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Seite 6 Titelstory «Ich schaue nie zurück, sondern immer voraus» Gespräch mit Ernesto Bertarelli Ernesto Bertarelli gehört mit seinem «Team Alinghi» zu den erfolgreichsten Segelsportlern weltweit. Warum das Segeln eines Katamarans vergleichbar mit der Führung eines Unternehmens ist und wieso Herausforderungen für ihn so wichtig sind, erzählt der Schweizer im Interview. Wie kam es zu Ihrer Begeisterung für den Segelsport? «Ich habe auf einem Boot gehen gelernt. Schon seit frühester Kindheit fühle ich mich mit dem Segeln eng verbunden. Die Wettkämpfe waren eine natürliche Weiterentwicklung meiner Passion für diesen Sport. Die Elemente Wasser und Wind spielen für mich eine grosse Rolle – und die Freiheit, Facts & FIGURES Ernesto Bertarelli (44) ist erfolgreicher Unternehmer und Segelsportler. Der gebürtige Römer, der seit 1977 in der Schweiz lebt, setzte sich bereits in seiner Kindheit am Genfersee das Ziel, bei Segelwettkämpfen zu siegen. Nach seinem Studium stieg er in das Biotech-Unternehmen Serono S.A. ein, das er nach dem Tod seines Vaters 1998 erbte. Er stand der Firma als CEO und Verwaltungsratspräsident vor, bis sie im Januar 2007 von der Merck KGaA übernommen wurde. Bertarelli hat die wichtigsten Segelwettkämpfe der Welt gewonnen wie den «Sardinia Cup», den «Swedish Match Cup» in Marstrand als Crewmitglied, die «12M» Weltmeisterschaften, den «Louis Vuitton Cup», und neben weiteren bedeutenden Wettkämpfen gleich fünf Mal den «Bol d’Or» und zwei Mal, 2003 und 2007, den «America’s Cup». 1999 baute er einen der schnellsten Katamarane der Welt für Binnengewässer, die 12,5 Meter lange «Alinghi IV», und gründete 2000 das «Team Alinghi». Mit seiner «Bertarelli Stiftung» setzt er sich für zahlreiche Gesundheits-, Wohltätigkeits, Forschungs, Sport- und Kulturinitiativen ein. 2003 wurde Bertarelli zum «Chevalier de la Légion d’honneur» ernannt. Er lebt mit seiner englischen Frau Kirsty und seinen drei Kindern in Genf und in Gstaad im Kanton Bern. die ich beim Segeln verspüre. Den Namen ‹Alinghi› haben sich meine Schwester Donna und ich bereits als Kinder ausgedacht. Er hat keine spezielle Bedeutung, aber für mich bedeutet er viel. Alle meine Boote tragen seit jeher diesen Namen.» « Herausforderungen generieren Erfolg.» Welche Ihrer Eigenschaften und Talente haben Sie Ihrer Meinung nach zu einem so erfolgreichen Segler gemacht? «Leidenschaft und die Zusammenarbeit mit dem besten Team, das man sich denken kann.» 1 Sie sind gebürtiger Italiener, besitzen die schweizerische Staatsbürgerschaft und leben heute in Gstaad. Was haben Sie von den Schweizern gelernt, das mit zu Ihrem Erfolg beiträgt? «Ich teile und bewundere die Zielstrebigkeit und Perfektion, mit denen die Schweizer ihr Leben gestalten. Dieses Streben ist tief verwurzelt und wird schon in jungen Jahren geprägt. Das kann ich an meinen eigenen Kindern im Schulalter sehen.» Sind Sie selbst ein ungeduldiger Mensch, ein Perfektionist? «Ich schaue nie zurück, sondern immer voraus. Ich geniesse es, lebenslang zu lernen. ‹Alinghi› ist ein gutes Beispiel dafür: Wir probieren ständig neue Technologien aus, neue Komponenten. Das Gleiche gilt auch für mich als Unternehmer und für die ‹Bertarelli Stiftung›, die ich mit meiner Familie 1998 gegründet habe.» « Ich geniesse es, lebens zu lang lernen.» Gibt es Parallelen zwischen dem Segeln eines Katamarans und der Führung eines Unternehmens? «Wenn du ein Boot segelst – vor allem während eines Wettkampfs – hast du nur ein Ziel: Du willst als Erster ankommen. Als Unternehmer hast du eine ähnliche Motivation. Du möchtest, dass deine Geschäfte florieren. In beiden Bereichen brauchst du
Titelstory seite 7 2 die richtige Strategie, die richtigen Taktiken und Manöver. Doch das Wichtigste sind immer die Menschen. Wenn du das passende Team hast, bist du auf Kurs.» Wie motivieren Sie sich – als Sportler und als Unternehmer? «Meine Familie ist meine Inspiration und Energiequelle für alles, was ich tue. Motivation ist für mich auch, genau zu wissen, was ich will und wie ich es erreichen kann. Und mit dem jeweils besten Team zusammenzuarbeiten. Unternehmerisch tätig sein und Segeln sind beides Team-Disziplinen. Du musst dich immer auf deine Leute verlassen können – ohne Vertrauen kann kein Geschäfts- und auch kein Sportler-Team siegen.» Wobei finden Sie Ruhe, Kraft und Entspannung? «Für mich ist Sport die ideale ‹Medizin›. Segeln oder Wandern hat mir schon oft geholfen, Problemlösungen zu finden. Ich bin der Meinung, dass herausfordernde Momente Erfolgsmomente generieren – und umgekehrt. Daher ist ein wenig Stress auch nicht zwangsläufig schlecht, sofern er richtig gesteuert wird.» Sie segeln durch die ganze Welt, sind regelmässig bei internationalen Wettbewerben am Start. Bedeutet der Standort Gstaad einen Ruhepol in Ihrem rasanten Leben? «Ruhig, wunderschön und mit vielen attraktiven Möglichkeiten – das ist Gstaad für mich und meine Familie. Hier verbringen wir bevorzugt unsere Wintermonate. Ich « Mit Strategie, Taktik und Manövern kommt man ans Ziel.» pendle regelmässig zwischen Gstaad und der Region Genf. Mir gefallen beide Orte sehr. Sowohl mit ‹Alinghi› als auch als Geschäftsmann bin ich international unterwegs, aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich wieder nach Hause komme. Meine Heimat ist die Schweiz.» 1 : Engagiert: Mit der «Bertarelli Stiftung» setzt sich der Unternehmer und Segelsportler für zahlreiche Initiativen in den Bereichen Gesundheit, Wohltätigkeit, Forschung, Sport und Kultur ein. 2 : Siegreich: Ernesto Bertarelli gründete das Segelsyndikat «Team Alinghi» im Jahr 2000. Als Vertreter der «Societé Nautique de Genève» gewann das Team den «Louis Vuitton Cup» und holte den begehrten «America’s Cup» IM JAHR 2003 IN AUCKLAND UND IM JAHR 2007 IN VALENCIA. Dies war das erste Mal, dass ein Team die Segeltrophäe gleich im ersten Anlauf holte – durch den Sieg kehrte der Cup erstmals seit 1851 nach Europa zurück. Informationen www.alinghi.com www.bertarelli.com www.bertarelli-foundation.org
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