Afrika Magazin
Afrika Magazin Herausgeber Radio Afrika
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AUSGABE<br />
AFRIKA<br />
SEPTEMBER 2015 - KOSTENLOS - HERAUSGER RADIOAFRIKA TV<br />
MAGAZIN<br />
DOSSIER<br />
NIGERIA<br />
POLITIK<br />
FRONTEX STEHT MIT DEM<br />
RÜCKEN ZUR WAND<br />
STORY<br />
DIE HISTORISCHE<br />
ZÄSUR DES<br />
ARABISCHEN<br />
FRÜHLINGS<br />
KULTUR<br />
SOZIO<br />
ÖKOLOGSCHE<br />
GESCHICHTE DES REGGAE
2<br />
INHALT<br />
RED BORDERS<br />
IMPRESSUM<br />
Editor In Chief<br />
Alessandra Rametta<br />
Mayerhofer<br />
Assistant<br />
Carmen Müller<br />
Contributing Writer<br />
Gabriela Mumeso, Katrin<br />
Pointner, Julia Siart,<br />
Muriel Asseburg, Alessandra<br />
Rametta<br />
Layout<br />
Alessandra Rametta, Carmen<br />
Müller<br />
Lektorat<br />
Christina Mothwurf<br />
Photos<br />
123RF.com<br />
Oikcredit<br />
Sacko/Rametta<br />
Medien Inhaber:<br />
Radio <strong>Afrika</strong> – Verein<br />
zur Verbesserung der<br />
europäisch afrikanischen<br />
Beziehungen.<br />
Argentinierstrasse 28/1<br />
1040 Wien<br />
DOSSIER<br />
Reise <strong>Magazin</strong><br />
Federal Republic<br />
of Nigeria<br />
Bundesrepublik<br />
Nigeria, ein<br />
Bundesstaat in...<br />
Nigerianische<br />
Community<br />
Interview<br />
mit dem Obmann<br />
von NIDOE<br />
Interview mit<br />
H.E MR. ABEL<br />
ADELAKUN<br />
AYOKO<br />
The Nigerian<br />
Investment<br />
Climate ....<br />
7<br />
10<br />
16<br />
17<br />
19<br />
22<br />
POLITIK<br />
Contents<br />
News Afrique<br />
Frontex steht<br />
mit Rücken<br />
zur Wand<br />
Die historische<br />
Zäsur<br />
des<br />
Arabischen<br />
Frühlings<br />
27<br />
38<br />
46
Mediterranean<br />
Migrant Cemetery<br />
34<br />
Oikokredit<br />
35<br />
Diaspora<br />
Colors<br />
51<br />
Traiskirchen<br />
Impressions<br />
Mali und Niger<br />
Falsches Spiel<br />
52<br />
56<br />
Rigo<br />
Masiala<br />
Viny Raman<br />
58<br />
63<br />
Shell means<br />
Hell<br />
24<br />
History<br />
of Reggae<br />
Food<br />
Bücher<br />
Film<br />
66<br />
68<br />
70<br />
72
4<br />
Editorial<br />
Unity and Faith, Peace and Progress…<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Am 1. Oktober feiert Nigeria zum 55. Mal seine Unabhängigkeit.<br />
Zu diesen Anlass möchten wir Ihnen in dieser Ausgabe dieses aufstrebende Land in Westafrika<br />
vorstellen.<br />
Leider fällt in Zusammenhang mit Nigeria viel zu oft der Begriff „Boko Haram“, doch Nigeria ist<br />
viel mehr als diese Terrororganisation.<br />
Seit 2014 gilt Nigeria als die größte Volkswirtschaft <strong>Afrika</strong>s. Laut einer im April 2014 veröffentlichten<br />
Statistik des National Bureau of Statistics (NBS) belief sich das nigerianische Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) 2013 auf 509,9 Milliarden US-Dollar und übertraf damit das BIP Südafrikas<br />
von 370,3 Milliarden US-Dollar. Die zentralen Triebkräfte der nigerianischen Wirtschaft, die als<br />
Grundlage dieser Berechnung dienten, sind - neben der Ölindustrie - die Unterhaltungsindustrie<br />
(Nollywood), die Informationstechnologie und der Handel. Mit einem Wachstum des BIP von<br />
mehr als 6 Prozent im Jahr gehört Nigeria zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften<br />
des Kontinents.<br />
Auch hier in Österreich ist Nigeria vertreten – schon seit 1974 unterhält die Bundesrepublik mit<br />
dem westafrikanischen Land diplomatische Beziehungen.<br />
Rund 7.500 Personen nigerianischer Herkunft leben in Österreich. Damit stellen Menschen mit<br />
nigerianischen Wurzeln nach den ÄgypterInnen die zweitgrößte afrikanische Community hierzulande.<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Alessandra Rametta Mayerhofer<br />
Chefredakteurin<br />
alessandra.m@radioafrika.net<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
5<br />
Reden für <strong>Afrika</strong><br />
Die Aktualität ist zurzeit mit der Flüchtlingskrise<br />
aus Syrien geprägt. Die grundlegende Frage ist:<br />
warum jetzt? Warum plötzlich tausende Menschen<br />
tausende Kilometer marschieren, um<br />
nach Österreich, Deutschland etc…. zu kommen.<br />
Wenn es um <strong>Afrika</strong> geht, hört man immer mehr:<br />
„<strong>Afrika</strong> ist so weit weg von uns!” Außerdem<br />
hatte Österreich keine Kolonie in <strong>Afrika</strong>. Und<br />
daher auch weniger Interesse für den Kontinent<br />
und all jene Dinge, die die Bevölkerung erschüttert.<br />
Erst wenn Flüchtlinge im Mittelmeer<br />
ertrinken denkt Europa an den Aufbau von<br />
Zäunen, obwohl man sich dessen bewusst ist,<br />
dass diese Zäune niemanden hindern, vom Tod<br />
zu flüchten.<br />
Die Menschen, die nach Europa kommen, nehmen<br />
das Todesrisiko in Kauf. Ganz egal, was<br />
man unternimmt, um die Grenzen zu schließen,<br />
sofern das überhaupt möglich ist.<br />
Daher ist es längst an der Zeit, dass EuropäerInnen<br />
- darunter ÖsterreicherInnen, die Ursache<br />
von Flüchtlingskrisen ernst zu nehmen.<br />
Einerseits flüchten diese Menschen vor bewaffneten<br />
Konflikten, die größtenteils von diesen<br />
Großmächten aus Europa und Amerika unterstützt<br />
bzw. gepflegt werden, andererseits laufen<br />
sie weg vom Hunger und letztendlich spielen<br />
falsche Informationen über das Leben in Europa<br />
eine Rolle. Man lässt verstehen, dass Europa und<br />
Amerika Paradiese sind, während die anderen<br />
Länder Dritte-Welt-Länder sind.<br />
In der aktuellen Septemberausgabe des AFRIKA<br />
<strong>Magazin</strong>s wird diese Flüchtlingsproblematik<br />
ganz besonders behandelt.<br />
Es soll in dieser Situation auch dazu beitragen,<br />
nicht die ganze Aufmerksamkeit auf die ähnlichen<br />
Miseren der afrikanischen Bevölkerung<br />
zu lenken, die seit Jahren unter der Ausbeutung<br />
und Plünderung des Kontinents leidet.<br />
Die Flüchtlinge willkommen zu heißen und die<br />
Ungleichheit sowie Diskriminierung und Ausgrenzung<br />
zu bekämpfen ist jetzt die wes<br />
entlichste Aufgabe.<br />
Hier ist von der richtigen und optimalen Nutzung<br />
der Ressourcen der Diaspora die Rede.<br />
Lange Zeit hat man die Diaspora und ihre Organisation<br />
nicht als wichtigen Motor der Entwicklung<br />
und Armutsbekämpfung in ihren jeweiligen<br />
Herkunftsländern angesehen.<br />
Die Größe Mehrheit der 45.000 <strong>Afrika</strong>nerInnen,<br />
die in Österreich leben, leiden unter dem<br />
schlechten Bild, das die Medien und Kindererziehungen<br />
verbreiten. Daher werden in dieser<br />
Ausgabe des AFRIKA <strong>Magazin</strong>s die Möglichkeiten<br />
aufgezeigt, die eine optimale Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>Afrika</strong>nerInnen und ÖsterreicherInnen<br />
in Österreich und in <strong>Afrika</strong><br />
fördern.<br />
In Kürze entwickelt Radio <strong>Afrika</strong> TV eine Kartografie<br />
zum Thema “vielfältiges <strong>Afrika</strong>” in Österreich.<br />
Mit dem Projekt „AFRI NAVI“ wird<br />
<strong>Afrika</strong> in Österreich (von der Geschichte, Kunst,<br />
Kultur bis hin zu wirtschaftlichen Faktoren)<br />
präsentiert. Dokumentiert wird auch <strong>Afrika</strong> im<br />
Alltag. Viele vergessen, dass Schokolade, Blumen,<br />
Autotreibstoffe, Kleider, etc… viel mit <strong>Afrika</strong><br />
zu tun haben. AFRIKA NAVI wird auch<br />
österreichische Unternehmen präsentieren, die<br />
damit zu tun haben. Diese Kartografie, die als<br />
gegenwärtiges Museum zu betrachten ist, wird<br />
ein wichtiges Instrument für Schulen und alle<br />
Interessierten darstellen, um den hoffnungsvollen<br />
Kontinent zu entdecken.<br />
Ein großartiges Projekt wie dieses benötigt auch<br />
finanzielle Mittel: daher bitten wir jeden, unsere<br />
Crowdfundingaktion zu unterstützen. Alle Infos<br />
dazu auf www.afrinavi.at<br />
Alexis Neuberg<br />
Obman von RATV<br />
alexis.n@radioafrika.net<br />
5
6<br />
6<br />
DOSSIER<br />
NIGERIA<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
7<br />
Nigeria<br />
Reise <strong>Magazin</strong><br />
Federal Republic of Nigeria—<br />
Bundesrepublik Nigeria, ist<br />
ein Bundesstaat in Westafrika,<br />
der an den Benin, Niger, Tschad<br />
und Kamerun grenzt. Es ist mit<br />
Abstand das bevölkerungsreichste<br />
Land <strong>Afrika</strong>s. Gesprochen<br />
werden in Nigeria bis zu<br />
514 verschiedene Sprachen und<br />
Idiome. Die Amtssprache ist<br />
Englisch.<br />
Der 1. Oktober ist der Nationalfeiertag,<br />
an dem die Unabhängigkeit<br />
von Großbritannien<br />
gefeiert wird. Yorube, Hausa<br />
und Igbo sind die größten ethnischen<br />
Gruppen in Nigeria.<br />
Man spricht auch von zahlreichen<br />
westafrikanischen Religionen.<br />
Fast 50 Prozent der Bevölkerung<br />
sind Moslems, 45 Prozent<br />
Christen – der Rest der Bevölkerung<br />
gehört den indigenen<br />
Glaubensrichtungen an.<br />
Im Norden des Landes überwiegt<br />
der muslimische Anteil<br />
der Bevölkerung, im Südosten<br />
der christliche Anteil, während<br />
es im so genannten Middle Belt<br />
und im Südwesten eine eher<br />
ausgewogene Verteilung gibt.<br />
Wahrzeichen und Touristenattraktion<br />
des Landes ist der<br />
„Zuma Rock“, eine 300 Meter<br />
hohe freistehende Felsformation<br />
in der Nähe von Abuja.<br />
Ein markantes Merkmal des<br />
Landes sind der südöstlich verlaufende<br />
Strom Niger und sein<br />
südwestlich verlaufender Nebenfluss<br />
Benue, die in Nigeria<br />
zusammenfließen und im Nigerdelta<br />
in den Golf von Guinea<br />
münden.<br />
Das Land wird von zwei Klimazonen<br />
beeinflusst: tropisch<br />
feucht-heißes Klima im Süden<br />
mit einer ergiebigen Regenzeit,<br />
die von April bis Oktober<br />
dauert. Nachts kühlt es meist<br />
nur wenig ab. In Nordnigeria<br />
herrscht Wüstenklima mit höheren<br />
Temperaturen und weniger<br />
Niederschlag als im Süden.<br />
Die Regenzeit ist in Nordnigeria<br />
weniger ausgeprägt.<br />
Kultur, Kunst und Sehenswürdigkeiten<br />
Das Gebiet, das den heutigen<br />
Staat Nigeria umfasst, hat viele<br />
eindrucksvolle Kulturen und<br />
Staatenbildungen hervorgebracht.<br />
Nigeria besitzt große<br />
und bedeutende Museen, z. B in<br />
Lagos (Nationalmuseum), oder<br />
Benin (Benin-Bronzen) sowie<br />
eine große Zahl regionaler Museen.<br />
Im angeschlossenen Handwerkszentrum<br />
besteht die Möglichkeit,<br />
nigerianisches Kunstgewerbe<br />
zu bewundern. Auf<br />
dem Jankara-Markt der Insel ist<br />
das Handeln erlaubt. Hier werden<br />
Gewürze, bedruckte Baumwolle-<br />
und handgewebte Stoffe<br />
sowie Lederartikel angeboten.<br />
In der modernen zeitgenössischen<br />
Kunst hat Nigeria eine<br />
ganze Reihe von anerkannten<br />
KünstlerInnen hervorgebracht.<br />
Künstler wie Twins Seven Seven,<br />
Chief Muraina Oyelami<br />
und noch viele mehr.<br />
Zu den beliebten Souvenirs,<br />
die Touristen aus Nigeria mitbringen,<br />
zählen zum Beispiel<br />
Schnitzereien, Korbwaren, Lederartikel<br />
und zeremonielle<br />
Masken. Ein sehr markantes<br />
Gebäude in Lagos ist das Nationaltheater<br />
mit seiner ovalen<br />
Grundfläche. In dem Gebäude<br />
werden nicht nur Theaterstücke<br />
7
8<br />
vorgeführt, sondern auch verschiedene<br />
Masken und Skulpturen<br />
ausgestellt. Sehenswert ist<br />
auch das Surulere-Nationalstadion,<br />
in dem die Länderspiele<br />
der Fußballnationalmannschaft<br />
von Nigeria ausgetragen werden.<br />
Jede Volksgruppe im Land<br />
hat ihre eigenen Techniken,<br />
Instrumente und Lieder. Die<br />
äußerste Nordregion ist monodischer<br />
Musik zugeordnet mit<br />
einem Schwerpunkt auf Trommeln<br />
und neigt mehr dazu, von<br />
islamischer Musik und Tradition<br />
beeinflusst zu sein, während<br />
der Süden eher europäisch beeinflusst<br />
ist. Sportlich international<br />
bekannt wurde das Land<br />
vor allem durch die nigerianische<br />
Fußballnationalmannschaft.<br />
Die Nigeria Football Association<br />
(NFA) und die Lagos State<br />
Football Association (LAFA)<br />
haben ihren Sitz in Lagos. Bekanntester<br />
Fußballverein der<br />
Stadt ist der Julius Berger FC,<br />
der 1991 und 2000 die Fußball-Landesmeisterschaft<br />
für<br />
sich bestreiten konnte. Der<br />
Verein spielte bis 2006 in der<br />
höchsten Klasse des Landes, der<br />
Nigerian Premier League (Liig).<br />
Heimspielstätte ist das Snikan-Stadion<br />
mit einer Kapazität<br />
von 5.000 Plätzen.<br />
Ebenfalls in Lagos geboren<br />
ist Hakeem Olajuwon. Der<br />
US-amerikanische Basketballspieler<br />
gewann in den 1990er-<br />
Jahren zwei NBA-Meisterschaften<br />
mit den Houston Rockets<br />
sowie eine Auszeichnung zum<br />
Most Valuable Player.<br />
Kleidung<br />
NigerianerInnen sind in Westafrika<br />
für ihre farbenprächtige<br />
und kunstvoll bestickte Kleidung<br />
bekannt, die auch zunehmend<br />
von der internationalen<br />
Modebrache wahrgenommen<br />
wird. Jede ethnische Gruppe<br />
hat ihre traditionelle Kleidung.<br />
In ländlichen Gebieten werden<br />
diese auch heute noch im<br />
Alltag getragen. Die Männer<br />
tragen den „statusgebundenen<br />
Chiftaincy“, den „Jumper“ die<br />
sogenannte „Agbada“ und den<br />
„Baba Rija“. Die Frauen tragen<br />
„Buba“ mit dem traditionellen<br />
Wickelrock.<br />
Filmindustrie<br />
Auch dafür ist Nigeria bekannt.<br />
„Nollywood“ heißt die<br />
Filmindustrie. Aus Nollywood<br />
werden Filme nach ganz <strong>Afrika</strong><br />
ausgestrahlt. In den Filmen<br />
wird nicht nur in Englisch gesprochen,<br />
sondern es werden<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
9<br />
auch Filme mit der Sprache<br />
Igbo, Yoruba, Hausa und Pidgin-Englisch<br />
produziert. Einige<br />
nigerianische Drehbuchautoren<br />
konnten ihre Skripten nach<br />
Hollywood verkaufen.<br />
Die Nollywood-Filme orientieren<br />
sich am nigerianischen<br />
Alltagsgeschehen und thematisieren<br />
Phänomene wie Neid,<br />
Missgunst, Eifersucht, Armut<br />
und Reichtum in der Gesellschaft,<br />
AIDS, Korruption, Prostitution,<br />
Gewalt sowie interreligiöse<br />
Familiengeschichten.<br />
Traditionelle Aspekte wie Zauberei<br />
und Magie werden dabei<br />
ebenfalls ganz selbstverständlich<br />
in die Filmhandlungen<br />
eingebunden.<br />
In Kano hat sich ein weiteres<br />
Zentrum des nigerianischen<br />
Films herausgebildet, das vor<br />
allem islamisch geprägte Produktionen<br />
hervorbringt und<br />
auch „Kannywood“ genannt<br />
wird.<br />
Schätzung zufolge werden etwa<br />
400 bis 2000 Filme pro Jahr in<br />
Nigeria produziert, nach Angaben<br />
des Statistikinstituts der<br />
UNESCO waren es im Jahr<br />
2009 987 Filme. Damit ist Nigeria<br />
inzwischen die zweitgrößte<br />
Filmnation der Welt nach Indien<br />
und vor den USA. Seit 2004<br />
nehmen nigerianischen Filmemacher<br />
an der Belinale teil.<br />
Bekannte Filmstars sind:<br />
Idowu Phillips, Fred Amata,<br />
Sam Loco Efe, Bimbo Akintola,<br />
Liz Benson usw.<br />
Nigerianische Küche<br />
Die Rezepte für die Speisen<br />
Nigerias sind oft nicht niedergeschrieben,<br />
sondern werden<br />
tatsächlich von den Müttern<br />
an die Töchter weitergegeben.<br />
Somit gibt es nur wenige Gerichte<br />
zum Nachkochen. Aber<br />
mit Glück findet man schon<br />
irgendwo Kochbücher. Zu den<br />
Spezialitäten Nigerias gehören<br />
zum Beispiel „Suya“, scharfe<br />
Grillspieße mit Leber und<br />
Rindfleisch, die auf der Straße<br />
oder in Straßencafes gegessen<br />
werden. Es gibt auch das<br />
„Kilishi“, die „Egussi Soup“ als<br />
Eintopf und noch vieles mehr.<br />
Nigerianer bauen die Zutaten<br />
für Ihre Speisen in der Landwirtschaft<br />
meistens selbst an.<br />
Grundlagen für deren Speisen<br />
sind Paprika, Yamswurzeln,<br />
Tomaten, Zwiebeln u.v.m. Die<br />
nigerianische Küche ist also<br />
meist sehr scharf.<br />
Gabriela Mumeso<br />
DOSSIER NIGERIA<br />
9
10<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
11<br />
Nigerianische Community<br />
Reges Vereinsleben<br />
Nigeria, das bevölkerungsreichste Land <strong>Afrika</strong>s, wählte am 28. März 2015 einen neuen Präsidenten<br />
und ein neues Parlament. Nigerianische StaatsbürgerInnen in Österreich hatten nicht die Möglichkeit,<br />
ihre Stimme hierzulande abzugeben. Stimmabgaben sind nur in Nigeria möglich.<br />
Rund 7.500 Personen nigerianischer Herkunft leben in Österreich. Damit stellen Menschen mit nigerianischen<br />
Wurzeln nach den ÄgypterInnen die zweitgrößte afrikanische Community hierzulande.<br />
Laut Statistik Austria leben exakt 7.483 Personen nigerianischer Herkunft in Österreich (Stand<br />
1. Jänner 2013). Die meisten Menschen mit nigerianischer Staatsangehörigkeit bzw. nigerianischem<br />
Geburtsland leben in Wien, gefolgt von der Steiermark (wo sie vor allem in Graz wohnen).<br />
Österreich Bgld Ktn NÖ OÖ Sbg Stmk Tirol Vbg Wien<br />
7.483 82 194 403 679 260 1.259 299 131 4.176<br />
Bevölkerung nigerianischer Herkunft nach Staatsangehörigkeit bzw. Geburtsland; Quelle: Statistik<br />
Austria; eigene Darstellung<br />
Ein ähnliches Bild ergibt sich in Bezug auf die Zahl der nigerianischen StaatsbürgerInnen in Österreich:<br />
Mit Stichtag 1. Jänner 2014 leben 6.117 Personen mit nigerianischer Staatsbürgerschaft in Österreich.<br />
Der Erwerb der Staatsbürgerschaft ist je nach Land unterschiedlich geregelt: In Österreich,<br />
der Schweiz und Deutschland gilt der Erwerb durch Abstammung, in den USA oder Australien das<br />
Territorialprinzip, Staaten wie Frankreich oder Italien haben Mischformen. Hierzulande wohnen<br />
über 3.400 von ihnen in Wien, mehr als 1.000 in der Steiermark.<br />
Österreich Bgld Ktn NÖ OÖ Slbg Stmk Tirol Vlbg Wien<br />
6.117 63 159 293 556 228 1.028 239 124 3.427<br />
Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit und Bundesland (Stand 1.1.2014); Quelle: Statistik Austria;<br />
eigene Darstellung<br />
Wanderungssaldo lange negativ<br />
Die ersten Einwanderungen von NigerianerInnen erfolgten in den 1950er und 1960er Jahren.<br />
Großteils handelte es sich um Studierende, die nach dem Abschluss ihres Studiums nach Nigeria<br />
zurückkehrten. Die meisten NigerianerInnen kamen nach dem Putsch von General Muhammadu<br />
Buhari im Jahr 1983 und während der Militärdiktatur von Sani Abacha in den 1990er Jahren nach<br />
Österreich.<br />
Der Wanderungssaldo erreichte im Jahr 2004 ein Plus von 1.784, im Jahr darauf ein Plus von 583.<br />
2006 kippte der Saldo, es zogen mehr NigerianerInnen weg als zu (minus 134). Der Wanderungssaldo<br />
blieb bis zum Jahr 2011 negativ, erst 2012 und 2013 gab es wieder mehr Zu- als Abwanderungen.<br />
DOSSIER NIGERIA<br />
11
12<br />
12<br />
2009 2010 2011 2012 2013<br />
Zuzüge 941 784 750 782<br />
Wegzüge 967 1.126 892 668 645<br />
Saldo -26 -342 -142 114 394<br />
Quelle: Statistik Austria; eigene Darstellung<br />
Asylanträge: Nur wenige positive Bescheide<br />
Von insgesamt 28.027 Asylanträgen im Jahr 2014 stellten laut Innenministerium 659 NigerianerInnen<br />
einen Antrag auf Asyl. Das Recht auf Asyl ist ein Menschenrecht, das Verfolgte schützt.<br />
Verankert ist das Recht in der Genfer Flüchtlingskonvention. Damit liegt Nigeria auf Platz neun der<br />
antragsstärksten Nationen.<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />
1.849 1.828 880 421 394 535 837 573 414 400 691 659<br />
Asylanträge Nigeria; Quelle: Asylkoordination Österreich und Innenministerium; eigene Darstellung<br />
Ein Jahr zuvor gab es 691 Asylanträge von nigerianischen StaatsbürgerInnen: Zehn NigerianerInnen<br />
(sechs Männer, vier Frauen) erhielten einen positiven Bescheid, abgelehnt wurden 653 Anträge<br />
(555 Männer, 98 Frauen). Subsidiären Schutz erhielten 24 Personen.<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />
Anträge 535 837 573 414 400 691<br />
positiv 12 16 15 15 13 10<br />
subsidiär 20 27 41 47 20 24<br />
negativ 671 999 182 774 428 653<br />
Quelle: Asylkoordination Österreich; eigene Darstellung<br />
Reges Vereinsleben<br />
Der größte Verein der Community ist der Dachverband NANCA – “National Association of Nigerian<br />
Community Austria”. NANCA wurde nach dem tragischen Tod des nigerianischen Asylwerbers<br />
Marcus Omofuma gegründet, der während seiner Abschiebung von Österreich nach Nigeria im<br />
Jahr 1999 ums Leben kam. Ein behördlicher Vollzug einer in einem rechtsstaatlichen Verfahren<br />
festgestellten Ausreisepflicht, wenn der/die Betroffene dieser Pflicht nicht nachkommt. Nicht zu<br />
verwechseln mit den Begriffen Ausweisung und Zurückschiebung. Ein Hauptziel der Organisation<br />
liegt in der Vereinigung und Repräsentation der verschiedenen nigerianischen Völker in Österreich<br />
– unabhängig von Religion, Sprache und Geschlecht.<br />
Die Organisation NIDOE-Austria ist Teil der NIDOE (Nigerians in Diaspora Organisation in Europe).<br />
Die Organisation bietet NigerianerInnen in Österreich eine Plattform zum Netzwerken und<br />
bietet Initiativen, um an den Entwicklungen in Nigeria teilzunehmen.<br />
Eine weitere NGO ist die Austrian-Nigerian Initiative (A-NI), die zur Initiierung von entwicklungspolitischen,<br />
wirtschaftlichen und kulturellen Projekten zwischen Österreich und Nigeria beitragen<br />
will. Spezialisiert hat sich A-NI in den Bereichen Technik und EDV. Weitere aktive Vereine sind<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
13<br />
“Egbe Omo Oduduwa Austria”, “Edo Community Austria”, “Igbo Cultural Society Austria”, “Esan<br />
Community Austria” und “Ika Community Austria”.<br />
Eines der bekanntesten Feste, das “New Yam Festival der Igbo Cultural Society Austria”, findet<br />
meist Anfang Herbst in Wien statt.<br />
Einbürgerungen selten<br />
Anfang des vorigen Jahrzehnts bewegten sich die Einbürgerungszahlen im dreistelligen Bereich.<br />
Von 2006 auf 2007 sanken die Einbürgerungen rapide von 364 auf 35. Von 2007 bis 2012 wurden<br />
jährlich nie mehr als 60 NigerianerInnen eingebürgert. 2013 gab es erstmals wieder eine dreistellige<br />
Einbürgerungszahl (105), 2014 erhielten 158 Personen aus Nigeria die österreichische Staatsbürgerschaft.<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />
357 361 364 35 54 36 57 50 57 105 158<br />
Quelle: Statistik Austria; eigene Darstellung<br />
Studierende<br />
In den vergangenen Jahren studierten etwas mehr als 100 NigerianerInnen pro Jahr an den öffentlichen<br />
Universitäten in Österreich. Die Zahl der nigerianischen Studierenden stieg kontinuierlich.<br />
Im Wintersemester 2014 waren 141 NigerianerInnen (115 Männer und 26 Frauen) inskribiert. An<br />
den Fachhochschulen waren im Wintersemester 2014 insgesamt 30 NigerianerInnen (21 Männer,<br />
neun Frauen) inskribiert. An Privatuniversitäten studieren wenige NigerianerInnen (2013 waren es<br />
insgesamt vier Männer).<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />
106 109 112 112 115 118 141<br />
Studierende mit nigerianischer Staatsbürgerschaft an öffentlichen Unis, jeweils Wintersemester;<br />
Quelle: Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung; eigene Darstellung<br />
Weiterführende Informationen und Kontakte:<br />
National Association of Nigerian Community Austria (NANCA), Dachverband der<br />
Nigerianischen Community in Österreich<br />
Nigerians in Diaspora Organisation in Europe-Austria (NIDOE-Austria), Email: nidoeaustria@<br />
yahoo.com<br />
Austrian-Nigerian Initiative (A-NI), Email: office@a-ni.org<br />
Simeon Eronini, Vorsitzender der Igbo Cultural Society Austria, Email: eronini_juris@hotmail.<br />
com<br />
Asylkoordination Österreich<br />
Statistik Austria<br />
DOSSIER NIGERIA<br />
13
14<br />
Interview<br />
Obmann von NIDOE<br />
Herr Ing.<br />
Oluyemi Ogundele<br />
Was ist der unterschied zwischen NIDOE<br />
und NANCA?<br />
NANCA ist ein Dachverband<br />
aller nigerianischen Organisationen,<br />
Communities und<br />
NIDOE ist für nigerianische<br />
Diaspora-Organisationen. Ein<br />
Beispiel: wie beim Fußball,<br />
Vereinsspiele in der Bundesliga<br />
hier in Österreich und das können<br />
wir NANCA nennen. Und<br />
NIDOE spielt in der Europa<br />
Liga oder der Champions League,<br />
das heißt, wir vernetzen<br />
viele andere Länder in Europa<br />
und ich bin der Obmann der<br />
österreichischen Filiale. Das<br />
heißt, wir sind auch in anderen<br />
Ländern vertreten und arbeiten<br />
auch viel mit der nigerianischen<br />
Regierung zuhause,<br />
wobei NANCA sich mit den<br />
Sachen hier in Österreich beschäftigt.<br />
NIDOE ist somit ein<br />
Stück entwickelter.<br />
Seit wann existiert diese Organisation?<br />
NIDOE selber ist nach ungefährer<br />
Schätzung 15 Jahre alt<br />
und NANCA ein bisschen älter.<br />
Nun zur nigerianischen Community: Wie<br />
unterscheidet sich die nigerianische<br />
Community von den anderen, was ist das<br />
Besondere an der nigerianischen Community?<br />
Erstens einmal die Zahl. Wir<br />
sind in der Mehrheit, wenn<br />
man unsere mit anderen afrikanischen<br />
Communities in Österreich<br />
vergleicht. Nigeria ist<br />
die größte von allen. Wenn wir<br />
z. B die Araber oder die Ägypter<br />
nehmen, gibt es die auch in<br />
einer großen Zahl, aber wenn<br />
man die Zahlen vergleicht,<br />
stellt man fest, dass mehr Nigerianer<br />
hier sind. Der zweite<br />
Punkt ist, dass Nigerianer fast<br />
in allen Bereichen vertreten<br />
sind, wenn wir jetzt z. B von<br />
Arbeitsplätzen reden oder Organisationen<br />
oder sogar auch<br />
in der Politik. Ebenso im medizinischem<br />
Bereich. Nigeria<br />
hat eine große Kraft: wir sind<br />
wirklich da. Wir sind also sehr<br />
viele und müssen diese Leute<br />
managen und dies ist der Job<br />
von NANCA, also sehr interessant.<br />
Wir sind eine große Zahl<br />
und haben natürlich auch einige<br />
Probleme und diese müssen<br />
wir lösen und brauchen deshalb<br />
solche Organisationen.<br />
Viele wissen z. B nicht, wo sie<br />
hingehen sollen im Bereich<br />
Integration denn einige können<br />
nicht sehr gut Deutsch<br />
und wissen einfach nicht, wohin<br />
mit ihren Problemen. Sie<br />
können sich an den Verband<br />
wenden. Die Botschaft ist auch<br />
noch da, aber die Möglichkeiten<br />
dort sind begrenzt – also<br />
können die Vereine mehr machen.<br />
Ein weiterer Punkt ist<br />
die Sprache. Nigeria ist nicht<br />
wie viele andere Länder, die<br />
nur eine Sprache sprechen und<br />
das ist auch eine Besonderheit<br />
Nigerias. Außerdem darf man<br />
im Bereich Exportländer auch<br />
nicht wegschauen, ein Beispiel<br />
ist Erdöl. Nigeria ist ein starkes<br />
Mitglied und hat hier viel<br />
zu tun, auch im Bereich Wirtschaft.<br />
Wir sind ein wichtiger<br />
Wirtschaftspartner Österreichs<br />
– schon seit ca. 100 Jahren gibt’s<br />
da eine Verbindung zwischen<br />
beiden Ländern. Ein Beispiel<br />
ist ein Stickereigeschäft in Farabeg,<br />
die Nigerianer importieren<br />
diese Stoffe. Am Anfang<br />
war es ein Beamter in Nigeria,<br />
der diese Marktlücke entdeckte.<br />
Dieser Stoff ist passend zu<br />
unserem Wetter, eine Stickerei<br />
mit Löchern. Der Beamte hat<br />
ein paar Muster mitgenommen<br />
und mit offenen Geschäftsleuten<br />
am hiesigen Markt geredet<br />
und sie fanden es nützlich.<br />
Dies gelangt noch bis heute bis<br />
in die Regierungsebene.<br />
Kommen wir zurück zu der Zahl der<br />
Nigerianer hier in Österreich. Im Jahr<br />
zwischen 2012 und 2013 gab es mehr<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
20 YEARS OF EGBE OMO ODUDUWA IN AUSTRIA<br />
“Yoruba Community in Austria”<br />
Ankara Carnival in Salzburg organized by Egbe Omo Oduduwa Salzburg<br />
in Summer 2009<br />
10 years Anniversary celebration of Egbe Omo Oduduwa<br />
Austria in Vienna 2005<br />
Egbe Omo Oduduwa Austria Summer 2013 - Adire Carnival in Vienna<br />
Ankara Carnival in Graz organized by Egbe Omo Oduduwa Graz in Summer 2015<br />
15
16<br />
Wegzüge als Zuzüge. Wie erklären Sie<br />
sich das? Warum gab es diese Lücke in<br />
diesem einem Jahr?<br />
Es sind zwei Dinge dafür verantwortlich.<br />
Erstens gibt es sehr<br />
viele Menschen, die illegal einreisen<br />
und diese wurden dan<br />
abgeschoben. Zweitens – das<br />
ist nicht offizeil aber es stimmt<br />
schon – gibt es Schwierigkeiten<br />
mit der Familienzusammenführung.<br />
Sie lassen nicht so<br />
viele zu ihren Leuten hierher<br />
kommen, aufgrund eines ununterschriebenen<br />
Abkommens<br />
zwischen den beiden Ländern.<br />
Erst nach der Unterschrift dieses<br />
Abkommens vor zwei Jahren<br />
ist das Problem mit dem<br />
Visum ein bisschen überschaubarer<br />
geworden. Aber davor<br />
war es wircklich sehr schwer<br />
– fast schon unmöglich – eine<br />
Einreisegenehmigung zu erhalten.<br />
Viele mussten sogar zu<br />
der Botschaft in anderen Ländern<br />
der EU oder in Schengenländer,<br />
um dort ein Visum zu<br />
erhalten und nach Österreich<br />
zu kommen. Viele von uns haben<br />
darunter gelitten, dass wir<br />
unsere Familien nicht einladen<br />
können; kein Besuch, die Frau<br />
darf nicht zu ihrem Mann und<br />
umgekehrt oder Kinder, die in<br />
Nigeria geboren sind, dürfen<br />
nicht hierher. Aber inzwischen<br />
ist die Beziehung zwischen<br />
beiden Ländern in diesem Fall<br />
besser geworden.<br />
Was macht NIDOE gegen diese illegale<br />
Einwanderung? Was wird dagegen unternommen?<br />
Wir versuchen die Leute zu informieren,<br />
denn meiner Meinung<br />
genügt es nicht, die Problematik<br />
nur hier in Österreich<br />
zu diskutieren, wir müssen<br />
auch in unserem Heimatland<br />
mit den Menschen darüber<br />
sprechen. Wir haben beispielsweise<br />
auch unsere Regierung<br />
beraten. Zum Beispiel gab es<br />
früher auch viele Russen hier<br />
in Europa und jetzt hat sich<br />
einiges geändert. Die Leute<br />
müssen wissen, dass, wenn sie<br />
illegal nach Österreich kommen,<br />
kein Visum kriegen, keine<br />
Jobchancen haben. Und<br />
ich verstehe nicht, warum die<br />
Leute das tun. Wir informieren<br />
die Regierung auch über<br />
die Lage hierzulande, damit sie<br />
eine Informationskampagne<br />
in Nigeria starten. Den Leuten<br />
dort einfach mal klar machen,<br />
dass Europa nicht das ist, was<br />
sie glauben. Es werden einfach<br />
zu viele falsche Informationen<br />
weitergeleitet bei uns Zuhause<br />
in Nigeria. Sie sagen: Wenn<br />
du nach Europa kommst, bist<br />
du am nächsten Tag ein Millionär.<br />
Und wir müssen aufklären,<br />
dass das nicht stimmt. Das<br />
Leben hier ist auch nicht einfach,<br />
wir müssen unsere Miete<br />
zahlen und noch vieles mehr.<br />
Viele, die hier leben möchten<br />
und in ihrer Heimat zu Besuch<br />
sind zeigen, dass es ihnen gut<br />
geht. Aber keiner weiß, wieviel<br />
sie dafür gelitten haben um so<br />
leben zu können. Sie zeigen<br />
sich mit den besten Autos, haben<br />
viele schöne Sachen und<br />
die Leute Zuhause sagen dann:<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
17<br />
„Sie sagen es ist sehr schwer in<br />
Europa, aber fahren ein tolles<br />
Auto, sind gut gekleidet und<br />
geben viel Geld aus, das muss<br />
also doch was Besonderes sein<br />
in Europa“. Wir versuchen den<br />
Leuten wirklich die Augen zu<br />
öffnen, dass es genau das Gegenteil<br />
ist.<br />
Haben Sie das Gefühl, als wäre die nigerianische<br />
Community hier nicht willkommen?<br />
So ungefähr. Nicht nur die nigerianische<br />
Community, Nigeria<br />
ist hier kein Einzelfall,<br />
es betrifft fast alle afrikanischen<br />
Communities. Hier besteht<br />
großer Handlungsbedarf.<br />
Ich hoffe, dass die Leute diese<br />
Zeilen lesen. Die Menschen<br />
kommen mit legalen Dokumenten,<br />
aber die MA 35 sagt<br />
„Nein“. Meist muss viel Geld<br />
in juristischen Beistand durch<br />
verschiedene Anwälte investiert<br />
werden, dann erst werden<br />
die Dokumente angenommen.<br />
Warum können nicht alle Dokumente<br />
durch einen Anwalt<br />
eingereicht werden? Das finde<br />
ich nicht korrekt. Irgendwas<br />
stimmt hier nicht.<br />
Gabriela Mumeso<br />
Interview<br />
H.E MR. ABEL ADELAKUN AYOKO<br />
Ambassador of the Federal Republic of<br />
Nigeria to Austria with concurrent accreditation to<br />
Slovak Republic<br />
What is the meaning of New Nigeria?<br />
There is a growing confidence under the leadership of the<br />
new President of Nigeria, H. E Muhammadu Buhari GCFR,<br />
the hope of a New Nigeria. The key issues facing Nigeria<br />
obviously are security, corruption and governance.<br />
The majority of Nigerians who voted for President Muhammadu<br />
Buhari in the 2015 general elections did so<br />
because they wanted change especially the sickening levels<br />
of corruption that pervade Nigerian society. A President<br />
Buhari at the helm is seen not by a few as signaling<br />
not only the beginning of the end for corruption and impunity<br />
in the country but also a rebirth for a New Nigeria.<br />
In the fight against corruption, the government has given<br />
sharp teeth to the two main anti-corruption agencies, the<br />
Economic and Financial Crimes Commission (EFCC) and<br />
Independent Corrupt Practices and other Related Offences<br />
Commission (ICPC) to vigorously pursue corrupt elements<br />
in our society. This has led to corrupt officials refunding<br />
public funds they have stolen from the common purse. The<br />
recent public declaration of assets by President Muhamma-<br />
17
18<br />
du Buhari and Vice President<br />
Yemi Osinbajo is putting pressure<br />
on other public officials to<br />
follow suit.<br />
From the foregoing therefore,<br />
the face of New Nigeria is the<br />
face of democracy. With the<br />
successful general elections<br />
adjudged free, fair transparent<br />
and peaceful by the international<br />
observers, democracy<br />
has come to stay in Nigeria.<br />
Secondly, the face of New Nigeria<br />
is a face of peace, Nigeria<br />
is winning the fight<br />
against Boko Haram.<br />
Thirdly, the face of<br />
New Nigeria is the<br />
face of zero tolerance<br />
to corruption.<br />
In addition, the face<br />
of New Nigeria is the<br />
face of happy youths<br />
through the creation<br />
of employment for the<br />
teeming youth that<br />
constitute 60% of the<br />
population. Lastly the<br />
face of New Nigeria is the face<br />
of hope and moving forward<br />
through diversification of the<br />
economy from oil to agriculture,<br />
manufacturing, power<br />
generation, tourism etc. Nigeria<br />
has a bright hope and future<br />
in the new President.<br />
Is Boko Haram a danger for<br />
development and tourism in<br />
general?<br />
There is no gainsaying that the<br />
Boko Haram menace in North<br />
East part of Nigeria, has affected<br />
in no small measure<br />
development and Tourism. Development<br />
cannot take place<br />
in an atmosphere of insecurity.<br />
Similarly, investors would not<br />
invest in a situation where the<br />
protection of their investments<br />
is not guaranteed. It is not unexpected<br />
therefore that when<br />
President Muhammadu Buhari<br />
assumed office, Nigerians are<br />
anxious that the new administration<br />
would curtail and ultimately<br />
end the menace.<br />
The Buhari administration has<br />
made some remarkable progress<br />
in the fight against Boko<br />
Haram. The vulnerable groups,<br />
women and children as well as<br />
the internally displaced persons<br />
(IDPs) are not only being<br />
protected but are beginning to<br />
return to their villages where<br />
peace is gradually returning.<br />
People say human rights are<br />
not respected especially in the<br />
prisons and that security in the<br />
country is a problem. Is it correct?<br />
The basic ideal of human rights<br />
is that every person possesses<br />
dignity as a result of the mere<br />
fact that she or he is a human<br />
being. In order to protect this<br />
inherent dignity, every person<br />
holds rights which are inalienable<br />
and indivisible. The concept<br />
of human rights rests on a<br />
universal value system shared<br />
by all peoples. In this regard,<br />
the Nigerian government either<br />
now or in the past have<br />
always observed Human rights<br />
every where in the country including<br />
the prisons, therefore,<br />
it is not correct to say<br />
there are no human<br />
rights in the prisons.<br />
Violations of Human<br />
rights are investigated<br />
and prosecuted.<br />
The Nigerian Human<br />
Rights Commission,<br />
an independent institution<br />
was created<br />
to monitor Human<br />
rights abuses. Prisons<br />
are established to reform<br />
people and to<br />
make them better citizens as<br />
well as prepare them to be integrated<br />
back into the society.<br />
What makes Nigeria Embassy<br />
different from others here in<br />
Austria?<br />
Nigeria Embassy all over the<br />
world was established to enhance<br />
relations between the<br />
host country and Nigeria. The<br />
duty of the Embassy is to ensure<br />
the protection of the interest<br />
of Nigeria and Nigerians<br />
in the host country, including<br />
making sure that Nigerians living<br />
in the host country are as-<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
19<br />
sisted whenever the need arises. The Nigeria Embassy<br />
is doing everything to ensure that these roles<br />
are played adequately. Nigerians in Austria would<br />
attest to this fact that the Embassy cares for them<br />
and would do everything to protect their interests.<br />
Nigerians now obtain their documents, including<br />
passports without delay. Nigeria Embassy is Nigerian<br />
friendly.<br />
What could Austrians benefit from Nigeria?<br />
Austrians could benefit a lot from Nigeria through<br />
investment. It is always a win-win situation if you<br />
invest in Nigeria. Nigeria has the highest reward<br />
and profit on investment. The rich cultural diversity<br />
of Nigeria as well as tourists locations is<br />
a good sight to behold. Within the framework of<br />
doing business, Nigeria has large internal market<br />
with a population of about 170 million made up<br />
of 60% youths and possible access to over 360 million<br />
ECOWAS markets and Economic and Monetary<br />
Community of Central Africa (CEMAC)<br />
market as well. Investment opportunities abound<br />
in Infrastructure development , Power – Generation,<br />
Transmission & Distribution, Transportation<br />
– Rail, Air, Road, Agriculture & Agro Allied Services,<br />
Telecommunication, Postal Services, Health<br />
Care Service, Banking & Financial services, Tourism/Hospitality,<br />
Education, Waste Management &<br />
Treatment, Mineral Mining, Manufacturing, Pharmaceuticals,<br />
Textiles & Garments, Automobiles,<br />
Iron & Steel, Oil & Gas (up-and down-stream<br />
operations). The Embassy has been collaborating<br />
with Advantage Austria in Lagos and the Austrian<br />
Chambers of commerce to facilitate<br />
investment opportunities for Austrians in Nigeria.<br />
What are Nigerians doing in Austria?<br />
Official figures from the Ministry of Interior indicate<br />
that there are about 6,500 to 7,000 Nigerians<br />
in Austria. While some are engaged with the various<br />
offices of the United Nations in Vienna, some<br />
are students, yet others are gainfully employed and<br />
are contributing immensely to the Austrian economy.<br />
In addition, Nigerians are Heads of various<br />
religious organizations contributing to the overall<br />
peace in Austria.<br />
The Nigerian<br />
Investment<br />
Climate and<br />
Opportunities<br />
Nigeria is a definition of a growing investor<br />
interest and a confident emerging market.<br />
As the biggest economy in Africa and 10th<br />
world largest reserves of oil and gas with<br />
36.2 billion barrels of oil, huge deposit of<br />
1.84 trillion Cubic Feet of natural gas, Coal<br />
deposit of 2.6 billion tonnes and 36 strategic<br />
mineral resource endowments, there<br />
are numerous opportunities for investment.<br />
With robust and virile private sector participation<br />
in the economy, Nigeria is poised to<br />
diversify the economy beyond petroleum,<br />
improve food sufficiency and upgrade critical<br />
infrastructure.<br />
2. Nigeria has large internal market<br />
with a population of about 170 million<br />
made up of 60% youths and possible access<br />
to over 360 million ECOWAS markets and<br />
Economic and Monetary Community of<br />
Central Africa (CEMAC) market as well.<br />
Fiscal incentives includes up to 5 years<br />
Income Tax Holiday under the Pioneer<br />
Status for qualified activities, Very low VAT<br />
regime of 5%, Income Tax of 30%, Investment<br />
in Infrastructure with 20% of cost<br />
per annum for 5 years , Free market – easy<br />
entry and exit procedures as well as Transferability<br />
of profit, dividends, etc with ease.<br />
3. Anchored on rule of law, good governance,<br />
transparency, accountability, zero<br />
19
20<br />
tolerance on corruption, Public Private Partnership<br />
(PPP) initiatives, Government is committed<br />
to creating enabling Business Environment.<br />
Recent developments indicate that the macroeconomic<br />
framework of Nigeria is improving<br />
as a result of past successful reforms and government<br />
is responding positively to improving<br />
external business environment.<br />
4. Within the framework of doing business<br />
in Nigeria, government is committed to<br />
expanding the scope of trade and investment<br />
relations. In this regard, a number of Austrian<br />
companies are active in Nigeria, while a few<br />
others have participated in trade mission to Nigeria<br />
on yearly basis. Government is also seeking<br />
cooperation and collaboration with other<br />
states in Europe. Nigeria continues to enter into<br />
bilateral Investment Promotion and Protection<br />
Agreement (IPPA) with countries that desire to<br />
do business with her. So far Nigeria has signed<br />
the IPPA with the following countries namely,<br />
Austria, France, United Kingdom, Kingdom of<br />
Netherlands, North Korea, Republic of Korea,<br />
Romania, Spain, Turkey, Germany, Bulgaria,<br />
Egypt, Italy, Switzerland, China, Algeria, Niger,<br />
Uganda, Serbia, Jamaica, Finland, the Russian<br />
Federation and State of Kuwait.<br />
5. Government policy thrust on Investment<br />
is in the areas of promotion and attraction<br />
of value-added industrialization; Target<br />
and attract FDI into key priority sectors- Power,<br />
Infrastructure, Agriculture, Solid Minerals, &<br />
Non-extractive Oil & Gas activities; Commitment<br />
to Privatisation, Commercialisation and<br />
Liberalisation Programme as well as Promotion<br />
of export oriented activities . Nigeria’s business<br />
climate is not without some challenges, these<br />
challenges notwithstanding, opportunities for<br />
economic cooperation exist in all sectors of the<br />
economy, especially in Infrastructure Power<br />
– Generation, Transmission & Distribution,<br />
Transportation – Rail, Air, Road, Agriculture<br />
& Agro Allied Services, Telecommunication,<br />
Postal Services, Health Care Service, Banking &<br />
Financial services, Tourism/Hospitality, Education,<br />
Waste Management & Treatment, Mineral<br />
Mining, Manufacturing, Pharmaceuticals, Textiles<br />
& Garments, Automobiles, Iron & Steel,<br />
Oil & Gas (up-and down-stream operations)<br />
6. As part of an additional effort at fostering<br />
confidence in the Nigerian economy and as<br />
a conscious attempt at creating a legally predictable<br />
investment climate, all business enterprises<br />
must be registered with the Corporate Affairs<br />
Commission and 24 hrs delivery is assured;<br />
Investments with foreign equity must obtain a<br />
business permit from Nigerian Investment Promotion<br />
Commission to operate and 24 hrs delivery<br />
is also assured. All capitals imported for<br />
investment purposes must be declared to obtain<br />
Certificate of Capital Importation for repatriation<br />
purposes; Companies in manufacturing<br />
activities must obtain SONCAP certification for<br />
its products from the Standards Organization<br />
of Nigeria (SON). Prevailing Corporate Income<br />
Tax is 30% per annum; Engagement of foreign<br />
professionals requires expatriate quota slots<br />
from relevant authorities, facilitated at the One<br />
Stop Investment Centre (OSIC).<br />
7. Nigeria, Africa’s largest Economy with<br />
over $432 billion GDP has great potentials for<br />
meaningful private sector driven business and<br />
investment relations. The positive political<br />
environments in Nigeria as well as the reforms<br />
in the banking and financial sectors provide<br />
opportunity for the promotion of the country<br />
as the most viable investment destination of<br />
choice in Africa for any country’s private sector.<br />
Finally, a new democratically elected Government<br />
under the leadership of President Muhammadu<br />
Buhari, a man that has the pedigree<br />
of the fight against corruption has made three<br />
priorities of his administration, to fight insecurity;<br />
to fight corruption; to diversify the Economy<br />
and create jobs for the youths.<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
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21<br />
21
22<br />
22<br />
Politik in Nigeria<br />
Politische Verhältnisse<br />
Gemäß der nach amerikanischem<br />
Vorbild entworfenen Verfassung<br />
von 1989, die jedoch<br />
erst am 17. Mai 1999 in Kraft<br />
trat, verfügt Nigeria über ein<br />
präsidiales Regierungssystem<br />
mit einem Senat (109 Abgeordnete)<br />
und einem Repräsentantenhaus<br />
(360 Abgeordnete).<br />
Darüber hinaus gewährleistet<br />
die Verfassung ein Mehrparteiensystem<br />
und alle vier Jahre<br />
stattfindende Wahlen. Der<br />
Präsident verfügt über weitreichende<br />
Vollmachten und<br />
ist sowohl Staatsoberhaupt<br />
als auch Regierungschef und<br />
Oberbefehlshaber der Armee.<br />
Der Vizepräsident tritt im Falle<br />
des Todes oder des Rücktritts<br />
des Präsidenten ohne Wahl an<br />
dessen Stelle.<br />
Die vorletzten Wahlen, bei<br />
denen Umaru Yar’Adua mit<br />
70 Prozent der Stimmen zum<br />
Präsidenten gewählt wurde,<br />
fanden im April 2007 statt.<br />
Im November 2009 erkrankte<br />
Umaru Yar’Adua an Perikarditis<br />
(Herz-beutelentzündung) und<br />
wurde in Saudi-Arabien behandelt.<br />
Die Amtsgeschäfte wurden<br />
in dieser Zeit durch Vizepräsident<br />
Goodluck Jonathan<br />
geführt; die Mutmaßungen<br />
über die Amtsunfähigkeit des<br />
Präsidenten führten zu einer<br />
innenpolitischen Krise. Das nigerianische<br />
Parlament ernannte<br />
Jonathan am 9. Februar 2010<br />
zum amtierenden Präsidenten<br />
und berei-ts am 17. März löste<br />
dieser die Regierung auf. Kurz<br />
nach dem Tod Yar’Aduas am<br />
5. Mai 2010 wurde Jonathan<br />
als Präsident vereidigt; bei den<br />
Präsidentschaftswahlen 2011<br />
wurde er für vier weitere Jahre<br />
im Amt bestätigt. Die Präsidentschaftswahl<br />
in Nigeria<br />
2015 wurde durch den Kandidaten<br />
der Opposition, Muhammadu<br />
Buhari gewonnen.<br />
Der Nigeria-Experte Heinrich<br />
Bergstresser äußerte zuvor in<br />
einem Interview mit Martin<br />
Zagatta vom Deutschlandfunk,<br />
dass es ein politisch-kultureller<br />
Fortschritt in Nigeria wäre,<br />
wenn es gelänge, einen Amtsinhaber<br />
in demokratischer Weise<br />
aus dem Amt zu wählen.<br />
Parteien<br />
Seit der Aufhebung des Parteienverbots<br />
unter Sani Abacha im<br />
Jahr 1998 hat sich eine große<br />
Vielfalt an Parteien entwickelt.<br />
Bei den Wahlen 2003 ging die<br />
1998 gegründete konservativliberale<br />
People’s Democratic<br />
Party (PDP) als stärkste Partei<br />
hervor. Weitere Parteien sind<br />
die konservative All Nigeria<br />
People’s Party (ANPP; hervorgegangen<br />
aus der All People’s<br />
Party), die liberale Alliance<br />
for Democracy (AD) und der<br />
ebenfalls liberale Action Congress<br />
(AC).<br />
Justizwesen<br />
Wie in vielen föderalen Staaten<br />
gibt es sowohl im zivilrechtlichen<br />
als auch im<br />
strafrechtlichen Bereich ein<br />
komplexes, von Pluralismus<br />
geprägtes Rechtssystem. Neben<br />
dem Bundesrecht gibt es für<br />
jeden der 36 Bundesstaaten eigene<br />
Rechtsgrundlagen. Neben<br />
dem Angelsächsischen Recht<br />
aus dem Common Law existiert<br />
muslimisches Recht und für den<br />
zivilrechtlichen Bereich vielfach<br />
zusätzlich ethnisch definierte<br />
gewohnheitsrechtliche Grundlagen.<br />
Recht wird gesprochen<br />
nach Wohnort, nach ethnischer<br />
Zuschreibung und nach Religionszugehörigkeit.<br />
Für das<br />
Strafrecht sieht die Verfassung<br />
seit 1999 vor, dass die Gesetze<br />
von einer gesetzgebenden Versammlung<br />
verabschiedet und in<br />
englischer Sprache schriftlich<br />
niedergelegt sein müssen. Die<br />
muslimischen Strafgesetzbücher<br />
des Nordens sind nicht in jedem<br />
Bundesstaat dieselben und<br />
sie unterscheiden bei Strafmaß<br />
und Vergehen nach Religionszugehörigkeit<br />
(beispielsweise<br />
Alkoholkonsum und -vertrieb).<br />
Auf internationaler Ebene ist<br />
Nigeria an internationale Men-<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
23<br />
schenrechtsstandards gebunden<br />
und war Unterzeichner der<br />
Kairoer Erklärung der Menschenrechte<br />
im Islam.<br />
Frauenbewegung<br />
Bereits vor 150 Jahren entstand<br />
in Nigeria unter Führung der<br />
Dichterin Nana Asma’u die<br />
Yan’Taru Bewegung, eine islamisch<br />
religiöse Bewegung,<br />
die sich die Weitergabe von<br />
religiösem sowie alltäglichen<br />
Wissen von Frauen an Frauen<br />
zum Ziel gesetzt hatte. Heute<br />
gibt es eine Anzahl säkularer<br />
sowie religiöser Frauen, die sich<br />
als Aktivistinnen oder Akademikerinnen<br />
für Frauenrechte<br />
einsetzen. Zu den wichtigsten<br />
Frauenorganisationen gehören<br />
u. a. Women In Nigeria, dem<br />
National Council of Women’s<br />
Societies, der Women’s Aid<br />
Collective und der Federation<br />
of Muslim Women’s Association<br />
in Nigeria. Wichtige Namen<br />
der Frauenbewegung sind<br />
beispielsweise Ayesha Imam<br />
und Joy Ezeilo.<br />
Außenpolitik<br />
Nigeria ist nach Ansicht vieler<br />
Beobachter der mächtigste Staat<br />
Westafrikas. Entsprechend hat<br />
es den Vorsitz der ECOMOG,<br />
des Sicherheitsapparats der<br />
ECOWAS inne. Darüber hinaus<br />
ist es Mitglied zahlreicher internationaler<br />
Organisationen,<br />
darunter:<br />
<strong>Afrika</strong>nische Union<br />
Commonwealth<br />
ECOWAS<br />
Außerdem strebt Nigeria einen<br />
ständigen Sitz im Sicherheitsrat<br />
der Vereinten Nationen an, in<br />
dem bisher kein afrikanisches<br />
Land dauerhaft vertreten ist.<br />
NEPAD (welche auf Initiative<br />
Nigerias gegründet wurde)<br />
OPEC (seit 1971)<br />
OIC (seit 1986).<br />
Nigeria ist Mitglied der Internationalen<br />
Kakao-Organisation.<br />
2008 wurde ein seit 1981 bestehender,<br />
gewaltsamer Grenzkonflikt<br />
mit Kamerun endgültig<br />
beigelegt.<br />
Alessandra Rametta<br />
DOSSIER NIGERIA<br />
23
24<br />
Shell<br />
means Hell<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
25<br />
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
25<br />
Während im Norden Nigerias<br />
die Terrororganisation Boko<br />
Haram sein Unwesen treibt, ist<br />
es im Süden ein anderer Akteur,<br />
der Menschen gewaltsam ihrer<br />
Lebensgrundlage beraubt.<br />
Der Milliardenkonzern Shell<br />
ist Beteiligter an einem stillen<br />
Krieg, der zwar ohne Gewehre<br />
und Bomben geführt wird,<br />
jedoch ebenso tödliche Folgen<br />
hat.<br />
Nigeria ist der größte<br />
Erdölexporteur <strong>Afrika</strong>s und<br />
Shell war einer der ersten<br />
ausländischen Konzerne, die<br />
im westafrikanischen Staat Öl<br />
förderten. Seit über 50 Jahren<br />
ist der Milliardenkonzern Shell<br />
in Nigeria aktiv und beteiligt<br />
sich an der Ausbeutung der<br />
vorhandenen Erdölreserven. In<br />
der Bilanz des Unternehmens<br />
scheinen jedoch nicht nur<br />
Milliardengewinne auf,<br />
sondern auch die Beteiligung an<br />
der Exekution nigerianischer<br />
Umweltaktivisten, die<br />
Unterstützung diktatorischer<br />
Regime, Korruption und die<br />
langfristige Zerstörung der<br />
Lebensgrundlage tausender<br />
Menschen.<br />
Bewohner haben laut Shell Interesse an<br />
Umweltverschmutzung<br />
„Die Bewohner des Niger-<br />
Deltas haben ein Interesse<br />
an der Verschmutzung<br />
ihres Wohngebietes, da<br />
sie sich Geld erhoffen.“,<br />
sagt ein Shell-Sprecher zur<br />
Frage nach den massiven<br />
Umweltverschmutzungen<br />
im Süden Nigerias. Dort hat<br />
das Öl seine schmierigen,<br />
tödlichen Spuren hinterlassen.<br />
Die Fische schmecken nach<br />
Benzin, die Bäume sind tot<br />
und das Wasser vergiftet. Die<br />
Lebensgrundlage tausender<br />
Menschen ist de facto zerstört.<br />
Die Bewohner des Nigerdeltas<br />
lebten von der Fischerei und<br />
der Landwirtschaft. Beides ist<br />
heute nicht mehr möglich. Ein<br />
Sprecher von Shell unterstellt<br />
diesen Menschen nun, sie<br />
hätten die Verschmutzung<br />
ihres Wohngebietes nicht nur<br />
selbst verschuldet, sondern<br />
auch gewollt und würden<br />
auf Schadenersatzzahlungen<br />
spekulieren. Geld haben die<br />
meisten Betroffenen noch nie<br />
von dem Energieriesen erhalten.<br />
Nach der Ölkatastrophe 2008<br />
im Ogono-Gebiet zahlte Shell<br />
nun erstmals im Jänner diesen<br />
Jahres – 7 Jahre später – 50<br />
Millionen Euro Schadenersatz<br />
an die betroffenen Bewohner.<br />
Kritiker bemängeln, dass dieser<br />
Betrag zu gering sei, um die<br />
vorliegenden Umweltschäden<br />
zu beseitigen und den<br />
Betroffenen ein neues Leben<br />
zu ermöglichen. Außerdem<br />
zahle Shell diesen Betrag aus<br />
der Porto-Kassa, erläutert der<br />
Journalist und Nigeria-Experte<br />
Heinrich Bergstresser.<br />
Illegale und legale Diebstähle<br />
Die Öllecks in den Pipelines,<br />
die zu den katastrophalen Umweltschäden<br />
im Niger-Delta<br />
führen, seien die Folge illegaler<br />
Diebstähle und Sabotageakte,<br />
behauptet Shell auf seiner<br />
Website. In 75 Prozent der Fälle<br />
seien Diebe und Rebellengruppen<br />
für das auslaufende Öl verantwortlich,<br />
das die Natur, das<br />
Wasser und letztendlich die<br />
Menschen vergiftet. Die restlichen<br />
25 Prozent gehen demnach<br />
auf das Konto des Ölkonzerns,<br />
obwohl dieser abstreitet,<br />
alte und für Öllecks anfällige<br />
Rohre zu verwenden. „Shell war<br />
nie der primäre Verursacher“,<br />
so ein Sprecher des Unternehmens.<br />
Diverse Umweltorganisationen<br />
sehen das anders. Die<br />
Infrastruktur sei veraltet, die<br />
Wiederherstellung und Reparatur<br />
der beschädigten Pipelines<br />
würde nicht rasch genug oder<br />
gar nicht vorgenommen, sagt<br />
die Umweltschutzorganisation<br />
Greenpeace, die sich seit Jahren<br />
mit der Tätigkeit des Konzerns<br />
in Nigeria befasst.<br />
2011 gab die nigerianische Regierung<br />
eine umfassende Studie<br />
in Auftrag, die die Umweltsituation<br />
im Ogoni-Gebiet dokumentieren<br />
sollte. Durchgeführt<br />
wurde die Studie von dem<br />
Umweltprogramm der Vereinten<br />
Nationen (UNEP), finanziert<br />
von Royal Dutch Shell,<br />
einer Tochterorganisation des<br />
Shell-Konzerns. Dabei wurden<br />
wie erwartet dramatische Umweltverschmutzungen<br />
festgestellt.<br />
Im Rahmen der Untersuchung<br />
wurde unter anderem<br />
Shell als Schuldiger gelistet und<br />
ein umfangreicher Aktionsplan<br />
ausgearbeitet, der die Ölgesellschaft<br />
dazu verpflichten sollte,<br />
ihre Umweltstandards zu erhöhen<br />
und eine Reinigung des<br />
betroffenen Gebietes durchzuführen.<br />
Greenpeace-Sprecher<br />
Markus Meus kritisiert, dass<br />
diese Forderungen bis heute<br />
nicht umgesetzt wurden.<br />
Wikileaks enthüllt Shell-Einfluss auf nigerianische<br />
Regierung<br />
Im Dezember 2010 berichtet<br />
die Süddeutsche Zeitung über<br />
brisante Informationen, die<br />
die Enthüllungsplattform Wikileaks<br />
über Shells politischen<br />
DOSSIER NIGERIA<br />
25
26<br />
Einfluss in Nigeria veröffentlicht hatte. Den Berichten<br />
zufolge soll der Ölkonzern Mitarbeiter<br />
in alle wichtigen Ministerien in Nigeria eingeschleust<br />
haben, um stets über die aktuellen Entwicklungen<br />
im Ölsektor informiert zu sein. Die<br />
Shell-Managerin Ann Pickard soll, laut den veröffentlichten<br />
Daten, geprahlt haben, dass Shell<br />
die nigerianische Regierung infiltriert habe.<br />
Shells Einfluss auf die nigerianische Regierung<br />
sei unbestreitbar, weiß auch der Journalist und<br />
Nigeria-Experte Heinrich Bergstresser, dessen<br />
Buch „Nigeria: Macht und Ohnmacht am Golf<br />
von Guinea“ unter anderem die schmutzigen Ölgeschäfte<br />
in dem westafrikanischen Staat thematisiert.<br />
In der Amtszeit des ehemaligen Präsidenten<br />
Nigerias Jonathan Goodluck (2010-2015),<br />
habe die Korruption floriert, weiß Bergstresser.<br />
Nicht nur Shell habe sich an illegalen Geschäften<br />
beteiligt, auch andere nigerianische Ölgesellschaften<br />
steckten tief im Sumpf der Korruption.<br />
Doch jetzt weht ein anderer Wind im bevölkerungsreichsten<br />
Land <strong>Afrika</strong>s. Der aktuelle Präsident<br />
Muhammadu Buhari, der seit Mai 2015<br />
im Amt ist, ist ein erklärter Gegner aller korrupten<br />
Aktivitäten und hat als einer seiner ersten<br />
Amtshandlungen den gesamten Vorstand der<br />
National Nigerian Petroleum Company entlassen.<br />
Eine Nulltoleranzpolitik gegen jede Art von<br />
Korruption schreibt sich der amtierende Präsident<br />
auf seine Fahnen. Wie effektiv und realistisch<br />
diese Ankündigungen einzuschätzen sind,<br />
werde sich aber noch zeigen, meint Nigeria-Experte<br />
Bergstresser.<br />
Hinrichtungen von Umweltaktivisten in Nigeria<br />
den Hinrichtungen beschuldigt. Zeugen die<br />
gegen die Umweltaktivisten aussagten, sollen<br />
von Shell-Mitarbeitern bestochen worden sein.<br />
Unmittelbar vor der Verhandlung in New York<br />
erklärte sich Shell bereit, 15,5 Millionen Dollar<br />
Schadenersatz an die Hinterbliebenen der Opfer<br />
zu zahlen. Ob das Geld jemals wirklich bei<br />
den Betroffenen angekommen ist, bezweifelt<br />
Bergstresser. Der Großteil des Geldes wurde<br />
außerdem für die angefallen Prozesskosten<br />
aufgewendet. Der ermordete Umweltaktivist<br />
Ken Saro-Wiwa beklagte zu Lebzeiten die<br />
dramatischen Folgen der ausbeuterischen<br />
Erdölgewinnung und der rücksichtslosen<br />
Landerschließung des Energieriesen Shell.<br />
Solange der Rubel rollt, wird Shell seine<br />
umstrittenen Geschäfte im Niger-Delta weiter<br />
fortführen. Ob der neue Hoffnungsträger<br />
Nigerias, Muhammadu Buhari, den Öl- und<br />
Geldfluss in die Taschen der Eliten stoppen kann,<br />
bleibt abzuwarten. In der Zwischenzeit fließt<br />
weiter ungehindert Öl in die Gewässer des Niger<br />
und Geld in die Taschen des Milliardenkonzerns<br />
Shell.<br />
Katrin Pointner<br />
In der Vergangenheit war die politische Situation<br />
in Nigeria vor allem für Umweltaktivisten<br />
gefährlich. 1995 wurde der nigerianische<br />
Schriftsteller und Umweltschützer Ken Saro-<br />
Wiwa von der damaligen Militärdiktatur<br />
unter Sani Abacha nach einem kurzen Prozess<br />
zum Tode verurteilt und gehängt. Acht seiner<br />
Mitstreiter wurden ebenfalls hingerichtet. 2009<br />
zahlte Shell schließlich Schadenersatz an die<br />
Angehörigen der Opfer. Als Schuldeingeständnis<br />
sollte dies aber nicht gewertet werden, stellte<br />
der Milliardenkonzern klar. Vorausgegangen<br />
war den Schadenersatzzahlungen ein Prozess,<br />
der in den USA gegen den Ölkonzern geführt<br />
wurde. Shell wurde der Mitverantwortung an<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
27<br />
NEWS AFRIQUE<br />
Population : le Nigeria devant<br />
les Etats-Unis d’ici 35 ans, selon<br />
l’ONU<br />
Alors que la population mondiale devrait atteindre<br />
près de 10 milliards d’individus d’ici à 2050,<br />
l’essentiel de cette croissance se fera en Afrique,<br />
notamment au Nigeria, selon un rapport de<br />
l’ONU, mercredi.<br />
Le Nigeria est le pays dont la population augmente<br />
le plus rapidement, indique un rapport<br />
du Département des affaires économiques et<br />
sociales de l’ONU (DAES), publié ce mercredi<br />
29 juillet 2015. L’Afrique est le continent qui va<br />
participer le plus à la croissance de la population<br />
mondiale, dans les prochaines années, qui<br />
atteindra 8,5 milliards d’ici à 2030, selon les estimations<br />
onusiennes.<br />
Selon l’étude, intitulée "Perspectives démographiques<br />
mondiales : révisions 2015", le<br />
Nigeria devrait passer devant les Etats-Unis<br />
et devenir le troisième pays le plus peuplé au<br />
monde d’ici à 35 ans. Dans le reste du monde,<br />
l’Inde devrait passer devant la Chine, alors que<br />
les deux pays constituent respectivement 18 et<br />
19% de la population mondiale avec plus d’un<br />
milliard habitants chacun.<br />
La moitié de la croissance<br />
« L’essentiel de cette augmentation de la population<br />
mondiale peut être attribué à une liste<br />
réduite de pays à fécondité élevée, principalement<br />
situés en Afrique, ou aux pays dont les<br />
populations sont déjà importantes », rapporte<br />
le texte. Au cours des 35 prochaines années, le<br />
continent africain, qui a actuellement le taux de<br />
croissance le plus élevé, devrait constituer plus<br />
de la moitié de la croissance de la population<br />
mondiale.<br />
Alors qu’aujourd’hui, le Nigeria est le seul pays<br />
d’Afrique des 10 pays les plus peuplés, sur les<br />
neuf qui vont être responsables de la moitié de<br />
la croissance de la population, cinq devraient appartenir<br />
au continent africain. Il s’agit du Nigeria,<br />
de la République démocratique du Congo, de<br />
l’Ethiopie, de la Tanzanie et de l’Ouganda.<br />
La lutte contre la pauvreté plus difficile<br />
L’UNICEF avait déjà averti, en août 2014, que<br />
25% de la population mondiale sera en Afrique<br />
en 2050. Elle en représentera 40% d’ici la fin du<br />
siècle.<br />
Selon le rapport, cette augmentation rendra la<br />
lutte contre la pauvreté encore plus difficile. « La<br />
concentration de la croissance de la population<br />
mondiale dans les pays les plus pauvres présente<br />
un ensemble de défis et rend plus difficile la lutte<br />
contre la pauvreté et l’inégalité, l’éradication de<br />
la faim et de la malnutrition, et l’amélioration de<br />
la scolarisation et des systèmes de santé », a indiqué<br />
le Directeur de la division de la population<br />
de l’ONU, John Wilmoth.<br />
D’ici 2050, six pays devraient avoir une population<br />
de plus de 300 millions d’habitants : la<br />
Chine, l’Inde, l’Indonésie, le Nigeria, le Pakistan<br />
et les Etats-Unis. Parallèlement à cette croissance,<br />
la population mondiale va vieillir notamment en<br />
Europe où, d’ici 2050, 34% de la population aura<br />
plus de 60 ans tandis qu’ils seront 25% en Amérique<br />
Latine, dans les Caraïbes et en Asie.<br />
Ouganda : Museveni annonce sa<br />
candidature pour un 4ème mandat<br />
Samedi 1er Août 2015-Au pouvoir depuis 29 ans<br />
, le président de l’Ouganda, Yoweri Museveni, a<br />
annoncé vendredi qu’il serait candidat à sa propre<br />
succession en 2016.<br />
Cette annonce met fin à des mois de spéculations<br />
sur les plans du politicien, qui a été un allié clé de<br />
l’Occident, ainsi que le premier dirigeant africain<br />
à envoyer des forces de maintien de la paix en<br />
Somalie pour soutenir le gouvernement contre<br />
les militants islamiques.<br />
27
28<br />
Aux élections de 2016, le Président Yoweri Museveni<br />
Search Yoweri Museveni fera entre autres<br />
face à son ancien premier ministre, Amama<br />
Mbabazi.<br />
Yoweri Museveni a pris le pouvoir par la force<br />
en 1986 et a déjà été réélu trois fois depuis 1996.<br />
Il estime que le pays a besoin qu’il demeure à<br />
son poste après 2016 pour pouvoir poursuivre le<br />
développement économique.<br />
RDC : 480 plaintes d’abus sexuels<br />
contre des casques bleus<br />
2015-480 plaintes pour exploitation etabus sexuels<br />
Search abus sexuels ont été enregistrées contre<br />
des casques bleus de l’Onu entre 2008 et 2013,<br />
selon un rapport de l’ONU .<br />
Au total, quelque 480 plaintes d’abus et<br />
d’exploitation ont été logées contre desCasques<br />
bleus Search Casques bleus entre 2008 et 2013,<br />
dont le tiers concerne des enfants. La majorité<br />
de ces plaintes vise les missions en République<br />
démocratique du Congo, au Liberia, en Haiti et<br />
au Soudan du Sud.<br />
Dans ces pays, les Casques bleus échangeraient<br />
de l’argent, des bijoux, du parfum, des téléphones<br />
portables et plusieurs autres biens contre des faveurs<br />
sexuelles, malgré une interdiction formelle<br />
d’entretenir de telles relations.<br />
Les femmes interrogées par les Nations unies auraient<br />
déclaré être motivées par la faim, la pauvreté<br />
et le désir d’améliorer leurs conditions de<br />
vie.<br />
Côte d’Ivoire: Présidentielle, les<br />
ivoiriens appelés aux urnes le<br />
25 octobre prochain<br />
Les ivoiriens seront appelés aux urnes le 25 octobre<br />
prochain pour le premier tour de la présidentielle.<br />
L’information a été confirmée mercredi à l’issue<br />
du conseil des ministre par la voix du porte parole<br />
du gouvernement, comme constaté sur place<br />
par KOACI.<br />
Le Conseil a adopté un décret portant convocation<br />
du collège électoral pour le dimanche 25 octobre.<br />
“Il n’y a plus de retour possible, tout sera mis en<br />
œuvre pour tenir cette date” a déclaré à la presse<br />
Bruno Koné.<br />
Alors que les dépôts de candidature ont débuté<br />
depuis lundi, le président sortant, Alassane<br />
Ouattara, ultra favori du scrutin en l’absence de<br />
Laurent Gbagbo, l’a pour sa part déposé ce jour<br />
après avoir rendu public mardi soir la composition<br />
de son équipe de campagne.<br />
Tunisie : La peine de mort rétablie<br />
pour lut<br />
ter contre le terrorisme<br />
Samedi 25 Juillet 2015-LeParlement tunisien a<br />
adopté tard vendredi soir une nouvelle loi “antiterroriste”<br />
pour répondre à l’essor des attaques<br />
jihadistes.<br />
Rédigée à la suite des attentats de juin, la nouvelle<br />
loi prévoit entre autres la peine de mort<br />
pour crime terroriste ainsi que la possibilité de<br />
maintenir un suspect en garde à vue pendant 15<br />
jours sans avocat.<br />
Pour les organisations internationales, une telle<br />
atteinte aux libertés individuelles est intolérable.<br />
« Cette loi représente un danger réel pour les<br />
droits et les libertés en Tunisie, de nombreuses<br />
entorses aux normes internationales des droits de<br />
l’Homme » , a regretté Amna Guellali, représentante<br />
de Human Rights Watch à Tunis.<br />
Pour rappel, douze jours après l’attentat de<br />
Sousse, où 38 personnes ont été tuées dans un<br />
hôtel le 26 juin par un djihadiste tunisien, le gouvernement<br />
tunisien a décidé d’ ériger un mur de<br />
168 kilomètres le long de la frontière tuniso-libyenne.<br />
Les forces tunisiennes ont arrêté seize personnes<br />
suspectées de terrorisme et tué un jihadiste lors<br />
d’une série d’opérations dans la région de Bizerte<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />
NEWS
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
29<br />
(Nord).<br />
Afrique du Sud : Neuf policiers<br />
en justice pour le meurtre d’un<br />
chauffeur mozambicain<br />
Le procès de neuf policiers , inculpés pour le<br />
meurtre d’un chauffeur de taxi mozambicain en<br />
2013 s’est ouvert en Afrique du Sud.<br />
Mido Macia, 27 ans, est décédé le 26 février au<br />
commissariat de Daveyton, une township de<br />
la banlieue est de Johannesburg, après une interpellation<br />
mouvementée, dont les images ont<br />
choqué le monde entier.<br />
Dans une vidéo, on y voit le jeune homme, encerclé<br />
par les agents puis menotté et traîné au sol<br />
attaché à un fourgon de police sous les yeux des<br />
passants ahuris, à l’occasion d’un contrôle pour<br />
un taxi collectif mal garé.<br />
La victime est morte un peu plus de deux heures<br />
plus tard au commissariat.<br />
Les neuf policiers ont contesté les faits en décrivant<br />
Mido Macia Rechercher Mido Macia comme<br />
un homme violent, qui a résisté à son arrestation,<br />
après les avoir insultés.<br />
La police sud-africaine se rend régulièrement<br />
coupable de brutalités qui ternissent le bilan du<br />
pays en matière de respect des droits de l’homme.<br />
En Août 2012, des policiers avaient ouvert le<br />
feu sur des manifestants à la mine de platine de<br />
Marikana (nord) faisant 34 morts et 78 blessés.<br />
Découverte d’un immense gisement<br />
de gaz offshore au large<br />
de l’Égypte<br />
Le géant italien de l’énergie ENI a annoncé dimanche<br />
avoir découvert le “plus grand” gisement<br />
de gaz en Méditerranée, au large de l’Égypte. Une<br />
découverte qui aura des répercussions sur “la<br />
stabilité énergétique de la région” selon Rome.<br />
C’est le “plus grand “ gisement off-shore de gaz<br />
naturel des eaux territoriales de l’Égypte. Le géant<br />
italien de l’énergie Eni a annoncé dimanche<br />
la découverte de ce gisement, qui pourrait<br />
représenter un potentiel de 850 milliards de<br />
mètres cubes, sur “un secteur de 100 kilomètres<br />
carrés”, assure la compagnie dans un communiqué,<br />
parlant de “champ de gaz super-géant”.<br />
Le ministère égyptien du Pétrole a confirmé la<br />
découverte, faite à 1 450 mètres de profondeur,<br />
précisant que “les opérations de développement”<br />
devraient durer quatre ans.<br />
Le directeur général d’Eni, Claudio Descalzi,<br />
“s’est rendu au Caire pour informer le président<br />
égyptien Abdel Fattah al-Sissi de ce succès important,<br />
et discuter de la découverte avec le Premier<br />
ministre Ibrahim Mahlab”, selon le communiqué<br />
de la compagnie.<br />
Il devait aussi rencontrer le ministre du Pétrole<br />
Sherif Ismail.<br />
“Il s’agit de la plus grande découverte de gaz jamais<br />
faite en Égypte et en mer Méditerranée”, se<br />
félicite le groupe phare italien, assurant que cette<br />
découverte pourrait également “devenir l’une des<br />
plus grandes réserves de gaz naturel au monde”.<br />
“Extraordinaire résultat”<br />
Le communiqué d’Eni précise que cette découverte,<br />
“après son développement total”, va aider<br />
à couvrir “les besoins en gaz naturel de l’Égypte<br />
durant des décennies”.<br />
Le président du Conseil italien Matteo Renzi a<br />
téléphoné au président al-Sissi, pour “discuter<br />
ensemble de l’impact de cette découverte sur la<br />
stabilité énergétique de la Méditerranée et sur les<br />
perspectives de développement de la région”, a<br />
indiqué le palais Chigi.<br />
“Compliments à l’Eni pour cet extraordinaire résultat<br />
d’un travail de recherche qui s’insère dans<br />
le cadre des rapports entre l’Italie et l’Égypte,<br />
dans une optique de partenariat stratégique qui<br />
concerne plus généralement tout le continent africain”,<br />
a ajouté M. Renzi, dans un message de<br />
félicitations à M. Descalzi.<br />
Cette découverte a été effectuée dans la zone<br />
d’exploration “Zohr”, exploitée par l’Eni qui en<br />
détient la licence d’exploitation à 100 %, à la suite<br />
d’un appel d’offre que la compagnie avait remporté<br />
en janvier 2014.<br />
NEWS AFRIQUE<br />
29
30<br />
“Découverte historique”<br />
L’Eni va délimiter au plus vite le gisement pour<br />
assurer son développement rapide en utilisant au<br />
mieux les infrastructures déjà existantes, en mer<br />
et à terre.<br />
M. Descalzi a estimé que “cette découverte historique<br />
sera en mesure de transformer le scénario<br />
énergétique d’un pays entier qui nous accueille<br />
depuis 60 ans” (depuis 1954).<br />
Eni est le principal producteur d’hydrocarburants<br />
du pays avec une production de 200 000 barils<br />
d’équivalent pétrole par jour.<br />
M. Renzi se félicite d’”être l’ami” du président<br />
égyptien. Le plus grand pays du monde arabe<br />
a un intérêt stratégique et économique très important<br />
pour l’Italie, alors que la Libye voisine,<br />
où l’Italie a beaucoup investi, a sombré dans le<br />
chaos et connaît une montée de l’islamisme jihadiste,<br />
inquiétante pour l’Égypte.<br />
Quelle: AFP<br />
Tchad : exécution de dix membres<br />
présumés de Boko Haram<br />
Dix membres présumés du groupe islamiste nigérian<br />
Boko Haram, condamnés à mort vendredi<br />
pour leur implication dans l’attaque commise<br />
en juin à N’Djamena, ont été fusillés samedi par<br />
les autorités du pays.<br />
La sentence n’a pas tardé à être appliquée. Au<br />
terme de deux jours de procès, 10 membres présumés<br />
du groupe islamiste nigérian Boko Haram,<br />
condamnés à mort vendredi pour leur responsabilité<br />
dans le double attentat-suicide commis<br />
en juin à N’Djamena, ont été exécutés par balles<br />
samedi 29 août dans la capitale tchadienne, ont<br />
indiqué des sources judiciaire et sécuritaire.<br />
“Ils ont été fusillés ce matin dans un champ de<br />
tir situé au nord de N’Djamena”, ont assuré ces<br />
mêmes sources concordantes. Les 10 accusés<br />
avaient été condamnés à mort vendredi par la<br />
Cour criminelle de la capitale tchadienne.<br />
“Les armes saisies seront mises à la disposition<br />
de l’État tchadien, les substances psychotropes<br />
seront détruites”, avait aussi indiqué vendredi la<br />
cour dans son verdict auquel a eu accès l’AFP.<br />
Ce procès, ouvert mercredi, était le premier au<br />
Tchad de membres présumés de Boko Haram.<br />
Le “cerveau” tué<br />
Parmi les 10 personnes exécutées figure Mahamat<br />
Mustapha, alias Bana Fanaye, un Nigérian<br />
présenté par les autorités comme le “cerveau” des<br />
attaques du 15 juin : deux attentats-suicides simultanés<br />
contre le commissariat central et l’école<br />
de police de N’Djamena avaient alors fait 38<br />
morts, dont les trois kamikazes, et 101 blessés.<br />
Le 12 juillet, un nouvel attentat, revendiqué par<br />
Boko Haram, avait encore frappé N’Djamena<br />
: un kamikaze déguisé en femme s’était fait exploser<br />
sur le marché central, faisant au moins 15<br />
morts et 80 blessés.<br />
L’armée tchadienne est engagée dans une opération<br />
militaire régionale depuis le début de l’année<br />
contre l’insurrection islamiste de Boko Haram,<br />
qui s’est étendue au-delà du nord-est du Nigeria,<br />
son fief historique, vers les pays limitrophes :<br />
Tchad, Niger et Cameroun.<br />
Cette offensive a infligé de sérieux revers au<br />
groupe affilié à l’organisation État islamique (EI),<br />
mais les insurgés, qui ont perdu des territoires,<br />
continuent de multiplier attaques et attentats au<br />
Nigeria, comme au Tchad et au Cameroun.<br />
Quelle: AFP<br />
Chantage au roi du Maroc : qui<br />
sont les deux journalistes français<br />
incriminés ?<br />
Le grand reporter Éric Laurent et sa consœur Catherine<br />
Graciet sont soupçonnés d’avoir voulu extorquer<br />
3 millions d’euros à Mohammed VI. Une<br />
affaire qui risque de discréditer les investigations<br />
des journalistes travaillant sur le Maroc.<br />
“Du jamais vu, c’est d’une audace folle !” C’est<br />
par cette exclamation qu’Éric Dupond-Moretti,<br />
l’avocat du roi du Maroc, a commenté la tentative<br />
d’extorsion de fonds que les journalistes Éric<br />
Laurent et Catherine Graciet sont accusés d’avoir<br />
opérée à l’encontre de son client. Le reporter et sa<br />
consœur sont en effet soupçonnés d’avoir récla-<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />
NEWS
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31<br />
mé 3 millions d’euros à Mohammed VI pour ne<br />
pas qu’ils publient leur livre d’investigation sur<br />
le royaume chérifien. Jeudi 27 août, les deux auteurs<br />
ont été placés en garde à vue après leur interpellation<br />
à la sortie d’un restaurant parisien.<br />
Tout aurait commencé le 23 juillet, lorsqu’Éric<br />
Laurent a une première fois contacté le cabinet<br />
du roi en indiquant qu’il préparait un ouvrage<br />
à charge contre le monarque. Une première<br />
rencontre aurait été organisée à Paris avec un<br />
confrère marocain de Me Dupond-Moretti.<br />
“Écoutez, moyennant 3 millions d’euros, je ne<br />
publie pas mon livre, un livre que je prépare avec<br />
Catherine Graciet”, aurait dit franco le journaliste<br />
à l’avocat.<br />
Guet-apens<br />
Immédiatement après le rendez-vous, le royaume<br />
du Maroc porte plainte en France, où le<br />
parquet de Paris ouvre une enquête préliminaire<br />
sur les agissements des deux reporters. D’autres<br />
rencontres auraient ensuite été organisées mais<br />
cette fois sous la surveillance des enquêteurs. À<br />
ces occasions, le journaliste d’investigation aurait<br />
renouvelé son offre. Trois juges d’instruction<br />
sont alors saisis. Et un ultime guet-apens, digne<br />
des romans d’espionnage, est discrètement organisé.<br />
Jeudi, lors de la dernière entrevue, enregistrée<br />
par la police française, Éric Laurent<br />
se serait ainsi vu remettre une avance de 80 000<br />
euros par un contact marocain avec qu’il s’était<br />
préalablement entendu sur une transaction de 2<br />
millions d’euros.<br />
Une affaire rare qui ne laisse d’étonner dans les<br />
milieux journalistiques. Car Éric Laurent est loin<br />
d’être un perdreau de l’année. Âgé de 68 ans, cet<br />
ancien du “Figaro” et collaborateur régulier de<br />
France Culture est l’auteur de nombreux livres<br />
d’enquête s’attachant à dévoiler “la face cachée<br />
de…”. Ses domaines de prédilection ? Le monde<br />
de la finance, le commerce du pétrole, la politique<br />
extérieure américaine... Tout ce qui fleure<br />
bon les manipulations, les réseaux occultes et les<br />
secrets d’État.<br />
De l’hagiographie aux livres à charge<br />
Le grand reporter n’a pas toujours donné dans<br />
l’investigation à charge. En 1993, il avait signé<br />
“La mémoire d’un roi”, un livre d’entretiens avec<br />
l’ancien monarque Hassan II, père de Mohammed<br />
VI, “réalisé en bonne entente avec le palais”<br />
comme le rappelle l’hebdomadaire “Jeune<br />
Afrique”. En 1999, il publiait un autre complaisant<br />
recueil d’interviews, cette fois-ci avec Henri<br />
Konan Bédié, alors président de la Côte d’Ivoire.<br />
Mais Éric Laurent s’est surtout fait connaître<br />
pour son traitement controversé des attentats<br />
contre les tours du World Trade Center. Dans<br />
un ouvrage intitulé “La Face cachée du 11-Septembre”,<br />
le spécialiste ès questions géopolitiques<br />
s’employait à pointer les contradictions de la version<br />
officielle des faits, tout en se défendant de<br />
verser dans les thèses “complotistes”.<br />
Malgré ce travail de recherche jugé fantaisiste,<br />
Éric Laurent a suffisamment de gages de sérieux<br />
pour avoir été publié dans les plus grandes<br />
maisons d’édition. Comme l’a rapporté à “Libération”<br />
son éditeur au Seuil, l’entregent du journaliste<br />
aurait contribué à la publication des ouvrages<br />
de son fils, Samuel Laurent, spécialiste du jihad<br />
dont les analyses sont pourtant critiquées pour<br />
leur mince fiabilité.<br />
De fait, c’est surtout au Maroc qu’Éric Laurent<br />
a eu mauvaise presse. La faute à son précédent<br />
ouvrage co-écrit avec Catherine Graciet, “Le Roi<br />
prédateur”, un livre accusateur sur Mohammed<br />
VI qui avait valu au quotidien espagnol “El Pais”<br />
d’être interdit sur le territoire marocain pour en<br />
avoir publié les bonnes feuilles.<br />
“Triste histoire”<br />
Jusqu’à l’affaire du chantage présumé, la carrière<br />
de sa collaboratrice ne souffrait, elle, d’aucune<br />
ombre au tableau. “Je suis sous le choc [...] Je<br />
savais que Catherine avait ce projet [de livre].<br />
Si les faits sont avérés, c’est très surprenant de la<br />
part de Catherine. Elle n’a pas le profil pour ce<br />
type de délit”, a réagi auprès de l’AFP le journaliste<br />
Nicolas Beau avec qui elle a signé plusieurs<br />
livres, dont “La Régente de Carthage” sur Leïla<br />
Trabelsi, épouse de l’ex-président tunisien Zine<br />
el-Abidine Ben Ali.<br />
Catherine Graciet a également écrit “Sarkozy-<br />
Kadhafi, histoire secrète d’une trahison”, où un<br />
ancien responsable politique libyen donne du<br />
crédit aux accusations de financement de la campagne<br />
de l’ancien président français Nicolas Sarkozy<br />
par le régime de Mouammar Kadhafi.<br />
En attendant que la lumière soit faite sur l’affaire,<br />
la profession s’inquiète déjà de ses conséquences.<br />
“Si cette affaire de chantage est vraie, elle va porter<br />
préjudice à tous les journalistes qui essayent<br />
31
32<br />
de faire un travail honnête et parfois critique envers<br />
la monarchie”, indique à France 24, Aïcha<br />
Akalay, directrice de la rédaction Internet de<br />
l’hebdomadaire marocain “Tel Quel”.<br />
“C’est une triste histoire qui risque de déconsidérer<br />
le travail de ceux qui essaient de donner<br />
une image objective du Maroc, a pour sa part<br />
déploré à l’AFP Gilles Perrault, auteur en 1990<br />
de ‘Notre ami le roi’, un ouvrage très critique à<br />
l’endroit des 30 années de règne d’Hassan II. Cela<br />
risque de déconsidérer à l’avance toute critique.”<br />
Quelle: France 24<br />
Tansania: 130.000 Flüchtlinge<br />
gegen Cholera geimpft<br />
Die internationale medizinische Hilfsorganisation<br />
Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans<br />
Frontières (MSF) hat ende Juli im überbelegten<br />
Flüchtlingslager Nyarugusu in Tansania eine<br />
Impfkampagne gegen Cholera abgeschlossen.<br />
In dem Lager leben burundische und kongolesische<br />
Flüchtlinge unter verheerenden Umständen;<br />
es braucht dringend Verbesserungen bei<br />
den hygienischen Bedingungen.<br />
Die zweite Runde der Impfkampagne, die im<br />
Mai als Reaktion auf einen Choleraausbruch unter<br />
den Flüchtlingen gestartet wurde, wurde am<br />
27. Juli abgeschlossen. Die Schluckimpfung, die<br />
in zwei Dosen verabreicht werden muss, bietet<br />
einen hohen Schutz gegen die Krankheit. Doch<br />
um Cholera vorzubeugen, braucht es auch Maßnahmen<br />
im Hygienebereich – die unter den derzeitigen<br />
Umständen im Lager kaum umsetzbar<br />
sind.<br />
„Die Impfung ist ein wichtiges und schnell<br />
wirksames Mittel, um Todesfälle zu vermeiden.<br />
Doch um weitere Choleraausbrüche zu verhindern,<br />
müssen dringend die Hygienebedingungen<br />
im Lager verbessert werden“, betont Sita<br />
Cacioppe, die Notfallkoordinatorin von Ärzte<br />
ohne Grenzen in Nyarugusu.<br />
Die Impfkampagne wurde in Zusammenarbeit<br />
mit den tansanischen Gesundheitsbehörden, der<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem<br />
UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) durchgeführt.<br />
Bei der ersten Impfrunde im Juni erhielten<br />
rund 107.000 Personen die erste Impfdosis – das<br />
entspricht 92 Prozent der Lagerbevölkerung.<br />
Doch rund um die Wahlen in Burundi<br />
flüchteten weitere tausende Menschen über die<br />
Grenze nach Tansania. Laut dem UNHCR sind<br />
seit der ersten Impfrunde rund 20.000 weitere<br />
Flüchtlinge im Lager angekommen. Deshalb<br />
wird demnächst eine zusätzliche Impfrunde<br />
stattfinden, bei der die Neuankömmlinge,<br />
deren allgemeiner Impfstatus unklar ist, ihre<br />
zweite Dosis erhalten.<br />
Innerhalb von drei Monaten ist die Zahl der<br />
Menschen in Nyarugusu um mehr als das Dreifache<br />
angestiegen. Etwa 82.000 Menschen sind<br />
vor den politischen Unruhen und der Gewalt<br />
in Burundi geflohen. Sie teilen sich nun das Lager<br />
mit den rund 64.000 Kongolesen, die bereits<br />
seit fast zwanzig Jahren in Nyarugusu leben.<br />
Die Infrastruktur des Lagers ist in der Folge fast<br />
zusammengebrochen; die Hilfsorganisationen<br />
vor Ort haben große Mühe, ausreichend Wasser,<br />
Nahrung und Unterkünfte bereitzustellen. Die<br />
Neuankömmlinge leben zusammengepfercht in<br />
überfüllten Massenzelten unter erbärmlichen<br />
Bedingungen, die auch gesundheitliche Auswirkungen<br />
haben. Das Risiko für Krankheitsausbrüche<br />
ist unter diesen Umständen besonders<br />
hoch.<br />
„Die Menschen leben in überfüllten Zelten,<br />
überall ist Staub. Die Nächte sind kalt. Manchmal<br />
müssen sie stundenlang anstehen, um Wasser<br />
zu bekommen. Obwohl Malaria die häufigste<br />
Krankheit ist, haben wir auch viele Patienten mit<br />
Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen,<br />
die auf die schlechten Hygienebedingungen<br />
zurückzuführen sind“, sagt Cacioppe. „Mit der<br />
kommenden Regenzeit könnte sich die Lage sogar<br />
noch verschärfen, da viele Zelte an Standorten<br />
stehen, die hochwassergefährdet sind.“<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
33<br />
Neben den medizinischen<br />
Tätigkeiten hat Ärzte ohne<br />
Grenzen auch ein System zur<br />
Wassergewinnung und -aufbereitung<br />
eingerichtet und verteilt<br />
täglich mehr als 280.000<br />
Liter Wasser an fünf Standorten<br />
im Lager. Doch es gibt<br />
weiterhin Versorgungslücken.<br />
„Wir weisen die Leute immer<br />
wieder darauf hin, dass sie sich<br />
die Hände mit Seife waschen<br />
sollen, um Krankheiten zu vermeiden.<br />
Doch einige haben seit<br />
ihrer Ankunft noch nicht einmal<br />
ein Stück Seife erhalten.<br />
Wir planen eine Verteilaktion,<br />
doch wir hoffen auf die Unterstützung<br />
anderer Hilfsorganisation,<br />
damit wir uns auf<br />
die medizinischen Bedürfnisse<br />
konzentrieren können“, so Cacioppe.<br />
Ärzte ohne Grenzen ist seit Mai<br />
im Lager tätig und arbeitet gemeinsam<br />
mit dem tansanischen<br />
Roten Kreuz in zwei Kliniken.<br />
Kürzlich wurde das therapeutische<br />
Ernährungszentrum erweitert,<br />
in dem schwer mangelernährte<br />
Kinder betreut werden.<br />
Während der Impfkampagne<br />
waren auch sämtliche Kinder<br />
unter fünf Jahren auf Mangelernährung<br />
untersucht worden.<br />
33
34<br />
Mediterranean<br />
Migrant Cemetery<br />
“The tragedy of migrants in the Mediterranean<br />
is a humanitarian and a development<br />
crisis.<br />
These desperate people pay thousands of Euros<br />
to criminal people traffickers by taking out<br />
huge loans or selling family assets. They pay for<br />
the dubious privilege and in many cases<br />
they pay with their lives; a slow and<br />
painful death in the Mediterranean Sea.<br />
This is the measure of their despair and<br />
the tragic result of modern dysfunctional<br />
migration.<br />
Prior to reaching North Africa, migrants have<br />
already exposed themselves to perilous journeys<br />
from their countries of origin, witnessing<br />
en route, the deaths of co travellers, often<br />
friends and family. To believe they will not take<br />
the final risk of crossing into Europe is absurd.<br />
To offer no search and rescue in the face of this<br />
humanitarian emergency is to spectate as thousands<br />
perish. As Italian Prime Minister Matteo<br />
Renzi has said, the Mediterranean should not<br />
become a cemetery for migrants.<br />
protect life, limb and liberty; or to enhance<br />
livelihood and lifestyle. This is not about border<br />
controls and security measures. It is about implementing<br />
longer term strategic programmes<br />
which prevent dysfunctional migration.<br />
These programmes should enable viable livelihoods,<br />
good enough for people not to resort to<br />
such perilous journeys of despair. Policymakers<br />
in Europe and Africa must face<br />
up to these dual factors and address them<br />
openly and honestly”.<br />
Statement by Gibril Faal OBE – Interim<br />
Director of AEDP<br />
Gibril Faal is an international development<br />
expert, advising governments, agencies and<br />
institutions around the world. On 3 October<br />
2013, he delivered a keynote address to the<br />
United Nations General Assembly to open the<br />
UN High Level Dialogue on Migration and<br />
International Development. Gibril is AEDP’s<br />
Interim Director; he was the Chairman of African<br />
Foundation for Development (AFFORD)<br />
until 2014.<br />
People migrate for two broad reasons; to<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
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35<br />
Oikocredit<br />
Experten aus <strong>Afrika</strong>, Know-how aus<br />
Österreich<br />
Neun Agrarexperten aus vier afrikanischen Ländern<br />
vertieften auf die Initiative von Oikocredit<br />
Austria, einer Entwicklungsgenossenschaft, acht<br />
Wochen lang in Österreich ihr Wissen in Sachen<br />
Landwirtschaft. So wurden aus den Experten<br />
wichtige Multiplikatoren für ihre Regionen.<br />
Seit der Gründung der internationalen Entwicklungsgenossenschaft<br />
Oikocredit vor 40 Jahren in<br />
den Niederlanden besteht eine große Nähe zum<br />
Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe durch Bildung.<br />
Dieses Jahr führte die Genossenschaft zusammen<br />
mit dem Land Oberösterreich einen Landwirtschaftslehrgang<br />
der besonderen Art durch.<br />
Oikocredits Ansatz ist es, neben der Refinanzierung<br />
von Mikrokrediten durch Ausbildungen<br />
selbstständige wirtschaftliche Tätigkeiten und<br />
Existenzgrundlagen aufzubauen und persönliche<br />
Kompetenzen zu stärken.<br />
Die Kursteilnehmer aus Ruanda, Tansania, Kenia<br />
und Uganda wollten ihre Zukunftsperspektiven<br />
und auch die ihrer Mitmenschen mit dem<br />
gewonnenen Wissen stärken. Erklärtes Ziel war<br />
es, den Teilnehmern österreichisches Landwirtschaftswissen<br />
zu vermitteln, um dieses in den<br />
vier afrikanischen Ländern zu verbreiten.<br />
Am Programm standen der interkulturelle Austausch<br />
sowie theoretische und praktische Lehreinheiten.<br />
Gelehrt wurden unter anderem Betriebswirtschaft,<br />
Produktion, Vermarktung und<br />
Unternehmenskompetenz. Hinzu kamen Praxiseinsätze<br />
auf österreichischen Bauernhöfen<br />
und in Betrieben. Besonders die persönlichen<br />
Erfahrungen und Eindrücke vom Alltag der österreichischen<br />
Bauern und Produzenten haben<br />
die Teilnehmer auf zahlreiche Geschäftsideen<br />
gebracht.<br />
Marmelade, Heu und Hasen<br />
Das Bild der Bauernhofidylle, oft ein Marmeladebrot,<br />
zusammengerollte Heuballen in einer<br />
wunderschönen Landschaft und Hasen im Stall,<br />
ist durchaus ein Klischeebild. Shema Placide<br />
Nshimiyaimana, einer der Teilnehmer des Lehrgangs<br />
aus Ruanda, hat seine Liebe zu Marmelade<br />
entdeckt. Weder Himbeeren noch das Prinzip<br />
des Einkochens kannte er. Nach dem in Ruanda<br />
viel Obst produziert, aber nicht weiterverarbeitet<br />
wird, hat ihn das erlernte Marmeladeeinkochen<br />
zu einer Unternehmensidee gebracht: Marmelade<br />
produzieren und verkaufen.<br />
Hawa Omary Shomary möchte die Milchproduktion<br />
in Tansania ankurbeln. In der Regenzeit<br />
sind die Kühe gut genährt und geben entsprechend<br />
Milch. Nur in der Trockenzeit gibt es<br />
wenig Futter und die Produktion fällt ab. Dies<br />
will sie ändern, in dem sie Heu macht und in<br />
der Trockenzeit an die Milchkühe füttert. Bisher<br />
35
36<br />
war dies nicht üblich in ihrer Region. Auch wie man Käse macht hat Hawa gelernt und will aus der<br />
gesteigerten Milchproduktion feine Käsesorten herstellen und gewinnbringend verkaufen.<br />
Kamau Muiruri Bedan aus Kenia ist überzeugt davon, dass mit einem Kredit für einige Bauern und<br />
der Zucht von Hasen Großes bewegt werden kann. Die Idee kam ihm, als er bei einem Bauern mitgearbeitet<br />
hat, der eine Hasenzucht betreibt. Die Geschäftsidee: Neben der Fleischproduktion auch<br />
Fell und Leder verkaufen. So könnte jeder Beteiligte ca. 100 Euro pro Monat verdienen. Viel Geld<br />
in einer Region, in der viele Familien kaum zwei Mahlzeiten auf den Tisch bringen.<br />
Alle Teilnehmer des Kurses haben gute Erfahrungen mit Kleinstkrediten gemacht und sind sich<br />
einig, dass sie durch die Weitergabe des gewonnenen Wissens Veränderungen in <strong>Afrika</strong> in Bewegung<br />
setzen können.<br />
Geld anlegen und Gutes tun<br />
Oikocredit ist eine genossenschaftliche Finanzierungseinrichtung und unterstützt Menschen in<br />
Armut durch die Refinanzierung sozial nachhaltig arbeitender Mikrofinanzinstitutionen, Genossenschaften<br />
und kleiner Unternehmen, sowie durch Trainings und Beratung. Das Geschäftsmodell<br />
von Oikocredit findet immer mehr Unterstützer. Weltweit gibt es 53.000 Anleger, die jährlich eine<br />
derzeitige Dividende von 2 Prozent erhalten und damit 37 Millionen Menschen erreichen. 86 Prozent<br />
der Kreditnehmer sind Frauen. Oikocredit ist in 63 Ländern aktiv und kooperiert mit 792<br />
Partnerorganisationen. Das Projektfinanzierungsportfolio liegt bei ca. 780 Millionen Euro.<br />
Julia Siart<br />
Investieren auch Sie in Gerechtigkeit!<br />
Photocredit Ingo Pertramer<br />
"Ich unterstütze Oikocredit als Anlegerin. Denn<br />
ich hab' großen Respekt vor dem Mut der Frauen,<br />
die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und nicht<br />
daran verzweifeln. Mithilfe eines kleinen Kredits;<br />
für uns nicht die Welt, aber für sie die Tür zu einem<br />
neuen Leben."<br />
Adele Neuhauser, Schauspielerin<br />
www.oikocredit.at<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
37<br />
Die Kursteilnehmer bei der Heuproduktion C Oikocredit Austria<br />
Hawa Omary Shomary inspiziert das Heu C Oikocredit Austria<br />
Die Kursteilnehmer im Lehrsaal C Oikocredit Austria<br />
POLITIK<br />
37
38<br />
Frontex steht mit dem<br />
Rücken zur Wand...<br />
Das EU-Grenzregime befindet<br />
sich in der Defensive. Warum<br />
das so ist, beschreiben Hagen<br />
Kopp und Sabine Eckart.<br />
Die zunehmende Sichtbarkeit<br />
des massenhaften Sterbens von<br />
Flüchtlingen im Mittelmeer<br />
scheint etwas in Bewegung gesetzt<br />
zu haben. Aktuell beteiligt<br />
sich sogar die Bundeswehr an<br />
der Rettung von Flüchtlingen<br />
auf dem Mittelmeer und<br />
die Daimler AG erklärt sich in<br />
Presserklärungen zum Vorreiter<br />
der Flüchtlingshelfer. Hat<br />
sich das Klima gewandelt?<br />
Hagen Kopp: Die aktuelle Situation<br />
ist ein Erfolg. Vor wenigen<br />
Monaten wurde Mare Nostrum<br />
abgeschafft. Die Politik<br />
hat auf Frontex mit der Operation<br />
Triton fokussiert. Mit dieser<br />
europäischen Entscheidung<br />
wurde das Sterbenlassen der<br />
Flüchtlinge zum Programm<br />
gemacht. Außerhalb einer<br />
30-Meilen-Zone sollten die<br />
Flüchtlinge sich selbst überlassen<br />
bleiben. Alle Rettungskapazitäten<br />
wurden systematisch<br />
heruntergefahren und vor diesem<br />
Hintergrund kam es im<br />
April zu mehreren Hundert Toten.<br />
Heute aber steht Frontex mit<br />
dem Rücken zur Wand. Es<br />
kommen so viele Menschen<br />
über das Zentrale Mittelmeer<br />
und die Ägäis nach Europa wie<br />
noch nie. Ganz verschiedene<br />
Akteure retten die Menschen<br />
bis ganz nah an der libyschen<br />
Küste. Darunter sind zivile<br />
Akteure wie die MOAS, das<br />
Schiff eines maltesischen Millionärsehepaars,<br />
die letztes Jahr<br />
schon damit angefangen haben<br />
und auch dieses Jahr Rettungseinsätze<br />
machen. Ärzte ohne<br />
Grenzen haben ein eigenes<br />
Boot vor Ort geschickt, mit ihnen<br />
sind wir im guten direkten<br />
Kontakt.<br />
Jetzt kommt auch noch die<br />
Seawatch, das kleine Boot aus<br />
Brandenburg, das in Deutschland<br />
große mediale Resonanz<br />
gefunden hat. Neben den zivilen<br />
Akteuren ist seit dem 8. Mai<br />
auch die Bundeswehr im Einsatz.<br />
Wir haben zum ersten Mal<br />
davon gehört, als wir am 8. Mai<br />
mit Bootsflüchtlingen Kontakt<br />
hatten, die uns direkt berichteten,<br />
dass da ein Boot mit<br />
einer deutschen Flagge käme.<br />
Wenn man sich vorstellt, dass<br />
die Bundesregierung noch im<br />
April gesagt hat, dass sie nichts<br />
ändern wolle und zwei Wochen<br />
später zwei Bundeswehr-Fregatten<br />
vorfahren müssen, ist<br />
das dem enormen öffentlichen<br />
Druck geschuldet.<br />
„Die Schande Europas“ – das<br />
Sterben an den europäischen<br />
Küsten, ist für keine politische<br />
Partei mehr hinnehmbar und<br />
deshalb wird jetzt gerettet. Das<br />
ist erstmal ein Erfolg der Hartnäckigkeit<br />
der Migrationsbewegung.<br />
Ist der 10-Punkte-Plan der EU<br />
also ausgesetzt?<br />
Kopp: In einem der zehn Punkte<br />
geht es um Rettung, in den<br />
anderen neun um Kriminalisierung,<br />
Repression und Militarisierung.<br />
Parallel zum Retten<br />
sitzt die EU an konkreten Planungen<br />
von Militärschlägen in<br />
Libyen, um die so genannten<br />
Schlepperstrukturen zu zerstören.<br />
Das wäre ein absoluter<br />
Wahnsinn. Aber es ist ernst gemeint,<br />
denn die Planungen sind<br />
überaus konkret.<br />
Man versucht sich vom UN-Sicherheitsrat<br />
ein Mandat dafür<br />
geben zu lassen und man verhandelt<br />
mit einer der beiden<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
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39<br />
POLITIK<br />
39
40<br />
40<br />
libyschen Regierungen, um auch von ihnen eine<br />
Erlaubnis zu erhalten. Die Militärschiffe, die<br />
jetzt retten, sind also in einer Doppelfunktion<br />
dort. Die Deutschen werden unserer Einschätzung<br />
nach nicht militärisch eingreifen. Aber<br />
ihre Überwachungsmöglichkeiten werden sie<br />
sicher gegebenenfalls in einem Nato-Militäreinsatz<br />
zur Verfügung stellen. Das ist hochproblematisch.<br />
Wie nehmen die politische Akteure der Migration<br />
im Süden, also beispielsweise die medico-<br />
Partner in Mali, die Haltung der EU wahr?<br />
Sabine Eckart: Sie stehen im Kontakt mit transnationalen<br />
Netzwerken und den Migranten,<br />
die sich an den nordafrikanischen Küsten befunden<br />
haben oder befinden. Die Militarisierung<br />
der Abschottung ist in den vergangenen 20<br />
Jahren ein Dauerthema. Sie beobachten, dass es<br />
für Frontex wichtig war, Abwehrerfolge vorzuweisen.<br />
Die Folge dieser Abschottung ist, dass sich die<br />
Migrations- und Fluchtrouten verschieben, die<br />
Wege immer gefährlicher werden und die Menschen<br />
höhere Risiken auf sich nehmen müssen.<br />
Dadurch wurde das Schlepperwesen, das jetzt<br />
medial im Mittelpunkt steht, erst alimentiert.<br />
Mehr Risiken bedeuten mehr Tote und sind<br />
Ergebnis einer Aufrüstung der Abschottung.<br />
Unsere Partner neh-men das als Krieg gegen die<br />
Migranten und die Flüchtlinge wahr.<br />
Dieser Krieg scheint ausgesetzt und fast alle<br />
werden gerettet, oder?<br />
Kopp: Wie viele sind fast? An dem Rekordrettungstag<br />
am 29. Mai wurden 4.243 Flüchtlinge<br />
in 25 Einsätzen gerettet. Trotzdem sind nach<br />
dem, was uns bekannt ist, 17 Flüchtlinge ums<br />
Leben gekommen. 17 zu viel. Deshalb haben wir<br />
vom Alarmtelefon einen alternativen 10-Punkte-Plan<br />
entworfen unter dem Titel „Fähren statt<br />
Frontex“. Als zentrale Forderung für legale sichere<br />
Zugangswege. Denn es ist nicht möglich,<br />
die Rettung so gut zu organisieren, dass niemand<br />
ums Leben kommt. Es bleibt hochgefährlich,<br />
wenn Menschen gezwungen sind, in<br />
kleinen Booten das Meer zu überqueren. Und<br />
das erleben wir am Alarmtelefon immer wieder<br />
live mit.<br />
Seit wann betreibt ihr das Alarmtelefon?<br />
Kopp: Wir betreiben das Telefon seit Oktober<br />
2014 zusätzlich zum Monitoring von Watch the<br />
Med, was ja eher ein Recherchieren und Rekonstruieren<br />
der Abschottungs- und Verdrängungsstrategien<br />
von Frontex im Mittelmeer war.<br />
Es geht uns darum, auch in Echtzeit agieren zu<br />
können, wenn Menschen in Seenot ge-raten.<br />
Rund um die Uhr sitzen ehrenamtliche Helfer<br />
am Telefon. Das klappt mittlerweile gut. Es sind<br />
etwa 100 Leute aus verschiedenen Städten und<br />
Ländern beteiligt.<br />
Wir bekommen täglich Anrufe von allen drei<br />
Fluchtrouten über das Meer. Wir sind quasi ein<br />
selbstorganisiertes Callcenter. Unsere Nummer<br />
ist in den migrantischen Communities verbreitet.<br />
Wir bleiben mit den Leuten auf See in Kontakt,<br />
wir laden ihnen ihre Satellitentelefone auf,<br />
denn sie sind zwar mit solchen Telefonen ausgerüstet,<br />
aber in Seenot ist ihr Guthaben schnell<br />
verbraucht. Mit diesen Anrufen können sie auch<br />
ihre GPS-Daten durchgeben. Diese Daten geben<br />
wir an die Leitstelle in Rom weiter und schauen<br />
auch, ob Handelsschiffe in der Nähe sind.<br />
Gerade in den letzten Wochen, als viele Einsätze<br />
gleichzeitig nötig waren, gab es viele Rettungen<br />
durch Cargoschiffe. Wir bekommen am Telefon<br />
unmittelbar mit, was mit den Flüchtlingen in<br />
Seenot passiert. Das MRCC in Rom (Maritim<br />
Rescue Coordination Centre) ist die zentrale<br />
Leitstelle für die Rettungsaktionen im zentralen<br />
Mittelmeer. Interessant ist, dass die Bundeswehr<br />
ihre beiden Schiffe diesem MRCC in Rom unterstellt<br />
hat und nicht Frontex mit Triton. Man<br />
kann unterstellen, dass von Rom aus zur Zeit<br />
wirklich alles getan wird, um zu retten. Und im<br />
Moment sind die Rettungskapazitäten relativ<br />
hoch.<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
41<br />
Wie ist die Situation in der Ägäis, die sich mit<br />
der neuen Regierung in Griechenland auch<br />
verändert hat?<br />
Kopp: Das ist eine ganz andere Situation, weil<br />
es sich um kurze Distanzen zwischen zehn und<br />
15 Kilometer handelt. Seit Jahren versuchen<br />
Leute mit kleinen Booten von der Türkei aus<br />
überzusetzen. Die brutalen Push Backs, also<br />
das Zurückdrängen der Menschen in türkische<br />
Gewässer, was die griechische Küstenwache über<br />
Jahre systematisch betrieben hat, wurden nach<br />
einer Anweisung der neuen griechischen Regierung<br />
nahezu vollständig eingestellt. Das waren<br />
Sondereinheiten, die maskiert und mit Waffen<br />
die Migranten ausgeraubt haben und dann<br />
aufs Meer zurückdrängten. Für die syrischen<br />
Flüchtlinge ist das die Hauptroute. Auf diesem<br />
Weg kommen fast so viele Flüchtlinge wie über<br />
das zentrale Mittelmeer. In den letzten sechs<br />
Monaten fast 50.000.<br />
Viele Akteure sind mit konkreter Rettung beschäftigt.<br />
Das ist wichtig. Gibt es aber darüber<br />
hinaus auch Perspektiven der Zusammenarbeit,<br />
um die strukturellen politischen Fragen, die die<br />
Menschen zur Flucht zwingen und auf diese gefährliche<br />
Wege leiten, anzugehen?<br />
Kopp: Rettung allein genügt nicht. Trotz der<br />
Operation Mare Nostrum sind letztes Jahr über<br />
3.500 Menschen im Mittelmeer gestorben. Damit<br />
kann sich niemand arrangieren. Alle diese Menschen<br />
könnten leben, wenn es legale Zugangswege<br />
gäbe. Unsere Forderung nach der Einrichtung<br />
von Fähren für die Flüchtlinge zielt politisch<br />
darauf ab. Es geht darum, das herrschende Visumsregime<br />
zu brechen. Und neue Visa-Regeln<br />
dürfen nicht mit einem neuen Lagerregime und<br />
neuem Selektionsprinzip einhergehen.<br />
Schnell möglich wäre die Vergabe von humanitären<br />
Visa für diejenigen, die hier ohnehin<br />
eine hohe Anerkennungsquote hätten. Sigmar<br />
Gabriel hat kürzlich diese Forderung aufgenommen.<br />
Auch im UNHCR wird das diskutiert, weil<br />
alle wissen, dass der Diskurs über die Schlepper<br />
völlig verlogen ist. Denn sobald es die Fähren<br />
gäbe, wäre das Schleppergeschäft erledigt. Es ist<br />
doch klar, dass die Schlepper ein Produkt des<br />
Grenzregimes sind.<br />
Was aber ist mit den Flüchtlingen, die wegen anderer<br />
struktureller Ursachen fliehen müssen?<br />
Kopp: Die EU und die europäischen Regierungen<br />
versuchen diese Flüchtlinge gegen Kriegsflüchtlinge<br />
auszuspielen. Das ist heuchlerisch,<br />
denn die EU gehört zu den großen Verursachern<br />
struktureller Fluchtgründe. Rettung und<br />
sichere Wege sind aktuell nötig und müssen für<br />
alle gelten, unabhängig von den Ursachen der<br />
Flucht.<br />
Eckart: Wenn wir über Rettung der Flüchtlinge<br />
reden, müssen wir auch die Rolle der Regierungen<br />
an der Südküste des Mittelmeers betrachten,<br />
die ein aktiver Teil des europäischen Grenzregimes<br />
sind. Wenn sie davon sprechen, dass sie<br />
Flüchtlinge gerettet haben, dann bedeutet das allzu<br />
häufig, dass sie Flüchtlinge unter Waffengewalt<br />
daran gehindert haben, nach Europa überzusetzen.<br />
Hiergegen müssen wir die Kräfte in<br />
den Ländern unterstützen, die ihre Regierung<br />
zu einer Umkehr in Sachen Flüchtlingspolitik<br />
bewegen können.<br />
In vielen Ländern gibt es zum Beispiel die Selbstorganisation<br />
der Angehörigen von Verschwundenen,<br />
die sich mittlerweile viel Gehör verschaffen.<br />
Auf dem Weltsozialforum dieses Jahr<br />
in Tunesien gab es die Überlegung, eine Angehörigen-Karawane,<br />
wie sie medico in Mexiko<br />
unterstützt, durchzuführen. Zum Beispiel von<br />
Nordafrika nach Italien. Es muss ein Recht zu<br />
gehen geben, aber auch ein Recht zu bleiben.<br />
Dazu gehört, dass die EU-Politik sich so ändern<br />
muss, dass die Menschen eine freie Wahl haben<br />
zu bleiben.<br />
Ganz sicher ist die gegenwärtige Lage ein Erfolg<br />
von Watch the Med und all den Aktivisten, die<br />
seit Jahren gegen das europäische Grenzregime<br />
kämpfen. Aber liegt es nicht auch daran, dass<br />
der Migrationsdruck trotz immer schwierigerer<br />
Wege nicht nachgelassen hat?<br />
POLITIK<br />
POLITIK<br />
41
42<br />
42<br />
Kopp: Die Hartnäckigkeit der Migrationsbewegung<br />
setzt die Bewegungsfreiheit<br />
durch. Die Migranten führen<br />
den Kampf um Bewegungsfreiheit<br />
selbst, auch indem sie die Risiken<br />
eingehen. Gestern sind 800 gestorben<br />
und heute setzen sich 5.000 Menschen<br />
wieder in die Boote. Das bringt derzeit<br />
das Grenzregime ins Wanken.<br />
Es gibt verschiedene und zum Teil<br />
überraschende Akteure, die diesen<br />
Druck aufgebaut haben. Zum Beispiel<br />
die Reeder. In einem Brief an Merkel<br />
haben sie dagegen protestiert, dass sie<br />
sich zwar bemühen, Flüchtlinge zu<br />
retten, es aber oft nicht gelingt, weil sie<br />
nicht dafür ausgerüstet sind.<br />
Ihr Brief hat meiner Ansicht nach<br />
wesentlich dazu beigetragen, dass die<br />
Bundesregierung die Fregatten der<br />
Bundeswehr mit dem Rettungsauftrag<br />
gesandt hat. Außerdem erleben wir<br />
seit dem verheerenden Unglück vor<br />
Lampedusa 2013 ein anhaltend großes<br />
Interesse der Journalistinnen und<br />
Journalisten. Das Medieninteresse ist<br />
hoch und sehr kritisch gegenüber dem<br />
Grenzregime. Ob Frontex, Triton, der<br />
EU-Plan – das wird alles in den Medien<br />
zerrissen. In den Medien spielt der<br />
kritische Blick die Hauptrolle.<br />
Eckart: Der stärkste Motor ist einfach<br />
die nackte Not. Die Menschen haben<br />
keine Alternative. Sie sitzen in einem<br />
Land wie Libyen, wo sie unter extremen<br />
Bedingungen leben müssen und<br />
nur eine Möglichkeit sehen, von dort<br />
schnellstmöglich wegzukommen. Man<br />
sollte das nicht idealisieren. Es handelt<br />
sich um Not, aus welchen konkreten<br />
Gründen sie auch immer fliehen.<br />
Hat sich die Wahrnehmung verschoben?<br />
Auch wenn jetzt die Retter im<br />
Blickpunkt stehen, werden die Migranten<br />
als Akteure wahrgenommen<br />
und nicht nur als Opfer.<br />
Eckart: Das ist richtig. Aber auch in<br />
dieser Community gibt es beides.<br />
Selbst unter den Migranten gibt es<br />
Eliten, die sich nicht mit den bedrohten<br />
Flüchtlingen solidarisieren und<br />
sich vor den Karren des Grenzregimes<br />
spannen lassen. Auch Migrantenvereine<br />
in Europa lassen sich benutzen.<br />
Was wirklich wichtig bleibt, ist die<br />
Selbstorganisation der Flüchtlinge.<br />
Kopp: Wenn ich von der Hartnäckigkeit<br />
rede, dann meint das auch den<br />
Mut der Verzweiflung, aber auch Mut<br />
zum Aufbruch. Es gibt die Flüchtlinge<br />
aus Krieg und Diktatur, aber auch<br />
Menschen, die einfach ein anderes<br />
Leben suchen. Wir hatten kürzlich in<br />
Frankfurt eine gemeinsame Veranstaltung,<br />
an der auch medico beteiligt war,<br />
auf der es vier kurze Statements von<br />
Flüchtlingen aus Hanau gab. Das waren<br />
vier Generationen von Boat-People.<br />
Das waren keine Opfer, sondern Akteure.<br />
Manche leben seit zehn Jahren<br />
hier, andere erst seit einem Jahr.<br />
Sie sagen, dass sie es sich erkämpft<br />
haben, hier zu sein und sie sich hier<br />
gemeinsam für ihre Rechte einsetzen.<br />
Sie haben sich in Hanau organisiert,<br />
um zu verhindern, dass die Lampedusa-Flüchtlinge,<br />
die in Hanau lebten,<br />
nach Italien zurückgeschickt werden.<br />
Und sie haben sich durchgesetzt. Die<br />
Selbstorganisation der Flüchtlinge in<br />
Deutschland hat mit dem Marsch von<br />
Würzburg nach Berlin im Jahr 2012<br />
einen großen Schub bekommen und<br />
sich seitdem definitiv weiterentwickelt.<br />
Wir waren gestern in Straßburg mit<br />
einer Boostaktion vor dem EU-Parlament<br />
und dort haben nur Migrantinnen<br />
und Migranten mit großem<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />
POLITIK
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
43<br />
Selbstbewusstsein gesprochen.<br />
Das ist ein sehr positiver Prozess.<br />
Auch bei unserem Alarmtelefon<br />
sind Leute dabei, die selbst über<br />
das Mittelmeer gekommen sind<br />
und sich nun engagieren.<br />
Eckart: Diese Menschen hatten<br />
auch großes Glück, dass sie<br />
auf eure Unterstützungsstruktur<br />
gestoßen sind. Diese Netzwerke<br />
sind von immenser Bedeutung,<br />
um die Migrantinnen und Migranten<br />
darin zu unterstützen,<br />
selbst in eine Sprechposition zu<br />
gelangen.<br />
Diese Unterstützernetzwerke<br />
umfassen in Deutschland ein<br />
ganz breites Spektrum von Menschen<br />
und politischen Gruppen.<br />
Wären sie in der Lage<br />
zu einer politischen Kraft zu<br />
werden, um das Grenzregime zu<br />
durchlöchern?<br />
Kopp: Gerade in der Frage der<br />
Umsetzung von Dublin und<br />
gegen das Abschieben von<br />
Flüchtlingen in die europäischen<br />
Erstankunftsländer erleben wir<br />
eine deutliche Politisierung. Zum<br />
Beispiel beim Kirchenasyl. In<br />
Hanau z.B. haben Menschen aus<br />
einer Kirchengemeinde die Aufforderung<br />
zur Willkommenskultur<br />
ernst genommen. Sie. haben<br />
sich mit Deutsch-Kursen und für<br />
die Versorgung der Flüchtlinge<br />
engagiert. So entstanden persönliche<br />
Beziehungen und Freundschaften.<br />
Als dann vier Flüchtlinge, zwei<br />
aus Syrien, zwei aus Afghanistan,<br />
nach Ungarn und Bulgarien<br />
angeschoben werden sollten,<br />
waren die Leute sehr empört.<br />
Erst fordert man sie auf, sich um<br />
die Flüchtlinge zu kümmern und<br />
dann schiebt man sie einfach ab.<br />
Sie haben die vier ins Kirchenasyl<br />
genommen und sind nun mit<br />
dem politischen System der Abschiebung<br />
konfrontiert.<br />
Das ist eine Politisierung, die<br />
zur Zeit sehr viele Leute erleben.<br />
Und es hat dazu beigetragen, dass<br />
auch Dublin faktisch gescheitert<br />
ist. Wer heute in Italien ankommt,<br />
der gibt momentan seltenst<br />
noch einen Fingerabdruck ab. Ich<br />
kenne noch Leute, die mit Elektroschock<br />
gezwungen wurden,<br />
ihren Fingerabdruck abzugeben.<br />
Das gibt es nicht mehr. Auch hier<br />
hat sich die Hartnäckigkeit der<br />
Migration durchgesetzt.<br />
Bedeutet das im Umkehrschluss,<br />
dass die besten Partner für eine<br />
EU-Abschottungspolitik die<br />
Länder vor Ort sind?<br />
Eckart: Die EU-Politik will die<br />
Migranten außer Sichtweite<br />
halten, sie wollen nicht die Toten<br />
und nicht die Bilder der Toten.<br />
Sie wollen nicht, dass die Medien<br />
es in der Form aufgreifen, wie<br />
es zur Zeit geschieht. Das ist ihr<br />
oberstes Ziel, weil sonst genau<br />
das entsteht, was Hagen beschreibt.<br />
Deswegen wollen sie die<br />
Transit- und zunehmend auch<br />
die Herkunftsländer in Nordund<br />
Westafrika in ihre Strategie<br />
einbinden. Früher funktionierte<br />
diese Einbindung durch Entwicklungshilfe<br />
und bilaterale Kooperationen.<br />
Heute sind viele Länder sehr<br />
willfährig, sie verhindern Migration<br />
auch ohne Druck. Selbst<br />
43
44<br />
44 FRONTEX STEHT MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND<br />
in Libyen versuchen sich die dortigen Strukturen<br />
gegenüber der EU als handlungsfähig zu<br />
präsentieren, ebenso in Marokko und Ägypten.<br />
Aber auch Länder wie Mauretanien sind da<br />
sehr wichtig. Hier hatten vor allen Dingen die<br />
Spanier das Interesse, den Zugangsweg zu den<br />
Kanaren zu schließen und das ist Frontex auch<br />
fast völlig gelungen.<br />
In den letzten Monaten ist Niger zunehmend<br />
in den Fokus der EU-Außenpolitik geraten.<br />
Vor wenigen Tagen haben die Außenminister<br />
Deutschlands, Frankreichs und Italiens in einem<br />
gemeinsamen unveröffentlichten Papier<br />
an die EU-Außenminister vorgeschlagen, die<br />
Eucap-Einsätze in Niger und Mali um den Bereich<br />
des Grenz- und Migrationsmanagements<br />
zu ergänzen. Wieso Niger?<br />
Eckart: Durch die erfolgreiche Einbindung von<br />
Ländern wie Mauretanien und Marokkko in das<br />
europäische Grenzregime haben sich die Routen<br />
verschoben und der Weg über Niger hat an Bedeutung<br />
gewonnen. Ein sehr gefährlicher Weg.<br />
Erst vor wenigen Tagen wurden fast fünfzig<br />
Leichen in der nigerischen Sahara gefunden.<br />
Menschen, die auf dem Weg nach Europa bereits<br />
mitten in <strong>Afrika</strong> verdurstet sind. Aufgrund<br />
der politischen Instabilität in Ländern wie Mali<br />
und der nach <strong>Afrika</strong> vorgelagerten Kontrolle der<br />
EU-Außengrenzen blieb ihnen nur die gefährliche<br />
Route über Niger und Libyen.<br />
Anders als die Toten, die die Mittelmeerüberquerung<br />
nicht überleben, spielen die Toten der<br />
Wüstendurchquerung in den europäischen Medien<br />
kaum eine Rolle. Mit dem Fokus auf Niger,<br />
wo die EU auch ein „Aufnahmezentrum<br />
für Flüchtlinge“ errichten will, kann die EU<br />
die Migranten und ihre Not außer Sichtweite<br />
halten. In Mali gab es bis Ende 2014 ein ähnliches<br />
Zentrum, das von Migranten allerdings gemieden<br />
wurde. In diesem klassischen Auswanderungsland<br />
in andere afrikanische Staaten ist<br />
es einer starken Zivilgesellschaft lange gelungen,<br />
die Unterzeichnung von Abkommen mit der EU<br />
im Rahmen des Grenzregimes zu verhindern.<br />
Trotz aller Probleme in Mali ist es der EU bis<br />
heute nicht gelungen, sie zur Unterschrift zu bewegen.<br />
Das zeigt, wie wichtig es ist, selbst vermeintlich<br />
kleine Strukturen der migrantischen<br />
Selbstorganisation zu unterstützen. Und sie<br />
werden jetzt noch wichtiger, weil die mit der<br />
Reform des Cotonou-Abkommens die afrikanischen<br />
Länder dazu bewegen will, entsprechende<br />
Vereinbarungen zu unterzeichnen. Da<br />
müssen unsere Partner in Mali Unterstützung<br />
bekommen, um den Druck bei ihrer Regierung<br />
aufrecht zu erhalten. Denn die EU wird nicht<br />
nachlassen und weiter versuchen, das Grenzregime<br />
zu verstärken.<br />
Hagen Kopp ist einer der Mitbegründer des<br />
bundesweiten Netzwerkes „kein mensch ist illegal“<br />
und aktiv in der lokalen Flüchtlingsinitiative<br />
„Lampedusa in Hanau“. Er hat das von<br />
medico unterstützte transnationale Projekt<br />
„Watch the Med“ sowie das damit verbundene<br />
„Alarmphone“ mitentwickelt – zwei Initiativen,<br />
mit denen Flüchtlinge und MigrantInnen<br />
in Seenot unterstützt werden und gleichzeitig<br />
Druck auf das europäische Grenzregime ausgeübt<br />
werden soll.<br />
Sabine Eckart ist bei medico international Projektkoordinatorin<br />
für den Bereich Migration<br />
und zugleich für die Region Westafrika zuständig.<br />
gesprochen. Das ist ein sehr positiver Prozess.<br />
Auch bei unserem Alarmtelefon sind Leute dabei,<br />
die selbst über das Mittelmeer gekommen<br />
sind und sich nun engagieren.<br />
Eckart: Diese Menschen hatten auch großes<br />
Glück, dass sie auf eure Unterstützungsstruktur<br />
gestoßen sind. Diese Netzwerke sind von immenser<br />
Bedeutung, um die Migrantinnen und<br />
Migranten darin zu unterstützen, selbst in eine<br />
Sprechposition zu gelangen.<br />
Diese Unterstützernetzwerke umfassen in<br />
Deutschland ein ganz breites Spektrum von<br />
Menschen und politischen Gruppen. Wären<br />
sie in der Lage zu einer politischen Kraft zu<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />
POLITIK
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werden, um das Grenzregime<br />
zu durchlöchern?<br />
Kopp: Gerade in der Frage der<br />
Umsetzung von Dublin und<br />
gegen das Abschieben von<br />
Flüchtlingen in die europäischen<br />
Erstankunftsländer erleben<br />
wir eine deutliche Politisierung.<br />
Zum Beispiel beim Kirchenasyl.<br />
In Hanau z.B. haben Menschen<br />
aus einer Kirchengemeinde die<br />
Aufforderung zur Willkommenskultur<br />
ernst genommen.<br />
Sie. haben sich mit Deutsch-<br />
Kursen und für die Versorgung<br />
der Flüchtlinge engagiert. So<br />
entstanden persönliche Beziehungen<br />
und Freundschaften.<br />
Als dann vier Flüchtlinge, zwei<br />
aus Syrien, zwei aus Afghanistan,<br />
nach Ungarn und Bulgarien<br />
angeschoben werden<br />
sollten, waren die Leute sehr<br />
empört. Erst fordert man sie<br />
auf, sich um die Flüchtlinge zu<br />
kümmern und dann schiebt<br />
man sie einfach ab. Sie haben<br />
die vier ins Kirchenasyl genommen<br />
und sind nun mit dem<br />
politischen System der Abschiebung<br />
konfrontiert.<br />
Das ist eine Politisierung, die<br />
zur Zeit sehr viele Leute erleben.<br />
Und es hat dazu beigetragen,<br />
dass auch Dublin faktisch gescheitert<br />
ist. Wer heute in Italien<br />
ankommt, der gibt momentan<br />
seltenst noch einen Fingerabdruck<br />
ab. Ich kenne noch Leute,<br />
die mit Elektroschock gezwungen<br />
wurden, ihren Fingerabdruck<br />
abzugeben. Das gibt es<br />
nicht mehr. Auch hier hat sich<br />
die Hartnäckigkeit der Migration<br />
durchgesetzt.<br />
Bedeutet das im Umkehrschluss,<br />
dass die besten Partner<br />
für eine EU-Abschottungspolitik<br />
die Länder vor Ort<br />
sind?<br />
Eckart: Die EU-Politik will die<br />
Migranten außer Sichtweite<br />
halten, sie wollen nicht die Toten<br />
und nicht die Bilder der Toten.<br />
Sie wollen nicht, dass die Medien<br />
es in der Form aufgreifen,<br />
wie es zur Zeit geschieht. Das<br />
ist ihr oberstes Ziel, weil sonst<br />
genau das entsteht, was Hagen<br />
beschreibt. Deswegen wollen<br />
sie die Transit- und zunehmend<br />
auch Herkunftsländer in<br />
Nord- und Westafrika in ihre<br />
Strategie einbinden. Früher<br />
funktionierte diese Einbindung<br />
durch Entwicklungshilfe und<br />
bilaterale Kooperationen.<br />
Heute sind viele Länder sehr<br />
willfährig, sie verhindern Mi-<br />
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gration auch ohne Druck. Selbst in Libyen versuchen<br />
sich die dortigen Strukturen gegenüber<br />
der EU als handlungsfähig zu präsentieren,<br />
ebenso in Marokko und Ägypten. Aber auch<br />
Länder wie Mauretanien sind da sehr wichtig.<br />
Hier hatten vor allen Dingen die Spanier das<br />
Interesse, den Zugangsweg zu den Kanaren zu<br />
schließen und das ist Frontex auch fast völlig gelungen.<br />
In den letzten Monaten ist Niger zunehmend<br />
in den Fokus der EU-Außenpolitik geraten.<br />
Vor wenigen Tagen haben die Außenminister<br />
Deutschlands, Frankreichs und Italiens in einem<br />
gemeinsamen unveröffentlichten Papier<br />
an die EU-Außenminister vorgeschlagen, die<br />
Eucap-Einsätze in Niger und Mali um den Bereich<br />
des Grenz- und Migrationsmanagements<br />
zu ergänzen. Wieso Niger?<br />
Eckart: Durch die erfolgreiche Einbindung von<br />
Ländern wie Mauretanien und Marokkko in<br />
das europäische Grenzregime haben sich die<br />
Routen verschoben und der Weg über Niger hat<br />
an Bedeutung gewonnen. Ein sehr gefährlicher<br />
Weg. Erst vor wenigen Tagen wurden fast fünfzig<br />
Leichen in der nigrischen Sahara gefunden.<br />
Menschen, die auf dem Weg nach Europa bereits<br />
mitten in <strong>Afrika</strong> verdurstet sind. Aufgrund<br />
der politischen Instabilität in Ländern wie Mali<br />
und der nach <strong>Afrika</strong> vorgelagerten Kontrolle der<br />
EU-Außengrenzen blieb ihnen nur die gefährliche<br />
Route über Niger und Libyen.<br />
Anders als die Toten, die die Mittelmeerüberquerung<br />
nicht überleben, spielen die Toten der<br />
Wüstendurchquerung in den europäischen Medien<br />
kaum eine Rolle. Mit dem Fokus auf Niger,<br />
wo die EU auch ein „Aufnahmezentrum<br />
für Flüchtlinge“ errichten will, kann die EU<br />
die Migranten und ihre Not außer Sichtweite<br />
halten. In Mali gab es bis Ende 2014 ein ähnliches<br />
Zentrum, das von Migranten allerdings gemieden<br />
wurde. In diesem klassischen Auswanderungsland<br />
in andere afrikanische Staaten ist<br />
es einer starken Zivilgesellschaft lange gelungen,<br />
die Unterzeichnung von Abkommen mit der EU<br />
im Rahmen des Grenzregimes zu verhindern.<br />
Trotz aller Probleme in Mali ist es der EU bis<br />
heute nicht gelungen, sie zur Unterschrift zu bewegen.<br />
Das zeigt, wie wichtig es ist, selbst vermeintlich<br />
kleine Strukturen der migrantischen<br />
Selbstorganisation zu unterstützen. Und sie<br />
werden jetzt noch wichtiger, weil die mit der<br />
Reform des Cotonou-Abkommens die afrikanischen<br />
Länder dazu bewegen will, entsprechende<br />
Vereinbarungen zu unterzeichnen. Da<br />
müssen unsere Partner in Mali Unterstützung<br />
bekommen, um den Druck bei ihrer Regierung<br />
aufrecht zu erhalten. Denn die EU wird nicht<br />
nachlassen zu versuchen, das Grenzregime zu<br />
verstärken.<br />
Hagen Kopp ist einer der Mitbegründer des<br />
bundesweiten Netzwerkes „kein mensch ist illegal“<br />
und aktiv in der lokalen Flüchtlingsinitiative<br />
„Lampedusa in Hanau“. Er hat das von<br />
medico unterstützte transnationale Projekt<br />
„Watch the Med“ sowie das damit verbundene<br />
„Alarmphone“ mitentwickelt – zwei Initiativen,<br />
mit denen Flüchtlinge und MigrantInnen<br />
in Seenot unterstützt werden und gleichzeitig<br />
Druck auf das europäische Grenzregime ausgeübt<br />
werden soll.<br />
Sabine Eckart ist bei medico international Projektkoordinatorin<br />
für den Bereich Migration<br />
und zugleich für die Region Westafrika zuständig.<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />
POLITIK
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47<br />
Die historische<br />
Zäsur des<br />
Arabischen<br />
Frühlings<br />
47
48<br />
48<br />
Mitte Dezember 2010<br />
verbrennt sich ein junger<br />
Tunesier, weil er keine Lebensperspektive<br />
mehr für<br />
sich sah. Kurz darauf begann<br />
in einem der repressivsten<br />
arabischen Länder<br />
ein Aufstand, der weite<br />
Kreise zog.<br />
Über Jahrzehnte galten der<br />
Nahe/Mittlere Osten und<br />
Nordafrika als Konfliktregionen<br />
und das arabischen Regime<br />
als autoritär und korrupt.<br />
Zugleich zeigten sich diese<br />
Regime aber als überwiegend<br />
stabil und anpassungsfähig.<br />
Symbolisiert wurde diese vermeintliche<br />
Stabilität durch<br />
Herrscher, die seit 20, 30 oder<br />
gar 40 Jahren an der Macht<br />
waren, wie Präsident Zine<br />
el-Abidine Ben Ali in Tunesien,<br />
Präsident Hosni Mubarak in<br />
Ägypten oder Revolutionsführer<br />
Muammar al-Gaddafi in<br />
Libyen. Zudem war das Bild<br />
der arabischen Welt geprägt<br />
von dynastischen Erbfolgen.<br />
Diese wurden nicht nur in den<br />
Monarchien der Region praktiziert<br />
– etwa in Marokko, Jordanien<br />
und Saudi-Arabien –,<br />
sondern auch im Präsidialsystem<br />
Syriens im Jahr 2000. Gerüchte<br />
über eine bevorstehende<br />
innerfamiliäre Machtübergabe<br />
(konkrete Hinweise darauf)<br />
gab es auch in Ägypten, Libyen<br />
und im Jemen.<br />
Der Funke der Revolte<br />
Dieses Bild begann sich schlagartig<br />
zu verändern, als Mitte<br />
Dezember 2010 in Tunesien,<br />
einem der repressivsten arabischen<br />
Staaten, die Verkrustung<br />
aufbrach. Im zentral-tunesischen<br />
Sidi Bouzid verbrannte<br />
sich der Gemüsehändler Mohamed<br />
Bouazizi, weil er keine Lebensperspektive<br />
mehr für sich<br />
sah. Seinem Fanal folgten Massenproteste,<br />
die von der Jugend<br />
der Mittelschicht initiiert und<br />
von breiten Teilen der Zivilgesellschaft<br />
mitgetragen wurden,<br />
vor allem von Gewerkschaften<br />
und Berufsvereinigungen. Tunesiens<br />
Regime versuchte, die<br />
Proteste mit massiver Gewalt<br />
niederzuschlagen. Doch als sich<br />
führende Militärs weigerten,<br />
bei der blutigen Unterdrückung<br />
mitzuwirken und sich auf Seite<br />
der Demonstrierenden stellten,<br />
brach die Diktatur erstaunlich<br />
schnell zusammen. Ben Ali floh<br />
Mitte Januar 2011 aus dem Land.<br />
Der rasche Erfolg der Revolten<br />
– zunächst in Tunesien, dann<br />
in Ägypten, wo sich Präsident<br />
Mubarak einen knappen Monat<br />
später gezwungen sah zurückzutreten<br />
– ermutigte junge<br />
Menschen in nahezu allen arabischen<br />
Ländern, den Unmut<br />
über ihre Lebensbedingungen<br />
auf die Straße zu tragen und<br />
nicht länger vor der staatlichen<br />
Repression zurückzuschrecken.<br />
Im Laufe des Jahres 2011 kam<br />
es so vor dem Hintergrund<br />
vergleichbarer Missstände in<br />
fast allen arabischen Ländern<br />
zu Protesten und Massendemonstrationen.<br />
Selbst außerhalb<br />
der arabischen Welt, etwa<br />
in China oder im Iran, fanden<br />
die Protestierenden Nachahmer<br />
bzw. stieß ihr Vorbild dort<br />
erneute Demonstrationen an.<br />
Vor allem elektronische Medien,<br />
Mobiltelefone und soziale<br />
(Online-)Netzwerke befördern<br />
und verstärken die Proteste und<br />
tragen sie über Landesgrenzen<br />
hinweg. Dabei ist insbesondere<br />
der katarische Satellitensender<br />
Al Jazeera bedeutend. Eine<br />
wichtige Funktion haben auch<br />
mit Handy-Kameras aufgenommene<br />
Bilder – sie sorgen dafür,<br />
dass die Proteste an der Zensur<br />
vorbei dokumentiert und über<br />
Satellitensender oder Internet<br />
in die Wohnzimmer der Region<br />
und der Welt getragen werden.<br />
Ein Leben in Würde<br />
Auch wenn die konkreten Forderungen<br />
von Land zu Land<br />
variieren, haben die Proteste<br />
in den arabischen Ländern<br />
doch eines gemein: Stets verbinden<br />
sie soziale, wirtschaftliche<br />
und politische Anliegen.<br />
Fortschritte in allen drei Bereichen<br />
werden als unabdingbar<br />
angesehen, damit „ein Leben<br />
in Würde“ möglich ist.<br />
In erster Linie geht es den Protestierenden<br />
um bessere Lebensbedingungen<br />
und mehr<br />
Teilhabe an Wachstum und<br />
Entwicklung. Denn obwohl die<br />
arabischen Volkswirtschaften<br />
in den letzten Jahren mit wenigen<br />
Ausnahmen fast durchwegs<br />
moderate oder sogar hohe<br />
Wachstumsraten verzeichnen<br />
konnten, ist es ihnen nicht gelungen,<br />
ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
zu schaffen.<br />
Dabei stehen alle Staaten<br />
vor der Herausforderung, ihre<br />
nach wie vor schnell wachsende<br />
junge Bevölkerung in den<br />
Arbeitsmarkt zu integrieren.<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
49<br />
Schon die Arab Human Development<br />
Reports 2002–2009<br />
wiesen darauf hin, dass es in<br />
den meisten Staaten der Region<br />
nicht gelungen ist, soziale Ungleichheit<br />
abzubauen und die<br />
menschliche Entwicklung entscheidend<br />
voranzubringen. So<br />
gibt es nach wie vor arabische<br />
Staaten mit erschreckend hoher<br />
Armut, niedrigen Alphabetisierungsraten<br />
und einem geringen<br />
Bildungsniveau. Verschärft hat<br />
sich die Situation während der<br />
letzten Jahre vor allem in den<br />
Staaten, die von Nahrungsmittelimporten<br />
abhängen.<br />
Hier haben sich die im Zuge<br />
der globalen Nahrungsmittelkrise<br />
stark gestiegenen Preise<br />
dramatisch auf die Lebensbedingungen<br />
der Bevölkerung<br />
ausgewirkt. Dies gilt etwa für<br />
Ägypten, dem größten Weizenimporteur<br />
der Welt. Die Protestierenden<br />
verknüpfen ihre<br />
sozioökonomischen mit politischen<br />
Forderungen. Denn<br />
Fortschritte im ersten Bereich<br />
halten sie nur dann für möglich,<br />
wenn Korruption und<br />
Vetternwirtschaft bekämpft,<br />
die Möglichkeiten politischer<br />
Beteiligung ausgeweitet und<br />
Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit<br />
und Kontrolle der Regierenden<br />
eingeführt werden.<br />
Zu ihren Forderungen gehört<br />
auch, der weit verbreiteten<br />
Willkür und Gewalt von Polizeiapparaten<br />
und Geheimdiensten<br />
Einhalt zu gebieten.<br />
Zwar wurden in vielen arabischen<br />
Ländern während der<br />
vergangenen Jahrzehnte politische<br />
Reformen durchgeführt.<br />
Allerdings sind dabei keine repräsentativen,<br />
freien oder inklusiven<br />
politischen Systeme<br />
entstanden. So stufte etwa das<br />
amerikanische Freedom House<br />
Anfang 2011 von den Staaten<br />
der Arabischen Liga nur die<br />
Komoren, Kuwait, Libanon und<br />
Marokko als „teilweise frei“ ein,<br />
alle anderen fielen in die Kategorie<br />
„nicht frei“. Im globalen<br />
Vergleich schnitt diese Region<br />
insgesamt am schlechtesten<br />
ab, was den Status politischer<br />
Rechte und bürgerliche Freiheiten<br />
betrifft. Manipulierte<br />
und gefälschte Wahlen, wie in<br />
Jordanien oder Ägypten im<br />
Spätherbst 2010, trugen dazu<br />
bei, Parlamente und Abstimmungsverfahren<br />
in den Augen<br />
der Bevölkerungen weiter<br />
zu diskreditieren. Brisant war<br />
dies auch deshalb, weil in vielen<br />
Gesellschaften der Region<br />
zunehmend die Wahrnehmung<br />
vorherrschte, die bestehende<br />
Ordnung werde nicht – im Sinne<br />
eines autoritären Entwicklungsstaates<br />
– zum Wohl der<br />
49
50<br />
50<br />
breiten Masse aufrechterhalten,<br />
sondern diene vor allem der<br />
Bereicherung einer korrupten<br />
Elite. Letztlich hatten viele die<br />
Hoffnung aufgegeben, dass ein<br />
Wandel durch politische Beteiligung<br />
innerhalb der bestehenden<br />
autoritären Ordnungen,<br />
etwa durch Wahlen, möglich sei.<br />
Je nach Landeskontext ergeben<br />
sich daraus unterschiedliche<br />
konkrete Forderungen. Dabei<br />
reicht das Spektrum von einem<br />
Ende ethnischer oder konfessionell<br />
begründeter Diskriminierung<br />
in den Vielvölkerstaaten<br />
der Region über die Erweiterung<br />
parlamentarischer Mitspracherechte<br />
bzw. einer konstitutionellen<br />
Beschränkung von<br />
Monarchien bis hin zur vollständigen<br />
Beseitigung der Regime<br />
durch einen fundamentalen<br />
Umsturz der politischen Ordnung.<br />
Als Muster zeigte sich<br />
schnell, dass sich die Forderungen<br />
der Protestierenden immer<br />
dann radikalisierten, wenn die<br />
Regime mit Gewalt – etwa mit<br />
Scharfschützen – gegen Demonstranten<br />
vorgingen.<br />
Mitte März 2011 schien für viele<br />
Beobachter bereits ein Ende des<br />
Arabischen Frühlings gekommen.<br />
In Libyen war ein blutiger<br />
Machtkampf zwischen Aufständischen<br />
und dem Gaddafi-Regime<br />
ausgebrochen, in dem die<br />
Nato auf Seiten der Rebellen<br />
eingriff. In Bahrain intervenierten<br />
Truppen des Golfkooperationsrats,<br />
um den lokalen Aufstand<br />
zu unterdrücken. Doch in<br />
vielen Ländern hielt der Druck<br />
auf die Herrschenden an. In anderen<br />
Ländern, etwa in Syrien,<br />
gewannen die Proteste im Frühling<br />
erst richtig an Dynamik.<br />
Nach dem Abtreten des alten<br />
Führungspersonals und dem<br />
Einstieg in einen Transformationsprozess<br />
in Tunesien und<br />
in Ägypten rüsteten sich andere<br />
arabische Herrscher, um<br />
an der Macht zu bleiben. Dazu<br />
ergriffen sie einerseits Maßnahmen,<br />
um den sozio-ökonomischen<br />
Forderungen entgegen<br />
zu kommen, wie die<br />
Erhöhung von Subventionen<br />
für Grundnahrungsmittel und<br />
Heizöl, Beschäftigungszusagen<br />
und Gehaltserhöhungen<br />
im öffentlichen Sektor, etc. Andererseits<br />
zeichneten sich drei<br />
Hauptansätze ab, mit denen<br />
die Regime den Reformforderungen<br />
begegneten: erstens die<br />
Einleitung eines umfassenden<br />
Reformprozesses (etwa Verfassungsreformen<br />
in Marokko<br />
und Jordanien), die die Macht<br />
des Herrschers allerdings kaum<br />
tangieren; zweitens die gewaltsame<br />
Unterdrückung der Proteste<br />
(Libyen, Bahrain, Jemen,<br />
Syrien), die in Libyen zum Bürgerkrieg<br />
führte; und drittens<br />
Repression, minimale Reformen<br />
und umfangreiche Geldgeschenke,<br />
um den Status quo<br />
zu erhalten (Saudi-Arabien).<br />
Damit haben die Proteste,<br />
Aufstände und Revolten auch<br />
unterhalb der Schwelle eines<br />
Regimewechsels bereits deutliche<br />
Auswirkungen auf die arabischen<br />
Herrschaftssysteme.<br />
Der Handlungsspielraum der<br />
Regime hat sich stark verengt,<br />
und sie sind stärker als bislang<br />
auf die Legitimation ihrer Politik<br />
angewiesen. Die bislang ergriffenen<br />
Maßnahmen werden<br />
vielerorts nicht ausreichen, um<br />
die Proteste zu beenden und<br />
die Herrschaftssysteme dauerhaft<br />
zu erhalten. Denn viele<br />
der Ad-hoc-Maßnahmen sind<br />
auf Dauer kaum finanzierbar.<br />
Außerdem wurden klare Signale<br />
gesetzt, dass die Mächtigen<br />
nicht unantastbar sind, sondern<br />
national oder international zur<br />
Rechenschaft gezogen werden<br />
können. In Tunesien und<br />
Ägypten müssen sich mittlerweile<br />
auch höchste Amtsträger,<br />
ihre Familienangehörigen und<br />
Günstlinge wegen Korruption<br />
oder Gewalt gegen Zivilisten vor<br />
Gericht verantworten. Die Aufklärung<br />
von Kriegsverbrechen<br />
in Libyen wurde vom Sicherheitsrat<br />
der Vereinten Nationen<br />
an den Internationalen Strafgerichtshof<br />
überwiesen; Gaddafi<br />
im Oktober 2011 getötet.<br />
In ihrer jetzigen Form werden<br />
die Regime daher keinen Bestand<br />
haben. Insofern ist der<br />
Arabische Frühling eine historische<br />
Zäsur.<br />
Gewaltige Herausforderungen<br />
der<br />
Transformation<br />
Die Umbrüche eröffnen zunächst<br />
in den Staaten, in denen<br />
die bisherigen Führungspersönlichkeiten<br />
von der Macht<br />
vertrieben worden sind (also<br />
bis September 2011 in Tunesien,<br />
Ägypten und Libyen), die<br />
Chance für einen Übergang zu<br />
politischen Systemen, die gerechter,<br />
inklusiver und partizipativer<br />
sind als bisher. Dennoch<br />
ist nicht zu erwarten, dass die<br />
arabischen Länder politisch<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />
STORY
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
51<br />
und wirtschaftlich eine ähnlich<br />
rasche Transformation durchlaufen<br />
werden, wie dies etwa<br />
in Mittel- und Osteuropa der<br />
Fall war. Denn es gibt deutliche<br />
Unterschiede zwischen den<br />
Gesellschaften und Volkswirtschaften<br />
der arabischen Welt<br />
und jenen Mittel- und Osteuropas<br />
zu Beginn der 1990er Jahre.<br />
Erstens sind viele arabische Gesellschaften<br />
ethnisch wie konfessionell<br />
stark fragmentiert<br />
und insofern eher mit den Gemeinwesen<br />
Südosteuropas zu<br />
vergleichen. In vielen mangelt<br />
es an einer staatsbürgerlichen<br />
Identität. Sie weisen zweitens<br />
nur relativ kleine Mittelschichten<br />
auf, und sie sind in vielen<br />
Fällen von krassen Einkommens-<br />
und Vermögensunterschieden<br />
geprägt – eine Folge<br />
der Reformen der letzten 20<br />
Jahre, die eine partielle Liberalisierung<br />
und Privatisierung<br />
bei fehlenden marktwirtschaftlichen<br />
Mechanismen mit sich<br />
brachten. Weil ihre Bevölkerungen<br />
im Durchschnitt sehr<br />
jung sind und nach wie vor<br />
rasch wachsen, stehen die Regierungen<br />
vor besonders großen<br />
Herausforderungen, was<br />
Bildung, landesweit ausgeglichene<br />
Entwicklung und die<br />
Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
angeht. Die Volkswirtschaften<br />
der Region sind drittens<br />
aufgrund der Dominanz des<br />
Öl- und Erdgassektors bzw. bei<br />
den ressourcenarmen Staaten<br />
aufgrund der Abhängigkeit von<br />
externer finanzieller Unterstützung<br />
zu einem erheblichen Teil<br />
von rentierstaatlichen Strukturen<br />
geprägt. Das heißt, dass die<br />
Haupteinnahmen des Staates<br />
Renten (Erdölrenten oder politische<br />
Renten) sind, die nicht<br />
durch die Arbeitsleistung der<br />
Bevölkerung generiert und<br />
durch Steuern erhoben werden.<br />
Typischerweise tragen entsprechende<br />
Einnahmestrukturen<br />
zur Verfestigung autoritärer<br />
Strukturen bei – in Umkehrung<br />
der berühmten Forderung<br />
der Bostoner Tea Party: „no<br />
representation without taxation“<br />
sowie zu entwicklungspolitischen<br />
Fehlentscheidungen.<br />
Die Umbrüche finden zudem<br />
in einem ungünstigen regionalen<br />
und internationalen Umfeld<br />
statt. Insbesondere dauert viertens<br />
der israelisch-arabische<br />
Konflikt an, der zunehmend<br />
durch israelisch-türkische<br />
Spannungen und den Streit um<br />
exklusive Wirtschaftszonen im<br />
östlichen Mittelmeer überlagert<br />
und verschärft wird. Hier<br />
besteht die reale Gefahr einer<br />
erneuten gewaltsamen Eskalation<br />
– mit allen bekannten<br />
negativen Rückwirkungen auf<br />
die Konfliktparteien und das<br />
regionale Umfeld. Fünftens,<br />
und anders als bei den ost- und<br />
mitteleuropäischen Staaten,<br />
fehlt ein entscheidender Anreiz<br />
für die schnelle politisch-wirtschaftliche<br />
Liberalisierung<br />
und eine demokratische Konsolidierung:<br />
das Angebot der<br />
EU-Mitgliedschaft bei erfolgreichen<br />
Reformen gemäß den<br />
Kopenhagen-Kriterien, wie es<br />
im Juni 1993 vom Europäischen<br />
Rat konkretisiert wurde.<br />
Im Gegenteil steht zu befürchten,<br />
dass sowohl regionale Akteure<br />
wie Saudi-Arabien und<br />
der Iran als auch internationale<br />
Akteure wie die USA zumindest<br />
in denjenigen Ländern, die<br />
für ihre geopolitischen Interessen<br />
entscheidend sind, eine<br />
autoritäre Stabilisierung auf<br />
Kosten von umfassenden Reformen<br />
unterstützen werden.<br />
All dies dürfte dazu beitragen,<br />
dass der Weg der Transformation<br />
in den arabischen Ländern<br />
wesentlich holpriger verlaufen,<br />
länger dauern und von herberen<br />
Rückschlägen gekennzeichnet<br />
sein wird. Auch wenn<br />
durchaus die Chance besteht,<br />
dass zumindest in einigen arabischen<br />
Ländern – etwa in Tunesien<br />
– sich politische Systeme<br />
konsolidieren können, die<br />
deutlich repräsentativer und inklusiver<br />
sind als bislang: Heute<br />
bereits das Ende der arabischen<br />
Autokratien zu verkünden wäre<br />
verfrüht. Insgesamt lässt sich<br />
absehen, dass es in den nächsten<br />
Jahren nicht nur eine Phase<br />
der Instabilität geben wird, die<br />
in einigen Fällen (etwa im Jemen<br />
und in Syrien) auch mit<br />
Bürgerkrieg, Staatszerfall oder<br />
Sezessionen einhergehen könnte,<br />
sondern auch ein breiteres<br />
Spektrum an politischen Systemen,<br />
als dies bislang in der arabischen<br />
Welt der Fall war.<br />
Dr. Muriel Asseburg<br />
ist seit Oktober 2006 Leiterin<br />
der Forschungsgruppe Naher/<br />
Mittlerer Osten und <strong>Afrika</strong> bei<br />
der Stiftung Wissenschaft und<br />
Politik.<br />
STORY<br />
51
52<br />
52<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
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© Sako/Rametta<br />
© Sako/Rametta<br />
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TRAISKIRCHEN<br />
IMPRESSION<br />
© Sako/Rametta<br />
© Sako/Rametta<br />
55
56<br />
Diaspora Colors<br />
The Column<br />
Packing one's bags to start a<br />
new life in a different country<br />
can be an exciting and exuberant<br />
feeling.<br />
However, it is one thing to visit<br />
a country and another to live in<br />
it.<br />
It is with great ideas and beliefs<br />
that artists boldly embrace and<br />
make that giant leap and move<br />
to realize their dreams.<br />
This will be an informative and<br />
cultural column that highlights<br />
the active cultural lives of migrants<br />
from Africa and with<br />
African roots living in Europe<br />
who make a living from their<br />
art and craft ranging from<br />
music,dance,painting,fashion<br />
design,graphic design,hair salons<br />
to authors,models, media<br />
houses and media personalities<br />
and an inexhaustible list<br />
of creative talent,therefore presenting<br />
to the continent and to<br />
the world, a success story of the<br />
possibility of crossing borders<br />
and living one's dreams.<br />
Migrants are faced with<br />
social,economical and political<br />
issues when they leave their<br />
motherland to start life afresh<br />
in a new land.However,many<br />
migrant individuals have risen<br />
above and tackled these challenges<br />
Diaspora Colors takes you into<br />
the lives of young enthusiastic<br />
individuals ,who not only made<br />
the brave move of crossing<br />
borders,but have risen above<br />
these obstacles and challenges<br />
to live their dream, bring their<br />
art,craft and expertise to life<br />
and entertain as well as educate<br />
and serve the inhabitants of this<br />
continent and the international<br />
scene and fly their continents<br />
flag high.<br />
My objective is to:<br />
-Identify new and existing artists<br />
that create value for themselves<br />
, their customers ,their<br />
fellow migrants and the majority<br />
inhabitants of the continent<br />
and future generations<br />
-Inspire a culture of entrepreneurship<br />
that arises form talent<br />
and skill by showcasing these<br />
stories of success and accomplishments.<br />
-Showcase and bring awareness<br />
to ,migrants, majority inhabitants<br />
and the world the existence<br />
of migrants with talent that is<br />
good enough to represent Africa<br />
as the cultural continent that<br />
it is famous for.<br />
-Encourage the majority to recognize<br />
and support the existence<br />
and efforts of the migrant<br />
inhabitants<br />
The outcome of this column<br />
then aims to :<br />
-Enhance the visibility of issues<br />
that relate to migrants,social<br />
integration and cohesion and<br />
have the general public gather<br />
extensive insight on the role<br />
of the migrants that contributes<br />
to an equal society for all<br />
whereby individuals have the<br />
responsibilities,rights and active<br />
roles to play in the society.<br />
-Bring awareness to the society<br />
of migrants in the Europe and<br />
the work and their capabilities.<br />
The media being one of the<br />
major source of information to<br />
the global society at large,plays<br />
a vital role in how information<br />
is received and intercepted and<br />
the consequential attitudes and<br />
reactions of the people in society.<br />
-Greatly enhance the migrant<br />
and majority knowledge and<br />
advocate for migrant art as a<br />
tool of social inclusion .<br />
-Give the majority and fellow<br />
migrants the chance to interact<br />
with like minded individuals,a<br />
great opportunity as well as<br />
seeking to find and implement<br />
strategies geared towards sustainable<br />
long lasting solutions<br />
in respect to the area of concentration<br />
of palpating migrants<br />
and the skills and talent they<br />
possess to contribute to sustainable<br />
growth.<br />
Welcome to Diaspora<br />
Colors,add some color to your<br />
world!<br />
Hottensiah Muchai<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
57<br />
Mali & Niger<br />
Falsches Spiel<br />
Die EU-Flüchtlingspolitik als Mittel im Kampf um Ressourcen<br />
Es ist kein Zufall, dass die IOM ausgerechnet<br />
jetzt Zahlen von verdursteten<br />
Flüchtlingen in der nigrischen<br />
Sahara publiziert. (Foto: medico)<br />
Vom Niger nach Mali: Unter dem<br />
Deckmantel des Kampfes gegen „illegale“<br />
Migration und Terrorismus<br />
sichert die EU ihre strategischen Interessen<br />
in der Sahel-Zone.<br />
Während einer Tagung zur Quotenregelung<br />
für die Verteilung<br />
von Flüchtlingen in Europa haben<br />
die EU-Innenminister den Unterschied<br />
zwischen Bürgerkriegs- und<br />
Wirtschaftsflüchtlingen betont. Gleichzeitig<br />
haben die EU-Außenminister<br />
Deutschlands, Frankreichs und<br />
Italiens darauf gedrängt, die Zusammenarbeit<br />
mit Transitländern zu verstärken<br />
und konkret die Eucap-Einsätze<br />
in den Bereichen „Grenz- und<br />
Migrationsmanagement“ in Mali und<br />
Niger zu intensivieren. Beide Ansätze<br />
zeigen, wie sehr die EU darauf<br />
bedacht ist, die „illegale Einreise“<br />
nach Europa zu verhindern und wie<br />
wenig sie auf eine Bekämpfung der<br />
tatsächlichen Ursachen von Flucht<br />
und Migration abzielt.<br />
Sicherung von Interessen<br />
und Ressourcen<br />
„Durch das Festhalten an der Differenzierung<br />
zwischen Bürgerkriegsund<br />
Wirtschaftsflüchtlingen versucht<br />
die EU, zwei Klassen von Flüchtlingen<br />
zu etablieren“, so Sabine Eckart,<br />
Projektkoordinatorin für Migration<br />
und westliches <strong>Afrika</strong>. Während<br />
Flüchtlinge aus Bürgerkriegsländern<br />
ein beschleunigtes und perspektivisch<br />
auch (z.B. nach Marokko oder<br />
Niger) vorgelagertes Prüfverfahren<br />
zugänglich gemacht werden soll, soll<br />
allen anderen Überlebensflüchtlingen<br />
schnell und unbürokratisch der<br />
Weg nach Europa versperrt bzw.<br />
ihre Abschiebung erleichtert und beschleunigt<br />
werden, sollten sie es auf<br />
Europäisches Hoheitsgebiet schaffen<br />
– unabhängig davon, ob sie anderweitiger<br />
Gewalt, Verfolgung oder Lebensbedrohung<br />
ausgesetzt waren oder<br />
noch sind.<br />
Die Ausweitung der Eucap-Einsätze<br />
und die Einrichtung von Zentren<br />
zum Management von Flucht und<br />
Migration, könnte laut Ousmane<br />
Diarra, Präsident der medico-Partnerorganisation<br />
AME in Mali, von<br />
der EU genutzt werden, um ihre Kenntnisse<br />
und Interventionsmöglichkeiten<br />
auszubauen, vor allem weil<br />
„illegale Migration“ oft mit Unsicherheit<br />
gleichgesetzt wird. Und sein Kollege<br />
Hassane Boukar von Alternative<br />
Espaces Citoyens du Niger konkretisiert:<br />
„Die Ausweitung der Eucap-<br />
Einsätze in der Sahel-Zone unter<br />
dem Deckmantel des Kampfes gegen<br />
illegale Migration und Terrorismus<br />
ist ein Vorwand der EU, strategische<br />
Interessen in der Region zu verfolgen<br />
und den eigenen Einfluss in der Region<br />
zu sichern.“<br />
Kein Zufall: Strategische Sichtbarkeit<br />
57
58<br />
„Es ist kein Zufall, dass die IOM<br />
ausgerechnet jetzt Zahlen von<br />
verdursteten Flüchtlingen in der<br />
nigrischen Sahara publiziert – etwas,<br />
was lange unsichtbar war, wird<br />
nun strategisch sichtbar gemacht.“<br />
Betont Sabine Eckart. Wie Hassane<br />
Boukar erklärt, gibt es derzeit eine<br />
Medienkampagne „um den Niger<br />
als das Land zu präsentieren, durch<br />
das die Flüchtlingsströme ziehen, die<br />
dann in Lampedusa ankommen.“<br />
In Pressemitteilungen zu verdursteten<br />
Flüchtlingen in der nigrischen Sahara<br />
weist die IOM aktuell verstärkt<br />
auf durchlässige Landesgrenzen<br />
als Ursache der großen Zahl von<br />
Menschen hin, die den Niger als<br />
Transitroute Richtung Europa<br />
benutzen. Damit unterstützt sie die<br />
Argumentation der EU, die eine<br />
„Lösung“ des Flüchtlingszustroms in<br />
erhöhten Sicherheitsvorkehrungen in<br />
Drittstaaten sieht.<br />
Neue Fluchtgründe<br />
Dabei sind nicht unzureichende<br />
Sicherheitsvorkehrungen in<br />
Ländern wie Niger, sondern Armut,<br />
Gewalt, Umweltkatastrophen und<br />
Chancenlosigkeit die Ursache,<br />
warum Tausende Menschen aus<br />
West- und Zentralafrika sich auf<br />
der Suche nach menschenwürdigen<br />
Lebensgrundlagen gezwungen sehen,<br />
ihre Heimat zu verlassen. In Ihrer<br />
Pressemitteilung über die Toten in<br />
der Sahara geht die IOM hierauf<br />
nicht ein. Ganz im Sinne der EU-<br />
Argumentation zeige laut IOM die<br />
aktuelle Tragödie stattdessen, wie<br />
wichtig eine Unterstützung der<br />
nigrischen Regierung hinsichtlich<br />
effektiver Grenzkontrolle ist, um<br />
illegale Migration zu adressieren.<br />
Laut Hassane Boukar dienen Migration<br />
und Terrorismus als Vorwand, „um<br />
auch Niger in das europäische System<br />
des Kampfes gegen die Freizügigkeit<br />
einzubinden und sich den Zugriff auf<br />
unsere Ressourcen zu sichern.“ Damit<br />
werden neue Fluchtgründe geschaffen,<br />
zu deren Behebung ein Politikwechsel<br />
der EU dringend nötig ist.<br />
Alessandra Rametta<br />
Quelle: Medico<br />
medico-<br />
Flüchtlingshilfe<br />
für Syrien<br />
& Kurdistan<br />
Hilfe kann den Horror in Syrien<br />
nicht beenden. Aber es gilt,<br />
den Menschen beizustehen: Essen,<br />
frisches Wasser, Medikamente,<br />
Zelte. Das bleibt zu tun. Damit<br />
Hoffnung und Zukunft zurückkehren<br />
können. www.medico.de<br />
Spendenkonto 1800 | Frankfurter Sparkasse | BLZ 500 502 01<br />
Foto: Mark Mühlhaus<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />
POLITIK
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59<br />
RIGO<br />
MASIALA<br />
59
60<br />
People<br />
Alessandra Rametta<br />
Rigo Masiala ist geboren und<br />
aufgewachsen in der Demokratischen<br />
Republik Kongo.<br />
Mit 12 Jahren entdeckte er die<br />
Liebe zur Musik und spezialisierte<br />
sich auf Gitarre und<br />
Percussion. Zwei Jahre später<br />
war er bereits in einigen Fernsehsendungen<br />
zu sehen.<br />
1980 wanderte Rigo nach<br />
Frankreich aus.<br />
Dort wurde drei Jahre später<br />
die stark durch Reggae inspirierte<br />
Gruppe “Cocktail Mystic”<br />
gegründet.<br />
Es gab auch eine Reihe von<br />
Konzerten, wie z.B. in Torino,<br />
Nizza, Annecy, …<br />
Anschließend entschied Rigo,<br />
sich in London niederzulassen.<br />
Dort lernte er seinen „geistigen<br />
Vater“ und Freund Linthon<br />
Kwesi Johnson (LKJ) kennen.<br />
Dann nahm er sein erstes Album<br />
„Africans featuring LKJ“<br />
auf. Außerdem trat er im Jahr<br />
1989 mit den Wailers in Wörgl<br />
und Udine auf.<br />
Seine Kompositionen plädieren<br />
für Toleranz und Humanismus.<br />
Unter seinen musikalischen<br />
Freunden befinden sich unter<br />
anderem Mark Miller (Manager<br />
von Bob Marley), Junior<br />
Marvin (Leadgitarrist von den<br />
Wailers), Alpha Blondy, Aston<br />
Family Man, …<br />
Rigo Masiala ist Botschafter für<br />
Kinder.<br />
Am 8. September 2002 wurde<br />
er mit dem Titel „Botschafter<br />
für den humanitären Völkerfrieden“<br />
von der Culpac, der<br />
UNESCO und der UNO ausgezeichnet.<br />
Er gründete auch den Verein<br />
„Tears from Africa“ in Austria.<br />
Zur Band<br />
Die Band verbindet Afro Beat<br />
mit Roots-Rock-Reggae zum<br />
„Afro World Reggae“.<br />
Der Rhythmus ihrer Musik versetzt<br />
den Körper des Zuhörers<br />
unweigerlich und spontan in<br />
Bewegung. Man fühlt die Klänge<br />
mit allen Sinnen.<br />
In dieser Gruppe vereint sich<br />
Traditionelles mit Modernem.<br />
Es gab die Band bereits früher<br />
unter dem Namen „Cocktail<br />
Mystic“.<br />
Mit dieser Gruppe entstand<br />
während der Londoner Zeit das<br />
Album „Cocktail Mystic Featuring<br />
LKJ Africans“, bei dem<br />
niemand geringerer als Reggae-<br />
Altmeister Linthon Kwesi Johnson<br />
mitwirkte.<br />
.<br />
Die Philosophie der Band lautet:<br />
„Think big, start small, move<br />
forward!“<br />
Sie „kämpfen“ mit und durch<br />
ihre Musik für Freiheit und Gerechtigkeit<br />
auf dieser Welt!<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />
PEOPLE
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61<br />
61
62<br />
Während einer Reise in die Demokratische<br />
Republik Kongo hatte<br />
ich die Gelegenheit, mehr über das<br />
Elend in einigen Regionen, vor allem<br />
in der Hauptstadt Kinshasa, zu<br />
erfahren.<br />
Mein Anreiz zu Reisen, die Entdeckung<br />
unbekannter Horizonte, hat mich<br />
dazu gebracht, andere afrikanische<br />
Länder wie Marokko, Mauretanien,<br />
Mali oder auch den Senegal zu besuchen.<br />
Bei jedem neuen Abenteuer in diesen<br />
Ländern konnte ich dieselben<br />
bestürzenden Beobachtungen machen:<br />
Auf dem afrikanischen Kontinent<br />
leiden zahlreiche Personen an<br />
einer extremen Armut (durch mehrfache<br />
Gründe verursacht, auf die<br />
wir zurückkommen werden). Das<br />
heißt, es fehlt an Dingen, die für das<br />
Überleben notwendig sind. Das Wort<br />
Armut wird im Wörterbuch mit „dem<br />
Zustand materiellen Nichts, Mittellosigkeit<br />
im Alltag" beschrieben.<br />
Dieser Zustand stellt ein großes Problem<br />
dar, besonders für Familien mit<br />
Kindern. Die Eltern mühen sich ab,<br />
ihre Kinder zu ernähren, und haben<br />
auch Probleme, um für die Bedürfnisse<br />
und für die Bildung dieser aufzukommen.<br />
Oft landen dann auch<br />
diese Kinder, obwohl sie noch so jung<br />
sind, auf der Straße.<br />
In diesem Bericht wird auf die Auswirkung<br />
der Armut auf die Familie<br />
und konkret auf den psychischen und<br />
physischen Zustand der Kinder unter<br />
diesen Voraussetzungen eingegangen.<br />
• Was empfinden diese von<br />
den Folgen des Elends berührten<br />
Kinder?<br />
• Wie kann man ihren körperlichen<br />
und psychischen Schmerz<br />
beschreiben?<br />
• Wie kann man ihnen am<br />
besten helfen, die grundlegendsten<br />
Bedürfnisse zu stillen?<br />
Diese Fragen stelle ich mir bei jeder<br />
meiner humanitären Handlungen.<br />
Warum soll man diesen Kindern<br />
helfen?<br />
Weil es jeder Mensch verdient, unter<br />
anständigen Bedingungen zu leben<br />
und keinen Mangel an wesentlichen<br />
Dingen für sein Überleben zu haben.<br />
Das gilt umso mehr für Kinder, die<br />
für ihre Entwicklung diese Grundbedürfnisse<br />
wie Nahrungsmittel,<br />
Pflege und Schutz brauchen, um sich<br />
gesund zu entwickeln.<br />
Wenn man nach <strong>Afrika</strong> reist, kann<br />
man an diesem Elend nicht vorbeischauen.<br />
Oft, kommen eben die<br />
Kinder selbst und bitten um ein "Geschenk",<br />
etwas Geld und ihre Bitte ist<br />
ein Verzweiflungs- und Hilferuf.<br />
Ein Blick in die Gesichter dieser<br />
Kinder genügt, um ihr Leid zu sehen.<br />
Man kann diese Kinder nicht in<br />
ihrem Elend alleine lassen und muss<br />
ihnen einfach helfen.<br />
Es ist unsere ethische Pflicht, diese<br />
Kinder nicht in solchen undenkbaren,<br />
aber dennoch sehr realen Bedingungen<br />
alleine zu lassen. Sie sollen<br />
nicht an Hunger oder Krankheiten,<br />
die geheilt werden könnten, sterben,<br />
im Freien in Kartons schlafen, sich<br />
für etwas Geld prostituieren...<br />
Wie soll die Zukunft für diese Kinder<br />
ausschauen, kurzfristig oder langfristig?<br />
Feststellungen, Beobachtungen<br />
Auf einer Reise in mein Heimatland<br />
(RDC, Kinshasa), auf der ich meine<br />
Familie besuchen wollte, wurde<br />
ich mit dem elenden Zustand der<br />
prekären Bedingungen kongolesischer<br />
Kinder konfrontiert. Es ist schockierend<br />
ansehen zu müssen, wie diese<br />
Kinder leben. Sie schlafen in Kartons,<br />
gehen nicht zur Schule, Tragen verschlissene<br />
Kleidung, leiden Hunger,<br />
sind sehr oft krank oder verletzt. Sie<br />
sind auf sich selbst gestellt und haben<br />
keine elterliche oder soziale Unterstützung.<br />
Diese schreckliche Situation hat mich<br />
sehr sensibilisiert.<br />
Reflexion, Ziele<br />
Aber warum sollen diese Kinder allein<br />
gelassen werden, obdachlos,<br />
ohne Nahrung, ohne elterliche, medizinische<br />
und soziale Fürsorge?<br />
Ich beschloss, dieses Phänomen besser<br />
zu verstehen.<br />
Ich befragte die Einheimischen, wie<br />
es dazu kommen konnte, dass sie unter<br />
solchen schrecklichen Bedingungen<br />
leben müssen.<br />
Während meiner Kindheit wurde<br />
Kinshasa nicht von auf der Straße<br />
lebenden Kindern bevölkert. In den<br />
Äußerungen der Kongolesen kam<br />
heraus, dass der erste Grund dieser<br />
Situation der Krieg sei. Tatsächlich<br />
flüchteten massenweise Kinder in<br />
der Zeit des Krieges vom großen See<br />
zwischen Rwanda und RDC in die<br />
Hauptstadt Kinshasa.<br />
Die Kongolesische Bevölkerung<br />
wurde dann auf Grund dieses Krieges<br />
sehr arm, die Familien wurden materiell<br />
geschwächt und schafften es<br />
nicht, ihre lebenswichtigen Bedürfnisse<br />
zu befriedigen. Darum tolerieren<br />
viele von ihnen das tägliche Leid<br />
dieser Kinder, die täglich ums Überleben<br />
kämpfen.<br />
Aufgrund dieser schrecklichen Umstände<br />
entschied ich, zu handeln. Ich<br />
wollte diesen Kindern helfen, aus<br />
ihrer verzweifelten Lage zu kommen.<br />
Mein Ziel bestand vorerst einmal darin,<br />
diesen jungen Kindern, die Opfer<br />
des Krieges waren, Nahrungsmittel<br />
zukommen zu lassen. Also machte<br />
ich mich auf die Suche nach Hilfsorganisationen.<br />
Ich kannte die Organisation<br />
"Culpac ", auch ONG genannt,<br />
die sich für die mittellosen Kinder<br />
einsetzt. Darüber hinaus wurde ich<br />
auf einen Pfarrer aufmerksam, der<br />
bedürftige Kinder (von 0 bis 16 Jahre)<br />
unterstützt und für sie sorgt.<br />
Zu diesem Zeitpunkt habe ich einen<br />
Partner gefunden, der denselben Grund<br />
bekämpfte wie ich, wir haben uns<br />
also zusammengetan, um konkrete<br />
Maßnahmen zu ergreifen.<br />
Aktionen<br />
Ich finanzierte dieses Projekt persönlich<br />
mit Einnahmen von meinen<br />
Konzerten als Musiker und auch<br />
durch den Verkauf meiner CDs.<br />
Mit meinen eingenommenen 2800<br />
Dollar (das sind ca. 3000 Euro) begab<br />
ich mich zum Markt. Dort kaufte<br />
ich ein, was dem Pater und mir als<br />
besonders wichtig erschien, Lebens-<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
63<br />
mittel wie Reis und Milch, aber auch<br />
Medikamente und Babywäsche.<br />
Am folgenden Tag brachte ich meine<br />
Einkäufe dem Pater, der diese in<br />
meiner Anwesenheit an verschiedene<br />
Vereine bzw. an Familien verteilte,<br />
deren Not er kannte.<br />
Der Pater organisierte dann ein Fest,<br />
auf dem sich die Kinder mit Musik<br />
für diese Spenden bedankten.<br />
Infolge dieser Spende hat sich die<br />
UNESCO, mit Vertretern überall in<br />
der Welt, mit mir in Verbindung gesetzt.<br />
Man<br />
muss sagen,<br />
dass man<br />
auf meine<br />
Ha n d l u n g<br />
sehr schnell<br />
reagiert<br />
hat. Einer<br />
der Vertreter<br />
des<br />
zentralen<br />
A f r i k a<br />
hatte von<br />
meiner humanitären<br />
Ha n d l u n g<br />
gehört und<br />
wollte mehr<br />
über meine<br />
Person und<br />
meine Ziele<br />
erfahren.<br />
Er hat mir<br />
vorgeschlagen, mich mit ihm zu treffen,<br />
was ich auch tat.<br />
Während unseres Gesprächs bekundete<br />
er immer wieder, froh zu sein,<br />
mich kennengelernt zu haben. Er<br />
achtete meine Bereitschaft, mit meinen<br />
Einkünften anderen helfen zu wollen.<br />
Er dankte mir für diese Spenden.<br />
Spenden, die ich mit meinem Herzen<br />
gemacht habe, ohne auf Gegenleistung<br />
zu warten.<br />
Später bat er mir als Anerkennung<br />
den Status eines Botschafter des Friedens,<br />
"Internationalen Spezialvertreter<br />
für den humanitären Frieden"<br />
an. Am 8. September 2002 wurde mir<br />
dieser ehrenamtliche Titel verliehen.<br />
Dieser sollte es mir ermöglichen, meine<br />
humanitären Handlungen zu erleichtern<br />
und mehr Öffnung für meine<br />
zukünftigen Projekte zu erhalten.<br />
Nach der Erlangung dieses Titels<br />
habe ich mich ins Gefängnis von<br />
Makala, in Institutionen, die sich um<br />
Personen mit körperlichen Behinderungen<br />
kümmern (Kinder aber auch<br />
Erwachsene), in Schulen und in einige<br />
Krankenhäuser begeben, mit<br />
dem Ziel die Bedürfnisse dieser Personen<br />
abzuschätzen.<br />
Wieder wurde ich mit harten und<br />
beinahe menschenunwürdigen Lebensbedingungen<br />
konfrontiert: Sei es<br />
in den Gefängnissen oder in den anderen<br />
Institutionen. Die Menschen<br />
schliefen auf dem Boden, haben keine<br />
Nahrung (es fehlt an Mitteln) und<br />
keine gesundheitliche Vorsorge.<br />
Also beschloss ich, zu diesen Orten<br />
zurückzukehren und auch diesen<br />
Menschen zu helfen.<br />
Zur gleichen Zeit gründete ich die<br />
Musikgruppe „Cocktail Mystic“ in<br />
Kinshasa, mit der Idee, Jugendliche in<br />
der musikalischen Kunst auszubilden<br />
und mein Können zu teilen. Mein<br />
Gedanke bestand darin, zu erreichen,<br />
dass die Jugendlichen mithilfe der<br />
Musik einen Job finden und etwas<br />
besitzen, das ihnen in ihrem zukünftigen<br />
Leben helfen kann.<br />
Das Ergebnis war die Gründung einer<br />
Stiftung mit dem Namen „Fo RI<br />
Ma“, (Gründungsdatum in Kinshasa<br />
05-06-2003, Anmerkung n:85986)<br />
Das Ziel dieser Organisation besteht<br />
darin, Kindern zu helfen, vor allem<br />
denjenigen, die krank sind<br />
(aus welchem Grund auch immer:<br />
mangelnde Pflege, durch den Krieg<br />
verwundet, …).<br />
Erfolge und Einschränkungen<br />
Tatsächlich haben diese Spenden es<br />
ermöglicht,<br />
die Kinder für<br />
einige Zeit zu<br />
ernähren. Jedoch<br />
bleibt<br />
dies nur eine<br />
kurzfristige<br />
Hilfe.<br />
Infos zum Verein finden Sie auf:<br />
www.tearsfromafrica.com<br />
Das Ganze Intervie auf<br />
www.okto.tv/afrikatv<br />
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64<br />
Viny Raman<br />
sortir plusieurs démos et livrer des<br />
shows à Kinshasa. Et de cela qu il découvre<br />
le style zouk , tout en melangeant<br />
avec une touche congolaise...<br />
Son chemin rencontre celui de Pedro<br />
Luis martines artiste rappeur originaire<br />
de la republique Dominicaine,<br />
appelée notamment . et<br />
tant d´autre artistes .<br />
Ce duo congo dominicain callaborent<br />
ensemble sur un même Son intitulé<br />
Un rythme dansant<br />
, qui est un mélange des sonorités latinos<br />
et africaines.<br />
Actuellement l´artiste travail<br />
d'arrache-pied sur son tout premier<br />
Album <br />
un Album riche en sonorités dont la<br />
sortie est prévus cette fin d´´année .<br />
Viny Raman est un artiste congolais d´origine et<br />
résidant à Linz, agée de 23 ans.<br />
Faisant un melange des styles congolaises, urbaines<br />
et Caraibienes …il le nomme <br />
Plus D´Infos:<br />
https://www.facebook.com/offisha.vinyraman<br />
L´interview sur<br />
www.okto.tv/afrikatv<br />
En résumé ,C’est très jeune qu’ a fait ses débuts<br />
dans la musique au sein d´un groupe Rumba/<br />
Ndombolo dans la ville de Kinshasa<br />
.(République Démocratique du Congo)<br />
Convertis dans le milieu Hip hop, il fonde le<br />
groupe G-6 et après<br />
Viny rejoint le groupe A.D.T (avec Kebs, Dino et<br />
les autres …) avec qui il va<br />
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30 Jahre Savanna<br />
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HISTORY OF<br />
REGGAE<br />
Der Reggae spiegelt die kulturelle Entwicklung<br />
Jamaikas der letzten 500 Jahre exemplarisch<br />
wider. Die Musik beruft sich auf die gleichen<br />
Einflüsse wie die heutige Kultur Jamaikas.<br />
Die Wurzeln reichen weit zurück. Die Geschichte<br />
des Reggae beginnt mit den ersten<br />
Sklaven, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts aus<br />
ihrer afrikanischen Heimat unter unmenschlichen<br />
Bedingungen nach Jamaika deportiert<br />
wurden. Die afrikanische Trommel-Musik war<br />
zumeist die einzige Verbindung zur Heimat,<br />
die den Sklaven blieb. Meist handelte es sich<br />
um religiös motivierte Kulthandlungen, die<br />
von Trommeln begleitet wurden, wie Myrial,<br />
Jonkonnu und Kumina. Sie mischten sich im<br />
Lauf der Zeit mit von Missionaren verbreiteten<br />
christlichen Elementen. Es entstand u. A. der<br />
Pocomania-Kult. Im 19. Jh. verbreitete sich im<br />
Zuge der Sklavenbefreiung eine eher weltlich<br />
orientierte Trommel-Musik: Burru. Sie sollte zu<br />
einem Eckpfeiler des Reggae werden.<br />
Parallel zu Burru entwickelte sich auf den<br />
benachbarten karibischen Inseln eine Art von<br />
Karnevalsmusik, die europäische Volksmusik<br />
mit afrikanischen Elementen verband. Auf den<br />
Inseln gab es unterschiedliche Spielarten. Allen<br />
voran Calypso auf Trinidad, Rumba auf Kuba,<br />
Merengue auf Hispaniola. Auf Jamaika entwickelte<br />
sich Mento: Es war Eckpfeiler Nr. 2 des<br />
Reggae.<br />
Das Radio brachte zu Beginn der 1950er Jahre<br />
das dritte wesentliche Element des Reggae nach<br />
Jamaika. Zu dieser Zeit konnten auf Jamaika<br />
mit kleinen Transistorradios amerikanische<br />
Sender aus Florida empfangen werden, die Tag<br />
und Nacht Rhythm and Blues spielten. Eine<br />
Musik, die unter jungen Leuten dem Mento<br />
und Calypso schnell den Rang ablief. Zehn<br />
Jahre später war es in den USA vorbei mit dem<br />
R’n’B und Jamaika litt unter Entzugserscheinungen.<br />
Es musste neue Musik her. Aus R’n’B<br />
und den karibischen Elementen zauberte man<br />
einen extrem tanzbaren Sound. Es war die Geburtsstunde<br />
des Ska. Eine Musik, die in Europa<br />
eigentlich erst 20 Jahre später richtig bekannt<br />
werden sollte, durch das Ska-Revival der späten<br />
70er in England mit Bands wie The Specials,<br />
Selectors, Bad Manners, Madness etc. Mit dem<br />
Ska begann die eigenständige Musikproduktion<br />
auf Jamaika (Sound Systems und Produzenten).<br />
Etwa 1966 wurde der Ska-Rhythmus verlangsamt,<br />
der Bass stärker betont und die<br />
Bläsersektion nur noch spärlich eingesetzt. Das<br />
ganze nannte man nun Rocksteady, der direkte<br />
Vorläufer des Reggae.<br />
Dieser neue Sound hielt sich etwa zwei Jahre<br />
und ging nun mehr oder minder fließend in<br />
den Reggae über. Der Rhythmus wurde wieder<br />
etwas beschleunigt, der Bass dominierte und<br />
die rhythmisch verschobenen (synkopierten)<br />
KULTUR<br />
67
68<br />
Elemente wurden stärker. Ein Song von Toots &<br />
The Maytals gab dem neuen Sound seinen Namen:<br />
Do the reggay.<br />
Um Herkunft und Bedeutung des Begriffs<br />
Reggae ranken sich die Legenden. Manche<br />
behaupten, er leite sich von „raggamuffin" (ugs.,<br />
in etwa Rumtreiber, Nichtsnutz) ab, andere<br />
meinen, es kommt von „streggae" (ugs. für<br />
Hure, Nutte), oder „ragged" (zerlumpt, abgerissen<br />
oder auch stümperhaft) sei der Ursprung.<br />
Jedenfalls hat sich seitdem der Reggae einen<br />
Namen gemacht. In den etwa 45 Jahren seit<br />
seiner Geburt hat diese Musikrichtung eine fast<br />
unüberschaubare Anzahl von Stilen hervorgebracht.<br />
Und die Innovation nimmt kein Ende.<br />
Reggae war und ist maßgeblich an Neuerungen<br />
in anderen Musikrichtungen beteiligt (Dub,<br />
Deejays und Dub Poetry).<br />
Anders als in Europa ist der Reggae auf Jamaika<br />
keine Musik, die ihre Zuhörerschaft überwiegend<br />
aus jungen Leuten rekrutiert. In seinem<br />
Heimatland werden die Hits von allen Generationen<br />
gehört, gepfiffen, gesummt und gesungen.<br />
Eine Volksmusik in der reinsten Bedeutung<br />
des Wortes.<br />
Alessandra Rametta<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015<br />
KULTUR
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70<br />
Egusi Soup<br />
Nigeria<br />
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71<br />
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
71<br />
Zutaten:<br />
Suppenhuhn<br />
2 Würfel Brühe<br />
400 g Samen (Egusi)<br />
1 Zwiebel(n), gehackt<br />
1 Chilischote(n)<br />
(Habanero oder Scotch-Bonnet),<br />
klein geschnitten<br />
1 Zehe/n Knoblauch, gehackt<br />
3 EL Öl (Palmöl)<br />
300 g Blattspinat<br />
n. B. Wasser, Salz<br />
Das Suppenhuhn zerteilen, in einen Topf geben<br />
und so viel Wasser einfüllen, bis die Teile gut mit<br />
Wasser bedeckt sind. Zwiebel, Knoblauch und<br />
Chili sowie die Brühwürfel und Salz nach Belieben<br />
hinzufügen. Auf hoher Stufe aufkochen<br />
lassen und dann ca. 45 - 60 Minuten auf niedriger<br />
Stufe köcheln lassen.<br />
Währenddessen die Egusisamen in einer Mühle<br />
mahlen. Nach der Kochzeit das Suppenhuhn<br />
rausnehmen und beiseite stellen. Dann in einem<br />
großen, am besten antihaftbeschichteten Topf<br />
das Palmöl zerlassen, bis es flüssig ist (Palmöl<br />
verflüssigt sich erst bei hohen Temperaturen,<br />
daher ist es in der Flasche oft noch halbfest).<br />
Vorsicht, nicht verbrennen lassen (kann schnell<br />
passieren).<br />
Jetzt die gemahlenen Egusi-Samen im Palmöl<br />
anbraten, bis sich ein gewisses Röstaroma entwickelt<br />
(auch hier ist Vorsicht geboten, dass die<br />
Samen nicht verbrennen), dann mit der Hühnerbrühe<br />
ablöschen. Schnell den Deckel aufsetzen,<br />
denn jetzt fängt es an zu spritzen.<br />
Den Herd runterschalten auf mittlere Hitze. Ein<br />
paar Minuten kochen, dann umrühren, damit<br />
die Suppe nicht am Topfboden anbrennt. Den<br />
Blattspinat hinzufügen. Einen Teil der Hühnchenteile<br />
hinzufügen. Den anderen Teil kann<br />
man frittieren. Ansonsten alle Teile in den Topf<br />
bzw. alle Teile frittieren. Ca. eine Dreiviertelstunde<br />
auf niedriger Stufe köchlen lassen. Mit<br />
Fufu oder pounded Yam servieren!<br />
Hier noch ein paar hilfreiche Tipps und Anmerkungen:<br />
Man kann auch ein "normales" Huhn nehmen,<br />
allerdings wird es typischerweise mit einem<br />
Suppenhuhn gekocht, da dieses einen hohen<br />
Fettgehalt hat und es sehr zum typischen Geschmack<br />
beiträgt.<br />
Es ist auch üblich in Nigeria, viele verschiedene<br />
Fleischsorten in die Egusi Soup zu geben (Rind,<br />
Ziege, Fisch, Shrimps, Lamm). Schwein ist eher<br />
unüblich. Besonders beliebt sind aber Huhn,<br />
Rind und Fisch. Ebenso kann man auch getrockneten,<br />
gemahlenen Crayfish (Flusskrebse)<br />
beimengen.<br />
Manchmal ist es notwendig, die Samen vorher<br />
auszulesen, d. h. Schmutzpartikel und dergleichen,<br />
die sich bei der Verarbeitung und/oder<br />
beim Transport mit eingeschlichen haben, auszupicken.<br />
Dafür einfach eine kleine Handvoll<br />
Samen auf einem Teller ausbreiten und Fremdkörper<br />
auspicken, dann die sauberen Egusi Samen<br />
in eine neue Schüssel füllen ... Den Vorgang<br />
wiederholen, bis nur noch saubere Egusi Samen<br />
übrig sind. Daher beim Kauf der Samen bitte<br />
drauf achten, so saubere Samen wie nur möglich<br />
zu besorgen, jedoch bleibt einem das "Picken"<br />
nicht ganz erspart.<br />
Wenn man keine frische Cilli hat, kann man<br />
natürlich auch Cayennepfeffer oder getrocknetes<br />
Chilipulver nehmen.<br />
Je nach Konsistenz der Egusi Soup kann man<br />
noch heißes Wasser nachfüllen. Dann aber<br />
nachwürzen nicht vergessen!<br />
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72<br />
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BÜCHER<br />
BLAUER HIBISKUS<br />
Adichie, Chimamanda Ngozi, Nigeria.<br />
Das Haus liegt inmitten von Hibiskus, die Welt dahinter ist das<br />
von politischen Unruhen geprägte Nigeria. Mit sanfter, eindringlicher<br />
Stimme erzählt die 15-jährige Kambili von dem Jahr, in<br />
dem ihre Familie auseinanderfiel, ihr Land im Terror versank<br />
und ihre Kindheit zu Ende ging. Ein verzweifelt-schönes und<br />
außergewöhnliches Buch.<br />
STACHELSCHWEINS MEMOIREN<br />
Alain Mabanckou , Kongo<br />
Mit tiefsinnigem Humor erzählt Mabanckou von den Abenteuern<br />
eines afrikanischen Stachelschweins und parodiert den<br />
afrikanischen Volksglauben, jeder Mensch habe als Doppelgänger<br />
ein Tier an seiner Seite. So ist eine urkomische und zugleich<br />
hellsichtige Fabel über die merkwürdige Spezies der Menschen<br />
entstanden. Ausgezeichnet mit dem Prix Renaudot.<br />
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DAS LACHEN DES GECKOS<br />
José Eduardo Agualusa, Angola.<br />
Félix Ventura geht einer ungewöhnlichen Tätigkeit nach: Er handelt<br />
mit erfundenen Vergangenheiten. Seine Kunden sind Menschen der<br />
neuen angolanischen Oberschicht, denen die nötige glanzvolle Vergangenheit<br />
fehlt. So auch die Lebensgeschichte des Mannes, der zu<br />
Jose Buchmann wird.<br />
Das Lachen des Geckos erhielt 2007 den renommierten britischen Independent<br />
Foreign Fiction Prize.<br />
CHRONIK EINER REVOLUTION<br />
Amor Ben Hamida, Tunesien.<br />
Es gibt Termine im Leben, die man nicht vereinbart, sie passieren einfach.<br />
Ob von höherer Hand geschrieben oder durch einen Zufall entstanden:<br />
Man befindet sich eines Tages an einem Ort, rechnet nicht<br />
mit dem geringsten außerordentlichen Ereignis, und plötzlich steckt<br />
man mitten in einer Revolution! Ein Bericht über die Tage zwischen<br />
12. und 19. Januar 2011, die wohl in die Geschichte Tunesiens und der<br />
ganzen arabischen Welt eingehen werden.<br />
SCHMETTERLING IN FLAMMEN<br />
Yvonne Vera, Simbabwe.<br />
Makokoba, ein schwarzes Township in Simbabwe kurz nach Ende des<br />
Zweiten Weltkriegs. Die Liebe zwischen der jungen Phephelapi und<br />
dem viel älteren Fumbatho ist gefangen zwischen der von Repressalien<br />
bestimmten kolonialen Alltagswelt und dem schwarzen Leben<br />
auf den Straßen und den Hinterhöfen des Township. Mit hochpoetischer<br />
Sprache erzählt die Autorin die Geschichte einer Liebe, die am<br />
Leben scheitert.<br />
KULTUR<br />
73
74<br />
74<br />
FILM<br />
AFRIKA – DAS MAGISCHE KÖNIGREICH (DVD)<br />
Von Patrick Morris und Neil Nightingale, mit<br />
Idris Elba und Hayley Joanne Bacon.<br />
Die BBC-Earth-Dokumentation <strong>Afrika</strong> – Das<br />
magische Königreich (OT: Enchanted Kingdom)<br />
entfaltet in 3D ein Zusammenspiel von<br />
Natur und Tieren und offenbart dabei die unterschiedlichsten<br />
Facetten des wilden Kontinents.<br />
Handlung von <strong>Afrika</strong> – Das magische Königreich<br />
Nach den enormen Publikums-Erfolgen Deep<br />
Blue (2003) und Unsere Erde – Der Film (2007)<br />
produzierte die BBC mit <strong>Afrika</strong> – Das magische<br />
Königreich einen weiteren groß angelegten<br />
Dokumentarfilm, der mithilfe der neusten<br />
technischen Mittel die Lebenswelt der Löwen,<br />
Flamingos, Krokodilen und vielen weiteren<br />
Lebewesen einfängt.<br />
In der Namib-Wüste trifft man auf Echsen, die<br />
erstaunliche Taktiken entwickelt haben, um sich<br />
in ihrer sandigen, lebensfeindlichen Heimat<br />
durchzuschlagen. In den grünen Wäldern von<br />
Gabun und Ruanda hausen die letzten vom Aussterben<br />
bedrohten Berg-Gorillas. Am Rande der<br />
Kalahari-Wüste ziehen Elefanten-Herden auf<br />
der Suche nach Wasser durch die karge Steppe.<br />
die Wüsten, Savannen und Regenwälder, die<br />
jeder sofort mit dem Kontinent assoziiert: Vor<br />
der afrikanischen Küste tauchen die Filmemacher<br />
hinab ins Korallenriff, wo sich eine<br />
farbenprächtige Welt aus Meeres-Lebewesen<br />
eröffnet. Vulkane brodeln in entlegenen Berg-<br />
Regionen. Dort wo Wasser existiert bieten<br />
Flüsse wie der Nil oder die Viktoria-Wasserfälle<br />
ein Naturschauspiel, dass seinesgleichen sucht.<br />
Und im Gebirge zwischen Kenia und Äthiopien<br />
gibt es sogar ein paar Eishöhlen, in denen die<br />
Dschelada-Paviane hausen.<br />
Hintergrund & Infos zu <strong>Afrika</strong> – Das magische<br />
Königreich<br />
Zwei Jahre lang drehte das Filmteam in unterschiedlichsten<br />
afrikanischen Ländern, unter anderem<br />
in Namibia, Kenia, Zimbabwe, Tansania,<br />
Botswana und Äthiopien. Patrick Morris und<br />
Neil Nightingale, die bereits als Produzenten<br />
von Dokumentarfilmen wie “Unser Leben”,<br />
“Wächter der Wüste” oder in der Natur-Serie<br />
“Das Wunder Leben” Erfahrungen gesammelt<br />
hatten, schlossen sich in <strong>Afrika</strong> – Das magische<br />
Königreich zusammen, um gemeinsam den<br />
weitläufigen Kontinent mit all der Vielfalt seiner<br />
Naturspektakel in 3D zu erkunden.<br />
Doch <strong>Afrika</strong> hat noch weit mehr zu bieten als<br />
AFRIKA MAGAZIN ISSUE 01.2015
WWW.RADIOAFRIKA.NET<br />
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KULTUR<br />
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In Wien gibt´s<br />
keine Minderheiten,<br />
nur Menschen.<br />
Bürgermeister Dr. Michael Häupl<br />
www.spoe.wien<br />
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