FOCUS MONEY 05/2022 Vorschau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FocusMoney Cover
Alle <strong>FOCUS</strong>-Titel. Digital. Jederzeit.<br />
Einfach und schnell. Im <strong>FOCUS</strong> E-Paper Shop.<br />
Jetzt<br />
E-Paper<br />
lesen!<br />
focus-shop.de
moneyeditorial<br />
EDITORIAL<br />
Und das alles soll<br />
rasch vorübergehen?<br />
FRANK MERTGEN<br />
stellv. Chefredakteur<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
Das wird einer der großen Streitfälle des Jahres bleiben: Ist<br />
die Inflation mit Jahresraten von zuletzt sieben Prozent<br />
in den USA und fünf Prozent in der Euro-Zone vorübergehend,<br />
bevor sie in einem überschaubaren Zeitraum auf Zielraten<br />
von um die zwei Prozent zurückgeht? Oder bleibt sie hartnäckig<br />
hoch bei Raten von drei Prozent oder mehr, auch wenn<br />
die extrem hohen Zahlen des Jahresanfangs aufgrund von Basiseffekten<br />
keinen Bestand haben dürften? Allein schon die Tatsache,<br />
dass bei der Inflationsermittlung in Deutschland im Januar<br />
<strong>2022</strong> beim Vergleich mit dem Januar 2021 wieder<br />
identische Mehrwertsteuersätze gelten werden, wird die Teuerung<br />
um einige Zehntelprozentpunkte senken. Im Dezember<br />
2021 verglichen sich die Preise mit normalisierter Mehrwertsteuer<br />
noch mit Preisen, auf die im Dezember 2020 die vorübergehend<br />
abgesenkte Mehrwertsteuer erhoben worden war.<br />
Im Moment spricht vieles für die hartnäckig erhöhte Inflation.<br />
Für die zahlreichen Gründe nur acht Beispiele:<br />
1) Der Index des Münchner Ifo-Instituts für die Preiserwartungen<br />
blieb im Dezember mit 44,6 Zählern nahe dem November-Rekordwert<br />
von 44,9 Punkten. Die Umfragewerte zogen<br />
sich durch alle Wirtschaftszweige. „Das wird bis auf die<br />
Verbraucherpreise durchschlagen“, sagt Ifo-Konjunkturexperte<br />
Timo Wollmershäuser.<br />
2) Fast gar nicht beachtet wurde vergangene Woche eine Ifo-<br />
Umfrage für Randstad unter 1000 Personalleitern in Deutschland.<br />
Der Fachkräftemangel wird immer gravierender. Und die<br />
Personalverantwortlichen erwarten durchschnittliche Lohnund<br />
Gehaltssteigerungen in Höhe von 4,7 Prozent.<br />
3) Auch beim Ölpreis hoffen viele Ökonomen auf einen<br />
dämpfenden Basiseffekt: Der Rohstoff wird sich doch <strong>2022</strong> gegenüber<br />
2021 bei Weitem nicht mehr so stark verteuern? Nun,<br />
zeitweise ist der Preis in diesem Jahr schon um mehr als zehn<br />
Prozent gestiegen. Und wie so oft ist man mit dem Öl mittendrin<br />
in der Geopolitik: Deutschland bezieht mehr als 40 Prozent<br />
seines Öls aus Russland, das möglicherweise vor einem<br />
Überfall auf die Ukraine steht.<br />
4) Ähnlich ist die Lage beim Gas, hier stammen sogar 55 Prozent<br />
der deutschen Importe aus Russland. Gas ist jetzt schon<br />
verdächtig knapp, und um einen Rohstoffmarkt durcheinanderzubringen<br />
(und die Preise hochschießen zu lassen), braucht<br />
es keinen Totalausfall, da reichen bereits kleinere Ausfälle.<br />
Schon wird durchgerechnet, welcher Prozentsatz der Importe<br />
aus Russland im Kriegsfall durch Flüssiggasimporte ausgeglichen<br />
werden könnte – aber auch das wäre viel teurer.<br />
5) Apropos Weltkrisen: China mit seiner Null-Covid-Politik<br />
droht eine Katastrophe durch die hoch ansteckende Omikron-<br />
Variante, weil seine eigenen Impfstoffe offenkundig kaum<br />
davor schützen. Es drohen Lieferkettenprobleme in einer<br />
ganz neuen Dimension, die Inflation bliebe auch dadurch länger<br />
hoch.<br />
6) Die Ankündigungen von weiteren Preiserhöhungen für<br />
Güter des täglichen Bedarfs häufen sich. Beispiel Procter &<br />
Gamble: Der Konsumgüterriese (Ariel, Pantene, Gillette) will<br />
das ganze Jahr über Preise erhöhen, wegen Verteuerungen bei<br />
Rohstoffen und Fracht.<br />
7) Kaum ein Branchenreport zu Beginn des Jahres <strong>2022</strong>, in<br />
dem nicht von Preiserhöhungen die Rede ist. Beispiel Autoreifen:<br />
Continental hat laut einer UBS-Branchenstudie die Preise<br />
im vierten Quartal um neun Prozent gegenüber Vorjahr und<br />
um fünf Prozent zum Vorquartal erhöht, bei Michelin lauten<br />
die Vergleichsgrößen plus fünf und plus zwei Prozent.<br />
8) Bekanntlich soll der Ausstoß von Kohlendioxid teurer<br />
werden, um schnell genug klimaneutral zu werden. Berenberg<br />
hat vergangene Woche die Preisprognose für CO 2-Emissionen<br />
im EU-CO 2-Handelssystem für den Rest des Jahrzehnts um<br />
46 Prozent nach oben gesetzt.<br />
Das sogenannte Team Transitory – die Experten, die an die<br />
rasch vorübergehende Inflation glauben – kann sich wohl<br />
warm anziehen.<br />
Ihr<br />
Aus aktuellem Anlass!<br />
Lesen Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> bequem zu Hause<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Inflation steigt auf lange nicht mehr erreichte Werte, in<br />
Amerika wie in Europa. Bange blicken die Börsianer auf die<br />
Notenbanken: Kommt die Zinswende doch schneller als bereits<br />
erwartet? Wie geht es weiter mit den Aktienkursen, wenn die expansive<br />
Geldpolitik an ihre Grenzen stößt? Mein Tipp: Sie erfahren<br />
alles Wichtige in <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>. Den portofreien Kombi-Bezug (Print<br />
und Digital) für 1 Jahr erhalten Sie zum Vorzugspreis von nur 185,25 €*<br />
(statt 242,25 € – Sie sparen 24 %) und sichern sich einmalig eine<br />
120-€-Prämie als Dankeschön. Wie das geht? Bestellen Sie einfach auf<br />
www.focus-abo.de/money-editorial<br />
das exklusive Angebot für <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong>-Leser und erhalten Sie<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> innerhalb von zwei Wochen portofrei nach Hause geliefert.<br />
Die Digital ausgabe lesen Sie als einer der Ersten einen Tag früher – dienstags<br />
ab 8.00 Uhr. Wenn Sie <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> nach Bezug wieder im Handel kaufen<br />
möchten: Ein Anruf genügt, und das Abo ist beendet.<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 5/<strong>2022</strong><br />
Foto: S. Ugurlu/<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht<br />
3
moneyinhalt<br />
26. JANUAR <strong>2022</strong> www.money.de<br />
6<br />
Innovationen<br />
made in Germany<br />
Deutschland, das Land der<br />
Dichter, Denker . . . und innovativen<br />
Weltmarktführer. Der große<br />
Überblick – und zwölf Aktien,<br />
um die uns die Welt<br />
beneidet<br />
Teil 2<br />
moneykompakt<br />
40 Kolumne: Roland Koch über ein<br />
deutsches Problem – den Datenschutz<br />
98 Andis Börsenbarometer: Haben<br />
wir „Buy and Hold“ verlernt?<br />
moneytitel<br />
6 Innovation: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> zeigt<br />
Ihnen 12 deutsche Unternehmen,<br />
um die uns die Welt beneidet<br />
10 Linde: Aktienrückkäufe, Dividenden<br />
und Zukunftshoffnung<br />
Wasserstoff? Die Analyse<br />
13 Verbio: Boom dank Biosprit.<br />
Der Profiteur der Mobilitätswende<br />
14 SUSE: Das etwas andere Betriebssystem<br />
mit Super-Potenzial<br />
16 Biontech: mRNA-Impfstoffe sind<br />
mehr als ein Mittel gegen Corona<br />
18 Basler: Kameraspezialist ist zum<br />
globalen Champion aufgestiegen<br />
20 Mensch und Maschine: Chronische<br />
Renditen, steigende Dividenden<br />
und ideale Aussichten<br />
22 Krones: Wie sich der Weltmarktführer<br />
für Gentränkeabfüllungen<br />
neu erfindet<br />
24 Siemens: Ein Global Player zum<br />
Schnäppchenpreis? Warum sich<br />
der Einstieg lohnt<br />
27 Fresenius Medical Care: Wieso<br />
die Zeichen bei FMC wieder auf<br />
Expansion stehen<br />
30 Rational: Der globale Primus für<br />
Dampfgarer dreht auf<br />
32 Adidas: Die Erfolgsgeschichte<br />
geht weiter. Das sind die Gründe<br />
36 Compugroup: Digital Health ist<br />
ein Boom-Markt – mit dieser Aktie<br />
profitieren Sie davon<br />
38 Interview: Gründer-Experte Prof.<br />
Helmut Schönenberger über<br />
Hightech in Deutschland<br />
moneymarkets<br />
42 Zinswende: Das beste Mittel<br />
gegen die Panik? Hochwertige<br />
Value-Werte. Ein Überblick<br />
46 Dollar: Was macht der Dollar?<br />
Und wer profitiert am meisten? Die<br />
großen Gewinner<br />
50 Sicherheitsdepot: So bauen Sie<br />
ein Portfolio mit Vollkaskoschutz<br />
53 Kolumne: Tilmann Galler über<br />
einen bevorstehenden Rohstoff-<br />
Superzyklus<br />
54 Interview: Ex-Commerzbank-Chef<br />
Martin Blessing über die Übernahme<br />
von Azerion<br />
56 Rohstoffe: Goldgräberstimmung<br />
am Rohstoffmarkt! Bei Lithium wird<br />
es besonders heiß . . .<br />
64 Musterdepots: Das Börsenjahr<br />
<strong>2022</strong> wird herausfordernd. So<br />
reagieren die Profis<br />
4 Titel: Composing: A. Schatz/<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> Fotos: Depositphotos (2), Can Stock Photo (2)<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 5/<strong>2022</strong>
moneydigital<br />
60 Update: Was passiert gerade im<br />
World Wide Web? Ein Überblick<br />
61 Analyse: J.P. Morgan ist die<br />
größte Bank der USA. Aber lohnt<br />
sich auch ein Investment?<br />
68 Chartsignal: Bei dieser Aktie<br />
besteht die Comeback-Chance<br />
68 Börsenwissen: Was ist digitales<br />
Zentralbankgeld? Die Antwort!<br />
moneyanlegerschutz<br />
69 Stimmrechte: Wie Sie als<br />
deutscher Investor Ihr Stimmrecht<br />
im Ausland nutzen können<br />
moneyservice<br />
70 Lebensversicherung: Welche<br />
Direktversicherungen langfristig<br />
überzeugen. Der große Test<br />
74 Mobilfunk: Welcher Anbieter<br />
überzeugt im Fairness-Test?<br />
moneyanalyse<br />
81 Fonds<br />
82 Deutsche Aktien<br />
90 Internationale Aktien<br />
96 ETFs<br />
97 Zertifikate<br />
moneyrubriken<br />
3 Editorial<br />
80 Leserbriefe – Impressum<br />
98 Termine<br />
56<br />
Seltene Erden – seltene Chancen<br />
Lithium ist das neue „weiße Gold“. Was hinter dem Mega-Boom steckt<br />
und wie Sie diese Chance nutzen<br />
Rendite zehnjähriger Staatsanleihen<br />
USA<br />
46<br />
Stark, stärker, Dollar<br />
Der Dollar ist stark wie lange nicht. Was<br />
sind die Gründe? Was sind die Folgen?<br />
Welche Aktien profitieren besonders?<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> hat die Antworten<br />
42<br />
(K)ein Grund zur Panik<br />
Zittern Sie noch oder verdienen Sie<br />
schon? Die anstehende Zinswende<br />
verhilft Value-Werten zu einem fulminanten<br />
Comeback. <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> zeigt<br />
Ihnen die großen Gewinner<br />
Deutschland<br />
in Prozent<br />
2,0<br />
–1,0<br />
2019 2020 2021 <strong>2022</strong><br />
1,0<br />
0<br />
Quelle: Bloomberg<br />
64<br />
Mit diesen Aktien starten<br />
die Profis ins Jahr <strong>2022</strong><br />
Drei Experten. Drei unterschiedliche<br />
Strategien. Drei neue Musterdepots.<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> zeigt Ihnen, mit welchen<br />
Aktien die Profis ins neue Jahr starten<br />
5
moneytitel<br />
LICHT AN, DEUTSCHLAND:<br />
Die Techniknation sucht ihren Weg in<br />
eine neue Erfinder- und Gründerzeit<br />
6 Illustrationen: VectorStock Foto: 123RF<br />
Composing: <strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong><br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 5/<strong>2022</strong>
Technischer Vorsprung, vitale<br />
Innovationskraft: Deutsche<br />
Unternehmen genießen das<br />
Vertrauen der Anleger, gerade<br />
wenn’s an den Börsen turbulent<br />
zugeht. Weltmarktführer plus<br />
Gründerfirmen – das Land strahlt<br />
Überflieger mit Kennzeichen D<br />
Die Christkind-Rally schlägt diesmal die<br />
Santa-Rally. Der Dax hielt sich zum volatilen<br />
Jahresbeginn deutlich über dem S&P-500.<br />
Jahresendrally 2021 im Dax und S&P-500<br />
prozentuale Entwicklung seit 20.12.2021<br />
Dax-Performance-Index<br />
+6<br />
+4<br />
DEUTSCHLAND<br />
Teil 2<br />
DIE<br />
BIRNE<br />
VOLLER<br />
IDEEN<br />
S&P-500<br />
+2<br />
2021<br />
<strong>2022</strong><br />
20.12. 27.12. 3.1. 10.1. 17.1. 24.1.<br />
Quelle: Bloomberg<br />
0<br />
von GREGOR DOLAK<br />
Top 10 im Dax<br />
Die Papiere mit dem besten Start ins neue<br />
Börsenjahr: Die Kurse von Henkel und Bayer<br />
erholen sich. Deutschlands Autokonzerne<br />
nehmen Tempo in der Elektromobilität auf.<br />
Entwicklung der besten Dax-Aktien<br />
seit Anfang <strong>2022</strong> in Prozent<br />
Henkel 10,2<br />
Bayer 9,4<br />
BASF 9,3<br />
BMW 7,8<br />
Daimler 7,6<br />
Allianz 7,5<br />
Deutsche Bank 6,6<br />
Fresenius Medical Care 5,9<br />
Quelle: Bloomberg<br />
Volkswagen 5,6<br />
Deutsche Börse 5,5<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 5/<strong>2022</strong><br />
Automobil, Telefon, Bratwurst, Laptop und Lederhose, Gartenzwerg,<br />
Reinheitsgebot, Schäferhund, Schrebergarten,<br />
Schwarzwälder-Kirsch. Welche deutschen Erfindungen<br />
schätzen internationale Investoren am meisten? Derzeit<br />
wohl: Dax-Konzerne und das Christkind. In Kombina tion<br />
fliegen beide weiter und höher als der US-amerikanische<br />
Santa Claus auf dem S&P-Schlitten. Wer kurz vor Weihnachten in den<br />
deutschen Aktien-Leitindex investiert hat, verbuchte bis vergangene<br />
Woche zeitweilig einen Zuwachs von mehr als sechs Prozent. Auch nachdem<br />
Zins- und Inflationsängste andere Börsen in den Sinkflug zwangen,<br />
hielt sich der Dax mehr als zwei Prozent im Plus.<br />
Vor den USA. Die deutsche Christkind-Rally (<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 52/21)<br />
schlägt die Santa-Rally. Der US-Index S&P-500 lag vergangene Woche<br />
gerade noch 0,3 Prozent über dem Stand vor Weihnachten. In einer so<br />
volatilen Phase wie seit Jahresbeginn setzen Anleger großes Vertrauen<br />
in Unternehmen aus der Bundesrepublik. Als die US-Zentralbank Federal<br />
Reserve aufgrund der Inflationsdaten Anfang Januar über schnellere<br />
und stärkere Leitzinserhöhungen nachzudenken begann, schichteten<br />
professionelle Kapitalverwalter auch auf den deutschen Aktienmarkt um.<br />
Der Dax hielt sich, nebst MDax und SDax, recht stabil. Und das verwundert<br />
nicht: Die Börsenindizes aus Germany beherbergen hochattraktive<br />
Global Player und Hidden Champions verschiedenster Größen und Branchen,<br />
um die viele in der Welt Deutschland durchaus beneiden.<br />
7
moneytitel<br />
ADIDAS<br />
Teil 2<br />
Der Wunder-<br />
Schuh von<br />
Bern<br />
WELTMEISTERSCHUH: Mit<br />
ihm gewann Deutschland<br />
1954 im Finale gegen Ungarn<br />
Adidas zählt zu den innovativsten Unternehmen der Welt! Wir werfen einen Blick auf die<br />
einzigartige Erfolgsgeschichte und verraten Ihnen, warum sich der Einstieg gerade jetzt lohnt<br />
von JENNIFER SENNINGER<br />
Adi, mach uns mal ein paar Schuhe, in denen man den<br />
Ball spürt“, bat Mannschaftskapitän Fritz Walter den<br />
Schuhhersteller Adolf Dassler einst. Das Ergebnis<br />
kennen wir: „Aus, aus, aus! Aus! Das Spiel ist aus! Deutschland<br />
ist Weltmeister!“ Die WM 1954 in Bern war die Geburtsstunde<br />
eines Megakonzerns. Eines Konzerns, der heute zu<br />
den innovativsten der Welt gehört. Hinter den sich in dieser<br />
Hinsicht selbst Impfstoff-Hersteller AstraZeneca oder<br />
Medien gigant Disney einreihen. Doch wie hat Adidas das geschafft?<br />
Was steckt hinter dem Erfolg der Herzogenauracher?<br />
Und: Lohnt sich auch für die Zukunft noch der Aktienkauf?<br />
Die Anfänge. Eine halbe Stunde von Nürnberg entfernt findet<br />
sich Adidas’ Hauptsitz. Heute arbeiten 62 000 Menschen<br />
für den Konzern. 397 Millionen Paar Schuhe und 465 Millionen<br />
Bekleidungsstücke produzierte er 2020. Als Sohn eines<br />
Schuhmachers ist Adolf Dassler 1900 im fränkischen Herzogenaurach<br />
geboren. Ursprünglich machte er eine Lehre als<br />
Bäcker. Nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg begann<br />
der Karrierewechsel: In der Waschküche seiner Mutter<br />
probierte sich „Adi“ an seinen ersten Sportschuhen. Mit nur<br />
20 Jahren übernahm er dann den Betrieb seines Vaters. Der<br />
hatte sich bis dahin eigentlich auf Filzpantoffeln spezialisiert.<br />
1924 stieg auch Adis älterer Bruder Rudolf Dassler ein. Genau:<br />
Das ist der, der später Puma gründen sollte. Die „Gebrüder<br />
Dassler Schuhfabrik“ hatte Erfolg: Schon 1936 trugen bei<br />
den Olympischen Spielen einige der Athleten ihre Modelle.<br />
Zwei Brüder streiten sich. Dann kam der Zweite Weltkrieg.<br />
Rudolf wurde eingezogen, Adolf nicht. Er wurde als wirtschaftlich<br />
zu wichtig eingestuft – nicht gerade förderlich für<br />
die Brüder. Auch die Schattenseiten von Adidas sind zu erwähnen:<br />
Wie sein Bruder trat Adolf 1933 der NSDAP bei. Zum<br />
Ende des Krieges wurden in seiner Fabrik Panzerabwehrwaffen<br />
hergestellt. Von US-Besatzern wurde er im Entnazifizierungsverfahren<br />
zunächst als „belastet“ eingestuft, später nur<br />
noch als „Mitläufer“. In US-Gefangenschaft erfuhr Rudolf von<br />
den Amerikanern, dass er von jemandem denunziert worden<br />
32 Foto: Adidas Archive/Studio Waldeck<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 5/<strong>2022</strong>
ADOLF DASSLER (1900–<br />
1978) ist der Gründer des<br />
Sportimperiums Adidas. Der<br />
Unternehmensname ist eine<br />
Kombination aus seinem<br />
Vor- und seinem Nachnamen<br />
Weltmarktführer<br />
Adidas ist, am Umsatz gemessen,<br />
nach dem US-Konzern<br />
Nike der größte Sportartikelhersteller<br />
der Welt. Konkurrenten<br />
wie Puma, Skechers<br />
oder Under Armour folgen<br />
erst mit weitem Abstand.<br />
Größte Sportartikelhersteller <strong>2022</strong><br />
nach weltweitem Umsatz in Milliarden Euro<br />
Nike 30,5<br />
Adidas 19,8<br />
Puma 5,2<br />
Skechers 3,7<br />
Under Armour 3,6<br />
New Balance 2,7<br />
Asics 2,6<br />
Quelle: Statista<br />
sei. Für ihn war klar: Das musste sein Bruder<br />
gewesen sein, der ihn aus dem Unternehmen drängen<br />
wollte und mit dem es zuvor bereits immer wieder Spannungen<br />
gab. So sollen sich beispielsweise auch ihre Ehefrauen<br />
nicht wirklich verstanden haben. Nach seiner Gefangenschaft<br />
denunzierte Rudolf wiederum Adolf. Die Brüder wie das Unternehmen<br />
entzweiten sich. Bis heute stehen beide Konzerne<br />
nur wenige Kilometer voneinander entfernt.<br />
Eine neue Ära. 1949, im Alter von 49 Jahren, gründete Adolf<br />
also eine neue Schuhfabrik: Adidas. Der Name setzt sich aus<br />
seinem Vor- und seinem Nachnamen zusammen. Eigentlich<br />
wollte er sie „Addas“ nennen, doch dieser Name war dem einer<br />
anderen Firma zu ähnlich. Seinem Bruder Rudolf kam eine<br />
ähnliche Idee. „Ruda“ erschien aber vielen als zu plump, weswegen<br />
er sich für Puma entschied. Noch im selben Jahr ließ<br />
sich Adolf auch sein Markenzeichen, die berühmten drei Streifen,<br />
eintragen. Die dienten anfangs übrigens gar nicht dem Design,<br />
sondern sollten dem Mittelfuß Extrastabilität verleihen.<br />
Die Rechte kaufte er der finnischen Firma Karhu angeblich für<br />
umgerechnet 1600 Euro und zwei Flaschen Whiskey ab.<br />
Die WM. 1954 gelang Dassler der Durchbruch. Als Zeugwart<br />
stattete er die deutsche Fußballnationalmannschaft mit<br />
den legendären Schuhen mit den austauschbaren Stollen<br />
aus. Im Finale gegen die weit überlegenen Ungarn waren die<br />
leichten und biegsamen Schuhe mit den Stollen im matschigen<br />
Rasen ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Das Ergebnis:<br />
3 : 2 für Deutschland! Seit 1970 ist Adidas auch für den WM-<br />
Ball verantwortlich. Bis zu seinem Tod ließ sich Dassler<br />
Auf zu neuen Höhen<br />
Lieferengpässe und der Lockdown ließen die Aktie seit August korrigieren. Der Konzern konnte sich bereits wieder erholen und<br />
liegt mit seinen Zahlen fast auf dem Vor-Pandemie-Niveau.<br />
Adidas<br />
Die Aktie hinkt noch hinterher – günstige Einstiegschancen!<br />
WKN/ISIN<br />
A1EWWW/DE000A1EWWW0<br />
Börsenwert 48,50 Mrd. €<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis 2021/22e 33,6/25,8<br />
Dividendenrendite 2021/22e 1,3/1,5 %<br />
Kursziel/Stoppkurs 360,00/210,00 €<br />
Risiko Kurspotenzial 45,2 %<br />
Quelle: Bloomberg<br />
Für aktuelle Kursdaten<br />
und zusätzliche Infos<br />
Code scannen<br />
Präsentiert von<br />
e = erwartet<br />
Aktienkurs in Euro<br />
Unterstützung, jetzt Widerstand<br />
Allzeithoch<br />
Unterstützung<br />
50<br />
2012 13 14 15 16 17 18 19 20 21 <strong>2022</strong><br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 5/<strong>2022</strong><br />
Foto: Adidas 33
moneytitel<br />
Teil 2<br />
Wie halten wir Anschluss an die globale<br />
Hightech-Elite? Helmut Schönenberger, Chef<br />
des Gründerzentrums in München, über<br />
deutsche Defizite, neue Talente und den<br />
nächsten deutschen Champion<br />
INTERVIEW<br />
Deutschland<br />
verliert die<br />
Eigenständigkeit“<br />
von GEORG MECK<br />
Herr Professor Schönenberger, hat Deutschland den Anschluss<br />
als Hightech-Standort verloren?<br />
Prof. Dr. Helmut Schönenberger: Deutschland ist nach wie<br />
vor eine starke Industrienation, woran es im Vergleich mit<br />
den Vereinigten Staaten oder China mangelt, das sind junge,<br />
technologisch innovative und wachstumsstarke Unternehmen.<br />
Deshalb fällt Deutschland in Schlüsselindustrien<br />
zurück. Stichwort Halbleiter, Big Data, künstliche<br />
Intelligenz, Quantencomputer und etliches andere mehr.<br />
Die gefeierte Start-up-Metropole Berlin hat Firmen für Klingeltöne<br />
und den Online-Handel hervorgebracht, aber keine wirk liche<br />
Hochtechnologie?<br />
Schönenberger: Genau. Das Thema E-Commerce hat die<br />
Berliner Szene gut gespielt, die Samwer-Brüder mit ihrem<br />
Rocket-Internet-Universum vornweg. So sind Konzerne<br />
wie Zalando, HelloFresh oder Delivery Hero entstanden,<br />
aber eben kein Deep Tech, keine Start-ups, bei denen tiefgreifende<br />
Technologie im Mittelpunkt steht. Das ganze<br />
Ausmaß dieser Entwicklung spüren wir erst nach und<br />
nach: Deutschland verliert die technologische Souveränität<br />
und damit die ökonomische Eigenständigkeit.<br />
Wie ist das zu ändern? Hapert es an Kapital und Know-how oder<br />
was fehlt sonst?<br />
Schönenberger: Das Kapital fließt inzwischen in die deutsche<br />
Start-up-Szene, auch wenn es immer noch mehr Geld<br />
sein könnte. Das größte Problem in Deutschland ist die<br />
mangelnde Umsetzungsfähigkeit, womit wir beim Thema<br />
HELMUT SCHÖNENBERGER,<br />
Geschäftsführer von UnternehmerTUM,<br />
fördert 50 Gründer im Jahr<br />
38 Foto: Bureau Zweisam Fotografie<br />
<strong>FOCUS</strong>-<strong>MONEY</strong> 5/<strong>2022</strong>