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Was bereitet Ihnen persönlich,<br />

allen organisatorischen und kuratorischen<br />

Herausforderungen<br />

zum Trotz, die größte Freude?<br />

Es ist beglückend, an der Verwirklichung<br />

einer Vision mitwirken zu dürfen, etwas<br />

zu gestalten, das von Dauer und von Wert<br />

für die Gesellschaft ist. Ich bin sehr dankbar<br />

für die große Unterstützung, die wir<br />

aus der Bürgerschaft und von vielen Interessierten<br />

erhalten und für die wunderbare<br />

Arbeit meines Teams. Alle ziehen an<br />

einem Strang in dieser Stadt, das Unmögliche<br />

wird möglich.<br />

Wie würden Sie die<br />

42 Mentalität der Mannheimer<br />

Bürger beschreiben?<br />

Mannheim ist eine jener Städte, die ihre<br />

Qualitäten erst auf den zweiten Blick<br />

enthüllen, dann einen aber umso länger<br />

gefangen nehmen. Mannheim hat großen<br />

Charme und gleichzeitig etwas Raues.<br />

Stark ausgeprägt ist der Drang, Neues zu<br />

wagen und sich selbst in Bewegung zu<br />

setzen. Eine typische Einstellung ist, erst<br />

einmal mit einer Sache zu starten und<br />

dann zu schauen, was verbessert werden<br />

kann. Das gefällt mir.<br />

Wenn Sie drei Wünsche<br />

frei hätten, was würden<br />

Sie sich wünschen?<br />

Auch wenn es vermessen klingt, wünsche ich mir dreimal,<br />

dass die Kunsthalle Mannheim jene internationale<br />

Pionierstellung zurückgewinnt, die sie in den ersten<br />

Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auszeichnete. Auch<br />

heute gilt es, in drei Bereichen Maßstäbe zu setzen: im<br />

kontinuierlichen Sammeln von Kunst, die ihre volle Wirkung<br />

erst in der Zukunft entfaltet, beim Programmieren<br />

von brisanten Ausstellungen und beim Initiieren von<br />

geistigen Impulsen, die Geschichte schreiben (wie die<br />

Neue Sachlichkeit 1925).<br />

Und so ganz persönlich?<br />

Es gibt da diese Geschichte: Zur Wiege<br />

des berühmten Kunsthistorikers Erwin<br />

Panofsky eilen drei Feen. Statt der<br />

Schönheitsfee, die zu spät kommt, verspricht<br />

eine wichtigere Fee dem späteren<br />

Begründer der Ikonographie, dass<br />

er „das Buch immer an der richtigen<br />

Stelle aufschlagen werde“. Dieses Gespür<br />

für den richtigen Moment und<br />

die notwendigen Mittel dazu, das wär’s.<br />

Warum ist Kunst Ihnen<br />

persönlich wichtig?<br />

Wenn ich mir vorstelle, dass in ein Werk ein ganzes<br />

Leben einfließt, dass der Künstler alles von<br />

sich hineingibt, dann wird es zu einem riesigen<br />

Privileg, sich das aneignen, daran teilhaben zu<br />

dürfen. Kunst ist wie eine Batterie, ein Speicher<br />

von Zeit, Erfahrung, Zweifeln, Gewissheiten, Glück.<br />

Wenn ich da andocke, werde ich um so viel reicher.<br />

Darum geht bei mir ohne Kunst nichts.<br />

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