atw 2018-05v6

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<strong>atw</strong> Vol. 63 (<strong>2018</strong>) | Issue 5 ı May OPERATION AND NEW BUILD 308 360° Raumatlas im Kraftwerk Biblis Jürgen Kircher In Deutschland ist seit 2011 der Ausstieg aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie politisch beschlossene Sache. Er stellt Betreiber, Behörden, Gutachter und letztendlich die Ingenieure vor große Herausforderungen. Der Restbetrieb und der Abbau der stillgelegten Kernkraftwerke muss lückenlos dokumentiert werden. Ein großes hilfreiches Werkzeug hierbei ist der Raumatlas. Er macht es möglich, den Ingenieuren, Technikern …, die außerhalb der Blöcke des Kraftwerks arbeiten, die Räume in Kernkraftwerken in hochauflösenden 360° HDR Bildern darzustellen und technische Gegebenheiten daraus abzuleiten. Seit 2008 begleitet die Jürgen Kircher Medienproduktion den Raumatlas im Kernkraftwerk Biblis (Abbildung 1). Bis 2017 wurden hier circa 2.500 Panoramen (300.000 Einzelbilder) erstellt. Um aus dem Raumatlas aussagefähige Daten zu entnehmen und weiter zu verarbeiten, sind HDR­ Panoramen mit höchster Auflösung und Präzision ein unabdingbares Werkzeug. Es wurde die Anforderung gestellt, dass bei jeder Beleuchtung eine Schrift von 1 cm Größe in 4 Meter Entfernung noch lesbar ist. Die Standpunkte und Höhen der Panoramen sind auf 5 mm genau festgelegt, so dass eine genaue Ableitung der Maße von Armaturen, Rohren und sämtlichen räumlichen Gegebenheiten erfüllt werden konnte (Abbildung 2). Nachdem die Panoramen überarbeitet sind, werden sie in den Raumatlas eingefügt. Je nach Größe sind teilweise in den einzelnen Räumen bis zu 15 Panoramaaufnahmen abrufbar, so dass kein toter Winkel existiert (Abbildung 3). In | | Abb. 3. Panoramen werden in den Raumatlas eingefügt, ohne einen toten Winkel. | | Abb. 1. Der Kernkraftwerksstandort Biblis in Hessen. | | Abb. 2. HDR-Panorama. jedem Panorama des Raumatlas sind zahlreiche weitere Parameter auswählbar. Zum Beispiel die Anzeige eines Radars um den jeweiligen Blickpunkt des Betrachters im Plan darzustellen, Hotspots um an markanten Punkten verschiedene Informationen abzurufen, Links zu weiteren Bildern, Zeichnungen, URLs und noch vieles mehr. Eine Herausforderung waren die notwendigen Bedingungen des Strahlenschutzes. So musste beispielsweise die Vorgabe eingehalten werden, alle Aufnahmen automatisch zu erstellen. Dafür wurde ein automatischer Panoramakopf der Firma Seitz mit einer Canon EOS 5D Mark IV angepasst und über die Jahre stetig weiterentwickelt. Das System macht es möglich auch unter extremen Bedingungen (z.B. Temperaturen bis 65 °C) jederzeit schnell optimale Ergebnisse zu erzielen. Das System wurde 2011 vom TÜV München zertifiziert. 2016 wurde der Beschluss gefasst, mindestens alle Räume in den Kontrollbereichen der Blöcke A und B in Biblis lückenlos vor dem Abbau zu dokumentieren. Vorgabe war, dass das Projekt vor dem Beginn des Abbaus abgeschlossen sein muss. Operation and New Build 360 Degree Area Atlas in the Biblis Nuclear Power Plant ı Jürgen Kircher

<strong>atw</strong> Vol. 63 (<strong>2018</strong>) | Issue 5 ı May Die Jürgen Kircher Medienproduktion erhielt von RWE den Auftrag zwischen Februar und Juni 2017 alle Räume zu dokumentieren. Dies bedeutet, dass in Summe 2.600 HDR Panoramen (ca. 400.000 Einzelbilder) gemacht worden sind. Nach Abschluss der Arbeiten belief sich die Daten menge auf etwa 20 TB RAW Daten. Seit Mitte 2017 steht der Rückbau an, der wieder lückenlos dokumentiert wird. Eine Historie zu jedem Raum wird im Raumatlas letztendlich verfügbar sein. Man wird die Möglichkeit haben, sich jederzeit hochauflösende Panoramen vor und nach dem Abbau mit den entsprechenden Zwischenschritten anzuschauen und sich ein realistisches Bild von der Anlage zu machen. Für die planenden Ingenieure, Behörden und Gutachtern ist der Raumatlas ein nicht wegzudenkendes Werkzeug, welches bei der Planung Zeit, Geld und Dosis einspart. ELINDER – European Learning Initiatives for Nuclear Decommissioning and Environmental Remediation Pierre Kockerols, Hans Günther Schneider and Daniela Santopolo The decommissioning of nuclear facilities is an industrial activity that is expected to grow worldwide, creating many attractive career opportunities (Figure 1). European industry has acquired know-how and today Europe can position itself at the top level in the world decommissioning market. However, in view of the expected expansion of the activities, efforts are necessary to share and enhance the underpinning knowledge, skills and competences and to ensure the availability of the necessary workforce in the future. Author Jürgen Kircher Medienproduktion Carl-Zeiss-Str.41 63322 Rödermark Ober-Roden, Germany Learning Initiatives for Nuclear Decom missioning and Environmental Remediation) and is implemented from <strong>2018</strong> onwards. Revised version of a paper presented at the Eurosafe, Paris, France, 6 and 7 November 2017. 309 DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT | | Fig. 1. The ESSOR experimental reactor at the JRC-Ispra site. In this perspective, the European Commission’s Joint Research Centre (JRC) investigated the opportunities for stimulating the development, coordination and promotion of adequate education and training programmes at EU level in nuclear decommissioning. Building on the existing experiences available at European level, the JRC and partners in the EU decommissioning field have launched a project to consolidate and improve existing training programmes to facilitate their promotion and enhance the opportunities they can offer. The overall aim is to raise the interest of students and professionals and to stimulate careers in this important and emerging field, by offering a modular, attractive set of theoretical and practical learning opportunities. Attention is paid to the international validity of the qualification and to a sustainable interaction with interested industrial actors. The joint training programme project is called 'ELINDER' (European 1 Introduction With the expectations of the decommissioning market and related new industrial activities over the coming decades a clear global positioning of the European Union will be an asset. In preparation of future decommissioning programmes, the availability of qualified and experienced personnel will be essential and will be probably one of the most critical issues to address. For many years, the European nuclear sector has faced an increasing difficulty in recruiting and maintaining staff with the required expertise. It can be expected that the decommissioning industry will face a similar or even more significant shortage of competent personnel. In a joint report with the University of Birmingham [1], the JRC has investigated the needs for competences in nuclear decommissioning, the existing education and training opportunities and the ways on how to attract new talent. It appeared that some learning initiatives were taken in European countries over the last years to improve of knowledge, skills ELINDER – European Learning Initiatives for Nuclear Decommissioning and Environmental Remediation Decommissioning and Waste Management ı Pierre Kockerols, Hans Günther Schneider and Daniela Santopolo