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Broschüre-erste-Hilfe

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Erste <strong>Hilfe</strong> bei<br />

Lawinenunfällen<br />

Ein Leitfaden für das richtige<br />

Verhalten bei Lawinenunfällen<br />

von Carlotta Tillmann und Florentine Adam


Liebe Bergsportler,<br />

beliebte Bergsportarten, wie zum Beispiel Abfahrtski, Schneeschuhwandern,<br />

Tourenski, Eisklettern und Bergwandern im Schnee, beinhalten neben dem<br />

großen Spaßfaktor auch massive Risiken, wie beispielsweise Lawinenunfälle.<br />

Diese <strong>Broschüre</strong> soll Ihnen die Fähigkeiten vermitteln, die Sie im Falle eines<br />

Lawinenunglückes sowohl als Betroffener, wie auch als Ersthelfer benötigen.<br />

Sie ist bewusst in zwei Abschnitte unterteilt.<br />

Der <strong>erste</strong> Abschnitt dient als Leitfaden zur kurzfristigen Rekapitulation am<br />

Unfallort. Er enthält eine schrittweise Anleitung zur Ersten <strong>Hilfe</strong> und<br />

bündige Informationen, die Ihnen als Ersthelfer bei der Bergung helfen.<br />

Es ist unbedingt notwendig, vor der Ausführung einer Bergsportart, die die<br />

Gefahr eines Lawinenunfalles birgt, den zweiten Abschnitt dieser <strong>Broschüre</strong><br />

zu studieren. Hier werden die Themen Prävention, Bergungstechniken und<br />

Erste <strong>Hilfe</strong> genauer erläutert.<br />

Im Falle eines Unfalles bietet Ihnen der <strong>erste</strong> Abschnitt dieser <strong>Broschüre</strong> die<br />

Möglichkeit, kurzfristig auf das aus dem zweiten Abschnitt angeeignete<br />

Wissen zurückzugreifen und sich als Ersthelfer richtig zu verhalten.<br />

Wir hoffen natürlich, dass Sie diese <strong>Broschüre</strong> nicht benötigen werden, im<br />

Falle eines Lawinenabganges, aber trotzdem in der Lage sind richtig zu<br />

agieren.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Spaß in den Bergen!<br />

Carlotta Tillmann und Florentine Adam


Erste <strong>Hilfe</strong> bei Lawinenunfällen - Rekapitulation<br />

• Notruf 112<br />

→ Was ist passiert?<br />

→ Wie viele Verletzte gibt es?<br />

→ Wo ist es passiert?<br />

→ Wann ist es passiert?<br />

→ Wie ist das Wetter am Unfallort?<br />

→ Wer meldet den Unfall?<br />

→ Hubschraubereinsatz notwendig?<br />

1. Wie sind die Sichtverhältnisse?<br />

2. Welche Windrichtung?<br />

3. Welche Windstärke?<br />

→ Warten auf Rückfragen<br />

→ Telefon anlassen und nicht telefonieren, um erreichbar zu bleiben<br />

• Notruf ohne Telefon/ Alpines Notsignal<br />

→ 1. Minute: alle 10 Sekunden ein akustisches/sichtbares Signal geben<br />

(6 x pro Minute)<br />

→ 2. Minute: Pause<br />

→ Ablauf wiederholen<br />

→ Antwort: alle 20 Sekunden ein Signal geben (3 x pro Minute), 1 Minute<br />

Pause, wiederholen<br />

• Einschätzung des Unfallortes<br />

→ wenn keine Gefahr für Ersthelfer besteht, Opfer bergen und Erste-<br />

<strong>Hilfe</strong>-Maßnahmen einleiten


• Erste <strong>Hilfe</strong><br />

→ ABC-Regel: Überprüfung von Atmung, Bewusstsein und Circulation<br />

▪ Atmung ✓<br />

Bewusstsein ✓<br />

Circulation ✓<br />

→ stabile Seitenlage<br />

▪ Atmung ✓<br />

Bewusstsein ✖<br />

Circulation ✓<br />

→ stabile Seitenlage<br />

▪ Atmung ✖<br />

Bewusstsein ✖<br />

Circulation ✖<br />

→ Reanimation<br />

→ Herz-Druck-Massage (30 mal/15 Sek.) , Beatmung (2 mal) ,<br />

wiederholen<br />

→ Überprüfung auf Verkühlungen, Brüche, Blutungen<br />

▪ Verkühlungen: betroffene Körperteile wärmen<br />

▪ Brüche: stilllegen<br />

▪ Blutungen: stoppen durch Druckverband oder andere<br />

Druckausübung auf die betroffene Stelle<br />

→ Erhaltung der Körperwärme durch zusätzliche Kleidungsstücke,<br />

Rettungsdecke oder Biwaksack<br />

→ Bei Schock das Opfer beruhigen und wärmen<br />

• Einweisung der eintreffenden Rettungskräfte (Achtung bei<br />

Hubschraubern)<br />

→ Hubschrauber-Landeplatz räumen<br />

→ Status-Quo-Bericht


Erste <strong>Hilfe</strong> bei Lawinenunfällen - Prävention<br />

Es existieren zwar Lawinenschutzmaßnahmen wie Aufforstungsprogramme<br />

für die Entstehung von Schutzwäldern oder künstliche Schutzbauten, nämlich<br />

Netze oder Gitter und zusätzlich Barrieren, die parallel zum Hang gebaut<br />

sind. Trotzdem sollte sich jeder Wintersportler unbedingt der Gefahr der<br />

Lawinenbildung bewusst sein, der er bei der Ausführung seines Sportes<br />

ausgesetzt ist.


Messung der Lawinengefahr:<br />

Gleichwohl sollten sich Aktivsportler, besonders, wenn sie abseits der Pisten<br />

unterwegs sind, über die aktuelle Lawinengefahr informieren. Hierbei kann<br />

auf die Lawinengefahrenskala zurückgegriffen werden.<br />

Von einer Risikostufe zur anderen nehmen die Stabilität der Schneedecke<br />

und die notwendige Zusatzlast zur Einleitung einer Auslösung ab, die Anzahl<br />

der Gefahrenstellen und die Lawinengröße und -anzahl allerdings nehmen zu.<br />

Aktivitäten in gefährdeten Gebieten sind schon ab der zweiten Stufe<br />

eingeschränkt möglich, da hier ein Wissen über lokale Gefahrenzonen<br />

vorhanden sein muss. Ab Stufe drei ist lawinenkundiges<br />

Beurteilungsvermögen von Nöten, Touren können nur noch eingeschränkt<br />

durchgeführt werden. Großes lawinenkundiges Beurteilungsvermögen ist<br />

obligatorisch ab der folgenden Stufe und Touren sollten nur noch sehr<br />

eingeschränkt stattfinden. Bei sehr großer Lawinengefahr ist in vielen<br />

Skigebieten kein Betrieb mehr möglich und auf Touren abseits der Pisten<br />

sollten man unbedingt verzichten.<br />

Es kann schwierig sein, einzuschätzen, über ein wie großes<br />

Beurteilungsvermögen man selbst verfügt. An dieser Stelle helfen<br />

Lawinenschulungen, die auf den Ernstfall vorbereiten, für Einsteiger aber<br />

auch für Fortgeschrittene zur Verfügung stehen und beispielsweise vom<br />

Deutschen Alpenverein organisiert werden.


Erste <strong>Hilfe</strong> bei Lawinenunfällen - Prävention<br />

Wenn Sie nicht auf irgendeine Art von Messung der Gefahr zurückgreifen<br />

können, gibt es die Möglichkeit sich an den folgenden wichtigsten Regeln zu<br />

orientieren:<br />

• Neuschnee + Wind = Lawinengefahr<br />

• schnelle und auffallend starke Erwärmung = kurzfristiger Anstieg der<br />

Lawinengefahr<br />

• schwache Schichten in der Schneedecke = Entstehung von<br />

Schneebrettlawinen (am gefährlichsten für Wintersportler, können<br />

durch einzelne Personen ausgelöst werden)<br />

• je steiler, desto wahrscheinlicher ist das Auslösen<br />

Zusätzlich zur Informierung über die aktuelle Lawinengefahr, sind<br />

lawinenrelevante Beobachtungen im Gelände unbedingt notwendig, da sich die<br />

Gegebenheiten schnell verändern können. Also seien Sie immer aufmerksam,<br />

verfolgen Sie den Wandel in ihrer Umwelt und verhalten Sie sich den<br />

Verhältnissen entsprechend richtig.


Ausrüstung:<br />

Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich die richtige Ausrüstung, zu der<br />

heutzutage ein Lawinen-Verschütteten-Suchgerät (LVS), eine Lawinensonde,<br />

ein Lawinenairbag und eine Lawinenschaufel gehören sollten.<br />

Das LVS verfügt über einen Sendebetrieb, bei dem ein Piepsen zu hören ist,<br />

welches die Suche nach den Verschütteten erleichtert und über den<br />

Suchbetrieb, bei dem das Gerät, wieder durch einen Piepston, die Lage des<br />

Opfers angibt. Diese Meldung kann jedoch, je nach Ausführung recht<br />

ungenau sein. Deshalb ist eine Sonde zu empfehlen, die zur Feinortung<br />

dient. Ein Lawinenairbag sollte wie ein Rucksack getragen werden und gibt<br />

dem Sportler im Notfall Auftrieb, wodurch es letztendlich dann zu einem<br />

geringeren Verschüttungsgrad kommt. Zusätzlich sollte eine leichte und<br />

handliche Lawinenschaufel mitgeführt werden, ohne welche eine Bergung<br />

kaum möglich ist.


Erste <strong>Hilfe</strong> bei Lawinenunfällen – Erste Schritte<br />

Erste Schritte:<br />

Zuallererst sollte man versuchen seitlich aus der Lawine herauszufahren. Ist<br />

dies nicht durchführbar, befreit man sich von überflüssigem Ballast, wie<br />

Skiern oder auch Stöcken, um im Schnee weniger weit herunter gezogen zu<br />

werden.<br />

Wichtig sind auch das Schaffen einer Atemhöhle und das Halten der Arme<br />

vor das Gesicht. Eine <strong>erste</strong> Orientierung ist durch das Spucken in den<br />

Schnee möglich, da sich durch die Fließrichtung des Speichels erkennen<br />

lässt, wo oben und unten sind.


Erste <strong>Hilfe</strong> bei Lawinenunfällen – Erste Schritte<br />

Die Bergung:<br />

Falls Sie selbst nicht durch die Lawine gefährdet sind, sollten sie unbedingt<br />

auf die Orte achten, an denen Betroffene erfasst worden und an denen sie<br />

letztendlich verschwunden sind. Diese Punkte sollten sie markieren,<br />

beispielsweise mit Skistöcken.<br />

Nun können sie mit der Bergung beginnen. Hierbei sollten sie mögliche<br />

Signale der Verschütteten beachten und auf ihre Ausrüstung zurückgreifen.<br />

Gleichzeitig ist es notwendig, den Rettungsdienst zu unterrichten.


Erste <strong>Hilfe</strong>:<br />

Sobald ein Mensch von einer Lawine erfasst wird, ist es unausweichlich,<br />

einen Notruf abzusetzen. Ist man als einziger Ersthelfer vor Ort, so sollte<br />

parallel der Lawinenabgang beobachtet werden. Sind mehrere Ersthelfer<br />

anwesend, so sollten schnellstens die Aufgaben verteilt werden.<br />

Dabei übernimmt am besten eine Person die Leitung, und weist alle anderen<br />

Personen an, damit effektiv geholfen werden kann.


Erste <strong>Hilfe</strong> bei Lawinenunfällen – Erste <strong>Hilfe</strong><br />

Notruf:<br />

Setzt man den Notruf per Handy ab, so ist dieser europaweit 112 und für die<br />

alpine Bergrettung 140. Sobald das Gespräch beginnt, sollten folgende<br />

Fragen beantwortet werden:<br />

Was ist passiert? Wie viele Verletzte gibt es? Wo ist es passiert? Wann ist<br />

es passiert? Wie ist das Wetter am Unfallort? Wer meldet den Unfall?<br />

Sollte ein Hubschraubereinsatz notwendig sein, so sind folgende weitere<br />

Fragen zu beantworten: Wie sind die Sichtverhältnisse? Welche<br />

Windrichtung und Windstärken herrschen am Einsatzort?<br />

Das Telefonat ist erst abgeschlossen, wenn einem ausdrücklich mitgeteilt<br />

wird, dass das Gespräch beendet ist.<br />

Nach dem Absetzen des Notrufs sollte das Handy angeschaltet bleiben und<br />

es sollten keine Telefonate geführt werden, um einen Rückruf des<br />

Notdienstes entgegennehmen zu können.<br />

Kann man keinen Notruf per Telefon absetzen, so gilt das Alpine Notsignal.<br />

Innerhalb einer Minute wird sechs Mal ein akustisches oder sichtbares<br />

Signal abgegeben. Nach einer Minute wird der Vorgang wiederholt. Die<br />

Retter antworten, indem sie innerhalb einer Minute drei Mal ein akustischen<br />

oder sichtbares Signal zurückgeben.


Erste <strong>Hilfe</strong> während der Bergung:<br />

Wird ein Mensch von einer Lawine erfasst und verschüttet, so steigen die<br />

Überlebenschancen des Verschütteten, durch eine schnelle Bergung und<br />

schnelle, korrekt ausgeführte Erste-<strong>Hilfe</strong>-Maßnahmen. Bereits 15 Minuten<br />

nach der Verschüttung und der vergeblichen Suche sinken die<br />

Überlebenschancen des Verunglückten rapide.<br />

Deswegen ist es entscheidend, dass nach dem Finden des Verunglückten bei<br />

der Ausgrabung des Betroffenen schnellstmöglich der Kopf freigelegt und<br />

mit der Überprüfung der Atemwege begonnen wird.<br />

Hierfür wird der Kopf des Verschütteten überstreckt, also in den Nacken<br />

gelegt, und am Mund gehört bzw. gefühlt, ob eine Atmung vorliegt.<br />

Kann aufgrund äußerer Bedingungen, wie beispielsweise Sturm, auf diese<br />

Weise nicht festgestellt werden ob eine Atmung vorliegt, so ist es<br />

notwendig, durch das Ertasten und Beobachten der Bauchdecke, zu<br />

ermitteln, ob das Lawinenopfer atmet. Sind die Atemwege durch Schnee<br />

versperrt, so müssen diese sofort freigelegt werden.


Erste <strong>Hilfe</strong> bei Lawinenunfällen – Erste <strong>Hilfe</strong><br />

Erste <strong>Hilfe</strong> nach der Bergung:<br />

Anschließend überprüft man, ob der Verschüttete bei Bewusstsein ist, indem<br />

man ihn erst anspricht, und wenn darauf keine Antwort folgt, vorsichtig in<br />

die Innenseite des Oberschenkels oder das Kinn kneift und beobachtet, ob<br />

eine aktive Reaktion vorliegt. Ist das nicht der Fall, es liegt jedoch eine<br />

Atmung vor, so bringt man den Betroffenen in die stabile Seitenlage.<br />

Dafür winkelt man, wie in Abb.1 verdeutlicht wird, den von einem<br />

entfernteren Arm des Verunglückten an und legt seine Hand auf die einem<br />

zugewandte Seite des Halses. Anschließend winkelt man das von einem<br />

entferntere Bein an und stellt es auf, sodass man anschließend durch<br />

leichten Zug am Knie in die eigene Richtung, und Stützen des Armes am<br />

Hals, den Verunglückten auf die Seite legen kann.


Liegt keine Atmung vor, so überprüft man den Puls des Verunglückten.<br />

Dafür ertastet man die Halsschlagader, welche seitlich am Hals liegt oder die<br />

Handschlagader, welche auf der Innenseite des Handgelenks liegt und prüft,<br />

ob ein Puls spürbar ist. Es ist wichtig, zum Ertasten nicht den Daumen zu<br />

verwenden, da man dabei seinen eigenen Puls wahrnimmt, was das Ergebnis<br />

verfälscht.<br />

Liegt keine Atmung und kein Puls vor, so muss unverzüglich mit der<br />

Reanimation begonnen werden. Hierfür führt man eine Herz-Druck-Massage<br />

und eine Beatmung im Wechselverhältnis 30/2 durch.<br />

Eine Herz-Druck-Massage ist effektiver, wenn man den Oberkörper des zu<br />

Reanimierenden freilegt. Anschließend legt man den Handballen seiner<br />

stärkeren Hand zwischen die Brustwarzen des Verunglückten, stützt seine<br />

schwächere Hand auf die stärkere Hand und drückt 30 mal in 15 Sekunden<br />

mit durchgestreckten Armen kräftig auf den Brustkorb, sodass das<br />

Brustbein gut 5 cm eingedrückt wird.<br />

Dabei kann es passieren, dass Rippen oder das Brustbein brechen, was<br />

jedoch während einer Reanimation vorerst außer Acht gelassen werden kann<br />

und in vielen Fällen unvermeidbar ist.


Erste <strong>Hilfe</strong> bei Lawinenunfällen – Erste <strong>Hilfe</strong><br />

Anschließend wird die Person zweimal beatmet. Dafür muss der Kopf<br />

überstreckt werden, damit die Atemwege freiliegen. Dabei kann es hilfreich<br />

sein, dem Verunglückten eine Jacke unter den Nacken zu legen, sodass der<br />

Kopf automatisch überstreckt wird.<br />

Anschließend ist es wichtig, die Nase des Opfers zuzuhalten und ihm<br />

zweimal kräftig in den Mund zu blasen. Dabei sollte der eigene Mund, den<br />

Mund des Opfers vollständig abdecken, sodass keine Luft seitlich entweicht<br />

und lebenswichtiger Sauerstoff verloren geht.<br />

Hat man Hemmungen oder empfindet man Ekel vor einer Mund-zu-Mund-<br />

Beatmung, so bietet es sich an, im Erste-<strong>Hilfe</strong>-Set eine Beatmungsmaske<br />

mit sich zu führen, die den direkten Kontakt zwischen Helfe und<br />

Verunglücktem verhindert. Der Umgang mit der Beatmungsmaske sollte<br />

jedoch vorher geübt worden sein.


Anschließend wechseln sich eine 30-malige Herz-Druck-Massage und eine<br />

2-malige Beatmung ab, bis die Person zu Bewusstsein kommt, oder bis<br />

professionelle Rettung eintrifft.<br />

Weitere Maßnahmen:<br />

Sobald der Verschüttete vollständig geborgen wurde, ist es wichtig seine<br />

Körperwärme durch zusätzliche Kleidungsstücke, eine Wärmedecke oder<br />

einen Biwaksack zu erhalten. Warme (alkoholfreie!) Getränke dürfen nur bei<br />

Bewusstsein und dem Ausschluss innerer Verletzungen verabreicht werden.<br />

Sind mehrere Ersthelfer vor Ort, so sollte das Opfer parallel zur<br />

Reanimation auf Verkühlungen und Verletzungen weiterer Körperteile<br />

überprüft werden. Besonders unterkühlte Körperteile sollten möglichst mit<br />

weiteren Kleidungsstücken, Wärmedecken oder einen Biwaksack warm<br />

gelagert werden.


Erste <strong>Hilfe</strong> bei Lawinenunfällen – Erste <strong>Hilfe</strong><br />

Als Ersthelfer sollte man dafür sorgen, dass sich der Betroffene nicht aktiv<br />

bewegt, da so das abgekühlte Blut der äußeren Blutgefäße (Schalenblut) mit<br />

dem warmen Blut weiter im Körperinnern liegender Gefäße (Kernblut) in<br />

Kontakt gerät, was zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand (Bergungstod) führen<br />

kann.<br />

Liegen Brüche vor, so sollten entsprechende Körperteile ruhig gelegt werden<br />

und möglichst weder aktiv, noch durch Helfer bewegt werden, um eine<br />

Verschlimmerung des Bruches zu vermeiden.<br />

Im Falle von Blutungen, sollten diese durch einen Druckverband möglichst<br />

gestillt werden.<br />

Im Falle eines Schockes, welchen man anhand einer blassen, kalten und<br />

schweißnassen Haut, Zittern, Unruhe und Nervosität des Opfers feststellen<br />

kann, sollte man versuchen, das Opfer zu beruhigen, für Ruhe zu sorgen und<br />

zu wärmen. Auf das eigentlich empfohlene Hochlegen der Beine sollte<br />

aufgrund des Risikos eines Bergungstods nach Möglichkeit verzichtet<br />

werden.


Sollten die Retter mit dem Hubschrauber ankommen, so sollte der<br />

Landeplatz von Skiern, Stöcken etc. befreit werden. An den Hubschrauber<br />

darf sich erst bei stehendem Rotor angenähert werden. Auf Anweisung der<br />

Besatzung darf sich bei laufendem Rotor nur in gebückter Haltung, von vorne<br />

angenähert werden.<br />

Findet eine Bodenrettung statt, so sollte man gut sichtbar Helfer zur<br />

Einweisung positionieren und wenn möglich, für einen guten Zugang zum<br />

Unfallort sorgen.<br />

Den eintreffenden Rettern sollte man kurz einen Status-Quo Bericht geben.<br />

Für den Fall, dass ohnehin ein Hubschrauber in der Nähe ist oder man von<br />

anderen Wintersportlern aus der Entfernung gesehen wird, gelten allgemein<br />

die Zeichen wie in Abb.2 und Abb.3. Diese Zeichen können alternativ auch<br />

aus mitgeführten Gegenständen auf dem Boden ausgelegt werden, sodass sie<br />

aus noch größerer Entfernung erkennbar sind. Zudem helfen diese Zeichen<br />

beim Einweisen des gerufenen Hubschraubers.


Erste <strong>Hilfe</strong> bei Lawinenunfällen – Erste <strong>Hilfe</strong><br />

Beachte:<br />

Bei Unterkühlung des Verschütteten können Vitalzeichen vorübergehend<br />

aussetzen, sodass der Verunglückte vermeintlich für tot gehalten werden<br />

kann. Erst dann, wenn nach vergeblicher Aufwärmung und Reanimation,<br />

durch Ersthelfer und professionelle Retter, der Verunglückte durch die<br />

professionellen Retter für tot erklärt wurde, ist weitere <strong>Hilfe</strong> tatsächlich<br />

vergebens. Zuvor sollte nicht ausgeschlossen werden, den Verunglückten<br />

noch retten zu können.<br />

Bei der <strong>erste</strong>n <strong>Hilfe</strong> stets an die ABC-Regel denken:<br />

Überprüfung von Atmung, Bewusstsein, Circulation (Puls).<br />

Eigene Sicherheit geht vor:<br />

Ist es nicht auszuschließen, dass in dem Gebiet, in dem der Betroffene<br />

verschüttet wurde, weitere Lawinen abgehen, so steht die Sicherheit der<br />

Ersthelfer über der Rettung des Verschütteten. Erst die eintreffenden<br />

professionellen Helfer entscheiden, wie weiter vorgegangen wird.


Nachwort<br />

Liebe Bergsportler,<br />

wir hoffen, dass diese <strong>Broschüre</strong> Ihnen nicht den Spaß an dem von Ihnen<br />

bevorzugten Bergsport genommen hat. Sie müssen sich der Naturgewalten<br />

und ihrer Konsequenzen und Gefahren für den Menschen bewusst sein und<br />

Ihre eigenen Fähigkeiten einschätzen können. Dann sollte Ihren Aktivitäten<br />

in den Bergen nichts mehr im Wege stehen.<br />

Berg Frei!<br />

Carlotta Tillmann und Florentine Adam

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