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AYCON edition4_2022_update2_juni_2023

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das Alter, den Branchenhintergrund oder die<br />

Qualifikation angeht. Das gilt auch für Beiräte.<br />

Gesellschafterfamilien sollten deshalb der<br />

Versuchung widerstehen, bei der Besetzung<br />

von Beiratspositionen nur im eigenen Umfeld<br />

zu suchen. 80 Prozent der Unternehmen finden<br />

ihre Beiräte über persönliche Kontakte, nur<br />

37 Prozent nutzen externe Dienstleister. Das<br />

bringt keine neuen Perspektiven ins Unternehmen.<br />

Doch genau dies war für Marco Bühler ein<br />

wichtiges Kriterium, als er und seine Familie<br />

nach Kandidatinnen und Kandidaten für<br />

den eigenen Beirat fahndeten. Sein Unternehmen<br />

muss sich anpassen. Beurer machte<br />

im vergangenen Geschäftsjahr mehr als<br />

400 Millionen Euro Umsatz, das ist fast doppelt<br />

so viel wie vor fünf Jahren. „Wir befinden uns<br />

in einer Phase rapiden Wachstums und müssen<br />

für unsere neue Größe die richtigen Strukturen<br />

schaffen“, sagt Bühler. Früher habe die<br />

Geschäftsführung alle wichtigen Entscheidungen<br />

selbst treffen können. Das sei heute nicht<br />

mehr möglich. „Wir brauchen eine lernende<br />

Organisation, in der Entscheidungen schon<br />

auf den unteren Ebenen fallen“, sagt Bühler.<br />

„Bei diesem Umbau unterstützen uns nun Leute,<br />

die sich damit auskennen – nicht aus einer<br />

Managementberatung, sondern aus unserem<br />

eigenen Beirat.“<br />

Harvard Business Manager 7/2021<br />

Interview<br />

Holen Sie sich keine Freunde rein<br />

Herr AYDIN, wie wird man Beirat?<br />

AYDIN Oft kommen die Gesellschafter auf<br />

mich zu: Ob ich der Geschäftsführung mit meiner<br />

Expertise helfen könne? Ich habe dann<br />

zwei Funktionen: Ich unterstütze bei bestimmten<br />

Aufgaben, überarbeite etwa eine Bankenpräsentation<br />

oder leite eine Gesellschafterversammlung.<br />

Oder ich spiele den bösen Onkel<br />

und frage Zahlen, Daten und Fakten ab: Wie<br />

steht es um den Cashflow? Wie viele offene<br />

Posten gibt es? Wie viele Rechnungen schreiben<br />

wir an wie viele Kunden? Das möchte ich in<br />

einem Satz beantwortet bekommen.<br />

Sie weisen also auf Missstände hin?<br />

AYDIN Vielen Managerinnen und Managern<br />

ist nicht bewusst, dass ihre Unternehmen Restrukturierungsfälle<br />

sind. Für mich gibt es nur<br />

drei Szenarien: Restrukturierung, Konsolidierung<br />

und Wachstum. Danach kommt zwingend<br />

wieder die Restrukturierung. Jedes Unternehmen<br />

sollte ein wenig unter Verfolgungswahn<br />

leiden und sich fragen, ob es schon fit für die<br />

nächste Restrukturierung ist. Als Beirat sage<br />

ich deshalb immer: Tun wir einmal so, als ob wir<br />

restrukturieren müssten. Was, wenn der wichtigste<br />

Kunde wegfiele? Was, wenn der Umsatz<br />

einbräche?<br />

Welche Erfahrung braucht man dafür?<br />

AYDIN Die Organisationspsychologie definiert<br />

Erfahrung als Summe der gemachten Fehler.<br />

Diese Erfahrung ist wichtig. Alle Unternehmen<br />

funktionieren nach den gleichen Mustern und<br />

machen die gleichen Fehler. Es ist gut, wenn<br />

man die schon erkennt, bevor sie geschehen.<br />

Alter bringt Erfahrung. Jüngere haben<br />

mehr Kompetenz im Digitalen.<br />

AYDIN Digitalisierung – das ist ein nebulöser<br />

Begriff. Wenn ich Manager danach frage,

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