PT-Magazin - Ausgabe 5 2022
PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft Die Top-Themen: • Lebe stolz und frei! Risikopapst Gerd Gigerenzer über Risikokompetenz • Unternehmen im Kriegszustand - Was tun bei Bedrohungen von allen Seiten? • Raus aus der Knechtschaft - Unternehmer sollten aufhören, Untertan zu sein • "Heilige Kühe" vertreiben mit dem "Elefant im Raum"
PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft
Die Top-Themen:
• Lebe stolz und frei! Risikopapst Gerd Gigerenzer über Risikokompetenz
• Unternehmen im Kriegszustand - Was tun bei Bedrohungen von allen Seiten?
• Raus aus der Knechtschaft - Unternehmer sollten aufhören, Untertan zu sein
• "Heilige Kühe" vertreiben mit dem "Elefant im Raum"
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18. Jahrgang | <strong>Ausgabe</strong> 5 | <strong>2022</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />
Mäuse bekommen eine Krise!<br />
Bin ich Katze oder Maus? Wer das nicht weiß, ist sicher keine Katze. Und hat damit automatisch schlechte<br />
Karten. Denn die Ängstlichen, Unvorbereiteten, Unflexiblen, Emotionalen werden in der Krise eher untergehen.<br />
Mittelstand, das sind Problemlöser. Die erfinden notfalls neue Dimensionen, um eine Krise heil zu überstehen.<br />
Oder sogar von ihr zu profitieren. Vor Ihnen liegt ein Heft voller Hinweise!<br />
Kommentare an redaktion@op-pt.de<br />
Herzliche Grüße, Helfried Schmidt und Petra Tröger!<br />
Lebe stolz und frei!<br />
Risikopapst Gerd<br />
Gigerenzer über<br />
Risikokompetenz<br />
Unternehmen im<br />
Kriegszustand<br />
Was tun bei Bedrohungen<br />
von allen Seiten?<br />
Raus aus der<br />
Knechtschaft<br />
Unternehmer sollten<br />
aufhören, Untertan zu sein<br />
„Heilige Kühe“<br />
vertreiben mit dem<br />
„Elefant im Raum“
02 Gesellschaft<br />
03<br />
EDITORIAL<br />
2021<br />
© MARIO LARS / CARICATURA<br />
Die Heizkostensparer<br />
Facetten des Irrsinns<br />
EIN STARKER PARTNER,<br />
WENN ES UM EINRICHTUNG UND<br />
RENOVIERUNGEN GEHT!<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
In der Haut Berliner Politiker möchte<br />
man nicht stecken, prophezeit der Karikaturist<br />
Mario Lars im obigen Bild: Steigen<br />
die Energiepreise, klagen diejenigen, die<br />
sie nicht bezahlen können. Und steigen<br />
sie nicht, dann klagen diejenigen, deren<br />
Sparen sich als „umsonst“ herausstellt.<br />
Das erinnert mich an eine böse Anekdote:<br />
Einem Mann erschien des Morgens<br />
eine gute Fee. Diese sagte zu ihm: „Du<br />
darfst Dir wünschen, was Du willst. Ich<br />
werde es Dir schenken. Aber bedenke:<br />
Dein Nachbar, den Du nicht leiden kannst,<br />
wird genau das Doppelte erhalten. Darauf<br />
antwortete der Mann nach kurzem<br />
Nachdenken zur Fee: „Sei’s drum. Nimm<br />
mir ein Auge. Dann hat mein Nachbar<br />
wenigstens gar keins mehr…“ Missgunst<br />
und Neid, Hochmut und Habgier, Übermut<br />
und Ignoranz zerstören. Immer.<br />
Noch bis zum 09. Oktober <strong>2022</strong> dokumentieren<br />
Lars und andere führende Karikaturisten<br />
Deutschlands in der Caricatura<br />
Galerie in Kassel den Irrsinn unserer<br />
Zeit in seinen unterschiedlichen Facetten.<br />
Mit einer eigenen Ausstellung: „SYSTEM-<br />
FEHLER 2 “ (Näheres hier im Heft.) schauen<br />
sie erbarmungslos auf die Erbärmlichkeiten<br />
unserer Zeit und die Lächerlichkeit<br />
der Erdbewohner.<br />
Denn die Welt ist aus den Fugen geraten.<br />
Allgegenwärtig sind autokratisches Denken,<br />
Destabilisierung demokratischer<br />
Systeme und Radikalisierung in alle Richtungen,<br />
wobei eine Virus-Pandemie wie<br />
ein Katalysator wirkt. Um dem Wahnsinn<br />
die Krone aufzusetzen, führt Putin einen<br />
aberwitzigen Eroberungskrieg in der Ukraine.<br />
„Mäuse bekommen eine Krise“ steht auf<br />
dem Transparent der Katze auf dem Ti-<br />
telbild. Na Klasse! Da freut sich die Katze,<br />
denn aufgescheuchte und verängstigte<br />
Mäuse lassen sich viel leichter fangen.<br />
Ob die Warnung eine faktische Grundlage<br />
hat oder nicht, ist völlig egal. Sie wirkt.<br />
Um so mehr kommt es auf den unternehmerischen<br />
Mittelstand an. Denn ob es<br />
in unserem Lande auch künftig Arbeitsplätze,<br />
Wohlstand und Zukunft gibt, haben<br />
wir Unternehmen zwar nicht allein<br />
in der Hand, aber wer außer uns sollte<br />
netto wertschöpfende Arbeit schaffen?<br />
Deshalb ist das Motto „ZU NEUEN HO-<br />
RIZONTEN“ so passend für ein verrücktes<br />
Jahr wie <strong>2022</strong>.<br />
Denn die Lösung liefert der unternehmerische<br />
Mittelstand, zugleich innovativ<br />
und traditionsbewusst. Mit Ethos, Lebensleistung,<br />
Verpflichtung auch über<br />
das eigene Leben und über die eigene<br />
Generation hinaus. Dabei ist „German<br />
Mittelstand“ viel mehr als „KMU“. Auch<br />
jede Parteigeschäftsstelle mit zehn Beschäftigten<br />
unterliegt als „Betrieb“ den<br />
deutschen Arbeitsrechts- und Sozialgesetzen.<br />
Das macht sie aber noch lange<br />
nicht zu einem wertschöpfenden Unternehmen.<br />
Wer diesen Unterschied nicht<br />
erkennt, der sollte keine politischen Entscheidungen<br />
zu Lasten Dritter treffen.<br />
Ihr Helfried Schmidt<br />
We protect<br />
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Gehäuse der caleg-group schützen die<br />
Orientierungs- und Lichtsysteme an Bord<br />
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04 Gesellschaft<br />
64<br />
05<br />
70<br />
70<br />
Was lange währt, wird endlich gut?<br />
Ulrike Grube und Stefan Lehner über<br />
den Regierungsentwurf zum<br />
Hinweisgeberschutzgesetz<br />
INHALT<br />
58<br />
74<br />
Werbung in der Krise<br />
<strong>PT</strong>-Interview: Friedrich Tromm dazu,<br />
warum Werbung vor allem für<br />
Mittelständler genau jetzt keine<br />
Kunst sein darf<br />
38<br />
50<br />
Kampf ums All<br />
Neues Buch: Wie Jeff Bezos, Richard<br />
Branson und Elon Musk den Welt -<br />
raum erobern<br />
Lifestyle | Auto<br />
61<br />
46<br />
52<br />
Geschäftsmodelle mit Zukunft<br />
<strong>PT</strong>-Interview: Thomas Pförtner<br />
unterscheidet wirklich innovative<br />
Unternehmen von solchen, die dies<br />
nur sein wollen<br />
78<br />
SYSTEMFEHLER²<br />
107 Tage lang beleuchtet die Ausstellung<br />
caricatura den Irrsinn unserer<br />
Zeit in seinen unterschiedlichen<br />
Facetten.<br />
12<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
18<br />
ZU NEUEN HORIZONTEN<br />
Auszeichnungsgalas -<br />
Highlights <strong>2022</strong><br />
Wirtschaft<br />
32<br />
Unternehmen im Kriegszustand<br />
Falk S. Al-Omary über virulente Bedrohungslagen<br />
und mögliche Strategien<br />
und Ressourcen<br />
54<br />
Mentoring:<br />
Raus aus der Knechtschaft<br />
Suzanne Grieger-Langer: Mentoren<br />
sind selbst erfolgreiche Unternehmer,<br />
die bereits die Hindernisse<br />
überwunden haben, die ihre<br />
Mentees noch vor sich haben<br />
80<br />
Hang zur Perfektion<br />
Die Autoseite von Arnd und Wilhelm<br />
Garth. Schreibt man so etwas in<br />
Krisenzeiten? Ja und nochmals ja!<br />
Impressum<br />
03<br />
Facetten des Irrsinns<br />
Editorial von Helfried Schmidt<br />
Gesellschaft<br />
06<br />
Psychologie des Risikos<br />
Prof. Dr. Gerd Gigerenzer erklärt,<br />
warum eine freie Gesellschaft risikokompetente<br />
Bürger braucht<br />
12<br />
16<br />
Die Diskussion ist angekommen -<br />
wer zahlt die Energie-Zeche?<br />
Ein Kommentar<br />
von Dr.-Ing. Lothar Müller<br />
Vertrauensverlust durch Manipulation<br />
<strong>PT</strong>-Interview: Dominik Sedlmeier<br />
über die Außenkommunikation des<br />
Öffentlich-rechtlichen Rundfunks.<br />
20<br />
26<br />
27<br />
28<br />
30<br />
Standortmarketing<br />
Prof. Dr. Norbert Zdrowomyslaw wie<br />
die kontinuierliche Aufgabe der<br />
Regionalakteure gelingen kann<br />
Balleinladung<br />
Termine und Infos für Auszeichnungsgalas<br />
und Bälle <strong>2022</strong><br />
Warum sich neue Horizonte lohnen<br />
Kolumne von Petra Tröger<br />
Nachhaltigkeit zahlt sich aus<br />
Ein Essay von Hans-Jürgen Friedrich,<br />
KFM Deutsche Mittelstand AG<br />
Partner des „Netzwerks der Besten“<br />
Partner für mehr als 20.000 seit<br />
1995 nominierte oder ausgezeichnete<br />
Unternehmen<br />
36<br />
38<br />
41<br />
46<br />
bAV zum Nulltarif<br />
Manfred Baier über einen Wettbewerbsvorteil<br />
auf dem Arbeitsmarkt<br />
Ohne Gesichtsverlust<br />
Wie kann ich einem Japaner, ohne<br />
die Harmonie zu zerstören, kritische<br />
Botschaften per Mail vermitteln?<br />
Auch Management selbst muss<br />
nachhaltig sein<br />
Prof. Dr. Jörn-Axel Meyer stellt CE2GS<br />
vor: Ein weltweites Zertifizierungsprogramm<br />
für KMU<br />
Wie man „heilige Kühe“ mit dem<br />
„Elefanten im Raum“ vertreibt<br />
Anne M. Schüller erklärt, was zu tun<br />
ist, wenn Tabuthemen, Blockaden<br />
und „heilige Kühe“ im Weg stehen<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
58<br />
61<br />
64<br />
68<br />
Auf dem Weg zum selbstfahrenden<br />
Unternehmen<br />
Florian Schnitzhofer ist sich sicher:<br />
Im nächsten Jahrzehnt werden 80<br />
Prozent der Entscheidungen von KIs<br />
getroffen<br />
Weniger Cloud, mehr Souveränität<br />
Oliver Meinecke rät dazu, die Vorund<br />
Nachteile von Cloud-Lösungen<br />
sorgfältig abzuwägen<br />
Kupfer-Sekundärhütte mit<br />
Upcycling-Prozess<br />
Baustein der Zukunft - Klimaneutralität<br />
entlang der Lieferkette<br />
Noch viele unentdeckte Potenziale<br />
<strong>PT</strong>-Interview: Andreas Ostrowicki<br />
schont mit moderner Bestrahlungstechnologie<br />
Ressourcen und schützt<br />
die Gesundheit<br />
82<br />
Leserbriefe und Impressum<br />
Titelbild<br />
© Prof. Arnd Joachim Garth<br />
Bildnachweise<br />
© piqsels.com (Seite 38, 46, 58, 61)<br />
© VNG (Seite 12)<br />
© Montanwerke Brixlegg (Seite 64)<br />
© Wikimedia, Jesus Solana from Madrid,<br />
Spain, Creative Commons Attribution<br />
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06 Gesellschaft<br />
07<br />
Psychologie des Risikos<br />
Warum eine freie Gesellschaft risikokompetente Bürger braucht<br />
Risikokompetente Bürger sind unverzichtbare<br />
Säulen einer freien und<br />
demokratischen Gesellschaft. Um<br />
risikokompetent zu sein, brauchen wir<br />
ein intuitives Verständnis von Psychologie<br />
und Statistik. Nur so vermeiden wir<br />
selbstverschuldete Unmündigkeit.<br />
Erinnern Sie sich an den Vulkanausbruch<br />
auf Island mit seiner Aschewolke? Die<br />
Immobilienkrise? Was ist mit dem Rinderwahnsinn?<br />
Jede neue Krise macht<br />
uns Sorge, bis wir sie vergessen und<br />
uns wegen der nächsten sorgen. Viele<br />
von uns saßen in überfüllten Flughäfen<br />
fest, sahen sich durch wertlos gewordene<br />
Pensionsfonds ruiniert oder<br />
hatten Angst davor, sich ein saftiges<br />
Steak schmecken zu lassen. Wenn etwas<br />
schiefgeht, erzählt man uns, künftige<br />
Krisen ließen sich durch bessere Technik,<br />
mehr Gesetze oder aufwendigere Bürokratie<br />
verhindern. Wie können wir uns<br />
vor der nächsten Finanzkrise schützen?<br />
Strengere Vorschriften, kleinere Banken<br />
und bessere Berater. Wie können wir uns<br />
vor der Bedrohung durch den Terrorismus<br />
schützen? Größeres Polizeiaufgebot,<br />
Ganzkörperscanner, weitere Einschränkung<br />
der individuellen Freiheit. Was<br />
können wir gegen die Kostenexplosion<br />
im Gesundheitswesen tun? Steuererhöhungen,<br />
Rationalisierung, bessere Genmarker.<br />
Ein Punkt fehlt auf dieser Liste:<br />
der risikokompetente Bürger. Das hat<br />
einen Grund.<br />
Sind Menschen (zu) dumm?<br />
"Menschen sind fehlbar: faul, dumm,<br />
gierig und schwach", hieß es einst im<br />
"Economist". Es heißt, wir seien irrationale<br />
Sklaven unserer Marotten und Begierden,<br />
süchtig nach Sex, Nikotin und<br />
elektronischen Spielzeugen. 20-Jährige<br />
kleben beim Autofahren an ihren Handys,<br />
ohne sich klarzumachen, dass sie<br />
damit ihre Reaktionszeit auf die eines<br />
70-Jährigen verlangsamen. Ein Fünftel<br />
der Amerikaner glaubt, dass sie zu dem<br />
bestverdienenden 1 Prozent der Bevölkerung<br />
gehören, und noch einmal so viele<br />
glauben, dass sie demnächst zu dieser<br />
Gruppe zählen werden. Banker haben<br />
eine geringe Meinung von der Fähigkeit<br />
der Menschen, Geld zu investieren, und<br />
mehr als ein Arzt hat mir erzählt, den<br />
meisten seiner Patienten fehle es an der<br />
nötigen Intelligenz; es sei deshalb zwecklos,<br />
ihnen Gesundheitsinformationen zu<br />
geben, die sie in den falschen Hals bekommen<br />
könnten. All das lässt darauf<br />
schließen, dass die Bezeichnung Homo<br />
sapiens ("der weise Mensch") Etikettenschwindel<br />
ist. Irgendetwas ist schiefgelaufen<br />
mit unseren Genen. Die Evolution<br />
scheint uns drittklassige geistige<br />
Software angedreht und unsere Gehirne<br />
falsch verdrahtet zu haben. Mit einem<br />
Wort: Otto Normalverbraucher braucht<br />
ständige Anleitung wie ein Kind seine<br />
Eltern. Obwohl wir in der Hightech-Welt<br />
des 21. Jahrhunderts leben, ist eine gewisse<br />
Form der Bevormundung die einzig<br />
mögliche Strategie: Schließen wir die<br />
Türen, rufen wir die Fachleute zusammen<br />
und sagen wir der Öffentlichkeit, was<br />
das Beste für sie ist. Nach dieser fatalistischen<br />
Botschaft werden Sie in diesem<br />
Beitrag vergebens suchen. Das Problem<br />
ist nicht einfach individuelle Dummheit,<br />
sondern das Phänomen einer risikoinkompetenten<br />
Gesellschaft.<br />
Risikointelligenz ist eine Grundvoraussetzung,<br />
um sich in einer modernen<br />
technologischen Gesellschaft zurechtzufinden.<br />
Die halsbrecherische Geschwindigkeit<br />
der technischen Entwicklung<br />
wird die Risikointelligenz im 21. Jahrhundert<br />
so unentbehrlich machen, wie es Lesen<br />
und Schreiben in früheren Jahrhunderten<br />
waren. Ohne sie setzen Sie Ihre<br />
Gesundheit und Ihr Geld aufs Spiel oder<br />
steigern sich möglicherweise in unrealistische<br />
Ängste und Hoffnungen hinein.<br />
Man sollte meinen, dass die Grundlagen<br />
der Risikointelligenz bereits vermittelt<br />
werden. Doch man wird in Schulen, juristischen<br />
und medizinischen Fakultäten<br />
und auch sonst vergebens danach suchen.<br />
Infolgedessen sind die meisten von<br />
© PIQSELS .COM | SVWOD<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
uns risikoinkompetent.<br />
Wenn ich den allgemeineren Begriff "risikokompetent"<br />
(risk savvy) verwende, meine<br />
ich damit mehr als Risikointelligenz,<br />
nämlich die Fähigkeit, auch mit Situationen<br />
umzugehen, in denen nicht alle<br />
Risiken bekannt sind und berechnet werden<br />
können. "Risikokompetenz" ist nicht<br />
das Gleiche wie "Risikoscheu". Ohne die<br />
Bereitschaft, Risiken einzugehen, gäbe es<br />
keine Innovation mehr, würden Spaß und<br />
Mut der Vergangenheit angehören. Risikokompetent<br />
zu sein heißt auch nicht,<br />
sich in einen tollkühnen Draufgänger<br />
oder Basejumper zu verwandeln, der die<br />
Möglichkeit, auf die Nase zu fallen, ausblendet.<br />
Ohne ein zuträgliches Maß an<br />
Vorsicht gäbe es die Menschheit schon<br />
lange nicht mehr.<br />
Man könnte meinen: Wozu die Mühe,<br />
da man sich doch an Fachleute wenden<br />
kann? Aber so einfach ist das nicht. Weil<br />
die bittere Erfahrung lehrt, dass Expertenrat<br />
gefährlich sein kann. Viele Ärzte,<br />
Finanzberater und andere Risikoexperten<br />
sind selbst nicht in der Lage, Risiken richtig<br />
einzuschätzen oder sie anderen verständlich<br />
zu machen. Schlimmer noch:<br />
Nicht wenige befinden sich in Interessenkonflikten<br />
oder haben solche Angst<br />
vor rechtlichen Konsequenzen, dass sie<br />
ihren Patienten oder Klienten Ratschläge<br />
erteilen, die sie ihren eigenen Angehörigen<br />
nie geben würden. Sie haben keine<br />
Wahl, Sie müssen selber denken.<br />
Ich möchte Sie einladen, mir in die Welt<br />
der Ungewissheit und des Risikos zu folgen.<br />
...<br />
Terroristen und unsere Gehirne<br />
Die meisten Menschen erinnern sich<br />
genau, wo sie am 11. September 2001 waren.<br />
Die Bilder der Flugzeuge, die in die<br />
Zwillingstürme des World Trade Centers<br />
krachen, haben sich unauslöschlich in<br />
unser Gedächtnis gegraben. Inzwischen<br />
scheint alles über den tragischen Angriff<br />
gesagt zu sein. Um künftige Angriffe zu<br />
verhindern, richtete der drei Jahre später<br />
veröffentlichte "9/11 Commission’s<br />
Report", der Bericht der Untersuchungskommission<br />
zu den Anschlägen des 11.<br />
September, sein Augenmerk vor allem<br />
auf die Frage, wie sich der Terrorismus<br />
von al-Qaida entwickelte, und auf diplomatische<br />
Strategien, Justizreformen und<br />
technische Maßnahmen. Eine Maßnahme<br />
jedoch vernachlässigte der 636-seitige<br />
Bericht: risikokompetente Bürger.<br />
Drehen wir die Uhr zurück auf den Dezember<br />
2001. Stellen Sie sich vor, Sie<br />
leben in New York und möchten nach<br />
Washington, D.C., reisen. Würden Sie fliegen<br />
oder mit dem Auto fahren?<br />
Wir wissen, dass viele Amerikaner nach<br />
dem Anschlag nicht mehr flogen. Blieben<br />
sie zu Hause oder stiegen sie ins<br />
Auto? Tatsächlich nahmen in den Monaten<br />
nach dem Anschlag die im Auto zurückgelegten<br />
Kilometer beträchtlich zu.<br />
Besonders deutlich war die Zunahme bei<br />
den ländlichen Interstate Highways, auf<br />
denen der Fernverkehr rollt: bis zu fünf<br />
Prozent in den drei Monaten nach dem<br />
Anschlag. Zum Vergleich: In den Monaten<br />
vor dem Anschlag (Januar bis August)<br />
waren die Zahlen für die individuellen<br />
Autokilometer pro Monat gegenüber<br />
dem Jahr 2000 nur<br />
um knapp ein Prozent<br />
angestiegen,<br />
was der üblichen<br />
jährlichen Zunahme<br />
entsprach.<br />
Diese zusätzliche<br />
Autonutzung hielt<br />
zwölf Monate an<br />
und ging dann<br />
wieder auf ihr Normalmaß<br />
zurück. Zu<br />
diesem Zeitpunkt<br />
war das Feuer in<br />
den Zwillingstürmen<br />
aus der täglichen Medienberichterstattung<br />
verschwunden.<br />
Die Zunahme des Straßenverkehrs hatte<br />
ernüchternde Konsequenzen. Vor dem<br />
Anschlag entsprach die Zahl tödlicher<br />
Verkehrsunfälle weitgehend dem Durchschnitt<br />
der vorausgegangenen fünf Jahre.<br />
Doch in jedem der zwölf Monate nach<br />
dem 11. September lag die Zahl der tödlichen<br />
Unfälle über dem Durchschnitt<br />
und meist sogar noch höher als alle Werte<br />
aus den vorangegangenen fünf Jahren.<br />
Alles in allem sind etwa 1600 Amerikaner<br />
„Vor dem 11. September<br />
galten Leibesvisitationen<br />
ohne triftigen Grund als<br />
Menschenrechtsverletzungen;<br />
heute hält man<br />
ihre Duldung für eine<br />
Bürgerpflicht.“<br />
infolge ihrer Entscheidung, die Risiken<br />
des Fliegens zu vermeiden, auf der Straße<br />
umgekommen.<br />
Diese Todesrate ist sechsmal so hoch<br />
wie die Gesamtzahl der Passagiere (256),<br />
die bei den vier Todesflügen starben.<br />
Alle diese Opfer des Straßenverkehrs<br />
könnten noch leben, wenn sie geflogen<br />
wären, statt sich für das Auto zu entscheiden.<br />
Von 2002 bis 2005 haben USamerikanische<br />
Fluggesellschaften 2,5<br />
Milliarden Passagiere befördert. Nicht<br />
ein einziger starb bei einem Flugzeugabsturz.<br />
Obwohl stets berichtet wird, bei<br />
den Anschlägen vom 11. September seien<br />
3000 Amerikaner ums Leben gekommen,<br />
müsste man also eigentlich noch einmal<br />
die Hälfte dazurechnen.<br />
Terroristen schlagen zweimal zu: zuerst<br />
mit physischer Gewalt und dann mithilfe<br />
unserer Gehirne. Der erste Schlag zieht<br />
die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Für<br />
die Entwicklung riesiger bürokratischer<br />
Strukturen, wie der Homeland Security,<br />
und neuer Technologien, wie Ganzkörperscanner,<br />
die<br />
nackte Hautoberfläche<br />
unter der<br />
Kleidung sichtbar<br />
machen, hat<br />
man Milliarden<br />
ausgegeben. Der<br />
zweite Schlag<br />
hingegen bleibt<br />
fast unbemerkt.<br />
Osama bin Laden,<br />
der Gründer von<br />
al-Qaida, erklärte<br />
einmal genüsslich,<br />
wie wenig<br />
Geld er aufwenden musste, um Amerika<br />
einen ungeheuren Schaden zuzufügen:<br />
"Al-Qaida hat für das Unternehmen<br />
500000 Dollar ausgegeben, während<br />
Amerika durch den Vorfall und seine<br />
Folgen – nach zurückhaltendsten Schätzungen<br />
– mehr als 500 Milliarden Dollar<br />
verlor. Mit anderen Worten: Jeder Dollar<br />
von al-Qaida hat eine Million Dollar vernichtet."<br />
Es mag schwierig sein, Selbstmordattentate<br />
von Terroristen zu vereiteln,<br />
aber es ist gewiss leichter, sie daran<br />
zu hindern, unsere Gehirne als Waffen zu<br />
gebrauchen. u
08 Gesellschaft<br />
09<br />
© PIQSELS .COM | FRUGV<br />
Welche psychologische Regel unseres Gehirns<br />
machen sich die Terroristen dabei<br />
eigentlich zunutze? Ereignisse mit geringer<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit, bei<br />
denen viele Menschen plötzlich getötet<br />
werden, sogenannte Schockrisiken<br />
(dread risks), bringen eine unbewusste<br />
Faustregel zur Anwendung: Wenn viele<br />
Menschen gleichzeitig sterben, reagiere<br />
mit Furcht und vermeide die Situation.<br />
Dabei gilt die Furcht nicht dem Sterben<br />
an sich, sondern dem Umstand, dass<br />
viele Menschen zur gleichen Zeit – oder<br />
in kurzen Zeitabständen – gemeinsam<br />
ihr Leben verlieren. Bei solchen Anlässen,<br />
etwa den Anschlägen vom 11. September,<br />
reagiert unser evolutionär geprägtes<br />
Gehirn mit großer Angst. Doch wenn<br />
genauso viele oder mehr Menschen über<br />
einen längeren Zeitraum verteilt sterben,<br />
beispielsweise bei Auto- und Motorradunfällen,<br />
bleiben wir eher gelassen.<br />
Allein in den USA sterben jedes Jahr rund<br />
35000 Menschen bei Verkehrsunfällen,<br />
trotzdem haben nur wenige Leute beim<br />
Autofahren Angst. Anders als manchmal<br />
behauptet wird, liegt das nicht einfach<br />
an dem psychologischen Aspekt, dass<br />
Menschen beim Autofahren – im Gegensatz<br />
zum Fliegen – Kontrolle haben. Leute,<br />
die neben oder gar hinter dem Fahrer<br />
sitzen, haben auch keine Kontrolle und<br />
trotzdem wenig Angst. Paradoxerweise<br />
haben wir keine Angst<br />
davor, bei<br />
einem<br />
Unfall<br />
zu sterben, sondern zusammen<br />
mit vielen anderen umzukommen. Wir<br />
fürchten den seltenen Kernkraftwerksunfall,<br />
nicht die stetige Sterberate, die<br />
die Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke<br />
bewirkt. Wir fürchten die<br />
Schweinegrippepandemie, nachdem<br />
mehrere zehntausend mögliche Todesfälle<br />
angekündigt wurden – zu denen es<br />
nie kam –, während nur wenige Angst<br />
davor haben, zu den Zehntausenden zu<br />
gehören, die jedes Jahr tatsächlich der<br />
normalen Grippe zum Opfer fallen.<br />
Woher kommt dieser Hang, Schockrisiken<br />
zu fürchten? Wahrscheinlich gab<br />
es eine Zeit in der Menschheitsgeschichte,<br />
als dies eine vernünftige Reaktion war.<br />
Über weite Strecken der Evolution lebten<br />
die Menschen in kleinen Verbänden von<br />
Jägern und Sammlern, die zwanzig bis<br />
fünfzig Personen umfassten und selten<br />
mehr als hundert Mitglieder aufwiesen<br />
– ähnlich entsprechenden Verbänden, die<br />
es heute noch gibt. In so kleinen Gruppen<br />
konnte der schlagartige Verlust vieler Leben<br />
das Risiko erhöhen, Raubtieren zum<br />
Opfer zu fallen oder zu verhungern, und<br />
damit das Überleben der ganzen Gruppe<br />
gefährden. Doch was in der Vergangenheit<br />
vernünftig war, muss es heute nicht<br />
mehr sein. In modernen Gesellschaften<br />
ist das Überleben des Individuums nicht<br />
mehr auf die Unterstützung<br />
und den Schutz<br />
von Kleingruppen<br />
oder Stämmen<br />
angewiesen.<br />
Trotzdem lässt<br />
sich diese psychologische<br />
Reaktion<br />
immer<br />
noch leicht<br />
hervorrufen.<br />
Bis auf den<br />
heutigen<br />
Tag sind<br />
reale oder<br />
vorgestellte<br />
Katastrophen<br />
in der<br />
Lage, Panikreaktionen<br />
auszulösen.<br />
Der zweite Schlag<br />
der Terroristen geht in<br />
seiner Wirkung sogar noch über die geschilderten<br />
Zusammenhänge hinaus. Er<br />
hat zu einer Aufweichung der Bürgerrechte<br />
geführt: Vor dem 11. September<br />
galten Leibesvisitationen ohne triftigen<br />
Grund als Menschenrechtsverletzungen;<br />
heute hält man ihre Duldung für eine<br />
Bürgerpflicht. Dafür sind wir bereit, einiges<br />
hinzunehmen – in langen Schlangen<br />
auf Flughäfen ausharren, Flüssigkeiten<br />
in Plastiktüten verstauen, Schuhe,<br />
Gürtel und Jacken ablegen, den eigenen<br />
Körper von Fremden abtasten lassen. Höhere<br />
<strong>Ausgabe</strong>n für Flugsicherheit haben<br />
im Gegenzug zu schlechteren Dienstleistungen<br />
und beengtem Sitzen geführt,<br />
als würden die Fluggesellschaften um<br />
den schlechtesten Service konkurrieren.<br />
Die Menschen sind ängstlicher geworden,<br />
sind nicht mehr so unbeschwert wie<br />
früher. Nicht zuletzt haben die Kriege in<br />
Afghanistan und Irak mehr als eine Billion<br />
Dollar gekostet, vom Leben Tausender<br />
Soldaten und einer sehr viel größeren<br />
Zahl von Zivilisten ganz zu schweigen.<br />
Diese finanziellen Belastungen haben<br />
vermutlich auch eine Rolle gespielt beim<br />
Ausbruch der Finanzkrise 2008.<br />
Resilienz ist die Fähigkeit, Stress zu bewältigen<br />
und ohne nachteilige Auswirkungen<br />
wieder in das normale Verhalten<br />
"zurückzuspringen". Wenn wir wissen, woher<br />
die Angst vor Schockrisiken kommt,<br />
wenn wir lernen, sie zu bekämpfen, indem<br />
wir uns gegensätzliche Gefühle<br />
zunutze machen, falls uns die Vernunft<br />
nicht weiterhilft, und wenn wir die Risiken<br />
des Fliegens richtig einzuschätzen<br />
lernen, dann verfügen wir schon über<br />
drei Instrumente der Risikokompetenz.<br />
Sollte sich jemals ein ähnlicher Anschlag<br />
wiederholen, werden wir unsere Gehirne<br />
nicht mehr so leicht für einen zweiten<br />
Schlag missbrauchen lassen.<br />
Kommen wir noch einmal auf die Frage<br />
zurück, die ich oben gestellt habe: fliegen<br />
oder fahren? Nehmen wir wieder an, Sie<br />
leben in New York und möchten nach<br />
Washington reisen. Sie haben nur ein<br />
Ziel: lebend anzukommen. Wie viele Kilometer<br />
müssten Sie mit dem Auto fahren,<br />
bis das Risiko eines tödlichen Unfalls<br />
genauso hoch wäre wie bei einem<br />
Nonstopflug? Diese Frage habe ich bei<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
meinen Vorträgen Dutzenden von Expertengremien<br />
gestellt. Die Antworten<br />
waren bunt gemischt: 1000 Kilometer,<br />
10000 Kilometer, dreimal um die Erde.<br />
Doch die genaueste Schätzung lautet:<br />
20 Kilometer. Wenn Sie mit Ihrem Auto<br />
heil am Flughafen ankommen, haben Sie<br />
den gefährlichsten Teil Ihrer Reise wahrscheinlich<br />
schon hinter sich.<br />
Sind wir vom Umgang mit Risiken<br />
überfordert?<br />
Wie können so viele Menschen nicht<br />
merken, dass sie die Niederschlagswahrscheinlichkeit<br />
nicht verstehen?<br />
Ungewollte Schwangerschaften und<br />
Abtreibungen in Kauf nehmen, weil sie<br />
den Unterschied zwischen relativen<br />
und absoluten Risiken nicht kennen?<br />
Oder sogar vom Regen in die Traufe<br />
kommen? Schließlich leben sie mit den<br />
M<br />
PREISTRÄ GER<br />
Großer Preis des<br />
MITTELSTANDES<br />
Niederschlagswahrscheinlichkeiten und<br />
Pillenängsten seit Mitte der 1960er Jahre,<br />
und die Angst vor Schockrisiken wiederholt<br />
sich mit jeder neuen Bedrohung,<br />
vom Rinderwahnsinn über SARS bis zur<br />
Vogelgrippe, in einem scheinbar endlosen<br />
Kreislauf. Warum lernen die Menschen<br />
nicht?<br />
Nach Meinung vieler Experten sind die<br />
Menschen hoffnungslos überfordert.<br />
Versuche, sie von ihren Irrtümern zu befreien,<br />
schlügen in der Regel fehl. Ausgehend<br />
von dieser zutiefst pessimistischen<br />
Einschätzung der allgemeinen Öffentlichkeit,<br />
wurde sogar eine Liste mit Verstößen<br />
präsentiert, die wir "Homer Simpsons"<br />
gegen die Vernunft begehen. In<br />
populärwissenschaftlichen Büchern hat<br />
man diese Botschaft rasch aufgegriffen<br />
und verkündet nun, Homo sapiens sei<br />
"vorhersagbar irrational" und brauche<br />
"Anstöße" zum vernünftigen Verhalten<br />
durch die wenigen zurechnungsfähigen<br />
Menschen auf der Erde.<br />
Ich sehe das anders. Unser Bildungssystem<br />
ist erschreckend blind im Hinblick<br />
auf Risikointelligenz. Wir lehren unsere<br />
Kinder die Mathematik der Sicherheit<br />
– Geometrie und Trigonometrie –, aber<br />
nicht die der Ungewissheit: statistisches<br />
Denken. Und wir unterrichten unsere<br />
Kinder in Biologie, aber nicht in Psychologie,<br />
die ihre Ängste und Wünsche prägt.<br />
Selbst viele Experten sind nicht dazu<br />
ausgebildet, der Öffentlichkeit Risiken<br />
verständlich zu vermitteln, was höchst<br />
schockierend ist. Und es kann durchaus<br />
Interesse daran bestehen, die Menschen<br />
zu erschrecken: um einen Artikel auf die<br />
Titelseite zu bekommen, Menschen einzureden,<br />
die Abschaffung der Bürgerrechte<br />
sei legitim, oder ein Produkt zu u<br />
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Die gute Nachricht lautet: Es<br />
gibt eine Lösung. Wer hätte<br />
vor ein paar hundert Jahren<br />
gedacht, dass eines Tages so<br />
viele Menschen auf der Erde<br />
lesen und schreiben lernen<br />
würden? Jeder, der es will,<br />
kann risikokompetent werden.<br />
Wichtig dafür sind drei<br />
Einsichten:<br />
• Jeder, der den Mut hat, sich seines eigenen<br />
Verstandes zu bedienen, kann den<br />
Umgang mit Risiko und Ungewissheit<br />
lernen.<br />
• Experten sind eher ein Teil des Problems<br />
als die Lösung. Viele Fachleute<br />
haben selber Probleme, Risiken zu verstehen,<br />
keine angemessenen Kommunikationsfähigkeiten<br />
oder Interessen,<br />
die sich nicht mit den Ihren decken. Aus<br />
solchen Gründen gehen riesige Banken<br />
pleite. Wenig ist gewonnen, wenn man<br />
risikoinkompetente Institutionen zur<br />
Anleitung der Öffentlichkeit einsetzt.<br />
• Weniger ist mehr. Wenn wir vor einem<br />
komplexen Problem stehen, suchen<br />
wir nach einer komplexen Lösung. Und<br />
wenn diese nicht klappt, suchen wir<br />
nach einer noch komplexeren Lösung. In<br />
einer ungewissen Welt ist das ein großer<br />
Fehler. Nicht immer verlangen komplexe<br />
Probleme komplexe Lösungen.<br />
Allzu komplizierte Systeme – egal, ob Finanzderivate<br />
oder Steuersysteme – sind<br />
schwer zu verstehen, leicht zu missbrauchen<br />
oder potenziell gefährlich. Und sie<br />
sind nicht geeignet, den Menschen Vertrauen<br />
einzuflößen. Dagegen können<br />
uns einfache Regeln klüger und die Welt<br />
sicherer machen.<br />
"Kompetent" heißt sachkundig, versiert<br />
und klug. Doch risikokompetent ist mehr,<br />
als gut informiert zu sein. Man braucht<br />
Mut, um einer ungewissen Zukunft zu<br />
begegnen, um sich gegen Experten zu<br />
behaupten und um kritische Fragen zu<br />
stellen. Wir können die Fernbedienung<br />
für unsere Emotionen wieder selbst in<br />
die Hand nehmen. Es bedarf einer gewaltigen<br />
psychologischen Umstellung, um<br />
den eigenen Verstand ohne Anleitung<br />
durch andere zu nutzen. Eine solche innere<br />
Revolution sorgt für mehr Aufklärung<br />
und weniger Angst im Leben.<br />
Risikokompetent werden<br />
Immanuel Kant beginnt seinen Aufsatz<br />
"Beantwortung der Frage: Was ist<br />
Aufklärung?" mit folgenden Worten:<br />
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen<br />
aus seiner selbst verschuldeten<br />
Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das<br />
Unvermögen, sich seines Verstandes<br />
ohne Leitung eines andern zu bedienen.<br />
Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit,<br />
wenn die Ursache derselben nicht<br />
am Mangel des Verstandes, sondern der<br />
Entschließung und des Muthes liegt, sich<br />
seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen.<br />
Sapere aude! Habe Muth, dich<br />
deines eigenen Verstandes zu bedienen!"<br />
Redefreiheit, Wahlrecht und Schutz vor<br />
Gewalt gehören zu den wichtigsten<br />
Errungenschaften seit der Aufklärung.<br />
Diese Freiheit ist kostbar. Sie entscheidet<br />
über die Türen, die Ihnen offenstehen,<br />
über Ihre Chancen. Heute hat jeder<br />
Internetnutzer freien Zugang zu mehr<br />
Informationen, als der Menschheit je<br />
zur Verfügung standen. Doch das Bild<br />
der offenen Türen ist ein passiver oder<br />
"negativer" Freiheitsbegriff. Positive Freiheit<br />
dagegen bedeutet mehr als freier<br />
Zugang. Die Frage ist, ob Sie in der Lage<br />
sind, durch diese Türen zu gehen, ob Sie<br />
Ihr Leben ohne die ständige Anleitung<br />
durch andere meistern können. Die drei<br />
oben diskutierten Beispiele stehen für<br />
verschiedene Möglichkeiten, an dieser<br />
Aufgabe zu scheitern: Experten, denen<br />
es an der Fähigkeit zur Risikokommunikation<br />
fehlt, und Laien, die Risiken missverstehen,<br />
ohne es zu merken … In demokratischen<br />
Gesellschaften,<br />
in denen die Menschen ihre<br />
Chancen erheblich verbessert<br />
haben, ist die positive<br />
Freiheit zur eigentlichen Herausforderung<br />
geworden.<br />
Risikokompetente Bürger<br />
sind die unverzichtbaren Säulen<br />
einer Gesellschaft, die bereit<br />
ist zur positiven Freiheit.<br />
Wie die drei Beispiele zeigen,<br />
läuft Risikokompetenz auf<br />
ein grundlegendes Verständnis<br />
unserer intuitiven Psychologie<br />
und unserer statistischen Informationen<br />
hinaus. Nur mit diesen beiden<br />
Fertigkeiten und einer Portion Neugier<br />
und Mut werden wir in der Lage sein, unser<br />
Leben selbst in die Hand zu nehmen. •<br />
Anmerkung:<br />
Der Text ist eine gekürzte und überarbeitete<br />
Version des ersten Kapitels aus<br />
dem Buch "Risiko: Wie man die richtigen<br />
Entscheidungen trifft", das 2020 als Paperback<br />
im Pantheon Verlag erschienen<br />
ist. Übersetzt aus dem Englischen von<br />
Hainer Kober. Zuerst erschienen unter<br />
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/<br />
apuz/risikokompetenz-<strong>2022</strong>/508885/<br />
psychologie-des-risikos/<br />
Der Text ist unter der Creative Commons<br />
Lizenz "CC BY-NC-ND 3.0 DE - Namensnennung<br />
- Nicht-kommerziell - Keine<br />
Bearbeitung 3.0 Deutschland" veröffentlicht.<br />
Autor/-in: Gerd Gigerenzer für Aus<br />
Politik und Zeitgeschichte/bpb.de<br />
Gerd Gigerenzer ist<br />
ein deutscher Psychologe,<br />
Direktor emeritus<br />
am Max-Planck-Institut für<br />
Bildungsforschung (Abteilung:<br />
„Adaptives Verhalten<br />
und Kognition“) und seit<br />
2020 Direktor des Harding-<br />
Zentrum für Risikokompetenz<br />
an der Universität<br />
Potsdam. Seine mehrfach<br />
ausgezeichneten Sachbücher<br />
"Das Einmaleins der<br />
Skepsis" und "Bauchentscheidungen:<br />
Die Intelligenz<br />
des Unbewussten" wurden<br />
in 18 Sprachen übersetzt.<br />
Über den Autor<br />
© FLICKR, HEINRICH-<br />
BÖLL-STIFTUNG,<br />
FOTO:<br />
STEPHAN-ROEHL.DE,<br />
CC BY-SA 2.0<br />
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Die Diskussion<br />
ist angekommen –<br />
Nominiert für die<br />
Jurystufe <strong>2022</strong><br />
wer zahlt die<br />
Energie-Zeche?<br />
© VNG<br />
Es ist keine Luxusdiskussion mehr, mit unserer<br />
Wirtschaft geht es rasant bergab. Ölkrise,<br />
Wiedervereinigung, New-Economy-Blase: Jahrzehntelang<br />
hat sich Deutschlands Wirtschaft als<br />
widerstandsfähig erwiesen. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />
wurde erhalten und der Wohlstand<br />
gesichert. Doch nun droht der K. o., denn die<br />
ökonomischen Folgen der Corona-Krise und<br />
des Ukrainekonfliktes werden von der Regierung<br />
schulterzuckend hingenommen. Und eine<br />
desaströse Energiepolitik verschärft die Lage.<br />
Europa und Deutschland sind in den Krisenmodus<br />
versetzt. Und wer spricht über den deutschen<br />
Mittelstand?<br />
Die Situation am Energiemarkt ist extrem<br />
herausfordernd und unübersichtlich. Sie<br />
spitzt sich weiter zu und erreicht alle<br />
gesellschaftlichen Bereiche. Erdgas- und<br />
Steinkohlepreise und infolgedessen auch<br />
die Börsenstrompreise haben sich innerhalb<br />
eines Jahres vervielfacht.<br />
Kostete eine Megawattstunde (MWh) in<br />
2021 noch rd. 50 Euro, stieg dieser Wert<br />
im August <strong>2022</strong> auf über 500. Mit der<br />
wirtschaftlichen Erholung sind auch die<br />
Ölpreise deutlich gestiegen. Der Großteil<br />
dieser Entwicklung fand bereits vor Beginn<br />
des Konfliktes in der Ukraine statt<br />
und wird durch die geopolitischen Unsicherheiten<br />
nur verstärkt. Eine Inflationsrate<br />
von aktuell 7,5 Prozent belastet bereits<br />
heute Unternehmen und Haushalte<br />
extrem und wird mit höheren Energiepreisen<br />
weiter ansteigen.<br />
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Untergrund Gasspeicher Bad Lauchstädt der VNG Gasspeicher<br />
Steigende Gaspreise und Inflation hängen<br />
unmittelbar zusammen. Steigt der<br />
Gaspreis <strong>2022</strong> vom zweiten zum dritten<br />
Quartal um 50 Prozent, klettert die Inflationsrate<br />
um weitere 0,9 Prozentpunkte im<br />
Jahresdurchschnitt. Verdoppelt sich der<br />
Gaspreis, wächst die Inflation um einen<br />
Prozentpunkt im Jahresdurchschnitt <strong>2022</strong><br />
und um fast vier Prozentpunkte 2023, so<br />
das Institut der deutschen Wirtschaft<br />
Köln (IW).<br />
Die Betroffenheiten sind verschieden: Private<br />
Haushalte sorgen sich vorrangig um<br />
den Anstieg bei Gas- und Benzinpreisen,<br />
Energieversorger stellen die wachsenden<br />
Unterschiede zwischen Einkaufspreisen<br />
und vertraglich zugesicherten Verkaufspreisen<br />
vor Herausforderungen. Die Industrie<br />
ist besorgt über den wachsenden<br />
Kostenunterschied bei Erdgas und Strom<br />
zu Wettbewerbern in Nordamerika oder<br />
dem arabischen Raum. Denn überall da,<br />
wo signifikant höhere Energiekosten<br />
nicht entsprechend weitergegeben werden<br />
können, ist die Wettbewerbsfähigkeit<br />
in Gefahr. Im Fokus der Diskussion steht<br />
die Gasversorgung.<br />
Wie sieht die EU die Sicherung der Gasversorgung?<br />
Ein Notfallplan zum Gassparen verpflichtet<br />
die EU-Staaten, den nationalen Konsum<br />
im Zeitraum vom 1. August <strong>2022</strong> bis<br />
zum 31. März 2023 freiwillig um 15 Prozent<br />
zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen<br />
müsste Deutschland von August bis März<br />
nächsten Jahres rd. 10 Milliarden Kubikmeter<br />
Gas einsparen, soviel wie fünf Millionen<br />
vierköpfige Haushalte durchschnittlich<br />
im Jahr verbrauchen.<br />
Die EU-Kommission empfiehlt weiter,<br />
ab Herbst die Temperatur in öffentlichen<br />
Gebäuden und an Unternehmensstandorten<br />
zu deckeln. Sollte es zu Ver-<br />
sorgungsengpässen kommen, könnten<br />
verbindliche Einsparziele vorgegeben<br />
werden. Für den grünen Bundeswirtschaftsminister<br />
Robert Habeck ein „großer<br />
Erfolg“ . Und die Botschaft aus seinem<br />
Ministerium für Unternehmen und Bürger:<br />
Eine Gasnotlage abwenden durch<br />
Senkung des Gasverbrauches. Was tun<br />
aber Unternehmen z.B. der energieintensiven<br />
Industrie, der Stickstoffproduktion<br />
oder Ernährungswirtschaft, wo Gas notwendig<br />
ist für die Produktion und den Erhalt<br />
der Arbeitsplätze“.<br />
Einen Ausblick, was uns erwarten kann,<br />
zeigen die bereits in Spanien beschlossenen<br />
Energiesparmaßnahmen: Alle Gebäude<br />
des öffentlichen Sektors, aber auch<br />
Kaufhäuser, Kinos, Arbeitsstätten, Hotels,<br />
Bahnhöfe und Flughäfen werden künftig<br />
ihre Räumlichkeiten im Sommer auf nicht<br />
weniger als 27 Grad abkühlen und im Winter<br />
auf höchstens 19 Grad beheizen dürfen.<br />
Neben anderen Maßnahmen müssen<br />
Läden und Betriebe mit automatischen<br />
Systemen ihre Türen geschlossen halten,<br />
um je nach Jahreszeit das Entweichen<br />
von Wärme oder kühler Luft zu vermeiden.<br />
Die Beleuchtung von nicht benutzten Büros,<br />
von Schaufenstern und Denkmälern<br />
muss nach 22 Uhr ausgeschaltet werden.<br />
Niedrigere Raumtemperatur, um Gasverbrauch<br />
zu senken?<br />
Auch in Deutschland werden Maßnahmen<br />
diskutiert, um in Büros Energie zu<br />
sparen. Dax-Konzerne überlegen Mitarbeiter<br />
im Winter ins Homeoffice zu<br />
schicken, um Heizkosten zu sparen. Laut<br />
einer Handelsblatt-Umfrage gibt es bei<br />
Bayer Pläne, die Temperatur an den deutschen<br />
Standorten um mindestens ein<br />
Grad Celsius zu senken. Der Fahrzeughersteller<br />
Daimler Truck will mit Beginn der<br />
Heizperiode die Raumtemperatur in u<br />
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seinen Produktionshallen<br />
und Büros um zwei Grad<br />
herunterfahren.<br />
Expertenmeinungen besagen,<br />
dass ein Grad weniger<br />
Raumtemperatur im<br />
Büro einer Einsparung von<br />
sechs Prozent beim Gasverbrauch<br />
entspricht. Um<br />
den Empfehlungen der EU<br />
nachzukommen, müsste<br />
ein Betrieb die Temperatur<br />
aber deutlich stärker<br />
senken – zum Beispiel von 22 Grad auf 19<br />
Grad, was aktuell gegen die deutsche Arbeitsstättenverordnung<br />
verstoßen würde.<br />
Die Temperatur in den Büros um wenige<br />
Grad zu drosseln ist arbeitsrechtlich aber<br />
umstritten.<br />
AquaDuctus:Transportleitung für Grünen Wasserstoff aus der Nordsee<br />
Die Datenlage ist mehr als intransparent<br />
Gebetsmühlenartig wird in den Medien<br />
darüber diskutiert, wie sich Deutschland<br />
von russischem Öl, Gas und Steinkohle lösen<br />
kann. Dabei wird mit Zahlen jongliert,<br />
deren Verifizierung jedoch Fragen aufwirft.<br />
So kamen laut Bundeswirtschaftsministerium<br />
35 Prozent der Ölimporte<br />
2021 aus Russland, Mitte April <strong>2022</strong> waren<br />
es 12 Prozent. Beim Gas werden 55 Prozent<br />
genannt, Mitte April <strong>2022</strong> waren es 35 Prozent.<br />
Das Problem ist nur, niemand weiß genau,<br />
ob beim Gas die Zahlen stimmen. Denn<br />
bei mehr als 100 Milliarden Kubikmeter<br />
Erdgas (ohne Flüssiggas), die 2020 über<br />
Pipelines nach Deutschland transportiert<br />
wurden, stünden selbst hinter kleinen Abweichungen<br />
enorme Zahlen. Die Durchflussmengen<br />
in den Pipelines stützen sich<br />
wesentlich auf die in den Exportverträgen<br />
festgelegten Mengen. Deshalb muss gefragt<br />
werden, ob die Daten für den gewaltigen<br />
Umbau unserer Energieversorgung<br />
mit Gas und Öl genau bekannt sind. Hinzu<br />
kommt, die Bundesregierung macht<br />
ungern public, dass Deutschland auch<br />
Gas-Exporteur ist. D.h., in etwa soviel Gas<br />
an ausländische Staaten exportiert, wie<br />
es für den Eigenbedarf aus Russland bezieht.<br />
Und dieses Gas beispielsweise aktuell<br />
für die Stromversorgung in Frankreich<br />
genutzt wird. Genannt wird dies Solidarität<br />
in der EU.<br />
Preissprünge treffen Millionen<br />
mit voller Wucht<br />
In weniger als zwei Monaten beginnt die<br />
Heizperiode. Die Energiepreise kennen<br />
aktuell nur eine Richtung: nach oben. Preise<br />
von mehr als 200 Euro pro MWh Gas<br />
im Großhandel haben Schockwellen bis<br />
in den Haushaltskundenvertrieb hinein<br />
ausgelöst. Das Vergleichsportal Verivox<br />
listete Ende Juli für einen<br />
Berliner Durchschnittshaushalt<br />
(18.000 kWh Jahresverbrauch)<br />
nur noch 15<br />
Angebote. Deutschlands<br />
größter Energieversorger<br />
Eon rechnet mit weiter<br />
steigenden Strom- und<br />
Gaspreisen für Endkunden,<br />
denn Preisdruck herrscht<br />
in allen Märkten. Die Anhebungen,<br />
die andere<br />
Versorger bereits bekannt<br />
gegeben haben, liegen zwischen 24 und<br />
116 Prozent. Die Gasumlage ist dabei noch<br />
gar nicht berücksichtigt. Und eine Gasspeicherumlage<br />
soll noch folgen.<br />
© AQUADUCTUS<br />
Fakt ist, rasante Preisanstiege bei Energie<br />
werden die Verbraucher hart treffen. Beeinflussen<br />
können viele Gaskunden die<br />
Preise nicht. Denn von jetzt auf gleich<br />
lässt sich die Beheizung eines Hauses<br />
nicht umstellen. Wer zur Miete wohnt, hat<br />
gar nicht erst die Möglichkeit, die Umstellung<br />
des Heizsystems selbst in die Hand<br />
zu nehmen. Also treffen die Preissprünge<br />
beim Erdgas Millionen Haushalte und Industriekunden<br />
mit voller Wucht.<br />
Umlage für Gaskunden- ein Damoklesschwert?<br />
Von der rot-grün-gelben Bundesregierung<br />
werden Haushalte, Unternehmen<br />
und öffentliche Hand aufgerufen, zum<br />
Energiesparen durch Verhaltensänderungen<br />
und andere Maßnahmen beizutragen.<br />
Entlastungspakete und einzelne<br />
weitere Maßnahmen mit einem Gasspar-<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
paket sind durch das BMWK angekündigt.<br />
Gleichzeitig irritiert die Bundesregierung<br />
durch Kürzungen an Förderprogrammen<br />
zur Gebäudesanierung und zögert mit<br />
wichtigen Rahmensetzungen zur Steigerung<br />
der Energieeffizienz. Dies wäre jedoch<br />
nötig, um die Verbräuche langfristig<br />
zu senken. Zeigt sich so politische Führungskompetenz?<br />
Ein mittelständischer<br />
Unternehmer würde mit einer solchen<br />
Strategie kaum erfolgreich am Markt<br />
agieren können.<br />
Was passiert, wenn weiterhin zu wenig<br />
vom Energieträger Gas geliefert werden<br />
sollte? Am 23. Juni <strong>2022</strong> hat das Bundeswirtschaftsministerium<br />
die Alarmstufe<br />
des Notfallplans Gas ausgerufen. Es ist<br />
die zweite von drei Krisenstufen, die in<br />
der europäischen Security-of-Supply-Verordnung<br />
vorgegeben sind. Inzwischen ist<br />
auch die Rechtsverordnung zur Gas-Umlage<br />
in Kraft getreten und gilt bis zum 30.<br />
September 2024. Grundlage ist die sogenannte<br />
„saldierte Preisanpassung” nach<br />
Paragraph 26 Energiesicherungsgesetz<br />
(EnSiG): Über eine Umlage, deren exakte<br />
Höhe am 15. August bekanntgegeben<br />
wurde (sie beträgt 2,419 Cent), werden die<br />
extremen Preisausschläge beim Erdgas<br />
gleichmäßig auf alle betroffenen Gasverbraucher<br />
umgelegt. Diese Umlage für alle<br />
Gaskunden soll ab dem 1. Oktober gelten,<br />
heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium.<br />
Grünen-Minister Habeck rechnet<br />
mit Kosten von mehreren Hundert Euro<br />
pro Haushalt. Mit der Umlage dürften<br />
allein in diesem Jahr zweistellige Milliardenbeträge<br />
gewälzt werden.<br />
Pikant ist, diese Umlage wird noch zusätzlich<br />
durch die Mehrwertsteuer erhöht.<br />
Laut Branchenverband BDEW haben<br />
die deutschen Haushalte 2021 rund 310<br />
Milliarden Kilowattstunden (kWh) Gas<br />
verbraucht. Der durchschnittliche Bruttopreis<br />
für eine kWh lag bei 6,56 Cent/kWh.<br />
Dies brachte Mehrwertsteuereinnahmen<br />
von rd. 3,3 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr<br />
<strong>2022</strong> lag der durchschnittliche Gaspreis<br />
für Haushalte bei rd. 14 Cent/kWh, dieser<br />
Preis steigt permanent. Legt man<br />
den Gasverbrauch von 2021 zugrunden,<br />
bezahlen die Haushalte bei diesem Preis<br />
über 6,9 Mrd. Euro Mehrwertsteuer. Der<br />
Staat erhält so zusätzliche Einnahmen<br />
von über 3,6 Mrd. Euro.<br />
Und das Geschmäckle: Nach EU-Recht<br />
darf die Bundesregierung die Mehrwertsteuer<br />
nicht auf die Umlage erlassen.<br />
Aber auch eine von Bundeskanzler Scholz<br />
am 18. August angekündigte Reduzierung<br />
der Mehrwertsteuer auf 7% auf den Gaspreis<br />
entlastet die Verbraucher nicht.<br />
Viele Unternehmen und Haushalte stehen<br />
vor erheblichen Belastungen. Sie ahnen<br />
noch gar nicht, was auf sie zukommt.<br />
Die Sorge vor einer finanziellen Überforderung<br />
vor allem für mittelständische<br />
Betriebe wächst. Und der Staat streicht<br />
zusätzlich Milliarden ein. •<br />
Verleger und Publizist<br />
Dr.-Ing. Lothar Müller<br />
ist der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
seit ihrer Gründung als Partner<br />
verbunden und bringt<br />
seine langjährigen Erfahrungen<br />
als Unternehmer<br />
und in der Energiewirtschaft<br />
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16 Gesellschaft<br />
17<br />
© SCREENSHOTS: DOMINIK SEDLMEIER<br />
Die Außenkommunikation<br />
des ÖRR<br />
Nach der vorgeworfenen Corona-Karten-<br />
Sabotage müssen sich die öffentlichrechtlichen<br />
Rundfunkanstalten nun mit<br />
dem Vorwurf auseinandersetzen, die<br />
Wetterkarten zu sabotieren. Angeblich<br />
haben sie lediglich das Design geändert.<br />
Doch ist das wirklich glaubhaft? Viele<br />
Nutzer haben bereits das Vertrauen in<br />
die öffentlich-rechtlichen Sender verloren.<br />
Die Außenkommunikation dieser Institutionen<br />
scheint demnach nicht sehr<br />
gut zu verlaufen. <strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit<br />
PR-Manager Dominik Sedlmeier. Er ist<br />
Experte im Bereich Kommunikation und<br />
weiß, was genau der ÖRR falsch macht.<br />
<strong>PT</strong>: Was genau wird dem ÖRR vorgeworfen?<br />
Ist der Vorwurf Ihrer Meinung nach<br />
angebracht?<br />
Sedlmeier: Dem öffentlich-rechtlichen<br />
Rundfunk wird die Sabotage der Temperaturkarten<br />
vorgeworfen. Inzwischen<br />
werden Temperaturen unter 30 Grad<br />
schon mit deutlich auffälligeren Signalfarben<br />
wie rot oder orange dargestellt.<br />
Im Gegensatz zu vor ca. 5 Jahren, wo diese<br />
Temperaturen noch grün dargestellt<br />
wurden. Es heißt, sie haben lediglich das<br />
Design aller Sender vereinheitlicht. Ich<br />
denke, das ist Quatsch. Es gibt keinen<br />
Grund dafür, Temperaturen dramatischer<br />
Vertrauensverlust durch Manipulation?<br />
darzustellen, als sie eigentlich sind. Denn<br />
das tun sie, wenn sie mit der Signalfarbe<br />
rot dargestellt werden. Außerdem sollte<br />
man dabei bedenken, dass die öffentlichrechtlichen<br />
Medien vom Staat geleitet<br />
werden. Die Grünen haben erst seit den<br />
letzten Wahlen im Bundestag wieder<br />
mehr Entscheidungsrecht. Und die legen<br />
besonders Wert auf die Beendigung der<br />
Klimakrise. Das wirkt sich dann natürlich<br />
auch auf die Medien aus. Und das ist der<br />
wahre Grund, warum die Farben bzw. das<br />
Design geändert wurden. Meiner Meinung<br />
nach ist es definitiv eine Manipulation<br />
und sie führt berechtigt zu Kritik.<br />
<strong>PT</strong>: Was<br />
macht der<br />
ÖRR falsch?<br />
Sedlmeier:<br />
Was der<br />
ÖRR falsch<br />
macht, ist,<br />
dass deren<br />
Außenkommunikation<br />
einfach<br />
nicht klar<br />
ist. Die Sender<br />
sind reguliert<br />
und<br />
müssen<br />
sich mehr<br />
oder weniger<br />
in der Mitte der Meinungen aufhalten.<br />
Sie dürfen sich parteipolitisch<br />
weder zu weit rechts, noch zu weit links<br />
positionieren. Nichtsdestotrotz bleiben<br />
sie eine subjektive Berichtserstattung.<br />
Natürlich macht es den Eindruck künstlicher<br />
Panikmache, wenn von einem auf<br />
den anderen Tag die Farbskala der Temperaturkarte<br />
verändert wird, vor allem<br />
bei einer Veränderung von grün auf rot.<br />
Und wenn man im Vorhinein keine Hinweise<br />
auf diese Veränderung gegeben<br />
werden, wird den Sendern selbstverständlich<br />
Manipulation vorgeworfen<br />
und natürlich wird auch manipuliert,<br />
eben weil der ÖRR vom Staat gelenkt<br />
wird.<br />
<strong>PT</strong>: Was sind die Auswirkungen der vorgeworfenen<br />
Sabotage?<br />
Sedlmeier: Der Sabotage-Vorwurf bezüglich<br />
der Corona-Karten hat dem ÖRR<br />
bereits das Vertrauen vieler Zuschauer<br />
gekostet. Panik wurde dadurch weiter<br />
künstlich hervorgerufen und das ist jetzt<br />
auch wieder der Fall. Wenn dann rauskommt,<br />
dass es sich angeblich nur um<br />
eine Designveränderung handeln, verlieren<br />
die Zuschauer selbstverständlich<br />
weiter das Vertrauen in den ÖRR. Es gibt<br />
derzeit offensichtlich viel größere Probleme<br />
auf der Welt, da muss man nicht<br />
noch an weiteren Stellen dramatisieren<br />
und Panik hervorrufen.<br />
<strong>PT</strong>: Was sind die häufigsten Fehler der<br />
Außenkommunikation?<br />
Sedlmeier: Der häufigste Fehler ist definitiv<br />
Unklarheit. Das ist ja auch genau<br />
der Fehler, den der ÖRR begangen hat.<br />
Sie haben nicht klar kommuniziert, dass<br />
sie das Design verändert haben. Im besten<br />
Fall hätten sie das im Vorhinein tun<br />
sollten und nicht erst nach den Vorwürfen.<br />
Das erhöht die Unglaubwürdigkeit.<br />
Unehrlichkeit, Undurchsichtigkeit und<br />
kein Verständnis zeigen sind weitere<br />
Fehler, die sehr häufig begangen werden.<br />
<strong>PT</strong>: Wie kann man diese Fehler vermeiden?<br />
Sedlmeier: Genau mit den Gegenteilen<br />
davon, nämlich Klarheit, Transparenz,<br />
Ehrlichkeit und Verständnis. Storytelling<br />
betreiben, ist eine gute Möglichkeit, authentisch<br />
bei den Zuschauern rüberzukommen.<br />
Erzählt man wahre Geschichten<br />
- und dazu gehören auch negative<br />
- wirkt man nahbar und kann verstanden<br />
werden. Es erhöht die Glaubwürdigkeit<br />
und dadurch auch das Vertrauen zu den<br />
Zuschauern. Verständnis zeigen ist dabei<br />
auch ganz wichtig. Wenn man also authentisch<br />
auftritt und wahres Storytelling<br />
betreibt, ist man automatisch transparent<br />
für den Zuschauer. Sie können<br />
sich damit identifizieren.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>: Wie kann der ÖRR das Vertrauen<br />
der Zuschauer zurückgewinnen?<br />
Sedlmeier: Das einzige, was der<br />
ÖRR jetzt machen kann, ist einmal<br />
deutlich zu sagen, dass die Änderung<br />
des Designs ein Fehler war<br />
und dass sie damit keine Unsicherheiten<br />
beabsichtigen wollten.<br />
Ein authentischer Sprecher muss<br />
Stellung beziehen und die Fehler<br />
eingestehen. Am besten geeignet<br />
dafür ist der Leiter der Rundfunkanstalten.<br />
Gesteht er den Fehler<br />
ein, besteht die einzige Chance,<br />
dass Zuschauer dem ÖRR verzeihen<br />
können. Das ist ja dann genau<br />
das, was ich gerade meinte: Wahres<br />
Storytelling betreiben und Verständnis<br />
zeigen. Nur so kann der ÖRR das Vertrauen<br />
der Zuschauer zurückgewinnen.<br />
<strong>PT</strong>: Wie kann dem ÖRR zukünftig ein<br />
glaubwürdiger Auftritt gelingen, sodass<br />
sie nicht wieder das Vertrauen von Zuschauern<br />
verlieren? Was sollten sie an<br />
ihrer Außenkommunikation ändern?<br />
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Sedlmeier: Falls sie zukünftig noch einmal<br />
eine Designänderung irgendwelcher<br />
Karten vornehmen wollen, sollten sie<br />
sich zunächst einmal Gedanken darüber<br />
machen, wie das bei den Zuschauern ankommen<br />
könnte. Es ist kein Problem Designs<br />
zu ändern, doch ein Umschwung<br />
von grün auf rot ist nicht ratsam. Bei Temperaturkarten<br />
sollten die Farben einheitlich<br />
gehalten werden, auch wenn man<br />
das Design ändert. Generell sollte nichts<br />
unnötig in signalrot dargestellt werden,<br />
denn das löst nur Panik aus. Außerdem<br />
hätten sie, wie bereits erwähnt, im Voraus<br />
klar nach außen kommunizieren sollen,<br />
dass sie diese Änderung vornehmen werden.<br />
Sie sollten zukünftig transparent und<br />
ehrlich auftreten, klar und deutlich kommunizieren<br />
und Verständnis zeigen.<br />
<strong>PT</strong>: Was macht eine gute Außenkommunikation<br />
insgesamt aus?<br />
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© SCREENSHOTS: DOMINIK SEDLMEIER<br />
Sedlmeier: Die Außenkommunikation<br />
ist die wichtigste von<br />
allen, denn sie ist das, was die<br />
Gesellschaft als Erstes sieht. Man<br />
bekommt die Möglichkeit, sich so<br />
darzustellen, wie man gesehen<br />
werden möchte. Deswegen ist es<br />
umso wichtiger, seine Außenkommunikation<br />
angebracht zu gestalten.<br />
Eine Außenkommunikation<br />
sollte ehrlich und authentisch sein<br />
und vorrangig positive Vibes bei<br />
der Gesellschaft erzeugen. Doch<br />
es ist auch wichtig, auch mal Fehler<br />
eingestehen zu können und<br />
auch die Schattenseiten zu zeigen.<br />
Denn nur so kann man Verständnis<br />
erwarten sowie glaubwürdig<br />
und authentisch erscheinen. •<br />
Dominik Sedlmeier<br />
Über den Interviewpartner<br />
ist CEO der PR-Agentur El<br />
Clasico Media GmbH und<br />
Experte in den Bereichen<br />
Kommunikation, Marketing<br />
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21<br />
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in Jurys, Servicestellen, Beiräten und<br />
anderen Gremien. Einer davon ist Prof. Dr.<br />
Norbert Zdrowomyslaw von der Hochschule<br />
Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern),<br />
Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung und Träger der<br />
Goldenen Ehrennadel der Stiftung. Seit vielen<br />
Jahres arbeitet er aktiv und erfolgreich<br />
im Mittelstands- und Standortmarketing, so<br />
dass sich das bundesweite „Netzwerk der<br />
Besten“ und das Netzwerk der regionalen<br />
Akteure gegenseitig ergänzen. Im Folgenden<br />
präsentiert er die jüngsten Ergebnisse seiner<br />
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Mittelstandes“<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Gesellschaft, Wertewandel der Konsumenten<br />
u.v.m. sind globale Megatrends,<br />
die Veränderungsprozesse weltweit hervorrufen<br />
(siehe Abbildung 1). Spätestens<br />
die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg<br />
haben das Bewusstsein der Menschheit<br />
noch mehr dafür geschärft (Lieferkettenproblematik),<br />
dass einerseits die Welt ein<br />
Dorf geworden ist und andererseits regionale<br />
Standortfragen mehr in den Fokus<br />
zu rücken sind.<br />
Regionales Handeln in den Bereichen<br />
Abwanderung in den ländlichen Regionen,<br />
Arbeitskräftesicherung, Unternehmensnachfolge,<br />
Arbeitgeberattraktivität,<br />
Lieferketten- und Wertschöpfungspartnerschaften,<br />
Energieversorgung sichern,<br />
Netzwerke und Kooperationen fördern<br />
und Stärken bündeln und eine noch intensivere<br />
Standortvermarktung ist angesagt.<br />
In Anbetracht des globalen, internationalen<br />
und nationalen Wettbewerbs<br />
der Standorte um Investoren, Touristen,<br />
Arbeitskräfte und neue Einwohner gewinnt<br />
das Standortmarketing auf allen<br />
Ebenen wie dem Landes-, Regional- und<br />
Unternehmensmarketing an Bedeutung.<br />
Dies bedeutet u.a. für das Land Mecklenburg-Vorpommern:<br />
Die Kommunikation<br />
zwischen den Regionalakteuren im Land<br />
ist weiterzuentwickeln und die strategischen<br />
Netzwerke und Kooperationen<br />
sowie Clusterbildung sind zu fördern, um<br />
die Standortentwicklung Mecklenburg-<br />
Vorpommerns weiter voranzutreiben.<br />
Einen Beitrag dazu könnte die im Koalitionspapier<br />
von MV festgeschriebene und<br />
geplante „Zukunftsagentur MV“ leisten.<br />
Mit dem Thema Standort und Mittelstand<br />
beschäftigt sich Prof. Dr. Norbert<br />
Zdrowomyslaw, seit er 1992 seine Professur<br />
an der Stralsunder Fachhochschule<br />
aufnahm. Dabei betrachtet er das Lehrund<br />
Forschungsprojekt „Standort- und<br />
Mittelstandsoffensive MV“ als Dachprojekt<br />
für zahlreiche praxisnahe Projekte<br />
und Veröffentlichungen. Die Ergebnisse<br />
werden regelmäßig der Öffentlichkeit<br />
präsentiert. So erscheint regelmäßig ein<br />
Beitrag des Teams von Prof. Dr. Zdrowomyslaw<br />
im Vorpommern <strong>Magazin</strong>. Allein<br />
in den letzten vier Jahren sind sechs Bücher<br />
des Projektteams vom MV Verlag &<br />
Marketing GmbH mit dem Fokus MV und<br />
Regionalwirtschaft verlegt worden. Das<br />
kürzlich erschiene Buch trägt den Titel<br />
„Management des Standortmarketings<br />
von Wirtschafts- und Lebensräumen.<br />
Raumplanung, Standortentwicklung und<br />
Regionalmarketing am Beispiel Mecklenburg-Vorpommern“.<br />
In der Regel handelt<br />
es sich um Gemeinschaftsveröffentlichungen,<br />
bei denen Studierende und Regionalakteure<br />
als Autoren mitwirken.<br />
In den Projekten und Publikationen werden<br />
die globalen, vor allem aber die regionalen<br />
und lokalen Herausforderungen<br />
thematisiert. Zentrales Ziel des Projektteams<br />
ist, die Sichtbarkeit von Mecklenburg-Vorpommern<br />
als attraktiven Lebens-,<br />
Wirtschafts- und Urlaubsstandort<br />
national und international zu erhöhen.<br />
Am 9. August <strong>2022</strong> stellte das Projektteam<br />
von Prof. Dr. Norbert Zdrowomyslaw<br />
in Greifswald unter dem Titel<br />
„Standortmarketing ist unabdingbar!“<br />
das seit Jahren laufende Dachprojekt<br />
„Standort- und Mittelstandsoffensive MV“<br />
und das neue Buch vor. Im Buch präsentieren<br />
38 Regionalakteure die verschiedenen<br />
Facetten des Standortmarketings<br />
in Beiträgen. Den rund 80 Teilnehmern<br />
wurden spannende Kurz-Vorträge geboten.<br />
Anschließend konnten die Gäste in<br />
lockerer Atmosphäre bei einem Imbiss<br />
Gespräche führen. Moderiert wurde die<br />
Veranstaltung von den Projektmitgliedern<br />
und Ko-Autoren des Buches Christian<br />
Wulf, Julius Heine und Tobias Marschall.<br />
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22 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
23<br />
© CHRISTIAN RÖDEL<br />
Der Hausherr Dr. Wolfgang<br />
Blank Präsident<br />
der IHK Neubrandenburg<br />
für das östliche<br />
MV und Geschäftsführer<br />
der Witeno<br />
GmbH hob zum einen<br />
die Wichtigkeit der<br />
Vernetzung von Regionalakteuren<br />
hervor<br />
und zum anderen<br />
wies er auf die regionalwirtschaftliche<br />
Bedeutung von Co-<br />
Working und ähnlichen Aktivitäten hin.<br />
Autorenteam des Buches<br />
Reinhard Meyer, Minister für Wirtschaft,<br />
Infrastruktur, Tourismus und Arbeit MV,<br />
wies in einer Videobotschaft auf die<br />
Besonderheiten und Vorzüge Mecklenburg-Vorpommerns<br />
als Wirtschafts- und<br />
Innovationsstandort hin. Prof. Dr. Norbert<br />
Zdrowomyslaw stellte die Ziele<br />
des Projekts Standort- und Mittelstandsoffensive<br />
MV und das Buch vor. Peter<br />
Kranz, Leiter Landesmarketing MV in der<br />
Staatskanzlei des Landes Mecklenburg-<br />
Vorpommern fokussierte die Ansprüche,<br />
die mit der Botschaft „MV tut gut.“ verbunden<br />
sind.<br />
Thomas Lenz, Büroleiter Parlamentarischer<br />
Staatssekretär für Vorpommern,<br />
betonte: „Aus der Zusammenstellung<br />
von 161 Besonderheiten Mecklenburg-<br />
Vorpommerns, die Prof. Zdrowomyslaw<br />
und sein Team 2019 unter dem Motto<br />
‚Hat sonst keiner‘ veröffentlicht haben,<br />
wissen wir: Standortfaktoren sind nicht<br />
(nur) naturgegeben. Es bedarf der Stärkung<br />
der Standortattraktivität Vorpommerns<br />
durch Infrastrukturprojekte.“<br />
Sabine Lauffer, Geschäftsführerin WMSE<br />
GmbH – Die Wirtschaftsförderung des<br />
Landkreises Mecklenburgische Seenplatte,<br />
zeigte die vielfältigen Facetten<br />
und Instrumente der regionalen und<br />
kommunalen Vermarktung von Regionen<br />
und Standorten auf. Dabei wird<br />
die Außendarstellung<br />
dann besonders erfolgreich<br />
sein, wenn<br />
wir unseren USP als<br />
eine Region und branchenbezogen<br />
in die<br />
Öffentlichkeit tragen,<br />
betonte Jarste Weuffen,<br />
Geschäftsführerin der<br />
Marketinggesellschaft<br />
der Agrar- und Ernährungswirtschaft<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
e.V.<br />
Rolf Seelige-Steinhoff, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter Seetel Hotel GmbH<br />
& Co. Betriebs KG, unterstrich in seinem<br />
Vortrag, dass Unternehmensmarketing<br />
ein Leistungsversprechen ist, das von<br />
den Anspruchsgruppen eingefordert<br />
werden kann. Und Torsten Grundke, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter MEDIA<br />
MARKT TV-HiFi-Elektro GmbH Stralsund<br />
und Vizepräsident der Industrie- und<br />
Handelskammer zu Rostock, hob hervor:<br />
„Arbeitskräftesicherung ist ein wichtiger<br />
Beitrag der Unternehmens- und Regionalentwicklung.<br />
Zufriedene Mitarbeiter<br />
sind entscheidender Marketing- und Erfolgsfaktor<br />
für das Unternehmen.“<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Anja Schurich, Geschäftsführerin Rehaform<br />
GmbH & Co. KG, machte deutlich,<br />
dass zu einer guten regionalen Standortentwicklung<br />
und -verflechtung vor<br />
allem eine nachhaltige Personalpolitik<br />
zählt. David Kayser, Klinikgeschäftsführer<br />
HELIOS Hanseklinikum Stralsund GmbH,<br />
setzte folgenden Fokus: „Mit Tradition<br />
überzeugen! Arbeitgebermarketing ist<br />
nur erfolgreich, wenn es auf mehreren<br />
Ebenen gelebt wird. Es gibt nicht den einen<br />
Königsweg, sondern es braucht abgestimmte<br />
Initiativen angepasst an die<br />
regionalen Bedarfe und Besonderheiten.“<br />
Carsten Richter, Vorstand Wohnungsgenossenschaft<br />
„Rugard“ Bergen eG<br />
betonte, dass die Wohnungsgenossenschaft<br />
vorwiegend regional agiert,<br />
sowohl bezüglich der Zielgruppe, als<br />
auch der für das Unternehmen tätigen<br />
Dienstleister. Dr. Andreas Dikow, Vice<br />
President Operations Webasto Thermo<br />
& Comfort SE, zeigte die Bedeutung des<br />
Industriemarketings für Mecklenburg-<br />
Vorpommern als Promotor beim Ausbau<br />
nachhaltig-produktiver und flexibler industrieller<br />
Wertschöpfungsstrukturen<br />
auf.<br />
Mathias Schilling, Landwirt und Inhaber<br />
Schillings Gasthof aus Schaprode<br />
und weiterer kleinerer Betriebe, hob die<br />
Bedeutung der Zusammenarbeit von<br />
Stadt, Land und Hof hervor. Die Standorterweiterung<br />
ländlicher Akteure und<br />
Lieferketten- und Wertschöpfungspartnerschaften<br />
im urbanen Raum ist Marketinginstrument<br />
und Regionalentwicklung<br />
zugleich.<br />
Stimmen der Konferenz-Teilnehmer<br />
zum Thema Standortmarketing<br />
„‘Management des Standortmarketings‘<br />
so lautet der neueste Buchtitel des Autorenteams<br />
unter der Leitung von Prof.<br />
Dr. Norbert Zdrowomyslaw. Wer das<br />
Buch noch nicht gelesen hat, hat spätestens<br />
nach der Präsentation des Buches<br />
festgestellt, wie unterschiedlich der Begriff<br />
„Standortmarketing“ interpretiert<br />
wird. Wie komplex das Management<br />
zwischen den Stakeholdern im Standortmarketing<br />
sein kann, wird informativ im<br />
Buch beschrieben.“ Stefan Suckow, Geschäftsführer<br />
Axiom Nord GmbH.<br />
„So wie Makro- und Mikroökonomie einander<br />
beeinflussen, gilt ein ähnlicher<br />
Zusammenhang für die Globalisierung u<br />
Scan mich<br />
PREISTRÄ GER<br />
Großer Preis des<br />
MITTELSTANDES
24 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
25<br />
und die Regionalisierung.<br />
Ein erfolgreiches<br />
Regionalmarketing<br />
und die<br />
Entwicklung regionaler<br />
Faktoren bilden<br />
die Basis für Erfolge<br />
im nationalen<br />
und internationalen<br />
Wettbewerb. Dies<br />
gilt für den Tourismus<br />
wie auch für<br />
andere Wirtschaftsbereiche.“<br />
Knut<br />
Schäfer, Weiße Flotte<br />
GmbH Stralsund.<br />
„Das Standortmarketing<br />
schafft den<br />
perfekten Nährboden<br />
für Forschung Auditorium der Veranstaltung<br />
aus MV. Gerade hinsichtlich<br />
neuer Technologien im Bereich<br />
der Energiewende ist die selbstbewusste<br />
Darstellung aller Standortvorteile fundamental.<br />
Zusammen mit dem Leibniz-<br />
Institut für Katalyse und vielen anderen<br />
Akteuren erforscht die SIT neueste Technologien<br />
hin zu einer wasserstoffbasierten<br />
Wirtschaft. Das Ziel ist das heimische<br />
Potential zu entfalten, um einen Hightech-Standort<br />
MV zu etablieren. Mit dieser<br />
Vision sollen langfristig Arbeitsplätze<br />
geschaffen und nachhaltig die Zukunft<br />
nächster Generationen gesichert werden.“<br />
Dr. Peter Sponholz, Geschäftsführer<br />
Sponholz Institut für Technologie GmbH.<br />
„Gutes Standortmarketing fängt mit attraktiven<br />
Hochschulen an.“ Prof. Dr. Claudia<br />
Danker, Hochschule Stralsund.<br />
„Eine der zentralsten und größten<br />
wirtschaftlichen Herausforderungen<br />
dieses Jahrzehnts, die der Politik, der<br />
Öffentlichkeit und vor allem den Unternehmer:innen<br />
bewusst werden muss, ist<br />
die Unternehmensnachfolge durch den<br />
Generationenwechsel. Die BMV, das Land<br />
MV, die Industrie- und Handelskammern<br />
sowie die Handwerkskammern haben<br />
ein Kooperationsprojekt, die NACHFOL-<br />
GEZENTRALE MV, initiiert, welches abgebende<br />
Unternehmer und potentielle<br />
Nachfolger zusammenbringt. Dabei<br />
geht es um den Erhalt des Lebenswerkes<br />
der Unternehmer, die Zukunft der Mitarbeiter<br />
und den Ausbau der wirtschaftlichen<br />
Infrastruktur.“ Dr. Thomas Drews,<br />
Geschäftsführer Bürgschaftsbank GmbH<br />
Mecklenburg-Vorpommern.<br />
„Landurlaub = Urlaub auf dem Lande.<br />
Standortmarketing bedeutet für unsere<br />
Akteure Wahrnehmung der besonderen<br />
touristischen Aspekte der ganzen regionalen<br />
Vielfalt. Von Urlaub auf dem Bauernhof<br />
bis zu den besonderen Angeboten<br />
der vielen Hofläden mit regionalem Bezug.<br />
Dabei die Gästezufriedenheit einen<br />
herausgehobenen Stellenwert.“ Dietmar<br />
Eifler, Vorstand Fachverband Landurlaub.<br />
„Die Schaffung einer starken Marke in<br />
der Region für die Region mit exklusiven<br />
Produkten sollte der Anspruch eines jeden<br />
Mittelständlers sein.“ Guido Krüger,<br />
Stralsunder Möbelwerke GmbH.<br />
„Standortmarketing bedeutet, Leistungen<br />
müssen sichtbar sein und zu den Mietern<br />
und Partnern kommuniziert werden.<br />
Mit mehr als 7.100 Wohnungen und über<br />
8.500 Mitgliedern ist die Wohnungsbau-<br />
Genossenschaft Greifswald eG (WGG)<br />
die größte und traditionsreichste Wohnungsgenossenschaft<br />
in Vorpommern.<br />
… Die WGG hat einen eigenen Nachbarschaftsverein<br />
gegründet, in dem Dutzende<br />
engagierte Menschen ehrenamtlich<br />
Nachbarschaftshilfe leisten, und<br />
organisiert in ihren Gemeinschaftsräumen<br />
jährlich über 350 Veranstaltungen.<br />
Zusätzlich unterstützt die WGG mehrere<br />
© CHRISTIAN RÖDEL<br />
Sportvereine der Region.<br />
Mit ihrem breiten<br />
Engagement<br />
setzt die Genossenschaft<br />
ein klares Zeichen<br />
für eine hohe<br />
Lebensqualität in<br />
der Universitätsund<br />
Hansestadt<br />
Greifswald. Klaas<br />
Schäfer, Vorstand<br />
Wohnungsbau-<br />
Genossenschaft<br />
Greifswald eG.<br />
„Damit die Bekanntheit<br />
und das Image<br />
unseres Erlebnis-<br />
Bauerhofes erhöht<br />
wird und die<br />
Zielgruppen und<br />
Kunden uns wahrnehmen,<br />
nutzen wir verschiedene Kommunikationsplattformen<br />
sowie die Presse<br />
und Medien (z.B. in Werbeanzeigen<br />
in Broschüren und Zeitschriften, Radiowerbung<br />
und auch das Fernsehen), nehmen<br />
an Messen teil (z.B. Präsenz auf der<br />
Internationalen Grünen Woche in Berlin)<br />
u.v.m. Die beste Werbung und Präsenz<br />
unseres Unternehmens in der Öffentlichkeit<br />
ist jedoch, wenn unsere Kunden<br />
zufrieden sind und in den Medien über<br />
uns positiv berichtet wird.“ Holger Kliewe,<br />
Inhaber Erlebnis-Bauernhof Kliewe.<br />
„Ich habe vor 48 Jahren den Jackpot geknackt.<br />
Ich bin in M-V (Rostock) geboren,<br />
habe in Stralsund studiert. Danke<br />
Prof. Z.!!! Und arbeite seitdem in einem<br />
Lebensraum mit Potenzial, Menschen<br />
und Visionen und bin stolz mit Leidenschaft<br />
und positiver Energie meine<br />
Mitarbeiter:innen anzuspornen, dass<br />
es auf die Leistung und Überzeugung<br />
eines jeden Einzelnen ankommt. Wir<br />
sind M-V!“ Patricia Huber: Geschäftsführerin,<br />
Universität Rostock Service<br />
GmbH.<br />
„Standortmarketing wird geboren in den<br />
Köpfen visionärer Vordenker. Wahrlich<br />
gelebt wird es aber erst, wenn es die<br />
Herzen der Menschen erreicht. Wer also<br />
ist für erfolgreiches Standortmarketing<br />
verantwortlich? Die Antwort ist einfach:<br />
alle!“ Prof. Dr. Heiko Auerbach, Hochschule<br />
Stralsund. •<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong>
26 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
Hauptsponsor<br />
GROSSER PREIS<br />
DES MITTELSTANDES<br />
ZU NEUEN HORIZONTEN<br />
KOLUMNE<br />
Warum sich neue<br />
Horizonte lohnen<br />
27<br />
Kartenbestellung<br />
per Fax: 0341 24061-66, e-Mail: info@op-pt.de,<br />
Shop – shop.mittelstandspreis.com/karten/<br />
oder Bestellcoupon einsenden an:<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung | Melscher Str. 1 | 04299 Leipzig<br />
17. SE<strong>PT</strong>EMBER <strong>2022</strong> – MARITIM HOTEL WÜRZBURG<br />
Preisverleihung für Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen<br />
und die Wettbewerbsregionen Sachsen, Berlin/Brandenburg<br />
160,– zzgl. MwSt. je Karte<br />
*Zimmerreservierung unter: Tel. 0931 3053-830<br />
24. SE<strong>PT</strong>EMBER <strong>2022</strong> – MARITIM HOTEL DÜSSELDORF<br />
Preisverleihung für Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz/Saarland,<br />
Niedersachsen/Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg<br />
und die Wettbewerbsregionen Sachsen-Anhalt,<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
QR-Code scannen,<br />
Karten bestellen!<br />
Anzahl:<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1 • 2 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Es heißt, wir müssten etwas mindestens<br />
sieben Mal hören, um es uns zu merken.<br />
Vokabeln im Fremdsprachenunterricht<br />
zum Beispiel. Aber wir alle wissen: Das,<br />
was wichtig war, was unter die Haut ging,<br />
das braucht nur Sekunden gedauert zu<br />
haben und wir vergessen es unser Leben<br />
lang nicht. Zum Beispiel der Abend mit<br />
dem ersten Kuss. Der erste Auftrag als<br />
Unternehmer. Die erste Gala zur Preisverleihung<br />
„Großer Preis des Mittelstandes“<br />
mit dem anschließenden Mittelstands-<br />
Ball.<br />
Unternehmer erinnern sich gut an das<br />
in der Vergangenheit Erlebte, weil damit<br />
wichtige Lernerfahrungen verbunden<br />
waren. Lektionen des Lebens. Prägende<br />
Ereignisse, die unser Denken und Fühlen<br />
seitdem beeinflussen.<br />
Aber dabei blicken wir dennoch immer<br />
nach vorn. Wir lernen aus der Vergangenheit,<br />
um unsere Gegenwart so zu gestalten,<br />
dass unsere Zukunft erstrebenswert<br />
bleibt. Und wenn wir nichts für unsere<br />
Zukunft tun – wer sollte es denn dann<br />
tun?<br />
Max Raabe brachte es 1996 auf den<br />
Punkt: „Kein Schwein ruft mich an. Keine<br />
Sau interessiert sich für mich. Doch<br />
liegt es nicht an mir, ich zahle monatlich<br />
die Telefongebühr.“ Es reicht eben<br />
nicht, die Telefongebühr zu zahlen. Oder<br />
Steuern. Oder Leasingraten. Oder Löhne.<br />
Oder Portokosten. Damit die <strong>Ausgabe</strong>n<br />
nicht umsonst waren, sondern am Ende<br />
des Tages wieder Einnahmen generieren,<br />
muss man seinen Kopf anstrengen. Und<br />
die Köpfe des Teams. Man muss sich Ziele<br />
setzen. Und man muss Maßnahmen<br />
planen, um diese Ziele zu erreichen. Und<br />
dann muss man die Maßnahmen umsetzen.<br />
Und das geht häufig genug nur mit<br />
Schwierigkeiten und Widerstand.<br />
Deshalb ist das Motto „ZU NEUEN HORI-<br />
ZONTEN“ so passend für ein verrücktes<br />
Jahr wie <strong>2022</strong>. Zum dritten Mal in Folge<br />
Coronamaßnahmen zu befürchten und<br />
wir leiden unter Ukrainekrieg, Sanktionen,<br />
Energiekrise, Inflation und Fachkräftemangel.<br />
Aber um so mehr kommt<br />
es auf den unternehmerischen Mittelstand<br />
an. Denn ob es in unserem Lande<br />
auch künftig Arbeitsplätze, Wohlstand<br />
und Zukunft gibt, haben wir Unternehmen<br />
zwar nicht allein in der Hand, aber<br />
wir können dazu beitragen.<br />
Willkommen zu den diesjährigen Galaabenden<br />
zur Preisverleihung „Großer<br />
Preis des Mittelstandes“!<br />
Ihre Petra Tröger<br />
160,– zzgl. MwSt. je Karte<br />
*Zimmerreservierung unter: Tel. 0211 5209-1456<br />
Anzahl:<br />
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22. OKTOBER <strong>2022</strong> – MARITIM HOTEL BONN<br />
Bundesball – Verleihung der Sonderpreise<br />
170,– zzgl. MwSt. je Karte<br />
*Zimmerreservierung unter: Tel. 0228 8108-777<br />
Anzahl:<br />
Name, Vorname<br />
Firma<br />
Anschrift<br />
Telefon-Nr.<br />
Ort/Datum<br />
Unterschrift<br />
WIR ENTWICKELN DIE<br />
ENERGIE DER ZUKUNFT<br />
Mit unseren innovativen Technologien zur Wasserstofftechnik<br />
helfen wir mit, die Energie der Zukunft<br />
zu erschliessen. Ob mit unseren modularen Wasserstofftankstellen,<br />
Power-2-Gas Systemen oder<br />
unseren Lösungen im Home-Power-Bereich, wir<br />
arbeiten daran, dass unsere Zukunft nachhaltiger<br />
und sauberer wird.<br />
Dabei folgen wir immer unserem Firmenmotto<br />
„Wir schaffen Mehrwerte für Mensch und Umwelt“.<br />
* Die Reservierung der Hotelzimmer erfolgt nur direkt bei den Maritim Hotels bis<br />
spätestens vier Wochen vor der Veranstaltung.<br />
(Kennwort: „Großer Preis des Mittel standes“)<br />
www.sera-web.com
28 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
WERBLICHE INFORMATION<br />
29<br />
Nachhaltigkeit<br />
zahlt sich aus<br />
Viele Mittelständler beklagen die hohe Regulierungsflut, die sie neben<br />
allen anderen aktuellen Herausforderungen zu bewältigen haben. Jetzt<br />
sollen sie noch ihr nachhaltiges Engagement detailliert belegen. Doch<br />
genau darin verbergen sich auch Chancen für die, die sie erkennen und zu<br />
nutzen wissen.<br />
Ende Juli hat auch die Europäische<br />
Zentralbank mit einem unerwartet deutlichen<br />
Signal den Kampf gegen die Inflation<br />
aufgenommen und den Leitzins von 0<br />
auf 0,5 Prozent angehoben. Die EZB folgt<br />
damit anderen Notenbanken, die diesen<br />
Weg schon vor Monaten eingeschlagen<br />
haben. Signal an die Wirtschaft: Die<br />
Zinsen steigen. Das trifft Unternehmen,<br />
deren Finanzierung teurer wird. Nicht<br />
genug: Mit dem Zinsschock geht ein Konjunkturschock<br />
einher. Unter den Folgen<br />
der Corona-Pandemie und des Krieges in<br />
der Ukraine leidet die Wirtschaft vielfach.<br />
Lieferketten-Engpässe verteuern und verzögern<br />
die Produktion. Rohstoffpreise explodieren.<br />
Und selbst wenn ein Unternehmen<br />
alles für die Produktion hat, fehlen<br />
die Fachkräfte.<br />
Es ist indes nicht das erste Mal, dass<br />
sich der Horizont eintrübt. Mittelständler,<br />
unter ihnen seit Generationen erfolgreiche<br />
Unternehmen, kennen gute und<br />
schlechte Zeiten und wissen damit umzugehen.<br />
Der Mittelstand leidet natürlich<br />
wie alle Wirtschaftssegmente unter den<br />
Belastungen. Aber viele starke Unternehmen<br />
arbeiten sich immer wieder erstaunlich<br />
gut aus Krisen heraus und gehen oft<br />
sogar noch gestärkt daraus hervor. Während<br />
der Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise<br />
von 2008 bis 2012 zum Beispiel<br />
haben stabile Mittelständler ihre Eigenkapitalbasis<br />
verstärkt, neue Finanzierungsinstrumente<br />
genutzt und so ihre Passivseite<br />
breit aufgestellt.<br />
Mittelständler denken langfristig<br />
Einer der zentralen Gründe für diese Resilienz,<br />
die Widerstandskraft: Mittelständler<br />
– wie gesagt, oft seit Generationen in ihren<br />
Märkten aktiv – sind grundsätzlich nachhaltig<br />
ausgerichtet. Sie wollen vor allem<br />
den Fortbestand des Unternehmens sichern.<br />
Und sie wissen: Dies erreichen sie<br />
nur, wenn sie nachhaltig wirtschaften,<br />
wenn sie ihre Mitarbeiter fördern und deren<br />
Arbeitsplätze nach Möglichkeit erhalten,<br />
wenn sie die Beziehungen zu Kunden<br />
und Lieferanten pflegen und schonend,<br />
kostensparend Ressourcen und Rohstoffe<br />
einsetzen.<br />
Damit unterscheiden sich Mittelständler<br />
von vielen Großkonzernen, bei<br />
denen die schnelle Rendite und das zügige<br />
Wachstum im Vordergrund stehen.<br />
Und damit erweisen sie sich häufig als<br />
erfolgreicher. So konnten viele von ihnen<br />
beim ersten Anziehen der Wirtschaft<br />
nach den Corona-Lockdowns auf Mitarbeiter<br />
setzen, die noch an Bord waren, und<br />
an Kunden- und Lieferantenbeziehungen<br />
anknüpfen, die sie nicht gekappt hatten.<br />
Mittelständler erweisen sich so als die<br />
Schnellboote der Wirtschaft, zumal sie<br />
kürzere Entscheidungswege haben und<br />
eigenverantwortliche Firmenlenker das<br />
Steuerrad in der Hand haben.<br />
Die Unternehmer müssen sich nun<br />
aber zugleich mit einem weiteren Thema<br />
auseinandersetzen, das sie zunehmend<br />
als große Belastung spüren: Die Regulierung<br />
ufert immer weiter aus. Nach der<br />
Finanzmarktregulierung – Stichworte<br />
MiFID I und II oder Basel I bis IV –, die die<br />
Finanzierungsspielräume der Unternehmen<br />
einengen, rücken vermehrt Regelungen<br />
zur Nachhaltigkeit in den Fokus.<br />
Der Klimawandel, der sich immer spürbarer<br />
auswirkt, erhöht den Druck.<br />
Zahlreiche Regelwerke dazugekommen<br />
Bekannt sind die ESG-Regeln (Environmental,<br />
Social, Governance, also Umwelt,<br />
Soziales, Unternehmensführung). Jetzt<br />
müssen Unternehmen auch die EU-Taxonomieverordnung<br />
beachten, um ihren<br />
Beitrag zur Erreichung von Klimazielen<br />
anhand einer Vielzahl von Kriterien nachzuweisen.<br />
Dazu kommen Anpassungen<br />
in der Finanzmarktregulierung MiFID II<br />
und nicht zuletzt die EU-Offenlegungsverordnung,<br />
die hohe Transparenz-Anforderungen<br />
stellt. In der Gesellschaft und<br />
von vielen Investoren wird zudem darauf<br />
geachtet, ob Unternehmen die 17 nachhaltigen<br />
Entwicklungsziele der Vereinten<br />
Nationen (Sustainable Development<br />
Goals, SDG) berücksichtigen.<br />
Gerade Unternehmer, die nachhaltig<br />
denken, verstehen oft diese von ihnen<br />
als Regulierungswut wahrgenommenen<br />
Anforderungen nicht. Das ganze Regelungsdickicht<br />
erhöhe den Verwaltungsaufwand<br />
und belege doch nur, was die<br />
© PIQSELS.COM | JUKIK<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Unternehmen ohnehin tun: eben nachhaltig<br />
wirtschaften. Aber genau hier liegt<br />
eine Chance: Unternehmen können die<br />
Nachhaltigkeit aller Aktivitäten, Prozesse<br />
und Strukturen dokumentieren und damit<br />
transparent machen. Transparenz ist<br />
ein Schlüsselwort. Sie wird nicht nur von<br />
den Regulierern und Aufsichtsbehörden<br />
gefordert, sondern auch von Geldgebern<br />
und Kunden. Die Menschen wollen<br />
wissen, ob ein Unternehmen verantwortungsvoll<br />
handelt, und Investoren brauchen<br />
die Nachweise, um ihrerseits die<br />
Nachhaltigkeit ihrer Investments belegen<br />
zu können, ebenso Finanzberater, die von<br />
Anlegern nach nachhaltigen Geldanlagen<br />
gefragt werden. Je<br />
besser Unternehmen<br />
nachweisen<br />
können, dass sie<br />
nachhaltig wirtschaften,<br />
desto<br />
mehr stärken sie<br />
heute ihre Marktposition.<br />
Investoren achten<br />
auf Nachhaltigkeit<br />
Und außerdem<br />
finden sie während der Dokumentationsprozesse<br />
mehr als einmal weiteres<br />
Optimierungspotenzial, können sich<br />
noch besser im Markt positionieren, ihre<br />
Geschäftsmodelle schärfen, Produkte verbessern.<br />
Nicht zuletzt deswegen achten<br />
die Anleihespezialisten der KFM Deutsche<br />
Mittelstand AG bei der Auswahl von<br />
Mittelstandsanleihen für ihre Fonds, den<br />
Deutschen Mittelstandsanleihen FONDS<br />
und den Europäischen Mittelstandsanleihen<br />
FONDS, seit jeher auf Nachhaltigkeitskriterien.<br />
Seit 2018 berücksichtigt das<br />
Fondsmanagement explizit ESG-Kriterien.<br />
Da die KFM selbst wiederum vor ihren<br />
Investoren – unter ihnen Stiftungen oder<br />
Pensionsfonds, aber auch Privatanleger<br />
– die Nachhaltigkeit des Anleihen-Portfolios<br />
zeigen will, belegen nicht nur die<br />
Spezialisten des Fondsinitiators mit ihren<br />
ausgefeilten Analysen die Qualität der<br />
Papiere. Die KFM arbeitet darüber hinaus<br />
mit der Agentur imug | rating zusammen,<br />
die zu den tonangebenden deutschen<br />
Nachhaltigkeits-Ratingagenturen zählt.<br />
„Mittelständler –<br />
wie gesagt, oft seit<br />
Generationen in ihren<br />
Märkten aktiv –<br />
sind grundsätzlich<br />
nachhaltig ausgerichtet.“<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 3-4 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 3-4 <strong>2022</strong><br />
len. Die Förderung ließe sich kurzfristig<br />
steigern. Es braucht beherzte Entscheidungen<br />
der Politik, die vorhandenen<br />
Ressourcen Die Bewertungen zu heben der und Agentur zu nutzen. fließen<br />
in die Auswahl- und Überwachungsprozesse<br />
ein. Erfüllt müssen ein Unternehmen sich behaupten wäh-<br />
Unternehmen<br />
In rend diesem der Anleihen-Laufzeit nun durch Pandemie die gesetzten und<br />
Krieg ESG-Standards veränderten nicht Umfeld mehr, wird zeigt die sich, Anleihe<br />
verkauft. Unternehmen Jährlich prüft krisenfest die Agentur auf-<br />
welche<br />
gestellt zudem das sind Anleihen-Portfolio – oder ob sie, wie es der heute KFM<br />
auch und hat heißt es erst – resilient kürzlich sind. wieder Ob als sie neutral also<br />
über bis positiv Ressourcen und als verfügen, nahezu Krisen frei von standhaft<br />
Risiken zu klassifiziert bewältigen und damit vielleicht den sogar Deut-<br />
ESGfüschen<br />
ihre Mittelstandsanleihen Stärkung zu nutzen. FONDS Gefragt als<br />
sind geeignet die Eigenschaften, für nachhaltigkeitsorientierte<br />
mit denen sich<br />
der Anleger Mittelstand eingestuft. ohnehin auszeichnet:<br />
nachhaltiges, langfristig orientiertes<br />
Wirtschaften, Erfolg bestätigt an das Werten Engagement orientierter<br />
Umgang Transparenz mit ist Mitarbeitern, auch der KFM Kunden wichtig, und<br />
Lieferanten und solide damit Geschäftsmodelle. Anleger<br />
wissen, worin sie<br />
Gute Chancen haben investieren. Unternehmen, Die<br />
die über eine Marktmacht Prüfergebnisse<br />
verfügen, mit<br />
der sie Kostensteigerungen werden weitergeben ebenso<br />
wie die finden Käufe<br />
können. Gerade im Mittelstand<br />
sich Unternehmen, die und in ihren Verkäufe Spezialmärkten<br />
als Hidden Champions Anleihen umfas-<br />
diese<br />
von<br />
Preisdurchsetzungsmacht send haben. und Natürlich<br />
gibt es je nach Markt kommuniziert. und Branche Für<br />
stetig<br />
Unterschiede. Werden Produkte ihre Transparenz dringend<br />
benötigt zum Beispiel für der die Kommunikation<br />
des hat Grundbe-<br />
die Wirt-<br />
Versorgung<br />
der Menschen mit Artikeln<br />
darfs oder als Vorprodukte schaftsprüfungs-<br />
gesellschaft Produktion, Steuerberatungsgesellschaft<br />
haben die Unterneh-<br />
in der industriellemen<br />
Rödl eine & Partner stärkere der Position KFM bereits als in zwei Märkten Mal<br />
mit in Folge Produkten, die Auszeichnung die derzeit als „Transparenter<br />
verzichtbar<br />
angesehen Bulle“ verliehen. werden, etwa Luxusartikel.<br />
Und Einige wie Mittelständler bei Produktionsunternehmen<br />
stellt günstigere sich auch Energiepreise im Investment-Be-<br />
durch Ter-<br />
hatten sich<br />
zuvor<br />
mingeschäfte reich heraus: Wer gesichert nachhaltig oder wirtschaftet,<br />
bereits größere<br />
hat Erfolg. Mengen Der gekauft Deutsche und Mittelstandsanleihen<br />
schlagen FONDS hat höhere seinen Preise Anlegern verzögert seit<br />
gelagert. Bei<br />
ihnen<br />
zu Auflage Buche. im Manche Jahr 2013 Unternehmen mehr als vier Prozent profitieren<br />
Ausschüttungsrendite sogar von den Entwicklungen, pro Jahr erwirtschaftet.<br />
Energieproduzenten Das findet im Markt Beachtung. und ihre<br />
zum<br />
Beispiel<br />
Zulieferer Das Research- oder Firmen und Investmenthaus der Nahrungsmittelproduktion.<br />
hat den Fonds in Stabil diesem durch Jahr die zum unruhi-<br />
fünf-<br />
GBC<br />
gen ten Fahrwasser Mal in Folge kommen zum „Fonds vor allem Champion“ Unternehmen<br />
gekürt und mit zum breiter Kauf Diversifizierung empfohlen. und<br />
einer sehr flexiblen Unternehmenskultur.<br />
Den GBC-Analysten sind mehrere<br />
Finanzierung Punkte positiv bleibt aufgefallen. zentrales So wurden Thema die<br />
In Fondsanleger diesen unübersichtlichen in den vergangenen Zeiten Jahren müssen<br />
regelmäßig Unternehmen über hohe erst Ausschüttungen<br />
recht auf eine<br />
solide signifikant Finanzierung am Anlageerfolg ihrer Investitionen beteiligt.<br />
schauen. Positiv hebt Zumindest auch die GBC vom die Zinsumfeld besonders<br />
dürfte hohe Transparenz in Europa auf hervor, absehbare ebenso Zeit die kein relativ<br />
geringe Druck Volatilität ausgehen. des Fonds. Während zusätzlicher Dem<br />
die US-Notenbank Fed bereits damit<br />
begonnen hat, die Leitzinsen anzuheben,<br />
um gegen die Inflation zu kämpfen,<br />
hält Fondsmanagement sich die Europäische sei es mit Zentralbank seiner erfolgreichen<br />
noch und zurück. bewährten Sie will Anlagestrate-<br />
die zarten<br />
(EZB)<br />
Wachstumspflänzchen gie in den vergangenen Jahren nicht ersticken. gelungen,<br />
Ein eine Zinsanstieg überzeugende würde Performance vor allem in zu Südeuropzielen,<br />
heißt die wirtschaftliche es weiter in der Entwicklung<br />
Begründung.<br />
er-<br />
torpedieren. Der Fonds erfülle Die EZB vier hält von sich fünf zwar Kriterien alle<br />
Optionen und erhält offen. dafür vier Man „GBC-Falken“. kann aber davon •<br />
ausgehen, dass sie Zinsen – wenn überhaupt<br />
– nur in Minischritten anhebt.<br />
Hans-Jürgen Friedrich<br />
ist Große Gründer Mittelständler und Vorstandsvorsitzender<br />
der ihrer KFM Deutsche Vorhaben zunehmend<br />
nutzen für die<br />
Finanzierung<br />
Mittelstand AG. Der von der KFM<br />
Anleihen. initiierte Deutsche Auch wenn Mittelstandsanleihen<br />
sich die Zinskonditionen<br />
nicht<br />
FONDS<br />
wesentlich<br />
wurde in diesem<br />
ändern sollten,<br />
Jahr zum fünften Mal in Folge als<br />
müssen Hidden Champion die Unternehmen Fonds von der nun noch<br />
GBC AG ausgezeichnet. Friedrich<br />
mehr darauf Wert legen, dass sie den<br />
unterstützt ehrenamtlich als Vorstandsmitglied<br />
die den Solidität KMU Verband. ihrer Geschäfts-<br />
Anlegern<br />
modelle schlüssig erklären können. Die<br />
Analysten der KFM Deutsche Mittelstand<br />
AG infoschauen bei der Auswahl von Anleihen<br />
Deutscher für ihre Mittelstandsanleihen Fonds derzeit FONDS zum Beispiel<br />
darauf, Anlagekonzept wie stark Der Fonds die investiert Bezüge mindestens zu Russland 51%<br />
fest- und variabel verzinsliche Wertpapiere, Wandel-<br />
Können und Umtauschanleihen, die Unternehmen Optionsanleihen eventu-<br />
und<br />
sind.<br />
elle Genussscheine Ausfälle anderweitig die Emittenten des kompensieren?<br />
deutschen Mittelstandes<br />
zugerechnet werden.<br />
ISIN LU0974225590<br />
WKN Mittelständler, A1W5T2 die diversifiziert aufgestellt<br />
Kosten <strong>Ausgabe</strong>aufschlag sind, erweisen bis zu sich 3,0% ja (entfällt seit beim jeher<br />
Aktuelles Fondsvolumen (26.07.<strong>2022</strong>) 153,87Mio. Euro,<br />
als<br />
Kauf<br />
stabiler.<br />
über die Börse)<br />
Sie können meist auch flexibler<br />
Risiko und (KIID) 4 schneller (1= geringes Risiko auf bis neue 7= hohes Rahmen-<br />
Risiko)<br />
Laufende Kosten 1,71 % p. a<br />
Ausschüttungs-Rendite seit Start über 4 % p.a.<br />
bedingungen reagieren als Firmen mit<br />
(gemessen am NAV zum jeweiligen Geschäftsjahresbeginn)<br />
ausgerichteten Geschäftsmo-<br />
einseitig<br />
dellen. Entsprechende Kriterien spielen<br />
bei Europäischer den Analysen Mittelstandsanleihen im Rahmen FOND des KFM-<br />
Anlagekonzept Der Europäische Mittelstandsanleihen<br />
FONDS investiert vornehmlich in<br />
Scorings und der Auswahl von Anleihen<br />
eine ausgewählte wichtige Anleihen Rolle. von Mittelständler mittelständischen Unternehmen<br />
der Europäischen<br />
sind<br />
also<br />
Union,<br />
gut<br />
wobei<br />
beraten,<br />
der Fokus<br />
nun<br />
auf Emissionen<br />
erst recht<br />
aus<br />
die<br />
den Volkswirtschaften<br />
die (wie ihren z.B. Erfolg seit Jahrzehnten<br />
Werte<br />
zu leben,<br />
Deutschland, Frankreich und den Beneluxländern)<br />
begründen:<br />
liegt.<br />
nachhaltiges Wirtschaften,<br />
umsichtige ISIN DE000A2PF0P7 Planung, flexibles Handeln. ó<br />
WKN A2PF0P<br />
Aktuelles Fondsvolumen (26.07.<strong>2022</strong>) 26,99 Mio. Euro<br />
Kosten <strong>Ausgabe</strong>aufschlag bis zu 3,0% (entfällt beim<br />
Kauf über die Börse)<br />
Laufende Kosten 1,82 % p.a.<br />
Risiko (KIID) 4 (1= geringes Risiko bis 7= hohes Risiko)<br />
Erstauflage April 2020<br />
Rathausufer 10 | 40213 Düsseldorf<br />
www.kfmag.de | www.dma-fonds.de<br />
+49 (0) 211 210 737 41 | info@kfmag.de<br />
Hans-Jürg<br />
ist Gründ<br />
sitzende<br />
Mittelsta<br />
initiierte<br />
anleihen<br />
in Folge (2<br />
der GBC A<br />
on Fonds<br />
in Folge (<br />
die KFM d<br />
Bulle“ von<br />
überdurc<br />
unterstü<br />
den KMU<br />
TESG-Arbe<br />
berufen.<br />
Mehr Info<br />
www.kfm<br />
Hinweis<br />
info<br />
Die Analy<br />
politische<br />
der hohen<br />
zum Ersc<br />
geändert<br />
indes ihre<br />
Deutsche<br />
Anlageko<br />
Mittelsta<br />
ISIN LU09<br />
WKN A1W<br />
Aktuelles<br />
166.148.10<br />
Kosten Au<br />
(entfällt b<br />
Gesamtko<br />
Risiko (KII<br />
(1= gering<br />
Ausschüt<br />
Europäisc<br />
Anlageko<br />
men (Mit<br />
ISIN DE00<br />
WKN A2P<br />
Aktuelles<br />
Mio. Euro<br />
Kosten Au<br />
(entfällt b<br />
Laufende<br />
Risiko (KII<br />
(1= gering<br />
Erstauflag<br />
Rechtliche<br />
Die vorste<br />
lich Infor<br />
geberatu<br />
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ßerung e<br />
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30 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
E<br />
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f<br />
i nder<br />
Im<br />
„Netzwerk der Besten“<br />
findet man die mehr als 20.000<br />
Unternehmen, die seit 1994 für den<br />
Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“<br />
nominiert wurden, die Unternehmen, die<br />
bisher die Jurystufe erreichten und die<br />
Ausgezeichneten.<br />
Hier trifft sich Mittelstand mit Mittelstand.<br />
German Mittelstand!<br />
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Netzwerks der Besten.<br />
© pixabay.com | Taokinesis<br />
31<br />
Der Zufall als<br />
entscheidene Rolle<br />
1895 erfand der Physiker<br />
Wilhelm Conrad Röntgen die<br />
Röntgenstrahlung. Ein Zufall.<br />
Denn er beobachtete während<br />
eines Versuchs ein Licht, was<br />
nicht da sein sollte.<br />
Die X-Strahlung, daher auch<br />
der englische Begriff X-Ray.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Eine Revolution in der Medizin.<br />
1901 erhielt er hierfür den<br />
Nobelpreis.<br />
© pixabay.com | com329329 © Cleaned up version of image hosted on Google Image, filename 6b3da250c6b5560f,<br />
Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5985289 - © WIKIPEDIA
32 Wirtschaft 33<br />
Unternehmen befinden sich heute in einer<br />
permanenten Bedrohungslage. Krisen<br />
sind alltäglicher Begleiter. Im Grunde<br />
ist Unternehmertum aktuell gleichbedeutend<br />
mit einer Art Kriegszustand.<br />
Dass dies so ist, hat im Wesentlichen drei<br />
Ursachen. Die erste ist, dass sich Konflikte<br />
in einer sehr selbstbewussten, fragmentierten<br />
und aggressiver werdenden<br />
Gesellschaft heute schnell medial Bahn<br />
brechen und jeder in den sogenannten<br />
sozialen Netzwerken und mit Hilfe<br />
von Internetprangern und Bewertungsportalen<br />
viel virale Aufmerksamkeit erreichen<br />
kann. Hinzu kommt die digitale<br />
Unternehmen<br />
im Kriegszustand<br />
Bedrohungen kommen von allen Seiten<br />
Vernetzung, die zu einer komplexen IT-Infrastruktur<br />
führt, die ihrerseits angreifbar<br />
ist für Hacker, Leaks und Sabotageakte.<br />
Zudem beschließt die Politik ständig<br />
neue Regeln, die Planungen unmöglich<br />
machen, Unternehmen in permanent<br />
hektische Betriebsamkeit versetzen und<br />
die immer neue Bedrohungslagen in<br />
Form möglicher Abmahnungen, Bußgelder,<br />
Überverwaltung und Rechtsstreitigkeiten<br />
schaffen.<br />
Alle drei Entwicklungen lassen jeden,<br />
der sich berufen und motiviert fühlt, zu<br />
einer potenziellen Gefahr für ein Unternehmen<br />
werden: enttäuschte Mitarbeiter,<br />
empörte Aktivisten, neidische<br />
Wettbewerber, in- und ausländische<br />
Troll-Fabriken, Hacker, Whistleblower, unzufriedene<br />
Kunden und Geschäftspartner,<br />
politische Akteure, Verwaltungen. Zu all<br />
dem kommt die „ganz normale Wirtschaftskriminalität“<br />
mit Erpressungsversuchen,<br />
Datendiebstählen oder Finanzbetrügereien,<br />
der Kampf um unbezahlte<br />
Rechnungen, zerstörte Lieferketten, fehlende<br />
Rohstoffe, teure Energie und neue<br />
Technologien, um vertrauenswürdige<br />
Mitarbeiter und ein stabiles Wachstumsumfeld.<br />
Selbst kleinere Unternehmen<br />
© PIQSELS.COM | ZZLSO<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
müssen aufrüsten – technologisch, juristisch,<br />
kommunikativ, finanziell und<br />
strategisch – und brauchen im Grunde<br />
eine Art permanenten Krisenstab, der<br />
Gefahren erkennt und abwehrt. Die Aggressionen<br />
nehmen zu. Der Ton wird rauer.<br />
Die eigene Reputation ist in genauso<br />
großer Gefahr wie die wirtschaftliche<br />
Existenz. Jede gut gemeinte Aktion kann<br />
potenziell eine Krise auslösen.<br />
Unternehmen müssen resilienter, wehrhafter<br />
und verteidigungsfähiger werden<br />
Meist dringen Auseinandersetzungen<br />
schnell nach außen und treffen auf eine<br />
Stimmung in den Medien und in der Öffentlichkeit,<br />
die Unternehmen und deren<br />
Repräsentanten dazu veranlasst, sich für<br />
irgendetwas rechtfertigen zu müssen.<br />
Mit oder ohne eigene Verantwortung für<br />
das vermeintlich Geschehene stehen Unternehmen<br />
dann am Pranger und es wird<br />
nach Schuldigen verlangt.<br />
Unternehmen und Unternehmer stehen<br />
in aller Regel sowohl allein im Gegenwind<br />
der öffentlichen Meinung als auch bei der<br />
Bekämpfung der Ursache des Problems<br />
und den daraus resultierenden finanziellen<br />
Folgen. Ist erst einmal die Krise virulent<br />
und tobt der mediale Shitstorm, ducken<br />
sich die meisten Akteure weg, auch<br />
solche, die vorher als loyal eingeschätzt<br />
worden sind und auf denen Hoffnungen<br />
auf Unterstützung beruhten.<br />
Krisendenken in der Unternehmenskultur<br />
verankern<br />
Häufig fehlt es an Wissen über die Funktionsweise<br />
menschlicher Interaktion<br />
und Aggression, der systemischen Ver-<br />
netzung von Medien und die Spiralen<br />
kommunikativer Gewalt, über politisches<br />
Handeln und Interaktionen von Aggressoren<br />
mit der Öffentlichkeit sowie über<br />
Methoden, sich selbst zu wappnen, vorzubeugen,<br />
sich zu verteidigen und zum<br />
notwendigen Gegenschlag auszuholen.<br />
Es fehlt an Software und Analyse-Tools,<br />
die Gefahren frühzeitig erkennen können,<br />
an einer professionellen Presse- oder<br />
Social-Media-Abteilung, an juristischer<br />
Begleitung und vor allem an technologischer<br />
Resilienz rund um die Themen<br />
Datensicherheit, Cyber-Security und<br />
permanenten IT-Stresstests. Die hauseigene<br />
IT-Abteilung und schon gar nicht<br />
das externe IT-Systemhaus denken Technologie<br />
aus dem Krisenmodus heraus.<br />
Ebenso wenig die<br />
Anwaltskanzlei<br />
des Vertrauens,<br />
die Marketingabteilung<br />
oder<br />
die beauftragte<br />
Kommunikationsagentur<br />
oder<br />
andere Berater<br />
und Dienstleister.<br />
Interne und externe Abteilungen sollten<br />
in der heutigen Dauerkrisenwelt Krisendenken<br />
in ihre DNA aufnehmen und<br />
jede Entscheidung, jeden Prozess und<br />
jede Kommunikationsmaßnahme aus<br />
dieser Perspektive mitbetrachten. Dabei<br />
geht es nicht darum, alles zu unterlassen,<br />
was eine Gefahr werden könnte – dann<br />
würde gar nichts mehr unternommen<br />
werden – sondern mögliche Risiken abzuwägen<br />
und potenzielle Krisenfolgen<br />
einzuplanen. Es hat Sinn, Bedrohungslagen<br />
als Ist-Zustand anzunehmen und zu<br />
„Nur wer stark ist, kann<br />
eine Krise überstehen<br />
und noch stärker aus ihr<br />
hervorgehen.“<br />
bewerten – in nahezu allen Abteilungen<br />
und Segmenten.<br />
„Gute“ Unternehmen können tiefer<br />
fallen<br />
Krisendenken erfordert eine bestimmte<br />
Betrachtungsweise der Welt. Die allermeisten<br />
Unternehmen denken jedoch in<br />
Schönwetter-, Wachstums- und Positivkategorien,<br />
sie denken daran, ein „gutes“<br />
Unternehmen zu sein, nicht jedoch daran,<br />
dass sie potenziell gerade deswegen<br />
angreifbar sein könnten. Denn wer die<br />
eigenen Ansprüche und Ziele entsprechend<br />
hochsteckt, der schafft damit auch<br />
die Fallhöhe, die Aggressoren als Einfallstor<br />
nutzen können. Gerade die Unternehmen,<br />
die zu den Besten gehören<br />
wollen, müssen<br />
in Krisenpräventions-<br />
und Kriseninterventionskategorien<br />
denken. Sie<br />
müssen sowohl<br />
Frühwarnsysteme<br />
etablieren als sich<br />
auch auf harte<br />
Auseinandersetzungen<br />
vorbereiten und sich für diese<br />
wappnen. Maßstäbe, die ein Unternehmen<br />
nach außen kommuniziert, müssen<br />
kritischen Nachfragen und Recherchen<br />
standhalten. Wer verspricht, was er nicht<br />
halten kann, bereitet den Boden für spätere<br />
Krisen, Shitstorms und Racheakte<br />
selbst. Schweigen statt lautstarkem Marketing<br />
ist deswegen nicht selten die bessere<br />
Lösung.<br />
Mit 300 in die Kurve<br />
Ebenso ist unbegrenztes und schnelles u<br />
© PIQSELS.COM | SFILD
34 Wirtschaft 35<br />
© PIQSELS.COM | ZWPFK<br />
Wachstum eine Gefahr. Immer mehr Menschen<br />
in immer kooperativeren, dezentraleren<br />
und kollaborativeren Strukturen<br />
an immer komplizierteren Produkten<br />
und Dienstleistungen arbeiten zu lassen,<br />
ohne dabei die notwendige Struktur-<br />
Resilienz zu schaffen, macht Wachstum<br />
zu einer Wette. Viele Unternehmen fahren<br />
so mit 300 km/h in eine enge Kurve.<br />
Jeder Windstoß gefährdet so alles.<br />
Und Wind gibt es in einer<br />
so noch nie dagewesenen<br />
volatilen<br />
Marktlage reichlich.<br />
Manches<br />
zu unterlassen<br />
und erst die<br />
notwendigen<br />
Sicherheitsnetze<br />
einzuziehen,<br />
könnte manche<br />
Krise vermeiden<br />
helfen.<br />
In vielen Fällen<br />
wäre auch Downsizing,<br />
also strategisches<br />
Schrumpfen statt des anscheinend<br />
unvermeidlichen Wachstumspfades<br />
der bessere Weg. Kleine<br />
und starke Einheiten sind resilienter und<br />
weniger gefährdet als große und stark<br />
wachsende – auch, weil sie weniger<br />
Notwendigkeit haben, sich vertrieblich<br />
anzubiedern und deswegen weniger öffentlich<br />
sichtbare Angriffsfläche bieten.<br />
Krisen entwickeln sich, sie entstehen<br />
nicht spontan<br />
Wenn es drauf ankommt, stehen im<br />
Unternehmen in der Regel nicht die<br />
geeigneten Experten, Akteure und Multiplikatoren<br />
parat und es fehlen die<br />
Kompetenzen, um eine strukturierte,<br />
strategische sowie fundiert kommunikative<br />
und operative Gegenoffensive zu<br />
starten – sei es in den Medien oder bei<br />
den relevanten Share- und Stakeholdern.<br />
Es gilt im Fall der Fälle,<br />
gleichermaßen das eigentliche<br />
Problem, also die<br />
Ursache der Krise, zu<br />
lösen und sich mit Aggressoren<br />
und der Öffentlichkeit<br />
auseinanderzusetzen.<br />
Krisen<br />
sind immer auch ein<br />
Kampf um die Deutungshoheit,<br />
bei dem<br />
Aggressoren sowohl<br />
auf dem Schlachtfeld<br />
der Krise selbst als auch in<br />
der öffentlichen Wahrnehmung<br />
zurückgedrängt werden<br />
müssen.<br />
© PIQSELS.COM | SUBLR<br />
Krisen eskalieren in der Regel über einen<br />
längeren Zeitraum. Wenn nicht gerade<br />
ein Unfall passiert oder eine plötzliche<br />
menschliche Tragödie eine Krise auslöst,<br />
gibt es in der Regel Warnsignale, die sich<br />
erkennen lassen. Werden die Warnsignale<br />
ignoriert, eskaliert die Krise.<br />
Neun Ebenen der Kriseneskalation<br />
Auf insgesamt neun Ebenen findet eine<br />
Kriseneskalation statt. Dabei sind die einzelnen<br />
Ebenen je nach Eskalationsphase<br />
interdependent. Das Schema einer Krise<br />
ist fast immer dasselbe, jedoch passieren<br />
mehrere Dinge parallel, nicht immer linear<br />
und jeder Fehler in der Krisenreaktion<br />
kann unvorhersehbare Auswirkungen<br />
haben. So kann die unbedachte Aussage<br />
eines Unternehmenspressesprechers<br />
schnell aus einem kleinen und harmlosen<br />
Leck in einem Kühlaggregat in den Medien<br />
und somit in der Öffentlichkeit einen<br />
großen Betriebsunfall werden lassen.<br />
Beide Seiten, sowohl potenzielle Aggressoren<br />
als auch angegriffene Unternehmen,<br />
agieren und interagieren auf diesen<br />
neun Ebenen der Kriseneskalation:<br />
• Detektieren: die Gefahrenlage und deren<br />
Umfeld beobachten, Schwachstellen<br />
finden, Angriffsziele analysieren (Monitoring)<br />
• Vorbeugen: Schwachstellen beseitigen,<br />
Sicherheitslücken schließen und Aufklärung<br />
betreiben (Intelligence)<br />
• Schützen: geeignete Verteidigungslinien<br />
und -stellungen aufbauen, Notfallpläne<br />
entwickeln (Protection)<br />
• Abschrecken: vorhandene Ressourcen<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
optimieren und inszenieren und diese<br />
gezielt zur Abschreckung potenzieller<br />
Gegner einsetzen (Deterrence)<br />
• Verhandeln: offen oder verdeckt, über<br />
die Medien oder in direkten Verhandlungen,<br />
mittels Unterhändlern oder<br />
weiterer Konfliktbeteiligter, über Multiplikatoren,<br />
Verbündete oder Interessengruppen<br />
werden Konflikte strategisch<br />
eskaliert oder deeskaliert – je nach Gemengelage<br />
(Negotiations)<br />
• Verbünden: gestalten eines wehrhaften<br />
Netzwerks, schmieden von Bündnissen<br />
und Allianzen auf wirtschaftlicher,<br />
politischer, medialer und gesellschaftlicher<br />
Ebene (Task Forces)<br />
• Verteidigen: Angriffe abwehren, Krisenstäbe<br />
einrichten, Bedrohungs- und<br />
Aggressionsszenarien entwickeln und<br />
umsetzen (Defence)<br />
• Zurückschlagen: gezielten Gegenschlägen,<br />
die Aggressoren unter Druck setzen<br />
und für organisatorische und mediale<br />
Geländegewinne sorgen (Counterstrike)<br />
• Wiederherstellen: die Reputation und<br />
die unternehmerische Infrastruktur wieder<br />
herstellen und gewährleisten, dass<br />
bei künftigen Krisen die notwendigen<br />
Ressourcen zur Verfügung stehen, die<br />
Krise für mehr Resilienz und Stärke nutzen<br />
(Restore & Reputation Management)<br />
Krisen sind<br />
i m m e r<br />
auch ein<br />
Kampf um<br />
Ressourcen.<br />
Wer<br />
stark ist,<br />
wird seltener<br />
angegriffen.<br />
Nur wer stark<br />
ist, kann eine Krise<br />
überstehen und noch<br />
stärker aus ihr hervorgehen.<br />
Deswegen ist es für Unternehmen bereits<br />
heute wichtig, massiv und auf allen<br />
Ebenen aufzurüsten und die vorhandenen<br />
Ressourcen effektiv für die eigene<br />
Verteidigungsfähigkeit einzusetzen.<br />
Virulente Bedrohungslage erfordert<br />
Ressourcen<br />
Finanzielle Rücklagen, Expertenwissen<br />
und eine fundierte IT-Architektur sind<br />
hier ebenso wichtig wie gute Juristen,<br />
die einerseits wasserdichte Verträge entwickeln,<br />
aber auch wissen, dass Klagen<br />
und Prozesse Waffen sind, die gegen bestimmte<br />
Aggressoren eingesetzt werden<br />
können, als Drohung oder um Ressourcen<br />
beim Gegner zu binden. Gerichtsprozesse<br />
sind auch unterstützend im Rahmen der<br />
Unternehmenskommunikation und umgekehrt.<br />
Juristerei, IT, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
die Resilienz von Marken,<br />
Produkten, Prozessen und Entscheidern,<br />
das alles muss zusammengedacht und<br />
zusammen entwickelt<br />
werden, wenn<br />
sich Unternehmen<br />
auf Krisen vorbereiten<br />
und diese<br />
überstehen möchten.<br />
Es braucht eine gut<br />
ausgerüstete Kompetenzarmee,<br />
die es mit<br />
professionellen Aggressoren<br />
aufnehmen kann. Denn<br />
eines darf vorausgesetzt werden:<br />
Die Gegenseite wird vorbereitet und im<br />
Zweifel skrupelloser sein als es sich die<br />
meisten Unternehmer vorstellen können.<br />
Die Bedrohungslage ist virulent, das<br />
gesellschaftliche und wirtschaftliche<br />
Klima tendenziell enthemmt. Der Schutz<br />
der eigenen Interessen, ja des eigenen<br />
Lebenswerkes und allem, was mit dem<br />
eigenen Unternehmen zusammenhängt,<br />
wird zum globalen Zukunftsthema. Die<br />
Vertrauenskultur geht ihrem Ende entgegen.<br />
•<br />
Falk S. Al-Omary ist<br />
Medien- und Politikberater<br />
und einer der renommiertesten<br />
Krisenmanager im<br />
deutschsprachigen Raum.<br />
www.al-omary.com<br />
Über den Autor<br />
© SYLKE GALL 2214
36 Wirtschaft<br />
37<br />
bAV zum Nulltarif<br />
Entscheidender Wettbewerbsvorteil<br />
auf dem Arbeitsmarkt<br />
Der Fachkräftemangel<br />
weitet sich zu<br />
einer ausgewachsenen<br />
Krise aus. Um<br />
auf dem Arbeitsmarkt attraktiv zu erscheinen,<br />
müssen Arbeitgeber sich schon<br />
mehr einfallen lassen als die üblichen<br />
Anreize.<br />
Auf Deutschlands Unternehmen – wie<br />
übrigens in allen westlichen Industrienationen<br />
- kommen harte Zeiten zu.<br />
Nach Berechnungen der Boston Consulting<br />
Group, eine der<br />
drei größten Unternehmens-<br />
und Strategieberatungen<br />
weltweit,<br />
werden in Deutschland bis 2030 knapp<br />
drei Millionen Vollzeitkräfte fehlen, so<br />
das Ergebnis des jüngsten „Future of<br />
Job“-Reports der BCG. Andere gehen sogar<br />
von höheren Zahlen aus.<br />
© PIQSELS.COM | JTSAM<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Kaum eine Branche klagt derzeit nicht<br />
über den massiven Fachkräftemangel.<br />
Um als attraktiver Arbeitgeber zu erscheinen,<br />
reichen kleine Goodies oder<br />
zwei Tage mehr Urlaub schon längst<br />
nicht mehr. Eines der wirksamsten Mittel,<br />
Fachkräfte zu gewinnen und zu halten,<br />
ist nach wie vor die betriebliche Altersvorsorge<br />
(bAV). Aber in unsicheren Zeiten<br />
auf den Kapitalmärkten am besten eine<br />
ohne teure Versicherungen.<br />
Bei der pauschaldotierten Unterstützungskasse<br />
(pdUK) bleiben die Beiträge<br />
der Belegschaft und die freiwilligen,<br />
meist hohen Arbeitgeberzulagen im Unternehmen.<br />
Dort werden sie eingesetzt,<br />
um zum Beispiel Maschinen zu kaufen,<br />
Liquiditätsengpässe zu überbrücken<br />
oder um teure Bankkredite abzulösen.<br />
Die Mitarbeitenden sehen also quasi<br />
ihre eigene Altersvorsorge im Unternehmen<br />
arbeiten – jeden Tag. Es dürfte klar<br />
sein, wie positiv sich dies auf die Arbeitsmotivation<br />
der Mitarbeitenden auswirkt.<br />
Zudem ist sie sicher wie ein Sparbuch,<br />
die Verzinsung ist höher als bei den allermeisten<br />
anderen bAV-Modellen, die<br />
Auszahlung der Rente erfolgt mit Eintritt<br />
ins Rentenalter als Einmalbetrag und<br />
die Ansprüche sind zusätzlich durch den<br />
Pensionssicherungsverein (PSV) abgesichert.<br />
Und schließlich ist sie sogar zum<br />
Nulltarif zu haben, wenn der Arbeitgeber<br />
die Arbeitnehmerbeiträge aus einer Gehaltsumwandlung<br />
durch sozialversicherungsfreie<br />
Vergütungsbausteine vorab<br />
ausgleicht. Ein Leistungsversprechen,<br />
das materiell betrachtet schwer zu toppen<br />
ist.<br />
Die U-Kasse: Win-Win-Situation für<br />
Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
Gerade die „bAV zum Nulltarif“, die Arbeitnehmer<br />
zu Recht als das Sahnehäubchen<br />
auf den Lohn oder das Gehalt empfinden,<br />
macht jeden Arbeitgeber attraktiv.<br />
Vornehmlich in Branchen mit hoher Fluktuation<br />
oder im Niedriglohnsektor kann<br />
sie den entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />
am Arbeitsmarkt bedeuten. Dadurch,<br />
dass auch der Arbeitgeber seine<br />
Sozialversicherungsbeiträge reduziert,<br />
bleibt sein finanzieller Aufwand unter<br />
dem Strich sehr überschaubar.<br />
Es entsteht somit eine Win-Win-Situation<br />
für Arbeitnehmer und Arbeitgeber,<br />
bestehend aus Sicherheit, vernünftiger<br />
Verzinsung und Kostenvorteilen. Die<br />
Folge: Die Durchdringungsquote in der<br />
Belegschaft ist bei der versicherungsfreien<br />
pdUK mit durchschnittlich über<br />
80 Prozent fast doppelt so hoch wie bei<br />
versicherungsförmigen. Und die Unternehmen<br />
geben statt der 15 Prozent Mindestzulage<br />
– freiwillig – in der Regel 30<br />
bis 50 Prozent oder sogar das Doppelte<br />
hinzu. Eben weil sie selbst nicht nur betriebswirtschaftlich<br />
profitieren, sondern<br />
auch als Arbeitgeber im Ringen um die<br />
besten Fachkräfte punkten. Ein Plus, das<br />
in Krisenzeiten mit Geld kaum aufzuwiegen<br />
ist. •<br />
Manfred Baier ist Vorstandsvorsitzender<br />
des Bundesverbandes<br />
pauschaldotierte<br />
Unterstützungskasse<br />
und Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Authent-<br />
Gruppe.<br />
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38 Wirtschaft<br />
39<br />
© PIQSELS.COM| JMIHR<br />
Ohne Gesichtsverlust<br />
Japanern heikle Nachrichten – nicht nur – per Mail übermitteln<br />
Wie kann ich einem Japaner, ohne die<br />
Harmonie zu zerstören, kritische Botschaften<br />
per Mail vermitteln? Das fragen<br />
sich viele Personen, die mit Japanern<br />
Geschäftskontakte pflegen. Hilfreich ist<br />
hierbei die „Hamburger-…“ oder „Sandwich-Methode“.<br />
„Das Gesicht und die Harmonie wahren“<br />
– dies sind zentrale Ziele beim Umgang<br />
von Japanern mit anderen Menschen,<br />
denn: Harmonie regelt das gesellschaftliche<br />
Leben und ist die Basis des Miteinanders.<br />
Dies ist eine Grundüberzeugung<br />
in der japanischen Kultur.<br />
Schlechte Nachrichten gibt es auch bei<br />
einer guten Kooperation<br />
Auch in der Arbeitswelt und bei der Zusammenarbeit<br />
versuchen die Japaner<br />
eine möglichst harmonische Atmosphäre<br />
zu schaffen, unter anderem damit<br />
gemeinsame Projekte schnell und gut<br />
vorankommen. Wird die angestrebte<br />
Harmonie gestört, kann dies schwerwiegende<br />
Folgen haben. Im günstigsten Fall<br />
hat Ihr japanischer Partner weniger Lust<br />
mit Ihnen zu kooperieren. Das verlangsamt<br />
die Arbeitsabläufe und erschwert die<br />
Zusammenarbeit; im schlimmsten Fall<br />
kann die gestörte Harmonie zu einem<br />
Abbruch der Beziehungen führen. Das<br />
heißt, Sie oder Ihr japanischer Partner<br />
müssen ausgetauscht werden, sofern<br />
die Geschäftsbeziehung zwischen ihren<br />
Unternehmen fortbestehen soll.<br />
Deshalb ist das Kommunizieren unangenehmer<br />
oder negativer Nachrichten für<br />
viele Geschäftsleute in der DACH-Region<br />
im Umgang mit Japanern eine große<br />
Herausforderung. Entsprechend häufig<br />
wird in Japan-Business-Seminaren gefragt:<br />
„Wie kann man Kritisches kommunizieren,<br />
wenn die Harmonie für Japaner<br />
so wichtig ist?“ Zu Recht! Denn selbst<br />
wenn die Beziehungen zu einem japanischen<br />
Geschäftspartner hervorragend<br />
sind, gibt es in der Zusammenarbeit hin<br />
und wieder Situationen, in denen etwas<br />
Unangenehmes kommuniziert werden<br />
muss. Zum Beispiel: eine Terminverzögerung.<br />
Oder Probleme bei der Ein- und<br />
Ausfuhr. Oder eine Preissteigerung. Oder<br />
technische Probleme bei der Problemlösung.<br />
„Das ist schwierig“ bedeutet oft nein<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Generell gilt: In Japan wird Negatives<br />
häufig per E-Mail kommuniziert oder<br />
abends beim gemeinsamen Bier. Wundern<br />
Sie sich deshalb nicht, wenn kritische<br />
oder heikle Themen in Meetings<br />
nicht angesprochen werden, sondern<br />
Sie danach eine E-Mail mit zahlreichen<br />
Bedenken der japanischen Seite erhalten.<br />
Auch in der mündlichen Kommunikation<br />
von Negativem treten oft Missverständnisse<br />
und Irritationen auf, da in der japanischen<br />
Sprache das Wort Nein (iie)<br />
selten benutzt wird. Möchte man „Nein“<br />
sagen, wird meist das Wort „muzukashii“<br />
(übersetzt „schwierig“)<br />
verwendet. Wenn Sie in<br />
einem Meeting also von<br />
einem Japaner den Satz „it<br />
is difficult“ hören, denken<br />
Sie daran: Ihr Gesprächspartner<br />
möchte wahrscheinlich<br />
„Nein, das will<br />
ich nicht“ sagen, er tut dies<br />
aber aus Höflichkeits- und<br />
Anstandsgründen nicht!<br />
Doch wie kommuniziere<br />
ich nun Kritisches? Ein<br />
ehemaliger, japanischer<br />
Vorgesetzter von mir gab<br />
mir vor vielen Jahren einen<br />
7-Punkte-Plan hierfür. Er<br />
zielt darauf ab, die negative<br />
oder heikle Botschaft<br />
ähnlich wie die Fleischbulette<br />
in einem Hamburger<br />
oder die Wurst in einem<br />
Sandwich zu verpacken.<br />
Das Vorgehen stelle ich Ihnen<br />
leicht modifiziert vor.<br />
In 7 Schritten heikle Nachrichten<br />
„smart“ verpacken<br />
Stellen Sie sich einen Hamburger oder<br />
Sandwich vor. Er besteht aus mehreren<br />
Schichten. Und die Fleischbulette oder<br />
Wurst? Sie ist zwischen vielen Schichten<br />
bestehend aus Brötchen, Salat, Käse, Tomaten<br />
usw. so verpackt, dass man sie oft<br />
kaum sieht. Dieses Bild sollten Sie vor Augen<br />
haben, wenn es um das Verkünden<br />
heikler oder kritischer Nachrichten geht.<br />
Schritt 1: Suchen Sie eine positive Einleitung.<br />
Sagen Sie zum Beispiel zunächst<br />
„Danke“, denn dies ist immer eine nette<br />
Einleitung. Danke kann man für so vieles<br />
sagen: zum Beispiel dafür, dass Ihr Partner<br />
Ihnen eine Mail schrieb, oder dass<br />
er Ihre Mail, die Sie ihm gerade schreiben,<br />
liest. Oder dafür, dass er Ihnen eine<br />
Antwort gab oder bei einer Sache nachfragte.<br />
In vielen japanischen E-Mails<br />
finden Sie zudem in der Einleitung ein,<br />
zwei Sätze zum Wetter. Sie können auch<br />
Gemeinsamkeiten erwähnen wie ein vorangegangenes<br />
Treffen, die Familie oder<br />
ähnliches. Nicht selten gilt für E-Mails<br />
von Japanern: Je länger die Einleitung ist,<br />
umso kritischer bzw. heikler ist der folgende<br />
Inhalt.<br />
Schritt 2: Finden Sie eine Überleitung<br />
mit Bedauern und entschuldigen Sie<br />
sich. „I am sorry to bother you in this<br />
busy time with such a small matter“ ist<br />
ein Standardsatz in der Kommunikation<br />
mit Japanern. Das zeigt, wie wichtig<br />
es ist, nicht „mit der Tür ins Haus zu fallen“,<br />
sondern das Gegenüber mit einigen<br />
Worten des Bedauerns auf die negative<br />
Aussage vorzubereiten. Da die japanische<br />
Art der Kommunikation sehr indirekt<br />
ist, bedeutet obiger Satz übersetzt:<br />
Es ist keineswegs eine Kleinigkeit, über<br />
die ich sprechen möchte; die Angelegenheit<br />
ist vielmehr sehr wichtig und/oder<br />
dringlich.<br />
Schritt 3: Benennen und erklären Sie kurz<br />
das Problem. Benennen Sie das Problem,<br />
die Kritik oder unangenehme Nachricht.<br />
Haben Sie oder Ihr Unternehmen einen<br />
Fehler gemacht, erklären Sie kurz, wie<br />
es dazu kam. Eine lange Erklärung wird<br />
häufig als Ausrede interpretiert. Erfahrungsgemäß<br />
tendieren Europäer dazu,<br />
das Problem detailliert zu<br />
schildern und ausführlich<br />
zu erklären, wie es (vermutlich)<br />
dazu kam. Halten<br />
Sie Ihre Erklärung kurz<br />
und konzentrieren Sie sich<br />
stattdessen auf den nächsten<br />
Punkt.<br />
Schritt 4: Zeigen Sie Lösungswege<br />
auf. Überlegen<br />
Sie sich mehrere, am<br />
besten drei Wege, wie das<br />
Problem (eventuell) gelöst<br />
werden könnte und zeigen<br />
Sie diese Ihrem Partner<br />
auf. Wichtig ist hierbei, Ihrem<br />
Gegenüber zu signalisieren,<br />
dass Sie ihn bei<br />
der Problemlösung nicht<br />
alleine lassen. Dieser Teil<br />
der E-Mail ist sehr zeitaufwendig,<br />
aber unverzichtbar.<br />
Lösungswege sind<br />
zukunftsorientiert. Mit<br />
dem Aufzeigen möglicher<br />
Lösungswege zeigen Sie,<br />
dass Sie sich auch künftig<br />
eine gute Kooperation wünschen.<br />
© ULRIKE FRÖHLICH<br />
Schritt 5: Mit Fakten überzeugen. Die<br />
japanische Arbeitskultur ist fakten- und<br />
zahlenbasiert. Wenn Sie überzeugen<br />
möchten, benötigen Sie Zahlen. Bauen<br />
Sie Zahlen, Statistiken und Graphiken in<br />
Ihre E-Mails ein oder hängen Sie diese<br />
als Anhang an, falls Sie zum Beispiel das<br />
Gefühl haben, dass dies für Ihren Partner<br />
als Person wichtig oder als Argumentationshilfe<br />
bzw. zum Absichern seiner<br />
Entscheidung gegenüber Vorgesetzten<br />
hilfreich ist.<br />
Schritt 6: Doppelt hält besser – nochmals<br />
entschuldigen. Gegen Ende Ihrer u
40 Wirtschaft<br />
41<br />
Mail sollten Sie sich nochmals entschuldigen<br />
– zum Beispiel für den Fehler oder<br />
die Nachlässigkeit. Oder für die verursachten<br />
Irritationen oder die Mehrarbeit.<br />
Das ist in der japanischen Korrespondenz<br />
und Kommunikation durchaus<br />
üblich. „Doppelt genäht hält besser“, ist<br />
auch bei uns eine Redewendung.<br />
Schritt 7: Verweisen Sie auf die weitere<br />
gute gemeinsame Zusammenarbeit.<br />
Schreiben Sie zum Abschluss noch einen<br />
wohlklingenden Satz bezüglich der<br />
guten künftigen Zusammenarbeit oder<br />
einer Gemeinsamkeit in der Zukunft, wie<br />
„I am always happy working with you“<br />
oder „looking forward to xyz.“. Dann ist<br />
Ihre E-Mail perfekt, und die negative<br />
oder heikle Botschaft kommt bei Ihrem<br />
japanischen Geschäftspartner ohne<br />
Gesichtsverlust an. Also steht einer weiteren<br />
harmonischen Zusammenarbeit<br />
nichts mehr im Weg.<br />
Auch Europäer schätzen eine „harmonische“<br />
Kommunikation<br />
Zugegeben, ein solches Vorgehen ist weder<br />
neu, noch „revolutionär“. Zudem gehen<br />
wir bei unserer Kommunikation mit<br />
Europäern, wenn wir Unangenehmes<br />
zu vermelden haben, oft ähnlich vor, da<br />
auch sie respektvoll und wertschätzend<br />
behandelt werden möchten – auch<br />
wenn sich Respekt und Wertschätzung<br />
in den verschiedenen Kulturen in teils<br />
unterschiedlichen Dingen zeigen. Deshalb<br />
hat sich der Begriff „Hamburger-…“<br />
oder „Sandwich-E-Mail“ in vielen Unternehmen<br />
in der DACH-Region schon für<br />
entsprechende Mails eingebürgert. In<br />
der Kommunikation mit Japanern hat<br />
ein solches Vorgehen kulturbedingt jedoch<br />
eine besonders hohe Relevanz. Zudem<br />
ist in ihr außer dem Sich-bedanken<br />
das wiederholte Sich-entschuldigen und<br />
das Aufzeigen von Lösungswegen sehr<br />
wichtig. Nehmen Sie sich deshalb für das<br />
Entwickeln möglicher Problemlösungen<br />
Zeit.<br />
… und noch ein Tipp.<br />
Ist Ihrem japanischen Geschäftspartner<br />
offensichtlich ein Fehler unterlaufen,<br />
zum Beispiel Zahlen nicht gecheckt, und<br />
müssen Sie ihn darauf hinweisen, dann<br />
vermeiden Sie direkte Beschuldigungen<br />
wie: „Sie haben hier eine falsche Zahl<br />
eingetragen…“. Kommunizieren Sie den<br />
Fehler lieber so „neutral“, als ob er sich<br />
niemandem zuordnen ließe. Sagen oder<br />
schreiben Sie zum Beispiel: „Hier liegt<br />
wahrscheinlich ein Missverständnis vor.<br />
In meinen Unterlagen steht eine andere<br />
Zahl. Welche ist die Aktuellste?“. Dann<br />
ist eine harmonische Problemlösung<br />
wahrscheinlicher, als wenn Sie nach dem<br />
„schwarzen Peter“ suchen. •<br />
Über die Autorin<br />
Ulrike Fröhlich ist Inhaberin<br />
der Managementberatung<br />
Understanding Japan,<br />
Weil am Rhein (Internet:<br />
www.understanding-japan.<br />
de). Die studierte Volkswirtschaftlerin,<br />
Soziologin<br />
und Japanologin lebte viele<br />
Jahre in Japan und arbeitete<br />
sieben Jahre für japanische<br />
Unternehmen und Behörden. Sie bietet u.a.<br />
Japan Business Seminare als Präsenz- und<br />
Onlineveranstaltungen an.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Auch Management selbst<br />
muss nachhaltig sein<br />
CE2GS - Weltweites Zertifizierungsprogramm für KMU, vom Deutschen<br />
Institut für kleine und mittlere Unternehmen (DIKMU)<br />
Dass Unternehmen überall auf der Welt<br />
seriös arbeiten und zudem auch noch<br />
in zehn Jahren existieren werden – das<br />
kann niemand garantieren. Aber jedes<br />
Unternehmen wünscht sich den richtigen<br />
Partner für eine seriöse und langfristige<br />
Zusammenarbeit. Das kommende<br />
Lieferkettengesetz verstärkt dies noch<br />
– verlangt dass man sich über die Geschäftspartner<br />
im Klaren und sicher ist.<br />
Aber wie kann man dies im Vorfeld einer<br />
Kooperation erkennen? Das Deutsche Institut<br />
für kleine und mittlere Unternehmen<br />
(DIKMU) hat dazu ein weltweites<br />
Zertifizierungsprogramm für KMU aufgelegt:<br />
Das Gütesiegel nach Standards<br />
des „German Mittelstandes“ gibt beiden<br />
Partnern diese Sicherheit und fördert so<br />
„nachhaltige“ internationale Zusammenarbeit.<br />
Nicht nur deutsche Unternehmen<br />
sollten dieses Zertifikat von Ihren internationalen<br />
Kooperationspartnern verlangen.<br />
Man kann über den Titel Exportweltweister<br />
trefflich streiten, aber es bleibt,<br />
dass gerade deutsche mittelständische<br />
Unternehmen (KMU) international sehr<br />
erfolgreich sind. Doch jenseits der „Hidden<br />
Champions“ wurden sie nur zu oft<br />
zwar als solide und verlässlich, aber auch<br />
als angestaubt und langsam angesehen.<br />
Doch in der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
2008 und in den Folgejahren zeigte sich,<br />
dass deutsche KMU auch in Krisenzeiten<br />
robust, nachhaltig und strategisch langfristig<br />
aufgestellt sind. Der Begriff „Management<br />
made in Germany“ machte<br />
nicht erst damals anerkennend die Runde.<br />
Viele Unternehmen auf der Welt würden<br />
ihnen gerne gleichtun. Aber auch deutsche<br />
und europäische Unternehmen<br />
wünschen sich, dass ihre internationalen<br />
Partnerunternehmen ebenso diese<br />
Eigenschaften eines „nachhaltigen Managements“<br />
besitzen würden: Es würde<br />
das Vertrauen untereinander erhöhen<br />
und Kooperationen sehr erleichtern.<br />
Doch gerade KMU – nicht nur in<br />
Deutschland – sind oft unsicher: Zum<br />
einen kennen sie die spezifischen u<br />
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42 Wirtschaft<br />
43<br />
Wirtschaftsverhältnisse und<br />
-gepflogenheiten ihrer Kooperationspartner<br />
in anderen<br />
Länden nicht oder nur<br />
schlecht. Gescheiterte Kooperationen,<br />
unberechenbare<br />
Politik, wirtschaftliche, militärische<br />
und klimatische Krisen,<br />
aber auch fragwürdige<br />
Berichte in den Medien über<br />
Wirtschaftskriminalität und<br />
„Eintagsfliegen“ verunsichern<br />
zusätzlich. Zudem werden –<br />
ob berechtigt oder nicht – immer<br />
wieder Zweifel laut, ob<br />
die Geschäftspartner gerade in Emerging<br />
Markets über ausreichende kaufmännische<br />
Kenntnisse und Managementfähigkeiten<br />
verfügen, um noch in einigen<br />
Jahren zu existieren. Gerne besäße man<br />
mehr belastbare Informationen und Sicherheiten<br />
zu den potentiellen Partnern,<br />
was aber besonders für KMU schwierig<br />
zu erlangen und oft mit – für KMU – zu<br />
hohen Kosten verbunden ist.<br />
Die aufkommenden Lieferkettengesetze<br />
in Deutschland und der EU haben und<br />
werden zusätzlich diesen Zwang erhöhen,<br />
zu wissen und damit bereits im<br />
Vorfeld von Kooperation und prüfen, mit<br />
wem man denn dann zusammen arbeiten<br />
wird.<br />
Große Unternehmen können die für<br />
diese notwendigen Analysen, die mitunter<br />
einer Due Dilligence nahe kommen<br />
würden und die Auswahl geeigneter Geschäftspartner<br />
auf interne „Boardmittel“<br />
oder auf externe Berater zurückgreifen.<br />
Für kleine und mittlere Unternehmen<br />
jedoch entsteht hier ein großer Aufwand,<br />
den diese regelmäßig weder von ihrer<br />
Kompetenz als auch von den personalen<br />
noch finanziellen Kapazitäten her leisten<br />
können. Unternehmensberater dürften<br />
für viele KMU hierfür zu kostspielig sein,<br />
und auch die eigenen Branchenverbände<br />
werden wohl nur mit allgemeinen Hinweisen<br />
helfen können.<br />
Als Ausweg verlangen Unternehmen<br />
in Deutschland und in der<br />
EU daher zunehmend von<br />
ihren potentiellen Partnern<br />
den Nachweis, dass diese<br />
nachhaltig-dauerhaft, professionell<br />
und seriös wirtschaften.<br />
Die Leidtragenden sind<br />
damit die KMU weltweit, die<br />
gerne international kooperieren<br />
möchten und sicherlich<br />
in ihrer Mehrheit kompetent<br />
und seriös arbeiten, die aber<br />
große Schwierigkeiten besitzen,<br />
sich den begehrten Geschäftspartnern<br />
aus der EU<br />
als „weiße unter den schwarzen Schafen“<br />
zu präsentieren.<br />
© PIQSELS.COM | FODXC<br />
Ein solcher Nachweis sollte sinnvollerweise<br />
an den Eigenschaften und Elementen<br />
von langfristigen, nachhaltig<br />
ausgerichteten Unternehmenskonzepten<br />
und -management entlang geführt<br />
werden (das „Management made in<br />
Germany“), also Eigenschaften wie sie<br />
deutschen KMU nachgesagt werden<br />
und die offensichtlich nicht nur 2008<br />
dazu geführt haben, dass deutsche<br />
KMU gut durch die damalige Krise gekommen<br />
sind – was man von kleinen<br />
Unternehmen in anderen Ländern dieser<br />
Welt nicht unbedingt sagen konnte<br />
und kann.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Das Deutsche Institut für kleine und<br />
mittlere Unternehmen e. V. (DIKMU)<br />
kennt als Forschungs- und Lehreinheit<br />
zum Management von KMU die besonderen<br />
Eigenschaften und Managementverhaltensweisen<br />
der deutschen Unternehmen.<br />
Es kann diese Eigenschaften<br />
und deren Voraussetzungen in Unternehmen<br />
erkennen und bewerten. Daher<br />
lag es nur nahe, ein weltweites Zertifizierungsprogramm<br />
„Certified Entrepreneur<br />
– to German Standards“ (CE2GS) zu<br />
entwickeln und aufzulegen – auch nach<br />
Drängen aus der Wirtschaft.<br />
Im Zertifizierungsprogramm können<br />
sich weltweit KMU im Sinne des oben<br />
Gesagten begutachten und zertifizieren<br />
lassen – mit einem auch für KMU leistbaren<br />
und zeitlich überschaubaren Aufwand.<br />
Sie erhalten dann ein reputiertes<br />
Zertifikat des Deutschen Institutes für<br />
KMU, mit dem sie sich in Kooperationsverhandlungen<br />
hervortun können.<br />
Das Zertifikat wird vom DIKMU nach<br />
abschliessender Prüfung vergeben, die<br />
Begutachtung zuvor erfolgt allerdings<br />
von ausgewählten, akkreditierten Gutachtern<br />
in den jeweiligen Ländern der zu<br />
zertifizierenden KMU – also unter Beachtung<br />
der länder- und kulturspezifischen<br />
Gegebenheiten vor Ort. Derzeit sucht<br />
das DIKMU noch geeignete Gutachter in<br />
allen Ländern der Welt. Fast 200 Gutachter<br />
wurden bereits akkreditiert.<br />
Mit dem Zertifikat CE2GS erhalten KMU<br />
nicht nur einen wertvollen Ausweis für<br />
vertrauensvolle weltweite Zusammenarbeit,<br />
was individuell und auch insgesamt<br />
die Zusammenarbeit und wirtschaftliche<br />
Prosperität aller KMU in der Welt<br />
fördert. Die so zertifizierten „Certified<br />
Entrepreneurs“ werden zudem den „Club<br />
der Certified Entrepreneurs“ aufgenommen,<br />
einem so entstehenden weltweiten<br />
Netzwerk von KMU.<br />
In dieses Netzwerk werden auch Unternehmen<br />
aus Deutschland und der EU<br />
aufgenommen, so dass die Certified Entrepreneure<br />
direkten Zugang zum europäischen<br />
Partner und dem Markt erhalten.<br />
Interessenten können sich dazu gerne<br />
an das Deutsche Institut für kleine und<br />
mittlere Unternehmen oder auch an die<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung wenden.<br />
Jenseits der Gewinnung von weiteren<br />
Gutachtern und natürlich den Unternehmen,<br />
die sich zertifizieren lassen wollen,<br />
wird das Programm auch über Kammern,<br />
Verbände, Politik und Diplomatie weltweit<br />
bekannt gemacht. Letztere sind aufgefordert,<br />
auch hier explizit angesprochen,<br />
dieses „Förderprogramm“, das CE2GS-Programm<br />
in ihren Ländern bekannt zu machen<br />
und Interesse dafür zu wecken – es<br />
wäre praktizierte Wirtschaftsförderung.<br />
Und es gibt auch eine Forderung an alle<br />
Unternehmen in Deutschland und der EU:<br />
Wer international aktiv ist oder es werden<br />
will, wer mit Unternehmen ausserhalb<br />
der EU kooperieren will, sollte von seinen<br />
Partnern bzw. den Unternehmen weltweit<br />
dieses Zertifikat verlangen.: nicht nur, weil<br />
man selber mehr Vertrauen für die anstehenden<br />
Kooperationen erhalten möchte,<br />
sondern weil es Lieferkettengesetze und<br />
auch die zunehmenden Unsicherheiten<br />
durch politische und kriegerische Krisen<br />
– wie in Ukraine und Russland oder in China<br />
und Taiwan –dazu zwingen. •<br />
Univ.-Professor Dr.<br />
Jörn-Axel Meyer ist CEO<br />
Über den Autor<br />
und Wissenschaftlicher<br />
Direktor des Deutschen Instituts<br />
für kleine und mittlere<br />
Unternehmen www.DIKMU.<br />
de, und Vorsitzender des<br />
Wissenschaftlichen Beirates<br />
der Oskar-Patzelt-Stiftung.<br />
Weiteres unter<br />
www.certified-entrepreneur.de; ce@dikmu.de.<br />
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info@elektro-maier.com<br />
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44 Wirtschaft<br />
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Professor Merks Tipp:<br />
Die Top 5<br />
Kernkompetenzen guter Führungskräfte<br />
Prof. Dr. Joachim Merk, Studiengangsleiter<br />
„Wirtschaftspsychologie & Leadership<br />
(M.Sc.)“ an der SRH Fernhochschule<br />
– The Mobile University, hat die wichtigsten<br />
Kompetenzen von Führungskräften<br />
zusammengetragen:<br />
Führungskräfte müssen wesentliche<br />
Systeme, Herausforderungen und Einflussfaktoren<br />
auf Arbeitswelten erkennen,<br />
einstufen und die gewonnenen<br />
Schlussfolgerungen bei eigenen Entscheidungen<br />
berücksichtigen. Mehr<br />
denn je stehen dabei die Bedingungen<br />
einer agilen Arbeitswelt im Vordergrund<br />
und ein Anpassen des Führungsverhaltens<br />
ist unabdingbar. Vernetzung,<br />
Digitalisierung, Partizipation und Interkulturalität<br />
sind inzwischen ein Teil des<br />
Arbeitsalltags für viele Führungskräfte.<br />
Mit diesen fünf Kompetenzen in Anlehnung<br />
an moderne Konzepte der Führung<br />
4.0 sind Fach- und Führungskräfte<br />
bestens für die Zukunft gerüstet:<br />
Führen in der Distanz<br />
Mitarbeitende verfügen im digitalen<br />
Setting über deutlich mehr Freiräume,<br />
Flexibilität und Vertrauen. Der vermehrte<br />
Einsatz digitaler Möglichkeiten<br />
bringt eine örtliche und zeitliche Unabhängigkeit<br />
mit sich, welche diese Entwicklungen<br />
fördert. Die Führungskräfte<br />
stehen daher vor der Herausforderung<br />
ihre Mittarbeitenden über die räumliche<br />
Distanz hinweg zu leiten.<br />
Führen als Coaching<br />
Das veraltete Verständnis einer auf Kontrolle<br />
ausgerichteten Führungsfunktion<br />
weicht den motivationsfördernden und<br />
beratenden Führungsaufgaben, die am<br />
modernen Arbeitsplatz im Vordergrund<br />
stehen. Der Aufbau und die Pflege persönlicher<br />
Beziehungen zu den Mitarbeitenden<br />
im Kontext unpersönlicher<br />
technischer Kanäle stellt dabei einen<br />
kritischen Erfolgsfaktor dar – nicht<br />
zuletzt, um als Ansprechpartner bei<br />
Mehrbelastungen und resultierender<br />
gesundheitlicher Folge bereit zu stehen.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Führen als interdisziplinäre Aufgabe<br />
mit Weitblick<br />
Moderne Führung umfasst alle Tätigkeitsbereiche,<br />
die mit arbeits-, gesundheits-,<br />
personal-, bzw. organisationspsychologischen<br />
Fragestellungen in<br />
Beziehung stehen und eine interdisziplinäre<br />
Betrachtungsweise erfordern.<br />
Dabei gilt es auf individueller, gruppenbezogener,<br />
organisationaler und organisationsübergreifender<br />
Ebene Führungsund<br />
Managementprozesse zu planen,<br />
umzusetzen und bewerten zu können.<br />
Führen am Puls der Zeit<br />
Themen wie Fachkräftemangel, Demographie,<br />
Wettbewerb um Humanressourcen,<br />
Arbeitgeberattraktivität bzw.<br />
„Employer Branding“ beschäftigen Führungskräfte<br />
fortwährend. Daher gehört<br />
es zu den zentralen Führungsaufgaben,<br />
den eigenen Wissensstand aktuell zu<br />
halten und dabei verlässliche, wissenschaftliche<br />
Informationsquellen zu<br />
nutzen und die Relevanz solcher Daten<br />
einstufen zu können.<br />
Führen als professioneller Umgang mit<br />
Menschen<br />
Nicht zuletzt muss die Notwendigkeit<br />
von Offenheit, Partizipation und Agilität<br />
auf einer sachlichen Ebene erkannt<br />
werden. Emotionale Reaktionen und<br />
„Bauchgefühle“ sind meist einseitig. Sie<br />
stehen einer modernen Führung entgegen,<br />
da sie nur einen eingeschränkten<br />
Einblick in komplexe Bedingungen geben.<br />
Psychologische Konzepte können<br />
als Basis für die Interpretation von Situationen<br />
und Ableitung von Handlungsmöglichkeiten<br />
dienen. •<br />
Erwarte das Unerwartete!<br />
Wir als<br />
Gesellschaft müssen<br />
auf Veränderungen<br />
reagieren, die wir nicht<br />
direkt beeinflussen können.<br />
Die derzeit zentrale<br />
Herausforderung<br />
für moderne Führungskräfte<br />
besteht nicht allein in der Planung<br />
zukünftiger Entscheidungen und<br />
Maßnahmen. Vielmehr ist Flexibilität gefragt.<br />
Mehr denn je müssen Führungskräfte<br />
Szenarien entwickeln und in Mustern denken<br />
können, um die Zukunft steuerbar zu machen.<br />
Komplexe und teils instabile Bedingungen<br />
erfordern es, Situationen aus mehreren<br />
theoretischen und anwendungsbezogenen<br />
Perspektiven zu betrachten und sich alternative<br />
Handlungswege offen zu halten. Ein<br />
derartig systemisches Denken wird mit dem<br />
Masterstudiengang „Wirtschaftspsychologie<br />
& Leadership“ der SRH Fernhochschule –<br />
The Mobile University gefördert.<br />
Das Fernstudium richtet sich an Fach- und<br />
Führungskräfte deren Ziel es ist sich modernes<br />
Leadership-Know-how anzueignen und<br />
die Psychologie dahinter zu verstehen. Die<br />
Studierenden erwerben ein interdisziplinäres<br />
Verständnis von Wirtschaftspsychologie<br />
und positionieren sich so für Arbeitsfelder<br />
in Unternehmen aller Branchen. Weiteres:<br />
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47<br />
Wie man<br />
„heilige Kühe“ mit<br />
dem „Elefanten im<br />
Raum“ vertreibt<br />
Innovationen sind der Umsatz von übermorgen.<br />
Man muss sie startklar in der Pipeline haben, wenn<br />
die alten Lösungen es nicht mehr bringen. Tabuthemen,<br />
Blockaden und „heilige Kühe“ kann man dabei<br />
nicht brauchen. Mit dem "Elefanten im Raum" lässt<br />
sich das scheinbar Unantastbare vertreiben.<br />
© PIQSELS.COM | JOAIR<br />
Ganze Industrien haben ein Interesse<br />
daran, den Fortschritt zu hemmen, um<br />
den Wert des Kapitals zu schützen, das<br />
in ihren veralteten Technologien gebunden<br />
ist. Sie hüten ausgebrannte Feuerstellen,<br />
statt mit erhobener Fackel neues<br />
Terrain zu erkunden. Viele Chancen lassen<br />
sie ganz einfach deshalb verstreichen,<br />
weil das Risiko des Scheiterns besteht.<br />
Wer scheitert, setzt in tradierten<br />
Organisationen seine Karriere aufs<br />
Spiel. So hat Bahnbrechendes dort sehr<br />
schlechte Karten. Doch mit schlechten<br />
Karten verliert man ein Spiel. Wer den<br />
Status quo einbetoniert, wird aussortiert:<br />
von Kunden, die mehr wollen als<br />
das, was es gestern schon gab - und von<br />
denen, die solche Kunden verstehen.<br />
Auch das hört man oft: „Unser Umsatz<br />
brummt. Wir sind voll ausgelastet. Das<br />
Geschäftsmodell stimmt. Die Produkte<br />
passen. Es geht uns prächtig. Wieso<br />
was ändern, wenn‘s läuft?“ Genau dann<br />
wäre es an der Zeit, beherzt den Sprung<br />
in die Zukunft zu wagen. Wenn es einem<br />
Unternehmen mal nicht mehr so gut<br />
geht, hat es dafür keine Zeit. Doch leider:<br />
Viele Anbieter optimieren lieber ihre<br />
Vergangenheit, statt ganz und gar neue<br />
Wege zu gehen. Deren Manager sind<br />
keine Gestalter, sondern Verwalter, weil<br />
das System, in dem sie Verantwortung<br />
tragen, Wagemut nicht belohnt.<br />
Wer zukunftsfit werden will, muss Mut<br />
belohnen<br />
Kein Unternehmen erzielt Wettbewerbsvorsprünge<br />
dadurch, dass die<br />
Belegschaft das Übliche tut und sich<br />
an Etabliertes hält. Vorsprünge erzielt<br />
man im Neuland, durch außergewöhnliche<br />
Vorgehensweisen, durch kühnes<br />
Handeln und einfallsreiche Ideen.<br />
Nicht Konformismus, sondern Mut<br />
muss man also in den Unternehmen<br />
belohnen:<br />
• den Mut, anders zu denken,<br />
• den Mut, anders zu handeln,<br />
• den Mut, Neues zu wagen. u
48 Wirtschaft<br />
49<br />
Das neue Buch der Autorin<br />
Anne M. Schüller:<br />
Bahn frei für<br />
Übermorgengestalter<br />
Darüber hinaus gibt es in nahezu jeder<br />
Firma Probleme, die unübersehbar existieren.<br />
Doch man spricht darüber nur<br />
hinter vorgehaltener Hand: veraltete<br />
Geschäftsmodelle, die vergreisten Lieblingsprodukte<br />
des Chefs, Regeln und<br />
Rituale, die keiner mehr braucht, alphahierarchische<br />
Machtstrukturen, unzeitgemäße<br />
Entscheidungsverfahren,<br />
antiquierte Führungsmethoden, eine<br />
falsche Fehlerkultur, überbordende<br />
hausgemachte Bürokratie, ächzende<br />
Meetings, verfehlte Bonifizierungsstrategien<br />
und vieles mehr.<br />
Blockaden lösen mit dem „Elefanten<br />
im Raum“<br />
Für die „Future Economy“, in der sich<br />
menschliche und künstliche Intelligenzen<br />
miteinander verbinden, wird<br />
zunächst ein „Future Mindset“ und<br />
dann eine „Future Organisation“ gebraucht.<br />
Dies verlangt von einem traditionellen<br />
Management, alle derzeitigen<br />
Strategien und die damit verbundenen<br />
Verfahrensweisen auf den Prüfstand zu<br />
stellen – und dabei insbesondere auch<br />
die „heiligen Kühe“ zu thematisieren.<br />
„Elephant in the Room“ ist eine gute<br />
Methode, um Tabus und Blockaden jeder<br />
Couleur in Angriff zu nehmen. Warum<br />
Elefant? Weil es um etwas wirklich<br />
Großes geht: ein offensichtliches Problem,<br />
das dick und breit im Raum steht<br />
und den Zugang zu einer besseren Zukunft<br />
versperrt. Es ist unübersehbar,<br />
doch alle tun so, als wäre es gar nicht<br />
da. Im Mittelpunkt eines solchen Workshops<br />
steht folgende Frage:<br />
„Wenn es um unsere unternehmerische<br />
Zukunft geht, was sind die wahren<br />
Hemmnisse und Blockaden, über die<br />
zwar offiziell niemand spricht, worüber<br />
wir aber unbedingt reden sollten?“<br />
Initiiert wird dieser Prozess von jemandem<br />
aus dem Top-Management. Arbeiten<br />
Sie in diesem Workshop unbedingt<br />
mit einer qualifizierten Moderation.<br />
Starten Sie am besten<br />
mit einer Sicherheitsfrage<br />
Am besten startet man mit einer „Sicherheitsfrage“.<br />
Zeichnen Sie dazu eine<br />
Elfer-Skala auf eine Pinnwand und fragen<br />
Sie die Anwesenden so:<br />
„Auf dieser Skala von null bis zehn: Wie<br />
frei denken Sie, in dieser Runde reden zu<br />
können?“<br />
Im Allgemeinen favorisiere ich eine verdeckte<br />
Bewertung. Die Gruppenzwänge<br />
sind oft sehr hoch. Man will sich<br />
mit seiner Meinung nicht isolieren. Die<br />
Gefahr, dass erwünschtes Verhalten<br />
gezeigt wird und genehme Antworten<br />
kommen, ist damit groß. Die Pinnwand<br />
mit der Skala wird also am besten umgedreht,<br />
so dass die Teilnehmer:innen<br />
ihre Bewertung anonym geben können.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Damit man unbeeinflusst von anderen<br />
bleibt, schreibt jeder seine Zahl auf<br />
einen Klebepunkt, bevor er/sie hinter<br />
die Pinnwand geht. Liegen Punkte unter<br />
sieben, wird das zunächst diskutiert.<br />
Führungskräfte geben übrigens<br />
oft eine zu gute Wertung, weil sie sich<br />
über- und die organisationale Not unterschätzen.<br />
Bei einem interhierarchischen<br />
Workshop sollten sie deshalb<br />
ihre Punkte einkreisen, damit auch das<br />
sichtbar wird.<br />
Wie sich „heilige Kühe“ vom Eis holen<br />
lassen<br />
Wenn die Unternehmens- und Kommunikationskultur<br />
bereits offen und vertrauensvoll<br />
ist, können Sie eine überaus<br />
wirkungsvolle Variante wählen: Holen<br />
Sie die Elfer-Skala physisch in den Raum,<br />
indem Sie sie auf den Fußboden malen.<br />
Die Teilnehmenden sollen sich zu der jeweiligen<br />
Nummer begeben. Dann stellt<br />
man ihnen folgende Fragen:<br />
• „Möchtest du den anderen etwas zu<br />
deinem Standpunkt sagen?“ Oder:<br />
• „Möchtest du jemanden im Raum etwas<br />
zu dessen Standpunkt fragen?“<br />
Nach der Sicherheitsfrage und einer<br />
kleinen Wirkungspause werden die „heilige<br />
Kühe“ nun – vorsichtshalber immer<br />
noch anonymisiert - gelistet, priorisiert,<br />
diskutiert und idealerweise danach<br />
gleich angegangen.<br />
Ein Etappenziel ist erreicht, wenn sich<br />
am Ende alle trauen, Dinge, die sie für<br />
eine „heilige Kuh“ halten, offen anzusprechen.<br />
Und das sollte stets positiv<br />
aufgenommen werden, vor allem von<br />
den „Haltern der Kühe“. Danach sollte<br />
mindestens eine Kuh bei den Hörnern<br />
gepackt und tatsächlich vom Eis geholt<br />
werden. Maximalziel ist, dass es am<br />
Ende keine „heiligen Kühe“ mehr gibt -<br />
und Blockaden fortan erst gar nicht entstehen.<br />
•<br />
Gabal Verlag <strong>2022</strong>,<br />
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der Wirtschaft zu werden. Kompakt und sehr<br />
unterhaltsam veranschaulicht es jedem, der<br />
helfen will, eine bessere Zukunft zu gestalten,<br />
die maßgeblichen Vorgehensweisen in drei<br />
Bereichen: Wie machen wir die Menschen<br />
stärker, das Zusammenarbeiten besser und<br />
die Innovationskraft im Unternehmen größer.<br />
Anne M. Schüller<br />
ist Managementdenker,<br />
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Betriebswirtin gilt als<br />
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51<br />
KAMPF<br />
Wie Jeff Bezos, Richard Branson und<br />
Elon Musk den Weltraum erobern<br />
Die Ökonomisierung und die Militarisierung<br />
des Weltalls stehen im Fokus<br />
des Buchs „Kampf ums All“, das in der<br />
UNO-Denkfabrik Diplomatic Council erschienen<br />
ist. Auf 260 Seiten wird erklärt,<br />
„wie Jeff Bezos, Richard Branson und Elon<br />
Musk den Weltraum erobern und welche<br />
Rolle die NASA, die ESA, Russland und<br />
China“ dabei spielen, so der ungewöhnlich<br />
lange Untertitel. Tatsächlich beleuchtet<br />
Autor Andreas Dripke beinahe<br />
alle Aspekte der Weltraumfahrt, von den<br />
ersten Anfängen bis zur geplanten Besiedelung<br />
des Mars.<br />
Dabei folgt das Buch einer These: Die<br />
USA wollen den Weltraum mit Hilfe<br />
amerikanischer Unternehmen für sich<br />
vereinnahmen, weil sie ihn strategisch,<br />
wirtschaftlich und militärisch als über-<br />
ums ALL<br />
aus wichtig für ihre künftige Vormachtstellung<br />
auf der Erde und im All einstufen.<br />
Hierzu haben sie unter dem Namen<br />
Artemis Accords ein Regelwerk für die<br />
moderne Weltraumfahrt erarbeitet, von<br />
dem sie erwarten, dass es von der internationalen<br />
Staatengemeinschaft<br />
wie selbstverständlich akzeptiert wird.<br />
Länder und Unternehmen, die sich dem<br />
US-Diktat nicht unterwerfen, werden<br />
vom Artemis-Programm, dem amerikanischen<br />
Weg zum Mond, zum Mars und<br />
darüber hinaus, ausgeschlossen. China<br />
und Russland sind per se außen vor und<br />
haben als Reaktion bereits eine engere<br />
Zusammenarbeit im Weltraum vereinbart.<br />
Das US-Regelwerk verstößt an<br />
entscheidenden Stellen gegen den Sinn<br />
und Wortlaut des Weltraumvertrags der<br />
Vereinten Nationen. So sieht Artemis<br />
Accords die Inbesitznahme und Verteidigung<br />
von Gebieten auf dem Mond oder<br />
dem Mars vor, was im UNO-Vertragswerk<br />
ausdrücklich abgelehnt wird.<br />
Die US-Regierung macht die Regeln, die<br />
US-Wirtschaft das Geschäft<br />
Das Buch zieht zum Vorgehen der USA<br />
im All zwei Vergleiche: mit der Eroberung<br />
des amerikanischen Kontinents<br />
durch Siedler aus Europa seit dem 17.<br />
Jahrhundert und mit der Dominanz der<br />
US-Digitalkonzerne in der modernen<br />
Computerwelt. Der Autor geht von einer<br />
symbiotischen Entwicklung bei der Eroberung<br />
des Weltraums aus: Die US-Regierung<br />
gewährt die Rahmenbedingungen<br />
und den militärischen Schutz, während<br />
sich die amerikanische Wirtschaft daranmacht,<br />
die Ressourcen im All unter ihre<br />
Fittiche und neue Geschäftsmodelle wie<br />
den Weltraumtourismus auf den Weg zu<br />
© PIQSELS.COM | FRTIJ<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
bringen.<br />
Elon Musks Weltraumfirmen SpaceX<br />
und Starlink stehen demnach exemplarisch<br />
für die unternehmerische Seite<br />
dieser „Public-Private-Partnership“. Dies<br />
folgt der Erkenntnis, dass Unternehmen<br />
schneller, flexibler und kostenbewusster<br />
agieren als nationale Weltraumbehörden<br />
wie etwa die NASA. Für die Besiedelung<br />
des Weltraums sei es von entscheidender<br />
Bedeutung, möglichst große Nutzlasten<br />
zu minimalen Kosten ins All befördern<br />
zu können. SpaceX habe diesbezüglich<br />
bereits heute mit der Rakete Falcon Heavy<br />
die Nase vorn und sei dabei, sich mit<br />
dem geplanten Raketenraumschiff Starship<br />
die Pole-Position für Missionen und<br />
Versorgungsflüge in Richtung Mars zu<br />
sichern. Das Starship zeichnet sich nicht<br />
nur durch hohe Nutzlasten von über 100<br />
Tonnen aus, sondern vor allem durch seine<br />
Wiederverwendbarkeit als Schlüssel<br />
zur Wirtschaftlichkeit.<br />
Als ernsthafter Konkurrent ums All wird<br />
in dem Buch Jeff Bezos eingestuft. Während<br />
Musk seine Pläne häufig schon<br />
Jahre vorher lautstark ankündigt, geht<br />
Bezos erst an die Öffentlichkeit, wenn<br />
alles fix und fertig funktioniert. Doch die<br />
Visionen sind ähnlich gewaltig. Während<br />
Musk den Mars besiedeln will, schwärmt<br />
Bezos von 26.000 Kilometer langen zylindrischen<br />
Raumstationen, in denen<br />
gut eine Million Menschen Platz finden<br />
könnten (zum Vergleich: China hat mit<br />
den Planungen für eine Raumstation mit<br />
gerade einmal einem Kilometer Länge<br />
begonnen). Die Realisierung der Bezos-<br />
Station wird um 2075 herum angestrebt.<br />
Deutlich vorher soll Bezos’ Projekt Kuiper<br />
Realität werden. Es handelt sich dabei<br />
um einen mit Starlink vergleichbaren<br />
Satellitengürtel rund um die Erde zur Bereitstellung<br />
eines weltweiten Breitband-<br />
Internetzugangs.<br />
Bescheidene Rolle für Europa<br />
Die Rolle Europas in der Weltraumfahrt<br />
wird in dem Buch als bescheiden eingestuft.<br />
Ohne einen eigenen Weltraumbahnhof<br />
sei man auf amerikanische Hilfe<br />
angewiesen, zumal die zuvor genutzten<br />
russischen Startgelegenheiten mit dem<br />
Ukrainekrieg weggefallen seien.<br />
Immerhin gibt es viele Marktnischen, in<br />
denen die europäische Weltraumfahrt<br />
Fuß fassen könnte. So will die ESA das<br />
Schrottsammeln im All als „neuen kommerziellen<br />
Sektor der Raumfahrtindustrie<br />
entwickeln“. Schon heute umkreisen<br />
rund eine Million Brocken, die einen<br />
Zentimeter oder mehr messen, und etwa<br />
5.000 Schrottobjekte mit einer Größe<br />
von mindestens einem Meter die Erde.<br />
Neben dem Schrottsammeln gilt auch<br />
der Start von Kleinraketen zur Beförderung<br />
von Kleinstsatelliten als lukrative<br />
Nische für europäische Weltraumfirmen.<br />
In Planung ist sogar ein Weltraumbahnhof<br />
in der Nordsee für dieses im wahrsten<br />
Sinne des Wortes kleinteilige Geschäft.<br />
Im Vergleich zu den hochfliegenden US-<br />
Plänen nehmen sich die europäischen<br />
Nischen indes bescheiden aus.<br />
Der seit 2021 amtierende ESA-Chef Josef<br />
Aschbacher gestand bereits ein, dass<br />
Europa im Raketenbereich ins „Hintertreffen“<br />
geraten sei. Vor allem privatwirtschaftliche<br />
US-Unternehmen<br />
wie SpaceX machten der europäischen<br />
Raumfahrt massiv Konkurrenz. Die US-<br />
Raumfahrtbehörde NASA habe private<br />
Unternehmen – anders als in Europa<br />
– sehr gefördert. Ob dieser Vorsprung<br />
überhaupt noch aufzuholen sei, steht in<br />
den Sternen, gibt sich das Buch skeptisch.<br />
Wahrscheinlich wird die europäische<br />
Raumfahrt eher zu einem „Anhängsel“<br />
der US-Aktivitäten verkümmern, wobei<br />
die Abhängigkeit mit Worthülsen wie<br />
„Partnerschaft“ verbrämt wird.<br />
Absoluter Machtanspruch der USA auf<br />
das Weltall<br />
Als Beleg für den „absoluten Machtanspruch<br />
der USA auf das Weltall“ wird in<br />
dem Buch unter anderem die Gründung<br />
der US Space Force angeführt. Die Angehörigen<br />
der Weltraumstreitkräfte, die<br />
Wächter (englisch: Guardians), sollen ab<br />
2025 das Gebiet zwischen Erde und Mond,<br />
den sogenannten zislunaren Raum, lückenlos<br />
überwachen. Dies kommt einer<br />
Ausweitung der Reichweite gegenüber<br />
der heutigen Überwachung durch geostationäre<br />
Satelliten etwa um das Tausendfache<br />
gleich. Bereits 2021 stellte das<br />
westliche Militärbündnis NATO klar, dass<br />
Angriffe im All, etwa auf Satelliten eines<br />
Landes, den Bündnisfall auslösen, also<br />
als Attacke auf alle im Bündnis zusammengeschlossenen<br />
Staaten gewertet<br />
wird. •<br />
info<br />
"Kampf ums All -<br />
Wie Jeff Bezos,<br />
Richard Branson<br />
und Elon Musk den<br />
Weltraum erobern",<br />
Andreas Dripke,<br />
260 Seiten,<br />
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52 Wirtschaft<br />
53<br />
„Nur echte Mehrwerte<br />
bringen Innovationen hervor“<br />
Geschäftsmodelle mit Zukunft<br />
Thomas Pförtner,<br />
Projekt- und Interim Manager<br />
zeichnete Interim Manager auch in verschiedene<br />
Fachzirkel und Gremien ein.<br />
Wegen seiner tiefgründigen Analysen<br />
und seiner systemisch-generalistischen<br />
Denkansätze ist er zudem als Autor in<br />
Fachmedien gefragt sowie als Experte im<br />
Rahmen von Workshops, Tagungen und<br />
Kongressen.<br />
Innovationen und Innovationsmanagement<br />
sind nicht erst im Zuge der Digitalisierung<br />
zu wichtigen Elementen der<br />
Unternehmensstrategie geworden. Im<br />
<strong>PT</strong>-Interview erklärt Thomas Pförtner wie<br />
wichtig ein gutes Verständnis der Geschäftsmodelle<br />
ist, um echten Mehrwert<br />
und erfolgreiche Innovationen zu schaffen.<br />
<strong>PT</strong>: Herr Pförtner, Innovationen sind<br />
der wichtigste Treiber von Erfolg. Viele<br />
Unternehmen versuchen deshalb, Innovationen<br />
bewusst und proaktiv voranzubringen.<br />
Wo liegen hier die Herausforderungen?<br />
Pförtner: Viele Unternehmen schießen<br />
mit Schrot, statt gut zu zielen. Sie sammeln<br />
einen ganzen Pool von Ideen, treiben<br />
möglichst viele davon voran und hoffen<br />
anschließend auf den Erfolg einzelner<br />
Produkte. Anstelle einer vernünftigen<br />
Strategie und Analyse ist es so allerdings<br />
eher der reine Zufall, der über Erfolg oder<br />
Nichterfolg einer Innovation entscheidet.<br />
Unter der Annahme statistischer<br />
Unabhängigkeit ist dies das Beste, was<br />
man tun kann. Aber Masse ist eben nicht<br />
gleich Klasse.<br />
<strong>PT</strong>: Wie sollten Unternehmen stattdessen<br />
vorgehen, um erfolgsversprechende<br />
Ideen von solchen mit wenig Potenzial<br />
zu trennen?<br />
Pförtner: Wir leben in einer Welt mit<br />
zunehmender Veränderungsgeschwindigkeit<br />
(Velocity), Ungewissheit (Uncertainty),<br />
Komplexität (Complexity) und<br />
Mehrdeutigkeit (Ambiguity), die heute<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Thomas Pförtner ist Projekt- und Interim<br />
Manager. Er realisiert neue Geschäftswerte<br />
durch fokussierte Projekte und ist<br />
immer dann gefragt, wenn es um strategisches<br />
Wachstum durch technische Innovationen<br />
geht. Zu seinen Auftraggebern<br />
zählen wachstumsorientierte Unternehmen<br />
aus der IT/K-Branche, der Chip- und<br />
Halbleiterindustrie sowie aus Produktion<br />
und Fertigung. Als Universalist verbindet<br />
er umfassendes technologisches Wissen<br />
über Chips und Halbleiter sowie moderne<br />
Fertigungsverfahren und Werkstoffe mit<br />
Praxiswissen über Netze, Server, moderne<br />
IT-Services und EDV. Ergänzt wird sein<br />
Kompetenzportfolio um strategisches<br />
Unternehmensmanagement-Know-how<br />
und Erfahrungen in den Bereichen Qualitätssicherung,<br />
Risikobewertung, Finanzen,<br />
Einkauf, Fertigung, Vertragswesen, Führung<br />
und Prozessteuerung. Er wirkt als<br />
Generalist. Technologie ist für ihn Mittel<br />
zum Zweck – mit und für die Menschen,<br />
die sie anwenden. Er steht für greifbare<br />
Ergebnisse und eine nachhaltige Umsetzung<br />
in der betrieblichen Praxis. Seine<br />
ganzheitliche Sicht auf menschliche,<br />
technologische, betriebswirtschaftliche,<br />
gesellschaftliche und ethische Fragestellungen<br />
in einer volatilen Geschäftswelt<br />
bringt der Diplom-Ingenieur und ausgeunter<br />
dem Begriff VUCA zusammengefasst<br />
wird. Es bedarf einer Mindesteindringtiefe,<br />
um aus einer Idee ein wirklich<br />
erfolgreiches Konzept zu machen. In der<br />
Praxis bedeutet das eine intensive Beschäftigung<br />
mit einer Idee durch Menschen,<br />
die sowohl über Sachverstand als<br />
auch über eine gewisse Offenheit für<br />
Neues verfügen.<br />
<strong>PT</strong>: Innovation sollte also weniger beiläufig<br />
betrachtet als vielmehr ganz gezielt<br />
angegangen werden?<br />
Pförtner: Genau. Ich spreche mich seit<br />
jeher dafür aus, Innovationen ganzheitlich<br />
zu betrachten. Das bedeutet, sich ein<br />
intensives Verständnis der Zielkunden,<br />
der Einsatzszenarien und des Geschäftsmodells<br />
zu verschaffen. Oftmals geht die<br />
Wirkung von Innovationen weit über die<br />
ursprüngliche Idee hinaus und es gibt Aspekte<br />
außerhalb der ersten Betrachtung,<br />
die entscheidend sind für den Erfolg einer<br />
Innovation.<br />
<strong>PT</strong>: Können Sie uns ein Beispiel aus der<br />
Praxis nennen, in dem dies deutlich wird?<br />
Pförtner: Ein aus meiner Sicht sehr erstaunliches<br />
Beispiel ist ein Getränkeautomat<br />
mit Bezahlfunktion via Mobiltelefon,<br />
den einige meiner damaligen finnischen<br />
Kollegen vorgestellt hatten – und zwar<br />
schon vor 20 Jahren. Was heute wie eine<br />
Selbstverständlichkeit klingt, war damals<br />
eine Sensation. Das Mobiltelefon mit einer<br />
Bezahlfunktion für die reale Welt zu<br />
verknüpfen, war eine absolut innovative<br />
Idee. Die Kombination war nicht nur attraktiv<br />
für die Benutzer des Telefons, sondern<br />
auch für die Mobilfunkbetreiber, die<br />
so einen Zusatznutzen aus ihrem Mobilfunknetz<br />
hätten ziehen können. Der<br />
Benefit der Automatenhersteller und<br />
-betreiber wiederum lag weniger in der<br />
Bezahlfunktion als vielmehr in der Möglichkeit<br />
der zeitgerechten Befüllung mit<br />
den richtigen Produkten, die sich aus der<br />
Erfassung und Bereitstellung der dazu<br />
notwendigen Informationen ergab. Die<br />
Automaten konnten diese Informationen<br />
leicht, und über die Mobilfunkanbindung<br />
einfach, als Zusatznutzen übermitteln.<br />
Leider war damals die Wertschöpfungskette<br />
der Betreiber noch nicht ausreichend<br />
digitalisiert, um derartige Daten<br />
zu verarbeiten. Da die Automatenbetreiber<br />
und ihre Zulieferer aber die entscheidenden<br />
Spieler in diesem Geschäftsmodell<br />
waren, war ein schneller Erfolg der<br />
Innovation ausgeschlossen.<br />
<strong>PT</strong>: Was genau unterscheidet denn wirklich<br />
innovative Unternehmen von solchen,<br />
die dies nur sein wollen?<br />
Pförtner: Unternehmen, die Innovationen<br />
erfolgreich entwickeln, prüfen<br />
schon bei der Konzeptentwicklung sämtliche<br />
Auswirkungen von Innovationen<br />
auf das Ökosystem, in dem die Innovation<br />
wirken soll. In der Regel entwickeln<br />
sie Innovationen im Umfeld ihrer bestehenden<br />
Produkte, in dem sie sich bestens<br />
auskennen. Mitunter muss man aber die<br />
Kreise weiter ziehen, als es auf den ersten<br />
Augenblick erscheint.<br />
<strong>PT</strong>: Haben Sie auch hier ein konkretes<br />
Beispiel?<br />
Pförtner: In der Telekommunikationsbranche<br />
wurden im Festnetz vor einigen<br />
Jahren sehr erfolgreiche Mehrwertdienste<br />
eingeführt, darunter der<br />
Abstimmungsservices „TED" – bekannt<br />
etwa durch die Sendung „Wetten, dass...?"<br />
mit Thomas Gottschalk – und FreeCall,<br />
also kostenlose Anrufe bei Hotlines im<br />
Festnetz. Die Idee hinter letzteren war es,<br />
für Telefonverkäufer und Versandhändler<br />
die Anrufbereitschaft potenzieller<br />
Kunden zu erhöhen, da für Anrufe im<br />
Festnetz seinerzeit noch erhebliche Gebühren<br />
verlangt wurden. Tatsächlich aber<br />
war die Interessenslage der Anbieter dieser<br />
Gratisgespräche eine etwas andere:<br />
Große Versandhändler waren schon damals<br />
sehr daran interessiert, zu erfahren,<br />
wo genau ihre Kunden herkommen. Im<br />
geografisch strukturierten Festnetz war<br />
diese Information sehr genau verfügbar.<br />
Die eigentliche Kernidee der kostenlosen<br />
Anrufe wurde damit zum Nebeneffekt.<br />
Wichtigstes Merkmal und entscheidender<br />
Mehrwert des Dienstes war vielmehr<br />
die Möglichkeit, die Herkunft der<br />
Anrufer zu lokalisieren und diese Daten<br />
gut aufbereitet zur Verfügung zu stellen.<br />
<strong>PT</strong>: Der Erfolg dieser Innovation lag also<br />
nicht zuletzt darin, dass die Unternehmenskunden<br />
einen zusätzlichen Nutzen<br />
daraus ziehen konnten?<br />
Pförtner: Richtig! Wer erfolgreiche Lösungen<br />
entwickeln will, muss ein tiefes<br />
Verständnis der Geschäfte seiner Kunden<br />
aufbauen und dementsprechend die eigenen<br />
Geschäftsmodelle und Fähigkeiten<br />
weiterentwickeln. Dies kann durch<br />
internen Know-how-Aufbau geschehen<br />
oder durch geeignete Partnerschaften. •<br />
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das Leben schwer machen. Als Mentor<br />
unterstützt sie mit mehreren Programmen<br />
Unternehmern und Führungskräfte.<br />
Mentoring: Raus aus<br />
der Knechtschaft<br />
Unternehmer sollten aufhören, Untertan zu sein<br />
© SUSANNE GRIEGER-LANGER<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Nicht wenige Unternehmer fühlen sich<br />
ohnmächtig. Immer neue Krisen sorgen<br />
für Unsicherheit, Unplanbarkeit und<br />
damit Unbeherrschbarkeit. Den „freien<br />
Unternehmer“ gibt es kaum noch, stattdessen<br />
viele Getriebene, die fremdbestimmt<br />
Themen abarbeiten, die letztlich<br />
nichts mit dem eigentlichen Unternehmenszweck<br />
und dem gewünschten Lebensinhalt<br />
zu tun haben. Unternehmer<br />
sind zerrieben zwischen immer mehr<br />
staatlichem Dirigismus, oktroyierter<br />
Bürokratie und gesellschaftlichen Konventionen<br />
einerseits und den Maximalforderungen<br />
von Mitarbeitern und<br />
Geschäftspartnern andererseits. Nicht<br />
wenige fühlen sich als Prostituierte<br />
eines Systems, dem sie scheinbar nicht<br />
entfliehen können.<br />
Seit jeher beschweren sich Unternehmer<br />
über die wachsende Bürokratie, die<br />
Einmischung des Staates in die persönlichen<br />
und vor allem die unternehmerischen<br />
Belange. Doch in den letzten<br />
Jahren ist der Staat mit seinen Institutionen<br />
schier übermächtig geworden.<br />
Es geht nicht mehr nur um Formulare<br />
und Meldepflichten, sondern um eine<br />
tiefgreifende Einmischung in den unternehmerischen<br />
Zweck als solches. Betriebe,<br />
Standorte, Produkte, Lieferketten<br />
und Technologien werden öffentlich<br />
geächtet oder goutiert. Corona-, Klima-<br />
und Energiekrise manifestieren<br />
eine staatliche Macht und eine unternehmerische<br />
Ohnmacht, die nahezu<br />
jede unternehmerische Freiheit tötet.<br />
Zwangsschließungen, Vorgaben zum<br />
vermeintlichen Gesundheitsschutz, Fragen<br />
des Energieverbrauchs, selbst die<br />
Art der Unternehmensführung unterliegen<br />
heute staatlicher Direktive.<br />
Müssen müssen ist Gegenwartskultur<br />
Unterstützt wird dies von Lobbyisten<br />
und Aktivisten, die mit gesellschaftlichen<br />
Konventionen und Erwartungen<br />
unternehmerisches Handeln moralisieren.<br />
„Du musst nachhaltig sein.“ „Du<br />
musst fair sein.“ „Du musst dem Gemeinwohl<br />
dienen.“ Das Müssen müssen<br />
ist Gegenwartskultur. Was allerdings<br />
nachhaltig, fair und gemeinwohlorientiert<br />
ist, bestimmen<br />
die Interessengruppen<br />
selbst. Wer sich<br />
derlei Konventionen<br />
nicht beugt,<br />
riskiert gesellschaftliche<br />
Ächtung,<br />
Shitstorms<br />
und Repressalien. Ausdruck finden diese<br />
Konventionen, lang genug wiederholt,<br />
dann wiederum in immer neuen Gesetzen<br />
und Verordnungen.<br />
Coaching führt nicht selten zu Selbstsabotage<br />
Auf der anderen Seite sollen Unternehmen<br />
wachsen und dabei stetig neue Jobs<br />
schaffen. Gradmesser für Erfolg sind die<br />
Anzahl der Mitarbeiter und der Umsatz.<br />
Denn ohne möglichst viele sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte und ausreichend<br />
Unternehmensgewinne, kann<br />
sich der Staat nicht finanzieren. Der Unternehmer<br />
arbeitet mithin für andere,<br />
für anonyme Dritte, für ein System. In<br />
diesem System wiederum haben Mitarbeiter<br />
alle möglichen Rechte, der Arbeitgeber<br />
aber alle möglichen Pflichten.<br />
Arbeitszeiten, Work-Life-Balance, soziale<br />
Zwangsabgaben und Fürsorgepflichten<br />
dominieren. Leistung, Flexibilität und<br />
betriebliche Notwendigkeiten treten in<br />
den Hintergrund. Mitarbeiter und HR-<br />
„Es geht darum, wieder<br />
Gestalter zu werden<br />
und Grenzen zu ziehen.“<br />
Abteilungen bestimmen zunehmend,<br />
was unternehmerisch wünschenswert<br />
und machbar ist. Deren Macht wächst<br />
infolge des Fachkräftemangels und steigender<br />
Komplexität der Wirtschaftsbeziehungen.<br />
Die Folge: Der Unternehmer wird zerrieben<br />
und befindet sich in einer Art Systemknechtschaft.<br />
Damit stellt sich die<br />
Frage, wie man<br />
als Unternehmer<br />
wieder Herr im eigenen<br />
Haus wird,<br />
wie man sich<br />
aus eben dieser<br />
Knechtschaft befreien<br />
kann. Viele<br />
suchen ihr Heil<br />
in Coachings, übersehen jedoch dabei,<br />
dass Coaching nur eine Art moderative<br />
Prozessbegleitung ist. Coaching ist, in<br />
aller Regel, eine Mischung aus Fragen<br />
stellen und Motivation schenken. Doch<br />
zu was soll ein Knecht motiviert werden?<br />
Zu mehr Leistung in einem System,<br />
das ihn beherrscht, das er selbst aber<br />
nicht beherrschen kann? Motivation ist<br />
derzeit augenscheinlich nicht das, was<br />
Unternehmer gerade brauchen. Was sie<br />
vielmehr brauchen ist ein Weg zur Befreiung,<br />
einen Weg zurück in ihre eigene<br />
Kraft und in die Erkenntnis ihrer eigenen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Dazu<br />
sind Coaches allerdings eher selten in<br />
der Lage. Sie sprechen ÜBER ein Thema,<br />
nicht VON einem Thema, nehmen ihr<br />
Wissen aus Büchern oder schreiben von<br />
anderen Motivatoren ab. Die meisten<br />
Coaches sind nicht dort, wo freie Unternehmer<br />
hingelangen könnten, wenn sie<br />
tatsächlich ihre Freiheit zurückgewönnen.<br />
Coaching ist in aller Regel Optimierung<br />
im System mit den Methoden u
56 Wirtschaft<br />
57<br />
der Psychologie.<br />
Mentoring ebnet den Weg zur Freiheit<br />
Weit über Coaching hinaus geht Mentoring.<br />
Ein Mentor ist jemand, der VON etwas<br />
spricht, der bereits da ist, wo seine<br />
Mentees gerne hinmöchten. Mentoren<br />
sind selbst erfolgreiche Unternehmer,<br />
die bereits die Hindernisse überwunden<br />
haben, die ihre Mentees noch vor sich<br />
haben. Sie moderieren keinen Prozess,<br />
sondern leisten den notwendigen Beitrag<br />
zur Befreiung. Dabei unterstützen<br />
sie auf zwei Ebenen: der äußeren, die<br />
geprägt ist von den Regeln des Marktes,<br />
von unternehmerischen Kompetenzen<br />
und Methoden, von Leistungsindikatoren,<br />
Ressourcen und Techniken, sprich<br />
von allem, was lernbar ist, und der inneren.<br />
Die innere Ebene befreit von Ängsten,<br />
unterstützt, Emotionen zu kontrollieren,<br />
die Ohnmacht zu überwinden<br />
und bereitet den Boden für mehr Souveränität.<br />
Letztlich ist die innere Ebene die,<br />
die Mut und Kraft verleiht, vermeintliche<br />
Regeln zu brechen und Hindernisse<br />
zu überwinden. Ein guter Mentor<br />
ist Profiler und Philosoph. Er abstrahiert<br />
Tätig- und Notwendigkeiten vom System<br />
und fragt vielmehr nach dem Wesen<br />
des Menschen, der einst sein Unternehmen<br />
in Freiheit gegründet hat.<br />
Opfer der Systemkonformität<br />
Der Mentor befreit von der lähmenden<br />
Angst dieser Tage, von den Gesetzen<br />
und Regeln, die andere oktroyieren. Ein<br />
guter Mentor weitet den Blick vom demotischen<br />
Wissen, dem Wissen und<br />
der Sprache der Beherrschten, hin zum<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
hieratischen Wissen, dem Wissen und<br />
der Sprache der Herrscher. Coaches und<br />
Psychologen nutzen sehr häufig demotische<br />
Sprachbilder. Eines der schlimmsten<br />
Sprachbilder ist das sogenannte<br />
Gesetz der Anziehung: Gelingt etwas<br />
nicht, so ist der Betroffene selbst schuld.<br />
Ob ein Kunde nicht zahlt, ein Betrüger<br />
ein Unternehmen fast ruiniert oder ein<br />
Mitarbeiter massive Minderleistung<br />
bringt, so lautet die demotische Regel<br />
der Coaches, der Benachteiligte habe<br />
dies alles selbst angezogen. „Es hat etwas<br />
mit Dir zu tun. Das Mindset stimmt<br />
nicht.“ Das allerdings ist Opfermentalität,<br />
Unselbständigkeit, artikulierte Ohnmacht<br />
und Ergebenheit. Die genannten<br />
und viele andere Formen von Ausnutzung<br />
haben rein gar nichts mit Mindset<br />
zu tun, sondern damit, dass ein fremdbestimmtes<br />
System derartige Verhaltensweisen<br />
fördert. Wem die Selbstverantwortung<br />
abgenommen wird, wird<br />
entweder zum parasitären Optimierer<br />
auf Kosten anderer oder zum Opfer seiner<br />
Systemkonformität.<br />
Trennung von schädlichen Menschen<br />
und fremden Regelwerken<br />
In Wahrheit muss es darum gehen, sich<br />
radikal von Menschen zu befreien, die<br />
einen ausnutzen, schädigen und in der<br />
eigenen Exzellenz behindern. Es gilt,<br />
eine Art Triage im eigenen Leben vorzunehmen.<br />
Ein Mentor ermutigt genau<br />
dazu. Er befähigt, solche Schädlinge im<br />
eigenen Leben zu erkennen und sich<br />
von ihnen zu distanzieren – mit hieratischem<br />
Wissen. Erst die Trennung von<br />
schädlichen Einflüssen und Personen<br />
ermöglicht den Erfolg, der heutzutage<br />
immer weniger in Wachstum und Größe<br />
besteht, sondern in Selbstbestimmung<br />
und persönlichem Gewinn.<br />
Das weichgespülte und systemkonformistische<br />
„Kumbaya“ der Coaches und<br />
Mindset-Apologeten führt letztlich zu<br />
Selbstsabotage der Gecoachten. Unternehmern<br />
mangelt es nicht an Motivation<br />
oder der richtigen Einstellung. Es<br />
mangelt ihnen an Selbstermächtigung,<br />
das System zu verlassen, das sie drangsaliert.<br />
Dazu brauchen sie hieratisches<br />
Wissen. Denn es ist möglich, zumindest<br />
Teile des Systems hinter sich zu lassen,<br />
eine neue Kultur der unternehmerischen<br />
Freiheit zu etablieren und sich<br />
von nicht wenigen Fesseln zu befreien,<br />
wenn man aufhört, das Spiel der ande-<br />
ren zu spielen, sondern selbst die Spielregeln<br />
bestimmt. Es geht darum, wieder<br />
Gestalter zu werden und Grenzen zu<br />
ziehen. Sich abzugrenzen ist das, was<br />
heute erfolgreich macht. •<br />
Über die Autorin<br />
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59<br />
Auf dem Weg zum selbst-<br />
fahrenden Unternehmen<br />
Im nächsten Jahrzehnt werden 80 Prozent der Entscheidungen von KIs getroffen<br />
Digitalisierung ist zum beherrschenden<br />
Thema in der Wirtschaft und in der<br />
Gesellschaft geworden. Doch wer sich<br />
den aktuellen Stand der Digitalisierung<br />
ansieht, findet noch viel Flickwerk. Digitalisiert<br />
werden einzelne Prozesse und<br />
Produkte, Kommunikationswege oder<br />
Logistikketten. Eine echte, durchgreifen-<br />
de Digitalisierung ist aber noch eher die<br />
Ausnahme. Auch deswegen scheint die<br />
technologische Entwicklung derzeit noch<br />
beherrschbar. Die Gefahr, den Anschluss<br />
zu verlieren, sieht aktuell kaum ein Unternehmen.<br />
Im Gegenteil, viele wähnen sich,<br />
aller Krisen zum Trotz, auf einem guten<br />
Weg.<br />
© PIQSELS.COM | J<strong>PT</strong>SF<br />
Doch auf den zweiten Blick zeigt sich<br />
eine andere Dynamik. Zwar gibt es zunehmend<br />
echte digitale Prozesse, die tatsächlich<br />
weitgehend ohne menschliche<br />
Interaktion auskommen und wo nicht<br />
zwischendurch doch noch etwas ausgedruckt,<br />
abgeheftet oder manuell weitergeleitet<br />
wird, aber sie sind eben noch<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
die Ausnahme. Und auch wenn es inzwischen<br />
rein digitale Unternehmen gibt,<br />
deren ganzes Geschäftsmodell durch<br />
Künstliche Intelligenz (KI) und Algorithmen<br />
getrieben wird, so finden sich diese<br />
vor allem unter dem Dach der bekannten<br />
Tech-Giganten oder im Kreise innovativer<br />
Startups, nicht jedoch im deutschen Mittelstand.<br />
Das Thema ist dort bekannt. Die<br />
Unternehmen denken aber im Jahr <strong>2022</strong><br />
noch immer in einzelnen Lösungen, Prozessen,<br />
Abteilungen und Silos, sie denken<br />
kaum strategisch und vernetzt. Digitalisiert<br />
werden einzelne Routinen, meist<br />
angedockt an die bestehende Software,<br />
die nicht selten über Jahrzehnte immer<br />
weiter „gepflegt“, oder besser gesagt,<br />
„geflickt“ wurde.<br />
Exponentielle Entwicklung<br />
Betrachtet man aber die wissenschaftlich<br />
belegte Tatsache, dass sich Innovationen<br />
in der IT exponentiell entwickeln, dann<br />
droht sehr wohl vielen Unternehmen<br />
die Gefahr, zeitnah den Anschluss zu verlieren.<br />
Was derzeit noch gemächlich anmutet,<br />
wird sehr bald maximale Wucht<br />
entfalten. Wer sich die Entwicklung der<br />
letzten rund dreißig Jahre anschaut, insbesondere<br />
bei der Datenspeicherung, der<br />
Datenverarbeitung und der Rechenleistung<br />
und zugleich die aktuellen Anwendungen<br />
betrachtet, kommt unweigerlich<br />
zu dem Ergebnis, dass Mitte des kommenden<br />
Jahrzehnts Unternehmen weitgehend<br />
vollständig softwarebasiert und<br />
damit selbstfahrend sein werden. Die<br />
verschiedenen Entwicklungen rund um<br />
Cloud Computing, KI, Social Collaboration,<br />
Machine Learning, 5G, IoT und vielem<br />
weiteren mehr werden immer weiter<br />
verschmelzen, Prozesse immer schneller<br />
und damit digitaler werden. Das Management<br />
von Unternehmen, die Produktion<br />
von Waren und Dienstleistungen, die<br />
Distribution an den Kunden und letztlich<br />
der Kunde selbst mit seinen Wünschen<br />
werden Teil einer komplett vernetzten<br />
Wertschöpfungskette.<br />
Es wird keine Super-KI geben<br />
Die Analogie zum selbstfahrenden Auto<br />
ist hier durchaus gewollt. Denn so wie<br />
der Fahrer eines PKW in der Endausbaustufe<br />
der vernetzten Mobilität selbstfahrender<br />
Fahrzeuge nur noch Passagier<br />
ist, der nur im Notfall, also bei extremen<br />
Abweichungen, eingreifen kann, soll und<br />
darf, so könnte es auch in Unternehmen<br />
sehr bald einen Punkt geben, bei dem<br />
die allermeisten Entscheidungen nicht<br />
mehr von Menschen, sondern von Software<br />
getroffen werden. Es werden wahrscheinlich<br />
bessere Entscheidungen sein,<br />
die faktenbasiert und valide sind. Alles,<br />
was berechnet werden kann und zu sauberen<br />
Prognosen oder Ergebnissen führt,<br />
wird von Software übernommen werden.<br />
KI und Algorithmen werden Gefahren<br />
erkennen, Risiken minimieren und vor<br />
allem den Menschen von lästigen Routineaufgaben<br />
befreien.<br />
Was den Menschen überlassen bleiben<br />
wird, ist alles, was mit „Bauchgefühl“ und<br />
Intuition zu tun hat, und alles, wo Menschen<br />
unbedingt im Sinne der emotionalen<br />
Bindung mit anderen Menschen<br />
interagieren möchten, etwa in der Beratung,<br />
bei Reklamationen oder bei strategischen<br />
Themen. Das selbstfahrende Unternehmen<br />
wird also keine Super-KI sein,<br />
die entmenschlicht und hemmungslos<br />
alle Produkte und Prozesse optimiert<br />
und Erträge maximiert. Nicht alles, was<br />
technisch möglich ist, wird auch technologisch<br />
gelöst werden können und sollen.<br />
Aber es wird ein Unternehmen sein, dass<br />
sich weitgehend selbst steuert, wodurch<br />
der Unternehmer bessere Entscheidungen<br />
auf einem höheren Level treffen<br />
kann.<br />
Erst automatisiert, dann selbstfahrend<br />
Der Weg dorthin dürfte wie folgt aussehen:<br />
Der erste Schritt wird sein, dass sich<br />
Unternehmen ganzheitlich und über bisherige<br />
Grenzen hinweg digitalisieren. Im<br />
digitalen Unternehmen liegen 80 Prozent<br />
der Daten digital vor, und zwar so,<br />
dass sie semantisch und syntaktisch von<br />
Software verstanden werden können. Am<br />
Beispiel einer Telefonnummer bedeutet<br />
syntaktisch: +49 ist die Ländervorwahl,<br />
171 ist der Mobilfunk-Betreiber und der<br />
Rest der Nummer ist die ID, die zum Beispiel<br />
einen Anschluss eindeutig identifiziert.<br />
Semantisch bedeutet, die Software<br />
versteht, dass dies die private Mobilfunknummer<br />
von Max Mustermann ist,<br />
den man in privaten Angelegenheiten u<br />
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60 Wirtschaft<br />
auch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten<br />
hierüber kontaktieren kann. Beide<br />
Voraussetzungen müssen erfüllt sein,<br />
um von einem digitalisierten Datensatz<br />
sprechen zu können. Die meisten Datenbanken<br />
dürften schon heute die Voraussetzungen<br />
erfüllen, sind aber in der Regel<br />
noch nicht soweit „intelligent“ genutzt,<br />
dass Unternehmen aus diesen bestehenden<br />
Daten nachhaltigen Nutzen ziehen<br />
können.<br />
Algorithmen treffen Entscheidungen<br />
Der zweite Schritt wäre das automatisierte<br />
Unternehmen. Hier werden die<br />
oben genannten Daten genutzt, um 80<br />
Prozent der Prozesse auf Basis von Software-Algorithmen<br />
abzubilden. Sämtliche<br />
Routineaufgaben, etwa die Bearbeitung<br />
der Korrespondenz, von Anfragen über<br />
die Website, die Fertigung von Produkten<br />
nach erfolgter individueller Kundenkonfiguration<br />
sowie Ablage, Versand und<br />
Buchhaltung werden dann automatisiert<br />
und ohne menschliches Zutun erledigt.<br />
Regel-, Risiko- und Fehlerprüfung werden<br />
ebenso automatisiert durchgeführt.<br />
Menschen können kontrollieren, sind<br />
aber im Normalfall von diesen Routineaufgaben<br />
frei. Der Fokus der Menschen<br />
liegt hier auf der Gestaltung der Regel-,<br />
Risiko- und Fehlerprüfungen und Entscheidungen<br />
über Abweichungen.<br />
Im dritten Schritt, dem selbstfahrenden<br />
Unternehmen, werden dann auf Basis<br />
der automatisierten Prozesse und mit<br />
Hilfe von Machine Learning auch 80 Prozent<br />
der Entscheidungen softwarebasiert<br />
getroffen. Eine KI könnte dann beispielsweise<br />
die Kriterien einer Ausschreibung<br />
festlegen, diese durchführen, die Angebote<br />
nach Punkten bewerten und eine<br />
Entscheidung für den besten Anbieter<br />
wahlweise selbständig treffen oder dem<br />
Unternehmer zur finalen Entscheidung<br />
vorbereiten. Die gleiche KI könnte dann<br />
den Vertrag ausarbeiten und dem Gewinner<br />
zur digitalen Unterschrift vorlegen.<br />
Transparente Unternehmen mit Sinn<br />
Das selbstfahrende Unternehmen wird<br />
sich noch mehr als heute daran messen<br />
lassen müssen, welchen gesellschaftlichen<br />
Nutzen es bietet, welchen Sinn<br />
es für den Unternehmer, die Kunden<br />
und die Umwelt stiftet. Die steuernden<br />
und entscheidenden Algorithmen müssen<br />
deswegen transparent sein, sich<br />
vielleicht sogar einem demokratischen<br />
Diskurs stellen. Die Frage, welche Daten<br />
weswegen und von wem verarbeitet<br />
und gespeichert werden, wird gestellt<br />
werden. Ebenso die Frage, wohin das jeweils<br />
führen soll. Unternehmen ohne Legitimation<br />
werden weder selbstfahrend<br />
werden noch können sie sich am Markt<br />
durchsetzen. Auch dies spricht gegen<br />
die alles optimierende Super-KI, sondern<br />
mehr für eine neue Qualität von unternehmerischen<br />
Entscheidungen und einer<br />
Arbeitswelt, die weitgehend befreit von<br />
lästigen Routinen ist und stattdessen<br />
Raum für kreative Tätigkeiten öffnet.<br />
In etwa fünf Jahren werden Unternehmen<br />
viel digitaler sein als heute. Mitte,<br />
spätestens Ende der 2030er Jahre werden<br />
Unternehmen selbstfahrend sein.<br />
Die Weichen dafür müssen jedoch heute<br />
gestellt werden. •<br />
Florian Schnitzhofer ist<br />
Tech-Investor sowie Gründer<br />
und CEO der ReqPOOL<br />
Gruppe, der führenden<br />
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Software und Digitalisierung<br />
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Ein Denkmodell für<br />
Organisationen der<br />
Zukunft“<br />
Autor: Florian<br />
Schnitzhofer.<br />
Verlag:<br />
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161 Seiten, 24 Illustrationen.<br />
Softcover ISBN 978-3-662-63066-2<br />
eBook ISBN 978-3-662-63067-9<br />
Über den Autor<br />
Das Buch<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Weniger Cloud,<br />
mehr Souveränität<br />
Vor- und Nachteile von Cloud-Lösungen sorgfältig abwägen<br />
Unternehmen setzen zunehmend auf<br />
Cloud Computing, um ihre Daten, Anwendungen<br />
und Rechenleistung zu organisieren.<br />
Mit Cloud-Lösungen wird die<br />
IT zu einem Gebrauchsgut wie Wasser<br />
oder Strom. Die Vorteile liegen auf der<br />
Hand – jedenfalls vermeintlich: So muss,<br />
je nach Unternehmensgröße, etwa keine<br />
eigene IT-Infrastruktur oder gar IT-<br />
Abteilung bereitgehalten werden, weil<br />
alle notwendigen Ressourcen von einem<br />
Cloud-Anbieter bereitgestellt werden.<br />
Das ist bequem, keine Frage. Sinnvoll ist<br />
es aber nicht, denn wer zu viel auslagert,<br />
der verliert sehr schnell die Kontrolle und<br />
die Selbstbestimmung über seine Daten.<br />
Insbesondere das Kerngeschäft eines<br />
Unternehmens hat deshalb nichts in der<br />
Cloud zu suchen.<br />
Cloud-Lösungen, ja oder nein? Die Anbieter<br />
werden nicht müde, die Vorteile<br />
ihrer Dienstleistung zu betonen und<br />
sich gleichermaßen nicht nur mit ihrer<br />
Technologie, sondern eben auch als genereller<br />
IT-Dienstleister zu profilieren.<br />
Sie heben vor allem die Skalierbarkeit, u<br />
© PIQSELS.COM | ZBHJW<br />
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Ehrenplakette 2019
62 Wirtschaft<br />
63<br />
Aktualität und Datensicherheit ihrer Services<br />
hervor. Skalierbar bedeutet, dass<br />
alle nötigen Ressourcen in kürzester Zeit<br />
und kosteneffizient hinzufügbar oder<br />
abwählbar sind. Kurzfristige Anpassungen<br />
auf Bedarfsänderungen sind damit<br />
jederzeit möglich. Mit Cloud Computing<br />
haben Unternehmen außerdem die<br />
Möglichkeit, immer auf dem neuesten<br />
Stand zu sein. Gleichzeitig investieren<br />
Cloud-Anbieter beständig in ihre Datensicherheit.<br />
Taucht dennoch ein Problem<br />
auf, ist es ihnen möglich, schnell zu reagieren.<br />
Das klingt plausibel und nach einer<br />
ganzen Reihe von Vorteilen.<br />
Eigenes Know-how vorhalten<br />
Tatsächlich aber gibt es neben einer<br />
Vielzahl von Vorteilen auch eine ganze<br />
Reihe Risiken, die es bei der Anwendung<br />
von Cloud-Lösungen zu beachten gilt.<br />
Um diese herauszuarbeiten, müssen zunächst<br />
die einzelnen Dienstleistungen<br />
voneinander abgegrenzt werden: Infrastruktur<br />
as a Service (IaaS), Software as a<br />
Service (SaaS) und Plattform as a Service<br />
(PaaS).<br />
In der Cloud-Infrastruktur IaaS kommt<br />
neben der reinen Hardware, der dazugehörigen<br />
Sicherheit eines Rechenzentrums,<br />
einer möglichen Hochverfügbarkeit<br />
und dem Betriebssystem das<br />
Angebot einer Plattform hinzu, auf der<br />
der Kunde seine Software installieren<br />
kann. Insbesondere SAP-Kunden, die<br />
technisches Know-how mitbringen, sind<br />
mit dieser Lösung gut beraten, weil sie<br />
damit die Sicherheit eines sehr hochwertigen<br />
Rechenzentrums einkaufen, die<br />
Anwendung aber selbst betreuen. Die<br />
Koordination des Dienstleisters hält sich<br />
hierbei in Grenzen.<br />
Selbst steuern oder fremdbestimmt<br />
sein<br />
Bei SaaS handelt es sich um Cloud-Anwendungen,<br />
die zusätzlich vom Anbieter<br />
betrieben werden. Die Koordination der<br />
Leistungen, Systeme und Anwendungen<br />
des Anbieters ist hier mehr oder minder<br />
komplex und bedeutet, dass man in<br />
vielen Fällen auch als Kunde Know-how<br />
vorhalten muss, um den Dienstleister<br />
eins zu eins steuern zu können. Während<br />
der Kunde bei SaaS nur die Anwendung<br />
erhält und sich der Dienstleister um<br />
den Betrieb kümmert, handelt es sich<br />
bei PaaS um ein voll funktionsfähiges<br />
System, bei dem der Kunde noch nicht<br />
einmal mehr die Anwendung – etwa<br />
im Controlling oder der Buchhaltung –<br />
konfigurieren muss. IaaS birgt also für<br />
diejenigen Kunden, die über technisches<br />
Know-how verfügen, deutlich mehr Kontrolle<br />
und weniger Koordination.<br />
SAP ist nicht, was es vorgibt zu sein<br />
Trotz aller Vorteile sollte jedes Unternehmen<br />
vor einer Entscheidung für<br />
oder gegen Cloud-Lösungen Kosten<br />
und Nutzen gegeneinander abwägen.<br />
Cloud-Lösungen – vor allem im Bereich<br />
SAP – sind nämlich oftmals ganz und<br />
gar nicht das, was sie vorgeben zu sein.<br />
Bei ihren Angeboten handelt es sich<br />
in vielen Fällen schlicht um erweiterte<br />
IT-Dienstleistungen beziehungsweise<br />
SAP-Hosting, die eine zusätzliche Abhängigkeit<br />
schaffen. Dadurch, dass die Hoheit<br />
über die Prozesse dann nicht mehr<br />
im eigenen Unternehmen liegt, werden<br />
ehemals gestandene System-Administratoren<br />
sehr schnell zu Verwaltern und<br />
Koordinatoren degradiert. Sie müssen<br />
sich den Regeln beugen, die die Anbieter<br />
ihnen für die Nutzung ihrer Services ansagen,<br />
und können den Anwendern im<br />
eigenen Haus nicht mehr helfen, wenn<br />
diese vor Problemen stehen. Die nämlich<br />
sitzen im Falle von Cloud-Lösungen bisweilen<br />
ohnmächtig und ratlos vor den<br />
Programmen, die sie eben nicht kennen.<br />
Gleichzeitig unterliegen die angebotenen<br />
Lösungen oftmals einer sehr viel<br />
stärkeren Standardisierung als individuellen<br />
Alternativen. Dadurch werden<br />
die Spielräume der Unternehmen stark<br />
eingeschränkt. Unternehmen und deren<br />
IT-Profis sind gut beraten, solche Abhängigkeiten<br />
kritisch zu bewerten. Die Frage,<br />
wie viele und welche Daten, Dienste und<br />
Programme sinnvollerweise ausgelagert<br />
werden sollten, muss in jedem Fall gut<br />
abgewogen werden.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Dem Menschen dienen<br />
Wahre IT-Exzellenz besteht darin, nicht<br />
nur Wissen zu haben und dieses technisch<br />
anzuwenden, sondern darin, dem<br />
Menschen und den Unternehmen zu<br />
dienen – auch kommunikativ und mit<br />
dem Verständnis für die betriebliche<br />
Praxis. Der Job eines guten IT-Profis ist es,<br />
Menschen und IT zu verbinden und Projekte<br />
so zu gestalten, dass der Mensch<br />
die Technik beherrscht und nicht die<br />
Technik den Menschen. In jedem Fall<br />
ist das selbstbestimmte, weitgehend<br />
autarke Unternehmen das bessere und<br />
mündigere Unternehmen. Die Frage, ob<br />
man vor diesem Hintergrund tatsächlich<br />
alles mit der Cloud lösen kann, sollte sich<br />
jedes Unternehmen deswegen stellen.<br />
Die Cloud birgt folglich das Risiko, dass<br />
Unternehmen Souveränität hinsichtlich<br />
ihrer Daten, Prozesse und IT-Architektur<br />
verlieren. Nicht selten werden heute unternehmerische<br />
Entscheidungen auch<br />
anhand der technologischen Kompetenzen<br />
getroffen. Das kann bedeuten,<br />
dass bestimmte Entscheidungen pro<br />
oder contra Wachstum, pro oder contra<br />
Einführung eines neuen Produktes oder<br />
Service deswegen (nicht) getroffen werden<br />
kann, weil die eigene Daten- und IT-<br />
Souveränität an ihre Grenzen stößt und<br />
man abhängig von den Möglichkeiten<br />
und Systemen eines Dritten ist, eben<br />
dem Cloud-Anbieter.<br />
IT-Autonomie sorgt für Freiheit der<br />
Entscheidung<br />
Je zentraler eine Funktion im Unternehmen<br />
ist und je mehr bestimmte Leistungen<br />
von der IT abhängen, desto wichtiger<br />
ist, diese Leistungen vollumfänglich zu<br />
durchdringen und diese eigenständig<br />
zu beherrschen. Cloud-Lösungen und<br />
IT-Outsourcing bringen immer auch<br />
eine gewisse Abhängigkeit mit sich. Die<br />
Vorteile an Sicherheit und Delegation<br />
bergen gleichermaßen den Verlust an<br />
Geschwindigkeit und Selbständigkeit.<br />
Das gilt es abzuwägen. Die Cloud ist kein<br />
Allheilmittel und kein Garant für Wachstum.<br />
Sie ist schlicht eine Dienstleistung.<br />
Und dies wirft dann zwangsläufig auch<br />
die Frage nach den Kosten auf. Unternehmen,<br />
die den Schritt in die Cloud erwägen,<br />
sollten sich zuvor folgende Fragen<br />
stellen: Lassen sich durch die generelle<br />
Auslagerung die IT-Kosten wirklich senken?<br />
Wie sieht es mit der neu zu integrierenden<br />
Organisation des Dienstleisters<br />
ins eigene System aus und wie sind diejenigen<br />
Bereiche zu bewerten, in denen<br />
das Unternehmen vorher autark und autonom<br />
handeln konnte?<br />
IT als Kostenfaktor oder Innovationstreiber<br />
Grundsätzlich wird die IT in vielen Unternehmen<br />
immer noch als Kostentreiber<br />
gesehen und nicht als Innovationsplattform,<br />
die selbst betrieben werden könnte.<br />
Wer auf die Kosten schaut, kommt<br />
schnell zu dem Schluss, dass IT-Outsourcing<br />
in die Cloud preiswerter und damit<br />
vorteilhafter sein wird. Betrachtet man<br />
jedoch die IT als Innovationstreiber, als<br />
Unit, die später mal für ganze Produktlinien<br />
verantwortlich zeichnet, könnten<br />
sich die Kosten relativieren. Dann rücken<br />
Themen wie Innovations- und Anpassungsfähigkeit,<br />
Geschwindigkeit und Autonomie<br />
in den Fokus. Aus den Kosten für<br />
den Betrieb werden dann Investitionen<br />
in die digitale Zukunft.<br />
Cloud-Anbieter sind Standard-Anbieter.<br />
Nur über den Standard können sie Sicherheit<br />
und Skalierbarkeit bieten. Doch<br />
Standard hat eben auch manchmal<br />
Nachteile. Dessen muss sich jedes Unternehmen<br />
bewusst sein. IT-Souveränität<br />
bedeutet eben auch, einmalig sein und<br />
individuell agieren zu können. •<br />
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Die Auswirkungen des Klimawandels<br />
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und Gesellschaft nicht nur vor große<br />
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ihrer Notwendigkeit auch das Potenzial<br />
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und für die Gesellschaft im Allgemeinen.<br />
Neue, boomende Wirtschaftszweige wie<br />
etwa E-Mobility, Erneuerbare Energien<br />
oder “Green Building” verfestigen ihr<br />
Standing in der Umgebung der Grünen<br />
Revolution. Um bis 2050 klimaneutral<br />
zu werden, setzen die EU und ihre Mitgliedstaaten<br />
derzeit auf weitreichende<br />
Maßnahmen. Eine vollumfängliche Integration<br />
von Nachhaltigkeitsaspekten<br />
in die hiesigen Unternehmensstrategien<br />
sowie die Transparenz darüber<br />
rückt zwar immer stärker ins Bewusstsein.<br />
Doch deren Umsetzung wird begleitet<br />
durch einen oftmals behäbigen<br />
Lern- und Anpassungsprozess.<br />
Kreislaufwirtschaft umgeht die (absehbare)<br />
Endlichkeit der natürlichen<br />
Ressourcen<br />
Am Anfang eines jeden Produktionsprozesses<br />
stehen Unternehmen in der<br />
Rohstoffherstellung. Als Sekundärhütte<br />
stehen wir am Ende und am Anfang der<br />
Wertschöpfungskette. Unser Upcycling<br />
schließt den Kreis in der Kreislaufwirtschaft.<br />
Mit den Recycling-Rohstoffen<br />
entsteht wieder hochreines Kupfer, das<br />
sich nach der Weiterverarbeitung in der<br />
Wertschöpfungskette in verschiedenen<br />
Produkten wiederfindet, etwa als Kupferrohr<br />
in der häuslichen Wasserverteilung,<br />
als Kupferdraht in einem Kabel<br />
oder einem Elektromotor. Diese Produkte<br />
sind somit auch das Ausgangsmaterial<br />
in vielen zukunftsweisenden<br />
Industriesektoren: Kupfer ermöglicht<br />
den Umstieg auf E-Mobilität, den Ausbau<br />
erneuerbarer Energien und das<br />
Funktionieren von Smart Cities. Am<br />
Ende des Lebenszyklus der Produkte fließen<br />
diese als Sekundärrohstoffe wieder<br />
zurück zu den Sekundärhütten – und<br />
damit wieder in den Kreislauf. Nur so ist<br />
eine nachhaltige Ressourcennutzung<br />
möglich, ganz ohne Qualitätsverluste<br />
und zeitlich unbegrenzt.<br />
Dieses Konzept gewinnt, vor allem vor<br />
dem Hintergrund der Lieferketten-<br />
Richtlinie, immer mehr an Bedeutung:<br />
Für eine vollständige Transparenz entlang<br />
der Lieferkette, muss diese bis zum<br />
Beginn zurückverfolgt werden können.<br />
Entgegen der weitverbreiteten Ansicht<br />
sind nicht Halbzeugwerke deren erstes<br />
Glied – genauso wenig wie Erstausrüster<br />
(OEM) deren Ende darstellen. Unternehmen<br />
werden in Zukunft noch<br />
mehr Verantwortung dafür übernehmen<br />
müssen, dass in ihren Lieferketten<br />
Menschenrechte und Umweltstandards<br />
eingehalten werden. Je geringer<br />
etwa der CO2-Fußabdruck eines Herstellungsprozess<br />
bzw. eines Produkts<br />
entlang der Wertschöpfungskette ist,<br />
umso besser wird ein Unternehmen<br />
gegenüber der Marktbegleiter gestellt<br />
sein.<br />
Mit 739 kg CO2 pro Tonne Kupfer (im<br />
Vergleich zum Branchendurchschnitt<br />
von 4.100 kg) sind die Montanwerke<br />
Brixlegg als Kupfer-Sekundärhütte mit<br />
ihrem Upcycling-Prozess der weltweit<br />
klimafreundlichste Produzent von Kupfer<br />
und zeigen damit, dass ökologisches<br />
und zukunftsorientiertes Wirtschaften<br />
nicht „nur" gut für Mensch und<br />
Umwelt ist, sondern auch in der Praxis<br />
als erfolgreiches Geschäftsmodell<br />
funktioniert: Denn vom Höchstmaß<br />
an CO2-Einsparung profitieren ebenso<br />
die kupferweiterverarbeitenden Industrien,<br />
und zwar entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette. Dass die Wirtschaftsakteure<br />
- unabhängig von der<br />
Branche – bei der eigenen Produktion<br />
als auch beim Bezug von Energie und<br />
Wärme (Scope-1 und 2-Emissionen),<br />
den CO2-Ausstoß minimieren sollten,<br />
um zukunftsfähig zu bleiben, ist vielen<br />
inzwischen bewusst. Anders sieht es<br />
jedoch mit sogenannten Scope-3-Emissionen<br />
aus: Zur Reduzierung der Emissionen,<br />
die durch Dritte (wie zuliefernde<br />
und dienstleistende Unternehmen oder<br />
Endverbrauchende) entstehen, braucht<br />
es spezielle Maßnahmen. u
66 Wirtschaft<br />
67<br />
Transformation in der Wertschöpfungskette<br />
gelingt nur mit einer Erhöhung<br />
des Recycling-Anteils in der Lieferkette<br />
In Zukunft werden Endfertigende und<br />
OEM nicht nur die Klimaverantwortung<br />
für ihre eigene Produktion tragen, sondern<br />
sich auch darum kümmern müssen,<br />
dass die vorgelagerten Produktionsschritte<br />
(zum Beispiel bei Teile- oder<br />
Systemherstellern) so klimafreundlich<br />
wie möglich ablaufen – etwa in der<br />
Wahl der verarbeiteten Rohstoffe. Statt<br />
wie bisher die fertigen Halbzeuge einzukaufen,<br />
müssen Hersteller am oberen<br />
Ende der Wertschöpfungskette zukünftig<br />
ihren Kompetenzbereich bis zu<br />
deren Beginn ausweiten. Hier werden<br />
sich mittelfristig neue Geschäftsmodelle<br />
entwickeln, da OEMs in der Regel<br />
„am Stück“ und keine „Kilogramm“ einkaufen.<br />
Eine wichtige Rolle im nachhaltigen<br />
und transparenten Geschäftsmodell<br />
spielt dabei die Rücknahme der<br />
Schrotte, die bei der Verarbeitung des<br />
Metalls in der Lieferkette anfallen. Diese<br />
„Pre-Consumer“-Schrotte können<br />
von Sekundärhütten wieder eingesetzt<br />
werden. Der Kreislauf des klimafreundlichsten<br />
Kupfers der Welt beginnt dann<br />
wieder von vorne. Denn wenn OEMs<br />
die Rohstoffe wie Kupfer direkt bei diesen<br />
Herstellern beziehen, können sie<br />
die Halbzeugwerke beziehungsweise<br />
Teile- oder Systemhersteller mit der<br />
Weiterverarbeitung beauftragen und<br />
die Lieferkette so viel besser nach umweltstrategischen<br />
und individuellen<br />
Bedürfnissen gestalten.<br />
Diese zunehmende Nachfrage muss<br />
durch Angebot gedeckt werden. Man<br />
muss dabei berücksichtigen, dass die<br />
Lead time für die Erschließung neuer<br />
Minen bei rund etwa 10 Jahren liegt. Bis<br />
zu drei Jahre sind einzuplanen, um die<br />
Kapazität einer existierenden Mine zu<br />
steigern. Aktuell ist der Markt für gehandelte<br />
Nicht-Eisen-Metalle von der<br />
starken Nachfrage in Asien, vor allem<br />
China, geprägt. Mit einem Export der<br />
Kupferschrotte in außereuropäische<br />
Staaten verlieren wir nicht nur unsere<br />
einzige Ressource, sondern auch die<br />
Kontrolle über weitere Prozesse und<br />
damit die Umwelt- und Klimaauswirkungen,<br />
die keine nationalen Grenzen<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
kennen. Im globalen Handel nehmen<br />
wir leider immer wieder wettbewerbsverzerrende<br />
Maßnahmen wahr. Zum<br />
Beispiel ist es allen Marktteilnehmern<br />
erlaubt, in der europäischen urbanen<br />
Mine „zu graben“. Im Gegenzug können<br />
wir keine Sekundärrohstoffe in verschiedenen<br />
Ländern Asiens, vor allem China,<br />
kaufen.<br />
Der weitere Weg zur Klimaneutralität<br />
ist schwierig und erfordert noch viele<br />
Investitionen<br />
Besonders für China ist es attraktiv, mit<br />
Sekundärrohstoffen (Schrotten) aus der<br />
urbanen Mine Europas die Nachfrage zu<br />
decken. In der Konsequenz ist es für europäische<br />
Marktteilnehmer schwieriger,<br />
sich mit Rohstoffen zu versorgen. Das<br />
oft genannte „Level Playing Field“ ist daher<br />
noch weit entfernt. Als Beispiel sei<br />
hier der CO2-Handel genannt, dem sich<br />
außereuropäische Wettbewerber nicht<br />
stellen müssen.<br />
Wichtig dabei ist jedoch, dass der Kreislauf<br />
innerhalb Europas geschlossen<br />
wird. Der Kupferbedarf ist so hoch wie<br />
noch nie. Allein über Recycling kann er<br />
allerdings noch nicht gedeckt werden.<br />
Umso wichtiger ist es, dass keine wertvollen<br />
Sekundärmaterialen verloren gehen,<br />
indem sie exportiert werden, weil<br />
sie zum Beispiel durch zu hohe Auflagen<br />
in Europa nicht wirtschaftlich weiterverarbeitet<br />
werden können. •<br />
Über den Autor<br />
Uwe Schmidt ist CCO und<br />
Vorstandsmitglied der Montanwerke<br />
Brixlegg AG www.<br />
montanwerke-brixlegg.com.<br />
Das Unternehmen im Innsbrucker<br />
Raum hat eine mehr<br />
als 550-jährige Geschichte,<br />
einen Exportanteil von über<br />
80 %, es ist auf das Upcycling<br />
von Kupfer und der damit<br />
verbundenen Kupferraffination und auf<br />
ganzheitliche Lösungen rund um das Kupfergeschäft<br />
entlang der Wertschöpfungskette<br />
spezialisiert. Der Brand „BRX“ ist weltweit als<br />
Markenzeichen bekannt.<br />
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68 Wirtschaft<br />
69<br />
Noch viele unentdeckte<br />
Potenziale<br />
Mit moderner Bestrahlungstechnologie die Gesundheit schützen und<br />
Ressourcen schonen<br />
Der Mensch wird immer älter. Und will so<br />
lange wie möglich gesund bleiben und<br />
dabei die Umwelt möglichst schonend<br />
nutzen. Aktuelle biotechnologische und<br />
medizintechnische Innovationen sowie<br />
der Trend zu einer umweltfreundlicheren<br />
Mobilität verheißen, dass wir diesen<br />
Zielen ein Stück näherkommen. Die BGS<br />
Beta-Gamma-Service GmbH & Co. KG ist<br />
eines der mittelständischen Unternehmen,<br />
die hierzu einen Beitrag leisten.<br />
lichen Polymeren<br />
deutlich robuster<br />
und langlebiger.<br />
Insbesondere im<br />
Zuge des Umbaus<br />
hin zur E-Mobilität<br />
kommen<br />
vernetzte Kunststoffe<br />
zugunsten<br />
des Leichtbaus<br />
vermehrt zum<br />
Einsatz. Für seine<br />
Innovationsfähigkeit<br />
besonders im<br />
Bereich der Strahlenvernetzung<br />
erhielt BGS 2021<br />
zum dritten Mal<br />
in Folge den TOP<br />
100 Award.<br />
Im Interview erläutert BGS-Geschäftsführer<br />
Dr. Andreas Ostrowicki, weshalb die<br />
Veredelung von Kunststoffen der Ressourcenschonung<br />
dient und die Sterilisation<br />
mit Strahlen unverzichtbar für den Gesundheitsschutz<br />
ist.<br />
Vernetzungsgradanalyse im Labor: Strahlenvernetzung verleiht<br />
preiswerten Massenkunststoffen und technischen Kunststoffen die<br />
mechanischen, thermischen und chemischen Eigenschaften von<br />
Hochleistungskunststoffen.<br />
<strong>PT</strong>: Herr Ostrowicki, Sie leiten BGS Beta-<br />
Gamma-Service seit 14 Jahren. Wie kam<br />
© MARKUS STEUR/BGS<br />
es dazu, dass das Unternehmen zwei so<br />
unterschiedliche Geschäftsbereiche unter<br />
einem Dach vereinigt?<br />
Ostrowicki: In den USA bereits etabliert,<br />
war der kommerzielle Einsatz von Betaund<br />
Gammastrahlen in den 80er Jahren<br />
in Deutschland unbekannt. Mit der ersten<br />
Gammabestrahlungsanlage gelang<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
BGS ist führender Dienstleister für die<br />
Sterilisation und Entkeimung mithilfe<br />
ionisierender Strahlung. Aktuell an drei<br />
Standorten in Deutschland vertreten, ist<br />
BGS seit 40 Jahren Dienstleister unter anderem<br />
für die Branchen Medizintechnik,<br />
Biotechnologie sowie die kosmetische<br />
und pharmazeutische Industrie. Für sie<br />
stellt das Unternehmen sicher, dass die<br />
Produkte und Verpackungen frei von Mikroorganismen<br />
sind und somit sicher für<br />
den Gebrauch beziehungsweise für die<br />
Anwendung am Menschen.<br />
Zweites Standbein des Unternehmens<br />
ist die Veredelung von Kunststoffen. Die<br />
durch Bestrahlung vernetzten Kunststoffe<br />
sind im Vergleich zu herkömmes<br />
uns, die Technologie im großen Stil<br />
als Dienstleistung anzubieten. Die vielfältigen<br />
Vorzüge wurden schnell erkannt<br />
und angenommen: Insbesondere die Sterilisation<br />
von Medizinprodukten sowie<br />
Primärpackmitteln für Pharmazeutika<br />
war von Anfang an sehr gefragt.<br />
Mit hochenergetischer Beta- und Gammastrahlung<br />
lassen sich zudem Kunststoffe<br />
veredeln. Durch die ionisierende Strahlung<br />
werden die Materialeigenschaften<br />
so verbessert, dass die Kunststoffe dauerhaft<br />
resistenter gegen Hitze, Verschleiß<br />
und Chemikalien werden. In Folge können<br />
sie teure Hochleistungskunststoffe und<br />
wertvolle Metalle ersetzen. Als spezialisierter<br />
Anbieter haben wir uns über die<br />
Jahre zu einem relevanten Partner unter<br />
anderem für den Automobil- und Maschinenbau<br />
sowie den Bausektor entwickelt.<br />
<strong>PT</strong>: Das Wort „Bestrahlung“ löst bei Laien<br />
selten positive Assoziationen aus. Welchen<br />
Beitrag leistet die Strahlensterilisation<br />
für den Gesundheitsschutz?<br />
Ostrowicki: Heute wird insgesamt weltweit<br />
die Hälfte der in den Industrieländern<br />
hergestellten medizinischen Einwegprodukte<br />
durch Bestrahlung sterilisiert. Die<br />
Strahlensterilisation arbeitet dabei nach<br />
einem physikalischen Prinzip und ist absolut<br />
rückstandsfrei. Von den Produkten<br />
geht keinerlei Strahlung aus. Mit unserer<br />
Dienstleistung der Strahlensterilisation<br />
sind wir im Sinne des Gesundheitsschutzes<br />
wichtiger Partner für die Medizintechnik,<br />
Pharmaindustrie und Biotechnologie.<br />
Denn in der medizinischen Diagnostik<br />
und zur sicheren Anwendung am Menschen<br />
muss ein Großteil der Produkte<br />
steril sein. Eine Bestrahlung der Produkte<br />
mit Beta- und Gammastrahlen stellt<br />
genau dies sicher. Auch in der Bekämpfung<br />
der Covid-19 Pandemie hat sich die<br />
Strahlensterilisation als unverzichtbare<br />
Technologie und grundlegend für den Gesundheitsschutz<br />
erwiesen: Ohne sterile<br />
Materialien für die biopharmazeutische<br />
Industrie und Forschung gäbe es heute<br />
keinen Impfstoff gegen Covid-19. In den<br />
kommenden Jahren erwarten wir in besonderem<br />
Maße von der Medizintechnik-<br />
Branche weiteren Aufschwung und damit<br />
großen Bedarf an der Strahlensterilisation.<br />
<strong>PT</strong>: In Ihrem zweiten Geschäftsbereich<br />
wird die Strahlentechnologie mit einem<br />
gänzlich anderen Ziel eingesetzt. Was<br />
versteckt sich hinter der sogenannten<br />
„Strahlenvernetzung“?<br />
Ostrowicki: Im Prinzip geht es bei der<br />
Strahlenvernetzung um ein »Upgrading«<br />
von Kunststoffen. Das geschieht durch<br />
eine Vernetzung von Molekülen, die<br />
durch die fast mit Lichtgeschwindigkeit<br />
geschickten energiereichen Beta- und<br />
Gammastrahlen verursacht wird. Die so<br />
veredelten Materialien bekommen eine<br />
erhöhte Hitze- und Abriebsbeständigkeit.<br />
Darüber hinaus sind sie resistenter gegenüber<br />
Chemikalien und erhalten eine<br />
Festigkeit, die teilweise höher als Stahl<br />
liegt. In der Elektroindustrie sind strahlenvernetzte<br />
Bauteile mittlerweile etablierter<br />
Standard, ebenso bei Heiz- oder<br />
Wasserrohren.<br />
Die Forderungen nach einem niedrigen<br />
Kraftstoffverbrauch, geringeren Emissionen<br />
und einer besseren CO2-Bilanz<br />
fordern außerdem leichte Werkstoffe<br />
im Automobilbau. Vernetzte Kunststoffe<br />
überzeugen hier mit ihrem Leichtbau-<br />
potenzial, entsprechen den hohen mechanischen<br />
Anforderungen an Festigkeiten,<br />
Steifigkeit und Abrieb und können gleichzeitig<br />
hohen Temperaturen widerstehen.<br />
Als Ersatz von metallischen Werkstoffen<br />
und teuren Hochleistungskunststoffen<br />
schonen vernetzte Kunststoffe auch unsere<br />
Ressourcen.<br />
<strong>PT</strong>: Die Medizintechnik und E-Mobilität<br />
sind wichtige Wachstumsmärkte in<br />
Deutschland. Wie gut sehen Sie sich im<br />
Wettbewerb aufgestellt?<br />
Ostrowicki: Wir besitzen über 40 Jahre<br />
Erfahrung in der Bestrahlungstechnologie.<br />
Viele Entwicklungen treiben wir zusammen<br />
mit Hochschulinstituten und<br />
Forschungseinrichtungen voran. Im Rahmen<br />
unserer kostenfreien virtuellen Messe<br />
BGS Irradiation Service Days stellen<br />
wir außerdem gemeinsam mit Partnern<br />
neue Erkenntnisse vor und erklären die<br />
Grundlagen der Bestrahlungstechnologie.<br />
Dieses Jahr findet die Messe vom 28.<br />
bis 29. September statt. Ich bin fest davon<br />
überzeugt, dass die Behandlung mit<br />
Strahlen noch viele unentdeckte Potenziale<br />
aufweist. •<br />
© LINA SOMMER/BGS<br />
Dr. Andreas Ostrowicki ist seit 14 Jahren<br />
Geschäftsführer der BGS Beta-Gamma-<br />
Service GmbH & Co. KG<br />
Ihr Produkt<br />
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70 Wirtschaft<br />
71<br />
40 der von Wikipedia aufgelisteten<br />
43 berühmten<br />
Whistleblower deckten<br />
Fehlverhalten von Regierungen,<br />
Großbanken oder<br />
Großunternehmen auf.<br />
Nur 3 betrafen kleinere<br />
Unternehmen. Dennoch<br />
setzt der Regierungsentwurf<br />
alle rund 90.000<br />
Unternehmen mit 50 bis<br />
10.000 Beschäftigten unter<br />
Generalverdacht und<br />
bürdet ihnen neue umfangreiche<br />
strafbewehrte<br />
bürokratische Maßnahmen<br />
auf.<br />
Regierungsentwurf zum<br />
Hinweisgeberschutzgesetz<br />
© : WIKIMEDIA, JESUS SOLANA FROM<br />
MADRID, SPAIN, CREATIVE COMMONS<br />
ATTRIBUTION 2.0 GENERIC LICENSE<br />
gesetzlichen Vorgaben bereits jetzt in<br />
ihre Compliance-Systeme integrieren.<br />
Die Herausforderung dabei ist, ein effizientes<br />
Meldewesen mit dem Schutz von<br />
Whistleblowern zu vereinbaren.<br />
Anwendungsbereich<br />
Was lange währt, wird endlich gut?<br />
Am 27. Juli <strong>2022</strong> hat das Bundeskabinett<br />
den am 13. April <strong>2022</strong> vom Bundesminister<br />
der Justiz vorgelegten Referentenentwurf<br />
eines Gesetzes für einen besseren<br />
Schutz hinweisgebender Personen<br />
(HinSchG), ohne größere Änderungen<br />
beschlossen. 1 Damit bringt die Bundes-<br />
regierung nun während der parlamentarischen<br />
Sommerpause ein Gesetzgebungsverfahren<br />
auf den Weg, dass<br />
der – mittlerweile erheblich verspäteten<br />
– deutschen Umsetzung der Richtline<br />
(EU) 2019/1937 (sog. EU-Whistleblower-<br />
Richtlinie) dienen soll. Die Einrichtung<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
von Hinweisgebermeldewegen bzw.<br />
Whistleblowing-Systemen ist weder<br />
eine Gewissensfrage noch eine Frage des<br />
Ermessens eines jeden einzelnen Unternehmens<br />
– ganz im Gegenteil.<br />
In der betreffenden Pressemitteilung<br />
2 erklärt Bundesjustizminister Dr.<br />
Marco Buschmann, das HinSchG schaffe<br />
ein Schutzsystem für Beschäftigte. Diese<br />
übernehmen Verantwortung für die Gesellschaft<br />
und verdienten daher Schutz<br />
vor Benachteiligungen, die ihnen wegen<br />
ihrer Meldung drohten oder sie davon<br />
abschrecken könnten. Ein effektiver<br />
Hinweisgeberschutz könne aber auch<br />
ein wesentlicher Baustein für ein gutes<br />
Compliance-System sein, da sich in Unternehmen<br />
hierdurch Haftungsansprüche<br />
und Reputationsschäden vermeiden<br />
ließen.<br />
Der Regierungsentwurf (RegE) ist noch<br />
kein fertiges Gesetz. Er bedarf noch der<br />
Mitwirkung des Bundesrates sowie der<br />
Abstimmung im Bundestag. Damit ist<br />
während der parlamentarischen Sommerpause<br />
eher nicht mehr zu rechnen.<br />
Gleichwohl sollten Unternehmen die zukünftig<br />
aller Voraussicht nach geltenden<br />
Der RegE legt zunächst fest, welche Personen<br />
und Hinweise überhaupt in den<br />
Anwendungsbereich des HinSchG fallen<br />
sollen. Erfasst werden grundsätzlich alle<br />
Personen, die im Zusammenhang mit ihrer<br />
beruflichen Tätigkeit Informationen<br />
über Verstöße erlangt haben. Mit Verstößen<br />
sind insbesondere solche gemeint,<br />
die strafbewehrt sind, sowie bußgeldbewehrte<br />
Verstöße, soweit die verletzte<br />
Vorschrift dem Schutz von Leben, Leib,<br />
Gesundheit oder dem Schutz der Rechte<br />
von Beschäftigten oder ihrer Vertretungsorgane<br />
dient.<br />
Damit beschränkt der RegE – wie schon<br />
Vorgängerentwurf und im Gegensatz<br />
zu dessen frühen Vorläufer aus Dezember<br />
2020 – den Anwendungsbereich<br />
zwar auf bestimmte Rechtsverstöße.<br />
Jedoch steht zu befürchten, dass hierdurch<br />
der Prüfungsaufwand für die den<br />
Hinweis aufnehmende Meldestelle bedeutend<br />
erhöht. Schließlich muss die<br />
Meldestelle grundsätzlich kontrollieren,<br />
ob die verletzte Vorschrift „dem Schutz<br />
von Leben, Leib, Gesundheit oder dem<br />
Schutz der Rechte von Beschäftigten<br />
oder ihrer Vertretungsorgane“ dient.<br />
Dies kann – je nach Unternehmensgröße,<br />
personeller Kapazität und Meldeaufkommen<br />
– schnell zur Überlastung<br />
führen. Unternehmen sollten in ihre<br />
Meldekanäle daher in jedem Fall einen<br />
effizienten Filter integrieren, der u<br />
FUNKTION & DESIGN<br />
INDIVIDUELL WIE DIE PROJEKTE UNSERER KUNDEN<br />
2012<br />
2018<br />
2013<br />
FINALIST 2012<br />
PREISTRÄGER 2013<br />
Ehrenplakette 2018<br />
www.akotherm.de<br />
www.condor-group.de
72 Wirtschaft<br />
73<br />
seriöse von unseriösen Meldungen<br />
trennt.<br />
Meldestellen<br />
Als „Kernstück des Hinweisgeberschutzsystems“<br />
werden in der Pressemitteilung<br />
die internen und externen Meldestellen<br />
bezeichnet. Unternehmen mit in der Regel<br />
mindestens 50 Beschäftigten müssen<br />
grundsätzlich bis zum 17.12.2023 eine interne<br />
Meldestelle einrichten, an die sich<br />
Beschäftigte wenden können. Daneben<br />
steht es den Beschäftigten frei, Hinweise<br />
an eine zentrale externe Meldestelle<br />
zu geben, die künftig beim Bundesamt<br />
für Justiz (BfJ) eingerichtet werden soll.<br />
Dies entbindet den Beschäftigungsgeber<br />
allerdings nicht von der Einrichtung der<br />
internen Meldestelle. Vielmehr ist deren<br />
mangelnde oder mangelhafte Einrichtung<br />
bußgeldbewehrt.<br />
Hinsichtlich der Inanspruchnahme beider<br />
Meldestellen sieht der RegE, wie dessen<br />
Vorgänger, weder ein Rangverhältnis<br />
noch eine zeitliche Abfolge mehr vor.<br />
Vielmehr steht es dem Meldenden frei,<br />
an welche Stelle er seinen Hinweis (zuerst)<br />
richtet. Ob allerdings ein Hinweis<br />
an die externe Meldestelle aus Sicht des<br />
Unternehmens in jedem Fall ein ebenso<br />
effizientes Einschreiten gegen den Verstoß<br />
ermöglicht, wie bei einem Hinweis<br />
an die unternehmenseigene interne<br />
Meldestelle, darf zumindest angezweifelt<br />
werden. Unternehmen sollten daher<br />
durch eine möglichst einfache und diskrete<br />
Gestaltung des eigenen Meldekanals<br />
oder sonstige Benefits Anreize zu<br />
dessen Nutzung schaffen. Nicht zuletzt<br />
können Unternehmen auf intern eigene<br />
Meldungen schlicht schneller, wirksamer<br />
und angemessener reagieren als auf<br />
überraschende Maßnahmen der zuständigen<br />
Behörden.<br />
Anonymität<br />
ai165779902111_Firmengruppe Stewering Artikel Druckdatei.pdf 1 14.07.<strong>2022</strong> 13:43:51<br />
Im Zentrum bei der Ausgestaltung der<br />
internen Meldestelle steht die Frage<br />
nach der Anonymität des Meldenden.<br />
Denn häufig werden Beschäftigte aus<br />
Angst vor Anfeindung oder Repressalien<br />
bei ihrer Meldung unerkannt bleiben<br />
wollen. Der RegE führt, wie bereits auch<br />
der Vorgänger, die Schaffung anonymer<br />
Meldekanäle an. Zu deren Schaffung<br />
soll allerdings keine Verpflichtung bestehen.<br />
Hintergrund sei laut der Pressemitteilung<br />
die Gefahr der Überlastung<br />
der Meldestellen. Gegenüber dem Vorgänger<br />
neu, ist im RegE nun zudem die<br />
Regelung vorgesehen, dass sowohl die<br />
interne als auch die externe Meldestelle<br />
anonym eingehende Meldungen nur<br />
bearbeiten sollen: „soweit dadurch die<br />
vorrangige Bearbeitung nichtanonymer<br />
Meldungen nicht gefährdet wird“.<br />
Da die Hemmschwelle zur Abgabe eines<br />
anonymen Hinweises wohl regelmäßig<br />
niedriger liegt, bringen die Entwurfsverfasser<br />
hierdurch zum Ausdruck, dass<br />
nichtanonyme Meldungen automatisch<br />
von größerem Gewicht bzw. seriöser<br />
seien. Dies wird jedoch Verstößen<br />
nicht gerecht, an denen die meldende<br />
Person selbst beteiligt ist und allein<br />
deshalb anonym bleiben will. Auch sind<br />
rein nichtanonyme Meldekanäle kein<br />
Garant zur Vermeidung von querulatorischen<br />
Hinweisen. Anonyme Meldekanäle<br />
sollten zudem bereits deshalb zur<br />
Verfügung gestellt werden, weil nach<br />
dem RegE dem Hinweisgeber erhebliche<br />
Sanktionen drohen, die ihn von einer<br />
nichtanonymen Meldung abhalten<br />
könnten.<br />
Sanktionen<br />
Zur Absicherung der vorgenannten<br />
Pflichten des HinSchG sieht der RegE<br />
eine Reihe von Bußgeldvorschriften<br />
vor. Ordnungswidrig handelt danach<br />
insbesondere der Beschäftigungsgeber,<br />
also das Unternehmen, das eine interne<br />
Meldestelle nicht ordnungsgemäß einrichtet<br />
oder betreibt. Der Verstoß kann<br />
durch eine Geldbuße in Höhe von bis zu<br />
20.000 Euro geahndet werden.<br />
Aber nicht nur Fehlverhalten des Beschäftigungsgebers<br />
kann sanktioniert<br />
werden. Der RegE hat eine Bußgeldvorschrift<br />
seines Vorgängers übernommen,<br />
die explizit den Hinweisgebenden betrifft.<br />
Danach handelt der Hinweisgebende<br />
ordnungswidrig, wenn er wissentlich<br />
unrichtige Informationen über<br />
Verstöße offenlegt. Auch in diesem Fall<br />
droht eine Geldbuße von bis zu 20.000<br />
Euro. Dies führt dazu, dass ein Hinweisgeber<br />
im Zweifelsfall wohl eher den anonymen<br />
Meldekanal bemüht – soweit<br />
dieser vom Beschäftigungsgeber freiwillig<br />
geschaffen wurde.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Mit dem RegE zum HinSchG zeichnet<br />
sich weiter deutlich ab: Unternehmen<br />
sollten zeitnah die erforderlichen Schritte<br />
einleiten und ein wirksames sowie angemessenes<br />
Hinweisgeber- bzw. Whistleblowing-System<br />
implementieren. Auch<br />
wenn keine gesetzliche Verpflichtung zur<br />
Einrichtung anonymer Meldekanäle vorgesehen<br />
ist, sind diese vor dem Hintergrund<br />
einer abgesenkten Hemmschwelle<br />
sowie der Haftungsvermeidung des<br />
Hinweisgebers durchaus empfehlenswert.<br />
Vor diesem Hintergrund sollten zudem<br />
die Schnittstellen der Thematik mit<br />
dem Datenschutz- sowie dem Arbeitsrecht<br />
gleichermaßen überprüft werden,<br />
wie eine etwaige Unterstützung durch<br />
digitale Tools.<br />
[1] Beide Entwürfe sind abrufbar unter<br />
BMJ | Pressemitteilungen | Gesetz für<br />
einen besseren Schutz hinweisgebender<br />
Personen sowie zur Umsetzung der<br />
Richtlinie zum Schutz von Personen, die<br />
Verstöße gegen das Unionsrecht melden.<br />
[2] Abrufbar unter BMJ | Pressemitteilungen<br />
| Hinweisgeberschutzgesetz vom<br />
Kabinett beschlossen. •<br />
Rechtsanwältin und Partnerin<br />
Ulrike Grube leitet bei<br />
Rödl & Partner den Bereich<br />
"Prävention und Verteidigung".<br />
Sie berät international<br />
tätige mittelständische<br />
Unternehmen zu sämtlichen<br />
wirtschafts- und steuerstrafrechtlichen,<br />
aber auch<br />
allgemeinen strafrechtlichen<br />
Fragestellungen.<br />
Rechtsanwalt Dr. Stefan<br />
Lehner ist bei Rödl & Partner<br />
im Bereich „Prävention<br />
und Verteidigung“ tätig. Er<br />
berät international tätige<br />
mittelständische Unternehmen<br />
zu sämtlichen<br />
wirtschafts- und steuerstrafrechtlichen<br />
sowie auch<br />
allgemeinen strafrechtlichen<br />
Fragestellungen.<br />
Über die Autoren<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 3-4 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 3-4 <strong>2022</strong><br />
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Die Firmengruppe Stewering mit rund 140 Mitarbeitern ist Spezialist in<br />
Sachen Tiefbau, Kanalbau, Ingenieurbau und Erdkabelbau. Wir vereinen<br />
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2021<br />
Werbung<br />
in der Krise<br />
Warum Werbung vor allem für Mittelständler<br />
genau jetzt keine Kunst sein darf<br />
<strong>PT</strong> fragte, wie man Ideen und Kampagnen<br />
aus der Krise gebärt und sie in die<br />
Mitte der Gesellschaft bringt und ob<br />
Hybrid Work schon jetzt dafür outdated<br />
ist. Friedrich Tromm, Gründer und Geschäftsführer<br />
von TryNoAgency, antwortete.<br />
<strong>PT</strong>: Momentan stehen wir gesamtgesellschaftlich<br />
vor einer Krise. Pandemie,<br />
Krieg gegen die Ukraine und die damit<br />
einhergehende Inflation. Wo sehen<br />
sie dabei die besonderen Herausforderungen<br />
für den Mittelstand?<br />
Tromm: Die Herausforderungen für den<br />
Mittelstand decken sich mit den generellen<br />
Herausforderungen aktuell, sind aber<br />
zeitgleich doch noch spezieller. Sparen ist<br />
ein allgegenwärtiges Thema geworden<br />
und das nicht nur für die Endverbraucher.<br />
Fehlinvestitionen sind einfach nicht<br />
mehr drin. Dabei sind die Unternehmen<br />
schon durch die Pandemie teils noch immer<br />
geschwächt. Lieferengpässe werden<br />
immer dringlicher und für Unternehmen<br />
unterhalb Konzerngrößen auch früher<br />
oder später zum ernsthaften Problem.<br />
Besonders die Baubranche, aber auch Automobilzulieferer<br />
und andere Branchen<br />
ächzen unter den langen Lieferzeiten<br />
von Material. Dazu kommt der akute<br />
Fachkräftemangel. Selbst wenn Material<br />
da ist, fehlen an allen Enden und Ecken<br />
ausgebildete Menschen.<br />
Mit der Inflation ist die Herausforderung<br />
aber nochmal größer geworden: Kunden<br />
müssen jetzt mehr denn je überzeugt<br />
werden, Geld für ein Produkt oder<br />
eine Dienstleistung auszugeben. Und<br />
hier gibt es eine gute Nachricht für den<br />
Mittelstand: Vertrauen spielt bei dieser<br />
Entscheidung eine große Rolle. Und da<br />
haben Mittelständler eine große Chance<br />
gegenüber Konzernen: Vertrauen<br />
lässt sich mit authentischer Werbung<br />
generieren – und Authentizität kann<br />
der Mittelstand viel einfacher glaubhaft<br />
vermitteln als ein anonymer Konzern.<br />
Mittelständler müssen jetzt nur lernen,<br />
richtig zu kommunizieren, sozusagen die<br />
PS auf die Straße zu bringen.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>: Sie sagen, „Werbung darf keine<br />
Kunst sein”. Was meinen Sie genau damit?<br />
Verkauft ein gewisser Anspruch an<br />
die Gestaltung der Werbung nicht vielleicht<br />
auch besser als plumpes Anpreisen?<br />
Tromm: Keine Kunst bedeutet ja keinesfalls<br />
plumpes Anpreisen. Es geht vielmehr<br />
darum, dass Werbung kein künstlerisches<br />
Projekt sein darf, das man erst<br />
durch langes Nachdenken und Interpretation<br />
versteht. Werbung muss Produkte<br />
erklären und Marken einzigartig machen.<br />
Das ist auch ganz wichtig für den Mittelstand.<br />
Wenn die Kunden verstehen, warum<br />
sie dein Produkt oder deinen Service<br />
brauchen, dann kaufen sie auch. Die Herausforderung<br />
liegt also nicht darin Werbespots<br />
mit dem Kunstanspruch eines<br />
französischen Stummfilms zu kreieren<br />
und das Produkt in rosa Nebelschwaden<br />
verschwinden zu lassen, sondern darin,<br />
den Kunden sinnvoll zu vermitteln: „Dieses<br />
Produkt hat dir gefehlt, weil…” – und<br />
das in kürzester Zeit. Wir können ja keinen<br />
Dokumentarfilm drehen und müssen<br />
dennoch das Produkt erklären. Denn<br />
verstehen heißt verkaufen.<br />
<strong>PT</strong>: Und wie schafft der Mittelstand das?<br />
Werbung, die wirkt, in kurzer Zeit?<br />
Tromm: Ein wichtiger Rat ist hier ganz<br />
klar: „Gut geplant ist halb gewonnen”,<br />
oder sagen wir, „halb verkauft”. Dabei<br />
ist Harmonie zwischen Positionierung<br />
und Output wichtig. Um den Weg von<br />
der Positionierung über die Kreation hin<br />
zur Produktion erfolgreich schnell und u<br />
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… die Plattform für Werbung im erfolgreichen Mittelstand. Nicht nur in der Krise:<br />
Die neuen Mediadaten 2/<strong>2022</strong> wurden am 16.08.<strong>2022</strong> veröffentlicht:<br />
AUSGABEN TERMINE THEMEN<br />
Ausg. 6 Anzeigenschluss Fr., 30.09.<strong>2022</strong> Kommunikation/Marketing<br />
November DU-Schluss Mo., 10.10.<strong>2022</strong> Industrie<br />
<strong>2022</strong> Erscheinung Mo., 07.11.<strong>2022</strong> Auszeichnungsliste<br />
Ausg. 1+2 Anzeigenschluss Mo., 30.01.2023 Beschäftigung<br />
März DU-Schluss Mo., 06.02.2023 Unternehmensentwicklung<br />
2023 Erscheinung Mo., 06.03.2023 Mobilität<br />
Handwerk<br />
Nominierungsliste<br />
Ausg. 3+4 Anzeigenschluss Fr., 02.06.2023 Innovation<br />
Juli DU-Schluss Mo., 12.06.2023 Engagement in der Region<br />
2023 Erscheinung Mo., 10.07.2023 Dienstleistung<br />
Juryliste<br />
Ausg. 5 Anzeigenschluss Mo., 07.08.2023 Finanzierung<br />
September DU-Schluss Mo., 14.08.2023 Umwelt<br />
2023 Erscheinung Mo., 11.09.2023 Energie<br />
Preisträgertreffen<br />
Ausg. 6 Anzeigenschluss Mo., 02.10.2023 Kommunikation/Marketing<br />
November DU-Schluss Mo., 09.10.2023 Industrie<br />
2023 Erscheinung Mo., 06.11.2023 Auszeichnungsliste<br />
Anzeigenpreislisten unter https://www.pt-magazin.de/mediadaten.<br />
Buchungen über Tel. 0341 24061-00 oder info@op-pt.de.<br />
V.i.S.d.P. für den Anzeigenteil: Petra Tröger, OPS Netzwerk GmbH<br />
Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite:<br />
www.otthaus.de/gesund-wohnen
76 Wirtschaft<br />
77<br />
ohne Umwege zu gehen, haben wir<br />
zum Beispiel standardisierte Prozesse.<br />
Und die braucht es auch im Mittelstand.<br />
Wichtige Fragestellungen sind in diesem<br />
Zusammenhang, welche Alternativen<br />
die Kunden aktuell noch benutzen – anders<br />
gesagt: Wer ist eigentlich der Gegner?<br />
Gibt es überhaupt schon einen?<br />
Und wie sieht die Lebenswirklichkeit der<br />
Menschen, die wir ansprechen wollen,<br />
wirklich aus? Hier verfehlt Werbung häufig<br />
ihre Wirkung, weil sie sich in selbstgefälliger<br />
Haltungskommunikation verliert<br />
und die Menschen moralisch belehren<br />
möchte – oder zumindest zeigen möchte,<br />
dass die Autoren ganz besonders<br />
feingeistige und gute Menschen sind.<br />
Was dann häufig zu Lasten von Marke<br />
und Produkt geht. Das heißt nicht, dass<br />
Werbung nicht für das Gute und Schöne<br />
auf der Welt eintreten kann. Aber bitte<br />
ganz spezifisch. Und mit einem tiefen<br />
Verständnis für Haltung der Empfänger.<br />
Nicht für die der Sender. Das zum<br />
Inhalt. Was den Herstellungsprozess<br />
angeht, macht es aus unserer Erfahrung<br />
Sinn, Konzeption und Produktion nicht<br />
zu trennen. Hier können Auftraggeber<br />
richtig sparen, wenn sie keine externe<br />
Bewegtbildproduktion beauftragen, sondern<br />
alles aus einer Hand bekommen.<br />
<strong>PT</strong>: Die Stimmung ist momentan ja eher<br />
negativ. Gibt es dennoch auch neue<br />
Chancen?<br />
Tromm: Auf jeden Fall. Erstmal haben<br />
Mittelständler aktuell eine ideale Ausgangslage,<br />
denn es findet beinahe so<br />
etwas wie eine Marktbereinigung statt:<br />
Unternehmen wollen sparen und viele<br />
senken da erstmal die Werbeausgaben.<br />
Dadurch ist es jetzt einfacher an die Spitze<br />
zu kommen, wenn man dort vorher<br />
auch noch nicht unbedingt war. Wenn<br />
alle weniger machen, kann einer, der zur<br />
gleichen Zeit ein bisschen mehr macht,<br />
besonders viel erreichen. Das belegen<br />
Studien, die den Werbeerfolg während<br />
früherer Krisen gemessen haben. Dazu<br />
kommt, dass Werbung bei aller Authentizität,<br />
die sie vermitteln muss, ein Zufluchtsort<br />
bleibt. Eine Art heile Welt, die<br />
Wärme und Sicherheit verkauft. Das<br />
heißt im Klartext: Mittelständler können<br />
sich mit positiven Impulsen in der Kommunikation<br />
nachhaltig neu positionieren.<br />
Krisen sind eben immer auch Chancen,<br />
alles neu und besser zu machen. Krisen<br />
zwingen uns zur Innovation. Und die ist<br />
gerade in der Werbung häufig noch nötig.<br />
Klare Kommunikation ist die Antwort.<br />
<strong>PT</strong>: Und gibt es für klare Kommunikation<br />
auch einen klaren Kanal? Social<br />
Media, Radio, TV Werbung, OOH, CRM-<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Maßnahmen – welcher Werbekanal ist<br />
jetzt der wichtigste für Mittelständler?<br />
Tromm: Das lässt sich pauschal nicht<br />
sagen und ist abhängig von Produkt, Unternehmen<br />
und Zielsetzung. Der beste<br />
Kanal ist am Ende der, der am besten verkauft.<br />
Was verkauft? im B2C Bereich; 40 %<br />
Produkt, 60 % Marke. Im B2B ist der Split<br />
etwas anders. Generell kann man aber<br />
sicher sagen, dass eine gut targetierte<br />
Mischung zielführend ist. Das bedeutet,<br />
Erfolg genau zu messen und zu optimieren,<br />
ihn danach wieder zu messen und<br />
wieder zu optimieren. Die Unterschiede<br />
lassen sich ganz gut an zwei Beispielen<br />
festmachen: Für HelloBody, eine junge<br />
Kosmetikmarke, ist Social Media mit direktem<br />
Kontakt zu den Konsumenten<br />
und der Möglichkeit, Tutorials und Erfahrungsvideos<br />
zu verbreiten, genau der<br />
richtige Kanal. Für ein Finanzprodukt wie<br />
Penta, eine Geschäftskundenbank, sicher<br />
nicht. Da bietet sich eher eine intensive<br />
CRM-Nutzung und persönliche, schriftliche<br />
Ansprache der Kunden an. Am Ende<br />
muss die Maßnahme zum Markenkern<br />
und zum Kommunikationsziel passen.<br />
Dabei können wir festhalten, dass bewegte<br />
Bilder häufig mehr Emotion auslösen,<br />
als statische und dass viele Sachverhalte<br />
zu kompliziert sind, um sie effektiv<br />
auf einem Plakat zu zeigen. Denn zu oft<br />
erinnern sich die Menschen dann zwar<br />
an das Plakat, aber nicht an die Marke<br />
oder das Produkt.<br />
<strong>PT</strong>: Das erste Halbjahr ist beendet und<br />
viele Unternehmen rüsten sich für den<br />
Jahresendspurt. Was sind Ihre Empfehlungen<br />
für die zweite Jahreshälfte?<br />
Tromm: Das Mindset ändern. Chancen<br />
sehen und sie nutzen. Aktion ist dabei<br />
der Schlüssel, nicht Reaktion. Wie schon<br />
vorhin gesagt: Wenn alle weniger machen,<br />
dann sei du der- oder diejenige, die<br />
jetzt in dem Bereich ein paar mehr Kohlen<br />
ins Feuer legt. Effizient zu investieren<br />
ist wichtig, aber an den falschen Stellen<br />
– wie zum Beispiel Werbung – zu sparen,<br />
kann doppelt teuer werden. Der Weg an<br />
die Spitze steht wieder ganz neu offen,<br />
sei im positiven Sinne opportunistisch<br />
– aber geplant natürlich! (lacht) Dann<br />
würde ich Mittelständlern empfehlen,<br />
nicht nur für sich selbst, sondern auch in<br />
Zusammenarbeit mit Werbeagenturen<br />
klare Ziele zu setzen. Was ist die eigentliche<br />
geschäftliche Herausforderung?<br />
Was will ich erreichen? Wie will ich meinen<br />
Erfolg messen? Werbung, die nicht<br />
messbar wirkt, ist keine. Sondern ein alimentiertes<br />
Kunstprojekt. Denn: Künstler<br />
benutzen Leinwand und Farbe, um der<br />
Welt ihre Ideen zu verkaufen – Werber<br />
hingegen benutzen ihre Ideen, um der<br />
Welt Leinwand und Farbe zu verkaufen. •<br />
Friedrich Tromm ist<br />
Über den Interviewpartner<br />
Gründer und Geschäftsführer<br />
von TryNoAgency. Viele<br />
Jahre entwickelte er als Freelancer<br />
für große Agenturen<br />
internationale Kampagnen<br />
(Apple, Mercedes, Adidas,<br />
MTV uvm.). 2012 schloss er<br />
sich mit seinem Kreativpartner<br />
Stefan Nagel zusammen<br />
und gründete TryNoAgency. Zusammen mit<br />
ihrem 30-köpfigen Team haben sie sich darauf<br />
spezialisiert, Marken zu entwickeln und im Transformationsprozess<br />
zu begleiten. Zu ihren Kunden<br />
zählen unter anderem Foodspring, Mister Spex,<br />
Clark und HP.<br />
WGfS GmbH<br />
Nürtinger Straße 11<br />
70794 Filderstadt<br />
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78 Wirtschaft<br />
79<br />
SYSTEMFEHLER 2<br />
Wegen großer Nachfrage:<br />
Ausstellungsverlängerung bis 09. Oktober <strong>2022</strong>!!<br />
»SYSTEMFEHLER 2 « in der Caricatura Galerie<br />
ist ein Kulturhighlight in diesem<br />
documenta-Sommer, das man sich nicht<br />
entgehen lassen sollte. 107 Tage lang<br />
beleuchtet die Ausstellung den Irrsinn<br />
unserer Zeit in seinen unterschiedlichen<br />
Facetten. Mit einer zusätzlichen Halle<br />
auf dem Vorplatz des KulturBahnhofs<br />
stehen mehr als 450 Quadratmeter zur<br />
Verfügung, auf der 76 der renommiertesten<br />
Künstlerinnen und Künstler im<br />
deutschsprachigen Raum mehr als 200<br />
Zeichnungen, Gemälde und Objekte präsentieren<br />
Facetten des Irrsinns<br />
Vergünstigter Eintritt mit documenta-<br />
Ticket<br />
Die Teilnahme an den Führungen ist kostenlos,<br />
lediglich der Eintrittspreis ist zu<br />
entrichten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.<br />
Besucherinnen und Besucher<br />
mit einem aktuellen documenta-Ticket<br />
erhalten zudem einen Preisnachlass<br />
beim Eintritt. •<br />
täglich 10-20 Uhr,<br />
Eintritt: 8 €, 5 € ermäßigt<br />
Caricatura Galerie, Kassel<br />
https://caricatura.de/systemfehlerhoch2/<br />
Die Welt ist aus den Fugen geraten. Allgegenwärtig<br />
sind autokratisches Denken,<br />
Destabilisierung demokratischer<br />
Systeme und Radikalisierung in alle Richtungen,<br />
wobei eine Virus-Pandemie wie<br />
ein Katalysator wirkt. Um dem Wahnsinn<br />
die Krone aufzusetzen, führt Putin einen<br />
aberwitzigen Eroberungskrieg in der Ukraine.<br />
Bis zum 25. September schauen<br />
führende Zeichner der Komischen Kunst<br />
in »SYSTEMFEHLER 2 « erbarmungslos auf<br />
die Erbärmlichkeiten unserer Zeit und<br />
die Lächerlichkeit der Erdbewohner.<br />
Aktionsführungen<br />
© OTTITSCH/CARICATURA<br />
Drohne im Jagdzimmer<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
Mario Lars machte am 19. August den Auftakt<br />
zu einer Reihe von Aktionsführungen:<br />
eine Künstlerführung mit Stephan Rürup<br />
am 26. August, eine Kuratorinnenführung<br />
mit Saskia Wagner am 2. September, eine<br />
Themenführung »Das Einmaleins der Komischen<br />
Kunst« am 9. September, eine<br />
Themenführung »Klima/Umwelt« am 16.<br />
September und eine Künstlerinnenführung<br />
mit Miriam Wurster am 23. September,<br />
jeweils um 18 Uhr. Eine weitere reguläre<br />
Führung durch die Ausstellung wird<br />
für den 4. September, 15 Uhr, angeboten.<br />
Kommende Führungen im Überblick:<br />
9.9.<strong>2022</strong>, 18 Uhr Themenführung<br />
»Das Einmaleins der Komischen Kunst«<br />
16.9.<strong>2022</strong>, 18 Uhr<br />
Themenführung »Klima/Umwelt«<br />
23.9.<strong>2022</strong>, 18 Uhr Künstlerinnenführung<br />
mit Miriam Wurster<br />
Bienen. Massentierhaltung<br />
© KIEFEL/CARICATURA
80 Lifestyle | Auto<br />
81<br />
Die Verarbeitung des Cockpits ist gewohnt<br />
hochwertig, feine Lackoberflächen,<br />
ein fixes Entertainmentsystem,<br />
haptisch und akustisch gelungene<br />
Schalter verwöhnen Finger und Ohr. Das<br />
Abgassystem ist etwas verhaltener, hier<br />
wird mehr auf Komfort und Understatement<br />
gesetzt, das böse Spucken und<br />
Blubbern der Flottenbrüder fehlen hier<br />
etwas.<br />
Das Coupé ist also nicht nur schnell und<br />
schön wie man es von Porsche kennt, es<br />
ist auch ein Symbol dafür, wie man etwas<br />
Gutes eben noch besser macht.<br />
Schreibt man so etwas in Krisenzeiten?<br />
Ja und nochmals ja. Selbst Martin Luther<br />
sagte seinerzeit: „Und wenn morgen die<br />
Welt in Scherben ginge, ich würde heu-<br />
te noch ein Bäumchen pflanzen.“ Luther<br />
spricht wie ein mittelständischer Unternehmer,<br />
dessen Unternehmen zwei<br />
Weltkriege, Inflation, Patentraub, Diktaturen<br />
etc. überlebt haben, oder wie ein<br />
Start up Unternehmer, der mitten in der<br />
Wirtschaftszeit, in der die Regierung völlig<br />
überfordert ist, seinen Weg stringent<br />
verfolgt. Porsche ist Optimismus, Porsche<br />
ist Technologiezukunft und Freiheit,<br />
die es zu bewahren gilt und das ist<br />
nicht philosophisch überhöht, sondern<br />
der Glaube an das Morgen, an die Würde,<br />
an den Fleiß und die Leistungskraft<br />
derer, die in Deutschland in tausenden<br />
mittelständischen Betrieben die Wirtschaft<br />
gestalten, Millionen Menschen<br />
Arbeit geben und die Sozialsysteme<br />
am Laufen halten. Wir sitzen im Testporsche,<br />
umgeben von durchdachten<br />
Lösungen nach Angenehmen, nach<br />
Schönem, nach Perfektion und meinen,<br />
dass dies längst gesagt werden sollte.<br />
Der Vater blickt zurück auf den Fleiß des<br />
Entstehens und der Sohn blickt auf das<br />
Werden und das Fortsetzen und beide<br />
haben das Markenzeichen aus Zuffenhausen<br />
als Ansporn.<br />
Wilhelm Rafael Garth und<br />
Prof. Arnd Joachim Garth<br />
BILDER: © WILHELM-RAFAEL GARTH<br />
HANG<br />
zur PERFEKTION<br />
Die Welt ist aus den Fugen. Elektroautos<br />
werden subventioniert, obwohl die<br />
Regierung die kommende Stromversorgung<br />
nicht im Griff hat. SUVs sind zum<br />
Feindbild der Umweltapokalypse geworden<br />
und die deutschen Automobilindustriemanager<br />
biedern sich dem woken<br />
Mainstream an. Während die Fugen<br />
der Automobile immer perfekter geworden<br />
sind, ist die Welt aus den Fugen.<br />
Der Verbrenner ist gebrandmarkt, der<br />
Diesel sitzt in der Todeszelle. Was bleibt<br />
dem Automobilenthusiasten heute, der<br />
Benzin im Blut hat, Geschwindigkeit<br />
liebt und die automobile Präzision im<br />
Schmelz von Mensch und Maschine als<br />
Erlebnis persönlicher Freiheit empfindet?<br />
Spitzentechnologie war immer ein<br />
Ausweg und hat sich zu einem Manifest<br />
geschrieben, das an Einzigartigkeit<br />
seinesgleichen sucht: Porsche! Ungebrochener<br />
Pioniergeist hat seinen Preis,<br />
aber sollten wir nicht zu dem Höchsten,<br />
dem Besten streben?<br />
Der Cayenne ist die ultimative Erfolgsgeschichte<br />
der Zuffenhausener Traumfabrik.<br />
Einst rettete er durch seine Absätze<br />
sogar das angeschlagene Fossil<br />
deutscher Automobilkunst. Wie ein<br />
solch den Traditionen verschriebenes<br />
Unternehmen denkt, zeigt sich an<br />
der Etablierung des Porsche Cayenne<br />
Coupé. Etwas nehmen, was perfekt ist,<br />
wahnsinnig viel Anklang findet, überall<br />
Erfolge feiert, beliebt beim Sportwagenenthusiasten,<br />
der Großstadtmutter<br />
oder als Poster im Kinderzimmer klebt;<br />
und es verbessern, steigern, perfektionieren.<br />
Gewagtes Vorhaben, aber gelungen. Der<br />
Porsche Cayenne Coupé spricht genau<br />
die an, denen die ursprüngliche Linie<br />
des Gelände- und Legendewagen bisher<br />
nicht sportiv genug war.<br />
Wir testen das Cayenne S Coupé, angetrieben<br />
von einem drei Liter starkem 6<br />
Zylinder Triebwerk leistet dieses ganze<br />
440 PS, die das schwere Luxus SUV in 5<br />
Sekunden aus dem Stand jenseits der<br />
100er Marke prügeln, 550 Newtonmeter<br />
sind auch für einen Zweitonner eben<br />
sehr viel Drehmoment. Das Fahrgefühl<br />
im Vergleich zum konventionellen Cayenne<br />
wirkt nochmal straffer, gezielter<br />
und sportlicher. Nicht nur hübscher,<br />
auch agiler spurt das Monument gehorsam<br />
und trotzdem aufmüpfig genug<br />
um als Sportbolide zu gelten.<br />
Hier wird klar, worauf das Coupé abzielte.<br />
Der Kompromiss den man im Cayenne<br />
einzugehen vermag, soll kleiner<br />
ausfallen. Der Wagen fühlt sich nach<br />
wie vor wie der große SUV an, der er<br />
eben ist, aber auch sportwagennäher.<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong>
Von der Außenseiterin zur<br />
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Lassen Sie sich von Coco Chanel<br />
inspirieren!<br />
Juryliste „Großer Preis des<br />
Mittelstandes“ erreicht<br />
Über welche Unternehmen die<br />
Juroren in diesem Jahr beraten<br />
Mittelstand im Feuer<br />
Energiepreise. Lieferengpässe.<br />
Sanktionen …<br />
Ein qualitatives Reifegradmodell<br />
zur Analyse und Bewertung der<br />
Social-Media-Kommunikation<br />
18. Jahrgang | <strong>Ausgabe</strong> 3 • 4 | <strong>2022</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />
Risiken und Probleme gehören zum Leben. Denn das Leben ist dynamisch. Unvorhersehbar. Und immer,<br />
wenn Menschen im Spiel sind, sind auch deren Interessen im Spiel. Ziele, Wünsche, Ängste, Visionen.<br />
Weil kein Mensch dem anderen gleicht, sind Auseinandersetzungen unvermeidbar. Niemand weiß, was<br />
morgen ist. Aber nur der Optimist kann dieses Morgen gestalten. Kommentare an redaktion@op-pt.de<br />
Herzliche Grüße, Helfried Schmidt und Petra Tröger!<br />
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82 Leserbriefe | impressum<br />
Optimismus ist Pflicht<br />
Optimismus ist<br />
Zur <strong>Ausgabe</strong>: 3-4/<strong>2022</strong><br />
Leserbriefe<br />
Zu: Warum es sich lohnt, zu Auszeichnungsgala<br />
und Ball der Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung zu kommen<br />
Ich war dabei: Als 2020 und 2021 alle den<br />
Schwanz eingekniffen haben vor Angst,<br />
nicht nur Angst vor Corona, sondern auch<br />
Angst vor Auflagen der Gesundheitsbehörden<br />
und Ausbleiben der Kundschaft,<br />
und schon Monate vor eigentlich geplanten<br />
Veranstaltungen alle Konzerte,<br />
Messen, Events abgesagt haben. Da gab<br />
es eine einzige Institution, die damals gesagt<br />
hat: "Wir machen da nicht mit. Wir<br />
bieten ein Event an. Wir halten natürlich<br />
alle Auflagen ein und sind vorsichtig. Aber<br />
wir treffen uns wie geplant." Das war die<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung mit ihrem Wettbewerb<br />
"Großer Preis des Mittelstandes".<br />
Meine absolute Hochachtung vor so viel<br />
Standfestigkeit und Organisationsgeschick!<br />
Allein deshalb verdienen diese Galas<br />
es, dass die Säle voll sein werden und<br />
viele die Gelegenheit haben, Flair und Atmosphäre<br />
dieses Wettbewerbs zu erleben.<br />
Manu Bitterlich<br />
Zu: Drohender Gasengpass beunruhigt<br />
Unternehmen<br />
Klar. Ich bin auch beunruhigt. Das sogenannte<br />
"Jahr2000" Problem, wo angeblich<br />
alle Computer zusammenbrechen<br />
sollten, war ein Kinderspiel gegen den<br />
Blackout, der bei Gasausfall droht.<br />
Karin Gletzelschneider<br />
Zu: Energiekrise, Gasengpass und Versorgungssicherheit<br />
– Herausforderungen für<br />
den Mittelstand<br />
Dass uns die Regierung in Friedenszeiten,<br />
ohne Not, ohne Krieg im eigenen Land,<br />
ohne Naturkatastrophen (den heißen<br />
Sommer mit ein paar Waldbränden kann<br />
man - zumindest für Deutschland insgesamt<br />
- ja nicht als Naturkatastrophe bezeichnen)<br />
einer solchen Gefahr aussetzt,<br />
ist eine Schande. Die Gründerväter unserer<br />
Demokratie und unserer Marktwirtschaft<br />
würden sich im Grab rumdrehen!<br />
Lars Kattermayer<br />
Zu: Fachkräfte über TikTok rekrutieren<br />
ich kenne den kanal von reza shari. klasse<br />
was der mann macht. und guter beitrag.<br />
+ Kommentare zum Onlinemagazin www.pt-magazin.de<br />
und zum Portal www.kompetenznetz-mittelstand.de<br />
(red. gekürzt)<br />
Leser-Telefon: 0341 240 61-00 | Leser-Fax: 0341 240 61-66<br />
Leserbriefe auch unter www.pt-magazin.de/service/leserbriefe<br />
die jungen leute muss man dort abholen<br />
wo sie sich aufhalten, tageszeitung liest<br />
von denen kaum noch einer.<br />
karina seeliger<br />
Zu: Optimismus ist Pflicht - Das neue<br />
ePaper<br />
Ich greife sehr gern, wie auf dem Cover<br />
angeboten, die „Kommentare“ auf und<br />
erlaube mir Ihnen zu schreiben. 1. Ich<br />
habe es noch nie erlebt, auf einer Titelseite<br />
persönlich angesprochen zu werden<br />
(z.B. Marketing Club, Lebensmittelzeitung,<br />
W+V, Focus und ich weiß nicht welche Titel<br />
noch alle in den letzten Jahrzehnten,<br />
die ich auch noch teuer bezahlt habe…<br />
das habe ich bisher nicht erleben dürfen!).<br />
2. Ihre Einstellung – es ist ja nicht einfach<br />
nur der Text mit Ausrufezeichen (!) – Ihre<br />
Kompetenz möchte ich mit Hochachtung<br />
und Respekt meinerseits mit Ihnen teilen.<br />
3. Und „last but not least“: Beim Editorial<br />
auf Seite 3 „Mit der Unvermeidlichkeit<br />
einer Naturgewalt“, komme ich nicht herum<br />
(besonders im letzten Absatz Ihres<br />
Fazits) auch dies mit Hochachtung und<br />
Respekt meinerseits mit Ihnen zu teilen.<br />
4. Insgesamt – sehen Sie es mir nach, das<br />
<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> war heute im Briefkasten<br />
und ich habe es bis zur Seite 84 „nur quergelesen“,<br />
ist inhaltlich ein Lehrbuch. Das<br />
möchte ich Ihnen gern persönlich einfach<br />
mal so sagen. Warum? Agil und pragmatisch<br />
in die Zukunft mit Optimismus, ist<br />
für uns der Nährboden unserer kleinen<br />
Familie im Umgang untereinander und<br />
mit Freunden und Partnern.<br />
Andreas und Carolin Pfeil<br />
Zu: Wirtschaft & Bildung: Die Durchschnittsfalle<br />
Es gibt Selbständige, und es gibt Unselbständige.<br />
Erstere finden immer einen Weg<br />
und schaffen mehr Arbeit und Werte als<br />
sie selbst brauchen. Letztere sind dazu<br />
nicht in der Lage. Deshalb müssen sie<br />
durch Umverteilung vom Staat ernährt<br />
werden. Dafür müssen zuvor die Selbständigen,<br />
die Wertschöpfer, besteuert<br />
werden. Am leichtesten geht das, wenn<br />
die Unselbständigen den Staat regieren<br />
und die Steuergesetze beschließen. Armes<br />
Deutschland.<br />
Helmut Klein<br />
<strong>PT</strong>-MAGAZIN<br />
für Wirtschaft und Gesellschaft<br />
Impressum<br />
ISSN 1860-501x | 18. Jahrgang<br />
<strong>Ausgabe</strong> 5/<strong>2022</strong><br />
Verlag: OPS Netzwerk GmbH,<br />
Melscher Str. 1, 04299 Leipzig,<br />
Tel. 0341 240 61 - 00, Fax 0341 240 61 - 66<br />
Petra Tröger (CEO), Dr. Helfried Schmidt<br />
info@op-pt.de | www.pt-magazin.de<br />
Das <strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> ist offizielles <strong>Magazin</strong><br />
des Wettbewerbes „Großer Preis des<br />
Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung,<br />
eingetragen im Stiftungsregister des Regierungsbezirkes<br />
Leipzig unter Nr. 2/1998.<br />
Redaktion:<br />
Dr. Helfried Schmidt (V.i.S.d.P),<br />
Chefredakteur<br />
Tel. 0341 24061-00, redaktion@op-pt.de<br />
Hauptstadtbüro <strong>PT</strong>-Redaktion<br />
Falk S. Al-Omary, Unter den Linden 10, 10117<br />
Berlin, Tel. 0171 2023223,<br />
post@al-omary.de<br />
Korrespondenten:<br />
Bernd Schenke (Berlin/Brandenburg)<br />
D-Rolf Becker (Halle/S., Indochina)<br />
Autoren/Interviews dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />
Falk S. Al-Omary, Manfred Baier, Hans-<br />
Jürgen Friedrich, Ulrike Fröhlich, Arnd<br />
Joachim Garth, Wilhelm-Rafael Garth,<br />
Gerd Gigerenzer, Suzanne Grieger-<br />
Langer, Ulrike Grube, Stefan Lehner,<br />
Oliver Meinecke, Joachim Merk, Jörn-<br />
Axel Meyer, Lothar Müller, Andreas<br />
Ostrowicki, Thomas Pförtner, Helfried<br />
Schmidt, Uwe Schmidt, Florian Schnitzhofer,<br />
Anne M. Schüller, Dominik Sedlmeier,<br />
Petra Tröger, Friedrich Tromm,<br />
Norbert Zdrowomyslaw<br />
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