Burschenschaftliche Blätter 2015 - 1
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Burschenschaftliche
Blätter
1/2015
130. Jahrgang ISSN 0341-5352 www.burschenschaftliche-blaetter.de
Nonkonformes Europa
Die Alte Welt und ihre Zukunft – Ein Kontinent zwischen
Niedergang und Renaissance.
Mit Beiträgen von Martin Sellner, Carlos Wefers Verástegui,
Johannes Konstantin Poensgen, Philip Stein, uvm.
Burschenschaftliche
Blätter
Impressum / Inhaltsverzeichnis
Burschenschaftliche Blätter
www.burschenschaftliche-blaetter.de
Zeitschrift für den deutschen Burschenschafter. Begründet im Januar 1887
von G. H. Schneider (Germania Jena), 130. Jahrgang, Heft 1, 1. Quartal 2015
Impressum
Herausgeber: Vorsitzende Burschenschaft
der Deutschen Burschenschaft
Marburger Burschenschaft Germania
Lutherstraße 3
D-35037 Marburg/Lahn
vorsdb@burschenschaft.de
Verlag:
Im Selbstverlag der Deutschen Burschenschaft.
Schriftleiter, Anzeigen:
Dirk Taphorn, M.A.
(Normannia-Nibelungen Bielefeld)
Postanschrift:
Dirk Taphorn
Postfach 32 02 07, D-01014 Dresden
Telefon: +49 (0)351 16063872
bbl-schriftleitung@burschenschaft.de
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Telefax +49 / (0)521 / 98890439
Erscheinungsweise:
Viermal im Jahr
Auflage: 7.000
Bezugspreis:
„Für Bezieher, die der Herausgeberin angehören, ist dieser
im Verbandsbeitrag enthalten. Für Bezieher, die nicht
der Herausgeberin angehören, jährlich 21 Euro zuzüglich
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beim Schatzmeister. Adresse und Bestellformular
am Ende des Heftes.“
Blattlinie:
Mit dem Namen des Verfassers versehene Beiträge
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gebrachte Meinung trägt ausschließlich der Verfasser.
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schaftliche Blätter“, Jg., Heft, Seite, Verfasser) und mit
Genehmigung des Schriftleiters gestattet.
Beiträge:
Wir erbitten die Zusendung aller Beiträge ausschließlich
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richtlinien sind verbindlich und können bei der Schriftleitung
angefordert werden. Handschrift liche Texte werden
nicht berücksichtigt. Einsender von Bei trägen werden
gebeten, sich vorher mit dem Schriftleiter in Verbindung
zu setzen. Rezensionen dürfen maximal 3.000 Zeichen
(inkl. Leerzeichen) umfassen. Ein Anspruch auf Abdruck
von Manuskripten und zu einem bestimmten Termin
besteht nicht. Für unverlangt eingesandte Manuskripte,
Bilder und Besprechungsexemplare wird keine Haftung
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es sich nicht um Zensur. Die Verfasser, auch von Leserbriefen,
fügen ihrem Namen ihre Burschenschaft und das
Jahr des Eintritts hinzu. Die Schriftleitung behält sich ausdrücklich
Streichungen und Kürzungen vor.
Redaktionsschluß:
Siehe unter Mitteilungen der Schriftleitung.
Inhaltsverzeichnis
Mitteilungen der Schriftleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Martin Sellner: „Von Nouvelle Droite bis Front National“ . . . . . . . . . . . 4
Moritz Schellenberg: „Ein Land am Scheideweg“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Johannes Konstantin Poensgen: „Grenzwacht PEGIDA“ . . . . . . . . . . . 8
Carlos Dieter Wefer Verástegui: „Das Recht der Nationalismen“ . . . . . 11
Philip Stein: „Aufstand der Kleinen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Alexander Markovics: „Vom Internet auf die Straße“ . . . . . . . . . . . . . . 15
Armin Allmedinger: „Sonderweg Osteuropa“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Interview mit Adriano Scianca . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Aus dem Burschenschaftlichen Leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Jörg R. Mayer: „Warum ich Burschenschafter geworden bin“ . . . . . . . 22
Interview mit Professor Menno Aden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Raphael Thiermann: „Kontrolierte Einwanderung in Gegenden der
Besserverdienenden“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Nachrichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Essay: „Der Krieg und das Volk“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Rezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Unsere Toten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Burschenschaftliche Amtsstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Die Schriftleitung informiert:
Adreßänderungen für den Bezug der „Burschenschaftlichen Blätter“
richten Sie bitte immer an:
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2 Heft 1 - 2015
Mitteilungen der Schriftleitung
Mitteilungen der Schriftleitung
Burschenschaftliche
Blätter
Sehr geehrte Herren Burschenschafter,
liebe Leser,
vergangenen Winter konfrontierte ich unseren
Schriftleiter, Herrn Verbandsbruder Dirk
Taphorn, mit der Idee, den zahlreichen, derzeit
erstarkenden „nonkonformen Bewegungen“
in Europa ein eigenes Themenheft,
also eine Ausgabe unserer Burschenschaft -
lichen Blätter zu widmen. Wenige Monate
später halten Sie nun diese Ausgabe in den
Händen, deren Schwerpunkt ich federführend
planen, lektorieren und auch erstellen
durfte. An dieser Stelle darf ich Ihnen bereits
versprechen: Diese Ausgabe hat es in
sich!
Dem einen oder anderen unter Ihnen dürfte
etwa das provokante Interview mit Casa
Pound-Kultursprecher Adriano Scianca –
immerhin geht es um Südtirol! – bitter aufstoßen.
Doch wer wären wir als Deutsche
Burschenschaft, als bedeutendster burschenschaftlicher
Akademikerverband,
wenn wir nicht auch Kontroversen zulassen
würden? Sie können sich weiterhin auf eine
tiefgehende, etwas andere Analyse der PE-
GIDA-Bewegung freuen, einen historischen
Blick auf die französische Rechte – die Nouvelle
Droite – werfen oder die Entstehung
der österreichischen Identitären Bewegung
aus Sicht eines Mitbegründers verfolgen.
Darüber hinaus stehen die politischen Situationen
in Großbritannien, Spanien sowie
Osteuropa im Fokus unserer Betrachtung.
Es haben jeweils Personen zur Feder gegriffen,
die durch längere Auslandsaufenthalte,
Studienaustausch oder ethnische Abstammung
einen besonderen Draht zum Thema
haben. Konservative und rechte Bewegungen
befinden sich derzeit im Aufwind. Werfen
wir einen Blick über den Tellerrand und
schauen, wer für uns Burschenschafter anschlußfähig
ist.
Gleichzeitig starten wir mit dieser ersten
Ausgabe des Jahres 2015 in ein geschichtsträchtiges
Jahr, das jedem unter uns, jedem
Burschenschafter, das Herz höher schlagen
läßt. Beeindruckende 200 Jahre burschenschaftliche
Bewegung – ein Jubiläum, das
seinesgleichen sucht! Dieses Jubiläum steht
jedoch nicht nur für eine fortlaufende, couleurstudentische
Tradition. Es steht auch, ja
vor allem für einen zweihundertjährigen Freiheitskampf,
an dessen Spitze wir Burschenschafter
stets präsent waren. Daß wir dafür
heute an einem gesellschaftlichen, politischen
und medialen Pranger stehen, ist zwar
grotesk, gar paradox, entbindet aber keinen
Burschenschafter unserer Deutschen Burschenschaft
von seiner Pflicht, für Ehre, Freiheit
und Vaterland zu streiten. Sollte sich unser
Verband weiterhin so entwickeln, wie er
es derzeit tut, dann habe ich keinen Zweifel
daran, daß die Fahne der Urburschenschaft
auch in den kommenden 200 Jahren der
Freiheit vorangehen wird!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Freude mit
dieser kontroversen Ausgabe!
Philip Stein
(Germania Marburg 2011)
Stellv. Sprecher der Deutschen Burschenschaft
Werte Herren Burschenschafter,
zum Start in das Jubiläumsjahr 2015 suchen
die Burschenschaftlichen Blätter nach dem
„nonkonformen Europa“ – nach anderen
Vorstellungen und Ideen zu Politik und Gesellschaft
auf dem alten Kontinent. Federführend
hat Verbandsbruder Stein diesen
Schwerpunkt bearbeitet und dafür junge
Experten gewonnen.
Daß die Jugend kontroverse Ansichten ins
Spiel bringt und versucht, alte und ausgetretene
Wege zu verlassen, ist nicht immer
einfach und bequem. Aber bequem zu
sein, kann nicht der Anspruch eines Burschenschafters
sein – wie auch die vergangene
Ausgabe zum Thema Sport verdeutlichen
sollte. Als sich die burschenschaftliche
Bewegung vor 200 Jahren gründete, war
sie vor allem unangepaßt. Auch daran sollten
wir denken, wenn wir uns und unsere
Ideale dieses Jahr – zu Recht – ausgiebig
feiern.
Nur mit einem jungen Geist werden wir
auch in Zukunft bestehen können. Nun aber
wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre.
Dirk Taphorn
(Burschenschaft Normannia-Nibelungen
zu Bielefeld 2003/04)
Titelbild
Eine Abwandlung des Motivs „Der Wanderer
über dem Nebelmeer“ von Caspar
David Friedrich durch den Künstler Ariald
Fuhsaz.
Nächste Schwerpunkte
Ausgabe 2/2015 widmet sich dem Thema
„200 Jahre Burschenschaft“.
Ausgabe 3/2015 berichtet über den Burschentag
2015.
Redaktionsschluß
Für die Ausgabe 2/2015: 22. April 2015
Für die Ausgabe 3/2015: 15. Juli 2015
Heft 1 - 2015 3
Burschenschaftliche
Blätter
Von Nouvelle Droite bis Front National
Schwerpunkt
Von Martin Sellner
Frankreich ist ein Land, in dem geistige
Aufbrüche und Revolutionen fast schon
eine paradoxe Tradition ausgebildet haben.
Das trifft sowohl auf die Begründung
der modernen Philosophie durch
René Descartes zu, als auch auf den Beginn
der Moderne mit der Französischen
Revolution. Wie schaut es nun heute aus?
Könnte von Frankreich aus wieder ein
Impuls ausgehen, der ganz Europa erfaßt?
Es ist vielleicht etwas vermessen, die „Neue
Rechte“ hier zu nennen. Nach meiner Ansicht
ist dieses Phänomen aber zu „unabgeschlossen“,
um es überhaupt abzuhaken
und irgendwo hinstellen zu können. Ja, es
ist noch zu lebendig und dynamisch, um
diese politische Strömung abschließend
Er ist das Urgestein der intellektuellen französischen
Rechten: Alain de Benoist. alaindebenoist.com
bewerten zu können. Auf jeden Fall steht
aber unbestritten fest, daß dieses Phänomen
seinen Ursprung in Frankreich nahm,
was – rein aus Erfahrung – vielleicht einen
günstigen „Geburtsumstand“ für eine
größere, geschichtliche Bedeutung darstellt.
Diese Herkunft ist so unbestritten,
daß die „Neue Rechte“ oft auch als Nouvelle
Droite kursiert und untrennbar an Namen
wie Alain de Benoist, Julien Freund,
Pierre Vial und Guillaume Faye geknüpft ist.
In diesem kurzen Abriß soll es nicht um die
Frage der Rezeption der Nouvelle Droite in
Deutschland, oder die Unterschiede zwischen
ihr und der deutschen Neuen Rechten
gehen. Zum besseren Verständnis des
französischen Phänomens soll seine Entstehungsgeschichte
anhand einiger Wegmarken
geistig abgeschritten werden.
Das rechte Lager in Frankreich
Die Entwicklung von Frankreichs „rechtem
Lager“ im 20. Jahrhundert weist einige Parallelen
zu Deutschland auf. Die zahlreichen
Einflüsse von Charles Maurras über Maurice
Barrès bis hin zu „Renegaten“ wie Georges
Sorel sind bekannt. Alle diese Denker haben
die Rechte in ganz Europa geprägt.
Bedeutend für Frankreich ist allerdings, daß
das nationale Lager traditionell stark an einen
Katholizismus und Royalismus gebunden
ist. Das hat sich bis in die Songtexte
patriotischer Rockbands niedergeschlagen.
Gleichzeitig ist das, was in Frankreich als
„Nation“ gilt, relativ umstritten und oft
stark von Ideen der Aufklärung beeinflußt.
Die französische „Willensnation“ mit ihrer
zivilisatorischen fraternité (Brüderlichkeit),
ihrem ius solis (Geburtsortprinzip) und inklusiven
Staatsbürgerverständnis ist in der
deutschen, rechten Ideengeschichte als
fast schon sprichwörtlicher Antagonist, als
„chemische Nation“, bekannt.
Der Front National vertritt im Großen und
Ganzen aus pragmatischen Gründen diesen
Standpunkt. Die Tricolore und das emphatische
Bekenntnis zum französischen
Zentralstaat stellt die stärkste rechte Partei
im gleichen Atemzug auch auf gewisse
Weise in die aufklärerisch-universalistische
Tradition Frankreichs. Fast alle Bewegungen,
die einen ethnokulturellen Identitätsbegriff,
eine identité charnelle, wie es in der
entsprechenden Kreisen in Frankreich
heißt, vertreten, waren und sind in Frankreich
daher traditionellerweise regionalistisch,
anti-etatistisch und anti-aufklärerisch
eingestellt. Hier findet sich auch eine große
Schnittmenge mit der katholischen Reaktion,
was den starken Einfluß des Katholizismus
und Traditionalismus in Frankreichs
„ethno“-nationalem Lager erklären könnte.
Wenn in Deutschland die Schaffung einer
nationalen Einheit, gegen die „Kleinstaaterei“
die Sache des populären Nationalismus
und erklärtes Ziel aller Verfechter einer
„Blutsnation“ war, ist in Frankreich paradoxerweise
die Bindung an die Region bis hin
zum Separatismus integraler Bestandteil eines
„nationalen Lagers“, das sich gegen
die universalistisch-aufklärerische Idee der
zentralistischen Staatsnation richtet. Überhaupt
kommt man mit dem Schlagwort
„national“ nicht sehr weit, wenn es gilt, die
unüberschaubare Vielfalt und seltsam verschlungene
Entwicklung der rechten Zusammenhänge
in Frankreich zu beschreiben.
Selbst das Wort „rechts“ scheint sich
hier rasch zu erschöpfen. In diesem, gerade
für Außenstehende recht exotischem Sammelbecken
– das auch für mich bei meinen
Besuchen in Frankreich immer wieder neue
Überraschungen bereit hielt – bildete sich
nach dem Zweiten Weltkrieg eine Strömung
heraus, die wie keine andere an Einfluß
und Bedeutung gewinnen sollte.
Die Nouvelle Droite
Diese Strömung war angetreten, um einen
Strich zu ziehen, ideologische Abwege zu
verlassen und sich die Weltanschauung des
eigenen Lagers, kritisch neu zu erschließen.
„Rechts“, im klassischen Sinne, wollte sie
eigentlich niemals sein. Es ist daher auch
kein Zufall, daß die Nouvelle Droite, also
die „neue Rechte“, eher eine Feindbezeichnung
war, die jener Strömung aufgedrückt
wurde, die sich ab 1968 daran
machte, die geistige Hegemonie dieses
oben beschriebenen Lagers zu erobern. Im
Wesentlichen kann man sie als einen intellektuellen
Denkerzirkel beschreiben, der in
Frankreich in den 70er Jahren wie aus dem
Nichts auf der metapolitischen Bühne erschien.
Und damit ist auch bereits ein zentraler
Begriff für diese neue Strömung genannt:
Metapolitik.
Sie wurde von den Vertretern der Nouvelle
Droite als ein politisch-revolutionäres Konzept
des italienischen Marxisten Antonio
Gramsci übernommen. Die eigene Intellektualität,
der Abstand zu pragmatischer Parteipolitik
und tagespolitischen Fragen
wurde als bewußte Strategie verstanden.
Man sah sich in einem Krieg der Ideen, in
dem man durch die Herrschaft über die Begriffe
die Debatten dominieren wollte. In
diesem Krieg stand die Nouvelle Droite, sowohl
gegen den herrschenden Liberalismus,
gegen transatlantische und neokonservative
Strömungen, als auch gegen den
Marxismus verschiedenster Couleur. Ein radikaler
Anti-Egalitarismus und Anti-Universalismus
bildete den Kern dieser neuen
Idee, die sich selbst eigentlich jenseits von
rechts und links einordnete. Viele Aspekte
einer „linken“ Kritik wurden aufgegriffen,
während unter dem Begriff des „Totalitarismus“
wesentliche Aspekte der rechten
Ideologien verworfen wurden.
Man grenzte sich inhaltlich scharf gegen Rassismus
ab und prägte die Idee des Ethnopluralismus,
in der die Vielfalt der Völker und
Kulturen mit einem pluralistischen, nicht-universalistischen
Wahrheitsverständnis vereint
wurde. Friedrich Nietzsche und die Autoren
der Konservativen Revolution wurden von
den „Neuen Rechten“ gelesen. Oswald
Spengler und Carl Schmitt waren die geistigen
Paten dieser Denkströmung, die scho-
4 Heft 1 - 2015
Schwerpunkt
Jean-Marie Le Pen und seine Tochter Marine Le Pen dominieren den Front National (FN) seit seiner
Gründung im Jahr 1972.
Blandine Le Cain/flickr/CC
nungslos mit Konservativen religiöser und
nationaler Prägung ins Gericht gingen. Damit
stand man auch in Frankreich zwischen
den Fronten: auf der einen Seite waren die
etablierten Ideologien und auf der anderen
die alten Rechten, die hofften, in eine vermeintlich
„heile Welt“ der Vergangenheit
zurückflüchten zu können. „Man war für Europa
und gegen den französischen Etatismus,
für Griechenland und die alten Götter
und gegen die abendländische und die katholische
Tradition“, bringt es der deutsche
Historiker Karlheinz Weißmann auf den
Punkt. Dies beschreibt auch sehr schön die
Ausrichtung der Nouvelle Droite, wie sie von
Alain de Benoist mit der Zeitschrift Nouvelle
École forciert wurde.
Benoist selbst, der unumstrittene Kopf dieser
Bewegung, hatte eine radikale, aktivistische
Jugend hinter sich. Ebenso radikal
und impulsiv wollte er nun mit einem neuen
Denken und einem neuen Ansatz die Geistesgeschichte
prägen. Guillaume Faye
nennt sie rückblickend einen „Verband diverser
Anti-Liberaler, die hofften, die gescheiterten
Ideen des Petainismus, Neo-Faschismus,
Katholischen Traditionalismus,
Regionalismus, Kolonialismus und Poujadismus
(eine in den 60er Jahren aus
kleinbürgerlichen Kreisen erwachsene
Strömung, die für die Besatzung Algeriens,
gegen Steuern und allgemein recht
populistisch für den „kleinen Mann“ eintrat.
Jean-Marie le Pen erlebte in dieser Bewegung
seine politische Premiere) abzu -
lösen.“ In der von Studenten dominierten
Organisation GRECE (Groupement de
recherche et d’études pour la civilisation
européenne) fand diese Strömung eine
Zentrale und in der von Benoist gegründeten
Zeitschrift éléments ein offizielles
Organ.
Das linksintellektuell dominierte Frankreich
reagierte mit Faszination und Entsetzen auf
diese junge, radikale, selbstbewußte Strömung,
die gerade in ihrer Kritik an der jüdisch-christlichen
Denktradition des Universalismus
wesentliche Elemente der Postmoderne
aufgriff. Hunderte Fernseh-, Radio-
und Zeitungsbeiträge erschienen und
rasch wurde diese Nouvelle École als Nouvelle
Droite bezeichnet. Es handelt sich dabei
also um einen Feindbegriff, der sich bis
heute erhalten hat.
Die Nouvelle Droite und der
Front National
Die Beziehung zwischen der Denkschule
von Benoist und dem Front National (FN)
Guillaume Faye (1949) war zusammen mit Alain de
Benoist einer der führenden Köpfe der Nouvelle
Droite. Claude Truong-Ngoc/wikimedia/CC
Burschenschaftliche
Blätter
ist ein eigenes Kapitel für sich, das hier nur
in groben Zügen beschrieben werden kann.
Der radikale Rundumschlag der Nouvelle
Droite richtete sich auch gegen den „Poujadismus“,
den an wirtschaftlichen Themen
orientierten, nationalen Populismus. Wenig
reflektiert, plädierte die Partei in ihren Anfangsjahren
gegen den „Sozialismus“ und
die steuerlichen Belastungen des Mittelstandes,
um im Zuge der Globalisierung vor
allem für einen starken Staat und Protektionismus
einzutreten. Ihre „Frankreich zuerst“-Politik
bezieht sich grundsätzlich positiv
auf die französische Nation, ohne allerdings
genau zu klären, was das überhaupt
sein soll. Zwar gegen Masseneinwanderung
eingestellt, vertritt die Partei bis heute im
Wesentlichen eine „law and order“-Position.
Die Interessen Frankreichs und des
„französischen Volkes“ sollen also mit einem
starken Staat verteidigt werden. Der
Front National ist damit klassisch, eurokritisch,
populistisch, unreflektiert und paßt
sich im typischen Pragmatismus ideologiebefreiter
Tagespolitik den sich ändernden
Umständen immer neu an.
Die Nouvelle Droite mit ihrem selbstbewußten,
ideologiekritischen Verständnis
konnte das in keinster Weise ernst nehmen.
Man sah die Partei, wie Guillaume Faye
schreibt, als eine „Splittergruppe von Versagern“
an. „Spießer, Papisten, Reaktionäre,
Amerika-Unterstützer und Hurra-
Patrioten“ würden darin eine Heimat finden.
Tatsächlich war der Front National zur
Hochzeit der Nouvelle Droite keinesfalls
die dominierende und bedeutende Kraft,
die sie heute darstellt.
Im Wesentlichen kann man die neurechte
Kritik an ihr, die auch heute nichts an Gültigkeit
verloren hat, folgendermaßen zusammenfassen:
Indem die Partei es versäumt,
eine metapolitische Lageanalyse
und eine dahingehende Strategie im
Kampf der Ideen anzustrengen, verliert sie
sich in kurzfristigen populistischen Wellen,
die keine konstante und konsequente Linie
verfolgen. Da sie die Frage nach der eigenen
Identität nicht klar stellt, kämpft sie für
eine diffuse „französische Bevölkerung“
und ihre größtenteils wirtschaftlichen „Interessen“,
ohne die Gefahr des großen ethnokulturellen
Bevölkerungsaustauschs wirklich
zu erkennen oder bekämpfen zu können.
Auch der engstirnige eurokritische
Kurs, der mit der EU die Idee Europas über
Bord wirft, wurde von der Nouvelle Droite,
die sich immer schon als „europäisch“ verstand,
scharf kritisiert.
Das Scheitern der Nouvelle
Droite
Trotz der beeindruckenden intellektuellen
Schärfe und Weitsichtigkeit ist es um die
Nouvelle Droite heute recht still geworden.
GRECE oder die éléments sind nur noch
Heft 1 - 2015 5
Burschenschaftliche
Blätter
linken Politikwissenschaftlern oder rechten
Intellektuellen ein Begriff. Der kühne
Ansatz, über journalistische und denke -
rische Tätigkeit, die medialen Debatten
von ganz Frankreich und Europa verändern
zu wollen, scheiterte. Nach einem Zenit
im Jahr 1979, der tatsächlich zu einer
massiven Beeinflussung des französischen
Geisteslebens, zu Querverbindungen mit
linken Intellektuellen bis hin zu einem
Eintritt einiger GRECE-Mitglieder in die
Redaktion des Figaro führte, verlor die
Strömung immer weiter an Einfluß und
Boden.
Guillaume Faye, einer der wesentlichen
„Motoren“ und Impulsgeber der französischen
„Neuen Rechten“ hat in seinem Buch
Archäofuturismus dieses Scheitern genau
analysiert. Wesentliche Elemente sind für
ihn die versponnene Intellektualität, die bis
zu einer apolitischen Eitelkeit führte, die
Unfähigkeit, konkrete politische Fragen anzusprechen,
die Gefallsucht gegenüber
dem linken Feuilleton, die in einem Distanzierungswahn
mündete, sowie die Blindheit
für geopolitische Fragen.
Vor allem sieht Faye in gewissen radikalen
Ausprägungen der Universalismus-Kritik
der Nouvelle Droite einen gewissen ethnomasochistischen
Zug, der die Gefahr und
Bedrohung der Islamisierung und Masseneinwanderung
verkannte. Die wahre Bedrohung,
so immer wieder Alain de Benoist,
sei der eigene Liberalismus: Die Errichtung
eines Fast-Food-Restaurants sei
demnach viel bedrohlicher als der Bau einer
Moschee.
Der Ethnopluralismus wurde so mehr und
mehr zu einem multikulturellen Kommunitarismus
umgedeutet, der die Verteidigung
der ethnokulturellen Identität und
Integrität Europas außeracht ließ. In einem
affektgeladenen Anti-Amerikanismus
wurde alles und jeder, der irgendwie gegen
die Hegemonie der USA auftrat, automatisch
als Verbündeter angesehen. Faye
sieht darin auch und vor allem einen Verrat
an der breiten Masse an patriotischen
Franzosen, die die Nouvelle Droite als
Avantgarde eigentlich hätte ansprechen
und anleiten sollen. Er betont, daß das
„Publikum der Nouvelle Droite von unserer
Dritte Welt-Solidarität und unseren
pro-islamischen Ideen“ vergrault wurde.
Diese Ideen seien „ideologisch für sie absolut
unverständlich“ gewesen. Man habe
sie „als Ausdruck eines ‚bourgeoisen‘
Denkens“ angesehen, „das gleichgültig
gegenüber den Problemen der Einwanderung
war oder sogar mit den nicht-jakobinischen
Linken flirtete“. Sukzessive übernahm
der Front National dieses Publikum
und führte es als populistische Massenpartei
auf einen Weg, der alles andere als
jene Wende war, die die Nouvelle Droite
ursprünglich im Sinn hatte.
Marion Maréchal-Le Pen, die Enkelin des
FN-Urgesteins Jean-Marie Le Pen, ist nicht nur
politisch ein echter Hingucker.
Gauthier Bouchet/wikimedia/CC
Im Jahr 1998, so konstatierte damals Faye,
belief sich der einzige Einfluß des Kreises
um GRECE auf das persönliche Wirken jener
Aussteiger, die zum Front National gewechselt
waren. Er sieht ihren wesentlichen
Einfluß darin, einen anti-amerikanischen,
anti-transatlantischen Kurs in ihr gefestigt
zu haben.
Die Identitären als Erben der
Nouvelle Droite?
Fayes Analyse, und keiner könnte es besser
wissen als er, ist meiner Ansicht nach größtenteils
richtig. Die Nouvelle Droite hatte
sich in intellektueller Eitelkeit so sehr auf die
eigenen ideengeschichtlichen Erkenntnisse
versteift, daß sie echte Metapolitik und Strategie
aus den Augen verlor. Ihre oft krasse,
antichristliche Stoßrichtung, die sie aus der
Erkenntnis der judäo-christlichen Genealogie
des liberalen und marxistischen Egalitarismus
zog, verschreckte viele katholische
Traditionalisten. Ihre arrogante Haltung gegenüber
der mühsamen Parteiarbeit und damit
dem notwendigen „populistischen“
Treiben der patriotischen Massen verunmöglichte
eine Zusammenarbeit.
Schwerpunkt
Tatsächlich, so hält Faye fest, vollzieht sich
ein metapolitischer Kampf der Ideen niemals
im „leeren Raum“ akademischer Debatten
und gelehrter Journale, sondern
braucht als Träger und Partner immer eine
politische Partei und aktive Massenbewegung.
Genau die hatte sich die Nouvelle
Droite über ihren eitlen Intellektualismus,
dessen Grund auch eine gewisse Gefallsucht
gegenüber linksintellektuellen Kreisen
war, vergrault.
Welche Rolle kann heute die Identitäre Bewegung
oder die französische Generation
Identitaire (GI), die sich positiv auf die Neue
Rechte beziehen, spielen? Es fehlt hier die
Zeit, intensiv auf die Entwicklung dieser Jugendbewegung
einzugehen, die vor einigen
Jahren mit einem viralen Video und der
Besetzung einer Moschee in Poitiers europaweit
auf sich aufmerksam machte.
Der heidnisch, volksbezogene Geist, das
klare Bekenntnis zu Europa, die Ablehnung
des französischen Staatsnationalismus und
ein positiver Bezug auf die antike Tradition
der Völker Europas waren wesentliche Elemente
des Milieus, aus dem die GI als aktive
Bewegung hervortrat. Wenn ihre führenden
Köpfe auch oft Studenten und Intellektuelle
sind, unterscheidet sich die GI aber wesentlich
von der Nouvelle Droite. Als metapoli -
tische Bewegung geht es ihr vor allem um
Aktionen, die die mediale Schweigespirale
durchbrechen und die Massen begeistern.
Auf der Leseliste ihrer Aktivisten stehen
eher die Bücher von Domi nique Venner und
Faye als die Essay von Benoist oder Gramscis
Gefängnisbriefe.
Esoterische Idiosynkrasien, Sektierertum,
intellektuelle „Radikalität“ und andere
subkulturelle Gewächse wurden in einem
jahrelangen „Reinigungsprozeß“ aus der
Bewegung entfernt. Wesentlicher Erfolg
ist, daß nun Christen und Heiden, erklärte
Regionalisten und „Frankreich-Patrioten“,
Islamkritiker und „Nationale“, Pfadfinder
und Hooligans, Studenten und Arbeiter
gemeinsam in einer Bewegung arbeiten,
die sich auf ein identitäres Minimum geeinigt
hat.
Unser Autor Martin Sellner, Jahrgang 1989, studiert Philosophie
(BA) sowie Rechtswissenschaften in Wien. Er ist Leiter der dortigen
Identitären Bewegung (IB) und wird von vielen Kritikern
sowie Sympathisanten gleichzeitig auch als einer der führenden
Köpfe der gesamten österreichischen IB wahrgenommen. Sellner
publizierte zuletzt in der rechtskonservativen Zeitschrift Sezession
zu seinem persönlichen Idol, dem Philosophen Martin Heidegger.
6 Heft 1 - 2015
Schwerpunkt
Ein Land am Scheideweg
Burschenschaftliche
Blätter
Die Briten stecken im Jahr 2015 in einer
Identitätskrise. Während das Erbe des
einstigen Weltreiches allgegenwärtig
scheint, ist das heutige Großbritannien
mit sich selbst beschäftigt. Spätestens
seit der Bankenkrise rächt sich die Deindustrialisierung
und die Hinwendung zum
Bankensektor und angesichts von tagelangen
Unruhen (riots) in englischen
Großstädten 2010 wird die gefährliche
Einfalt der multikulturellen Gesellschaft
sichtbar.
Parlamentarisch fügt sich ein Bild, das man
auch aus anderen europäischen Ländern
kennt, stellenweise aber auch dem der USA
ähnelt: Durch das Mehrheitswahlrecht kristallisiert
sich ein Zweiparteiensystem heraus.
Seit 1945 stellen entweder die konservativen
Tories oder die sozialdemokratische
Labour Party die Regierung. Die Liberal
Democrats erzielten bei den Unterhauswahlen
2010 zwar 23 Prozent der Stimmen,
erreichten aber nur ca. 9 Prozent der Mandate.
England wählt tendenziell konservativ,
Wales und Schottland linksliberal. Die
Nordiren wählen je nach Volksgruppe die
irisch-republikanische Sinn Fein oder unionistische
Parteien. Die nationalistische BNP
hält mittlerweile nur noch eine Anzahl von
kommunalen Mandaten.
Das gewohnte Parteiensystem wird jedoch
seit einigen Jahren durch UKIP erschüttert.
Die EU-skeptische Partei setzt sich unter
ihrem redegewandten Anführer Nigel Farage
für den Austritt aus der EU, eine geregelte
Einwanderung und mehr innere Sicherheit
ein. Weitere Themen sind ein einfacheres
Steuersystem, die Betonung der
britischen Identität und eine Kontroverse
über den sogenannten Klimawandel. UKIP
verfügt neben vielen kommunalen Mandaten
über zwei Sitze im Unterhaus und wird
diese Zahl bei den Unterhauswahlen in diesem
Jahr Umfragen zu Folge ausbauen
können. Bei der Europawahl erreichten die
EU-Gegner 28 Prozent und wurden somit
stärkste Kraft.
Daneben existieren außerparlamentarische
Gruppen wie die English Defence League
(EDL) oder Britain First. Diese Organisationen
machen vor allem durch Demonstrationen,
Flugblätter und politische Schockaktionen,
die anschließend im Internet verbreitet
werden, auf sich aufmerksam. Ihre
Bemühungen richten sich gegen die Masseneinwanderung
von Nichteuropäern
nach Großbritannien und die befürchtete
Islamisierung. Besonders in sozialen Netzwerken
sind solche Bewegungen erfolgreich,
so gefällt zum Beispiel Britain First
650.000 und die EDL immerhin 180.000
Facebook-Nutzern. Zum Vergleich: Die
Labour Party zählt auf ihrer Seite nur 210.00
„Gefällt mir“-Angaben.
Die britische Jugend unterscheidet sich in
ihrem Lebensstil wenig von ihrem deutschen
Pendant. Eine UNICEF-Studie aus
dem Jahr 2011 ergab, daß britische Heranwachsende
besonders konsumfixiert seien.
Das erklären die Forscher mit dem Vorhandensein
einer ausgeprägten Ellenbogengesellschaft.
Aus dieser Betrachtung stechen
die Jugendlichen in Schottland heraus:
Beim Unabhängigkeitsreferendum 2014
votierte die Mehrzahl der 16–25-Jährigen
für eine Abspaltung Schottlands und setzten
so ein Zeichen für ein Europa der Regionen.
Extrem hohe Studiengebühren - insbesondere
bei den Eliteuniversitäten Cambridge
und Oxford – sorgen dafür, daß junge Akademiker
hoch verschuldet ins Berufsleben
starten. Entsprechend teuer wird auch ein
Überschreiten der Regelstudienzeit. Neben
dem Anspruch, möglichst schnell das Studium
zu beenden, erzeugt zusätzlich die eigene
materielle Erwartungshaltung einen
ökonomischen Druck, der wenig Zeit für
außeruniversitäres Engagement oder gar
Politik bietet. Gleichzeitig werden pseudowissenschaftliche
Disziplinen wie „kritisches
Weißsein“ oder „Feminismus Studien“
großzügig gefördert.
Politische Veränderungen in Großbritannien
sind nötiger denn je. Umbrüche nehmen
ihren Anfang stets in der Jugend, die
sich zur Zeit noch auf Sinnsuche befindet.
Sollte die britische und besonders die akademische
Jugend diesen Sinn in einer
Rückbesinnung auf die Werte finden, auf
denen einst ein Weltreich gegründet werden
konnte, ergreift sie damit die einzige
Chance, in einem sich schließenden Zeitfenster
ihre Heimat von der vorherrschenden
Lethargie zu befreien. Nur wenn Großbritanniens
Jugend aus dem Teufelskreis
aus Materialismus und kultureller Selbstverleugnung
ausbricht, könnten sich politische
Veränderungen ihre Bahn brechen. Großbritannien
steht am Scheideweg, das
England in 30 Jahren wird ein grundlegend
anderes sein. Das Kommende zu gestalten,
ist Aufgabe der politischen Akteure und
der Jugend, die eine Zukunft zu verlieren
hat.
Moritz Schellenberg
(Germania Hamburg 2015)
Nigel Farage und seine UKIP haben das britische Parteiensystem erschüttert. Führt er die Briten aus der EU?
Euro Realist Newsletter/flickr/CC
Heft 1 - 2015 7
Burschenschaftliche
Blätter
Grenzwacht PEGIDA
Schwerpunkt
Von Johannes Konstantin Poensgen
Das Jahr 2014 war vieles, doch sicher
nicht langweilig. Ukraine-Krieg, Wahlerfolge
zahlreicher EU-Gegner, Islamischer
Staat und, als Weihnachtsgeschenk, auch
noch PEGIDA. Diese Aufzählung ist keineswegs
willkürlich. In der „Lügenpresse“,
dem Wort oder Unwort des Jahres,
wittert man inzwischen eine Achse
des Bösen, die von Präsident Putin über
Marine le Pen und Lutz Bachmann zu Abu
Bakr al-Bagdadi reicht. Was macht PE-
GIDA aus? Eine Analyse.
Der Mainstream, jenes Lager von CSU bis
Grüne und von der Welt bis zur taz, ist von
diffusen Abstiegsängsten erfüllt. Parteien
und Medien fürchten den Verlust der eigenen,
prädestinierten Stellung. Bedauerlicherweise
müssen wir diese Ängste ernst
nehmen. Denn die Reaktionen auf PEGIDA
haben den latenten Bürgerkrieg auf eine
neue Stufe gehoben. Wem diese Formulierung
zu hart erscheint, der denke einmal
über die folgerichtige Fortentwicklung der
bisherigen Maßnahmen nach. Angefangen
mit der Diffamierung der Bewegung in der
gesamten „Systempresse“, über die Weigerung
PEGIDA vor Terroranschlägen zu
schützen, die Duldung des schwerkriminellen
Treibens der Leipziger Antifa, bis zum
Verbot der LEGIDA-Demonstration am
9. Februar 2015 durch staatliche Behörden
– die Repression eskalierte beständig!
Doch wer kämpft hier gegen wen? Diese
Frage erschöpft sich nicht in Studien über
den sozialen Hintergrund von Demonstrationsteilnehmern.
In Deutschland ist mit einiger
Verspätung ein Kampf entbrannt, der in
vielen unserer europäischen Nachbarländern
bereits seit einem Jahrzehnt tobt. Dieser
Kampf ist an keiner einzelnen Streitfrage
wirklich festzumachen. Je weiter er
voranschreitet, desto deutlicher schälen
sich zwei Lager heraus, die mehr als grob
mit „rechts“ und „links“ bezeichnet werden.
Es gibt aber nicht nur einen, sondern
eine ganze Reihe von Punkten, die in unterschiedlichsten
Themenbereichen beide Lager
trennen. Euro, EU, Einwanderung, Islamisierung,
Familienpolitik, Bildungswesen,
Volksabstimmungen – doch nichts davon
taugt als binäres Unterscheidungsmerkmal.
Jeder dieser Punkte trennt jedoch zwei Lager,
die beide für sich in Anspruch nehmen,
Volk und Demokratie zu vertreten.
Die herrschende „Linke“ untermauert ihren
Anspruch die Allgemeinheit zu vertreten
dadurch, daß sie die herrschenden Parteien
sowie die als seriös eingestuften Medien
kartelliert. Die politische „Rechte“ bezieht
ihren Anspruch darauf, eine „schweigende
Mehrheit“ zu vertreten, durch die Organisation
von Alternativmedien, vor allem aber
von Graswurzelbewegungen, die sich gerade
dadurch auszeichnen, trotz des medialen
Gegenwindes erfolgreich zu sein. PE-
GIDA und Konsorten sind deshalb ein doppelter
Schlag gegen das herrschende System.
Denn daß eine Handvoll Privatleute
Woche für Woche Demonstrationen auf die
Beine stellten, die an Zahlenstärke mit denen
gleichzogen, die von der Gegenseite
mit weit größeren Mitteln organisiert wurden,
hat deren Anspruch „die Bevölkerung“
zu repräsentieren, deutlich geschmälert,
gar öffentlich bloßgestellt. Besonders
zentral ist jedoch der von PEGIDA
etablierte Begriff der „Lügenpresse“. Denn
durch ihn wird den großen Leitmedien genau
das abgesprochen, was sie überhaupt
so wirkmächtig macht: „die Seriosität“.
Die „Systempresse“
als Herrschaftsinstrument
Letzten Endes kommt die Macht immer aus
den Gewehrläufen. Doch ein politisches System
funktioniert wesentlich reibungsfreier,
wenn das Volk die jeweilige Herrschaft als
legitim betrachtet. In demokratischen Staaten,
die sich die Ideologie der Herrschaftslosigkeit
auf die Fahne geschrieben haben,
ist die Presse sogar das wichtigste Herrschaftsinstrument.
Im Verlauf des letzten
Jahrhunderts bildete sich in jedem Land
der sogenannten „freien Welt“ eine inzestuöse
„Systempresse“ heraus, die in allen
wichtigen Fragen einer Meinung ist und
vom überwältigenden Teil des Volkes als
seriös eingestuft wird. Eine „Systempresse“
westlich-demokratischer Prägung ist das
Monopol eines Milieus auf die als seriös
geltende veröffentlichte Meinung. Sie ist
wesentlich gefährlicher als jedes staatlich
gelenkte Pressemonopol, weil sie die Zensur
verschleiert. An die Stelle des für alle
Umbrüche entzünden sich zumeist an einem Funken. Rund 70 Verbandsbrüder schürten die Flammen von PEGIDA.
Enrico Schneider/PixelWunder
8 Heft 1 - 2015
Schwerpunkt
Die Farben der Urburschenschaft bereicherten bisher so ziemlich jede PEGIDA-Veranstaltung.
Die DB mittendrin!
Burschenschaftliche
Blätter
denen aus PEGIDA bekämpft wird. Die gegenwärtige
Auseinandersetzung findet unter
dem Schatten eines sich anbahnenden
ethnischen Konfliktes statt. Aber es handelt
sich (noch) nicht um einen Kampf zwischen
Völkern oder Religionen. Ist es also ein
weltanschaulicher Konflikt? Damit kommt
man der Sache näher, trifft sie aber doch
nicht ganz. Auf beiden Seiten stehen
„breite Bündnisse“. PEGIDA und Konsorten
reichen vom versprengten „rechten
Rand“ bis in die bei Soziologen ebenso gefürchtete
Mitte der Gesellschaft. Daß die
„Ritter der Weltoffenheit“ heute für die Homosexuellen
und morgen für die Moslems
in den Kampf ziehen, ist inzwischen auch
ein älterer Witz. Der Begriff der Weltanschauung
erlaubt eine Annäherung insoweit,
als auf beiden Seiten Schlagworte und
Programme herumschwirren, auf die man
sich bei Bedarf beruft. Die herrschende
Linke versucht die sie herausfordernde
Rechte mit dem Vorwurf zu treffen, sie sei
nur von diffusen Ängsten getrieben. Diesen
Vorwurf könnte man jederzeit in die andere
Richtung zurückschleudern. Er trifft auf
beide Seiten zu.
sichtbaren Propagandaministeriums tritt
das Milieu der Meinungsmacher. Ein Klüngel,
der sich durch die bevorzugte Aufnahme
weltanschaulich verwandter Nachwuchsjournalisten
selbst reproduziert. Dieses
Milieu, in seinem Aufbau der politischen
Kaste der Parteienoligarchie nicht
unähnlich, ist die schärfste Waffe des „linken“
Lagers. Mehr als jede andere Institution
formt die Presse die öffentliche Meinung.
Was aber kein Mediensystem produzieren
kann, ist Wirklichkeit. Vielmehr produziert
die „Systempresse“ Wahrheiten. So
schrieb Oswald Spengler etwa: „Drei Wochen
Pressearbeit, und alle Welt hat die
Wahrheit erkannt. Ihre Gründe sind so
lange unwiderleglich, als Geld vorhanden
ist, sie ununterbrochen zu wiederholen.“
Aber Wirklichkeit? Was das eigentlich ist,
wissen wir gar nicht so recht. Es ist deshalb
leicht, sich in seinen Wahrheiten einzurichten,
solange um uns herum die Welt funktioniert.
Und solange diese Wahrheiten
Deutungsmuster für das bereitstellen, was
um einen herum geschieht, gibt es für den
durchschnittlichen Bürger keinen Grund,
daran zu zweifeln.
Nur was, wenn die Wirklichkeit außer Kontrolle
gerät? Wenn die gültigen Deutungsmuster
mit jedem verstreichenden Jahr absurder
werden? „Das große Experiment
vom neuen, globalisierten, jederzeit austauschbaren
Menschen ohne Heimat ist unseren
Politikern über den Kopf gewachsen.“
Dieser Satz aus der Rede Götz Kubitscheks
auf der PEGIDA-Kundgebung von 9.
Februar 2015 beschreibt nicht nur den Anlaß,
sondern auch die tiefere Stoßrichtung,
die dem Protest gegen das polit-mediale
Establishment in ganz Europa innewohnt.
Der Vorwurf lautet: Ihr habt die Lage nicht
mehr im Griff! Und zwar nicht nur hier oder
dort. Euch entgleitet die Gesamtsituation.
Anstatt das in Ordnung zu bringen, tischt
ihr uns ein Märchen nach dem anderen auf.
Mit dem Schlagwort „Lügenpresse“ ist PE-
GIDA ein brillanter Streich gelungen. Aus
einer Bewegung, die sich ursprünglich nur
der Islamisierung des Abendlandes entgegenstellen
wollte, wurde ein Mißtrauensvotum
gegen den Teil des herrschen Systems,
der bisher bei allem Unmut über die journalistische
Zunft praktisch unangreifbar war.
Weit stärker noch als die Politiker der etablierten
Parteien, waren die Journalisten
der Leitmedien als Kaste durch die kartellierten
Strukturen ihres Gewerbes gesichert.
Durch die Verschlagwortung zur „Lügenpresse“
sind diese Strukturen greifbar
und damit angreifbar geworden. Deshalb
bellen die getroffenen Hunde der „Lügenpresse“
über diese Bezeichnung ihrer
selbst in einer neuen Lautstärke und Tonhöhe.
Das mediale Trommelfeuer zwischen
Dezember und Januar übertraf alles, was
die Bundesrepublik seit Jahren in dieser
Hinsicht erlebt hatte.
Das „Eigene“ von links und
rechts
Was unterscheidet im Kern zwei Lager, die
sich auf der Oberfläche in einer Vielzahl von
Punkten streiten? Auch wenn die Demonstrationen
sich dem Namen nach gegen die
Islamisierung des Abendlandes richten, stehen
doch auf der anderen Seite der Polizeiabsperrungen
fast ausschließlich Deutsche.
Noch mehr Deutsche findet man in den
Parteibüros und Redaktionsstuben, den
Gewerkschaftshäusern und Kirchen, von
Kann man den Konflikt auf die „Verteidigung
des Eigenen“ (Martin Lichtmesz) und
eine dem gegenüberstehende „Verachtung
des Eigenen“ (Frank Lisson) herunterbrechen?
Wenn man unter dem „Eigenen“
nur Deutschland, Europa oder das Abendland
verstünde, so hätte man es damit wohl
getroffen. Aber auch die andere Seite hat
ein „Eigenes“, und die hysterische Reaktion
auf PEGIDA scheint sich nicht zuletzt
aus der Angst vor dem Verlust dieses „Eigenen“
zu speisen. Das „Eigene“ des „linken“
Lagers ist keine Einheit. Dieses „Eigene“
reicht von den klischeehaften Reggae-Nächten
linker Jugendlicher bis zum
Weltbürgertum des Jetsets. Bürgerliche
Mittelschicht und Parteifunktionäre, orientalische
Migranten und Homosexuelle, Eurokraten
und autonome Randalierer teilen
sich weniger eine Lebenswelt, als daß sie
eine unter sich aufteilen. Der Teilungsschlüssel
ist ein gesellschaftlicher Grundkonsens,
den zu definieren völlig sinnlos
wäre, da er nie aus mehr als ein paar
Schlagworten bestand. „Demokratie“, „Toleranz“
oder „Soziale Marktwirtschaft“, anhand
solcher Leitlinien kann man irgendwie
miteinander oder besser nebeneinander leben.
Freilich gehörten auch hier nie alle
dazu. Nationalisten oder streng gläubige
Christen müssen draußen bleiben, gar vehement
bekämpft werden.
Der Kampf zweier Welten
An dieser Stelle beginnen sich die Verhältnisse
zu verschieben. Damit sind wir wieder
bei der außer Kontrolle geratenen Wirklichkeit.
Die Initialzündung für PEGIDA waren
die Krawalle, die auf deutschem Boden zwischen
Kurden und den Sympathisanten des
Heft 1 - 2015 9
Burschenschaftliche
Blätter
Schwerpunkt
Nachdem viele glaubten, PEGIDA sei tot, folgte die Überraschung. Rund 10.000 Spaziergänger vor der Frauenkriche in Dresden.
Islamischen Staates ausbrachen. Aber dies
erklärt kaum den rasanten Anstieg, den PE-
GIDA innerhalb kürzester Zeit verbuchen
konnte. Es zeichnet sich ab, daß der Platz in
der geteilten Lebenswelt enger wird und
daß jene breite, aber schlecht organisierte
Gruppe, die man als bürgerliche Mittelschicht
bezeichnet, dabei den kürzeren ziehen
wird. Unter den Problemfeldern, auf
denen sie das Nachsehen hat, stechen zwei
heraus:
Zunächst wäre da die Masseneinwanderung.
Mit der neuesten Asylantenflut zeigte
sich einmal mehr, daß ein entgrenztes Menschenrechtsverständnis
in diesem Land
wichtiger ist, als die Lebenswelt der eigenen
Landsleute. Eines der beachtlichsten
Phänomene, die man kurz vor dem Auftreten
von PEGIDA in Deutschland beobachten
konnte, war die Unterbringung von Asylanten
in den besseren Wohngegenden.
Damit hat die Politik eine unausgesprochene
Vereinbarung verletzt. Die Masseneinwanderung
erfolgte bis dahin so,
daß die Negativfolgen weitestgehend auf
die deutsche Unterschicht beschränkt blieben.
Unter dem jüngsten Andrang war dieses
Prinzip nicht zu halten und es zeigte
sich, daß viele Leute nicht mehr so weltoffen
und tolerant sind, wenn die Zigeuner
ins eigene Viertel kommen. Die „Eurorettung“
hat bereits in Gestalt der Alternative
für Deutschland (AfD) eine beachtliche Gegenreaktion
hervorgerufen. Hier ist es nicht
direkt die Lebenswelt der Mittelschicht die
angegriffen wird, aber die Angst vor dem
Verlust der eigenen Ersparnisse und die
Unverschämtheit einer „Eurorettung“ machen
immer größeren Teilen des Volkes
klar, daß sie Bürger zweiter Klasse sind, deren
Interessen hinter denen der Banken
und den Lebenslügen der Europafanatiker
zurückstehen müssen. Vor diesem Hintergrund
ist PEGIDA Aktion und Symptom zugleich.
PEGIDA ist einmal ein Schlag gegen
die Schweigespirale der Bundesrepublik.
Zum anderen zeigt aber die bloße Existenz
einer solchen erzdemokratischen Bewegung
an, in welchem Maße das durchgehend
FDGO-kompatible Bürgertum aus
dieser Republik hinausgedrängt wird.
Es klafft inzwischen ein Riß durch Deutschland
und teilt jene, die sich im herrschenden
System eingerichtet haben oder gar davon
profitieren, von denen, denen immer unverhohlener
gezeigt wird, daß für sie keine
Platz ist. Daß sie in der schönen neuen Welt
nur stören. Die Fronten verhärten sich zusehends,
da beide Seiten nach und nach merken,
daß der Gesellschaftsentwurf der Gegenseite
ihre Lebenswelt zerstören würde.
Bleiben die Deutschen eine Nation, oder
soll auf deutschem Boden ein buntes Völkergemisch
siedeln? Bleibt Deutschland
souverän oder geht es in der EU auf? Aber
auch welches Familienbild und welche Geschlechterrollen
gelten als normal und sind
damit normativ? Keine dieser Fragen kann
durch das pluralistische „soll doch jeder machen
was er will“ beantwortet werden.
Beide Seiten werden um ihre Welt kämpfen,
sie können gar nicht anders.
Und was wird aus PEGIDA? Demonstrationen
sind ein Rammbock im öffentlichen
Diskurs. Als solcher Rammbock hat PEGIDA
ein dickes Loch in die Schweigespirale der
politischen Korrektheit gestoßen. Die Demonstranten
werden wieder nach Hause
gehen. Aber die nächste Protestwelle
kommt so sicher wie das Amen in der Kirche.
Um das zu verhindern, müßte die Politik
jenen Deutschen, die Deutsche seine
und bleiben wollen, mehr bieten als Be -
leidigungen und eine düstere Zukunft.
Das könnte sie vielleicht, aber sie will es
nicht.
Unser Autor Johannes Konstantin Poensgen, Jahrgang 1992,
studierte zwei Semester Jura in Bayreuth, wechselte danach zum
Studium der Politikwissenschaft und Geschichte nach Trier. Seit
2013 ist er Autor des Jugendmagazins Blaue Narzisse, wo er im
Herbst 2014 ebenfalls ein Praktikum absolvierte. Poensgen
schreibt dort vor allem zur Außenpolitik und zu politischen Theorie.
10 Heft 1 - 2015
Schwerpunkt
Das Recht der Nationalismen
Burschenschaftliche
Blätter
Von Carlos Dieter Wefers Verástegui
Mit der simulierten Volksbefragung der
Katalanen vom 9. November 2014 ist das
Problem der nicht-spanischen Nationalismen
erneut einer deutschen Öffentlichkeit
ins Bewußtsein gerückt. Die Deutschen
haben längst begriffen, daß es in
Spanien Nationen gibt, die für ihre Unabhängigkeit
kämpfen. Nur läßt der Deutschen
Wissen darüber meist zu wünschen
übrig.
Sympathiegefühle, unkritisch rezipierte Allgemeinplätze
wie „das urwüchsige Volk der
Basken“ oder „die fleißigen Katalanen“ anstelle
von fundierter Sachkenntnis sowie
Fehlinformationen, die den deutschen Medien
mundfertig von den Propagandaleuten
des katalanischen Nationalismus, wie
Bayern-Trainer Josep „Pep“ Guardiola, geliefert
werden, verhindern die sachliche
Auseinandersetzung mit dem Phänomen
der Spanien abholden Nationalismen. Aufklärungsarbeit
zu leisten, ist schwer. Vor allem
dann, wenn sich dazu noch Wunschvorstellungen
gesellen, die wohl auch einer
gewissen Schadenfreude nicht entbehren
mögen.
Seit über 200 Jahren ist die spanische Gesellschaft
mit ihrer Selbstzersetzung beschäftigt.
1815, als Spanien noch ein Überseereich
war, gab es keinen baskischen und
katalanischen Nationalismus. Die Mär, daß
die „Katalanen“ im Zuge des spanischen
Erbfolgekrieges (1700–1714) erobert, „Katalonien“
von Spanien annektiert worden
seien, war damals undenkbar. Diejenigen
katalanischen Eliten, Adel, Klerus, hohes
Bürgertum, die den Habsburger Karl (später
Kaiser Karl VI.) unterstützt hatten, hielten
bis zu ihrem Weg ins Exil (1713/15) und
darüber hinaus genau so zu Spanien, wie es
1815 die vom bourbonischen Zentralismus
und Absolutismus vereinnahmten Katalanengenerationen
taten. Gerade derselbe
Absolutismus und Zentralismus war
es auch, der sich in den ersten Jahrzehnten
des 19. Jahrhunderts verpflichtete, den
Sonderrechten (fueros) der jeweiligen
Landstände (diputaciones generales) in den
drei baskischen Provinzen Álava, Vizcaya
und Guipúzcoa sowie dem Königreich Navarra
den Garaus zu machen. Mit derselben
Hartnäckigkeit, mit der die Stände sich zu
behaupten versuchten, verteidigten sie
aber auch Einheit und Charakter der spanischen
Monarchie. Sonderrechte, ohne in
die Monarchie eingefügt zu sein – kam keinem
dieser Edelleute in den Sinn.
1833 führten ein Streit in der Thronfolge sowie
unversöhnliche Gegensätze zwischen
Anhängern des ancien régime und jenen
des Liberalismus zum Bürgerkrieg. Dabei
hieß es nicht: „Spanier gegen Basken“,
sondern Parteiung gegen Parteiung, Legitimisten
gegen Liberale, Carlistas gegen Cristinos.
Ganz Spanien war gespalten, nur
hielten und organisierten sich die legitimistischen
Karlisten in den baskischen Provinzen
sowie Navarra besser als anderswo und
fanden dort auch mehr Rückhalt. Unter dem
Eindruck der militärischen Niederlage von
1876 gegenüber dem „liberalen Spanien“
sowie veränderten sozialen und wirtschaftlichen
Bedingungen entwuchs dem baskischen
Karlismus der nationalistische Sproß:
Aus der Enttäuschung, Gott, Vaterland und
„König“, d.h. die legitime Dynastie, nicht
mehr in ihre alten Rechte eingesetzt zu sehen,
sowie gewissen historischen Reminiszenzen,
wie den Sonderrechten und der
„allgemeinen edlen Abstammung aller Basken“
(hidalguía universal), ward der Traum
eines urwüchsigen baskischen Volkes herausgezaubert.
Der neue baskische
Nationalismus
Dieser Nationalismus der Baskischen Volkspartei
(PNV) war seiner Abkunft nach klerikal
und antimodern. Folglich stellten ihn Erfahrungen
mit der modernen und antiklerikalen
Zweiten Spanischen Republik
(1931–1939) vor ein Dilemma: Er befürwortete
sie, insoweit sie seinen Autonomiebestrebungen
nachkam, verabscheute sie
aber dennoch wegen ihres Antiklerikalismus.
Der Putsch General Francos vom 18.
Juli 1936, der sich zum Ziel nahm, dem radikalen
republikanischen Treiben ein Ende
zu setzen, beschleunigte den inneren Bruch
der PNV: Während der ältere Bruder des
Nationalismus, der immer noch lebendige
Karlismus in Álava und Navarra wieder einmal
für Gott, Vaterland und Sonderrechte
aufstand, und Franco in seinem Kampf gegen
die verhaßte Republik nach Kräften unterstützte,
wurden die Ereignisse des Sommers
1936 der PNV zur definitiven Feuer-
Die Katalanen protestieren leidenschaftlich und entschlossen für die Unabhängigkeit ihrer Nation. Wann kommt das offizielle Referendum?
Merche Pérez/flickr/CC
Heft 1 - 2015 11
Burschenschaftliche
Blätter
Schwerpunkt
Eine katalanische Kundgebung am 10. Juli 2010 in Barcelona unter dem Motto: „Wir sind eine Nation. Wir entscheiden!“
amadalvarez/wikimedia/CC
probe. Die Republik, obzwar links, modern
und antiklerikal, versprach Autonomie im
Sinne des demokratischen Selbstbestimmungsrechts
der Völker. Franco erhob sich
zwar im Namen des spanischen Nationalismus
und Zentralismus, sein Putsch aber
wurde von der Kirchenhierarchie schnell
zum „Kreuzzug gegen den Bolschewismus“
deklariert. Zudem brachte der Kampf gegen
die Republik die Hoffnung, die legitimistische
Linie der Bourbonen doch noch
„restaurieren“ zu können. Kurzum, die PNV
brach entzwei, ein Teil ging offen zu den
Karlisten über, der andere hielt es bis zum
Schluß mit der Republik.
Während der Franco-Dikatur (1936–1975)
diversifizierten sich die Trägergruppen des
baskischen Nationalismus. Die PNV, teils im
Exil, teils im Untergrund, stand bald nicht
mehr allein da. Im Kampf gegen Franco waren
dem baskischen Nationalismus neue
Generationen erstanden, die betont links
waren und sich durch rein nationalistische
Zielsetzungen von ihren reaktionären Vettern
und Vätern (Karlisten und alte PNV) unterschieden.
Dazu gehörte die Terrororganisation
ETA.
Das Verhältnis der PNV zum spanischen Nationalstaat
ist bis heute ein zwiespältiges geblieben.
In diesem Zusammenhang spricht
der baskische Historiker Santiago de Pablo
von einem „patriotischen Pendel“: Je nachdem,
wer gerade am Ruder ist, strebt die
PNV bald nach mehr Autonomie, bald
nimmt sie mehr Kurs auf die Unabhängigkeit.
Trotzdem arbeitet alles in der PNV bewußt
oder unbewußt auf die Unabhängigkeit
hin. Den linken radikalen Gruppierungen
hingegen ist vollkommen klar, daß ihr
Ziel nur die Unabhängigkeit sein kann. Objektive
Gründe für die Unabhängigkeit gibt
es nicht, auch sind Basken nicht „rein“, also
ohne spanischen oder sonstigen „fremden“
Einschlag geblieben. Die heutigen „Basken“
sind in ihrer Mehrzahl ein rezentes vielschlägiges
Mischmasch, eine „De-facto-Nation“,
die auch staatsrechtlich Nation zu sein anstrebt.
Als Gründe für die Unabhängigkeit
können die Nationalisten nur angeben, daß
es eben der „baskischen Gesellschaft“ bzw.
der „Basken“ Wille sei, von Spanien loszukommen.
Der Weg der Katalanen
Einfacher stellt sich der Fall für die Katalanen
dar. Auch sie haben nie einen Nationalstaat
besessen. Katalonien war gegen
Ende des 15. Jahrhunderts Bestandteil der
föderativen Krone Aragoniens, eine aus
feudalen Überresten (Grafschaften, Unterkönigreichen,
Landständen und eigenständigen
Territorien usw.) zusammengesetzte
Monarchie, zu der auch einige Mittelmeerinseln,
Teile Italiens sowie Südfrankreichs
gehörten. Und mit Aragonien fügte sich
auch Katalonien in die spanische Monarchie
ein. Alle „katalanischen“ Aufstände bis
ins 18. Jahrhundert hinein waren lediglich
ein Aufbegehren eines mehr oder minder
großen Teils der dortigen Oligarchien gegen
die erstarkende Königsmacht. Erst die
wirtschaftliche Modernisierung Kataloniens
im „liberalen“ 19. Jahrhundert und die kulturelle
und politische Selbstbesinnung auf
die eigenen „Wurzeln“ (Renaixença) führten
zur Ausdifferenzierung eines katalanischen
Nationalbewußtseins, das erst spät
anti-spanisch ausartete.
Im Unterschied zum baskischen, war der katalanische
Nationalismus viel „moderner“
ausgerichtet. Es lag in seiner Dialektik, sich
von seinen bürgerlichen Positionen aus immer
weiter nach links, bis hin zum Anarchismus
zu verschieben. Während der baskische
Nationalismus der PNV noch um 1930
die verlorene „Gemeinschaft“ idealisierte,
standen die Katalanen ideologisch bereits
inmitten der individualistischen „Wirtschaftsgesellschaft“.
Jenes radikaldemokratische
Ferment hat der katalanische Nationalismus
in seine Erbmasse mit aufgesogen.
Als in den ersten Jahrzehnten des
Franco-Regimes die katalanische Sprache
und Kultur unterdrückt waren, war die ideologische
Fusion von Demokratismus und
Katalanismus bereits vollzogen. Im kollektiven
Bewußtsein der meisten demokratisch
gesinnten Spanier wurden der Kampf gegen
Franco und für Katalanentum (aber
auch für das „baskische Volk“) und „Demokratie“
zu einer festen Gleichung hochstilisiert,
während der überzogene spanische
Nationalismus der Franco-Anhänger das
Prestige der spanischen Nationalidee überhaupt,
bis in die Gegenwart hinein, zerstörte.
Der spanische Nationalstaat als
einzige Lösung
Das Intermezzo des Franco-Regimes hat
den Niedergang Spaniens nicht aufgehalten,
es war selbst nur ein weiteres Symptom
desselben. Mit Einzug der Demokratie haben
dann die allgemeine Kurzsichtigkeit,
der Zynismus und Opportunismus der kulturellen,
sozialen und ökonomischen Eliten
sowie die persönliche Unzulänglichkeit aller
politischen Führer, denjenigen Verfallsprozeß
sanktioniert, dessen Wurzeln zwischen
dem 17. und dem 18 Jahrhundert liegen,
der das 19. Jahrhundert zu einem blutigen
12 Heft 1 - 2015
Schwerpunkt
Chaos gemacht, und das 20. und auch noch
das 21. Jahrhundert mit einer unsäglichen
Korruption belastet hat.
Der „moderne“ spanische Zentralstaat, wie
ihn die Liberalen ab 1833 errichten wollten,
war weder in der Lage, ein neues nationales
Zusammenleben herzustellen, noch das
Gros der Bevölkerung zu nationalisieren.
Sein Mißkredit, sein Versagen und sein
schlußendlicher Zerfall förderten das Aufkommen
von alternativen Nationalismen,
die bodenständiger oder zumindest zugkräftiger
waren als die spanische Nationalidee.
Aber auch diese Nationalismen sind
genau so falsch und verdorben wie ihr
Feindbild. Anschaulich wird das erst im Vergleich
mit dem alten Österreich-Ungarn.
Mit der Charakterisierung der dortigen Nationalismen,
wie sie der Soziologe Gustav
Ratzenhofer um 1900 angestellt hat, verfügen
wir über allgemeine Einsichten, die
auch heute ihre Vollgültigkeit bewahren:
„Mit dem Verfalle der Sittlichkeit wendet
sich das Sozialinteresse immer engeren Sozialverbänden
zu; das Individualinteresse
hebt gleichsam aus den Objekten menschlichen
Interesses diejenigen heraus, mit
welchen es persönliche Vorteile verfechten
kann. Alle sozialen Angelegenheiten erhalten
einen leidenschaftlichen Charakter, als
wenn sich die Menschen für die Nation,
den Stamm oder die Klasse aufopfern wollten;
dies ist jedoch nur Schein; die Menschen
ziehen nur den betreffenden Sozialverband
für ihre Interessen in Mitleidenschaft.“
[…] Je mehr den Menschen das Individualinteresse
regiert, desto wahrscheinlicher
ist, daß er 1. den zugehörigen Verband
nur als Mittel für seine individuellen
Zwecke mißbraucht; 2. seine Beziehungen
auf immer engere Gemeinschaftskreise beschränkt,
die größeren und weiteren, weil
nicht direkt nützlich, aufgibt oder endlich 3.
sich ganz und gewissenlos auf die eigenen
Interessen zurückzieht.“ – Das alles paßt
haargenau auf den Katalanismus und seine
Wortführer.
Burschenschaftliche
Blätter
Genauso, wie die Liebe vieler Katalanen zu
ihrer Sprache und Kultur oftmals eine neurotische
– oder einfach nur fingiert – ist, so
wirkt sich ihre sprichwörtliche echte Liebe
zum Geld mal in Kleingeistigkeit, mal in
Größenwahn aus. Dazu gehört auch das liederliche
„ökonomische Argument“, also
wenn es darum geht, „objektiv“ zu beweisen,
daß Katalonien als der „bessere“ Teil
von Spanien – und deshalb eben
„Nichtspanien“ – ohne Spanien besser dastünde.
Daß man das, und vieles mehr, den
katalanischen Nationalisten durchgehen
läßt, ist nur ein weiteres Zeugnis für die
Fahnenflüchtigkeit, Inkompetenz und Korruption
aller spanischen Regierungen seit
Wiedereinführung der Demokratie.
Unser Autor Carlos Dieter Wefers Verástegui, Jahrgang 1979,
studierte bis 2010 Geschichte, Romanistik und Europäische Studien
(Máster en Estudios de la Unión Europea) in Salamanca
und Köln. Seit seinem Masterabschluß im September 2010 arbeitet
er als Mitarbeiter im Außendienst (Sektion Telemarketing)
beim spanischen Unternehmen Santa Lucía S.A. Companía de Seguros.
Verástegui spricht vier Sprachen und ist seit einigen Jahren
auch als freier Autor im konservativen Milieu tätig.
Heft 1 - 2015 13
Burschenschaftliche
Blätter
Aufstand der Kleinen
Ein Gespenst geht um in Europa: In vielen
Staaten streben Regionen, die sich von
der Zentralregierung benachteiligt
fühlen, nach Unabhängigkeit. Nach dem
Referendum in Schottland steht in Katalonien
ein ähnlicher Kampf bevor.
Der europäische Separatismus ist ein erstaunliches
Phänomen. Während sich die
rechten und linken politischen Lager in
Deutschland spinnefeind sind, arbeiten Separatisten
jedweder politischer Couleur europaweit
mühelos zusammen. Im deutlichen
Kontrast zu linken Strömungen in der
Bundesrepublik Deutschland tritt anderswo
bei zahlreichen links-, gar grünorientierten
Bewegungen und Parteien ein deutlicher
nationaler Einschlag zutage, der sich auf
den örtlichen Regionalismus und das inhärente
Bekenntnis zum eigenen Volk und
dessen Geschichte sowie Tradition bezieht.
So etwa in Spanien, wo der rechte katalanische
Regierungschef Artur Mas mit der
linksrepublikanischen Partei Esquerra Republicana
de Catalunya (ERC) zusammenarbeit,
um die Sezession Kataloniens voranzutreiben.
Auch der ehemalige schottische
Ministerpräsident Alex Salmond und seine
Scottish National Party (SNP) sind links der
politischen Mitte einzuordnen.
David Cameron vs. Alex Salmond: Wird Schottland nach dem gescheiterten Referendum
jemals unabhängig?
Surian Soosay/flickr/CC
Dieser Beitrag erschien erstmals in der
Ausgabe 11/2014 des Magazins Compact
und wird hier mit freundlicher Genehmigung
des Verlags veröffentlicht.
Mehr Informationen unter:
compact-online.de
In Flandern und Süd-Tirol dominieren hingegen
konservative und rechte Kräfte die Sezessionsbewegungen.
Dieses Synergiepotenzial
macht den Regionalismus zu einer
Bewegung, die Europa durcheinanderwirbeln
kann. Auch wenn Mitte September das
Sezessionsreferendum in Schottland scheiterte,
hatte schon das bloße Stattfinden der
Volksabstimmung Ausstrahlungskraft auf
den ganzen Kontinent. Die im Finish des Urnengangs
von David Cameron gemachten
Autonomiezugeständnisse an Salmond und
seine Landsleute sind eine deutliche Ermunterung
für die Separatisten auch in anderen
EU-Staaten. Stefan Zelger von der Süd-Tiroler
Freiheit äußerte etwa: „Auch wenn das
Ergebnis im ersten Moment enttäuscht, so
bleibt die Tatsache, daß ein reiches Volk im
Herzen Europas selbst über seine Zukunft
entscheiden durfte.“
Besonders in Spanien wurde der Ausgang
der schottischen Wahl mit Argusaugen beobachtet.
Die katalanische Sezessionsbewegung,
die am Wahltag mit Hunderten
Yes-Unterstützern in Edinburgh vertreten
war, erlebt derzeit eine rasante und bemerkenswerte
Entwicklung. Hunderttausende
gelb-rote
Esteladas, die symbolträchtige
Fahne
der katalanischen
Unabhängigkeit,
ziehen als gigantisches
Farbenmeer
seit einigen Jahren
durch die Straßen
Barcelonas. Es ist
eine beeindruckende
Machtdemonstration
der
Regionalregierung,
die mit den immer
wiederkehrenden
Demonstrationen
Druck auf die spanische
Zentralregierung
will.
ausüben
Premier Mas, der nach sechs Jahren als Oppositionsführer
im katalanischen Parlament
nunmehr seit vier Jahren als Regierungschef
die Fäden zieht, brachte 2013 eine
bemerkenswerte Resolution in das regionale
Parlament ein „Das Volk von Katalonien
[...] ist in politischer und rechtlicher
Hinsicht ein souveränes Subjekt“, heißt es
in der „Souveränitätserklärung“, für die
neben dem konservativen Parteibündnis
von Artur Mas, Convergència i Unió (CiU),
auch die linksrepublikanische ERC, die
Ökosozialisten der Iniciativa per Catalunya
Verd (ICV) und die radikale linke Separa -
tionspartei Candidatura d’Unitat Popular
(CUP) gestimmt hatten.
Seither hat sich einiges getan. Für den
9. November 2014 ist in Katalonien ein Unabhängigkeitsreferendum
geplant. Doch
während die schottische Volks abstimmung
von Großbritannien offiziell genehmigt
wurde, stellt die spanische Zentralregierung
unter Ministerpräsident Mariano Rajoy
sich quer. Sie hält das Referendum für verfassungswidrig
und kündigte an, notfalls
auch auf militärische Mittel zurückzugreifen,
um eine Sezession der Katalanen zu unterbinden.
Im März 2014 erklärte das spanische
Verfassungsgericht das geplante Referendum
überdies für offiziell verfassungswidrig
und auch das spanische Parlament
lehnte es im April 2014 mit deutlicher
Mehrheit ab. „Das Parlament kann ein Gesetz
ablehnen, aber es kann nicht den Willen
des katala nischen Volkes aufhalten“,
entgegnete Mas selbstsicher. Ob der Urnengang
im November tatsächlich stattfindet,
bleibt ungewiß.
Für die zahlreichen Sezessionsbewegungen
bedeutet die zunehmende Verarmung Europas,
die damit einhergehende Unzufriedenheit
vieler Bürger sowie der immer deutlicher
zu Tage tretende Zentralismus der Europäischen
Union eine Chance, die eigenen
Bestrebungen erfolgreich voranzutreiben.
Viele separationswillige Regierungen haben
unterdes erkannt, daß sie auf wirtschaftliche
Themen setzen müssen. Ob Katalonien, Venetien
oder Flandern, die jeweiligen Regionen
zählen durchweg zu den starken, gar
stärksten wirtschaftlichen Standorten ihrer
Staaten. Der Unmut, allzu oft Zahlmeister
schwächerer Regionen zu sein, mit denen es
darüber hinaus meist kein historisches oder
kulturelles Zugehörigkeitsgefühl besteht,
verleiht den Separatisten Rückenwind. Im
Gegensatz zu Süd-Tirol, das eine weitgehende
steuerliche Autonomie besitzt,
fließen von Venetien jährlich etwa 21 Milliarden
Steuereinnahmen nach Rom.
Philip Stein
(Germania Marburg 2011)
Schwerpunkt
14 Heft 1 - 2015
Schwerpunkt
Vom Internet auf die Straße
Burschenschaftliche
Blätter
Von Alexander Markovics
Als am 17. Mai 2014 rund 300 junge
Menschen aus ganz Europa in Wien gegen
die Überfremdung und Islamisierung
Österreichs und unseres Kontinents auf
die Straße gingen, fand ein bis dahin
nicht für möglich gehaltener „Tabubruch“
(Jungle World) statt. Trotz linksextremer
Hetze im Vorfeld der Demonstration
und rund 400 zum Teil gewalttätigen
Gegendemonstranten konnte unter
dem Motto „Festung Europa – macht
die Grenzen dicht!“ ein machtvolles Signal
gegen die europäische Asylindustrie
und die sie unterstützende Politik in
Österreich gesetzt werden. Doch wie gelang
einer erst zwei Jahre existierenden
Jugendbewegung dieser Durchbruch,
der ein Monat lang die österreichischen
Medien beschäftigte? Ein identitärer Burschenschafter
berichtet.
beschäftigt – genau so lautete das Signal
an all jene Österreicher, die aus Unzu -
friedenheit alle paar Jahre FPÖ wählen
gehen, aber nicht auf die Straße
gehen. Auch in Österreich muß etwas passieren!
Doch wie konnte es überhaupt so weit
kommen? Warum hat diese Demonstration
in Österreich stattgefunden, aber nicht in
der Bundesrepublik Deutschland? Wieso
schaffte die Identitäre Bewegung in Österreich
jenen titelgebenden Sprung vom Internet
auf die Straße? Gerade im Angesicht
der in der Bundesrepublik Deutschland
stattfindenden Montagsspaziergänge der
Bürgerbewegung PEGIDA, möchte ich in
diesem Beitrag über die Anfänge der patriotischen
Zivilgesellschaft in Österreich
schreiben.
Als im Februar 2012 die erste identitäre
Gruppe in Wien, W.I.R (Wiens identitäre
Richtung), entstand, konzentrierten wir uns
neben kulturellen Aktivitäten, die den
Österreichern vor allem wieder die eigene
Kultur und Tradition vor Augen führen sollten,
auf Aufklärungsarbeit in den großen
Einkaufsstraßen Österreichs. Regelmäßig
verteilten wir Flugblätter über katastrophale
demographische Situation in Wien
und die damit einhergehende Überfremdung
und Islamisierung unserer Stadt. Internetgraphiken,
die eine Verbindung zwischen
popkulturell bekannten Motiven und
patriotischen Botschaften herstellten, wurden
mittels Aufklebern in die Straßen Wiens
getragen.
Von Anfang an waren wir also eine „Bewegung
zum Anfassen“ – sei es bei Flugblattaktionen
in den wichtigsten Straßen Wiens
oder unseren kulturellen Stadtspaziergängen.
Doch blieb es nicht ausschließlich bei
diesen Aktivitäten: Im Herbst desselben
Jahres bildete sich eine aktivistische
Gruppe in Wien. Als unter dem Titel „Zertanz
die Toleranz“ schließlich eine multikulturelle
Propagandaveranstaltung der Wiener
Caritas gestört wurde, steigerte sich
Die Identitäre Bewegung trägt ihre Ideen am 17. Mai 2014 erstmalig auf die Straße. Verbandsbruder und Autor Markovics marschiert in erster Reihe.
Privat
Zunächst gilt es mit einem – wenngleich
positiven – Vorurteil aufzuräumen. Auch in
Österreich, das von vielen bundesdeutschen
Verbandsbrüdern bekanntlich als
das Land betrachtet wird, wo aus patriotischer
Sicht Milch und Honig fließen, war
dies die erste zahlreich besuchte und heimatbewußte
Demonstration seit Jahrzehnten.
Patriotismus ist demonstrierbar – auch
wenn er sich mit wesentlichen Themen wie
Masseneinwanderung und Islamisierung
Identitärer Aktivismus – von den
Anfängen bis zum Durchbruch
auch in Wien das Interesse an dem neuen
Wort „identitär“, das zum Erstaunen der
damaligen Journalisten nichts mit dem Nationalsozialismus,
Grenzrevisionsdebatten
oder dem Leugnen von Vernichtungslagern
zu tun hatte, sondern sich lediglich für den
Erhalt unserer ethno-kulturellen Identität,
und somit gegen Islamisierung und Überfremdung
einsetzte. Neben dem alltäglichen
Aktivismus kamen schließlich auch
nächtliche Aktionen hinzu: Straßenschilder
am Rande Wiens wurden mit „Istanbul?“
Heft 1 - 2015 15
Burschenschaftliche
Blätter
dem Eindruck der Ankündigung linker Gegenproteste
eine Demo absagte, ergriffen
wir die Gelegenheit und taten, was getan
werden mußte.
Das Lambda, unser gewähltes Symbol,
wurde plötzlich – überwiegend durch die
Berichterstattung der Medien – zu einem
Symbol, über das sich viele Leute Gedanken
machten. Wir Identitären wurden auf
einen Schlag bekannt und hatten somit
auch die Möglichkeit, ein patriotisches Bewußtsein
im bisher lethargisch-apolitischen
Teil der Österreicher zu bilden. Ab dem folgenden
Stammtisch stiegen die Besucherzahlen
sowie Spenden rapide an. Bisher
apolitische Jugendliche stießen zu uns, was
uns als Identitäre Bewegung wiederum in
die Lage versetzte, größere, regelmäßigere
und auch örtlich breiter angelegte Aktionen
durchzuführen. Der nächste Schritt bestand
schließlich darin, unsere Botschaft stärker
als bisher auf die Straße zu tragen und die
Asyllobby direkt dort anzugreifen, wo sie
ihren Sitz hat. Auf meine Initiative hin fand
Schwerpunkt
im Winter 2013 unsere erste Kundgebung
in Wien statt, auf der wir kurz nach der
Flüchtlingstragödie vor Lampedusa gegen
den EU-Kommissar Morten Kjaerum protestierten.
Dieser hatte die Österreicher nach
der Lampedusa-Katastrophe dazu aufgefordert,
endlich einzusehen, „daß Österreich
ein Einwanderungsland ist.“ Der diffusen
Interessengemeinschaft für Masseneinwanderung
und Islamisierung wurde ein
Name gegeben. Hierauf folgte schließlich,
auf Initiative des Wiener Landesleiters Martin
Sellner, unsere erste Demonstration im
Mai 2014. Die Identitäre Bewegung kam
durch dieses Ereignis endgültig vom Internet
auf die Straße. Unlängst protestierte
überdies die steirische Landesgruppe
durch Transparentaktionen unter dem Titel
„Asylwahn stoppen!“ und „Wehr Dich! Es
ist Dein Land!“ gegen die dezentrale Unterbringung
von Wirtschaftsflüchtlingen in
kleinen Gemeinden und dem damit verbundenen
Asylwahn. Was dem Kommunismus
die Produktionsquoten waren, sind
dem Liberalismus die Flüchtlingsquoten.
Eine Aktionsform, die zahlreiche Nachahmer
in den Landesgruppen von Kärnten bis
nach Traiskirchen in Niederösterreich gefunden
hat.
Vom virtuellen Raum auf den
Asphalt
Wie war das möglich? Geht man nun also der
Frage nach, wie dieser Sprung vom virtuellen
Raum in das Bewußtsein eines nicht unbeträchtlichen
Teils der Österreicher möglich
war, so stößt man auf mehrere Faktoren:
1) Innerlich gefestigte und disziplinierte Aktivistengruppen.
Durch regelmäßigen Aktivismus,
vom einfachen Flugblattverteilen
über das Aufhängen von Transparenten,
aber auch die Bildung einer festen Gemeinschaft
durch gemeinsame Aktivitäten, auch
im ideologischen Sinne, konnte eine
Gruppe eingefleischter Aktivisten gebildet
Die Identitären sind international vernetzt. Regelmäßige Seminare und Schulungen auf europäischer Ebene gehören zum Programm.
Privat
überklebt, aus einem Dutzend junger Menschen
bildete sich eine Gruppe eingefleischter
Aktivisten. Als schließlich etwa
zeitgleich auch in anderen wichtigen Städten
Österreichs, wie Graz und Salzburg,
identitäre Gruppen entstanden, begannen
wir gemeinsam etwas Größeres zu planen.
Wirtschaftsflüchtlinge und Linksextreme,
also eben jene Asyllobby, von der am Anfang
die Rede war, besetzten nach der Räumung
ihres „Refugee Camps“ die Votivkirche
in Wien. Die Wut in den patriotischen
Kreisen Österreichs stieg, doch der Staat
sah dem Treiben – wie so oft – machtlos zu.
Auf einer Heimfahrt von Schnellroda – Aktivisten
hatten das Institut für Staatspolitik
um Götz Kubitschek und Erik Lehnert besucht
– wurde schließlich vom Leiter der
steirischen Landesgruppe, Patrick Lenart,
die Idee geboren, die Kirche ebenfalls zu
besetzen. Am Morgen des 10. Februars
2013 besuchten acht Identitäre aus Wien
und Graz den internationalen Gottesdienst
in der Votivkirche. Nach dessen Ende
ließen wir uns, darauf eingestellt auch notfalls
länger zu bleiben, im rechten Seitenschiff
der Kirche nieder. Als schließlich der
damalige Flüchtlingsbetreuer, ein gewisser
Klaus Schwerdtner von der Caritas, uns zum
Verlassen der Kirche aufforderte, schallte
ihm ein lautes „Die Besetzung ist hiermit
besetzt!“ entgegen. In kürzester Zeit wurde
über das Internet und insbesondere Facebook
unser Protest gegen den Mißbrauch
der Kirche und die österreichische Asylindustrie
durch die Medien bekannt. Wir nahmen
die Bühne in Besitz, welche uns bereitet
wurde und sprachen den Zorn der
schweigenden Mehrheit aus. Aber nicht, indem
wir ihn in diffusen Forderungen verhallen
ließen, sondern nutzten die Gelegenheit
zu einem Generalangriff auf jene augenscheinlich,
und dennoch verleugnete
Verbindung von Antifa, Wirtschaftsflüchtlingen,
Schlepperkriminalität und hoher Politik.
Wo andere nur die Faust im Hosensack
zusammenballten, oder etwa die FPÖ unter
werden. Die ständige Ausweitung der
Komfortzone des Einzelnen in der Gruppe
bereitet ihn auf größere und riskantere Aktionen
vor. Denn:
2) Ohne zuvor einfache Aktionen gemacht
zu haben, sind größere nicht möglich. Bei
einer Aktion, etwa unserer Gegenbesetzung
der Votivkirche, muß man sich auf seinen
Nebenmann hundertprozentig verlassen
können – erst recht auf einer Demonstration.
Das vorherige Überprüfen neuer
Leute, ob man sich auch in weniger extremen
Situationen wie beim Flugblattverteilen
auf sie verlassen kann – schon unsere
ersten Verteilaktionen wurden von der Antifa
angegriffen –, läßt diese Stück für Stück
wachsen. Nur wer bei so einem Zwischenfall
gelassen reagiert, kann auch bei Aktionen
wie in der Votivkirche oder etwa an vorderster
Front in einem Demonstrationszug
mitmachen.
16 Heft 1 - 2015
Schwerpunkt
Burschenschaftliche
Blätter
Das schwarze Lambda auf gelbem Grund ist das Markenzeichen einer jungen, aktiven Bewegung geworden.
Privat
3) Diese erfordern schließlich eine ausgeklügelte
und minutiöse Planung im Vorfeld.
Nur wenn man alle Eventualitäten einkalkuliert,
Notfallpläne für einen möglichen Abbruch
im Gepäck hat und auf eine Änderung
der Umstände flexibel reagieren kann,
wird die Aktion von Erfolg gekrönt sein. Die
Bühne die man selbst betritt, muß gut gewählt
sein, die Aktivisten müssen wissen,
auf welche möglichen Risiken sie sich einlassen.
Eine gute Planung entscheidet über
den Unterschied zwischen Erfolg und
Mißerfolg einer Aktion.
4) Der wichtigste Punkt ist schließlich die
Bereitschaft zum Aktivismus selbst. Es mag
gut und wichtig sein, die politischen Probleme
unserer Zeit zu analysieren, und
ohne eine gute Theorie ist auch keine Praxis
möglich. Jedoch kann es ohne Praxis
auch keinen Erfolg der Theorie, also einen
Bewußtseinswandel im Volk geben. Nur
wenn man die Probleme, die man sieht,
auch in der Öffentlichkeit benennt und
diese anderen Leuten in Form von Flugblättern
bewußt macht, kann man das revolutionäre
Bewußtsein des Volkes verändern.
Dazu ist es nötig, das Heft des Handelns
in die Hand zu nehmen – beginnend
mit einer Flugblattaktion, über Transparente
bis hin zur Demonstration. Eine Sache,
die am Anfang auch schon mit fünf
Mann oder einem Dutzend Leute möglich
ist – entscheidend ist vor allem der Wille,
etwas zu tun.
Durch das schrittweise Hinausgehen auf
die Straße war der Identitären Bewegung
Österreich dieser Erfolg möglich. Ich
hoffe, daß auch in der Bundesrepublik
Deutschland diese Schritte unter -
nommen werden, damit sich auch dort
eine aktivistische Avantgarde heraus -
kristallisiert, um etwa in Zukunft ent -
stehenden Bürgerbewegungen im Sinne
einer patriotischen Zivilgesellschaft, einer
Front der Patrioten, eine Richtung geben
zu können.
Heft 1 - 2015 17
Burschenschaftliche
Blätter
Sonderweg Osteuropa
Schwerpunkt
Es hat sich in den vergangen Jahren nicht
nur im Westen und der Mitte unseres
Kontinents viel getan. So gab es auch in
Osteuropa – und hier sei nicht nur die aktuell
oft erwähnte Ukraine gemeint – interessante
und vielseitige Entwicklungen.
Gibt es einen Sonderweg Osteuropas?
Besonders in Ungarn gab es seit 2009 weitreichende
politische Veränderungen. Die
konservativ-bürgerliche Partei Fidesz wurde
zweimal in Folge bei den Parlamentswahlen
mit Abstand stärkste Kraft und dominiert
seither die ungarische Politik. Der Parteivorsitzende
Viktor Orbán minimierte durch
den anhaltenden Siegeszug seiner Partei
den Einfluß sozialdemokratischer und postkommunistischer
Parteien auf die ungarische
Politik. Neben einer Stärkung des heimischen
Patriotismus wurden durch Orbán
viele Reformen angestoßen, die vor allem
in Brüssel Kritik auslösten. So gab es neben
einer überarbeiteten und sehr patriotischen
neuen Version der Verfassung immer wieder
Streit wegen Gesetzesänderungen, die
gegen das EU-Recht verstoßen würden.
Dies nahm die linke Opposition in den letzten
Monaten immer wieder zum Anlaß, Orbán
zu kritisieren und so im Windschatten
der EU gegen eine Regierung auf die
Straße zu gehen, die nach wie vor sehr
großen Zuspruch innerhalb des Volkes genießt.
Politisch aktive Leute vor Ort berichten,
daß dieses Oppositions- und Demonstrationsbündnis
eigentlich nur durch die
gemeinsame Ablehnung der Person Orbáns
zusammengehalten wird.
Neben Fidesz hat sich in Ungarn außerdem
die deutlich radikalere rechte Jobbik-Partei
etabliert, die vom dem erst 36 Jahre alten
Gábor Vona mitgegründet und geleitet
wird. Jobbik ist seit ihrer Gründung im Jahr
2003 zu einer Partei aufgestiegen, die sich
jenseits der 20-Prozent-Marke etablieren
und hinter Fidesz sowie einem politischen
Linksblock als ernstzunehmende Kraft festsetzen
konnte. Interessant ist auch ihre bis
heute enge Verbundenheit zu den Universitäten
des Landes. Einst als national-patriotische
Hochschulgruppe entstanden, ist
Jobbik laut einer Umfrage aus dem Jahr
2014 die beliebteste Partei unter der Studentenschaft
des Landes und dominierend
in deren Vertretungen. Jobbik selbst versteht
sich als eine „werteorientierte, konservative,
aber radikal agierende, christliche
und patriotische“ Partei. Die mittlerweile
drittstärkste ungarische Partei erfährt
aus dem Ausland immer wieder Kritik, weil
ihre Ziele und Symbolik stark an die faschistischen
ungarischen Pfeilkreuzler erinnere.
Im Gegensatz zu anderen etablierten rechten
Parteien überrascht Jobbik immer wieder
durch sehr spezielle Aussagen. So bezeichnete
etwa der Jobbik-Abgeordnete
Márton Gyöngyösi den französischen Front
National, den niederländischen Politiker
und Islamkritiker Geert Wilders, die österreichische
FPÖ sowie den flämischen
Vlaams Belang in einem Interview mit der
Budapest Times als „Zionisten“ und warf ihnen
vor, durch ihren Haß auf den Islam zu
verkennen, wer der wahre Feind sei: Liberalismus
und Zionismus. Besagte rechte Parteien
meiden den Kontakt zu Jobbik.
Auch in Ländern wie Rumänien oder der
Slowakei kann man eine Stärkung von patriotischen
und/oder nonkonformen Gruppen
ausmachen. In Rumänien ist neben der
„Großrumänischen Partei“ auch die junge
aktivistische Partei „Neue Rechte“ (Noua
Dreapta) mit ihren aktuellen und modernen
Veranstaltungen auf einem Erfolgsweg. Erste
kommunale Wahlergebnisse machen
dies deutlich. Was jedoch auch bis heute
ein Problem bei einer Kooperation der patriotischen
Kräfte darstellt, sind die andauernden
Grenzstreitigkeiten zwischen Ungarn
und Rumänien. Hier kommen immer
wieder – vor allem unter Rechten – Forderungen
nach Gebietsrückgaben auf, was
eine Zusammenarbeit aus internationaler
Sicht erschwert.
In der Slowakei kann man neben einer konservativ-katholisch
geprägten Grundstimmung
auch mit der „Slowakischen Nationalpartei“
(SNS) eine Kraft ausmachen, die
sich den Werten und Traditionen des Landes
verbunden fühlt. Positiv ist hier zu nennen,
daß die SNS in freundschaftlichem, kooperativen
Kontakt mit den österreichischen
Freiheitlichen steht. Zwar scheiterte
bei der letzten Europa-Wahl der Einzug ins
Europaparlament knapp, doch ist auch in
der Slowakei aus patriotischer Sicht eine
positive Grundstimmung zu erkennen. Die
katholische Kirche des Landes unterstütze
etwa die patriotischen Kräfte bei ihrem Referendum
gegen die Einführung beziehungsweise
Gleichstellung der Homo-Ehe
und zeigte somit auf, daß Patriotismus und
Kirche durchaus eine Einheit bilden können.
Jedoch gibt es mit „Demo für alle“
auch in Deutschland eine ähnliche Organisation,
die für christliche Werte und die
traditionelle Familie auf die Straße geht.
Neben Stuttgart – die grün-rote Landes -
regierung plante eine umfassende
„Reformierung“ der Erziehung – waren
diese auch in anderen Städten organisiert
worden.
Abschließend läßt sich sagen, daß die
Skepsis gegenüber der EU, ihren Repräsentanten
und der von ihnen ausgehenden
Bürokratie, auch in Osteuropa wächst.
Wenn man das Auftreten oder Engagement
in jenen Ländern vergleicht, ist diese
durchaus „handfester“ oder auch radikaler
als jene Kritik, die von Parteien wie der
Alternative für Deutschland (AfD) geübt
wird. Osteuropa steht definitiv vor
einer interessanten Entwicklung, die man
aus deutscher Sicht zukünftig verfolgen
sollte.
Der „Friedensmarsch“ am 29. März 2014 versammelte zehntausende Unterstützer des Fidesz-Vorsitzenden
Viktor Orbán.
Derzsi Elekes Andor/wikimedia/CC
Armin Allmedinger
(Rheinfranken Marburg 2012)
18 Heft 1 - 2015
Schwerpunkt
Burschenschaftliche
Blätter
„Südtirol ist italienisches Territorium.“
CasaPound
Die neofaschistische Bewegung CasaPound (CPI) ist in der deutschen Rechten bereits
seit Jahren ein vieldiskutiertes Thema. Mit über 50 rechtsalternativen Jugendzentren
und besetzten Häusern in ganz Italien, eigenen Kneipen, Restaurants, Buch- und Klamottenläden,
Tonstudios sowie Kunstgalerien haben sich die selbsternannten „Faschisten
des 3. Jahrtausends“ eine beeindruckende Welt erschaffen, von der Rechte in ganz
Europa nur träumen können. Die italienischen Neofaschisten, deren Name auf den USamerikanischen
Dichter Ezra Pound zurückgeht, haben im Dezember 2003 mit der Besetzung
eines sechsstöckigen Hauses in einem Migrantenviertel Roms den Grundstein
für ihren heutigen Erfolg gelegt. Ursprünglich ging es den jungen Aktivisten vornehmlich
darum, notleidenden römischen Familien eine Alternative zu bieten. Die Via Napoleone
III 8 in Rom dient seit ihrer Besetzung vor elf Jahren daher als sozialer Wohnraum
für jene Familien. Hinzugekommen sind Schulungsräume, ein Tonstudio und viel Platz
für die Vorbereitung jener politischen Aktionen, für die CPI berühmt geworden ist. Es
sind überwiegend die Mißstände von damals, die CPI auch heute noch kritisiert. Schlagwörter
wie Kapitalismus, Zinswucher, Lohndrückerei und Massenkonsum sind es, die von
den Aktivisten immer wieder mit ihren spektakulären politischen Aktionen kritisch thematisiert
werden. Offensiv verkaufen sich die Italiener dabei sowohl als überzeugte und
militante Faschisten als auch als sozial engagierte und fortschrittliche Aktivisten. Es ist
also die authentische Verquickung von faschistischem Stil und sozialem Engagement,
die CPI in Italien so erfolgreich macht.
Adriano Scianca ist Kultursprecher der
neofaschistischen italienischen Casa
Pound-Bewegung, die in der deutschen
Rechten bereits seit einigen Jahren kontrovers
diskutiert wird. Besonders die
„Südtirol-Frage“ führt immer wieder zu
Auseinandersetzungen mit deutschen
Aktivisten. In unserem Interview steht
Scianca Frage und Antwort, ohne dabei
ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ein
kontroverses Interview!
BBl: Herr Scianca, die provokante Gretchenfrage
zuerst: Gehört Südtirol zu Italien
oder zu Deutschland?
Scianca: Südtirol, oder auch Alto Adige, ist
italie nisches Territorium. Dort leben auch
italienische Staatsbürger mit deutscher
Muttersprache.
BBl: Damit haben Sie sich ziemlich eindeutig
positioniert. Ist das auch die offizielle
Position von CasaPound? Oder würden
Sie sagen, das Thema Südtirol ist
auch in Ihren Reihen umstritten?
Scianca: Die offizielle Positionen von Casa-
Pound Italien (CPI) zu Südtirol entspricht
der, die ich bereits oben geäußert habe: Es
handelt sich um italienisches Territorium, in
dem auch italienische Staatsbürger mit
deutscher Muttersprache leben. Innerhalb
von CPI ist das beileibe kein umstrittenes
Thema ‒ unsere Position ist klar.
BBl: 2011 organisierte CasaPound
einen provokanten Protestmarsch
durch Bozen, der auch überregional
Beachtung fand. Viele führende Köpfe
Ihrer Bewegung, u.a. Gianluca Iannone,
waren vertreten. Was ist das Ziel solcher
Aktionen?
Das Casa Pound-Hauptquartier in der römischen Via Napoleone III ist nicht nur politischer Veranstaltungsort,
sondern auch die Heimat vieler hilfsbedürftiger Familien.
Barbicone/wikimedia/CC
Scianca: Es handelte sich nicht um einen
„provokativen“ Protest: Unser Demonstrationszug
präsentierte sich mit einem zweisprachigen
Transparent, auf Italienisch und
auf Deutsch, mit der Aufschrift: „Ja zum Zusammenleben/zur
Gemeinschaft, nein zur
Arroganz“. Diese Kundgebung entstand in
Reaktion auf die Unterzeichnung einer Vereinbarung
durch den damaligen italienischen
Kulturminister Sandro Bondi (ehemalige
Berlusconi-Partei Popolo della Libertà)
mit der SVP zur Demontage faschistischer
Denkmäler in Bozen. Diese Denkmäler aber
repräsentieren einen Teil unserer Geschichte
und das vergossene Blut tausender
italienischer Soldaten. Uns gefiel der
Gedanke nicht, daß sie für ein paar
Wählerstimmen mehr im italienischen
Parlament und zur Aufrechterhaltung der
damaligen Regierung abgerissen werden
sollten.
Heft 1 - 2015 19
Burschenschaftliche
Blätter
Schwerpunkt
Für Freund und Feind gut erkennbar: Hier regieren die „Faschisten des 3. Jahrtausends“.
Jose Antonio/wikimedia/CC
Es handelte sich also um eine Demonstration,
die sich zuerst gegen die italienische
Regierung wandte. Die Aktivisten von CPI
in Bozen haben keine Probleme mit der
deutschsprachigen Gemeinschaft. Unsere
Feinde sind nicht die Deutschen, die Österreicher
oder die Südtiroler, sondern ein politisches
und wirtschaftliches System, daß
sowohl uns als auch sie erdrückt. Trotzdem
lassen wir es nicht zu, daß man unsere Geschichte
und unsere Identität niedertrampelt.
BBl: Sagen Sie mir, wieso soll Südtirol
Teil des italienischen Staates bleiben?
Was ist mit dem Selbstbestimmungsrecht
der Völker, das besonders von nationalen
Menschen immer wieder verteidigt
wird?
Scianca: Das Prinzip des Selbstbestimmungsrechtes
der Völker wurde vom USamerikanischen
Präsidenten Woodrow Wilson
anläßlich des Versailler Vertrages aufgestellt.
Das geschah also in einem internationalistischen
und Deutschland äußerst
feindlich gesinntem Kontext. Deshalb
scheint es mir kein guter Präzedenzfall für
deutsche Patrioten zu sein. Ich glaube persönlich,
daß die italienischen Staatsbürger
deutscher Muttersprache unter der
Führung des italienischen Staates die Möglichkeit
haben und haben müssen, ihre eigene
Kultur neben der der Nation, in der
sie leben, zu pflegen.
Das findet bereits im Rahmen einer Autonomie
statt, die es in diesem großen Umfang
kaum in anderen Regionen Europas
gibt. Aber wenn Italien heute diese Grenzen
hat, dann ist das die Folge eines gewonnenen
Krieges und des Opfergangs
von tausenden Soldaten. Ich denke, daß
die Verteidigung dieses Opfergangs für einen
Nationalisten ein höheres Prinzip sein
sollte als ein vages „Recht auf Selbstbestimmung“.
Selbstverständlich glaube ich
auch, daß diese Streitereien im Hinblick auf
ein wirklich freies, souveränes und vereintes
Europa, daß wir alle wollen, zweitrangig
sind. Ich hoffe, die Italiener und die Deutschen
können gemeinsam gegen den wahren
Feind, den beide Völker haben, kämpfen.
BBl: Damals wie heute existieren in
Österreich viele Freiheitskämpfer, die für
die Autonomie Südtirols streiten. Was
denken Sie darüber?
Scianca: Sie haben meine absolute Hochachtung.
Ich habe nicht gegen das österreichische
oder deutsche Volk, im Gegenteil,
beide haben meine tiefe Sympathie.
Wer auch immer, egal, in welchem Teil der
Welt, für die Freiheit kämpft, hat meine
Hochachtung.
BBl: Sie sind der Kultursprecher von
CasaPound und bezeichnen sich selbst als
überzeugten Faschisten. Wie viele Ihrer
vergangenen Aktionen gezeigt haben,
verstehen Sie es, faschistische Theorie
und Praxis zusammenzuführen. Wäre es,
wenn Sie den Faschismus wirklich wiederbeleben
wollen, nicht folgerichtig, mit
den rechten Kräften Österreichs zu kooperieren?
Ein neuer Eurofaschismus mit
Südtirol als symbolischem Startpunkt.
Wäre das nichts?
Scianca: Ich glaube, alle europäischen Nationalisten
sollten zusammenarbeiten. Wir
haben bei CPI übrigens häufig österreichische
oder deutsche Gäste, die uns besuchen,
weil sie sich für unser politisches Modell
interessieren. Ebenso würdigen wir die
politische und metapolitische Realität in
Deutschland und Österreich. Ich persönlich
liebe Deutschland und ich wurde von vielen
deutschen Autoren geprägt, zuerst von
Nietzsche, der ein unabdingbarer Autor
bleibt. Daß die Nationalisten beider Länder
zusammenarbeiten können, ist einer meiner
grundlegenden Wünsche. Aber man muß
sich aus beiden Perspektiven respektieren.
Es ist schwierig, mit jemanden zusammenzuarbeiten,
der dir zwischenzeitlich sagt: „Wir
sind Freunde, aber ein Teil deines Hauses
gehört mir.“ Es ist notwendig, in die Zukunft
und auf die Herausforderungen der
Gegenwart zu schauen, ohne aufgrund von
Problemen der Vergangenheit blockiert zu
werden.
BBl: Ein nicht unerheblicher Teil der deutschen
Rechten verweigert aufgrund der
Südtirol-Problematik eine Zusammenarbeit
mit Ihnen. Ist es nicht Zeit, diese
Streitigkeiten beizulegen und die Kräfte
zu bündeln?
Scianca: CPI arbeitet mit jeder politischen
Kraft zusammen, die mit ihr reden will.
Wenn jemand Probleme mit CPI oder den
Italienern hat, wird eine Zusammenarbeit
offenkundig unmöglich. Der Streit um Südtirol
war kein Problem, als Italien und
Deutschland gemeinsam in einem Weltkrieg
verbunden waren, die deutsche
Führungsrolle in dieser Epoche hat allen
verdeutlicht, daß diese Frage abgeschlossen
ist. Mir erscheint es surreal, daß Südtirol
heute ein unüberwindbares Problem
darstellen soll. Auch die Franzosen und die
Deutschen sind zwei große Völker: Wollen
wir etwa, daß sie sich die ganze Zeit bekriegen
und über Elsaß-Lothringen streiten?
20 Heft 1 - 2015
Schwerpunkt
Burschenschaftliche
Blätter
Popkultur trifft Faschismus. CPI-Kopf Gianluca Iannone und seine Mannen sind für extravagante Auftritte bekannt. Die Jugend spricht es an.
grigioscuro/flickr/CC
Oder wollen wir, daß sie gemeinsame Front
gegen ein wirtschaftliches und politisches
System machen, daß beide Völker unterdrückt?
Ich glaube deshalb, daß die Beziehungen
zwischen CPI und den deutschen
Nationalisten noch stärker und stabiler
werden sollten. Wenn aber jemand,
wenn er über den Imperialismus, der
die Völker vernichtet, die Italiener in Bozen
im Kopf hat, dann wird jeder Dialog
unmöglich.
BBl: Herr Scianca, vielen Dank für das
Gespräch!
Das Interview führte Philip Stein. Aus
dem Italienischen wurde es von Johannes
Schüller übersetzt. Eine gekürzte
Version des Interviews sowie die beiliegende
Infobox erschienen 2014 in der
österreichischen Zur Zeit.
zurzeit.at
Heft 1 - 2015 21
Burschenschaftliche
Blätter
Aus dem burschenschaftlichen Leben
Warum ich Burschenschafter geworden bin
Von Jörg R. Mayer
Der nachfolgende Artikel, den ich auf
Einladung des Jugendmagazins VICE
verfasst habe, ist am 10. Februar als
Gastbeitrag in der deutschen Ausgabe
erschienen, nachdem uns bereits vor
dem Wiener Akademikerball ein Kamera-Team
drei Tage lang begleitet
hatte. VICE ist mittlerweile eine feste
Größe in der internationalen Medienwelt
mit einer starken Ausstrahlung auf
die Jugendkultur und einem Themenspektrum,
das vornehmlich um Sex,
Drugs & Rock'n'Roll kreist, aber gleichfalls
intelligente und hintergründige Reportagen
beinhaltet. Von Anfang an
stand fest, daß auch die Gegner des
Wiener Akademikerballs einen Beitrag
schreiben werden, was seitens der linksextremen
Initiative „NoWKR“, mittlerweile
umbenannt in „Offensive gegen
Österreich“, auch geschehen ist.
Darin wird zwar der Versuch gemacht,
meine liebe Burschenschaft Teutonia zu
dämonisieren, tatsächlich aber jene
Wut, jener Haß und vor allem jener Ärger
offenbart, den mein Gastbeitrag in
VICE in den Kreisen der Antifa hervorgerufen
hat. Gut so. Denn währenddessen
erreichten mich täglich Nachrichten
von Lesern, die mit der burschenschaftlichen
Bewegung meist nicht das Geringste
gemein haben, manchmal sogar
bekennende Linke sind, und trotzdem
schrieben, sie hätten nun zum ersten
Mal einen Burschenschafter auch als
Menschen „wie du und ich“, als einen
Studenten mit denselben Höhen und
Tiefen des Lebens, wie sie selbst sie erleben,
ansehen können, und nicht als
eine Bestie, die im Keller kleine Kinder
frißt.
Darum möchte ich an dieser Stelle gern
der Zuversicht Ausdruck verleihen, daß
nach den vielen medialen Verrissen der
letzten Jahre die Burschenschaft sicher
bald wieder stärker in die Gesellschaft
ausstrahlen und das Zerrbild, das von
uns gezeichnet wurde, korrigieren kann.
Viele Menschen denken burschenschaftlich,
distanzieren sich aber von uns, weil
sie der Dämonisierung glauben. Wenn
sie überwunden sein wird, haben wir
schon gewonnen! Ich danke dem Schriftleiter
unserer Burschenschaftlichen Blätter
für den Abdruck des folgenden Gastbeitrags,
auch wenn er stilistisch dem
Jugendmagazins VICE angepasst ist und
nicht einer akademischen Verbandszeitschrift.
Doch mag hier das Goethe-Wort
gelten: Und wenn's euch Ernst ist, was
zu sagen, ist's nötig, Worten nachzujagen?
Ende Jänner fand in Wien wieder einmal
der Akademikerball statt. Wie jedes Jahr
war der Ball auch dieses Jahr extrem umstritten
und führte zu heftigen Gegendemonstrationen.
Was in der Beschäftigung
mit der Veranstaltung oft fehlte, war ein
Bericht aus der Sicht eines Burschenschafters.
Deshalb haben wir uns entschieden,
nicht nur von der Demo zu berichten
und selbst den Ball zu besuchen,
sondern auch diesen Gastbeitrag eines
Teutonia-Mitglieds zu veröffentlichen,
damit ihr euch selbst ein Bild machen
könnt—auch darüber, dass der Punkt,
dass Burschenschaften trotz allem immer
wieder ein Zufluchtsort für Rechtsextreme
ist, in dem gesamten Text nicht behandelt
wird.
Ich heiße Jörg, bin 27 und komme aus der
Gegend von Wels, Oberösterreich. Mein
Leben ist wahrscheinlich total durchschnittlich
– ganz nette Eltern, Schule klappte
auch irgendwie und an einer Geisteskrankheit
scheine ich nicht zu leiden, abgesehen
von ein wenig Melancholie. So weit, so gut.
Nach der Matura hat es mich wie die meisten
nach Wien verschlagen, in diese Stadt
voller Kultur und Vielfalt, die einem am Anfang
so unglaublich groß vorkommt. Eine
tolle Stadt eigentlich. Man kann sich in sie
verlieben. Hier gibt es zwar auch soziale
Brennpunkte wie daheim in Wels, aber so
verschlafen ist es hier nicht.
Trotzdem habe ich – wie viele, die irgendwie
vom Land kommen – eine Weile gebraucht,
um mich zu akklimatisieren. Man
studiert ein wenig vor sich hin, Philosophie
war es bei mir, geht mit Freunden fort,
schaut Fernsehserien, oder tut einfach gar
nichts. Ein komisches Zeitalter: man ist erwachsen,
man genießt seine Freiheit, aber
so richtig verantwortlich ist man noch nicht,
und leisten kann man sich erst recht nichts.
Mittlerweile studiere ich Jus. Der Ernst des
Lebens hat mich eingeholt. Der 30er rückt
näher und damit auch das schlechte Gewissen,
noch meilenweit von einem „seriösen"
Leben entfernt zu sein.
Warum wollen wir überhaupt seriös leben?
Vielleicht, weil es irgendwann ein unerträglicher
Zustand wird, alle anderen zu sehen,
wie sie ihre Schäfchen ins Trockene bringen,
und wie man selbst—der Revoluzzer,
der Aussteiger, der Querulant—übrig
bleibt. Vielleicht aber auch, weil man sich
so wie ich verliebt hat und plötzlich daran
denkt, auch einmal eine Familie gründen zu
wollen.
Man hält sich mit Nebenjobs über Wasser,
versucht seine Miete und die Überzugszinsen
auf dem Bankkonto zu zahlen und irgendwie
auch sein Studium abzuschließen.
Die Eltern unterstützen einen auch noch, es
geht sich schon alles aus. Man hat auch
noch genug Freizeit, um damit etwas anzufangen.
Manche verwenden sie, um neue
vegane Rezepte auszuprobieren. Andere
singen im Uni-Chor. Ich hab eine etwas seltsame
Art, meine Freizeit zu verbringen: Ich
bin Burschenschafter.
Eine Burschenschaft ist überschaubar,
zeitbeständig, „entschleunigt“. Sie
bietet einen Rahmen, in dem man
von Mensch zu Mensch im Guten wirken
kann.
Wie wird man das, warum wird man das?
Wahrscheinlich ist es so wie mit allem im
Leben: durch Zufall. Man trifft jemanden,
der selbst bei einer Burschenschaft ist, lernt
ihn kennen und schätzen, geht irgendwann
zu einer Veranstaltung mit und ist dann entweder
verwirrt, schockiert, fasziniert oder
begeistert. Oder alles zugleich. (So wie es
bei mir war.) Man kann hundert Bücher
über Japan lesen und hat immer noch keine
Ahnung, wie sich die japanische Kultur anfühlt.
Genauso ist es bei einer Burschenschaft.
Vielleicht hat jede ihre ganz eigene Art,
vielleicht würde ich mich auch nur hier
wohlfühlen, im Kreise meiner Burschenschaft
Teutonia. Kann gut sein. Wegen der
großartigen Menschen, die ich dort kennenlernen
durfte. Wegen der Erfahrungen,
die ich machen durfte. Wegen der Erlebnisse,
an die ich mich mein Leben lang erinnern
werde. Und nicht zuletzt auch wegen
der Geisteshaltung bei Teutonia, Strenge
und Härte gegenüber einem selbst, aber
Freundschaft und Güte gegenüber seinen
Farbenbrüdern zu leben.
Vielleicht sind Burschenschaften ein Mikrokosmos.
Aber die Welt ist ja unglaublich
groß geworden, haltlos, schnelllebig. Eine
Burschenschaft ist überschaubar, zeitbeständig,
„entschleunigt“. Sie bietet einen
Rahmen, in dem man von Mensch zu
Mensch im Guten wirken kann. Es ist etwas
ganz anderes, tatsächlich und spürbar zu
22 Heft 1 - 2015
Aus dem burschenschaftlichen Leben
wirken, als abstrakte Weltverbesserungsideen
vor sich herzutragen. Es ist die kleine,
aber ausgeführte Tat, die einen Unterschied
macht auf der Welt, es sind nicht die
großen geschwungenen Reden.
Man wirft uns vieles vor – es ist so viel dabei,
dass man fast gar nicht auf alles eingehen
kann. Wir seien ewiggestrig, zum Beispiel.
Gut, vielleicht stimmt das ein bisschen.
Ich will das gar nicht abstreiten: Wir
sind etwas aus der Zeit gefallen. Vielleicht
sind wir Menschen, die eben nicht mitkommen,
wenn jede Woche eine neue Mode
ausbricht, der man nachlaufen soll. Wir nehmen
uns die Freiheit, nach unserem eigenen
Willen zu leben.
Man wirft uns Sexismus vor. Da weiß ich
beim besten Willen nicht, warum. Natürlich,
ich bin kein Feminist. Ich bin auch kein Maskulinist,
falls es dieses Wort gibt. Es ist mir
einfach egal, welches Geschlecht mein Gegenüber
hat, und ich sehe keinen Grund,
daran Vorrechte, Quoten oder Diskriminierung
zu binden. Wir sind alles Menschen
und danach sollten wir beurteilt werden.
Wenn es dem Feminismus um solche
Gleichberechtigung geht, ist daran nichts
falsch. Ich frage mich nur, warum er dann
Feminismus und nicht Humanismus heißt.
Kein Verein ist in seiner ganzen Grundausrichtung
so rebellisch, so staatskritisch, so
freiheitsversessen wie die Deutsche Burschenschaft.
Man wirft uns Rassismus vor. Was soll man
dazu überhaupt sagen? Wann haben Burschenschafter
Asylantenheime angezündet,
Einwanderer verprügelt oder zu rassistischen
Gehässigkeiten aufgestachelt? Wie
kommen wir dazu, dass uns solche Dinge
vorgehalten werden, zu denen wir nicht das
Geringste beigetragen haben? Oder liegt
es allein in dem Umstand, dass die Deutsche
Burschenschaft sich eben als Verein
von vornehmlich deutschen Studenten betrachtet,
so wie es auch viele andere Verbände
mit anderen Prinzipien gibt? Dann
möchte ich gerne wissen, wem es nur irgendetwas
helfen soll, wenn wir uns wie andere
halt in einen internationalen Studentenverein
umwandeln. Wem ist damit geholfen?
Unsere Kritiker beschäftigen sich
mit solchen Albernheiten, während wirkliche
rassistische Verfolgung in der Welt an
der Tagesordnung ist. Das ist Heuchelei
und Gutmenschentum per definitionem.
Man wirft uns vor, wir seien reaktionär. Kein
Vorwurf tut so weh wie dieser. Denn kein
Verein ist in seiner ganzen Grundausrichtung
so rebellisch, so staatskritisch, so freiheitsversessen
wie die Deutsche Burschenschaft.
Uns haben Kaiser verboten und
„Führer“ auflösen lassen. Denken die linksradikalen
Gruppierungen, die uns attackieren,
wirklich, wir würden uns von ihnen einschüchtern
oder unterdrücken lassen? Wir
haben schon ganz andere Zeiten überstanden.
Soweit käme es noch.
Burschenschaftliche
Blätter
Am liebsten wirft man uns Nähe zum Nationalsozialismus
vor. Das geht so weit, dass
uns unterstellt wird, wir würden den Holocaust
toll finden oder leugnen. So als ob es
nicht komplett widersprüchlich wäre, etwas
toll zu finden, dessen Existenz man leugnet,
oder etwas zu leugnen, das man doch toll
findet. Aber wahrscheinlich ist dies einfach
nur ein weiterer Fall von Godwin's Law, das
ja besagt, dass mit zunehmend aufgeheizter
Stimmung in einer Debatte irgendwann
zwangsläufig ein Nazi-Vergleich fällt. Und
die Debatte über Burschenschaften ist ja
wirklich schon am hinterletzten Niveau angelangt.
Wie auch immer: Ich verstehe
nicht, warum man das unsagbare Leid, das
die europäischen Juden im letzten Jahrhundert
durchmachen mussten, ein ums
andere Mal für so billige tagespolitische
Propaganda missbraucht. Wer wirklich mitempfindet,
kann dafür kein Verständnis aufbringen.
Fußballverletzungen sind auch nicht ohne.
Und ja, Mensurfechten ist ein bisschen verrückt.
Na und?
Man wirft uns auch noch vor, Mensuren zu
fechten. Offenbar sind manche mit ihrem
eigenen Leben so unausgelastet, dass sie
sich ernsthaft ständig darüber Gedanken
machen müssen, was andere in ihrer Freizeit
tun. Und ich verstehe wirklich nicht,
warum man an einer völlig traditionellen
sportlichen Betätigung so viel Anstoß findet
– es wird ja auch geboxt, sogar im Fernsehen,
und das ist jedem egal. Übrigens:
Fußballverletzungen sind auch nicht ohne.
Eishockey, Rugby, Schifahren, Formel 1,
Paragleiten sind alles gefährliche Sportarten,
bei denen auch Schlimmes passieren
kann.
Das gehört zum Sport! Beim Mensurfechten
ist es nichts anderes. Wer das nicht versteht
und irgendwelche abstrusen Theorien
entwickelt, dem kann ich nicht helfen. Ich
persönlich finde das akademische Schlägerfechten
einen ganz faszinierenden
Sport, und wenn jemand wissen will, warum
man sich das antut, kann ich nur sagen: weil
es ein Abenteuer ist. Ich kann doch nicht 90
Jahre auf diesem Planeten rumbringen und
dabei nie irgendetwas Neues, Ungewohntes,
Verrücktes ausprobieren. Ja, Mensur ist
ein bissl verrückt. Na und?
Ich möchte manchmal einfach fragen: Was
stört euch an uns? Was verdammt tun wir
euch denn? Und was können wir tun, damit
ihr ertragen könnt, dass wir auch da sind?
Oder seid ihr erst zufrieden, wenn wir alle
nicht mehr da sind? Wenn ihr uns weggemacht
habt? Warum lasst ihr mich nicht einfach
mein Leben nach meinen Wünschen
leben? Ich akzeptiere eure Lebensvorstellungen
doch auch. Soll doch jeder, wie er
oder sie mag. Ich finde, sein eigenes Leben
gelingend und sinnvoll zu gestaltend, ist
Aufgabe genug. Man sollte nicht meinen,
anderen vorschreiben zu dürfen, wie sie gefälligst
zu leben haben.
„Vielleicht sind Burschenschaften ein Mikrokosmos. Aber die Welt ist ja unglaublich groß geworden, haltlos,
schnelllebig. Eine Burschenschaft ist überschaubar, zeitbeständig, ,entschleunigt’. Sie bietet einen Rahmen,
in dem man von Mensch zu Mensch im Guten wirken kann.“
Schon gar nicht, wenn man einfach keine
Ahnung hat. Es werden von unseren Kritikern
Dinge konstruiert, die einfach bar jeder
Grundlage sind. Meist nach dem Prinzip:
Der ist in einer Burschenschaft, wo es
mal einen gab, der einen Freund hatte, der
dort und dort fotografiert wurde und so
weiter. Nach diesem Prinzip findet man
noch bei jedem Bürger irgendwelche Verknüpfungen
zu irgendwelchen Verrückten,
Radikalen und Häfenbrüdern. Wollen wir in
so einer Schnüffelgesellschaft leben, wo jeder
Angst haben muss, dass ihm Nähe zu ir-
Heft 1 - 2015 23
Burschenschaftliche
Blätter
gendetwas Verbotenem konstruiert wird?
Ich nicht. Wo führt uns das denn hin?
Ich habe nichts dagegen, wenn man für
seine Überzeugung auf die Straße geht.
Auch wenn ich nicht verstehe, warum man
immer nur gegen etwas auf die Straße geht
und nie für etwas. Der Akademikerball, gegen
den es ständig geht—was ist das so
furchtbar Schlimmes? Ein Ball ist ein Ball ist
ein Ball ist ein Ball ist ein Ball. Es ist eine Privatveranstaltung,
seit wann ist Politik so allumfassend
wichtig geworden im Leben
der Menschen, dass sie jede Privatsphäre
zur politischen Öffentlichkeit erklären? Das
ist nichts anderes mehr als 1984 auf freiwilliger
Basis.
Meine Ballabende fühlen sich eigentlich immer
so an wie bei Harry Potter und der Feuerkelch
. Früher war ich wahlweise Ron oder
Harry, mittlerweile schwelge ich ein bisschen
wie Neville.
Wisst ihr, woraus der Ball für uns junge Burschenschafter,
die ihr jeden Mittwoch auf
der Unirampe beschimpft, besteht? Aus einer
stundenlangen Nervosität, sich hoffentlich
bei der Eröffnung nicht völlig zu vertanzen,
gefolgt von den paar Bier, die man
sich als Student gerade so leisten kann.
Meine Ballabende fühlen sich eigentlich immer
so an wie bei Harry Potter und der
Feuerkelch. Früher war ich wahlweise
Ron oder Harry, mittlerweile schwelge ich
ein bisschen wie Neville. Gott sei Dank,
andernfalls wären Bälle wirklich unerträglich.
Es wird behauptet, der Akademikerball sei
ein Vernetzungstreffen Rechtsextremer. Ist
euch überhaupt bewusst, dass ihr, wenn ihr
uns am Bummel anschreit, praktisch die
Hälfte aller aktiven Burschenschafter,
Landsmannschafter, Corpsstudenten und
so weiter vor euch habt? Wir sind ein paar
Dutzend Studenten, diese Stadt hat 2 Millionen
Einwohner. Wie kommt ihr dazu,
euch gerade uns als Feindbild auszusuchen?
Wie kommt ihr dazu, euch einzubilden,
wir würden irgendwelche Machtpositionen
innehaben? Beim Akademikerball
treffen sich rund 1.000 Leute, das soll ein
Vernetzungstreffen sein? Ich verrate euch
jetzt den Witz des Jahres: Die brauchen
sich nicht vernetzen, die kennen sich alle
schon. Wir sind nämlich nicht mehr.
Wir haben in diesem rotschwarzen Land genau
nichts zu sagen, an keiner Uni, in keinem
Ministerium, nirgends. Wie kommt
man bitte auf die abstruse Idee, vor einer
so total marginalisierten Minderheit wie uns
auch nur die geringste Angst zu haben? Wir
dürfen doch nicht einmal mehr einen Saal
für eine Podiumsdiskussion mieten. Wisst
ihr, was wir sind? Lauter halbverrückte Idealisten,
die ihre Berufschancen opfern und
sich öffentlich beschimpfen lassen, nur um
Burschenschafter sein zu können. Und
warum nehmen wir
das auf uns? Weil es
wunderschön ist,
Burschenschafter zu
sein, weil es erfüllend
ist, weil es
sinn- und freundschaftsstiftend
ist.
Weil es die beste
Entscheidung ist,
die man im Leben
treffen kann. Und
weil das jemand,
der noch nie ein
Burschenband getragen
hat, einfach
nicht begreifen
kann.
Was wäre, wenn der
Akademikerball
nicht mehr stattfinden
kann? Habt ihr
dann den Kapitalismus
besiegt? Oder
das Flüchtlingselend beseitigt? Oder das
Bildungssystem reformiert? Wie kommt ihr
denn bitte auf die Idee, wir wären überhaupt
die richtigen Adressaten für eure Anliegen?
Demonstriert vor dem Bundeskanzleramt,
lasst euch von der ÖH einen Bus
nach Frankfurt zahlen und demonstriert vor
der Europäischen Zentralbank, oder fahrt
nach Brüssel und demonstriert vor den
Bürotürmen der Europäischen Kommission.
Dort werden nämlich die Entscheidungen
getroffen. Am Akademikerball werde im
besten Fall nur ich meiner Freundin
tollpatschig auf die Füße steigen. Das ist
zwar ärgerlich, aber immer noch nicht verboten.
Ich kann eure Anliegen nicht verwirklichen.
Ich bin kein geheimer Machthaber, sondern
nur irgendein Student, der versucht sein Leben
auf die Reihe zu bekommen. Was erwartet
ihr? Dass ich Hitlerbilder in meinem
Zimmer aufstelle? Ich könnte mir einreden,
ich hielte euch nur für verblendet, aber ihr
hättet ein gutes Herz und so weiter. Aber
ich finde, das ist Blödsinn. Ihr wisst genau,
was ihr tut. Es ist eine Freizeitbeschäftigung
für euch. Wenn ihr wirklich etwas verändern
wolltet, würdet ihr es nämlich tun.
Ihr habt keine Ahnung von der Welt, euer
Tellerrand ist eure schicke WG und euer
Horizont reicht bis zum Küsschen im Kaffeehaus.
Stattdessen liefert ihr so fadenscheinige
Statements wie: Was sind schon ein paar
zerstörte Fenstergläser in der Innenstadt
gegen das Leid der Flüchtlinge allerorts?
Nein wirklich, mit dem Zertrümmern
von Glas helft ihr den Flüchtlingen ungemein
– schön dass ihr euer Verhalten
mit ihrem Leid rechtfertigt. Als ich neulich
euer Refugees-Welcome-Transparent sah,
Aus dem burschenschaftlichen Leben
Der Autor, Verbandsbruder Mayer (Teutonia Wien), fühlt sich den burschenschaftlichen
Traditionen verpflichtet.
ist mir eingefallen, wie damals beim
Flüchtlingsprotest in der Votivkirche irgendwann
die Forderung nach freiem
WLAN in Asylheimen aufkam. Für mich
sagt das alles über die österreichische
Linke.
Ihr habt keine Ahnung von der Welt, euer
Tellerrand ist eure schicke WG und euer
Horizont reicht bis zum Küsschen im Kaffeehaus.
Ihr seid nicht mondän und weltoffen,
ihr seid beschränkt und unglaublich befangen
in eurer eigenen kleinen Lebenswelt
mit ihren eigenen Regeln und 1.-Welt-Problemen.
Wer an WLAN in Asylunterkünften auch nur
einen Gedanken verschwendet, hat keinen
blassen Schimmer davon, wie es in solchen
Unterkünften ausschaut und was diese
Menschen wirklich brauchen: eine Perspektive,
endlich Sicherheit, die Möglichkeit zu
arbeiten, psychische Betreuung und
schnelle Verfahren. Was sie nicht brauchen,
sind eure Anti-Burschenschafter-Demos –
weder auf der Unirampe noch in der Wiener
Innenstadt.
Ob ihr begreift, dass Geld nicht auf den
Bäumen wächst und dass man die Probleme
der Welt nicht mit lautem Parolen-
Geschrei löst, sondern nur mit knochenharter
Arbeit, dem kühlen Rechenstift und
offenen, sachlichen, demokratischen Debatten,
oder ob ihr weiter meint, die Weisheit
gepachtet zu haben und euch nie
selbst reflektieren zu müssen, ist mir eigentlich
egal.
Vielleicht habt ihr ja Recht, und ich vollkommen
Unrecht. Mag sein, man kann es nie
genau wissen. Das ist auch der Grund,
warum ich nie auf die Idee käme, Gewalt
gegen euch anzuwenden.
24 Heft 1 - 2015
Aus dem burschenschaftlichen Leben
Burschenschaftliche
Blätter
Dritter Akademikerball in der Wiener Hofburg
Die Wiener Korporationen
weichen nicht!
Die Szenen, die sich jährlich am letzten
Freitag im Jänner in Wien abspielen, könnten
kontrastreicher nicht sein. In der Hofburg
ein nobler Ball in den Prunksälen, bei
dem Korporierte und deren Freunde eine
rauschende Ballnacht nach Wiener Tradition
erleben. Draußen rund 2.500 Polizisten,
die diesen Ball durch ihren Einsatz ermöglichen.
Irgendwo in der Stadt Straßenschlachten,
Haß und Gewalt. Medien, die
so tun, als seien diejenigen das Problem,
die einen Ball feiern und nicht jene, die
Wien verwüsten wollen.
Im Grunde spannt sich alles bereits Anfang
Jänner und vielleicht noch viel früher an.
Angestiftet durch eine Österreichische
Hochschülerschaft (ÖH), die ständig gegen
Korporationen agitiert, und durch grünlinke
Politiker, die Korporationen
grundsätzlich aus der Öffentlichkeit verbannen
wollen, sammeln sich die Gegendemonstranten
bereits Wochen im Voraus. Einerseits
ist das bestimmt ein legitimer Protest
gegen was auch immer, andererseits
einzig und allein die Lust an Gewalt, an
Straßenkampf und am Kampf gegen die
Korporationen. Da werden Korporationshäuser
nicht nur beschmiert und zum Angriffsziel
erklärt, sondern auch mutwillig beschädigt
und Scheiben eingeschlagen. Jeder
weiß, was für einen öffentlichen Aufschrei
es geben würde, wenn es nicht Korporationen,
sondern irgend eine andere
Vereinigung treffen würde. Daß man uns
damit öffentlich ächten will, ist klar. Es ist
nur nicht besonders zielführend, wenn sich
unter denen, die uns ächten wollen, Gewaltverherrlicher
und Linksextremisten befinden.
Besonders hervorgetan hat sich bei diesem
Treiben wiederholt das linke Bündnis
„NoWKR“. Dessen Sprecher ließ noch am
Tag vor dem Ball verlauten: „Es ist legitim,
sich nicht ans Gesetz zu halten“ und man
wolle Ballbesucher „nicht mit Handschuhen
anfassen“. Mehr noch, angesichts der
Dramatik der Flüchtlingskatastrophe seien
auch Linksextreme aus halb Europa, so
etwa aus Osteuropa, die die Polizei schwer
bewaffnet an der Grenze abfangen mußte.
Von den Demo-Veranstaltern hat sich bis
dato niemand von diesen Linksextremisten
distanzieren müssen. Wenn es um die
so genannte „gute Sache“ geht, ist wohl
jede Gewaltanwendung recht.
FPÖ-Bundesparteiobmann Waffenbruder Heinz-Christian Strache (Wiener pennale Burschenschaft Vandalia) und Verbandsbruder Udo Guggenbichler (Albia Wien,
Arminia Graz) bei der Eröffnung des Wiener Akademikerballs.
ein paar eingeschlagene Schaufenster in
der Wiener Innenstadt „das geringere Problem“.
So oder so ähnlich kann man natürlich
jede Gewaltanwendung rechtfertigen.
Der Polizei wurde es schließlich zu bunt
und sie untersagt dem Bündnis die Demonstration,
als sich dieses nicht von der
Gewaltanwendung distanzieren wollte.
Die Straßenschlachten, die sich andere
Demonstranten lieferten, standen den
Ankündigungen von „NoWKR“ aber in
nichts nach. Und unter den 4.000 bis 6.000
Gegendemonstranten waren natürlich
Als Ballbesucher selbst bekommt man von
den straßenschlacht-artigen Szenen, die
sich irgendwo in Wien abspielen, kaum etwas
mit. Es sei denn, man hat das Pech
und gerät auf dem Weg zur Hofburg in
den linken Mob. Oder der Taxifahrer wählt
die „falsche“ Route. Oder man ist einfach
nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Ansonsten
riegeln 2.500 Polizisten die gesamte
Innenstadt ab. Vor der Hofburg stehen
gleich mehrere Absperrzäune. Ballbesucher
werden mittels Polizei zur Hofburg
eskortiert. Und die Korporationshäuser
müssen rund um die Uhr bewacht werden.
Sicherlich, es gibt Ballgäste, die angesichts
einer derartigen Situation Angst verspüren.
Ein Großteil der Ballgäste dürfte
das alles aber eher als eine Aufwertung
wahrnehmen und sich fragen, wie es sein
kann, daß man uns so wichtig nimmt und
so viel in uns hineininterpretiert. Als Ballteilnehmer
hat man sowieso keine Zeit,
sich mit dem zu beschäftigen, was
draußen in der Stadt bei Schnee und Re-
Heft 1 - 2015 25
Burschenschaftliche
Blätter
gen abspielt – man genießt diesen rauschenden
Ball.
Da erwartet einen vorerst der Einzug der
Debütantinnen und Debütanten, die ihren
Eröffnungstanz samt Rechtswalzer hinlegen.
Der Einzug der WKR-Chargierten und der
Ansprache des Bundesparteiobmannes der
FPÖ, Heinz-Christian-Strache, der
erneut zur Wahrung des Rechtes auf
Versammlungs- und Meinungsfreiheit,
auch gegen linke Chaoten und Extre misten,
ermahnte. Dann Tanz, unterhaltsame Gespräche,
Erlebnisse und Emotionen.
Aus dem burschenschaftlichen Leben
sondern den Feinden die Stirn zu bieten.
Das Bewußtsein, sich keinem Zeitgeist und
keiner Öffentlichkeit zu unterwerfen. Die
Gewissheit, wie vor 200 Jahren für Werte
einzutreten, die nie an Aktualität verlieren
und die vielleicht heute zeitgemäßer als je
zuvor sind. Es ist und bleibt wichtig, nicht
Ehrengäste. Die Einlage einer Schützenkompanie
und Musikkapelle aus Südtirol,
die ein besonderes Zeichen der Verbundenheit
zum südlichen Tirol waren. Dann
Operngesang und Tänzer. Die Festrede zu
650 Jahre Studieren in Wien, bei welcher
einmal mehr die Rolle hervorgehoben
wurde, die in diesen 650 Jahren auch die
Wiener Korporationen gespielt haben. Die
Abgesehen von persönlichen Emotionen
und Erlebnissen nimmt jeder Ballbesucher
auch etwas ganz anderes für sich mit: Das
sind nicht nur diese Erinnerungen an eine
gesellige Veranstaltung, wo Freunde getroffen
und Freundschaften geschlossen
werden. Das ist etwas ganz anderes, nämlich
das Bewußtsein, nicht zu weichen, nur
weil linke Gegner das von einem so wollen,
zu weichen und weiterhin für eine Sache
zu kämpfen – das ist das, was man von einem
Akademikerball mitnimmt. Da sind die
paar tausend Gegendemonstranten
nicht Hindernis, sondern zusätz liche Motivation.
Michael Demanega
(Teutonia Wien)
26 Heft 1 - 2015
Aus dem burschenschaftlichen Leben
Burschenschaftliche
Blätter
Impressionen vom Wiener Akademikerball
Blick auf die Ehrengäste
und Chargen-Abordnungen
der Bünde (oben) sowie der
Einzug der WKR-Chargierten
(links).
Am 3. Wiener Akademikerball
nahm auch eine Schützenkompanie
aus Südtirol
teil (unten).
Die Wiener Hofburg diente abermals als prachtvoller
Veranstaltungsort für den 3. Wiener Akademikerball.
Nagesh Kamath/flickr.com/CC
Heft 1 - 2015 27
Burschenschaftliche
Blätter
Aus dem burschenschaftlichen Leben
„Hat sich der Mob ausgetobt?“
So fragte eine Wiener Zeitung in der Überschrift
ihres Artikels einen Tag nach dem 3.
Akademikerball (vormals WKR-Ball), „Heuer
keine Eskalation beim Akademikerball“, titelte
eine andere. In der Tat waren am 30.
Januar 2015 deutlich weniger Proteste um
die Hofburg festzustellen, als im vergangenen
Jahr.
Zwar schrieb Die Tagespresse tags zuvor,
es habe sich ein 23-jähriger Dschihadist
eine Karte für den Ball beschafft und
wünschte spöttisch „Allahs Walzer!“ Doch
ist niemandem eine solche Figur in den feierlichen
Festsälen der Hofburg aufgefallen.
Vermutlich wollte man im Vorfeld möglichst
vielen Ballgästen mit dem Gotteskrieger
Angst einjagen. Dazu reimt sich die Presse
ja manches zusammen – daher wohl Unwort
des Jahres.
Neben einem Bündnis, genannt „NoWKR“,
waren von weiteren Gruppen Demos durch
die Innenstadt angekündigt. Die sind auch
am Ballabend herumgezogen. Die befürchteten
heftigen Krawalle rund um die Hofburg,
wie im Vorjahr, blieben jedoch aus.
Obwohl die Demonstranten wieder mit
Sprüchen wie „Nazis raus aus dem Parlament“
und „FPÖ-Akademikerball blockieren“,
reichlich und unüberhörbar präsent
waren, kam es nicht zu den letztjährigen widerwärtigen
Zwischenfällen. Schon im Vorfeld
warnte die Polizei, sie werde heuer verstärkt
um Deeskalation bemüht sein: „Wir
werden mit allen Mitteln verhindern, dass
es zu Ausschreitungen kommt“, so ein
Sprecher. Die Ordnungshüter berichteten
von 2.000, laut einer anderen Zeitungen
von 3.000 Demonstranten. 2014 waren
noch 8.000. Sie waren selbst mit einer
Stärke von beachtlichen 2.500 Beamten im
Einsatz. Ein Polizist sei dabei von einem
Böller verletzt worden, 54 Gegner habe
man festgenommen, so der Kurier.
Die Lageberuhigung hat vermutlich im
wesentlichen zwei Gründe. Einmal ist
wohl die Strategie der Exekutive aufge -
gangen. Die bestand in einer starken
Präsenz, einer sehr weiträumigen Absperrung
der Hofburg und in der Kontrolle
von anreisenden Demonstranten. So sind
Busse mit verdächtigen Personen aus München
und aus Tschechien(!) an der Grenze
zurückgeschickt worden. Die Fahrgäste hatten
Schlagringe, Messer, Pyrotechnik und
Sturmhauben an Bord. Bemerkenswert sind
die Anreisenden aus dem nordöstlichen
Nachbarland – gehen der „sozialistischen
SA“ (Strache, FPÖ) die Mitstreiter in Österreich
aus?
Der zweite Grund liegt wohl darin, daß sich
die Ballgäste auf die Situation eingestellt
haben. So reisten zahlreiche Besucher sehr
viel früher an. Viele machten vom Angebot
eines reichhaltigen Buffets seitens der Hofburg
in den Ballräumlichkeiten schon ab
18:00 Uhr gebrauch. Angereist wurde auch
oft in Gruppen mit großen Bussen. Ein Hotel
hatte tatsächlich seine Gäste in mehreren
Taxen mit Polizeischutz ausgestattet.
Vorne und hinten mit Blaulicht abgesichert,
sei die Karawane so über rote Ampeln zur
Hofburg begleitet worden, berichtete mir
der Eisenachbeauftragte, Verbandsbruder
Laun.
Der dritte Akademikerball konnte dieses
Jahr wieder ohne Verspätung beginnen
und in gewohnt festlicher Form ablaufen.
Auch schien die Zahl der Ballbesucher
leicht gestiegen zu sein. Wenn wir das fortsetzen
können, kommen wir wie der Opernball
hoffentlich bald aus der Schußlinie heraus.
Sie sollten dieses Spitzenereignis der
Wiener Verbindungen für den 29. Jänner
2016 einplanen, wenn es wieder korrekt
heißt „Alles Walzer“!
Wolfgang Gäbler
(Cheruscia Dresden, Vandalia Hamburg,
Salamandria Dresden)
28 Heft 1 - 2015
Aus dem burschenschaftlichen Leben
Burschenschaftliche
Blätter
„Unsere westliche Gesellschaft ist zu verstört
und zu feige!“
Professor Menno Aden beim 25. Herrschaftsfreien Dialog im Danubensalon
Sonntag, 18. Januar 2015, vormittags ab
11.00 Uhr: Der Altherrenverband der
Münchener Burschenschaft Danubia hatte
am Reichsgründungstag zum
25. Herrschaftsfreien Dialog im Danuben-
Salon eingeladen. Gast war der ehemalige
Präsident des Oberkirchenrates der
Evangelisch-Lutherischen Landeskirche
Mecklenburgs, Professor Dr. Menno
Aden. Er diskutierte mit den Teilnehmern
das aktuelle Thema „Islam und Islamismus
auf dem Vormarsch: Was bleibt vom Christentum
in Deutschland und Europa?“.
Im Interview mit den Burschenschaftlichen
Blättern ging Professor Aden auf
wesent liche Gesichtspunkte der beim
25. Herrschaftsfreien Dialog erörterten Fragen
ein.
BBl: Herr Professor Aden: Die islamistischen
Anschläge von Paris und Kopenhagen
und die Befürchtung, daß sie nur der
Auftakt einer Terror-Serie sein könnten,
beherrschen zur Zeit deutschland- und
europaweit die öffentliche Diskussion.
Was signalisieren Ihnen diese Gewaltakte
und ihre Folgen?
Aden: Die Gewaltakte von Paris und Kopenhagen
sind offensichtlich Handlungen
von muslimischen Fanatikern, welche, gestützt
auf bestimmte Lesarten des Koran,
ein besonders gottgefälliges Werk zu
tun glauben, wenn sie die wirkliche
oder angebliche Beleidigung des Pro -
pheten in dieser Weise rächen. Vor Ver -
brechen dieser Art kann man sich kaum
schützen, sie werden wohl immer wieder
vorkommen.
Terrorakte kommen näher an
uns Deutsche heran
Allerdings handelt es sich nicht um Einzelfälle,
und es sieht so aus, als ob diese Terroranschläge
nicht nur häufiger werden,
sondern auch immer näher an uns Deutsche
heran kommen. Damit erinnern sie uns
an die Gewaltausbrüche der 1968er, welche
mit relativ friedlichen, dann immer gewalttätiger
werdenden Demonstrationen
begannen und schließlich in Morde der
RAF mündeten.
Wir dürfen über diese Vorgänge also nicht
zur Tagesordnung übergehen, wie es nach
dem Abklingen des ersten Entsetzens offenbar
bereits geschieht. Es ist daher bezeichnend,
daß uns nun von allen Seiten,
auch vom Papst, entgegenschallt, man
dürfe den Propheten Mohammed halt nicht
beleidigen. Das ist zwar richtig, es zeigt
aber doch, daß unsere westliche Gesellschaft
zu verstört oder zu feige ist, das Problem
wirklich ins Auge zu nehmen. Stattdessen
beginnen wir damit, uns selbst zu
bezichtigen und uns für diese Beleidigungen
zu entschuldigen, womit die ohnehin
bedrohte Meinungsfreiheit weiter geschwächt
wird.
Die Gewalttaten und ihre Folgen signalisieren
mir – um direkt auf die Frage zu antworten
– daß unsere westliche Gesellschaft
nicht wirklich bereit ist, das Problem des
Eindringens von Menschen, die in unsere
Kultur nicht oder nur schwer integrierbar
sind, anzugehen. Unsere mutlose, feige
Gesellschaft – manche haben sie auch als
dekadent bezeichnet – geht hier wie so oft
den Weg des geringsten Widerstandes. Sie
glaubt, mit einigen entschuldigenden Gebärden
das Problem aus der Welt geschafft
zu haben und denkt damit sei Frieden.
Doch das ist ein Trugschluß.
BBl: Deutschland sei kein klassisches Einwanderungsland.
Das verkündeten die
Vertreter – parteiübergreifend – aus den
Führungsetagen der Bundesrepublik
Deutschland und von Österreich jahrzehntelang
dem gläubigen Wahlvolk.
Auch Helmut Schmidt warnte eindringlich
vor überhöhter Einwanderung: „Das ertragen
die Gesellschaften nicht. Dann
entartet die Gesellschaft“, sagte er wörtlich
(Frankfurter Rundschau vom 12. September
1992). Doch die politische Klasse
bei uns und in Europa ist dem Rat von
Schmidt nicht gefolgt. Was bedeutet das
für unser Land heute?
Aden: Hier haben wir dasselbe Phänomen
wie gerade erwähnt: Schlichte Feigheit, die
sich als Weltoffenheit ausgibt. Deutschland
ist ein Land mit einer der höchsten Bevölkerungsdichte.
Trotz einer guten wirtschaftlichen
Konjunktur haben wir weiterhin rund
fünf Prozent Arbeitslose. Es ist also völlig
abwegig, Deutschland als Einwanderungsland
zu bezeichnen. Indem wir diesen Unsinn
ausschreien, nehmen wir zu derselben
Zeit kritiklos hin, daß die USA, Kanada
und Australien, wo auf rund 30.000.000
Quadratkilometern, also einem Viertel
der Erdoberfläche, nicht einmal fünf Prozent
der Weltbevölkerung hausen, ihre
Tore für Einwanderer praktisch geschlossen
haben.
Seit fünfzig Jahren weg -
geschaut: Entfremdung von
unserer Kultur
In der Mitte Europas, eng mit allen umliegenden
Staaten verbunden, darf es uns
Deutschen aber natürlich nicht in den Sinn
kommen, uns gegen Ausländer gänzlich zu
schließen. In vielen Fällen haben wir
tatsächlich ein vertretbares Interesse an der
Zuwanderung von qualifizierten Menschen
oder auch Wanderarbeitern. Was in
Deutschland aber seit 50 Jahren geschieht,
ist ein völlig unverantwortliches Wegschauen
gegenüber einer noch zwar nicht
eingetretenen, aber täglich in unserem
Straßenbild deutlicher werdenden Einfremdung
unserer Kultur.
BBl: Beschwichtigend wird von führenden
Multikulti-Propagandisten immer
wieder behauptet, daß der gewalttätige
Islamismus mit dem – eigentlich fried -
lichen – Islam nichts zu tun habe. Andererseits
dokumentieren viele Quellen im
Koran, der Grundlage des Glaubens dieser
Religion, das Gegenteil. Sie erwähnten
es ja eingangs. Warum wird das so
Offenkundige von einem Großteil der politischen
Elite in Deutschland übersehen,
ja geleugnet?
Aden: Von keiner Religion kann man sagen,
daß sie nur friedlich sei. Die christliche Religion
hat eine unglaublich blutige und grausame
Vergangenheit. Man sollte allerdings
genauer sagen: die katholische Ausprägung
dieser Religion, welche in den Albigenserkriegen
des 13. Jahrhunderts, der
Bartholomäus-Nacht von 1572 in Frankreich
und der namentlich in Spanien wütenden
Inquisition im Namen Christi Verbrechen
begangen hat, an welche der Islam
bei weitem nicht heran reicht.
BBl: Was wollen Sie damit sagen?
Aden: Ich glaube, daß wir es hier mit einem
Entwicklungsproblem zu tun haben. Die
brutalen, zum Mord an Un- oder Andersgläubigen
aufrufenden Suren des Koran (es
gibt davon eine ganze Reihe), sollten in
ihrem geschichtlichen Kontext verstanden
werden. Sie stammen aus einer Zeit, als
Mohammed und seine Nachfolger, die den
Koran ja erst nach Mohammeds Tod schriftlich
fixieren ließen, unter erheblichem inneren
und äußeren Druck stand, um seine
junge Lehre und Gemeinde zu verteidigen.
Man wird diese Mordaufrufe bedauern,
Heft 1 - 2015 29
Burschenschaftliche
Blätter
kann sie aber – insbesondere wenn man die
damalige Zeit bedenkt und die Schuld, welche
Christen auf sich geladen haben – in
einem milderen Licht sehen.
Was man aber nicht verstehen und auch
nicht dulden kann, ist, daß heutige Muslime
– zwar nicht deren Mehrheit, aber doch
eine offenbar zunehmende Minderheit –
den geschichtlichen Kontext dieser Gewaltaufrufe
nicht erkennt, sondern in der Annahme,
daß es sich bei dem Koran um unmittelbar
verbindliches Gottesgebot handelt,
mit solchen Sprüchen Gewalttätigkeiten
aller Art rechtfertigen. Die in Afrika zwischen
Christen und Muslimen ausgetragenen
ständigen mörderischen Kleinkriege
nehmen wir dabei kaum zur Kenntnis.
Was wir dem Islam abfordern müssen, was
wir ihm allerdings auch wünschen möchten,
ist, daß er eine Reformation bei sich zuläßt,
die ihn dahin belehren wird, daß der Koran
ein zeitgebundenes Glaubensdokument ist,
von welchem viele seiner anstößigen Aussagen
der seither eingetretenen Entwicklung
der Menschheitsgeschichte angepaßt
werden müssen.
BBl: Auf der einen Seite ein kraftvoller
Vormarsch des Islam, auf der anderen
Seite ein schwaches Christentum. Selbst
der naheliegende Auftrag zur Missionierung
gegenüber fremdgläubigen Migranten
wird seitens der christlichen Kirchen
bei uns in geradezu unfassbarer Form
vernachlässigt. Herr Professor Aden:
Warum werden eher leer stehende Gotteshäuser
an zivile Nutzer verkauft anstatt
christlich missioniert?
Aden: Bei allem im Einzelfall verständlichen
Unmut, ja sogar Zorn über das, was in den
Kirchen (nicht) geschieht, müssen wir folgendes
sehen: Katholiken neigen mit ihrem
traditionellen Kirchenverständnis dazu, die
Kirche an ihrer Statt glauben zu lassen.
„Herr, siehe nicht auf unserem Unglauben,
sondern sieh auf den Glauben der Kirche“ –
so wird im großen Kirchengebet in der
Messe gebetet. So geht es aber nicht. Die
Kirche kann nur so gläubig sein, wie die
Menschen. Viele Gründe haben dazu geführt,
daß die Glaubensbereitschaft des
modernen Menschen offenbar abnimmt, jedenfalls
dann, wenn wir von dem herkömmlichen
in uralte Dogmen und Mythen eingepackten
christlichen Glauben sprechen.
Verfallsgrund unserer Kirchen:
Das Fehlen aktiver Seelsorge
Gravierend ist auch: Der völlige Wegfall
jeglicher aktiver Seelsorge, bei der man
Menschen aufsucht, und zwar auch die, die
nicht mehr zur Kirche gehören, ist wohl der
Hauptgrund für den offensichtlichen Verfall
der christlichen Kirchen und des herkömmlichen
Kirchenglaubens.
BBl: Sie beklagen den „Verlust von Einfachheit“
im derzeitigen Christentum,
was zu der Frage führt: Was ist die
Grundfrage jeder Religion und wie müsste
sie heute neu gestellt werden?
Aden: Die meisten, der das Christentum
bis heute prägenden mythologischen und
theologischen Figuren stammen aus der –
wenn man sich so ausdrücken darf –
Kampfzeit der jungen Kirche. Das war die
Zeit, als nach dem Abschluss des Kanons
des neuen Testamentes die christliche Religion
sich gegen zahlreiche, Dutzende
Jahrhunderte von Abspaltungen (Stichwort
Moses) durchsetzen mußte um ihren
Weg in die Geschichte zu gehen. Ich
glaube, daß die meisten, etwa im apostolischen
Glaubensbekenntnis weiterhin mit
geschleppten theologischen Figuren, dem
Glauben an Jesus als den Boten Gottes,
eher abträglich sind. Sie sind ein interessantes
Betätigungsfeld für Theologen.
Den Menschen ist aber weder im Leben,
noch im Sterben damit gedient, daß man
die Trinität erklärt oder Maria als eine
Jungfrau im physischen Sinne ausgibt. Ich
habe in meinem Buch Apostolisches
Glaubensbekenntnis versucht darzulegen,
daß Christen heute die Aufgabe haben,
das traditionelle Glaubensgut abzubauen,
am Ende ganz aufzugeben um den
einfachen Menschen Jesus wieder zu erkennen.
Aus dem burschenschaftlichen Leben
BBl: Wir stehen heute oftmals vor der
Frage: Was ist das Eigene und was ist –
im religiösen Sinne – das Fremde. Wie
verknüpfen wir die beiden Fragen zugunsten
einer Zukunft des Eigenen, ohne das
Fremde abzuwerten?
Aden: Diese Frage rührt wohl an das entscheidende
Problem nicht nur des Christentums,
sondern an jede Religion. Die
Einzigartigkeit wird am besten dadurch gesichert,
daß man das Fremde nicht wahrnimmt,
so sind zum Beispiel Ameri kaner
und Franzosen wohl deswegen viel bessere
Patrioten als wir Deutschen, weil diese in
viel geringerem Maße ins Ausland reisen
und in ihrer großen Mehrzahl nichts anderes
kennen als ihr eigenes Land. Und das
halten sie natürlich für das Beste, wie ein
Kind die eigene Familie für die bei weitem
beste hält, bis die Begegnung mit anderen
Familien die Blicke schärft.
Das eigene einer jeweiligen Religion ist oftmals
gar nichts Eigenes, sondern besteht
vielleicht nur darin, daß man die jeweiligen
Werte der anderen Religion nicht zur
Kenntnis nimmt. Wir befinden uns im Zeitalter
des Internet und der Globalisierung. Wir
sind – ich sage es bewußt – vom Heiligen
Geist aufgefordert, weniger das Eigene an
unserer Religion zu sehen, sondern das Gemeinsame.
Dieses Gemeinsame sehe ich in
der Verantwortung des Menschen für sein
eigenes Leben, für welches er nach seinem
Tode Rechenschaft ablegen muss, wie auch
in der Verantwortung für seinen Mitmenschen
oder die Welt als ganze.
Im Grunde wußte doch schon die griechische
Antike, daß – unbeschadet der verschiedenartigen
Götternamen – letztlich
eine einheitliche Gottheit über der Welt
waltet. Dieser Gedanke scheint heute weltweit
allgemein zu werden. Das Eigene des
Christentums besteht darin, daß Gott sich
in Jesus Christus gezeigt hat, das Gemeinsame
aber der Religionen besteht dann
darin, daß Gott sich den Menschen überhaupt
zeigt.
BBl: Vielen Dank für das Gespräch.
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30 Heft 1 - 2015
Aus dem burschenschaftlichen Leben
Burschenschaftliche
Blätter
Salamandria ehrt Friedrich Ludwig Jahn
Die zu tiefster „DDR“-Zeit 1966 in Dresden
geheim gegründete Burschenschaft Salamandria,
die 2014 zur Probe in unseren
Verband aufgenommen wurde, beging Anfang
Dezember ihren 48. Gründungstag.
Der veranstaltende Bundesbruder hatte
Freyburg in Sachsen-Anhalt, nahe Naumburg,
für die Feier ausgesucht. Aus diesen
Anlaß hatten sich alle Bundesbrüder und
zahlreiche Gäste eingefunden.
In Freyburg hatte Friedrich Ludwig Jahn
lange Zeit gewohnt, als er nach seiner Haftentlassung
einen Wohnsitz in einer Stadt
wähnen mußte, in der es keine Universität
und kein Gymnasium gab. Freyburg führt
heute den Zusatz der „Wein- und Jahnstadt“
in der Ortsbezeichnung. Im Programm
der Gründungsfeierlichkeiten war
neben Naumburg auch der Besuch in
Jahn’s Wohnhaus vorgesehen. Das ist
heute ein empfehlenswertes Museum.
Darin werden seine Person und sein Wirken
gewürdigt. Schwerpunktmäßig geht es dabei
um die Turnbewegung, die auch das
Museum unterhält, doch ist sein Wirken für
die Einrichtung der Burschenschaft
keinesfalls ausgespart. Für Burschenschafter
ein stets lohnendes Ausflugsziel, zumal
an der Unstrut eine sehr trinkbarer Wein
wächst.
Im ehemaligen Garten vor dem Haus hat
Jahn im Jahre 1936 auch seine letzte Ruhestätte
gefunden, nachdem er vorher schon
einmal umgebettet wurde. So lag es nahe,
daß die Salamandria die Gelegenheit
nutzte, um am Grab eine Ehrung vorzunehmen.
Nach einer Ansprache wurde ein
Salamandria ehrt „Turnvater“ Jahn als einen der Ideengeber der Burschenschaft an seinem Grab in Freyburg.
Kranz niedergelegt. Einleitend erklang das
Jahn gewidmete Lied „Wenn alle untreu
werden“, das Burschenschafterlied schloß
die würdige Ehrung ab.
Anwesend war auch der Bürgermeister von
Freyburg, der die Burschen begrüßte. In
seiner Ansprache vor der Ehrung sprach er
vor allem über die angestrebte Ernennung
der Region Saale- und Unstruttal zum Weltkulturerbe.
Über den Antrag wird die UNE-
SCO Mitte 2015 entschieden. Begründet
wurde der Antrag mit der Einzigartigkeit
und Zahl von Monumenten des Hochmittelalters
in der Region. So heißt es: „Keine
zweite Landschaft weist auf so engem
Raum eine derart hohe Dichte an qualitativ
herausragenden Monumenten und Elementen
der Kulturlandschaft aus der Zeit
zwischen 1000 und 1300 auf.“ In der Kernzone
sind 13 aufgelistet – zum Beispiel der
Naumburger Dom, Schloss Neuenburg,
Stadtkirche und Altstadt Freyburg, Kloster
Schulpforte, die Rudelsburg, Burg Saaleck
oder die Weinberge. Nach dem das Gründungstagtreffen
in jeder Hinsicht in
betont herzlicher Gastlichkeit durchgeführt
werden konnte, wünscht Salamandria
viel Erfolg für den Antrag bei der
UNESCO.
Wolfgang Gäbler
(Cheruscia Dresden, Vandalia Hamburg,
Salamandria Dresden)
Heft 1 - 2015 31
Burschenschaftliche
Blätter
Aus dem burschenschaftlichen Leben
„Kontrollierte Einwanderung“ in Gegenden der
Besserverdienenden?
Eine Situationsbeschreibung aus Hamburg von Raphael Thiermann
Es war wieder einmal ein typischer Wahlkampf
in Hamburg: man überbot sich im
Rahmen von Materialschlachten mit inhaltslosen
Parolen. Den Beinen der FDP-
Spitzenkandidatin wurde mehr Interesse
entgegengebracht als der Frage, welche
Inhalte die „neue“ FDP eigentlich vertritt.
Wer nun auf den Plakaten „Hamburg
weiter vorn“ oder „Mehr tun für
Wirtschaft und Wissenschaft“ forderte,
dürfte den meisten Wählern bereits kurz
nach der Wahl nicht mehr in Erinnerung
gewesen sein.
Die etablierten Parteien scheuen sich, wie
virtuos von Angela Merkel vorgemacht, vor
inhaltlichen Positionierungen. Der Sieg der
SPD unter Olaf Scholz schien ohnehin ausgemacht.
Kein Wunder, ist die CDU in dem
nördlichsten Stadtstaat doch noch konturloser
als im Rest der Republik. Einmal Stellung
beziehen? Fehlanzeige! Dabei hätte es
ein Thema gegeben, welches zahlreichen
normalen Bürgern durchaus auf den Nägeln
brennt: die zunehmende Flüchtlingsproblematik,
mit all ihren unangenehmen
Begleiterscheinungen. Aber dieses Thema
faßt die Politik nicht mit der Kneifzange an.
Dabei finden sich selbst in den Hamburger
Leitmedien zunehmend Meldungen über
wachsende Kriminalität, Wohnraumverknappung
und steigende Mieten sowie
sonstige unangenehme Begleiterscheinungen
der als „Bereicherung“ bezeichneten
Zuwanderung. Selbst die sonst eher „senatshörige“
Hamburger Morgenpost berichtete
von einem skandalösen Fall: In der
berüchtigten Feuerbergstraße, Unterbringungsort
minderjähriger „Flüchtlinge“,
kam es zu einer Messerattacke auf einen
Betreuer. In den Polizeiberichten tauchte
dieser Vorfall zunächst nicht auf, wurde
aber dennoch später vom Hamburger
Abendblatt veröffentlicht. Der Vorwurf,
die Sozialbehörde würde solche Vorfälle
vertuschen wollen, stand im Raum.
Aussagen des ansässigen Kinder- und
Jugendnotdienstes erhärteten den Verdacht.
Die von Gutmenschen-Ideologie infizierte
Hamburger Politik kann offensichtlich keine
Rücksicht mehr auf ihre Klientel nehmen.
So plante der Hamburger Senat beispielsweise
an der Sophienterrasse im Herzen
des Hamburger Nobelviertels Harvestehude
die Umwandlung des ehemaligen
Kreiswehrersatzamtes in eine Flüchtlingsunterkunft.
Die Aufregung bei den Anwohnern
war groß, obgleich die Wohlbetuchten
in der Vergangenheit mit über 70 Prozent
einwanderungsfreundliche Parteien
wie Grüne, SPD und Die Linke gewählt hatten.
Anwohner erhoben Klage gegen die
geplante Unterkunft und bekamen in einem
Eilantrag Recht. Das Verwaltungsgericht
Hamburg stoppte den Umbau des Gebäudes.
Begründung: Das Gebiet an der Sophienterrasse
ist als besonders geschütztes
Wohngebiet auszuweisen.
Nicht in meiner Nachbarschaft
...?
Auf ihrem Flugblatt heißt die Hamburger Burschenschaft Germania Flüchtlinge auch in Wohlstandsvierteln
Willkommen.
Die Empörung ließ nicht lange auf sich warten,
die zahlreichen Flüchtlingslobbys aus
dem gleichen politischen Umfeld waren
entsetzt. Schützenhilfe gab es dann aber
von unerwarteter Seite: Die Hamburger
Burschenschaft Germania startete in der
32 Heft 1 - 2015
Aus dem burschenschaftlichen Leben
Burschenschaftliche
Blätter
Plaktat am Haus der Hamburger Burschenschaft Germania.
Nacht vom 11. auf den 12. Februar eine
Kampagne zum Thema „Refugees Welcome
in Wohlstandsvierteln“. Zu diesem
Zwecke klebten unsere aktiven Mitglieder
Plakate und verteilten Flugblätter in Harvestehude
rund um die Sophienterrasse.
Darin hieß es: „Refugees Welcome in
Harvestehude, in der Schanze, in Eppendorf!
Die gutsituierten Porsche-Fahrer sollten mal etwas Platz machen...
… Und in all den anderen Vierteln, in denen
diejenigen gutsituierten Wohlstandsgrünen
leben, die am lautesten aufschreien, wenn
Nicht-so-gut-Verdiener nur die leiseste Kritik
an der völlig ungesteuerten Zuwanderung
äußern.“ Und weiter: „Wer Bleiberecht
für alle fordert, sollte selber einmal erfahren,
was das in der Realität bedeutet.
Die Anwohner der Feuerbergstraße, die
täglich von kriminellen ,Flüchtlings’-kindern
aus dem dortigen Heim terrorisiert werden,
sowie die Polizei und die Sozialarbeiter in
den Heimen haben diese Erfahrungen
schon machen dürfen.“
Aus unserer Sicht ist es nicht hinnehmbar,
daß ein Flüchtlingsheim in Harvestehude,
ein Wohngebiet mit mehrheitlich wohlhabenden
Bewohnern, angeblich nicht „gebietsverträglich“
sein soll, während das
Problem der Unterbringung
in ohnehin
überlasteten
Stadtteilen wie Billstedt
aber kein Problem
zu sein
scheint. Als Reaktion
darauf erhielten
wir Post eines
linken Journalisten,
der uns unterstellte,
wir würden pauschal
gegen alle
Asylsuchenden
Stimmung machen.
Dazu erkläre ich:
„Wir unterscheiden
in unserer Aktion
deutlich zwischen
Asylsuchenden, die
tatsächlich vor Krieg und Verfolgung flüchten
müssen und somit ein unbestreitbares
Recht auf Asyl haben, und denen, die lediglich
aus wirtschaftlichen Gründen ihre
Heimat verlassen und versuchen, hier als
‚Asyl suchende‘ ein Bleiberecht zu erwirken.
Letztgenannte Gruppe diskreditiert mit
ihrem Gebaren in letzter Konsequenz auch
Menschen, die aufgrund von Verfolgung einen
tatsächlichen Anspruch auf Asyl
haben.“
Letztendlich führte der Streit um das geplante
Flüchtlingsheim zu keinem unerwarteten
Wahlergebnis in Hamburg. Die
SPD darf die nächsten fünf Jahre wohl mit
den Grünen regieren, damit wird der unkontrollierte
Zustrom von illegalen Flüchtlingen
wahrscheinlich weiter geduldet
werden. Die Hamburger Burschenschaft
Germania begrüßt das Wahlergebnis daher
auf ihre Art: Seit dem Tag nach der
Wahl prangt am Balkon ihres Hauses in
der Sierichstraße im Hamburger Stadtteil
Winterhude ein großes Transparent
mit der eindeutig zweideutigen Aufschrift:
„REFUGEES WELCOME IN WOHL-
STANDSVIERTELN – Wer Zuwanderung
will, der soll auch Platz machen!“ Ob die
linksgrünen Wohlstandsbürger das ver -
stehen?
Raphael Thiermann
(Germania Hamburg 2011, Raczeks Breslau
zu Bonn 2013)
Heft 1 - 2015 33
Burschenschaftliche
Blätter
Ein Bund stellt sich vor:
Burschenschaft Normannia-Nibelungen
zu Bielefeld
Aus dem burschenschaftlichen Leben
In diesem Jahr feiert unser Bund sein 110-
jähriges Bestehen! Es gibt viele Bünder mit
einer sehr viel längeren Tradition, aber
wohl kaum solche mit einer so wechselvollen
Geschichte, wie sie unser Bund vorweist.
Schon die Gründung war ungewöhnlich:
In der damals schon bedeutenden Industriestadt
Riesa an der Elbe eröffnete
1904 das „Technikum Riesa“ seinen Lehrbetrieb
mit den Schwerpunkten Elektrotechnik
und Schiffs- und Schiffsmaschinenbau.
Ein Großteil der ersten Studenten
wechselte von Mittweida nach Riesa, um
dort das Studium fortzusetzen. Offensichtlich
gab es damals in Skandinavien kaum
Möglichkeiten für ein solches Studium,
weshalb ein Großteil der Studenten an den
mitteldeutschen Ingenieurschulen aus
Skandinavien stammte, so auch in Riesa. So
wundert es nicht, daß am 15. Mai 1905 vier
Studenten mit vier verschiedenen Nationalitäten
(ein Deutscher, ein Däne, ein
Schwede und ein Finne) den „Fechtclub
Normannia“ gründeten. Sein Wahlspruch
lautete: „Einigkeit macht stark!“ Dieses Ereignis
gilt als unser Gründungsdatum. Die
Aktivitas wuchs schnell, und bereits 1909
wurde der Altherrenverband gegründet. Es
gab in Riesa insgesamt drei Verbindungen,
und es herrschte reger Fechtbetrieb. Trotzdem
wurden die ersten Säbelpartien erst
1911 in der am anderen Elbufer gelegenen
Röderau geschlagen. Nachfolgende Mensurtage
fanden ausnahmslos in Mittweida
statt. Größtes farbenstudentisches Ereignis
in Riesa war der jährlich stattfindende gemeinsame
„Kaiserkommers“. Doch die
Freude in Riesa währte nicht lange. Mit
Ausbruch des I. Weltkrieges schloß das
Technikum seine Pforten, weil fast alle Studenten
entweder zum Wehrdienst eingezogen
wurden oder sich dafür freiwillig meldeten.
15 Aktive und 26 Alte Herren zählte
der Bund damals. Nach Kriegsende öffnete
das Technikum nicht wieder.
Von Riesa nach Neustrelitz
Nach Beendigung des Krieges setzten einige
ehemalige Normannen ihr Studium an
der Ingenieurschule in Neustrelitz fort. Das
zuständige Ministerium und die Direktion
des Technikums genehmigten die Gründung
am neuen Standort, verlangten aber
einen Zusatz zum Namen „Normannia“.
Fechtclub wollte man nicht wieder heißen,
und so hieß der Bund nun Fechtsportverein
„FSV Normannia“. Burschenschaften wurden
zur damaligen Zeit nicht genehmigt,
und so nannte man sich erst ab 1920 stillschweigend
„Burschenschaft Normannia“.
Im Juli 1919 feierte man den offiziellen
Konstituierungskommers. 1920 wurden
wieder Mensuren geschlagen, und da die
Strelitzer Normannen als ausgezeichnete
Fechter galten, nannte man sie respektvoll
auch „Säbel-Normannen“. 1929 fielen einige
Bundesbrüder durch ihre frischen
„Schmisse“ auf. Dies führte zu Verfahren
wegen Verstoßes gegen den „Zweikampf
mit tödlichen Waffen“. Fünf Bundesbrüder
wurden daraufhin zu einer „nicht entehrenden
Festungshaft mit täglichem Ausgang“
verurteilt. Bald drohte aber wieder das
„Aus“. 1935 begann in Strelitz das Verbot
studentischer Verbindungen. Für unseren
Bund wurde dies am 1. November 1935
wirksam. Nach der Zwangsauflösung blieb
jedoch der Kontakt unter den Bundesbrüdern
erhalten, die in „alle Winde“ zerstreut
waren und entweder in der Wehrmacht
dienten oder als Ingenieure in der Rüstungsindustrie
eingesetzt wurden.
Unser Bundesbruder Armin Leistner spürte
nach dem II. Weltkrieg viele seiner früheren
Bundesbrüder in beiden Teilen Deutschlands
wieder auf und gründete mit ihnen
den AHV der „Burschenschaft Normannia
zu Hamburg“. Leistner war Mitbegründer
des BDIC und deren Vorsitzender des LV
Nord. Wichtigstes Ziel des AHV Hamburg
war die „Wiedergeburt“ einer Aktivitas,
doch blieben die Bemühungen lange ohne
Erfolg. Bbr. Leistner schlug übrigens 1953
im Alter von 46 Jahren seine letzte Mensur,
um das Fechten in den BDIC-Bündern wieder
populär zu machen.
Gründung der
Nibelungen
An der nach dem
Krieg wieder eröffneten
Ingenieurschule
in
Lage/Lippe gründeten
am 7. November
1946 sieben
ehemalige Kriegsteilnehmer
die
„Freie christliche
Studentenvereinigung“.
Da solche
Gründungen durch
die Militärregierungen
zu genehmigen
waren, mußte abermals
auf eine Bezeichnung
als Burschenschaft
verzichtet werden. Ab 1951
nannte sich der Bund nun „Freie christliche
Burschenschaft Nibelungen“ und hatte immerhin
schon 36 Alte Herren. Die „Nibelungen“
waren seit 1952 Mitgliedskorporation
des BDIC. Dessen erster Generalkonvent
fand am 24./25. Mai 1952 auf der Festung
Ehrenbreitstein bei Koblenz statt. Hier trafen
auch die Mitglieder des AHV Normannia
zu Hamburg und der Freien Christlichen
Burschenschaft Nibelungen zusammen und
fielen sich gegenseitig durch gleiche Farben,
gleichen Zirkel und gleiche Mützen
auf. Kein Wunder: Ein AHV ohne Aktivitas
und ein junger Bund mit starker Aktivitas,
aber noch kleinem AHV, fanden erstes Interesse
aneinander. Anläßlich des 6. Stiftungsfestes
1952 der „Nibelungen“ konnten
diese einige Alte Herren der „Normannia“
als Gäste begrüßen, in längeren Gesprächen
fiel zum ersten Mal das Wort „Fusion“
und sie mündeten Anfang 1953 in
konkrete Fusionsverhandlungen. Im September
des gleichen Jahres richtete der
AHV Normannia dann ein offizielles Fusionsgesuch
an die „Nibelungen“, und ein
gemeinsamer AHC und ein feierlicher Festkommers
besiegelten dann die gemeinsame
Zukunft. Der neue Name war „Christliche
Burschenschaft Normannia-Nibelungen“,
der gemeinsame Wahlspruch der der
„Nibelungen“: Per aspera ad astra. Das
neue Wappen war ein Doppelwapppen
beider Ursprungsbünder. Die ersten Mensuren
des neuen Bundes wurden 1954 geschlagen.
Natürlich blieb das Zusammenwachsen
zweier Bünder mit so unterschiedlicher Ge-
Das Wandbild ziert den Thekenraum im Bielefelder Verbindungshaus in der
Schloßhofstraße 96.
34 Heft 1 - 2015
Aus dem burschenschaftlichen Leben
schichte nicht völlig problemlos. Die Bezeichnung
„Christlich“ gab immer wieder
Anlaß zu lebhaften Diskussionen mit den alten
Normannen, und auch „ideologoisch“
wuchs man erst mühsam, aber schluß endlich
doch sehr, sehr erfolgreich zusammen.
Das kleine Städtchen Lage mit seinen rund
10.000 Einwohnern und der im nord- und
nordwestdeutschen Raum hoch renommierten
Ingenieurschule für Maschinenbau,
Elektrotechnik, sowie Hoch- und Tiefbau
war mit seinen ca. 1.000 Studenten ein Paradies
für das Farbenstudententum. 26 Korporationen
hatten so stattliche Mitgliederzahlen,
daß manche sogar temporäre Aufnahmestops
verfügen mußten, weil die Versammlungsräume
aus allen Nähten platzten.
Doch leider neigte sich die Ära Lage
dem Ende zu. In Bielefeld eröffnete 1958
eine neue stataliche Ingenieurschule ihre
Pforten, gegen die die private, aber staatlich
anerkannte Ingenieurschule Lage nur
noch wenig Chanchen hatte; ihr Ende kündigte
sich an.
Bielefeld als neue Heimat
1987 stellten wir dann als erste Burschenschaft
mit Ingenieur- bzw Fachhochschulhintergrund
mit sehr starker Unterstützung
der VAB Bielefeld den Antrag auf Vollmitgliedschaft
in der DB. Dieser Antrag wurde
abgelehnt. Wir waren für den damaligen
Rechtsausschuß wohl nicht „fein“ und „intellektuell“
genug...
Aber wir waren, wiederum mit der VAB Bielefeld,
hartnäckig und stellten 1988 zum
Burschentag in Landau erneut einen Antrag
auf Aufnahme. Er wurde angenommen –
und sind seitdem sind wir treues Mitglied
der Deutschen Burschenschaft!
Da unser erstes Haus einen sehr hohen Erhaltungsaufwand
erforderte und verkehrstechnisch
sehr ungünstig zur Universität
lag, gingen wir auf die Suche nach einer
neuen Immobilie, die bis heute unser „Zuhause“
ist.
Möglich wurde der Kauf aber erst durch die
VAB Bielefeld. Diese hatte seit vielen Jahren
einen „Sparstrumpf“ angelegt, mit dem
man, falls sich an der Uni Bielefeld eine Burschenschaft
etablieren sollte, beim Erwerb
Burschenschaftliche
Blätter
eines Hauses helfen wollte. Wir waren dann
die Glücklichen, die den Hauskauf ohne
diese Hilfe nicht hätten realisieren können.
Nach wie vor sind wir die einzige Burschenschaft
in Bielefeld und hoffen auf ein noch
langes „vivat, crescat, floreat“ Normannia-
Nibelungen.
Willi Flöttmann
(Normannia-Nibelungen Bielefeld 1956)
www.normannia-nibelungen.de
Also beschloß der AHV des Bundes einen
neuen Studienort zu suchen, wobei natürlich
Bielefeld erste Wahl war. Es wurden erste
Gespräche mit Bielefelder Studenten
aufgenommen und ihnen unser Bund vorgestellt.
Diese führte zu einigen Reformen,
die überfällig waren: Die Bezeichnung
„Christlich“ entfiel im Namen, und der
neue Wahlspruch hieß „Gott, Ehre, Freiheit,
Vaterland“. Am 11. April 1959 konnten
wir dann mit einer gelungenen Konstituierungskneipe
in Bielefeld unsere „Wiedergeburt“
am vierten Standort feiern. Hinderlich
war die permanente Suche nach immer
neuen Versammlungsräumlichkeiten
für den Bund, die wir meist in Nebenräumen
von Gaststätten fanden. Durch einen
glücklichen Umstand konnten wir dann
1970 ein zwar marodes, aber doch gut gelegenes
Anwesen ersteigern, daß mit sehr
viel Eigenleistungen zu einem Verbindungshaus
mit etlichen Studentenbuden
und einer schicken Konstanten hergerichtet
wurde.
1975 kam es zu einer ersten, sich später als
segensreich entwickelnden Kontaktaufnahme
mit der VAB Bielefeld, die im ersten
Schritt zum Beitritt in die Deutsche Ingenieur-Burschenschaft
(DIB) führte. Unsere
Mitgliedschaft im BDIC gaben wir dafür auf.
1979 übernahmen wir den Vorsitz der DIB.
Schon 1972 öffneten wir uns zur 1969 gegründeten
Universität Bielefeld. Zahlreiche
Studenten waren bereits unserem Bund
beigetreten und der Gedanke, zur „Hochschul-Burschenschaft“
zu mutieren, verstärkte
sich.
90 Jahre Waffenring
Paderborn
Im Sommer des Jahres 1925 suchte ein
junger Gerichtsreferendar in Paderborn
Kontakt zu gleichgesinnten Waffenstudenten
und fand diesen bei zwei jungen
Kandidaten der Agrar- und der Ingenieurwissenschaften.
Er brachte diese jungen
Studenten mit den wenigen damals
in Paderborn lebenden alten Waffenstudenten
zusammen.
Hieraus entwickelte sich bald eine regelmäßig
tagende Stammtischrunde, die
sich den Namen Waffenring gab. Der
Zusammenhalt zwischen den jungen
und den alten Mitgliedern beschränkte
sich dabei nicht nur auf Stammtischabende,
sondern man gestaltete auch
die Freizeit miteinander. Der „Waffenring-Stammtisch
Paderborn“ war geboren.
Die Mitglieder rekrutierten sich zunächst
nur aus den vier alten Farben tragenden
und schlagenden Verbänden. Erst später
stießen auch Mitglieder der nicht
Farben tragenden, aber Satisfaktion gebenden
Korporationen hinzu. Etliche
Mitglieder hatten nie gefochten; der
Name Waffenring blieb aber bis heute
erhalten. In der Zeit des Nationalsozialismus
bis zum Kriegsende wurden die
Treffen seltener und kamen bald ganz
zum Erliegen. Erst in den späten 40er
Jahren trafen sich Kriegsheimkehrer und
zugereiste Korporationsangehörige wieder
regelmäßig.
Die Gästebücher dieser Jahre belegen
die noch heute praktizierten Aktivitäten:
neben den monatlichen Stammtischabenden
mit zum Teil sehr interessanten
Referaten der Mitglieder über „Gott und
die Welt“ finden zahlreiche Damenveranstaltungen
und Ausflüge in die Natur
statt oder auch zu Theaterbesuchen und
Besichtigungen.
In Fortsetzung seiner Tradition feiert der
intercorporative Waffenring Paderborn
im Sommer dieses Jahres also seinen
90. Geburtstag und hofft auf ein weiteres
Blühen, Wachsen und Gedeihen.
Hierzu ist jedes in und um Paderborn
herum lebende Verbandsmitglied herzlich
willkommen.
Der Stammtisch finden üblicherweise an
jeden letzten Mittwoch des Monats
statt.
Peter Böttger, Vorsitzender
(Corps Frisia Braunschweig im WSC)
www.waffenring-paderborn.de
Heft 1 - 2015 35
Burschenschaftliche
Blätter
Burschenschaftsdenkmal soll saniert werden
Das Burschenschaftsdenkmal vor dem
Hauptgebäude der Universität Jena soll
noch in diesem Jahr restauriert werden.
Das derzeit mit einer Fotoplane verhüllte
Burschenschaftsdenkmal ist durch Witterung,
Abgase und Farbanschläge stark geschädigt.
Laut Experten ist das gesamte
Marmorgefüge inzwischen instabil. Die Kosten
für die Restaurierung des 1883 vom
Weimarer Künstler Adolf Donndorf geschaffenen
Denkmals liegen nach Angaben
der Stadt Jena bei etwa 50.000 Euro, die
Ausschreibungen für die Restaurierungsarbeiten
laufen bereits. Weitere 50.000 Euro
seien zudem nötig, um die historische Marmorskulptur
mit einer Glashaube zu schützen,
teilte die Stadt mit. Dafür hat Oberbürgermeister
Albrecht Schröter (SPD) nicht
nur die Jenaer um Spenden gebeten, sondern
er hofft auch auf Unterstützung von
den Burschenschaften. Dazu wurde ein
Spendenkonto eingerichtet, teilte Evelyn
Halm, die bei Jenakultur für die Verwaltung
und Pflege der Denkmale zuständig ist, mit.
Nachrichten
Spendenkonto Burschenschaftsdenkmal:
Sparkasse Jena-Saale-Holzland
Kontonummer: 18038115
BLZ: 83053030
IBAN: DE88 8305 3030 0018 0381 15
BIC: HELADEF1JEN
Das Burschenschaftsdenkmal.
Burschenschafter in der
Bürgerschaft
Dr. Alexander Wolf / alternative-hamburg.de
Bei der Hamburger Bürgerschaftswahl
am 15. Februar 2015 schaffte die Alternative
für Deutschland (AfD) erstmals
den Sprung ins Parlament. Auf der
Landesliste erhielt die AfD insgesamt
214.833 Stimmen (6,1 Prozent) und
entsendet zukünftig acht Abgeordnete
in die Bürgerschaft – der Rechtsanwalt
und Verbandsbruder Dr. Alexander
Wolf (Danubia München) wird einer
davon sein. Die SPD um den Ersten
Bürgermeister Olaf Scholz verpaßte
mit 58 Sitzen die erneute absolute
Mehrheit (61 Sitze) knapp und wird
zukünftig die Hansestadt mit den
Grünen regieren. Die Wahlbeteiligung
lag bei 56,5 Prozent (2009: 56,9 Prozent).
Das Hamburger Rathaus ist der Sitz der Bürgerschaft
(Parlament) und des Senats (Landesregierung)
der Freien und Hansestadt Hamburg.
Daniel Schwen/Wikimedia/CC
36 Heft 1 - 2015
Essay
Der Krieg und das Volk
Burschenschaftliche
Blätter
Der Krieg hat eigene Regeln. In einem Konfliktfall
gelten zwischen beiden beteiligten
Parteien bilaterale Abkommen mittels
Selbstverpflichtungen, wobei heutzutage
von dem Grundsatz ausgegangen wird,
daß nur Staaten als offizielle Vertragspartner
gelten. Dies begünstigt den Status quo
und benachteiligt neue Bewegungen, die
dann als „Terroristen“ oder „radikale, gewaltbereite
Extremisten“ von bisher bestehenden
Organisationsformen tituliert werden.
Aber was macht einen Staat nun zu einem
Staat und was ist demgegenüber Terrorismus?
Nach der Drei-Elemente-Theorie verfügt
ein Staat über ein Staatsgebiet, ein
Staatsvolk und eine Staatsgewalt. Der akademischen
Ansicht nach strebt ein Terrorist
nicht danach, einen Staat zu errichten. Hiervon
unterscheidet er sich vom Freischärlertum,
welches das Ziel hat, einen Staat zu
begründen. Historisch für Deutschland sind
beispielsweise für ein solches Freischärlertum
die Freiwilligenverbände im Kampf gegen
Napoleon 1813, die Kämpfer der Märzrevolution
1848/49 und die Freikorps nach
dem Ersten Weltkrieg, also historisch jene
Gruppen, auf die sich Burschenschaften berufen.
So das Selbstbild und die juristische
Betrachtung. Anders das Bild von Politik
und Medien. Hier gibt es keine idealisierten
Freischärler, nur Terroristen – außer man ist
gerade selbst Unterstützer dieser Freischärler.
Daher sind im Konflikt in Syrien die Kurden
Freischärler und der Islamische Staat
(IS) Terroristen, also die Kurden die Guten
und der IS die Bösen. Aber was macht eine
Gruppe gut oder böse? Sind es Gewalt -
Während der Besetzung des Iraks wurden Insassen
des Abu-Ghuraib- Gefängnisses vom US-amerikanischen
Wachpersonal mißhandelt, vergewaltigt und
gefoltert – oft bis zum Tod.
akte, die Ansichten über die Behandlung
der „Anderen“, der Standpunkt zur Demokratie?
Ein Atombombenabwurf verursacht
mehr Tote als das Niederbrennen einer
Kleinstadt. Berichte über die Behandlung
von Gefangenen in Guantanamo oder Abu
Ghuraib dokumentieren genauso Folter,
wie die Behandlung der amerikanischen
Gefangenen durch die Nordvietnamesen.
Trotzdem sind die Amerikaner die Guten.
Bleibt also die Demokratie. Wie wir alle wissen,
ist die republikanische, parlamentarische
Demokratie die beste Staatsform die
es je gab und die es je geben wird. Menschen,
die nicht in einer solchen Demokratie
leben oder sie erstreben sind dumm.
Daher waren die Deutschen vor 1945
dumm, ungebildet und menschenverachtend.
Erst die Amerikaner haben uns die
Weißheit und Erleuchtung gebracht. Endlich
durften wir diese Weißheit mit Löffeln
fressen. So jedenfalls erzählen es Schule
und Medien, und da heute die Generation,
die die Zeit vor 1945 erlebt hat, rar wird,
glaubt man diese Geschichten nur zu gern,
ja man schmückt sie sogar mit neuen „Erkenntnissen“
aus.
Krieg für die Freiheit?
Daher auch das deutsche Verständnis über
Krieg: Nie wieder Krieg! Friede-Freude-Eierkuchen.
Nur leider sind nicht alle Menschen
auf der Welt zu dieser glorreichen Erkenntnis
der Beliebigkeit und grenzenlosen
Toleranz gekommen, sondern haben noch
Ideale. Ideale, für die sie bereit sind zu
kämpfen und sogar zu sterben. Das versteht
der „Neue Mensch“ in der westlichen
Welt natürlich nicht, für ihn gilt nur sein Verständnis
von Menschenrechten und Staatsauffassung.
Er tituliert es dann „Toleranz“
gebenüber Anderen, meint aber in Wirklichkeit
nur Toleranz für die, die genauso
denken, wie er. Dementsprechend fehlt jedes
Verständnis dafür, wie Leute den Islamischen
Staat, ein nationalsozialistisches
Deutschland oder ein bolschewistisches
Rußland stützen konnten. Es ist die Auffassung,
daß Freiheit nur die Freiheit des Einzelnen
ist und die Negierung der Freiheit
der Masse. Leider ist eine solche Auffassung
auch schon in den Köpfen mancher
Burschenschafter verankert. Freiheit meint
eben nicht nur die Freiheit eines einzelnen
Individuums in Deutschland sich frei entfalten
zu können, sondern auch die Freiheit
des gesamten deutschen Volkes. Das waren
auch die Gründe, wieso man historisch
gesehen als Burschenschafter zur Waffe gegriffen
hat und die Speerspitze der Freiheit
gebildet hat, auch wenn man dafür in Kauf
nehmen mußte, die Freiheit des Einzelnen
zugunsten einer übergeordneten Freiheit
zu beschränken. Und genau ein solches
Denken macht das Soldatentum aus. Man
schränkt die Freiheit des einzelnen Soldaten
ein, zu entscheiden, ob und wo er
kämpfen, siegen oder fallen wird, weil er einem
übergeordneten Ziel, für die Freiheit
des Volkes dient. Folgt er nicht diesem
Ideal, kann stellt er sich außerhalb seines
Volkes. Auch im zivilen Leben stellt sich
eine solche Frage, handelt man nur aus
egoistischen Motiven oder nützt das, was
man tut, auch der Mehrheit?
Eine solche Mehrheit zu repräsentien ist die
Aufgabe des Staates. Hierbei ist nicht revalant
die quantitaive Mehrheit, also aller
Bewohner des Staatsgebietes, sondern die
qualitative Mehrheit, also die Mehrheit derer,
die für den Staat stehen. Die besten
Beispiele hierfür sind Sparta und das ursprüngliche
Rom, zwei Staaten, deren Bürger
über eine Mehrheit von Nicht-Bürgern
herrschten. Konsequenterweise zogen sie
auch nur ihre eigenen Bürger zum vollwertigen
Militärdienst heran, da nur diese ihre
Idee eines Staates vertreten konnten. Unterworfene,
aber akzeptierte Völker taten
hierbei nur flankierende Kriegsdienste. Den
Unterschied hierzu bilden Söldner, die keinen
unmittelbaren Bezug zu dem Land haben
müssen, für das sie kämpfe, sondern
für die das Soldatensein ein Beruf ist. Fragt
man heute einen deutschen Soldaten nach
seiner Motivation, wird er oft zweites betonen,
da ersteres als verwerflich gilt und er
mit dienstlichen Konsequenzen zu rechnen
hat. Daher steht erste Gruppe für das Volk
und zweite Gruppe für die Regierung. Söldner
können dementsprechend problemlos
auch gegen das von dem Staat der Idee
nach zu repräsentierende Volk und für im
Volk unpopoläre Kriege eingesetzt werden.
Jedoch bergen Söldner für die Regierung
die Gefahr, daß sich die Söldner gegen sie
wendet, wenn sie nicht entsprechend entlohnt
werden. Für Rom und viele mittelalterliche
Fürsten war dies der Untergang.
Entscheidene Kriegsfaktoren
Wie führt man einen Krieg aus? Hier ist zu
unterscheiden, welches Ziel man verfolgt:
Brutale Kriege mit vielen Opfern unter der
Zivilbevölkerung ereignen sich zumeist,
wenn man eine expansive Politik betreibt,
weniger zivile Opfer ereignen sich, wenn
die zivile Gruppe als Teil der Eigenen gesehen
wird. Am Russischen Bürgerkrieg kann
man ersteres gut ablesen. Er mußte entsprechend
blutig und mit Terror geführt
werden, weil beide Seiten keinen entsprechenden
Rückhalt beim Volk hatten und
sich erst „ihr Volk“ bilden mußten. Vergewaltigungen,
Massenhinrichtungen und
Verbannungen sind daher nicht als Neben-
Heft 1 - 2015 37
Burschenschaftliche
Blätter
erscheinungen zu verstehen, sondern als
unumgängliche militärische Machtmittel.
Die deutschen Einigungskriege des 19.
Jahrhunderts sind ein gutes Beispiel für die
Schonung der Zivilbevölkerung, die man in
seinen künftigen Staat zu integrieren
wünschte.
Mischt man aber beide Faktoren, muß der
Krieg langfristig scheitern. Die Sowjetunion
scheiterte in Afghanistan, die USA im Irak.
Beides aus dem Grund, weil man die Zivilbevölkerung
zu sehr schonte, aber expansive
Politik betrieb. Auch scheiterte der Vietnamkrieg
für den Süden und die USA,
weil man genau das Gegenteil tat, man
produzierte massenhaft zivile Opfer, wollte
aber defensiv agieren. Man sieht also, daß
Kriege nicht nach dem Prinzip der Schonung
der Zivilbevölkerung funktionieren –
wie es uns eine ominöse „Weltgemeinschaft“
à la UN suggerieren möchte – sondern
nach den Zielen zu unterscheiden
sind. Ein Moralkodex kann daher nicht allumfassend
gelten, da nicht für jede Seite
die Erreichung ihrer Ziele mit Schonung der
Zivilbevölkerung möglich ist. Auch wenn
ein Amerika, daß die Indianer ausrottete,
dies von ihnen nicht genehmen Kriegsparteien
verlangt, ohne sich selbst daran zu
halten. Auch kann eine andere Kriegspartei
nicht dafür bestraft werden, ein Krieg nach
seinen Maßstäben, und nicht nach den
Maßstäben der Gegner geführt zu haben.
Ein Krieg ist eine bilaterale Angelegenheit,
beide Seiten verhalten sich ähnlich der anderen.
Tritt eine dritte Seite im Krieg auf,
muß dieser Krieg nicht zwangsläufg nach
den gleichen Maßstäben wie der andere
geführt werden. Hierfür ist der Zweite Weltkrieg
das beste Beispiel. Während man im
Westen die Zivilbevölkerung schonte und
Kriegsgefangene nach der Haager Landkriegsordnung
behandelte, mußte im
Osten der Krieg auf dem Rücken der Zivilbevölkerung
ausgetragen werden und
Kriegsgefangene wie Verbrecher behandelt
werden, weil beide Seiten expansiv
agierten, also nach ihrer Doktrin logisch
vorgingen.
Daher waren die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse
eine Farce, weil dem Verhalten
im Krieg zufolge nur die Sowjetunion
berechtigt war, expansiv zu urteilen.
Die Westmächte handelten nur in selbstherrlicher
und infamer Siegerjustiz. Daher
auch die Nachkriegszeit, die Sowjets mußten
logischerweise eine Zeit Terror und
Verwüstung in Deutschland verbreiten,
aber reichten dann dem deutschen Volk
die Hand mit den Worten: „Die Vergangenheit
ist vergessen, laßt uns neu beginnen.“
Für die Westallierten galt jedoch der
Vorsatz: „Wir schonen euch, aber die Vergangenheit
werden wir euch ewig vorwerfen!“
Die ähnliche Idee, die der Versailler
Vertrag hatte: den Gegner auf ewig
niederhalten und ihn zur Rache zu zwingen,
da er täglich an die Schmach erinnert
wird.
Der dritte Weg scheitert
Und wie behandelt man die Träger des
Krieges im eigenen Land? Auch hier gibt
es zwei verschiedene Ansätze: Vertrauen
und Mißtrauen. Für die Idee des Vertrauens
kann man die deutsche Kriegsführung
im Zweiten Weltkrieg heranziehen. Man
unterhielt eine möglichst kleine Gestapo
um Widerstände im eigenen Volk zu erkennen
und versuchte politische Gegner
umzuerziehen. Nicht-Integrationsmögliche
wurden hingegen isoliert und entfernt.
Der Galgenbaum – Zeitgenössische Darstellung von Kriegsgräueln während des Dreißigjährigen Krieges des
französischen Zeichners Jacques Callot (1632).
Dadurch war der Rückhalt beim Volk gegeben,
aber es waren auch Attentate wie
das vom 20. Juli 1944 auf den deutschen
Reichskanzler möglich. Der Preis hierfür
war die konsequente Konzentration auf
die eigene Gruppe und die lückenlose
Versorgung mit Konsumgütern. Anders
machte es die Sowjetunion. Von Anfang
an war der Staat auf einen totalen Krieg
ausgerichtet, die Versogung mit Konsumgütern
war immer der Kriegswirtschaft untergeordnet.
Der Staat konnte die Rüstung
und Modernisierung des Landes somit maxieren,
mußte aber im Gegenzug einen
hohen Aufwand zur Kontrolle des eigenen
Volkes aufwenden: das Prinzip des
Mißtrauens. Man mußte Soldaten und Zivilisten,
die sich ohne ausdrücklichen Befehl
zeitweise in Feindesland aufgehalten hatten,
als Diversanten ansehen und auch
massenhaft Erschiessungen und Deportationen
durchführen, um die Ordnung aufrecht
zu halten. Beide Ideen funktionieren.
Die USA jedoch versucht einen dritten
Weg, das Volk konsequent zu überwachen,
ihm Mißtrauen gegenüber zu hegen,
und die Produktion zu maximieren, das
Volk aber auch mit Konsumgütern zu überfluten.
Volkswirtschaftlich gesehen muß
dies zum Wirtschaftskollaps führen. Dann
kann auch kein Krieg mehr geführt werden.
Zusammenfassend kann man sagen, daß
es nicht um die Frage geht, ob Kriege geführt
werden, sondern wie. Denn daß
Kriege geführt werden, haben die letzten
Jahre gezeigt und es liegt auch in der
menschlichen Natur. Es gibt Menschen mit
Idealen, nur nicht alle Ideale sind miteinander
zu vereinbaren. Daher gibt es
Kriege. Aber ein Krieg wird gegen Organisationsformen
geführt, nicht gegen einen
Terrorismus. Ein solcher ist nicht möglich,
dies ist nur ein Kampf gegen Luftschlößer.
Der Konflikt um den Islam in Europa ist daher
nicht als Terrorismus anzusehen, sondern
als Teil eines Freischärlertums – zwischen
den Leuten, die Europa in einer traditionellen
Form erhalten wollen und den
„Erneuerern“, die sich neben vielen anderen
Ideen auch dem des Islamismus bedienen.
Für beide Seite ist die Auffassung soldatisch
zu denken und zu handeln gegeben,
nur eine dritte Gruppe sieht dies
nicht so, die Gruppe der „Träumer von
einer besseren Welt ohne Krieg“.
Umso mehr die Konflikte zunehmen, umso
mehr reden sie von weltweiten Idealen.
Im Endeffekt erreichen sie das Gegenteil:
die hochgerüsteten Staaten ver -
suchen den Krieg zu vermeiden, um ihr
Volk zu schonen, die abgerüsteten Staaten
provozieren mit ihrer Haltung den Krieg.
Daher ist ein wehrhaftes Volk der beste
Garant für den Frieden. Und auch die
Bereitschaft die Interessen seines Volkes
mit der Waffe zu schützen, ist ein gutes
Ideal.
Gerrit Winterboer
(Cheruscia Dresden 2006)
Essay
38 Heft 1 - 2015
Nachrichten
Anregung zu neuen Mensurklingen
Burschenschaftliche
Blätter
Die Fechtklinge des Paukanten ist mindestens
genauso wichtig wie das Können und
das Geschick selbst. In meiner Aktivzeit gab
es für Österreich und die südliche Bundesrepublik
einen namhaften Klingenhersteller,
den alle Verbindungen kannten und der
qualitativ hochwertige Klingen für den
Pauk- und Mensurbetrieb anfertigte. Dieser
Schmied trat jedoch vor wenigen Jahren
seinen wohlverdienten Ruhestand an, wodurch
es zu Engpässen kam.
Dies führte dazu, dass viele metallverarbeitende
Betriebe begannen Pauk- und Mensurklingen
auf eigene Faust zu konstruieren
und herzustellen, ohne jedoch die relevanten
Anforderungen für eine Klinge genauer
zu kennen. Dadurch entstand ein Wildwuchs
an Klingen, der durch verschiedenste
Querschnittsformen, Längen, Schliffe
und vor allem Ausgangsmaterialien gekennzeichnet
waren. Es kam vor, dass Paukklingen
bereits nach wenigen Paukstunden
sprichwörtlich zerbröselten oder dass Mensurklingen
nach wenigen Gängen unbrauchbar
wurden.
Sollte die Klinge materialtechnisch versagen,
ist dies zwar finanziell relevant, schlimmer
ist jedoch die erhöhte und unberechenbare
Verletzungsgefahr durch minderwertige
Mensurklingen. Eines der Hauptprobleme
war eine zu weiche Klinge, die
sich entlang ihrer Achse verdrehte. Falsche
Härtemedien, Oberflächenentkohlung und
schlecht gewählte Glühzeiten verschlimmerten
oftmals das Problem. Der fehlende
Bezug der Hersteller zum akademischen
Fechten wurde augenscheinlich.
Um unnötige, schwere Verletzungen in Zukunft
zu vermeiden, den Klingenwildwuchs
einzudämmen, sowie dem Unparteiischen
seine Klingeninspektion zu erleichtern, sollten
in Zukunft die Klingen ganz genau spezifiziert
werden und mit einer Art DB-Siegel
„Zugelassen für Mensuren“ gekennzeichnet
werden. Die DB müsste einen genauen
Anforderungskatalog (Abmaße, Härte,
Schliff, Querschnitt, Gewicht) für qualitativ
hochwertige Mensurklingen entwerfen und
gemeinsam mit einem Hersteller umsetzen.
Natürlich sollen die namhaften Couleurhändler
eingebunden werden.
Natürlich hat jeder Studienort und jeder
Comment bezüglich der Klingen seine Eigenheiten.
Trotzdem sollte man damit beginnen,
die Klingen gewichtsmäßig einzuteilen:
Innerhalb der DB soll es in Zukunft
einheitlich vier genau definierte Gewichtsklassen
(0-1-2-3) geben. Auch durch einen
einheitlichen Querschnitt, ist das Schleifen
verschiedener Winkel (30°-45°-60°) zukünftig
möglich.
Wenn die DB es schafft, sich auf definierte
Klingen zu einigen, könnte das Risiko komplizierter
Schmisse zumindest stark reduziert
werden. Es muss im Sinne jeder schlagenden
Verbindung sein, seinen Paukanten
bestmöglich vor vermeidbaren Verletzungen
zu schützen – dazu zählt vor allem
hochwertiges und qualitatives Klingenmaterial.
Armin Krenn (Burschenschaft Wiking zu
Mödling)
Zur Person:
Armin Krenn, Alter Herr der Burschenschaft
Wiking zu Mödling und Student
der Werkstoffwissenschaft/Metallurgie
an der Montanuniversität Leoben, beschäftigt
sich seit einiger Zeit mit der
Herstellung, Optimierung und dem Verkauf
von Klingen für den akademischen
Fechtbedarf.
Anfragen und weitere Informationen
unter :
armin.krenn@stud.unileoben.ac.at
oder +43 660 6529406
Heft 1 - 2015 39
Burschenschaftliche
Blätter
Rezensionen
„Die Ausländer“
Mit „Die Ausländer. Warum es immer
mehr werden“ erscheint die fünfte Ausgabe
der „Anstoß“-Schriftenreihe des Jugendmagazins
Blaue Narzisse. BN-Mitbegründer
Felix Menzel greift hier ein vermeintlich
klassisches Thema „rechter“ Autoren
auf. Er wagt es jedoch Perspektiven
einzunehmen, die gerade im konservativen
oder rechten Spektrum oftmals vernachlässigt
werden. Menzel beschäftigt
sich nicht vorrangig mit Existenzängsten
oder prangert die Auswirkungen von Migration
an. Vielmehr stellt er die Frage
nach den Ursachen der weltweit expandierenden
Migrationsströme und dem Umgang
mit diesen. Durchweg beschäftigt
sich Menzel auch mit anderen Autoren
oder Migrationsforschern aus unterschiedlichen
Bereichen. Ganz gleich, ob er deren
Thesen oder Prognosen unterstützt oder
ablehnt, unterstreicht er seine Haltung
stets mit Zahlen und Fakten. Genau dieser
Ansatz macht das Büchlein zu keinem politischen
Pamphlet, sondern führt dem Leser
die Ausmaße der Migrationsproblematik
vor Augen. Menzel betreibt hier keine
Panikmache, aber belegt, daß Europa
selbst bei den optimistischsten Prognosen
nicht nur wirtschaftspolitisch vor einer seiner
größten Herausforderungen steht.
Und daß die Lösung nicht die Forderung
nach einer „Festung Europa“ sein kann,
die ihre Verantwortung in der Weltpolitik
von sich weist. Ob Flüchtlingsbewegungen
oder Wirtschaftsmigration – die
Gründe hierfür sind global und haben –
auch – europäische Ursprünge. Wer eine
Lösung für sie finden möchte, kommt nicht
umher, sie auch aus einer weltpolitischen
Perspektive zu betrachten.
Menzel hinterfragt gar die westliche Interpretation
der Menschenrechte und stellt
diesen das Konzept eines „menschlichen
Minimums“ entgegen. Ob dieser sehr
theoretische Ansatz realpolitisch umsetzbar
und hinsichtlich seines Problemlösungsansatzes
überhaupt praktikabel ist, darf diskutiert
werden. Aber es sind eben jene Thesen,
mit denen das Buch dazu anregt, migrationspolitische
Normen und Strukturen
und auch die Ansätze des Autors zu hinterfragen.
Rezensionen
Der umfangreichste Teil ist konkreten Problemfeldern
gewidmet, die nicht zuletzt
auch gerne von Einwanderungsbefürwortern
thematisiert werden. Ob „Fachkräftemangel“
oder „Überalterung“ – Menzel negiert
keines dieser Probleme. Aber er argumentiert,
warum diese Probleme nicht
durch Einwanderung gelöst werden können.
Die Lösungsansätze der Migra -
tionsbefürworter führten hingegen, neben
wenigen Ausnahmen, vielmehr zur Verschlechterung
der Lage aller Parteien.
Es wird deutlich, daß die Migration nicht
mit einfachen Lösungen zu behandeln ist.
Dies wird anhand verschiedener Ansätze
deutlich, welche Menzel präsentiert. Auch
wenn seine Lösungsansätze teilweise zu
abstrakt erscheinen und nicht immer konsequent
genug wirken. Doch es ist auch
nicht die Absicht Menzels, ein minuziös
geplantes politisches Programm zu präsentieren.
Vielmehr wird das Büchlein „Die
Ausländer“ dem Anspruch der BN-Schriftenreihe
gerecht und liefert Denkanstöße.
Denkanstöße, die im hier behandelten Politikfeld
gerade im konservativen Spektrum
notwendig sein dürften.
Marcel Grauf (Germania Marburg 2010)
Menno Aden:
„Deutsche Fürsten auf
fremden Thronen“
Dem ein oder anderen Jura-Studenten eher
durch seine rechtswissenschaftlichen Veröffentlichungen
bekannt, beschäftigt sich der
Wirtschaftsjurist Menno Aden auch mit historischen
Themen. Sein jüngstes Werk,
„Deutsche Fürsten auf Fremden Thronen –
Das europäische Netzwerk des Hochadels
bis 1914“, beschäftigt sich mit der Bedeutung
des deutschen Hochadels in den Herrscherhäusern
Europas.
Adens zentrale These lautet: Zu Anbruch des
20. Jahrhunderts saßen auf nahezu allen
wichtigen Thronen Monarchen deutscher
Fürstenhäuser. So regierten 1914 zum Beispiel
die Häuser Holstein-Gottdorf in Rußland,
Sachsen-Coburgs in Großbritannien
oder Oldenburgs in Dänemark. Die hohe
Zahl Adeliger deutscher Abstammung im
Ausland erklärt sich aus dem „Prinzip der
Ebenbürtigkeit“: Ein Mitglied des Hochadels
konnte nur heiraten, wenn der Partner
einer als gleichrangig betrachteten Familie
angehörte. Deutschland war aufgrund seiner
Zersplitterung in Kleinstaaten mit eigenen
Fürstentümern besonders geeignet, angemessene
Heiratskandidaten zu stellen.
Durch die Reformation konnte außerdem sowohl
in katholische wie reformierte Herrscherhäuser
eingeheiratet werden.
Durch Familienbande und ein enges Geflecht
gegenseitiger Beziehungen war der
Menno Aden: Deutsche Fürsten auf
Fremden Thronen – Das europäische
Netzwerk des Hochadels bis 1914.
Verlag Druffel & Vowinckel, gebunden,
256 Seiten. ISBN-13: 978-
3806112412
Europäische, und mehrheitlich deutsche
geprägte Hochadel, um die Jahrhundertwende
zu dem diplomatischen und politischem
Netzwerk auf dem Kontinent geworden.
Den heraufdämmernden Weltkrieg
konnte es dennoch nicht verhindern. Im
Gegenteil verleitete der aufkommende Nationalismus
europäische Monarchen deutsche
Herkunft dazu, ihr Deutschtum zu verleugnen,
um so den vermeintlichen Makel
ihrer Abstammung zu kompensieren. Die
Umbenennung des Hauses Sachsen-Coburg
in Windsor 1917 folgt dann dieser
Entwicklung, die einer Deeskalation auf internationalem
Parkett sicher nicht half.
Das Buch ist in zwei Teile strukturiert. Den
ersten Abschnitt nimmt eine Darstellung
der Situation und Geschichte des Hochadels
bis 1914 ein und erklärt Funktionsweise
und Regeln dieser abgeschlossenen
Gemeinschaft. Im Weiteren erläutert Aden
chronologisch die Entwicklung der Thronhäuser
jeweils in den einzelnen Ländern
und auf den „vergessenen Thronen“ wie
Polen, Korsika oder Kurland. Den Anhang
bilden Tabellen über die Staatsformen und
jeweiligen Herrscherhäuser Europas.
Der Leser merkt Aden den Juristen an,
wenn er zum Beispiel unter Rückgriff auf die
„lex salica“ erläutert, warum das Erbrecht
für einen Thron ausschließlich über erstgeborene
Söhne und dann über andere
männliche Verwandte des Inhabers weitergibt.
Insgesamt ist das Buch ein solides
Grundlagenwerk europäischer Geschichte.
Die wechselvolle Geschichte der Dynastien
wird nicht heruntergespult, sondern durch
viele Einlassungen, Abbildungen und Erläuterungen
im historistischen Kontext geschildert.
Moritz Schellenberg (Hamburger Burschenschaft
Germania 2014)
40 Heft 1 - 2015
Rezensionen / Unsere Toten
Das Vermächtnis des
Richters Herbert Pautz
Wieso sollte man die Familienchronik einer
Person lesen, mit der man weder in irgendeiner
Beziehung steht, noch daß es sich um
eine historisch bedeutsame Persönlichkeit
handelt?
Zumindest in diesem Fall lautet die Antwort:
weil man nicht nur als Außenstehender
Einblicke in die Geschichte der Familie
sowie in die Gedankenwelt des Herbert
Pautz bekommt, sondern vor allem, weil
hier die politischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts
aus Sicht eines einfachen Bürgers
geschildert werden.
„Ein Augenzeuge ist so wertvoll, wie zehn
Berichte aus zweiter Hand“, sagte der römische
Dichter Titus Maccius Plautus einst.
Der Augenzeuge Herbert Pautz berichtet
klar und ehrlich – heute würde man wohl an
einigen Stellen sagen „politisch-unkorrekt“.
Lobt er doch rückblickend auf seine
Jugend die Pracht des alten deutschen Kaiserreiches
und offenbart, daß die 20er Jahren
vor allem eines nicht waren für die meisten
Deutschen – golden. Positiv in jener
Zeit hebt er jedoch seine Studienzeit hervor.
So war der angehende Jurist Pautz bei
der Berliner Burschenschaft Sigambria
Charlottenburg sowie später bei Rhenannia
Burschenschaftliche
Blätter
Halle aktiv. „Seine Ehre hatte der Burschenschafter
damals noch mit der Waffe zu verteidigen“,
schreibt Pautz, „und Ehre – mit
der Waffe verteidigt – wiegt schwer. Wer
das nicht wollte, brauchte ja nicht eintreten.“
Insbesondere vermittelt die Beschreibung
der Zwischenkriegsjahre einiges über
die politische Situation der damaligen Zeit.
Seine Kriegserlebnisse und die Vertreibung
seiner Familie aus den Ostgebieben werden
anschließend ebenso beschrieben sowie
politische Vorkommnisse und Veränderungen
kommentiert: „In Österreich, einem
der Kernländer des alten deutschen Reiches,
hat man den 'österreichischen Menschen'
erfunden, als ob die Österreicher
nicht ebenso gut Deutsche wären wie wir.“
Insgesamt ist „Das Vermächtnis des Richters
Herbert Pautz“ angenehm-amüsant zu
lesen. Nicht nur, weil der Rezensionist einige
bekannte Orte darin wiederfand. Für
den außenstehenden Leser können einzelne
Passagen etwas langatmig wirken, so
wird der Familienstammbaum doch sehr
Detail-verliebt aufgeschlüsselt und kommentiert.
Dennoch bleibt diese sympathische
Chronik im Gedächtnis, vermittelt sie
doch manchmal den Eindruck, man säße
bei Großvater Pautz auf dem Schoß und
bekommt die Geschichte lebendig vermittelt.
✟
Dieter Kaul (Germania Marburg), Studiendirektor a.D., verstorben in Remscheid am 24. Dezember 2010
Unsere Toten
Martin Dippel (Germania Marburg), Pfarrer a.D., verstorben in Kassel am 22. Januar 2011
Gerd Sümenicht (Germania Marburg), Studiendirektor a.D., verstorben in Hannover am 6. Dezember 2011
Günter Schmidt VI (Germania Marburg), Studienrat a.D., verstorben in Marburg am 9 Dezember 2011
Dr. rer.pol. Hans-Joachim Lorenz (Hansea Hamburg, Hansea-Alemannia Hamburg), Diplom-Betriebswirt, verstorben in Hue,
Vietnam, am 28. Oktober 2013
Udo Themar (Alemannia Straßburg zu Hamburg, Hansea-Alemannia Hamburg), Rechtsanwalt u. Notar a.D., verstorben zu Ahrensburg
am 3. November 2014
Dr. med. Dr. med. dent Herbert Stoppelhaar (Alemannia Straßburg zu Hamburg, Hansea-Alemannia Hamburg), praktischer Arzt,
verstorben in Wolfsburg-Vorsfelde am 18. November 2014
Johann Peter Meyer (Alemannia Straßburg zu Hamburg, Hansea-Alemannia Hamburg), Realschulrektor a.D., verstorben zu
Scheeßel am 18. Februar 2015
Dipl.-Ing. Rainer Overlack (Libertas Brünn zu Aachen), verstorben in Bottrop am 23. Februar 2015
Dipl.-Volkswirt Hartmut Pratschke (Suditia München 1964), Geschäftsführer, verstorben in Taino/Italien am 11. Februar 2015
Heft 1 - 2015 41
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Stammtisch der VAB Starnberg
Der VAB-Stammtisch findet von nun an jeden
zweiten Freitag im Monat, ab 19 Uhr im
„Gasthaus in der Au“, Josef-Jägerhuber-
Straße 15 in 82319 Starnberg statt.
Peter Rochell (Arminia Hannover)
Anschriften der Burschenschaftlichen Amtsstellen
1. Deutsche Burschschaft
Vertreten durch die Vorsitzende Burschenschaft,
siehe unter Herausgeber im Impressum.
Verbandsobmann für Hochschul- und allgemeine Politik
Patrick Koerner (Brixia Innsbruck),
Innstrasse 18, A-6020 Innsbruck
Telefon: +43 (0)650 3245591,
E-Post: politik@burschenschaft.de
Verbandsobmann für Nachwuchswerbung und Sport
Fritz Hoewer (Germania Köln),
Bayenthalgürtel 3, D-50968 Köln,
Telefon: +49 (0)157 38836135,
E-Post: nachwuchs@burschenschaft.de
Beisitzer im Verbandsrat
Dr. Wilhelm Haase (Saxo-Silesia Freiburg),
Detmolder Straße 52 a, 33813 Oerlinghausen,
Telefon: +49 (0)5202 5230,
E-Post: beisitzer@burschenschaft.de
Beisitzer im Verbandsrat
Daniel Stock (Stauffia München),
c/o Münchener Burschenschaft Stauffia,
Stollbergstraße 16, D-80539 München,
E-Post: beisitzer@burschenschaft.de
Schatzmeister
Volker-Ralf Lange (ABB Raczeks Bonn),
Drachenfelsstraße 35, D-53757 Sankt Augustin
Telefon: +49 (0)171 7799000
E-Post: schatzmeister@burschenschaft.de
Konto
Deutsche Burschenschaft,
Raiffeisenbank Sankt Augustin,
IBAN: DE48 3706 9707 1007 0190 13,
BIC: GENODED1SAM
Vorsitzender des Rechtsausschusses
der Deutschen Burschenschaft
Christian Balzer (Rheinfranken Marburg),
Barmer Straße 4, D-40545 Düsseldorf,
Telefon: +49 (0)176 22365876,
E-Post: rechtsausschuss@burschenschaft.de
Referent für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Walter Tributsch (Teutonia Wien),
Landstraßer Hauptstraße 4, A-1030 Wien,
Telefon: +43 (0)676 7379745,
E-Post: presse@burschenschaft.de
2. Verband der Vereinigungen Alter Burschenschafter
(VVAB)
Vorort des VVAB: Vereinigung Alter Burschenschafter
Oberösterreich zu Linz
Vorsitzender: Arch. Dipl.-Ing. Paul-Ernst Huppert (Suevia
Innsbruck, Arminia Czernowitz zu Linz),
Tel. +43 (0)664 5528515,
Kassenwart: Mag. Wolfgang Rochowanski (Oberöster -
reicher Germanen zu Wien), Tel. +43 (0)650 7222332,
Kanzleiadresse: Rechtsanwälte Klicnik Lang,
Taubenmarkt 1 / Domgasse 22, A-4020 Linz
Über die E-Post-Adresse obmann@burschenschafter
turm.at werden alle Amtsträger des Vorortes parallel erreicht.
3. Bund Chilenischer Burschenschaften (BCB)
B! Vulkania zu Valdivia
Los Manzanos 040, CL-5110665 – Valdivia, CHILE
info@bcb.cl
4. Burschenschaftlicher Verein für nationale
Minderheiten
Vorsitzender: Dr. Bruno Burchhart (Olympia Wien),
A-9184 St. Jakob i. Ros. 130, Tel.: +43 (0)664 9163853,
E-Post: minderheiten@burschenschaft.de
5. Burschenschaftsdenkmalverein in Eisenach
Vorsitzender: Dr. Marc Natusch (Cheruscia Dresden,
Rheinfranken Marburg), Leiblweg 12, D-70192 Stuttgart,
Tel. +49 / (0)711 82086679, Fax +49 (0)711 82086683,
E-Post: post@marc-natusch.de
6. Denkmalerhaltungsverein Eisenach e.V.
Thomas Mayer-Steudte (Normannia Heidelberg),
Auf dem Hundshövel 6, D-46446 Emmerich am Rhein,
Telefon: +49 (0)172 2093255,
E-Post: thomas.mayer-steudte@t-online.de
7. Sonstige burschenschaftliche Amtsstellen
Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung
e.V.
Vorsitzender: Dr. Klaus Oldenhage (Norddeutsche und
Niedersachsen, Germania Trier), Bismarckstr. 9–11,
D-56068 Koblenz, Tel. +49 (0)261 36256,
E-Post: k.oldenhage@online.de
1. Stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister:
Hans-Jürgen Schlicher (Alemannia München, Germania Trier)
Am Zieglerberg 10, D-92331 Lupburg-Degerndorf,
Tel. +49 (0)9492 6168, Fax +49 / (0)9492 7449,
E-Post: hans-juergen.schlicher@gmx.de,
Bankverbindung: Gesellschaft für burschenschaftliche
Geschichtsforschung e.V., BW-Bank Stuttgart,
Konto-Nr.: 4 320 061, BLZ: 600 501 01,
IBAN: DE37 6005 0101 0004 3200 61, BIC: SOLADEST600
2. Stellvertretender Vorsitzender und Schriftenempfänger:
Dr. Frank Grobe M.A. (Teutonia Aachen),
Dotzheimer Straße 56, 65197 Wiesbaden,
Tel.: +49 (0)176 20123495,
E-Post: frank.grobe@gmx.de
8. Archiv und Bücherei der Deutschen Burschenschaft
PD. Dr. Dr. Harald Lönnecker (Normannia-Leipzig zu Marburg,
Normannia Leipzig, Germania Kassel, Ghibellinia zu
Prag in Saarbrücken EM, S! Normannia-Danzig Braunschweig
EM)
Bundesarchiv, Potsdamer Straße 1, D-56075 Koblenz,
Tel. +49 (0)172 4255965,
E-Post: archiv@burschenschaft.de
42 Heft 1 - 2015
Burschenschaftliche
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