16.09.2019 Views

FOCUSMONEY_2019-39_Vorschau

You also want an ePaper? Increase the reach of your titles

YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.

FocusMoney Cover


Alle FOCUS-Titel. Digital. Jederzeit.<br />

Der neue FOCUS E-Paper Shop ist online.<br />

Jetzt<br />

E-Paper<br />

lesen!<br />

focus-shop.de


MONEYINSIDE<br />

Foto: D. Gust/FOCUS-MONEY<br />

Konrad würde sich<br />

im Grabe umdrehen<br />

Wie sich die Zeiten ändern: Kurz nach der Finanzkrise<br />

war die Empörung über die Finanzindustrie noch<br />

groß. Ein Bündnis für eine Finanztransaktionssteuer erhielt<br />

breite Unterstützung vom ehemaligen CDU-Finanzminister<br />

Wolfgang Schäuble bis hin zur EU-Kommission.<br />

Während der Schuldenkrise hatten die EU-Staaten zur<br />

Rettung von Finanzinstituten Milliarden an Steuermitteln<br />

aufwenden müssen. Die Finanztransaktionssteuer sollte<br />

dafür einen Ausgleich schaffen.<br />

Jetzt wird sie wohl im kommenden Jahr europaweit eingeführt,<br />

aber nicht die Banken zahlen, sondern die Kleinanleger.<br />

0,1 Prozent sollen bei jedem Aktienkauf fällig<br />

werden – hochspekulative Derivate, mit denen die Handelsabteilungen<br />

der internationalen Geldhäuser zocken,<br />

bleiben außen vor. Auch können die Profiinvestoren leicht<br />

auf ausländische Nicht-EU-Börsenplätze ausweichen und<br />

so die Steuer umgehen.<br />

Laut Angaben von Direktbanken kauft beziehungsweise<br />

verkauft jeder Anleger im Schnitt jährlich zwölfmal Aktien<br />

an der Börse. Prozentual ausgedrückt, müsste er mit<br />

Einführung der Börsensteuer im Jahr 1,2 Prozent der investierten<br />

Summe an den Staat zahlen.<br />

Besonders hart trifft es Riester-Sparer. Bei einem staatlich<br />

geförderten Riester-Fondssparplan mit ausgewogenem<br />

Chance-Risiko-Verhältnis und 100 Euro monatlicher<br />

Sparrate würde sich nach Berechnungen von Union<br />

Investment der Ertrag in 40 Jahren um 14 205 Euro vermindern.<br />

Das liegt nicht nur an Umschichtungen innerhalb<br />

des Fonds. Belastend ist vor allem eine perfide Mehrfachbesteuerung<br />

der Sparer. So werden sie nicht nur beim<br />

regelmäßigen Kauf der Fondsanteile zur Kasse gebeten,<br />

sondern nochmals, wenn die Fondsmanager die eingezahlten<br />

Sparraten an den Kapitalmärkten investieren.<br />

***<br />

Wie sich die Zeiten ändern: „Wir werden auf dem Gebiete<br />

der Wirtschaft durch die Mittel des Wettbewerbs (. . .)<br />

systematisch die entstandenen Strukturfehler der deutschen<br />

Wirtschaft beseitigen. Unser ganzes Bestreben wird<br />

sein, möglichst wenig Hände und Köpfe in der Verteilung<br />

und der Verwertung der wirtschaftlichen Produktion<br />

und möglichst viele Hände und Köpfe in der gütererzeugenden<br />

Sphäre zu beschäftigen.“ Der dies sagte,<br />

war Bundeskanzler Konrad Adenauer in seiner ersten Regierungserklärung<br />

am 20. September 1949. Im Klartext:<br />

Mehr Markt, weniger Staat.<br />

Lag die Staatsquote, also das Verhältnis von Staatsausgaben<br />

zum Bruttosozialprodukt, in Adenauers Amtszeit<br />

noch bei rund 30 Prozent, so ist sie bis heute auf rund<br />

Frank Pöpsel,<br />

Chefredakteur<br />

45 Prozent angestiegen. Vielleicht sollte Angela Merkel<br />

einmal darüber nachdenken, die CDU-Bundesgeschäftsstelle,<br />

das Konrad-Adenauer-Haus, umzubenennen. Wenn<br />

Sie „Konrad Adenauer Haus“ in Google eingeben, erscheint<br />

auf der ersten Seite der Kommentar eines Users:<br />

„Konrad würde sich im Grabe umdrehen, wenn er Merkels<br />

Aktionen sehen könnte.“<br />

Schon zuvor hatte Adenauer „eine Herabsetzung der<br />

Einkommensteuersätze“ angesprochen, die nach seiner<br />

„Überzeugung das Gesamtaufkommen nicht vermindern“<br />

wird. „Die jetzigen überhöhten Steuersätze führen<br />

in der Wirtschaft zu unwirtschaftlichem Verhalten; sie<br />

hindern die Rationalisierung der Betriebe und damit die<br />

Preissenkung für die erzeugten Waren.“ Adenauer behielt<br />

Recht. Seine Nachfolger wollen dennoch den Solidaritätszuschlag<br />

für Unternehmen weiter bestehen lassen und<br />

Mittelständler auch noch mit Vermögensteuer belasten.<br />

Auch das Thema Wohnungsnot war damals schon akut,<br />

auf Grund der Kriegsschäden sogar noch weit akuter als<br />

heute. Adenauers Politik: „Wir werden weiterhin dazu<br />

übergehen, durch entsprechende (. . .) Lockerungsvorschriften<br />

der Raumbewirtschaftung und der Mietfestsetzung<br />

das Privatkapital für den Bau von Wohnungen zu<br />

interessieren. Wenn es nicht gelingt, das Privatkapital für<br />

den Wohnungsbau zu interessieren, ist eine Lösung des<br />

Wohnungsproblems unmöglich.“ In Berlin ist man offenbar<br />

anderer Meinung.<br />

Und last but not least sagte der gerade erst eine Stunde<br />

zuvor gewählte erste Bundeskanzler: „Es scheint mir<br />

aber auch eine der wesentlichsten Grundbedingungen einer<br />

verständigen Sozialpolitik zu sein, dem Fleißigen und<br />

Tüchtigen jede Aufstiegsmöglichkeit zu geben.“ Das Protokoll<br />

vermerkt einen Zuruf aus der Mitte des Plenums:<br />

„Sehr richtig!“ Und der Kanzler fährt fort: „Auf die Betonung<br />

dieser Aufstiegsmöglichkeiten legen wir den größten<br />

Wert.“ Weiterer Zuruf: „Bravo!“<br />

***<br />

Wie sich die Zeiten ändern: Man muss es immer wieder<br />

mal wiederholen: Diese Konzepte von mehr Freiheit<br />

und Stärkung der Einzelinitiative sind aufgegangen. Gefolgt<br />

sind Jahrzehnte des Aufschwungs. Jeder, der heutzutage<br />

andere Ideen äußert, etwa über mehr Staat oder<br />

mehr Umverteilung, sollte sich auch einmal fragen, ob er<br />

denn deren bessere Chancen irgendwie belegen kann.<br />

FOCUS-MONEY <strong>39</strong>/<strong>2019</strong><br />

3


MONEYINHALT<br />

Nr. <strong>39</strong> / 18. September <strong>2019</strong> www.money.de<br />

MONEYTITELTHEMA<br />

30 Titel: Jetzt raus aus Aktien – der größte Fehler, den<br />

Sie machen können. Renommierte Experten sagen<br />

Ihnen, warum Sie unbedingt investiert bleiben<br />

sollten und welche Aktien sich besonders lohnen<br />

32 Ken Fisher: Die Angst vor einer Rezession ist übertrieben<br />

– Dienstleistungen retten die Konjunktur<br />

33 Philipp Vorndran: Fallende Zinsen sind der<br />

Haupttreiber für steigende Aktien – Geldanlage<br />

war noch nie so einfach wie heute<br />

36 Gottfried Heller: Deutsche Aktien sind viel<br />

zu billig – überbewertete Gefahren, niedrige<br />

Bewertungen und Zinsdoping<br />

40 Hans A. Bernecker: Diese Aktien steigen am<br />

stärksten – beste Chancen für Isra Vision, BMW,<br />

Salzgitter, Klöckner und Kraft Heinz<br />

44 Martin Hüfner: Brexit wirkt nur kurz – und belastet<br />

weder den Dax noch den FTSE-100 nachhaltig<br />

48 Ray Dalio: Das goldene Zeitalter beginnt – warum<br />

wir vor einem Paradigmenwechsel stehen<br />

52 Jürgen Michels: Dax 16 500 – warum die Aktienkurse<br />

auch mittelfristig steigen werden<br />

30<br />

Titel: Deutsche Aktien viel zu günstig<br />

Vier renommierte Experten und ihre Urteile haben<br />

Sie auf dem Titelblatt schon gesehen. Hier sind drei<br />

weitere Fachleute unserer Titelstory, die Ihnen im<br />

Detail erklären, wie Sie jetzt anlegen können: Die<br />

Experten begründen, warum Anleger gerade jetzt<br />

Aktien kaufen sollten, warum die Konjunkturängste<br />

übertrieben sind, fallende Zinsen der Haupttreiber<br />

für steigende Aktien sind, welche Aktien jetzt besonders<br />

aussichtsreich sind und warum der Brexit<br />

die Börsen kaltlässt. Plus: Die Chancen des Goldes<br />

MONEYMAKER<br />

6 IAA <strong>2019</strong>: Welche Hersteller und Zulieferer<br />

von den Messe-Megatrends E-Mobilität und<br />

autonomes Fahren besonders profitieren<br />

10 Neu am Start: Welche Chancen der Börsengang<br />

der Software-Firma Teamviewer Anlegern bietet<br />

12 Reichlich Schub: Dax-Aufsteiger und Turbinenspezialist<br />

MTU überzeugt mit solidem Wachstum<br />

14 Bechtle: Das IT-Haus wächst zweistellig und<br />

knackt erstmals die Umsatzmilliarde im Quartal<br />

16 Morphosys: Der Biotech-Wert ist auf dem Weg<br />

zum Pharma-Konzern mit eigenen Produkten<br />

18 KWS: Der Saatgutkonzern schaltet nach mauen<br />

Jahren wieder auf Wachstum, die Aktie ist ein Kauf<br />

20 Batterie-Boom: Immer mehr Groß- und Kleingeräte<br />

brauchen Strom – diese Papiere liefern Energie<br />

24 ProSiebenSat.1 Media: Der Entertainment-Titel ist<br />

mittlerweile zu billig, um ihn zu ignorieren!<br />

28 Herr der Weltmeere: Diese Robotik-Firma bietet<br />

Unterwasserfahrzeuge – und jede Menge Chancen<br />

MONEYMARKETS<br />

56 100-Prozenter: Diese Aktien haben das Zeug zum<br />

Verdoppler – FOCUS-MONEY baut zwei Depots<br />

6<br />

IAA <strong>2019</strong>: Das große Auto-Schaulaufen<br />

Auf der größten Kfz-Messe der Welt dominieren die<br />

Megatrends autonomes Fahren und E-Mobilität.<br />

Die Show kann den Sektor neu beleben und schafft<br />

so Investmentchancen<br />

4 Titel: Fotos: BayernLB, W. Heider-Sawall/FOCUS-MONEY, S. Ugurlu/FOCUS-MONEY Composing: FOCUS-MONEY<br />

FOCUS-MONEY <strong>39</strong>/<strong>2019</strong>


60 Australien: Die Konjunktur down under schwächelt<br />

– dank weicher Währung und großzügiger<br />

Notenbank starten die Aktienkurse dennoch durch<br />

64 Chartanalyse: Der Kurs-Dax mit Potenzial, der<br />

S&P-500 greift nach Allzeithoch. Plus: Die<br />

Weißmetalle Platin und Palladium im Check<br />

66 Musterdepots: Die Experten gehen bei den auf<br />

Deutschland ausgerichteten Depots kräftig auf<br />

Einkaufstour<br />

68<br />

Traum vom Eigenheim<br />

Selbst die jüngsten Familienmitglieder wünschen<br />

sich die eigenen vier Wände – ein<br />

Haus mit Garten. Wie Eltern es mit günstigen<br />

Hypothekenzinsen und staatlichen<br />

Zuschüssen schaffen, den Traum zu erfüllen<br />

DSW ANLEGERSCHUTZ<br />

67 Gesetze: Der Graue Kapitalmarkt soll transparenter<br />

und schärfer reguliert werden<br />

67 Standpunkt: DSW ruft zur Unterschriftenaktion<br />

gegen Steuerpläne von Finanzminister Scholz auf –<br />

warum jeder Investor mitmachen sollte<br />

MONEYSTEUERN&RECHT<br />

68 Baukindergeld: Wie Eltern den Erwerb des Eigenheims<br />

mit staatlichen Mitteln stemmen<br />

MONEYSERVICE<br />

72 Wertpapiersparpläne: Bei welchen Banken<br />

Anleger den besten Mix aus breitem Angebot,<br />

günstigen Gebühren und hoher Flexibilität finden<br />

76 Private Krankenversicherung: Im ersten Teil<br />

unserer Serie geht es um die besten Tarife für<br />

besonders leistungsstarken Gesundheitsschutz<br />

MONEYRUBRIKEN<br />

3 MONEYInside<br />

80 Leserbriefe • Impressum<br />

98 Terminkalender: Zahlen von BP, Carnival und<br />

Deutscher Euroshop<br />

60<br />

Chancen in Australien<br />

Die Börse in Sydney mit neuem Schub: Zwar<br />

schwächelt die Konjunktur, aber der weiche<br />

australische Dollar und eine lockere Zentralbankpolitik<br />

gleichen das mehr als aus<br />

MONEYKURSTEIL<br />

81 Zinsen • 83 Fonds • 86 Aktien Deutschland<br />

92 Aktien international • 96 Zertifikate<br />

97 Neuemissionen<br />

Titelthemen sind mit<br />

roten Seitenzahlen<br />

gekennzeichnet<br />

28<br />

Die riesige Unterwasser-Chance<br />

Die unbemannten Unterwasserfahrzeuge von<br />

Kraken Robotics eröffnen Anlegern den Zugang<br />

zu einer verborgenen Welt und neue<br />

Großchancen an der Börse – moderne Marine-<br />

Technologie vom Feinsten!<br />

FOCUS-MONEY <strong>39</strong>/<strong>2019</strong><br />

Inhalt: Fotos: Bloomberg, Can Stock Photo, Daimler, Deutsche Börse, Fiduka, Ch. Vohler, VectorStock Composing: FOCUS-MONEY 5


MONEYMAKER<br />

Mikrobatterien: Bis zum<br />

Jahr 2025 wird der Batteriemarkt<br />

weltweit auf 90 Milliarden<br />

Dollar geschätzt<br />

Batterien für Autos<br />

Ein Großteil der Lithium-Ionen-Akkus wird in E-Autos<br />

verbaut. Mit Samsung SDI, Panasonic, LGC und<br />

Lishen haben die Asiaten klar die Nase vorn.<br />

Hersteller von Lithium-Ionen-Akkus weltweit<br />

nach Absatz 2017, in Millionen Zellen<br />

Samsung SDI (Südkorea)<br />

Quelle: Statista<br />

Panasonic (Japan)<br />

LGC (Südkorea)<br />

ATL (USA)<br />

Lishen (China)<br />

388<br />

660<br />

1278<br />

1272<br />

1011<br />

Akkus für Wearables<br />

Der Markt für Wearables wächst. Apple ist ein großer<br />

Player. Davon könnte Varta profitieren, sollte das<br />

Unternehmen die AirPods mit Batterien ausstatten.<br />

Marktanteile an Wearables weltweit<br />

Absatz in Prozent am Gesamtmarkt<br />

Apple Xiaomi Huawei Samsung Fitbit Garmin Jawbone andere<br />

2014 15 16 17 18 <strong>2019</strong><br />

Quelle: Statista<br />

%<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

Batteriehersteller<br />

Neue Energie<br />

fürs Depot<br />

Von der E-Mobilität bis zu Kleinstgeräten<br />

sind Batterien en vogue. Zu den Top-<br />

Herstellern zählen zwei deutsche Anbieter,<br />

bei der Entsorgung punkten Belgier<br />

Zugegeben: Bei den Autobatterien der künftigen Generation<br />

ist der Zug im Land des ungebremsten Fahrens<br />

längst abgefahren. Da können sich die traditionellen<br />

Automobilhersteller noch so sehr auf ihre Historie berufen.<br />

Die Asiaten sind ihnen bei der Herstellung von<br />

Lithium-Ionen-Batteriezellen Jahre voraus. Der für die<br />

deutsche Energiewende ausgegebene neue Forschungsstandort<br />

Münster („Batterie made in Germany“) wird daran<br />

ebenso wenig ändern wie das Mitte 2017 gestartete<br />

EU-Projekt, Lithium-Ionen-Zellfabriken aufzubauen.<br />

Automobilbranche unter Strom. Immerhin – besser spät<br />

als nie – formieren sich auch hierzulande Batteriekonsortien.<br />

VW macht gemeinsame Sache mit dem schwedischen<br />

Start-up Northvolt. Über die Opel-Mutter PSA<br />

beteiligt sich Opel an einem deutsch-französischen Zusammenschluss.<br />

Und der deutsche Spezialist Varta plant<br />

gemeinsam mit Ford eine Batteriezellen-Produktion.<br />

20 Foto: Fraunhofer IZM<br />

Composing: FOCUS-MONEY<br />

FOCUS-MONEY <strong>39</strong>/<strong>2019</strong>


Zudem rücken die Asiaten auf den Kontinent, um sich<br />

künftig den teuren Transport der LI-Zellen zu sparen. So<br />

eröffnete der koreanische Konzern LG Chem 2018 im polnischen<br />

Breslau die erste größere Zellenfabrik. Der chinesische<br />

Batteriespezialist Contemporary Amperex Technology<br />

(CATL) wird im Industriegebiet „Erfurter Kreuz“ ein<br />

Batteriezellenwerk erstellen. Der südkoreanische Mischkonzern<br />

SK plant mit Daimler als Kunden in Ungarn, wo<br />

Samsung SDI, die Batterie-Tochter des koreanischen IT-<br />

Riesen, bereits vor Ort ist. Fest steht, noch scheuen die<br />

meisten deutschen Autobauer das Risiko, selbst Geld in<br />

die Hand zu nehmen. In Anbetracht der Fülle der von ihnen<br />

angekündigten Elektroauto- und Hybridauto-Modellen<br />

wird dies kaum möglich sein.<br />

Goldgräberstimmung bei Herstellern. Auf 90 Milliarden<br />

Dollar schätzt die Unternehmensberatung Arthur D. Little<br />

den Batteriemarkt bis zum Jahr 2025 – genug Raum für<br />

etablierte wie neue Anbieter. Festelektrolyt-Lithium-Ionen-Batterien<br />

werden der Studie zufolge die bestehende<br />

Batterietechnologie wegen ihrer verbesserten Leistungsfähigkeit<br />

und Energiedichte langfristig ablösen. Die steigenden<br />

Nachfrage und die Zahlungsbereitschaft der Nutzer<br />

für hochentwickelte Lösungen sprechen Kurt Baes,<br />

Partner im Bereich Energy & Manufacturing bei Arthur<br />

D. Little, zufolge für einen schnellen industriellen Durchbruch<br />

der neuen Batteriegeneration.<br />

Schon heute fertigt der deutsche Batteriespezialist Akasol<br />

Hochleistungs-Lithium-Ionen-Batteriesysteme für<br />

Hoch, höher, Varta<br />

Produktionsstraße bei Varta: Ausbau<br />

der Kapazitäten auf 150 Millionen Zellen<br />

Bei zwischenzeitlich 90 Euro darf einem schon mulmig werden.<br />

Der Kurs der Varta-Aktie legte seit Jahresanfang um<br />

237 Prozent zu. Doch von Schwindel ist bei den Analysten<br />

von Berenberg nichts zu spüren. Stattdessen hoben diese<br />

das Kursziel unverdrossen an. 100 Euro stehen jetzt auf der<br />

Zielgeraden. Commerzbank-Analyst Stephan Klepp geht<br />

gar von 108 Euro aus. Auf dieser Fahrt sollten sich Anleger<br />

zumindest gut anschnallen. Kurs-Gewinn-Verhältnisse<br />

von nahe 80, bezogen auf die laufenden Gewinne, mahnen<br />

dazu, vorsorglich Gewinne mitzunehmen. Dass es am<br />

Ende lohnenswert sein könnte dabeizubleiben, davon sind<br />

die Analysten unisono überzeugt.<br />

Vartas Kerngeschäft sind Hörgerätebatterien. Schon heute<br />

ist das Ellwanger Unternehmen Weltmarktführer in diesem<br />

Bereich. Die Generation 50plus wächst. Entsprechend<br />

hoch sind Vartas Wachstumsraten im Gesundheitsbereich.<br />

Die Musik spielt gleichwohl in anderen Bereichen. Längst ist<br />

es keine Frage mehr, ob, sondern nur noch wann die nächste<br />

Kopfhörergeneration AirPod von Apple mit Lithium-Ionen-Batterien<br />

von Varta ausgestattet sein wird. Dass Apple-<br />

Chef Tim Cock dies bei der Vorstellung des neuen iPhone<br />

11 nicht tat, ist deshalb nur als kurzzeitige Enttäuschung<br />

zu werten. Die Anwendung der Lithium-Ionen-Technologie<br />

ist vielseitig. Und effiziente Batterien machen bei vielen<br />

erst den Unterschied aus.<br />

Dafür will Varta die jährliche Produktionskapazität bis Ende<br />

2022 von derzeit rund 50 Millionen auf 150 Millionen Lithium-Ionen-Zellen<br />

ausbauen. Die Kapazitätserweiterung soll<br />

mit Mitteln aus dem operativen Geschäft sowie mit Krediten<br />

finanziert werden. Das allein rechtfertigt höhere Aktienkurse.<br />

Raketenhafter Aufstieg<br />

WKN/ISIN: A0TGJ5/DE000A0TGJ55<br />

Börsenwert:<br />

3,4 Mrd. Euro<br />

Umsatz <strong>2019</strong>/20e: 354,3/671,2 Mio. Euro<br />

Nettoertrag <strong>2019</strong>/20e: 41,1/68,1 Mio. Euro<br />

operative Marge <strong>2019</strong>/20e: 9,8/13,6 Prozent<br />

Gewinn je Aktie <strong>2019</strong>/20e: 1,06/1,70 Euro<br />

Kurs-Gewinn-Verhältnis <strong>2019</strong>/20: 78,1/48,8<br />

Dividende je Euro <strong>2019</strong>/20e: 0,19/0,32 Euro<br />

Dividendenrendite <strong>2019</strong>/20e 0,21/0,35 Prozent<br />

Kursziel/Stoppkurs: 100,00/71,00 Euro<br />

e = erwartet 2018<br />

<strong>2019</strong><br />

10<br />

Quelle: Thomson Reuters Datastream<br />

JAN<br />

JAN<br />

SEP<br />

FOCUS-MONEY <strong>39</strong>/<strong>2019</strong><br />

Varta<br />

Aktienkurs in Euro<br />

200-Tage-Linie<br />

1990 92 94 96 98 2000 02 04 06 08 10 12 14 16 2018<br />

Foto: Varta<br />

Euro<br />

90<br />

70<br />

50<br />

30<br />

21

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!