Berliner Kurier 18.12.2018
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BERLIN<br />
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SEITEN 10-11<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Bei der<br />
Berlinale<br />
dabei: Tom<br />
Schilling als<br />
junger Bert<br />
Brecht.<br />
Die Mieter in der Karl-Marx-Allee<br />
protestieren gegen die Pläne der<br />
Deutschen Wohnen.<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Foto: dpa<br />
Deutscher Filmpreis,<br />
Bayrischer Filmpreis,<br />
der Bambi: Die Liste der<br />
Trophäen ist lang, die der<br />
<strong>Berliner</strong> Schauspieler Tom<br />
Schilling mit seinen 36 Jahren<br />
schon eingeheimst hat.<br />
Glänzen darf der Schauspieler<br />
nun auch mit dieser<br />
Würdigung. Er wird als<br />
Hauptdarsteller einer großen<br />
Produktion bei den<br />
<strong>Berliner</strong> Filmfestspielen im<br />
kommenden Jahr dabei<br />
sein. Denn Schilling, der<br />
mit seinem grandiosen<br />
Spiel in Filmen wie „Mein<br />
Kampf“ (an der Seite des<br />
unvergessenen Götz<br />
George), „Oh Boy“ oder<br />
zuletzt in „Werk ohne Autor“<br />
begeisterte, ist in dem<br />
zweiteiligen TV-Drama<br />
„Brecht“ zu sehen, das im<br />
Februar 2019 auf der Berlinale<br />
seine Weltpremiere<br />
feiert. In der Produktion<br />
von Regisseur Heinrich<br />
Breloer hat der <strong>Berliner</strong><br />
Film- und Fernsehstar den<br />
Part des jungen Schriftstellers<br />
Bertolt Brecht übernommen.<br />
Die TV-Produktion<br />
hat der <strong>Berliner</strong> Filmfestival-Chef<br />
Dieter Kosslick<br />
in das Programm „Berlinale<br />
Special“ aufgenommen. Die<br />
Filme, die in dieser Sektion<br />
gezeigt werden, können für<br />
den Glashütte-Dokufilm-<br />
Preis nominiert werden.<br />
Damit hat Tom Schilling die<br />
Chance, eine weitere Trophäe<br />
abzuräumen.<br />
Foto: Uhlemann<br />
Deutsche Wohnen &Co.<br />
Enteignung: Eignet sich<br />
Die Regierungskoalition ist uneinig, Verfahrungsrechtler hält die Idee für Sozialismus<br />
Von<br />
ELMAR SCHÜTZE<br />
Berlin – „Grund und Boden<br />
(…) können zum Zwecke der<br />
Vergesellschaftung in Gemeineigentum<br />
oder in andere<br />
Formen der Gemeinwirtschaft<br />
überführt werden.“<br />
Ein Passus aus der DDR-Verfassung?<br />
Nein, Artikel 15 des<br />
Grundgesetzes der Bundesrepublik<br />
Deutschland.<br />
Mit diesem Artikel sollen jetzt<br />
nach Willen der Linkspartei<br />
Immobilienunternehmen mit<br />
3000 oder mehr Wohnungen<br />
vergesellschaftet werden. Ein<br />
Volksbegehren will dazu ab<br />
April Unterschriften sammeln<br />
und dann das Parlament dazu<br />
auffordern, ein entsprechendes<br />
Gesetz zu beschließen. Doch<br />
die Skepsis darüber, ob dies mit<br />
Hilfe von Artikel 15 gelingen<br />
mag, ist selbst in der Regierungskoalition<br />
groß. Die Opposition<br />
aus CDU, AfD und FDP<br />
lehnt die Idee ohnehin ab.<br />
Ja, aber. Das ist die Haltung<br />
der Koalitionspartner SPD und<br />
Grüne zum Vorstoß der Linke.<br />
Beide haben –wie die Linke –<br />
das Thema bezahlbares Wohnen<br />
längst als eine zentrale soziale<br />
Frage in einer Großstadt<br />
wie Berlin erkannt. Doch beide<br />
halten den Weg für fragwürdig.<br />
Anders als Artikel 14 („Eigentum<br />
verpflichtet. Sein Gebrauch<br />
soll zugleich dem Allgemeinwohl<br />
dienen“), der die<br />
Enteignung etwa für den Bau<br />
von Autobahnen seit Jahrzehnten<br />
rechtssicher regelt, ist Artikel<br />
15 noch nie angewendet<br />
worden.<br />
Der angesehene Verfassungsrechtler<br />
Ulrich Battis hält Artikel<br />
15 für Sozialismus pur. Der<br />
frühere Direktor an der Humboldt-Universität<br />
erinnert an<br />
die Entstehung des Grundgesetzes<br />
durch den Parlamentarischen<br />
Rat im Jahr 1948. Im<br />
Jahr zuvor hatte selbst die CDU<br />
in ihrem Ahlener Programm<br />
geschrieben, dass „Inhalt und<br />
Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen<br />
Neuordnung nicht<br />
mehr das kapitalistische Gewinn-<br />
und Machtstreben, sondern<br />
nur das Wohlergehen unseres<br />
Volkes“ sein könne. „Das<br />
war der Zeitgeist“, sagt Battis.<br />
Selbst heute noch hält Battis<br />
Artikel 15 „für längst nicht erledigt“.<br />
Das Land habe Gesetzgebungskompetenz.<br />
Schließlich<br />
habe sich der Bund bisher zurückgehalten,<br />
das EU-Recht sei<br />
flexibel („Unter Mitterrand<br />
wurden in Frankreich alle Banken<br />
verstaatlicht“), auch die