bote wurde mit dem Diamanten<br />
nach Solothurn losgeschickt, erreichte jedoch seinen<br />
Bestimmungsort nicht. Man fand den toten Boten, der<br />
anscheinend von Dieben überfallen worden war.<br />
Seigneur de Sancy liess den Leichnam öffnen und<br />
fand den Diamanten im Magen des Boten. Kurz<br />
vor seinem Tod hatte der loyale Bote den Stein verschluckt,<br />
damit er nicht in Diebeshände gelangte.<br />
Nach einer langen Reise durch viele Königshäuser befindet<br />
sich der Sancy heute in der Apollogalerie im Louvre.<br />
Blühende Stunden<br />
Der schwedische Wissenschaftler Carl von Linné legte 1745 im botanischen Garten<br />
von Uppsala eine Blumenuhr an. Dabei handelte es sich um ein Blumenbeet<br />
in Form eines Zifferblatts mit reihum zwölf Unterteilungen, die mit den zur<br />
jeweiligen Stunde blühenden Pflanzen ausgestattet waren. Dabei muss<br />
man wissen: Bestimmte Pflanzenarten blühen nur zu bestimmten Tageszeiten.<br />
So entstand eine exakte, natürliche Uhr. Angeblich soll Carl von Linné bei der<br />
Frage nach der Uhrzeit ein Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers auf seine<br />
«Blumenuhr» genügt haben, um die Uhr bis auf 5 Minuten genau abzulesen.<br />
Sommer- & Winterzeit<br />
Die Idee, im Sommer und im Winter die Uhren umzustellen, verdankt die Welt<br />
Benjamin Franklin. Der Politiker und Erfinder des Blitzableiters schlug im Jahre<br />
1783 in einem Brief an eine Pariser Zeitschrift vor, die Uhren im Sommer eine<br />
Stunde vorzustellen, um mehr Tageslicht zu nutzen und so den Verbrauch teurer<br />
Kerzen zu reduzieren. Man startete einige Versuche während des Ersten<br />
Weltkrieges, doch erst Mitte der 1970er Jahre des vergangenen Jahrhunderts<br />
verfolgte man die Idee wieder mit grösserem Interesse – Grund dafür war<br />
die erste Ölkrise im Jahr 1974. Energie sparen wurde zum Thema Nummer eins.<br />
So wurde das Zeitgesetz bald in die Praxis umgesetzt. Brüssel folgte einige<br />
Jahre später mit der Einführung einer harmonisierten mitteleuropäischen<br />
Sommerzeit MESZ. Diese trat 1996 in Kraft.<br />
112 | PRESTIGE
FUNCTIONALITY IS PART<br />
OF OUR FAMILY.<br />
SWISS CHAMP<br />
TIMEPIECES<br />
TRAVEL GEAR<br />
FASHION<br />
FRAGRANCES<br />
LONDON | DÜSSELDORF | COLOGNE | GENEVA | ZURICH AIRPORT | BRUNNEN<br />
NEW YORK | LOS ANGELES | BOSTON | SEATTLE | TORONTO | TOKYO | HONG KONG | SHANGHAI<br />
SWISS ARMY KNIVES CUTLERY TIMEPIECES TRAVEL GEAR FASHION FRAGRANCES I WWW.VICTORINOX.COM
WATCHES & JEWELLERY<br />
WUNDERLAND À LA<br />
VICTOIRE<br />
DE CASTELLANE<br />
Brillant ist nicht nur der Schmuck von Dior,<br />
brillant ist auch die Designerin dahinter. Ihre Kreationen<br />
sind stets Einzelstücke, die Preise dafür erhält der<br />
interessierte Kunde nur auf Anfrage.<br />
Valeska Jansen<br />
EExzentrisch wird sie genannt und unsagbare Kreativität wird ihr<br />
nachgesagt. Beides stimmt. So lässt sie zum Beispiel Fotos von<br />
sich nur von ihrem eigenen Fotografen geschossen veröffentlichen.<br />
Unendlich kreativ, sieht man ihre fantasievollen und aussergewöhnlichen<br />
Schmuckkreationen. Victoire de Castellane liebt es üppig und sie darf es<br />
auch: «Ich bin ein glücklicher Mensch! Es gibt seitens Dior keine finanziellen<br />
Vorgaben und auch keine Limits für meine Schmuckkollektionen», erzählt sie<br />
stolz.<br />
Grenzenlose Freiheit<br />
Während andere Schmuckdesigner kalkulieren (müssen), darf sie sich austoben.<br />
(Über Preise spricht man übrigens nicht. Die gibt es ausschliesslich bei<br />
echtem Kaufinteresse auf Anfrage.) Gold in nur drei Farben ist de Castellane<br />
nicht mehr genug und so ist es nicht verwunderlich, dass sie es einfach<br />
bunt überlackiert. Giftgrün, Blutrot, leuchtend Violett oder<br />
strahlend Türkis. Sie liebt eben Farben: «Es gibt keine<br />
Farbe, die ich nicht mag. Ich liebe alle Farben!»,<br />
schwärmt die zierliche Französin. Ihre einzige<br />
Richtlinie ist ihre Hommage an Christian Dior. An<br />
den jeweiligen Dior-Fashionkollektionen orientiert<br />
sie sich nicht.<br />
114 | PRESTIGE
WATCHES & JEWELLERY<br />
Unkonventionell und selbstbewusst<br />
Als sie 1998 im Hause Dior als Schmuckdesignerin<br />
begann, sorgte sie sofort für Furore. Als eine der<br />
ersten Schmuckdesignerinnen verarbeitete sie die<br />
bis dahin in der Haute Joaillerie verpönten Halbedelsteine.<br />
Andere Juweliere folgten ihr bald und<br />
Halbedelsteine wurden 2004 offiziell in die Riege<br />
der Edelsteine aufgenommen. Besonders auffallend<br />
war auch von Beginn an die Grösse der<br />
von ihr auserwählten Steine. Riesige Amethyste<br />
waren der zentrale Mittelpunkt ihrer allerersten<br />
Kollektion für das Haus Dior.<br />
Kitsch und Trash überall<br />
De Castellane sammelt alles was bunt und irgendwie trashy ist. Selbst in<br />
ihrem Dior-Office wimmelt es von Schneekugeln, Plastikfiguren aus Disney-<br />
Filmen und skurrilen japanischen Figürchen in allen erdenklichen Farben.<br />
Bei vielen ihrer Kollektionen werden Erinnerungen an Märchen wach. Das ist<br />
nicht verwunderlich, denn de Castellane wäre gerne eine Prinzessin: «Ich<br />
liebe Märchen und wäre gern Schneewittchen. Dabei bin ich wohl eher die<br />
böse Stiefmutter», lacht sie.<br />
Auch Alice im Wunderland ist eine Traumfigur der zierlichen Pariserin, die am<br />
liebsten Mode von Azedine Alaia trägt. Insgesamt könnte man all ihre<br />
Heute gilt sie als die Revolutionärin der Haute<br />
Joaillerie, nicht zuletzt wegen genau dieser unkonventionellen<br />
Art, Schmuckstücke zu entwerfen.<br />
Ungewöhnliche Farbkombinationen und die<br />
Verbindung scheinbar unpassender Materialien,<br />
es gab nichts, was sie sich nicht getraut hätte.<br />
Blaues Blut<br />
De Castellanes Liebe zu Schmuck begann schon,<br />
als sie noch ein kleines Kind war. Wenn ihre<br />
Grossmutter Sylvia Hennessy, aus der Cognac-<br />
Dynastie, mit ihrer besten Freundin Barbara Hutton,<br />
Woolworth-Erbin, zusammen war, weckten zuerst<br />
hauptsächlich die Geräusche von Schmuck ihre<br />
Aufmerksamkeit: «Ich kann mich noch genau<br />
daran erinnern, wenn die beiden sich unterhielten<br />
und dabei gestikulierten, wie ihre Armbänder und<br />
Armreifen am Handgelenk zusammen klimperten<br />
und klirrten. Das ist bis heute Musik in meinen<br />
Ohren», sagt sie.<br />
Dass sie aus einer alten Pariser Adelsfamilie, deren<br />
Familienstammbaum bis ins 10. Jahrhundert<br />
zurückgeht, stammt, sieht man ihr an. Ein aristokratisches<br />
Gesicht und eine besonders gerade<br />
Haltung, gepaart mit einer leicht überheblich wirkenden<br />
Ironie um die Mundpartie. Tatsächlich hat<br />
die vierfache Mutter viel Humor, liebt es, zu lachen,<br />
und wirkt manchmal beinahe ein bisschen<br />
kindlich: «Ich liebe Kitsch! Besonders japanisches<br />
Kinderspielzeug inspiriert mich. Ich sehe es gar<br />
nicht als Spielzeug für Kinder, es ist eher etwas für<br />
Erwachsene», erzählt sie lachend.<br />
Gilt mit ihren ungewöhnlichen Materialkombinationen<br />
als die Revolutionärin in der Luxus-Schmuckwelt,<br />
Victoire de Castellane.<br />
The Luxury Way of Life | 115
WATCHES & JEWELLERY<br />
Kreationen als eine Reise durch die Märchenwelt<br />
beschreiben – eine Reise durch verzauberte Gärten,<br />
begleitet von strahlenden Elfen, glitzernden<br />
Insekten und funkelnden Kreaturen.<br />
Die Natur als kunterbunte Vorlage<br />
Detailverliebt und grosszügig zugleich, diese beiden<br />
Merkmale treffen den Stil der Künstlerin wohl<br />
am besten. Kleine Frösche, üppig ausgefasst mit<br />
grünen Smaragden, blinzeln mit ihren funkelnden<br />
Diamantaugen über den Blütenrand eines Ringes.<br />
Bienen, diamantbesetzt, umschwirren wertvollste<br />
Geschmeide. Und immer wieder über raschende<br />
Farbkombinationen: Hellblau kombiniert mit Grasgrün,<br />
Rubinrot gepaart mit Orange, Türkis in Verbindung<br />
mit Rot. Verblüffend ist dabei die Selbstverständlichkeit,<br />
die Frage: «Passt das eigentlich?»,<br />
kommt gar nicht auf. Kein Wunder, so gibt es<br />
diese ungewöhnlichen Farbkombinationen doch<br />
in der Natur. Ein Kolibri glänzt in allen erdenklichen<br />
Farben gleichzeitig und kein Mensch stellt den<br />
Farbmix seines Federkleides infrage. So sieht es<br />
auch de Castellane: «Ich orientiere mich sehr stark<br />
an der Natur, bin überhaupt sehr naturverbunden.<br />
So liegt es für mich auf der Hand: In der Natur gibt<br />
es keine Farbkombination, die es nicht gibt. Es<br />
gibt keine Farbsteine, die nicht zusammenpassen!<br />
Gerade durch ungewöhnliche Kombinationen entstehen<br />
die magischsten Momente», erzählt sie<br />
überzeugt.<br />
Eine Hommage an Diors Rosenliebe<br />
Als Ebenbild der Natur präsentiert sich auch Victoires<br />
Kollektion «Bal de Roses», in der sie die<br />
Königin aller Blumen immer wieder aufs Neue interpretiert:<br />
«Christian Dior liebte Rosen über alles,<br />
sein gesamter Garten in Milly-la-Fôret (kleine Gemeinde<br />
ca. 50 Kilometer südlich von Paris) war<br />
ein Rosenmeer. Meine Kollektion entstand seiner<br />
grossen Blütenliebe zu Ehren.»<br />
116 | PRESTIGE
WATCHES & JEWELLERY<br />
Geht man genauer ins Detail, wird neben der offensichtlichen<br />
Blüte dazu jede Menge Couture<br />
sichtbar. Rosen wirken wie angezogen, mit einem<br />
üppigen Ballkleid. Schwer sehen die Ringe aus,<br />
doch gleichzeitig auch leicht. Perfekte Goldschmiedekunst<br />
und präzise gefasste Steine vermitteln<br />
dies raffiniert. Die vielen kleinen Diamanten,<br />
Saphire und Rubine, dicht an dicht, umrahmen<br />
jedes Blütenblatt, jede Zarge. So wirken die auffallend<br />
grossen Schmuckkunstwerke spielerisch<br />
leicht. Dass die Entwicklung einer Kollektion von<br />
der Skizze bis zum fertigen Stück beinahe zwei<br />
Jahre dauert, ist bei genauer Betrachtung der unendlich<br />
vielen kleinen Details absolut vorstellbar.<br />
Doch es gibt ein «No-Go» für de Castellane, wenn<br />
auch ein überraschendes und aller sonstigen<br />
Opulenz und Üppigkeit zum Trotz: «Frauen mit<br />
Kurzhaarfrisur und Brille sollten niemals lange<br />
Ohrhänger tragen! Kleine Ohrstecker stehen ihnen<br />
viel besser.»<br />
Ja, sie ist exzentrisch, vielleicht etwas zu selbstbewusst<br />
und de Castellane ist unendlich kreativ.<br />
Aber vor allem ist sie mutig. Genau deshalb ist es<br />
ihr wohl auch gelungen, die einst so konservative<br />
Haute Joaillerie zu revolutionieren.<br />
Modeschmuck für Chanel<br />
Viele Menschen denken allerdings, dass de Castellanes<br />
Schmuckstücke Modeschmuck wären.<br />
Was wohl auch daran liegen mag, dass sie<br />
14 Jahre lang für Chanel als Head of Accessoires<br />
Modeschmuck entwarf. Doch das stört sie nicht:<br />
«Ich finde Fakes einfach toll! Und was meinen<br />
Schmuck angeht, so ist es doch praktisch, dass<br />
viele denken, es sei nur Modeschmuck. Mit meinen<br />
Schmuckstücken kann man wenigstens überall<br />
nachts über die Strasse gehen, ohne gleich<br />
überfallen zu werden», sagt sie lachend.<br />
Selbstbewusst und humorvoll hält sie dagegen.<br />
Denn alle ihre Entwürfe sind ihr ans Herz gewachsen.<br />
Am liebsten würde sie jedes einzelne<br />
Stück für sich behalten: «Jeder Ring, jede Kette,<br />
jede Brosche, egal was, alle sind für mich wie<br />
meine Kinder. Es fällt mir immer aufs Neue schwer,<br />
sie gehen zu lassen», schwärmt de Castellane.<br />
Ein «No-Go» gibt es<br />
Eine Altersgrenze für extravaganten und auffäl ligen<br />
Schmuck sieht sie nicht: «Egal, wie alt, jede Frau<br />
kann immer den Schmuck tragen, der ihr gefällt.»<br />
Wie sie denn Schmuck an Männern so findet, beantwortet<br />
sie diplomatisch gar nicht: «Ich entwerfe<br />
ja keinen Schmuck für Männer.»<br />
The Luxury Way of Life | 117
JEWELLERY<br />
CHRISTA RIGOZZI<br />
FÜR SOKOLOV JEWELRY<br />
POMELLATO<br />
POMELLATO<br />
KURZ<br />
BUCHERER<br />
AL CORO<br />
BUCHERER<br />
HERMÈS<br />
THOMAS FRIEDEN<br />
118 | PRESTIGE
DER DIAMANTENJUNGE<br />
HARRY WINSTON<br />
Der US-amerikanische Juwelier Harry Winston<br />
hatte schon als Kind einen geübten Blick für wertvolle<br />
Steine. So erwarb er im zarten Alter von<br />
12 Jahren bei einer Tour durch ein Pfandleihhaus<br />
für 25 Cent einen zweikarätigen Smaragd, polierte<br />
diesen auf und verkaufte ihn anschliessend für<br />
800 Dollar weiter – eine nicht unbeträchtliche Gewinnspanne!<br />
Auch in den darauffolgenden Jahren<br />
bewies er ein ums andere Mal einen ausgeprägten Geschäftssinn. Nachdem<br />
er Arabella Huntingtons berühmte Juwelenkollektion aufgekauft und an<br />
die modernen Zeiten angepasst hatte, konnte er sein Schmuckimperium<br />
nach und nach ausbauen und bald berühmte Diamanten wie «The Hope»,<br />
«The Washington» oder «The Portuguese» zu seinem Besitz zählen. Ein<br />
Drittel aller weltweit verfügbaren Diamanten sollen über die Jahre durch<br />
seine Hände gegangen sein. Heute betreibt die Harry Winston Diamond<br />
Corporation acht Geschäfte in den USA und 17 weitere auf der ganzen Welt.<br />
2<br />
ZITATE<br />
«Mein Ziel war es nie,<br />
den schönsten Edelstein<br />
der Welt zu finden.<br />
Nein, ich wollte immer<br />
einen finden, der<br />
noch schöner ist.»<br />
«Die Leute schauen sich eben<br />
einfach gern schöne Dinge an.<br />
Das war früher so, das ist heute<br />
so und das wird immer so sein.<br />
Wir versuchen nur, ihnen ein bisschen<br />
dabei zu helfen.»<br />
The Luxury Way of Life | 119
Etwas «Kauziges» an der Kette<br />
Bei Thomas Sabo werden keine Eulen nach Athen<br />
getragen, sondern man trägt sie in diesem Herbst um<br />
den Hals. Mit der neuen «Owl & Koi»-Kollektion folgt<br />
man dem neusten Trend der «Figurative Jewellery». Die<br />
Eule als Symbol femininer Eleganz in der Nacht, der<br />
Koi als Stellvertreter für Courage und Ausdauer. Die Anhänger<br />
sind ein echter Hingucker im Dekolleté jeder Frau.<br />
www.thomassabo.com<br />
SHORTCUTS<br />
High Jewellery Collection<br />
Die römische Ziffer V läutet zum einen die fünfte hochklassige Schmuckkollektion des<br />
Hauses Louis Vuitton ein. Zum anderen steht sie aber auch für das Kürzel bzw. Logo<br />
des traditionsreichen Unternehmens, das auf den Art déco und den Gründerenkel Gaston-Louis<br />
Vuitton zurückgeht. Dieser wollte dem Haus damit ein neues, modernes<br />
Gesicht verpassen. Mit den hochkarätigen Edelsteinen in V- bzw. Dreiecksform, die die<br />
neue Kollektion zu etwas ganz Besonderem machen, soll damit also nicht zuletzt an<br />
dieses wichtige Kapitel in der Geschichte von Louis Vuitton erinnert werden.<br />
www.louisvuitton.com<br />
Luxuriöse Schleifen<br />
Mit den stilvollen Serenata-Kreationen aus 18-karätigem<br />
Gold hat Al Coro ein hochwertiges Ensemble geschaffen,<br />
das bei jedem Anlass perfekt harmoniert. Sowohl in den glamourösen<br />
Ringvariationen als auch im Collier finden sich noble Schleifen wieder, die<br />
die Schmuckstücke symbolisch verbinden und ihnen elegante Leichtigkeit<br />
verleihen. Während die Ringe in Rosé-, Gelb- oder Weissgold erhältlich sind,<br />
präsentiert sich das Collier traumhaft und einzigartig schön – Luxus für jeden Tag.<br />
www.alcoro.com<br />
120 | PRESTIGE
Zeit<br />
Alexander Demandt<br />
Propyläen Verlag<br />
Perfekt für die Wiesn<br />
Zwar ist Bescheidenheit eine Zier, doch alles andere als<br />
bescheiden und wirklich aussergewöhnlich ist der Anhänger<br />
des Schmucklabels «Die Wilde Kaiserin». Ein originelles Zusammenspiel<br />
aus Tradition und Glamour prägt das Schmuckstück,<br />
das aus Rehspitze und einem funkelnden Zirkonia-<br />
Rondell liebevoll von Hand gefertigt ist. Egal, ob an einer<br />
feinen Silberkette oder am rustikalen Lederband – wer es<br />
auffällig, aber dennoch stilsicher mag, liegt mit dem «Zierstück»<br />
genau richtig. Das schmucke Hörnchen passt wunderbar<br />
zu Dirndl und Lady-Lederhose auf der Wiesn.<br />
www.diewildekaiserin.com<br />
Eine Zeitreise der besonderen Art<br />
Die Zeit vergeht im Fluge, doch tat sie das immer schon? Welche<br />
Zeitvorstellungen begleiteten die alten Griechen und Römer durch den<br />
Tag? Welche Vorstellung hatten sie von Vergangenheit, Gegenwart<br />
und Zukunft? Und wie beeinflusst ihr Zeitmass noch heute unseren<br />
Alltag? Der Althistoriker Alexander Demandt zählt zu den wenigen<br />
seines Faches, die zugleich unterhaltsam und lehrreich zu schreiben<br />
wissen. In der ihm eigenen kurzweiligen Art bringt er uns eine<br />
Zeit nahe, die im wahrsten Sinne des Wortes ganz anders tickte<br />
als unsere.<br />
Ein Meisterwerk<br />
der Uhrmacherei<br />
Die berühmteste Uhr der Welt kehrt auf den<br />
Markt zurück – ihr Schätzwert beträgt 15 Mio.<br />
Schweizer Franken. Sotheby’s Genf wird an<br />
der Uhrenauktion am 14. November <strong>2014</strong> ein wahres<br />
Meisterwerk der Uhrmacherei präsen tieren: die<br />
«Henry Graves Supercomplication». Diese von Patek<br />
Philippe 1933 geschaffene Uhr ist die berühmteste<br />
Uhr der Welt mit dem kompliziertesten je von<br />
Menschenhand geschaffenen Uhrwerk. Pünktlich,<br />
zu Ehren von Patek Philippes 175. Geburtstag,<br />
kehrt sie nach 15 Jahren auf den Markt zurück.<br />
Ein Tribut an die Olympischen Spiele 2016<br />
Die Olympischen Spiele lösen immer wieder von Neuem Begeisterungsstürme aus und ziehen<br />
alle in ihren Bann. Die Speedmaster Mark II «Rio 2016» ist ein Tribut an die Olympischen<br />
Spiele 2016 in Rio und das einzigartige Zifferblatt des Chronografen ruft dieselben Ruhm- und<br />
Triumphgefühle hervor, wie sie die Athleten verspüren werden, wenn sie ihren Platz auf dem<br />
Podest einnehmen. Das neue Modell wurde von der Original OMEGA Speedmaster Mark II aus<br />
dem Jahr 1969 inspiriert. Das polierte und gebürstete Edelstahlgehäuse ist tonnenförmig<br />
und hat eine polierte Krone sowie polierte Drücker. Unter dem flachen, kratzfesten Saphirglas<br />
befindet sich ein mattschwarzes Zifferblatt mit einem 30-Minuten-Zähler bei 3 Uhr, einem<br />
12-Stunden-Zähler bei 6 Uhr und einer kleinen Sekundenanzeige bei 9 Uhr. Die Hilfzifferblätter<br />
sind mit einem Bronzering, einem 18-karätigen Gelbgoldring und einem 925 Silberring<br />
versehen; ein Design, das an die den Olympiasiegern verliehenen Medaillen erinnert.<br />
www.omegawatches.com<br />
The Luxury Way of Life | 121
WATCHES & JEWELLERY<br />
DAS TAL<br />
DER UHREN<br />
STADTE DER ZEIT<br />
Auf den Höhenzügen des Schweizer Juras,<br />
1000 Meter über dem Meer:<br />
La Chaux-de-Fonds und Le Locle,<br />
die Wiege der Schweizer Uhrenindustrie.<br />
Yvonne Beck<br />
In der kargen Bergwelt des Schweizer Juras, nicht weit von der Grenze<br />
zu Frankreich, gibt es ein Tal, das man «watch valley» nennt, das Tal der<br />
Uhren. In Dörfern wie Le Locle und La Chaux-de-Fonds sowie deren Umgebung<br />
liessen sich zur Zeit der Reformation die Hugenotten aus Frankreich<br />
nieder. Sie betrieben im Sommer Landwirtschaft und stellten im Winter in<br />
Heimarbeit die ersten Schweizer Präzisionsuhren (mechanische Pendeluhren,<br />
Taschenuhren) her. Bis heute sind hier grosse Namen der Branche mit<br />
Produktionseinheiten vertreten.<br />
Alles dreht sich um die Zeit<br />
Die Uhrenstadt La Chaux-de-Fonds verdankt der Zeit nahezu alles. Genauer<br />
gesagt, dem Gebot des Fortschritts, die Zeit zu messen – in Stunden,<br />
Minuten und Sekunden, um die Zeit berechenbarer, planbarer und verfügbarer<br />
zu machen. Hätte sich La Chaux-de-Fonds nicht auf mechanische<br />
Zeitmesser spezialisiert, wäre es wohl ein einfaches Bauerndorf im Schweizer<br />
Jura geblieben.<br />
Im Jahre 1665, so die Legende, brachte ein Pferdehändler dem jungen<br />
Schmied Daniel JeanRichard eine defekte Taschenuhr. Der äusserst talentierte<br />
Richard konnte das mechanische Wunderwerk aus einer Londoner<br />
Manufaktur nicht nur reparieren, er untersuchte die Uhr sorgfältig. Indem er<br />
ein Stück nach dem anderen in die Hand nahm, um zu sehen, wo eigentlich<br />
der Fehler steckte, lernte er die Beziehungen der einzelnen Teile zuei nander<br />
kennen. Nachdem er so den ganzen Mechanismus gründlich kennen gelernt<br />
hatte, entschloss er sich dazu, ein ähnliches Werk zu schaffen. Um jedoch<br />
122 | PRESTIGE
WATCHES & JEWELLERY<br />
damit ans Ziel zu kommen, brauchte er eine<br />
Menge Werkzeuge, die er in einer Schlosserwerkstatt<br />
nicht finden konnte. Er wendete nicht weniger<br />
als ein ganzes Jahr für das Verfertigen und<br />
Herrichten der Werkzeuge, die er brauchte, und<br />
dann ein weiteres halbes Jahr auf, um seine Uhr<br />
zu bauen. Die erste Neuenburger Uhr datiert aus<br />
dem Jahr 1681. Dem Pionier folgten seine Schüler.<br />
Seine Erfolge zogen viele Neugierige, aber auch<br />
sehr viele Kunden an und im Schweizer Kanton<br />
Neuenburg begann bald ein neues Gewerbe zu<br />
erblühen – die Uhrmacherei. In den Werkstätten<br />
entstanden tragbare Zeitmesser: Kunsthandwerk<br />
gepaart mit technischer Raffinesse. Aber auch<br />
das Proletariat, einfache Leute, sollten sich einen<br />
Zeitmesser leisten können, denn schon längst diktierten<br />
Fabrikuhren ihren Alltag.<br />
Zuhause in der kargen Bergwelt des Schweizer Juras<br />
Doch warum konnte sich das Uhrenhandwerk ausgerechnet auf den abgelegenen<br />
Neuenburger Bergen so gut entwickeln? In 1000 Metern Höhe, in einer<br />
Gegend, die erst im 14. Jahrhundert urbar gemacht wurdeund sich durch<br />
ein raues Klima sowie durch schneereiche Winter auszeichnet. Es waren genau<br />
diese widrigen Existenzbedingungen, die den Bauernhof zur Wiege der<br />
Uhrenindustrie im Jura machten. Die Menschen lebten weit verstreut, waren<br />
gezwungen, die meisten Werkzeuge des täglichen Lebens selbst herzustellen<br />
und sie entwickelten so ein aussergewöhnliches handwerkliches Geschick.<br />
Die Bauernuhrmacher brachten es hierdurch zu einem bescheidenen Wohlstand.<br />
Mit dem Aufschwung des Uhrenmetiers konzentrierten sich die Aktivitäten<br />
mehr und mehr in La Chaux-de-Fonds. Aus dem Dorf wurde eine Stadt.<br />
Zum Ende des 18. Jahrhunderts begann ein neuer Gebäudetyp das Stadtbild<br />
zu dominieren – das Arbeitermietshaus. Alle Wohnungen wurden mit dem<br />
gleichen Grundriss gebaut: 80 Quadratmeter Wohnfläche, drei Zimmer<br />
und eine Wohnküche. Der Uhrmacher und seine Familie wohnten und<br />
ar beiteten unter einem Dach. Mit zunehmender Arbeitsteilung und Spezia lisierung<br />
wurden die Werkräume in das Souterrain oder unter das Dach ausgegliedert.<br />
Es entstanden Ateliers, in denen Handwerker arbeiteten, die alle<br />
das Gleiche benötigten: nur wenig Raum, dafür aber eine gute Heizung und<br />
vor allem genügend Licht. Die Tätigkeit der Menschen, die Architektur ihrer<br />
Häuser – alles richtete sich nach den Bedürfnissen der Uhrenproduktion.<br />
Diese expandierte und verlangte die moderne, die ideale Stadt für das<br />
Gewerbe.<br />
The Luxury Way of Life | 123
WATCHES & JEWELLERY<br />
1841: Der Plan des Ingenieurs<br />
Charles-Henri Junod<br />
Der Ingenieur Junod entwarf keine geschlossene<br />
Stadt, sondern vielmehr ein System, das in sich<br />
geschlossen war und fast autark funktionierte.<br />
Karl Marx beschrieb in seinem Buch «Das Kapital»<br />
die Reissbrettstadt La Chaux-de-Fonds wie folgt:<br />
«Diese ganze Stadt ist eine grosse Fabrik». Und in<br />
dieser einen Fabrik herrschten Rationalität und<br />
Effi zienz. 1870 existierten zirka fünfzig verschiedene<br />
Hand werks dis ziplinen, die an der Entstehung<br />
einer Uhr beteiligt waren. Parallel und rechtwinklig<br />
verlaufende Strassen sorgten für schnelle<br />
Transportwege. Vor allem brauchten die Präzisionsarbeiter<br />
eines: viel Licht. Deshalb richtete<br />
Junod die Häuserreihen konsequent als Lichtfänger<br />
am Nordhang der Stadt aus. So wurde La<br />
Chaux-de-Fonds zur Stadt der vielen Fenster.<br />
Bald lockte das erfolgreiche Uhrengewerbe einen<br />
Zuwanderer-Strom aus der deutschen Schweiz,<br />
dem Tessin, Frankreich, Italien und Deutschland<br />
an. Arbeitslose und Glücks sucher – sie fanden in<br />
La Chaux- de-Fonds ein urbanes Kleinod vor, eine<br />
menschliche und tolerante Arbeiterstadt.<br />
Maschinen statt Handarbeit,<br />
das amerikanische Prinzip!<br />
Zeugen dafür sind die prächtigen Wohnhäuser<br />
aus dem 19. Jahrhundert. Hier wohnten Uhr macher,<br />
eine proletarische Elite, offen für die neuen Ideen<br />
der Zeit. An alles war gedacht in der neuen Stadt.<br />
Schon früh produzierten Dampfgeneratoren den<br />
Lebenssaft der Industrialisierung: die Elektrizität.<br />
Denn «nur die Automatisierung der Uhrenproduktion<br />
würde gegen die wachsende Konkurrenz aus<br />
Übersee helfen», so die Erkenntnis der Zeitmesserfabrikanten<br />
aus dem Jura nach ihrem Besuch der<br />
Weltausstellung in Philadelphia 1876. Sie begannen<br />
sofort mit der Massenanfertigung und hatten Erfolg.<br />
Um 1900 kam mehr als die Hälfte der weltweiten<br />
Uhrenproduktion aus La Chaux-de-Fonds.<br />
Quarzuhren aus Fernost jedoch ein jähes Ende. Viele Betriebe mussten<br />
schliessen. Waren vor der grossen Uhrenkrise noch 150’000 Menschen in<br />
der Uhrenindustrie beschäftigt, sind es heute nur noch 30’000, also gerademal<br />
ein Fünftel. Doch nicht nur La Chaux-de-Fonds, auch die Nachbarschaft<br />
Le Locle traf die Uhrenkrise hart. Konsequent auf das Licht ausgerichtete<br />
Häuserreihen, Wohnquartiere für die Uhrenarbeiter – die Stadtlandschaft<br />
offenbart die Dominanz der Uhrenindustrie auch hier. Über drei Jahrhunderte<br />
hinweg hatten sich in Le Locle grosse Uhrenmarken angesiedelt. Und noch<br />
immer werden hinter historischen Fassaden Uhren produziert. Nach schwierigen<br />
Jahren geht es den meisten Manufakturen heute wieder besser. Grund<br />
dafür: die zeitlose Attraktivität der Haute Horlogerie. Hochkonzentriert werden<br />
komplizierte Uhrwerke montiert, denn sie sind das Herzstück der mechanischen<br />
Meisterwerke im digitalen Zeitalter.<br />
Back to the Roots<br />
Nach Jahren des Wachstums und der Vollbeschäftigung musste sich die<br />
Uhrenindustrie in den Jurabergen neu erfinden. Die Lösung: Spitzenqualität<br />
statt Masse! Man besann sich zurück auf alte Tugenden: Die Haute Horlogerie<br />
– altes Kunsthandwerk und technische Spitzenleistungen waren die<br />
neuen Produktionsweisen der Manufakturen. In Luxusuhrenschmieden<br />
kreieren nun bestens ausgebildete Spezialisten teure, exklusive Zeitmesser.<br />
Es ist ein bisschen, als hätte man die Zeit zurückgedreht. Und zwar vor die<br />
industrielle Revolution, als sich nur die Reichen und Mächtigen dieser Welt<br />
einen Zeitmesser aus La Chaux-de-Fonds und Le Locle, den Städten der<br />
Zeit, leisten konnten.<br />
Über drei Jahrhunderte dominiert das Uhrenmetier nun bereits urbane Entwicklung<br />
der beiden Städte. 2009 wurden sie dank dieser aussergewöhnlichen<br />
Symbiose von Technologie und Architektur zum UNESCO-Welterbe<br />
erklärt.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg sprengte der Wirtschaftsboom<br />
von 1945 bis 1973 dann alle Grenzen.<br />
Man schmiedete grosse Pläne, La Chaux-de-Fonds<br />
sollte mit dem Nachbarort Le Locle zu einer grossen<br />
Kapitale der Uhren industrie fusioniert werden.<br />
Dieser urbanen Vision setzte der Triumphzug der<br />
124 | PRESTIGE
UNTERNEHMER, ERFINDER, PATRON<br />
NICOLAS G. HAYEK<br />
Nicolas Hayek war einer der innovativsten und<br />
erfolgreichsten Unternehmer der Schweiz. Seine<br />
Karriere nahm mit einer Consultant-Firma ihren<br />
Anfang, später hat er mit seiner Swatch Group<br />
frischen Wind in die in den 1980er-Jahren am<br />
Boden liegende Schweizer Uhrenindustrie gebracht.<br />
Vor allem die bunten und preisgünstigen<br />
Swatch-Armbanduhren sollten sich schnell zu<br />
Verkaufsschlagern entwickeln – über 370 Millionen<br />
Stück wurden davon bis heute verkauft! Aber<br />
auch Edelmarken wie Breguet, Blancpain und die<br />
deutsche Glashütte Original gehören zur Unternehmensgruppe,<br />
die mittlerweile von Sohn Nick<br />
geleitet wird. Die Swatch Group ist damit der<br />
derzeit grösste Fertiguhrenhersteller der Welt und<br />
verfügt über mehr als 33’000 Mitarbeiter und<br />
37 Tochtergesellschaften. 2013 erzielte man einen<br />
Umsatz von sage und schreibe 8,456 Milliarden<br />
Schweizer Franken. Aber nicht nur mit Uhren<br />
kannte sich Hayek aus. So tüftelte der umweltbewusste<br />
«Patron» auch immer wieder an neuen<br />
und ökologisch nachhaltigen Fahrzeugtechnologien<br />
und konzipierte etwa das Swatch-Mobil,<br />
ein kleines Auto mit Elektromotor, das später – allerdings<br />
ohne Elektromotor und unter dem Namen<br />
«Smart» – bei Daimler Erfolge feiern sollte.<br />
2<br />
ZITATE<br />
«Geld ist nicht das Wichtigste<br />
im Leben. Ich mache mir<br />
jeden Tag bewusst, dass ich<br />
nur eine Ameise, nur ein kleines<br />
Teilchen im Universum bin.<br />
Deshalb sollte man immer<br />
versuchen, bescheiden zu bleiben.»<br />
«Leute, die viel Geld haben und darauf<br />
sitzen bleiben, sind mir ein Dorn im Auge.<br />
Mir war es immer wichtig, auch nach<br />
geschäftlichen Erfolgen weiter hart zu<br />
arbeiten und zu investieren. Als Unternehmer<br />
hat man auch eine Verantwortung<br />
gegenüber seinen Mitarbeitern.»<br />
The Luxury Way of Life | 125
GEORGE<br />
NELSON<br />
DESIGNERUHREN<br />
DDer berühmte amerikanische Architekt und Designer George Nelson<br />
begann in den 1950er-Jahren, moderne Alltagsgegenstände zu entwerfen.<br />
Darunter finden sich auch eine ganze Reihe von zeitlosen<br />
Uhren, die mit ihren vielfältigen und ideenreichen Formen neues Leben in die<br />
graue amerikanische Wohnkultur bringen sollten. Ob elegante Desk Clocks<br />
oder verspielte Wanduhren – alle Nelson-Entwürfe zeichnen sich durch ein<br />
hohes Mass an Verspieltheit und Experimentierfreude aus. Diese Uhren, von<br />
denen es einige zur echten Stilikone geschafft haben, scheinen einem zuzuzwinkern<br />
und zu sagen: Zeit ist, was ihr draus macht!<br />
George Nelson © Vitra<br />
Petal Clock<br />
Auch diese elegante Wanduhr kommt in ungewöhnlichem Design<br />
daher: Das Mittelstück ist aus goldenem Messing und die weissen<br />
Uhrzeiger kommen auf dem schwarzen Hintergrund besonders<br />
gut zur Geltung. Rechte Winkel sucht man hier ebenso vergebens<br />
wie ein klassisches Ziffernblatt. Es handelt sich hierbei um eine<br />
Neuauflage des Klassikers, die 2013 bei Vitra in Serie ging.<br />
126 | PRESTIGE
Ceramic Clock<br />
Uhren aus Keramik? Kein Problem für George Nelson!<br />
Diese Schreib- bzw. Nachttischuhren sind ebenfalls<br />
Anfang der 1950er-Jahre entstanden und bestechen<br />
durch ihr verrücktes Design. Geometrie und Dynamik<br />
halten sich hier die Waage, die Formensprache erinnert<br />
ein wenig an jene von Skulpturbildnern wie Isamu<br />
Noguchi oder Constantin Brancusi. Lange Zeit waren<br />
diese Zeitmesser nur als Ausstellungsstücke zu bewundern.<br />
Jetzt sind sie endlich wieder zu haben –<br />
dank dem Vitra Design Museum, das die Uhren vor<br />
Kurzem auf den Markt gebracht hat!<br />
Ball Clock<br />
Im Jahr 1949 entstanden, ist diese Wanduhr schnell zur<br />
Stilikone avanciert und auch heute noch ein echter<br />
Kassenschlager. Das Gehäuse ist aus Metall gefertigt, im<br />
Innern der Uhr findet sich – wie auch in allen anderen<br />
Uhren von George Nelson – ein hochwertiges Quarz-Uhrwerk.<br />
Die bunten Holzkugeln, die anstelle einer klassischen<br />
Ziffernanzeige gewählt wurden, sind bei jeder Uhr in einer<br />
anderen Farbe gehalten.<br />
Elihu the Elephant Clock<br />
Diese elefantöse Wanduhr hat George Nelson in den 1950er-Jahren konzipiert.<br />
Später hat er auch noch andere Vertreter der Tierwelt als Vorlage für<br />
seine Kreationen benutzt: Ob «Fernando the Fish», «Talaluh the Toucan» oder<br />
«Omar the Owl» – gerade Kindern kann auf diese Weise ganz spielerisch das<br />
Uhrenlesen beigebracht werden. Ein ideales Geburtstagsgeschenk!<br />
The Luxury Way of Life | 127
BY LAURA<br />
SCHMUCKSTÜCKE<br />
U-BOAT<br />
CHRISTIAN DIOR<br />
KURZ<br />
GLASHÜTTE<br />
ESPRIT<br />
CHARRIOL<br />
HUBLOT<br />
FOPE<br />
THOMAS SABO<br />
THOMAS SABO<br />
128 | PRESTIGE
DIE GEFLUGELTE,<br />
ALTE DAME<br />
EINE<br />
KUHLERFIGUR<br />
NAMENS<br />
EMILY<br />
Die berühmteste Kühlerfigur der Welt ist im<br />
Volksmund als «Emily» bekannt. Inzwischen ist die Dame<br />
über hundert Jahre alt, hat jedoch jedoch nichts<br />
von ihrem einstigen Glanz verloren.<br />
Yvonne Beck<br />
130 | PRESTIGE
DRIVE<br />
STYLE
DRIVE STYLE<br />
Kühlerfiguren waren um das Jahr 1900 in Mode gekommen. Ganze<br />
Firmenzweige in Europa widmeten sich der Herstellung von Skulpturen<br />
für das Automobil. Schätzungen zufolge hat es in der Automobilgeschichte<br />
rund 6 000 verschiedene Kühlerfiguren gegeben. In den Anfängen<br />
waren diese Figuren jedoch kein Markenembleme, sondern einfacher Tand.<br />
Es gab Edelvarianten, von Künstlern geschaffene Einzelstücke, aber auch<br />
Geschmacksverwirrungen wie Karikaturen von Tieren und Menschen. So<br />
waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts allerhand lustige, frivole und auch geschmacklose<br />
Artefakte vorne auf den Kühlerdeckeln zu entdecken.<br />
Ein englischer-adeliger Autonarr und seine Muse<br />
Über ein Jahrhundert alt, doch immer noch heiss begehrt – die Kühlerfigur<br />
von Rolls-Royce. «Spirit of Ecstasy» ist der offizielle Name der geflügelten<br />
Dame, die seit 1911 den Grill der Luxuslimousinen ziert. Modell stand<br />
Eleanor Thornton, die Geliebte und Sekretärin des britischen Adeligen John<br />
Walter Edward Douglas-Scott Montagu, 2nd Baron Montagu of Beaulieu.<br />
132 | PRESTIGE
DRIVE STYLE<br />
Lord Montagus Passion galt, neben seiner Geliebten,<br />
dem Automobil. Er besass eines der ersten<br />
motorisierten Fahrzeuge Englands und betätigte<br />
sich als Herausgeber einer der ersten Autozeitungen<br />
– «The Car». Auch in seiner Eigenschaft<br />
als Politiker bemühte er sich redlich, dem Automobil<br />
zum Durch bruch zu verhelfen. Dem adelige<br />
Rolls-Royce- Fahrer blieb die Modeerscheinung<br />
der Kühlerfigur nicht unentdeckt. Doch stellte er<br />
sich für sein Fahrzeug etwas eher künstlerisches<br />
vor und beauftragte daher den Künstler Charles<br />
Robert Sykes, seine Geliebte zu modellieren. Das<br />
fertige Kunstwerk trug den Namen «The Whisper».<br />
In fliegender Pose und mit wallendem Gewand<br />
flog Eleanor Thornton fortan vorne auf dem Rolls<br />
ihres Geliebten mit.<br />
The Spirit of Ecstasy<br />
Der kreative und künstlerische Ansatz seiner<br />
Kühlerfigur begeisterte die reiche Avantgarde der<br />
Briten und so entstand die Idee einer einheitlichen<br />
Kühlerfigur als eine Art Markenzeichen. Der Autonarr<br />
Montagu vermittelte deshalb den Künstler<br />
Sykes an Rolls-Royce und so stand seine Geliebte<br />
zum zweiten Mal Modell für die nächste Kühlerfigur<br />
stehen musste. Diese erhielt nun den Namen<br />
«Spirit of Ecstasy» erhielt und wurde weltberühmt.<br />
Ab 1911 wurde «Spirit of Ecstasy» zunächst als<br />
Zubehör, in spä teren Jahren serienmässig für alle<br />
Rolls-Royce angeboten. Und das, obwohl Henry<br />
Royce eigentlich eine Abneigung gegen diese Art<br />
von «Schnickschnack» hatte. Ihm waren Kühlerfiguren<br />
ein Dorn im Auge. Der künstlerische Deal<br />
mit Sykes und Montagu kam nur zustande, weil<br />
Royce zur Zeit des Vertragsabschlusses krank<br />
war. Und obwohl Royce «The Spirit of Ecstasy» im<br />
Nachhinein eines Rolls-Royce würdig befand, fuhr er Zeit seines Lebens einen<br />
Rolls ohne jegliche Kühlerfigur. Sie störe die glatte Linie des Wagenbugs.<br />
Jede einzelne «Spirit of Ecstasy» entstand von Hand. Der Guss erfolgte nach<br />
dem jahrtausendealten Prinzip der verlorenen Form. Bei dieser korrekt als<br />
Wachsausschmelzver fahren bezeichneten Methode muss die Gussform zerstört<br />
werden, um das Gussstück zu erlangen. Hier liegt die Erklärung, warum<br />
niemals eine Figur der anderen exakt gleicht. Jedes der Unikate trug bis 1951<br />
im Sockelbereich die Signatur Charles Sykes. Noch heute sind vor allem die<br />
ersten Figuren, die Sykes persönlich signierte, begehrte Sammlerstücke.<br />
«The Spirit of Ecstasy» und die «Emily» sind noch heute allgemein verständliche<br />
Symbole, die für den Traum vom absoluten Luxus wagen stehen. So erhielt<br />
Eleanor Thornton wenigsten nach ihrem Tod den Status, der ihr zu Lebzeiten<br />
konventionshalber verweigert blieb. Eleanor Thornton hat den Erfolg der<br />
Statuette jedoch nicht mehr erlebt. Sie starb am 30. Dezember 1915, nachdem<br />
der Dampfer SS Persia von einem deutschen U-Boot im Mittelmeer auf<br />
der Höhe von Kreta torpediert worden war.<br />
Im Zeichen des Sterns<br />
Das bekannteste deutsche Markensignet in der Automobilbranche<br />
ist der Mercedes-Stern. Seit den Anfängen der gemeinsamen Arbeit von<br />
Daimler und Benz über prangte der umrundete Dreistern auf den<br />
imposanten Kühlern aus Stuttgarter bzw. Sindelfinger Produktion. Der<br />
Stern ver zierte stolz und majestätisch jegliche Kühlerdeckel. Aufgrund<br />
der Unfallgefahr wurden 1959 feststehende Kühlerfiguren im deutschen<br />
Strassenverkehr jedoch verboten. Mercedes reagierte mit einer Kugelgelenktechnik,<br />
die bei einem Aufprall den Stern nach hinten klappte.<br />
Einziges Problem, der Stern liess sich dadurch leichter stehlen. Es gibt<br />
kaum einen Mercedes-Kunden, der nicht das ein oder andere Mal<br />
den entwendeten Stern durch einen neuen ersetzen musste.<br />
The Luxury Way of Life | 133
VIERFACHER WELTMEISTER<br />
OHNE STARALLÜREN<br />
SEBASTIAN VETTEL<br />
Als er mit drei Jahren zum ersten Mal in einem kleinen<br />
Kart sass, konnte er wohl noch nicht ahnen,<br />
dass der Motorrennsport einmal sein zukünftiges<br />
Leben bestimmen würde. Heute ist Sebastian<br />
Vettel der wohl angesagteste Formel-1-Star überhaupt<br />
und der jüngste Formel-1-Weltmeister aller<br />
Zeiten. Vier WM-Titel konnte er bislang für seinen<br />
Rennstall Red Bull einfahren, in diesem Jahr<br />
wurde er sogar zum beliebtesten Sportler der Welt<br />
gekürt. Trotz der vielen Erfolge ist der gebürtige<br />
Heppenheimer und junge Familienvater aber auf<br />
dem Teppich geblieben. Er isst am liebsten Pasta<br />
und entspannt am besten im Kreis seiner Familie,<br />
für die er eine alte Mühle in einer kleinen Thurgauer<br />
Gemeinde nahe der deutschen Grenze renovieren<br />
liess. Auch wenn in der laufenden Saison noch<br />
nicht alles perfekt läuft, der nächste Weltmeistertitel<br />
kommt bestimmt!<br />
3<br />
FRAGEN<br />
Sie sind der jüngste Formel-1-Weltmeister aller Zeiten<br />
und nun auch noch Weltsportler <strong>2014</strong>. Waren Sie<br />
schon als Kind ein Wettkampftyp?<br />
Ja, ich bin schon immer gern Kart gefahren. Michael<br />
Schuhmacher war damals ein grosses Vorbild für mich. Ich<br />
habe ihn sogar einmal in seiner Heimatstadt getroffen und<br />
durfte ihm einen Pokal überreichen. Da war ich ungefähr<br />
sieben Jahre alt.<br />
Unfälle sind im Rennsport an der Tagesordnung. Haben<br />
Sie auch manchmal Angst?<br />
Nein, Angst nicht. Natürlich gibt es Strecken, wie die in<br />
Kanada, oder Stadtkurse, die kaum Fehler erlauben. Gerade<br />
darin liegt aber für mich die Herausforderung, das<br />
macht den extra Reiz aus!<br />
Sie sind durch die letzten Jahren sehr verwöhnt, was Siege und Rekorde angeht.<br />
Wie gehen Sie damit um?<br />
Ich denke, es ist sehr wichtig, alles nicht zu nah an sich heranzulassen. Natürlich freut man<br />
sich und ist stolz, diese Erfolge mit seinem Team erreicht zu haben. Dennoch muss man<br />
bescheiden bleiben und sich auch klarmachen, dass das nicht ewig so weitergehen kann.<br />
Die Statistik spricht ganz klar dagegen!<br />
134 | PRESTIGE
PRESTIGE STYLE WOMEN<br />
AUTUMN<br />
BY LAURA<br />
YVES SAINT LAURENT<br />
BUCHERER<br />
MILESTONE<br />
GUCCI<br />
LA PERLA<br />
THOMAS SABO<br />
LOUIS VUITTON<br />
PIAGET<br />
MARC O’POLO<br />
BEYER<br />
CHRISTIAN<br />
DIOR<br />
THOMAS SABO<br />
VERTU<br />
LOUIS<br />
VUITTON<br />
ROBERTO CAVALLI<br />
RAOUL<br />
GOLDVISH<br />
TWIN-SET<br />
VERTU<br />
CHANEL<br />
BUCHERER<br />
YVES SAINT<br />
LAURENT<br />
NAVYBOOT<br />
MILESTONE<br />
KURZ<br />
MULBERRY<br />
PATEK PHILIPPE<br />
RENA<br />
LANGE<br />
RAOUL<br />
BALLY<br />
TÜRLER<br />
ROLEX<br />
CHANEL<br />
MULBERRY<br />
CHRISTIAN<br />
LOUBOUTIN<br />
CORUM<br />
CHANEL<br />
TÜRLER<br />
RAOUL<br />
MILESTONE<br />
CARL F. BUCHERER<br />
NAVYBOOT<br />
RAOUL<br />
SELECTED<br />
JEWELS<br />
YVES<br />
SAINT LAURENT<br />
MERCEDES CLS COUPÉS<br />
VICTOR MAYER<br />
TWIN-SET<br />
LOUIS VUITTON<br />
BOCA<br />
DO LOBO<br />
LOUIS VUITTON<br />
GHD<br />
ESCADA<br />
CHRISTIAN<br />
LOUBOUTIN<br />
FILIPPO<br />
GABRIELE<br />
KARE<br />
GUCCI<br />
BUCHERER<br />
CAMPANELLI PITTARD<br />
LOUIS VUITTON<br />
DOLCE & GABBANA<br />
KARE<br />
MY LEGGINGS
PRESTIGE STYLE MEN<br />
AUTUMN<br />
BY LAURA<br />
MARC O’POLO<br />
ERMENEGILDO ZEGNA<br />
SAND<br />
MARC O’POLO<br />
MARC O’POLO<br />
SAND<br />
GLASHÜTTE<br />
MARC O’POLO<br />
THOMAS SABO<br />
BRIONI<br />
SAMSUNG<br />
THOMAS SABO<br />
BRIONI<br />
VERTU<br />
LUNOR<br />
BRIONI<br />
BRIONI<br />
LALIQUE<br />
FOR BENTLEY<br />
LANGE & SÖHNE<br />
HUBLOT<br />
VICTOR MAYER<br />
HUGO BOSS<br />
MARC O’POLO<br />
OMEGA<br />
BRIONI<br />
GOLDVISH<br />
VODKA IMPERIAL<br />
MARC O’POLO<br />
SEBAGO<br />
ARNOLD & SON<br />
BOCA DO LOBO<br />
BULGARI<br />
HUGO BOSS<br />
ERMENEGILDO ZEGNA<br />
MULBERRY<br />
CHRONOSWISS<br />
MASERATI<br />
HUGO BOSS<br />
GUCCI<br />
ERMENEGILDO<br />
ZEGNA<br />
ERMENEGILDO ZEGNA<br />
HUGO BOSS<br />
GRIFFINS<br />
CORUM<br />
OLYMPUS<br />
PRADA<br />
DAVIDOFF<br />
HERMÈS<br />
ANHALT<br />
ANTARES<br />
TONINO LAMBORGHINI<br />
PRADA<br />
BRIONI
SHORTCUTS<br />
Zur Legende geboren<br />
Blitzschnell, agil und leicht pfeilt sie durch die Stadt: die neue Vespa Sprint.<br />
Mit ihr kehrt die «sportliche Vespino» zurück, die für Generationen junger<br />
Menschen der Inbegriff von Vitalität und Mobilität war. Die brandneue Sprint<br />
ist die sportlichste und dynamischste Vespa mit «kleiner Karosserie» der<br />
gesamten Modellreihe. Ihr Name ist untrennbar verbunden mit den sportlichen<br />
Vespas der 1960er- und 1970er-Jahre. Die neue Vespa Sprint hat alle zen -<br />
tralen und unabdingbaren Bauelemente, die ihre Vorgängerinnen bei der Jugend<br />
so erfolgreich und beliebt gemacht hatten, geerbt. Dazu gehören etwa<br />
der Sportsattel und der rechteckige Frontscheinwerfer. Der perfekte Stadtflitzer!<br />
www.vespa.ch<br />
Ein Must-have für alle Liebhaber<br />
der Actionfotografie<br />
Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des Red Bull Racing Teams würdigt<br />
dieser Band die Rennen, die Fahrer und die Fahrzeuge – also alles,<br />
was dieses jüngste Superteam der Formel 1 ausmacht. Aufschlussreiche<br />
Interviews mit Gründer Dietrich Mateschitz, Sportchef Helmut Marko,<br />
Teamchef Christian Horner und dem Technischen Direktor Adrian Newey<br />
zeigen, welch technischer Perfektionismus hinter dem Bau der erfolgreichen<br />
Rennwagen steht. Dieser reich bebilderte Band mit innovativem Layout<br />
und atemberaubenden Fotos macht jede Sekunde der Begeisterung erlebbar.<br />
Infiniti Red Bull Racing – The First 10 Years<br />
Matt Youson & Richard Williams<br />
TeNeues Verlag<br />
Für wahre Motorsport-Fans<br />
Durchdrehende Reifen und heulender Motor: Der<br />
Rennwagenwecker «Motorsound» holt auch<br />
Langschläfer und Murmeltiere immer effizient<br />
aus dem Schlaf. Da werden besonders die<br />
Herren der Schöpfung nicht widerstehen können.<br />
www.monsterzeug.de<br />
138 | PRESTIGE
Beim Boxenstopp Pizza<br />
Der «Pit Stop Pizza Cutter» ist das perfekte Gimmick für alle<br />
Formel-1-Fans, die sich während eines Rennens gerne mal<br />
eine Pizza zu Gemüte führen. Mit seiner Doppelklinge ist der<br />
Pizzaschneider von Jay’s der Ferrari unter den Cuttern und<br />
mit seinem Retrolook gleichzeitig eine Reminiszenz an die<br />
1930er- und 1940er-Jahre des Motorsports.<br />
www.thegiftoasis.com<br />
Mit Stil auf Touren<br />
Dass sich Stil und Alltagstauglichkeit bei einem Fahrrad<br />
nicht ausschliessen müssen, beweist «Friedrich» von<br />
Schindelhauer Bikes. Als voll ausgestatteter Commuter<br />
mit flüsterleisem Zahnriemenantrieb statt Kette ist<br />
Friedrich das perfekte Rad für jeden, der weder in der<br />
Ausstattung noch im Stil Kompromisse eingehen will.<br />
Die vergleichsweise entspannte Rahmengeometrie mit<br />
leicht abfallendem Oberrohr sorgt für eine komfortable<br />
Sitzposition, ohne an sportlicher Schnittigkeit einzubüssen.<br />
Bei einem Gesamtgewicht von 12,9 Kilogramm harmoniert<br />
das eingespielte Duo aus Shimano Alfine 8 und<br />
Gates CenterTrack perfekt und bietet einen stressfreien<br />
Antrieb bei der Stadt-Rallye oder auf ausgedehnten<br />
Landpartien. Ein sowohl optisches als auch<br />
funktionales Highlight ist übrigens die Fahrradklingel,<br />
die formschön direkt im Bremshebel integriert ist.<br />
www.schindelhauerbikes.de<br />
Einzigartiges Andenken an Peter Alexander<br />
Der legendäre Schlagerstar Alexander als Sammler von Modelleisenbahnen: Diese wenig bekannte Seite des<br />
österreichischen Sängers, Schauspielers und Entertainers können Besucher des Hans-Peter Porsche TraumWerks<br />
ab Frühjahr 2015. Hans-Peter Porsche, Enkel des legendären Firmengründers Prof. Dr. Ing. h. c. Ferdinand Porsche, hat<br />
die Modelleisenbahnanlage nach dem Tod des berühmten Entertainers bei einer Auktion ersteigert. Ab kommendem<br />
Jahr können sich Besucher ein eigenes Bild von der einzigartigen Anlage machen, an der Peter Alexander 200 Stunden<br />
gearbeitet hat. Mit dem TraumWerk lässt Hans-Peter Porsche die Öffentlichkeit erstmals an seiner Leidenschaft für<br />
das Sammeln von historischem Spielzeug, Modellbahnen und Oldtimern<br />
teilhaben. Ab Frühjahr 2015 wird das Hans-Peter Porsche TraumWerk<br />
in der oberbayerischen Gemeinde Anger im Berchtes gadener Land eine<br />
Türen für Besucher öffnen. Das Areal umfasst eine Fläche von rund<br />
50’000 Quadratmetern und befindet sich verkehrsgünstig nahe der Autobahn<br />
A 8 an der Anschlussstelle Bad Reichenhall, in unmittelbarer Nähe<br />
zur deutsch-österreichischen Grenze.<br />
www.hanspeterporsche.com<br />
The Luxury Way of Life | 139
DRIVE STYLE<br />
ICH FAHRE MIT<br />
AUDI RS 5<br />
CABRIOLET<br />
Fahrspass auf ganzer Linie ist mit ihm garantiert.<br />
450 PS verstecken sich in der sportlich-eleganten Cabrio-Version<br />
des Audi A5. Das leichte Textilverdeck lässt sich bei<br />
Geschwindigkeiten unter 50 Kilometer pro Stunde innerhalb<br />
von 15 Sekunden öffnen oder schliessen.<br />
Valeska Jansen<br />
Glücklich ist, wer diesen Luxussportwagen bei schönstem Sommerwetter<br />
testen darf. Schon das Drücken des Startknopfs bereitet mit<br />
einem satten Motorsound auf den folgenden Fahrspass vor. Dank<br />
seiner tiefergelegten Karosserie, hat man das Gefühl, in einem DTM-Sportwagen<br />
zu sitzen. Audi verspricht eine Zeit von 4,6 Sekunden bei der<br />
Beschleunigung von 0 auf 100 Stundenkilometer – und dank seiner 450 PS<br />
gelingt dies tatsächlich. Das neue Audi RS 5 Cabrio von <strong>2014</strong> ist ein echter<br />
Blitzstarter. Der 4,2-Liter- V8-Ottomotor wird serienmässig bei 250 Kilometer<br />
pro Stunde abgeriegelt, ist auf Wunsch aber auch mit einer maximalen<br />
Höchstgeschwindigkeit von 280 Stundenkilometer erhältlich.<br />
140 | PRESTIGE
DRIVE STYLE<br />
Womit auch ein Manko angesprochen werden<br />
muss: Gibt Audi einen Verbrauch von 10,9 Litern<br />
auf 100 Kilometer an, zeigt die Tankanzeige doch<br />
etwas anderes an. Wer den Fahrspass des Audi<br />
RS 5 richtig geniessen und auch erfahren möchte,<br />
landet schnell bei bis zu 20 Litern auf 100 Kilometer.<br />
Ein teurer, aber auch lohnenswerter Spass.<br />
Dank S tronic wie auf Schienen<br />
Das Siebengangdoppelkupplungsgetriebe «S tronic» schaltet ohne Verzögerung<br />
automatisch, aber auch manuell. Dank des Quattro-Allrad antriebes,<br />
mit einer Kraftverteilung von 40:60 hinterradbetont, bringt der Motor seine<br />
Kraft zügig in den Antrieb. Selbst bei starkem Regen fährt der Audi RS 5 wie<br />
auf Schienen. Mit dem aktiven Sportdifferenzial an der Hinterachse nimmt<br />
das Auto jede Art von Kurve mühelos. Abhängig von Lenkwinkel, Querbeschleunigung,<br />
Fahrgeschwindigkeit und weiteren Informationen errechnet das<br />
Steuergerät die für jede Fahrsituation passende Verteilung der Radmomente.<br />
So dirigiert es beim Anlenken oder beim Beschleunigen in einer Kurve die<br />
Kraft gezielt zum kurvenäusseren Hinterrad. Der Effekt: Das Auto wird von<br />
der Antriebskraft quasi in die Kurve hineingedrückt und folgt exakt dem<br />
Winkel der Vorderräder. Die links und rechts unterschiedlichen Antriebskräfte<br />
lenken mit, die üblichen Korrekturen am Lenkrad sind nicht mehr nötig. Das<br />
Untersteuern, also das Schieben über die Vorderachse, verschwindet<br />
komplett.<br />
Von komfortabel bis sportlich<br />
Das Fahrdynamiksystem «Audi drive select» ermöglicht die individuelle Einstellung<br />
von Gasannahme, Lenkung und Fahrwerk. Von komfortabel bis<br />
sportlich kann der Fahrer über einen Taster an der Mittelkonsole selbst<br />
bestimmen, ob er lieber gemütlich oder dynamisch ans Ziel kommt. Das<br />
Multifunktionslenkrad mit Carbon-Einlagen ist griffig und mit perforiertem<br />
Leder bezogen. Daran angebrachte Schaltwippen in Aluminiumoptik lassen<br />
ein dynamisches manuelles Schalten zu.<br />
Sicherheit dank Distanzregler<br />
Auch die automatische Distanzregelung «adaptive cruise control» ist im Lenkrad<br />
integriert. Zwischen 30 und 200 Stundenkilometer erkennt sie mithilfe<br />
eines Radarsensors vorausfahrende Fahrzeuge. Dank ihr ist eine konstante<br />
Fahrweise sowie ein geringer Kraftstoffverbrauch möglich.<br />
Elegant und sportlich von innen<br />
und aussen<br />
Aussen und innen besticht der Audi RS 5 mit seiner<br />
schlichten und sportlich-eleganten Optik. Die<br />
eckigen Kotflügel, die vergrösserten Luftschächte<br />
vorne und der sportliche Stossfänger aus Aluminium<br />
im Rautendesign sorgen für eine kraftvolle<br />
Vorder optik. Hinten dominieren zwei ovale Auspuffendrohre.<br />
Das Textilverdeck öffnet und schliesst<br />
auf Knopfdruck vollautomatisch in 15 Sekunden,<br />
und das sogar während der Fahrt bei bis zu<br />
50 Stundenkilometern. Der Kofferraum ist erstaunlich<br />
geräumig, selbst bei geöffnetem Dach<br />
(380 Liter / 320 Liter Volumen). Dank einer speziellen<br />
Schaumstoffisolierung halten sich bei geschlossenem<br />
Zustand die Fahrgeräusche in Grenzen. Der<br />
Innen raum ist sportlich-elegant und hochwertig.<br />
Carbon- Elemente und Klavierlackoptik sind mit<br />
glänzendem Aluminium und Leder geschmackvoll<br />
kombiniert worden. Bereits beim Einsteigen sind<br />
die unteren Rahmen leisten mit Aluminiumeinlage<br />
und RS-5-Schriftzug ein Blickfang.<br />
Alles auf einen Blick<br />
In der Mittelkonsole befindet sich ein Navigationssystem<br />
mit DVD inklusive MMI (Multi Media<br />
Interface), die als Schnittstelle zu allen Infotainmentkomponenten<br />
fungiert. Telefon, Mobiltelefon,<br />
Radio und Navigation werden, wie bei Audi gewohnt,<br />
über einen dreh- und drückbaren Steuerungsknopf<br />
hinter der Automatikschaltung bedient.<br />
Ein Auto- Check-Control überprüft laufend Bremsund<br />
Lichtanlage, Kühlmittelstand und -temperatur,<br />
Öldruck, Kraftstoffvorrat, Waschwasserstand, Batteriespan<br />
nung und Reifendruck. Auftretende Probleme<br />
werden auf dem Fahrerdisplay anhand von<br />
Piktogrammen angezeigt. Das Audi RS 5 Cabrio<br />
ist ein Kraftpaket ohne aufdringliche Optik. Sein<br />
Sound und seine Beschleunigung verleiten vielleicht<br />
zum unwirtschaftlichen Fahren. Egal, dieses<br />
Auto macht Spass: geöffnet, geschlossen, rasant<br />
oder gemässigt.<br />
The Luxury Way of Life | 141
DIE PERFEKTEN<br />
AUDI-BEGLEITER<br />
CERJO<br />
DIESEL<br />
HANRO<br />
CHRISTIAN DIOR<br />
BENCI BROTHERS<br />
RAOUL<br />
ERFURT<br />
MIU MIU<br />
KARL LAGERFELD<br />
RAOUL<br />
RAOUL<br />
CHANEL<br />
MYRRHIAD<br />
HUNTER<br />
S. T. DUPONT<br />
142 | PRESTIGE
DRIVE STYLE<br />
DAS LIED DER<br />
SCHLUMPFE<br />
Die offizielle Bezeichnung «Musée National de l’Automobile<br />
(Collection Schlumpf)» resultierte aus einem richterlichen Beschluss.<br />
Doch dieser markierte nur den letzten Akt einer Affäre,<br />
die Mitte der 1970er-Jahre ihren Anfang genommen hatte und zu<br />
einem ganz Frankreich aufrüttelnden Besitzstreit geführt hatte.<br />
Und schliesslich aus einer Privatsammlung ein Nationalmuseum machte.<br />
Roger Gloor<br />
Roger Gloor, Bruno Hübscher, Werk<br />
Nur wenige Eingeweihte wussten Ende der 1960er-Jahre, dass der<br />
im Elsass reich gewordene, aus der Schweiz stammende Textilindustrielle<br />
Fritz Schlumpf von einem «Oldtimervirus» und zudem<br />
von einem «Bugatti-Wahn» befallen war: Er fühlte sich als Statthalter des<br />
genialen, aus Italien stammenden Automobilproduzenten Ettore Bugatti, der<br />
1910 im elsässischen Molsheim sein eigenes Autowerk gegründet hatte. Bis<br />
in die 1930er-Jahre baute Bugatti Rennwagen, die weit erfolgreicher waren<br />
als ihre Konkurrenten, aber auch Luxuswagen, deren Stilvollendung alle<br />
anderen übertraf. Vorrangig aber war Ettore Bugatti ein der technischen<br />
Ästhetik verpflichteter Konstrukteur und damit auch gleichzeitig ein Künstler<br />
seines Fachs. Fritz Schlumpf sah sich nun drei Jahrzehnte später dazu auserwählt,<br />
die Bugatti-Kunstwerke aus der ganzen Welt ins Elsass zurück zuholen<br />
und für die Nachwelt zu erhalten. Sowohl in den USA als auch in<br />
Europa kaufte er ganze Sammlungen auf, und übernahm unzählige von Liebhaberhand<br />
vor dem Abbruch bewahrte Bugatti. Fast beiläufig gingen damit<br />
auch Oldtimer anderer Fabrikate in Schlumpf-Besitz über.<br />
Alles für eine Passion<br />
Die Sammlung wuchs nach und nach an. Vermögensquelle der Gebrüder<br />
Fritz und Hans Schlumpf war die 1938 von ihnen erworbene Kammgarnspinnerei<br />
in Malmerspach. Hinzu kamen im Verlaufe der Zeit weitere Firmen der<br />
Textilbranche sowie zahlreiche Immobilien.<br />
Dadurch fand sich an der Avenue de Colmar<br />
in Mülhausen der benötigte Raum,<br />
um die zusammengetragenen<br />
automobilen Schätze unterzubringen.<br />
Die Sammelwut aber<br />
führte dazu, dass alle verfügbaren<br />
Mittel statt in dringend<br />
144 | PRESTIGE
DRIVE STYLE<br />
nötige Fabrikerneue rungen in die Oldtimerkollektion flossen. So kam es,<br />
dass die Firmenbilanzen in die roten Zahlen gerieten. Dessen ungeachtet<br />
nahm die Einrichtung des von Fritz Schlumpf herbeigesehnten prunkvollen<br />
Privatmuseums seinen Fortgang.<br />
Anfang 1976 überstürzten sich dann die Gerüchte über eine bevorstehende<br />
Eröffnung der bereits sagenumwobenen Kollektion. Es war sogar davon die<br />
Rede, dass die Schlumpf-Sammlung aus Steuergründen dem französischen<br />
Staat vermacht würde. Doch die von Entlassungen und Lohndruck heimgesuchten<br />
Angestellten mochten dem Treiben nicht mehr länger zuhören. Im<br />
Oktober 1976 kam es zu Arbeitsniederlegungen und Protestmärschen, und<br />
schliesslich belagerten an die 500 Mitarbeiter der Kammgarnspinnerei<br />
Malmerspach die Schlumpfsche Villa, bis deren Bewohner nach drei Tagen<br />
von der Polizei gewaltsam befreit wurden.<br />
Konkrete Forderungen<br />
«Schlumpf ins Gefängnis! Verkauft die Autos! Das ist unser Geld!» – so postulierten<br />
die Manifestanten, während die Gebrüder Schlumpf freies Geleit zum<br />
Exil im nahe gelegenen Basel erhielten. In der Folge kam es zu langwierigen<br />
Rechtsabklärungen. Unter anderem erfolgte gegen Fritz und Hans Schlumpf<br />
ein – nur in Frankreich geltender – Haftbefehl. Das uneröffnete Museum<br />
The Luxury Way of Life | 145
DRIVE STYLE<br />
aber wurde von den Gewerkschaften beschlagnahmt,<br />
und deren Funktionäre sorgten für erste<br />
Presse- und Fotoberichte, die eine Vorstellung des<br />
unglaublichen Umfangs der Schlumpf-Sammlung<br />
vermittelten. Um den auf 100 Millionen Francs<br />
bezifferten Schuldenberg des pleitegegangenen<br />
Textilimperiums abzubauen, schien es nur logisch,<br />
die rund 500 Oldtimer umfassende Sammlung<br />
versteigern zu lassen. Deren Wert wurde damals<br />
bereits auf 80 Mio. Francs geschätzt.<br />
Doch die Sammlung blieb – glücklicherweise –<br />
beisammen. Und dann, von 1977 bis ’79, wurde<br />
das Museum unter Gewerkschaftskontrolle erstmals<br />
dem Publikum geöffnet. Der Besucherandrang<br />
war enorm; natürlich hatte die aus dem<br />
Wirtschaftsskandal erwachsene Publizität entscheidend<br />
dazu beigetragen. Doch erst 1981 fand<br />
sich für das Museum eine rechtsgültige Lösung:<br />
Es kam in den Besitz einer von der Stadt Mülhausen,<br />
dem Departement Oberrhein, dem Regionalverband<br />
Elsass und drei weiteren Institutionen<br />
gebildeten Vereinigung.<br />
Endlich offiziell eröffnet<br />
1982 wurde das Musée National de l’Automobile<br />
de Mulhouse feierlich eröffnet. Seither sind gut<br />
400 der 560 durch Fritz Schlumpf angesammelten<br />
Oldtimer zu bestaunen. Während langer Jahre<br />
hatten zwei Dutzend Mechaniker, Karosseriespengler<br />
und -maler sowie Sattler die teils in verwahrlostem<br />
Zustand erstandenen Autos für den<br />
«Textilkönig» gekonnt restauriert und teils in den<br />
Neuzustand zurückversetzt. Für Kenner und Liebhaber<br />
gilt Mülhausen als Mekka der Automobilgeschichte.<br />
Und weil dieses einzigartige Museum<br />
weltweit bekannt ist, werden jährlich bis zu einer<br />
halben Million Besucher gezählt.<br />
Es waren übrigens nicht nur die Autos, die Bewunderung<br />
fanden, sondern auch die von Fritz<br />
Schlumpf in die ehemaligen trüben Fabrikhallen hineingezauberte<br />
Atmosphäre: Sie wurde unter anderem<br />
durch 800 stilvoll-historische Strassen laternen<br />
erzeugt, die Fritz Schlumpf eigens nach dem Muster<br />
jener Vorbilder herstellen liess, die eine die Seine<br />
überspannende Brücke in Paris zieren. Dazu kamen<br />
nach Themengebieten unterteilte Kiesböden,<br />
zeitgenössische Dekorationen und nicht zuletzt<br />
diverse luxuriös eingerichtete Gaststätten an den<br />
Rändern der Ausstellungs hallen.<br />
Neukonzept im Jahr 2000<br />
In den 1990er-Jahren schwächte sich der Besucherstrom<br />
auf jährlich etwa 160’000 ab – die<br />
einzigartige Sammlung sah sich mit Betriebsverlusten<br />
konfrontiert. Das Musée National galt nun<br />
Ein Hort für 400 Oldtimer<br />
Die Cité de l’Automobile (Musée National – Collection Schlumpf)<br />
in Mülhausen umfasst auf 17’000 Quadratmeter Ausstellfläche rund<br />
400 historische Automobile aus Frankreich und allen ursprünglichen<br />
Auto-Nationen Europas: Deutschland, Italien, England, Österreich,<br />
Spanien, Belgien und der Schweiz. Dazu kommen die weltgrössten<br />
Sammlungen der Marken Bugatti (gegen 100 Exemplare), Gordini und<br />
Panhard. Das Museum ist mit Informationstafeln, Audio-Geräten<br />
und Filmprojektionen ausgestattet, dazu gibt es Grossvitrinen mit<br />
Modellautos, Rennsimulatoren, Rundfahrten mit dem Elektrozug<br />
sowie einen Fachbuch- und Souvenirladen mit ungewohnt reichhaltigem<br />
Sortiment. Restaurant, Cafeteria, Mieträume und<br />
Kongresssäle runden das Angebot ab. Geöffnet täglich von 10 bis<br />
18 Uhr (innerhalb von Mülhausen gut ausgeschildert).<br />
www.citedelautomobile.com<br />
146 | PRESTIGE
DRIVE STYLE<br />
nicht mehr als die unbedingt zu besuchende Sensation,<br />
sondern als Treffpunkt für Kenner der Autogeschichte.<br />
Denn es gibt weltweit wohl kaum<br />
eine ebenso umfangreiche und gleichzeitig vielseitige<br />
Sammlung von exklusiven und historisch bedeutsamen<br />
Automobilen.<br />
Das mit einem Neukonzept beauftragte Pariser<br />
Unternehmen Culture Espaces verwirklichte dann<br />
eine anspruchsvolle Erneuerung: Das Anfang<br />
2 000 wiedereröffnete Musée National – seit 2006<br />
heisst es Cité de l’Auto mobile – zeigt sich mit allen<br />
Mitteln moderner Darstellung und Kommuni kation<br />
dotiert. Dazu zählen Strassenzüge mit originalgetreuer,<br />
zwei dimensionaler Hintergrundszenerie<br />
ebenso wie der historische Rennsound an gegebener<br />
Stelle. Für die Verjüngung wurden rund vier<br />
Millionen Euro investiert. Dicht aneinandergereihte<br />
Aufstellungen gibt es weiterhin nicht; jedes Exponat<br />
lässt sich genüsslich und fotografierbar einsehen.<br />
Die angestrebten 300’000 jährlichen Besucher<br />
kommen jedenfalls voll auf ihre Kosten.
DRIVE STYLE<br />
DER<br />
AUTOFRIEDHOF<br />
WENN ROSTLAUBEN<br />
ZUM KUNSTWERK REIFEN<br />
Von Waldpflanzen überwucherter Edelschrott<br />
statt Plastikshredder-Recycling: Der klassische<br />
Autofriedhof ist vom Aussterben bedroht.<br />
Matthias Pfannmüller<br />
Thorsten Müller<br />
Verrottet langsamer als andere: Mercedes 170, ca. 1947.<br />
148 | PRESTIGE
DRIVE STYLE<br />
Es sollte nicht sein:<br />
Ford Cortina Mk I von 1963.<br />
W<br />
as hier landet, fährt nirgendwo mehr hin:<br />
Autofriedhöfe sind der letzte Parkplatz,<br />
sind die Endstation für ihre Protagonisten.<br />
Doch längst schlägt diesen auf eigenartige Weise<br />
verwunschenen Orten selbst das Sterbeglöckchen,<br />
werden die Eisenwaren-Biotope immer seltener<br />
geduldet. Ein Höhepunkt (oder Tiefpunkt, je nach<br />
Sichtweise) war der öffentlich ausgetragene Zank<br />
um die Abbruch-Sammlung des Franz Messerli im<br />
bernischen Kaufdorf: Nach jahrelangen Streitereien<br />
mit der Gemeinde stand im Spätsommer<br />
2009 die Zwangsräumung des Privatgeländes an,<br />
die der Eigner als furioses Versteigerung-Finale<br />
zelebrierte. Die gähnende Leere nach dem Sturm<br />
tat vielen Auto-Enthusiasten in der Seele weh.<br />
Der Charme des Morbiden<br />
Altmetall-Friedhöfe haben eben ihren ganz eigenen<br />
Charme, dem viele Menschen erliegen. Thorsten<br />
Müller ist einer von ihnen – und war von Kaufdorf<br />
so begeistert, dass er anschliessend quer durch<br />
Europa reiste, um die letzten Rost-Reservate aufzuspüren.<br />
Natürlich hatte er eine Kamera dabei;<br />
seine gesammelten Fotos sind kürzlich in einem<br />
Buch veröffentlicht worden. Und das atmet den<br />
Duft von Öl, Gummi und Moos. Es dokumentiert<br />
den Verfall und die Tatsache, dass Technik im<br />
Kampf gegen die Natur letztlich unterliegt – zumindest<br />
in diesen Hektar-Dimensionen, wo sich<br />
die Feuchtigkeit langsam, aber beharrlich durch<br />
die Bleche nagt. Das ist beruhigend und auch<br />
nostalgisch, denn mit der heutigen Recycling-<br />
Roste sanft: 1961er Plymouth Valiant.<br />
The Luxury Way of Life | 149
DRIVE STYLE<br />
Game over: Chevrolet Fleetmaster, 1946.<br />
Verflossener Chic: Ford Taunus 17M P2 de Luxe, 1959.<br />
150 | PRESTIGE
FÜR SIE DIE BESTEN<br />
GRÜNDE auF<br />
www.cic.ch/5<br />
Ende Gelände: Šoka 1102 Tudor, späte 1940er.<br />
Realität moderner Abwrackbetriebe hat das begrünte<br />
Idyll nichts mehr zu tun. Müller versteht es als<br />
Ort der ewigen Ruhe und Stille, der respektiert<br />
werden müsse. Und so ist das Werk auch ein<br />
Requiem auf all jene historischen Horte, die bereits<br />
der Entsorgung anheimgefallen sind. Kleiner Wermutstropfen:<br />
Die präsentierten Bilder sind den<br />
jeweiligen Schrottplätzen kaum zuzuordnen; etwas<br />
mehr Lokalkolorit hätte dem Werk gut getan.<br />
Dafür entschädigen kleine Boxen mit den teils<br />
kaum noch identifizierbaren Fahrzeugtypen und<br />
deren wichtigsten Daten.<br />
ENDSTATION<br />
Die skurrilsten<br />
Autofriedhöfe Europas<br />
Thorsten Müller<br />
Delius Klasing Verlag<br />
Die Bank der Privat- und Geschäftskunden<br />
Basel, Fribourg, Genf,<br />
Lausanne, Locarno, Lugano,<br />
Neuchâtel, Sion, Zürich<br />
www.cic.ch
DER LUFTSCHIFFKONSTRUKTEUR<br />
FERDINAND ADOLF HEINRICH AUGUST GRAF VON ZEPPELIN<br />
Graf von Zeppelin (1833 bis 1917) gilt als Vater der<br />
Luftschifffahrt. Sein Name prägte eine ganze Ära.<br />
1838 in Konstanz geboren, beschäftigte sich<br />
Ferdinand bereits in jungen Jahren mit der Idee,<br />
Luftschiffe zu bauen. Ferdinand, der beim Militär<br />
eine steile Karriere hinlegte, bemerkte während<br />
der Belagerung von Paris im Deutsch-Französischen<br />
Krieg, dass die Franzosen Ballons zur<br />
Aufklärung und zum Nachrichtenaustausch einsetzten.<br />
Da diese jedoch häufig vom Ziel abkamen,<br />
begann er, über eine lenkbare Alternative<br />
zu Gas- oder Heliumballons nachzudenken. Er<br />
baute schliesslich in einer 140 Meter langen und<br />
30 Meter hohen Montagehalle am Bodensee<br />
einen 128 Meter langen, mit 11’000 Kubikmeter<br />
Wasserstoff gefüllten, starren Flugkörper mit Aluminiumskelett<br />
namens «LZ 1» (Luftschiff Zeppelin).<br />
Dieser erhob sich am 2. Juli 1900 erstmals über<br />
den Bodensee. Nach bereits 18 Minuten war die erste Fahrt jedoch aufgrund<br />
technischer Schwierigkeiten beendet. Doch Zeppelin gab trotz manchem<br />
finanziellen Engpass nicht auf. Mit der Zeit wurde sein Name zum Synonym<br />
für den Begriff «Luftschiff». 1924 flog der erste Zeppelin in 81 Stunden in die<br />
USA. Und 1929 umrundete ein anderer Zeppelin die Erde, was der 1917 verstorbene<br />
Ferdinand Zeppelin jedoch nicht mehr erlebte. Der grösste Zeppelin<br />
war mit 245 m der der «Hindenburg»: Dieser ging jedoch 1937 bei der<br />
Landung in Flammen auf. 36 Personen kamen dabei ums Leben. Diese<br />
Katastrophe beendete die Epoche der Zeppeline. Vereinzelt sieht man sie<br />
jedoch heute noch als Werbeträger am Himmel.<br />
3<br />
ZITATE<br />
«Man muss nur wollen und<br />
daran glauben, dann<br />
wird es gelingen.»<br />
«Für mich steht naturgemäss<br />
niemand ein, weil keiner<br />
den Sprung ins Dunkel<br />
wagen will. Aber mein Ziel<br />
ist klar und meine<br />
Berechnungen sind richtig.»<br />
«Es war ein unbeschreiblicher Augenblick,<br />
den niemand wieder vergessen wird, der<br />
ihn miterlebte. Eine Hingerissenheit,<br />
eine mächtige Ergriffenheit zeigte sich<br />
auf allen Gesichtern.» – Die Freiburger Zeitung<br />
vom 4. August 1908 nach dem Auftauchen eines Zeppelins. –<br />
152 | PRESTIGE
WUSSTEN<br />
SIE SCHON …?<br />
Schnellstes Polizeiauto<br />
der Welt<br />
Erster Flying-Doctor<br />
für Luxusflitzer<br />
Alle englischen Verkehrssünder sollten sich in Zukunft warm anziehen.<br />
So freuen sich die lokalen Ordnungshüter seit Kurzem über neue<br />
Polizeiautos, die in atemberaubenden 2,5 Sekunden von 0 auf 100<br />
beschleunigen können. Es handelt sich dabei um die sehr leichten<br />
und offenen Fahrzeuge des englischen Kleinserienherstellers Ariel Motors<br />
(Modell «Ariel Atom 3.5R»), die mit jeweils 350 PS ausgestattet sind<br />
und somit auch grossen Rennmaschinen Paroli bieten dürften.<br />
Mit einem Neupreis von etwa<br />
2,4 Millionen Schweizer Franken<br />
ist der Bugatti Veyron 16.4 der<br />
teuerste und gleichzeitig schnellste<br />
Sportwagen der Welt. Kein Wunder<br />
also, dass der anspruchsvolle<br />
Privatpatient jetzt auch noch in den<br />
Genuss eines Flying-Doctor-Services<br />
kommt. Sollte er sich also einmal<br />
einen Schnupfen eingefangen haben<br />
oder einen Verband benötigen, lässt<br />
Bugatti mit dem nächsten Linienflug<br />
den KFZ-Doktor einfliegen – ganz<br />
gleich, an welchem Ort der Welt man<br />
sich gerade befindet. Im Arztkoffer<br />
befinden sich allerdings nicht nur neue<br />
Reifen und Motorenöl, sondern etwa<br />
auch das Supersporterweiterungspaket<br />
für rund 90’000 Schweizer Franken.<br />
Kraftvollstes Watercar der Welt<br />
Auf den ersten Blick ähnelt dieses neue Amphibienfahrzeug einem<br />
Jeep Wrangler. Doch spätestens, wenn es das Festland hinter<br />
sich gelassen hat und im Wasser seine kleine Schiffsschraube<br />
ausfährt, merkt man, dass es sich bei diesem Verwandlungskünstler<br />
um keinen gewöhnlichen Geländewagen handelt. Drei<br />
Kalifornier haben dieses neue und überaus kraftvolle «Watercar»,<br />
das im Wasser eine ebenso gute Figur macht wie auf der<br />
Strasse, gemeinsam entwickelt. Es verfügt über einen 250 PS<br />
starken Honda-V6-Motor samt eigens entwickelter Jet-Düse; an<br />
Land bringt man es damit auf 130, im Wasser auf rund 70 Kilometer<br />
pro Stunde. Seit Mai ist das Fahrzeug für etwa 125’000 Schweizer<br />
Franken zu haben.<br />
Edelautohaus ohne Autos<br />
Wer im neuen Tokioter Autohaus «Intersect by Lexus» sein neues Traumauto besichtigen<br />
will, wird erst einmal keinen Erfolg haben. Ganz bewusst verzichten die Verantwortlichen<br />
in ihrem neuen Flagship-Store auf die Ausstellung ihrer neuen Modelle, um vor allem die<br />
Marke in den Vordergrund zu stellen. Auf diese Weise soll ein moderner Raum geschaffen<br />
werden, in dem sich die Kunden bei einem kleinen Snack oder einem guten Buch<br />
ent spannt zurücklehnen können, ohne durch finanzielle oder technische Aspekte gelangweilt<br />
zu werden. Wer sich für einen Lexus-Wagen interessiert, wird aber natürlich<br />
trotzdem gern beraten.<br />
The Luxury Way of Life | 153
EINE EWIGE ROMANZE<br />
ZWISCHEN STIL UND QUALITÄT<br />
SANTONI<br />
Schlägt die Liebe auf den ersten Blick wie der Blitz ein und laufen<br />
sämtliche Sinne wie wirbelnde Goldfunken Amok, sind wir in<br />
erster Linie dem äusseren Wert, dem Aussehen unseres Objektes der<br />
Begierde verfallen. Die Erforschung der inneren Werte und die<br />
Frage, ob weiterhin magisch oder doch irgendwann tragisch, erfolgt zu<br />
einem späteren Zeitpunkt. Am sichersten ist es daher, sich von<br />
Anfang nur auf Liebesgeschichten mit Santoni-Schuhen einzulassen.<br />
Enttäuschungen sind hier nämlich ausgeschlossen.<br />
Helena Ugrenovic<br />
Giuseppe Santoni<br />
154 | PRESTIGE
FASHION<br />
Als sein Vater Andrea die Marke Santoni 1975 ins Leben ruft, ist<br />
Giuseppe gerade mal sieben Jahre alt. Andrea Santoni hat eine<br />
Vision. Er will seine Handwerkskunst perfektionieren und nur noch<br />
Schuhe produzieren, die äusserste italienische Excellence verkörpern. Die<br />
Werkstatt befindet sich unterhalb des familiären Zuhauses und so verbringt<br />
Giuseppe seine Freizeit nach den Schulstunden im Atelier seines Vaters, das<br />
er zu seinem eigenen Spielplatz auserkoren hat. Er lernt, wie man mit Leder<br />
arbeitet und den perfekten Schuh herstellt. Jahre später wird er Santoni der<br />
Welt präsentieren, mit 490 Angestellten und einem Umsatz von mehr als<br />
55 Millionen Euro. Stars wie Jean Alesi, Jean Paul Gaultier, Juliette Binoche,<br />
Lu Siqing, Michael Bolton, Na Ying, Valeria Golino, Vinicio Marchioni und<br />
Syl vester Stallone zählen zum Kundenkreis des Edelschuhherstellers.<br />
Das Erbe und die Zukunft<br />
Die Vermählung zwischen moderner Einstellung und klassischem Know-how<br />
sind die charakteristischen Eigenschaften und Merkmale für «Made in Italy»,<br />
die Jahrzehnte hindurch unverändert geblieben sind. Qualität, Hingabe<br />
und Leidenschaft für Details sowie für die manuelle Verarbeitung sind die<br />
Herzstücke im exklusiven Club der berühmtesten und bekanntesten Luxusmarken.<br />
Tradition und Innovation sind parallel dazu die Säulen, auf denen<br />
Santoni seinen Erfolg aufbaut, gestützt auf die perfekte Kombination ursprünglicher<br />
Herstellung und der Entwicklungen von Forschung und Design.<br />
Das sind die Besonderheiten, von denen anspruchsvolle Kunden, immer auf<br />
der Suche nach dem Besten und stets informiert über Stil, magisch angezogen<br />
werden.<br />
Alligatorleder<br />
Sie sind keine echten Krokodile, teilen<br />
sich aber die Tierfamilie mit ihnen.<br />
Der Stoffwechsel von Alligatoren ist<br />
deutlich langsamer als der von Krokodilen,<br />
was ihnen eine etwa doppelt so lange<br />
Lebensdauer gewährt, werden sie nicht<br />
zu hochwertigen Lederprodukten wie<br />
Taschen, Schuhe, Gürtel, Geldbörsen,<br />
Jacken und Mäntel verarbeitet.<br />
The Luxury Way of Life | 155
FASHION<br />
Giuseppe Santoni<br />
Der Kapitän und seine Arche der Schönheit<br />
Giuseppe Santoni ist ein junger Mann, als er mit 22 Jahren ins Geschäft<br />
seines Vaters einsteigt und seine Verantwortung als Chief Executive Officer<br />
übernimmt. Andrea Santoni ist seit jeher mehr in die Produktion eingebunden<br />
und vertraut darauf, dass sein Sohn die Entwicklung der Marke forcieren<br />
wird. «Ich hatte die Chance, sehr viele Dinge zu tun. – Ich machte viele Fehler,<br />
aber ich machte auch viele gute Produkte. Irgendwie wusste ich immer, dass<br />
ich eine Rolle in unserem Unternehmen einnehmen würde, das war normal<br />
für mich», erzählt Giuseppe Santoni in einem Interview. «Ich liebe Produkte<br />
mit einem Innenleben, mit etwas, für das es eines technischen Prozesses<br />
bedarf. Ich habe zwei Leidenschaften, Autos und Uhren. Schuhe herzustellen<br />
ist aber weitaus komplizierter, da es keine Produktionslinie wie zum<br />
Beispiel bei einem Mercedes gibt. Vom Beginn der Produktion bis zum Ende<br />
wird jedes Auto genau gleich verarbeitet. Bei Schuhen ist das nicht so, denn<br />
Leder ist ein natürliches, lebendiges Produkt und reagiert von Schuh zu<br />
Schuh anders. »Das Unternehmen will expandieren und sich international<br />
positionieren. Giuseppe Santonis Reise beginnt. Der Jungunternehmer erschliesst<br />
sich erfolgreich neue Märkte in Japan, China, Nordeuropa und<br />
Russland. Er erfüllt damit die Vorsehung, sich als Top-Name für italienische<br />
Luxusprodukte zu etablieren. Tradition und Innovation stellen für ihn keine<br />
Gegensätze dar, sondern eine erfolgreiche Vereinigung. Giuseppe Santoni ist<br />
die Seele und das Herz des Unternehmens. Er überwacht jede Herstellungsphase<br />
einer Kollektion persönlich und er ist es auch, der den Hauptsitz des<br />
Unternehmens im italienischen Corridonia zu einem Brutkasten für hochstehende<br />
Technologie umgewandelt hat, jedoch mit dem Fokus auf Ökologie<br />
und Nachhaltigkeit.<br />
156 | PRESTIGE
FASHION<br />
Santoni & Mercedes-AMG<br />
Die Unternehmen gründen auf gleichen Werten und Ideologien. Sie verfolgen,<br />
trotz unterschiedlicher Geschäftsbereiche, dieselben Ziele und so<br />
entsteht eine exklusive Linie für Sport und Freizeit. Die Kollektion bleibt den<br />
Prinzipien des Hauses Santoni treu, auch wenn sie auf die Bedürfnisse des<br />
Autofahrers ausgerichtet wurde. Jeder Schuh ist so gefertigt, dass er sich<br />
sowohl perfekt an den Stil des Fahrers anpasst als auch dessen Leistung<br />
sowie den Komfort erhöht. Inspiriert vom neuen Mercedes-AMG A45, der<br />
2013 auf dem Genfer Autosalon vorgestellt wurde, erweiterte Santoni seine<br />
Sneaker-Kollektion mit einer neuen Linie, die auch der neuen Zielgruppe des<br />
A45 gerecht werden dürfte: Dynamische – dyna mische Dreissigjährige bis<br />
Mittvierziger in erfolgreichen Karrieren und mit einem unabhängigen Geist.<br />
Diese Kundschaft hält Ausschau nach einem dynamischen, individuellen<br />
und agilen Hochleistungsfahrzeug, das eine Auswahl an zusätzlichen Ausstattungsmöglichkeiten,<br />
Einstellungen, Farben und Materialen bietet. Der<br />
neue Santoni-Sneaker sollte diesen Werten entsprechen: Jung und stilvoll<br />
lässt diese Kollektion die Träger ihren eigenen Stil und ihre trendorientierte<br />
Lebensweise zum Ausdruck bringen, kombiniert mit Komfort und herausragenden<br />
Details wie dem gestanzten Logo und dem Vintage-Effekt der<br />
Sohlen.<br />
Dorothy’s rote Schuhe<br />
© Wiki-Commons<br />
Das berühmteste Paar rubinroter, magischer<br />
Filmschuhe trug Judy Garland 1939 als Dorothy<br />
im Film «Der Zauberer von OZ». Im Buch von<br />
Frank L. Baum sind die Zauberschuhe silberfarben,<br />
wurden jedoch in der MBM-Produktion in Rot<br />
umgewandelt, da es einer der ersten Farbfilme war.<br />
The Luxury Way of Life | 157
BY LAURA<br />
LAUFSTEG<br />
AL CORO<br />
GEORG GINA & LUCY<br />
ILSE JACOBSEN<br />
CARL F. BUCHERER<br />
MATTHIAS OPHOFF<br />
JEFFREY<br />
CAMPBELL<br />
BOTTEGA VENETA<br />
TWIN-SET<br />
ROBERTO CAVALLI<br />
OMEGA<br />
158 | PRESTIGE<br />
RADO
ARUNA SETH<br />
CHANEL<br />
CHRISTIAN DIOR<br />
TWIN-SET<br />
CHRISTIAN DIOR<br />
TIFFANY & CO.<br />
CHANEL<br />
TWIN-SET<br />
LOUIS VUITTON<br />
RAOUL<br />
TWIN-SET<br />
RAOUL<br />
KURZ<br />
TWIN-SET<br />
MIU MIU<br />
DAMIANI<br />
The Luxury Way of Life | 159
FASHION<br />
STILIKONE<br />
FUR DEN KOPF<br />
DER<br />
HUT<br />
Egal, ob mit breiter oder schmaler Krempe,<br />
ob aus Leinen, Filz, Stroh oder Leder – der Hut ist heute aus<br />
dem Modehimmel nicht mehr wegzudenken.<br />
Lone K. Halvorsen<br />
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes «Hut» liegt im Schutz<br />
und in der Bedeckung des Kopfes. Und genau das gab der seinen<br />
Trägern jahrelang. Je breiter seine Krempe war, desto mehr Schutz<br />
bot er vor Sonne oder Niederschlag. Während man vom 18. Jahrhundert<br />
an seine politische Gesinnung durch die Kopfbedeckung zeigte,<br />
wurde der Hut in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zu einem Symbol für<br />
den sozialen Status. «Stock und Hut steh’n ihm gut» hiess es, und für die<br />
Männer war der Hut ein sehr wichtiges Accessoire. Er war als Kleidungsstück<br />
nicht nur ein Ausdruck der sozialen Stellung seines Trägers, sondern ebenso<br />
ein unentbehrlicher Bestandteil der Ausgehkleidung. Durch Retro-Trends und<br />
berühmte Hutträger wie Johnny Depp, Paris Hilton oder Brad Pitt sieht man<br />
dieses Accessoire nun wieder vermehrt. Denn der Hut hat längst kein verstaubtes<br />
Image mehr. Männer und Frauen mit Hüten vermitteln ein Zeichen<br />
des Understatements sowie einen klassisch-eleganten Look.<br />
160 | PRESTIGE
FASHION<br />
Mit Schirm, Charme und Melone<br />
Die britische Fernsehserie «Mit Schirm, Charme<br />
und Melone» machte den Bowler zu ihrem Symbol.<br />
Die Melone von John Steel war jedoch mit<br />
Stahl verstärkt und fand neben dem schiessenden<br />
Regenschirm oft in Kampfszenen ihren Einsatz. Der Bowler, die berühmte<br />
englische Melone, erlebte bei Londons ältestem Hutmacher Lock & Co im<br />
Jahr 1850 seine Geburtsstunde. Und eins ist klar: Der Bowler gehört zu<br />
einem der bekanntesten Hüte und hat inzwischen Kultstatus erreicht. Möglicherweise<br />
liegt das an den berühmten Trägern? Dr. Watson, Charlie Chaplin<br />
und sogar Winston Churchill wollten zumindest nicht darauf verzichten. Doch<br />
nicht nur bekannte Politiker und andere wichtige Persönlichkeiten wussten<br />
die Melone seit jeher zu schätzen. Die Blütezeit erlebte die Melone Ende des<br />
19. Anfang des 20. Jahrhunderts, vor allem in den 1920er- und 1930er-Jahren<br />
trug Mann Melone. Der Hut war auch in Stummfilmen auf den Köpfen zwielichtiger<br />
Gestalten zu sehen. Während halb London um 1900 die Melone<br />
trug, sieht man heute kaum noch jemanden mit «Schirm, Charme und<br />
Melone» am Big Ben vorbeispazieren.<br />
Der Mythos im Kino<br />
Der Trilby oder Bogart-Hut ist der Modehut des 20. Jahrhunderts schlechthin.<br />
Vor allem durch Schauspieler wie Cary Grant, Humphrey Bogart und<br />
Tony Curtis wurde der kleine Hut mit der schmalen, steilen Krempe modern.<br />
Die Merkmale vom Trilby sind die Krone, längs nach unten geknickt, die eingekniffenen<br />
Seiten vorne und der hintere Teil des Hutkrempels, der nach<br />
oben geklappt ist. Besonders männliche Hipster haben die schicke Kopfbedeckung<br />
seit einigen Jahren wieder als Accessoires für sich entdeckt.<br />
Jedoch findet man auch kaum einen weiblichen Fashion-Blogger ohne Trilby<br />
auf dem Kopf. Jeder lässt sich von diesem dynamischen Hut mitreissen.<br />
Auch die Stars von heute machen es gekonnt vor: Cameron Diaz und Justin<br />
Timberlake werden immer wieder mit der modischen Kopfbedeckung gesichtet.<br />
Der Panamahut aus Ecuador<br />
Napoleon, Teddy Roosevelt und die Goldgräber sind Schuld an dem grössten<br />
Missverständnis der Hutgeschichte. Denn was die meisten nicht wissen: Der<br />
bekannte Panamahut stammt ursprünglich aus Ecuador. Hergestellt wird<br />
der Strohhut aus der Toquilla-Palme, die nur an der Westküste wächst. Der<br />
französische Kaiser Napoleon III. hatte einen, Winston Churchill ebenso,<br />
Ernest Hemingway liebte ihn und den Schauspieler Paul Newmann sah man<br />
im Sommer nur selten «oben ohne». Die Panamas sind flexible Hüte, die sowohl<br />
im Frühjahr als auch im Herbst getragen werden können. Wandelbar<br />
und zeitlos schön sind die vielfältigen Designs, die zu Damen wie Herren<br />
passen.<br />
The Luxury Way of Life | 161
FASHION<br />
Schick und frech<br />
Ein bisschen schief, ziemlich lässig und etwas verwegen. Ob Stars wie Brad<br />
Pitt, Paris Hilton, Ryan Gosling oder Kate Moss – sie alle tragen die modische<br />
Schiebermütze mit Stolz vor der Kamera. Der Begriff «Schiebermütze» geht<br />
auf das Berlin in den 1930er-Jahre zurück. Dort wurden die Vorarbeiter, die<br />
berufsbedingt diese Mützen trugen, Schieber genannt. Das beliebte Accessoire<br />
hat nun definitiv ein Comeback erlebt – und nicht nur bei den Stars. In<br />
jeglichen Designs erhältlich – ob Pink oder Grün, Leder oder Cord, für<br />
Männer oder für Frauen – alle, die sich zu den Coolen und Hippen zugehörig<br />
fühlen, tragen dieses modisches Utensil. Nicht nur gut aussehend, sondern<br />
auch praktisch ist die Mütze, vor allem weil der Kopf vor schlechtem Wetter<br />
geschützt wird und die Kopfbedeckung bei Bedarf ganz einfach zusammengerollt<br />
und in der Tasche verstaut werden kann. Was früher als ein eindeutiges<br />
Erkennungszeichen der Arbeiterklasse galt, ist mittlerweile zum echten<br />
Trendsetter avanciert.<br />
Last but not least ...<br />
Die Basecap, wie sie kurz genannt wird, hat innerhalb von<br />
30 Jahren eine atemberaubende Karriere hingelegt und ist<br />
aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Wie der Name<br />
schon sagt, liegt der Ursprung dieser Mütze im Baseball. Bereits<br />
1849 sollen die Spieler der New York Knickerbockers die ersten Caps<br />
getragen haben – damals noch ohne Schirm. Man schaue nicht nur den<br />
Sportlern, sondern auch den Menschen auf der Strasse aufs Haupt: Die Vielfalt<br />
an Formen, Ausstattungen, Farben und Qualitäten scheint schier unendlich.<br />
Fast jeder besitzt eine Basecap, doch nicht jedem steht sie. Dennoch<br />
stimmen die Prognosen für die Zukunft optimistisch. Diese Mütze wird uns<br />
wohl immer begleiten – freiwillig oder nicht.<br />
Mut zum Hut<br />
Wer also bisher Angst davor hatte, auszusehen wie bei einer «Teatime-Verabredung»<br />
mit der Queen, kann sich jetzt entspannen. Hüte sind angesagt und<br />
keinesfalls spiessig. Statt also demnächst wieder einmal neue Schuhe oder<br />
eine neue Tasche zu kaufen, sollte nun lieber zum Hut gegriffen werden. Wer<br />
einmal den perfekten Hut für sich gefunden hat, benötigt nur noch ein wenig<br />
«Mut», um ihn wie die Hollywood-Stars stilgerecht zu tragen.<br />
162 | PRESTIGE
KOLUMNE<br />
GABRIEL PALACIOS<br />
DIE KUNST,<br />
MAN SELBST ZU SEIN.<br />
Gar oft höre ich als Coach und<br />
Therapeut von meinen Klienten, dass<br />
diese bemerken, dass sie in bestimmten<br />
Situationen gerne anders<br />
wären als sie es sind. Sie möchten<br />
gerne sie selbst bleiben – ungeachtet<br />
davon, wer vor ihnen steht.<br />
Hierbei muss ich jeweils meinen<br />
Klienten an aller erster Stelle darüber<br />
aufklären, dass es niemandem gelingt, ständig<br />
und überall immer nur dasselbe Ich zu sein.<br />
Denn jeder von uns hat täglich mehrere dutzende<br />
Rollen, die sie oder er einzunehmen hat. Zu<br />
Hause haben wir eine ganz andere Rolle als bei<br />
der Arbeit. Und sogar in jedem Gebiet, in<br />
«Ändern wir unsere äussere<br />
Erscheinung, so können wir<br />
dadurch auch Einfluss auf<br />
unsere Rolle im System nehmen.»<br />
jeder Disziplin, in jeder physischen wie psychischen<br />
Angelegenheit können sich unsere<br />
Rollen ändern. So ist durchaus möglich, dass<br />
wir zu Hause eher die Rolle des etwas faulen,<br />
unsportlichen Ehemannes einnehmen, jedoch<br />
bei der Arbeitskollegin im Büro wiederum den<br />
Eindruck aufrecht erhalten wollen, dass wir so<br />
sportlich und dynamisch sind, dass wir uns<br />
ständig ausschliesslich für die Treppe anstelle<br />
des Aufzuges entscheiden. Bei der Ehefrau<br />
zu Hause gibt der Ehemann vielleicht den Ton an,<br />
vor seinem Vorgesetzten jedoch fühlt er sich<br />
hingegen wie ein kleiner Wurm.<br />
Aus systemtheoretischer Sichtweise besteht<br />
die Annahme, dass wir in Interaktion mit verschiedenen<br />
Menschen auch teil neuer Systeme sind.<br />
So ist jede Familie ein System, jedes Arbeitsteam,<br />
jede Schulklasse. Und jeder hat in diesem<br />
System eine ganz bestimmte Rolle. In der Schule<br />
vielleicht die Rolle des Strebers, in der Familie<br />
die Rolle des Ältesten, der den Ton<br />
angibt, und bei der Arbeit dann<br />
später die Rolle des Lieblings des<br />
Chefs.<br />
Wenn wir unsere Rollen in den unterschiedlichen<br />
Systemen genauer<br />
unter die Lupe nehmen, so können<br />
wir erkennen, dass unsere äussere<br />
Wirkung ebenfalls die Einnahme<br />
einer Rolle begünstigen kann. So kann meine<br />
Scheitelfrisur und mein biederer Kleidungsstil<br />
meine Rolle des Strebers in der Schule verstärken.<br />
Genauso kann aber auch das Tragen des ständig<br />
selben Tanktops und der immer selben Trainerhose<br />
mein Bild des faulen, ungepflegten<br />
Ehemannes verstärken, der keinen Wert auf Mode<br />
und Stil legt. Wir erkennen also ganz von selbst:<br />
Ändern wir unsere äussere Erscheinung, so<br />
können wir dadurch auch Einfluss auf unsere Rolle<br />
im System nehmen. Stellt euch vor, wie sehr<br />
die Ehefrau positiv überrascht sein wird, wenn der<br />
Ehemann auf einmal zu Hause Kleidung trägt,<br />
in der er sich begehrenswert und attraktiv fühlt.<br />
Auch die Frau wird diese völlig neue Ausstrahlung<br />
wahrnehmen. Dadurch erhält nicht nur die<br />
Beziehung einen wunderbaren Aufschwung,<br />
sondern auch das Selbstbewusstsein dessen,<br />
der seine Rolle bewusst lenken konnte, wird<br />
sich freuen.<br />
Es kann so viel Freude bereiten, wenn man durch<br />
die bewusste Auswahl der Kleidung – und<br />
insbesondere von für die bestehende Rolle mal<br />
ganz neuer Kleidung – Einfluss auf das eigene<br />
Wirken im System nehmen kann. Man fühlt sich<br />
anders. Man wirkt anders. Neue Türen öffnen<br />
sich. Auf neue Wege begibt man sich. Und all dies<br />
nur, weil wir den Schritt in die Veränderung<br />
wagen.<br />
Ändere deine Kleidung, warte ab, du wirst erkennen,<br />
dass sich so einiges ändern wird,<br />
was du bislang so für nicht wahrscheinlich<br />
gehalten hättest.<br />
The Luxury Way of Life | 163
FASHION<br />
PRESENTS<br />
JOEL<br />
CARTIER<br />
Der Basler Fotograf Joel Cartier ist seit<br />
neun Jahren in den Bereichen Werbung,<br />
Fashion und Kunst tätig. Als Fotograf<br />
und Regisseur arbeitete er bereits für Jean Paul<br />
Gaultier, Swatch, Paris Hilton, Nivea und BMW. Er<br />
fotografiert viel in Amerika, Paris, London und der<br />
Schweiz. Joel Cartier gehört zu den wenigen<br />
Künstlern, die sich sowohl im Foto- als auch im<br />
Filmbereich auf einem sehr hohen Niveau bewegen.<br />
Sein Spezialgebiet sind Unterwasserfilme<br />
und -fotos. Zudem erschafft er eigene, teils surreale<br />
Welten.<br />
www.joelcartier.com<br />
164 | PRESTIGE
FASHION<br />
«Perfektion ist für mich alles! Ich erfülle<br />
mit meiner Kunst die Träume und Wünsche<br />
meiner Kunden. Bilder die Geschichten<br />
erzählen! Bilder die Faszinieren.»<br />
166 | PRESTIGE
FASHION<br />
168 | PRESTIGE
FASHION<br />
The Luxury Way of Life | 169
SHOETING<br />
STARS<br />
DER FRAU LIEBSTES KIND<br />
Das Thema «Schuhe» eröffnet einen<br />
ganzen Kosmos von Geschichten,<br />
individuellen Erfahrungen und Vorurteilen.<br />
Schuhe stehen für Leidenschaft und Fetisch, für Sinnlichkeit und die Suche<br />
nach Vollkommenheit. Sie repräsentieren triviale Bedürfnisse und sind zugleich<br />
ein attraktives Medium für künstlerische Auseinandersetzungen. Den<br />
Schuh nicht nur als beiläufiges Modeprojekt zu betrachten, sondern als<br />
Designobjekt mit autonomer Aussage, ist Gegenstand der Ausstellung<br />
«SHOEting Stars» im Kunsthaus Wien (bis 5. Oktober <strong>2014</strong>).<br />
Die etwa 220 experimentellen Schuhkreationen von Designern, Künstlern<br />
und Architekten wurden meist als Unikate oder in Kleinserien hergestellt. Oft<br />
sind sie als Kleinskulptur, konzeptionelles Statement oder Provokation gegen<br />
den Mainstream angelegt. Diese SHOEting Stars zeichnen sich durch<br />
aussergewöhnliche Formgebung, exklusive Materialien und emotionalen<br />
Mehrwert aus – oft zulasten der Tragbarkeit.<br />
Die thematische Gliederung der Schau stellt die Auflösung der Grenzen zwischen<br />
Kunst, Design und Handwerk zur Debatte. Das Spektrum reicht vom<br />
architektonisch anmutenden Schuh über das Materialexperiment bis hin<br />
zum Fetischobjekt. Neben den Schuhen selbst spiegeln Installationen, Fotografien<br />
und Videos die enorme Vielfalt des «Mediums Schuh» wider.<br />
Ein Muss für alle Fashionistas und Schuh-Fetischisten!<br />
SHOEting Stars.<br />
Der Schuh in Kunst und Design 18. Juni bis 5. Oktober <strong>2014</strong><br />
KUNST HAUS WIEN<br />
1030 Wien, Untere Weissgerberstrasse 13<br />
www.kunsthauswien.com<br />
«Ich liebe Schuhe.<br />
Ich bin kein Fetischist,<br />
aber ich liebe Schuhe.»<br />
– Karl Lagerfeld –<br />
Sol Alonso, «Brooms»,<br />
Foto: David Collart, Belgien 2012.<br />
170 | PRESTIGE
«Gib einem Mädchen die richtigen Schuhe<br />
und sie wird die Welt erobern.» – Bette Midler –<br />
Carolin Holzhuber, «Conjoined Illusion A», Österreich 2013.<br />
«Im Leben zählen nur zwei Dinge:<br />
ein gutes Bett und ein gutes Paar Schuhe;<br />
wenn man nicht in dem einem steckt,<br />
steckt man in dem anderen.»<br />
– Nanni Svampi –<br />
Zaha Hadid und Rem D. Koolhaas von United Nude,<br />
«NOVA Shoe», Niederlande 2013.
AHOI SAILORBOY!<br />
JEAN PAUL GAULTIER<br />
Jean Paul Gaultier ist eine lebende Legende. Seit<br />
38 Jahren ist der Pariser Designer nun in der Modebranche<br />
aktiv. Nachdem er Anfang der 1970er-<br />
Jahre von Pierre Cardin entdeckt worden war, gab<br />
es für den ästhetischen Provokateur kein Halten<br />
mehr. Indem er Korsette, Netzstrümpfe oder Unterwäsche<br />
als Ausgehmode konzipierte, führte er<br />
den Fetischlook in die Modewelt ein und sorgte so<br />
ein ums andere Mal für ein staunendes Publikum<br />
am Rand der Laufstege. Wie kein anderer steht er<br />
seitdem mit seiner Mode für das grosse Andere<br />
der bürgerlichen Gesellschaft: Punk, Sex und jugendliche Verspieltheit – das<br />
sind die Hauptregister, die das Enfant terrible bei seinen Entwürfen immer<br />
wieder gerne zieht. Auch unternahm Gaultier mit seiner mutigen Couture<br />
bereits frühe Versuche, die klassischen Geschlechterrollen zu dekonstruieren<br />
und neu zusammenzusetzen. Röcke für männliche oder Irokesen-Haarschnitte<br />
und Bikerjacken für weibliche Models – alles kein Problem für den<br />
Pariser Exzentriker, der selber gerne im Matrosenlook auftritt. Seine Inspiration<br />
bezieht er dabei zum grössten Teil aus der Popkultur, Entwürfe für<br />
Popstars wie Madonna, Kylie Minogue und Marilyn Manson gehören für ihn<br />
ebenso zum Business wie Kooperationen mit zahlreichen namhaften Filmregisseuren<br />
und Künstlern.<br />
3<br />
FRAGEN<br />
Mit Ihrem Œuvre haben Sie stark zur Liberali sierung<br />
der weiblichen Sexualität beigetragen. Woher kommt<br />
Ihre Motivation?<br />
In meiner Kindheit und Jugendzeit war ich immer von<br />
starken und selbstbewussten Frauen umgeben, meine<br />
Mutter und meine Grossmutter haben mich sehr geprägt.<br />
Schon früh habe ich so festgestellt, dass Frauen viel interessanter,<br />
intelligenter und fantasiereicher sein können als<br />
Männer. Gleichzeitig war es mir aber auch immer wichtig,<br />
den Aspekt der Verführung, der letztlich doch etwas<br />
klassisch Weibliches an sich hat, nicht aus den Augen zu<br />
verlieren.<br />
Die klassischen Geschlechterrollen erscheinen bei<br />
Ihnen als willkürliche und austauschbare Festlegungen.<br />
Ab wann wurde das für Sie ein Thema?<br />
Als Kind wollte ich eigentlich immer mit Puppen spielen,<br />
habe aber immer nur blöde Autos oder Züge geschenkt<br />
bekommen. Es war daher für mich wie eine Befreiung, als<br />
ich meinen ersten Teddybären geschenkt bekommen habe.<br />
Diesen konnte ich nach Herzenslust verkleiden, damals<br />
natürlich noch nicht mit teuren Stoffen, sondern mit Zeitungspapier,<br />
Nadeln und anderen Haushaltsutensilien.<br />
Woher beziehen Sie Ihre Inspiration als Modeschöpfer?<br />
Ein wichtiger Aspekt war für mich schon immer das Kino. Vor allem die rebellischen Filme<br />
der späten 1950er- und 1960er-Jahre, in denen James Dean oder Marlon Brando mitgespielt<br />
haben. Die Jugendlichen trugen in diesen Filmen immer Jeans und Bikerjacken,<br />
waren frech und unan gepasst. Ich war selbst nie Teil einer Subkultur, sondern eher der<br />
brave Junge. Vielleicht zog mich das Kino deshalb schon immer so an.<br />
172 | PRESTIGE
Anspruchsvolle Eleganz<br />
Geometrische Linien verleihen diesem Modell eine Aura<br />
von anspruchsvoller Eleganz. Unterschiedliche Materialien<br />
verschmelzen in einer architektonischen Form: Die Cat-Eye-<br />
Fassung der neuen Fendi-Sonnenbrillen aus Optyl verfügt<br />
über Details in Pyramidenform und rahmt die Gläser ein. Die<br />
dünnen, flachen Metallbügel werden geschmackvoll von zarten<br />
Emailfarben betont. Ein echter Hingucker für sonnige Herbsttage.<br />
www.fendi.com<br />
Casual-Strick<br />
Wenn die Tage kälter werden, sind kernige Jacken aus<br />
Wolle einfach herrlich, um sich modisch warm zu halten.<br />
«Loris» und «Neville» von Milestone sind die Trend-Favoriten<br />
für einen herbstlichen Casual-Look. Am besten präsentiert<br />
Mann die robusten Wolljacken zu Jeans und Boots. Eine<br />
besonders lässige Jackenvariante für die Übergangszeit<br />
sind sie mit Sicherheit.<br />
www.milestone-jackets.com<br />
Die erste Kollektion an Schreibutensilien<br />
Hermès Écriture - so heisst die neue Schreibuntensilien-Kollektion des<br />
französischen Luxus-Traditionshauses. Das Programm umfasst neben hochwertigen<br />
Füllfederhaltern, Kugelschreibern auch Etuis für Stifte, Patronenschächtelchen<br />
aus Hermès-Leder, papiereingefasste und seidenüberzogene<br />
Notizbücher, Schreibblöcke, Airmail-Schreibpapier und Briefumschläge –<br />
und das Herzstück namens Nautilus, ein Füllfederhalter und<br />
Kugelschreiber. Pierre-Alexis Dumas, artistischer Direktor von<br />
Hermès, hat den australischen Designer Marc Newson dafür<br />
gewinnen können, das schöne Hermès-Schreibutensil zu entwerfen.<br />
Entstanden ist ein schlichtes Schreibutensil mit eleganter Linienführung.<br />
www.hermes.com<br />
The Luxury Way of Life | 173
BIO<br />
COUTURE<br />
SMARTE TEXTILIEN FÜR<br />
SMARTE MENSCHEN<br />
Nicht nur im Bereich der Kulinarik liegen Begriffe wie «slow»,<br />
«vegan» oder «regional» voll im Trend – auch die Modedesigner<br />
machen sich zunehmend Gedanken über Tierschutz und<br />
nachhaltige Produktionsweisen. Statt auf Leder, Seide und Pelz setzen<br />
einige Avantgardisten der Textilbranche jetzt ganz auf Algen,<br />
Eukalyptus und Soja. «Eco Fashion» ist das Wort der Stunde.<br />
Hendrik Stary<br />
UMASAN<br />
174 | PRESTIGE
FASHION<br />
Die Modewelt gilt als schnelllebig und kaltherzig. Doch wen wundert<br />
es? Auch hier steht die Gewinnmaximierung an erster Stelle, schön<br />
sind allenfalls noch die Models auf den Laufstegen unserer Metropolen.<br />
Wer einmal hinter die glitzernde Fassade blickt, bekommt schnell die<br />
eher unschönen Seiten zu sehen: Bittere Konkurrenzkämpfe, die zwischen<br />
den zumeist asiatischen Textilproduzenten toben und zu menschenunwürdigen<br />
Arbeitsbedingungen und Ressourcenverschwendung führen.<br />
Slowing down<br />
Immer mehr Designern sind diese Umstände ein Dorn im Auge. Und so<br />
haben einige damit begonnen, sich nach humaneren und ökologischeren<br />
Alternativen umzusehen. Ein Beispiel ist das junge Berliner Modelabel<br />
Umasan, das 2011 von den Zwillingsschwestern Anja und Sandra Umann<br />
gegründet wurde. «Slowing down» lautet hier die Devise, was so viel bedeutet<br />
wie: Erst nachdenken, dann produzieren. Eine neue Langsamkeit also,<br />
und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht: Es sind zum Beispiel die schnell<br />
wechselnden Trends, die die beiden Modeschöpferinnen mit ihrem neuen<br />
Label ausbremsen wollen. Dass die Branche diese Trends natürlich aus guten<br />
Gründen in immer kürzeren Abständen setzen lässt, scheint ihnen dabei egal<br />
zu sein. Ihr Motto lautet dagegen: Warum muss es für jede Kollektion eine<br />
ganz neue Farbpalette geben, wenn Schwarz doch eigentlich das ganze<br />
Jahr über geht?<br />
The Luxury Way of Life | 175
FASHION<br />
Smarte Textilien<br />
Auch die verwendeten Materialien müssen natürlich<br />
«langsam» sein, das heisst: Die Stoffe, die für<br />
die Herstellung der Designerstücke benötigt werden,<br />
sollen bewusst ausgewählt und nachhaltig<br />
produziert werden. Tierfreundliche, «smarte» Ressourcen<br />
wie Algen, Buche oder Eukalyptus ersetzen<br />
tierfeindliche Materialien wie Kaschmir, Leder<br />
oder Pelz. Diese sollen nicht nur schonender für<br />
die Umwelt, sondern auch für die Haut der Käufer<br />
sein. Gerade die mittlerweile gern verwendeten<br />
Algen sollen einen pflegenden Effekt auf den<br />
menschlichen Körper ausüben und bald sogar<br />
das Deo überflüssig machen.<br />
Mode versetzt Berge<br />
Dass Eco Fashion auch als High Fashion funktionieren<br />
kann, haben Anja und Sandra Umann bereits<br />
bewiesen: Drei Sommer- und Winterkollektionen<br />
haben sie bereits entworfen. Und gute Kritiken<br />
dafür bekommen. Gefertigt wurden diese indes<br />
nicht in Osteuropa oder Asien, sondern in Sachsen.<br />
Nur in Sachen Ästhetik werden auch mal längere<br />
Wege in Kauf genommen: Als Inspirationsquellen<br />
geben die beiden Designerinnen unter<br />
anderem japanische Schnittkunst und Yoga-Philosophien<br />
an. Bei der neuen deutschen Health<br />
Generation scheinen die Kleider jedenfalls gut anzukommen.<br />
«Eco Fashion»:<br />
Eine Begriffsklärung<br />
Der Begriff «Eco Fashion» (oder auch<br />
«Ethical Fashion») verweist auf eine neue<br />
Mode-Philosophie, in der es in erster<br />
Linie um Nachhaltigkeit und ökologisches<br />
Verantwortungsbewusstsein bei der<br />
Kleiderproduktion geht. Nicht nur die Tiere<br />
sollen dabei geschont werden: In allen<br />
Phasen des Produktionsprozesses sollen<br />
umweltschädliche Materialien – Chemikalien<br />
wie Chlorbleichmittel und Aufheller,<br />
künstliche Farbstoffe etc. – vermieden<br />
und durch biologisch abbaubare Stoffe –<br />
Pflanzenfasern, natürliche Farbstoffe<br />
etc. – ersetzt werden. Auch im Hinblick auf<br />
die Produktionsbedingungen wird soziale<br />
Verantwortung gross geschrieben: Die<br />
Arbeitskräfte sollen ausreichend entlohnt<br />
und keinen gefährlichen oder giftigen<br />
Umgebungen ausgesetzt werden. Eco<br />
Fashion stellt damit ein Gesamtkonzept<br />
dar, das viele verschiedene Bereiche mit<br />
einbezieht und bei dem das Endprodukt<br />
nur als ein Teil eines viel umfassenderen<br />
ökologischen und sozialen Zusammenhangs<br />
gesehen wird. Während es noch vor<br />
einigen Jahren nur wenige Einzelkämpfer<br />
wie etwa Stella McCartney waren, die sich<br />
für mehr Umweltbewusstsein in der Textilbranche<br />
einsetzten, scheint dieser Trend<br />
erfreulicherweise bei immer mehr Modemachern<br />
anzukommen.<br />
176 | PRESTIGE
Lodenfrey<br />
TeNeues Verlag<br />
SHORTCUTS<br />
Für echte Kerle und coole Typen<br />
Wer auf Leder steht, liegt bei «Salisbury» genau richtig. Und voll im Trend! Denn<br />
echtes Leder, das den charakteristisch intensiven und vertrauten Ledergeruch verströmt,<br />
ist zurzeit so angesagt wie kaum ein anderes Material. Die Zeit der<br />
Softies hat ausgedient, echte Kerle sind wieder gefragt. Und echte Kerle wollen<br />
echtes Leder! Mit «Salisbury» hat das Designteam aus dem Hause Leonhard Heyden<br />
schon vor einigen Saisons einen «männlichen Volltreffer» gelandet. Zur kommenden<br />
Herbst-/Wintersaison wird diese Erfolgsserie um eine junge Tasche mit sportlichklassischer<br />
Ausstrahlung ergänzt. Das hochwertige Rindleder mit dem typischen<br />
Pull-Up-Effekt macht auch aus Frauenverstehern coole Typen. Jede Tasche weist<br />
nach einiger Zeit Gebrauchsspuren auf – und gerade diese jeweils einzigartige<br />
Patina erzählt die individuelle Geschichte seines Trägers.<br />
Eine Münchener<br />
Unternehmenslegende<br />
Von Maximilian II. von Bayern bis zum<br />
Maharadscha von Udaipur: Bei Lodenfrey ist<br />
der Kunde König und manchmal auch ein<br />
König Kunde. Das Münchener Familienunternehmen<br />
hat sich in den vergangenen Jahren<br />
vom bayrischen Trachtengeschäft zum Department<br />
Store mit exquisiter Designermode<br />
gewandelt, der sich mit internationalen Tophäusern<br />
in den Metropolen Europas und<br />
Amerikas messen lassen kann. Das Haus<br />
schaut auf eine reiche, über 170 Jahre<br />
währende Geschichte zurück. Eine Geschichte<br />
beständiger Innovation, sei es die Erfindung<br />
des namengebenden wasserabweisenden<br />
Lodens oder frühe Marketingideen wie der<br />
Direktverkauf per Katalog und in eigenen<br />
Geschäften – samt, für die damalige Zeit höchst<br />
spektakulären, bis zum Boden reichenden<br />
Schaufenstern. Vom improvisierten Lodenmäntel-Lager<br />
im Swimmingpool während<br />
abenteuerlicher Nachkriegsjahre über den<br />
Firmenboss mit der so skurrilen wie renommierten<br />
Passion für Insektenforschung, bis hin<br />
zum in der Umkleidekabine verloren gegangenen<br />
Ministerpräsidenten oder Paris Hiltons<br />
Münchener Dirndl-Auftritt: Das Buch wartet mit<br />
etlichen unterhaltsamen Anekdoten auf. Es ist<br />
damit alles andere als eine trockene Firmenchronik<br />
und bietet einen vergnüglichen Streifzug<br />
durch die Historie einer Modeinstitution –<br />
die sich in nunmehr fünfter Generation als<br />
leidenschaftlich geführtes Familienunternehmen<br />
bewährt hat.<br />
www.leonhard-heyden.com<br />
Very British mit Farbknaller<br />
Dem gewohnten Mix aus Farben und Mustern bleibt HACKETT auch in der<br />
Herbst-/Winterkollektion <strong>2014</strong>/15 treu. Bei dem typisch britischen Look<br />
kommen Karos und Streifen am liebsten in Begleitung von knalligen Farben!<br />
Auch Accessoires wie Handschuhe, Schals und Mützen dürfen in den<br />
Wintermonaten nicht fehlen und runden die besonderen Outfits perfekt ab.<br />
www.hackett.com<br />
178 | PRESTIGE
Handgemachtes aus Schweizer Straussenleder<br />
Das neue Label für hochwertige Handtaschen und Accessoires trägt den Namen «Strauss<br />
Switzerland». Die Produkte werden aus Schweizer Straussenleder und ausschliesslich in der<br />
Schweiz produziert. Irene Meier vom Atelier Mouette erstellt sie in kunstvoller Handarbeit.<br />
Jede Straussenhaut ist mit ihren unterschiedlich grossen Noppen einzigartig, jedes fertige<br />
Produkt ein Unikat. Damen und Herren, die mehr Wert auf Individualität als auf bekannte<br />
Markennamen legen, finden bei Strauss Switzerland eine Kollektion von Luxusprodukten, die<br />
in kleiner Stückzahl hergestellt werden. Die erste Serie von Strauss Switzerland besteht<br />
aus den Handtaschen «Clutch», «Classic», der etwas grösseren Tasche «Style», in der auch<br />
ein Tablet problemlos Platz hat, sowie einem Kosmetiktäschchen. Aussen überzeugen die<br />
Produkte mit kostbarem Straussenleder, innen sind sie mit feinstem Kalbs- oder<br />
Lammnappaleder ausgekleidet, dazwischen sorgt ein Futter aus Textil für den nötigen<br />
Halt. Vornehm wirken die silberfarbenen Beschläge.<br />
www.strauss-switzerland.ch<br />
Fashion Ads of the 20th Century<br />
E-Book für iPad<br />
Taschen Verlag<br />
Kleider von gestern für<br />
Leute von heute<br />
«Fashion Ads of the 20th Century» bietet eine elegante Retrospektive<br />
über die Mode der vergangenen 100 Jahre. Rund 400 Modeanzeigen<br />
aus der Jim Heimann Collection wurden hier zusammengetragen.<br />
Anhand von genialen Grafiken und sexy Slogans, Jazz-Glamour und<br />
Calvin-Klein-Unterwäsche dokumentiert dieses eBook das<br />
unablässige Fort schreiten der Mode, die im Lauf der Jahrzehnte zu<br />
einem Teil der Massenkultur wurde. Nicht zuletzt geht es es<br />
um die Frage, wie wie historische Ereignisse, Designermarken,<br />
Handelsketten, Filme, Zeitschriften und Prominente Einfluss darauf<br />
nehmen, wie wir uns kleiden – damals wie heute.<br />
Für den Indian Summer<br />
In Anlehnung an das altbewährte Konzept der Eleganz als vollkommene Schönheit<br />
sind die Brillen der Kollektion «Frames of Life» kleine Meisterwerke aus unüblichen<br />
Materialien. Sie wurden einwandfrei verarbeitet und bieten eine perfekte<br />
Mischung aus Design und höchster Qualität. Minimalistische Nüchternheit<br />
und moderne Innovation : Damit befinden sich die Brillen gang mit Einklang mit<br />
der Tradition des Hauses Giorgio Armani. Ein einmaliger Style, der sicher<br />
nicht unbemerkt bleiben wird und der in der Lage ist, die Persönlichkeit seiner<br />
Träger zu unterstreichen. Unter den bevorzugten Materialien befindet sich das<br />
Acetat: Havanna und Horn, gebürstet, poliert, ziseliert für Gestelle nach<br />
Mass mit exklusiven Nieten an Front und Bügelspitzen.<br />
www.armani.com<br />
The Luxury Way of Life | 179
WUSSTEN<br />
SIE SCHON …?<br />
Parfüm für Millionäre<br />
Wie gut muss wohl ein Duftwasser riechen, für das man im Londoner<br />
Edel-Kaufhaus Harrods rund 200 000 Schweizer Franken hinblättern muss?<br />
Nur einigen Wenigen wird der Genuss vorbehalten sein, einmal ein Flakon<br />
von «Clive Christian No. 1 – Imperial Majesty Edition» zu öffnen und daran zu<br />
schnuppern. Für die Herstellung des teuersten Parfüms der Welt werden nur die<br />
edelsten Ingredienzien wie natürlich gereiftes Sandelholz aus Indien oder<br />
Tahiti-Vanille verwendet. Auch die Verpackung mit 18-karätigem Goldrand sowie<br />
ein mitgelieferter 5-karätiger Diamant treiben den Preis so weit in die Höhe.<br />
Diamanten-Denim<br />
Die «Secret Circus» ist die teuerste Jeans der Welt.<br />
Auch wenn sie vom Design her eher klassisch<br />
daherkommt, hat sie doch etwas ganz Spezielles zu<br />
bieten: 15 hochwertige Diamanten nämlich, die die<br />
Gesässtaschen des Damenkleidungsstücks zieren.<br />
Der Preis für diesen funkelnden Hingucker beträgt<br />
knapp 1,2 Millionen Schweizer Franken!<br />
Das schönste Junge-Mädchen der Welt<br />
Das männliche Model Andrej Pejic gilt derzeit als<br />
einer der Gefragtesten seiner Zunft. Aufgewachsen<br />
ist der 22-jährige Shootingstar im australischen<br />
Melbourne, wo er als Mitarbeiter einer McDonalds-<br />
Filiale entdeckt wurde. Heute wohnt Pejic in<br />
London, jettet aber für Aufträge um die ganze Welt.<br />
Besonders seine androgynen Gesichtszüge<br />
machen das Model bei Designern wie Marc Jacobs<br />
oder Michael Michalsky so beliebt. Für Jean Paul<br />
Gaultier stand Pejic sogar schon einmal sowohl für<br />
die Herren- als auch für die Damenkollektion auf<br />
dem Laufsteg.<br />
180 | PRESTIGE
DER LETZTE KAISER<br />
VALENTINO GARAVANI<br />
Eine märchenhaftere Karriere als die des italienischen<br />
Modedesigners Valentino Garavani kann<br />
man sich wohl kaum vorstellen. Geboren am<br />
11. Mai 1932 in einem kleinen Nest irgendwo<br />
zwischen Turin und Mailand, sollte schon bald die<br />
grosse weite Welt sein neues Zuhause sein. Im<br />
Jahr 1959 gründete Valentino in Rom sein eigenes<br />
Modehaus und schnell rissen sich alle grossen<br />
Filmschauspielerinnen und Topmodels um die<br />
Abendkleider des Perfektionisten. Die Marke<br />
Valentino stand bald für minimalistisches, luxuriöses<br />
Design, das an Eleganz und Glamour kaum<br />
zu überbieten war. Pailletten- und Perlenstickerei<br />
sowie viel Spitze zierten immer wieder die «Alta<br />
Moda» des Meisters. Elizabeth Taylor, Audrey<br />
Hepburn und Jackie Kennedy zählten wohl mit zu<br />
den bekanntesten Celebrities, die die Mode des<br />
stets braun gebrannten Gentlemans mit der perfekt<br />
sitzenden Frisur vergötterten. Der lange rote<br />
Dress war eines seiner Markenzeichen. Oscarpreisträgerin<br />
Nicole Kidman schwärmte noch Jahre<br />
nach ihrem Auftritt von ihrem roten Valentino-Kleid,<br />
das sie am Abend der Preisverleihung getragen<br />
hatte.<br />
3<br />
FRAGEN<br />
Zusammen mit Ihrem Lebens- und Geschäft spartner<br />
Giancarlo Giammetti haben Sie das erste virtuelle Museum<br />
der Welt gegründet. Was ist für Sie das Besondere<br />
daran?<br />
Das Schöne daran ist, dass es für die Ewigkeit gemacht<br />
ist. Andere, echte Museen, verlieren nach einer gewissen<br />
Zeit oft ihren Reiz, werden schlecht besucht oder verleihen<br />
permanent ihre besten Ausstellungsstücke. In unserem<br />
Museum hingegen sind die Leute nicht an Öffnungszeiten<br />
gebunden. Mode-Fans aus der ganzen Welt können es<br />
jederzeit und bequem von zu Hause aus besuchen. Ich<br />
denke, das ist die Zukunft!<br />
Sie haben Kleider für die reichsten und schönsten Frauen der Welt angefertigt.<br />
Haben Sie denn eine Favoritin?<br />
Ja, da muss ich gar nicht lange nachdenken: Jackie Kennedy. Sie war eine wunderbare,<br />
intelligente, tiefgründige und sehr feminine Frau. Ich habe in meinem Leben kaum einen<br />
interessanteren Menschen getroffen.<br />
Haben Sie je darüber nachgedacht, in Ihrem Leben etwas anderes als Mode<br />
zu machen?<br />
Nein, nie. In allen anderen Bereichen bin ich einfach auch eine echte Niete. Wissen Sie,<br />
ich liebe einfach die Schönheit. Frauen wollen doch schön sein und ich kann ihnen ein<br />
bisschen dabei helfen.<br />
The Luxury Way of Life | 181
Foto: Paul Mitchell<br />
Neueste Haartrend-Kollektion von Paul Mitchell «Origami».
BEAUTY<br />
HAARTRENDS &<br />
TRENDMACHER<br />
Sein Vater gilt bis heute als der Visionär für Fashion-Frisuren.<br />
Bei ihm gab sich in den 1960er-Jahren das Who is Who der New Yorker<br />
Oberschicht die Klinke in die Hand.<br />
Valeska Jansen<br />
Paul Mitchell & L’Oréal Professionnel
BEAUTY<br />
Raquel Welch, Pat Nixon, Barbara Walters und Geraldo Rivera pilgerten<br />
zum «Haar-Guro» Paul Mitchell. Er war der Erfinder des «Wash-and-<br />
Wear»-Styles, der Befreier für alle Frauen, die ständig zum Friseur<br />
gehen mussten, weil es ihnen unmöglich war, die Coiffeur gestylte Frisur zu<br />
Hause selber nachzustylen. Heute ist Angus Mitchell, sein Sohn, Co-Owner<br />
eines der grössten Haar-Unternehmen, John Paul Mitchell Systems. Zu<br />
Beginn ein schwieriger Schritt, in die Fussstapfen des «Friseurs der Friseure»<br />
zu treten. Aufgewachsen auf Hawaii, unter der spirituellen Führung seines<br />
Vaters, erlebte Angus die Entwicklung der ersten Produkte von John Paul<br />
Mitchell Systems hautnah mit.<br />
Foto: L’Oréal Professionnel<br />
«Mein Vater war ein tief spiritueller Mensch, der mich gelehrt hat, dass alles<br />
von Gott geschaffen wurde und alles in irgendeiner Art und Weise untereinander<br />
verbunden ist», erinnert sich Angus. Genau wie sein übermächtiger<br />
Vater gilt er in der Zwischenzeit als Trendsetter für Frisuren und macht sein<br />
Talent dem Unternehmen zunutze.<br />
Gemeinschaftsgefühl als Erfolgsrezept<br />
Seit acht Jahren trifft sich die John-Paul-Mitchell-Gemeinschaft zu ihrem<br />
«Signature Gathering» (der Unternehmensversammlung) in Las Vegas. Ein<br />
Happening auf amerikanische Art: Etwa 3 000 Coiffeure aus aller Welt finden<br />
sich hier zusammen, um gemeinsam verschiedenste Hair-Workshops und<br />
Partys zu erleben. Eine Zusammenkunft des Austauschs, der Kontaktvertiefung<br />
und der Netzwerkvergrösserung.<br />
Dieses Jahr durften wir exklusiv an diesem Grossevent teilnehmen. Im Red<br />
Rock Hotel Las Vegas waren beinahe alle der über 400 Zimmer und alle<br />
Kongresssäle, insgesamt 100’000 Quadratmeter, vom amerikanischen Haarimperium<br />
besetzt. Dort trafen wir die drei Kreativköpfe des Unternehmens,<br />
allen voran Angus Mitchell (Co-Owner and Artistic Director of Education), gefolgt<br />
von Robert Cromeans (Global Artistic Director) und Stefanie Kocielsky<br />
(Artistic Director) zum exklusiven Interview.<br />
184 | PRESTIGE<br />
Foto: L’Oréal Professionnel
BEAUTY<br />
Foto: L’Oréal Professionnel<br />
Foto: L’Oréal Professionnel
BEAUTY<br />
Foto: L’Oréal Professionnel<br />
186 | PRESTIGE<br />
Foto: L’Oréal Professionnel
BEAUTY<br />
PRESTIGE: Wie viele Trends kreieren Sie pro Jahr und<br />
wer ist dafür verantwortlich?<br />
ANGUS: Es gibt bei uns zwei Frisurenkollektionen pro<br />
Jahr. Parallel dazu präsentieren wir aber auch regelmässig<br />
neue Pflegetrends. So wie unsere «Awapuhi»-Linie, die<br />
für uns eine bahnbrechende rituelle Pflegelinie ist. Auch<br />
unsere «Tea Tree»-Linie hat die Paul-Mitchell-Welt stark<br />
beeinflusst. Es ist nicht so, dass wir einfach nur zweimal<br />
im Jahr neue Trends kreieren, unsere jeweilige Pflegelinie<br />
ist immer involviert. Verantwortlich dafür sind wir alle drei.<br />
Und viel wichtiger: Wir bestimmen keinen festgelegten<br />
neuen Trend. Es ist immer eine reine Interpretationssache.<br />
Im Computerzeitalter haben wir die Möglichkeit, jede neue<br />
Kreation, manchmal auch monatlich, auf Video aufzuzeichnen<br />
und als Clip auf der ganzen Welt an unsere Partner zu<br />
verschicken. Neue Trends sind oft nur Eyecatcher, um auf<br />
sich aufmerksam zu machen. Oft sind sie gar nicht kommerziell<br />
und das müssen sie natürlich auch sein. Unsere<br />
beiden Kollektionen im Jahr sind zweigeteilt: Es gibt eine<br />
Endverbraucher-Kollektion und ein Friseur-«Inspirations»-<br />
Kollektion.<br />
Was ist Ihre neueste Trendkollektion?<br />
Angus: Das ist die Origami-Kollektion. Daran arbeite ich<br />
nun schon seit drei Jahren, denn die Origami-Falttechnik<br />
hat mich schon immer fasziniert. Nun haben wir sie umgesetzt,<br />
um eine neue Färbe- und Schnitttechnik zu kreieren.<br />
Jede Haarpartie wird mit speziellem Papier quasi umfaltet<br />
und die aufgetragenen Haarfarben verleihen später einen<br />
ganz speziellen Effekt. Dazu kommt der Origami-Haarschnitt.<br />
Beides zusammen, Farbe und Schnitt, ergeben<br />
etwas noch nie Dagewesenes.<br />
Ihre Coiffeur-Partner sind auf der ganzen Welt verstreut,<br />
wie erreichen sie solche von Ihnen neu<br />
kreierte Trends?<br />
STEFANIE: Wir haben einen eigenen Paul-Mitchell-Blog<br />
und dort posten wir täglich alle News rund um Paul Mitchell.<br />
Dort posten wir auch Frisuren, die wir irgendwo auf<br />
der Welt, auf der Strasse, gesehen haben. Es ist ein Mix<br />
aus Anregungen für all unsere Friseure.<br />
Wir sind wirklich ein sehr globales Unternehmen und<br />
beziehen alle Möglichkeiten mit ein: Wir posten unsere<br />
Bühnenshows von der ganzen Welt, wir berichten über<br />
die Bedürfnisse von Kunden und wir gucken uns ständig<br />
in New York, London und Paris um, auf der Suche nach<br />
neuen Inspirationen.<br />
ROBERT: Wir versuchen, immer die ganze Welt mit all<br />
ihren unterschiedlichen Facetten mit einzubeziehen und<br />
ihre Vielfältigkeit zu berücksichtigen. Bei uns soll nicht die<br />
ganze Welt als Barbie rumlaufen. Jeder Mensch, jede Kultur,<br />
soll die Möglichkeit haben, das ihm Entsprechende bei<br />
uns zu finden. Wir wollen keine Uniformierer sein.<br />
Was macht einen Friseur wirklich erfolgreich?<br />
ROBERT: Gott … (Lacht.) Es hängt, egal in welchem Job,<br />
immer davon ab, mit welchen Leuten man sich umgibt.<br />
Hängt man nur mit Luschen herum, wird man auch niemals<br />
wirklich erfolgreich sein. Das Friseurhandwerk, für<br />
sich alleine gesehen, ist ein sehr einsames Business.<br />
Foto: Paul Mitchell<br />
The Luxury Way of Life | 187
Unsere Partner-Friseure sind so erfolgreich, weil wir eine<br />
grosse Gemeinschaft sind. Wir veranstalten auf der ganzen<br />
Welt Shows, wir informieren täglich, wir beziehen einfach<br />
jeden mit ein. Das ist es, was die Leute anspornt und inspiriert.<br />
Diese Leidenschaft in einem Raum, die Sie spüren,<br />
wenn Ihnen 3 000 Friseure auf der Bühne zugucken. Der<br />
Friseurberuf ist kein einfacher: Jeden Tag Haare waschen,<br />
schneiden und föhnen, das ist anstrengend. Da sind Spass<br />
und Leidenschaft immens wichtig und das sehen wir als<br />
unsere Aufgabe. Wenn nach fünf Tagen Arbeit die Batterie<br />
leer ist, ist es unsere Aufgabe, sie wieder mit Leidenschaft<br />
zu füllen.<br />
Sie sind alle drei in die Entwicklung von neuen Produkten<br />
involviert. Gibt es ein neues Projekt, das bahnbrechend<br />
sein wird?<br />
ANGUS: Wir haben ja unser eigenes Labor in dem geforscht<br />
und entwickelt wird. Und wir beschäftigen ein<br />
grosses Team, das sich permanent weltweit nach Neuigkeiten<br />
umguckt. Wenn wir ein neues Produkt lancieren,<br />
sind wir in unseren Forschungsarbeiten bereits drei Jahre<br />
voraus. Jedes von uns entwickelte Produkt hat so viele<br />
Stationen zu durchlaufen, bis wir es auf den Markt bringen.<br />
Dieser Prozess dauert immer drei Jahre, mit allen Tests<br />
usw.<br />
Gut und schön, aber Sie haben es ja mit so vielen unterschiedlichen<br />
Kulturen und Mentalitäten zu tun. Wie<br />
lassen sich alle über einen Kamm scheren?<br />
ANGUS: Das ist eben genau das, was uns von anderen<br />
Haar-Unternehmen unterscheidet, wir haben ein grosses<br />
Geheimnis. Eine Geheimwaffe. Robert Cromeans! Bitte<br />
nicht weitersagen. (Lacht.) Im Ernst, er ist unser Business<br />
Anführer. Er besitzt das grosse Talent, Worte in die Tat<br />
umzusetzen. Dazu kommt auch immer der Kopf eines<br />
Unternehmens. Funktioniert der, dann funktioniert auch<br />
immer der Rest.<br />
In der Pipeline befindet sich tatsächlich gerade ein revolutionäres<br />
Produkt. Es ist eine Art Talkumpuder, der feine<br />
Haare wirklich sichtbar verdickt.<br />
Foto: Paul Mitchell<br />
STEFANIE: Dazu kommt unsere grosse Leidenschaft, auf<br />
jede Kultur einzugehen. Wir wollen uns darauf einlassen.<br />
Und es ist auch eine Sache der Empathie. Wir wollen uns<br />
immer in andere Menschen hineinversetzen. Wir sehen uns<br />
auch nicht als Künstler. Jeder berühmte Künstler wurde<br />
erst nach seinem Tod richtig bekannt. (Lacht.) Wir bleiben<br />
immer auf dem Boden der Tatsachen und leben immer im<br />
Hier und Jetzt. Viel Geld zu verdienen ist eine tolle Sache,<br />
aber viel Geld zu verwalten und richtig zu investieren ist<br />
noch besser.<br />
ROBERT: Klar gibt es unterschiedliche Kulturen. Aber meiner<br />
Meinung nach ist der einzige Unterschied die Sprache.<br />
Leidenschaft ist auf der ganzen Welt gleich. Man muss<br />
sich einfach öffnen. Das ist es, was die Menschen spüren<br />
und was sie begeistert. Dafür muss man noch nicht einmal<br />
dieselbe Sprache sprechen. All unsere Shows sind auf der<br />
ganzen Welt gleich. Einziger Unterschied zu den USA ist,<br />
dass wir in anders sprachigen Ländern Übersetzer haben.<br />
Auf der ganzen Welt haben wir nur ein Ziel: Wir wollen die<br />
Menschen unterhalten und erfreuen.<br />
Angus Mitchell, Sohn von Paul Mitchell,<br />
ist heute der Kreativkopf des Unternehmens.<br />
188 | PRESTIGE
PERFEKTES<br />
STYLING<br />
L'ORÉ AL<br />
PROFESSIONNEL<br />
AVEDA<br />
NUXE<br />
KÉRASTASE<br />
L'ORÉ AL<br />
PROFESSIONNEL<br />
L'ORÉ AL<br />
PROFESSIONNEL<br />
BJÖRN AXÉN<br />
PAUL MITCHELL<br />
KÉRASTASE<br />
PAUL MITCHELL<br />
PAUL MITCHELL<br />
The Luxury Way of Life | 189
TOPMODEL & LAGERFELDS MUSE<br />
CLAUDIA SCHIFFER<br />
Ohne Schuhe misst sie 181 Zentimeter und gilt als<br />
das deutsche Supermodel. Mit süssen 17 Jahren<br />
wurde Claudia Schiffer in einer Diskothek in<br />
Düsseldorf entdeckt und zu Probeaufnahmen<br />
nach Paris eingeladen. Nur ein Jahr später holte<br />
Karl Lagerfeld seine Muse für Chanel auf den Laufsteg<br />
und förderte so ihre Karriere als internationales<br />
Topmodel. Nochmals ein Jahr später (1989)<br />
war sie bereits auf dem Titel der «Vogue» zu sehen.<br />
Danach folgten über 500 weitere Titel bekannter<br />
Zeitschriften. Claudia Schiffer wurde zu einem der<br />
bekanntesten Gesichter in den Medien. In der<br />
Branche gilt sie als diszipliniert und zuverlässig<br />
ohne grosse Starallüren. Auch sorgte sie selten für<br />
Klatsch, einzig ihre Verlobung mit dem Magier<br />
David Copperfield sorgte in der Presse für Furore.<br />
Seit 2002 ist sie jedoch mit dem britischen Produzenten<br />
und Regisseur Matthew Vaughn verhei ratet,<br />
mit dem sie drei Kinder hat. Wie erfolgreich das<br />
Model ist, zeigt auch das von Forbes geschätzte<br />
Privatvermögen von 250 Millionen US-Dollar.<br />
3<br />
FRAGEN<br />
Man sagt, Sie seien sehr schüchtern. Wie verträgt sich<br />
das mit dem Modeln und dem Catwalk?<br />
Ja, das stimmt. Ich bin sehr schüchtern. Ich fühle mich<br />
zum Beispiel unter zu vielen Menschen nicht wohl. Auf dem<br />
Catwalk ist es etwas anderes. Ich trage sehr viel Make-up<br />
und diese wunderbaren Kleider – dadurch bin ich einfach<br />
eine andere Person. Beim Modeln muss ich einfach sexy<br />
aussehen und nicht ich selbst sein.<br />
Was wollten Sie als Kind werden?<br />
Ich wollte Anwältin werden, wie mein Vater. Modellen wäre<br />
mir gar nicht in den Sinn gekommen.<br />
Was war bisher der seltsamste oder schwierigste Job, der Ihnen angeboten<br />
wurden?<br />
Ein arabischer Prinz wollte mich für ein Dinner engagieren für 1,5 Millionen Franken. Ich<br />
habe jedoch abgesagt, denn zu dem Dinner wurden scheinbar einige Extras erwartet.<br />
190 | PRESTIGE
The Beauty Book<br />
Kenneth Willardt<br />
TeNeues Verlag<br />
Eine fantasievolle Methode, sich<br />
Schönheit und Mode zu nähern<br />
Wir Menschen sind darauf programmiert, instinktiv auf Schönheit<br />
zu reagieren. Sie hat die aussergewöhnliche Eigenschaft, unsere<br />
Stimmung zu heben und unsere Herzen zu öffnen. Auch wenn wir<br />
nicht genau beschreiben können, was Schönheit eigentlich ist,<br />
erkennen wir sie, sobald wir sie sehen. Im Laufe seiner glanzvollen<br />
Karriere hat der Fotograf Kenneth Willardt Bilder entstehen lassen,<br />
die unseren Begriff von Schönheit verkörpern. Bei aller Verschiedenheit<br />
in Stil und Motiv besitzen diese sorgfältig strukturierten<br />
Kompositionen eine zeitlose Eleganz, die uns in ihren Bann zieht.<br />
Get in Shape<br />
Warum sehen Stars eigentlich immer so gut aus? Natürlich, sie haben einen<br />
Stylisten, den besten Friseur am Platz und das nötige Kleingeld für Personal<br />
Trainer, regelmässige Massagen und Beautybehandlungen. Wer sich für eine<br />
Woche mal ebenso «very important» fühlen will, für den hat das Vair Spa des<br />
apulischen Fünf-Sterne-Resorts Borgo Egnazia eine besonders glamouröse<br />
Spawoche im Programm. Das intensive Peddara-Entspannungsprogramm<br />
besteht aus elf Signature Treatments «made in Puglia», die ein Erlebnis für alle<br />
Sinne sind. Aromen und Essenzen aus der Region Apuliens wie Rosmarin,<br />
Salbei, Minze, Zitrone, Lavendel und Olivenöl sorgen bei einem Facial für<br />
Tiefenentspannung und Pflege.<br />
www.vairspa.com<br />
Duft-Diffusor-Kollektion<br />
Lalique verkörpert Savoir-faire und lässt sich in Sachen Schmuck-, Parfüm- und Tischdekorationskunst<br />
nichts vormachen. Durch die Entwicklung ihrer Raumparfümlinie «Voyage de Parfumeur»<br />
schlägt die Marke eine Brücke zwischen der Parfümkunst und der Dekoration. Neu bereichern nun<br />
sechs Duft-Diffusoren von Lalique diese Linie mit ihrem duftenden Wohlgeruch und schicken<br />
uns auf Reisen. Eine olfaktorische Reise durch die Welt der exklusiven Düfte: Vanille (Acapulco,<br />
Mexiko), Neroli (Casablanca, Marokko), Feige (Amalfi, Italien), Ingwer (Yunnan, China),<br />
Sandelholz (Goa, Indien) und Vetiver (Bali, Indonesien).<br />
www.lalique.com
BEAUTY<br />
DER<br />
IDEALE<br />
DUFT<br />
Guerlain gehört mit seinen 186 Jahren zu den<br />
ältesten Duft- und Pflegehäusern der Welt.<br />
Unter Napoleon III wurde es zum Hoflieferanten ernannt<br />
und Kaiserin Sissi war ganz verrückt nach der<br />
hauseigenen Pflege, einer Erdbeercreme.<br />
Valeska Jansen<br />
192 | PRESTIGE
BEAUTY<br />
Seit sechs Jahren ist der Schweizer Thierry<br />
Wasser Chef-Parfümeur bei Guerlain. Seine<br />
Vorgeschichte als Nase kann sich sehen<br />
lassen: Nach dem Studium an der Parfümfachschule<br />
Givaudan ging Wasser für neun Jahre zu<br />
Firmenich (Nummer 2 weltweit im Herstellen von<br />
Duftstoffen und Aromen mit Hauptsitz in Genf) in<br />
New York. Sein erstes Parfüm als Guerlain-Nase<br />
sollte ein Männerduft sein, Guerlain Homme. Unzählige<br />
Damendüfte wie z. B. La Petite Robe Noire<br />
oder Idylle folgten. Dieses Jahr war es Zeit, für das<br />
Pariser Dufthaus einen neuen Herrenduft zu lancieren.<br />
Ein Duft für einen idealen Mann, den es ja<br />
gar nicht gibt, merkt Wasser schmunzelnd an. Wir<br />
trafen den charismatischen Parfümeur in Zürich<br />
zum Exklusivinterview:<br />
Was passiert denn, wenn Sie von einer neuen Kreation<br />
absolut überzeugt sind und das Marketing-Team sagt:<br />
«Nein, der Duft gefällt uns gar nicht.»<br />
Das ist wie eine Ohrfeige für mich. Es steckt ja in jeder<br />
neuen Kreation mein Herzblut. Aber ich beherrsche mich<br />
und sage dann: «Ist gut.» Dann gehe ich und stecke den<br />
Duft in eine Schublade und warte ab. Ich könnte nie im<br />
Leben eine Kreation von mir wegwerfen.<br />
PRESTIGE: Wie kommt es in einem Dufthaus wie<br />
Guerlain eigentlich zu der Entscheidung, nach sechs<br />
Jahren wieder einmal einen Herrenduft zu kreieren?<br />
THIERRY WASSER: Guerlain Homme sollte damals als<br />
meine erste Kreation für Guerlain eine Art Revolution werden.<br />
Jetzt fand ich ist es an der Zeit, sich auch wieder an<br />
die lange Geschichte und Tradition des Hauses zu erinnern.<br />
Entscheiden Sie so etwas alleine?<br />
Am Anfang ja. Es war meine Idee. Diese muss ich dann<br />
dem Marketing-Team präsentieren und sie mit an Bord<br />
holen. Es ist im Endeffekt immer eine Teamentscheidung.<br />
Wie muss man sich Ihren Job vorstellen? Sie haben<br />
eine Idee und beginnen zu kreieren?<br />
Nein. Ich kreiere ständig neue Düfte und einige landen<br />
dann in der Schublade, andere kommen ins Portfolio. Ich<br />
bin eigentlich so etwas wie ein Schriftsteller. Ich schreibe<br />
jeden Tag Geschichten, nur dass es Geschichten aus Duftingredienzien<br />
sind. Wenn Sie eine Geschichte schreiben<br />
wollen, dann tun Sie es. Und entweder Ihr Auftraggeber<br />
mag dann diese Story oder er mag sie eben nicht.<br />
The Luxury Way of Life | 193
BEAUTY<br />
Schreiben Sie sich eigentlich alle Duftzutaten so wie<br />
ein Koch als Rezept auf?<br />
Ja! Zuerst ist es nur eine Idee im Kopf. Dann muss man sie<br />
ja irgendwie raus aus dem Kopf bekommen. Also beginnt<br />
man, etwas aufzuschreiben, eine Formel. Ja, es ist tatsächlich<br />
wie ein Kochrezept. Wenn das Rezept dann in der<br />
Küche oder wie bei mir im Labor zubereitet wurde, dann<br />
probiert man. Manchmal ist es zu salzig, irgendetwas fehlt.<br />
Also entwickelt man weiter. Das kann ein Jahr lang dauern,<br />
bis alles perfekt zusammen passt.<br />
Wissen Sie denn vorher, wenn Sie A und B mischen,<br />
wird dieser Geruch dabei herauskommen?<br />
Nein, absolut nicht. Das Ergebnis ist jedes Mal anders und<br />
auch unerwartet. Es ist wie try and error.<br />
Wenn Sie z. B. die Idee haben: Jetzt entwickele ich mal<br />
einen Rosenduft. Wie gehen Sie dann vor? Spazieren<br />
Sie durch einen Park und schnuppern?<br />
Nein. Das kann schon mal sein, ist aber nicht die Regel. Es<br />
ist eine Idee im Kopf und sonst noch gar nichts.<br />
Und wie kommt es zu Ihrer Idee im Kopf?<br />
Nehmen wir z. B. den Duft Idylle: Daran kann ich mich noch<br />
perfekt erinnern. Ich startete damit exakt am 3. Juni 2008.<br />
Das war genau ein Tag nach meinem allerersten Arbeitstag<br />
bei Guerlain. Ich war so überglücklich, ich hätte laut<br />
schreien können: «Yeah! Ich bin an der Spitze angekommen!».<br />
Ich hätte die ganze Welt mit Blüten bedecken<br />
wollen. Und genau diese starke Emotion ist Idylle. Ich roch<br />
in der Natur Pfingstrosen, Freesien, Flieder und Rosen, die<br />
Hauptingredienzien in Idylle. Heute, nach sechs Jahren,<br />
würde ich sagen, dass der Duft eine gewisse Naivität hat.<br />
So naiv wie ich es damals war. Heute bin ich anders und<br />
ich würde jetzt niemals einen Duft wie Idylle entwickeln.<br />
Und welche Emotion hat Sie bewegt L’Homme Ideale<br />
zu entwickeln?<br />
Der Name ist pure Ironie. Den idealen Mann gibt es ja<br />
schliesslich nicht. Den idealen Mann gibt es jetzt nur und<br />
ausschliesslich als Duft. (Lacht.) Die allererste Idee war<br />
ursprünglich: Ich will einen neuen Duft für Männer kreieren,<br />
der muss aber total anders sein als Guerlain Homme.<br />
Jicky, als einer der ersten Guerlain-Düfte (1889), hat mich<br />
schon immer begeistert. Also habe ich die Kopfnote mit der<br />
Bittermandel von dort gestohlen. Das war der Start zu<br />
L’Homme Ideale. Dann studierte ich den Mann von heute<br />
und voilà: Herausgekommen ist L’Homme Ideale.
BEAUTY<br />
SMELLS<br />
LIKE<br />
AUTUMN<br />
ACQUA DI PARMA<br />
PACO RABANNE<br />
JEAN PAUL GAULTIER<br />
GIVENCHY<br />
FENDI<br />
MERCEDES-BENZ<br />
RUNDHOLZ<br />
SERGE LUTENS<br />
VINCE CAMUTO<br />
GIORGIO ARMANI<br />
CLEAN<br />
The Luxury Way of Life | 195
KOLUMNE<br />
GÖTZ WINTER<br />
EIN LÄCHELN INS GESICHT<br />
ZAUBERN<br />
Regelmässig höre ich (manchmal auch<br />
mit leicht vorwurfsvollem Ton) dass<br />
ich einer oberflächlichen Branche<br />
arbeite, bei der die Schönheit vor allen<br />
anderen Werten gestellt wird. Umso<br />
schöner, wenn ich dann anstatt mit<br />
einer abstrakten Rechtfertigung ganz<br />
konkrete Dinge wie LOOK GOOD …<br />
FEEL BETTER (LGFB) beschreiben kann. Und<br />
zwar mit ganz persönlichem Zugang.<br />
Estée Lauder (Schweiz) GmbH ist eine der<br />
Gründerfirmen der Stiftung, und unterstützt diese<br />
zusammen mit anderen führenden Kosmetikunternehmen<br />
in der Schweiz. LGFB veranstaltet<br />
kostenlose Beauty-Workshops für Krebspatientinnen,<br />
die sich einer medizinischen Behandlung<br />
unterziehen und dies zurzeit an 31 Spitälern<br />
in der ganzen Schweiz. Ziel dabei ist es, das<br />
Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein<br />
der betroffenen Frauen wieder aufzubauen und<br />
zu stärken. Als Mitglied des Stiftungsrats hatte<br />
ich die Möglichkeit als Beobachter an einem<br />
dieser Workshops dabei zu sein an einem Dienstagnachmittag<br />
im Universitätsspital Zürich.<br />
Die acht Frauen unterschiedlichen Alters sind<br />
keine gewöhnlichen Kursteilnehmerinnen,<br />
sie verbindet ein besonderes Schicksal: es sind<br />
Krebspatientinnen in medizinischer Behandlung.<br />
Sie leiden an unterschiedlichen Krebsarten<br />
und befinden sich in verschiedenen Stadien ihrer<br />
Therapie, doch als sie sich an ihren Platz<br />
setzen, der jeweils mit Schminkspiegel, Kosmetiktäschchen<br />
und Make-Up-Tools ausgestattet<br />
ist, ist das Eis schnell gebrochen. Die schönen<br />
neuen Produkte werden ausgepackt und entdeckt,<br />
die Stimmung ist schon fast ein bisschen<br />
wie zu Weihnachten.<br />
Die Frauen beginnen miteinander zu sprechen,<br />
vergleichen ihre Kosmetikprodukte mit denen<br />
ihrer Nachbarin, lachen. Ganz normale Frauen,<br />
die sich am Moment freuten und ihre Krankheit<br />
für eine kurze Zeit vergessen können. Einfach und<br />
anschaulich erklärt die Kursleiterin jeden Schritt<br />
der Make-Up-Applikation, den die Teilnehmerinnen<br />
dann selber ausführen. Wo Hilfe<br />
benötigt wird, unterstützen die Schönheitsberaterinnen<br />
des LGFB Teams die<br />
Patientinnen individuell mit Tipps und<br />
Tricks. Je weiter der Workshop voranschreitet,<br />
desto entspannter und<br />
heiterer wird die Atmosphäre. Die<br />
Frauen plaudern eifrig miteinander und<br />
tauschen dabei auch ihre Erfahrungen rund<br />
um ihre Krankheit und Therapie aus. In der Theorie<br />
war es mir klar, dass dieser Austausch ein<br />
wichtiger Bestandteil des Workshops ist und er<br />
den Patientinnen genauso gut tut, wie die äusserliche<br />
Veränderung. Den Moment zu erleben, an<br />
dem sie mich ganz vergessen und ihre Perücken<br />
abnehmen, bewegt mich ganz besonders.<br />
«Die glücklichen Gesichter am Ende<br />
des Workshops zeigen uns, dass<br />
wir einen wichtigen Beitrag leisten.»<br />
Es ist wunderbar, nach zwei Stunden nur strahlende<br />
Gesichter zu sehen. Die Frauen sind begeistert.<br />
Das LGFB-Team – lauter Kosmetikprofis,<br />
die ehrenamtlich für das Programm arbeiten –<br />
ist sich einig: «Diese glücklichen Gesichter am<br />
Ende des Workshops und die positiven Rückmeldungen,<br />
die wir von den Teilnehmerinnen<br />
erhalten zeigen uns, dass wir mit unserem<br />
Engagement einen wichtigen Beitrag leisten, um<br />
die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu<br />
verbessern.» Dieser Aussage kann ich mich nur<br />
anschliessen. Ich bin nicht nur stolz, ein kleiner Teil<br />
dieser Organisation zu sein, sondern voller Hoffnung,<br />
dass diese Freude weiter anhält und nicht<br />
gleich wieder «abgeschminkt» wird. Ohne diesen<br />
Besuch hätte ich nie selbst sehen und spüren<br />
können, was wir als Partner bei LGFB viel bewirken<br />
können. Und ich bin motiviert, Estée Lauder noch<br />
mehr einzubringen. Denn diese Art Engagement<br />
ist für alle Beteiligten unglaublich erfüllend!<br />
Herzlich Goetz Winter<br />
P. S.: Nähere Informationen finden Sie auf<br />
www.lgfb.ch<br />
196 | PRESTIGE
EIN PARFÜM GEHT UM DIE WELT<br />
CHANEL N O 5<br />
Mit dem Duft Chanel N o 5 revolutionierte die<br />
Mode schöpferin Coco Chanel die Parfümwelt. Im<br />
Jahre 1921 kreierte sie ihren eigenen Duft, den<br />
ersten seiner Art. Coco Chanel suchte einen ganz<br />
neuen Duft, er sollte ebenso exklusiv wie ihr Kleidungsstil<br />
sein. «Eine Frau», sagt sie, «sollte Parfüm<br />
überall dort tragen, wo sie geküsst werden<br />
möchte.» N o 5 revolutionierte die Regeln der Parfümwelt,<br />
die zu der Zeit nur den Duft einzelner<br />
Blumen kannte. Coco Chanels Duft hingegen ist<br />
eine Komposition aus über 80 Düften. Ernest<br />
Beaux, Parfümeur am Hof des Zaren, führte seine<br />
Suche nach Inspiration für dieses Parfüm bis an<br />
den Polarkreis, wo er seine Anregung durch die<br />
Frische der Seen im hohen Norden unter der<br />
Mitternachtssonne fand. Es entstand eine einzigartige<br />
Kompo sition, ein abstraktes, geheimnisvolles<br />
Parfüm, das eine extravagante florale Fülle<br />
ausstrahlt, dabei jedoch geheimnisvoll erscheint.<br />
Der Name «N o 5» entstand, da Mademoiselle<br />
Chanel den fünften von Ernest Beaux präsentierten<br />
Vorschlag auswählte. «N o 5», ein Code, eine Erkennungs<br />
nummer, die die gefühlsbetonten Namen<br />
der Parfüms jener Zeit altmodisch erscheinen<br />
liessen. Auch die Form hob sich von den Flaschen<br />
der 1920er-Jahre ab: Mit Chanel N o 5 wurde zum<br />
ersten Mal ein Parfüm in einer einfachen Laborflasche<br />
präsentiert. Seine Schlichtheit ist zeitlos.<br />
Noch heute ist Chanel N o 5 das meistverkaufte<br />
Parfüm der Welt – unverändert in seiner Form<br />
von 1921.<br />
3<br />
ZITATE<br />
«Im Bett trage ich nichts<br />
ausser ein paar Tropfen<br />
Chanel N o 5.» – Marilyn Monroe –<br />
«Es ist keine Reise. Jede Reise geht zu Ende,<br />
aber wir gehen weiter. Die Welt dreht sich,<br />
und wir drehen uns mit ihr. Pläne<br />
verschwinden, Träume übernehmen. Aber<br />
wohin ich auch gehe, du bist da. Mein Glück,<br />
mein Schicksal, meine Fügung. Chanel N o 5.<br />
Unumgänglich.» – Werbespot mit Brad Pit –<br />
«Ich suchte ein Parfüm für Frauen<br />
mit dem Duft einer Frau.» – Coco Chanel –<br />
The Luxury Way of Life | 197
BEAUTY<br />
SPEZIALISTEN<br />
FUR<br />
JEDE HAUT<br />
Täglich gecremt fühlt sich die Haut wohl,<br />
vor allem im Gesicht, am Hals und<br />
am Dekolleté. Vor allem Feuchtigkeit ist<br />
hier gefragt und auch besonders<br />
wichtig, egal in welchem Alter.<br />
Valeska Jansen<br />
Jede dritte Frau in der Schweiz verwendet täglich eine Anti-Aging-Pflege.<br />
Wer die Wirkstoffkombination noch verstärkt anwenden will, der benutzt<br />
zusätzlich zur normalen Pflege ein Serum oder Konzentrat. Hier ist der<br />
Inhalt hoch konzentriert. Doch nicht nur im Anti-Falten- Bereich gibt es Seren,<br />
auch für alle anderen Hautprobleme gibt es passende Kraftpakete. Gereizte<br />
Haut kann mit dem passenden Mittel beruhigt werden, trockene Haut befeuchtet<br />
und unreine Haut gelindert.<br />
Durch ihre leichtere Textur ziehen Seren und Konzentrate schneller und vor<br />
allem tiefer in die Haut ein.<br />
Richtige Voraussetzungen schaffen<br />
Vor jeder Anwendung gilt jedoch immer die gleiche Regel: Die Pflege nur auf<br />
die gut gereinigte Haut auftragen, am besten morgens und abends. Ein Serum<br />
ersetzt aber niemals die Pflegecreme, deshalb sollte diese auch immer<br />
im Anschluss angewendet werden. Die meisten Beauty-Firmen bieten ein<br />
rundum Sorglospaket, bestehend aus Reinigung, Toner, Serum, Tages- und<br />
Nachtcreme an. Abgestimmt auf die verschiedenen Hauttypen versorgen die<br />
Produktkombinationen jede Haut optimal. Vor allem Hyaluronsäure und Vitamin<br />
C werden bevorzugt in Gesichtsseren integriert. Sie sorgen für eine optimale<br />
Befeuchtung der Haut und sind meist ölfrei.<br />
Für jedes Bedürfnis das passende Serum<br />
Bei trockener Haut wird meist ein ölhaltiges Serum verwendet. Es glättet die<br />
Hautoberfläche sofort sichtbar. Seren können auch partiell angewendet werden,<br />
d. h., spezielle Seren mit aufhellender Wirkung werden direkt auf Pigmentflecken<br />
auf getragen. Heute gibt es für jedes Hautbedürfnis das passende<br />
Pflegeprodukt und das passende Serum oder Konzentrat. Hier stellen<br />
wir Ihnen die Neuheiten des Jahres vor:<br />
198 | PRESTIGE
LANCÔME<br />
RADICAL<br />
SKINCARE<br />
BY TERRY<br />
SANTAVERDE<br />
DR DENNIS GROSS<br />
YON-KA<br />
HELENA RUBINSTEIN<br />
SHISEIDO<br />
DECLÉOR<br />
DR PIERRE RICAUD<br />
LANCÔME<br />
The Luxury Way of Life | 199
200 | PRESTIGE<br />
LIVING
DIE KUNST,<br />
EINEN HOCKER ZU<br />
GESTALTEN<br />
MAX<br />
BILL<br />
Seine Werke verändern die<br />
Formensprache und wirken ungebrochen<br />
in der Gegenwart.<br />
Lone K. Halvorsen<br />
Wohnbedarf<br />
The Luxury Way of Life | 201
LIVING<br />
Ob als Maler, Architekt, Gestalter, Designer oder Publizist – Max Bill<br />
gehört zu den erfolgreichsten konkreten Künstlern des 20. Jahrhunderts.<br />
Er hat in vielen Disziplinen eine einzigartige Karriere absolviert und er<br />
war ein genialer Künstler, der in jeder Disziplin eine Erfüllung fand. Jedoch<br />
eine besondere Verbindung hatte er zur Architektur. Wie in seiner Kunst verzichtete<br />
Max Bill auch in der Architektur auf das Expressive. Seine Bauten<br />
sind gekennzeichnet durch eine zeitlose Form klarer Strukturen, die für die<br />
Ansprüche der Nutzer bestimmt sind. Nicht nur das Möbeldesign, sondern<br />
auch die Gestaltung von scheinbar unbedeutendem Alltagsdesign befand<br />
Max Bill als wesentlich. Das Spektrum reichte von der Patria Schreib maschine<br />
bis hin zu Geschirr und, nicht zu vergessen, den Ulmer Hocker.<br />
Ein Hocker mit Kultstatus<br />
Ob als schlichter Hocker, als aparter Beistelltisch, Nachttisch oder mobile<br />
Traghilfe für Bücher und Zeitschriften, der Ulmer Hocker ist ein gern gesehener<br />
Klassiker. Er wurde 1954 von Max Bill in Zusammenarbeit mit Hans Gugelot<br />
für die Studenten der HfG entworfen. Weil Geld knapp war, schuf man sich<br />
Sitzgelegenheiten für die Studierenden selbst. Der Hocker hatte den Vorteil,<br />
dass er bei grosser Stabilität leicht zu transportieren war und den Schülern<br />
so auch als Tragegestell für ihre Unterlagen diente. Das Design wurde ausschliesslich<br />
an der Funktionalität ausgerichtet: Der Rundstab (ursprünglich<br />
aus einem Besenstiel) verleiht dem Hocker Stabilität und dient ausserdem<br />
als Tragegriff. So kann er vielfältig als Sitzmöbel, Beistelltisch oder Regalelement<br />
genutzt werden, aber auch als Transportbehälter, Serviertablett<br />
oder Tischaufsatz dienen. Der Ulmer Hocker ist ein gutes Beispiel dafür, dass<br />
Not manchmal im besten Sinn erfinderisch macht. In Zusammenarbeit mit<br />
Jakob Bill, dem einzigen Sohn von Max Bill, wurde für die bunte Variante eine<br />
Farbpalette zusammengestellt, die den Grafiken/konstruktiven Gemälden<br />
von Max Bill entnommen wurde. «<strong>Prestige</strong>» unterhielt sich mit Jakob Bill über<br />
das Schaffen seines Vaters sowie über die Inspiration für den Hocker mit<br />
Kultstatus.<br />
Die gute Form<br />
Die Sonderausstellung «Die gute Form» des Schweizerischen<br />
Werkbundes SWB an der Basler Mustermesse 1949 war<br />
ein Ereignis, das weit über die Schweiz hinaus für Furore sorgte.<br />
Von dem renommierten Architekten, Gestalter und bildenden<br />
Künstler Max Bill stammten Idee und Auswahl der Exponate, er<br />
gestaltete und realisierte die Ausstellung. 80 Tafeln zeigten<br />
beispielhaft designte Konsumgegenstände, von der Teetasse bis<br />
zum Düsenflugzeug. Bill sah in der Schweiz und im Nachkriegseuropa<br />
die aufkommende, amerikanisch geprägte Warenästhetik<br />
und stellte ihr eine spezifisch «schweizerische» gegenüber,<br />
geprägt durch den Willen zu einer nachhaltigen Formgebung.<br />
202 | PRESTIGE
LIVING<br />
Max Bills «Pavillon-Skulptur» an der Bahnhofstrasse, Zürich.<br />
PRESTIGE: Max Bill war für viele schwer zu fassen,<br />
denn er galt als ein Universalkünstler. Wie haben Sie<br />
Ihren Vater wahrgenommen – als Architekt, Künstler<br />
oder Gestalter?<br />
JAKOB BILL: Da mein Vater in meiner frühen Kindheit zu<br />
Hause arbeitete, fand ich seine verschiedenen Tätigkeiten<br />
ganz normal.<br />
Wie hat er sich selbst betrachtet?<br />
Wenn man ihn nach seinem Beruf fragte, so gab er immer<br />
Architekt an.<br />
Das Schaffen Ihres Vaters wirkt ungebrochen in die<br />
Gegenwart. Hat er stets das Ziel vor Augen gehabt, der<br />
Welt etwas Bedeutendes zu hinterlassen?<br />
Er war sicher davon überzeugt, etwas Bleibendes zu schaffen.<br />
Er hat aber auch andere Personen gefördert, damit diese in<br />
gleicher Richtung etwas Neues kreieren.<br />
In welcher Beziehung stand Max Bill zum Züricher Möbelhaus<br />
Wohnbedarf?<br />
Mein Vater war seit der Gründung des Wohnbedarfs dabei.<br />
Die Wohnbedarf-Schrift geht auf seinen Entwurf zurück.<br />
Ebenso schuf er in der Anfangsphase Inserate und Plakate<br />
für das Möbelhaus. Seine Möbel sind immer zuerst im<br />
Wohnbedarf dem Publikum zum Verkauf angeboten worden,<br />
die Verbundenheit bleibt bis über seinen Tod hinaus<br />
bestehen.<br />
Was war die Intention hinter der Neuauflage von Dreirundtisch,<br />
Quadratrundtisch, Clubtisch, Dreibeinund<br />
Kreuzzargen-Stuhl sowie Barhocker?<br />
Die von Max Bill geschaffenen Möbel sind in Funktion und<br />
Form durchgestaltet und damit auch zeitlos. Einer Wiederaufnahme<br />
der Produktion stand nichts im Wege, insbesondere<br />
da immer wieder danach gefragt wurde.<br />
Bei der Re-Edition werden andere Materialien verwendet<br />
als beim Originalklassiker. Wäre Ihr Vater<br />
damit einverstanden?<br />
Mein Vater war immer interessiert an Verbesserungen der<br />
Fertigungstechnik, die er dann nach Möglichkeit auch<br />
The Luxury Way of Life | 203
LIVING<br />
angewendet hat. Er war aber auch ein ausgesprochener<br />
Vertreter des Gedankens an ein gutes Verhältnis von Funktion,<br />
Form und Preis / Leistung.<br />
Heutzutage wird das Wort «Design» relativ infla tionär<br />
verwendet. Wie betrachten Sie die Ent wicklung in den<br />
letzten Jahren?<br />
Der Begriff «Design» hat ja auch einen Wandel erfahren –<br />
er wird oft als Werbemittel eingesetzt und wirbt entsprechend<br />
für Modeerscheinungen und nicht für die gute<br />
Gestaltung von Produkten.<br />
Vermuten Sie, dass die alten Klassiker immer einen<br />
besonderen Stellenwert behalten oder mit der Zeit<br />
durch «neue Klassiker» ersetzt werden?<br />
Es gibt sicher auch in Zukunft Produkte, die zu «neuen<br />
Klassikern» werden. Das ist eine historische Tatsache, die<br />
sich immer wiederholt.<br />
Was ist das Besondere am Designklassiker Ulmer<br />
Hocker?<br />
Da ist die Entstehungsgeschichte wichtig. Die Hochschule<br />
für Gestaltung musste mit einem Minimum an Mitteln<br />
errichtet und möbliert werden. Das meiste wurde in Naturalien<br />
gestiftet: Für die Schreinerwerkstatt gab es eine<br />
Holzbearbeitungsmaschine mit einer gegebenen Zinkenbreite,<br />
die Bretter waren damals nicht astfrei – in den<br />
schlimmsten Fällen wurden Holzzapfen eingesetzt. Nun<br />
galt es, mit diesem Minimum an Material ein maximales<br />
Sitz- und Arbeitsgerät herzustellen. Entstanden ist der<br />
Ulmer Hocker aus drei Brettern und einem Besenstiel als<br />
Traverse / Fussauflage / Tragestange. Der Hocker diente in<br />
der Folge zum Sitzen in zwei Sitzhöhen, als Lesepult (auf<br />
einem Tisch) oder zum Herumtragen von Utensilien wie<br />
Bücher oder Ordner. Dies hat auch weitgehend die Dimensionen<br />
bestimmt.<br />
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen den<br />
Farben der neuen Re-Edition des Ulmer Hockers und<br />
der Farbpalette Ihres Vaters?<br />
Die neuen, farbigen Hocker beziehen sich auf die Farben<br />
eines Siebdruckes, den mein Vater für das Wohnbedarf<br />
Jubiläum 1992 geschaffen hat. Um möglichst klare Farben<br />
zu erhalten, war es nötig, auch die darunter liegende<br />
Holzart zu ändern. Ursprünglich waren ja alle Hocker naturbelassen,<br />
aber mehrere Studenten färbten ihre Hocker<br />
individuell ein. Diese tauchen nun manchmal auch bei<br />
Design-Verkäufen auf.<br />
Was hat Ihr Vater Ihnen mit auf den Weg gegeben?<br />
Ich bin von beiden Elternteilen mit Ideen versehen<br />
worden.<br />
Wohnbedarf<br />
«Lebensform und Wohnkultur miteinander verschmelzen<br />
lassen» war das Credo der Wohnbedarf-Gründer<br />
Werner Max Moser, Sigfried Giedion und Rudolf Graber.<br />
Bereits 1933 zog Wohnbedarf in die von Marcel Breuer<br />
gestalteten Räume an die Talstrasse 11 in Zürich, welche<br />
seither als Ausstellungs- und Planungsräume genutzt<br />
werden. In enger Zusammenarbeit mit international be -<br />
kannten Architekten und Künstlern wie Alvar Aalto,<br />
Le Corbusier, Max Bill, Marcel Breuer, Ludwig Mies van<br />
der Rohe und Alfred Roth entstanden Möbel, die<br />
heute als Klassiker gelten. In den 1960er-Jahren dehnte<br />
Wohnbedarf seine Tätigkeit auf den Bürobereich<br />
aus. Damals wie heute: Wohnbedarf ist eine Institution<br />
in Sachen Wohnkultur.<br />
204 | PRESTIGE
KOLUMNE<br />
DJ ANTOINE<br />
ALBUM-RELEASE – DER GANZ<br />
NORMALE WAHNSINN<br />
Montag Morgen, 08.30 Uhr, der<br />
Wecker reist mich gnadenlos aus dem<br />
Tiefschlaf. Müde wälze ich mich nach<br />
einer anstrengenden vergangenen<br />
Woche mit sechs Shows quer durch<br />
Europa aus dem Bett. Obschon ich<br />
gerne noch weiter schlafen würde und<br />
eigentlich heute mein freier Tag wäre,<br />
weiss ich, dass es nun auf jeden<br />
einzelnen Tag ankommt. Tausende Gedanken<br />
schiessen mir durch den Kopf. Der Grund:<br />
die bevorstehende Veröffentlichung meines<br />
neuen Musik-Albums «DJ Antoine – <strong>2014</strong><br />
We Are The Party».<br />
Wie es manchmal im Leben kommt und Sie es<br />
sicherlich auch schon oft erlebt haben, lässt<br />
sich leider nicht immer alles nach einem fixen<br />
Fahrplan organisieren, sondern alles fällt auf<br />
denselben Zeitpunkt. Dabei nicht die Kreativität<br />
und den Fokus zu verlieren, die es braucht,<br />
um Musik zu produzieren, ist wirklich eine Herausforderung.<br />
Und obschon ich ein starkes Team<br />
zur Seite habe, das sich um alles kümmert und<br />
mir dadurch das Leben sicherlich einfacher<br />
machen könnte, muss ich gestehen: Ich bin<br />
und bleibe ein Kontrollfreak, der über alles<br />
Bescheid wissen will. Daher wundert es auch<br />
kaum, dass ich nonstop mit Anrufen, Whats-<br />
App-Nachrichten und E-Mails bombardiert werde.<br />
Und so stehen dann nebst der intensiven Arbeit<br />
im Studio mit meinem langjährigen Studiopartner<br />
Mad Mark auch verschiedenste, dringende<br />
Entscheidungen an wie die Wahl der Sänger fürs<br />
Album und die zugehörigen Verträge, deren<br />
Verhandlungen sich dann immer wieder in die<br />
Länge ziehen können oder wo es zu keiner<br />
Einigung kommt, das Corporate Design zum<br />
neuen Album sowie diverse Layouts fürs Album<br />
und weitere Marketingaktivitäten, neue Pressefotos,<br />
die kommunikative Aufbereitung zur Albumbewerbung,<br />
die Produktion der Ultra Limited<br />
Box mit LED-Screen, neue Give-aways, die<br />
Planung der Promotions-Tage für Schweiz,<br />
Deutschland, Österreich und Italien,<br />
die Erstellung von Storyboards für<br />
Musikvideos, die Planung der Reiseroute,<br />
Offerten von Jetfirmen usw.<br />
Und nebst diesen vielen Angelegenheiten<br />
kommen zusätzlich vier<br />
bis sechs Sommertour-Bookings<br />
wöchentlich und Umbauarbeiten<br />
in meinem Haus hinzu.<br />
Mein zusätzlicher Hang zum Perfektionismus<br />
vereinfacht die ganze Situation auch nicht<br />
wirklich. In den Entscheidungsprozessen und in<br />
der Umsetzung kommt es daher immer wieder<br />
zu Verzögerungen durch Optimierungsbedarf.<br />
Und wenn Sie nun denken, ich sei selber<br />
schuld, dann liegen Sie ja auch absolut richtig.<br />
Es ist einfach der ganz normale Wahnsinn,<br />
der sich in meinem Leben abspielt. Doch gerade<br />
weil die Produktion von Musik ein sehr emotionaler<br />
Prozess ist, wirken sich natürlich<br />
Ablenkung und Ärger nicht immer positiv auf<br />
die Kreativität aus. Aber solange ich selbst<br />
nicht loslassen kann, wird es wohl immer wieder<br />
solche Stressphasen und «Inspirations-<br />
Notstände» geben.<br />
«Wie es manchmal im Leben kommt<br />
und Sie es sicherlich auch schon<br />
oft erlebt haben, lässt sich leider nicht<br />
immer alles nach einem fixen<br />
Fahrplan organisieren, sondern alles<br />
fällt auf denselben Zeitpunkt.»<br />
Ich bin jedoch überzeugt, dass der Hang zum<br />
Kontrollfreak und der Perfektionismus mich<br />
im Leben zu dem gemacht haben, was ich heute<br />
sein darf. Und wie das Sprichwort besagt:<br />
«ohne Fleiss kein Preis». In diesem Sinne geht es<br />
wieder weiter im Takt.<br />
The Luxury Way of Life | 205
LIVING<br />
NEWS<br />
Crash & Bell<br />
Mit Crash & Bell materialisiert sich Diesels «Rock-and-Roll-Soul» in zwei so eigenständigen<br />
wie komplementären Leuchten, ähnlich den Mitgliedern einer Band. Beide erinnern an<br />
Perkussionsinstrumente und unterscheiden sich nur in ihrer Form. Crash weckt Assoziationen<br />
an ein Schlagzeugbecken, während Bell an eine Glocke erinnert – ganz ihren jeweiligen<br />
Namen entsprechend. Die Leuchtenfassung aus geblasenem und facettiertem Glas ist bei<br />
beiden Leuchten identisch und ähnelt einem altmodischen Trinkglas. Sie wirft die<br />
gebrochen wirkenden Lichtstrahlen direkt auf die metallische Oberfläche des Schirms,<br />
macht das Leuchtmittel sichtbar und verweist damit auf einen industriellen Kontext.<br />
www.foscarini.com<br />
Mix & Match<br />
Was bei Fashion und Möbeln schon längst Trend ist, wird<br />
von der Porzellanmanufaktur Fürstenberg auf der gedeckten<br />
Tafel fortgesetzt. Denn Mix & Match bedeutet nicht nur<br />
eine ästhetische Verbindung von klassischen und modernen<br />
Formen sondern auch eine neuartige Kombination von Farben,<br />
Mustern und Arrangements. Porzellan von Fürstenberg<br />
bietet für den Mix & Match-Trend einen besonderen Vorteil,<br />
denn der stets gleiche Weissgrad aller Artikel schafft<br />
eine gemeinsame harmonische Basis. Das lässt der eigenen<br />
Kreativität Spielraum über alle Formen und Dekore hinweg.<br />
www.fuerstenberg-porzellan.com<br />
Orbit<br />
Das futuristische Design von Orbit bricht mit unseren<br />
herkömmlichen Gewohnheiten und definiert die Vorstellung von<br />
Möbeln neu. Hier ist Platz genug, um es sich auch gemeinsam<br />
gemütlich zu machen, die Sterne zu betrachten oder die warmen<br />
Sonnenstrahlen zu geniessen. Dank der leichtgängigen Gummirollen<br />
lässt sich Orbit dabei bequem nach Lust und Laune und der<br />
Sonne ausrichten. Eine weitere innovative Idee ist das Stoffverdeck.<br />
Ein Handgriff – und schon wird aus dem Cabrio ein Luxusstrandkorb,<br />
der Schutz vor Wind, Sonne und Blicken bietet.<br />
www.dedon.de<br />
206 | PRESTIGE
Axor Starck V<br />
In freier Natur staunen wir über die Kraft und die Schönheit von Wasser, bestaunen<br />
Wasserfälle, das azurblaue Meer, die Brandung an einem Strand. Zu Hause<br />
nutzen wir Wasser tagein tagaus mit grösster Selbstverständlichkeit. Der Wasserhahnwird<br />
aufgedreht und das Wasser fliesst; gezähmt, unscheinbar, seiner<br />
wirbelnden Schönheit beraubt. Mit dem neuen Axor Starck V lässt<br />
sich Wasser wieder so richtig erleben und bestaunen: Der transparente<br />
und nach oben hin offene Wasserhahn ermöglichen es das<br />
natürliche Element Wasser auch zu Hause so intensiv wahrzunehmen<br />
wie nie zuvor. Ein kraftvoller Wasserwirbel erinnert<br />
an die ureigene Vitalität der Natur.<br />
www.hansgrohe.ch<br />
CH100<br />
Anlässlich des 100. Geburtstages von Hans J. Wegner<br />
stellt Carl Hansen & Son in diesem Jahr die Produktfamilie<br />
CH100 ins Zentrum der Aufmerksamkeit.<br />
Eleganz und Zurückhaltung in der Formensprache<br />
kennzeichnen die von ihm entworfene Serie, die aus<br />
verschiedenen Möbeln für den Wohn- und Arbeitsbereich<br />
besteht – darunter ein Sofa, ein Schreibtisch<br />
und ein Sideboard.<br />
www.carlhansen.com<br />
Pelican<br />
Der Pelican-Beistelltisch wurde, zusammen mit dem heute<br />
berühmten Pelican-Sessel, erstmals 1940 auf einer Schreinerausstellung<br />
in Kopenhagen gezeigt. Mit der Kombination aus<br />
Surrealismus und Kubismus hat Finn Juhl eine harmonisierende<br />
Einheit geschaffen.<br />
www.finnjuhl.org<br />
BeoLab 20<br />
Mit dem neuen Bodenlautsprecher BeoLab 20 zelebriert Bang & Olufsen das Klangerlebnis<br />
auf eine neue Art und Weise. Der drahtlose BeoLab 20 gibt Musik in faszinierender Klarheit wieder und<br />
beeindruckt mit aussergewöhnlicher Leistungsstärke. Dank integriertem Immaculate Wireless<br />
Sound bietet er Musikgenuss genau so, wie es sich der Künstler vorgestellt hat. Das minimalistische<br />
Design und die relativ kleine Standfläche des neuen BeoLab 20 lassen kaum erahnen,<br />
welches Soundvolumen er erzeugen kann.<br />
www.bang-olufsen.com<br />
The Luxury Way of Life | 207
DER LUFTSCHLOSSARCHITEKT<br />
FRANK LLOYD WRIGHT<br />
«Ein perfektes Gebäude macht die Landschaft, in<br />
dem es steht, schöner als sie es war, bevor es<br />
gebaut wurde», so lautete die Maxime des gros sen<br />
Architekten Frank Lloyd Wright. Mehr als 70 Jahre<br />
entwarf er Gebäude, die die Architektur des<br />
20. Jahrhunderts revolutionierten. Viele Innovationen<br />
in heutigen Häusern sind Produkte seiner<br />
Kreativität und Fantasie. Ob Häuser, Büros, Kirchen,<br />
Brücken oder Museen, seine Kreativität<br />
kannte keine Grenzen. Zudem entwarf er Möbel,<br />
Stoffe, Glaskunst, Lampen und Geschirr. Er verfasste<br />
zwanzig Bücher und unzählige Artikel über<br />
Sinn und Unsinn der Architektur. In seinen Gebäuden<br />
nutzte er stets die neuesten Möglichkeiten<br />
und Techniken. Immer auf der Suche nach humanen<br />
Formen, die sich in das Ganze einfügten.<br />
Die möglichst nahtlose Integration des Bauwerkes<br />
in die Landschaft ist eines der Motive seines immensen<br />
Schaffens. Diese Gestaltungsphilosophie<br />
kommt wohl am besten in Wrights bekanntestem<br />
Werk, der für Edgar J. Kaufmann an einem kleinen<br />
Wasserfall erbauten Villa «Fallingwater», zur Geltung.<br />
Weitere bekannte Entwürfe sind das in<br />
Verbindung mit Hilla von Rebay verwirklichte<br />
Solomon R. Guggenheim Museum in New York<br />
und das Verwaltungsgebäude für die Johnson<br />
Wax Company.<br />
3<br />
ZITATE<br />
«Hügel und Haus sollen<br />
miteinander Leben, jedes<br />
freut sich für das andere.»<br />
«Jeder grossartige Architekt ist –<br />
notwendigerweise – ein grossartiger Dichter.<br />
Voraussetzung ist eine gute<br />
Deutung seiner Zeit, seiner Tage,<br />
seines Zeitalters.»<br />
«Form folgt Funktion – das ist oft<br />
missverstanden worden. Form und<br />
Funktion sollten Eins sein, verbunden<br />
in einer spirituellen Einheit.»<br />
208 | PRESTIGE
LEIDER WAR EIN INTERESSENT<br />
VOR IHNEN DA.<br />
DAS MACHT NICHTS. JETZT<br />
ONLINE ABONNIEREN.<br />
PRESTIGEMAG.CH<br />
ABONNIEREN SIE JETZT «PRESTIGE» FÜR NUR CHF 39.– IM JAHR,<br />
ERHALTEN SIE ALS BESONDERES DANKESCHÖN,<br />
EINE AUSGABE DES WOHNEN & DESIGN MAGAZINS «SWEETHOME»,<br />
DES MOTION-MAGAZINS «VECTURA» ODER EINE AUSGABE DES<br />
TRAVEL MAGAZINS «IMAGINE» KOSTENLOS.
LIVING<br />
EXPERIMENTIEREN MIT MATERIALIEN<br />
ATELIER OÏ<br />
Markenzeichen des atelier oï ist<br />
das spielerische Experimentieren mit Materialien<br />
und deren emotionale Vermittlung.<br />
Lone K. Halvorsen<br />
210 | PRESTIGE
LIVING<br />
Im kleinen Ort Neuveville am Bielersee hat die<br />
Designerschmiede atelier oï seinen Sitz. Das<br />
ungewöhnliche, multidisziplinäre Unternehmen,<br />
das von den drei Enthusiasten Patrick Reymond,<br />
Aurel Aebi und Armand Louis gegründet<br />
wurde, jongliert zwischen Architektur, Szenografie<br />
und Design. Was als Trio begann, hat sich in den<br />
Jahren zu einem Unternehmen mit internationalem<br />
Erfolg entwickelt. Firmen wie Bulgari, Moroso,<br />
B&B Italia und Swatch zählen zu den Kunden.<br />
Jedoch findet man im Portofolio dieses kreativen<br />
Unternehmens nicht nur Produkte, sondern auch<br />
Strategien zur Inszenierung von Räumen und<br />
Bühnenbildern, Geschäften sowie Ausstellungspavillons.<br />
Im Fokus stehen jedoch nach den Worten<br />
von Patrick Reymond stets das Material und dessen<br />
emotionale Wahrnehmung.<br />
PRESTIGE: Welche Philosophie verfolgt das atelier oï?<br />
PATRICK REYMOND: Von Beginn an waren wir drei Personen,<br />
die atelier oï gegründet haben, mittlerweile sind 35<br />
Personen dabei. Es ist nie eine «one-man-show» gewesen,<br />
sondern Teamarbeit. Daher stammt auch unser Name,<br />
welcher sich aus dem Wort «Troika» ableitet und «ein Trio»<br />
bedeutet. Unsere Arbeiten können sich mit denen eines<br />
Kochs vergleichen. Bei uns sind die Materialien wie die Ingredienzen<br />
für den Koch. Genauso wie der Koch ein neues<br />
Rezept mit neuen Zutaten ausprobiert, probieren wir Neues<br />
mit neuen Materialien. Wir realisieren auf der Grundlage<br />
unserer Forschung verschiedene Projekte – und für jedes<br />
Projekt gibt es eine Geschichte, die ihm seine jeweilige<br />
Form gibt. Daher sind das Team sowie die Materialien das<br />
Wichtigste für das atelier oï.<br />
Ist trotz der beeindruckenden Vielfalt an Projekten<br />
und Objekten eine gemeinsame Identität des atelier oï<br />
erkennbar?<br />
Für viele ist es möglicherweise nicht so einfach, eine Verbindung<br />
zu finden. Dennoch, wenn man unsere Arbeiten<br />
durch die Jahre betrachtet, entdeckt man häufig eine Verbindung<br />
von einem Projekt zum anderen. Es besteht also<br />
durchaus eine gewisse Kontinuität, vor allem im Hinblick<br />
auf die Materialien.<br />
Ist die Schnelllebigkeit der Design- und Interior-Branche<br />
deutlich zu erkennen, und wenn ja, inwiefern beeinträchtigt<br />
dies Ihr Schaffen?<br />
Gewiss spüren wir auch eine Schnelllebigkeit in dieser<br />
Branche. Unsere Arbeiten sind jedoch nicht an einen Trend<br />
gebunden wie beispielsweise ein Möbel, sondern es ist<br />
eher eine emotionale Geschichte, die wir entwickeln und<br />
vermitteln.<br />
Das Portofolio des atelier oï kann sich wahrlich sehen<br />
lassen. Aus welchen Berufssparten kommen Ihre Angestellten?<br />
Es ist eine interdisziplinäre Arbeit, und bei uns arbeiten<br />
Architekten, Innenarchitekten, Szenografen, Grafikdesigner<br />
sowie Ingenieure. Jedoch werden häufig für grössere<br />
Projekte Kooperationen mit anderen Büros vereinbart.<br />
The Luxury Way of Life | 211
LIVING<br />
Leuchten, Möbel, bewegliche Leuchtkörper, Parfümflaschen<br />
oder auch ein Vogelhäuschen aus Vogelfutter<br />
… Was hat das atelier oï für die Zukunft an<br />
Neuem geplant?<br />
Ein Hotel ist für uns ein interessanter Ort, und daher wäre<br />
es spannend, einmal die komplette Planung eines solchen<br />
gestalten zu können – von der Architektur bis hin zum Design.<br />
Ferner erzählt ein Hotel eine Geschichte, und daher<br />
wäre dies auch eine szeno grafische Arbeit.<br />
Wie viele Projekte werden parallel entwickelt?<br />
Vom Grossprojekt bis hin zum Kleinprojekt sind es um die<br />
60 bis 70. Jedoch arbeiten wir für bestimmte Unternehmen<br />
zum Teil an zehn Projekten gleichzeitig.<br />
Form follows function?<br />
Form follows function an emotions!<br />
Sehen Sie rückblickend alle Ihre Projekte und Objekte<br />
als sinnvoll und gelungen an, oder gab es auch etwas,<br />
was Sie möglicherweise als über flüssig betrachten?<br />
Wir sind immer dabei, neue Projekte zu planen, und häufig<br />
werden Arbeiten, die wir vor 15 Jahren begonnen haben,<br />
weiterentwickelt. Auch wenn ein Projekt einmal weniger<br />
gut war, versuchen wir einen neuen Weg zu finden, um etwas<br />
zu optimieren. Wir sind nicht perfekt, aber lernfähig!<br />
Können Sie uns etwas zum Ausgangspunkt Ihrer<br />
künstlerischen Praxis erzählen?<br />
Das atelier oï ist wie eine kleine Fabrik. Am Anfang organisieren<br />
wir so etwas wie einen «Material-Markt», wo alle<br />
Angestellten zusammenkommen, um die Materialien zu<br />
erproben und um daraus Ideen entwickeln zu können. Wir<br />
produzieren durch unsere eigene Recherche – zuerst für uns<br />
und dann anschliessend für den Kunden.<br />
212 | PRESTIGE
LIVING<br />
WUSSTEN<br />
SIE SCHON …?<br />
Das grosse Schwitzen<br />
Auch wenn die Finnen sie erfunden haben – die grösste<br />
Sauna der Welt haben derzeit die Deutschen. In der Badewelt im<br />
nordbadischen Sinsheim kann man auf insgesamt 166,1 Quadratmetern<br />
und bei einer Temperatur von 70 Grad gemeinsam ins<br />
Schwitzen kommen. Ein weiterer ange nehmer Wellnessfaktor<br />
ist das riesige Aquarium mit exotischen Kois, die die Besucher<br />
während ihres Saunagangs bestaunen können.<br />
Flügel meets Audi<br />
Die Flügelmanufaktur Bösendorfer ist bekannt<br />
für hochwertige und präzise Klavierbaukunst. Mit<br />
ihren neuen Design-Flügeln wird sie nun auch<br />
spezielleren Kundenwünschen gerecht. So haben<br />
sich die Verantwortlichen zum 100. Geburtstag<br />
des deutschen Automobilherstellers Audi etwas<br />
ganz besonderes einfallen und einen futuristischen<br />
Flügel im Audi-Look anfertigen lassen. Mit seiner<br />
geschlossenen bassseitigen Seitenwand sowie<br />
einem Bein aus Aluminium soll die Formensprache<br />
der beliebten Automarke nachempfunden werden.<br />
Kostenpunkt: rund 230’000 Schweizer Franken.<br />
Die älteste Möbelmanufaktur der Schweiz<br />
Die Fabrik horgenglarus ist schon länger im Möbelgeschäft<br />
als alle Schweizer Konkurrenten. In den alten Glaruser<br />
Produktionshallen werden nun seit über 130 Jahren nach<br />
traditioneller Art Tische und Stühle gefertigt. Das Design<br />
der «Neuen Einfachheit», das hier schon von Beginn an –<br />
gegründet wurde die Fabrik 1880 in Horgen bei Zürich –<br />
gross geschrieben wurde, erfreut sich gerade heute wieder<br />
grosser Beliebtheit. Nicht nur in Zürich schwören daher<br />
viele Innenarchitekten, Barbetreiber und Gastronomen auf<br />
die Handwerkskunst und das Stilbewusstsein des<br />
helvetischen Urgesteins.<br />
The Luxury Way of Life | 213
VOM TISCHLERLEHRLING ZUM<br />
STARARCHITEKTEN<br />
MARCEL BREUER<br />
Das Werk des Deutsch-Amerikaners Marcel Breuer<br />
ist ein janusköpfiges. Ob Design, Architektur oder<br />
Stadtplanung, der gebürtige Ungar besass viele<br />
Talente und wusste diese gewinnbringend einzusetzen.<br />
Angefangen hat er als Tischlerlehrling in<br />
den Möbelwerkstätten des Bauhauses Weimar,<br />
wo er unter anderem die minimalistischen und<br />
heute noch gefragten Stahlrohrmöbel entwickelte.<br />
Seine Leidenschaft für Architektur entdeckte<br />
Breuer im Architekturbüro von Walter Gropius,<br />
bei dem er eine Zeit lang als Mitarbeiter angestellt<br />
war. Danach führte ihn sein Weg in die Möbelwerkstatt<br />
am Bauhaus Dessau, das er einige<br />
Jahre leiten und als Produktionsstätte für zahlreiche<br />
weitere Designobjekte nutzen sollte. Aufgrund<br />
seiner jüdischen Herkunft musste Breuer<br />
dann 1937 nach Amerika emigrieren, wo er an der<br />
Harvard University schnell zu einem der renommiertesten<br />
Design-Professoren avancierte und zusammen<br />
mit Walter Gropius eine neue Architekturfakultät<br />
gründete. Nach seiner Lehrtätigkeit hat er<br />
zwischen 1950 und 1970 in den USA und Europa<br />
expressive, zum Teil prunkvolle Sakral- und Profanbauten<br />
realisiert. Zu den bekanntesten zählt das<br />
Whitney Museum (1966) in Manhattan und die<br />
Kirche des Klosters Baldegg bei Luzern (1972).<br />
3<br />
ZITATE<br />
«Ein Wohnzimmer ist<br />
gross genug, wenn<br />
sechs Paare darin<br />
tanzen können.»<br />
«Wenn wir die Sachen so gestalten,<br />
dass sie richtig funktionieren<br />
und einander in ihrer Funktion<br />
nicht stören, sind sie fertig.»<br />
«Ein Stuhl ist keine Kunst.»<br />
214 | PRESTIGE
WWW.SWEETHOMEMAG.CH<br />
BAUEN<br />
ARCHITEKTUR<br />
DESIGN<br />
ABONIEREN SIE JETZT<br />
SWEET HOME FÜR NUR<br />
CHF 19.– IM JAHR.
EXKLUSIVE<br />
IMMOBILIEN<br />
FUR GENIESSER<br />
Er baut für die Wohlhabenden in der Schweiz.<br />
Seine Spezialität ist der «Full-Service».<br />
Luxusimmobilien sind sein Steckenpferd:<br />
Patric Simmen<br />
Hendrik Stary<br />
Mit seiner Luxus-Immobilienfirma SIMMENGROUP hat sich Gründer<br />
und Geschäftsführer Patric Simmen auf die exklusiven Wohn-<br />
Wünsche von Premium-Kunden aus der Schweiz und dem<br />
Aus land spezialisiert. Er lässt schlüsselfertige Luxusvillen für Topmanager,<br />
Banker und Unternehmer anfertigen und entwickelt kreative Konzepte für<br />
extravagante Business-Gebäude und aufwändige Umbauaktionen. Eine<br />
kompromisslose Dienstleistungsorientierung, ein Höchstmass an Diskretion<br />
sowie Fokussierung auf perfekte Qualität sind dabei drei seiner wichtigsten<br />
Erfolgsfaktoren. <strong>Prestige</strong> sprach mit ihm über die wichtigsten Bedürfnisse<br />
der Kunden und die Trends auf dem Schweizer Immobilienmarkt.<br />
Patric Simmen, Gründer und<br />
Geschäftsführer SIMMENGROUP.
PRESTIGE: Herr Simmen, mit der SimmenGroup<br />
haben Sie sich in der Schweiz und zunehmend international<br />
eine herausragende Stellung erarbeitet. Was<br />
muss man heutzutage jenen Kunden bieten, für die<br />
Geld keine Rolle (mehr) spielt?<br />
PATRIC SIMMEN: Die Erwartungshaltung eines Kunden ist<br />
letztlich unabhängig von seinem Vermögen bei allen gleich.<br />
Er möchte für seine Investition eine Top-Dienstleistung,<br />
dass man sich Zeit für ihn nimmt, ihm zuhört und auf ihn<br />
eingeht. Genau das tun wir bei der SimmenGroup. Wir nehmen<br />
die Bedürfnisse unserer Kunden bis ins letzte Detail<br />
wahr, greifen ihre Ideen und Wünsche auf und entwickeln<br />
Visionen und Vorschläge, die im Idealfall zukünftige Entwicklungen<br />
voraussehen und berücksichtigen.<br />
Vor Ihrer Tätigkeit als Unternehmer waren Sie in der<br />
IT-Branche tätig. Helfen Ihnen die dort erworbenen<br />
Kenntnisse noch heute?<br />
Wie sagt man so schön: was man einmal lernt, vergisst<br />
man nicht und hat es immer im Gepäck. Der Kundenkontakt<br />
auf verschiedenen Ebenen hat mich Einiges gelehrt,<br />
zum Beispiel immer das Optimum aus jeder Situation<br />
zu machen und die Bedürfnisse eines jeden nach Möglichkeit<br />
zu berücksichtigen. Proaktiv auf die Fragen Antworten<br />
liefern bevor sie der Kunde stellen muss.
Man sagt, im Immobiliengeschäft gäbe es keinen Platz<br />
für Freundschaften. Ist Ihr Business wirklich so hart,<br />
oder gibt es hier nicht vielleicht doch auch so etwas<br />
wie verlässliche Partnerschaften jenseits monetärer<br />
Zusammenhänge?<br />
Wir setzen innerhalb unseres Teams und bei unseren<br />
Partnern auf höchstes Know-How, Professionalität und<br />
Verlässlichkeit. Nur so können wir unseren Kunden eine<br />
dauerhafte Premium-Leistung anbieten und garantieren<br />
und darüber hinaus unsere Position im Markt halten und<br />
ausbauen. Perfektion verlangt Verlässlichkeit – wir haben<br />
Spass an beidem.<br />
Von der Besorgung des Baulands über Aussen- und Innenarchitektur<br />
bis hin zur Garten- und Pool gestaltung<br />
kümmern Sie sich mit der SimmenGroup und ihren Subunternehmen<br />
um alle Bereiche des Schöner-Wohnens.<br />
Plaudern Sie doch mal ein bisschen aus dem Nähkästchen:<br />
Was war bislang die herausforderndste oder<br />
verrückteste Idee, die ein Kunde je an Sie herangetragen<br />
hat? Ist wirklich alles machbar?<br />
Im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften und Normen<br />
ist (fast) alles machbar. Eines unserer anspruchsvollsten<br />
Projekte war die Planung am Standort eines ehemaligen<br />
Kieswerks. Die Vorarbeiten zur Verbesserung der Bodenbeschaffenheit,<br />
vor eigentlichem Baubeginn, haben über<br />
ein Jahr gedauert. Dabei wurden 13 Tausend Kubikmeter<br />
Erde bewegt, Aufschüttungen von bis zu 12 Höhenmetern<br />
vorgenommen, Schutzmassnahmen gegen entweichende<br />
Methangase realisiert sowie Auflagen im Rahmen des<br />
Naturschutz für das angrenzende Sumpfgebiet berücksichtigt.<br />
Sie können sich vorstellen, dass die Geduld des<br />
Bauherrn dabei aufs Äusserste strapaziert wurde.<br />
Auf welche Ihrer Bauprojekte sind Sie und Ihr Team<br />
besonders stolz, und welche besonders spannenden<br />
Projekte stehen bei Ihnen in der nächsten Zeit an?<br />
Wir stecken in jedes unserer Projekte unser ganzes Herzblut<br />
und sind stolz auf alle. Aktuell arbeiten wir an mehreren<br />
spannenden Neu- und Umbauprojekten im Bereich<br />
Hotel, Gewerbe und selbstverständlich auch individuellem<br />
Wohnen. Eine unserer Visionen ist es, privilegiertes Wohnen<br />
für viele zu ermöglichen. Im Mittelpunkt steht dabei unter<br />
anderem die Rückgewinnung attraktiver Flächen. Im Rahmen<br />
zunehmender Urbanisierung gilt es Gewerbe, Wohnen<br />
und Shoppen im Sinne von Lebensqualität zu kombinieren.<br />
Optimale Work-Life-Balance auf begrenztem Raum,<br />
das heisst dann zum Beispiel begrünte Dachflächen zum<br />
Rückzug, Feiern, Baden oder auch Platz für Urban Gardening.<br />
Ein weiteres aktuelles Thema ist Wohnen im Alter.<br />
Wir schaffen Umgebungen, die es erlauben hochwertig,<br />
selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben, und die<br />
nötigen Dienstleistungen bei Bedarf à la carte in Anspruch<br />
zu nehmen. Das können von Concierge Services bis
hin zu medizinischer Hilfe alle möglichen Dienstleistungen<br />
sein. Bei all unseren Projekten planen wir bis ins allerletzte<br />
Detail. Auf Wunsch bieten wir als führender Fachhandel<br />
von Furniture Collections auch Konzepte zur Möblierung<br />
und Komplettausstattung an. Wir gehen neue Wege, und<br />
versuchen Luxus jedermann zugänglich zu machen. Wo<br />
das grosse Budget fehlt sind es dann stilvolle kleinere,<br />
kompakte und intelligente Lösungen, die sich ganz sicher<br />
nicht verstecken müssen.<br />
Man hört, dass Sie mit Ihrer Firma derzeit an einem<br />
Milliardenprojekt in Russland beteiligt sein sollen.<br />
Können Sie uns etwas darüber berichten?<br />
Wir sind in der Projektierungsphase eines Communityprojekts<br />
mit 400 Wohneinheiten. Mehrfamilienhäuser in<br />
verschiedenen Baustilen wie Neoklassizismus, Moderne<br />
oder Eklektizismus. Zusätzlich geht es um Infrastrukturanbindungen<br />
wie Kaffees, Schulen, Kindergärten und Shopping-Möglichkeiten.<br />
Die Zukunft wird zeigen, was wirklich<br />
spruchreif wird.<br />
Unlängst haben Sie auch Luxus-Mietobjekte in Ihr Immobilienportfolio<br />
mit aufgenommen. Welche Lagen in<br />
der Schweiz sind denn aktuell besonders gefragt, und<br />
welche Art von Kunden wollen Sie in diesem Segment<br />
bedienen?<br />
Noch haben wir keine Mietobjekte im Portfolio, sind aber<br />
dabei diese Lücke zu schliessen. Insbesondere unsere<br />
Aktivitäten perfektes Wohnen einem breiten Publikum zugänglich<br />
zu machen, wird hierbei eine Rolle spielen.<br />
Ohne indiskret sein zu wollen, aber wie wohnt eigentlich<br />
ein viel gereister Immobilienunternehmer, der in<br />
seinem Leben wohl schon alles gesehen hat und für<br />
den nichts unmöglich zu sein scheint?<br />
Im Serviced Apartment-Hotel. Erleichtert das Leben ungemein.
IHR PORTAL FÜR AUSERLESENE IMMOBILIEN<br />
WWW.PRESTIGEHOME.CH<br />
PARTNER:
PRESENTS<br />
HERRSCHAFTLICHES<br />
ANWESEN MIT<br />
VOLLER<br />
SEESICHT<br />
IN ZURICH<br />
BY<br />
ENGEL & VÖLKERS
LIVING<br />
226 | PRESTIGE
LIVING<br />
Dieses äusserst charaktervolle, repräsentative<br />
und sehr ruhige Anwesen in Zürich’s<br />
Bestlage besteht aus einem Herrenhaus<br />
mit Nebenhaus sowie einem parkähnlichen Garten<br />
mit Pool – ein Liebhaberobjekt mit absolutem<br />
Seltenheitswert!<br />
Es bietet ein Höchstmass an Privatsphäre und einen<br />
atemberaubenden, unverbaubaren Blick über<br />
den Zürichsee bis zur Alpenkette. Durch die zwei<br />
historischen Eingangstore erreicht man die Auffahrt<br />
des Anwesens, die 10 Stellplätze bietet. Die<br />
Gebäude wurden im «Heimatstil» errichtet: die<br />
Fassade entstand aus verputztem Bruchstein und<br />
darüber Fachwerk-Stil. Das Herrenhaus besteht<br />
aus 5 Etagen mit antikem Parkett, die Wände sind<br />
teils holzvertäfelt oder tragen beeindruckende<br />
Art Nouveau-Illustrationen. In der klassischen<br />
The Luxury Way of Life | 227
LIVING<br />
228 | PRESTIGE
LIVING<br />
Eingangshalle mit einer Deckenhöhe von acht Metern<br />
befindet sich ein breites Treppenhaus, ferner<br />
besteht ein weiteres Treppenhaus mit Lift. Neben<br />
23 Wohn-/ Büroräumen gibt es auf jeder Etage<br />
Bäder/WC’s. Das stilgerechte historische Nebenhaus<br />
bietet verschiedene Nutzungsmöglichkeiten.<br />
In 1990 und 2003 wurde das Herrenhaus aufwändig<br />
saniert, das Nebenhaus folgte 2004.<br />
Die Liegenschaft ist als Kulturerbe eingestuft, die<br />
Häuser und der Garten stehen unter Denkmalschutz.<br />
Das stilgerecht restaurierte Anwesen liegt<br />
in einem der renommiertesten Wohngebiete von<br />
Zürich und kann als Villen-Domizil oder repräsentativer<br />
Geschäftssitz genutzt werden – nur wenige<br />
Minuten entfernt von der weltberühmten Bahnhofstrasse.<br />
The Luxury Way of Life | 229
KARE<br />
MINOTTI<br />
MINOTTI<br />
MINOTTI<br />
BOCA DO LOBO<br />
230 | PRESTIGE
BY LAURA<br />
WOHNLANDSCHAFT<br />
KARE<br />
KARE<br />
KARE<br />
KARE<br />
MINOTTI<br />
The Luxury Way of Life | 231
CULINARIUM
BARTENDER<br />
MIT LEIB & SEELE<br />
DIRK<br />
HANY<br />
Mit nur 25 Jahren wurde er zum<br />
«Barkeeper of the Year» ernannt. Danach wurde<br />
er Brand Ambassador für Pernod Ricard<br />
und vertrat Marken wie Absolut Vodka und<br />
Havana Club. Nun ist Dirk Hany der neue<br />
Barchef der Widder Bar in Zürich.<br />
Yvonne Beck<br />
Mit der Widder Bar verantwortet Dirk Hany seit Dezember 2013<br />
als Chef de Bar die Hotelbar mit einer spektakulären «Library of<br />
Spirits». Tausend verschiedene geistreiche Tropfen haben die<br />
Widder Bar zu einer der beliebtesten Locations Zürichs gemacht.<br />
Den Grundstein für seinen Werdegang legte Dirk Hany mit einer Ausbildung<br />
zum Dipl. Hotelier an der Hotelfachschule Luzern sowie mit seiner Lehre zum<br />
Koch im Michelin-Stern-gekrönten «Restaurant zur Pinte» in Baden-Dättwil.<br />
Noch heute kommt sein kulinarisches Know-how auch bei der Entwicklung<br />
neuer Cocktails zum Einsatz. Wie bei einem Kochrezept wägt Hany Geschmack,<br />
Konsistenz und Intensität der verschiedenen Ingredienzien ab,<br />
bevor er die Zutaten mit Ideenreichtum und technischer Finesse zusammenmischt.<br />
Auch vor scheinbar ungewöhnlichen Kombinationen macht seine<br />
Kreativität keinen Halt: Derzeit experimentiert Dirk Hany mit Drinks, die die<br />
Aromen von Gin und Wodka genussvoll mit verschiedenen Teesorten vereinen.<br />
Was genau die Gäste der Widder Bar erwartet, verrät uns Dirk Hany in einem<br />
Interview.<br />
The Luxury Way of Life | 233
CULINARIUM<br />
Viele Gäste greifen immer wieder auf die typischen<br />
Cocktail-Klassiker zurück. Werden diese weiterhin<br />
auf der Barkarte zu finden sein?<br />
Auf jeden Fall, auch wenn sie nicht draufstehen, können<br />
wir diese natürlich jederzeit mixen. Man bekommt also<br />
weiterhin einen Old Fashion, Cosmopolitan oder Singapur<br />
Sling serviert.<br />
Was ist Ihr Lieblingsgetränk?<br />
Ich bin ein Old-Fashion-Trinker. Wenn es heiss ist, trinke<br />
ich jedoch auch sehr gerne mal einen Mojito. Ich trinke<br />
sehr gerne Klassiker, wenn sie richtig gemacht sind.<br />
Old Fashion<br />
Herr Hany, Sie sind seit Dezember neuer Barchef der<br />
Widder Bar in Zürich. Welche Änderungen werden Sie<br />
vornehmen? Wie wird zum Beispiel die neue Barkarte<br />
der Widder Bar aussehen?<br />
Die Barkarte wird kleiner, dafür aber häufiger gewechselt.<br />
Wir werden vermehrt saisonal arbeiten und die Cocktails<br />
der jeweiligen Jahreszeit anpassen. Wir verkleinern das<br />
Cocktailangebot, damit der Gast besser auf unsere Empfehlungen<br />
eingehen kann. Ich und mein Barteam möchten<br />
den Gästen Cocktails empfehlen, die auf sie zugeschnitten<br />
sind. Momentan sind 120 Cocktails auf der Karte, die neue<br />
Barkarte wird nur noch zirka 30 aufweisen. Zusätzlich zu<br />
den saisonalen Cocktails wird es sehr spezielle Cocktails<br />
geben. Sehr viele Eigenkreationen, die ich gemeinsam mit<br />
meinem Team entwickle.<br />
Was bedeutet, Sie arbeiten saisonal?<br />
Es gibt Drinks, die besser zu der einen oder anderen<br />
Jahreszeit passen. Um den Winterblues zu vertreiben,<br />
empfehle ich den süss-herben Whiskey-Klassiker Old<br />
Fashioned. Im Sommer werden wir hingegen sehr viel auf<br />
frische Früchte setzen.<br />
Der Old Fashion ist vielleicht der älteste Cocktail<br />
der Welt. Er besteht nur aus Whiskey, Zucker und Bitter.<br />
Ist aber nicht so leicht zuzubereiten, wie es den<br />
Anschein erweckt. Er ist ein Muss für Fans dunkler<br />
Spirituosen und Liebhaber unverfälschter Aromen.<br />
Also kein Mann für Experimente?<br />
Doch, ich experimentiere sehr gerne. Aus einem meiner<br />
Experimente ist zum Beispiel der sogenannte Yuzujito entstanden.<br />
Dieser ist eine Abwandlung des klassischen<br />
Mojitos. Yuzu ist eine Zitrusfrucht aus Japan, die leicht<br />
bitter ist. Dazu Gingerbier – und fertig ist der Cocktail. Er<br />
ist sehr erfrischend, hat in der Widder Bar schon grossen<br />
Anklang gefunden und ist eine tolle Alternative zum altbekannten<br />
Hugo und Aperol Spritz.<br />
Cocktailkarten können einen leicht überfordern. Wie<br />
können Sie Ihren Gästen die richtige Empfehlung geben?<br />
Wie wissen Sie, was wem schmeckt?<br />
Zuerst kommt es auf die Tageszeit an. Zum Apéro sollten<br />
Drinks eher leicht sein, etwas Erfrischendes. Eine Regel<br />
lautet: Frauen geniessen ihre Cocktails eher lieblich und<br />
fruchtig, Männer eher herb und bitter – aber es gibt auch<br />
hier immer Ausnahmen. Bei gewissen Drinks ist man fast<br />
immer auf der sicheren Seite. Zum Beispiel ein Bellini zum<br />
Apéro. Nach dem Essen oder später am Abend kann man<br />
besser mit Dessert-Cocktails auftrumpfen. Also eher süssliche<br />
Sachen wie ein Clover Club. Ein Cocktail, der bei uns<br />
sehr gut läuft, ist die Banana-Baileys-Collada. Für romantische<br />
Stunden rate ich zu einem fein prickelnden Rosé<br />
Champagner. Den richtigen Cocktail für einen Gast findet<br />
man schnell durch ein kurzes Gespräch. Ich frag meistens:<br />
«Was für Cocktails geniessen sie sonst?» So findet<br />
sich schnell ein Cocktail, der ähnlich ist und doch anders.<br />
Wir versuchen, unseren Gästen immer etwas Neues anzubieten.<br />
Sie haben eine Kochausbildung absolviert. Hilft Ihnen<br />
das bei der Kreation neuer Cocktails?<br />
Mir persönlich hat es sehr geholfen, vor allem in Bezug auf<br />
Geschmackskombinationen. Es fördert die Kreativität beim<br />
Verschmelzen verschiedener Geschmäcker. In meiner Kochlehre<br />
habe ich Schokolade mit Fleisch kombiniert oder<br />
Rosmarin ins Dessert eingebaut. Und so etwas versuchen<br />
wir nun mit Cocktails, um ein ganz neues «Wow»-Erlebnis<br />
zu erschaffen.<br />
234 | PRESTIGE
CULINARIUM<br />
Können Sie mir hierfür ein konkretes Beispiel geben?<br />
Ich kombiniere zum Beispiel gerne Gin mit Tee. Eine meiner<br />
Kreationen enthält einen Kamille-Gin, Lillet und Bitter.<br />
Diese Zutaten ergeben zusammen einen ganz speziellen<br />
Geschmack mit ganz verschiedenen Nuancen. Wir habenzudem<br />
eigens für unsere Margaritas Chilli-Tequila gemacht<br />
– für den scharfen Kick auf der Zunge. Und ein<br />
ganz anderes Experiment, an dem ich schon längere Zeit<br />
arbeite, ist, Cocktails im Fass oder in der Flasche altern<br />
zu lassen.<br />
Ähnlich wie beim Wein?<br />
Ja, so ähnlich. Während der Lagerung verändert sich der<br />
Geschmack des Cocktails. Vor Kurzem haben wir zum Beispiel<br />
einen vierjährigen El Presidente geöffnet. Aus einem<br />
sehr kraftvollen Cocktail ist etwas ganz anderes entstanden,<br />
ein Cocktail, der wie Honig runtergeht. Das ist zum<br />
einen sehr spannend, zum anderen können wir so etwas<br />
wie Jahrgangs-Cocktails anbieten.<br />
Was macht einen guten Bartender aus?<br />
Freundlichkeit. Eine Bar ist wie ein Theater und wir Barkeeper<br />
sind die Schauspieler, die Gäste sind die Zuschauer. Sobald<br />
wir zur Arbeit kommen, übernehmen wir die Rolle des<br />
Barkeepers und das bedeutet: immer höflich sein, immer gut<br />
gelaunt sein, voller positiver Energie stecken und jeden Gast<br />
mit einem Lächeln begrüssen. Ein weiterer wichtiger Punkt<br />
ist Aufmerksamkeit. Ein guter Barkeeper sollte seine Gäste<br />
immer im Blick haben, um deren Wünsche schon vorauszuahnen.<br />
Und, last but not least, natürlich das Fachwissen. Ein<br />
guter Bartender muss über die Spirituosen und über das<br />
Angebot Bescheid wissen. Das bedeutet, auch ein Bartender<br />
hat nie ausgelernt. Monatlich kommen neue Spiritu osen auf<br />
den Markt, man sollte also immer auf dem Laufenden sein.<br />
Und das nicht nur, was Spirituosen anbelangt, sondern auch<br />
das aktuelle Zeitgeschehen, um mit den Gästen spannende<br />
Gespräche führen zu können.<br />
Woher bekommen Sie Inspirationen für neue Cocktailkreationen?<br />
Ich lasse mich gerne von anderen Barkeepern inspirieren.<br />
Viele Menschen haben ein fotografisches Gedächtnis, ich<br />
habe ein geschmackliches. Ich kann mir einzelne Geschmäcker<br />
vorstellen und diese im Kopf kombinieren, erahnen,<br />
ob sie zusammenpassen. Wenn ich ein Kraut sehe<br />
wie Holunder oder Wacholder, dann geht automatisch<br />
durch meinen Kopf, was ich damit kombinieren könnte.<br />
Das können ganz einfache Bausteine sein, die man unerwartet<br />
zusammensetzt.<br />
Die Widder Bar hat eine lange Tradition. Sind Sie<br />
dieser Tradition als neuer Barchef verpflichtet?<br />
Die Widder Bar ist eine klassische Bar und daher werden<br />
wir auch weiterhin im klassischen Stil klassische Cocktails<br />
servieren und nicht anfangen, effekthaschende Spielereien<br />
einzubauen. Alles, was wir servieren, soll das Geschmackserlebnis<br />
verstärken und überraschen. Unser «Smoky<br />
Whisky Sour» spricht beispielsweise alle Sinne an. Den<br />
altbewährten Mix aus Zitronensaft, Zuckersirup und Whisky<br />
servieren wir unter einer Glocke und angereichert mit<br />
Buchenholz-Rauch, der dem Drink eine würzige Note verleiht.<br />
Gehen Sie in Ihrer Freizeit auch in Bars?<br />
Ja, das ist ein Hobby von mir. Ich liebe Bars. Am liebsten<br />
sitze ich am Tresen.<br />
Welches ist Ihre Lieblingsbar (die Widder Bar ausgenommen)?<br />
Die Kronenhalle. Dort ist es schön ruhig, die Bartender<br />
leben ihren Beruf, es erwartet einen ein sehr professioneller<br />
Service. Auch die Bar El Floridita im Zentrum von<br />
Havanna kann ich nur empfehlen. Ich liebe geschichtsträchtige<br />
Bars. Hier hockte bereits Ernest Hemingway am<br />
Tresen.<br />
Jazz & Drinks<br />
Gäste der Widder Bar kommen neben einem extravaganten<br />
Sortiment an Edeldrinks – die Whisky-Kollektion<br />
der Bar umfasst ausgesuchte Raritäten wie einen<br />
40 Jahre alten Macallan von Gordon & MacPhail oder<br />
einen 30 Jahre alten Black Bowmore von 1964 – in<br />
den Genuss von Live-Auftritten angesagter Jazzgrössen.<br />
Alljährlich im Frühling und Herbst begeistern renommierte<br />
Stars und angesagte Newcomer zwischen<br />
modernen Widderskulpturen und mittelalterlichen Holzbalken<br />
das Publikum bei mitreissenden Konzerten.<br />
The Luxury Way of Life | 235
Das traditionsreiche und mehrfach ausgezeichnete<br />
Familienunternehmen Brugal produziert bereits<br />
in der fünften Generation den beliebtesten Rum<br />
der Karibik. 1888 in der Dominikanischen<br />
Republik gegründet, hat es seine Produktpalette<br />
über die Jahre stetig erweitert und perfektioniert.<br />
Heute sind sechs verschiedene Sorten im<br />
Schweizer Handel erhältlich, von denen alle nach<br />
streng geheimen Familienrezepten hergestellt<br />
werden und sich durch ein typisch trockenes<br />
Geschmacksprofil auszeichnen. Das Aushängeschild<br />
des Premium-Rumherstellers ist<br />
der Brugal Papá Andrés – ein exklusiver und<br />
auf 500 Stück limitierter Spitzen-Rum, der über<br />
Jahre in den besten Sherry- und Eichenfässern<br />
des Hauses reifen durfte.<br />
Brugal – Der beliebteste Rum der Karibik<br />
Die Kunst des Geniessens<br />
Mit den wunderbaren und einzigartigen Primeros by Davidoff<br />
Nicaragua ist jeder in der Lage, für 15 Minuten die Zeit anzuhalten,<br />
um auszuspannen, zu geniessen und sich zu besinnen. Die<br />
handgefertigten Zigarren sind der ideale und genussvolle Begleiter<br />
solcher Auszeiten und füllen diese, so kurz und flüchtig sie auch<br />
sein mögen, mit vollmundigem Geschmack aus. Die ursprünglichen<br />
Davidoff Nicaragua mit ihrem einzigartig bittersüssen und vielfach<br />
preisgekrönten Geschmack sind als Primeros in den Ausführungen<br />
Nicaragua und Nicaragua Maduro erhältlich.<br />
www.davidoff.com<br />
Tisch-Schnapsbrennerei<br />
Nach dem Essen noch einen Schnaps, und zwar selbst gebrannten,<br />
aber natürlich ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu treten! Die<br />
Destillierung ist völlig legal und vom Zoll zugelassen, da das Volumen<br />
der Blase unter 0,5 Liter liegt. Die Tisch-Schnapsbrennerei macht es<br />
möglich. Einfach Rot- oder Weisswein in die Brennblase aus Glas füllen,<br />
etwas Spiritus ins Stövchen giessen, Docht anzünden, und schon<br />
tröpfelt der konzentrierte Alkoholdampf durch die Kondensationsspirale<br />
als Schnaps gemächlich in das bereits wartende Glas.<br />
www.EUROtops.ch<br />
236 | PRESTIGE
Ein Geschmackserlebnis der ganz besonderen Art<br />
Im Gegensatz zu den bisherigen Griffins Zigarren sind die Gran Robusto optisch etwas länger<br />
und haben, aufgrund der heutigen Vorliebe für mehr Rauch generierende Zigarren, ein<br />
unwesentlich grösseres Ringmass als das bisherige Format. Der hochqualitative und verzaubernde<br />
Einlagetabak stammt aus der Dominikanischen Republik und wird elegant<br />
von einem exquisiten, peruanischen Umblatt zusammengehalten. Geschmacklich bieten<br />
die Gran Robustos ein äusserst angenehmes Raucherlebnis, welches wegen der milden<br />
bis mittleren Stärke perfekt mit einem süssen, nicht zu schweren Rum oder leichten Single<br />
Malt zusammenpasst und seine Aficionados überraschen wird.<br />
www.griffinscigars.com<br />
SHORTCUTS<br />
Der älteste Rum der Welt<br />
Vor über 50 Jahren wurde auf Jamaika eine Auswahl unterschiedlicher Rumsorten handverlesen<br />
und zur Reifung eingelagert, um zum Jubiläum der jamaikanischen Unabhängigkeit<br />
einen einzigartigen Rum zu schaffen. Das Ergebnis ist der Appleton Estate 50 Year Old<br />
Jamaica Independence Reserve. Erst nachdem jede einzelne Rumsorte auf Vollkommenheit<br />
der Reife und Komplexität geprüft wurde, führte die Master Blenderin Joy Spencer die<br />
unterschiedlichen Rumsorten in einem speziellen Fass zusammen. Nach weiteren<br />
Monaten der Reifung erlangten sie einen gemeinsamen, einzigartigen Charakter. Das<br />
Ergebnis ist ein ausgeglichener, neu definierter Rum. Mit diesem besonderen, über<br />
50 Jahre lang gereiften Rum eröffnet Appleton ein völlig neues Marktsegment.<br />
Lediglich 800 Flaschen des exklusiven Rums wurden weltweit angeboten – dies<br />
nur in wenigen auserwählten Geschäften. Der Appleton Estate 50 Year Old ist ein<br />
begehrtes Sammlerstück. Den edlen Charakter des Rums unterstreicht die<br />
handgefertigte Flasche mit goldfarbenen Symbolen Jamaikas, welche in einer<br />
schwarz lackierten hochwertigen Holzbox angeboten wird.<br />
www.appletonestate.com<br />
«Mythology Mixology»<br />
ehrt Cocktail-Klassiker<br />
Die schöne Hollywood-Schauspielerin Eva Green tritt in die Fussstapfen von<br />
Uma Thurman und wird die Muse des Campari-Kalenders 2015. Unter dem<br />
Motto «Mythology Mixology» widmet sich der Kalender der einzigartigen und<br />
bunten Geschichte von Campari und zwölf beliebten Campari-Cocktail-Klassikern.<br />
Das neue Thema nimmt Fans mit auf eine Reise in die Vergangenheit und<br />
interpretiert, wie zwölf der bekanntesten Campari-Drinks entstanden sind.<br />
Jeden Monat stehen ein besonderer Cocktail-Klassiker sowie die damit verbundenen<br />
Anekdoten, Legenden und Kuriositäten des Rezeptes im Mittelpunkt.<br />
Während Eva Green vor der Linse für den Campari-Kalender vielen<br />
bekannten Hollywood-Schauspielerinnen folgt, war der Platz hinter der Kamera<br />
bislang eine Männerdomäne. Für die 16. Edition des Campari-Kalenders<br />
wurde mit der renommierten Kunst-Fotografin Julia Fullerton-Batten zum<br />
ersten Mal eine Frau engagiert.<br />
www.campari.com<br />
The Luxury Way of Life | 237
A<br />
PIECE<br />
OF<br />
ART<br />
Es war einer der typischen Sommertage in New York City.<br />
Die schier erdrückend schwüle Hitze liess einen gerne<br />
in klimatisierte Räume flüchten, als ich die Lobby eines Hotels<br />
in der Upper East Side betrat und mich der freundliche<br />
Concierge in den 9 Floor begleitete. In der Suite, deren Fensterfront<br />
den Blick auf den Central Park freigab, sassen entspannt<br />
meine beiden Interviewpartner: Dr. Bill Lumsden, der Chef-Createur<br />
der Glenmorangie Whiskys, und der international<br />
bekannte Künstler Idris Khan.<br />
Sabine Hauptmann<br />
238 | PRESTIGE
CULINARIUM<br />
PRESTIGE: Herr Lumsden, wie kam es überhaupt zu<br />
der Verbindung zwischen dem internationalen Künstler<br />
Idris Khan und dem Hause Glenmorangie?<br />
DR. BILL LUMSDEN: Idris war bereits bestens bekannt<br />
im Hause LVMH. Wir wollten mit Pride II 1978 ein aussergewöhnliches,<br />
unvergleichbares Produkt erschaffen, welches<br />
uns von den Mitbewerbern deutlich unterscheidet.<br />
Es war für mich eine neue und spannende Erfahrung, mit<br />
Idris in seinem Studio in London zu arbeiten. Ziel war es,<br />
ein Kunstwerk, welches den Herstellungsprozess und die<br />
Historie eines besonderen Whiskys einfängt, zu erschaffen.<br />
Eine wunderbare Koinzidenz ist zudem, dass Idris Khan<br />
1978 geboren ist.<br />
Herr Kahn, die meisten Ihrer Werke haben einen repetitiven<br />
Charakter, der durch die Inspirationsquellen<br />
Musik, Religion und Geschichte zustande kommt. Was<br />
war die Quelle der Inspiration bei Whisky?<br />
IDRIS KHAN: Meine Neugierde und meine Kreativität<br />
lassen mich immer gerne Projekte verwirklichen, die «Out<br />
of the box» sind.<br />
Wie hoch wird der Verkaufspreis bei diesem aussergewöhnlichen<br />
Whisky mit einer auf weltweit 700 Stück<br />
limitierten Flaschenzahl sein?<br />
DR. BILL LUMSDEN: Die Flaschen werden nur an einen<br />
selektiven Kreis von Whisky-Liebhabern weiterverkauft. In<br />
der Schweiz gehen 24 Flaschen an Bars, Lounges und Hotels.<br />
Der Endkonsument kann den Pride II 1978 ab Oktober<br />
<strong>2014</strong> im Offenausschank im Hotel Widder und Hotel Dolder<br />
in Zürich und im Waldhaus in St. Moritz degustieren.<br />
Wer ist die anvisierte Konsumentenzielgruppe für ein<br />
derart exklusives Produkt?<br />
DR. BILL LUMSDEN: Sie erhalten mit dem Produkt eine<br />
Entstehungsgeschichte, die einen Jahrzehnte dauernden<br />
Der Prozess, wie Whisky über Jahrzehnte in der Umgebung<br />
und Landschaft von Schottland in eigens selektierten<br />
Eichenfässern entwickelt wird, hat eine enge Verwandtschaft<br />
zur Entstehung meiner Kunstwerke.<br />
Was haben Sie zur Einführung für den Pride II 1978<br />
gestaltet?<br />
IDRIS KHAN: Ich habe nach diversen Besuchen in Schottland<br />
und vielen Gesprächen mit Bill meine visuellen Eindrücke<br />
aus dem historischen Haus und der Destellerie eingefangen<br />
und zu einem Werk verarbeitet – wie meistens mit<br />
der Kamera –, aber nicht als isolierte Momentau f nahme.<br />
Der Whisky<br />
Glenmorangie wurde bereits im Jahre 1843<br />
in den Schottischen Highlands gegründet<br />
und machte sich seither einen Namen mit<br />
Single Malt Whiskys von hervorragender<br />
Qualität.<br />
Der Biochemiker Dr. Bill Lumsden ist seit<br />
1995 bei Glenmorangie als Manager der<br />
Destillerie und Chef-Createur. Er wurde mit<br />
zahlreichen Auszeichnungen für seine<br />
Whisky-Kreationen geehrt, zuletzt 2012:<br />
«Distiller of the Year by the International<br />
Wine & Spirit Competition».<br />
The Luxury Way of Life | 239
CULINARIUM<br />
Entwicklungsprozess eines wahrhaft aussergewöhnlichen<br />
Whiskys enthält. Für den Pride II 1978 wurde eigens eine Box<br />
kreiert, die eine Kristallflasche von Lalique umschliesst.<br />
Ich gehe davon aus, dass sich die Konsumenten aus Individualisten,<br />
die einzigartige Qualität schätzen, Sammlern<br />
und wahren Geniessern zusammensetzten werden.<br />
In welchen Märkten finden Sie diese Zielgruppen?<br />
DR. BILL LUMSDEN: Als Marke Glenmorangie haben wir<br />
den grössten Absatzmarkt vor Ort in den Vereinigten Staaten,<br />
gefolgt von dem Markt in UK, der allerdings von der<br />
Stückzahl nur halb so bedeutend ist wie der amerikanische<br />
Exportmarkt. Asien als Region hat für den Konzern als auch<br />
für unsere Whiskys eine grosse Bedeutung.<br />
IDRIS KHAN: Deshalb wurde auch für die Lancierung beider<br />
Kunstwerke New York ausgewählt und heute Abend<br />
werden wir im kleinen Kreis das Geheimnis um mein<br />
Kunstwerk und das von Pride II 1978 lüften.<br />
Der Künstler<br />
Idris Khan ist ein weltbekannter Gegenwartskünstler,<br />
der 1978 als Sohn einer britischen Mutter und eines<br />
pakistanischen Vaters in England zur Welt kam.<br />
Er hat an der Derby University und am Royal College of Art<br />
bis zum Jahr 2004 studiert und jeweils mit einem Master<br />
abgeschlossen. Seither hatte er zahlreiche Ausstellungen in<br />
namhaften Galerien.<br />
Bereits jetzt befinden sich einige seiner einzigartigen Fotound<br />
Videokunstwerke in den permanenten Ausstellungen<br />
der Museen. Beispielsweise: Centre Georges Pompidou in<br />
Paris, Solomon R. Guggenheim Museum in New York<br />
oder in der Saatchi Gallery in London.<br />
240 | PRESTIGE
DER BESTE BARTENDER DER SCHWEIZ<br />
ALEXANDROS NICOLAIDES<br />
Ein Berner Oberländer mit zypriotischen Wurzeln<br />
ist vor Kurzem beim Event «Swiss World Class<br />
Bartender <strong>2014</strong>» zum besten Barkeeper der<br />
Schweiz gekürt worden. Alexandros Nicolaides<br />
heisst das kreative Nachwuchstalent, das sich am<br />
Finaltag von seiner coolen Seite zeigte und sich<br />
am Ende mit seinem Gewinnerdrink «Amen» gegen<br />
die Konkurrenz durch-setzen konnte. Der unkonventionelle<br />
Cocktail, der mit Ron Zacapa, dem<br />
zypriotischen Likörwein Commandaria, Rohzuckersirup<br />
und Rosmarin gemixt wird, scheint die erfahrenen<br />
Jurymitglieder voll überzeugt zu haben.<br />
In Zürich stand der 32-jährige Familienvater bereits<br />
im «El Lokal» und im «Hotel Rivington & Sons»<br />
hinter der Theke. Aktuell ist er stellvertretender<br />
Geschäftsführer in der «Wings Airline Bar».<br />
3<br />
FRAGEN<br />
Welche Eigenschaften muss man als bester Barkeeper<br />
der Schweiz mitbringen?<br />
Die wahre Herausforderung liegt darin, in allen Dingen das<br />
Besondere zu entdecken – und das ist meist das Einfache.<br />
Das Geheimnis eines guten Cocktails, aber auch eines<br />
guten Gastgebers ist es, genau diese Einfachheit (mit<br />
Liebe) hervorzuholen und erfahrbar zu machen. Um in dieser<br />
Liga mitmischen zu können, müssen alle Sinne zum Einsatz<br />
kommen. Wichtig ist es, dem Moment die gebührende<br />
Aufmerksamkeit zu schenken. Das fühlt sich dann wie ein<br />
Zen-Moment an.<br />
Rechnen Sie sich Chancen für die Weltmeisterschaften<br />
der Bartender aus?<br />
Sich Chancen auszurechnen, ist meist der falsche Weg.<br />
Es werden am World Class Global Final in England die<br />
50 besten Bartender gegeneinan-der antreten. Die Herausforderungen sind immens,<br />
die Konkurrenz genial. Eine gewisse Gelassenheit wird bestimmt nötig sein, um sich<br />
nicht vorschnell zu verkrampfen. Ich werde mein Bestes geben, mich nicht in Siegeskalkulationen<br />
verrennen und mich viel mehr auf das Handwerk, das Timing und die<br />
Inspiration konzentrieren. Das sind die Werkzeuge, die man benötigt, um zu gewinnen.<br />
Als Profi-Bartender wissen Sie genau, wie man die besten Cocktails der Welt zubereitet.<br />
Verraten Sie uns Ihren Lieblingsdrink?<br />
Ich habe einen gewaltigen Respekt und eine Schwäche für sehr klassische Drinks, welche<br />
die Zeit überdauert haben. Ich mag beispielsweise einen frischen Gimlet mit Tanqueray<br />
No. 10 oder einen geschmeidigen Sazerac, den ältesten überlieferten Cocktail der Welt,<br />
der seinen Ursprung in New Orleans hat. Alkohol ist Geschichte und Geschichte nimmt<br />
sich Zeit. Leute, nehmt Euch Zeit, wenn Ihr Euch einen guten Cocktail zu Gemüte führt. In<br />
diesem Sinne: Cheers!<br />
The Luxury Way of Life | 241
DIE BESTEN<br />
BARS DER<br />
WELT<br />
Die internationale Barkultur erlebt gerade eine neue Blütezeit. Zahlreiche<br />
Neueröffnungen, professionelle Internet-Blogs und alljährlich stattfindende<br />
Bartender-Wettbewerbe haben dem gepflegten Cocktailschlürfen zu einem<br />
neuerlichen Popularitätsschub verholfen. Die Qualität der Angebote steigt<br />
kontinuierlich, und wir sind uns sicher: So gut wie heute waren die Drinks<br />
noch nie. Dabei ist es ganz egal, ob man sie im Penthouse eines Tokioter<br />
Luxus-Hochhauses oder in einer Singapurer Seitenstrasse serviert bekommt.<br />
Was zählt, sind vor allem die Cocktails – und die jeweils einzigartige<br />
Atomsphäre!<br />
Den Weg zu dieser Bar findet man in keinem Tourismusführer<br />
und auch nicht über deren Website. Allein ihr Name verrät<br />
dem Durstigen, wo es lang geht. Untergebracht in einem<br />
eher unscheinbaren und baufällig wirkenden Gebäude in der<br />
Hong Kong Street, erwartet den Gast hier amerikanische<br />
Cocktailkultur vom Feinsten – und das in Südostasien!<br />
Aber auch erlesene US-Craft-Biere und Champagnersorten<br />
stehen auf der Karte.<br />
Bar 28 Hong Kong Street Singapur<br />
New York Bar Tokio<br />
Auf der Spitze des Tokioter Park Hyatt-Hochhauses<br />
– in luftigen 235 Metern Höhe – befindet<br />
sich die berüchtigte New York Bar. Ihr edles<br />
Innendesign – raumhohe Fenster, erlesene dunkle<br />
Hölzer – sowie der prächtige Ausblick, den<br />
man von hier oben geniessen kann, machen sie zu<br />
einer der besten Roof-Top-Bars der Welt. Wer<br />
hier den ein oder anderen geschüttelten Martini zu<br />
viel bestellt, kann sich schon einmal leicht für<br />
James Bond persönlich halten.
Nightjar Bar London<br />
Auch diese Londoner Bar wirkt von aussen alles andere<br />
als glamourös. Drinnen fühlt man sich ein wenig in<br />
die amerikanische Prohibitionszeit zurückversetzt, das<br />
Retrointerieur – bestehend aus viel Holz, einer kleinen<br />
Bibliothek und schummrigen Lampen – trägt seinen Teil<br />
dazu bei. Auch was die Cocktails angeht, haben sich<br />
die Betreiber auf die Klassiker besonnen. Spezialität des<br />
Hauses ist der London Mule – ein Cocktail aus Gin,<br />
Rhabarbersaft, Ginseng Spirit und Galgant-Bier. Die<br />
vielen Musikevents und Cocktailworkshops machen die<br />
exklusive Bar für alle Nachtschwärmer zu einem<br />
beliebten Ausflugsziel!<br />
Diese exklusive Londoner Bar gehört zum<br />
edlen Langham Hotel und ist vom «Drinks<br />
International Magazin» nun schon zum zweiten<br />
Mal zur besten Bar der Welt gekürt worden.<br />
Chef-Bartender ist der vielfach ausgezeichnete<br />
Tscheche Alex Kratena, der zusammen mit seinem<br />
Team immer wieder neue Standards in Sachen<br />
Mixkultur setzt. Die Gäste können sich hier auf das<br />
grösste Rumsortiment Londons, ausgewählte<br />
Champagnersorten sowie zahlreiche originelle<br />
Cocktails freuen, die oft in aufwendiger Montur auf<br />
den Tresen kommen. Eine Spezialität des Hauses<br />
ist der «Artesian’s Aqui Estoy Cocktail», der mit<br />
Mezcal und Tequila gemixt und dem Gast in einem<br />
Totenschädel serviert wird!<br />
Artesian Bar London<br />
Candelarian Bar Paris<br />
Diese Pariser Bar ist ein echter Geheimtipp. Vor allem<br />
Freunde mexikanischer und südamerikanischer Spezialitäten<br />
kommen hier voll auf ihre Kosten: Die Tacos sollen zu den<br />
besten der Stadt gehören und werden – sichtbar für den Gast<br />
– in einer offenen Küche zubereitet. Auch das grosse und<br />
exklusive Tequila-Sortiment lässt keine Wünsche offen – aber<br />
Vorsicht, hochprozentig! Am besten man bucht gleich für<br />
den nächsten Morgen das Katerfrühstück: den Candelarian-<br />
Cocktail-Brunch, der immer samstags und sonntags<br />
serviert wird und dem Ausnüchtern keine Chance lässt …<br />
The Luxury Way of Life | 243
CULINARIUM<br />
BARTENDERS<br />
FINEST<br />
DIE ROLEX UNTER DEN<br />
SODA SIPHONS<br />
Die «Roaring Twenties» verwandelten die Hauptstädte der<br />
Welt in wahre Hexenkessel! London, Paris,<br />
New York und Berlin – der Erste Weltkrieg war vorüber und die<br />
Menschen wollten sich wieder amüsieren. In den<br />
Strassen der schillernden Städte schossen Musikclubs,<br />
Bars und Amüsiertempel aus dem Boden.<br />
Und mit ihnen trat der Soda Syphon seinen<br />
Siegeszug um die Welt an.<br />
Lilly Steffen<br />
Die Siphon Manufaktur<br />
244 | PRESTIGE
CULINARIUM<br />
Der Erste Weltkrieg war vorüber und die<br />
«Roaring Twenties» begannen – es war die<br />
Zeit, in der die englische Gesellschaft<br />
durch die industrielle Produktion und das Wahlrecht<br />
der Frau modernisiert wurde. Das «Jazz<br />
Age» war in England am Erblühen und junge<br />
Londoner änderten die althergebrachten Gewohnheiten.<br />
Sie begannen, ihre Abende in Clubs zu<br />
verbringen. Während die Erfindung der Schallplatte<br />
Musik und Tanz revolutionierte, wurden<br />
Cocktails, die auf Whisky basieren, zu den Lieblingsgetränken<br />
der jüngeren Generation. Da kohlensäurehaltige<br />
Drinks immer beliebter wurden und<br />
dem Geschmack der Jungen entsprachen, entwickelte<br />
sich der Soda Siphon zu einem echten<br />
Must-have. Die Siphon- Kultur, der neue Chic,<br />
eroberte England im Sturm. Soda Siphons waren<br />
jetzt in Londoner Zigarren- und Jazz-Clubs sowie<br />
Tanzlokalen, in denen Gin mit Tonic und Whiskey-Soda<br />
serviert wurde, all gegenwärtig.<br />
Ganz Paris träumt im Art-déco-Stil<br />
Auch in Paris keimte nach Ende des Ersten Weltkrieges<br />
wieder Hoffnung auf. Ein Wind der Modernisierung<br />
zog durch die gesamte Stadt, die Artdéco-Bewegung<br />
und die modische Coco Chanel<br />
fanden immer grösseren Zuspruch bei den Parisern.<br />
Die Emanzipation der Frau spielte eine<br />
grosse Rolle in der Gesellschaft. Die kulturelle,<br />
künstlerische und intellektuelle Szene von Paris<br />
strahlte in die ganze Welt hinaus. Das Moulin<br />
Rouge boomte wieder und bot Raum, Cancan zu<br />
tanzen. Musikclubs waren gut gefüllt, Bistros und<br />
Brasserien benutzten ihre Siphons, um den Durst<br />
der jungen und vergnügten Pariser zu stillen. Der<br />
Soda Siphon wurde auf Café-Terrassen rund um<br />
den Montmartre gesichtet, in denen Künstler wie<br />
Picasso zu den Stammgästen gehörten. Als Synonym<br />
für den «Pariser Chic» war der Soda Siphon<br />
jetzt endgültig Teil der Pariser Kultur geworden.<br />
New York: Im Bann der Jazzclubs<br />
Auch in New York schossen Seite an Seite Jazzclubs<br />
und Wolkenkratzer wie das Empire State<br />
Building empor. Es war die Ära des legendären<br />
Great Gatsby mit all seiner Dekadenz und seinen<br />
Ausschweifungen, die ihr jähes Ende im wohl<br />
berühmtesten Börsencrash der Wirtschaftsgeschichte,<br />
dem Black Thursday, fand.<br />
Und immer, wenn sich die Nacht in den Jazzclubs<br />
der Stadt wieder in ein Spektakel verwandelte,<br />
gefeiert und getanzt wurde, war dabei immer auch<br />
der besondere, rhythmische Klang der Seltersflaschen<br />
zu hören. Als ein Symbol des sozialen<br />
Status explodierten geradezu die Verkaufszahlen<br />
der Siphonhersteller in den Jahren 1925 und 1926.<br />
So legten die Soda Siphons auch Auftritte in der<br />
Filmindustrie hin, zu sehen in zahlreichen Filmen<br />
zwischen den Jahren 1930 und 1960.<br />
The Luxury Way of Life | 245
CULINARIUM<br />
Die Glanzzeiten des Hotel Adlon in Paris<br />
Nachdem in Berlin die Schatten des Krieges<br />
gewichen waren, entwickelte sich die Stadt rasch<br />
zu einer der kulturell, wirtschaftlich und wissenschaftlich<br />
bedeutendsten Metropolen der Welt.<br />
Wissenschaftler wie Einstein, Heisenberg und<br />
Schrödinger revolutionierten die Denkweise der<br />
modernen Physik. Charles Lindbergh überquerte<br />
als erster Mensch den Atlantik nonstop im Alleinflug,<br />
während in der Kunst Dadaismus und Art<br />
déco aufkamen. Zur selben Zeit, in der «Der<br />
Grosse Gatsby» (F. Scott Fitzgerald) und «Ulysses»<br />
(James Joyces) entstanden, wurden in<br />
Deutschland Werke von Herrmann Hesse, Erich<br />
Maria Remarque und Franz Kafka publiziert. Stars<br />
wie Charlie Chaplin stiegen im prestigeträchtigen<br />
Hotel Adlon ab, in dem auch Marlene Dietrich<br />
entdeckt worden war, bevor sie anschliessend zur<br />
ersten grossen deutschen Hollywoodschauspielerin<br />
avancierte. Swing-Musik und die Einführung<br />
des Tonfilms veränderten das Nachtleben gänzlich.<br />
Es war eine Zeit des Überflusses, der Exzesse<br />
und der ungezügelten Feiern. Neben Champagner<br />
und Spirituosen durften Soda Siphons<br />
nicht fehlen.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg endete der Siegeszug<br />
des Soda Siphons in den USA. Getränke wie<br />
Cola machten dem Sodawasser Konkurrenz. In<br />
Europa hingegen erlebte der mit einer Kohlensäurepatrone<br />
betriebene Siphon nach dem Krieg nochmals<br />
eine wahre Renaissance. ln den 1950er Jahren<br />
gehörte er zur Grundausstattung eines modernen<br />
Haushalts, farbenfroh beschichtete Aluminiumgehäuse<br />
trugen dazu bei, dass sich diese Geräte<br />
in jeder Umgebung optimal präsentieren liessen.<br />
Danach kamen sie jedoch nur noch selten in<br />
privaten Haushalten zum Einsatz. Bars und Gastronomiebetriebe<br />
bilden heute die letzten Refugien,<br />
in denen diese Geräte zu finden sind.<br />
Ein echtes Stück Geschichte<br />
Wenn sich der stilvolle New Yorker im Jahre 1930<br />
an einem heissen Sommertag erfrischen wollte,<br />
nahm er sich die Zeit, eine hausgemachte Zitronenlimonade<br />
in den Hamptons zu geniessen. Der<br />
nötige «fizz» kam damals traditionell aus einem<br />
Sparktlets New York Soda Siphon – hergestellt in<br />
der 46th Street in Manhattan. Diese vor langer Zeit<br />
verloren gegangene Tradition beleben seit 2011<br />
zwei Münchener mit ihrer Siphon-Manufaktur wieder.<br />
Mit Herz und Hand restauriert ein kleines<br />
Team diese eleganten Soda Siphons – jeder Einzelne<br />
ist ein Unikat aus den 1930er-Jahren – und<br />
verhilft ihnen somit zu neuem Glanz. Nicht nur das<br />
Baujahr, sondern auch der Fertigungsort und interessanterweise<br />
der letzte Aufenthaltsort vor der<br />
Restauration werden im individuellen Authentizitätsnachweis<br />
genannt. Egal, ob es sich um einen<br />
im Jahr 1932 in New York gefertigten und kürzlich<br />
in Manhattan gefundenen Soda Siphon handelt,<br />
einen aus dem Paris der 1920er-Jahre, der in<br />
Monaco entdeckt wurde – jedes Exemplar ist ein<br />
Original mit eigener Geschichte, die nur darauf<br />
wartet, weitergeschrieben zu werden.<br />
Warum Sodawasser?<br />
Füllt man einen Soda Siphon mit<br />
Wasser, schraubt dann eine<br />
CO 2 -Kapsel ein und schüttelt den<br />
Soda Siphon anschliessend kurz<br />
und kräftig, entsteht frisches Sodawasser.<br />
Dieses ist im Geschmack<br />
ausgewogener und feinperliger als<br />
abgefülltes Mineralwasser mit<br />
Kohlensäure und daher traditionell<br />
erste Wahl für Cocktails und<br />
Limonaden – wird aber auch gerne<br />
pur genossen.<br />
246 | PRESTIGE
CULINARIUM<br />
ANLÄSSE STILVOLL FEIERN<br />
Besondere Anlässe zu feiern erfordert eine besondere Ambiance, denn<br />
Feste sind so individuell wie ihre Gastgeber. Schliesslich möchte<br />
man den Gästen ein unvergessliches Erlebnis schenken, sich von seiner besten<br />
Seite zeigen und den eigenen Stil aufs Schönste zum Ausdruck bringen.<br />
Rosanna Lopomo<br />
«Wir realisieren Eventprojekte mit grösster Sorgfalt,<br />
perfektem Timing und mit viel Liebe zum Detail.»<br />
– Heinz Huber –<br />
Für die einen bedeutet dies aussergewöhnliche Eleganz, für andere ist es<br />
unkonventionelle Originalität. Und wieder andere möchten der Zeit immer<br />
ein wenig voraus sein. Welches Event auch immer in Planung ist – sei es<br />
eine kleine, aber feine Gartenparty, eine exklusive Jubiläumsfeier mit individueller<br />
Zeltarchitektur oder ein festliches Grossereignis –, die Blasto AG mit Sitz<br />
in Rapperswil-Jona verleiht seit über 30 Jahren als führender Schweizer Anbieter<br />
von Mietzelten und Mietmobiliar jedem Anlass den stilsicheren Auftritt.<br />
Eine 30-jährige Erfolgsgeschichte<br />
Die Leidenschaft für Perfektion, Klasse, Qualität und Ästhetik macht die Blasto<br />
AG zu einem der führenden Schweizer Anbieter für Mietzelte und Mietmobiliar.<br />
Das Unternehmen wurde 1983 gegründet. Heinz Huber übernahm damals die<br />
Geschäftsführung der kleinen Blachen- und Storenfirma in Rapperswil-Jona.<br />
Im Jahr 1987 wurde der Grundstein für die heutige Unternehmenstätigkeit gelegt.<br />
Die einfache Idee, über Kleininserate die Vermietung von Partyzelten anzubieten,<br />
kam gut an. Privatkunden rund um den Zürichsee buchten Partyzelte<br />
für ihre Anlässe im Garten. Bereits in den darauffolgenden Jahren<br />
verstärkte sich die Nachfrage nach grösseren Partyzelten,<br />
passendem Mietmobiliar, neuen Standorten<br />
und Rundumservice. Der erste Meilenstein<br />
der Blasto-Erfolgsstory war gelegt. Als Pionier in<br />
Sachen Zeltinfrastrukturen lancierte das Unternehmen<br />
die legendären schneeweissen Pagodenzelte.<br />
Heute zählen zum Kundenkreis des Unternehmens<br />
nicht nur anspruchsvolle Privatkunden,<br />
sondern zahlreiche nationale und internationale<br />
Brands und Corporate-Kunden, die von der Konzeption,<br />
über die Planung bis hin zur Umsetzung<br />
ihrer Veranstaltungen Wert auf Professionalität, Zuverlässigkeit,<br />
Flexibilität und Leistungsstärke legen.<br />
Die vielfältige Auswahl an Zeltarchitekturen wie<br />
beispielsweise Transparentzelte, Zeltkuben, Zendome<br />
und individuelle mobile Raumlösungen bieten<br />
grenzenlose Gestaltungsmöglichkeiten. Einen<br />
Namen hat sich Blasto auch im Bereich Event-<br />
Mobiliar gemacht. Das Mietprogramm besticht<br />
durch eine einzigartige Auswahl an Mietmöbeln<br />
und Event accessoires, die sich sehen lassen<br />
kann. Die Palette umfasst Banketttische, Stühle,<br />
Lounge möbel, Eventzubehör in unterschiedlichsten<br />
Design richtungen und in beinahe jeder gewünschten<br />
Stückzahl.<br />
The Luxury Way of Life | 247
WUSSTEN<br />
SIE SCHON …?<br />
Viel Moos für Moos<br />
Im weltberühmten Kopenhagener Restaurant Noma gibt es<br />
ausgebackenes Moos. Der Küchenchef René Redzepi,<br />
dessen Restaurant schon mehrmals zum «besten Restaurant<br />
der Welt» gekürt wurde, bietet ausschliesslich Gerichte<br />
aus regionalen Zutaten an. So stehen etwa auch Wurzeln,<br />
Tannennadeln und zahlreiche Wildkräuter aus den skandi navischen<br />
Wäldern auf der Speisekarte. Auf Olivenöl und andere<br />
exportierte Lebensmittel wird hingegen ganz bewusst verzichtet.<br />
Das Lieblingsgetränk der Russen<br />
Nein, ist nicht der Wodka! Sondern Kwas,<br />
ein dunkles, limonadenartiges Erfrischungsgetränk,<br />
das geschmacklich an Malzbier<br />
erinnert, sich allerdings eher durch eine<br />
gewisse Säure als durch Süsse auszeichnet.<br />
Hergestellt wird das Nationalgetränk Nr. 1<br />
aus einem Schwarzbrotsud, der wohl in<br />
früheren Zeiten zur Resteverwertung diente.<br />
Seit mehreren Jahrhunderten gibt es<br />
dieses Getränk nun bereits, auch in vielen<br />
anderen slawischen Ländern wurde<br />
und wird es gern bestellt. Der Name «Kwas»<br />
stammt vom russischen Wort «kwasnik»,<br />
was früher so viel wie «Trinker» bedeutete.<br />
Damals enthielt die heute ganz harmlos<br />
daherkommende Limonade nämlich noch<br />
viel Alkohol.<br />
Das teuerste Gewürz der Welt<br />
Safran ist eines der edelsten Gewürze der Welt. Für ein<br />
Gramm der echten roten Stempelfäden, die in Handarbeit<br />
aus den Blüten des Safrankrokus extrahiert werden,<br />
muss man zwischen 20 und 25 Schweizer Franken bezahlen.<br />
Grund für den hohen Preis ist unter anderem die kurze<br />
Blütezeit: Nur einmal im Jahr, nämlich für etwa zwei Wochen<br />
im Herbst, blühen die Krokusse violett auf. Nur<br />
während dieser Phase können die wertvollen<br />
Fäden geerntet werden.<br />
248 | PRESTIGE
KOLUMNE<br />
TAMARA WERNLI<br />
EMSIGE ENGEL<br />
AM SAMSTAGMORGEN<br />
Es ist Herbst, die Sonne scheint<br />
sanft, die Bäume zeigen sich noch<br />
einmal von ihrer schönsten Seite,<br />
bevor die verfärbten Blätter leise<br />
zu Boden fallen. Eine herrlich<br />
malerische Idylle. Zu dieser gesellt<br />
sich jeweils am Samstagmorgen<br />
der Laubinator.<br />
Der Laubinator ist der Mann, der<br />
den Laubbläser bedient, die<br />
meistdiskutierte Maschine der Schweizer.<br />
Mithilfe dieses Gerätes bläst er Laub von der<br />
einen Seite des Trottoirs zur anderen. Besen<br />
sind out, Laubbläser sind in. Und weil einzelne<br />
Blättchen von äusserst widerspenstiger Natur<br />
sein können, dauert sein Einsatz schnell einmal<br />
mehrere Stunden. Dagegen ist natürlich jeder<br />
Rechen machtlos. Statt romantischer Herbststimmung<br />
sind am Wochenende gefühlsintensives<br />
Presslufthammer-Feeling (auch mit geschlossenen<br />
Fenstern) und immenses Staunen über die<br />
Unmengen von Laub angesagt, die unseren<br />
Planeten scheinbar überfluten. Wo aber kommen<br />
all die Bäume plötzlich her? Bei genauerem<br />
Hinschauen bläst der Laubinator über eine Fläche<br />
von zwei Quadratmetern, dabei wirbelt er mehr<br />
Blätter in der Gegend herum als ein Sturm der<br />
Stärke 9. In seiner monotonen Abwesenheit<br />
entgeht ihm das vielleicht. Oder aber das herumschaukelnde<br />
Laubwerk übt eine undurchschaubare<br />
Faszination auf ihn aus.<br />
Das Blasgerät entfaltet ein komplett neues Herbstaroma:<br />
Indem es mit seinem Luftstrom von<br />
290 Kilometer pro Stunde Feinstaub, Bakterien<br />
und Viren herumweht, entsteht ein Partikelmischmasch<br />
in der Luft, das sich über mehrere Tage<br />
hält und von seiner toxischen Zusammensatzung<br />
her locker mit Rauschpilzen mithalten kann.<br />
Die Hitze des Bläsers wiederum tilgt Spinnlein,<br />
Würmer oder Insekten, macht aber nix: Ihr<br />
Unterschlupf, das Laub, wurde schon vorher<br />
vom Luftstrom zerstört. Und überhaupt, was<br />
gehen uns eklige Viecher an? Dass die meisten<br />
Geräte mit Verbrennungsmotoren<br />
funktionieren, scheint nur konsequent;<br />
elektronische Laubbläser<br />
sind viermal so teuer und das<br />
ständige Auswechseln der Akkus<br />
würde Extraarbeit bedeuten.<br />
Wer sich vom Laubinator belästigt<br />
fühlt, ist ein Dreckfink, schliesslich<br />
gilt es, hier einen Sauberkeitsstandard<br />
zu erfüllen. Mit Blättern<br />
bedeckte Parks und Grünanlagen sind in den<br />
wachen Augen des Staates anscheinend immense<br />
Dreckschleudern, deshalb werden heutzutage<br />
auch Spazierwege im Wald vom Laub<br />
befreit (kein Witz). Ausserdem überdecken die<br />
Blätter die Pfade; Laub birgt demnach enormes<br />
Gefahren-potenzial. Wie um Himmels willen sollen<br />
die Menschen auf unbegehbaren Wegen, sich<br />
durch Laubfontänen kämpfend, wieder nach<br />
Hause finden?<br />
«Der Laubinator ist der Mann, der<br />
den Laubbläser bedient, die meistdiskutierte<br />
Maschine der Schweizer.»<br />
Nebst dem staatlichen Putzehrgeiz fühlen sich<br />
auch immer mehr Privatpersonen an ihren freien<br />
Samstagen dazu berufen, uns vom fiesen Schmutz<br />
zu befreien, und zwar das ganze Jahr über. Der<br />
Laubbläsereinsatz wird in den meisten Städten<br />
und Gemeinden nicht auf die Herbstmonate<br />
eingeschränkt. Sie blasen dann alles, was sich<br />
blasen lässt von Hinterhöfen, Wiesen, Türeingängen,<br />
Garageneinfahrten und Gebäuden: Spinnweben,<br />
PET-Flaschen, Schneeflocken, Sandkörnchen,<br />
Grashälmchen, Kieselsteinchen, auch der<br />
Hundekot muss wohl dran glauben.<br />
So gesehen, würde unser Land ohne die Laubbläser<br />
komplett zum Drecksort verkommen. Der<br />
Laubinator hat also viele Vorzüge. Der Grösste ist<br />
wohl, dass sich sein Benutzer bei der Arbeit als<br />
unser aller Befreier fühlt.<br />
The Luxury Way of Life | 249
EUROPAS BESTE IN<br />
ANTWERPEN<br />
KULINARISCHES GASTSPIEL<br />
VON DREI-STERNE-CHEF<br />
THOMAS BUHNER<br />
Keine Frage: Die MS Europa, Flaggschiff der Hamburger<br />
Reederei Hapag-Lloyd, ist die Grande Dame unter den Ozeanlinern.<br />
Kein schwimmender Palast im High-end-Segment hat mehr<br />
Preise und Auszeichnungen eingeheimst. Ja, für<br />
viele gilt die Europa als bester Kreuzfahrer der Welt –<br />
auch in kulinarischer Hinsicht.<br />
Dr. Thomas Hauer<br />
Hapag-Lloyd Kreuzfahrten & Thoams Bühner / Restaurant La Vie<br />
So trafen sich unter dem Motto «EUROPAs Beste» an Bord des<br />
Luxus-Cruisers in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal handverlesene<br />
Spitzenköche, Winzer und Produzenten edelster Viktualien zu einem<br />
rauschenden Genussfestival. Ebenfalls mit von der Partie: Drei-Sterne-Koch<br />
Thomas Bühner – einer der aktuell kreativsten Küchenchefs des Kontinents.<br />
Wir haben den Aromenmagier im Vorfeld des Events schon einmal in seinem<br />
Osnabrücker Gourmetrestaurant La Vie besucht.<br />
250 | PRESTIGE
CULINARIUM<br />
Der dreifach besternte Küchenchef auf See<br />
Die erste Überraschung: Der Chef, wie fast immer in Bluejeans und locker<br />
sitzendem weissen Hemd, holt uns persönlich vom Bahnhof ab. Knapp<br />
10 Minuten dauert die Fahrt in die Osnabrücker Altstadt und endet direkt vor<br />
Bühners Restaurant. Das denkmalgeschützte Gebäude präsentiert sich als<br />
imposante Mischung aus historischer Steinwerkfassade und klassizistischer<br />
Villa. Während das stylische Ambiente im Erdgeschoss des behutsam<br />
modernisierten Anwesens von edlen Hölzern und warmen Erdtönen bestimmt<br />
wird, erwartet Gäste im Obergeschoss ein dreigeteilter Saal im Stil<br />
des Osnabrücker Klassizismus mit einem jahrhundertealten Kachelofen als<br />
Blickfang.<br />
Wir verabreden uns für 18 Uhr auf einen Aperitif an der Bar. Während Bühner<br />
an einem Glas kochend heissem Grüntee nippt, wählen wir Rosé-Champagner<br />
von Gosset. Die MS Europa kreuzt derweil in rund 435 Seemeilen Entfernung<br />
auf ihrem Weg von Lissabon nach Hamburg vor den britischen Kanalinseln.<br />
Ihre nächste Station ist Greenwich bei London. Bis zum kulinarischen Höhepunkt<br />
ihrer diesjährigen Genussreise rund um Westeuropa im Hafen von Antwerpen<br />
sind es noch exakt fünf Tage.<br />
Ob Events wie das auf der Europa ihm Spass machen, wollen wir von Bühner<br />
zum Auftakt unseres Gesprächs wissen und ahnen schon die Antwort.<br />
Schliesslich ist Bühner so etwas wie der Kosmopolit unter den mittlerweile<br />
zehn dreifach besternten Küchenchefs der Republik. So sind wir nicht überrascht,<br />
als er von kulinarischen Gastspielen in Singapur, Korea, Kasachstan<br />
oder St. Moritz erzählt, als wären Ausflüge dieser Art sein tägliches Brot.<br />
Was er den rund 600 Gästen – darunter 400 Passagiere und an die 200 externe<br />
Besucher – an Bord der Europa servieren werde, haken wir nach.<br />
Schliesslich wird der Champagner dort ebenfalls in Strömen fliessen, während<br />
sich – noblesse oblige – die Tische unter Hummer, Kaviar und schwarzen<br />
Trüffeln durchbiegen. Mit was also kann einer wie Bühner die Gäste da noch<br />
überraschen? Die Antwort: «Kartoffelschaum mit<br />
Kürbis-Curryeis». «Ist das bei all dem Luxus nicht<br />
ein wenig bescheiden?», wenden wir ein. «Im Gegenteil!»,<br />
gibt sich Bühner überzeugt. Schliesslich<br />
ist dieses Gericht ein echter La-Vie-Klassiker, den<br />
der Küchenchef immer mal wieder als kleinen<br />
Gruss aus der Küche in seine aufwendigen Menüfolgen<br />
einbaut und der bei seinen Gästen besonders<br />
beliebt ist. Warum? «Weil es unkompliziert<br />
ist, einfach lecker schmeckt, durch den Heiss-Kalt-<br />
Effekt überrascht und sich auch für mehrere Hundert<br />
Gäste in absoluter Top-Qualität zubereiten<br />
lässt.» Das spricht der Perfektionist, der keine<br />
Kompromisse kennt.<br />
Dreidimensionale Aromenküche<br />
Überhaupt ist Bühner, der seine Karriere – man<br />
mag es kaum glauben – auf Empfehlung einer<br />
Berufsberatung beim Arbeitsamt eingeschlagen<br />
hat, nicht nur einer der kreativsten, sondern auch<br />
einer der intelligentesten Vertreter seiner Zunft.<br />
Und einer der sympathischsten dazu. Schnell<br />
kommen wir ins Plaudern, tauschen Stationen<br />
unserer kulinarischen Biografien aus, diskutieren<br />
über die zahlreichen Kunstwerke, die das Restaurant<br />
schmücken – darunter ein überdimensionaler<br />
Buddhakopf in Pink – und versuchen uns<br />
schliesslich an einer Definition deutscher Küche.<br />
Doch als gegen 19 Uhr immer mehr Gäste vom<br />
livrierten Doorboy ins Restaurant geführt werden,<br />
wird Bühner sichtlich nervös – er will in die Küche.<br />
Wir verabschieden uns, schliesslich sehen wir uns<br />
ja schon in ein paar Tagen wieder, an Bord der<br />
Europa. Vorher steht aber noch ein Menü aus<br />
der Küche des La Vie auf dem Programm. Das<br />
gibt es entweder unter der Überschrift «Tradition &<br />
Qualitè» in fünf oder als Menü «Le Grand Chef» in<br />
sieben Gängen. «Grand Chef» ist übrigens ein Ehrentitel<br />
von Relais & Chateaux, zu deren illustrem<br />
Kreis auch das La Vie gehört und den Top-Chefs<br />
der internationalen Vereinigung vorbehalten bleibt.<br />
Was folgt, ist ein kulinarischer Parforceritt, der<br />
nicht nur die unbändige Kreativität Bühners und<br />
seines Teams widerspiegelt, sondern vor allem<br />
ganz viel Spass macht!<br />
Viele der aufwendig dekorierten Tellerkunstwerke,<br />
die schon auf den ersten Blick Bühners unverwechselbare<br />
Handschrift erkennen lassen, versammeln<br />
bis zu einem Dutzend Elemente – ein<br />
grandioses Feuerwerk aus intensiven Farben,<br />
vielschichtigen Aromen und unterschiedlichsten<br />
Texturen. Was bei manch anderem Kollegen<br />
The Luxury Way of Life | 251
CULINARIUM<br />
arg bemüht wirkt, versprüht bei Bühner pure<br />
Nonchalance. «Dreidimensionale Aromenküche»<br />
nennt er das. Doch trotz dieses etwas sperrigen<br />
Terminus: Eine Gebrauchsanweisung braucht<br />
man für Bühners Küche zum Glück nicht. Die<br />
funktioniert immer – egal, ob wir einzelne Fitzelchen<br />
vom Teller picken oder mit Löffel und Gabel<br />
einmal quer über den Teller fahren. Nur ganz<br />
wenige deutsche Restaurants agieren kulinarisch<br />
mit einer solchen Souveränität. Nicht minder besternte<br />
Kollegen eingeschlossen. Chapeau!<br />
Überfordert diese Küche irgendwann Sinne oder<br />
Gaumen? Im Gegenteil. Zwei weiblichen Gästen am<br />
Nebentisch, die ihren Tellern allzu zaghaft, ja mit fast<br />
schon chirurgischer Attitüde zu Leibe rücken, empfehlen<br />
wir deshalb stattdessen, einfach beherzt zuzugreifen,<br />
und innerhalb kürzester Zeit weicht der<br />
anfangs noch leicht skeptische Gesichtsausdruck<br />
der Damen einem breiten Lächeln.<br />
Das Highlight des Abends …<br />
Bühners schon legendäre, über Jahre immer weiter<br />
perfektionierte Version eines Rehbockrückens,<br />
hier begleitet von weissen Rübchen, Pfifferlingen,<br />
Grapefruit und Creme von geräucherter Gänseleber.<br />
Noch nie haben wir ein ähnlich gutes Stück<br />
Wildbret gegessen, ausser im letzten Jahr im Rahmen<br />
eines Relais & Chateaux-Gourmetfestivals in<br />
Tirol. Gastkoch damals: Thomas Bühner. Nicht<br />
weniger überzeugend präsentiert sich sein bretonischer<br />
Saint Pierre kombiniert mit Pulpo und begleitet von Kohlrabi, in allen<br />
erdenklichen Aggregatszuständen, das Ganze abgerundet vom Aroma der<br />
Yuzo-Frucht oder der roh marinierte Loup de Mer mit Limequat, Avocado und<br />
Couscous.<br />
Szenenwechsel<br />
Über Antwerpen liegt an diesem Sonntagnachmittag ein tiefblauer Himmel.<br />
Gemächlich ziehen ein paar Schäfchenwolken vorüber. Das Thermometer<br />
zeigt 24 Grad. Am Horizont erhebt sich der stolze Turm der Onze-Lieve-<br />
Vrouwekathedraal. Die Europa ist am frühen Morgen von der Nordsee über<br />
die Schelde im Hafen eingelaufen und liegt in ruhigem Wasser am Kai vor<br />
Anker. An Bord herrscht bereits seit Stunden hektische Betriebsamkeit.<br />
Schliesslich muss das Lido-Deck bis zum frühen Abend in eine Schlemmermeile<br />
umgebaut sein. Nicht weniger als 20 Michelin-Sterne werden hier unter<br />
der Ägide des neuen Küchenchefs der Europa, Thorsten Gillert, aufkochen.<br />
Die benötigten Kochstationen müssen aber erst per Kran an Bord gehievt<br />
werden. Zu den Protagonisten des diesjährigen Events gehören neben<br />
Thomas Bühner die zwei Sterne-Köche Hans Stefan Steinheuer aus Bad<br />
Neuenahr, Nils Henkel vom Schlosshotel Lerbach, Johannes King vom<br />
Sölringhof auf Sylt, Silvio Nickol vom Wiener Palais Coburg und der Belgier<br />
Filip Claeys vom De Jonkmann in Brügge. Aus der Schweiz ist Tanja Grandits<br />
vom Basler Restaurant Stucki am Start. Ausserdem ist natürlich auch Dieter<br />
Müller dabei, der auf der Europa ein gleichnamiges Luxusrestaurant betreibt<br />
und Kochlegende Eckart Witzigmann.<br />
Anders als Bühner haben sich die meisten Gastköche bei ihren Gerichten<br />
eher für die Variante Materialschlacht entschieden und servieren z. B. Lammrücken<br />
mit Mandeln, Gurken, Salicornes, Auster und Kaviar oder Pot Au Feu<br />
von Hummer, Carabinero und Jakobsmuscheln mit Ravioli, Spargel, Kaffirlimette<br />
und Apfel-Koriander-Fumet. Begleitet wird der kulinarische Reigen<br />
von Spitzenweinen deutscher und internationaler Weingüter. Auch Thomas<br />
Bühner ist mittlerweile an Bord. Gleich nach dem Abendservice hat er sein<br />
Auto gepackt und ist mit seiner Lebensgefährtin von Osnabrück in die<br />
bel gische Hafenmetropole gereist. Als das Fest gegen 18 Uhr offiziell eröffnet<br />
wird, füllt sich die Bühne dann schnell mit der Crème de la Crème der<br />
europäischen Wein- und Gastroszene. Kurze Zeit später ist die Open-Air-<br />
Küchenparty dann in vollem Gange. Müssten Gastköche und externe Gäste<br />
die Europa nicht gegen 1.30 Uhr verlassen, damit das Schiff den letzten Teil<br />
seiner Reise antreten kann, die rund 36 Stunden später im Hamburger Hafen<br />
endet, das Fest würde sicher noch bis zum Morgengrauen dauern. Genusshungrige<br />
könne sich aber schon heute den 13. Juni 2015 vormerken – dann<br />
wird, wieder in Antwerpen, die 11. Ausgabe des Gourmetspektakels stattfinden.<br />
Nice to know<br />
Weitere Informationen zu den exklusiven Kreuzfahrtangeboten<br />
von Hapag Lloyd auf der MS Europa unter<br />
www.hl-kreuzfahrten.de. Die nächste Genusskreuzfahrt<br />
rund um das kulinarische Top-Event «EUROPAs<br />
Beste» führt vom 3. bis 17. Juni 2015 wieder von<br />
Lissabon nach Hamburg. Regelmässig reisen auf der<br />
Europa ausserdem Gastköche mit.<br />
Wer Thomas Bühner erleben möchte, findet<br />
sein Restaurant La Vie in der Krahnstrasse 1– 2 im<br />
Herzen der Osnabrücker Altstadt.<br />
www.reataurant-lavie.de<br />
252 | PRESTIGE
SCHWEIZER LEBENSKÜNSTLER UND<br />
ERFOLGREICHER BIO-LANDWIRT<br />
DIETER MEIER<br />
Dieter Meiers Leben ist ein einziger Umbruch.<br />
Sich auf einen Berufszweig festzulegen, kam für<br />
den Bankierssohn nie infrage. Ob Bildende Kunst,<br />
Musik, Film oder professionelles Glücksspiel:<br />
Nichts scheint für den umtriebigen Bankierssohn<br />
ausserhalb seines Kompetenzbereichs zu liegen.<br />
Auch als Gastronom, Weinbauer und Bio-Landwirt<br />
ist er inzwischen unterwegs. So besitzt Meier<br />
heute seine eigene Bio-Rinderfarm und ein Stück<br />
Rebland in Argentinien. Nebenbei betreibt er auch<br />
noch das feine Züricher Edelrestaurant «Bärengasse»<br />
in der CS-Passage, für das er sein eigenes<br />
Rindfleisch und den selbst gekelterten Bio-Wein<br />
aus Südamerika importieren lässt. Der naturbegeisterte<br />
Tausendsassa hat das Haus übernommen,<br />
nachdem gleich mehrere Vorbesitzer mit<br />
ihrem Konzept gescheitert waren. Heute erfreut<br />
sich das Szenelokal wieder grösster Beliebtheit,<br />
vor allem die saftigen Steaks, so hört man, gehen<br />
weg wie warme Semmeln. Der Erfolg scheint<br />
Meier also auch in diesem Fall Recht zu geben!<br />
3<br />
FRAGEN<br />
Herr Meier, wie erklären Sie sich den Erfolg Ihres<br />
Restaurants «Bärengasse»?<br />
Ich denke, dass wir hier die richtige Mischung aus ansprechendem<br />
Design und guter Küche gefunden haben.<br />
Das Lokal strahlt viel Wärme aus und man fühlt sich<br />
einfach wohl, wenn man hier zusammensitzt. Auch das<br />
Premium-Bio-Beef, das wir hier anbieten und von meiner<br />
Farm in Argentinien stammt, kommt sehr gut bei unseren<br />
Gästen an.<br />
Woher kommt Ihr Know-how in Sachen Bio-Landwirtschaft?<br />
Das hatte ich lange gar nicht, ich musste mir erst alles<br />
aneignen. Über zwei Jahre hinweg habe ich die verschiedensten<br />
Leute getroffen und mir nach und nach ein gutes Team zusammengestellt. Heute<br />
weiss ich schon mehr über die komplexen Zusammenhänge von Land, Boden und Lebewesen,<br />
lerne aber täglich noch etwas hinzu.<br />
Sie sind nun nicht nur Gastronom und Bio-Landwirt, sondern auch Künstler und<br />
Musiker. Was ist für Sie Kunst?<br />
Kunst ist für mich ein Spiel mit dem Nichts, ein Spiel mit dem Unsinn, das sich allem<br />
Utilitarismus entzieht. Mein Motto lautet: Werdet wie die Kinder!<br />
The Luxury Way of Life | 253
FINANCE<br />
VISIONEN<br />
UMSETZEN<br />
❧<br />
BIODIVERSITÄT<br />
IM WEINBERG<br />
Fliegende Schmetterlinge und Bienenhotels zwischen<br />
Weinreben sind Bilder, an die wir uns erst wieder gewöhnen müssen.<br />
Oft dominieren immer noch die Giftspritze und der karge<br />
Boden den Weinberg. Es geht aber auch anders. Unter dem Dach<br />
von Delinat haben sich Winzer aus ganz Europa<br />
zusammengefunden, um Genuss, Ökologie und erfolgreiches<br />
Wirtschaften zusammen zu bringen.<br />
Georg Lutz<br />
F<br />
ür Karl Schefer, Gründer von Delinat, entsteht der beste Wein im<br />
Zusammenspiel mit der Natur. Den üblichen Monokulturen im Weinberg<br />
setzt er seine Visionen entgegen und ist damit auch ökonomisch<br />
erfolgreich. Wir loten im folgenden Interview die Gründe aus.<br />
254 | PRESTIGE
FINANCE<br />
Karl Schefer braucht keine Trends, sondern geht seinen Weg.
FINANCE<br />
PRESTIGE: Aller Anfang ist schwer. Dieses Sprichwort<br />
gilt sicher auch beim Wein, wie auch fast jeder Jungwinzer<br />
bestätigen kann. Wie sind Sie zum Wein gekommen?<br />
Karl Schefer: Ich bin ein Wirtssohn und daher habe ich<br />
schon seit meinen Jugendtagen eine Beziehung zum Wein.<br />
Das war aber nicht der zentrale Grund. Es war eher ein<br />
Zufall.<br />
Wie Sie zum Thema Ökologie und Bio gekommen sind?<br />
Ich habe eine Grundausbildung als Chemielaborant. Mitte<br />
der 1970er-Jahre war ich beruflich in Südafrika unterwegs<br />
und habe viele Schattenseiten der Chemie kennengelernt,<br />
unter anderem der massive Pestizideinsatz, mit Mitteln,<br />
die in Teilen in Europa schon verboten waren. Da ging<br />
mir ein Licht auf: Es muss Wege geben, um ökologische<br />
Gleichgewichte wieder herzustellen. Als ich in die Schweiz<br />
zurückkam, wusste ich, jetzt will ich nur noch Dinge tun, zu<br />
denen ich stehen kann.<br />
Und wie haben sie den Bio-Wein entdeckt?<br />
Ich hatte 1979 oft in Paris zu tun und habe in einem Reformhaus<br />
einen Öko-Wein entdeckt. Das kannte man damals<br />
in der Schweiz und Deutschland noch nicht. In den<br />
ersten Naturläden gab es keinen Wein. Ich habe ein paar<br />
Flaschen in Paris gekauft und mit Freunden, meiner Frau<br />
und meinem Bruder probiert. Das Ergebnis war nicht wirklich<br />
überzeugend.<br />
Ja, damals musste man schon schwer ökologisch<br />
überzeugt und ideologisch gefestigt sein, um einige<br />
saure Tropfen zu Trinken.<br />
Aber die Idee stimmte. Wir haben dann als nächsten Schritt<br />
die Winzer besucht, die auf dem Etikett standen. So haben<br />
wir Bio-Winzer kennengelernt, obwohl das Wort «Bio» damals<br />
noch weitgehend unbekannt war und es keine Labels<br />
gab. Aber ich wollte das Thema Bio und Wein voranbringen.<br />
«Wir schreiben<br />
Biodiversität vor.»<br />
Delinat braucht auch heute die passenden Winzer.<br />
Nehmen wir als Beispiel den Katalanen Josep Maria<br />
Albet i Noya, die Familie Michlits von Meinklang<br />
in Österreich oder Karin und Roland Lenz, die in Iselisberg<br />
bei Frauenfeld das grösste biologische Weingut<br />
der Deutschschweiz führen.w Wie finden Sie solche<br />
Menschen, die sich ja nicht nur mit Wein auskennen,<br />
sondern auch Visionen haben?<br />
Inzwischen ist es umgekehrt: Innovative Bio-Winzer finden<br />
Delinat. Es vergeht keine Woche, bei der wir nicht ungefragt<br />
Muster zur Beurteilung bekommen. Es kommen aber<br />
nur die wenigsten als Delinat-Partner in Frage, da unsere<br />
Richtlinien sehr anspruchsvoll sind.<br />
Aber Sie liegen richtig. Jeder Winzer, der neu beginnt, hat<br />
viele Hürden zu überwinden. Das gilt besonders für Bio-<br />
Winzer. Sie sind immer noch Pioniere und brauchen Visionen.<br />
Sie gehen grosse Risiken ein und müssen gleichzeitig<br />
ökonomisch erfolgreich sein. Bio für sich genommen reicht<br />
schon lange nicht mehr aus. Die von Ihnen genannten Winzer<br />
sind alle ein Risiko eingegangen und haben Visionen<br />
verwirklicht. Inzwischen sind sie auch alle ökonomisch<br />
erfolgreich.<br />
Was ist beim Winzer der Auslöser für das Um denken und<br />
Umstellen in Richtung Bio?<br />
Am Anfang steht meist die genaue Beobachtung. Je stärker<br />
die sensible Rebe vor Krankheiten oder Schädlingen geschützt<br />
wird, desto abhängiger wird sie. Immer mehr Gift<br />
im Weinberg führt in Sackgassen. Wir kennen das von unserer<br />
eigenen Gesundheit. Je mehr Antibiotika wir zu uns<br />
nehmen, desto mehr schädigen wir auch die natürlichen<br />
Abwehrstoffe unseres Körpers.<br />
Heute hat sich die Situation komplett gedreht. Bio ist<br />
schon längst keine Nische mehr. Jeder Discounter hat<br />
Bio-Linien im Regal stehen. Bio ist ein Massenmarkt.<br />
Das ist auf den ersten Blick ein Erfolg. Unter dem<br />
Druck eines Massenmarktes können aber Ziele und<br />
Ideale völlig begraben werden. Müssen sich Pioniere<br />
von Bio, wie Sie ja auch einer sind, nicht neu erfinden?<br />
Wir haben eigentlich nie auf Trends geachtet, sondern stets<br />
einfach unsere Ziele verfolgt, was die Qualität betrifft. Die<br />
strengen Delinat-Richtlinien, nach denen unsere Winzer<br />
produzieren, übertreffen die üblichen Bio-Label. Der Unterschied<br />
zwischen Bio-Wein und Weinen aus unserem<br />
Hause ist wesentlich grösser als zwischen herkömmlichen<br />
Weinen und Bio-Wein. Mit der Zunahme der Akzeptanz von<br />
Bio wurde der Druck auf den Gesetzgeber immer grösser,<br />
Standards zu schaffen, die möglichst alle Produzenten<br />
256 | PRESTIGE
FINANCE<br />
einhalten können, auch wenn Klima und Böden sehr unterschiedlich<br />
sind. Das Ergebnis sind verwässerte Normen<br />
und zahnlose Kompromisse.<br />
Wie das EU-Bio-Sigel?<br />
Genau. Solche Grundlinien sind ein erster Schritt, reichen<br />
aber bei Weitem nicht aus.<br />
Können Sie uns hier ein Beispiel verraten?<br />
Man kann mit dem EU-Label im Rahmen einer lupenreinen<br />
Monokultur Bio-Produkte produzieren und vermarkten.<br />
Das ist ein Skandal. Sie stellen den einen Giftsack in die<br />
Ecke und nehmen einfach den anderen in die Hand.<br />
Das ist dann beim Wein Kupfer?<br />
Ja. Bei Kupfer oder Schwefel geht man hier mit den<br />
Mengen sehr tolerant um, setzt weiter auf Masse. An stelle<br />
Nützlinge zu fördern, werden weiterhin und genau wie<br />
beim konventionellen Weinbau Schädlinge bekämpft, nur<br />
sind die Gifte andere.<br />
Davon sind wir zum Glück weit entfernt. Wir haben unsere<br />
Richtlinien und Ziele, die wir konsequent verfolgen.<br />
Aber auch Ihre Winzer müssen noch Kupfer verwenden?<br />
Ja, aber in wesentlich geringeren Mengen. Hier haben<br />
wir es mit einem Schwermetall zutun, das man sehr ernst<br />
nehmen muss. Unser Ziel ist es, unter zwei Kilogramm pro<br />
Hektar und Jahr zu kommen. Früher lag der Durchschnitt<br />
im Weinberg bei 20 Kilogramm pro Hektar und Jahr.<br />
Karl Schefer und Roland Lenz suchen nach Möglichkeiten,<br />
Schadstoffe im Weinberg radikal zu reduzieren.<br />
Ihre Weinberge sollen keine Monokulturen darstellen,<br />
sondern von «biologischen Hotspots» durchzogen<br />
sein. Können Sie uns das erklären?<br />
Das ist die Grundlage unserer Richtlinien. Wir schreiben<br />
Biodiversität vor. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal von<br />
uns. Es geht sowohl um die horizontale gezielte Begrünung<br />
zwischen und unter den Reben, als auch um<br />
die vertikale Auflockerung mit Bäumen und Sträuchern.<br />
Wir sprechen auch von Inseln im Weinberg. Da wird gezielt<br />
die Vielfalt gefördert. Die «ökologischen Hotspots» gilt<br />
es natürlich zu pflegen, um Überwucherungen zu vermeiden.<br />
Zudem gibt es noch Ausgleichsflächen am Rande.<br />
In unseren Weinbergen finden Sie ganzjährige Blühstreifen<br />
und Bienenhotels.<br />
Viele werden einwenden: Das kostet alles viel Geld<br />
und ist nur für einen exklusiven Kundenkreis erschwinglich.<br />
Sie haben aber auch Weine im mitt leren<br />
Preissegment im Angebot. Wie funktioniert das?<br />
Wenn Sie Qualitätsweine erzeugen, ist der Ertrag relativ<br />
gering, gleich ob aus konventionell oder biologisch betriebenen<br />
Weinbergen. Man hat zudem Einsparungen. Teure<br />
chemische Produkte fallen weg. Dafür muss man mehr Zeit<br />
und Geld für Handarbeit im Weinberg aufbringen. In vielen<br />
Regionen sind die Kosten daher absolut vergleichbar.<br />
Ausserdem setzen wir auf Winzer mittlerer Grösse, da die<br />
Wirtschaftlichkeit bei Kleinbetrieben schwierig ist.<br />
Sie haben aber auch noch Versuchsweinberge?<br />
Ja, für solche Kosten haben wir ein Umsatzprozent zur<br />
Verfügung. In unserem Versuchsweinberg in der Provence<br />
(Château Duvivier) überprüfen wir die Auswirkungen unserer<br />
Richtlinien, zum Beispiel der Dauerbegrünung. Das<br />
Ziel ist, immer besser zu werden. So ein Versuch mit<br />
wissenschaftlicher Begleitung, kann mehrere Jahre<br />
The Luxury Way of Life | 257
FINANCE<br />
dauern. Wir wollen nachweisen, dass die Qualität von Wein<br />
aus biodiversen Weinbergen besser wird. Ein dreijähriger<br />
Versuch hat diese These bereits belegt, die wissenschaftliche<br />
Veröffentlichung folgt nächstes Jahr.<br />
Wie erreichen Sie Ihre Kunden? Ich habe ja heute im<br />
Netz sehr viele Plattformen und gerade in der Schweiz<br />
gibt es viele Weinshops.<br />
Online wird wichtiger, auch bei uns ist das ein wachsender<br />
Kanal. Zentraler Baustein unseres Vertriebs ist aber der<br />
Degustierservice, den es seit 1987 gibt. Wir wollten damals<br />
den Kunden die Gelegenheit geben, neue Weine und<br />
neue Jahrgänge kennenzulernen. Damals gab es ja noch<br />
viel weniger Bio-Weine und die Qualitätsspannen waren<br />
noch sehr gross. Der Degustierservice hat sich aber völlig<br />
anders entwickelt, als wir das zunächst angenommen<br />
haben. Heute ist er eine Art Grundversorgung für unsere<br />
Kunden. Man bekommt neben den Flaschen noch viele<br />
fundierte Informationen zu Traubensorte, Ausbau, pas sende<br />
Speisen und Winzer. Und man profitiert von portofreier<br />
Sendungen mit Sonderpreisen. Für uns ist der Service von<br />
Vorteil, da es ein sehr planbares Geschäft ist. Gleich zeitig<br />
ist es ein ständiger Test. So entwickeln wir auch unser<br />
Portfolio und gehen den Bedürfnissen der Kunden nach.<br />
Wir sind dem Degustierservice treu geblieben, im Unterschied<br />
zu manchen Mitbewerbern, die sich oft hinreissen<br />
lassen, mit jedem neuen Kundenwunsch einen neuen<br />
Service aus dem Boden zu stampfen. Das Ergebnis ist eine<br />
interne Kannibalisierung.<br />
Was wollen sie in den nächsten Jahren noch erreichen?<br />
Wir wollen in der Schweiz wieder wachsen. Wir basierten<br />
auf klassischem Direktmarketing und dem dazu passenden<br />
Versandhandel. Die Marketingwerkzeuge dazu stossen<br />
in der Schweiz aber immer mehr an ihre Grenzen. Die<br />
Schweizer Printmedien, mit denen wir früher die meisten<br />
Neukunden gewinnen konnten, funktionieren infolge Auflagenschwundes<br />
immer weniger. Daher haben wir unser<br />
Marketingbudget in den letzten Jahren, vor allem in<br />
Deutschland, investiert. Auch die Onlinekanäle funktionieren<br />
in der Schweiz noch nicht richtig. Wir wollen daher mit<br />
Partnern über den Detailhandel und die Gastronomie neue<br />
Kundenwege erschliessen.<br />
Gibt es einen Lieblingswein von Ihnen, den sie uns<br />
noch empfehlen können?<br />
Ja, es gibt Lieblingsweine von mir. Der Reserva Martí von<br />
Albet i Noya aus Katalonien bietet, glaube ich, nicht nur mir<br />
geschmackliche Höhepunkte. Er ist ein sehr erfolg reicher<br />
Wein bei uns. Als Gegenpol würde ich den El Molino, auch<br />
ein Spanier, aus La Mancha vom Weingut Jesus del Perdon<br />
nennen. Er bietet für seinen Preis unglaublichen Trinkspass.<br />
Beide Weine repräsentieren auch die unterschiedlichen<br />
Preisklassen in unserm Sortiment.<br />
Ja, dann zum Wohle der guten und ökologischen<br />
Weine.<br />
Öfters planen Sie auch Ausflüge, zum Beispiel in Richtung<br />
Rum oder Olivenöl. Was steckt dort für eine Idee<br />
dahinter?<br />
Es geht um die Abrundung des Sortiments. Bei Spirituosen<br />
verdienen wir kaum etwas. Es gibt auch Weine, die sich<br />
nicht lohnen. So rechnen sich die Halbliter- oder Magnumflaschen<br />
nicht. Es gibt aber eine Nachfrage. Bei Olivenöl<br />
geht es um etwas anderes. Gerade im Mittelmeerraum<br />
gehören Olivenöl und Wein zusammen. Das Wissen auch<br />
unsere Kunden und bestellen beides.<br />
Wie positionieren Sie sich in der Branche?<br />
Wir wollen eine maximale Dienstleistung zu einem fairen<br />
Preis anbieten. Dabei ist für uns die klassische Öko-Nische<br />
schon seit Jahren zu klein. Wir unterwerfen uns aber auch<br />
nicht jeder Bedingung eines Massenmarktes. Wir sind<br />
schlicht ein wirtschaftliches Unternehmen, welches Geld<br />
verdient. Die Kombination mit Ökologie und Biodiversität<br />
ist da kein Widerspruch. Im Gegenteil, es wird von den<br />
Kunden honoriert und rechnet sich.<br />
Der Weinberg ist vielfältig geworden. Das nützt auch der Traube.<br />
258 | PRESTIGE
© UBS <strong>2014</strong>. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Ich bin völlig<br />
unberechenbar.<br />
Es ist eine Stärke, wenn man seine<br />
kleinen Schwächen kennt. Denn gerade beim<br />
Anlegen ist impulsives Handeln kein guter Ratgeber.<br />
Marktanalyse, Anlagestrategie und Umsetzungsdisziplin<br />