genusswandernbern
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Spezialwanderführer
Fredy Joss, Sabine Joss GenussWandern
Region Bern
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT 7
WANDER-TIPPS 8
ÜBERSICHTSKARTE 10
WANDERUNGEN
1 Melchnau − Hohwacht − Langenthal 11
2 Riedtwil – Steinhof – Herzogenbuchsee 17
3 Lueg – Burgdorf 23
4 Im Holz – Verenaschlucht – Solothurn 29
5 Balm bei Messen – Kyburg 35
6 Dotzigen – Büren an der Aare 43
7 Magglingen – Twann 49
8 Gampelen – Erlach – St. Petersinsel 55
9 Schüpfheim – Heiligkreuz 61
10 Sörenberg – Kemmeribodenbad 67
11 Einigen – Amsoldingen 73
12 Unterlangenegg – Brenzikofen 79
13 Röthenbach – Chuderhüsi – Bowil 85
14 Grosshöchstetten – Moosegg 91
15 Bigenthal – Mänziwilegg – Rüttihubelbad 97
16 Gerzensee – Chutzen – Münsingen 103
17 Englisberg – Lisiberg – Bütschelegg – Oberbütschel 109
18 Innerberg – Aarberg 115
19 Rosshäusern – Laupen 121
20 Cheyres – Estavayer-le-Lac 127
21 Murten – Avenches 135
22 Noréaz – Givisiez 141
23 Marly – Posieux 147
24 Henniez – Romont FR 153
25 Charmey – Jaunbachschlucht – Broc 159
ORTSVERZEICHNIS 165
VORWORT
«GenussWandern – Region Bern» ist ein Wanderführer, der besonders
genussvolle Wanderungen beschreibt: kurze Strecken, geringe Höhendifferenzen
und Möglichkeiten zur gemütlichen Einkehr.
Fast alle Wanderungen sind ganzjährig machbar, also nicht nur von
Frühling bis Herbst, sondern auch im Winter mit Schnee.
Die Wanderungen folgen immer markierten Wegen, sodass die Orientierung
besonders einfach ist. Die Ausgangs- und Endpunkte sind gut
mit Bahn und Bus erreichbar und bieten meistens auch eine Einkehrmöglichkeit.
Dank dem stetigen Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel erreicht
man immer schneller auch weiter entfernte Gegenden. Die Region Bern
umfasst deshalb ein ausgedehntes Gebiet mit sehr unterschiedlichen
Natur- und Kulturräumen, die man auf 25 attraktiven Wanderungen entdecken
kann. Dazu bietet der Führer alle nötigen Informationen zur
Planung sowie viel Wissenswertes zu Natur und Kultur.
Diese Genusswanderungen führen durch die Region Bern zwischen
Seeland und Emmental, Jura-Südfuss und Greyerzerland. Die abwechslungsreichen
Wanderungen zeigen die erstaunliche Vielfalt dieser
Wanderregion.
Auf unseren Wanderungen haben wir oft überraschende und unbekannte
Ecken entdeckt. Wir hoffen, dass es vielen anderen Wanderinnen
und Wanderern ebenso ergeht und dass sie schöne Erinnerungen mit
nach Hause nehmen.
Wir danken für zahlreiche schöne Begegnungen unterwegs, dem ott
verlag für die gute Unterstützung unserer Buchidee sowie den Schweizer
Wanderwegen und ihren kantonalen Sektionen, welche mit der
Instandhaltung und Markierung der Wanderwege eine sehr wichtige
Arbeit leisten.
Sabine und Fredy Joss
VORWORT
7
WANDER-TIPPS
Ausrüstung
Für die Wanderungen in diesem Buch reicht eine normale Wanderausrüstung.
Neben bequemen Kleidern sind vor allem gute Schuhe wichtig.
Auch für einfache Wanderungen sind stabile Trekkingschuhe angenehmer
als beispielsweise weiche Turnschuhe. Ersatzkleider, die man
nach dem Schwitzen oder nach einem überraschenden Regenschauer
anziehen kann, sind eine Wohltat. Dazu gehört immer Sonnenschutz
(Hut, Brille, Sonnencrème) und bei unsicheren Wetterprognosen ein
Regenschutz. Oft genügt ein kleiner Regenschirm.
Orientierungshilfen
Die Wanderungen folgen immer ausgeschilderten Wanderwegen, die auf
den Wanderkarten von swisstopo im Massstab 1:50 000 eingezeichnet
sind. Oft kommt es vor, dass Wanderwegabschnitte verlegt werden, z. B.
wenn ein Weg auf längerer Strecke asphaltiert wird und somit als
Wanderweg nicht mehr geeignet ist. Deshalb kann es sein, dass ältere
Karten oder Neuausgaben nicht genau den Karten und Beschreibungen
in diesem Buch entsprechen. Da mit neuen Wanderwegen auch die Wegweiser
angepasst werden, sollten sich durch kleine Abweichungen keine
Orientierungsprobleme ergeben.
Schwierigkeiten
Da diese Genusswanderungen in der Regel gut gepflegten Wegen folgen,
weisen wir nur in Einzelfällen auf Schwierigkeiten hin. Bei Nässe,
Schnee und Eis erfordern allerdings auch leichte Wanderungen besondere
Vorsicht wegen der Rutschgefahr. Gemäss der Schwierigkeitsskala
des SAC würden alle Wanderungen mit dem untersten Grad T1 bewertet.
Verpflegung
Regelmässige Verpflegungs- und Trinkpausen sind auch auf kürzeren
Wanderungen wichtig. Nehmen Sie etwas Picknick und mindestens
einen Liter zu trinken mit, bei kühlem Wetter am besten etwas Heisses
in der Thermosflasche. Oft entspricht das Durstgefühl nicht dem Flüssigkeitsbedarf
des Körpers. Deshalb lohnt es sich, etwas «über den
Durst» zu trinken.
Wetter
Wanderungen sind nicht nur bei Sonnenschein schön. Auch Wolken,
Nebel, Schnee oder sogar leichter Regen lassen besondere Stimmungen
entstehen. Gewitter hingegen können nicht nur in den Bergen, sondern
auch im Mittelland gefährlich sein. Wetterbericht: Telefon 162, vom
Ausland + 41 162, www.meteoschweiz.ch, www.meteotest.ch.
8
WANDER-TIPPS
Notfälle
Auch auf leichten Wanderungen sollte man vorsichtig sein. Misstritte,
Stürze, eine Unvorsichtigkeit mit dem Sackmesser, Verbrennungen beim
Bräteln usw. können leider überall passieren. Deshalb empfiehlt es
sich, eine kleine Rucksackapotheke mit genügend Verbandsmaterial
mit zunehmen. In Notfällen: Sanitäts-Notruf: Tel. 144. Rega-Notruf:
Tel. 1414. Informationen zur Rega-Gönnermitgliedschaft: www.rega.ch,
Tel. 0844 834 844.
Reise
Alle Wanderungen in diesem Buch sind problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln
erreichbar. Mit der Benützung von Bahn und Bus leistet
man einen persönlichen Beitrag zur Verminderung der Treibhausgase
und zur Verbesserung der Luftqualität. Allein der Freizeitverkehr in der
Schweiz macht mit über 60 Milliarden Kilometern mehr als die Hälfte
des gesamten Verkehrs aus. Die Benutzung des öffentlichen Verkehrs
bietet zudem viele Vorteile. Unter anderem muss man nicht immer an
den gleichen Ausgangspunkt zurück und kann sich nach einer Wanderung
staufrei und entspannt nach Hause chauffieren lassen. Fahrplan
im Internet: www.sbb.ch.
Abfälle
Bitte nehmen Sie alle Abfälle wieder mit. Seien Sie sich nicht zu schade,
auch einmal störenden Abfall von anderen mitzunehmen. In einem
zusätzlichen Plastiksack verpackt, machen Abfälle Ihren Rucksack auch
nicht schmutzig. So wie Sie saubere Wege schätzen, werden Ihnen
andere dankbar sein.
Hunde
Wenn Wildtiere in der Nähe sind, nehmen Sie Ihren Hund im Zweifelsfall
sofort an die Leine. Von wildernden Hunden werden jährlich Tausende
von Wildtieren verletzt, und viele gehen danach qualvoll zugrunde.
Bitte beachten Sie, dass in Naturschutzgebieten strikter Leinenzwang
gilt. Lassen Sie zudem Ihren Hund nicht in Brunnentrögen baden. Dies
verunreinigt das Trinkwasser für die Kühe.
Pflanzen
Blumen sind am schönsten in der Natur, bitte lassen Sie sie stehen.
Wer nach Ihnen vorbeiwandert, kann sich so auch noch an den Blüten
am Wegrand freuen. Für viele Pflanzenarten ist es zur Vermehrung
sehr wichtig, dass sie Absamen können und nicht vorher gepflückt
werden.
WANDER-TIPPS
9
MELCHNAU – HOHWACHT – LANGENTHAL
1
Über den Aussichtsberg Hohwacht im Oberaargau
Melchnau ist eine der letzten Gemeinden im Oberaargau, des nordöstlichen
Teils des Kantons Bern. Der kleine Bach Rot bildet die Kantonsgrenze
zu Luzern. Melchnau ist ein gut erhaltenes, ländliches Dorf mit
einigen wertvollen, unter Denkmalschutz stehenden Bauten. Früher war
Melchnau mit einer Eisenbahn erschlossen, die 1982 durch den Busbetrieb
abgelöst wurde.
Die hügelige Landschaft um Melchnau lässt die Nähe des Napfgebiets
erahnen. Entsprechend führen attraktive Wanderwege über
Rücken und Hügel, wie auch unsere Wanderung auf die Hohwacht, die
dazu noch mit einem Aussichtsturm aufwartet. Die Hohwacht ist mit
780 Meter über Meer der höchste Punkt im östlichen Oberaargau. Auf
die Hohwacht sind zwei Wege markiert. Beide beginnen bei der Busendstation
«Melchnau Oberdorf». Wir wählen den Weg via Rastplatz
Pauli, welcher ebenfalls markiert ist. Von der Bushaltestelle wandert
man zur Hauptstrasse und auf dieser ein kurzes Stück nach rechts, bis
man sie wieder nach links verlassen kann. Bald lässt man die letzten
Häuser hinter sich und wandert auf eine Anhöhe mit weiten Feldern und
schönem Blick zurück nach Melchnau. Die weisse Fassade der Kir che
Altes Bauernhaus
in Melchnau
MELCHNAU – HOHWACHT – LANGENTHAL
11
Blick zurück auf Melchnau,
das in eine hügelige
Landschaft eingebettet ist.
leuchtet auffällig über den dunkelroten Ziegeldächern der Bauern- und
Wohnhäuser. Dahinter erhebt sich der Grünenberg, in dessen Wald die
mittelalterlichen Ruinen Grünenberg und Langenstein verborgen liegen.
Die nächsten Hügel dahinter gehören bereits zum Kanton Luzern.
Der Weg folgt einige Zeit dem Waldrand, dann durchquert er den
Wald zum kleinen Rastplatz Pauli, benannt nach einem Hof wenig
unterhalb. Nun wird der breite Weg zu einem schmalen Pfad, der sich
über den Waldrücken aufwärtsschlängelt. Der lehmige Untergrund des
Pfads kann bei Nässe ziemlich schmierig werden. Kurz vor dem Gipfel
verlässt man den Wald wieder.
Der Gipfel der Hohwacht und der Aussichtsturm sind von Fichten und
Waldföhren umgeben. Doch auf der Spitze des 20 Meter hohen Turms
steht man über den Wipfeln und geniesst einen einmaligen Rundblick
über das Oberaargauer und Emmentaler Hügelland, das Aaretal, die
Jurahöhen und die Alpen. Die Panoramatafel auf dem Aussichtsturm
führt 150 Gipfel auf. Die Besteigung des Turms ist ein kleines Abenteuer.
Nach einer recht grosszügig angelegten Treppe folgt eine enge
Wendeltreppe und zuletzt noch eine Leiter zur höchsten Plattform. Bis
1798 war die Hohwacht eine wichtige Höhenfeuer-Signalstation. Über
die damaligen Hohwachten konnte Tag und Nacht mit Feuerzeichen
innert drei bis vier Stunden im ganzen Kanton Alarm ausgelöst werden.
12 Über den Aussichtsberg Hohwacht im Oberaargau
Letztmals benutzt wurde das System 1798, als die französische Armee
gegen Bern marschierte. Auf der Hohwacht gibt es auch einen Restaurationsbetrieb
und an den Wochenenden ist oft einiges los: «Bure-
Zmorge», Volksfeste, Hochzeiten usw. Die Homepage (www.waldhaushochwacht.ch)
informiert über Veranstaltungen. Wer es etwas ruhiger
mag, kann sich somit auch Tage ohne viel Betrieb aussuchen.
Nach Langenthal führen mehrere Wege. Wir steigen zuerst ab zu den
Höfen «Ghürn», dann folgen wir den Wegweisern nach Obersand, Hambüel
und Langenthal. Abwechslungsreiche Feld- und Waldabschnitte
prägen diesen Weg. Wenn man unterwegs auf seltsame Gestalten trifft,
braucht man sich nicht zu fürchten. Dann befindet man sich auf dem
Waldgeisterweg mit den aus riesigen Baumwurzeln geschnitzten Waldgeistern
und Märchenfiguren. Sprüche und Gedanken auf den Tafeln bei
den Figuren begleiten die Wandernden auf ihrem Weg. Es lohnt sich,
sich etwas Zeit zu lassen, um die Figuren zu betrachten und die Sprüche
zu lesen. Nach dem Wald beginnen bereits die Aussenquartiere von
Langenthal. Man könnte hier einen Bus nehmen, doch auch zu Fuss ist
man in knapp 20 Minuten im Zentrum von Langenthal, das mit seiner
einladenden Fussgängerzone und seinen Restaurants noch einen Bummel
wert ist.
Nach dem Rastplatz Pauli
steigt der schmale Wanderpfad
durch den Wald hinauf.
MELCHNAU – HOHWACHT – LANGENTHAL
13
Vom Aussichtsturm blickt man über die Baumwipfel hinweg, hier in Richtung Westen.
Die Höfe von Ghürn am Fuss der Hohwacht
14
Über den Aussichtsberg Hohwacht im Oberaargau
DER OBERAARGAU
Der Name Oberaargau bezeichnet keine fest umrissene
Region. Auch die Landschaft vermittelt kein einheitliches
Bild wie «Berge», «Ebene» oder «Hügellandschaft».
Ausserdem sprechen auch nicht alle Oberaargauer
gleich: «Mängisch ‹geit› dr Wind» und «mängisch
‹goot› er».
Im Kampf um die Vormachtstellung unter Zähringern,
Habsburgern und Kyburgern verschoben sich im
Mittelalter ständig die Hoheitsgrenzen im Mittelland.
Letztlich sicherten sich die Berner das Gebiet des heutigen
Oberaargaus. Der Name hat nichts mit dem Kanton
Aargau zu tun, der erst im Jahr 1803 entstand. Er geht
auf eine lateinische Bezeichnung aus dem Frühmittelalter
zurück: superior pagus Aragauginsis (der obere
Teil der Aare-Region). Der Oberaargau bildet den nordöstlichen
Zipfel des Kantons Bern. Er erstreckt sich von
der südlichsten Jurakette durch das Aaretal und wieder
hinauf zu den nördlichen Ausläufern des Napfs.
Waldgeister begleiten die Wandernden
auf ihrem Weg.
Aussicht von der Hohwacht über den südlichen Oberaargau
15
ROUTE
Melchnau – Rastplatz Pauli – Hohwacht – Ghürn – Obersand – Hambüel – Langenthal
Anreise
Mit dem Zug bis Langenthal und mit dem Bus
bis Melchnau Oberdorf (Endstation).
Rückreise
Ab Langenthal mit dem Zug.
Wanderzeit
3 Std.
Karte
Wanderkarte 1:50 000 234T Willisau
Einkehren/Übernachten
Hotels und Restaurants in Langenthal
und Melchnau.
«Waldhaus Hohwacht»: Tel. 062 927 16 34,
www.waldhaus-hochwacht.ch. Von Ostern bis
im Oktober jeden Sonntag «Bure-Zmorge».
Diverse weitere Veranstaltungen.
Varianten
Die Wanderung lässt sich fast beliebig
variieren, liegen doch rund um die Hohwacht
zahlreiche Bahnhöfe oder Postautohaltestellen.
Empfehlenswerte Abkürzungen:
Hohwacht – Madiswil (Bahnhof), 1 Std. 10 Min.
oder von der Hohwacht auf dem anderen
Weg via Schollerhubel zurück nach Melchnau,
50 Min.
Informationen
Stadtladen Langenthal (= Tourismusbüro):
Tel. 062 919 19 00, www.langenthal.ch.
www.melchnau.ch
Hinweis
Bei Nässe und vor allem Schnee und Eis
können die Treppen und Leitern auf
den Aussichtsturm sehr rutschig sein.
RIEDTWIL – STEINHOF – HERZOGENBUCHSEE
2
Die Eiszeit lässt grüssen
Wenn man der begradigten, schmalen Önz entlang Richtung Steinhof
wandert, scheint dieser Bach nicht gerade besonders biberfreundlich zu
sein. Doch im Herbst 2008 baute ein Biber tatsächlich bei Riedtwil den
ersten grossen Damm – für die Bauern weniger erfreulich.
Der Wanderweg der Önz entlang ist gleichzeitig auch Veloweg. Kurz
vor Hermiswil zweigt der Weg nach links ab und führt in einigen Kehren
zum Wald hinauf. Am Fuss des Hügels betritt man das Gemeindegebiet
von Steinhof und wechselt gleichzeitig vom Kanton Bern in den Kanton
Solothurn. Die Gemeinde Steinhof ist eine solothurnische Exklave im
Kanton Bern.
An der Önz bei Riedtwil,
wo auch schon Biber heimisch
wurden.
RIEDTWIL – STEINHOF – HERZOGENBUCHSEE
17
Beim Aufstieg nach
Steinhof durchquert man
einen Wald mit
grossem Seggenbestand.
Auf dem Hügelplateau fallen einem schon von Weitem die zum Teil
von Büschen und Bäumen umgebenen Findlinge auf. Die mächtigen
Blöcke laden zum Rasten und Herumklettern ein. Sehenswert ist in
Steinhof auch die kleine Marienkapelle mit einer Kopie der schwarzen
Madonna von Einsiedeln. In der Nähe befindet sich die Postautohaltestelle
von Steinhof, für den Fall, dass jemand die Wanderung hier
beginnen oder beenden möchte. Der Wanderweg führt in ein kleines
Tälchen hinunter und weiter durch Laubmischwald zum Burgäschisee.
Dieser See ist ein Andenken aus der Eiszeit. Als sich der Gletscher
zurückzog, blieb ein riesiger Eiskörper in einer Mulde zurück. Als dieses
sogenannte Toteis schmolz, sammelte sich in der Vertiefung das
Seewasser. Später, während der Jungsteinzeit waren die Ufer des
Burg äschisees von Pfahl bauern besiedelt. In der Nähe des Strandbads
fand man Überreste ihrer Bauten. Auf einem Holzschnitzelweg kann
man in etwa einer halben Stunde durch Wald und Schilf den See umrunden.
Immer wieder kann man auf Stegen auf den See hinaustreten.
18
Die Eiszeit lässt grüssen
Vorbeiziehende Wolken und die Bewegungen der Bäume im Wind führen
auf der Seeoberfläche zu immer neuen, reizvollen Spiegelungen und
Farbveränderungen. Weil sich der maximal 31 Meter tiefe See relativ
rasch erwärmt, kann man oft schon im Mai darin schwimmen. Beim
Strandbad befindet sich ein gemütliches Restaurant mit Gartenterrasse
und einladendem Blick auf den See. Am Ufer sind Feuerstellen zum
Grillen eingerichtet. Wer möchte, kann mit einem gemieteten Ruderboot
auf den See paddeln, Beachvolleyball spielen oder Fischen. Die
Fischer patente können im Volg- Laden im Nachbardorf Äschi gelöst
werden.
Der Wanderweg führt durch das schön gelegene Dörfchen Burgäschi,
überquert die Kreuzung, wo sich eine Bushaltestelle befindet und führt
an Waldrand und Feldern entlang nach Niederönz. Bei der Hauptstrasse
bei Eggen befindet sich auch eine Bushaltestelle. Doch auch die knapp
1,5 Kilometer bis zum Bahnhof von Herzogenbuchsee sind trotz Asphalt
nicht mehr weit.
Weite Aussicht von Steinhof
bis zum Jura
RIEDTWIL – STEINHOF – HERZOGENBUCHSEE
19
Die kleine Marienkapelle in Steinhof
Der Burgäschisee steht unter Naturschutz, lässt sich aber nahe am Wasser umrunden.
SOUVENIRS AUS DEM WALLIS
Ursprünglich fand man 24 Findlinge auf dem Gemeindegebiet, die vor
ungefähr 10 000 Jahren vom Rhonegletscher aus Seitentälern des
Unter wallis hierher transportiert worden sind. Sie bestehen aus Hornblendegneis
und Chloritschiefer. Die meisten wurden als Baumaterial
verwendet, sodass nur noch wenige übriggeblieben sind. Diese stehen
heute unter Naturschutz. Grosse Fluh, Menhir und Kilchlifluh werden
die grössten Findlinge genannt. Die Grosse Fluh, mit ihren 8 Metern
Höhe und einem Gewicht von 3500 Tonnen gilt als mächtigster Findling
im ganzen Mittelland. Die Grosse Fluh galt vor allem in früheren Zeiten
auch als Kindlistein, der Kinderwünsche erfüllen half. Ausserdem gelten
die Findlinge bis heute als Kraftorte.
Die Findlinge bei Steinhof sind ein beeindruckendes Naturdenkmal.
21
ROUTE
Riedtwil – Steinhof – Burgäschisee – Herzogenbuchsee
Anreise
Mit dem Zug nach Riedtwil.
Rückreise
Mit dem Zug ab Herzogenbuchsee.
Wanderzeit
Riedtwil – Steinhof: 1 Std.
Steinhof – Herzogenbuchsee: 1 Std. 30 Min.
Karte
Wanderkarte 1:50 000 233T Solothurn
Einkehren/Übernachten
Restaurants in Riedtwil, Restaurants und
Hotels in Herzogenbuchsee.
Restaurant «Zur grossen Fluh», Steinhof:
Tel. 062 968 11 09.
Restaurant «Seeblick», Burgäschisee:
Tel. 062 961 19 65, www.seeblick-burgaeschi.ch.
Varianten
Wanderung in Steinhof beginnen oder beenden:
Mit dem Zug nach Herzogenbuchsee.
Umsteigen und mit dem Postauto nach Aeschi.
Umsteigen und mit dem Postauto nach Steinhof.
Lohnend ist die Umrundung des Burgäschisees.
Zusätzlich knapp 30 Min.
Informationen
Gemeinde Aeschi, Informationen zum
Burgäschisee, Fischereipatent:
www.aeschi-so.ch, www.steinhof-so.ch.
Region, Infos zur Bootsvermietung usw.:
Region Oberaargau Tourismus,
Tel. 062 922 77 21, www.myoberaargau.ch.
22
LUEG – BURGDORF
3
Über Emmentaler «Eggen» und Flühe
Bei der Busendstation Lueg hat man bereits die Qual der Wahl: Gleich
mit der Wanderung in Richtung Burgdorf beginnen, dem Landgasthof
Lueg einen Besuch abstatten oder zuerst auf den Aussichtspunkt Lueg
wandern? Die Aussicht über das Emmental bis zum Jura und den Alpen
ist zwar schon vom Standort des Gasthofes aus wunderbar, doch der
Aussichtspunkt Lueg liegt immerhin noch 50 Meter höher und die Rundsicht
ist somit noch eine Spur besser. Bei guter Sicht soll man 300
Alpen gipfel aus 15 Kantonen sehen können. Bis ins 19. Jahrhundert war
die Lueg eine «Hochwacht». Über ein Netz solcher Hochwachten wurde
früher im Kriegsfall mit Höhenfeuern Alarm gegeben. In kurzer Zeit
konnte auf diese Weise das ganze Land gewarnt werden. Die Lueg steht
beispielsweise mit dem Bantiger bei Bern in Sichtverbindung. Die beiden
Berge konnten sich daher auf direktem Weg gegenseitig Warnsignale
übermitteln. Auf der Lueg steht heute das Kavalleriedenkmal,
welches an die 1918 an der Spanischen Grippe gestorbenen Soldaten
erinnert. Vom Aussichtspunkt steigt man den gleichen Weg zurück. Nun
kann man sich immer noch überlegen, eine Rast im Gasthof zu machen
oder gleich weiterzuwandern.
Durch Feld und Wald:
beschaulicher Anfang der
Wanderung bei der Lueg
LUEG – BURGDORF
23
Der altehrwürdige
Gasthof «zum Hirschen»
in Kaltacker
Mit schönster Aussicht über Emmentaler «Eggen» und Gräben beginnt
der Wanderweg beim Gasthof Lueg, ehe er in ein erstes Waldstück
eintaucht. Ein paar enge Kehren führen den Waldrücken hinab, der
wegen Sturmschäden eine ziemlich ungehinderte Sicht bietet. Durch
Heimismatt geht es zum Weiler Gärstler. Hier sollte man sich etwas
umschauen, damit man nicht die unter Schutz stehende Eibe verpasst
(Hinweisschild). Es soll die grösste und älteste Eibe der Schweiz sein.
Man schätzt ihr Alter auf rund 1000 Jahre! Das harte Eibenholz war
während Jahrhunderten sehr begehrt, und schon im 16. Jahrhundert
mussten für Eiben Schonzeiten eingeführt werden. Es grenzt fast an ein
Wunder, dass dieser mächtige Baum verschont blieb. Der Platz um die
Eibe soll auch ein starker Kraftort sein. Vorsicht: Samen und Nadeln der
Eibe sind hochgiftig!
Unser Weg führt weiter nach Kaltacker, einem kleinen Dorf mit dem
historischen Gasthof zum Hirschen. Nach der Kreuzung auf der anderen
Seite von Kaltacker geht es wieder herrlich emmentalerisch weiter,
nämlich entlang eines langen, aussichtsreichen Rückens, der sogar auf
der Karte mit «Egg» bezeichnet ist. Auf einmal wandern wir an Uranus
vorbei. Der Wanderweg ist hier auch ein Planetenweg, der unser
Sonnensystem im Massstab von 1:1 Milliarde darstellt. Ein kaum vorstellbarer
Massstab: 1 Millimeter im Modell bedeutet 1000 Kilometer im
24
Über Emmentaler «Eggen» und Flühe
Universum. Der Planetenweg führt von Wynigen über Kaltacker bis kurz
vor Burgdorf. Neptun und Pluto liegen ausserhalb unserer Route. Den
restlichen Planeten bis zur Sonne wandern wir also in Millionen-
Kilometer-Schritten entgegen. Der Weg führt durch einige Waldstücke
und immer wieder über die «Egg» mit weiter Sicht über Gräben zu
anderen «Eggen». Unterhalb des Binzbergs steht die Modell-Sonne am
Waldrand. Wenig später im Wald verzweigt sich der Wanderweg. Via Waldeggbrügg
könnte man ziemlich direkt nach Burgdorf wandern, doch
der Weg via Wynigebrügg entlang der Gysnauflüe ist ein eindrückliches
Wegstück, das man nicht verpassen sollte. Die Sandsteinflühe stehen
unter Naturschutz. Ihnen entlang führen verschiedene Wege. Der interessanteste
ist sicher der «Alfred-Dür-Weg» (markiert). Er verläuft von
Felsbuckel zu Felsbuckel, mal durch einen engen Graben, dann wieder
auf eine der Flühe, wo sich durch die Bäume die Sicht auf Burgdorf und
das prächtige Schloss öffnet. Schliesslich führt der Weg im Zickzack
hinunter an den Waldrand, wo die einstige «Siechenkapelle» und das
«Siechenhaus» stehen. Gleich darauf erreicht man die Wynigenbrücke,
die über die Emme nach Burgdorf führt. Der Bahnhof ist nicht mehr
weit, doch wie immer, wenn eine besondere Stadt Endpunkt einer Wanderung
ist, lohnt es sich, noch etwas Zeit mit Flanieren zu verbringen.
Der Saturn am Wegrand,
mit seinen Ringen ein
besonders faszinierender
Planet.
Die Ernte ist bereits im Gang.
Schwerbeladene
Kirschbäume auf der «Egg»
LUEG – BURGDORF
25
Der Weg entlang der Gysnauflüe führt manchmal durch üppigen Wald und an nackten Sandsteinwänden entlang.
Die «Siechenkapelle» etwas ausserhalb von Burgdorf
BURGDORF
Die Zähringerstadt besticht durch die intakte historische Altstadt mit
lauschigen Quartieren, prächtigen Bürgerhäusern und dem mächtigen
Schloss. Erstmals wurde Burgdorf 1175 urkundlich erwähnt. Dies war die
Zeit der Herzöge von Zähringen, welche die Schlossanlage und die sie
umgebende Siedlung ausbauten. Die Burgdorfer Altstadt, bestehend
aus Oberstadt und Kornhausquartier, ist das Herz der Burgdorfer Innenstadt
und zeigt den typischen historischen Städtebau: Die gehobenen
Bevölkerungsschichten lebten in der feudalen Oberstadt zwischen
Schloss und Kirchenhügel mit prächtigen Barockbauten, Brunnen, Lauben
und Plätzen. Das Gewerbe war in der Unterstadt, dem Kornhausquartier,
am Fuss des Schlossfelsens angesiedelt. Unter- und Oberstadt
sind durch die «Länge Stäge» mit
ihren 81 Stufen verbunden. Das
Schloss beherbergt heute unter
anderem das Schlossmuseum, das
Muse um für Völkerkunde und das
Helvetische Goldmuseum. Erstaunlich,
dass das Emmegold zum weltweit
reinsten Gold gehört und
früher entsprechend begehrt war.
Die Zeiten, als sich die Ausbeute
lohnte, sind allerdings längst vorbei.
Goldwaschen ist aber immer
noch möglich, im Museum kann
man sich sogar ins Goldwaschen
einführen lassen.
Auf den Gysnauflüe öffnet
sich auch immer wieder
die Aussicht auf Burgdorf und
das imposante Schloss.
Blick über die Unterstadt
von Burgdorf
zu den Gysnauflüe
27