Begleitend zu den Reden von Friedensnobelpreisträgern in der Frauenkirche Dresden findet ein Schülerwettbewerb statt. 2016 stellte der Botschafter Dr. Mohamed ElBaradei die Wettbewerbsaufgabe und traf am Tag seiner Rede drei Preisträgergruppen.
Friedensnobelpreisträger
in der Frauenkirche Dresden
18. März 2014
MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN | 1
24 | MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN
»Friedenswettbewerb«
Sächsische Schülerinnen und Schüler wurden zu einem Ideenwettbewerb eingeladen
Der Friedensnobelpreis ist Auszeichnung für eine Lebensleistung.
Einzelpersonen oder Organisationen werden für
einen Impuls gewürdigt, der herausragend für das friedliche
Zusammenleben zwischen Menschen dieser Welt gewirkt
hat. Der Preis ist rückblickend eine Anerkennung für Geleistetes
und vorausblickend eine Verpflichtung. Schülerinnen
und Schüler suchen ihr Leben zu gestalten. Dabei spielt die
Ausbildung in der Schule eine wesentliche Rolle. Sensibilität
für Friedensfragen kann in unterschiedlichen Fächern inhaltlich
entwickelt werden. Junge Menschen denken und kommunizieren
in der Regel weltweit und stehen zugleich vor
der Herausforderung ihr persönliches Lebensumfeld sinnvoll
und friedlich zu gestalten. Die Erfahrung, dass das persönliche
Engagement Beachtung findet und Wirkungen entfalten
kann, die weit über das individuelle Umfeld hinausreichen, ist
kostbar. Nicht zuletzt sind es auch persönliche Vorbilder, an
denen sich Schülerinnen und Schüler orientieren. Inhalte vermitteln
sich nachhaltiger, wenn sie mit Emotionen verbunden
werden können. Persönliche Wertschätzung und menschliche
Begegnungen spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Insofern liegt es nahe, Friedensnobelpreisträger unmittelbar
mit jungen Menschen in Verbindung zu bringen. Für beide
kann die Begegnung im besten Fall eine Bereicherung sein.
Im Zusammenwirken mit dem Sächsischen Staatsministerium
für Kultus konnte durch die Stiftung Frauenkirche ein Schülerwettbewerb
ausgelobt werden, der die Rede des Friedensnobelpreisträgers
Dr. Mohamed ElBaradei inhaltlich flankiert
und im Blick auf die Situationen von jungen Menschen
heute aktualisiert. Eine Welt ohne Nuklearwaffen – Illusion
oder Auftrag an die junge Generation in dieser Welt? Mit
dieser Frage beschäftigten sich Schulklassen und kleine
Arbeitsgemeinschaften auf Anregung des Friedensnobelpreisträgers
im Vorfeld der Rede. Ziel ist es, Jugendliche nicht nur
in besonderer Weise zur Rede des Friedensnobelpreisträgers
in die Frauenkirche einzuladen, sondern sie am histo rischen
Ort der Verwundung und Versöhnung als Partner auf Augen -
höhe am politischen Diskurs mit namhaften Politikern teilhaben
zu lassen. Der Preis für die Siegergruppen war bewusst nicht
die Füllung der Klassenkasse, sondern ein ideeller Wert: Ein
Tag an der Dresdner Frauenkirche, der in einem gesonderten
Format die Geschichte und Botschaft dieser Kirche erleben
lässt, Möglichkeiten eröffnet, andere Schülerinnen und
Schüler mit ihren Ideen kennenzulernen, gemeinsam zu essen
und zu entdecken, und auf kreative Weise die Fragen und
Interessen zu entwickeln, die man am Abend im exklusiven
Gespräch mit dem Friedensnobelpreisträger erörtern will.
Die Gedanken und Wünsche der jungen Menschen für eine
friedvolle Zukunft fanden in einer transparenten »Wunsch-
Welt« Platz, die in den zukünftigen Jahren in der Frauen -
kirche ausgestellt sein wird, als Ansporn zur Friedensarbeit. Die
persönliche Würdigung der Schülerinnen und Schüler durch
die hochrangig besetzte Jury und den Ministerpräsidenten
bot eine gute Grundlage für ein beiderseitig wertschätzendes
und interessiertes Gespräch zwischen dem Friedensnobelpreisträger
und den ausgezeichneten Schülergruppen. Das ge -
schützte Format eines nichtöffentlichen Gesprächs für zwei
Stunden in der Unterkirche unmittelbar vor dem öffentlichen
Vortrag im Hauptraum eröffnete die exklusive Möglichkeit,
Dr. ElBaradei nicht nur als politischen Akteur vor dem Hintergrund
seiner Lebensleistung kennenzulernen, sondern auch
als Menschen wie du und ich mit Hoffnungen, Enttäuschungen
und Idealen.
Holger Treutmann, Pfarrer der Frauenkirche
MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN | 25
Die Siegerbeiträge
des Schülerwettbewerbs
125 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten dem Aufruf
der Stiftung Frauenkirche Dresden am Friedenswettbewerb
»Schüler treffen Friedensnobelpreisträger in der Frauenkirche
Dresden« teilzunehmen. Dr. Mohamed ElBaradei fragte: »Eine
Welt ohne Nuklearwaffen – Illusion oder Auftrag an die junge
Generation in dieser Welt?« und rief die Schülerinnen und
Schüler auf, sich intensiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen
und ihre Wünsche, Ängste, Ideen und Lösungsansätze
vorzustellen. Die Stiftung Frauenkirche Dresden erreichten Beiträge
u.a. in Form von Film, Hörspiel und Schülerzeitung. Die
drei Jurymitglieder lobten das Engagement der Teilnehmenden
und die hohe Qualität der Einreichungen. Besonders wurde
die Kreativität hervorgehoben, mit der die Schülerinnen
und Schüler einerseits die Gründe für das Streben nach Atomwaffen
darstellten und zugleich die Folgen des Besitzes für die
internationale Sicherheit und einen möglichen Einsatz dabei
nicht außer Acht ließen. Anders als noch in den 1980er Jahren
nahmen die Schülerinnen und Schüler nicht nur eine europäische
Perspektive ein, sondern thematisierten die globalen Aspekte
der (Nicht-)Verbreitung und Möglichkeiten der Kontrolle
von Atomwaffen. Aus den dreizehn Gruppeneinreichungen
benannte die Jury drei gleichrangige Sieger, die das Wettbewerbsthema
in herausragender Weise bearbeitet hatten. Zur
Jury gehörten neben der Bundesbeauftragten für Fragen der
Abrüstung und Rüstungskontrolle, Ministerialdirigentin Antje
Leendertse, Herbert Wolff, Staatssekretär
des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus
und Dr. Oliver Meier, Stiftung Wissenschaft
und Politik am Deutschen Institut für
Internationale Politik und Sicherheit.
»Frieden statt
Bekriegen«
Auf dem Weg in eine Welt ohne Nuklearwaffen
Victoria Lê, Livia Koenitz, Charlotte Bäcker, Hannes Lienig,
Silvia Dietze, Anna Dorothea Uschner, Sophia Lehne, Nora
Hartmann, Oleksiy Bezugly, Jenny Steinert, Mei Yang, Stefanie
Pusch (Lehrerin) – Gymnasium Dresden-Plauen
In einer Spezialausgabe des fiktiven politischen Jugendmagazins
„The Road“ thematisierten die Jugendlichen die Fragestellung
des Wettbewerbs. Zunächst setzten sie sich mit der
Geschichte der Atomwaffen und den gegenwärtigen weltweiten
Standorten von Atomwaffen auseinandergesetzt und
führten im Anschluss beim »Tag der Offenen Tür« ihres Gymnasiums
eine Umfrage und Aktionen durch, um auf das Thema
aufmerksam zu machen und sich eine Meinung zu bilden.
»Das Magazin fällt durch seine sachliche Kompetenz, professionelle
Gestaltung und den überaus differenzierten Umgang
mit dem Wettbewerbsthema positiv auf. Es ist ein exzellent
recherchiertes, bestens durchdachtes Heft, das Interesse für
das Thema (nicht nur) bei Jugendlichen weckt«, so die Jury in
ihrer Begründung des Siegerbeitrages.
26 | MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN
»zehn«
Thesenanschlag
»Die Entscheidung
liegt bei Euch!«
Für eine Zukunft ohne Atomwaffen
Adrian Laugsch, Valentin Gies, Daniel Hofmann, Pia Weigel,
Helena Kieß – Evangelisches Kreuzgymnasium Dresden
Milena Hauser, Henriette Weiß, Charlotte Pech,
Victoria Tost – Evangelisches Kreuzgymnasium Dresden
Die Einreichung umfasste eine filmische Performance und ein
begleitendes Essay und thematisierte visionär zehn grundsätzliche
Thesen. »Kühn und mutig sollen zehn Thesen künden
von einer friedlicheren Welt der Sicherheit und Freiheit von
atomaren Bedrohungen der Existenz der Menschheit«.
»Neben der sehr schlüssigen Streitschrift, die Sehnsüchte,
Appelle, Bedenken und Begehren der jungen Generation
auf- und anzeigt, haben die Schülerinnen und Schüler eine
filmische Übersetzung der Worte eingereicht, die in ihrer expressiven
Symbolhaftigkeit einem apokalyptischem Aufschrei
nahekommt«, waren sich die Jurymitglieder einig. Lobend erwähnt
wurde zudem die hervorragende Filmmusik, die vom
15-jährigen Adrian Laugsch, einem der jüngsten Komponisten
in Sachsens, stammt.
»Der Beitrag wirft vor allem die Frage auf, welche Dilemmata
sowohl eine atomwaffenfreie Welt als auch das Festhalten an
Atomwaffen mit sich bringt. Eine solch differenzierte und für
den Zuschauer manchmal überraschende Analyse, verbunden
mit der Aufforderung, selbst zu entscheiden welche Welt die
bessere ist, dürfte ein nachhaltigeres Engagement für die nukleare
Abrüstung hervorbringen als plakative Warnungen vor
dem Atomkrieg«, äußerte sich die Jury in ihrer Begründung.
Die Jugendlichen reichten einen Kurzfilm ein, der über einen
historischen Überblick zur Entwicklung von Atomwaffen einen
Entwurf alternativer Zukunftsszenarien aufzeichnete.
MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN | 27
28 | MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN
Jugendliche erleben Frauenkirche
Wie haben die Schülerinnen und Schüler des Schülerwettbewerbs die Frauenkirche erfahren?
»Ich höre einen Ton aus vielen Tönen: Frieden, Frieden, wo
Gott wohnt« – die letzten Worte des Gedichts, das Christian
Lehnert 2003 anlässlich der Weihe der neuen Frauenkirchenglocken
für die Friedensglocke Jesaja schrieb, verklingen. Dicht
beieinander stehen die Jugendlichen in den beiden schmalen
Glockenstuben, vor Augen die Glocken, deren Namen und
Zier auf ihre liturgische Funktion hinweisen. Warum sich ins
achtstimmige Geläut der Frauenkirche neben sieben neuen
Glocken auch die fast fünfhundert Jahre alte Gedächtnisglocke
einfügt, ist eine von vielen Entdeckungen auf dem Weg der
Schülerinnen und Schüler durch die Frauenkirche.
Der Weg beginnt in der Unterkirche, dem Raum der Stille. Ehemals
Grablege, Kirchenkeller und Schutzraum in Kriegszeiten
trägt der sparsam gestaltet Sakralraum sichtbare Spuren existenzieller
Themen wie Tod und Auferstehung, Krieg und Zerstörung,
Verletzung und Heilung. Hier in Stille anzukommen,
selbst still zu werden, die Aufmerksamkeit dem Nebeneinander
alter und neuer Steine und dessen Botschaft zuzuwenden,
Zitate laut zu lesen, wie Augenzeugen den Bombenangriff auf
Dresden erinnerten, die Bedeutung moderner Gestaltungselemente
bewusst wahrzunehmen und schließlich die eigene
Stimme aufschwingen zu lassen in einem Gesang, der den
schlichten, steinsichtigen Raum mit lebendigem Klang erfüllt,
eröffnet die Frauenkirchenerkundung. Ihr Ziel ist die Ermöglichung
individueller Begegnung mit der Frauenkirche und ihrer
Botschaft, die aus sich selbst heraus nahelegt, warum die Rede
eines Friedensnobelpreisträgers hier ihren richtigen Platz hat.
Von der Unterkirche steigen wir auf in den Kirchenraum, wo das
Leben in der Frauenkirche hauptsächlich stattfindet: in Gottesdiensten,
Konzerten, Vorträgen und Zeiten offener Kirche.
Von der zweiten Empore schweift der Blick durch den Raum:
nach unten zu den Tagesbesuchern, die besichtigend einhergehen,
in Betrachtung versunken sitzen oder im Gespräch mit
einem gastgebenden, ehrenamtlichen Kirchenführer stehen,
nach oben zu den Bildfeldern der Innenkuppel und natürlich
nach vorn zum Altar. Nach wenigen einleitenden Worten zu
geschichtlichen Rahmendaten und warum der Kirchenraum
gebaute evangelische Theologie ist, wechseln wir eine Etage
tiefer und treten auf der Sängerempore dicht an den gebrochenen
Altar heran. Aus der Fülle des Bildprogramms fokussiert
die Wahrnehmung in der zentralen Altarszene, wo sinnfällig
Kriegszerstörtes belassen wurde, etwa an der Figur des
Judas und wo »Narben der geheilten Wunde« sich dem zweiten
Blick entbergen. Woran diese Narben erinnern und wozu
sie mahnen, wiederholt das im Kirchenraum aufgestellte alte
Turmkreuz. Bevor die Erkundungstour weiter nach oben führt,
wird die Einladung ausgesprochen, später am Tage unten am
alten Turmkreuz ein Gebetslicht anzuzünden: in Gedenken
an... Es folgen der Aufenthalt in den Glockenstuben und danach
der Aufstieg hinauf zur Aussichtsplattform.
Wie sich der Blick von hier über Dresden hinaus in die Weite
richtet, weist auch die Botschaft der Frauenkirche über räumliche
und zeitliche Grenzen hinweg in eine zukünftige Welt, für
die die Jugendlichen von heute in besonderer Weise einstehen
werden. Dass sie sich dieser Verantwortung stellen wollen,
haben die Schülerinnen und Schüler in ihren preisgekrönten
Beiträgen eindrücklich gezeigt.
Anja Häse
Dr. Anja Häse ist seit 2002 Leiterin des Besucherdienstes
der Stiftung Frauenkirche Dresden.
MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN | 29
»Es gibt sie also noch, die Menschen mit Vision, die Furchtlosen
und Mutigen: Das Treffen mit Mohamed ElBaradei euphorisierte
mich und stimmte mich nachdenklich zugleich.
Im alltäglichen Trott scheint man manchmal den Blick für das
Ganze zu verlieren, wenn man sich in Nichtigkeiten verrennt,
anstatt den großen Weltproblemen mit Weitsicht, Klugheit
und Zähheit zu begegnen, so wie der Friedensnobelpreisträger
es Tag für Tag zu tun pflegt. Besonders beeindruckt
hat mich seine Bodenständigkeit, die uns verriet, dass er im
Moment, als ihm der begehrte Preis verkündet wurde, einen
Schlafanzug trug, und seine Liebe zum Menschen, die er als Motiv seines Handels in vielen
Sätzen durchblicken ließ. Die Kuppel der Frauenkirche wurde für mich zum Zelt einer friedvolleren
und gerechteren Welt, als ElBaradei am Abend dieses Tages der Momente des Friedens
seine Forderungen verkündete. Der 18. März: für mich ein sich tief in mein Gedächtnis
einbrennender Tag und die Zusammenkunft mit einem Helden.« Helena Kieß
»Meiner Meinung nach war der Tag in der Frauenkirche
sehr gelungen. Neben den Veranstaltungen zum Wettbewerb
hat mir besonders die Führung durch die Frauenkirche
gefallen. Dort hat man Dinge erfahren, die man als
›normaler‹ Tourist nicht lernt. Die Rede am Abend fand ich
sehr anschaulich, da ElBaradei so viele Argumente vorbrachte.
So war meiner Meinung nach besonders überzeugend,
dass er gezeigt hat, dass nicht nur Regierungen und hohe
Institutionen Veränderungen bewirken können. Jedem Einzelnen
ist es möglich, sich gegen Atomwaffen einzusetzen.«
Sophia Lehne
»Ich bin froh, an diesem Projekt teilgenommen zu haben.
Dadurch habe ich zum ersten Mal genauer nach
Atomwaffen geforscht und mich mit diesem Thema
auseinandergesetzt. In diesem Zusammenhang stellte
die Kirche für mich einen Ort des Friedens, aber auch
der Stärke dar. Die Begegnung mit dem Friedensnobelpreisträger,
welche im Laufe des Tages stattfand, war
einer der Höhepunkte.« Livia Koenitz
»Die Ankunft im Raum der
Stille war für mich etwas sehr
besonderes. Wir durften erst
einmal zur Ruhe kommen und
haben dann die Akustik des
Raumes ausprobiert, indem
wir einen alten Kirchengesang
eingeübt und dann gesungen
haben. Das Gespräch war das
Spannendste. Wir durften mit
dem Friedensnobelpreisträger
über das Thema Atomwaffen
diskutieren. Eine große Ehre!
Ich habe durch das Gespräch
auch eine neue Ansichtsweise
erhalten. ElBaradei hat uns ermutigt,
sich gegen Atom- und
Nuklearwaffen einzusetzen. Er
hat uns klar gemacht, dass wir
endlich etwas machen müssen,
denn es ist allerhöchste
Zeit. Es hat mich beeindruckt,
dass er Hoffnung in eine
Gruppe ganz normaler Kinder
setzt und extra angereist ist,
um uns anzuspornen.«
Mei Yang
30 | MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN
»Da ich als Dresdnerin bis zu diesem Tag noch nie auch nur
einen Fuß in die Frauenkirche gesetzt habe, sind mir persönlich
besonders die Momente im Glockenturm und – trotz des Windes
– auf der Kuppel in Erinnerung geblieben, was sicherlich
auch an den vielen interessanten, teilweise auch historischen,
Informationen lag. Das Gespräch mit dem Friedensnobelpreisträger
Mohamed ElBaradei war sicherlich für jeden Zuhörer oder
sogar Fragenden ein einmaliges Erlebnis. Vor allem die Aussage,
dass die Zukunft unserer Welt in den Händen der Jugend liegt,
hat mich in meinem Denken bestätigt.« Silvia Dietze
»Die Führung durch die Frauenkirche war schön und für mich
etwas ganz besonderes, da ich noch nie in der Frauenkirche
war. Der Friedensnobelpreisträger hat eine wunderbare Rede
gehalten, welche auch noch einmal die allerwichtigsten Aspekte
für eine friedvollere Welt aufgezeigt hat. Auch hat mir seine
Rede noch einmal gezeigt, dass alle Menschen der Gemeinschaft
etwas dafür tun müssen, damit wir unserem Ziel, in eine
atomwaffenfreie Welt zu gehen, ein Stück näher kommen. Alles
in allem war es ein unvergesslicher Tag, den ich gegen nichts
eintauschen würde.« Nora Hartmann
»Ich fand den Tag der Preisverleihung, des Gespräches und die
Rede super. Eigentlich ist das die erste Veranstaltung, in der die
Realität die Erwartungen überstieg. Das Gespräch war sogar
wichtiger als die Rede, da dort alles kürzer, verständlicher und
direkter als in der Rede war. Die Auffassung, dass ›wenn die USA
heute globale Überwachung betreiben kann, werden es morgen
viele andere auch können‹ ist eigentlich für mich das Wichtigste,
was ich aus den Gesprächen mitgenommen habe, da meine Motivation
schon zu Beginn des Projekts war, eine bekanntere Person,
die tatsächlich stark überwacht wurde, fragen zu können, wie man
eigentlich dazu steht, wie es sich anfühlt, zu erfahren, dass man überwacht wurde. ElBaradeis
Gedanke, dass unser Denken friedlicher werden müsse, damit sich etwas auf der Welt ändert, hat
mich sehr zum Nachdenken gebracht. Denn tatsächlich denken wir mehr an Krieg als an Frieden.
Und es gibt mehr Medien, die von Krieg handeln, als Medien, die von Frieden handeln. Ob sich
das ändern kann, ist ungewiss.« Aljoscha Bezugly
»Ich habe die Frauenkirche an
diesem Tag sowohl als Rückzugsort,
als auch als Raum der
Begegnung vieler verschiedener
Menschen erlebt, vor allem aber
als Ort mit einer Geschichte, die
uns ermahnt, Frieden zu stiften
und zu erhalten. ElBaradei persönlich
begegnen zu können,
ihm Fragen zu stellen und zuhören
zu können, war und ist
für mich ein unvergessliches
Erlebnis. Es fällt mir schwer, genau
zu sagen, was an diesem
Tag ganz besonders besonders
war. Jeder Ort, den wir gemeinsam
in der Frauenkirche
besucht haben, der Raum der
Stille, die Empore, die Glocken
und zuletzt die Kuppel sowie
die Zeit, die wir mit dem Friedensnobelpreisträger
verbringen
konnten, sind für mich in
ihrer eigenen Art und Stimmung
so beeindruckend gewesen.«
Anna Dorothea Uschner
MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN | 31
Dr. Mohamed
ElBaradei
B i o g r a fi e
Dr. Mohamed ElBaradei wurde 1942 in Kairo geboren. Er
schloss das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität
Kairo ab und wurde später im Fachbereich Internationales
Recht an der New York University School of Law promoviert.
Seinen beruflichen Werdegang hatte er 1964 im diplomatischen
Dienst Ägyptens begonnen, wo er in der Ständigen
Vertretung seines Landes bei den Vereinten Nationen in New
York und in Genf für politische, rechtliche und sicherheitspolitische
Belange zuständig war. Er arbeitete zudem u.a. für die
Generalversammlung der Vereinten Nationen, den UN-Sicherheitsrat,
die Genfer Abrüstungskonferenz, die UN-Menschenrechtskommission,
die Weltgesundheitsorganisation und die
Organisation für Afrikanische Einheit und die Arabische Liga.
Von 1974 bis 1978 war Dr. ElBaradei Rechtsberater im ägyptischen
Außenministerium. 1989 verließ er den diplomatischen
Dienst und wechselte zu den Vereinten Nationen. Er hat auf
der ganzen Welt über internationales Recht, internationale Organisationen,
Weltsicherheit, Waffenkontrolle und friedliche
Nutzung von Atomenergie doziert und ist Autor zahlreicher
Veröffentlichungen.
Dr. Mohamed ElBaradei war von 1997 bis 2009 Generaldirektor
der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), der
er seit 1984 angehörte. Im Oktober 2005 wurde Dr. ElBaradei
gemeinsam mit der von ihm geleiteten Internationalen Atomenergie-Organisation
der Friedensnobelpreis zugesprochen.
Das Nobelpreiskomitee in Oslo würdigte damit den Einsatz der
IAEO und ihres Generaldirektors gegen die Ausbreitung von
Atomwaffen. Der Bedrohung durch Nuklearwaffen müsse mit
einer umfassenden internationalen Zusammenarbeit begegnet
werden. »Dieser Grundsatz findet heute seinen klarsten
Ausdruck in der Arbeit der IAEO und ihres Generaldirektors«,
erklärte das Preiskomitee.
In seinem Heimatland war der Ägypter die zentrale Figur der
Nationalen Bewegung für Veränderung, zu der sich 2010 zahlreiche
Oppositionspolitiker zusammengeschlossen hatten. Sie
setzte sich für demokratische Reformen ein. Im September
2010 rief ElBaradei zum Boykott der anstehenden Parlamentswahl
in Ägypten auf. Ende April 2012 gründete er eine eigene
politische Partei namens »Verfassungspartei«. Im Juli 2013
wurde ElBaradei zum Vizepräsidenten der Übergangsregierung
Ägyptens ernannt, trat jedoch schon am 14. August 2013
zurück und begründete dies mit dem Versuch der ägyptischen
Regierung, die politische Krise in Ägypten gewaltsam zu lösen.
MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN | 41
Friedensnobelpreisträger
2014 – 1970
2014 Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai
»für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Kindern
und für das Recht aller Kinder auf Bildung«
2013 Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW)
»für ihre umfangreichen Bemühungen für die Abschaffung
chemischer Waffen«
2012 Europäische Union (EU)
»für ihren gewaltlosen Kampf für die Sicherheit von
Frauen und für das Recht der Frauen zu voller Teilhabe
an der Friedensarbeit«
2011 Ellen Johnson Sirleaf, Leymah Gbowee
und Tawakkol Karman
»für ihren gewaltlosen Kampf für die Sicherheit von
Frauen und für das Recht der Frauen zu voller Teilhabe
an der Friedensarbeit«
2010 Liu Xiaobo
»für seinen langen und gewaltlosen Kampf für grundlegende
Menschenrechte in China«
2008 Martti Ahtisaari
»für seinen bedeutenden, mehrere Kontinente und
mehr als drei Jahrzehnte umspannenden Einsatz für
die Lösung internationaler Konflikte«
2007 Zwischenstaatlicher Ausschuss über Klimaveränderung
(IPCC) und Albert Arnold (Al) Gore Jr.
»für ihre Bemühungen, das Wissen über die vom
Menschen verursachte Klimaveränderung zu erweitern
und zu verbreiten und die nötigen Grundlagen für
Maßnahmen gegen diese Veränderung zu legen«
2006 Muhammad Yunus und Grameen Bank
»für ihr Engagement für eine wirtschaftliche und
soziale Entwicklung von unten«
2005 Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und
Mohamed ElBaradei
»für ihr Engagement, die Anwendung der Kernenergie
für militärische Zwecke zu verhindern und sicherzustellen,
dass Kernenergie für friedliche Zwecke auf
möglichst sichere Weise genutzt wird«
2004 Wangari Muta Maathai
»für ihren Einsatz für nachhaltige Entwicklung,
Demokratie und Frieden«
2003 Shirin Ebadi
»für ihren Einsatz für Demokratie und Menschenrechte.
Im Mittelpunkt steht für sie der Kampf für die Rechte
von Frauen und Kindern«
2009 Barack H. Obama
»für seine außergewöhnlichen Anstrengungen zur
Stärkung der internationalen Diplomatie und der
Zusammenarbeit zwischen den Völkern«
2002 Jimmy Carter
»für seine jahrzehntelangen unermüdlichen Anstrengungen
bei der Suche nach friedlichen Lösungen für
internationale Konflikte, für die Förderung von Demokratie
und Menschenrechten und für die Förderung
wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung«
42 | MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN
2001 Vereinte Nationen (U.N.) und Kofi Annan
»für ihre Arbeit für eine besser organisierte und
friedlichere Welt«
2000 Kim Dae-jung
»für sein Wirken für Demokratie und Menschenrechte
in Südkorea und in Asien generell und insbesondere für
Frieden und Versöhnung mit Nordkorea«
1999 Ärzte ohne Grenzen
»in Anerkennung der medizinischen Pionierarbeit der
Organisation auf mehreren Kontinenten«
1998 John Hume und David Trimble
»für ihren Einsatz für eine friedliche Lösung des
Konflikts in Nordirland«
1997 Internationale Kampagne für das Verbot von
Landminen (ICBL) und Jody Williams
»für ihren Einsatz für das Verbot und die Beräumung
von Anti-Personen-Minen«
1996 Carlos Filipe Ximenes Belo und José Ramos-Horta
»für ihr Wirken für eine gerechte und friedliche Lösung
des Konflikts in Ost-Timor«
1995 Joseph Rotblat und die Pugwash Conferences on
Science and World Affairs
»für ihren Einsatz für eine Verringerung der Rolle der
Nuklearwaffen in der internationalen Politik und, auf
lange Sicht, für die Abschaffung dieser Waffen«
1994 Yasser Arafat, Shimon Peres und Yitzhak Rabin
»für ihre Bemühungen, Frieden im Nahen Osten zu
schaffen«
1993 Nelson Mandela und Frederik Willem de Klerk
»für ihr Wirken für die friedliche Beendigung des Apartheid-Regimes
und die Schaffung der Grundlagen für
ein neues, demokratisches Südafrika«
1992 Rigoberta Menchú Tum
»in Anerkennung ihres Wirkens für soziale Gerechtigkeit
und ethno-kulturelle Versöhnung auf der Grundlage der
Achtung der Rechte der indigenen Völker«
1991 Aung San Suu Kyi
»für ihren gewaltfreien Kampf für Demokratie und
Menschenrechte«
1990 Michail Gorbatschow
»für seine Führungsrolle im Friedensprozess, der heute
bedeutende Teile der internationalen Gemeinschaft
charakterisiert«
1989 der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso
1988 die Friedenstruppen der Vereinten Nationen
1987 Oscar Arias Sánchez
1986 Elie Wiesel
1985 Internationale Physiker für die Verhinderung eines
Atomkriegs
1984 Desmond Mpilo Tutu
1983 Lech Walesa
1982 Alva Myrdal und Alfonso García Robles
1981 Büro des Hohen Flüchtlingskommissars der UN
1980 Adolfo Pérez Esquivel
1979 Mutter Teresa
1978 Mohammad Anwar Al-Sadat und Menachem Begin
1977 Amnesty International
1976 Betty Williams und Mairead Corrigan
1975 Andrei Sacharow
1974 Seán MacBride und Eisaku Sato
1973 Henry A. Kissinger und Le Duc Tho
1972 Es wurde kein Friedensnobelpreis in diesem Jahr
verliehen.
1971 Willy Brandt
1970 Norman Ernest Borlaug
…
MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN | 43
8 | MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN
Die Stiftung Frauenkirche Dresden
dankt für die freundliche Unterstützung:
Ein besonderer Dank gilt zudem allen beteiligten Mitarbeitenden und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern der Frauenkirche,
die diese Veranstaltung durch ihren Einsatz maßgeblich ermöglicht haben.
Stiftung Frauenkirche Dresden
Georg-Treu-Platz 3 | 01067 Dresden
Telefon 0351.65606-100 | Telefax 0351.65606-112
stiftung@frauenkirche-dresden.de
www.frauenkirche-dresden.de
Impressum
Herausgeber: Stiftung Frauenkirche Dresden | Georg-Treu-Platz 3 | 01067 Dresden | stiftung@frauenkirche-dresden.de
Geschäftsführung: Pfarrer Sebastian Feydt | Dipl. rer. pol. Christine Gräfin von Kageneck | Pfarrer Holger Treutmann
Redaktion: Mandy Dziubanek
Text: Mandy Dziubanek, Grit Jandura (sofern nicht anders ausgewiesen)
Grafisches Konzept | Umsetzung: THORN werbeagentur Leipzig
Fotos: Steffen Füssel, Grit Jandura (WunschWelt), Bundesregierung/Fotograf: Steffen Kugler (Staatssekretär David Gill)
44 | MOHAMED ELBARADEI | 18.03.2014 | FRAUENKIRCHE DRESDEN