«Wir müssen zu unserer Liebe stehen – sonst ändert sich nie was» Man soll nicht nur über Schwule und Lesben sprechen – sondern auch mit ihnen. Das ist der Wunsch von Ex-Radprofi Baba Ganz, 40, und ihrer Lebenspartnerin Priska Imboden, 32. Die beiden wissen, dass nicht alle Menschen von ihrer Lebensform begeistert sind. «Aber wer uns kennt, der merkt rasch, wie tief unsere Liebe ist – und akzeptiert sie», sagt Baba. Und Priska doppelt nach: «Man kann nicht über etwas urteilen, das man nicht kennt. Deshalb müssen wir offen zu unserem Leben stehen – sonst ändert sich nie etwas.» Auch wenn die rechtlichen Möglichkeiten für Schwule und Lesben vielleicht bald ändern, wird das Paar nicht gleich aufs Standesamt eilen. Baba war mal verheiratet – mit einem Mann. «Auf was ich mich da rechtlich eingelassen habe, merkte ich allerdings erst bei der glücklicherweise friedlichen Scheidung», sagt sie. Ein so grosser Schritt will also gut überlegt sein, und deshalb diskutieren die zwei nun erst mal intensiv. «Gut ist natürlich die Möglichkeit, sich gegenseitig abzusichern», so Priska. Zumal die beiden eben ein eigenes Haus gekauft haben. Dass es in einer Beziehung nicht nur Hochs gibt, wissen Baba und Priska. Die beiden sind seit bald zwei Jahren zusammen, zwischendurch haben sie sich jedoch für ein paar Wochen getrennt. «Wir hatten eigentlich keine Probleme. Und doch brauchten wir eine Pause», so Baba. Kennen gelernt haben sich die zwei Frauen in Babas Massage-Praxis, Priska war dort in Behandlung. Beide waren für eine Beziehung eigentlich nicht bereit, dennoch hatte es gefunkt. «Aus unserer Trennung haben wir viel Positives gezogen», sagt Priska. Vor allem die Gewissheit, dass sie zusammengehören. LIEBE IST ... «... ja zu seinen Gefühlen zu sagen und ein freies Leben zu führen.» SYMPATHISCHE JUNGS TV-Moderator Patrick Rohr (r.) mit seinem Freund Simon Ming in der Schiffbauhalle Zürich. Von hier aus starten sie oft in den Ausgang. PATRICK ÜBER SIMON «Er ist der intelligenteste und witzigste Mensch, den ich kenne. Simon vereinigt alle Eigenschaften, die mir wichtig sind – und er zwingt mich, ehrlich mit Gefühlen zu sein. Denn er lässt keine Oberflächlichkeit zu.» SIMON ÜBER PATRICK «Er trägt das Herz auf der Zunge. Schön finde ich, dass Patrick manchmal Blumen mitbringt und mir bei wichtigen Terminen mit kleinen Aufmerksamkeiten zur Seite steht.» «Jeder soll so leben können, wie er will» BABA ÜBER PRISKA «Mit ihrer Bodenständigkeit ergänzt sie mich und gibt mir Halt. Gemeinsam erkennen wir vieles klarer und teilen die guten und schweren Zeiten mit Kraft und Harmonie.» PRISKA ÜBER BABA «Ich mag ihre Ehrlichkeit und dass wir über wirklich alles reden können. Ich habe tiefes Vertrauen in Baba. Und auch während unserer Trennung habe ich gespürt und gewusst, dass wir wieder zueinander finden.» FRÖHLICHE MÄDELS Ex-Radprofi Baba Ganz (l.) und ihre Lebenspartnerin Priska Imboden daheim in ihrer Wohnung in Einsiedeln SZ. Er sah ihn im Ausgang, erkannte ihn und dachte: «Der ist hübsch – doch ich rechnete mir keine Chancen aus», erzählt Student Simon Ming, 23. Also ergriff TV-Moderator Patrick Rohr, 36, die Initiative, denn «es war Liebe auf den ersten Blick». Sein Kompliment über Simons Tanzstil liegt über drei Jahre zurück, die beiden leben seit zweieinhalb Jahren gemeinsam in Zürich. Ein aufgestelltes Paar, das behutsam miteinander umgeht. Ja, die Beziehung sei harmonisch – «auch wenn wir beide manchmal stur sind und wegen Kleinigkeiten einen ‹Grind› machen können», sagt Simon. Patrick schleppt Simon in jedes Museum, Simon jagt Patrick jeden Hügel hinauf. Verbindend ist die Liebe für Reisen, und eben haben die beiden eine Zweitwohnung in Amsterdam eingerichtet. Nähe ist ihnen wichtig, ebenso Distanz. «Jeder lebt auch sein eigenes Leben, hat seine eigenen Freunde», sagt Patrick. Selbst Simons Studiensemester in Schweden war kein Problem. «Wir haben und lassen einander unsere Freiheiten.» Simon soll in einer Notlage nicht zu einem Bittsteller werden. Das ist Patricks Wunsch, und deshalb ist ihm das Partnerschaftsgesetz sehr wichtig: «Wenn zwei Menschen miteinander etwas aufbauen und füreinander sorgen, sollen sie sich auch rechtlich absichern können», sagt er. Auch Simon kann sich vorstellen, die Partnerschaft eintragen zu lassen. «Noch fühle ich mich jedoch zu jung», sagt er. Und dafür hat Patrick Verständnis. Beide finden, dass die rechtliche Möglichkeit geschaffen werden muss. «Es ist eine Frage des Grundrechts. In einem liberalen Staat soll jeder so leben können, wie er will», sagt Patrick, «solange er dabei niemandem schadet oder etwas wegnimmt.» LIEBE IST... «... miteinander durchs Leben zu gehen – auch wenn man nicht jede Minute zusammen ist.» 22 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 23