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Digitale Mehrwerte

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Nachdem zunächst Texte von Handy zu Handy (SMS,<br />

WhatsApp) versendet werden konnten, wurden durch<br />

Dienste wie Instagram und Snapchat auch immer<br />

mehr Bilder und Filme übertragen. Apps wie Meerkat<br />

und Periscope, machen mittlerweile auch ein spontanes,<br />

interaktives Livestreaming von Bewegtbild per<br />

Smartphone möglich. Redakteure bitten ihre Leser<br />

über das Titelbild von morgen mitzuentscheiden. Worüber<br />

früher einen Leserbeirat entschied, wird heute<br />

im digitalen Dialog auf Periscope verhandelt.<br />

Beschleunigung und örtliche Flexibilität<br />

Die Digitalisierung hat an vielen Stellen zu Flexibilität<br />

und Zeitersparnis geführt. Alexander Kluge bekennt<br />

im Interview: “In der Herstellung von Übersichten,<br />

Transformationen, Kapiteländerungen und Dispositionen<br />

des Textes im Großen ist die Digitalisierung<br />

unabdingbar.” Manche Arbeitsprozesse werden drastisch<br />

beschleunigt: “Ich schneide einen 90-Minuten-<br />

Film in den traditionellen Techniken der Filmherstellung<br />

in 3-4 Monaten, digital unter Umständen in 2-3<br />

Tagen.“<br />

scheint die Frage, wie es Regierungen gelingen kann,<br />

die neuen Möglichkeiten pro-aktiv zu nutzen, um<br />

mehr direkte Teilhabe für die Bürger zu ermöglichen<br />

und dadurch ihre eigene Legitimität zu stützen. Die<br />

Konzepte der Politik werden teilweise belächelt, aber<br />

die Wirtschaft ist in Sachen digitaler Teilhabe kaum<br />

weiter. 8<br />

Vom Besitz zum Zugang und zur Shareconomy?<br />

Die Digitalisierung trägt zu einer Dematerialisierung<br />

der Güter bei. Statt dem Besitz - der viele Verpflichtungen<br />

mit sich bringt - steht zunehmend der Zugang<br />

im Vordergrund. Als Gegenentwurf zur Überflussgesellschaft<br />

hat sich die Idee der Shareconomy verbreitet.<br />

Die These: Jetzt, wo es nicht mehr um den<br />

Besitz geht, schafft die Digitalisierung die Möglichkeit<br />

des intelligenten Teilens. Diese Entwicklung<br />

beinhaltet immense Potenziale - beispielsweise im<br />

Bereich der Mobilität: Laut BMW-Vorstand Schwarzenbauer<br />

steht die „Hardware Auto“ 96 Prozent der<br />

Zeit ungenutzt herum. (https://twitter.com/LMH/status/636192653714059264)<br />

Die Digitalisierung hat zudem zu einer Ortsungebundenheit<br />

und zu neuen Freiheitsgraden geführt. Während<br />

früher Mitarbeiter einer Ministeriumspressestelle<br />

lange auf einen Rückruf warten mussten, können sie<br />

- wie Florian Lanz kommentiert - den Rückruf heute<br />

mobil von überall entgegennehmen. Er bekennt: “So<br />

hat die Digitalisierung der Kommunikation mein Maß<br />

an individueller Freiheit spürbar erhöht.” 7<br />

Der Bürger als digitaler Teilhaber<br />

Der Staat versucht mitzuziehen. Behörden denken<br />

aus Sicht der Bürger und bieten One-Stop-Shop-<br />

Angebote wie die einheitliche Behördenrufnummer<br />

115 und die "e-Akte". Auch in der Politik wird die Digitalisierung<br />

in einer Beschleunigung von Abläufen<br />

spürbar. Christian Lindner bemerkt “Büroabläufe und<br />

Vorgänge können von überall gesteuert werden”. Dies<br />

bedeute einen “enormen Zeitgewinn” durch eine “Nutzung<br />

von Warte- und Reisezeiten”. Die Digitalisierung<br />

ermögliche “Mehr ‘Außendienst’” und einen “direkteren<br />

Dialog mit dem Bürger” - auch durch “Votings”,<br />

die die “Feedback-Kultur” weiter verstärken (Christian<br />

Lindner). Weitgehend unbeantwortet dagegen er-<br />

Bildung digital<br />

Die Digitalisierung beinhaltet große Chancen für<br />

Menschen, die bislang wenig Zugang zu Bildungsangeboten<br />

hatten. Seit vielen Jahren sind renommierte<br />

Bildungsinstitutionen wie das MIT oder die Khan Academy<br />

10 mit einem breiten, kostenlosen Bildungsangebot<br />

vertreten. Startvoraussetzung ist lediglich eine<br />

Internetverbindung mit einer gewissen Bandbreite.<br />

Projekte wie ‘Google Link’ versuchen immer mehr<br />

Menschen einen Internetzugang zur Verfügung zu<br />

stellen. 11<br />

Die Digitalisierung öffnet nach und nach auch den<br />

oft als “Elfenbeinturm” wahrgenommenen Wissenschaftsbereich.<br />

Die traditionellen akademischen<br />

Strukturen wirken - besonders in Hinsicht auf Publikations-<br />

und Diskursverfahren - eher antiquiert. Es ist<br />

absehbar, dass sich auch der Wissenschaftsbereich<br />

in den nächsten Jahren wandeln muss, um zukunftsfähig<br />

zu bleiben. Im Bereich der schulischen Bildung<br />

sollte es das Ziel sein, Schülern Digitalkompetenz zu<br />

vermitteln - in der Realität sind Computer und agiles<br />

Lernen an vielen Schulen noch nicht angekommen.<br />

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