genusswanderntessin
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Sabine Joss, Fredy Joss GenussWandern
Region Tessin
Spezialwanderführer
mit
Gratis-
App
Infos unter
ott-verlag.ch/apps
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT 7
AUSRÜSTUNGS- UND WANDERTIPPS 8
JEDE WANDERUNG HAT IHRE BESTE JAHRESZEIT 10
ÜBERSICHTSKARTE 12
WANDERUNGEN
1 Alpe di Cruina – Capanna Piansecco –
All’Acqua 13
2 Faido – Piana Selva – Dalpe 19
3 Rossura – Cò – Anzonico 25
4 Lukmanierpass – Acquacalda 31
5 Biasca – Fracion – Biasca 37
6 Buseno – Santa Maria in Calanca –
Verdabbio 43
7 Curzútt – Carasc – Sementina 49
8 Magadino – Bolle di Magadino – Magadino 55
9 Cimetta – Cima della Trosa – Cardada 61
10 Tegna – Dunzio – Ronchini 67
11 Someo – Lodano – Maggia 73
12 Bignasco – Brontallo 79
13 Fusio – Mogno – Peccia 85
14 Loco – Vosa – Pila – Intragna 91
15 Monte di Comino – Mètri – Monte di Comino 97
5
16 Arcegno – Golino – Intragna 103
17 Lelgio – Gola di Lago – Sala Capriasca 109
18 Castagnola – Gandria – Brè 115
19 Carona – Ciona – Monte San Salvatore 121
20 Cademario – Arosio – Mugena 127
21 Caslano – Monte Caslano – Caslano 133
22 Serpiano – Monte San Giorgio – Serpiano 139
23 Rovio – Monte Sant’Agata – Bogo – Rovio 145
24 Bellavista – Alpe Génor – Monte Generoso 151
25 Balerna – Gole della Breggia – Balerna 157
ORTSVERZEICHNIS 163
VORWORT
Im Tessin warten erstaunliche Landschaften und eine grosse kulturelle
Vielfalt auf entdeckungsfreudige Wanderinnen und Wanderer. Ob im
Malcantone, Mendrisiotto, in der Leventina oder im Centovalli: Es gibt
viel zu entdecken! Für jeden Geschmack gibt es Wanderungen: Höhenwanderungen
vor alpiner Kulisse, leichte Gipfel und lohnende Aussichtspunkte,
romantische Wege Seen und Flüssen entlang und vieles
mehr. Unterwegs trifft man auf einladende Restaurants und Grotti,
Kapellen, Aussichtstürme und Dörfer mit regionaltypischer Architektur.
Um die genussvollsten Strecken zusammenzustellen, verbrachten wir
viele Stunden beim Studium von Karten und anderem Informationsmaterial.
Vor allem waren wir viele Tage unterwegs, um die Wanderungen
auch vor Ort zu erkunden und zu fotografieren.
Dabei erlebten wir das Tessin in all seinen Facetten: interessante
Landschaften, schöne Aussichtspunkte, besondere Wälder, grosse, be -
kannte Seen und unbekannte, klare Bergseen oder Wasserfälle, dazu
auch unerwartete Begegnungen mit Menschen und Tieren oder kulinarische
Entdeckungen. Auf Schritt und Tritt trifft man auf diesen Wanderungen
auch auf viel Kultur wie jahrhundertealte Kirchen, Handelswege
und auch ein Unesco-Weltkulturerbe gibt es zu entdecken. Mehrere Wanderungen
führen durch Weinanbaugebiete, wo Weinliebhaber in den Ge -
nuss von Degustationsmöglichkeiten kommen.
Auch bei diesem Führer aus der Reihe «GenussWandern» heisst es
maximal drei Stunden wandern bei geringen Höhendifferenzen. Die 25
attraktiven Wanderrouten folgen stets markierten Wegen, sodass die
Orientierung sehr einfach ist. Die Ausgangs- und Zielpunkte sind gut
mit Bahn und Bus erreichbar und bieten meistens auch eine Einkehrmöglichkeit.
Die Wanderziele verteilen sich über ein weitläufiges Gebiet
im Tessin und im Misox. Dank dem neuen Neat-Basistunnel und den
guten Verbindungen mit dem öffentlichen Verkehr sind eigentlich alle
Wanderungen als genussvolle Tagesausflüge machbar. Doch warum nicht
in einem gemütlichen Gasthaus übernachten, wenn man schon einmal
im Tessin ist!
Wir danken dem ott verlag für die hilfreiche Unterstützung, ebenso
den Schweizer Wanderwegen und ihren kantonalen Organisationen, welche
mit der Instandhaltung und Markierung der Wanderwege eine sehr
wichtige Arbeit leisten.
Sabine und Fredy Joss
Vorwort 7
AUSRÜSTUNGS- UND WANDERTIPPS
Ausrüstung
Für die Wanderungen, die in diesem Buch beschrieben werden, reicht
eine normale Ausrüstung. Neben bequemen Kleidern sind vor allem gute
Schuhe wichtig. Auch auf einfachen Wanderungen sind stabile Trekkingschuhe
nach einer Weile angenehmer zu tragen als weiche Turnschuhe.
Empfehlenswert sind Ersatzkleider, die man nach dem Schwitzen oder
nach einem überraschenden Regenschauer anziehen kann.
Immer mit dabei sein sollte Sonnenschutz (Hut, Brille, Sonnencrème)
und bei unsicheren Wetterprognosen ein Regenschutz; oft genügt ein
kleiner Regenschirm.
Orientierungshilfen
Die Wanderungen folgen immer ausgeschilderten Wanderwegen, die auf
den Wanderkarten von Swisstopo im Massstab 1:50 000 eingezeichnet
sind. Oft kommt es vor, dass Abschnitte aufgrund von Bauten oder Erdrutschen
verlegt werden. Deshalb kann es sein, dass ältere Karten oder
Neuausgaben nicht genau den Karten und Beschreibungen in diesem
Buch entsprechen. Bei einer neuen Wegführung werden die Wegweiser
entsprechend angepasst, deshalb sollten sich bei Änderungen keine
Orientierungsprobleme ergeben.
Schwierigkeiten
Da diese Genusswanderungen in der Regel gut gepflegten Wegen folgen,
weisen wir nur in Einzelfällen auf Schwierigkeiten hin. Bei Nässe,
Schnee und Eis erfordern allerdings auch leichte Wanderungen besondere
Vorsicht wegen der Rutschgefahr. Gemäss der Schwierigkeitsskala
des SAC werden die Genusswanderungen mit den leichtesten Graden T1
und T2 bewertet.
Verpflegung
Regelmässige Verpflegungs- und Trinkpausen sind auch auf kürzeren
Wanderungen wichtig. Nehmen Sie etwas Picknick und mindestens
einen Liter zu trinken mit, bei kühlem Wetter am besten etwas Heisses
in der Thermosflasche. Oft entspricht das Durstgefühl nicht dem Flüssigkeitsbedarf
des Körpers. Deshalb ist es ratsam, etwas «über den
Durst» zu trinken.
Wetter
Wanderungen sind nicht nur bei Sonnenschein schön. Auch Wolken,
Nebel, Schnee oder sogar leichter Regen lassen besondere Stimmungen
entstehen. Gewitter hingegen können gerade in den Alpen besonders
heftig und gefährlich sein. Wetterbericht: Tel. 162 (vom Ausland + 41 162),
www.meteoschweiz.ch.
8
Ausrüstung
Notfälle
Misstritte, Stürze, eine Unvorsichtigkeit mit dem Sackmesser, Verbrennungen
beim Grillen usw. können überall passieren. Deshalb empfiehlt
es sich, eine kleine Notfallapotheke mit genügend Verbandsmaterial
mitzunehmen. In Notfällen: Sanitäts-Notruf: Tel. 144. Rega-Notruf:
Tel. 1414. Informationen zur Rega-Gönnermitgliedschaft: www.rega.ch,
Tel. 0844 834 844. Für Smartphone-Besitzer empfiehlt sich die Installation
der kosten losen Rega-App.
Reise
Alle Wanderungen sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Mit
der Benützung von Bahn und Bus leistet man einen Beitrag zur Verminderung
der Treibhausgase und zur Verbesserung der Luftqualität.
Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bietet zudem viele Vorteile.
Unter anderem muss man nicht immer an den gleichen Ausgangspunkt
zurück und kann sich nach einer Wanderung staufrei und entspannt
nach Hause chauffieren lassen. Der Fahrplan im Internet: www.sbb.ch.
Die kostenlose SBB-App kann nützlich sein, um gegebenenfalls unterwegs
Fahrpläne abzurufen.
Abfälle
Bitte nehmen Sie alle Ihre Abfälle wieder mit. Seien Sie sich nicht zu
schade, auch einmal störenden Abfall von anderen mitzunehmen. In
einem Plastiksack verpackt, machen Abfälle Ihren Rucksack auch nicht
schmutzig. So wie auch Sie saubere Wege schätzen, werden Ihnen an -
dere Wanderinnen und Wanderer dankbar sein.
Hunde
Bitte beachten Sie, dass in Naturschutzgebieten strikter Leinenzwang
gilt. Auch sonst nehmen Sie Ihren Hund im Zweifelsfall bitte sofort
an die Leine, wenn Wildtiere in der Nähe sind. Von wildernden Hunden
werden jährlich Tausende von Wildtieren verletzt, viele sterben danach
qualvoll. Lassen Sie zudem Ihren Hund nicht in Brunnentrögen baden,
denn dies verunreinigt das Trinkwasser für die Kühe.
Pflanzen
Bitte lassen Sie die Blumen stehen, in der Natur sind sie am schönsten.
Wer nach Ihnen vorbeiwandert, kann sich so auch noch an den Blüten
am Wegesrand erfreuen. Für viele Pflanzenarten ist es für ihre Vermehrung
sehr wichtig, dass sie absamen können und nicht vorher gepflückt
werden.
Identitätskarte oder Pass
Da sich viele Wanderungen im Grenzgebiet zu Italien befinden, sollte
man immer eine Identitätskarte oder einen Pass dabeihaben.
Ausrüstungs- und Wandertipps
9
JEDE WANDERUNG HAT IHRE
BESTE JAHRESZEIT
Wanderung
Frühling
(März – Mai)
Sommer
(Juni – August)
Herbst
(September – Oktober)
1 Alpe di Cruina – Piansecco – All’Acqua x • • x
2 Faido – Piana Selva – Dalpe • • • x
3 Rossura – Cò – Anzonico • • • x
4 Lukmanierpass – Acquacalda x • • x
5 Biasca – Fracion – Biasca • • • •
6 Buseno – Santa Maria in Calanca – Verdabbio • • • •
7 Curzútt – Carasc – Sementina • • • •
8 Magadino – Bolle di Magadino – Magadino • • • •
9 Cimetta – Cima della Trosa – Cardada x • • x
10 Tegna – Dunzio – Ronchini • • • •
11 Someo – Lodano – Maggia • • • •
12 Bignasco – Brontallo • • • •
13 Fusio – Mogno – Peccia • • • •
Winter
(November – Februar)
10
Ausrüstung
Wanderung
Frühling
(März – Mai)
Sommer
(Juni – August)
Herbst
(September – Oktober)
Winter
(November – Februar)
14 Loco – Vosa – Pila – Intragna • • • •
15 Monte di Comino – Mètri – Monte di Comino • • • •
16 Arcegno – Golino – Intragna • • • •
17 Lelgio – Gola di Lago – Bigorio – Sala Capriasca • • • •
18 Castagnola – Gandria – Brè • • • •
19 Carona – Ciona – Monte San Salvatore • • • •
20 Cademario – Arosio – Mugena • • • •
21 Caslano – Monte Caslano – Caslano • • • •
22 Serpiano – Alpe di Brusino – Monte San Giorgio – Serpiano • • • •
23 Rovio – Monte Sant’Agata – Bogo – Rovio • • • •
24 Bellavista – Alpe Génor – Monte Generoso • • • x
25 Balerna – Gole della Breggia – Balerna • • • •
• Beste Jahreszeit
• Frühling und Herbst
Schneeschmelze bzw. ersten Schnee sowie im Herbst Fahrplanwechsel
von Seilbahnen und Postautos beachten.
Winter
In sonnigen und tieferen Lagen ist je nach Schnee die ganze
Wanderung machbar. In höheren Lagen gibt es zum Teil Einschränkungen
oder die Wanderung verläuft auf Winter wanderwegen
mit anderer Routenführung.
x
Wanderung nicht machbar (kein ÖV, Lawinengefahr usw.)
Jede Wanderung hat ihre beste Jahreszeit 11
11
ALPE DI CRUINA – CAPANNA PIANSECCO – ALL’ACQUA
1
Route
Alpe di Cruina – P. 2099 – Alpe di Manió –
Capanna Piansecco – All’Acqua
Anreise
Mit dem Bus bis Cruina
Rückreise
Mit dem Bus ab All’Acqua
Wanderzeit
3 Std.
Höhendifferenz
150 m Aufstieg, 400 m Abstieg
Karte
Wanderkarte 1 :50 000 Nufenenpass 265 T
Ristorante All’Acqua, mit Zimmern,
Tel. 091 869 11 11, www.allacqua-valbedretto.ch
Varianten
Abstecher hinauf zum Bergsee Lago delle
Pigne: 45 Min. zusätzlich.
Der Abstieg vom See über Blockschutt und
loses Geröll erfordert etwas Trittsicherheit.
Einfacher ist es, für den Auf- und Abstieg den
südlicheren Pfad zu wählen.
Informationen
Tourismus Leventina, Tel. 091 869 15 33,
www.leventinaturismo.ch
Tourismus Tessin, Tel. 091 825 70 56,
www.ticino.ch
Tourismus Nordtessin, Tel. 091 869 15 33,
www. bellinzonese-altoticino.ch
Einkehren/Übernachten
Capanna Piansecco, Tel. 079 312 83 86 oder
091 869 12 14, www.casbellinzona.ch
Hinweis
Die Postautos über den Nufenenpass verkehren
von Anfang Juli bis etwa Mitte Oktober.
Alpe di Cruina – Capanna Piansecco – All’Acqua 13 13
ALPE DI CRUINA – CAPANNA PIANSECCO –
ALL’ACQUA
Auf der Sonnenseite im Bedrettotal
Auf der Alpe di Manió mit dem
Nufenenstock im Hintergrund.
Schon am Morgen liegt der Wanderweg von der Alpe di Cruina hoch zur
Alpe di Manió in der Sonne, was zumindest im Herbst ein grosser Vorteil
ist. Auf der gegenüberliegenden Talseite im Schatten schmilzt der
Septemberschnee kaum. Das zwischen Cristallina- und Gotthardmassiv
eingebettete Bedrettotal ist auch in Zeiten des Klimawandels schneereich.
Im steilen Tal donnern jeden Winter Lawinen hinunter, und auch
heute noch kommt es trotz Lawinenverbauungen vor, dass die Dörfer im
Winter abgeschnitten sind.
Die wunderschöne Aussicht über das von Bergen umrahmte Bedrettotal
hinweg zu den Gipfeln über der Leventina ist beim ersten Schnee
besonders zauberhaft. Auf der anderen Talseite, zwischen Nufenenstock
und Helgenhorn, erkennt man in der Ferne die Capanna Corno Gries mit
ihrem pilzartigen Dach. Bei der Alpe di Manió zweigt der Wanderweg
ab hinauf zum Lago delle Pigne, der mit schönen Spiegelungen ein
sehr lohnendes Ziel ist. Allerdings sollte man trittsicher sein, denn der
Abstieg zur Alpe di Rotondo Richtung Capanna Piansecco führt über
bewegliches Geröll. Auch wer nicht zum kleinen Bergsee hochsteigt,
sondern direkt die SAC-Hütte ansteuert, sieht die mächtigen Felsen von
Poncione di Manió und Poncione di Cassina Baggio in den Himmel
ragen. In diesen Wänden befinden sich interessante Sportkletterrouten.
Schon lange bevor man die Hütte erreicht, sieht man sie von lichtem
Lärchenwald umgeben auf einer Moräne stehen. Bevor die Hütte 1995
14
Auf der Sonnenseite im Bedrettotal
Zwischen Nufenenstock und Helgenhorn steht die Capanna Corno Gries.
Blick durchs herbstlich farbige Bedrettotal Richtung Airolo.
Alpe di Cruina – Capanna Piansecco – All’Acqua 15
Der Lago delle Pigne mit einer
ersten Eisschicht.
Die Capanna Piansecco liegt am
Bedretto-Höhenwanderweg vom
Nufenen- zum Gotthardpass.
neu gebaut wurde, stand hier nur eine alte Militärbaracke. Nicht nur
Kletterbegeisterte nutzen die Hütte als Ausgangspunkt. Dank dem kurzen,
ungefährlichen Hüttenweg und der familienfreundlichen Umgebung
verbringen hier oft Familien mit Kindern die Ferien. Die Hütte ist
auch ein Etappenort auf dem Bedretto-Höhenwanderweg vom Nufenenzum
Gotthardpass.
16
Auf der Sonnenseite im Bedrettotal
Wer sich auf dem Abstieg vom Lago delle Pigne über die Überreste des
Bunkers am Weg oder über die frühere Militärbaracke am heutigen Hüttenstandort
wundert, der blicke etwas talaufwärts hinüber zum Passo
San Giacomo, der das Bedrettotal mit dem Tocetal verbindet. 1929 liess
der italienische Diktator Mussolini eine Strasse zur Passhöhe hinauf
bauen, angeblich für den Bau von Kraftwerken und für die touristische
Erschliessung. Wenig später standen Eisenbahnwagen als Touristenattraktion
auf dem Pass und versetzten die Schweizer Armee in grosse
Unruhe. Die Strasse war schon eine ernsthafte Bedrohung und die Waggons
noch eine zusätzliche Provokation. Wer dort Waggons hinaufschaffen
konnte, für den wäre auch schweres Geschütz kein Problem. Die
Armee befürchtete, dass die Italiener vom Passo San Giacomo aus den
nur 14 Kilometer weit entfernten Gotthardtunnel erobern wollten. Die
Schweiz rüstete deshalb in der Umgebung mit Bunkern und Festungen
auf. Falls die italienische Armee tatsächlich bis zum Gotthard vorgedrungen
wäre, hätte die Schweizer Armee das Südportal in Airolo
gesprengt. Von Göschenen her wären trotzdem noch Soldaten und
Munition ins Tessin gelangt, dank einer Nothaltestelle, die 200 Meter
vor dem Südportal vorsorglich im Bahntunnel vorbereitet worden war.
Auf dem Passo San Giacomo stehen heute keine Eisenbahnwaggons
mehr, nur noch die verwitterten Betonsäulen, auf denen sie aufgebockt
waren.
Bei der Capanna Piansecco laden die Terrasse und das Kuchenangebot
zum Einkehren ein, bevor man auf dem Hüttenweg hinunter ins Tal
steigt. Bei All’Acqua steht ein einladendes Restaurant gleich neben der
Postautohaltestelle. Wegen der hohen Lage der Dörfer gab es nie grosse
Erträge aus dem Roggen- und Kartoffelanbau, und die grösste Fläche
wurde für die Vieh- und Milchwirtschaft genutzt. Weil Nahrung und Ein-
Auf der Alpe di Rotondo.
Alpe di Cruina – Capanna Piansecco – All’Acqua 17
Auf dem Wanderweg zur
Capanna Piansecco.
kommen nicht für alle reichten, mussten früher viele Bewohnerinnen
und Bewohner auswandern oder als Saisonniers in Frankreich oder Italien
Arbeit suchen.
GIOVANNI ORELLI
Der kürzlich verstorbene Schriftsteller Giovanni Orelli (1928 – 2016) kam im kleinen Dorf
Bedretto als Sohn eines Bergbauern zur Welt. Nach dem Philosophiestudium wurde er Gymnasiallehrer
und unterrichtete an Mittelschulen in Lugano. Zusätzlich arbeitete er für Radio
und Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz, war Literaturkritiker und für die SP Mitglied
des Tessiner Kantonsparlaments. Sein mehrfach ausgezeichnetes Werk umfasst Prosa und
Lyrik. Orelli gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller in der italienischsprachigen
Schweiz. In seinem 1965 erschienenen Erstlingsroman «L’anno della valanga» (Der lange Winter)
beschreibt er die von Aberglauben geprägte Atmosphäre in einem kleinen Dorf im Be -
dretto tal. Es ist von Lawinen bedroht, und die Einwohnerinnen und Einwohner müssen sich
entscheiden, ob sie bleiben oder sich in Sicherheit bringen wollen. Dabei verlieren die alten
Bewohnerinnen und Bewohner den Einfluss auf die Jungen, die sich für den Wegzug entscheiden,
der für sie auch eine Chance darstellt.
18
Auf der Sonnenseite im Bedrettotal
FAIDO – PIANA SELVA – DALPE
2
Route
Faido – Piana Selva – Dalpe
Anreise
Mit dem Zug nach Faido
Rückreise
Mit dem Bus ab Dalpe, Cornone
Wanderzeit
2 Std. 20 Min.
Höhendifferenz
500 m Aufstieg, 50 m Abstieg
Karte
Wanderkarte 1:50 000 Valle Leventina 266 T
Einkehren/Übernachten
Hotels und Restaurants in Faido, Dalpe,
Piana Selva.
Dalpe: Hotel des Alpes, Tel. 091 867 14 24,
www.desalpesdalpe.ch
Dalpe: Osteria del Telo, Tel. 091 867 14 01
Piana Selva: Ristorante Agriturismo Pianaselva,
Tel. 091 867 15 46 oder 079 620 97 61,
www.pianaselva.ch
Varianten
Dalpe – Faido: 1 Std. 40 Min. Wer abkürzen
möchte, kann mit der Luftseilbahn ab Piana
Selva zu den Wasserfällen schweben.
Faido – Cascata Piumogna – Faido: 1 Std. Dies
bietet sich an, wenn in Dalpe oben noch zu
viel Schnee liegt und man nur die Wasserfälle
sehen möchte.
Lago Tremorgio – Passo Vanit – Dalpe:
2 Std. 45 Min. Spannende Gesteinslandschaft,
beim Pass etwas erodierter Abstieg.
Informationen
Luftseilbahn Faido–Piana Selva,
Tel. 0918671546, www.pianaselva.ch
Tourismus Leventina, Tel. 0918691533,
www.leventinaturismo.ch
Tourismus Tessin, Tel. 0918257056,
Faido – Piana www.ticino.ch Selva – Dalpe 19 19
FAIDO – PIANA SELVA – DALPE
Wo die Mailänderinnen und Mailänder ihre Ferien verbrachten
Dalpe liegt auf einer aussichtsreichen
Sonnenterrasse.
Um 1913 waren Ferien in Faido beliebter und teurer als in St. Moritz.
Kein Wunder, denn nach dem Bau der ersten Strasse und der Gotthardbahnlinie
durch die Leventina wurde Faido dank seiner guten Erreichbarkeit
zu einem beliebten Ferienort für reiche Bürger aus Mailand. Zu
den Zeiten der Belle Epoque, um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert,
erlebte dieses von steilen Berghängen umgebene Bergdorf seine
goldenen Zeiten des Tourismus. Auf dem Weg vom Bahnhof zum tosenden
Ticino hinunter zeugen alte Villen und mittlerweile geschlossene
Jungendstil-Hotels von dieser ruhmreichen Zeit. Auch wenn jetzt die
Gästescharen aus Mailand und ihre rauschenden Feste ausbleiben, hat
Faido heutigen Besucherinnen und Besuchern einiges zu bieten. Allein
für die Cascata di Piumogna lohnt sich die Anreise. Der Wasserfall er -
giesst sich in mehreren Kaskaden in ein Wasserbecken am Ufer des
Ticino. Von einem Platz mit Bänken und alten Bäumen aus kann man
dieses Naturschauspiel wie auf einer Bühne bewundern. Auf einer
schmalen Holzbrücke spazieren Besucherinnen und Besucher wie Statisten
vorbei. Neben dem Kinderspielplatz befindet sich die Talstation der
Luftseilbahn hinauf nach Piana Selva.
Wer von Faido nach Dalpe hochwandert, hat Gelegenheit, oben einen
kurzen Abstecher zum Bergbach Piumogna zu machen und auf die Wasserfälle
hinunterzuschauen. An heissen Sommertagen ist der Aufstieg
durch den schattenspendenden Nadelwald angenehm erfrischend, doch
20
Wo die Mailänderinnen und Mailänder ihre Ferien verbrachten
Die Cascata di Piumogna ergiesst sich in mehreren Kaskaden in ein Wasserbecken am Fuss der Felsen.
Um die Cascata di Piumogna zu sehen, lohnt sich eine lange Anreise!
Faido – Piana Selva – Dalpe 21
Die grünlich schimmernde
Piumogna in ihrem ausgeschliffenen
Felsenbett.
Auf der gegenüberliegenden
Talseite verläuft die Strada
Alta.
an kühlen Frühlingstagen wünscht man sich mehr Lichtungen. Nach
einigen steileren Kurven erreicht man die grosse Lichtung Piana Selva.
Von hier oben präsentiert sich einladend die Sonnenseite der Leventina,
wo die Wanderung Nummer 3 einem Abschnitt der bekannten
Weitwanderroute «Strada Alta» folgt. Neben der Bergstation der Luftseilbahn
steht ein Bauernhof mit Übernachtungsmöglichkeiten, Grotto
und Schwimmbad. Einige begeisterte Kinder nehmen Reitunterricht und
22
Wo die Mailänderinnen und Mailänder ihre Ferien verbrachten
drehen auf den Pferden ihre Runden vor dem eindrücklichen Berg panorama.
An Feuchtgebieten und mächtigen alten Fichten vorbei führt der
nur noch leicht ansteigende Wanderweg gemächlich weiter Richtung
Dalpe. Der letzte Abschnitt führt an der grünlich schimmernden, wilden
Piumogna entlang, die sich ein Bett in die Felsen geschliffen hat. Sie
entspringt dem Campo-Tencia-Gletscher und dem Bergsee Lago di Morghirolo.
Der instabilen Bergflanke der Cima del Lambro und den drohen-
Kurz vor Dalpe ist das Gras
noch nicht so saftig grün
wie unten in Faido.
Der Aufstieg nach Dalpe
verläuft im schattenspendenden
Nadelwald.
Faido – Piana Selva – Dalpe 23
den Erdrutschen ist es zu verdanken, dass das Val Piumogna in den
1960er-Jahren nicht aufgestaut und geflutet wurde. Dann taucht Dalpe
auf, das unberührt vom Gotthardverkehr auf einer Hochebene mit schönem
Ausblick liegt. Hinter dem Dorf erheben sich der mächtige, über
3000 Meter hohe Pizzo Campo Tencia und seine Nachbarn.
DIE LEVENTINA
Von Airolo bis nach Biasca erstreckt sich das Valle Leventina. Auf diesen 40 Kilometern überwindet
der Ticino 800 Höhenmeter. Der Gotthardpass am nördlichen Ende des Tals beeinflusste
als wichtiger Übergang in den Alpen mehrere Hundert Jahre lang die Geschichte und
Entwicklung der Leventina. In Kriegen um die Kontrolle über dieses attraktive Gebiet kam es
mehrmals zu Kämpfen zwischen dem Kanton Uri und dem Mailänder Adel. Fremde Heere nutzten
die wichtige Nord-Süd-Achse Europas und zogen hungrig und plündernd durch das Tal.
Vom 15. Jahrhundert bis zum Fall der alten Eidgenossenschaft von 1789 war die Leventina
unter Urner Herrschaft. Noch im 18. Jahrhundert liessen die Urnerinnen und Urner aufrührerische
Leventiner auf dem Dorfplatz von Faido enthaupten. Die jahrhundertelange Herrschaft
der Urner hat bis heute Spuren hinterlassen: Im oberen Teil der Leventina, vor allem in Airolo,
sind in der dortigen Sprache noch immer viele Wörter aus dem Alemannischen enthalten.
Ebenso ähneln alte, noch erhaltene Holzhäuser auf der Südseite des Gotthards einem Urner
Haus mehr als einem Tessiner Steinhaus.
24
Wo die Mailänderinnen und Mailänder ihre Ferien verbrachten
ROSSURA – CÒ – ANZONICO
3
Route
Rossura – Tengia – Sorsello – Cò – Gianon –
Ravatói – Anzonico
Anreise
Mit dem Bus nach Rossura, Paese
Rückreise
Mit dem Bus ab Anzonico, Paese
Wanderzeit
3 Std.
Höhendifferenz
400 m Aufstieg, 450 m Abstieg
Karte
Wanderkarte 1:50 000 Valle Leventina 266 T
Einkehren/Übernachten
Anzonico: Ristorante Bellavista, mit Zimmern,
Tel. 091 865 11 10
Anzonico: Osteria Anzonico, mit Zimmern,
Tel. 091 865 12 20 www.osteriaanzonico.ch
Calonico: Grotto Bell, mit Zimmern,
Tel. 091 865 16 49
Varianten
Rossura – Paschirolo – Calonico – Anzonico:
2 Std. 30 Min. An zwei kleinen Wasserfällen
vorbei und über zwei kurze Felsstufen hinab.
Rossura – Cò – Monte Angone – Anzonico:
3 Std. 30 Min. Weg mit schöner Aussicht bis
Monte Angone, steiler Abstieg nach Anzonico.
Rossura – Ravatói – Calonico: 2 Std. 45 Min.
Sanfterer Abstieg durch den Wald als nach
Anzonico.
Informationen
Tourismus Leventina, Tel. 091 869 15 33,
www.leventinaturismo.ch
Tourismus Tessin, Tel. 091 825 70 56,
www.ticino.ch
Hinweis
Bei Sorsello führt je nach Wasserstand
Rossura eine – Furt Cò – durch Anzonico den Bach. 25 25