Augsburg - Nord-Ost 07.10.15
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Seite 2 Mittwoch, 7. Oktober 2015 36 Jahre<br />
STADTZEITUNG<br />
DIE SEITE 2<br />
Kommentar<br />
vonMarkus Höck<br />
Maxfeststatt<br />
Kampagnenkrampf<br />
Neues ausdem Tunnel<br />
60 000 Kubikmeter Erde ausgebaggert<br />
<strong>Augsburg</strong>. Bis Ende des Jahres<br />
wirddie etwa zwölf bis 14 Meter<br />
tiefe Baugrube imBereich der<br />
Gütergleise für Tunnel und<br />
Wendeschleife fertig sein. Ab<br />
Februar kommenden Jahres bis<br />
Mitte 2017 entsteht darin das<br />
Betonbauwerk für den eigentlichen<br />
Tunnel. Im März 2016 gehen<br />
auch die Arbeiten am<br />
Bahnhofsvorplatz im <strong>Ost</strong>en mit<br />
dem Tunnelbau bis zum Empfangsgebäude<br />
weiter. Ende Mai<br />
haben die Arbeiten für den<br />
Straßenbahntunnel im Bereich<br />
der GütergleiseamHauptbahnhof<br />
begonnen. VomSebastian-<br />
Buchegger-Platzbis zu den Personenbahnsteigen<br />
sind seitdem<br />
123 Betonbohrpfähle sowie 220<br />
Stahlträger gesetzt, zwölf Behelfsbrücken<br />
eingebaut und<br />
das Erdreich schon rund fünf<br />
Meter abgegraben worden. Gut<br />
30 000 der insgesamt 60000<br />
Kubikmeter Erde sind bereits<br />
ausgebaggert. Sowird von der<br />
Rosenaustraße Richtung<br />
Hauptbahnhof zunächst ein etwa<br />
50 Meter langer Einschnitt<br />
in den Hang bis zur eigentlichen<br />
Tunneleinfahrt entstehen.<br />
Der Aushub wird in der Nähe<br />
der Fußballarena für die notwendigen<br />
Altlasten-Analysen<br />
zwischengelagert. Ab März<br />
2016 werden in der Baugrube<br />
die Bodenplatten, Wände und<br />
Decken für das Tunnelbauwerk<br />
hergestellt.(pm)<br />
Der bau des Hauptbahnhof-Tunnels schreitet voran. Foto:Hosemann/swa<br />
StadtwerkekonternKritik<br />
AuchFlüchtlingebrauchen gültigen Fahrausweis<br />
<strong>Augsburg</strong>. „Aufgrund der aktuellenSituation<br />
war es uns wichtigzubeobachten,<br />
ob Flüchtlinge<br />
ohne gültigen Fahrschein in<br />
unseren Fahrzeugen unterwegs<br />
sind“, sagt Stadtwerke-Sprecher<br />
Jürgen Fergg, der damit auf die<br />
Berichterstattung in der „<strong>Augsburg</strong>er<br />
Allgemeinen“ reagiert.<br />
Die Zeitung hatte gemeldet,<br />
dass die Stadtwerke bei Kontrollen<br />
desöfteren Kulanz walten<br />
lassen würden, wenn es<br />
sich bei einem Schwarzfahrer<br />
um einen Asylbewerber handele.<br />
Die <strong>Augsburg</strong>er Stadtwerke<br />
(swa)haben „keine Auffälligkeiten<br />
festgestellt, dass Flüchtlinge,die<br />
in Erstaufnahmeeinrichtungen<br />
nur wenige Tage in<br />
<strong>Augsburg</strong> bleiben, ohne gültigenFahrscheininBus<br />
undStraßenbahn<br />
angetroffen werden“,<br />
entgegnet Fergg. „Das ist in<br />
<strong>Augsburg</strong>hat für vieleMillionen<br />
Euro eine schöne Innenstadt bekommen,<br />
nun muss sie entsprechendbespielt<br />
werden.Inihrem<br />
Koalitionsvertrag haben sich<br />
CSU und SPD festgelegt. „Ein<br />
,Maxfest’ soll es auch künftig<br />
grundsätzlich wieder geben“,<br />
heißt esda. Zu diesem Bekenntnis<br />
sollten, jamüssen die Fraktionen<br />
jetztstehen.<br />
Sicher, inZeiten knapper Kassenlohnt<br />
es sich, zweimal nachzudenken,<br />
bevor 200 000 Euro<br />
für eine Party ausgegeben werden.<br />
Doch ein Max16 kann viel<br />
mehr sein als ein Straßenfest.<br />
Richtig angepackt hat <strong>Augsburg</strong><br />
hier ein wirksames Stadtmarketing-Instrument<br />
in der Hand.<br />
165 000 Feiernde, die nach dem<br />
Fest einen nachhaltig positiven<br />
Eindruck von der Stadt mit<br />
nach Hause nehmen, sind deutlich<br />
besser,als alldie verkrampften<br />
Versuche bisher, mehr Menschen<br />
in die Innenstadt zulocken,<br />
egal ob Parkhausgebührenrückzahlung<br />
per Mobilo<br />
oder die „Jetzt kommst<br />
Du“-Kampagne.<br />
Nur nebenbei: Der Bürgerentscheid<br />
zur Fusion hat anSachund<br />
Personalaufwand 290000<br />
Euro gekostet.<br />
Würde die Stadt mit ihren Bürgern<br />
lieber feiern statt streiten,<br />
käme dasletztlich billiger.<br />
<strong>Augsburg</strong> kein Thema.“ Asylbewerber,<br />
die längere Zeit in<br />
<strong>Augsburg</strong> sind und staatliche<br />
Leistungen erhalten, hätten ohnehin<br />
Anspruch aufdas Sozialticket<br />
der Stadt, ergänzt der<br />
Sprecher.<br />
Für die Nutzung der öffentlichen<br />
Verkehrsmittel gelte der<br />
Gleichbehandlungsgrundsatz.<br />
„Auch Flüchtlinge, die in Erstaufnahmeeinrichtungen<br />
nur<br />
wenige Tage in <strong>Augsburg</strong> sind,<br />
müssen einen gültigen Fahrschein<br />
vorweisen können“, sagt<br />
Fergg. Ansonsten werden, wie<br />
allgemein beim Schwarzfahren<br />
üblich, die Personalien aufgenommen<br />
und ein erhöhtes Beförderungsentgelt<br />
von 60Euro<br />
gefordert. Die swa hätten die<br />
Fahrscheinprüfer in den vergangenen<br />
Tagen entsprechend<br />
geschultund informiert. (lib)<br />
Noch nicht reif für die Insel<br />
MAXSTRASSENFEST/Fortsetzung vonSeite 1<br />
Sein Zauberwirkt noch immer<br />
PORTRÄT/Zauberer Hardy hateine 47-jährigeKarrierehinter sich. Der Magie überdrüssigist er<br />
nochlange nicht. Eine Geschichte von Aufstiegund Fall,leuchtenden Kinderaugen und Kaninchen.<br />
Hans Blöchl<br />
Lechhausen. „Ich werdesolange<br />
weitermachen, wie ich das<br />
Gefühl habe, nicht aus Mitleid<br />
engagiert zu werden.“Der <strong>Augsburg</strong>er<br />
Zauberer Hardy blickt<br />
aufein bewegtes Zaubererleben<br />
zurück und auch noch ein<br />
Stück weit nach vorn. Dabei ist<br />
er mittlerweile 66 geworden<br />
und seit 47 Jahren als hauptberuflicher<br />
Zauberer unterwegs.<br />
Er hatsichimLaufder Jahreauf<br />
die Show vor Kindern im Alter<br />
vonvierbis zehn Jahren in Kindergärten<br />
und Schulen spezialisiert.<br />
Dafür hat er Mitspielprogramme<br />
entwickelt, bringt mit<br />
neuesten pädagogischen Erkenntnissen<br />
den Kindern Verkehrsregeln,<br />
Zahnhygiene und<br />
andereThemen nahe.<br />
„Zauberei ist etwas, was Kinder<br />
immer noch fasziniert, trotz<br />
PC und Smartphone“, berichtet<br />
er von seinen Erfahrungen.<br />
Dass eraber auch Erwachsene<br />
ins Traumland der Zauberei<br />
entführen kann, zeigen zahlreiche<br />
Fotos mit Prominenten in<br />
seinerWohnung. Daruntersind<br />
auch Franz-Josef-Strauß, Sahra<br />
Wagenknecht, Günther Jauch<br />
und viele andere Prominente.<br />
Er war im Fernsehshowseingeladen,<br />
war bei dem berühmten<br />
Duo„Siegfried und Roy“ in Las<br />
VegaszuGast. Ein bewegtes Lebenmit<br />
Höhen und Tiefen. Für<br />
sein Lebenswerk wurde er vor<br />
kurzem auch durch eine Sonderausstellung<br />
in einem Zaubermuseum<br />
geehrt.<br />
Eher überraschend ist seine<br />
Erzählung, wie er überhaupt<br />
zum Zaubern gekommen ist.<br />
Beim Besuch spricht er fließend<br />
und frei, kaum zu glauben, dass<br />
er eigentlichstottert und das in<br />
manchen Situationen immer<br />
Soll2016endlichRenaissance feiern: das Maxstraßenfest.<br />
noch tut. Dabei handelt es sich<br />
um eine seltene Störung, unter<br />
der auch sein Zwillingsbruder<br />
litt. Die Schule war deswegen<br />
ein Horror, „ich zitterte wenn<br />
ich aufgerufen wurde“. Imöffentlichen<br />
Sprechen während<br />
des Zauberns fand er seine persönliche<br />
Therapie. Sein Bruder<br />
hatseine als Musikerentdeckt.<br />
Hardy schlug den Weg der<br />
Magie ein, besuchte eine ZauberschuleinAmsterdam,nahm<br />
Schauspielunterricht und ist so<br />
jetzt fast 50Jahre unterwegs. Es<br />
„istnicht immer einfach“,meint<br />
er, „heute wünsche ich mir<br />
manchmal, ich wäre vielleicht<br />
doch besser Beamter geworden“.<br />
Erste Auftritte folgten<br />
bald, unter anderem auch in<br />
den 60er Jahren auf dem Oktoberfest<br />
im berühmten „Zelt<br />
beim Schichtl“, auch inAltersheimen<br />
präsentierte er seine<br />
Kunst. Bis er seine Berufung<br />
und Begabunginder Arbeit mit<br />
Kindern fand.<br />
Dazwischen lagen aber auch<br />
harte Jahre, als er mit seinem<br />
Lebenstraum, einem festen<br />
Foto:Archiv<br />
Zaubertheater in einem kleinen<br />
Ortnahe BadWörishofen, wirtschaftlichen<br />
Schiffbruch erlitt.<br />
Viele Prominente, auch aus<br />
<strong>Augsburg</strong>, waren dort zu Gast,<br />
speziell für einige Benefizaufführungen.<br />
Aber zum Schluss<br />
blieben nurviele Schulden und<br />
zerstörte Träume.<br />
Durch dieArbeit mitKindern<br />
hat ersich daraus jedoch wieder<br />
befreit und spielt heute immer<br />
noch mit großem Engagement<br />
und Leidenschaft. Spontan<br />
hatersichbereit erklärt,im<br />
Herbst eine kostenlose Aufführung<br />
für Kinder ausFlüchtlingsfamilien<br />
zu geben. Die Vorbereitungenlaufen.<br />
<strong>Augsburg</strong> ist jaohnehin oft<br />
mit mehr oder minder obskuren<br />
Vorgängen bundesweit in<br />
den Schlagzeilen –Fünffingerlesturm,<br />
Dönerverbot und Eisstadion<br />
sind sicher noch in Erinnerung.<br />
Aber auch Hardy<br />
machte Schlagzeilen, als er in<br />
die Mühlen der Bürokratie geriet.Das<br />
war2010, als dasVeterinäramt<br />
der Stadt sich Sorgen<br />
um sein Kaninchen machte,das<br />
Dem Kaninchen geht essehr gut, Hardy beschützt und hegt esinseinem<br />
Domizil inLechhausen. Für die Haltung zahlt er jährlich zudem 200 Euro<br />
an die Stadt.<br />
Foto: Hans Blöchl<br />
...werden sollen. Auch waren<br />
die bisherigen Maxfeste reine<br />
Gastronomenfeste. Die Wirte<br />
hatten ihre Buden mehr oder<br />
weniger direkt vor ihren Bars<br />
und Lokalen, war die logistische<br />
Versorgung der Stände erleichterte<br />
und gleichzeitig eine<br />
unmittelbare Werbemaßnahme<br />
für die Lokalitäten war. Mit der<br />
Insellösung wäre das so nicht<br />
mehr möglich gewesen – zumindestnicht<br />
für alle Gastronomen.<br />
Auf Nachfrage zum aktuellen<br />
Stand hält sich die Stadt bedeckt.<br />
Pressesprecher Ulrich<br />
Müllegger erklärt, dass man<br />
noch am Konzept feile. Genaueres<br />
will er nicht verraten,<br />
da die interne Abstimmung<br />
noch nicht erfolgt sei. Angepeilt<br />
istein fertigesKonzept fürEnde<br />
Oktober, das dann allerdings<br />
erst intern behandelt werde.<br />
„Die Zielvorgabe ist, dass es<br />
noch in diesem Jahr im Stadtrat<br />
behandelt wird“, so Müllegger.<br />
Dann muss auch geklärt werden,<br />
ob die Stadt als Veranstalter<br />
auftreten will und wie viel<br />
Geld siebereit ist, für ein Stadtfestindie<br />
Hand zu nehmen.<br />
Im April hatte Stinglwagner die<br />
Kosten grob auf 400 000 Euro<br />
geschätzt. Rund die Hälfte davon<br />
sollte die Stadt übernehmen.<br />
Doch im April hatte im<br />
Stadtrat noch niemand an die<br />
40 Millionen Euro Defizit gedacht,<br />
die imJahr 2014 aufgelaufen<br />
waren. Die Haushaltslage<br />
ist angespannt und vermutlich<br />
beziehtsichder letzte Feinschliff<br />
amKonzept auf mögliche<br />
Einsparpotenziale für<br />
Max16.<br />
An den wirklich teuren Posten<br />
kann aber kaum gespart<br />
werden, denn vorallem dasseit<br />
Duisburg gestiegene Sicherheitsbedürfnis<br />
bei Großveranstaltungen<br />
kostet, wie Heinz<br />
Stinglwagner schon im April<br />
bestätigte.<br />
Damals betonte der Citymanager<br />
auch, dass er mindestens<br />
ein Jahr Vorlauf brauche, um<br />
ein so großes Fest aufdie Beine<br />
zu stellen. Vorder Sommerpause<br />
wollteernocheine Entscheidung.<br />
Die Fristist längst verstrichen.<br />
Nun muss abgewartet werden,<br />
bis dieStadt mit ihren Plänen<br />
andie Öffentlichkeit geht.<br />
Dann zeigt sich, was von den<br />
ursprünglichen Max-Festen übrig<br />
geblieben ist und ob es<br />
Stinglwagner und seine City<br />
Initiative <strong>Augsburg</strong> (CIA) schaffen,<br />
ein Stadtfest zuorganisieren<br />
und ausreichend Sponsorenzufinden.<br />
er vor den Kindern aus dem<br />
Hutzauberte.<br />
DemBescheid der Stadt nach<br />
sollte ervor jeder Vorstellung<br />
dafür Sorge tragen, dass der<br />
kleine Nager nicht durch Lärm<br />
wie Applaus belastet würde.<br />
„Das ist gerade mit Kindern<br />
schwierig, istaberauchgenerell<br />
im Showgeschäft nichtvorgesehen.“<br />
Nach diesem Schildbürgerstreich<br />
war die Stadt in aller<br />
Munde und Hardy tingelte von<br />
einer Radioshowzum nächsten<br />
Fernsehauftritt.<br />
Eine gute Publicity für ihn,<br />
nicht so positiv für dieStadt. Als<br />
er in anderen Städten, in denen<br />
er auftrat, das Kaninchen anmelden<br />
wollte, hörte er stets,<br />
dass man Wichtigeres zu tun<br />
hätte. Fakt ist: Dem Kaninchen<br />
in einem Stall mit Käfig im Garten<br />
inLechhausen geht es sehr<br />
gut. Hardy zahlt nun jedes Jahr<br />
fast 200 Euro für die „Tierhaltung“<br />
andie Stadt. Die sind es<br />
Wert –alleinfür dieFreude, die<br />
Hardy den Kindern bereitet,<br />
wenn er sein Kaninchen aus<br />
dem Hutzaubert.<br />
Auch viele Prominente kreuzten seinenWeg<br />
–hier Günther Jauch.<br />
Foto:privat<br />
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