FOCUS-MONEY_2022-49_Vorschau
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E-PAPER LESEN:
moneyeditorial<br />
FRANK MERTGEN<br />
stellv. Chefredakteur <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />
EDITORIAL<br />
Die Hoffnung<br />
und die Empirie<br />
Derzeit hagelt es die Jahresausblicke der Banken und Fondsgesellschaften<br />
auf 2023, und die fallen oft zuversichtlicher aus, als man sich das<br />
vor einigen Monaten hätte vorstellen können. Nicht selten ist von der<br />
Hoffnung zu lesen, dass die zuletzt in Deutschland und der Euro-Zone zweistelligen<br />
Inflationsraten deutlicher sinken könnten, als das etwa die fünf<br />
Wirtschaftsweisen vom Sachverständigenrat erwarten. „Für 2023 rechnen<br />
wir mit 7,4 Prozent“, sagt die Chefin der Weisen, die Münchner Professorin<br />
Monika Schnitzer, im <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong>-Interview (ab S. 44). „Warum wird die<br />
Preissteigerungsrate hoch bleiben? Bei den Haushalten kommen die hohen<br />
Energiepreise erst allmählich bei den Heizkosten und Strompreisen an. Das<br />
wird im nächsten Jahr das Preisniveau beeinflussen“, erläutert Schnitzer.<br />
Da sind bei Banken ganz andere Prognosen zu lesen: Die Helaba erwartet<br />
die Inflationsrate für die Euro-Zone im Jahresdurchschnitt 2023 bei 5,3 und<br />
2024 bei nur noch 3,5 Prozent. Die Zielwerte für die USA: 2023 vier Prozent<br />
und 2024 noch 2,5 Prozent. Noch optimistischer ist die Unicredit: EU-Inflation<br />
2023/2024 bei 5,9 und 2,1 Prozent, USA 4,6 und 2,1 Prozent. Geht noch<br />
weniger? Die UBS kalkuliert für Deutschland 2023 mit 5,2 und 2024 mit 2,2<br />
Prozent und kommt bei den USA auf 3,6 und 1,9 Prozent.<br />
Die Folgen eines schnellen und starken Rückgangs der Inflation können<br />
gar nicht überschätzt werden – für die Stimmung in den Bevölkerungen, aber<br />
auch für die Finanzmärkte. Die Zentralbanken könnten ihren Erhöhungszyklus<br />
schneller als erwartet beenden und früher wieder lockern.<br />
Doch eine Studie von DB Research mahnt zur Vorsicht. Die Experten des<br />
Thinktanks der Deutschen Bank haben sich gefragt: Was ist historisch passiert,<br />
wenn die Inflationsraten acht Prozent übersprungen haben – wie gerade in<br />
weltweiten Schlüssel-Volkswirtschaften wie den USA, der Euro-Zone und<br />
Großbritannien? Die Antworten für den Durchschnitt der Industrieländer geben<br />
die drei Grafiken für die Zeiträume ab 1920, 1950 und 1970. Alle Grafiken<br />
zeigen die Median-Inflation der Industriestaaten jeweils fünf Jahre vor und<br />
nach dem jeweiligen Inflationshoch. Sie zeigen überdies die Range (mittlere<br />
50 Prozent der Werte, wenn diese vom kleinsten zum größten Wert geordnet<br />
sind) der beobachteten Inflationswerte (grüne Flächen), die aktuellen Inflationsverläufe<br />
der Euro-Zone und der USA seit fünf Jahren und für die nahe Zukunft<br />
die durchschnittliche Inflationsprognose für diese beiden großen<br />
Wirtschaftsräume. Die eindeutige Schlussfolgerung: Jedenfalls in der<br />
Vergangenheit folgten auf solch hohe Inflationsraten im Median keine<br />
schnellen Rückgänge, wie sie jetzt prognostiziert werden. Also<br />
sollte man die so angenehmen Inflationsprognosen wohl mit Vorsicht<br />
genießen – zumal die Dynamik der Geldentwertung in den<br />
vergangenen Monaten und Jahren stets unterschätzt wurde.<br />
Ihr<br />
Inflation in Industrieländern seit 1920<br />
Inflationsrate in Prozent<br />
–4<br />
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Inflation in Industrieländern seit 1970<br />
–4<br />
Euro-Zone aktuell<br />
USA aktuell<br />
Jahre vor und nach Inflationshoch (>8 %)<br />
–2<br />
Inflation in Industrieländern seit 1950<br />
Inflationsrate in Prozent<br />
Euro-Zone aktuell<br />
USA aktuell<br />
Jahre vor und nach Inflationshoch (>8 %)<br />
–2<br />
Inflationsrate in Prozent<br />
Euro-Zone aktuell<br />
USA aktuell<br />
Jahre vor und nach Inflationshoch (>8 %)<br />
–2<br />
Aus aktuellem Anlass!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Inflation hat in Deutschland und auch im Durchschnitt der<br />
Euro-Zonen-Länder zweistellige Werte erreicht. Bange blicken<br />
die Börsianer auf die Notenbanken: Stürzen diese jetzt mit vielleicht<br />
kleiner ausfallenden Zinsschritten, die aber Geld immer noch weiter<br />
verteuern, die Volkswirtschaften in eine tiefe Rezession? Und was heißt<br />
das für die Märkte und die Aktienkurse? Mein Tipp: Sie erfahren alles<br />
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Quelle: DB Research<br />
Quelle: DB Research<br />
Quelle: DB Researchg<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2022</strong><br />
*inkl. MwSt. und Versand. Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht<br />
3
moneyinhalt<br />
30. NOVEMBER <strong>2022</strong> www.money.de<br />
moneykompakt<br />
8 Fußball: Warum die Manchester-<br />
United-Aktie rasant steigt<br />
9 Das kaufe ich jetzt: Krisensicher<br />
mit Quasi-Monopol – ein US-Konzern<br />
mit stetigem Wachstum<br />
9 Meine erste Aktie: Ein Volltreffer<br />
mit SolarEdge<br />
9 Hit & Shit: Wirtschaftsprüfer<br />
gesucht; bye-bye, Telefonzelle<br />
10 Erbschaftsteuer: Eine Erhöhung<br />
soll durch steigende Freigrenzen<br />
flankiert werden<br />
10 Konsum: Wie der Niedergang der<br />
Einkaufsmeilen in den Innenstädten<br />
noch zu stoppen ist<br />
98 Andis Börsenbarometer:<br />
Warum der Zinshammer noch<br />
kommt<br />
moneytitel<br />
12 Deutsche Dividenden: Mit 2023<br />
steht Anlegern ein gutes Dividendenjahr<br />
bevor. <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />
findet auch Zehnprozenter<br />
18 Europäische Dividenden: Auf<br />
welche europäischen Dividendenfonds<br />
und ausschüttungsfreudigen<br />
Aktien Renditejäger setzen<br />
22 Monatliche Dividende: Monat für<br />
Monat Dividende einstreichen<br />
– mit diesen sechs Aristokraten<br />
26 US-Dividenden: Ausschüttungsreiche<br />
Papiere aus Über -<br />
see erhöhen nachhaltig das<br />
Ein kommen<br />
30 Rohstoff-Dividenden: Hohe<br />
Preise für Öl und Metalle lassen<br />
die Kasse klingeln und bringen<br />
Aktionären satte Ausschüttungen.<br />
Zehn Aktien fürs Portfolio<br />
34 Kolumne: Roland Koch über die<br />
Aktienrente und warum davon<br />
noch mehr kommen muss<br />
moneymarkets<br />
36 Verzehnfacher: Es gibt sie, die<br />
potenziellen Kursraketen. <strong>FOCUS</strong><br />
<strong>MONEY</strong> stellt vier davon vor<br />
12<br />
Dividende ohne Ende –<br />
Kaufkraft verlust kontern<br />
Dividendeneinkommen bessern die Liquidität<br />
auf – <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> filterte die besten<br />
Renditebringer heraus. Auch ein Rohstoff-<br />
Dividendendepot ist im Angebot<br />
40 Smart Home: Welche Konzerne<br />
vom Trend zum digitalen Hausmeister<br />
besonders profitieren<br />
44 Interview: Monika Schnitzer über<br />
Demografie, Energiekrise und wie<br />
die Generation Z dasteht<br />
48 Chartsignal: Schafft der Dividenden-Dax<br />
ein neues Jahreshoch?<br />
48 Börsenwissen: Warum Resilienz<br />
auf dem Aktienmarkt gesucht ist<br />
55 Musterdepots: Hartmut Jaensch<br />
kauft Renault in sein Depot<br />
56 Krypto: Warum Investoren bei<br />
Bitcoin, Ethereum & Co. eine<br />
Wallet brauchen und die Antworten<br />
auf wichtige Fragen dazu<br />
60 The Economist: Bedeutet der<br />
Skandal rund um die FTX-Börse<br />
das Ende des Krypto-Booms?<br />
62 Cloud-ETFs: Cloud-Computing-<br />
Aktien sind abgestürzt. Doch die<br />
Branche besitzt Potenzial. Welche<br />
Sektor-ETFs lohnen<br />
66 Ferienimmobilien: Was es bei<br />
dem Kauf von Wohnungen und<br />
Häusern in den unterschiedlichen<br />
Regionen zu beachten gibt.<br />
Plus: Ein Geheimtipp<br />
71 Standpunkt: Wie der Kapitalmarktstratege<br />
Tilmann Galler von<br />
J.P. Morgan AM die Zukunftschancen<br />
in den Schwellenländern sieht<br />
4 Titelfoto: Shutterstock Inhaltfotos: Bloomberg, Adobe Stock, Shutterstock, Ledger, Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2022</strong>
36<br />
Next-Generation-Tech<br />
Investoren in Technologieaktien sollten nicht auf<br />
die Launen des Marktes schauen. Welche Einzeltitel<br />
der Branche bald durchstarten sollten<br />
900%Chance<br />
moneydigital<br />
50 Highlights: „Missing Magic Money“,<br />
die packende neue Feature-Serie<br />
51 Analyse: Ist der Technologiekonzern<br />
Thermo Fisher jetzt ein Kauf?<br />
53 Mission Money-Interview:<br />
Warum Immobillien-Experte Tobias<br />
Just denkt, dass es für Kapitalanleger<br />
an den Immobilienmärkten<br />
schwieriger wird<br />
dswanlegerschutz<br />
72 Anlegerschutz: Warum eine<br />
Grüne im VW-Aufsichtsrat für<br />
Aufregung sorgt<br />
moneyservice<br />
74 Marktplatz: Mehr Wettbewerb bei<br />
Mobilfunk und 5G, der Tarifvergleich;<br />
Motorola versus Apple<br />
76 Altersvorsorge: „Finanzieller<br />
Ruhestand“ gelingt mit guter<br />
Beratung – der große Kompetenz-<br />
Test zeigt, wer die „Beste<br />
Altersvorsorgeberatung“ bietet<br />
moneyanalyse<br />
81 Fonds<br />
82 Deutsche Aktien<br />
90 Internationale Aktien<br />
96 ETFs<br />
97 Zertifikate<br />
66<br />
Ferien als<br />
Anlageidee<br />
Spanien, Schweden, Frankreich<br />
oder Rumänien, Ferienimmobilien<br />
können den Urlaub entspannter<br />
gestalten und als<br />
Anlage dienen. Doch jedes<br />
Land hat seine eigenen Geset -<br />
ze – auf die sollten deutsche<br />
Käufer achten<br />
moneyrubriken<br />
44<br />
3 Editorial<br />
80 Leserbriefe – Impressum<br />
98 Termine<br />
56<br />
Ab in die Wallet<br />
„Wir haben für den Energieschutzschirm<br />
200 Milliarden Euro ins Schaufenster gestellt“<br />
PROF. DR. MONIKA SCHNITZER, PROFESSORIN AN DER LMU MÜNCHEN<br />
Die Pleite der Kryptobörse FTX<br />
zeigt, wie wichtig das sichere<br />
Verwahren der Kryptowährungen<br />
ist. <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> stellt die<br />
beliebtesten Wallets vor<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2022</strong><br />
5
moneytitel<br />
Für <strong>2022</strong> kündigt sich ein Top-Dividendenjahr<br />
an – vor allem in Deutschland.<br />
Fließen werden die Ausschüttungen ab<br />
Januar 2023. Wer am Geldregen partizipieren<br />
will, sollte jetzt seine Steine setzen<br />
TITEL<br />
ZEIT FÜR<br />
DIVIDENDE<br />
von BERND JOHANN<br />
Der Dividendenreigen 2023 in Deutschland startet diesmal bereits<br />
sehr früh im Jahr und mit einem Knaller: 19,06 Euro je<br />
Aktie will Volkswagen am 9. Januar seinen Anteilseignern als<br />
Bonbon aus dem erfolgreichen Börsengang der Tochter Porsche<br />
zahlen. Bezogen auf die jüngsten Kurse der VW-Vorzugsaktien,<br />
bedeutet das eine Rendite von mehr als 13 Prozent. Beschließen<br />
soll das eine außerordentliche Hauptversammlung (HV) am 16.<br />
Dezember <strong>2022</strong>. Zusammen mit der Dividende zur ordentlichen HV im Mai<br />
nächsten Jahres von erwartet 8,80 Euro je Anteil kassieren VW-Aktionäre<br />
so auf Sicht von knapp einem halben Jahr satte 20 Prozent an Ausschüttungsertrag.<br />
Es sollte verwundern, wenn das den von gut 240 auf um die<br />
140 Euro abgestürzten VW-Kurs unbeeindruckt ließe.<br />
Generell scheint 2023 auf ein starkes Dividendenjahr hinauszulaufen.<br />
Gute Geschäfte vieler Firmen und hohe Zahlungen an die Aktionäre lassen<br />
zusammen mit den vielfach gegenüber Vorjahr deutlich zurückgekommenen<br />
Kursen die Ausschüttungsrenditen nach oben schießen – nach derzeitigen<br />
Erwartungen bis auf 26 Prozent beim Logistiker Hapag-Lloyd. Allein<br />
circa 30 Unternehmen verheißen bei aktuellem Kursstand<br />
Ausschüttungsrenditen von sechs Prozent und mehr. Fette Weiden bietet<br />
aber nicht nur Deutschland. Im übrigen Europa lässt sich mit gezielten<br />
12 Illustration: Adobe Stock<br />
Composing: <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2022</strong>
Investments ebenfalls einiges abgrasen, auch über Fonds (s.<br />
S. 18–21). Attraktive Passiveinnahmen in Dollar liefern ausgesuchte<br />
US-Titel, teils sogar jeden Monat (S. 22 ff.). Gut im<br />
Futter stehen zudem viele Rohstoffunternehmen, was den<br />
Aktionären via Dividenden zugutekommt (S. 30–33).<br />
Hand aufhalten. Das lässt sich nutzen: zum einen, um sich<br />
mit Aktien von Firmen, die nachhaltig gute Dividenden zahlen,<br />
dank der hohen Ausschüttungsrenditen ein Papier mit<br />
fünf, sechs oder gar mehr Prozent Rendite p. a. dauerhaft ins<br />
Depot zu legen. Nach einer Statistik der Deutschen Schutzvereinigung<br />
für Wertpapierbesitz und des Portals Dividendenadel.<br />
de haben hierzulande mehr als 60 Gesellschaften in den vergangenen<br />
zehn Jahren ihre Dividende nie gesenkt, 15 davon<br />
sogar länger als 20 Jahre. Darunter fallen auch solche mit relativ<br />
hohen Zahlungen wie Münchener Rück, Nürnberger Beteiligungs-AG,<br />
Fuchs Petrolub oder Hamborner Reit. Aus den<br />
USA zeigen wir sechs Dividenden-Aristokraten, die seit mehr<br />
als 25 Jahren ihre Ausschüttungen stets erhöhten, vorweg<br />
Colgate-Palmolive sogar mit 60 Steigerungen.<br />
Zum Zweiten lässt sich bei Firmen mit extrem hohen Ausschüttungsrenditen<br />
wie Hapag-Lloyd oder Volkswagen auf<br />
eine Kursrally vor dem Zahltag spekulieren. Denn solche<br />
Überrenditen locken mit nahender Hauptversammlung in<br />
der Regel zunehmend Dividendenjäger an. Wichtig dabei:<br />
rechtzeitig ein- und auch frühzeitig vor dem Aktionärstreffen<br />
wieder aussteigen, unabhängig davon, welchen Erfolg<br />
die Spekulation bis dahin brachte. Denn ein Kursabschlag in<br />
Höhe der Dividende nach der HV ist sicher. Bei Weitem nicht<br />
immer wird er bald wieder ausgeglichen. Nicht selten wächst<br />
das Minus, wie die Praxis zeigt, zunächst temporär noch an.<br />
Gleich, ob langfristig denkender Renditesammler oder<br />
Kursspekulant: Vor allem schwache Börsentage locken hier<br />
zu einem Engagement. Im ersten Fall, um die jährliche Ausschüttungsrendite<br />
noch um ein paar Zehntel hochzuschrauben,<br />
im zweiten Fall, um bei den erhofften Kurssteigerungen<br />
einen größeren Hebel nach oben zu erhalten. Vor allem mit<br />
Blick auf die erzielbare Ausschüttungsrendite macht ein guter<br />
Einstieg durchaus einen Unterschied. Beim jüngsten Kursstand<br />
bieten zum Beispiel Allianz und BASF als nachhaltige<br />
Zahler einen Dividendenertrag von um 5,5 bzw. sieben Prozent.<br />
Ein Kauf zum Kursniveau von Ende September/Anfang<br />
Oktober hätte die Rendite auf sechseinhalb bzw. achteinhalb<br />
Prozent nach oben gehievt, als Minimum und dauerhaft.<br />
Starke Zahlen . . . In Deutschland beginnt der Reigen der<br />
Hauptversammlungen, welche die Dividenden beschließen<br />
(Zahltag bis drei Börsentage danach), bei den größeren Gesellschaften<br />
wie jedes Jahr mit Thyssenkrupp (HV voraussichtlich<br />
3. Februar 2023) und Siemens (9. Februar). Bei beiden<br />
endet das Geschäftsjahr bereits am 30. September. Das<br />
Gros der AGs schüttet dann im April/Mai aus. Obwohl<br />
Dividendenfavoriten für das Geschäftsjahr <strong>2022</strong><br />
Der Mix aus fühlbar zurückgekommenen Kursen bei vielen Börsen-AGs und robusten Dividenden führt oftmals zu attraktiven Ausschüttungsrenditen<br />
in der bevorstehenden Saison. Die Tabelle zeigt Top-Zahler auf Basis der aktuellen Dividendenschätzungen.<br />
Aktie WKN Branche Börsenwert<br />
in Mio. Euro<br />
Stand: 24.11.<strong>2022</strong>; e = erwartet<br />
Gewinn je Aktie in Euro Dividende je Aktie in Euro für Kurs in Euro Dividendenrendite<br />
für<br />
<strong>2022</strong>e in %<br />
Kursziel<br />
der Analysten<br />
2021 <strong>2022</strong>e 2021 <strong>2022</strong>e<br />
Hapag-Lloyd HLAG47 Logistik 33760 51,62 98,30 35,00 51,00 194,00 26,3 195,00<br />
Dt. Pfandbriefbank 801900 Finanzierung 1010 1,58 1,15 1,18 0,82 7,70 10,6 10,20<br />
RTL Group 8611<strong>49</strong> Medien 6200 8,41 4,05 5,00 4,00 40,00 10,0 44,92<br />
BMW Vz. 519003 Automobil 46800 18,77 23,17 5,82 7,67 79,65 9,6 91,00<br />
Aroundtown A2DW8Z Immobilien 3820 0,53 0,36 0,23 0,24 2,65 9,1 4,42<br />
DIC Asset A1X3XX Immobilien 659 0,71 0,83 0,75 0,70 7,92 8,8 14,63<br />
Wacker Chemie WCH888 Chemie 6280 16,24 24,96 8,00 10,60 126,50 8,4 152,05<br />
Grand City A1JXCV Immobilien 1760 2,90 1,14 0,83 0,86 10,25 8,4 16,42<br />
Mercedes-Benz 710000 Automobil 66780 21,40 12,41 5,00 5,00 62,40 8,0 82,44<br />
Mutares A2NB65 Beteiligungen 384 26,83 3,40 1,50 1,50 18,70 8,0 31,00<br />
Dt. Konsum Reit A14KRD Immobilien 269 1,84 1,94 0,40 0,60 7,65 7,8 16,50<br />
Freenet A0Z2ZZ Telekom 2580 1,62 1,53 1,57 1,66 21,70 7,6 26,17<br />
Aurelius A0JK2A Beteiligungen 560 4,68 2,42 1,50 1,50 20,35 7,4 –<br />
Telefónica Deutschl. A1J5RX Telekom 7369 0,07 0,04 0,18 0,18 2,47 7,3 2,68<br />
Hochtief 607000 Bau 4180 3,05 6,35 1,91 4,10 55,65 7,3 63,66<br />
Helma Eigenheim A0EQ57 Hausbau 77 4,69 3,23 1,72 1,40 19,10 7,3 35,00<br />
ProSiebenSat.1 PSM777 Medien 2000 1,98 1,32 0,80 0,64 8,80 7,2 10,17<br />
Vonovia A1ML7J Immobilien 19259 4,22 2,55 1,66 1,74 24,20 7,2 37,39<br />
Villeroy & Boch Vz. 765723 Keramik 206 2,25 2,44 1,00 1,15 16,50 7,0 25,75<br />
BASF BASF11 Chemie 44830 6,00 6,55 3,40 3,45 48,80 7,0 54,22<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2022</strong><br />
13
moneytitel<br />
AUFSTIEG IM NEBEL: Trotz des schwierigen<br />
Umfelds sind europäische Dividendenaktien<br />
ein lohnendes Investment<br />
18 Foto: 123RF<br />
Composing: <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2022</strong>
EUROPA<br />
Auf dem Weg nach oben<br />
Die besten europäischen Dividendenfonds und die Aktienfavoriten ihrer Manager bieten<br />
Anlegern eine Top-Kombination aus Renditechancen und Risikopuffer in Krisenzeiten<br />
von MIKA HOFFMANN<br />
Ist die Lage vielleicht doch besser als die Stimmung? Oder<br />
was sagen uns die europäischen Börsen in den vergangenen<br />
Wochen? Erstmals seit Langem schneiden Aktien in der<br />
Alten Welt besser ab als in den USA. Der Euro legt gegenüber<br />
dem Dollar zu. Und es ist endlich wieder Optimismus zu spüren.<br />
Aber geht das gut? Oder geraten die Kurse noch einmal<br />
so richtig ins Rutschen?<br />
Richtig positioniert sind Anleger – in jedem Fall – mit europäischen<br />
Dividendenaktien. Das haben sowohl die Börsenkrise<br />
der vergangenen Monate als auch die vielen Aufschwungjahre<br />
zuvor gezeigt. Die besten Fonds und die<br />
Aktienfavoriten der besten Manager für Dividendenjäger in<br />
Good Old Europe finden Sie auf den folgenden Seiten.<br />
Besser als vermutet. „Europäische Aktien – freundlichere<br />
Aussichten als vermutet“, überschreibt die schottische<br />
Fondsgesellschaft Aberdeen einen Research-Bericht. Die<br />
Spezialisten aus Aberdeen, die den besten europäischen Dividendenfonds<br />
im 3-Jahres-Vergleich (s. Seite 20) managen,<br />
liefern drei wichtige Argumente für ihren Optimismus: „Zunächst<br />
einmal gibt es zahlreiche Unternehmen, die es verstehen,<br />
Europas beneidenswerte Tradition und Geschichte<br />
mit bahnbrechenden Innovationen und Technologien zu<br />
verknüpfen“, analysieren die Experten. Als zweiten Grund<br />
sehen die Schotten „die anhaltende Stärke der Region in den<br />
Bereichen Nachhaltigkeit und grüne Technologien“.<br />
Als dritten Faktor führen die Experten an, dass „die zunehmende<br />
Stärke Europas in der industriellen Digitalisierung<br />
von den Anlegern nach wie vor unterschätzt wird“. Nach Ansicht<br />
der Schotten finden sich in diesen Bereichen „überall<br />
in Europa Unternehmen mit starken Wettbewerbspositionen,<br />
die von strukturellem Wachstum profitieren“ – und<br />
nachhaltiges Gewinnwachstum und großzügige Ausschüttungen<br />
an die Aktionäre bieten. Die werden immer wichtiger:<br />
„In einem Umfeld, in dem nicht mehr Niedrigzinsen und<br />
geringe Inflation Haupttreiber der Asset-Preise sind, gewinnen<br />
diese Faktoren zunehmend an Bedeutung“, erläutern die<br />
Aberdeen-Fachleute. Dies bedeutet ihrer Meinung nach auch,<br />
dass diese Unternehmen gut positioniert sind, um den vielen<br />
Belastungsfaktoren standzuhalten, denen die Märkte<br />
derzeit ausgesetzt seien.<br />
Positiv für europäische Aktien – gerade in Konkurrenz zu<br />
US-Papieren – äußert sich Jens Ehrhardt: „Wie schon öfter<br />
herausgestellt, hat sich das seit 2009 zu beobachtende<br />
schlechtere Abschneiden europäischer Aktienindizes gegenüber<br />
den großen US-Indizes in diesem Jahr nicht fortgesetzt,<br />
sondern zuletzt gab es sogar eine deutlich bessere Entwicklung<br />
der europäischen Titel – wobei noch hinzukommt, dass<br />
sich der Dollar, der bis vor Kurzem ebenfalls die US-Titel begünstigte,<br />
in jüngster Zeit um neun Prozent abgeschwächt<br />
hat“, analysiert der renommierte Vermögensverwalter<br />
Quelle: Bloomberg<br />
In Führung gegangen<br />
Europäische Aktien hinkten der Konkurrenz an der<br />
Wall Street lange hinterher – seit einigen Wochen<br />
hat die Führung gewechselt: Europas Börsen laufen<br />
besser als amerikanische, der Euro legt zu.<br />
Europäische und US-Aktienindizes<br />
Entwicklung seit 1.3.<strong>2022</strong> in Prozent, auf Euro-Basis<br />
S&P-500<br />
Stoxx-50-Europe<br />
<strong>2022</strong><br />
MÄR A M J J A S O NOV<br />
+10<br />
+5<br />
0<br />
–5<br />
–10<br />
Gesunkener Anteil<br />
Zwar liegt noch bei 60 Prozent der europäischen<br />
Unternehmen die Dividendenrendite über der Verzinsung<br />
der Anleihen aus den jeweiligen Ländern,<br />
aber der Anteil ist deutlich gesunken.<br />
Dividendenrenditen im Stoxx-Europe-600<br />
Anteil am Stoxx-600-Europe mit einer<br />
höheren Rendite als zehnjährige<br />
Staatsanleihen, in Prozent<br />
2000 05 10 15 2020<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Quelle: Bank of America<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2022</strong><br />
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moneytitel<br />
US-DIVIDENDEN<br />
Gehalt aus<br />
Übersee<br />
GELD AUS DEM US-HUT<br />
GEZAUBERT: harte Kriterien<br />
anlegen, um solide Werte<br />
herauszufiltern<br />
Die Kaufkraft der Bürger sinkt.<br />
Eine clevere Strategie<br />
kann sein, das Einkommen<br />
mit Dividendenaktien<br />
zu erhöhen.<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />
hat Top-US-Konzerne<br />
gefunden, die<br />
stabile Ausschüttungen<br />
garantieren<br />
Dividenden rechnen sich<br />
Anleger, die auf Unternehmen setzen, die kontinuierlich<br />
ausschütten und die Dividenden über Jahre<br />
nicht senken, sind die Performance-Gewinner.<br />
Portfolios nach Dividendenzahlung<br />
Entwicklung seit 1.1.2004 in Prozent<br />
Dividende 10 Jahre nicht gesenkt<br />
Dividendenzahler<br />
+700<br />
+500<br />
+300<br />
+100<br />
keine Dividenden<br />
–100<br />
2004 06 08 10 12 14 16 18 20 <strong>2022</strong><br />
Quellen: Dividendenstudie <strong>2022</strong>, DSW Die Anlegerschützer, dividendenadel.de<br />
von MARTINA SIMON<br />
Fast jeder hat es bemerkt. Die Kaufkraft nimmt immer weiter<br />
ab. Egal, ob beim wöchentlichen Einkauf im Supermarkt,<br />
an der Tankstelle oder beim Shopping: Die Preise<br />
sind flächendeckend explodiert. Die Wirtschaft leidet unter hoher<br />
Inflation, steigenden Zinsen und Lieferkettenproblemen.<br />
Zudem belasten Pandemiefolgen und der Angriffskrieg Putins<br />
gegen die Ukraine die Konjunktur enorm – und das weltweit.<br />
Viele Anleger flüchten sich in Dividendenpapiere, um auf<br />
diese Weise ihr Einkommen zu erhöhen. Die Strategie zahlt<br />
sich aus. Wer beispielsweise auf amerikanische Werte setzt,<br />
kann mit nur drei Werten jeden Monat Einnahmen generieren<br />
(s. Musterdepots ab S. 22). US-Unternehmen schütten<br />
ihre Dividenden in der Regel nämlich quartalsweise aus.<br />
26 Illustration: Depositphotos<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>49</strong>/<strong>2022</strong>