Titel ge davor gedrückt hat, konkret zu sagen, was zu tun ist. Das hat sich geändert. Die Kanzlerin hat klar Flagge gezeigt, der Vizekanzler auch und Finanzminister Wolfgang Schäuble hat erst einmal 6 Milliarden Euro eingeplant, um die Flüchtlingsproblematik nicht in einem finanziellen Chaos enden zu lassen – wohlwissend, dass diese 6 Milliarden wohl nicht ausreichen werden. Zumal Flüchtlinge bei der Ankunft in der BEA in Freiburg es ja auch ein Fakt ist, dass andere europäische Länder wenig Anstalten machen, die zumeist aus Syrien kommenden Flüchtlinge – Männer, Frauen und Kinder – willkommen zu heißen. Die politische Gemengelage ist also problematisch. Das ist die eine Seite. Die andere: die Kommunen sind am Zug. Sie müssen Problemlösungen finden und zwar nicht im gemütlichen Trott eines normalen Amtswegs, sondern sozusagen im 24-Stunden-Takt. So kommen ja schließlich auch die Flüchtlinge an. Das ist nicht nur in der Großstadt Freiburg so, wo man von Oktober an mit monatlich 400 neuen Flüchtlingen rechnet – für eine Großstadt, in der nichts rarer ist als Wohnraum, eine unglaubliche Herausforderung. Eine Containerstadt zusätzlich zur bestehenden Zeltstadt mit 2500 Plätzen wird wohl errichtet werden, keine schöne Lösung, aber wohl eine praktikable. Bürgermeister Volker Kieber aus Bad Krozingen, der größten Gemeinde im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald hat eine Task Force (Einsatzgruppe) zusammengestellt, ebenso wie es der Landkreis Freiburg-Hochschwarzwald mit Landrätin Störr-Ritter getan hat. Es könnten wohl an die 1000 Flüchtlinge für die Stadt zusammen kommen, in der Wohnraum so rar und teuer ist. Es ist in Bad Krozingen so wie anderswo: die eigentlich ungeliebten Container sind unverzichtbar, es gibt längst keine Tabus mehr, Turnhallen für Flüchtlinge freizumachen. In Bürgerversammlungen sollen die Menschen informiert werden – gerade auch jene, die besonders viele diffuse Ängste vor dem „Fremden“ haben. Die werden sicher auch in Müllheim aufkommen, wo von Mitte <strong>September</strong> an auf einem 5700 Meter großen Areal Container für 300 Flüchtlinge aufgestellt werden sollen. Das Grundstück liegt im Gewerbegebiet, man hat einen Nutzungsvertrag mit den Eignern abgeschlossen. Der fehlt derzeit noch im Gewerbepark Breisgau, dort sind seit kurzem 500 Menschen untergebracht, weitere werden folgen – alles ging hopplahopp, die Zeit drängte, die Menschen drängten. Und natürlich: Gewerbegebiete sind schneller zu erschließen als Grundstücke in Wohngebieten. Lokaljournalisten haben mittlerweile längst keine Mühe, mit Begriffen wie „LEA“ (Landeserstaufnahmestelle) oder BEA (Bedarfsorientierte Erstaufnahmestelle) umzugehen, sozusagen die bürokratische Beschreibung dieses Elends. Die LEA schickt die Flüchtlinge weiter in die BEA, das ist die Realität. Eine kleine Auflistung verdeutlicht, wie in der Region das Thema Flüchtlinge zum Zentralthema wird. Im Kreis Waldshut wird dringend nach weiteren Unterkünften für Flüchtlinge gesucht. Die Chilbi-Sporthalle in Waldshut wird zur Notunterkunft für rund 150 Asylbewerber. 269 Plätze hat man in dem Landkreis im zweiten Halbjahr bereits für Flüchtlinge bereitgestellt, nun wächst der Druck. Bis Juni wurden dem Kreis monatlich 50 Flüchtlinge zugeteilt, jetzt sind die Zahlen dreistellig – im <strong>September</strong> werden es 202 Menschen aus Kriegsgebieten sein. Überall in diesem Landkreis am Rande des Hochschwarzwalds entstehen Unterkünfte. Ein ehemaliges Kinderheim in Ühlingen-Birkendorf wird ebenso belegt wie die ehemalige Hochschwarzwaldklinik in St. Blasien. Oder im Landkreis Emmendingen. 700 Flüchtlinge sind im Landkreis Emmendingen bis August untergekommen, eine Arbeitsgruppe im Landratsamt unter Landrat Hanno Hurth koordiniert den Einsatz. Container-Standorte will man vorerst nicht ausweisen, übrigens auch wegen der horrenden Kosten. 1,6 Millionen sollte ein solches Behelfs-Bauwerk kosten, in dem 60 Personen unterkommen könnten. Dann schon lieber Sporthallen belegen, wie die beim Berufsschulzentrum Waldshut. Mit Eifer ist man dabei, andere Liegenschaften aufzutreiben, in denen Flüchtlinge untergebracht werden könnten – aber ganz schnell geht das eben auch nicht. Es muss aber schnell gehen, der Druck lässt nicht nach. Ob es die Kreise Emmendingen, Waldshut, Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach, Ortenau oder Konstanz sind: außer in der kreisfreien Großstadt Freiburg sind immer die Landkreisverwaltungen für die Verteilung der Flüchtlinge zuständig. Da muss improvisiert werden, da sind plötzlich Krisenstäbe notwendig, wo früher zwei Sachbearbeiter ausreichten. Wie im Ortenaukreis. Dort mussten die Mitarbeiter um Landrat Frank Scherer Anfang <strong>September</strong> plötzlich – wenn auch nur kurzzeitig – 500 Flüchtlinge unterbringen, wirklich von jetzt auf gleich. Es gelang: Kurzfristig wurden die Messehallen belegt, eine Heerschar von Helfern stand parat, es 6 netzwerk südbaden
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