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Afrika Magazin

Afrika Magazin Herausgeber Radio Afrika

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AUSGABE<br />

AFRIKA<br />

SEPTEMBER 2015 - KOSTENLOS - HERAUSGER RADIOAFRIKA TV<br />

MAGAZIN<br />

DOSSIER<br />

NIGERIA<br />

POLITIK<br />

FRONTEX STEHT MIT DEM<br />

RÜCKEN ZUR WAND<br />

STORY<br />

DIE HISTORISCHE<br />

ZÄSUR DES<br />

ARABISCHEN<br />

FRÜHLINGS<br />

KULTUR<br />

SOZIO<br />

ÖKOLOGSCHE<br />

GESCHICHTE DES REGGAE


2<br />

INHALT<br />

RED BORDERS<br />

IMPRESSUM<br />

Editor In Chief<br />

Alessandra Rametta<br />

Mayerhofer<br />

Assistant<br />

Carmen Müller<br />

Contributing Writer<br />

Gabriela Mumeso, Katrin<br />

Pointner, Julia Siart,<br />

Muriel Asseburg, Alessandra<br />

Rametta<br />

Layout<br />

Alessandra Rametta, Carmen<br />

Müller<br />

Lektorat<br />

Christina Mothwurf<br />

Photos<br />

123RF.com<br />

Oikcredit<br />

Sacko/Rametta<br />

Medien Inhaber:<br />

Radio <strong>Afrika</strong> – Verein<br />

zur Verbesserung der<br />

europäisch afrikanischen<br />

Beziehungen.<br />

Argentinierstrasse 28/1<br />

1040 Wien<br />

DOSSIER<br />

Reise <strong>Magazin</strong><br />

Federal Republic<br />

of Nigeria<br />

Bundesrepublik<br />

Nigeria, ein<br />

Bundesstaat in...<br />

Nigerianische<br />

Community<br />

Interview<br />

mit dem Obmann<br />

von NIDOE<br />

Interview mit<br />

H.E MR. ABEL<br />

ADELAKUN<br />

AYOKO<br />

The Nigerian<br />

Investment<br />

Climate ....<br />

7<br />

10<br />

16<br />

17<br />

19<br />

22<br />

POLITIK<br />

Contents<br />

News Afrique<br />

Frontex steht<br />

mit Rücken<br />

zur Wand<br />

Die historische<br />

Zäsur<br />

des<br />

Arabischen<br />

Frühlings<br />

27<br />

38<br />

46


Mediterranean<br />

Migrant Cemetery<br />

34<br />

Oikokredit<br />

35<br />

Diaspora<br />

Colors<br />

51<br />

Traiskirchen<br />

Impressions<br />

Mali und Niger<br />

Falsches Spiel<br />

52<br />

56<br />

Rigo<br />

Masiala<br />

Viny Raman<br />

58<br />

63<br />

Shell means<br />

Hell<br />

24<br />

History<br />

of Reggae<br />

Food<br />

Bücher<br />

Film<br />

66<br />

68<br />

70<br />

72


4<br />

Editorial<br />

Unity and Faith, Peace and Progress…<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

Am 1. Oktober feiert Nigeria zum 55. Mal seine Unabhängigkeit.<br />

Zu diesen Anlass möchten wir Ihnen in dieser Ausgabe dieses aufstrebende Land in Westafrika<br />

vorstellen.<br />

Leider fällt in Zusammenhang mit Nigeria viel zu oft der Begriff „Boko Haram“, doch Nigeria ist<br />

viel mehr als diese Terrororganisation.<br />

Seit 2014 gilt Nigeria als die größte Volkswirtschaft <strong>Afrika</strong>s. Laut einer im April 2014 veröffentlichten<br />

Statistik des National Bureau of Statistics (NBS) belief sich das nigerianische Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) 2013 auf 509,9 Milliarden US-Dollar und übertraf damit das BIP Südafrikas<br />

von 370,3 Milliarden US-Dollar. Die zentralen Triebkräfte der nigerianischen Wirtschaft, die als<br />

Grundlage dieser Berechnung dienten, sind - neben der Ölindustrie - die Unterhaltungsindustrie<br />

(Nollywood), die Informationstechnologie und der Handel. Mit einem Wachstum des BIP von<br />

mehr als 6 Prozent im Jahr gehört Nigeria zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften<br />

des Kontinents.<br />

Auch hier in Österreich ist Nigeria vertreten – schon seit 1974 unterhält die Bundesrepublik mit<br />

dem westafrikanischen Land diplomatische Beziehungen.<br />

Rund 7.500 Personen nigerianischer Herkunft leben in Österreich. Damit stellen Menschen mit<br />

nigerianischen Wurzeln nach den ÄgypterInnen die zweitgrößte afrikanische Community hierzulande.<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Alessandra Rametta Mayerhofer<br />

Chefredakteurin<br />

alessandra.m@radioafrika.net<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

5<br />

Reden für <strong>Afrika</strong><br />

Die Aktualität ist zurzeit mit der Flüchtlingskrise<br />

aus Syrien geprägt. Die grundlegende Frage ist:<br />

warum jetzt? Warum plötzlich tausende Menschen<br />

tausende Kilometer marschieren, um<br />

nach Österreich, Deutschland etc…. zu kommen.<br />

Wenn es um <strong>Afrika</strong> geht, hört man immer mehr:<br />

„<strong>Afrika</strong> ist so weit weg von uns!” Außerdem<br />

hatte Österreich keine Kolonie in <strong>Afrika</strong>. Und<br />

daher auch weniger Interesse für den Kontinent<br />

und all jene Dinge, die die Bevölkerung erschüttert.<br />

Erst wenn Flüchtlinge im Mittelmeer<br />

ertrinken denkt Europa an den Aufbau von<br />

Zäunen, obwohl man sich dessen bewusst ist,<br />

dass diese Zäune niemanden hindern, vom Tod<br />

zu flüchten.<br />

Die Menschen, die nach Europa kommen, nehmen<br />

das Todesrisiko in Kauf. Ganz egal, was<br />

man unternimmt, um die Grenzen zu schließen,<br />

sofern das überhaupt möglich ist.<br />

Daher ist es längst an der Zeit, dass EuropäerInnen<br />

- darunter ÖsterreicherInnen, die Ursache<br />

von Flüchtlingskrisen ernst zu nehmen.<br />

Einerseits flüchten diese Menschen vor bewaffneten<br />

Konflikten, die größtenteils von diesen<br />

Großmächten aus Europa und Amerika unterstützt<br />

bzw. gepflegt werden, andererseits laufen<br />

sie weg vom Hunger und letztendlich spielen<br />

falsche Informationen über das Leben in Europa<br />

eine Rolle. Man lässt verstehen, dass Europa und<br />

Amerika Paradiese sind, während die anderen<br />

Länder Dritte-Welt-Länder sind.<br />

In der aktuellen Septemberausgabe des AFRIKA<br />

<strong>Magazin</strong>s wird diese Flüchtlingsproblematik<br />

ganz besonders behandelt.<br />

Es soll in dieser Situation auch dazu beitragen,<br />

nicht die ganze Aufmerksamkeit auf die ähnlichen<br />

Miseren der afrikanischen Bevölkerung<br />

zu lenken, die seit Jahren unter der Ausbeutung<br />

und Plünderung des Kontinents leidet.<br />

Die Flüchtlinge willkommen zu heißen und die<br />

Ungleichheit sowie Diskriminierung und Ausgrenzung<br />

zu bekämpfen ist jetzt die wes<br />

entlichste Aufgabe.<br />

Hier ist von der richtigen und optimalen Nutzung<br />

der Ressourcen der Diaspora die Rede.<br />

Lange Zeit hat man die Diaspora und ihre Organisation<br />

nicht als wichtigen Motor der Entwicklung<br />

und Armutsbekämpfung in ihren jeweiligen<br />

Herkunftsländern angesehen.<br />

Die Größe Mehrheit der 45.000 <strong>Afrika</strong>nerInnen,<br />

die in Österreich leben, leiden unter dem<br />

schlechten Bild, das die Medien und Kindererziehungen<br />

verbreiten. Daher werden in dieser<br />

Ausgabe des AFRIKA <strong>Magazin</strong>s die Möglichkeiten<br />

aufgezeigt, die eine optimale Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>Afrika</strong>nerInnen und ÖsterreicherInnen<br />

in Österreich und in <strong>Afrika</strong><br />

fördern.<br />

In Kürze entwickelt Radio <strong>Afrika</strong> TV eine Kartografie<br />

zum Thema “vielfältiges <strong>Afrika</strong>” in Österreich.<br />

Mit dem Projekt „AFRI NAVI“ wird<br />

<strong>Afrika</strong> in Österreich (von der Geschichte, Kunst,<br />

Kultur bis hin zu wirtschaftlichen Faktoren)<br />

präsentiert. Dokumentiert wird auch <strong>Afrika</strong> im<br />

Alltag. Viele vergessen, dass Schokolade, Blumen,<br />

Autotreibstoffe, Kleider, etc… viel mit <strong>Afrika</strong><br />

zu tun haben. AFRIKA NAVI wird auch<br />

österreichische Unternehmen präsentieren, die<br />

damit zu tun haben. Diese Kartografie, die als<br />

gegenwärtiges Museum zu betrachten ist, wird<br />

ein wichtiges Instrument für Schulen und alle<br />

Interessierten darstellen, um den hoffnungsvollen<br />

Kontinent zu entdecken.<br />

Ein großartiges Projekt wie dieses benötigt auch<br />

finanzielle Mittel: daher bitten wir jeden, unsere<br />

Crowdfundingaktion zu unterstützen. Alle Infos<br />

dazu auf www.afrinavi.at<br />

Alexis Neuberg<br />

Obman von RATV<br />

alexis.n@radioafrika.net<br />

5


6<br />

6<br />

DOSSIER<br />

NIGERIA<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

7<br />

Nigeria<br />

Reise <strong>Magazin</strong><br />

Federal Republic of Nigeria—<br />

Bundesrepublik Nigeria, ist<br />

ein Bundesstaat in Westafrika,<br />

der an den Benin, Niger, Tschad<br />

und Kamerun grenzt. Es ist mit<br />

Abstand das bevölkerungsreichste<br />

Land <strong>Afrika</strong>s. Gesprochen<br />

werden in Nigeria bis zu<br />

514 verschiedene Sprachen und<br />

Idiome. Die Amtssprache ist<br />

Englisch.<br />

Der 1. Oktober ist der Nationalfeiertag,<br />

an dem die Unabhängigkeit<br />

von Großbritannien<br />

gefeiert wird. Yorube, Hausa<br />

und Igbo sind die größten ethnischen<br />

Gruppen in Nigeria.<br />

Man spricht auch von zahlreichen<br />

westafrikanischen Religionen.<br />

Fast 50 Prozent der Bevölkerung<br />

sind Moslems, 45 Prozent<br />

Christen – der Rest der Bevölkerung<br />

gehört den indigenen<br />

Glaubensrichtungen an.<br />

Im Norden des Landes überwiegt<br />

der muslimische Anteil<br />

der Bevölkerung, im Südosten<br />

der christliche Anteil, während<br />

es im so genannten Middle Belt<br />

und im Südwesten eine eher<br />

ausgewogene Verteilung gibt.<br />

Wahrzeichen und Touristenattraktion<br />

des Landes ist der<br />

„Zuma Rock“, eine 300 Meter<br />

hohe freistehende Felsformation<br />

in der Nähe von Abuja.<br />

Ein markantes Merkmal des<br />

Landes sind der südöstlich verlaufende<br />

Strom Niger und sein<br />

südwestlich verlaufender Nebenfluss<br />

Benue, die in Nigeria<br />

zusammenfließen und im Nigerdelta<br />

in den Golf von Guinea<br />

münden.<br />

Das Land wird von zwei Klimazonen<br />

beeinflusst: tropisch<br />

feucht-heißes Klima im Süden<br />

mit einer ergiebigen Regenzeit,<br />

die von April bis Oktober<br />

dauert. Nachts kühlt es meist<br />

nur wenig ab. In Nordnigeria<br />

herrscht Wüstenklima mit höheren<br />

Temperaturen und weniger<br />

Niederschlag als im Süden.<br />

Die Regenzeit ist in Nordnigeria<br />

weniger ausgeprägt.<br />

Kultur, Kunst und Sehenswürdigkeiten<br />

Das Gebiet, das den heutigen<br />

Staat Nigeria umfasst, hat viele<br />

eindrucksvolle Kulturen und<br />

Staatenbildungen hervorgebracht.<br />

Nigeria besitzt große<br />

und bedeutende Museen, z. B in<br />

Lagos (Nationalmuseum), oder<br />

Benin (Benin-Bronzen) sowie<br />

eine große Zahl regionaler Museen.<br />

Im angeschlossenen Handwerkszentrum<br />

besteht die Möglichkeit,<br />

nigerianisches Kunstgewerbe<br />

zu bewundern. Auf<br />

dem Jankara-Markt der Insel ist<br />

das Handeln erlaubt. Hier werden<br />

Gewürze, bedruckte Baumwolle-<br />

und handgewebte Stoffe<br />

sowie Lederartikel angeboten.<br />

In der modernen zeitgenössischen<br />

Kunst hat Nigeria eine<br />

ganze Reihe von anerkannten<br />

KünstlerInnen hervorgebracht.<br />

Künstler wie Twins Seven Seven,<br />

Chief Muraina Oyelami<br />

und noch viele mehr.<br />

Zu den beliebten Souvenirs,<br />

die Touristen aus Nigeria mitbringen,<br />

zählen zum Beispiel<br />

Schnitzereien, Korbwaren, Lederartikel<br />

und zeremonielle<br />

Masken. Ein sehr markantes<br />

Gebäude in Lagos ist das Nationaltheater<br />

mit seiner ovalen<br />

Grundfläche. In dem Gebäude<br />

werden nicht nur Theaterstücke<br />

7


8<br />

vorgeführt, sondern auch verschiedene<br />

Masken und Skulpturen<br />

ausgestellt. Sehenswert ist<br />

auch das Surulere-Nationalstadion,<br />

in dem die Länderspiele<br />

der Fußballnationalmannschaft<br />

von Nigeria ausgetragen werden.<br />

Jede Volksgruppe im Land<br />

hat ihre eigenen Techniken,<br />

Instrumente und Lieder. Die<br />

äußerste Nordregion ist monodischer<br />

Musik zugeordnet mit<br />

einem Schwerpunkt auf Trommeln<br />

und neigt mehr dazu, von<br />

islamischer Musik und Tradition<br />

beeinflusst zu sein, während<br />

der Süden eher europäisch beeinflusst<br />

ist. Sportlich international<br />

bekannt wurde das Land<br />

vor allem durch die nigerianische<br />

Fußballnationalmannschaft.<br />

Die Nigeria Football Association<br />

(NFA) und die Lagos State<br />

Football Association (LAFA)<br />

haben ihren Sitz in Lagos. Bekanntester<br />

Fußballverein der<br />

Stadt ist der Julius Berger FC,<br />

der 1991 und 2000 die Fußball-Landesmeisterschaft<br />

für<br />

sich bestreiten konnte. Der<br />

Verein spielte bis 2006 in der<br />

höchsten Klasse des Landes, der<br />

Nigerian Premier League (Liig).<br />

Heimspielstätte ist das Snikan-Stadion<br />

mit einer Kapazität<br />

von 5.000 Plätzen.<br />

Ebenfalls in Lagos geboren<br />

ist Hakeem Olajuwon. Der<br />

US-amerikanische Basketballspieler<br />

gewann in den 1990er-<br />

Jahren zwei NBA-Meisterschaften<br />

mit den Houston Rockets<br />

sowie eine Auszeichnung zum<br />

Most Valuable Player.<br />

Kleidung<br />

NigerianerInnen sind in Westafrika<br />

für ihre farbenprächtige<br />

und kunstvoll bestickte Kleidung<br />

bekannt, die auch zunehmend<br />

von der internationalen<br />

Modebrache wahrgenommen<br />

wird. Jede ethnische Gruppe<br />

hat ihre traditionelle Kleidung.<br />

In ländlichen Gebieten werden<br />

diese auch heute noch im<br />

Alltag getragen. Die Männer<br />

tragen den „statusgebundenen<br />

Chiftaincy“, den „Jumper“ die<br />

sogenannte „Agbada“ und den<br />

„Baba Rija“. Die Frauen tragen<br />

„Buba“ mit dem traditionellen<br />

Wickelrock.<br />

Filmindustrie<br />

Auch dafür ist Nigeria bekannt.<br />

„Nollywood“ heißt die<br />

Filmindustrie. Aus Nollywood<br />

werden Filme nach ganz <strong>Afrika</strong><br />

ausgestrahlt. In den Filmen<br />

wird nicht nur in Englisch gesprochen,<br />

sondern es werden<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

9<br />

auch Filme mit der Sprache<br />

Igbo, Yoruba, Hausa und Pidgin-Englisch<br />

produziert. Einige<br />

nigerianische Drehbuchautoren<br />

konnten ihre Skripten nach<br />

Hollywood verkaufen.<br />

Die Nollywood-Filme orientieren<br />

sich am nigerianischen<br />

Alltagsgeschehen und thematisieren<br />

Phänomene wie Neid,<br />

Missgunst, Eifersucht, Armut<br />

und Reichtum in der Gesellschaft,<br />

AIDS, Korruption, Prostitution,<br />

Gewalt sowie interreligiöse<br />

Familiengeschichten.<br />

Traditionelle Aspekte wie Zauberei<br />

und Magie werden dabei<br />

ebenfalls ganz selbstverständlich<br />

in die Filmhandlungen<br />

eingebunden.<br />

In Kano hat sich ein weiteres<br />

Zentrum des nigerianischen<br />

Films herausgebildet, das vor<br />

allem islamisch geprägte Produktionen<br />

hervorbringt und<br />

auch „Kannywood“ genannt<br />

wird.<br />

Schätzung zufolge werden etwa<br />

400 bis 2000 Filme pro Jahr in<br />

Nigeria produziert, nach Angaben<br />

des Statistikinstituts der<br />

UNESCO waren es im Jahr<br />

2009 987 Filme. Damit ist Nigeria<br />

inzwischen die zweitgrößte<br />

Filmnation der Welt nach Indien<br />

und vor den USA. Seit 2004<br />

nehmen nigerianischen Filmemacher<br />

an der Belinale teil.<br />

Bekannte Filmstars sind:<br />

Idowu Phillips, Fred Amata,<br />

Sam Loco Efe, Bimbo Akintola,<br />

Liz Benson usw.<br />

Nigerianische Küche<br />

Die Rezepte für die Speisen<br />

Nigerias sind oft nicht niedergeschrieben,<br />

sondern werden<br />

tatsächlich von den Müttern<br />

an die Töchter weitergegeben.<br />

Somit gibt es nur wenige Gerichte<br />

zum Nachkochen. Aber<br />

mit Glück findet man schon<br />

irgendwo Kochbücher. Zu den<br />

Spezialitäten Nigerias gehören<br />

zum Beispiel „Suya“, scharfe<br />

Grillspieße mit Leber und<br />

Rindfleisch, die auf der Straße<br />

oder in Straßencafes gegessen<br />

werden. Es gibt auch das<br />

„Kilishi“, die „Egussi Soup“ als<br />

Eintopf und noch vieles mehr.<br />

Nigerianer bauen die Zutaten<br />

für Ihre Speisen in der Landwirtschaft<br />

meistens selbst an.<br />

Grundlagen für deren Speisen<br />

sind Paprika, Yamswurzeln,<br />

Tomaten, Zwiebeln u.v.m. Die<br />

nigerianische Küche ist also<br />

meist sehr scharf.<br />

Gabriela Mumeso<br />

DOSSIER NIGERIA<br />

9


10<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

11<br />

Nigerianische Community<br />

Reges Vereinsleben<br />

Nigeria, das bevölkerungsreichste Land <strong>Afrika</strong>s, wählte am 28. März 2015 einen neuen Präsidenten<br />

und ein neues Parlament. Nigerianische StaatsbürgerInnen in Österreich hatten nicht die Möglichkeit,<br />

ihre Stimme hierzulande abzugeben. Stimmabgaben sind nur in Nigeria möglich.<br />

Rund 7.500 Personen nigerianischer Herkunft leben in Österreich. Damit stellen Menschen mit nigerianischen<br />

Wurzeln nach den ÄgypterInnen die zweitgrößte afrikanische Community hierzulande.<br />

Laut Statistik Austria leben exakt 7.483 Personen nigerianischer Herkunft in Österreich (Stand<br />

1. Jänner 2013). Die meisten Menschen mit nigerianischer Staatsangehörigkeit bzw. nigerianischem<br />

Geburtsland leben in Wien, gefolgt von der Steiermark (wo sie vor allem in Graz wohnen).<br />

Österreich Bgld Ktn NÖ OÖ Sbg Stmk Tirol Vbg Wien<br />

7.483 82 194 403 679 260 1.259 299 131 4.176<br />

Bevölkerung nigerianischer Herkunft nach Staatsangehörigkeit bzw. Geburtsland; Quelle: Statistik<br />

Austria; eigene Darstellung<br />

Ein ähnliches Bild ergibt sich in Bezug auf die Zahl der nigerianischen StaatsbürgerInnen in Österreich:<br />

Mit Stichtag 1. Jänner 2014 leben 6.117 Personen mit nigerianischer Staatsbürgerschaft in Österreich.<br />

Der Erwerb der Staatsbürgerschaft ist je nach Land unterschiedlich geregelt: In Österreich,<br />

der Schweiz und Deutschland gilt der Erwerb durch Abstammung, in den USA oder Australien das<br />

Territorialprinzip, Staaten wie Frankreich oder Italien haben Mischformen. Hierzulande wohnen<br />

über 3.400 von ihnen in Wien, mehr als 1.000 in der Steiermark.<br />

Österreich Bgld Ktn NÖ OÖ Slbg Stmk Tirol Vlbg Wien<br />

6.117 63 159 293 556 228 1.028 239 124 3.427<br />

Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit und Bundesland (Stand 1.1.2014); Quelle: Statistik Austria;<br />

eigene Darstellung<br />

Wanderungssaldo lange negativ<br />

Die ersten Einwanderungen von NigerianerInnen erfolgten in den 1950er und 1960er Jahren.<br />

Großteils handelte es sich um Studierende, die nach dem Abschluss ihres Studiums nach Nigeria<br />

zurückkehrten. Die meisten NigerianerInnen kamen nach dem Putsch von General Muhammadu<br />

Buhari im Jahr 1983 und während der Militärdiktatur von Sani Abacha in den 1990er Jahren nach<br />

Österreich.<br />

Der Wanderungssaldo erreichte im Jahr 2004 ein Plus von 1.784, im Jahr darauf ein Plus von 583.<br />

2006 kippte der Saldo, es zogen mehr NigerianerInnen weg als zu (minus 134). Der Wanderungssaldo<br />

blieb bis zum Jahr 2011 negativ, erst 2012 und 2013 gab es wieder mehr Zu- als Abwanderungen.<br />

DOSSIER NIGERIA<br />

11


12<br />

12<br />

2009 2010 2011 2012 2013<br />

Zuzüge 941 784 750 782<br />

Wegzüge 967 1.126 892 668 645<br />

Saldo -26 -342 -142 114 394<br />

Quelle: Statistik Austria; eigene Darstellung<br />

Asylanträge: Nur wenige positive Bescheide<br />

Von insgesamt 28.027 Asylanträgen im Jahr 2014 stellten laut Innenministerium 659 NigerianerInnen<br />

einen Antrag auf Asyl. Das Recht auf Asyl ist ein Menschenrecht, das Verfolgte schützt.<br />

Verankert ist das Recht in der Genfer Flüchtlingskonvention. Damit liegt Nigeria auf Platz neun der<br />

antragsstärksten Nationen.<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

1.849 1.828 880 421 394 535 837 573 414 400 691 659<br />

Asylanträge Nigeria; Quelle: Asylkoordination Österreich und Innenministerium; eigene Darstellung<br />

Ein Jahr zuvor gab es 691 Asylanträge von nigerianischen StaatsbürgerInnen: Zehn NigerianerInnen<br />

(sechs Männer, vier Frauen) erhielten einen positiven Bescheid, abgelehnt wurden 653 Anträge<br />

(555 Männer, 98 Frauen). Subsidiären Schutz erhielten 24 Personen.<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Anträge 535 837 573 414 400 691<br />

positiv 12 16 15 15 13 10<br />

subsidiär 20 27 41 47 20 24<br />

negativ 671 999 182 774 428 653<br />

Quelle: Asylkoordination Österreich; eigene Darstellung<br />

Reges Vereinsleben<br />

Der größte Verein der Community ist der Dachverband NANCA – “National Association of Nigerian<br />

Community Austria”. NANCA wurde nach dem tragischen Tod des nigerianischen Asylwerbers<br />

Marcus Omofuma gegründet, der während seiner Abschiebung von Österreich nach Nigeria im<br />

Jahr 1999 ums Leben kam. Ein behördlicher Vollzug einer in einem rechtsstaatlichen Verfahren<br />

festgestellten Ausreisepflicht, wenn der/die Betroffene dieser Pflicht nicht nachkommt. Nicht zu<br />

verwechseln mit den Begriffen Ausweisung und Zurückschiebung. Ein Hauptziel der Organisation<br />

liegt in der Vereinigung und Repräsentation der verschiedenen nigerianischen Völker in Österreich<br />

– unabhängig von Religion, Sprache und Geschlecht.<br />

Die Organisation NIDOE-Austria ist Teil der NIDOE (Nigerians in Diaspora Organisation in Europe).<br />

Die Organisation bietet NigerianerInnen in Österreich eine Plattform zum Netzwerken und<br />

bietet Initiativen, um an den Entwicklungen in Nigeria teilzunehmen.<br />

Eine weitere NGO ist die Austrian-Nigerian Initiative (A-NI), die zur Initiierung von entwicklungspolitischen,<br />

wirtschaftlichen und kulturellen Projekten zwischen Österreich und Nigeria beitragen<br />

will. Spezialisiert hat sich A-NI in den Bereichen Technik und EDV. Weitere aktive Vereine sind<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

13<br />

“Egbe Omo Oduduwa Austria”, “Edo Community Austria”, “Igbo Cultural Society Austria”, “Esan<br />

Community Austria” und “Ika Community Austria”.<br />

Eines der bekanntesten Feste, das “New Yam Festival der Igbo Cultural Society Austria”, findet<br />

meist Anfang Herbst in Wien statt.<br />

Einbürgerungen selten<br />

Anfang des vorigen Jahrzehnts bewegten sich die Einbürgerungszahlen im dreistelligen Bereich.<br />

Von 2006 auf 2007 sanken die Einbürgerungen rapide von 364 auf 35. Von 2007 bis 2012 wurden<br />

jährlich nie mehr als 60 NigerianerInnen eingebürgert. 2013 gab es erstmals wieder eine dreistellige<br />

Einbürgerungszahl (105), 2014 erhielten 158 Personen aus Nigeria die österreichische Staatsbürgerschaft.<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

357 361 364 35 54 36 57 50 57 105 158<br />

Quelle: Statistik Austria; eigene Darstellung<br />

Studierende<br />

In den vergangenen Jahren studierten etwas mehr als 100 NigerianerInnen pro Jahr an den öffentlichen<br />

Universitäten in Österreich. Die Zahl der nigerianischen Studierenden stieg kontinuierlich.<br />

Im Wintersemester 2014 waren 141 NigerianerInnen (115 Männer und 26 Frauen) inskribiert. An<br />

den Fachhochschulen waren im Wintersemester 2014 insgesamt 30 NigerianerInnen (21 Männer,<br />

neun Frauen) inskribiert. An Privatuniversitäten studieren wenige NigerianerInnen (2013 waren es<br />

insgesamt vier Männer).<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

106 109 112 112 115 118 141<br />

Studierende mit nigerianischer Staatsbürgerschaft an öffentlichen Unis, jeweils Wintersemester;<br />

Quelle: Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung; eigene Darstellung<br />

Weiterführende Informationen und Kontakte:<br />

National Association of Nigerian Community Austria (NANCA), Dachverband der<br />

Nigerianischen Community in Österreich<br />

Nigerians in Diaspora Organisation in Europe-Austria (NIDOE-Austria), Email: nidoeaustria@<br />

yahoo.com<br />

Austrian-Nigerian Initiative (A-NI), Email: office@a-ni.org<br />

Simeon Eronini, Vorsitzender der Igbo Cultural Society Austria, Email: eronini_juris@hotmail.<br />

com<br />

Asylkoordination Österreich<br />

Statistik Austria<br />

DOSSIER NIGERIA<br />

13


14<br />

Interview<br />

Obmann von NIDOE<br />

Herr Ing.<br />

Oluyemi Ogundele<br />

Was ist der unterschied zwischen NIDOE<br />

und NANCA?<br />

NANCA ist ein Dachverband<br />

aller nigerianischen Organisationen,<br />

Communities und<br />

NIDOE ist für nigerianische<br />

Diaspora-Organisationen. Ein<br />

Beispiel: wie beim Fußball,<br />

Vereinsspiele in der Bundesliga<br />

hier in Österreich und das können<br />

wir NANCA nennen. Und<br />

NIDOE spielt in der Europa<br />

Liga oder der Champions League,<br />

das heißt, wir vernetzen<br />

viele andere Länder in Europa<br />

und ich bin der Obmann der<br />

österreichischen Filiale. Das<br />

heißt, wir sind auch in anderen<br />

Ländern vertreten und arbeiten<br />

auch viel mit der nigerianischen<br />

Regierung zuhause,<br />

wobei NANCA sich mit den<br />

Sachen hier in Österreich beschäftigt.<br />

NIDOE ist somit ein<br />

Stück entwickelter.<br />

Seit wann existiert diese Organisation?<br />

NIDOE selber ist nach ungefährer<br />

Schätzung 15 Jahre alt<br />

und NANCA ein bisschen älter.<br />

Nun zur nigerianischen Community: Wie<br />

unterscheidet sich die nigerianische<br />

Community von den anderen, was ist das<br />

Besondere an der nigerianischen Community?<br />

Erstens einmal die Zahl. Wir<br />

sind in der Mehrheit, wenn<br />

man unsere mit anderen afrikanischen<br />

Communities in Österreich<br />

vergleicht. Nigeria ist<br />

die größte von allen. Wenn wir<br />

z. B die Araber oder die Ägypter<br />

nehmen, gibt es die auch in<br />

einer großen Zahl, aber wenn<br />

man die Zahlen vergleicht,<br />

stellt man fest, dass mehr Nigerianer<br />

hier sind. Der zweite<br />

Punkt ist, dass Nigerianer fast<br />

in allen Bereichen vertreten<br />

sind, wenn wir jetzt z. B von<br />

Arbeitsplätzen reden oder Organisationen<br />

oder sogar auch<br />

in der Politik. Ebenso im medizinischem<br />

Bereich. Nigeria<br />

hat eine große Kraft: wir sind<br />

wirklich da. Wir sind also sehr<br />

viele und müssen diese Leute<br />

managen und dies ist der Job<br />

von NANCA, also sehr interessant.<br />

Wir sind eine große Zahl<br />

und haben natürlich auch einige<br />

Probleme und diese müssen<br />

wir lösen und brauchen deshalb<br />

solche Organisationen.<br />

Viele wissen z. B nicht, wo sie<br />

hingehen sollen im Bereich<br />

Integration denn einige können<br />

nicht sehr gut Deutsch<br />

und wissen einfach nicht, wohin<br />

mit ihren Problemen. Sie<br />

können sich an den Verband<br />

wenden. Die Botschaft ist auch<br />

noch da, aber die Möglichkeiten<br />

dort sind begrenzt – also<br />

können die Vereine mehr machen.<br />

Ein weiterer Punkt ist<br />

die Sprache. Nigeria ist nicht<br />

wie viele andere Länder, die<br />

nur eine Sprache sprechen und<br />

das ist auch eine Besonderheit<br />

Nigerias. Außerdem darf man<br />

im Bereich Exportländer auch<br />

nicht wegschauen, ein Beispiel<br />

ist Erdöl. Nigeria ist ein starkes<br />

Mitglied und hat hier viel<br />

zu tun, auch im Bereich Wirtschaft.<br />

Wir sind ein wichtiger<br />

Wirtschaftspartner Österreichs<br />

– schon seit ca. 100 Jahren gibt’s<br />

da eine Verbindung zwischen<br />

beiden Ländern. Ein Beispiel<br />

ist ein Stickereigeschäft in Farabeg,<br />

die Nigerianer importieren<br />

diese Stoffe. Am Anfang<br />

war es ein Beamter in Nigeria,<br />

der diese Marktlücke entdeckte.<br />

Dieser Stoff ist passend zu<br />

unserem Wetter, eine Stickerei<br />

mit Löchern. Der Beamte hat<br />

ein paar Muster mitgenommen<br />

und mit offenen Geschäftsleuten<br />

am hiesigen Markt geredet<br />

und sie fanden es nützlich.<br />

Dies gelangt noch bis heute bis<br />

in die Regierungsebene.<br />

Kommen wir zurück zu der Zahl der<br />

Nigerianer hier in Österreich. Im Jahr<br />

zwischen 2012 und 2013 gab es mehr<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


20 YEARS OF EGBE OMO ODUDUWA IN AUSTRIA<br />

“Yoruba Community in Austria”<br />

Ankara Carnival in Salzburg organized by Egbe Omo Oduduwa Salzburg<br />

in Summer 2009<br />

10 years Anniversary celebration of Egbe Omo Oduduwa<br />

Austria in Vienna 2005<br />

Egbe Omo Oduduwa Austria Summer 2013 - Adire Carnival in Vienna<br />

Ankara Carnival in Graz organized by Egbe Omo Oduduwa Graz in Summer 2015<br />

15


16<br />

Wegzüge als Zuzüge. Wie erklären Sie<br />

sich das? Warum gab es diese Lücke in<br />

diesem einem Jahr?<br />

Es sind zwei Dinge dafür verantwortlich.<br />

Erstens gibt es sehr<br />

viele Menschen, die illegal einreisen<br />

und diese wurden dan<br />

abgeschoben. Zweitens – das<br />

ist nicht offizeil aber es stimmt<br />

schon – gibt es Schwierigkeiten<br />

mit der Familienzusammenführung.<br />

Sie lassen nicht so<br />

viele zu ihren Leuten hierher<br />

kommen, aufgrund eines ununterschriebenen<br />

Abkommens<br />

zwischen den beiden Ländern.<br />

Erst nach der Unterschrift dieses<br />

Abkommens vor zwei Jahren<br />

ist das Problem mit dem<br />

Visum ein bisschen überschaubarer<br />

geworden. Aber davor<br />

war es wircklich sehr schwer<br />

– fast schon unmöglich – eine<br />

Einreisegenehmigung zu erhalten.<br />

Viele mussten sogar zu<br />

der Botschaft in anderen Ländern<br />

der EU oder in Schengenländer,<br />

um dort ein Visum zu<br />

erhalten und nach Österreich<br />

zu kommen. Viele von uns haben<br />

darunter gelitten, dass wir<br />

unsere Familien nicht einladen<br />

können; kein Besuch, die Frau<br />

darf nicht zu ihrem Mann und<br />

umgekehrt oder Kinder, die in<br />

Nigeria geboren sind, dürfen<br />

nicht hierher. Aber inzwischen<br />

ist die Beziehung zwischen<br />

beiden Ländern in diesem Fall<br />

besser geworden.<br />

Was macht NIDOE gegen diese illegale<br />

Einwanderung? Was wird dagegen unternommen?<br />

Wir versuchen die Leute zu informieren,<br />

denn meiner Meinung<br />

genügt es nicht, die Problematik<br />

nur hier in Österreich<br />

zu diskutieren, wir müssen<br />

auch in unserem Heimatland<br />

mit den Menschen darüber<br />

sprechen. Wir haben beispielsweise<br />

auch unsere Regierung<br />

beraten. Zum Beispiel gab es<br />

früher auch viele Russen hier<br />

in Europa und jetzt hat sich<br />

einiges geändert. Die Leute<br />

müssen wissen, dass, wenn sie<br />

illegal nach Österreich kommen,<br />

kein Visum kriegen, keine<br />

Jobchancen haben. Und<br />

ich verstehe nicht, warum die<br />

Leute das tun. Wir informieren<br />

die Regierung auch über<br />

die Lage hierzulande, damit sie<br />

eine Informationskampagne<br />

in Nigeria starten. Den Leuten<br />

dort einfach mal klar machen,<br />

dass Europa nicht das ist, was<br />

sie glauben. Es werden einfach<br />

zu viele falsche Informationen<br />

weitergeleitet bei uns Zuhause<br />

in Nigeria. Sie sagen: Wenn<br />

du nach Europa kommst, bist<br />

du am nächsten Tag ein Millionär.<br />

Und wir müssen aufklären,<br />

dass das nicht stimmt. Das<br />

Leben hier ist auch nicht einfach,<br />

wir müssen unsere Miete<br />

zahlen und noch vieles mehr.<br />

Viele, die hier leben möchten<br />

und in ihrer Heimat zu Besuch<br />

sind zeigen, dass es ihnen gut<br />

geht. Aber keiner weiß, wieviel<br />

sie dafür gelitten haben um so<br />

leben zu können. Sie zeigen<br />

sich mit den besten Autos, haben<br />

viele schöne Sachen und<br />

die Leute Zuhause sagen dann:<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

17<br />

„Sie sagen es ist sehr schwer in<br />

Europa, aber fahren ein tolles<br />

Auto, sind gut gekleidet und<br />

geben viel Geld aus, das muss<br />

also doch was Besonderes sein<br />

in Europa“. Wir versuchen den<br />

Leuten wirklich die Augen zu<br />

öffnen, dass es genau das Gegenteil<br />

ist.<br />

Haben Sie das Gefühl, als wäre die nigerianische<br />

Community hier nicht willkommen?<br />

So ungefähr. Nicht nur die nigerianische<br />

Community, Nigeria<br />

ist hier kein Einzelfall,<br />

es betrifft fast alle afrikanischen<br />

Communities. Hier besteht<br />

großer Handlungsbedarf.<br />

Ich hoffe, dass die Leute diese<br />

Zeilen lesen. Die Menschen<br />

kommen mit legalen Dokumenten,<br />

aber die MA 35 sagt<br />

„Nein“. Meist muss viel Geld<br />

in juristischen Beistand durch<br />

verschiedene Anwälte investiert<br />

werden, dann erst werden<br />

die Dokumente angenommen.<br />

Warum können nicht alle Dokumente<br />

durch einen Anwalt<br />

eingereicht werden? Das finde<br />

ich nicht korrekt. Irgendwas<br />

stimmt hier nicht.<br />

Gabriela Mumeso<br />

Interview<br />

H.E MR. ABEL ADELAKUN AYOKO<br />

Ambassador of the Federal Republic of<br />

Nigeria to Austria with concurrent accreditation to<br />

Slovak Republic<br />

What is the meaning of New Nigeria?<br />

There is a growing confidence under the leadership of the<br />

new President of Nigeria, H. E Muhammadu Buhari GCFR,<br />

the hope of a New Nigeria. The key issues facing Nigeria<br />

obviously are security, corruption and governance.<br />

The majority of Nigerians who voted for President Muhammadu<br />

Buhari in the 2015 general elections did so<br />

because they wanted change especially the sickening levels<br />

of corruption that pervade Nigerian society. A President<br />

Buhari at the helm is seen not by a few as signaling<br />

not only the beginning of the end for corruption and impunity<br />

in the country but also a rebirth for a New Nigeria.<br />

In the fight against corruption, the government has given<br />

sharp teeth to the two main anti-corruption agencies, the<br />

Economic and Financial Crimes Commission (EFCC) and<br />

Independent Corrupt Practices and other Related Offences<br />

Commission (ICPC) to vigorously pursue corrupt elements<br />

in our society. This has led to corrupt officials refunding<br />

public funds they have stolen from the common purse. The<br />

recent public declaration of assets by President Muhamma-<br />

17


18<br />

du Buhari and Vice President<br />

Yemi Osinbajo is putting pressure<br />

on other public officials to<br />

follow suit.<br />

From the foregoing therefore,<br />

the face of New Nigeria is the<br />

face of democracy. With the<br />

successful general elections<br />

adjudged free, fair transparent<br />

and peaceful by the international<br />

observers, democracy<br />

has come to stay in Nigeria.<br />

Secondly, the face of New Nigeria<br />

is a face of peace, Nigeria<br />

is winning the fight<br />

against Boko Haram.<br />

Thirdly, the face of<br />

New Nigeria is the<br />

face of zero tolerance<br />

to corruption.<br />

In addition, the face<br />

of New Nigeria is the<br />

face of happy youths<br />

through the creation<br />

of employment for the<br />

teeming youth that<br />

constitute 60% of the<br />

population. Lastly the<br />

face of New Nigeria is the face<br />

of hope and moving forward<br />

through diversification of the<br />

economy from oil to agriculture,<br />

manufacturing, power<br />

generation, tourism etc. Nigeria<br />

has a bright hope and future<br />

in the new President.<br />

Is Boko Haram a danger for<br />

development and tourism in<br />

general?<br />

There is no gainsaying that the<br />

Boko Haram menace in North<br />

East part of Nigeria, has affected<br />

in no small measure<br />

development and Tourism. Development<br />

cannot take place<br />

in an atmosphere of insecurity.<br />

Similarly, investors would not<br />

invest in a situation where the<br />

protection of their investments<br />

is not guaranteed. It is not unexpected<br />

therefore that when<br />

President Muhammadu Buhari<br />

assumed office, Nigerians are<br />

anxious that the new administration<br />

would curtail and ultimately<br />

end the menace.<br />

The Buhari administration has<br />

made some remarkable progress<br />

in the fight against Boko<br />

Haram. The vulnerable groups,<br />

women and children as well as<br />

the internally displaced persons<br />

(IDPs) are not only being<br />

protected but are beginning to<br />

return to their villages where<br />

peace is gradually returning.<br />

People say human rights are<br />

not respected especially in the<br />

prisons and that security in the<br />

country is a problem. Is it correct?<br />

The basic ideal of human rights<br />

is that every person possesses<br />

dignity as a result of the mere<br />

fact that she or he is a human<br />

being. In order to protect this<br />

inherent dignity, every person<br />

holds rights which are inalienable<br />

and indivisible. The concept<br />

of human rights rests on a<br />

universal value system shared<br />

by all peoples. In this regard,<br />

the Nigerian government either<br />

now or in the past have<br />

always observed Human rights<br />

every where in the country including<br />

the prisons, therefore,<br />

it is not correct to say<br />

there are no human<br />

rights in the prisons.<br />

Violations of Human<br />

rights are investigated<br />

and prosecuted.<br />

The Nigerian Human<br />

Rights Commission,<br />

an independent institution<br />

was created<br />

to monitor Human<br />

rights abuses. Prisons<br />

are established to reform<br />

people and to<br />

make them better citizens as<br />

well as prepare them to be integrated<br />

back into the society.<br />

What makes Nigeria Embassy<br />

different from others here in<br />

Austria?<br />

Nigeria Embassy all over the<br />

world was established to enhance<br />

relations between the<br />

host country and Nigeria. The<br />

duty of the Embassy is to ensure<br />

the protection of the interest<br />

of Nigeria and Nigerians<br />

in the host country, including<br />

making sure that Nigerians living<br />

in the host country are as-<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

19<br />

sisted whenever the need arises. The Nigeria Embassy<br />

is doing everything to ensure that these roles<br />

are played adequately. Nigerians in Austria would<br />

attest to this fact that the Embassy cares for them<br />

and would do everything to protect their interests.<br />

Nigerians now obtain their documents, including<br />

passports without delay. Nigeria Embassy is Nigerian<br />

friendly.<br />

What could Austrians benefit from Nigeria?<br />

Austrians could benefit a lot from Nigeria through<br />

investment. It is always a win-win situation if you<br />

invest in Nigeria. Nigeria has the highest reward<br />

and profit on investment. The rich cultural diversity<br />

of Nigeria as well as tourists locations is<br />

a good sight to behold. Within the framework of<br />

doing business, Nigeria has large internal market<br />

with a population of about 170 million made up<br />

of 60% youths and possible access to over 360 million<br />

ECOWAS markets and Economic and Monetary<br />

Community of Central Africa (CEMAC)<br />

market as well. Investment opportunities abound<br />

in Infrastructure development , Power – Generation,<br />

Transmission & Distribution, Transportation<br />

– Rail, Air, Road, Agriculture & Agro Allied Services,<br />

Telecommunication, Postal Services, Health<br />

Care Service, Banking & Financial services, Tourism/Hospitality,<br />

Education, Waste Management &<br />

Treatment, Mineral Mining, Manufacturing, Pharmaceuticals,<br />

Textiles & Garments, Automobiles,<br />

Iron & Steel, Oil & Gas (up-and down-stream<br />

operations). The Embassy has been collaborating<br />

with Advantage Austria in Lagos and the Austrian<br />

Chambers of commerce to facilitate<br />

investment opportunities for Austrians in Nigeria.<br />

What are Nigerians doing in Austria?<br />

Official figures from the Ministry of Interior indicate<br />

that there are about 6,500 to 7,000 Nigerians<br />

in Austria. While some are engaged with the various<br />

offices of the United Nations in Vienna, some<br />

are students, yet others are gainfully employed and<br />

are contributing immensely to the Austrian economy.<br />

In addition, Nigerians are Heads of various<br />

religious organizations contributing to the overall<br />

peace in Austria.<br />

The Nigerian<br />

Investment<br />

Climate and<br />

Opportunities<br />

Nigeria is a definition of a growing investor<br />

interest and a confident emerging market.<br />

As the biggest economy in Africa and 10th<br />

world largest reserves of oil and gas with<br />

36.2 billion barrels of oil, huge deposit of<br />

1.84 trillion Cubic Feet of natural gas, Coal<br />

deposit of 2.6 billion tonnes and 36 strategic<br />

mineral resource endowments, there<br />

are numerous opportunities for investment.<br />

With robust and virile private sector participation<br />

in the economy, Nigeria is poised to<br />

diversify the economy beyond petroleum,<br />

improve food sufficiency and upgrade critical<br />

infrastructure.<br />

2. Nigeria has large internal market<br />

with a population of about 170 million<br />

made up of 60% youths and possible access<br />

to over 360 million ECOWAS markets and<br />

Economic and Monetary Community of<br />

Central Africa (CEMAC) market as well.<br />

Fiscal incentives includes up to 5 years<br />

Income Tax Holiday under the Pioneer<br />

Status for qualified activities, Very low VAT<br />

regime of 5%, Income Tax of 30%, Investment<br />

in Infrastructure with 20% of cost<br />

per annum for 5 years , Free market – easy<br />

entry and exit procedures as well as Transferability<br />

of profit, dividends, etc with ease.<br />

3. Anchored on rule of law, good governance,<br />

transparency, accountability, zero<br />

19


20<br />

tolerance on corruption, Public Private Partnership<br />

(PPP) initiatives, Government is committed<br />

to creating enabling Business Environment.<br />

Recent developments indicate that the macroeconomic<br />

framework of Nigeria is improving<br />

as a result of past successful reforms and government<br />

is responding positively to improving<br />

external business environment.<br />

4. Within the framework of doing business<br />

in Nigeria, government is committed to<br />

expanding the scope of trade and investment<br />

relations. In this regard, a number of Austrian<br />

companies are active in Nigeria, while a few<br />

others have participated in trade mission to Nigeria<br />

on yearly basis. Government is also seeking<br />

cooperation and collaboration with other<br />

states in Europe. Nigeria continues to enter into<br />

bilateral Investment Promotion and Protection<br />

Agreement (IPPA) with countries that desire to<br />

do business with her. So far Nigeria has signed<br />

the IPPA with the following countries namely,<br />

Austria, France, United Kingdom, Kingdom of<br />

Netherlands, North Korea, Republic of Korea,<br />

Romania, Spain, Turkey, Germany, Bulgaria,<br />

Egypt, Italy, Switzerland, China, Algeria, Niger,<br />

Uganda, Serbia, Jamaica, Finland, the Russian<br />

Federation and State of Kuwait.<br />

5. Government policy thrust on Investment<br />

is in the areas of promotion and attraction<br />

of value-added industrialization; Target<br />

and attract FDI into key priority sectors- Power,<br />

Infrastructure, Agriculture, Solid Minerals, &<br />

Non-extractive Oil & Gas activities; Commitment<br />

to Privatisation, Commercialisation and<br />

Liberalisation Programme as well as Promotion<br />

of export oriented activities . Nigeria’s business<br />

climate is not without some challenges, these<br />

challenges notwithstanding, opportunities for<br />

economic cooperation exist in all sectors of the<br />

economy, especially in Infrastructure Power<br />

– Generation, Transmission & Distribution,<br />

Transportation – Rail, Air, Road, Agriculture<br />

& Agro Allied Services, Telecommunication,<br />

Postal Services, Health Care Service, Banking &<br />

Financial services, Tourism/Hospitality, Education,<br />

Waste Management & Treatment, Mineral<br />

Mining, Manufacturing, Pharmaceuticals, Textiles<br />

& Garments, Automobiles, Iron & Steel,<br />

Oil & Gas (up-and down-stream operations)<br />

6. As part of an additional effort at fostering<br />

confidence in the Nigerian economy and as<br />

a conscious attempt at creating a legally predictable<br />

investment climate, all business enterprises<br />

must be registered with the Corporate Affairs<br />

Commission and 24 hrs delivery is assured;<br />

Investments with foreign equity must obtain a<br />

business permit from Nigerian Investment Promotion<br />

Commission to operate and 24 hrs delivery<br />

is also assured. All capitals imported for<br />

investment purposes must be declared to obtain<br />

Certificate of Capital Importation for repatriation<br />

purposes; Companies in manufacturing<br />

activities must obtain SONCAP certification for<br />

its products from the Standards Organization<br />

of Nigeria (SON). Prevailing Corporate Income<br />

Tax is 30% per annum; Engagement of foreign<br />

professionals requires expatriate quota slots<br />

from relevant authorities, facilitated at the One<br />

Stop Investment Centre (OSIC).<br />

7. Nigeria, Africa’s largest Economy with<br />

over $432 billion GDP has great potentials for<br />

meaningful private sector driven business and<br />

investment relations. The positive political<br />

environments in Nigeria as well as the reforms<br />

in the banking and financial sectors provide<br />

opportunity for the promotion of the country<br />

as the most viable investment destination of<br />

choice in Africa for any country’s private sector.<br />

Finally, a new democratically elected Government<br />

under the leadership of President Muhammadu<br />

Buhari, a man that has the pedigree<br />

of the fight against corruption has made three<br />

priorities of his administration, to fight insecurity;<br />

to fight corruption; to diversify the Economy<br />

and create jobs for the youths.<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


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21<br />

21


22<br />

22<br />

Politik in Nigeria<br />

Politische Verhältnisse<br />

Gemäß der nach amerikanischem<br />

Vorbild entworfenen Verfassung<br />

von 1989, die jedoch<br />

erst am 17. Mai 1999 in Kraft<br />

trat, verfügt Nigeria über ein<br />

präsidiales Regierungssystem<br />

mit einem Senat (109 Abgeordnete)<br />

und einem Repräsentantenhaus<br />

(360 Abgeordnete).<br />

Darüber hinaus gewährleistet<br />

die Verfassung ein Mehrparteiensystem<br />

und alle vier Jahre<br />

stattfindende Wahlen. Der<br />

Präsident verfügt über weitreichende<br />

Vollmachten und<br />

ist sowohl Staatsoberhaupt<br />

als auch Regierungschef und<br />

Oberbefehlshaber der Armee.<br />

Der Vizepräsident tritt im Falle<br />

des Todes oder des Rücktritts<br />

des Präsidenten ohne Wahl an<br />

dessen Stelle.<br />

Die vorletzten Wahlen, bei<br />

denen Umaru Yar’Adua mit<br />

70 Prozent der Stimmen zum<br />

Präsidenten gewählt wurde,<br />

fanden im April 2007 statt.<br />

Im November 2009 erkrankte<br />

Umaru Yar’Adua an Perikarditis<br />

(Herz-beutelentzündung) und<br />

wurde in Saudi-Arabien behandelt.<br />

Die Amtsgeschäfte wurden<br />

in dieser Zeit durch Vizepräsident<br />

Goodluck Jonathan<br />

geführt; die Mutmaßungen<br />

über die Amtsunfähigkeit des<br />

Präsidenten führten zu einer<br />

innenpolitischen Krise. Das nigerianische<br />

Parlament ernannte<br />

Jonathan am 9. Februar 2010<br />

zum amtierenden Präsidenten<br />

und berei-ts am 17. März löste<br />

dieser die Regierung auf. Kurz<br />

nach dem Tod Yar’Aduas am<br />

5. Mai 2010 wurde Jonathan<br />

als Präsident vereidigt; bei den<br />

Präsidentschaftswahlen 2011<br />

wurde er für vier weitere Jahre<br />

im Amt bestätigt. Die Präsidentschaftswahl<br />

in Nigeria<br />

2015 wurde durch den Kandidaten<br />

der Opposition, Muhammadu<br />

Buhari gewonnen.<br />

Der Nigeria-Experte Heinrich<br />

Bergstresser äußerte zuvor in<br />

einem Interview mit Martin<br />

Zagatta vom Deutschlandfunk,<br />

dass es ein politisch-kultureller<br />

Fortschritt in Nigeria wäre,<br />

wenn es gelänge, einen Amtsinhaber<br />

in demokratischer Weise<br />

aus dem Amt zu wählen.<br />

Parteien<br />

Seit der Aufhebung des Parteienverbots<br />

unter Sani Abacha im<br />

Jahr 1998 hat sich eine große<br />

Vielfalt an Parteien entwickelt.<br />

Bei den Wahlen 2003 ging die<br />

1998 gegründete konservativliberale<br />

People’s Democratic<br />

Party (PDP) als stärkste Partei<br />

hervor. Weitere Parteien sind<br />

die konservative All Nigeria<br />

People’s Party (ANPP; hervorgegangen<br />

aus der All People’s<br />

Party), die liberale Alliance<br />

for Democracy (AD) und der<br />

ebenfalls liberale Action Congress<br />

(AC).<br />

Justizwesen<br />

Wie in vielen föderalen Staaten<br />

gibt es sowohl im zivilrechtlichen<br />

als auch im<br />

strafrechtlichen Bereich ein<br />

komplexes, von Pluralismus<br />

geprägtes Rechtssystem. Neben<br />

dem Bundesrecht gibt es für<br />

jeden der 36 Bundesstaaten eigene<br />

Rechtsgrundlagen. Neben<br />

dem Angelsächsischen Recht<br />

aus dem Common Law existiert<br />

muslimisches Recht und für den<br />

zivilrechtlichen Bereich vielfach<br />

zusätzlich ethnisch definierte<br />

gewohnheitsrechtliche Grundlagen.<br />

Recht wird gesprochen<br />

nach Wohnort, nach ethnischer<br />

Zuschreibung und nach Religionszugehörigkeit.<br />

Für das<br />

Strafrecht sieht die Verfassung<br />

seit 1999 vor, dass die Gesetze<br />

von einer gesetzgebenden Versammlung<br />

verabschiedet und in<br />

englischer Sprache schriftlich<br />

niedergelegt sein müssen. Die<br />

muslimischen Strafgesetzbücher<br />

des Nordens sind nicht in jedem<br />

Bundesstaat dieselben und<br />

sie unterscheiden bei Strafmaß<br />

und Vergehen nach Religionszugehörigkeit<br />

(beispielsweise<br />

Alkoholkonsum und -vertrieb).<br />

Auf internationaler Ebene ist<br />

Nigeria an internationale Men-<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

23<br />

schenrechtsstandards gebunden<br />

und war Unterzeichner der<br />

Kairoer Erklärung der Menschenrechte<br />

im Islam.<br />

Frauenbewegung<br />

Bereits vor 150 Jahren entstand<br />

in Nigeria unter Führung der<br />

Dichterin Nana Asma’u die<br />

Yan’Taru Bewegung, eine islamisch<br />

religiöse Bewegung,<br />

die sich die Weitergabe von<br />

religiösem sowie alltäglichen<br />

Wissen von Frauen an Frauen<br />

zum Ziel gesetzt hatte. Heute<br />

gibt es eine Anzahl säkularer<br />

sowie religiöser Frauen, die sich<br />

als Aktivistinnen oder Akademikerinnen<br />

für Frauenrechte<br />

einsetzen. Zu den wichtigsten<br />

Frauenorganisationen gehören<br />

u. a. Women In Nigeria, dem<br />

National Council of Women’s<br />

Societies, der Women’s Aid<br />

Collective und der Federation<br />

of Muslim Women’s Association<br />

in Nigeria. Wichtige Namen<br />

der Frauenbewegung sind<br />

beispielsweise Ayesha Imam<br />

und Joy Ezeilo.<br />

Außenpolitik<br />

Nigeria ist nach Ansicht vieler<br />

Beobachter der mächtigste Staat<br />

Westafrikas. Entsprechend hat<br />

es den Vorsitz der ECOMOG,<br />

des Sicherheitsapparats der<br />

ECOWAS inne. Darüber hinaus<br />

ist es Mitglied zahlreicher internationaler<br />

Organisationen,<br />

darunter:<br />

<strong>Afrika</strong>nische Union<br />

Commonwealth<br />

ECOWAS<br />

Außerdem strebt Nigeria einen<br />

ständigen Sitz im Sicherheitsrat<br />

der Vereinten Nationen an, in<br />

dem bisher kein afrikanisches<br />

Land dauerhaft vertreten ist.<br />

NEPAD (welche auf Initiative<br />

Nigerias gegründet wurde)<br />

OPEC (seit 1971)<br />

OIC (seit 1986).<br />

Nigeria ist Mitglied der Internationalen<br />

Kakao-Organisation.<br />

2008 wurde ein seit 1981 bestehender,<br />

gewaltsamer Grenzkonflikt<br />

mit Kamerun endgültig<br />

beigelegt.<br />

Alessandra Rametta<br />

DOSSIER NIGERIA<br />

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24<br />

Shell<br />

means Hell<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


25<br />

WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

25<br />

Während im Norden Nigerias<br />

die Terrororganisation Boko<br />

Haram sein Unwesen treibt, ist<br />

es im Süden ein anderer Akteur,<br />

der Menschen gewaltsam ihrer<br />

Lebensgrundlage beraubt.<br />

Der Milliardenkonzern Shell<br />

ist Beteiligter an einem stillen<br />

Krieg, der zwar ohne Gewehre<br />

und Bomben geführt wird,<br />

jedoch ebenso tödliche Folgen<br />

hat.<br />

Nigeria ist der größte<br />

Erdölexporteur <strong>Afrika</strong>s und<br />

Shell war einer der ersten<br />

ausländischen Konzerne, die<br />

im westafrikanischen Staat Öl<br />

förderten. Seit über 50 Jahren<br />

ist der Milliardenkonzern Shell<br />

in Nigeria aktiv und beteiligt<br />

sich an der Ausbeutung der<br />

vorhandenen Erdölreserven. In<br />

der Bilanz des Unternehmens<br />

scheinen jedoch nicht nur<br />

Milliardengewinne auf,<br />

sondern auch die Beteiligung an<br />

der Exekution nigerianischer<br />

Umweltaktivisten, die<br />

Unterstützung diktatorischer<br />

Regime, Korruption und die<br />

langfristige Zerstörung der<br />

Lebensgrundlage tausender<br />

Menschen.<br />

Bewohner haben laut Shell Interesse an<br />

Umweltverschmutzung<br />

„Die Bewohner des Niger-<br />

Deltas haben ein Interesse<br />

an der Verschmutzung<br />

ihres Wohngebietes, da<br />

sie sich Geld erhoffen.“,<br />

sagt ein Shell-Sprecher zur<br />

Frage nach den massiven<br />

Umweltverschmutzungen<br />

im Süden Nigerias. Dort hat<br />

das Öl seine schmierigen,<br />

tödlichen Spuren hinterlassen.<br />

Die Fische schmecken nach<br />

Benzin, die Bäume sind tot<br />

und das Wasser vergiftet. Die<br />

Lebensgrundlage tausender<br />

Menschen ist de facto zerstört.<br />

Die Bewohner des Nigerdeltas<br />

lebten von der Fischerei und<br />

der Landwirtschaft. Beides ist<br />

heute nicht mehr möglich. Ein<br />

Sprecher von Shell unterstellt<br />

diesen Menschen nun, sie<br />

hätten die Verschmutzung<br />

ihres Wohngebietes nicht nur<br />

selbst verschuldet, sondern<br />

auch gewollt und würden<br />

auf Schadenersatzzahlungen<br />

spekulieren. Geld haben die<br />

meisten Betroffenen noch nie<br />

von dem Energieriesen erhalten.<br />

Nach der Ölkatastrophe 2008<br />

im Ogono-Gebiet zahlte Shell<br />

nun erstmals im Jänner diesen<br />

Jahres – 7 Jahre später – 50<br />

Millionen Euro Schadenersatz<br />

an die betroffenen Bewohner.<br />

Kritiker bemängeln, dass dieser<br />

Betrag zu gering sei, um die<br />

vorliegenden Umweltschäden<br />

zu beseitigen und den<br />

Betroffenen ein neues Leben<br />

zu ermöglichen. Außerdem<br />

zahle Shell diesen Betrag aus<br />

der Porto-Kassa, erläutert der<br />

Journalist und Nigeria-Experte<br />

Heinrich Bergstresser.<br />

Illegale und legale Diebstähle<br />

Die Öllecks in den Pipelines,<br />

die zu den katastrophalen Umweltschäden<br />

im Niger-Delta<br />

führen, seien die Folge illegaler<br />

Diebstähle und Sabotageakte,<br />

behauptet Shell auf seiner<br />

Website. In 75 Prozent der Fälle<br />

seien Diebe und Rebellengruppen<br />

für das auslaufende Öl verantwortlich,<br />

das die Natur, das<br />

Wasser und letztendlich die<br />

Menschen vergiftet. Die restlichen<br />

25 Prozent gehen demnach<br />

auf das Konto des Ölkonzerns,<br />

obwohl dieser abstreitet,<br />

alte und für Öllecks anfällige<br />

Rohre zu verwenden. „Shell war<br />

nie der primäre Verursacher“,<br />

so ein Sprecher des Unternehmens.<br />

Diverse Umweltorganisationen<br />

sehen das anders. Die<br />

Infrastruktur sei veraltet, die<br />

Wiederherstellung und Reparatur<br />

der beschädigten Pipelines<br />

würde nicht rasch genug oder<br />

gar nicht vorgenommen, sagt<br />

die Umweltschutzorganisation<br />

Greenpeace, die sich seit Jahren<br />

mit der Tätigkeit des Konzerns<br />

in Nigeria befasst.<br />

2011 gab die nigerianische Regierung<br />

eine umfassende Studie<br />

in Auftrag, die die Umweltsituation<br />

im Ogoni-Gebiet dokumentieren<br />

sollte. Durchgeführt<br />

wurde die Studie von dem<br />

Umweltprogramm der Vereinten<br />

Nationen (UNEP), finanziert<br />

von Royal Dutch Shell,<br />

einer Tochterorganisation des<br />

Shell-Konzerns. Dabei wurden<br />

wie erwartet dramatische Umweltverschmutzungen<br />

festgestellt.<br />

Im Rahmen der Untersuchung<br />

wurde unter anderem<br />

Shell als Schuldiger gelistet und<br />

ein umfangreicher Aktionsplan<br />

ausgearbeitet, der die Ölgesellschaft<br />

dazu verpflichten sollte,<br />

ihre Umweltstandards zu erhöhen<br />

und eine Reinigung des<br />

betroffenen Gebietes durchzuführen.<br />

Greenpeace-Sprecher<br />

Markus Meus kritisiert, dass<br />

diese Forderungen bis heute<br />

nicht umgesetzt wurden.<br />

Wikileaks enthüllt Shell-Einfluss auf nigerianische<br />

Regierung<br />

Im Dezember 2010 berichtet<br />

die Süddeutsche Zeitung über<br />

brisante Informationen, die<br />

die Enthüllungsplattform Wikileaks<br />

über Shells politischen<br />

DOSSIER NIGERIA<br />

25


26<br />

Einfluss in Nigeria veröffentlicht hatte. Den Berichten<br />

zufolge soll der Ölkonzern Mitarbeiter<br />

in alle wichtigen Ministerien in Nigeria eingeschleust<br />

haben, um stets über die aktuellen Entwicklungen<br />

im Ölsektor informiert zu sein. Die<br />

Shell-Managerin Ann Pickard soll, laut den veröffentlichten<br />

Daten, geprahlt haben, dass Shell<br />

die nigerianische Regierung infiltriert habe.<br />

Shells Einfluss auf die nigerianische Regierung<br />

sei unbestreitbar, weiß auch der Journalist und<br />

Nigeria-Experte Heinrich Bergstresser, dessen<br />

Buch „Nigeria: Macht und Ohnmacht am Golf<br />

von Guinea“ unter anderem die schmutzigen Ölgeschäfte<br />

in dem westafrikanischen Staat thematisiert.<br />

In der Amtszeit des ehemaligen Präsidenten<br />

Nigerias Jonathan Goodluck (2010-2015),<br />

habe die Korruption floriert, weiß Bergstresser.<br />

Nicht nur Shell habe sich an illegalen Geschäften<br />

beteiligt, auch andere nigerianische Ölgesellschaften<br />

steckten tief im Sumpf der Korruption.<br />

Doch jetzt weht ein anderer Wind im bevölkerungsreichsten<br />

Land <strong>Afrika</strong>s. Der aktuelle Präsident<br />

Muhammadu Buhari, der seit Mai 2015<br />

im Amt ist, ist ein erklärter Gegner aller korrupten<br />

Aktivitäten und hat als einer seiner ersten<br />

Amtshandlungen den gesamten Vorstand der<br />

National Nigerian Petroleum Company entlassen.<br />

Eine Nulltoleranzpolitik gegen jede Art von<br />

Korruption schreibt sich der amtierende Präsident<br />

auf seine Fahnen. Wie effektiv und realistisch<br />

diese Ankündigungen einzuschätzen sind,<br />

werde sich aber noch zeigen, meint Nigeria-Experte<br />

Bergstresser.<br />

Hinrichtungen von Umweltaktivisten in Nigeria<br />

den Hinrichtungen beschuldigt. Zeugen die<br />

gegen die Umweltaktivisten aussagten, sollen<br />

von Shell-Mitarbeitern bestochen worden sein.<br />

Unmittelbar vor der Verhandlung in New York<br />

erklärte sich Shell bereit, 15,5 Millionen Dollar<br />

Schadenersatz an die Hinterbliebenen der Opfer<br />

zu zahlen. Ob das Geld jemals wirklich bei<br />

den Betroffenen angekommen ist, bezweifelt<br />

Bergstresser. Der Großteil des Geldes wurde<br />

außerdem für die angefallen Prozesskosten<br />

aufgewendet. Der ermordete Umweltaktivist<br />

Ken Saro-Wiwa beklagte zu Lebzeiten die<br />

dramatischen Folgen der ausbeuterischen<br />

Erdölgewinnung und der rücksichtslosen<br />

Landerschließung des Energieriesen Shell.<br />

Solange der Rubel rollt, wird Shell seine<br />

umstrittenen Geschäfte im Niger-Delta weiter<br />

fortführen. Ob der neue Hoffnungsträger<br />

Nigerias, Muhammadu Buhari, den Öl- und<br />

Geldfluss in die Taschen der Eliten stoppen kann,<br />

bleibt abzuwarten. In der Zwischenzeit fließt<br />

weiter ungehindert Öl in die Gewässer des Niger<br />

und Geld in die Taschen des Milliardenkonzerns<br />

Shell.<br />

Katrin Pointner<br />

In der Vergangenheit war die politische Situation<br />

in Nigeria vor allem für Umweltaktivisten<br />

gefährlich. 1995 wurde der nigerianische<br />

Schriftsteller und Umweltschützer Ken Saro-<br />

Wiwa von der damaligen Militärdiktatur<br />

unter Sani Abacha nach einem kurzen Prozess<br />

zum Tode verurteilt und gehängt. Acht seiner<br />

Mitstreiter wurden ebenfalls hingerichtet. 2009<br />

zahlte Shell schließlich Schadenersatz an die<br />

Angehörigen der Opfer. Als Schuldeingeständnis<br />

sollte dies aber nicht gewertet werden, stellte<br />

der Milliardenkonzern klar. Vorausgegangen<br />

war den Schadenersatzzahlungen ein Prozess,<br />

der in den USA gegen den Ölkonzern geführt<br />

wurde. Shell wurde der Mitverantwortung an<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

27<br />

NEWS AFRIQUE<br />

Population : le Nigeria devant<br />

les Etats-Unis d’ici 35 ans, selon<br />

l’ONU<br />

Alors que la population mondiale devrait atteindre<br />

près de 10 milliards d’individus d’ici à 2050,<br />

l’essentiel de cette croissance se fera en Afrique,<br />

notamment au Nigeria, selon un rapport de<br />

l’ONU, mercredi.<br />

Le Nigeria est le pays dont la population augmente<br />

le plus rapidement, indique un rapport<br />

du Département des affaires économiques et<br />

sociales de l’ONU (DAES), publié ce mercredi<br />

29 juillet 2015. L’Afrique est le continent qui va<br />

participer le plus à la croissance de la population<br />

mondiale, dans les prochaines années, qui<br />

atteindra 8,5 milliards d’ici à 2030, selon les estimations<br />

onusiennes.<br />

Selon l’étude, intitulée "Perspectives démographiques<br />

mondiales : révisions 2015", le<br />

Nigeria devrait passer devant les Etats-Unis<br />

et devenir le troisième pays le plus peuplé au<br />

monde d’ici à 35 ans. Dans le reste du monde,<br />

l’Inde devrait passer devant la Chine, alors que<br />

les deux pays constituent respectivement 18 et<br />

19% de la population mondiale avec plus d’un<br />

milliard habitants chacun.<br />

La moitié de la croissance<br />

« L’essentiel de cette augmentation de la population<br />

mondiale peut être attribué à une liste<br />

réduite de pays à fécondité élevée, principalement<br />

situés en Afrique, ou aux pays dont les<br />

populations sont déjà importantes », rapporte<br />

le texte. Au cours des 35 prochaines années, le<br />

continent africain, qui a actuellement le taux de<br />

croissance le plus élevé, devrait constituer plus<br />

de la moitié de la croissance de la population<br />

mondiale.<br />

Alors qu’aujourd’hui, le Nigeria est le seul pays<br />

d’Afrique des 10 pays les plus peuplés, sur les<br />

neuf qui vont être responsables de la moitié de<br />

la croissance de la population, cinq devraient appartenir<br />

au continent africain. Il s’agit du Nigeria,<br />

de la République démocratique du Congo, de<br />

l’Ethiopie, de la Tanzanie et de l’Ouganda.<br />

La lutte contre la pauvreté plus difficile<br />

L’UNICEF avait déjà averti, en août 2014, que<br />

25% de la population mondiale sera en Afrique<br />

en 2050. Elle en représentera 40% d’ici la fin du<br />

siècle.<br />

Selon le rapport, cette augmentation rendra la<br />

lutte contre la pauvreté encore plus difficile. « La<br />

concentration de la croissance de la population<br />

mondiale dans les pays les plus pauvres présente<br />

un ensemble de défis et rend plus difficile la lutte<br />

contre la pauvreté et l’inégalité, l’éradication de<br />

la faim et de la malnutrition, et l’amélioration de<br />

la scolarisation et des systèmes de santé », a indiqué<br />

le Directeur de la division de la population<br />

de l’ONU, John Wilmoth.<br />

D’ici 2050, six pays devraient avoir une population<br />

de plus de 300 millions d’habitants : la<br />

Chine, l’Inde, l’Indonésie, le Nigeria, le Pakistan<br />

et les Etats-Unis. Parallèlement à cette croissance,<br />

la population mondiale va vieillir notamment en<br />

Europe où, d’ici 2050, 34% de la population aura<br />

plus de 60 ans tandis qu’ils seront 25% en Amérique<br />

Latine, dans les Caraïbes et en Asie.<br />

Ouganda : Museveni annonce sa<br />

candidature pour un 4ème mandat<br />

Samedi 1er Août 2015-Au pouvoir depuis 29 ans<br />

, le président de l’Ouganda, Yoweri Museveni, a<br />

annoncé vendredi qu’il serait candidat à sa propre<br />

succession en 2016.<br />

Cette annonce met fin à des mois de spéculations<br />

sur les plans du politicien, qui a été un allié clé de<br />

l’Occident, ainsi que le premier dirigeant africain<br />

à envoyer des forces de maintien de la paix en<br />

Somalie pour soutenir le gouvernement contre<br />

les militants islamiques.<br />

27


28<br />

Aux élections de 2016, le Président Yoweri Museveni<br />

Search Yoweri Museveni fera entre autres<br />

face à son ancien premier ministre, Amama<br />

Mbabazi.<br />

Yoweri Museveni a pris le pouvoir par la force<br />

en 1986 et a déjà été réélu trois fois depuis 1996.<br />

Il estime que le pays a besoin qu’il demeure à<br />

son poste après 2016 pour pouvoir poursuivre le<br />

développement économique.<br />

RDC : 480 plaintes d’abus sexuels<br />

contre des casques bleus<br />

2015-480 plaintes pour exploitation etabus sexuels<br />

Search abus sexuels ont été enregistrées contre<br />

des casques bleus de l’Onu entre 2008 et 2013,<br />

selon un rapport de l’ONU .<br />

Au total, quelque 480 plaintes d’abus et<br />

d’exploitation ont été logées contre desCasques<br />

bleus Search Casques bleus entre 2008 et 2013,<br />

dont le tiers concerne des enfants. La majorité<br />

de ces plaintes vise les missions en République<br />

démocratique du Congo, au Liberia, en Haiti et<br />

au Soudan du Sud.<br />

Dans ces pays, les Casques bleus échangeraient<br />

de l’argent, des bijoux, du parfum, des téléphones<br />

portables et plusieurs autres biens contre des faveurs<br />

sexuelles, malgré une interdiction formelle<br />

d’entretenir de telles relations.<br />

Les femmes interrogées par les Nations unies auraient<br />

déclaré être motivées par la faim, la pauvreté<br />

et le désir d’améliorer leurs conditions de<br />

vie.<br />

Côte d’Ivoire: Présidentielle, les<br />

ivoiriens appelés aux urnes le<br />

25 octobre prochain<br />

Les ivoiriens seront appelés aux urnes le 25 octobre<br />

prochain pour le premier tour de la présidentielle.<br />

L’information a été confirmée mercredi à l’issue<br />

du conseil des ministre par la voix du porte parole<br />

du gouvernement, comme constaté sur place<br />

par KOACI.<br />

Le Conseil a adopté un décret portant convocation<br />

du collège électoral pour le dimanche 25 octobre.<br />

“Il n’y a plus de retour possible, tout sera mis en<br />

œuvre pour tenir cette date” a déclaré à la presse<br />

Bruno Koné.<br />

Alors que les dépôts de candidature ont débuté<br />

depuis lundi, le président sortant, Alassane<br />

Ouattara, ultra favori du scrutin en l’absence de<br />

Laurent Gbagbo, l’a pour sa part déposé ce jour<br />

après avoir rendu public mardi soir la composition<br />

de son équipe de campagne.<br />

Tunisie : La peine de mort rétablie<br />

pour lut<br />

ter contre le terrorisme<br />

Samedi 25 Juillet 2015-LeParlement tunisien a<br />

adopté tard vendredi soir une nouvelle loi “antiterroriste”<br />

pour répondre à l’essor des attaques<br />

jihadistes.<br />

Rédigée à la suite des attentats de juin, la nouvelle<br />

loi prévoit entre autres la peine de mort<br />

pour crime terroriste ainsi que la possibilité de<br />

maintenir un suspect en garde à vue pendant 15<br />

jours sans avocat.<br />

Pour les organisations internationales, une telle<br />

atteinte aux libertés individuelles est intolérable.<br />

« Cette loi représente un danger réel pour les<br />

droits et les libertés en Tunisie, de nombreuses<br />

entorses aux normes internationales des droits de<br />

l’Homme » , a regretté Amna Guellali, représentante<br />

de Human Rights Watch à Tunis.<br />

Pour rappel, douze jours après l’attentat de<br />

Sousse, où 38 personnes ont été tuées dans un<br />

hôtel le 26 juin par un djihadiste tunisien, le gouvernement<br />

tunisien a décidé d’ ériger un mur de<br />

168 kilomètres le long de la frontière tuniso-libyenne.<br />

Les forces tunisiennes ont arrêté seize personnes<br />

suspectées de terrorisme et tué un jihadiste lors<br />

d’une série d’opérations dans la région de Bizerte<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />

NEWS


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

29<br />

(Nord).<br />

Afrique du Sud : Neuf policiers<br />

en justice pour le meurtre d’un<br />

chauffeur mozambicain<br />

Le procès de neuf policiers , inculpés pour le<br />

meurtre d’un chauffeur de taxi mozambicain en<br />

2013 s’est ouvert en Afrique du Sud.<br />

Mido Macia, 27 ans, est décédé le 26 février au<br />

commissariat de Daveyton, une township de<br />

la banlieue est de Johannesburg, après une interpellation<br />

mouvementée, dont les images ont<br />

choqué le monde entier.<br />

Dans une vidéo, on y voit le jeune homme, encerclé<br />

par les agents puis menotté et traîné au sol<br />

attaché à un fourgon de police sous les yeux des<br />

passants ahuris, à l’occasion d’un contrôle pour<br />

un taxi collectif mal garé.<br />

La victime est morte un peu plus de deux heures<br />

plus tard au commissariat.<br />

Les neuf policiers ont contesté les faits en décrivant<br />

Mido Macia Rechercher Mido Macia comme<br />

un homme violent, qui a résisté à son arrestation,<br />

après les avoir insultés.<br />

La police sud-africaine se rend régulièrement<br />

coupable de brutalités qui ternissent le bilan du<br />

pays en matière de respect des droits de l’homme.<br />

En Août 2012, des policiers avaient ouvert le<br />

feu sur des manifestants à la mine de platine de<br />

Marikana (nord) faisant 34 morts et 78 blessés.<br />

Découverte d’un immense gisement<br />

de gaz offshore au large<br />

de l’Égypte<br />

Le géant italien de l’énergie ENI a annoncé dimanche<br />

avoir découvert le “plus grand” gisement<br />

de gaz en Méditerranée, au large de l’Égypte. Une<br />

découverte qui aura des répercussions sur “la<br />

stabilité énergétique de la région” selon Rome.<br />

C’est le “plus grand “ gisement off-shore de gaz<br />

naturel des eaux territoriales de l’Égypte. Le géant<br />

italien de l’énergie Eni a annoncé dimanche<br />

la découverte de ce gisement, qui pourrait<br />

représenter un potentiel de 850 milliards de<br />

mètres cubes, sur “un secteur de 100 kilomètres<br />

carrés”, assure la compagnie dans un communiqué,<br />

parlant de “champ de gaz super-géant”.<br />

Le ministère égyptien du Pétrole a confirmé la<br />

découverte, faite à 1 450 mètres de profondeur,<br />

précisant que “les opérations de développement”<br />

devraient durer quatre ans.<br />

Le directeur général d’Eni, Claudio Descalzi,<br />

“s’est rendu au Caire pour informer le président<br />

égyptien Abdel Fattah al-Sissi de ce succès important,<br />

et discuter de la découverte avec le Premier<br />

ministre Ibrahim Mahlab”, selon le communiqué<br />

de la compagnie.<br />

Il devait aussi rencontrer le ministre du Pétrole<br />

Sherif Ismail.<br />

“Il s’agit de la plus grande découverte de gaz jamais<br />

faite en Égypte et en mer Méditerranée”, se<br />

félicite le groupe phare italien, assurant que cette<br />

découverte pourrait également “devenir l’une des<br />

plus grandes réserves de gaz naturel au monde”.<br />

“Extraordinaire résultat”<br />

Le communiqué d’Eni précise que cette découverte,<br />

“après son développement total”, va aider<br />

à couvrir “les besoins en gaz naturel de l’Égypte<br />

durant des décennies”.<br />

Le président du Conseil italien Matteo Renzi a<br />

téléphoné au président al-Sissi, pour “discuter<br />

ensemble de l’impact de cette découverte sur la<br />

stabilité énergétique de la Méditerranée et sur les<br />

perspectives de développement de la région”, a<br />

indiqué le palais Chigi.<br />

“Compliments à l’Eni pour cet extraordinaire résultat<br />

d’un travail de recherche qui s’insère dans<br />

le cadre des rapports entre l’Italie et l’Égypte,<br />

dans une optique de partenariat stratégique qui<br />

concerne plus généralement tout le continent africain”,<br />

a ajouté M. Renzi, dans un message de<br />

félicitations à M. Descalzi.<br />

Cette découverte a été effectuée dans la zone<br />

d’exploration “Zohr”, exploitée par l’Eni qui en<br />

détient la licence d’exploitation à 100 %, à la suite<br />

d’un appel d’offre que la compagnie avait remporté<br />

en janvier 2014.<br />

NEWS AFRIQUE<br />

29


30<br />

“Découverte historique”<br />

L’Eni va délimiter au plus vite le gisement pour<br />

assurer son développement rapide en utilisant au<br />

mieux les infrastructures déjà existantes, en mer<br />

et à terre.<br />

M. Descalzi a estimé que “cette découverte historique<br />

sera en mesure de transformer le scénario<br />

énergétique d’un pays entier qui nous accueille<br />

depuis 60 ans” (depuis 1954).<br />

Eni est le principal producteur d’hydrocarburants<br />

du pays avec une production de 200 000 barils<br />

d’équivalent pétrole par jour.<br />

M. Renzi se félicite d’”être l’ami” du président<br />

égyptien. Le plus grand pays du monde arabe<br />

a un intérêt stratégique et économique très important<br />

pour l’Italie, alors que la Libye voisine,<br />

où l’Italie a beaucoup investi, a sombré dans le<br />

chaos et connaît une montée de l’islamisme jihadiste,<br />

inquiétante pour l’Égypte.<br />

Quelle: AFP<br />

Tchad : exécution de dix membres<br />

présumés de Boko Haram<br />

Dix membres présumés du groupe islamiste nigérian<br />

Boko Haram, condamnés à mort vendredi<br />

pour leur implication dans l’attaque commise<br />

en juin à N’Djamena, ont été fusillés samedi par<br />

les autorités du pays.<br />

La sentence n’a pas tardé à être appliquée. Au<br />

terme de deux jours de procès, 10 membres présumés<br />

du groupe islamiste nigérian Boko Haram,<br />

condamnés à mort vendredi pour leur responsabilité<br />

dans le double attentat-suicide commis<br />

en juin à N’Djamena, ont été exécutés par balles<br />

samedi 29 août dans la capitale tchadienne, ont<br />

indiqué des sources judiciaire et sécuritaire.<br />

“Ils ont été fusillés ce matin dans un champ de<br />

tir situé au nord de N’Djamena”, ont assuré ces<br />

mêmes sources concordantes. Les 10 accusés<br />

avaient été condamnés à mort vendredi par la<br />

Cour criminelle de la capitale tchadienne.<br />

“Les armes saisies seront mises à la disposition<br />

de l’État tchadien, les substances psychotropes<br />

seront détruites”, avait aussi indiqué vendredi la<br />

cour dans son verdict auquel a eu accès l’AFP.<br />

Ce procès, ouvert mercredi, était le premier au<br />

Tchad de membres présumés de Boko Haram.<br />

Le “cerveau” tué<br />

Parmi les 10 personnes exécutées figure Mahamat<br />

Mustapha, alias Bana Fanaye, un Nigérian<br />

présenté par les autorités comme le “cerveau” des<br />

attaques du 15 juin : deux attentats-suicides simultanés<br />

contre le commissariat central et l’école<br />

de police de N’Djamena avaient alors fait 38<br />

morts, dont les trois kamikazes, et 101 blessés.<br />

Le 12 juillet, un nouvel attentat, revendiqué par<br />

Boko Haram, avait encore frappé N’Djamena<br />

: un kamikaze déguisé en femme s’était fait exploser<br />

sur le marché central, faisant au moins 15<br />

morts et 80 blessés.<br />

L’armée tchadienne est engagée dans une opération<br />

militaire régionale depuis le début de l’année<br />

contre l’insurrection islamiste de Boko Haram,<br />

qui s’est étendue au-delà du nord-est du Nigeria,<br />

son fief historique, vers les pays limitrophes :<br />

Tchad, Niger et Cameroun.<br />

Cette offensive a infligé de sérieux revers au<br />

groupe affilié à l’organisation État islamique (EI),<br />

mais les insurgés, qui ont perdu des territoires,<br />

continuent de multiplier attaques et attentats au<br />

Nigeria, comme au Tchad et au Cameroun.<br />

Quelle: AFP<br />

Chantage au roi du Maroc : qui<br />

sont les deux journalistes français<br />

incriminés ?<br />

Le grand reporter Éric Laurent et sa consœur Catherine<br />

Graciet sont soupçonnés d’avoir voulu extorquer<br />

3 millions d’euros à Mohammed VI. Une<br />

affaire qui risque de discréditer les investigations<br />

des journalistes travaillant sur le Maroc.<br />

“Du jamais vu, c’est d’une audace folle !” C’est<br />

par cette exclamation qu’Éric Dupond-Moretti,<br />

l’avocat du roi du Maroc, a commenté la tentative<br />

d’extorsion de fonds que les journalistes Éric<br />

Laurent et Catherine Graciet sont accusés d’avoir<br />

opérée à l’encontre de son client. Le reporter et sa<br />

consœur sont en effet soupçonnés d’avoir récla-<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />

NEWS


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31<br />

mé 3 millions d’euros à Mohammed VI pour ne<br />

pas qu’ils publient leur livre d’investigation sur<br />

le royaume chérifien. Jeudi 27 août, les deux auteurs<br />

ont été placés en garde à vue après leur interpellation<br />

à la sortie d’un restaurant parisien.<br />

Tout aurait commencé le 23 juillet, lorsqu’Éric<br />

Laurent a une première fois contacté le cabinet<br />

du roi en indiquant qu’il préparait un ouvrage<br />

à charge contre le monarque. Une première<br />

rencontre aurait été organisée à Paris avec un<br />

confrère marocain de Me Dupond-Moretti.<br />

“Écoutez, moyennant 3 millions d’euros, je ne<br />

publie pas mon livre, un livre que je prépare avec<br />

Catherine Graciet”, aurait dit franco le journaliste<br />

à l’avocat.<br />

Guet-apens<br />

Immédiatement après le rendez-vous, le royaume<br />

du Maroc porte plainte en France, où le<br />

parquet de Paris ouvre une enquête préliminaire<br />

sur les agissements des deux reporters. D’autres<br />

rencontres auraient ensuite été organisées mais<br />

cette fois sous la surveillance des enquêteurs. À<br />

ces occasions, le journaliste d’investigation aurait<br />

renouvelé son offre. Trois juges d’instruction<br />

sont alors saisis. Et un ultime guet-apens, digne<br />

des romans d’espionnage, est discrètement organisé.<br />

Jeudi, lors de la dernière entrevue, enregistrée<br />

par la police française, Éric Laurent<br />

se serait ainsi vu remettre une avance de 80 000<br />

euros par un contact marocain avec qu’il s’était<br />

préalablement entendu sur une transaction de 2<br />

millions d’euros.<br />

Une affaire rare qui ne laisse d’étonner dans les<br />

milieux journalistiques. Car Éric Laurent est loin<br />

d’être un perdreau de l’année. Âgé de 68 ans, cet<br />

ancien du “Figaro” et collaborateur régulier de<br />

France Culture est l’auteur de nombreux livres<br />

d’enquête s’attachant à dévoiler “la face cachée<br />

de…”. Ses domaines de prédilection ? Le monde<br />

de la finance, le commerce du pétrole, la politique<br />

extérieure américaine... Tout ce qui fleure<br />

bon les manipulations, les réseaux occultes et les<br />

secrets d’État.<br />

De l’hagiographie aux livres à charge<br />

Le grand reporter n’a pas toujours donné dans<br />

l’investigation à charge. En 1993, il avait signé<br />

“La mémoire d’un roi”, un livre d’entretiens avec<br />

l’ancien monarque Hassan II, père de Mohammed<br />

VI, “réalisé en bonne entente avec le palais”<br />

comme le rappelle l’hebdomadaire “Jeune<br />

Afrique”. En 1999, il publiait un autre complaisant<br />

recueil d’interviews, cette fois-ci avec Henri<br />

Konan Bédié, alors président de la Côte d’Ivoire.<br />

Mais Éric Laurent s’est surtout fait connaître<br />

pour son traitement controversé des attentats<br />

contre les tours du World Trade Center. Dans<br />

un ouvrage intitulé “La Face cachée du 11-Septembre”,<br />

le spécialiste ès questions géopolitiques<br />

s’employait à pointer les contradictions de la version<br />

officielle des faits, tout en se défendant de<br />

verser dans les thèses “complotistes”.<br />

Malgré ce travail de recherche jugé fantaisiste,<br />

Éric Laurent a suffisamment de gages de sérieux<br />

pour avoir été publié dans les plus grandes<br />

maisons d’édition. Comme l’a rapporté à “Libération”<br />

son éditeur au Seuil, l’entregent du journaliste<br />

aurait contribué à la publication des ouvrages<br />

de son fils, Samuel Laurent, spécialiste du jihad<br />

dont les analyses sont pourtant critiquées pour<br />

leur mince fiabilité.<br />

De fait, c’est surtout au Maroc qu’Éric Laurent<br />

a eu mauvaise presse. La faute à son précédent<br />

ouvrage co-écrit avec Catherine Graciet, “Le Roi<br />

prédateur”, un livre accusateur sur Mohammed<br />

VI qui avait valu au quotidien espagnol “El Pais”<br />

d’être interdit sur le territoire marocain pour en<br />

avoir publié les bonnes feuilles.<br />

“Triste histoire”<br />

Jusqu’à l’affaire du chantage présumé, la carrière<br />

de sa collaboratrice ne souffrait, elle, d’aucune<br />

ombre au tableau. “Je suis sous le choc [...] Je<br />

savais que Catherine avait ce projet [de livre].<br />

Si les faits sont avérés, c’est très surprenant de la<br />

part de Catherine. Elle n’a pas le profil pour ce<br />

type de délit”, a réagi auprès de l’AFP le journaliste<br />

Nicolas Beau avec qui elle a signé plusieurs<br />

livres, dont “La Régente de Carthage” sur Leïla<br />

Trabelsi, épouse de l’ex-président tunisien Zine<br />

el-Abidine Ben Ali.<br />

Catherine Graciet a également écrit “Sarkozy-<br />

Kadhafi, histoire secrète d’une trahison”, où un<br />

ancien responsable politique libyen donne du<br />

crédit aux accusations de financement de la campagne<br />

de l’ancien président français Nicolas Sarkozy<br />

par le régime de Mouammar Kadhafi.<br />

En attendant que la lumière soit faite sur l’affaire,<br />

la profession s’inquiète déjà de ses conséquences.<br />

“Si cette affaire de chantage est vraie, elle va porter<br />

préjudice à tous les journalistes qui essayent<br />

31


32<br />

de faire un travail honnête et parfois critique envers<br />

la monarchie”, indique à France 24, Aïcha<br />

Akalay, directrice de la rédaction Internet de<br />

l’hebdomadaire marocain “Tel Quel”.<br />

“C’est une triste histoire qui risque de déconsidérer<br />

le travail de ceux qui essaient de donner<br />

une image objective du Maroc, a pour sa part<br />

déploré à l’AFP Gilles Perrault, auteur en 1990<br />

de ‘Notre ami le roi’, un ouvrage très critique à<br />

l’endroit des 30 années de règne d’Hassan II. Cela<br />

risque de déconsidérer à l’avance toute critique.”<br />

Quelle: France 24<br />

Tansania: 130.000 Flüchtlinge<br />

gegen Cholera geimpft<br />

Die internationale medizinische Hilfsorganisation<br />

Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans<br />

Frontières (MSF) hat ende Juli im überbelegten<br />

Flüchtlingslager Nyarugusu in Tansania eine<br />

Impfkampagne gegen Cholera abgeschlossen.<br />

In dem Lager leben burundische und kongolesische<br />

Flüchtlinge unter verheerenden Umständen;<br />

es braucht dringend Verbesserungen bei<br />

den hygienischen Bedingungen.<br />

Die zweite Runde der Impfkampagne, die im<br />

Mai als Reaktion auf einen Choleraausbruch unter<br />

den Flüchtlingen gestartet wurde, wurde am<br />

27. Juli abgeschlossen. Die Schluckimpfung, die<br />

in zwei Dosen verabreicht werden muss, bietet<br />

einen hohen Schutz gegen die Krankheit. Doch<br />

um Cholera vorzubeugen, braucht es auch Maßnahmen<br />

im Hygienebereich – die unter den derzeitigen<br />

Umständen im Lager kaum umsetzbar<br />

sind.<br />

„Die Impfung ist ein wichtiges und schnell<br />

wirksames Mittel, um Todesfälle zu vermeiden.<br />

Doch um weitere Choleraausbrüche zu verhindern,<br />

müssen dringend die Hygienebedingungen<br />

im Lager verbessert werden“, betont Sita<br />

Cacioppe, die Notfallkoordinatorin von Ärzte<br />

ohne Grenzen in Nyarugusu.<br />

Die Impfkampagne wurde in Zusammenarbeit<br />

mit den tansanischen Gesundheitsbehörden, der<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem<br />

UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) durchgeführt.<br />

Bei der ersten Impfrunde im Juni erhielten<br />

rund 107.000 Personen die erste Impfdosis – das<br />

entspricht 92 Prozent der Lagerbevölkerung.<br />

Doch rund um die Wahlen in Burundi<br />

flüchteten weitere tausende Menschen über die<br />

Grenze nach Tansania. Laut dem UNHCR sind<br />

seit der ersten Impfrunde rund 20.000 weitere<br />

Flüchtlinge im Lager angekommen. Deshalb<br />

wird demnächst eine zusätzliche Impfrunde<br />

stattfinden, bei der die Neuankömmlinge,<br />

deren allgemeiner Impfstatus unklar ist, ihre<br />

zweite Dosis erhalten.<br />

Innerhalb von drei Monaten ist die Zahl der<br />

Menschen in Nyarugusu um mehr als das Dreifache<br />

angestiegen. Etwa 82.000 Menschen sind<br />

vor den politischen Unruhen und der Gewalt<br />

in Burundi geflohen. Sie teilen sich nun das Lager<br />

mit den rund 64.000 Kongolesen, die bereits<br />

seit fast zwanzig Jahren in Nyarugusu leben.<br />

Die Infrastruktur des Lagers ist in der Folge fast<br />

zusammengebrochen; die Hilfsorganisationen<br />

vor Ort haben große Mühe, ausreichend Wasser,<br />

Nahrung und Unterkünfte bereitzustellen. Die<br />

Neuankömmlinge leben zusammengepfercht in<br />

überfüllten Massenzelten unter erbärmlichen<br />

Bedingungen, die auch gesundheitliche Auswirkungen<br />

haben. Das Risiko für Krankheitsausbrüche<br />

ist unter diesen Umständen besonders<br />

hoch.<br />

„Die Menschen leben in überfüllten Zelten,<br />

überall ist Staub. Die Nächte sind kalt. Manchmal<br />

müssen sie stundenlang anstehen, um Wasser<br />

zu bekommen. Obwohl Malaria die häufigste<br />

Krankheit ist, haben wir auch viele Patienten mit<br />

Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen,<br />

die auf die schlechten Hygienebedingungen<br />

zurückzuführen sind“, sagt Cacioppe. „Mit der<br />

kommenden Regenzeit könnte sich die Lage sogar<br />

noch verschärfen, da viele Zelte an Standorten<br />

stehen, die hochwassergefährdet sind.“<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

33<br />

Neben den medizinischen<br />

Tätigkeiten hat Ärzte ohne<br />

Grenzen auch ein System zur<br />

Wassergewinnung und -aufbereitung<br />

eingerichtet und verteilt<br />

täglich mehr als 280.000<br />

Liter Wasser an fünf Standorten<br />

im Lager. Doch es gibt<br />

weiterhin Versorgungslücken.<br />

„Wir weisen die Leute immer<br />

wieder darauf hin, dass sie sich<br />

die Hände mit Seife waschen<br />

sollen, um Krankheiten zu vermeiden.<br />

Doch einige haben seit<br />

ihrer Ankunft noch nicht einmal<br />

ein Stück Seife erhalten.<br />

Wir planen eine Verteilaktion,<br />

doch wir hoffen auf die Unterstützung<br />

anderer Hilfsorganisation,<br />

damit wir uns auf<br />

die medizinischen Bedürfnisse<br />

konzentrieren können“, so Cacioppe.<br />

Ärzte ohne Grenzen ist seit Mai<br />

im Lager tätig und arbeitet gemeinsam<br />

mit dem tansanischen<br />

Roten Kreuz in zwei Kliniken.<br />

Kürzlich wurde das therapeutische<br />

Ernährungszentrum erweitert,<br />

in dem schwer mangelernährte<br />

Kinder betreut werden.<br />

Während der Impfkampagne<br />

waren auch sämtliche Kinder<br />

unter fünf Jahren auf Mangelernährung<br />

untersucht worden.<br />

33


34<br />

Mediterranean<br />

Migrant Cemetery<br />

“The tragedy of migrants in the Mediterranean<br />

is a humanitarian and a development<br />

crisis.<br />

These desperate people pay thousands of Euros<br />

to criminal people traffickers by taking out<br />

huge loans or selling family assets. They pay for<br />

the dubious privilege and in many cases<br />

they pay with their lives; a slow and<br />

painful death in the Mediterranean Sea.<br />

This is the measure of their despair and<br />

the tragic result of modern dysfunctional<br />

migration.<br />

Prior to reaching North Africa, migrants have<br />

already exposed themselves to perilous journeys<br />

from their countries of origin, witnessing<br />

en route, the deaths of co travellers, often<br />

friends and family. To believe they will not take<br />

the final risk of crossing into Europe is absurd.<br />

To offer no search and rescue in the face of this<br />

humanitarian emergency is to spectate as thousands<br />

perish. As Italian Prime Minister Matteo<br />

Renzi has said, the Mediterranean should not<br />

become a cemetery for migrants.<br />

protect life, limb and liberty; or to enhance<br />

livelihood and lifestyle. This is not about border<br />

controls and security measures. It is about implementing<br />

longer term strategic programmes<br />

which prevent dysfunctional migration.<br />

These programmes should enable viable livelihoods,<br />

good enough for people not to resort to<br />

such perilous journeys of despair. Policymakers<br />

in Europe and Africa must face<br />

up to these dual factors and address them<br />

openly and honestly”.<br />

Statement by Gibril Faal OBE – Interim<br />

Director of AEDP<br />

Gibril Faal is an international development<br />

expert, advising governments, agencies and<br />

institutions around the world. On 3 October<br />

2013, he delivered a keynote address to the<br />

United Nations General Assembly to open the<br />

UN High Level Dialogue on Migration and<br />

International Development. Gibril is AEDP’s<br />

Interim Director; he was the Chairman of African<br />

Foundation for Development (AFFORD)<br />

until 2014.<br />

People migrate for two broad reasons; to<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


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35<br />

Oikocredit<br />

Experten aus <strong>Afrika</strong>, Know-how aus<br />

Österreich<br />

Neun Agrarexperten aus vier afrikanischen Ländern<br />

vertieften auf die Initiative von Oikocredit<br />

Austria, einer Entwicklungsgenossenschaft, acht<br />

Wochen lang in Österreich ihr Wissen in Sachen<br />

Landwirtschaft. So wurden aus den Experten<br />

wichtige Multiplikatoren für ihre Regionen.<br />

Seit der Gründung der internationalen Entwicklungsgenossenschaft<br />

Oikocredit vor 40 Jahren in<br />

den Niederlanden besteht eine große Nähe zum<br />

Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe durch Bildung.<br />

Dieses Jahr führte die Genossenschaft zusammen<br />

mit dem Land Oberösterreich einen Landwirtschaftslehrgang<br />

der besonderen Art durch.<br />

Oikocredits Ansatz ist es, neben der Refinanzierung<br />

von Mikrokrediten durch Ausbildungen<br />

selbstständige wirtschaftliche Tätigkeiten und<br />

Existenzgrundlagen aufzubauen und persönliche<br />

Kompetenzen zu stärken.<br />

Die Kursteilnehmer aus Ruanda, Tansania, Kenia<br />

und Uganda wollten ihre Zukunftsperspektiven<br />

und auch die ihrer Mitmenschen mit dem<br />

gewonnenen Wissen stärken. Erklärtes Ziel war<br />

es, den Teilnehmern österreichisches Landwirtschaftswissen<br />

zu vermitteln, um dieses in den<br />

vier afrikanischen Ländern zu verbreiten.<br />

Am Programm standen der interkulturelle Austausch<br />

sowie theoretische und praktische Lehreinheiten.<br />

Gelehrt wurden unter anderem Betriebswirtschaft,<br />

Produktion, Vermarktung und<br />

Unternehmenskompetenz. Hinzu kamen Praxiseinsätze<br />

auf österreichischen Bauernhöfen<br />

und in Betrieben. Besonders die persönlichen<br />

Erfahrungen und Eindrücke vom Alltag der österreichischen<br />

Bauern und Produzenten haben<br />

die Teilnehmer auf zahlreiche Geschäftsideen<br />

gebracht.<br />

Marmelade, Heu und Hasen<br />

Das Bild der Bauernhofidylle, oft ein Marmeladebrot,<br />

zusammengerollte Heuballen in einer<br />

wunderschönen Landschaft und Hasen im Stall,<br />

ist durchaus ein Klischeebild. Shema Placide<br />

Nshimiyaimana, einer der Teilnehmer des Lehrgangs<br />

aus Ruanda, hat seine Liebe zu Marmelade<br />

entdeckt. Weder Himbeeren noch das Prinzip<br />

des Einkochens kannte er. Nach dem in Ruanda<br />

viel Obst produziert, aber nicht weiterverarbeitet<br />

wird, hat ihn das erlernte Marmeladeeinkochen<br />

zu einer Unternehmensidee gebracht: Marmelade<br />

produzieren und verkaufen.<br />

Hawa Omary Shomary möchte die Milchproduktion<br />

in Tansania ankurbeln. In der Regenzeit<br />

sind die Kühe gut genährt und geben entsprechend<br />

Milch. Nur in der Trockenzeit gibt es<br />

wenig Futter und die Produktion fällt ab. Dies<br />

will sie ändern, in dem sie Heu macht und in<br />

der Trockenzeit an die Milchkühe füttert. Bisher<br />

35


36<br />

war dies nicht üblich in ihrer Region. Auch wie man Käse macht hat Hawa gelernt und will aus der<br />

gesteigerten Milchproduktion feine Käsesorten herstellen und gewinnbringend verkaufen.<br />

Kamau Muiruri Bedan aus Kenia ist überzeugt davon, dass mit einem Kredit für einige Bauern und<br />

der Zucht von Hasen Großes bewegt werden kann. Die Idee kam ihm, als er bei einem Bauern mitgearbeitet<br />

hat, der eine Hasenzucht betreibt. Die Geschäftsidee: Neben der Fleischproduktion auch<br />

Fell und Leder verkaufen. So könnte jeder Beteiligte ca. 100 Euro pro Monat verdienen. Viel Geld<br />

in einer Region, in der viele Familien kaum zwei Mahlzeiten auf den Tisch bringen.<br />

Alle Teilnehmer des Kurses haben gute Erfahrungen mit Kleinstkrediten gemacht und sind sich<br />

einig, dass sie durch die Weitergabe des gewonnenen Wissens Veränderungen in <strong>Afrika</strong> in Bewegung<br />

setzen können.<br />

Geld anlegen und Gutes tun<br />

Oikocredit ist eine genossenschaftliche Finanzierungseinrichtung und unterstützt Menschen in<br />

Armut durch die Refinanzierung sozial nachhaltig arbeitender Mikrofinanzinstitutionen, Genossenschaften<br />

und kleiner Unternehmen, sowie durch Trainings und Beratung. Das Geschäftsmodell<br />

von Oikocredit findet immer mehr Unterstützer. Weltweit gibt es 53.000 Anleger, die jährlich eine<br />

derzeitige Dividende von 2 Prozent erhalten und damit 37 Millionen Menschen erreichen. 86 Prozent<br />

der Kreditnehmer sind Frauen. Oikocredit ist in 63 Ländern aktiv und kooperiert mit 792<br />

Partnerorganisationen. Das Projektfinanzierungsportfolio liegt bei ca. 780 Millionen Euro.<br />

Julia Siart<br />

Investieren auch Sie in Gerechtigkeit!<br />

Photocredit Ingo Pertramer<br />

"Ich unterstütze Oikocredit als Anlegerin. Denn<br />

ich hab' großen Respekt vor dem Mut der Frauen,<br />

die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und nicht<br />

daran verzweifeln. Mithilfe eines kleinen Kredits;<br />

für uns nicht die Welt, aber für sie die Tür zu einem<br />

neuen Leben."<br />

Adele Neuhauser, Schauspielerin<br />

www.oikocredit.at<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

37<br />

Die Kursteilnehmer bei der Heuproduktion C Oikocredit Austria<br />

Hawa Omary Shomary inspiziert das Heu C Oikocredit Austria<br />

Die Kursteilnehmer im Lehrsaal C Oikocredit Austria<br />

POLITIK<br />

37


38<br />

Frontex steht mit dem<br />

Rücken zur Wand...<br />

Das EU-Grenzregime befindet<br />

sich in der Defensive. Warum<br />

das so ist, beschreiben Hagen<br />

Kopp und Sabine Eckart.<br />

Die zunehmende Sichtbarkeit<br />

des massenhaften Sterbens von<br />

Flüchtlingen im Mittelmeer<br />

scheint etwas in Bewegung gesetzt<br />

zu haben. Aktuell beteiligt<br />

sich sogar die Bundeswehr an<br />

der Rettung von Flüchtlingen<br />

auf dem Mittelmeer und<br />

die Daimler AG erklärt sich in<br />

Presserklärungen zum Vorreiter<br />

der Flüchtlingshelfer. Hat<br />

sich das Klima gewandelt?<br />

Hagen Kopp: Die aktuelle Situation<br />

ist ein Erfolg. Vor wenigen<br />

Monaten wurde Mare Nostrum<br />

abgeschafft. Die Politik<br />

hat auf Frontex mit der Operation<br />

Triton fokussiert. Mit dieser<br />

europäischen Entscheidung<br />

wurde das Sterbenlassen der<br />

Flüchtlinge zum Programm<br />

gemacht. Außerhalb einer<br />

30-Meilen-Zone sollten die<br />

Flüchtlinge sich selbst überlassen<br />

bleiben. Alle Rettungskapazitäten<br />

wurden systematisch<br />

heruntergefahren und vor diesem<br />

Hintergrund kam es im<br />

April zu mehreren Hundert Toten.<br />

Heute aber steht Frontex mit<br />

dem Rücken zur Wand. Es<br />

kommen so viele Menschen<br />

über das Zentrale Mittelmeer<br />

und die Ägäis nach Europa wie<br />

noch nie. Ganz verschiedene<br />

Akteure retten die Menschen<br />

bis ganz nah an der libyschen<br />

Küste. Darunter sind zivile<br />

Akteure wie die MOAS, das<br />

Schiff eines maltesischen Millionärsehepaars,<br />

die letztes Jahr<br />

schon damit angefangen haben<br />

und auch dieses Jahr Rettungseinsätze<br />

machen. Ärzte ohne<br />

Grenzen haben ein eigenes<br />

Boot vor Ort geschickt, mit ihnen<br />

sind wir im guten direkten<br />

Kontakt.<br />

Jetzt kommt auch noch die<br />

Seawatch, das kleine Boot aus<br />

Brandenburg, das in Deutschland<br />

große mediale Resonanz<br />

gefunden hat. Neben den zivilen<br />

Akteuren ist seit dem 8. Mai<br />

auch die Bundeswehr im Einsatz.<br />

Wir haben zum ersten Mal<br />

davon gehört, als wir am 8. Mai<br />

mit Bootsflüchtlingen Kontakt<br />

hatten, die uns direkt berichteten,<br />

dass da ein Boot mit<br />

einer deutschen Flagge käme.<br />

Wenn man sich vorstellt, dass<br />

die Bundesregierung noch im<br />

April gesagt hat, dass sie nichts<br />

ändern wolle und zwei Wochen<br />

später zwei Bundeswehr-Fregatten<br />

vorfahren müssen, ist<br />

das dem enormen öffentlichen<br />

Druck geschuldet.<br />

„Die Schande Europas“ – das<br />

Sterben an den europäischen<br />

Küsten, ist für keine politische<br />

Partei mehr hinnehmbar und<br />

deshalb wird jetzt gerettet. Das<br />

ist erstmal ein Erfolg der Hartnäckigkeit<br />

der Migrationsbewegung.<br />

Ist der 10-Punkte-Plan der EU<br />

also ausgesetzt?<br />

Kopp: In einem der zehn Punkte<br />

geht es um Rettung, in den<br />

anderen neun um Kriminalisierung,<br />

Repression und Militarisierung.<br />

Parallel zum Retten<br />

sitzt die EU an konkreten Planungen<br />

von Militärschlägen in<br />

Libyen, um die so genannten<br />

Schlepperstrukturen zu zerstören.<br />

Das wäre ein absoluter<br />

Wahnsinn. Aber es ist ernst gemeint,<br />

denn die Planungen sind<br />

überaus konkret.<br />

Man versucht sich vom UN-Sicherheitsrat<br />

ein Mandat dafür<br />

geben zu lassen und man verhandelt<br />

mit einer der beiden<br />

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39<br />

POLITIK<br />

39


40<br />

40<br />

libyschen Regierungen, um auch von ihnen eine<br />

Erlaubnis zu erhalten. Die Militärschiffe, die<br />

jetzt retten, sind also in einer Doppelfunktion<br />

dort. Die Deutschen werden unserer Einschätzung<br />

nach nicht militärisch eingreifen. Aber<br />

ihre Überwachungsmöglichkeiten werden sie<br />

sicher gegebenenfalls in einem Nato-Militäreinsatz<br />

zur Verfügung stellen. Das ist hochproblematisch.<br />

Wie nehmen die politische Akteure der Migration<br />

im Süden, also beispielsweise die medico-<br />

Partner in Mali, die Haltung der EU wahr?<br />

Sabine Eckart: Sie stehen im Kontakt mit transnationalen<br />

Netzwerken und den Migranten,<br />

die sich an den nordafrikanischen Küsten befunden<br />

haben oder befinden. Die Militarisierung<br />

der Abschottung ist in den vergangenen 20<br />

Jahren ein Dauerthema. Sie beobachten, dass es<br />

für Frontex wichtig war, Abwehrerfolge vorzuweisen.<br />

Die Folge dieser Abschottung ist, dass sich die<br />

Migrations- und Fluchtrouten verschieben, die<br />

Wege immer gefährlicher werden und die Menschen<br />

höhere Risiken auf sich nehmen müssen.<br />

Dadurch wurde das Schlepperwesen, das jetzt<br />

medial im Mittelpunkt steht, erst alimentiert.<br />

Mehr Risiken bedeuten mehr Tote und sind<br />

Ergebnis einer Aufrüstung der Abschottung.<br />

Unsere Partner neh-men das als Krieg gegen die<br />

Migranten und die Flüchtlinge wahr.<br />

Dieser Krieg scheint ausgesetzt und fast alle<br />

werden gerettet, oder?<br />

Kopp: Wie viele sind fast? An dem Rekordrettungstag<br />

am 29. Mai wurden 4.243 Flüchtlinge<br />

in 25 Einsätzen gerettet. Trotzdem sind nach<br />

dem, was uns bekannt ist, 17 Flüchtlinge ums<br />

Leben gekommen. 17 zu viel. Deshalb haben wir<br />

vom Alarmtelefon einen alternativen 10-Punkte-Plan<br />

entworfen unter dem Titel „Fähren statt<br />

Frontex“. Als zentrale Forderung für legale sichere<br />

Zugangswege. Denn es ist nicht möglich,<br />

die Rettung so gut zu organisieren, dass niemand<br />

ums Leben kommt. Es bleibt hochgefährlich,<br />

wenn Menschen gezwungen sind, in<br />

kleinen Booten das Meer zu überqueren. Und<br />

das erleben wir am Alarmtelefon immer wieder<br />

live mit.<br />

Seit wann betreibt ihr das Alarmtelefon?<br />

Kopp: Wir betreiben das Telefon seit Oktober<br />

2014 zusätzlich zum Monitoring von Watch the<br />

Med, was ja eher ein Recherchieren und Rekonstruieren<br />

der Abschottungs- und Verdrängungsstrategien<br />

von Frontex im Mittelmeer war.<br />

Es geht uns darum, auch in Echtzeit agieren zu<br />

können, wenn Menschen in Seenot ge-raten.<br />

Rund um die Uhr sitzen ehrenamtliche Helfer<br />

am Telefon. Das klappt mittlerweile gut. Es sind<br />

etwa 100 Leute aus verschiedenen Städten und<br />

Ländern beteiligt.<br />

Wir bekommen täglich Anrufe von allen drei<br />

Fluchtrouten über das Meer. Wir sind quasi ein<br />

selbstorganisiertes Callcenter. Unsere Nummer<br />

ist in den migrantischen Communities verbreitet.<br />

Wir bleiben mit den Leuten auf See in Kontakt,<br />

wir laden ihnen ihre Satellitentelefone auf,<br />

denn sie sind zwar mit solchen Telefonen ausgerüstet,<br />

aber in Seenot ist ihr Guthaben schnell<br />

verbraucht. Mit diesen Anrufen können sie auch<br />

ihre GPS-Daten durchgeben. Diese Daten geben<br />

wir an die Leitstelle in Rom weiter und schauen<br />

auch, ob Handelsschiffe in der Nähe sind.<br />

Gerade in den letzten Wochen, als viele Einsätze<br />

gleichzeitig nötig waren, gab es viele Rettungen<br />

durch Cargoschiffe. Wir bekommen am Telefon<br />

unmittelbar mit, was mit den Flüchtlingen in<br />

Seenot passiert. Das MRCC in Rom (Maritim<br />

Rescue Coordination Centre) ist die zentrale<br />

Leitstelle für die Rettungsaktionen im zentralen<br />

Mittelmeer. Interessant ist, dass die Bundeswehr<br />

ihre beiden Schiffe diesem MRCC in Rom unterstellt<br />

hat und nicht Frontex mit Triton. Man<br />

kann unterstellen, dass von Rom aus zur Zeit<br />

wirklich alles getan wird, um zu retten. Und im<br />

Moment sind die Rettungskapazitäten relativ<br />

hoch.<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


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41<br />

Wie ist die Situation in der Ägäis, die sich mit<br />

der neuen Regierung in Griechenland auch<br />

verändert hat?<br />

Kopp: Das ist eine ganz andere Situation, weil<br />

es sich um kurze Distanzen zwischen zehn und<br />

15 Kilometer handelt. Seit Jahren versuchen<br />

Leute mit kleinen Booten von der Türkei aus<br />

überzusetzen. Die brutalen Push Backs, also<br />

das Zurückdrängen der Menschen in türkische<br />

Gewässer, was die griechische Küstenwache über<br />

Jahre systematisch betrieben hat, wurden nach<br />

einer Anweisung der neuen griechischen Regierung<br />

nahezu vollständig eingestellt. Das waren<br />

Sondereinheiten, die maskiert und mit Waffen<br />

die Migranten ausgeraubt haben und dann<br />

aufs Meer zurückdrängten. Für die syrischen<br />

Flüchtlinge ist das die Hauptroute. Auf diesem<br />

Weg kommen fast so viele Flüchtlinge wie über<br />

das zentrale Mittelmeer. In den letzten sechs<br />

Monaten fast 50.000.<br />

Viele Akteure sind mit konkreter Rettung beschäftigt.<br />

Das ist wichtig. Gibt es aber darüber<br />

hinaus auch Perspektiven der Zusammenarbeit,<br />

um die strukturellen politischen Fragen, die die<br />

Menschen zur Flucht zwingen und auf diese gefährliche<br />

Wege leiten, anzugehen?<br />

Kopp: Rettung allein genügt nicht. Trotz der<br />

Operation Mare Nostrum sind letztes Jahr über<br />

3.500 Menschen im Mittelmeer gestorben. Damit<br />

kann sich niemand arrangieren. Alle diese Menschen<br />

könnten leben, wenn es legale Zugangswege<br />

gäbe. Unsere Forderung nach der Einrichtung<br />

von Fähren für die Flüchtlinge zielt politisch<br />

darauf ab. Es geht darum, das herrschende Visumsregime<br />

zu brechen. Und neue Visa-Regeln<br />

dürfen nicht mit einem neuen Lagerregime und<br />

neuem Selektionsprinzip einhergehen.<br />

Schnell möglich wäre die Vergabe von humanitären<br />

Visa für diejenigen, die hier ohnehin<br />

eine hohe Anerkennungsquote hätten. Sigmar<br />

Gabriel hat kürzlich diese Forderung aufgenommen.<br />

Auch im UNHCR wird das diskutiert, weil<br />

alle wissen, dass der Diskurs über die Schlepper<br />

völlig verlogen ist. Denn sobald es die Fähren<br />

gäbe, wäre das Schleppergeschäft erledigt. Es ist<br />

doch klar, dass die Schlepper ein Produkt des<br />

Grenzregimes sind.<br />

Was aber ist mit den Flüchtlingen, die wegen anderer<br />

struktureller Ursachen fliehen müssen?<br />

Kopp: Die EU und die europäischen Regierungen<br />

versuchen diese Flüchtlinge gegen Kriegsflüchtlinge<br />

auszuspielen. Das ist heuchlerisch,<br />

denn die EU gehört zu den großen Verursachern<br />

struktureller Fluchtgründe. Rettung und<br />

sichere Wege sind aktuell nötig und müssen für<br />

alle gelten, unabhängig von den Ursachen der<br />

Flucht.<br />

Eckart: Wenn wir über Rettung der Flüchtlinge<br />

reden, müssen wir auch die Rolle der Regierungen<br />

an der Südküste des Mittelmeers betrachten,<br />

die ein aktiver Teil des europäischen Grenzregimes<br />

sind. Wenn sie davon sprechen, dass sie<br />

Flüchtlinge gerettet haben, dann bedeutet das allzu<br />

häufig, dass sie Flüchtlinge unter Waffengewalt<br />

daran gehindert haben, nach Europa überzusetzen.<br />

Hiergegen müssen wir die Kräfte in<br />

den Ländern unterstützen, die ihre Regierung<br />

zu einer Umkehr in Sachen Flüchtlingspolitik<br />

bewegen können.<br />

In vielen Ländern gibt es zum Beispiel die Selbstorganisation<br />

der Angehörigen von Verschwundenen,<br />

die sich mittlerweile viel Gehör verschaffen.<br />

Auf dem Weltsozialforum dieses Jahr<br />

in Tunesien gab es die Überlegung, eine Angehörigen-Karawane,<br />

wie sie medico in Mexiko<br />

unterstützt, durchzuführen. Zum Beispiel von<br />

Nordafrika nach Italien. Es muss ein Recht zu<br />

gehen geben, aber auch ein Recht zu bleiben.<br />

Dazu gehört, dass die EU-Politik sich so ändern<br />

muss, dass die Menschen eine freie Wahl haben<br />

zu bleiben.<br />

Ganz sicher ist die gegenwärtige Lage ein Erfolg<br />

von Watch the Med und all den Aktivisten, die<br />

seit Jahren gegen das europäische Grenzregime<br />

kämpfen. Aber liegt es nicht auch daran, dass<br />

der Migrationsdruck trotz immer schwierigerer<br />

Wege nicht nachgelassen hat?<br />

POLITIK<br />

POLITIK<br />

41


42<br />

42<br />

Kopp: Die Hartnäckigkeit der Migrationsbewegung<br />

setzt die Bewegungsfreiheit<br />

durch. Die Migranten führen<br />

den Kampf um Bewegungsfreiheit<br />

selbst, auch indem sie die Risiken<br />

eingehen. Gestern sind 800 gestorben<br />

und heute setzen sich 5.000 Menschen<br />

wieder in die Boote. Das bringt derzeit<br />

das Grenzregime ins Wanken.<br />

Es gibt verschiedene und zum Teil<br />

überraschende Akteure, die diesen<br />

Druck aufgebaut haben. Zum Beispiel<br />

die Reeder. In einem Brief an Merkel<br />

haben sie dagegen protestiert, dass sie<br />

sich zwar bemühen, Flüchtlinge zu<br />

retten, es aber oft nicht gelingt, weil sie<br />

nicht dafür ausgerüstet sind.<br />

Ihr Brief hat meiner Ansicht nach<br />

wesentlich dazu beigetragen, dass die<br />

Bundesregierung die Fregatten der<br />

Bundeswehr mit dem Rettungsauftrag<br />

gesandt hat. Außerdem erleben wir<br />

seit dem verheerenden Unglück vor<br />

Lampedusa 2013 ein anhaltend großes<br />

Interesse der Journalistinnen und<br />

Journalisten. Das Medieninteresse ist<br />

hoch und sehr kritisch gegenüber dem<br />

Grenzregime. Ob Frontex, Triton, der<br />

EU-Plan – das wird alles in den Medien<br />

zerrissen. In den Medien spielt der<br />

kritische Blick die Hauptrolle.<br />

Eckart: Der stärkste Motor ist einfach<br />

die nackte Not. Die Menschen haben<br />

keine Alternative. Sie sitzen in einem<br />

Land wie Libyen, wo sie unter extremen<br />

Bedingungen leben müssen und<br />

nur eine Möglichkeit sehen, von dort<br />

schnellstmöglich wegzukommen. Man<br />

sollte das nicht idealisieren. Es handelt<br />

sich um Not, aus welchen konkreten<br />

Gründen sie auch immer fliehen.<br />

Hat sich die Wahrnehmung verschoben?<br />

Auch wenn jetzt die Retter im<br />

Blickpunkt stehen, werden die Migranten<br />

als Akteure wahrgenommen<br />

und nicht nur als Opfer.<br />

Eckart: Das ist richtig. Aber auch in<br />

dieser Community gibt es beides.<br />

Selbst unter den Migranten gibt es<br />

Eliten, die sich nicht mit den bedrohten<br />

Flüchtlingen solidarisieren und<br />

sich vor den Karren des Grenzregimes<br />

spannen lassen. Auch Migrantenvereine<br />

in Europa lassen sich benutzen.<br />

Was wirklich wichtig bleibt, ist die<br />

Selbstorganisation der Flüchtlinge.<br />

Kopp: Wenn ich von der Hartnäckigkeit<br />

rede, dann meint das auch den<br />

Mut der Verzweiflung, aber auch Mut<br />

zum Aufbruch. Es gibt die Flüchtlinge<br />

aus Krieg und Diktatur, aber auch<br />

Menschen, die einfach ein anderes<br />

Leben suchen. Wir hatten kürzlich in<br />

Frankfurt eine gemeinsame Veranstaltung,<br />

an der auch medico beteiligt war,<br />

auf der es vier kurze Statements von<br />

Flüchtlingen aus Hanau gab. Das waren<br />

vier Generationen von Boat-People.<br />

Das waren keine Opfer, sondern Akteure.<br />

Manche leben seit zehn Jahren<br />

hier, andere erst seit einem Jahr.<br />

Sie sagen, dass sie es sich erkämpft<br />

haben, hier zu sein und sie sich hier<br />

gemeinsam für ihre Rechte einsetzen.<br />

Sie haben sich in Hanau organisiert,<br />

um zu verhindern, dass die Lampedusa-Flüchtlinge,<br />

die in Hanau lebten,<br />

nach Italien zurückgeschickt werden.<br />

Und sie haben sich durchgesetzt. Die<br />

Selbstorganisation der Flüchtlinge in<br />

Deutschland hat mit dem Marsch von<br />

Würzburg nach Berlin im Jahr 2012<br />

einen großen Schub bekommen und<br />

sich seitdem definitiv weiterentwickelt.<br />

Wir waren gestern in Straßburg mit<br />

einer Boostaktion vor dem EU-Parlament<br />

und dort haben nur Migrantinnen<br />

und Migranten mit großem<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />

POLITIK


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

43<br />

Selbstbewusstsein gesprochen.<br />

Das ist ein sehr positiver Prozess.<br />

Auch bei unserem Alarmtelefon<br />

sind Leute dabei, die selbst über<br />

das Mittelmeer gekommen sind<br />

und sich nun engagieren.<br />

Eckart: Diese Menschen hatten<br />

auch großes Glück, dass sie<br />

auf eure Unterstützungsstruktur<br />

gestoßen sind. Diese Netzwerke<br />

sind von immenser Bedeutung,<br />

um die Migrantinnen und Migranten<br />

darin zu unterstützen,<br />

selbst in eine Sprechposition zu<br />

gelangen.<br />

Diese Unterstützernetzwerke<br />

umfassen in Deutschland ein<br />

ganz breites Spektrum von Menschen<br />

und politischen Gruppen.<br />

Wären sie in der Lage<br />

zu einer politischen Kraft zu<br />

werden, um das Grenzregime zu<br />

durchlöchern?<br />

Kopp: Gerade in der Frage der<br />

Umsetzung von Dublin und<br />

gegen das Abschieben von<br />

Flüchtlingen in die europäischen<br />

Erstankunftsländer erleben wir<br />

eine deutliche Politisierung. Zum<br />

Beispiel beim Kirchenasyl. In<br />

Hanau z.B. haben Menschen aus<br />

einer Kirchengemeinde die Aufforderung<br />

zur Willkommenskultur<br />

ernst genommen. Sie. haben<br />

sich mit Deutsch-Kursen und für<br />

die Versorgung der Flüchtlinge<br />

engagiert. So entstanden persönliche<br />

Beziehungen und Freundschaften.<br />

Als dann vier Flüchtlinge, zwei<br />

aus Syrien, zwei aus Afghanistan,<br />

nach Ungarn und Bulgarien<br />

angeschoben werden sollten,<br />

waren die Leute sehr empört.<br />

Erst fordert man sie auf, sich um<br />

die Flüchtlinge zu kümmern und<br />

dann schiebt man sie einfach ab.<br />

Sie haben die vier ins Kirchenasyl<br />

genommen und sind nun mit<br />

dem politischen System der Abschiebung<br />

konfrontiert.<br />

Das ist eine Politisierung, die<br />

zur Zeit sehr viele Leute erleben.<br />

Und es hat dazu beigetragen, dass<br />

auch Dublin faktisch gescheitert<br />

ist. Wer heute in Italien ankommt,<br />

der gibt momentan seltenst<br />

noch einen Fingerabdruck ab. Ich<br />

kenne noch Leute, die mit Elektroschock<br />

gezwungen wurden,<br />

ihren Fingerabdruck abzugeben.<br />

Das gibt es nicht mehr. Auch hier<br />

hat sich die Hartnäckigkeit der<br />

Migration durchgesetzt.<br />

Bedeutet das im Umkehrschluss,<br />

dass die besten Partner für eine<br />

EU-Abschottungspolitik die<br />

Länder vor Ort sind?<br />

Eckart: Die EU-Politik will die<br />

Migranten außer Sichtweite<br />

halten, sie wollen nicht die Toten<br />

und nicht die Bilder der Toten.<br />

Sie wollen nicht, dass die Medien<br />

es in der Form aufgreifen, wie<br />

es zur Zeit geschieht. Das ist ihr<br />

oberstes Ziel, weil sonst genau<br />

das entsteht, was Hagen beschreibt.<br />

Deswegen wollen sie die<br />

Transit- und zunehmend auch<br />

die Herkunftsländer in Nordund<br />

Westafrika in ihre Strategie<br />

einbinden. Früher funktionierte<br />

diese Einbindung durch Entwicklungshilfe<br />

und bilaterale Kooperationen.<br />

Heute sind viele Länder sehr<br />

willfährig, sie verhindern Migration<br />

auch ohne Druck. Selbst<br />

43


44<br />

44 FRONTEX STEHT MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND<br />

in Libyen versuchen sich die dortigen Strukturen<br />

gegenüber der EU als handlungsfähig zu<br />

präsentieren, ebenso in Marokko und Ägypten.<br />

Aber auch Länder wie Mauretanien sind da<br />

sehr wichtig. Hier hatten vor allen Dingen die<br />

Spanier das Interesse, den Zugangsweg zu den<br />

Kanaren zu schließen und das ist Frontex auch<br />

fast völlig gelungen.<br />

In den letzten Monaten ist Niger zunehmend<br />

in den Fokus der EU-Außenpolitik geraten.<br />

Vor wenigen Tagen haben die Außenminister<br />

Deutschlands, Frankreichs und Italiens in einem<br />

gemeinsamen unveröffentlichten Papier<br />

an die EU-Außenminister vorgeschlagen, die<br />

Eucap-Einsätze in Niger und Mali um den Bereich<br />

des Grenz- und Migrationsmanagements<br />

zu ergänzen. Wieso Niger?<br />

Eckart: Durch die erfolgreiche Einbindung von<br />

Ländern wie Mauretanien und Marokkko in das<br />

europäische Grenzregime haben sich die Routen<br />

verschoben und der Weg über Niger hat an Bedeutung<br />

gewonnen. Ein sehr gefährlicher Weg.<br />

Erst vor wenigen Tagen wurden fast fünfzig<br />

Leichen in der nigerischen Sahara gefunden.<br />

Menschen, die auf dem Weg nach Europa bereits<br />

mitten in <strong>Afrika</strong> verdurstet sind. Aufgrund<br />

der politischen Instabilität in Ländern wie Mali<br />

und der nach <strong>Afrika</strong> vorgelagerten Kontrolle der<br />

EU-Außengrenzen blieb ihnen nur die gefährliche<br />

Route über Niger und Libyen.<br />

Anders als die Toten, die die Mittelmeerüberquerung<br />

nicht überleben, spielen die Toten der<br />

Wüstendurchquerung in den europäischen Medien<br />

kaum eine Rolle. Mit dem Fokus auf Niger,<br />

wo die EU auch ein „Aufnahmezentrum<br />

für Flüchtlinge“ errichten will, kann die EU<br />

die Migranten und ihre Not außer Sichtweite<br />

halten. In Mali gab es bis Ende 2014 ein ähnliches<br />

Zentrum, das von Migranten allerdings gemieden<br />

wurde. In diesem klassischen Auswanderungsland<br />

in andere afrikanische Staaten ist<br />

es einer starken Zivilgesellschaft lange gelungen,<br />

die Unterzeichnung von Abkommen mit der EU<br />

im Rahmen des Grenzregimes zu verhindern.<br />

Trotz aller Probleme in Mali ist es der EU bis<br />

heute nicht gelungen, sie zur Unterschrift zu bewegen.<br />

Das zeigt, wie wichtig es ist, selbst vermeintlich<br />

kleine Strukturen der migrantischen<br />

Selbstorganisation zu unterstützen. Und sie<br />

werden jetzt noch wichtiger, weil die mit der<br />

Reform des Cotonou-Abkommens die afrikanischen<br />

Länder dazu bewegen will, entsprechende<br />

Vereinbarungen zu unterzeichnen. Da<br />

müssen unsere Partner in Mali Unterstützung<br />

bekommen, um den Druck bei ihrer Regierung<br />

aufrecht zu erhalten. Denn die EU wird nicht<br />

nachlassen und weiter versuchen, das Grenzregime<br />

zu verstärken.<br />

Hagen Kopp ist einer der Mitbegründer des<br />

bundesweiten Netzwerkes „kein mensch ist illegal“<br />

und aktiv in der lokalen Flüchtlingsinitiative<br />

„Lampedusa in Hanau“. Er hat das von<br />

medico unterstützte transnationale Projekt<br />

„Watch the Med“ sowie das damit verbundene<br />

„Alarmphone“ mitentwickelt – zwei Initiativen,<br />

mit denen Flüchtlinge und MigrantInnen<br />

in Seenot unterstützt werden und gleichzeitig<br />

Druck auf das europäische Grenzregime ausgeübt<br />

werden soll.<br />

Sabine Eckart ist bei medico international Projektkoordinatorin<br />

für den Bereich Migration<br />

und zugleich für die Region Westafrika zuständig.<br />

gesprochen. Das ist ein sehr positiver Prozess.<br />

Auch bei unserem Alarmtelefon sind Leute dabei,<br />

die selbst über das Mittelmeer gekommen<br />

sind und sich nun engagieren.<br />

Eckart: Diese Menschen hatten auch großes<br />

Glück, dass sie auf eure Unterstützungsstruktur<br />

gestoßen sind. Diese Netzwerke sind von immenser<br />

Bedeutung, um die Migrantinnen und<br />

Migranten darin zu unterstützen, selbst in eine<br />

Sprechposition zu gelangen.<br />

Diese Unterstützernetzwerke umfassen in<br />

Deutschland ein ganz breites Spektrum von<br />

Menschen und politischen Gruppen. Wären<br />

sie in der Lage zu einer politischen Kraft zu<br />

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POLITIK


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werden, um das Grenzregime<br />

zu durchlöchern?<br />

Kopp: Gerade in der Frage der<br />

Umsetzung von Dublin und<br />

gegen das Abschieben von<br />

Flüchtlingen in die europäischen<br />

Erstankunftsländer erleben<br />

wir eine deutliche Politisierung.<br />

Zum Beispiel beim Kirchenasyl.<br />

In Hanau z.B. haben Menschen<br />

aus einer Kirchengemeinde die<br />

Aufforderung zur Willkommenskultur<br />

ernst genommen.<br />

Sie. haben sich mit Deutsch-<br />

Kursen und für die Versorgung<br />

der Flüchtlinge engagiert. So<br />

entstanden persönliche Beziehungen<br />

und Freundschaften.<br />

Als dann vier Flüchtlinge, zwei<br />

aus Syrien, zwei aus Afghanistan,<br />

nach Ungarn und Bulgarien<br />

angeschoben werden<br />

sollten, waren die Leute sehr<br />

empört. Erst fordert man sie<br />

auf, sich um die Flüchtlinge zu<br />

kümmern und dann schiebt<br />

man sie einfach ab. Sie haben<br />

die vier ins Kirchenasyl genommen<br />

und sind nun mit dem<br />

politischen System der Abschiebung<br />

konfrontiert.<br />

Das ist eine Politisierung, die<br />

zur Zeit sehr viele Leute erleben.<br />

Und es hat dazu beigetragen,<br />

dass auch Dublin faktisch gescheitert<br />

ist. Wer heute in Italien<br />

ankommt, der gibt momentan<br />

seltenst noch einen Fingerabdruck<br />

ab. Ich kenne noch Leute,<br />

die mit Elektroschock gezwungen<br />

wurden, ihren Fingerabdruck<br />

abzugeben. Das gibt es<br />

nicht mehr. Auch hier hat sich<br />

die Hartnäckigkeit der Migration<br />

durchgesetzt.<br />

Bedeutet das im Umkehrschluss,<br />

dass die besten Partner<br />

für eine EU-Abschottungspolitik<br />

die Länder vor Ort<br />

sind?<br />

Eckart: Die EU-Politik will die<br />

Migranten außer Sichtweite<br />

halten, sie wollen nicht die Toten<br />

und nicht die Bilder der Toten.<br />

Sie wollen nicht, dass die Medien<br />

es in der Form aufgreifen,<br />

wie es zur Zeit geschieht. Das<br />

ist ihr oberstes Ziel, weil sonst<br />

genau das entsteht, was Hagen<br />

beschreibt. Deswegen wollen<br />

sie die Transit- und zunehmend<br />

auch Herkunftsländer in<br />

Nord- und Westafrika in ihre<br />

Strategie einbinden. Früher<br />

funktionierte diese Einbindung<br />

durch Entwicklungshilfe und<br />

bilaterale Kooperationen.<br />

Heute sind viele Länder sehr<br />

willfährig, sie verhindern Mi-<br />

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gration auch ohne Druck. Selbst in Libyen versuchen<br />

sich die dortigen Strukturen gegenüber<br />

der EU als handlungsfähig zu präsentieren,<br />

ebenso in Marokko und Ägypten. Aber auch<br />

Länder wie Mauretanien sind da sehr wichtig.<br />

Hier hatten vor allen Dingen die Spanier das<br />

Interesse, den Zugangsweg zu den Kanaren zu<br />

schließen und das ist Frontex auch fast völlig gelungen.<br />

In den letzten Monaten ist Niger zunehmend<br />

in den Fokus der EU-Außenpolitik geraten.<br />

Vor wenigen Tagen haben die Außenminister<br />

Deutschlands, Frankreichs und Italiens in einem<br />

gemeinsamen unveröffentlichten Papier<br />

an die EU-Außenminister vorgeschlagen, die<br />

Eucap-Einsätze in Niger und Mali um den Bereich<br />

des Grenz- und Migrationsmanagements<br />

zu ergänzen. Wieso Niger?<br />

Eckart: Durch die erfolgreiche Einbindung von<br />

Ländern wie Mauretanien und Marokkko in<br />

das europäische Grenzregime haben sich die<br />

Routen verschoben und der Weg über Niger hat<br />

an Bedeutung gewonnen. Ein sehr gefährlicher<br />

Weg. Erst vor wenigen Tagen wurden fast fünfzig<br />

Leichen in der nigrischen Sahara gefunden.<br />

Menschen, die auf dem Weg nach Europa bereits<br />

mitten in <strong>Afrika</strong> verdurstet sind. Aufgrund<br />

der politischen Instabilität in Ländern wie Mali<br />

und der nach <strong>Afrika</strong> vorgelagerten Kontrolle der<br />

EU-Außengrenzen blieb ihnen nur die gefährliche<br />

Route über Niger und Libyen.<br />

Anders als die Toten, die die Mittelmeerüberquerung<br />

nicht überleben, spielen die Toten der<br />

Wüstendurchquerung in den europäischen Medien<br />

kaum eine Rolle. Mit dem Fokus auf Niger,<br />

wo die EU auch ein „Aufnahmezentrum<br />

für Flüchtlinge“ errichten will, kann die EU<br />

die Migranten und ihre Not außer Sichtweite<br />

halten. In Mali gab es bis Ende 2014 ein ähnliches<br />

Zentrum, das von Migranten allerdings gemieden<br />

wurde. In diesem klassischen Auswanderungsland<br />

in andere afrikanische Staaten ist<br />

es einer starken Zivilgesellschaft lange gelungen,<br />

die Unterzeichnung von Abkommen mit der EU<br />

im Rahmen des Grenzregimes zu verhindern.<br />

Trotz aller Probleme in Mali ist es der EU bis<br />

heute nicht gelungen, sie zur Unterschrift zu bewegen.<br />

Das zeigt, wie wichtig es ist, selbst vermeintlich<br />

kleine Strukturen der migrantischen<br />

Selbstorganisation zu unterstützen. Und sie<br />

werden jetzt noch wichtiger, weil die mit der<br />

Reform des Cotonou-Abkommens die afrikanischen<br />

Länder dazu bewegen will, entsprechende<br />

Vereinbarungen zu unterzeichnen. Da<br />

müssen unsere Partner in Mali Unterstützung<br />

bekommen, um den Druck bei ihrer Regierung<br />

aufrecht zu erhalten. Denn die EU wird nicht<br />

nachlassen zu versuchen, das Grenzregime zu<br />

verstärken.<br />

Hagen Kopp ist einer der Mitbegründer des<br />

bundesweiten Netzwerkes „kein mensch ist illegal“<br />

und aktiv in der lokalen Flüchtlingsinitiative<br />

„Lampedusa in Hanau“. Er hat das von<br />

medico unterstützte transnationale Projekt<br />

„Watch the Med“ sowie das damit verbundene<br />

„Alarmphone“ mitentwickelt – zwei Initiativen,<br />

mit denen Flüchtlinge und MigrantInnen<br />

in Seenot unterstützt werden und gleichzeitig<br />

Druck auf das europäische Grenzregime ausgeübt<br />

werden soll.<br />

Sabine Eckart ist bei medico international Projektkoordinatorin<br />

für den Bereich Migration<br />

und zugleich für die Region Westafrika zuständig.<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />

POLITIK


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47<br />

Die historische<br />

Zäsur des<br />

Arabischen<br />

Frühlings<br />

47


48<br />

48<br />

Mitte Dezember 2010<br />

verbrennt sich ein junger<br />

Tunesier, weil er keine Lebensperspektive<br />

mehr für<br />

sich sah. Kurz darauf begann<br />

in einem der repressivsten<br />

arabischen Länder<br />

ein Aufstand, der weite<br />

Kreise zog.<br />

Über Jahrzehnte galten der<br />

Nahe/Mittlere Osten und<br />

Nordafrika als Konfliktregionen<br />

und das arabischen Regime<br />

als autoritär und korrupt.<br />

Zugleich zeigten sich diese<br />

Regime aber als überwiegend<br />

stabil und anpassungsfähig.<br />

Symbolisiert wurde diese vermeintliche<br />

Stabilität durch<br />

Herrscher, die seit 20, 30 oder<br />

gar 40 Jahren an der Macht<br />

waren, wie Präsident Zine<br />

el-Abidine Ben Ali in Tunesien,<br />

Präsident Hosni Mubarak in<br />

Ägypten oder Revolutionsführer<br />

Muammar al-Gaddafi in<br />

Libyen. Zudem war das Bild<br />

der arabischen Welt geprägt<br />

von dynastischen Erbfolgen.<br />

Diese wurden nicht nur in den<br />

Monarchien der Region praktiziert<br />

– etwa in Marokko, Jordanien<br />

und Saudi-Arabien –,<br />

sondern auch im Präsidialsystem<br />

Syriens im Jahr 2000. Gerüchte<br />

über eine bevorstehende<br />

innerfamiliäre Machtübergabe<br />

(konkrete Hinweise darauf)<br />

gab es auch in Ägypten, Libyen<br />

und im Jemen.<br />

Der Funke der Revolte<br />

Dieses Bild begann sich schlagartig<br />

zu verändern, als Mitte<br />

Dezember 2010 in Tunesien,<br />

einem der repressivsten arabischen<br />

Staaten, die Verkrustung<br />

aufbrach. Im zentral-tunesischen<br />

Sidi Bouzid verbrannte<br />

sich der Gemüsehändler Mohamed<br />

Bouazizi, weil er keine Lebensperspektive<br />

mehr für sich<br />

sah. Seinem Fanal folgten Massenproteste,<br />

die von der Jugend<br />

der Mittelschicht initiiert und<br />

von breiten Teilen der Zivilgesellschaft<br />

mitgetragen wurden,<br />

vor allem von Gewerkschaften<br />

und Berufsvereinigungen. Tunesiens<br />

Regime versuchte, die<br />

Proteste mit massiver Gewalt<br />

niederzuschlagen. Doch als sich<br />

führende Militärs weigerten,<br />

bei der blutigen Unterdrückung<br />

mitzuwirken und sich auf Seite<br />

der Demonstrierenden stellten,<br />

brach die Diktatur erstaunlich<br />

schnell zusammen. Ben Ali floh<br />

Mitte Januar 2011 aus dem Land.<br />

Der rasche Erfolg der Revolten<br />

– zunächst in Tunesien, dann<br />

in Ägypten, wo sich Präsident<br />

Mubarak einen knappen Monat<br />

später gezwungen sah zurückzutreten<br />

– ermutigte junge<br />

Menschen in nahezu allen arabischen<br />

Ländern, den Unmut<br />

über ihre Lebensbedingungen<br />

auf die Straße zu tragen und<br />

nicht länger vor der staatlichen<br />

Repression zurückzuschrecken.<br />

Im Laufe des Jahres 2011 kam<br />

es so vor dem Hintergrund<br />

vergleichbarer Missstände in<br />

fast allen arabischen Ländern<br />

zu Protesten und Massendemonstrationen.<br />

Selbst außerhalb<br />

der arabischen Welt, etwa<br />

in China oder im Iran, fanden<br />

die Protestierenden Nachahmer<br />

bzw. stieß ihr Vorbild dort<br />

erneute Demonstrationen an.<br />

Vor allem elektronische Medien,<br />

Mobiltelefone und soziale<br />

(Online-)Netzwerke befördern<br />

und verstärken die Proteste und<br />

tragen sie über Landesgrenzen<br />

hinweg. Dabei ist insbesondere<br />

der katarische Satellitensender<br />

Al Jazeera bedeutend. Eine<br />

wichtige Funktion haben auch<br />

mit Handy-Kameras aufgenommene<br />

Bilder – sie sorgen dafür,<br />

dass die Proteste an der Zensur<br />

vorbei dokumentiert und über<br />

Satellitensender oder Internet<br />

in die Wohnzimmer der Region<br />

und der Welt getragen werden.<br />

Ein Leben in Würde<br />

Auch wenn die konkreten Forderungen<br />

von Land zu Land<br />

variieren, haben die Proteste<br />

in den arabischen Ländern<br />

doch eines gemein: Stets verbinden<br />

sie soziale, wirtschaftliche<br />

und politische Anliegen.<br />

Fortschritte in allen drei Bereichen<br />

werden als unabdingbar<br />

angesehen, damit „ein Leben<br />

in Würde“ möglich ist.<br />

In erster Linie geht es den Protestierenden<br />

um bessere Lebensbedingungen<br />

und mehr<br />

Teilhabe an Wachstum und<br />

Entwicklung. Denn obwohl die<br />

arabischen Volkswirtschaften<br />

in den letzten Jahren mit wenigen<br />

Ausnahmen fast durchwegs<br />

moderate oder sogar hohe<br />

Wachstumsraten verzeichnen<br />

konnten, ist es ihnen nicht gelungen,<br />

ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

zu schaffen.<br />

Dabei stehen alle Staaten<br />

vor der Herausforderung, ihre<br />

nach wie vor schnell wachsende<br />

junge Bevölkerung in den<br />

Arbeitsmarkt zu integrieren.<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />

49<br />

Schon die Arab Human Development<br />

Reports 2002–2009<br />

wiesen darauf hin, dass es in<br />

den meisten Staaten der Region<br />

nicht gelungen ist, soziale Ungleichheit<br />

abzubauen und die<br />

menschliche Entwicklung entscheidend<br />

voranzubringen. So<br />

gibt es nach wie vor arabische<br />

Staaten mit erschreckend hoher<br />

Armut, niedrigen Alphabetisierungsraten<br />

und einem geringen<br />

Bildungsniveau. Verschärft hat<br />

sich die Situation während der<br />

letzten Jahre vor allem in den<br />

Staaten, die von Nahrungsmittelimporten<br />

abhängen.<br />

Hier haben sich die im Zuge<br />

der globalen Nahrungsmittelkrise<br />

stark gestiegenen Preise<br />

dramatisch auf die Lebensbedingungen<br />

der Bevölkerung<br />

ausgewirkt. Dies gilt etwa für<br />

Ägypten, dem größten Weizenimporteur<br />

der Welt. Die Protestierenden<br />

verknüpfen ihre<br />

sozioökonomischen mit politischen<br />

Forderungen. Denn<br />

Fortschritte im ersten Bereich<br />

halten sie nur dann für möglich,<br />

wenn Korruption und<br />

Vetternwirtschaft bekämpft,<br />

die Möglichkeiten politischer<br />

Beteiligung ausgeweitet und<br />

Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit<br />

und Kontrolle der Regierenden<br />

eingeführt werden.<br />

Zu ihren Forderungen gehört<br />

auch, der weit verbreiteten<br />

Willkür und Gewalt von Polizeiapparaten<br />

und Geheimdiensten<br />

Einhalt zu gebieten.<br />

Zwar wurden in vielen arabischen<br />

Ländern während der<br />

vergangenen Jahrzehnte politische<br />

Reformen durchgeführt.<br />

Allerdings sind dabei keine repräsentativen,<br />

freien oder inklusiven<br />

politischen Systeme<br />

entstanden. So stufte etwa das<br />

amerikanische Freedom House<br />

Anfang 2011 von den Staaten<br />

der Arabischen Liga nur die<br />

Komoren, Kuwait, Libanon und<br />

Marokko als „teilweise frei“ ein,<br />

alle anderen fielen in die Kategorie<br />

„nicht frei“. Im globalen<br />

Vergleich schnitt diese Region<br />

insgesamt am schlechtesten<br />

ab, was den Status politischer<br />

Rechte und bürgerliche Freiheiten<br />

betrifft. Manipulierte<br />

und gefälschte Wahlen, wie in<br />

Jordanien oder Ägypten im<br />

Spätherbst 2010, trugen dazu<br />

bei, Parlamente und Abstimmungsverfahren<br />

in den Augen<br />

der Bevölkerungen weiter<br />

zu diskreditieren. Brisant war<br />

dies auch deshalb, weil in vielen<br />

Gesellschaften der Region<br />

zunehmend die Wahrnehmung<br />

vorherrschte, die bestehende<br />

Ordnung werde nicht – im Sinne<br />

eines autoritären Entwicklungsstaates<br />

– zum Wohl der<br />

49


50<br />

50<br />

breiten Masse aufrechterhalten,<br />

sondern diene vor allem der<br />

Bereicherung einer korrupten<br />

Elite. Letztlich hatten viele die<br />

Hoffnung aufgegeben, dass ein<br />

Wandel durch politische Beteiligung<br />

innerhalb der bestehenden<br />

autoritären Ordnungen,<br />

etwa durch Wahlen, möglich sei.<br />

Je nach Landeskontext ergeben<br />

sich daraus unterschiedliche<br />

konkrete Forderungen. Dabei<br />

reicht das Spektrum von einem<br />

Ende ethnischer oder konfessionell<br />

begründeter Diskriminierung<br />

in den Vielvölkerstaaten<br />

der Region über die Erweiterung<br />

parlamentarischer Mitspracherechte<br />

bzw. einer konstitutionellen<br />

Beschränkung von<br />

Monarchien bis hin zur vollständigen<br />

Beseitigung der Regime<br />

durch einen fundamentalen<br />

Umsturz der politischen Ordnung.<br />

Als Muster zeigte sich<br />

schnell, dass sich die Forderungen<br />

der Protestierenden immer<br />

dann radikalisierten, wenn die<br />

Regime mit Gewalt – etwa mit<br />

Scharfschützen – gegen Demonstranten<br />

vorgingen.<br />

Mitte März 2011 schien für viele<br />

Beobachter bereits ein Ende des<br />

Arabischen Frühlings gekommen.<br />

In Libyen war ein blutiger<br />

Machtkampf zwischen Aufständischen<br />

und dem Gaddafi-Regime<br />

ausgebrochen, in dem die<br />

Nato auf Seiten der Rebellen<br />

eingriff. In Bahrain intervenierten<br />

Truppen des Golfkooperationsrats,<br />

um den lokalen Aufstand<br />

zu unterdrücken. Doch in<br />

vielen Ländern hielt der Druck<br />

auf die Herrschenden an. In anderen<br />

Ländern, etwa in Syrien,<br />

gewannen die Proteste im Frühling<br />

erst richtig an Dynamik.<br />

Nach dem Abtreten des alten<br />

Führungspersonals und dem<br />

Einstieg in einen Transformationsprozess<br />

in Tunesien und<br />

in Ägypten rüsteten sich andere<br />

arabische Herrscher, um<br />

an der Macht zu bleiben. Dazu<br />

ergriffen sie einerseits Maßnahmen,<br />

um den sozio-ökonomischen<br />

Forderungen entgegen<br />

zu kommen, wie die<br />

Erhöhung von Subventionen<br />

für Grundnahrungsmittel und<br />

Heizöl, Beschäftigungszusagen<br />

und Gehaltserhöhungen<br />

im öffentlichen Sektor, etc. Andererseits<br />

zeichneten sich drei<br />

Hauptansätze ab, mit denen<br />

die Regime den Reformforderungen<br />

begegneten: erstens die<br />

Einleitung eines umfassenden<br />

Reformprozesses (etwa Verfassungsreformen<br />

in Marokko<br />

und Jordanien), die die Macht<br />

des Herrschers allerdings kaum<br />

tangieren; zweitens die gewaltsame<br />

Unterdrückung der Proteste<br />

(Libyen, Bahrain, Jemen,<br />

Syrien), die in Libyen zum Bürgerkrieg<br />

führte; und drittens<br />

Repression, minimale Reformen<br />

und umfangreiche Geldgeschenke,<br />

um den Status quo<br />

zu erhalten (Saudi-Arabien).<br />

Damit haben die Proteste,<br />

Aufstände und Revolten auch<br />

unterhalb der Schwelle eines<br />

Regimewechsels bereits deutliche<br />

Auswirkungen auf die arabischen<br />

Herrschaftssysteme.<br />

Der Handlungsspielraum der<br />

Regime hat sich stark verengt,<br />

und sie sind stärker als bislang<br />

auf die Legitimation ihrer Politik<br />

angewiesen. Die bislang ergriffenen<br />

Maßnahmen werden<br />

vielerorts nicht ausreichen, um<br />

die Proteste zu beenden und<br />

die Herrschaftssysteme dauerhaft<br />

zu erhalten. Denn viele<br />

der Ad-hoc-Maßnahmen sind<br />

auf Dauer kaum finanzierbar.<br />

Außerdem wurden klare Signale<br />

gesetzt, dass die Mächtigen<br />

nicht unantastbar sind, sondern<br />

national oder international zur<br />

Rechenschaft gezogen werden<br />

können. In Tunesien und<br />

Ägypten müssen sich mittlerweile<br />

auch höchste Amtsträger,<br />

ihre Familienangehörigen und<br />

Günstlinge wegen Korruption<br />

oder Gewalt gegen Zivilisten vor<br />

Gericht verantworten. Die Aufklärung<br />

von Kriegsverbrechen<br />

in Libyen wurde vom Sicherheitsrat<br />

der Vereinten Nationen<br />

an den Internationalen Strafgerichtshof<br />

überwiesen; Gaddafi<br />

im Oktober 2011 getötet.<br />

In ihrer jetzigen Form werden<br />

die Regime daher keinen Bestand<br />

haben. Insofern ist der<br />

Arabische Frühling eine historische<br />

Zäsur.<br />

Gewaltige Herausforderungen<br />

der<br />

Transformation<br />

Die Umbrüche eröffnen zunächst<br />

in den Staaten, in denen<br />

die bisherigen Führungspersönlichkeiten<br />

von der Macht<br />

vertrieben worden sind (also<br />

bis September 2011 in Tunesien,<br />

Ägypten und Libyen), die<br />

Chance für einen Übergang zu<br />

politischen Systemen, die gerechter,<br />

inklusiver und partizipativer<br />

sind als bisher. Dennoch<br />

ist nicht zu erwarten, dass die<br />

arabischen Länder politisch<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />

STORY


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51<br />

und wirtschaftlich eine ähnlich<br />

rasche Transformation durchlaufen<br />

werden, wie dies etwa<br />

in Mittel- und Osteuropa der<br />

Fall war. Denn es gibt deutliche<br />

Unterschiede zwischen den<br />

Gesellschaften und Volkswirtschaften<br />

der arabischen Welt<br />

und jenen Mittel- und Osteuropas<br />

zu Beginn der 1990er Jahre.<br />

Erstens sind viele arabische Gesellschaften<br />

ethnisch wie konfessionell<br />

stark fragmentiert<br />

und insofern eher mit den Gemeinwesen<br />

Südosteuropas zu<br />

vergleichen. In vielen mangelt<br />

es an einer staatsbürgerlichen<br />

Identität. Sie weisen zweitens<br />

nur relativ kleine Mittelschichten<br />

auf, und sie sind in vielen<br />

Fällen von krassen Einkommens-<br />

und Vermögensunterschieden<br />

geprägt – eine Folge<br />

der Reformen der letzten 20<br />

Jahre, die eine partielle Liberalisierung<br />

und Privatisierung<br />

bei fehlenden marktwirtschaftlichen<br />

Mechanismen mit sich<br />

brachten. Weil ihre Bevölkerungen<br />

im Durchschnitt sehr<br />

jung sind und nach wie vor<br />

rasch wachsen, stehen die Regierungen<br />

vor besonders großen<br />

Herausforderungen, was<br />

Bildung, landesweit ausgeglichene<br />

Entwicklung und die<br />

Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

angeht. Die Volkswirtschaften<br />

der Region sind drittens<br />

aufgrund der Dominanz des<br />

Öl- und Erdgassektors bzw. bei<br />

den ressourcenarmen Staaten<br />

aufgrund der Abhängigkeit von<br />

externer finanzieller Unterstützung<br />

zu einem erheblichen Teil<br />

von rentierstaatlichen Strukturen<br />

geprägt. Das heißt, dass die<br />

Haupteinnahmen des Staates<br />

Renten (Erdölrenten oder politische<br />

Renten) sind, die nicht<br />

durch die Arbeitsleistung der<br />

Bevölkerung generiert und<br />

durch Steuern erhoben werden.<br />

Typischerweise tragen entsprechende<br />

Einnahmestrukturen<br />

zur Verfestigung autoritärer<br />

Strukturen bei – in Umkehrung<br />

der berühmten Forderung<br />

der Bostoner Tea Party: „no<br />

representation without taxation“<br />

sowie zu entwicklungspolitischen<br />

Fehlentscheidungen.<br />

Die Umbrüche finden zudem<br />

in einem ungünstigen regionalen<br />

und internationalen Umfeld<br />

statt. Insbesondere dauert viertens<br />

der israelisch-arabische<br />

Konflikt an, der zunehmend<br />

durch israelisch-türkische<br />

Spannungen und den Streit um<br />

exklusive Wirtschaftszonen im<br />

östlichen Mittelmeer überlagert<br />

und verschärft wird. Hier<br />

besteht die reale Gefahr einer<br />

erneuten gewaltsamen Eskalation<br />

– mit allen bekannten<br />

negativen Rückwirkungen auf<br />

die Konfliktparteien und das<br />

regionale Umfeld. Fünftens,<br />

und anders als bei den ost- und<br />

mitteleuropäischen Staaten,<br />

fehlt ein entscheidender Anreiz<br />

für die schnelle politisch-wirtschaftliche<br />

Liberalisierung<br />

und eine demokratische Konsolidierung:<br />

das Angebot der<br />

EU-Mitgliedschaft bei erfolgreichen<br />

Reformen gemäß den<br />

Kopenhagen-Kriterien, wie es<br />

im Juni 1993 vom Europäischen<br />

Rat konkretisiert wurde.<br />

Im Gegenteil steht zu befürchten,<br />

dass sowohl regionale Akteure<br />

wie Saudi-Arabien und<br />

der Iran als auch internationale<br />

Akteure wie die USA zumindest<br />

in denjenigen Ländern, die<br />

für ihre geopolitischen Interessen<br />

entscheidend sind, eine<br />

autoritäre Stabilisierung auf<br />

Kosten von umfassenden Reformen<br />

unterstützen werden.<br />

All dies dürfte dazu beitragen,<br />

dass der Weg der Transformation<br />

in den arabischen Ländern<br />

wesentlich holpriger verlaufen,<br />

länger dauern und von herberen<br />

Rückschlägen gekennzeichnet<br />

sein wird. Auch wenn<br />

durchaus die Chance besteht,<br />

dass zumindest in einigen arabischen<br />

Ländern – etwa in Tunesien<br />

– sich politische Systeme<br />

konsolidieren können, die<br />

deutlich repräsentativer und inklusiver<br />

sind als bislang: Heute<br />

bereits das Ende der arabischen<br />

Autokratien zu verkünden wäre<br />

verfrüht. Insgesamt lässt sich<br />

absehen, dass es in den nächsten<br />

Jahren nicht nur eine Phase<br />

der Instabilität geben wird, die<br />

in einigen Fällen (etwa im Jemen<br />

und in Syrien) auch mit<br />

Bürgerkrieg, Staatszerfall oder<br />

Sezessionen einhergehen könnte,<br />

sondern auch ein breiteres<br />

Spektrum an politischen Systemen,<br />

als dies bislang in der arabischen<br />

Welt der Fall war.<br />

Dr. Muriel Asseburg<br />

ist seit Oktober 2006 Leiterin<br />

der Forschungsgruppe Naher/<br />

Mittlerer Osten und <strong>Afrika</strong> bei<br />

der Stiftung Wissenschaft und<br />

Politik.<br />

STORY<br />

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© Sako/Rametta<br />

© Sako/Rametta<br />

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TRAISKIRCHEN<br />

IMPRESSION<br />

© Sako/Rametta<br />

© Sako/Rametta<br />

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56<br />

Diaspora Colors<br />

The Column<br />

Packing one's bags to start a<br />

new life in a different country<br />

can be an exciting and exuberant<br />

feeling.<br />

However, it is one thing to visit<br />

a country and another to live in<br />

it.<br />

It is with great ideas and beliefs<br />

that artists boldly embrace and<br />

make that giant leap and move<br />

to realize their dreams.<br />

This will be an informative and<br />

cultural column that highlights<br />

the active cultural lives of migrants<br />

from Africa and with<br />

African roots living in Europe<br />

who make a living from their<br />

art and craft ranging from<br />

music,dance,painting,fashion<br />

design,graphic design,hair salons<br />

to authors,models, media<br />

houses and media personalities<br />

and an inexhaustible list<br />

of creative talent,therefore presenting<br />

to the continent and to<br />

the world, a success story of the<br />

possibility of crossing borders<br />

and living one's dreams.<br />

Migrants are faced with<br />

social,economical and political<br />

issues when they leave their<br />

motherland to start life afresh<br />

in a new land.However,many<br />

migrant individuals have risen<br />

above and tackled these challenges<br />

Diaspora Colors takes you into<br />

the lives of young enthusiastic<br />

individuals ,who not only made<br />

the brave move of crossing<br />

borders,but have risen above<br />

these obstacles and challenges<br />

to live their dream, bring their<br />

art,craft and expertise to life<br />

and entertain as well as educate<br />

and serve the inhabitants of this<br />

continent and the international<br />

scene and fly their continents<br />

flag high.<br />

My objective is to:<br />

-Identify new and existing artists<br />

that create value for themselves<br />

, their customers ,their<br />

fellow migrants and the majority<br />

inhabitants of the continent<br />

and future generations<br />

-Inspire a culture of entrepreneurship<br />

that arises form talent<br />

and skill by showcasing these<br />

stories of success and accomplishments.<br />

-Showcase and bring awareness<br />

to ,migrants, majority inhabitants<br />

and the world the existence<br />

of migrants with talent that is<br />

good enough to represent Africa<br />

as the cultural continent that<br />

it is famous for.<br />

-Encourage the majority to recognize<br />

and support the existence<br />

and efforts of the migrant<br />

inhabitants<br />

The outcome of this column<br />

then aims to :<br />

-Enhance the visibility of issues<br />

that relate to migrants,social<br />

integration and cohesion and<br />

have the general public gather<br />

extensive insight on the role<br />

of the migrants that contributes<br />

to an equal society for all<br />

whereby individuals have the<br />

responsibilities,rights and active<br />

roles to play in the society.<br />

-Bring awareness to the society<br />

of migrants in the Europe and<br />

the work and their capabilities.<br />

The media being one of the<br />

major source of information to<br />

the global society at large,plays<br />

a vital role in how information<br />

is received and intercepted and<br />

the consequential attitudes and<br />

reactions of the people in society.<br />

-Greatly enhance the migrant<br />

and majority knowledge and<br />

advocate for migrant art as a<br />

tool of social inclusion .<br />

-Give the majority and fellow<br />

migrants the chance to interact<br />

with like minded individuals,a<br />

great opportunity as well as<br />

seeking to find and implement<br />

strategies geared towards sustainable<br />

long lasting solutions<br />

in respect to the area of concentration<br />

of palpating migrants<br />

and the skills and talent they<br />

possess to contribute to sustainable<br />

growth.<br />

Welcome to Diaspora<br />

Colors,add some color to your<br />

world!<br />

Hottensiah Muchai<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015


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57<br />

Mali & Niger<br />

Falsches Spiel<br />

Die EU-Flüchtlingspolitik als Mittel im Kampf um Ressourcen<br />

Es ist kein Zufall, dass die IOM ausgerechnet<br />

jetzt Zahlen von verdursteten<br />

Flüchtlingen in der nigrischen<br />

Sahara publiziert. (Foto: medico)<br />

Vom Niger nach Mali: Unter dem<br />

Deckmantel des Kampfes gegen „illegale“<br />

Migration und Terrorismus<br />

sichert die EU ihre strategischen Interessen<br />

in der Sahel-Zone.<br />

Während einer Tagung zur Quotenregelung<br />

für die Verteilung<br />

von Flüchtlingen in Europa haben<br />

die EU-Innenminister den Unterschied<br />

zwischen Bürgerkriegs- und<br />

Wirtschaftsflüchtlingen betont. Gleichzeitig<br />

haben die EU-Außenminister<br />

Deutschlands, Frankreichs und<br />

Italiens darauf gedrängt, die Zusammenarbeit<br />

mit Transitländern zu verstärken<br />

und konkret die Eucap-Einsätze<br />

in den Bereichen „Grenz- und<br />

Migrationsmanagement“ in Mali und<br />

Niger zu intensivieren. Beide Ansätze<br />

zeigen, wie sehr die EU darauf<br />

bedacht ist, die „illegale Einreise“<br />

nach Europa zu verhindern und wie<br />

wenig sie auf eine Bekämpfung der<br />

tatsächlichen Ursachen von Flucht<br />

und Migration abzielt.<br />

Sicherung von Interessen<br />

und Ressourcen<br />

„Durch das Festhalten an der Differenzierung<br />

zwischen Bürgerkriegsund<br />

Wirtschaftsflüchtlingen versucht<br />

die EU, zwei Klassen von Flüchtlingen<br />

zu etablieren“, so Sabine Eckart,<br />

Projektkoordinatorin für Migration<br />

und westliches <strong>Afrika</strong>. Während<br />

Flüchtlinge aus Bürgerkriegsländern<br />

ein beschleunigtes und perspektivisch<br />

auch (z.B. nach Marokko oder<br />

Niger) vorgelagertes Prüfverfahren<br />

zugänglich gemacht werden soll, soll<br />

allen anderen Überlebensflüchtlingen<br />

schnell und unbürokratisch der<br />

Weg nach Europa versperrt bzw.<br />

ihre Abschiebung erleichtert und beschleunigt<br />

werden, sollten sie es auf<br />

Europäisches Hoheitsgebiet schaffen<br />

– unabhängig davon, ob sie anderweitiger<br />

Gewalt, Verfolgung oder Lebensbedrohung<br />

ausgesetzt waren oder<br />

noch sind.<br />

Die Ausweitung der Eucap-Einsätze<br />

und die Einrichtung von Zentren<br />

zum Management von Flucht und<br />

Migration, könnte laut Ousmane<br />

Diarra, Präsident der medico-Partnerorganisation<br />

AME in Mali, von<br />

der EU genutzt werden, um ihre Kenntnisse<br />

und Interventionsmöglichkeiten<br />

auszubauen, vor allem weil<br />

„illegale Migration“ oft mit Unsicherheit<br />

gleichgesetzt wird. Und sein Kollege<br />

Hassane Boukar von Alternative<br />

Espaces Citoyens du Niger konkretisiert:<br />

„Die Ausweitung der Eucap-<br />

Einsätze in der Sahel-Zone unter<br />

dem Deckmantel des Kampfes gegen<br />

illegale Migration und Terrorismus<br />

ist ein Vorwand der EU, strategische<br />

Interessen in der Region zu verfolgen<br />

und den eigenen Einfluss in der Region<br />

zu sichern.“<br />

Kein Zufall: Strategische Sichtbarkeit<br />

57


58<br />

„Es ist kein Zufall, dass die IOM<br />

ausgerechnet jetzt Zahlen von<br />

verdursteten Flüchtlingen in der<br />

nigrischen Sahara publiziert – etwas,<br />

was lange unsichtbar war, wird<br />

nun strategisch sichtbar gemacht.“<br />

Betont Sabine Eckart. Wie Hassane<br />

Boukar erklärt, gibt es derzeit eine<br />

Medienkampagne „um den Niger<br />

als das Land zu präsentieren, durch<br />

das die Flüchtlingsströme ziehen, die<br />

dann in Lampedusa ankommen.“<br />

In Pressemitteilungen zu verdursteten<br />

Flüchtlingen in der nigrischen Sahara<br />

weist die IOM aktuell verstärkt<br />

auf durchlässige Landesgrenzen<br />

als Ursache der großen Zahl von<br />

Menschen hin, die den Niger als<br />

Transitroute Richtung Europa<br />

benutzen. Damit unterstützt sie die<br />

Argumentation der EU, die eine<br />

„Lösung“ des Flüchtlingszustroms in<br />

erhöhten Sicherheitsvorkehrungen in<br />

Drittstaaten sieht.<br />

Neue Fluchtgründe<br />

Dabei sind nicht unzureichende<br />

Sicherheitsvorkehrungen in<br />

Ländern wie Niger, sondern Armut,<br />

Gewalt, Umweltkatastrophen und<br />

Chancenlosigkeit die Ursache,<br />

warum Tausende Menschen aus<br />

West- und Zentralafrika sich auf<br />

der Suche nach menschenwürdigen<br />

Lebensgrundlagen gezwungen sehen,<br />

ihre Heimat zu verlassen. In Ihrer<br />

Pressemitteilung über die Toten in<br />

der Sahara geht die IOM hierauf<br />

nicht ein. Ganz im Sinne der EU-<br />

Argumentation zeige laut IOM die<br />

aktuelle Tragödie stattdessen, wie<br />

wichtig eine Unterstützung der<br />

nigrischen Regierung hinsichtlich<br />

effektiver Grenzkontrolle ist, um<br />

illegale Migration zu adressieren.<br />

Laut Hassane Boukar dienen Migration<br />

und Terrorismus als Vorwand, „um<br />

auch Niger in das europäische System<br />

des Kampfes gegen die Freizügigkeit<br />

einzubinden und sich den Zugriff auf<br />

unsere Ressourcen zu sichern.“ Damit<br />

werden neue Fluchtgründe geschaffen,<br />

zu deren Behebung ein Politikwechsel<br />

der EU dringend nötig ist.<br />

Alessandra Rametta<br />

Quelle: Medico<br />

medico-<br />

Flüchtlingshilfe<br />

für Syrien<br />

& Kurdistan<br />

Hilfe kann den Horror in Syrien<br />

nicht beenden. Aber es gilt,<br />

den Menschen beizustehen: Essen,<br />

frisches Wasser, Medikamente,<br />

Zelte. Das bleibt zu tun. Damit<br />

Hoffnung und Zukunft zurückkehren<br />

können. www.medico.de<br />

Spendenkonto 1800 | Frankfurter Sparkasse | BLZ 500 502 01<br />

Foto: Mark Mühlhaus<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />

POLITIK


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59<br />

RIGO<br />

MASIALA<br />

59


60<br />

People<br />

Alessandra Rametta<br />

Rigo Masiala ist geboren und<br />

aufgewachsen in der Demokratischen<br />

Republik Kongo.<br />

Mit 12 Jahren entdeckte er die<br />

Liebe zur Musik und spezialisierte<br />

sich auf Gitarre und<br />

Percussion. Zwei Jahre später<br />

war er bereits in einigen Fernsehsendungen<br />

zu sehen.<br />

1980 wanderte Rigo nach<br />

Frankreich aus.<br />

Dort wurde drei Jahre später<br />

die stark durch Reggae inspirierte<br />

Gruppe “Cocktail Mystic”<br />

gegründet.<br />

Es gab auch eine Reihe von<br />

Konzerten, wie z.B. in Torino,<br />

Nizza, Annecy, …<br />

Anschließend entschied Rigo,<br />

sich in London niederzulassen.<br />

Dort lernte er seinen „geistigen<br />

Vater“ und Freund Linthon<br />

Kwesi Johnson (LKJ) kennen.<br />

Dann nahm er sein erstes Album<br />

„Africans featuring LKJ“<br />

auf. Außerdem trat er im Jahr<br />

1989 mit den Wailers in Wörgl<br />

und Udine auf.<br />

Seine Kompositionen plädieren<br />

für Toleranz und Humanismus.<br />

Unter seinen musikalischen<br />

Freunden befinden sich unter<br />

anderem Mark Miller (Manager<br />

von Bob Marley), Junior<br />

Marvin (Leadgitarrist von den<br />

Wailers), Alpha Blondy, Aston<br />

Family Man, …<br />

Rigo Masiala ist Botschafter für<br />

Kinder.<br />

Am 8. September 2002 wurde<br />

er mit dem Titel „Botschafter<br />

für den humanitären Völkerfrieden“<br />

von der Culpac, der<br />

UNESCO und der UNO ausgezeichnet.<br />

Er gründete auch den Verein<br />

„Tears from Africa“ in Austria.<br />

Zur Band<br />

Die Band verbindet Afro Beat<br />

mit Roots-Rock-Reggae zum<br />

„Afro World Reggae“.<br />

Der Rhythmus ihrer Musik versetzt<br />

den Körper des Zuhörers<br />

unweigerlich und spontan in<br />

Bewegung. Man fühlt die Klänge<br />

mit allen Sinnen.<br />

In dieser Gruppe vereint sich<br />

Traditionelles mit Modernem.<br />

Es gab die Band bereits früher<br />

unter dem Namen „Cocktail<br />

Mystic“.<br />

Mit dieser Gruppe entstand<br />

während der Londoner Zeit das<br />

Album „Cocktail Mystic Featuring<br />

LKJ Africans“, bei dem<br />

niemand geringerer als Reggae-<br />

Altmeister Linthon Kwesi Johnson<br />

mitwirkte.<br />

.<br />

Die Philosophie der Band lautet:<br />

„Think big, start small, move<br />

forward!“<br />

Sie „kämpfen“ mit und durch<br />

ihre Musik für Freiheit und Gerechtigkeit<br />

auf dieser Welt!<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />

PEOPLE


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Während einer Reise in die Demokratische<br />

Republik Kongo hatte<br />

ich die Gelegenheit, mehr über das<br />

Elend in einigen Regionen, vor allem<br />

in der Hauptstadt Kinshasa, zu<br />

erfahren.<br />

Mein Anreiz zu Reisen, die Entdeckung<br />

unbekannter Horizonte, hat mich<br />

dazu gebracht, andere afrikanische<br />

Länder wie Marokko, Mauretanien,<br />

Mali oder auch den Senegal zu besuchen.<br />

Bei jedem neuen Abenteuer in diesen<br />

Ländern konnte ich dieselben<br />

bestürzenden Beobachtungen machen:<br />

Auf dem afrikanischen Kontinent<br />

leiden zahlreiche Personen an<br />

einer extremen Armut (durch mehrfache<br />

Gründe verursacht, auf die<br />

wir zurückkommen werden). Das<br />

heißt, es fehlt an Dingen, die für das<br />

Überleben notwendig sind. Das Wort<br />

Armut wird im Wörterbuch mit „dem<br />

Zustand materiellen Nichts, Mittellosigkeit<br />

im Alltag" beschrieben.<br />

Dieser Zustand stellt ein großes Problem<br />

dar, besonders für Familien mit<br />

Kindern. Die Eltern mühen sich ab,<br />

ihre Kinder zu ernähren, und haben<br />

auch Probleme, um für die Bedürfnisse<br />

und für die Bildung dieser aufzukommen.<br />

Oft landen dann auch<br />

diese Kinder, obwohl sie noch so jung<br />

sind, auf der Straße.<br />

In diesem Bericht wird auf die Auswirkung<br />

der Armut auf die Familie<br />

und konkret auf den psychischen und<br />

physischen Zustand der Kinder unter<br />

diesen Voraussetzungen eingegangen.<br />

• Was empfinden diese von<br />

den Folgen des Elends berührten<br />

Kinder?<br />

• Wie kann man ihren körperlichen<br />

und psychischen Schmerz<br />

beschreiben?<br />

• Wie kann man ihnen am<br />

besten helfen, die grundlegendsten<br />

Bedürfnisse zu stillen?<br />

Diese Fragen stelle ich mir bei jeder<br />

meiner humanitären Handlungen.<br />

Warum soll man diesen Kindern<br />

helfen?<br />

Weil es jeder Mensch verdient, unter<br />

anständigen Bedingungen zu leben<br />

und keinen Mangel an wesentlichen<br />

Dingen für sein Überleben zu haben.<br />

Das gilt umso mehr für Kinder, die<br />

für ihre Entwicklung diese Grundbedürfnisse<br />

wie Nahrungsmittel,<br />

Pflege und Schutz brauchen, um sich<br />

gesund zu entwickeln.<br />

Wenn man nach <strong>Afrika</strong> reist, kann<br />

man an diesem Elend nicht vorbeischauen.<br />

Oft, kommen eben die<br />

Kinder selbst und bitten um ein "Geschenk",<br />

etwas Geld und ihre Bitte ist<br />

ein Verzweiflungs- und Hilferuf.<br />

Ein Blick in die Gesichter dieser<br />

Kinder genügt, um ihr Leid zu sehen.<br />

Man kann diese Kinder nicht in<br />

ihrem Elend alleine lassen und muss<br />

ihnen einfach helfen.<br />

Es ist unsere ethische Pflicht, diese<br />

Kinder nicht in solchen undenkbaren,<br />

aber dennoch sehr realen Bedingungen<br />

alleine zu lassen. Sie sollen<br />

nicht an Hunger oder Krankheiten,<br />

die geheilt werden könnten, sterben,<br />

im Freien in Kartons schlafen, sich<br />

für etwas Geld prostituieren...<br />

Wie soll die Zukunft für diese Kinder<br />

ausschauen, kurzfristig oder langfristig?<br />

Feststellungen, Beobachtungen<br />

Auf einer Reise in mein Heimatland<br />

(RDC, Kinshasa), auf der ich meine<br />

Familie besuchen wollte, wurde<br />

ich mit dem elenden Zustand der<br />

prekären Bedingungen kongolesischer<br />

Kinder konfrontiert. Es ist schockierend<br />

ansehen zu müssen, wie diese<br />

Kinder leben. Sie schlafen in Kartons,<br />

gehen nicht zur Schule, Tragen verschlissene<br />

Kleidung, leiden Hunger,<br />

sind sehr oft krank oder verletzt. Sie<br />

sind auf sich selbst gestellt und haben<br />

keine elterliche oder soziale Unterstützung.<br />

Diese schreckliche Situation hat mich<br />

sehr sensibilisiert.<br />

Reflexion, Ziele<br />

Aber warum sollen diese Kinder allein<br />

gelassen werden, obdachlos,<br />

ohne Nahrung, ohne elterliche, medizinische<br />

und soziale Fürsorge?<br />

Ich beschloss, dieses Phänomen besser<br />

zu verstehen.<br />

Ich befragte die Einheimischen, wie<br />

es dazu kommen konnte, dass sie unter<br />

solchen schrecklichen Bedingungen<br />

leben müssen.<br />

Während meiner Kindheit wurde<br />

Kinshasa nicht von auf der Straße<br />

lebenden Kindern bevölkert. In den<br />

Äußerungen der Kongolesen kam<br />

heraus, dass der erste Grund dieser<br />

Situation der Krieg sei. Tatsächlich<br />

flüchteten massenweise Kinder in<br />

der Zeit des Krieges vom großen See<br />

zwischen Rwanda und RDC in die<br />

Hauptstadt Kinshasa.<br />

Die Kongolesische Bevölkerung<br />

wurde dann auf Grund dieses Krieges<br />

sehr arm, die Familien wurden materiell<br />

geschwächt und schafften es<br />

nicht, ihre lebenswichtigen Bedürfnisse<br />

zu befriedigen. Darum tolerieren<br />

viele von ihnen das tägliche Leid<br />

dieser Kinder, die täglich ums Überleben<br />

kämpfen.<br />

Aufgrund dieser schrecklichen Umstände<br />

entschied ich, zu handeln. Ich<br />

wollte diesen Kindern helfen, aus<br />

ihrer verzweifelten Lage zu kommen.<br />

Mein Ziel bestand vorerst einmal darin,<br />

diesen jungen Kindern, die Opfer<br />

des Krieges waren, Nahrungsmittel<br />

zukommen zu lassen. Also machte<br />

ich mich auf die Suche nach Hilfsorganisationen.<br />

Ich kannte die Organisation<br />

"Culpac ", auch ONG genannt,<br />

die sich für die mittellosen Kinder<br />

einsetzt. Darüber hinaus wurde ich<br />

auf einen Pfarrer aufmerksam, der<br />

bedürftige Kinder (von 0 bis 16 Jahre)<br />

unterstützt und für sie sorgt.<br />

Zu diesem Zeitpunkt habe ich einen<br />

Partner gefunden, der denselben Grund<br />

bekämpfte wie ich, wir haben uns<br />

also zusammengetan, um konkrete<br />

Maßnahmen zu ergreifen.<br />

Aktionen<br />

Ich finanzierte dieses Projekt persönlich<br />

mit Einnahmen von meinen<br />

Konzerten als Musiker und auch<br />

durch den Verkauf meiner CDs.<br />

Mit meinen eingenommenen 2800<br />

Dollar (das sind ca. 3000 Euro) begab<br />

ich mich zum Markt. Dort kaufte<br />

ich ein, was dem Pater und mir als<br />

besonders wichtig erschien, Lebens-<br />

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63<br />

mittel wie Reis und Milch, aber auch<br />

Medikamente und Babywäsche.<br />

Am folgenden Tag brachte ich meine<br />

Einkäufe dem Pater, der diese in<br />

meiner Anwesenheit an verschiedene<br />

Vereine bzw. an Familien verteilte,<br />

deren Not er kannte.<br />

Der Pater organisierte dann ein Fest,<br />

auf dem sich die Kinder mit Musik<br />

für diese Spenden bedankten.<br />

Infolge dieser Spende hat sich die<br />

UNESCO, mit Vertretern überall in<br />

der Welt, mit mir in Verbindung gesetzt.<br />

Man<br />

muss sagen,<br />

dass man<br />

auf meine<br />

Ha n d l u n g<br />

sehr schnell<br />

reagiert<br />

hat. Einer<br />

der Vertreter<br />

des<br />

zentralen<br />

A f r i k a<br />

hatte von<br />

meiner humanitären<br />

Ha n d l u n g<br />

gehört und<br />

wollte mehr<br />

über meine<br />

Person und<br />

meine Ziele<br />

erfahren.<br />

Er hat mir<br />

vorgeschlagen, mich mit ihm zu treffen,<br />

was ich auch tat.<br />

Während unseres Gesprächs bekundete<br />

er immer wieder, froh zu sein,<br />

mich kennengelernt zu haben. Er<br />

achtete meine Bereitschaft, mit meinen<br />

Einkünften anderen helfen zu wollen.<br />

Er dankte mir für diese Spenden.<br />

Spenden, die ich mit meinem Herzen<br />

gemacht habe, ohne auf Gegenleistung<br />

zu warten.<br />

Später bat er mir als Anerkennung<br />

den Status eines Botschafter des Friedens,<br />

"Internationalen Spezialvertreter<br />

für den humanitären Frieden"<br />

an. Am 8. September 2002 wurde mir<br />

dieser ehrenamtliche Titel verliehen.<br />

Dieser sollte es mir ermöglichen, meine<br />

humanitären Handlungen zu erleichtern<br />

und mehr Öffnung für meine<br />

zukünftigen Projekte zu erhalten.<br />

Nach der Erlangung dieses Titels<br />

habe ich mich ins Gefängnis von<br />

Makala, in Institutionen, die sich um<br />

Personen mit körperlichen Behinderungen<br />

kümmern (Kinder aber auch<br />

Erwachsene), in Schulen und in einige<br />

Krankenhäuser begeben, mit<br />

dem Ziel die Bedürfnisse dieser Personen<br />

abzuschätzen.<br />

Wieder wurde ich mit harten und<br />

beinahe menschenunwürdigen Lebensbedingungen<br />

konfrontiert: Sei es<br />

in den Gefängnissen oder in den anderen<br />

Institutionen. Die Menschen<br />

schliefen auf dem Boden, haben keine<br />

Nahrung (es fehlt an Mitteln) und<br />

keine gesundheitliche Vorsorge.<br />

Also beschloss ich, zu diesen Orten<br />

zurückzukehren und auch diesen<br />

Menschen zu helfen.<br />

Zur gleichen Zeit gründete ich die<br />

Musikgruppe „Cocktail Mystic“ in<br />

Kinshasa, mit der Idee, Jugendliche in<br />

der musikalischen Kunst auszubilden<br />

und mein Können zu teilen. Mein<br />

Gedanke bestand darin, zu erreichen,<br />

dass die Jugendlichen mithilfe der<br />

Musik einen Job finden und etwas<br />

besitzen, das ihnen in ihrem zukünftigen<br />

Leben helfen kann.<br />

Das Ergebnis war die Gründung einer<br />

Stiftung mit dem Namen „Fo RI<br />

Ma“, (Gründungsdatum in Kinshasa<br />

05-06-2003, Anmerkung n:85986)<br />

Das Ziel dieser Organisation besteht<br />

darin, Kindern zu helfen, vor allem<br />

denjenigen, die krank sind<br />

(aus welchem Grund auch immer:<br />

mangelnde Pflege, durch den Krieg<br />

verwundet, …).<br />

Erfolge und Einschränkungen<br />

Tatsächlich haben diese Spenden es<br />

ermöglicht,<br />

die Kinder für<br />

einige Zeit zu<br />

ernähren. Jedoch<br />

bleibt<br />

dies nur eine<br />

kurzfristige<br />

Hilfe.<br />

Infos zum Verein finden Sie auf:<br />

www.tearsfromafrica.com<br />

Das Ganze Intervie auf<br />

www.okto.tv/afrikatv<br />

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64<br />

Viny Raman<br />

sortir plusieurs démos et livrer des<br />

shows à Kinshasa. Et de cela qu il découvre<br />

le style zouk , tout en melangeant<br />

avec une touche congolaise...<br />

Son chemin rencontre celui de Pedro<br />

Luis martines artiste rappeur originaire<br />

de la republique Dominicaine,<br />

appelée notamment . et<br />

tant d´autre artistes .<br />

Ce duo congo dominicain callaborent<br />

ensemble sur un même Son intitulé<br />

Un rythme dansant<br />

, qui est un mélange des sonorités latinos<br />

et africaines.<br />

Actuellement l´artiste travail<br />

d'arrache-pied sur son tout premier<br />

Album <br />

un Album riche en sonorités dont la<br />

sortie est prévus cette fin d´´année .<br />

Viny Raman est un artiste congolais d´origine et<br />

résidant à Linz, agée de 23 ans.<br />

Faisant un melange des styles congolaises, urbaines<br />

et Caraibienes …il le nomme <br />

Plus D´Infos:<br />

https://www.facebook.com/offisha.vinyraman<br />

L´interview sur<br />

www.okto.tv/afrikatv<br />

En résumé ,C’est très jeune qu’ a fait ses débuts<br />

dans la musique au sein d´un groupe Rumba/<br />

Ndombolo dans la ville de Kinshasa<br />

.(République Démocratique du Congo)<br />

Convertis dans le milieu Hip hop, il fonde le<br />

groupe G-6 et après<br />

Viny rejoint le groupe A.D.T (avec Kebs, Dino et<br />

les autres …) avec qui il va<br />

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30 Jahre Savanna<br />

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HISTORY OF<br />

REGGAE<br />

Der Reggae spiegelt die kulturelle Entwicklung<br />

Jamaikas der letzten 500 Jahre exemplarisch<br />

wider. Die Musik beruft sich auf die gleichen<br />

Einflüsse wie die heutige Kultur Jamaikas.<br />

Die Wurzeln reichen weit zurück. Die Geschichte<br />

des Reggae beginnt mit den ersten<br />

Sklaven, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts aus<br />

ihrer afrikanischen Heimat unter unmenschlichen<br />

Bedingungen nach Jamaika deportiert<br />

wurden. Die afrikanische Trommel-Musik war<br />

zumeist die einzige Verbindung zur Heimat,<br />

die den Sklaven blieb. Meist handelte es sich<br />

um religiös motivierte Kulthandlungen, die<br />

von Trommeln begleitet wurden, wie Myrial,<br />

Jonkonnu und Kumina. Sie mischten sich im<br />

Lauf der Zeit mit von Missionaren verbreiteten<br />

christlichen Elementen. Es entstand u. A. der<br />

Pocomania-Kult. Im 19. Jh. verbreitete sich im<br />

Zuge der Sklavenbefreiung eine eher weltlich<br />

orientierte Trommel-Musik: Burru. Sie sollte zu<br />

einem Eckpfeiler des Reggae werden.<br />

Parallel zu Burru entwickelte sich auf den<br />

benachbarten karibischen Inseln eine Art von<br />

Karnevalsmusik, die europäische Volksmusik<br />

mit afrikanischen Elementen verband. Auf den<br />

Inseln gab es unterschiedliche Spielarten. Allen<br />

voran Calypso auf Trinidad, Rumba auf Kuba,<br />

Merengue auf Hispaniola. Auf Jamaika entwickelte<br />

sich Mento: Es war Eckpfeiler Nr. 2 des<br />

Reggae.<br />

Das Radio brachte zu Beginn der 1950er Jahre<br />

das dritte wesentliche Element des Reggae nach<br />

Jamaika. Zu dieser Zeit konnten auf Jamaika<br />

mit kleinen Transistorradios amerikanische<br />

Sender aus Florida empfangen werden, die Tag<br />

und Nacht Rhythm and Blues spielten. Eine<br />

Musik, die unter jungen Leuten dem Mento<br />

und Calypso schnell den Rang ablief. Zehn<br />

Jahre später war es in den USA vorbei mit dem<br />

R’n’B und Jamaika litt unter Entzugserscheinungen.<br />

Es musste neue Musik her. Aus R’n’B<br />

und den karibischen Elementen zauberte man<br />

einen extrem tanzbaren Sound. Es war die Geburtsstunde<br />

des Ska. Eine Musik, die in Europa<br />

eigentlich erst 20 Jahre später richtig bekannt<br />

werden sollte, durch das Ska-Revival der späten<br />

70er in England mit Bands wie The Specials,<br />

Selectors, Bad Manners, Madness etc. Mit dem<br />

Ska begann die eigenständige Musikproduktion<br />

auf Jamaika (Sound Systems und Produzenten).<br />

Etwa 1966 wurde der Ska-Rhythmus verlangsamt,<br />

der Bass stärker betont und die<br />

Bläsersektion nur noch spärlich eingesetzt. Das<br />

ganze nannte man nun Rocksteady, der direkte<br />

Vorläufer des Reggae.<br />

Dieser neue Sound hielt sich etwa zwei Jahre<br />

und ging nun mehr oder minder fließend in<br />

den Reggae über. Der Rhythmus wurde wieder<br />

etwas beschleunigt, der Bass dominierte und<br />

die rhythmisch verschobenen (synkopierten)<br />

KULTUR<br />

67


68<br />

Elemente wurden stärker. Ein Song von Toots &<br />

The Maytals gab dem neuen Sound seinen Namen:<br />

Do the reggay.<br />

Um Herkunft und Bedeutung des Begriffs<br />

Reggae ranken sich die Legenden. Manche<br />

behaupten, er leite sich von „raggamuffin" (ugs.,<br />

in etwa Rumtreiber, Nichtsnutz) ab, andere<br />

meinen, es kommt von „streggae" (ugs. für<br />

Hure, Nutte), oder „ragged" (zerlumpt, abgerissen<br />

oder auch stümperhaft) sei der Ursprung.<br />

Jedenfalls hat sich seitdem der Reggae einen<br />

Namen gemacht. In den etwa 45 Jahren seit<br />

seiner Geburt hat diese Musikrichtung eine fast<br />

unüberschaubare Anzahl von Stilen hervorgebracht.<br />

Und die Innovation nimmt kein Ende.<br />

Reggae war und ist maßgeblich an Neuerungen<br />

in anderen Musikrichtungen beteiligt (Dub,<br />

Deejays und Dub Poetry).<br />

Anders als in Europa ist der Reggae auf Jamaika<br />

keine Musik, die ihre Zuhörerschaft überwiegend<br />

aus jungen Leuten rekrutiert. In seinem<br />

Heimatland werden die Hits von allen Generationen<br />

gehört, gepfiffen, gesummt und gesungen.<br />

Eine Volksmusik in der reinsten Bedeutung<br />

des Wortes.<br />

Alessandra Rametta<br />

AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />

KULTUR


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Egusi Soup<br />

Nigeria<br />

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71<br />

Zutaten:<br />

Suppenhuhn<br />

2 Würfel Brühe<br />

400 g Samen (Egusi)<br />

1 Zwiebel(n), gehackt<br />

1 Chilischote(n)<br />

(Habanero oder Scotch-Bonnet),<br />

klein geschnitten<br />

1 Zehe/n Knoblauch, gehackt<br />

3 EL Öl (Palmöl)<br />

300 g Blattspinat<br />

n. B. Wasser, Salz<br />

Das Suppenhuhn zerteilen, in einen Topf geben<br />

und so viel Wasser einfüllen, bis die Teile gut mit<br />

Wasser bedeckt sind. Zwiebel, Knoblauch und<br />

Chili sowie die Brühwürfel und Salz nach Belieben<br />

hinzufügen. Auf hoher Stufe aufkochen<br />

lassen und dann ca. 45 - 60 Minuten auf niedriger<br />

Stufe köcheln lassen.<br />

Währenddessen die Egusisamen in einer Mühle<br />

mahlen. Nach der Kochzeit das Suppenhuhn<br />

rausnehmen und beiseite stellen. Dann in einem<br />

großen, am besten antihaftbeschichteten Topf<br />

das Palmöl zerlassen, bis es flüssig ist (Palmöl<br />

verflüssigt sich erst bei hohen Temperaturen,<br />

daher ist es in der Flasche oft noch halbfest).<br />

Vorsicht, nicht verbrennen lassen (kann schnell<br />

passieren).<br />

Jetzt die gemahlenen Egusi-Samen im Palmöl<br />

anbraten, bis sich ein gewisses Röstaroma entwickelt<br />

(auch hier ist Vorsicht geboten, dass die<br />

Samen nicht verbrennen), dann mit der Hühnerbrühe<br />

ablöschen. Schnell den Deckel aufsetzen,<br />

denn jetzt fängt es an zu spritzen.<br />

Den Herd runterschalten auf mittlere Hitze. Ein<br />

paar Minuten kochen, dann umrühren, damit<br />

die Suppe nicht am Topfboden anbrennt. Den<br />

Blattspinat hinzufügen. Einen Teil der Hühnchenteile<br />

hinzufügen. Den anderen Teil kann<br />

man frittieren. Ansonsten alle Teile in den Topf<br />

bzw. alle Teile frittieren. Ca. eine Dreiviertelstunde<br />

auf niedriger Stufe köchlen lassen. Mit<br />

Fufu oder pounded Yam servieren!<br />

Hier noch ein paar hilfreiche Tipps und Anmerkungen:<br />

Man kann auch ein "normales" Huhn nehmen,<br />

allerdings wird es typischerweise mit einem<br />

Suppenhuhn gekocht, da dieses einen hohen<br />

Fettgehalt hat und es sehr zum typischen Geschmack<br />

beiträgt.<br />

Es ist auch üblich in Nigeria, viele verschiedene<br />

Fleischsorten in die Egusi Soup zu geben (Rind,<br />

Ziege, Fisch, Shrimps, Lamm). Schwein ist eher<br />

unüblich. Besonders beliebt sind aber Huhn,<br />

Rind und Fisch. Ebenso kann man auch getrockneten,<br />

gemahlenen Crayfish (Flusskrebse)<br />

beimengen.<br />

Manchmal ist es notwendig, die Samen vorher<br />

auszulesen, d. h. Schmutzpartikel und dergleichen,<br />

die sich bei der Verarbeitung und/oder<br />

beim Transport mit eingeschlichen haben, auszupicken.<br />

Dafür einfach eine kleine Handvoll<br />

Samen auf einem Teller ausbreiten und Fremdkörper<br />

auspicken, dann die sauberen Egusi Samen<br />

in eine neue Schüssel füllen ... Den Vorgang<br />

wiederholen, bis nur noch saubere Egusi Samen<br />

übrig sind. Daher beim Kauf der Samen bitte<br />

drauf achten, so saubere Samen wie nur möglich<br />

zu besorgen, jedoch bleibt einem das "Picken"<br />

nicht ganz erspart.<br />

Wenn man keine frische Cilli hat, kann man<br />

natürlich auch Cayennepfeffer oder getrocknetes<br />

Chilipulver nehmen.<br />

Je nach Konsistenz der Egusi Soup kann man<br />

noch heißes Wasser nachfüllen. Dann aber<br />

nachwürzen nicht vergessen!<br />

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72<br />

72<br />

BÜCHER<br />

BLAUER HIBISKUS<br />

Adichie, Chimamanda Ngozi, Nigeria.<br />

Das Haus liegt inmitten von Hibiskus, die Welt dahinter ist das<br />

von politischen Unruhen geprägte Nigeria. Mit sanfter, eindringlicher<br />

Stimme erzählt die 15-jährige Kambili von dem Jahr, in<br />

dem ihre Familie auseinanderfiel, ihr Land im Terror versank<br />

und ihre Kindheit zu Ende ging. Ein verzweifelt-schönes und<br />

außergewöhnliches Buch.<br />

STACHELSCHWEINS MEMOIREN<br />

Alain Mabanckou , Kongo<br />

Mit tiefsinnigem Humor erzählt Mabanckou von den Abenteuern<br />

eines afrikanischen Stachelschweins und parodiert den<br />

afrikanischen Volksglauben, jeder Mensch habe als Doppelgänger<br />

ein Tier an seiner Seite. So ist eine urkomische und zugleich<br />

hellsichtige Fabel über die merkwürdige Spezies der Menschen<br />

entstanden. Ausgezeichnet mit dem Prix Renaudot.<br />

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DAS LACHEN DES GECKOS<br />

José Eduardo Agualusa, Angola.<br />

Félix Ventura geht einer ungewöhnlichen Tätigkeit nach: Er handelt<br />

mit erfundenen Vergangenheiten. Seine Kunden sind Menschen der<br />

neuen angolanischen Oberschicht, denen die nötige glanzvolle Vergangenheit<br />

fehlt. So auch die Lebensgeschichte des Mannes, der zu<br />

Jose Buchmann wird.<br />

Das Lachen des Geckos erhielt 2007 den renommierten britischen Independent<br />

Foreign Fiction Prize.<br />

CHRONIK EINER REVOLUTION<br />

Amor Ben Hamida, Tunesien.<br />

Es gibt Termine im Leben, die man nicht vereinbart, sie passieren einfach.<br />

Ob von höherer Hand geschrieben oder durch einen Zufall entstanden:<br />

Man befindet sich eines Tages an einem Ort, rechnet nicht<br />

mit dem geringsten außerordentlichen Ereignis, und plötzlich steckt<br />

man mitten in einer Revolution! Ein Bericht über die Tage zwischen<br />

12. und 19. Januar 2011, die wohl in die Geschichte Tunesiens und der<br />

ganzen arabischen Welt eingehen werden.<br />

SCHMETTERLING IN FLAMMEN<br />

Yvonne Vera, Simbabwe.<br />

Makokoba, ein schwarzes Township in Simbabwe kurz nach Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs. Die Liebe zwischen der jungen Phephelapi und<br />

dem viel älteren Fumbatho ist gefangen zwischen der von Repressalien<br />

bestimmten kolonialen Alltagswelt und dem schwarzen Leben<br />

auf den Straßen und den Hinterhöfen des Township. Mit hochpoetischer<br />

Sprache erzählt die Autorin die Geschichte einer Liebe, die am<br />

Leben scheitert.<br />

KULTUR<br />

73


74<br />

74<br />

FILM<br />

AFRIKA – DAS MAGISCHE KÖNIGREICH (DVD)<br />

Von Patrick Morris und Neil Nightingale, mit<br />

Idris Elba und Hayley Joanne Bacon.<br />

Die BBC-Earth-Dokumentation <strong>Afrika</strong> – Das<br />

magische Königreich (OT: Enchanted Kingdom)<br />

entfaltet in 3D ein Zusammenspiel von<br />

Natur und Tieren und offenbart dabei die unterschiedlichsten<br />

Facetten des wilden Kontinents.<br />

Handlung von <strong>Afrika</strong> – Das magische Königreich<br />

Nach den enormen Publikums-Erfolgen Deep<br />

Blue (2003) und Unsere Erde – Der Film (2007)<br />

produzierte die BBC mit <strong>Afrika</strong> – Das magische<br />

Königreich einen weiteren groß angelegten<br />

Dokumentarfilm, der mithilfe der neusten<br />

technischen Mittel die Lebenswelt der Löwen,<br />

Flamingos, Krokodilen und vielen weiteren<br />

Lebewesen einfängt.<br />

In der Namib-Wüste trifft man auf Echsen, die<br />

erstaunliche Taktiken entwickelt haben, um sich<br />

in ihrer sandigen, lebensfeindlichen Heimat<br />

durchzuschlagen. In den grünen Wäldern von<br />

Gabun und Ruanda hausen die letzten vom Aussterben<br />

bedrohten Berg-Gorillas. Am Rande der<br />

Kalahari-Wüste ziehen Elefanten-Herden auf<br />

der Suche nach Wasser durch die karge Steppe.<br />

die Wüsten, Savannen und Regenwälder, die<br />

jeder sofort mit dem Kontinent assoziiert: Vor<br />

der afrikanischen Küste tauchen die Filmemacher<br />

hinab ins Korallenriff, wo sich eine<br />

farbenprächtige Welt aus Meeres-Lebewesen<br />

eröffnet. Vulkane brodeln in entlegenen Berg-<br />

Regionen. Dort wo Wasser existiert bieten<br />

Flüsse wie der Nil oder die Viktoria-Wasserfälle<br />

ein Naturschauspiel, dass seinesgleichen sucht.<br />

Und im Gebirge zwischen Kenia und Äthiopien<br />

gibt es sogar ein paar Eishöhlen, in denen die<br />

Dschelada-Paviane hausen.<br />

Hintergrund & Infos zu <strong>Afrika</strong> – Das magische<br />

Königreich<br />

Zwei Jahre lang drehte das Filmteam in unterschiedlichsten<br />

afrikanischen Ländern, unter anderem<br />

in Namibia, Kenia, Zimbabwe, Tansania,<br />

Botswana und Äthiopien. Patrick Morris und<br />

Neil Nightingale, die bereits als Produzenten<br />

von Dokumentarfilmen wie “Unser Leben”,<br />

“Wächter der Wüste” oder in der Natur-Serie<br />

“Das Wunder Leben” Erfahrungen gesammelt<br />

hatten, schlossen sich in <strong>Afrika</strong> – Das magische<br />

Königreich zusammen, um gemeinsam den<br />

weitläufigen Kontinent mit all der Vielfalt seiner<br />

Naturspektakel in 3D zu erkunden.<br />

Doch <strong>Afrika</strong> hat noch weit mehr zu bieten als<br />

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KULTUR<br />

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