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Gutachten zu Baukosten und Energieeffizienz

Sowohl im Vorfeld als auch während der Arbeit der Baukostensenkungskommission sind verschiedene Studien veröffentlicht worden, die auf den kostensteigernden Einfluss von Energieeffizienzmaßnahmen hingewiesen und deren Wirtschaftlichkeit teilweise infrage gestellt haben. Neben diesen Studien hat die Baukostensenkungskommission auch eine zusätzliche Forschungsarbeit in Auftrag gegeben, mit der die Kosteneffekte von Energieeffizienzstandards mit denjenigen anderer Qualitätsstandards, wie bspw. Barrierearmut und höherer Schallschutz, verglichen wurden.

Sowohl im Vorfeld als auch während der Arbeit der Baukostensenkungskommission sind verschiedene Studien veröffentlicht worden, die auf den kostensteigernden Einfluss von Energieeffizienzmaßnahmen hingewiesen und deren Wirtschaftlichkeit teilweise infrage gestellt haben. Neben diesen Studien hat die Baukostensenkungskommission auch eine zusätzliche Forschungsarbeit in Auftrag gegeben, mit der die Kosteneffekte von Energieeffizienzstandards mit denjenigen anderer Qualitätsstandards, wie bspw. Barrierearmut und höherer Schallschutz, verglichen wurden.

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<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Nachweis des Einflusses von <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

auf die Höhe von<br />

<strong>Baukosten</strong><br />

Dipl.-Ökonom Michael Neitzel<br />

<strong>Gutachten</strong> im Auftrag des<br />

VNW – Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />

BFW – B<strong>und</strong>esverband Freier Immobilien- <strong>und</strong> Wohnungsunternehmen<br />

Landesverband Nord e.V.<br />

IVD – Immobilienverband Deutschland Region Nord e.V.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong>


Impressum<br />

Dipl.-Ökonom Michael Neitzel<br />

<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Nachweis des Einflusses von <strong>Energieeffizienz</strong>standards auf die Höhe von <strong>Baukosten</strong><br />

Bochum, Januar 2017<br />

InWIS Forschung & Beratung GmbH<br />

Springorumallee 5<br />

44795 Bochum<br />

Tel.: 0234 - 890 34-0<br />

Fax: 0234 - 890 34-49<br />

E-Mail: info@inwis.de<br />

Internet: www.inwis.de<br />

InWIS wird getragen von der Gesellschaft der Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Förderer des InWIS e.V.<br />

© InWIS, Bochum. Alle Rechte vorbehalten.<br />

2


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Inhalt<br />

1. Einleitung ................................................................................................. 7<br />

2. <strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong> – Der Sachstand ..................................... 10<br />

2.1. Bestimmung der Höhe von <strong>Baukosten</strong> ............................................. 10<br />

2.1.1 Gliederung von <strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> Vergleichsmaßstäbe ............... 10<br />

2.1.2 Einflussfaktoren auf die Höhe von <strong>Baukosten</strong> .......................... 13<br />

2.1.3 Planung <strong>und</strong> Entstehung der Kosten für unterschiedliche<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standards ....................................................... 21<br />

2.2. Kostenunterschiede von <strong>Energieeffizienz</strong>standards .......................... 31<br />

2.2.1 Bei Verwendung von Typengebäuden ...................................... 31<br />

2.2.2 Entlang von Verschärfungen der EnEV .....................................37<br />

2.2.3 Im Verhältnis <strong>zu</strong> anderen Qualitätsmerkmalen von<br />

Wohngebäuden ..................................................................... 39<br />

2.2.4 Im Entscheidungskontext von Wohnungsunternehmen ............ 43<br />

2.2.5 Bei einzelnen Bauleistungen .................................................. 46<br />

3. Empirische Datengr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> deren Aussagegrenzen ..........................51<br />

3.1. Projektdatenbank des <strong>Baukosten</strong>informationszentrums (BKI) ...........52<br />

3.2. Erhebung b<strong>und</strong>esweiter Projekte im kostengünstigen sozialen<br />

Wohnungsbau ................................................................................ 56<br />

3.3. Analyse von Projekten im öffentlich geförderten Wohnungsbau<br />

in Hamburg .................................................................................... 59<br />

4. Fazit ....................................................................................................... 67<br />

5. Anhang ................................................................................................... 68<br />

Methodik von Regressionsanalysen <strong>und</strong> Vorgehensweise......................... 68<br />

Literaturverzeichnis ..................................................................................... 71<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 3


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Abbildungen<br />

Abbildung 1:<br />

Wesentliche Faktoren für die Veränderung der Höhe von<br />

<strong>Baukosten</strong> .......................................................................... 14<br />

Abbildung 2: Entwicklung der Bauwerkskosten von 2000 bis 2016 .......... 15<br />

Abbildung 3: Stufen der Kostenermittlung ............................................... 22<br />

Abbildung 4:<br />

Abbildung 5:<br />

Abbildung 6:<br />

Abbildung 7:<br />

Abbildung 8:<br />

Abbildung 9:<br />

Abbildung 10:<br />

Zusammenhang zwischen Bauwerkskosten <strong>und</strong> Einsparung<br />

warmer Betriebskosten ...................................................... 34<br />

Überblick über die Mehrkosten verschiedener Qualitätsstufen<br />

(<strong>Energieeffizienz</strong>standards) im Vergleich <strong>zu</strong> anderen<br />

Studienergebnissen ............................................................ 41<br />

Vergleich der Mehrkosten verschiedener Qualitätsmerkmale<br />

<strong>zu</strong> den Kostensteigerungen für höhere <strong>Energieeffizienz</strong> .......42<br />

Charakteristische Bau-/Modernisierungskosten der<br />

energetisch bedingten Bauteile für ein Mehrfamilienhaus der<br />

1950er <strong>und</strong> 1960er Jahre einschließlich Nebenkosten<br />

(Projektbeispiel Karlsruhe) ................................................ 44<br />

Preisentwicklung Außenwand aus Porenbeton (preisbereinigt,<br />

Indexstand 2014 = 100) .................................................... 47<br />

Preisentwicklung von Fenstern unterschiedlicher<br />

energetischer Standards .................................................... 49<br />

Gr<strong>und</strong>modell der Untersuchung <strong>zu</strong> den Herstellungskosten<br />

eines Gebäudes .................................................................. 52<br />

Abbildung 11: Aus<strong>zu</strong>g aus dem Fragebogen ............................................... 57<br />

Abbildung 12:<br />

Median-<strong>Baukosten</strong> unterschiedlicher energetischer Standards<br />

......................................................................................... 65<br />

Tabellen<br />

Tabelle 1: Kostengruppen nach DIN 276 .............................................. 11<br />

Tabelle 2: Struktur der <strong>Baukosten</strong> nach DIN 276 ................................. 12<br />

Tabelle 3:<br />

Tabelle 4:<br />

Tabelle 5:<br />

Studien <strong>und</strong> die daraus abgeleiteten Einflussfaktoren der<br />

Herstellungskosten ............................................................. 18<br />

Anzahl von möglichen Einflussfaktoren auf die <strong>Baukosten</strong>,<br />

gegliedert nach Faktorengruppen ....................................... 19<br />

Bei der degewo, Berlin, verwendete Planungsparameter <strong>und</strong><br />

Zielbereiche, um <strong>Baukosten</strong> <strong>zu</strong> reduzieren .......................... 22<br />

Tabelle 6: KfW – Energiestandards 2016 ............................................. 23<br />

Tabelle 7:<br />

Übersichten <strong>zu</strong>r Qualität der Gebäudehülle in Abhängigkeit<br />

von <strong>Energieeffizienz</strong>standards ............................................ 23<br />

Tabelle 8: Zusammenstellung unterschiedlicher Bauteilkosten ............24<br />

Tabelle 9:<br />

Effekte des höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standards auf die<br />

Bauteilflächen in der Kostengruppe 300 (Beispiel EGS-Plan)<br />

..........................................................................................24<br />

Tabelle 10: Absolute Kosten für Wärmeerzeuger im EGS-Plan-Beispiel... 25<br />

Tabelle 11:<br />

Tabelle 12:<br />

Auswirkungen des <strong>Energieeffizienz</strong>standards auf die<br />

Bauwerkskosten nach ESG-Plan ......................................... 26<br />

Überblick über wesentliche Merkmale von zwei<br />

Typengebäuden .................................................................. 32<br />

4 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Tabelle 13<br />

Tabelle 14:<br />

Tabelle 15:<br />

Tabelle 16:<br />

Tabelle 17:<br />

Tabelle 18:<br />

Tabelle 19:<br />

Tabelle 20:<br />

Darstellung der Bauwerkskosten (KG 300/400) <strong>und</strong> des<br />

Endenergieverbrauchs für Heizwärme <strong>und</strong><br />

Warmwasserbereitung (Typengebäude ARGE Kiel) ............. 33<br />

Effekte des höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standards auf die<br />

Kostengruppe 300, 400 <strong>und</strong> 700 (Beispiel EGS-Plan) ........ 36<br />

Vergleich der Ermittlung von Kostenauswirkungen von<br />

Qualitätsstufen von <strong>Energieeffizienz</strong> .................................. 41<br />

Kostenunterschiede von unterschiedlichen<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standards in der Modernisierung anhand von<br />

sieben Projektbeispielen ................................................... 45<br />

Energetische Modernisierungskosten je m² Wohnfläche für<br />

unterschiedliche <strong>Energieeffizienz</strong>standards im Verhältnis <strong>zu</strong><br />

den Energieeinsparungen .................................................. 45<br />

Preisspannen je m² Bauteilfläche für Außenwand aus<br />

Kalksandstein mit Wärmedämmverb<strong>und</strong>system <strong>und</strong><br />

Satteldach im Jahr 2014 ..................................................... 48<br />

Überblick über die Kosteneinflussfaktoren nach<br />

Merkmalsgruppen ...............................................................52<br />

Statistische Kennziffern des Kostenmodells für die<br />

Außenwand ....................................................................... 54<br />

Tabelle 21: Kostenmodells für das Außenwandsystem .......................... 55<br />

Tabelle 22:<br />

Statistische Kennziffern des Kostenmodells für das<br />

Gesamtgebäude ................................................................. 55<br />

Tabelle 23: Koeffizienten des Gesamtgebäudes für Modell 1 (semi-log) 55<br />

Tabelle 24:<br />

Tabelle 25:<br />

Tabelle 26:<br />

Rangfolge der wichtigsten Kosteneinflussfaktoren von<br />

Experteninterviews <strong>und</strong> des Kostenmodells ........................ 56<br />

Überblick über wesentliche Items des Fragebogens für die<br />

Erhebung von sozialen Wohnungsbauprojekten ...................57<br />

Zusammenfassung des Modells <strong>zu</strong>r Erhebung von Projekten<br />

im sozialen Wohnungsbau ................................................. 58<br />

Tabelle 27: Aufbau des Modells <strong>zu</strong>r Erklärung der Höhe von <strong>Baukosten</strong> 58<br />

Tabelle 28:<br />

Tabelle 29:<br />

Wesentliche Ergebnisse der linearen Regressionsmodelle mit<br />

jeweils einer unabhängigen Variable.................................. 63<br />

Wesentliche Ergebnisse der linearen Regressionsmodelle <strong>zu</strong><br />

Effizienzhausklassen ......................................................... 63<br />

Tabelle 30: Ergebnisse multivariater Analysemethoden ........................ 64<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 5


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

1. Einleitung<br />

In den großen Ballungsräumen <strong>und</strong> Universitätsstädten ist die Wohnungsnachfrage<br />

in den letzten Jahren erheblich gestiegen: Es herrscht ein Wohnungsmangel,<br />

der nur durch <strong>zu</strong>sätzlichen Wohnungsneubau gedeckt werden kann.<br />

B<strong>und</strong>esweit werden jährlich bis <strong>zu</strong> 400.000 neue Wohnungen benötigt. 1<br />

Um den Neubau <strong>zu</strong> forcieren ist es erforderlich, das wohnungspolitische Instrumentarium<br />

zielgerichtet ein<strong>zu</strong>setzen <strong>und</strong> gleichzeitig dafür <strong>zu</strong> sorgen, dass<br />

bestehende Hemmnisse, die den Neubau von bezahlbaren Wohnungen be- oder<br />

gar verhindern können, beseitigt werden. Auf B<strong>und</strong>esebene hat sich das Bündnis<br />

für bezahlbares Wohnen <strong>und</strong> Bauen, das vom Bau- <strong>und</strong> Umweltministerium<br />

Mitte 2014 ins Leben gerufen wurde, in mehreren Arbeitsgruppen <strong>und</strong> der<br />

<strong>Baukosten</strong>senkungskommission intensiv mit den Facetten dieser Problematik<br />

auseinander gesetzt.<br />

Als ein großes Hemmnis für die Errichtung neuer Gebäude <strong>und</strong> Wohnungen<br />

wurden hohe <strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> deren ungebremster Anstieg in den vorangegangenen<br />

Jahren ausgemacht. Niedrige <strong>Baukosten</strong> sind eine notwendige Vorausset<strong>zu</strong>ng,<br />

um bezahlbare Wohnungen errichten <strong>zu</strong> können. Die <strong>Baukosten</strong>senkungskommission<br />

übernahm gemäß Koalitionsvertrag für die 18. Legislaturperiode<br />

den Auftrag, preistreibende <strong>und</strong> überdimensionierte Standards <strong>und</strong> Kosten<br />

von Materialien <strong>und</strong> Verfahren <strong>zu</strong> überprüfen. 2<br />

Die <strong>Baukosten</strong>senkungskommission hat sich daher intensiv mit der Entwicklung<br />

der <strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> der Baupreise, den <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden Datengr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> den Einflussfaktoren für die <strong>Baukosten</strong>entwicklung auseinander<br />

gesetzt. Auf der Gr<strong>und</strong>lage der begutachteten Ergebnisse wurden Empfehlungen<br />

für eine Senkung von <strong>Baukosten</strong> erarbeitet.<br />

Angesichts der für den 1. Januar 2016 vorgesehenen <strong>und</strong> schließlich umgesetzten<br />

Verschärfung der Anforderungen der EnEV (2014) für den Neubau von<br />

Wohngebäuden wurden auch Fragen der <strong>Energieeffizienz</strong> <strong>und</strong> des Klimaschutzes<br />

behandelt, soweit diese einen unmittelbaren Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong> den <strong>Baukosten</strong> hatten.<br />

Mit dieser Maßgabe hat sich die <strong>Baukosten</strong>senkungskommission von der<br />

parallel arbeitenden Arbeitsgruppe abgegrenzt, die im Bündnis für diese Themen<br />

eingerichtet worden war.<br />

Sowohl im Vorfeld als auch während der Arbeit der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission<br />

sind verschiedene Studien veröffentlicht worden, die auf den kostensteigernden<br />

Einfluss von <strong>Energieeffizienz</strong>maßnahmen hingewiesen <strong>und</strong> deren<br />

Wirtschaftlichkeit teilweise infrage gestellt haben. Neben diesen Studien hat<br />

die <strong>Baukosten</strong>senkungskommission auch eine <strong>zu</strong>sätzliche Forschungsarbeit in<br />

Auftrag gegeben, mit der die Kosteneffekte von <strong>Energieeffizienz</strong>standards mit<br />

denjenigen anderer Qualitätsstandards, wie bspw. Barrierearmut <strong>und</strong> höherer<br />

Schallschutz, verglichen wurden. 3<br />

Wohnungsmangel in den Ballungsräumen<br />

erfordert Neubau<br />

Wohnungsneubau fördern,<br />

Hemmnisse beseitigen<br />

Niedrige <strong>Baukosten</strong> als notwendige<br />

Vorausset<strong>zu</strong>ng für bezahlbares<br />

Wohnen<br />

Intensive Auseinanderset<strong>zu</strong>ng<br />

der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission<br />

mit der Höhe der <strong>Baukosten</strong><br />

Hohe Bedeutung von Fragen von<br />

<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong>standard<br />

Gr<strong>und</strong>lagenstudien über den<br />

Einfluss höherer <strong>Energieeffizienz</strong><br />

auf die <strong>Baukosten</strong> liegen vor<br />

1<br />

Neitzel, Michael/Walberg, Dieter (Hrsg.)(2016): Instrumentenkasten für wichtige Handlungsfelder<br />

der Wohnungsbaupolitik, Bochum, 2016, S. 5.<br />

2<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz, Bauen <strong>und</strong> Reaktorsicherheit<br />

(BMUB)(Hrsg.)(2015): Bericht der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission, Berlin, 2015, S 6. Das In-<br />

WIS hat die Arbeit der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission wissenschaftlich <strong>und</strong> technisch begleitet<br />

<strong>und</strong> den Abschlussbericht vorbereitet <strong>und</strong> redaktionell bearbeitet.<br />

3<br />

Die Ergebnisse der Studien werden in Kapitel 2.2 dargestellt <strong>und</strong> bewertet.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 7


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

EnEV-Verschärfungen führen <strong>zu</strong><br />

höheren <strong>Baukosten</strong><br />

Nach Diskussion der vorliegenden Studienergebnisse hat haben die Mitglieder<br />

der Kommission im Einvernehmen festgestellt, dass die Verschärfung der Anforderungen<br />

<strong>zu</strong>m 1. Januar 2016 <strong>zu</strong> höheren Bauwerkskosten führen wird. 4 Der<br />

Abschlussbericht fasst die Beratungen folgendermaßen <strong>zu</strong>sammen:<br />

„Die beschlossenen Änderungen der EnEV (2014), die <strong>zu</strong>m 1. Januar 2016<br />

wirksam werden, führen in den Kostengruppen 300 <strong>und</strong> 400 <strong>zu</strong> Mehrkosten<br />

zwischen voraussichtlich 6 <strong>und</strong> 7 %.“ 5<br />

Die <strong>Baukosten</strong>senkungskommission hat sich in den <strong>zu</strong>sammenfassenden Bewertungen<br />

in diesem Fall nur mit den ab dem 1. Januar 2016 geltenden höheren<br />

Anforderungen beschäftigt. Der Bericht der Kommission arbeitet auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der vorliegenden Studien deutlich heraus, dass verschiedene <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

mit spezifischen Kostensteigerungen einhergehen <strong>und</strong><br />

ein jeweils höheres Anforderungsniveau <strong>zu</strong> höheren <strong>Baukosten</strong> führt.<br />

Aussetzen der EnEV-Stufe <strong>zu</strong>m 1.<br />

Januar 2016 war in der Diskussion<br />

Zielkonflikt zwischen bezahlbarem<br />

Wohnen <strong>und</strong> höherem Klimaschutz/verbesserter<br />

<strong>Energieeffizienz</strong><br />

EnEV-Erleichterungen nur befristet<br />

<strong>und</strong> für die Unterbringung von<br />

Flüchtlingen <strong>und</strong> Schutzsuchenden<br />

Angesichts der kostensteigernden Wirkungen der EnEV-Verschärfung ist sowohl<br />

in der Kommission als auch in der Öffentlichkeit eine Debatte darüber<br />

geführt worden, diese Stufe – ggf. auch nur in bestimmten Regionen, für bestimmte<br />

Baumaßnahmen <strong>und</strong> zeitlich befristet – aus<strong>zu</strong>setzen. Angesichts der<br />

Notwendigkeit, den Neubau bezahlbarer Wohnungen <strong>zu</strong> fördern, wäre dies ein<br />

deutliches Signal <strong>zu</strong>r Kostendämpfung gewesen <strong>und</strong> hätte einen hohen Kostenanstieg<br />

verhindert, der mit einer einzelnen ordnungsrechtliche Maßnahme<br />

verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Die Diskussion hat gezeigt, dass sich bezahlbarer Neubau <strong>und</strong> höhere <strong>Energieeffizienz</strong><br />

<strong>und</strong> mehr Klimaschutz in einem Zielkonflikt befinden. Angesichts der<br />

im letzten Jahr bevorstehenden UN-Klimakonferenz vom 30. November bis<br />

12. Dezember 2015 in Paris wies B<strong>und</strong>esbauministerin Hendricks darauf hin,<br />

dass sie dort nicht glaubhaft für ambitionierte Klimaschutzziele werben könne,<br />

wenn zeitgleich eine für den Klimaschutz wichtige Verschärfung der EnEV<br />

ausgesetzt würde. 6 Diese beiden Ziele gegeneinander abwägend blieb es bei<br />

der geplanten EnEV-Verschärfung.<br />

Angesichts des hohen Zustroms von Flüchtlingen <strong>und</strong> Schutzsuchenden hat die<br />

B<strong>und</strong>esregierung am 29. September 2015 eine befristete Erleichterung bei den<br />

EnEV-Anforderungen beschlossen. So sind Neubauten die wiederholt aufgestellt<br />

<strong>und</strong> zerlegt werden sollen <strong>und</strong> provisorische Gebäude, soweit sie als<br />

Aufnahmeeinrichtung oder als Gemeinschaftsunterkünfte dienen sollen, von<br />

den Vorgaben der EnEV bis <strong>zu</strong>m 31. Dezember 2018 frei. Diese Diskussionen<br />

sind ein Beleg dafür, dass über die kostensteigernden Wirkungen von EnEV-<br />

Verschärfungen <strong>und</strong> unterschiedlichen EnEV-Standards Konsens bestand.<br />

4<br />

Anmerkung: Die EnEV 2014 sah vor, dass die energetischen Anforderungen an Neubauten ab<br />

dem 1. Januar 2016 um durchschnittlich 25 Prozent des jährlichen-Primärenergiebedarfs <strong>und</strong><br />

um durchschnittlich 20 Prozent bei der Wärmedämmung der Gebäudehülle angehoben werden.<br />

5<br />

Vgl. BMUB, 2015, S. 79.<br />

6<br />

Zur Frage der Ausset<strong>zu</strong>ng der EnEV-Verschärfung nahm B<strong>und</strong>esbauministerin Dr. Hendricks<br />

Stellung in einem moderierten Interview, an dem Frau Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der<br />

B<strong>und</strong>esarchitektenkammer, <strong>und</strong> Herrn Gedaschko, Präsident des B<strong>und</strong>esverbandes deutscher<br />

Wohnungs- <strong>und</strong> Immobilienunternehmen e.V. (GdW) <strong>und</strong> in seiner Funktion als Präsident der<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft der Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) teilgenommen haben.<br />

Das Interview fand im Rahmen des BMUB-Workshops „Strategien für kostensenkendes<br />

Bauen“, 6. Oktober 2015, Messe ExpoReal, München, statt.<br />

8 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Angesichts der im Klimaschutzplan 2050 von der B<strong>und</strong>esregierung beschlossenen<br />

Zielset<strong>zu</strong>ngen <strong>und</strong> Maßnahmen besteht weiterhin die Notwendigkeit<br />

daran <strong>zu</strong> arbeiten, dass die <strong>Baukosten</strong> nicht durch <strong>zu</strong> hohe Anforderungen an<br />

den maximalen Jahres-Primärenergiebedarf <strong>und</strong> an die Wärmedämmung der<br />

Gebäudehülle belastet werden. Auch angesichts der Tatsache, dass sich die<br />

EnEV mit den gegenwärtigen Bilanzierungsparametern im Grenzbereich der<br />

Wirtschaftlichkeit aus betriebswirtschaftlicher Sicht befindet, hat die <strong>Baukosten</strong>senkungskommission<br />

empfohlen, dass …<br />

Auswirkungen künftiger Verschärfung<br />

bei EnEV <strong>und</strong> EEWärmeG<br />

auf <strong>Baukosten</strong> kritisch <strong>zu</strong><br />

diskutieren<br />

„[die] EnEV […] zügig dahingehend weiterentwickelt [wird], dass eine stärkere<br />

Hinwendung <strong>zu</strong>r Senkung des Endenergiebedarfs/(-verbrauchs), nach<br />

Möglichkeit eine Ausrichtung am CO2-Senkungsziel [<strong>und</strong>] eine Einbeziehung<br />

von gesamten Quartieren (quartiersbezogene Bilanzierung) erfolgt<br />

<strong>und</strong> das Wirtschaftlichkeitsgebot (§5 Abs. 1 EnEG) strikt beachtet wird.“ 7<br />

Angesichts der Bedeutung dieser Fragestellungen verw<strong>und</strong>ert es sehr, dass<br />

eine kürzlich veröffentlichte Studie <strong>zu</strong> dem Ergebnis gekommen ist, unterschiedliche<br />

gebäudeenergetische Merkmale würden die Höhe der <strong>Baukosten</strong><br />

nicht beeinflussen. Auch der energetische Gebäudestandard soll keinen wesentlichen<br />

Einfluss auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> haben. 8 Diese Ergebnisse stehen<br />

in einem klaren Widerspruch <strong>zu</strong> der herrschenden Meinung <strong>und</strong> den bisherigen<br />

Erkenntnissen.<br />

Das hiermit vorgelegte <strong>Gutachten</strong> verfolgt daher das Ziel, die bisher vorliegenden<br />

Studien über den Zusammenhang von <strong>Energieeffizienz</strong>standards <strong>und</strong><br />

<strong>Baukosten</strong> überblickartig dar<strong>zu</strong>stellen <strong>und</strong> mit Blick auf die verwendete Methodik<br />

kritisch <strong>zu</strong> beleuchten. In Kapitel 2 wird für diesen Zweck herausgearbeitet,<br />

mit welchen Verfahren die Höhe von <strong>Baukosten</strong> für unterschiedliche<br />

Gebäude beurteilt werden kann. In den Unterkapiteln werden die Ergebnisse<br />

der bisher veröffentlichten Gr<strong>und</strong>lagenstudien beleuchtet. In Kapitel 3 werden<br />

verschiedene empirische Erhebungen vergleichend gegenübergestellt <strong>und</strong><br />

bewertet. Kapitel 4 fasst die Ergebnisse in einem Fazit <strong>zu</strong>sammen.<br />

Neue Studie widerspricht der<br />

herrschenden Meinung <strong>und</strong> den<br />

bisherigen Forschungserkenntnissen<br />

Kritische Auseinanderset<strong>zu</strong>ng mit<br />

der Problematik<br />

7<br />

BMUB, 2015, S. 80.<br />

8<br />

Vgl. O.V. (2016): Analyse des Einflusses der energetischen Standards auf die <strong>Baukosten</strong> im<br />

öffentlich geförderten Wohnungsbau in Hamburg, Hamburg, September 2016, S. 33 f. (Endbericht).<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 9


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

2. <strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong> – Der<br />

Sachstand<br />

In diesem Kapitel wird der Sachstand über den Zusammenhang von unterschiedlichen<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standards <strong>und</strong> der Höhe von <strong>Baukosten</strong> aufbereitet.<br />

Im Kapitel 2.1 werden die wesentlichen Kosteneinflussfaktoren herausgearbeitet<br />

<strong>und</strong> dargestellt, wie Kostenveränderungen, die bspw. durch unterschiedliche<br />

ordnungsrechtliche Regelungen oder eine Veränderung von Qualitäts- <strong>und</strong><br />

Ausstattungsstandards hervorgerufen werden, valide betrachtet werden können.<br />

In Kapitel 2.2 wird die Frage des <strong>Energieeffizienz</strong>standards <strong>und</strong> die Auswirkungen<br />

auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet.<br />

Da<strong>zu</strong> werden in den vergangenen Jahren veröffentlichte Forschungsarbeiten<br />

herangezogen.<br />

2.1. Bestimmung der Höhe von <strong>Baukosten</strong><br />

In diesem Kapitel werden die wesentlichen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>zu</strong>r Höhe von <strong>Baukosten</strong><br />

<strong>und</strong> deren Einflussfaktoren erläutert.<br />

2.1.1 Gliederung von <strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> Vergleichsmaßstäbe<br />

Die Frage, welche Einflussfaktoren die Höhe <strong>und</strong> das Niveau von <strong>Baukosten</strong><br />

bestimmen, führt in ein komplexes Themenfeld. Betrachtet wird nicht die konkrete<br />

Summe von <strong>Baukosten</strong> für ein konkretes Bauvorhaben, sondern die Höhe<br />

der spezifischen <strong>Baukosten</strong>, die auf eine Be<strong>zu</strong>gsgröße, z.B. je Einheit Brutto-<br />

Gr<strong>und</strong>fläche oder – wie es für wohnungswirtschaftliche Überlegungen üblich<br />

ist – auf einen Quadratmeter Wohnfläche bezogen werden. Als Vergleichsmaßstab<br />

hat die Wohnfläche Vorteile, wenn daran weitere Überlegungen angeknüpft<br />

werden, bspw. in welchem Verhältnis <strong>Baukosten</strong> <strong>zu</strong> einer im Markt<br />

erzielbaren oder für die Bezahlbarkeit noch gerade tragfähigen Miete stehen.<br />

Für den Vergleich von <strong>Baukosten</strong> sollte ein einheitlicher Be<strong>zu</strong>gsrahmen verwendet<br />

werden. Eine Gliederung der Kosten nach DIN 276-1:2008-12 „Kosten<br />

im Hochbau“ ist sehr gebräuchlich. Auch andere Kostengliederungen, bspw.<br />

nach Gewerken/Leistungsbereichen (z.B. nach dem Standardleistungsbuch Bau<br />

- STLB) geben einen guten Einblick in Kostenstrukturen. Während bei der Ausschreibung<br />

von Bauleistungen eher mit Verzeichnissen auf der Ebene von einzelnen<br />

Bauleistungen <strong>und</strong> Gewerken gearbeitet wird, beziehen sich die Angaben<br />

in <strong>Gutachten</strong> vorwiegend auf eine Gliederung nach DIN 276. Dieses Schema<br />

wird für dieses <strong>Gutachten</strong> übernommen.<br />

Die DIN 276 ordnet die <strong>Baukosten</strong> in der ersten Gliederungsebene in sieben<br />

thematische <strong>und</strong> funktionelle Einheiten bildende Kostengruppen:<br />

10 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Tabelle 1: Kostengruppen nach DIN 276<br />

Nr. der Kostengruppe<br />

100 Gr<strong>und</strong>stück<br />

Bezeichnung der Kostengruppe<br />

200 Herrichten <strong>und</strong> Erschließen<br />

300 Bauwerk – Baukonstruktion<br />

400 Bauwerk – Technische Anlagen<br />

500 Außenanlagen<br />

600 Ausstattung <strong>und</strong> Kunstwerke<br />

700 Baunebenkosten.<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Innerhalb der Gruppen werden die Kosten auf zwei weiteren Gliederungsebenen<br />

detailliert aufgeschlüsselt.<br />

Die Gestehungskosten für ein Gebäude umfassen sämtliche Positionen der<br />

Kostengliederung als Summe der KG 100 bis KG 700, also einschl. der Kosten<br />

für das Gr<strong>und</strong>stück. Darunter befinden sich auch Kostengruppen, die abhängig<br />

von individuellen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Vorausset<strong>zu</strong>ngen eines Bauvorhabens<br />

sehr stark variieren <strong>und</strong> nur schwer miteinander vergleichbar sind:<br />

• Die Gr<strong>und</strong>stückskosten (KG 100) variieren sehr stark zwischen<br />

Ballungsräumen mit angespannten Wohnungs- <strong>und</strong> Immobilienmärkten<br />

<strong>und</strong> ländlich geprägten oder strukturschwächeren Räumen. Innerhalb<br />

von Städten gibt es ein hohes Gefälle in Abhängigkeit von der<br />

Lagequalität.<br />

• Die Kosten für das Herrichten <strong>und</strong> Erschließen (KG 200) hängen mit den<br />

konkreten Gr<strong>und</strong>stücksvorausset<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>sammen, z.B. ob Altlasten <strong>zu</strong><br />

beseitigen sind (KG 213), wie die öffentliche Erschließung mit Ver- <strong>und</strong><br />

Entsorgungsleistungen hergestellt werden kann (KG 220 <strong>und</strong><br />

Untergruppen) oder ob Ausgleichsabgaben anfallen.<br />

• Die Kosten für Außenanlagen (KG 500) richten sich stark nach der<br />

Bodenbeschaffenheit, aber auch danach, wie die Außenanlagen gestaltet<br />

werden sollen (z.B. Befestigungen einschl. Stellplätze für den ruhenden<br />

Verkehr, Einfriedungen <strong>und</strong> Stützkonstruktionen, Terrassen, Pflanz- <strong>und</strong><br />

Saatflächen).<br />

• Zur Ausstattung <strong>und</strong> <strong>zu</strong> Kunstwerken (KG 600) gehören Mobiliar sowie<br />

Kunstobjekte <strong>und</strong> künstlerische Bauteile am Bauwerk. Diese Kosten<br />

werden stark von der Nut<strong>zu</strong>ngsart <strong>und</strong> den Vorstellungen des Bauherrn<br />

geprägt.<br />

Die Gestehungskosten eines Gebäudes schwanken daher sehr stark in Abhängigkeit<br />

von den Bodenpreisen <strong>und</strong> den Gr<strong>und</strong>stücksvorausset<strong>zu</strong>ngen (KG 100<br />

<strong>und</strong> 200), aber variieren ebenso in Abhängigkeit von kommunalen Vorgaben<br />

(z.B. <strong>zu</strong>r Gestaltung von Außenanlagen) <strong>und</strong> den Vorstellungen des Bauherrn<br />

(u.a. KG 500 <strong>und</strong> 600).<br />

Wie die folgende Tabelle 2 zeigt, machen die Kostengruppen 200 <strong>und</strong> 500<br />

lediglich r<strong>und</strong> 7 Prozent der gesamten <strong>Baukosten</strong> aus. Allerdings können durch<br />

individuelle, auf das Bauvorhaben bezogene Faktoren in diesen Kostengruppen<br />

<strong>Baukosten</strong>unterschiede ausgelöst werden, durch die eine Analyse der<br />

Bauwerkskosten der Kostengruppe 300 <strong>und</strong> 400 – sie machen einen Anteil<br />

von ca. 75 bzw. 79 Prozent an den <strong>Baukosten</strong> aus – verzerrt bzw. <strong>zu</strong>mindest<br />

erschwert wird. Die Kostengruppe 600 ist häufig nicht belegt.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 11


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Tabelle 2: Struktur der <strong>Baukosten</strong> nach DIN 276<br />

Kostengruppe Bezeichnung Kostenaufteilung nach Kostengruppe in v.H.<br />

BKI Gebäudekosten 2014<br />

200 Herrichten <strong>und</strong> Erschließen 2 2<br />

300 Bauwerk – Baukonstruktion 61 62<br />

400 Bauwerk – Technische Anlagen 14 17<br />

500 Außenanlagen 5 5<br />

600 Ausstattung <strong>und</strong> Kunstwerke - -<br />

700 Baunebenkosten. 19 14<br />

Summe 100 100<br />

InWIS-Bauherrenbefragung<br />

Quelle: BBSR, 2015, S. 38. Die InWIS-Bauherrenbefragung wurde im Rahmen der wissenschaftlichen<br />

Begleitung der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission durchgeführt.<br />

Die Kosten für das Gr<strong>und</strong>stück sind schwer <strong>zu</strong> beziffern. Bei einer Nachverdichtungsmaßnahme<br />

im Quartiers<strong>zu</strong>sammenhang auf eigenem Gr<strong>und</strong>stück fällt<br />

keine Ausgabe an, wobei ein Gr<strong>und</strong>stücksanteil für Zwecke der Wirtschaftlichkeitsberechnung<br />

unter Umständen fiktiv angenommen wird. Je nach Höhe des<br />

Niveaus der Bodenrichtwerte <strong>und</strong> dem für ein Gr<strong>und</strong>stück festgelegtem Maß<br />

der baulichen Nut<strong>zu</strong>ng können die auf die Wohnfläche bezogenen anteiligen<br />

Gr<strong>und</strong>stückskosten sehr hoch liegen. Die ARGE Kiel hat für die Darstellung der<br />

Gestehungskosten für ein Typenhaus MFH anteilige Gr<strong>und</strong>stückskosten in Wachstumsregionen<br />

<strong>und</strong> Ballungsgebieten von r<strong>und</strong> 530 Euro/m² Wohnfläche berechnet.<br />

9 In Einzelfällen können die anteiligen Gr<strong>und</strong>stückskosten auch darüber<br />

hinausgehen.<br />

Für Zwecke eines <strong>Baukosten</strong>vergleichs ist es sinnvoll, sich auf solche Kosten<br />

<strong>zu</strong> konzentrieren, die sich auf die Errichtung des Bauwerks beziehen <strong>und</strong> mit<br />

den Kostengruppen 300 – Baukonstruktion <strong>und</strong> 400 – Technische Anlagen<br />

(<strong>zu</strong>sammen Bauwerkskosten) abgebildet werden. Baunebenkosten (KG) weisen<br />

ebenfalls einen engeren Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong> den Bauwerkskosten auf. Der Anteil der<br />

Baunebenkosten wird für Mehrfamilienhäuser auf Gr<strong>und</strong>lage der Normalherstellungskosten<br />

(NHK) mit r<strong>und</strong> 19 Prozent angegeben. Zu zwei Dritteln fließen<br />

dort Architektur- <strong>und</strong> Ingenieurleistungen mit ein, die <strong>zu</strong> überwiegendem Teil<br />

mit dem Bauwerk <strong>zu</strong>sammenhängen. Weitere 8 Prozent entfallen auf <strong>Gutachten</strong>-<br />

<strong>und</strong> weitere Beratungskosten. 10<br />

Ein Vergleich von <strong>Baukosten</strong> sollte sich daher gr<strong>und</strong>sätzlich auf die Kostengruppen<br />

300, 400 <strong>und</strong> 700 beziehen. Damit wird ein großer Anteil der <strong>Baukosten</strong><br />

erfasst (93 Prozent der <strong>Baukosten</strong> gemäß BKI Gebäudekosten 2014,<br />

siehe Tabelle 2), <strong>zu</strong>gleich werden Einflüsse, die sich auf das Bauvorhaben<br />

beziehen <strong>und</strong> sehr individuell sein können, weitgehend ausgeklammert. Die-<br />

9<br />

Vgl. Walberg, Dietmar/Halstenberg, Michael (Hrsg.)(2015): Kostentreiber für den Wohnungsbau.<br />

Eine Untersuchung <strong>und</strong> Betrachtung der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Gestehungskosten<br />

<strong>und</strong> auf die aktuelle Kostenentwicklung von Wohnraum in Deutschland, Kiel, 8.<br />

April 2015, S. 91. Die ARGE Kiel hat die Kostengruppen 100 <strong>und</strong> 200 <strong>zu</strong> anteiligen Gr<strong>und</strong>stückskosten<br />

von 576 Euro/m² Wohnfläche <strong>zu</strong>sammengefasst <strong>und</strong> die Gestehungskosten insgesamt<br />

mit 2.998 Euro beziffert. Legt man für die Kostengruppe 200 einen Anteil von 2 Prozent<br />

an den <strong>Baukosten</strong> der KG 200 bis 700 <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>e, so lässt sich daraus ein Anteil von 527<br />

Euro/m² Wohnfläche für das Gr<strong>und</strong>stück (KG 100) näherungsweise ableiten.<br />

10<br />

Vgl. BBSR, 2015, S. 37.<br />

12 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

sen Vergleichsmaßstab hat auch die <strong>Baukosten</strong>senkungskommission für ihre<br />

Analysen gewählt. 11<br />

Mit diesem Kostenverständnis können auch <strong>Baukosten</strong>unterschiede, die aus<br />

unterschiedlichen <strong>Energieeffizienz</strong>standards resultieren, gut <strong>und</strong> verzerrungsfrei<br />

analysiert werden. Unterschiedliche Dämmstandards der Gebäudehülle<br />

<strong>und</strong> besondere Anlagentechnik werden mit den Kostengruppen 300 <strong>und</strong> 400<br />

erfasst. Die mit der Planung des <strong>Energieeffizienz</strong>niveaus verb<strong>und</strong>enen Planungs-<br />

<strong>und</strong> Nachweiskosten sowie Kosten für eventuell erforderliche energetische<br />

Fachgutachten spiegeln sich in der Kostengruppe 700 wider.<br />

Im wohnungswirtschaftlichen Kontext werden Kostenangaben auf einen Quadratmeter<br />

Wohnfläche bezogen <strong>und</strong> verstehen sich brutto, einschließlich der<br />

gesetzlichen Umsatzsteuer.<br />

<strong>Baukosten</strong>vergleiche erfordern einen einheitlichen Vergleichsmaßstab. Eine<br />

Gliederung nach den Kostengruppen der DIN 276 ist dafür zweckmäßig.<br />

Mit den Bauwerkskosten <strong>und</strong> Baunebenkosten der KG 300, 400 <strong>und</strong> 700 werden<br />

die gebäuderelevanten (Kosten-)Faktoren gut erfasst; individuelle, auf das<br />

Bauvorhaben bezogene <strong>und</strong> nicht gut verallgemeinerbare Einflüsse – wie Kosten<br />

für das Gr<strong>und</strong>stück oder die Gestaltung der Außenanlagen – bleiben so<br />

unberücksichtigt.<br />

Mit den Kostengruppen 300, 400 <strong>und</strong> 700 werden Kosten, die bei unterschiedlichen<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standards anfallen, weitgehend erfasst <strong>und</strong> können<br />

gut beobachtet werden.<br />

2.1.2 Einflussfaktoren auf die Höhe von <strong>Baukosten</strong><br />

Die Analyse von <strong>Baukosten</strong> ist ein komplexes Aufgabengebiet, weil eine Vielzahl<br />

von Sachverhalten <strong>zu</strong> beachten ist, die sich in der Höhe der <strong>Baukosten</strong><br />

eines konkreten Bauvorhabens niederschlagen. Für einen Bauherrn, der plant,<br />

ein Gebäude <strong>zu</strong> errichten, ist von besonderem Interesse, welche Stellmöglichkeiten<br />

bestehen, um die Kosten eines Bauvorhaben <strong>zu</strong> verändern.<br />

Ausgangspunkt ist die Frage, ob ein Bauvorhaben hinsichtlich seiner funktionalen,<br />

aber auch der gestalterischen Eigenschaften – bspw. dem Raumprogramm,<br />

den Qualitäts- <strong>und</strong> Ausstattungsstandards, der Gebäudearchitektur<br />

<strong>und</strong> Fassadengestaltung, der städtebaulichen Einbindung – seinen Vorstellungen<br />

entspricht. Darüber hinaus muss es den Anforderungen der Nutzer genügen:<br />

Bei Selbstnut<strong>zu</strong>ng den eigenen Anforderungen, bei Vermietung oder Vermarktung<br />

den Anforderungen der an einem Standort erreichbaren Zielgruppen.<br />

In der Regel, d.h. bis auf ganz wenige Ausnahmen, sind Bauvorhaben unter<br />

wirtschaftlichen Gesichtspunkten <strong>zu</strong> optimieren. Solche Ausnahmen betreffen<br />

bspw. aus baukultureller Sicht wertvolle Gebäude. In allen anderen Fällen<br />

müssen sowohl die Investitions- als auch die Bewirtschaftungskosten wirtschaftlich<br />

vertretbar sein. Bei Verkauf oder Vermietung an Dritte muss die<br />

wirtschaftliche Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> die Tragfähigkeit bspw. der Miete oder<br />

regelmäßigen Belastung beachtet werden.<br />

11<br />

Vgl. BMUB, 2015, S. 6.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 13


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Von großer Bedeutung ist das wirtschaftliche Optimum insbesondere für solche<br />

Bauvorhaben, bei denen für Zielgruppen mit mittlerem <strong>und</strong> niedrigem<br />

Einkommen bezahlbarer (Miet-)Wohnraum geschaffen werden soll. Solche<br />

Bauvorhaben stehen in besonderem Maße in einem Spannungsfeld zwischen<br />

der Höhe der auf<strong>zu</strong>wendenden <strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> der Belastungsgrenze der jeweiligen<br />

Haushalte mit Wohnkosten. Im Folgenden werden die Sachverhalte<br />

überwiegend aus dem Blickwinkel des bezahlbaren Mietwohnungsbaus heraus<br />

betrachtet, obwohl die gr<strong>und</strong>sätzlichen Zusammenhänge auch für den Neubau<br />

von Gebäuden in anderen Segmenten des Wohnungs- <strong>und</strong> Immobilienmarktes<br />

gelten.<br />

Angesichts der Diskussion über den starken Anstieg der <strong>Baukosten</strong> vor dem<br />

Beginn des Bündnisses für bezahlbares Wohnen <strong>und</strong> Bauen hat sich die <strong>Baukosten</strong>senkungskommission<br />

im Wesentlichen damit auseinander gesetzt, welche<br />

Faktoren da<strong>zu</strong> geführt haben, dass sich die <strong>Baukosten</strong> verändert <strong>und</strong> insbesondere<br />

gestiegen sind (Abbildung 1). Diese geben aber <strong>zu</strong>gleich Anhaltspunkte<br />

dafür, wie die Höhe der <strong>Baukosten</strong> bei einem konkreten Bauvorhaben<br />

beeinflusst werden kann.<br />

Abbildung 1:<br />

Wesentliche Faktoren für die Veränderung der Höhe von <strong>Baukosten</strong><br />

Quelle: BMUB, 2015, S. 12.<br />

Die Einflussfaktoren haben ein unterschiedliches Gewicht, d.h. einige wirken<br />

sich besonders stark aus. Bei einzelnen Faktoren eröffnen sich für Bauherren<br />

bzw. die von ihm beauftragten Architekten <strong>und</strong> Fachplaner Spielräume, mit<br />

denen <strong>Baukosten</strong> beeinflusst werden können. Ein Großteil der <strong>Baukosten</strong> wird<br />

aber durch<br />

14 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

• gesetzliche Anforderungen einschließlich der bauordnungsrechtlichen<br />

Bestimmungen,<br />

• technische Regelwerke einschließlich <strong>zu</strong> beachtender Normen,<br />

• den vom Markt als üblich angesehenen (Mindest-)Qualitäts- <strong>und</strong><br />

Ausstattungsstandards,<br />

• die üblichen Abläufen in Planung <strong>und</strong> bei der Errichtung eines Gebäudes<br />

– wobei <strong>zu</strong>meist die Verhältnisse auf <strong>und</strong> in der Umgebung des<br />

Gr<strong>und</strong>stücks dafür eine Rolle spielen – sowie der verfügbaren<br />

Bauprodukte <strong>und</strong> der Fertigungsverfahren (z.B. auch im Hinblick auf<br />

serielles Bauen) <strong>und</strong><br />

• das allgemeine Preisniveau für Bauleistungen<br />

determiniert <strong>und</strong> kann nur punktuell von einem Bauherrn beeinflusst werden.<br />

Die Entwicklung der <strong>Baukosten</strong> in den letzten 15 Jahren liefert auch Aufschluss<br />

darüber, in welchem Umfang insbesondere für Bauherren Einflussmöglichkeiten<br />

bestanden haben, diesem Anstieg <strong>zu</strong> begegnen. Auf der Gr<strong>und</strong>lage des<br />

Typengebäudes MFH wurden die Bauwerkskosten (Kostengruppe 300 <strong>und</strong> 400<br />

der DIN 276) analysiert <strong>und</strong> seit dem 1. Quartal 2000 bis <strong>zu</strong>m 1. Quartal 2016<br />

ein Anstieg von 49 Prozent beobachtet (vgl. Abbildung 2). Ein großer Teil davon<br />

– 31 Prozentpunkte oder r<strong>und</strong> zwei Drittel des Anstiegs – ist auf die Veränderung<br />

des Preisniveaus für Bauleistungen <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen. 12 Ein wesentlicher<br />

Einflussfaktor war dabei die Mehrwertsteuererhöhung <strong>zu</strong>m 1. Januar<br />

2007.<br />

Abbildung 2: Entwicklung der Bauwerkskosten von 2000 bis 2016<br />

Quelle: ARGE Kiel. 13<br />

12<br />

Bei vom Statistischen B<strong>und</strong>esamt regelmäßig veröffentlichtem Index der Preise für Bauleistungen<br />

wird nach dem Laspeyres-Verfahren berechnet. Preisveränderungen beziehen sich auf Bauleistungen <strong>zu</strong>m<br />

jeweiligen Basisjahr, deren Qualität im Zeitablauf nicht verändert wird (Qualitätsbereinigung). Qualitative<br />

Veränderungen von Bauleistungen, die sich durch technischen Fortschritt oder infolge der Änderung gesetzlicher<br />

Vorschriften ergeben, oder ein quantitativ höherer Einsatz der Menge werden nicht berücksichtigt, um reine<br />

Preisveränderungen für die ausgewählten Leistungen <strong>zu</strong> betrachten. Der Preisindex für Bauleistungen kann<br />

daher die Entwicklung der tatsächlichen <strong>Baukosten</strong> für ein Gebäude im Zeitablauf nicht <strong>zu</strong>treffend wiedergeben<br />

(vgl. auch BMUB 2015a: 15).<br />

13<br />

Entwicklung der Bauwerkskosten im Wohnungsbau (ARGE-Bauwerkskostenindex/DESTATIS-<br />

Preisindex) unter Berücksichtigung der Umsatzsteuer im Vergleich <strong>zu</strong> den allgemeinen Lebenshaltungskosten,<br />

Zeitraum: 1. Quartal 2000 bis 1. Quartal 2016, B<strong>und</strong>esdurchschnitt. Datenquellen:<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Controlling <strong>und</strong> Datenarchiv ARGE sowie Erhebungen in<br />

Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 15


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Zwischen dem Jahr 2007 <strong>und</strong> dem Jahr 2013 sind die Baupreise ungefähr im<br />

gleichen Umfang wie die Lebenshaltungskosten gestiegen. Während die Verbraucherpreise<br />

seit 2013 stagnieren, steigen die Preise für Bauleistungen<br />

dagegen kontinuierlich weiter an.<br />

Verschärfung von <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

<strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Einsatz<br />

erneuerbarer Energien wirkt sich<br />

kostensteigernd aus<br />

Drei Prozentpunkte des Bauwerkskostenanstiegs sind in dem betrachteten<br />

Zeitraum auf <strong>zu</strong>sätzliche (gesetzliche) Anforderungen <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, die in<br />

den Kostengruppen 300 <strong>und</strong> 400 der DIN 276 wirksam wurden. 15 Prozentpunkte<br />

oder r<strong>und</strong> ein Drittel des Kostenanstiegs hängt mit veränderten Vorschriften<br />

<strong>zu</strong>r <strong>Energieeffizienz</strong> <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Einsatz erneuerbarer Energien <strong>zu</strong>sammen.<br />

Nach dem Bauwerkskostenindex wirkt sich die EnEV 2014, die für Neubauten<br />

<strong>zu</strong>m 1. Januar 2016 eine Verschärfung des Standards vorsah, mit einem<br />

Kostenanstieg von 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus.<br />

Damit wird deutlich, dass die Niveauveränderungen im Zeitablauf durch externe<br />

Faktoren bzw. durch Dritte vorgegeben werden, sodass es seitens der Bauherren<br />

<strong>und</strong> dessen Architekten/Fachplaner keine oder kaum Einflussmöglichkeiten<br />

gibt, diesem Kostenanstieg wirksam <strong>zu</strong> begegnen. Sie haben lediglich<br />

die Möglichkeit, auf dem bereits erreichten generellen Kostenniveau <strong>zu</strong>m Zeitpunkt<br />

der Planung bzw. der Vergabe der Bauleistungen vorhandene Spielräume<br />

<strong>zu</strong> nutzen.<br />

Oft stellt sich dann heraus, dass mit Blick auf die wesentlichen Einflussfaktoren<br />

– insbesondere in Be<strong>zu</strong>g auf Qualitäts- <strong>und</strong> Ausstattungsstandards – nur<br />

nach oben von einem aufgr<strong>und</strong> der Bestimmungen oder vom Markt geforderten<br />

Standard abgewichen werden kann. Dass also bspw. ein höherer <strong>Energieeffizienz</strong>standard<br />

als der vorgeschriebene Mindeststandard geboten wird, ein<br />

höherer Grad an Barrierearmut/-freiheit realisiert wird oder die Qualität einzelner<br />

Baukomponenten (wie z.B. Bodenbeläge oder Ausstattungsstandards<br />

der Sanitärräume) verbessert wird. Regelmäßig resultieren daraus höhere<br />

<strong>Baukosten</strong> als dass sie unter das allgemein vorgegebene Kostenniveau abgesenkt<br />

werden können (vgl. hier<strong>zu</strong> auch Kapitel 2.2.3). 14<br />

Daher ist es insbesondere wichtig, den durch gesetzliche Bestimmungen <strong>und</strong><br />

sonstige Regelwerke formulierten Mindeststandard nicht oder nur mit Bedacht<br />

weiter <strong>zu</strong> verschärfen. Denn höhere <strong>Baukosten</strong> können – bei unveränderten<br />

Renditeerwartungen der Bauherren im Mietwohnungsbau – kaum kompensiert<br />

werden <strong>und</strong> müssen in Form höherer Anfangsmieten <strong>und</strong>/oder höherer künftiger<br />

Mietsteigerungen an die Mieterhaushalte weitergegeben werden.<br />

Dort wo das Risiko besteht, dass die notwendigen hohen Anfangsmieten vom<br />

Markt nicht aufgenommen werden, kann Mietwohnungsbau – gerade im bezahlbaren<br />

Wohnungsmarktsegment – nicht betrieben werden. Ist das wirtschaftliche<br />

Optimum der <strong>Baukosten</strong> für einen bestimmten Standort <strong>und</strong> eine<br />

dort erreichbare Zielgruppe überschritten, sind die Vorausset<strong>zu</strong>ngen für den<br />

Neubau von (Miet-)Wohngebäuden nicht mehr gegeben.<br />

Zu höheren <strong>Baukosten</strong> tragen auch die B<strong>und</strong>esländer bei, wenn sie in ihren<br />

Bauordnungen oder länderspezifischen Regelungen höhere Standards verlangen<br />

als nach der Musterbauordnung oder nach anderen Regelwerken b<strong>und</strong>es-<br />

14<br />

Vgl. B<strong>und</strong>esinstitut für Bau-, Stadt- <strong>und</strong> Raumforschung (BBSR)(Hrsg.)(2015a): Einfluss von<br />

Qualitätsstufen beim Bauen, Berlin, 30. Juni 2016, S. 14 ff. Das <strong>Gutachten</strong> ist im Rahmen der<br />

Arbeiten der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission vergeben worden <strong>und</strong> in den Bericht der Kommission<br />

eingeflossen.<br />

16 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

weit vorgesehen oder solche in ihren Bestimmungen <strong>zu</strong>r sozialen Wohnraumförderung<br />

<strong>zu</strong>r Vorausset<strong>zu</strong>ng einer Förderung machen. Auch Kommunen können<br />

höhere <strong>Baukosten</strong> dadurch auslösen, dass sie Anforderungen über das<br />

sonst übliche Niveau erhöhen <strong>und</strong> etwa in städtebaulichen Verträgen <strong>zu</strong> Bebauungsplänen<br />

oder in Kaufverträgen für städtische Wohnbaugr<strong>und</strong>stücke<br />

festschreiben. Ein Beispiel hierfür ist die Stadt Freiburg, die für den Bau von<br />

Wohngebäuden, Dienstleistungsgebäuden <strong>und</strong> Bürogebäuden den sogenannten<br />

Freiburger Effizienzhaus-Standard vorschreibt. 15<br />

In der sozialen Wohnraumförderung besteht die Möglichkeit, die durch das<br />

Anforderungsniveau gestiegenen <strong>Baukosten</strong> mit einer Anpassung, d.h. Verbesserung<br />

der Förderkonditionen aus<strong>zu</strong>gleichen, sofern davon Gebrauch gemacht<br />

wird.<br />

In den <strong>zu</strong>rückliegenden Jahren sind verschiedene Studien erarbeitet worden,<br />

die sich <strong>zu</strong>m Teil anhand multivariater Analyseverfahren wie Regressionsanalysen<br />

quantitativ mit dem Einfluss verschiedener Faktoren auf die Höhe der<br />

<strong>Baukosten</strong> befasst haben. Mit den Modellansätzen wurden unterschiedliche<br />

Zielset<strong>zu</strong>ngen verfolgt: Sie dienten der Prognose von Kosten, der Untersuchung<br />

von Märkten oder zeigten einen Zeit-Kosten-Zusammenhang auf. Tabelle<br />

3 gibt einen Überblick verschiedener Studien <strong>und</strong> hebt die wesentlichen Einflussfaktoren<br />

hervor, bei denen ein Effekt auf die Kosten nachgewiesen werden<br />

konnte. Die Datenbasis besteht sowohl aus Wohn- als auch aus gewerblich<br />

genutzten Objekten. Je nach Untersuchungsansatz befinden sich auch ältere,<br />

gebrauchte Objekte darunter.<br />

15<br />

Vgl. Stadt Freiburg im Breisgau (2014): Freiburger Effizienzhaus-Standards. Informationen für<br />

Fachplanerinnen <strong>und</strong> Fachplaner, Infoblatt Nr. 1, September 2014, S. 3.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 17


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Tabelle 3:<br />

Studien <strong>und</strong> die daraus abgeleiteten Einflussfaktoren der Herstellungskosten<br />

Studie Datenbasis Modellform Einflussfaktoren (Auswahl)<br />

Thalmann,<br />

1998<br />

15 Objekte<br />

(Wohnen)<br />

Emsley et al.p 2002 288 Objekte<br />

Regression (semi-log<br />

Modelle)<br />

Neural Networks <strong>und</strong><br />

Regression (lineare<br />

<strong>und</strong> semi-log Modelle)<br />

• Anteil von Außenwandflächen im Erdreich<br />

• Jahr der Erstellung<br />

• Öffnungsflächenanteil der Außenwandflächen<br />

• Anteil der Nutzflächen 1-6 (siehe DIN 277-2,<br />

2005b)<br />

• strategische Faktoren (wie Art des Vertrages)<br />

• Standortfaktoren (wie Topographie des Baugr<strong>und</strong>stücks)<br />

• Entwurfsfaktoren (wie Netto-Gr<strong>und</strong>flächenanteil)<br />

Elhag et al., 2005<br />

Li et al., 2005<br />

Literatur <strong>und</strong><br />

Interviews<br />

30 Objekte (Büro) Regression<br />

(lineares<br />

Modell)<br />

Love et al., 2005 161 Objekte Regression (log-log<br />

Modell)<br />

• Auftraggeber<br />

• Berater <strong>und</strong> Planer<br />

• Ersteller<br />

• Projektfaktoren<br />

• Ausschreibungs- <strong>und</strong> Vertragsfaktoren<br />

• externe <strong>und</strong> Marktfaktoren<br />

• Gebäudehöhe<br />

• absolute Projektgröße<br />

• Konstruktionstyp<br />

• mittlere Etagengröße<br />

• absolute Projektgröße<br />

• Ausführungsdauer<br />

Wheaton <strong>und</strong> Simonton,<br />

2005<br />

Stoy, 2007<br />

Chegut et. al. 2015<br />

42.340 Wohnen,<br />

18.469 Büro<br />

Regression (semi-log<br />

Modell)<br />

70 Wohngebäude Regression<br />

(linear/semi-log<br />

Modell)<br />

487 Gebäude, neu Regression (semi-log<br />

<strong>und</strong> modernisiert, Modell)<br />

Breeamzertifiziert<br />

oder<br />

nicht (Gewerbe)<br />

Quelle: Stoy, 2007, S. 23 ff., Chegut, 2015, S. 18 ff.<br />

• Jahr der Erstellung<br />

• Anzahl der Nut<strong>zu</strong>ngseinheiten<br />

• Anzahl Geschosse<br />

• Absolute Projektgröße<br />

• Konstruktionstyp<br />

• Kompaktheit des Gebäudes<br />

• Auf<strong>zu</strong>gsanlagen<br />

• Absolute Projektgröße<br />

• Ausführungsdauer<br />

• Öffnungsflächenanteil der Außenwandflächen<br />

• Region der Erstellung<br />

• Größe des Gebäudes<br />

• Anzahl Geschosse<br />

• Verwendetes Baumaterial (Ziegel, Beton)<br />

• Modernisierung<br />

• Gebäudenut<strong>zu</strong>ng (Universität)<br />

• Privater Nutzer (nicht öffentlich)<br />

• Kostenübernahmemodell<br />

Bei quantitativen Modellen zeigte sich, dass die Kosten je m² Brutto-<br />

Gr<strong>und</strong>fläche (BGF) mit einem Regressionsmodell eine höhere Anpassungsgüte<br />

erreicht werden kann, wenn die unabhängige bzw. Zielvariable (hier: Kosten je<br />

m² BGF) logarithmiert <strong>und</strong> dann die Normalverteilungsannahme für das Modell<br />

gesetzt wird. 16 Dadurch verbessert sich die Güte des Modells <strong>und</strong> somit die<br />

Aussagequalität.<br />

Je nach Zielset<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong> Gegenstand der Studie wurde der Schwerpunkt mehr<br />

auf Merkmale des Gebäudes oder des Gr<strong>und</strong>stücks, des Bauprozesses oder auf<br />

sonstige Faktoren, wie bspw. eingesetzte Vertragsarten oder Art des Eigentümers/Nutzer<br />

gelegt. Das Modell von Stoy (2007) wird in Kapitel 3.1 ausführlicher<br />

erläutert.<br />

Die Studien haben Erhebungsinstrumente mit unterschiedlichem Detailierungsgrad<br />

verwendet. Stoy hat auf Basis theoretischer Gr<strong>und</strong>lagen in anderen<br />

Studien <strong>und</strong> eigenen Erfahrungen einen umfangreichen Katalog möglicher<br />

Einflussfaktoren <strong>zu</strong>sammengestellt, der in der Tabelle 4 nach Faktorengruppen<br />

<strong>und</strong> Anzahl der Einflussfaktoren dargestellt ist.<br />

16<br />

Die Ursprungsvariable ist in diesem Fall lognormalverteilt.<br />

18 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Tabelle 4:<br />

Anzahl von möglichen Einflussfaktoren auf die <strong>Baukosten</strong>, gegliedert nach<br />

Faktorengruppen<br />

Faktorengruppe<br />

Anzahl Einflussfaktoren<br />

(in Klammern: unterschiedliche Ausprägungen) 17<br />

Gebäudeeigenschaften<br />

Baugrube 2<br />

Gründung 1<br />

Außenwände 6<br />

Innenwände 5<br />

Decken 1<br />

Dächer 2<br />

Technische Anlagen 4<br />

Gesamtgebäude 16<br />

3 (11)<br />

5 (14)<br />

3 (12)<br />

3 (11)<br />

2 (6)<br />

3 (10)<br />

1 (3)<br />

1 (2)<br />

Bereitstellung<br />

Projektbeteiligte 5<br />

Planungsphase 6<br />

Erstellungsphase 2<br />

3 (7)<br />

2 (5)<br />

2 (4)<br />

Weitere Faktoren<br />

Standort 2<br />

Externe Parameter 4<br />

3 (13)<br />

Gesamtzahl 87 (98)<br />

Quelle: Stoy, 2007, S. 27 ff., eigene Zusammenstellung <strong>und</strong> Darstellung. Die Einflussfaktoren sind<br />

detailliert in Tabelle 19, S. 52, dargestellt.<br />

Die Tabelle zeigt, dass es – theoretisch – ein sehr komplexes Geflecht an unterschiedlichen<br />

Einflussfaktoren geben kann. Oft stehen für konkrete Analysen<br />

nicht alle theoretisch denkbaren <strong>und</strong> für die Höhe der Kosten bedeutenden<br />

Faktoren <strong>zu</strong>r Verfügung. In seiner Studie hat Stoy 29 Faktoren nicht untersuchen<br />

können, weil die von ihm ausgewertete Datenbank des <strong>Baukosten</strong>informationszentrums<br />

(BKI) da<strong>zu</strong> keine Angaben enthalten hat.<br />

Werden bei einer auf quantitativen Methoden beruhenden Auswertung Einflussfaktoren<br />

nicht mit modelliert, von denen bekannt ist, dass sie einen Einfluss<br />

sicher haben, so lässt sich das anhand typischer statistischer Kennwerte<br />

wie der Güte des Gesamtmodells R², dem Standardfehler <strong>und</strong> dem Signifikanzniveau<br />

einzelner Variablen <strong>und</strong> der Ergebnisse von statistischen Testverfahren<br />

ablesen. Die Güte unvollständiger Regressionsmodelle, bei denen wichtige<br />

Faktoren nicht getestet werden konnten, oder völlig un<strong>zu</strong>reichender Modelle<br />

17<br />

Anmerkung: Einzelne Einflussfaktoren wurden als kontinuierliche Variable (z.B. Kompaktheit<br />

des Gebäudes als m² Außenwandfläche/m² Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche) abgebildet, andere als sogenannte<br />

dichotome bzw. mehrkategoriale Variablen, bei denen als Ausprägung „Ja/Nein“ oder<br />

mehrere Alternativen (z.B. Material der Außentüren <strong>und</strong> –fenster – Holz, Kunststoff, Metall,<br />

Metall/Holz) <strong>zu</strong>r Auswahl stehen. Eine Anzahl ohne Klammer weist auf kontinuierliche Variablen<br />

hin, eine Anzahl mit Klammer<strong>zu</strong>satz bedeutet, dass z.B. bei Baugrube drei Variablen mit<br />

insgesamt 11 Ausprägungen beobachtet werden sollten. Nicht <strong>zu</strong> allen Einflussfaktoren wurden<br />

verschiedene Ausprägungen gebildet, sodass die Komplexität noch höher liegt.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 19


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

mit nur wenigen Variablen ist oft so gering, dass daraus keine verlässlichen<br />

Aussagen abgeleitet werden können. Auch die Fallzahl kann dabei eine Rolle<br />

spielen. Angesichts der Komplexität, die bei einer quantitativen Analyse der<br />

Einflussfaktoren aus<strong>zu</strong>gehen ist, sind vergleichsweise große Stichprobengrößen<br />

erforderlich, um aussagekräftige Ergebnisse <strong>zu</strong> erhalten. Für eine Analyse<br />

mit der in Tabelle 4 skizzierten Komplexität sind zwischen 1.300 <strong>und</strong> 3.100<br />

Gebäude erforderlich. 18 Allerdings werden nicht alle Faktoren tatsächlich einen<br />

Einfluss besitzen, sodass auch geringere Fallzahlen ausreichend sein werden.<br />

In keiner der Studien ist ein bestimmter <strong>Energieeffizienz</strong>standard als Einflussfaktor<br />

untersucht worden. Zum einen haben die Erhebungsinstrumente dies<br />

oftmals nicht vorgesehen. Zum anderen besteht die Schwierigkeit, dass sich<br />

ein bestimmter <strong>Energieeffizienz</strong>standard an unterschiedlichen Bauteilen festmachen<br />

lässt. D.h. je nach Studienaufbau <strong>und</strong> den verwendeten Größen können<br />

sich Einflüsse überlagern. 19<br />

Aufgr<strong>und</strong> allgemeiner theoretischer Überlegungen spielen gesetzliche Vorschriften<br />

<strong>und</strong> andere Regelwerke, der gewählte Qualitätsstandard, Planung<br />

<strong>und</strong> Bauprozess sowie das allgemeine Preisniveau für Bauleistungen für die<br />

Höhe der <strong>Baukosten</strong> eine wesentliche Rolle.<br />

Das allgemeine <strong>Baukosten</strong>niveau wird durch Mindestanforderungen vorgegeben,<br />

sodass oft nur ein höherer Standard frei von Bauherren gewählt werden<br />

kann (bspw. ein höherer <strong>Energieeffizienz</strong>standard oder ein höherer Grad von<br />

Barrierefreiheit), der höhere Kosten nach sich zieht.<br />

Die empirische Forschung hat in mehreren Studien eine Fülle von Einflussfaktoren<br />

herausgearbeitet, die sehr komplex <strong>zu</strong> behandeln sind. Danach können<br />

auch die Nut<strong>zu</strong>ngsart (z.B. generationengerechtes Wohnen), die Art des Bauherrn<br />

(privat gegenüber öffentlich) <strong>und</strong> die Ausführungszeit einen höheren<br />

Einfluss ausüben (siehe hier<strong>zu</strong> auch Kapitel 3).<br />

Eine vollständige Analyse aller Einflussfaktoren ist sehr komplex <strong>und</strong> erfordert<br />

umfangreiche Erhebungsinstrumente <strong>und</strong> größere Stichprobenumfänge von<br />

mehr als 1.300 Fällen.<br />

Unvollständige Modelle oder einfache Analysen mit nur wenigen Variablen<br />

oder geringen Stichprobenumfängen haben eine geringere Aussagekraft. Die<br />

Güte von quantitativen, multivariaten Analysemodellen lässt sich anhand statistischer<br />

Kenngrößen <strong>zu</strong>verlässig beurteilen.<br />

18<br />

Anmerkung: Für die Stichprobenplanung bei Regressionsanalysen gibt es unterschiedliche<br />

Faustregeln. Oft wird von nicht weniger als 20 Fällen je Einflussfaktor ausgegangen (vgl.<br />

Schneider et. al., 2010, S. 781), andere Autoren geben als einfache Regel n = 50 + Anzahl der<br />

Einflussfaktoren * 8 an (Green, 1991, S. 502 f.). Geht man davon aus, dass jede Antwortmöglichkeit<br />

eines Einflussfaktors als Variable modelliert wird, dann besteht das Modell maximal<br />

aus 154 Variablen. Um sämtliche Zusammenhänge verlässlich <strong>zu</strong> testen, wäre nach den skizzierten<br />

Faustformeln eine Datengr<strong>und</strong>lage von 1.282 bis 3.080 Gebäuden notwendig.<br />

19<br />

Während die Theorie für die Anwendung multivariater Analysemethoden die Unabhängigkeit<br />

der Einflussfaktoren voneinander fordert, ist diese Annahme für die Praxis unrealistisch. Einzelne<br />

Einflussfaktoren interagieren miteinander, sodass unter Umständen eine un<strong>zu</strong>lässige<br />

(Multi-)Kollinearität der Einflussfaktoren (Prädiktoren) vorliegt. Bspw. wirkt sich der kostensteigernde<br />

Einfluss eines höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standards unmittelbar auf Bauteile der Gebäudehülle<br />

aus (z.B. die Dicke der Außenwanddämmung) <strong>und</strong> wird <strong>zu</strong>sätzlich über einen abgefragten<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standard erfasst. Überschreitet die Interaktion der Variablen ein als<br />

<strong>zu</strong>lässig angesehenes Maß, so ist das Regressionsmodell <strong>zu</strong> verändern.<br />

20 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

In bisherigen Studien ist der Kosteneinfluss unterschiedlicher <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

nicht separat untersucht worden. Die Modellbildung ist<br />

schwierig, weil sich der <strong>Energieeffizienz</strong>standard bei vielen Bauteilen auswirkt<br />

<strong>und</strong> die Forderung nach Unabhängigkeit der Einflussfaktoren nicht mehr gegeben<br />

ist.<br />

2.1.3 Planung <strong>und</strong> Entstehung der Kosten für<br />

unterschiedliche <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

Im vorangegangen Kapitel wurden die Einflussfaktoren von <strong>Baukosten</strong> auf<br />

einem höheren Abstraktionsgrad behandelt. Es ist evident, dass sich gesetzliche<br />

Anforderungen, die den Einbau <strong>zu</strong>sätzlicher Bauteile erfordern (z.B. den<br />

verpflichtenden Einbau von Rauchmeldern), oder die bewusste Wahl eines<br />

höheren Qualitätsstandards (bspw. den Einbau eines <strong>zu</strong>sätzlichen Gäste-WCs,<br />

die Verwendung höherwertiger Boden- oder Wandbeläge, bspw. im Badezimmer)<br />

auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> auswirken.<br />

In den benannten, überwiegend empirischen Studien (siehe Tabelle 3) liegen<br />

in der Regel die abgerechneten <strong>und</strong> damit tatsächlich angefallenen <strong>Baukosten</strong><br />

gemäß Kostenfeststellung nach DIN 276 vor. Es steht die Frage im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

ob sich die Höhe der <strong>Baukosten</strong> auf das Vorhandensein einzelner Einflussfaktoren<br />

<strong>zu</strong>rückführen lässt, um daraus Empfehlungen für künftige Bauvorhaben<br />

ab<strong>zu</strong>leiten.<br />

Das lässt außer Acht, dass die Entstehung der Kosten über<br />

• die Planungsphasen (Vor-, Entwurfs-, Genehmigungs- <strong>und</strong><br />

Ausführungsplanung),<br />

• die Vergabe (einschl. der Erstellung von Leistungsbeschreibungen,<br />

Durchführung von Ausschreibungs- <strong>und</strong> Vergabeverfahren, Vergabe),<br />

• die Bauausführung<br />

• bis hin <strong>zu</strong>r Kostenfeststellung<br />

im Einzelfall gut <strong>zu</strong> verfolgen ist.<br />

Die folgende Abbildung 3 stellt dar, dass sich die anfallenden Kosten über die<br />

verschiedenen Planungsebenen bis <strong>zu</strong>r Leistungsbeschreibung in der 3. Ebene<br />

konkretisieren. Während noch <strong>zu</strong> Beginn des Bauvorhabens im Rahmen der<br />

Vorplanung eine grobe Kostenschät<strong>zu</strong>ng über globale Be<strong>zu</strong>gsgrößen wie Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche<br />

(BGF) <strong>und</strong> Brutto-Rauminhalt (BRI) vorgelegt wird, wird in der<br />

Entwurfsplanung eine Kostenberechnung auf der Ebene von Bauelementen<br />

entwickelt.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 21


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Abbildung 3:<br />

Stufen der Kostenermittlung<br />

Quelle: https://de.wikibooks.org/wiki/Stufen_<strong>und</strong>_Verfahren_der_Kostenermittlung. Stufen_der_<br />

Kostenermittlung.<br />

In hohem Maße können die <strong>Baukosten</strong> in der Planungsphase beeinflusst werden,<br />

wenn unterschiedliche Planalternativen erarbeitet werden, bei denen<br />

verschiedene Parameter optimiert werden. Das Wohnungsbauunternehmen<br />

degewo, Berlin, verwendet da<strong>zu</strong> vier Parameter mit entsprechenden Zielbereichen<br />

gebildet:<br />

Tabelle 5:<br />

Bei der degewo, Berlin, verwendete Planungsparameter <strong>und</strong> Zielbereiche, um<br />

<strong>Baukosten</strong> <strong>zu</strong> reduzieren 20<br />

Parameter Zielbereich mini-/ maximal<br />

Flächenparameter (= NF/BGF) 66 % - 76 % unter 66 %<br />

Volumenparameter (=BRI/NF) 4,2 m - -5,2 m über 5,2 m<br />

Fassadenparameter 1 (=FAF/NF) 55 % - 75 % über 75 %<br />

Fassadenparameter 2 (=FeTü/NF) 12 % - 15 % über 15 %<br />

Erläuterungen <strong>zu</strong> den Abkür<strong>zu</strong>ngen: (NF = Nutzfläche, BGF = Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche, BRI = Bruttorauminhalt,<br />

FAF = Fassadenfläche, FeTü = Fenster- <strong>und</strong> Fenstertürfläche)<br />

Die Wahl der Planungsparameter korrespondiert mit den Ergebnissen der Analyse<br />

von Stoy (2007), der einen hohen Kosteneinfluss für die Kompaktheit des<br />

Gebäudes (m² Außenwandfläche/m² Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche; hier durch Flächen<strong>und</strong><br />

Volumenparameter abgebildet) <strong>und</strong> den Öffnungsflächenanteil der Außenwände<br />

ermittelt hat.<br />

Für jede alternativ entwickelte Gebäudealternative steht im Rahmen der Mengenermittlung<br />

dann bspw. fest, wie viele m² Außenwand dafür errichtet werden<br />

müssen, wie groß die Fenster- <strong>und</strong> Außentürflächen sind, in welchem Um-<br />

20<br />

Vgl. BMUB, 2015, S. 61.<br />

22 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

fang Innenwände <strong>zu</strong> bauen sind <strong>und</strong> wie groß die Dachkonstruktion sein wird.<br />

Ebenso wird geplant, welche Anlagentechnik vor<strong>zu</strong>sehen ist.<br />

Ob bspw. für Außenwände Leichthochlochziegel als Material verwendet wird<br />

(Kostenkennwert im zitierten Fallbeispiel 110,00 Euro/m² Außenwandfläche)<br />

oder eine Holzrahmenkonstruktion (Kostenkennwert 145,20 Euro/m² Außenwandfläche)<br />

ist für die gesamten <strong>Baukosten</strong> im Zusammenspiel mit anderen<br />

gewählten Bauteilen entscheidend. 21<br />

In gleicher Weise wirken sich unterschiedliche <strong>Energieeffizienz</strong>standards aus.<br />

Die EnEV (2014) erhöht das Anforderungsniveau für den Jahresprimärenergiebedarf<br />

Q P <strong>und</strong> für den Transmissionswärmeverlust der Gebäudehülle H’ T je<br />

nach <strong>Energieeffizienz</strong>standards.<br />

Tabelle 6: KfW – Energiestandards 2016<br />

Anforderung EnEV KfW 55 KfW 40<br />

Qp in % Qp Ref 100 % 55% 40%<br />

H’ T in % H’ T Ref 100% 70% 55%<br />

Quelle: EGS-Plan, 2016, S. 11, eigene Darstellung<br />

Bezogen auf den jeweiligen Standard können die Mindestanforderungen im<br />

Zusammenspiel von Maßnahmen an der Gebäudehülle <strong>und</strong> der Wahl der geeigneten<br />

Anlagentechnik erreicht werden.<br />

Die Ingenieurgesellschaft EGS-Plan hat für ein Mehrfamilienhaus als Typengebäude<br />

mit einer Wohnfläche von 1.800 m² <strong>und</strong> einer Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche von<br />

2.443 m² 22 , das in einer Entwicklungsmaßnahme in der Stadt Freiburg errichtet<br />

werden kann, folgende Qualitäten der Gebäudehülle entwickelt:<br />

Tabelle 7:<br />

Übersichten <strong>zu</strong>r Qualität der Gebäudehülle in Abhängigkeit von <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

Dach Außenwand Fenster<br />

WD<br />

[cm]<br />

WLG<br />

[-]<br />

U D<br />

[w/(m²K)]<br />

WD<br />

[cm]<br />

WLG<br />

[-]<br />

U AW<br />

[w/(m²K)]<br />

Uw<br />

[[w/(m²K)]<br />

g-Wert<br />

[-]<br />

Verglasung<br />

2-Scheiben-<br />

EnEV 2016 18 035 0,186 16 035 0,207 1,200 0,60 warmeschutz-<br />

verglasung<br />

3-5cneiben-<br />

KfW 55 28 032 0,122 22 032 0,140 0,900 0,55 Wärrneschutzverglasung<br />

3-Scheiben-<br />

KfW 40 36 032 0,087 30 032 0,104 0,700 0,55 warmeschutz-<br />

verglasung<br />

[-]<br />

Quelle: EGS-Plan, 2016, S. 14.<br />

Für die jeweiligen Ausführungen eines Wärmedämmverb<strong>und</strong>systems können<br />

unterschiedliche Bauteilkosten angesetzt werden. Maas hat in dem <strong>Gutachten</strong><br />

<strong>zu</strong> den Verschärfungen der EnEV folgende Bauteilkosten <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>e gelegt:<br />

21<br />

Institut für Bauforschung e.V. (IFB) (2008): Studie <strong>zu</strong>m Kostenvergleich Massivhaus/Holzfertighaus,<br />

Hannover, 2. Juni 2008, S. 26 <strong>und</strong> 29.<br />

22<br />

EGS-Plan, 2016, S. 9.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 23


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Tabelle 8:<br />

Zusammenstellung unterschiedlicher Bauteilkosten<br />

Quelle: BMVBS, 2012, S. 33.<br />

Bei höherem Dämmstandard, d.h. bei abnehmendem U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient),<br />

fallen höhere Kosten je m² Bauteilfläche an. Zu gleichen<br />

Ergebnissen kommen von Manteuffel/Schulze Darup in einer Initialstudie <strong>zu</strong>m<br />

Preisniveau <strong>und</strong> dessen Entwicklung für Bauteile mit unterschiedlicher wärmetechnischen<br />

Eigenschaften sowie das Institut für Wohnen <strong>und</strong> Umwelt (IWU)<br />

<strong>zu</strong> den Kosten für energierelevante Bau- <strong>und</strong> Anlagenteile, die im Rahmen von<br />

abgerechneten Modernisierungsmaßnahmen verbaut wurden. 23<br />

Die höherwertigen Dämmstandards der Gebäudehülle führen auf Bauteilebene<br />

<strong>zu</strong> höheren Kosten in der Kostengruppe 300. Ausgehend von dem EnEV 2016-<br />

Standard steigen die Kosten für einen m² Außenwandfläche von 291 Euro/m²<br />

auf 337 Euro oder um 15,8 Prozent. In der Kostengruppe 360 steigen die Kosten<br />

je m² Dachfläche (DAF) um 20,2 Prozent auf 321 Euro/m².<br />

Tabelle 9:<br />

Effekte des höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standards auf die Bauteilflächen in der<br />

Kostengruppe 300 (Beispiel EGS-Plan)<br />

Quelle: EGS-Plan, 2016, S. 18. Kosten in Euro je m² Bauteilfläche, netto, ohne USt.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage dieser Eigenschaften der Gebäudehülle lässt sich der Heizwärmebedarf<br />

ermitteln <strong>und</strong> die Anlagentechnik konzipieren. In der Praxis<br />

geschieht dies Hand-in-Hand bzw. simultan.<br />

23<br />

Ecofys (2014): Preisentwicklung Gebäudeenergieeffizienz. Initialstudie, 24. November 2014,<br />

Berlin, S. 7 bis 10. Auf diese Studie wird in Kapitel 2.2.5 tiefergehend eingegangen. BMVBS<br />

(Hrsg.)(2012a): Kosten energierelevanter Bau- <strong>und</strong> Anlagenteile bei der energetischen Modernisierung<br />

von Wohngebäuden, Berlin, Juni 2012 (BMVBS-Online-Publikation 07/2012), S. 15 ff.<br />

24 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

In der folgenden Tabelle 10 sind für zwei verschiedene Lüftungssysteme (Abluft<br />

sowie Zu- <strong>und</strong> Abluft mit Wärmerückgewinnung) die Kosten für die Wärmeerzeuger<br />

nach unterschiedlichen Erzeugungsvarianten dargestellt.<br />

Tabelle 10:<br />

Absolute Kosten für Wärmeerzeuger im EGS-Plan-Beispiel<br />

Art des Wärmeerzeugers EnEV 2016 KfW 55 KfW 40<br />

Lüftungssystem: reine Abluft<br />

Gas <strong>und</strong> Solar 56.225 54.425 53.625<br />

Fernwärme 29.429 26.422 24.777<br />

Pellet-Hei<strong>zu</strong>ng 55.500 50.500 48.000<br />

Wärmepumpe 143.647 118.049 109.093<br />

Blockheizkraftwerk 84.204 78.742 75.932<br />

Lüftungssystem: Zu- <strong>und</strong> Abluft mit Wärmerückgewinnung<br />

Gas <strong>und</strong> Solar 54.725 53.025 52.225<br />

Fernwärme 27.192 24.108 22.794<br />

Pellet-Hei<strong>zu</strong>ng 52.000 46.500 44.500<br />

Wärmepumpe 125.082 101.640 90.853<br />

Blockheizkraftwerk 78.742 75.432 74.932<br />

Quelle: EGS-Plan, 2016, S. 20 <strong>und</strong> 41, Angaben absolut in Euro netto (ohne USt.) für das Beispielgebäude<br />

mit 1.800 m² Wohnfläche.<br />

Die Kosten beziehen sich auf die Anbindung des Wärmeerzeugers, Komponenten<br />

für Wärmeerzeugung <strong>und</strong> Wärmespeicherung, die hydraulische Einbindung<br />

sowie Mess-, Schalt- <strong>und</strong> Regeltechnik, Elektro- <strong>und</strong> Inbetriebnahme. Kosten<br />

für die Lüftungsanlage sind darin nicht enthalten. Sie belaufen sich in diesem<br />

Beispiel netto auf 27.000 Euro für die reine Abluftanlage <strong>und</strong> 130.000 Euro<br />

für die Zu- <strong>und</strong> Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung. 24<br />

Die Kosten für die Wärmeerzeuger in der Kostengruppe 400 variieren sehr<br />

stark. Sie sind bezogen auf die Art der Energieerzeugung <strong>und</strong> reiner Abluftanlage<br />

bei Fernwärme am niedrigsten (29.500 Euro; EnEV 2016) <strong>und</strong> bei dem<br />

System mit Wärmepumpe am höchsten (143.650 Euro; EnEV 2016). Bei den<br />

Varianten mit der Zu- <strong>und</strong> Abluftanlage <strong>und</strong> Wärmerückgewinnung zeigt sich<br />

ein vergleichbares Bild.<br />

Bedingt durch den höheren Dämmstandard in den <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

KfW 55 <strong>und</strong> KfW 40 verringert sich der Heizleistungsbedarf, sodass auch die<br />

Kosten für die Wärmeerzeugungsanlagen aufgr<strong>und</strong> der geringeren Leistungsklassen<br />

sinken können. Dies hängt aber auch mit der Größe des Gebäudes<br />

<strong>zu</strong>sammen. Für kleinere Gebäude wird bei geringerer Heizleistung nicht in<br />

jedem Falle eine geringere Leistungsklasse des Wärmeerzeugers erreicht, die<br />

sich kostenwirksam auswirkt. Bei einer Einfamilienhaus-ähnlichen Baustruktur<br />

ist kein Einspareffekt gegeben.<br />

Bei einem höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standard <strong>und</strong> geringerem Wärmebedarf ist<br />

die Kostendegression bei einer konventionellen Hei<strong>zu</strong>ngsanlage unter Einsatz<br />

von Gas <strong>und</strong> unterstützt durch eine Solaranlage sehr gering, weil die geringere<br />

Nennleistung des Hei<strong>zu</strong>ngskessels keine erheblichen Kostensenkungseffekte<br />

auslöst. Bei Wärmepumpen sinken die Kosten für den Wärmeerzeuger vergleichsweise<br />

stark. Bspw. hängen die Kosten für das gesamte Hei<strong>zu</strong>ngssystem<br />

24<br />

Vgl. EGS-Plan, 2016, S. 20.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 25


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

bei Erdwärmepumpen stark von der Bohrung für die notwendigen Sonden oder<br />

der Kollektorfläche ab. Ein geringerer Heizwärmebedarf wirkt sich proportional<br />

auf den Bohrdurchmesser bzw. die Kollektorfläche aus, sodass hohe Kostenminderungen<br />

realisiert werden können.<br />

EGS-Plan geht überdies davon aus, dass die Architekten- <strong>und</strong> Ingenieurleistungen<br />

in der Kostengruppe 700, die für das Mehrfamilienhaus mit EnEV<br />

2016-Standard vereinfacht mit 16 Prozent der Kosten in den Gruppen 300 <strong>und</strong><br />

400 angegeben werden, für die Standards KfW 55 <strong>und</strong> KfW 40 auf 18 Prozent<br />

steigen.<br />

In der folgenden Tabelle 11 sind die kostenmäßigen Auswirkungen, die durch<br />

die Realisierung unterschiedlicher <strong>Energieeffizienz</strong>standards in den Bauwerkskosten<br />

(KG 300 <strong>und</strong> 400) <strong>und</strong> bei den Planungskosten (Kostengruppe<br />

700) nach den Schät<strong>zu</strong>ngen von EGS-Plan auftreten, dargestellt.<br />

Tabelle 11:<br />

Auswirkungen des <strong>Energieeffizienz</strong>standards auf die Bauwerkskosten nach<br />

ESG-Plan<br />

Kostengruppe EnEV 2016 KfW 55 KfW 40<br />

KG300 100,0 % 103,4 % 108,6 %<br />

KG400<br />

253 €/m² Wfl. – 431 €/m²<br />

Wfl.<br />

KG700 100,0 %<br />

[16 % auf KG 300 <strong>und</strong><br />

400]<br />

251 €/m² Wfl. – 429 €/m²<br />

Wfl.<br />

112,5 %<br />

[18 % auf KG 300 <strong>und</strong><br />

400]<br />

Auswirkungen in der Summe Kostengruppe 300, 400 <strong>und</strong> 700, bei Wahl des<br />

250 €/m² Wfl. – 325 €/m²<br />

Wfl. (439 €)*<br />

112,5 %<br />

[18 % auf KG 300 <strong>und</strong><br />

400]<br />

günstigsten Wärmeerzeugers<br />

1.572 1.652 1.719<br />

teuersten Wärmeerzeugers<br />

1.794 1.875 1.812 (1.955)*<br />

Quelle: Eigene Zusammenstellung <strong>und</strong> Berechnungen auf der Gr<strong>und</strong>lage der Ergebnisse des EGS-Plan-<br />

<strong>Gutachten</strong>s. 25 * Der <strong>Energieeffizienz</strong>standard konnte nach den Ergebnissen der Energieberechnungen<br />

nur mit zwei Hei<strong>zu</strong>ngssystemen erreicht werden (Fernwärme, Pellet-Hei<strong>zu</strong>ng). Auf Planungsebene<br />

wurde für sämtliche Varianten gerechnet <strong>und</strong> auch ein Kostenniveau bei Einsatz von Wärmepumpe mit<br />

Zu- <strong>und</strong> Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung <strong>und</strong> Photovoltaik von 439 €/m² Wfl. ermittelt. Kostenangaben<br />

netto ohne USt.<br />

EGS-Plan setzt für den Bau des Gebäudes im Wesentlichen BKI-Mittelwerte an<br />

<strong>und</strong> hat die auf den Energiestand bezogenen Positionen in den Kostengruppen<br />

300, 400 <strong>und</strong> 700 separat kalkuliert. 26<br />

25<br />

Die Energieberechnungen wurden von EGS-Plan nach den Berechnungsregeln der EnEV/DIN V<br />

18599 mit der Software Solarcomputer durchgeführt. Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Berechnungsergebnisse<br />

wurde die Einstufung in den Energiestandard vorgenommen. Eine Nachjustierung für<br />

bestimmte Arten der Wärmeerzeugung, bspw. eine weitere Variation des Dämmstandards, hat<br />

nicht mehr stattgef<strong>und</strong>en.<br />

26<br />

Die Herkunft der Kosten für die Wärmedämmung <strong>und</strong> die Art des Wärmeerzeugers wird in dem<br />

<strong>Gutachten</strong> nicht aufgeschlüsselt. Voraussichtlich wird es sich um durchschnittliche Kostenangaben<br />

handeln, die aus den Erfahrungen der Ingenieurgesellschaft resultieren bzw. aus Preisabfragen<br />

stammen. Je nach Datengr<strong>und</strong>lage sind in der Praxis deutlich Schwankungen üblich.<br />

26 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Für die einzelnen Kostengruppen ergeben sich in der Planung der <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

nach den Ergebnissen dieser Studie folgende Veränderungen:<br />

• In der KG 300, mit der Kosten <strong>zu</strong> den Bauteilen der Gebäudehülle erfasst<br />

werden, fallen beim KfW 55-Standard gegenüber dem EnEV-<br />

Mindeststandard 3,4 Prozent höhere Kosten an, bei dem KfW 40-<br />

Standard sogar 8,6 Prozent.<br />

• Die Kosten für den Wärmeerzeuger hängen erheblich von der gewählten<br />

Variante <strong>und</strong> somit auch von den jeweiligen Gegebenheiten des<br />

Einzelfalles ab. Die Kosten schwanken in allen drei<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standards erheblich <strong>und</strong> bewegen sich zwischen 250 <strong>und</strong><br />

440 Euro/m² Wohnfläche (netto). Darin sind Kosten für eine reine<br />

Abluftanlage von 15 Euro/m² Wohnfläche bzw. einer Zu- <strong>und</strong> Abluftanlage<br />

mit Wärmerückgewinnung von 72 Euro/m² (netto) berücksichtigt worden.<br />

• In der Kostengruppe 700 steigen die Kosten für Architekten- <strong>und</strong><br />

Ingenieurleistungen bei einem höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standard um 2<br />

Prozentpunkte auf 18 Prozent (Bemessungsgr<strong>und</strong>lage sind die<br />

Kostengruppen 300 <strong>und</strong> 400). 27 Der Anstieg beträgt 12,5 Prozent.<br />

Betrachtet man die Kostenunterschiede in den relevanten Kostengruppen 300,<br />

400 bis 700 in der Summe, so ist für den EnEV 2016-Standard in der verwendeten<br />

Studie von durchschnittlichen Kosten von 1.575 €/m² Wohnfläche (BKI-<br />

Mittelwerte, einschl. separat kalkulierter energiebedingter Kosten, netto)<br />

aus<strong>zu</strong>gehen. Vergleicht man diesen Ausgangswert mit unterschiedlichen Varianten<br />

im KfW 40-Standard, so zeigt sich folgendes Bild:<br />

• Bei Wahl des günstigsten Wärmeerzeugers je Variante (Fernwärme)<br />

steigen die Kosten auf 1.719 €/m² Wohnfläche um 9,1 Prozent an.<br />

• Bei Verwendung des teuersten in der Variantenanordnung verfügbaren<br />

Wärmeerzeugers (Wärmepumpe) steigen diese Kosten im<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standard KfW 40 auf 1.955 €/m² Wohnfläche sogar um<br />

24,1 Prozent an.<br />

• Bei Wahl des teuersten Wärmeerzeugers, mit dem der Energiestandard<br />

KfW 40 gerade noch den Energiebedarfsberechnungen erreicht werden<br />

kann, steigen die Kosten auf 1.812 €/m² um 15,0 Prozent an.<br />

Damit wird deutlich, dass die relevanten Kosten in den Gruppen 300, 400 <strong>und</strong><br />

700 in der Planung im Zusammenspiel von Dämmstandard der Außenhülle <strong>und</strong><br />

Anlagentechnik erheblich von dem betrachteten Energiestandard beeinflusst<br />

werden.<br />

Da die Betrachtungen auf der Ebene eines Typengebäudes durchgeführt worden,<br />

sind diese Angaben – unter Berücksichtigung der verwendeten Kostenkennwerte<br />

– verlässlich, weil gebäudebezogene Besonderheiten nicht <strong>zu</strong> Verzerrungen<br />

führen.<br />

Durch das Ausschreibungsverfahren <strong>und</strong> durch Vergabe können gegenüber den<br />

Kostenschät<strong>zu</strong>ngen/-anschlägen höhere oder niedrigere Kosten realisiert werden.<br />

Dies hängt von individuellen Faktoren ab, bspw. von den eingehenden<br />

Angeboten von bauausführenden Firmen, aber auch dem Geschick <strong>und</strong> der<br />

Marktmacht des Bauherrn.<br />

27<br />

Baunebenkosten (KG) werden in dem <strong>Gutachten</strong> mit insgesamt 23 Prozent (EnEV 2016) <strong>und</strong> 25<br />

Prozent (KfW 55, KfW 40) angegeben <strong>und</strong> bewegen sich in einem üblichen Rahmen.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 27


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Bei der Ausführung der Bauleistungen können weitere Faktoren eine Rolle<br />

spielen, die in der Regel eher <strong>zu</strong> höheren als niedrigeren Kosten führen, sodass<br />

sich Kostenunterschiede bis <strong>zu</strong>r Kostenfeststellung nach Abschluss der<br />

Arbeiten manifestieren bzw. vergrößern können. Sie können auch nivelliert<br />

werden.<br />

So ist nicht aus<strong>zu</strong>schließen, dass sich bei der Realisierung selbst ein <strong>und</strong> desselben<br />

Gebäudes von verschiedenen Bauherrn <strong>und</strong> unterschiedlichen bauausführenden<br />

Firmen sehr unterschiedliche Kostenfeststellungen ergeben, sodass<br />

der Einfluss des <strong>Energieeffizienz</strong>standards auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> lt. Kostenfeststellungen<br />

nivelliert wird, aber auch stärker <strong>zu</strong>m Ausdruck kommen<br />

kann. Solche Veränderungen können <strong>zu</strong>fallsbedingt auch in den Kostengruppen<br />

300, 400 <strong>und</strong> 700 von Gewerken verursacht werden, die mit dem Erreichen<br />

des <strong>Energieeffizienz</strong>stands nicht in Verbindung stehen.<br />

Liegen die Kostenfeststellungen <strong>zu</strong> Gebäuden mit unterschiedlicher Gebäudegeometrie<br />

<strong>und</strong> unterschiedlicher Fassadenarchitektur (Verhältnis von Außenwandöffnungsflächen<br />

<strong>zu</strong> Außenwandflächen) vor, so wirken sich gebäuderelevante<br />

Einflussfaktoren, die anhand von Planungsparametern gesteuert<br />

werden können <strong>und</strong> mit denen das <strong>Baukosten</strong>niveau gr<strong>und</strong>legend bestimmt<br />

wird (siehe oben), auch auf die Höhe der realisierten <strong>Baukosten</strong> aus.<br />

Werden solche individuellen Einflussfaktoren nicht separat kontrolliert, so<br />

werden die anhand von Typengebäuden ermittelten <strong>und</strong> unter ansonsten gleichen<br />

Bedingungen nachweisbaren Kostenunterschiede von <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

nivelliert, ohne dass dies tatsächlich stattgef<strong>und</strong>en hätte. Daher<br />

muss eine entsprechende Methodik solche Einflussfaktoren angemessen, d.h.<br />

auf entsprechend hoher Detailtiefe berücksichtigen.<br />

In der Praxis ist es vergleichsweise aufwändig, die durch das Ausschreibungsverfahren<br />

ausgelösten Änderungen in einer angemessenen Feinkörnigkeit<br />

ab<strong>zu</strong>bilden. Ebenso ist es schwierig, die Änderungen über den Bauprozess<br />

hinweg detailliert nach<strong>zu</strong>verfolgen <strong>und</strong> <strong>zu</strong> kontrollieren. Ein Untersuchungsansatz<br />

könnte so aussehen, dass sämtliche Bauteile, die durch den <strong>Energieeffizienz</strong>standard<br />

beeinflusst werden, im <strong>Baukosten</strong>controlling mit ihren Mengengerüsten<br />

<strong>und</strong> Kostenkennwerten separat betrachtet werden (Energiestandard-bezogene<br />

Kosten).<br />

Nach Abschluss der Maßnahme lässt sich dann anhand der Kostenfeststellungen<br />

zeigen, inwieweit sich die Energiestandard-bezogenen Kosten verändert<br />

haben. Aber auch dieses Vorgehen ist kritisch, da die Veränderung der Kostenkennwerte<br />

bspw. der Ziegel separat von den Kosten des Wärmedammverb<strong>und</strong>systems<br />

betrachtet werden müsste. Es muss daher erst eine eindeutige Separierung<br />

der Kostenbestandteile vorgenommen werden.<br />

Bei Modernisierungsmaßnahmen sind solche Separierungen in den letzten<br />

Jahren durchgeführt worden, um die energiebedingten Mehrkosten innerhalb<br />

der Vollkosten aus<strong>zu</strong>weisen. Die dena-Sanierungsstudie weist bspw. 80 Euro/m²<br />

Wohnfläche energiebedingte Mehrkosten für den Effizienzhaus 100-<br />

Standard bei Vollkosten von 275 €/m² aus. 28 Das Verhältnis energiebedingter<br />

28<br />

Vgl. Deutsche Energie-Agentur (dena)(2010): dena-Sanierungsstudie. Teil 1: Wirtschaftlichkeit<br />

energetischer Modernisierung im Mietwohnungsbestand. Begleitforschung <strong>zu</strong>m dena-<br />

Projekt „Niedrigenergiehaus im Bestand“, Berlin, S. 34.<br />

28 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Mehrkosten (29 Prozent der Vollkosten) <strong>zu</strong> den nicht energiebedingten Kosten<br />

zeigt auf, dass bereits eine geringe Abweichung gegenüber der Planung bei<br />

den nicht energiebedingten Kosten im Verhältnis schwer wiegt. Eine Abweichung<br />

von nur 10 Prozent hat bezogen auf die energiebedingten Kosten einen<br />

Hebel von 24,4 Prozent. Als theoretisches Beispiel: Lässt sich bei den nicht<br />

energiebedingten Kostenbestandteilen eine Einsparung von 10 Prozent oder<br />

19,50 Euro/m² Wohnfläche erzielen <strong>und</strong> werden diese Einsparungen fälschlicherweise<br />

den energiebedingten Mehrkosten <strong>zu</strong>gerechnet, dann nivelliert sich<br />

dieser Anteil um 24,4 Prozent auf 60,50 Euro/m² Wohnfläche. Bei Kostensteigerungen<br />

wiegt dies in die andere Richtung. Für Neubauten ist ein ähnliches<br />

Vorgehen in einem größeren Studienkontext bisher nicht bekannt.<br />

Liegen die Kostenfeststellungen <strong>zu</strong> mehreren unterschiedlichen Bauvorhaben<br />

mit unterschiedlichen Energiestandards vor, so erscheint es nur bei sehr großer<br />

Fallzahl <strong>und</strong> Betrachtung sämtlicher relevanter Einflussfaktoren möglich,<br />

den Einfluss des <strong>Energieeffizienz</strong>standards auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> verlässlich<br />

<strong>zu</strong> kontrollieren. Ein Verfahren ist da<strong>zu</strong> bisher nicht entwickelt worden.<br />

Angesichts dieser Vorüberlegungen erscheint es mit vertretbarem Aufwand<br />

kaum möglich <strong>zu</strong> sein, den vorhandenen Einfluss des <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> über multivariate Analyseverfahren<br />

tatsächlich nach<strong>zu</strong>weisen.<br />

Für die Entwicklung solcher Analyseverfahren liefern die in Kapitel 2.1.2 dargestellten<br />

Studien vielfältige Ansatzpunkte. In Kapitel 3 wird geprüft, wie die<br />

bisher in verschiedenen empirischen Untersuchungen eingesetzten multivariaten<br />

Analysemodelle aufgebaut sind, wie solche Einflüsse abgeleitet werden<br />

können <strong>und</strong> wo auch Aussagegrenzen liegen.<br />

Die Höhe der <strong>Baukosten</strong>unterschiede für verschiedene <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

wird im Planungsprozess anhand von Kostenschät<strong>zu</strong>ngen <strong>und</strong> Kostenanschlägen<br />

berechnet <strong>und</strong> weiter konkretisiert, wenn die Mengengerüste für<br />

einzelne Bauteile ermittelt worden sind.<br />

Werden unterschiedliche <strong>Energieeffizienz</strong>standards für ein <strong>und</strong> dasselbe Gebäude<br />

geplant, so ergeben sich die jeweils anfallenden <strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> –<br />

nebenkosten in den relevanten Kostengruppen 300, 400 <strong>und</strong> 700 im Zusammenspiel<br />

von Maßnahmen an der Gebäudehülle <strong>und</strong> der vorgesehenen Anlagentechnik.<br />

Für höhere <strong>Energieeffizienz</strong>standards ergeben sich – ausgehend von den Mindestanforderungen<br />

der EnEV 2016 – höhere <strong>Baukosten</strong>, weil aufwändigere<br />

Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle notwendig sind (KG300). Bauteilbezogen<br />

steigen die Kosten mit Komponenten nachweislich an, die einen höheren<br />

Dämmstandard besitzen <strong>und</strong> einen geringeren Wärmedurchgangskoeffizienten<br />

(H’ T ) haben.<br />

Für höhere <strong>Energieeffizienz</strong>standards fallen bei der Planung, aber auch für den<br />

Nachweis des erreichten Standards höhere Baunebenkosten an (KG700).<br />

Bezogen auf die Anlagentechnik ergibt sich kein eindeutiger Zusammenhang<br />

<strong>zu</strong>m <strong>Energieeffizienz</strong>standard. Nicht der höhere <strong>Energieeffizienz</strong>standard determiniert<br />

die Kosten allein, sondern die verwendete Anlagentechnik insgesamt.<br />

Der Jahres-Primärenergiebedarf (Q P ) wird – neben dem Dämmstandard –<br />

maßgeblich von der Anlagentechnik <strong>und</strong> dem eingesetzten Energieträger mit<br />

beeinflusst. Der <strong>Energieeffizienz</strong>standard KfW 40 kann nicht mehr mit allen<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 29


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Anlagenkonzepten erreicht werden. Über die <strong>Energieeffizienz</strong>standards hinweg<br />

schwanken die Kosten sehr stark. Das teuerste System ist in dem skizzierten<br />

Beispiel bis <strong>zu</strong> 75 Prozent teurer als das günstigste, mit dem der jeweilige<br />

Energiestandard erreicht werden kann.<br />

Wird die günstigste Anlagentechnik verbaut (Fernwärme, nur Abluft, ohne<br />

Photovoltaik), so steigen die Kosten der Gruppen 300, 400 <strong>und</strong> 700 im KfW<br />

40-Standard gegenüber dem EnEV 2016-Standard deutlich an (9,3 Prozent).<br />

Wird das günstigste Anlagenkonzept bei Einhaltung der EnEV 2016 mit dem<br />

teuersten im KfW-40-Standard (Wärmepumpe, Zu-/Ablauf <strong>und</strong> Wärmerückgewinnung,<br />

mit Photovoltaik) verglichen, so steigen die Kosten erheblich an<br />

(24,1 Prozent; bzw. 15,1 Prozent bei demjenigen, bei dem der Standard mit<br />

einer Pellet-Hei<strong>zu</strong>ng noch eingehalten wird). Die Anlagenkonzepte können<br />

jedoch nicht frei gewählt werden, sondern sind auf die Rahmenbedingungen<br />

des jeweiligen Einzelfalles ab<strong>zu</strong>stimmen (bspw. Verfügbarkeit von Fernwärme,<br />

Lagerplätze für Pellethei<strong>zu</strong>ngen).<br />

Die in der Kostenplanung erstellen Kostenberechnungen (-schät<strong>zu</strong>ngen) können<br />

nahe an den späteren Kostenfeststellungen liegen, wenn sie aus Marktpreisen<br />

vergleichbarer Angebote oder früheren Kostenfeststellungen abgeleitet<br />

wurden. Durch das Ausschreibungsverfahren <strong>und</strong> die Bauausführung können<br />

sich Kostenunterschiede in den <strong>Energieeffizienz</strong>standards nivellieren oder<br />

verstärken.<br />

Liegen lediglich Kostenfeststellungen vor, so können die durch den <strong>Energieeffizienz</strong>standard<br />

ausgelösten, tatsächlich vorhandenen <strong>Baukosten</strong>unterschiede<br />

durch Einflussfaktoren sowohl <strong>zu</strong>fällig als auch systematisch kompensiert<br />

(oder verstärkt) werden, die mit dem <strong>Energieeffizienz</strong>standard nicht in Verbindung<br />

stehen <strong>und</strong> die nur in dem konkreten Einzelfall auftreten. Darüber<br />

liegen keine ausreichenden Erkenntnisse vor. Der Nachweis der Kostenunterschiede<br />

in den Kostenfeststellungen gegenüber der Kostenplanung erfordert<br />

innerhalb des Controllings eine durchgängige Separierung der Energiestandard-bezogenen<br />

<strong>Baukosten</strong>.<br />

In Kostenfeststellungen wird regelmäßig nicht ein <strong>und</strong> dasselbe Gebäude betrachtet,<br />

sondern es werden die Ergebnisse individueller Bauvorhaben nebeneinander<br />

gestellt, wobei sich bspw. unterschiedliche Gebäudegeometrien <strong>und</strong><br />

Fassadenarchitekturen, aber auch Qualitätsstandards bekanntermaßen auf die<br />

Höhe des <strong>Baukosten</strong>niveaus auswirken.<br />

Für den verzerrungsfreien Nachweis von <strong>Baukosten</strong>unterschieden bieten sich<br />

daher generell Typengebäude an, bei denen der Einfluss gebäudebezogener<br />

Faktoren ausgeschaltet ist. Solche Typen sollten entsprechend dem Analyseziel<br />

gewählt werden. Anhand solcher Typengebäude lassen sich Kostenunterschiede<br />

von <strong>Energieeffizienz</strong>standards ebenso darstellen wie diejenigen von<br />

anderen Faktoren (bspw. von bauordnungsrechtlichen Regeländerungen).<br />

Eine Untersuchung der Kostenunterschiede von <strong>Energieeffizienz</strong>standards auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage multivariater Analyseverfahren muss die Komplexität des Untersuchungsgegenstandes<br />

nachvollziehen <strong>und</strong> erfordert aufwändige Erhebungsinstrumente<br />

<strong>und</strong> große Stichproben. Je einfacher ein Modell aufgebaut<br />

ist, desto weniger wird es möglich sein, den Kostenunterschied eines höheren<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standards nach<strong>zu</strong>weisen, obwohl dieser vorhanden ist.<br />

Das bedeutet, dass bei einem Vergleich der <strong>Baukosten</strong> (je m² Wohnfläche) von<br />

mehreren Gebäuden mit unterschiedlichem <strong>Energieeffizienz</strong>standard kein<br />

Kostenunterschied in Be<strong>zu</strong>g auf den <strong>Energieeffizienz</strong>standard herausgearbei-<br />

30 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

tet werden kann, obwohl bei jedem Gebäude mit niedrigem <strong>Energieeffizienz</strong>standard<br />

ein höherer Standard auch <strong>zu</strong> höheren <strong>Baukosten</strong> geführt hätte <strong>und</strong><br />

bei jedem Gebäude mit höherem <strong>Energieeffizienz</strong>standard ein niedrigerer<br />

Standard <strong>zu</strong> niedrigeren <strong>Baukosten</strong> geführt hätte. Einflussfaktoren, die sich<br />

auf die nicht Energiestandard-bezogenen Kosten auswirken, haben eine sehr<br />

große Hebelwirkung <strong>und</strong> können <strong>zu</strong> erheblichen Verzerrungen führen.<br />

2.2. Kostenunterschiede von <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

In den letzten Jahren sind verschiedene Studien veröffentlicht worden, die auf<br />

die Höhe von <strong>Baukosten</strong> aufmerksam gemacht haben <strong>und</strong> in denen Kostenunterschiede<br />

bei der Realisierung verschiedener <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

nachgewiesen worden sind. Die Studien behandeln unterschiedliche Fragestellungen<br />

<strong>und</strong> verwenden teilweise unterschiedliche methodische Ansätze, sodass<br />

die Ergebnisse zwar gegenübergestellt werden können, aber nicht uneingeschränkt<br />

miteinander vergleichbar sind.<br />

Zu Beginn wird auf der Gr<strong>und</strong>lage des Konzeptes von Typenhäusern auf die<br />

<strong>Baukosten</strong>höhe <strong>und</strong> den Kosteneinfluss von <strong>Energieeffizienz</strong>standards eingegangen<br />

(Kapitel 2.2.1; ARGE Kiel/EGS Plan). Im folgenden Kapitel beschäftigt<br />

sich das <strong>Gutachten</strong> im Auftrag des B<strong>und</strong>esministeriums für Verkehr, Bau <strong>und</strong><br />

Stadtentwicklung (BMVBS) sich mit der Frage der Wirtschaftlichkeit von EnEV-<br />

Verschärfungen. Die dort verwendeten Angaben können verwendet werden,<br />

um Kostenunterschiede dar<strong>zu</strong>stellen (Kapitel 2.2.2). Das Kapitel 2.2.3 stellt<br />

eine Studie vor, in der die Kostenunterschiede für verschiedene Qualitätsstandards<br />

<strong>zu</strong> <strong>Energieeffizienz</strong>, <strong>zu</strong>r Barrierefreiheit, <strong>zu</strong>m Schallschutz, <strong>zu</strong>r Dachbegrünung<br />

<strong>und</strong> <strong>zu</strong>r Gestaltung von Außenanlagen gegenübergestellt <strong>und</strong> damit<br />

ins Verhältnis gesetzt werden.<br />

Welche Rolle die Kostenhöhe von <strong>Energieeffizienz</strong>standards bei Entscheidungen<br />

über die Modernisierung von Wohnungs- <strong>und</strong> Gebäudebeständen spielen,<br />

wird in Kapitel 2.2.4 erläutert. Zwar werden damit keine Kosten für Neubaumaßnahmen<br />

gefasst, aber angesichts der nach wie vor hohen Bedeutung von<br />

Modernisierungen im Gebäudebestand r<strong>und</strong>en diese Angaben den <strong>Baukosten</strong>überblick<br />

ab. Zuletzt lassen sich Unterschiede, die auf <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

<strong>zu</strong>rückgeführt werden können, auch anhand der Kosten für einzelne<br />

Bauleistungen exemplarisch darstellen (Kapitel 2.2.5)<br />

2.2.1 Bei Verwendung von Typengebäuden<br />

Typengebäude werden in verschiedenen Studien verwendet <strong>und</strong> sind ein gut<br />

geeigneter Ansatzpunkt, um Kostenunterschiede bspw. verschiedener Bauausführungen<br />

miteinander <strong>zu</strong> vergleichen. Ein Typengebäude ist ein Gebäude, das<br />

für die Beantwortung bestimmter Fragestellungen eigenständig geplant wird.<br />

Je nachdem, für welche Zwecke es geschaffen wird <strong>und</strong> welche Merkmale es<br />

aufweist (z.B. Anzahl Geschosse, Anzahl Wohnungen <strong>und</strong> Wohnfläche, Tiefgarage)<br />

kann es stellvertretend für eine größere Anzahl vergleichbarer Gebäude<br />

untersucht werden <strong>und</strong> damit auch im statistischen Sinne repräsentativ sein.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Wohnen e.V. Kiel (ARGE Kiel) hat ein<br />

solches Typengebäude MFH entwickelt, um den bautechnisch <strong>und</strong> kostenopti-<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 31


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

mierten Mietwohnungsbau in der derzeitigen Baupraxis <strong>zu</strong> analysieren <strong>und</strong><br />

dafür Kostenmittelwerte aus<strong>zu</strong>weisen. 29 Das Typengebäude MFH weist eine<br />

Wohnfläche von 880 m² bei 12 Wohneinheiten auf. Diese <strong>und</strong> weitere Kenngrößen<br />

wurden anhand von statistischen Auswertungen abgeleitet. Im Neubau<br />

des Jahres 2014 sind 32 Prozent der Gebäude <strong>und</strong> 34 Prozent der fertiggestellten<br />

Wohnungen dieser Größenklasse <strong>zu</strong><strong>zu</strong>ordnen. 30<br />

Das Typengebäude des Planungsbüros EGS wurde aus einem Gebäudetyp abgeleitet,<br />

der im <strong>zu</strong>künftigen Stadtteil Freiburg-Dietenbach <strong>zu</strong> erwarten ist, für<br />

den die vergleichenden Untersuchungen <strong>zu</strong> den Kosten von <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

durchgeführt wurden. Mit einer Wohnfläche von 1.800 m² bei 20<br />

Wohneinheiten ist es deutlich größer.<br />

In der folgenden Tabelle 12 sind die wesentlichen Merkmale der beiden Typengebäude<br />

vergleichend gegenüber gestellt.<br />

Tabelle 12:<br />

Überblick über wesentliche Merkmale von zwei Typengebäuden<br />

Bezeichnung Typengebäude MFH Typgebäude „Mehrfamilienhaus“<br />

Büro ARGE Kiel EGS Plan<br />

Wohnfläche (ca. Angabe) 880 m² 1.800 m²<br />

Anzahl WE 12 20<br />

Wohnfläche je WE 73 m² 90 m²<br />

Gebäudenutzfläche A N 1.064 m² 2.420 m²<br />

A/V-Verhältnis 0,42 0,39<br />

Fensterflächenanteil k.A. 30 %<br />

Sonstige Merkmale<br />

freistehend, 3 bis 4 Wohnräume je<br />

Wohnung, zentrales Treppenhaus<br />

(Zwei- bzw. Dreispänner), Flachdach,<br />

ohne Auf<strong>zu</strong>g, ohne Kellergeschoss<br />

Quelle: Walberg 2014, S. 11 f., EGS-Plan 2016, S. 9.<br />

freistehend, unterkellert, leicht<br />

geneigtes Pultdach<br />

Für die Typengebäude liegen den Erstellern die jeweiligen Bauteilflächen vor,<br />

sodass die Mengenangaben mit bauteilspezifischen Kostenkennwerten bewertet<br />

werden können, um die Gesamtbaukosten <strong>zu</strong> ermitteln <strong>und</strong> Kostenunterschiede<br />

für mehrere Ausstattungsvarianten <strong>und</strong>/oder <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

dar<strong>zu</strong>stellen.<br />

Die ARGE Kiel greift für die Ermittlung der <strong>Baukosten</strong> auf ein internes Datenarchiv<br />

<strong>zu</strong>rück, in das Kostenauswertungen <strong>und</strong> Preisdatenbanken sowie Untersuchungsergebnisse<br />

aus b<strong>und</strong>esweit repräsentativen Kostenerhebungen in<br />

Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft einfließen. Für Auswertungen<br />

<strong>zu</strong>m Betrachtungsjahr 2014 lagen beispielsweise Bau- bzw. Bauwerkskostendaten<br />

von mehr als 400 Neubauvorhaben mit ca. 11.000 Wohneinheiten im<br />

Mehrfamilienhausbereich vor, die in den Jahren 2011 bis 2014 errichtet worden<br />

sind. 31 Die Datengr<strong>und</strong>lage ist sehr umfangreich <strong>und</strong> lässt treffsichere<br />

Einschät<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>. Da die Kosten für einzelne Bauleistungen <strong>zu</strong>m Teil deutlich<br />

streuen, werden in den Berichten in der Regel Streuungsparameter wie eine<br />

Spanne, in der die Preise schwanken, mit ausgewiesen.<br />

29<br />

Vgl. Walberg 2014, S. 11.<br />

30<br />

Vgl. Walberg 2014, S. 7f.<br />

31<br />

Vgl. Walberg/Halstenberg 2015, S. 64 f.<br />

32 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

In der folgenden Tabelle sind die Bauwerkskosten der Kostengruppen 300 <strong>und</strong><br />

400 <strong>zu</strong>r besseren Übersicht als Median ausgewiesen. Die Kostenangaben beziehen<br />

sich auf das 1. Quartal 2016. Für den ab dem 1. Januar 2016 geltenden<br />

Mindeststandard nach EnEV (2016) belaufen sich die Kosten für das Typengebäude<br />

MFH auf 1.470 Euro/m² (Wohnfläche). Dem ist ein Endenergieverbrauch je<br />

m² Gebäudenutzfläche von 53 kWh/m²a <strong>zu</strong>geordnet. Der Endenergieverbrauch<br />

bewegt sich nach den Datengr<strong>und</strong>lagen der ARGE Kiel in einer Spanne von 36<br />

bis 83 kWh/m²a.<br />

Würde man das Typengebäude <strong>zu</strong> dem Kostenstand 1. Quartal 2016 nach den<br />

Vorschriften der Wärmeschutzverordnung 1995 errichten, dann würden sich<br />

die <strong>Baukosten</strong> auf lediglich 1.288 Euro/m² belaufen. Wird ein höherer als der<br />

Mindeststandard realisiert, so sind für den Effizienzhaus-Standard 40 um 17,1<br />

Prozent höhere <strong>Baukosten</strong> auf<strong>zu</strong>wenden; sie betragen 1.721 Euro/m² Wfl.<br />

Tabelle 13<br />

Darstellung der Bauwerkskosten (KG 300/400) <strong>und</strong> des Endenergieverbrauchs<br />

für Heizwärme <strong>und</strong> Warmwasserbereitung (Typengebäude ARGE Kiel)<br />

Energetische<br />

Standards im<br />

Neubau<br />

Bauwerkskosten je m²<br />

Wohnfläche<br />

Kostenindex<br />

KG 300-400<br />

Endenergieverbrauch<br />

je m² Gebäudenutzfläche<br />

Verbrauchsdifferenz<br />

[kWh/m²AN a]<br />

Median Median von/ Median /bis Median<br />

WSchV 1995 1.288 €/m² Wfl. 87,6 75/ 113 /134 kWh/m² AN a 60<br />

EnEV 2014 1.377 €/m² Wfl. 93,7 45/ 67 /98 kWh/m² AN a 14<br />

EnEV ab 2016 1.470 €/m² Wfl. 100,0 36/ 53 /83 kWh/m² AN a 0<br />

EffH 55 1.614 €/m² Wfl. 109,8 29/ 40 /67 kWh/m² AN a -13<br />

EffH 40 1.721 €/m² Wfl. 117,1 25/ 36 /58 kWh/m² AN a -17<br />

Quelle: Neitzel/Walberg 2016, S. 42. Berechnungen der ARGE Kiel. Be<strong>zu</strong>g: Typengebäude MFH in seiner<br />

Gr<strong>und</strong>variante, Kostenstand: 1. Quartal 2016, B<strong>und</strong>esdurchschnitt, je m² Wohnfläche, inkl. Mehrwertsteuer<br />

(Bruttokosten).<br />

Der Vergleich der <strong>Baukosten</strong> für das Typengebäude MFH nach der Wärmeschutzverordnung<br />

von 1995 (WSchV 1995) <strong>und</strong> EnEV 2014 zeigt aber, dass mit höheren<br />

Bauwerkskosten von 6,9 Prozent (1.288 auf 1.377 Euro/m² Wfl.) eine Einsparung<br />

des Endenergieverbrauchs um 46 kWh/m²AN a oder 40,7 Prozent<br />

erreicht werden konnte. Der Grenznutzen eines <strong>zu</strong>sätzlich investierten Euro,<br />

mit dem eine Reduzierung des Endenergieverbrauchs erreicht werden soll,<br />

nimmt kontinuierlich ab. D.h. es wird immer teurer, eine <strong>zu</strong>sätzliche Kilowattst<strong>und</strong>e<br />

Endenergie ein<strong>zu</strong>sparen.<br />

Um ausgehend vom EnEV 2016-Standard auf den EffH 40-Standard <strong>zu</strong> gelangen,<br />

sind 251 Euro/m² Wfl. Bauwerkskosten <strong>zu</strong>sätzlich notwendig. Damit können<br />

im Durchschnitt weitere 17 kWh/m²AN a Endenergieverbrauch eingespart<br />

werden. Dabei belaufen sich die durchschnittlichen Bauwerkskosten je eingesparter<br />

kWh/m²AN a Endenergieverbrauch auf 14,76 Euro/m². Die Verringerung<br />

des Endenergieverbrauchs im Vergleich der Standards der Wärmeschutzverordnung<br />

von 1995 <strong>zu</strong> EnEV 2014 hat dagegen nur 1,93 Euro/m² höhere<br />

Bauwerkskosten gekostet. 7,6 Mal weniger als jetzt noch den Standard auf das<br />

EffH 40 <strong>zu</strong> verringern.<br />

Eine Verringerung des Endenergieverbrauchs<br />

auf EffH 40 ist mit<br />

hohen <strong>zu</strong>sätzlichen Bauwerkskosten<br />

verb<strong>und</strong>en<br />

Im Vergleich der verschiedenen energetischen Standards wird deutlich, dass<br />

bei der EnEV ab 2016 das Kriterium der Wirtschaftlichkeit (Amortisationszeit<br />

von weniger als 20 Jahren) nicht mehr gegeben ist. Als gerade noch wirtschaftlich<br />

vertretbar kann der Standard nach EnEV 2014 angesehen werden, insbe-<br />

EnEV 2016 <strong>und</strong> ambitioniertere<br />

Standards nicht mehr wirtschaftlich<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 33


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

sondere in Be<strong>zu</strong>g auf den Wohnungsbau in Mehrgeschossbauweise. 32 Das kostenoptimale<br />

Niveau ist bereits mit dem Standard nach der EnEV 2014 als erreicht<br />

an<strong>zu</strong>sehen.<br />

Dieser Zusammenhang ist in der folgenden Abbildung mit Blick auf die Kostenbelastung<br />

von Mieterhaushalten mit Nebenkosten <strong>und</strong> insbesondere Heizkosten<br />

dargestellt. In einem Gebäude nach EnEV 2016-Mindeststandard belaufen<br />

sich die kalten <strong>und</strong> warmen Betriebskosten auf r<strong>und</strong> 2,07 Euro/m² Wohnfläche<br />

je Monat. Um den Effizienzhaus 55-Standard <strong>zu</strong> erreichen, sind Maßnahmen<br />

erforderlich, die <strong>zu</strong> einer Erhöhung der <strong>Baukosten</strong> um 144,00 Euro/m²<br />

Wohnfläche führen. Im Gegen<strong>zu</strong>g sinken die warmen Betriebskosten um 0,20<br />

Euro/m² Wohnfläche <strong>und</strong> Monat. Gegenüber dem EH 55-Standard steigen die<br />

<strong>Baukosten</strong> um 74 Prozent auf 251 Euro/m² Wohnfläche, während die warmen<br />

Betriebskosten lediglich um 2 ct/m² Monat also um 10 Prozent sinken.<br />

Abbildung 4: Zusammenhang zwischen Bauwerkskosten <strong>und</strong> Einsparung warmer Betriebskosten<br />

Wohnungsneubau darf durch<br />

hohe energetische Standards<br />

nicht gebremst oder verhindert<br />

werden<br />

Angesichts des hohen Einflusses der vorgeschriebenen energetischen Standards<br />

auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> sollten künftig die gesetzlichen Regelungen<br />

<strong>zu</strong>m Klimaschutz so angepasst werden, dass sie Wohnungsneubau nicht bremsen<br />

oder verhindern. Die Anforderungen dürfen nur so gestaltet werden, dass<br />

sich die durch einen höheren Standard entstehenden Mehrkosten bei der Errichtung<br />

eines Gebäudes langfristig durch die Einsparung von Energiekosten<br />

amortisieren lassen. Die Erfüllung dieser Anforderungen muss wirtschaftlich<br />

gestaltbar sein. Investoren muss die Möglichkeit gegeben werden, Mieten oder<br />

Verkaufspreise <strong>zu</strong> erzielen, die ihre Mehrkosten für energieeinsparende Auflagen<br />

decken.<br />

Aus den Kostenaufstellungen des Büros EGS Plan lassen sich für das Typengebäude<br />

Mehrfamilienhaus, das im Freiburger Stadtteil Dietenbach errichtet<br />

werden kann, spezifische Kosten je m² Wohnfläche für unterschiedliche Ener-<br />

32<br />

ARGE 2015a: 38ff. Dies ist vor allem bei einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Fall, bei der<br />

sämtliche Kosten angesetzt werden (Vollkosten-Betrachtung). Diese Vorgehensweise ist für<br />

Investoren als üblich an<strong>zu</strong>sehen. Mehrkosten-Betrachtungen, bspw. der Mehrkosten eines höheren<br />

energetischen Standards, bilden nicht die Entscheidungssituation eines Investors ab,<br />

helfen aber, die Kosteneffekte unterschiedlicher Standards <strong>zu</strong> analysieren.<br />

34 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

giestandards <strong>und</strong> Hei<strong>zu</strong>ngs-/Lüftungskonzepte ermitteln. Der Einfluss der Anlagentechnik<br />

(Hei<strong>zu</strong>ngssystem <strong>und</strong> Lüftungskonzept) auf die <strong>Baukosten</strong> ist<br />

erheblich. Auch innerhalb eines <strong>Energieeffizienz</strong>standards <strong>und</strong> eines Anlagenkonzeptes<br />

kann es je nach der umgesetzten Lösung <strong>zu</strong> Kostenunterschieden<br />

kommen. Jedoch ist erkennbar, dass die <strong>Baukosten</strong> innerhalb eines Hei<strong>zu</strong>ngssystems<br />

<strong>und</strong> eines Lüftungskonzeptes mit höherem <strong>Energieeffizienz</strong>standard<br />

steigen.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 35


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Tabelle 14: Effekte des höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standards auf die Kostengruppe 300,<br />

400 <strong>und</strong> 700 (Beispiel EGS-Plan)<br />

Summe von Kosten je m² Wfl. Lüftung PV<br />

Abluft<br />

m WRG<br />

Hei<strong>zu</strong>ng Energiestandard Nr mPV oPV mPV oPV<br />

BHKW EnEV 5 1.683<br />

10 1.749<br />

20 1.770<br />

35 1.807<br />

50 1.895<br />

KfW 40 Plus 60 2.034<br />

KfW 55 15 1.814<br />

25 1.841<br />

30 1.907<br />

40 1.877<br />

45 1.941<br />

55 1.967<br />

FW Basic 52 1.921<br />

57 1.987<br />

EnEV 2 1.634<br />

17 1.724<br />

32 1.759<br />

47 1.848<br />

KfW 40 12 1.768<br />

27 1.859<br />

KfW 40 Plus 42 1.894<br />

KfW 55 7 1.702<br />

22 1.794<br />

37 1.829<br />

G+S 0 1 1.657<br />

6 1.727<br />

11 1.794<br />

16 1.748<br />

21 1.820<br />

31 1.774<br />

36 1.846<br />

41 1.913<br />

46 1.866<br />

51 1.939<br />

EnEV 26 1.886<br />

56 2.005<br />

Pell Basic 58 2.006<br />

EnEV 3 1.657<br />

18 1.746<br />

33 1.782<br />

48 1.871<br />

KfW 40 13 1.788<br />

28 1.879<br />

KfW 40 Plus 43 1.915<br />

KfW 55 8 1.724<br />

23 1.814<br />

38 1.851<br />

53 1.941<br />

WP Basic 34 1.860<br />

39 1.913<br />

44 1.971<br />

49 1.936<br />

54 1.991<br />

59 2.048<br />

EnEV 4 1.736<br />

19 1.811<br />

KfW 55 9 1.785<br />

14 1.845<br />

24 1.864<br />

29 1.921<br />

Quelle: EGS-Plan, 2016, S. 18; eigene Berechnungen, Kosten je m² Wohnfläche, brutto (inkl. MwSt.),<br />

Kostenstand 2016. Für die Gr<strong>und</strong>baukosten, die unabhängig von dem gewählten energetischen Standard<br />

anfallen, wurden BKI-Mittelwerte als Kennwerte angesetzt.<br />

Anhand von Typengebäuden lassen sich Einflüsse des <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> gut nachweisen, weil Auswirkungen, die von<br />

36 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

unterschiedlichen Architekturkonzepten eines Gebäudes ausgehen, eliminiert<br />

sind.<br />

Sowohl bei dem TypengebäudeMFH der ARGE Kiel als auch dem Typengebäude<br />

Mehrfamilienhaus von EGS Plan zeigt sich, das mit der Wahl eines höheren<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standards <strong>zu</strong>m Teil deutlich höhere <strong>Baukosten</strong> in den Kostengruppen<br />

300 <strong>und</strong> 400 verb<strong>und</strong>en sind.<br />

2.2.2 Entlang von Verschärfungen der EnEV<br />

Im Zusammenhang mit der Novellierung der EnEV, mit der häufig eine Verschärfung<br />

des Anforderungsniveaus bei den Energiestandards verb<strong>und</strong>en war,<br />

sind von der B<strong>und</strong>esregierung <strong>Gutachten</strong> in Auftrag gegeben worden, um die<br />

von den Veränderungen ausgelösten wirtschaftlichen Effekte <strong>zu</strong> ermitteln <strong>und</strong><br />

<strong>zu</strong> bewerten. So hat das B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />

(BMVBS) im Rahmen der Ressortforschung zwei Studien in Auftrag<br />

gegeben, mit der EnEV 2009 evaluiert wurde <strong>und</strong> die vorgesehenen Verschärfungen<br />

<strong>zu</strong>m 1. Januar 2016 bewertet wurden. 33<br />

Diese Studien wurden auch von der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission – ergänzend<br />

<strong>zu</strong> weiteren <strong>Gutachten</strong> – herangezogen, um einen Überblick über die<br />

Höhe der <strong>Baukosten</strong> für unterschiedliche <strong>Energieeffizienz</strong>standards <strong>zu</strong> gewinnen<br />

<strong>und</strong> um die <strong>zu</strong>m Teil divergierenden Auffassungen von Autoren unterschiedlicher<br />

<strong>Gutachten</strong> gegenüber <strong>zu</strong> stellen. 34<br />

Die Studien haben auf der Basis des Referenzgebäudeverfahrens verschiedene<br />

Wohn- <strong>und</strong> Nichtwohngebäude untersucht. Die Berechnungen wurden <strong>zu</strong> 14<br />

verschiedenen Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften <strong>und</strong> Mehrfamilienhäusern<br />

durchgeführt. Da die Studien primär die Wirtschaftlichkeit unterschiedlicher<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>maßnahmen untersucht haben, spielten lediglich deren<br />

Kosten eine Rolle. Zudem wurde nicht auf das Erreichen eines bestimmten<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standards, sondern auf die durch das jeweilige Konzept ausgelöste<br />

Veränderung des Jahres-Primärenergiebedarfes abgestellt.<br />

Für ein Mehrfamilienhaus (groß) mit einer Nutzfläche von 3.811 m² (beheizte<br />

Wohnfläche 2.850 m²) belaufen sich die Mehrkosten auf 26,00 Euro/m² Nutzfläche<br />

(Verminderung des Jahres-Primärenergiebedarfs um 15 Prozent) bzw.<br />

40 Euro/m² Nutzfläche (Verminderung des Jahres-Primärenergiebedarfs um<br />

26 Prozent)(vgl. S. C.15 Basisgutachten). Bezogen auf die (beheizte) Wohnfläche<br />

belaufen sich die Mehrkosten auf 34,77 <strong>und</strong> 53,49 Euro/m² Wohnfläche.<br />

Die Mehrkosten variieren auch in Abhängigkeit davon, ob die <strong>zu</strong>lässigen Referenzwerte<br />

2014 bzw. 2016 mit dem technischen Anlagenkonzept oder über<br />

eine verbesserte Gebäudehülle erreicht werden.<br />

33<br />

Das BMVBS hat hier<strong>zu</strong> zwei Studien an ein Konsortium unter Federführung der Universität Kassel, <strong>zu</strong>ständiger<br />

Projektleiter Prof. Dr. Anton Maas, in Auftrag gegeben: BMVBS (Hrsg.)(2012): Untersuchung <strong>zu</strong>r weiteren<br />

Verschärfung der energetischen Anforderungen an Gebäude mit der EnEV 2012 – Anforderungsmethodik,<br />

Regelwerk <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit, BMVBS-Online-Publikation 05/2012 (Basisgutachten) sowie BMVBS<br />

(Hrsg.)(2012): Ergän<strong>zu</strong>ngsuntersuchung <strong>zu</strong>m Wirtschaftlichkeitsgutachten für die Fortschreibung der Energieeinsparverordnung,<br />

BMVBS-Online-Publikation 30/2012 (Ergän<strong>zu</strong>ngsgutachten). Kostenangaben wurden<br />

aus Vorläufergutachten verwendet <strong>und</strong> auf den Bearbeitungszeitraum des <strong>Gutachten</strong>s Ende 2011/Anfang<br />

2012 aktualisiert. Als Kostenstand ist näherungsweise 1. Quartal 2012 <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>e <strong>zu</strong> legen.<br />

34<br />

BMUB, 2015, S. 74 ff.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 37


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Geht man von <strong>Baukosten</strong> der Gruppe 300 <strong>und</strong> 400 in Höhe von rd. 1.630 €/m²<br />

Wohnfläche aus, so bewegen sich die Mehrkosten für das Mehrfamilienhaus<br />

(groß) in einer Größenordnung von ca. 2,1 bzw. 3,3 Prozent. 35<br />

Häufig wird das Referenzgebäudeverfahren von vielen Bauherren <strong>und</strong> Planern<br />

als exemplarischer Ausführungsvorschlag bzw. konkrete Vorgabe eingestuft,<br />

sodass konkrete Optimierungen im Verhältnis von <strong>Baukosten</strong>, Wirtschaftlichkeit<br />

<strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong> ungenutzt bleiben. In <strong>zu</strong>sätzlich durchgeführten<br />

Ergän<strong>zu</strong>ngsuntersuchungen wurde daher nicht mehr eine baubare Referenzausführung<br />

<strong>zu</strong>r Formulierung des Anforderungsniveaus herangezogen,<br />

sondern als Maßstab wurden Verschärfungen von 12,5 Prozent bzw. 25 Prozent<br />

bezogen auf den aus der Referenzausführung nach EnEV 2009 resultierenden<br />

Jahres-Primärenergiebedarf angesetzt.<br />

Bei optimierter Regelung der Abluftanlage, dem Ansatz von reduzierten Wärmebrückenkorrekturwerten<br />

im Einzelnachweis sowie der Verwendung von<br />

„Luft-/ Wasser-Wärmepumpen“ <strong>und</strong> „Pellet-Systemen“ (als ein Alternativsystem)<br />

anstelle eines „Brennwertsystems mit solar unterstützter Warmwasserbereitung“<br />

(Referenzgebäude) lassen sich die <strong>zu</strong>sätzlichen Investitionskosten<br />

gegenüber dem Referenzrahmen der EnEV 2009 deutlich vermindern. Allerding<br />

fallen bspw. für die detaillierte Berechnung des Wärmeverlustes, der<br />

durch Wärmebrücken entsteht, gegenüber dem pauschalen Ansatz höhere<br />

Planungskosten in einer Größenordnung von 1.000 Euro an, sodass gegenläufige<br />

Effekte berücksichtigt werden müssen.<br />

Für das große Mehrfamilienhaus kann es – je nach gewählter Alternative –<br />

sowohl <strong>zu</strong> Mehrkosten, <strong>zu</strong> kostenneutralen Lösungen als auch <strong>zu</strong> geringeren<br />

Investitionskosten kommen. Bei optimiertem baulichen Wärmeschutz <strong>und</strong><br />

Einsatz einer optimalen Regelung der Abluftanlage belaufen sich die Mehrkosten<br />

auf 11,27 Euro/m² beheizter Fläche (EnEV 2014 - Brennwertkessel <strong>und</strong><br />

solar-unterstützte Warmwasserbereitung; Einsparung des Jahres-<br />

Primärenergiebedarfs um 18 Prozent) bzw. auf 35,58 Euro/m² (EnEV 2016 –<br />

Brennwertkessel <strong>und</strong> solar-unterstützte Warmwasserbereitung; Einsparung<br />

Jahres-Primärenergiebedarf von 30 Prozent) (vgl. S. B.10 Ergän<strong>zu</strong>ngsgutachten).<br />

Die Mehrkosten liegen bei 0,7 bzw. 2,2 Prozent. 36<br />

Zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit von unterschiedlichen Anlagenkonzepten<br />

wurde darauf hingewiesen, dass nicht nur die anfänglichen <strong>Baukosten</strong> eine<br />

Rolle spielen, sondern durch unterschiedliche jährliche Betriebs- <strong>und</strong> Wartungskosten<br />

<strong>zu</strong> berücksichtigen sind. Dadurch kann sich die Wirtschaftlichkeit<br />

deutlich ändern.<br />

35<br />

Vgl. InWIS (2015): Übersicht <strong>zu</strong> kostengünstigen Projekten im sozialen Wohnungsbau, Ergebnisvorstellung<br />

im Rahmen der 6. Sit<strong>zu</strong>ng der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission, 21. April 2015,<br />

S. 5. Die <strong>Baukosten</strong> in Höhe von 1.700 €/m² Wohnfläche (Median Kostengruppe 300 <strong>und</strong> 400)<br />

für eher kostengünstig erstellte größeren Mehrfamilienhäuser wurden für die Zwecke dieser<br />

Berechnung vom Basisjahr 2014 auf das Basisjahr 2012 umgerechnet. Als Datenbasis konnten<br />

13 Bauvorhaben angesetzt werden. Kosten können erheblich streuen. Für eher nicht kostengünstig<br />

erstellte Mehrfamilienhäuser beliefen sich die <strong>Baukosten</strong> der Kostengruppen 300 <strong>und</strong><br />

400 auf 2.450 €/m² Wohnfläche (Basisjahr 2014).<br />

36<br />

Bei Einsatz eines Pelletkessels können die Investitionskosten gegenüber der Referenzausführung<br />

EnEV 2009 um 8,13 €/m² beheizte Fläche gesenkt werden (EnEV 2014 – Pelletkessel;<br />

Einsparung Jahres-Primärenergiebedarf 30 %). Bezogen auf das Anforderungsniveau von 2016<br />

wird der Einsatz eines Pelletkessels als kostenneutral gewertet (Mehrkosten von 0,33 €/m²<br />

beheizte Fläche). Bei Einsatz bspw. von Pelletkessel <strong>und</strong> Wärmepumpen fallen gegenüber der<br />

Brennwerttechnik mit solarer Hei<strong>zu</strong>ngsunterstüt<strong>zu</strong>ng höhere jährliche Wartungskosten an. Eine<br />

Behei<strong>zu</strong>ng mit Pelletkesseln ist je nach den Rahmenbedingungen vor Ort nicht für jede<br />

Baumaßnahme realisierbar.<br />

38 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Zur Evaluierung der EnEV 2009 <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r Einschät<strong>zu</strong>ng der Effekte der Verschärfungen<br />

der EnEV für den Neubau von Gebäuden <strong>zu</strong>m 1. Januar 2016 hat die<br />

B<strong>und</strong>esregierung mehrere Studien in Auftrag gegeben.<br />

Anhand der Ergebnisse der Studien können auch die <strong>Baukosten</strong>steigerungen<br />

abgeschätzt werden, die durch ein höheres EnEV-Anforderungsniveau ausgelöst<br />

werden. Die Verschärfung <strong>zu</strong>m 1. Januar 2016 führt nach den Studienergebnissen<br />

im Mehrfamilienhausbereich <strong>zu</strong> höheren <strong>Baukosten</strong> in den Kostengruppen<br />

300 <strong>und</strong> 400 von bis <strong>zu</strong> 3,3 Prozent, die sich durch Optimierungen<br />

auf 2,2 Prozent begrenzen lassen.<br />

Die Verschärfungen der EnEV wurden in den letzten Jahren von <strong>Gutachten</strong><br />

begleitet, die von der B<strong>und</strong>esregierung in Auftrag gegeben wurden, um die<br />

EnEV-Änderungen <strong>zu</strong> evaluieren <strong>und</strong> weitere Erhöhungen des Anforderungsniveaus<br />

insbesondere mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit <strong>zu</strong> untersuchen. Auch<br />

die höheren <strong>Baukosten</strong> für die erforderlichen <strong>Energieeffizienz</strong>maßnahmen<br />

spielten bei der Beurteilung eine Rolle.<br />

Bei der Verschärfung des Anforderungsniveaus in der EnEV 2014 für neu errichtete<br />

Gebäude <strong>zu</strong>m 1. Januar 2016 gegenüber der EnEV 2009 wurde der<br />

höchst<strong>zu</strong>lässige Jahres-Primärenergiebedarf um 25 Prozent <strong>und</strong> der maximal<br />

erlaubte, mittlere Wärmeverlust durch die Gebäudehülle um 20 Prozent verringert.<br />

Für ein Mehrfamilienhaus bewegen sich die Mehrkosten für einen Standard,<br />

der das Anforderungsniveau der EnEV 2014 <strong>zu</strong>m 1. Januar 2016 erfüllt bzw.<br />

übererfüllt, in einer Größenordnung von 53,50 Euro/m² Wohnfläche bei Übernahme<br />

der Referenzausführung bzw. bei Optimierung der Anlagentechnik auf<br />

35,60 Euro/m² Wohnfläche (<strong>zu</strong>m Kostenstand des <strong>Gutachten</strong>s 1. Quartal 2012;<br />

angepasst mit dem Preisindex für Bauleistungen ergeben sich Kostensteigerungen<br />

von 57,50 bzw. 38,30 Euro/m²). Dies entspricht einer Kostenerhöhung<br />

von 3,3 bzw. 2,2 Prozent auf angenommene <strong>Baukosten</strong> der Kostengruppe 300<br />

<strong>und</strong> 400 von 1.630 Euro/m² Wohnfläche.<br />

Auch die von der B<strong>und</strong>esregierung in Auftrag gegebenen Evaluierungsgutachten<br />

weisen einen Kostenanstieg im Zusammenhang mit einem höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standard<br />

nach Verschärfung der EnEV nach. Die Kostensteigerungen<br />

bewegen sich eher an der unteren Grenze der Studien, die sich mit dem<br />

energieeffizienz-induzierten Anstieg der <strong>Baukosten</strong> befasst haben <strong>und</strong> die in<br />

diesem <strong>Gutachten</strong> aufbereitet wurden.<br />

2.2.3 Im Verhältnis <strong>zu</strong> anderen Qualitätsmerkmalen von<br />

Wohngebäuden<br />

Dieses <strong>Gutachten</strong> fokussiert vor allem auf den Einfluss unterschiedlicher <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

auf die Höhe von <strong>Baukosten</strong>. Oft werden solche Standards<br />

nicht losgelöst von der Entscheidung über andere Qualitätsmerkmale<br />

von Wohngebäuden beurteilt. Bei der Planung eines Wohngebäudes wird regelmäßig<br />

über den <strong>Energieeffizienz</strong>standard, den Grad der Barrierefreiheit/-<br />

armut <strong>und</strong> die Gestaltung der Außenanlagen gemeinsam entschieden. Daneben<br />

spielen auch gr<strong>und</strong>legende Fragen des einfachen oder erhöhten Schallschutzes<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 39


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

eine Rolle. Unter ökologischen Gesichtspunkten wird in den letzten Jahren<br />

über Dach- <strong>und</strong> Fassadenbegrünung diskutiert.<br />

Diese Qualitätsmerkmale, die hinsichtlich ihrer Ausgestaltung in weitere Kategorien<br />

ausdifferenziert werden können, führen regelmäßig <strong>zu</strong> höheren Kosten,<br />

sodass es sinnvoll ist, die unterschiedlichen Einflussbeiträge solcher Merkmale<br />

vergleichend gegenüber <strong>zu</strong> stellen. Stoy hat die Kostenunterschiede dieser<br />

Qualitätsmerkmale in einem Forschungsvorhaben, das im Rahmen der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission<br />

beauftragt worden ist <strong>und</strong> dessen Ergebnisse im Bericht<br />

der Kommission verarbeitet wurden, detailliert untersucht <strong>und</strong> damit<br />

eine Vergleichsgr<strong>und</strong>lage geschaffen. 37<br />

Zur Ausdifferenzierung weiterer Qualitätsstufen der Merkmale lehnt Stoy sich<br />

an die Qualitätsstufen des Qualitätssiegels „Nachhaltiger Wohnungsbau (Na-<br />

Woh)(Version 3.0, Juni 2013) an <strong>und</strong> formuliert folgende Abstufungen:<br />

• Qualitätsstufe 0 (Mindestqualität)<br />

Die EnEV (2009) wird eingehalten.<br />

• Qualitätsstufe 1 (leicht übererfüllt)<br />

Das Gebäude entspricht dem Niveau eines Effizienzhauses 70 <strong>und</strong><br />

benötigt maximal 70 Prozent des Jahres-Primärenergiebedarf Q P im<br />

Vergleich <strong>zu</strong>m Referenzgebäude nach EnEV.<br />

• Qualitätsstufe 2 (übererfüllt)<br />

Das Gebäude entspricht dem Niveau eines Effizienzhauses 55 <strong>und</strong><br />

benötigt maximal 55 Prozent des Jahres-Primärenergiebedarf Q P im<br />

Vergleich <strong>zu</strong>m Referenzgebäude nach EnEV. Gebäude der Qualität<br />

„Effizienzhaus 55 (Passivhaus)“ sind ebenfalls enthalten.<br />

• Qualitätsstufe 3 (deutlich übererfüllt)<br />

Das Gebäude entspricht dem Niveau eines Effizienzhauses 40 <strong>und</strong><br />

benötigt maximal 40 Prozent des Jahres-Primärenergiebedarf Q P im<br />

Vergleich <strong>zu</strong>m Referenzgebäude nach EnEV. Gebäude der Qualität<br />

„Effizienzhaus 40 (Passivhaus)“ sind ebenfalls enthalten.<br />

Ausgangspunkt für die <strong>Baukosten</strong>vergleiche ist ein Median-Kostenkennwert für<br />

die Kostengruppen 300 <strong>und</strong> 400 in Höhe von 1.332 Euro/m² Wohnfläche, der<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage der in der BKI-Datenbank enthaltenen Gebäude berechnet<br />

wurde (Kostenstand 1. Quartal 2014, B<strong>und</strong>esdurchschnitt, Bruttokosten inklusive<br />

Umsatzsteuer). Die Mehrkosten der einzelnen Qualitätsstufen gegenüber<br />

der Stufe 0 belaufen sich auf:<br />

• Qualitätsstufe 1 (EH 70-Standard): durchschnittlich 7,6 Prozent, Spanne<br />

von 6,5 bis 9,3 Prozent;<br />

• Qualitätsstufe 2 (EH 55-Standard): durchschnittlich 16,5 Prozent, Spanne<br />

von 14,3 bis 19,5 Prozent;<br />

• Qualitätsstufe 3 (EH 40-Standard): durchschnittlich 21,4 Prozent, 18,7<br />

bis 25,9 Prozent.<br />

Die Ergebnisse sind in der folgenden Grafik unter dem Eintrag „BKI“ dargestellt<br />

<strong>und</strong> mit den Studien des Institutes Wohnen <strong>und</strong> Umwelt (IWU) <strong>und</strong> von<br />

37<br />

Vgl. Stoy, Christian/Hagmann, Christopher (2015): Einfluss von Qualitätsstufen beim Bauen,<br />

Stuttgart, 2015 (Forschungsbericht im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau), S. 7 ff.<br />

Die Ergebnisse sind im Bericht der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission ab S. 52 verarbeitet<br />

(BMUB, 2015, S. 52 ff.)<br />

40 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Walberg verglichen 38 . Sowohl die Höhe der <strong>Baukosten</strong> als auch die Kostenunterschiede<br />

zwischen einzelnen <strong>Energieeffizienz</strong>standards zeigen eine weitgehende<br />

Übereinstimmung auf.<br />

Abbildung 5:<br />

Überblick über die Mehrkosten verschiedener Qualitätsstufen (<strong>Energieeffizienz</strong>standards)<br />

im Vergleich <strong>zu</strong> anderen Studienergebnissen<br />

Quelle: Stoy/Hagmann 2015, S. 6. 39<br />

Die Höhe der ermittelten <strong>Baukosten</strong> schwankt zwischen 1.332 <strong>und</strong> 1.400 Euro<br />

je m² Wohnfläche. Der EH 70-Standard führt <strong>zu</strong> höheren Kosten in einer Bandbreite<br />

von 5,4 bis 11,2 Prozent, je nachdem, welche Studie <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>e gelegt<br />

wird. Bei dem EH 40-Standard liegen die Kostensteigerungen bei 18,9 bis 26,3<br />

Prozent. Im Vergleich liegen die Kostensteigerungen in Be<strong>zu</strong>g auf den jeweiligen<br />

Median beim IWU am unteren Ende der Spanne, die Ergebnisse von Walberg<br />

am oberen Ende. Stoy bewegt sich mit den ermittelten BKI-Werten im<br />

Mittelfeld. Diese Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt.<br />

Tabelle 15:<br />

Vergleich der Ermittlung von Kostenauswirkungen von Qualitätsstufen von<br />

<strong>Energieeffizienz</strong><br />

<strong>Energieeffizienz</strong> Qualitätsstufe 0<br />

[€/m 2 Wfl.]<br />

Qualitätsstufe 1<br />

[Δ in % <strong>zu</strong> Q0]<br />

Qualitätsstufe 2<br />

[Δ in % <strong>zu</strong> Q0]<br />

Qualitätsstufe 3<br />

[Δ in % <strong>zu</strong> Q0]<br />

Median<br />

Median<br />

Median<br />

Median<br />

IWU (2011) 1.400 5,4% 13,6% 18,9%<br />

Walberg (2014) 1.334 11,2% 17,5% 26,3%<br />

BKI 1.332 7,6% 16,5% 21,4%<br />

Quelle: Stoy/Hagmann 2015, S. 15.<br />

Im Vergleich der eingangs skizzierten unterschiedlichen Qualitätsmerkmale<br />

zeigt sich, dass die Wahl des <strong>Energieeffizienz</strong>standards den stärksten Einfluss<br />

auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> ausüben kann. Bei dem EH 40-Standard kann es <strong>zu</strong><br />

<strong>Baukosten</strong>steigerungen gegenüber dem EnEV 2009-Standard von bis <strong>zu</strong> 26<br />

Prozent kommen.<br />

Ein hoher Kosteneinfluss ergibt sich auch durch eine höhere Qualitätsstufe bei<br />

der barrierefreien Erschließung eines Gebäudes <strong>und</strong> der darin befindlichen<br />

38<br />

Vgl. Institut Wohnen <strong>und</strong> Umwelt – IWU (2011): Evaluierung <strong>und</strong> Fortentwicklung der EnEV<br />

2009: Untersuchung <strong>zu</strong> ökonomischen Randbedingungen im Wohnungsbau – Endbericht.<br />

BBSR, Bonn, sowie Walberg 2014.<br />

39<br />

Vgl. Stoy, Christian/Hagmann, Christopher (2015a): Einfluss von Qualitätsstufen beim Bauen,<br />

Präsentation <strong>zu</strong>r 5. Sit<strong>zu</strong>ng der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission am 24. März 2015.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 41


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Wohnungen. Bis <strong>zu</strong> 20 Prozent höhere Kosten sind <strong>zu</strong> erwarten, wenn in der<br />

Qualitätsstufe 2 <strong>zu</strong>r Barrierefreiheit alle Geschosse barrierefrei nach DIN<br />

18025 Teil 2 gestaltet werden <strong>und</strong> ab 10 Wohnungen eine Wohnung rollstuhlgerecht<br />

nach DIN 18040-2 errichtet wurde.<br />

Abbildung 6:<br />

Vergleich der Mehrkosten verschiedener Qualitätsmerkmale <strong>zu</strong> den Kostensteigerungen<br />

für höhere <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Quelle: Stoy/Hagmann 2015a, S. 13, eigene Darstellung. Zum Zwecke der besseren Einordnung wurden<br />

wesentliche Merkmale, die eine Qualitätsstufe des NaWoh charakterisieren, aus dem <strong>Gutachten</strong> entnommen<br />

<strong>und</strong> den Kostenspannen textlich hin<strong>zu</strong>gefügt. Für eine vollständige Darstellung der einzelnen<br />

Qualitätsstufen <strong>und</strong> deren Beschreibung siehe Stoy/Hagmann 2015, S. 14 ff. oder die übersichtliche<br />

Zusammenstellung in BMUB 2015, S. 157.<br />

Für die anderen untersuchten Qualitätsmerkmale wie Schallschutz, Außenanlagen<br />

<strong>und</strong> Dachbegrünung ergeben sich weniger hohe Kostensteigerungen.<br />

Werden jeweils die höchsten Qualitätsstufen gewählt, so ergeben sich in<br />

Summe erhebliche Kostensteigerungen gegenüber dem Ausgangsniveau der<br />

Qualitätsstufe 0. Allerdings wurde von Stoy nicht untersucht, ob bei Anwendung<br />

jeweils der höchsten Qualitätsstufen die Kosten kumuliert werden dürfen<br />

oder ob durch Synergieeffekte die Kosten unterproportional steigen.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage von Daten aus der BKI-Datenbank (Median-Kostenwerte für<br />

Mehrfamilienhäuser) ergeben sich deutliche Mehrkosten, wenn gegenüber<br />

dem EnEV 2009-Anforderungsniveau ein höherer <strong>Energieeffizienz</strong>standard<br />

gewählt wird.<br />

Die Mehrkosten belaufen sich gegenüber einem Ausgangsniveau der Kostengruppe<br />

300 <strong>und</strong> 400 von 1.332 Euro/m² Wohnfläche (KG 300/400, inkl. USt.,<br />

1. Quartal 2014) im Durchschnitt bei dem Effizienzstandard EH 70 auf 101<br />

Euro/m² (plus 7,6 Prozent), bei dem Effizienzstandard EH 55 auf 220 Euro/m²<br />

(plus 16,5 Prozent) <strong>und</strong> bei dem Effizienzstandard EH 40 auf 285 Euro/m²<br />

(plus 21,4 Prozent) (nachrichtlich Kostenstand 1. Quartal 2016: 105 Euro/m²,<br />

227 Euro/m² <strong>und</strong> 294 Euro/m²).<br />

Im Vergleich <strong>zu</strong> anderen Qualitätsmerkmalen eines Wohngebäudes wie Grad<br />

der Barrierefreiheit, Schallschutz, Gestaltung der Außenanlagen <strong>und</strong> Dachbegrünung<br />

wird die Höhe der <strong>Baukosten</strong> am stärkten durch die Wahl des <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

bestimmt.<br />

42 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

2.2.4 Im Entscheidungskontext von Wohnungsunternehmen<br />

Die Höhe der <strong>Baukosten</strong> für unterschiedliche <strong>Energieeffizienz</strong>standards ist<br />

nicht nur beim Neubau von Gebäuden von Bedeutung, sondern auch für die<br />

Sanierung von Wohnungs- <strong>und</strong> Gebäudebeständen. Gebäudeeigentümer, wie<br />

insbesondere Wohnungsunternehmen, treffen im Rahmen von Portfolio-<br />

Analysen <strong>zu</strong>r Weiterentwicklung von Wohnungsbeständen in einzelnen Quartieren<br />

auch Entscheidungen darüber, auf welchen <strong>Energieeffizienz</strong>standard<br />

modernisiert werden soll.<br />

Die Entscheidung findet bezogen auf den <strong>Energieeffizienz</strong>standard u.a. im<br />

Spannungsfeld der Höhe der Bau- <strong>und</strong> Modernisierungskosten, dem vorhandenen<br />

Steigerungspotenzial der Nettokaltmiete bei den derzeitigen Bewohnern<br />

<strong>und</strong> potenziell erreichbaren Mietergruppen sowie der unter gewöhnlichen<br />

Umständen erzielbaren Energiekosteneinsparung statt. Aus dem Blickwinkel<br />

des Wohnungsunternehmens steht die Wirtschaftlichkeit von Modernisierungsmaßnahmen<br />

im Vordergr<strong>und</strong>, für die Mieterhaushalte steht die Bruttowarmmietbelastung<br />

nach Durchführung der Modernisierung im Vordergr<strong>und</strong>. Die<br />

Entscheidung ist komplexer als hier angedeutet <strong>und</strong> bezieht bspw. die künftige<br />

Entwicklung von Wohnungsteilmärkten, aber auch unternehmensindividuelle<br />

Aspekte wie die Finanzierungskraft mit ein. Darauf soll für die Zwecke dieses<br />

<strong>Gutachten</strong>s nicht eingegangen werden.<br />

Im Gr<strong>und</strong>e sind auch bei Modernisierungsentscheidungen die gleichen Gesichtspunkte<br />

<strong>zu</strong> beachten, wie bei der Errichtung eines Neubaus. Da aber häufig<br />

Wohnungsbestände modernisiert werden sollen, die <strong>zu</strong>m Zeitpunkt der<br />

Modernisierungsentscheidung oft noch vermietet sind, <strong>und</strong> den oftmals älteren<br />

<strong>und</strong> langjährigen Bewohnern die Perspektive eröffnet werden soll, am<br />

gewohnten Standort auch in den modernisierten Beständen wohnen <strong>zu</strong> bleiben,<br />

ist die Mietzahlungsfähigkeit der derzeitigen Bewohner in die Überlegungen<br />

mit ein<strong>zu</strong>beziehen. Soll eine bestimmte Mindestwirtschaftlichkeit einer<br />

komplexen Modernisierung aus Wohnwertverbesserungen <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong>steigerung<br />

nicht unterschritten werden, so sind Entscheidungen, die <strong>zu</strong><br />

höheren <strong>Baukosten</strong> führen <strong>und</strong> die Bruttowarmmietbelastung erhöhen, besonders<br />

sensibel <strong>zu</strong> treffen. Bei Neubauentscheidungen kann hingegen auf die am<br />

(freien) Wohnungsmarkt erreichbaren Zielgruppen abgestellt, wobei <strong>zu</strong> beachten<br />

ist, dass gerade für mittlere Einkommensgruppen adäquater bezahlbarer<br />

Wohnraum fehlt.<br />

In dem Forschungsvorhaben „<strong>Energieeffizienz</strong> mit städtebaulicher Breitenwirkung“<br />

wurden anhand verschiedener Gebäude aus den 1950er bis 1970er<br />

Jahren die energiebedingten Modernisierungskosten für die <strong>Energieeffizienz</strong>standard<br />

KfW 130 bis KfW 55 (in der damaligen Nomenklatur) nach EnEV 2009<br />

ausgewiesen <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen durchgeführt. 40<br />

40<br />

Vgl. Schulze Darup, Burkhard/Neitzel, Michael (2011): <strong>Energieeffizienz</strong> mit städtebaulicher<br />

Breitenwirkung. Technische <strong>und</strong> wirtschaftliche Vorausset<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>r flächenhaften Umset<strong>zu</strong>ng<br />

von energetisch hochwertigen Modernisierungen in <strong>zu</strong>sammenhängenden Wohnquartieren,<br />

Berlin, Anlage 2 (Forschungsvorhaben unter Federführung des B<strong>und</strong>esverbandes deutscher<br />

Wohnungs- <strong>und</strong> Immobilienunternehmen e.V. – GdW, gefördert mit Mitteln der Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esstiftung Umwelt – DBU), S. 76.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 43


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

In der folgenden Abbildung sind die Unterschiede in den <strong>Baukosten</strong> für die<br />

jeweilige Modernisierungsmaßnahme (KG 300/400) für das Beispiel eines<br />

Gebäudes aus Karlsruhe dargestellt, die mit den <strong>Energieeffizienz</strong>maßnahmen<br />

<strong>zu</strong>sammenhängen. Die Kosten für den Standard KfW 55 liegen um 26 Prozent<br />

höher als die Kosten für den KfW 100-Standard. Entscheidend für den Kostenanstieg<br />

sind vor allem die reinen <strong>Baukosten</strong> in den Kostengruppen 300 <strong>und</strong><br />

400, aber auch der Planungsaufwand <strong>und</strong> die Kosten für die erforderlichen<br />

Energiegutachten steigen bei höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standards deutlich an.<br />

Abbildung 7:<br />

Charakteristische Bau-/Modernisierungskosten der energetisch bedingten<br />

Bauteile für ein Mehrfamilienhaus der 1950er <strong>und</strong> 1960er Jahre einschließlich<br />

Nebenkosten (Projektbeispiel Karlsruhe)<br />

Quelle: Schulze Darup/Neitzel 2011, S. 75. Kostenangaben der Kostengruppe 300/400 <strong>und</strong> darauf<br />

entfallende Nebenkosten je m² Wohnfläche inkl. USt., Kostenstand ca. 3. Quartal 2009. 41<br />

In der folgenden Tabelle sind die Kostenangaben für sieben in dem Projekt<br />

untersuchte <strong>und</strong> für die unternehmerische Wohnungswirtschaft typische<br />

Wohngebäudebestände der 1950er bis 1970er Jahre auf den Kostenstand 1.<br />

Quartal 2016 hochgerechnet. 42<br />

Im Durchschnitt belaufen sich die energiebedingten Kosten für die Modernisierungsmaßnahme<br />

auf 440 Euro/m² Wohnfläche. Bei Wahl des anspruchsvollsten<br />

in der Tabelle dargestellten <strong>Energieeffizienz</strong>standards (KfW 55) betragen<br />

die Kosten im Durchschnitt 556 Euro/m² Wohnfläche <strong>und</strong> erreichen in der<br />

Spitze ein Niveau von 640 Euro/m² Wohnfläche (Beispiel Potsdam). Die prozentualen<br />

Mehrkosten des Standards KfW 55 gegenüber KfW 100 belaufen sich<br />

auf 26,3 Prozent (in einer Spanne von 22,1 bis 29,4 Prozent).<br />

41<br />

Dem Bericht war explizit keine Angabe <strong>zu</strong>m Kostenstand <strong>zu</strong> entnehmen. Die Berechnungen<br />

wurden <strong>zu</strong> Beginn des Jahres 2009 durchgeführt <strong>und</strong> sind im Laufe des Projektes verfeinert<br />

worden. Es wird ein Kostenstand 3. Quartal 2009 aufgr<strong>und</strong> des Projektverlaufes angenommen.<br />

42<br />

Anmerkung: Die Gebäudebeispiele, die für das Forschungsprojekt stellvertretend für einen<br />

größere Anzahl <strong>zu</strong>sammenhängend errichteter Wohngebäude in Quartieren ausgewählt worden<br />

sind, wurden in der Forschungsdokumentation ausführlich beschrieben. Die für die Kostenschät<strong>zu</strong>ng<br />

verwendeten Kennwerte stammen aus der Projekterfahrung von Projektpartner<br />

Schulze Darup <strong>und</strong> wurden von den teilnehmenden Wohnungsbaugesellschaften auf Plausibilität<br />

geprüft. Vgl. hier<strong>zu</strong> im Einzelnen Schulze Darup/Neitzel 2011, Anlage 1, Teil E. Projektbeschreibung,<br />

S. 220 – 371.<br />

44 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Tabelle 16:<br />

Kostenunterschiede von unterschiedlichen <strong>Energieeffizienz</strong>standards in der<br />

Modernisierung anhand von sieben Projektbeispielen<br />

Euro/m² Wfl. Bielefeld Bochum Dortm<strong>und</strong> Essen Karlsruhe Nürnberg Potsdam<br />

KfW 130 400 365 435 415 400 355 495<br />

KfW 115 420 380 450 430 415 370 510<br />

KfW 100 435 395 465 445 430 385 525<br />

KfW 85 485 425 500 480 465 420 560<br />

KfW 70 515 465 540 520 505 460 600<br />

KfW 55 555 505 580 565 545 500 640<br />

Quelle: Schulze Darup/Neitzel 2011, S. 126. Kostengruppen 300, 400 <strong>und</strong> 700, Kostenangaben inkl.<br />

USt. je m² Wohnfläche. Die Angaben wurden mit dem Preisindex für Bauleistungen auf den Kostenstand<br />

1. Quartal 2016 hochgerechnet <strong>und</strong> auf volle 5 Euro ger<strong>und</strong>et.<br />

Für das Projektbeispiel Karlsruhe beläuft sich die Differenz der Modernisierungskosten<br />

für den <strong>Energieeffizienz</strong>standard KfW 55 gegenüber KfW 100 auf<br />

115 Euro/m²Wohnfläche.<br />

Die ARGE Kiel hat für Beispielgebäude des mehrgeschossigen Wohnungsbaus<br />

der Baujahr vor 1979 exemplarisch Modernisierungskosten der Kostengruppe<br />

300 <strong>und</strong> 400 für unterschiedliche <strong>Energieeffizienz</strong>standards dargestellt. Die<br />

Kosten liegen deutlich über den fortgeschriebenen Werten des Forschungsvorhabens<br />

„<strong>Energieeffizienz</strong> mit städtebaulicher Breitenwirkung“.<br />

Bei einer Modernisierung auf den EH 100-Standard (EnEV 2016) fallen Kosten<br />

von durchschnittlich 395 Euro/m² Wohnfläche an. Dies bedeutet bereits Mehrkosten<br />

in Höhe von 83 Euro/m² gegenüber dem für den Bestand geltenden<br />

Mindeststandard. Die <strong>Baukosten</strong> steigen für einen höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standard<br />

deutlich an <strong>und</strong> belaufen sich für den EH 55-Standard auf 679 Euro/m²<br />

Wohnfläche. Das sind 72 Prozent höhere Kosten gegenüber dem EH 100-<br />

Standard.<br />

Tabelle 17:<br />

Energetische Modernisierungskosten je m² Wohnfläche für unterschiedliche<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standards im Verhältnis <strong>zu</strong> den Energieeinsparungen<br />

Energetische<br />

Standards im<br />

Bestand<br />

Modernisierungskosten<br />

je m² Wohnfläche<br />

Kostenindex<br />

KG 300-400<br />

Endenergieverbrauch<br />

je m² Gebäudenutzfläche<br />

Verbrauchsdifferenz<br />

[kWh/m² AN a]<br />

Median Median von/ Median /bis Median<br />

EnEV-Bestand 312 €/m² Wfl. 100 64/ 86 /122 kWh/m² AN a 0<br />

EffH 115 351 €/m² Wfl. 112,5 56/ 76 /110 kWh/m² AN a -10<br />

EffH 100 395 €/m² Wfl. 126,6 49/ 65 /98 kWh/m² AN a -21<br />

EffH 85 490 €/m² Wfl. 157,1 42/ 56 /88 kWh/m² AN a -30<br />

EffH 70 568 €/m² Wfl. 182,1 36/ 47 /80 kWh/m² AN a -39<br />

EffH 55 679 €/m² Wfl. 217,6 33/ 42 /73 kWh/m² AN a -44<br />

Quelle: Darstellung der energetischen Modernisierungskosten (KG 300/400) <strong>und</strong> des Endenergieverbrauchs<br />

für Heizwärme <strong>und</strong> Warmwasserbereitung (Be<strong>zu</strong>g: Gebäude des mehrgeschossigen Wohnungsbaus<br />

der Baujahre vor 1979, Ausgangs<strong>zu</strong>stand „nicht bzw. gering modernisiert“), Kostenstand:<br />

1. Quartal 2016, B<strong>und</strong>esdurchschnitt, inkl. Umsatzsteuer (Bruttokosten).<br />

Zugleich zeigt sich, dass der Endenergieverbrauch bei höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

deutlich unterproportional <strong>zu</strong> den gestiegenen <strong>Baukosten</strong> <strong>zu</strong>rückgeht.<br />

Wie auch im Neubau wird die bei höheren <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

<strong>zu</strong>sätzlich verringerte Kilowattst<strong>und</strong>e Energie <strong>zu</strong> deutlich höheren Kosten<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 45


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

eingespart, sodass die Gesamtwirtschaftlichkeit solcher Maßnahmen nicht<br />

gewährleistet ist.<br />

Höhere <strong>Energieeffizienz</strong>standards wirken sich nicht nur im Neubau, sondern<br />

auch bei energetischen Modernisierungsmaßnahmen kostensteigernd aus. Je<br />

nachdem, welche Studie herangezogen wird, treten Kostenunterschiede von<br />

r<strong>und</strong> 110 bis 285 Euro/m² Wohnfläche zwischen dem EH 100 <strong>und</strong> dem EH 55-<br />

Standard <strong>zu</strong>tage. Die prozentualen Abweichungen in den <strong>Baukosten</strong> dieser<br />

beiden Standards belaufen sich auf 26 bis 72 Prozent.<br />

Ausgehend von der EnEV-Mindestanforderung in der Bestandsanierung kostet<br />

die Einsparung einer <strong>zu</strong>sätzlichen Kilowattst<strong>und</strong>e/m² <strong>und</strong> Jahr im Endenergieverbrauch<br />

3,95 Euro/m², wenn stattdessen der EH 100-Standard erreicht werden<br />

soll. Wird dagegen ein EH 55-Standard angestrebt, dann liegen die Kosten<br />

für die Einsparung einer <strong>zu</strong>sätzlichen Kilowattst<strong>und</strong>e/m² <strong>und</strong> Jahr im Endenergieverbrauch<br />

mit 8,30 Euro/m² mehr als doppelt so hoch.<br />

2.2.5 Bei einzelnen Bauleistungen<br />

Während in den bisherigen Studien die Kostenunterschiede einzelner <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

miteinander verglichen wurden – <strong>und</strong> zwar unabhängig<br />

davon, mit welcher Kombination aus Maßnahmen an der Gebäudehülle <strong>und</strong><br />

Anlagentechnik der jeweilige Standard erreicht wurde –, verfolgt die Studie<br />

von Ecofys in ihrem Hauptteil ein bauteilbezogenes Konzept. 43<br />

Zu wesentlichen Bauteilen wie Außenwand (Porenbeton <strong>und</strong> Kalksandstein mit<br />

Wärmedämmverb<strong>und</strong>system), Satteldach, Fenster <strong>und</strong> Hei<strong>zu</strong>ngspumpen wurden<br />

über einen Zeitraum von 1990 bis 2014 aus unterschiedlichen Datenquellen<br />

Einzelpreise <strong>zu</strong>sammengetragen <strong>und</strong> die Preisentwicklung bezogen auf<br />

eine Einheit des Bauteils – bereinigt um den Baupreisindex – ausgewertet.<br />

Die folgende Abbildung für die Außenwand aus Porenbeton stellt das Vorgehen<br />

exemplarisch dar:<br />

43<br />

Vgl. Von Manteuffel, Bernhard/Hermelink, Andreas/Schulze Darup, Burkhard (2014): Preisentwicklung<br />

Gebäudeenergieeffizienz. Initialstudie, Berlin, 2014.<br />

46 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Abbildung 8:<br />

Preisentwicklung Außenwand aus Porenbeton (preisbereinigt, Indexstand<br />

2014 = 100)<br />

Quelle: von Manteuffel/Hermelink/Schulze Darup 2014, S. 7.<br />

Eine Außenwand aus Porenbeton einer Stärke von 30 cm <strong>und</strong> einem U-Wert<br />

von 0,48 W/m²K kostete im Jahr 1990 (<strong>zu</strong> Preisen von 2014) 140 Euro/m²<br />

Außenwandfläche. 44 Die Preise sind 1994 <strong>zu</strong>nächst angestiegen <strong>und</strong> dann bis<br />

<strong>zu</strong>m Jahr 2004 lange Zeit nahe<strong>zu</strong> konstant geblieben. Zwar haben Preissteigerungen<br />

nominal stattgef<strong>und</strong>en, die sich aber lediglich in der Größenordnung<br />

des Baupreisindex bewegt haben. Zwischen 2004 <strong>und</strong> 2014 gab es bei den<br />

Außenwänden aus Porenbeton bis <strong>zu</strong> einer Wandstärke von 36,5 cm <strong>und</strong> einem<br />

U-Wert von 0,28 W/m²K einen realen Preisrückgang, der zwischen 10 <strong>und</strong> 15<br />

Prozent betragen hat.<br />

Eine solche Preisentwicklung ist nicht ungewöhnlich, sondern eher als Normalfall<br />

<strong>zu</strong> charakterisieren, da mit <strong>zu</strong>nehmender Marktdurchdringung <strong>und</strong> Verwendung<br />

des Produktes in Bauvorhaben sogenannte Skalen- oder Mengeneffekte<br />

realisiert werden können. Zudem vollzieht sich produktindividuell eine<br />

Lernkurve, sodass es durch Produkt- <strong>und</strong> Prozessinnovationen im Verlauf eines<br />

Produktlebenszykluses möglich wird, ein Bauteil <strong>zu</strong> geringeren Kosten her<strong>zu</strong>stellen<br />

<strong>und</strong> am Markt an<strong>zu</strong>bieten. Besonders deutlich lässt sich dies am Beispiel<br />

von Fensterelementen darstellen.<br />

Verschiedene Qualitäten der Außenwand aus Porenbeton sind erst im Laufe<br />

der Zeit <strong>zu</strong>sätzlich für den Markt entwickelt worden. So konnten Preise für<br />

Außenwandstärken von 36,5 cm oder 48 cm mit einem U-Wert von 0,21 W/m²K<br />

erst im Jahr 2014 ausgewiesen werden, weil das Produkt bspw. im Jahr 2014<br />

am Markt noch nicht eingeführt war oder keine ausreichend große Verbreitung<br />

hatte.<br />

Entscheidend <strong>zu</strong>r Beurteilung, inwieweit der Effizienzstandard die Höhe der<br />

<strong>Baukosten</strong> beeinflusst ist die Beobachtung, dass – unabhängig von einer längerfristigen<br />

Entwicklung der Preise – erhebliche Kostenunterschiede in Abhängigkeit<br />

von der energetischen Qualität des Bauteiles <strong>zu</strong> beobachten sind.<br />

44<br />

Anmerkung: Die zahlenmäßigen Preisangaben sind optisch aus den Grafiken abgeleitet worden,<br />

weil das Ecofys-<strong>Gutachten</strong> keine tabellarischen Preisübersichten enthält. Es handelt sich<br />

daher um Näherungswerte.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 47


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Im Jahr 2014 beläuft sich der Preis für einen Quadratmeter Außenwandfläche<br />

bei 30 cm Stärke/U-Wert 0,38 W/m²K auf ca. 125 Euro/m², für das Produkt mit<br />

48 cm Stärke/U-Wert 0,14 W/m²K sind rd. 195 Euro/m² Außenwandfläche oder<br />

56 Prozent mehr auf<strong>zu</strong>wenden. Die Preise je m² Außenwandfläche steigen über<br />

sämtliche Bauteilqualitäten deutlich an.<br />

Auch für die Außenwand aus Kalksandstein mit Wärmedämmverb<strong>und</strong>system<br />

(11 verschiedene Produktvarianten analysiert) <strong>und</strong> das Satteldach (7 verschiedene<br />

Produktvarianten analysiert) lassen sich diese Zusammenhänge ableiten.<br />

Die Außenwand aus Kalksandstein mit einer Dämmung von lediglich 6 cm (U-<br />

Wert 0,48 W/m²K) kostete im Jahr 2014 ca. 138 Euro/m², während für die am<br />

stärksten gedämmte Außenwand mit einer Stärke von 30 cm (U-Wert von 0,10<br />

W/m²K) Kosten von 178 Euro/m² Außenwandfläche auf<strong>zu</strong>wenden waren. Der<br />

Preis- bzw. Kostenunterschied betrug r<strong>und</strong> 29 Prozent.<br />

Tabelle 18:<br />

Preisspannen je m² Bauteilfläche für Außenwand aus Kalksandstein mit Wärmedämmverb<strong>und</strong>system<br />

<strong>und</strong> Satteldach im Jahr 2014<br />

Bauteil<br />

Energetische Qualität (niedrigster,<br />

höchster ausgewiesener Standard)<br />

Außenwand: Kalksandstein mit 6 cm Dämmdicke, U-Wert: 0,48<br />

Wärmedämmverb<strong>und</strong>system<br />

W/m²K<br />

(WDVS) 45 30 cm Dämmdicke/U-Wert 0,10<br />

W/m²K<br />

Satteldach 46 10 cm Dämmdicke/U-Wert 0,45<br />

W/m²K<br />

36 cm Dämmdicke/U-Wert 0,11<br />

W/m²K<br />

ca.-Preis in Euro<br />

je Einheit des Bauteils<br />

138 Euro/m²<br />

178 Euro/m²<br />

65 Euro/m²<br />

95 Euro/m²<br />

Quelle: von Manteuffel/Hermelink/Schulze Darup 2014, S. 8f. Kostenangaben Stand 2014 inklusive<br />

Umsatzsteuer.<br />

Für ein Satteldach mit einem U-Wert von lediglich 0,45 W/m²K (10 cm Dämmdicke)<br />

waren je Quadratmeter Dachfläche 65 Euro auf<strong>zu</strong>wenden, das energetisch<br />

hochdämmende System mit einem U-Wert von 0,11 W/m²K (36 cm<br />

Dämmdicke) kostete 95 Euro, also 46 Prozent mehr.<br />

Die Preisentwicklung bei (Kunststoff-)Fenstern, die einen Marktanteil von r<strong>und</strong><br />

zwei Dritteln aller Fenster in Deutschland besitzen, ist aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht mustergültig: Bei Einführung in den Markt waren die Fenster mit<br />

höherem energetischen Standard vergleichsweise teuer. Mit <strong>zu</strong>nehmender<br />

Verbreitung im Produktlebenszyklus <strong>und</strong> durch Lernkurveneffekte konnten<br />

Fenster im Zeitablauf deutlich günstiger angeboten werden.<br />

Besonders augenfällig ist dies bei einem Passivhausfenster mit einem U w -Wert<br />

für das gesamte Fenster (Verglasung einschließlich Rahmen) von 0,8 W/m²K<br />

<strong>zu</strong> beobachten: 1995 in dieser Preisübersicht erstmalig dargestellt war es mit<br />

einem Preis von r<strong>und</strong> 625 Euro/m² Fensterfläche nahe<strong>zu</strong> doppelt so teuer wie<br />

ein Fenster, das damals bereits den EnEV 2009-Standard mit einem U w -Wert<br />

von 1,3 W/m²k erfüllt hat (Preis r<strong>und</strong> 325 Euro/m² Fensterfläche). Bis <strong>zu</strong>m Jahr<br />

2005 gab der reale Preis (Basis 2014 = 100) nur um r<strong>und</strong> 15 Prozent nach.<br />

Durch die Einführung alternativer Fensterprodukte (EnEV 2014- <strong>und</strong> KfW EH<br />

45<br />

Anmerkung: Der Kostenansatz bezieht sich auf einen Quadratmeter Wandfläche aus Kalksandstein<br />

(1994: d = 24 cm, danach 17,5 cm), Innenputz als Gipsputz (außer 2014: Spachtelung)<br />

sowie WDVS (EPS) in der angegebenen Stärke.<br />

46<br />

Anmerkung: Bei Dämmdicken bis 26 cm wird das Dach als Konstruktion mit Konstruktivvollholz<br />

ausgeführt, bei Dämmdicken von 30 <strong>und</strong> 36 cm als Brettschichtholz. Bei stärkere Dämmung<br />

wurden berücksichtigt, dass höhere Sparren einen geringeren Holzanteil ermöglichen.<br />

48 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

40-Qualität) kam es <strong>zu</strong> einem Preissturz um r<strong>und</strong> 35 Prozent, danach verringerten<br />

sich die Preise aller Fenstervarianten kontinuierlich.<br />

Abbildung 9:<br />

Preisentwicklung von Fenstern unterschiedlicher energetischer Standards<br />

Quelle: von Manteuffel/Hermelink/Schulze Darup 2014, S. 10. Kostenangaben Stand 2014 inklusive<br />

Umsatzsteuer.<br />

Wegen der Skaleneinteilung kommt der Preisniveauunterschied der drei im<br />

Jahr 2014 analysierten Fenstervarianten nicht so stark <strong>zu</strong>m Ausdruck. Aber<br />

zwischen dem Fenster mit EnEV 2014-Qualität <strong>und</strong> Passivhaus-Qualität besteht<br />

eine Differenz von r<strong>und</strong> 15 Prozent (ca. 260 gegenüber ca. 225 Euro/m²<br />

Fensterfläche).<br />

Das <strong>Gutachten</strong> ist in der Fachöffentlichkeit kritisiert worden. Einerseits, weil<br />

durch die Preisbereinigung nominale Preissteigerungen kaschiert werden, die<br />

zwischenzeitlich stattgef<strong>und</strong>en haben. Andererseits, weil lediglich die Bauteilkosten<br />

betrachtet wurden. Arbeitslohn, der für den Einbau, die Errichtung bzw.<br />

die Montage anfällt, <strong>und</strong> Kosten für Hilfsstoffe wurden nicht berücksichtigt,<br />

obwohl einzelne Produktvarianten der Bauteile unterschiedliche Lohnkostenanteile<br />

aufweisen.<br />

Die Preise für Bauleistungen, die für die Planung unterschiedlicher <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

eine große Bedeutung besitzen, unterliegen langfristigen<br />

Preistrends. Analysen des Ecofys haben gezeigt, dass die realen Preise – nach<br />

Bereinigung um die allgemeine Preissteigerung für Bauleistungen – in den<br />

letzten 20 Jahren kontinuierlich gesunken sind.<br />

Betrachtet man die Preisstruktur der am Markt verfügbaren Varianten der<br />

analysierten Bauteile <strong>zu</strong> einem bestimmten Zeitpunkt, so zeigt sich, dass die<br />

Varianten mit höherer energetischer Qualität deutlich höhere Preise aufweisen.<br />

Der Preisunterschied zwischen der Variante mit der geringsten <strong>und</strong> der höchsten<br />

energetischen Qualität ist je nach Bauteil erheblich: Bei der Außenwand<br />

aus Porenbeton ist die Produktvariante mit der höchsten energetischen Qualität<br />

(48 cm Wanddicke, U-Wert 0,14 W/m²K) im Jahr 2014 um 56 Prozent teurer<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 49


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

als diejenige mit der niedrigsten Qualität (30 cm Wanddicke, U-Wert 0,38<br />

W/m²K). Bei einer Außenwand aus Kalksandstein mit Wärmedämmverb<strong>und</strong>system<br />

beträgt der Preisunterschied 29 Prozent, bei einem Satteldach 46 Prozent.<br />

Bei Fenstern ist es in den letzten Jahren <strong>zu</strong> deutlichen Preisrückgängen gekommen,<br />

<strong>zu</strong>sätzlich haben sich die Preise für Fenster unterschiedlicher energetischer<br />

Qualität angeglichen. Zwischen einem Fenster mit EnEV 2014 <strong>und</strong><br />

einem mit besserer Passivhaus-Qualität besteht weiterhin ein Preisunterschied<br />

von 15 Prozent.<br />

Diese Preisunterschiede wirken sich bei den <strong>Baukosten</strong> der Kostengruppe 300<br />

dann aus, wenn es erforderlich ist, die Transmissionswärmeverluste der Gebäudehülle<br />

<strong>zu</strong> verringern <strong>und</strong> dem Dämmstandard einzelner Bauteile der Hülle<br />

<strong>zu</strong> erhöhen, um – im Zusammenspiel mit der Anlagentechnik – einen höheren<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standard <strong>zu</strong> erreichen. Die Preisentwicklung für Anlagentechnik<br />

ist in dem <strong>Gutachten</strong> nicht speziell untersucht worden.<br />

Wie bereits in Kapitel 2.1.2 gibt es auch andere Studienansätze<br />

50 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

3. Empirische Datengr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> deren<br />

Aussagegrenzen<br />

Empirische Forschung unternimmt – über die in Kapitel 2.1.3 dargestellte Entstehungslogik<br />

der <strong>Baukosten</strong> hinaus – den Versuch, aus den festgestellten<br />

<strong>Baukosten</strong> bereits errichteter (Wohn-)Gebäude mithilfe gängiger statistischer<br />

Beschreibungs- <strong>und</strong> Analyseverfahren Rückschlüsse auf mögliche Einflussfaktoren<br />

<strong>zu</strong> ziehen <strong>und</strong> Ursachen für Kostenunterschiede heraus<strong>zu</strong>arbeiten.<br />

Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass - neben den Faktoren, die im Rahmen<br />

der Planung eines Gebäudes für die Höhe der späteren <strong>Baukosten</strong> entscheidend<br />

<strong>und</strong> einfach berechenbar sind (bspw. Größe des Gebäudes <strong>und</strong><br />

Geometrie, genereller Ausstattungs- <strong>und</strong> Qualitätsstandard einschließlich<br />

Materialwahl, Wahl des <strong>Energieeffizienz</strong>standards, Grad der Barrierefreiheit) –<br />

auch solche Einflussfaktoren betrachtet werden können, deren Effekte a priori<br />

nicht bekannt sind <strong>und</strong> sich nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand ermitteln<br />

lassen.<br />

Danach können auch die Nut<strong>zu</strong>ngsart (z.B. generationengerechtes Wohnen),<br />

die Art des Bauherrn (privat gegenüber öffentlich), die Ausführungszeit, die<br />

Planungsorganisation, die Kommunikation auf der Baustelle <strong>und</strong> die Prozesssteuerung<br />

oder die Art des Vergabeverfahrens einen größeren Einfluss ausüben.<br />

Die Analyse von abgerechneten Bauvorhaben setzt in der Regel komplexe Kostenmodelle<br />

voraus, die auf der Gr<strong>und</strong>lage theoretischer Überlegungen gestaltet<br />

werden müssen. Die empirisch geprägte Vorgehensweise hat damit auch<br />

den Nachteil, dass nach Möglichkeit sämtliche Faktoren erhoben <strong>und</strong> abgebildet<br />

werden sollten, von denen ein (wesentlicher) Einfluss auf die Höhe der<br />

<strong>Baukosten</strong> <strong>zu</strong> erwarten ist. Damit besteht auch die Anforderung <strong>zu</strong> prüfen, ob<br />

ein gewähltes Kostenmodell überhaupt genügend Aussagekraft besitzt, um die<br />

Höhe der <strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> auftretende Kostenunterschiede <strong>zu</strong> begründen.<br />

Je nach Komplexität des Modells ist in der Regel eine Datengr<strong>und</strong>lage mit einer<br />

größeren Anzahl von Gebäuden erforderlich, um valide Aussagen ableiten<br />

<strong>zu</strong> können, d.h. ob das mathematische Verfahren die Situation in der Realität<br />

tatsächlich verlässlich anzeigt. Das hängt auch damit <strong>zu</strong>sammen, wie sehr sich<br />

die Gebäude <strong>und</strong> die Art der Errichtung voneinander unterscheiden. Bei homogenen<br />

Stichproben, bspw. wenn nur Wohngebäude einer bestimmten Größe<br />

beobachtet werden, reichen auch kleinere Stichprobenumfänge aus, um Tendenzaussagen<br />

ableiten <strong>zu</strong> können.<br />

In den folgenden Unterkapiteln werden exemplarisch drei unterschiedliche<br />

Modelle dargestellt, mit denen <strong>Baukosten</strong>unterschiede analysiert werden:<br />

• Ein Kostenmodell auf der Gr<strong>und</strong>lage von Projektdaten des<br />

<strong>Baukosten</strong>informationszentrums (BKI) (Kapitel 3.1, S. 52).<br />

• Ein Modellansatz auf Basis einer Erhebung b<strong>und</strong>esweiter Projekte im<br />

sozialen Wohnungsbau (Kapitel 3.2, S. 56).<br />

• Eine Analyse auf der Gr<strong>und</strong>lage von Projekten im öffentlich geförderten<br />

Wohnungsbau in Hamburg (Kapitel 3.3, S. 59).<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 51


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

3.1. Projektdatenbank des<br />

<strong>Baukosten</strong>informationszentrums (BKI)<br />

Stoy hat sich sehr detailliert mit Ursache-Wirkungs<strong>zu</strong>sammenhängen zwischen<br />

unterschiedlichen Einflussfaktoren <strong>und</strong> den Bau- bzw. Herstellungskosten<br />

auseinandergesetzt. Danach lassen sich die Kosteneinflussfaktoren nach fünf<br />

wesentlichen Gruppen anordnen, die in der folgenden Abbildung dargestellt<br />

sind.<br />

Abbildung 10:<br />

Gr<strong>und</strong>modell der Untersuchung <strong>zu</strong> den Herstellungskosten eines Gebäudes<br />

Quelle: Stoy 2007, S. 25.<br />

In der folgenden Tabelle sind die verschiedenen potenziellen Einflussfaktoren<br />

nach Gruppen dargestellt.<br />

Tabelle 19:<br />

Überblick über die Kosteneinflussfaktoren nach Merkmalsgruppen<br />

Gruppe von Kosteneinflussfaktoren<br />

Nut<strong>zu</strong>ng<br />

Gebäudeeigenschaften<br />

Merkmale in der Gruppe/Untergruppen<br />

Nut<strong>zu</strong>ngsart<br />

Nut<strong>zu</strong>ngseinheiten [Anzahl]<br />

Eigennut<strong>zu</strong>ngs- oder Mietobjekt<br />

Baugrube<br />

• Planungskennwert Baugrubenrauminhalt [m 3 Baugrubenrauminhalt/m<br />

2 Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche]<br />

• Abtransport von Aushubmaterial [0, 1]<br />

• verbaute Fläche [m 2 verbaute Fläche Baugrubenumschliessung/m 2<br />

Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche]<br />

• Art der Baugrubenumschliessung [Schlitz-, Pfahl-, Sp<strong>und</strong>-, Trägerbohl-,<br />

Injektions-, Spritzbetonwand, keine]<br />

• Wasserhaltung [0, 1]<br />

Gründung<br />

• Planungskennwert Gründungsfläche [m 2 Gründungsfläche/m 2 Brutto-<br />

Gr<strong>und</strong>fläche]<br />

• Baugr<strong>und</strong>verbesserungen [0, 1]<br />

• Art der Gründung - überwiegend Flachgründung [0, 1]<br />

• Wasserdichtigkeit der Gründung [0, 1]<br />

• Material der Bodenbeläge [Estrich, Textile/Kunststoff, Steinzeug,<br />

Holz, keine]<br />

• Material der Bauwerksabdichtungen/Dränagen [Kies, Beton, keine]<br />

Aussenwände<br />

• Kompaktheit des Gebäudes [m 2 Aussenwandfläche/m 2 Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche]<br />

• Anteil Aussenwandflächen im Erdreich [m 2 Aussenwandfläche im<br />

52 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Gruppe von Kosteneinflussfaktoren<br />

Merkmale in der Gruppe/Untergruppen<br />

Erdreich/m 2 Aussenwandfläche * 100]<br />

• Material der Aussenwandkonstruktion [Mauerwerk, Beton, Gasbeton,<br />

Holz]<br />

• Anteil Aussentüren <strong>und</strong> -fensterflächen [m 2 Aussentür- <strong>und</strong> -fensterfläche/m<br />

2 Aussenwandfläche * 100]<br />

• Material der Aussentüren <strong>und</strong> -fenster [Holz, Kunststoff, Metall,<br />

Metall/Holz]<br />

• Öffnungsflächenanteil der Aussenwandflächen [(m 2 Aussentür- <strong>und</strong> -<br />

fensterfläche + m 2 elem. Aussenwandflächen)/m 2 Aussenwandfläche<br />

* 100]<br />

• Anteil Bekleidungsfläche der Aussenwände [m 2 Bekleidungsfläche/m<br />

2 Aussenwandfläche * 100]<br />

• Material der Aussenwandbekleidungen [Putz, Wärmedämmsystem,<br />

Sichtmauerwerk, Holz]<br />

• Anteil elementierter Aussenwandfläche [m 2 elementierte Aussenwandfläche/m<br />

2 Aussenwandfläche * 100]<br />

Innenwände<br />

• Planungskennwert Innenwandflächen [m 2 Innenwandfläche/m 2<br />

Brutto- Gr<strong>und</strong>fläche]<br />

• Material der Innenwandkonstruktion - tragend [Mauerwerk, Beton,<br />

Gasbeton, Holz]<br />

• Material der Innenwandkonstruktion - nicht tragend [Mauerwerk,<br />

Gasbeton, Gipskarton, Holz]<br />

• Anteil Innentüren- <strong>und</strong> -fensterflächen [m 2 Innentür- <strong>und</strong> -<br />

fensterfläche/m 2 Innenwandfläche * 100]<br />

• Material der Innentüren <strong>und</strong> -fenster [Holz, Glas, Metall]<br />

• Öffnungsflächenanteil der Innenwandflächen [(m 2 Innentür- <strong>und</strong> -<br />

fensterfläche + m 2 elementierte lnnenwandflächen)/m 2 Innenwandfläche<br />

* 100<br />

• Anteil Bekleidungsfläche der Innenwandfläche [m 2 Bekleidungsfläche/m<br />

2 Innenwandfläche * 100]<br />

• Anteil elementierter Innenwände [m 2 elementierte Innenwandfläche/m<br />

2 Innenwandfläche * 100]<br />

Decken<br />

• Planungskennwert Deckenflächen [m 2 Deckenfläche/m 2 Brutto-<br />

Gr<strong>und</strong>- fläche]<br />

• Material der Deckenkonstruktion [Stahlbeton, Holz]<br />

• Material der Deckenbeläge [Textile/Kunststoff, Steinzeug, Holz,<br />

keine] Dächer<br />

• Planungskennwert Dachflächen [m 2 Dachflächen/m 2 Brutto-<br />

Gr<strong>und</strong>fläche]<br />

• Material der Dachkonstruktion [Stahlbeton, Holz, Holz/Stahl]<br />

• Anteil Dachfenster- <strong>und</strong> Dachöffnungsflächen [m 2 Dachfenster- <strong>und</strong><br />

Dachöffnungsflächen/m 2 Dachfläche * 100]<br />

• Art der Glasflächen des Daches [Dachausstieg, Fenster, Glasdach]<br />

Material der Dachbeläge [Eternit, Abdichtung, Dachstein/-ziegel,<br />

Metall]<br />

Technische Anlagen<br />

• Energieträger [Öl, Gas, Fernwärme]<br />

• Anteil lufttechnisch behandelte Flächen [m 2 lufttechnisch behandelte<br />

Flächen/m 2 Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche]<br />

• Standard der Stark- <strong>und</strong> Schwachstromanlagen<br />

• Auf<strong>zu</strong>gsanlagen [Anzahl]<br />

• Standard der Gebäudeautomation<br />

Gesamtgebäude<br />

• Geschosse - insgesamt [Anzahl]<br />

• Geschosse - im Erdreich [Anzahl]<br />

• Geschosse - über Erdreich [Anzahl]<br />

• Gebäudehöhe [m]<br />

• absolute Projektgrösse [m 2 Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche]<br />

• mittlere Etagengrösse [1 '000 m 2 Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche/Anzahl Geschosse]<br />

• mittlere Geschosshöhe [m 3 Brutto-Rauminhalt/m 2 Brutto-<br />

Gr<strong>und</strong>fläche]<br />

• technischer Funktionsflächenanteil [m 2 technische Funktionsfläche/m<br />

2 Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche * 100]<br />

• Anteil der Nutzflächen 1-6 (DIN 277-2, 2005b) [m 2 Nutzfläche 1-<br />

6/m 2 Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche * 100]<br />

• Anteil der Nutzflächen 7 (DIN 277-2, 2005b) [m 2 Nutzfläche 7/m 2<br />

Brutto- Gr<strong>und</strong>fläche * 100]<br />

• Hüllflächenverhältnis des Gebäudes [(m 2 Gründungsfläche + m 2<br />

Aussen- wandfläche + m 2 Dachfläche)/m 2 Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche]<br />

• Konstruktionstyp [Wandkonstruktion, Skelettkonstruktion]<br />

• Standard der technischen Anlagen<br />

Standard des Ausbaus<br />

• Komplexität des Projekts<br />

• Baubarkeit des Projektes<br />

• Funktionalität des Gebäudes<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 53


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Gruppe von Kosteneinflussfaktoren<br />

Bereitstellung<br />

Standort<br />

Externe Parameter<br />

Merkmale in der Gruppe/Untergruppen<br />

Projektbeteiligte<br />

• Bauherr [öffentlich, institutionell, privat]<br />

• finanzielle Situation des Bauherrn<br />

• Planungsorganisation (Einzel-/Generalplaner)<br />

• Teamfähigkeit der Projektgemeinschaft (Planung <strong>und</strong> Ausführung)<br />

• Kommunikationsverhalten<br />

• Erfahrung des Erstellers<br />

• Auslastung des Erstellers<br />

• finanzielle Situation des Erstellers<br />

Planungsphase<br />

• Grad der Bedarfsermittlung<br />

• Finanzierungsform des Projektes<br />

• frühzeitig einsetzende Kostenplanung<br />

• Art der Ausschreibung [öffentlich, beschränkt, nicht öffentlich]<br />

• Anzahl der Bietenden<br />

• Art der Vergabe - Einzelvergabe [0, 1]<br />

• Zahlungsvereinbarungen im Vertrag<br />

• Planungsdauer [Monate]<br />

Erstellungsphase<br />

• Hauptziel bei der Erstellung (Kosten- oder Terminsicherheit)<br />

• Bereitstellung der Planunterlagen (vollständig <strong>und</strong> rechtzeitig)<br />

• Änderungen während der Erstellung<br />

• Ausführungsdauer [Monate]<br />

• Region der Erstellung [BKI-Regionalfaktor]<br />

• Lagequalität<br />

• Bauraum [frei, beengt, Baulücke]<br />

• Topographie des Baugr<strong>und</strong>stücks [eben, geneigt, Hanglage]<br />

• Bodenqualität [Bodenklassen 1 bis 7]<br />

• Jahr der Erstellung<br />

• Baukonjunktur<br />

• klimatische Situation während der Erstellung<br />

• besondere Auflagen (<strong>zu</strong>m Beispiel Denkmalschutzauflagen)<br />

Quelle: Stoy 2007, S. 25 ff.<br />

Die Tabelle zeigt auf, welche komplexen Ursache-Wirkungs<strong>zu</strong>sammenhänge<br />

bestehen zwischen verschiedenen Einflussfaktoren <strong>und</strong> der Höhe der <strong>Baukosten</strong><br />

bestehen. In der Praxis ist es <strong>zu</strong> aufwändig, sämtliche der dargestellten<br />

Parameter <strong>zu</strong> erheben <strong>und</strong> für Zwecke von statistischen Auswertungen ein<strong>zu</strong>setzen.<br />

Auch Stoy hat sich auf solche Einflussfaktoren beschränkt, die in der<br />

BKI-Datenbank enthalten waren. Wird jedoch nur ein Ausschnitt der Einflussfaktoren<br />

verwendet, dann muss von vorherein damit gerechnet werden, dass<br />

bspw. im Rahmen von regressionsanalytischen Auswertungen kein hohes Bestimmtheitsmaß<br />

als Maßstab für den Erklärungsgehalt des Modells erreicht<br />

werden kann.<br />

Im Verlauf seiner Studie hat Stoy verschiedene Regressionsmodelle sowohl für<br />

einzelne Systeme, wie das Außenwandsystem, als auch für das Gesamtgebäude.<br />

In der folgenden Tabelle ist das Kostenmodell für das Außenwandsystem dargestellt.<br />

Je nachdem, ob ein einfaches lineares Modell oder ein logarithmisches<br />

Modell verwendet wird, unterscheidet sich das Bestimmtheitsmaß R². In<br />

dem von Stoy favorisierten semi-logarithmischen Modell konnte er ein R² von<br />

75,7 Prozent erreichen. Verwendet wurden n = 70 Gebäude.<br />

Tabelle 20:<br />

Statistische Kennziffern des Kostenmodells für die Außenwand<br />

Modell Transformation (N=70) R 2 R* F-Wert Signifikanz<br />

1 seml-log 0 757 0.730 27.661 0.000<br />

2 linear (keine) 0.763 0.736 28.537 0.000<br />

Quelle: Stoy 2007, S. 61.<br />

54 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Für das Modell wurden schließlich sieben Variablen verwendet. Die Kompaktheit<br />

des Gebäudes <strong>und</strong> die Ausführung des Aussenwandmauerwerks in Sichtmauerwerk<br />

haben den höchsten kostensteigernden Einfluss.<br />

Obwohl die Außenwandbekleidungen mit Putz <strong>und</strong> als Wärmedämmsystem<br />

nicht signifikant sind, hat Stoy sie nicht aus dem Modell entfernt. Der hohe<br />

Standardfehler zeigt jedoch, dass die betrachteten Koeffizienten B auf diesem<br />

Signifikanzniveau eingeschätzt werden können.<br />

Tabelle 21:<br />

Kostenmodells für das Außenwandsystem<br />

Verwendete Variablen B Std. Fehler T-Wert Signifikanz<br />

Kompaktheit des Gebäudes 1.302 0.117 11.105 0.000<br />

Öffnungsflächenanteil der Aussenwandflächen 0.017 0 004 4.797 0.000<br />

Material der Aussenwandbekleidungen - Putz 0.019 0.094 -0.204 0.839<br />

Material der Aussenwandbekleidungen -<br />

Wärmedammsystemm<br />

-0.071 0.099 -0.720 0.474<br />

Material der Aussenwandhekleidungen -Sichtmauerwerk 0.253 0 114 2 219 0.030<br />

Gebäudehöhe 0.019 0.005 3.663 0.001<br />

absolute Projektgröße (Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche) -0.028 0.014 -2 026 0.047<br />

(Konstante) 3.688 0 169 21.779 0.000<br />

Das Kostenmodell für das Gesamtgebäude besitzt ebenfalls ein hohes Bestimmtheitsmaß<br />

von R² = 73,7 Prozent.<br />

Tabelle 22:<br />

Statistische Kennziffern des Kostenmodells für das Gesamtgebäude<br />

Modell Transformation (N=70) R 2 R* F-Wert Signifikanz<br />

1 seml-log 0.737 0.712 29.468 0.000<br />

2 linear (keine) 0.762 0.739 33.583 0.000<br />

Quelle: Stoy 2007, S. 99.<br />

In der folgenden Tabelle sind die Variablen für das Gesamtkostenmodell abgebildet,<br />

die sich nach <strong>zu</strong>sätzlicher Prüfung als signifikant herausgestellt haben.<br />

Die Kompaktheit des Gebäudes (B = 0,693) <strong>und</strong> die Region der Erstellung<br />

(B = 0,54) haben den höchsten kostensteigernden Einfluss. Höhere <strong>Baukosten</strong><br />

gehen auch mit Auf<strong>zu</strong>gsanlagen, der Ausführungsdauer oder dem Öffnungsflächenanteil<br />

der Aussenwände <strong>zu</strong>sammen. Die absolute Projektgröße verringert<br />

die Kosten.<br />

Tabelle 23:<br />

Koeffizienten des Gesamtgebäudes für Modell 1 (semi-log)<br />

B Std. Fehler T-Wert Signifikanz<br />

Kompaktheit des Gebäudes 0.693 0.083 8.359 0.000<br />

Auf<strong>zu</strong>gsanlagen 0.141 0.026 5.369 0.000<br />

absolute Projektgrösse (Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche) -0.043 0.010 -4.301 0.000<br />

Ausführungsdauer 0.011 0.003 4.011 0.000<br />

Öffnungsflächenanteil der Aussenwandflächen 0.009 0.003 3.499 0.001<br />

Region der Erstellung 0.540 0.291 1.855 0.048<br />

(Konstante) 5.198 0.310 16.786 0.000<br />

Quelle: Stoy 2007, 101.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 55


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

In der folgenden Tabelle sind Ergebnisse aus Experteninterviews dargestellt,<br />

in denen nach Einschät<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>r Rangfolge wichtiger Kosteneinflussfaktoren<br />

gefragt wurde. Die Nut<strong>zu</strong>ngsart <strong>und</strong> der Standard des Ausbaus sind als wesentliche<br />

Faktoren angesprochen worden. Die Nut<strong>zu</strong>ngsart war jedoch für sämtliche<br />

Gebäude gleich, sodass danach nicht differenziert werden musste. Die<br />

Ergebnisse des Modells weichen stark von denjenigen der Experten ab. Nach<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standards ist im Rahmen dieser Analysen nicht gefragt worden.<br />

Tabelle 24:<br />

Rangfolge der wichtigsten Kosteneinflussfaktoren von Experteninterviews<br />

<strong>und</strong> des Kostenmodells<br />

Experten- Rangfolge<br />

Nut<strong>zu</strong>ngsart 1. konstant<br />

Modell- Rangfolge<br />

Standard des Ausbaus (wie Menge <strong>und</strong> Material der Innenwände) 2. nicht relevant<br />

Standard der Haustechnik (wie Auf<strong>zu</strong>gs- <strong>und</strong> lufttechnische Anlagen) 3. 2.<br />

mittlere Geschosshöhe (Brutto-Rauminhalt/Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche) 4. nicht relevant<br />

Region der Erstellung 5. 6.<br />

Anzahl Geschosse 6. nicht relevant<br />

Material der Aussenwandbekleidungen 7. nicht relevant<br />

absolute Projektgrösse (Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche) 8. 3.<br />

Kompaktheit des Gebäudes 9. 1.<br />

besondere Auflagen 10. nicht relevant<br />

Öffnungsflächenanteil der Aussenwandflächen 13. 5.<br />

Ausführungsdauer 36. 4.<br />

Quelle: Stoy 2007, S. 103.<br />

Stoy hat in seiner Analyse dargestellt, wie komplex Kostenmodelle aufgebaut<br />

sein sollten, um die Ursache-Wirkungs<strong>zu</strong>sammenhänge zwischen Einflussfaktoren<br />

<strong>und</strong> <strong>Baukosten</strong> <strong>zu</strong>verlässig ab<strong>zu</strong>bilden. Zwar können aufgr<strong>und</strong> von Kosten-Nutzen-Relationen<br />

nicht sämtliche Faktoren für Datengr<strong>und</strong>lagen erhoben<br />

<strong>und</strong> gepflegt werden, allerdings sollte damit gerechnet werden, dass der Erklärungsgehalt<br />

des Modells keine sehr hohen Werte annehmen wird.<br />

Kostenmodelle für das Gesamtgebäude zeigen, dass ein Erklärungsgehalt von<br />

75 Prozent erreicht werden kann. Einen höheren Einfluss haben die Kompaktheit<br />

des Gebäudes, die Region der Erstellung <strong>und</strong> das Vorhandensein von Auf<strong>zu</strong>gsanlagen.<br />

Größere Projekte, die anhand der Brutto-Gr<strong>und</strong>fläche gemessen<br />

werden, führen <strong>zu</strong> niedrigeren Kosten.<br />

3.2. Erhebung b<strong>und</strong>esweiter Projekte im<br />

kostengünstigen sozialen Wohnungsbau<br />

Begleitend <strong>zu</strong>r Arbeit der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission ist eine Erhebung<br />

von kostengünstigen Projekten im sozialen Wohnungsbau von InWIS durchgeführt<br />

worden. Auf der Gr<strong>und</strong>lage eines ausführlichen Fragebogens (siehe Abbildung<br />

11) wurden wesentliche Angaben <strong>zu</strong> insgesamt 58 Gebäuden erhoben<br />

werden. Darunter befanden sich auch frei finanzierte Objekte, Objekte einer<br />

Kombination von Ein-/Zwei- <strong>und</strong> Mehrfamilienhäusern sowie altengerechte<br />

56 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Mietwohnungsprojekte. Aufgr<strong>und</strong> der Besonderheiten dieser Projekte <strong>und</strong> der<br />

eingeschränkten Vergleichbarkeit wurden diese <strong>zu</strong>sammen mit solchen aus der<br />

Datengr<strong>und</strong>lage entfernt, bei denen Kostenangaben fehlten.<br />

Insgesamt konnten 37 neu errichtete Gebäude für weitere Auswertungen verwendet<br />

werden.<br />

Tabelle 25:<br />

Überblick über wesentliche Items des Fragebogens für die Erhebung von sozialen<br />

Wohnungsbauprojekten<br />

Katalog der abgefragten Items<br />

• Bauzeit<br />

• Gebäudetyp (EFH <strong>und</strong> Art/MFH)<br />

• Kurzbeschreibung des Projektes<br />

• Anzahl Ober-<strong>und</strong> Untergeschosse<br />

• Wohnungstypen<br />

• Erschließungssystem (Ein-/Zwei-/Drei- <strong>und</strong> Mehrspänner)<br />

• Anzahl Wohneinheiten<br />

• Ausstattungsstandard (einfach, mittel, genügt höheren Ansprüchen)<br />

• Projektbeurteilung Kostengünstig<br />

• Tragwerkskonstruktion (Massivbauweise, Skelettbauweise, Platten-/Scheiben-/Tafelbauweise, kombinierte<br />

Bauweise)<br />

• Baumaterial der Tragkonstruktion (Holz, Stahl, Mauerwerk, Stahlbeton)<br />

• Montage der Bauteile (Art der Vorfertigung)<br />

• Anzahl alten-/behindertengerechter Wohneinheiten (DIN-Standard)<br />

• Besondere Merkmale (innenliegende Bäder, Lüftungsanlage, Möblierung)<br />

• Außenflächen (Balkon, Terrasse, Loggia)<br />

• Anzahl Kellerräume<br />

• Fahrstuhl/Auf<strong>zu</strong>g<br />

• Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, Rollatoren, Kinderwagen<br />

• Nut<strong>zu</strong>ng der Dachfläche<br />

• Dachform (Flach-/Sattel-/Pultdach etc.)<br />

• Fassadenart (Putz, Klinker, Glas)<br />

• Schallschutzanforderungen<br />

• Energetischer Standard<br />

• Energetischer Kennwerte<br />

Quelle: InWIS 2014/15.<br />

Ein Aus<strong>zu</strong>g aus dem Fragebogen ist in der folgenden Abbildung abgedruckt.<br />

Abbildung 11:<br />

Aus<strong>zu</strong>g aus dem Fragebogen<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 57


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Zu den im Fragebogen enthaltenen Angaben wurden unterschiedliche Regressionsmodelle<br />

entwickelt <strong>und</strong> auf ihren Erklärungsgehalt <strong>und</strong> Signifikanz gefüllt.<br />

Das <strong>zu</strong>letzt entwickelte Modell hat ein Bestimmtheitsmaß R² von 0,80<br />

<strong>und</strong> somit einen hohen Erklärungsgehalt. Der obligatorische F-Test bestätigt,<br />

dass das Modell einen signifikanten Zusammenhang zwischen den <strong>Baukosten</strong><br />

<strong>und</strong> den eingefügten erklärenden Variablen herstellen kann.<br />

Tabelle 26:<br />

Zusammenfassung des Modells <strong>zu</strong>r Erhebung von Projekten im sozialen Wohnungsbau<br />

Modell<strong>zu</strong>sammenfassung<br />

Modell R R-Quadrat<br />

Korrigiertes R-<br />

Quadrat<br />

Standardfehler<br />

des Schätzers<br />

1 ,894 a ,800 ,733 ,08942<br />

Das erarbeitete Modell ist vergleichsweise robust. Als abhängige Variable<br />

fließen die für die Beurteilung energetischer Standards relevanten <strong>Baukosten</strong><br />

der Gruppen 300, 400 <strong>und</strong> 700 mit ein. Der Einfluss auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong><br />

ist besonders hoch bei den Faktoren „Standard erfüllt höhere Ansprüche“<br />

(Regressionskoeffizient B = 0,57) <strong>und</strong> „mittlerer Standard“ (B = 0,25). Diese<br />

Variablen sind jedoch als kritisch ein<strong>zu</strong>stufen, weil es sich um Selbsteinschät<strong>zu</strong>ngen<br />

der Teilnehmer handelt. Aufgr<strong>und</strong> der Stärke des Einflusses <strong>und</strong> des<br />

Erklärungsbeitrages war es sinnvoll, diese mit auf<strong>zu</strong>nehmen.<br />

Die Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Lage des Objektes in „guter Wohnlage“ führt <strong>zu</strong> höheren<br />

Kosten (B = 0,071), größere Projekte haben einen kostenmindernden Einfluss.<br />

Tabelle 27:<br />

Aufbau des Modells <strong>zu</strong>r Erklärung der Höhe von <strong>Baukosten</strong><br />

Kollinearitätsstatistik<br />

Modell<br />

1 (Konstante)<br />

Nicht standardisierte Koeffizienten<br />

RegressionskoeffizientB<br />

Standardfehler<br />

Sig. Toleranz VIF<br />

7,321 ,081 ,000<br />

vr1_14_3 - Einschät<strong>zu</strong>ng: Standard erfüllt<br />

höhere Ansprüche<br />

,571 ,081 ,000 ,184 5,426<br />

vr1_14_2 - Einschät<strong>zu</strong>ng: mittlerer Standard ,250 ,073 ,003 ,211 4,732<br />

vWoLage2 - Einschät<strong>zu</strong>ng gute Wohnlage ,071 ,041 ,101 ,884 1,131<br />

vr4_1_g4T - mehr als 4.000 m² Wohnfläche -,097 ,050 ,064 ,606 1,651<br />

v6_13_Std_40ud - EH 40 <strong>und</strong> darunter ,094 ,050 ,076 ,599 1,669<br />

v6_13_Std_55 - EH 55 ,177 ,048 ,001 ,552 1,812<br />

v6_13_Std_EnEV ,002 ,053 ,976 ,687 1,455<br />

a. Abhängige Variable: vrLogRelCost<br />

58 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Unterschiedliche <strong>Energieeffizienz</strong>standards sind als sogenannte mehrkategoriale<br />

bzw. Dummy-Variablen berücksichtigt. Der Standard EnEV 2009 ist in<br />

dem Modell nicht signifikant <strong>und</strong> ist hier für Anschauungszwecke enthalten.<br />

Die mit weiteren Variablen abgebildeten Standards EH 55 <strong>und</strong> EH 40 weisen<br />

Einflussbeiträge im Verhältnis <strong>zu</strong> dem EnEV 2009-Standard aus.<br />

Für den EH 55-Standard kann ein deutlich kostenerhöhender Einflussbeitrag<br />

festgestellt werden (B = 0,177). Dies entspricht umgerechnet einem Kostenaufschlag<br />

von 19,4 Prozent. Für den EH 40-Standard fällt der kostensteigernde<br />

Effekt niedriger aus (B = 0,094) <strong>und</strong> beläuft sich ungefähr auf 10 Prozent. Eine<br />

Umrechnung ist erforderlich, weil es sich um ein logarithmiertes Regressionsmodell<br />

handelt.<br />

Auf Basis der Datengr<strong>und</strong>lage von 37 Projekten im öffentlich geförderten <strong>und</strong><br />

kostengünstigen Wohnungsbau in Deutschland, die von InWIS im Rahmen der<br />

Arbeiten <strong>zu</strong>r <strong>Baukosten</strong>senkungskommission erhoben wurden, konnten verschiedene<br />

Regressionsmodelle getestet werden.<br />

Die Ergebnisse sind nicht befriedigend, zeigen aber, dass gegenüber dem<br />

EnEV 2009-Standard kostensteigernde Einflüsse von höheren EnEV-Standards<br />

nachgewiesen werden können.<br />

Trotz des hohen Erklärungsgehaltes ist es jedoch künftig sinnvoll, in die Erhebung<br />

weitere Variablen mit ein<strong>zu</strong>beziehen, um nicht nur gebäudebezogene,<br />

sondern auch Faktoren im Umfeld der Projektbeteiligten mit <strong>zu</strong> berücksichtigen.<br />

Außerdem sollte die Datengr<strong>und</strong>lage ausgeweitet werden.<br />

3.3. Analyse von Projekten im öffentlich geförderten<br />

Wohnungsbau in Hamburg<br />

Eine weitere empirisch angelegte Studie hat das Institut Forschung + Beratung<br />

(F+B), Hamburg, im September des letzten Jahres veröffentlicht. Ziel der Studie<br />

war es, eine empirisch abgesicherte Analyse der <strong>Baukosten</strong> im öffentlich<br />

geförderten Mietwohnungsbau <strong>und</strong> deren Einflussfaktoren vor<strong>zu</strong>legen. Dabei<br />

standen vor allem Fragestellungen im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

• welchen Einfluss unterschiedliche energetische Gebäudestandards auf<br />

die Höhe der <strong>Baukosten</strong> ausüben,<br />

• welcher Einfluss von der energetischen Qualität der Gebäudehülle <strong>und</strong><br />

der technischen Anlagen auf die <strong>Baukosten</strong> ausgeht <strong>und</strong><br />

• wie sich gebäudebezogene Parameter, wie z.B. die Objektgröße oder die<br />

Kompaktheit des Baukörpers, d.h. das Verhältnis von Umfassungsfläche<br />

<strong>zu</strong> umbauten Raum, auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> auswirken.<br />

Die Studie wertet einerseits verschiedene veröffentlichte <strong>Gutachten</strong> aus, die<br />

sich mit Fragen von <strong>Energieeffizienz</strong> <strong>und</strong> <strong>Baukosten</strong> auseinander gesetzt haben,<br />

<strong>und</strong> gründet eigenständige Analysen auf Projekte im öffentlichen geförderten<br />

Mietwohnungsbau in Hamburg, für die Datenangaben aus den Förderakten<br />

entnommen werden konnten.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 59


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

In der Zusammenfassung der eigenen Analysen kommt die Studie <strong>zu</strong> folgenden<br />

Ergebnissen: 47<br />

• „Die Kompaktheit des Baukörpers hat keinen nennenswerten Einfluss auf<br />

die Höhe der <strong>Baukosten</strong>.“<br />

• „Gesamtenergieeffizienz der Gebäude beeinflusst nicht die <strong>Baukosten</strong>.“<br />

• „Auch die <strong>Energieeffizienz</strong> der Gebäudehülle beeinflusst nicht die<br />

<strong>Baukosten</strong>.“<br />

• „Auch der energetische Gebäudestandard hat keinen wesentlichen<br />

Einfluss [auf] die <strong>Baukosten</strong>.“<br />

„Insgesamt kann damit die vorliegende Untersuchung keinen signifikanten<br />

Einfluss der zentralen energetischen Gebäudekennwerte (Jahres-<br />

Primärenergiebedarf Qp, Transmissionswärmeverlust H’T <strong>und</strong> Effizienzhausklasse)<br />

auf die <strong>Baukosten</strong> im Wohnungsbau nachweisen.“<br />

Damit stehen die in der Studie formulierten Schlussfolgerungen, die aus den<br />

Analyseergebnissen abgeleitet wurden, im Gegensatz <strong>zu</strong> allen anderen in den<br />

vergangenen Jahren veröffentlichten <strong>und</strong> sowohl in der F+B-Studie als auch in<br />

diesem <strong>Gutachten</strong> in Kapitel 2.2 ausgewerteten Studien, den Erkenntnissen<br />

der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission <strong>und</strong> dem gr<strong>und</strong>legenden <strong>und</strong> nachvollziehbaren<br />

Zusammenhang, wie sich die Wahl des <strong>Energieeffizienz</strong>standards<br />

auf die <strong>Baukosten</strong>, insbesondere der Kostengruppen 300, 400 <strong>und</strong> 700 auswirken<br />

(vgl. Kapitel 2.1.3).<br />

Daher stellt sich die Frage, mit welchen zentralen Annahmen <strong>und</strong> welchem<br />

methodischen Vorgehen die Analyseergebnisse erarbeitet worden sind. Unabhängig<br />

davon ist <strong>zu</strong>mindest fragend hervor<strong>zu</strong>heben, warum die F+B-Studie die<br />

Diskrepanz zwischen den eigenen Analyseergebnissen <strong>und</strong> den Ergebnissen<br />

anderer <strong>Gutachten</strong>, die in Kapitel 3. der Studie im Querschnitt ausgewertet<br />

worden sind, nicht selbst thematisiert. Die F+B-Studie betont, dass die eigenen<br />

Auswertungen auf „echten“ realisierten Objekten beruhen, statt nur auf<br />

theoretische Kostenrechenmodelle <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>greifen. Dabei wird außer Acht<br />

gelassen, dass die regressionsanalytische Auswertung von realisierten Objekten<br />

die Komplexität der Kostenmodelle handhaben muss, um <strong>zu</strong> verlässlichen<br />

Aussagen <strong>zu</strong> kommen (vgl. hier<strong>zu</strong> Kapitel 2.1.2 <strong>und</strong> 3.1).<br />

Die Vorgehensweise bei der Hamburger-Studie wirft verschiedene Fragestellungen<br />

auf, insbesondere weil bestimmte Sachverhalte nicht oder nicht vollständig<br />

erläutert werden, die für ein Verständnis der erarbeiteten Ergebnisse<br />

notwendig sind bzw. von denen <strong>zu</strong>m Teil erhebliche Einflüsse auf die Analyseergebnisse<br />

<strong>und</strong> deren Interpretation <strong>zu</strong> erwarten sind:<br />

47<br />

F+B 2016, S. 33f.<br />

60 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

• Für die Zwecke der Hamburger-Studie werden als Bau- oder<br />

Erstellungskosten die Kostengruppen 300 bis 700, d.h. einschl. der<br />

Kosten für Ausstattung <strong>und</strong> Außenanlagen definiert. Damit fließen auch<br />

die Kosten der Gruppe 500 (Außenanlagen) <strong>und</strong> 600 (Ausstattung) mit<br />

ein, bei denen kein bzw. wenn dann nur ein minimaler Einfluss zwischen<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standard <strong>und</strong> <strong>Baukosten</strong> <strong>zu</strong> erwarten ist.<br />

• Der <strong>Energieeffizienz</strong>standard wirkt sich zentral auf die Bauwerkskosten<br />

der Kostengruppe 300 <strong>und</strong> 400 sowie aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher<br />

Planungsanforderungen auch auf die Baunebenkosten der Gruppe 700<br />

aus. Dieses Vorgehen haben alle anderen Studien einheitlich gewählt.<br />

Zwar erläutert auch die Hamburger Studie, dass ergänzend die<br />

Bauwerkskosten (KG 300 <strong>und</strong> 400) ausgewertet wurden, es ist aber nicht<br />

ersichtlich, ob sich dieser Hinweis nur auf Abbildung 4.9 (S. 28) bezieht<br />

oder auch auf die Regressionsanalysen. Während Kosten für Ausstattung<br />

(KG 600) oft <strong>zu</strong> vernachlässigen sind, können insbesondere die Kosten<br />

für Außenanlagen abhängig von der Größe <strong>und</strong> der Gestaltung erheblich<br />

voneinander abweichen. Daher gibt es weder einen Zusammenhang<br />

zwischen der Kostengruppe 500 <strong>und</strong> den Bauwerkskosten noch dem<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standard. Je nach betrachtetem Wohnungsmarktsegment<br />

können aber auch bspw. Einbaumöbel eine Rolle spielen, wie bei<br />

Seniorenwohnungen <strong>und</strong> Studierendenappartements. Daher ist es von<br />

vornherein sinnvoll, diese Kostengruppen nicht in die Analysegr<strong>und</strong>lage<br />

mit ein<strong>zu</strong>beziehen, um deren verzerrenden Einfluss nicht gesondert<br />

handhaben <strong>zu</strong> müssen.<br />

• Die Kostenangaben beziehen sich auf einen einheitlichen Maßstab (je<br />

Quadratmeter Wohnfläche) <strong>und</strong> verstehen sich inklusive Umsatzsteuer<br />

(Bruttobaukosten). Allerdings lagen nicht für alle Bauvorhaben<br />

Kostenfeststellungen nach Endabrechnung der Leistungen vor. Für diese<br />

Bauvorhaben wurden hilfsweise bereits vorliegende Rechnungen,<br />

ansonsten Angaben aus Vertragsgr<strong>und</strong>lagen oder Kostenschät<strong>zu</strong>ngen<br />

verwendet. Zwar ist das <strong>Baukosten</strong>controlling bestrebt, den durch die<br />

anfänglichen Schät<strong>zu</strong>ngen oder durch Angebote spezifizierten<br />

Kostenanschlag möglichst ein<strong>zu</strong>halten. Jedoch sind Überschreitungen des<br />

anfänglichen Kostenrahmens, die erst nach Endabrechnung deutlich<br />

werden, keine Seltenheit <strong>und</strong> können ein unterschiedlich hohes Ausmaß<br />

besitzen. Bei wie vielen Projekten keine Kostenfeststellungen vorlagen<br />

<strong>und</strong> wie sich diese über Gebäude mit unterschiedlichem energetischem<br />

Standard verteilen, ist nicht angegeben. Zudem wurden Kosten für<br />

Tiefgaragenstellplätze pauschal mit einem Kostenansatz von 20.000<br />

Euro kalkuliert, obwohl je nach den Rahmenbedingungen des Einzelfalles<br />

eine erhebliche Streuung der Kosten vorliegen kann. Zwar ist es häufig<br />

bei empirischen Studien erforderlich, <strong>zu</strong>sätzliche Annahmen <strong>zu</strong> treffen<br />

<strong>und</strong> Korrekturen vor<strong>zu</strong>nehmen, weil Daten nicht vorhanden sind oder die<br />

Beschaffung nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand <strong>zu</strong><br />

bewerkstelligen ist. Gleichwohl wird verliert der Hinweis, dass es sich<br />

um „echte“ realisierte Projekte handelt, damit an Gewicht. Zumal nicht<br />

thematisiert wird, ob sich die Analyseergebnisse dadurch verändern<br />

werden.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 61


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

• Ausgewertet wurden insgesamt 117 Neubauvorhaben, wobei die<br />

Datenbasis insgesamt 208 Vorhaben umfasst hat. Aus welchem Gr<strong>und</strong><br />

nicht alle Neubauvorhaben ausgewertet worden sind <strong>und</strong> mit welchem<br />

Verfahren gerade 117 konkrete Vorhaben ausgewählt worden sind (bspw.<br />

im Rahmen einer einfachen Zufallsauswahl), wird nicht erläutert. Damit<br />

ist auch keine Einschät<strong>zu</strong>ng darüber möglich, ob von der Art der Auswahl<br />

ein systematischer Einfluss auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> bei<br />

unterschiedlichen <strong>Energieeffizienz</strong>standards ausgeht. Solche<br />

systematischen Effekte sollten bei der Auswahl vermieden werden. Ein<br />

Hinweis da<strong>zu</strong> wäre hilfreich gewesen. Insofern ist in diesem Punkt der<br />

Nachweis nicht erbracht, ob das Gesamtvolumen des öffentlich<br />

geförderten Mietwohnungsbaus in Hamburg damit repräsentativ<br />

abgebildet wird.<br />

• Nachvollziehbar wäre es bspw. gewesen, wenn bei der Auswahl der<br />

Neubauvorhaben vor allem solche in den Fokus gerückt werden, die eine<br />

gewisse Homogenität aufweisen <strong>und</strong> damit besser als andere verglichen<br />

werden können. Jedoch befindet sich unter den ausgewerteten<br />

Neubauvorhaben eine bemerkenswerte Mischung von 10 verschiedenen<br />

Wohnformen <strong>und</strong> Förderbausteinen. Gerade die Art der Nut<strong>zu</strong>ng <strong>und</strong><br />

damit auch die Wohnform hat nach Expertenauffassung einen besonders<br />

hohen Einfluss auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> (vgl. Kapitel 3.1). Zudem ist<br />

auch <strong>zu</strong> erwarten, dass nach speziellen Standards errichtete<br />

Seniorenwohnungen andere Kostenstrukturen <strong>und</strong> –höhen aufweisen als<br />

„einfache“ Mietwohnungen. Auch die eingeflossenen Baugemeinschaften<br />

im genossenschaftlichen Eigentum werden womöglich nach anderen<br />

Qualitätsmaßstäben errichtet worden sein als andere Objekte. Welche<br />

Wohnformen sich unter der Rubrik „Sonstige“ (18,8 Prozent) verbergen,<br />

ist nicht weiter aufgeschlüsselt.<br />

• Auch die Bauherrengruppe, die für die 117 Neubauvorhaben separat<br />

ausgewiesen wurden, kann einen erheblichen Einfluss auf die Höhe der<br />

Neubaukosten haben, weil private Bauherren, kommunale<br />

Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften, andere<br />

Kapitalgesellschaften <strong>und</strong> bspw. Kirchen <strong>und</strong> Stiftungen andere<br />

Rahmenbedingungen definieren <strong>und</strong> nach unterschiedlichen<br />

Qualitätsstandards bauen, sodass Einflussbeiträge <strong>zu</strong> erwarten sind. Da<br />

diese Angaben vorhanden sind, hätten sie ergänzend<br />

regressionsanalytisch behandelt werden können.<br />

Überdies wird das Zusammenspiel von Maßnahmen an der Gebäudehülle <strong>und</strong><br />

der verwendeten Anlagentechnik nicht thematisiert. Wie in Kapitel 2.1.3 dargestellt,<br />

unterscheiden sich Kosten unterschiedlicher Hei<strong>zu</strong>ngssysteme erheblich<br />

voneinander.<br />

Angesicht der unterschiedlichen Aspekte, die möglicherweise <strong>zu</strong> einer Verzerrung<br />

der Ergebnisse führen können <strong>und</strong> <strong>zu</strong> denen Angaben in der Hamburger<br />

Studie nicht enthalten sind, sind die Ergebnisse <strong>und</strong> Schlussfolgerungen sehr<br />

kritisch <strong>zu</strong> hinterfragen. Einzelne Faktoren können die Fragestellungen der<br />

Studie so stark überlagern, dass die Analyseergebnisse unbrauchbar sein können.<br />

Neben diesen gr<strong>und</strong>legenden Annahmen <strong>und</strong> Vorausset<strong>zu</strong>ngen werden die<br />

Schlussfolgerungen auf einfache lineare Regressionsmodelle verschiedener<br />

Gebäudeparameter gestützt. Die verwendeten unabhängigen Variab-<br />

62 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

len/Gebäude- bzw. energetischen Parameter <strong>und</strong> die da<strong>zu</strong> berichteten statistischen<br />

Gütekriterien sind in der folgenden Tabelle dargestellt:<br />

Tabelle 28:<br />

Wesentliche Ergebnisse der linearen Regressionsmodelle mit jeweils einer<br />

unabhängigen Variable<br />

Gebäudeparameter/Energetische Parameter Bestimmtheitsmaß R² Signifikanzniveau (des<br />

Koeffizienten)<br />

Projektgröße 0,05 0,03<br />

Kompaktheit des Baukörpers (A/V-Verhältnis) 0,01 0,50<br />

Primärenergiebedarf QP 0,01 0,74<br />

Transmissionswärmeverlust H’T 0,02 0,37<br />

Quelle: F+B 2016, S. 22 ff.<br />

Der gebäudeenergetische Standard (EnEV 2009, EH 70, EH 40, Passivhaus)<br />

wird sowohl regressionsanalytisch als auch anhand von Medianvergleichen<br />

der <strong>Baukosten</strong> analysiert. Werden die Effizienzhausklassen als Variablen in<br />

Regressionsmodellen verwendet, so sind die Koeffizienten nicht signifikant.<br />

Tabelle 29:<br />

Wesentliche Ergebnisse der linearen Regressionsmodelle <strong>zu</strong> Effizienzhausklassen<br />

Effizienzhausklasse Bestimmtheitsmaß R² Signifikanzniveau (des<br />

Koeffizienten)<br />

EnEV 20009 k.A. 0,91<br />

Effizienzaus 70 k.A. 0,42<br />

Effizienzhaus 40 k.A. 0,19<br />

Passivhaus k.A. 0,68<br />

Quelle: F+B 2016, S. 28 ff.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage dieser Auswertungen kommt die Hamburger Studie dann <strong>zu</strong><br />

folgendem Ergebnis:<br />

„Insgesamt kann damit die vorliegende Untersuchung keinen signifikanten<br />

Einfluss der zentralen energetischen Gebäudekennwerten (Primärenergiebedarf<br />

Q p , Transmissionswärmeverlust H‘ T <strong>und</strong> Effizienzhausklasse) auf die <strong>Baukosten</strong><br />

im Wohnungsneubau nachweisen.“ 48<br />

Die Problematik besteht darin, dass in der Studie der Eindruck vermittelt wird,<br />

als könnte anhand scheinbar harter statistischer Kenngrößen <strong>zu</strong>m Bestimmtheitsmaß<br />

<strong>und</strong> dem Signifikanzniveau kein anderer Schluss gezogen<br />

werden, als das kein Einfluss des Energiestandards auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong><br />

vorliegen würde.<br />

Das ist aber nicht der Fall. Die verschiedenen statistischen Kennwerte sind in<br />

ihrer Gesamtheit <strong>und</strong> vor dem Hintergr<strong>und</strong> der jeweiligen Fragestellung <strong>zu</strong><br />

interpretieren. Dies schließt bspw. die Beurteilung der empirischen t-Werte<br />

<strong>und</strong> der Standardfehler mit ein. Die Beobachtung, dass insbesondere der Signifikanztest<br />

keinen Hinweis auf einen Zusammenhang liefert, bedeutet noch<br />

nicht, dass kein Zusammenhang besteht. Bei der gewählten Vorgehensweise<br />

<strong>und</strong> unter Berücksichtigung sonst üblicher Kostenmodelle (vgl. hier<strong>zu</strong> Kapitel<br />

3.1) ist es als sicher an<strong>zu</strong>nehmen, dass ein Einfluss nicht deutlich wird, „…<br />

48<br />

Vgl. F+B 2016, S. 28.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 63


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

weil relevante Einflussgrößen […] nicht berücksichtigt wurden <strong>und</strong> deshalb die<br />

nicht erklärte Streuung groß ist.“ 49<br />

Die im Bericht <strong>zu</strong> einzelnen Gebäude- <strong>und</strong> energetischen Parametern berichteten<br />

Bestimmtheitsmaße sind extrem niedrig <strong>und</strong> zeigen, dass die aufgestellten<br />

Regressionsmodelle praktisch keinen Erklärungsgehalt haben. Die Modelle<br />

sind „<strong>und</strong>erfitted“, d.h. dass Variablen, von denen ein hoher Erklärungsgehalt<br />

<strong>zu</strong> erwarten ist, nicht in die Modelle eingeflossen sind (vgl. hier<strong>zu</strong> auch Kapitel<br />

5 <strong>zu</strong>r Modellbildung im Anhang). Die dokumentierte Vorgehensweise entspricht<br />

nicht dem sonst üblichen Vorgehen unter wissenschaftlichen Maßstäben.<br />

Diese Erkenntnis liefert die Hamburger-Studie jedoch in Kapitel 5 mit multivariaten<br />

Auswertungen verschiedener Variablen selbst:<br />

„Ein signifikanter Zusammenhang (R 2 =0,75 Signifikanzniveau=0,03) zeigt sich<br />

allerdings dann, - <strong>und</strong> dies ist das wesentliche Ergebnis dieser multivariaten<br />

Regressionsanalyse - wenn die genannten Faktoren <strong>zu</strong>sammen wirken. Dies<br />

heißt, dass sich eine Reduktion der <strong>Baukosten</strong> statistisch nachweisen lässt bei<br />

gleichzeitig <strong>zu</strong>nehmender Größe, abnehmender Dämmung sowie steigender<br />

Kompaktheit des Gebäudes (d. h. bei einem abnehmenden A/V-Verhältnis).“<br />

In einem multivariaten Regressionsmodell wurden die Variablen<br />

• „Größe“ (Gebäudenutzfläche, beheiztes Gebäudevolumen <strong>und</strong><br />

wärmeübertragende Umfassungsfläche)<br />

• „Kompaktheit“ (mit der Variablen Oberflächen-Volumen-Verhältnis A/V)<br />

• „Dämmung“ (mit den Variablen Transmissionswärmeverlust,<br />

Jahresprimärenergiebedarf <strong>und</strong> Jahresheizwärmebedarf)<br />

<strong>zu</strong>sammengeführt.<br />

Dabei zeigt sich, dass die <strong>Baukosten</strong> bei einem hohen Erklärungsgehalt von 75<br />

Prozent der Streuung der Residuen (R² = 0,75) von der „Größe“ des Bauvorhabens<br />

abhängen (negativer Einfluss, d.h. je größer desto günstiger) <strong>und</strong> die<br />

Variable „Dämmung“ einen kostensteigernden Einfluss besitzt (je höher der<br />

Dämmstandard, desto höher die <strong>Baukosten</strong>).<br />

Tabelle 30:<br />

Ergebnisse multivariater Analysemethoden<br />

Diese (Teil-)Ergebnisse führten jedoch leider nicht da<strong>zu</strong>, die im Abschlusskapitel<br />

getroffenen Schlussfolgerungen der eigenen Studie <strong>zu</strong> hinterfragen.<br />

Bemerkenswert ist die Darstellung der Median-<strong>Baukosten</strong> für unterschiedliche<br />

energetische Standards, die in der folgenden Abbildung wiedergegeben ist.<br />

49<br />

Vgl. Backhaus, Klaus et. al. (2008): Multivariate Analysemethoden. Eine anwendungsorientierte<br />

Einführung, Berlin, 2008, S. 75.<br />

64 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Abbildung 12:<br />

Median-<strong>Baukosten</strong> unterschiedlicher energetischer Standards<br />

Quelle: F+B 2016, S. 27.<br />

Da lediglich der Median dargestellt ist <strong>und</strong> über die Neubauvorhaben sonst<br />

keine Informationen über mögliche Kosteneinflussfaktoren dargestellt sind,<br />

entsteht der Eindruck, dass die Hälfte der im EnEV 2009-errichteten Gebäude<br />

höhere <strong>Baukosten</strong> aufweist als höherwertige energetische Standards. Die Grafik<br />

zeigt, dass es bei den <strong>Baukosten</strong> eine erhebliche Streubreite gibt, für die<br />

im Einzelfall <strong>und</strong> detailliert Einflussfaktoren herausgearbeitet werden müssen.<br />

Diese Kostenunterschiede lediglich auf den <strong>Energieeffizienz</strong>standard <strong>zu</strong>rückführen<br />

<strong>zu</strong> wollen greift <strong>zu</strong> kurz <strong>und</strong> lässt die theoretische Basis (vgl. Kapitel<br />

2.1.3) außer Acht.<br />

Die Abbildung zeigt daher auf, dass es im Einzelfall möglich ist, ein Gebäude<br />

im Passivhaus-Standard <strong>zu</strong> niedrigeren <strong>Baukosten</strong> <strong>zu</strong> errichten als die Hälfte<br />

der Gebäude nach dem EnEV 2009-Standard. Würde man aber für das Gebäude,<br />

das im Passivhaus-Standard niedrige Kosten aufweist, einen geringeren<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standard wählen, würden die Kosten noch einmal sinken.<br />

Daher ist dies auch ein Pladoyer dafür, den <strong>Energieeffizienz</strong>standard mit Bedacht<br />

<strong>zu</strong> wählen, von guten Projektbeispielen mit niedrigen Kosten <strong>zu</strong> lernen<br />

<strong>und</strong> mit beiden Faktoren einen Beitrag dafür <strong>zu</strong> leisten, in größerem Umfang<br />

bezahlbaren Wohnraum <strong>zu</strong> errichten. Es wäre wertvoll, aus den Neubauvorhaben<br />

einzelne Projekte als Fallbeispiele <strong>zu</strong> untersuchen <strong>und</strong> über den gesamten<br />

Prozess von der Planung, der Errichtung bis hin <strong>zu</strong>r Kostenfeststellung detailliert<br />

<strong>zu</strong> analysieren.<br />

Die Hamburger Studie unternimmt den Versuch, auf einer empirischen Basis<br />

von 117 Neubauvorhaben, die in Hamburg zwischen 2011 <strong>und</strong> 2014 neu errichtet<br />

worden sind, die Einflussbeiträge von Gebäudeparametern <strong>und</strong> energetischen<br />

Parametern auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> ab<strong>zu</strong>schätzen.<br />

Die Studie lässt verschiedene Fragestellungen unbeantwortet, sodass nicht<br />

beurteilt werden kann, ob durch die Wahl des <strong>Baukosten</strong>ansatzes (Kostengruppe<br />

300 bis 700), un<strong>zu</strong>reichender Datengr<strong>und</strong>lage (teilweise mussten<br />

Kostenschät<strong>zu</strong>ngen verwendet werden, Korrekturen wurden für Tiefgaragen<br />

pauschal angenommen), der Heterogenität der betrachteten Neubauvorhaben<br />

(auch Seniorenwohnungen, Studierendenwohnungen <strong>und</strong> Projekte von genos-<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 65


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

senschaftlichen Baugemeinschaften befanden sich darunter) <strong>und</strong> der geringen<br />

Zahl von betrachteten Variablen (Projektgröße, Gebäudeparameter, energetische<br />

Parameter, Effizienzhausstandards) nicht Verzerrungen auftreten, die den<br />

Einfluss von Effizienzstandards überlagen.<br />

Das methodische Vorgehen lässt außer Acht, dass <strong>Baukosten</strong> in komplexen<br />

Ursache-Wirkungs<strong>zu</strong>sammenhängen bestimmt werden <strong>und</strong> einen ausführlicheren<br />

Merkmalskatalog erfordern als er hier verwendet worden ist. Dementsprechend<br />

sind auch die Modelle auf<strong>zu</strong>bauen. Die Anwendung der Methodik erfolgte<br />

in einer Weise, dass die Schlussfolgerungen nicht <strong>zu</strong>lässig sind.<br />

Der Stand der Diskussionen ist noch nicht so weit fortgeschritten, dass die<br />

Auswertung einer größeren Anzahl von realisierten Bauvorhaben mithilfe regressionsanalytischer<br />

Ansätze <strong>zu</strong> einer verlässlichen Ermittlung der Einflussfaktoren<br />

von <strong>Baukosten</strong> führen kann. Überdies ist kritisch <strong>zu</strong> betrachten, ob<br />

Parameter wie bspw. der Jahresprimärenergiebedarf der Gebäudehülle als<br />

Einflussfaktor geeignet sind, weil Interaktionen mit anderen Einflussfaktoren<br />

<strong>zu</strong> erwarten sind.<br />

66 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

4. Fazit<br />

Die in diesem <strong>Gutachten</strong> aufgearbeiteten Studien haben sehr deutlich belegt,<br />

dass der <strong>Energieeffizienz</strong>standard eines Gebäudes einen (sehr) hohen Einfluss<br />

auf die Höhe der <strong>Baukosten</strong> besitzt. Es ist einer der wesentlichen Einflussfaktoren,<br />

mit dem <strong>Baukosten</strong> bestimmt werden.<br />

Anhand von Typengebäuden <strong>und</strong> unter Berücksichtigung typischer Planungsprozesse<br />

entlang der Leistungsphasen nach HOAI lässt sich der kostensteigernde<br />

Einfluss des <strong>Energieeffizienz</strong>standards – unabhängig von anderen Faktoren<br />

– isoliert gut nachweisen. Diese Methodik orientiert sich an der Vorgehensweise<br />

in der Praxis <strong>und</strong> wird von den zentralen Studien verwendet, die<br />

auch von der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission herangezogen wurden.<br />

Durch eine Kombination von <strong>Energieeffizienz</strong>maßnahmen an der Gebäudehülle<br />

<strong>und</strong> der Anlagentechnik lassen sich die <strong>Baukosten</strong> je nach Situation des Einzelfalles<br />

optimieren. Die ausgewerteten Studien zeigen auf, dass bei jedem<br />

einzelnen Gebäude der höhere energetische Standard <strong>zu</strong> teilweise deutlich<br />

höheren Bauwerkskosten führt.<br />

Bei der vergleichenden Analyse unterschiedlicher abgerechneter Bauvorhaben<br />

ist - je nach methodischem Ansatz <strong>und</strong> projektindividuellen Faktoren (Gebäudefaktoren,<br />

Vergabe- <strong>und</strong> Bauprozess) - der kostensteigernde Einfluss des<br />

<strong>Energieeffizienz</strong>standards <strong>zu</strong>m Teil nachweisbar. Das hängt von dem jeweiligen<br />

Modellaufbau <strong>und</strong> jeweiligen Modellgüte ab.<br />

Solche Methoden sind derzeit noch nicht ausgereift genug, um verlässliche<br />

Aussagen über komplexe Fragestellungen wie die Ursache-<br />

Wirkungs<strong>zu</strong>sammenhänge der Höhe von <strong>Baukosten</strong> ableiten <strong>zu</strong> können.<br />

Bezahlbares Wohnen erfordert kostengünstigen Wohnungsbau <strong>und</strong> eine Kostensenkung<br />

<strong>und</strong> Optimierung bei allen Einflussfaktoren. Dies schließt die Wahl<br />

eines wirtschaftlich vertretbaren <strong>Energieeffizienz</strong>standards mit ein, die mit<br />

Augenmaß erfolgen sollte.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 67


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

5. Anhang<br />

Methodik von Regressionsanalysen <strong>und</strong><br />

Vorgehensweise<br />

Das Modell des InWIS basiert auf einer typischen Regressionsfunktion (hier<br />

noch auf Logrithmus eingehen):<br />

mit<br />

y i = ß 0 + ß 1 x i1 + ß 2 x i2 + ⋯ + ß n x in + ε i<br />

y i<br />

x in<br />

abhängige Variable (i-te Beobachtung)<br />

unabhängige Variablen oder Prädiktoren, ggf. mehrkategorial gefasst<br />

x in<br />

1 ∙ Wohnfläche in m², wenn beliebiges Merkmal vorhanden ist<br />

= {<br />

0, sonst<br />

β i<br />

ε i<br />

Koeffizient des i-ten Prädiktors<br />

<strong>zu</strong>fällige Abweichung der i-ten Beobachtung<br />

Bei jeder Erweiterung des Modells mit <strong>zu</strong>sätzlichen Merkmalen wird die Robustheit<br />

<strong>und</strong> Stabilität der Ergebnisse sowie der Einflussbeiträge untersucht,<br />

<strong>und</strong> es werden Interaktionen zwischen den einzelnen Merkmalen betrachtet.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollten nur solche Merkmale bzw. unabhängige Variablen berücksichtigt<br />

werden, bei denen die so genannte Null-Hypothese (das Merkmal<br />

hat keinen Einfluss) mit einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit verworfen<br />

werden kann. Sofern die ausgewiesenen Schätzwerte (B-Werte oder Schätzer<br />

für den Einfluss der Regressoren) plausibel sind, können auch Werte übernommen<br />

werden, bei denen die Null-Hypothese lediglich mit 90-prozentiger<br />

Wahrscheinlichkeit verworfen wird (Signifikanzniveau


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Die Auswahl der Modellvariablen <strong>und</strong> die Modellierung einzelner Variablen ist<br />

nicht nur auf der Gr<strong>und</strong>lage der statistischen Methoden <strong>zu</strong> leisten, sondern<br />

erfordert <strong>zu</strong>sätzliche Kenntnisse über die Gr<strong>und</strong>sachverhalte <strong>und</strong> die Zusammenhänge.<br />

Dies gilt auch für die Interpretation der Plausibilität der Stärke des<br />

Einflusses einzelner Prädiktoren.<br />

Bei der Auswahl der Modellvariablen ist darauf <strong>zu</strong> achten, dass weder Variablen<br />

mit hohem Erklärungsgehalt (hohem Varianzanteil) vernachlässigt werden<br />

(„<strong>und</strong>erfitting“), noch dass eine <strong>zu</strong> große Anzahl von Variablen in das Modell<br />

eingefügt wird <strong>und</strong> womöglich die Signifikanz von Variablen, von denen man<br />

einen Einfluss erwartet, nicht mehr klar ermittelt werden kann („overfitting“).<br />

Die Frage der Vollständigkeit <strong>und</strong> des Umfangs des Modells muss jeweils im<br />

konkreten Anwendungsfall geprüft <strong>und</strong> unter Beurteilung sowohl der Güte des<br />

Gesamtmodells als auch der Validität einzelner Koeffizienten der Regressoren<br />

beantwortet werden.<br />

Von Heteroskedastizität spricht man, wenn die Streuung der Residuen in einer<br />

Reihe von Werten der prognostizierten abhängigen Variablen nicht konstant<br />

ist. Heteroskedastizität liegt vor, wenn die Störgröße (beobachtet durch die<br />

Residuen) im Regressionsmodell von der abhängigen Variable abhängig ist,<br />

d.h. sich mit <strong>zu</strong>nehmenden Werten der abhängigen Variable verringert oder<br />

erhöht. Dadurch wird der Standardfehler des Regressionskoeffizienten verfälscht<br />

<strong>und</strong> die Schät<strong>zu</strong>ng des Konfidenzintervalls ungenau. Die Prüfung auf<br />

Heteroskedastizität wird visuell durch die Betrachtung eines Streudiagramms<br />

vorgenommen, in dem die geschätzten standardisierten Werte der abhängigen<br />

gegen die standardisierten Residuen abgebildet wird. Es haben sich daraus<br />

keine Anhaltspunkte für das Vorliegen von Heteroskedastizität ergeben.<br />

Neben den genannten Vorausset<strong>zu</strong>ngen ist es wichtig, die Regressionsmodelle<br />

in den unterschiedlichen Entwicklungsstadien auf das Vorliegen von Multikollinearität<br />

<strong>zu</strong> prüfen. Das Modell der linearen Regression basiert auf der Annahme,<br />

dass die Regressoren nicht exakt linear abhängig sind. D.h. ein Regressor<br />

darf sich nicht als lineare Funktion der übrigen Regressoren darstellen<br />

lassen. Bei empirischen Daten liegt in der Regel ein gewisses Maß an Multikollinearität<br />

vor, die sich nicht störend auf die Güte des Modells auswirken muss.<br />

Eine hohe Mulitkollinearität führt aber da<strong>zu</strong>, dass die Standardfehler der Regressionskoeffizienten<br />

<strong>zu</strong>nehmen <strong>und</strong> die Schät<strong>zu</strong>ng ungenauer wird.<br />

Im Allgemeinen wird Multikollinearität durch die Toleranz <strong>und</strong> deren Kehrwert,<br />

den sogenannten Variance Inflation Factor (VIF) bestimmt. Die Toleranz<br />

wird ermittelt, in dem eine Regression jeder unabhängigen Variable auf die<br />

übrigen unabhängigen Variablen durchgeführt <strong>und</strong> das Bestimmtheitsmaß<br />

beobachtet wird. Die Toleranz ergibt sich, wenn man von 1 den Wert des Bestimmtheitsmaßes<br />

abzieht. Eine Toleranz von Null bedeutet, dass sich die<br />

beobachtete unabhängige Variable vollständig durch die anderen unabhängigen<br />

Variablen erklären bzw. abbilden lässt. Sie wäre damit überflüssig <strong>und</strong><br />

müsste aus dem Modell entfernt werden.<br />

Als Faustregel gilt, dass eine ernsthafte Multikollinearität ab einem Wert von<br />

VIF > 10 bzw. der Toleranz von < 0,1 für einen oder mehrere der beobachteten<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 69


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Regressoren vorliegt. 51 Die in das Modell übernommenen Variablen lagen deutlich<br />

unterhalb dieser Grenzwerte.<br />

Zusätzlich <strong>zu</strong>r Kontrolle von Toleranz <strong>und</strong> VIF wurden die paarweisen Korrelationen<br />

der unabhängigen Variablen beobachtet. Dabei konnten keine Auffälligkeiten<br />

festgestellt werden.<br />

Die Prüfschritte haben ergeben, dass die Vorausset<strong>zu</strong>ngen für die Anwendung<br />

regressionsanalytischer Verfahren vorliegen.<br />

51<br />

Vgl. Fahrmeir/Kneib/Lang (2009): Regression – Modelle, Methoden <strong>und</strong> Anwendungen, 2.<br />

Auflage, Berlin, S. 168. Andere Autoren gehen erst ab einem VIF von 20 <strong>und</strong> mehr davon aus,<br />

dass ein Kollinearitätsproblem vorliegt.<br />

70 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Literaturverzeichnis<br />

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Einführung, Berlin, 2008.<br />

B<strong>und</strong>esinstitut für Bau-, Stadt- <strong>und</strong> Raumforschung (BBSR)(Hrsg.)(2015): Analyse<br />

der Verursacher von Investitions- <strong>und</strong> <strong>Baukosten</strong> im Wohnungsbau,<br />

Berlin, 2015 (Kurzgutachten im Rahmen des Forschungsprogramms „Zukunft<br />

Bau“).<br />

B<strong>und</strong>esinstitut für Bau-, Stadt- <strong>und</strong> Raumforschung (BBSR)(Hrsg.)(2015a):<br />

Einfluss von Qualitätsstufen beim Bauen, Berlin, 30. Juni 2015 (<strong>Gutachten</strong><br />

im Rahmen des Forschungsprogramms „Zukunft Bau“)<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz, Bauen <strong>und</strong> Reaktorsicherheit<br />

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2015.<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Stadtentwicklung (BMVBS)<br />

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energetischen Modernisierung von Wohngebäuden, Berlin, Juni 2012<br />

(BMVBS-Online-Publikation 07/2012).<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Stadtentwicklung<br />

(BMVBS)(Hrsg.)(2012): Untersuchung <strong>zu</strong>r weiteren Verschärfung der<br />

energetischen Anforderungen an Gebäude mit der EnEV 201 - Anforderungsmethodik,<br />

Regelwerk <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit, Juni 2012 (BMVBS-<br />

Online-Publikation, Nr. 05/2012).<br />

Chegut, Andrea/Eichholtz, Piet/Kok, Nils (2015): The Price of Innovation: An<br />

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(Working Paper Series 5/2015; Center für Real Estate, Massachusetts<br />

Institute of Technology).<br />

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Begleitforschung <strong>zu</strong>m dena-Projekt „Niedrigenergiehaus im Bestand“,<br />

Berlin.<br />

EGS-Plan Ingenieurgesellschaft für Energie-, Gebäude- <strong>und</strong> Solartechnik mbH<br />

(2016): Energiekonzept <strong>und</strong> Empfehlung <strong>zu</strong>m städtebaulichen Wettbewerb.<br />

AP 3.0 Ökonomische Analyse <strong>und</strong> Bewertung baulich-energetischer<br />

Standards, Stuttgart, 4. April 2016.<br />

Forschung + Beratung für Wohnen, Immobilien <strong>und</strong> Umwelt (F+B)(2016): Analyse<br />

des Einflusses der energetischen Standards auf die <strong>Baukosten</strong> im öffentlich<br />

geförderten Wohnungsbau in Hamburg, Hamburg, September<br />

2016.<br />

Green, Samuel B. (1991): How Many Subjects Does It Take To Do A Regression<br />

Analysis, in: Multivariate Behavioral Research, Jg. 26, 1991, H. 3, S. 499<br />

– 510.<br />

Institut für Bauforschung e.V. (IFB) (2008): Studie <strong>zu</strong>m Kostenvergleich Massivhaus/Holzfertighaus,<br />

Hannover, 2. Juni 2008, (Studienreihe des IFB,<br />

IFB-Nr. 18506).<br />

Institut Wohnen <strong>und</strong> Umwelt (IWU)(2011) Evaluierung <strong>und</strong> Fortentwicklung<br />

der EnEV 2009: Untersuchung <strong>zu</strong> ökonomischen Randbedingungen im<br />

Wohnungsbau – Endbericht. BBSR, Bonn.<br />

InWIS-<strong>Gutachten</strong> 71


<strong>Baukosten</strong> <strong>und</strong> <strong>Energieeffizienz</strong><br />

Neitzel, Michael/Walberg, Dietmar (Hrsg.)(2016): Instrumentenkasten für<br />

wichtige Handlungsfelder der Wohnungsbaupolitik, Bochum, 2016 (Studie<br />

im Auftrag des Verbändebündnis Wohnungsbau).<br />

Schneider, Astrid/Hommel, Gerhard/Blettner, Maria (2010): Linear regression<br />

analysis—part 14 of a series on evaluation of scientific publications.<br />

Deutsches Ärzteblatt International, 2010; 107(44):776–82.<br />

DOI:10.3238/arztebl.2010.0776<br />

(Online-Zugriff:<br />

http://data.aerzteblatt.org/pdf/107/44/m776.pdf; Abruf am 4. Dezember<br />

2016).<br />

Schulze Darup, Burkhard/Neitzel, Michael (2011): <strong>Energieeffizienz</strong> mit städtebaulicher<br />

Breitenwirkung. Technische <strong>und</strong> wirtschaftliche Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />

<strong>zu</strong>r flächenhaften Umset<strong>zu</strong>ng von energetisch hochwertigen Modernisierungen<br />

in <strong>zu</strong>sammenhängenden Wohnquartieren, Berlin (Forschungsvorhaben<br />

unter Federführung des B<strong>und</strong>esverbandes deutscher Wohnungs<strong>und</strong><br />

Immobilienunternehmen e.V. – GdW, gefördert mit Mitteln der Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esstiftung Umwelt – DBU).<br />

Stadt Freiburg im Breisgau (2014): Freiburger Effizienzhaus-Standards. Informationen<br />

für Fachplanerinnen <strong>und</strong> Fachplaner, Infoblatt Nr. 1, September<br />

2014 (Online-Zugriff: https://www.freiburg.de/pb/site/Freiburg/<br />

get/params_E1279394214/372333/Infoblatt_Freiburger_Effizienzhaeuser_<br />

55_70.pdf; Abruf am 1. Dezember 2016).<br />

Stoy, Christian (2007): <strong>Baukosten</strong>planung in frühen Projektphasen, Zürich,<br />

2007.<br />

Stoy, Christian/Hagmann, Christopher (2015): Einfluss von Qualitätsstufen<br />

beim Bauen, Stuttgart, 2015 (Forschungsbericht im Rahmen der Forschungsinitiative<br />

Zukunft Bau).<br />

Stoy, Christian/Hagmann, Christopher (2015a): Einfluss von Qualitätsstufen<br />

beim Bauen, Präsentation <strong>zu</strong>r 5. Sit<strong>zu</strong>ng der <strong>Baukosten</strong>senkungskommission<br />

am 24. März 2015.<br />

Von Manteuffel, Bernhard/Hermelink, Andreas/Schulze Darup, Burkhard<br />

(2014): Preisentwicklung Gebäudeenergieeffizienz. Initialstudie, Berlin,<br />

2014.<br />

Walberg, Dietmar (Hrsg.)(2014): Optimierter Wohnungsbau. Untersuchung<br />

<strong>und</strong> Umset<strong>zu</strong>ngsbetrachtung <strong>zu</strong>m bautechnisch <strong>und</strong> kostenoptimierten<br />

Mietwohnungsbau in Deutschland, Kiel, 28. August 2014 (Arbeitsgemeinschaft<br />

für zeitgemäßes Bauen e.V., Bauforschungsbericht Nr. 66).<br />

Walberg, Dietmar/Halstenberg, Michael (Hrsg.)(2015): Kostentreiber für den<br />

Wohnungsbau. Eine Untersuchung <strong>und</strong> Betrachtung der wichtigsten Einflussfaktoren<br />

auf die Gestehungskosten <strong>und</strong> auf die aktuelle Kostenentwicklung<br />

von Wohnraum in Deutschland, Kiel, 8. April 2015.<br />

72 InWIS-<strong>Gutachten</strong>


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