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physio-Journal I 1/2019

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Ausgabe 1 / <strong>2019</strong><br />

Bestell-Nr: dF31557 · € 5<br />

Facts –<br />

Dehnmethoden<br />

Workshop –<br />

Muskeldehnung<br />

des M. piriformis<br />

Tests und Assessments –<br />

VAS<br />

Diagnostik –<br />

Endoskopie<br />

Physiologiekarte –<br />

Grundlagen<br />

der Zell- und<br />

Neuro<strong>physio</strong>logie


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EDITORIAL<br />

LIEBE LESERINNEN<br />

UND LIEBE LESER!<br />

Es ist uns mal wieder eine große Freude, das neue pJ anzukündigen.<br />

Was damals, im September Anno 2012, als großes<br />

Experiment begann, nämlich die Herausgabe eines Magazin<br />

für in der Ausbildung befindliche PTs, hat sich heute etabliert.<br />

Das pJ hat sich beständig weiter entwickelt, nicht auch zuletzt<br />

durch eure Anmerkungen, Vorschläge und vor allem durch<br />

euren kontinuierlichen Input. Ihr habt uns motiviert, am Ball<br />

zu bleiben. Vielleicht wäre das pJ sonst schon Geschichte. Wir<br />

schreiben also die 18. (!) Auflage. Mit 18 ist man volljährig und<br />

so fühlt sich unser pJ für uns als Macher langsam an. Prozesse<br />

haben sich eingespielt und vieles ist einfacher geworden. Was<br />

sich aber permanent erneuert (Gott sei Dank!) ist der Inhalt. In<br />

dieser Ausgabe erfahren wir einiges (mal wieder ;-) ) über den<br />

Muskel. Und das ist auch gut so. Der Muskel ist ein subtiles<br />

Organ mit so vielen unterschiedlichen Funktionen, es ist einfach<br />

unglaublich. Es gibt ganze Bücher über einzelne Muskeln.<br />

Zum Beispiel über den M. piriformis; Ja, ein wichtiger Muskel –<br />

aber ein Buch darüber? Wie auch immer, wir fassen das elegant<br />

auf wenige Seiten zusammen. Spannend! Und dann haben<br />

wir wieder unsere Rubrik »Notfälle in der Praxis«. Diesmal:<br />

Der epileptische Anfall – Erkennen und Handeln! Hand auf’s<br />

Herz. Wer von euch/uns wüsste sofort, was man da macht?<br />

Aber auch das Thema »Healthy Food« hat Spannendes zu<br />

bieten: Ingwer! Eine unglaublich vielseitige Knolle. Kein Tag<br />

vergeht ohne eine Kanne Ingwertee. Ein fingerkuppengroßes<br />

Stück durch eine Knoblauchpresse direkt in die Thermoskanne<br />

jagen, kochendes Wasser drauf – fertig! Damit kann man sich<br />

jeden Teebeutel sparen. Gesund und man weiß, was drinnen<br />

ist. Wer mag, macht noch Zitrone und/oder Honig rein.<br />

Wer von euch die unglaubliche »Ruanda-Story« von Lea und<br />

Laura verfolgt hat, darf hier nicht den letzten Teil verpassen.<br />

Vielleicht hat der ein oder die andere Lust, sich in dieser Richtung<br />

zu engagieren. Hier gibt es die Tipps.<br />

Wer kennt nicht diese Situation:<br />

Patient am Telefon: Ich brauche ganz dringend einen Termin –<br />

ich kann jederzeit.<br />

PT: Ja, ich schau mal: Übermorgen um 10 kann ich Sie einschieben.<br />

Patient: Ah, nein. Da habe ich schon einen Termin beim Frisör.<br />

Geht es nicht morgen?<br />

PT: Hmm, wenn es sehr schlimm ist, kommen Sie morgen um<br />

17:30, aber stellen Sie sich auf etwas Wartezeit ein.<br />

Patient: Das geht leider nicht, da habe ich eine Verabredung<br />

zum Doppelkopf.<br />

Ohne Worte.<br />

Was macht man aber mit ungeduldigen Patienten, die direkt<br />

vor einem stehen? Die Antwort gibt es hier. (Und vieles mehr.)<br />

Wie immer viel Spaß mit dieser brandneuen Ausgabe wünschen<br />

euch<br />

Bernd und Benjamin<br />

PS So sind wir zu erreichen: bareiss@<strong>physio</strong>-journal.de kolster@<strong>physio</strong>-journal.de<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 1


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2 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


INHALT<br />

Impressum<br />

<strong>physio</strong>-JOURNAL<br />

Verlag<br />

Die Fachwelt Verlags- und Handelsgesellschaft mbH<br />

Ifenpfad 2–4 · 12107 Berlin<br />

Geschäftsführer<br />

Benjamin Bareiss<br />

Herausgeber/Redaktion<br />

Dr. Bernard C. Kolster, Marburg<br />

Benjamin Bareiss, Berlin<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Verena Gesing M.Sc., Dortmund<br />

Dr. Bernard C. Kolster, Marburg<br />

Prof. Dr. Udo Wolf, Fulda<br />

Franz van den Berg, Straßwalchen<br />

Erscheinungsweise<br />

3 Ausgaben/Jahr<br />

Bestellung<br />

Online unter: www.dieFachwelt.de<br />

1–10 Ex.: € 5,– je Exemplar<br />

11–20 Ex.: € 3,20 je Exemplar<br />

ab 21 Ex.: € 1,60 je Exemplar<br />

Layout/Producing<br />

Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich<br />

Druck<br />

PRINTERA GRUPA, Sveta Nedelja/Kroatien<br />

INHALT<br />

EDITORIAL<br />

TITELTHEMA<br />

FACTS: DEHNMETHODEN 4<br />

DEHNUNG IN MYOFASZIALEN KETTEN 7<br />

MUSKELSTIFFNESS 8<br />

WORKSHOP:<br />

MUSKELDEHNUNG DES M. PIRIFORMIS 11<br />

VORGESTELLT<br />

Erfahrungen in Ruanda – Teil 3 12<br />

Ostheopathie Kongress in Berlin 14<br />

Redaktionshinweise<br />

Wie jede Wissenschaft ist die Medizin/Physiotherapie<br />

ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und<br />

klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere<br />

was Behandlung und medikamentöse Therapie<br />

anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung<br />

oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser darauf<br />

vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große<br />

Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angabe dem<br />

Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht. Für<br />

Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen<br />

kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen<br />

werden. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf<br />

eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren<br />

an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten<br />

dem Verlag mitzuteilen.<br />

Urheber- und Verlagsrecht<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Mit Annahme des Manuskripts gehen das Recht zur<br />

Veröffentlichung sowie die Rechte zur Übersetzung, zur<br />

Vergabe von Nachdruckrechten, zur elektronischen Speicherung<br />

in Datenbanken, zur Herstellung von Sonderdrucken,<br />

Fotokopien und Mikrokopien an den Verlag über.<br />

Jede Verwertung außerhalb der durch das Urheberrechtsgesetz<br />

festgelegten Grenzen ist ohne Zustimmung des<br />

Verlags unzulässig. In der unaufgeforderten Zusendung<br />

von Beiträgen und Informationen an den Verlag liegt das<br />

jederzeit widerrufliche Einverständnis, die zugesandten<br />

Beiträge bzw. Informationen in Datenbanken einzustellen,<br />

die vom Verlag oder von mit diesem kooperierenden<br />

Dritten geführt werden. Die Rechte für die Nutzung von<br />

Artikeln für elektronische Pressespiegel erhalten Sie über<br />

die PMG Presse-Monitor GmbH, Tel. (0 30) 2 84 93-0 oder<br />

www.presse-monitor.de.<br />

BRAINTUNING<br />

Anatomie zum Herausnehmen 15<br />

Physiologiekarte: Grundlagen der Zell- und Neuro<strong>physio</strong>logie 16<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Bachelorarbeit: Physiotherapie bei Inkontinenz 17<br />

Tests und Assessments: VAS 21<br />

Sportcheck-UP 23<br />

Gewitter im Gehirn 25<br />

Healthy Food: Ingwer 27<br />

Workout: Mini Band Hip Prep 29<br />

Diagnostik: Endoskopie 31<br />

Ungeduldige Patienten 35<br />

MITMACHEN UND GEWINNEN<br />

Mach mit! Unsere Autoren 38<br />

Gebrauchsnamen<br />

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen,<br />

Warenbezeichnungen und dgl. in dieser Zeitschrift berechtigt<br />

nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres<br />

von Jedermann benutzt werden dürfen; oft handelt<br />

es sich um gesetzlich geschützte eingetragene Warenzeichen,<br />

auch wenn sie nicht als solche gekennzeichnet sind.<br />

VERANSTALTUNGEN UND TERMINE<br />

Veranstaltungskalender 39<br />

© Die Fachwelt Verlags- und Handelsgesellschaft mbH<br />

Ifenpfad 2–4 · 12107 Berlin<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 3


TITELTHEMA<br />

© Tasiania – stock.adobe.com<br />

DEHNMETHODEN<br />

Text: Kathrin Lindel<br />

L In der Fachliteratur wird eine sehr große<br />

Anzahl unterschiedlicher Dehnmethoden<br />

beschrieben. Variationen in den Bezeichnungen<br />

sowie Kombinationen einzelner<br />

Techniken untereinander erschweren den<br />

Überblick zusätzlich. Arbeitshypothesen<br />

fehlen oftmals oder sind nach dem heutigen<br />

Wissensstand nicht nachvollziehbar. Außerdem<br />

sind die Angaben zu Parametern wie<br />

Behandlungsintensität, Dauer, Anzahl von<br />

Wiederholungen und Häufigkeit fehlend<br />

und/oder uneinheitlich.<br />

Grundsätzlich lässt sich Eigendehnung von<br />

Fremddehnung abgrenzen:<br />

Eigendehnung (sog. Autostretching)<br />

Patient/Sportler führt die Technik selbstständig<br />

aus.<br />

Fremddehnung<br />

Die Technik wird durch einen Therapeut/<br />

Partner oder ein technisches Hilfsmittel<br />

ausgeführt. Wesentliche Voraussetzung<br />

für diese Art der Behandlung ist eine gute<br />

Kommunikation zwischen Patient und Therapeut,<br />

um Intensität und Dauer der Dehnung<br />

zu regulieren. Die nachfolgend aufgeführten<br />

Dehnmethoden können sowohl<br />

als Autostretching als auch als Fremddehnung<br />

durchgeführt werden. Ausnahmen<br />

stellen lediglich die Sonderformen dar, die<br />

aus Gründen der Durchführbarkeit in den<br />

meisten Fällen von einem Therapeut initiiert<br />

werden. Des Weiteren wird dynamisches<br />

und statisches Dehnen voneinander unterschieden.<br />

Dynamisches Dehnen<br />

Dynamisches Dehnen (auch ballistisches<br />

oder intermittierendes Dehnen) ist durch<br />

wiederholte, rhythmische Bewegungen<br />

oder wippendes Nachfedern am Bewegungsende<br />

gekennzeichnet. Vor einigen<br />

Jahren kontrovers diskutiert, erfährt es<br />

heute durchaus wieder seine Berechtigung.<br />

Der Vorwurf, dass Verletzungen provoziert<br />

werden und die Effektivität durch das Auslösen<br />

eines Dehnungsreflexes aufgehoben<br />

wird, konnte wissenschaftlich nicht belegt<br />

werden. Nachgewiesen sind auch für diese<br />

Methode der Dehnung Verbesserungen<br />

der Beweglichkeit [z. B. Wiemann u. Hahn<br />

1997, Wydra et al. 1991]. Bei strukturellen<br />

Verkürzungen ist jedoch vorstellbar, dass<br />

gerade die bindegewebigen Anteile nicht<br />

ausreichend lange einer Längenbeanspruchung<br />

ausgesetzt sind, um sich anpassen zu<br />

können. Insbesondere im Sportbereich ist<br />

diese Art der Dehnung entsprechend den<br />

spezifischen Belastungen oft sinnvoll, z. B.<br />

als Vorbereitung für schnellkraftorientierte<br />

Sportarten oder in Wurfdisziplinen. Befürworter<br />

unterstreichen das gleichzeitige Training<br />

der intermuskulären Koordination und<br />

die verbesserte Durchblutungssituation. Im<br />

therapeutischen Einsatz ist es allerdings oft<br />

schwierig, die richtige Dosierung zu finden,<br />

um Verletzungen zu vermeiden.<br />

4 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


TITELTHEMA<br />

Statisches Dehnen<br />

Passiv statisches Dehnen<br />

Der Muskel wird langsam und kontrolliert in<br />

eine maximale Dehnposition gebracht und<br />

in dieser Stellung längere Zeit gehalten. Die<br />

Angaben über die Dauer variieren zwischen<br />

fünf Sekunden und zwei Minuten, empfohlen<br />

werden 15–90 Sekunden. Ebenso ungenau<br />

sind die Aussagen über die Anzahl<br />

der Wiederholungen, die Angaben schwanken<br />

zwischen 3- und 10-mal. Beim passiv<br />

statischen Dehnen soll der Eigenreflex des<br />

gedehnten Muskels durch die Aktivierung<br />

der Golgi-Sehnenorgane gehemmt werden.<br />

Dieser Mechanismus wird autogene Hemmung<br />

genannt.<br />

Anspannungs-Entspannungs-Dehnen<br />

Diese Methode wird auch als Contract-Hold-Relax-Stretching<br />

(CHRS) oder<br />

Postisometrisches Relaxations-Dehnen (PIR)<br />

bezeichnet. Sie stellt eine weitere Variante<br />

der statischen Dehnung dar. Der Muskel<br />

wird mit geringer Kraft in die eingeschränkte<br />

Bewegungsrichtung geführt und<br />

vor seiner Verlängerung isometrisch aktiviert.<br />

Anschließend wird er entspannt und<br />

seine Ursprungs-Ansatz-Distanz vergrößert.<br />

Das Prozedere wird mehrfach wiederholt,<br />

bis eine maximale Verlängerung des Muskels<br />

erreicht ist. Über die Stärke der isometrischen<br />

Anspannung herrscht Uneinigkeit,<br />

sie wird als maximal bis mittel oder leicht<br />

beschrieben und kann mehrfach wiederholt<br />

werden. Auch zur Dauer werden uneinheitliche<br />

Angaben gemacht, diese bewegen sich<br />

in einem Zeitrahmen von zwei bis max. 30<br />

Sekunden.<br />

Die Dauer der isometrischen Kontraktion<br />

spielt für die Hemmung der Motoneuronen<br />

keine entscheidende Rolle. Wichtig ist die<br />

anschließende Entspannung. Um die für<br />

kurze Zeit auftretende verminderte Reflexkontrolle<br />

auszunutzen, sollte sich die Dehnphase<br />

zügig anschließen [u. a. Moore u. Kukulka<br />

1991]. Mehrere Autoren [z. B. Etnyre<br />

et al. 1990, Guissard et al. 1988, Hainaut<br />

u. Duchateau 1989] geben die Zeitspanne<br />

der maximalen Hemmung mit 0,1–1 Sekunde<br />

an, nach 10 bis max. 25 Sekunden<br />

sei sie vollständig beendet. Zusätzlich erfolgt<br />

durch die isometrische Vorspannung<br />

eine Spannungserhöhung in der Sehne, was<br />

zur autogenen Hemmung führt. Ab welcher<br />

Spannung diese einsetzt, ist nicht geklärt.<br />

Betrachtet man jedoch den Schwellenwert<br />

der Golgi-Rezeptoren, ist dafür wahrscheinlich<br />

eine starke oder maximale Kontraktion<br />

erforderlich.<br />

Des Weiteren soll die Empfindlichkeit<br />

der Muskelspindeln herab gesetzt werden,<br />

je stärker eine Kontraktion ist. Dies spricht<br />

ebenfalls für eine starke isometrische Anspannung.<br />

Kritiker [u. a. Brokmeier 1999,<br />

Freiwald 2000, Hutton 1994] konstatieren<br />

hingegen, dass die Zeitdauer der Hemmung<br />

zu kurz ist, um die limitierte Muskelaktivität<br />

für die Dehnung auszunutzen. Außerdem<br />

soll sie von einer erhöhten Erregbarkeit<br />

abgelöst werden. Dagegen spricht neben<br />

oben Genanntem, dass die zügig anschließende<br />

Dehnphase zusätzlich Ib-Afferenzen<br />

der Golgi-Organe auslöst und dadurch eine<br />

verminderte EMG-Aktivität i. S. der autogenen<br />

Hemmung zu erwarten ist.<br />

Im Unterschied zum AED erfolgt bei dieser<br />

Methode am Ende der Dehnung eine<br />

maximale, dynamische Anspannung der<br />

Antagonisten. Sie nutzt damit zusätzlich das<br />

Prinzip der reziproken Hemmung und kontrolliert<br />

zudem aktiv das durch die Dehnung<br />

gewonnene Bewegungsausmaß.<br />

Grundregeln Dehnung<br />

Nur ein aufgewärmter Muskel sollte gedehnt<br />

werden; das Aufwärmen kann durch applizierte<br />

Wärme, Training oder isometrische<br />

Kontraktionen geschehen.<br />

Die Muskeldehnung wird langsam und<br />

kontrolliert ausgeführt.<br />

dynamisch<br />

sog. intermittierendes oder ballistisches Dehnen<br />

Dehnmethoden<br />

statisch<br />

sog. »Stretching«<br />

Dehnungen sollen keine Schmerzen auslösen.<br />

Schmerzen verursachen eine erhöhte<br />

EMG-Aktivität des Muskels, dadurch besteht<br />

die Gefahr, während einer Dehnung Verletzungen<br />

der Sarkomere (v. a. im Bereich der<br />

Z-Linien) zu verursachen.<br />

passiv statisches<br />

Dehnen<br />

Anspannungs-<br />

Entspannungs-<br />

Dehnen (AED)<br />

= Contract-Hold-Relax-<br />

Stretching (CHRS)<br />

= Postisometrisches<br />

Relaxations-Dehnen (PIR)<br />

Anspannungs-<br />

Entspannungs-<br />

Dehnen (AED)<br />

mit anschließender<br />

Kontraktion der<br />

Antagonisten<br />

aktiv statisches<br />

Dehnen<br />

(bei gleichzeitiger<br />

Anspannung<br />

der Antagonisten)<br />

Aktiv statisches Dehnen (Dehnung bei gleichzeitiger Anspannung der Antagonisten)<br />

Das aktiv statische Dehnen wird nach Einnehmen<br />

der Dehnposition durch die Kontraktion<br />

der Antagonisten initiiert. Diese<br />

Methode bedient sich dadurch ebenfalls<br />

der reziproken Hemmung und zwar in der<br />

Dehnphase selbst. Fraglich ist jedoch, ob die<br />

Kraft der Antagonisten – gerade bei einer<br />

strukturellen Verkürzung des Agonisten –<br />

ausreichend ist und tatsächlich eine Dehnung<br />

bewirken kann. Diese Dehnungsart<br />

wird häufig mit der AED-Technik kombiniert.<br />

E<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 5


TITELTHEMA<br />

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Literatur<br />

Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keinen<br />

empirischen Beleg dafür, dass eine<br />

bestimmte Dehnmethode effektiver ist als<br />

eine andere. Für jede Dehnmethode existieren<br />

einerseits Studien, die sie favorisieren,<br />

und andererseits Untersuchungen, die das<br />

Gegenteil darlegen. In weiten Bereichen der<br />

MT wird die AED-Methode mit und ohne<br />

anschließender Kontraktion der angewendet,<br />

die sich sowohl bei hypertonen als auch<br />

bei strukturellen Verkürzungen bewährt<br />

hat. Verschiedene Autoren beschreiben bei<br />

dieser Methode die größte Zunahme der<br />

Beweglichkeit [z. B. van Coppenrolle u. Heyter<br />

1986 in Schomacher 2001, Wilkinson<br />

1992]. Auch Freiwald (2000) unterstreicht,<br />

dass sich im therapeutischen Bereich die<br />

AED-Technik besonders bewährt hat. Die<br />

Auswahl einer Dehnmethode sollte sich in<br />

jedem Fall primär an den individuellen Bedürfnissen<br />

des Sportlers/Patienten sowie<br />

natürlich auch den jeweiligen Fähig- und<br />

Fertigkeiten des Therapeuten orientieren.<br />

Zur Dehnintensität und -dauer existieren<br />

dabei sehr unterschiedliche Angaben. Dies<br />

lässt vermuten, dass es keinen optimalen<br />

Richtwert gibt. Betrachtet man die Empfehlungen<br />

bzw. Ergebnisse aus experimentellen<br />

Untersuchungen, kristallisiert sich eine<br />

Dauer von 15–30 s heraus. Die Dehnung<br />

wird mehrfach wiederholt, bis kein Längenzuwachs<br />

bzw. Nachgeben mehr spürbar ist.<br />

Eine maximale Dehnintensität scheint einer<br />

submaximalen hinsichtlich der Verbesserung<br />

des Bewegungsausmaßes deutlich überlegen<br />

zu sein [z. B. Marschall 1999]. Eine Verbesserung<br />

des ROM kann jedoch nur dauerhaft<br />

erhalten werden, wenn sie im Alltag<br />

genutzt wird. Das Aufdecken der Kausalität<br />

sowie regelmäßiges Dehnen und Kräftigen<br />

der Muskulatur ist deshalb solange unerlässlich,<br />

bis die Biomechanik <strong>physio</strong>logisch wieder<br />

hergestellt ist sowie auf automatisierte<br />

und ökonomische Haltungs- und Bewegungsmuster<br />

zurückgegriffen werden kann.<br />

Muskeldehnungen zugeschriebene Effekte<br />

sind:<br />

Vergrößerung der Beweglichkeit<br />

Vorbeugung von Verletzungen<br />

Steigerung der Muskelleistung<br />

Erhöhung der Flexibilität<br />

DEHNMETHODEN<br />

Herabsetzung des Muskeltonus<br />

Prophylaxe von Kontrakturen nach<br />

Krafttraining<br />

Verminderung von Muskelungleichgewichten<br />

Reduzierung von Muskelverkürzungen<br />

Vermeidung bzw. Beeinflussung<br />

von Muskelkater<br />

Regenerationsförderung nach dem<br />

Training<br />

Brokmeier, A. A. (1999): Sinn und Unsinn des Muskeldehnens und der postisometrischen Relaxation. Institut für Manuelle Therapie<br />

beim Berufsverband selbstständiger Physiotherapeuten. Monatszeitschrift des IFK 1.<br />

Etnyre, B. R.; Kinugasa, T.; Abraham, L. D. (1990): Post-contraction variations in motor pool excitability. Electromyogr Clin Neuro<strong>physio</strong>l<br />

30: 259–264.<br />

Freiwald, J. (2000): Dehnen im Sport und in der Therapie. Die Säule 4: 28–33.<br />

Guissard N.; Duchateau J.; Hainaut, K. (1988) : Muscle stretching and motoneuron excitability. European <strong>Journal</strong> of Applied<br />

Physiology 58: 47–52.<br />

Hainaut, K.; Duchateau, J. (1989): Muscle fatigue, effects of training and disuse. Muscle & Nerve 12: 660–669.<br />

Hutton, R. S. (1994): Neuromuskuläre Grundlagen des Stretchings. In: Komi, P. V. (Hrsg.): Kraft und Schnellkraft im Sport. Deutscher<br />

Ärzte Verlag, Köln: 41–50.<br />

Marschall, F. (1999): Wie beeinflussen unterschiedliche Dehnintensitäten kurzfristig die Veränderungen der Bewegungsreichweite?<br />

Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin 1(50): 5–9.<br />

Moore, M. A.; Kukulka, C. G. (1991): Depression of Hoffmann reflexes following voluntary contraction and implications for proprioceptive<br />

neuromuscular facilitation therapy. Physical Therapy 71: 321–333.<br />

Schomacher, J. (2001): Diagnostik und Therapie des Bewegungsapparates in der Physiotherapie. Thieme, Stuttgart-New York.<br />

Wiemann, K.; Hahn, K. (1997): Influences of strength, stretching and circulatory exercises on flexibility parameters of the human<br />

hamstrings. Intern J Sports Med 18: 340–346.<br />

Wydra, G.; Bös, K.; Karisch G. (1991): Zur Effektivität verschiedener Dehntechniken. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin 9(42):<br />

386–400.<br />

Wilkinson, A. (1992): Stretching the truth. A review of the literature on muscle stretching. Australian Physiotherapy 4: 283–287.<br />

6 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


DEHNEN IN<br />

MYOFASZIALEN KETTEN<br />

TITELTHEMA<br />

Text: Klaas Stechmann<br />

DEHNÜBUNGEN SPIELEN NICHT NUR BEI DER MUSKULATUR<br />

EINE ROLLE, SONDERN HABEN AUCH IN DER BEHANDLUNG<br />

VON FASZIEN EINEN WICHTIGEN STELLENWERT.<br />

Grundlagen der Fasziedehnung<br />

Während der Dehnung kommt es zu einer Verlängerung der<br />

faszialen Fibroblasten, die durch die Aussendung von Botenstoffen<br />

Schmerzen und Entzündungen eindämmen können.<br />

Daher werden zur Schmerzbehandlung die Faszien der betroffenen<br />

Regionen und die damit in Verbindung stehenden<br />

Bereiche gezielt gedehnt. Dabei wird die ganzkörperliche Kontinuität<br />

einbezogen. Dies geschieht nicht durch einzelne Muskeldehnungen,<br />

sondern durch verschiedene Positionen, die<br />

den gesamten Körper fordern. Denn myofaszialen Ketten werden<br />

erst beansprucht, wenn die Bewegungen eines Bereichs<br />

ausgeschöpft sind. Hierbei ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt,<br />

da jede kleine Gradänderung die Dehnung stärker oder<br />

schwächer werden lassen kann. Die für die ganzkörperlichen<br />

Dehnübungen eingenommenen Positionen können anfangs<br />

statisch gehalten werden und dann in fließende Bewegungen<br />

übergehen. Fühlt man sich sicher, geht man in endgradige,<br />

schaukelnde oder wippende Bewegungen über. Die Mechanosensoren,<br />

die in erster Linie für die Wahrnehmung von<br />

Dehnimpulsen verantwortlich sind, sprechen am besten auf<br />

abwechselnde Impulse an. Deshalb sollte man immer variantenreich<br />

dehnen.<br />

Stell dir vor, du steckst in einem hautengen Taucheranzug,<br />

in dem du dich durch unterschiedliche Bewegungen hineinmodellieren<br />

musst. Indem Bereiche gedehnt werden, die normalerweise<br />

wenig Bewegungs- und Dehnungsreize ausgesetzt<br />

sind, wird das Gewebe angeregt, sich von Verklebungen und<br />

Bewegungseinschränkungen zu benachbarten Strukturen zu<br />

befreien. Wir wissen inzwischen, dass es kaum möglich ist,<br />

Muskeln isoliert zu dehnen. Möchte man beispielsweise die<br />

hintere Oberschenkelmuskulatur dehnen, in dem man ein Bein<br />

anhebt, so kommt in anderen Muskelgruppen teilweise mehr<br />

Dehnung an als in der Zielmuskulatur. Während des gestreckten<br />

Beinhebens im Liegen kommt es in der Ober- und Unterschenkelaußenseite<br />

sowie in der Rückenfaszie zu einer deutlich<br />

größeren Belastung als in der eigentlich zu dehnenden Oberschenkelrückseite.<br />

Deswegen werden bei Dehnungen die myofaszialen<br />

Ketten miteinbezogen, d. h. zur Beindehnung wird der<br />

gesamte Körper miteinbezogen oder der gesamte Körper verdreht,<br />

um die spiralen myofaszialen Ketten zu beanspruchen.<br />

Nutzen<br />

Doch was bringt das Dehnen in myofaszialen Ketten?<br />

Anstelle von einzelnen Muskeln werden ganze Bewegungseinheiten<br />

gedehnt.<br />

Die gedehnten Bereiche erlangen mehr Bewegungsfreiheit<br />

und das Zusammenspiel der Körperabschnitte wird erleichtert.<br />

Die Dehnung kann Schmerzen und Endzündungsprozesse<br />

eindämmen.<br />

Die Wirksamkeit des Dehnens im Sport und in der Therapie<br />

sind in den letzten Jahren kontrovers diskutiert worden. Die<br />

Wirkung des Dehnens wird auf die mechanische Verlängerung<br />

des Gewebes, die vermehrte Versorgung mit Wasser, die<br />

Stimulation von Nervenzellen zur Koordination sowie auf die<br />

funktionellen Änderungen von Bindegewebszellen an sich zurückgeführt<br />

(Myers, Frederick 2012).<br />

1 2<br />

1: Dehnung der Beine und der frontalen myofaszialen Kette<br />

2: Dehnung der spiralen myofaszialen Kette<br />

Literatur<br />

Myers, T.; Frederick, C. (2012): Stretching and Fascia. In Schleip, R.; Findley TW;<br />

Chaitow, L. et al.: Fascia: The tensional network oft he human body. Edinburgh,<br />

New York: Churchill Livingstone/Elsevier.<br />

Stechmann, K. (2016): Faszien selbst behandeln. KVM – Der Medizinverlag: Berlin.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 7


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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 9


TITELTHEMA<br />

MUSKEL<br />

STIFFNESS<br />

EINFLUSSFAKTOREN<br />

Text: Verena Gesing<br />

© vrx123 – stock.adobe.com<br />

Der Begriff Muskel Stiffness wird im Zusammenhang mit Muskeldehnung häufig verwendet.<br />

Zunächst sollten grundlegende Begriffe definiert werden, die für das Verständnis notwendig sind.<br />

Definition<br />

Passive Stiffness der Muskel-Sehnen-Einheit ist ein Synonym<br />

für die Flexibilität des Muskels und bezieht sich vor allem auf<br />

die viskoelastischen Eigenschaften des Muskels. Viskoelastische<br />

Bestandteile des Muskels sind vor allem die nicht-kontraktilen<br />

bindegewebigen Anteile. Aber auch die aktiven<br />

Nicht-kontraktile Elemente des Muskels<br />

Sehnen<br />

Bindegewebe zwischen den Muskelzellen<br />

Sarkolemm<br />

Titin (ins Sarkomer eingebaut)<br />

Faszien<br />

Kontraktile Elemente des Muskels<br />

Aktin<br />

Myosin<br />

Bestandteile verhalten sich zu einem gewissen Anteil viskoelastisch.<br />

Ebenso ist auch der Muskeltonus für die Stiffness der<br />

Muskulatur verantwortlich.<br />

Man kann sowohl von der Stiffness des gesamten Muskels,<br />

als auch von der Stiffness der Sehne reden.<br />

Muskel Compliance (Muskel Konformität)<br />

Wenn wir über den Begriff der Muskel Stiffness reden, müssen<br />

wir auch die Muskel Compliance betrachten, die der Muskel<br />

Stiffness sehr ähnlich ist, aber in der Literatur trotzdem als<br />

zusätzlicher Begriff verwendet wird. Die Muskel Compliance<br />

hängt von den viskoelastischen Eigenschaften und von dem<br />

Kontraktionsstatus der motorischen Einheit (also auch von<br />

dem Muskeltonus) ab, der durch die elektrische Aktivität des<br />

motorischen Neuron hervorgerufen wird, welches für die Innervation<br />

des jeweiligen Muskels zuständig ist.<br />

Einfluss des Muskeltonus auf die Muskel Stiffness/Compliance<br />

Eine Aktivität des kontraktilen Anteils der Muskulatur führt zu<br />

einem Anstieg des Muskeltonus. Wie hoch der Muskeltonus<br />

aber ist, kann ganz unterschiedlich sein. Eine komplette Entspannung<br />

ist abhängig von dem zugehörigen Menschen, es<br />

konnte jedoch gezeigt werden, dass die elektrische Aktivität<br />

in Ruhe bei gesunden Muskeln nicht signifikant die Muskel<br />

Compliance beeinflusst [Maggnusson 1997].<br />

Muskeltonus und Stiffness<br />

Der Muskeltonus kann die Stiffness des Muskels beeinflussen.<br />

Im Folgenden soll kurz erklärt werden, wie z.B. ein Hypertonus<br />

bei Patienten zustande kommen kann. Ein weiterer Grund<br />

für einen Hypertonus kann die Einnahme von Ovulationshemmern,<br />

wie der Anti-Baby-Pille (ABP) sein. Eine aktuelle Studie<br />

untersuchte, welchen Einfluss die Einnahme von solchen Ovulationshemmern<br />

auf die Muskel Stiffness haben kann.<br />

10 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


TITELTHEMA<br />

Orale Kontrazeptiva und Muskel Stiffness<br />

[Morse et al. 2013]<br />

In einer Studie [Morse et al. 2013] wurde die Auswirkung von<br />

Ovulationshemmern auf die Muskel Stiffness untersucht. Der<br />

Gebrauch von Ovulationshemmern ist bei Frauen im mittleren<br />

Alter weit verbreitet. In der vorliegenden Studie wurden<br />

Einphasenpillen (EP) untersucht. Diese Pillen werden am häufigsten<br />

verschrieben und enthalten immer den gleichen Hormongehalt.<br />

Hingegen weisen Mehrphasenpillen während des<br />

Zyklus einen unterschiedlichen Hormongehalt von Tablette zu<br />

Tablette auf. Der Gebrauch von Ovulationshemmern führt zu<br />

einer signifikant niedrigeren endogenen Östrogenproduktion<br />

und somit auch Plasmaspiegel, während die endogene Östrogenproduktion<br />

bei Frauen, die keine ABP nehmen, wesentlich<br />

höher ist [Bryant et al. 2008]. In der vorliegenden Studie<br />

wurde untersucht, wie sich die Einnahme einer EP auf die passive<br />

Stiffness (In Vivo) auf die Muskel-Sehnen Einheit (MSE) des<br />

M. gastrocnemius auswirkt.<br />

Ablauf Es nahmen 24 gesunde Frauen an der Studie teil.<br />

Während 12 Probandinnen die EP seit 12 Monaten (Fallgruppe)<br />

einnahmen, hatte die 12 Probandinnen der Kontrollgruppe<br />

noch nie eine ABP eingenommen. Die Probandinnen wiesen<br />

einen normalen Menstruationszyklus (24–35 Tage) auf. Alle<br />

Probandinnen berichteten, nicht übermäßig sportlich aktiv zu<br />

sein (weniger als 1 Std. an moderatem Sport pro Woche) und<br />

hatten keine Verletzungen der unteren Extremitäten.<br />

Durchführung Bei der Untersuchung wurden verschiedene<br />

Messungen vorgenommen.<br />

Hypertonus wird als erhöhter Spannungszustand im<br />

Muskel definiert. Der Hypertonus kann z. B. durch immer<br />

wiederkehrende ungünstige Bewegungs- oder Haltungsmuster<br />

(periphere Auslösung) oder durch Stress (zentrale<br />

Auslösung) ausgelöst werden. Durch eine Aktivierung der<br />

Gamma-Motoneuronen wird der Muskelspindelreflex aktiviert<br />

und somit der Muskeltonus erhöht. Über den modulierenden<br />

Einfluss des limbischen Systems auf die Gamma-Motoneuronen<br />

haben Gefühle einen direkten Einfluss<br />

auf den Muskeltonus (zentrale Auslösung).<br />

schiebung des Muskelsehnenübergangs diente als Hinweis auf<br />

die Elastizität/Stiffness. Die passive Dorsalextension wurde mit<br />

Hilfe des Isokineten durch dosierte Widerstände von 2–20 Nm<br />

durchgeführt.<br />

Isokinetik Mit Hilfe des Isokinet und des EMG wurde die<br />

maximale isometrische Kontraktion (MVC) des M. Gastrocnemius<br />

gemessen.<br />

EMG Um den Grad der Muskelaktivität während der passiven<br />

Dehnung zu messen, wurde ein EMG angeschlossen. Die Messungen<br />

fanden während der passiven Dehnung und der isokinetischen<br />

MVC-Messung statt. Es wurden 2 Messungen an<br />

unterschiedlichen Tagen zur gleichen Tageszeit durchgeführt.<br />

Ergebnis Es wurde kein Unterschied bei der Messung des<br />

ROM zwischen beiden Gruppen festgestellt. Das heißt, die<br />

Gesamtlänge der MSE war nicht unterschiedlich. Die Probandinnen<br />

der Fallgruppe hatten eine signifikant größere distale<br />

Verschiebung des Muskelsehnenübergangs bei allen passiven<br />

Drehmomenten.<br />

Isokinetik/ROM/Ultrasonographie Der Muskelsehnenübergang<br />

(myotendinöse Verbindung) wurde während der<br />

passiven Dorsalextension per Ultrasonographie dargestellt<br />

und dessen Bewegung mittels Tapestreifen an der Haut markiert<br />

und somit gemessen. Die Bestimmung der distalen Ver-<br />

Fazit Die Nutzerinnen der EP hatten somit eine signifikant<br />

verringerte Verlängerung der Sehne. Folglich ist die Sehne<br />

weniger elastisch und somit deren Stiffness erhöht. Hingegen<br />

musste dafür aber der Muskel eine eher erniedrigte Muskel<br />

Stiffness haben.<br />

Faktoren zur Veränderung der Stiffness<br />

Durch die Gabe von Hormonen kommt es zu einer veränderten<br />

endogenen Hormonproduktion. Aber auch gegebene<br />

Hormone können einen Einfluss auf den Bewegungsapparat<br />

nehmen.<br />

Östrogen beeinflusst ebenfalls die Kollagen Synthese und Kollagen<br />

Degeneration. Die Reduzierung der Muskel Stiffness der<br />

EP-Nutzerinnen kommt wahrscheinlich reziprok durch die erhöhte<br />

Stiffness der Sehne zustande.<br />

Zusammenfassung<br />

Muskelstiffness kann von vielen unterschiedlichen Faktoren<br />

beeinflusst werden. So üben der Muskeltonus des Patienten<br />

aber auch dessen Hormonstatus einen Einfluss aus. In der vorliegenden<br />

Studie konnte z.B. gezeigt werden, dass Frauen, die<br />

eine ABP einnahmen, eine erhöhte Sehnen- und eine erniedrigte<br />

Muskel Stiffness zeigten. Allerdings sollte dabei auch beachtet<br />

werden, dass die verwendete Messmethode zunächst<br />

weiter validiert werden muss, um konkrete Aussagen zulassen<br />

zu können. Auch müssen Studien mit einer größeren Anzahl<br />

an Probandinnen durchgeführt werden.<br />

E<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 11


TITELTHEMA<br />

Fazit<br />

Therapeuten sollten im Hinterkopf behalten, dass die Einnahme<br />

von oralen Kontrazeptiva auch die Stiffness von Muskeln und<br />

Sehnen beeinflussen können und dies bei der Befundung abfragen<br />

und bei der Therapie dementsprechend berücksichtigen.<br />

Physiotherapeutische Ansätze zur Beeinflussung der Muskel Stiffness<br />

Die Muskel Stiffness kann therapeutisch beeinflusst werden,<br />

wenn es nötig ist. Neben der Muskeldehnung kommen hier<br />

viele weitere Methoden in Frage, die aber immer alle davon<br />

abhängen, was für Ziele verfolgt werden. Exemplarisch sollen<br />

hier Entspannungstechniken als Therapie der Wahl erwähnt<br />

werden. Da die Muskel Stiffness auch über den Muskeltonus<br />

und dieser wiederum über die Gamma-Motoneuronen und<br />

das limbische System beeinflusst wird, können hier Entspannungsverfahren<br />

gut Einfluss nehmen:<br />

Autogenes Training<br />

Körperreisen<br />

Postisometrische Relaxation nach Jacobson (hat auch vor<br />

allem über die vorherige Anspannung des Muskels Einfluss<br />

auf die Herabsetzung der Muskel Stiffness)<br />

Yoga<br />

Etc.<br />

Aber auch ganz klassisch können viele verschiedene Ansätze<br />

verfolgt werden. Letztendlich muss man als Therapeut immer<br />

herausfinden, warum der Patient eine erhöhte/herabgesetzte<br />

Stiffness aufweist. Weitere Ansätze zur Beeinflussung der<br />

Stiffness sind z. B. Haltungskorrekturen, Dehnungen, Kräftigungen<br />

und Sehnentraining.<br />

Literatur<br />

Magnusson, S. P.; Simonsen, E. B.; Aagaard, P.; Boesen, J.; Johannsen, F.; Kjaer, M. (1997): Determinants of musculoskeletal flexibility:<br />

viscoelastic properties, cross-sectional area, EMG and stretch tolerance. ScandJ Med Sci Sports 7: 195–202.<br />

Morse, C. I.; Spencer, J.; Hussain, A. W.; Onambele, G. L.: (2013): The effect of the oral contraceptive pill on the passive stiffness of the<br />

human gastrocnemius muscle in vivo. J Musculoskelet Neuronal Interact 13(1): 97–104.<br />

Bryant, A. L.; Clark, R. A.; Bartold, S.; Murphy, A.; Bennell, K. L.; Hohmann, E.; Marshall-Gradisnik, S.; Payne, C.; Crossley, K.M. (2008):<br />

Effects of estrogen on the mechanical behavior of the human Achilles tendon in vivo. J Appl Physiol 105:1035–43<br />

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12 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


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Eine Verspannung oder Kontraktur des M. piriformis kann zu einer Behinderung des<br />

N. ischiadicus im Foramen infrapiriforme führen. Dies kann ausstrahlende Schmerzen<br />

in die untere Extremität auslösen. In diesem Fall ist eine Dehnung indiziert.<br />

TITELTHEMA<br />

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mehreren Fingerkuppen palpiert werden.<br />

Liegt keine Dysbalance vor, so ist der Muskel<br />

häufig nicht tastbar.<br />

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Das Bein des Patienten wird im Hüftgelenk bei<br />

ca. 45 Grad Flexion adduziert und innenrotiert.<br />

Dehnung<br />

Der Patient führt gegen den Widerstand des<br />

Therapeuten eine isometrische Kontraktion in<br />

Richtung Abduktion und Außenrotation aus.<br />

Stimulation der Antagonisten<br />

Heilpraktiker/Osteopathie<br />

Diagnosen eintragen, terminieren,<br />

Einzelleistungen erfassen und<br />

abrechnen.<br />

Am Ende der Dehnung bewegt der Patient<br />

seinen Oberschenkel gegen den Widerstand<br />

des Therapeuten, der an der Innenseite<br />

des Oberschenkels erfolgt, aktiv weiter<br />

in die maximal mögliche Adduktion und<br />

Innenrotation im Hüftgelenk.<br />

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Nachdem der Patient entspannt hat, bewegt<br />

der Therapeut den Oberschenkel passiv weiter<br />

in Richtung maximal mögliche Adduktion und<br />

Innenrotation im Hüftgelenk.<br />

Literatur<br />

Wolf, U. (2012): Bildatlas der Manuellen Therapie.<br />

KVM – Der Medizinverlag, Berlin.<br />

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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 13


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© Thomas Röske - Fotolia.com<br />

ERFAHRUNGEN IN RUANDA – TEIL 4<br />

Text: Lea Schmidt<br />

und Laura Boller-Hoffecker<br />

L Nach unserem Examen im September<br />

2017 wollten wir zunächst einmal berufliche<br />

Erfahrungen im Ausland sammeln und nebenbei<br />

etwas von der Welt entdecken. Unsere<br />

Suche nach einem geeigneten Land mit<br />

einem spannenden Projekt führte uns nach<br />

Kabuga in Ruanda. Auch in dieser Ausgaben<br />

werden wir euch wieder einen Einblick<br />

in unsere Arbeit geben und euch an unseren<br />

Erfahrungen, die wir in dem sechswöchigen<br />

Einsatz vor Ort gesammelt haben, teilhaben<br />

lassen.<br />

RÜCKBLICK<br />

In unserem letzten Bericht wollen wir einen<br />

Ausblick darauf geben, wie es weitergehen<br />

soll und welche Herausforderungen es in<br />

Zukunft zu bewältigen gilt, um eine gute<br />

und langfristige Zusammenarbeit gewähren<br />

zu können. Fangen wir damit an, was wir<br />

bisher erreicht haben. Wie ihr bereits nachlesen<br />

konntet, haben wir in den vergangenen<br />

6 Wochen die Basis des existierenden<br />

Projektes HDVC-Kabuga, unter der Leitung<br />

von Christine Mukeshimana, um einiges<br />

vergrößern und vor allem aber beginnen<br />

können, diese zu stabilisieren. Das alles war<br />

nur durch die zahlreichen Spendeneingänge<br />

als Reaktion auf unseren Rundbrief ganz zu<br />

Beginn unserer Zeit hier in Ruanda möglich.<br />

Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle geht<br />

an alle Unterstützer! Wir haben damit begonnen,<br />

Struktur in den Behandlungstag<br />

zu bringen und Kontinuität bezüglich der<br />

Therapiebesuche. Insbesondere in unserer<br />

letzten Woche haben wir die Motivation<br />

der Kinder und Mütter erlebt, die uns voller<br />

Freude am Ende des Tages ihre neue Stempelkarte<br />

hinlegten, die sie kurz darauf sorgfältig<br />

und voller Stolz in die Tasche packten.<br />

Besonders berührt haben uns die Worte<br />

der Mütter und Großmütter, die bereits in<br />

der kurzen Zeit kleinere und größere Fortschritte<br />

der Entwicklung ihrer Kinder gesehen<br />

haben und sich schon vieles für den<br />

Alltag abschauen konnten. Auch Christines<br />

Motivation schien neu aufzublühen. Fast so,<br />

als würde sie durch die Anerkennung ihrer<br />

Arbeit nach so vielen Jahren und die Anteilnahme<br />

unserer Familien und Freunde in<br />

Deutschland erneut angetrieben und auch<br />

ermutigt werden, weiter zu machen. Wir<br />

fragten sie, was aus ihrer Sicht in den letzten<br />

Jahren die größten Herausforderungen waren<br />

und aktuell noch sind. An erster Stelle<br />

nennt sie natürlich die fehlenden finanziellen<br />

Mittel. Dabei meint sie vor allem die Armut<br />

ihrer Patienten, die aufgrund dessen die<br />

Wegkosten zu dem zuständigen Arzt oder<br />

Therapeut nicht bezahlen können. Ganz zu<br />

schweigen von den eigentlichen Kosten für<br />

die Konsultation und die folgenden medizinischen<br />

oder therapeutischen Maßnahmen.<br />

Da also keine frühzeitige Behandlung<br />

erfolgt, wachsen die Beschwerden stetig<br />

und die Therapiemöglichkeiten schrumpfen<br />

zeitgleich. Über dieses Kernproblem kann<br />

man lange diskutieren, es gilt aber jetzt, den<br />

Blick in die Zukunft zu richten und Lösungen<br />

kleinschrittig anzugehen.<br />

HERAUSFORDERUNGEN<br />

UND AUSBLICK<br />

Fest für uns steht, dass wir das Projekt persönlich<br />

weiterhin in dem uns zur Verfügung<br />

stehenden Rahmen unterstützen wollen.<br />

Dazu zählen wir zum einen den kontinuierlichen<br />

Austausch mit Christine über das aktuelle<br />

Geschehen im Zentrum. Zum anderen<br />

wollen wir den Kontakt an möglichst viele<br />

Stellen weitergegeben und die Idee des Projektes<br />

weiter verbreiten. Ein riesiger Erfolg<br />

wäre es für uns bereits, wenn der ein oder<br />

andere Freiwillige den Weg zum Zentrum<br />

findet, oder aber sogar nachhaltig regelmäßig<br />

einmal im Jahr freiwillige Physiotherapeuten<br />

(und auch Freiwillige jeglicher anderen<br />

Profession oder auch Schulabgänger)<br />

Christine für ein paar Monate in Kabuga<br />

unterstützen würden. Wir müssen die Absicherung<br />

des Projektes von unten her aufbauen<br />

und sind beide bisher noch absolut<br />

16 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VORGESTELLT<br />

unerfahren. Es stehen unter anderem Überlegungen<br />

im Raum, einen eigenen gemeinnützigen<br />

Verein zu gründen oder aber auch<br />

Kooperationen mit beispielsweise unserer<br />

ehemaligen Schule für Physiotherapie oder<br />

auch anderen Institutionen zu schaffen.<br />

Dazu müssen wir uns mit den jeweiligen<br />

Ansprechpartnern zusammensetzen und<br />

die Ideen versuchen – hoffentlich gemeinsam<br />

– umzusetzen, sobald wir beide wieder<br />

in Deutschland sind.<br />

Als eine Herausforderung sehen wir an, die<br />

neu auflebende Struktur im Behandlungstag<br />

und auch die Kontinuität der Therapie<br />

von Christine und den Kindern mit ihren<br />

Müttern aufrecht zu erhalten. Dabei ist es<br />

aber wichtig, eine Balance zwischen der<br />

notwendigen Struktur und Disziplin und der<br />

hiesigen Kultur zu finden. Für das Gewinnen<br />

langfristiger Sponsoren ist es wichtig, eben<br />

diese vorweisen zu können, um auch Vertrauen<br />

in das Projekt zu gewährleisten. Wir<br />

müssen gleichzeitig aber auch die hiesige<br />

Kultur mit all ihren Eigenschaften respektieren<br />

und dürfen daher niemandem etwas<br />

aufzwingen. Eine solche Kooperation wird<br />

auf lange Sicht nicht funktionieren. Beide<br />

Seiten müssen sich aneinander anpassen.<br />

Notwendig sind beispielsweise Dokumentationen<br />

des Geschehenen oder Belege für<br />

Rechnungen. Gleichzeitig muss man sich<br />

aber auch dessen bewusst sein, das gewisse<br />

Dinge mehr Zeit in Anspruch nehmen als bei<br />

uns in Deutschland.<br />

Wie schon in den vorherigen Berichten erwähnt,<br />

kommt Christine selbst für die anfallenden<br />

Kosten auf. Aber natürlich sind<br />

auch ihre finanziellen Mittel begrenzt und<br />

ohne Spenden oder Zuschüsse ist es für sie<br />

immer wieder ein Kampf, das Zentrum als<br />

solches zu erhalten. Die dringend notwendigen<br />

Medikamente und Untersuchungen<br />

durch Fachärzte nicht mit einberechnet. Daher<br />

ist es uns ein großes Anliegen, langfristige<br />

Sponsoren für das Projekt zu begeistern<br />

und zu gewinnen, sodass das Zentrum auch<br />

zukünftig getragen werden kann.<br />

Was wir dabei als Herausforderung ansehen<br />

ist, dass die Spendengelder auch wirklich ihren<br />

Weg zu den besagten Spendengründen<br />

finden. Vor allem muss also für Transparenz<br />

des Geldflusses gesorgt werden. Belege<br />

werden hier auf Wunsch zwar ausgestellt,<br />

auf Grund der mangelnden Digitalisierung<br />

bisher meist aber nur handschriftlich und<br />

dazu auch nur in der Landessprache Kinyarwanda.<br />

Diesbezüglich haben wir bereits mit<br />

Christine ausgemacht, künftige Belege zumindest<br />

auf französisch oder englisch ausstellen<br />

zu lassen und diese, wenn möglich,<br />

auch digital zu erfassen. Der erste Schritt ist<br />

in den kommenden Monaten, alles bereits<br />

ordentlich in einem extra dafür angelegten<br />

Ordner abzuheften und uns eine Kopie zukommen<br />

zu lassen. Wir haben auch dazu<br />

schon einige Ideen, die es für Deutschland<br />

auszuarbeiten gilt.<br />

STUDIENERGEBNIS<br />

Wie wichtig die Präsenz des HDVC-Zentrums<br />

in Kabuga und die Arbeit von Christine und<br />

ihrem Team ist, verdeutlicht eine aktuelle<br />

Studie erstellt durch Physiotherapiestudenten<br />

der University of Ruanda von April 2017.<br />

Die darin erhobene erste Statistik bezüglich<br />

des Auftretens von Behinderung in der umliegenden<br />

Region bestärkt die Therapierelevanz<br />

und die Wichtigkeit des Zentrums.<br />

Sie besuchten dazu 180 Haushalte und<br />

interviewten 796 Menschen zu geistigen<br />

und körperlichen Beeinträchtigungen/ Einschränkungen.<br />

In diesem kleinen Bereich,<br />

hier wird es »Cell« genannt, leben 13 Kinder<br />

und 19 Erwachsene mit Einschränkungen –<br />

damit 4,02%.<br />

Auf Grund fehlender Strukturen unter anderem<br />

des Bildungssystems, können sich die<br />

Betroffenen auf dem Bildungs- und Arbeitsmarkt<br />

nicht durchsetzen. Dabei können sie<br />

nur in Zentren wie dem HDVC-Kabuga aufgefangen<br />

werden.<br />

BYE, BYE, RUANDA<br />

Die Studie soll in den kommenden Jahren in<br />

weiteren umliegenden »Cells« durchgeführt<br />

und auf die nächst größeren regionalen Einheiten,<br />

den Sektor Masaka und den District<br />

Kicukiro, ausgeweitet werden. Die Stadt<br />

Kigali ist eingeteilt in einzelne Distrikte, die<br />

wiederum untergliedert sind in Sektoren<br />

und Cells.<br />

WÜNSCHE<br />

Zu guter Letzt wollen wir an euch appellieren.<br />

Traut euch, eure eigenen Erfahrungen<br />

zu machen! Investiert Zeit in die Projektsuche<br />

und kontaktiert die Ansprechpartner<br />

persönlich. Lasst euch nichts einreden von<br />

jemandem, der selbst noch keinerlei Erfahrungen<br />

diesbezüglich gemacht hat oder das<br />

jeweilige Land noch nicht besucht hat. Wie<br />

oft mussten wir uns anhören, dass es für<br />

zwei weiße, blonde, junge Frauen viel zu<br />

gefährlich wäre, in ein schwarzafrikanisches<br />

Land zu reisen. Und doch haben wir uns in<br />

keiner Sekunde unsicher gefühlt. Vielmehr<br />

waren wir von der Herzlichkeit, Gastfreundschaft<br />

und Hilfsbereitschaft überwältigt.<br />

Bei Fragen zu unserem Projekt oder Ideen<br />

jeglicher Art freuen wir uns über eure Nachrichten<br />

an hilfsprojekt-hdvc@gmx.de.<br />

Wir hoffen, euch durch unsere Berichte<br />

einen Einblick in die Arbeit weit über die<br />

Grenzen der eigenen Komfortzone hinaus<br />

gegeben haben zu können.<br />

Vielen Dank für euer Interesse!<br />

Über weitere Spenden freuen wir uns sehr<br />

und auch in diesem Fall kontaktiert uns einfach<br />

per E-Mail.<br />

Herzlichst Eure<br />

Lea und Laura<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 17


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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 19


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© Stephan Lorenz<br />

PRAKTISCHER<br />

OSTEOPATHIE KONGRESS<br />

ZUM THEMA FASZIEN<br />

L Wie bereits in den vergangenen Jahren fand im November<br />

2018 in Berlin ein internationaler Osteopathie Kongress der<br />

Osteopathie Schule Deutschland statt.<br />

Das diesjährige Thema war »fasziale Ansätze der Osteopathie<br />

im klinischen Kontext«. Damit reihte sich der Osteopathie<br />

Kongress zeitlich und inhaltlich nahtlos an den fünften internationalen<br />

Fascia Research Congress an, welcher im Vorfeld in<br />

den Räumlichkeiten der Urania Berlin stattfand.<br />

Durch die enge Vernetzung zwischen Osteopathie Kongress<br />

und Fascia Research Congress konnten auf beiden Veranstaltungen<br />

ähnlich hochkarätige Programmpunkte erstellt<br />

werden. So gab es ein Programm mit vielen internationalen<br />

Referenten, welches neben osteopathischen Themen auch<br />

Gebiete wie Neurobiologie, Narbenbehandlung, Bewegungstherapie<br />

und manuelle Behandlungsmethoden anderer Spektren<br />

berücksichtigte. Während auf dem Fascia Research Congress<br />

der theoretische Anteil sehr hoch und vielen Klinikern<br />

der Praxisbezug nicht ausreichend war, wurde auf dem Osteopathie<br />

Kongress mit vielen Workshops der praktische Nutzen<br />

in den Vordergrund gestellt. Während etwa anderthalb<br />

Tage für theoretische Vorträge im Plenum verwendet wurden,<br />

wurde die restliche Zeit mit vier frei wählbaren Workshops verbracht.<br />

Neben Themen der »klassischen« Osteopathie wurden<br />

auch hierzulande weniger verbreiteten Konzepten ein Raum<br />

geboten: die Lyno-Methode aus Südafrika, Dry Needling, Fasziale<br />

Manipulation bei Tieren oder Konzepte mit Verbindung<br />

zur Kinesiologie. Auch das Publikum bestand aus einer bunten<br />

Mischung. Insgesamt kamen über 1000 Teilnehmer aus aller<br />

Welt und unterschiedlichster Profession zusammen. Damit ist<br />

der Kongress der größte seiner Art.<br />

Neben dem Hauptprogramm gab es rund um das Thema Faszien<br />

diverse informative und teils künstlerische Ausstellungen<br />

zu besuchen. So stellte das Fascial Net Plastination Project aus<br />

Guben (bekannt durch die Ausstellung Körperwelten) mehrere<br />

Präparationen des faszialen Netzwerkes vor, im Großformat<br />

konnten künstlerische Fotoaufnahmen des neuen Anatomieatlas<br />

der Universität Leipzig (»Atlas of Human Fascial Topography«)<br />

begutachtet werden und schließlich wurde der neu erschienene<br />

Film »The Secret Life of Fascia« von Bruce Schonfeld<br />

aufgeführt. Dadurch wurde der gesamte Kongress in einen<br />

passenden Rahmen gebracht, dank guter Organisation gab es<br />

einen reibungslosen Ablauf.<br />

Auch dieses Jahr findet wieder ein Kongress der Osteopathie<br />

Schule Deutschland mit dem Thema »Kraniale Osteopathie<br />

– Neueste Erkenntnisse in Wissenschaft und Praxis« vom<br />

15.–17. November <strong>2019</strong> in Berlin statt.<br />

W<br />

OSTEOPATHIEKONGRESS.DE<br />

20 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


BRAINTUNING<br />

ANATOMIE ZUM SAMMELN<br />

M. supinator<br />

In der nächsten Ausgabe:<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

M. extensor carpi ulnaris<br />

.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 21


BRAINTUNING<br />

.<br />

2<br />

Blut und Immunsystem Nr. 16<br />

Nennen Sie Aufgaben und Zusammensetzung des Blutes.<br />

© pathdoc - Fotolia.com<br />

Blut- und Immunsystem<br />

PHYSIOLOGIEKARTE<br />

Nr. 16<br />

PHYSIOLOGIEKARTE<br />

Blut- und Immunsystem<br />

Funktionen des Blutes:<br />

7 Transport von<br />

- Atemgasen<br />

- Nährstoffen, Vitaminen<br />

- Stoffwechselmetaboliten (Entgiftung)<br />

7 Pufferung<br />

7 Informationsaustausch (Hormone)<br />

7 Abwehr<br />

7 Wärmehaushalt<br />

7 Reparatur (Wundheilung)<br />

7 Wasser- und Elektrolythaushalt<br />

400 g Blut 200 g Plasma 16 g Plasmaproteine<br />

Das Blut besteht aus:<br />

7 Zellen:<br />

- rote Blutkörperchen = Erythrozyten<br />

- weiße Blutkörperchen = Leukozyten (unterteilt in Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten)<br />

- Blutplättchen = Thrombozyten<br />

7 Plasma: Das Blutplasma enthält Gerinnungsfaktoren, Immunglobuline, Ionen, Glukose, Harnstoff, Kreatinin,<br />

Albumin sowie zahlreiche weitere Plasmaproteine.<br />

Merke! Blutserum entsteht aus Plasma, nachdem die Gerinnungsfaktoren durch eine aktivierte Gerinnung entfernt<br />

wurden.<br />

Plasma<br />

Thrombozyten<br />

Leukozyten<br />

Erythrozyten<br />

Proteine<br />

Elektrolyte<br />

Wasser<br />

Gerinnungseiweiße<br />

Immunglobuline<br />

β-Globuline<br />

α2-Globuline<br />

α1-Globuline<br />

Transferrin<br />

Albumin<br />

2<br />

.<br />

22 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


© Sergey Nivens – stock.adobe.com<br />

Text: Agnes Wand<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

B A C H E L O R A R B E I T<br />

DIE PHYSIOTHERAPEUTISCHE BEHANDLUNG<br />

BEI INKONTINENZ UND IHR EINFLUSS<br />

AUF DIE NEUROMUSKULÄRE AKTIVIERUNG<br />

DER BECKENBODENMUSKULATUR<br />

L Der Beckenboden ist ein Organ mit vielen<br />

Aufgaben. Als Boden des Rumpfes stützt er<br />

die Bauchorgane, arbeitet als Rumpfstabilisator<br />

und verschließt die Ausscheidungsorgane.<br />

Insuffizienz der Beckenbodenmuskeln<br />

hat verschiedene Folgen – unter anderem<br />

Inkontinenz (unkontrollierter Abgang von<br />

Harn und/oder Stuhl) [Pschyrembel 2017].<br />

Sowohl Harn-, als auch Stuhlinkontinenz<br />

stellen eine große Einschränkung in der Teilhabe<br />

am gesellschaftlichen Leben dar [Robert<br />

Koch Institut 2007]. Es stellt sich die<br />

Frage, welchen Einfluss Physiotherapeuten<br />

darauf nehmen können.<br />

HINTERGRUND<br />

Inkontinenz entsteht vor allem durch Verletzung<br />

der Beckenbodenmuskeln bei<br />

Operationen oder Geburten, aber auch<br />

durch alters- oder überlastungsbedingte<br />

Degeneration und Störung der nervalen<br />

Versorgung. Je nach Art der Funktionseinschränkung<br />

kommt es zu einer Insuffizienz<br />

der Verschlussmechanismen von Urethra<br />

und oder Rektum. Harninkontinenz kann<br />

sich durch Urinverlust und vermehrten imperativen<br />

Harndrang als sogenannte Dranginkontinenz<br />

äußern oder als Belastungsinkontinenz,<br />

dem Urinverlust bei erhöhten<br />

intraabdominellen Drücken (International<br />

Continence Society 2015). Frauen haben<br />

vor allem nach Schwangerschaft und Geburt<br />

ein höheres Risiko, Inkontinenzen zu<br />

entwickeln [Delancey et al. 2003]. Bei Männern<br />

tritt Inkontinenz meist nach operativen<br />

Eingriffen im pelvinen Bereich auf [Bø et al.<br />

2015]. Aufgrund der erhöhten Inzidenz von<br />

Harninkontinenz bei Frauen, gibt es mehr<br />

Nachweise für die Wirksamkeit von Physiotherapie<br />

bei weiblicher Inkontinenz. Vor allem<br />

belastungsinkontinente Frauen können<br />

laut aktueller Studienlage durch ein gezieltes<br />

Training des Beckenbodens ihre Symptome<br />

lindern oder beheben [Bø 2004, Gunnarsson<br />

et al. 1999, Lehmann et al. 2016, Moroni<br />

et al. 2016]. Männer die nach einer radikalen<br />

Prostatektomie von Harninkontinenz<br />

betroffen sind, profitieren ebenfalls von einer<br />

Rehabilitation der Beckenbodenmuskeln<br />

[MacDonald et al. 2007, Chang et al. 2016].<br />

Statistische Erhebungen aus den USA<br />

zeigen, dass Männer wie Frauen gleichermaßen<br />

von fäkaler Inkontinenz betroffen<br />

sind [Whitehead et al. 2009]. Zum Erfolg der<br />

<strong>physio</strong>therapeutischen Behandlung gibt es<br />

keine validen Nachweise, jedoch ist die Zahl<br />

der wissenschaftlichen Untersuchungen in<br />

diesem Bereich noch sehr gering und von<br />

unterschiedlicher Qualität. Aufgrund mangelnder<br />

Alternative an konservativen Therapiemethoden<br />

und guter Erfahrungswerte<br />

besteht die Therapie oftmals trotzdem aus<br />

einer <strong>physio</strong>therapeutischen Behandlung<br />

der Beckenbodenmuskeln (Norton 2008).<br />

Physiotherapie bei Inkontinenz<br />

Es gilt als erwiesen, dass zur Kontinenzverbesserung<br />

ein Übungsprogramm, bei welchem<br />

die Muskeln des Beckenbodens isoliert<br />

kontrahiert werden, am meisten Erfolg<br />

hat [Bø et al. 2013]. Somit liegt in der <strong>physio</strong>therapeutischen<br />

Behandlung der Fokus<br />

auf dem Erlernen der korrekten isolierten<br />

Kontraktion. Da Inkontinenz eine Problematik<br />

ist, welche vermehrt im Stehen, bei<br />

dynamischer Bewegung und erhöhten intraabdominellen<br />

Drücken auftritt, erfolgt eine<br />

Integration der Beckenbodenkontraktion in<br />

Ausgangsstellungen, die höhere Anforderungen<br />

an die posturale Kontrolle stellen<br />

[Haslam 2008].<br />

Die Anzahl an <strong>physio</strong>therapeutischen Behandlungen<br />

und die Zeit pro Behandlung sind<br />

im Heilmittelkatalog limitiert (Heilmittelkatalog<br />

2017). Pro Rezept finden sechs Termine<br />

mit jeweils 20–30 Minuten Behandlungszeit<br />

statt. In der Praxis reicht die Zeit oft nicht<br />

E<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 23


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

aus, um unter <strong>physio</strong>therapeutischer Anleitung<br />

das Übungsspektrum auf posturale<br />

Kontrolle fordernde Übungen zu erweitern.<br />

Somit ist aus <strong>physio</strong>therapeutischer Sicht<br />

von besonderem Interesse, ob nach sechs<br />

Einheiten <strong>physio</strong>therapeutischer Behandlung<br />

die Fähigkeit zur isolierten Aktivierung des<br />

Beckenbodens verbessert werden kann und<br />

ob diese Verbesserung gleichermaßen in Rückenlage<br />

und im Stand stattfindet.<br />

Beckenbodenaktivität<br />

Zur Messung der Beckenbodenaktivität<br />

und somit zur Feststellung, ob die Fähigkeit<br />

zur willentlichen Ansteuerung vorhanden<br />

ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten [Bø<br />

2015]. Manometrisch kann der vaginale<br />

oder rektale Verschlussdruck bestimmt werden,<br />

mittels Bildgebung eine Untersuchung<br />

erfolgen, digital kann die Anspannung beurteilt<br />

oder durch EMG die neuromuskuläre<br />

Aktivierung beurteilt werden.<br />

Die Synergisten der Beckenbodenmuskeln<br />

sind noch nicht vollständig erforscht.<br />

Dem aktuellen Stand zufolge gelten der<br />

M. obturatorius internus, der M. gluteaus<br />

maximus und die Mm adductores als Synergisten<br />

[Schulte-Frei 2007]. Weiterhin die<br />

Bauchmuskeln M. transversus abdominis,<br />

M. obliquus internus und M. obliquus externus.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass<br />

eine willkürliche Beckenbodenkontraktion<br />

ohne Co-Kontraktion des M. transversus<br />

abdominis nicht möglich ist [Chmielewska<br />

et al. 2014, Hodges et al. 2007, Madill et al.<br />

2009, Neumann et al. 2002]. Zudem scheint<br />

die Co-Kontraktion des M. transversus abdominis<br />

und des M. obliquus internus eine<br />

direkte Auswirkung auf die Kontinenz zu<br />

haben (Madill et al. 2006, Sapsford et al.<br />

[2012]. Das Zwerchfell und die Mm. mulitfidii<br />

gelten ebenfalls als Synergisten [Hodges<br />

et al. 2007, Ptaszkowski et al. 2015].<br />

In Studien wurde die Aktivierung der Beckenbodenmuskeln<br />

und ihrer Synergisten im<br />

Vergleich von kontinenten und inkontinenten<br />

Probanden überprüft. Dabei konnten<br />

funktionelle Unterschiede des M. levator ani<br />

bei Frauen mit und ohne Inkontinenz festgestellt<br />

werden [Babic et al. 2003]. Devreese<br />

et al. [2007] stellten in einem Vergleich Unterschiede<br />

beim Kontraktionsverhalten der<br />

tiefen und oberflächlichen Beckenbodenmuskeln<br />

bei gesunden und bei inkontinenten<br />

Frauen fest. In anderen Untersuchungen<br />

wurde herausgefunden, dass Frauen mit<br />

Harninkontinenz eine verringerte neuromuskuläre<br />

Aktivität der Beckenbodenmuskeln<br />

aufweisen und vermehrt die Bauchmuskulatur,<br />

vor allem den M. rectus abdominis und<br />

den M. obliquus externus, einsetzen [Gunnarsson<br />

et al. 1999, Madill et al. 2009, Madill<br />

et al. 2010, Ptaszkowski et al. 2015].<br />

Beckenbodenaktivität und<br />

Körperposition<br />

Die Muskeln des Beckenbodens haben<br />

eine antigravitatorische Wirkung und müssen<br />

umso mehr arbeiten, je kleiner die Unterstützungsfläche<br />

des Körpers wird und<br />

desto mehr Anforderungen an die posturale<br />

Kontrolle gestellt werden [Hodges et<br />

al. 2007, Schulte-Frei 2007]. In verschiedenen<br />

Konzepten zur <strong>physio</strong>therapeutischen<br />

Behandlung des Beckenbodens wird eine<br />

Befunderhebung in Rückenlage und Stand<br />

empfohlen. Da es noch keine allgemein<br />

akzeptierte Expertenmeinung gibt, was<br />

für Befunde einer <strong>physio</strong>logischen Beckenbodenfunktion<br />

entsprächen, wurde eine<br />

Recherche zur aktuellen Studienlage bezüglich<br />

eines Vergleiches der willkürlichen<br />

Aktivierungsfähigkeit des Beckenbodens in<br />

Rückenlage und Stand durchgeführt. Betrachtet<br />

man die Untersuchungen zusammenfassend,<br />

scheint es bei intaktem Beckenboden<br />

und gesicherter Wahrnehmung<br />

für die Beckenbodenmuskulatur eine Tendenz<br />

zur gleichen Ansteuerungsfähigkeit in<br />

Rückenlage und Stand zu geben. Bei jenen<br />

Untersuchungen, welche im Stand geringere<br />

Werte erreichen, fällt auf, dass die Unterschiede<br />

bei gesunden Frauen sehr gering<br />

waren [Aukee et al. 2003], nur vier Probandinnen<br />

untersucht wurden [Neumann et al.<br />

2002] oder die Messmethode keine isolierte<br />

Betrachtung der Beckenbodenmuskulatur<br />

zulässt [Delancey et al. 2005]. Hingegen<br />

scheinen die Untersucher in den Studien,<br />

die gleiche Werte für Rückenlage und Stand<br />

erzielten, einen größeren Fokus auf eine<br />

möglichst optimale Beckenbodenfunktion<br />

gelegt zu haben. Vor Durchführung der Studien<br />

wurde die isolierte Beckenboden-Kontraktion<br />

geübt [Bø et al. 2003, Schulte-Frei<br />

2007]. Nur wenn die Probanden durch ihre<br />

Beckenboden-Kontraktion die Werte der<br />

EMG-Ableitung um ein Fünffaches steigern<br />

konnten, galt die Kontraktion als ausreichend<br />

gut. Chmielewska et al. [2014]<br />

fanden ebenfalls vergleichbare Ergebnisse<br />

in Rückenlage und Stand bei sehr jungen,<br />

nulliparen Probandinnen und hatten als<br />

Ausschlusskriterium einen Body Mass Index<br />

über 30 kg/m 2 . Es scheint also gerechtfertigt<br />

anzunehmen, dass bei gesunden Menschen<br />

die willkürliche Ansteuerungsfähigkeit des<br />

Beckenbodens in Rückenlage und Stand<br />

gleich ist. Der einzige Unterschied zwischen<br />

den Ausgangsstellungen ist die vermehrte<br />

synergistische Aktivierung des M. obliquus<br />

internus im Stehen [Schulte-Frei 2007, Capson<br />

et al. 2011, Chmielewska et al. 2014].<br />

Da bis dato keine Studie die Veränderung,<br />

durch die in einer Heilmittelverordnung<br />

stattfindenden sechs Behandlungseinheiten<br />

prüft, wurden Oberflächen-EMG-Daten von<br />

Patienten untersucht. Ziel der vorliegenden<br />

Arbeit war es, zu untersuchen, ob sechs<br />

<strong>physio</strong>therapeutische Behandlungen des<br />

Beckenbodens, die in einer Heilmittelverordnung<br />

enthalten sind, die neuromuskuläre<br />

Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur im<br />

Vergleich von Rückenlage und Stand verändern<br />

können.<br />

METHODE<br />

Die Patienten sollten erst in Rückenlage,<br />

mit einem Kissen unter dem Kopf und einer<br />

Rolle unter den Knien und dann in ihrer<br />

habituellen Haltung im Stehen, möglichst<br />

isolierte Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur<br />

ausführen. Es wurde ein sogenannter<br />

Multi Activity Test durchgeführt,<br />

indem erst die neuromuskuläre Aktivierung<br />

der Beckenbodenmuskeln in Ruhe erhoben<br />

wurde, dann sollten 5 kurze schnellkräftige<br />

Kontraktionen erfolgen und nach einer<br />

Pause 5 möglichst isolierte Kontraktionen,<br />

die 10 Sekunden gehalten werden sollten.<br />

Während der Durchführung des Tests erfolgte<br />

mittels Oberflächen-EMG eine Messung<br />

der Beckenbodenmuskeln, der Mm.<br />

adductores, des M. gluteaus maximus und<br />

des M. obliquus internus, dessen Ableitung<br />

ebenfalls Information über die neuromuskuläre<br />

Aktivierung des M. transversus abdo-<br />

24 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

minis liefert [Schulte-Frei u. Konrad 2005].<br />

Somit konnte überprüft werden, inwiefern<br />

eine neuromuskuläre Aktivierung der Zielmuskulatur<br />

stattfand, inwieweit eine synergistische<br />

Aktivierung des M. transversus<br />

abdominis vorhanden war und ob die Mm.<br />

adductores oder der M. gluteaus maximus<br />

kompensatorisch eingesetzt wurden.<br />

Zur elektromyographischen Ableitung der<br />

Muskeln wurden die Elektroden standardisiert<br />

auf die jeweiligen Muskelgruppen<br />

aufgeklebt. Die Elektroden zur Ableitung<br />

des Beckenbodens wurden dabei insbesondere<br />

perianal auf das Centrum Tendineum<br />

geklebt [Devreese et al. 2007]. Nach einer<br />

Befunderhebung entsprechend der International<br />

Classification of Functioning, Disability<br />

and Health (ICF) [WHO 2013] erfolgte<br />

eine Aufklärung über die Anatomie des<br />

Beckenbodens und es wurde die Körperwahrnehmung<br />

für eine möglichst isolierte<br />

Kontraktion des Beckenbodens erarbeitet.<br />

Zum zweiten und zum sechsten Behandlungstermin<br />

wurde der Multi Activity Test<br />

für den Beckenboden durchgeführt und ein<br />

Eigenübungsprogramm erarbeitet.<br />

Die Daten wurden mittels des Myotrace<br />

400 EMG-Gerätes des Herstellers Noraxon ®<br />

untersucht und die Signale mit Hilfe des<br />

PC-Interface, Modell 044 an einen Computer<br />

weitergeleitet. Das elektromyographische<br />

Signal wurde geglättet und korrigiert.<br />

Auf dem Computer war die Software von<br />

Noraxon ® MyoResearch XP 1.08 Master Clinical<br />

Application Protocols installiert und<br />

half bei der Darstellung und Auswertung<br />

der Werte.<br />

Die Software ermittelt für jede Kontraktionsart<br />

während des Multi Activity Tests<br />

einen Mittelwert. Die Differenz dieser Mittelwerte,<br />

jeweils abzüglich der Ruhewerte<br />

in Rückenlage und Stand, wurde mit Hilfe<br />

des Wilcoxon-Signed-Rank Tests auf statistische<br />

Signifikanz hin untersucht. Somit<br />

konnte eine Aussage getroffen werden,<br />

ob die Muskulatur des Beckenbodens im<br />

Vergleich von Rückenlage und Stand signifikant<br />

unterschiedlich stark neuromuskulär<br />

aktiviert werden konnte, ob der M. transversus<br />

abdominis, wie dies bei Gesunden<br />

der Fall ist, im Stand mehr synergistische<br />

Aktivierung zeigt als in Rückenlage und ob<br />

die Mm. adductores und der M. gluteaus<br />

maximus in den verschiedenen Positionen<br />

unterschiedlich stark co-aktiviert werden.<br />

Die Ergebnisse des ersten Messzeitpunktes<br />

wurden dann mit denen des zweiten Messzeitpunktes<br />

verglichen, um Aussagen über<br />

Veränderungen treffen zu können. Eine direkte<br />

Aussage, ob sich die absolute Höhe<br />

der neuromuskulären Aktivierung verändert<br />

hat, konnte mit dem vorliegenden Studiendesign<br />

nicht getroffen werden. Um solche<br />

Vergleiche zu ziehen, hätten die erhobenen<br />

EMG-Daten normalisiert werden müssen,<br />

da EMG-Daten die zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten und von unterschiedlichen Personen<br />

erhoben wurden aus wissenschaftlicher<br />

Sicht nicht miteinander verglichen werden<br />

können [Cram et al 2011].<br />

ERGEBNISSE<br />

Es konnten insgesamt von 38 Patienten Daten<br />

erhoben werden. Dabei waren von 10<br />

Patienten die EMG-Daten von ausreichender<br />

Güte, um in eine Untersuchung mit eingeschlossen<br />

zu werden. Es wurden die Daten<br />

von drei Männern und sieben Frauen zwischen<br />

31 und 78 Jahren ausgewertet. Alle<br />

in die Messung eingeschlossenen Patienten<br />

litten an einer Form von Harninkontinenz.<br />

Die Daten von 28 Patienten konnten nicht<br />

in die Analyse eingeschlossen werden, da<br />

aufgrund von Zeitmangel die Messung nur<br />

in einer Position stattfand oder es zu technischen<br />

Problemen während der Messung<br />

kam.<br />

Es zeigte sich, dass zum ersten Messzeitpunkt<br />

bei den Beckenbodenmuskeln,<br />

den Mm adductores und dem M. gluteaus<br />

maximus eine vermehrte Ansteuerung im<br />

Stehen vorhanden war. Der M. obliquus internus<br />

wurde in Rückenlage und im Stehen<br />

gleichermaßen aktiviert. Die Fähigkeit zur<br />

Aktivierung der Beckenbodenmuskulatur<br />

war vor allem im Stand noch nicht isoliert<br />

möglich.<br />

Zum zweiten Messzeitpunkt erwies sich<br />

für alle Muskelgruppen die neuromuskuläre<br />

Aktivierung in Rückenlage und im Stand<br />

gleich. Es fand nach sechs Einheiten <strong>physio</strong>therapeutischer<br />

Behandlung eine messbar<br />

isoliertere Kontraktion der Beckenbo-<br />

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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 25<br />

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FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

denmuskulatur statt. Jedoch konnte nicht<br />

festgestellt werden, dass die Patienten im<br />

Stehen vermehrt den M. obliquus internus<br />

einsetzten, wie dies bei Gesunden der Fall<br />

ist [Capson et al. 2011, Chmielewska et al.<br />

2014]. Das Kontraktionsmuster der Patienten<br />

entspricht also noch nicht dem von gesunden<br />

Probanden.<br />

DISKUSSION DER ERGEBNISSE<br />

Von ursprünglich 38 an der Studie beteiligten<br />

Patienten, konnten nur Daten von 10<br />

Patienten eingeschlossen werden, da es in<br />

der Phase der Datenerhebung immer wieder<br />

zu technischen Defekten an den Messgeräten<br />

kam. Die Datenerhebung erfolgte<br />

im laufenden Praxisbetrieb, so dass bei einer<br />

auftretenden Störung keine Zeit vorhanden<br />

war, die Messung zu wiederholen. In der Literatur<br />

gibt es Hinweise auf altersbedingte<br />

Unterschiede in der neuromuskulären Aktivierung<br />

der Beckenbodenmuskeln [Aukee<br />

et al. 2003]. Die in der vorliegenden Studie<br />

untersuchten Patienten waren zwischen 31<br />

und 78 Jahren alt und bilden somit eine sehr<br />

große Spannbreite des Alters, bei geringer<br />

Probandzahl. Obwohl die funktionelle Integration<br />

einen großen Stellenwert in der<br />

Physiotherapie besitzt und die Funktion der<br />

Beckenbodenmuskeln für die posturale Kontrolle<br />

wissenschaftlich mehrfach untersucht<br />

wurde, zeigt die aktuelle Studienlage auch,<br />

dass ein Training mit Fokus auf der isolierten<br />

Kontraktion des Beckenbodens den größten<br />

Erfolg zur Therapie von Inkontinenz hat (Bø<br />

2013). Abzuschätzen, ab welchem Zeitpunkt<br />

es möglich ist, die isolierte Kontraktion in<br />

funktionelle und höhere Ausgangsstellungen<br />

zu transferieren, ist nicht einfach. Da<br />

in der durchgeführten Studie die Patienten<br />

zum Teil von verschiedenen Therapeuten<br />

behandelt wurden, kann es sein, dass die<br />

Therapie nicht immer adäquat zu dem individuellen<br />

Fortschritt des motorischen Lernens<br />

der Patienten erfolgte. Um genauere<br />

Aussagen über die mögliche Verbesserung<br />

der neuromuskulären Aktivierung des Beckenbodens<br />

durch Physiotherapie treffen zu<br />

können, sollten in einer weiteren Studie die<br />

Messung nicht im Rahmen der Behandlungszeit<br />

stattfinden, die Probanden homogener<br />

ausgewählt, insgesamt mehr Datensätze untersucht<br />

und die Inhalte der <strong>physio</strong>therapeutischen<br />

Behandlung standardisiert werden.<br />

BEDEUTUNG FÜR DIE PRAXIS<br />

Für die <strong>physio</strong>therapeutische Praxis kann<br />

aus dieser Bachelorthesis abgeleitet werden,<br />

dass es sich lohnt, eine Befunderhebung<br />

der Beckenbodenmuskulatur, sowohl<br />

in Rückenlage als auch im Stehen, durchzuführen.<br />

Zeigen sich Unterschiede zwischen<br />

den Ausgangsstellungen, so sollten bereits<br />

im Rahmen der Wahrnehmungsschulung für<br />

die Beckenbodenmuskulatur, auch gezielt in<br />

höheren Ausgangsstellungen, Übungen erfolgen.<br />

Ebenso sollten im Therapieprozess<br />

immer wieder Assessments durchgeführt<br />

werden, um zu überprüfen, ob sich die Fähigkeit<br />

zur Aktivierung des Beckenbodens<br />

auch im Stehen verbessert und so eine<br />

zielgerichtete, funktionelle Integration und<br />

Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur in<br />

höheren Ausgangsstellungen und bei dynamischer<br />

Bewegung erreicht werden kann.<br />

Weiterhin zeigt sich, dass nicht nur die alleinige<br />

Funktion der Beckenbodenmuskulatur<br />

überprüft werden sollte, sondern auch die<br />

synergistische Aktivierung, vor allem des<br />

M. transversus abdominis und des M. obliquus<br />

internus.<br />

Literatur<br />

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0dC6EQFggqMAE&url=http%3A%2F%2Fwww.ics.<br />

org%2Fpublic%2Ffactsheets&usg=AFQjCNGmbxtloVTfdbuo5e-<br />

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Zugriff am 22.02.2017: http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/Themenhefte/harninkontinenz_inhalt.html?nn=2370692<br />

Schulte-Frei, B. (2007): »Sport- und Bewegungstherapie für<br />

den weiblichen Beckenboden Alltagsrelevanz, Analyse und<br />

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Ansteuerung«. Institut für Rehabilitation und<br />

Behindertensport der Deutschen Sporthochschule Köln<br />

Schulte-Frei, B., Konrad, P. (2005): »EMG-Basiertes Evaluation-<br />

und Therapiekonzept für Beckenbodendysfunktionen«,<br />

Velamed Science in Motion. Zugriff am 29.01.2017: https://<br />

www.velamed.com/files/beckenboden-fibel.pdf<br />

WHO (2001) (aktualisiert 2013): International classification<br />

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Zugriff am 29.03.2017: http://www.who.int/classifications/<br />

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26 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


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FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

TESTS UND ASSESSMENTS<br />

VISUELLE ANALOGSKALA – SCHMERZ<br />

Text: Silke Wolf<br />

L Schmerz – »ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis,<br />

das mit tatsächlicher oder potenzieller Gewebeschädigung<br />

einhergeht oder von betroffenen Personen so beschrieben<br />

wird, als wäre eine solche Gewebeschädigung die Ursache«<br />

[Internationale Gesellschaft zur Erforschung des Schmerzes,<br />

IASP, 1979].<br />

Schmerz ist ein Leitsymptom der meisten <strong>physio</strong>therapeutischen<br />

Behandlungen. Oft werden sogar Maßnahmen<br />

angewendet, mit denen Schmerzen bewusst provoziert werden<br />

– beispielsweise bei Triggerpunktbehandlungen oder<br />

Untersuchungen des Iliosakralgelenkes. Die Linderung akuter<br />

Schmerzen und die Prävention der Schmerz-Chronifizierung<br />

sind häufige Indikationen in der Physiotherapie.<br />

Das Schmerzerlebnis kann als multidimensional und komplex<br />

definiert werden und wird von jedem Individuum unterschiedlich<br />

wahrgenommen. Erfassungsinstrumente für<br />

Schmerz sollten diese Individualität dementsprechend berücksichtigen.<br />

Um das vielschichtige Phänomen Schmerz im Praxisalltag<br />

und in wissenschaftlichen Untersuchungen zu quantifizieren,<br />

werden standardisierte Messinstrumente, wie visuelle Analogskalen<br />

(VAS), genutzt.<br />

tensität oder Häufigkeit<br />

verschiedener Symptome,<br />

wie Schmerz, Angst oder<br />

Müdigkeit, zu messen.<br />

Neben der klassischen<br />

VAS ( Abbildung 1) können<br />

verschiedene weitere<br />

Typen von Ratingskalen<br />

unterschieden werden:<br />

grafische Ratingskalen<br />

(eine VAS mit beschreibenden<br />

Elementen wie »leicht<br />

– mittel – stark« oder Gesichtsausdrücken),<br />

numeri-<br />

Visiuelle Analogskala<br />

WAS IST DAS?<br />

Visuelle Analogskalen dienen als Messinstrumente zur Erfassung<br />

und Quantifizierung subjektiver Bewertungen und baren Zahlenwerte vorgegeben sind und angekreuzt werden<br />

sche Ratingskalen (eine metrische Skala, bei der die auswähl-<br />

kommen in unterschiedlichsten Themenfeldern zum Einsatz. müssen), »Box-Skalen« und verbale Ratingskalen (ein ordinal<br />

Beispielsweise um die In-<br />

skaliertes Instrument mit<br />

Kein Schmerz Schlimmster vorstellbarer Schmerz<br />

Nummerische Ratingskala<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Kein Schmerz Schlimmster vorstellbarer Schmerz<br />

Abbildung 1: Visuelle Analogskala und Numerische Ratingskala<br />

ankreuzbaren Kästchen,<br />

beispielsweise mit zugehörigen<br />

Begriffen wie: »kein –<br />

mild – mäßig – stark – sehr<br />

stark«).<br />

Für die statistische Auswertung<br />

der erhobenen<br />

Daten ist das Skalenniveau<br />

( Infobox) ausschlaggebend.<br />

Es entscheidet darüber,<br />

welche mathematischen<br />

Verfahren für diese<br />

Variable zulässig sind.<br />

E<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 27


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

WIE GEHT DAS?<br />

Meist wird die VAS in Form einer horizontalen Linie (im besten<br />

Fall 10 cm lang, um eine spätere Umrechnung zu erleichtern)<br />

mit zwei klar definierten End- oder Ankerpunkten präsentiert.<br />

Zur Einschätzung der Schmerzintensität werden die Patienten<br />

aufgefordert, den aktuellen Schmerz zwischen den beiden<br />

Extremen »kein Schmerz« und »schlimmster vorstellbarer<br />

Schmerz« einzuordnen und auf der Linie zu markieren. Die<br />

Markierung kann dann ausgemessen und in einen Zahlenwert<br />

umgewandelt werden.<br />

Abweichend zur visuellen Analogskala werden häufig auch<br />

visuelle Skalen mit Gesichtsausdrücken eingesetzt. Die Darstellung<br />

der Schmerzintensitäten mittels verschiedener Gesichtsausdrücke<br />

und auch die Formulierung der Extrempunkte<br />

variieren häufig und können dem entsprechenden Setting angepasst<br />

werden.<br />

Allerdings muss beachtet werden, dass dann die Standardisierung<br />

des Instrumentes aufgehoben sein kann.<br />

Skalenniveaus<br />

Kategorial<br />

Skala Merkmal Beispiel<br />

Nominal<br />

Häufigkeit<br />

Haben Sie Schmerzen?<br />

Ja<br />

Nein<br />

Ordinal<br />

Häufigkeit und Reihenfolge<br />

Wie stark sind Sie durch Ihre Schmerzen<br />

im Alltag beeinträchtigt?<br />

0 = Gar nicht 2 = Stark<br />

1 = Etwas 3 = Sehr stark<br />

Metrisch<br />

Intervall<br />

Verhältnis/Ratio<br />

Häufigkeit, Reihenfolge und gleicher<br />

Abstand zwischen den Werten<br />

Häufigkeit, Reihenfolge, gleicher Abstand<br />

und natürlicher Nullpunkt<br />

Bei welcher Temperatur (in °C) sind Ihre<br />

Schmerzen am geringsten?<br />

Wie lange (in Jahren) haben Sie schon<br />

Schmerzen?<br />

Abbildung 2: Infobox – Skalenniveaus<br />

WARUM?<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

VAS können als alleiniges Instrument oder in Kombination<br />

mit anderen Assessments, zum Beispiel Fragebögen zum Bewegungsverhalten<br />

oder zur Lebensqualität, eingesetzt werden.<br />

Neben der aktuellen Einschätzung des Schmerzes kann<br />

auch eine Überprüfung des Behandlungserfolges mittels VAS<br />

durchgeführt werden. Dabei haben die unterschiedlichen Arten<br />

der Schmerzskalen (visuelle Analogskala, numerische Ratingskala,<br />

»Smiley«-Skalen) verschiedene Vor- bzw. Nachteile.<br />

Die Auswahl sollte entsprechend der Fragestellung und des<br />

Behandlungssettings erfolgen – bspw. kommen »Smileys« bevorzugt<br />

in der Pädiatrie zum Einsatz.<br />

Literatur<br />

Bodian, C. A.; Freedman, G.; Hossain, S.; Eisenkraft, J. B.; Beilin, Y. (2001): The visual analog<br />

scale for pain: clinical significance in postoperative patients. Anesthesiology, 95(6), 1356–1361.<br />

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http://hyperboleandahalf.blogspot.com/2010/02/boyfriend-doesnt-have-ebola-probably.html<br />

DGSS.org. Abgerufen am 19.02.<strong>2019</strong> unter: https://www.dgss.org/patienteninformationen/<br />

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assessment of pain intensity in adults: a systematic literature review. <strong>Journal</strong> of Pain Symptom<br />

Management, 41(6), 1073–1093.<br />

Die Multidimensionalität des Schmerzes (also Auswirkungen<br />

auf somatischer, psychischer und sozialer Ebene) können alle<br />

hier vorgestellten eindimensionalen Skalen nicht abbilden,<br />

hierzu wird eine weiterführende Schmerzdiagnostik benötigt.<br />

Eine ausführliche Schmerzanamnese (insbesondere bei<br />

chronischen Schmerzen) wird nicht durch die Anwendung der<br />

Schmerzskalen ersetzt. Visuelle Analogskalen, Numerische<br />

Ratingskalen oder verbale Ratingskalen sind aber valide und<br />

reliable Instrumente, die ohne großen Zeitaufwand gut in der<br />

täglichen Praxis eingesetzt werden können. Es gibt aktuell<br />

noch keinen wissenschaftlichen Konsens über einen allgemeingültigen<br />

Standard zur Messung von Schmerz, vielmehr<br />

sollten das Einsatzgebiet und die Bedarfe der Patienten über<br />

das geeignete Instrument entscheiden.<br />

Merskey, H.; Bogduk, N. (2006): Description of chronic pain syndromes and definitions of<br />

pain terms. In: Merskey H, Bogduk N, editors. Classification of chronic pain. ed. Seattle: IASP<br />

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Physiopedia.com. Abgerufen am 19.02.<strong>2019</strong> unter: https://www.<strong>physio</strong>-pedia.com/index.<br />

php?title=Visual_Analogue_Scale&oldid=178050<br />

Physiopedia contributors: Visual Analogue Scale. Physiopedia.<br />

Schmitter, M.; List, T.; Wirz, S. (2013): Erfassung der Schmerzintensität mit eindimensionalen<br />

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28 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


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FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

SPORTCHECK-UP<br />

Text: Patricia Frahm<br />

L Regelmäßiges Sporttreiben ist gut für die körperliche und geistige<br />

Gesundheit, heißt es immer wieder. Doch wie wirkt sich Sport<br />

auf den Körper aus? Wie oft ist regelmäßig eigentlich genau? Und<br />

was sagt unser Herz-Kreislaufsystem dazu? Regelmäßiger Sport<br />

bedeutet laut Martin Halle vom Zentrum für Prävention und Sportmedizin<br />

der TU München [Weber, 2014], täglich für 30 Minuten<br />

in einem moderaten Belastungsbereich aktiv zu werden. Am besten<br />

geeignet sind Ausdauersportarten wie Laufen, Schwimmen,<br />

Radfahren oder Rudern. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass<br />

die körperliche Belastung an die persönliche Leistungsfähigkeit angepasst<br />

ist. Besonders Sportanfänger oder Wiedereinsteiger über<br />

35 Jahre sollten sich vor der Aufnahme von regelmäßigen Spor-<br />

teinheiten durchchecken lassen [Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin<br />

und Prävention e. V., 2012]. Hierzu bieten Kliniken, Rehabilitationszentren<br />

und andere sportmedizinische Einrichtungen<br />

Sporttauglichkeitsuntersuchungen und medizinische Check-Ups<br />

an. Das Ziel einer solchen Untersuchung ist es, das Herz- Kreislauf-<br />

System unter Belastung zu testen und dadurch sicherzustellen,<br />

dass regulatorische Mechanismen des Herzkreislaufsystems in<br />

Ruhe sowie unter sportlicher Belastung einwandfrei funktionieren.<br />

Neben der Erfassung der anthropometrischen Daten, wie Körpergewicht,<br />

Größe und Körperfettprozent, wird auch die elektrische<br />

Reizweiterleitung des Herzens in Ruhe und unter Belastung mittels<br />

eines Elektrokardiogramms (EKG) aufgezeichnet.<br />

EKG<br />

Das EKG ist eine einfache und schmerzlose<br />

Methode, um die elektrische Erregung des<br />

Herzmuskels und somit dessen Aktivität zu<br />

erfassen. Diese wird über Elektroden abgeleitet<br />

und in Form von Kurven aufgezeichnet.<br />

Anhand derer kann der Arzt beurteilen, ob<br />

das Herz störungsfrei funktioniert. Die Blutdruckmessung<br />

erfolgt ebenfalls in Ruhe und<br />

unter Belastung. Bei einem anschließenden<br />

Lungenfunktionstest werden die Lungenkapazität<br />

und vor allem die Atemgeschwindigkeit<br />

gemessen, um Lungenkrankheiten, wie<br />

Asthma oder COPD, auszuschließen. Durch<br />

regelmäßige Ausdauereinheiten ist es möglich,<br />

seine Atemtiefe zu erhöhen und die<br />

Atemfrequenz zu mindern. Eine effiziente<br />

Atemarbeit ist die Folge. Sportler können so<br />

Belastungen bei geringerem Atemaufwand<br />

absolvieren.<br />

SPIROERGOMETRIE<br />

Eine Grundvoraussetzung für sportliche Aktivität,<br />

ist die Energiegewinnung unter Verbrauch<br />

von Sauerstoff. Diese Form des Stoffwechsels<br />

wird aerobe Ausdauer genannt.<br />

Sie gilt als die Fähigkeit, seine Leistung über<br />

einen längeren Zeitraum aufrecht zu erhalten<br />

und sich nach körperlicher Belastung schnell<br />

zu erholen (Lohmann et al., 2014). Voraussetzung<br />

dafür ist eine gute Zusammenarbeit verschiedener<br />

Systeme (Herz, Lunge und Gefäße)<br />

im menschlichen Körper. Um die Interaktion<br />

des Herz- Kreislauf- Systems, der Atmung<br />

und des Stoffwechsels während körperlicher<br />

Anstrengung zu analysieren, wird das diagnostische<br />

Verfahren der Spiroergometrie eingesetzt.<br />

Mithilfe einer speziellen Atemmaske<br />

werden unter anderem die Sauerstoffaufnahme,<br />

die Kohlendioxidabgabe und weitere<br />

Atemparameter gemessen. Nicht zuletzt<br />

durch den Mediziner und Physiologen Karlman<br />

Wasserman [Kroidl et al., 2007] wurde<br />

die Spiroergometrie in den 1960er Jahren<br />

zum Standardwerkzeug der Präventions- und<br />

Rehabilitationsmedizin. Neben der Risikoabschätzung<br />

einer zu behandelnden Krankheit,<br />

dient sie jedoch auch zur Leistungseinschätzung<br />

und Trainingsplanung in verschiedenen<br />

Sportarten. Die relative maximale<br />

Sauerstoffaufnahme gilt heutzutage als<br />

Index der Ausdauerleistungsfähigkeit eines<br />

Sportlers. Als leistungsdiagnostisches Verfahren<br />

untersucht die Spiroergometrie den<br />

Energiestoffwechsel des Körpers in verschiedenen<br />

Belastungsstufen. Hierbei kann in<br />

Verbindung mit der sogenannten ersten und<br />

zweiten ventilatorischen Schwelle festgelegt<br />

werden, in welchen Herzfrequenz- und Belastungsbereichen<br />

der Körper Energie aus<br />

Fett- oder Kohlenhydratreserven rekrutiert.<br />

Eine individuelle Einschätzung des Energiebedarfs<br />

unter körperlicher Belastung ist so für<br />

jeden Athleten und jede Sportart möglich.<br />

E<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 29


VORGESTELLT<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

LAKTATDIAGNOSTIK<br />

Eine leistungsdiagnostische Untersuchung<br />

dient zuerst zur Feststellung der aktuellen<br />

Sportgesundheit und Einschätzung der Leistungsfähigkeit<br />

eines Sportlers. Als Analyseverfahren<br />

wird, auch oftmals in Kombination<br />

mit der Spiroergometrie, die Laktatdiagnostik<br />

angewandt. Die Laktatdiagnostik gilt als<br />

fester Bestandteil im Leistungs- und Breitensport.<br />

Sie hilft Trainern und Coaches die<br />

aerobe und anaerobe Schwelle (ähnlich der<br />

ersten und zweiten ventilatorischen Schwelle)<br />

zu ermitteln, um im Anschluss einen individuell<br />

angepassten Trainingsplan auszuarbeiten.<br />

Laktat ist ein Salz der Milchsäure, das während<br />

der Energiebereitstellung in der Muskulatur<br />

anfällt. Die Konzentration des Laktats ist<br />

im Kapillarblut messbar. Dies geschieht meist<br />

aus dem Ohrläppchen oder – jedoch weniger<br />

praktisch – aus der Fingerkuppe. Für die<br />

Blutentnahme ist ein Stich von ca. 2 mm mit<br />

einer Sicherheitslanzette notwendig. Dieser<br />

ist allerdings schmerzfrei und kaum spürbar.<br />

Bei der Entnahme werden 20 Mikroliter in ein<br />

mit Hämolyse-Lösung vorbereitetes Reaktionsgefäß<br />

gegeben.<br />

Für jede leistungsdiagnostische Untersuchung<br />

ist ein sportartspezifisches und auf<br />

die Leistungsfähigkeit des Sportlers zugeschnittenes<br />

Belastungsprotokoll (z. B. Rampen-<br />

oder Stufenprotokoll) zu wählen. Ein<br />

sportmedizinischer Test kann zudem auf einem<br />

Fahrrad-, Laufband-, Ruder- oder Handkurbelergometer<br />

stattfinden und dauert ca.<br />

15–20 Minuten.<br />

FAZIT<br />

Wer sich also vor dem Triathlontraining oder einem sportlichen<br />

Wettkampf sicher sein will, dass sein Körper auch unter Belastung<br />

funktioniert, der bekommt durch eine sportmedizinische Untersuchung<br />

die Möglichkeit sein Herz-Kreislauf-System in Zusammenarbeit<br />

mit Sportwissenschaftlern und Fachärzten auf den Prüfstand<br />

zu stellen.<br />

Quellen<br />

Weber, N. (2014): Fitness und Herzgesundheit. Ärzte grübeln über beste Sport-Dosis. Zugriff<br />

am 19.02.<strong>2019</strong> unter: http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/herz-und-fitness-wieviel-sport-ist-optimal-a-969356.html<br />

Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention e.V. (2012): 10 Tipps zum Sporttreiben.<br />

Zugriff am 19.02.<strong>2019</strong> unter: https://www.gesundheit.de/fitness/sport-bewegung/fitnesstipps/tipps-zum-sporttreiben<br />

Kroidl, R. F., Schwarz, S.; Lehnigk, B. (2007): Historische Aspekte zu Belastungsuntersuchungen,<br />

speziell zur Spiroergometrie. Historical Aspects on CPET (Cardio Pulmonary Exercise<br />

Testing). Pneumologie. 61. 291–294. Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York.<br />

Hohmann, A.; Lames, M.; Letzelter, M. (2014): Einführung in die Trainingswissenschaft.<br />

Limpert Verlag: Wiebelsheim. 50–64.<br />

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30 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

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GEWITTER IM GEHIRN<br />

Text: Leonie von Lochow<br />

FALLBEISPIEL<br />

Der Therapeut ist mit einem Jungen im Bewegungsraum. Sie<br />

spielen zusammen Ball und stehen dabei auf einem Bein auf<br />

der Weichbodenmatte. Doch plötzlich wird der Junge bleich<br />

und sackt in sich zusammen. Der Therapeut rennt sofort hin,<br />

ruft den Jungen und kniet nieder, um ihn zu schütteln. Doch<br />

bevor er ihn berühren kann, bewegt er sich! Ein Schütteln<br />

fährt durch den ganzen Körper: Immer stärker fängt er an zu<br />

zucken, die Glieder fahren in alle Richtungen.<br />

Sekunden fühlen sich an wie Minuten, wie Stunden. Und dann<br />

ist alles vorbei und der Junge liegt wie schlafend da.<br />

Beim Anruf des Rettungsdienstes hämmert dem Therapeuten<br />

nur eine Frage durch den Kopf: »Was ist gerade passiert???<br />

Das sah aus wie ein Gewitter! Als hätte sich der Körper einmal<br />

entladen.«<br />

ZEREBRALER KRAMPFANFALL<br />

In gewisser Weise ist genau das passiert. Es ist ein Gewitter<br />

durch den Kopf des Kindes gefahren. Oder: es hatte einen<br />

zerebralen Krampfanfall. Tritt ein solcher Anfall mehrfach im<br />

Laufe des Lebens auf, handelt es sich um die neurologische<br />

Erkrankung Epilepsie.<br />

Bei einem zerebralen Krampfanfall handelt es sich um eine<br />

exzessive Spontanentladung zentraler Neuronen [Runggaldier<br />

2017]. Es kommt zu einer pathologischen Erregung der<br />

Nervenzellen mit einer fehlenden Erregungsbegrenzung. Zentral<br />

liegt hier eine Fehlfunktion der Gamma-Ammino-Buttersäure-assoziierten<br />

Neurone (GABA-Neurone) vor, die zu den<br />

wichtigsten hemmenden Neurotransmittern gehören [NAEMT<br />

2013]. Da diese nicht ausreichend aktiv sind, findet keine Hemmung<br />

statt.<br />

Bei einer Epilepsie wird zwischen einer angeborenen, also<br />

genetisch bedingten, und einer symptomatischen Epilepsie,<br />

nämlich durch ein Ereignis, wie zum Beispiel einem Unfall oder<br />

einer Verletzung, ausgelösten Krampfanfall unterschieden.<br />

Leider sind außerdem über die Hälfte der Erkrankungen als<br />

idiopathische Epilepsien einzuordnen, bei denen die Ursache<br />

oder der Auslöser nicht ergründet werden können [Runggaldier<br />

2017].<br />

Weiterhin werden zerebrale Krampfanfälle nach Art und<br />

Muster unterteilt.<br />

Mit der Art der Krampfanfälle ist die Art der Muskelverspannung<br />

gemeint. Es wird zwischen tonischen oder klonischen<br />

Krämpfen unterschieden. Tonische Krämpfe sind<br />

Streckkrämpfe, bei denen alle Körperteile maximal gestreckt<br />

sind [Runggaldier 2017]. Klonische Krampfanfälle sind Beugekrämpfe,<br />

bei denen alle Körperteile in die maximale Gegenbewegung<br />

umschlagen, bzw. die sich durch heftiges Zucken<br />

äußern. Das Muster wiederum beschreibt die Abfolge und<br />

Ausbreitung über den Körper [Runggaldier 2017].<br />

E<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 31


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Globale Anfälle sind Spontanentladungen im gesamten Gehirn,<br />

welche sich über den gesamten Körper ausbreiten. Zu<br />

übersehen sind sie also nicht. Im Gegensatz dazu stehen<br />

die fokalen Geschehen. Hierbei ist nur ein begrenzter<br />

Bereich der Großhirnrinde betroffen<br />

[NAEMT 2013]. Meist bleibt der Patient dabei<br />

bei Bewusstsein.<br />

Häufig tritt jedoch ein Grand-Mal-Anfall<br />

auf. Er zählt zu den generalisierten Krampfanfällen<br />

und setzt sich aus verschiedenen<br />

Phasen zusammen: Meist beginnt er mit einer<br />

Aura und motorischer Unruhe. Langjährige Epileptiker<br />

können anhand dessen einen nahenden Anfall<br />

bemerken und entsprechende Vorkehrungen treffen.<br />

Der Unruhe folgt eine tonische Phase, bei der es zum Atemstillstand<br />

und gegebenenfalls einer Zyanose kommt [Runggaldier<br />

2017]. Erst danach stürzt der Patient zu Boden und es<br />

beginnt die klonische Phase mit gleichmäßigem Zucken am<br />

gesamten Körper [NAEMT 2013]. Eine sogenannte postiktale<br />

Phase schließt sich an. Hierbei handelt es sich um eine Nachschlafphase,<br />

die bis zu 24 Stunden anhalten kann, oder einer<br />

Phase der psychomotorischen Unruhe [NAEMT 2013]. Ein<br />

Krampfanfall dauert im Regelfall nicht länger als 2 Minuten<br />

[Luxem 2017].<br />

Im schlimmsten Fall kann ein solches Krampfereignis<br />

sogar über 5 Minuten anhalten. Dann handelt<br />

es sich um einen Status epilepticus [Runggaldier<br />

2017].<br />

Es gibt verschiedene Faktoren, die einen Anfall<br />

auslösen können. Sollte es sich um symptomatische<br />

Epilepsie handeln, gibt es natürlich<br />

den entsprechenden Grund dazu (Verletzung<br />

oder ähnliches). Bei der angeborenen Epilepsie<br />

kommt es darauf an, in welchem Hirnareal die Entladung<br />

stattfindet, bzw. welches Areal betroffen ist. Pathogene<br />

Epilepsie kann z. B. durch Diskolicht, Alleen oder ähnlich<br />

schnelle optische Reizwechsel ausgelöst werden. Auch durch<br />

sensible Hautreize oder Hyperventilation ist das Auslösen<br />

möglich. Hingegen wird die audiogene Epilepsie durch starke<br />

auditive Reize ausgelöst. Interessant ist auch die Lese-Epilepsie.<br />

Diese kann durch weiße Blätter und schwarze Schrift ausgelöst<br />

werden.<br />

MASSNAHMEN<br />

Doch was kann ich als Therapeut eigentlich unternehmen,<br />

sollte der Patient einen Krampfanfall erleiden? Natürlich muss<br />

man nicht tatenlos daneben stehen. Während des Anfalles<br />

selbst kann man leider nicht viel tun. Man sollte umstehende<br />

Gegenstände außer Reichweite räumen, sodass sich der Betroffene<br />

nicht noch mehr verletzen kann. Wenn möglich kann<br />

man auch ein Kissen unter den Kopf schieben, man sollte aber<br />

auf jeden Fall außerhalb der Reichweite bleiben um sich nicht<br />

selbst zu verletzen. Entgegen der früheren Lehrmeinung ist<br />

es heutzutage untersagt, einen Keil zwischen die Zähne zu<br />

schieben, um die Person vor einem Zungenbiss zu schützen.<br />

Die Gefahr des Verschluckens oder Zerbrechen der Zähne oder<br />

das Risiko, selbst gebissen zu werden, sind zu hoch!<br />

Sollte zu Anfallsende der Rettungsdienst noch nicht eingetroffen<br />

sein, muss die Person nach Möglichkeit so gelagert<br />

werden, dass die Atemwege frei sind: Also entweder mit<br />

überstrecktem Kopf oder in der stabilen Seitenlage. Wichtig<br />

zu wissen ist auch, dass die Anfallsschwelle nach einem<br />

Krampfanfall niedriger ist. Ein erneuter Krampf ist also viel<br />

leichter auszulösen. Die Person muss daher ständig überwacht<br />

werden.<br />

Sollte das Kind nach dem Anfall nur eine kurze Nachschlafphase<br />

durchleben und anschließend in psychomotorische<br />

Unruhe geraten, muss eine sichere Umgebung geschaffen<br />

werden. Halte das Kind nicht fest, aber wirke beruhigend auf<br />

es ein.<br />

Allerdings muss man sich auch keine übermäßigen Sorgen<br />

machen, denn das Risiko einen zerebralen Krampfanfalls im<br />

Laufe seines Lebens zu erleiden liegt bei unter 10 % und steigt<br />

erst ab einem Alter von 60 Jahren [Luxem 2017].<br />

Wie in jeder Notfallsituation gilt auch hier: nach Möglichkeit<br />

Ruhe und einen kühlen Kopf bewahren sowie Hilfe holen.<br />

Richtigstellung<br />

In der letzten Ausgabe dieser Reihe hat sich im Artikel<br />

zur Koronaren Herzkrankheit ein Fehler eingeschlichen:<br />

Die Koronararterien werden in der Diastole durchblutet<br />

und nicht in der Systole.<br />

© contrastwerkstatt – stock.adobe.com<br />

Literatur<br />

NAEMT (2013): Advanced Medical Life Support, Präklinisches und klinisches<br />

Notfallmanagement. Elsevier, Urban & Fischer, Amsterdam.<br />

Luxem, J.; Runggaldier, K.; Karutz, H. (2017): Notfallsanitäter heute.<br />

Elsevier, Urban & Fischer Verlag, Amsterdam.<br />

Runggaldier, K.; Luxem, J (2017): Rettungsdienst RS/RH.<br />

Elsevier, Urban & Fischer Verlag, Amsterdam.<br />

32 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


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FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Text: Leonie von Lochow<br />

HEALTHY FOOD<br />

INGWER<br />

Gezielte Übungen und passive <strong>physio</strong>therapeutische Maßnahmen können bei vielen Beschwerdebildern<br />

eine Menge bewirken. Doch auch mit Tipps zu Lebensmitteln und Ernährungsverhalten können Physiotherapeuten<br />

ihre Patienten unterstützen. In dieser Kolumne bekommt ihr wichtige Hintergrundinfos darüber,<br />

mit welchen Lebensmitteln die <strong>physio</strong>therapeutische Wirkung verstärkt werden kann.<br />

L Wie schon bei Knoblauch handelt es sich bei Ingwer auch<br />

wieder um eine umstrittene Knolle, im lateinischen Amomum<br />

zingiber genannt. Die Familie der Zingiberaceae umfasst tatsächlich<br />

39 verschiedene Genres mit bis zu unfassbaren 1300<br />

verschiedenen Spezies. Diese Unterteilung bezieht sich auf die<br />

knollenartigen Auswüchse, sogenannte Rhizome [Coates et al.<br />

2005].<br />

Klein und Gelb, für manche ein Hochgenuss, für andere<br />

zum Schütteln und aus der asiatischen Küche überhaupt nicht<br />

wegzudenken. Auch in der allgemein bekannten Hausapotheke<br />

liegt die Knolle immer bereit für den nächsten Schnupfen.<br />

Doch was die Wurzel noch so kann ist weitgehend unbekannt.<br />

EINE KLEINE GESCHICHTE ALS BEISPIEL<br />

völlig überhöhter Geschwindigkeit und quietschenden Reifen<br />

um die Kurven. Dass im ganzen Auto leichte Panik herrschte,<br />

ob wir jemals lebend ankommen, kann man sich vorstellen.<br />

Schon nach ungefähr 30 Minuten Höllenritt meldeten sich die<br />

ersten Mitfahrer mit der vorsichtigen Nachfrage, ob es Plastiktüten<br />

gäbe. Weitere Minuten später brüllte besagter Mitfahrer<br />

schon er müsse dringend raus, es gab natürlich keine Tüten.<br />

Nachdem der Fahrer sich durch allgemeines Anbrüllen doch<br />

zum Anhalten überzeugen ließ, stolperten alle Gäste glücklich<br />

an die befreiende Luft. Nach ausgiebiger Pause sollte es weiter<br />

gehen. Wir wussten alle nicht, wie wir das meistern sollten.<br />

Doch da trat die gute Seele des Autos in Erscheinung. Sie verteilte<br />

etwa daumennagelgroße, frische Ingwerstücke an alle<br />

Reisenden. Und siehe da, nach intensivem Kauen und Gesicht<br />

verziehen wurde die Übelkeit schon geringer und der Magen<br />

fühlte sich ruhiger an.<br />

An einem Abend im April 2016 sollte die Reise von der berühmten<br />

Stätte Machu Picchu zurück nach Cusco gehen,<br />

der nächst gelegenen größeren Stadt. Als guter Backpacker<br />

ist man natürlich recht budgetgebunden unterwegs, also<br />

quetschten wir uns zu zehnt in einen Bus, der Größe VW T5.<br />

Und los ging die wilde Fahrt. Wer sich gerne beliest oder vielleicht<br />

sogar gerne selbst reist, weiß, dass die Fahrt über die<br />

Höhenstraßen mitten durch die Zentralkordillere Perus führt.<br />

Auf der einen Seite also Bergwand und auf der anderen Abhang.<br />

Nothaltebuchten oder Standstreifen Fehlanzeige! Und<br />

natürlich Serpentinen, die das Herz eines Ralley-Fahrers höher<br />

schlagen lassen würden. Unser Fahrer bretterte also mit<br />

WIRKUNGEN<br />

Somit sind wir bei einer anderen guten Eigenschaft des Ingwers<br />

angelangt. Denn in verschiedenen Studien wurde der<br />

Effekt von Ingwer auf Reiseübelkeit bestätigt. Es wurde herausgefunden,<br />

dass die Wurzel bei Reiseübelkeit, Krämpfen im<br />

Magen-Darm-Bereich, Blähungen, Störungen der Verdauung<br />

und sogar Schwindel hilft [Group 2002]. Doch wie wirkt das<br />

Ganze? Ingwer steigert die Beweglichkeit des Magens und<br />

senkt das Feedback vom gastrointestinalen Trakt an die zent-<br />

E<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 33


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

ralen Chemorezeptoren, die wiederum für das Empfinden der<br />

Übelkeit oder des Unwohlseins verantwortlich sind. Mit anderen<br />

Worten: mehr Flexibilität, weniger Informationsaustausch,<br />

weniger Übelkeit.<br />

Von der Tehran University konnte in einer randomisierten<br />

Doppelblindstudie zudem nachgewiesen werden, dass Ingwer<br />

für eine deutliche Reduktion von Übelkeit und Erbrechen nach<br />

der Chemotherapie sorgt [Gesundheit 2017]. Immerhin zwei<br />

der häufigsten Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie.<br />

Ebenso bei postoperativer Übelkeit. Rund 30 % der Patienten<br />

einer in 2018 durchgeführten Studie der University of Szeged<br />

litten nach einer Vollnarkose an weniger postoperativer Übelkeit<br />

[Gesundheit 2017].<br />

Im Jahr 1990 wurde sogar eine klinische Studie mit Schwangeren<br />

gemacht. Es handelte sich um eine Doppelblindstudie,<br />

bei der der Effekt auf Schwindel und schwindelbedingte Übelkeit<br />

getestet werden sollte, da bis zu 50 % aller Frauen an<br />

Schwindel und Übelkeit während der Schwangerschaft leiden<br />

[Coates et al. 2005]. 30 Frauen erhielten 4 Mal täglich entweder<br />

250 mg (Milligramm) getrockneten Ingwer oder ein<br />

Placebo über den Zeitraum von 4 Tagen [Coates et al. 2005].<br />

70,4 % der Frauen aus der Ingwer Gruppe konnten in diesem<br />

Zeitraum über verringerten Schwindel, weniger Übelkeit und<br />

Brechreiz berichten und es konnten keine Nebenwirkungen<br />

festgestellt werden [Coates et al. 2005].<br />

WIRKRISIKEN<br />

Doch, wie immer, gibt es auch Wirkrisiken zu beachten. Der<br />

Verzehr von hohen Dosen Ingwer kann sogar zum Gegenteil<br />

führen, nämlich Magenverstimmungen. Bei hohen Dosen<br />

sprechen wir in diesem Fall von Grammanzahlen. Laut<br />

der »Encyclopedia of Dietry Supplements« kann man täglich<br />

2–4 g (Gramm) frischen oder getrockneten Ingwer zu sich<br />

nehmen. Möchte man allerdings Flüssigextrakte verwenden,<br />

sollte eine Dosis von 0.25–1.0 Milliliter (ml) 3 Mal täglich nicht<br />

überschritten werden. Bei Dosen von 6 g oder mehr können<br />

nicht nur Magenverstimmungen auftreten, es zeigte sich sogar<br />

eine signifikante Abschälung des gastrointestinalen Oberflächenepithels<br />

[Duke 2002].<br />

Es heißt wenn man die ganze Pflanze verwendet und nicht<br />

nur das Rhizom, kann der Verzehr zu Leberschäden führen. In<br />

den dreißiger Jahren wurde Ingwer auf Jamaika einmal sogar<br />

zum Brauen von Alkohol verwendet. Doch dieser soll starke<br />

neurologische Symptome hervorrufen [Group 2000].<br />

Doch lieber zurück zu den guten Eigenschaften des Ingwers.<br />

EINSATZGEBIETE<br />

In der Ingwerwurzel konnten bislang mehr als 400 Inhaltsstoffe<br />

identifiziert werden [Gesundheit 2017]. Die Hauptwirkstoffe<br />

sind Gingerole und Shogaole, welche eine analgetische<br />

sowie eine antipyretische, eine antiprostaglandine, eine hepatoprotektive<br />

und eine hypotensive Wirkung aufzeigen [Duke<br />

2002]. So kann es bei Fieber oder Grippe gut eingesetzt werden.<br />

Sogar eine antiinflamatorische Wirkung wird Ingwer zugeschrieben.<br />

Beispielsweise wird es zur Symptomlinderung bei<br />

Osteoarthritis eingesetzt [Coates 2005]. Hierbei kann Ingwer<br />

auch äußerlich angewendet werden. Dabei wird ein ca. 2,5 cm<br />

dickes Stück in dünne Scheiben geschnitten und 10 Minuten<br />

in Wasser geköchelt. Nachdem die Flüssigkeit so lange abgekühlt<br />

ist, dass sie eine angenehme Temperatur aufweist, wird<br />

ein Lappen eingetaucht, auf die entzündete Stelle gelegt und<br />

für 10 Minuten dort belassen.<br />

Früher wurde Ingwer sogar dazu benutzt, Angstzustände<br />

oder Depressionen zu behandeln [Group 2000], was jedoch<br />

nicht weiter erforscht ist. Damit ist die Wurzel definitiv nicht<br />

nur für den nächsten Schnupfen geeignet.<br />

Übrigens, wer wie ich das Problem hat, eine Knolle Ingwer<br />

nicht schnell genug verputzen zu können: wenn man sie<br />

eng in ein Papierhandtuch einwickelt und anschließend mit<br />

Plastikfolie umwickelt, kann man Ingwer bis zu 2 Wochen im<br />

Kühlschrank lagern oder bis zu 6 Monate einfrieren.<br />

Literatur<br />

Group, D. W. (2000): Encyclopedia of Mind Enhancing Foods, Drugs aud Nutritional<br />

Substances, (McFarland & Company, Inc.) S. 9<br />

Duke, J. A.; Bogenschutz-Godwin M. J.; duCellier J.; Duke P. K. (2002): Handbook of<br />

Medicinal Herbs, Seconds Edition, (CRC Press LLC), S. 329 f.<br />

Coates, P. M.; Blackman M. R.; Cragg G. M.; Levine M.; Moss J.; White J. D. (2005):<br />

Encyclopedia of Dietry Supplements, (Marcel Dekker), S. 241–246<br />

Zentrum der Gesundheit (2017): Ingwer – Anwendung und Wirkung. Zugriff am<br />

28.01.<strong>2019</strong>: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ingwer-anwendung-und-wirkung-910107.html<br />

HEALTHY FOOD<br />

INGWER<br />

34 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


© Dmitry Lobanov - Fotolia.com<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

W·O·R·K·O·U·T<br />

MINI BAND<br />

HIP PREP<br />

HÜFTE UND KNIE<br />

OPTIMAL VORBEREITEN<br />

Ein zentraler Bestandteil der <strong>physio</strong>therapeutischen Behandlung ist die Durchführung von Kräftigungsübungen. In der Reihe »Workout«<br />

werden verschiedene Übungen vorgestellt, die vielleicht auch für deine Patienten interessant sind. Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren.<br />

Text: Jesper Schwarz<br />

L Wer die bisherigen Workout-Artikel verfolgt hat, ist nun<br />

schon mehrfach mit dem Begriff »Core« oder »Core-Workout«<br />

in Berührung gekommen. Vorgestellt wurden bereits in<br />

Form der Planke eine Übung für die ventrale Kette und mit<br />

der Glute Bridge eine Übung für die dorsale Kette. Der Core<br />

ist aber noch weitaus komplexer und umfasst den kompletten<br />

Bereich vom Zwerchfell bis zum Becken, darin inbegriffen sind<br />

alle skelettalen und muskulären Partien sowie deren beteiligten<br />

Bandstrukturen. In der heutigen Ausgabe steht die Hüfte<br />

mit ihren Muskeln im Mittelpunkt.<br />

Der Bewegungsapparat leidet unter dem veränderten Bewegungsverhalten<br />

der Menschen. Nicht umsonst wird das Sitzen<br />

häufig als das neue Rauchen bezeichnet [vgl. Buch: Sitzen<br />

ist das neue Rauchen von Kelly Starrett]. Während beim Rauchen<br />

vor allem die Lunge leidet, leidet durch das viele Sitzen<br />

die Hüfte.<br />

Menschen mit vorwiegend sitzenden Tätigkeiten klagen<br />

häufig über Rückenschmerzen, die überwiegend im Bereich<br />

der Lendenwirbelsäule auftreten. Hier stellt sich jedoch die<br />

Frage, ob der Rücken auch tatsächlich die Ursache der Schmerzen<br />

ist oder ob der Grund dafür nicht an anderer Stelle zu<br />

finden ist – nämlich an einem weiter unten liegenden Gelenk.<br />

Das viele Sitzen schadet nämlich auch der Hüftmuskulatur. Der<br />

Hüftbeuger ist in dauerhafter Flexion und erhöhter Spannung,<br />

die Gesäßmuskulatur ist inaktiv. Der kanadische Rückenspezialist<br />

Stuart McGill spricht von einer »Glutealen Amnesie«, bei<br />

der es aufgrund des inaktiven Lebensstils, des vielen Sitzens<br />

oder muskulärer Dysbalancen zu einer Beeinträchtigung der<br />

Muskelfunktionen der Hüfte kommt, so dass andere, umliegende<br />

Muskeln deren Aufgaben übernehmen müssen. Es<br />

kommt zu Überlastungen, Verletzungen und Schmerzen.<br />

Ein möglicher Korrekturansatz kann also die »Aktivierung<br />

bzw. Reaktivierung« und die Kräftigung der Hüftmuskulatur<br />

sein. Neben vielen guten Mobilisierungsübungen eignen sich<br />

dafür vor allem Übungen mit dem Mini Band.<br />

Mini Bänder sind kleine, geschlossene Bänder aus Latex<br />

bzw. mittlerweile auch aus weitaus reißfesterem Baumwoll-Material.<br />

Durch die verschiedenen Bandstärken kann die<br />

Belastung gesteuert werden. Je nach Alter und Leistungsstand<br />

sollte zunächst mit einem leichten Widerstand begonnen werden.<br />

Dabei ist es wichtig, die Übung technisch sauber zu erlernen.<br />

In der Therapie eignen sich die Mini Bänder aufgrund ihres<br />

relativ geringen Anschaffungspreises und der handlichen<br />

Größe auch optimal für die Heimarbeit bzw. für Hausaufgaben<br />

der Patienten. Im Folgenden wird eine einfache Übung<br />

mit dem Mini Band vorgestellt.<br />

INDIKATION FÜR DIESE ÜBUNG<br />

Häufiges Sitzen, abgeschwächte Gesäßmuskulatur, Spielsportarten<br />

mit vielen Side Cut-Bewegungen, LWS-Syndrom,<br />

Lumbago und weitere unspezifische Rückenschmerzen, Stabilisierung<br />

und Kräftigung der Bauch- und Rückenmuskulatur,<br />

ISG-Störung, Prävention Knievalgus, Knieverletzungen wie<br />

Kreuzbandruptur und viele weitere.<br />

E<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 35


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

TRAINIERTE MUSKULATUR<br />

Übungen mit dem Mini Band trainieren vor allem die Gesäßmuskulatur<br />

– insbesondere den M. gluteus minimus und<br />

M. gluteus medius. Je nach Übungsvariation können viele verschiedene<br />

Muskelgruppen hinzukommen.<br />

BESCHREIBUNG DER ÜBUNG<br />

Ausgangstellung<br />

Der Patient steht hüftbreit und hat das Mini Band kurz oberhalb<br />

der Knie angelegt. Je nach Leistungsstand und Sportart<br />

kann der Patient auch in eine tiefere Kniebeugen-Position (dynamic<br />

power position) gehen.<br />

Endstellung<br />

Der Patient lässt nun langsam sein linkes Knie nach innen<br />

fallen (Valgusposition), anschließend führt er das Knie in die<br />

Ausgangsstellung zurück. Während der gesamten Übungszeit<br />

wird die Spannung im Gesäß gehalten und der Rumpf stabilisiert.<br />

BESONDERE ASPEKTE, DIE BEACHTET<br />

WERDEN SOLLTEN<br />

Während der gesamten Bewegung sollten die Füße in Neutralstellung<br />

gehalten werden. Die Übung »Mini Band In and Out«<br />

eignet sich hervorragend in einem allgemeinen Warm-Up, um die<br />

wichtigste Haltemuskulatur des Rumpfes gezielt zu aktivieren und<br />

auf die folgenden Bewegungen bzw. Belastungen vorzubereiten.<br />

Gerade wenn einbeinige oder multidirektionale Bewegungsmuster<br />

durchgeführt werden sollen, eignet sich das Training der Hüftmuskulatur<br />

zur Vorbereitung von Knie und Hüfte optimal.<br />

VARIATIONEN<br />

Eine sinnvolle Progression könnte es sein, beide Knie gleichzeitig<br />

nach innen fallen zu lassen und kontrolliert wieder nach<br />

außen zu führen. Sollte diese Übung im Stand zu schwierig<br />

für einen Patienten sein, kann sie auch in Seitlage ausgeführt<br />

werden. Durch Walks – also Übungen bei denen sich der Patient<br />

in verschiedene Richtungen von der Stelle bewegt – kann<br />

die Dynamik kontinuierlich gesteigert werden.<br />

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36 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


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FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

ENDOSKOPIE<br />

DIAGNOSTIK<br />

Text: Susanne Klotz<br />

Herzlich willkommen zum zweiten Teil des Artikels über die<br />

Endoskopie in der Diagnostik-Reihe. Im ersten Teil in der<br />

letzten Ausgabe haben wir einen Blick auf die Geschichte<br />

der Endoskopie geworfen, starre und flexible Endoskope<br />

näher betrachtet, den grundsätzlichen Ablauf der endoskopischen<br />

Untersuchung über natürliche Körperöffnungen<br />

kennengelernt und uns einen Überblick über die gängigsten<br />

Verfahren verschafft. In diesem Teil befassen wir uns<br />

näher mit einigen spezifischen endoskopischen Techniken,<br />

die diagnostischen oder auch therapeutischen Nutzen haben<br />

können. Wie bereits im ersten Teil erwähnt, ist das<br />

Einsatzgebiet der Endoskopien riesig und entwickelt sich<br />

ständig weiter. Daher können wir hier nur einen kleinen<br />

Ausschnitt zeigen und fokussieren uns im ersten Abschnitt<br />

des Artikels auf spezielle Verfahren im Bereich des Gastrointestinaltrakts<br />

und im zweiten Abschnitt dann mit den<br />

gängigsten Endoskopien über nicht-natürliche Körperöffnungen.<br />

Hier nun also exemplarisch einige Verfahren mit<br />

diagnostischem und/oder therapeutischem Nutzen im Verdauungssystem:<br />

DÜNNDARMENDOSKOPIE<br />

Lange Zeit war der Dünndarm eine schwer zu untersuchende<br />

Region, da er sowohl vom Magen als auch vom Dickdarm aus<br />

schlecht zu erreichen war. Mit Beginn der 2000er Jahre wurden<br />

zwei neue Technologien entwickelt, die es ermöglichen,<br />

den Dünndarm endoskopisch zu untersuchen.<br />

So kann der Dünndarm mit Hilfe der Kapselendoskopie betrachtet<br />

werden. Dazu verschluckt der Patient eine etwa 2,5<br />

cm lange Kapsel mit einem Durchmesser von etwa 1 cm. Neben<br />

einer Batterie mit einer Lebensdauer von ca. 12–15 Stunden<br />

und bis zu vier Kameras ist die Kapsel mit einer Lichtquelle<br />

zur Beleuchtung der Darmwand ausgestattet. Die Kapsel passiert<br />

den Magen-Darm-Trakt und wird auf natürlichem Wege<br />

wieder ausgeschieden. Die gesamte Reise der Kapsel dauert<br />

etwa 6 bis 8 Stunden. Um eine gute Sicht zu haben, sollte<br />

der Patient nüchtern sein und erst 2 Stunden nach Schlucken<br />

der Kapsel wieder klare Flüssigkeiten trinken. Nach vier Stunden<br />

darf er dann im Allgemeinen wieder kleine Mahlzeiten zu<br />

sich nehmen. Während ihrer Passage durch das Gastro-Intestinal-System<br />

sendet die Kapsel entweder per Radiofrequenzen<br />

oder per elektrischem Feld Bilder an ein Empfangsgerät,<br />

das der Patient bei sich trägt. Alternativ können auch Kapseln<br />

zum Einsatz kommen, welche die aufgenommenen Bilder auf<br />

einem eingebauten Datenspeicher ablegen. Dadurch braucht<br />

der Patient kein Empfangsgerät mehr mit sich tragen, allerdings<br />

muss die Kapsel nach erfolgreicher Darmpassage aufgefangen<br />

werden, um die Daten auslesen zu können. Insgesamt<br />

werden von der Kapsel etwa 50.000 bis 60.000 Fotos<br />

geschossen (ca. 2–6 Fotos pro Sekunde), die sich später am<br />

Computer zu einem Film zusammensetzen lassen.<br />

Wichtigste Indikation für eine Dünndarmendoskopie per<br />

Kapsel ist die Abklärung von obskuren gastrointestinalen Blutungen<br />

(der Begriff obskur kommt vom lateinischen obscurus<br />

[dunkel, bedeckt] und wurde zu der Zeit geprägt, als der<br />

mittlere Dünndarm noch schwierig zugänglich war und die<br />

Blutungsquelle sich weder durch eine Ösophago-Gastro-Duodenoskopie,<br />

noch durch eine Ileokoloskopie lokalisieren ließ).<br />

Stenosen stellen eine Kontraindikation dar, da die Gefahr des<br />

Kapselverhaltes besteht. Für Patienten ist die Kapselendoskopie<br />

im Vergleich zu den konventionellen Endoskopien deutlich<br />

angenehmer, allerdings hat sie den Nachteil, dass sie eine reine<br />

Bildgebung ist. Für gleichzeitige Biopsie-Entnahme oder auch<br />

E<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 37


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

direkten therapeutischen Interventionen während der Endoskopie<br />

stellt die Ballon-Entoroskopie, im Englischen als device-assisted<br />

enteroscopy (DAE) bezeichnet, die bessere Alternative<br />

dar. Diese Technik gibt es seit 2001 als Doppel-Ballon-Enteroskopie<br />

(DBE) und seit 2008 als Single-Ballon-Enteroskopie<br />

(SBE). Neben der Abklärung von obskuren Blutungen und der<br />

Bergung von Fremdkörpern sind Diagnostik und Therapie von<br />

Stenosen eine typische Indikation für Ballon-Enteroskopien.<br />

Bei der DBE kommt ein Endoskop mit einem Übertubus<br />

zum Einsatz. Ein Übertubus ist ein dünner, röhrenartiger<br />

Schlauch, der über das Endoskop gezogen wird. An der Spitze<br />

des Endoskops und am distalen Ende des Übertubus befindet<br />

sich je ein Ballon. Durch das aufeinanderfolgende, zeitversetzte<br />

Aufblasen und Entleeren der beiden Ballons schiebt<br />

sich das Endoskop durch den Dünndarm und der Dünndarm<br />

wird sukzessive auf den Übertubus aufgefädelt (push-and-pull<br />

Technik). Hierfür wird zunächst der Ballon des Übertubus aufgeblasen<br />

und so an der Darmwand fixiert, das freie Endoskop<br />

wird im Übertubus einige Zentimeter nach vorne geschoben<br />

und anschließend der Ballon an der Spitze des Endoskops aufgeblasen.<br />

Dadurch ist nun das Endoskop an der Darmwand<br />

fixiert, die Luft im Ballon des Übertubus wird abgelassen, der<br />

Übertubus auf diese Weise deblockiert und bis zum Endoskop<br />

vorgeschoben. Nachdem der Ballon des Übertubus wieder<br />

an der neuen Position aufgeblasen wurde, werden Übertubus<br />

und Endoskop gemeinsam zurückgezogen, wodurch der<br />

vorher inspizierte Darmabschnitt wie eine Ziehharmonika auf<br />

dem Übertubus aufgefädelt wird. Anschließend wird bei dem<br />

Ballon an der Endoskopspitze wieder die Luft abgelassen, das<br />

Endoskop erneut um einige Zentimeter nach vorne geschoben<br />

und der gesamte Vorgang wiederholt. Auf diese Weise kann<br />

Stück für Stück der Dünndarm inspiziert werden. Im Idealfall<br />

kann so der gesamte Dünndarm untersucht werden, oft muss<br />

aber der obere Teil peroral (obere DBE) und der untere Teil<br />

peranal (untere DBE) untersucht werden. Um sicherzustellen,<br />

dass bei der zweiteiligen Untersuchung der gesamte Dünndarm<br />

erreicht wurde, wird am Ende der oberen DBE die tiefste<br />

Stelle mit Tusche markiert und dann die untere DBE bis zu der<br />

Markierung durchgeführt.<br />

Die SBE als Vereinfachung der DBE nutzt auch einen Übertubus<br />

mit aufblasbarem Ballon am distalen Ende, allerdings<br />

hat die Endoskopspitze keinen Ballon. Die Stabilität der Endoskopspitze<br />

beim Zurückziehen wird durch Ansaugen der<br />

Darmwand erreicht.<br />

ENDOSKOPISCHE RETROGRADE CHOLANGIOPANKREATIKOGRAFIE (ERCP)<br />

Dieses Verfahren kann im Rahmen einer Gastroskopie bzw.<br />

Duodenoskopie sowohl diagnostisch als auch therapeutisch<br />

zur Anwendung kommen, wobei die diagnostische Indikation<br />

nur noch eine untergeordnete Rolle spielt und weitgehend<br />

durch andere bildgebende Verfahren ersetzt worden ist. Bei<br />

der diagnostischen Anwendung der ERCP wird vom Duodenum<br />

aus Kontrastmittel retrograd in die Galle und in die<br />

Pankreas gespritzt und anschließend eine Röntgenaufnahme<br />

angefertigt um die Gallenwege und den Pankreasgang darstellen<br />

zu können.<br />

Therapeutisch kann eine ERCP u. a. zur Behandlung von<br />

Gangstrikturen, Beseitigung von Konkrementen (durch Ausfällung<br />

entstandene Festkörper) in den Gallengängen und in<br />

der Pankreas sowie zur palliativen Tumortherapie zum Einsatz<br />

kommen. Über den Arbeitskanal des Endoskops können entsprechende<br />

Instrumente vorgeschoben werden, z. B. können<br />

Gallensteine mit Hilfe eines Dormiakörbchens, einem aus<br />

Drahtschlingen bestehenden, faltbaren Körbchens, geborgen<br />

werden. Bei Bedarf wird eine Papillotomie, eine Erweiterung<br />

der Mündung des Gallenganges (Vatersche Papille) mittels einem<br />

speziellen Katheter (Papillotom), durchgeführt. So können<br />

Gallensteine entfernt oder der Abfluss der Galle wieder<br />

ermöglicht werden. Die Erweiterung der Mündung ermöglicht<br />

auch andere diagnostische Optionen. So können über den Arbeitskanal<br />

des Endoskops Instrumente bis in den Gallengang<br />

geschoben werden, so z. B. ein Cholangioskop, wodurch die<br />

Betrachtung des Gallenganges ermöglicht wird (mother and<br />

child technique) oder eine spezielle Ultraschallsonde um den<br />

Gallengang sonographisch zu untersuchen (intraduktaler Ultraschall).<br />

ENDOSONOGRAPHIE<br />

Die Endosonographie (endoskopischer Ultraschall, EUS) kombiniert<br />

die Endoskopie mit Ultraschall und erlaubt so verschiedene<br />

diagnostische und therapeutische Optionen, darunter<br />

die endosonographische Feinnadelpunktion, welches das Mittel<br />

der Wahl zur Materialgewinnung bei Raumforderungen<br />

des Gastrointestinaltrakts und dessen Umgebung ist. Bei den<br />

EUS-gesteuerten Verfahren kommen spezielle Echoendoskope<br />

zum Einsatz, bei denen neben der Ausstattung mit Videoprozessor,<br />

Lichtquelle, Spül-Absaugkanal und Instrumentenkanal<br />

(z. B. für die Biopsienadel bei der Feinnadelpunktion) ein Ultraschallkopf<br />

radial oder longitudinal an die Spitze des Endoskops<br />

montiert ist.<br />

Die Kombination erlaubt zum einen die Beurteilung der<br />

Oberfläche per Endoskop und zum anderen die Beurteilung<br />

des Wandaufbaus und der umliegenden Strukturen per Ultraschall.<br />

38 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


POLYPEKTOMIE<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

Bei Endoskopien im Gastrointestinaltrakt sind Polypektomien<br />

ein häufiges diagnostisches und zugleich therapeutisches Manöver.<br />

Da die meisten Polypen Adenome sind, ist oft eine Polypektomie<br />

nötig, bei anderen Polypen, z. B. Lipome, erfolgt<br />

eine Abtragung nur bei Vorliegen einer Indikation wie einer<br />

Ulzeration oder einer Blutung oder weil die Polypen ein Passagehindernis<br />

darstellen. Sämtliche benötigten Instrumente<br />

werden durch den Instrumentenkanal des Endoskops bis an<br />

die betreffende Stelle im Gastrointestinaltrakt vorgeschoben.<br />

Vor der eigentlichen Polypektomie muss eventuell eine Blutungsprophylaxe<br />

erfolgen, also die Blutzufuhr des Polypen<br />

unterbrochen werden, hierfür stehen verschiedene Möglich-<br />

keiten wie Ligaturen, Metallclips oder Injektionen zur Verfügung.<br />

Dann wird eine Polypektomieschlinge aus Draht um<br />

den Polypen gelegt und vorsichtig geschlossen. Der Draht<br />

ist mit einem Hochfrequenz-Generator verbunden und kann<br />

so als Elektrokauter genutzt werden, der den Polypen mittels<br />

Strom abtrennt und oft auch im gleichen Arbeitsschritt<br />

die Schnittstelle koaguliert. In der Regel wird der abgetrennte<br />

Polyp anschließend geborgen, um ihn histologisch abklären<br />

zu können. Dafür können Greifwerkzeuge, Bergenetze oder<br />

Polypenfallen (Auffangbehältnis, das zwischen Endoskop und<br />

Absaugung angebracht wird) eingesetzt werden.<br />

ENDOSKOPISCHE ERNÄHRUNGSTECHNIKEN<br />

Während einer Endoskopie des Gastrointestinaltrakts können<br />

über die Arbeitskanäle des Endoskops auch Ernährunssonden<br />

gelegt werden. Ernährungssonden können z. B. notwendig<br />

werden bei Aspirationsgefahr, bei unzureichender Zufuhr<br />

von Substraten unter Supplementgabe oder zur Überbrückung<br />

von frischen Anastomosen. Bei den endoskopisch zu<br />

legenden Sonden kann unterschieden werden in nasale und<br />

perkutane Sonden, wobei die perkutanen Sonden vor allem<br />

in der Langzeitbehandlung Anwendung finden. Für die nasojejunale<br />

Sonde, also die Sonde über die Nase bis in das Jejunum,<br />

können verschiedene Techniken zum Einsatz kommen:<br />

So kann bei einlumigen Sonden die Sonde durch das Gastroskop<br />

in das Jejunum eingebracht und abschließend nasooral<br />

umgeleitet werden (through the scope). Für mehrlumige Sonden<br />

mit größerem Durchmesser bietet sich an entweder über<br />

das Endoskop zuerst ein Führungsdraht zu legen, der nasal<br />

umgeleitet wird und die Sonde dann entlang des Drahtes zu<br />

platzieren (over the wire) oder die Sonde wird nasal eingeführt<br />

bis in den Magen, wo eine über den Arbeitskanal des Endoskops<br />

eingeführte Zange das distale Ende greift und bis in das<br />

Jejunum führt (beneath the scope). Auch bei den perkutanen<br />

Sondenanlagen stehen unterschiedliche Techniken zur Verfügung;<br />

prinzipiell kann die Sonde dabei entweder von außen<br />

nach innen direkt durch die Bauchwand in den Magen oder<br />

den Darm gebracht werden (Direktpunktionstechnik) oder<br />

mittels Führungsfaden durch Mund und Speiseröhre bis hin<br />

zur Bauchwand und dann von innen nach außen durch eine<br />

Führungshülse gezogen werden (Fadendurchzugsmethode).<br />

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ENDOSKOPIEN ÜBER KÜNSTLICH GESCHAFFENE ZUGÄNGE<br />

Kommen wir nun zu den Endoskopien über künstlich geschaffene<br />

Zugänge. Die drei bedeutendsten sind die Spiegelungen<br />

der Bauch- und Beckenhöhle (Laparoskopie), der Brusthöhle<br />

(Thorakoskopie) sowie von Gelenkhöhlen (Arthroskopie).<br />

Laparoskopie<br />

Bei der Laparoskopie wird das starre Endoskop über einen Zugang<br />

durch den Bauchnabel in die Bauchhöhle eingeführt. Zusätzlich<br />

werden noch ein bis zwei Zugänge mittels Einstiche in<br />

die Bauchdecke geschaffen, über diese die Instrumente (z. B.<br />

Saug-Spüleinheiten, Elektrokauter, Schere, Greifzange) in die<br />

Bauchhöhle eingebracht werden können. In der Regel werden<br />

die Zugänge in den Bauchraum über Trokare geschaffen. Diese<br />

sind Stifte aus Titan, chirurgischem Stahl oder Kunststoff, die<br />

in einem Tubus (Rohr) stecken. Nachdem der Trokar als Ganzes<br />

E<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 39


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

durch die Bauchdecke geführt wurde, wird der innenliegende<br />

Stift rausgezogen und der Tubus verbleibt in der Bauchdecke.<br />

So kann der Zugang offengehalten werden. Für eine bessere<br />

Sicht und mehr Platz wird oft Kohlenstoffdioxid in die Bauchhöhle<br />

eingeleitet, wodurch sich die Bauchdecke hebt.<br />

Die Laparoskopie wird bei einer Reihe von diagnostischen<br />

und therapeutischen Indikationen durchgeführt, darunter z. B.<br />

Diagnostik gut-/bösartiger Neubildungen der gastro-intestinalen<br />

und uro-genitalen Organe; Biopsien; Beurteilung der<br />

Operabilität von Tumore; Beurteilung der Metastasierung<br />

Beurteilung der Funktion von Organen, z. B. Durchlässigkeit<br />

der Eileiter bei unerfülltem Kinderwunsch<br />

Cholezystektomie; Appendektomie<br />

Hernienoperation<br />

Sterilisation bei der Frau<br />

Kolonresektion<br />

Thorakoskopie<br />

Analog zur Spiegelung der Bauchhöhle kann auch die Brusthöhle<br />

endoskopisch untersucht und Pathologien im Bereich<br />

der Pleura und der pleuranahen Lunge wie z. B. Pleuraergüsse,<br />

periphere Lungenrundherde oder Tumore der Pleurahöhle<br />

therapiert werden. Wie bei der Laparoskopie beschrieben,<br />

werden auch bei der Thorakoskopie Trokare mit Tubus in die<br />

Brustwand eingebracht und anschließend das Thorakoskop<br />

und die Instrumente durch die Zugänge geführt. Das Eröffnen<br />

der Brusthöhle im Zuge der Thorakoskopie führt zu einem gewollten<br />

Pneumothorax, da der Unterdruck aufgehoben wird<br />

und die Lunge kollabiert. Somit ermöglicht der entstandene<br />

Raum eine gute Einsicht in das Operationsfeld. Nach Abschluss<br />

der Thorakoskopie kann eine Thoraxdrainage gelegt werden,<br />

die durch den Unterdruck im Pleuraspalt hilft, dass sich die<br />

Lunge wieder entfaltet. Die Thorakoskopie verdrängt zunehmend<br />

die offene Thorakotomie, wobei in der Regel während<br />

einer Thorakoskopie die Bereitschaft zur Thorakotomie bei<br />

Bedarf bestehen sollte. Häufig findet die Thorakoskopie als<br />

videoassistierte Thorakoskopie (VATS) mit Endoskopen mit Videoprozessor<br />

statt.<br />

Arthroskopie<br />

Der Anteil an rein diagnostische Arthroskopien ist heutzutage<br />

durch die Weiterentwicklung der Kernspintomografie selten<br />

geworden, so dass die Arthroskopie in der Regel therapeutisch<br />

angewandt wird. Ihr Einsatzgebiet ist hier vielfältig und<br />

auch vom betroffenen Gelenk abhängig, wobei die Arthroskopie<br />

bei immer mehr Gelenken inkl. Kiefergelenk zum Einsatz<br />

kommt. Das Grundprinzip aller Arthroskopien bleibt dabei<br />

gleich: Analog zu den Spiegelungen der Bauch- und der<br />

Brusthöhle werden auch bei der Spiegelung der Gelenkhöhle<br />

mit Hilfe von Trokaren Zugänge geschaffen und über diese das<br />

Endoskop und die unterschiedlichen Instrumente eingeführt.<br />

Zur besseren Sicht kann die Gelenkhöhle mit einer sterilen<br />

Flüssigkeit oder mit Kohlendioxid-Gas ausgefüllt werden. In<br />

manchen Fällen wird durch eine, vor der Arthroskopie angelegten,<br />

Manschette die Blutzufuhr kurzzeitig gedrosselt, wenn<br />

eine Blutung die Sicht auf das Operationsgebiet behindert.<br />

Zunehmend werden auch extraartikuläre Pathologien mit<br />

Hilfe endoskopischer Operationstechniken behandelt. Voraussetzung<br />

dafür ist das Vorhandensein eines Hohlraumes,<br />

der mit Gas oder Flüssigkeit aufgefüllt werden kann. Daher<br />

eignen sich prinzipiell auch peritendinöse Gleitschichten oder<br />

Schleimbeutel für eine Endoskopie. Ein Beispiel für eine solche<br />

extraartikuläre Endoskopie ist die Tendoskopie der Achillessehne,<br />

bei der das Paratenon (Sehnengleitgewebe) von der<br />

Sehne abgehoben wird und so einen Hohlraum für die Endoskopie<br />

entstehen lässt.<br />

ENDOSKOPIE<br />

DIAGNOSTIK<br />

Literatur<br />

Axt, S.; Bettin, J.; Kirschniak, A. (2017): Grundlagen der Laparoskopie. In: Kirschniak,<br />

A.; Granderath, F.A. (Hrsg.). Laparoskopie in der chirurgischen Weiterbildung.<br />

Grundtechniken und Standardeingriffe. Heidelberg: Springer, 1–17.<br />

Bergmann, T.; Bölükbas, S.; Beqiri, S.; Schirren, J. (2006): Diagnostische videoassistierte<br />

Thorakoskopie. Der Chirurg, (11):998–1006.<br />

Ching, H.L.; McAlindon, M.E.; Sidhu, R. (2017): An update on small bowel endoscopy.<br />

Curr Opin Gastroenterol, 33(3):181–188.<br />

Dorrmann, A. (2016): Endoskopische Ernährungstechniken. In: Kähler, G.; Götz, M.;<br />

Senninger, N. (Hrsg.). Therapeutische Endoskopie im Gastrointestinaltrakt. Heidelberg:<br />

Springer, 139–175.<br />

Ell, C.; May, A.; Nachbar, L.; Plum, N. (2006): Dünndarmendoskopie – Innovationen<br />

in Diagnostik und Therapie. Dtsch Ärztebl, 103(45):A3003–A3309.<br />

Kähler, G. (2016): Endoskopische Resektionsverfahren. In: Kähler, G.; Götz, M.; Senninger,<br />

N. (Hrsg.). Therapeutische Endoskopie im Gastrointestinaltrakt. Heidelberg:<br />

Springer, 1–24.<br />

Khanavkar, B.; Ewig, S.; Darwiche, K.; Hecker, E.; Volmerig, J.; Bollow, M. (2009):<br />

Indikationen. In: Nakhosteen, J.A.; Khanavkar, B.; Darwiche, K.; Scherff, A.; Hecker,<br />

E.; Ewig, S. (Hrsg.). Atlas und Lehrbuch der Thorakalen Endoskopie. 4. Auflage.<br />

Heidelberg: Springer, 91–156.<br />

Kriegelstein, S.; Altenberger, S.; Röser, A.; Walther. M. (2016): Tendoskopie der<br />

Achillessehne. Indikation, Technik und Ergebnisse. Unfallchirurg, 119(2): 120–124.<br />

Lucke, B.; Jenssen, C. (2011): Endosonografie mit Feinnadelpunktion. Endo-Praxis,<br />

27(2): 68–74.<br />

Meining, A.; Götz, M. (2016): Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie.<br />

In: Kähler, G.; Götz, M.; Senninger, N. (Hrsg.). Therapeutische Endoskopie im<br />

Gastrointestinaltrakt. Heidelberg: Springer, 67–95.<br />

Michelotti, B.F.; Chung, K.C. (2017): Diagnostic Wrist Arthroscopy. Hand Clin 33(4):<br />

571–583.<br />

40 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


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FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

UNGEDULDIGE PATIENTEN<br />

GEHT ES NICHT SCHNELLER?<br />

Text: Rolf Leicher<br />

Lieferzeiten verkürzen, Fahrzeiten verkürzen, Heilbehandlung verkürzen. Alles muss heute schneller gehen als früher, Tempo ist<br />

gefragt. Schnell wieder gesund und schmerzfrei sein, schnell beruflich einsatzfähig und wieder sportlich aktiv sein – der Wunsch<br />

vieler Patienten. Warten ist lästig. Ungeduld verursacht nicht nur Stress bei Patienten.<br />

DIE ERWARTUNGEN DER PATIENTEN<br />

»Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht«,<br />

sagt ein chinesisches Sprichwort. Das wird überhört, der Patient<br />

will in den Urlaub und fit sein, er nimmt am liebsten den<br />

Therapeuten in die »Verantwortung«. Aus dem Internet informieren<br />

sich Patienten über die Dauer von Beschwerden, über<br />

den Zeitraum des Heilungsprozesses, dadurch entsteht eine<br />

Erwartungshaltung. Die gefühlte Wartezeit ist dreimal länger<br />

als die echte Zeit. Das Warten auf den Behandlungserfolg<br />

stellt nicht nur Patienten auf eine Geduldsprobe. Ungeduld<br />

zeigt sich nicht nur, wenn der Patient auf einen Behandlungstermin<br />

warten muss.<br />

BEISPIELE AUS DER PHYSIO-PRAXIS<br />

Der Patient:<br />

»Das dauert ja lange bis zur<br />

Heilung. Kann man das nicht<br />

irgendwie verkürzen?«<br />

Der Therapeut versteht:<br />

Der Patient ist unzufrieden,<br />

er beschwert sich.<br />

Er reagiert:<br />

»Da muss ich Sie enttäuschen,<br />

Sie müssen eben Geduld haben, Sie<br />

können nicht erwarten, dass …«<br />

Versteht der Physiotherapeut die Äußerung des Patienten als<br />

Kritik, hat er ihn missverstanden. Er fühlt sich kritisiert, obwohl<br />

der Patient nur fragt, ob es nicht schneller geht, ob man<br />

die Tage zwischen zwei Behandlungen nicht verkürzen kann.<br />

Das ist keine Kritik, sondern die versteckte Frage »Können Sie<br />

mir mal erklären, warum das so lange dauert, geht es nicht<br />

schneller?« Aussagen kann man auch als eine indirekte Frage<br />

verstehen.<br />

Kontraproduktiv sind Appelle wie »Sie dürfen jetzt aber nicht<br />

ungeduldig sein« oder »Sie müssen eben mehr Geduld haben.«<br />

Dadurch fühlt sich der Patient belehrt und abgewertet.<br />

Worte wie »müssen« oder »dürfen nicht« oder »Das geht<br />

nicht schneller« hören sich belehrend an, von oben herab und<br />

verschlechtern die Gesprächsatmosphäre. Negative Worte, sogenannte<br />

Killerformulierungen, werden von sensiblen Patienten<br />

auch als persönliche Kritik verstanden.<br />

E<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 41


FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

GESPRÄCHSTECHNIKEN BEI UNGEDULDIGEN PATIENTEN<br />

Längere Behandlungen sind für den Patienten zeit- und kostenaufwendig<br />

und enttäuschen ihn. Enttäuschung ist ein Gefühl,<br />

auf das eine verstandsgemäße Antwort des Therapeuten<br />

nur bedingt passt. Gefühle des Patienten werden zunächst<br />

emotional mit der Anteilnahme beantwortet: »Ich kann mir<br />

vorstellen, dass Sie einen schnelleren Behandlungserfolg erwarten.«<br />

Nach einer Sekundenpause erklärt man ihm dann,<br />

warum das nicht möglich ist. Patienten dürfen nicht das Gefühl<br />

haben, dass man sie negativ bewertet, ihnen Ungeduld unterstellt.<br />

Wer hört schon gerne, dass er ungeduldig ist? Zweckmäßig<br />

ist es, dem Patienten zu vermitteln, dass er längst nicht<br />

der Einzige ist, der einen schnellen Erfolg sehen will. Weiß<br />

der Patient, dass es anderen auch so geht, fühlt er sich nicht<br />

isoliert.<br />

Checkliste »Anteilnahme an der Ungeduld«<br />

»Ich weiß, dass die Behandlungen für Sie sehr<br />

zeitaufwändig sind.«<br />

»Mir ist klar, dass Sie schnell wieder fit sein möchten.«<br />

»Ich kann gut nachempfinden, dass Sie schmerzfrei<br />

sein wollen.«<br />

»Ich habe Verständnis, wenn Sie die Termine am<br />

liebsten reduzieren würden.«<br />

Es hat sich auch bewährt, seine Gefühle vorwegnehmen (»Antizipation<br />

negativer Gefühle«). Damit versetzt man sich in die<br />

Situation des Patienten. Statt zu warten, bis der Patient seine<br />

Enttäuschung und Ungeduld zum Ausdruck bringt, formuliert<br />

man schon im Vorfeld etwa so »Ich weiß, dass Sie jetzt enttäuscht<br />

sind, wenn ich Ihnen sage, dass Sie noch mindestens<br />

vier Behandlungen brauchen, weil …«. Wer mit dem Kopf des<br />

Patienten denkt, sich auf seinen Stuhl setzt, kann sich schnell<br />

in seine Lage versetzen und reagiert dann zielgerichtet.<br />

Viele Physiotherapeuten haben auch Erfolg mit dem sogenannten<br />

»Perspektivenwechsel«. Dabei versetzt man sich<br />

selbst in die Situation des Patienten und berichtet über einen<br />

eigenen Fall: »Mir ging es kürzlich auch so. Ich musste mehrmals<br />

zum Zahnarzt und konnte auch nicht verstehen, warum<br />

die Behandlung solange ging. Da ist es mir auch schwer gefallen,<br />

geduldig zu sein«.<br />

Neu und etwas ungewöhnlich ist die sogenannte<br />

»Worst-Case-Methode«. Danach wird der Patient darauf<br />

hingewiesen, was schlimmstenfalls passieren kann, wenn er<br />

die Behandlung abbricht. Worst-Case heißt, den Teufel an<br />

die Wand zu malen. Bei »Worst-Case« vergleicht man auch<br />

die Beschwerden des Patienten mit anderen, ähnlichen Fällen,<br />

wo die Behandlung viel länger ging. Im vorliegenden Fall<br />

darf der Patient mit sich zufrieden sein, er ist viel besser dran<br />

als andere. Er ist ein sogenannter »Best Case«. Fühlt sich der<br />

anspruchsvolle Patient anerkannt, geschätzt und verstanden,<br />

nimmt er die Absage positiver und gelassener auf.<br />

Nur der detaillierte Erklärungshintergrund macht die Situation<br />

für den Patienten transparent. Kann er den Grund für<br />

weitere notwendige Behandlungen nachvollziehen, wird er<br />

mehr Verständnis aufbringen. Er muss so viele Informationen<br />

erhalten, dass es ihm rational und emotional unmöglich wird,<br />

weiterhin seinen Wunsch nach Verkürzung der Behandlungen<br />

oder engeren Terminen aufrecht zu erhalten. Das ist viel wirkungsvoller,<br />

als an sein Einsehen zu appellieren, (»Ich bitte um<br />

Verständnis, es macht keinen Sinn, morgen schon die Behandlung<br />

fortzusetzen«), was für den Patienten nicht überzeugend<br />

klingt. Man sollte den Patienten nicht um Verständnis bitten,<br />

sondern Verständnis für seine Situation haben. (»Ich verstehe<br />

Ihre Enttäuschung, wenn ich Ihnen morgen keinen Termin geben<br />

kann«).<br />

NEGATIVWÖRTER<br />

Ja, aber<br />

…<br />

Negative Worte des Patienten »Das dauert aber lange« werden<br />

allzu oft persönlich genommen und führen zur falschen<br />

Reaktion: »Das ist doch nicht lange« (negativ), Widerspruch<br />

ist immer eine negative Wertung der Situation. Das schadet<br />

der Gesprächsatmosphäre und wird als Unfreundlichkeit gesehen.<br />

Stattdessen erklärt der Therapeut, warum es länger<br />

geht. Je genauer man dem Patienten den Sachverhalt<br />

erklärt, desto schneller kommt die Einsicht, dass<br />

Geduld bei der Behandlung notwendig ist. Mit der<br />

»Ja, aber Taktik« haben Therapeuten auch Erfolg bei<br />

ungeduldigen Patienten (»Ja, das dauert tatsächlich länger als<br />

geplant, aber das liegt an folgendem …«). Bezieht sich der<br />

Patient auf Internet-Recherchen, darf man diese nicht bezweifeln<br />

oder abwerten, das wirkt wie Kritik. Das schlimmste, was<br />

passieren kann, ist der Abbruch der Behandlung und der Griff<br />

zu Tabletten, die langfristig auch nicht helfen.<br />

Da man keine Rückmeldung vom Patienten erhält, weiß<br />

man auch nicht, wie er die Appelle »Sie müssen eben mehr<br />

Geduld haben« auffasst, wie er sie versteht, bewertet und<br />

welche Konsequenzen er daraus zieht.<br />

Grundsätzlich sollte man nicht in der »Ich-Form«<br />

sprechen, sondern in der »Wir-Form«. Denn mit<br />

»Ich« drückt man eine Einzelmeinung aus, seine eigene<br />

Meinung. In der »Wir-Form« äußert man die Ansicht<br />

und Kompetenz des Teams, also mehrerer Personen und tritt<br />

damit wirkungsstärker auf.<br />

42 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


WIE PATIENTEN DIE PHYSIOTHERAPIE BEWERTEN<br />

FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

very best case<br />

Der Patient bekommt einen schnellen Behandlungstermin,<br />

sein Terminwunsch kann meist berücksichtigt<br />

werden.<br />

Mitarbeiter nehmen Anteil an den Emotionen des ungeduldigen<br />

Patienten und geben ihm ein gutes Gefühl.<br />

Der Patient erhält nachvollziehbare Informationen,<br />

weshalb weitere Behandlungen nötig sind.<br />

Der Physiotherapeut versteht die Ungeduld des<br />

Patienten nicht als Kritik, sondern als Frage, ob es andere<br />

Möglichkeiten gibt.<br />

Auf die Meinung des Patienten wird nicht mit Widerspruch<br />

geantwortet, sondern mit der »Ja-aber-Methode«.<br />

Der ungeduldige Patient genießt auch die volle<br />

Aufmerksamkeit, der Therapeut lässt sich nicht von der<br />

Ungeduld beeinflussen.<br />

Mitarbeiter können schwierige Fragen kompetent<br />

beantworten.<br />

second best case<br />

Häufig dauert es mehrere Tage bis er einen freien<br />

Termin bekommt und muss dann einen für ihn<br />

ungünstigen Termin annehmen<br />

Sie reagieren kurz angebunden mit »Tut mir leid«<br />

und zeigen kein Verständnis, keine aktive Empathie.<br />

Man empfiehlt dem Patienten, ohne sich um eine Erklärung<br />

zu bemühen, seinen Arzt nochmal zu fragen.<br />

Der Physiotherapeut reagiert auf Ungeduld mit Appellen<br />

und belehrt den Patienten.<br />

Eine Meinung, die nicht stimmt wird gleich korrigiert<br />

und das Selbstwertgefühl des Patienten herabgesetzt.<br />

Ungeduldige Patienten werden mit Argwohn gesehen,<br />

man entzieht ihnen die Sympathie.<br />

Sie können nur Standardfragen beantworten und verweisen<br />

bei schwierigen Fragen gleich auf den Arzt.<br />

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Dann sende eine Mail an: kontakt@dieFachwelt.de<br />

Wir freuen uns auf Deine Ideen!<br />

MACHT MIT!! MACHT MIT!! MACHT MIT!! MACHT MIT!!<br />

Die Autoren dieser Ausgabe:<br />

Klaas Stechmann<br />

Verena Gesing<br />

Laura Boller-Hoffecker<br />

Lea Schmidt<br />

Agnes Wand<br />

Silke Wolf<br />

Patricia Frahm<br />

Leonie von Lochow<br />

Jesper Schwarz<br />

Susanne Klotz<br />

Hier könnte auch dein<br />

Bild zu sehen sein!<br />

Rolf Leicher<br />

Bernard C. Kolster<br />

Benjamin Bareiss<br />

46 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>


VERANSTALTUNGEN & TERMINE<br />

Datum Veranstaltung Ort Internet<br />

APRIL <strong>2019</strong><br />

01.04.–04.04.<strong>2019</strong> Spring-School des Deutschen Netzwerks für Versorgungsforschung Bonn<br />

04.04.–07.04.<strong>2019</strong> FIBO – Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit Köln www.fibo.de<br />

05.04.–06.04.<strong>2019</strong> 7. Interprofessioneller Gesundheitskongress <strong>2019</strong> Dresden<br />

15.04.–17.04.<strong>2019</strong><br />

MAI <strong>2019</strong><br />

28. Rehawissenschaftliches Kolloquium und 15th EFRR-Congress <strong>2019</strong> »Rehabilitation –<br />

Shaping healthcare for the future«<br />

02.05.–03.05.<strong>2019</strong> 2. Internationales Symposium Gesundheitskompetenz Bielefeld<br />

Berlin<br />

www.gesundheitskongresse.de/<br />

dresden/<strong>2019</strong>/<br />

04.05.<strong>2019</strong> 8. Berliner Lymphologisches Symposium Berlin<br />

04.05.–07.05.<strong>2019</strong> Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. Wiesbaden www.dgim<strong>2019</strong>.de<br />

10.05.–13.05.<strong>2019</strong> World Confederation for Physical Therapy Congress Genf (CH)<br />

https://www.wcpt.org/congress/<br />

wcpt<strong>2019</strong><br />

16.05.–18.05.<strong>2019</strong> Internationale Fachmesse Rehab Karlsruhe www.rehab-karlsruhe.com<br />

17.05.–18.05.<strong>2019</strong> 43. Fortbildungstagung der Vereinigung der Bobath-Therapeuten Deutschlands e. V. Karlsruhe www.bobath-vereinigung.de<br />

21.05.–23.05.<strong>2019</strong> Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit Berlin www.hauptstadtkongress.de<br />

22.05.–25.05.<strong>2019</strong> 32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie e. V. Koblenz www.dmgp-kongress.de<br />

JUNI <strong>2019</strong><br />

05.06.–06.06.<strong>2019</strong><br />

JULI <strong>2019</strong><br />

Zi-Congress Versorgungsforschung<br />

(Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland)<br />

08.07.–19.07.<strong>2019</strong> Summer-School Utrecht: Rehabilitation of the Hand Utrecht (NL)<br />

SEPTEMBER <strong>2019</strong><br />

Berlin<br />

www.zi-congress-de<br />

06.09.–07.09.<strong>2019</strong> therapie on tour mit pt HOLIdays Bochum www.therapie-ontour.de<br />

07.09.<strong>2019</strong> NEURO <strong>2019</strong> Bremen<br />

12.09.–14.09.<strong>2019</strong> 124. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation München www.dgpmr-kongress.de<br />

25.09.–28.09.<strong>2019</strong> Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA) Frankfurt/Main www.gma<strong>2019</strong>.de<br />

27.09.–28.09.<strong>2019</strong> TheraPro Essen mit <strong>physio</strong>kongress West Essen<br />

OKTOBER <strong>2019</strong><br />

www.nap-gesundheitskompetenz.de/tagung/<br />

https://www.utrechtsummerschool.nl/courses/healthcare/rehabilitation-of-the-hand<br />

www.messe-stuttgart.de/therapro-essen<br />

03.10.–05.10.<strong>2019</strong> 43. Jahreskongress der »Deutsche Gesellschaft für Lymphologie e. V.« Bad Krozingen www.lymphologie-kongress.de<br />

09.10.–11.10.<strong>2019</strong> Deutscher Kongress für Versorgungsforschung Berlin http://dkvf<strong>2019</strong>.de<br />

22.10.–25.10.<strong>2019</strong> Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie Berlin https://dkou.org<br />

25.10.–26.10.<strong>2019</strong> therapie Hamburg Hamburg www.therapiemesse-hamburg.de<br />

NOVEMBER <strong>2019</strong><br />

07.11.–08.11.<strong>2019</strong> Dreiländer-Tagung für Gesundheitsberufe Bochum<br />

18.11.–21.11.<strong>2019</strong> Medica Düsseldorf www.medica.de<br />

22.11.–23.11.<strong>2019</strong> 4. Forschungssymposium Physiotherapie Hildesheim<br />

DEZEMBER <strong>2019</strong><br />

04.12.–06.12.<strong>2019</strong> 19. Kongress der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin Hamburg www.divi<strong>2019</strong>.de<br />

05.12.–07.12.<strong>2019</strong> 26. Jahrestagung der Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation Leipzig www.dgnr-tagung.de/<br />

Quellen Veranstaltungskalender<br />

• AWMF – Kongresskalender, AWMF online Das Portal der wissenschaftlichen Medizin, http://www.awmf.org/service/kongresskalender.html<br />

• Physio Deutschland Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) e.V., https://www.<strong>physio</strong>-deutschland.de/fachkreise/veranstaltungen.html<br />

• PT – Portal für Physiotherapeuten, https://www.<strong>physio</strong>therapeuten.de/termines<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 47


AUSBLICK<br />

<strong>physio</strong><br />

<strong>Journal</strong><br />

DAS ERWARTET EUCH<br />

IN DER 19. AUSGABE<br />

TITELTHEMA: BEFUND<br />

Physiotherapeutischer Befund<br />

Wichtige Hintergrundinformationen zum Aufbau eines Befundbogens<br />

Evidenz in der Physiotherapie<br />

Die Bedeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse für den <strong>physio</strong>therapeutischen Befund<br />

Workshop Befundaufbau<br />

Beispiel eines MT-Befundbogens<br />

Healthy Food<br />

Mit Lebensmitteln die Therapie unterstützen<br />

Tests und Assessments<br />

Die Umfangsmessung<br />

Weiteres:<br />

Physiologiekarten<br />

Muskelplakat<br />

Assessments<br />

Veranstaltungskalender<br />

… und vieles mehr<br />

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