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MinD-Mag 143

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

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August 2021<br />

MAGAZIN <strong>143</strong><br />

Villa<br />

Wertvoll<br />

in<br />

<strong>Mag</strong>deburg<br />

Mitmachen<br />

in der<br />

Partei-<br />

Politik<br />

Engage<br />

ment<br />

Verein<br />

für<br />

gerechte<br />

Bildung<br />

Ersthelferin<br />

bei<br />

psychischen<br />

Problemen<br />

Aktiv<br />

in der<br />

katholischen<br />

Kirche


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EDITORIAL<br />

ULRIKE DÜRNFELD<br />

Solidarität als Kleber<br />

Gerade die vergangenen Monate haben gezeigt, wie wichtig gemeinschaftliches<br />

Engagement ist.<br />

D<br />

as Titelblatt verrät es schon, in der vorliegenden<br />

Ausgabe dreht sich viel um Engagement.<br />

Spätestens im vergangenen Jahr konnte<br />

man sehen, wie sehr sich bisher unbekannte<br />

Menschen gegenseitig helfen. Sei es in der<br />

selbst organisierten Nachbarschaftshilfe, beim<br />

Homeschooling, in der Konflikthotline und Telefonseelsorge.<br />

Gerade die vergangenen Monate haben gezeigt,<br />

wie wichtig gemeinschaftliches Engagement<br />

ist. Ohne all die Menschen, die sich in ihrer<br />

Freizeit ehrenamtlich engagieren, würde<br />

ein Großteil der Gesellschaft schlichtweg nicht<br />

funktionieren. Solidarität als Kleber für Zusammenhalt.<br />

Es ist schön und erfüllend, wenn man mit seinen<br />

Fähigkeiten einen spürbaren Unterschied<br />

im Leben anderer Menschen machen kann. So<br />

lesen wir vom „Verein HerausForderung“, der<br />

mit dem Gewinn des Deutschen IQ-Preises<br />

2020 Aufmerksamkeit erhalten hat, wodurch<br />

richtig was ins Rollen gekommen ist. Mehr<br />

über seine Mission von „Inklusion und Bildungsgerechtigkeit<br />

für alle“ ab Seite 54.<br />

Andere möchten etwas zurückgeben von<br />

dem Glück, welches sie in ihrem Leben hatten,<br />

und zum Wohle der Menschheit beitragen. Die<br />

„Villa Wertvoll“ ist so entstanden, in der Kinder<br />

und Jugendliche aus sozial benachteiligten<br />

Verhältnissen betreut werden.<br />

Besonders wer selbst einmal in seinem Leben<br />

eine schwere Zeit durchgestanden hat, versteht,<br />

wie man auch mit kleinen Dingen andere<br />

Menschen unterstützen und ihnen helfen<br />

kann. Manchmal hilft da schon „einfach nur<br />

Zuhören“.<br />

Mensa als Verein vertritt keine politische<br />

Meinung – unsere Vereinsmitglieder selbst<br />

aber schon. Rechtzeitig zur Bundestagswahl<br />

haben wir acht Ms aufgetan, die über ihre Arbeit<br />

in den jeweiligen Parteien erzählen. Zu<br />

Mensa gehört auch, dass wir miteinander in<br />

Kontakt treten, unsere Meinung ausdrücken<br />

und andere wiederum respektieren (wenngleich<br />

wir sie nicht teilen müssen). Meinungsaustausch<br />

als Demokratieförderung.<br />

Auch wir im Redaktionsteam diskutieren<br />

permanent miteinander über Inhalte, Textlängen,<br />

Bilder, Layouts et cetera – am Ende arbeiten<br />

wir nämlich alle auf ein Ziel hin: Die nächste<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>-Ausgabe zu produzieren, ehrenamtlich<br />

natürlich. Wir bringen uns ein mit<br />

unseren verschiedenen Stärken; wenn alle gemeinsam<br />

anpacken, liegt alle zwei Monate ein<br />

schickes Heft in euren Briefkästen.<br />

Mensa lebt vom ehrenamtlichen Engagement<br />

der Mitglieder. Wer Lust hat, sich in irgendeiner<br />

Art und Weise einzubringen, der oder die<br />

findet in der Ehrenamtsbörse (link.mensa.de/<br />

ehrenamtsboerse) sicher eine Aufgabe.<br />

Von Grafikexpertinnen über Organisationstalente<br />

oder Camp-Betreuer bis hin zu Textern,<br />

Software-Expertinnen, Testleitern – es ist alles<br />

dabei. Ohne die derzeit über 700 ehrenamtlich<br />

arbeitenden Ms hätten wir kein Vereinsleben.<br />

Daher an dieser Stelle ein<br />

großes Dankeschön an das gesamte<br />

Mensa-Kollegium!<br />

Gemeinsam sind wir stark!<br />

Floreat Mensa!<br />

Ulrike ist Redakteurin beim <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> und außerdem<br />

verantwortlich für die Mitgliederbetreuung.<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 3


INHALT<br />

MAGAZIN <strong>143</strong><br />

Editorial<br />

Solidarität als Kleber<br />

Über gemeinschaftliches Engagement 3<br />

Schwarzes Brett<br />

Realitäten am Schwarzen Meer 5<br />

Terminkalender 5<br />

Mittellandtreffen abgesagt 6<br />

Land unter: Ms helfen Ms7<br />

Die M von nebenan<br />

Die Intelligenz-Expertin<br />

Marianna Rusche: Eine Forscherin,<br />

die ihre Kraft aus dem Glauben schöpft 8<br />

Mitgliedsausweis<br />

Kreativität auf Scheckkartenformat<br />

Wir suchen das Motiv für 2022 14<br />

Unterwegs<br />

Das Fern-Wandern ist des Ms Lust<br />

Seit sieben Jahren Richtung Spanien 16<br />

Nordwärts gegen den Wind<br />

Zwei Ms auf dem Weser-Radweg 19<br />

Blick über den Tellerrand<br />

Vermarktungsstark und gesellig<br />

Die ungarische Mensa ist dank ihrer Hauptstadtzentrale<br />

eine tolle Anlaufstelle20<br />

Prismenfernglas<br />

„O, du relativ vitaler Udo!“<br />

Spielereien mit Namen22<br />

Politik? Ja, bitte!<br />

Ms engagieren sich in Parteien ‒ und geben<br />

Wahlempfehlungen<br />

Von AfD bis Linke: Wir gestalten mit24<br />

Aus den SIGs<br />

„Stellt euch vor, man teilt sich<br />

zwei Minderheiten …“<br />

Vor 15 Jahren wurde die KlapSIG gegründet33<br />

MHN<br />

Mind-Hochschul-Netzwerk wieder analog<br />

Vorbereitung auf die Mind-Akademie36<br />

Villa Wertvoll<br />

Begabung braucht (Selbst-)Vertrauen!<br />

Eine Villa für Kinder in <strong>Mag</strong>deburg38<br />

Rat & Hilfe<br />

Psychologische Erste Hilfe<br />

Über das MHFA Ersthelfer-Programm40<br />

Fotografie<br />

Mensa Fotowettbewerb „Balance“:<br />

Diese Bilder stehen zur Wahl!42<br />

Börse & Spekulation<br />

Spekulation mit IQ –<br />

Trugschlüsse und falsche Rechnungen<br />

Folge 2: Die Thesen der Börsianer44<br />

Filmkunst<br />

In gestrecktem Galopp auf die Leinwand<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten48<br />

Schule & Unterricht<br />

Mehr als nur verstaubte Klostermauern<br />

Die Landesschule Pforta – aus Schüler-Sicht50<br />

Anpacken für Bildungsgerechtigkeit<br />

Über den Verein HerausForderung e. V.54<br />

Rätsel<br />

Monoblock<br />

Frisch erfunden für die Deutsche<br />

Rätselmeisterschaft 202157<br />

Information58<br />

Vorstand, Impressum60<br />

Scheer Ware<br />

Vielleicht doch mal das Horoskop bemühen?<br />

Oder: Wozu eine Tageszeitung alles gut ist62<br />

4 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021<br />

Titelfotos: Dirk Mahler, Mel Jäger, HerausForderung e.V., privat


Terminkalender<br />

Schwarzes Brett<br />

Realitäten am Schwarzen Meer<br />

„The HorseLady“ von Sieg-<br />

M<br />

ensa kann IT – logisch.<br />

Mensa kann<br />

Psycho – versteht sich.<br />

Kann Mensa auch Kunst?<br />

Yep! Das haben die beiden<br />

Ms Siegfried Bank und<br />

Frank Markowski vom 5.<br />

bis 20. Juni in der Galerie<br />

„Am Schwarzen Meer“ in<br />

Bremen gezeigt. 16 Bilder<br />

in Acryl und Mischtechnik<br />

fried Bank. <br />

von Siegfried und sieben<br />

Keramik-Objekte von Frank stellten<br />

die Frage „What Reality?“. Wie vielschichtig<br />

ist die Wirklichkeit? Und<br />

gibt es nur die eine?<br />

„In meinen Arbeiten“, sagt Siegfried,<br />

„greife ich Motive auf zu dem,<br />

was wir als Realität wahrnehmen,<br />

was bei näherem Hinsehen oder im<br />

Verhältnis zu anderen<br />

Bildern aber mehrschichtig<br />

und irritierend<br />

wirken kann.“<br />

Auch Frank thematisiert<br />

dies in seinen<br />

Objekten. „Meine Figuren<br />

sind eine Einheit<br />

aus Gestalt und<br />

Sprache. In diesem<br />

Verbund schaffen sie<br />

„Zur Nacht | Wenn Träume sich<br />

senken, der Schlaf erwacht.“ von<br />

Frank Markowski. Foto: Markowski<br />

sich eine eigene, losgelöste<br />

Wirklichkeit. Sie laden<br />

ein zum Betrachten, Träumen<br />

und Berühren.“<br />

Siegfried kommt aus<br />

Bremen (mit Verbindungen<br />

nach Berlin), Frank<br />

aus Berlin (mit Bezug zu<br />

Bremen). Kennengelernt<br />

haben sie sich durch Mensa.<br />

„Ich habe einen Künstler<br />

unter den Ms gesucht,<br />

Foto: Bank<br />

der ähnlich tickt wie ich“, erzählt<br />

Siegfried. Nach kurzer Recherche ist<br />

er auf Frank gestoßen. Mail hin, Mail<br />

zurück, Anruf, Whats-Apps, Treffen,<br />

Ideen und schließlich die erste gemeinsame<br />

Ausstellung. Weitere werden<br />

folgen.<br />

Bei dieser Keimzelle der M-Kunst<br />

muss es nicht bleiben.<br />

Vielleicht haben andere<br />

Künstler-Ms Lust, sich<br />

auszutauschen oder sogar<br />

gemeinsame Aktionen<br />

zu planen. Einfach<br />

Kontakt aufnehmen!<br />

info@siegfriedbank.art<br />

post@keramik-objektkunst.de<br />

Aus der<br />

Redaktion<br />

Wer viel produziert,<br />

macht Fehler. Mit die<br />

peinlichsten sind falsch<br />

geschriebene Namen.<br />

Carsten Kaftan, der in<br />

der Ausgabe 142 seine<br />

Montagsmeetings beschrieb,<br />

heißt natürlich<br />

Carsten Kaftan (und<br />

nicht Caftan). Sorry für<br />

den Dreckpfuhler.<br />

Die nächste Ausgabe<br />

wird eine besondere.<br />

Neben dem <strong>Mag</strong> wird es<br />

als Zugabe eine Beilage<br />

zum 75. Jubiläum von<br />

Mensa geben. Mit wirklich<br />

spannendem Lesestoff<br />

unter anderem<br />

über die Anfänge unseres<br />

Vereins. Und weil<br />

das alles refinanziert<br />

werden muss: Wer als<br />

Anzeigenkunde in diesem<br />

Special dabei sein<br />

will, sollte sich mit Bastian<br />

Nowak von KURT<br />

Media in Verbindung setzen.<br />

Kontaktdaten siehe<br />

Impressum.<br />

Und dann ist da noch<br />

Reinhard Walprecht,<br />

Blasmusiker aus Leidenschaft,<br />

der auf der<br />

Suche nach gleichgesinnten<br />

Ms ist. Er möchte<br />

fachsimpeln, Trips<br />

zu Festivals organisieren,<br />

eine Mensa-Combo<br />

gründen, und „beim<br />

Jahrestreffen etwas mucken“.<br />

Wer muckt mit?<br />

Mail: walle@htp-tel.de<br />

Datum Uhrzeit Titel Ort Veranstalter<br />

18.08.2021 11:30 bis 12:00 M3 ONLINE (Mittwochs-Morgen-MENSchen) online Ronald Bieber<br />

19.08.2021 8:00 bis 19:00 Hop On Hop Off Fahrrad Tour<br />

entlang der Donau<br />

Donaueschingen<br />

Rüdiger Klings<br />

26.08.2021 19:00 bis 23:30 Spieleturnier Nordwest online Lothar Becks<br />

04.09.2021 18:00 bis 23:00 Winzer Straßenfest Weinböhla Weinböhla Dieter Bernd Lamberty<br />

17.09.2021 bis 19.09.2021 Mittelland 2021 FÄLLT AUS! Erfurt Linda Solcher<br />

15.10.2021 bis 19.10.2021 Mensa Juniors Herbstseminar Bautzen Sven Häse


Schwarzes Brett<br />

Meldung in letzter Minute:<br />

Mittellandtreffen in Erfurt ABGESAGT<br />

Nachdem diese Seite eigentlich<br />

fertig und draußen war, kam die<br />

Absage.<br />

Das Mittellandtreffen, für das<br />

wir an dieser Stelle werben wollten,<br />

wurde abgesagt. Nicht wegen<br />

Corona, sondern aus organisatorischen<br />

Gründen. Dabei war<br />

das Programm schon reduziert,<br />

nur die Abendveranstaltungen<br />

wie der Eisbrecher (selbstverständlich<br />

mit dem legendären<br />

Pubquiz), die lange Nacht der<br />

Mitte am Samstagabend und der<br />

Sonntagsbrunch waren fest geplant<br />

und organisiert. Alle anderen<br />

Events hätten von den insgesamt<br />

150 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmern selbst umgesetzt<br />

werden sollen. Das ist nun alles<br />

hinfällig.<br />

Das Orga-Team des Mittellandtreffens<br />

schreibt:<br />

Liebe Ms, mit großem Bedauern<br />

müssen wir mitteilen, dass<br />

wir das Mittellandtreffen 2021<br />

in Erfurt absagen müssen. Nach<br />

der Absage einer schon zugesagten<br />

Lokalität ist uns bis heute<br />

nicht gelungen, einen bezahlbaren<br />

Ort für die Hauptveranstaltung<br />

„Die Lange Nacht der Mitte“<br />

zu finden. Leider lassen sich viele<br />

Wirte entweder durch die Planungsunsicherheit<br />

wegen Corona<br />

nicht auf Reservierungen<br />

ein oder sind auf Monate schon<br />

durch nachzuholende Feiern<br />

ausgebucht.<br />

Zusätzlich verschärft die diesjährig<br />

in Erfurt stattfindende<br />

BuGa das Problem. Lasst euch<br />

nicht davon abhalten, Erfurt<br />

trotzdem zu besuchen. Erfurt ist<br />

eine wunderschöne Stadt und<br />

die BuGa sehenswert. Bei Bedarf<br />

meldet euch bei uns, und vielleicht<br />

sehen wir uns dieses Jahr<br />

in kleiner Runde.<br />

Für 2022 ist dann in größerer<br />

Runde wieder ein Mittellandtreffen<br />

(so Gott & Corona wollen) in<br />

der Klassikerstadt Weimar geplant.<br />

Wir werden euch zu gegebener<br />

Zeit informieren.<br />

Euer Orga-Team Saskia,<br />

Mike & Silke<br />

M sucht M – neue Kontaktwünsche<br />

Dornröschen möchte endlich<br />

wachgeküßt werden - von einem<br />

Mann (ca. 50-65J., frei für einen<br />

Neubeginn), der sich durch Dornen<br />

nicht abschrecken läßt! Altruismus,<br />

Tierliebe und (mindestens) ein Studium<br />

(oder sonstwie ausgeprägte<br />

Bildung) sowie Interesse am<br />

Landleben (PLZ 21...) für die praktische<br />

Dornenbeseitigung wären<br />

von Vorteil, weitere Details verrät<br />

58j. Ärztin gern auf Anfrage;-)) Ziel:<br />

gemeinsam noch etwas für diese<br />

Welt zu bewegen!<br />

argo_akunita@yahoo.de<br />

Schlaue Frau aus Süddeutschland,<br />

Anfang 40, fröhlich, kommunikativ,<br />

positiv, sucht den einen<br />

Mann fürs Leben. Er sollte herzlich,<br />

verlässlich, interessiert sein und<br />

möglichst keine zwei linke Hände<br />

haben. Alles andere findet sich.<br />

1mannfuerslebengesucht@web.de<br />

Wer auch dabei sein will: Mail<br />

an chefredakteur@mensa.de<br />

genügt. Maximale Textlänge:<br />

350 Zeichen. Keep it short and<br />

simple.<br />

Macht Platz im Kleider- und<br />

Geschirrschrank, denn unser<br />

Vereinsshop „BoutIQue“ hat am<br />

30. Juli seine virtuellen Pforten<br />

für euch geöffnet!<br />

Unter boutique.mensa.de<br />

findet ihr Shirts für Nerds und<br />

vieles mehr!<br />

Bleibt auf dem Laufenden in der<br />

SIG BoutIQue: btiq.de/sig<br />

Alle Infos zum Shop im<br />

nächsten <strong>Mag</strong>.


Land unter<br />

Ms helfen den Betroffenen der Flutkatastrophe.<br />

S<br />

icher habt Ihr die Berichte<br />

und Filme über<br />

die Flutkatastrophe im Ahrtal,<br />

im Rheinland und in den<br />

anderen betroffenen Regionen<br />

gesehen. Die Lage<br />

ist schlimmer als es diese<br />

Berichte erahnen lassen.<br />

Martin Schulze, LoCo in Koblenz<br />

und als privater Helfer im<br />

Ahrtal im Einsatz, schreibt:<br />

„Die Bewohnerinnen und<br />

Bewohner des Ahrtals sind<br />

Hochwasser gewohnt. Man<br />

räumt sein Grundstück,<br />

schützt sich mit Sandsäcken,<br />

und wenn die Keller vollaufen,<br />

pumpt man ab, räumt den<br />

Dreck weg und kehrt in die<br />

Normalität zurück.<br />

Mitte Juli kam es ganz anders.<br />

Dauerhafter Starkregen<br />

durch ein festsitzendes Tiefdruckgebiet<br />

hat Wassermassen<br />

abgeladen, deren Auswirkungen<br />

nicht erwartbar waren.<br />

Die Ahr und weitere Bäche<br />

und Flüsse wurden zu<br />

reißenden Flutwellen. Das<br />

Wasser ist bis in den ersten<br />

oder zweiten Stock gestiegen.<br />

Orte, die als hochwassersicher<br />

galten, wurden überflutet. Betonbrücken<br />

wurden weggerissen,<br />

Autobahnen und Bundesstraßen<br />

zerstört, Bahnlinien<br />

sind weg. Viele Menschen<br />

wurden im Schlaf überrascht<br />

und sind in ihren Häusern ertrunken<br />

– alleine im Ahrtal ist<br />

eine dreistellige Anzahl von<br />

Toten zu beklagen und viele<br />

werden noch vermisst.<br />

Rettungsdienste und Nachbarn<br />

mussten miterleben, wie<br />

vor ihren Augen Menschen<br />

weggespült wurden, ohne<br />

helfen zu können. Die Infrastruktur<br />

in einigen Gebieten<br />

ist vernichtet. Die Einwohnerinnen<br />

und Einwohner werfen<br />

ihr gesamtes Hab und Gut<br />

aus den Häusern. Sie reißen<br />

Böden, Wände, Decken, Dämmungen<br />

– einfach alles – heraus<br />

und versetzen ihre Häuser<br />

in den Rohbauzustand zurück.<br />

Schimmel macht sich breit, Öl<br />

aus den Tanks schwimmt herum,<br />

es besteht Seuchengefahr.<br />

Tausende Helfer der Hilfsorganisationen<br />

und Behörden<br />

sind im Einsatz. Die Bilder erinnern<br />

an Kriegsgebiete, viele<br />

sagen, es sei schlimmer.<br />

Die Welle der Hilfsbereitschaft<br />

ist riesengroß, aber<br />

nicht immer zielführend.<br />

Sammelstellen versinken in<br />

Bergen von Kartons und Tüten<br />

mit unsortierten Spenden. In<br />

manchen Ortschaften werden<br />

Helferinnen und Helfern im<br />

Viertelstundentakt Getränke<br />

und Verpflegung angeboten,<br />

andere Orte sind weiterhin<br />

nur per Quad oder aus der<br />

Luft erreichbar. Tausende von<br />

Helfern fahren mit Shuttlebussen<br />

und auf eigene Faust<br />

in die Orte.<br />

Jede Hilfe ist willkommen<br />

und die Einwohner sind für<br />

jeden Handgriff dankbar, der<br />

ihnen abgenommen wird.<br />

Aber die freiwilligen Helfer<br />

verstopfen auch die Straßen,<br />

so dass die Hilfsdienste nicht<br />

mehr durchkommen. Häufig<br />

werden die Hilfen geleistet,<br />

die nicht dringend notwendig<br />

sind, weil eine Koordination<br />

noch nicht funktioniert.<br />

Soweit die Einschätzung aus<br />

meinem persönlichen Blickwinkel,<br />

und ich hoffe, ich<br />

habe die Fakten in der Kürze<br />

der Zeit korrekt wiedergegeben.<br />

Mensa-Mitglieder sind<br />

in unterschiedlichem Maß betroffen.<br />

Ob es auch existenzbedrohende<br />

Fälle im Verein<br />

gibt, wissen wir noch nicht.“<br />

Martin (loco-koblenz@<br />

mensa.de) bietet Vermittlung<br />

an, falls von der Flut betroffene<br />

Ms (und andere) unmittelbare<br />

Hilfe benötigen. Wenn<br />

dieses <strong>Mag</strong> erscheint, werden<br />

die Folgen der Katastrophen-<br />

Nacht noch lange nicht bewältigt<br />

sein, auch wenn das Medieninteresse<br />

naturgemäß abnehmen<br />

wird.<br />

Martin wird Anfragen weiterleiten<br />

und Kontakte herstellen.<br />

Wer nicht direkt helfen<br />

kann, findet Hinweise auf<br />

Spendenmöglichkeiten bei<br />

den Funk- und Printmedien<br />

und bei lokalen Initiativen.<br />

Spendet allgemein an die „Aktion<br />

Deutschland hilft“. Oder<br />

sucht jemanden, zu dem Ihr<br />

regionalen oder thematischen<br />

Bezug habt. Die Menschen<br />

sind weiter in Not, also helft<br />

bitte, soweit es Euch möglich<br />

ist.


DIE M VON NEBENAN<br />

MARIANNA RUSCHE<br />

Die Intelligenz-Expertin<br />

Eine leidenschaftliche Forscherin,<br />

die ihre Kraft aus dem Glauben schöpft.<br />

Die dreißigjährige Marianna<br />

Rusche ist Psychologin und Neurowissenschaftlerin<br />

und beschäftigt<br />

sich schwerpunktmäßig mit<br />

menschlicher und künstlicher Intelligenz.<br />

Auch wenn sie eine Verfechterin<br />

von Wissenschaftlichkeit<br />

ist, geben ihr Religion und Glaube<br />

großen Halt. Sie ist ein Beweis dafür,<br />

dass Glaube und Intellekt kein<br />

unversöhnlicher Widerspruch<br />

sind. Im Interview gewährt sie<br />

uns einen Einblick in beide Welten.<br />

Liebe Marianna, auf deiner<br />

Homepage stellst du dich als<br />

Expertin für Intelligenz vor.<br />

Wie ist das zu verstehen?<br />

Die Themen Intelligenz und<br />

Hochbegabung faszinieren<br />

mich schon sehr lange. Ich habe<br />

Psychologie und kognitive Neurowissenschaften<br />

studiert und<br />

beschäftige mich derzeit im<br />

Rahmen meiner Promotion intensiv<br />

mit der Intelligenzforschung.<br />

Mein Umfeld bei Mensa<br />

hat mir da natürlich immer<br />

gut als Referenz gedient (lacht).<br />

Ich mag mich aber gar nicht so<br />

sehr einschränken und gehe das<br />

Thema auf vielen Ebenen an. Ich<br />

biete zum Beispiel ein spezielles<br />

Coaching für Hochbegabte an<br />

und bin im Bundestag als Fraktionsreferentin<br />

für künstliche<br />

Intelligenz tätig.<br />

Wie spannend! Hast du dich<br />

als Coach ausschließlich auf<br />

Hochbegabte spezialisiert?<br />

Ja, genau. Ich habe beim European<br />

Council for High Ability<br />

eine einjährige Ausbildung absolviert,<br />

die vom Internationalen<br />

Centrum für Begabungsforschung<br />

in Münster angeboten<br />

wird. Mir war es wichtig, neben<br />

meiner persönlichen Erfahrung<br />

auch eine theoretische, wissenschaftliche<br />

Grundlage bieten<br />

zu können. Gerade in Deutschland<br />

ist es zudem immer noch<br />

sehr wichtig, dass man einen Titel<br />

oder ein Zertifikat vorweisen<br />

kann.<br />

Gibt es bestimmte Themen,<br />

bei denen du deine<br />

Klienten unterstützt?<br />

Generell geht es mir darum, die<br />

positiven Aspekte der Hochbegabung<br />

zu stärken. Im Schwerpunkt<br />

kann man hier zwei Inhalte<br />

unterscheiden: Zum einen<br />

berate ich rund um den Bereich<br />

Talente und Interessen, aber<br />

auch zur Fokussierung. In diesem<br />

Zusammenhang finde ich<br />

es wichtig, die Balance der eigenen<br />

Tätigkeiten im Auge zu haben,<br />

denn sie ist ein wichtiger<br />

Baustein für das innere Erfülltsein.<br />

Hochbegabte arbeiten in<br />

ihrem Berufsleben oft sehr kopflastig<br />

und vernachlässigen dann<br />

manchmal ihre ausgleichende,<br />

kreative Seite.<br />

Ich zum Beispiel liebe Musik<br />

und singe im Chor, seit ich<br />

drei Jahre alt bin. Es gibt bei mir<br />

aber immer mal wieder Phasen,<br />

in denen ich überhaupt nicht<br />

zum Musizieren komme. Wenn<br />

ich dann endlich mal wieder am<br />

Klavier sitze, merke ich erst, wie<br />

sehr es mir gefehlt hat.<br />

Zum anderen unterstütze ich<br />

Hochbegabte, deren Proble-<br />

8 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


DIE M VON NEBENAN<br />

Marianna engagiert sich sehr stark<br />

in der katholischen Kirche<br />

und arbeitet ehrenamtlich in einer<br />

päpstlichen Stiftung. Das Foto<br />

entstand bei der jährlichen Konferenz<br />

in den vatikanischen Gärten.<br />

Foto: privat<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 9


DIE M VON NEBENAN<br />

me mit mangelndem Selbstbewusstsein<br />

in Zusammenhang<br />

stehen. Manche haben das Gefühl,<br />

in ihrem Leben nicht viel<br />

erreicht zu haben, weil sie als<br />

Kinder und Jugendliche im Gegensatz<br />

zu Gleichaltrigen zahlreiche<br />

kognitive Hürden mühelos<br />

überwinden konnten.<br />

Da einige Hochbegabte bis zu<br />

einem gewissen Alter wenige<br />

echte Herausforderungen meistern<br />

mussten, fehlt ihnen das<br />

Gefühl, Dinge geschafft zu haben.<br />

Diese positiven Erfahrungen<br />

sind aber zur Entwicklung<br />

eines gesunden Selbstbewusstseins<br />

wichtig.<br />

Macht es für das<br />

Selbstbewusstsein einen<br />

Unterschied, ob man von seiner<br />

Hochbegabung weiß oder nicht?<br />

Auf jeden Fall. Und es hängt<br />

auch stark vom Umfeld ab, in<br />

dem man aufwächst. Ich hatte<br />

das Glück, dass ich schon<br />

mit vierzehn Jahren erfahren<br />

habe, dass ich hochbegabt bin.<br />

In meiner Schulzeit hat mir das<br />

sehr geholfen, so wusste ich<br />

bei Diskussionen mit Lehrern,<br />

dass nicht ich diejenige bin, die<br />

falsch liegt.<br />

Die Gedankengänge eines<br />

hochbegabten Menschen sind<br />

einfach anders und viel schneller;<br />

im Austausch mit den Mitmenschen<br />

denkt man oft „aneinander<br />

vorbei“ und weit voraus.<br />

Als junger Mensch denkt man<br />

da schnell: „In meinem Kopf<br />

ist das logisch, warum versteht<br />

mich keiner? Bin ich blöd?“<br />

Das Wissen um die eigene<br />

hohe Intelligenz kann einem<br />

deshalb helfen, Situationen<br />

richtig einzuordnen. Hochbegabten<br />

wird ja oft Arroganz vorgeworfen.<br />

Ich würde hingegen<br />

behaupten, dass eine gewisse<br />

Arroganz bezüglich der eigenen<br />

kognitiven Fähigkeiten in manchen<br />

Situationen zum Selbstschutz<br />

sogar nötig ist (lacht).<br />

Neben dem Thema Hochbegabung<br />

hast du dich auch mit dem<br />

Thema Hochsensibilität<br />

auseinandergesetzt. Gibt es<br />

denn unter den Hochbegabten<br />

überdurchschnittlich viele<br />

hochsensible Menschen?<br />

Dieses Thema ist in meiner Forschung<br />

ein wenig in den Hintergrund<br />

getreten, aber es interessiert<br />

mich weiterhin sehr. Mich<br />

nervt an der ganzen Diskussion<br />

die Unwissenschaftlichkeit.<br />

Oftmals werden die Begriffe<br />

Hochbegabung und Hochsensibilität<br />

in der Populärwissenschaft<br />

auch einfach vermischt,<br />

wodurch seriöse Forschung zu<br />

den Schnittmengen dieser beiden<br />

Konstrukte behindert wird.<br />

In meiner Bachelorarbeit habe<br />

ich mich intensiv mit Dabrowskis<br />

Theorie zur „overexcitability“,<br />

also der gesteigerten Reizsensitivität,<br />

beschäftigt.<br />

Dabrowski ging davon aus,<br />

dass es fünf verschiedene Ausprägungen<br />

von gesteigerter<br />

Reizintensivität gibt und Hochbegabung,<br />

also die kognitive<br />

oder intellektuelle Sensitivität,<br />

eine dieser Untergruppen<br />

ist. An der Theorie gibt es einige<br />

Kritikpunkte, aber dennoch<br />

kann ich jedem Interessierten<br />

Bei allem, was ich tue<br />

ist es mir sehr wichtig,<br />

dass es auf einer soliden<br />

wissenschaftlichen<br />

Basis steht.<br />

empfehlen, sich da etwas reinzulesen.<br />

Passend zu diesem<br />

Thema gibt es ja auch die wissenschaftliche<br />

Hypothese, dass<br />

Menschen mit hoher Intelligenz<br />

eine höhere Wahrscheinlichkeit<br />

für Allergien haben.<br />

Du hast erwähnt, dass du im<br />

Bundestag als Fraktionsreferentin<br />

im Bereich Künstliche Intelligenz<br />

(KI) arbeitest. Wie kam es dazu?<br />

Auf die Referentenstelle habe<br />

ich mich beworben, weil ich einen<br />

Teilzeitjob neben der Promotion<br />

gesucht habe. Ich war<br />

nicht sicher, ob ich die Stelle<br />

ohne berufliche Vorerfahrung<br />

mit KI bekomme. Aber immerhin<br />

setzt sich die Neurowissenschaft<br />

mit dem „Urtyp“ der neuronalen<br />

Netze auseinander, und<br />

ich konnte auch zeigen, dass ich<br />

mir in meiner Freizeit viel Fachwissen<br />

über KI angeeignet hatte.<br />

Was ist deine Aufgabe als<br />

Fraktionsreferentin?<br />

Ich unterstütze und berate Bundestagsabgeordnete<br />

oder andere<br />

Fraktionsmitarbeiter bei allen<br />

Fragen rund um KI. Dazu gehört<br />

auch, dass ich mit Kollegen Anträge<br />

und Positionspapiere zu KI<br />

schreibe. Bis Oktober vergangenen<br />

Jahres habe ich hauptsächlich<br />

die Arbeit in der Enquete-<br />

Kommission für KI unterstützt.<br />

Kürzlich haben wir eine „KI-<br />

Brain-Drain“-Veranstaltung organisiert<br />

rund um die Frage, wie<br />

man das Abwandern von KI-Talenten<br />

aus Deutschland verhindern<br />

kann. Viele gute Leute gehen<br />

ins Ausland, zum Beispiel<br />

ins Silicon Valley, weil es für sie<br />

in Deutschland keine gute Perspektive<br />

gibt. Ganz langsam ändert<br />

sich das, zum Beispiel mit<br />

10 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


DIE M VON NEBENAN<br />

Projekten wie dem Cyber Valley<br />

in Tübingen.<br />

Insgesamt spielen in meinem<br />

Arbeitsalltag insbesondere die<br />

rechtlichen und damit verbunden<br />

auch die ethischen Fragen<br />

eine Rolle. Es ist eine riesige Herausforderung,<br />

sich auf nationaler<br />

und europäischer Ebene über<br />

eine KI-Gesetzgebung zu einigen,<br />

die für alle kompatibel ist.<br />

Auf europäischer Ebene fliegen<br />

hinter den Kulissen auch<br />

mal die Fetzen. Das ist schon<br />

sehr komplex, aber auch total<br />

spannend.<br />

Könntest du dir vorstellen, länger<br />

in der Politik zu bleiben?<br />

Um ehrlich zu sein, hat mich die<br />

Tätigkeit als Fraktionsreferentin<br />

etwas ernüchtert. Ich habe zwar<br />

sehr viel gelernt und bekomme<br />

einen faszinierenden Einblick in<br />

die politischen Abläufe, es kann<br />

aber auch ganz schön frustrierend<br />

sein.<br />

Wenn du einen schönen Antrag<br />

schreibst und danach zehn<br />

Abgeordnete daran herumstreichen,<br />

bleibt am Ende manchmal<br />

nicht viel von deiner eigentlichen<br />

Idee übrig. Manchmal<br />

kommt man als Referentin auch<br />

„Jedes Mal fühle<br />

ich mich wie vom Blitz<br />

getroffen.“ Marianna<br />

Rusche bei einer Audienz<br />

mit Papst Franziskus.<br />

Foto: Servizio<br />

Fotografico Vaticano<br />

Man kann sich eben nicht<br />

immer nur von Sorgen<br />

und Bedenken lähmen<br />

lassen, sonst kommt kein<br />

Fortschritt zustande.<br />

nicht voran, bis sich verschiedene<br />

Abgeordnete geeinigt haben.<br />

Das habe ich beim Thema Datenschutz<br />

erlebt, der ja eine entscheidende<br />

Rolle bei der KI-Gesetzgebung<br />

spielt. Hier hat sich<br />

auch meine Einstellung zur<br />

Ethik ein wenig verändert, denn<br />

in der Enquete-Kommission<br />

habe ich die Ethiker wirklich als<br />

Bremse erlebt.<br />

Bislang hatte ich eine große<br />

Wertschätzung für Fragen der<br />

Wirtschafts- und Sozialethik,<br />

vor allem durch meine christliche<br />

Prägung; ich denke auch<br />

nach wie vor, dass man ethische<br />

Fragen einbeziehen muss.<br />

Aber man kann sich eben nicht<br />

immer nur von Sorgen und Bedenken<br />

lähmen lassen, sonst<br />

kommt kein Fortschritt zustande.<br />

In der Enquete-Kommission<br />

haben mich die Ethiker verzweifeln<br />

lassen. Die Einwände und<br />

Bedenken der Wirtschaftsvertreter<br />

haben hier meiner Meinung<br />

nach zu wenig Gewicht.<br />

Meine Schwester hat einmal<br />

darüber gelacht, dass ich<br />

mir ausgerechnet eine Stelle<br />

im Deutschen Bundestag ausgesucht<br />

habe, denn mit starren<br />

Strukturen und Hierarchien haben<br />

Hochbegabte ja ab und an<br />

mal ihre Probleme.<br />

Das ist in der Tat interessant,<br />

insbesondere weil du dich noch<br />

in einer anderen Organisation<br />

stark engagierst, die ebenfalls für<br />

ihre starren Strukturen bekannt<br />

ist: in der katholischen Kirche!<br />

Stimmt, das scheint wirklich<br />

ein Muster zu sein (lacht). Wobei<br />

man dazu sagen muss: Meine<br />

Mutter ist Italienierin und<br />

meine Familie ist teilweise sehr<br />

aktiv in der katholischen Kirche.<br />

Für mich waren Religion und<br />

Kirche von Kindheit an demnach<br />

sehr präsent. Ich war aber<br />

immer schon besonders interessiert<br />

an Religion und dem Glauben,<br />

und was aus theologischer<br />

Sicht dahintersteckt.<br />

Was motiviert denn eine<br />

hochgebildete, aufgeschlossene,<br />

junge Frau, sich ausgerechnet<br />

in der katholischen Kirche<br />

zu engagieren!?<br />

Da sage ich: Genau deshalb! Ich<br />

bin die Letzte, die sagt, in der<br />

katholischen Kirche wäre alles<br />

richtig und gut. Im Gegenteil, es<br />

gibt sehr viel zu tun. Aber gerade<br />

darum finde ich es wichtig,<br />

dass sich auch junge Menschen<br />

einbringen und ihre Ansichten<br />

mit in die Organisation tragen.<br />

Meine persönliche Erfahrung<br />

ist auch, dass die Kirche wirklich<br />

bemüht ist, die jungen Leute<br />

anzuhören. Es stimmt auch<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 11


DIE M VON NEBENAN<br />

nicht, dass Frauen in der katholischen<br />

Kirche per se nicht<br />

ernst genommen werden, einige<br />

wichtige Posten sind ja mit<br />

Frauen besetzt, das steht nur<br />

nicht so im Zentrum der öffentlichen<br />

Wahrnehmung. Die Vorsitzende<br />

der hochbedeutenden<br />

päpstlichen Stiftung, für die ich<br />

ehrenamtlich tätig bin, ist zum<br />

Beispiel eine Frau!<br />

Ich finde es einfach schade,<br />

wenn der Fokus immer nur auf<br />

den Dingen liegt, die nicht gut<br />

funktionieren, denn die positiven<br />

Seiten gehen dabei total unter.<br />

Deswegen gehe ich mit meinem<br />

Glauben und meiner Tätigkeit<br />

für die Kirche auch sehr<br />

offensiv um und poste zum Beispiel<br />

sehr viel bei Social Media,<br />

wenn ich mal wieder im Vatikan<br />

bin.<br />

Du gehst im Vatikan ein und aus?<br />

So kann man es nicht sagen<br />

(lacht). Ich bin Mitglied einer<br />

päpstlichen Stiftung, der Fondazione<br />

Centesimus Annus Pro<br />

Pontifice (CAPP), und die Jahresversammlung<br />

findet – wenn<br />

nicht gerade eine Pandemie<br />

herrscht – jährlich in Rom statt.<br />

Im Vatikan zu sein ist für mich<br />

jedes Mal aufs Neue überwältigend.<br />

Wenn man dann so durch<br />

die vatikanischen Gärten läuft,<br />

ist das schon ein sehr besonderes<br />

Gefühl, da kommt man unter<br />

normalen Umständen ja überhaupt<br />

nicht hin.<br />

Es findet dann auch immer<br />

eine Audienz mit dem Papst<br />

statt, das ist das große Highlight.<br />

Und jedes Mal fühle ich<br />

mich, positiv interpretiert, wie<br />

vom Blitz getroffen. Das ist für<br />

mich alles andere als selbstverständlich<br />

und ich empfinde tiefe<br />

Dankbarkeit und Demut, dass<br />

ich diese Möglichkeit habe.<br />

Was macht diese Stiftung?<br />

Die Stiftung wurde 1991 von Johannes<br />

Paul II. gegründet und<br />

widmet sich im Schwerpunkt<br />

den Themen rund um die christliche<br />

Sozialethik. Das Geld, das<br />

wir einsammeln, versickert<br />

auch nicht irgendwo in den<br />

Menschen mit<br />

Hochbegabung werden<br />

vom Umfeld oft in Frage<br />

gestellt. Das Wissen um<br />

die eigene Intelligenz hilft,<br />

das Ganze in die richtige<br />

Perspektive zu rücken.<br />

Selbstportrait im<br />

Bundestags-Fahrstuhl.<br />

Foto: privat<br />

Mühlen des Vatikans, sondern<br />

geht direkt in die Geldbörse des<br />

Papstes, wie wir scherzhaft sagen.<br />

Die Mitglieder haben ein<br />

Vorschlagsrecht, in welche Projekte<br />

das Geld fließen soll, die<br />

Entscheidung liegt aber letztendlich<br />

beim Papst.<br />

Vor ein paar Jahren haben wir<br />

in der Stiftung das Young International<br />

Network (YIN of CAPP)<br />

gegründet, in dem sich weltweit<br />

die Mitglieder bis fünfunddreißig<br />

Jahren organisieren. Wir<br />

wollen frischen Wind in die Organisation<br />

bringen, haben zusätzliche<br />

eigene Events und stellen<br />

dann auf der Jahreskonferenz<br />

in Rom unsere Projekte vor.<br />

YIN of CAPP leite und koordiniere<br />

ich gemeinsam mit zwei<br />

12 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


anderen Mitgliedern aus Italien<br />

und den Niederlanden.<br />

Gerade wir jungen Mitglieder<br />

sehen unsere Aufgabe aber auch<br />

darin, die christliche Soziallehre<br />

und Sozialethik nach außen zu<br />

tragen. Diese Tätigkeiten für die<br />

Stiftung entsprechen auch meinem<br />

Naturell, ich bin ein sehr<br />

offener Mensch, kann Leute gut<br />

zusammenbringen und motivieren.<br />

Was bedeutet konkret<br />

die Kirche für dich?<br />

Zuallererst ist Kirche natürlich<br />

meine Verbindung zu Gott. Aber<br />

sie ist für mich auch ein Ort des<br />

Austauschs, insbesondere mit<br />

Gleichaltrigen, die gläubig sind,<br />

denn das findet man im „normalen“<br />

Umfeld nicht wirklich.<br />

Insbesondere nicht in Berlin!<br />

(lacht)<br />

In unseren WhatsApp-Gruppen<br />

geht es teilweise sehr politisch<br />

zu, dort wird dann hitzig<br />

über die aktuellen Themen<br />

und Herausforderungen diskutiert,<br />

zum Beispiel die Sicht der<br />

Kirche auf Homosexualität oder<br />

die Rolle der Frauen.<br />

Die Kirche bietet mir zudem<br />

den Raum, Gleichgesinnte aus<br />

aller Herren Länder zu treffen,<br />

die man dann auch mal besuchen<br />

kann, ein bisschen wie<br />

Mensa, nur in katholisch.<br />

Das ist eine schöne<br />

Überleitung. Was schätzt du<br />

an Mensa am meisten?<br />

Auch bei Mensa liebe ich die internationalen<br />

Events ganz besonders.<br />

Wer in ein anderes<br />

Land reist, hat größeren Aufwand<br />

betrieben und hat deshalb<br />

richtig Lust. Man trifft dort immer<br />

super tolle Leute, die viel<br />

Spaß daran haben, miteinander<br />

zu reden und sich auszutauschen.<br />

Da kannst du gerade am<br />

anderen Ende der Welt sein und<br />

trotzdem hast du sofort eine<br />

Verbindung und ein Gesprächsthema,<br />

als würde man sich<br />

schon ewig kennen. Am liebsten<br />

quatsche ich immer Mensaner<br />

an, die ich noch nie gesehen<br />

habe!<br />

DIE M VON NEBENAN<br />

Hast du denn schon Pläne für<br />

die Zeit nach der Promotion?<br />

Meine Herausforderung ist,<br />

dass ich viel Spaß am Forschen<br />

habe, aber nicht in der akademischen<br />

Berufswelt bleiben möchte.<br />

Zudem ist mir meine Tätigkeit<br />

als Coach zwar sehr wichtig,<br />

aber sie soll bewusst nur gewissen<br />

Raum einnehmen. Ich werde<br />

bis zum Ende der Legislaturperiode<br />

noch in Berlin bleiben<br />

und anschließend ins Ausland<br />

gehen, weil sich das während<br />

des Studiums nie ergeben hat.<br />

Ich möchte in eine Großstadt<br />

mit viel Kultur, deshalb habe<br />

ich mich für London entschieden.<br />

Aktuell bewerbe ich mich<br />

für verschiedene Positionen bei<br />

Tech-Unternehmen in London –<br />

zum Beispiel als Research Scientist.<br />

Da drücke ich fest die Daumen!<br />

Vielen Dank für das spannende<br />

Gespräch, liebe Marianna!<br />

Die Fragen stellte<br />

Natalie Lehmann.<br />

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MITGLIEDSAUSWEIS 2022<br />

Kreativität auf<br />

Scheckkartenformat<br />

Wir suchen das Motiv für<br />

den Mitgliedsausweis 2022.<br />

S<br />

eit 2003 erhält jedes ordentliche<br />

Mitglied von Mensa in<br />

Deutschland (<strong>MinD</strong>), also jedes<br />

Mitglied, das seinen Mitgliedsbeitrag<br />

für das laufende Jahr bezahlt<br />

hat, einen Mitgliedsausweis.<br />

Auch für nächstes Jahr suchen<br />

wir ein neues Motiv für diesen Ausweis: Das Ausweismotiv<br />

wird von Mensa-Mitgliedern entworfen,<br />

online hochgeladen und ab dem 16. September<br />

2021 per Abstimmung von allen Mitgliedern<br />

ausgewählt.<br />

Für das Ausweismotiv 2022 freuen wir uns<br />

auf deine einfallsreichen Ideen. Es soll etwas<br />

mit Mensa oder den Zielen von <strong>MinD</strong> zu tun haben,<br />

alles andere bleibt dir und deiner Kreativität<br />

überlassen. Bis zum 15. September 2021, 23:59<br />

Uhr, hast du Zeit, deinen Entwurf online hochzuladen<br />

1 . Im Oktober werden dann alle Mitglieder<br />

zur elektronischen Abstimmung ihres Lieblingsentwurfs<br />

aufgerufen. In der Dezember-Ausgabe<br />

des <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azins wird das Gewinner-Motiv bekannt<br />

gegeben und vorgestellt.<br />

Einige eingereichte Motive der vergangenen<br />

Jahre sind auf unserer Seite zu finden – vielleicht<br />

dienen sie euch zur Inspiration?<br />

Auch dieses Jahr können Minderjährige ihre<br />

kreativen Ideen einreichen. Eure Erziehungsberechtigten<br />

müssen eine Einverständniserklärung<br />

abgeben („Formblatt Minderjährige Teilnehmende<br />

des Ausweiswettbewerbs“) und bestätigen,<br />

dass ihr und sie mit eurer Teilnahme<br />

einverstanden sind. Beispielsweise<br />

geht es darum, dass euer<br />

Name im Falle eines Gewinnes<br />

veröffentlicht wird. Das ausgefüllte<br />

und unterschriebene Formblatt<br />

2 kann kommentarlos an<br />

m-ausweis@mensa.de geschickt werden; ob vor<br />

oder nach der Einreichung, ist dabei egal.<br />

Nun aber los: Die letzten Jahre haben gezeigt,<br />

dass Kreativität und Fantasie der eingereichten<br />

Entwürfe sehr vielfältig sind. Wir freuen uns auf<br />

eure Ideen!<br />

Die wichtigsten Punkte<br />

des Kleingedruckten noch<br />

einmal zusammengefasst:<br />

Die gesamten AGBs und das Formblatt zum diesjährigen<br />

Ausweis-Wettbewerb findest du nach<br />

dem Login auf der <strong>MinD</strong>-Seite 3 .<br />

• Der Ausweis besitzt Scheckkartenformat<br />

(90 x 58 Millimeter einschließlich 2 Millimeter<br />

Anschnitt an jeder Seite). Das Motiv muss daher<br />

Querformat haben, mit einem Seitenverhältnis<br />

zwischen 1,4:1 und 1,7:1.<br />

• Jedes M darf maximal zwei Entwürfe einsenden.<br />

• Mitglieder des Ausweis-Teams verzichten auf<br />

Einsendungen.<br />

• Als Einsendeschluss gilt der 15. September<br />

14 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


2021, 23.59 Uhr<br />

(Eingang beim<br />

Ausweisteam).<br />

• Das Motiv ist von dem einsendenden M<br />

selbst erstellt. Herunterladen und Verwenden<br />

von im Internet vorhandenen Motiven<br />

(ganz oder teilweise) ist kein Eigenentwurf.<br />

Es darf kein Copyright verletzt werden.<br />

• Das M–blem wird für das Motiv nicht verwendet.<br />

• Das Motiv soll bereits den Schriftzug „Mensa<br />

in Deutschland e. V.“ und die Jahreszahl<br />

2022 in der Schriftart Arial oder einer vergleichbaren<br />

Alternative und Schriftgröße 12<br />

Punkt enthalten.<br />

• Damit diese Schriften beim Sieger-Motiv<br />

eventuell noch einmal überarbeitet werden<br />

können, sollten Teilnehmende bei sich eine<br />

hoch aufgelöste Kopie des Entwurfs ohne<br />

Schriftzüge bereithalten.<br />

• Die Einsendenden sind grundsätzlich damit<br />

einverstanden, dass ihr Motiv auf Nachfrage<br />

im Mensabereich für andere Objekte verwendet<br />

wird (beispielsweise Tassen, T–Shirts,<br />

Webseiten für M-Angebote und so weiter).<br />

• Teilnehmende unter 18 Jahren senden bitte<br />

das ausgefüllte und unterschriebene<br />

Formblatt zur Bestätigung durch die gesetzlichen<br />

Vertretenden per E-Mail an<br />

m-ausweis@mensa.de.<br />

• Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Links:<br />

1 https://ausweis.mensa.de<br />

2 https://mind-mag.de/link/ausweis2022-<br />

formblatt<br />

3 https://mind-mag.de/link/ausweis2022<br />

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UNTERWEGS<br />

JANA SCHLESKE<br />

Das Fern-Wandern<br />

ist des Ms Lust<br />

Seit sieben Jahren Richtung Santiago de Compostela.<br />

Meine Leidenschaft für das Fernwandern entdeckte ich, als ich vor einigen Jahren den<br />

Eindruck hatte, mich im Leben mal wieder so richtig verlaufen zu haben. Ich wusste nicht<br />

mehr, wohin mit mir. Ein guter Freund schlug vor: Wir gehen wandern. Den Rennsteig in<br />

Thüringen. Der hat einen Anfang und ein Ende, wir sind an der frischen Luft und haben Zeit,<br />

unterwegs Probleme zu wälzen.<br />

I<br />

ch steckte zu diesem Zeitpunkt<br />

regelrecht fest in meinem<br />

Drama und hätte zu allem<br />

Ja gesagt. So zogen wir los. Völlig<br />

ungeübt. Mit elf Kilo Gepäck<br />

auf dem Rücken transformierte<br />

ich in sechs Tagen und 180 Kilometern<br />

seelischen Schmerz in<br />

körperlichen.<br />

Erschöpft, aber glücklich erreichten<br />

wir unser Ziel und waren<br />

uns einig: Wandern macht<br />

Spaß, sortiert den Kopf und<br />

hat unsere langjährige Freundschaft<br />

nochmals vertieft.<br />

Auf dem Rennsteig war mir<br />

mehrfach die Markierung einer<br />

gelben Muschel auf blauem<br />

Grund begegnet. Am Tag nach<br />

unserer Rückkehr suchte ich in<br />

der Buchhandlung nach einem<br />

Buch über den klassischen Jakobsweg<br />

und kaufte eines über<br />

den in Brandenburg. Bis dahin<br />

hatte ich gedacht, der Jakobsweg<br />

führe nur durch Spanien.<br />

Aber natürlich sind die Pilgersleute<br />

früher direkt vor ihrer<br />

Haustür aufgebrochen, und<br />

so erstreckt sich ein Netz von<br />

Jakobswegen durch ganz Europa,<br />

die sich letztendlich in dem<br />

einen vereinigen, der die Pilgernden<br />

aus aller Herren Länder<br />

nach Santiago de Compostela<br />

bringt. Ich wollte das auch.<br />

Vom Rennsteig<br />

zum Jakobsweg<br />

Wenig später lief ich wieder<br />

los. Mein Vorhaben fand seinen<br />

Gut gelaunt unterwegs<br />

Richtung Spanien.<br />

Ausgangspunkt an der deutschpolnischen<br />

Grenze in Frankfurt/<br />

Oder. Das ganze Land sollten<br />

meine Füße vermessen. Da ich<br />

in Berlin wohne, war es mir so<br />

möglich, auf kleinen Tagestouren<br />

sicher Ausdauer und Orientierung<br />

zu trainieren. Ich plante<br />

meine Strecken so, dass ich mit<br />

den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

an- und abreisen konnte.<br />

Nach und nach lernte ich, die<br />

Strecken logistisch sorgfältig<br />

vorzubereiten. Dazu gehören<br />

Übernachtungsmöglichkeiten,<br />

regelmäßige Aufnahme von<br />

Proviant und Wasser, eine Exitstrategie<br />

an jedem Punkt der<br />

Tour sowie eine günstige Planung<br />

der Ruhetage im Idealfall<br />

mit Kulturprogramm.<br />

Seit nunmehr sieben Jahren<br />

laufe ich drei bis fünf Wochen<br />

im Jahr Richtung Santiago de<br />

Compostela und beginne jedes<br />

Mal nahtlos dort, wo ich im letzten<br />

Jahr aufgehört habe. Inzwi-<br />

16 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


JAKOBSWEG<br />

schen habe ich ganz Deutschland<br />

und auch Frankreich zu<br />

Fuß durchquert.<br />

Gleich dem Lebensweg gehe<br />

ich einen Teil der Strecke allein,<br />

auf manchen Abschnitten<br />

begleiten mich Freunde, die<br />

dazu an- und nach einigen Tagen<br />

Wanderung wieder abreisen.<br />

Gespräche entwickeln sich<br />

auf einer Wanderung anders als<br />

im heimischen Sessel. Das gleiche<br />

Ziel schafft Verbindung zueinander,<br />

und die gemeinsam<br />

zurückgelegten Schritte verbinden<br />

lückenlos den Raum zwischen<br />

Beginn und Ende der<br />

Wanderung.<br />

Während ich so durch die Natur<br />

schreite, empfinde ich meinen<br />

Körper als Verbindung zwischen<br />

Himmel und Erde und<br />

Wandern im Zauberwald.<br />

„Ich nehme die Natur und<br />

die Umgebung um mich<br />

herum intensiv wahr und<br />

werde ein Teil von ihr.“<br />

Alle Fotos: Jana Schleske<br />

habe das Gefühl, mit den Füßen<br />

die Erde unter mir zu bewegen<br />

und mit dem Geist den Himmel.<br />

Wie die Gedanken,<br />

so die Schritte<br />

Neue Orte und Erlebnisse öffnen<br />

unseren Blick und unseren<br />

Geist für neue Ideen. In unserem<br />

leistungsorientierten Alltag<br />

fällt es uns oft schwer, abzuschalten,<br />

uns zu erholen, einfach<br />

mal nichts zu tun, um den<br />

Gedanken freien Lauf zu lassen.<br />

Wandern kommt der Untätigkeit<br />

am nächsten und entwirrt<br />

dabei auf angenehme Art die<br />

Gedanken.<br />

Zu Beginn einer Tour laufe<br />

ich sehr schnell. Ich fliehe regelrecht<br />

vor dem Alltag und<br />

wie meine Füße über den Boden,<br />

so rasen meine Gedanken<br />

durch mein Hirn. Das Wandern<br />

zwingt mich körperlich ins Hier<br />

und Jetzt. Täglich mache ich die<br />

Erfahrung, mir selbst genug zu<br />

sein. Egal, welche Widrigkeiten<br />

mir unterwegs begegnen,<br />

ich bin in der Lage, sie mit eigenem<br />

Körper und Geist zu beherrschen.<br />

Nach wenigen Tagen beruhigen<br />

sich meine Schritte in gleichem<br />

Maße wie meine Gedanken.<br />

Der Kopf wird durch den<br />

Körper geerdet. Nach meinem<br />

Körper kommt nun auch mein<br />

Geist auf dem Weg an, und ich<br />

nehme die Natur und die Umgebung<br />

um mich herum intensiv<br />

wahr und werde ein Teil von ihr.<br />

Meine Tage sind ab sofort eingerahmt<br />

in zwei Termine: Sonnenaufgang<br />

und Sonnenuntergang.<br />

Dazwischen ein Weg, ein<br />

Plan – der am frühen Nachmittag<br />

oft verworfen werden muss –<br />

ein neuer Plan und jeden Abend<br />

bei Ankunft ein Erfolg.<br />

Auch wenn ich im Alltag eher<br />

eine Nachteule bin, hier komme<br />

ich bereits nach wenigen Tagen<br />

in diesen natürlichen Rhythmus.<br />

Kurz vor Sonnenaufgang<br />

wache ich auf und baue mein<br />

Zelt ab. Wenn ich früh genug<br />

aufbreche, liegt über den Wiesen<br />

noch Nebel. Das Wandern<br />

bringt uns nicht nur in die Natur,<br />

es führt uns auch zurück in<br />

unsere ganz eigene.<br />

Das Wort ‚wandern‘ ist eine<br />

Iterativbildung zu althochdeutsch<br />

‚wantōn‘ und bedeutet<br />

‚sich immer wieder winden‘.<br />

Auch das Wort ‚Wunder‘ ist eng<br />

verwandt. Und tatsächlich habe<br />

ich auf dem Weg das Gefühl,<br />

mich mit den Füßen ‚durch die<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 17


UNTERWEGS<br />

Landschaft zu winden‘, während<br />

mein Geist in den tiefsten<br />

Windungen meines Hirns längst<br />

vergessengeglaubte Erinnerungen<br />

findet, neu in Szene setzt<br />

und verarbeitet.<br />

Auch in dem Wort ‚Vergangenheit‘<br />

finden wir diese Metapher,<br />

die uns gleichzeitig vom Gehen<br />

auf das Wissen verweist. Wenn<br />

wir ein Thema aufmerksam<br />

durchgegangen sind, erkennen<br />

und wissen wir.<br />

Ultralight, aber immer<br />

mit Notration<br />

18 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021<br />

Das Zeichen des<br />

Jakobsweges.<br />

Nach und nach habe ich meine<br />

Ausrüstung auf ultra light<br />

optimiert. In Vorbereitung auf<br />

meine Tour wiege ich jedes Teil<br />

ab und liste sein Gewicht in einer<br />

Exceltabelle auf, die mir<br />

gnadenlos das Gesamtgewicht<br />

vor Augen führt. Inzwischen<br />

bin ich bei 9,6 Kilo inklusive<br />

Zeltausrüstung angekommen.<br />

Jeden Abend, nachdem ich<br />

mein Nachtlager aufgeschlagen<br />

habe, wasche ich meine<br />

Kleidung und plane den nächsten<br />

Tag konkret. Strecke und Tagesziel<br />

müssen aufmerksam betrachtet<br />

werden, um nicht unnötig<br />

viel Proviant oder Wasser<br />

zu tragen. Es empfiehlt sich<br />

auch, für den Notfall stets eine<br />

eiserne Ration Nahrungsmittel<br />

mit möglichst hoher Kaloriendichte<br />

dabei zu haben.<br />

Ebenso will der Wasserverbrauch<br />

gut geplant sein. Besonders<br />

in dünn besiedelten Gebieten<br />

fiel es mir trotz Sichtung<br />

absurd vieler Hydranten oft<br />

schwer, an Trinkwasser zu kommen.<br />

Glücklicherweise hat jeder<br />

noch so kleine Ort einen Friedhof,<br />

der einen vor dem Verdursten<br />

rettet.<br />

Spätestens am frühen Nachmittag<br />

beginne ich, mich nach<br />

einem Schlafplatz umzusehen.<br />

Ich liebe es, wann immer<br />

es möglich ist, draußen zu<br />

schlafen. Pilgerherbergen bieten<br />

oft die Möglichkeit, auf ihrem<br />

Grundstück ein Zelt aufzustellen.<br />

Dafür nehmen sie in der<br />

Regel nicht mehr als 5 Euro und<br />

erlauben aber die Nutzung der<br />

Dusche, und wenn man möchte,<br />

gegen Aufpreis ein Abendessen<br />

in Gemeinschaft.<br />

Natürlich muss es nicht unbedingt<br />

der Jakobsweg sein, wenn<br />

man wandern möchte. Mir sind<br />

Fernwandernde begegnet, die<br />

aus unterschiedlichsten Motiven<br />

unterwegs waren. Schulfreunde,<br />

die vor 20 Jahren auf<br />

ihrer Abschlussfeier beschlossen<br />

hatten, jedes Jahr eine Woche<br />

zu wandern, um nach weiteren<br />

20 Jahren auf diese Art in<br />

Ulan Bator anzukommen. Oder<br />

Moritz, der einsame Wanderer<br />

aus Norddeutschland, der nach<br />

einer Lebenskrise einen persönlichen<br />

und beruflichen Neustart<br />

in Bayern wagen wollte.<br />

Der Jakobsweg bietet mit seiner<br />

in großen Teilen erschlossenen<br />

Infrastruktur aber viele<br />

Vorteile. Wenn der Weg keine<br />

Herbergen bereithält und auch<br />

keine Pensionen oder Hotels zu<br />

finden sind, kann man in der<br />

Kirche oder im Gemeindehaus<br />

um Unterschlupf bitten. Die Gemeinden<br />

am Weg sind Pilgernde<br />

gewöhnt und helfen gern.<br />

Die rund um den Weg entstandene<br />

Gemeinschaft steht als solche<br />

stets bereit.<br />

Wer Gesellschaft sucht, findet<br />

sie auf dem Weg. Wem die nicht<br />

gefällt, der oder die macht einen<br />

Tag Pause und trifft am nächsten<br />

Tag auf andere Mitwandernde.<br />

Tipps und Tricks auf und<br />

rund um den Weg finden sich in<br />

zahlreichen Facebook- oder Instagramgruppen.<br />

Egal, welcher<br />

Weg es nun sein soll, mein unbedingter<br />

Rat ist:<br />

Nehmt euch Zeit. Plant, ob<br />

ihr drei oder fünf Wochen laufen<br />

wollt, aber macht eure zeitlichen<br />

Pläne nicht an einem Zielort<br />

fest. Sonst verwandelt sich<br />

euer wundersames Abenteuer<br />

von einem fernen Sehnsuchtsort<br />

in leistungsorientierten Alltag.<br />

Körper und Geist, Begegnungen<br />

und Kultur – brauchen<br />

vor allem Zeit.<br />

Und was die Pilgersleute im<br />

Mittelalter anging, sie liefen<br />

auch zurück. Wenn das gut ging,<br />

kamen sie nicht nur wohlbehalten<br />

und mit vielen Geschichten<br />

zu Hause an, sondern auch ganz<br />

bei sich selbst.<br />

Wandern bedeutet ‚sich<br />

immer wieder winden‘.


In Bremen vor<br />

dem Roland.<br />

Fotos: Jürgen Staab<br />

Rast am Zusammenfluss<br />

von Fulda und Werra.<br />

JÜRGEN STAAB<br />

Nordwärts gegen den Wind<br />

Zwei Ms auf dem Weser-Radweg.<br />

K<br />

urz entschlossen sind wir,<br />

Sabine und Jürgen, nach<br />

dem Ende des Beherbergungsverbots,<br />

in Hann. Münden<br />

trotz widriger Wetterprognose<br />

auf den Weserradweg Richtung<br />

Cuxhaven gestartet. Mit<br />

ein paar Corona-Kilos und nach<br />

trainingsarmer Winterzeit gingen<br />

wir die gut 500 Kilometer<br />

optimistisch an. Die schönen<br />

Eindrücke der Fluss- und Auenlandschaft<br />

(Sabine) und die vielfältigen<br />

Windräder (Jürgen) haben<br />

uns trotz widriger Wetterverhältnisse,<br />

Muskelkrämpfen,<br />

bissiger Bulldoggen und zahlreicher<br />

Corona-Schnelltests in allen<br />

verfügbaren Varianten ausdauernd<br />

weiter radeln lassen.<br />

Wir besichtigten Sehenswürdigkeiten<br />

wie den Bremer Roland,<br />

die Stadtmusikanten, viele alte<br />

Windmühlen und überquerten<br />

mit kleinen und großen Fähren<br />

zahlreiche Flüsse. Auch Störche,<br />

Enten, Gänse, Hasen, Rehe,<br />

Fasane, schwarzköpfige Deichschafe,<br />

Möwen, Raubvögel und<br />

sogar Auerhühner konnten wir<br />

beobachten. Schnecken und Regenwürmer<br />

kreuzten den oft<br />

feuchten Weg. Viele Schutzhütten<br />

entlang der gut ausgebauten<br />

und ausgeschilderten Route<br />

sorgten für angenehme Picknickpausen.<br />

Nach sechs Tagen<br />

erkundeten wir Bremerhaven.<br />

Und schließlich erreichten wir<br />

nach der letzten Übernachtung<br />

in Wremen unser Ziel Cuxhaven.<br />

Von dort ging es mit der<br />

Bahn bei zeitweiligem Sonnenschein<br />

und ein paar Kilo leichter<br />

zurück nach Hann. Münden.<br />

Nach dem ereignisarmen<br />

Corona-Jahr haben wir die Natur-<br />

und Kultur-Eindrücke und<br />

manches Fischbrötchen sehr genossen.<br />

Meist waren wir auf der verkehrsarmen<br />

Hauptroute unterwegs.<br />

Von Achim nach Bremen<br />

und dann entlang der Wümme<br />

haben wir architektonisch und<br />

landschaftlich besonders schöne<br />

Nebenstrecken gewählt, auf<br />

den letzten Kilometern vor Cuxhaven<br />

auch mal die Strecke vor<br />

dem Deich mit Meerblick. Im<br />

Laufe der Tour haben wir immer<br />

bessere Touren-Beschreibungen<br />

und Unterkunftslisten gesammelt,<br />

die wir gerne als Paket an<br />

die nächsten radelnden Ms weitergeben.<br />

Unbedingt auf die Packliste<br />

sollten:<br />

• Zinksalbe für „Sattel-Schwielen“<br />

• <strong>Mag</strong>nesium in allen Varianten<br />

gegen Muskelkrämpfe<br />

• Wind- und Regenschutz<br />

• Kettenöl und Luftpumpe<br />

• Kamera für die vielen pittoresken<br />

Ansichten<br />

Außerdem wichtig:<br />

Immer genug (Rest-)Kraft in den<br />

Waden, um im Spontansprint<br />

zähnefletschenden Bulldoggen<br />

zu entkommen.<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 19


BLICK ÜBER DEN TELLERRAND<br />

TINA ZEJEWSKI<br />

Vermarktungsstark<br />

und gesellig<br />

Die ungarische Mensa ist dank ihrer<br />

Hauptstadtzentrale eine tolle Anlaufstelle.<br />

Sommer 2020, seit ein paar Tagen ist beschränktes Reisen<br />

wieder möglich. Budapest ist bekanntlich immer eine<br />

Reise wert, aber wo wird man die dortigen Mensanerinnen<br />

und Mensaner in größerer Runde treffen können? In<br />

der vereinseigenen Zentrale mitten in der Budapester<br />

Innenstadt.<br />

D<br />

ie etwa zweitausendköpfige<br />

Mensagemeinde in<br />

der Donaumetropole ist tatsächlich<br />

so aktiv, dass der ungarische<br />

Vorstand vor einiger<br />

Zeit entschied, dass es günstiger<br />

ist, permanent einen eigenen<br />

Aufenthalts-, Gemeinschafts-<br />

und Vortragsraum zentral<br />

in Budapest zu betreiben,<br />

als zwei- bis dreimal pro Monat<br />

einen externen Raum anzumieten.<br />

Neben regelmäßigen Vortragsveranstaltungen,<br />

bei denen<br />

in der Regel renommierte<br />

nicht-mensanische Gäste zu bestimmten<br />

Themen sprechen,<br />

gibt es in der<br />

Zentrale mindestens<br />

alle zwei Wochen<br />

einen Spieleabend<br />

der Brettspiele-SIG.<br />

Auch beim mindestens<br />

wöchentlichen Treffen im Restaurant<br />

„Blue Rose“ wird meistens<br />

irgendein Spiel ausgepackt,<br />

denn vermutlich sind die ungarischen<br />

Ms noch brettspielebegeisterter<br />

als die deutschen.<br />

Mensa<br />

Társasjátékverseny<br />

Neben den beiden Riesenmensas<br />

in den USA und Deutschland<br />

hat nur die verhältnismäßig<br />

kleine Mensa HungarIQa<br />

mit dem Mensa Társasjátékverseny<br />

ihren eigenen<br />

Spielepreis, der in der<br />

Spielewelt beträchtliches<br />

Ansehen genießt.<br />

Tatsächlich<br />

gehen Spieleverlage<br />

mittlerweile proaktiv auf Mensa<br />

HungarIQa zu, schicken ihre<br />

Neuheiten gratis an die Zentrale,<br />

sodass es auch in den riesigen<br />

Regalen in der Bajnok utca 13<br />

bald eng werden könnte (aktuell<br />

befinden sich über 300 Spiele<br />

im Eigentum der ungarischen<br />

Brettspiele-SIG).<br />

Schaut man auf die Historie<br />

des Mensa Társasjátékverseny,<br />

finden sich natürlich viele Überlappungen<br />

zum deutschen Geschmack:<br />

Auch hier war 2016<br />

das beliebte „Codenames“, zu<br />

Ungarisch „Fedőnevek“, unter<br />

den Siegern.<br />

(Gaumen-)Kultur<br />

und Mensa Youth<br />

Aber auch die sonstige Kultur<br />

kommt bei exklusiven und offenen<br />

Führungen nicht zu kurz.<br />

Außerdem trifft sich die Gastro-<br />

SIG zum Restauranttesten. Eine<br />

besondere Reihe widmet sich<br />

dabei Restaurants, in denen das<br />

Essen nach bestimmten Weltanschauungen<br />

oder religiösen<br />

20 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


UNGARN<br />

Die Spielesammlung<br />

der ungarischen Mensa.<br />

Foto: Zejewski<br />

Vorschriften zubereitet wird. Zu<br />

all diesen offensichtlich durch<br />

und durch erwachsenen Aktivitäten<br />

trifft sich die HY-SIG (Hungarian<br />

Youth Special Interest<br />

Group) wöchentlich in einer Bar<br />

und monatlich zum Bowling.<br />

Eine aktive SIG-Kultur gibt es<br />

in Ungarn auf jeden Fall: Auch<br />

andere SIGs wie die Poker-SIG,<br />

Regenbogen-SIG, der Buchclub<br />

und die Harry-Potter-Fans treffen<br />

sich mehrmals im Monat.<br />

Und natürlich finden sich immer<br />

einige Mensanerinnen und<br />

Mensaner, um gemeinsam ein<br />

Konzert zu besuchen, ins Museum<br />

zu gehen, Kanu zu fahren<br />

oder einfach aus einem Mensafreien<br />

Abend in der Bar doch<br />

noch einen mit Ms zu machen.<br />

Abseits der<br />

Hauptstadt<br />

Und abseits der Hauptstadt?<br />

Rund zweitausend Ms verteilen<br />

sich über Ungarns ländlichen<br />

Raum und die Großstädte neben<br />

Budapest, weshalb sich ein<br />

Großteil der Arbeit des jeweiligen<br />

Vorstands auf die Vernetzung<br />

der Mitglieder im ländlichen<br />

Raum konzentriert. Größere<br />

Städte mit genügend<br />

Mitgliedern können einen Lokalvorstand<br />

bilden, der sich im<br />

Gegensatz zum deutschen Loc-<br />

Sec-Modell aus jeweils drei Mitgliedern<br />

zusammensetzt, um<br />

eine Große Lokalgruppe zu werden.<br />

Solche Lokalvorstände gibt<br />

es aktuell in Debrecen, Szeged,<br />

Miskolc, Pécs, Sopron und Székesfehérvár.<br />

Alle sechs Städte<br />

sind auch Hauptstadt ihres jeweiligen<br />

Komitats, von denen es<br />

neunzehn in Ungarn gibt. Große<br />

Lokalgruppen erhalten wie<br />

ein LocSec-Gebiet ein eigenes<br />

Budget zur freien Verfügung zugeteilt,<br />

das sich aus Mitgliedsbeiträgen<br />

und Testeinnahmen<br />

zusammensetzt, und organisieren<br />

mindestens ein monatliches<br />

Treffen.<br />

Kleinere aktive Lokalgruppen<br />

ohne Lokalvorstand und Budgetzuteilung<br />

gibt es in Eger, Kecskemét,<br />

Győr, Veszprém and Zalaegerszeg.<br />

Dem Vorstand liegt<br />

die Kontaktpflege in die Lokalgruppen<br />

sehr am Herzen. In<br />

der Regel versuchen die Amtierenden,<br />

jede Lokalgruppe mindestens<br />

einmal in ihrer Amtszeit<br />

zu besuchen, damit diese<br />

nicht vom vielfältigen Vereinsleben<br />

in der Hauptstadt abgehängt<br />

wird.<br />

Marketing mit Enten<br />

und Entspannung<br />

Als überregionale Veranstaltung<br />

finden jährlich drei HY-<br />

Camps sowie ein „erwachsenes“<br />

Sommercamp statt, bei dem<br />

sich die ungarischen Ms bisher<br />

meistens am Plattensee trafen.<br />

2021 findet es im west-ungarischen<br />

Kurort Bük in einem der<br />

größten ungarischen Spas, Bükfürdő,<br />

statt.<br />

Mensa HungarIQa weiß sich<br />

auf jeden Fall attraktiv zu verkaufen.<br />

Nicht nur der umfangreiche<br />

Souvenirshop mit T-<br />

Shirts, Hoodies und Quietscheentchen<br />

und die trendige Internetpräsenz<br />

lassen einen vor<br />

Neid und Ehrfurcht erblassen,<br />

sondern auch clevere Ideen, wie<br />

die Vorzüge der Gemeinnützigkeit<br />

aktiv zu bewerben: Ein großer<br />

Hinweis auf „1 %“ springt<br />

der Homepagebesucherin direkt<br />

in die Augen. Dabei geht<br />

es aber keinesfalls um den Anteil<br />

von Ms unter den Hochbegabten<br />

der Bevölkerung, sondern<br />

um den Anteil der Einkommenssteuer,<br />

den man in Ungarn<br />

an eine gemeinnützige Organisation<br />

wie Mensa HungarIQa<br />

spenden kann.<br />

Die Internetseite von Mensa<br />

HungarIQa erreicht ihr unter<br />

https://mensa.hu/.<br />

Der Dank der Autorin gilt<br />

Amanda Bella, Eszter Chrobacsinszky<br />

und Sára Hanna Juhász.<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 21


PRISMENFERNGLAS<br />

HARTMUT BLESSING<br />

„O, du relativ vitaler Udo!“<br />

Spielereien mit Namen.<br />

„In Nagold legen Hähne Geld“,<br />

log Anni. Dieser merkwürdige<br />

Satz ist ein Palindrom, also von<br />

vorne und hinten gelesen gleich.<br />

Gerade mit Vornamen kann<br />

man ungewöhnliche Palindrome<br />

bilden. Weitere Beispiele:<br />

„Nie sieb' mit Otto T. Im Beisein.“<br />

„Mit Tabelle! bat Tim.“ „Frodo-Dorf“<br />

(ein Ort für Fans des<br />

Schriftstellers Tolkien). „Adam,<br />

ramm' Armada!“ „Red', Osiris,<br />

oder …“ „Es eilt, Liese!“ „O, du<br />

relativ vitaler Udo!“ „Der fette<br />

Fred“. Besonders produktiv bei<br />

solchen Palindromen war Hansgeorg<br />

Stengel, der sein Buch<br />

gleich „Annasusanna“ nannte,<br />

„Ein Pendelbuch für Linksund<br />

Rechtsleser.“ Darin finden<br />

sich der „NATO-Wotan“, die<br />

„Anni-Minna“, der „Roger-Gregor“<br />

und der „Tunke-Knut“. Als<br />

Überschrift für unsere Spielereien<br />

hier kann Stengels „Klubulk“<br />

dienen.<br />

Mehrzahlen, Wortfrauen,<br />

Wortmänner<br />

In einem Schülerkalender las<br />

ich einst lustige Pluralformen,<br />

die „Mehrzahlen“ genannt werden,<br />

etwa „der Schrank – die<br />

Schranke“ oder „die List – die<br />

Liste“. Auch hier geht einiges<br />

mit Namen: „Der Klaus – die<br />

Klause“, „der Frank – die Franken“,<br />

„der Adel – die Adele“.<br />

Eine nette Spielerei sind<br />

die „Wortfrauen“: „Schizo-Vreni“,<br />

„Kan-Ute“, „Hosi-Anna“,<br />

„Scheinf-Irma“, „Ka-Lotte“, „Philo-Sophie“,<br />

„Se-Pia“, „Bagat-Ellen“<br />

und „Best-Imme“. „Schizo-<br />

Vreni“ gefällt mir so sehr, dass<br />

ich mir schon überlegt habe,<br />

man könnte Geschichten mit ihren<br />

Abenteuern schreiben. Man<br />

kann auch am Wortanfang suchen<br />

und „Wortmänner“ finden:<br />

„Robin-ie“, „Ben-achteiligt“,<br />

„Finn-land“, „Julian-fang“, „Timmendorf“,<br />

„Theo-dolit“, „Malte-ser“<br />

oder „Nick-el“. Oder mitten<br />

im Wort: „Strand-KURT-axe“,<br />

„L-OTTO-schein“, „C-HORST-immen“,<br />

„St-ERNST-stunde“. Einige<br />

dieser Beispiele bringt Eugen<br />

Oker im Buch „Wort-Spielereien“.<br />

Schüttelreime und Anagramme<br />

Auch Schüttelreime bieten sich<br />

bei Namen an. Siegfried Bassler<br />

dichtete: „Du stehst nie an der<br />

Mauer, Dieter, du bist des Glückes<br />

Dauermieter.“ „Die schönen<br />

Namen Sören, Hagen, kennt<br />

mancher nur vom Hörensagen.“<br />

Oder ganz kurz: „Lutz scheute<br />

Schutzleute.“<br />

Einen Mensaner namens „Roland“,<br />

dessen Namen ich mir zuerst<br />

nicht merken konnte, fragte<br />

ich mal, ob er „Arnold“ hieße.<br />

Da meinte er: „Fast. Ronald ginge<br />

auch.“ Gerade bei berühmten<br />

Namen sind solche Anagramme<br />

gerne gewählt worden. Aus<br />

„Martin Luther“ wird da „lehrt<br />

in Armut“ und André Breton<br />

machte aus dem Namen seines<br />

Freundes, des Malers „Salvador<br />

Dali“, das Anagramm „avida dollars“<br />

(„ich liebe Dollars“), in Anspielung<br />

auf dessen Geschäftstüchtigkeit.<br />

Sehr beliebt sind die „Visitenkarten-Rätsel“<br />

genannten Anagramme:<br />

ALINE FORKIN, REGI-<br />

NE TANNI, LARS NIETAU – wohin<br />

fahren sie in die Ferien?<br />

Lösungen: Kalifornien, Argentinien,<br />

Australien. HORST PI-<br />

ZIKES, VERL – MARIA TEICH-<br />

LE, BONN – welche Berufe üben<br />

sie aus? Lösungen: Verkehrspolizist,<br />

Chemielaborantin.<br />

PRISMENFERNGLAS<br />

Warum Prismenfernglas?<br />

Prismenfernglas steht für die<br />

Buntheit des Lebens, vor allem der<br />

Sprache — das Fernglas steht für den<br />

Blick über den Tellerrand.<br />

Unter dieser Rubrik erscheinen<br />

regelmäßig Beiträge zu Sprachspielen<br />

und Etymologie.<br />

22 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


© Karin Volz<br />

Die herCAREER ist ein wunderbares Format und ich unterstütze<br />

sie gerne, weil sie Frauen stärkt und sie ihnen unheimlich viel Mut<br />

macht. Ich meine, dass ein Besuch der herCAREER für alle Frauen<br />

ein Muss sein sollte, nicht zuletzt, weil sie hier große Netzwerke<br />

erschließen und für sich nutzen können.<br />

Prof. Heidi Stopper<br />

Topmanagement-Coach & Beraterin, ehem. Vorstand im MDAX,<br />

Autorin und mehrfache Beirätin sowie Speaker der herCAREER<br />

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Intelligence, Deutsche<br />

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Janina Kugel<br />

Aufsichtsrätin u. Senior<br />

Advisorin, ehem. Personalvorständ.<br />

Siemens,<br />

Mitgl. intern. Beiräte<br />

Bildung, Kultur u. Wirtschaft,<br />

berät u.a. die<br />

Bundesregierung<br />

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Sophie Lacoste Dournel<br />

Ehem. Mitglied des<br />

Leitungs- und Kontrollgremiums<br />

von Lacoste,<br />

Co-Vorsitzende der Bekleidungs-Marke<br />

Fusalp,<br />

Präsidentin des Porosus<br />

Endowment Fund<br />

SPEAKER<br />

Vera Schneevoigt<br />

Chief Digital Officer,<br />

Bosch Building Technologies<br />

& ehem. Geschäftsführerin<br />

der Fujitsu<br />

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PARTEI-POLITIK<br />

Politik? Ja, bitte!<br />

Ms engagieren sich in<br />

Parteien ‒ und geben<br />

Wahlempfehlungen<br />

Von AfD bis Linke: Wir gestalten mit.<br />

„Mensa holds no opinion“ ist einer<br />

der zentralen und meistdiskutierten<br />

Sätze des mensanischen<br />

Selbstverständnisses. Vor<br />

allem gilt dieser Satz für politische<br />

und religiöse Fragen: Mensa<br />

gibt kein Bekenntnis oder<br />

Statement ab, äußert sich offiziell<br />

nicht zu Klimawandel, Geschlechtergerechtigkeit,<br />

Migration<br />

und ähnlichen Menschheitsthemen.<br />

Das heißt umgekehrt<br />

nicht, dass Ms ebenfalls<br />

keine Meinung haben. Ganz im<br />

Gegenteil, es gehört zum Wesen<br />

von Mensa, dass gestritten wird<br />

und die Ansichten der anderen<br />

toleriert werden (siehe dazu<br />

auch das Vorstands-Vorwort).<br />

Gerade auch in der Politik mischen<br />

sich Ms ein. Sie engagieren<br />

sich in allen Parteien von<br />

AfD bis Linke, sitzen im Bundestag,<br />

in Land- und Kreistagen,<br />

in Stadtparlamenten, sind auf<br />

kommunaler Ebene oder in ihren<br />

jeweiligen Partei-Organisationen<br />

aktiv. Und wann gibt es<br />

einen besseren Zeitpunkt, einige<br />

von ihnen vorzustellen, als<br />

kurz vor einer Bundestagswahl?<br />

Wir suchten Mitglieder aus<br />

den in den Bundestag gewählten<br />

Parteien: CDU, SPD, AfD,<br />

FDP, Grüne, Linke, CSU. Als erste<br />

meldete sich allerdings eine<br />

Vertreterin der Freien Wähler.<br />

Die sind auf lokaler Ebene stark<br />

und regieren in Bayern sogar<br />

mit. Deswegen: Acht statt sieben<br />

Vertreterinnen und Vertreter.<br />

Acht Köpfe, acht Parteien, acht<br />

unterschiedliche Politik-Karrieren.<br />

Fünf identische Fragen, um<br />

besser vergleichen und Wahlempfehlungen<br />

einschätzen zu<br />

können. Denn am Ende geht es<br />

auch darum, wo M am 26. September<br />

seine zwei Kreuzchen<br />

macht.<br />

Und es geht um Mitmachen<br />

und Mitgestalten. Oder, wie<br />

CSU-Mitglied Philipp Götz es etwas<br />

pathetisch, aber sehr treffend<br />

ausdrückt: „Grundrechte<br />

und -freiheiten werden schnell<br />

für selbstverständlich erachtet<br />

und damit nicht genug geschätzt<br />

– doch sie zu bewahren<br />

und zu fördern ist eine für mich<br />

unumgängliche Pflicht.“<br />

„Zum Wohle der Menschheit<br />

zu wirken“ ist ein weiteres zentrales<br />

Mensa-Anliegen. Das<br />

kann auch und gerade in Parteien<br />

umgesetzt werden. Oder<br />

in NGOs, in Bürgerinitiativen,<br />

Nachbarschaftshilfen, ehrenamtlichen<br />

Tätigkeiten. Sich einmischen,<br />

mitreden, überzeugen,<br />

auch durchsetzen wollen,<br />

das macht Demokratie wirklich<br />

aus. Und nachgewiesen intelligente<br />

Leute sind vielleicht nicht<br />

die schlechtesten Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer am öffentlichen<br />

Diskurs – auch wenn neben<br />

Intelligenz noch ein paar<br />

weitere Eigenschaften wünschenswert<br />

sind.<br />

Die Reihenfolge der nachfolgenden<br />

Ms ist strikt alphabetisch<br />

– alles andere hätte zu Vermutungen<br />

und Spekulationen<br />

geführt.<br />

Lasst euch inspirieren!<br />

24 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


Daniel Blödorn<br />

(CDU)<br />

Wohnort: Erfurt<br />

Alter: 30 Jahre<br />

Parteimitglied seit:<br />

Oktober 2020<br />

Funktion/Amt:<br />

Stellv. Vorsitzender der JU<br />

Erfurt (seit Januar 2020)<br />

Was hat dich zu deinem<br />

Parteieintritt bewogen?<br />

Gab es ein bestimmtes<br />

Ereignis oder Erlebnis?<br />

Mitglied in der CDU bin ich seit<br />

dem 3. Oktober 2020, dem dreißigsten<br />

Jahrestag der deutschen<br />

Einheit. Mein Eintritt war Ergebnis<br />

eines Annäherungsprozesses<br />

und lange überlegt. Nach<br />

mehreren Wahlkämpfen hat<br />

mich neben den Inhalten auch<br />

das in der Union gelebte Miteinander<br />

überzeugt.<br />

Was ist dein Hauptanliegen oder<br />

Hauptthema innerhalb der Partei?<br />

Kommunal trete ich für eine<br />

familienfreundliche Stadtentwicklungspolitik<br />

ein. Ansonsten<br />

setze ich mich sehr mit wirtschaftlichen<br />

und infrastrukturellen<br />

Themen und den mit ihnen<br />

verbundenen sozialen und<br />

geopolitischen Folgen auseinander.<br />

Wieviel Zeit wendest du pro<br />

Woche für die Parteiarbeit<br />

etwa auf und was machst<br />

du dann? Bezahlt?<br />

Steht gerade keine Wahl an,<br />

dann schätze ich den reinen<br />

Arbeitsaufwand auf etwa fünf<br />

Stunden. Dazu gehören zum<br />

Beispiel Vorstandssitzungen,<br />

Klausurtagungen, die bundesweite<br />

Vernetzung, aber auch die<br />

fachliche Arbeit<br />

in diversen Arbeitskreisen.<br />

Im<br />

Wahlkampf können<br />

es dann schnell mehr als<br />

20 Stunden werden. Wie fast<br />

alle Mitglieder arbeite ich ausschließlich<br />

ehrenamtlich.<br />

Gab es persönliche<br />

Erfolgserlebnisse?<br />

Ja, als wir 2017 nach sehr viel Arbeit<br />

unser Bundestags-Direktmandat<br />

in Erfurt verteidigen<br />

konnten. Direkt gewählte Kandidaten<br />

können im Parlament<br />

immer etwas freier aufspielen<br />

als über Listen eingezogene.<br />

Deshalb bin ich auch dafür, dass<br />

bei einer Wahlrechtsreform unbedingt<br />

das Direktmandat gestärkt<br />

werden sollte.<br />

Kannst du genau drei Gründe<br />

nennen, warum ich bei<br />

der Bundestagswahl deine<br />

Partei wählen sollte?<br />

Erstens steht die CDU zu unserer<br />

mittelständisch geprägten Wirtschaft.<br />

Wir haben stets im Blick,<br />

dass ein ergiebiges Steueraufkommen<br />

von fähigen Unternehmern<br />

und fleißigen Angestellten<br />

erst erarbeitet werden muss.<br />

Außerdem sehen wir unternehmerische<br />

Kreativität als entscheidende<br />

Triebfeder des Fortschritts,<br />

siehe BioNTech. Ich bin<br />

deshalb ein großer Fan unserer<br />

sozialen Marktwirtschaft.<br />

Zweitens ist die CDU die Familienpartei.<br />

Wir begreifen starke<br />

Familien als das Fundament<br />

unserer freien Gesellschaft. Das<br />

neue Baukindergeld, das erhöhte<br />

Bafög und der erhöhte Freibetrag<br />

für Alleinerziehende sind<br />

daher ein Zeichen unserer Anerkennung<br />

dafür,<br />

dass in den Familien<br />

dieses Landes<br />

unsere Zukunft<br />

liegt.<br />

Und drittens ist die CDU besonnen<br />

im Umgang mit Krisen<br />

und Umwälzungen. Als Volkspartei<br />

agiert sie in Notsituationen<br />

ausgleichend und lässt niemanden<br />

zurück. Ja, schnelle<br />

Veränderungen sind nicht unsere<br />

Stärke. Wir verfolgen lieber<br />

eine Strategie der kontinuierlichen,<br />

evolutionären Verbesserung<br />

des Landes. Der Erfolg<br />

zeigt sich dann zwar meist<br />

nicht sofort, doch dafür ist er<br />

nachhaltig. Das haben wir in der<br />

Impfkampagne bewiesen.<br />

Links:<br />

www.cdu.de/<br />

PARTEI-POLITIK<br />

Das Wahlprogramm:<br />

ein-guter-plan-fuer-deutschland.de/<br />

Kurzportrait der Jungen Union:<br />

www.junge-union.de/ueberuns/<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 25


PARTEI-POLITIK<br />

Helge Böttcher<br />

(Grüne)<br />

Wohnort: Braunschweig<br />

Alter: 31 Jahre<br />

seit 2013 Parteimitglied,<br />

seit 2016 im Rat der Stadt<br />

Braunschweig und Bezirksrat<br />

Innenstadt für die Grünen,<br />

stellv. Fraktionsvorsitzender,<br />

Spitzenkandidat für die Kommunalwahl<br />

2021<br />

Was hat dich zu deinem<br />

Parteieintritt bewogen?<br />

Gab es ein bestimmtes<br />

Ereignis oder Erlebnis?<br />

Ich wurde 2013 Mitglied bei den<br />

Grünen, um ein Zeichen gegen<br />

die schwarz-gelbe Bundesregierung<br />

zu setzen. Außerdem waren<br />

sie die einzigen, die glaubhaft<br />

gegen den Klimawandel<br />

vorgingen. In Braunschweig waren<br />

die Grünen zudem die einzige<br />

Partei, die sich sachlich und<br />

konstruktiv mit konkreten Projekten<br />

beschäftigte, ohne alles<br />

gleich ideologisch zu verteufeln<br />

oder zu beschönigen wie<br />

manchmal in anderen Parteien.<br />

Was ist dein Hauptanliegen oder<br />

Hauptthema innerhalb der Partei?<br />

Als Mitglied im Stadtrat möchte<br />

ich vor Ort gestalten. Dazu gehört<br />

für mich, eine Stadt so zu<br />

gestalten, dass Menschen dort<br />

gerne leben. Mit Grünflächen,<br />

KiTas, Spielplätzen, sicheren<br />

Radwegen und einem funktionierenden<br />

ÖPNV. Mein persönlicher<br />

Schwerpunkt liegt dabei<br />

im Finanzbereich, wo ich unter<br />

anderem über den städtischen<br />

Haushalt dafür sorgen kann,<br />

dass für entsprechende Projekte<br />

ausreichend Mittel bereitgestellt<br />

werden.<br />

Wieviel Zeit wendest<br />

du pro Woche für die<br />

Parteiarbeit etwa<br />

auf und was machst<br />

du dann? Bezahlt?<br />

In normalen Zeiten<br />

ohne Wahlen sind es grob geschätzt<br />

20 Stunden pro Woche.<br />

Aktuell sind es wahrscheinlich<br />

20 + X Stunden, wobei X bis zu<br />

den Wahlen im September wöchentlich<br />

größer wird.<br />

Gab es persönliche<br />

Erfolgserlebnisse?<br />

Auch wenn der Anlass grundsätzlich<br />

ein trauriger ist, freue<br />

ich mich, dass der Klimawandel<br />

seit einigen Jahren, insbesondere<br />

durch viele junge demonstrierende<br />

Menschen, zu einem<br />

zentralen Thema geworden ist.<br />

Das unterstreicht zum einen die<br />

Dringlichkeit, endlich konkrete<br />

Maßnahmen zu ergreifen, und<br />

zum anderen, dass es auf politischer<br />

Ebene kein „weiter so“<br />

mehr geben darf.<br />

Auf kommunaler Ebene bin<br />

ich schon etwas stolz darauf,<br />

dass auf meine Initiative ein<br />

Förderprogramm zum Kauf von<br />

Lastenrädern eingeführt wurde.<br />

Damit wird der Kauf von Lastenrädern<br />

finanziell gefördert, und<br />

insbesondere motorisierte Lieferverkehre<br />

in der Stadt nehmen<br />

ab.<br />

Kannst du genau drei Gründe<br />

nennen, warum ich bei<br />

der Bundestagswahl deine<br />

Partei wählen sollte?<br />

1. Die Grünen sind die Einzigen,<br />

die es mit dem Umwelt- und Klimaschutz<br />

wirklich ernst meinen!<br />

Eine echte (!) Verkehrswende,<br />

den Ausstieg aus der<br />

Atomenergie und<br />

vollständigen Einstieg<br />

in erneuerbare<br />

Energien gibt es<br />

nur mit uns.<br />

2. Wir brauchen<br />

mehr soziale Gerechtigkeit.<br />

Wohnraum muss<br />

bezahlbar bleiben und Hartz IV<br />

reformiert werden.<br />

3. Grüne wollen eine zukunftsfähige<br />

Wirtschaft, die die Chancen<br />

der Digitalisierung nutzt<br />

und klimaneutralen Wohlstand<br />

schafft. Viele Unternehmen haben<br />

längst erkannt, dass Klimaschutz<br />

das stabilste Wachstumsmodell<br />

ist. Diese wollen wir bei<br />

den nötigen Investitionen in<br />

den ökologischen Umbau unterstützen.<br />

Links:<br />

persönliche Seiten:<br />

Facebook:<br />

@helgeboettcherpolitik<br />

Insta:<br />

@HelgeBoettcher<br />

Allgemein:<br />

https://www.gruene.de/<br />

26 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


Katharina Geuking<br />

(Linke)<br />

Wohnort: Münster<br />

Alter: 33 Jahre<br />

Parteimitglied seit: 2014<br />

Funktionen:<br />

Kreisvorsitzende seit 2016,<br />

Mitglied im Rat der Stadt<br />

Münster seit 2020<br />

Was hat dich zu deinem<br />

Parteieintritt bewogen?<br />

Gab es ein bestimmtes<br />

Ereignis oder Erlebnis?<br />

Ich war viele Jahre lang in der<br />

Umweltbewegung aktiv, habe<br />

gegen AKWs und Kohlekraftwerke<br />

demonstriert und mich<br />

unter anderem für die Reduzierung<br />

des Fleischkonsums<br />

und eine nachhaltige Produktion<br />

von beispielsweise Kleidung<br />

eingesetzt. Mir wurde während<br />

dieser Zeit aber immer wieder<br />

vor Augen geführt, dass dies ein<br />

Kampf gegen Windmühlen ist<br />

und unser Planet letztlich nur<br />

gerettet werden kann, wenn wir<br />

unser Wirtschaftssystem umbauen.<br />

Wir brauchen ein Wirtschaftssystem,<br />

das nicht nur auf Profitmaximierung<br />

ausgerichtet ist.<br />

Weil DIE LINKE nicht nur das<br />

weitestgehende Umwelt- und<br />

Klimaschutzprogramm hat, sondern<br />

im Gegensatz zu den Grünen<br />

dabei auch die soziale Frage<br />

mitdenkt, war die Wahl der Partei<br />

für mich schnell klar.<br />

Was ist dein Hauptanliegen oder<br />

Hauptthema innerhalb der Partei?<br />

Meine Schwerpunktthemen<br />

sind Umwelt- und Sozialpolitik.<br />

Ich erlebe seit vielen Jahren die<br />

schlechten Arbeitsbedingungen<br />

in der Pflege,<br />

die Folgen der Kürzungspolitik<br />

in der Daseinsvorsorge und<br />

drastisch steigende Mieten. Und<br />

anstatt diese Probleme oder den<br />

drohenden Klimakollaps und<br />

das Artensterben anzugehen,<br />

werden Großunternehmen mit<br />

vielen Milliarden unterstützt,<br />

damit diese weiterhin einen absurden<br />

Reichtum in den Händen<br />

einiger weniger Menschen<br />

anhäufen können.<br />

Ich sehe mich aber nicht als<br />

Stellvertreter für meine Wähler<br />

und Wählerinnen. Ich möchte<br />

Menschen dazu ermutigen,<br />

sich zu emanzipieren und selbst<br />

für ihre sozialen und demokratischen<br />

Rechte und für die Rettung<br />

des Klimas und der Umwelt<br />

zu kämpfen.<br />

Wieviel Zeit wendest du pro<br />

Woche für die Parteiarbeit<br />

etwa auf und was machst<br />

du dann? Bezahlt?<br />

Wöchentlich bin ich ungefähr<br />

20 Stunden für die Partei unterwegs.<br />

Ich organisiere dann zum<br />

PARTEI-POLITIK<br />

Beispiel Proteste gegen die AfD<br />

oder unterstütze Pflegekräfte<br />

beim Kampf für bessere Arbeitsbedingungen.<br />

Viele unserer Aktionen<br />

planen wir zusammen<br />

mit vielen Aktiven im wöchentlich<br />

stattfindenden Aktiventreffen.<br />

Daneben sitze ich im Rat der<br />

Stadt Münster. Ich arbeite größtenteils<br />

ehrenamtlich und bekomme<br />

nur eine Aufwandsentschädigung<br />

für die Ratstätigkeit.<br />

Gab es persönliche<br />

Erfolgserlebnisse?<br />

Mit dem wöchentlichen<br />

Aktiventreffen<br />

ist unser<br />

münsteraner Kreisverband einer<br />

der aktivsten Kreisverbände<br />

in Deutschland. Wir sind immer<br />

wieder Vorbild für viele andere<br />

Städte. Wir haben es in den vergangenen<br />

Jahren immer wieder<br />

geschafft, die öffentlichen Diskussionen<br />

in der Stadt zu prägen.<br />

Wir haben nicht nur den Anstoß<br />

für eine autofreie Innenstadt<br />

und günstige Bustickets<br />

gegeben, sondern mit Hilfe vieler<br />

gesellschaftlicher Gruppen<br />

dafür gesorgt, dass die AfD bei<br />

uns nicht Fuß fassen konnte.<br />

Kannst du genau drei Gründe<br />

nennen, warum ich bei<br />

der Bundestagswahl deine<br />

Partei wählen sollte?<br />

Echter Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit<br />

und konsequente<br />

Friedenspolitik.<br />

Links:<br />

https://die-linke-muenster.de/<br />

Instagram: dielinke_muenster<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 27


PARTEI-POLITIK<br />

Philipp Götz<br />

(CSU)<br />

Wohnort: Reichling<br />

Alter: 24 Jahre<br />

Parteimitglied der CSU und JU<br />

seit 19.11.2018<br />

Ämter seit Mitte 2019:<br />

Vorsitzender Junge Union Ortsverband<br />

Landsberg am Lech,<br />

stellvertretender Vorsitzender<br />

Junge Union Kreisverband<br />

Landsberg am Lech,<br />

Schriftführer CSU Reichling.<br />

Was hat dich zu deinem<br />

Parteieintritt bewogen?<br />

Gab es ein bestimmtes<br />

Ereignis oder Erlebnis?<br />

Als Sohn zweier Journalisten<br />

hatte ich schon immer viel mit<br />

Politik zu tun, hatte aber lange<br />

Zeit kein großes Interesse an<br />

aktiver Mitgestaltung. Ich war<br />

trotz politischer Tendenz in diese<br />

Richtung zu wenig überzeugt<br />

von der CSU, um den Eintritt<br />

rechtfertigen zu können.<br />

Die letztendliche Entscheidung<br />

kam unerwartet: Bei einer<br />

Veranstaltung im Landtag<br />

konnte ich mit einigen Funktionären<br />

der Parteispitze sprechen.<br />

Ich warf meinen Eintrittsantrag<br />

noch dort ein, aber nicht, weil<br />

ich von den Gesprächen überzeugt<br />

wurde. Ich hatte den Eindruck,<br />

dass die Partei zu stromlinienförmig<br />

geworden war, um<br />

in politisch turbulenten Zeiten<br />

ihren Status als Volkspartei zu<br />

behalten.<br />

2002 machte Edmund Stoiber<br />

noch mit dem Slogan „Kantig.<br />

Echt. Erfolgreich.“ Wahlkampf<br />

– und genau das brauchen die<br />

Partei und das Land nach mittlerweile<br />

fast 16 Jahren unter Angela<br />

Merkel wieder.<br />

Was ist dein Hauptanliegen oder<br />

Hauptthema innerhalb der Partei?<br />

Mein wichtigstes Anliegen in<br />

der Partei ist eines, das in jeder<br />

Demokratie selbstverständlich<br />

sein sollte, ich aber zunehmend<br />

in Gefahr sehe: die Verteidigung<br />

der Freiheit der Bürger. Grundrechte<br />

und -freiheiten werden<br />

schnell für selbstverständlich<br />

erachtet und damit nicht genug<br />

geschätzt – doch sie zu bewahren<br />

und zu fördern ist eine für<br />

mich unumgängliche Pflicht.<br />

Auch die Union weitet zu oft<br />

die staatliche Kontrolle aus, und<br />

dagegen setze ich mich innerparteilich<br />

ein. Die größere Gefahr<br />

sehe ich allerdings bei Politikern,<br />

die zur Durchsetzung<br />

regressiver Ideologien unsere<br />

Grundfreiheiten im Kern angreifen.<br />

Wieviel Zeit wendest du pro<br />

Woche für die Parteiarbeit<br />

etwa auf und was machst<br />

du dann? Bezahlt?<br />

Für die JU arbeite ich unbezahlt<br />

gut zwei Stunden pro Woche.<br />

Ich kümmere mich meist<br />

um Veröffentlichungen meiner<br />

Verbände, also Posts in sozialen<br />

Medien und Pressemitteilungen.<br />

Als Schatzmeister verwalte ich<br />

auch die Kasse.<br />

Gab es persönliche<br />

Erfolgserlebnisse?<br />

Die Wahl in Vorstände ist natürlich<br />

immer schön, aber wichtiger<br />

war für mich die kritische<br />

Auseinandersetzung mit der Urheberrechtsreform,<br />

nachdem<br />

ich mich in öffentlicher Runde<br />

gegen unseren MdB gestellt hatte.<br />

Daraus ging ein<br />

produktiver Dialog<br />

mit Experten,<br />

der CSU und JU hervor, bei<br />

dem man sich ein reflektiertes<br />

Bild der eigenen Politik machen<br />

konnte.<br />

Kannst du genau drei Gründe<br />

nennen, warum ich bei<br />

der Bundestagswahl deine<br />

Partei wählen sollte?<br />

Die Union weiß, dass ideologiegesteuerte<br />

Politik durch ihre<br />

spaltende Wirkung keine Zukunft<br />

haben kann. Mit geringerer<br />

Steuerbelastung wird unmittelbar<br />

der Durchschnittsbürger<br />

gefördert – ohne Umverteilung.<br />

Durch Anreize statt<br />

Verbote werden Fortschritt und<br />

Wachstum vereint. Der Grundsatz<br />

„Wohlstand für alle“ gilt so<br />

noch immer.<br />

Links:<br />

www.facebook.com/<br />

JUKVLandsberg<br />

instagram.com/ju_kv_ll<br />

28 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


Kira Hauser<br />

(Freie Wähler)<br />

Wohnort: Bad Wildungen<br />

(Hessen)<br />

Alter: 45 Jahre<br />

Mitglied der Freien Wähler seit<br />

2017<br />

Vorsitzende Freie Wähler<br />

Bad Wildungen,<br />

Stadtverordnete,<br />

Kreistagsabgeordnete,<br />

Vorstandsmitglied<br />

Freie Wähler Frauen<br />

Was hat dich zu Deinem<br />

Parteieintritt bewogen?<br />

Gab es ein bestimmtes<br />

Ereignis oder Erlebnis?<br />

Ich habe mich schon immer im<br />

engeren oder weiteren Sinne politisch<br />

engagiert und auch meine<br />

berufliche Tätigkeit war politisch<br />

geprägt.<br />

Als ich nach vielen Jahren im<br />

Ausland nach Deutschland zurückging,<br />

hatte ich einfach das<br />

Gefühl, nun sei der richtige Moment,<br />

mich mit meinen Erfahrungen<br />

einzubringen. Es macht<br />

auch Spaß, mit Gleichgesinnten<br />

für ein Ziel zu kämpfen.<br />

Was ist dein Hauptanliegen oder<br />

Hauptthema innerhalb der Partei?<br />

Mehrere Themen bewegen<br />

mich: Zum Einen versuche ich<br />

immer wieder, Menschen dazu<br />

zu bewegen, sich aktiv für gesellschaftliche<br />

Themen einzusetzen.<br />

Wir brauchen Vielfalt,<br />

besonders in der Politik. Sobald<br />

es über das Ehrenamt Elternbeirat<br />

hinaus geht, sind die Gremien<br />

meist sehr männlich dominiert.<br />

Durch aktive Ansprache konnte<br />

ich schon viele Frauen gewinnen,<br />

und diese bringen oft<br />

eine andere<br />

Sichtweise<br />

in Themen.<br />

Dann gibt<br />

es natürlich Sachthemen, die<br />

mich beschäftigen. Intensiv beschäftige<br />

ich mich mit den Möglichkeiten<br />

des Wasserstoffs und<br />

was er zu einer nachhaltigen<br />

Energiewende beitragen kann.<br />

Und natürlich ist Bildung für<br />

mich ein Thema mit zentraler<br />

Bedeutung für die Entwicklung<br />

des ganzen Landes.<br />

Wieviel Zeit wendest du pro<br />

Woche für die Parteiarbeit<br />

etwa auf und was machst<br />

du dann? Bezahlt?<br />

Im Moment ist der Zeitaufwand<br />

recht hoch, da ich auch für den<br />

Bundestag kandidiere und nun<br />

schon im Wahlkampf stecke.<br />

Jenseits von Wahlkämpfen bin<br />

ich im Durchschnitt etwa fünf<br />

Stunden pro Woche mit Parteiarbeit<br />

beschäftigt. Allerdings<br />

schwankt dies stark und hängt<br />

natürlich davon ab, welche Themen<br />

und Termine grade anstehen.<br />

Bezahlt ist diese Tätigkeit<br />

nicht.<br />

PARTEI-POLITIK<br />

Gab es persönliche<br />

Erfolgserlebnisse?<br />

Natürlich erstreitet oder verhandelt<br />

man auf den verschiedenen<br />

Ebenen mal mit mehr,<br />

mal mit weniger Erfolg die Ergebnisse<br />

und hat dadurch Erfolgserlebnisse.<br />

Für mich ist es<br />

aber besonders positiv, wenn<br />

neue Mitglieder in unsere Gruppe<br />

kommen, und auch, wenn<br />

man vom Wähler (wieder-)gewählt<br />

wird.<br />

Kannst du genau drei Gründe<br />

nennen, warum ich bei der<br />

Bundestagswahl<br />

deine Partei<br />

wählen sollte?<br />

Die Freien Wähler<br />

sind basisdemokratisch, ideologiefrei<br />

und nah am Bürger.<br />

Wenn du eine Partei wählen<br />

willst, die Politik von der Basis<br />

macht und in der nicht die politischen<br />

Entscheidungen von<br />

oben nach unten durchgegeben<br />

werden, dann musst du das<br />

Kreuz bei den Freien Wählern<br />

machen.<br />

Links:<br />

www.kirahauser.de<br />

www.freiewaehler.eu<br />

Facebook:<br />

www.facebook.com/<br />

kirahauserfw<br />

Instagram:<br />

@kirahsr<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 29


PARTEI-POLITIK<br />

Benjamin Kurtz<br />

(FDP)<br />

Wohnort: Tübingen<br />

Alter: 21 Jahre<br />

FDP-Mitglied seit Juni 2018,<br />

Kreisschatzmeister seit<br />

November 2018<br />

Was hat dich zu deinem<br />

Parteieintritt bewogen?<br />

Gab es ein bestimmtes<br />

Ereignis oder Erlebnis?<br />

Nachdem ich die ganze Schulzeit<br />

über am politischen Geschehen<br />

interessiert war, habe<br />

ich mir vor der Bundestagswahl<br />

2017 dann gesagt: Nicht nur zuschauen,<br />

sondern aktiv mitgestalten!<br />

Damals wie heute sagte<br />

mir Jamaika zu, also habe ich<br />

CDU, Grüne und eben die FDP<br />

angesehen – und bin so zu den<br />

Jungen Liberalen (Jugendorganisation<br />

der FDP) gekommen.<br />

Nach dem 18. Geburtstag bin<br />

ich zusätzlich auch den Freien<br />

Demokraten beigetreten.<br />

Was ist dein Hauptanliegen oder<br />

Hauptthema innerhalb der Partei?<br />

Mein Hauptanliegen sind die<br />

Bürgerrechte und Freiheitsrechte,<br />

die uns die Verfassung garantiert.<br />

Mir ist wichtig, dass<br />

sich jeder Mensch frei entfalten<br />

kann, ohne dass sich der Staat in<br />

sein Privatleben einmischt – seien<br />

es Daten, Religionszugehörigkeit<br />

oder die Wohnung.<br />

Dass Einmischung nicht immer<br />

vermeidbar ist, sieht man<br />

beispielsweise an der Corona-<br />

Pandemie – auch beim Infektionsschutz<br />

gilt allerdings, Bürger-<br />

und Freiheitsrechte nicht<br />

aus den Augen zu verlieren,<br />

sondern ebenso wie die Gesundheit<br />

bestmöglich zu schützen.<br />

Wieviel Zeit<br />

wendest du pro<br />

Woche für die<br />

Parteiarbeit<br />

etwa auf und<br />

was machst du dann? Bezahlt?<br />

Zu viel! (lacht) Spaß beiseite: Bei<br />

den Freien Demokraten bringe<br />

ich mich als Kreisschatzmeister<br />

ein, da bin ich für die Kontrolle<br />

und Verbuchung aller Einnahmen<br />

und Ausgaben des Kreisverbands<br />

zuständig, das sind<br />

in normalen Zeiten etwa fünf<br />

Stunden pro Woche.<br />

Zusätzlich darf ich bei den<br />

Jungen Liberalen als Vorsitzender<br />

den Kreisverband Tübingen<br />

leiten; für dieses Ehrenamt<br />

kann man normalerweise<br />

auch fünf Stunden die Woche<br />

veranschlagen. Durch die Planung<br />

und Vorbereitung für die<br />

Bundestagswahl im September<br />

kommt da aktuell noch ein guter<br />

Batzen Arbeit dazu.<br />

Und wenn es dann im Sommer<br />

daran geht, Plakate aufzuhängen,<br />

an Infoständen das Gespräch<br />

zu suchen und Flyer zu<br />

verteilen, dann wird das liberale<br />

Engagement noch mehr Zeit<br />

verschlingen.<br />

All diese politische Arbeit leiste<br />

ich ebenso wie meine Vorstandskollegen<br />

unentgeltlich<br />

– es handelt sich um ein politisches<br />

Ehrenamt.<br />

Gab es persönliche<br />

Erfolgserlebnisse?<br />

Bei der Schatzmeisterei im Ehrenamt<br />

ist das rar gesät, allerdings<br />

bringt allgemein die politische<br />

Arbeit auch Erfolge mit<br />

sich. Wenn der Antrag, an dem<br />

man gemeinsam mit anderen<br />

gearbeitet hat, auf dem Parteitag<br />

endlich mit überwältigender<br />

Mehrheit angenommen<br />

wird, das ist ein<br />

sehr erfreuliches Erfolgserlebnis.<br />

Kannst du genau drei Gründe<br />

nennen, warum ich bei<br />

der Bundestagswahl deine<br />

Partei wählen sollte?<br />

1. Für einen Staat, der Freiheit<br />

schützt. Wir lehnen den Einsatz<br />

von Staatstrojanern ebenso wie<br />

Eingriffe in die Unverletzbarkeit<br />

der Wohnung ab.<br />

2. Für eine Gesellschaft, die Innovationen<br />

ermöglicht. Wir setzen<br />

uns ein für Technologieoffenheit<br />

und den Wettbewerb<br />

um die beste Antriebstechnologie<br />

und eine innovationsfreundliche<br />

Start-Up Politik.<br />

3. Für eine Politik, die rechnen<br />

kann. Wir stehen ganz klar zur<br />

Schwarzen Null und zu einer geordneten<br />

Marktwirtschaft als<br />

Garanten von Arbeit und Wohlstand.<br />

Links:<br />

https://www.julis.de/<br />

benjamin.kurtz@fdptuebingen.de<br />

30 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


Martin Sichert<br />

(AfD)<br />

Wohnort: Nürnberg<br />

Alter: 41 Jahre<br />

AfD-Mitglied seit März 2013,<br />

Bundestagsabgeordneter seit<br />

2017,<br />

Mitglied im Ausschuss für Arbeit<br />

und Soziales sowie den<br />

Parlamentariergruppen USA,<br />

Schweiz, arabische Staaten sowie<br />

eSports&Gaming,<br />

für die Bundestagswahl 2021<br />

wieder auf dem sicheren Listenplatz<br />

5 in Bayern<br />

Was hat dich zu deinem<br />

Parteieintritt bewogen?<br />

Gab es ein bestimmtes<br />

Ereignis oder Erlebnis?<br />

Ich war auf der Suche nach einer<br />

freiheitlichen Partei, die den<br />

Bürgern möglichst viel Mitspracherecht<br />

und individuelle Freiheit<br />

gewährt und die sich dafür<br />

einsetzt, die Interessen der Bürger<br />

des eigenen Landes auf internationaler<br />

Ebene zu vertreten.<br />

Mit der AfD habe ich diese<br />

Partei gefunden.<br />

Was ist dein Hauptanliegen oder<br />

Hauptthema innerhalb der Partei?<br />

Der Einsatz für alle, die keine<br />

Lobby haben, die einfachen Arbeitnehmer,<br />

Rentner, Obdachlose,<br />

Frauen aus patriarchalen Parallelgesellschaften.<br />

Ich arbeite<br />

aktiv dafür, all diesen Menschen<br />

eine Stimme zu geben<br />

und die Lobbyisten zurückzudrängen<br />

und ihnen Einfluss und<br />

Macht zu nehmen. Denn der<br />

Staat muss den Menschen dienen,<br />

er darf kein Selbstbedienungsladen<br />

für Lobbyisten und<br />

Politiker sein.<br />

Wieviel Zeit<br />

wendest du pro<br />

Woche für die<br />

Parteiarbeit<br />

etwa auf und<br />

was machst du dann? Bezahlt?<br />

Als Bundestagsabgeordneter beschäftige<br />

ich mich ständig mit<br />

Politik, selbst in den kuriosesten<br />

Situationen. Bei der Geburt meiner<br />

Tochter zum Beispiel hatte<br />

ich während der zwölf Stunden<br />

der Geburt politische Gespräche,<br />

während parallel unsere Tochter<br />

zur Welt kam.<br />

Der Arzt fand es schlicht wie<br />

viele Bürger auch spannend, einen<br />

Bundestagsabgeordneten<br />

vor sich zu haben. Gerade mit<br />

meiner Frau, die anerkannte<br />

Asylbewerberin mit drei Staatsangehörigkeiten<br />

ist, gab es<br />

schon viele spannende Gespräche.<br />

Denn viele haben ein völlig<br />

falsches Bild von der AfD. Dabei<br />

ist meine Frau wie viele Migranten<br />

sehr AfD-affin, weil sie<br />

erlebt, dass durch unbegrenzte<br />

Zuwanderung Millionen der<br />

Verfolger ihrer Familie und Kultur<br />

nach Deutschland gekommen<br />

sind.<br />

PARTEI-POLITIK<br />

Gab es persönliche<br />

Erfolgserlebnisse?<br />

Ja, viele. Zum Beispiel als das<br />

Bundesgesundheitsministerium<br />

diesen Mai als Konsequenz<br />

auf meine Anfrage hin veröffentlicht<br />

hat, dass die Wahrscheinlichkeit,<br />

für Infizierte als<br />

Coronatote zu sterben, um über<br />

das Doppelte höher liegt, wenn<br />

diese gegen Corona geimpft<br />

sind. Neben solch großen Erfolgen<br />

gibt es unzählige kleine.<br />

Denn jeder Bürger, der sich dafür<br />

bedankt, dass man sich um<br />

seine Anliegen gekümmert hat<br />

oder seine Positionen vertreten<br />

hat, gibt Kraft für<br />

die weitere Arbeit.<br />

Kannst du genau<br />

drei Gründe nennen, warum<br />

ich bei der Bundestagswahl<br />

deine Partei wählen sollte?<br />

Weil wir die einzige Partei sind,<br />

die dir mehr Macht durch direkte<br />

Demokratie nach Schweizer<br />

Vorbild geben möchte. Weil wir<br />

uns auch in Krisenzeiten dafür<br />

einsetzen, dass der Staat nicht<br />

allmächtig wird, sondern die<br />

Grundrechte erhalten bleiben.<br />

Weil wir dir möglichst viel Freiheit<br />

geben möchten, indem wir<br />

Bürokratie abbauen, Steuern<br />

und Abgaben senken, Strompreise<br />

halbieren und individuelle<br />

Mobilität bezahlbar erhalten.<br />

Links<br />

Wofür die AfD steht:<br />

https://www.afd.de/wahlprogramm/<br />

Was ich so mache:<br />

https://www.facebook.com/sichertmartin/<br />

Öffentlich mit mir diskutieren:<br />

https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/martin-sichert<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 31


PARTEI-POLITIK<br />

Marion Sollbach<br />

(SPD)<br />

Wohnort: Köln<br />

Alter: 53 Jahre<br />

Parteimitglied seit 1986<br />

Funktion/Amt (seit):<br />

• 03/2017 Beisitzerin im<br />

Vorstand KölnSPD<br />

• 03/2017 Vorsitzende der SPD<br />

Frauen Köln (ASF)<br />

• 09/2020 Vorsitzende des<br />

Umweltforums der KölnSPD<br />

• 03/2021 Bundestagskandidatin<br />

im Wahlkreis Köln<br />

II/094<br />

Was hat dich zu deinem<br />

Parteieintritt bewogen? Gab es<br />

ein bestimmtes Ereignis/Erlebnis?<br />

1986 bin ich wegen des Reaktorunfalls<br />

in Tschernobyl in die<br />

SPD eingetreten.<br />

Was ist dein Hauptanliegen oder<br />

Hauptthema innerhalb der Partei?<br />

Ich kämpfe für Chancengerechtigkeit,<br />

Nachhaltigkeit, die<br />

Gleichstellung von Männern<br />

und Frauen und eine Gesellschaft<br />

ohne Antisemitismus<br />

und Rassismus.<br />

Wieviel Zeit wendest du pro<br />

Woche für die Parteiarbeit<br />

etwa auf und was machst<br />

du dann? Bezahlt?<br />

Ich habe in den vergangenen<br />

35 Jahren ausschließlich unbezahlt<br />

und ehrenamtlich Parteiarbeit<br />

gemacht. Aktuell im<br />

Bundestagswahlkampf sind es<br />

etwa 60 bis 70 Stunden; selbstverständlich<br />

unbezahlt. Auch<br />

vorher habe ich in der Regel 20<br />

bis 30 Stunden pro Woche Parteiarbeit<br />

gemacht. Ich organisiere<br />

Parteiveranstaltungen, arbeite<br />

an Positionspapieren,<br />

kommuniziere<br />

über die Arbeit und<br />

vernetze mich mit<br />

gleichgesinnten Organisationen.<br />

Gab es persönliche<br />

Erfolgserlebnisse?<br />

Ich habe die Gleichstellung in<br />

der KölnSPD vorangebracht:<br />

Mit einem Gleichstellungsbericht,<br />

einem Gleichstellungsplan,<br />

einer Anlaufstelle gegen<br />

Diskriminierung und der paritätischen<br />

Besetzung der Kölner<br />

Bundestagswahlkreise.<br />

Kannst du genau drei Gründe<br />

nennen, warum ich bei<br />

der Bundestagswahl deine<br />

Partei wählen sollte?<br />

Wir wollen es – wir können es –<br />

wir machen es auf sozial gerechte<br />

Art!<br />

Seit 158 Jahren kämpft die SPD<br />

für eine bessere und gerechtere<br />

Welt, für die Rechte von Arbeitnehmern<br />

und Arbeitnehmerinnen,<br />

von Minderheiten und<br />

für die internationale Solidarität.<br />

Die SPD ist die Partei, die<br />

das Frauenwahlrecht erkämpft,<br />

den Gleichheitsgrundsatz ins<br />

Grundgesetz eingebracht und<br />

das erste Umweltgesetz in<br />

Deutschland durchgesetzt hat.<br />

Ohne uns gäbe es keinen Atomausstieg,<br />

keinen Kohleausstieg,<br />

kein Klimaschutzgesetz und<br />

kein Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz. Und wir wollen jetzt<br />

vor allem ein klimaneutrales<br />

Deutschland bis spätestens 2045<br />

schaffen, ein modernes Mobilitätssystem<br />

gestalten, die Digitalisierung<br />

voranbringen und das<br />

Gesundheitssystem verbessern.<br />

Es ist eine große Stärke<br />

der SPD, alle relevanten<br />

Akteure und<br />

Akteurinnen an einen<br />

Tisch zu holen: Industrie,<br />

Gewerkschaften,<br />

Verwaltung, Verbände,<br />

Bürgerinitiativen<br />

und viele mehr. Und mit<br />

diesen einen für alle tragbaren<br />

Kompromiss zu erarbeiten. Wir<br />

finanzieren das sozial gerecht.<br />

Die starken Schultern müssen<br />

auch mehr tragen!<br />

Links:<br />

Zukunftsprogramm der SPD:<br />

www.spd.de/zukunftsprogramm<br />

Kandidatinnenseite:<br />

www.marion-sollbach.spd.de<br />

32 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


AUS DEN SIGS<br />

„Stellt euch vor, man teilt sich<br />

zwei Minderheiten …“<br />

Vor 15 Jahren wurde die KlapSIG<br />

gegründet. Ein Rückblick.<br />

Anfang Januar 2006 liefen die ersten E-Mails über die Liste der KlapSIG. Heute, 15 Jahre<br />

später, hat die SIG rund 280 Teilnehmende und organisiert mehrmals im Jahr Treffen und<br />

Veranstaltungen (sofern keine Pandemie dazwischenkommt). Zwei Mitglieder schreiben<br />

darüber, wie die KlapSIG ihr Leben beeinflusst hat.<br />

Leute, die so ticken<br />

wie man selbst<br />

Von Arwen Quellmalz<br />

M<br />

ein Mann (der zweite)<br />

scherzt immer: „Wenn du<br />

von Mensa redest, meinst du eigentlich<br />

die KlapSIG.“ Das sind<br />

die Leute, bei denen ich mich<br />

zu Hause fühle, zu denen ich im<br />

Lockdown Kontakt halte, die ich<br />

Freunde nenne und für die ich<br />

zum Beispiel als Ansprechpartnerin<br />

im eMVZ aktiv bin. O.k.,<br />

und Testleiterin bin ich auch<br />

noch. Ohne Mensa gäbe es auch<br />

die SIG nicht.<br />

Den Anfang meiner Geschichte<br />

kennen vermutlich viele hier:<br />

Gerade dreißig, der Job ist irgendwie<br />

nichts, die erste Ehe<br />

auch nicht und überhaupt:<br />

„Das soll es gewesen<br />

sein?“<br />

Die Konsequenz ist<br />

nur logisch (und Logik<br />

mögen wir doch): Berufliche<br />

Neuorientierung, Scheidung<br />

und, um zu verstehen,<br />

eine Therapie. Schon ziemlich<br />

am Anfang sagte meine Therapeutin:<br />

„Liebe Frau Quellmalz,<br />

ich habe da so einen Verdacht.<br />

Es gibt da einen Verein, der<br />

führt IQ-Tests durch, wollen sie<br />

nicht mal einen machen?“<br />

Gesagt, getan, und siehe da,<br />

es kam ein großer Umschlag<br />

von Mensa. (Ich muss gestehen,<br />

bei aller Emanzipation<br />

bin ich da eine typische Frau:<br />

Ich schlau?<br />

Das kann<br />

nicht sein!) Auf einmal fielen<br />

ganz viele Puzzleteilchen an ihren<br />

Platz, und ich erinnere mich<br />

noch gut an das „Die-sind-jawie-ich!“-Gefühl<br />

bei meinem<br />

ersten Stammtisch und Witze,<br />

über die ich wirklich lachen<br />

konnte und nicht einfach mitgelacht<br />

habe, weil ich komisch<br />

angeguckt werde, wenn ich es<br />

nicht tue.<br />

All das war sehr befreiend, ich<br />

habe viel über mich gelernt, mir<br />

viel aus der Vergangenheit verziehen<br />

und für die Zukunft geändert.<br />

Allerdings musste ich<br />

mir auch eingestehen, dass das<br />

Puzzle nicht komplett war.<br />

Ich habe in die Vollen gegriffen,<br />

was die Minderheiten anging,<br />

und musste mir eingestehen,<br />

dass es da noch mehr in<br />

meinem Leben gab, dass „nicht<br />

rund“ war. Nachdem es sich<br />

so gut angefühlt hat,<br />

auf den Stammtischen<br />

„unter Gleichen“ zu sein<br />

und mir auch niemand die<br />

Die Torte zum zehnten<br />

Geburtstag der KlapSIG 2016.<br />

Foto: Babette Mairoth-Voigtmann<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 33


AUS DEN SIGS<br />

Freundschaft wegen des Hochbegabten-Outings<br />

gekündigt<br />

hat, habe ich mir Mut angetrunken<br />

(zumindest stilvoll mit gutem<br />

Rotwein) und mich bei der<br />

„Sklavenzentrale“ (einem einschlägigen<br />

Datingportal für<br />

BDSMler) angemeldet.<br />

Kurze Zeit später kam besagter<br />

großer Umschlag mit dem Hinweis,<br />

dass Mensa in vielseitigen<br />

SIGs organisiert sei und man da<br />

doch einfach mal stöbern sollte.<br />

Gehofft hatte ich da auf eine<br />

SIG für Triathleten oder Alleinerziehende.<br />

Und was fand ich?<br />

Eine SIG mit dem bedeutungsschwangeren<br />

Namen KlapSIG.<br />

Ich traute meinen Augen<br />

nicht: Eine SIG für BDSMler. Da<br />

ich ja mittlerweile ein alter Hase<br />

im mutigen Outing war, habe<br />

ich direkt die Verschwiegenheitserklärung<br />

unterschrieben<br />

und mich angemeldet. Das war<br />

im Juni.<br />

Im September bin ich dann<br />

todesmutig nach Bonn zu meinem<br />

ersten BDSM-Stammtisch<br />

alias KlapSIG-Westfraktions-<br />

Treffen gefahren – ganz spießig<br />

im Restaurant und alle sahen<br />

so normal aus. Das war ei-<br />

Von Lazarus Pi*<br />

N<br />

ner der schönsten Abende, die ach<br />

ich damals seit langem hatte,<br />

auch wenn wir den ganzen<br />

Abend nicht ein einziges Mal<br />

über BDSM geredet haben.<br />

Ihr alle kennt doch bestimmt<br />

das Gefühl, wie schön es ist, mit<br />

Leuten zusammen zu sein, die<br />

so ticken wie man selbst? Nun<br />

stellt euch vor, man teilt sich<br />

nicht nur eine, sondern zwei<br />

Minderheiten.<br />

Meinen ersten Kontakt mit der<br />

ganzen SIG hatte ich dann im<br />

darauffolgenden Mai. Da hat die<br />

KlapSIG ihren 10. Geburtstag an<br />

„Ihr alle kennt doch<br />

bestimmt das Gefühl, wie<br />

schön es ist, mit Leuten<br />

zusammen zu sein, die so<br />

ticken wie man selbst?“<br />

einem langen, grandiosen Wochenende<br />

in einer einschlägigen<br />

Location gefeiert. Viele<br />

„erste Male“, durch die man als<br />

frisch geouteter BDSMler durch<br />

muss, verdanke ich der Klap-<br />

SIG. Ohne sie wäre mein „Werden-wer-ich-bin“-Weg<br />

um einiges<br />

steiniger gewesen und vermutlich<br />

noch nicht so weit fortgeschritten.<br />

Danke lieber Max, für die mutige<br />

Gründung dieser SIG und 15<br />

Jahre unermüdlicher Führung<br />

dieses Chaos-Haufens, der mein<br />

Leben bereichert wie sonst nur<br />

wenig.<br />

Was ist mir die<br />

KlapSIG?<br />

„Fifty Shades of Grey“<br />

sollte man meinen, dass<br />

nun wirklich kein Hahn mehr<br />

danach kräht, ob jemand Fesselspiele<br />

gut findet oder nicht.<br />

Aber erstens ist das leider bei<br />

näherem Hinsehen gar nicht<br />

der Fall, wie man auch anhand<br />

von Publikationen der letzten<br />

sechs oder sieben Jahre nachweisen<br />

kann, und zweitens bin<br />

ich wie viele andere in einer Zeit<br />

groß geworden, da derlei Abweichungen<br />

vom Lehrbuch-Sex<br />

noch mehr als nur schief angesehen<br />

wurden.<br />

Nicht alle hatten Gelegenheit,<br />

sich trotz dieser gesellschaftlichen<br />

Verurteilung unbeschwert<br />

und frei (oder eben unbeschwert<br />

und gebunden) zu entwickeln.<br />

Für beide Missstände – und<br />

noch für einiges mehr – gibt es<br />

die KlapSIG.<br />

Das Schöne daran ist: Egal ob<br />

ich nun eine Selbsthilfegruppe<br />

suche, um endlich meinen Frieden<br />

mit meinen eigenen Vorlieben<br />

zu machen, oder ob ich das<br />

längst hinter mir habe und einfach<br />

ein paar Gleichgesinnte<br />

um mich haben möchte (also im<br />

Grunde das, was Ms grundsätzlich<br />

in diesen Verein treibt, nur<br />

auf anderer Ebene) – in der Klap-<br />

SIG kann man mit all diesen Bedarfen<br />

landen.<br />

Es mag Zufall sein, aber ich<br />

habe auf der KlapSIG-Mailingliste<br />

noch nie eine verbale Eskalation<br />

erlebt, wie sie auf anderen<br />

Listen innerhalb und außerhalb<br />

des Vereins gang und gäbe<br />

ist. Akzeptanz ist die Basis. Ja,<br />

vielleicht sind wir ein bisschen<br />

verrückt, aber wenn dem so ist,<br />

dann ist es eine Verrücktheit,<br />

die die Welt nicht zum Schlechteren<br />

verändert.<br />

Auf die nächsten fünfzehn<br />

Jahre!<br />

* Der Autor möchte aus den im<br />

Text genannten Gründen seinen<br />

Namen nicht nennen.<br />

Links:<br />

Kontakt zu den SigSecs:<br />

sigsec.klapsig@mensa.de<br />

Kontakt für Interessierte:<br />

interessiert@klapsig.de<br />

KlapSIG auf:<br />

confluence.mensa.de<br />

unter SIGS<br />

34 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


Anzeige<br />

Einzel-Coaching und Seminare für Hochbegabte<br />

Coaching geht wieder in<br />

Präsenz, wer möchte bleibt<br />

natürlich gerne bei der<br />

virtuellen Version.<br />

Haltet<br />

durch und<br />

bleibt<br />

gesund!!!<br />

Das beliebte Wochenend-Seminar „Wie ich werde, was ich bin“ ist<br />

vom 03. – 05. Dezember 2021 wieder als Präsenzveranstaltung<br />

geplant. www.coaching-fuer-hochbegabte.de<br />

Unsere Buchhandlung hat natürlich<br />

auch Lese-Tipps für Hochbegabte!<br />

Besucht unseren Shop im Netz:<br />

www.buchhandlungsattler.de<br />

Der Pessimist klagt über den Wind, der Optimist hofft, dass er dreht und der Realist<br />

richtet die Segel aus!<br />

Sir William Ward


MHN<br />

TINA ZEJEWSKI<br />

Mind-Hochschul-Netzwerk<br />

endlich wieder analog<br />

Vorbereitung auf die Mind-Akademie im September.<br />

Nachdem das MHN-Aktivenseminar 2021 ebenso wie die <strong>MinD</strong>-MV noch online stattfinden<br />

musste, wird die Mitgliederversammlung des MHN wieder analog in der bewährten<br />

Mannheimer Jugendherberge tagen. Die Anmeldung zur Mind-Akademie, die vom 23. bis<br />

26. September stattfindet, läuft bereits und ist allen Interessierten unter mind-hochschulnetzwerk.de<br />

möglich.<br />

W<br />

as dem <strong>MinD</strong> e.V. sein<br />

Jahrestreffen, ist dem<br />

MHN die Mind-Akademie, bei<br />

der jedes Jahr etwa 250 engagierte<br />

und interessierte Menschen<br />

mit Interesse an interdisziplinärem<br />

wissenschaftlichem<br />

Austausch zusammenkommen.<br />

Im Gegensatz zum Mensa-Jahrestreffen<br />

und den Mensa-Youth-Camps<br />

liegt der Fokus<br />

des Programms bei der Mind-<br />

Akademie jedoch auf den über<br />

fünfzig verschiedenen Vorträgen<br />

aus allen akademischen<br />

und manchmal auch unakademischen<br />

Disziplinen. Das Erkunden<br />

der Umgebung im Rahmenprogramm<br />

spielt eine untergeordnete<br />

Rolle. Zeit zum<br />

persönlichen Austausch gibt<br />

es zwischen den Vortragsslots,<br />

beim Essen und in den Abendstunden,<br />

die viele gerne in der<br />

Lounge und im Spielezimmer<br />

verbringen.<br />

Sichere<br />

Gemütlichkeit<br />

Gemütlichkeit wird es auch<br />

2021 geben. Beim Vorbereitungswochenende,<br />

das im Mai<br />

bereits wieder analog stattfand,<br />

haben das Akademieleitungstriumdiversirat<br />

und einige Helferinnen<br />

und Helfer alle Eventualitäten<br />

mit der Jugendherbergsleitung<br />

abgeklopft.<br />

„Wir müssen das Rad nicht<br />

neu erfinden: Wir sind den Beschränkungen<br />

des Deutschen<br />

Jugendherbergswerks und des<br />

Landes Baden-Württemberg unterworfen,<br />

und vor allem die Jugendherbergen<br />

haben hervorragende<br />

Konzepte für sichere Tagungen<br />

entwickelt“, berichtet<br />

Co-Akademieleiter Max Voigtmann.<br />

Als darüber hinausgehende<br />

Maßnahme hat das Team<br />

vom Vorbereitungswochenende<br />

entschieden, dass es einen Vortragsslot<br />

mehr als üblich geben<br />

soll, um flexibel mit Abstandsauflagen<br />

umgehen zu können:<br />

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

werden also vier Tage<br />

lang die Wahl zwischen fünf parallel<br />

liegenden Vorträgen und<br />

Workshops haben.<br />

Qual der Wahl beim<br />

Vortragsprogramm<br />

Und die Wahl wird sicher<br />

schwer. Unter den Referentinnen<br />

und Referenten befinden<br />

sich Hochkaräter wie Professor<br />

Dr. Rolf-Dieter Heuer, der<br />

ehemalige Generaldirektor des<br />

CERN, Professor Dr. Markus<br />

Rex, Expeditionsleiter der Arktis-Mission<br />

MOSAiC, und Professorin<br />

Dr. Kathrin Altwegg,<br />

die wieder Hintergrundberichte<br />

und Bilder zur Weltraumsonde<br />

Rosetta liefern wird, die zur<br />

Erforschung von Kometen dient.<br />

Die weiteren Vortragsthemen<br />

zum Überthema „Wandel“ können<br />

unter mind-akademie.de/<br />

programm nachgelesen werden.<br />

36 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


MHN<br />

MHN-Vorständin Vanessa Vieth<br />

erklärt beim Vorbereitungstreffen<br />

in Mannheim die neuen<br />

IT-Strukturen des MHN.<br />

Foto: Zejewski<br />

Ob Elektromobilität, Genmigration,<br />

Jugendkultur, künstliche<br />

Intelligenz, Schokoladenpapier<br />

oder Schafzucht, um nur ein<br />

paar Appetithäppchen zu nennen<br />

– für jeden ist etwas dabei.<br />

Neue Online-<br />

Plattform für das MHN<br />

Auch wenn beim Vorbereitungswochenende<br />

die Organisation<br />

der Mind-Akademie im Vordergrund<br />

stand, fand MHN-Vorständin<br />

Vanessa Vieth Zeit, dem<br />

Akademieteam die neuen Online-Strukturen<br />

des MHN zu erklären.<br />

In monatelanger Arbeit<br />

hatten Vanessa und das MHN-<br />

IT-Team aus Henrik Gebauer,<br />

Tobias Harms, Joshua Kreuder,<br />

Meinert Leiningen, Lucas<br />

Nahrgang und Lukas Thorwald<br />

Hey die in der zwanzigjährigen<br />

MHN-Geschichte entstandenen<br />

digitalen Werkzeuge und Austauschplattformen<br />

des MHN behutsam<br />

in eine Moodle-Plattform<br />

überführt, die die Wartung<br />

und Aktualisierung und<br />

das Mitgestalten für alle künftig<br />

noch einfacher macht.<br />

In „Kursen“ können sich<br />

MHN-Mitglieder nun über Medizin,<br />

Spiele, Philosophie, Bücher<br />

und weitere Themen austauschen.<br />

Und wem ein Thema<br />

fehlt, der kann müheloser als<br />

zuvor einen neuen Diskussionsfaden<br />

anlegen. Denn auch online<br />

gilt wie grundsätzlich im<br />

MHN: Wenn ein Angebot fehlt,<br />

einfach selbst anbieten.<br />

Aktiv sein im<br />

MHN – warum?<br />

Genau nach diesem Prinzip<br />

verfährt auch Eva Börgens:<br />

„Mich begeistert am MHN vor allem,<br />

wie viele Kontakte ich außerhalb<br />

meines eigenen kleinen<br />

Forschungsfeldes schließe“, sagt<br />

die promovierte Geodätin. „Alle<br />

kommen aus unterschiedlichen<br />

Fachrichtungen, aber wir teilen<br />

die Freude am lebenslangen<br />

Lernen und Wissensaustausch.<br />

Ich bin nun im sechsten Jahr im<br />

Programmteam der Mind-Akademie<br />

aktiv, das dritte Jahr als<br />

Programmteamleitung. Nicht<br />

nur fachübergreifend habe ich<br />

dabei meinen Horizont erweitert,<br />

sondern auch extrem viel<br />

über Projektmanagement, die<br />

Führung von Ehrenamtlichen<br />

und „Mitarbeiter“-Motivation<br />

gelernt.<br />

Das Tollste an der Arbeit im<br />

Programmteam ist aber, dass<br />

ich mitentscheiden kann, welche<br />

Vorträge ich im Herbst auf<br />

der Akademie genießen und<br />

welche spannenden Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler<br />

ich kennenlernen darf.<br />

Eines meiner bisherigen Akademie-Highlights<br />

war der Besuch<br />

von Armin Maiwald, dem<br />

Erfinder der „Sendung mit der<br />

Maus“: Ich hatte mir bei der Einladung<br />

an den WDR kaum Hoffnung<br />

gemacht – und sechs Monate<br />

später kam dann eine ganz<br />

knappe Zusage à la „Klar, da<br />

komm ich vorbei!“<br />

MHN-Camp in<br />

Langenneufnach<br />

Eva organisiert auch das MHN-<br />

Camp mit, das vom 21. bis 29.<br />

August 2021 mit Zelten, Spielen,<br />

Selberkochen, Workshops, Vorträgen,<br />

Diskussionen, Rätseln,<br />

Sport, Abenteuer, Gitarren und<br />

Gesang in Langenneufnach (bei<br />

Augsburg in Bayern) stattfindet.<br />

Für das Camp, eine kleinere Veranstaltung<br />

mit etwa 35 Plätzen,<br />

gibt es bei Redaktionsschluss<br />

noch Restplätze.<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 37


VILLA WERTVOLL<br />

ALEXANDER HEINRICH<br />

Begabung braucht<br />

(Selbst-)Vertrauen!<br />

Eine Villa für Kinder in <strong>Mag</strong>deburg.<br />

Villa Wertvoll in der <strong>Mag</strong>deburger Neustadt: Projekte für Kinder aus belasteten Familien.<br />

Fotos: Julia Kissmann, Marie Fröhlich<br />

Kinder brauchen Raum, um ihre kreativen Fähigkeiten zu<br />

entdecken und zu entfalten. So werden das Selbstwertgefühl<br />

und die Selbstkompetenzen von Kindern gestärkt. Vor nicht<br />

ganz drei Jahren haben wir daher die Villa Wertvoll in<br />

<strong>Mag</strong>deburg gegründet. Hier können Kinder und Jugendliche<br />

kostenlos Kurse in Musik, Tanz und Theater besuchen.<br />

G<br />

erade Kinder und Jugendliche<br />

aus sozial benachteiligten<br />

Familien erleben hier, wie<br />

ihr Potenzial entdeckt und gefördert<br />

wird, und lernen ihre eigenen<br />

Stärken kennen.<br />

Meine eigene Geschichte und<br />

das, was ich in der Vergangenheit<br />

erlebt habe, bestärken mich<br />

immer wieder, mich für die Förderung<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

einzusetzen. Auch<br />

vermute ich, dass einige von<br />

euch sich in einigen Aspekten<br />

wiederfinden werden.<br />

Prägende<br />

Erfahrungen<br />

Als Kind habe ich mich in<br />

der Schule häufig gelangweilt.<br />

Da es in meiner ostdeutschen<br />

Kleinstadt damals keine besonderen<br />

Fördermöglichkeiten gab,<br />

änderte sich daran auch nichts.<br />

Als ich in der fünften Schulklasse<br />

war, gab es als einziges Zusatzangebot<br />

in meinem Gymnasium<br />

eine Mathe-AG. Für ganze<br />

drei Monate und danach nicht<br />

mehr.<br />

Mit der Pubertät schlug die<br />

Langeweile dann in Frust um<br />

und ich habe offen mit Lehrern<br />

und Lehrerinnen gestritten, gestört,<br />

geschwänzt. Einmal habe<br />

ich ein Brett aus der Wandverkleidung<br />

gerissen und unter die<br />

Türklinke geklemmt, um den<br />

Lateinlehrer auszuschließen.<br />

Einen meiner Schulverweise<br />

habe ich dafür bekommen. Alles<br />

nur, weil ich so dermaßen<br />

keinen Bock auf Unterricht hat-<br />

38 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


Das Team der Villa Wertvoll<br />

in Aktion. Foto: Dirk Mahler<br />

te. Dass durch Aktionen wie<br />

diese meine (Hoch-)Begabung<br />

nicht erkannt wurde, ist nachvollziehbar.<br />

Doch ich hatte Glück. Außerhalb<br />

der Schule waren meine<br />

Familie und später die Kirche, in<br />

der mein Vater Pastor war, meine<br />

Rückzugsorte. Hier erhielt<br />

ich Ermutigung, wurde positiv<br />

herausgefordert und konnte<br />

meine Fähigkeiten erkennen<br />

und vertiefen. Ich begann, Instrumente<br />

zu lernen und Veranstaltungen<br />

zu organisieren.<br />

Mir wurde vieles zugetraut und<br />

manches anvertraut.<br />

So entwickelte ich schließlich<br />

auch Selbstvertrauen und<br />

Selbstkompetenzen, die dazu<br />

führten, dass ich das Abitur und<br />

später mein Studium sehr gut<br />

abschließen konnte.<br />

Dieses Glück, so wie ich einen<br />

solchen Rückhalt zu haben, erleben<br />

viele Kinder und Jugendliche<br />

nicht. Laut Bertelsmann-<br />

Stiftung wachsen 37,6 Prozent<br />

der unter Dreijährigen in <strong>Mag</strong>deburg<br />

in Armut auf. Besonders<br />

groß ist der Anteil der Kinder,<br />

die in Armut oder in psychosozial<br />

belasteten Familien<br />

aufwachsen, im <strong>Mag</strong>deburger<br />

Stadtteil Neue Neustadt.<br />

Miteinander<br />

wachsen<br />

Gerade hier war für mich der<br />

Bedarf groß, einen Ort zu schaffen,<br />

an dem Kinder ihre Talente<br />

entfalten können, an dem sie<br />

ermutigt und gefordert werden,<br />

an dem sie erleben, dass sie bedingungslos<br />

wertvoll sind – unabhängig<br />

von ihren schulischen<br />

Leistungen oder den Herausforderungen<br />

zuhause.<br />

Alle Kurse in Musik, Tanz und<br />

Theater sind partizipativ. Die<br />

Kinder und Jugendlichen entwickeln<br />

in den Workshops pro<br />

Spielzeit ein selbst erdachtes,<br />

gemeinsames Bühnenstück.<br />

Im Theaterkurs wird das Drehbuch<br />

geschrieben, zu dem die<br />

Musiker und Musikerinnen Lieder<br />

schreiben und im eigenen<br />

Tonstudio aufnehmen. Auf die<br />

Beats aus der Tonstudiogruppe<br />

denken sich die Tänzer und<br />

Tänzerinnen Choreographien<br />

aus, sodass zusammen ein tolles<br />

Bühnenstück entsteht.<br />

Diese Herangehensweise hat<br />

einen wichtigen Effekt: Die Kinder<br />

und Jugendlichen sind verbindlich<br />

für mindestens ein<br />

halbes Jahr dabei, meistens jedoch<br />

über mehrere Spielzeiten.<br />

So können längerfristige Beziehungen<br />

wachsen – zwischen<br />

den Teilnehmenden, aber auch<br />

mit den Mitarbeitenden.<br />

Seit Beginn der Kursangebote<br />

im Frühjahr 2019 haben schon<br />

über 2.000 Kinder und Jugendliche<br />

Angebote in der Villa Wertvoll<br />

besucht, bis ein Jahr später<br />

wegen der Pandemie vorerst alle<br />

Präsenzkurse ausfallen mussten.<br />

Da gerade in Pandemiezeiten<br />

die Unterstützung von Kindern<br />

und Jugendlichen besonders<br />

wichtig ist, entstanden viele digitale<br />

Programme, die auf unserem<br />

YouTube-Kanal zu finden<br />

sind. Am wichtigsten ist für uns,<br />

dass wir damit ein kostenloses<br />

Beratungsangebot für Jugendliche<br />

geschaffen haben. Psychologen<br />

und Psychologinnen stehen<br />

ihnen für alle Themen zur Verfügung.<br />

Einsamkeit, Frust oder<br />

Zukunftsängste beispielsweise<br />

tauchen dabei aktuell deutlich<br />

häufiger auf als zuvor.<br />

Wir werden uns weiterhin mit<br />

Hingabe und Begeisterung dafür<br />

stark machen, dass Kinder<br />

und Jugendliche die wichtige<br />

Botschaft mit auf den Weg bekommen:<br />

Du bist brillant!<br />

Unterstützen<br />

Die Villa Wertvoll finanziert<br />

sich zu etwa 60 Prozent über<br />

Förderungen und ist zu 40 Prozent<br />

auf Spenden angewiesen.<br />

Wer unterstützen möchte, kann<br />

für zehn Euro monatlich dem<br />

Förderverein der Villa Wertvoll<br />

beitreten oder direkt spenden.<br />

(Kontakt über die Redaktion)<br />

Link:<br />

www.villa-wertvoll.de<br />

VILLA WERTVOLL<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 39


RAT & HILFE<br />

SOFIE WISSMANN<br />

Psychologische<br />

Erste Hilfe<br />

Ein Erfahrungsbericht über das<br />

MHFA Ersthelfer-Programm.<br />

Ende Mai stieß ich bei Zeit<br />

Online auf einen Artikel<br />

über ein Kursprogramm zur<br />

Ersten Hilfe bei psychischen<br />

Problemen, analog zur<br />

Ersten Hilfe bei körperlichen<br />

Problemen, genannt MHFA<br />

Ersthelfer (MHFA = Mental<br />

Health First Aid).<br />

V<br />

on etwas Derartigem hatte<br />

ich – leider – noch nie gehört,<br />

dabei erfüllen in Deutschland<br />

laut einer Studie von 2014<br />

knapp 28 Prozent der Bevölkerung<br />

im Laufe eines Jahres die<br />

Kriterien einer psychischen Störung<br />

(Nikotinabhängigkeit ausgenommen).<br />

Unter den Frauen<br />

ist es sogar ein Drittel, unter den<br />

Männern hingegen weniger als<br />

ein Viertel. Ich war sehr neugierig,<br />

was sich hinter diesen Kursen<br />

verbergen würde. Also meldete<br />

ich mich kurzerhand für<br />

den nächsten zwölfstündigen<br />

Onlinekurs an.<br />

MHFA Ersthelfer befindet sich<br />

in der Trägerschaft des Zentralinstituts<br />

für Seelische Gesundheit<br />

Mannheim. Es ist der deutsche<br />

Ableger von MHFA International<br />

und wird seit 2020 in<br />

Deutschland etabliert. MHFA<br />

selbst hat seinen Ursprung<br />

schon im Jahr 2000 in Australien.<br />

Damals wollten die Krankenschwester,<br />

Gesundheitspädagogin<br />

und Betroffene Betty Kitchener<br />

und der zu psychischer Gesundheit<br />

forschende Professor<br />

Tony Jorms die körperliche Erste<br />

Hilfe auf psychische Problemlagen<br />

übertragen. Sie entwickelten<br />

einen Kurs, der evidenzbasiert<br />

ist, also auf wissenschaftlichen<br />

Kenntnissen beruht.<br />

Inzwischen haben laut Homepage<br />

mehr als vier Millionen<br />

Menschen in 24 Ländern an einem<br />

MHFA-Kurs teilgenommen.<br />

In meinem Kurs waren etwa<br />

zwanzig Personen aus ganz<br />

„Es ist wesentlich<br />

wahrscheinlicher, dass<br />

ihr jemandem mit einem<br />

psychischen Problem<br />

begegnet, als dass ihr<br />

an der Autobahn eine<br />

Herzdruckmassage<br />

durchführen müsst.“<br />

Deutschland, die etwas über<br />

psychische Probleme und Hilfsmöglichkeiten<br />

lernen wollten.<br />

Unsere sehr engagierte Dozentin<br />

führte uns frühabends durch<br />

sechs Sitzungen à zwei Stunden,<br />

die sich jeweils einem bestimmten<br />

Thema widmeten.<br />

Richtiges Zuhören<br />

statt unpassender<br />

Ratschläge<br />

In der ersten Sitzung erfolgte<br />

der Einstieg ins Thema. Unsere<br />

Dozentin stellte dessen Relevanz<br />

in einem Satz sehr prägnant dar:<br />

„Es ist wesentlich wahrscheinlicher,<br />

dass ihr jemandem mit einem<br />

psychischen Problem begegnet,<br />

als dass ihr an der Autobahn<br />

eine Herzdruckmassage<br />

durchführen müsst.“<br />

Außerdem lernten wir einen<br />

allgemeinen Handlungsleitfaden<br />

für den Umgang mit Personen,<br />

die psychische Probleme<br />

zeigen. Ein Bestandteil ist richtiges<br />

Zuhören anstelle von unpassenden<br />

Ratschlägen oder abwertenden<br />

Kommentaren. Das<br />

halte ich für besonders wichtig,<br />

habe ich doch den Eindruck,<br />

40 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


dass zwar einige Menschen angesichts<br />

berichteter psychischer<br />

Probleme intuitiv passend<br />

reagieren, andere hingegen<br />

mit gut gemeinten, aber<br />

schlecht gemachten Ratschlägen<br />

à la „immer positiv denken“<br />

oder schlecht gemeinten und<br />

schlecht gemachten Ratschlägen<br />

à la „reiß dich zusammen“<br />

aufwarten.<br />

In den weiteren Sitzungen befassten<br />

wir uns mit Depressionen,<br />

Suizidalität, Angststörungen,<br />

Psychosen und problematischem<br />

Substanzkonsum.<br />

Unsere Dozentin erzählte uns<br />

etwas über die einzelnen Störungsbilder<br />

und Handlungsmöglichkeiten,<br />

wir sollten den<br />

Leitfaden in kleineren Aufgaben<br />

anwenden oder bekamen<br />

ihn durch kurze Filme vermittelt.<br />

Ergänzend bekamen wir<br />

ein Workbook mit Fallbeispielen,<br />

ein mehr als zweihundert<br />

Seiten starkes Handbuch zu verschiedenen<br />

Krankheitsbildern<br />

und Leitfäden für diverse Krisen<br />

sowie Lösungsblätter für wichtige<br />

Aufgaben.<br />

Wer später einen Test absolviert,<br />

bekommt auch ein Zertifikat<br />

und kann sich offiziell Ersthelfer<br />

beziehungsweise Ersthelferin<br />

nennen.<br />

Männer sind<br />

unterrepräsentiert<br />

Der Kurs ist absolut voraussetzungslos.<br />

Auf der einen Seite ist<br />

er damit gut für Menschen geeignet,<br />

die sich noch nie mit psychischen<br />

Problemen befasst haben.<br />

Leider dürften gerade diese<br />

Menschen oft nicht zum Kurs<br />

finden, wie auch meine Gruppe<br />

zeigte, in der die meisten Teilnehmenden<br />

beruflich oder privat<br />

Berührungspunkte zu psychischen<br />

Problemen hatten.<br />

Auf der anderen Seite kann<br />

der Kurs manchmal etwas langsam<br />

und oberflächlich anmuten,<br />

wenn man sich schon mit psychischen<br />

Problemen befasst hat<br />

(und etwas schneller im Kopf<br />

ist).<br />

Insgesamt halte ich das MHFA<br />

Ersthelfer-Programm aber für<br />

eine sinnvolle Sache, um Menschen<br />

ein Grundverständnis<br />

psychischer Probleme und den<br />

Umgang mit Menschen, die unter<br />

diesen Problemen leiden<br />

(könnten), beizubringen. Angesichts<br />

der Fülle an Inhalten und<br />

Materialien halte ich auch den<br />

Preis von etwa 200 Euro für angemessen.<br />

Ich würde mir wünschen, dass<br />

mehr Menschen einen solchen<br />

RAT & HILFE<br />

Kurs absolvieren. Dabei möchte<br />

ich besonders an die Männer<br />

appellieren – wie erwartet<br />

waren in meinem Kurs fast nur<br />

Frauen. Meines Erachtens könnten<br />

die MHFA-Erste-Hilfe-Kurse<br />

auch für Mensa interessant sein,<br />

gibt es in unserem Verein doch<br />

sicher auch die knapp 28 Prozent<br />

Menschen, die psychische<br />

Krankheiten haben.<br />

Gerade für Aktive, die Veranstaltungen<br />

organisieren, stelle<br />

ich mir die Teilnahme an einem<br />

solchen Kurs sinnvoll vor.<br />

MHFA Ersthelfer bietet laut<br />

Homepage auch maßgeschneiderte<br />

Programme für Organisationen<br />

an.<br />

Quellen und Links<br />

Jacobi, F./Höfler, M. u. a. (2014):<br />

Psychische Störungen in der<br />

Allgemeinbevölkerung. Studie<br />

zur Gesundheit Erwachsener<br />

in Deutschland und ihr Zusatzmodul<br />

Psychische Gesundheit<br />

(DEGS1-MH).<br />

Lubahn, B. (2021): Erste Hilfe<br />

für die Psyche. ZEIT Online am<br />

19.05.2021.<br />

MHFA Ersthelfer. Kurse für psychische<br />

Gesundheit. Abrufbar<br />

unter:<br />

www.mhfa-ersthelfer.de<br />

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FOTOGRAFIE<br />

Mensa Fotowettbewerb „Balance“: Diese Bilder stehen zur Wahl<br />

Zum diesjährigen Mensa-Fotowettbewerb<br />

wurden 51 Bilder<br />

eingeschickt, nun sind die Sieger<br />

zu wählen. Alle Bilder sind<br />

numeriert auf http://blog.wolfsfotos.de/mind-mind2021/<br />

zu sehen;<br />

bis zum 31. August kann im<br />

eMVz abgestimmt werden.<br />

Im Anschluss geben wir „unsere“<br />

Siegerinnen und Sieger<br />

dann schnellstmöglich bekannt<br />

und leiten sie zum internationalen<br />

Wettbewerb weiter. Eine Expertenjury<br />

wird dann die internationalen<br />

Siegerbilder ermitteln.<br />

So geht die Wahl:<br />

Jedes Mitglied hat drei Stimmen.<br />

Macht Eure Häkchen in der Liste<br />

(im eMVZ unter „Abstimmung“)<br />

und klickt auf Abstimmen<br />

– und schon seid Ihr dabei!<br />

Wolf-Dieter Roth<br />

42 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


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Markus Sliwka<br />

Hauptstraße 51<br />

72667 Schlaitdorf<br />

Telefon 07127 931011<br />

Markus.Sliwka@dvag.de


BÖRSE & SPEKULATION<br />

GERO ZIMMERMANN<br />

Spekulation mit IQ –<br />

Trugschlüsse und falsche<br />

Rechnungen<br />

Folge 2: Die Thesen der Börsianer.<br />

Geld verdienen durch<br />

Börsenspekulation und<br />

schlaues Anlegen, das ist<br />

auch für Ms ein spannendes<br />

Thema. Und wer sollte das<br />

ganz sichere System<br />

finden, wenn nicht jemand<br />

von uns.<br />

U<br />

m die Thesen der Börsianer,<br />

und das sind vor allem<br />

die Fondsmanager, Anlageberater<br />

und Bankberater, zu verstehen,<br />

muss man sich vorab über<br />

deren Interesse im Klaren sein,<br />

dass ein Anleger sein Geld bei<br />

ihnen abliefert, auf dass sie es<br />

gewinnbringend anlegen. Und<br />

das heißt, sie verdienen vor allem<br />

daran, dass wir unser Geld<br />

in Aktien anlegen, unabhängig<br />

davon, wie hoch die Kurse zur<br />

Zeit sind. Wir sollen unser Geld<br />

also vor allem gewinnbringend<br />

für diese Klientel einsetzen. Dabei<br />

sind die Banken zusätzlich<br />

daran interessiert, dass wir öfter<br />

mal was kaufen oder verkaufen,<br />

denn daran verdienen<br />

sie mehr als an den bloßen Depotgebühren.<br />

Sie sparen daher<br />

nicht mit guten Ratschlägen dafür,<br />

was wir gerade kaufen oder<br />

verkaufen sollten, um unser Depot<br />

(und ihren eigenen Geldbeutel)<br />

zu optimieren. Wie also lauten<br />

deren Thesen?<br />

These 1: Aktien sind langfristig<br />

gesehen, und vor allem<br />

in Zeiten fallender Zinsen,<br />

die beste Geldanlage.<br />

D<br />

ann zeigt man uns den Verlauf<br />

des Dax seit 1964.(Siehe<br />

Abbildung nächste Seite).<br />

Im Jahr 1980 lagen wir da bei<br />

etwa 500 (rückgerechnet), Anfang<br />

2021 hat der Dax schon<br />

mal die Marke 14.000 erreicht.<br />

Das ist eine Steigerung um das<br />

28-fache. Na also, alles klar.<br />

Nur mit Raketen geht es noch<br />

schneller nach oben. Kleiner<br />

Wermutstropfen: Das ist der<br />

Performance-Index. Das gilt<br />

also nur, wenn wir in den letzten<br />

40 Jahren keinen einzigen<br />

Cent abgehoben haben, sondern<br />

alles brav für's Alter angespart<br />

haben und natürlich nicht beim<br />

Corona-Einbruch im letzten Jahr<br />

die Nerven verloren und Kasse<br />

gemacht haben.<br />

Das funktioniert aber in der<br />

Praxis trotzdem nicht, weil die<br />

Fondsmanager, Anlagenberater,<br />

Banken & Co ja auch ihren<br />

Anteil vom Kuchen einfordern.<br />

Und sie fressen (den größten<br />

Teil) unserer Dividenden<br />

auf. Den Rest spendieren wir für<br />

eine gewisse (gewollte) Inflation.<br />

Wenn wir zudem etwas genauer<br />

hinschauen, fällt auf, dass es<br />

in den 20 Jahren von 1980 bis<br />

2000 beim Dax etwa um den<br />

Faktor 10 nach oben ging und<br />

zwar von 500 auf 5.000 (die<br />

Dotcom-Blase habe ich auf<br />

5.000 herunterkorrigiert beziehungsweise<br />

geglättet). Und<br />

ab 2000 bis 2020 war es dann<br />

weniger als der Faktor 3 (5.000<br />

bis 14.000). Ab 2018 geht es<br />

dann praktisch nur noch seitwärts,<br />

also Wachstum fast Null<br />

(Schwankungen um die 13.000).<br />

Wie verkauft man das also<br />

dem deutschen Michel, dass er<br />

trotzdem jetzt noch in Aktien<br />

investieren sollte? Nun, man<br />

44 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


BÖRSE & SPEKULATION<br />

Grafik: Redaktion<br />

schönt die Statistik einfach dadurch,<br />

dass man den steilen Anstieg<br />

vor dem Jahr 2000 mit einrechnet,<br />

dann kann man beweisen,<br />

dass es im Mittel (!) der letzten<br />

40 Jahre doch steil bergauf<br />

ging.<br />

Und dann gibt es noch eine<br />

weitere Möglichkeit, um den<br />

Kursanstieg „deutlicher“ zu gestalten:<br />

Man beginnt mit der Koordinate<br />

nicht bei Null, sondern<br />

beim Kurs, ab dem die Kursrallye<br />

demonstriert werden soll<br />

(also beispielsweise im Jahr<br />

2009 bei 5.000) und dann möglichst<br />

auch beim Tiefpunkt eines<br />

Crashs. Dann geht es gleich sehr<br />

viel steiler nach oben. Wenn wir<br />

beim Höchststand einer Blase<br />

beginnen und bei einem Crash<br />

(etwa im Rahmen der Corona-<br />

Krise) enden, sieht die Sache<br />

gleich weniger positiv aus.<br />

Dann geht man davon aus,<br />

dass das natürlich in Zukunft<br />

weiter so nach oben gehen wird.<br />

Die Philosophen nennen das<br />

den induktiven Trugschluss<br />

Und der geht so: Weil meine<br />

Frau in den letzten zehn Jahren<br />

zehn Kinder zur Welt gebracht<br />

hat, gehe ich davon aus, dass in<br />

den nächsten 20 Jahren weitere<br />

20 Kinder dazukommen, oder<br />

weil mein Sohn in den letzten<br />

zehn Jahren um einen Meter gewachsen<br />

ist, erwarte ich, dass er<br />

in den nächsten 20 Jahren nochmals<br />

um zwei Meter wachsen<br />

wird. Jetzt erkennen wir, dass<br />

wir bei solchen Schlussfolgerungen<br />

erst mal hinterfragen<br />

müssen, was denn die Voraussetzungen<br />

beziehungsweise Bedingungen<br />

für das Wachstum<br />

waren und ob diese auch in Zukunft<br />

noch gelten werden. Eine<br />

Triebfeder für das Kursfeuerwerk<br />

waren die fallenden Zinsen,<br />

wie ich in Folge 1 gezeigt<br />

habe. Und nachdem die Zinsen<br />

für unsere Spareinlagen jetzt<br />

faktisch bei Null liegen, frage<br />

ich mal vorsichtig an, wieviel<br />

Spielraum es nach unten noch<br />

gibt.<br />

Wenn mir die Bank Negativzinsen<br />

berechnet, hebe ich mein<br />

Geld ab und lege es unters Kopfkissen<br />

oder in die Wäschetruhe.<br />

Böse Zungen behaupten, dass<br />

böse Buben deshalb das Bargeld<br />

abschaffen wollen. Dann<br />

gibt’s Geld nur noch auf dem<br />

Stick und kann auch dann negativ<br />

verzinst werden, wenn ich<br />

mir den Stick unters Kopfkissen<br />

lege.<br />

Es gibt aber auch Spekulationen<br />

und Gründe (die ich hier<br />

im Einzelnen nicht diskutieren<br />

möchte) dafür, dass die Zinsen<br />

vielleicht sogar wieder etwas<br />

anziehen könnten, allerdings sicher<br />

nicht zu sehr (sonst drohen<br />

Staatspleiten). Das könnte den<br />

Dax dann auch wieder auf Talfahrt<br />

schicken. Was also sollen<br />

wir tun? Fragen wir also einfach<br />

unsere Experten, die müssen es<br />

ja wissen.<br />

These 2: Expertenwissen<br />

ist (meist nicht) gut,<br />

aber sicher teuer<br />

W<br />

enn<br />

der Laie nicht weiter<br />

weiß, geht er zum Bank-,<br />

Vermögens- oder Anlageberater.<br />

Das klingt erst mal vernünftig.<br />

Nun hat man aber in verschiedenen<br />

Experimenten festgestellt,<br />

dass diese Experten mit<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 45


BÖRSE & SPEKULATION<br />

ihren Prognosen zur Entwicklung<br />

von Aktienkursen meist<br />

schlechter liegen als wenn wir<br />

unsere Aktienkäufe nach dem<br />

Zufallsprinzip tätigen oder unsere<br />

Oma um ihren Rat fragen.<br />

Warum ist das so? Ich habe dafür<br />

eine simple Erklärung: Wir<br />

müssen hierbei berücksichtigen,<br />

dass die Börsenkurse ja das<br />

widerspiegeln, was die Großinvestoren<br />

(und ich unterstelle<br />

mal, dass das Fachleute sind) erwarten,<br />

und zwar an Unternehmenswachstum<br />

und -Dividenden.<br />

Wenn ich also wissen will,<br />

was die Experten prophezeien,<br />

schaue ich mir einfach die Kurse<br />

der Aktien an, denn die zeigen<br />

mir ja die Erwartungen dieser<br />

Leute auf.<br />

Die Kurse werden also steigen,<br />

wenn die Experten die Lage zu<br />

pessimistisch gesehen haben,<br />

und sie werden sinken, wenn<br />

die Fachleute zu optimistisch<br />

waren. Wenn sie wirkliche Fachleute<br />

sind, ist die Wahrscheinlichkeit<br />

für beide Alternativen<br />

etwa gleich groß. Ich kann also<br />

meine Entscheidung für eine<br />

Aktie auch auswürfeln. Das mache<br />

ich natürlich nicht, denn<br />

ich hinterfrage, wie die Fachleute<br />

zu ihrer Einschätzung kommen,<br />

und nutze für mich deren<br />

Schwächen aus.<br />

These 3: Man ist am besten mit<br />

Fonds, ETFs & Co beraten, wenn<br />

man von Aktien nichts versteht<br />

D<br />

ie Argumente, die uns hier<br />

von Anlageberatern aufgetischt<br />

werden, klingen erst mal<br />

plausibel. Diese Argumente lauten<br />

so: Man sollte das Geschäft<br />

von Leuten erledigen lassen,<br />

die was von der Sache verstehen.<br />

Warum ich das anders sehe,<br />

habe ich bereits dargelegt. Plausibler<br />

klingt da schon das Argument,<br />

dass (Publikum-)Fonds<br />

das angelegte Geld streuen, also<br />

in viele unterschiedliche Werte<br />

beziehungsweise Aktien investieren.<br />

Wenn dann mal eine Wirecard<br />

den Bach runtergeht, betrifft<br />

uns das nur teilweise. Immer<br />

besser, als wenn man alles<br />

auf diese Karte gesetzt hat.<br />

Klingt erst mal einleuchtend,<br />

aber da zeigt sich, dass Fonds,<br />

die sich einfach an einem Index<br />

orientieren und diesen in<br />

ihrem Depot abbilden, meist<br />

am besten abschneiden. Zumindest<br />

schneiden die meisten<br />

Fonds schlechter ab als der Dax<br />

(Performance-Index). Und jetzt<br />

kommen wieder meine erwarteten<br />

Wermutstropfen, die in der<br />

Empfehlung gipfeln: Hände weg<br />

von Fonds!<br />

Die Gründe sind folgende:<br />

Da sollten wir uns erst mal<br />

die Fondsgebühren anschauen.<br />

Üblich ist ein Ausgabeaufschlag<br />

von fünf Prozent (zur<br />

Abdeckung von Werbekosten<br />

des Fonds, Provisionen et cetera).<br />

Dazu kommen Kosten für<br />

das Fondsmanagement von im<br />

Mittel circa 1,5 Prozent pro Jahr.<br />

Wenn der Fonds gut läuft (relativ<br />

zu anderen Fonds und nicht<br />

zum Index), kommt gegebenenfalls<br />

noch eine Zusatzvergütung<br />

als Erfolgsprämie für das Fondsmanagement<br />

dazu.<br />

Alles zusammen bedeutet,<br />

dass in rund vier Jahren schon<br />

mal zehn Prozent von unserem<br />

Investment in der Tasche<br />

des Fondsmanagements gelandet<br />

sind. Nach zehn Jahren sind<br />

mindestens 20 Prozent von unserer<br />

Anlage „dahingeschmolzen“,<br />

das sind circa zwei Prozent<br />

pro Jahr. Und das ist nicht viel<br />

weniger als das, was die Dax-Unternehmen<br />

als Dividendenrendite<br />

im Mittel ausschütten.<br />

Das heißt, die Dividenden unserer<br />

Aktien landen in der Tasche<br />

der Fondsmanager und der<br />

Bank, die unser Depot verwaltet.<br />

Was uns bleibt, ist das, was der<br />

Kursindex widerspiegelt, und<br />

das war in den letzten Jahren<br />

nicht berauschend, und es ist<br />

unwahrscheinlich, dass das besser<br />

wird. Und weil von den Dividendenausschüttungen<br />

nichts<br />

für den Anleger übrigbleibt,<br />

sind das oft sogenannte thesaurierende<br />

Fonds, wo die Ausschüttungen<br />

reinvestiert und<br />

nicht ausbezahlt werden. Dann<br />

fällt nicht auf, wie wenig (wenn<br />

überhaupt) tatsächlich reinvestiert<br />

wird.<br />

Da zeigt sich gleich noch ein<br />

weiteres Problem: Wenn man<br />

einen Fonds kauft, verliert man<br />

an Flexibilität, weil wegen des<br />

hohen Ausgabeaufschlags ein<br />

kurzfristiger Wiederverkauf mit<br />

hohen Kosten und damit Verlusten<br />

verbunden ist. Wenn ich<br />

fünf bis zehn verschiedene Aktien<br />

erwerbe, habe ich auch<br />

schon eine ausreichende Streuung,<br />

denn nach den Gesetzen<br />

der Statistik nimmt das Risiko<br />

nicht mehr merklich ab, wenn<br />

ich an Stelle von fünf Aktien 50<br />

oder gar 500 verschiedene Aktien<br />

erwerbe.<br />

Besser bin ich da schon dran,<br />

wenn ich mich in unterschiedlichen<br />

Anlageformen engagiere.<br />

Allerdings muss hier erwähnt<br />

werden, dass man natürlich<br />

auch Fonds erwerben kann,<br />

die das Geld in Renten, Rohstoffen<br />

und anderem anlegen. Und<br />

dann wird bei dieser Argumen-<br />

46 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


BÖRSE & SPEKULATION<br />

tation meist noch ein wichtiger<br />

Punkt vergessen: Wenn bei<br />

einem Kursrutsch am Aktienmarkt<br />

(wie zuletzt bei Corona)<br />

die Anleger die Nerven verlieren<br />

und indexorientierte Fonds<br />

verkaufen, müssen (von diesen<br />

Fonds) auch Aktien verkauft<br />

werden, die von der aktuellen<br />

Situation überhaupt nicht<br />

betroffen sind. Es gehen dann<br />

alle Aktien auf Talfahrt und<br />

eine breite Streuung bietet wenig<br />

Schutz.<br />

So sind beispielsweise beim<br />

Corona-Einbruch auch die Aktien<br />

der Deutschen Post im Kurs<br />

gefallen, obwohl die Post vom<br />

verstärkt einsetzenden Versandhandel<br />

profitierte. Da mir dieser<br />

Zusammenhang klar war, habe<br />

ich meine Chance genutzt und<br />

bin in diesem Moment bei der<br />

Deutschen Post eingestiegen.<br />

Und es hat sich ausgezahlt und<br />

ich habe meine Brötchen mit<br />

den Verlusten der Fondsfanatiker<br />

verdient!<br />

Ach ja, und um die Kosten von<br />

Fonds zu drücken, empfiehlt<br />

man uns jetzt ETFs (Exchange<br />

Traded Funds). Das sind börsengehandelte<br />

Indexfonds, die die<br />

Wertentwicklung irgendwelcher<br />

Marktindizes abbilden. Man<br />

kann dann mit einem Wertpapier<br />

in einen ganzen Markt investieren<br />

und weiß, welche Papiere<br />

man hat.<br />

ETFs sind kostengünstig, diversifiziert,<br />

flexibel und liquide<br />

und die angelegten Gelder<br />

sind als Sondervermögen bei<br />

einer Depotbank verwahrt und<br />

bei einem Konkurs der Fondgesellschaft<br />

geschützt. ETFs werden<br />

wie Aktien an der Börse gehandelt<br />

und können wie Aktien<br />

jederzeit gekauft und verkauft<br />

werden, wobei nur die üblichen<br />

Ordergebühren anfallen. Da<br />

Fondsmanager und Bankberater<br />

daran nichts verdienen (keine<br />

Provision), werden sie von<br />

solchen Beratern allenfalls beiläufig<br />

erwähnt.<br />

Das ist aber eine Alternative<br />

für Anfänger und Fortgeschrittene,<br />

die es nach dem Kriterium<br />

„less risk, less fun“ angehen lassen<br />

und ihr Erspartes nicht bei<br />

Fondsmanagern abliefern wollen.<br />

These 4: Man kann jederzeit<br />

in Aktien einsteigen, denn<br />

langfristig gesehen spielt<br />

der Einstiegspreis nur<br />

eine geringe Rolle<br />

D<br />

ie Milchmädchenrechnung,<br />

die man uns dann präsentiert,<br />

geht wie folgt: Wenn wir<br />

1980 bei circa 500 beim Dax eingestiegen<br />

sind, haben wir bis<br />

heute beim Kurs 13.500 insgesamt<br />

13.000 dazu verdient. Sind<br />

wir 1987 beim Kurs 1.000 eingestiegen,<br />

liegt der Zugewinn<br />

bei 12.500. Das sind 3,85 Prozent<br />

weniger. Na also, der Unterschied<br />

ist minimal, also war es<br />

letztlich egal, bei welchem Kurs<br />

wir eingestiegen sind (vorausgesetzt,<br />

es hat eine ausreichende<br />

Kursrallye stattgefunden).<br />

Ich rechne anders: Wenn ich<br />

bei 500 eingestiegen bin, habe<br />

ich einen Zugewinn um den Faktor<br />

27 erzielt. Bin ich bei 1.000<br />

eingestiegen, ist das nur der<br />

Faktor 13,5. Ich habe dann also<br />

prozentual nur halb so viel dazugewonnen.<br />

Die Schlaumeier<br />

werden jetzt darauf hinweisen,<br />

dass ich, wenn ich 1.000 Euro<br />

investiert habe beim Kurs von<br />

500, ich zusätzlich auch noch<br />

doppelt so viele Aktien für mein<br />

Geld bekommen habe. Stimmt,<br />

aber das hat deshalb nicht automatisch<br />

meinen Gewinn (absolut<br />

betrachtet) zusätzlich noch<br />

einmal verdoppelt.<br />

These 5: Bei Aktien erwerbe ich<br />

konkrete Werte. Spareinlagen<br />

sind dagegen bloß Papier, das<br />

bei einer Inflation wertlos wird<br />

M<br />

it Aktien werde ich also<br />

zu einem Miteigentümer<br />

eines Unternehmens. Dieses Argument<br />

hat etwas Richtiges an<br />

sich, aber Vorsicht. Das Kurs-<br />

Buch-Verhältnis KBV der Dax-<br />

Unternehmen liegt zwischen<br />

1 und 5 (von Ausreißern nach<br />

oben und unten abgesehen).<br />

Das heißt, dass der Kurs einer<br />

Aktie in der Regel bis zu einem<br />

Faktor von 5 höher liegt als das<br />

in der Bilanz ausgewiesene zugehörige<br />

Eigenkapital.<br />

Wir erwerben also nicht nur<br />

konkretes Eigenkapital, sondern<br />

auch noch zusätzlich „heiße<br />

Luft“, die die Erwartungen an<br />

Kursgewinne und Dividenden<br />

widerspiegelt. Und trüben sich<br />

diese Erwartungen ein, können<br />

die Kurse fallen, auch wenn das<br />

Eigenkapital erhalten bleibt.<br />

In der dritten und letzten Folge<br />

werden weitere Berater-Thesen beleuchtet<br />

und persönliche Grundsätze<br />

zur Geldanlage vorgestellt.<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 47


FILMKUNST<br />

KARIN POLZ<br />

In gestrecktem Galopp<br />

auf die Leinwand<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für Besserwisser<br />

Pferdeliebende Cineasten<br />

scharren wahrscheinlich<br />

schon mit den Hufen, denn<br />

die Kinos haben nach der<br />

Zwangspause zahlreiche<br />

Pferdefilme am Start. Ganz<br />

nach dem Motto „Das<br />

Leben ist doch ein Ponyhof “<br />

scheint die heile Pferdewelt<br />

in allen Altersschichten gut<br />

anzukommen.<br />

Pferde sind 2021 mit Abstand<br />

die beliebtesten Tiere in Kinofilmen.<br />

Es reicht ein kurzer Blick<br />

auf die Spielpläne des Sommers,<br />

um ein halbes Dutzend<br />

Filmstarts zu entdecken, in denen<br />

die Reittiere die Hauptrolle<br />

spielen. Ob sie nun Poly („Mein<br />

Freund Poly“), Ostwind („Ostwind<br />

– Der große Orkan“, siehe<br />

<strong>MinD</strong> <strong>Mag</strong>azin 140) oder Kleiner<br />

Donner („Yakari“) heißen –<br />

bei vielen Kindern und Jugendlichen<br />

sind die Filmpferde echte<br />

Stars. Und vielleicht bringt einer<br />

dieser Film sogar einen neuen<br />

Pferde-Promi hervor, der dem<br />

bisher berühmtesten Filmpferd<br />

Black Beauty den Rang abläuft.<br />

Spirit – frei und<br />

ungezähmt<br />

(Filmstart geplant für 22. Juli)<br />

S<br />

tatt deutscher Pferdehof-<br />

Idylle wartet dieser Animationsfilm<br />

mit amerikanischer<br />

Kulisse, Cowboy-Feeling<br />

und wilden Mustangs auf. Alles<br />

ist eine Nummer größer, alles<br />

ein bisschen übertrieben –<br />

der Fantasie haben die Filmemacher<br />

in einem neuen Teil<br />

der Franchise-Zeichentrick-Reihe<br />

freien Lauf gelassen. Ohne<br />

Reiterfahrung und ohne Sattel<br />

prescht Hauptdarstellerin Lucky<br />

auf dem Rücken eines ungezähmten<br />

Mustangs durch die<br />

Prärie und springt über Klippen<br />

– bitte nicht nachmachen!<br />

Auch sonst wird kaum ein Klischee<br />

ausgelassen: Die zwölfjährige<br />

Lucky ist Halbwaise und<br />

auf der Suche nach ihrer Identität,<br />

nach Selbstständigkeit und<br />

Anerkennung. Sie freundet sich<br />

mit Pru und Abigail, zwei Reitermädchen,<br />

an und lernt das<br />

Wildpferd Spirit kennen, das in<br />

einem Stall in der Nähe gefangen<br />

gehalten wird. Fasziniert<br />

von dessen Freiheitsdrang, baut<br />

Lucky eine Beziehung zu Spirit<br />

auf.<br />

Aber natürlich muss es einen<br />

Haken geben an der Pferde-Idylle:<br />

Als eine Gruppe von Banditen<br />

plant, Spirit und seine Herde<br />

zu verkaufen, will Lucky das<br />

verhindern. Natürlich geht alles<br />

gut aus, sonst wäre der Film<br />

nicht ohne Altersbeschränkung<br />

freigegeben.<br />

Immenhof – Das<br />

große Versprechen<br />

(Filmstart geplant<br />

für 26. August)<br />

I<br />

mmenhof ist seit den 1950er<br />

Jahren der Inbegriff eines Ponyhofs<br />

– unzählige Mädchen<br />

48 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


FILMKUNST<br />

(und sicher auch einige Jungs)<br />

sind mit den Bildern des idyllischen<br />

Gutshofs und den Geschichten<br />

um Pferde, Freundschaft,<br />

Familie und Vertrauen<br />

aufgewachsen. 2019 belebte Regisseurin<br />

Sharon von Wietersheim<br />

die Reihe mit „Immenhof<br />

– Das Abenteuer eines Sommers“<br />

neu. Ganz ohne Fünfziger-Jahre-<br />

Heimatkitsch und mehr in der<br />

Stilistik der „Ostwind“-Filme.<br />

Mit „Immenhof – Das große<br />

Versprechen“ geht die Geschichte<br />

um die Schwestern Charly,<br />

Lou und Emmie zeitgemäß weiter.<br />

Damit es nicht zu idyllisch<br />

wird, bekommen die Immenhof-<br />

Mädchen im neuen Film jede<br />

Menge kontroverser Charaktere<br />

an die Seite gestellt: ihre Cousine<br />

und Großstadtpflanze Josy<br />

zum Beispiel sowie Heiner Lauterbach<br />

als Jochen Mallinckroth,<br />

den hartherzigen Besitzer des<br />

Nachbargestüts, den man schon<br />

aus dem Film von 2019 kennt.<br />

Gerade für die kleineren Zuschauer<br />

und Zuschauerinnen<br />

dürfte der wichtigste Darsteller<br />

aber das Rennpferd Cagliostro<br />

sein, das sich in großer Gefahr<br />

befindet. Zudem spielen 22<br />

Islandponys eine wichtige Rolle.<br />

P<br />

ferdefilme<br />

Dream Horse<br />

(Filmstart geplant<br />

für 12. August)<br />

gibt es auch für<br />

Erwachsene – man denke<br />

an „Der Pferdeflüsterer“.<br />

Allerdings kommt der Film<br />

„Dream Horse“ stilistisch aus einer<br />

ganz anderen Ecke: Die Komödie<br />

spielt in Wales und setzt<br />

die Tradition gelungener britischer<br />

Komödien wie „Ganz oder<br />

gar nicht“ oder „Lang lebe Ned<br />

Devine!“ fort, in denen Menschen<br />

aus der Arbeiterklasse<br />

oder eine typische Dorfgemeinschaft<br />

die Hauptrolle spielen.<br />

In diesem Fall ist es Jan, die<br />

tagsüber an der Supermarktkasse<br />

sitzt und abends im Dorfpub<br />

aushilft. Ein unspektakuläres<br />

Leben also, bis Jan beschließt,<br />

ihren Traum wahr zu<br />

machen und ein eigenes Rennpferd<br />

zu züchten. Obwohl sie<br />

weder finanzielle Mittel noch<br />

Erfahrung mitbringt, gelingt es<br />

ihr, eine skurrile Truppe zusammenzutrommeln,<br />

die ihre Hoffnung<br />

in das Fohlen „Dream Alliance“<br />

setzt. Wer jetzt meint, das<br />

höre sich ziemlich unglaubwürdig<br />

an: Der Film basiert auf einer<br />

wahren Geschichte.<br />

Nicht nur das macht den<br />

Charme der warmherzigen Underdog-Komödie<br />

aus, sie profitiert<br />

vor allem von Hauptdarstellerin<br />

Toni Collette. Schließlich<br />

ist die australische Schauspielerin<br />

darauf spezialisiert,<br />

auch den unglamourösesten<br />

Film-Charakteren Liebenswürdigkeit<br />

und Ernsthaftigkeit zu<br />

verleihen.<br />

S<br />

chon<br />

Extra-Fakten:<br />

Filmfestivals für<br />

Pferdefans<br />

mal was von der Equinale<br />

gehört? Die Equinale<br />

ist seit 2016 ein internationales<br />

Filmfestival für Pferdefilme<br />

und Filme mit Pferden. Ob<br />

Dokumentation, Werbe-, Lehr-,<br />

Kurz- oder Spielfilm – Hauptsache,<br />

ein Pferd kommt vor. Dass<br />

man von der Equinale so wenig<br />

hört, liegt vielleicht am abgelegenen<br />

Schauplatz des Festivals:<br />

Schloss Neuhoff in Mecklenburg.<br />

Die nächste Equinale findet<br />

von 1. bis 3. Oktober 2021<br />

statt. Kurz danach, von 12. bis<br />

21. November, steht übrigens<br />

das nächste Pferdefilm-Festival<br />

an: das Equus Film & Arts Fest<br />

in New York.<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 49


SCHULE & UNTERRICHT<br />

COSMIN PLOSCARIU<br />

Mehr als nur verstaubte<br />

Klostermauern<br />

Die Landesschule Pforta – aus Schüler-Sicht.<br />

N<br />

aumburg ist eine kleine<br />

Stadt ganz im Süden von<br />

Sachsen-Anhalt. Abseits des<br />

Trubels der Stadt liegt das Kloster<br />

Pforta – gegründet 1137 und<br />

seit 1543 ein staatliches begabtenförderndes<br />

Internatsgymnasium.<br />

Dabei reichen die Klassenstufen<br />

von der Klasse neun<br />

bis zur Klasse zwölf, wobei hier<br />

dann in der zwölften Klasse<br />

auch das Abitur geschrieben<br />

wird.<br />

Im Laufe der Zeit waren verschiedene<br />

berühmte Persönlichkeiten<br />

in „Pforte“, so beispielsweise<br />

Friedrich Nietzsche<br />

(1844 – 1900), Johann Gottlieb<br />

Fichte (1762 – 1814) oder Friedrich<br />

Gottlieb Klopstock (1724 –<br />

1803). Auch heute ist die Schule<br />

noch sehr bekannt und zieht<br />

viele Touristinnen und Touristen,<br />

Schüler und Schülerinnen<br />

an, die diesen Ort besuchen<br />

möchten.<br />

Seit diesem Schuljahr bin ich,<br />

Cosmin Ploscariu, auch Teil der<br />

Gemeinschaft in „Pforte“ und<br />

gehe in die Klasse 9s, die Sprachenklasse.<br />

An der Landesschule<br />

Pforta muss man einen von<br />

drei möglichen Zweigen – Sprachen,<br />

Naturwissenschaften, Musik<br />

– belegen. Jeder Zweig erhält<br />

eine besondere Förderung<br />

– durch eigene zusätzliche Fächer<br />

oder außerschulische Aktivitäten.<br />

So erlerne ich neben meinen<br />

obligatorischen ersten und<br />

zweiten Fremdsprachen auch<br />

noch Spanisch und Latein und<br />

nehme zudem an verschiedenen<br />

Sprachwettbewerben teil. Neben<br />

den regulären Unterrichtsangeboten<br />

haben die Sprachenzweigschülerinnen<br />

und -schüler<br />

auch die Möglichkeit, am Austausch<br />

mit Partnerschulen teilzunehmen,<br />

um sich sprachlich,<br />

aber auch menschlich und kulturell<br />

weiterzuentwickeln. Besonders<br />

beliebt ist dabei der<br />

Austausch mit der Partnerschule<br />

in Ecuador.<br />

Ebenfalls geschätzt werden<br />

die Sprachen-AGs, die von Schülerinnen<br />

und Schülern geleitet<br />

werden und jedes Schuljahr<br />

viele neue Mitglieder anziehen.<br />

Aber auch die N- und M-Schülerinnen<br />

und -Schüler haben diverse<br />

Zweigangebote. So gibt es<br />

beispielsweise für den N-Zweig<br />

plus-MINT und einen Chor für<br />

den M-Zweig.<br />

Da ich als Neuntklässler erst<br />

seit einigen Monaten an der<br />

50 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


SCHULE & UNTERRICHT<br />

Sehr romantisch:<br />

Der Eingang der<br />

Landesschule Pforta.<br />

Alle Fotos: Cosmin Ploscariu<br />

Landesschule Pforta bin, habe<br />

ich viele Ereignisse noch nicht<br />

miterlebt und habe zudem als<br />

Schüler weniger Einblick und<br />

Erfahrung als eine Lehrkraft.<br />

Deshalb hat sich meine Klassenlehrerin,<br />

Frau Vivien Lange,<br />

freundlicherweise dazu bereit<br />

erklärt, mir ein Interview zu<br />

geben. Sie leitet als sogenannte<br />

Hausmutter eines von sechs Internaten,<br />

wobei ihr Haus mit 60<br />

Schülern das größte ist und traditionell<br />

als „Klausur“ bezeichnet<br />

wird.<br />

Die Landesschule Pforta hat<br />

eine sehr lange Tradition.<br />

Inwiefern prägt sie noch<br />

heute den Schulalltag?<br />

Vivien Lange: Auch heute noch<br />

lässt sie sich im Schulalltag erkennen.<br />

Beispielsweise die lange<br />

Mittagspause oder allein<br />

schon der Begriff Silentium<br />

(verpflichtende Hausaufgaben-<br />

Zeit für alle Schülerinnen und<br />

Schüler am späten Nachmittag)<br />

sind Teil der Schultradition.<br />

Von großer Bedeutung sind die<br />

Immatrikulation und die Exmatrikulation:<br />

Zeremonien zu Beginn<br />

und am Ende der Schulzeit<br />

in Schulpforte, in denen sich die<br />

Schülerinnen und Schüler in ein<br />

großes Buch ein- und austragen.<br />

Bestimmte Festlichkeiten wie<br />

das Ecce-Fest, das Gedenken<br />

Verstorbener, oder das Martini-<br />

Gänseessen finden schon seit<br />

vielen, vielen Jahren statt und<br />

sind fester Bestandteil von Pforte.<br />

Was Tradition pur ist, sind<br />

die ganzen Veranstaltungen, die<br />

in der Kirche stattfinden. Die<br />

Kirche ist ein zentraler Punkt<br />

der Schule, in der schon seit langer<br />

Zeit bedeutende Traditionen<br />

wie die Immatrikulation oder<br />

Exmatrikulation stattfinden.<br />

Wie sieht das Schulkonzept<br />

der Landesschule Pforta<br />

eigentlich aus?<br />

Wir versuchen, vor allem Schülerinnen<br />

und Schüler zu fördern,<br />

die lernen wollen und gefördert<br />

werden möchten. Durch<br />

die Kombination aus Begabtenförderung<br />

und Internatsgymnasium<br />

wird den Schülerinnen<br />

und Schülern beigebracht, mit<br />

Verantwortung umzugehen und<br />

selbstbestimmt zu handeln.<br />

Dabei orientieren wir uns<br />

stark an dem Leitspruch der<br />

Schule, den Nietzsche, ein ehemaliger<br />

Schüler der Landesschule<br />

Pforte, gesagt hat: „Erkenne<br />

dich selbst – werde, der<br />

du bist!“ Wir wollen aus den<br />

Schülerinnen und Schülern ihr<br />

ganzes Potenzial herausholen,<br />

egal aus welcher Gesellschaftsschicht<br />

sie kommen. Deshalb<br />

schaut die Schule nur nach den<br />

schulischen Leistungen der<br />

Schülerinnen und Schülern und<br />

verlangt lediglich Geld für die<br />

Unterkunft (250 beziehungsweise<br />

350 Euro).<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 51


SCHULE & UNTERRICHT<br />

Wer kann sich bewerben?<br />

Theoretisch können sich alle<br />

bewerben! Normalerweise findet<br />

die Bewerbung für die achte<br />

Klasse statt, jedoch können sich<br />

auch für die neunte und zehnte<br />

Klasse Quereinsteigerinnen<br />

und Quereinsteiger bewerben.<br />

Um sich bewerben zu können,<br />

braucht man in den profilrelevanten<br />

Fächern mindestens eine<br />

2. Im Frühjahr gibt es eine Aufnahmeprüfung,<br />

und wer diese<br />

erfolgreich besteht, wird dann<br />

einen Monat später benachrichtigt.<br />

Was schätzen Sie an dieser<br />

Schule besonders?<br />

Ich schätze insbesondere die<br />

Schülerinnen und Schüler und<br />

das Internat. Sie sind ein Grund,<br />

weshalb ich hergekommen bin.<br />

Natürlich tragen auch die positive<br />

Lernumgebung, die an vielen<br />

anderen Schulen nicht in<br />

diesem Maße gegeben ist, und<br />

der Umgang miteinander dazu<br />

bei, dass man sich sehr wohlfühlt.<br />

Die Schülerinnen und<br />

Schüler unterstützen sich, wann<br />

immer es geht, gegenseitig und<br />

sind füreinander da. Und nicht<br />

zuletzt schätze ich auch diesen<br />

wundervollen Ort.<br />

Was unterscheidet die<br />

Landesschule Pforta von<br />

anderen Schulen?<br />

Zum einen ist da das Internatsleben,<br />

das es an den meisten<br />

Schulen nicht gibt. Wo wohnst<br />

du schon Wand an Wand mit<br />

deinen Mitschülerinnen und<br />

Mitschülern? Alleine die Unterteilung<br />

in Zweige unterscheidet<br />

uns von anderen Schulen,<br />

und darüber hinaus gibt es auch<br />

Die Kirche von Pforta ist ein zentraler Punkt<br />

im Schulleben.<br />

Profilfächer für den jeweiligen<br />

Zweig.<br />

Wir sind eine Ganztagsschule,<br />

das heißt, dass ihr die Möglichkeit<br />

habt, auch nach dem Unterricht<br />

noch hier zu lernen und<br />

Zeit mit euren Klassenkameradinnen<br />

und Klassenkameraden<br />

sowie Schülerinnen und Schülern<br />

aus anderen Jahrgängen<br />

zu verbringen. Es finden immer<br />

wieder fächerübergreifende<br />

Veranstaltungen statt, wodurch<br />

Lehrinhalte verknüpft werden<br />

können. Außerdem herrscht<br />

unabhängig vom Unterricht ein<br />

familiärer und herzlicher Umgang,<br />

den man an einer normalen<br />

Schule vermutlich nicht hat.<br />

Welche Eigenschaften sollte<br />

eine zukünftige Pfortenserin<br />

oder ein zukünftiger<br />

Pfortenser mitbringen?<br />

Auf jeden Fall soll die Bereitschaft<br />

da sein zu lernen und<br />

sich der Verantwortung zu stellen.<br />

Insbesondere Solidarität,<br />

Selbstständigkeit und Motivation<br />

sind Eigenschaften, die von<br />

einer Pfortenserin oder einem<br />

Pfortenser erwartet werden. Zudem<br />

braucht er oder sie ein gewisses<br />

Maß an Kreativität und<br />

Bescheidenheit und sollte belastungsfähig<br />

sein. Was hier auch<br />

großgeschrieben wird, sind Offenheit<br />

und Ehrlichkeit. Diese<br />

Dinge sind der Schlüssel zum<br />

Erfolg.<br />

Was macht die Schulgemeinschaft<br />

in Schulpforte aus?<br />

Die Schulgemeinschaft macht<br />

eindeutig das Miteinander aus.<br />

Hier sind die einzelnen Jahrgänge<br />

nicht getrennt voneinander,<br />

sondern leben miteinander. Das<br />

wird vor allem in den Internaten<br />

deutlich, in denen alle Jahrgangsstufen<br />

wohnen und leben.<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

sind also eine große Gemeinschaft.<br />

Abgesehen davon lebt<br />

die Schulgemeinschaft auch<br />

von außerschulischen Aktivitäten<br />

und Veranstaltungen.<br />

So sind die Projektwoche, das<br />

Schulfest, die Wandertage, das<br />

Martini-Gänseessen und vieles<br />

mehr Ereignisse, die die Gemeinschaft<br />

stärken und die Bindung<br />

zwischen den Schülerinnen<br />

und Schülern verstärken.<br />

Auch der Kontakt mit den<br />

Lehrkräften ist fester Bestandteil<br />

davon und macht die Gemeinschaft<br />

aus. Die AGs, die<br />

von Schülerinnen und Schülen<br />

geleitet werden, fördern die<br />

Selbstständigkeit und unterstützen<br />

den Kontakt zwischen<br />

den Schülerinnen und Schülern.<br />

Vielen Dank für Ihre Zeit!<br />

Aktuell sind Veranstaltungen<br />

und außerschulische Aktivitäten<br />

aber noch ein ganzes Stück<br />

entfernt. Aufgrund der Corona-<br />

52 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


SCHULE & UNTERRICHT<br />

Pandemie ist nämlich nur teilweise<br />

Präsenzunterricht möglich.<br />

Neben den Zwölftklässlerinnen<br />

und Zwölftklässlern,<br />

die die ganze Zeit in Pforte sind,<br />

um ihr Abitur erfolgreich zu absolvieren,<br />

darf jeweils nur eine<br />

Klassenstufe anreisen.<br />

Deshalb sind wir die meiste<br />

Zeit noch zu Hause. Es finden<br />

viele Videokonferenzen statt,<br />

in denen unterrichtet wird oder<br />

man über das aktuelle Fachthema<br />

spricht. Vorträge, die normalerweise<br />

in der Schule gehalten<br />

worden wären, werden<br />

nun online vorgetragen, und bei<br />

Gruppenarbeiten werden wir<br />

einfach in digitale Gruppenräume<br />

geschickt.<br />

Nach dem Unterricht sind<br />

Verabredungen und Treffen der<br />

Schülerinnen und Schüler in<br />

der Schule fester Bestandteil<br />

des Zusammenlebens. Aus diesem<br />

Grund fanden in meiner<br />

Klasse schon mehrmals Online-<br />

Klassenabende statt, die für alle<br />

eine willkommene Abwechslung<br />

zum „Schulalltag“ darstellten<br />

und die sozialen Kompetenzen<br />

auffrischten.<br />

Aber auch Tests und Klassenarbeiten<br />

gehören zum Schulleben.<br />

Zu einer bestimmten Zeit<br />

erhalten wir gelegentlich einen<br />

Test und müssen ihn innerhalb<br />

eines Zeitfensters zurückschicken.<br />

Eine andere Möglichkeit<br />

sind auch Klassenarbeitsersatzleistungen,<br />

die wir über einen<br />

längeren Zeitraum ausarbeiten<br />

sollen.<br />

So geht der Schulrhythmus<br />

nicht verloren! Dieser wird<br />

umso wichtiger, wenn wir wieder<br />

anreisen dürfen. Und obwohl<br />

in allen Gebäuden Maskenpflicht<br />

und Abstandsregeln<br />

Der Kreuzgang: Hier gingen schon Nietzsche,<br />

Fichte und Klopstock lang.<br />

gelten, die vorbildlich eingehalten<br />

werden, war es doch etwas<br />

ganz Besonderes, mal wieder<br />

etwas „Pforte-Luft“ zu schnuppern<br />

und die ganzen Klassenkameradinnen<br />

und Klassenkameraden<br />

zu sehen.<br />

Dreimal die Woche besteht<br />

die Möglichkeit, sich auf das Corona-Virus<br />

testen zu lassen, die<br />

in der Regel von allen Schülerinnen<br />

und Schülern auch angenommen<br />

wird. Der Unterricht<br />

findet dann in großen Räumen<br />

statt, sodass die Klasse nicht geteilt<br />

werden muss und der Abstand<br />

eingehalten werden kann.<br />

Nichtsdestotrotz profitiert die<br />

gesamte Klasse von dem Präsenzunterricht,<br />

da zum einen<br />

der direkte Austausch zwischen<br />

Schülerinnen, Schülern und<br />

Lehrkräften stattfinden kann<br />

und zum anderen Lehrinhalte<br />

ganz anders aufgearbeitet werden<br />

können.<br />

Auch das Lernklima fand ich<br />

deutlich angenehmer als zu<br />

Hause, wodurch die Motivation<br />

stieg. Was jedoch am meisten<br />

leidet, ist das Internatsleben,<br />

das vor allem auf den Austausch<br />

und das Zusammenleben<br />

von Schülerinnen und Schülern<br />

aufbaut.<br />

Dies ist jedoch momentan<br />

nicht möglich, da jeweils nur<br />

zwei Jahrgangsstufen vor Ort<br />

sind und der Kontakt aufgrund<br />

der „Kohorten-Regelung“ begrenzt<br />

ist. Besuche in anderen<br />

Internatszimmern sind daher<br />

nicht möglich, wenn auch<br />

Treffen im Park stattfinden dürfen<br />

und viele Schülerinnen<br />

und Schüler diese Gelegenheit<br />

nutzen. In den Internatshäusern,<br />

außer im eigenen Zimmer,<br />

herrscht außerdem Maskenpflicht,<br />

und auch sonst gelten<br />

strenge Regeln.<br />

Für alle ist es aber wieder eine<br />

große Freude, im Internat zu<br />

sein und sich mit Freundinnen<br />

und Freunden austauschen zu<br />

können. Die Zeit wird in vollen<br />

Zügen genossen und ist für uns<br />

etwas ganz Besonderes.<br />

Deshalb sind wir umso dankbarer,<br />

dass uns trotz der aktuellen<br />

Lage die Möglichkeit gegeben<br />

wird, nach Pforte zu<br />

kommen und „Pforte-Luft“ zu<br />

schnuppern. „Pforte-Luft“ kann<br />

einem nicht mal die Corona-<br />

Pandemie nehmen!<br />

Momentan bin ich wieder zu<br />

Hause und nehme am Distanzunterricht<br />

teil. Wir alle freuen<br />

uns aber schon riesig, wieder<br />

nach Pforte zu kommen und zusammen<br />

innerhalb der Klostermauern<br />

zu lernen, zu erleben<br />

und zu leben.<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 53


SCHULE & UNTERRICHT<br />

DANIELA KASCHE, STEFANIE MARZIAN<br />

Anpacken für<br />

Bildungsgerechtigkeit<br />

Der IQ-Preis 2020 bringt den Verein<br />

HerausForderung e. V. ins Rollen.<br />

A<br />

ngefangen hat alles 2018<br />

mit der Gründung der<br />

Neuen Schule Dorsten, einer<br />

Sekundarschule an Rande des<br />

Ruhrgebiets, an der wir beide<br />

arbeiten (Dani: Daniela Kasche,<br />

stellvertretende Schulleitung,<br />

und Steffi: Dr. Stefanie Marzian,<br />

Naturwissenschaftlerin). Unser<br />

Schulkonzept ist auf Inklusion<br />

ausgerichtet – auf Akzeptanz<br />

von Verschiedenheit – und damit<br />

ist klar, dass wir ein Begabtenförderprogramm<br />

brauchen.<br />

Schaut man sich das Bildungssystem<br />

genauer an, sieht<br />

man ziemlich schnell, dass der<br />

gymnasiale Bildungsgang auf<br />

Schüler ausgelegt ist, die kognitiv<br />

normalbegabt (im oberen<br />

Durchschnitt) sind. Für Schüler<br />

mit kognitiv deutlich überdurchschnittlicher<br />

Begabung<br />

oder Hochbegabung gibt es keinen<br />

eigenen Bildungsgang, also<br />

keine spezielle Didaktik und<br />

Methodik, keinen Begabtenpädagogen<br />

im Schulteam, und das<br />

Thema spielt in der Lehrerausbildung<br />

kaum eine Rolle.<br />

Inklusion sieht anders aus<br />

– mit den bekannten Folgen:<br />

Daniela Kasche (links) und Stefanie Marzian<br />

sind die Gründerinnen von HerausForderung<br />

e.V.<br />

Fotos: HerausForderung e.V.<br />

Kinder fallen durch das Raster,<br />

wenn sie auf Unterforderung<br />

nicht mit Anpassung, sondern<br />

mit Verweigerung, Aggression<br />

oder Träumerei reagieren.<br />

Außerdem haben wir live gesehen,<br />

was eigentlich auch klar<br />

ist: Längst nicht alle hochbegabten<br />

Kinder stammen aus gut<br />

situierten Elternhäusern, ihre<br />

persönliche Entwicklung verläuft<br />

nicht automatisch positiv<br />

und sie schaffen es auch nicht<br />

immer von ganz alleine, ihre kognitive<br />

Begabung in schulische<br />

Leistung umzusetzen. Schwierig<br />

wird es, wenn noch Besonderheiten<br />

dazukommen, die<br />

begabtenpädagogisches Fachwissen<br />

erfordern (zum Beispiel<br />

Hochsensibilität).<br />

Selbst zur<br />

Anlaufstelle werden<br />

Das Bildungssystem ist eh<br />

schon ungerecht – Kinder und<br />

Jugendliche, die aus sozio-ökonomisch<br />

benachteiligten Familien<br />

stammen oder denen wegen<br />

negativer Zuschreibungen<br />

aufgrund ethnischer Merkmale<br />

oder kultureller Besonderheiten<br />

weniger zugetraut wird, sind<br />

im Nachteil.<br />

Für hochbegabte Kinder aus<br />

diesen Familien kommen alle<br />

Nachteile zusammen – wenn in<br />

der Schule niemand auf sie vorbereitet<br />

ist und ihre Eltern nicht<br />

selbst auf die Idee kommen,<br />

dass eine Hochbegabung vorliegen<br />

könnte, recherchieren, sich<br />

um Diagnostik und Beratung<br />

kümmern und sie bezahlen kön-<br />

54 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


SCHULE & UNTERRICHT<br />

nen, findet eben keine Diagnostik<br />

und Beratung<br />

statt. Selbst wenn eine Diagnostik<br />

vorliegt, weiß in<br />

der Schule wiederum häufig<br />

niemand etwas damit<br />

anzufangen, weil niemand<br />

dafür ausgebildet wurde.<br />

Intelligenz hängt nicht<br />

am Know-how und dem<br />

sozio-ökonomischen Status der<br />

Eltern – die Identifikation und<br />

Förderung der Kinder und Jugendlichen<br />

jedoch schon.<br />

Wir standen in unserer Schule<br />

vor ratlosen Lehrkräften, überforderten<br />

Eltern und frustrierten<br />

Kindern – und wir hatten<br />

keine Anlaufstelle, die für unsere<br />

Schülerinnen und Schüler erreichbar<br />

und bezahlbar ist. Also<br />

haben wir beschlossen, selbst zu<br />

dieser Anlaufstelle zu werden.<br />

Mit unserem Team an der<br />

Neuen Schule Dorsten haben<br />

wir das Begabtenförderprogramm<br />

HerausForderung aufgebaut<br />

und uns in Begabtenpädagogik,<br />

Psychologie und Neurowissenschaften<br />

eingearbeitet,<br />

um ein wirkungsvolles Konzept<br />

aufzubauen.<br />

Viele besondere<br />

Momente<br />

Das ist gar nicht so einfach,<br />

weil es in der Schule den Fachbereich<br />

Begabtenpädagogik<br />

nicht gibt – und damit gibt es<br />

auch weder Ressourcen noch<br />

vorgefertigte Strukturen. Wir<br />

stoßen immer wieder an die<br />

Grenzen des Systems.<br />

Aber wir lieben unsere Arbeit!<br />

Die schönsten Rückmeldungen<br />

auf die Frage „Was habt ihr<br />

im letzten Jahr gelernt?“ an die<br />

Kinder des Begabtenförderprogramms<br />

in Klasse 6 waren: „Ich<br />

habe gelernt, dass es noch andere<br />

Kinder gibt, die so sind wie<br />

ich.“ und „Ich hab gedacht, dass<br />

ich gar nichts richtig gut kann<br />

und hab gelernt, dass ich doch<br />

was kann, wenn ich es versuche.“<br />

Viele besondere Momente erleben<br />

wir auch auf den Infoabenden<br />

in der Schule, wenn wir<br />

das Begabtenförderprogramm<br />

vorstellen und Eltern mit Tränen<br />

in den Augen sagen „Endlich<br />

versteht jemand, dass mein<br />

Kind nicht falsch ist oder wir es<br />

falsch erziehen, sondern dass es<br />

einfach ein bisschen anders ist<br />

und wir als Eltern unser Bestes<br />

geben, aber auch oft ratlos sind.“<br />

Hochbegabte Kinder und Jugendliche<br />

bekommen in unserem<br />

Begabtenförderprogramm<br />

keine Sonderrechte, sondern<br />

das Gleiche wie alle anderen<br />

auch: Ein durchgängiges, systematisches<br />

Bildungsangebot und<br />

eine pädagogische Begleitung<br />

durch geschultes Fachpersonal.<br />

Dafür haben wir den Deutschen<br />

IQ-Preis 2020 gewonnen –<br />

und das hat richtig was ins Rollen<br />

gebracht!<br />

Plötzlich wurden wir bekannter!<br />

Weit über unsere Schule hinaus<br />

haben Familien um Beratung<br />

und Schulen und Lehrkräfte<br />

um Fortbildung gebeten. Wir<br />

rennen offene Türen ein. Das ist<br />

großartig – aber nicht<br />

mehr „nebenher“ zu<br />

schaffen. Und jetzt?<br />

Wie können wir über<br />

unsere Schule hinaus<br />

Fortbildungen und Begleitung<br />

in der Schulentwicklung<br />

realisieren?<br />

Wie kriegen wir Beratung<br />

für Familien gerecht<br />

hin – sodass auch Kinder<br />

und Jugendliche aus benachteiligten<br />

Familien eine Chance haben?<br />

Und wie bringen wir die<br />

Zeit dafür auf, das alles umzusetzen?<br />

Gründungsphase<br />

ist geschafft<br />

Ganz nach dem Mensa-Motto<br />

haben wir unsere Intelligenz genutzt,<br />

um eine Lösung auf den<br />

Weg zu bringen: Wir haben die<br />

passende Rechtsform gefunden,<br />

den Papierkram erledigt, so den<br />

gemeinnützigen Verein Heraus-<br />

Forderung e. V. gegründet, das<br />

Fundraising erfolgreich gestartet,<br />

einen ersten Unterstützerkreis<br />

aufgebaut und die Homepage<br />

erstellt.<br />

Es ist eine wahnsinnig spannende<br />

Zeit mit immer neuen<br />

Herausforderungen! Wir haben<br />

Unterstützung vom Verein<br />

„Dorsten dankt dir“, Unternehmen<br />

und privaten Unterstützenden<br />

bekommen und können<br />

damit die Gründungsphase<br />

I finanzieren – denn schon da<br />

kommt einiges zusammen: Notarkosten,<br />

Kosten für die ersten<br />

Flyer, Vereinslaptop, Diensthandy<br />

…<br />

Jetzt haben wir die Volksbank<br />

vor Ort als Kooperationspartner<br />

gewonnen und damit Unmind<br />

magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 55


SCHULE & UNTERRICHT<br />

terstützung bei der Organisation<br />

der ersten Informationsvorträge<br />

– bei denen dann hoffentlich<br />

wieder Spenden zusammen<br />

kommen. Gründungsphase I ist<br />

geschafft.<br />

In den Sommerferien starten<br />

wir Gründungsphase II. Wir erstellen<br />

eine erste Jahresplanung<br />

– wann können wir wo Informationsvorträge<br />

halten? Wann<br />

möchten die Schulen, die uns<br />

bereits angefragt haben, pädagogische<br />

Ganztage von uns bekommen?<br />

Wann bieten wir Seminare<br />

und Workshops für<br />

Lehrkräfte von verschiedenen<br />

Schulen als externe Fortbildung<br />

an? Wie machen wir dafür Werbung<br />

und was muss formal beachtet<br />

werden? Wie organisieren<br />

wir Elternberatung zeitlich<br />

am besten? An welchen Aktionen<br />

beteiligen wir uns? Wie<br />

können wir uns dauerhaft finanzieren?<br />

Finanzierung: Für Fortbildungen<br />

und Schulentwicklung werden<br />

wir Honorare nehmen, da<br />

sie aus dem Fortbildungsetat<br />

der jeweiligen Bildungseinrichtung<br />

bezahlt werden können.<br />

Jetzt richtig<br />

durchstarten<br />

Wir brauchen für die nächsten<br />

drei großen Schritte in den<br />

kommenden Monaten finanzielle<br />

Unterstützung, um über die<br />

Gründungsphase II hinaus richtig<br />

durchstarten zu können:<br />

1. Viele Familien haben kein<br />

Auto und wohnen beengt – wir<br />

schaffen einen Beratungsvan an,<br />

um diese Familien zu erreichen.<br />

Wir nutzen den Van effizient als<br />

mobiles Büro.<br />

Feste Räumlichkeiten können<br />

wir uns nicht vorstellen, denn<br />

wir wollen nicht an eine Praxis<br />

erinnern. Die Kinder und Jugendlichen,<br />

die wir unterstützen,<br />

sind nicht krank – sie sind<br />

anders. Ein Neufahrzeug mit<br />

entsprechender Zulassung als<br />

Büromobil kostet 54.900 Euro.<br />

Ein gebrauchtes Fahrzeug können<br />

wir für 35.000 Euro kaufen.<br />

Der Beratungsvan bekommt<br />

eine knallige Lackierung und<br />

wird auffällig mit Folien gestaltet.<br />

Das Thema Hochbegabung<br />

soll in der Öffentlichkeit wahrgenommen<br />

werden!<br />

2. Wir brauchen zeitliche Ressourcen<br />

und schaffen eine Teilzeitstelle<br />

für Steffi im Verein<br />

– nur „nebenher“ werden wir<br />

nicht alles bewältigen können.<br />

Dazu benötigen wir für 2022<br />

rund 20.000 Euro. Steffi wagt<br />

es und investiert ihre Arbeitskraft<br />

jetzt schon in den Verein,<br />

statt in der Schule aufzustocken<br />

– langfristig geht das nur mit einer<br />

Teilzeitstelle.<br />

3. Wir möchten uns weiter<br />

professionalisieren – in der<br />

Schweiz gibt es den Studiengang<br />

Integrative Begabungsund<br />

Begabtenpädagogik, und<br />

wir sind für den Master-Studiengang<br />

zugelassen! Die Studienleitung<br />

vor Ort hat sich mit<br />

großem Engagement für unsere<br />

Studienplätze eingesetzt – im<br />

September 2021 geht es los!<br />

Die Studiengebühren werden<br />

bis Ende 2022 bei rund 8.500<br />

Euro liegen. Wir freuen uns riesig<br />

über diese Chance!<br />

Herausforderungen packt<br />

man am besten gemeinsam an:<br />

Wir haben bei vielen kleinen<br />

und auch bei den ersten großen<br />

Stiftungen Fördermittel beantragt.<br />

Aktuell zählt jeder Euro.<br />

Wir freuen uns riesig, wenn ihr<br />

auf unserer Homepage vorbeischaut,<br />

unsere Arbeit mit einer<br />

Spende unterstützt und/oder<br />

uns bekannter macht.<br />

Unsere Vision<br />

UN Kinderrechtskonvention,<br />

Auszug aus Artikel 29: „Die<br />

Vertragsstaaten stimmen darin<br />

überein, dass die Bildung<br />

des Kindes darauf gerichtet sein<br />

muss, a) die Persönlichkeit, die<br />

Begabung und die geistigen<br />

und körperlichen Fähigkeiten<br />

des Kindes voll zur Entfaltung<br />

zu bringen.“<br />

Es ist normal, verschieden zu<br />

sein – und manche Menschen<br />

sind besonders intelligent. Wir<br />

setzen uns dafür ein, dass diese<br />

Menschen zu ihrer Begabung<br />

stehen, ihre Potenziale entdecken<br />

und entfalten und sie<br />

mit ihren Besonderheiten und<br />

Schwierigkeiten akzeptiert und<br />

berücksichtigt werden.<br />

Für Schülerinnen und Schüler<br />

mit überdurchschnittlicher<br />

kognitiver Begabung steht ein<br />

durchgängiges, systematisches<br />

Bildungsangebot in Form eines<br />

eigenen Bildungsgangs zur Verfügung.<br />

Begabtenpädagogischer<br />

Förderbedarf von Schülerinnen<br />

und Schülern wird selbstverständlich<br />

anerkannt, und<br />

sie werden durch qualifiziertes<br />

Fachpersonal (Begabtenpädagoginnen<br />

und -pädagogen) begleitet<br />

und unterstützt.<br />

Das Ziel kurz und knapp: Inklusion<br />

und Bildungsgerechtigkeit<br />

– für alle.<br />

Link:<br />

www.herausforderung.online<br />

56 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


RÄTSEL<br />

Die Hochhausrätselvariante<br />

Monoblock wurde<br />

ganz frisch erfunden<br />

von Jürgen Blume-Nienhaus<br />

für die<br />

Deutsche Rätselmeisterschaft<br />

2021, die diesmal<br />

online stattfand. Seine<br />

Runde war eine Instructionless-Runde<br />

und ist<br />

höchst lösenswert. Da<br />

die Meisterschaft inzwischen<br />

frei zugänglich<br />

ist, finden Interessierte<br />

Monoblock<br />

sie unter: https://logicmasters.de/LM/2021/<br />

cont_round2.php<br />

Anleitung:<br />

Trage bei einem Rätsel<br />

der Größe n x n in<br />

jede Zeile und Spalte<br />

ein Schwarzfeld und die<br />

Zahlen von 1 bis n-1 ein.<br />

Die Zahlen am Rand geben<br />

jeweils an, wie viele<br />

Häuser in der entsprechenden<br />

Zeile oder<br />

Spalte aus der entsprechenden<br />

Richtung gesehen<br />

werden können,<br />

wenn man auf dem<br />

Schwarzfeld steht; niedrigere<br />

Hochhäuser werden<br />

dabei von höheren<br />

verdeckt. Silke Berendes<br />

Auflösungen<br />

Ausgabe 142<br />

Auflösungen im nächsten Heft<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 57


ORGANISATION<br />

Wer weiß mehr?<br />

Organisatoren lokaler Treffen.<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

01… Dresden / SAMIR KÖCKRITZ / 01520 – 7 070 090<br />

04… Leipzig / MARIO STOLL / 0341 – 3 038 020<br />

06… Halle / MARCUS HILLMANN / 0162 – 4 968 254<br />

07… Jena / WOLFGANG KLINGHAMMER / 0176 - 39 649 614<br />

Chemnitz / STEFANIE WEBER / 01525 – 3 442 810<br />

09…<br />

Annaberg / ALMUT NITZSCHE / 03733 – 289 418<br />

10…<br />

Berlin / MATTHIAS KRIBBEN / 0172 – 5 656 004<br />

Brandenburg / PETER OEHLKE / 030 – 41 999 861<br />

19… Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern /<br />

KARSTA LINKE / 03883 – 723 338<br />

20… Hamburg / HENNING SCHRAMM / 0171 – 3 411 543<br />

Hamburg-Harburg / HEIKE HARNACK /<br />

21… 0162-4 291 482<br />

Lüneburg / JÜRGEN REIMERS / 04131 – 37 887<br />

22…<br />

Ahrensburg / HERBERT ZUR NEDDEN /<br />

0152 – 51 364 568<br />

23… Lübeck / MARISA HAUFE / 0173 – 6 019 490<br />

Kiel / SIGRID UND UDO SCHULTZ / 0431 – 521 269<br />

Flensburg / GERD BORCHERS / 0461 – 79 501 322<br />

24…<br />

Bad Bramstedt / ULRIKE SANDER-HOYER /<br />

0170 – 6 053 874<br />

Pinneberg / ANDREA BAHRENFUSS / 04123 – 929 934<br />

25…<br />

Heide/Husum / LARS MEYER / 0162 – 5 273 363<br />

26… Oldenburg / DIRK BOSHOVEN / 0151 – 15 311 785<br />

27… Bremerhaven / KLAUS GEBHARDT / 0172 – 4 524 773<br />

28… Bremen / NICOLE RETAT / 0176 – 56 799 944<br />

30… Hannover / RAINER NEUSÜSS / 05108 – 9 217 686<br />

32… Minden / CHRISTOPHER KRAUS / 0571 – 3 851 868<br />

Paderborn / DANIEL KEYHANI / 0173 – 6 955 510<br />

33… Ostwestfalen/Lippe / ANNETTE FRANZ /<br />

0521 – 42 826 586<br />

34… Kassel / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Marburg / BETTINA BAGUNK / 06421 – 51 403<br />

35… Gießen / FRANK BRANDT / 0 64 03 – 926 543<br />

Wetzlar / MARKUS MATTZICK / 06441 – 446 970<br />

36… Fulda / KARSTEN ASSMANN / 0661 – 9 600 083<br />

37… Göttingen / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Braunschweig / TIMO WEIL / 0177 – 4 131 826<br />

38… Clausthal-Zellerfeld / GUNNAR KAESTLE /<br />

05323 – 997 724<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

39… <strong>Mag</strong>deburg / GUNNAR HENDRICH / 01 76 – 42 095 828<br />

40… Düsseldorf / MARC-ANDRÉ KAISER / 0211 – 2 393 676<br />

41… Mönchengladbach / BODO SCHNELL / 02433 – 525505<br />

42… Wuppertal / ACHIM WAGENKNECHT / 0179 – 4 517 387<br />

44…<br />

45…<br />

Dortmund / ANNA ASLANIDOU / 0163 – 5 604 546<br />

Dortmund / PIA PHILIE LEHMANN / 0151 – 56 041 525<br />

Bochum / SOPHIA FALKE / 0176 – 24 293 954<br />

Essen / SANDRA BAUMANN-TRAMPE / 0201 – 782 983<br />

Mülheim/Ruhr / JENS HELLBING / 01575 – 5 786 932<br />

Marl / ROBERT KLOSE / 0173 – 7 144 636<br />

46… Wesel / BURKHARD HOCHSTRASS / 0163 - 90 69 570<br />

47…<br />

48…<br />

Duisburg / INA PAULS / 0203 – 593 214<br />

Kevelaer / ROLF EGGING / 02832 – 4 557<br />

Kleve / HANS-GERD THEUNISSEN / 0 28 21 – 29 404<br />

Münster / MELANIE JÄGER / 0171 – 2 190 967<br />

Münster / SIMON SIEBERS / 0151 – 22 602 621<br />

49… Osnabrück / BIRGIT WIPPERMANN / 01 77 – 2 608 004<br />

Köln / KLAUS BAUMHAUER / 0157 – 73 808 128<br />

50…<br />

Köln / FRAUKE RIEKEN / 0221 – 8 231 808<br />

52… Aachen / LUKAS FISCHER-WULF / 0241 – 18 991 357<br />

53… Bonn / SVETLA KNÖSCHKE / 0160-7082153<br />

55… Mainz / KAI GEHRETH / 01577 – 3 969 315<br />

56… Koblenz / MARTIN SCHULZE / 0261 – 309 382<br />

57… Siegen / SABINE SCHIRM-SPRINGOB / 02761 – 7 039 911<br />

58… Hagen / ANDREA SCHÖNEBERG / 0172 – 9 367 921<br />

59… Soest / DIETER PIPER / 02381 – 948 666<br />

60… Frankfurt / ANDREAS THURM / 0151 – 41 467 503<br />

61… Bad Homburg / JESSICA JOHN<br />

63… Aschaffenburg / JAN ZBIKOWSKI / 06021 – 5 822 646<br />

64… Darmstadt / BEHROUZ CHAGHERI / 0173 – 3 103 633<br />

65… Wiesbaden / SILKE HANSEN / 069 – 1 553 676<br />

66… Saarbrücken / PETER MOOG / 0171 – 3 787 722<br />

67…<br />

68…<br />

69…<br />

Kaiserslautern und Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 –<br />

2 701 102 / MARC HILLER / 0176 – 81 687 948<br />

Mannheim / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

Heidelberg / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

70… Stuttgart / MARTIN JÄKLE / 0176 – 32 509 161<br />

58 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


ORGANISATION<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

72… Tübingen / JÜRGEN SCHAICH / 0176 – 96 358 274<br />

75… Pforzheim / GABRIELE WALTER / 0176 – 61 048 332<br />

76…<br />

77…<br />

Karlsruhe / SVEN MANIAS / 0721 – 699 556<br />

Karlsruhe / JULIANE SCHNEIDER / 07243 – 728 774<br />

Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 – 2 701 102<br />

Pfalz / MARC HILLER / 06731 – 9 079 640<br />

Lahr/Schwarzwald / MARTIN KATZNER /<br />

07821 – 37 679<br />

78… Bodensee / MARTIN ROSCHER / 07541 – 836 739<br />

79…<br />

80…<br />

81…<br />

Freiburg im Breisgau / HENDRIK FREYTAG /<br />

0177 – 7 607 919<br />

München / BRIGITTE BRECHT / 089 – 8 644 939<br />

München / THOMAS DOUBRAWA / 089 – 95 422 002<br />

München-Pasing / MAX VOIGTMANN /<br />

089 – 30 004 913<br />

83… Holzkirchen / HEIKE WEBER / 08024 – 476 626<br />

84…<br />

85…<br />

Altötting (Südost/Oberbayern) / BIRGIT SCHOLZ /<br />

08671 – 85 591<br />

Landshut-Freising / WERNER KELNHOFER /<br />

08762 – 2 189<br />

Ingolstadt / BRIGITTE MAIER / 0841 – 97 052 179<br />

Alpenland/Region / HANS GEORG MICHNA /<br />

0179 – 3 217 777<br />

86… Augsburg / THOMAS KRAUSS / 08232 – 77 782<br />

87… Memmingen / TINA ACHAM / 08331 – 8 339 744<br />

88… Wangen im Allgäu / BRIGITTE GÖSER / 07561 – 7 715<br />

89… Ulm/Neu Ulm / INGRID RENZ / 0174 – 3 337 549<br />

89… Heidenheim / HEIKE VOGLER / 01577 – 3 237 078<br />

90… Nürnberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

91… Erlangen / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

93… Regensburg / LUDWIG KOLB / 0941 – 5 987 095<br />

94…<br />

Passau / KARIN POLZ / 08502 – 915 840<br />

Philippsreut / CHRISTIAN KOCH / 08557 – 729<br />

95… Bayreuth / STEFAN WLADARSCH / 0921 – 5 167 420<br />

96… Bamberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

96… Coburg / FRANK EISENWIENER / 09561 – 6 209 400<br />

97… Würzburg / ANNETTE KUNZ / 0931 – 980 880<br />

99… Erfurt / LINDA SOLCHER / 0162 - 4162631<br />

Termine<br />

& Treffen<br />

Eine Übersicht mit aktuellen<br />

Treffen und Terminen gibt<br />

es im Internet unter:<br />

ř db.mensa.de/events<br />

Die E-Mailadressen der<br />

lokalen Ansprechpersonen<br />

findet ihr unter:<br />

ř db.mensa.de/kontakt.htm<br />

Adressänderungen<br />

Da Postvertriebsstücke von der<br />

Post nicht nachgesandt werden,<br />

kommen <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azine<br />

trotz Nachsendeauftrag als unzustellbar<br />

an die Geschäftsstelle<br />

zurück. Änderungen von Adressen<br />

oder Daten bitte an die<br />

Geschäftsstelle oder selbst im<br />

eMVZ unter „Meine Daten“ eingeben!<br />

ř office@mensa.de<br />

Änderungswünsche an<br />

der Tabelle bitte an:<br />

ř mindmag@mensa.de<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 59


INFORMATION<br />

Internet<br />

Ì www.mensa.de<br />

Ì www.mensa.de/social-media<br />

eMVZ<br />

Ì https://db.mensa.de<br />

Schlichter<br />

Christiane Schmetzer<br />

¼ 07822 / 780 027<br />

ì schmetzer@kabelbw.de<br />

Michael Robert Biber<br />

¼ 0175 / 1 649 242<br />

ì biber@newdirection.de<br />

Monika Maria Sommer<br />

ì monika@msommer.de<br />

Kinder- und Jugendbereich<br />

Susanne Severin<br />

Annette Schlüter<br />

¼ 0179 / 6 758 335<br />

ì kiju-koordinator@mensa.de<br />

Spenden an Mensa<br />

<strong>MinD</strong>-Stiftung gGmbH<br />

IBAN:<br />

DE26 5109 0000 0071 4576 05<br />

BIC: WIBADE5W<br />

SIGHT<br />

Couchsurfen und mehr im smarten<br />

Umfeld. Deutsche SIGHT-Co:<br />

Andrea Schwelm<br />

ì sight@mensa.de<br />

Präventionsbeauftragte<br />

Harro Eder<br />

¼ 0178 / 8 121 595<br />

ì praevention@mensa.de<br />

Sozialfonds<br />

Birgit Scholz<br />

Georgenstraße 6, 84503 Altötting<br />

¼ 08671 / 85 591<br />

(nur abends und Wochenende)<br />

ì mind_sozialfonds@web.de<br />

IBAN:<br />

DE49 4306 0967 1074 9648 00<br />

BIC: GENODEM1GLS<br />

Sozialprojekt zum JT<br />

Jörg Büttner<br />

Sebastianstraße 21 a<br />

10179 Berlin<br />

¼ 030 / 33 878 731<br />

ì mann-le@web.de<br />

IBAN:<br />

DE74 1007 7777 0480 4738 00<br />

BIC: NORSDE51XXX<br />

Vereinskonto<br />

ì kasse@mensa.de<br />

IBAN:<br />

DE03 5109 0000 0071 4586 01<br />

BIC: WIBADE5W<br />

Mitgliedsbeitrag: 55 Euro im Jahr<br />

Leitender Psychologe (NSP)<br />

Kai Bestmann Dipl.-Psychologe<br />

Dahl 28a, 25497 Prisdorf<br />

¼ 04101 / 842 107<br />

ì testbetrieb@mensa.de<br />

Intelligenztest<br />

Termine und Anmeldemöglichkeit<br />

gibt es auf unseren Webseiten.<br />

Ì www.mensa.de<br />

Verwaltung<br />

Geschäftsführung<br />

Martin Jäkle<br />

gf@mensa.de<br />

Geschäftsstelle<br />

Cirsten Novellino<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

¼ 089 / 86 466 251<br />

Fax: 089 / 86 466 252<br />

ì office@mensa.de<br />

Geschäftszeiten<br />

Dienstag und Donnerstag<br />

8:30 bis 16:30 Uhr<br />

International/<br />

Deutschsprachige<br />

Nachbarn<br />

International Office<br />

Michael Freenan<br />

Executive Director Mensa<br />

International Ltd.<br />

Slate Barn, Church Lane,<br />

Caythorpe<br />

Lincolshire NG 32 3EL<br />

United Kingdom<br />

¼ 0044 / 1 400 272 675<br />

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Peter Fröhler<br />

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Yu Jin Son<br />

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60 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


IMPRESSUM<br />

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Mensa Youth Überregional,<br />

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ì swante.scholz@mensa.de<br />

Yu Jin Son<br />

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ì yu_jin.son@mensa.de<br />

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Die offizielle Zeitschrift<br />

von Mensa in Deutschland e.V.<br />

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Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

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38518 Gifhorn<br />

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Die mit dem Namen des Verfassers<br />

oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />

Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors wieder. Nachdruck nur<br />

mit schriftlicher Zustimmung und<br />

mit Quellenangabe. Die Redaktion<br />

behält sich vor, Leserbriefe und<br />

eingeschickte Artikel gekürzt zu<br />

veröffentlichen.<br />

Redaktionsschluss<br />

Ausgabe 144: 15. August 2021<br />

Ausgabe 145: 15. Oktober 2021<br />

Ausgabe 146: 15. Dezember 2021<br />

mind magazin <strong>143</strong>/August 2021 | 61


SCHEER WARE<br />

HEINZ-DETLEF SCHEER<br />

Vielleicht doch mal das<br />

Horoskop bemühen?<br />

Oder: Wozu eine Tageszeitung alles gut ist.<br />

M<br />

eine Bekannte Marianne<br />

machte mich am Sonntag<br />

darauf aufmerksam, dass<br />

ihr das Horoskop – egal, was die<br />

Leute davon hielten – immer<br />

mal wieder bei alltäglichen Entscheidungen<br />

helfe. Horoskope<br />

waren zwar noch nie mein Ding,<br />

aber die Überzeugung von Marianne<br />

– einer ganz nüchternen<br />

Hochbegabten – saß ganz offenbar<br />

so tief, dass ich mir vornahm,<br />

das Horoskop in unserer<br />

Tageszeitung ernster zu nehmen.<br />

Oder zumindest darauf<br />

zu checken, ob es mir im Alltag<br />

hilfreich sein könnte.<br />

Da ich im Moment grundsätzlich<br />

darüber nachdenke, wofür<br />

ich eigentlich bewusst Geld<br />

ausgebe, hatte ich auch schon<br />

ein Thema. Ich hatte einige Anschaffungen<br />

vor und musste<br />

Prioritäten setzen. Ich war also<br />

dankbar für jede Unterstützung.<br />

Am Montag fuhr ich direkt in<br />

meinen Lieblings-Supermarkt,<br />

und kaufte mir im Angebot eine<br />

Flasche Ouzo, das hatte ich lange<br />

schon nicht mehr gemacht.<br />

Und 7,55 Euro war ein echtes<br />

Angebot. Die langandauernde<br />

Freude an diesem Schnäppchen<br />

würde ich haben. Wie im Horoskop<br />

vorausgesagt.<br />

In Corona-Zeiten trinkt man ja<br />

eher allein.<br />

Ich schaute weiter im Horoskop<br />

immer die Kategorie „Geld“<br />

an: Der Ouzo korrespondierte<br />

auch wunderbar mit dem Horoskop<br />

vom Dienstag, in dem mir<br />

attestiert wurde, dass ich in Sachen<br />

Geldanlage ein sicheres<br />

Händchen hätte.<br />

Mittwoch las ich, dass die Zeit<br />

gekommen sei, meine chaotischen<br />

Finanzen endlich in Ordnung<br />

zu bringen, und ich köpfte<br />

unser Sparschwein für Wechselgeld<br />

und stellte fest, dass wir<br />

über ein Kleingeld-Kapital von<br />

über 50,00 Euro verfügten. Minus<br />

Kosten für das Sparschwein<br />

(es war ein Sonderangebot gewesen)<br />

blieben rund 47,00 Euro.<br />

Ich beschloss, sie klug und sicher<br />

zu investieren. Ich kaufte<br />

mir – natürlich mit Maske und<br />

gebührendem Abstand zum<br />

nächsten Kunden – Postwertzeichen<br />

im Wert von 20 Euro. Dazu<br />

einige vorfrankierte Blanco-<br />

Postkarten auf Vorrat, drei Ansichtskarten<br />

meiner Stadt, zwei<br />

ÜBER DEN AUTOR<br />

Diplom-Psychologe Heinz-Detlef<br />

Scheer arbeitet als Trainer, Coach,<br />

Autor und Konzeptentwickler<br />

Trauer- und drei weitere Themenkarten<br />

und eine Hochzeitskarte<br />

von der luxuriösen Sorte.<br />

Dazu eine Packung Tinte für<br />

meinen besten Füllfederhalter,<br />

und auf dem Weg nach Hause<br />

genoss ich den Gedanken, unabhängig<br />

von der Technik noch<br />

lange auf zwar ungewöhnliche,<br />

aber auffällige Art mit meinem<br />

Netzwerk Kontakt halten zu<br />

können.<br />

Donnerstag, als mir das Horoskop<br />

verriet, dass ich in Sachen<br />

Geld einen idealen Sparkurs<br />

eingeschlagen hätte, fühlte ich<br />

mich bestätigt und trank bei einer<br />

virtuellen Doppelkopfrunde<br />

den Ouzo aus, den ich bis dahin<br />

geschont hatte.<br />

Ich bekam am Freitagmorgen<br />

die Quittung: „Ziehen Sie unbedingt<br />

die Notbremse. Sie geben<br />

zu viel Geld aus!“ Ich nahm erst<br />

einmal eine Kopfschmerztablette.<br />

Heute früh hat meine Frau das<br />

Horoskop aus der Zeitung ausgeschnitten,<br />

bevor ich sie zu lesen<br />

bekam. Sie meint, wir sollten<br />

am Wochenende ein paar<br />

grundsätzliche Fragen besprechen.<br />

Wenn ich jetzt ein Horoskop<br />

hätte, könnte ich nachschauen,<br />

was sie von mir will.<br />

Mist!<br />

62 | mind magazin <strong>143</strong>/August 2021


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