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PT-Magazin - Ausgabe 5 2022

PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft Die Top-Themen: • Lebe stolz und frei! Risikopapst Gerd Gigerenzer über Risikokompetenz • Unternehmen im Kriegszustand - Was tun bei Bedrohungen von allen Seiten? • Raus aus der Knechtschaft - Unternehmer sollten aufhören, Untertan zu sein • "Heilige Kühe" vertreiben mit dem "Elefant im Raum"

PT-Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft

Die Top-Themen:
• Lebe stolz und frei! Risikopapst Gerd Gigerenzer über Risikokompetenz
• Unternehmen im Kriegszustand - Was tun bei Bedrohungen von allen Seiten?
• Raus aus der Knechtschaft - Unternehmer sollten aufhören, Untertan zu sein
• "Heilige Kühe" vertreiben mit dem "Elefant im Raum"

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18. Jahrgang | <strong>Ausgabe</strong> 5 | <strong>2022</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />

Mäuse bekommen eine Krise!<br />

Bin ich Katze oder Maus? Wer das nicht weiß, ist sicher keine Katze. Und hat damit automatisch schlechte<br />

Karten. Denn die Ängstlichen, Unvorbereiteten, Unflexiblen, Emotionalen werden in der Krise eher untergehen.<br />

Mittelstand, das sind Problemlöser. Die erfinden notfalls neue Dimensionen, um eine Krise heil zu überstehen.<br />

Oder sogar von ihr zu profitieren. Vor Ihnen liegt ein Heft voller Hinweise!<br />

Kommentare an redaktion@op-pt.de<br />

Herzliche Grüße, Helfried Schmidt und Petra Tröger!<br />

Lebe stolz und frei!<br />

Risikopapst Gerd<br />

Gigerenzer über<br />

Risikokompetenz<br />

Unternehmen im<br />

Kriegszustand<br />

Was tun bei Bedrohungen<br />

von allen Seiten?<br />

Raus aus der<br />

Knechtschaft<br />

Unternehmer sollten<br />

aufhören, Untertan zu sein<br />

„Heilige Kühe“<br />

vertreiben mit dem<br />

„Elefant im Raum“


02 Gesellschaft<br />

03<br />

EDITORIAL<br />

2021<br />

© MARIO LARS / CARICATURA<br />

Die Heizkostensparer<br />

Facetten des Irrsinns<br />

EIN STARKER PARTNER,<br />

WENN ES UM EINRICHTUNG UND<br />

RENOVIERUNGEN GEHT!<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

In der Haut Berliner Politiker möchte<br />

man nicht stecken, prophezeit der Karikaturist<br />

Mario Lars im obigen Bild: Steigen<br />

die Energiepreise, klagen diejenigen, die<br />

sie nicht bezahlen können. Und steigen<br />

sie nicht, dann klagen diejenigen, deren<br />

Sparen sich als „umsonst“ herausstellt.<br />

Das erinnert mich an eine böse Anekdote:<br />

Einem Mann erschien des Morgens<br />

eine gute Fee. Diese sagte zu ihm: „Du<br />

darfst Dir wünschen, was Du willst. Ich<br />

werde es Dir schenken. Aber bedenke:<br />

Dein Nachbar, den Du nicht leiden kannst,<br />

wird genau das Doppelte erhalten. Darauf<br />

antwortete der Mann nach kurzem<br />

Nachdenken zur Fee: „Sei’s drum. Nimm<br />

mir ein Auge. Dann hat mein Nachbar<br />

wenigstens gar keins mehr…“ Missgunst<br />

und Neid, Hochmut und Habgier, Übermut<br />

und Ignoranz zerstören. Immer.<br />

Noch bis zum 09. Oktober <strong>2022</strong> dokumentieren<br />

Lars und andere führende Karikaturisten<br />

Deutschlands in der Caricatura<br />

Galerie in Kassel den Irrsinn unserer<br />

Zeit in seinen unterschiedlichen Facetten.<br />

Mit einer eigenen Ausstellung: „SYSTEM-<br />

FEHLER 2 “ (Näheres hier im Heft.) schauen<br />

sie erbarmungslos auf die Erbärmlichkeiten<br />

unserer Zeit und die Lächerlichkeit<br />

der Erdbewohner.<br />

Denn die Welt ist aus den Fugen geraten.<br />

Allgegenwärtig sind autokratisches Denken,<br />

Destabilisierung demokratischer<br />

Systeme und Radikalisierung in alle Richtungen,<br />

wobei eine Virus-Pandemie wie<br />

ein Katalysator wirkt. Um dem Wahnsinn<br />

die Krone aufzusetzen, führt Putin einen<br />

aberwitzigen Eroberungskrieg in der Ukraine.<br />

„Mäuse bekommen eine Krise“ steht auf<br />

dem Transparent der Katze auf dem Ti-<br />

telbild. Na Klasse! Da freut sich die Katze,<br />

denn aufgescheuchte und verängstigte<br />

Mäuse lassen sich viel leichter fangen.<br />

Ob die Warnung eine faktische Grundlage<br />

hat oder nicht, ist völlig egal. Sie wirkt.<br />

Um so mehr kommt es auf den unternehmerischen<br />

Mittelstand an. Denn ob es<br />

in unserem Lande auch künftig Arbeitsplätze,<br />

Wohlstand und Zukunft gibt, haben<br />

wir Unternehmen zwar nicht allein<br />

in der Hand, aber wer außer uns sollte<br />

netto wertschöpfende Arbeit schaffen?<br />

Deshalb ist das Motto „ZU NEUEN HO-<br />

RIZONTEN“ so passend für ein verrücktes<br />

Jahr wie <strong>2022</strong>.<br />

Denn die Lösung liefert der unternehmerische<br />

Mittelstand, zugleich innovativ<br />

und traditionsbewusst. Mit Ethos, Lebensleistung,<br />

Verpflichtung auch über<br />

das eigene Leben und über die eigene<br />

Generation hinaus. Dabei ist „German<br />

Mittelstand“ viel mehr als „KMU“. Auch<br />

jede Parteigeschäftsstelle mit zehn Beschäftigten<br />

unterliegt als „Betrieb“ den<br />

deutschen Arbeitsrechts- und Sozialgesetzen.<br />

Das macht sie aber noch lange<br />

nicht zu einem wertschöpfenden Unternehmen.<br />

Wer diesen Unterschied nicht<br />

erkennt, der sollte keine politischen Entscheidungen<br />

zu Lasten Dritter treffen.<br />

Ihr Helfried Schmidt<br />

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04 Gesellschaft<br />

64<br />

05<br />

70<br />

70<br />

Was lange währt, wird endlich gut?<br />

Ulrike Grube und Stefan Lehner über<br />

den Regierungsentwurf zum<br />

Hinweisgeberschutzgesetz<br />

INHALT<br />

58<br />

74<br />

Werbung in der Krise<br />

<strong>PT</strong>-Interview: Friedrich Tromm dazu,<br />

warum Werbung vor allem für<br />

Mittelständler genau jetzt keine<br />

Kunst sein darf<br />

38<br />

50<br />

Kampf ums All<br />

Neues Buch: Wie Jeff Bezos, Richard<br />

Branson und Elon Musk den Welt -<br />

raum erobern<br />

Lifestyle | Auto<br />

61<br />

46<br />

52<br />

Geschäftsmodelle mit Zukunft<br />

<strong>PT</strong>-Interview: Thomas Pförtner<br />

unterscheidet wirklich innovative<br />

Unternehmen von solchen, die dies<br />

nur sein wollen<br />

78<br />

SYSTEMFEHLER²<br />

107 Tage lang beleuchtet die Ausstellung<br />

caricatura den Irrsinn unserer<br />

Zeit in seinen unterschiedlichen<br />

Facetten.<br />

12<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

18<br />

ZU NEUEN HORIZONTEN<br />

Auszeichnungsgalas -<br />

Highlights <strong>2022</strong><br />

Wirtschaft<br />

32<br />

Unternehmen im Kriegszustand<br />

Falk S. Al-Omary über virulente Bedrohungslagen<br />

und mögliche Strategien<br />

und Ressourcen<br />

54<br />

Mentoring:<br />

Raus aus der Knechtschaft<br />

Suzanne Grieger-Langer: Mentoren<br />

sind selbst erfolgreiche Unternehmer,<br />

die bereits die Hindernisse<br />

überwunden haben, die ihre<br />

Mentees noch vor sich haben<br />

80<br />

Hang zur Perfektion<br />

Die Autoseite von Arnd und Wilhelm<br />

Garth. Schreibt man so etwas in<br />

Krisenzeiten? Ja und nochmals ja!<br />

Impressum<br />

03<br />

Facetten des Irrsinns<br />

Editorial von Helfried Schmidt<br />

Gesellschaft<br />

06<br />

Psychologie des Risikos<br />

Prof. Dr. Gerd Gigerenzer erklärt,<br />

warum eine freie Gesellschaft risikokompetente<br />

Bürger braucht<br />

12<br />

16<br />

Die Diskussion ist angekommen -<br />

wer zahlt die Energie-Zeche?<br />

Ein Kommentar<br />

von Dr.-Ing. Lothar Müller<br />

Vertrauensverlust durch Manipulation<br />

<strong>PT</strong>-Interview: Dominik Sedlmeier<br />

über die Außenkommunikation des<br />

Öffentlich-rechtlichen Rundfunks.<br />

20<br />

26<br />

27<br />

28<br />

30<br />

Standortmarketing<br />

Prof. Dr. Norbert Zdrowomyslaw wie<br />

die kontinuierliche Aufgabe der<br />

Regionalakteure gelingen kann<br />

Balleinladung<br />

Termine und Infos für Auszeichnungsgalas<br />

und Bälle <strong>2022</strong><br />

Warum sich neue Horizonte lohnen<br />

Kolumne von Petra Tröger<br />

Nachhaltigkeit zahlt sich aus<br />

Ein Essay von Hans-Jürgen Friedrich,<br />

KFM Deutsche Mittelstand AG<br />

Partner des „Netzwerks der Besten“<br />

Partner für mehr als 20.000 seit<br />

1995 nominierte oder ausgezeichnete<br />

Unternehmen<br />

36<br />

38<br />

41<br />

46<br />

bAV zum Nulltarif<br />

Manfred Baier über einen Wettbewerbsvorteil<br />

auf dem Arbeitsmarkt<br />

Ohne Gesichtsverlust<br />

Wie kann ich einem Japaner, ohne<br />

die Harmonie zu zerstören, kritische<br />

Botschaften per Mail vermitteln?<br />

Auch Management selbst muss<br />

nachhaltig sein<br />

Prof. Dr. Jörn-Axel Meyer stellt CE2GS<br />

vor: Ein weltweites Zertifizierungsprogramm<br />

für KMU<br />

Wie man „heilige Kühe“ mit dem<br />

„Elefanten im Raum“ vertreibt<br />

Anne M. Schüller erklärt, was zu tun<br />

ist, wenn Tabuthemen, Blockaden<br />

und „heilige Kühe“ im Weg stehen<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

58<br />

61<br />

64<br />

68<br />

Auf dem Weg zum selbstfahrenden<br />

Unternehmen<br />

Florian Schnitzhofer ist sich sicher:<br />

Im nächsten Jahrzehnt werden 80<br />

Prozent der Entscheidungen von KIs<br />

getroffen<br />

Weniger Cloud, mehr Souveränität<br />

Oliver Meinecke rät dazu, die Vorund<br />

Nachteile von Cloud-Lösungen<br />

sorgfältig abzuwägen<br />

Kupfer-Sekundärhütte mit<br />

Upcycling-Prozess<br />

Baustein der Zukunft - Klimaneutralität<br />

entlang der Lieferkette<br />

Noch viele unentdeckte Potenziale<br />

<strong>PT</strong>-Interview: Andreas Ostrowicki<br />

schont mit moderner Bestrahlungstechnologie<br />

Ressourcen und schützt<br />

die Gesundheit<br />

82<br />

Leserbriefe und Impressum<br />

Titelbild<br />

© Prof. Arnd Joachim Garth<br />

Bildnachweise<br />

© piqsels.com (Seite 38, 46, 58, 61)<br />

© VNG (Seite 12)<br />

© Montanwerke Brixlegg (Seite 64)<br />

© Wikimedia, Jesus Solana from Madrid,<br />

Spain, Creative Commons Attribution<br />

2.0 Generic license (Seite 70)<br />

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06 Gesellschaft<br />

07<br />

Psychologie des Risikos<br />

Warum eine freie Gesellschaft risikokompetente Bürger braucht<br />

Risikokompetente Bürger sind unverzichtbare<br />

Säulen einer freien und<br />

demokratischen Gesellschaft. Um<br />

risikokompetent zu sein, brauchen wir<br />

ein intuitives Verständnis von Psychologie<br />

und Statistik. Nur so vermeiden wir<br />

selbstverschuldete Unmündigkeit.<br />

Erinnern Sie sich an den Vulkanausbruch<br />

auf Island mit seiner Aschewolke? Die<br />

Immobilienkrise? Was ist mit dem Rinderwahnsinn?<br />

Jede neue Krise macht<br />

uns Sorge, bis wir sie vergessen und<br />

uns wegen der nächsten sorgen. Viele<br />

von uns saßen in überfüllten Flughäfen<br />

fest, sahen sich durch wertlos gewordene<br />

Pensionsfonds ruiniert oder<br />

hatten Angst davor, sich ein saftiges<br />

Steak schmecken zu lassen. Wenn etwas<br />

schiefgeht, erzählt man uns, künftige<br />

Krisen ließen sich durch bessere Technik,<br />

mehr Gesetze oder aufwendigere Bürokratie<br />

verhindern. Wie können wir uns<br />

vor der nächsten Finanzkrise schützen?<br />

Strengere Vorschriften, kleinere Banken<br />

und bessere Berater. Wie können wir uns<br />

vor der Bedrohung durch den Terrorismus<br />

schützen? Größeres Polizeiaufgebot,<br />

Ganzkörperscanner, weitere Einschränkung<br />

der individuellen Freiheit. Was<br />

können wir gegen die Kostenexplosion<br />

im Gesundheitswesen tun? Steuererhöhungen,<br />

Rationalisierung, bessere Genmarker.<br />

Ein Punkt fehlt auf dieser Liste:<br />

der risikokompetente Bürger. Das hat<br />

einen Grund.<br />

Sind Menschen (zu) dumm?<br />

"Menschen sind fehlbar: faul, dumm,<br />

gierig und schwach", hieß es einst im<br />

"Economist". Es heißt, wir seien irrationale<br />

Sklaven unserer Marotten und Begierden,<br />

süchtig nach Sex, Nikotin und<br />

elektronischen Spielzeugen. 20-Jährige<br />

kleben beim Autofahren an ihren Handys,<br />

ohne sich klarzumachen, dass sie<br />

damit ihre Reaktionszeit auf die eines<br />

70-Jährigen verlangsamen. Ein Fünftel<br />

der Amerikaner glaubt, dass sie zu dem<br />

bestverdienenden 1 Prozent der Bevölkerung<br />

gehören, und noch einmal so viele<br />

glauben, dass sie demnächst zu dieser<br />

Gruppe zählen werden. Banker haben<br />

eine geringe Meinung von der Fähigkeit<br />

der Menschen, Geld zu investieren, und<br />

mehr als ein Arzt hat mir erzählt, den<br />

meisten seiner Patienten fehle es an der<br />

nötigen Intelligenz; es sei deshalb zwecklos,<br />

ihnen Gesundheitsinformationen zu<br />

geben, die sie in den falschen Hals bekommen<br />

könnten. All das lässt darauf<br />

schließen, dass die Bezeichnung Homo<br />

sapiens ("der weise Mensch") Etikettenschwindel<br />

ist. Irgendetwas ist schiefgelaufen<br />

mit unseren Genen. Die Evolution<br />

scheint uns drittklassige geistige<br />

Software angedreht und unsere Gehirne<br />

falsch verdrahtet zu haben. Mit einem<br />

Wort: Otto Normalverbraucher braucht<br />

ständige Anleitung wie ein Kind seine<br />

Eltern. Obwohl wir in der Hightech-Welt<br />

des 21. Jahrhunderts leben, ist eine gewisse<br />

Form der Bevormundung die einzig<br />

mögliche Strategie: Schließen wir die<br />

Türen, rufen wir die Fachleute zusammen<br />

und sagen wir der Öffentlichkeit, was<br />

das Beste für sie ist. Nach dieser fatalistischen<br />

Botschaft werden Sie in diesem<br />

Beitrag vergebens suchen. Das Problem<br />

ist nicht einfach individuelle Dummheit,<br />

sondern das Phänomen einer risikoinkompetenten<br />

Gesellschaft.<br />

Risikointelligenz ist eine Grundvoraussetzung,<br />

um sich in einer modernen<br />

technologischen Gesellschaft zurechtzufinden.<br />

Die halsbrecherische Geschwindigkeit<br />

der technischen Entwicklung<br />

wird die Risikointelligenz im 21. Jahrhundert<br />

so unentbehrlich machen, wie es Lesen<br />

und Schreiben in früheren Jahrhunderten<br />

waren. Ohne sie setzen Sie Ihre<br />

Gesundheit und Ihr Geld aufs Spiel oder<br />

steigern sich möglicherweise in unrealistische<br />

Ängste und Hoffnungen hinein.<br />

Man sollte meinen, dass die Grundlagen<br />

der Risikointelligenz bereits vermittelt<br />

werden. Doch man wird in Schulen, juristischen<br />

und medizinischen Fakultäten<br />

und auch sonst vergebens danach suchen.<br />

Infolgedessen sind die meisten von<br />

© PIQSELS .COM | SVWOD<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

uns risikoinkompetent.<br />

Wenn ich den allgemeineren Begriff "risikokompetent"<br />

(risk savvy) verwende, meine<br />

ich damit mehr als Risikointelligenz,<br />

nämlich die Fähigkeit, auch mit Situationen<br />

umzugehen, in denen nicht alle<br />

Risiken bekannt sind und berechnet werden<br />

können. "Risikokompetenz" ist nicht<br />

das Gleiche wie "Risikoscheu". Ohne die<br />

Bereitschaft, Risiken einzugehen, gäbe es<br />

keine Innovation mehr, würden Spaß und<br />

Mut der Vergangenheit angehören. Risikokompetent<br />

zu sein heißt auch nicht,<br />

sich in einen tollkühnen Draufgänger<br />

oder Basejumper zu verwandeln, der die<br />

Möglichkeit, auf die Nase zu fallen, ausblendet.<br />

Ohne ein zuträgliches Maß an<br />

Vorsicht gäbe es die Menschheit schon<br />

lange nicht mehr.<br />

Man könnte meinen: Wozu die Mühe,<br />

da man sich doch an Fachleute wenden<br />

kann? Aber so einfach ist das nicht. Weil<br />

die bittere Erfahrung lehrt, dass Expertenrat<br />

gefährlich sein kann. Viele Ärzte,<br />

Finanzberater und andere Risikoexperten<br />

sind selbst nicht in der Lage, Risiken richtig<br />

einzuschätzen oder sie anderen verständlich<br />

zu machen. Schlimmer noch:<br />

Nicht wenige befinden sich in Interessenkonflikten<br />

oder haben solche Angst<br />

vor rechtlichen Konsequenzen, dass sie<br />

ihren Patienten oder Klienten Ratschläge<br />

erteilen, die sie ihren eigenen Angehörigen<br />

nie geben würden. Sie haben keine<br />

Wahl, Sie müssen selber denken.<br />

Ich möchte Sie einladen, mir in die Welt<br />

der Ungewissheit und des Risikos zu folgen.<br />

...<br />

Terroristen und unsere Gehirne<br />

Die meisten Menschen erinnern sich<br />

genau, wo sie am 11. September 2001 waren.<br />

Die Bilder der Flugzeuge, die in die<br />

Zwillingstürme des World Trade Centers<br />

krachen, haben sich unauslöschlich in<br />

unser Gedächtnis gegraben. Inzwischen<br />

scheint alles über den tragischen Angriff<br />

gesagt zu sein. Um künftige Angriffe zu<br />

verhindern, richtete der drei Jahre später<br />

veröffentlichte "9/11 Commission’s<br />

Report", der Bericht der Untersuchungskommission<br />

zu den Anschlägen des 11.<br />

September, sein Augenmerk vor allem<br />

auf die Frage, wie sich der Terrorismus<br />

von al-Qaida entwickelte, und auf diplomatische<br />

Strategien, Justizreformen und<br />

technische Maßnahmen. Eine Maßnahme<br />

jedoch vernachlässigte der 636-seitige<br />

Bericht: risikokompetente Bürger.<br />

Drehen wir die Uhr zurück auf den Dezember<br />

2001. Stellen Sie sich vor, Sie<br />

leben in New York und möchten nach<br />

Washington, D.C., reisen. Würden Sie fliegen<br />

oder mit dem Auto fahren?<br />

Wir wissen, dass viele Amerikaner nach<br />

dem Anschlag nicht mehr flogen. Blieben<br />

sie zu Hause oder stiegen sie ins<br />

Auto? Tatsächlich nahmen in den Monaten<br />

nach dem Anschlag die im Auto zurückgelegten<br />

Kilometer beträchtlich zu.<br />

Besonders deutlich war die Zunahme bei<br />

den ländlichen Interstate Highways, auf<br />

denen der Fernverkehr rollt: bis zu fünf<br />

Prozent in den drei Monaten nach dem<br />

Anschlag. Zum Vergleich: In den Monaten<br />

vor dem Anschlag (Januar bis August)<br />

waren die Zahlen für die individuellen<br />

Autokilometer pro Monat gegenüber<br />

dem Jahr 2000 nur<br />

um knapp ein Prozent<br />

angestiegen,<br />

was der üblichen<br />

jährlichen Zunahme<br />

entsprach.<br />

Diese zusätzliche<br />

Autonutzung hielt<br />

zwölf Monate an<br />

und ging dann<br />

wieder auf ihr Normalmaß<br />

zurück. Zu<br />

diesem Zeitpunkt<br />

war das Feuer in<br />

den Zwillingstürmen<br />

aus der täglichen Medienberichterstattung<br />

verschwunden.<br />

Die Zunahme des Straßenverkehrs hatte<br />

ernüchternde Konsequenzen. Vor dem<br />

Anschlag entsprach die Zahl tödlicher<br />

Verkehrsunfälle weitgehend dem Durchschnitt<br />

der vorausgegangenen fünf Jahre.<br />

Doch in jedem der zwölf Monate nach<br />

dem 11. September lag die Zahl der tödlichen<br />

Unfälle über dem Durchschnitt<br />

und meist sogar noch höher als alle Werte<br />

aus den vorangegangenen fünf Jahren.<br />

Alles in allem sind etwa 1600 Amerikaner<br />

„Vor dem 11. September<br />

galten Leibesvisitationen<br />

ohne triftigen Grund als<br />

Menschenrechtsverletzungen;<br />

heute hält man<br />

ihre Duldung für eine<br />

Bürgerpflicht.“<br />

infolge ihrer Entscheidung, die Risiken<br />

des Fliegens zu vermeiden, auf der Straße<br />

umgekommen.<br />

Diese Todesrate ist sechsmal so hoch<br />

wie die Gesamtzahl der Passagiere (256),<br />

die bei den vier Todesflügen starben.<br />

Alle diese Opfer des Straßenverkehrs<br />

könnten noch leben, wenn sie geflogen<br />

wären, statt sich für das Auto zu entscheiden.<br />

Von 2002 bis 2005 haben USamerikanische<br />

Fluggesellschaften 2,5<br />

Milliarden Passagiere befördert. Nicht<br />

ein einziger starb bei einem Flugzeugabsturz.<br />

Obwohl stets berichtet wird, bei<br />

den Anschlägen vom 11. September seien<br />

3000 Amerikaner ums Leben gekommen,<br />

müsste man also eigentlich noch einmal<br />

die Hälfte dazurechnen.<br />

Terroristen schlagen zweimal zu: zuerst<br />

mit physischer Gewalt und dann mithilfe<br />

unserer Gehirne. Der erste Schlag zieht<br />

die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Für<br />

die Entwicklung riesiger bürokratischer<br />

Strukturen, wie der Homeland Security,<br />

und neuer Technologien, wie Ganzkörperscanner,<br />

die<br />

nackte Hautoberfläche<br />

unter der<br />

Kleidung sichtbar<br />

machen, hat<br />

man Milliarden<br />

ausgegeben. Der<br />

zweite Schlag<br />

hingegen bleibt<br />

fast unbemerkt.<br />

Osama bin Laden,<br />

der Gründer von<br />

al-Qaida, erklärte<br />

einmal genüsslich,<br />

wie wenig<br />

Geld er aufwenden musste, um Amerika<br />

einen ungeheuren Schaden zuzufügen:<br />

"Al-Qaida hat für das Unternehmen<br />

500000 Dollar ausgegeben, während<br />

Amerika durch den Vorfall und seine<br />

Folgen – nach zurückhaltendsten Schätzungen<br />

– mehr als 500 Milliarden Dollar<br />

verlor. Mit anderen Worten: Jeder Dollar<br />

von al-Qaida hat eine Million Dollar vernichtet."<br />

Es mag schwierig sein, Selbstmordattentate<br />

von Terroristen zu vereiteln,<br />

aber es ist gewiss leichter, sie daran<br />

zu hindern, unsere Gehirne als Waffen zu<br />

gebrauchen. u


08 Gesellschaft<br />

09<br />

© PIQSELS .COM | FRUGV<br />

Welche psychologische Regel unseres Gehirns<br />

machen sich die Terroristen dabei<br />

eigentlich zunutze? Ereignisse mit geringer<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit, bei<br />

denen viele Menschen plötzlich getötet<br />

werden, sogenannte Schockrisiken<br />

(dread risks), bringen eine unbewusste<br />

Faustregel zur Anwendung: Wenn viele<br />

Menschen gleichzeitig sterben, reagiere<br />

mit Furcht und vermeide die Situation.<br />

Dabei gilt die Furcht nicht dem Sterben<br />

an sich, sondern dem Umstand, dass<br />

viele Menschen zur gleichen Zeit – oder<br />

in kurzen Zeitabständen – gemeinsam<br />

ihr Leben verlieren. Bei solchen Anlässen,<br />

etwa den Anschlägen vom 11. September,<br />

reagiert unser evolutionär geprägtes<br />

Gehirn mit großer Angst. Doch wenn<br />

genauso viele oder mehr Menschen über<br />

einen längeren Zeitraum verteilt sterben,<br />

beispielsweise bei Auto- und Motorradunfällen,<br />

bleiben wir eher gelassen.<br />

Allein in den USA sterben jedes Jahr rund<br />

35000 Menschen bei Verkehrsunfällen,<br />

trotzdem haben nur wenige Leute beim<br />

Autofahren Angst. Anders als manchmal<br />

behauptet wird, liegt das nicht einfach<br />

an dem psychologischen Aspekt, dass<br />

Menschen beim Autofahren – im Gegensatz<br />

zum Fliegen – Kontrolle haben. Leute,<br />

die neben oder gar hinter dem Fahrer<br />

sitzen, haben auch keine Kontrolle und<br />

trotzdem wenig Angst. Paradoxerweise<br />

haben wir keine Angst<br />

davor, bei<br />

einem<br />

Unfall<br />

zu sterben, sondern zusammen<br />

mit vielen anderen umzukommen. Wir<br />

fürchten den seltenen Kernkraftwerksunfall,<br />

nicht die stetige Sterberate, die<br />

die Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke<br />

bewirkt. Wir fürchten die<br />

Schweinegrippepandemie, nachdem<br />

mehrere zehntausend mögliche Todesfälle<br />

angekündigt wurden – zu denen es<br />

nie kam –, während nur wenige Angst<br />

davor haben, zu den Zehntausenden zu<br />

gehören, die jedes Jahr tatsächlich der<br />

normalen Grippe zum Opfer fallen.<br />

Woher kommt dieser Hang, Schockrisiken<br />

zu fürchten? Wahrscheinlich gab<br />

es eine Zeit in der Menschheitsgeschichte,<br />

als dies eine vernünftige Reaktion war.<br />

Über weite Strecken der Evolution lebten<br />

die Menschen in kleinen Verbänden von<br />

Jägern und Sammlern, die zwanzig bis<br />

fünfzig Personen umfassten und selten<br />

mehr als hundert Mitglieder aufwiesen<br />

– ähnlich entsprechenden Verbänden, die<br />

es heute noch gibt. In so kleinen Gruppen<br />

konnte der schlagartige Verlust vieler Leben<br />

das Risiko erhöhen, Raubtieren zum<br />

Opfer zu fallen oder zu verhungern, und<br />

damit das Überleben der ganzen Gruppe<br />

gefährden. Doch was in der Vergangenheit<br />

vernünftig war, muss es heute nicht<br />

mehr sein. In modernen Gesellschaften<br />

ist das Überleben des Individuums nicht<br />

mehr auf die Unterstützung<br />

und den Schutz<br />

von Kleingruppen<br />

oder Stämmen<br />

angewiesen.<br />

Trotzdem lässt<br />

sich diese psychologische<br />

Reaktion<br />

immer<br />

noch leicht<br />

hervorrufen.<br />

Bis auf den<br />

heutigen<br />

Tag sind<br />

reale oder<br />

vorgestellte<br />

Katastrophen<br />

in der<br />

Lage, Panikreaktionen<br />

auszulösen.<br />

Der zweite Schlag<br />

der Terroristen geht in<br />

seiner Wirkung sogar noch über die geschilderten<br />

Zusammenhänge hinaus. Er<br />

hat zu einer Aufweichung der Bürgerrechte<br />

geführt: Vor dem 11. September<br />

galten Leibesvisitationen ohne triftigen<br />

Grund als Menschenrechtsverletzungen;<br />

heute hält man ihre Duldung für eine<br />

Bürgerpflicht. Dafür sind wir bereit, einiges<br />

hinzunehmen – in langen Schlangen<br />

auf Flughäfen ausharren, Flüssigkeiten<br />

in Plastiktüten verstauen, Schuhe,<br />

Gürtel und Jacken ablegen, den eigenen<br />

Körper von Fremden abtasten lassen. Höhere<br />

<strong>Ausgabe</strong>n für Flugsicherheit haben<br />

im Gegenzug zu schlechteren Dienstleistungen<br />

und beengtem Sitzen geführt,<br />

als würden die Fluggesellschaften um<br />

den schlechtesten Service konkurrieren.<br />

Die Menschen sind ängstlicher geworden,<br />

sind nicht mehr so unbeschwert wie<br />

früher. Nicht zuletzt haben die Kriege in<br />

Afghanistan und Irak mehr als eine Billion<br />

Dollar gekostet, vom Leben Tausender<br />

Soldaten und einer sehr viel größeren<br />

Zahl von Zivilisten ganz zu schweigen.<br />

Diese finanziellen Belastungen haben<br />

vermutlich auch eine Rolle gespielt beim<br />

Ausbruch der Finanzkrise 2008.<br />

Resilienz ist die Fähigkeit, Stress zu bewältigen<br />

und ohne nachteilige Auswirkungen<br />

wieder in das normale Verhalten<br />

"zurückzuspringen". Wenn wir wissen, woher<br />

die Angst vor Schockrisiken kommt,<br />

wenn wir lernen, sie zu bekämpfen, indem<br />

wir uns gegensätzliche Gefühle<br />

zunutze machen, falls uns die Vernunft<br />

nicht weiterhilft, und wenn wir die Risiken<br />

des Fliegens richtig einzuschätzen<br />

lernen, dann verfügen wir schon über<br />

drei Instrumente der Risikokompetenz.<br />

Sollte sich jemals ein ähnlicher Anschlag<br />

wiederholen, werden wir unsere Gehirne<br />

nicht mehr so leicht für einen zweiten<br />

Schlag missbrauchen lassen.<br />

Kommen wir noch einmal auf die Frage<br />

zurück, die ich oben gestellt habe: fliegen<br />

oder fahren? Nehmen wir wieder an, Sie<br />

leben in New York und möchten nach<br />

Washington reisen. Sie haben nur ein<br />

Ziel: lebend anzukommen. Wie viele Kilometer<br />

müssten Sie mit dem Auto fahren,<br />

bis das Risiko eines tödlichen Unfalls<br />

genauso hoch wäre wie bei einem<br />

Nonstopflug? Diese Frage habe ich bei<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

meinen Vorträgen Dutzenden von Expertengremien<br />

gestellt. Die Antworten<br />

waren bunt gemischt: 1000 Kilometer,<br />

10000 Kilometer, dreimal um die Erde.<br />

Doch die genaueste Schätzung lautet:<br />

20 Kilometer. Wenn Sie mit Ihrem Auto<br />

heil am Flughafen ankommen, haben Sie<br />

den gefährlichsten Teil Ihrer Reise wahrscheinlich<br />

schon hinter sich.<br />

Sind wir vom Umgang mit Risiken<br />

überfordert?<br />

Wie können so viele Menschen nicht<br />

merken, dass sie die Niederschlagswahrscheinlichkeit<br />

nicht verstehen?<br />

Ungewollte Schwangerschaften und<br />

Abtreibungen in Kauf nehmen, weil sie<br />

den Unterschied zwischen relativen<br />

und absoluten Risiken nicht kennen?<br />

Oder sogar vom Regen in die Traufe<br />

kommen? Schließlich leben sie mit den<br />

M<br />

PREISTRÄ GER<br />

Großer Preis des<br />

MITTELSTANDES<br />

Niederschlagswahrscheinlichkeiten und<br />

Pillenängsten seit Mitte der 1960er Jahre,<br />

und die Angst vor Schockrisiken wiederholt<br />

sich mit jeder neuen Bedrohung,<br />

vom Rinderwahnsinn über SARS bis zur<br />

Vogelgrippe, in einem scheinbar endlosen<br />

Kreislauf. Warum lernen die Menschen<br />

nicht?<br />

Nach Meinung vieler Experten sind die<br />

Menschen hoffnungslos überfordert.<br />

Versuche, sie von ihren Irrtümern zu befreien,<br />

schlügen in der Regel fehl. Ausgehend<br />

von dieser zutiefst pessimistischen<br />

Einschätzung der allgemeinen Öffentlichkeit,<br />

wurde sogar eine Liste mit Verstößen<br />

präsentiert, die wir "Homer Simpsons"<br />

gegen die Vernunft begehen. In<br />

populärwissenschaftlichen Büchern hat<br />

man diese Botschaft rasch aufgegriffen<br />

und verkündet nun, Homo sapiens sei<br />

"vorhersagbar irrational" und brauche<br />

"Anstöße" zum vernünftigen Verhalten<br />

durch die wenigen zurechnungsfähigen<br />

Menschen auf der Erde.<br />

Ich sehe das anders. Unser Bildungssystem<br />

ist erschreckend blind im Hinblick<br />

auf Risikointelligenz. Wir lehren unsere<br />

Kinder die Mathematik der Sicherheit<br />

– Geometrie und Trigonometrie –, aber<br />

nicht die der Ungewissheit: statistisches<br />

Denken. Und wir unterrichten unsere<br />

Kinder in Biologie, aber nicht in Psychologie,<br />

die ihre Ängste und Wünsche prägt.<br />

Selbst viele Experten sind nicht dazu<br />

ausgebildet, der Öffentlichkeit Risiken<br />

verständlich zu vermitteln, was höchst<br />

schockierend ist. Und es kann durchaus<br />

Interesse daran bestehen, die Menschen<br />

zu erschrecken: um einen Artikel auf die<br />

Titelseite zu bekommen, Menschen einzureden,<br />

die Abschaffung der Bürgerrechte<br />

sei legitim, oder ein Produkt zu u<br />

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Die gute Nachricht lautet: Es<br />

gibt eine Lösung. Wer hätte<br />

vor ein paar hundert Jahren<br />

gedacht, dass eines Tages so<br />

viele Menschen auf der Erde<br />

lesen und schreiben lernen<br />

würden? Jeder, der es will,<br />

kann risikokompetent werden.<br />

Wichtig dafür sind drei<br />

Einsichten:<br />

• Jeder, der den Mut hat, sich seines eigenen<br />

Verstandes zu bedienen, kann den<br />

Umgang mit Risiko und Ungewissheit<br />

lernen.<br />

• Experten sind eher ein Teil des Problems<br />

als die Lösung. Viele Fachleute<br />

haben selber Probleme, Risiken zu verstehen,<br />

keine angemessenen Kommunikationsfähigkeiten<br />

oder Interessen,<br />

die sich nicht mit den Ihren decken. Aus<br />

solchen Gründen gehen riesige Banken<br />

pleite. Wenig ist gewonnen, wenn man<br />

risikoinkompetente Institutionen zur<br />

Anleitung der Öffentlichkeit einsetzt.<br />

• Weniger ist mehr. Wenn wir vor einem<br />

komplexen Problem stehen, suchen<br />

wir nach einer komplexen Lösung. Und<br />

wenn diese nicht klappt, suchen wir<br />

nach einer noch komplexeren Lösung. In<br />

einer ungewissen Welt ist das ein großer<br />

Fehler. Nicht immer verlangen komplexe<br />

Probleme komplexe Lösungen.<br />

Allzu komplizierte Systeme – egal, ob Finanzderivate<br />

oder Steuersysteme – sind<br />

schwer zu verstehen, leicht zu missbrauchen<br />

oder potenziell gefährlich. Und sie<br />

sind nicht geeignet, den Menschen Vertrauen<br />

einzuflößen. Dagegen können<br />

uns einfache Regeln klüger und die Welt<br />

sicherer machen.<br />

"Kompetent" heißt sachkundig, versiert<br />

und klug. Doch risikokompetent ist mehr,<br />

als gut informiert zu sein. Man braucht<br />

Mut, um einer ungewissen Zukunft zu<br />

begegnen, um sich gegen Experten zu<br />

behaupten und um kritische Fragen zu<br />

stellen. Wir können die Fernbedienung<br />

für unsere Emotionen wieder selbst in<br />

die Hand nehmen. Es bedarf einer gewaltigen<br />

psychologischen Umstellung, um<br />

den eigenen Verstand ohne Anleitung<br />

durch andere zu nutzen. Eine solche innere<br />

Revolution sorgt für mehr Aufklärung<br />

und weniger Angst im Leben.<br />

Risikokompetent werden<br />

Immanuel Kant beginnt seinen Aufsatz<br />

"Beantwortung der Frage: Was ist<br />

Aufklärung?" mit folgenden Worten:<br />

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen<br />

aus seiner selbst verschuldeten<br />

Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das<br />

Unvermögen, sich seines Verstandes<br />

ohne Leitung eines andern zu bedienen.<br />

Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit,<br />

wenn die Ursache derselben nicht<br />

am Mangel des Verstandes, sondern der<br />

Entschließung und des Muthes liegt, sich<br />

seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen.<br />

Sapere aude! Habe Muth, dich<br />

deines eigenen Verstandes zu bedienen!"<br />

Redefreiheit, Wahlrecht und Schutz vor<br />

Gewalt gehören zu den wichtigsten<br />

Errungenschaften seit der Aufklärung.<br />

Diese Freiheit ist kostbar. Sie entscheidet<br />

über die Türen, die Ihnen offenstehen,<br />

über Ihre Chancen. Heute hat jeder<br />

Internetnutzer freien Zugang zu mehr<br />

Informationen, als der Menschheit je<br />

zur Verfügung standen. Doch das Bild<br />

der offenen Türen ist ein passiver oder<br />

"negativer" Freiheitsbegriff. Positive Freiheit<br />

dagegen bedeutet mehr als freier<br />

Zugang. Die Frage ist, ob Sie in der Lage<br />

sind, durch diese Türen zu gehen, ob Sie<br />

Ihr Leben ohne die ständige Anleitung<br />

durch andere meistern können. Die drei<br />

oben diskutierten Beispiele stehen für<br />

verschiedene Möglichkeiten, an dieser<br />

Aufgabe zu scheitern: Experten, denen<br />

es an der Fähigkeit zur Risikokommunikation<br />

fehlt, und Laien, die Risiken missverstehen,<br />

ohne es zu merken … In demokratischen<br />

Gesellschaften,<br />

in denen die Menschen ihre<br />

Chancen erheblich verbessert<br />

haben, ist die positive<br />

Freiheit zur eigentlichen Herausforderung<br />

geworden.<br />

Risikokompetente Bürger<br />

sind die unverzichtbaren Säulen<br />

einer Gesellschaft, die bereit<br />

ist zur positiven Freiheit.<br />

Wie die drei Beispiele zeigen,<br />

läuft Risikokompetenz auf<br />

ein grundlegendes Verständnis<br />

unserer intuitiven Psychologie<br />

und unserer statistischen Informationen<br />

hinaus. Nur mit diesen beiden<br />

Fertigkeiten und einer Portion Neugier<br />

und Mut werden wir in der Lage sein, unser<br />

Leben selbst in die Hand zu nehmen. •<br />

Anmerkung:<br />

Der Text ist eine gekürzte und überarbeitete<br />

Version des ersten Kapitels aus<br />

dem Buch "Risiko: Wie man die richtigen<br />

Entscheidungen trifft", das 2020 als Paperback<br />

im Pantheon Verlag erschienen<br />

ist. Übersetzt aus dem Englischen von<br />

Hainer Kober. Zuerst erschienen unter<br />

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/<br />

apuz/risikokompetenz-<strong>2022</strong>/508885/<br />

psychologie-des-risikos/<br />

Der Text ist unter der Creative Commons<br />

Lizenz "CC BY-NC-ND 3.0 DE - Namensnennung<br />

- Nicht-kommerziell - Keine<br />

Bearbeitung 3.0 Deutschland" veröffentlicht.<br />

Autor/-in: Gerd Gigerenzer für Aus<br />

Politik und Zeitgeschichte/bpb.de<br />

Gerd Gigerenzer ist<br />

ein deutscher Psychologe,<br />

Direktor emeritus<br />

am Max-Planck-Institut für<br />

Bildungsforschung (Abteilung:<br />

„Adaptives Verhalten<br />

und Kognition“) und seit<br />

2020 Direktor des Harding-<br />

Zentrum für Risikokompetenz<br />

an der Universität<br />

Potsdam. Seine mehrfach<br />

ausgezeichneten Sachbücher<br />

"Das Einmaleins der<br />

Skepsis" und "Bauchentscheidungen:<br />

Die Intelligenz<br />

des Unbewussten" wurden<br />

in 18 Sprachen übersetzt.<br />

Über den Autor<br />

© FLICKR, HEINRICH-<br />

BÖLL-STIFTUNG,<br />

FOTO:<br />

STEPHAN-ROEHL.DE,<br />

CC BY-SA 2.0<br />

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Gesundheitliche Belastungen, hohe Kosten und negative Auswirkungen auf die<br />

Umwelt durch chemische Putzmittel sind kein Thema mehr.<br />

Durch eine Temperatur des Microtrockendampfs von über 180 Grad werden Keime<br />

um bis zu 99,999 % reduziert.<br />

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12 Gesellschaft<br />

13<br />

Die Diskussion<br />

ist angekommen –<br />

Nominiert für die<br />

Jurystufe <strong>2022</strong><br />

wer zahlt die<br />

Energie-Zeche?<br />

© VNG<br />

Es ist keine Luxusdiskussion mehr, mit unserer<br />

Wirtschaft geht es rasant bergab. Ölkrise,<br />

Wiedervereinigung, New-Economy-Blase: Jahrzehntelang<br />

hat sich Deutschlands Wirtschaft als<br />

widerstandsfähig erwiesen. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />

wurde erhalten und der Wohlstand<br />

gesichert. Doch nun droht der K. o., denn die<br />

ökonomischen Folgen der Corona-Krise und<br />

des Ukrainekonfliktes werden von der Regierung<br />

schulterzuckend hingenommen. Und eine<br />

desaströse Energiepolitik verschärft die Lage.<br />

Europa und Deutschland sind in den Krisenmodus<br />

versetzt. Und wer spricht über den deutschen<br />

Mittelstand?<br />

Die Situation am Energiemarkt ist extrem<br />

herausfordernd und unübersichtlich. Sie<br />

spitzt sich weiter zu und erreicht alle<br />

gesellschaftlichen Bereiche. Erdgas- und<br />

Steinkohlepreise und infolgedessen auch<br />

die Börsenstrompreise haben sich innerhalb<br />

eines Jahres vervielfacht.<br />

Kostete eine Megawattstunde (MWh) in<br />

2021 noch rd. 50 Euro, stieg dieser Wert<br />

im August <strong>2022</strong> auf über 500. Mit der<br />

wirtschaftlichen Erholung sind auch die<br />

Ölpreise deutlich gestiegen. Der Großteil<br />

dieser Entwicklung fand bereits vor Beginn<br />

des Konfliktes in der Ukraine statt<br />

und wird durch die geopolitischen Unsicherheiten<br />

nur verstärkt. Eine Inflationsrate<br />

von aktuell 7,5 Prozent belastet bereits<br />

heute Unternehmen und Haushalte<br />

extrem und wird mit höheren Energiepreisen<br />

weiter ansteigen.<br />

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<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Untergrund Gasspeicher Bad Lauchstädt der VNG Gasspeicher<br />

Steigende Gaspreise und Inflation hängen<br />

unmittelbar zusammen. Steigt der<br />

Gaspreis <strong>2022</strong> vom zweiten zum dritten<br />

Quartal um 50 Prozent, klettert die Inflationsrate<br />

um weitere 0,9 Prozentpunkte im<br />

Jahresdurchschnitt. Verdoppelt sich der<br />

Gaspreis, wächst die Inflation um einen<br />

Prozentpunkt im Jahresdurchschnitt <strong>2022</strong><br />

und um fast vier Prozentpunkte 2023, so<br />

das Institut der deutschen Wirtschaft<br />

Köln (IW).<br />

Die Betroffenheiten sind verschieden: Private<br />

Haushalte sorgen sich vorrangig um<br />

den Anstieg bei Gas- und Benzinpreisen,<br />

Energieversorger stellen die wachsenden<br />

Unterschiede zwischen Einkaufspreisen<br />

und vertraglich zugesicherten Verkaufspreisen<br />

vor Herausforderungen. Die Industrie<br />

ist besorgt über den wachsenden<br />

Kostenunterschied bei Erdgas und Strom<br />

zu Wettbewerbern in Nordamerika oder<br />

dem arabischen Raum. Denn überall da,<br />

wo signifikant höhere Energiekosten<br />

nicht entsprechend weitergegeben werden<br />

können, ist die Wettbewerbsfähigkeit<br />

in Gefahr. Im Fokus der Diskussion steht<br />

die Gasversorgung.<br />

Wie sieht die EU die Sicherung der Gasversorgung?<br />

Ein Notfallplan zum Gassparen verpflichtet<br />

die EU-Staaten, den nationalen Konsum<br />

im Zeitraum vom 1. August <strong>2022</strong> bis<br />

zum 31. März 2023 freiwillig um 15 Prozent<br />

zu senken. Um dieses Ziel zu erreichen<br />

müsste Deutschland von August bis März<br />

nächsten Jahres rd. 10 Milliarden Kubikmeter<br />

Gas einsparen, soviel wie fünf Millionen<br />

vierköpfige Haushalte durchschnittlich<br />

im Jahr verbrauchen.<br />

Die EU-Kommission empfiehlt weiter,<br />

ab Herbst die Temperatur in öffentlichen<br />

Gebäuden und an Unternehmensstandorten<br />

zu deckeln. Sollte es zu Ver-<br />

sorgungsengpässen kommen, könnten<br />

verbindliche Einsparziele vorgegeben<br />

werden. Für den grünen Bundeswirtschaftsminister<br />

Robert Habeck ein „großer<br />

Erfolg“ . Und die Botschaft aus seinem<br />

Ministerium für Unternehmen und Bürger:<br />

Eine Gasnotlage abwenden durch<br />

Senkung des Gasverbrauches. Was tun<br />

aber Unternehmen z.B. der energieintensiven<br />

Industrie, der Stickstoffproduktion<br />

oder Ernährungswirtschaft, wo Gas notwendig<br />

ist für die Produktion und den Erhalt<br />

der Arbeitsplätze“.<br />

Einen Ausblick, was uns erwarten kann,<br />

zeigen die bereits in Spanien beschlossenen<br />

Energiesparmaßnahmen: Alle Gebäude<br />

des öffentlichen Sektors, aber auch<br />

Kaufhäuser, Kinos, Arbeitsstätten, Hotels,<br />

Bahnhöfe und Flughäfen werden künftig<br />

ihre Räumlichkeiten im Sommer auf nicht<br />

weniger als 27 Grad abkühlen und im Winter<br />

auf höchstens 19 Grad beheizen dürfen.<br />

Neben anderen Maßnahmen müssen<br />

Läden und Betriebe mit automatischen<br />

Systemen ihre Türen geschlossen halten,<br />

um je nach Jahreszeit das Entweichen<br />

von Wärme oder kühler Luft zu vermeiden.<br />

Die Beleuchtung von nicht benutzten Büros,<br />

von Schaufenstern und Denkmälern<br />

muss nach 22 Uhr ausgeschaltet werden.<br />

Niedrigere Raumtemperatur, um Gasverbrauch<br />

zu senken?<br />

Auch in Deutschland werden Maßnahmen<br />

diskutiert, um in Büros Energie zu<br />

sparen. Dax-Konzerne überlegen Mitarbeiter<br />

im Winter ins Homeoffice zu<br />

schicken, um Heizkosten zu sparen. Laut<br />

einer Handelsblatt-Umfrage gibt es bei<br />

Bayer Pläne, die Temperatur an den deutschen<br />

Standorten um mindestens ein<br />

Grad Celsius zu senken. Der Fahrzeughersteller<br />

Daimler Truck will mit Beginn der<br />

Heizperiode die Raumtemperatur in u<br />

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14 Gesellschaft<br />

15<br />

seinen Produktionshallen<br />

und Büros um zwei Grad<br />

herunterfahren.<br />

Expertenmeinungen besagen,<br />

dass ein Grad weniger<br />

Raumtemperatur im<br />

Büro einer Einsparung von<br />

sechs Prozent beim Gasverbrauch<br />

entspricht. Um<br />

den Empfehlungen der EU<br />

nachzukommen, müsste<br />

ein Betrieb die Temperatur<br />

aber deutlich stärker<br />

senken – zum Beispiel von 22 Grad auf 19<br />

Grad, was aktuell gegen die deutsche Arbeitsstättenverordnung<br />

verstoßen würde.<br />

Die Temperatur in den Büros um wenige<br />

Grad zu drosseln ist arbeitsrechtlich aber<br />

umstritten.<br />

AquaDuctus:Transportleitung für Grünen Wasserstoff aus der Nordsee<br />

Die Datenlage ist mehr als intransparent<br />

Gebetsmühlenartig wird in den Medien<br />

darüber diskutiert, wie sich Deutschland<br />

von russischem Öl, Gas und Steinkohle lösen<br />

kann. Dabei wird mit Zahlen jongliert,<br />

deren Verifizierung jedoch Fragen aufwirft.<br />

So kamen laut Bundeswirtschaftsministerium<br />

35 Prozent der Ölimporte<br />

2021 aus Russland, Mitte April <strong>2022</strong> waren<br />

es 12 Prozent. Beim Gas werden 55 Prozent<br />

genannt, Mitte April <strong>2022</strong> waren es 35 Prozent.<br />

Das Problem ist nur, niemand weiß genau,<br />

ob beim Gas die Zahlen stimmen. Denn<br />

bei mehr als 100 Milliarden Kubikmeter<br />

Erdgas (ohne Flüssiggas), die 2020 über<br />

Pipelines nach Deutschland transportiert<br />

wurden, stünden selbst hinter kleinen Abweichungen<br />

enorme Zahlen. Die Durchflussmengen<br />

in den Pipelines stützen sich<br />

wesentlich auf die in den Exportverträgen<br />

festgelegten Mengen. Deshalb muss gefragt<br />

werden, ob die Daten für den gewaltigen<br />

Umbau unserer Energieversorgung<br />

mit Gas und Öl genau bekannt sind. Hinzu<br />

kommt, die Bundesregierung macht<br />

ungern public, dass Deutschland auch<br />

Gas-Exporteur ist. D.h., in etwa soviel Gas<br />

an ausländische Staaten exportiert, wie<br />

es für den Eigenbedarf aus Russland bezieht.<br />

Und dieses Gas beispielsweise aktuell<br />

für die Stromversorgung in Frankreich<br />

genutzt wird. Genannt wird dies Solidarität<br />

in der EU.<br />

Preissprünge treffen Millionen<br />

mit voller Wucht<br />

In weniger als zwei Monaten beginnt die<br />

Heizperiode. Die Energiepreise kennen<br />

aktuell nur eine Richtung: nach oben. Preise<br />

von mehr als 200 Euro pro MWh Gas<br />

im Großhandel haben Schockwellen bis<br />

in den Haushaltskundenvertrieb hinein<br />

ausgelöst. Das Vergleichsportal Verivox<br />

listete Ende Juli für einen<br />

Berliner Durchschnittshaushalt<br />

(18.000 kWh Jahresverbrauch)<br />

nur noch 15<br />

Angebote. Deutschlands<br />

größter Energieversorger<br />

Eon rechnet mit weiter<br />

steigenden Strom- und<br />

Gaspreisen für Endkunden,<br />

denn Preisdruck herrscht<br />

in allen Märkten. Die Anhebungen,<br />

die andere<br />

Versorger bereits bekannt<br />

gegeben haben, liegen zwischen 24 und<br />

116 Prozent. Die Gasumlage ist dabei noch<br />

gar nicht berücksichtigt. Und eine Gasspeicherumlage<br />

soll noch folgen.<br />

© AQUADUCTUS<br />

Fakt ist, rasante Preisanstiege bei Energie<br />

werden die Verbraucher hart treffen. Beeinflussen<br />

können viele Gaskunden die<br />

Preise nicht. Denn von jetzt auf gleich<br />

lässt sich die Beheizung eines Hauses<br />

nicht umstellen. Wer zur Miete wohnt, hat<br />

gar nicht erst die Möglichkeit, die Umstellung<br />

des Heizsystems selbst in die Hand<br />

zu nehmen. Also treffen die Preissprünge<br />

beim Erdgas Millionen Haushalte und Industriekunden<br />

mit voller Wucht.<br />

Umlage für Gaskunden- ein Damoklesschwert?<br />

Von der rot-grün-gelben Bundesregierung<br />

werden Haushalte, Unternehmen<br />

und öffentliche Hand aufgerufen, zum<br />

Energiesparen durch Verhaltensänderungen<br />

und andere Maßnahmen beizutragen.<br />

Entlastungspakete und einzelne<br />

weitere Maßnahmen mit einem Gasspar-<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

paket sind durch das BMWK angekündigt.<br />

Gleichzeitig irritiert die Bundesregierung<br />

durch Kürzungen an Förderprogrammen<br />

zur Gebäudesanierung und zögert mit<br />

wichtigen Rahmensetzungen zur Steigerung<br />

der Energieeffizienz. Dies wäre jedoch<br />

nötig, um die Verbräuche langfristig<br />

zu senken. Zeigt sich so politische Führungskompetenz?<br />

Ein mittelständischer<br />

Unternehmer würde mit einer solchen<br />

Strategie kaum erfolgreich am Markt<br />

agieren können.<br />

Was passiert, wenn weiterhin zu wenig<br />

vom Energieträger Gas geliefert werden<br />

sollte? Am 23. Juni <strong>2022</strong> hat das Bundeswirtschaftsministerium<br />

die Alarmstufe<br />

des Notfallplans Gas ausgerufen. Es ist<br />

die zweite von drei Krisenstufen, die in<br />

der europäischen Security-of-Supply-Verordnung<br />

vorgegeben sind. Inzwischen ist<br />

auch die Rechtsverordnung zur Gas-Umlage<br />

in Kraft getreten und gilt bis zum 30.<br />

September 2024. Grundlage ist die sogenannte<br />

„saldierte Preisanpassung” nach<br />

Paragraph 26 Energiesicherungsgesetz<br />

(EnSiG): Über eine Umlage, deren exakte<br />

Höhe am 15. August bekanntgegeben<br />

wurde (sie beträgt 2,419 Cent), werden die<br />

extremen Preisausschläge beim Erdgas<br />

gleichmäßig auf alle betroffenen Gasverbraucher<br />

umgelegt. Diese Umlage für alle<br />

Gaskunden soll ab dem 1. Oktober gelten,<br />

heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium.<br />

Grünen-Minister Habeck rechnet<br />

mit Kosten von mehreren Hundert Euro<br />

pro Haushalt. Mit der Umlage dürften<br />

allein in diesem Jahr zweistellige Milliardenbeträge<br />

gewälzt werden.<br />

Pikant ist, diese Umlage wird noch zusätzlich<br />

durch die Mehrwertsteuer erhöht.<br />

Laut Branchenverband BDEW haben<br />

die deutschen Haushalte 2021 rund 310<br />

Milliarden Kilowattstunden (kWh) Gas<br />

verbraucht. Der durchschnittliche Bruttopreis<br />

für eine kWh lag bei 6,56 Cent/kWh.<br />

Dies brachte Mehrwertsteuereinnahmen<br />

von rd. 3,3 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr<br />

<strong>2022</strong> lag der durchschnittliche Gaspreis<br />

für Haushalte bei rd. 14 Cent/kWh, dieser<br />

Preis steigt permanent. Legt man<br />

den Gasverbrauch von 2021 zugrunden,<br />

bezahlen die Haushalte bei diesem Preis<br />

über 6,9 Mrd. Euro Mehrwertsteuer. Der<br />

Staat erhält so zusätzliche Einnahmen<br />

von über 3,6 Mrd. Euro.<br />

Und das Geschmäckle: Nach EU-Recht<br />

darf die Bundesregierung die Mehrwertsteuer<br />

nicht auf die Umlage erlassen.<br />

Aber auch eine von Bundeskanzler Scholz<br />

am 18. August angekündigte Reduzierung<br />

der Mehrwertsteuer auf 7% auf den Gaspreis<br />

entlastet die Verbraucher nicht.<br />

Viele Unternehmen und Haushalte stehen<br />

vor erheblichen Belastungen. Sie ahnen<br />

noch gar nicht, was auf sie zukommt.<br />

Die Sorge vor einer finanziellen Überforderung<br />

vor allem für mittelständische<br />

Betriebe wächst. Und der Staat streicht<br />

zusätzlich Milliarden ein. •<br />

Verleger und Publizist<br />

Dr.-Ing. Lothar Müller<br />

ist der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

seit ihrer Gründung als Partner<br />

verbunden und bringt<br />

seine langjährigen Erfahrungen<br />

als Unternehmer<br />

und in der Energiewirtschaft<br />

ein. Weitere Informationen:<br />

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Über den Autor<br />

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16 Gesellschaft<br />

17<br />

© SCREENSHOTS: DOMINIK SEDLMEIER<br />

Die Außenkommunikation<br />

des ÖRR<br />

Nach der vorgeworfenen Corona-Karten-<br />

Sabotage müssen sich die öffentlichrechtlichen<br />

Rundfunkanstalten nun mit<br />

dem Vorwurf auseinandersetzen, die<br />

Wetterkarten zu sabotieren. Angeblich<br />

haben sie lediglich das Design geändert.<br />

Doch ist das wirklich glaubhaft? Viele<br />

Nutzer haben bereits das Vertrauen in<br />

die öffentlich-rechtlichen Sender verloren.<br />

Die Außenkommunikation dieser Institutionen<br />

scheint demnach nicht sehr<br />

gut zu verlaufen. <strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit<br />

PR-Manager Dominik Sedlmeier. Er ist<br />

Experte im Bereich Kommunikation und<br />

weiß, was genau der ÖRR falsch macht.<br />

<strong>PT</strong>: Was genau wird dem ÖRR vorgeworfen?<br />

Ist der Vorwurf Ihrer Meinung nach<br />

angebracht?<br />

Sedlmeier: Dem öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunk wird die Sabotage der Temperaturkarten<br />

vorgeworfen. Inzwischen<br />

werden Temperaturen unter 30 Grad<br />

schon mit deutlich auffälligeren Signalfarben<br />

wie rot oder orange dargestellt.<br />

Im Gegensatz zu vor ca. 5 Jahren, wo diese<br />

Temperaturen noch grün dargestellt<br />

wurden. Es heißt, sie haben lediglich das<br />

Design aller Sender vereinheitlicht. Ich<br />

denke, das ist Quatsch. Es gibt keinen<br />

Grund dafür, Temperaturen dramatischer<br />

Vertrauensverlust durch Manipulation?<br />

darzustellen, als sie eigentlich sind. Denn<br />

das tun sie, wenn sie mit der Signalfarbe<br />

rot dargestellt werden. Außerdem sollte<br />

man dabei bedenken, dass die öffentlichrechtlichen<br />

Medien vom Staat geleitet<br />

werden. Die Grünen haben erst seit den<br />

letzten Wahlen im Bundestag wieder<br />

mehr Entscheidungsrecht. Und die legen<br />

besonders Wert auf die Beendigung der<br />

Klimakrise. Das wirkt sich dann natürlich<br />

auch auf die Medien aus. Und das ist der<br />

wahre Grund, warum die Farben bzw. das<br />

Design geändert wurden. Meiner Meinung<br />

nach ist es definitiv eine Manipulation<br />

und sie führt berechtigt zu Kritik.<br />

<strong>PT</strong>: Was<br />

macht der<br />

ÖRR falsch?<br />

Sedlmeier:<br />

Was der<br />

ÖRR falsch<br />

macht, ist,<br />

dass deren<br />

Außenkommunikation<br />

einfach<br />

nicht klar<br />

ist. Die Sender<br />

sind reguliert<br />

und<br />

müssen<br />

sich mehr<br />

oder weniger<br />

in der Mitte der Meinungen aufhalten.<br />

Sie dürfen sich parteipolitisch<br />

weder zu weit rechts, noch zu weit links<br />

positionieren. Nichtsdestotrotz bleiben<br />

sie eine subjektive Berichtserstattung.<br />

Natürlich macht es den Eindruck künstlicher<br />

Panikmache, wenn von einem auf<br />

den anderen Tag die Farbskala der Temperaturkarte<br />

verändert wird, vor allem<br />

bei einer Veränderung von grün auf rot.<br />

Und wenn man im Vorhinein keine Hinweise<br />

auf diese Veränderung gegeben<br />

werden, wird den Sendern selbstverständlich<br />

Manipulation vorgeworfen<br />

und natürlich wird auch manipuliert,<br />

eben weil der ÖRR vom Staat gelenkt<br />

wird.<br />

<strong>PT</strong>: Was sind die Auswirkungen der vorgeworfenen<br />

Sabotage?<br />

Sedlmeier: Der Sabotage-Vorwurf bezüglich<br />

der Corona-Karten hat dem ÖRR<br />

bereits das Vertrauen vieler Zuschauer<br />

gekostet. Panik wurde dadurch weiter<br />

künstlich hervorgerufen und das ist jetzt<br />

auch wieder der Fall. Wenn dann rauskommt,<br />

dass es sich angeblich nur um<br />

eine Designveränderung handeln, verlieren<br />

die Zuschauer selbstverständlich<br />

weiter das Vertrauen in den ÖRR. Es gibt<br />

derzeit offensichtlich viel größere Probleme<br />

auf der Welt, da muss man nicht<br />

noch an weiteren Stellen dramatisieren<br />

und Panik hervorrufen.<br />

<strong>PT</strong>: Was sind die häufigsten Fehler der<br />

Außenkommunikation?<br />

Sedlmeier: Der häufigste Fehler ist definitiv<br />

Unklarheit. Das ist ja auch genau<br />

der Fehler, den der ÖRR begangen hat.<br />

Sie haben nicht klar kommuniziert, dass<br />

sie das Design verändert haben. Im besten<br />

Fall hätten sie das im Vorhinein tun<br />

sollten und nicht erst nach den Vorwürfen.<br />

Das erhöht die Unglaubwürdigkeit.<br />

Unehrlichkeit, Undurchsichtigkeit und<br />

kein Verständnis zeigen sind weitere<br />

Fehler, die sehr häufig begangen werden.<br />

<strong>PT</strong>: Wie kann man diese Fehler vermeiden?<br />

Sedlmeier: Genau mit den Gegenteilen<br />

davon, nämlich Klarheit, Transparenz,<br />

Ehrlichkeit und Verständnis. Storytelling<br />

betreiben, ist eine gute Möglichkeit, authentisch<br />

bei den Zuschauern rüberzukommen.<br />

Erzählt man wahre Geschichten<br />

- und dazu gehören auch negative<br />

- wirkt man nahbar und kann verstanden<br />

werden. Es erhöht die Glaubwürdigkeit<br />

und dadurch auch das Vertrauen zu den<br />

Zuschauern. Verständnis zeigen ist dabei<br />

auch ganz wichtig. Wenn man also authentisch<br />

auftritt und wahres Storytelling<br />

betreibt, ist man automatisch transparent<br />

für den Zuschauer. Sie können<br />

sich damit identifizieren.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>: Wie kann der ÖRR das Vertrauen<br />

der Zuschauer zurückgewinnen?<br />

Sedlmeier: Das einzige, was der<br />

ÖRR jetzt machen kann, ist einmal<br />

deutlich zu sagen, dass die Änderung<br />

des Designs ein Fehler war<br />

und dass sie damit keine Unsicherheiten<br />

beabsichtigen wollten.<br />

Ein authentischer Sprecher muss<br />

Stellung beziehen und die Fehler<br />

eingestehen. Am besten geeignet<br />

dafür ist der Leiter der Rundfunkanstalten.<br />

Gesteht er den Fehler<br />

ein, besteht die einzige Chance,<br />

dass Zuschauer dem ÖRR verzeihen<br />

können. Das ist ja dann genau<br />

das, was ich gerade meinte: Wahres<br />

Storytelling betreiben und Verständnis<br />

zeigen. Nur so kann der ÖRR das Vertrauen<br />

der Zuschauer zurückgewinnen.<br />

<strong>PT</strong>: Wie kann dem ÖRR zukünftig ein<br />

glaubwürdiger Auftritt gelingen, sodass<br />

sie nicht wieder das Vertrauen von Zuschauern<br />

verlieren? Was sollten sie an<br />

ihrer Außenkommunikation ändern?<br />

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Sedlmeier: Falls sie zukünftig noch einmal<br />

eine Designänderung irgendwelcher<br />

Karten vornehmen wollen, sollten sie<br />

sich zunächst einmal Gedanken darüber<br />

machen, wie das bei den Zuschauern ankommen<br />

könnte. Es ist kein Problem Designs<br />

zu ändern, doch ein Umschwung<br />

von grün auf rot ist nicht ratsam. Bei Temperaturkarten<br />

sollten die Farben einheitlich<br />

gehalten werden, auch wenn man<br />

das Design ändert. Generell sollte nichts<br />

unnötig in signalrot dargestellt werden,<br />

denn das löst nur Panik aus. Außerdem<br />

hätten sie, wie bereits erwähnt, im Voraus<br />

klar nach außen kommunizieren sollen,<br />

dass sie diese Änderung vornehmen werden.<br />

Sie sollten zukünftig transparent und<br />

ehrlich auftreten, klar und deutlich kommunizieren<br />

und Verständnis zeigen.<br />

<strong>PT</strong>: Was macht eine gute Außenkommunikation<br />

insgesamt aus?<br />

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© SCREENSHOTS: DOMINIK SEDLMEIER<br />

Sedlmeier: Die Außenkommunikation<br />

ist die wichtigste von<br />

allen, denn sie ist das, was die<br />

Gesellschaft als Erstes sieht. Man<br />

bekommt die Möglichkeit, sich so<br />

darzustellen, wie man gesehen<br />

werden möchte. Deswegen ist es<br />

umso wichtiger, seine Außenkommunikation<br />

angebracht zu gestalten.<br />

Eine Außenkommunikation<br />

sollte ehrlich und authentisch sein<br />

und vorrangig positive Vibes bei<br />

der Gesellschaft erzeugen. Doch<br />

es ist auch wichtig, auch mal Fehler<br />

eingestehen zu können und<br />

auch die Schattenseiten zu zeigen.<br />

Denn nur so kann man Verständnis<br />

erwarten sowie glaubwürdig<br />

und authentisch erscheinen. •<br />

Dominik Sedlmeier<br />

Über den Interviewpartner<br />

ist CEO der PR-Agentur El<br />

Clasico Media GmbH und<br />

Experte in den Bereichen<br />

Kommunikation, Marketing<br />

und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Er gehört zu den medial<br />

gefragtesten PR-Managern<br />

und betreut u.a. die größten<br />

Marktführer verschiedener<br />

Branchen. https://www.elclasico-media.de/<br />

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!<br />

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Großer Preis des Mittelstandes<br />

Zu neuen Horizonten<br />

© Von © Rainer Henkel / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0,<br />

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=83274703,<br />

sowie Boris Löffert, Lecker Nudelsalat, Wheel Sensation, Battle Beasts und rawpixel.com


20 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

21<br />

Standort- und<br />

Mittelstandsoffensive<br />

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über 20.000 Firmen, die im Wettbewerb<br />

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Unternehmen Ermutigung und Bestätigung.<br />

Hier wird individuelle Wirtschaftsförderung<br />

mit einfachem Regionalmarketing<br />

verbunden, durch Wertschätzung,<br />

Empfehlungsmarketing, Netzwerken. Die<br />

Organisation der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

steht auf einem breiten Fundament von fast<br />

200 Mitwirkenden aus allen Bundesländern<br />

in Jurys, Servicestellen, Beiräten und<br />

anderen Gremien. Einer davon ist Prof. Dr.<br />

Norbert Zdrowomyslaw von der Hochschule<br />

Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern),<br />

Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats<br />

der Oskar-Patzelt-Stiftung und Träger der<br />

Goldenen Ehrennadel der Stiftung. Seit vielen<br />

Jahres arbeitet er aktiv und erfolgreich<br />

im Mittelstands- und Standortmarketing, so<br />

dass sich das bundesweite „Netzwerk der<br />

Besten“ und das Netzwerk der regionalen<br />

Akteure gegenseitig ergänzen. Im Folgenden<br />

präsentiert er die jüngsten Ergebnisse seiner<br />

Arbeit.<br />

Seit über 60 Jahren entwickeln<br />

wir von Gebrüder Heyl Analysentechnik<br />

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Die Gesellschaft und Wirtschaft stehen<br />

in den kommenden Jahren und Jahrzehnten<br />

vor vielen globalen und regionalen<br />

Trends, die enorme Herausforderungen<br />

an die Entscheidungsträger in<br />

Politik, Verwaltung und Wirtschaft stellen.<br />

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„Großer Preis des<br />

Mittelstandes“<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Gesellschaft, Wertewandel der Konsumenten<br />

u.v.m. sind globale Megatrends,<br />

die Veränderungsprozesse weltweit hervorrufen<br />

(siehe Abbildung 1). Spätestens<br />

die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg<br />

haben das Bewusstsein der Menschheit<br />

noch mehr dafür geschärft (Lieferkettenproblematik),<br />

dass einerseits die Welt ein<br />

Dorf geworden ist und andererseits regionale<br />

Standortfragen mehr in den Fokus<br />

zu rücken sind.<br />

Regionales Handeln in den Bereichen<br />

Abwanderung in den ländlichen Regionen,<br />

Arbeitskräftesicherung, Unternehmensnachfolge,<br />

Arbeitgeberattraktivität,<br />

Lieferketten- und Wertschöpfungspartnerschaften,<br />

Energieversorgung sichern,<br />

Netzwerke und Kooperationen fördern<br />

und Stärken bündeln und eine noch intensivere<br />

Standortvermarktung ist angesagt.<br />

In Anbetracht des globalen, internationalen<br />

und nationalen Wettbewerbs<br />

der Standorte um Investoren, Touristen,<br />

Arbeitskräfte und neue Einwohner gewinnt<br />

das Standortmarketing auf allen<br />

Ebenen wie dem Landes-, Regional- und<br />

Unternehmensmarketing an Bedeutung.<br />

Dies bedeutet u.a. für das Land Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Die Kommunikation<br />

zwischen den Regionalakteuren im Land<br />

ist weiterzuentwickeln und die strategischen<br />

Netzwerke und Kooperationen<br />

sowie Clusterbildung sind zu fördern, um<br />

die Standortentwicklung Mecklenburg-<br />

Vorpommerns weiter voranzutreiben.<br />

Einen Beitrag dazu könnte die im Koalitionspapier<br />

von MV festgeschriebene und<br />

geplante „Zukunftsagentur MV“ leisten.<br />

Mit dem Thema Standort und Mittelstand<br />

beschäftigt sich Prof. Dr. Norbert<br />

Zdrowomyslaw, seit er 1992 seine Professur<br />

an der Stralsunder Fachhochschule<br />

aufnahm. Dabei betrachtet er das Lehrund<br />

Forschungsprojekt „Standort- und<br />

Mittelstandsoffensive MV“ als Dachprojekt<br />

für zahlreiche praxisnahe Projekte<br />

und Veröffentlichungen. Die Ergebnisse<br />

werden regelmäßig der Öffentlichkeit<br />

präsentiert. So erscheint regelmäßig ein<br />

Beitrag des Teams von Prof. Dr. Zdrowomyslaw<br />

im Vorpommern <strong>Magazin</strong>. Allein<br />

in den letzten vier Jahren sind sechs Bücher<br />

des Projektteams vom MV Verlag &<br />

Marketing GmbH mit dem Fokus MV und<br />

Regionalwirtschaft verlegt worden. Das<br />

kürzlich erschiene Buch trägt den Titel<br />

„Management des Standortmarketings<br />

von Wirtschafts- und Lebensräumen.<br />

Raumplanung, Standortentwicklung und<br />

Regionalmarketing am Beispiel Mecklenburg-Vorpommern“.<br />

In der Regel handelt<br />

es sich um Gemeinschaftsveröffentlichungen,<br />

bei denen Studierende und Regionalakteure<br />

als Autoren mitwirken.<br />

In den Projekten und Publikationen werden<br />

die globalen, vor allem aber die regionalen<br />

und lokalen Herausforderungen<br />

thematisiert. Zentrales Ziel des Projektteams<br />

ist, die Sichtbarkeit von Mecklenburg-Vorpommern<br />

als attraktiven Lebens-,<br />

Wirtschafts- und Urlaubsstandort<br />

national und international zu erhöhen.<br />

Am 9. August <strong>2022</strong> stellte das Projektteam<br />

von Prof. Dr. Norbert Zdrowomyslaw<br />

in Greifswald unter dem Titel<br />

„Standortmarketing ist unabdingbar!“<br />

das seit Jahren laufende Dachprojekt<br />

„Standort- und Mittelstandsoffensive MV“<br />

und das neue Buch vor. Im Buch präsentieren<br />

38 Regionalakteure die verschiedenen<br />

Facetten des Standortmarketings<br />

in Beiträgen. Den rund 80 Teilnehmern<br />

wurden spannende Kurz-Vorträge geboten.<br />

Anschließend konnten die Gäste in<br />

lockerer Atmosphäre bei einem Imbiss<br />

Gespräche führen. Moderiert wurde die<br />

Veranstaltung von den Projektmitgliedern<br />

und Ko-Autoren des Buches Christian<br />

Wulf, Julius Heine und Tobias Marschall.<br />

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und Kompetenz in der<br />

Automatisierungs technik<br />

DELTA LOGIC-Know-how ist häufig im<br />

Einsatz, wo es Automatisierungstechnik<br />

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ob es sich um Getränke-Abfüllanlagen,<br />

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22 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

23<br />

© CHRISTIAN RÖDEL<br />

Der Hausherr Dr. Wolfgang<br />

Blank Präsident<br />

der IHK Neubrandenburg<br />

für das östliche<br />

MV und Geschäftsführer<br />

der Witeno<br />

GmbH hob zum einen<br />

die Wichtigkeit der<br />

Vernetzung von Regionalakteuren<br />

hervor<br />

und zum anderen<br />

wies er auf die regionalwirtschaftliche<br />

Bedeutung von Co-<br />

Working und ähnlichen Aktivitäten hin.<br />

Autorenteam des Buches<br />

Reinhard Meyer, Minister für Wirtschaft,<br />

Infrastruktur, Tourismus und Arbeit MV,<br />

wies in einer Videobotschaft auf die<br />

Besonderheiten und Vorzüge Mecklenburg-Vorpommerns<br />

als Wirtschafts- und<br />

Innovationsstandort hin. Prof. Dr. Norbert<br />

Zdrowomyslaw stellte die Ziele<br />

des Projekts Standort- und Mittelstandsoffensive<br />

MV und das Buch vor. Peter<br />

Kranz, Leiter Landesmarketing MV in der<br />

Staatskanzlei des Landes Mecklenburg-<br />

Vorpommern fokussierte die Ansprüche,<br />

die mit der Botschaft „MV tut gut.“ verbunden<br />

sind.<br />

Thomas Lenz, Büroleiter Parlamentarischer<br />

Staatssekretär für Vorpommern,<br />

betonte: „Aus der Zusammenstellung<br />

von 161 Besonderheiten Mecklenburg-<br />

Vorpommerns, die Prof. Zdrowomyslaw<br />

und sein Team 2019 unter dem Motto<br />

‚Hat sonst keiner‘ veröffentlicht haben,<br />

wissen wir: Standortfaktoren sind nicht<br />

(nur) naturgegeben. Es bedarf der Stärkung<br />

der Standortattraktivität Vorpommerns<br />

durch Infrastrukturprojekte.“<br />

Sabine Lauffer, Geschäftsführerin WMSE<br />

GmbH – Die Wirtschaftsförderung des<br />

Landkreises Mecklenburgische Seenplatte,<br />

zeigte die vielfältigen Facetten<br />

und Instrumente der regionalen und<br />

kommunalen Vermarktung von Regionen<br />

und Standorten auf. Dabei wird<br />

die Außendarstellung<br />

dann besonders erfolgreich<br />

sein, wenn<br />

wir unseren USP als<br />

eine Region und branchenbezogen<br />

in die<br />

Öffentlichkeit tragen,<br />

betonte Jarste Weuffen,<br />

Geschäftsführerin der<br />

Marketinggesellschaft<br />

der Agrar- und Ernährungswirtschaft<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

e.V.<br />

Rolf Seelige-Steinhoff, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter Seetel Hotel GmbH<br />

& Co. Betriebs KG, unterstrich in seinem<br />

Vortrag, dass Unternehmensmarketing<br />

ein Leistungsversprechen ist, das von<br />

den Anspruchsgruppen eingefordert<br />

werden kann. Und Torsten Grundke, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter MEDIA<br />

MARKT TV-HiFi-Elektro GmbH Stralsund<br />

und Vizepräsident der Industrie- und<br />

Handelskammer zu Rostock, hob hervor:<br />

„Arbeitskräftesicherung ist ein wichtiger<br />

Beitrag der Unternehmens- und Regionalentwicklung.<br />

Zufriedene Mitarbeiter<br />

sind entscheidender Marketing- und Erfolgsfaktor<br />

für das Unternehmen.“<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Anja Schurich, Geschäftsführerin Rehaform<br />

GmbH & Co. KG, machte deutlich,<br />

dass zu einer guten regionalen Standortentwicklung<br />

und -verflechtung vor<br />

allem eine nachhaltige Personalpolitik<br />

zählt. David Kayser, Klinikgeschäftsführer<br />

HELIOS Hanseklinikum Stralsund GmbH,<br />

setzte folgenden Fokus: „Mit Tradition<br />

überzeugen! Arbeitgebermarketing ist<br />

nur erfolgreich, wenn es auf mehreren<br />

Ebenen gelebt wird. Es gibt nicht den einen<br />

Königsweg, sondern es braucht abgestimmte<br />

Initiativen angepasst an die<br />

regionalen Bedarfe und Besonderheiten.“<br />

Carsten Richter, Vorstand Wohnungsgenossenschaft<br />

„Rugard“ Bergen eG<br />

betonte, dass die Wohnungsgenossenschaft<br />

vorwiegend regional agiert,<br />

sowohl bezüglich der Zielgruppe, als<br />

auch der für das Unternehmen tätigen<br />

Dienstleister. Dr. Andreas Dikow, Vice<br />

President Operations Webasto Thermo<br />

& Comfort SE, zeigte die Bedeutung des<br />

Industriemarketings für Mecklenburg-<br />

Vorpommern als Promotor beim Ausbau<br />

nachhaltig-produktiver und flexibler industrieller<br />

Wertschöpfungsstrukturen<br />

auf.<br />

Mathias Schilling, Landwirt und Inhaber<br />

Schillings Gasthof aus Schaprode<br />

und weiterer kleinerer Betriebe, hob die<br />

Bedeutung der Zusammenarbeit von<br />

Stadt, Land und Hof hervor. Die Standorterweiterung<br />

ländlicher Akteure und<br />

Lieferketten- und Wertschöpfungspartnerschaften<br />

im urbanen Raum ist Marketinginstrument<br />

und Regionalentwicklung<br />

zugleich.<br />

Stimmen der Konferenz-Teilnehmer<br />

zum Thema Standortmarketing<br />

„‘Management des Standortmarketings‘<br />

so lautet der neueste Buchtitel des Autorenteams<br />

unter der Leitung von Prof.<br />

Dr. Norbert Zdrowomyslaw. Wer das<br />

Buch noch nicht gelesen hat, hat spätestens<br />

nach der Präsentation des Buches<br />

festgestellt, wie unterschiedlich der Begriff<br />

„Standortmarketing“ interpretiert<br />

wird. Wie komplex das Management<br />

zwischen den Stakeholdern im Standortmarketing<br />

sein kann, wird informativ im<br />

Buch beschrieben.“ Stefan Suckow, Geschäftsführer<br />

Axiom Nord GmbH.<br />

„So wie Makro- und Mikroökonomie einander<br />

beeinflussen, gilt ein ähnlicher<br />

Zusammenhang für die Globalisierung u<br />

Scan mich<br />

PREISTRÄ GER<br />

Großer Preis des<br />

MITTELSTANDES


24 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

25<br />

und die Regionalisierung.<br />

Ein erfolgreiches<br />

Regionalmarketing<br />

und die<br />

Entwicklung regionaler<br />

Faktoren bilden<br />

die Basis für Erfolge<br />

im nationalen<br />

und internationalen<br />

Wettbewerb. Dies<br />

gilt für den Tourismus<br />

wie auch für<br />

andere Wirtschaftsbereiche.“<br />

Knut<br />

Schäfer, Weiße Flotte<br />

GmbH Stralsund.<br />

„Das Standortmarketing<br />

schafft den<br />

perfekten Nährboden<br />

für Forschung Auditorium der Veranstaltung<br />

aus MV. Gerade hinsichtlich<br />

neuer Technologien im Bereich<br />

der Energiewende ist die selbstbewusste<br />

Darstellung aller Standortvorteile fundamental.<br />

Zusammen mit dem Leibniz-<br />

Institut für Katalyse und vielen anderen<br />

Akteuren erforscht die SIT neueste Technologien<br />

hin zu einer wasserstoffbasierten<br />

Wirtschaft. Das Ziel ist das heimische<br />

Potential zu entfalten, um einen Hightech-Standort<br />

MV zu etablieren. Mit dieser<br />

Vision sollen langfristig Arbeitsplätze<br />

geschaffen und nachhaltig die Zukunft<br />

nächster Generationen gesichert werden.“<br />

Dr. Peter Sponholz, Geschäftsführer<br />

Sponholz Institut für Technologie GmbH.<br />

„Gutes Standortmarketing fängt mit attraktiven<br />

Hochschulen an.“ Prof. Dr. Claudia<br />

Danker, Hochschule Stralsund.<br />

„Eine der zentralsten und größten<br />

wirtschaftlichen Herausforderungen<br />

dieses Jahrzehnts, die der Politik, der<br />

Öffentlichkeit und vor allem den Unternehmer:innen<br />

bewusst werden muss, ist<br />

die Unternehmensnachfolge durch den<br />

Generationenwechsel. Die BMV, das Land<br />

MV, die Industrie- und Handelskammern<br />

sowie die Handwerkskammern haben<br />

ein Kooperationsprojekt, die NACHFOL-<br />

GEZENTRALE MV, initiiert, welches abgebende<br />

Unternehmer und potentielle<br />

Nachfolger zusammenbringt. Dabei<br />

geht es um den Erhalt des Lebenswerkes<br />

der Unternehmer, die Zukunft der Mitarbeiter<br />

und den Ausbau der wirtschaftlichen<br />

Infrastruktur.“ Dr. Thomas Drews,<br />

Geschäftsführer Bürgschaftsbank GmbH<br />

Mecklenburg-Vorpommern.<br />

„Landurlaub = Urlaub auf dem Lande.<br />

Standortmarketing bedeutet für unsere<br />

Akteure Wahrnehmung der besonderen<br />

touristischen Aspekte der ganzen regionalen<br />

Vielfalt. Von Urlaub auf dem Bauernhof<br />

bis zu den besonderen Angeboten<br />

der vielen Hofläden mit regionalem Bezug.<br />

Dabei die Gästezufriedenheit einen<br />

herausgehobenen Stellenwert.“ Dietmar<br />

Eifler, Vorstand Fachverband Landurlaub.<br />

„Die Schaffung einer starken Marke in<br />

der Region für die Region mit exklusiven<br />

Produkten sollte der Anspruch eines jeden<br />

Mittelständlers sein.“ Guido Krüger,<br />

Stralsunder Möbelwerke GmbH.<br />

„Standortmarketing bedeutet, Leistungen<br />

müssen sichtbar sein und zu den Mietern<br />

und Partnern kommuniziert werden.<br />

Mit mehr als 7.100 Wohnungen und über<br />

8.500 Mitgliedern ist die Wohnungsbau-<br />

Genossenschaft Greifswald eG (WGG)<br />

die größte und traditionsreichste Wohnungsgenossenschaft<br />

in Vorpommern.<br />

… Die WGG hat einen eigenen Nachbarschaftsverein<br />

gegründet, in dem Dutzende<br />

engagierte Menschen ehrenamtlich<br />

Nachbarschaftshilfe leisten, und<br />

organisiert in ihren Gemeinschaftsräumen<br />

jährlich über 350 Veranstaltungen.<br />

Zusätzlich unterstützt die WGG mehrere<br />

© CHRISTIAN RÖDEL<br />

Sportvereine der Region.<br />

Mit ihrem breiten<br />

Engagement<br />

setzt die Genossenschaft<br />

ein klares Zeichen<br />

für eine hohe<br />

Lebensqualität in<br />

der Universitätsund<br />

Hansestadt<br />

Greifswald. Klaas<br />

Schäfer, Vorstand<br />

Wohnungsbau-<br />

Genossenschaft<br />

Greifswald eG.<br />

„Damit die Bekanntheit<br />

und das Image<br />

unseres Erlebnis-<br />

Bauerhofes erhöht<br />

wird und die<br />

Zielgruppen und<br />

Kunden uns wahrnehmen,<br />

nutzen wir verschiedene Kommunikationsplattformen<br />

sowie die Presse<br />

und Medien (z.B. in Werbeanzeigen<br />

in Broschüren und Zeitschriften, Radiowerbung<br />

und auch das Fernsehen), nehmen<br />

an Messen teil (z.B. Präsenz auf der<br />

Internationalen Grünen Woche in Berlin)<br />

u.v.m. Die beste Werbung und Präsenz<br />

unseres Unternehmens in der Öffentlichkeit<br />

ist jedoch, wenn unsere Kunden<br />

zufrieden sind und in den Medien über<br />

uns positiv berichtet wird.“ Holger Kliewe,<br />

Inhaber Erlebnis-Bauernhof Kliewe.<br />

„Ich habe vor 48 Jahren den Jackpot geknackt.<br />

Ich bin in M-V (Rostock) geboren,<br />

habe in Stralsund studiert. Danke<br />

Prof. Z.!!! Und arbeite seitdem in einem<br />

Lebensraum mit Potenzial, Menschen<br />

und Visionen und bin stolz mit Leidenschaft<br />

und positiver Energie meine<br />

Mitarbeiter:innen anzuspornen, dass<br />

es auf die Leistung und Überzeugung<br />

eines jeden Einzelnen ankommt. Wir<br />

sind M-V!“ Patricia Huber: Geschäftsführerin,<br />

Universität Rostock Service<br />

GmbH.<br />

„Standortmarketing wird geboren in den<br />

Köpfen visionärer Vordenker. Wahrlich<br />

gelebt wird es aber erst, wenn es die<br />

Herzen der Menschen erreicht. Wer also<br />

ist für erfolgreiches Standortmarketing<br />

verantwortlich? Die Antwort ist einfach:<br />

alle!“ Prof. Dr. Heiko Auerbach, Hochschule<br />

Stralsund. •<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong>


26 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

Hauptsponsor<br />

GROSSER PREIS<br />

DES MITTELSTANDES<br />

ZU NEUEN HORIZONTEN<br />

KOLUMNE<br />

Warum sich neue<br />

Horizonte lohnen<br />

27<br />

Kartenbestellung<br />

per Fax: 0341 24061-66, e-Mail: info@op-pt.de,<br />

Shop – shop.mittelstandspreis.com/karten/<br />

oder Bestellcoupon einsenden an:<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung | Melscher Str. 1 | 04299 Leipzig<br />

17. SE<strong>PT</strong>EMBER <strong>2022</strong> – MARITIM HOTEL WÜRZBURG<br />

Preisverleihung für Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen<br />

und die Wettbewerbsregionen Sachsen, Berlin/Brandenburg<br />

160,– zzgl. MwSt. je Karte<br />

*Zimmerreservierung unter: Tel. 0931 3053-830<br />

24. SE<strong>PT</strong>EMBER <strong>2022</strong> – MARITIM HOTEL DÜSSELDORF<br />

Preisverleihung für Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz/Saarland,<br />

Niedersachsen/Bremen, Schleswig-Holstein/Hamburg<br />

und die Wettbewerbsregionen Sachsen-Anhalt,<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

QR-Code scannen,<br />

Karten bestellen!<br />

Anzahl:<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 1 • 2 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Es heißt, wir müssten etwas mindestens<br />

sieben Mal hören, um es uns zu merken.<br />

Vokabeln im Fremdsprachenunterricht<br />

zum Beispiel. Aber wir alle wissen: Das,<br />

was wichtig war, was unter die Haut ging,<br />

das braucht nur Sekunden gedauert zu<br />

haben und wir vergessen es unser Leben<br />

lang nicht. Zum Beispiel der Abend mit<br />

dem ersten Kuss. Der erste Auftrag als<br />

Unternehmer. Die erste Gala zur Preisverleihung<br />

„Großer Preis des Mittelstandes“<br />

mit dem anschließenden Mittelstands-<br />

Ball.<br />

Unternehmer erinnern sich gut an das<br />

in der Vergangenheit Erlebte, weil damit<br />

wichtige Lernerfahrungen verbunden<br />

waren. Lektionen des Lebens. Prägende<br />

Ereignisse, die unser Denken und Fühlen<br />

seitdem beeinflussen.<br />

Aber dabei blicken wir dennoch immer<br />

nach vorn. Wir lernen aus der Vergangenheit,<br />

um unsere Gegenwart so zu gestalten,<br />

dass unsere Zukunft erstrebenswert<br />

bleibt. Und wenn wir nichts für unsere<br />

Zukunft tun – wer sollte es denn dann<br />

tun?<br />

Max Raabe brachte es 1996 auf den<br />

Punkt: „Kein Schwein ruft mich an. Keine<br />

Sau interessiert sich für mich. Doch<br />

liegt es nicht an mir, ich zahle monatlich<br />

die Telefongebühr.“ Es reicht eben<br />

nicht, die Telefongebühr zu zahlen. Oder<br />

Steuern. Oder Leasingraten. Oder Löhne.<br />

Oder Portokosten. Damit die <strong>Ausgabe</strong>n<br />

nicht umsonst waren, sondern am Ende<br />

des Tages wieder Einnahmen generieren,<br />

muss man seinen Kopf anstrengen. Und<br />

die Köpfe des Teams. Man muss sich Ziele<br />

setzen. Und man muss Maßnahmen<br />

planen, um diese Ziele zu erreichen. Und<br />

dann muss man die Maßnahmen umsetzen.<br />

Und das geht häufig genug nur mit<br />

Schwierigkeiten und Widerstand.<br />

Deshalb ist das Motto „ZU NEUEN HORI-<br />

ZONTEN“ so passend für ein verrücktes<br />

Jahr wie <strong>2022</strong>. Zum dritten Mal in Folge<br />

Coronamaßnahmen zu befürchten und<br />

wir leiden unter Ukrainekrieg, Sanktionen,<br />

Energiekrise, Inflation und Fachkräftemangel.<br />

Aber um so mehr kommt<br />

es auf den unternehmerischen Mittelstand<br />

an. Denn ob es in unserem Lande<br />

auch künftig Arbeitsplätze, Wohlstand<br />

und Zukunft gibt, haben wir Unternehmen<br />

zwar nicht allein in der Hand, aber<br />

wir können dazu beitragen.<br />

Willkommen zu den diesjährigen Galaabenden<br />

zur Preisverleihung „Großer<br />

Preis des Mittelstandes“!<br />

Ihre Petra Tröger<br />

160,– zzgl. MwSt. je Karte<br />

*Zimmerreservierung unter: Tel. 0211 5209-1456<br />

Anzahl:<br />

FOLLOW US<br />

22. OKTOBER <strong>2022</strong> – MARITIM HOTEL BONN<br />

Bundesball – Verleihung der Sonderpreise<br />

170,– zzgl. MwSt. je Karte<br />

*Zimmerreservierung unter: Tel. 0228 8108-777<br />

Anzahl:<br />

Name, Vorname<br />

Firma<br />

Anschrift<br />

Telefon-Nr.<br />

Ort/Datum<br />

Unterschrift<br />

WIR ENTWICKELN DIE<br />

ENERGIE DER ZUKUNFT<br />

Mit unseren innovativen Technologien zur Wasserstofftechnik<br />

helfen wir mit, die Energie der Zukunft<br />

zu erschliessen. Ob mit unseren modularen Wasserstofftankstellen,<br />

Power-2-Gas Systemen oder<br />

unseren Lösungen im Home-Power-Bereich, wir<br />

arbeiten daran, dass unsere Zukunft nachhaltiger<br />

und sauberer wird.<br />

Dabei folgen wir immer unserem Firmenmotto<br />

„Wir schaffen Mehrwerte für Mensch und Umwelt“.<br />

* Die Reservierung der Hotelzimmer erfolgt nur direkt bei den Maritim Hotels bis<br />

spätestens vier Wochen vor der Veranstaltung.<br />

(Kennwort: „Großer Preis des Mittel standes“)<br />

www.sera-web.com


28 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

WERBLICHE INFORMATION<br />

29<br />

Nachhaltigkeit<br />

zahlt sich aus<br />

Viele Mittelständler beklagen die hohe Regulierungsflut, die sie neben<br />

allen anderen aktuellen Herausforderungen zu bewältigen haben. Jetzt<br />

sollen sie noch ihr nachhaltiges Engagement detailliert belegen. Doch<br />

genau darin verbergen sich auch Chancen für die, die sie erkennen und zu<br />

nutzen wissen.<br />

Ende Juli hat auch die Europäische<br />

Zentralbank mit einem unerwartet deutlichen<br />

Signal den Kampf gegen die Inflation<br />

aufgenommen und den Leitzins von 0<br />

auf 0,5 Prozent angehoben. Die EZB folgt<br />

damit anderen Notenbanken, die diesen<br />

Weg schon vor Monaten eingeschlagen<br />

haben. Signal an die Wirtschaft: Die<br />

Zinsen steigen. Das trifft Unternehmen,<br />

deren Finanzierung teurer wird. Nicht<br />

genug: Mit dem Zinsschock geht ein Konjunkturschock<br />

einher. Unter den Folgen<br />

der Corona-Pandemie und des Krieges in<br />

der Ukraine leidet die Wirtschaft vielfach.<br />

Lieferketten-Engpässe verteuern und verzögern<br />

die Produktion. Rohstoffpreise explodieren.<br />

Und selbst wenn ein Unternehmen<br />

alles für die Produktion hat, fehlen<br />

die Fachkräfte.<br />

Es ist indes nicht das erste Mal, dass<br />

sich der Horizont eintrübt. Mittelständler,<br />

unter ihnen seit Generationen erfolgreiche<br />

Unternehmen, kennen gute und<br />

schlechte Zeiten und wissen damit umzugehen.<br />

Der Mittelstand leidet natürlich<br />

wie alle Wirtschaftssegmente unter den<br />

Belastungen. Aber viele starke Unternehmen<br />

arbeiten sich immer wieder erstaunlich<br />

gut aus Krisen heraus und gehen oft<br />

sogar noch gestärkt daraus hervor. Während<br />

der Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise<br />

von 2008 bis 2012 zum Beispiel<br />

haben stabile Mittelständler ihre Eigenkapitalbasis<br />

verstärkt, neue Finanzierungsinstrumente<br />

genutzt und so ihre Passivseite<br />

breit aufgestellt.<br />

Mittelständler denken langfristig<br />

Einer der zentralen Gründe für diese Resilienz,<br />

die Widerstandskraft: Mittelständler<br />

– wie gesagt, oft seit Generationen in ihren<br />

Märkten aktiv – sind grundsätzlich nachhaltig<br />

ausgerichtet. Sie wollen vor allem<br />

den Fortbestand des Unternehmens sichern.<br />

Und sie wissen: Dies erreichen sie<br />

nur, wenn sie nachhaltig wirtschaften,<br />

wenn sie ihre Mitarbeiter fördern und deren<br />

Arbeitsplätze nach Möglichkeit erhalten,<br />

wenn sie die Beziehungen zu Kunden<br />

und Lieferanten pflegen und schonend,<br />

kostensparend Ressourcen und Rohstoffe<br />

einsetzen.<br />

Damit unterscheiden sich Mittelständler<br />

von vielen Großkonzernen, bei<br />

denen die schnelle Rendite und das zügige<br />

Wachstum im Vordergrund stehen.<br />

Und damit erweisen sie sich häufig als<br />

erfolgreicher. So konnten viele von ihnen<br />

beim ersten Anziehen der Wirtschaft<br />

nach den Corona-Lockdowns auf Mitarbeiter<br />

setzen, die noch an Bord waren, und<br />

an Kunden- und Lieferantenbeziehungen<br />

anknüpfen, die sie nicht gekappt hatten.<br />

Mittelständler erweisen sich so als die<br />

Schnellboote der Wirtschaft, zumal sie<br />

kürzere Entscheidungswege haben und<br />

eigenverantwortliche Firmenlenker das<br />

Steuerrad in der Hand haben.<br />

Die Unternehmer müssen sich nun<br />

aber zugleich mit einem weiteren Thema<br />

auseinandersetzen, das sie zunehmend<br />

als große Belastung spüren: Die Regulierung<br />

ufert immer weiter aus. Nach der<br />

Finanzmarktregulierung – Stichworte<br />

MiFID I und II oder Basel I bis IV –, die die<br />

Finanzierungsspielräume der Unternehmen<br />

einengen, rücken vermehrt Regelungen<br />

zur Nachhaltigkeit in den Fokus.<br />

Der Klimawandel, der sich immer spürbarer<br />

auswirkt, erhöht den Druck.<br />

Zahlreiche Regelwerke dazugekommen<br />

Bekannt sind die ESG-Regeln (Environmental,<br />

Social, Governance, also Umwelt,<br />

Soziales, Unternehmensführung). Jetzt<br />

müssen Unternehmen auch die EU-Taxonomieverordnung<br />

beachten, um ihren<br />

Beitrag zur Erreichung von Klimazielen<br />

anhand einer Vielzahl von Kriterien nachzuweisen.<br />

Dazu kommen Anpassungen<br />

in der Finanzmarktregulierung MiFID II<br />

und nicht zuletzt die EU-Offenlegungsverordnung,<br />

die hohe Transparenz-Anforderungen<br />

stellt. In der Gesellschaft und<br />

von vielen Investoren wird zudem darauf<br />

geachtet, ob Unternehmen die 17 nachhaltigen<br />

Entwicklungsziele der Vereinten<br />

Nationen (Sustainable Development<br />

Goals, SDG) berücksichtigen.<br />

Gerade Unternehmer, die nachhaltig<br />

denken, verstehen oft diese von ihnen<br />

als Regulierungswut wahrgenommenen<br />

Anforderungen nicht. Das ganze Regelungsdickicht<br />

erhöhe den Verwaltungsaufwand<br />

und belege doch nur, was die<br />

© PIQSELS.COM | JUKIK<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Unternehmen ohnehin tun: eben nachhaltig<br />

wirtschaften. Aber genau hier liegt<br />

eine Chance: Unternehmen können die<br />

Nachhaltigkeit aller Aktivitäten, Prozesse<br />

und Strukturen dokumentieren und damit<br />

transparent machen. Transparenz ist<br />

ein Schlüsselwort. Sie wird nicht nur von<br />

den Regulierern und Aufsichtsbehörden<br />

gefordert, sondern auch von Geldgebern<br />

und Kunden. Die Menschen wollen<br />

wissen, ob ein Unternehmen verantwortungsvoll<br />

handelt, und Investoren brauchen<br />

die Nachweise, um ihrerseits die<br />

Nachhaltigkeit ihrer Investments belegen<br />

zu können, ebenso Finanzberater, die von<br />

Anlegern nach nachhaltigen Geldanlagen<br />

gefragt werden. Je<br />

besser Unternehmen<br />

nachweisen<br />

können, dass sie<br />

nachhaltig wirtschaften,<br />

desto<br />

mehr stärken sie<br />

heute ihre Marktposition.<br />

Investoren achten<br />

auf Nachhaltigkeit<br />

Und außerdem<br />

finden sie während der Dokumentationsprozesse<br />

mehr als einmal weiteres<br />

Optimierungspotenzial, können sich<br />

noch besser im Markt positionieren, ihre<br />

Geschäftsmodelle schärfen, Produkte verbessern.<br />

Nicht zuletzt deswegen achten<br />

die Anleihespezialisten der KFM Deutsche<br />

Mittelstand AG bei der Auswahl von<br />

Mittelstandsanleihen für ihre Fonds, den<br />

Deutschen Mittelstandsanleihen FONDS<br />

und den Europäischen Mittelstandsanleihen<br />

FONDS, seit jeher auf Nachhaltigkeitskriterien.<br />

Seit 2018 berücksichtigt das<br />

Fondsmanagement explizit ESG-Kriterien.<br />

Da die KFM selbst wiederum vor ihren<br />

Investoren – unter ihnen Stiftungen oder<br />

Pensionsfonds, aber auch Privatanleger<br />

– die Nachhaltigkeit des Anleihen-Portfolios<br />

zeigen will, belegen nicht nur die<br />

Spezialisten des Fondsinitiators mit ihren<br />

ausgefeilten Analysen die Qualität der<br />

Papiere. Die KFM arbeitet darüber hinaus<br />

mit der Agentur imug | rating zusammen,<br />

die zu den tonangebenden deutschen<br />

Nachhaltigkeits-Ratingagenturen zählt.<br />

„Mittelständler –<br />

wie gesagt, oft seit<br />

Generationen in ihren<br />

Märkten aktiv –<br />

sind grundsätzlich<br />

nachhaltig ausgerichtet.“<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 3-4 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 3-4 <strong>2022</strong><br />

len. Die Förderung ließe sich kurzfristig<br />

steigern. Es braucht beherzte Entscheidungen<br />

der Politik, die vorhandenen<br />

Ressourcen Die Bewertungen zu heben der und Agentur zu nutzen. fließen<br />

in die Auswahl- und Überwachungsprozesse<br />

ein. Erfüllt müssen ein Unternehmen sich behaupten wäh-<br />

Unternehmen<br />

In rend diesem der Anleihen-Laufzeit nun durch Pandemie die gesetzten und<br />

Krieg ESG-Standards veränderten nicht Umfeld mehr, wird zeigt die sich, Anleihe<br />

verkauft. Unternehmen Jährlich prüft krisenfest die Agentur auf-<br />

welche<br />

gestellt zudem das sind Anleihen-Portfolio – oder ob sie, wie es der heute KFM<br />

auch und hat heißt es erst – resilient kürzlich sind. wieder Ob als sie neutral also<br />

über bis positiv Ressourcen und als verfügen, nahezu Krisen frei von standhaft<br />

Risiken zu klassifiziert bewältigen und damit vielleicht den sogar Deut-<br />

ESGfüschen<br />

ihre Mittelstandsanleihen Stärkung zu nutzen. FONDS Gefragt als<br />

sind geeignet die Eigenschaften, für nachhaltigkeitsorientierte<br />

mit denen sich<br />

der Anleger Mittelstand eingestuft. ohnehin auszeichnet:<br />

nachhaltiges, langfristig orientiertes<br />

Wirtschaften, Erfolg bestätigt an das Werten Engagement orientierter<br />

Umgang Transparenz mit ist Mitarbeitern, auch der KFM Kunden wichtig, und<br />

Lieferanten und solide damit Geschäftsmodelle. Anleger<br />

wissen, worin sie<br />

Gute Chancen haben investieren. Unternehmen, Die<br />

die über eine Marktmacht Prüfergebnisse<br />

verfügen, mit<br />

der sie Kostensteigerungen werden weitergeben ebenso<br />

wie die finden Käufe<br />

können. Gerade im Mittelstand<br />

sich Unternehmen, die und in ihren Verkäufe Spezialmärkten<br />

als Hidden Champions Anleihen umfas-<br />

diese<br />

von<br />

Preisdurchsetzungsmacht send haben. und Natürlich<br />

gibt es je nach Markt kommuniziert. und Branche Für<br />

stetig<br />

Unterschiede. Werden Produkte ihre Transparenz dringend<br />

benötigt zum Beispiel für der die Kommunikation<br />

des hat Grundbe-<br />

die Wirt-<br />

Versorgung<br />

der Menschen mit Artikeln<br />

darfs oder als Vorprodukte schaftsprüfungs-<br />

gesellschaft Produktion, Steuerberatungsgesellschaft<br />

haben die Unterneh-<br />

in der industriellemen<br />

Rödl eine & Partner stärkere der Position KFM bereits als in zwei Märkten Mal<br />

mit in Folge Produkten, die Auszeichnung die derzeit als „Transparenter<br />

verzichtbar<br />

angesehen Bulle“ verliehen. werden, etwa Luxusartikel.<br />

Und Einige wie Mittelständler bei Produktionsunternehmen<br />

stellt günstigere sich auch Energiepreise im Investment-Be-<br />

durch Ter-<br />

hatten sich<br />

zuvor<br />

mingeschäfte reich heraus: Wer gesichert nachhaltig oder wirtschaftet,<br />

bereits größere<br />

hat Erfolg. Mengen Der gekauft Deutsche und Mittelstandsanleihen<br />

schlagen FONDS hat höhere seinen Preise Anlegern verzögert seit<br />

gelagert. Bei<br />

ihnen<br />

zu Auflage Buche. im Manche Jahr 2013 Unternehmen mehr als vier Prozent profitieren<br />

Ausschüttungsrendite sogar von den Entwicklungen, pro Jahr erwirtschaftet.<br />

Energieproduzenten Das findet im Markt Beachtung. und ihre<br />

zum<br />

Beispiel<br />

Zulieferer Das Research- oder Firmen und Investmenthaus der Nahrungsmittelproduktion.<br />

hat den Fonds in Stabil diesem durch Jahr die zum unruhi-<br />

fünf-<br />

GBC<br />

gen ten Fahrwasser Mal in Folge kommen zum „Fonds vor allem Champion“ Unternehmen<br />

gekürt und mit zum breiter Kauf Diversifizierung empfohlen. und<br />

einer sehr flexiblen Unternehmenskultur.<br />

Den GBC-Analysten sind mehrere<br />

Finanzierung Punkte positiv bleibt aufgefallen. zentrales So wurden Thema die<br />

In Fondsanleger diesen unübersichtlichen in den vergangenen Zeiten Jahren müssen<br />

regelmäßig Unternehmen über hohe erst Ausschüttungen<br />

recht auf eine<br />

solide signifikant Finanzierung am Anlageerfolg ihrer Investitionen beteiligt.<br />

schauen. Positiv hebt Zumindest auch die GBC vom die Zinsumfeld besonders<br />

dürfte hohe Transparenz in Europa auf hervor, absehbare ebenso Zeit die kein relativ<br />

geringe Druck Volatilität ausgehen. des Fonds. Während zusätzlicher Dem<br />

die US-Notenbank Fed bereits damit<br />

begonnen hat, die Leitzinsen anzuheben,<br />

um gegen die Inflation zu kämpfen,<br />

hält Fondsmanagement sich die Europäische sei es mit Zentralbank seiner erfolgreichen<br />

noch und zurück. bewährten Sie will Anlagestrate-<br />

die zarten<br />

(EZB)<br />

Wachstumspflänzchen gie in den vergangenen Jahren nicht ersticken. gelungen,<br />

Ein eine Zinsanstieg überzeugende würde Performance vor allem in zu Südeuropzielen,<br />

heißt die wirtschaftliche es weiter in der Entwicklung<br />

Begründung.<br />

er-<br />

torpedieren. Der Fonds erfülle Die EZB vier hält von sich fünf zwar Kriterien alle<br />

Optionen und erhält offen. dafür vier Man „GBC-Falken“. kann aber davon •<br />

ausgehen, dass sie Zinsen – wenn überhaupt<br />

– nur in Minischritten anhebt.<br />

Hans-Jürgen Friedrich<br />

ist Große Gründer Mittelständler und Vorstandsvorsitzender<br />

der ihrer KFM Deutsche Vorhaben zunehmend<br />

nutzen für die<br />

Finanzierung<br />

Mittelstand AG. Der von der KFM<br />

Anleihen. initiierte Deutsche Auch wenn Mittelstandsanleihen<br />

sich die Zinskonditionen<br />

nicht<br />

FONDS<br />

wesentlich<br />

wurde in diesem<br />

ändern sollten,<br />

Jahr zum fünften Mal in Folge als<br />

müssen Hidden Champion die Unternehmen Fonds von der nun noch<br />

GBC AG ausgezeichnet. Friedrich<br />

mehr darauf Wert legen, dass sie den<br />

unterstützt ehrenamtlich als Vorstandsmitglied<br />

die den Solidität KMU Verband. ihrer Geschäfts-<br />

Anlegern<br />

modelle schlüssig erklären können. Die<br />

Analysten der KFM Deutsche Mittelstand<br />

AG infoschauen bei der Auswahl von Anleihen<br />

Deutscher für ihre Mittelstandsanleihen Fonds derzeit FONDS zum Beispiel<br />

darauf, Anlagekonzept wie stark Der Fonds die investiert Bezüge mindestens zu Russland 51%<br />

fest- und variabel verzinsliche Wertpapiere, Wandel-<br />

Können und Umtauschanleihen, die Unternehmen Optionsanleihen eventu-<br />

und<br />

sind.<br />

elle Genussscheine Ausfälle anderweitig die Emittenten des kompensieren?<br />

deutschen Mittelstandes<br />

zugerechnet werden.<br />

ISIN LU0974225590<br />

WKN Mittelständler, A1W5T2 die diversifiziert aufgestellt<br />

Kosten <strong>Ausgabe</strong>aufschlag sind, erweisen bis zu sich 3,0% ja (entfällt seit beim jeher<br />

Aktuelles Fondsvolumen (26.07.<strong>2022</strong>) 153,87Mio. Euro,<br />

als<br />

Kauf<br />

stabiler.<br />

über die Börse)<br />

Sie können meist auch flexibler<br />

Risiko und (KIID) 4 schneller (1= geringes Risiko auf bis neue 7= hohes Rahmen-<br />

Risiko)<br />

Laufende Kosten 1,71 % p. a<br />

Ausschüttungs-Rendite seit Start über 4 % p.a.<br />

bedingungen reagieren als Firmen mit<br />

(gemessen am NAV zum jeweiligen Geschäftsjahresbeginn)<br />

ausgerichteten Geschäftsmo-<br />

einseitig<br />

dellen. Entsprechende Kriterien spielen<br />

bei Europäischer den Analysen Mittelstandsanleihen im Rahmen FOND des KFM-<br />

Anlagekonzept Der Europäische Mittelstandsanleihen<br />

FONDS investiert vornehmlich in<br />

Scorings und der Auswahl von Anleihen<br />

eine ausgewählte wichtige Anleihen Rolle. von Mittelständler mittelständischen Unternehmen<br />

der Europäischen<br />

sind<br />

also<br />

Union,<br />

gut<br />

wobei<br />

beraten,<br />

der Fokus<br />

nun<br />

auf Emissionen<br />

erst recht<br />

aus<br />

die<br />

den Volkswirtschaften<br />

die (wie ihren z.B. Erfolg seit Jahrzehnten<br />

Werte<br />

zu leben,<br />

Deutschland, Frankreich und den Beneluxländern)<br />

begründen:<br />

liegt.<br />

nachhaltiges Wirtschaften,<br />

umsichtige ISIN DE000A2PF0P7 Planung, flexibles Handeln. ó<br />

WKN A2PF0P<br />

Aktuelles Fondsvolumen (26.07.<strong>2022</strong>) 26,99 Mio. Euro<br />

Kosten <strong>Ausgabe</strong>aufschlag bis zu 3,0% (entfällt beim<br />

Kauf über die Börse)<br />

Laufende Kosten 1,82 % p.a.<br />

Risiko (KIID) 4 (1= geringes Risiko bis 7= hohes Risiko)<br />

Erstauflage April 2020<br />

Rathausufer 10 | 40213 Düsseldorf<br />

www.kfmag.de | www.dma-fonds.de<br />

+49 (0) 211 210 737 41 | info@kfmag.de<br />

Hans-Jürg<br />

ist Gründ<br />

sitzende<br />

Mittelsta<br />

initiierte<br />

anleihen<br />

in Folge (2<br />

der GBC A<br />

on Fonds<br />

in Folge (<br />

die KFM d<br />

Bulle“ von<br />

überdurc<br />

unterstü<br />

den KMU<br />

TESG-Arbe<br />

berufen.<br />

Mehr Info<br />

www.kfm<br />

Hinweis<br />

info<br />

Die Analy<br />

politische<br />

der hohen<br />

zum Ersc<br />

geändert<br />

indes ihre<br />

Deutsche<br />

Anlageko<br />

Mittelsta<br />

ISIN LU09<br />

WKN A1W<br />

Aktuelles<br />

166.148.10<br />

Kosten Au<br />

(entfällt b<br />

Gesamtko<br />

Risiko (KII<br />

(1= gering<br />

Ausschüt<br />

Europäisc<br />

Anlageko<br />

men (Mit<br />

ISIN DE00<br />

WKN A2P<br />

Aktuelles<br />

Mio. Euro<br />

Kosten Au<br />

(entfällt b<br />

Laufende<br />

Risiko (KII<br />

(1= gering<br />

Erstauflag<br />

Rechtliche<br />

Die vorste<br />

lich Infor<br />

geberatu<br />

Angebot<br />

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ßerung e<br />

Entscheid<br />

Ihrer pers<br />

beraten la<br />

auf den Z<br />

kann sich<br />

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men aus<br />

deren Ric<br />

nehmen.<br />

Simulatio<br />

und kein<br />

Performa<br />

Geschäfte<br />

lich mit Ri<br />

lustes des


30 Oskar-Patzelt-Stiftung<br />

E<br />

r<br />

f<br />

i nder<br />

Im<br />

„Netzwerk der Besten“<br />

findet man die mehr als 20.000<br />

Unternehmen, die seit 1994 für den<br />

Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“<br />

nominiert wurden, die Unternehmen, die<br />

bisher die Jurystufe erreichten und die<br />

Ausgezeichneten.<br />

Hier trifft sich Mittelstand mit Mittelstand.<br />

German Mittelstand!<br />

Hier finden Sie die Partner des<br />

Netzwerks der Besten.<br />

© pixabay.com | Taokinesis<br />

31<br />

Der Zufall als<br />

entscheidene Rolle<br />

1895 erfand der Physiker<br />

Wilhelm Conrad Röntgen die<br />

Röntgenstrahlung. Ein Zufall.<br />

Denn er beobachtete während<br />

eines Versuchs ein Licht, was<br />

nicht da sein sollte.<br />

Die X-Strahlung, daher auch<br />

der englische Begriff X-Ray.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Eine Revolution in der Medizin.<br />

1901 erhielt er hierfür den<br />

Nobelpreis.<br />

© pixabay.com | com329329 © Cleaned up version of image hosted on Google Image, filename 6b3da250c6b5560f,<br />

Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5985289 - © WIKIPEDIA


32 Wirtschaft 33<br />

Unternehmen befinden sich heute in einer<br />

permanenten Bedrohungslage. Krisen<br />

sind alltäglicher Begleiter. Im Grunde<br />

ist Unternehmertum aktuell gleichbedeutend<br />

mit einer Art Kriegszustand.<br />

Dass dies so ist, hat im Wesentlichen drei<br />

Ursachen. Die erste ist, dass sich Konflikte<br />

in einer sehr selbstbewussten, fragmentierten<br />

und aggressiver werdenden<br />

Gesellschaft heute schnell medial Bahn<br />

brechen und jeder in den sogenannten<br />

sozialen Netzwerken und mit Hilfe<br />

von Internetprangern und Bewertungsportalen<br />

viel virale Aufmerksamkeit erreichen<br />

kann. Hinzu kommt die digitale<br />

Unternehmen<br />

im Kriegszustand<br />

Bedrohungen kommen von allen Seiten<br />

Vernetzung, die zu einer komplexen IT-Infrastruktur<br />

führt, die ihrerseits angreifbar<br />

ist für Hacker, Leaks und Sabotageakte.<br />

Zudem beschließt die Politik ständig<br />

neue Regeln, die Planungen unmöglich<br />

machen, Unternehmen in permanent<br />

hektische Betriebsamkeit versetzen und<br />

die immer neue Bedrohungslagen in<br />

Form möglicher Abmahnungen, Bußgelder,<br />

Überverwaltung und Rechtsstreitigkeiten<br />

schaffen.<br />

Alle drei Entwicklungen lassen jeden,<br />

der sich berufen und motiviert fühlt, zu<br />

einer potenziellen Gefahr für ein Unternehmen<br />

werden: enttäuschte Mitarbeiter,<br />

empörte Aktivisten, neidische<br />

Wettbewerber, in- und ausländische<br />

Troll-Fabriken, Hacker, Whistleblower, unzufriedene<br />

Kunden und Geschäftspartner,<br />

politische Akteure, Verwaltungen. Zu all<br />

dem kommt die „ganz normale Wirtschaftskriminalität“<br />

mit Erpressungsversuchen,<br />

Datendiebstählen oder Finanzbetrügereien,<br />

der Kampf um unbezahlte<br />

Rechnungen, zerstörte Lieferketten, fehlende<br />

Rohstoffe, teure Energie und neue<br />

Technologien, um vertrauenswürdige<br />

Mitarbeiter und ein stabiles Wachstumsumfeld.<br />

Selbst kleinere Unternehmen<br />

© PIQSELS.COM | ZZLSO<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

müssen aufrüsten – technologisch, juristisch,<br />

kommunikativ, finanziell und<br />

strategisch – und brauchen im Grunde<br />

eine Art permanenten Krisenstab, der<br />

Gefahren erkennt und abwehrt. Die Aggressionen<br />

nehmen zu. Der Ton wird rauer.<br />

Die eigene Reputation ist in genauso<br />

großer Gefahr wie die wirtschaftliche<br />

Existenz. Jede gut gemeinte Aktion kann<br />

potenziell eine Krise auslösen.<br />

Unternehmen müssen resilienter, wehrhafter<br />

und verteidigungsfähiger werden<br />

Meist dringen Auseinandersetzungen<br />

schnell nach außen und treffen auf eine<br />

Stimmung in den Medien und in der Öffentlichkeit,<br />

die Unternehmen und deren<br />

Repräsentanten dazu veranlasst, sich für<br />

irgendetwas rechtfertigen zu müssen.<br />

Mit oder ohne eigene Verantwortung für<br />

das vermeintlich Geschehene stehen Unternehmen<br />

dann am Pranger und es wird<br />

nach Schuldigen verlangt.<br />

Unternehmen und Unternehmer stehen<br />

in aller Regel sowohl allein im Gegenwind<br />

der öffentlichen Meinung als auch bei der<br />

Bekämpfung der Ursache des Problems<br />

und den daraus resultierenden finanziellen<br />

Folgen. Ist erst einmal die Krise virulent<br />

und tobt der mediale Shitstorm, ducken<br />

sich die meisten Akteure weg, auch<br />

solche, die vorher als loyal eingeschätzt<br />

worden sind und auf denen Hoffnungen<br />

auf Unterstützung beruhten.<br />

Krisendenken in der Unternehmenskultur<br />

verankern<br />

Häufig fehlt es an Wissen über die Funktionsweise<br />

menschlicher Interaktion<br />

und Aggression, der systemischen Ver-<br />

netzung von Medien und die Spiralen<br />

kommunikativer Gewalt, über politisches<br />

Handeln und Interaktionen von Aggressoren<br />

mit der Öffentlichkeit sowie über<br />

Methoden, sich selbst zu wappnen, vorzubeugen,<br />

sich zu verteidigen und zum<br />

notwendigen Gegenschlag auszuholen.<br />

Es fehlt an Software und Analyse-Tools,<br />

die Gefahren frühzeitig erkennen können,<br />

an einer professionellen Presse- oder<br />

Social-Media-Abteilung, an juristischer<br />

Begleitung und vor allem an technologischer<br />

Resilienz rund um die Themen<br />

Datensicherheit, Cyber-Security und<br />

permanenten IT-Stresstests. Die hauseigene<br />

IT-Abteilung und schon gar nicht<br />

das externe IT-Systemhaus denken Technologie<br />

aus dem Krisenmodus heraus.<br />

Ebenso wenig die<br />

Anwaltskanzlei<br />

des Vertrauens,<br />

die Marketingabteilung<br />

oder<br />

die beauftragte<br />

Kommunikationsagentur<br />

oder<br />

andere Berater<br />

und Dienstleister.<br />

Interne und externe Abteilungen sollten<br />

in der heutigen Dauerkrisenwelt Krisendenken<br />

in ihre DNA aufnehmen und<br />

jede Entscheidung, jeden Prozess und<br />

jede Kommunikationsmaßnahme aus<br />

dieser Perspektive mitbetrachten. Dabei<br />

geht es nicht darum, alles zu unterlassen,<br />

was eine Gefahr werden könnte – dann<br />

würde gar nichts mehr unternommen<br />

werden – sondern mögliche Risiken abzuwägen<br />

und potenzielle Krisenfolgen<br />

einzuplanen. Es hat Sinn, Bedrohungslagen<br />

als Ist-Zustand anzunehmen und zu<br />

„Nur wer stark ist, kann<br />

eine Krise überstehen<br />

und noch stärker aus ihr<br />

hervorgehen.“<br />

bewerten – in nahezu allen Abteilungen<br />

und Segmenten.<br />

„Gute“ Unternehmen können tiefer<br />

fallen<br />

Krisendenken erfordert eine bestimmte<br />

Betrachtungsweise der Welt. Die allermeisten<br />

Unternehmen denken jedoch in<br />

Schönwetter-, Wachstums- und Positivkategorien,<br />

sie denken daran, ein „gutes“<br />

Unternehmen zu sein, nicht jedoch daran,<br />

dass sie potenziell gerade deswegen<br />

angreifbar sein könnten. Denn wer die<br />

eigenen Ansprüche und Ziele entsprechend<br />

hochsteckt, der schafft damit auch<br />

die Fallhöhe, die Aggressoren als Einfallstor<br />

nutzen können. Gerade die Unternehmen,<br />

die zu den Besten gehören<br />

wollen, müssen<br />

in Krisenpräventions-<br />

und Kriseninterventionskategorien<br />

denken. Sie<br />

müssen sowohl<br />

Frühwarnsysteme<br />

etablieren als sich<br />

auch auf harte<br />

Auseinandersetzungen<br />

vorbereiten und sich für diese<br />

wappnen. Maßstäbe, die ein Unternehmen<br />

nach außen kommuniziert, müssen<br />

kritischen Nachfragen und Recherchen<br />

standhalten. Wer verspricht, was er nicht<br />

halten kann, bereitet den Boden für spätere<br />

Krisen, Shitstorms und Racheakte<br />

selbst. Schweigen statt lautstarkem Marketing<br />

ist deswegen nicht selten die bessere<br />

Lösung.<br />

Mit 300 in die Kurve<br />

Ebenso ist unbegrenztes und schnelles u<br />

© PIQSELS.COM | SFILD


34 Wirtschaft 35<br />

© PIQSELS.COM | ZWPFK<br />

Wachstum eine Gefahr. Immer mehr Menschen<br />

in immer kooperativeren, dezentraleren<br />

und kollaborativeren Strukturen<br />

an immer komplizierteren Produkten<br />

und Dienstleistungen arbeiten zu lassen,<br />

ohne dabei die notwendige Struktur-<br />

Resilienz zu schaffen, macht Wachstum<br />

zu einer Wette. Viele Unternehmen fahren<br />

so mit 300 km/h in eine enge Kurve.<br />

Jeder Windstoß gefährdet so alles.<br />

Und Wind gibt es in einer<br />

so noch nie dagewesenen<br />

volatilen<br />

Marktlage reichlich.<br />

Manches<br />

zu unterlassen<br />

und erst die<br />

notwendigen<br />

Sicherheitsnetze<br />

einzuziehen,<br />

könnte manche<br />

Krise vermeiden<br />

helfen.<br />

In vielen Fällen<br />

wäre auch Downsizing,<br />

also strategisches<br />

Schrumpfen statt des anscheinend<br />

unvermeidlichen Wachstumspfades<br />

der bessere Weg. Kleine<br />

und starke Einheiten sind resilienter und<br />

weniger gefährdet als große und stark<br />

wachsende – auch, weil sie weniger<br />

Notwendigkeit haben, sich vertrieblich<br />

anzubiedern und deswegen weniger öffentlich<br />

sichtbare Angriffsfläche bieten.<br />

Krisen entwickeln sich, sie entstehen<br />

nicht spontan<br />

Wenn es drauf ankommt, stehen im<br />

Unternehmen in der Regel nicht die<br />

geeigneten Experten, Akteure und Multiplikatoren<br />

parat und es fehlen die<br />

Kompetenzen, um eine strukturierte,<br />

strategische sowie fundiert kommunikative<br />

und operative Gegenoffensive zu<br />

starten – sei es in den Medien oder bei<br />

den relevanten Share- und Stakeholdern.<br />

Es gilt im Fall der Fälle,<br />

gleichermaßen das eigentliche<br />

Problem, also die<br />

Ursache der Krise, zu<br />

lösen und sich mit Aggressoren<br />

und der Öffentlichkeit<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Krisen<br />

sind immer auch ein<br />

Kampf um die Deutungshoheit,<br />

bei dem<br />

Aggressoren sowohl<br />

auf dem Schlachtfeld<br />

der Krise selbst als auch in<br />

der öffentlichen Wahrnehmung<br />

zurückgedrängt werden<br />

müssen.<br />

© PIQSELS.COM | SUBLR<br />

Krisen eskalieren in der Regel über einen<br />

längeren Zeitraum. Wenn nicht gerade<br />

ein Unfall passiert oder eine plötzliche<br />

menschliche Tragödie eine Krise auslöst,<br />

gibt es in der Regel Warnsignale, die sich<br />

erkennen lassen. Werden die Warnsignale<br />

ignoriert, eskaliert die Krise.<br />

Neun Ebenen der Kriseneskalation<br />

Auf insgesamt neun Ebenen findet eine<br />

Kriseneskalation statt. Dabei sind die einzelnen<br />

Ebenen je nach Eskalationsphase<br />

interdependent. Das Schema einer Krise<br />

ist fast immer dasselbe, jedoch passieren<br />

mehrere Dinge parallel, nicht immer linear<br />

und jeder Fehler in der Krisenreaktion<br />

kann unvorhersehbare Auswirkungen<br />

haben. So kann die unbedachte Aussage<br />

eines Unternehmenspressesprechers<br />

schnell aus einem kleinen und harmlosen<br />

Leck in einem Kühlaggregat in den Medien<br />

und somit in der Öffentlichkeit einen<br />

großen Betriebsunfall werden lassen.<br />

Beide Seiten, sowohl potenzielle Aggressoren<br />

als auch angegriffene Unternehmen,<br />

agieren und interagieren auf diesen<br />

neun Ebenen der Kriseneskalation:<br />

• Detektieren: die Gefahrenlage und deren<br />

Umfeld beobachten, Schwachstellen<br />

finden, Angriffsziele analysieren (Monitoring)<br />

• Vorbeugen: Schwachstellen beseitigen,<br />

Sicherheitslücken schließen und Aufklärung<br />

betreiben (Intelligence)<br />

• Schützen: geeignete Verteidigungslinien<br />

und -stellungen aufbauen, Notfallpläne<br />

entwickeln (Protection)<br />

• Abschrecken: vorhandene Ressourcen<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

optimieren und inszenieren und diese<br />

gezielt zur Abschreckung potenzieller<br />

Gegner einsetzen (Deterrence)<br />

• Verhandeln: offen oder verdeckt, über<br />

die Medien oder in direkten Verhandlungen,<br />

mittels Unterhändlern oder<br />

weiterer Konfliktbeteiligter, über Multiplikatoren,<br />

Verbündete oder Interessengruppen<br />

werden Konflikte strategisch<br />

eskaliert oder deeskaliert – je nach Gemengelage<br />

(Negotiations)<br />

• Verbünden: gestalten eines wehrhaften<br />

Netzwerks, schmieden von Bündnissen<br />

und Allianzen auf wirtschaftlicher,<br />

politischer, medialer und gesellschaftlicher<br />

Ebene (Task Forces)<br />

• Verteidigen: Angriffe abwehren, Krisenstäbe<br />

einrichten, Bedrohungs- und<br />

Aggressionsszenarien entwickeln und<br />

umsetzen (Defence)<br />

• Zurückschlagen: gezielten Gegenschlägen,<br />

die Aggressoren unter Druck setzen<br />

und für organisatorische und mediale<br />

Geländegewinne sorgen (Counterstrike)<br />

• Wiederherstellen: die Reputation und<br />

die unternehmerische Infrastruktur wieder<br />

herstellen und gewährleisten, dass<br />

bei künftigen Krisen die notwendigen<br />

Ressourcen zur Verfügung stehen, die<br />

Krise für mehr Resilienz und Stärke nutzen<br />

(Restore & Reputation Management)<br />

Krisen sind<br />

i m m e r<br />

auch ein<br />

Kampf um<br />

Ressourcen.<br />

Wer<br />

stark ist,<br />

wird seltener<br />

angegriffen.<br />

Nur wer stark<br />

ist, kann eine Krise<br />

überstehen und noch<br />

stärker aus ihr hervorgehen.<br />

Deswegen ist es für Unternehmen bereits<br />

heute wichtig, massiv und auf allen<br />

Ebenen aufzurüsten und die vorhandenen<br />

Ressourcen effektiv für die eigene<br />

Verteidigungsfähigkeit einzusetzen.<br />

Virulente Bedrohungslage erfordert<br />

Ressourcen<br />

Finanzielle Rücklagen, Expertenwissen<br />

und eine fundierte IT-Architektur sind<br />

hier ebenso wichtig wie gute Juristen,<br />

die einerseits wasserdichte Verträge entwickeln,<br />

aber auch wissen, dass Klagen<br />

und Prozesse Waffen sind, die gegen bestimmte<br />

Aggressoren eingesetzt werden<br />

können, als Drohung oder um Ressourcen<br />

beim Gegner zu binden. Gerichtsprozesse<br />

sind auch unterstützend im Rahmen der<br />

Unternehmenskommunikation und umgekehrt.<br />

Juristerei, IT, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />

die Resilienz von Marken,<br />

Produkten, Prozessen und Entscheidern,<br />

das alles muss zusammengedacht und<br />

zusammen entwickelt<br />

werden, wenn<br />

sich Unternehmen<br />

auf Krisen vorbereiten<br />

und diese<br />

überstehen möchten.<br />

Es braucht eine gut<br />

ausgerüstete Kompetenzarmee,<br />

die es mit<br />

professionellen Aggressoren<br />

aufnehmen kann. Denn<br />

eines darf vorausgesetzt werden:<br />

Die Gegenseite wird vorbereitet und im<br />

Zweifel skrupelloser sein als es sich die<br />

meisten Unternehmer vorstellen können.<br />

Die Bedrohungslage ist virulent, das<br />

gesellschaftliche und wirtschaftliche<br />

Klima tendenziell enthemmt. Der Schutz<br />

der eigenen Interessen, ja des eigenen<br />

Lebenswerkes und allem, was mit dem<br />

eigenen Unternehmen zusammenhängt,<br />

wird zum globalen Zukunftsthema. Die<br />

Vertrauenskultur geht ihrem Ende entgegen.<br />

•<br />

Falk S. Al-Omary ist<br />

Medien- und Politikberater<br />

und einer der renommiertesten<br />

Krisenmanager im<br />

deutschsprachigen Raum.<br />

www.al-omary.com<br />

Über den Autor<br />

© SYLKE GALL 2214


36 Wirtschaft<br />

37<br />

bAV zum Nulltarif<br />

Entscheidender Wettbewerbsvorteil<br />

auf dem Arbeitsmarkt<br />

Der Fachkräftemangel<br />

weitet sich zu<br />

einer ausgewachsenen<br />

Krise aus. Um<br />

auf dem Arbeitsmarkt attraktiv zu erscheinen,<br />

müssen Arbeitgeber sich schon<br />

mehr einfallen lassen als die üblichen<br />

Anreize.<br />

Auf Deutschlands Unternehmen – wie<br />

übrigens in allen westlichen Industrienationen<br />

- kommen harte Zeiten zu.<br />

Nach Berechnungen der Boston Consulting<br />

Group, eine der<br />

drei größten Unternehmens-<br />

und Strategieberatungen<br />

weltweit,<br />

werden in Deutschland bis 2030 knapp<br />

drei Millionen Vollzeitkräfte fehlen, so<br />

das Ergebnis des jüngsten „Future of<br />

Job“-Reports der BCG. Andere gehen sogar<br />

von höheren Zahlen aus.<br />

© PIQSELS.COM | JTSAM<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Kaum eine Branche klagt derzeit nicht<br />

über den massiven Fachkräftemangel.<br />

Um als attraktiver Arbeitgeber zu erscheinen,<br />

reichen kleine Goodies oder<br />

zwei Tage mehr Urlaub schon längst<br />

nicht mehr. Eines der wirksamsten Mittel,<br />

Fachkräfte zu gewinnen und zu halten,<br />

ist nach wie vor die betriebliche Altersvorsorge<br />

(bAV). Aber in unsicheren Zeiten<br />

auf den Kapitalmärkten am besten eine<br />

ohne teure Versicherungen.<br />

Bei der pauschaldotierten Unterstützungskasse<br />

(pdUK) bleiben die Beiträge<br />

der Belegschaft und die freiwilligen,<br />

meist hohen Arbeitgeberzulagen im Unternehmen.<br />

Dort werden sie eingesetzt,<br />

um zum Beispiel Maschinen zu kaufen,<br />

Liquiditätsengpässe zu überbrücken<br />

oder um teure Bankkredite abzulösen.<br />

Die Mitarbeitenden sehen also quasi<br />

ihre eigene Altersvorsorge im Unternehmen<br />

arbeiten – jeden Tag. Es dürfte klar<br />

sein, wie positiv sich dies auf die Arbeitsmotivation<br />

der Mitarbeitenden auswirkt.<br />

Zudem ist sie sicher wie ein Sparbuch,<br />

die Verzinsung ist höher als bei den allermeisten<br />

anderen bAV-Modellen, die<br />

Auszahlung der Rente erfolgt mit Eintritt<br />

ins Rentenalter als Einmalbetrag und<br />

die Ansprüche sind zusätzlich durch den<br />

Pensionssicherungsverein (PSV) abgesichert.<br />

Und schließlich ist sie sogar zum<br />

Nulltarif zu haben, wenn der Arbeitgeber<br />

die Arbeitnehmerbeiträge aus einer Gehaltsumwandlung<br />

durch sozialversicherungsfreie<br />

Vergütungsbausteine vorab<br />

ausgleicht. Ein Leistungsversprechen,<br />

das materiell betrachtet schwer zu toppen<br />

ist.<br />

Die U-Kasse: Win-Win-Situation für<br />

Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />

Gerade die „bAV zum Nulltarif“, die Arbeitnehmer<br />

zu Recht als das Sahnehäubchen<br />

auf den Lohn oder das Gehalt empfinden,<br />

macht jeden Arbeitgeber attraktiv.<br />

Vornehmlich in Branchen mit hoher Fluktuation<br />

oder im Niedriglohnsektor kann<br />

sie den entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />

am Arbeitsmarkt bedeuten. Dadurch,<br />

dass auch der Arbeitgeber seine<br />

Sozialversicherungsbeiträge reduziert,<br />

bleibt sein finanzieller Aufwand unter<br />

dem Strich sehr überschaubar.<br />

Es entsteht somit eine Win-Win-Situation<br />

für Arbeitnehmer und Arbeitgeber,<br />

bestehend aus Sicherheit, vernünftiger<br />

Verzinsung und Kostenvorteilen. Die<br />

Folge: Die Durchdringungsquote in der<br />

Belegschaft ist bei der versicherungsfreien<br />

pdUK mit durchschnittlich über<br />

80 Prozent fast doppelt so hoch wie bei<br />

versicherungsförmigen. Und die Unternehmen<br />

geben statt der 15 Prozent Mindestzulage<br />

– freiwillig – in der Regel 30<br />

bis 50 Prozent oder sogar das Doppelte<br />

hinzu. Eben weil sie selbst nicht nur betriebswirtschaftlich<br />

profitieren, sondern<br />

auch als Arbeitgeber im Ringen um die<br />

besten Fachkräfte punkten. Ein Plus, das<br />

in Krisenzeiten mit Geld kaum aufzuwiegen<br />

ist. •<br />

Manfred Baier ist Vorstandsvorsitzender<br />

des Bundesverbandes<br />

pauschaldotierte<br />

Unterstützungskasse<br />

und Geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Authent-<br />

Gruppe.<br />

Über den Autor<br />

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38 Wirtschaft<br />

39<br />

© PIQSELS.COM| JMIHR<br />

Ohne Gesichtsverlust<br />

Japanern heikle Nachrichten – nicht nur – per Mail übermitteln<br />

Wie kann ich einem Japaner, ohne die<br />

Harmonie zu zerstören, kritische Botschaften<br />

per Mail vermitteln? Das fragen<br />

sich viele Personen, die mit Japanern<br />

Geschäftskontakte pflegen. Hilfreich ist<br />

hierbei die „Hamburger-…“ oder „Sandwich-Methode“.<br />

„Das Gesicht und die Harmonie wahren“<br />

– dies sind zentrale Ziele beim Umgang<br />

von Japanern mit anderen Menschen,<br />

denn: Harmonie regelt das gesellschaftliche<br />

Leben und ist die Basis des Miteinanders.<br />

Dies ist eine Grundüberzeugung<br />

in der japanischen Kultur.<br />

Schlechte Nachrichten gibt es auch bei<br />

einer guten Kooperation<br />

Auch in der Arbeitswelt und bei der Zusammenarbeit<br />

versuchen die Japaner<br />

eine möglichst harmonische Atmosphäre<br />

zu schaffen, unter anderem damit<br />

gemeinsame Projekte schnell und gut<br />

vorankommen. Wird die angestrebte<br />

Harmonie gestört, kann dies schwerwiegende<br />

Folgen haben. Im günstigsten Fall<br />

hat Ihr japanischer Partner weniger Lust<br />

mit Ihnen zu kooperieren. Das verlangsamt<br />

die Arbeitsabläufe und erschwert die<br />

Zusammenarbeit; im schlimmsten Fall<br />

kann die gestörte Harmonie zu einem<br />

Abbruch der Beziehungen führen. Das<br />

heißt, Sie oder Ihr japanischer Partner<br />

müssen ausgetauscht werden, sofern<br />

die Geschäftsbeziehung zwischen ihren<br />

Unternehmen fortbestehen soll.<br />

Deshalb ist das Kommunizieren unangenehmer<br />

oder negativer Nachrichten für<br />

viele Geschäftsleute in der DACH-Region<br />

im Umgang mit Japanern eine große<br />

Herausforderung. Entsprechend häufig<br />

wird in Japan-Business-Seminaren gefragt:<br />

„Wie kann man Kritisches kommunizieren,<br />

wenn die Harmonie für Japaner<br />

so wichtig ist?“ Zu Recht! Denn selbst<br />

wenn die Beziehungen zu einem japanischen<br />

Geschäftspartner hervorragend<br />

sind, gibt es in der Zusammenarbeit hin<br />

und wieder Situationen, in denen etwas<br />

Unangenehmes kommuniziert werden<br />

muss. Zum Beispiel: eine Terminverzögerung.<br />

Oder Probleme bei der Ein- und<br />

Ausfuhr. Oder eine Preissteigerung. Oder<br />

technische Probleme bei der Problemlösung.<br />

„Das ist schwierig“ bedeutet oft nein<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Generell gilt: In Japan wird Negatives<br />

häufig per E-Mail kommuniziert oder<br />

abends beim gemeinsamen Bier. Wundern<br />

Sie sich deshalb nicht, wenn kritische<br />

oder heikle Themen in Meetings<br />

nicht angesprochen werden, sondern<br />

Sie danach eine E-Mail mit zahlreichen<br />

Bedenken der japanischen Seite erhalten.<br />

Auch in der mündlichen Kommunikation<br />

von Negativem treten oft Missverständnisse<br />

und Irritationen auf, da in der japanischen<br />

Sprache das Wort Nein (iie)<br />

selten benutzt wird. Möchte man „Nein“<br />

sagen, wird meist das Wort „muzukashii“<br />

(übersetzt „schwierig“)<br />

verwendet. Wenn Sie in<br />

einem Meeting also von<br />

einem Japaner den Satz „it<br />

is difficult“ hören, denken<br />

Sie daran: Ihr Gesprächspartner<br />

möchte wahrscheinlich<br />

„Nein, das will<br />

ich nicht“ sagen, er tut dies<br />

aber aus Höflichkeits- und<br />

Anstandsgründen nicht!<br />

Doch wie kommuniziere<br />

ich nun Kritisches? Ein<br />

ehemaliger, japanischer<br />

Vorgesetzter von mir gab<br />

mir vor vielen Jahren einen<br />

7-Punkte-Plan hierfür. Er<br />

zielt darauf ab, die negative<br />

oder heikle Botschaft<br />

ähnlich wie die Fleischbulette<br />

in einem Hamburger<br />

oder die Wurst in einem<br />

Sandwich zu verpacken.<br />

Das Vorgehen stelle ich Ihnen<br />

leicht modifiziert vor.<br />

In 7 Schritten heikle Nachrichten<br />

„smart“ verpacken<br />

Stellen Sie sich einen Hamburger oder<br />

Sandwich vor. Er besteht aus mehreren<br />

Schichten. Und die Fleischbulette oder<br />

Wurst? Sie ist zwischen vielen Schichten<br />

bestehend aus Brötchen, Salat, Käse, Tomaten<br />

usw. so verpackt, dass man sie oft<br />

kaum sieht. Dieses Bild sollten Sie vor Augen<br />

haben, wenn es um das Verkünden<br />

heikler oder kritischer Nachrichten geht.<br />

Schritt 1: Suchen Sie eine positive Einleitung.<br />

Sagen Sie zum Beispiel zunächst<br />

„Danke“, denn dies ist immer eine nette<br />

Einleitung. Danke kann man für so vieles<br />

sagen: zum Beispiel dafür, dass Ihr Partner<br />

Ihnen eine Mail schrieb, oder dass<br />

er Ihre Mail, die Sie ihm gerade schreiben,<br />

liest. Oder dafür, dass er Ihnen eine<br />

Antwort gab oder bei einer Sache nachfragte.<br />

In vielen japanischen E-Mails<br />

finden Sie zudem in der Einleitung ein,<br />

zwei Sätze zum Wetter. Sie können auch<br />

Gemeinsamkeiten erwähnen wie ein vorangegangenes<br />

Treffen, die Familie oder<br />

ähnliches. Nicht selten gilt für E-Mails<br />

von Japanern: Je länger die Einleitung ist,<br />

umso kritischer bzw. heikler ist der folgende<br />

Inhalt.<br />

Schritt 2: Finden Sie eine Überleitung<br />

mit Bedauern und entschuldigen Sie<br />

sich. „I am sorry to bother you in this<br />

busy time with such a small matter“ ist<br />

ein Standardsatz in der Kommunikation<br />

mit Japanern. Das zeigt, wie wichtig<br />

es ist, nicht „mit der Tür ins Haus zu fallen“,<br />

sondern das Gegenüber mit einigen<br />

Worten des Bedauerns auf die negative<br />

Aussage vorzubereiten. Da die japanische<br />

Art der Kommunikation sehr indirekt<br />

ist, bedeutet obiger Satz übersetzt:<br />

Es ist keineswegs eine Kleinigkeit, über<br />

die ich sprechen möchte; die Angelegenheit<br />

ist vielmehr sehr wichtig und/oder<br />

dringlich.<br />

Schritt 3: Benennen und erklären Sie kurz<br />

das Problem. Benennen Sie das Problem,<br />

die Kritik oder unangenehme Nachricht.<br />

Haben Sie oder Ihr Unternehmen einen<br />

Fehler gemacht, erklären Sie kurz, wie<br />

es dazu kam. Eine lange Erklärung wird<br />

häufig als Ausrede interpretiert. Erfahrungsgemäß<br />

tendieren Europäer dazu,<br />

das Problem detailliert zu<br />

schildern und ausführlich<br />

zu erklären, wie es (vermutlich)<br />

dazu kam. Halten<br />

Sie Ihre Erklärung kurz<br />

und konzentrieren Sie sich<br />

stattdessen auf den nächsten<br />

Punkt.<br />

Schritt 4: Zeigen Sie Lösungswege<br />

auf. Überlegen<br />

Sie sich mehrere, am<br />

besten drei Wege, wie das<br />

Problem (eventuell) gelöst<br />

werden könnte und zeigen<br />

Sie diese Ihrem Partner<br />

auf. Wichtig ist hierbei, Ihrem<br />

Gegenüber zu signalisieren,<br />

dass Sie ihn bei<br />

der Problemlösung nicht<br />

alleine lassen. Dieser Teil<br />

der E-Mail ist sehr zeitaufwendig,<br />

aber unverzichtbar.<br />

Lösungswege sind<br />

zukunftsorientiert. Mit<br />

dem Aufzeigen möglicher<br />

Lösungswege zeigen Sie,<br />

dass Sie sich auch künftig<br />

eine gute Kooperation wünschen.<br />

© ULRIKE FRÖHLICH<br />

Schritt 5: Mit Fakten überzeugen. Die<br />

japanische Arbeitskultur ist fakten- und<br />

zahlenbasiert. Wenn Sie überzeugen<br />

möchten, benötigen Sie Zahlen. Bauen<br />

Sie Zahlen, Statistiken und Graphiken in<br />

Ihre E-Mails ein oder hängen Sie diese<br />

als Anhang an, falls Sie zum Beispiel das<br />

Gefühl haben, dass dies für Ihren Partner<br />

als Person wichtig oder als Argumentationshilfe<br />

bzw. zum Absichern seiner<br />

Entscheidung gegenüber Vorgesetzten<br />

hilfreich ist.<br />

Schritt 6: Doppelt hält besser – nochmals<br />

entschuldigen. Gegen Ende Ihrer u


40 Wirtschaft<br />

41<br />

Mail sollten Sie sich nochmals entschuldigen<br />

– zum Beispiel für den Fehler oder<br />

die Nachlässigkeit. Oder für die verursachten<br />

Irritationen oder die Mehrarbeit.<br />

Das ist in der japanischen Korrespondenz<br />

und Kommunikation durchaus<br />

üblich. „Doppelt genäht hält besser“, ist<br />

auch bei uns eine Redewendung.<br />

Schritt 7: Verweisen Sie auf die weitere<br />

gute gemeinsame Zusammenarbeit.<br />

Schreiben Sie zum Abschluss noch einen<br />

wohlklingenden Satz bezüglich der<br />

guten künftigen Zusammenarbeit oder<br />

einer Gemeinsamkeit in der Zukunft, wie<br />

„I am always happy working with you“<br />

oder „looking forward to xyz.“. Dann ist<br />

Ihre E-Mail perfekt, und die negative<br />

oder heikle Botschaft kommt bei Ihrem<br />

japanischen Geschäftspartner ohne<br />

Gesichtsverlust an. Also steht einer weiteren<br />

harmonischen Zusammenarbeit<br />

nichts mehr im Weg.<br />

Auch Europäer schätzen eine „harmonische“<br />

Kommunikation<br />

Zugegeben, ein solches Vorgehen ist weder<br />

neu, noch „revolutionär“. Zudem gehen<br />

wir bei unserer Kommunikation mit<br />

Europäern, wenn wir Unangenehmes<br />

zu vermelden haben, oft ähnlich vor, da<br />

auch sie respektvoll und wertschätzend<br />

behandelt werden möchten – auch<br />

wenn sich Respekt und Wertschätzung<br />

in den verschiedenen Kulturen in teils<br />

unterschiedlichen Dingen zeigen. Deshalb<br />

hat sich der Begriff „Hamburger-…“<br />

oder „Sandwich-E-Mail“ in vielen Unternehmen<br />

in der DACH-Region schon für<br />

entsprechende Mails eingebürgert. In<br />

der Kommunikation mit Japanern hat<br />

ein solches Vorgehen kulturbedingt jedoch<br />

eine besonders hohe Relevanz. Zudem<br />

ist in ihr außer dem Sich-bedanken<br />

das wiederholte Sich-entschuldigen und<br />

das Aufzeigen von Lösungswegen sehr<br />

wichtig. Nehmen Sie sich deshalb für das<br />

Entwickeln möglicher Problemlösungen<br />

Zeit.<br />

… und noch ein Tipp.<br />

Ist Ihrem japanischen Geschäftspartner<br />

offensichtlich ein Fehler unterlaufen,<br />

zum Beispiel Zahlen nicht gecheckt, und<br />

müssen Sie ihn darauf hinweisen, dann<br />

vermeiden Sie direkte Beschuldigungen<br />

wie: „Sie haben hier eine falsche Zahl<br />

eingetragen…“. Kommunizieren Sie den<br />

Fehler lieber so „neutral“, als ob er sich<br />

niemandem zuordnen ließe. Sagen oder<br />

schreiben Sie zum Beispiel: „Hier liegt<br />

wahrscheinlich ein Missverständnis vor.<br />

In meinen Unterlagen steht eine andere<br />

Zahl. Welche ist die Aktuellste?“. Dann<br />

ist eine harmonische Problemlösung<br />

wahrscheinlicher, als wenn Sie nach dem<br />

„schwarzen Peter“ suchen. •<br />

Über die Autorin<br />

Ulrike Fröhlich ist Inhaberin<br />

der Managementberatung<br />

Understanding Japan,<br />

Weil am Rhein (Internet:<br />

www.understanding-japan.<br />

de). Die studierte Volkswirtschaftlerin,<br />

Soziologin<br />

und Japanologin lebte viele<br />

Jahre in Japan und arbeitete<br />

sieben Jahre für japanische<br />

Unternehmen und Behörden. Sie bietet u.a.<br />

Japan Business Seminare als Präsenz- und<br />

Onlineveranstaltungen an.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Auch Management selbst<br />

muss nachhaltig sein<br />

CE2GS - Weltweites Zertifizierungsprogramm für KMU, vom Deutschen<br />

Institut für kleine und mittlere Unternehmen (DIKMU)<br />

Dass Unternehmen überall auf der Welt<br />

seriös arbeiten und zudem auch noch<br />

in zehn Jahren existieren werden – das<br />

kann niemand garantieren. Aber jedes<br />

Unternehmen wünscht sich den richtigen<br />

Partner für eine seriöse und langfristige<br />

Zusammenarbeit. Das kommende<br />

Lieferkettengesetz verstärkt dies noch<br />

– verlangt dass man sich über die Geschäftspartner<br />

im Klaren und sicher ist.<br />

Aber wie kann man dies im Vorfeld einer<br />

Kooperation erkennen? Das Deutsche Institut<br />

für kleine und mittlere Unternehmen<br />

(DIKMU) hat dazu ein weltweites<br />

Zertifizierungsprogramm für KMU aufgelegt:<br />

Das Gütesiegel nach Standards<br />

des „German Mittelstandes“ gibt beiden<br />

Partnern diese Sicherheit und fördert so<br />

„nachhaltige“ internationale Zusammenarbeit.<br />

Nicht nur deutsche Unternehmen<br />

sollten dieses Zertifikat von Ihren internationalen<br />

Kooperationspartnern verlangen.<br />

Man kann über den Titel Exportweltweister<br />

trefflich streiten, aber es bleibt,<br />

dass gerade deutsche mittelständische<br />

Unternehmen (KMU) international sehr<br />

erfolgreich sind. Doch jenseits der „Hidden<br />

Champions“ wurden sie nur zu oft<br />

zwar als solide und verlässlich, aber auch<br />

als angestaubt und langsam angesehen.<br />

Doch in der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

2008 und in den Folgejahren zeigte sich,<br />

dass deutsche KMU auch in Krisenzeiten<br />

robust, nachhaltig und strategisch langfristig<br />

aufgestellt sind. Der Begriff „Management<br />

made in Germany“ machte<br />

nicht erst damals anerkennend die Runde.<br />

Viele Unternehmen auf der Welt würden<br />

ihnen gerne gleichtun. Aber auch deutsche<br />

und europäische Unternehmen<br />

wünschen sich, dass ihre internationalen<br />

Partnerunternehmen ebenso diese<br />

Eigenschaften eines „nachhaltigen Managements“<br />

besitzen würden: Es würde<br />

das Vertrauen untereinander erhöhen<br />

und Kooperationen sehr erleichtern.<br />

Doch gerade KMU – nicht nur in<br />

Deutschland – sind oft unsicher: Zum<br />

einen kennen sie die spezifischen u<br />

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42 Wirtschaft<br />

43<br />

Wirtschaftsverhältnisse und<br />

-gepflogenheiten ihrer Kooperationspartner<br />

in anderen<br />

Länden nicht oder nur<br />

schlecht. Gescheiterte Kooperationen,<br />

unberechenbare<br />

Politik, wirtschaftliche, militärische<br />

und klimatische Krisen,<br />

aber auch fragwürdige<br />

Berichte in den Medien über<br />

Wirtschaftskriminalität und<br />

„Eintagsfliegen“ verunsichern<br />

zusätzlich. Zudem werden –<br />

ob berechtigt oder nicht – immer<br />

wieder Zweifel laut, ob<br />

die Geschäftspartner gerade in Emerging<br />

Markets über ausreichende kaufmännische<br />

Kenntnisse und Managementfähigkeiten<br />

verfügen, um noch in einigen<br />

Jahren zu existieren. Gerne besäße man<br />

mehr belastbare Informationen und Sicherheiten<br />

zu den potentiellen Partnern,<br />

was aber besonders für KMU schwierig<br />

zu erlangen und oft mit – für KMU – zu<br />

hohen Kosten verbunden ist.<br />

Die aufkommenden Lieferkettengesetze<br />

in Deutschland und der EU haben und<br />

werden zusätzlich diesen Zwang erhöhen,<br />

zu wissen und damit bereits im<br />

Vorfeld von Kooperation und prüfen, mit<br />

wem man denn dann zusammen arbeiten<br />

wird.<br />

Große Unternehmen können die für<br />

diese notwendigen Analysen, die mitunter<br />

einer Due Dilligence nahe kommen<br />

würden und die Auswahl geeigneter Geschäftspartner<br />

auf interne „Boardmittel“<br />

oder auf externe Berater zurückgreifen.<br />

Für kleine und mittlere Unternehmen<br />

jedoch entsteht hier ein großer Aufwand,<br />

den diese regelmäßig weder von ihrer<br />

Kompetenz als auch von den personalen<br />

noch finanziellen Kapazitäten her leisten<br />

können. Unternehmensberater dürften<br />

für viele KMU hierfür zu kostspielig sein,<br />

und auch die eigenen Branchenverbände<br />

werden wohl nur mit allgemeinen Hinweisen<br />

helfen können.<br />

Als Ausweg verlangen Unternehmen<br />

in Deutschland und in der<br />

EU daher zunehmend von<br />

ihren potentiellen Partnern<br />

den Nachweis, dass diese<br />

nachhaltig-dauerhaft, professionell<br />

und seriös wirtschaften.<br />

Die Leidtragenden sind<br />

damit die KMU weltweit, die<br />

gerne international kooperieren<br />

möchten und sicherlich<br />

in ihrer Mehrheit kompetent<br />

und seriös arbeiten, die aber<br />

große Schwierigkeiten besitzen,<br />

sich den begehrten Geschäftspartnern<br />

aus der EU<br />

als „weiße unter den schwarzen Schafen“<br />

zu präsentieren.<br />

© PIQSELS.COM | FODXC<br />

Ein solcher Nachweis sollte sinnvollerweise<br />

an den Eigenschaften und Elementen<br />

von langfristigen, nachhaltig<br />

ausgerichteten Unternehmenskonzepten<br />

und -management entlang geführt<br />

werden (das „Management made in<br />

Germany“), also Eigenschaften wie sie<br />

deutschen KMU nachgesagt werden<br />

und die offensichtlich nicht nur 2008<br />

dazu geführt haben, dass deutsche<br />

KMU gut durch die damalige Krise gekommen<br />

sind – was man von kleinen<br />

Unternehmen in anderen Ländern dieser<br />

Welt nicht unbedingt sagen konnte<br />

und kann.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Das Deutsche Institut für kleine und<br />

mittlere Unternehmen e. V. (DIKMU)<br />

kennt als Forschungs- und Lehreinheit<br />

zum Management von KMU die besonderen<br />

Eigenschaften und Managementverhaltensweisen<br />

der deutschen Unternehmen.<br />

Es kann diese Eigenschaften<br />

und deren Voraussetzungen in Unternehmen<br />

erkennen und bewerten. Daher<br />

lag es nur nahe, ein weltweites Zertifizierungsprogramm<br />

„Certified Entrepreneur<br />

– to German Standards“ (CE2GS) zu<br />

entwickeln und aufzulegen – auch nach<br />

Drängen aus der Wirtschaft.<br />

Im Zertifizierungsprogramm können<br />

sich weltweit KMU im Sinne des oben<br />

Gesagten begutachten und zertifizieren<br />

lassen – mit einem auch für KMU leistbaren<br />

und zeitlich überschaubaren Aufwand.<br />

Sie erhalten dann ein reputiertes<br />

Zertifikat des Deutschen Institutes für<br />

KMU, mit dem sie sich in Kooperationsverhandlungen<br />

hervortun können.<br />

Das Zertifikat wird vom DIKMU nach<br />

abschliessender Prüfung vergeben, die<br />

Begutachtung zuvor erfolgt allerdings<br />

von ausgewählten, akkreditierten Gutachtern<br />

in den jeweiligen Ländern der zu<br />

zertifizierenden KMU – also unter Beachtung<br />

der länder- und kulturspezifischen<br />

Gegebenheiten vor Ort. Derzeit sucht<br />

das DIKMU noch geeignete Gutachter in<br />

allen Ländern der Welt. Fast 200 Gutachter<br />

wurden bereits akkreditiert.<br />

Mit dem Zertifikat CE2GS erhalten KMU<br />

nicht nur einen wertvollen Ausweis für<br />

vertrauensvolle weltweite Zusammenarbeit,<br />

was individuell und auch insgesamt<br />

die Zusammenarbeit und wirtschaftliche<br />

Prosperität aller KMU in der Welt<br />

fördert. Die so zertifizierten „Certified<br />

Entrepreneurs“ werden zudem den „Club<br />

der Certified Entrepreneurs“ aufgenommen,<br />

einem so entstehenden weltweiten<br />

Netzwerk von KMU.<br />

In dieses Netzwerk werden auch Unternehmen<br />

aus Deutschland und der EU<br />

aufgenommen, so dass die Certified Entrepreneure<br />

direkten Zugang zum europäischen<br />

Partner und dem Markt erhalten.<br />

Interessenten können sich dazu gerne<br />

an das Deutsche Institut für kleine und<br />

mittlere Unternehmen oder auch an die<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung wenden.<br />

Jenseits der Gewinnung von weiteren<br />

Gutachtern und natürlich den Unternehmen,<br />

die sich zertifizieren lassen wollen,<br />

wird das Programm auch über Kammern,<br />

Verbände, Politik und Diplomatie weltweit<br />

bekannt gemacht. Letztere sind aufgefordert,<br />

auch hier explizit angesprochen,<br />

dieses „Förderprogramm“, das CE2GS-Programm<br />

in ihren Ländern bekannt zu machen<br />

und Interesse dafür zu wecken – es<br />

wäre praktizierte Wirtschaftsförderung.<br />

Und es gibt auch eine Forderung an alle<br />

Unternehmen in Deutschland und der EU:<br />

Wer international aktiv ist oder es werden<br />

will, wer mit Unternehmen ausserhalb<br />

der EU kooperieren will, sollte von seinen<br />

Partnern bzw. den Unternehmen weltweit<br />

dieses Zertifikat verlangen.: nicht nur, weil<br />

man selber mehr Vertrauen für die anstehenden<br />

Kooperationen erhalten möchte,<br />

sondern weil es Lieferkettengesetze und<br />

auch die zunehmenden Unsicherheiten<br />

durch politische und kriegerische Krisen<br />

– wie in Ukraine und Russland oder in China<br />

und Taiwan –dazu zwingen. •<br />

Univ.-Professor Dr.<br />

Jörn-Axel Meyer ist CEO<br />

Über den Autor<br />

und Wissenschaftlicher<br />

Direktor des Deutschen Instituts<br />

für kleine und mittlere<br />

Unternehmen www.DIKMU.<br />

de, und Vorsitzender des<br />

Wissenschaftlichen Beirates<br />

der Oskar-Patzelt-Stiftung.<br />

Weiteres unter<br />

www.certified-entrepreneur.de; ce@dikmu.de.<br />

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44 Wirtschaft<br />

45<br />

info<br />

Professor Merks Tipp:<br />

Die Top 5<br />

Kernkompetenzen guter Führungskräfte<br />

Prof. Dr. Joachim Merk, Studiengangsleiter<br />

„Wirtschaftspsychologie & Leadership<br />

(M.Sc.)“ an der SRH Fernhochschule<br />

– The Mobile University, hat die wichtigsten<br />

Kompetenzen von Führungskräften<br />

zusammengetragen:<br />

Führungskräfte müssen wesentliche<br />

Systeme, Herausforderungen und Einflussfaktoren<br />

auf Arbeitswelten erkennen,<br />

einstufen und die gewonnenen<br />

Schlussfolgerungen bei eigenen Entscheidungen<br />

berücksichtigen. Mehr<br />

denn je stehen dabei die Bedingungen<br />

einer agilen Arbeitswelt im Vordergrund<br />

und ein Anpassen des Führungsverhaltens<br />

ist unabdingbar. Vernetzung,<br />

Digitalisierung, Partizipation und Interkulturalität<br />

sind inzwischen ein Teil des<br />

Arbeitsalltags für viele Führungskräfte.<br />

Mit diesen fünf Kompetenzen in Anlehnung<br />

an moderne Konzepte der Führung<br />

4.0 sind Fach- und Führungskräfte<br />

bestens für die Zukunft gerüstet:<br />

Führen in der Distanz<br />

Mitarbeitende verfügen im digitalen<br />

Setting über deutlich mehr Freiräume,<br />

Flexibilität und Vertrauen. Der vermehrte<br />

Einsatz digitaler Möglichkeiten<br />

bringt eine örtliche und zeitliche Unabhängigkeit<br />

mit sich, welche diese Entwicklungen<br />

fördert. Die Führungskräfte<br />

stehen daher vor der Herausforderung<br />

ihre Mittarbeitenden über die räumliche<br />

Distanz hinweg zu leiten.<br />

Führen als Coaching<br />

Das veraltete Verständnis einer auf Kontrolle<br />

ausgerichteten Führungsfunktion<br />

weicht den motivationsfördernden und<br />

beratenden Führungsaufgaben, die am<br />

modernen Arbeitsplatz im Vordergrund<br />

stehen. Der Aufbau und die Pflege persönlicher<br />

Beziehungen zu den Mitarbeitenden<br />

im Kontext unpersönlicher<br />

technischer Kanäle stellt dabei einen<br />

kritischen Erfolgsfaktor dar – nicht<br />

zuletzt, um als Ansprechpartner bei<br />

Mehrbelastungen und resultierender<br />

gesundheitlicher Folge bereit zu stehen.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Führen als interdisziplinäre Aufgabe<br />

mit Weitblick<br />

Moderne Führung umfasst alle Tätigkeitsbereiche,<br />

die mit arbeits-, gesundheits-,<br />

personal-, bzw. organisationspsychologischen<br />

Fragestellungen in<br />

Beziehung stehen und eine interdisziplinäre<br />

Betrachtungsweise erfordern.<br />

Dabei gilt es auf individueller, gruppenbezogener,<br />

organisationaler und organisationsübergreifender<br />

Ebene Führungsund<br />

Managementprozesse zu planen,<br />

umzusetzen und bewerten zu können.<br />

Führen am Puls der Zeit<br />

Themen wie Fachkräftemangel, Demographie,<br />

Wettbewerb um Humanressourcen,<br />

Arbeitgeberattraktivität bzw.<br />

„Employer Branding“ beschäftigen Führungskräfte<br />

fortwährend. Daher gehört<br />

es zu den zentralen Führungsaufgaben,<br />

den eigenen Wissensstand aktuell zu<br />

halten und dabei verlässliche, wissenschaftliche<br />

Informationsquellen zu<br />

nutzen und die Relevanz solcher Daten<br />

einstufen zu können.<br />

Führen als professioneller Umgang mit<br />

Menschen<br />

Nicht zuletzt muss die Notwendigkeit<br />

von Offenheit, Partizipation und Agilität<br />

auf einer sachlichen Ebene erkannt<br />

werden. Emotionale Reaktionen und<br />

„Bauchgefühle“ sind meist einseitig. Sie<br />

stehen einer modernen Führung entgegen,<br />

da sie nur einen eingeschränkten<br />

Einblick in komplexe Bedingungen geben.<br />

Psychologische Konzepte können<br />

als Basis für die Interpretation von Situationen<br />

und Ableitung von Handlungsmöglichkeiten<br />

dienen. •<br />

Erwarte das Unerwartete!<br />

Wir als<br />

Gesellschaft müssen<br />

auf Veränderungen<br />

reagieren, die wir nicht<br />

direkt beeinflussen können.<br />

Die derzeit zentrale<br />

Herausforderung<br />

für moderne Führungskräfte<br />

besteht nicht allein in der Planung<br />

zukünftiger Entscheidungen und<br />

Maßnahmen. Vielmehr ist Flexibilität gefragt.<br />

Mehr denn je müssen Führungskräfte<br />

Szenarien entwickeln und in Mustern denken<br />

können, um die Zukunft steuerbar zu machen.<br />

Komplexe und teils instabile Bedingungen<br />

erfordern es, Situationen aus mehreren<br />

theoretischen und anwendungsbezogenen<br />

Perspektiven zu betrachten und sich alternative<br />

Handlungswege offen zu halten. Ein<br />

derartig systemisches Denken wird mit dem<br />

Masterstudiengang „Wirtschaftspsychologie<br />

& Leadership“ der SRH Fernhochschule –<br />

The Mobile University gefördert.<br />

Das Fernstudium richtet sich an Fach- und<br />

Führungskräfte deren Ziel es ist sich modernes<br />

Leadership-Know-how anzueignen und<br />

die Psychologie dahinter zu verstehen. Die<br />

Studierenden erwerben ein interdisziplinäres<br />

Verständnis von Wirtschaftspsychologie<br />

und positionieren sich so für Arbeitsfelder<br />

in Unternehmen aller Branchen. Weiteres:<br />

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47<br />

Wie man<br />

„heilige Kühe“ mit<br />

dem „Elefanten im<br />

Raum“ vertreibt<br />

Innovationen sind der Umsatz von übermorgen.<br />

Man muss sie startklar in der Pipeline haben, wenn<br />

die alten Lösungen es nicht mehr bringen. Tabuthemen,<br />

Blockaden und „heilige Kühe“ kann man dabei<br />

nicht brauchen. Mit dem "Elefanten im Raum" lässt<br />

sich das scheinbar Unantastbare vertreiben.<br />

© PIQSELS.COM | JOAIR<br />

Ganze Industrien haben ein Interesse<br />

daran, den Fortschritt zu hemmen, um<br />

den Wert des Kapitals zu schützen, das<br />

in ihren veralteten Technologien gebunden<br />

ist. Sie hüten ausgebrannte Feuerstellen,<br />

statt mit erhobener Fackel neues<br />

Terrain zu erkunden. Viele Chancen lassen<br />

sie ganz einfach deshalb verstreichen,<br />

weil das Risiko des Scheiterns besteht.<br />

Wer scheitert, setzt in tradierten<br />

Organisationen seine Karriere aufs<br />

Spiel. So hat Bahnbrechendes dort sehr<br />

schlechte Karten. Doch mit schlechten<br />

Karten verliert man ein Spiel. Wer den<br />

Status quo einbetoniert, wird aussortiert:<br />

von Kunden, die mehr wollen als<br />

das, was es gestern schon gab - und von<br />

denen, die solche Kunden verstehen.<br />

Auch das hört man oft: „Unser Umsatz<br />

brummt. Wir sind voll ausgelastet. Das<br />

Geschäftsmodell stimmt. Die Produkte<br />

passen. Es geht uns prächtig. Wieso<br />

was ändern, wenn‘s läuft?“ Genau dann<br />

wäre es an der Zeit, beherzt den Sprung<br />

in die Zukunft zu wagen. Wenn es einem<br />

Unternehmen mal nicht mehr so gut<br />

geht, hat es dafür keine Zeit. Doch leider:<br />

Viele Anbieter optimieren lieber ihre<br />

Vergangenheit, statt ganz und gar neue<br />

Wege zu gehen. Deren Manager sind<br />

keine Gestalter, sondern Verwalter, weil<br />

das System, in dem sie Verantwortung<br />

tragen, Wagemut nicht belohnt.<br />

Wer zukunftsfit werden will, muss Mut<br />

belohnen<br />

Kein Unternehmen erzielt Wettbewerbsvorsprünge<br />

dadurch, dass die<br />

Belegschaft das Übliche tut und sich<br />

an Etabliertes hält. Vorsprünge erzielt<br />

man im Neuland, durch außergewöhnliche<br />

Vorgehensweisen, durch kühnes<br />

Handeln und einfallsreiche Ideen.<br />

Nicht Konformismus, sondern Mut<br />

muss man also in den Unternehmen<br />

belohnen:<br />

• den Mut, anders zu denken,<br />

• den Mut, anders zu handeln,<br />

• den Mut, Neues zu wagen. u


48 Wirtschaft<br />

49<br />

Das neue Buch der Autorin<br />

Anne M. Schüller:<br />

Bahn frei für<br />

Übermorgengestalter<br />

Darüber hinaus gibt es in nahezu jeder<br />

Firma Probleme, die unübersehbar existieren.<br />

Doch man spricht darüber nur<br />

hinter vorgehaltener Hand: veraltete<br />

Geschäftsmodelle, die vergreisten Lieblingsprodukte<br />

des Chefs, Regeln und<br />

Rituale, die keiner mehr braucht, alphahierarchische<br />

Machtstrukturen, unzeitgemäße<br />

Entscheidungsverfahren,<br />

antiquierte Führungsmethoden, eine<br />

falsche Fehlerkultur, überbordende<br />

hausgemachte Bürokratie, ächzende<br />

Meetings, verfehlte Bonifizierungsstrategien<br />

und vieles mehr.<br />

Blockaden lösen mit dem „Elefanten<br />

im Raum“<br />

Für die „Future Economy“, in der sich<br />

menschliche und künstliche Intelligenzen<br />

miteinander verbinden, wird<br />

zunächst ein „Future Mindset“ und<br />

dann eine „Future Organisation“ gebraucht.<br />

Dies verlangt von einem traditionellen<br />

Management, alle derzeitigen<br />

Strategien und die damit verbundenen<br />

Verfahrensweisen auf den Prüfstand zu<br />

stellen – und dabei insbesondere auch<br />

die „heiligen Kühe“ zu thematisieren.<br />

„Elephant in the Room“ ist eine gute<br />

Methode, um Tabus und Blockaden jeder<br />

Couleur in Angriff zu nehmen. Warum<br />

Elefant? Weil es um etwas wirklich<br />

Großes geht: ein offensichtliches Problem,<br />

das dick und breit im Raum steht<br />

und den Zugang zu einer besseren Zukunft<br />

versperrt. Es ist unübersehbar,<br />

doch alle tun so, als wäre es gar nicht<br />

da. Im Mittelpunkt eines solchen Workshops<br />

steht folgende Frage:<br />

„Wenn es um unsere unternehmerische<br />

Zukunft geht, was sind die wahren<br />

Hemmnisse und Blockaden, über die<br />

zwar offiziell niemand spricht, worüber<br />

wir aber unbedingt reden sollten?“<br />

Initiiert wird dieser Prozess von jemandem<br />

aus dem Top-Management. Arbeiten<br />

Sie in diesem Workshop unbedingt<br />

mit einer qualifizierten Moderation.<br />

Starten Sie am besten<br />

mit einer Sicherheitsfrage<br />

Am besten startet man mit einer „Sicherheitsfrage“.<br />

Zeichnen Sie dazu eine<br />

Elfer-Skala auf eine Pinnwand und fragen<br />

Sie die Anwesenden so:<br />

„Auf dieser Skala von null bis zehn: Wie<br />

frei denken Sie, in dieser Runde reden zu<br />

können?“<br />

Im Allgemeinen favorisiere ich eine verdeckte<br />

Bewertung. Die Gruppenzwänge<br />

sind oft sehr hoch. Man will sich<br />

mit seiner Meinung nicht isolieren. Die<br />

Gefahr, dass erwünschtes Verhalten<br />

gezeigt wird und genehme Antworten<br />

kommen, ist damit groß. Die Pinnwand<br />

mit der Skala wird also am besten umgedreht,<br />

so dass die Teilnehmer:innen<br />

ihre Bewertung anonym geben können.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Damit man unbeeinflusst von anderen<br />

bleibt, schreibt jeder seine Zahl auf<br />

einen Klebepunkt, bevor er/sie hinter<br />

die Pinnwand geht. Liegen Punkte unter<br />

sieben, wird das zunächst diskutiert.<br />

Führungskräfte geben übrigens<br />

oft eine zu gute Wertung, weil sie sich<br />

über- und die organisationale Not unterschätzen.<br />

Bei einem interhierarchischen<br />

Workshop sollten sie deshalb<br />

ihre Punkte einkreisen, damit auch das<br />

sichtbar wird.<br />

Wie sich „heilige Kühe“ vom Eis holen<br />

lassen<br />

Wenn die Unternehmens- und Kommunikationskultur<br />

bereits offen und vertrauensvoll<br />

ist, können Sie eine überaus<br />

wirkungsvolle Variante wählen: Holen<br />

Sie die Elfer-Skala physisch in den Raum,<br />

indem Sie sie auf den Fußboden malen.<br />

Die Teilnehmenden sollen sich zu der jeweiligen<br />

Nummer begeben. Dann stellt<br />

man ihnen folgende Fragen:<br />

• „Möchtest du den anderen etwas zu<br />

deinem Standpunkt sagen?“ Oder:<br />

• „Möchtest du jemanden im Raum etwas<br />

zu dessen Standpunkt fragen?“<br />

Nach der Sicherheitsfrage und einer<br />

kleinen Wirkungspause werden die „heilige<br />

Kühe“ nun – vorsichtshalber immer<br />

noch anonymisiert - gelistet, priorisiert,<br />

diskutiert und idealerweise danach<br />

gleich angegangen.<br />

Ein Etappenziel ist erreicht, wenn sich<br />

am Ende alle trauen, Dinge, die sie für<br />

eine „heilige Kuh“ halten, offen anzusprechen.<br />

Und das sollte stets positiv<br />

aufgenommen werden, vor allem von<br />

den „Haltern der Kühe“. Danach sollte<br />

mindestens eine Kuh bei den Hörnern<br />

gepackt und tatsächlich vom Eis geholt<br />

werden. Maximalziel ist, dass es am<br />

Ende keine „heiligen Kühe“ mehr gibt -<br />

und Blockaden fortan erst gar nicht entstehen.<br />

•<br />

Gabal Verlag <strong>2022</strong>,<br />

216 S., 24,90 €,<br />

ISBN 978-3967390933<br />

Das Buch zeigt 25 rasch<br />

umsetzbare Initiativen und weit über 100<br />

Aktionsbeispiele, um zu einem Überflieger<br />

der Wirtschaft zu werden. Kompakt und sehr<br />

unterhaltsam veranschaulicht es jedem, der<br />

helfen will, eine bessere Zukunft zu gestalten,<br />

die maßgeblichen Vorgehensweisen in drei<br />

Bereichen: Wie machen wir die Menschen<br />

stärker, das Zusammenarbeiten besser und<br />

die Innovationskraft im Unternehmen größer.<br />

Anne M. Schüller<br />

ist Managementdenker,<br />

Keynote-Speaker, mehrfach<br />

preisgekrönte Bestsellerautorin<br />

und Businesscoach.<br />

Die Diplom-<br />

Betriebswirtin gilt als<br />

führende Expertin für das<br />

Touchpoint Management<br />

und eine kundenfokussierte<br />

Unternehmensführung.<br />

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51<br />

KAMPF<br />

Wie Jeff Bezos, Richard Branson und<br />

Elon Musk den Weltraum erobern<br />

Die Ökonomisierung und die Militarisierung<br />

des Weltalls stehen im Fokus<br />

des Buchs „Kampf ums All“, das in der<br />

UNO-Denkfabrik Diplomatic Council erschienen<br />

ist. Auf 260 Seiten wird erklärt,<br />

„wie Jeff Bezos, Richard Branson und Elon<br />

Musk den Weltraum erobern und welche<br />

Rolle die NASA, die ESA, Russland und<br />

China“ dabei spielen, so der ungewöhnlich<br />

lange Untertitel. Tatsächlich beleuchtet<br />

Autor Andreas Dripke beinahe<br />

alle Aspekte der Weltraumfahrt, von den<br />

ersten Anfängen bis zur geplanten Besiedelung<br />

des Mars.<br />

Dabei folgt das Buch einer These: Die<br />

USA wollen den Weltraum mit Hilfe<br />

amerikanischer Unternehmen für sich<br />

vereinnahmen, weil sie ihn strategisch,<br />

wirtschaftlich und militärisch als über-<br />

ums ALL<br />

aus wichtig für ihre künftige Vormachtstellung<br />

auf der Erde und im All einstufen.<br />

Hierzu haben sie unter dem Namen<br />

Artemis Accords ein Regelwerk für die<br />

moderne Weltraumfahrt erarbeitet, von<br />

dem sie erwarten, dass es von der internationalen<br />

Staatengemeinschaft<br />

wie selbstverständlich akzeptiert wird.<br />

Länder und Unternehmen, die sich dem<br />

US-Diktat nicht unterwerfen, werden<br />

vom Artemis-Programm, dem amerikanischen<br />

Weg zum Mond, zum Mars und<br />

darüber hinaus, ausgeschlossen. China<br />

und Russland sind per se außen vor und<br />

haben als Reaktion bereits eine engere<br />

Zusammenarbeit im Weltraum vereinbart.<br />

Das US-Regelwerk verstößt an<br />

entscheidenden Stellen gegen den Sinn<br />

und Wortlaut des Weltraumvertrags der<br />

Vereinten Nationen. So sieht Artemis<br />

Accords die Inbesitznahme und Verteidigung<br />

von Gebieten auf dem Mond oder<br />

dem Mars vor, was im UNO-Vertragswerk<br />

ausdrücklich abgelehnt wird.<br />

Die US-Regierung macht die Regeln, die<br />

US-Wirtschaft das Geschäft<br />

Das Buch zieht zum Vorgehen der USA<br />

im All zwei Vergleiche: mit der Eroberung<br />

des amerikanischen Kontinents<br />

durch Siedler aus Europa seit dem 17.<br />

Jahrhundert und mit der Dominanz der<br />

US-Digitalkonzerne in der modernen<br />

Computerwelt. Der Autor geht von einer<br />

symbiotischen Entwicklung bei der Eroberung<br />

des Weltraums aus: Die US-Regierung<br />

gewährt die Rahmenbedingungen<br />

und den militärischen Schutz, während<br />

sich die amerikanische Wirtschaft daranmacht,<br />

die Ressourcen im All unter ihre<br />

Fittiche und neue Geschäftsmodelle wie<br />

den Weltraumtourismus auf den Weg zu<br />

© PIQSELS.COM | FRTIJ<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

bringen.<br />

Elon Musks Weltraumfirmen SpaceX<br />

und Starlink stehen demnach exemplarisch<br />

für die unternehmerische Seite<br />

dieser „Public-Private-Partnership“. Dies<br />

folgt der Erkenntnis, dass Unternehmen<br />

schneller, flexibler und kostenbewusster<br />

agieren als nationale Weltraumbehörden<br />

wie etwa die NASA. Für die Besiedelung<br />

des Weltraums sei es von entscheidender<br />

Bedeutung, möglichst große Nutzlasten<br />

zu minimalen Kosten ins All befördern<br />

zu können. SpaceX habe diesbezüglich<br />

bereits heute mit der Rakete Falcon Heavy<br />

die Nase vorn und sei dabei, sich mit<br />

dem geplanten Raketenraumschiff Starship<br />

die Pole-Position für Missionen und<br />

Versorgungsflüge in Richtung Mars zu<br />

sichern. Das Starship zeichnet sich nicht<br />

nur durch hohe Nutzlasten von über 100<br />

Tonnen aus, sondern vor allem durch seine<br />

Wiederverwendbarkeit als Schlüssel<br />

zur Wirtschaftlichkeit.<br />

Als ernsthafter Konkurrent ums All wird<br />

in dem Buch Jeff Bezos eingestuft. Während<br />

Musk seine Pläne häufig schon<br />

Jahre vorher lautstark ankündigt, geht<br />

Bezos erst an die Öffentlichkeit, wenn<br />

alles fix und fertig funktioniert. Doch die<br />

Visionen sind ähnlich gewaltig. Während<br />

Musk den Mars besiedeln will, schwärmt<br />

Bezos von 26.000 Kilometer langen zylindrischen<br />

Raumstationen, in denen<br />

gut eine Million Menschen Platz finden<br />

könnten (zum Vergleich: China hat mit<br />

den Planungen für eine Raumstation mit<br />

gerade einmal einem Kilometer Länge<br />

begonnen). Die Realisierung der Bezos-<br />

Station wird um 2075 herum angestrebt.<br />

Deutlich vorher soll Bezos’ Projekt Kuiper<br />

Realität werden. Es handelt sich dabei<br />

um einen mit Starlink vergleichbaren<br />

Satellitengürtel rund um die Erde zur Bereitstellung<br />

eines weltweiten Breitband-<br />

Internetzugangs.<br />

Bescheidene Rolle für Europa<br />

Die Rolle Europas in der Weltraumfahrt<br />

wird in dem Buch als bescheiden eingestuft.<br />

Ohne einen eigenen Weltraumbahnhof<br />

sei man auf amerikanische Hilfe<br />

angewiesen, zumal die zuvor genutzten<br />

russischen Startgelegenheiten mit dem<br />

Ukrainekrieg weggefallen seien.<br />

Immerhin gibt es viele Marktnischen, in<br />

denen die europäische Weltraumfahrt<br />

Fuß fassen könnte. So will die ESA das<br />

Schrottsammeln im All als „neuen kommerziellen<br />

Sektor der Raumfahrtindustrie<br />

entwickeln“. Schon heute umkreisen<br />

rund eine Million Brocken, die einen<br />

Zentimeter oder mehr messen, und etwa<br />

5.000 Schrottobjekte mit einer Größe<br />

von mindestens einem Meter die Erde.<br />

Neben dem Schrottsammeln gilt auch<br />

der Start von Kleinraketen zur Beförderung<br />

von Kleinstsatelliten als lukrative<br />

Nische für europäische Weltraumfirmen.<br />

In Planung ist sogar ein Weltraumbahnhof<br />

in der Nordsee für dieses im wahrsten<br />

Sinne des Wortes kleinteilige Geschäft.<br />

Im Vergleich zu den hochfliegenden US-<br />

Plänen nehmen sich die europäischen<br />

Nischen indes bescheiden aus.<br />

Der seit 2021 amtierende ESA-Chef Josef<br />

Aschbacher gestand bereits ein, dass<br />

Europa im Raketenbereich ins „Hintertreffen“<br />

geraten sei. Vor allem privatwirtschaftliche<br />

US-Unternehmen<br />

wie SpaceX machten der europäischen<br />

Raumfahrt massiv Konkurrenz. Die US-<br />

Raumfahrtbehörde NASA habe private<br />

Unternehmen – anders als in Europa<br />

– sehr gefördert. Ob dieser Vorsprung<br />

überhaupt noch aufzuholen sei, steht in<br />

den Sternen, gibt sich das Buch skeptisch.<br />

Wahrscheinlich wird die europäische<br />

Raumfahrt eher zu einem „Anhängsel“<br />

der US-Aktivitäten verkümmern, wobei<br />

die Abhängigkeit mit Worthülsen wie<br />

„Partnerschaft“ verbrämt wird.<br />

Absoluter Machtanspruch der USA auf<br />

das Weltall<br />

Als Beleg für den „absoluten Machtanspruch<br />

der USA auf das Weltall“ wird in<br />

dem Buch unter anderem die Gründung<br />

der US Space Force angeführt. Die Angehörigen<br />

der Weltraumstreitkräfte, die<br />

Wächter (englisch: Guardians), sollen ab<br />

2025 das Gebiet zwischen Erde und Mond,<br />

den sogenannten zislunaren Raum, lückenlos<br />

überwachen. Dies kommt einer<br />

Ausweitung der Reichweite gegenüber<br />

der heutigen Überwachung durch geostationäre<br />

Satelliten etwa um das Tausendfache<br />

gleich. Bereits 2021 stellte das<br />

westliche Militärbündnis NATO klar, dass<br />

Angriffe im All, etwa auf Satelliten eines<br />

Landes, den Bündnisfall auslösen, also<br />

als Attacke auf alle im Bündnis zusammengeschlossenen<br />

Staaten gewertet<br />

wird. •<br />

info<br />

"Kampf ums All -<br />

Wie Jeff Bezos,<br />

Richard Branson<br />

und Elon Musk den<br />

Weltraum erobern",<br />

Andreas Dripke,<br />

260 Seiten,<br />

ISBN 978-3-98674-014-6,<br />

22,00 Euro.<br />

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52 Wirtschaft<br />

53<br />

„Nur echte Mehrwerte<br />

bringen Innovationen hervor“<br />

Geschäftsmodelle mit Zukunft<br />

Thomas Pförtner,<br />

Projekt- und Interim Manager<br />

zeichnete Interim Manager auch in verschiedene<br />

Fachzirkel und Gremien ein.<br />

Wegen seiner tiefgründigen Analysen<br />

und seiner systemisch-generalistischen<br />

Denkansätze ist er zudem als Autor in<br />

Fachmedien gefragt sowie als Experte im<br />

Rahmen von Workshops, Tagungen und<br />

Kongressen.<br />

Innovationen und Innovationsmanagement<br />

sind nicht erst im Zuge der Digitalisierung<br />

zu wichtigen Elementen der<br />

Unternehmensstrategie geworden. Im<br />

<strong>PT</strong>-Interview erklärt Thomas Pförtner wie<br />

wichtig ein gutes Verständnis der Geschäftsmodelle<br />

ist, um echten Mehrwert<br />

und erfolgreiche Innovationen zu schaffen.<br />

<strong>PT</strong>: Herr Pförtner, Innovationen sind<br />

der wichtigste Treiber von Erfolg. Viele<br />

Unternehmen versuchen deshalb, Innovationen<br />

bewusst und proaktiv voranzubringen.<br />

Wo liegen hier die Herausforderungen?<br />

Pförtner: Viele Unternehmen schießen<br />

mit Schrot, statt gut zu zielen. Sie sammeln<br />

einen ganzen Pool von Ideen, treiben<br />

möglichst viele davon voran und hoffen<br />

anschließend auf den Erfolg einzelner<br />

Produkte. Anstelle einer vernünftigen<br />

Strategie und Analyse ist es so allerdings<br />

eher der reine Zufall, der über Erfolg oder<br />

Nichterfolg einer Innovation entscheidet.<br />

Unter der Annahme statistischer<br />

Unabhängigkeit ist dies das Beste, was<br />

man tun kann. Aber Masse ist eben nicht<br />

gleich Klasse.<br />

<strong>PT</strong>: Wie sollten Unternehmen stattdessen<br />

vorgehen, um erfolgsversprechende<br />

Ideen von solchen mit wenig Potenzial<br />

zu trennen?<br />

Pförtner: Wir leben in einer Welt mit<br />

zunehmender Veränderungsgeschwindigkeit<br />

(Velocity), Ungewissheit (Uncertainty),<br />

Komplexität (Complexity) und<br />

Mehrdeutigkeit (Ambiguity), die heute<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Thomas Pförtner ist Projekt- und Interim<br />

Manager. Er realisiert neue Geschäftswerte<br />

durch fokussierte Projekte und ist<br />

immer dann gefragt, wenn es um strategisches<br />

Wachstum durch technische Innovationen<br />

geht. Zu seinen Auftraggebern<br />

zählen wachstumsorientierte Unternehmen<br />

aus der IT/K-Branche, der Chip- und<br />

Halbleiterindustrie sowie aus Produktion<br />

und Fertigung. Als Universalist verbindet<br />

er umfassendes technologisches Wissen<br />

über Chips und Halbleiter sowie moderne<br />

Fertigungsverfahren und Werkstoffe mit<br />

Praxiswissen über Netze, Server, moderne<br />

IT-Services und EDV. Ergänzt wird sein<br />

Kompetenzportfolio um strategisches<br />

Unternehmensmanagement-Know-how<br />

und Erfahrungen in den Bereichen Qualitätssicherung,<br />

Risikobewertung, Finanzen,<br />

Einkauf, Fertigung, Vertragswesen, Führung<br />

und Prozessteuerung. Er wirkt als<br />

Generalist. Technologie ist für ihn Mittel<br />

zum Zweck – mit und für die Menschen,<br />

die sie anwenden. Er steht für greifbare<br />

Ergebnisse und eine nachhaltige Umsetzung<br />

in der betrieblichen Praxis. Seine<br />

ganzheitliche Sicht auf menschliche,<br />

technologische, betriebswirtschaftliche,<br />

gesellschaftliche und ethische Fragestellungen<br />

in einer volatilen Geschäftswelt<br />

bringt der Diplom-Ingenieur und ausgeunter<br />

dem Begriff VUCA zusammengefasst<br />

wird. Es bedarf einer Mindesteindringtiefe,<br />

um aus einer Idee ein wirklich<br />

erfolgreiches Konzept zu machen. In der<br />

Praxis bedeutet das eine intensive Beschäftigung<br />

mit einer Idee durch Menschen,<br />

die sowohl über Sachverstand als<br />

auch über eine gewisse Offenheit für<br />

Neues verfügen.<br />

<strong>PT</strong>: Innovation sollte also weniger beiläufig<br />

betrachtet als vielmehr ganz gezielt<br />

angegangen werden?<br />

Pförtner: Genau. Ich spreche mich seit<br />

jeher dafür aus, Innovationen ganzheitlich<br />

zu betrachten. Das bedeutet, sich ein<br />

intensives Verständnis der Zielkunden,<br />

der Einsatzszenarien und des Geschäftsmodells<br />

zu verschaffen. Oftmals geht die<br />

Wirkung von Innovationen weit über die<br />

ursprüngliche Idee hinaus und es gibt Aspekte<br />

außerhalb der ersten Betrachtung,<br />

die entscheidend sind für den Erfolg einer<br />

Innovation.<br />

<strong>PT</strong>: Können Sie uns ein Beispiel aus der<br />

Praxis nennen, in dem dies deutlich wird?<br />

Pförtner: Ein aus meiner Sicht sehr erstaunliches<br />

Beispiel ist ein Getränkeautomat<br />

mit Bezahlfunktion via Mobiltelefon,<br />

den einige meiner damaligen finnischen<br />

Kollegen vorgestellt hatten – und zwar<br />

schon vor 20 Jahren. Was heute wie eine<br />

Selbstverständlichkeit klingt, war damals<br />

eine Sensation. Das Mobiltelefon mit einer<br />

Bezahlfunktion für die reale Welt zu<br />

verknüpfen, war eine absolut innovative<br />

Idee. Die Kombination war nicht nur attraktiv<br />

für die Benutzer des Telefons, sondern<br />

auch für die Mobilfunkbetreiber, die<br />

so einen Zusatznutzen aus ihrem Mobilfunknetz<br />

hätten ziehen können. Der<br />

Benefit der Automatenhersteller und<br />

-betreiber wiederum lag weniger in der<br />

Bezahlfunktion als vielmehr in der Möglichkeit<br />

der zeitgerechten Befüllung mit<br />

den richtigen Produkten, die sich aus der<br />

Erfassung und Bereitstellung der dazu<br />

notwendigen Informationen ergab. Die<br />

Automaten konnten diese Informationen<br />

leicht, und über die Mobilfunkanbindung<br />

einfach, als Zusatznutzen übermitteln.<br />

Leider war damals die Wertschöpfungskette<br />

der Betreiber noch nicht ausreichend<br />

digitalisiert, um derartige Daten<br />

zu verarbeiten. Da die Automatenbetreiber<br />

und ihre Zulieferer aber die entscheidenden<br />

Spieler in diesem Geschäftsmodell<br />

waren, war ein schneller Erfolg der<br />

Innovation ausgeschlossen.<br />

<strong>PT</strong>: Was genau unterscheidet denn wirklich<br />

innovative Unternehmen von solchen,<br />

die dies nur sein wollen?<br />

Pförtner: Unternehmen, die Innovationen<br />

erfolgreich entwickeln, prüfen<br />

schon bei der Konzeptentwicklung sämtliche<br />

Auswirkungen von Innovationen<br />

auf das Ökosystem, in dem die Innovation<br />

wirken soll. In der Regel entwickeln<br />

sie Innovationen im Umfeld ihrer bestehenden<br />

Produkte, in dem sie sich bestens<br />

auskennen. Mitunter muss man aber die<br />

Kreise weiter ziehen, als es auf den ersten<br />

Augenblick erscheint.<br />

<strong>PT</strong>: Haben Sie auch hier ein konkretes<br />

Beispiel?<br />

Pförtner: In der Telekommunikationsbranche<br />

wurden im Festnetz vor einigen<br />

Jahren sehr erfolgreiche Mehrwertdienste<br />

eingeführt, darunter der<br />

Abstimmungsservices „TED" – bekannt<br />

etwa durch die Sendung „Wetten, dass...?"<br />

mit Thomas Gottschalk – und FreeCall,<br />

also kostenlose Anrufe bei Hotlines im<br />

Festnetz. Die Idee hinter letzteren war es,<br />

für Telefonverkäufer und Versandhändler<br />

die Anrufbereitschaft potenzieller<br />

Kunden zu erhöhen, da für Anrufe im<br />

Festnetz seinerzeit noch erhebliche Gebühren<br />

verlangt wurden. Tatsächlich aber<br />

war die Interessenslage der Anbieter dieser<br />

Gratisgespräche eine etwas andere:<br />

Große Versandhändler waren schon damals<br />

sehr daran interessiert, zu erfahren,<br />

wo genau ihre Kunden herkommen. Im<br />

geografisch strukturierten Festnetz war<br />

diese Information sehr genau verfügbar.<br />

Die eigentliche Kernidee der kostenlosen<br />

Anrufe wurde damit zum Nebeneffekt.<br />

Wichtigstes Merkmal und entscheidender<br />

Mehrwert des Dienstes war vielmehr<br />

die Möglichkeit, die Herkunft der<br />

Anrufer zu lokalisieren und diese Daten<br />

gut aufbereitet zur Verfügung zu stellen.<br />

<strong>PT</strong>: Der Erfolg dieser Innovation lag also<br />

nicht zuletzt darin, dass die Unternehmenskunden<br />

einen zusätzlichen Nutzen<br />

daraus ziehen konnten?<br />

Pförtner: Richtig! Wer erfolgreiche Lösungen<br />

entwickeln will, muss ein tiefes<br />

Verständnis der Geschäfte seiner Kunden<br />

aufbauen und dementsprechend die eigenen<br />

Geschäftsmodelle und Fähigkeiten<br />

weiterentwickeln. Dies kann durch<br />

internen Know-how-Aufbau geschehen<br />

oder durch geeignete Partnerschaften. •<br />

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54 Wirtschaft<br />

55<br />

Suzanne Grieger-Langer ist Deutschlands<br />

bekannteste Profilerin. Als Profiler Suzanne<br />

steht sie auf den größten Bühnen Europas.<br />

Sie klärt auf – über Pfeifen und Psychopathen<br />

und über Menschen, die einem<br />

das Leben schwer machen. Als Mentor<br />

unterstützt sie mit mehreren Programmen<br />

Unternehmern und Führungskräfte.<br />

Mentoring: Raus aus<br />

der Knechtschaft<br />

Unternehmer sollten aufhören, Untertan zu sein<br />

© SUSANNE GRIEGER-LANGER<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Nicht wenige Unternehmer fühlen sich<br />

ohnmächtig. Immer neue Krisen sorgen<br />

für Unsicherheit, Unplanbarkeit und<br />

damit Unbeherrschbarkeit. Den „freien<br />

Unternehmer“ gibt es kaum noch, stattdessen<br />

viele Getriebene, die fremdbestimmt<br />

Themen abarbeiten, die letztlich<br />

nichts mit dem eigentlichen Unternehmenszweck<br />

und dem gewünschten Lebensinhalt<br />

zu tun haben. Unternehmer<br />

sind zerrieben zwischen immer mehr<br />

staatlichem Dirigismus, oktroyierter<br />

Bürokratie und gesellschaftlichen Konventionen<br />

einerseits und den Maximalforderungen<br />

von Mitarbeitern und<br />

Geschäftspartnern andererseits. Nicht<br />

wenige fühlen sich als Prostituierte<br />

eines Systems, dem sie scheinbar nicht<br />

entfliehen können.<br />

Seit jeher beschweren sich Unternehmer<br />

über die wachsende Bürokratie, die<br />

Einmischung des Staates in die persönlichen<br />

und vor allem die unternehmerischen<br />

Belange. Doch in den letzten<br />

Jahren ist der Staat mit seinen Institutionen<br />

schier übermächtig geworden.<br />

Es geht nicht mehr nur um Formulare<br />

und Meldepflichten, sondern um eine<br />

tiefgreifende Einmischung in den unternehmerischen<br />

Zweck als solches. Betriebe,<br />

Standorte, Produkte, Lieferketten<br />

und Technologien werden öffentlich<br />

geächtet oder goutiert. Corona-, Klima-<br />

und Energiekrise manifestieren<br />

eine staatliche Macht und eine unternehmerische<br />

Ohnmacht, die nahezu<br />

jede unternehmerische Freiheit tötet.<br />

Zwangsschließungen, Vorgaben zum<br />

vermeintlichen Gesundheitsschutz, Fragen<br />

des Energieverbrauchs, selbst die<br />

Art der Unternehmensführung unterliegen<br />

heute staatlicher Direktive.<br />

Müssen müssen ist Gegenwartskultur<br />

Unterstützt wird dies von Lobbyisten<br />

und Aktivisten, die mit gesellschaftlichen<br />

Konventionen und Erwartungen<br />

unternehmerisches Handeln moralisieren.<br />

„Du musst nachhaltig sein.“ „Du<br />

musst fair sein.“ „Du musst dem Gemeinwohl<br />

dienen.“ Das Müssen müssen<br />

ist Gegenwartskultur. Was allerdings<br />

nachhaltig, fair und gemeinwohlorientiert<br />

ist, bestimmen<br />

die Interessengruppen<br />

selbst. Wer sich<br />

derlei Konventionen<br />

nicht beugt,<br />

riskiert gesellschaftliche<br />

Ächtung,<br />

Shitstorms<br />

und Repressalien. Ausdruck finden diese<br />

Konventionen, lang genug wiederholt,<br />

dann wiederum in immer neuen Gesetzen<br />

und Verordnungen.<br />

Coaching führt nicht selten zu Selbstsabotage<br />

Auf der anderen Seite sollen Unternehmen<br />

wachsen und dabei stetig neue Jobs<br />

schaffen. Gradmesser für Erfolg sind die<br />

Anzahl der Mitarbeiter und der Umsatz.<br />

Denn ohne möglichst viele sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte und ausreichend<br />

Unternehmensgewinne, kann<br />

sich der Staat nicht finanzieren. Der Unternehmer<br />

arbeitet mithin für andere,<br />

für anonyme Dritte, für ein System. In<br />

diesem System wiederum haben Mitarbeiter<br />

alle möglichen Rechte, der Arbeitgeber<br />

aber alle möglichen Pflichten.<br />

Arbeitszeiten, Work-Life-Balance, soziale<br />

Zwangsabgaben und Fürsorgepflichten<br />

dominieren. Leistung, Flexibilität und<br />

betriebliche Notwendigkeiten treten in<br />

den Hintergrund. Mitarbeiter und HR-<br />

„Es geht darum, wieder<br />

Gestalter zu werden<br />

und Grenzen zu ziehen.“<br />

Abteilungen bestimmen zunehmend,<br />

was unternehmerisch wünschenswert<br />

und machbar ist. Deren Macht wächst<br />

infolge des Fachkräftemangels und steigender<br />

Komplexität der Wirtschaftsbeziehungen.<br />

Die Folge: Der Unternehmer wird zerrieben<br />

und befindet sich in einer Art Systemknechtschaft.<br />

Damit stellt sich die<br />

Frage, wie man<br />

als Unternehmer<br />

wieder Herr im eigenen<br />

Haus wird,<br />

wie man sich<br />

aus eben dieser<br />

Knechtschaft befreien<br />

kann. Viele<br />

suchen ihr Heil<br />

in Coachings, übersehen jedoch dabei,<br />

dass Coaching nur eine Art moderative<br />

Prozessbegleitung ist. Coaching ist, in<br />

aller Regel, eine Mischung aus Fragen<br />

stellen und Motivation schenken. Doch<br />

zu was soll ein Knecht motiviert werden?<br />

Zu mehr Leistung in einem System,<br />

das ihn beherrscht, das er selbst aber<br />

nicht beherrschen kann? Motivation ist<br />

derzeit augenscheinlich nicht das, was<br />

Unternehmer gerade brauchen. Was sie<br />

vielmehr brauchen ist ein Weg zur Befreiung,<br />

einen Weg zurück in ihre eigene<br />

Kraft und in die Erkenntnis ihrer eigenen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten. Dazu<br />

sind Coaches allerdings eher selten in<br />

der Lage. Sie sprechen ÜBER ein Thema,<br />

nicht VON einem Thema, nehmen ihr<br />

Wissen aus Büchern oder schreiben von<br />

anderen Motivatoren ab. Die meisten<br />

Coaches sind nicht dort, wo freie Unternehmer<br />

hingelangen könnten, wenn sie<br />

tatsächlich ihre Freiheit zurückgewönnen.<br />

Coaching ist in aller Regel Optimierung<br />

im System mit den Methoden u


56 Wirtschaft<br />

57<br />

der Psychologie.<br />

Mentoring ebnet den Weg zur Freiheit<br />

Weit über Coaching hinaus geht Mentoring.<br />

Ein Mentor ist jemand, der VON etwas<br />

spricht, der bereits da ist, wo seine<br />

Mentees gerne hinmöchten. Mentoren<br />

sind selbst erfolgreiche Unternehmer,<br />

die bereits die Hindernisse überwunden<br />

haben, die ihre Mentees noch vor sich<br />

haben. Sie moderieren keinen Prozess,<br />

sondern leisten den notwendigen Beitrag<br />

zur Befreiung. Dabei unterstützen<br />

sie auf zwei Ebenen: der äußeren, die<br />

geprägt ist von den Regeln des Marktes,<br />

von unternehmerischen Kompetenzen<br />

und Methoden, von Leistungsindikatoren,<br />

Ressourcen und Techniken, sprich<br />

von allem, was lernbar ist, und der inneren.<br />

Die innere Ebene befreit von Ängsten,<br />

unterstützt, Emotionen zu kontrollieren,<br />

die Ohnmacht zu überwinden<br />

und bereitet den Boden für mehr Souveränität.<br />

Letztlich ist die innere Ebene die,<br />

die Mut und Kraft verleiht, vermeintliche<br />

Regeln zu brechen und Hindernisse<br />

zu überwinden. Ein guter Mentor<br />

ist Profiler und Philosoph. Er abstrahiert<br />

Tätig- und Notwendigkeiten vom System<br />

und fragt vielmehr nach dem Wesen<br />

des Menschen, der einst sein Unternehmen<br />

in Freiheit gegründet hat.<br />

Opfer der Systemkonformität<br />

Der Mentor befreit von der lähmenden<br />

Angst dieser Tage, von den Gesetzen<br />

und Regeln, die andere oktroyieren. Ein<br />

guter Mentor weitet den Blick vom demotischen<br />

Wissen, dem Wissen und<br />

der Sprache der Beherrschten, hin zum<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

hieratischen Wissen, dem Wissen und<br />

der Sprache der Herrscher. Coaches und<br />

Psychologen nutzen sehr häufig demotische<br />

Sprachbilder. Eines der schlimmsten<br />

Sprachbilder ist das sogenannte<br />

Gesetz der Anziehung: Gelingt etwas<br />

nicht, so ist der Betroffene selbst schuld.<br />

Ob ein Kunde nicht zahlt, ein Betrüger<br />

ein Unternehmen fast ruiniert oder ein<br />

Mitarbeiter massive Minderleistung<br />

bringt, so lautet die demotische Regel<br />

der Coaches, der Benachteiligte habe<br />

dies alles selbst angezogen. „Es hat etwas<br />

mit Dir zu tun. Das Mindset stimmt<br />

nicht.“ Das allerdings ist Opfermentalität,<br />

Unselbständigkeit, artikulierte Ohnmacht<br />

und Ergebenheit. Die genannten<br />

und viele andere Formen von Ausnutzung<br />

haben rein gar nichts mit Mindset<br />

zu tun, sondern damit, dass ein fremdbestimmtes<br />

System derartige Verhaltensweisen<br />

fördert. Wem die Selbstverantwortung<br />

abgenommen wird, wird<br />

entweder zum parasitären Optimierer<br />

auf Kosten anderer oder zum Opfer seiner<br />

Systemkonformität.<br />

Trennung von schädlichen Menschen<br />

und fremden Regelwerken<br />

In Wahrheit muss es darum gehen, sich<br />

radikal von Menschen zu befreien, die<br />

einen ausnutzen, schädigen und in der<br />

eigenen Exzellenz behindern. Es gilt,<br />

eine Art Triage im eigenen Leben vorzunehmen.<br />

Ein Mentor ermutigt genau<br />

dazu. Er befähigt, solche Schädlinge im<br />

eigenen Leben zu erkennen und sich<br />

von ihnen zu distanzieren – mit hieratischem<br />

Wissen. Erst die Trennung von<br />

schädlichen Einflüssen und Personen<br />

ermöglicht den Erfolg, der heutzutage<br />

immer weniger in Wachstum und Größe<br />

besteht, sondern in Selbstbestimmung<br />

und persönlichem Gewinn.<br />

Das weichgespülte und systemkonformistische<br />

„Kumbaya“ der Coaches und<br />

Mindset-Apologeten führt letztlich zu<br />

Selbstsabotage der Gecoachten. Unternehmern<br />

mangelt es nicht an Motivation<br />

oder der richtigen Einstellung. Es<br />

mangelt ihnen an Selbstermächtigung,<br />

das System zu verlassen, das sie drangsaliert.<br />

Dazu brauchen sie hieratisches<br />

Wissen. Denn es ist möglich, zumindest<br />

Teile des Systems hinter sich zu lassen,<br />

eine neue Kultur der unternehmerischen<br />

Freiheit zu etablieren und sich<br />

von nicht wenigen Fesseln zu befreien,<br />

wenn man aufhört, das Spiel der ande-<br />

ren zu spielen, sondern selbst die Spielregeln<br />

bestimmt. Es geht darum, wieder<br />

Gestalter zu werden und Grenzen zu<br />

ziehen. Sich abzugrenzen ist das, was<br />

heute erfolgreich macht. •<br />

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Suzanne Grieger-Langer ist Deutschlands<br />

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59<br />

Auf dem Weg zum selbst-<br />

fahrenden Unternehmen<br />

Im nächsten Jahrzehnt werden 80 Prozent der Entscheidungen von KIs getroffen<br />

Digitalisierung ist zum beherrschenden<br />

Thema in der Wirtschaft und in der<br />

Gesellschaft geworden. Doch wer sich<br />

den aktuellen Stand der Digitalisierung<br />

ansieht, findet noch viel Flickwerk. Digitalisiert<br />

werden einzelne Prozesse und<br />

Produkte, Kommunikationswege oder<br />

Logistikketten. Eine echte, durchgreifen-<br />

de Digitalisierung ist aber noch eher die<br />

Ausnahme. Auch deswegen scheint die<br />

technologische Entwicklung derzeit noch<br />

beherrschbar. Die Gefahr, den Anschluss<br />

zu verlieren, sieht aktuell kaum ein Unternehmen.<br />

Im Gegenteil, viele wähnen sich,<br />

aller Krisen zum Trotz, auf einem guten<br />

Weg.<br />

© PIQSELS.COM | J<strong>PT</strong>SF<br />

Doch auf den zweiten Blick zeigt sich<br />

eine andere Dynamik. Zwar gibt es zunehmend<br />

echte digitale Prozesse, die tatsächlich<br />

weitgehend ohne menschliche<br />

Interaktion auskommen und wo nicht<br />

zwischendurch doch noch etwas ausgedruckt,<br />

abgeheftet oder manuell weitergeleitet<br />

wird, aber sie sind eben noch<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

die Ausnahme. Und auch wenn es inzwischen<br />

rein digitale Unternehmen gibt,<br />

deren ganzes Geschäftsmodell durch<br />

Künstliche Intelligenz (KI) und Algorithmen<br />

getrieben wird, so finden sich diese<br />

vor allem unter dem Dach der bekannten<br />

Tech-Giganten oder im Kreise innovativer<br />

Startups, nicht jedoch im deutschen Mittelstand.<br />

Das Thema ist dort bekannt. Die<br />

Unternehmen denken aber im Jahr <strong>2022</strong><br />

noch immer in einzelnen Lösungen, Prozessen,<br />

Abteilungen und Silos, sie denken<br />

kaum strategisch und vernetzt. Digitalisiert<br />

werden einzelne Routinen, meist<br />

angedockt an die bestehende Software,<br />

die nicht selten über Jahrzehnte immer<br />

weiter „gepflegt“, oder besser gesagt,<br />

„geflickt“ wurde.<br />

Exponentielle Entwicklung<br />

Betrachtet man aber die wissenschaftlich<br />

belegte Tatsache, dass sich Innovationen<br />

in der IT exponentiell entwickeln, dann<br />

droht sehr wohl vielen Unternehmen<br />

die Gefahr, zeitnah den Anschluss zu verlieren.<br />

Was derzeit noch gemächlich anmutet,<br />

wird sehr bald maximale Wucht<br />

entfalten. Wer sich die Entwicklung der<br />

letzten rund dreißig Jahre anschaut, insbesondere<br />

bei der Datenspeicherung, der<br />

Datenverarbeitung und der Rechenleistung<br />

und zugleich die aktuellen Anwendungen<br />

betrachtet, kommt unweigerlich<br />

zu dem Ergebnis, dass Mitte des kommenden<br />

Jahrzehnts Unternehmen weitgehend<br />

vollständig softwarebasiert und<br />

damit selbstfahrend sein werden. Die<br />

verschiedenen Entwicklungen rund um<br />

Cloud Computing, KI, Social Collaboration,<br />

Machine Learning, 5G, IoT und vielem<br />

weiteren mehr werden immer weiter<br />

verschmelzen, Prozesse immer schneller<br />

und damit digitaler werden. Das Management<br />

von Unternehmen, die Produktion<br />

von Waren und Dienstleistungen, die<br />

Distribution an den Kunden und letztlich<br />

der Kunde selbst mit seinen Wünschen<br />

werden Teil einer komplett vernetzten<br />

Wertschöpfungskette.<br />

Es wird keine Super-KI geben<br />

Die Analogie zum selbstfahrenden Auto<br />

ist hier durchaus gewollt. Denn so wie<br />

der Fahrer eines PKW in der Endausbaustufe<br />

der vernetzten Mobilität selbstfahrender<br />

Fahrzeuge nur noch Passagier<br />

ist, der nur im Notfall, also bei extremen<br />

Abweichungen, eingreifen kann, soll und<br />

darf, so könnte es auch in Unternehmen<br />

sehr bald einen Punkt geben, bei dem<br />

die allermeisten Entscheidungen nicht<br />

mehr von Menschen, sondern von Software<br />

getroffen werden. Es werden wahrscheinlich<br />

bessere Entscheidungen sein,<br />

die faktenbasiert und valide sind. Alles,<br />

was berechnet werden kann und zu sauberen<br />

Prognosen oder Ergebnissen führt,<br />

wird von Software übernommen werden.<br />

KI und Algorithmen werden Gefahren<br />

erkennen, Risiken minimieren und vor<br />

allem den Menschen von lästigen Routineaufgaben<br />

befreien.<br />

Was den Menschen überlassen bleiben<br />

wird, ist alles, was mit „Bauchgefühl“ und<br />

Intuition zu tun hat, und alles, wo Menschen<br />

unbedingt im Sinne der emotionalen<br />

Bindung mit anderen Menschen<br />

interagieren möchten, etwa in der Beratung,<br />

bei Reklamationen oder bei strategischen<br />

Themen. Das selbstfahrende Unternehmen<br />

wird also keine Super-KI sein,<br />

die entmenschlicht und hemmungslos<br />

alle Produkte und Prozesse optimiert<br />

und Erträge maximiert. Nicht alles, was<br />

technisch möglich ist, wird auch technologisch<br />

gelöst werden können und sollen.<br />

Aber es wird ein Unternehmen sein, dass<br />

sich weitgehend selbst steuert, wodurch<br />

der Unternehmer bessere Entscheidungen<br />

auf einem höheren Level treffen<br />

kann.<br />

Erst automatisiert, dann selbstfahrend<br />

Der Weg dorthin dürfte wie folgt aussehen:<br />

Der erste Schritt wird sein, dass sich<br />

Unternehmen ganzheitlich und über bisherige<br />

Grenzen hinweg digitalisieren. Im<br />

digitalen Unternehmen liegen 80 Prozent<br />

der Daten digital vor, und zwar so,<br />

dass sie semantisch und syntaktisch von<br />

Software verstanden werden können. Am<br />

Beispiel einer Telefonnummer bedeutet<br />

syntaktisch: +49 ist die Ländervorwahl,<br />

171 ist der Mobilfunk-Betreiber und der<br />

Rest der Nummer ist die ID, die zum Beispiel<br />

einen Anschluss eindeutig identifiziert.<br />

Semantisch bedeutet, die Software<br />

versteht, dass dies die private Mobilfunknummer<br />

von Max Mustermann ist,<br />

den man in privaten Angelegenheiten u<br />

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60 Wirtschaft<br />

auch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten<br />

hierüber kontaktieren kann. Beide<br />

Voraussetzungen müssen erfüllt sein,<br />

um von einem digitalisierten Datensatz<br />

sprechen zu können. Die meisten Datenbanken<br />

dürften schon heute die Voraussetzungen<br />

erfüllen, sind aber in der Regel<br />

noch nicht soweit „intelligent“ genutzt,<br />

dass Unternehmen aus diesen bestehenden<br />

Daten nachhaltigen Nutzen ziehen<br />

können.<br />

Algorithmen treffen Entscheidungen<br />

Der zweite Schritt wäre das automatisierte<br />

Unternehmen. Hier werden die<br />

oben genannten Daten genutzt, um 80<br />

Prozent der Prozesse auf Basis von Software-Algorithmen<br />

abzubilden. Sämtliche<br />

Routineaufgaben, etwa die Bearbeitung<br />

der Korrespondenz, von Anfragen über<br />

die Website, die Fertigung von Produkten<br />

nach erfolgter individueller Kundenkonfiguration<br />

sowie Ablage, Versand und<br />

Buchhaltung werden dann automatisiert<br />

und ohne menschliches Zutun erledigt.<br />

Regel-, Risiko- und Fehlerprüfung werden<br />

ebenso automatisiert durchgeführt.<br />

Menschen können kontrollieren, sind<br />

aber im Normalfall von diesen Routineaufgaben<br />

frei. Der Fokus der Menschen<br />

liegt hier auf der Gestaltung der Regel-,<br />

Risiko- und Fehlerprüfungen und Entscheidungen<br />

über Abweichungen.<br />

Im dritten Schritt, dem selbstfahrenden<br />

Unternehmen, werden dann auf Basis<br />

der automatisierten Prozesse und mit<br />

Hilfe von Machine Learning auch 80 Prozent<br />

der Entscheidungen softwarebasiert<br />

getroffen. Eine KI könnte dann beispielsweise<br />

die Kriterien einer Ausschreibung<br />

festlegen, diese durchführen, die Angebote<br />

nach Punkten bewerten und eine<br />

Entscheidung für den besten Anbieter<br />

wahlweise selbständig treffen oder dem<br />

Unternehmer zur finalen Entscheidung<br />

vorbereiten. Die gleiche KI könnte dann<br />

den Vertrag ausarbeiten und dem Gewinner<br />

zur digitalen Unterschrift vorlegen.<br />

Transparente Unternehmen mit Sinn<br />

Das selbstfahrende Unternehmen wird<br />

sich noch mehr als heute daran messen<br />

lassen müssen, welchen gesellschaftlichen<br />

Nutzen es bietet, welchen Sinn<br />

es für den Unternehmer, die Kunden<br />

und die Umwelt stiftet. Die steuernden<br />

und entscheidenden Algorithmen müssen<br />

deswegen transparent sein, sich<br />

vielleicht sogar einem demokratischen<br />

Diskurs stellen. Die Frage, welche Daten<br />

weswegen und von wem verarbeitet<br />

und gespeichert werden, wird gestellt<br />

werden. Ebenso die Frage, wohin das jeweils<br />

führen soll. Unternehmen ohne Legitimation<br />

werden weder selbstfahrend<br />

werden noch können sie sich am Markt<br />

durchsetzen. Auch dies spricht gegen<br />

die alles optimierende Super-KI, sondern<br />

mehr für eine neue Qualität von unternehmerischen<br />

Entscheidungen und einer<br />

Arbeitswelt, die weitgehend befreit von<br />

lästigen Routinen ist und stattdessen<br />

Raum für kreative Tätigkeiten öffnet.<br />

In etwa fünf Jahren werden Unternehmen<br />

viel digitaler sein als heute. Mitte,<br />

spätestens Ende der 2030er Jahre werden<br />

Unternehmen selbstfahrend sein.<br />

Die Weichen dafür müssen jedoch heute<br />

gestellt werden. •<br />

Florian Schnitzhofer ist<br />

Tech-Investor sowie Gründer<br />

und CEO der ReqPOOL<br />

Gruppe, der führenden<br />

Managementberatung für<br />

Software und Digitalisierung<br />

im deutschsprachigen Raum.<br />

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„Das selbstfahrende<br />

Unternehmen.<br />

Ein Denkmodell für<br />

Organisationen der<br />

Zukunft“<br />

Autor: Florian<br />

Schnitzhofer.<br />

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161 Seiten, 24 Illustrationen.<br />

Softcover ISBN 978-3-662-63066-2<br />

eBook ISBN 978-3-662-63067-9<br />

Über den Autor<br />

Das Buch<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Weniger Cloud,<br />

mehr Souveränität<br />

Vor- und Nachteile von Cloud-Lösungen sorgfältig abwägen<br />

Unternehmen setzen zunehmend auf<br />

Cloud Computing, um ihre Daten, Anwendungen<br />

und Rechenleistung zu organisieren.<br />

Mit Cloud-Lösungen wird die<br />

IT zu einem Gebrauchsgut wie Wasser<br />

oder Strom. Die Vorteile liegen auf der<br />

Hand – jedenfalls vermeintlich: So muss,<br />

je nach Unternehmensgröße, etwa keine<br />

eigene IT-Infrastruktur oder gar IT-<br />

Abteilung bereitgehalten werden, weil<br />

alle notwendigen Ressourcen von einem<br />

Cloud-Anbieter bereitgestellt werden.<br />

Das ist bequem, keine Frage. Sinnvoll ist<br />

es aber nicht, denn wer zu viel auslagert,<br />

der verliert sehr schnell die Kontrolle und<br />

die Selbstbestimmung über seine Daten.<br />

Insbesondere das Kerngeschäft eines<br />

Unternehmens hat deshalb nichts in der<br />

Cloud zu suchen.<br />

Cloud-Lösungen, ja oder nein? Die Anbieter<br />

werden nicht müde, die Vorteile<br />

ihrer Dienstleistung zu betonen und<br />

sich gleichermaßen nicht nur mit ihrer<br />

Technologie, sondern eben auch als genereller<br />

IT-Dienstleister zu profilieren.<br />

Sie heben vor allem die Skalierbarkeit, u<br />

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62 Wirtschaft<br />

63<br />

Aktualität und Datensicherheit ihrer Services<br />

hervor. Skalierbar bedeutet, dass<br />

alle nötigen Ressourcen in kürzester Zeit<br />

und kosteneffizient hinzufügbar oder<br />

abwählbar sind. Kurzfristige Anpassungen<br />

auf Bedarfsänderungen sind damit<br />

jederzeit möglich. Mit Cloud Computing<br />

haben Unternehmen außerdem die<br />

Möglichkeit, immer auf dem neuesten<br />

Stand zu sein. Gleichzeitig investieren<br />

Cloud-Anbieter beständig in ihre Datensicherheit.<br />

Taucht dennoch ein Problem<br />

auf, ist es ihnen möglich, schnell zu reagieren.<br />

Das klingt plausibel und nach einer<br />

ganzen Reihe von Vorteilen.<br />

Eigenes Know-how vorhalten<br />

Tatsächlich aber gibt es neben einer<br />

Vielzahl von Vorteilen auch eine ganze<br />

Reihe Risiken, die es bei der Anwendung<br />

von Cloud-Lösungen zu beachten gilt.<br />

Um diese herauszuarbeiten, müssen zunächst<br />

die einzelnen Dienstleistungen<br />

voneinander abgegrenzt werden: Infrastruktur<br />

as a Service (IaaS), Software as a<br />

Service (SaaS) und Plattform as a Service<br />

(PaaS).<br />

In der Cloud-Infrastruktur IaaS kommt<br />

neben der reinen Hardware, der dazugehörigen<br />

Sicherheit eines Rechenzentrums,<br />

einer möglichen Hochverfügbarkeit<br />

und dem Betriebssystem das<br />

Angebot einer Plattform hinzu, auf der<br />

der Kunde seine Software installieren<br />

kann. Insbesondere SAP-Kunden, die<br />

technisches Know-how mitbringen, sind<br />

mit dieser Lösung gut beraten, weil sie<br />

damit die Sicherheit eines sehr hochwertigen<br />

Rechenzentrums einkaufen, die<br />

Anwendung aber selbst betreuen. Die<br />

Koordination des Dienstleisters hält sich<br />

hierbei in Grenzen.<br />

Selbst steuern oder fremdbestimmt<br />

sein<br />

Bei SaaS handelt es sich um Cloud-Anwendungen,<br />

die zusätzlich vom Anbieter<br />

betrieben werden. Die Koordination der<br />

Leistungen, Systeme und Anwendungen<br />

des Anbieters ist hier mehr oder minder<br />

komplex und bedeutet, dass man in<br />

vielen Fällen auch als Kunde Know-how<br />

vorhalten muss, um den Dienstleister<br />

eins zu eins steuern zu können. Während<br />

der Kunde bei SaaS nur die Anwendung<br />

erhält und sich der Dienstleister um<br />

den Betrieb kümmert, handelt es sich<br />

bei PaaS um ein voll funktionsfähiges<br />

System, bei dem der Kunde noch nicht<br />

einmal mehr die Anwendung – etwa<br />

im Controlling oder der Buchhaltung –<br />

konfigurieren muss. IaaS birgt also für<br />

diejenigen Kunden, die über technisches<br />

Know-how verfügen, deutlich mehr Kontrolle<br />

und weniger Koordination.<br />

SAP ist nicht, was es vorgibt zu sein<br />

Trotz aller Vorteile sollte jedes Unternehmen<br />

vor einer Entscheidung für<br />

oder gegen Cloud-Lösungen Kosten<br />

und Nutzen gegeneinander abwägen.<br />

Cloud-Lösungen – vor allem im Bereich<br />

SAP – sind nämlich oftmals ganz und<br />

gar nicht das, was sie vorgeben zu sein.<br />

Bei ihren Angeboten handelt es sich<br />

in vielen Fällen schlicht um erweiterte<br />

IT-Dienstleistungen beziehungsweise<br />

SAP-Hosting, die eine zusätzliche Abhängigkeit<br />

schaffen. Dadurch, dass die Hoheit<br />

über die Prozesse dann nicht mehr<br />

im eigenen Unternehmen liegt, werden<br />

ehemals gestandene System-Administratoren<br />

sehr schnell zu Verwaltern und<br />

Koordinatoren degradiert. Sie müssen<br />

sich den Regeln beugen, die die Anbieter<br />

ihnen für die Nutzung ihrer Services ansagen,<br />

und können den Anwendern im<br />

eigenen Haus nicht mehr helfen, wenn<br />

diese vor Problemen stehen. Die nämlich<br />

sitzen im Falle von Cloud-Lösungen bisweilen<br />

ohnmächtig und ratlos vor den<br />

Programmen, die sie eben nicht kennen.<br />

Gleichzeitig unterliegen die angebotenen<br />

Lösungen oftmals einer sehr viel<br />

stärkeren Standardisierung als individuellen<br />

Alternativen. Dadurch werden<br />

die Spielräume der Unternehmen stark<br />

eingeschränkt. Unternehmen und deren<br />

IT-Profis sind gut beraten, solche Abhängigkeiten<br />

kritisch zu bewerten. Die Frage,<br />

wie viele und welche Daten, Dienste und<br />

Programme sinnvollerweise ausgelagert<br />

werden sollten, muss in jedem Fall gut<br />

abgewogen werden.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Dem Menschen dienen<br />

Wahre IT-Exzellenz besteht darin, nicht<br />

nur Wissen zu haben und dieses technisch<br />

anzuwenden, sondern darin, dem<br />

Menschen und den Unternehmen zu<br />

dienen – auch kommunikativ und mit<br />

dem Verständnis für die betriebliche<br />

Praxis. Der Job eines guten IT-Profis ist es,<br />

Menschen und IT zu verbinden und Projekte<br />

so zu gestalten, dass der Mensch<br />

die Technik beherrscht und nicht die<br />

Technik den Menschen. In jedem Fall<br />

ist das selbstbestimmte, weitgehend<br />

autarke Unternehmen das bessere und<br />

mündigere Unternehmen. Die Frage, ob<br />

man vor diesem Hintergrund tatsächlich<br />

alles mit der Cloud lösen kann, sollte sich<br />

jedes Unternehmen deswegen stellen.<br />

Die Cloud birgt folglich das Risiko, dass<br />

Unternehmen Souveränität hinsichtlich<br />

ihrer Daten, Prozesse und IT-Architektur<br />

verlieren. Nicht selten werden heute unternehmerische<br />

Entscheidungen auch<br />

anhand der technologischen Kompetenzen<br />

getroffen. Das kann bedeuten,<br />

dass bestimmte Entscheidungen pro<br />

oder contra Wachstum, pro oder contra<br />

Einführung eines neuen Produktes oder<br />

Service deswegen (nicht) getroffen werden<br />

kann, weil die eigene Daten- und IT-<br />

Souveränität an ihre Grenzen stößt und<br />

man abhängig von den Möglichkeiten<br />

und Systemen eines Dritten ist, eben<br />

dem Cloud-Anbieter.<br />

IT-Autonomie sorgt für Freiheit der<br />

Entscheidung<br />

Je zentraler eine Funktion im Unternehmen<br />

ist und je mehr bestimmte Leistungen<br />

von der IT abhängen, desto wichtiger<br />

ist, diese Leistungen vollumfänglich zu<br />

durchdringen und diese eigenständig<br />

zu beherrschen. Cloud-Lösungen und<br />

IT-Outsourcing bringen immer auch<br />

eine gewisse Abhängigkeit mit sich. Die<br />

Vorteile an Sicherheit und Delegation<br />

bergen gleichermaßen den Verlust an<br />

Geschwindigkeit und Selbständigkeit.<br />

Das gilt es abzuwägen. Die Cloud ist kein<br />

Allheilmittel und kein Garant für Wachstum.<br />

Sie ist schlicht eine Dienstleistung.<br />

Und dies wirft dann zwangsläufig auch<br />

die Frage nach den Kosten auf. Unternehmen,<br />

die den Schritt in die Cloud erwägen,<br />

sollten sich zuvor folgende Fragen<br />

stellen: Lassen sich durch die generelle<br />

Auslagerung die IT-Kosten wirklich senken?<br />

Wie sieht es mit der neu zu integrierenden<br />

Organisation des Dienstleisters<br />

ins eigene System aus und wie sind diejenigen<br />

Bereiche zu bewerten, in denen<br />

das Unternehmen vorher autark und autonom<br />

handeln konnte?<br />

IT als Kostenfaktor oder Innovationstreiber<br />

Grundsätzlich wird die IT in vielen Unternehmen<br />

immer noch als Kostentreiber<br />

gesehen und nicht als Innovationsplattform,<br />

die selbst betrieben werden könnte.<br />

Wer auf die Kosten schaut, kommt<br />

schnell zu dem Schluss, dass IT-Outsourcing<br />

in die Cloud preiswerter und damit<br />

vorteilhafter sein wird. Betrachtet man<br />

jedoch die IT als Innovationstreiber, als<br />

Unit, die später mal für ganze Produktlinien<br />

verantwortlich zeichnet, könnten<br />

sich die Kosten relativieren. Dann rücken<br />

Themen wie Innovations- und Anpassungsfähigkeit,<br />

Geschwindigkeit und Autonomie<br />

in den Fokus. Aus den Kosten für<br />

den Betrieb werden dann Investitionen<br />

in die digitale Zukunft.<br />

Cloud-Anbieter sind Standard-Anbieter.<br />

Nur über den Standard können sie Sicherheit<br />

und Skalierbarkeit bieten. Doch<br />

Standard hat eben auch manchmal<br />

Nachteile. Dessen muss sich jedes Unternehmen<br />

bewusst sein. IT-Souveränität<br />

bedeutet eben auch, einmalig sein und<br />

individuell agieren zu können. •<br />

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Die Auswirkungen des Klimawandels<br />

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und Gesellschaft nicht nur vor große<br />

Herausforderungen, sondern öffnen in<br />

ihrer Notwendigkeit auch das Potenzial<br />

für Innovation, Investition, Gemeinwohl<br />

und für die Gesellschaft im Allgemeinen.<br />

Neue, boomende Wirtschaftszweige wie<br />

etwa E-Mobility, Erneuerbare Energien<br />

oder “Green Building” verfestigen ihr<br />

Standing in der Umgebung der Grünen<br />

Revolution. Um bis 2050 klimaneutral<br />

zu werden, setzen die EU und ihre Mitgliedstaaten<br />

derzeit auf weitreichende<br />

Maßnahmen. Eine vollumfängliche Integration<br />

von Nachhaltigkeitsaspekten<br />

in die hiesigen Unternehmensstrategien<br />

sowie die Transparenz darüber<br />

rückt zwar immer stärker ins Bewusstsein.<br />

Doch deren Umsetzung wird begleitet<br />

durch einen oftmals behäbigen<br />

Lern- und Anpassungsprozess.<br />

Kreislaufwirtschaft umgeht die (absehbare)<br />

Endlichkeit der natürlichen<br />

Ressourcen<br />

Am Anfang eines jeden Produktionsprozesses<br />

stehen Unternehmen in der<br />

Rohstoffherstellung. Als Sekundärhütte<br />

stehen wir am Ende und am Anfang der<br />

Wertschöpfungskette. Unser Upcycling<br />

schließt den Kreis in der Kreislaufwirtschaft.<br />

Mit den Recycling-Rohstoffen<br />

entsteht wieder hochreines Kupfer, das<br />

sich nach der Weiterverarbeitung in der<br />

Wertschöpfungskette in verschiedenen<br />

Produkten wiederfindet, etwa als Kupferrohr<br />

in der häuslichen Wasserverteilung,<br />

als Kupferdraht in einem Kabel<br />

oder einem Elektromotor. Diese Produkte<br />

sind somit auch das Ausgangsmaterial<br />

in vielen zukunftsweisenden<br />

Industriesektoren: Kupfer ermöglicht<br />

den Umstieg auf E-Mobilität, den Ausbau<br />

erneuerbarer Energien und das<br />

Funktionieren von Smart Cities. Am<br />

Ende des Lebenszyklus der Produkte fließen<br />

diese als Sekundärrohstoffe wieder<br />

zurück zu den Sekundärhütten – und<br />

damit wieder in den Kreislauf. Nur so ist<br />

eine nachhaltige Ressourcennutzung<br />

möglich, ganz ohne Qualitätsverluste<br />

und zeitlich unbegrenzt.<br />

Dieses Konzept gewinnt, vor allem vor<br />

dem Hintergrund der Lieferketten-<br />

Richtlinie, immer mehr an Bedeutung:<br />

Für eine vollständige Transparenz entlang<br />

der Lieferkette, muss diese bis zum<br />

Beginn zurückverfolgt werden können.<br />

Entgegen der weitverbreiteten Ansicht<br />

sind nicht Halbzeugwerke deren erstes<br />

Glied – genauso wenig wie Erstausrüster<br />

(OEM) deren Ende darstellen. Unternehmen<br />

werden in Zukunft noch<br />

mehr Verantwortung dafür übernehmen<br />

müssen, dass in ihren Lieferketten<br />

Menschenrechte und Umweltstandards<br />

eingehalten werden. Je geringer<br />

etwa der CO2-Fußabdruck eines Herstellungsprozess<br />

bzw. eines Produkts<br />

entlang der Wertschöpfungskette ist,<br />

umso besser wird ein Unternehmen<br />

gegenüber der Marktbegleiter gestellt<br />

sein.<br />

Mit 739 kg CO2 pro Tonne Kupfer (im<br />

Vergleich zum Branchendurchschnitt<br />

von 4.100 kg) sind die Montanwerke<br />

Brixlegg als Kupfer-Sekundärhütte mit<br />

ihrem Upcycling-Prozess der weltweit<br />

klimafreundlichste Produzent von Kupfer<br />

und zeigen damit, dass ökologisches<br />

und zukunftsorientiertes Wirtschaften<br />

nicht „nur" gut für Mensch und<br />

Umwelt ist, sondern auch in der Praxis<br />

als erfolgreiches Geschäftsmodell<br />

funktioniert: Denn vom Höchstmaß<br />

an CO2-Einsparung profitieren ebenso<br />

die kupferweiterverarbeitenden Industrien,<br />

und zwar entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette. Dass die Wirtschaftsakteure<br />

- unabhängig von der<br />

Branche – bei der eigenen Produktion<br />

als auch beim Bezug von Energie und<br />

Wärme (Scope-1 und 2-Emissionen),<br />

den CO2-Ausstoß minimieren sollten,<br />

um zukunftsfähig zu bleiben, ist vielen<br />

inzwischen bewusst. Anders sieht es<br />

jedoch mit sogenannten Scope-3-Emissionen<br />

aus: Zur Reduzierung der Emissionen,<br />

die durch Dritte (wie zuliefernde<br />

und dienstleistende Unternehmen oder<br />

Endverbrauchende) entstehen, braucht<br />

es spezielle Maßnahmen. u


66 Wirtschaft<br />

67<br />

Transformation in der Wertschöpfungskette<br />

gelingt nur mit einer Erhöhung<br />

des Recycling-Anteils in der Lieferkette<br />

In Zukunft werden Endfertigende und<br />

OEM nicht nur die Klimaverantwortung<br />

für ihre eigene Produktion tragen, sondern<br />

sich auch darum kümmern müssen,<br />

dass die vorgelagerten Produktionsschritte<br />

(zum Beispiel bei Teile- oder<br />

Systemherstellern) so klimafreundlich<br />

wie möglich ablaufen – etwa in der<br />

Wahl der verarbeiteten Rohstoffe. Statt<br />

wie bisher die fertigen Halbzeuge einzukaufen,<br />

müssen Hersteller am oberen<br />

Ende der Wertschöpfungskette zukünftig<br />

ihren Kompetenzbereich bis zu<br />

deren Beginn ausweiten. Hier werden<br />

sich mittelfristig neue Geschäftsmodelle<br />

entwickeln, da OEMs in der Regel<br />

„am Stück“ und keine „Kilogramm“ einkaufen.<br />

Eine wichtige Rolle im nachhaltigen<br />

und transparenten Geschäftsmodell<br />

spielt dabei die Rücknahme der<br />

Schrotte, die bei der Verarbeitung des<br />

Metalls in der Lieferkette anfallen. Diese<br />

„Pre-Consumer“-Schrotte können<br />

von Sekundärhütten wieder eingesetzt<br />

werden. Der Kreislauf des klimafreundlichsten<br />

Kupfers der Welt beginnt dann<br />

wieder von vorne. Denn wenn OEMs<br />

die Rohstoffe wie Kupfer direkt bei diesen<br />

Herstellern beziehen, können sie<br />

die Halbzeugwerke beziehungsweise<br />

Teile- oder Systemhersteller mit der<br />

Weiterverarbeitung beauftragen und<br />

die Lieferkette so viel besser nach umweltstrategischen<br />

und individuellen<br />

Bedürfnissen gestalten.<br />

Diese zunehmende Nachfrage muss<br />

durch Angebot gedeckt werden. Man<br />

muss dabei berücksichtigen, dass die<br />

Lead time für die Erschließung neuer<br />

Minen bei rund etwa 10 Jahren liegt. Bis<br />

zu drei Jahre sind einzuplanen, um die<br />

Kapazität einer existierenden Mine zu<br />

steigern. Aktuell ist der Markt für gehandelte<br />

Nicht-Eisen-Metalle von der<br />

starken Nachfrage in Asien, vor allem<br />

China, geprägt. Mit einem Export der<br />

Kupferschrotte in außereuropäische<br />

Staaten verlieren wir nicht nur unsere<br />

einzige Ressource, sondern auch die<br />

Kontrolle über weitere Prozesse und<br />

damit die Umwelt- und Klimaauswirkungen,<br />

die keine nationalen Grenzen<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

kennen. Im globalen Handel nehmen<br />

wir leider immer wieder wettbewerbsverzerrende<br />

Maßnahmen wahr. Zum<br />

Beispiel ist es allen Marktteilnehmern<br />

erlaubt, in der europäischen urbanen<br />

Mine „zu graben“. Im Gegenzug können<br />

wir keine Sekundärrohstoffe in verschiedenen<br />

Ländern Asiens, vor allem China,<br />

kaufen.<br />

Der weitere Weg zur Klimaneutralität<br />

ist schwierig und erfordert noch viele<br />

Investitionen<br />

Besonders für China ist es attraktiv, mit<br />

Sekundärrohstoffen (Schrotten) aus der<br />

urbanen Mine Europas die Nachfrage zu<br />

decken. In der Konsequenz ist es für europäische<br />

Marktteilnehmer schwieriger,<br />

sich mit Rohstoffen zu versorgen. Das<br />

oft genannte „Level Playing Field“ ist daher<br />

noch weit entfernt. Als Beispiel sei<br />

hier der CO2-Handel genannt, dem sich<br />

außereuropäische Wettbewerber nicht<br />

stellen müssen.<br />

Wichtig dabei ist jedoch, dass der Kreislauf<br />

innerhalb Europas geschlossen<br />

wird. Der Kupferbedarf ist so hoch wie<br />

noch nie. Allein über Recycling kann er<br />

allerdings noch nicht gedeckt werden.<br />

Umso wichtiger ist es, dass keine wertvollen<br />

Sekundärmaterialen verloren gehen,<br />

indem sie exportiert werden, weil<br />

sie zum Beispiel durch zu hohe Auflagen<br />

in Europa nicht wirtschaftlich weiterverarbeitet<br />

werden können. •<br />

Über den Autor<br />

Uwe Schmidt ist CCO und<br />

Vorstandsmitglied der Montanwerke<br />

Brixlegg AG www.<br />

montanwerke-brixlegg.com.<br />

Das Unternehmen im Innsbrucker<br />

Raum hat eine mehr<br />

als 550-jährige Geschichte,<br />

einen Exportanteil von über<br />

80 %, es ist auf das Upcycling<br />

von Kupfer und der damit<br />

verbundenen Kupferraffination und auf<br />

ganzheitliche Lösungen rund um das Kupfergeschäft<br />

entlang der Wertschöpfungskette<br />

spezialisiert. Der Brand „BRX“ ist weltweit als<br />

Markenzeichen bekannt.<br />

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68 Wirtschaft<br />

69<br />

Noch viele unentdeckte<br />

Potenziale<br />

Mit moderner Bestrahlungstechnologie die Gesundheit schützen und<br />

Ressourcen schonen<br />

Der Mensch wird immer älter. Und will so<br />

lange wie möglich gesund bleiben und<br />

dabei die Umwelt möglichst schonend<br />

nutzen. Aktuelle biotechnologische und<br />

medizintechnische Innovationen sowie<br />

der Trend zu einer umweltfreundlicheren<br />

Mobilität verheißen, dass wir diesen<br />

Zielen ein Stück näherkommen. Die BGS<br />

Beta-Gamma-Service GmbH & Co. KG ist<br />

eines der mittelständischen Unternehmen,<br />

die hierzu einen Beitrag leisten.<br />

lichen Polymeren<br />

deutlich robuster<br />

und langlebiger.<br />

Insbesondere im<br />

Zuge des Umbaus<br />

hin zur E-Mobilität<br />

kommen<br />

vernetzte Kunststoffe<br />

zugunsten<br />

des Leichtbaus<br />

vermehrt zum<br />

Einsatz. Für seine<br />

Innovationsfähigkeit<br />

besonders im<br />

Bereich der Strahlenvernetzung<br />

erhielt BGS 2021<br />

zum dritten Mal<br />

in Folge den TOP<br />

100 Award.<br />

Im Interview erläutert BGS-Geschäftsführer<br />

Dr. Andreas Ostrowicki, weshalb die<br />

Veredelung von Kunststoffen der Ressourcenschonung<br />

dient und die Sterilisation<br />

mit Strahlen unverzichtbar für den Gesundheitsschutz<br />

ist.<br />

Vernetzungsgradanalyse im Labor: Strahlenvernetzung verleiht<br />

preiswerten Massenkunststoffen und technischen Kunststoffen die<br />

mechanischen, thermischen und chemischen Eigenschaften von<br />

Hochleistungskunststoffen.<br />

<strong>PT</strong>: Herr Ostrowicki, Sie leiten BGS Beta-<br />

Gamma-Service seit 14 Jahren. Wie kam<br />

© MARKUS STEUR/BGS<br />

es dazu, dass das Unternehmen zwei so<br />

unterschiedliche Geschäftsbereiche unter<br />

einem Dach vereinigt?<br />

Ostrowicki: In den USA bereits etabliert,<br />

war der kommerzielle Einsatz von Betaund<br />

Gammastrahlen in den 80er Jahren<br />

in Deutschland unbekannt. Mit der ersten<br />

Gammabestrahlungsanlage gelang<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

BGS ist führender Dienstleister für die<br />

Sterilisation und Entkeimung mithilfe<br />

ionisierender Strahlung. Aktuell an drei<br />

Standorten in Deutschland vertreten, ist<br />

BGS seit 40 Jahren Dienstleister unter anderem<br />

für die Branchen Medizintechnik,<br />

Biotechnologie sowie die kosmetische<br />

und pharmazeutische Industrie. Für sie<br />

stellt das Unternehmen sicher, dass die<br />

Produkte und Verpackungen frei von Mikroorganismen<br />

sind und somit sicher für<br />

den Gebrauch beziehungsweise für die<br />

Anwendung am Menschen.<br />

Zweites Standbein des Unternehmens<br />

ist die Veredelung von Kunststoffen. Die<br />

durch Bestrahlung vernetzten Kunststoffe<br />

sind im Vergleich zu herkömmes<br />

uns, die Technologie im großen Stil<br />

als Dienstleistung anzubieten. Die vielfältigen<br />

Vorzüge wurden schnell erkannt<br />

und angenommen: Insbesondere die Sterilisation<br />

von Medizinprodukten sowie<br />

Primärpackmitteln für Pharmazeutika<br />

war von Anfang an sehr gefragt.<br />

Mit hochenergetischer Beta- und Gammastrahlung<br />

lassen sich zudem Kunststoffe<br />

veredeln. Durch die ionisierende Strahlung<br />

werden die Materialeigenschaften<br />

so verbessert, dass die Kunststoffe dauerhaft<br />

resistenter gegen Hitze, Verschleiß<br />

und Chemikalien werden. In Folge können<br />

sie teure Hochleistungskunststoffe und<br />

wertvolle Metalle ersetzen. Als spezialisierter<br />

Anbieter haben wir uns über die<br />

Jahre zu einem relevanten Partner unter<br />

anderem für den Automobil- und Maschinenbau<br />

sowie den Bausektor entwickelt.<br />

<strong>PT</strong>: Das Wort „Bestrahlung“ löst bei Laien<br />

selten positive Assoziationen aus. Welchen<br />

Beitrag leistet die Strahlensterilisation<br />

für den Gesundheitsschutz?<br />

Ostrowicki: Heute wird insgesamt weltweit<br />

die Hälfte der in den Industrieländern<br />

hergestellten medizinischen Einwegprodukte<br />

durch Bestrahlung sterilisiert. Die<br />

Strahlensterilisation arbeitet dabei nach<br />

einem physikalischen Prinzip und ist absolut<br />

rückstandsfrei. Von den Produkten<br />

geht keinerlei Strahlung aus. Mit unserer<br />

Dienstleistung der Strahlensterilisation<br />

sind wir im Sinne des Gesundheitsschutzes<br />

wichtiger Partner für die Medizintechnik,<br />

Pharmaindustrie und Biotechnologie.<br />

Denn in der medizinischen Diagnostik<br />

und zur sicheren Anwendung am Menschen<br />

muss ein Großteil der Produkte<br />

steril sein. Eine Bestrahlung der Produkte<br />

mit Beta- und Gammastrahlen stellt<br />

genau dies sicher. Auch in der Bekämpfung<br />

der Covid-19 Pandemie hat sich die<br />

Strahlensterilisation als unverzichtbare<br />

Technologie und grundlegend für den Gesundheitsschutz<br />

erwiesen: Ohne sterile<br />

Materialien für die biopharmazeutische<br />

Industrie und Forschung gäbe es heute<br />

keinen Impfstoff gegen Covid-19. In den<br />

kommenden Jahren erwarten wir in besonderem<br />

Maße von der Medizintechnik-<br />

Branche weiteren Aufschwung und damit<br />

großen Bedarf an der Strahlensterilisation.<br />

<strong>PT</strong>: In Ihrem zweiten Geschäftsbereich<br />

wird die Strahlentechnologie mit einem<br />

gänzlich anderen Ziel eingesetzt. Was<br />

versteckt sich hinter der sogenannten<br />

„Strahlenvernetzung“?<br />

Ostrowicki: Im Prinzip geht es bei der<br />

Strahlenvernetzung um ein »Upgrading«<br />

von Kunststoffen. Das geschieht durch<br />

eine Vernetzung von Molekülen, die<br />

durch die fast mit Lichtgeschwindigkeit<br />

geschickten energiereichen Beta- und<br />

Gammastrahlen verursacht wird. Die so<br />

veredelten Materialien bekommen eine<br />

erhöhte Hitze- und Abriebsbeständigkeit.<br />

Darüber hinaus sind sie resistenter gegenüber<br />

Chemikalien und erhalten eine<br />

Festigkeit, die teilweise höher als Stahl<br />

liegt. In der Elektroindustrie sind strahlenvernetzte<br />

Bauteile mittlerweile etablierter<br />

Standard, ebenso bei Heiz- oder<br />

Wasserrohren.<br />

Die Forderungen nach einem niedrigen<br />

Kraftstoffverbrauch, geringeren Emissionen<br />

und einer besseren CO2-Bilanz<br />

fordern außerdem leichte Werkstoffe<br />

im Automobilbau. Vernetzte Kunststoffe<br />

überzeugen hier mit ihrem Leichtbau-<br />

potenzial, entsprechen den hohen mechanischen<br />

Anforderungen an Festigkeiten,<br />

Steifigkeit und Abrieb und können gleichzeitig<br />

hohen Temperaturen widerstehen.<br />

Als Ersatz von metallischen Werkstoffen<br />

und teuren Hochleistungskunststoffen<br />

schonen vernetzte Kunststoffe auch unsere<br />

Ressourcen.<br />

<strong>PT</strong>: Die Medizintechnik und E-Mobilität<br />

sind wichtige Wachstumsmärkte in<br />

Deutschland. Wie gut sehen Sie sich im<br />

Wettbewerb aufgestellt?<br />

Ostrowicki: Wir besitzen über 40 Jahre<br />

Erfahrung in der Bestrahlungstechnologie.<br />

Viele Entwicklungen treiben wir zusammen<br />

mit Hochschulinstituten und<br />

Forschungseinrichtungen voran. Im Rahmen<br />

unserer kostenfreien virtuellen Messe<br />

BGS Irradiation Service Days stellen<br />

wir außerdem gemeinsam mit Partnern<br />

neue Erkenntnisse vor und erklären die<br />

Grundlagen der Bestrahlungstechnologie.<br />

Dieses Jahr findet die Messe vom 28.<br />

bis 29. September statt. Ich bin fest davon<br />

überzeugt, dass die Behandlung mit<br />

Strahlen noch viele unentdeckte Potenziale<br />

aufweist. •<br />

© LINA SOMMER/BGS<br />

Dr. Andreas Ostrowicki ist seit 14 Jahren<br />

Geschäftsführer der BGS Beta-Gamma-<br />

Service GmbH & Co. KG<br />

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Großer Preis des<br />

MITTELSTANDES<br />

SIEGER 2020


70 Wirtschaft<br />

71<br />

40 der von Wikipedia aufgelisteten<br />

43 berühmten<br />

Whistleblower deckten<br />

Fehlverhalten von Regierungen,<br />

Großbanken oder<br />

Großunternehmen auf.<br />

Nur 3 betrafen kleinere<br />

Unternehmen. Dennoch<br />

setzt der Regierungsentwurf<br />

alle rund 90.000<br />

Unternehmen mit 50 bis<br />

10.000 Beschäftigten unter<br />

Generalverdacht und<br />

bürdet ihnen neue umfangreiche<br />

strafbewehrte<br />

bürokratische Maßnahmen<br />

auf.<br />

Regierungsentwurf zum<br />

Hinweisgeberschutzgesetz<br />

© : WIKIMEDIA, JESUS SOLANA FROM<br />

MADRID, SPAIN, CREATIVE COMMONS<br />

ATTRIBUTION 2.0 GENERIC LICENSE<br />

gesetzlichen Vorgaben bereits jetzt in<br />

ihre Compliance-Systeme integrieren.<br />

Die Herausforderung dabei ist, ein effizientes<br />

Meldewesen mit dem Schutz von<br />

Whistleblowern zu vereinbaren.<br />

Anwendungsbereich<br />

Was lange währt, wird endlich gut?<br />

Am 27. Juli <strong>2022</strong> hat das Bundeskabinett<br />

den am 13. April <strong>2022</strong> vom Bundesminister<br />

der Justiz vorgelegten Referentenentwurf<br />

eines Gesetzes für einen besseren<br />

Schutz hinweisgebender Personen<br />

(HinSchG), ohne größere Änderungen<br />

beschlossen. 1 Damit bringt die Bundes-<br />

regierung nun während der parlamentarischen<br />

Sommerpause ein Gesetzgebungsverfahren<br />

auf den Weg, dass<br />

der – mittlerweile erheblich verspäteten<br />

– deutschen Umsetzung der Richtline<br />

(EU) 2019/1937 (sog. EU-Whistleblower-<br />

Richtlinie) dienen soll. Die Einrichtung<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

von Hinweisgebermeldewegen bzw.<br />

Whistleblowing-Systemen ist weder<br />

eine Gewissensfrage noch eine Frage des<br />

Ermessens eines jeden einzelnen Unternehmens<br />

– ganz im Gegenteil.<br />

In der betreffenden Pressemitteilung<br />

2 erklärt Bundesjustizminister Dr.<br />

Marco Buschmann, das HinSchG schaffe<br />

ein Schutzsystem für Beschäftigte. Diese<br />

übernehmen Verantwortung für die Gesellschaft<br />

und verdienten daher Schutz<br />

vor Benachteiligungen, die ihnen wegen<br />

ihrer Meldung drohten oder sie davon<br />

abschrecken könnten. Ein effektiver<br />

Hinweisgeberschutz könne aber auch<br />

ein wesentlicher Baustein für ein gutes<br />

Compliance-System sein, da sich in Unternehmen<br />

hierdurch Haftungsansprüche<br />

und Reputationsschäden vermeiden<br />

ließen.<br />

Der Regierungsentwurf (RegE) ist noch<br />

kein fertiges Gesetz. Er bedarf noch der<br />

Mitwirkung des Bundesrates sowie der<br />

Abstimmung im Bundestag. Damit ist<br />

während der parlamentarischen Sommerpause<br />

eher nicht mehr zu rechnen.<br />

Gleichwohl sollten Unternehmen die zukünftig<br />

aller Voraussicht nach geltenden<br />

Der RegE legt zunächst fest, welche Personen<br />

und Hinweise überhaupt in den<br />

Anwendungsbereich des HinSchG fallen<br />

sollen. Erfasst werden grundsätzlich alle<br />

Personen, die im Zusammenhang mit ihrer<br />

beruflichen Tätigkeit Informationen<br />

über Verstöße erlangt haben. Mit Verstößen<br />

sind insbesondere solche gemeint,<br />

die strafbewehrt sind, sowie bußgeldbewehrte<br />

Verstöße, soweit die verletzte<br />

Vorschrift dem Schutz von Leben, Leib,<br />

Gesundheit oder dem Schutz der Rechte<br />

von Beschäftigten oder ihrer Vertretungsorgane<br />

dient.<br />

Damit beschränkt der RegE – wie schon<br />

Vorgängerentwurf und im Gegensatz<br />

zu dessen frühen Vorläufer aus Dezember<br />

2020 – den Anwendungsbereich<br />

zwar auf bestimmte Rechtsverstöße.<br />

Jedoch steht zu befürchten, dass hierdurch<br />

der Prüfungsaufwand für die den<br />

Hinweis aufnehmende Meldestelle bedeutend<br />

erhöht. Schließlich muss die<br />

Meldestelle grundsätzlich kontrollieren,<br />

ob die verletzte Vorschrift „dem Schutz<br />

von Leben, Leib, Gesundheit oder dem<br />

Schutz der Rechte von Beschäftigten<br />

oder ihrer Vertretungsorgane“ dient.<br />

Dies kann – je nach Unternehmensgröße,<br />

personeller Kapazität und Meldeaufkommen<br />

– schnell zur Überlastung<br />

führen. Unternehmen sollten in ihre<br />

Meldekanäle daher in jedem Fall einen<br />

effizienten Filter integrieren, der u<br />

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72 Wirtschaft<br />

73<br />

seriöse von unseriösen Meldungen<br />

trennt.<br />

Meldestellen<br />

Als „Kernstück des Hinweisgeberschutzsystems“<br />

werden in der Pressemitteilung<br />

die internen und externen Meldestellen<br />

bezeichnet. Unternehmen mit in der Regel<br />

mindestens 50 Beschäftigten müssen<br />

grundsätzlich bis zum 17.12.2023 eine interne<br />

Meldestelle einrichten, an die sich<br />

Beschäftigte wenden können. Daneben<br />

steht es den Beschäftigten frei, Hinweise<br />

an eine zentrale externe Meldestelle<br />

zu geben, die künftig beim Bundesamt<br />

für Justiz (BfJ) eingerichtet werden soll.<br />

Dies entbindet den Beschäftigungsgeber<br />

allerdings nicht von der Einrichtung der<br />

internen Meldestelle. Vielmehr ist deren<br />

mangelnde oder mangelhafte Einrichtung<br />

bußgeldbewehrt.<br />

Hinsichtlich der Inanspruchnahme beider<br />

Meldestellen sieht der RegE, wie dessen<br />

Vorgänger, weder ein Rangverhältnis<br />

noch eine zeitliche Abfolge mehr vor.<br />

Vielmehr steht es dem Meldenden frei,<br />

an welche Stelle er seinen Hinweis (zuerst)<br />

richtet. Ob allerdings ein Hinweis<br />

an die externe Meldestelle aus Sicht des<br />

Unternehmens in jedem Fall ein ebenso<br />

effizientes Einschreiten gegen den Verstoß<br />

ermöglicht, wie bei einem Hinweis<br />

an die unternehmenseigene interne<br />

Meldestelle, darf zumindest angezweifelt<br />

werden. Unternehmen sollten daher<br />

durch eine möglichst einfache und diskrete<br />

Gestaltung des eigenen Meldekanals<br />

oder sonstige Benefits Anreize zu<br />

dessen Nutzung schaffen. Nicht zuletzt<br />

können Unternehmen auf intern eigene<br />

Meldungen schlicht schneller, wirksamer<br />

und angemessener reagieren als auf<br />

überraschende Maßnahmen der zuständigen<br />

Behörden.<br />

Anonymität<br />

ai165779902111_Firmengruppe Stewering Artikel Druckdatei.pdf 1 14.07.<strong>2022</strong> 13:43:51<br />

Im Zentrum bei der Ausgestaltung der<br />

internen Meldestelle steht die Frage<br />

nach der Anonymität des Meldenden.<br />

Denn häufig werden Beschäftigte aus<br />

Angst vor Anfeindung oder Repressalien<br />

bei ihrer Meldung unerkannt bleiben<br />

wollen. Der RegE führt, wie bereits auch<br />

der Vorgänger, die Schaffung anonymer<br />

Meldekanäle an. Zu deren Schaffung<br />

soll allerdings keine Verpflichtung bestehen.<br />

Hintergrund sei laut der Pressemitteilung<br />

die Gefahr der Überlastung<br />

der Meldestellen. Gegenüber dem Vorgänger<br />

neu, ist im RegE nun zudem die<br />

Regelung vorgesehen, dass sowohl die<br />

interne als auch die externe Meldestelle<br />

anonym eingehende Meldungen nur<br />

bearbeiten sollen: „soweit dadurch die<br />

vorrangige Bearbeitung nichtanonymer<br />

Meldungen nicht gefährdet wird“.<br />

Da die Hemmschwelle zur Abgabe eines<br />

anonymen Hinweises wohl regelmäßig<br />

niedriger liegt, bringen die Entwurfsverfasser<br />

hierdurch zum Ausdruck, dass<br />

nichtanonyme Meldungen automatisch<br />

von größerem Gewicht bzw. seriöser<br />

seien. Dies wird jedoch Verstößen<br />

nicht gerecht, an denen die meldende<br />

Person selbst beteiligt ist und allein<br />

deshalb anonym bleiben will. Auch sind<br />

rein nichtanonyme Meldekanäle kein<br />

Garant zur Vermeidung von querulatorischen<br />

Hinweisen. Anonyme Meldekanäle<br />

sollten zudem bereits deshalb zur<br />

Verfügung gestellt werden, weil nach<br />

dem RegE dem Hinweisgeber erhebliche<br />

Sanktionen drohen, die ihn von einer<br />

nichtanonymen Meldung abhalten<br />

könnten.<br />

Sanktionen<br />

Zur Absicherung der vorgenannten<br />

Pflichten des HinSchG sieht der RegE<br />

eine Reihe von Bußgeldvorschriften<br />

vor. Ordnungswidrig handelt danach<br />

insbesondere der Beschäftigungsgeber,<br />

also das Unternehmen, das eine interne<br />

Meldestelle nicht ordnungsgemäß einrichtet<br />

oder betreibt. Der Verstoß kann<br />

durch eine Geldbuße in Höhe von bis zu<br />

20.000 Euro geahndet werden.<br />

Aber nicht nur Fehlverhalten des Beschäftigungsgebers<br />

kann sanktioniert<br />

werden. Der RegE hat eine Bußgeldvorschrift<br />

seines Vorgängers übernommen,<br />

die explizit den Hinweisgebenden betrifft.<br />

Danach handelt der Hinweisgebende<br />

ordnungswidrig, wenn er wissentlich<br />

unrichtige Informationen über<br />

Verstöße offenlegt. Auch in diesem Fall<br />

droht eine Geldbuße von bis zu 20.000<br />

Euro. Dies führt dazu, dass ein Hinweisgeber<br />

im Zweifelsfall wohl eher den anonymen<br />

Meldekanal bemüht – soweit<br />

dieser vom Beschäftigungsgeber freiwillig<br />

geschaffen wurde.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Mit dem RegE zum HinSchG zeichnet<br />

sich weiter deutlich ab: Unternehmen<br />

sollten zeitnah die erforderlichen Schritte<br />

einleiten und ein wirksames sowie angemessenes<br />

Hinweisgeber- bzw. Whistleblowing-System<br />

implementieren. Auch<br />

wenn keine gesetzliche Verpflichtung zur<br />

Einrichtung anonymer Meldekanäle vorgesehen<br />

ist, sind diese vor dem Hintergrund<br />

einer abgesenkten Hemmschwelle<br />

sowie der Haftungsvermeidung des<br />

Hinweisgebers durchaus empfehlenswert.<br />

Vor diesem Hintergrund sollten zudem<br />

die Schnittstellen der Thematik mit<br />

dem Datenschutz- sowie dem Arbeitsrecht<br />

gleichermaßen überprüft werden,<br />

wie eine etwaige Unterstützung durch<br />

digitale Tools.<br />

[1] Beide Entwürfe sind abrufbar unter<br />

BMJ | Pressemitteilungen | Gesetz für<br />

einen besseren Schutz hinweisgebender<br />

Personen sowie zur Umsetzung der<br />

Richtlinie zum Schutz von Personen, die<br />

Verstöße gegen das Unionsrecht melden.<br />

[2] Abrufbar unter BMJ | Pressemitteilungen<br />

| Hinweisgeberschutzgesetz vom<br />

Kabinett beschlossen. •<br />

Rechtsanwältin und Partnerin<br />

Ulrike Grube leitet bei<br />

Rödl & Partner den Bereich<br />

"Prävention und Verteidigung".<br />

Sie berät international<br />

tätige mittelständische<br />

Unternehmen zu sämtlichen<br />

wirtschafts- und steuerstrafrechtlichen,<br />

aber auch<br />

allgemeinen strafrechtlichen<br />

Fragestellungen.<br />

Rechtsanwalt Dr. Stefan<br />

Lehner ist bei Rödl & Partner<br />

im Bereich „Prävention<br />

und Verteidigung“ tätig. Er<br />

berät international tätige<br />

mittelständische Unternehmen<br />

zu sämtlichen<br />

wirtschafts- und steuerstrafrechtlichen<br />

sowie auch<br />

allgemeinen strafrechtlichen<br />

Fragestellungen.<br />

Über die Autoren<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 3-4 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 3-4 <strong>2022</strong><br />

UNSERE PHILOSOPHIE<br />

Die Firmengruppe Stewering mit rund 140 Mitarbeitern ist Spezialist in<br />

Sachen Tiefbau, Kanalbau, Ingenieurbau und Erdkabelbau. Wir vereinen<br />

Bauausführung, Ingenieurplanung und eigens entwickelte Technik unter<br />

einem Dach. Unser Motto: Ihr Projekt im Mittelpunkt!<br />

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Bahnhofstraße 70 31008 Elze<br />

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75<br />

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2021<br />

Werbung<br />

in der Krise<br />

Warum Werbung vor allem für Mittelständler<br />

genau jetzt keine Kunst sein darf<br />

<strong>PT</strong> fragte, wie man Ideen und Kampagnen<br />

aus der Krise gebärt und sie in die<br />

Mitte der Gesellschaft bringt und ob<br />

Hybrid Work schon jetzt dafür outdated<br />

ist. Friedrich Tromm, Gründer und Geschäftsführer<br />

von TryNoAgency, antwortete.<br />

<strong>PT</strong>: Momentan stehen wir gesamtgesellschaftlich<br />

vor einer Krise. Pandemie,<br />

Krieg gegen die Ukraine und die damit<br />

einhergehende Inflation. Wo sehen<br />

sie dabei die besonderen Herausforderungen<br />

für den Mittelstand?<br />

Tromm: Die Herausforderungen für den<br />

Mittelstand decken sich mit den generellen<br />

Herausforderungen aktuell, sind aber<br />

zeitgleich doch noch spezieller. Sparen ist<br />

ein allgegenwärtiges Thema geworden<br />

und das nicht nur für die Endverbraucher.<br />

Fehlinvestitionen sind einfach nicht<br />

mehr drin. Dabei sind die Unternehmen<br />

schon durch die Pandemie teils noch immer<br />

geschwächt. Lieferengpässe werden<br />

immer dringlicher und für Unternehmen<br />

unterhalb Konzerngrößen auch früher<br />

oder später zum ernsthaften Problem.<br />

Besonders die Baubranche, aber auch Automobilzulieferer<br />

und andere Branchen<br />

ächzen unter den langen Lieferzeiten<br />

von Material. Dazu kommt der akute<br />

Fachkräftemangel. Selbst wenn Material<br />

da ist, fehlen an allen Enden und Ecken<br />

ausgebildete Menschen.<br />

Mit der Inflation ist die Herausforderung<br />

aber nochmal größer geworden: Kunden<br />

müssen jetzt mehr denn je überzeugt<br />

werden, Geld für ein Produkt oder<br />

eine Dienstleistung auszugeben. Und<br />

hier gibt es eine gute Nachricht für den<br />

Mittelstand: Vertrauen spielt bei dieser<br />

Entscheidung eine große Rolle. Und da<br />

haben Mittelständler eine große Chance<br />

gegenüber Konzernen: Vertrauen<br />

lässt sich mit authentischer Werbung<br />

generieren – und Authentizität kann<br />

der Mittelstand viel einfacher glaubhaft<br />

vermitteln als ein anonymer Konzern.<br />

Mittelständler müssen jetzt nur lernen,<br />

richtig zu kommunizieren, sozusagen die<br />

PS auf die Straße zu bringen.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>: Sie sagen, „Werbung darf keine<br />

Kunst sein”. Was meinen Sie genau damit?<br />

Verkauft ein gewisser Anspruch an<br />

die Gestaltung der Werbung nicht vielleicht<br />

auch besser als plumpes Anpreisen?<br />

Tromm: Keine Kunst bedeutet ja keinesfalls<br />

plumpes Anpreisen. Es geht vielmehr<br />

darum, dass Werbung kein künstlerisches<br />

Projekt sein darf, das man erst<br />

durch langes Nachdenken und Interpretation<br />

versteht. Werbung muss Produkte<br />

erklären und Marken einzigartig machen.<br />

Das ist auch ganz wichtig für den Mittelstand.<br />

Wenn die Kunden verstehen, warum<br />

sie dein Produkt oder deinen Service<br />

brauchen, dann kaufen sie auch. Die Herausforderung<br />

liegt also nicht darin Werbespots<br />

mit dem Kunstanspruch eines<br />

französischen Stummfilms zu kreieren<br />

und das Produkt in rosa Nebelschwaden<br />

verschwinden zu lassen, sondern darin,<br />

den Kunden sinnvoll zu vermitteln: „Dieses<br />

Produkt hat dir gefehlt, weil…” – und<br />

das in kürzester Zeit. Wir können ja keinen<br />

Dokumentarfilm drehen und müssen<br />

dennoch das Produkt erklären. Denn<br />

verstehen heißt verkaufen.<br />

<strong>PT</strong>: Und wie schafft der Mittelstand das?<br />

Werbung, die wirkt, in kurzer Zeit?<br />

Tromm: Ein wichtiger Rat ist hier ganz<br />

klar: „Gut geplant ist halb gewonnen”,<br />

oder sagen wir, „halb verkauft”. Dabei<br />

ist Harmonie zwischen Positionierung<br />

und Output wichtig. Um den Weg von<br />

der Positionierung über die Kreation hin<br />

zur Produktion erfolgreich schnell und u<br />

8 GRÜNDE FÜR GESÜNDERES BAUEN<br />

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1. FRISCHLUFTOASE<br />

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GIPSFASERPLATTEN<br />

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8. BRANDSCHUTZ<br />

… die Plattform für Werbung im erfolgreichen Mittelstand. Nicht nur in der Krise:<br />

Die neuen Mediadaten 2/<strong>2022</strong> wurden am 16.08.<strong>2022</strong> veröffentlicht:<br />

AUSGABEN TERMINE THEMEN<br />

Ausg. 6 Anzeigenschluss Fr., 30.09.<strong>2022</strong> Kommunikation/Marketing<br />

November DU-Schluss Mo., 10.10.<strong>2022</strong> Industrie<br />

<strong>2022</strong> Erscheinung Mo., 07.11.<strong>2022</strong> Auszeichnungsliste<br />

Ausg. 1+2 Anzeigenschluss Mo., 30.01.2023 Beschäftigung<br />

März DU-Schluss Mo., 06.02.2023 Unternehmensentwicklung<br />

2023 Erscheinung Mo., 06.03.2023 Mobilität<br />

Handwerk<br />

Nominierungsliste<br />

Ausg. 3+4 Anzeigenschluss Fr., 02.06.2023 Innovation<br />

Juli DU-Schluss Mo., 12.06.2023 Engagement in der Region<br />

2023 Erscheinung Mo., 10.07.2023 Dienstleistung<br />

Juryliste<br />

Ausg. 5 Anzeigenschluss Mo., 07.08.2023 Finanzierung<br />

September DU-Schluss Mo., 14.08.2023 Umwelt<br />

2023 Erscheinung Mo., 11.09.2023 Energie<br />

Preisträgertreffen<br />

Ausg. 6 Anzeigenschluss Mo., 02.10.2023 Kommunikation/Marketing<br />

November DU-Schluss Mo., 09.10.2023 Industrie<br />

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Buchungen über Tel. 0341 24061-00 oder info@op-pt.de.<br />

V.i.S.d.P. für den Anzeigenteil: Petra Tröger, OPS Netzwerk GmbH<br />

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Webseite:<br />

www.otthaus.de/gesund-wohnen


76 Wirtschaft<br />

77<br />

ohne Umwege zu gehen, haben wir<br />

zum Beispiel standardisierte Prozesse.<br />

Und die braucht es auch im Mittelstand.<br />

Wichtige Fragestellungen sind in diesem<br />

Zusammenhang, welche Alternativen<br />

die Kunden aktuell noch benutzen – anders<br />

gesagt: Wer ist eigentlich der Gegner?<br />

Gibt es überhaupt schon einen?<br />

Und wie sieht die Lebenswirklichkeit der<br />

Menschen, die wir ansprechen wollen,<br />

wirklich aus? Hier verfehlt Werbung häufig<br />

ihre Wirkung, weil sie sich in selbstgefälliger<br />

Haltungskommunikation verliert<br />

und die Menschen moralisch belehren<br />

möchte – oder zumindest zeigen möchte,<br />

dass die Autoren ganz besonders<br />

feingeistige und gute Menschen sind.<br />

Was dann häufig zu Lasten von Marke<br />

und Produkt geht. Das heißt nicht, dass<br />

Werbung nicht für das Gute und Schöne<br />

auf der Welt eintreten kann. Aber bitte<br />

ganz spezifisch. Und mit einem tiefen<br />

Verständnis für Haltung der Empfänger.<br />

Nicht für die der Sender. Das zum<br />

Inhalt. Was den Herstellungsprozess<br />

angeht, macht es aus unserer Erfahrung<br />

Sinn, Konzeption und Produktion nicht<br />

zu trennen. Hier können Auftraggeber<br />

richtig sparen, wenn sie keine externe<br />

Bewegtbildproduktion beauftragen, sondern<br />

alles aus einer Hand bekommen.<br />

<strong>PT</strong>: Die Stimmung ist momentan ja eher<br />

negativ. Gibt es dennoch auch neue<br />

Chancen?<br />

Tromm: Auf jeden Fall. Erstmal haben<br />

Mittelständler aktuell eine ideale Ausgangslage,<br />

denn es findet beinahe so<br />

etwas wie eine Marktbereinigung statt:<br />

Unternehmen wollen sparen und viele<br />

senken da erstmal die Werbeausgaben.<br />

Dadurch ist es jetzt einfacher an die Spitze<br />

zu kommen, wenn man dort vorher<br />

auch noch nicht unbedingt war. Wenn<br />

alle weniger machen, kann einer, der zur<br />

gleichen Zeit ein bisschen mehr macht,<br />

besonders viel erreichen. Das belegen<br />

Studien, die den Werbeerfolg während<br />

früherer Krisen gemessen haben. Dazu<br />

kommt, dass Werbung bei aller Authentizität,<br />

die sie vermitteln muss, ein Zufluchtsort<br />

bleibt. Eine Art heile Welt, die<br />

Wärme und Sicherheit verkauft. Das<br />

heißt im Klartext: Mittelständler können<br />

sich mit positiven Impulsen in der Kommunikation<br />

nachhaltig neu positionieren.<br />

Krisen sind eben immer auch Chancen,<br />

alles neu und besser zu machen. Krisen<br />

zwingen uns zur Innovation. Und die ist<br />

gerade in der Werbung häufig noch nötig.<br />

Klare Kommunikation ist die Antwort.<br />

<strong>PT</strong>: Und gibt es für klare Kommunikation<br />

auch einen klaren Kanal? Social<br />

Media, Radio, TV Werbung, OOH, CRM-<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Maßnahmen – welcher Werbekanal ist<br />

jetzt der wichtigste für Mittelständler?<br />

Tromm: Das lässt sich pauschal nicht<br />

sagen und ist abhängig von Produkt, Unternehmen<br />

und Zielsetzung. Der beste<br />

Kanal ist am Ende der, der am besten verkauft.<br />

Was verkauft? im B2C Bereich; 40 %<br />

Produkt, 60 % Marke. Im B2B ist der Split<br />

etwas anders. Generell kann man aber<br />

sicher sagen, dass eine gut targetierte<br />

Mischung zielführend ist. Das bedeutet,<br />

Erfolg genau zu messen und zu optimieren,<br />

ihn danach wieder zu messen und<br />

wieder zu optimieren. Die Unterschiede<br />

lassen sich ganz gut an zwei Beispielen<br />

festmachen: Für HelloBody, eine junge<br />

Kosmetikmarke, ist Social Media mit direktem<br />

Kontakt zu den Konsumenten<br />

und der Möglichkeit, Tutorials und Erfahrungsvideos<br />

zu verbreiten, genau der<br />

richtige Kanal. Für ein Finanzprodukt wie<br />

Penta, eine Geschäftskundenbank, sicher<br />

nicht. Da bietet sich eher eine intensive<br />

CRM-Nutzung und persönliche, schriftliche<br />

Ansprache der Kunden an. Am Ende<br />

muss die Maßnahme zum Markenkern<br />

und zum Kommunikationsziel passen.<br />

Dabei können wir festhalten, dass bewegte<br />

Bilder häufig mehr Emotion auslösen,<br />

als statische und dass viele Sachverhalte<br />

zu kompliziert sind, um sie effektiv<br />

auf einem Plakat zu zeigen. Denn zu oft<br />

erinnern sich die Menschen dann zwar<br />

an das Plakat, aber nicht an die Marke<br />

oder das Produkt.<br />

<strong>PT</strong>: Das erste Halbjahr ist beendet und<br />

viele Unternehmen rüsten sich für den<br />

Jahresendspurt. Was sind Ihre Empfehlungen<br />

für die zweite Jahreshälfte?<br />

Tromm: Das Mindset ändern. Chancen<br />

sehen und sie nutzen. Aktion ist dabei<br />

der Schlüssel, nicht Reaktion. Wie schon<br />

vorhin gesagt: Wenn alle weniger machen,<br />

dann sei du der- oder diejenige, die<br />

jetzt in dem Bereich ein paar mehr Kohlen<br />

ins Feuer legt. Effizient zu investieren<br />

ist wichtig, aber an den falschen Stellen<br />

– wie zum Beispiel Werbung – zu sparen,<br />

kann doppelt teuer werden. Der Weg an<br />

die Spitze steht wieder ganz neu offen,<br />

sei im positiven Sinne opportunistisch<br />

– aber geplant natürlich! (lacht) Dann<br />

würde ich Mittelständlern empfehlen,<br />

nicht nur für sich selbst, sondern auch in<br />

Zusammenarbeit mit Werbeagenturen<br />

klare Ziele zu setzen. Was ist die eigentliche<br />

geschäftliche Herausforderung?<br />

Was will ich erreichen? Wie will ich meinen<br />

Erfolg messen? Werbung, die nicht<br />

messbar wirkt, ist keine. Sondern ein alimentiertes<br />

Kunstprojekt. Denn: Künstler<br />

benutzen Leinwand und Farbe, um der<br />

Welt ihre Ideen zu verkaufen – Werber<br />

hingegen benutzen ihre Ideen, um der<br />

Welt Leinwand und Farbe zu verkaufen. •<br />

Friedrich Tromm ist<br />

Über den Interviewpartner<br />

Gründer und Geschäftsführer<br />

von TryNoAgency. Viele<br />

Jahre entwickelte er als Freelancer<br />

für große Agenturen<br />

internationale Kampagnen<br />

(Apple, Mercedes, Adidas,<br />

MTV uvm.). 2012 schloss er<br />

sich mit seinem Kreativpartner<br />

Stefan Nagel zusammen<br />

und gründete TryNoAgency. Zusammen mit<br />

ihrem 30-köpfigen Team haben sie sich darauf<br />

spezialisiert, Marken zu entwickeln und im Transformationsprozess<br />

zu begleiten. Zu ihren Kunden<br />

zählen unter anderem Foodspring, Mister Spex,<br />

Clark und HP.<br />

WGfS GmbH<br />

Nürtinger Straße 11<br />

70794 Filderstadt<br />

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78 Wirtschaft<br />

79<br />

SYSTEMFEHLER 2<br />

Wegen großer Nachfrage:<br />

Ausstellungsverlängerung bis 09. Oktober <strong>2022</strong>!!<br />

»SYSTEMFEHLER 2 « in der Caricatura Galerie<br />

ist ein Kulturhighlight in diesem<br />

documenta-Sommer, das man sich nicht<br />

entgehen lassen sollte. 107 Tage lang<br />

beleuchtet die Ausstellung den Irrsinn<br />

unserer Zeit in seinen unterschiedlichen<br />

Facetten. Mit einer zusätzlichen Halle<br />

auf dem Vorplatz des KulturBahnhofs<br />

stehen mehr als 450 Quadratmeter zur<br />

Verfügung, auf der 76 der renommiertesten<br />

Künstlerinnen und Künstler im<br />

deutschsprachigen Raum mehr als 200<br />

Zeichnungen, Gemälde und Objekte präsentieren<br />

Facetten des Irrsinns<br />

Vergünstigter Eintritt mit documenta-<br />

Ticket<br />

Die Teilnahme an den Führungen ist kostenlos,<br />

lediglich der Eintrittspreis ist zu<br />

entrichten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.<br />

Besucherinnen und Besucher<br />

mit einem aktuellen documenta-Ticket<br />

erhalten zudem einen Preisnachlass<br />

beim Eintritt. •<br />

täglich 10-20 Uhr,<br />

Eintritt: 8 €, 5 € ermäßigt<br />

Caricatura Galerie, Kassel<br />

https://caricatura.de/systemfehlerhoch2/<br />

Die Welt ist aus den Fugen geraten. Allgegenwärtig<br />

sind autokratisches Denken,<br />

Destabilisierung demokratischer<br />

Systeme und Radikalisierung in alle Richtungen,<br />

wobei eine Virus-Pandemie wie<br />

ein Katalysator wirkt. Um dem Wahnsinn<br />

die Krone aufzusetzen, führt Putin einen<br />

aberwitzigen Eroberungskrieg in der Ukraine.<br />

Bis zum 25. September schauen<br />

führende Zeichner der Komischen Kunst<br />

in »SYSTEMFEHLER 2 « erbarmungslos auf<br />

die Erbärmlichkeiten unserer Zeit und<br />

die Lächerlichkeit der Erdbewohner.<br />

Aktionsführungen<br />

© OTTITSCH/CARICATURA<br />

Drohne im Jagdzimmer<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

Mario Lars machte am 19. August den Auftakt<br />

zu einer Reihe von Aktionsführungen:<br />

eine Künstlerführung mit Stephan Rürup<br />

am 26. August, eine Kuratorinnenführung<br />

mit Saskia Wagner am 2. September, eine<br />

Themenführung »Das Einmaleins der Komischen<br />

Kunst« am 9. September, eine<br />

Themenführung »Klima/Umwelt« am 16.<br />

September und eine Künstlerinnenführung<br />

mit Miriam Wurster am 23. September,<br />

jeweils um 18 Uhr. Eine weitere reguläre<br />

Führung durch die Ausstellung wird<br />

für den 4. September, 15 Uhr, angeboten.<br />

Kommende Führungen im Überblick:<br />

9.9.<strong>2022</strong>, 18 Uhr Themenführung<br />

»Das Einmaleins der Komischen Kunst«<br />

16.9.<strong>2022</strong>, 18 Uhr<br />

Themenführung »Klima/Umwelt«<br />

23.9.<strong>2022</strong>, 18 Uhr Künstlerinnenführung<br />

mit Miriam Wurster<br />

Bienen. Massentierhaltung<br />

© KIEFEL/CARICATURA


80 Lifestyle | Auto<br />

81<br />

Die Verarbeitung des Cockpits ist gewohnt<br />

hochwertig, feine Lackoberflächen,<br />

ein fixes Entertainmentsystem,<br />

haptisch und akustisch gelungene<br />

Schalter verwöhnen Finger und Ohr. Das<br />

Abgassystem ist etwas verhaltener, hier<br />

wird mehr auf Komfort und Understatement<br />

gesetzt, das böse Spucken und<br />

Blubbern der Flottenbrüder fehlen hier<br />

etwas.<br />

Das Coupé ist also nicht nur schnell und<br />

schön wie man es von Porsche kennt, es<br />

ist auch ein Symbol dafür, wie man etwas<br />

Gutes eben noch besser macht.<br />

Schreibt man so etwas in Krisenzeiten?<br />

Ja und nochmals ja. Selbst Martin Luther<br />

sagte seinerzeit: „Und wenn morgen die<br />

Welt in Scherben ginge, ich würde heu-<br />

te noch ein Bäumchen pflanzen.“ Luther<br />

spricht wie ein mittelständischer Unternehmer,<br />

dessen Unternehmen zwei<br />

Weltkriege, Inflation, Patentraub, Diktaturen<br />

etc. überlebt haben, oder wie ein<br />

Start up Unternehmer, der mitten in der<br />

Wirtschaftszeit, in der die Regierung völlig<br />

überfordert ist, seinen Weg stringent<br />

verfolgt. Porsche ist Optimismus, Porsche<br />

ist Technologiezukunft und Freiheit,<br />

die es zu bewahren gilt und das ist<br />

nicht philosophisch überhöht, sondern<br />

der Glaube an das Morgen, an die Würde,<br />

an den Fleiß und die Leistungskraft<br />

derer, die in Deutschland in tausenden<br />

mittelständischen Betrieben die Wirtschaft<br />

gestalten, Millionen Menschen<br />

Arbeit geben und die Sozialsysteme<br />

am Laufen halten. Wir sitzen im Testporsche,<br />

umgeben von durchdachten<br />

Lösungen nach Angenehmen, nach<br />

Schönem, nach Perfektion und meinen,<br />

dass dies längst gesagt werden sollte.<br />

Der Vater blickt zurück auf den Fleiß des<br />

Entstehens und der Sohn blickt auf das<br />

Werden und das Fortsetzen und beide<br />

haben das Markenzeichen aus Zuffenhausen<br />

als Ansporn.<br />

Wilhelm Rafael Garth und<br />

Prof. Arnd Joachim Garth<br />

BILDER: © WILHELM-RAFAEL GARTH<br />

HANG<br />

zur PERFEKTION<br />

Die Welt ist aus den Fugen. Elektroautos<br />

werden subventioniert, obwohl die<br />

Regierung die kommende Stromversorgung<br />

nicht im Griff hat. SUVs sind zum<br />

Feindbild der Umweltapokalypse geworden<br />

und die deutschen Automobilindustriemanager<br />

biedern sich dem woken<br />

Mainstream an. Während die Fugen<br />

der Automobile immer perfekter geworden<br />

sind, ist die Welt aus den Fugen.<br />

Der Verbrenner ist gebrandmarkt, der<br />

Diesel sitzt in der Todeszelle. Was bleibt<br />

dem Automobilenthusiasten heute, der<br />

Benzin im Blut hat, Geschwindigkeit<br />

liebt und die automobile Präzision im<br />

Schmelz von Mensch und Maschine als<br />

Erlebnis persönlicher Freiheit empfindet?<br />

Spitzentechnologie war immer ein<br />

Ausweg und hat sich zu einem Manifest<br />

geschrieben, das an Einzigartigkeit<br />

seinesgleichen sucht: Porsche! Ungebrochener<br />

Pioniergeist hat seinen Preis,<br />

aber sollten wir nicht zu dem Höchsten,<br />

dem Besten streben?<br />

Der Cayenne ist die ultimative Erfolgsgeschichte<br />

der Zuffenhausener Traumfabrik.<br />

Einst rettete er durch seine Absätze<br />

sogar das angeschlagene Fossil<br />

deutscher Automobilkunst. Wie ein<br />

solch den Traditionen verschriebenes<br />

Unternehmen denkt, zeigt sich an<br />

der Etablierung des Porsche Cayenne<br />

Coupé. Etwas nehmen, was perfekt ist,<br />

wahnsinnig viel Anklang findet, überall<br />

Erfolge feiert, beliebt beim Sportwagenenthusiasten,<br />

der Großstadtmutter<br />

oder als Poster im Kinderzimmer klebt;<br />

und es verbessern, steigern, perfektionieren.<br />

Gewagtes Vorhaben, aber gelungen. Der<br />

Porsche Cayenne Coupé spricht genau<br />

die an, denen die ursprüngliche Linie<br />

des Gelände- und Legendewagen bisher<br />

nicht sportiv genug war.<br />

Wir testen das Cayenne S Coupé, angetrieben<br />

von einem drei Liter starkem 6<br />

Zylinder Triebwerk leistet dieses ganze<br />

440 PS, die das schwere Luxus SUV in 5<br />

Sekunden aus dem Stand jenseits der<br />

100er Marke prügeln, 550 Newtonmeter<br />

sind auch für einen Zweitonner eben<br />

sehr viel Drehmoment. Das Fahrgefühl<br />

im Vergleich zum konventionellen Cayenne<br />

wirkt nochmal straffer, gezielter<br />

und sportlicher. Nicht nur hübscher,<br />

auch agiler spurt das Monument gehorsam<br />

und trotzdem aufmüpfig genug<br />

um als Sportbolide zu gelten.<br />

Hier wird klar, worauf das Coupé abzielte.<br />

Der Kompromiss den man im Cayenne<br />

einzugehen vermag, soll kleiner<br />

ausfallen. Der Wagen fühlt sich nach<br />

wie vor wie der große SUV an, der er<br />

eben ist, aber auch sportwagennäher.<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong><br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN 5 <strong>2022</strong>


Von der Außenseiterin zur<br />

Spitzenreiterin<br />

Lassen Sie sich von Coco Chanel<br />

inspirieren!<br />

Juryliste „Großer Preis des<br />

Mittelstandes“ erreicht<br />

Über welche Unternehmen die<br />

Juroren in diesem Jahr beraten<br />

Mittelstand im Feuer<br />

Energiepreise. Lieferengpässe.<br />

Sanktionen …<br />

Ein qualitatives Reifegradmodell<br />

zur Analyse und Bewertung der<br />

Social-Media-Kommunikation<br />

18. Jahrgang | <strong>Ausgabe</strong> 3 • 4 | <strong>2022</strong> | ISSN 1860-501x | 3 Euro<br />

Risiken und Probleme gehören zum Leben. Denn das Leben ist dynamisch. Unvorhersehbar. Und immer,<br />

wenn Menschen im Spiel sind, sind auch deren Interessen im Spiel. Ziele, Wünsche, Ängste, Visionen.<br />

Weil kein Mensch dem anderen gleicht, sind Auseinandersetzungen unvermeidbar. Niemand weiß, was<br />

morgen ist. Aber nur der Optimist kann dieses Morgen gestalten. Kommentare an redaktion@op-pt.de<br />

Herzliche Grüße, Helfried Schmidt und Petra Tröger!<br />

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82 Leserbriefe | impressum<br />

Optimismus ist Pflicht<br />

Optimismus ist<br />

Zur <strong>Ausgabe</strong>: 3-4/<strong>2022</strong><br />

Leserbriefe<br />

Zu: Warum es sich lohnt, zu Auszeichnungsgala<br />

und Ball der Oskar-Patzelt-<br />

Stiftung zu kommen<br />

Ich war dabei: Als 2020 und 2021 alle den<br />

Schwanz eingekniffen haben vor Angst,<br />

nicht nur Angst vor Corona, sondern auch<br />

Angst vor Auflagen der Gesundheitsbehörden<br />

und Ausbleiben der Kundschaft,<br />

und schon Monate vor eigentlich geplanten<br />

Veranstaltungen alle Konzerte,<br />

Messen, Events abgesagt haben. Da gab<br />

es eine einzige Institution, die damals gesagt<br />

hat: "Wir machen da nicht mit. Wir<br />

bieten ein Event an. Wir halten natürlich<br />

alle Auflagen ein und sind vorsichtig. Aber<br />

wir treffen uns wie geplant." Das war die<br />

Oskar-Patzelt-Stiftung mit ihrem Wettbewerb<br />

"Großer Preis des Mittelstandes".<br />

Meine absolute Hochachtung vor so viel<br />

Standfestigkeit und Organisationsgeschick!<br />

Allein deshalb verdienen diese Galas<br />

es, dass die Säle voll sein werden und<br />

viele die Gelegenheit haben, Flair und Atmosphäre<br />

dieses Wettbewerbs zu erleben.<br />

Manu Bitterlich<br />

Zu: Drohender Gasengpass beunruhigt<br />

Unternehmen<br />

Klar. Ich bin auch beunruhigt. Das sogenannte<br />

"Jahr2000" Problem, wo angeblich<br />

alle Computer zusammenbrechen<br />

sollten, war ein Kinderspiel gegen den<br />

Blackout, der bei Gasausfall droht.<br />

Karin Gletzelschneider<br />

Zu: Energiekrise, Gasengpass und Versorgungssicherheit<br />

– Herausforderungen für<br />

den Mittelstand<br />

Dass uns die Regierung in Friedenszeiten,<br />

ohne Not, ohne Krieg im eigenen Land,<br />

ohne Naturkatastrophen (den heißen<br />

Sommer mit ein paar Waldbränden kann<br />

man - zumindest für Deutschland insgesamt<br />

- ja nicht als Naturkatastrophe bezeichnen)<br />

einer solchen Gefahr aussetzt,<br />

ist eine Schande. Die Gründerväter unserer<br />

Demokratie und unserer Marktwirtschaft<br />

würden sich im Grab rumdrehen!<br />

Lars Kattermayer<br />

Zu: Fachkräfte über TikTok rekrutieren<br />

ich kenne den kanal von reza shari. klasse<br />

was der mann macht. und guter beitrag.<br />

+ Kommentare zum Onlinemagazin www.pt-magazin.de<br />

und zum Portal www.kompetenznetz-mittelstand.de<br />

(red. gekürzt)<br />

Leser-Telefon: 0341 240 61-00 | Leser-Fax: 0341 240 61-66<br />

Leserbriefe auch unter www.pt-magazin.de/service/leserbriefe<br />

die jungen leute muss man dort abholen<br />

wo sie sich aufhalten, tageszeitung liest<br />

von denen kaum noch einer.<br />

karina seeliger<br />

Zu: Optimismus ist Pflicht - Das neue<br />

ePaper<br />

Ich greife sehr gern, wie auf dem Cover<br />

angeboten, die „Kommentare“ auf und<br />

erlaube mir Ihnen zu schreiben. 1. Ich<br />

habe es noch nie erlebt, auf einer Titelseite<br />

persönlich angesprochen zu werden<br />

(z.B. Marketing Club, Lebensmittelzeitung,<br />

W+V, Focus und ich weiß nicht welche Titel<br />

noch alle in den letzten Jahrzehnten,<br />

die ich auch noch teuer bezahlt habe…<br />

das habe ich bisher nicht erleben dürfen!).<br />

2. Ihre Einstellung – es ist ja nicht einfach<br />

nur der Text mit Ausrufezeichen (!) – Ihre<br />

Kompetenz möchte ich mit Hochachtung<br />

und Respekt meinerseits mit Ihnen teilen.<br />

3. Und „last but not least“: Beim Editorial<br />

auf Seite 3 „Mit der Unvermeidlichkeit<br />

einer Naturgewalt“, komme ich nicht herum<br />

(besonders im letzten Absatz Ihres<br />

Fazits) auch dies mit Hochachtung und<br />

Respekt meinerseits mit Ihnen zu teilen.<br />

4. Insgesamt – sehen Sie es mir nach, das<br />

<strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> war heute im Briefkasten<br />

und ich habe es bis zur Seite 84 „nur quergelesen“,<br />

ist inhaltlich ein Lehrbuch. Das<br />

möchte ich Ihnen gern persönlich einfach<br />

mal so sagen. Warum? Agil und pragmatisch<br />

in die Zukunft mit Optimismus, ist<br />

für uns der Nährboden unserer kleinen<br />

Familie im Umgang untereinander und<br />

mit Freunden und Partnern.<br />

Andreas und Carolin Pfeil<br />

Zu: Wirtschaft & Bildung: Die Durchschnittsfalle<br />

Es gibt Selbständige, und es gibt Unselbständige.<br />

Erstere finden immer einen Weg<br />

und schaffen mehr Arbeit und Werte als<br />

sie selbst brauchen. Letztere sind dazu<br />

nicht in der Lage. Deshalb müssen sie<br />

durch Umverteilung vom Staat ernährt<br />

werden. Dafür müssen zuvor die Selbständigen,<br />

die Wertschöpfer, besteuert<br />

werden. Am leichtesten geht das, wenn<br />

die Unselbständigen den Staat regieren<br />

und die Steuergesetze beschließen. Armes<br />

Deutschland.<br />

Helmut Klein<br />

<strong>PT</strong>-MAGAZIN<br />

für Wirtschaft und Gesellschaft<br />

Impressum<br />

ISSN 1860-501x | 18. Jahrgang<br />

<strong>Ausgabe</strong> 5/<strong>2022</strong><br />

Verlag: OPS Netzwerk GmbH,<br />

Melscher Str. 1, 04299 Leipzig,<br />

Tel. 0341 240 61 - 00, Fax 0341 240 61 - 66<br />

Petra Tröger (CEO), Dr. Helfried Schmidt<br />

info@op-pt.de | www.pt-magazin.de<br />

Das <strong>PT</strong>-<strong>Magazin</strong> ist offizielles <strong>Magazin</strong><br />

des Wettbewerbes „Großer Preis des<br />

Mittelstandes“ der Oskar-Patzelt-Stiftung,<br />

eingetragen im Stiftungsregister des Regierungsbezirkes<br />

Leipzig unter Nr. 2/1998.<br />

Redaktion:<br />

Dr. Helfried Schmidt (V.i.S.d.P),<br />

Chefredakteur<br />

Tel. 0341 24061-00, redaktion@op-pt.de<br />

Hauptstadtbüro <strong>PT</strong>-Redaktion<br />

Falk S. Al-Omary, Unter den Linden 10, 10117<br />

Berlin, Tel. 0171 2023223,<br />

post@al-omary.de<br />

Korrespondenten:<br />

Bernd Schenke (Berlin/Brandenburg)<br />

D-Rolf Becker (Halle/S., Indochina)<br />

Autoren/Interviews dieser <strong>Ausgabe</strong>:<br />

Falk S. Al-Omary, Manfred Baier, Hans-<br />

Jürgen Friedrich, Ulrike Fröhlich, Arnd<br />

Joachim Garth, Wilhelm-Rafael Garth,<br />

Gerd Gigerenzer, Suzanne Grieger-<br />

Langer, Ulrike Grube, Stefan Lehner,<br />

Oliver Meinecke, Joachim Merk, Jörn-<br />

Axel Meyer, Lothar Müller, Andreas<br />

Ostrowicki, Thomas Pförtner, Helfried<br />

Schmidt, Uwe Schmidt, Florian Schnitzhofer,<br />

Anne M. Schüller, Dominik Sedlmeier,<br />

Petra Tröger, Friedrich Tromm,<br />

Norbert Zdrowomyslaw<br />

Anzeigen:<br />

Petra Tröger (V.i.S.d.P.), Clemens Vogel<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2/<strong>2022</strong>,<br />

gültig seit 16.08.<strong>2022</strong>, Tel. 0341 24061-00<br />

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