genusswandernwallis
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Spezialwanderführer
Fredy Joss, Sabine Joss GenussWandern
Region Wallis
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT 7
WANDER-TIPPS 8
JEDE WANDERUNG HAT IHRE BESTE
JAHRESZEIT 10
ÜBERSICHTSKARTE 12
WANDERUNGEN
1 St. Gingolph – Le Bouveret 13
2 Miex Le Flon – Lac de Taney – Miex Le Flon 19
3 Pointe des Mossettes – La Foilleuse 25
4 St. Maurice – Bassays – St. Maurice 31
5 Col de La Forclaz – Trient 37
6 Praz-de-Fort – La Fouly 43
7 Saillon – Leytron 49
8 Drône – Mont d’Orge – Sion 55
9 Vex – Erdpyramiden – Euseigne 61
10 Arolla – La Gouille 67
11 Lac de Tseuzier – Anzère 73
12 Le Crêt du Midi – Grimentz 79
13 Tignousa – Hotel «Weisshorn» – St. Luc 85
14 Venthône – Varen 91
15 Leuk – Bhutanbrücke – Leuk 97
16 Gemmi-Rundwanderung 103
17 Hohtenn – Ausserberg 109
18 Lauchernalp – Fafleralp 115
19 Moosalp – Bonigersee – Breitmattensee – Bürchneralp –
Moosalp 121
20 Grächen – Suonen Eggeri und Drieri – Grächen 127
21 Blauherd – Riffelalp 133
22 Mattmarkstausee 139
23 Saas-Grund – Saas-Fee 145
24 Giw – Gibidum – Giw 151
25 Hegdorn – Bitschji – Blatten 157
26 Simplonpass – Simplon Dorf 163
27 Bettmerhorn (Station) – Riederalp 169
28 Fäld – Mineraliengrube – Binn 175
29 Niederwald – Wiler – Bellwald 179
30 Gletsch – Oberwald 183
ORTSVERZEICHNIS 189
VORWORT
Fast alle Regionen, die wir in diesem Führer beschreiben, kannten wir
bereits aus unserer Freizeit und Arbeit. Um die genussvollsten Strecken
zusammenzustellen, verbrachten wir trotzdem noch viele Stunden beim
Studium von Karten und anderem Informationsmaterial. Vor allem waren
wir viele Tage unterwegs, um die Wanderungen auch vor Ort zu erkunden
und zu fotografieren. Dabei erlebten wir immer wieder neue und
überraschende Seiten der Walliser Natur: formschöne Berge, besondere
Wälder, Seen, Wasserfälle, Erdpyramiden, Felswände, Gletscher oder farbige
Blumenwiesen, dazu auch unerwartete Begegnungen mit Menschen
und Tieren. Auf Schritt und Tritt trifft man auf diesen Wanderungen
auch auf das reiche kulturelle Erbe des Wallis, etwa jahrhundertealte
Kirchen und Klöster, Pass- und Säumerwege, Festungsanlagen und Schlösser
sowie die Suonen oder Bisses, diese uralten Wasserleitungen. Erleben
auch Sie mit diesem Wanderbuch das ganze Wallis von St. Gingolph
am Genfersee bis Gletsch am Furka- und Grimselpass und bringen Sie
bleibende Erinnerungen mit nach Hause.
«GenussWandern – Region Wallis» vereint 30 abwechslungsreiche
Wanderungen aus dem ganzen Kanton. Das Wallis ist ein klassischer
Bergkanton mit tiefen Tälern, steilen Flanken und hohen Gipfeln. Aber
auch diese Region lässt sich genussvoll auf einfachen Wegen erwandern,
auch wenn es manchmal etwas mehr Trittsicherheit und Schwindelfreiheit
braucht als in flachen Regionen. Wie bei allen Führern aus
der Reihe GenussWandern heisst das Motto auch hier: Maximal drei
Stunden wandern bei geringen Höhendifferenzen. Die Routen folgen
markierten Wegen, sodass die Orientierung sehr einfach ist. Die Ausgangs-
und Endpunkte sind gut mit Bahn und Bus erreichbar und bieten
meistens auch eine Einkehrmöglichkeit.
Einige Wanderungen sind auch im Winter machbar. Besonders die
sonnigen Hänge des Rhonetals haben im Winter selten Schnee und
sind im Sommer an sonnigen Tagen sogar zu heiss für einen Ausflug.
In anderen Regionen werden auf oder in der Nähe der beschriebenen
Wanderungen auch Winterwanderwege gespurt.
Wir danken dem ott verlag für die hilfreiche Unterstützung, ebenso
den Schweizer Wanderwegen und ihren kantonalen Sektionen, welche
mit der Instandhaltung und Markierung der Wanderwege eine sehr wichtige
Arbeit leisten.
Sabine und Fredy Joss
VORWORT 7
WANDER-TIPPS
Ausrüstung
Für die Wanderungen in diesem Buch reicht eine normale Wanderausrüstung.
Neben bequemen Kleidern sind vor allem gute Schuhe wichtig.
Auch für einfache Wanderungen sind stabile Trekkingschuhe angenehmer
als beispielsweise weiche Turnschuhe.
Ersatzkleider, die man nach dem Schwitzen oder nach einem überraschenden
Regenschauer anziehen kann, sind eine Wohltat.
Dazu gehört immer Sonnenschutz (Hut, Brille, Sonnencrème) und bei
unsicheren Wetterprognosen ein Regenschutz. Oft genügt ein kleiner
Regenschirm.
Orientierungshilfen
Die Wanderungen folgen immer ausgeschilderten Wanderwegen, die auf
den Wanderkarten von swisstopo im Massstab 1 : 50 000 eingezeichnet
sind. Oft kommt es vor, dass Wanderwegabschnitte verlegt werden, z. B.
wenn ein Weg auf längerer Strecke asphaltiert wird und somit als
Wanderweg nicht mehr geeignet ist. Deshalb kann es sein, dass ältere
Karten oder Neuausgaben nicht genau den Karten und Beschreibungen
in diesem Buch entsprechen. Da mit neuen Wanderwegen auch die
Wegweiser angepasst werden, sollten sich mit kleinen Abweichungen
keine Orientierungsprobleme ergeben.
Schwierigkeiten
Da diese Genusswanderungen in der Regel gut gepflegten Wegen folgen,
weisen wir nur in Einzelfällen auf Schwierigkeiten hin. Bei Nässe,
Schnee und Eis erfordern allerdings auch leichte Wanderungen besondere
Vorsicht wegen der Rutschgefahr. Im Winter beschränkt man sich
besser auf flache Wanderungen in schneearmen Lagen. Sonst muss man
sich mit den besonderen Anforderungen von Wintertouren auseinandersetzen
(Wandern mit Schneeschuhen, Einschätzen der Lawinengefahr
usw.). Gemäss der Schwierigkeitsskala des SAC würden die Wanderungen
mit den untersten Graden T1 und T2 bewertet.
Verpflegung
Regelmässige Verpflegungs- und Trinkpausen sind auch auf kürzeren
Wanderungen wichtig. Nehmen Sie etwas Picknick und mindestens einen
Liter zu trinken mit, bei kühlem Wetter am besten etwas Heisses in der
Thermosflasche. Oft entspricht das Durstgefühl nicht dem Flüssigkeitsbedarf
des Körpers. Deshalb lohnt es sich, etwas «über den Durst» zu
trinken.
Wetter
Wanderungen sind nicht nur bei Sonnenschein schön. Auch Wolken,
Nebel, Schnee oder sogar leichter Regen lassen besondere Stimmungen
entstehen. Gewitter hingegen können gerade in den Alpen gefährlich
sein, wo sie oft heftig auftreten. Wetterbericht: Telefon 162, vom Ausland
+41 162, www.meteoschweiz.ch.
8
Ausrüstung WANDER-TIPPS
Notfälle
Auch auf leichten Wanderungen sollte man vorsichtig sein. Misstritte,
Stürze, eine Unvorsichtigkeit mit dem Sackmesser, Verbrennungen beim
Grillen usw. können leider überall passieren. Deshalb empfiehlt es sich,
eine kleine Rucksackapotheke mit genügend Verbandsmaterial mitzunehmen.
In Notfällen: Sanitäts-Notruf: Tel. 144. Rega-Notruf: Tel.
14 14. Informationen zur Rega-Gönnermitgliedschaft: www.rega.ch,
Tel. 0844 834 844.
Reise
Alle Wanderungen in diesem Buch sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln
erreichbar. Mit der Benützung von Bahn und Bus leistet man einen
persönlichen Beitrag zur Verminderung der Treibhausgase und zur
Verbesserung der Luftqualität. Allein der Freizeitverkehr in der Schweiz
macht mit über 60 Milliarden Kilometern mehr als die Hälfte des gesamten
Verkehrs aus. Die Benutzung des öffentlichen Verkehrs bietet zudem
viele Vorteile. Unter anderem muss man nicht immer an den gleichen
Ausgangspunkt zurück und kann sich nach einer Wanderung staufrei
und entspannt nach Hause chauffieren lassen. Fahrplan im Internet:
www.sbb.ch.
Abfälle
Bitte nehmen Sie alle Abfälle wieder mit. Seien Sie sich nicht zu schade,
auch einmal störenden Abfall von anderen mitzunehmen. In einem
zusätzlichen Plastiksack verpackt, machen Abfälle Ihren Rucksack auch
nicht schmutzig. So wie Sie saubere Wege schätzen, werden Ihnen
andere dankbar sein.
Hunde
Wenn Wildtiere in der Nähe sind, nehmen Sie Ihren Hund im Zweifelsfall
sofort an die Leine. Von wildernden Hunden werden jährlich Tausende
von Wildtieren verletzt, und viele gehen danach qualvoll zugrunde.
Bitte beachten Sie, dass in Naturschutzgebieten strikter
Leinenzwang gilt. Lassen Sie zudem Ihren Hund nicht in Brunnentrögen
baden. Dies verunreinigt das Trinkwasser für die Kühe.
Pflanzen
Blumen sind am schönsten in der Natur, bitte lassen Sie sie stehen. Wer
nach Ihnen vorbeiwandert, kann sich so auch noch an den Blüten am
Wegrand freuen. Für viele Pflanzenarten ist es zur Vermehrung sehr
wichtig, dass sie absamen können und nicht vorher gepflückt werden.
WANDER-TIPPS 9
JEDE WANDERUNG HAT IHRE BESTE JAHRESZEIT
Wanderung
1 St. Gingolph – Le Bouveret
2 Miex Le Flon – Lac de Taney – Miex Le Flon
3 Pointe des Mossettes – La Foilleuse
4 St. Maurice – Bassays – St. Maurice
5 Col de La Forclaz – Trient
6 Praz-de-Fort – La Fouly
7 Saillon – Leytron
8 Drône – Mont d’Orge – Sion
9 Vex – Erdpyramiden – Euseigne
10 Arolla – La Gouille
11 Lac de Tseuzier – Anzère
12 Le Crêt du Midi – Grimentz
13 Tignousa – Hotel Weisshorn – St. Luc
14 Venthône – Varen
15 Leuk – Bhutanbrücke – Leuk
16 Gemmi-Rundwanderung
17 Hohtenn – Ausserberg
18 Lauchernalp – Fafleralp
19 Moosalp – Bonigersee – Breitmattensee – Bürchneralp – Moosalp
20 Grächen – Suonen Eggeri und Drieri – Grächen
21 Blauherd – Riffelalp
22 Mattmarkstausee
23 Saas-Grund – Saas-Fee
24 Giw – Gibidum – Giw
25 Hegdorn – Bitschji – Blatten
26 Simplonpass – Simplon Dorf
27 Bettmerhorn (Station) – Riederalp
28 Fäld – Mineraliengrube – Binn
29 Niederwald – Wiler – Bellwald
30 Gletsch – Oberwald
Beste Jahreszeit
Im Herbst muss aber der Fahrplanwechsel von Seilbahnen und Postautos beachtet werden.
Sommer: nur geeignet, wenn nicht zu heisses Wetter.
Frühling und 10 Herbst: Wanderung Schneeschmelze bzw. ersten Schnee sowie Fahrplanwechsel von
Seilbahnen und Postautos beachten.
Frühling
März – Mai
Sommer
Juni – August
Herbst
September –Oktober
Winter
November – Februar
Winter: An sonnigen und tieferen Lagen je nach Schnee ganze
Wanderung machbar. In höheren Lagen kann die Wanderung
teilweise mit Einschränkungen oder auf Winterwanderwegen
mit anderer Routenführung gemacht werden.
JEDE WANDERUNG HAT IHRE BESTE JAHRESZEIT 11
Wanderung nicht machbar (kein öV, Lawinengefahr usw.)
12
November – Februar
ST. GINGOLPH – LE BOUVERET
1
Route
St. Gingolph – Vignoles – Grande Forêt –
Le Bouveret
Anreise
Mit dem Zug via Visp oder via Lausanne –
St. Maurice nach St. Gingolph. Je nach Zeit
bestehen auch Busverbindungen ab Bahnhof
Aigle via Vionnaz. Es bestehen auch Schiffsverbindungen
mit Le Bouveret, Montreux und
Lausanne.
Rückreise
Ab Le Bouveret auf den gleichen Zugs-,
Bus- oder Schifffahrtslinien.
Wanderzeit
1 Std. 15 Min.
Höhendifferenz
210 m Aufstieg und Abstieg
Einkehren/Übernachten
Restaurants und Hotels in St. Gingolph,
Le Bouveret und Villeneuve.
Variante
Fortsetzung oder auch als eigenständige
Wanderung von Le Bouveret nach Villeneuve VD
durch das Naturschutzgebiet Les Grangettes,
zusätzlich 2 Std.
Informationen
St. Gingolph Tourismus:
Tel. 024 481 84 31, www.st-gingolph.ch.
Le Bouveret Tourismus:
Tel. 024 481 51 21, www.bouveret.ch.
Hinweis
Auch für milde Wintertage geeignet. Vor allem
windstill sollte es sein. Besonders eine Bisenlage
kann sehr unangenehm sein.
Ausweispapiere mitnehmen.
Karte
Wanderkarte 1:50000 262T Rochers de NayeST. GINGOLPH – LE BOUVERET 13 13
ST. GINGOLPH – LE BOUVERET
Am grössten See Mitteleuropas
Bei einem Besuch am Genfersee staunt man immer wieder über seine
immense Ausdehnung. Auf Französisch wird er Lac Léman oder – eher
häufiger – einfach Le Léman genannt. Der Name ist keltischen Ursprungs
und stammt vom Ausdruck «Lem an», was «grosses Wasser» oder eben
«See» bedeutet. Ein witziges Detail der Namensgeschichte ist, dass die
Römer aus dem keltischen Ausdruck den lateinischen «lacus lemanus»
machten und so einen Pleonasmus bildeten, da sowohl lacus wie auch
lemanus See bedeuten.
Was unter dem «grossen Wasser» verborgen liegt, darüber ist noch
erstaunlich wenig bekannt. Erst seit kurzem wird der Genfersee genauer
untersucht, beispielsweise im Sommer 2011 mithilfe von russischen
U-Booten, welche schon unter dem Nordpol oder im Baikalsee im Einsatz
waren. Eine veritable Gebirgslandschaft soll sich in den Tiefen des
Sees verstecken, gebildet aus Unmengen von Geschiebematerial, das
die Rhone in den See verfrachtet.
Wesentlich realer sind für uns Wandernde die Gebirgslandschaften
über dem Seespiegel. Sie bilden den wunderschönen, teilweise auch
imposanten Hintergrund dieser Wanderung. Gleich hinter St. Gingolph
türmen sich nämlich erstaunlich steile Bergflanken in die Höhe, bis
weit hinauf bewaldet und erst hoch oben in Gras und Fels übergehend.
Wenig Raum bleibt daher für Siedlungen zwischen See und Bergen. Das
Dorf St. Gingolph hat auf dem Delta des Bergbachs «La Morge», welcher
mitten durch das Dorf rauscht, Platz gefunden. Die Morge bildet vom
Quellgebiet bis zur Seemündung die Grenze zwischen der Schweiz und
Frankreich. So gibt es denn auch einen französischen und einen schweizerischen
Teil von St. Gingolph. Wer an Grenzübergänge im Wallis
denkt, dem kommen vor allem hohe Pässe im Gebirge oder Tunnel in
den Sinn, aber kaum ein mediterran anmutendes Dorf am Genfersee, auf
rund 370 Meter über Meer gelegen.
Das geschäftliche und touristische Leben spielt sich jedoch mehr auf
der französischen Seite ab, wo die meisten Läden und Hotels zu finden
sind. Dieser bietet auch ein paar historische Sehenswürdigkeiten wie
das Schloss aus dem 16. Jahrhundert mit der Kapelle aus dem 17. Jahrhundert.
Im Schloss befindet sich zudem das «Musée des Traditions et
des Barques du Léman». Das Museum zeigt die Geschichte der Genferseeschifffahrt
sowie die Bedeutung der lokalen Wirtschaft und Kultur,
zum Beispiel der Kastanien. Kastanienbäume wurden von den Römern
eingeführt, sind an diesem Genferseeufer weit verbreitet und werden
zum Teil auch heute noch genutzt, wie man auf dieser Wanderung sehen
wird.
14
Am grössten See Mitteleuropas
Es lohnt sich also, vor der eigentlichen Wanderung die Landesgrenze
zu überschreiten und einen Rundgang durch den französischen Teil zu
machen. Für den Start zur Wanderung geht man dann am besten zurück
zum Bahnhof auf der Schweizer Seite. Die Wanderung führt gleich hinter
dem Bahnhof in die Höhe, und bald blickt man über die Häuser hin-
An der Schifflände von
St. Gingolph: Der Raddampfer
«La Suisse» legt gerade ab.
Im Hintergrund der Mont
Pèlerin über Vevey
Üppiger Wald mit Kastanien
und Eichen gedeiht an
den milden Uferhängen des
Genfersees.
ST. GINGOLPH – LE BOUVERET 15
weg auf den See und die gegenüberliegenden Berge. Spätestens im
«Grande Forêt» wird man auch die ersten Kastanienbäume entdecken.
Wer selbst gerne Marroni brät, darf bei den verwilderten Bäumen selbstverständlich
die «Igelchen» am Boden einsammeln, die Kastanienfrüchte
herausschälen und einpacken. Aber es gibt nach wie vor auch
Privatgelände mit Kastanienhainen, die noch genutzt werden und nicht
für die Wanderer gedacht sind. Bei La Fremy zum Beispiel trifft man
prächtige Kastanienbäume an, deutlich mit einem «privé»-Schild versehen.
Die Wälder, die man durchwandert, wachsen üppig an den Berghängen,
und neben Kastanien deuten etwa auch Eichen auf das milde
Genfersee-Klima hin. Ab La Fremy werden die Waldpartien häufiger von
Lichtungen und Kulturland unterbrochen, und der Weg senkt sich wieder
in Richtung See ab. Auf einmal steht man vor der Hauptstrasse, wo
der Weiterweg nicht auf den ersten Blick klar ist. Man muss hier
vorsichtig die Strasse überqueren. Auf der anderen Seite führt eine
Brücke über die Eisenbahnlinie, dann geht es am Seeufer entlang weiter.
Der Wanderweg wird bald zur Uferpromenade, die Schifflände von
Le Bouveret kommt in Sicht, und bald findet man sich im Hafengelände
zwischen Bahnhof und See, wo Restaurants oder Picknickplätze einladen.
Ganz in der Nähe befindet sich auch der «Swiss Vapeur Parc»,
ein Paradies für Eisenbahnfans. Grosse Eisenbahnmodelle im Massstab
1:4 tuckern und dampfen mit den Besuchenden als Ladung durch eine
Schweizer Miniaturlandschaft mit ebensolchen Modellen von Brücken
und Tunnels, Kirchen und Schlössern.
Mächtiger Kastanienbaum,
deutlich mit «privé» markiert,
dahinter eindrücklich steile
Berghänge
16
Am grössten See Mitteleuropas
St. Gingolph aus der Distanz.
Einladend liegt das Grenzdorf
auf einer Landzunge.
Ungewöhnliche Landschaft aus
steilen, bewaldeten Gipfeln
gleich hinter dem Genfersee
ST. GINGOLPH – LE BOUVERET 17
Der Hafen von Le Bouveret
könnte nach der Wanderung
Lust auf eine Schifffahrt
wecken.
Wer nach dieser eher kurzen Wanderung noch Lust auf mehr Bewegung
hat oder ein anderes Mal wieder in die Gegend reist, dem bietet
sich noch eine weitere Wanderroute an: von Le Bouveret nach Villeneuve
im Kanton Waadt. Der etwa zweistündige Wanderweg durchquert
das Naturschutzgebiet «Les Grangettes», ein Feuchtgebiet auf dem
Rhonedelta, das vielen Wasservögeln, aber auch anderen Tieren und
Pflanzen, eine Heimat bietet. Das schöne Städtchen Villeneuve ist
ebenfalls ein lohnenswertes Ziel, dafür muss man aber, vor allem zu
Beginn, ein paar Asphaltstrecken in Kauf nehmen.
ERSTAUNLICHER GENFERSEE
Man sieht kaum bis zum Ende des Genfersees, und so scheint es, als ob sich das «grosse Wasser»
irgendwo im Westen in einem Meer verlieren würde. Ein Meer ist der Genfersee zwar nicht,
aber mit 582 Quadratkilometern Wasseroberfläche immerhin der grösste See Westeuropas und
der zweitgrösste See Mitteleuropas, nach dem Plattensee (Balaton) in Ungarn. Der Genfersee
fasst 89 Kubikkilometer Wasser und ist bis 310 Meter tief. Man bedenke auch, dass der See
etwa zu 40 Prozent zu Frankreich gehört und somit der tiefste Frankreichs ist. Für die Schweiz
gilt dieser Superlativ nicht. Der tiefste See der Schweiz ist der Lago Maggiore mit 372 Metern
maximaler Tiefe. Eine besonders eindrückliche Zahl zum Genfersee ist sicher folgende: Ein
Wassertropfen, der mit der Rhone, dem Hauptzufluss, in den Genfersee fliesst, verbleibt durchschnittlich
mehr als elf Jahre im See, bis er am anderen Ende wieder mit der Rhone den See
verlässt und gegen das Mittelmeer weiterreist.
18
Am grössten See Mitteleuropas
MIEX LE FLON – LAC DE TANEY – MIEX LE FLON
2
Route
Miex Le Flon – Lac de Taney (Umrundung) –
Miex Le Flon
Anreise
Mit dem Zug nach Vouvry. Umsteigen auf das
Postauto nach «Miex, Le Flon». Oder mit dem
Zug nach Aigle. Umsteigen auf das Postauto
nach «Vouvry, poste», und noch einmal
umsteigen auf das Postauto nach «Miex,
Le Flon».
Für die Varianten:
Taxi von Le Flon nach Taney: Taxi Golf Express,
Tel. 024 427 19 84 / 076 589 19 84.
Zufahrt mit dem Privatauto: Bis kurz vor den
Col de Taney (Parkplatz) mit Vierradantrieb
erlaubt.
Rückreise
Ab «Miex, Le Flon» auf den gleichen Linien.
Höhendifferenz
470 m Aufstieg, 470 m Abstieg
Karte
Wanderkarte 1:50 000 272T St. Maurice
Einkehren/Übernachten
Mehrere Hotels und Restaurants beim
Lac de Taney.
Restaurants bei Miex Le Flon und Miex
Vésenand.
Varianten
Auf- oder/und Abstieg mit dem Taxi:
Nur Seeumrundung ca. 45 Min.
Vom rechten (östlichen) Seeende wandert man
weiter nach Prélagine und nach Miex Vésenand
(Postautohaltestelle «Miex, village»).
Sehr schön, aber auch ziemlich steiler Abstieg,
3 Std.
Wanderzeit
2 Std. 30 Min.
Informationen
Vouvry Tourisme:
MIEX LE FLON – LAC DE TANEY Tel. 024 – MIEX 48212 LE 21, FLONwww.vouvry.ch.
19 19
MIEX LE FLON – LAC DE TANEY –
MIEX LE FLON
Ein Kleinod zwischen Bergzinnen
Der mächtige Fels Alamont,
davor eine romantische
Halbinsel im Lac de Taney
Diese Wanderung ist sicher die steilste in diesem Führer. Die Anstrengung
lohnt sich aber für den Besuch dieser Gegend. Wer im Unterwallis
unterwegs ist, muss einfach mal den Lac de Taney besuchen. Wer ganz
und gar nicht gerne über steile Wege wandert, der kann sie mit einem
Taxi überbrücken, hinauf oder hinunter oder sogar für beide Strecken.
Wer den Aufstieg zu Fuss unternimmt, kann im Restaurant bei der
Postauto-Endstation «Le Flon» noch Energie auftanken oder einen
Muntermacher-Kaffee trinken. Gemütlichen Schrittes kann man den
Aufstieg über das Strässchen, das nur teilweise asphaltiert ist, in
Angriff nehmen. Der Weg ist mit «Taney par la route» markiert. Zwischen
den Bäumen hindurch sieht man immer wieder hinaus ins Rhonetal,
und auf einmal steht man auf dem Col de Taney zwischen den Gipfeln
Le Tâche und Le Séchon. Vor uns, noch versteckt, muss irgendwo
der Lac de Taney liegen. Vorerst sind aber nur die ersten Ferienhäuschen
zu sehen, doch auf dem Weiterweg in Richtung des Weilers Taney, nun
leicht absteigend, schimmert bald schon Blau zwischen den Fichten
hindurch, und kurz darauf ist der ganze See zu sehen. Ein wunderbarer
Anblick, der Lac de Taney. Zwischen den umliegenden Gipfeln tief ein-
20
Ein Kleinod zwischen Bergzinnen
gebettet, schimmert er dunkelblau und grün. Ebenfalls eindrücklich
erscheinen auf dem Weg nach Taney die Jumelles, die Zwillingsfelstürme
hoch über Taney. Die beiden Kalkspitzen sind das Wahrzeichen
der Region.
An schönen Sommerwochenenden kann hier einiges los sein, denn
Fischen, Baden und Campieren sind an bestimmten Plätzen erlaubt,
obwohl die Landschaft unter Schutz steht. Wer jedoch etwas ausserhalb
der Hochsaison anreist, kann auch mal ganz allein die Ruhe am See
geniessen. Zum Genuss tragen sicher auch die verschiedenen Restaurants
und Herbergen im Weiler Taney bei.
Das Naturschutzgebiet ist besonders als Amphibienlaichgebiet bekannt.
Auch Schlangen gibt es hier, insbesondere Vipern. Zu fürchten
braucht sich deshalb aber niemand (siehe Kasten). Der See hat keinen
oberirdischen Abfluss. Sein Wasser versickert im zerklüfteten Untergrund.
Bei einer Umrundung des Sees sieht man die verschiedenen
Facetten der Landschaft. Mal geht es durch Uferwald mit moosbedeckten
Felsblöcken, mal durch Geröllhänge, dann unter den Felswänden des
Alamont hindurch. Mal wandert man im Schatten der steilen Gipfel,
dann wieder an der Sonne, die an den windgeschützten Hängen besonders
wärmt. Und immer wieder laden lauschige Plätzchen zur Rast ein.
Beim Col de Taney schliesst sich der Kreis. Man kehrt dem Lac de Taney
und den umliegenden Gipfeln den Rücken und beginnt den Abstieg, der
auf dem gleichen Weg wieder nach Miex Le Flon hinunterführt.
Wem steile Wege nichts ausmachen, dem empfiehlt sich eine Variante:
Man umrundet den See nicht vollständig, sondern zweigt an seinem
östlichen Ende ab in Richtung Prélagine. Dieser Weg führt zuerst
Les Jumelles, die beiden
Felszwillinge, sind das
Wahrzeichen der Region.
MIEX LE FLON – LAC DE TANEY – MIEX LE FLON 21
Dichte Moospolster bedecken die Steine
neben dem Pfad rund um den See.
Romantischer Uferabschnitt
am Lac de Taney
22
Ein Kleinod zwischen Bergzinnen
Blick von Miex über die Ackerlandschaft des Rhonetals hinweg zu den Bergen der Muveran- (rechts) und Diableretsregion
durch ein enges Tälchen, in welchem man die erhöhte Luftfeuchtigkeit
durch den See deutlich spürt. Auch die dicht mit Flechten behangenen
Bäume zeigen das feuchte Mikroklima an. Der Weg führt danach in ein
paar Kehren durch den Wald hinauf, über einen kleinen Pass und auf der
anderen Seite hinunter zur Alp Prélagine. An einer einzigen Stelle auf
dieser Strecke hat man einen Ausblick bis zum Genfersee. Nach Prélagine
wird der Weg wieder ziemlich steil und endet in Miex Vésenand,
dem anderen Ende des Dorfes Miex. Hier gibt es auch eine Postautohaltestelle
und praktischerweise auch ein Restaurant.
MIEX LE FLON – LAC DE TANEY – MIEX LE FLON 23
Ein von Weidenröschen gesäumter Weg in Richtung Prélagine
KEINE ANGST VOR SCHLANGEN
Schlangen sind schön und scheu, und Schlangenbisse geschehen äusserst selten. Schlangen
sieht man kaum, denn sie schleichen sich meistens davon, lange bevor wir sie sehen können.
Wer trotzdem eine Schlange sieht, sollte dies als Glück betrachten und das schöne und auch
etwas mystische Tier eine Weile in Ruhe beobachten. Die Aspisviper und Kreuzotter sind die
zwei heimischen Giftschlangen. Am Lac de Taney kommt praktisch nur die Aspisviper vor. Sie
kann sehr unterschiedlich gefärbt sein und ist manchmal auch vollständig schwarz.
Schlangen sind überhaupt keine aggressiven Tiere. Um gebissen zu werden, muss man auf
die Tiere treten, sie anfassen oder provozieren. Auch Schlangenexpertinnen und -experten
betonen, dass das Risiko, von einer Schlange gebissen zu werden, sehr klein ist. Und das
Risiko in der Schweiz an einem Schlangenbiss zu sterben, ist praktisch null. Sollte es trotzdem
einmal zu einem Schlangenbiss kommen, hat man genügend Zeit, zur Überwachung ein
Spital aufzusuchen. Der Biss einer einheimischen Giftschlange entwickelt seine Wirkung erst
im Verlauf von Stunden. Wegen möglicher Schwellungen sollten Ringe und Armbanduhren entfernt
werden. Die Wunde sollte nur desinfiziert, aber keinesfalls abgebunden werden. Damit
sich das Gift nicht schneller im Körper ausbreitet, sollte die Patientin oder der Patient schonend
und ohne Anstrengung ins nächste Spital gebracht werden.
Ein Merkblatt der karch (Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der
Schweiz) zum Verhalten gegenüber Schlangen und im Falle eines Schlangenbisses kann kostenlos
von der Website heruntergeladen werden, unter www.karch.ch.
24
Ein Kleinod zwischen Bergzinnen
POINTE DES MOSSETTES – LA FOILLEUSE
3
Route
Pointe des Mossettes – Portes du Soleil –
Pointe de l’Au – Pertuis Chetrain – La Foilleuse
(Bergstation Sessellift)
Anreise
Mit dem Zug über Aigle nach Val d’Illiez,
umsteigen auf den Bus nach «Les Crosets,
télécabine».
Rückreise
Von «La Foilleuse» mit dem Sessellift nach
Morgins hinunter. Von dort mit dem Bus zum
Bahnhof von Troistorrents und weiter mit
dem Zug.
Wanderzeit
2 Std. 30 Min.
Höhendifferenz
270 m Aufstieg, 700 m Abstieg
Einkehren/Übernachten
Hotels und Restaurants in Val d’Illiez,
Les Crosets, Morgins und Troistorrents,
Restaurant bei der Bergstation La Foilleuse.
Varianten
Von Pertuis Chetrain abzweigen nach En Tey.
Kurze Wegabschnitte sind etwas steil. Über
mehr als ein Dutzend Brücklein führt dann der
Weg von En Tey dem Bach Vieze de Morgins
entlang nach Morgins. Pertuis Chetrain –
Bonavau – En Tey – Morgins, 1 Std. 30 Min.
Statt zu Beginn den Sessellift zu benutzen:
Aufstieg von Les Crosets bis Portes du Soleil,
1 Std.
Informationen
Office du Tourisme Val d‘Illiez:
Tel. 024 477 20 77, www.valdilliez.ch.
Office de Tourisme Morgins:
Tel : 024 477 23 61, www.morgins.ch.
Karte
Hinweis
Wanderkarte 1:50000 272T St. Maurice POINTE DES MOSSETTES Im Val – de LA FOILLEUSE Morgins und 25im Val d’Illiez 25
werden auch Winterwanderwege gespurt.