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MONEYINSIDE<br />
Foto: D. Gust/FOCUS-MONEY<br />
Konrad würde sich<br />
im Grabe umdrehen<br />
Wie sich die Zeiten ändern: Kurz nach der Finanzkrise<br />
war die Empörung über die Finanzindustrie noch<br />
groß. Ein Bündnis für eine Finanztransaktionssteuer erhielt<br />
breite Unterstützung vom ehemaligen CDU-Finanzminister<br />
Wolfgang Schäuble bis hin zur EU-Kommission.<br />
Während der Schuldenkrise hatten die EU-Staaten zur<br />
Rettung von Finanzinstituten Milliarden an Steuermitteln<br />
aufwenden müssen. Die Finanztransaktionssteuer sollte<br />
dafür einen Ausgleich schaffen.<br />
Jetzt wird sie wohl im kommenden Jahr europaweit eingeführt,<br />
aber nicht die Banken zahlen, sondern die Kleinanleger.<br />
0,1 Prozent sollen bei jedem Aktienkauf fällig<br />
werden – hochspekulative Derivate, mit denen die Handelsabteilungen<br />
der internationalen Geldhäuser zocken,<br />
bleiben außen vor. Auch können die Profiinvestoren leicht<br />
auf ausländische Nicht-EU-Börsenplätze ausweichen und<br />
so die Steuer umgehen.<br />
Laut Angaben von Direktbanken kauft beziehungsweise<br />
verkauft jeder Anleger im Schnitt jährlich zwölfmal Aktien<br />
an der Börse. Prozentual ausgedrückt, müsste er mit<br />
Einführung der Börsensteuer im Jahr 1,2 Prozent der investierten<br />
Summe an den Staat zahlen.<br />
Besonders hart trifft es Riester-Sparer. Bei einem staatlich<br />
geförderten Riester-Fondssparplan mit ausgewogenem<br />
Chance-Risiko-Verhältnis und 100 Euro monatlicher<br />
Sparrate würde sich nach Berechnungen von Union<br />
Investment der Ertrag in 40 Jahren um 14 205 Euro vermindern.<br />
Das liegt nicht nur an Umschichtungen innerhalb<br />
des Fonds. Belastend ist vor allem eine perfide Mehrfachbesteuerung<br />
der Sparer. So werden sie nicht nur beim<br />
regelmäßigen Kauf der Fondsanteile zur Kasse gebeten,<br />
sondern nochmals, wenn die Fondsmanager die eingezahlten<br />
Sparraten an den Kapitalmärkten investieren.<br />
***<br />
Wie sich die Zeiten ändern: „Wir werden auf dem Gebiete<br />
der Wirtschaft durch die Mittel des Wettbewerbs (. . .)<br />
systematisch die entstandenen Strukturfehler der deutschen<br />
Wirtschaft beseitigen. Unser ganzes Bestreben wird<br />
sein, möglichst wenig Hände und Köpfe in der Verteilung<br />
und der Verwertung der wirtschaftlichen Produktion<br />
und möglichst viele Hände und Köpfe in der gütererzeugenden<br />
Sphäre zu beschäftigen.“ Der dies sagte,<br />
war Bundeskanzler Konrad Adenauer in seiner ersten Regierungserklärung<br />
am 20. September 1949. Im Klartext:<br />
Mehr Markt, weniger Staat.<br />
Lag die Staatsquote, also das Verhältnis von Staatsausgaben<br />
zum Bruttosozialprodukt, in Adenauers Amtszeit<br />
noch bei rund 30 Prozent, so ist sie bis heute auf rund<br />
Frank Pöpsel,<br />
Chefredakteur<br />
45 Prozent angestiegen. Vielleicht sollte Angela Merkel<br />
einmal darüber nachdenken, die CDU-Bundesgeschäftsstelle,<br />
das Konrad-Adenauer-Haus, umzubenennen. Wenn<br />
Sie „Konrad Adenauer Haus“ in Google eingeben, erscheint<br />
auf der ersten Seite der Kommentar eines Users:<br />
„Konrad würde sich im Grabe umdrehen, wenn er Merkels<br />
Aktionen sehen könnte.“<br />
Schon zuvor hatte Adenauer „eine Herabsetzung der<br />
Einkommensteuersätze“ angesprochen, die nach seiner<br />
„Überzeugung das Gesamtaufkommen nicht vermindern“<br />
wird. „Die jetzigen überhöhten Steuersätze führen<br />
in der Wirtschaft zu unwirtschaftlichem Verhalten; sie<br />
hindern die Rationalisierung der Betriebe und damit die<br />
Preissenkung für die erzeugten Waren.“ Adenauer behielt<br />
Recht. Seine Nachfolger wollen dennoch den Solidaritätszuschlag<br />
für Unternehmen weiter bestehen lassen und<br />
Mittelständler auch noch mit Vermögensteuer belasten.<br />
Auch das Thema Wohnungsnot war damals schon akut,<br />
auf Grund der Kriegsschäden sogar noch weit akuter als<br />
heute. Adenauers Politik: „Wir werden weiterhin dazu<br />
übergehen, durch entsprechende (. . .) Lockerungsvorschriften<br />
der Raumbewirtschaftung und der Mietfestsetzung<br />
das Privatkapital für den Bau von Wohnungen zu<br />
interessieren. Wenn es nicht gelingt, das Privatkapital für<br />
den Wohnungsbau zu interessieren, ist eine Lösung des<br />
Wohnungsproblems unmöglich.“ In Berlin ist man offenbar<br />
anderer Meinung.<br />
Und last but not least sagte der gerade erst eine Stunde<br />
zuvor gewählte erste Bundeskanzler: „Es scheint mir<br />
aber auch eine der wesentlichsten Grundbedingungen einer<br />
verständigen Sozialpolitik zu sein, dem Fleißigen und<br />
Tüchtigen jede Aufstiegsmöglichkeit zu geben.“ Das Protokoll<br />
vermerkt einen Zuruf aus der Mitte des Plenums:<br />
„Sehr richtig!“ Und der Kanzler fährt fort: „Auf die Betonung<br />
dieser Aufstiegsmöglichkeiten legen wir den größten<br />
Wert.“ Weiterer Zuruf: „Bravo!“<br />
***<br />
Wie sich die Zeiten ändern: Man muss es immer wieder<br />
mal wiederholen: Diese Konzepte von mehr Freiheit<br />
und Stärkung der Einzelinitiative sind aufgegangen. Gefolgt<br />
sind Jahrzehnte des Aufschwungs. Jeder, der heutzutage<br />
andere Ideen äußert, etwa über mehr Staat oder<br />
mehr Umverteilung, sollte sich auch einmal fragen, ob er<br />
denn deren bessere Chancen irgendwie belegen kann.<br />
FOCUS-MONEY <strong>39</strong>/<strong>2019</strong><br />
3
MONEYINHALT<br />
Nr. <strong>39</strong> / 18. September <strong>2019</strong> www.money.de<br />
MONEYTITELTHEMA<br />
30 Titel: Jetzt raus aus Aktien – der größte Fehler, den<br />
Sie machen können. Renommierte Experten sagen<br />
Ihnen, warum Sie unbedingt investiert bleiben<br />
sollten und welche Aktien sich besonders lohnen<br />
32 Ken Fisher: Die Angst vor einer Rezession ist übertrieben<br />
– Dienstleistungen retten die Konjunktur<br />
33 Philipp Vorndran: Fallende Zinsen sind der<br />
Haupttreiber für steigende Aktien – Geldanlage<br />
war noch nie so einfach wie heute<br />
36 Gottfried Heller: Deutsche Aktien sind viel<br />
zu billig – überbewertete Gefahren, niedrige<br />
Bewertungen und Zinsdoping<br />
40 Hans A. Bernecker: Diese Aktien steigen am<br />
stärksten – beste Chancen für Isra Vision, BMW,<br />
Salzgitter, Klöckner und Kraft Heinz<br />
44 Martin Hüfner: Brexit wirkt nur kurz – und belastet<br />
weder den Dax noch den FTSE-100 nachhaltig<br />
48 Ray Dalio: Das goldene Zeitalter beginnt – warum<br />
wir vor einem Paradigmenwechsel stehen<br />
52 Jürgen Michels: Dax 16 500 – warum die Aktienkurse<br />
auch mittelfristig steigen werden<br />
30<br />
Titel: Deutsche Aktien viel zu günstig<br />
Vier renommierte Experten und ihre Urteile haben<br />
Sie auf dem Titelblatt schon gesehen. Hier sind drei<br />
weitere Fachleute unserer Titelstory, die Ihnen im<br />
Detail erklären, wie Sie jetzt anlegen können: Die<br />
Experten begründen, warum Anleger gerade jetzt<br />
Aktien kaufen sollten, warum die Konjunkturängste<br />
übertrieben sind, fallende Zinsen der Haupttreiber<br />
für steigende Aktien sind, welche Aktien jetzt besonders<br />
aussichtsreich sind und warum der Brexit<br />
die Börsen kaltlässt. Plus: Die Chancen des Goldes<br />
MONEYMAKER<br />
6 IAA <strong>2019</strong>: Welche Hersteller und Zulieferer<br />
von den Messe-Megatrends E-Mobilität und<br />
autonomes Fahren besonders profitieren<br />
10 Neu am Start: Welche Chancen der Börsengang<br />
der Software-Firma Teamviewer Anlegern bietet<br />
12 Reichlich Schub: Dax-Aufsteiger und Turbinenspezialist<br />
MTU überzeugt mit solidem Wachstum<br />
14 Bechtle: Das IT-Haus wächst zweistellig und<br />
knackt erstmals die Umsatzmilliarde im Quartal<br />
16 Morphosys: Der Biotech-Wert ist auf dem Weg<br />
zum Pharma-Konzern mit eigenen Produkten<br />
18 KWS: Der Saatgutkonzern schaltet nach mauen<br />
Jahren wieder auf Wachstum, die Aktie ist ein Kauf<br />
20 Batterie-Boom: Immer mehr Groß- und Kleingeräte<br />
brauchen Strom – diese Papiere liefern Energie<br />
24 ProSiebenSat.1 Media: Der Entertainment-Titel ist<br />
mittlerweile zu billig, um ihn zu ignorieren!<br />
28 Herr der Weltmeere: Diese Robotik-Firma bietet<br />
Unterwasserfahrzeuge – und jede Menge Chancen<br />
MONEYMARKETS<br />
56 100-Prozenter: Diese Aktien haben das Zeug zum<br />
Verdoppler – FOCUS-MONEY baut zwei Depots<br />
6<br />
IAA <strong>2019</strong>: Das große Auto-Schaulaufen<br />
Auf der größten Kfz-Messe der Welt dominieren die<br />
Megatrends autonomes Fahren und E-Mobilität.<br />
Die Show kann den Sektor neu beleben und schafft<br />
so Investmentchancen<br />
4 Titel: Fotos: BayernLB, W. Heider-Sawall/FOCUS-MONEY, S. Ugurlu/FOCUS-MONEY Composing: FOCUS-MONEY<br />
FOCUS-MONEY <strong>39</strong>/<strong>2019</strong>
60 Australien: Die Konjunktur down under schwächelt<br />
– dank weicher Währung und großzügiger<br />
Notenbank starten die Aktienkurse dennoch durch<br />
64 Chartanalyse: Der Kurs-Dax mit Potenzial, der<br />
S&P-500 greift nach Allzeithoch. Plus: Die<br />
Weißmetalle Platin und Palladium im Check<br />
66 Musterdepots: Die Experten gehen bei den auf<br />
Deutschland ausgerichteten Depots kräftig auf<br />
Einkaufstour<br />
68<br />
Traum vom Eigenheim<br />
Selbst die jüngsten Familienmitglieder wünschen<br />
sich die eigenen vier Wände – ein<br />
Haus mit Garten. Wie Eltern es mit günstigen<br />
Hypothekenzinsen und staatlichen<br />
Zuschüssen schaffen, den Traum zu erfüllen<br />
DSW ANLEGERSCHUTZ<br />
67 Gesetze: Der Graue Kapitalmarkt soll transparenter<br />
und schärfer reguliert werden<br />
67 Standpunkt: DSW ruft zur Unterschriftenaktion<br />
gegen Steuerpläne von Finanzminister Scholz auf –<br />
warum jeder Investor mitmachen sollte<br />
MONEYSTEUERN&RECHT<br />
68 Baukindergeld: Wie Eltern den Erwerb des Eigenheims<br />
mit staatlichen Mitteln stemmen<br />
MONEYSERVICE<br />
72 Wertpapiersparpläne: Bei welchen Banken<br />
Anleger den besten Mix aus breitem Angebot,<br />
günstigen Gebühren und hoher Flexibilität finden<br />
76 Private Krankenversicherung: Im ersten Teil<br />
unserer Serie geht es um die besten Tarife für<br />
besonders leistungsstarken Gesundheitsschutz<br />
MONEYRUBRIKEN<br />
3 MONEYInside<br />
80 Leserbriefe • Impressum<br />
98 Terminkalender: Zahlen von BP, Carnival und<br />
Deutscher Euroshop<br />
60<br />
Chancen in Australien<br />
Die Börse in Sydney mit neuem Schub: Zwar<br />
schwächelt die Konjunktur, aber der weiche<br />
australische Dollar und eine lockere Zentralbankpolitik<br />
gleichen das mehr als aus<br />
MONEYKURSTEIL<br />
81 Zinsen • 83 Fonds • 86 Aktien Deutschland<br />
92 Aktien international • 96 Zertifikate<br />
97 Neuemissionen<br />
Titelthemen sind mit<br />
roten Seitenzahlen<br />
gekennzeichnet<br />
28<br />
Die riesige Unterwasser-Chance<br />
Die unbemannten Unterwasserfahrzeuge von<br />
Kraken Robotics eröffnen Anlegern den Zugang<br />
zu einer verborgenen Welt und neue<br />
Großchancen an der Börse – moderne Marine-<br />
Technologie vom Feinsten!<br />
FOCUS-MONEY <strong>39</strong>/<strong>2019</strong><br />
Inhalt: Fotos: Bloomberg, Can Stock Photo, Daimler, Deutsche Börse, Fiduka, Ch. Vohler, VectorStock Composing: FOCUS-MONEY 5
MONEYMAKER<br />
Mikrobatterien: Bis zum<br />
Jahr 2025 wird der Batteriemarkt<br />
weltweit auf 90 Milliarden<br />
Dollar geschätzt<br />
Batterien für Autos<br />
Ein Großteil der Lithium-Ionen-Akkus wird in E-Autos<br />
verbaut. Mit Samsung SDI, Panasonic, LGC und<br />
Lishen haben die Asiaten klar die Nase vorn.<br />
Hersteller von Lithium-Ionen-Akkus weltweit<br />
nach Absatz 2017, in Millionen Zellen<br />
Samsung SDI (Südkorea)<br />
Quelle: Statista<br />
Panasonic (Japan)<br />
LGC (Südkorea)<br />
ATL (USA)<br />
Lishen (China)<br />
388<br />
660<br />
1278<br />
1272<br />
1011<br />
Akkus für Wearables<br />
Der Markt für Wearables wächst. Apple ist ein großer<br />
Player. Davon könnte Varta profitieren, sollte das<br />
Unternehmen die AirPods mit Batterien ausstatten.<br />
Marktanteile an Wearables weltweit<br />
Absatz in Prozent am Gesamtmarkt<br />
Apple Xiaomi Huawei Samsung Fitbit Garmin Jawbone andere<br />
2014 15 16 17 18 <strong>2019</strong><br />
Quelle: Statista<br />
%<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
0<br />
Batteriehersteller<br />
Neue Energie<br />
fürs Depot<br />
Von der E-Mobilität bis zu Kleinstgeräten<br />
sind Batterien en vogue. Zu den Top-<br />
Herstellern zählen zwei deutsche Anbieter,<br />
bei der Entsorgung punkten Belgier<br />
Zugegeben: Bei den Autobatterien der künftigen Generation<br />
ist der Zug im Land des ungebremsten Fahrens<br />
längst abgefahren. Da können sich die traditionellen<br />
Automobilhersteller noch so sehr auf ihre Historie berufen.<br />
Die Asiaten sind ihnen bei der Herstellung von<br />
Lithium-Ionen-Batteriezellen Jahre voraus. Der für die<br />
deutsche Energiewende ausgegebene neue Forschungsstandort<br />
Münster („Batterie made in Germany“) wird daran<br />
ebenso wenig ändern wie das Mitte 2017 gestartete<br />
EU-Projekt, Lithium-Ionen-Zellfabriken aufzubauen.<br />
Automobilbranche unter Strom. Immerhin – besser spät<br />
als nie – formieren sich auch hierzulande Batteriekonsortien.<br />
VW macht gemeinsame Sache mit dem schwedischen<br />
Start-up Northvolt. Über die Opel-Mutter PSA<br />
beteiligt sich Opel an einem deutsch-französischen Zusammenschluss.<br />
Und der deutsche Spezialist Varta plant<br />
gemeinsam mit Ford eine Batteriezellen-Produktion.<br />
20 Foto: Fraunhofer IZM<br />
Composing: FOCUS-MONEY<br />
FOCUS-MONEY <strong>39</strong>/<strong>2019</strong>
Zudem rücken die Asiaten auf den Kontinent, um sich<br />
künftig den teuren Transport der LI-Zellen zu sparen. So<br />
eröffnete der koreanische Konzern LG Chem 2018 im polnischen<br />
Breslau die erste größere Zellenfabrik. Der chinesische<br />
Batteriespezialist Contemporary Amperex Technology<br />
(CATL) wird im Industriegebiet „Erfurter Kreuz“ ein<br />
Batteriezellenwerk erstellen. Der südkoreanische Mischkonzern<br />
SK plant mit Daimler als Kunden in Ungarn, wo<br />
Samsung SDI, die Batterie-Tochter des koreanischen IT-<br />
Riesen, bereits vor Ort ist. Fest steht, noch scheuen die<br />
meisten deutschen Autobauer das Risiko, selbst Geld in<br />
die Hand zu nehmen. In Anbetracht der Fülle der von ihnen<br />
angekündigten Elektroauto- und Hybridauto-Modellen<br />
wird dies kaum möglich sein.<br />
Goldgräberstimmung bei Herstellern. Auf 90 Milliarden<br />
Dollar schätzt die Unternehmensberatung Arthur D. Little<br />
den Batteriemarkt bis zum Jahr 2025 – genug Raum für<br />
etablierte wie neue Anbieter. Festelektrolyt-Lithium-Ionen-Batterien<br />
werden der Studie zufolge die bestehende<br />
Batterietechnologie wegen ihrer verbesserten Leistungsfähigkeit<br />
und Energiedichte langfristig ablösen. Die steigenden<br />
Nachfrage und die Zahlungsbereitschaft der Nutzer<br />
für hochentwickelte Lösungen sprechen Kurt Baes,<br />
Partner im Bereich Energy & Manufacturing bei Arthur<br />
D. Little, zufolge für einen schnellen industriellen Durchbruch<br />
der neuen Batteriegeneration.<br />
Schon heute fertigt der deutsche Batteriespezialist Akasol<br />
Hochleistungs-Lithium-Ionen-Batteriesysteme für<br />
Hoch, höher, Varta<br />
Produktionsstraße bei Varta: Ausbau<br />
der Kapazitäten auf 150 Millionen Zellen<br />
Bei zwischenzeitlich 90 Euro darf einem schon mulmig werden.<br />
Der Kurs der Varta-Aktie legte seit Jahresanfang um<br />
237 Prozent zu. Doch von Schwindel ist bei den Analysten<br />
von Berenberg nichts zu spüren. Stattdessen hoben diese<br />
das Kursziel unverdrossen an. 100 Euro stehen jetzt auf der<br />
Zielgeraden. Commerzbank-Analyst Stephan Klepp geht<br />
gar von 108 Euro aus. Auf dieser Fahrt sollten sich Anleger<br />
zumindest gut anschnallen. Kurs-Gewinn-Verhältnisse<br />
von nahe 80, bezogen auf die laufenden Gewinne, mahnen<br />
dazu, vorsorglich Gewinne mitzunehmen. Dass es am<br />
Ende lohnenswert sein könnte dabeizubleiben, davon sind<br />
die Analysten unisono überzeugt.<br />
Vartas Kerngeschäft sind Hörgerätebatterien. Schon heute<br />
ist das Ellwanger Unternehmen Weltmarktführer in diesem<br />
Bereich. Die Generation 50plus wächst. Entsprechend<br />
hoch sind Vartas Wachstumsraten im Gesundheitsbereich.<br />
Die Musik spielt gleichwohl in anderen Bereichen. Längst ist<br />
es keine Frage mehr, ob, sondern nur noch wann die nächste<br />
Kopfhörergeneration AirPod von Apple mit Lithium-Ionen-Batterien<br />
von Varta ausgestattet sein wird. Dass Apple-<br />
Chef Tim Cock dies bei der Vorstellung des neuen iPhone<br />
11 nicht tat, ist deshalb nur als kurzzeitige Enttäuschung<br />
zu werten. Die Anwendung der Lithium-Ionen-Technologie<br />
ist vielseitig. Und effiziente Batterien machen bei vielen<br />
erst den Unterschied aus.<br />
Dafür will Varta die jährliche Produktionskapazität bis Ende<br />
2022 von derzeit rund 50 Millionen auf 150 Millionen Lithium-Ionen-Zellen<br />
ausbauen. Die Kapazitätserweiterung soll<br />
mit Mitteln aus dem operativen Geschäft sowie mit Krediten<br />
finanziert werden. Das allein rechtfertigt höhere Aktienkurse.<br />
Raketenhafter Aufstieg<br />
WKN/ISIN: A0TGJ5/DE000A0TGJ55<br />
Börsenwert:<br />
3,4 Mrd. Euro<br />
Umsatz <strong>2019</strong>/20e: 354,3/671,2 Mio. Euro<br />
Nettoertrag <strong>2019</strong>/20e: 41,1/68,1 Mio. Euro<br />
operative Marge <strong>2019</strong>/20e: 9,8/13,6 Prozent<br />
Gewinn je Aktie <strong>2019</strong>/20e: 1,06/1,70 Euro<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis <strong>2019</strong>/20: 78,1/48,8<br />
Dividende je Euro <strong>2019</strong>/20e: 0,19/0,32 Euro<br />
Dividendenrendite <strong>2019</strong>/20e 0,21/0,35 Prozent<br />
Kursziel/Stoppkurs: 100,00/71,00 Euro<br />
e = erwartet 2018<br />
<strong>2019</strong><br />
10<br />
Quelle: Thomson Reuters Datastream<br />
JAN<br />
JAN<br />
SEP<br />
FOCUS-MONEY <strong>39</strong>/<strong>2019</strong><br />
Varta<br />
Aktienkurs in Euro<br />
200-Tage-Linie<br />
1990 92 94 96 98 2000 02 04 06 08 10 12 14 16 2018<br />
Foto: Varta<br />
Euro<br />
90<br />
70<br />
50<br />
30<br />
21