atw - International Journal for Nuclear Power | 06.2024
Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information.
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ISSN: 1431-5254 (Print) | eISSN: 2940-6668 (Online)<br />
32.50 €<br />
<strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />
2024 6<br />
Die Heraus<strong>for</strong>derung der Systemstabilität:<br />
Wie der Übergang zu erneuerbaren<br />
Energien unser Stromnetz revolutioniert –<br />
und welche Risiken dabei drohen<br />
The EPR2:<br />
A Short Presentation<br />
nucmag.com<br />
Small Modular Reactors (SMR) and<br />
Persistent Challenges<br />
Seit 68 Jahren im Dienste der Kerntechnik
www.ktg.org<br />
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Dabei liegen die Schwerpunkte auf:<br />
! Erörterung wissenschaftlicher und technischer Fragestellungen<br />
! Förderung der Diskussion unter verschiedenen Disziplinen und Einrichtungen<br />
! Erfahrungsaustausch mit Organisationen im In- und Ausland<br />
! Zusammenarbeit mit öffentlichen und privaten Institutionen<br />
! Wissenschaftliche, gesellschaftliche und berufliche Weiterbildung<br />
unserer Mitglieder<br />
! Nachwuchsförderung<br />
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3 Ein Abonnement der beliebten Fachzeitschrift<br />
<strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong>.<br />
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Editorial<br />
3<br />
<strong>International</strong>er Trend<br />
zur Kernenergie etabliert sich<br />
Die Kernenergie ist in der Kommunikation und diskursiven Auseinandersetzung mit dem Problem belastet,<br />
dass Projekte und Programme eine lange Zeit benötigen und oft noch zusätzlich eines großen Vorlaufs<br />
bedürfen. Das gilt zwar auch in anderen Bereichen, ist dort aber oft weniger sichtbar. Auch im gegen wärtigen<br />
globalen Aufschwung der Kernenergie besteht diese Schwierigkeit und das einfachste Argument von Gegnern der<br />
Entwicklung ist es, danach zu fragen, was denn nun konkret gebaut werde, verbunden mit der Unterstellung, dass<br />
jede positive Entwicklung der Kernenergie nur eine Schimäre unverbesserlich Gestriger wäre.<br />
Umso interessanter sind einige Entwicklungen der<br />
jüngeren Zeit, die in Richtung einer strukturellen Verfestigung<br />
des internationalen Trends zur Kernenergie<br />
wirken. So bildet sich in den Vereinigten Staaten ein neuer<br />
Konsens zur Einschätzung des künftigen Strom bedarfs<br />
heraus, bei dem nun eine deutlich stärkere Steigerung<br />
in den kommenden Jahrzehnten ange nommen wird.<br />
Diese Steigerung des Strombedarfs ist nicht nur von<br />
Elektrifizierung in Mobilität, Raumwärme und Industrie<br />
getrieben, sondern auch von ganz klassischem Wachstum<br />
in einer dynamischen Zukunftsbranche wie es<br />
zumindest jenseits des Atlantiks für die wirtschaftliche<br />
Entwicklung als unverzichtbar ange sehen wird. Dabei<br />
geht es natürlich um die Tech-Konzerne und die ganze<br />
Palette der IT einschließlich des boomenden KI-Sektors.<br />
Da für solche Anwendungen nicht nur viel und immer<br />
mehr Strom, sondern auch verlässlich verfügbarer<br />
Strom er<strong>for</strong>derlich ist, wenden sich die kapitalkräftigen<br />
Tech-Unternehmen zunehmend der Kernkraft zu. So<br />
macht ein <strong>Power</strong> Purchase Agreement mit Microsoft, das<br />
über 20 Jahre läuft, die Inbetriebnahme des im Jahr 2019<br />
abgeschalteten Block eins des Kernkraftwerks Three<br />
Mile Island als Crane Clean Energy Center durch den<br />
Betreiber Constellation möglich.<br />
Wenig später und kurz hintereinander haben Google<br />
bzw. Amazon Ankündigungen gemacht, allerdings in<br />
Richtung von Reaktoren der Generation IV. Google<br />
hat mit Kairos <strong>Power</strong> eine langfristige Vereinbarung<br />
getroffen, dass Google den Strom sowie anfallende<br />
Umweltzertifikate von 500 MW elektrischer Erzeugungskapazität<br />
in Form von Modulen des salzschmelzegekühlten<br />
Kugelhaufen-Hochtemperaturreaktors (KP-FHR)<br />
von Kairos kauft und die Entwicklung des Projekts bis<br />
zur kommerziellen Optimierung des Anlagen konzepts<br />
in den dreißiger Jahren begleitet. Amazon investiert<br />
zusammen mit anderen Partnern 500 Millionen US-<br />
Dollar in X-energy, den Entwickler eines heliumgekühlten<br />
Kugelhaufen-Hochtemperaturreaktors (Xe-<br />
100), der ebenso mit TRISO-Brennstoff bestückt werden<br />
soll wie der KP-FHR und sich wie dieser in einem<br />
Prüfverfahren im Vorlauf zu einem Genehmigungsantrag<br />
der US-Atomaufsicht NRC befindet. Das Geld<br />
soll der weiteren Entwicklung des Reaktors und der<br />
Errichtung einer ersten Ausbaustufe einer Brennelementfertigung<br />
dienen. Zusätzlich kooperiert Amazon<br />
mit X-energy im Hinblick auf die Errichtung von insgesamt<br />
5 Gigawatt installierter Leistung bis 2039 zunächst<br />
für Amazon-Projekte. Künftig sollen aber auf Grundlage<br />
von standardisierten Bau- und Finanzierungsmodellen<br />
Projekte für Dritte realisiert werden.<br />
Auch in Europa schreitet die Entwicklung der Kernenergie<br />
voran. In Finnland hat inzwischen die dritte<br />
Kommune Interesse an der nuklearen Fernwärmebereitstellung<br />
bekundet, die von Steady Energy ent wickelt<br />
wird. In Schweden verfolgt der Reaktorentwickler<br />
Blykalla die Erzeugung von CO2-armer Biokohle oder<br />
Bioöl mit Hilfe thermochemischer Prozesse, die ausgekoppelte<br />
Wärme aus dem in Entwicklung befindlichen<br />
bleigekühlten Reaktor nutzen soll. Hier soll eine Dekarbonisierungsalternative<br />
zu grünem Wasserstoff für<br />
industrielle Prozesse entwickelt werden. In jüngerer Zeit<br />
wurden mehrere große Wasserstoffprojekte aus Kostengründen<br />
oder wegen fehlender Versorgungs perspektive<br />
aufgegeben. In Tschechien ist der staatliche Energieversorger<br />
CEZ eine strategische Partnerschaft mit der britischen<br />
Rolls Royce SMR eingegangen, die die Errichtung<br />
einer Anlage in den dreißiger Jahren sowie eine wichtige<br />
Rolle für tschechische Unter nehmen als Zulieferer für<br />
Rolls Royce vorsieht. Im Rahmen der europäischen SMR-<br />
Industrieallianz wurde die erste Gruppe von neun Projekten<br />
für die Ein richtung von europäischen Projektarbeitsgruppen<br />
ausgewählt. Dabei sind sowohl Leichtwasserreaktor-<br />
als auch Generation-IV-Designs sowie ein<br />
Fernwärmereaktorkonzept berücksichtigt.<br />
Natürlich können sich solche Projekte wie in anderen<br />
Bereichen auch – man denke aktuell an grünen Wasserstoff<br />
oder ehrgeizige Vorhaben der Offshore-Windenergie<br />
in den Vereinigten Staaten und in Dänemark –<br />
auch als nicht gangbar erweisen. Aber die Menge und<br />
Vielfalt von Projekten sowie die internationale Studienlage<br />
hinsichtlich der Vorteile der Nutzung von Kernenergie<br />
im Strom- und Energiesystem sprechen doch sehr<br />
stark gegen eine Eintagsfliege oder eine Illusion, sondern<br />
für eine robuste Wiederbesinnung auf die Vorzüge und<br />
Möglichkeiten der Kernkraft, die die Mühe bei der<br />
Projekt- und Programmrealisierung allemal wert sind.<br />
Nicolas Wendler<br />
– Chefredakteur –<br />
Vol. 69 (2024)
4<br />
Contents<br />
Editorial<br />
<strong>International</strong>er Trend zur Kernenergie etabliert sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
Inhalt<br />
Did you know?<br />
Bericht zur Realisierung eines KKW-Neubauprogramms<br />
des US-Energieministeriums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Calendar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Ausgabe 6<br />
2024<br />
November<br />
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
Die Heraus<strong>for</strong>derung der Systemstabilität: Wie der Übergang zu erneuerbaren<br />
Energien unser Stromnetz revolutioniert – und welche Risiken dabei drohen . . . . . 9<br />
Daniel Bleich<br />
Energy Policy, Economy and Law<br />
Minenfeld Strommarktdesign der Zukunft – die energiepolitische Schussfahrt<br />
in den Abgrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
Ulrich Begemann, Christof von Branconi, Robert Koch, Bernhard Leidinger, Herbert Saurugg<br />
Normung: wirtschaftliche Bedeutung, Normungsprozess und<br />
aktuelle Entwicklungen in der kerntechnischen Normung . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
Janine Winkler<br />
Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />
Radioaktive Reststoffe, radioaktive Abfälle, Entsorgung – die Terminologie . . . . . . 38<br />
Christian Raetzke<br />
Operation and New Build<br />
The EPR2: A Short Presentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
Mykhaylo Gopych<br />
Small Modular Reactors (SMR) and Persistent Challenges . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
Naima Amrani, Akira Tokuhiro<br />
Entwicklung und Validierung einer Rechenkette zur Simulation<br />
von Micro Modular Reactors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />
Andreas Schaffrath, Jérémy Bousquet, Daniel Eckert, Norman Dünne, Andreas Wielenberg,<br />
Fabian Weyermann, Jörg Starflinger, Jakub Dariusz Bronik, Michael Buck, Viktoriia Gasanova,<br />
Markus Hofer, Rudi Kulenovic, Ruggero Meucci, Matthias Peiretti<br />
Cover: Darstellung der zwei künftigen EPR2-Reaktoren am Standort Gravelines, Frankreich,<br />
© DF/Santer Van Hoof Architecture<br />
Education and Training<br />
FH AAchen: Studiengang <strong>Nuclear</strong> Applications M.Sc. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />
Westphälische Hochschule:<br />
Weiterbildungsangebot Sicherheit in der kerntechnischen Entsorgung . . . . . . . . 67<br />
Environment and Safety<br />
Selection of Severe Accident Prevention and Mitigation Features<br />
and Evaluation of Cooling Per<strong>for</strong>mance of 3,800 MWt TRU-Contained<br />
Sodium-Cooled Fast Reactor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />
Hyunwoo Lee, Ji-Woong Han, Sun Rock Choi, Huee-Youl Ye, Jaehyuk Eoh<br />
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
<strong>Nuclear</strong> power plants worldwide: 2023 compact statistics . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />
Operating results 2023 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />
KTG-Fachinfo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
Vor 66 Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />
KTG Inside<br />
Wir haben den Weltmeister! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />
Bericht zur Nachwuchstagung 2024 der Jungen Generation . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />
Das Heatpipe, der Mikroreaktor und der Weltraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104<br />
Report<br />
Women in <strong>Nuclear</strong> (WiN) Germany zu Gast bei Urenco in Gronau . . . . . . . . . . . . 109<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Ausgabe 6 › November
Did you know?<br />
5<br />
Did you know?<br />
Bericht zur Realisierung<br />
eines KKW-Neubauprogramms<br />
des US-Energieministeriums<br />
Das US-Energieministerium hat im September 2024 ein Update zum Bericht „Pathways to Commercial<br />
Liftoff: Advanced <strong>Nuclear</strong>“ veröffentlicht, der wie seine Pendants zu anderen Energietechnologien eine<br />
gemeinsame Faktengrundlage mit dem Privatsektor über Wege zum kommerziellen Ausbau relevanter<br />
sauberer Technologien herstellen soll. Ziel ist ein schnelleres und koordiniertes Handeln über die gesamte<br />
Wertschöpfungskette für die Errichtung entsprechender Anlagen. Im Rahmen des Berichts erstreckt sich der<br />
Begriff „Advanced <strong>Nuclear</strong>“ auch auf große Kernkraftanlagen der Generation III+. Als Hintergrund des Ausbaus<br />
der Kernenergie werden im Bericht die Dekarbonisierung der Stromerzeugung und die Erwartung eines deutlich<br />
stärkeren Wachstums des Stromverbrauchs genannt, das sich von durchschnittlich einem Prozent Wachstum<br />
pro Jahr im Zeitraum von 2000 bis 2024 auf 3 Prozent pro Jahr im Zeitraum 2025 bis 2050 beschleunigen soll. Die<br />
Kostensenkung der Dekarbonisierung im Vergleich zum vorwiegenden Ausbau volatiler erneuerbarer Energien<br />
und Speicher durch Nutzung regelbarer sauberer Energiequellen wie der Kernenergie wird als weitere wichtige<br />
Motivation der Kernenergienutzung genannt.<br />
Als Zielgröße für die Entwicklung der Kernenergie in<br />
den Vereinigten Staaten wird die Errichtung von neuen<br />
Kraftwerken mit einer installierten Leistung von insgesamt<br />
200 GW bei gleichzeitiger Laufzeitverlängerung<br />
der meisten Bestandsanlagen auf 80 Jahre Betriebszeit<br />
und die Nutzung von Leistungssteigerungen benannt,<br />
was sich in Modellrechnungen als wirtschaftlich sinnvoll<br />
gezeigt hat und mit dem Ziel der Verdreifachung<br />
der Kernenergie im Rahmen der nuclear pledge auf der<br />
COP28 übereinstimmt. Dabei werden die Technologiebereiche<br />
große Leichtwasserreaktoren der Generation<br />
III+, SMR auf LWR-Basis sowie Generation IV und Mikroreaktoren<br />
differenziert. Die Aufteilung der Rollen<br />
der Technologien erfolgt funktional, also Netzstromerzeugung<br />
für große LWR für Dekarbonisierung und<br />
wachsenden Strombedarf, Versorgung von Industrieanlagen<br />
mit Strom und Wärme sowie direkter lokaler<br />
Ersatz älterer, kleiner Kohlekraftwerke für SMR sowie<br />
Anwendungen in den Bereichen Militärstützpunkte,<br />
entfernte Gebiete einschließlich Minenbetriebe,<br />
ländliche Gemeinden, besondere und ggf. autarke<br />
Industriebetriebe sowie Notfallstromversorgung nach<br />
Naturkatastrophen für transportable Mikroreaktoren.<br />
Einmal mehr werden die Kostensenkungspotentiale<br />
der Konzentration auf ein Design, durch Mehrblockanlagen,<br />
Erfahrungsgewinn und eine etablierte Lieferkette<br />
betont sowie herausgestellt, dass die Kostenangabe<br />
gemäß LCOE den Wert der Langlebigkeit von<br />
Kernkraftwerken sowie der regelbaren Bereitstellung<br />
von Leistung nicht angemessen abbilde. Als Beleg<br />
für die Realisierbarkeit von Kostensenkungen bei<br />
Neubau-Folgeprojekten wird die Errichtung von<br />
Vogtle 4 angeführt, das 30 Prozent effizienter und<br />
20 Prozent kostengünstiger ausgeführt worden sei als<br />
Block 3 sowie wesentliche Marksteine des Projekts<br />
zwischen 38 und 76 Prozent schneller erreicht habe. Es<br />
wird festgestellt, dass ein rascher Beginn der Errichtung<br />
neuer Kernkraftwerke nicht nur zur Erreichung der<br />
Klima ziele besser beitragen könne, sondern auch wirtschaftlicher<br />
als ein verzögerter Beginn eines Neubauprogramms<br />
sei, da dabei die Gefahr bestehe, die<br />
Lieferkette zu stark auszubauen und nur wenige Jahre<br />
in voller Kapazität zu nutzen. Zur erfolgreichen Realisierung<br />
eines kommerziellen Bauprogramms wird<br />
empfohlen, dass es für jeden Reaktortyp einen Bestand<br />
von fünf bis zehn festen Bestellungen geben müsse und<br />
dass der Kostennachteil bei Errichtung der ersten<br />
Anlagen durch Konsortialbildung einschließlich großer<br />
Stromkunden reduziert werden sollte, indem die<br />
höheren Kosten der erste(n) Anlage(n) auf die verschiedenen<br />
Besteller und Projekte verteilt werden.<br />
Für die Umsetzung des Ausbaus müssten in der Spitze<br />
pro Jahr 13 GW Kapazität in Betrieb gesetzt und die Zahl<br />
der Arbeitsplätze in der kerntechnischen Branche um<br />
375.000 Beschäftigte erhöht werden, zusätzlich zu den<br />
100.000 von heute. Der Bedarf in der Brennstoffversorgung<br />
wird auf 55.000 bis 75.000 Tonnen U 3 O 8<br />
geschätzt, die zu 70.000 bis 95.000 Tonnen UF 6<br />
konvertiert werden und mit 45.000 bis 55.000 Tonnen<br />
Urantrennarbeit angereichert werden müssen –<br />
einschließlich HALEU – um 6.000 bis 8.000 Tonnen<br />
Kernbrennstoff pro Jahr zusätzlich zu erzeugen.<br />
Vol. 69 (2024)
6<br />
<br />
Did you know?<br />
LCOE nach NREL-Modell $/MWh (2024)<br />
200<br />
50-prozentige Anpassung<br />
für Inflation und Zinsen<br />
50-prozentige Reduktion<br />
durch Vergünstigungen<br />
des Inflation Reduction Act und<br />
Bundesbürgschaften<br />
180<br />
185<br />
160<br />
140<br />
120<br />
126<br />
165<br />
154<br />
40-prozentige Reduktion<br />
durch kürzere Bauzeit<br />
und niedrigere Kosten<br />
100<br />
80<br />
102<br />
96<br />
86<br />
60<br />
40<br />
60<br />
20<br />
0<br />
Vogtle 3+4<br />
Inflation<br />
5 % Zinsen<br />
80 % Fremdkapital<br />
40 % ITC<br />
5 Jahres<br />
MACRS<br />
6 Jahre<br />
Bauzeit<br />
8.300$/kW<br />
NOAK<br />
Vogtle 3+4 Inflation 5 % Zinsen 80 %<br />
Fremdkapital<br />
40 %<br />
Steuerkredit<br />
5-jährige<br />
Sonderabschreibung<br />
6 Jahre<br />
Bauzeit<br />
$8.300/kW<br />
Kapitalkosten<br />
(overnight)<br />
$11.000 $15.000 $15.000 $15.000 $15.000 $15.000 $15.000 $8.300<br />
Bauzeit 11 Jahre 11 Jahre 11 Jahre 11 Jahre 11 Jahre 11 Jahre 6 Jahre 6 Jahre<br />
Zinsen für<br />
Fremdkapital<br />
Anteil<br />
Fremdkapital<br />
3,50 % 3,50 % 5 % 5 % 5 % 5 % 5 % 5 %<br />
60 % 60 % 60 % 80 % 80 % 80 % 80 % 80 %<br />
Steuerkredit PTC (alt) PTC (alt) PTC (alt) PTC (alt) 40 % ITC 40 % ITC 40 % ITC 40 % ITC<br />
Abschreibungszeitraum<br />
15 Jahre 15 Jahre 15 Jahre 15 Jahre 15 Jahre 5 Jahre 5 Jahre 5 Jahre<br />
Neben den bekannten Vorteilen der Kernenergie in<br />
Bezug auf CO2-Emissionen, Flächenbedarf oder gute<br />
Integrierbarkeit in bestehende Netzinfrastruktur wird<br />
auch auf die große Zahl lokaler Arbeitsplätze und Wertschöpfung<br />
hingewiesen, die den Standortgemeinden<br />
und -regionen zugutekommen sowie – insbesondere<br />
mit Blick auf Generation IV – die Möglichkeit der<br />
Wärme nutzung. Es wird empfohlen, mit dem Ausbau<br />
an bestehenden Kernkraftstandorten zu beginnen, da<br />
sich die Projekte dort schneller und leichter realisieren<br />
ließen. In den Vereinigten Staaten bestehe dort ein<br />
Potential für 60 bis 95 GW an Neubauten.<br />
Quelle: Pathways to Commercial Liftoff: Advanced <strong>Nuclear</strong>, U.S. Department of Energy, September 2024<br />
Ausgabe 6 › November
Fortbildungskurse zum Kompetenzerhalt<br />
in Deutschland<br />
Die Hochschule Mannheim vermittelt in Kooperation mit dem Steinbeis-Transferzentrum Radiochemie &<br />
Strahlenschutz praxisorientiertes Wissen an Ihre Mitarbeiter*innen in den Bereichen:<br />
Strahlenschutz (S4.2 & S4.3)<br />
Strahlenschutzkurs S4.2<br />
Dauer: 7 Tage, Preis: 1750 €<br />
Teilnehmerzahl: 10 - 24 Personen<br />
Geplante Termine:<br />
Winter: 03.02.2025 bis 11.02.2025<br />
Sommer: Termin auf Anfrage<br />
Aufbaukurs für das Modul Kritikalität (S4.3)<br />
Dauer: 1 Tag, Preis: 400 €<br />
Teilnehmerzahl: 5 - 24 Personen<br />
Geplanter Termin:<br />
12.02.2025<br />
Aktualisierung der Fachkunde<br />
Dauer: 1 Tag, Preis: 300 €<br />
Teilnehmerzahl: 3 - 24 Personen<br />
Termine nach individueller Vereinbarung<br />
Nuklearer Rückbau & Entsorgung<br />
Umfangreiche Kenntnisse zu den wichtigen Themen zum nuklearen Rückbau & Entsorgung werden von<br />
Dozenten der Hochschule und der einschlägigen Industrie in einem dreiwöchigen Kurs vermittelt. Dieser Kurs<br />
hat auch praktische Anteile. Dieser Kurs kann auf Anfrage auch modular angeboten werden.<br />
Dauer: 15 Tage, Preis: 5800 €<br />
Teilnehmerzahl: 10 - 24 Personen<br />
Geplante Termine:<br />
Winter: 17.02.2025 bis 07.03.2025<br />
Sommer: 08.09.2025 bis 26.09.2025<br />
Strahlungsmesstechnik<br />
Das Angebot umfasst die Einführung sowie die Erweiterung der Kenntnisse in den Messtechniken<br />
ionisierender Strahlung. Neben theoretischen Grundlagen werden umfangreiche praktische Kenntnisse erworben.<br />
Teilnehmerzahl: 3-6 Personen, Termine für diese Kurse können individuell vereinbart werden.<br />
Grundlagen der Strahlungsmesstechnik<br />
Alphaspektrometrie<br />
Gammaspektrometrie<br />
Dauer: 5 Tage, Preis: 1200 €<br />
Dauer: 3 Tage, Preis: 1320 €<br />
Grundkurs: Dauer: 3 Tage, Preis: 1100 €<br />
Aufbaukurs: Dauer: 2 Tage, Preis: 770 €<br />
Wir freuen uns darauf Sie bei unseren Kursen begrüßen zu dürfen.<br />
Anfragen und Anmeldungen: kursstaette@hs-mannheim.de
8<br />
Calendar<br />
Kalender 2024/2025<br />
3. – 7.11.2024<br />
<strong>Nuclear</strong> Inter Jura 2024.<br />
Warsaw, Polen<br />
https://dise.org.pl/en/inter-jura-2024/<br />
11. – 15.11.2024<br />
<strong>International</strong> Conference on Research<br />
Reactors: Achievements, Experience and<br />
the Way to a Sustainable Future.<br />
Vienna, Austria<br />
https://www.iaea.org/events/conferenceon-research-reactors-2024<br />
12. – 15.11.2024<br />
DigiDECOM24<br />
Halden, Norway<br />
https://ife.no/en/event/digidecom-2024/<br />
13. – 14.11.2024<br />
ENES 2024 – European <strong>Nuclear</strong> Energy<br />
& SMR Conference.<br />
Prague, Czech Republic<br />
https://europe-nuclear-smr.ltsinnovate.<br />
com/<br />
16.11.2024<br />
Karriereportal Kerntechnik.<br />
Ruhr-Universität Bochum, Germany<br />
https://karriereportal.actimondo.com/<br />
2. – 6.12.2024<br />
lnternational Conference on Enhancing<br />
<strong>Nuclear</strong> Safety and Security Through<br />
Technical and Scientific Support<br />
Organizations (TSOs).<br />
Vienna, Austria<br />
https://www.iaea.org/events/tso-2024<br />
3. – 5.12.2024<br />
NES 2024 – Global <strong>Nuclear</strong> Energy &<br />
Safety Conference/Exhibition.<br />
Gyeongju, South Korea<br />
https://www.nesconfex.com/<br />
3. – 6.12.2024<br />
ISOFIC 2024.<br />
Jeju-do, Republic of Korea<br />
https://www.isofic.org/venue.php<br />
5.12.2024<br />
<strong>Nuclear</strong> 2024.<br />
London, UK<br />
https://www.niauk.org/nuclear-2024/<br />
2025<br />
22. – 24.1.2025<br />
<strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong> Plant Long-Term<br />
Operation Summit 2025.<br />
Andermatt, Switzerland<br />
https://swissnuclear.ch/<br />
7. – 12.4.2025<br />
KI zur Automatisierung von (Kern-)<br />
Kraftwerken, am Beispiel des ‚500%‘<br />
gaufreisicheren HTR.<br />
Braunlage/Harz.<br />
Teilnahme kostenfrei, Details und<br />
Anmeldung bei Tagungsveranstalter<br />
Prof. Helmut Keutner, keu1@gmx.net<br />
4. – 8.5.2025<br />
<strong>Nuclear</strong> and Emerging Technologies<br />
<strong>for</strong> Space (NETS 2025).<br />
Huntsville, AL, USA<br />
https://www.ans.org/meetings/nets2025/<br />
23. – 26.6.2025<br />
SOFE 2025 Symposium on Fusion<br />
Engineering.<br />
Boston, MA, USA<br />
https://www.psfc.mit.edu/sofe2025<br />
20. – 23.7.2025<br />
Advances in <strong>Nuclear</strong> Fuel Management<br />
(ANFM 2025).<br />
Clearwater Beach, FL, USA<br />
https://www.ans.org/meetings/anfm2025/<br />
10. – 15.8.2025<br />
SMiRT28 - Structural Mechanics in<br />
Reactor Technology.<br />
Toronto, Canada<br />
https://smirt28.com/<br />
18. – 21.11.2024<br />
ICOND 2024.<br />
Aachen, Germany.<br />
www.icond.de<br />
3. – 6.2.2025<br />
Conference on <strong>Nuclear</strong> Training and<br />
Education: A Biennial <strong>International</strong> Forum<br />
(CONTE 2025).<br />
Amelia Island, FL, USA<br />
https://www.ans.org/meetings/conte2025/<br />
31.8. – 5.9.2025<br />
NURETH-21 – <strong>International</strong> Topical<br />
Meeting on <strong>Nuclear</strong> Reactor Thermal<br />
Hydraulics.<br />
Busan, South Korea<br />
https://www.nureth-21.org/<br />
19. – 20.2.2025<br />
Binding.Energy<br />
Aachen, Germany<br />
https://binding.energy/<br />
17. – 19.9.2025<br />
KONTEC 2025.<br />
Dresden, Germany<br />
https://www.kontec-symposium.com/<br />
19.11.2024<br />
<strong>Nuclear</strong> Lifting 2024.<br />
Manchester, UK<br />
https://eventsportal.imeche.org/event/<br />
sessions?id=<strong>Nuclear</strong>_Lifting_2024<br />
19. – 21.11.2024<br />
29 th <strong>International</strong> QUENCH Workshop.<br />
Karlsruhe, Germany<br />
https://quench.<strong>for</strong>schung.kit.edu<br />
9. – 13.3.2025<br />
WM Symposia 2025.<br />
Phoenix, AZ, USA<br />
https://www.wmsym.org/conferencein<strong>for</strong>mation/wm2025-conference/<br />
5. – 9.10.2025<br />
TopFuel 2025.<br />
Nashville, TN, US<br />
https://www.ans.org/meetings/view-435/<br />
22. – 23.11.2024<br />
3. Forum Endlagersuche.<br />
Würzburg<br />
https://www.base.bund.de/SharedDocs/<br />
Kurzmeldungen/BASE/DE/2024/<br />
0509- save-the-date-3-<strong>for</strong>umendlagersuche.html<br />
25. – 28.11.2024<br />
Clay Conference 2024.<br />
Hannover, Germany<br />
https://www.bge.de/de/endlagersuche/<br />
clay-conference/<br />
27.11.2024<br />
NERS 2024 – 16 th Annual <strong>International</strong><br />
Conference on <strong>Nuclear</strong> Energy.<br />
Prague, Czech Republic<br />
https://ners2024.jmm.cz/en/<br />
Fachtag der KTG-Fachgruppe<br />
„<strong>International</strong>e Entwicklungen innovativer Reaktorsysteme“<br />
Das Heatpipe, der<br />
Mikroreaktor und<br />
der Weltraum<br />
20. – 21.3.2025<br />
Stuttgart, Germany<br />
www.ktg.org<br />
Ausgabe 6 › November
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
9<br />
Die Heraus<strong>for</strong>derung der Systemstabilität:<br />
Wie der Übergang zu erneuerbaren Energien<br />
unser Stromnetz revolutioniert – und welche<br />
Risiken dabei drohen<br />
Mit einem ausführlichen Grundlagenkapitel<br />
zu den technischen und physikalischen Grundlagen<br />
der Systemstabilität<br />
› Daniel Bleich<br />
Ende 2022 waren die Begriffe „Energiekrise“ und „Blackout“ in aller Munde. Medial stark<br />
aufgeheizt entstand der Eindruck, dass die Stabilität unseres Energienetzes bedroht sei.<br />
Mit dem Wegfall der Gasimporte aus Russland, so die damalige Sorge, stünde<br />
möglicherweise nicht mehr genügend Brennstoff zur Versorgung von Gaskraftwerken zur<br />
Verfügung, die vor allem durch ihre schnelle Regelfähigkeit für die Netzstabilität essenziell<br />
sind.<br />
Tatsächlich bestand ein gewisses Risiko, dass Gasvorräte<br />
zur Versorgung von Kraftwerken hätten<br />
rationiert werden müssen. Trotzdem war die Sorge vor<br />
einem Blackout, angesichts der verfügbaren thermischen<br />
Kraftwerkskapazitäten, übertrieben. Davon<br />
unabhängig war die Stabilität des Energienetzes zum<br />
Thema geworden und das hat sich auch bis heute nicht<br />
geändert.<br />
In diesem Zusammenhang ist auch die im Dezember<br />
2023 vom BMWK veröffentlichte Roadmap Systemstabilität<br />
von Bedeutung. Diese soll als Fahrplan zur<br />
Erreichung „eines sicheren und robusten Betriebs des<br />
zukünftigen Stromversorgungssystems mit 100 % Erneuerbaren<br />
Energien“ gelesen werden. Auf mehr als<br />
100 Seiten werden Problemstellungen umrissen, die bis<br />
heute größtenteils ungeklärt sind und zum Großteil<br />
in den nächsten 6 Jahren in Forschungs- und Entwicklungsaufträgen<br />
abgehandelt und idealerweise in<br />
praktische Lösungen überführt werden sollen. Das ist<br />
nachvollziehbar: Seit vielen Jahren wird nämlich in<br />
Fachkreisen angemerkt, dass mit dem zunehmenden<br />
Umstieg auf leistungselektronische Erzeugeranlagen<br />
der Systemstabilität immer größere Bedeutung zukommt.<br />
Diesem, bisher größtenteils vernachlässigten,<br />
Thema trägt die Roadmap nun Rechnung. Technisch<br />
und strukturell ist das Papier dabei von solider Qualität.<br />
Es lässt jedoch auch erheblichen Raum für Kritik und<br />
lässt zentrale Problemstellungen ungelöst. Das soll im<br />
vorliegenden Artikel ausgeführt werden.<br />
Der Beitrag gliedert sich in vier Abschnitte:<br />
⁃ Im ersten Abschnitt werden die technischen und<br />
physikalischen Grundlagen des Begriffs „Systemstabilität“<br />
detailliert erläutert. Dabei wird tiefgehend<br />
auf Stabilitätskonzepte, wie Frequenz- und<br />
Spannungsgleichgewicht, sowie die Rolle von Synchronmaschinen<br />
eingegangen.<br />
⁃ Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit den<br />
Unter schieden bei der Netzankopplung von<br />
Synchronmaschinen und Leistungselektronik.<br />
⁃ Der dritte Abschnitt ist als Exkurs zu verstehen,<br />
der sich mit linearen und nichtlinearen Systemen<br />
beschäftigt und hilfreich ist, um ein tiefgreifenderes<br />
Verständnis für die Problemstellungen und Heraus<strong>for</strong>derungen<br />
zu entwickeln.<br />
⁃ Der vierte und umfassendste Abschnitt analysiert,<br />
bewertet und kommentiert die „Roadmap<br />
Systemstabilität“. Außerdem werden strukturelle<br />
und technische Vorschläge <strong>for</strong>muliert, um den<br />
An<strong>for</strong>derungen an die Netzstabilität und den Trans<strong>for</strong>mationsprozess<br />
besser zu erfüllen.<br />
Vorab: Wenn im Artikel von „Energienetzen“ die Rede<br />
ist, dann ist das elektrische Wechselspannungs(AC)-<br />
Energienetz gemeint.<br />
Vol. 69 (2024)
10<br />
<br />
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
1. Technische Grundlagen, Netzphysik und<br />
Netzstrukturen<br />
Was bedeutet eigentlich „Systemstabilität“?<br />
Betrachten wir einmal ein Kartenhaus, das direkt<br />
neben einem massiv gemauerten Einfamilienhaus<br />
steht. Im Vakuum und ohne externe Einflüsse wären<br />
die beiden Systeme „Kartenhaus“ und „gemauertes<br />
Haus“ statisch stabil und würden bis in alle Ewigkeit<br />
<strong>for</strong>tbestehen. Kommt nun auch nur geringer Wind<br />
hinzu, wird das Kartenhaus umfallen, während<br />
das gemauerte Haus die kinetische Belastung unproblematisch<br />
übersteht. Das System „gemauertes<br />
Haus“ ist robust gegen den äußeren Einfluss, sprich<br />
widerstandsfähig. Tritt nun ein massiver Orkan<br />
oder Wirbelsturm auf, wird auch das gemauerte Haus<br />
irgendwann an Belastungsgrenzen kommen und<br />
zerstört werden. Die Robustheit des Systems „gemauertes<br />
Haus“ hat somit Grenzen, bis zu denen<br />
äußere Einflüsse dem System keinen Schaden zufügen<br />
können.<br />
Während sich im vorgenannten Beispiel lediglich eine<br />
Einflussgröße, der Wind, ändert, ist das elektrische<br />
Energienetz ungleich komplexer. Im Energienetz interagieren<br />
eine Vielzahl von Erzeugern und Verbrauchern,<br />
wobei sich Erzeugung und Verbrauch ständig<br />
ändern, aber gleichzeitig permanent ausgeglichen sein<br />
müssen. Weiterhin tritt Blindleistungspendelung auf,<br />
die zwar in gewissem Maße gewünscht ist, zeitgleich<br />
aber das Netz sowie die angeschlossenen Betriebsmittel<br />
belasten kann und somit in der Gesamtbetrachtung<br />
berücksichtigt werden muss. Hier sind zunächst einige<br />
mit dem Begriff „Netzstabilität“ assoziierte Begriffe zu<br />
definieren:<br />
Leistungsgleichgewicht<br />
Zur Wahrung der Frequenz- und Spannungsstabilität<br />
muss die eingespeiste Leistung in einem elektrischen<br />
Netz zu jedem Zeitpunkt der abgenommenen Leistung<br />
entsprechen. Weiterhin müssen Transportkapazitäten<br />
gegeben sein, um die benötigte Leistung im Netz zu<br />
verteilen. Das Vorhalten hinreichender und steuerbarer<br />
Erzeugerleistung wird als Erzeugeradäquanz, das<br />
Vorhalten von Transportkapazitäten als Netzadäquanz<br />
bezeichnet.<br />
Es ist offensichtlich, dass diese Aufgabe durch fluktuierende<br />
Einspeisung zusätzlich erschwert wird. Je<br />
höher der Anteil fluktuativer Erzeuger ist, desto bedeutender<br />
ist die Netzzustandsanalyse.<br />
Dynamische Stabilität und Anpassungsfähigkeit<br />
Das Energienetz ist ein dynamisches System, dessen<br />
Zustand sich permanent ändert. Ziel des Systems ist es,<br />
für jeden Leistungsbedarfszustand eine auskömmliche<br />
Speisung unter Einhaltung von technischen Restriktionen<br />
sicherzustellen. Hieraus ergibt sich ein dynamisches<br />
Gleichgewicht.<br />
Ein System ist dann stabil, wenn dieses, innerhalb<br />
gewisser Randbedingungen, auf jede zu erwartende<br />
und unerwartete Zustandsänderung/Störung eine<br />
angemessene, robuste Reaktion zeigen kann, ohne,<br />
dass das System instabil wird. Maßgeblich sind hier<br />
die in der IEC 60038 sowie EN 50160 definierten Kenngrößen<br />
und insbesondere die Netzfrequenz von 50 Hz.<br />
Hierzu muss jederzeit sichergestellt werden können,<br />
dass das System auch bei einer Störung oder Zustandsänderung<br />
kontrollierbar bleibt und nicht eskaliert,<br />
sprich keine Kettenreaktion ausgelöst wird, die zum<br />
Zusammenbruch des Systems führen könnte. Abweichungen<br />
und Pendelbewegungen, wobei das<br />
System in der Nähe des idealen Betriebspunktes<br />
gehalten wird, sind bewusst vorgesehen. Ein solches<br />
System wird als Lyapunov-stabil bezeichnet.<br />
Das gesamte System muss zudem in der Lage sein,<br />
sich kontinuierlich so anzupassen, dass es für jeden<br />
vorgesehenen Betriebs- und Bedarfszustand einen<br />
Arbeitspunkt erreicht, der das System in der Nähe des<br />
theoretischen Optimums hält. Es muss also adaptiv,<br />
sprich anpassungsfähig sein.<br />
Schnell wird klar, dass zwischen den einzelnen<br />
Aspekten ein direkter Zusammenhang besteht. Zusammenfassend<br />
sollte der Begriff „Systemstabilität“ daher<br />
weit gefasst die Aspekte Adäquanz, Lyapunov-Stabilität<br />
und Adaptivität berücksichtigen.<br />
Netzdienstleistungen, <strong>Power</strong> Quality und<br />
Betriebssicherheit<br />
Aus den zuvor beschriebenen, größtenteils theoretischen<br />
Darstellungen und Erwägungen folgen im<br />
realen Netzbetrieb eine Reihe an An<strong>for</strong>derungen. Auf<br />
einige Aspekte soll im Folgenden eingegangen werden.<br />
Neben einigen weiteren Aspekten sind die nachfolgend<br />
aufgeführten vier Punkte maßgebliche Kenngrößen<br />
der „<strong>Power</strong> Quality“:<br />
⁃ Strom und Spannung im Wechselspannungssystem<br />
werden über eine Sinus-Kurve beschrieben. Spannungshaltung,<br />
sprich die Einhaltung der vorgesehenen<br />
jeweiligen Nennspannung, ist elementar<br />
um die bedarfsgerechte Versorgung von Verbrauchern<br />
sowie einen betriebsmittelgerechten<br />
Betrieb sicherzustellen.<br />
⁃ Die Netzfrequenz ist die wichtigste Kenngröße des<br />
Energienetzes, da die meisten Verbraucher auf sie<br />
ausgerichtet sind. Das bedeutet, dass die Verbraucher<br />
nur bei einer Frequenz von 50 Hz innerhalb<br />
eines bestimmten Toleranzbandes bestimmungsgemäß<br />
arbeiten. Sinkt oder steigt die<br />
Netzfrequenz außerhalb des vorgesehenen Bandes,<br />
können zahlreiche Geräte nicht mehr ordnungsgemäß<br />
arbeiten und es kommt zu Störungen oder<br />
im schlimmsten Fall Schäden und Ausfällen. Dies<br />
betrifft insbesondere auch die netzeinspeisenden<br />
Synchronmaschinen thermischer Kraftwerke selbst.<br />
Die Netzfrequenz fällt ab, wenn die benötigte<br />
Ausgabe 6 › November
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
11<br />
Leistung höher ist, als die erzeugte Leistung und<br />
steigt an, wenn die erzeugte Leistung höher ist als<br />
die benötigte Leistung. Bis ein solcher Effekt im Netz<br />
spürbar wird, vergehen nur wenige Millisekunden.<br />
Das zulässige Frequenzband ist 50,2 bis 49,8 Hz. Auf<br />
Schwankungen wird mit so genannter Regelleistung<br />
reagiert. Hierbei wird zwischen der instantan<br />
reagierenden Momentanreserve, der automatisiert<br />
eingesetzten Primärregelleistung und der manuell<br />
aktivierten Sekundär- und Tertiärregelleistung<br />
unterschieden. Kann das Frequenzband trotz dieser<br />
Maßnahmen nicht eingehalten werden, erfolgt ein<br />
automatisierter Lastabwurf, bis die Stabilität<br />
wiederhergestellt ist. Sollte dies bis 47,5 Hz nicht<br />
gelingen, würden sich alle Betriebsmittel zum<br />
Eigenschutz abschalten und es käme zu einem<br />
Systemzusammenbruch, einem sogenannten Blackout.<br />
Damit nicht das gesamte System kollabiert, gibt<br />
es bereits weit vorher Sollbruchstellen, die die<br />
Ausbreitung der Großstörung und des Blackouts<br />
begrenzen sollen.<br />
⁃ Damit sich Betriebsmittel im Verbund auslegungsgemäß<br />
verhalten, dies können sowohl Erzeuger,<br />
Verbraucher aber auch sonstige Komponenten sein,<br />
ist die Reinheit der Sinuswelle von großer Bedeutung.<br />
Neben der Ermöglichung eines ausgleichsstromfreien<br />
Zuschaltens im Nulldurchgang<br />
betrifft dies auch den Betrieb im synchronen<br />
Zustand. Relevant sind hierbei vor allem sogenannte<br />
Harmonische oder Oberwellen (häufig<br />
synonym genutzt mit Oberschwingungen). Dies sind<br />
ganzzahlige Vielfache der Grundschwingung, die<br />
als unerwünschte Einkopplung ins Netz die Sinuswelle<br />
verzerren. Ursächlich hierfür sind Bauteile<br />
mit nichtlinearen Kenngrößen, Komponenten mit<br />
nicht-sinusförmigen Strömen oder auch Leistungselektronik<br />
wie Gleich- und Wechselrichter. Viele<br />
Anlagen besitzen heute Filteranlagen und können<br />
so mit verzerrten Sinuswellen in einem gewissen<br />
Rahmen arbeiten. Es gilt: Je unsauberer die Sinuswelle<br />
ist, desto wahrscheinlicher wird es, dass<br />
Anlagen nicht mehr auslegungsgemäß arbeiten und<br />
mit dem Netz synchronisiert werden können oder<br />
aber ihre Synchronität verlieren.<br />
⁃ Im dreiphasigen Netz besteht folglich eine Sinuskurve<br />
je Phase. Diese Phasen sind um jeweils 120°<br />
gegeneinander verschoben und symmetrisch. Um<br />
eine auslegungsgemäße Funktion von Anlagen im<br />
Drehstromsystem zu gewährleisten, muss somit<br />
der Reinheit jeder der drei Sinuskurven sowie der<br />
Phasensymmetrie Rechnung getragen werden.<br />
Der Aufbau des Energienetzes hat verschiedene<br />
Ebenen, die kurz vereinfacht beschrieben werden.<br />
⁃ Die Höchstspannung (Netzebene 1), also die 380/220<br />
kV-Ebene, dient der Übertragung von Leistung über<br />
große Distanzen im europäischen Verbundsystem<br />
sowie dem Anschluss thermischer Großkraftwerke,<br />
beispielsweise Kernkraftwerke.<br />
⁃ Die Hochspannung, die 110 kV-Ebene (Netzebene 2),<br />
dient der Verteilung über regionale Distanzen sowie<br />
der Versorgung großer Industriekunden. Weiterhin<br />
werden auf dieser Ebene Kraftwerke mittlerer Leistungsklasse<br />
angeschlossen.<br />
⁃ Darunter folgen verschiedene Mittelspannungsebenen<br />
(Netzebene 5), deren Spannungsniveau sich<br />
häufig nach regionalen An<strong>for</strong>derungen richtet und/<br />
oder historische Gründe hat und deren Zweck<br />
die Versorgung von Industriekunden sowie der<br />
nachgelagerten Ortsnetze ist. Weiterhin sind hier<br />
städtische und kleinere Kraftwerke angeschlossen.<br />
⁃ Die niedrigste Spannungsebene, die 400 Volt<br />
(Netzebene 7), versorgt Haushalte sowie kleinere<br />
Betriebe. Ein Anschluss von Einspeisern war auf<br />
dieser Ebene ursprünglich nicht vorgesehen. Dies<br />
hat sich jedoch mit dem Ausbau von Photovoltaikanlagen<br />
massiv geändert.<br />
⁃ Die Netzebenen 2, 4 und 6 beschreiben die Umspannung<br />
zwischen der jeweils genannten höheren<br />
und niedrigeren Spannungsebene.<br />
Die hierarchische und historisch aus der Zeit der<br />
Großkraftwerke stammende Planungslogik des<br />
Energienetzes war jene, dass idealerweise ein<br />
Abb. 1<br />
Beeinflussungen der <strong>Power</strong> Quality und Auswirkungen auf den Sinusverlauf<br />
Links: Verschiebung der Amplitude (rot) zeigt Unterspannung gegenüber der Sollspannung an.<br />
Mitte: Verschiebung des Sinus nach links zeigt Frequenzüberhöhung gegenüber der Sollfrequenz an.<br />
Rechts: Verlagerungen der Sinuskurve (rot) zeigen erhebliche harmonische Verzerrungen an.<br />
Vol. 69 (2024)
12<br />
<br />
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
leistungstechnisches Top-Down-Prinzip verfolgt wird,<br />
sprich Leistung aus überlagerten Netzebenen runtergespannt<br />
wird und so Netzebenen niedriger Spannungsniveaus<br />
versorgt. Idealerweise sollte es nicht zu<br />
einer Rückspeisung aus unterlagerten Netzebenen in<br />
vorgelagerte Netzebenen kommen. Der Ausbau der<br />
jeweiligen Netzebenen sowie die vorgehaltene Netzadäquanz<br />
richtete sich hierbei nach dem historisch<br />
begründeten Zweck.<br />
Mit dem Aufkommen dezentraler Energiequellen wie<br />
Photovoltaikanlagen, Windkraftanlagen und kleinen<br />
Blockheizkraftwerken verändert sich diese Dynamik<br />
grundlegend. Diese Einspeiser befinden sich häufig auf<br />
den unteren Spannungsebenen, wie der Mittel- oder<br />
sogar Niederspannungsebene, was das klassische Top-<br />
Down-Prinzip aushebelt. Die Rückspeisung von Energie<br />
in höhere Spannungsebenen, die in der Vergangenheit<br />
vermieden wurde, ist heute gang und gäbe, da viele<br />
kleine, dezentrale Quellen oft mehr Energie produzieren,<br />
als lokal benötigt wird.<br />
Es ist daher offensichtlich, dass hieraus gänzlich neue<br />
An<strong>for</strong>derungen an die Betriebsführung sowie das Netzmonitoring<br />
folgen, die in Kapitel 2 im Kontext der<br />
Roadmap Systemstabilität diskutiert werden.<br />
Das europäische ENTSO-E Netz wurde bisher zu einem<br />
Großteil über thermische Kraftwerke bzw. Synchronmaschinen<br />
gespeist. Die Regelbarkeit sowie die<br />
Leistungsfähigkeit der Kraftwerke liefern die zuvor<br />
beschriebene Erzeugeradäquanz und Adaptivität.<br />
Das Trägheitsmoment der rotierenden Masse bietet<br />
durch die physikalisch direkte, synchrone Koppelung<br />
mit dem Netz eine inhärente Momentanreserve und<br />
wirkt somit bei kurzzeitigen Leistungsschwankungen<br />
stabilisierend (Leistungsgradient positiv & negativ).<br />
Die Synchronmaschine wandelt, bedingt durch die<br />
physikalische Masse, im Falle eines zusätzlichen<br />
Leistungsbedarfs kinetische Energie in elektrische<br />
Energie und ebenso, im Falle eines übermäßigen<br />
Leistungsangebotes, elektrische Energie in kinetische<br />
Energie um.<br />
Weiterhin sind Synchronmaschinen in hohem Maße<br />
überstromfähig und können daher im Fehlerfall hohe<br />
Kurzschlussströme liefern, die die Fehlererkennung<br />
verbessern. Zusätzlich sorgt die mechanische und elektromagnetische<br />
Dämpfung in Synchronmaschinen für<br />
eine Gegenkraft gegenüber unerwünschten Schwingungen<br />
und „glätten“ somit die Sinuswelle. Mechanische<br />
Dämpfung führt dazu, dass die Oberwellen im<br />
Rotor durch Widerstand und Trägheit gedämpft werden,<br />
und die dabei absorbierte Energie in Wärme umgewandelt<br />
wird. Elektromagnetische Dämpfung wirkt<br />
auf die Wechselwirkung zwischen elektrischen Strömen<br />
und Spannungen im Stator und Rotor, was ebenfalls<br />
zu einer Dämpfung führt. Der auf Synchronmaschinen<br />
gestützte Netzbetrieb ist heute essenziell dafür,<br />
dass das System Lyapunov-stabil bleibt.<br />
Mit dem zunehmenden Ausbau von Erneuerbaren<br />
Energie(EE)-Anlagen wird das Gesamtsystem immer<br />
komplexer. Diese sind, anders als bisher dominierende<br />
konventionelle thermische Kraftwerke mit rotierenden<br />
Generatoren, über Leistungselektronik mit dem Netz<br />
gekoppelt. Hierbei kommt es zu einer Reihe von elektrotechnischen<br />
dynamischen Phänomenen, deren Auswirkungen<br />
auf die Stabilität im Gesamtverbund deutlich<br />
intensiver untersucht und überwacht werden<br />
müssen, als dies bei konventionellen Kraftwerken bisher<br />
der Fall war. Leistungselektronik verursacht durch<br />
nicht-sinusförmige Schaltvorgänge, nichtlineare Bauelemente,<br />
Streukapazitäten sowie schnelle Strom- und<br />
Spannungsänderungen Oberwellen/harmonische Einkopplungen<br />
im Energienetz. Diesen kann in bedingtem<br />
Maße über Oberwellenfilter begegnet werden, insgesamt<br />
beeinflussen diese die <strong>Power</strong> Quality jedoch in<br />
erheblichem Maße.<br />
Weiterhin sind die für den Bau von Leistungselektronik<br />
verwendeten Halbleiter nur in einem sehr engen Maße<br />
überstromfähig. Im Kurzschlussfall steht daher nur ein<br />
gegenüber der Synchronmaschine deutlich reduzierter<br />
Kurzschlussstrom zur Verfügung. Dies ist nicht nur für<br />
die Erkennung von Kurzschlüssen im Netz nachteilig,<br />
es drohen auch erhebliche Spannungseinbrüche im<br />
Netz, die zu Spannungstrichtern und somit massiven<br />
Leistungstransiten führen können. Während sich, bedingt<br />
durch die direkte Kopplung zum Netz, bei einer<br />
Synchronmaschine physikalisch automatisch ein Fehlerstrom<br />
einstellt, muss der fehlerhafte Netzzustand<br />
von leistungselektronischen Komponenten erkannt<br />
werden, um Fehlerströme zu speisen.<br />
Gezeigt wird ein klassisches 3-BUS („ein Anschluss“)<br />
System mit zwei Einspeisern (Abbildung 2). Zwischen<br />
jedem Bus liege eine komplexe Impedanz X, jeder BUS<br />
habe eine variierende Leistungsabnahme.<br />
Im konventionellen Speisefall, unter Vernachlässigung<br />
der Netzverluste, über zwei Kraftwerke war das Gleichgewicht<br />
definiert als<br />
–(BUS 1 + BUS 2 + BUS 3) + KW 1 + KW 2 = 0<br />
Jedes Kraftwerk speist auf eine komplexe Impedanz,<br />
wobei sich die gespeiste Impedanz bei synchronem<br />
Betrieb beider Kraftwerke nicht ändert. Über den<br />
Erregerstrom der Synchronmaschine wird die zur<br />
Spannungshaltung notwendige Blindleistung zur Verfügung<br />
gestellt. Bei einer Veränderung der Leistungsbilanz<br />
(BUS 1 bis BUS 3) resultiert eine Veränderung<br />
der Netzfrequenz, die Massenträgheit der Synchronmaschine<br />
bietet den notwendigen Zeitpuffer, um<br />
seitens des Kraftwerksbetriebs hierauf zu reagieren.<br />
Stellen wir uns nun vor, dass jeder BUS volatil ebenfalls<br />
zu einem Einspeiser werden kann, bspw. in Form einer<br />
großen PV-Anlage. In Abhängigkeit der zur Verfügung<br />
gestellten Systemdienstleistungen sind verschiedene<br />
Szenarien vorstellbar.<br />
Ausgabe 6 › November
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
13<br />
von konventionellen Kraftwerken<br />
sowie modernen, auf Leistungselektronik<br />
basierenden Erneuer baren<br />
Energieerzeugern (kurz EE-Anlagen).<br />
Angenommen, BUS 1 speist intermittierend hohe<br />
Wirkleistung. Es resultiert eine Spannungshebung an<br />
BUS 1, die Kraftwerk 1 dazu zwingt, instantan in den<br />
Phasenschieberbetrieb zu wechseln, Kraftwerk 2 wäre<br />
gezwungen, ebenfalls den Winkel zu korrigieren<br />
und die Leistungsbilanz des BUS-Systems auszugleichen.<br />
Für die regelbaren Kraftwerke ändert sich<br />
die zu speisende komplexe Impedanz nahezu unprognostizierbar.<br />
Während Synchronmaschinen die zuvor beschriebene<br />
Netzrobustheit durch Massenträgheit und Dämpfung<br />
erlauben, er<strong>for</strong>dert der beschriebene Ausgleich über<br />
Leistungselektronik ein erhebliches Maß an zusätzlichen<br />
In<strong>for</strong>mationen sowie Puffern, um natürliche<br />
Erzeugungsschwankungen bei Wind und PV (Photovoltaik)<br />
auszugleichen. Weiterhin muss das genaue<br />
Verhalten der leistungselektronischen Komponenten<br />
in jedem Arbeitspunkt spezifiziert sein. Dies umfasst<br />
auch den Beitrag an notwendigen Systemdienstleistungen<br />
jedes Einspeisers.<br />
2. Netzankopplung:<br />
Synchronmaschine vs. Leistungselektronik<br />
Der nachfolgende Abschnitt beschreibt vereinfacht<br />
die schematische Anbindung sowie die technischen<br />
Grundlagen und Unterschiede bei der Netzankopplung<br />
Abb. 2<br />
3 BUS-System<br />
Bei thermischen (konventionellen)<br />
Kraftwerken wird ein Wasser-Dampf-<br />
Kreislauf genutzt, um ein Gefälle<br />
zwischen hohem und niedrigem<br />
Druck zu erzeugen (Kraft/Energie),<br />
welches eine Turbine antreibt (Abbildung<br />
3). Der obere Teil der Grafik<br />
zeigt den grundsätzlichen physikalischen<br />
Aufbau, der untere Teil<br />
überträgt diesen auf konventionelle<br />
Kraftwerke. Der hohe Druck wird<br />
im durch den Brennstoff beheizten<br />
Verdampfer hergestellt. Hinter der<br />
Turbine wird die nicht in mechanische<br />
Energie umwandelbare Abwärme durch einen<br />
Kondensator entnommen. Der mit der Turbine auf<br />
einer gemeinsamen Welle drehende Generator (die<br />
Synchronmaschine) wandelt die mechanische Energie<br />
sodann in elektrische Energie um und ein Blocktrans<strong>for</strong>mator<br />
bringt diese dann auf das Spannungsniveau<br />
des Netzes. Wirkleistung (P) und Blindleistung (Q)<br />
werden hierbei in Abhängigkeit vom Polradwinkel und<br />
Erregerstrom an das Stromnetz abgegeben.<br />
Durch die Rotation der Synchronmaschine, die eine<br />
Kreisbewegung vollführt, entsteht ein idealer sinusförmiger<br />
Wechselstrom. Entscheidend ist, dass die physikalische,<br />
direkte Ankopplung der Synchronmaschine<br />
erhebliche netzdienliche Eigenschaften aufweist. Die<br />
Rotation der Synchronmaschine speichert kinetische<br />
Energie, die im Bedarfsfall an das Stromnetz abgegeben<br />
werden kann. Übersteigt der Energiebezug aus<br />
dem Stromnetz die Energie aus dem Primärkreislauf,<br />
sinkt die Rotationsgeschwindigkeit der Synchronmaschine<br />
allmählich. Dies würde zu einem langsamen<br />
Absinken der Netzfrequenz führen.<br />
Bei einem Leistungsüberangebot im Stromnetz nimmt<br />
die Synchronmaschine elektrische Energie auf und<br />
wandelt diese in Rotationsenergie um, wodurch die<br />
Drehzahl der Maschine steigt. Dies führt zu einem<br />
allmählichen Anstieg der Netzfrequenz.<br />
Abb. 3<br />
Konventionelle Kraftwerke<br />
Vol. 69 (2024)
14<br />
<br />
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
Abb. 4<br />
Leistungselektrische Anlagen<br />
Im Fehlerfall, beispielsweise bei einem Kurzschluss,<br />
kann kurzfristig eine sehr hohe Leistung bereitgestellt<br />
werden. Dies resultiert in hohen Fehlerströmen und<br />
unterstützt die Fehlererkennung. Die Abgabe dieser<br />
hohen Fehlerströme erfolgt so<strong>for</strong>t, da die Synchronmaschine<br />
physikalisch direkt angebunden ist. Die im<br />
Fehlerfall abgegebene Leistung kann dabei deutlich<br />
über der Nennleistung der Synchronmaschine liegen.<br />
Diese Fähigkeit wird als Überlastfähigkeit bezeichnet.<br />
Wird eine PV-Anlage (PVA), ein Batteriespeicher oder,<br />
mit Einschränkungen, eine Windkraftanlage (WKA) 1 an<br />
das Stromnetz angeschlossen (Abbildung 4), so liegt in<br />
der Regel zunächst eine Gleichspannung (DC) vor. Diese<br />
DC-Spannung wird mithilfe eines Wechselrichters in<br />
eine AC-Spannung umgerichtet. Hierbei werden Halbleiterbauteile<br />
über Pulse angesteuert und die Sinus<strong>for</strong>m<br />
des Wechselspannungsnetzes nachmodelliert. Die<br />
Granularität der Schrittweiten bestimmt, wie fein die<br />
Nachbildung der Sinuskurve gelingt. Physikalisch<br />
handelt es sich jedoch um eine Treppen<strong>for</strong>m und<br />
die Ausgangsspannung ist im Prinzip eine gepulste<br />
Gleichspannung, deren Amplitude möglichst ideal der<br />
Sinuskurve nachempfunden ist. Abbildung 5 zeigt<br />
einen idealtypischen Sinus gegenüber einem modellierten,<br />
treppenstufenartigen Sinus. Es sei angemerkt,<br />
dass die Abbildung der Veranschaulichung dient, die<br />
bei modernen Wechselrichtern real vorzufindende<br />
Modellierung der Sinuskurve ist bedeutend granularer<br />
und feiner.<br />
Harmonische Verzerrungen tragen zur Abweichung<br />
vom Ideal-Sinus bei. Diese entstehen (Abbildung 1,<br />
Grafik rechts) unter anderem bei der Umwandlung<br />
von DC-Spannung in AC-Spannung. Verzerrungen<br />
resul tieren aus der Tatsache, dass die erzeugte Wechselspannung<br />
nicht nur die Grundfrequenz des Netzes<br />
enthält (z. B. 50 Hz in Europa), sondern auch zusätzliche<br />
Frequenzanteile, sogenannte Oberwellen. Diese<br />
Oberwellen sind Vielfache der Grundfrequenz (100 Hz,<br />
150 Hz, 200 Hz usw.) und entstehen durch das<br />
pul sierende Schalten der Halbleiterbauteile im<br />
Wechselrichter. Da die Nachbildung der Sinuskurve<br />
auf schnellen Ein- und Ausschaltvorgängen basiert,<br />
führt dies zu sprunghaften Änderungen der Spannung,<br />
die wiederum zusätzliche Frequenzen erzeugen.<br />
Diese Oberwellen verzerren die ideale Sinus<strong>for</strong>m und<br />
Abb. 5<br />
Ideal Sinus gegenüber modelliertem Sinus<br />
sind ein unvermeidbarer Nebeneffekt des Schaltprozesses.<br />
Die Aufgabe der Filter besteht darin, diese Oberwellen<br />
möglichst effektiv zu unterdrücken, sodass die<br />
resultierende Wechselspannung der Sinuskurve so<br />
nahe wie möglich kommt. Trotz dieser Filter bleibt<br />
jedoch immer eine geringe harmonische Verzerrung<br />
bestehen, da die hochfrequenten Schaltvorgänge nie<br />
vollständig eliminiert werden können. Ein perfekter<br />
Sinus kann daher niemals erreicht werden.<br />
Halbleiter sind nicht überlastfähig, weiterhin richtet<br />
sich die maximale Leistungsabgabe nach der zur<br />
Verfügung stehenden, primären DC-Leistung, die<br />
wiederrum abhängig ist von der Sonneneinstrahlung<br />
oder der Windgeschwindigkeit. Eine theoretische,<br />
größere Überlastung von Halbleitern führt zur Zerstörung<br />
dieser. Folglich ist ersichtlich, dass die der<br />
Synchronmaschine inhärenten, netzdienlichen Eigenschaften<br />
nicht gegeben sind. Weder wird die Sinus welle<br />
durch die Rotation automatisch erzeugt, noch kann im<br />
Fehlerfall ein hoher Fehlerstrom gespeist werden.<br />
Moderne Wechselrichter sind heute in der Regel mit<br />
einer Fault Ride-Through (FRT) Funktionalität ausgestattet,<br />
um im Falle kurzzeitiger Netzfehler, beispielsweise<br />
bei Spannungseinbrüchen, am Netz zu bleiben<br />
und einen netzstabilisierenden Leistungsbeitrag zu<br />
liefern.<br />
1 Bei der Netzankopplung von Windkraftanlagen bestehen verschiedene Konzepte, wobei die doppelt gespeisten Asynchrongeneratoren (DFIG)<br />
sowie Vollumrichter derzeit dominieren. Bei DFIG besteht eine partielle AC-Direktankopplung an das Netz, zur Veranschaulichung der Funktionsweise<br />
von Leistungselektronik wird auf ausführlichere Erklärungen, die hier den Umfang sprengen würden, verzichtet.<br />
Ausgabe 6 › November
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
15<br />
Sofern darüber hinaus ein Fehlerstrombeitrag ge<strong>for</strong>dert<br />
würde, müsste hierzu:<br />
1. Die Anlage selbst oberhalb der Nennleistung<br />
ausgelegt sein, sodass im Fehlerfall zusätzliche<br />
Leistungsreserven zur Verfügung stehen.<br />
2. Eine Energiequelle vorgehalten werden, beispielsweise<br />
in Form einer Batterie, um im Fehlerfall<br />
unabhängig von volatilen Quellen Leistung zu<br />
speisen.<br />
3. Technische Vorrichtungen bestehen, um einen<br />
Fehlerzustand im Netz zu erkennen. Dies er<strong>for</strong>dert<br />
präzises Monitoring und eine zielgerichtete<br />
Regelung, die nach Erkennen des Fehlerfalls die<br />
Schaltung des entsprechenden Fehlerstrombeitrags<br />
veranlasst. Ein physikalisch bedingter Fehlerstrom,<br />
wie bei der Synchronmaschine, ist nicht gegeben.<br />
Trotz der genannten Vorteile der Synchronmaschine,<br />
wie der Überlastfähigkeit und der netzstützenden<br />
Eigenschaften, bringt sie auch Nachteile mit sich.<br />
Synchronmaschinen sind mechanisch komplex und<br />
er<strong>for</strong>dern eine kontinuierliche Wartung. Zudem sind<br />
sie träge in ihrer Reaktionszeit auf Regelkreis- oder<br />
Arbeitspunktänderungen, da die Rotationsenergie<br />
nur allmählich angepasst werden kann. Dies kann in<br />
modernen Stromnetzen, die zunehmend schnelle<br />
Reaktionen er<strong>for</strong>dern, zu Nachteilen führen.<br />
Im Gegensatz dazu bieten leistungselektronische<br />
Systeme wie Wechselrichter eine deutlich flexiblere<br />
und präzisere Steuerung der Energieeinspeisung.<br />
Sie können Arbeitspunktänderungen und Regelkreisoptimierungen<br />
nahezu in Echtzeit kompensieren und<br />
ermöglichen eine präzise Regelung der Einspeisung,<br />
unabhängig von der mechanischen Trägheit. Leistungselektronik<br />
ist somit, bezogen auf die Lastfolgefähigkeit,<br />
deutlich reaktionsschneller. Zeitgleich er<strong>for</strong>dern leistungselektronische<br />
Komponenten hochkomplexe Regelungsalgorithmen,<br />
um bedarfsgerecht auf unterschiedliche<br />
Netzzustände zu reagieren. Um das Verhalten<br />
von leistungselektronischen Anlagen vorab<br />
untersuchen zu können, sind komplexe Modelle der<br />
Anlagenregelung notwendig. Hierbei ist zwingend das<br />
Verhalten im Millisekunden-Zeitbereich zu untersuchen,<br />
da die Anlagen, wie zuvor beschrieben, keine<br />
inhärente, physikalische Glättung bieten und so<br />
eine Spezifizierung des Reaktionsverhaltens („der<br />
Regelung“) er<strong>for</strong>dern. In Kapitel 4 wird hierauf intensiv<br />
eingegangen.<br />
3. Exkurs: Lineare und nichtlineare Systeme<br />
Aus den bisherigen Beschreibungen folgt, dass das<br />
beschriebene Zukunftsszenario in einem erheblichen<br />
Maße von leistungselektronischen Anlagen dominiert<br />
wird, die wiederrum über ein Softwaremodul geregelt<br />
sind. Weiterhin ist zu erkennen, dass diese Anlagen<br />
eben nicht über inhärente, physikalisch stabilisierende<br />
Eigenschaften verfügen, sondern dass der Stabilitätsbeitrag<br />
aus der Qualität der Regelung selbst abzuleiten<br />
ist.<br />
In einem klassischen Netzverbund liefern Synchronmaschinen,<br />
wie bereits beschrieben, netzstabilitätsdienliche<br />
Beiträge. Betrachten wir den stabilen Netzzustand<br />
nun als einen vektoriellen Arbeitspunkt<br />
mit einer Vielzahl an Parametern. Verändern sich<br />
einzelne Parameter, so stellt die Synchronmaschine in<br />
einem gewissen Rahmen sicher, dass die Anpassungsgeschwindigkeit<br />
der anderen Parameter des Vektors<br />
nicht eskalativ geschieht, sondern das Gesamtsystem:<br />
a) im Intervall der beherrschbaren Vektorzustände<br />
gehalten wird und<br />
b) das System einen neuen stabilen, prognostizierbaren<br />
Arbeitspunkt anfahren kann.<br />
Weiterhin werden unerwünschte Resonanzeffekte<br />
gedämpft. Vereinfacht lässt sich aussagen, dass rotierende<br />
Masse in einem Netz das Verhalten des Netzes<br />
prognostizierbar macht und eine approximative,<br />
lineare Modellierung des Netzes zulässt. Zu beachten<br />
ist allerdings, dass auch in traditionellen Netzen unter<br />
bestimmten Bedingungen, beispielsweise bei Kurzschlüssen<br />
oder Überlastung, nichtlineare Effekte auftreten<br />
können.<br />
Als linear wird ein System bezeichnet, bei dem das<br />
Antwortverhalten immer die gleiche Proportionalität<br />
gegenüber der Eingangsgröße hat, ein klassisches<br />
Beispiel wäre die Funktion<br />
Betrachten wir in diesem Zusammenhang nun ein<br />
System mit mehreren Eingangsgrößen, also beispielsweise<br />
eine beliebige lineare Differentialgleichung mit<br />
einem mehrdimensionalen Eingangsvektor, wie dies<br />
in einem dynamischen elektrischen System unzweifelhaft<br />
der Fall ist, so lässt sich für jede Eingangsgröße<br />
einzeln die Ausgangsgröße ermitteln. Eine Addition der<br />
Ausgangssignale ergibt nun die Gesamtsystemantwort,<br />
was auch als Superpositionsprinzip bekannt ist.<br />
Im Gegensatz dazu ist ein nichtlineares System nun<br />
dadurch gekennzeichnet, dass das Antwortverhalten<br />
des Systems nicht proportional zu den Eingangsgrößen<br />
ist. Ein klassisches Beispiel sind hierbei etwa Hysteresekurven,<br />
wie in Abbildung 6 zu sehen. Der Begriff Hysterese<br />
stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet<br />
„Zuspätkommen“, in einem physikalischen System ist<br />
hiermit gemeint, dass die Wirkung zeitversetzt gegenüber<br />
der Ursache auftritt und weiterhin vom Ausgangszustand<br />
des Systems abhängt.<br />
Ein solches Verhalten ist typisch für ferromagnetische,<br />
magnetisch-leitfähige Materialien und Legierungen<br />
(Abbildung 6). Wird im Umfeld eines im Ausgangszustand<br />
nicht magnetisierten, ferromagnetischen Stoffs<br />
die Feldstärke H erhöht, so resultiert eine Erhöhung<br />
der magnetischen Flussdichte B. Sofern anschließend<br />
die Feldstärke wieder auf 0 reduziert wird, sinkt die<br />
Flussdichte auf einen Wert ab, der über 0 liegt. Der im<br />
Material beobachtbare Restmagnetismus wird als<br />
Vol. 69 (2024)
16<br />
<br />
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
Remanenz bezeichnet. Somit ist ersichtlich, dass die<br />
Flussdichte B nicht nur von der Feldstärke H sondern<br />
auch dem Ausgangszustand abhängig ist.<br />
Betrachten wir die Magnetisierung eines Körpers einmal<br />
als System. Dann ist, anhand der Randlinien in<br />
Abbildung 6, gut zu erkennen, dass es in diesem System<br />
lineare (rot) und nichtlineare (grün) Abschnitte<br />
gibt. Das System ist „stückweise linear“ und zeigt zunächst<br />
lineares Verhalten, das dann in einen nichtlinearen<br />
Zustand übergeht. Die zu erkennenden Spitzen<br />
(blau) zeigen Sättigung an. Eine Erhöhung der Feldstärke<br />
führt nicht zu einer zusätzlichen Magnetisierung,<br />
es ist ein materialspezifischer Höchstwert erreicht.<br />
Zu beobachten ist dies bei einer Vielzahl von Bauteilen,<br />
beispielsweise Spulen mit Eisenkern. Je höher der<br />
Anteil an nichtlinearen Bauteilen ist, desto schwieriger<br />
ist es, das Antwortverhalten des Systems korrekt zu<br />
prognostizieren, da eben das Superpositionsprinzip<br />
keine Anwendung mehr findet.<br />
Hieraus ist abzuleiten, dass die Modellbildung zur<br />
Prognose des Gesamtsystemverhaltens umso schwieriger<br />
wird, je weniger selbststabilisierende Eigenschaften<br />
die einzelnen Bestandteile des Gesamtsystems<br />
aufweisen. Besonders zu berücksichtigen ist hierbei<br />
auch das Risiko einer unprognostizierbaren Instabilität.<br />
Die Änderung einzelner Parameter kann dazu<br />
führen, dass ein eigentlich als linear und stabil angenommenes<br />
System in einen instabilen Zustand überführt<br />
wird, der schließlich ein Systemversagen bedingen<br />
kann. Kritisch ist hierbei, dass die zunehmende<br />
Instabilität des Systems über lineare Modelle nicht<br />
erkannt werden kann. Eine bekannte Beschreibung des<br />
Phänomens ist der Schmetterlingseffekt oder aber, systematisiert,<br />
die insbesondere von René Thom und Wladimir<br />
Arnold entwickelte Katastrophentheorie. Diese<br />
beschreibt, wie kontinuierliche Veränderungen plötzlich<br />
drastische, sprunghafte Umbrüche zur Folge<br />
haben. Sie klassifiziert diese abrupten Übergänge in<br />
einfache mathematische Modelle, die in verschiedenen<br />
Bereichen genutzt werden. Die Theorie hilft zu verstehen,<br />
wie kleine Veränderungen in einem System<br />
unerwartet große, oft irreversible Effekte auslösen<br />
können, etwa bei einem Durchbruch der Isolierung, bei<br />
Naturkatastrophen oder wirtschaftlichen Krisen.<br />
Zur Abbildung sind daher zunehmend nicht lineare Simulationen<br />
und Modelle notwendig, die ein sehr tiefgreifendes<br />
Systemverständnis er<strong>for</strong>dern.<br />
4. Die Roadmap Systemstabilität<br />
Bis hierhin wurden im Beitrag technische und<br />
wissenschaftliche Grundlagen beschrieben. Im folgenden<br />
Abschnitt wird die Roadmap Systemstabilität nun<br />
kommentiert. Die Wertungen und Stellungnahmen<br />
sind Meinungen des Autors, abweichende Interpretationen<br />
sind möglich.<br />
Ich möchte hier noch einmal kurz die zentralen Aussagen<br />
des technischen Grundlagenkapitels zusammenfassen:<br />
Das Energienetz wird bis heute größtenteils über<br />
rotierende Synchronmaschinen gestützt. Synchronmaschinen<br />
bieten die notwendige Momentanreserve<br />
und dienen als Filter gegenüber unerwünschten physikalischen<br />
Effekten. Die Eigenschaften der Synchronmaschine<br />
erlauben ein gewisses zeitliches Delta, um<br />
auf Zustandsänderungen im Netz zu reagieren. Der<br />
Aufbau des Energienetzes folgt der Top-Down-Logik,<br />
die Einspeisung von Leistung erfolgt größtenteils auf<br />
den oberen Netzebenen. Die nachgelagerten Netzebenen<br />
wurden historisch so ausgelegt, dass diese den<br />
Transport von Leistung zum Verbraucher ermöglichen.<br />
Die Roadmap Systemstabilität definiert sich selbst als<br />
„Fahrplan für einen stabilen Netzbetrieb mit 100 % Erneuerbaren“.<br />
Der Fokus liegt hierbei auf der<br />
technischen Umsetzung, Fragestellungen des<br />
Netzausbaus oder der Energiekosten sind<br />
nicht Gegenstand des Zielbildes der Roadmap<br />
(Abschnitt 4) und werden entsprechend, unter<br />
Würdigung der Bedeutung, im vorliegenden<br />
Beitrag zunächst nicht diskutiert.<br />
Abb. 6<br />
Hysteresekurven im Vergleich<br />
Im Zielbild wird <strong>for</strong>muliert, dass das System<br />
„mit 100 % erneuerbaren Energien auch ohne<br />
konventionelle Kraftwerke betrieben werden<br />
kann“. Dies ist zunächst nicht mehr als eine<br />
Behauptung, soll jedoch für die Beurteilung der<br />
Roadmap als Diskussionsgrundlage dienen. Das<br />
hierbei beschriebene Zukunftsszenario weicht<br />
technisch und strukturell diametral vom zuvor<br />
beschriebenen, heutigen Ausgangszustand ab.<br />
In diesem hypothetischen Zukunftsnetz dominieren<br />
Stromrichter die Einspeisung, Synchronmaschinen<br />
sind entweder kaum oder gar nicht<br />
mehr im Betrieb. Das Top-Down-Prinzip der<br />
Ausgabe 6 › November
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
17<br />
Energienetze ist nahezu vollständig aufgehoben, Einspeisung<br />
von Leistung erfolgt auf allen Netzebenen.<br />
Anstatt aus wenigen, zentralen Einspeisern und Netzstützen<br />
besteht es aus einer sich ständig ändernden<br />
Vielzahl an Erzeugern unterschiedlicher Leistungsklassen,<br />
die gemeinsam über die jeweilige Regelung und<br />
das möglichst fehlerfreie Reaktionsverhalten die Netzstabilität<br />
gewährleisten.<br />
Hieraus folgen wichtige Erkenntnisse:<br />
Die Komplexität in diesem Netz der Zukunft wird<br />
in erheblichem Maße zunehmen. Ohne Anlagen, die<br />
physikalisch direkt mit dem Netz gekoppelt sind und<br />
somit ein aus der Physik bedingtes Verhalten zeigen,<br />
muss jeder Anlage über ihre Regelung ein spezifisches<br />
Verhalten zugewiesen werden. Ohne dämpfende,<br />
physikalische Eigenschaften nimmt die Volatilität des<br />
Netzverbundes immer weiter zu, Systemzustandsänderungen<br />
oder Fehlerzustände müssen extrem<br />
schnell erkannt werden, um etwaige Gegenmaßnahmen<br />
einzuleiten. Elektrotechnische Phänomene<br />
werden nicht mehr passiv geglättet, sondern müssen<br />
aktiv erkannt und ausgeregelt werden. Hierzu ist es<br />
unabdingbar, das gesamte Verbundnetz, auf verschiedenen<br />
Ebenen, in Echtzeit zu überwachen und<br />
möglichst zeitnah Steuerbefehle zu übermitteln. Die<br />
notwendige Echtzeit-Kommunikation zwischen den<br />
einzelnen Netzbetreibern wird elementar. Hinzu<br />
kommt, dass das Leistungsangebot volatil wird und<br />
dem Leistungsausgleich, ohne oder mit nur sehr<br />
wenigen steuerbaren Erzeugern, zunehmend größere<br />
Bedeutung zukommt. Der Aspekt der Netzstabilität<br />
wird heterogenisiert und künftig von Erzeugern und<br />
Verbrauchern im Netz gewährleistet. Gigantische<br />
Daten mengen müssen hierzu erkannt, übertragen und<br />
ausfallsicher verarbeitet werden.<br />
Zunächst, ein solcher, technischer Systemzustand ist<br />
grundsätzlich denkbar und auch nicht zwingend als<br />
instabil zu beurteilen. Zahlreiche Forschungsarbeiten<br />
beschäftigen sich mit masselosen Netzen, Solid State<br />
Grids sowie der Regelung von Stabilitätsphänomenen<br />
in leistungselektronisch dominierten Netzen und legen<br />
die grundsätzliche Machbarkeit nahe. Wie lange die<br />
hierzu notwendigen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben<br />
jedoch noch dauern werden und mit welchen<br />
Unwägbarkeiten man dann bei der praktischen<br />
Umsetzung konfrontiert sein wird, ist jedoch wegen<br />
der extremen Komplexität kaum prognostizierbar.<br />
Faktisch ist es nicht weniger als der vollständige Umbau<br />
eines über mehr als ein Jahrhundert gewachsenen<br />
Energienetzes.<br />
Strukturell werden die hieraus resultierenden Aufgaben<br />
in der Roadmap Systemstabilität klar beschrieben.<br />
In angemessener Qualität und sprachlich<br />
verständlich werden die technischen Grundlagen,<br />
Frequenz, Spannung, Winkelstabilität usw. dargestellt<br />
und so vermittelt, dass deren Bedeutung auch Fachfremden<br />
verständlich werden wird. Die resultierenden<br />
Ableitungen, wie den entsprechenden Aspekten in<br />
einem Zukunftsnetz Rechnung getragen werden kann<br />
und welche Heraus<strong>for</strong>derungen sich im Wandel ergeben,<br />
sind grundsätzlich zutreffend und nachvollziehbar<br />
dargestellt. Auch werden die notwendigen<br />
Prozesse auf unterschiedlichen Ebenen sinnvoll<br />
charakterisiert. Der Leser bekommt eine technische<br />
Grundlage vermittelt, um zumindest die Grund aussagen<br />
und Ideen der Roadmap Systemstabilität begreifen<br />
zu können.<br />
Weshalb besteht also Anlass zur Kritik? Anstatt<br />
auf der wissenschaftlichen Sachebene zu bleiben<br />
und diese zu vertiefen, wird die Roadmap zunehmend<br />
von politischen Wünschen und Zeitplänen konterkariert<br />
und geht, an den notwendigen Stellen,<br />
nicht in ausreichendem Maße in die Tiefe. Man<br />
gewinnt den Eindruck, als hätten zuerst Ingenieure<br />
und Wissenschaftler die Aufgabenstellungen beschrieben<br />
und politische Akteure nachfolgend ihre<br />
Wünsche und Träume im Text verankert. Vor allem<br />
die Vernachlässigung offensichtlicher Risiken sticht<br />
hier heraus. Besonders hervorzuheben sind der Zeitplan,<br />
die mangelnde Genauigkeit bei der Risikobeurteilung,<br />
die unter komplexe Darstellung der<br />
An<strong>for</strong>derungen an die leistungselektronische Regelung<br />
sowie die beschriebenen Meilensteine. Laut Roadmap<br />
Systemstabilität sollten sämtliche Prozesse und<br />
Entwicklungsschritte im Wesentlichen bis 2030<br />
abgeschlossen sein. Der Sinn hinter dem knappen<br />
Zeitplan besteht zweifellos darin, den Kohleausstieg<br />
auf 2030 vorzuziehen. Bezeichnet wird dies als<br />
„ ambitioniert“, die aus Autorensicht richtige Beurteilung<br />
wäre „unseriös“.<br />
Wenn man den derzeitigen Prozess der Energiewende<br />
als Projekt darstellt, dann bricht die Roadmap Systemstabilität<br />
hier mit den Prinzipien eines guten und<br />
verantwortungsvollen Projektmanagements. Es fehlen<br />
die Umsetzbarkeitsanalyse und Risikobeurteilungen.<br />
Können die gesteckten Ziele realistisch erreicht werden<br />
und falls nicht, was ist die Rückfallebene?<br />
Insbesondere in den letzten Kapiteln der Roadmap<br />
Systemstabilität ist der mangelnde Realismus bei der<br />
Umsetzbarkeit der Meilensteine auffällig. Auch wird<br />
der Komplexität des Translationsprozesses, von der<br />
Beschreibung der Aufgabe, über die Definition der<br />
Randbedingungen, der Erarbeitung von Richtlinien bis<br />
zur realen Entwicklung und technischen Umsetzung<br />
im Feld völlig unzureichend Rechnung getragen.<br />
Insgesamt werden in der Roadmap Systemstabilität<br />
41 themenspezifische Stabilitätsprozesse definiert. In<br />
Kapitel 7 werden basierend hierauf 18 Meilensteine<br />
festgelegt. Hierbei gibt es prozessuale Meilensteine<br />
sowie technische Meilensteine. Während im technischen<br />
Grundlagenkapitel sehr dezidiert und weitreichend<br />
argumentiert wurde, lassen gerade die<br />
Meilensteine sowie die jeweiligen Stabilitätsprozesse<br />
ebenjene fachliche Tiefe vermissen.<br />
Vol. 69 (2024)
18<br />
<br />
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
Für die Umsetzung sind hierbei zumindest partiell<br />
neue technische Anlagen notwendig, von der Erzeugung,<br />
über das Netzmonitoring bis zum Netzschutz,<br />
die zum heutigen Zeitpunkt überhaupt nur in Teilen<br />
entwickelt sind. In der Konsequenz bedeutet das<br />
natürlich, dass niemand valide beurteilen kann,<br />
wie sich diese noch zu entwickelnden Anlagen im<br />
Betrieb konkret verhalten. Eine nicht unwesentliche<br />
Frage für eine Industrienation. Die Kommunikationsprozesse,<br />
die für ein solches Netz notwendig<br />
werden, sind heute weder etabliert noch überhaupt<br />
vorgesehen.<br />
Um dies zu belegen, möchte ich im Folgenden auf zwei<br />
Aspekte eingehen: Netzbildende Stromrichter sowie<br />
Digitalisierung, Datenerfassung, Regelung und IT.<br />
Netzbildende Stromrichter<br />
Vier von 18 Meilensteinen behandeln netzbildende<br />
Stromrichter. Dies sind Anlagen, die nicht mit einem<br />
bestehenden Netz synchronisiert werden müssen,<br />
sondern in der Lage sind, eigenständig ein Netz aufzubauen<br />
und die notwendigen Systemdienstleistungen<br />
zur Stabilisierung und zum Erhalt des Netzes zu liefern.<br />
Dies unterscheidet sie von heutigen (netzfolgenden)<br />
Anlagen, die üblicherweise einen konstanten Strom<br />
einspeisen und sich automatisch vom Netz trennen,<br />
wenn die Spannung beispielsweise zu stark oder zu<br />
lange einbricht. Derartige Stromrichter sind unter<br />
anderem in Balkonkraftwerken, aber auch großen<br />
PV-Installationen zu finden.<br />
Wie bereits beschrieben, sollen netzbildende Stromrichter<br />
im Prinzip die Funktion von Synchronmaschinen<br />
ersetzen. Zwar sind erste netzbildende<br />
Stromrichter am Markt verfügbar, hierbei handelt es<br />
sich bisher aber eher um innovative Projekte und nicht<br />
um Massenmarktprodukte. Der Umstieg von netzfolgenden<br />
zu netzbildenden Stromrichtern sowie die<br />
Beurteilung notwendiger Stabilitätskriterien ist Gegenstand<br />
weltweiter akademischer Forschung 2 . Entsprechend<br />
stehen Erfahrungen in großen Netzverbünden<br />
noch aus. Aber auch weitere ungelöste<br />
Probleme sind zu erwähnen: Die beschriebenen<br />
Aspekte der Nichtlinearität werden nicht beachtet.<br />
Die Auswirkungen von Stromrichtern auf Bestandsinfrastruktur<br />
(auch hier insbesondere im nichtlinearen<br />
Bereich) 3 sind völlig unklar.<br />
Und was bedeutet es, wenn instabile Netzzustände, die<br />
sich aus der fehlerhaften Netzzustandsanalyse und/<br />
oder Regelung des jeweiligen Wechselrichters ergeben<br />
können, nicht erkannt werden?<br />
Die Zertifizierung und Abnahme, die in aller Regel mit<br />
stabilen Arbeitspunkten durchgeführt werden, liefern<br />
hierbei ebenfalls keinen erheblichen Erklärungsbeitrag.<br />
Auch muss klar <strong>for</strong>muliert werden, dass heute<br />
am Netz operierende Stromrichter stabile Arbeitspunkte<br />
im Bestandsnetz anfahren können. Ob dies mit<br />
einem zunehmend weichen, kurzschlussleistungsarmen<br />
Netz ebenfalls noch der Fall ist oder welche<br />
Anpassungen notwendig sind, ist in der Praxis nicht<br />
erprobt. Auch er<strong>for</strong>dern die im Grundlagenkapitel<br />
angesprochene Einkopplung von Oberwellen sowie<br />
das Resonanzverhalten des Netzes in Wechselwirkung<br />
mit dem Stromrichter besondere Aufmerksamkeit 4 .<br />
Leistungselektronische Anlagen zeigen, wie bereits<br />
erwähnt, kein inhärentes, stabilisierendes Verhalten,<br />
sondern sind über die entsprechende Regelungssoftware<br />
im Prinzip beliebig manipulierbar. Dies hat<br />
ernstzunehmende Konsequenzen. Die Anlagen müssen<br />
in der Lage sein, den vorliegenden Netzzustand richtig<br />
zu erkennen, um dann fast zeitgleich das im jeweiligen<br />
Zustand ideale Antwortverhalten zu zeigen. Hierauf<br />
wird in 2. Digitalisierung, Datenerfassung, Regelung<br />
und IT intensiver eingegangen.<br />
Dessen ungeachtet erklärt die Roadmap, dass die<br />
Prüfgrundlagen zur Zertifizierung (MS2) bereits im<br />
Jahr 2024 abgeschlossen sein werden, Erfahrungen im<br />
Feld mit netzbildenden Stromrichtern dann bis 2027<br />
(MS13) vorliegen und bereits im Jahr 2030 netzbildende<br />
Stromrichter einen signifikanten Beitrag zur Netzstabilität<br />
(MS18) leisten sollen. Allein die aufwendigen<br />
Genehmigungsverfahren, die Bauzeit sowie<br />
die Ressourcenknappheit am Weltmarkt sprechen<br />
dagegen, dass bis zum Meilenstein 2027 entsprechende<br />
Anlagen in einem für aussagekräftige Studien notwendigem<br />
Umfang überhaupt gebaut werden könnten.<br />
Es ist wenig sinnvoll, einen Pilotbetrieb in einem<br />
Netzverbund zu erproben, in dem weiterhin zu einem<br />
signifikanten Maße rotierende Synchronmaschinen<br />
arbeiten.<br />
Digitalisierung, Datenerfassung, Regelung und IT<br />
Unter diesem Oberpunkt lassen sich mehrere Meilensteine<br />
summieren. Konkret beschreiben die Meilensteine<br />
die praktische Umsetzung der im Grundlagenkapitel<br />
dargestellten An<strong>for</strong>derungen an die Netzzustandsanalyse.<br />
Netzzustandsanalyse beschreibt die<br />
softwaregestützte Analyse des aktuellen Netzzustands,<br />
idealerweise im Vergleich mit einem Sollzustand, um<br />
Abweichungen zu erkennen und Reaktionsmöglichkeiten<br />
abzuleiten. Hierzu sind die Erfassung und<br />
Verarbeitung extrem großer Datenmengen in hoher<br />
Qualität notwendig.<br />
2 Quellenverweise: Grid-Following and Grid-Forming Control Schemes & The grid-<strong>for</strong>ming approach<br />
3 Quellenverweis: Harmonic Sources Modelling<br />
4 Quellenverweise: Harmonic Compensators & Harmonic Frequencies Decoupled Control Scheme<br />
Ausgabe 6 › November
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
19<br />
Nach Kenntnisstand des Autors existieren zum heutigen<br />
Zeitpunkt zwar theoretische Konventionen zur Weitergabe<br />
des statischen Netzmodells, dies ist jedoch nicht<br />
gelebte Praxis. Auch sind die Echtzeitsimulation von<br />
Netzen sowie die Echtzeiterfassung heute überhaupt<br />
nicht etabliert. In den vergangenen Monaten sorgte<br />
bereits der Rollout von Smartmetern, einem vergleichsweise<br />
kleinen Projekt, für eine Vielzahl an Problemen<br />
und Unwägbarkeiten, die medial umfangreich rezipiert<br />
wurden.<br />
Während es also aktuell Verteilnetzbetreibern, beispielsweise<br />
auf der Niederspannungsebene, überhaupt<br />
nicht möglich ist, die realen Netzzustände abzubilden,<br />
sollen diese bereits 2026 in Konzepte zu einem etwaigen<br />
Netzwiederaufbau nach einem Blackout eingebunden<br />
sein. Hierzu müssten die jeweiligen Netzbetreiber<br />
( gemeint sind dann auch beispielsweise Stadtwerke)<br />
über gänzlich andere Steuerungsmethoden, insbesondere<br />
zur Netzbildung, verfügen. Ein solcher Netzwiederaufbau,<br />
rein auf Basis von Leistungselektronik<br />
und ohne konventionelle Kraftwerke ist, soweit der<br />
Kenntnisstand des Autors, in großen Industrieländern<br />
noch niemals geschehen oder erprobt worden. In<br />
Deutschland gibt es derzeit über 880 Verteilnetzbetreiber,<br />
deren Kommunikations-, Handlungsprozesse<br />
und IT-Kapazitäten (dies umfasst insbesondere die<br />
Bereiche Simulation und Netzführung) entsprechend<br />
synchronisiert werden müssten.<br />
2028 soll dann mit dem Dynamic Stability Assessment<br />
die Netzzustandsanalyse in Echtzeit erfolgen und<br />
auf prognostizierte kritische Stabilitätsphänomene aus<br />
dem Netzbetrieb heraus reagiert werden können<br />
(Punkt B3).<br />
Es ist stringent, dass je nach Größe des Netzverbundes<br />
entweder eine entsprechende Echtzeitsimulation des<br />
Netzabschnittes erfolgen müsste, wobei der Algorithmus<br />
eine Antwort auf das erkannte Stabilitätsphänomen<br />
findet, oder aber sicherzustellen ist,<br />
dass Stabilitätsphänomene zuverlässig erkannt und<br />
anlagen seitig automatisch ausregelt werden.<br />
Methoden hierfür wären beispielsweise der digitale<br />
Zwilling, also die digitale ideale Nachbildung eines<br />
Netzverbundes sowie die Perfect State Estimation, also<br />
die softwaregestützte, quasi-perfekte Vorhersage von<br />
Netzzuständen. So ließe sich, mit einem perfekten<br />
Modell, erkennen, ob Netzfehler vorliegen oder das<br />
Netz auf instabile oder schwierig zu beherrschende<br />
Zustände zusteuert. Die Umsetzung dieser Konzepte ist<br />
Teil aktueller Entwicklungsprojekte. Hierbei bestehen<br />
noch eine Vielzahl an Unklarheiten, insbesondere über<br />
die notwendige Modellqualität, die Granularität der<br />
Datenerfassung und zahlreiche weitere Aspekte. Ein<br />
Rollout im Jahr 2028 ist völlig unrealistisch.<br />
Der gesamte Aspekt der digitalen Erfassung und<br />
Steuerung hinterlässt zahlreiche Fragezeichen. Die<br />
Roadmap Systemstabilität sieht den Aspekt der<br />
Systemstabilität (Abschnitt Verlagerung und Dezentralisierung,<br />
Seite 29) künftig als Gemeinschaftsaufgabe,<br />
an der alle Netzteilnehmer beteiligt werden<br />
„müssen“. Wie in B3 ausgeführt, soll dies bis 2028<br />
geschehen sein. Die Komplexität dieses Vorhabens<br />
kann gar nicht überbewertet werden. An dieser Stelle<br />
sei auf den Abschnitt über nichtlineares Verhalten und<br />
Katastrophentheorie verwiesen. Für einen Erfolg<br />
müsste die Möglichkeit bestehen, an allen relevanten<br />
Netzknoten, in letzter Instanz eigentlich sogar an jedem<br />
Netzknoten den Netzzustand zu erfassen, die erfassten<br />
Daten an eine zentrale Rechneranlage zu übermitteln<br />
und dort zu analysieren. Im nächsten Schritt müssten<br />
Steuerungsmöglichkeiten bestehen, um jeden Netzknoten<br />
regeln und schalten zu können. Dies umfasst<br />
sowohl die Verbindung als auch den physikalisch<br />
notwendigen Schaltmechanismus selbst. Die Rechneranlage<br />
müsste weiterhin exakt abschätzen können,<br />
beispielsweise bei einem sich abzeichnenden, instabilen<br />
Netzzustand, welche Effekte mit welcher<br />
Regelung an welchen Netzknoten ideale Ergebnisse<br />
bringen. Und das bundesweit, in Echtzeit.<br />
Es ist nachvollziehbar, dass das Konzept in einer<br />
nahezu endlosen Komplexität endet. Hier sei insbesondere<br />
auch der Aspekt Cyber-Security genannt. Wie<br />
kann im Falle eines Ausfalls der Kommunikationsinfrastruktur<br />
ein Netzbetrieb aufrechterhalten werden?<br />
Was geschieht, wenn eine derartige, zentrale<br />
Rechneranlage beispielsweise gewaltsam abgeschaltet<br />
wird und keine Redundanz mehr besteht?<br />
Eine sinnvolle Antwort hierauf wäre, die Kommunikation<br />
mit Anlagen auf ein Mindestmaß zu reduzieren,<br />
um so, beispielsweise im Inselbetrieb und im Betrieb<br />
ohne Kommunikation, robust und resilient zu arbeiten.<br />
Hierzu wäre es notwendig, dass jeder am Netz beteiligte<br />
Stromrichter ein möglichst gleiches, prognostizier- und<br />
planbares Verhalten zeigt. Zentral für die Umsetzung<br />
dieser Aufgabe ist die Qualitätsprüfung der Regelung.<br />
Die Regelung ist, wie zuvor beschrieben, im Prinzip<br />
eine Software, die ein nahezu beliebig flexibles Verhalten<br />
der Anlagen ermöglicht. Um nun valide Aussagen<br />
über das Verhalten der Software zu treffen und<br />
hier insbesondere im Verbund mit anderen Anlagen,<br />
sind zwei Dinge notwendig: Die Modellierung (dies<br />
geschieht als DLL (Dynamic Linked Libraries), im<br />
Prinzip ein Stück ausführbare Software) des Anlagenverhaltens<br />
müsste standardisiert sein. Hierbei wäre<br />
sicherzustellen, dass die DLL auch das reale Verhalten<br />
des Stromrichters abbildet. Her steller sollten hier<br />
angehalten werden, den Code der realen Regelung zu<br />
übergeben und kein Ersatzmodell zu konstruieren. Die<br />
in Deutschland stark verbreitete „Trust the vendor“-<br />
Mentalität hat sich in der Vergangenheit als ausgesprochen<br />
kritisch erwiesen. Im nächsten Schritt wäre<br />
sicherzustellen, dass die Simulation von diversen<br />
Szenarien auf Grundlage eines genauen Netzabbildes<br />
des jeweiligen Netz betreibers erfolgt. Weiterhin wäre<br />
es sinnvoll, ein verbindliches Kennlinienverhalten festzulegen,<br />
um sicherzustellen, dass sich Anlagen am Netz<br />
Vol. 69 (2024)
20<br />
<br />
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
möglichst gleich und prognostizierbar verhalten, beispielsweise<br />
bezogen auf ihren Wirkleistungsbeitrag.<br />
Hierzu wäre es jedoch notwendig, möglichst genaue<br />
Spezifikationen festzulegen, als technische An<strong>for</strong>derungen,<br />
die Her steller entsprechend einzuhalten haben.<br />
Die softwareseitige Simulation mit Worst-Case-<br />
Szenarien erlaubte dann Aussagen über das zu erwartende<br />
Verhalten im Netzbetrieb.<br />
Die Anlage müsste in diesem Fall auch über eine zuverlässige<br />
Netzzustandserkennung verfügen. Denkbar<br />
sind eine Vielzahl von ungewünschten Netzzuständen,<br />
die erkannt werden müssen. Eine Anlage muss weiterhin<br />
in der Lage sein zu erkennen, dass oder ob sie selbst<br />
ursächlich für einen ungewünschten Netzzustand ist.<br />
Ein sehr reales Beispiel hierfür ist die Inselnetzbildung<br />
in der Niederspannung. Bedingt durch den sehr hohen<br />
Anteil an Leistungserzeugern, beispielsweise PV-<br />
Balkonkraftwerken, sind Betriebszustände denkbar, in<br />
denen einzelne Netzabschnitte vollständig autarke<br />
Inselnetze aus Erzeugern und Verbrauchern bilden.<br />
Verliert dieser Netzabschnitt die Verbindung mit dem<br />
vorgelagerten Netz, so droht je nach Netztopologie<br />
auch ein Wegfall der Erdung des Abschnittes. Hieraus<br />
resultiert eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben,<br />
zumal die Fehlererkennung nicht mehr zwangsläufig<br />
gegeben ist. Bereits im Mai 2016 wies der VDE|FNN 5<br />
auf das Risiko hin, die BNetzA 6 sowie verschiedene<br />
Forschungseinrichtungen thematisieren den Aspekt<br />
regelmäßig.<br />
Dies ist heute jedoch nicht der Fall und erste Netzbetreiber<br />
sind gerade dabei, entsprechende Entwicklungsprojekte<br />
überhaupt anzustoßen. Die hier<br />
besprochenen Aspekte bedingen einen tiefgreifenden<br />
Wandlungsprozess und Paradigmenwechsel innerhalb<br />
der Industrie und bei allen beteiligten Netzbetreibern.<br />
Selbst die Integration entsprechender DLLs, sofern<br />
diese überhaupt geliefert werden, in Simulationssoftware<br />
ist ein hochaufwändiger Prozess, dessen<br />
Vereinfachung aktueller Entwicklungsgegenstand<br />
ist. Derzeit gibt es keine verbindlichen Absprachen<br />
zwischen Netzbetreibern und der Industrie zur Modellierung<br />
von Anlagen und der potenziellen Übergabe<br />
etwaiger Modelle, um das Anlagenverhalten und<br />
daraus aggregiert das Netzverhalten im Zeitbereich<br />
simulieren zu können. Es existieren auch keine einheitlichen<br />
Softwaresysteme, geschweige denn Konventionen<br />
zum Datentransfer. Hierbei ist insbesondere<br />
nicht der Soll-Betriebszustand relevant, sondern die<br />
Risikozustände. Was geschieht bei Cyberangriffen,<br />
wie können Datenverbindungen sicher und redundant<br />
ausgelegt werden, ist die Kommunikation bei<br />
einem Ausfall von beispielsweise 5G Netzen gesichert<br />
und wie lassen sich Anlagen selbst vor Angriffen<br />
schützen?<br />
Was in der Roadmap lapidar mit einem Zeithorizont<br />
von zwei Jahren versehen wird, ist ein Gesamtprozess,<br />
dessen völlig unzweifelhafte Notwendigkeit gerade<br />
von ersten Netzbetreibern überhaupt erkannt wird<br />
und für dessen Umsetzung häufig weder Knowhow<br />
noch ernsthafte Bereitschaft besteht. Auch auf der Seite<br />
der Industrie bestehen massive Vorbehalte, da ein<br />
erheblicher Teil des Knowhows preisgegeben werden<br />
müsste.<br />
Auch hier sei klar erwähnt, all dies ist aktuell Gegenstand<br />
von Forschung und Entwicklung. So zeigt beispielsweise<br />
der Abschlussbericht „Netzregelung 2.0“<br />
des Fraunhofer IEE 7 auf, dass dies kein unrealistisches<br />
oder unerreichbares Szenario ist. Zeitgleich wird aber<br />
auch dort klar erwähnt, dass zunächst Grundlagen<strong>for</strong>schung<br />
notwendig ist. Das, was laut Roadmap<br />
Systemstabilität bis 2028 umgesetzt sein soll, ist nicht<br />
weniger als ein Jahrzehntprojekt.<br />
Auffällig ist insgesamt die Fokussierung auf Leistungselektronik,<br />
ohne die bereits beschriebenen Risiken angemessen<br />
zu würdigen. Es hätte das Papier erheblich<br />
aufgewertet, konventionellere Lösungen zur Netzstabilisierung<br />
ebenfalls zu diskutieren. Beispielhaft zu<br />
nennen ist hierbei der zukünftige Einsatz rotierender<br />
Phasenschieber. In der Roadmap Systemstabilität<br />
wird diese Möglichkeit nur an einer Stelle, in einer<br />
Randbemerkung zu Kurzschlussströmen erwähnt.<br />
Rotierende Phasenschieber funktionieren ähnlich wie<br />
Generatoren, speisen jedoch keine Energie ein, da<br />
logischerweise der externe Antrieb fehlt. Der rotierende<br />
Phasenschieber bezieht die notwendige Energie<br />
aus dem Netz, in dem dieser synchron läuft. Viele<br />
der zuvor beschriebenen Phänomene und Problemstellungen,<br />
die auch in der Roadmap Systemstabilität<br />
intensiv diskutiert werden, ließen sich so massiv reduzieren.<br />
Wie relevant dieser Ansatz ist, zeigte sich jüngst<br />
daran, dass die TenneT im August 2024 die Siemens<br />
Energy mit dem Bau von acht derartigen Anlagen<br />
beauftragte. Eine Rekordvergabe. Auch im aktuellen<br />
EnWG-Entwurf wird der Aspekt erörtert und hierbei<br />
insbesondere die Möglichkeit, Bestandskraftwerke<br />
zu rotierenden Phasenschieberanlagen umzurüsten,<br />
positiv erwähnt.<br />
Weitere Gedanken<br />
Aus dem Gesamtprozess, der in der Roadmap Systemstabilität<br />
diskutiert wird, resultieren Fragestellungen,<br />
die in der notwendigen Komplexität vor dem Aspekt<br />
der Betriebssicherheit diskutiert werden müssen. Dass<br />
die Komplexität des Netzes der Zukunft erheblich<br />
zunimmt und gänzlich neue An<strong>for</strong>derungen daraus<br />
resultieren, wird in der Roadmap an vielen Stellen<br />
erwähnt, die Tragweite jedoch wird nicht gewürdigt.<br />
5 Quellenverweis: VDE zur Inselnetzerkennung 2016<br />
6 Quellenverweis: BNetzA-Stellungnahme BK6-23-010<br />
7 Quellenverweis: Netzregelung 2.0 – Fraunhofer IEE<br />
Ausgabe 6 › November
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
21<br />
Es werden weder Lösungen skizziert noch der aktuelle<br />
Ist-Zustand beschrieben, sondern lediglich eine Zeitvorgabe<br />
festgelegt, bis wann eine Lösung gefunden sein<br />
muss. Eile und fixe Terminpläne sind nach Überzeugung<br />
des Autors auch hier ausgesprochen gefährlich.<br />
Und es gibt weitere Kritikpunkte an der Roadmap<br />
Systemstabilität, die erwähnt werden müssen. Das<br />
Papier geht nicht in der notwendigen Tiefe darauf ein,<br />
dass ein „dargebotsabhängiges“, also auf Wind und<br />
Sonne basierendes, Energiesystem logischerweise eine<br />
unendliche Anzahl an verschiedenen Netzzuständen<br />
und Arbeitspunkten erreichen kann, wobei die Komplexität<br />
mit jeder Anlage steigt und in der An<strong>for</strong>derung<br />
einer immer präzisieren Netzzustandsanalyse, wie<br />
zuvor beschrieben, resultiert. Es wird unterstellt, dass<br />
diese gigantische Aufgabe einfach machbar ist. Auch<br />
hier sei erwähnt, dass Systemdienstleistungen nur<br />
erbracht werden können, wenn auch die notwendige<br />
Leistung bedarfsgerecht vorgehalten wird. Völlig<br />
unabhängig von der Uhrzeit oder dem Wetter. Sofern<br />
dies über leistungselektronische Anlagen geschehen<br />
soll, wird hier eine entsprechende Energiespeicherung<br />
benötigt. Die hierfür notwendigen Konzepte, angefangen<br />
von der Regelung bis zur technischen Umsetzung,<br />
müssen entwickelt und angestoßen werden.<br />
Um das Ziel, ein CO2-neutrales Energiesystem aufzubauen,<br />
zu erreichen, wäre eine andere Herangehensweise<br />
notwendig. Sofern dies als staatliches Ziel<br />
definiert wird, müssen auch staatliche Forschungs- und<br />
Entwicklungsaufträge im notwendigen Maße angestoßen,<br />
finanziert und begleitet werden.<br />
Und hier soll nun auf zentrale Hürden verwiesen<br />
werden. Zahlreiche der angesprochenen Prozesse<br />
und technologischen Ideen befinden sich irgendwo<br />
zwischen Grundlagen<strong>for</strong>schung und akademisch<br />
begleiteter Entwicklung. Um diesen Prozess bis 2030<br />
zum Erfolg zu bringen, müssten erhebliche Forschungskapazitäten<br />
freigeräumt und finanziert werden. Dies<br />
über die derzeit gängige Drittmittel<strong>for</strong>schung zu<br />
gewährleisten in der Hoffnung, dass die Projekte die<br />
richtige Lösung abwerfen, ist insbesondere vor dem<br />
Hintergrund des veranschlagten Terminplans abwegig.<br />
Dies umfasst im nächsten Schritt dann die Einbindung<br />
der Industrie, die in der Lage sein muss, den Anlagenbedarf<br />
zu produzieren, anzuschließen und zu testen.<br />
Die Roadmap erweckt nicht den Eindruck, als sei die<br />
Tragweite der <strong>for</strong>mulierten Forderungen und hieraus<br />
abzuleitenden Folgeprozesse wirklich erfasst.<br />
Dass Zweifel an der Umsetzbarkeit bestehen, zeigt sich<br />
nicht zuletzt darin, dass die BNetzA 8 im Dezember 2023<br />
mehreren Betreibern untersagte, Kohlekraftwerke vor<br />
2031 stillzulegen und so den von der Bundesregierung<br />
avisierten Kohleausstieg vorzuziehen. Ursächlich, so<br />
BNetzA, sei die Systemrelevanz der Anlagen für die<br />
Netzstabilität. Es ist gut möglich, dass ein zulässiges<br />
Abschaltdatum, insbesondere vor dem Hintergrund<br />
des schleppenden Zubaus an Gaskraftwerken, noch<br />
deutlich in Richtung 2040 geschoben wird.<br />
Überhaupt entsteht der Eindruck, als bestünde die<br />
Bereitschaft, die notwendige Sorgfalt dem Primat eines<br />
künstlichen Termindrucks unterzuordnen. Nach einem<br />
sehr guten, fundierten Grundlagenkapitel werden die<br />
Aussagen der Roadmap immer universeller und oberflächlicher.<br />
Es werden Oberziele <strong>for</strong>muliert, ohne auf<br />
die Komplexität in der Tiefe einzugehen. Es droht die<br />
Gefahr, dass eine Vielzahl an Subprozessen und Projekten<br />
angestoßen werden, die nicht koordiniert in die<br />
gleiche Richtung arbeiten.<br />
Auch muss hinterfragt werden, ob es wirklich eine<br />
kluge Idee ist, die beschriebenen Strukturen und<br />
Mechanismen direkt für den gesamten Netzverbund<br />
ausrollen zu wollen, bevor Erfahrungen im realen<br />
Netzbetrieb mit unterschiedlichen Netzzuständen<br />
vorliegen. Eine mögliche Idee bestünde darin, den<br />
Betrieb, primär mit Leistungselektronik, in kleineren<br />
Netzarealen zu erproben und das Netz nach Risikogebieten<br />
zu clustern. Je mehr Lastwechsel in einem<br />
Netzareal auftreten, je größer die Anzahl an Verbrauchern<br />
und je stärker die Gradienten der Laständerungen<br />
sind, desto komplexer die Netzdynamik<br />
selbst. Hieraus ließen sich Gebiete erkennen, in denen<br />
mit geringerem Risiko der Netzbetrieb und Netzaufbau<br />
rein mit Leistungselektronik erprobt werden kann,<br />
ohne direkt kritische Netzareale zu gefährden. Ein<br />
solcher Testbetrieb und Inselbetrieb wird im Abschnitt<br />
V2 erwähnt, der Komplexität der Aufgabe genügt<br />
aber auch diese Beschreibung nicht. Feldtests bergen<br />
Risiken wie den Ausfall oder die Beschädigung von<br />
Anlagen und können so die Infrastruktur einer Region<br />
empfindlich stören. Dies ist mit einer Vielzahl von<br />
Akteuren zu koordinieren: dies umfasst Rettungsdienste,<br />
städtische und kommunale Dienste, sprich alle<br />
Akteure, die im Notfall an der Aufrechterhaltung oder<br />
Wiederherstellung der Infrastruktur beteiligt wären.<br />
Derartige Planungen und Versuche, die ohnehin<br />
erst durchgeführt werden können, wenn die entsprechenden<br />
Anlagen betriebsbereit sind, haben Jahre<br />
an Vorlauf. Die Roadmap sieht den Abschluss des<br />
Arbeitspaketes bis Ende 2025 vor. Angesicht des<br />
offensichtlichen Risikos eines Systemversagens, was im<br />
vorliegenden Fall der Blackout wäre, erscheinen<br />
Erprobungsfristen von wenigen Monaten bis zu maximal<br />
zwei Jahren extrem risikofreudig und unterstellen<br />
indirekt eine äquivalente Risikofreudigkeit auf Seiten<br />
der Verbraucher.<br />
Der zeitliche Bedarf von Wissenschaft und technischer<br />
Entwicklung lassen sich nicht per Dekret lenken und<br />
vorschreiben. In der Roadmap wird erwähnt, dass<br />
8 Quellenverweis: Welt zur BNetzA<br />
Vol. 69 (2024)
22<br />
<br />
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
hierzu notwendige Ressourcen „parallel einzuplanen“<br />
seien, um die notwendigen Prozesse umzusetzen,<br />
nicht aber, woher diese Ressourcen kommen sollen.<br />
Ressourcen, das sind im vorliegenden Fall nicht nur<br />
Geldmittel, sondern insbesondere auch Mitarbeiter.<br />
Nahezu sämtliche Prozesse und Mechanismen er<strong>for</strong>dern<br />
technisches Personal, in aller Regel studierte<br />
Ingenieure oder IT-Experten. Dies sind Spezialisten,<br />
um die bereits heute auf dem Weltmarkt massiv<br />
konkurriert wird und die regelmäßig über Überlastung<br />
klagen. Nach Umfrage des IFO-Institutes von April<br />
2024 9 ist das Ingenieurwesen sogar der am stärksten<br />
vom Fachkräftemangel betroffene Bereich. Viele technische<br />
Unternehmen suchen bereits heute technische<br />
Fachkräfte, das Bestandspersonal ist oftmals vollständig<br />
in Unternehmensprozessen und Projekten<br />
gebunden. Ob die an den Prozessen beteiligten Stakeholder<br />
die notwendigen Personalkapazitäten der<br />
beschriebenen Mammutaufgabe freiräumen können,<br />
ist definitiv zweifelhaft.<br />
Auch hier verliert sich die Roadmap schließlich in<br />
Floskeln und spricht vom „Engagement aller Akteure“,<br />
die gemeinsam, engagiert und konstruktiv das Ziel<br />
nur zusammen erreichen können. Praktisch wird,<br />
mit dem überhasteten Atomausstieg, dem geplanten<br />
Kohle ausstieg sowie einer übergroßen Vielzahl von<br />
häufig fachfremden, politischen Wünschen ein<br />
Problem erzeugt, dessen Lösung jetzt in einem völlig<br />
surrealen Zeitrahmen von Ingenieuren und zahlreichen<br />
weiteren Akteuren der Energiewirtschaft<br />
erbracht werden soll. Es ist völlig richtig, dass ein<br />
„ hoher Handlungsdruck“ besteht, diesen jedoch<br />
durch offensichtlich unerreichbare Terminpläne und<br />
unterkomplexe Beurteilungen der zu erarbeitenden<br />
Lösungen künstlich zu steigern, erscheint wenig<br />
zielführend.<br />
Positiv hervorzuheben ist die häufige Fokussierung<br />
auf Marktmechanismen und die marktgestützte<br />
Beschaffung von Dienstleistungen und erkannten Bedarfen.<br />
Ohne unnötige technologische Eingrenzung<br />
wird es so möglich, vom weltweiten Innovationspotential<br />
und der Schöpfungskraft des Marktes zu<br />
profitieren.<br />
In der Einleitung wurde erwähnt, dass zunächst nicht<br />
auf das Thema Netzausbau sowie die zu erwartenden<br />
Kosten eingegangen wird. Dies muss jedoch hier,<br />
wenigstens kurz, geschehen. Wie im Eingangskapitel<br />
beschrieben, ist Netzstabilität im Prinzip der <strong>for</strong>twährende<br />
Ausgleich zwischen Erzeugern und Verbrauchern,<br />
unter Berücksichtigung von Randbedingungen<br />
und Netzphänomenen. Um dies zu ermöglichen,<br />
muss die notwendige Infrastruktur gegeben<br />
sein. Netzstabilität benötigt zunächst ein Netz, sprich<br />
die physischen Komponenten. Das klingt nach einer<br />
Binsenweisheit, bezieht sich jedoch auf ein reales<br />
Problem.<br />
Dies ist derzeit nicht der Fall. Die Beispiele sind zahllos.<br />
Im Mai 2024 titelte etwa der SWR „Hohe Netzauslastung:<br />
TransnetBW rief zum Stromsparen auf“ 10 .<br />
Bereits heute bestehen häufig und deutschlandweit<br />
Netzengpässe, die eine Verteilung der erzeugten<br />
Energie unmöglich machen. Aus einer Antwort der<br />
Bundesregierung auf eine Anfrage ging im Oktober<br />
2023 hervor, dass ein Viertel der Offshore erzeugten<br />
Windkraft im ersten Quartal 2023 abgeregelt wurde 11 .<br />
Abgeregelt bedeutet, dass Anlagen ausgeschaltet<br />
werden, da man die Leistung nicht verteilt bekommt.<br />
Ursächlich war insbesondere ein Netzengpass zwischen<br />
Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.<br />
Die BNetzA sprach im Juni 2024 von notwendigen<br />
Investitionen in Höhe von mindestens 320 Milliarden<br />
Euro bis zum Jahr 2045. Bereits heute sehen sich Netzbetreiber<br />
einer Flut von Klagen gegenüber, sobald neue<br />
Stromtrassen geplant werden. Aus den zuvor<br />
beschriebenen und notwendigen Entwicklungsprojekten<br />
werden weiterhin technische An<strong>for</strong>derungen<br />
resultieren, deren Kosten logischerweise noch nicht<br />
abgeschätzt werden können. Auch diese Kosten sind zu<br />
stemmen und bergen politische, finanzielle und verwaltungsrechtliche<br />
Fragen, deren Umfang derzeit<br />
überhaupt nicht absehbar ist. Dies wird zu Debatten<br />
und somit Verzögerungen in erheblichem Maße führen.<br />
Die getroffenen Aussagen erwecken möglicherweise<br />
den Eindruck einer überwiegend negativen Rezension<br />
der Roadmap Systemstabilität. Dies möchte ich hier<br />
noch einmal differenzieren. Die Roadmap Systemstabilität<br />
liefert ein hervorragendes technisches Grundlagenwerk<br />
und <strong>for</strong>muliert erstmals die, für das genannte<br />
Szenario, notwendigen Entwicklungsschritte in<br />
Prozesse. Formuliert wird aber auch eine völlig überzogene,<br />
unterkomplexe und unseriöse Erwartungshaltung,<br />
die zentrale Fragestellungen unbeantwortet<br />
lässt und sich in unbelegte Behauptungen flüchtet.<br />
Zum Schluss ein persönliches Wort: Ich bin im Ruhrgebiet<br />
zwischen den Hinterlassenschaften des Bergbaus<br />
aufwachsen, habe Tagebrüche erlebt und die Folgen<br />
von jahrzehntelanger Kohleverstromung gesehen.<br />
Darunter leidet das Ruhrgebiet bis heute. Man denke<br />
an die Belastungen der Böden und den politisch völlig<br />
verpatzten Strukturwandel. Der Umstieg auf eine<br />
möglichst emissionsfreie und ressourcenschonende<br />
Energieerzeugung ist alternativlos und nicht nur<br />
maßgeblich für den Wirtschaftsstandort Deutschland,<br />
sondern auch für den Umweltschutz weltweit. Wenn<br />
9 Quellenverweis: All-Electronics zur IFO-Umfrage<br />
10 Quellenverweis: Netzauslastung TransnetBW<br />
11 Quellenverweis: Abgeregelte Offshore-Erzeugung<br />
Ausgabe 6 › November
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
23<br />
die in der Roadmap <strong>for</strong>mulierten Prozesse und Ziele<br />
genutzt würden, um Innovationen anzustoßen und<br />
die ingenieurwissenschaftliche Kapazität Deutschlands<br />
zu stärken, dann wäre viel erreicht. Dies kann aber<br />
unmöglich auf Kosten eines sicheren, zuverlässigen<br />
Systembetriebs geschehen. Dem entgegen stehen<br />
auch Verpflichtungen Deutschlands auf europäischer<br />
Ebene 12 , auf die hier aber nicht weiter eingegangen<br />
werden soll.<br />
Hierfür ist aber Realitätssinn bei der Umsetzung,<br />
bei der Beurteilung von Zeitplänen und insbesondere<br />
der Risikobewertung notwendig. Die Physik hat kein<br />
Parteibuch. Forschungs- und Entwicklungsprozesse<br />
lassen sich, auch mit Geld, nicht beliebig beschleunigen.<br />
Der denkbar größte Schaden, der sich dem Ziel<br />
des Umstiegs auf emissionsarme Energieerzeuger<br />
zufügen ließe, wäre ein Blackout, ein unplanbarer,<br />
unzuverlässiger Systembetrieb oder aber reale Schäden<br />
an Leib und Leben.<br />
Und an dieser zentralen Stelle wird die Roadmap<br />
Systemstabilität den anstehenden Aufgaben nicht<br />
gerecht.<br />
Zusammenfassung<br />
Mit der Roadmap Systemstabilität liegt erstmals ein<br />
offizielles Papier vor, das die An<strong>for</strong>derungen beim<br />
Umstieg von Synchronmaschinen auf Leistungselektronik<br />
beschreibt. Dies geschieht auf Grundlage der<br />
Annahme eines zu 100 % auf Erneuerbaren Energien<br />
basierenden Energiesystems. Technisch liefert das<br />
Papier eine solide Grundlage und beschreibt Entwicklungsprozesse,<br />
die für einen stabilen Netzbetrieb<br />
mit leistungselektronischen Anlagen notwendig sind.<br />
Während die Aufgaben und Heraus<strong>for</strong>derungen gut<br />
beschrieben werden, weist die Roadmap aber auch<br />
eklatante Schwächen auf: Die <strong>for</strong>mulierten Zeitpläne<br />
sind vollkommen unrealistisch, die Risikobewertung ist<br />
strukturell wie fachlich in kritischem Maße unzureichend<br />
und der Komplexität des Gesamtprozesses<br />
wird kaum Rechnung getragen. Insbesondere die<br />
An<strong>for</strong>derungen an die Regelung und Netzintegration<br />
leistungselektronischer Anlagen wird nicht seriös auf<br />
Basis des heutigen Ist-Zustands und der Betriebsrealität<br />
von über 800 Netzbetreibern in Deutschland diskutiert.<br />
Zwar werden Ziele und Aufgabenpakete benannt, bei<br />
der Behandlung des hieraus abzuleitende Arbeitsumfangs<br />
bleibt das Papier jedoch unterkomplex und<br />
eindimen sional. Auch vernachlässigt die Roadmap die<br />
Heraus<strong>for</strong>derungen, die der Mangel an Fachkräften, die<br />
An<strong>for</strong>derungen an die Cyber-Security und der notwendige<br />
Ausbau der Netzinfrastruktur mit sich bringen.<br />
Es ist evident, dass der vorgegebene Zeitrahmen unter<br />
politischem Druck festgelegt wurde, obwohl die technische<br />
Machbarkeit deutlich längere Zeit er<strong>for</strong>dert. In<br />
diesem Sinne könnte man die Zeitplanung zutreffend<br />
als unseriös bezeichnen.<br />
Der Umstieg auf eine emissionsarme Energieversorgung<br />
und die Stärkung des ingenieurwissenschaftlichen<br />
Knowhows in diesem Bereich ist zentral<br />
für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Ein überstürzter<br />
Wandel, ohne der Dauer von Forschungs- und<br />
Ent wicklungsprozessen angemessen Rechnung zu<br />
tragen, könnte die Versorgungssicherheit in Deutschland<br />
ernsthaft gefährden und so das Ziel einer stabilen,<br />
emissionsarmen Energieversorgung konterkarieren.<br />
Der Übergang zu einem von Leistungselektronik<br />
dominierten, dezentral aufgebauten Energiesystem,<br />
bringt nicht nur technische und physikalische Heraus<strong>for</strong>derungen<br />
mit sich, sondern er<strong>for</strong>dert auch<br />
einen tiefgreifenden Wandel in der Zusammenarbeit<br />
zwischen Netzbetreibern, Regulierungsbehörden und<br />
der Industrie. Hierzu werden zahlreiche Ansätze und<br />
Vorschläge zur strukturellen Umsetzung und zur<br />
Priorisierung technischer Lösungen aufgezeigt, etwa<br />
die Schaffung klarer Standards für die Regelung und<br />
Zertifizierung von leistungselektronischen Anlagen<br />
sowie die Notwendigkeit einer verbesserten digitalen<br />
Netzüberwachung und IT-Infrastruktur, um sowohl<br />
die Versorgungssicherheit als auch den Trans<strong>for</strong>mationsprozess<br />
zu unterstützen.<br />
Quellen<br />
WELT zur BNetzA<br />
https://www.welt.de/wirtschaft/plus249179614/Verbot-der-Stilllegung-<br />
Bundesnetzagentur-ueberrascht-mit-Veto-gegen-Kohleausstieg.<br />
html#:~:text=Verbot%20der%20Stilllegung%20%E2%80%93%20<br />
Bundesnetzagentur%20%C3%BCberrascht%20mit%20Veto%20gegen%20<br />
Kohleausstieg,-Von%20Daniel%20Wetzel&text=Die%20Ampelkoalition%20<br />
wollte%20den%20Kohleausstieg,die%20vorzeitige%20Stilllegung%20von%20<br />
Kohlekraftwerken.<br />
Verpflichtungen Deutschlands im Rahmen der ENTSO-E<br />
1. https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Beschlusskammern/1_GZ/BK6-<br />
GZ/2013/BK6-13-200/Datenorg_10_bf.pdf?__blob=publicationFile&v=2<br />
2. https://www.entsoe.eu/network_codes/<br />
Abgeregelte Offshore-Erzeugung<br />
https://background.tagesspiegel.de/energie-und-klima/briefing/<br />
ein-viertel-der-offshore-erzeugung-zuletzt-abgeregelt<br />
Netzregelung 2.0 – Fraunhofer IEE<br />
https://publica.fraunhofer.de/bitstreams/e896f01e-5192-41d7-b8e0-<br />
4b8f075225c6/download#page=23<br />
Netzauslastung TransnetBW<br />
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/transnetbw-hohe-netzauslastung-stromsparen-100.html<br />
Harmonic Frequencies Decoupled Control Scheme<br />
https://ieeexplore.ieee.org/abstract/document/10564131<br />
Harmonic Sources Modelling<br />
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0378779623001232<br />
The grid-<strong>for</strong>ming approach<br />
https://ietresearch.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1049/gtd2.12430<br />
Grid-Following and Grid-Forming Control Schemes<br />
https://sciendo.com/article/10.2478/pead-2023-0001<br />
Harmonic Compensators<br />
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2665917423003458<br />
12 Quellenverweis: Verpflichtungen Deutschlands im Rahmen der ENTSO-E<br />
Vol. 69 (2024)
24<br />
<br />
Feature: Energy Policy, Economy & Law<br />
Impressum<br />
All-Electronics zur IFO-Umfrage<br />
https://www.all-electronics.de/karriere-co/ingenieurwesen-am-meisten-vomfachkraeftemangel-betroffen-50-152.html<br />
BNetzA Stellungnahme BK6-23-010<br />
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Beschlusskammern/1_GZ/BK6-GZ/2023/<br />
BK6-23-010/BK6-23-010_verfahrenser%C3%B6ffnung.html<br />
VDE zur Inselnetzerkennung 2016<br />
https://www.vde.com/resource/blob/1571130/<br />
5acd66d2c959464d847ea788d52b734f/vde-fnn-studie-inselnetzerkennungkurz-gefasst-data.pdf<br />
Offizielle Mitgliederzeitschrift<br />
der Kerntechnischen Gesellschaft e. V. (KTG)<br />
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Autor<br />
Daniel Bleich<br />
Daniel Bleich, M. Sc., geboren 1987 in Duisburg, studierte<br />
an der TU Dortmund sowie an der Hochschule<br />
RuhrWest und ist Ingenieur für Energiesysteme.<br />
Er beschäftigt sich mit Netzstabilität und Systemtheorie<br />
sowie mit dem dynamischen, linearen und<br />
nicht-linearen Verhalten elektrotechnischer Anlagen.<br />
Besonders interessiert er sich für Phänomene und<br />
Wechselwirkungen in leistungselektronisch dominierter<br />
Netze, deren Simulation, digitale Nachbildung<br />
und Modellierung.<br />
Nach verschiedenen beruflichen Stationen im leitenden Projektmanagement<br />
ist Daniel Bleich seit 2021 als Referent für Netz- und Systemsimulation mitverantwortlich<br />
für die elektrotechnische Systemtechnik und Netzstabilität eines<br />
großen deutschen Netzbetreibers.<br />
Daneben berät er freiberuflich Unternehmen (www.ib-bleich.de) bei Fragen<br />
der Energieversorgung, Resilienz, Integration von Energieerzeugern, der<br />
technischen Betriebsführung sowie der Versorgungsplanung. Weiterhin ist er<br />
als Dozent und Autor von Fachartikeln tätig.<br />
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ISSN 1431-5254 (Print) | eISSN 2940-6668 (Online)<br />
Ausgabe 6 › November
Energy Policy, Economy and Law<br />
25<br />
Minenfeld Strommarktdesign<br />
der Zukunft – die energiepolitische<br />
Schussfahrt in den Abgrund<br />
› Ulrich Begemann, Christof von Branconi, Robert Koch, Bernhard Leidinger, Herbert Saurugg<br />
Vorbemerkung<br />
Der deutsche Strommarkt der Zukunft muss folgende<br />
An<strong>for</strong>derungen erfüllen:<br />
1. Die Sicherstellung international wettbewerbsfähiger<br />
Strompreise in einem langfristig klimaneutralen<br />
Energiesystem. Dabei ist Klimaneutralität<br />
grundsätzlich nur global erreichbar.<br />
2. Die Stromversorgung muss effizient, kostengünstig,<br />
wirtschaftlich kalkulierbar, nachhaltig und vor<br />
allem zuverlässig verfügbar sein. Sie ist von fundamentaler<br />
Bedeutung für unsere gesamte Volkswirtschaft<br />
und ein zentraler Bestandteil der wirtschaftlichen<br />
Infrastruktur unseres Landes.<br />
3. Der Strommarkt bildet weiterhin die Grundlage für<br />
Produktivitätssteigerung, Wertschöpfung, Wohlstandsniveau<br />
und eine langfristige wirtschaftliche<br />
und gesellschaftliche Stabilität.<br />
Nach Ansicht der Autoren erfüllt das vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)<br />
am 2. August 2024 vorgestellte Optionenpapier „Strommarktdesign<br />
der Zukunft“ diese An<strong>for</strong>derungen nicht<br />
oder nur unzulänglich. Die vom BMWK als bevorzugt<br />
dargestellten Optionen belasten die Stromkosten und<br />
gefährden die bisher gewohnte Versorgungssicherheit<br />
und -qualität.<br />
Grundlagen<br />
Dem vorgestellten Optionenpapier ging eine 18-monatige<br />
Arbeitsperiode voraus, in der die Platt<strong>for</strong>m<br />
Klimaneutrales Stromsystem (PKNS) ein neues Strommarktdesign<br />
entwickeln sollte, das vollständig auf<br />
erneuerbaren Energien basiert und Deutschland bis<br />
2045 zu einer klimaneutralen Stromversorgung führt.<br />
Die Arbeit wurde vom BMWK koordiniert, unterstützt<br />
durch die Deutsche Energie-Agentur und zahlreiche<br />
Institute und Verbände.<br />
Vorbemerkung<br />
Grundsätzlich ist unsere Kommentierung getragen<br />
von dem Gedanken, auch in Zukunft international<br />
wett bewerbsfähige Strompreise in einem langfristig<br />
klimaneutralen Energiesystem zu erreichen. Dies unter<br />
besonderer Berücksichtigung, dass Klimaneutralität<br />
nur global erreichbar ist.<br />
Zunächst einmal sind wir irritiert über die in dem<br />
Entwurf des BMWK stellenweise verwendete Sprache.<br />
Dies sei vorab an zwei Beispielen illustriert 1 :<br />
„Wir gehen von einem System mit relativ inflexibler Nachfrage<br />
und ihr nachfolgender Stromerzeugung über in ein<br />
System, in dem die günstige und variable Stromerzeugung<br />
aus Wind und PV zur zentralen Säule und zum Volumenbringer<br />
im dekarbonisierten Stromsystem werden. Die<br />
damit einhergehenden Veränderungen sind ein Paradigmenwechsel<br />
und die An<strong>for</strong>derungen an das Stromsystem<br />
der Zukunft verändern sich dadurch grundlegend.“<br />
„Das Stromsystem geht von inflexibler Nachfrage und<br />
ihr nachfolgender Erzeugung über in ein System flexibler<br />
Nachfrage, die variabler Erzeugung folgt.“<br />
Wir erlauben uns daran zu erinnern, dass eine<br />
effiziente, kostengünstige und nachhaltige Stromerzeugung<br />
verbunden mit weiterhin hoher Ver sorgungssicherheit<br />
von fundamentaler Bedeutung für unsere<br />
gesamte Volkswirtschaft ist. Sie ist ein zentraler Bestandteil<br />
der wirtschaftlichen Infrastruktur unseres<br />
Landes und beeinflusst die Wertschöpfung, das Wohlstandsniveau<br />
und die langfristige wirtschaftliche<br />
Stabilität entscheidend. Sie ist kein Spielplatz für<br />
politische Paradigmenwechsel, sondern muss im<br />
Wesentlichen der effizienten Anwendung von physikalischen<br />
Gesetzen und ökonomischen Prinzipien<br />
genügen und den Strom zu den Zeitpunkten zur<br />
Verfügung stellen, an denen die unterschiedlichen<br />
Verbraucher ihn benötigen.<br />
Wir weisen zu Anfang auch ausdrücklich auf die<br />
grundlegend kritischen Stellungnahmen zu dem eingeschlagenen<br />
Weg der Bundesregierung zum massiven<br />
Ausbau der volatilen Stromerzeugung mittels Windkraft-<br />
und PV-Anlagen hin, wie von McKinsey im Januar<br />
1 (alle BMWK-Zitate kursiv)<br />
Vol. 69 (2024)
26<br />
<br />
Energy Policy, Economy and Law<br />
Abb. 1<br />
Das Potenzial von<br />
Wind- und Sonnenenergie<br />
in ausgewählten<br />
Ländern<br />
Quelle: McKinsey<br />
2024 (Zukunftspfad Stromversorgung, Perspektiven<br />
zur Erhöhung der Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit<br />
der Energiewende in Deutschland bis<br />
2035) und von Global Energy Solutions (Wie die<br />
deutsche Energiewende im Stromsektor bezahlbar<br />
wird, Juni 2024) aufgezeigt. Dabei ist aus unserer Sicht<br />
der entscheidende Fehler, die Wirtschaftlichkeit der<br />
volatilen Stromerzeugung ohne vollständige Berücksichtigung<br />
aller Systemkosten zu betrachten.<br />
Wesentlich ist, welche Anteile von wind- und solarbasierter<br />
Erzeugung in einem Land mit sehr begrenzten<br />
Sonne- und Windausbeuten maximal sinnvoll<br />
sind und wie in Kombination mit kostengünstiger<br />
low-carbon disponibler Erzeugung (z. B. fossile Kraftwerke<br />
mit Carbon Capture oder auch Kernkraft) ein<br />
wirtschaftliches und gleichzeitig klimaschonendes<br />
Optimum erreicht werden kann.<br />
Das vorgestellte Strommarktdesign versucht, die<br />
Folgen der einseitigen Fokussierung der zukünftigen<br />
Stromerzeugung auf Sonne und Wind für die jederzeitige<br />
Versorgungssicherheit in den Griff zu bekommen:<br />
es setzt an den Folgen dieser Ausrichtung an,<br />
anstatt die Ursachen und systemischen Notwendigkeiten<br />
zu berücksichtigen und daraus ein angepasstes<br />
Vorgehen und somit angepasste Ziele für den Ausbau<br />
von Sonne und Wind abzuleiten. In dem vorgelegten<br />
Strommarktdesign werden alle Er<strong>for</strong>dernisse eines<br />
insgesamt effizienten Stromsystems dem Primat einer<br />
Versorgung aus Sonne und Wind untergeordnet.<br />
Mit diesem Vorschlag löst sich die Bundesregierung<br />
weiter von dem einst dem Land parteiübergreifend<br />
gegebenen Versprechen, dass das Energiesystem<br />
der Zukunft versorgungssicher, umweltverträglich<br />
und vor allem auch bezahlbar sein soll – mit den<br />
ent sprechenden Folgen für unseren Wohlstand und<br />
den sozialen Frieden sowie die Handlungsfähigkeit,<br />
andere Länder bei der Erreichung der Klimaziele zu<br />
unterstützen.<br />
Die eigentlichen Ursachen sind die in Deutschland<br />
maximal erreichbaren Volllaststunden einer auf Sonne<br />
und Wind basierten Erzeugung sowie die damit täglich<br />
und saisonal einhergehende Volatilität. Sonne und<br />
Wind bieten für das Industrieland Deutschland mit<br />
seinem konstant hohen Strombedarf keine im Gesamtsystem<br />
(Erzeugung, Verteilung und Speicherung)<br />
kostenmäßig wettbewerbsfähige Lösung.<br />
Diese fehlende Einsicht zeigt sich in Sätzen wie:<br />
„Vielmehr erbringen Wind und PV die Hauptlast der<br />
Stromerzeugung zu sehr günstigen Erzeugungskosten,<br />
da sie keine Brennstoffkosten haben“.<br />
Das Narrativ der „Stromerzeugung ohne Rechnung“ aus<br />
PV- und Windanlagen ignoriert deren massive Folgekosten<br />
zur Sicherstellung von Netzstabilität, Verteilung,<br />
Speicherung und einer immer komplexer werdenden<br />
Steuerung. Eine bezahlbare Lösung für den saisonalen<br />
Ausgleich Sommer/Winter und längere Dunkelflauten<br />
ist nicht erkennbar. Je eher der eingeschlagene Weg<br />
verlassen wird, desto geringer werden die vermeidbaren<br />
volkswirtschaftlichen Folgekosten ausfallen.<br />
Dasselbe gilt für die folgende erstaunliche Aussage:<br />
„In einem dekarbonisierten Stromsystem besteht jedoch<br />
kein Bedarf an dieser Grundlast mehr. Vielmehr<br />
erbringen Wind und PV die Hauptlast der Stromerzeugung<br />
zu sehr günstigen Erzeugungskosten, da sie<br />
keine Brennstoffkosten haben.“<br />
Ausgabe 6 › November
Energy Policy, Economy and Law<br />
27<br />
Abb. 2<br />
Beispiel eines Tagesbedarfsverlaufs aus dem BMWK-Optionenpapier<br />
Diese irreführende und nicht begründbare Darstellung<br />
macht sprachlos.<br />
Unsere folgenden Kommentierungen zu den vier<br />
zentralen Handlungsfeldern des Strommarktdesigns<br />
im Optionenpapier sind geprägt von den Prinzipien<br />
Technologieoffenheit, „so viel Markt wie möglich, so<br />
wenig staatliche Vorgaben bzw. Steuerung wie möglich“<br />
und dem Erreichen wettbewerbsfähiger Stromkosten<br />
im energiepolitischen Zieldreieck „Verfügbarkeit – Nachhaltigkeit<br />
– Kosten“.<br />
Bewertung durch Global Energy Solutions e.V.<br />
und die Initiative Zukunft Wirtschaft e.V.<br />
In dem vorgelegten Strommarktdesign werden alle<br />
Er<strong>for</strong>dernisse eines insgesamt effizienten Stromsystems<br />
dem Primat einer Versorgung primär aus<br />
Sonne und Wind untergeordnet. Aus unserer Sicht<br />
stellt die Fokussierung auf volatile Erneuerbare einen<br />
falschen Denkrahmen dar, der dem Strommarkt<br />
falsche „Leitplanken“ setzt, und zwangsläufig zu einem<br />
unwirtschaftlichen Gesamtergebnis führt.<br />
Zu den im BMWK-Strommarktdesign dargestellten<br />
vier Handlungsfeldern im Einzelnen:<br />
Handlungsfeld 1: Investitionsrahmen<br />
für Erneuerbare Energien<br />
Wir sprechen uns gegen die vom BMWK ausgeführten<br />
Überlegungen zur Weiterführung von Subventionen<br />
für neue PV- und Windanlagen aus.<br />
Das von der EU vorgelegte Strommarktdesign, das<br />
von einem „Energy-Only“-Ansatz ausgeht, sollte auch<br />
in Deutschland umgesetzt werden. Die vielfältigen<br />
Vorteile eines europäischen Strom- Verbunds liegen auf<br />
der Hand, sowohl mit Blick auf die Nutzung von<br />
Erneuerbaren als auch auf Preise und Versorgungssicherheit.<br />
Insofern sind insbesondere die Kapazitäten<br />
zum Stromtransport zwischen Deutschland und seinen<br />
Nachbarländern aus zubauen, aus unserer Sicht<br />
mindestens zu verdreifachen. Damit lassen sich Potenziale<br />
zur Absicherung der jederzeitigen Versorgung<br />
und zur Kostensenkung erschließen.<br />
Handlungsfeld 2: Investitionsrahmen<br />
für steuerbare Kapazitäten<br />
Es ist damit zu rechnen, dass Deutschland insgesamt<br />
steuerbare Kapazitäten in einer Größenordnung von<br />
etwa 70 GW bis 2035 benötigt (McKinsey Januar 2024);<br />
und langfristig möglicherweise bis zu etwa 130 GW, je<br />
nach Entwicklung der Spitzenlast (Prof. Markus Löffler,<br />
Westfälisches Energieinstitut).<br />
Abb. 3<br />
Stromerzeugung aus<br />
volatilen Erneuerbaren<br />
und Stromnachfrage in<br />
Deutschland 2022<br />
Quelle: Global Energy<br />
Solutions e.V.<br />
Vol. 69 (2024)
28<br />
<br />
Energy Policy, Economy and Law<br />
Abb. 4<br />
Der Anteil von Solarund<br />
Windenergie an<br />
der Stromerzeugung<br />
in Deutschland 2024<br />
Quelle: Global<br />
Energy Solutions auf<br />
Basis öffentlich<br />
zugänglicher Daten<br />
Wie bei der „Entlassung der volatilen Erneuerbaren in<br />
den Markt“ sollte man aber auch an dieser Stelle einem<br />
marktwirtschaftlichen Ansatz vertrauen und die Option<br />
KMS (Kapazitätsabsicherungsmechanismus durch<br />
Spitzenpreishedging) wählen. Diese Option sieht eine<br />
verpflichtende Absicherung der Strom-Liefervereinbarungen<br />
gegen Preissprünge vor. Nicht ohne Grund<br />
ist dies der Weg, den die neue EU-Strommarktrichtlinie<br />
vorsieht.<br />
Wie schon von DIHK, EEX, BNE und Connect Energy<br />
Economics oder auch von „Die Familienunternehmer“<br />
und IZW ausgeführt, erfüllt die Option KMS die<br />
An<strong>for</strong>derungen an eine effiziente Darstellung steuerbarer<br />
Kapazitäten am besten.<br />
Um den privaten Investoren in neue disponible<br />
Kapazitäten eine möglichst breite Technologieauswahl<br />
incl. der Option CCS zu ermöglichen, sollten auch mit<br />
höchster Priorität die rechtlichen und regulatorischen<br />
Voraussetzungen für die umfängliche Nutzung von<br />
CCS in Deutschland geschaffen werden – im Einklang<br />
mit der europäischen CCS-Strategie und in enger<br />
Abstimmung mit den benachbarten EU-Ländern.<br />
Die vom BMWK präferierte Option „Kombinierter<br />
zentraler und dezentraler Kapazitätsmarkt“ wurde<br />
von Frontier Economics als zu komplex, mit zu vielen<br />
offenen Fragen behaftet und dadurch nicht bis 2028<br />
einführbar charakterisiert (Studie vom 27.8.2024).<br />
Handlungsfeld 3: Lokale Signale<br />
Damit die aufgeführten Ideen für lokale Signale<br />
wirtschaftlich Sinn ergeben, müssten die zeitlich/<br />
regional differenzierten Netzentgelte, die regionale<br />
Steuerung in Förderprogrammen und die Incentivierung<br />
flexibler Lasten im Engpassmanagement so<br />
konzipiert sein, dass der Finanzierungsbedarf für den<br />
Ausbau der Über tragungs- und Verteilnetze deutlich<br />
sinkt.<br />
Das Konzept von „Energiezellen“ (ein regionaler<br />
physikalischer Ausgleich in Echtzeit, nicht nur ein<br />
kommerzieller abrechnungstechnischer) sollte aufgegriffen<br />
werden.<br />
Der Grundgedanke, Netzentgelte zukünftig nicht nur<br />
ausspeiseseitig, sondern auch einspeiseseitig zu<br />
erheben, birgt sicherlich strategisches Potenzial. Allerdings<br />
sollten die aktuell bevorzugt einspeisenden<br />
volatilen Erzeuger Sonne und Wind auf diese Weise<br />
nicht erneut bevorzugt werden. Einfach steuerbare<br />
Einspeisung sollte durch ein neues Marktdesign<br />
deutlich profitieren.<br />
Eine Neukonfiguration der bisher einheitlichen Gebotszone<br />
in Deutschland halten wir, wie auch im Entwurf<br />
dargelegt, für ein politisch falsches Signal und lehnen<br />
es daher ab.<br />
Handlungsfeld 4: Nachfrageseitige<br />
Flexibilisierungspotenziale heben<br />
Ohne Zweifel wächst die volatile Erzeugung um ein<br />
Vielfaches zu schnell, als dass sie auf der Ver brauchsseite<br />
in einem effizienten Umfang genutzt werden könnte.<br />
Dies leistet einen weiteren Beitrag zur Verteuerung<br />
eines ohnehin überteuerten Strom systems.<br />
Wir stehen einer zusätzlichen Einführung von<br />
dynamischen Tarifmodellen grundsätzlich offen gegenüber.<br />
Dabei ist es uns wichtig, dass der Kunde<br />
(Industrie-/Gewerbekunde oder Haushalt) weiter ohne<br />
Benachteiligung gegenüber seiner bisherigen Situation<br />
ein Tarifangebot mit festem Strompreis wählen kann.<br />
Denn viele Stromverbraucher können aus eigener<br />
Kraft keine Absicherung gegen extreme Strompreisschwankungen<br />
schaffen.<br />
Der gerade von der BNetzA vorgestellte Vorschlag,<br />
Abnehmer größerer Strommengen stärker zu be lasten,<br />
angeblich um „einen heutigen Fehlanreiz“ zu beseitigen,<br />
geht an der betrieblichen Realität vieler industrieller<br />
Stromabnehmer völlig vorbei: Maschinen und Anlagen<br />
in der Produktion laufen kontinuierlich, sie benötigen<br />
eine gleichmäßige, kontinuierliche und kostengünstige<br />
Stromversorgung.<br />
Für die Industrie und das Gewerbe ist die langfristige<br />
Planbarkeit der Energieversorgung im zeitlichen und<br />
wirtschaftlichen Sinn essenziell. Eine wetterabhängige<br />
Ausrichtung der Produktivität und Arbeitsleistung ist<br />
nicht zielführend und letztlich wettbewerbs schädigend.<br />
Wenn es Anreize zur Nutzung von Flexibilitäten gibt<br />
und diese Flexibilitäten auch vorhanden sind, werden<br />
diese auch genutzt werden.<br />
Ausgabe 6 › November
Energy Policy, Economy and Law<br />
29<br />
Fazit<br />
Deutschland hat heute bereits die höchsten Stromkosten<br />
für ein Industrieland in Europa. Die Konsequenz<br />
der BMWK-Strategie der einseitigen Bevorzugung<br />
volatiler Stromerzeugung führt zu einer weiteren Verteuerung<br />
und nicht zu einer (Wieder-) Annäherung an<br />
international wettbewerbsfähige Strompreise.<br />
Die bereits laufende deutsche Deindustrialisierung<br />
wird damit weiter beschleunigt, anstatt eingedämmt.<br />
Insbesondere die in einigen Ausprägungen des BMWK-<br />
Strommarktdesigns notwendigen neuen Umlagen<br />
(„Kapazitäts-Marktumlage“, „Umlage für nicht gezahlte<br />
Netzentgelte“ (wegen lokaler Absenkung der Netzentgelte))<br />
zeigen die wachsenden Probleme der einseitigen<br />
Fokussierung auf eine volatile Erzeugung.<br />
Statt immer neue planwirtschaftliche und kleinteilige<br />
Steuerungsinstrumente einzuführen, ist zwingend eine<br />
Grundsatzkorrektur er<strong>for</strong>derlich: Bei neuen Wind- und<br />
PV-Projekten ab 2027 sollte es grundsätzlich keine<br />
Förderung und keinen Einspeisevorrang mehr geben.<br />
Das würde den Ausbau von sonne- und windbasierter<br />
Erzeugung wieder auf die Investitionen in die ertragreichen<br />
Standorte inkl. Re-powering fokussieren.<br />
Steuerbare Kapazitäten sollten über die Verpflichtung<br />
zum Spitzenpreishedging incentiviert werden.<br />
Eine effektive Strategie zum Erreichen der Klimaziele<br />
in Deutschland muss auch wettbewerbsfähige<br />
Standortbedingungen für mittelständische und große<br />
Unternehmen gewährleisten. Denn ohne den großen<br />
Wertschöpfungsbeitrag der energieintensiven Unternehmen<br />
in Deutschland kann auch die notwendige<br />
Trans<strong>for</strong>mation im Globalen Süden nicht ausreichend<br />
finanziell und ressourcenmäßig unterstützt werden,<br />
was aber zur Bewältigung der Folgen der Klimakrise<br />
und auch zur Erreichung der globalen Klimaziele<br />
zwingend notwendig erscheint. Deutschland würde<br />
damit seinen Wohlstand und sozialen Frieden unnötig<br />
gefährden, ohne tatsächlich einen nennenswerten<br />
Beitrag zur Lösung der globalen Klimakrise zu leisten.<br />
Autoren<br />
Ulrich.Begemann@<br />
global-energy-solutions.org<br />
Ulrich Begemann<br />
Global Energy Solutions e.V. (GES)<br />
Ulrich Begemann ist Dipl.-Ing. Maschinenbau (KIT)<br />
mit BWL-Zusatzstudium (Fernuniversität Hagen und<br />
Business School INSEAD). Er verfügt über 30 Jahre<br />
Berufserfahrung in industriellen Führungsfunktionen.<br />
Schwerpunkte der Tätigkeiten waren Entwicklung,<br />
Konstruktion, Vertrieb, Fertigung und<br />
Strategie. Seit über zehn Jahren beschäftigt er sich<br />
unter anderem intensiv mit den technischen Möglichkeiten<br />
und wirtschaftlichen Aspekten der Defossilisierung<br />
in Deutschland, Europa und der Welt. Ulrich<br />
Begemann unterstützt Global Energy Solutions seit<br />
August 2022.<br />
Christof.Branconi@<br />
global-energy-solutions.org<br />
robert.koch@online.de<br />
Christof von Branconi<br />
Global Energy Solutions e.V. (GES)<br />
Christof von Branconi studierte Chemieingenieurwesen<br />
an der TH Karlsruhe und erwarb einen MBA beim<br />
INSEAD. Er begann seine Karriere bei der Unternehmensberatung<br />
Arthur D. Little, bevor er zur Lurgi-<br />
Gruppe (heute Air Liquide E&C) wechselte und dort in<br />
Geschäftsführungs- und Vorstandsverantwortung tätig<br />
war. Zudem war er einige Jahre für das Energiegeschäft<br />
des Motorenherstellers MTU Friedrichshafen<br />
verantwortlich. Nach der Zeit in großen Unternehmen<br />
hat er öffentliche und private Auftraggeber bei der<br />
Realisierung großer Investitionsgüterprojekte unterstützt.<br />
Seit 2020 ist er Vorsitzender des Vorstands von<br />
Global Energy Solutions e.V.<br />
Dr. Robert Koch<br />
Initiative Zukunft Wirtschaft e.V. (IZW)<br />
Dr. Robert Koch studierte Physik an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität<br />
in Frankfurt am Main und<br />
promovierte dort 1991 mit Schwerpunkt Atom- und<br />
Kernphysik.<br />
Beruflicher Schwerpunkt waren 31 Jahre lang Brennelemente<br />
für Kernkraftwerke und dazugehörige<br />
Servicedienstleistungen; von der Auslegung, Design,<br />
Entwicklung, Lieferung über Projektmanagement<br />
und Vertrieb. Bis Juli 2024 arbeitete er in leitender<br />
Funktion bei Framatome GmbH in Erlangen und ist<br />
seitdem im Ruhestand.<br />
Bernhard Leidinger<br />
Initiative Zukunft Wirtschaft e.V. (IZW)<br />
Bernhard Leidinger studierte von 1975 bis 1980<br />
Reaktortechnik an der RWTH-Aachen, promovierte<br />
als Externer 1985 an der Universität Karlsruhe und<br />
wurde 1992 von Henning Scherf zum Honorarprofessor<br />
an der Hochschule Bremen ernannt, wo er<br />
damals nebenberuflich Mathematik, Strömungstechnik<br />
und Thermodynamik lehrte.<br />
Von 1980 bis 1982 entwickelte er Lager für abgebrannte<br />
Brennelemente bei Siemens/KWU. Von 1982<br />
Bernhard.Leidinger@<br />
Leidinger.technology<br />
bis 1986 war er bei RWE Projektleiter im Rahmen der<br />
Entschwefelung der Braunkohlenkraftwerke. Von<br />
1986 bis 1993 war er bei EADS Projektleiter für die<br />
Entwicklung von Raumfahrtsystemen und hat bei<br />
ARIANE 5 sowie SPACELAB und HERMES mitgewirkt. Von 1993 bis 2003 war er<br />
Geschäftsführer der J&H Risk Management Consultants GmbH und beriet<br />
Betreiber von Großkraftwerken, die nukleare oder fossile Brennstoffe einsetzten.<br />
Seit 2000 ist er Unternehmensberater und vereidigter technischer<br />
Sachverständiger – bis 2009 bei Droege & Comp., bis 2020 bei plenum und<br />
heute bei leidinger.technology.<br />
Seine Beratungsthemen umfassen Aufgaben der Energiewende: Solarthermie,<br />
Geothermie, industrielle Abwärme für Stadtwerke und Industrieunternehmen,<br />
sowie Rückbau von Kernkraftwerken.<br />
kontakt@saurugg.net<br />
Herbert Saurugg<br />
Initiative Zukunft Wirtschaft e.V. (IZW)<br />
<strong>International</strong>er Blackout- und<br />
Krisenvorsorgeexperte<br />
Herbert Saurugg, MSc, ist ein international anerkannter<br />
Experte für Blackout- und Krisenvorsorge sowie<br />
der Präsident der Gesellschaft für Krisenvorsorge<br />
(www.gfkv.org). Der ehemalige Berufsoffizier widmet<br />
sich seit 2011 intensiv der steigenden Komplexität<br />
und Verwundbarkeit unserer Gesellschaft, mit<br />
besonderem Fokus auf das europäische Stromversorgungssystem<br />
und mögliche überregionale Strom-,<br />
Infrastruktur- und Versorgungsausfälle („Blackout“).<br />
Als Autor zahlreicher Fachpublikationen betreibt er<br />
einen umfangreichen Fachblog (www.saurugg.net)<br />
mit fundierten Hintergrundin<strong>for</strong>mationen und praktischen<br />
Hilfestellungen.<br />
Vol. 69 (2024)
30<br />
<br />
Energy Policy, Economy and Law<br />
Normung: wirtschaftliche Bedeutung,<br />
Normungsprozess und aktuelle Entwicklungen<br />
in der kerntechnischen Normung<br />
› Janine Winkler<br />
Was ist Normung?<br />
Die Welt um uns verändert sich rasant, hierbei ist in<br />
jeder Situation Fortschritt und Sicherheit wichtig,<br />
egal ob am Arbeitsplatz oder in der Freizeit. Dies kann<br />
durch die Erarbeitung und Anwendung von nationalen,<br />
europäischen und internationalen Normen<br />
unterstützt werden. Normen sind für die Gesellschaft<br />
von hoher Bedeutung, da sie Orientierung, Sicherheit<br />
und Klarheit geben.<br />
Normen stellen Wissen in Form von Regeln und Leitlinien<br />
zur Verfügung, die für jeden zugänglich sind.<br />
Sie helfen dabei, dass sich Menschen weltweit besser<br />
verstehen, schneller reagieren und ent sprechend<br />
agieren können.<br />
Die Normung ist ein Prozess, bei dem materielle und<br />
immaterielle Gegenstände zum Nutzen der Allgemeinheit<br />
im Konsens vereinheitlicht werden. Das bedeutet,<br />
dass alle am Thema interessierten Kreise planmäßig<br />
und gemeinschaftlich am Prozess mitwirken, die<br />
Öffentlichkeit einbezogen wird und folglich eine<br />
möglichst hohe Akzeptanz der Ergebnisse vorliegt.<br />
Warum ist Normung wichtig?<br />
Häufig wird von den Vorteilen der Normung profitiert,<br />
ohne es zu bemerken. Sie beeinflusst das Wirtschaftswachstum<br />
vieler Länder stärker als Patente und<br />
Lizenzen. In Deutschland stellen Normen beispielsweise<br />
mit einem Wert von rund 17 Milliarden Euro pro<br />
Jahr eine starke betriebs- und volkswirtschaftliche<br />
Stütze dar, was die Bedeutung von Normen noch<br />
einmal weiter unterstreicht.<br />
Benötigen die Anwendenden einen Nachweis über<br />
die Einhaltung bestimmter Normen oder über ihre<br />
Einhaltung, so stellen Zertifikate, d. h. Kon<strong>for</strong>mitätsbestätigungen,<br />
ein wichtiges Verfahren dafür dar.<br />
Eine Norm ist aufgrund ihrer Beschaffenheit in der<br />
Lage, fairen Handel, Verständnis und reibungslose<br />
Abb. 1<br />
Vorteile für die Unternehmen und die Mitarbeiter in den Normungsgremien<br />
Ausgabe 6 › November
Energy Policy, Economy and Law<br />
31<br />
Abb. 2<br />
Normungsprozess<br />
Prozesse zu implementieren und mehr Produktivität<br />
und Kosteneffizienz zu schaffen. Produkte, Dienstleistungen<br />
und wirtschaftliche Abläufe werden<br />
strukturiert und optimiert, sodass sie lückenlos ineinandergreifen,<br />
schnell entwickelt und dem Markt zugänglich<br />
gemacht werden können. Diese Vorteile<br />
werden durch den bedeutenden Faktor erweitert, dass<br />
Normen über Ländergrenzen hinweg international<br />
wirken und Akzeptanz finden, was einen weltweiten<br />
barrierefreien Handel ermöglicht und so das Wirtschaftswachstum<br />
fördert.<br />
Die Kenntnis entsprechender Normen sowie deren<br />
richtiger Einsatz ist unter den heutigen Marktbedingungen<br />
für jedes Unternehmen ein nicht zu<br />
unterschätzender wirtschaftlicher Faktor. Normen<br />
stehen außerdem unter rechtlichen Aspekten für mehr<br />
Sicherheit – Hersteller erreichen bei Anwendung und<br />
Einhaltung von Normen ein hohes Maß an rechtlicher<br />
Absicherung.<br />
Derzeit bringen bereits rund 37.500 Expertinnen und<br />
Experten ihre Fachkompetenz und Erfahrung in die<br />
Normung ein. Das freiwillige System der Normung lebt<br />
vom Einsatz der Mitwirkenden.<br />
Wie entsteht eine Norm?<br />
Zunächst wird eine Idee für eine neue Norm oder<br />
eine Überarbeitung im Arbeitsausschuss vorgestellt<br />
und diskutiert. Dazu ist u. U. nur eine Anfrage an<br />
DIN er<strong>for</strong>derlich, welche auch online über https://<br />
www.din.de/de/mitwirken/normungsantrag gestellt<br />
werden kann, danach erfolgt eine Gasteinladung. Wird<br />
der Vorschlag angenommen, wird auf regelmäßigen<br />
Sitzungen (in Präsenz, aber auch online) zusammen an<br />
den Texten gearbeitet. Sowohl erfahrene DIN-Experten<br />
und Expertinnen als auch Neulinge können ihre<br />
Vorschläge gleichberechtigt zur Diskussion stellen. Im<br />
Anschluss wird im Konsens über die Texte entschieden.<br />
Anschließend erscheint ein öffentlich verfügbarer<br />
Entwurf, zu dem von jedem Einspruch erhoben<br />
werden und der online über https://www.din.de/de/<br />
mitwirken/entwuerfe kommentiert werden kann. Der<br />
Arbeitsausschuss berät zusammen mit den Einsprechenden<br />
die Kommentare und erarbeitet im Konsens<br />
letztendlich den Normtext. Spätestens alle fünf<br />
Jahre werden die Normen auf Aktualität überprüft.<br />
Bei der Normung in der Kerntechnik spielt die Einordnung<br />
in das nationale Regelwerk von Gesetzgebung,<br />
Verordnungen, Leitlinien etc. eine zusätzliche Rolle.<br />
Normen im Bereich der Kerntechnik werden durch<br />
die Nennung in diesen Dokumenten (z. B. im KTA-<br />
Regelwerk) deutlich verbindlicher als andere Normen.<br />
In der Abbildung 4 sind die Zusammen hänge dargestellt.<br />
Im Fachbereich Kerntechnik im Normenausschuss<br />
Materialprüfung (NMP) wird innerhalb von neun<br />
Arbeitsausschüssen (siehe Abbildung 3) die Normung<br />
vorgenommen. Ein Fachbeirat koordiniert die Arbeiten<br />
untereinander und legt die Schwerpunkte des<br />
Fachbereichs fest. Weiterhin werden die Arbeiten<br />
der europäischen/internationalen Normungsorganisationen<br />
CEN (CEN/TC 430) und ISO (ISO/TC 85) gespiegelt.<br />
2018 wurde auf Wunsch und mit Finanzierung<br />
des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz,<br />
nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)<br />
das Sekretariat des ISO/TC 85/SC 6 „Reactor Technology“<br />
übernommen (Stichwort: Wissenserhalt und Transfer).<br />
Dort wurde u. a. die Reihe KTA 2201 „Auslegung von<br />
Kernkraftwerken gegen seismische Einwirkungen“ aus<br />
dem übergeordneten KTA-Regelwerk eingebracht und<br />
als ISO 4917 übernommen.<br />
Die beteiligten Experten und Expertinnen im Fachbereich<br />
7 kommen derzeit von den EVU, Hersteller,<br />
Forschungszentren, Behörden, Gutachter, Zwischenlagerbetreiber,<br />
Medizinproduktebereich, etc.<br />
Vol. 69 (2024)
32<br />
<br />
Energy Policy, Economy and Law<br />
Normenausschuss Materialprüfung (NMP)<br />
Fachbereich 7 – Kerntechnik und Strahlenschutz<br />
Weitere Fachbereiche<br />
Fachbereichsbeirat<br />
NA 062-07-41 AA<br />
„Sicherheit von Transport- und Lagerbehälter<br />
für radioaktive Stoffe“<br />
NA 062-07-43 AA<br />
„Bauteile aus Beton, Stahlbeton, Spannbeton und Stahl<br />
in kerntechnischen Einrichtungen und Einrichtungen<br />
der nuklearen Entsorgung“<br />
NA 062-07-46 AA<br />
„Reststofffragen“<br />
NA 062-07-49 AA<br />
„Qualitätsmanagement in der Kerntechnik“<br />
NA 062-07-54 AA<br />
„Kritikalitätssicherheit und Zerfallsleistung“<br />
NA 062-07-55 AA<br />
„Hilfssysteme und Betriebsüberwachung<br />
in kerntechnischen Anlagen“<br />
NA 062-07-56 AA<br />
„Materialien, mechanische Komponenten<br />
und Zerstörungsfreie Prüfung in der Kerntechnik“<br />
NA 062-07-62 AA<br />
„Strahlenschutzvorrichtungen“<br />
NA 062-07-63 AA<br />
„Radionuklidlaboratorien“<br />
Abb. 3<br />
Fachbereich Kerntechnik<br />
und Strahlenschutz<br />
im Normenausschuss<br />
Materialprüfung (NMP)<br />
Was passiert aktuell in der Normung<br />
zur Kerntechnik und Strahlenschutz?<br />
Nach dem Abschalten der letzten deutschen Kernkraftwerke<br />
ist auch das bisher bestehende Regelwerk<br />
mit dem Zusammenspiel Gesetz – Verordnung – Regelwerke<br />
des Staates – DIN-Normen im Umbruch. Was<br />
für die Zukunft in Deutschland noch benötigt wird,<br />
wird neu geordnet. Dabei wird es auf mehrere<br />
neue Regelwerke hinauslaufen, die den Rückbau, die<br />
Lagerung und den Weiterbetrieb von Forschungsreaktoren<br />
regeln. Die neuen Regelwerke werden<br />
dabei nicht mehr im Kerntechnischen Ausschuss<br />
Abb. 4<br />
„Pyramide“ – Normen in der Rechtsordnung<br />
Ausgabe 6 › November
Energy Policy, Economy and Law<br />
33<br />
Abb. 5<br />
ITER (englisch für <strong>International</strong> Thermonuclear Experimental Reactor)<br />
(KTA) erarbeitet, sondern in vom BMUV eingesetzten<br />
Arbeitsgruppen, wobei die Verabschiedung im<br />
Länderausschusses für Atomkernenergie (LAA) erfolgt.<br />
Was sich nicht ändern wird, ist die Zusammenarbeit<br />
zwischen DIN und der öffentlichen Hand<br />
mit dem Ziel eines konsistenten kerntechnischen<br />
Regelwerks. Durch DIN wird weiterhin sichergestellt,<br />
dass der Stand von Wissenschaft und<br />
Technik aus der internationalen Normung ebenfalls<br />
berücksichtigt wird und der Austausch weiterhin<br />
stattfindet.<br />
Unabhängig davon findet in den DIN-Arbeitsausschüssen<br />
zur Kerntechnik derzeit die Prüfung statt,<br />
ob die Normen, die nicht mehr für den bisherigen<br />
Anwendungsbereich benötigt werden, nicht andere<br />
Einsatzgebiete haben. So sind einige Normen zwar<br />
explizit für den Betrieb von Kernreaktoren ge schrieben,<br />
sind aber auch für Forschungsreaktoren oder in<br />
sonstigen kerntechnischen Anlagen (wie z. B. Entsorgungsbetriebe<br />
oder Forschungslabore) in der<br />
Anwendung. Daher werden nun die nächsten Jahre<br />
dafür genutzt, diese Änderungen der Anwendungsbereiche<br />
vorzunehmen oder die Normen ggf. zurückzuziehen.<br />
Mit dem Erreichen des Etappenziels der<br />
Brennstofffreiheit der Kernkraftwerke 2027 wird noch<br />
einmal eine ganzheitliche Betrachtung stattfinden,<br />
denn dann werden weitere Sicherheitsvorkehrungen<br />
und An<strong>for</strong>derungen obsolet.<br />
Des Weiteren finden neue Themen nach wie vor<br />
ihren Weg in die Normung, wie Robotik, Rückbau von<br />
Laboren, Technisches Monitoring für kerntechnische<br />
Anlagen. Auch bei den Themen Lagerung und Transport<br />
gibt es seitens der deutschen Experten und<br />
Expertinnen erhöhten Bedarf an Regelungen, was<br />
allerdings nur im engen Austausch mit den Behörden<br />
und den Ministerien angegangen werden kann.<br />
Ein wichtiges Thema ist der Wissenserhalt und<br />
Transfer in der internationalen Normung, was in den<br />
vergangenen Jahren bereits mit der KTA 2201 zur<br />
Erd bebensicherheit (nach Fukushima ein nicht zu<br />
vernachlässigendes Thema) erfolgreich umgesetzt<br />
werden konnte und als ISO 4917 dieses Jahr erschienen<br />
ist. Eine weitere Idee ist derzeit die KTAs zu den<br />
Hebezeugen bei der ISO einzubringen. Damit wird<br />
vor allem der Punkt Transfer angesprochen und der<br />
internationale Markt für die Kerntechnik bedient.<br />
Unabhängig vom Ausstiegsbeschluss Deutschlands zur<br />
Kernenergie wird das Thema Fusion weiter vorangetrieben.<br />
Denn die Fusion könnte CO2-neutrale<br />
Energie in großem Umfang liefern und eine Schlüsselrolle<br />
bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen.<br />
Die Zeitplanung wird laut Bundesministerium für<br />
Bildung und Forschung in drei Phasen ablaufen<br />
(https://www.bmbf.de/SharedDocs/Downloads/<br />
de/2024/fusion2040_programm.html):<br />
I. Forschungs- und Entwicklungsphase: Diese Phase<br />
läuft bereits und ist bis in die erste Hälfte der 2030er<br />
Jahre vorgesehen<br />
II. Transferphase: Startet im Anschluss in der ersten<br />
Hälfte der 2030er Jahre und läuft dann bis Anfang<br />
der 2040er Jahre<br />
III. Betriebsphase: Startet ab den 2040er Jahren<br />
Vol. 69 (2024)
34<br />
<br />
Energy Policy, Economy and Law<br />
Die Vorleistungen dazu werden bereits seit vielen<br />
Jahren erbracht und müssen jetzt durch entsprechende<br />
Regelungen, sowohl auf der rechtlichen Seite als auch<br />
auf der technischen Seite durch Normen vereinbart<br />
werden.<br />
Derzeit gibt es hierbei zwei Forschungsansätze mit<br />
der Magnetfusion und Trägheitsfusion (wobei bei<br />
letzterer vorranging in den USA ge<strong>for</strong>scht wird).<br />
Deutschland gehört im Bereich der Magnetfusion<br />
zu den führenden Akteuren weltweit, wobei die<br />
bekanntesten Forschungseinrichtungen Wendelstein<br />
7-X in Greifswald (Reaktortyp: Stellarator) und ASDEX<br />
Upgrade in Garching (Reaktortyp: Tokamak) sein<br />
dürften. <strong>International</strong> ist neben der größten Initiative<br />
des ITER (<strong>International</strong> Thermonulear Experimental<br />
Reactor), welcher ein in Cadarache (Frankreich) in<br />
Bau befindlicher Forschungsfusionsreaktor ist, etliche<br />
Initiativen in China und den USA zu nennen. Dabei geht<br />
insbesondere China den Weg gleichzeitig mit der<br />
Entwicklung der Technik, diese auch in Normen<br />
und Standards festzuhalten. Hierzu sind bereits acht<br />
Normen im ISO/TC 85/SC 6 in Entwicklung und mehrere<br />
weitere Projekte in Aussicht. Das ISO/TC 85/SC 2 sowie<br />
das ISO/TC 85/SC 6 haben bereits je eine Norm 2024<br />
veröffentlicht. ISO 16646 soll nun als europäische Norm<br />
übernommen und damit auch als DIN EN ISO-Norm<br />
veröffentlicht werden.<br />
Vor diesem Hintergrund sichtet die Geschäftsstelle<br />
des NMPs derzeit die Normungslandschaft und die<br />
möglichen Akteure seitens Deutschlands mit dem Ziel<br />
ggf. einen Arbeitsausschuss zu gründen.<br />
Zu all diesen Themen werden weitere interessierte<br />
Experten und Expertinnen gesucht und die<br />
DIN-Arbeitsausschüsse freuen sich über fachkundige<br />
Unterstützung.<br />
Wie kann ich herausfinden, ob es Normen<br />
für meinen Bereich gibt?<br />
Für Mitwirkende in der Normung und für Normen-<br />
Anwendende kann es mühsam und eine Heraus<strong>for</strong>derung<br />
sein, den Überblick über alle relevanten<br />
Normungsprojekte zu behalten. Daher gibt es hier zwei<br />
Lösungsangebote seitens DIN:<br />
1. Auf www.dinmedia.de sind 600.000 Dokumente<br />
(u. a. DIN-, DIN-EN-, DIN-EN-ISO-Normen sowie<br />
technische Bestimmungen zahlreicher deutscher<br />
und ausländischer Regelsetzer) kostenlos recherchierbar.<br />
2. Der Normungs-Monitor ist ein digitaler Service,<br />
der regelmäßig und unkompliziert über Normungsthemen<br />
auf dem Laufenden hält und seit 2024<br />
kostenlos zur Verfügung steht. Dabei handelt es sich<br />
um weit mehr als eine einfache Datenbank: Es<br />
können bis zu 30 Suchbegriffe festgelegt werden,<br />
die der Normungs-Monitor für die Anwenderinnen<br />
oder den Anwender „im Auge“ behält. Einmal im<br />
Monat verschickt das Tool eine E-Mail mit allen<br />
neuen Fundstellen zu den eingerichteten Suchbegriffen.<br />
Fragen wie „Gibt es ein aktuelles<br />
Normungsvorhaben?“ oder „Läuft eine Einspruchsfrist<br />
ab?“ werden so automatisch beantwortet.<br />
Und noch ein Tipp: Über die mobile Version von https://<br />
www.dinmedia.de/de können Sie Ihre Dokumente per<br />
Normen-Scanner auf Aktualität prüfen. Dafür gehen<br />
Sie unter „Alle Suchbereiche“ zu „Aktualitätsprüfung<br />
Normen“, klicken auf das Normen-Scanner-Icon und<br />
scannen dann den Barcode ihrer Norm.<br />
ISO 4233:2023<br />
(Veröffentlichung)<br />
ISO 16646:2024<br />
(Veröffentlichung)<br />
ISO/DIS 18518<br />
(Entwurf)<br />
ISO/AWI 19991<br />
(Arbeitsdokument)<br />
ISO/NP 19696<br />
(Arbeitsdokument)<br />
ISO/PWI 19243<br />
(Projektidee)<br />
ISO/PWI 19326<br />
(Projektidee)<br />
ISO/PWI 19327<br />
(Projektidee)<br />
Reactor technology — <strong>Nuclear</strong> fusion reactors — Hot helium leak testing method<br />
<strong>for</strong> high temperature pressure-bearing components in nuclear fusion reactors<br />
Fusion installations — Criteria <strong>for</strong> the design and operation of confinement and<br />
ventilation systems of tritium fusion facilities and fusion fuel handling facilities<br />
Magnetic fusion facilities - Requirements <strong>for</strong> the safety systems raised by the application<br />
of the superconducting technology<br />
Reactor technology — Experimental magnetic confinement fusion reactor — Supersonic<br />
molecular beam injection fueling technique <strong>for</strong> nuclear fusion devices<br />
Reactor technology — Fusion reactors — Test methods <strong>for</strong> low temperature mechanical<br />
properties of electrical insulation materials of superconducting device<br />
Structural design criteria <strong>for</strong> in-vessel components of magnetic confinement fusion reactor<br />
via elastic analysis method<br />
Reactor technology — Fusion reactors — Design and assessment <strong>for</strong> remotely-handled<br />
components of magnetic confinement fusion reactor<br />
Reactor technology — Fusion reactors — design and assessment of remote maintenance<br />
system <strong>for</strong> divertor of magnetic confinement fusion reactor<br />
Ausgabe 6 › November
Energy Policy, Economy and Law<br />
35<br />
Abb. 6<br />
Expertenbeteiligung bei DIN<br />
Wie kann ich mitmachen und mich einbringen?<br />
Als Experten und Expertinnen ist Ihr Fachwissen<br />
gefragt. Damit Sie Ihr Fachwissen in den Sie interessierenden<br />
Normungsvorhaben optimal zur Geltung<br />
bringen können, werden Sie dabei unterstützt von<br />
DIN-Mitarbeitenden. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu<br />
sorgen, dass die wertvollen Ressourcen – Ihre Zeit–, die<br />
Sie der gemeinsamen Aufgabe der Normerstellung<br />
widmen, optimal zur Geltung kommen. Die Mitarbeiter<br />
von DIN unterstützen Sie daher beim<br />
Normungsverfahren zur Schaffung und Verbreitung<br />
von Normen und in<strong>for</strong>mieren und begleiten Sie bei im<br />
unmittel baren Umfeld der Normungstätigkeit (z. B. die<br />
be teiligten Normungsgremien) anstehenden Fragestellungen.<br />
An der Erstellung von Normen können sich alle<br />
interessierten Kreise beteiligen, beispielsweise Hersteller,<br />
Verbraucher, Handel, Hochschulen, Forschungsinstitute,<br />
Behörden oder Prüfinstitute. Diese entsenden<br />
ihre Experten und Expertinnen zu DIN.<br />
Interesse geweckt? Dann einfach bei din.de den<br />
Fachbereich 7 „Kerntechnik und Strahlenschutz“ auswählen<br />
und die genannten Ansprechpersonen per Mail<br />
kontaktieren. Alles Weitere übernehmen wir für Sie!<br />
Autorin<br />
Dipl. Ing. (FH) Janine Winkler<br />
Senior-Teamkoordinatorin<br />
in der Gruppe Werkstofftechnologie und Materialprüfung<br />
DIN e.V.<br />
janine.winkler@din.de<br />
Janine Winkler ist im DIN-Normenausschuss Materialprüfung<br />
(NMP) u. a. verantwortlich für den Fachbereich<br />
Kerntechnik und Strahlenschutz. Nach<br />
Ihrem Abschluss an der Fachhochschule Aachen als<br />
Dipl.-Ing (FH) Kerntechnik und nach ihrer Tätigkeit<br />
bei der Wissenschaftlich-Technische Ingenieurberatung<br />
GmbH (WTI) ist sie seit 2011 beim Deutschen<br />
Institut für Normung. Weiterhin ist sie als Committee<br />
Manager zuständig für das internationale Gremium<br />
ISO/TC 85/SC 6 „Reactor technology“. Janine Winkler<br />
ist sowohl stellvertretendes Mitglied beim KTA als<br />
auch in BMUV-Arbeitsgruppe Übergeordnete Fragestellungen<br />
zum KTA-Nachfolgeregelwerk des BMUV.<br />
https://www.din.de/de/mitwirken<br />
› Mitarbeit im Normenausschuss<br />
› Materialprüfung (NMP)<br />
› Nationale Gremien<br />
› Fachbereich 7: Kerntechnik und<br />
Strahlenschutz<br />
Vol. 69 (2024)
W hin?<br />
Endlagersuche - ein Wegweiser<br />
Eine Heraus<strong>for</strong>derung<br />
für Generationen<br />
Im April 2023 ging das letzte deutsche Atomkraftwerk vom<br />
Netz. Damit gehören rund 60 Jahre Kernenergienutzung in<br />
Deutschland der Vergangenheit an.<br />
Die noch Hundert tausende von Jahren<br />
strahlenden hochradio aktiven Abfälle<br />
aber bleiben eine Heraus<strong>for</strong>derung für<br />
die Gegen wart und Zukunft. Denn in<br />
Deutschland existiert noch kein Endlager<br />
für hochradio aktive Abfälle.<br />
Im Auftrag des Bundes sucht die<br />
Bundesgesellschaft für Endlagerung<br />
(BGE) deutschlandweit in einem<br />
wissenschafts basierten, transparenten,<br />
partizi pativen und lernenden<br />
Verfahren nach dem Standort mit<br />
der bestmöglichen Sicher heit. Dieses<br />
Standort auswahlverfahren sieht auch eine um fassende<br />
Be teiligung der Öffentlichkeit vor.<br />
Im Schutz der Erde<br />
Deutschlands hochradioaktiver Abfall, das sind etwa 10.100<br />
Tonnen Schwermetall aus abgebrannten Brennelementen aus<br />
den Kernkraft werken und rund 3.800<br />
Kokillen mit verglasten Abfällen aus der<br />
Wiederaufbereitung.<br />
Derzeit lagern die Abfälle deutschlandweit<br />
in 16 ober irdischen Zwischenlagern.<br />
Auch wenn sie zu den bestgesicherten<br />
Anlagen zählen, können sie für Hunderte<br />
noch folgende Generationen keine<br />
dauerhafte Lösung sein. Deutschland<br />
hat entschieden, seine radioaktiven<br />
Abfälle tief unter der Erde zu lagern.<br />
Das Verfahren zur Standortsuche<br />
ist im 2017 novellierten Standortauswahlgesetz<br />
(StandAG) festgelegt.<br />
Für die tiefen geo logische Lagerung kommen drei Wirtsgesteine<br />
in Frage: Salz-, Ton- und kristallines Gestein wie Granit.<br />
In drei Phasen zum Standort<br />
Die Suche nach dem Endlagerstandort<br />
durchläuft drei Phasen. Einen ersten<br />
Meilenstein hat die BGE mit Abschluss<br />
des Schrittes 1 der Phase I bereits 2020<br />
erreicht: Mehr als eine Million geologische<br />
Daten aus Bundes- und Landesbehörden<br />
wurden gesammelt und<br />
ausgewertet und im sogenannten Zwischenbericht<br />
Teilgebiete zusammengefasst.<br />
Der Bericht weist 90 Teilgebiete<br />
aus – sie umfassen 54 Prozent der<br />
Fläche Deutschlands. Diese Teilgebiete<br />
lassen auf Basis der vor handenen Da ten<br />
eine günstige geologische Gesamtsituation<br />
für die Endlagerung erwarten.<br />
2027 Vorschläge für geeignete Standort<br />
regionen. Diese Vorschläge legt sie<br />
ihrer Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt<br />
für die Sicherheit der nuklearen<br />
Entsorgung (BASE), zur Prüfung vor.<br />
Das BASE spricht eine Empfehlung<br />
an das Bundesumwelt ministerium<br />
(BMUV) aus, das anschließend einen<br />
Gesetz entwurf<br />
ins Parlament<br />
einbringt. Die<br />
Entscheidung<br />
Zwischenberichte<br />
Teilgebiete<br />
2020<br />
über das weitere Vorgehen trifft dann<br />
der Bundestag.<br />
Übertägige<br />
Erkundung<br />
20xx<br />
Untertägige<br />
Erkundung<br />
20xx<br />
Standortregionen-<br />
Vorschlag<br />
2027<br />
Ausgehend von den 90 Teilgebieten<br />
ermittelt die BGE im aktuellen Schritt 2<br />
der Phase I bis voraussichtlich Ende
Die Standortregionen werden anschließend<br />
in Phase II übertägig erkundet.<br />
Die dabei gewonnenen Daten erlauben<br />
eine weitere Einengung der aussichtsreichsten<br />
Standorte, die schließlich in<br />
Phase III untertägig erkundet werden.<br />
Auch am Ende dieser Phasen entscheidet<br />
der Bundestag auf Basis der Vorschläge<br />
der BGE und der Empfehlungen<br />
des BASE.<br />
Von großer Bedeutung werden am Ende<br />
jeder Phase die gesetzlich vorgesehenen<br />
Beteiligungs<strong>for</strong>mate für die breite<br />
Öffentlichkeit sein: die einberufenen<br />
Regionalkonferenzen, der Rat der Regionen<br />
sowie Stellungnahme-Verfahren<br />
und Erörterungstermine. Die Er gebnisse<br />
dieser Beteiligungs<strong>for</strong>mate lässt das<br />
BASE in seine Empfehlungen für das<br />
weitere Vorgehen einfließen.<br />
So geht es jetzt weiter<br />
Auf dem Weg von den 90 Teilgebieten<br />
zu wenigen Standortregionen im derzeitigen<br />
Schritt 2 der Phase I schickt<br />
die BGE bis Ende 2027 alle Teilgebiete<br />
auf eine Art Hürdenlauf. Die Hürden<br />
bestehen aus Kriterien und An<strong>for</strong>de rungen<br />
der sogenannten re präsentativen<br />
vorläufi gen Sicherheitsuntersuchungen<br />
(rvSU). Sie bestehen aus vier Prüf schritten,<br />
die von Schritt zu Schritt immer<br />
schwieriger zu bestehen sind. Dabei<br />
geht es um Fragen wie: Welches Gebiet<br />
erfüllt die Mindestan<strong>for</strong>derungen wie<br />
zum Beispiel die ausreichende Tiefe und<br />
Dicke des Gesteins ? Wo führen etwa<br />
Störungszonen zum Ausschluss vom<br />
weiteren Verfahren?<br />
Die Gebiete, die die erste Hürde nicht<br />
schaffen, ordnet die BGE in die Kategorie<br />
D (ungeeignet) ein. Gebiete, die<br />
weitere Hürden nicht nehmen, landen<br />
in der Kategorie C (geringe Eignung<br />
bis ungeeignet). Gebiete, die die<br />
Prüfschritte 1 bis 3 bestanden haben,<br />
lassen einen sicheren Einschluss der<br />
Prüfschritt 1<br />
Kategorie D<br />
ungeeignet<br />
hochradioaktiven Abfälle erwarten und<br />
werden mindestens in Kategorie B<br />
(gute Eignung) eingeordnet.<br />
Nur Gebiete, die alle vier Prüfschritte<br />
bestehen, landen in Kategorie A (beste<br />
Eignung) und können – nach weiteren<br />
Schritten – als Stand ortregionen vorgeschlagen<br />
werden.<br />
Damit die Arbeits<strong>for</strong>tschritte der BGE<br />
für die Öffentlichkeit nachvollziehbar<br />
und transparent bleiben, wird die BGE<br />
Prüfschritt 2 Prüfschritt 3 Prüfschritt 4a Prüfschritt 4b<br />
Kategorie C<br />
geringe Eignung bis ungeeignet<br />
Kategorie B<br />
sicherer Einschluss erwartet<br />
Kategorie<br />
A<br />
beste<br />
Eignung<br />
ab Herbst 2024 Arbeitsstände in Form<br />
von interaktiven Karten veröffentlichen.<br />
Bis zur Entscheidung des Gesetzgebers<br />
zur Festlegung der Standortregionen<br />
für die übertägige Erkundung bleiben<br />
die veröffentlichten Arbeitsstände aus<br />
den repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen<br />
noch veränderbar<br />
und sind nicht verbindlich. Sie stellen<br />
noch keinen Vorschlag für Standortregionen<br />
dar, sondern geben einen<br />
Einblick in die aktuelle Arbeit der BGE.<br />
Weitere In<strong>for</strong>mationen und Angebote der BGE<br />
Umfangreiche In<strong>for</strong>mationen finden Sie auf den beiden<br />
BGE- Internetseiten www.bge.de/endlagersuche sowie<br />
www.einblicke.de. Zudem können sich Interessierte hier für<br />
den Newsletter zur Endlagersuche anmelden: www.bge.de/<br />
newsletter. Für Einsteiger*innen bietet die BGE gemeinsam<br />
mit dem BASE eine digitale In<strong>for</strong>mationsveranstaltung an.<br />
Termine finden Sie unter www.bge.de/veranstaltungen.<br />
Die BGE ist mit eigenen In<strong>for</strong>mationsangeboten auch beim<br />
Forum Endlagersuche vom 22. bis 23. November in Würzburg<br />
vertreten. Das Forum bietet den Kommunen und der interessierten<br />
Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich vor Ort oder digital<br />
intensiv über die Arbeitsstände zu in<strong>for</strong>mieren und diese zu<br />
diskutieren. Weitere In<strong>for</strong>mationen erhalten Sie zeitnah über<br />
www.bge.de/veranstaltungen.<br />
Kommen Sie mit uns ins Gespräch!<br />
Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH • Öffentlichkeitsarbeit Standortauswahl • Eschenstraße 55 • 31224 Peine<br />
Telefon 05171 43 1330 • E-Mail dialog@bge.de • www.bge.de
38<br />
<br />
Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />
Radioaktive Reststoffe, radioaktive<br />
Abfälle, Entsorgung – die Terminologie<br />
› Christian Raetzke<br />
Beim Umgang mit radioaktiven Reststoffen und Abfällen begegnet man in der Praxis<br />
immer wieder begrifflichen Abgrenzungsschwierigkeiten. Mangels ausdrücklicher<br />
gesetzlicher Definitionen ist es gar nicht leicht, etwa die Abfall- und Reststof<strong>for</strong>dnung<br />
einer kerntechnischen Anlage in völlig konsistenter und eindeutiger Weise zu <strong>for</strong>mulieren. An<br />
dieser Stelle sollen daher drei zentrale Begriffe des nuklearen Back End, nämlich „radioaktive<br />
Reststoffe“, „radioaktive Abfälle“ und „Entsorgung“, näher beleuchtet und präzisiert werden.<br />
I. Radioaktive Reststoffe und radioaktive Abfälle<br />
Das Atomgesetz bietet uns für „radioaktive Reststoffe“<br />
und „radioaktive Abfälle“ keine ausdrückliche Definition<br />
an. § 2 AtG, der mit „Begriffsbestimmungen“ überschrieben<br />
ist, kennt die beiden Begriffe nicht. Eine<br />
Definition lässt sich aber mit hinreichender Klarheit<br />
aus § 9a Abs. 1 Satz 1 AtG ableiten. Dort heißt es, der<br />
Betreiber habe<br />
„dafür zu sorgen, dass anfallende radioaktive Reststoffe<br />
sowie ausgebaute oder abgebaute radioaktive<br />
Anlagenteile den in § 1 Nr. 2 bis 4 bezeichneten<br />
Zwecken ent sprechend schadlos verwertet oder als<br />
radioaktive Abfälle geordnet beseitigt werden (direkte<br />
Endlagerung)“.<br />
Durch bloße Umstellung der wesentlichen Satzbestandteile<br />
kann man folgende Definition für radioaktive<br />
Abfälle gewinnen:<br />
Radioaktive Abfälle: anfallende radioaktive Reststoffe<br />
sowie ausgebaute oder abgebaute radioaktive<br />
Anlagenteile, die geordnet beseitigt werden (direkte<br />
Endlagerung).<br />
Betrachtet man die Vorgänge chronologisch, so ergeben<br />
sich unter Berücksichtigung dieser Terminologie des<br />
§ 9a Abs. 1 AtG folgende Schritte:<br />
1. In den maßgeblichen Bereichen einer kerntechnischen<br />
Anlage – i.d.R. dem Kontrollbereich – fallen<br />
Stoffe und Gegenstände an, die in ihrer ursprünglichen<br />
Funktion und am ursprünglichen Ort nicht<br />
mehr verwendet werden können/sollen; das sind<br />
radioaktive Reststoffe. Die im obigen Normzitat<br />
separat genannten ausgebauten oder abgebauten<br />
Anlagenteile kann man letztlich auch unter den<br />
Begriff der Reststoffe fassen, da die Unterscheidung<br />
eine rein terminologische ist, ohne Unterschied in<br />
der Rechtsfolge.<br />
2. Radioaktive Reststoffe werden nur dann – und erst<br />
dann – zu radioaktiven Abfällen, wenn feststeht,<br />
dass sie beseitigt werden (sollen). Eine solche Festlegung<br />
hat der Gesetzgeber für abgebrannte Brennelemente<br />
aus Leistungsreaktoren getroffen, indem<br />
er in § 9a Abs. 1 Satz 2 AtG ihre schadlose Verwertung<br />
durch Abgabe an eine Wiederaufarbeitungsanlage<br />
ab dem 1. Juli 2005 verboten hat,<br />
so dass nur noch die Beseitigung (direkte Endlagerung)<br />
bleibt; insofern sind abgebrannte Brennelemente<br />
„geborene“ radioaktive Abfälle. Bei<br />
anderen Stoffen und Gegenständen hängt der Status<br />
von der Entscheidung des Genehmigungsinhabers/<br />
Betreibers ab, der die Reststoffe bewertet und über<br />
das weitere Vorgehen entscheidet.<br />
Der Betreiber wird sich erst dann für die Be seitigung<br />
als radioaktive Abfälle entscheiden, wenn es für den<br />
konkreten Stoff/Gegenstand keine Alternativen gibt.<br />
Als Alternativen kommen in Betracht:<br />
⁃ Die Wiederverwendung eines Stoffes oder Gegenstandes,<br />
z. B. das Verbringen einer Komponente in<br />
eine andere kerntechnische Anlage zur erneuten<br />
Verwendung (ggf. nach Reparatur) oder die Behandlung<br />
oder Abtrennung von Radioisotopen für<br />
eine erneute Nutzung (in solchem Zusammenhang<br />
wird in der Praxis manchmal der Begriff „radioaktive<br />
Wertstoffe“ verwendet, der im AtG nicht<br />
auftaucht).<br />
⁃ Die Wiederverwertung im kerntechnischen Bereich,<br />
etwa durch Einschmelzen von Metallen (in<br />
einer Schmelze mit Umgangsgenehmigung nach<br />
dem StrlSchG) und ihre Verwendung zur Fertigung<br />
von Abfallbehältern oder Abschirmwänden.<br />
Ausgabe 6 › November
Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />
39<br />
⁃ Die Freigabe des Stoffes oder Gegenstandes gem.<br />
§§ 31 ff. StrlSchV, ggf. nach Maßnahmen, die seine<br />
Aktivität unter die Freigabewerte und somit auf ein<br />
vernachlässigbares Maß senken; das sind hauptsächlich<br />
die Dekontaminierung (sowie generell alle<br />
Verfahren, durch die freiggebbare Bestandteile von<br />
nicht freigebbaren getrennt werden) und die<br />
Abklinglagerung (oft auch Pufferlagerung genannt).<br />
Infolge der Freigabe wandelt der Stoff oder<br />
Gegenstand seinen Status von einem radioaktiven<br />
Reststoff zu einem nichtradioaktiven Stoff/Gegenstand<br />
und gleichzeitig (sofern nicht seine Wiederverwendung<br />
vorgesehen ist) zu einem konventionellen<br />
Abfall unter dem Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />
(KrWG), ohne jemals radioaktiver Abfall<br />
gewesen zu sein.<br />
3. Greifen diese Alternativen gemäß der Bewertung<br />
des Betreibers nicht, bleibt nur die Beseitigung.<br />
Erst durch diese Entscheidung bzw. Feststellung<br />
werden die radioaktiven Reststoffe zu radioaktiven<br />
Abfällen; sie fallen an dieser Stelle an. Alle weiteren<br />
Schritte – Bearbeitung und Verpackung, Zwischenlagerung,<br />
ggf. Ablieferung an eine Landessammelstelle<br />
– sind dann auf das Endziel „Beseitigung in<br />
einem Bundesendlager“ gerichtet.<br />
Den Status eines „radioaktiver Reststoffes“ – so kann<br />
man zusammenfassen – haben grundsätzlich zunächst<br />
alle Stoffe/Gegenstände aus dem Kontrollbereich, die<br />
nicht mehr verwendet werden können/sollen und nicht<br />
kraft Gesetzes beseitigt werden müssen. Dieser Status<br />
ist aber gleichsam fließend und nur vorübergehender<br />
Natur; im weiteren Verlauf erhalten die Stoffe/Gegenstände<br />
einen endgültigen neuen Status, indem sie<br />
wiederverwertet oder freigegeben werden oder mit<br />
der Entscheidung zur Beseitigung zu radioaktiven<br />
Abfällen werden. Sobald der Status als radioaktiver<br />
Abfall feststeht, ist der betreffende Stoff/Gegenstand<br />
kein radioaktiver Reststoff mehr; beide Begriffe<br />
schließen einander aus.<br />
Die Eigenschaft als „radioaktiver Reststoff“ kann dabei<br />
durchaus auch für längere Zeiträume bestehen, etwa<br />
bei einer mehrjährigen Abklinglagerung; ihrem Wesen<br />
nach ist sie aber auch dann vorübergehend und auf ein<br />
geplantes Ende hin (Freigabe und damit Entlassung aus<br />
dem Atomrecht) ausgerichtet.<br />
Insgesamt ist die Abgrenzung von radioaktiven Reststoffen<br />
und radioaktiven Abfällen in § 9a Abs. 1 Satz 1<br />
AtG zwar lakonisch, aber doch sehr klar geregelt. Die<br />
gesetzliche Systematik sollte auch bei der Verwendung<br />
der Begriffe in der Praxis möglichst präzise abgebildet<br />
werden.<br />
II. Entsorgung radioaktiver Abfälle<br />
Der Begriff der „Entsorgung“, der im allgemeinen<br />
Sprachgebrauch so (scheinbar) geläufig ist, erweist sich<br />
im atomrechtlichen Bereich dagegen als durchaus<br />
erläuterungsbedürftig. Eine Definition in § 2 AtG gibt<br />
es auch hier nicht und anders als die Begriffe „Reststoffe“,<br />
„Abfälle“, „Verwertung“ und „Beseitigung“<br />
taucht er auch nicht in der oben zitierten zentralen<br />
Norm des § 9a Abs. 1 AtG auf.<br />
Der Entsorgungsbegriff hätte im System dieser Norm<br />
auch keine eigenständige Funktion. Im konventionellen<br />
Abfallrecht (§ 3 Abs. 22 KrWG) ist die Abfallentsorgung<br />
definiert als „Verwertungs- und Beseitigungsverfahren“;<br />
die Entsorgung ist also der Oberbegriff für<br />
Verwertung und Beseitigung. Wie wir gesehen haben,<br />
ist jedoch nach § 9a Abs. 1 Satz 1 AtG der Begriff der<br />
„radioaktiven Abfälle“ exklusiv mit der Beseitigung<br />
verknüpft. „Abfälle“, die verwertet oder durch Freigabe<br />
dem Regelungsbereich des Atomrechts entzogen<br />
werden, können daher keine radioaktiven Abfälle im<br />
Sinne dieser Norm sein. Es gibt keine „radioaktiven<br />
Abfälle zur Verwertung“. Der atomrechtliche Abfallbegriff<br />
ist enger als derjenige des allgemeinen<br />
Abfallrechts. Für radioaktive Abfälle gibt es nur die<br />
Beseitigung. Für einen darüber hinausgehenden Oberbegriff<br />
der „Entsorgung“ wie im Abfallrecht ist kein<br />
Platz und keine Notwendigkeit.<br />
Dennoch hat die „Entsorgung“ in den letzten Jahrzehnten<br />
ihren Weg ins Atomgesetz gefunden. § 9a<br />
Abs. 1a AtG hat den zusammengesetzten Begriff der<br />
„Entsorgungsvorsorge“ eingeführt; diese Regelung bezieht<br />
sich allerdings auf einen Spezialfall, nämlich auf<br />
die Erfüllung der Pflichten aus § 9a Abs. 1 AtG hinsichtlich<br />
abgebrannter Brennelemente aus Leistungsreaktoren.<br />
Im allgemeinen Sinn der „Entsorgung“ radioaktiver<br />
Abfälle findet sich der Begriff nunmehr in<br />
Regelungen, die in jüngerer Zeit (14. AtG-Novelle von<br />
2015) zur Umsetzung der Euratom-Abfallrichtlinie<br />
2011/70 ins Atomgesetz aufgenommen wurden; dies<br />
sind vor allem § 2c AtG (Nationales Entsorgungsprogramm)<br />
und § 2d AtG (Grundsätze der nuklearen<br />
Entsorgung). Prominent ist der Begriff auch im Namen<br />
des noch relativ jungen Bundesamtes für die Sicherheit<br />
der nuklearen Entsorgung (BASE) vertreten.<br />
Die klare Systematik des grundlegenden § 9a Abs. 1 AtG<br />
– radioaktiver Abfall ist gleich Beseitigung – ist aber<br />
weiterhin gültig. Ist die „Entsorgung“ damit nur ein<br />
anderer Ausdruck für „Beseitigung“, der fast schon<br />
überflüssig wäre? Das ist nicht der Fall: der Entsorgungsbegriff<br />
hat eine eigenständige Bedeutung, der<br />
sich aus seiner Herkunft aus dem Euratom-Recht und<br />
dem dahinterstehenden internationalen Atomrecht<br />
(vor allem dem Gemeinsamen Übereinkommen über<br />
die Sicherheit der Behandlung abgebrannter Brennelemente<br />
und über die Sicherheit der Behandlung<br />
radioaktiver Abfälle von 1997) erklärt.<br />
Vol. 69 (2024)
40<br />
<br />
Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />
Für die Systematik des § 9a Abs. 1 AtG kommt es auf<br />
das Ergebnis und gleichsam das „Schicksal“ der<br />
Reststoffe an: anhand der künftigen „Verwertung“ oder<br />
„Beseitigung“ entscheidet sich ihr Status. Den (langen)<br />
Weg bis zur Beseitigung zu gestalten, ist an dieser Stelle<br />
nicht Aufgabe der Norm. Die Euratom-Abfallrichtlinie<br />
will dagegen unter dem Oberbegriff der „Abfallentsorgung“<br />
(engl. waste management) die Sicherheit aller<br />
Tätigkeiten mit radioaktiven Abfällen, von ihrem<br />
Anfallen bis zur erfolgten Beseitigung, umfassend<br />
regeln. Die „Entsorgung“ in diesem Sinne deckt also<br />
nicht nur die Beseitigung (engl. disposal) als gleichsam<br />
finalen Akt ab, sondern auch alle Tätigkeiten, die<br />
auf sie hinführen, also Konditionierung, Lagerung,<br />
Beförderung. „Entsorgung“ ist insofern einfach die<br />
Übersetzung von waste management. Andere zunächst<br />
auch denkbare Übersetzungen, wie „Behandlung“ (wie<br />
im offiziellen deutschen Langtitel des Gemeinsamen<br />
Übereinkommens, siehe oben) oder „Bearbeitung“ von<br />
Abfällen oder „Umgang“ mit Abfällen, sind weniger<br />
geeignet, da sie eine zu spezielle Bedeutung haben oder<br />
sie zumindest nahelegen.<br />
Autor<br />
Dr. Christian Raetzke<br />
Rechtsanwalt<br />
christian.raetzke@conlar.de<br />
Dr. Christian Raetzke ist Rechtsanwalt und seit über<br />
25 Jahren im Atom- und Strahlenschutzrecht tätig.<br />
Von 1999 bis 2011 arbeitete er für die E.ON Kernkraft<br />
(heute PreussenElektra) in Hannover. 2011 ließ er sich<br />
als Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei in Leipzig<br />
nieder. Er veröffentlicht regelmäßig rechtswissenschaftliche<br />
Beiträge und ist Dozent auf Seminaren<br />
und an internationalen Fortbildungseinrichtungen<br />
zum Atom- und Strahlenschutzrecht.<br />
Der atomrechtliche Entsorgungsbegriff ist also insofern<br />
weit gefasst, als er alle möglichen Tätigkeiten mit<br />
Abfällen abdeckt. Das darf aber nicht den Blick darauf<br />
verstellen, dass er immer auf radioaktive Abfälle im<br />
Sinne des § 9a Abs. 1 Satz 1 AtG bezogen und beschränkt<br />
ist. Ziel der Entsorgung radioaktiver Abfälle ist die<br />
Beseitigung, nicht die Verwertung. Im Gleichlauf mit<br />
dem atomrechtlichen Abfallbegriff ist der Begriff der<br />
Entsorgung im Atomrecht daher enger gefasst als sein<br />
Pendant im allgemeinen Abfallrecht.<br />
Eine andere Bedeutungsebene hat der Entsorgungsbegriff,<br />
wenn er in der Praxis auch im Zusammenhang<br />
mit radioaktiven Reststoffen gebraucht wird. So könnte<br />
man die Dekontamination und/oder Abklinglagerung<br />
radioaktiver Reststoffe mit anschließender Freigabe<br />
durchaus mit dem Etikett der „Entsorgung“ von Stoffen/<br />
Gegenständen versehen. Man muss sich nur darüber<br />
im Klaren sein, dass hier etwas anderes gemeint ist als<br />
die „Entsorgung radioaktiver Abfälle“ im Sinne des<br />
Atomgesetzes. In solchen Fällen wird gleichsam der<br />
abfallrechtliche Entsorgungsbegriff schon im Vorgriff<br />
auf die künftige konventionelle Entsorgung der (noch)<br />
radioaktiven Reststoffe angewendet. Das ist nicht<br />
unzulässig, es sollte jedoch immer Klarheit über den<br />
jeweiligen Zusammenhang herrschen. Insbesondere<br />
sollte man vermeiden, durch eine unspezifische<br />
Verwendung des Begriffes „Entsorgung“ die in § 9a<br />
Abs. 1 Satz 1 AtG klar gezeichnete Abgrenzung von<br />
radioaktiven Reststoffen und radioaktiven Abfällen zu<br />
verwischen.<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
41<br />
The EPR2:<br />
A Short Presentation<br />
› Mykhaylo Gopych<br />
On February 10, 2022, President Emmanuel Macron, during his visit in Bel<strong>for</strong>t, unveiled<br />
his plans <strong>for</strong> France’s new energy strategy. His announcement concerning nuclear<br />
energy sector included the possibility to extend the lifetime of all reactors in service<br />
beyond 50 years as well as to construct six new reactors, with the option to add eight more<br />
by 2050. This move aligned with the ambitious goal of achieving carbon neutrality in the<br />
energy sector, as envisioned by the European Union. Macron’s declaration represented a<br />
significant shift in French energy policy set in the 2014 Energy Transition <strong>for</strong> Green Growth<br />
Act. That earlier policy aimed to reduce the share of nuclear in electricity generation to 50 %,<br />
at first with the target by 2025 and then postponed to 2035. In March 2023, France’s parliament<br />
voted in favor of the government’s investment plan, providing the green light <strong>for</strong> the<br />
construction of six new reactors across three sites. Later in May of the same year, a new law<br />
on the acceleration of construction of new nuclear facilities lastly removed the 50 % cap on<br />
the nuclear share in energy production.<br />
To modernize the part of France’s nuclear fleet in the<br />
frame of this ambitious program, EDF will set on the<br />
EPR2 design, an evolution of the EPR (European<br />
Pressurized Reactor) currently being commissioned at<br />
Flamanville (FA3). The EPR2 is a 4-loop pressurized<br />
water reactor (PWR) in the power range of 1600 MWe<br />
with a three-train architecture <strong>for</strong> the safety systems.<br />
The present article provides a short technical presentation<br />
of the EPR2 product with a focus on the nuclear<br />
island (NI).<br />
History of EPR2 Project<br />
In 2014, EDF, in collaboration with Framatome<br />
( <strong>for</strong>merly Areva NP), began developing an optimized<br />
EPR reactor <strong>for</strong> its nuclear portfolio. Starting from<br />
2017, the newly created EDF-Framatome joint venture,<br />
EDVANCE, has taken responsibility <strong>for</strong> the design of the<br />
NI in the project.<br />
From the earliest design stage, the project has aimed<br />
to incorporate numerous lessons learned in engineering<br />
and construction from the EPRs (Olkiluoto 3,<br />
Flamanville 3, Taishan 1&2 and Hinkley Point C) as well<br />
as from other operating PWRs. The project’s main<br />
objectives can be <strong>for</strong>mulated in three words: simplification,<br />
industrialization, efficiency.<br />
The following strategies should help to achieve these<br />
goals:<br />
⁃ Integrate standardization through catalogues in<br />
mechanical, electrical, and civil engineering fields<br />
from the project’s start to reduce the number of<br />
component types, optimize documentation and<br />
logistics during construction and plant maintenance.<br />
⁃ Simplify the design of buildings and systems to<br />
improve constructability, in particular by enabling<br />
the pre fabrication of large elements and a modular<br />
way of construction.<br />
⁃ Implement systems engineering methods and tools<br />
to express design objectives in requirements,<br />
enhancing engineering efficiency and optimizing<br />
management of technical configurations throughout<br />
the Product Lifecycle Management (PLM).<br />
⁃ Offer industrial perspective to subcontractors by<br />
creating a new <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong> Plants (NPP) series<br />
and optimise costs through serial mass production<br />
<strong>for</strong> several Units at a time.<br />
The basic design started in 2015, with the first safety<br />
options file DOS (Dossier d’Options de Sûreté) 1 submitted<br />
to the French <strong>Nuclear</strong> Safety Authority (ASN) in<br />
April 2016. At the beginning of 2018, considering the<br />
first feedback, it was decided to maintain the power<br />
1 https://www.asn.fr/l-asn-reglemente/consultations-du-public/epr-nouveau-modele<br />
Vol. 69 (2024)
42<br />
<br />
Operation and New Build<br />
level of the EPR. The motivation was to keep the sizing<br />
of the nuclear steam supply system as close as possible<br />
to the EPR design thus benefiting from synergies<br />
between the projects and reducing manufacturing<br />
risks. In this phase the design received its current name<br />
“EPR2”. A first revision of the EPR2 Preliminary Safety<br />
Analysis Report (PSAR), which incorporated technical<br />
recommendations provided by the ASN on the DOS,<br />
was presented to the regulator in February 2021 <strong>for</strong><br />
anticipated review. In mid-2023, the revised PSAR was<br />
officially submitted to the ASN as part of the construction<br />
license application (DAC - Dossier d’Autorisation<br />
de Création) <strong>for</strong> 2 EPR2 units at the Penly site.<br />
Evolution of the Design<br />
Since the licensing of the EPR, the regulatory context<br />
has evolved both in France and internationally. The<br />
new safety reference <strong>for</strong> the EPR2 takes into account<br />
ASN Guide No.22 2 , which <strong>for</strong>malized requirements<br />
introduced following the Fukushima Dai-chi accident<br />
and the WENRA recommendations 3 . Taking the FA3<br />
EPR as a reference, the EPR2 safety baseline put focus<br />
on the following improvements:<br />
⁃ Independence between defence-in-depth (DiD)<br />
levels:<br />
Attention is paid to improvement of functional and<br />
physical separation between systems and components<br />
required in normal and accident operation<br />
(DiD level 1 to 3) and mitigation means <strong>for</strong> accidents<br />
with core melt (DiD level 4). This results in new deterministic<br />
requirements and dedicated features<br />
such as electrical power supply and ventilation.<br />
⁃ Prevention and protection against common cause<br />
failure (CCF) affecting safety systems:<br />
A systematic analysis of credible CCFs is per<strong>for</strong>med,<br />
resulting in the establishment of extensive diversification<br />
requirements <strong>for</strong> frontline and support systems<br />
in DiD level 3b (multiple failure events).<br />
⁃ Consideration of protection against extreme external<br />
natural hazards:<br />
Design principles require the absence of significant<br />
or early releases in case of extreme external hazards<br />
that are considered as representative <strong>for</strong> Fukushima-like<br />
events. Systems of DiD level 3b and 4<br />
are designed or protected against extreme hazards.<br />
These systems are housed in separated areas of the<br />
safeguard auxiliary building (SAB) 3.<br />
⁃ Extended site autonomy:<br />
This design objective improves the robustness of<br />
DiD level 3a/b and 4 extending the period of time<br />
be<strong>for</strong>e the intervention of site or external support<br />
(FARN 4 in French context) in accident situations <strong>for</strong><br />
which the implementation of mobile resources<br />
could be necessary.<br />
Certain design solutions implemented in the EPR<br />
reactor have been challenged in the EPR2 project,<br />
aiming at the optimization of plant design while<br />
maintaining the same safety level of the installation.<br />
This includes, <strong>for</strong> instance, conducting preventive<br />
maintenance at power on frontline safety systems and<br />
the accessibility of the Reactor Building (RB) during<br />
power operation. These requirements were initially<br />
influenced by German utilities involved in the EPR’s<br />
development and were not typical <strong>for</strong> PWRs operated<br />
in France. Based on feedback from the FA3 EPR, both<br />
requirements have been abandoned <strong>for</strong> the EPR2. The<br />
preventive maintenance concept on frontline safety<br />
systems during power operation has thus been<br />
revised in favour of maintenance during shutdown.<br />
The decision on the maintenance strategy is one of<br />
the actors that led to the adoption of a three-train<br />
architecture <strong>for</strong> the safety systems in the EPR2 as the<br />
unavailability of safety trains due to maintenance is<br />
no longer required to be considered <strong>for</strong> relevant<br />
transients. Maintenance operations on support systems<br />
remain more flexible due to design provisions and<br />
can be realized under various conditions without<br />
impacting their availability. The accessibility of parts<br />
of the Reactor Building during power operation aimed<br />
at reduction of outage duration and implemented in<br />
the EPR via the so called “two-room” concept proved to<br />
be a significant complexity factor in the construction<br />
process. Removing the “two-room” arrangements<br />
has simplified the layout of internal walls, radiation<br />
protection measures and the design of ventilation<br />
systems within the EPR2 RB.<br />
Another change with a significant impact on the layout<br />
is the containment design. The double wall containment<br />
has been replaced by a single wall structure<br />
resistant to airplane crash, leading to the suppression<br />
of the RB annulus with a dedicated ventilation. This<br />
new containment consists of pre-stressed concrete with<br />
an inner metal liner <strong>for</strong> enhanced leak tightness.<br />
Furthermore, to improve the constructability and the<br />
confinement of radioactivity, the <strong>Nuclear</strong> Auxiliary<br />
Building, present on the EPR, has been eliminated <strong>for</strong><br />
the EPR2. Its functions have been distributed between<br />
the Fuel Building and the Waste Treatment Building,<br />
2 French <strong>Nuclear</strong> Safety Authority (ASN) Guide No. 22 on the design of pressurised water reactors<br />
(https://www.asn.fr/l-asn-reglemente/guides-de-l-asn/guide-de-l-asn-n-22-conception-des-reacteurs-a-eau-sous-pression)<br />
3 WENRA report on the Reactor Harmonization Working Group RHWG - Safety of new NPP designs, March 2013 (https://www.wenra.eu/publications)<br />
WENRA Western European <strong>Nuclear</strong> Regulators Association<br />
4 <strong>Nuclear</strong> rapid response <strong>for</strong>ce,<br />
(Force d‘Action Rapide du Nucléaire, see https://www.edf.fr/en/the-edf-group/producing-a-climate-friendly-energy/nuclear-energy/accident-prevention)<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
43<br />
Fig. 1<br />
Comparison of the main buildings layout between EPR (left) and EPR2 (right) 5<br />
with the latter being shared between two EPR2 units<br />
as the EPR2 is planned to be constructed as twin units.<br />
Figure 1 provides a simplified comparison of the main<br />
buildings’ layouts between the EPR and EPR2. 5<br />
Main Features of the EPR2<br />
Per<strong>for</strong>mance<br />
Full thermal power<br />
Full net electric power<br />
Efficiency (net)<br />
Design lifetime<br />
EPR2<br />
4590 MWth<br />
~1670 MWe (Penly site)<br />
~36% (Penly site)<br />
At least 60 years<br />
<strong>Nuclear</strong> steam supply system<br />
The reactor core and nuclear steam supply system<br />
of the EPR2 are comparable to previous EPR designs<br />
(see Table 1). The reactor coolant system (RCS) consists<br />
of four reactor coolant loops, with the same number of<br />
Steam Generators (SG) and Main Coolant Pumps (MCP).<br />
The concept of break preclusion is applicable to the<br />
main RCS lines (hot, crossover and cold legs), as well<br />
as to the main steam lines. The EPR2 will be able to<br />
operate with up to 30 % Mixed-Oxide (MOX), a fuel<br />
derived from the reprocessing and recycling of<br />
spent fuel. The electricity production can be adjusted<br />
<strong>for</strong> load follow operation, making it easily integrable<br />
in an electrical grid that already includes a substantial<br />
proportion from renewable energy sources (solar,<br />
wind, etc.).<br />
Safeguard systems<br />
In the EPR2, the main safety systems of DiD level 3a<br />
and their supports are designed with a three-train<br />
architecture. Since the RCS consists of four loops and<br />
four SGs, one of the safety system trains serving the RCS<br />
must be connected to two loops.<br />
Availability Factor ≥ 91 %<br />
Core Design<br />
Fuel Type 235UO2 ≤ 5%, MOX ≤ 30%<br />
Number of fuel assemblies 241<br />
Number of Control Rod<br />
Cluster Control Assemblies<br />
Fuel Cycle Length<br />
Tab. 1<br />
EPR2 per<strong>for</strong>mance data and core design<br />
The Safety Injection System (SIS) and the Extra Borating<br />
System (EBS) are key systems with safety functions<br />
linked to physical parameters of the primary circuit.<br />
The SIS integrates two key safety functions which are<br />
emergency coolant injection and decay heat removal<br />
from the core. The system consists of three physically<br />
separated and independent trains. Each train provides<br />
active injection capability by Medium Head Safety<br />
Injection (MHSI) and Low Head Safety Injection (LHSI)<br />
pumps which take suction from the In-containment<br />
89<br />
18 months<br />
5 Dossier du maître d‘ouvrage sur le site de Penly (Normandie) https://www.debatpublic.fr/sites/default/files/2022-10/PenlyEPR-DMO-EDF-RTE.pdf<br />
Vol. 69 (2024)
44<br />
<br />
Operation and New Build<br />
Fig. 2<br />
Simplified scheme of the Safety Injection System (SIS)<br />
Refuelling Water Storage Tank (IRWST). The IRWST<br />
serves as emergency water reserve and retention<br />
volume <strong>for</strong> primary coolant lost in case of a loss of<br />
coolant accident (LOCA). For passive and fast injection<br />
there are four pressurized tanks known as accumulators,<br />
each linked to the cold leg of the primary circuit<br />
via the SIS lines. Depending on the accident scenario,<br />
active water injection can be per<strong>for</strong>med by the SIS<br />
either in the cold or hot legs. In some cases, a switchover<br />
from cold to hot leg injection can be necessary to<br />
limit steam production and its release into the RB. Each<br />
SIS train is equipped with a heat exchanger used to<br />
evacuate decay heat from the core and the RB. This can<br />
be achieved either by cooling the IRWST or, if the water<br />
inventory allows, in residual heat removal mode taking<br />
Fig. 3<br />
Overview of the Extra Borating System (EBS)<br />
suction from the RCS. Diversification between LHSI and<br />
MHSI ensures that the system’s safety functions are<br />
maintained in case of CCF postulated on one these<br />
sub-systems. A simplified SIS diagram is provided in<br />
Figure 2.<br />
The safety function of the EBS is to maintain the<br />
subcriticality of the core under accident conditions and<br />
to compensate <strong>for</strong> primary coolant contraction during<br />
accident operation. It is achieved by injecting soluble<br />
boron as a neutron absorber under high pressure into<br />
the RCS cold legs. The system consists of three separate<br />
and independent trains comprising a pump and a<br />
borated water storage tank. Each train is housed in one<br />
of the SABs. An overview of the EBS is given in Figure 3.<br />
On the secondary side, the heat removal is managed<br />
by the Emergency FeedWater System (EFWS) and<br />
the Main Steam Relief Train system (MSRT). Like other<br />
safety systems the EFWS has three independent trains<br />
responsible <strong>for</strong> supplying cooling water to the SGs.<br />
These trains have four motor driven pumps, two of<br />
them are allocated to train 3, and are interconnected<br />
by headers <strong>for</strong> pumps suction and discharge. Water<br />
reserves are distributed between two storage tanks.<br />
The presence of the headers increases the flexibility<br />
of the EFWS allowing any pump to be lined-up to<br />
any SG and to take suction from any storage tank.<br />
To extend the autonomy of the EFWS in certain events,<br />
particularly those resulting from extreme external<br />
hazards, the storage tanks can be replenished by the<br />
Emergency Water Make-up System (EWMS). The MSRT<br />
contributes to heat removal dumping the steam produced<br />
in the SGs into the atmosphere. It includes four<br />
identical relief trains each composed of two lines with<br />
low and high discharge capacities, both connected to<br />
the SG main steam line. The two relief lines can be<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
45<br />
operated independently. The trains are arranged<br />
in physically separated compartments of SAB1 and<br />
SAB2. A simplified diagram of one MSRT is presented<br />
in Figure 4.<br />
In the unlikely event of a core melt accident resulting<br />
in reactor pressure vessel rupture, the corium is<br />
recovered, spread, cooled, and stabilized by the Core<br />
Melt and Stabilization System (CMSS). This system is<br />
designed to protect the containment foundation raft<br />
from melt-though. The cooling water required <strong>for</strong> heat<br />
removal from the melt and <strong>for</strong> its long-term stabilization<br />
is supplied from the IRWST by gravity-driven<br />
overflow through two separated lines. The flooding<br />
valves in these lines open passively, triggered by the<br />
arriving core melt. Upon contact with the corium,<br />
water vaporizes, and the corium is cooled. The residual<br />
power from the corium is thus removed into the<br />
containment by evaporation. The containment depressurization<br />
and the decay heat removal are per<strong>for</strong>med<br />
by the Containment Heat Removal System (CHRS)<br />
which is part of DiD level 4. These safety functions are<br />
achieved by containment spraying and subsequent<br />
cooling of the IRWST water. The CHRS has two trains,<br />
each consisting of a pump, a heat exchanger, an IRWST<br />
suction line and a spray ring in the upper part of the<br />
RB. Both trains are installed separately in the dedicated<br />
area of the SAB3.<br />
Cooling chain<br />
The proper operation of safety systems relies on several<br />
cooling chains, a group of systems responsible <strong>for</strong><br />
transferring heat from the installation to the heat sink.<br />
For the NI heat loads, the cooling chains can be<br />
categorized into three groups: main, diversified, and<br />
ultimate.<br />
⁃ The main cooling chain consists of the Component<br />
Cooling Water System (CCWS) and Essential Service<br />
Water System (ESWS), the latter being connected to<br />
the main heat sink such as the sea or a river. The<br />
CCWS is composed of two trains located in SAB1 and<br />
SAB2, each equipped with two pumps and two heat<br />
exchangers connected to a dedicated ESWS train<br />
that provides cooling water.<br />
⁃ The architecture of the diversified cooling chain<br />
comprises a single CCWS/ECWS train. However, the<br />
dedicated ESWS train is connected to an independent<br />
diversified heat sink, which is a wet <strong>for</strong>ceddraft<br />
cooling tower. This cooling chain serves only<br />
the safety loads located in SAB3 and is physically<br />
separated from the main cooling chain. Due to its<br />
diversification, this cooling chain remains available<br />
in case of CCFs leading to the loss of the main one.<br />
⁃ The ultimate cooling chain is dedicated to DiD<br />
level 4 and consists of an intermediate cooling<br />
system connected to the CHRS cooled by the<br />
Ultimate Cooling Water System. This system also<br />
uses the diversified heat sink, although only the<br />
passive structures of the cooling tower are shared.<br />
Fuel storage<br />
To handle and store new and spent fuel, the EPR2 has<br />
several pools – same as EPR. The pools in the Fuel<br />
Building (FB) consist of a spent fuel pool (SFP), a cask<br />
loading pit and a transfer pit, the latter being connected<br />
via a transfer tube to the pools in the Reactor Building.<br />
Fig. 4<br />
Simplified diagram of one Main Steam Relief Train<br />
Vol. 69 (2024)
46<br />
<br />
Operation and New Build<br />
Fig. 5<br />
Simplified architecture of electrical distribution<br />
This connection is used to transfer fuel assemblies<br />
between the two buildings during core loading and<br />
unloading operations. The Fuel Pools Cooling and<br />
Purification System (FPCPS) is responsible <strong>for</strong> cooling<br />
the SFP and purifying the water in the pools of the FB<br />
and RB. The safety classified cooling part includes three<br />
cooling trains: two main trains as part of DiD level 3a<br />
and a third diversified train which is used <strong>for</strong> both<br />
levels 3a and 3b as a back-up in case the main trains<br />
become unavailable. Each main train is equipped<br />
with two pumps and a heat exchanger cooled by the<br />
main cooling chain. These trains are located physically<br />
separated inside the FB. The diversified train, also<br />
equipped with two pumps and a heat exchanger, is<br />
housed inside SAB3. To guarantee its independent<br />
operation and provide SFP cooling in case of extreme<br />
events, the third train is supplied by the diversified cooling<br />
chain. In the unlikely event of a complete loss of<br />
the FPCPS, the EWMS can provide make-up water to<br />
the SFP to compensate <strong>for</strong> evaporated water during<br />
boiling. These design provisions practically eliminate<br />
the risk of fuel melt in the SFP.<br />
Electrical power systems<br />
DiD principles are applied in the design of distribution<br />
networks and power supply sources. The electrical<br />
distribution of the nuclear island is composed of three<br />
redundant trains. Each safety train of DiD level 3a is<br />
powered by a dedicated emergency diesel generator<br />
(EDG) set. For maintenance purposes, a maintenance<br />
EDG is provided which can be coupled to the busbars<br />
of any train. DiD levels 3b and 4 have their own power<br />
source and distribution networks. The networks are<br />
connected to the third electrical train and can be<br />
supplied by it without compromising their independence.<br />
For DiD level 3b, a diversified power source<br />
using a multi-group diesel design, consisting of small,<br />
synchronized generator sets, has been selected. This<br />
architecture allows to supply safety systems housed in<br />
SAB3 in case of a CCF of the EDGs. The “diesel d’ultime<br />
secours” (DUS), a design solution initiated by EDF at<br />
the request of ASN following the Fukushima Daiichi<br />
accident to retrofit French NPP in operation 6 , will<br />
be reused as a power source <strong>for</strong> DiD level 4. Each<br />
emergency power source, along with its support<br />
systems, is housed in a separate diesel building. A<br />
simplified single line diagram is provided in Figure 5.<br />
6 https://www.edf.fr/sites/default/files/contrib/groupe-edf/producteur-industriel/carte-des-implantations/centrale-blayais/actualites/<br />
ndeg167_lumieres-juillet_2019.pdf<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
47<br />
Fig. 6<br />
Computer illustration of the first EPR2 twin units at the Penly site on the left and the existing 1300 MWe units on the right 7<br />
Outlook<br />
As part of the French nuclear program to build three<br />
pairs of EPR2 reactors, sites with existing NPPs at Penly,<br />
Gravelines and Bugey have been selected. The first pair<br />
of EPR2 reactors will be constructed at Penly. Public<br />
debates about EPR2 construction at this site were<br />
per<strong>for</strong>med between October 2022 and February 2023.<br />
In June 2023, following the analysis of recommendations<br />
issued by the French National Commission <strong>for</strong><br />
Public Debate, the administrative council of EDF<br />
approved the decision to submit the construction<br />
license application (DAC) to the ASN <strong>for</strong> the first two<br />
units at the Penly site.<br />
The environmental permit authorizing first preparatory<br />
work at the Penly site was granted with publication of<br />
the corresponding decree in June 2024. This decree<br />
allows to start the earthworks and the preparation of<br />
temporary infrastructure on the construction site.<br />
These activities are expected to last around three and<br />
a half years. The construction license permit is expected<br />
to be granted by the end of 2026. The commissioning<br />
of the first unit is anticipated around 2035 with the<br />
second one following in 2037. A digital illustration in<br />
Figure 6 provides an overview of the future site once<br />
completed. Preparation activities <strong>for</strong> the two other sites<br />
will start soon. 7<br />
Author<br />
Dr. Mykhaylo Gopych<br />
<strong>Nuclear</strong> Safety Engineer at EDVANCE, Erlangen,<br />
Germany<br />
mykhaylo.gopych@edvance.fr<br />
Dr. Mykhaylo Gopych is an expert in nuclear safety<br />
at Framatome GmbH, where he has been working<br />
since 2006. Throughout his career, he has participated<br />
in EPR projects in Finland, China, and the UK. His<br />
activities have primarily focused on safety classification,<br />
component qualification and hazard analysis.<br />
In 2019, he was seconded to EDVANCE to work on the<br />
EPR2 project. Mykhaylo studied experimental nuclear<br />
physics at Kharkiv National University in Ukraine and<br />
earned his doctorate at the Institute <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong><br />
Physics (IKP) at the Technical University of Darmstadt<br />
in Germany.<br />
7 EDF, Dossier du maître d’ouvrage - Projet d’une première paire de réacteurs EPR2 sur le site de Penly (Normandie), dans le cadre de la proposition d’EDF<br />
pour un programme de nouveaux réacteurs nucléaires en France, https://www.debatpublic.fr/sites/default/files/2022-10/PenlyEPR-DMO-EDF-RTE.pdf<br />
(Image copyright : Penly ©Didier Marc (PWP) & Kardham Architecture)<br />
Vol. 69 (2024)
48<br />
<br />
Operation and New Build<br />
Small Modular Reactors (SMR) and<br />
Persistent Challenges<br />
› Naima Amrani, Akira Tokuhiro<br />
Small Modular Reactors (SMRs) are gaining attention as a solution to global energy<br />
challenges, offering a low-carbon alternative <strong>for</strong> electricity generation and supporting<br />
sustainable development. At COP28 in 2023, there was a call to triple the global nuclear<br />
fleet from 440 to over 1,200 reactors by 2050, aiding the energy transition to 2030 and<br />
beyond. SMRs are particularly valuable in remote, fossil fuel-dependent regions or industries<br />
with high electricity and heating demands. However, large-scale SMR deployment presents<br />
challenges, such as investment economics, work<strong>for</strong>ce capacity, and geopolitical concerns.<br />
This paper explores these issues and the potential<br />
scenarios <strong>for</strong> SMR deployment, evaluating the sustainability<br />
of such projects. It identifies trade-offs, synergies,<br />
and gaps, while addressing policy considerations<br />
like international regulations, financing, technology<br />
development, and stakeholder engagement. The paper<br />
also highlights international collaborations that aim to<br />
address sustainability concerns related to SMRs, underscoring<br />
the need <strong>for</strong> coordinated global ef<strong>for</strong>ts.<br />
1. Introduction<br />
Small Modular Reactors (SMRs) are nuclear power<br />
reactors that feature smaller physical sizes, modular<br />
designs, and reduced thermal and electrical outputs<br />
compared to traditional large-scale reactors. In recent<br />
years, SMRs have gained attention <strong>for</strong> their potential<br />
to enhance safety, flexibility, and accessibility, while<br />
contributing to global energy demand and climate<br />
change mitigation. Unlike larger reactors, SMRs are<br />
especially suited <strong>for</strong> remote areas, whether populated<br />
or not, with specific energy needs [1] .<br />
The concept of SMRs dates back to the 1950s when<br />
smaller experimental reactors were developed, but the<br />
term „SMR“ did not exist at that time. These smaller<br />
reactors were primarily used <strong>for</strong> testing, research, and<br />
demonstration purposes. Despite their benefits, the<br />
deployment of SMRs remains limited today as largescale<br />
nuclear reactors continue to dominate the<br />
commercial power generation landscape. However,<br />
recent factors such as increasing energy demands,<br />
climate change concerns, advancements in nuclear<br />
technology, and shifting energy policies have sparked<br />
renewed interest in SMRs [2] .<br />
Globally, many countries, including the U.S., Canada,<br />
Russia, China, and several European nations, are<br />
advancing SMR projects at various stages of development<br />
and deployment. Some have even received<br />
regulatory approvals and are moving towards<br />
construction and operation, while others are progressing<br />
through different levels of technological<br />
readiness [3] .<br />
SMRs range from a few megawatts (MW) to a few<br />
hundred megawatts (MW), offering greater deployment<br />
flexibility. This makes them ideal <strong>for</strong> powering<br />
remote communities, industrial processes, and critical<br />
infrastructure backup systems. Their modularity<br />
allows components to be manufactured in factories and<br />
transported to installation sites, simplifying construction<br />
and reducing costs [4] .<br />
SMRs can be classified based on fuel type, cooling<br />
technology, and applications, with common types<br />
including Integral Pressurized Water Reactors (iPWRs),<br />
Boiling Water Reactors (BWRs), High-Temperature<br />
Gas-Cooled Reactors (HTGRs), and Molten Salt Reactors<br />
(MSRs). Each type offers distinct design advantages,<br />
meeting both technical and regulatory safety standards<br />
[5] .<br />
While SMRs promise enhanced safety and flexible<br />
deployment, challenges persist. These include regulatory<br />
and licensing hurdles, public perception, investment<br />
concerns, waste management issues, and proliferation<br />
risks. Addressing these challenges is essential<br />
<strong>for</strong> gaining public confidence and ensuring the<br />
economic viability of SMRs compared to alternative<br />
energy sources [6][7] .<br />
2. Outlook and Obstacles<br />
The outlook <strong>for</strong> constructing a Small Modular Reactor<br />
(SMR) is promising, with likely deployment of multiple<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
49<br />
units, contingent on secured funding and firm<br />
stakeholder commitments. Financial backing is<br />
expected from two primary models: „western“ investment<br />
approaches requiring full social license, and<br />
„non-western“ models, which involve national plans<br />
supported by public funds or loan guarantees. Social<br />
acceptance plays a key role, influencing the commitment<br />
levels of stakeholders. This distinction may affect<br />
the pace and success of SMR projects, with various<br />
factors contributing to local relevance over time. Key<br />
considerations include:<br />
⁃ Sustainability arguments<br />
⁃ Ethics regarding nuclear energy use<br />
⁃ Environmental concerns, especially around<br />
nuclear waste<br />
⁃ Economic concerns<br />
⁃ Social considerations<br />
⁃ Integrated assessments<br />
⁃ Policy and regulatory issues, with a focus<br />
on security<br />
⁃ Regulatory frameworks and licensing<br />
Figure 1 provides a qualitative summary of the current<br />
state of SMR knowledge, emphasizing business risks.<br />
The x-axis represents time (~2020 to ~2040), while the<br />
y-axis tracks secured investments versus incurred<br />
costs, which may range from millions to billions of<br />
dollars. The early stages involve engineering and<br />
design work, necessary to „freeze“ the SMR design <strong>for</strong><br />
regulatory approval, which can take 40-48 months.<br />
Start-up companies face the „valley of death“ in funding<br />
be<strong>for</strong>e securing incremental investments, often in<br />
the range of $10M, to build a technical work<strong>for</strong>ce.<br />
Established companies may invest heavily or minimally,<br />
depending on their commitment to new reactor<br />
concepts. The design must be finalized be<strong>for</strong>e submitting<br />
regulatory applications.<br />
Cost-reduction ef<strong>for</strong>ts are critical during the design<br />
phase, particularly when innovative methods like<br />
virtual reality, augmented reality, and advanced manufacturing<br />
(e.g., 3D printing) are integrated. These<br />
methods must prove effective in the near term to avoid<br />
adding to development costs. Upon regulatory approval,<br />
FOAK (first-of-a-kind) SMR plants must demonstrate<br />
successful construction and grid connection. Learning<br />
curves will drive cost reductions <strong>for</strong> subsequent units,<br />
with substantial savings expected after the fifth or sixth<br />
unit. Achieving these reductions is essential <strong>for</strong> the<br />
financial viability of multiple SMR projects within a<br />
10-15 year period, highlighting the need <strong>for</strong> high<br />
technology readiness levels (TRL).<br />
3. Sustainability concepts and discourse<br />
Sustainability considerations are vital in the development<br />
of Small Modular Reactors (SMRs), particularly at<br />
higher system levels. The world faces increasing energy<br />
demand and the need to address climate change. While<br />
SMRs offer a potential solution, they must be deployed<br />
in sufficient numbers to significantly impact global CO2<br />
reductions. The concept of sustain ability encompasses<br />
more than just economic viability, including national,<br />
regional, and international dimensions. However,<br />
„sustainability“ is often ambiguously defined, leading<br />
to uncertainties and varying inter pretations.<br />
Fig. 1<br />
<strong>Nuclear</strong> new-build learning and investment timeline and milestones (to remake and add start-up investment curve).<br />
Note SU-start-up, “$
50<br />
<br />
Operation and New Build<br />
Environmental sustainability is a key factor in SMR<br />
development. <strong>Nuclear</strong> power, including SMRs, is<br />
seen as a low-carbon energy source, contributing to<br />
greenhouse gas (GHG) reduction and climate change<br />
mitigation. SMRs, with their smaller size and flexibility,<br />
could provide scalable low-carbon electricity, especially<br />
in areas lacking access to renewable energy sources.<br />
However, the long-term environmental concerns,<br />
such as the radioactive half-life of waste, complicate<br />
the public perception of SMR sustainability. As noted<br />
by Tokuhiro, the perceived risks of SMRs often outweigh<br />
the perceived benefits, leading to low public<br />
acceptance [8] .<br />
Shobeiri et al. employed the DICE model to analyze<br />
climate change costs and suggest that, due to the<br />
extensive GHG accumulation since the Industrial<br />
Revolution, significant reductions are necessary to<br />
meet climate targets. W. Nordhaus, founder of the DICE<br />
model, also doubts humanity‘s ability to reach the<br />
1.5 – 2.0 °C temperature goals, emphasizing the urgency<br />
<strong>for</strong> societal change [9] .<br />
The environmental impacts of SMRs also involve<br />
uranium mining, fuel fabrication, and waste management.<br />
Uranium mining poses risks to land, water, and<br />
habitats, while nuclear waste management remains a<br />
critical challenge, especially with the current oncethrough<br />
fuel cycle [9] .<br />
Social sustainability is equally important, as community<br />
and stakeholder engagement is crucial <strong>for</strong> public<br />
acceptance. Transparency, communication, and participation<br />
are essential <strong>for</strong> SMRs to address safety and<br />
environmental concerns. As Tokuhiro highlights, public<br />
acceptance is proportional to the perceived balance of<br />
benefits and risks, which remains a challenge <strong>for</strong><br />
nuclear energy projects [10] .<br />
4. Ethics<br />
Ethical considerations in Small Modular Reactors<br />
(SMRs) span various topics, including safety, security,<br />
non-proliferation, and human rights. Ensuring SMR<br />
safety through technical safety-in-design and secure<br />
operations is crucial to prevent harm to human health<br />
and the environment. Non-proliferation measures<br />
must also be implemented to control nuclear materials,<br />
preventing misuse <strong>for</strong> weapons purposes. Additionally,<br />
the rights of workers, indigenous peoples, and affected<br />
communities must be respected, ensuring that SMRs<br />
adhere to ethical and social values. Tokuhiro highlights<br />
that societal „values and beliefs“ about nuclear energy<br />
are often established early in life and may remain<br />
unchanged, even as ethical considerations evolve over<br />
time [11] [12] [13] [14] [15] .<br />
Economic sustainability is also key in SMR development.<br />
The financial viability of SMRs – capital costs,<br />
operational costs, and electricity prices – must be carefully<br />
assessed to ensure long-term success. Shobeiri et<br />
al. address these financial challenges, emphasizing<br />
cost-effective deployment and operation [5] .<br />
5. Environmental Considerations<br />
SMRs have the potential to reduce greenhouse gas<br />
(GHG) emissions by replacing fossil fuel-based electricity<br />
generation. However, nuclear reactors inevitably<br />
produce spent fuel, which persists as radioactive waste.<br />
While the environmental impact of SMR spent fuel is<br />
relatively small compared to other electricity generation<br />
<strong>for</strong>ms, waste management remains a key concern.<br />
Proper handling, storage, and disposal of this waste are<br />
essential, and ongoing technical challenges are being<br />
addressed at national and international levels [16] .<br />
SMRs also have the potential to reduce water use<br />
through alternative cooling methods, water reuse, and<br />
integrated systems. Compared to conventional large<br />
reactors, SMRs are designed to minimize land and<br />
water use while ensuring safety and economic viability,<br />
especially in remote or off-grid areas [17] . Innovative<br />
design features such as advanced fuel technologies,<br />
passive safety mechanisms, modular scalability, and<br />
enhanced waste management are key to improving<br />
SMRs‘ environmental per<strong>for</strong>mance. These advances<br />
must be proven to make a significant impact [18], [19], [20] .<br />
6. Economic Considerations<br />
Small Modular Reactors (SMRs) present several<br />
potential advantages, which directly influence cost<br />
implications. Once certified by regulators and backed<br />
by investment commitments, the capital costs <strong>for</strong> SMR<br />
construction and commissioning must be addressed.<br />
Following this, operation and maintenance (O&M) must<br />
commence as planned, with ongoing improvements to<br />
reduce overall costs. The anticipated O&M savings<br />
should be realized during operation [21] . The levelized<br />
cost of electricity (LCOE) is a key metric <strong>for</strong> comparing<br />
the cost competitiveness of different energy sources,<br />
including nuclear power [22] . Beyond stakeholder commitments,<br />
achieving economic viability is crucial to<br />
validating claims of SMR competitiveness [23] . However,<br />
the benefits of SMRs – such as capital costs, O&M<br />
savings, and national economic viability – can fluctuate<br />
with global market conditions, necessitating continual<br />
analysis of these factors [24] . SMRs offer significant<br />
regional and national economic benefits, including<br />
local economic development through job creation and<br />
technical supply chains. They can generate revenue<br />
<strong>for</strong> operators and local governments, provided that<br />
international O&M standards are met [25] .<br />
SMR deployment faces volatility, uncertainty, complexity,<br />
and ambiguity (VUCA). Two primary strategies –<br />
centralized and distributed deployment – offer different<br />
capital and operational cost structures, infrastructure<br />
needs, and financing options. These can include publicprivate<br />
partnerships, government funding, international<br />
cooperation, or innovative financial models,<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
51<br />
each affecting the project‘s overall economics. Business<br />
models also vary based on ownership, O&M structures,<br />
and revenue generation mechanisms, as discussed in<br />
[26] [27] [28] .<br />
prioritize key stakeholders who may hold interest in<br />
the SMR project, both locally, regionally and nationally.<br />
Effective communications by various means are<br />
expected [31] .<br />
7. Social Considerations<br />
Small Modular Reactors (SMRs) are a type of nuclear<br />
reactor designed to be smaller and have lower power<br />
output than traditional nuclear reactors. The public<br />
perception and stakeholder attitudes towards SMRs can<br />
vary depending on a variety of factors, such as the<br />
perceived safety of nuclear power, the perceived<br />
benefits of SMRs, and the potential risks associated<br />
with them. Safety is a key factor that can influence<br />
public perception of SMRs, as people are understandably<br />
concerned about the potential risks associated<br />
with nuclear power [29] . That said, social license of<br />
nuclear power or the level of acceptance of any riskinherent<br />
technology is characterized by the following:<br />
1) perception of benefit, 2) perception of risk,<br />
3) unknown and dreaded fear, 4) locality (prominently,<br />
“not-in-my-backyard”), 5) influence of mass-media<br />
(social media) and 6) fluctuating clusters of groups <strong>for</strong><br />
and against, one or more issues.<br />
SMR are no different and thus, developers must<br />
carefully consider these factors and engage with<br />
local communities and stakeholders to build support<br />
<strong>for</strong> their technology. Stakeholder engagement and<br />
com munication strategies are critical components<br />
of any SMR development ef<strong>for</strong>t, such as identifying and<br />
prioritizing stakeholders, fostering two-way com munication,<br />
providing accurate and transparent in<strong>for</strong>mation,<br />
and using a variety of communication channels [30] .<br />
Thus, SMR developers should continuously identify and<br />
8. Level of Acceptance of Risk-Inherent<br />
Technologies<br />
The concept of public acceptance, synonymous here<br />
with social license, is complex and often ambiguous.<br />
It largely depends on active participation in public<br />
discourse, including social media, whether in support<br />
or opposition. This notion is particularly relevant in<br />
„western, market investment models,“ but can vary<br />
significantly across nations, especially when nuclear<br />
power is employed as part of a geopolitical strategy.<br />
Although the credibility of recent media can be<br />
questioned, Hosan et al. [32] highlight examples where<br />
geopolitical strategies have supported the construction<br />
of new nuclear plants. In national economies where<br />
energy issues are open <strong>for</strong> debate, discussions on<br />
public acceptance are expected to focus on the role of<br />
nuclear power in addressing climate change and the<br />
associated risks. To better understand this, Tokuhiro [10]<br />
proposes a „Level of Acceptance (LOA)“ model <strong>for</strong> riskbearing<br />
technologies like nuclear energy, auto mobiles,<br />
and air travel. The model suggests:<br />
Level of Acceptance α (Perception of benefit) /<br />
(Perception of risk) (1)<br />
This proportionality underscores that perceptions,<br />
rather than factual data, drive public acceptance. If<br />
the perceived benefit outweighs the perceived risk by<br />
a factor of 1000 or more, the technology is generally<br />
accepted, often without deep knowledge of the actual<br />
Scenarios >>> Scenario Scenario Scenario Scenario Scenario Scenario<br />
Risk factors below A B C D E F<br />
Risk from…<br />
weight % weight % weight % weight % weight % weight %<br />
1. Waste issues 10 15 30 40 2 3<br />
2. Overall, unspecified 10 15 20 30 2 3<br />
3. Risks from accidents 10 15 10 20 2 5<br />
4. Cost (overruns) 10 15 10 2 2 5<br />
5. Weapon materials (nuclear security) 10 15 7 2 2 7<br />
6. Exposure, radiation 10 5 7 2 10 7<br />
7. Dreaded risks (such as nuclear war) 10 5 5 2 10 10<br />
8. Known risks (cancer) 10 5 5 2 20 10<br />
9. Relative risks (other risk-inherent technologies) 10 5 3 0 30 20<br />
10. Taxpayer risks (relative economic drivers) 10 5 3 0 40 30<br />
Total risk 100 100 100 100 100 100<br />
Go or No-Go Decision YES NO NO NO NO YES<br />
Tab. 1<br />
Risk perception table of anticipated risks.<br />
Vol. 69 (2024)
52<br />
<br />
Operation and New Build<br />
Core to switchyard >>> Primary Secondary Tertiary Switchyard<br />
Auxiliary/Energy<br />
Postulated cost factor savings below Conversion<br />
1. Design, integrations X X NA NA<br />
2. Advance manufacturing NA X X NA<br />
3. Construction QA/QC X X X NA<br />
4. Certification/licensing X X X NA<br />
5. Modularization X X NA NA<br />
6. Exclusion/emergency size NA NA NA X<br />
7. Operational, security X X NA X<br />
8. Innovation, VR/AR, AI/ML X X X NA<br />
9. Safety/accident prevention X X X X<br />
10. FOAK to NOAK, lessons learned X X X NA<br />
Tab. 2<br />
Potential cost-saving factors in the primary, secondary, tertiary and switchyard systems / regions of a nuclear power plant / generation station.<br />
risks. When the LOA falls below this threshold, as may<br />
still be the case <strong>for</strong> nuclear energy, usage may only<br />
be tolerated. Additionally, mass media can amplify<br />
perceived risks, distorting public perception. Table 1<br />
outlines ten risk factors that influence the LOA, while,<br />
Table 2 presents weighted scenarios and estimated cost<br />
savings. These scenarios, A to F, reflect various public<br />
perceptions of nuclear energy risks, with A and F<br />
receiving a „Yes“ from decision-makers <strong>for</strong> advancing<br />
the technology. Despite opposition, decisions to proceed<br />
with risk-bearing technologies are often made, as<br />
seen in the context of climate change and energy<br />
independence. Societal views, as captured by Tokuhiro’s<br />
LENDIT metrics, are key in shaping the evolving LOA<br />
<strong>for</strong> nuclear energy [33] .<br />
9. Integrated Sustainability Assessment<br />
Integrated Sustainability Assessment (ISA) is a holistic<br />
and structured approach designed to evaluate the<br />
environmental, economic, and social impacts of<br />
technologies, policies, or projects. It employs a range of<br />
tools and methodologies to offer a broad system-level<br />
perspective on the sustainability of a given system. The<br />
goal of ISA is to identify trade-offs and synergies<br />
between different sustainability dimensions, guiding<br />
decision-making to optimize sustainability outcomes.<br />
In the context of Small Modular Reactors (SMRs), ISA<br />
is particularly relevant as this technology could<br />
significantly influence energy systems, communities,<br />
and the environment. The sustainability of SMRs<br />
depends on various factors, including energy efficiency,<br />
waste management, and socio-economic implications.<br />
ISA can assess SMRs by providing a comprehensive<br />
evaluation of these impacts. Various tools and<br />
methodologies can be applied within ISA <strong>for</strong> SMRs,<br />
such as Life Cycle Assessment (LCA), Social Impact<br />
Assessment (SIA), Cost-Benefit Analysis (CBA), Multi-<br />
Criteria Decision Analysis (MCDA), Sustainability<br />
Assessment Frameworks (e.g., GRI), the United Nations<br />
Sustainable Development Goals (SDGs), and ISO 14001.<br />
Each tool has its strengths and limitations, and their<br />
selection depends on the specific context and objectives<br />
of the ISA [34] .<br />
Life Cycle Assessment (LCA) helps analyze the environmental<br />
impact of SMRs by assessing greenhouse gas<br />
emissions, resource depletion, and toxic releases<br />
throughout their lifecycle. LCA identifies environmental<br />
trade-offs and guides strategies to enhance<br />
sustainability [35] .<br />
Social Impact Assessment (SIA) evaluates how a<br />
technology or project affects stakeholders, including<br />
local communities, workers, and vulnerable groups.<br />
In the case of SMRs, SIA can examine social factors<br />
like employment, community engagement, and<br />
equity, helping to mitigate risks and enhance social<br />
benefits [36] [37] .<br />
Cost-Benefit Analysis (CBA) assesses the economic<br />
viability of SMRs by comparing costs (capital, operational)<br />
with potential benefits, such as revenue<br />
generation. By highlighting economic trade-offs, CBA<br />
in<strong>for</strong>ms strategies to improve the financial sustainability<br />
of SMRs [38] .<br />
Multi-Criteria Decision Analysis (MCDA) integrates<br />
environmental, social, and economic dimensions<br />
into the decision-making process. MCDA ranks and<br />
weighs the impacts across different sustainability<br />
factors, supporting strategies to optimize overall<br />
sustainability [39] .<br />
Sustainability Assessment Frameworks, such as the<br />
Global Reporting Initiative (GRI), provide standardized<br />
methods <strong>for</strong> evaluating SMR sustainability against key<br />
indicators, like greenhouse gas emissions and water<br />
usage [39]. Additionally, the United Nations Sustainable<br />
Development Goals (SDGs) offer a global framework to<br />
assess SMR contributions to sustainable development,<br />
encompassing environmental, economic, and social<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
53<br />
dimensions [40] . These frameworks enable structured<br />
comparisons and guide strategies to enhance SMR<br />
sustainability.<br />
10. Policy and Regulatory Implications<br />
The development of Small Modular Reactors (SMRs)<br />
offers policymakers significant opportunities to<br />
advance low-carbon electricity generation, stimulate<br />
economic growth, create jobs, and enhance energy<br />
security. However, deploying SMRs also introduces key<br />
policy and regulatory challenges, particularly in the<br />
areas of safety, security, non-proliferation, and waste<br />
management. Compared to traditional large nuclear<br />
reactors, SMRs offer several distinct advantages:<br />
⁃ Versatility: SMRs can be deployed in a wider<br />
variety of locations, including remote and off-grid<br />
areas. This flexibility allows <strong>for</strong> quicker deployment<br />
at lower costs, making SMRs especially attractive to<br />
countries with limited financial resources or those<br />
transitioning away from fossil fuel plants.<br />
⁃ Enhanced Safety: SMRs incorporate passive safety<br />
features and fewer components than large reactors,<br />
reducing the likelihood of failures and simplifying<br />
safety protocols. This design improvement<br />
addresses many of the safety concerns associated<br />
with traditional reactors.<br />
⁃ Environmental Benefits: SMRs contribute to<br />
reducing greenhouse gas emissions and improving<br />
air quality, which supports climate change mitigation<br />
ef<strong>for</strong>ts and enhances public health.<br />
Despite these advantages, challenges remain,<br />
particularly in terms of regulatory harmonization.<br />
Harmonizing regulations across nuclear nations is<br />
complex and may be subject to long timelines, conflicting<br />
with net-zero transition targets. Key points in<br />
this regulatory harmonization debate include:<br />
✔ Progress on Harmonization: There is a need <strong>for</strong> tangible<br />
steps in regulatory alignment. National regulators<br />
weigh regional and national interests against<br />
international standards, and when perceived benefits<br />
are lower, progress can be slow.<br />
✔ Geopolitical Impacts: Global regulatory harmonization<br />
in the nuclear sector is influenced by shifting<br />
national interests and geopolitical dynamics. Achieving<br />
alignment will require sustained ef<strong>for</strong>t, time,<br />
and political will.<br />
✔ Challenges <strong>for</strong> Emerging <strong>Nuclear</strong> Nations: Countries<br />
with limited financial resources and skilled labor<br />
are particularly vulnerable to delays in regulatory<br />
harmonization. Accepting certified SMR designs<br />
from experienced nations could provide a path <strong>for</strong>ward,<br />
at least in the short term.<br />
✔ Opportunities <strong>for</strong> Established <strong>Nuclear</strong> Nations:<br />
Countries with advanced nuclear sectors and skilled<br />
work<strong>for</strong>ces could advance regulatory harmonization<br />
by accepting safety reviews and certifications<br />
of SMR designs through international or bilateral<br />
agreements, creating a pathway <strong>for</strong> smoother global<br />
integration [41] .<br />
Another challenge related to SMRs is Security. Since<br />
the birth of civilian nuclear power (1950s), nuclear<br />
materials and dual-use (enrichment linked) technologies<br />
are deemed sensitive and subject to monitored<br />
used. That is, diversion to military used generate<br />
geo-political concerns. Since fuel enrichment and<br />
<strong>for</strong> example, cybersecurity of SMRs are only known<br />
my experts, it is difficult to know what in<strong>for</strong>mation<br />
addresses public concerns. That said, and at minimum<br />
international non-proliferation agreements and control<br />
of technology and materials, must be in-hand [42] .<br />
<strong>Nuclear</strong> waste management plans, in terms of security<br />
include SMRs. Although SMRs may produce less waste<br />
than large reactors, SMR-specific waste must be added<br />
to existing waste (if any), and/or be managed <strong>for</strong> extended<br />
time. This requires the development of secure,<br />
long-term storage facilities that can withstand internal<br />
and external hazards, such as described in [43], [44], [45],<br />
and [46]. Lastly, security with respect to security must<br />
address public acceptance as part of stakeholder<br />
decision-making; [47] describes some of the contained<br />
facets.<br />
11. Regulatory Frameworks and Licensing<br />
The variety of SMR technologies, with attributes<br />
such as enhanced safety, increased reliability, and<br />
more efficient capital investment, presents both<br />
oppor tunities and challenges. Despite many designs<br />
incorporating passive safety features and claims of<br />
resilience during design-basis accidents, some experts<br />
express concerns that any core damage or degradation<br />
could harm the reputation of nuclear energy, particularly<br />
in the context of achieving net-zero carbon<br />
goals. Given the diversity in SMR designs, regulators<br />
may argue <strong>for</strong> harmonization of codes and standards<br />
to ensure a design-neutral regulatory approach.<br />
Emergency preparedness is crucial in ensuring a<br />
defense-in-depth strategy <strong>for</strong> SMRs, with safety<br />
mechanisms needing to be clearly communicated to<br />
the public. Additionally, current design philosophies<br />
may not fully apply to newer SMR designs, potentially<br />
necessitating new or modified regulations. To stay<br />
competitive, advanced SMRs must overcome challenges<br />
through operational innovations, such as automated<br />
human-machine interfaces in next-generation designs.<br />
The <strong>International</strong> Atomic Energy Agency (IAEA) plays<br />
a key role in facilitating global collaboration and<br />
sharing best practices <strong>for</strong> SMR development [48] .<br />
When comparing SMRs to large reactors (LRs), marketrelated<br />
factors come into play. In some cases, SMRs and<br />
LRs compete in the same market, making capital<br />
costs less of a differentiator. While operation and<br />
maintenance (O&M) costs <strong>for</strong> SMRs may rise, they<br />
remain a smaller portion of the total cost compared<br />
to capital expenditures. The traditional economic<br />
advantage of large reactors is diminishing as technical<br />
innovations in SMR designs challenge economies of<br />
Vol. 69 (2024)
54<br />
<br />
Operation and New Build<br />
C0 C1 C2 C3 C4 C5 C6 C7 C8 C9 C10 C11 C12<br />
NPS name Shika-1 Shika-2 KK-6 KK-7 Barakah-1 Barakah-3 Darlington-4 Vogtle-2 Vogtle-3 Olkiluoto Civaux-2 Leningrad 2-2<br />
Country Japan Japan Japan Japan UAE UAE Canada US US Finland France Russia<br />
Model BWR-5 ABWR-1108 ABWR-1315 ABWR-1315 APR-1400 APR-1400 CANDU-850A WH4L<br />
PWR-1152<br />
AP-1000 (1117) EPR-1600 N4 REP-1495 VVER V-491<br />
(1101)<br />
Owner Hokuriku Elec. Hokuriku Elec. TEPCO TEPCO Emirates NEC Emirates NEC OPG GA <strong>Power</strong> GA <strong>Power</strong> Teollisuuden V EDF Joint Rosenergoatom<br />
Operator Hokuriku Elec. Hokuriku Elec. TEPCO TEPCO Nawah Nawah OPG Southern Southern Teollisuuden V EDF Joint Rosenergoatom<br />
Construction<br />
Start<br />
1989 JUL 1 2001 AUG 19 1992 NOV02 1993 JUN30 2012 JUL 18 2014 SEP23 1985 JUN 30 1976 JUL 31 2013 MAR 01 2005 AUG 11 1991 MAR 31 2010 APR 14<br />
First Criticality 1992 NOV 20 2005 MAY 25 1995 DEC17 1996 OCT31 2020 AUG 06 2022 SEP 21 1993 MAR 12 1989 MAR 27 2023 MAR 05 2021 DEC 20 1999 NOV 26 2020 AUG 28<br />
Duration 1 41 mos. 45 mos. 37 mos. 40 mos. 96.5 mos. 96 mos. 93 mos. 141 mos. 120 mos. 195 mos. 106 mos. 124 mos.<br />
1st Grid<br />
Connection<br />
1993 JAN 12 2005 JUL03 1996 JAN28 1996 DEC16 2020 AUG 18 2022 OCT 07 1993 APR 16 1989 APR 09 2023 MAR 31 2022 MAR 11 1999 DEC 23 2020 OCT 21<br />
Duration 2 43 mos. 47 mos. 39 mos. 41.5 mos. 96.5 mos 96.5 mos. 94 mos. 141 mos. 120 mos. 198 mos. 107 mos. 126 mos.<br />
Status<br />
Shutdown,<br />
„3.11“<br />
Shutdown,<br />
„3.11“<br />
SD, „3.11“ SD, „3.11“ Operating Operating Operating Operating Operating Operating Operating Operating<br />
Regulator NRA NRA NRA NRA UAE UAE CNSC USNRC USNRC Finland France Russia<br />
Seeking restartYes Yes Yes Yes Operating Operating Operating Operating Operating Operating Operating Operating<br />
Consulted<br />
reference<br />
KK - Kashiwazaki<br />
- Kariwa<br />
OPG=Ontario<br />
<strong>Power</strong><br />
Generation<br />
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12]<br />
Tab. 3<br />
Comparative table of NPP construction to grid connection duration.<br />
References: [1] https://world-nuclear.org/nuclear-reactor-database/details/SHIKA-1; [2] https://www.world-nuclear.org/reactor/default.aspx/<br />
SHIKA-2?fbclid=IwAR0XeusQsy_Fzs8RimcJuXrdM407tV334b6Y52U-W8vbTBaStG5_Od0rQzE; [3] https://www.world-nuclear.org/reactor/default.aspx/<br />
KASHIWAZAKI%20KARIWA-6; [4] https://www.world-nuclear.org/reactor/default.aspx/KASHIWAZAKI%20KARIWA-7; [5] https://www.world-nuclear.org/<br />
reactor/default.aspx/BARAKAH-1; [6] https://www.world-nuclear.org/reactor/default.aspx/BARAKAH-3; [7] https://www.world-nuclear.org/reactor/<br />
default.aspx/DARLINGTON-4; [8] https://www.world-nuclear.org/reactor/default.aspx/VOGTLE-2; [9] https://www.world-nuclear.org/reactor/<br />
default.aspx/VOGTLE-3; [10] https://www.world-nuclear.org/reactor/default.aspx/OLKILUOTO-3; [11] https://www.world-nuclear.org/reactor/<br />
default.aspx/CIVAUX-2; [12] https://www.world-nuclear.org/reactor/default.aspx/LENINGRAD%202-2<br />
scale [49] . First-of-a-kind (FOAK) to n-th-of-a-kind (NOAK)<br />
cost reductions are critical in this evolution, as depicted<br />
in Figure 1.<br />
SMRs face strong competition in the energy market,<br />
and negative public perceptions – exacerbated by<br />
social media – compound challenges. In the U.S., SMR<br />
commercialization remains difficult due to regulatory<br />
inertia, investment timelines, and political considerations.<br />
Some recent initiatives aim to reverse the decline<br />
in nuclear power plants by reopening facilities slated<br />
<strong>for</strong> decommissioning, including repurposing coal plant<br />
sites <strong>for</strong> SMRs. Although public acceptance of nuclear<br />
is gradually improving, regulatory changes to enhance<br />
SMR competitiveness are still in progress [50] .<br />
The licensing process <strong>for</strong> SMR designs remains lengthy,<br />
with each nation‘s regulatory framework requiring<br />
adaptation. While many nations express interest in<br />
nuclear energy, limited financial and technical resources<br />
hinder the establishment of first-of-a-kind<br />
plants. Although regulatory harmonization has positive<br />
intentions, the scope is vast. Subsets of regulations, such<br />
as the Emergency Planning Zone (EPZ), could benefit<br />
from international standardization. The IAEA continues<br />
to lead ef<strong>for</strong>ts, with bi- and tri-lateral harmonization<br />
initiatives underway. However, commitments from<br />
emerging nuclear nations and the establishment of<br />
key regulatory frameworks <strong>for</strong> SMRs are needed within<br />
the next five year s [51] .<br />
12. NPP Construction Duration<br />
The construction of new nuclear power plants (NPPs),<br />
whether large or small, demands significant time,<br />
ef<strong>for</strong>t, and investment. According to the OECD-NEA, the<br />
high cost of borrowed capital during the lengthy<br />
construction phase often increases the overall expense,<br />
posing a disadvantage to nuclear projects in Western<br />
countries (Cf1). This financial burden contrasts with<br />
the approach of countries like Russia, China, Argentina,<br />
and India, where self-financing and strategic determination<br />
are key, often alongside large contracts<br />
abroad, such as those in Egypt, Turkey, and Bangladesh.<br />
Table 3 highlights that construction times, from start<br />
to grid connection, exceed 90 months in most cases,<br />
except in Japan. The long duration of the construction<br />
phase remains a critical challenge <strong>for</strong> nuclear power<br />
development. Key takeaways from recent data include:<br />
✔ Construction practices vary significantly across<br />
countries like Japan, the UAE, Canada, the USA,<br />
Finland, and Russia.<br />
✔ Time from first criticality to grid connection is<br />
typically short.<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
55<br />
✔ First-of-a-kind (FOAK) NPPs generally require more<br />
time, but multi-unit sites see improved efficiency<br />
over time.<br />
✔ New nuclear nations face additional delays due to<br />
on boarding, training, and work<strong>for</strong>ce development.<br />
✔ Extremely long gaps between units, as seen in the<br />
U.S. (Vogtle), complicate projects and increase risks.<br />
✔ Construction times over 107 months are too long,<br />
with stakeholder dynamics shifting during such<br />
extended periods.<br />
Despite these challenges, lessons learned from longer<br />
projects are valuable <strong>for</strong> future nuclear developments.<br />
13. Technical and non-technical factors<br />
About twenty key technical factors contribute to the<br />
construction cost of a new nuclear plant well understood<br />
by stakeholders. Beyond the plant itself, nontechnical<br />
factors, such as sustained investments and<br />
social acceptance, are also crucial. Over the past<br />
40-50 years, key cost-impacting factors have evolved.<br />
Given the urgency around climate change and energy<br />
security, the need to construct nuclear plants has<br />
resurfaced despite ongoing concerns.<br />
Tokuhiro, Genco, and Gomez-Fernandez examined<br />
both technical and non-technical challenges <strong>for</strong> Small<br />
Modular Reactor (SMR) development [52] , citing the NEA/<br />
OECD [53] , which highlights areas requiring time, ef<strong>for</strong>t,<br />
and funding. Recent nuclear projects (e.g., Sanmen,<br />
Vogtle, Olkiluoto) show that overnight construction<br />
costs typically follow four phases: developmental, rapid<br />
learning, normal learning, and extended learning.<br />
Construction costs varied from US$2410 to US$8620<br />
per kWe. For a reference plant with a 60-year life<br />
and a 9 % discount rate, 67 % of the Levelized Cost of<br />
Electricity comes from financing, and EPC costs range<br />
from US$2800 to US$4600/kWe.<br />
14. First to Nth of a Kind (FOAK, NOAK)<br />
Considerations<br />
Considering NEA/OECD technical and non-technical<br />
factors, we identify ten key contributors to the total cost<br />
of new nuclear builds, including Small Modular<br />
Reactors (SMRs). The highest risk is associated with<br />
first-of-a-kind (FOAK) plants, while cost reductions <strong>for</strong><br />
nth-of-a-kind (NOAK) plants often emerge 4 to 5 builds<br />
or 10-20 years later, maintaining uncertainty. The<br />
ten factors are flexible and interchangeable. Table 4<br />
presents six scenarios (A to F) with varying cost-saving<br />
potentials <strong>for</strong> FOAK SMRs, though institutional factors,<br />
often undisclosed due to competitive reasons, can<br />
impact overall savings <strong>for</strong> SMR and Micro-Modular<br />
Reactors (MMRs).:<br />
⁃ Scenario A. Provides equal, moderate cost saving,<br />
5%, <strong>for</strong> each cost-saving aspect. The total cost saving<br />
is assumed to hold cumulative impact, thus 50 %.<br />
⁃ Scenario B. Provides equal cost-savings in five<br />
aspects as noted at 10 % and moderate cost-savings,<br />
at 5 % in the remaining five aspects. Note that any<br />
five can be selected <strong>for</strong> 5 % or 10 % cost-savings and<br />
totals, 75 %. The total cost saving here is significant.<br />
⁃ Scenario C. Provides equal cost-savings in one<br />
aspect as noted at 10 % and moderate cost-savings,<br />
at 5 % in the remaining nine aspects. Note that any<br />
one-nine aspects can be selected <strong>for</strong> 5 % or 10 %<br />
cost-savings and totals, 55 %.<br />
⁃ Scenario D. Provides equal cost-savings in three<br />
aspects as noted at 10% and moderate cost-savings,<br />
at 5 % in the remaining sever aspects. Note that any<br />
three/seven can be selected <strong>for</strong> 5 % or 10 % cost-<br />
savings and totals, 59 %.<br />
# Scenarios >>> Scenario Scenario Scenario Scenario Scenario Scenario<br />
Cost factor savings below<br />
A, % B, % C, % D, % E, % F, %<br />
1 Design, integrations 5 10 10 10 3 1<br />
2 Advance manufacturing 5 10 9 10 3 5<br />
3 Construction QA/QC 5 10 8 10 3 1<br />
4 Certification/licensing 5 10 7 5 3 1<br />
5 Modularization 5 10 6 5 3 5<br />
6 Exclusion/emergency size 5 5 5 5 3 1<br />
7 Operational, security 5 5 4 5 3 1<br />
8 Innovation, VR/AR, AI/ML 5 5 3 3 3 1<br />
9 Work<strong>for</strong>ce, safety/accidents 5 5 2 3 3 5<br />
10 Overall, FOAK to NOAK 5 5 1 3 3 1<br />
11 Total % savings 50 75 55 59 30 22<br />
12 % of original cost 50 25 45 61 70 78<br />
13 Change to original cost, FOAK, assumed at US$5B 2.5 1.25 2.25 3.05 3.5 3.9<br />
Tab. 4<br />
Scenarios and ten potential cost reductions <strong>for</strong> FOAK (to NOAK) SMR.<br />
Vol. 69 (2024)
56<br />
<br />
Operation and New Build<br />
⁃ Scenario E. Provides equal, moderate cost saving,<br />
3 %, <strong>for</strong> each cost-saving aspect. The total cost<br />
saving is assumed to hold cumulative impact, thus<br />
50 %.<br />
⁃ Scenario F. This scenario assumes cost-savings in<br />
three aspects with the highest promise of advancements,<br />
while expecting, either time or ef<strong>for</strong>t consuming<br />
smaller gains (1 %) in all other aspects.<br />
Gains in Advance Manufacturing, Modularization<br />
and Work<strong>for</strong>ce/Accident (scenarios and thus) Safety<br />
were selected here. However, any three can be<br />
select to give a total cost saving of 22 %.<br />
15. Cost Reductions, Uncertainties and Scenarios<br />
The six scenarios are summarized as follows: Scenarios<br />
A and E show 5 % and 3 % cost savings from all ten<br />
factors, resulting in overall reductions of 50 % and<br />
30 %, respectively. Scenarios B, C, D, and F show<br />
significant reductions from selected factors: five factors<br />
(Scenario B), one factor (Scenario C), three top factors<br />
(Scenario D), and three select factors (Scenario F).<br />
Scenario F demonstrates a 22 % reduction, with a<br />
distribution of advancements (1 % or 5 %). Table 4 outlines<br />
ten cost-saving factors <strong>for</strong> SMRs (FOAK to NOAK),<br />
categorized into primary through switchyard systems.<br />
These factors are then noted as applicable (X) or not<br />
applicable [NA] based on provisional assumption as<br />
follows:<br />
⁃ That advances in advanced manufacturing techniques<br />
<strong>for</strong> the Primary System, and especially the<br />
core will require time and ef<strong>for</strong>t because of the<br />
need <strong>for</strong> regulatory approval. It is thus noted as, not<br />
applicable [NA].<br />
⁃ That the exclusion and/or emergency planning<br />
zone requirements are defined by various national,<br />
State/Provincial and regional requirements, and regulations<br />
<strong>for</strong> a larger reactor may be accepted in the<br />
interim, while regulatory approval <strong>for</strong> a smaller<br />
EPZ is sought. This applies <strong>for</strong> Secondary, Tertiary<br />
areas of the NGS but not <strong>for</strong> the switchyard that<br />
may be pre-determined in some manner.<br />
⁃ As well changes in reactor design, design integration,<br />
modularization, exclusion/emergency (planning<br />
zone) size and operational security are<br />
assumed to be pre- determined and there<strong>for</strong>e<br />
decided, either in the Primary or Secondary system<br />
design.<br />
⁃ Finally, all factors listed other than exclusion/emergency<br />
size, operational, security, and work <strong>for</strong>ce<br />
safety/accidents are assumed to be independent nor<br />
impacted by the other factors.<br />
For emerging nuclear nations, support from international<br />
organizations like the IAEA is crucial,<br />
parti cularly regarding work<strong>for</strong>ce development, as<br />
noted in Table 5. Five key factors – engineering and<br />
design (E&D), regulatory application (RA), construction<br />
and supply chain (CN/SC), environmental assessment<br />
(EAA), and financing and investments (F&I – synergistically<br />
align in system-level operations. Although<br />
issues like transitioning coal plants to nuclear and<br />
corruption in infrastructure are important, they are<br />
omitted due to ongoing developments [54] . Tokuhiro,<br />
Tab. 5<br />
Representative ef<strong>for</strong>t and time commitment table of a new reactor concept, with E&D, lasting 10-years, be<strong>for</strong>e<br />
regulatory application (RA) lasting 5-years (60 months), and construction lasting 5-years (60 mo). Other key,<br />
integrated tasks, as noted below as “low, high, very high” activity. Activity level are unverified, and are thus, qualitative.<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
57<br />
Genco, and Gomez- Fernandez, building on works by<br />
Tverdsky and Kahnemann [55] , and Yemm et al. [56] ,<br />
highlight complexities in decision-making under<br />
uncertainty.<br />
16. Conclusion<br />
In conclusion, Small Modular Reactors (SMRs) and<br />
larger nuclear plants offer substantial potential <strong>for</strong><br />
providing low-carbon, reliable energy while supporting<br />
local and regional sustainable development. However,<br />
the global deployment of SMRs demands<br />
careful consideration of environmental, economic,<br />
and social factors, alongside robust regulatory<br />
frameworks, public engagement, and international<br />
cooperation. These factors are particularly relevant<br />
in regions where open discourse on energy, climate<br />
change, and nuclear technology risks is possible.<br />
Even in the absence of such discourse, sustained<br />
financial investment remains critical, regardless of<br />
political changes, to ensure the SMR’s long-term<br />
operational success.<br />
Key environmental considerations include minimizing<br />
greenhouse gas emissions, safely handling<br />
radioactive materials, and managing nuclear waste.<br />
Economic factors focus on cost reduction, efficiency<br />
improvements, and securing investment <strong>for</strong> SMR<br />
deployment. Social considerations encompass public<br />
engagement, stakeholder involvement, social equity,<br />
and the support of local economies.<br />
Several methodologies, such as life cycle assessments<br />
and multi-criteria decision analysis, help<br />
assess the sustainability of SMRs. <strong>International</strong><br />
initiatives like the IAEA, NEA, and IFNEC foster<br />
cooperation and promote best practices. For sustainable<br />
SMR deployment, a holistic approach – addressing<br />
environmental, economic, and social factors – is<br />
necessary to ensure that SMRs contribute to a low-<br />
carbon, sustainable energy system that promotes<br />
economic development and social equity.<br />
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Authors<br />
Professor Naima Amrani<br />
Department of Physics, Faculty of Sciences, Setif-1<br />
University, and<br />
Dosing, Analysis and Characterization in High-Resolution<br />
Laboratory,<br />
Ferhat ABBAS, Setif, Algeria<br />
Naima2073@yahoo.fr<br />
Naima Amrani is Full Professor, Department of Physics,<br />
at the University of Ferhat ABBAS, Sétif-1, Algeria.<br />
She currently researches nuclear transmutation of<br />
long-lived fission products in fast nuclear reactors,<br />
and holds particular interest, in beta-decay theory,<br />
weak interactions and neutrino-nucleus phenomena.<br />
She is also interested in the application of the optically-stimulated<br />
luminesence technique, as well as small<br />
modular reactors design and applications.<br />
Professor Akira Tokuhiro<br />
Professor at the Faculty of Engineering and Applied<br />
Science<br />
Ontario Tech University, Ontario, Canada<br />
akira.tokuhiro@ontariotechu.ca<br />
Akira Tokuhiro is Professor in the Faculty of Energy<br />
Systems and <strong>Nuclear</strong> Science at Ontario Tech University<br />
in Oshawa, Ontario, Canada. His primary R&D<br />
interests are in development of advanced reactor concepts,<br />
including small modular reactors. He joined<br />
Ontario Tech University from NuScale <strong>Power</strong>. He has<br />
nuclear and energy R&D experiences in Switzerland,<br />
Japan, USA and Canada.<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
59<br />
Entwicklung und Validierung<br />
einer Rechenkette zur Simulation<br />
von Micro Modular Reactors<br />
› Andreas Schaffrath, Jérémy Bousquet, Daniel Eckert, Norman Dünne, Andreas Wielenberg,<br />
Fabian Weyermann, Jörg Starflinger, Jakub Dariusz Bronik, Michael Buck, Viktoriia Gasanova,<br />
Markus Hofer, Rudi Kulenovic, Ruggero Meucci, Matthias Peiretti<br />
Mikroreaktoren (englisch Micro (Modular) Reactors oder kurz MMRs) sind eine<br />
Untergruppe der Small Modular Reactors (SMRs) mit elektrischen Leistungen kleiner<br />
10 MWel [1] . Diese können sowohl mobil als auch stationär zur Strom- und<br />
Wärmeversorgung in entlegenen Gebieten ohne Anbindung an ein Stromnetz bzw. in<br />
Katastrophengebieten betrieben werden. MMRs sollen perspektivisch energieintensive<br />
Technologien ersetzen, die fossile Brennstoffe nutzen und hohe Betriebs- und Logistikkosten<br />
haben. Ausgewählte Beispiele für den geplanten Einsatz sind:<br />
⁃ Bruce <strong>Power</strong> und Westinghouse haben zusammen<br />
eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, bei der Entwicklung<br />
des transportablen MMRs eVinci für die<br />
Strom- und Wärmeversorgung von Industrie und<br />
Siedlungen im Norden Kanadas [2] .<br />
⁃ Die NASA beabsichtigt im Weltraum MMRs zur<br />
Strom- und Wärmeproduktion (z.B. in großen<br />
Satelliten oder bei Missionen zu anderen Himmelskörpern)<br />
zu nutzen [3] .<br />
⁃ Das US-Militär plant den Einsatz von MMRs zur<br />
Strom- und Wärmeversorgung im Feld und in<br />
Katastrophengebieten [4] .<br />
Vor diesem Hintergrund werden derzeit MMRs speziell<br />
in den USA aber auch in China [5] und Korea [6] intensiv<br />
er<strong>for</strong>scht und weiterentwickelt. Die Wirtschaftlichkeit<br />
von MMRs soll durch Serienproduktion (möglichst<br />
mit einer Fertigungsstraße in einer Fabrik) erreicht<br />
werden, so dass die Vorteile der Serienproduktion die<br />
Nachteile für die fehlende Economy of Scale ersetzen<br />
können. Durch die zahlreichen und finanzstarken<br />
potenziellen Nutzer ist mittelfristig die Realisierung<br />
ausgewählter MMR-Konzepte wahrscheinlich.<br />
Kurzbeschreibung der MMR Technologie<br />
Gemäß IAEA [1] sind zwölf der 80 SMR-Designs MMRs,<br />
davon sind aber nicht alle transportabel. Der Aufbau<br />
der verschiedenen MMR-Designs ist meist ähnlich,<br />
typische technische Merkmale sind:<br />
⁃ eine Zykluslänge bis zu 3 Jahren, ein geringes<br />
Kerninventar, eine Anreicherung < 20 %, ggf. die<br />
Verwendung von TRISO-Brennstoff,<br />
⁃ hohe Kernaustrittstemperaturen bis 700 °C, druckloses<br />
Kühlmittel (zumeist flüssiges Kalium),<br />
⁃ der passive Wärmetransport mittels mit Flüssigmetall<br />
gefüllten Heat Pipes oder Thermosiphons,<br />
oder auch Naturumlauf mit Helium als Arbeitsmedium,<br />
⁃ ein innovatives Turbinenkonzept (Varianten mit<br />
Dampf oder Helium oder überkritischem CO 2 bzw.<br />
mit Hilfe des Joule Kreisprozesses mit Luft werden<br />
diskutiert),<br />
⁃ ggf. passive Nachwärmeabfuhr durch Heat Pipes<br />
oder Thermosiphons an die Umgebungsluft.<br />
Zu den zwölf von der IAEA in [1] aufgeführten MMRs<br />
sind nur wenige Daten öffentlich zugänglich. Nachfolgend<br />
ist daher exemplarisch der Aufbau eines<br />
MMRs am Beispiel des akademischen Konzeptes Special<br />
Purpose Reactor (SPR) des Los Alamos National<br />
Laboratory (LANL) und Westinghouse [7] beschrieben.<br />
Basierend auf dem SPR entwickelte Westinghouse<br />
später den eVinci [8] weiter, folglich besitzt der eVinci<br />
viele Elemente des SPR. Dieses Design ist zudem<br />
transportabel.<br />
Der Kern des SPR besitzt eine thermische Leistung von<br />
ca. 5 MW und ist in Bild 1 dargestellt. Er besteht aus<br />
einem massiven Edelstahlblock mit 6 Segmenten, in<br />
denen ca. 2100 Brennstäbe sowie ca. 1200 Heat Pipes<br />
angeordnet sind. Im Zentrum des Stahlmonolithen<br />
befindet sich ein zentraler Kanal, für Elemente (hier<br />
einem Stab sowie einem Hohlzylinder) zur Notabschaltung.<br />
Um den Stahlmonolith befindet sich ein<br />
Al 2 O 3 Reflektor, in dem drehbare Kontrollelemente<br />
(sog. Control Drums) mit Absorbermaterialien für eine<br />
Leistungsregelung untergebracht sind. Weiter außen<br />
ist der Reflektor von einem der Kernbehälter sowie<br />
einer Strahlungsabschirmung umgeben.<br />
Vol. 69 (2024)
60<br />
<br />
Operation and New Build<br />
Bild 1<br />
Prinzipieller Aufbau des SPR Kerns [9]<br />
Bild 2<br />
Prinzipieller Aufbau des SPR [9]<br />
Die Heat Pipes sind je ca. 4 m lang und mit Kalium bei<br />
leichtem Unterdruck gefüllt. Sie transportieren die<br />
Wärme rein passiv und ohne bewegliche Teile aus dem<br />
Reaktorkern an einen Primärwärmetauscher (siehe<br />
Bild 2), der an einem Wärmekreislauf angeschlossen<br />
ist. Es existieren verschiedene Turbinenkonzepte (mit<br />
Dampf, Helium oder überkritischem CO 2 bzw. mit Hilfe<br />
des Luft-Brayton-Cycles). Die Nachwärmeabfuhr erfolgt<br />
über einen gesonderten Wärmeübertrager.<br />
Adaption und Validierung der GRS-Rechenkette<br />
zur Simulation von MMR<br />
Die grundsätzliche Anwendbarkeit der GRS-Rechenkette<br />
auf SMR wurde in [10] dargestellt und bewertet. Für<br />
die Simulation von MMRs sind die Codes FENNECS<br />
(Neutronenkinetik) und AC²/ATHLET (Thermohydraulik)<br />
von Bedeutung. FENNECS (Finite ElemeNt<br />
NEutroniCS code) ist ein stationärer und zeitabhängiger<br />
3D-Weniggruppen-Neutronenkinetikcode auf der Basis<br />
der Finite-Elemente-Methode (FEM) für die Transportgleichung<br />
in Diffusionsnäherung [11] . Seine geometrische<br />
Flexibilität ermöglicht die Modellierung<br />
komplexer und unregelmäßiger Geometrien von<br />
MMRs, von kleinen modularen Reaktoren sowie<br />
von anderen innovativen Reaktorkonzepten. Eine<br />
Kopplung zu AC²/ATHLET ist vorhanden. Der Systemcode<br />
ATHLET wird im GRS-Programmpaket AC² für die<br />
Simulation der Thermohydraulik in Kernkraftwerken<br />
der Generationen II bis IV sowie SMR entwickelt,<br />
validiert und angewendet [12] . ATHLET wurde erfolgreich<br />
auf wassergefüllte Thermosiphons angewandt [13] .<br />
Mit der zuvor kurz beschriebenen Rechenkette können<br />
MMR mit Kühlung durch Flüssigmetall-gefüllte Heat<br />
Pipes derzeit nicht vollständig simuliert werden, weil<br />
spezifische thermohydraulische Modelle speziell für<br />
die Heat Pipes fehlen. Folglich sind vor einer (gekoppelten)<br />
Anwendung von FENNECS und AC²/ATHLET<br />
für Sicherheitsanalysen zunächst umfangreichere<br />
Entwicklungs- und Validierungsschritte er<strong>for</strong>derlich.<br />
Diese sind:<br />
⁃ die Erstellung eines 3D-Neutronik-Modells für<br />
Analysen mit dem GRS-Code FENNECS und Qualifizierung<br />
gegen publizierte Referenzdaten (z.B. der<br />
frei zugänglichen Designstudie des SPRs),<br />
⁃ Weiterentwicklung von AC²/ATHLET Modellen zur<br />
Simulation Kalium-gefüllter Heat Pipes,<br />
⁃ Validierung von AC²/ATHLET gegen Experimente<br />
sowie Qualifizierung gegen publizierte Referenzmessungen<br />
für Kalium-gefüllte Heat Pipes (hierbei<br />
wird konsequent darauf geachtet, dass die Daten<br />
für die Modellentwicklung nicht auch für die<br />
Validierung verwendet werden),<br />
⁃ Erweiterung der experimentellen Datenbasis durch<br />
Experimente beim IKE Stuttgart (inkl. Fertigung der<br />
auszumessenden Heat Pipes z. B. mittels im Rahmen<br />
des BMBF Vorhabens SIFEKO entwickelter additiver<br />
Fertigungsverfahren [14] ),<br />
⁃ Weiterentwicklung von AC²/ATHLET für CO 2 und<br />
Luft-basierte Joulekreisläufe als betriebliche<br />
Wärme abnahme zur Stromerzeugung,<br />
⁃ Spezifikation eines konsistenten MMR-Modells und<br />
Qualifizierung der Rechenkette durch integrale<br />
Simulationen des Betriebs- und Störfallverhaltens<br />
des MMR.<br />
Hinter jedem der zuvor beschriebenen Teilschritte<br />
verbergen sich wiederum zahlreiche Einzelschritte.<br />
Aus Platzgründen werden an dieser Stelle exemplarisch<br />
nur die Arbeiten zur<br />
⁃ Weiterentwicklung von AC²/ATHLET für MMR mit<br />
Kalium-gefüllten Heat Pipes sowie die<br />
⁃ Erweiterung der experimentellen Datenbasis durch<br />
Experimente am IKE Stuttgart<br />
im Detail untersetzt. Die Weiterentwicklung von<br />
AC²/ATHLET für MMR mit Kalium-gefüllten Heat Pipes<br />
er<strong>for</strong>dert u. a.<br />
⁃ die Implementierung von Kalium als zweiphasiges<br />
Arbeitsmedium in Anlehnung an Natrium mit<br />
thermophysikalischen Stoffwerten und Transportgrößen,<br />
⁃ die Überprüfung und ggf. Verbesserung der in<br />
AC²/ATHLET enthaltenen Schließungsgleichungen<br />
für Verdampfung und Kondensation,<br />
⁃ die Adaption von Auswahllogiken und Strömungskarten<br />
für das Arbeitsmedium Kalium für repräsentative<br />
Betriebsbedingungen von MMR,<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
61<br />
⁃ den Einbau und Optimierung spezifischer Wärmeübergangskorrelationen<br />
und spezifischer Druckverluste<br />
sowie Auswahllogiken für Kalium-gefüllte<br />
Heat Pipes,<br />
⁃ Entwicklung und Einbau eines geeigneten Modells<br />
für die Berücksichtigung der Oberflächenstrukturen<br />
insbesondere auf der Innenseite des Heat Pipes,<br />
⁃ die Verbesserung von Korrelationen für weitere<br />
MMR‐Komponenten: Implementierung und Verifizierung<br />
weiterer MMR-spezifischer Modellverbesserungen<br />
aus der Literatur in ATHLET, wie z. B.<br />
verbesserte Wärmeübergangskorrelationen für<br />
einen stagnierenden Flüssigmetall-Pool, Materialeigenschaften<br />
für den Stahlmonolithen und die<br />
Heat Pipes, Rückwirkungskoeffizienten für den<br />
Al 2 O 3 -Reflektor sowie die drehbaren Kontrollelemente<br />
(control drums)<br />
⁃ sowie die Validierung und ggf. Optimierung der<br />
Modellerweiterungen anhand der neuen Experimente<br />
des IKE.<br />
Die Erweiterung der experimentellen Datenbasis umfasst<br />
u.a.<br />
⁃ das Design sowie die Fertigung der Wärmerohre<br />
und den Aufbau und Inbetriebnahme des Versuchsstands,<br />
⁃ die Durchführung von Experimenten gemäß einer<br />
noch zu entwickelnden und mit dem Codeanwender<br />
und -validierer abzustimmenden Testmatrix (derzeit<br />
sind Versuche mit 3 verschiedenen Heat Pipe<br />
Varianten und bei fünf verschiedenen Neigungswinkeln<br />
von 0° bis 90° sowie verschiedene Lastzuständen<br />
(Anfahren, stationäre Teillast, Volllast,<br />
Lastwechselrampen, Umschalten von betrieblicher<br />
Kühlung auf Nachwärmeabfuhr geplant)),<br />
⁃ Auswertung und Darstellung der Ergebnisse in sog.<br />
Quicklook Reports (QLR) und zeitnahe Verfügbarmachung<br />
der Messdaten im Projekt,<br />
⁃ Datenanalyse, Simulation einer Korrelation zur<br />
Charakterisierung von Heat Pipes in Abhängigkeit<br />
relevanter Parameter.<br />
Forschungsverbund MISHA und sein Beitrag<br />
zum Kompetenzerhalt sowie Aufbau<br />
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) fördert seit 2022 das Verbundvorhaben<br />
MISHA (Modellierung von Innovativen Micro Modular<br />
Reactors mit Kalium Heat Pipes mit der nuklearen<br />
Rechenkette der GRS) die Erweiterung und Validierung<br />
der nuklearen Rechenkette der GRS für diese MMRs.<br />
Die beiden Projektpartner (das Institut für Kernenergetik<br />
IKE der Universität Stuttgart sowie die<br />
Gesellschaft für Anlagen und Reaktorsicherheit<br />
GRS gGmbH) sowie andere an dieser Thematik interessierte<br />
nationale und internationale Organisationen<br />
werden damit in die Lage versetzt, unabhängig eigene<br />
Sicherheitsanalysen durchzuführen, diese sicherheitstechnisch<br />
zu bewerten und Kompetenzen zu<br />
MMRs weiter aufzubauen. Die Arbeiten innerhalb dieses<br />
Vorhabens sehen vier Promotionen vor. Die<br />
Themenschwer punkte der einzelnen Doktorarbeiten<br />
sowie deren Verzahnung ergeben sich anhand des in<br />
Bild 3 dargestellten Netzplans. Im Rahmen des Vorhabens<br />
fließen ferner Ergebnisse anderer Forschungsvorhaben<br />
(wie z. B. des BMBF Vorhabens SIFEKO [14] ,<br />
das weiter unten kurz beschrieben ist) ein, die relevant<br />
für MISHA sind.<br />
Bild 3<br />
Netzplan des Forschungsverbundes MISHA, Themen der geplanten Doktorarbeiten sowie deren Verknüpfung<br />
Vol. 69 (2024)
62<br />
<br />
Operation and New Build<br />
Ergebnisse<br />
Der Forschungsverbund MISHA hat zum aktuellen<br />
Zeitpunkt ca. ein Drittel der geplanten Bear beitungszeit<br />
von 4 Jahren erreicht. Bislang wurden zahlreiche<br />
wichtige Teilziele erreicht, auf die im Rahmen der<br />
KERNTECHNIK 2024 in drei Vorträgen sowie drei<br />
weiteren Posterpräsentationen im Detail ein gegangen<br />
wurde.<br />
Die einzelnen Arbeiten zu MISHA sowie weitere<br />
für MISHA relevante Arbeiten im Rahmen anderer<br />
Vorhaben lassen sich wie folgt übergeordnet zusammenfassen:<br />
⁃ Auf der Basis des SPR wurde ein Referenzdesign für<br />
das MISHA-Vorhaben abgeleitet und fehlende Daten<br />
abgeschätzt und ergänzt.<br />
⁃ Für das Referenzdesign wurde ein 3D-Neutronik-<br />
Modell für Analysen mit dem GRS-Code FENNECS<br />
erstellt. Die Reaktivitätskoeffizienten wurden<br />
mit dem Programm SERPENT für verschiedene<br />
Anlagen zustände (verschiedene Positionen der<br />
Control-Drums) bestimmt. Bei ausrotierten Control-<br />
Drums stimmen die Ergebnisse mit der Referenzlösung<br />
gut überein, bei einrotierten Control-Drums<br />
gibt es noch Abweichungen, die derzeit näher<br />
untersucht werden [15] .<br />
⁃ Für Kalium wurden Stoffwertefunktionen in AC²/<br />
ATHLET implementiert und mit der so erweiterten<br />
Version von AC²/ATHLET erste Simulationen durchgeführt<br />
und die Ergebnisse plausibilisiert. Zukünftig<br />
werden die AC²/ATHLET Modelle verbessert, um die<br />
Wärmeübertragung sowie die axiale Wärmeleitung<br />
in der Flüssigmetallphase sowie die Zweiphasenströmung<br />
in den Heat Pipes realistischer zu beschreiben.<br />
Erste Versuche haben gezeigt, dass die<br />
Wärmeübertragungsraten unterschätzt werden.<br />
Zusätzlich sind noch numerische Probleme zu<br />
lösen [16] .<br />
⁃ Im Rahmen des BMBF Vorhabens SIFEKO werden<br />
Technologien für die additive Fertigung von Kaliumgefüllten<br />
Heat Pipes entwickelt. Hiermit können<br />
Heat Pipes für MISHA flexibel gestaltet und mit<br />
komplexen Details hergestellt werden. Erste Muster<br />
wurden bereits hergestellt und verschiedenen<br />
Tests (u.a. Dichtheits- Quetsch- und Elektronenstrahl<br />
Schweißversuche) unterzogen [14] .<br />
⁃ Am IKE wird ein Versuchsstand zum Testen der mit<br />
Flüssigmetall gefüllten Heat Pipes ausgelegt und<br />
auf gebaut. Alle relevanten Betriebsbedingungen<br />
sowie geometrischen Anordnungen der Heat Pipes<br />
lassen sich simulieren. Die zu testenden Heat Pipe-<br />
Prototypen sollen unterschiedliche innere Oberflächen<br />
(glatte Oberfläche, mehrlagiges Maschensieb<br />
z. T. mit einer Bedeckung mit Rillen) besitzen<br />
und unter ver schiedenen Randbedingungen (z. B.<br />
Temperatur, Kippwinkel, Wärmezufuhr usw.) getestet<br />
werden [17] . Der Versuchstand ist modular<br />
aufgebaut, so dass nicht nur die 4 m langen Heat<br />
Pipes des SPR-Konzeptes, sondern auch kürzere<br />
Heat Pipes aus der additiven Fertigung untersucht<br />
werden können.<br />
⁃ An der Versuchsanlage SCARLETT (Supercritical<br />
CARbon dioxide Loop at IKE StuTTgart) wird eine<br />
experimentelle Studie zum kritischen Wärmestrom<br />
(CHF) sowie Post-CHF von CO 2 durchgeführt. Die<br />
Versuche wurden bei reduzierten Drücke größer<br />
0,7, Massenströmen von 250 bis 3000 kg/s und<br />
Wärmeströmen von 40 bis 220 kW/m² durchgeführt.<br />
Es wurden Versuche für sog. Filmsieden (DNB) bzw.<br />
Austrocknen (LFD) durchgeführt und für beide<br />
Phänomene interessante Daten nicht nur für die<br />
AC²/ATHLET Modellerweiterung und -validierung<br />
aufgenommen [18] .<br />
⁃ Der sCO 2 -Kreislauf wurde in ATHLET abgebildet,<br />
wobei der Schwerpunkt auf der genauen Modellierung<br />
der Turbomaschinen lag. Die Per<strong>for</strong>mance<br />
Maps (PM) werden mit bikubischen Spline-<br />
Algorithmen approximiert, um die Genauigkeit<br />
zu erhöhen. Darüber hinaus wird ein Realgasähnlichkeitsansatz<br />
verwendet, um wechselnde<br />
thermodynamische Einlassbedingungen zu berücksichtigen<br />
[19] .<br />
Maßnahmen zur Kompetenzentwicklung<br />
Die zuvor beschriebenen Projekte und Arbeiten leisten<br />
einen vorbildlichen Beitrag zur Kompetenzent wicklung<br />
von Nachwuchswissenshaftlern/-innen. Die Promovierenden<br />
werden bereits heute in die bestehenden<br />
Promovierendennetzwerke integriert. Sie besuchen<br />
regelmäßg Schulungen und Weiterbildungsmaßnehmen,<br />
unter anderem die KONTEC oder die Kerntechnik.<br />
Es sind wechselseitige Besuchswochen vorgesehen.<br />
Numeriker sollen vor Ort selbst sehen, wie<br />
experimentelle Daten generiert und bearbeitet werden.<br />
Andererseits sollen auch Experimentatoren die<br />
nukleare Rechenketten kennen- und anwenden lernen.<br />
Ein besonderer Höhepunkt ist das von den Promovierenden<br />
selbst organsierte Promovierendenseminar,<br />
das jährlich an einem anderen Ort stattfindet. Dieses<br />
große Netzwerkevent trägt wesentlich zum fachlichen<br />
Austausch der Promovierenden bei und fördert die<br />
Vernetzung untereinander.<br />
Zusammenfassung<br />
Der vorliegende Beitrag beschreibt den aktuellen<br />
Zwischenstand der Arbeiten des vom Bundesministeriums<br />
für Bildung und Forschung geförderten<br />
Forschungsverbundes MISHA. Ziel des Verbundes ist<br />
die Erweiterung und Validierung und Anwendung<br />
von Rechenprogrammen zur Simulation von MMR.<br />
Hiermit werden die beiden Projektpartner IKE und GRS<br />
in die Lage perspektivisch versetzt, eigene unabhängige<br />
Sicherheitsanalysen zu transportablen, Heat Pipe gekühlten<br />
MMRs durchzuführen sowie deren Sicherheitskonzept<br />
und Risiken bei deren Betrieb und Transport<br />
zu bewerten. Im Rahmen des Vorhabens sind u.a. vier<br />
Promotionen sowie zahlreiche Masterarbeiten geplant.<br />
Somit liefert das Vorhaben einen substanziellen Beitrag<br />
zum Kompetenzerhalt und -aufbau zu dieser Thematik.<br />
Ausgabe 6 › November
Operation and New Build<br />
63<br />
Danksagung<br />
Die hier vorgestellten Arbeiten wurden durch das<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)<br />
im Rahmen der Forschungsvorhabens MISHA (02 NUK<br />
074A/B) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe<br />
(PTKA) betreut. Die Verantwortung für den Inhalt<br />
dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.<br />
Referenzen<br />
Autoren<br />
Dr. Andreas Schaffrath<br />
Leiter des Bereichs Sicherheits<strong>for</strong>schung<br />
Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit<br />
(GRS) gGmbH<br />
andreas.schaffrath@grs.de<br />
Dr. Andreas Schaffrath ist seit 2013 Leiter des Bereichs<br />
Sicherheits<strong>for</strong>schung bei der Gesellschaft für<br />
Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH. Zuvor<br />
war er von 2003 bis 2013 beim TÜV NORD e.V. sowie<br />
der SysTec GmbH & Co. KG tätig, wo er mehrere Leitungspositionen<br />
innehatte. Seine berufliche Laufbahn<br />
begann Dr. Schaffrath als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Institut für Sicherheits<strong>for</strong>schung des Forschungszentrums<br />
Rossendorf e.V., wo er von 1997 bis<br />
2002 tätig war. Zuvor hatte er seine Promotion am<br />
Institut für Sicherheits<strong>for</strong>schung des Forschungszentrums<br />
Jülich abgeschlossen.<br />
[1] IAEA (Hrsg.). Advances in Small Modular Reactor Technology Developments,<br />
A Supplement to: IAEA Advanced Reactors In<strong>for</strong>mation System<br />
(ARIS), 2022 Edition. 2022.<br />
[2] <strong>Nuclear</strong> Engineering. Canada and US show growing interest in SMRs, 2020<br />
https://www.neimagazine.com/features/<br />
featurescanada-and-us-show-growing-interest-in-smrs-8190132/n<br />
[3] Lee S. Mason, Comparison of energy conversion technologies <strong>for</strong> space<br />
nuclear power sys-tems, NASA/TM-2019-219935, 2019.<br />
[4] US Department of Defense, Defence Science Board. Task <strong>for</strong>ce on energy<br />
systems <strong>for</strong> <strong>for</strong>ward/remote operating bases, Final Report, 2016<br />
[5] X. Liu, et al. Core thermal-hydraulic evaluation of a heat pipe cooled<br />
nuclear reactor, Annals of <strong>Nuclear</strong> Energy, Volume 142, 2020<br />
[6] Y. Jae Choi, et al. Conceptual design of reactor system <strong>for</strong> hybrid micro<br />
modular reactor (H-MMR) using potassium heat pipe, <strong>Nuclear</strong> Engineering<br />
and Design, Volume 370, 2020<br />
[7] P. McClure, et al. Design of Megawatt <strong>Power</strong> level heat pipe reactors,<br />
LA-UR-15-28840 (Los Alamos, NM: LANL, 2015)<br />
[8] Schweizer <strong>Nuclear</strong><strong>for</strong>um, Fortschritte beim eVinci-Mikroreaktor von<br />
Westinghouse, Website, Februar 2023, https://www.nuklear<strong>for</strong>um.cd/de/<br />
news/<strong>for</strong>tschritte-beim-evinci-mikroreaktor-von-westinghouse<br />
[9] K. P. Anath, et al. Portable special purpose nuclear reactor <strong>for</strong> remote<br />
operating bases and microgrids, Joint Service <strong>Power</strong> Expo, Virginia Beach,<br />
2017<br />
[10] A. Schaffrath, et al. SMRs — overview, international developments, safety<br />
features and the GRS simulation chain, Front. Energy (2021)<br />
[11] A. Seubert, et al. Recent advances of the FENNECS NEutroniCS Code <strong>for</strong><br />
Safety Asses-sment of (v)SMR, Generation IV and other innovative concepts,<br />
ANS M&C 2021<br />
[12] A. Wielenberg, et al. Recent improvements in the system code package AC2<br />
2019 <strong>for</strong> the safety analysis of nuclear reactors, <strong>Nuclear</strong> Engineering and<br />
Design (2019)<br />
[13] A. Krüssenberg, et al. Passive Lagerbeckenkühlung durch Wärmerohre<br />
– Verbesserung und Validierung numerischer Modelle, GRS-564, 2019<br />
[14] V. Gasanova, Innovative additive manufacturing of prototypical heat pipes<br />
<strong>for</strong> passive heat exchange in Small Modular Reactors, Kerntechnik, Leipzig,<br />
2024.<br />
[15] N. Dünne, et al. Neutronic modelling of the Special Purpose Reactor MMR<br />
with Serpent as a part of the MISHA project, Kerntechnik, Leipzig, 2024.<br />
[16] D. Eckert, et al. Development of a heat pipe model <strong>for</strong> ATHLET, Kerntechnik,<br />
Leipzig, 2024.<br />
[17] R. Meucci, et al. Advancing Mirco Modular reactor Safety: experimental<br />
analysis on liquid metal heat pipe prototypes in the MISHA Project,<br />
Kerntechnik, Leipzig, 2024.<br />
[18] J. D. Bronik, et al. Experimental investigation of heat transfer at and<br />
post-critical heat flux in CO2 flow at high subcritical pressures,<br />
Kerntechnik, Leipzig, 2024.<br />
[19] M. Peiretti, et al. Supercritical CO2 recuperated cycle part load operations<br />
employing turbine throttle valve, Kerntechnik, Leipzig, 2024.<br />
Prof. Dr. Jörg Starflinger<br />
Geschäftsführender Direktor des Instituts für Kernenergetik<br />
und Energiesysteme (IKE)<br />
Universität Stuttgart<br />
joerg.starflinger@ike.uni-stuttgart.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg Starflinger ist geschäftsführender<br />
Direktor des Instituts für Kernenergetik und Energiesysteme<br />
(IKE) an der Universität Stuttgart. Seine Forschung<br />
konzentriert sich auf die Kernenergietechnik,<br />
insbesondere auf die Sicherheit von Reaktoranlagen<br />
und thermohydraulische Simulationen. Zu seinen<br />
Lehrgebieten gehören Themen wie Reaktorphysik,<br />
Strahlenschutz und Reaktorsicherheit. Starflinger leitet<br />
am IKE verschiedene Forschungsprojekte, darunter<br />
Arbeiten zur Nutzung von überkritischem CO₂ in<br />
der Energietechnik. Neben seiner Tätigkeit als Institutsleiter<br />
ist er in zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen<br />
involviert, ist im Vorstand der Kerntechnischen<br />
Gesellschaft e. V. und engagiert sich in<br />
der Lehre zukünftiger Ingenieure im Bereich der<br />
Kerntechnik.<br />
Jérémy Bousquet, Daniel Eckert, Norman Dünne,<br />
Andreas Wielenberg, Fabian Weyermann<br />
Gesellschaft für Anlagen und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH<br />
Jakub Dariusz Bronik, Michael Buck, Viktoriia Gasanova,<br />
Markus Hofer, Rudi Kulenovic, Ruggero Meucci,<br />
Matthias Peiretti<br />
Institut für Kernenergetik und Energiesysteme (IKE)<br />
Vol. 69 (2024)
64<br />
<br />
Education and Training<br />
Studiengang<br />
<strong>Nuclear</strong> Applications M.Sc.<br />
Seit nunmehr über 20 Jahren bietet die FH Aachen an ihrem Standort in<br />
Jülich den erfolgreichen Studiengang „ Master of <strong>Nuclear</strong> Applications“<br />
an. Von Beginn an stand für den 4-semestrigen Studiengang dabei<br />
neben der <strong>International</strong>ität auch die Interdisziplinarität im Bereich nuklearer<br />
Anwendungen im Vordergrund. Das Modell ist bis heute einmalig, tragfähig<br />
und erfreut sich steter und wachsender Nachfrage.<br />
<strong>International</strong>ität<br />
Der Studiengang findet komplett und durchgehend in<br />
englischer Sprache statt – ein großer Vorteil, um von<br />
früh an neben der Sprache auch die internationalen<br />
Fachtermini kennenzulernen und damit zu arbeiten.<br />
Dies ermöglicht den Studierenden, im internationalen<br />
Umfeld erfolgreich zu agieren und weit über den<br />
deutschen Tellerrand hinauszuschauen. So haben<br />
bereits mehrere Studierende ihre Abschlussarbeiten in<br />
anderen Ländern geschrieben, z. B. an der Universität<br />
Liverpool oder am Institut TRIUMF in Kanada; durch<br />
eine Individualförderung der OECD erhalten zwei<br />
Studierende die Möglichkeit, mehrere Monate an der<br />
Universität Tokyo und in Fukushima zu arbeiten. Auch<br />
vom ERASMUS+ Austauschprogramm konnten bereits<br />
zahlreiche Studierende profitieren: Leeds, Groningen,<br />
Marseille, Berkeley und UC Davis sind einige der<br />
bekannten Ziele. Im Gegenzug gibt es auch Studierende<br />
aus anderen Orten, z. B. aus Ancona, die in Jülich ihr<br />
Wissen und ihre Fertigkeiten in der Entwicklung von<br />
TOF-PET Anwendungen im Rahmen von ERASMUS+<br />
erweitern.<br />
Es ist aber noch viel mehr als die Sprache: der<br />
Studiengang ist attraktiv für viele internationale<br />
Studierende und ist dabei ein Erfolgsmodell gelebter<br />
Internationalität. Studierende aus unterschiedlichsten<br />
Ländern und Kulturen bereichern den Studiengang<br />
und das Studienklima. Und der Trend hält an: in den<br />
letzten Jahren ist die Anzahl der Studienanfängerinnen<br />
und Studien anfänger stetig gestiegen auf über<br />
40 Erstsemester pro Jahr – davon ein Großteil internationaler<br />
Studierender.<br />
Interdisziplinarität<br />
Nukleare Anwendungen sind sehr breit – eine Erkenntnis,<br />
die die Studierenden schon sehr früh machen<br />
dürfen. Ob in den Bereichen der Energieerzeugung und<br />
dem zugehörigen Rückbau, Materialwissenschaften,<br />
medizinische Diagnose- und Therapieverfahren, in der<br />
Grundlagen<strong>for</strong>schung und vielem mehr: nukleare<br />
Technologien sind gefragt und werden entsprechend<br />
unter anderem auch im industriellen Umfeld ein gesetzt<br />
und weiterentwickelt. Entsprechend groß ist die Nachfrage<br />
nach Fachkräften und dem Kompetenzerhalt.<br />
Der Masterstudiengang eröffnet dabei den Studierenden<br />
seit Beginn an die Möglichkeit der Vertiefung<br />
in eines der drei großen folgenden Themengebiete:<br />
Nukleare Technologien, Nuklearchemie und Medizinphysik<br />
– ergänzt seit 2020 durch ein weiteres<br />
Vertiefungsfach, die Nukleare Entsorgung. Diese<br />
Ausgabe 6 › November
Education and Training<br />
65<br />
Ver tiefungsrichtung konnte erfolgreich dank der tatkräftigen<br />
und finanziellen Unterstützung gemeinsam<br />
mit der Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ)<br />
aufgebaut und weiterhin im Studiengang verankert<br />
werden.<br />
Im ersten und zweiten Semester stehen Grundlagenfächer<br />
auf dem Stundenplan der Studierenden; von<br />
wirklichen Fundamentals of <strong>Nuclear</strong> Sciences, über<br />
Radiation Detection, Radiation Safety, Biomedical<br />
Applications und mehr bis hin zur <strong>Nuclear</strong> Chemistry<br />
und <strong>Nuclear</strong> Physics. Danach wählen die Studierenden<br />
Fächer aus den Vertiefungen und lernen beispiels weise<br />
Application of Accelerators, Dosimetry, <strong>Nuclear</strong> Fuels,<br />
Actinide Chemistry und <strong>Nuclear</strong> Waste Management/<br />
Technologies. Besondere Relevanz hat dabei auch die<br />
praktische Komponente: großzügige und sehr gut eingerichtete<br />
Labore mit entsprechenden Mitarbeitern<br />
ermöglichen den Studierenden, die Fähigkeiten in<br />
Praktika und Projekten auszubauen. Das Erlernen<br />
moderner Simulationstechniken befähigt die Studierenden,<br />
nukleare Abläufe zunächst skalierbar zu<br />
simulieren und damit auch detaillierter zu verstehen.<br />
Ergänzt wird dies durch Exkursionen, z. B. ins<br />
Zwischen lager nach Ahaus oder zur JEN in Jülich.<br />
Die fachliche Breite des Studiengangs kann nur<br />
durch den Einsatz vieler externer Lehrbeauftragter aus<br />
Forschung und Industrie erhalten werden. Dankenswerterweise<br />
engagieren sich hier viele der Dozenten<br />
schon seit Beginn des Studiengangs und bringen somit<br />
ihre reichhaltige und praktische Erfahrung ein. Durchaus<br />
international renommierte Experten ermöglichen<br />
den Studierenden oft auch, ihre Projekt- und Masterarbeit<br />
in erstklassigen Umgebungen durchzuführen<br />
und damit an vorderster Front mitzuwirken.<br />
Aktuelle Forschung<br />
Die nuklearen Lehr- und Forschungsgebiete sind<br />
an der FH Aachen gut vertreten: drei Professoren<br />
(Prof. Elisabeth Paulßen – Nuklearchemie, Prof. Karl<br />
Ziemons – Medizinische Physik und Prof. Christoph<br />
Langer – Nukleare Technologien/Kernphysik) lehren<br />
bereits im Bachelor, als auch im Master in diesem<br />
Bereich. Zusätzlich arbeiten Mitarbeiter in gut<br />
ausgebauten Laboren an den Praktika und der<br />
Forschung.<br />
Ein besonderes Merkmal des Campus in Jülich ist<br />
die Nähe zum Forschungszentrum Jülich. Von der Lehrveranstaltung<br />
zum FZ Jülich brauchen die Studierenden<br />
20 Minuten mit dem Fahrrad (5 km) – keine Hochschule<br />
ist hier näher dran. Dort sind sie am Puls der Zeit<br />
und bekommen aktuellste internationale Forschung<br />
auf höchstem Niveau mit – und können sich auch<br />
ein bringen und mitarbeiten. Die gut etablierten,<br />
jahre langen Kooperationen mit den Professoren des<br />
Studiengangs tragen hier produktiv bei und eröffnen<br />
den Studierenden einmalige Möglichkeiten.<br />
Neben dem FZ Jülich liegen aber auch industrielle<br />
Partner als auch modernste Krankenhäuser mit gut<br />
ausgestatten nuklearen Abteilungen örtlich nicht weit<br />
entfernt – ebenfalls eine große Chance, hier schon<br />
frühe Kontakte zu knüpfen und oftmals direkt nach<br />
dem Studium bereits direkt an einem Arbeitsplatz zu<br />
starten.<br />
Auch vor Ort wird aktuelle Forschung durchgeführt<br />
und für Studierende besteht die Möglichkeit,<br />
sich daran zu beteiligen und teils als Doktorandinnen<br />
und Doktoranden an den Projekten weiterzuarbeiten.<br />
Vol. 69 (2024)
66<br />
<br />
Education and Training<br />
Als Beispiel aus dem Bereich der Vertiefung in den<br />
nuklearen Technologien: im Rahmen einer größeren<br />
Förderung durch das BMBF (Projekt ATTAR) wurde ein<br />
neuer Detektor für das Großprojekt FAIR in Darmstadt<br />
entwickelt. Dieser Teilchendetektor für leichte Ionen<br />
basiert auf Szintillationsfasern, die damit eine hohe<br />
Ortssensitivität, als auch schnelle Auslese zulassen.<br />
Erfolgreich eingesetzt wird dieser Detektor nun in<br />
wissenschaftlichen Großexperimenten. Ein weiteres<br />
Projekt aus diesem Bereich beschäftigt sich mit Ionendetektoren<br />
basierend auf Standard-Solarzellen für<br />
verschiedene mögliche Einsatzgebiete. Hierzu wurde<br />
im Rahmen einer Förderung eine Masterarbeit durchgeführt,<br />
die sich mit der Möglichkeit der Detektion im<br />
Allgemeinen bis hin zur Ortssensitivität mit Solarzellen<br />
beschäftigt und sehr gute Ergebnisse hervorgebracht<br />
hat.<br />
Derzeit läuft zudem ein BMBF Verbund<strong>for</strong>schungsprojekt<br />
(99MoBest) gemeinsam mit der Universität zu<br />
Köln, der Universität Hannover und dem FZ Jülich, um<br />
die Möglichkeit zu erörtern, inwiefern medizinische<br />
Radionuklide, wie z. B. 99m Tc, an Beschleunigern anstatt<br />
an Reaktoren in ausreichenden Mengen produziert<br />
werden können. Unter den Doktoranden des Projekts<br />
sind auch zwei ehemalige Masterstudierende des<br />
Studiengangs. Sie beschäftigen sich dabei mit der<br />
Produktion von starken Neutronenfeldern durch protoneninduzierte<br />
Reaktionen, um dann über neutroneninduzierte<br />
Reaktionen die Radionuklide herzu stellen.<br />
Das bis 2026 laufende Projekt zeigt bisher schon<br />
vielversprechende Ergebnisse.<br />
Des Weiteren gibt es eine seit vielen Jahren etablierte<br />
und sehr erfolgreiche Kollaboration mit der Crystal<br />
Clear Collaboration (CCC) am CERN. Hierbei geht es<br />
um die Entwicklung von neuartigen Szintillationsdetektoren,<br />
u. a. für die medizinische Bildgebung. Im<br />
Rahmen dieser Kollaboration wurden sog. ClearPET<br />
Scanner entwickelt, mit welchem hochauflösende,<br />
hochsensitive Aufnahmen erzeugt werden können.<br />
Einer dieser ClearPET Scanner befindet sich auch in<br />
Jülich. Auch hier können sich die Studierenden schon<br />
früh einbringen und selbständig Messungen in den<br />
Laboren durchführen.<br />
eine dringende und substantielle Aufgabe – hieran<br />
beteiligt sich die FH Aachen durch diesen Studiengang,<br />
der auch für die Bachelorstudierenden der eigenen<br />
Hochschule in den Bereichen Physikingenieurwesen,<br />
Angewandte Chemie und Biomedizinische Technik<br />
(alles am Campus Jülich) eine interessante und ernstzunehmende<br />
Anschlussoption darstellt.<br />
Erfolgreich konnten neuartige Trends in den Studiengang<br />
integriert werden. So erlernen alle Studierenden<br />
die Grundlagen von modernen Reaktorkonzepten, wie<br />
SMR, und erhalten auch eine Einführung in die derzeit<br />
rasante Entwicklung von Fusionstechnologien und<br />
damit verbundener möglicher Energieerzeugung.<br />
Auch die Verbindungen zu diversen Firmen im Rückbau<br />
und anderen nuklearen Technologien konnten<br />
ausgebaut und vertieft werden. Gerne werden neue<br />
Kooperationen geschlossen und Austausch ermöglicht.<br />
Insgesamt erfreut sich der Studiengang „Master of<br />
<strong>Nuclear</strong> Applications“ großer Beliebtheit und wird<br />
durch die Studierenden, ob national oder international,<br />
sehr gut angenommen. Für weitere und vertiefte<br />
In<strong>for</strong>mationen steht die Studiengangsleitung jederzeit<br />
zur Verfügung und freut sich über eine Kontaktaufnahme.<br />
Man findet den Studiengang und entsprechende<br />
Kontakte unter der URL: <br />
https://www.fh-aachen.de/ studium/studiengaenge/<br />
nuclear-applications-msc.<br />
Kontakt<br />
FH Aachen – University of Applied Sciences<br />
Campus Jülich<br />
Heinrich-Mußmann-Straße 1<br />
52428 Jülich<br />
www.fh-aachen.de<br />
T: +49 241 6009 53149<br />
E-Mail: nuclear@fh-aachen.de<br />
/school/fh-aachen<br />
Weitere Forschungsarbeiten finden sich auch in der<br />
Nuklearchemie und im Bereich der nuklearen Entsorgung.<br />
Bis vor wenigen Jahren wurden erfolgreich<br />
im Rahmen der „Kursstätte für Strahlenschutz“ auch<br />
behördlich zertifizierte Strahlenschutzkurse in breitgefächerten<br />
An<strong>for</strong>derungsstufen angeboten.<br />
Zukünftige Entwicklungen<br />
Die Ausbildung und der Kompetenzerhalt im Bereich<br />
der nuklearen Technologien ist gesamtgesellschaftlich<br />
Ausgabe 6 › November
Education and Training<br />
67<br />
Weiterbildungsangebot<br />
Sicherheit in der kerntechnischen<br />
Entsorgung<br />
Mit rund 7.200 Studierenden bietet die Westfälische Hochschule an ihren Standorten<br />
Gelsenkirchen, Recklinghausen und Bocholt eine Vielzahl von Bachelor- und<br />
Masterstudiengängen insbesondere in den Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften,<br />
In<strong>for</strong>matik, Wirtschaft und Kommunikation an. Neu hinzu kommt ab dem<br />
Sommersemester 2026 der weiterbildende Masterstudiengang „Sicherheit in der kerntechnischen<br />
Entsorgung“. Ein besonderes Merkmal der Hochschule ist die anwendungsorientierte<br />
Lehre und Forschung, die zu einer engen Zusammenarbeit mit der Wirtschaft führt. Diese<br />
Kooperationen ermöglichen den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.<br />
Die Studierenden erhalten durch praxisnahe Aufgabenstellungen wertvolle Einblicke in<br />
die Berufswelt. Der starke Praxisbezug in Lehre und Forschung stellt sicher, dass die<br />
Absolventinnen und Absolventen optimal auf den Arbeitsmarkt vorbereitet sind.<br />
Der Fachbereich Maschinenbau, Umwelt- und Gebäudetechnik<br />
konzentriert sich auf innovative Lösungen in<br />
den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz<br />
und Umwelttechnik. Er leistet einen wichtigen Beitrag<br />
zur Ausbildung von Fachkräften, die den wachsenden<br />
An<strong>for</strong>derungen der Umwelt- und Energiewirtschaft<br />
gerecht werden. In diesem Zusammenhang baut<br />
die Westfälische Hochschule (WH) auch den Bereich<br />
der wissenschaftlichen Weiterbildung kontinuierlich<br />
aus.<br />
Innovatives Weiterbildungsangebot für die<br />
Sicherheit in der kerntechnischen Entsorgung<br />
Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus<br />
Industrie und Behörden haben Prof. Dr. Gutberlet vom<br />
Fachbereich Maschinenbau, Umwelt- und Gebäudetechnik<br />
und die Verantwortlichen für die wissenschaftliche<br />
Weiterbildung der WH und der Hochschulallianz<br />
Ruhr (HAR) ein Konzept entwickelt, um die Kompetenz<br />
für die sichere Entsorgung radioaktiver Reststoffe<br />
langfristig zu erhalten. Denn neben den allgemeinen<br />
wirtschaftlichen Heraus<strong>for</strong>derungen – demografischer<br />
Wandel, Fachkräftemangel, sinkende Absolventenzahlen<br />
in technischen und naturwissenschaftlichen<br />
Disziplinen – steht diese Branche vor dem besonderen<br />
Problem eines Nachwuchsmangels, der durch den<br />
beschlossenen Atomausstieg verstärkt wird. Die enge<br />
Zusammenarbeit mit der Industrie und den Behörden<br />
stellt sicher, dass die entsprechenden An<strong>for</strong>derungen<br />
und Inhalte in die Lehre einfließen und eine praxisnahe<br />
und qualitativ hochwertige Aus bildung der<br />
Fachkräfte von morgen gewährleistet ist.<br />
Masterstudiengang: Sicherheit in der<br />
kern technischen Entsorgung<br />
Der Masterstudiengang „Sicherheit in der kerntechnischen<br />
Entsorgung“ ist der erste seiner Art in Deutschland,<br />
der sich umfassend mit der gesamten Entsorgungslogistikkette<br />
in der Kerntechnik befasst – von der<br />
Stilllegung und dem Rückbau kerntechnischer Anlagen<br />
über die Freigabe von Reststoffen, die Behälterentwicklung,<br />
Abfallbehandlung und -konditionierung sowie<br />
den Transport bis zur Abgabe endlagerfähiger Gebinde<br />
an ein Endlager. Ergänzt werden die technischen Inhalte<br />
durch Kompetenzen in atomrechtlichen Genehmigungs-<br />
und Aufsichtsverfahren, Produktkontrolle<br />
und Abfallgebindedokumentation sowie im Umgang<br />
mit Veränderungsprozessen und der Kommunikation<br />
mit der Öffentlichkeit (vgl. Abbildung: Studienverlaufsplan).<br />
Hinzu kommen ausgewählte Wahlpflichtmodule<br />
(WPM), zur berufsspezifischen Vertiefung individueller<br />
Interessen.<br />
Vol. 69 (2024)
68<br />
<br />
Education and Training<br />
Der Studiengang richtet sich an Absolventinnen und<br />
Absolventen eines naturwissenschaftlichen oder<br />
technischen Bachelorstudiums mit mindestens 15 CP<br />
in Mathematik oder Physik und mindestens einem Jahr<br />
Berufserfahrung in ingenieurwissenschaftlichen oder<br />
vergleichbaren Tätigkeiten. Der Studiengang ist berufsbegleitend<br />
konzipiert, um eine optimale Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Weiterbildung zu gewährleisten, und<br />
umfasst 5 Semester. Die Module werden in Blockveranstaltungen<br />
angeboten, wobei ein Block in der<br />
Regel aus vier Tagen Präsenzunterricht an der Hochschule<br />
und einem weiteren Block aus drei Tagen<br />
E-Learning oder Praktika besteht. Auch Praktika und<br />
Prüfungsphasen sind auf die Bedürfnisse berufstätiger<br />
Studierender abgestimmt. Der weiterbildende Studiengang<br />
„Sicherheit in der nuklearen Entsorgung“ wird<br />
erstmals zum Sommersemester 2026 angeboten.<br />
Certificate of Advanced Studies (CAS)<br />
Ergänzend zum weiterbildenden Masterstudiengang<br />
bietet die Westfälische Hochschule CAS-Zertifikate an,<br />
die für berufserfahrene Fachkräfte aus technischen<br />
oder gewerblichen Berufen (auch außerhalb der<br />
Kerntechnik) konzipiert sind, die sich gezielt mit ausgewählten<br />
Themen der nuklearen Entsorgung auseinandersetzen<br />
möchten und über eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung verfügen. Folgende Zertifikate werden<br />
ab dem Sommersemester 2025 angeboten:<br />
⁃ CAS 1: Radioaktivität & Strahlenschutz<br />
⁃ CAS 2: Umgang mit radioaktiven Reststoffen<br />
⁃ CAS 3: Rechtliche Grundlagen & Lagerkonzepte<br />
für die Zwischen- und Endlagerung radioaktiver<br />
Abfälle<br />
⁃ CAS 4: Behälter für radioaktive Abfälle &<br />
Produktkontrolle<br />
⁃ CAS 5: Stilllegung & Rückbau kerntechnischer<br />
Anlagen<br />
Jedes Zertifikat umfasst zwei Module des Masterstudiengangs<br />
und bietet eine flexible Weiterbildungsmöglichkeit,<br />
ohne ein komplettes Masterstudium<br />
absolvieren zu müssen. Die Zertifikate tragen zur<br />
Schließung von Fachkräftelücken in der Branche bei<br />
und eröffnen zukunftssichere Berufsperspektiven in<br />
der kerntechnischen Industrie und den relevanten<br />
Behörden.<br />
Ausgabe 6 › November
Education and Training<br />
69<br />
© GNS Gesellschaft für Nuklear-Service<br />
Faktenbox: Masterstudiengang<br />
+ Berufsbegleitend<br />
+ Zulassungsvoraussetzung:<br />
Hochschulabschluss (15 CP Mathematik/<br />
Physik + 1 Jahr Berufs erfahrung)<br />
+ Kosten: 29.900,- Euro netto<br />
pro Person und Studiengang<br />
+ Abschluss: Master of Engineering (M. Eng.)<br />
+ Möglichkeit eine Promotion<br />
(Erwerb des Doktortitels) anzuschließen.<br />
+ Start: Sommersemester 2026<br />
Faktenbox: CAS-Zertifikate<br />
+ Berufsbegleitend<br />
+ Zulassungsvoraussetzung:<br />
Einschlägige Berufsausbildung und<br />
mind. ein Jahr Berufserfahrung oder<br />
Hochschulabschluss er<strong>for</strong>derlich<br />
+ Kosten: 6.500,- Euro netto<br />
+ Abschluss: Certificate of Advanced Studies<br />
(CAS) mit je 12 ECTS (gemäß European<br />
Transfer and Accumulation System)<br />
+ Start: Sommersemester 2025<br />
Bei der Umsetzung des Weiterbildungsangebots ar beitet<br />
die Westfälische Hochschule eng mit den Akteuren der<br />
Branche zusammen. Diese Kooperation gewährleistet,<br />
dass sich die Inhalte des Studiengangs an den aktuellen<br />
An<strong>for</strong>derungen der Branche orien tieren. Durch die<br />
Unterstützung erfahrener Dozentinnen und Dozenten<br />
aus der Industrie und den beteiligten Behörden wird<br />
eine praxisnahe und qualitativ hochwertige Ausbildung<br />
gewährleistet. Die Abteilung Weiterbildung sorgt dafür,<br />
dass die Programme optimal auf die Bedürfnisse der<br />
Studierenden ausgerichtet sind und unterstützt bei der<br />
Organisation der berufsbegleitenden Studien<strong>for</strong>mate.<br />
Kontakt<br />
Westfälische Hochschule<br />
Neidenburger Straße 43<br />
45897 Gelsenkirchen<br />
Prof. Dr. Daniela Gutberlet<br />
daniela.gutberlet@w-hs.de<br />
0209/9596-180<br />
Alle In<strong>for</strong>mationen zu den Programmen und<br />
die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier:<br />
Dr. Jonas Menze<br />
jonas.menze@w-hs.de<br />
0209/9596-8009<br />
Vol. 69 (2024)
70<br />
<br />
Environment and Safety<br />
Selection of Severe Accident Prevention<br />
and Mitigation Features and Evaluation of<br />
Cooling Per<strong>for</strong>mance of 3,800 MWt TRU-<br />
Contained Sodium-Cooled Fast Reactor<br />
› Hyunwoo Lee, Ji-Woong Han, Sun Rock Choi, Huee-Youl Ye, Jaehyuk Eoh<br />
The Sodium-cooled Fast Reactor (SFR) is the most promising reactor type that<br />
can satisfy the sustainability, economic feasibility, safety, and nuclear proliferation<br />
resistance required <strong>for</strong> a 4th generation nuclear reactor, and is a technological<br />
alternative that can solve the problem of spent nuclear fuel management, which is an<br />
important international issue. To this end, studies are also being conducted on incinerator<br />
reactors that burns the Transuranium, which accounts <strong>for</strong> most of the toxicity of spent fuel.<br />
In this study, review of the basic design requirements<br />
<strong>for</strong> the severe accident prevention and mitigation<br />
features of TRU burner has conducted. And the system<br />
concept <strong>for</strong> decay heat cooling system dedicated to<br />
severe accident has established and its cooling per<strong>for</strong>mance<br />
has evaluated using the MARS-LMR code.<br />
INTRODUCTION<br />
Considering the gradual depletion of fossil fuels and<br />
the limitations of uranium resources, the importance<br />
of Sodium-cooled Fast Reactor (SFR), which can reuse<br />
spent fuel from light water reactors, is even greater. [1]<br />
In terms of economic and industrial perspective, the<br />
spent fuel cycle linked to SFR and pyroprocessing can<br />
significantly reduce the economic burden by reducing<br />
the required area and management period of Highlevel<br />
radioactive Waste (HLW) disposal sites. For<br />
realistic spent nuclear fuel management, it is effective<br />
to reduce the amount of HLW with a long half-life. To<br />
this end, it is necessary to develop Transuranium (TRU)<br />
containing core that can safely and economically<br />
destroy TRU.<br />
Since 2018, the Korea Atomic Energy Research Institute<br />
has developed core technologies to design fast reactors<br />
and maximize volume toxicity reduction in compliance<br />
with the Korean government‘s energy conversion<br />
policy, and developed a 3,800 MWt SFR that uses TRUcontaining<br />
nuclear fuel that can burn the cumulative<br />
TRUs in light water reactor cycle (hereafter referred to<br />
as the TRU burner). [2] Figure 1 shows flow diagram and<br />
heat balance of the TRU burner.<br />
Technical issues related to the safety of SFR are proof<br />
of passive safety in the event of an accident, exclusion<br />
of the possibility of re-criticality in the event of a<br />
severe accident, and proof of heat removal ability<br />
after an accident. In this study, in order to select the<br />
equipments (and instruments) required during severe<br />
accidents (hereafter referred to as the severe accident<br />
mitigation system) <strong>for</strong> the TRU burner, the facilities<br />
of existing nuclear reactors were reviewed and<br />
compared to select candidate facilities suitable <strong>for</strong><br />
the TRU burner.<br />
This study describes a review of the basic design<br />
require ments <strong>for</strong> the severe accident prevention and<br />
mitigation features of TRU burner, the established<br />
system concept, and the results of the cooling per<strong>for</strong>mance<br />
evaluation using the MARS-LMR code. [3] The<br />
MARS-LMR computer code is a code developed to<br />
simulate system transient in the event of an accident<br />
that may occur in SFR, and has been verified through<br />
domestic and international experimental data.<br />
SELECTION OF THE SCOPE OF HANDLING<br />
SEVERE ACCIDENTS AND THE TARGET OF<br />
ACCIDENT MANAGEMENT<br />
Clear standards <strong>for</strong> severe accidents vary from country<br />
to country. As a results of reviewing regulatory guidelines<br />
in the United States [4][5] , Europe [6] and Korea [7][8] ,<br />
they point to accidents that cause damage to the core<br />
and damage the integrity of the radioactive barrier as<br />
a common factor. And based on this, severe accidents<br />
can be defined as follows.<br />
Ausgabe 6 › November
Environment and Safety<br />
71<br />
Fig. 1<br />
Flow Diagram and Heat Balance of TRU burner<br />
“An accident Beyond the Design Basis Accident (BDBA)<br />
that can cause serious damage to the core and damage<br />
the integrity of barriers against the release of radioactive<br />
materials.”<br />
Severe accident mitigation system prevents radioactive<br />
materials from leaking due to loss of function of the<br />
safety system <strong>for</strong> Design Basis Accident (DBA) in case<br />
of BDBA and damage to the integrity of the reactor as<br />
a result, or to mitigates such accidents. In order to<br />
establish the basic design requirements <strong>for</strong> severe<br />
accident mitigation system, the selection of accidents<br />
subject to accident management must be made first. In<br />
the case of light water reactors, the licensing requirements<br />
<strong>for</strong> severe accidents have been established, but<br />
since there has not been sufficient discussion on the<br />
selection of severe accidents <strong>for</strong> fast reactors, this study<br />
discusses the accident management targets and related<br />
issues <strong>for</strong> severe accidents in light water reactors. And<br />
the corresponding severe accident mitigation system<br />
will be briefly explained.<br />
The Korean regulatory standards <strong>for</strong> light water<br />
reactor [9] defines accidents subject to management<br />
as follows.<br />
⁃ Flammable gas combustion or explosion<br />
⁃ Containment building high temperature or overpressure<br />
⁃ Reaction between Corium (material that is created<br />
in a nuclear reactor core during a nuclear meltdown<br />
accident) and concrete<br />
⁃ High-pressure ejection (jet) of Corium<br />
⁃ Direct heating of containment building<br />
⁃ Reaction between Corium and coolant<br />
⁃ Bypassing containment building isolation boundaries,<br />
such as creep damage to steam generator heat<br />
pipes<br />
In APR+ (Advanced <strong>Power</strong> Reactor) which is an<br />
advanced pressurized water nuclear reactor designed<br />
by the Korea Electric <strong>Power</strong> Corporation (KEPCO) and<br />
Korea Hydro & <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong> (KHNP), the following<br />
goals are set to prevent or mitigate accidents defined<br />
in the above regulatory standards, and corresponding<br />
severe accident mitigation system or design concepts<br />
are established. [10]<br />
⁃ Prevention of hydrogen explosion<br />
⁃ Mitigating the direct heating of the reactor building<br />
⁃ Prevention and mitigation of bypass of reactor<br />
building isolation boundary<br />
⁃ Long-term cooling of Corium<br />
In case of the TRU burner, the above regulatory<br />
standards should be applied, but considering the<br />
characteristics of the fast reactor, it is necessary to<br />
exclude some subjects (e.g. high-pressure ejection of<br />
core melt) or select additional subjects (e.g. sodium<br />
leakage and accidents dependent thereon). In this<br />
study, we will discuss severe accident mitigation system<br />
that can be proposed from a reactor cooling system<br />
design perspective, and focus on the corresponding<br />
‘severe accident mitigation through long-term cooling<br />
of core melt’.<br />
DESIGN STANDARDS FOR SEVERE ACCIDENT<br />
MITIGATION SYSTEM<br />
Based on the requirements <strong>for</strong> critical accident<br />
response facilities in the United States [11][12] , the KHNP<br />
established the basic design requirements as follows in<br />
the APR+ basic design requirements report.<br />
⁃ Equipment essential <strong>for</strong> mitigating a severe accident<br />
must survive during severe accident environmental<br />
conditions <strong>for</strong> as long as it is needed, and does not<br />
need to be safety class.<br />
⁃ Equipment that requires alternating current power,<br />
such as equipment to retention of the corium in the<br />
reactor vessel by cooling the outer wall of the reactor<br />
vessel, or equipment that does not guarantee equipment<br />
survivability in the event of a severe accident,<br />
can also be used to mitigate severe accidents according<br />
to a severe accident management plan.<br />
Vol. 69 (2024)
72<br />
<br />
Environment and Safety<br />
⁃ Since severe accidents are approached by PSA<br />
methods, facilities used to mitigate severe accidents<br />
should have a high level of reliability, but it is not<br />
necessary to apply Quality Assurance (QA) program,<br />
redundancy and diversity standards applied to<br />
safety class facilities against DBA.<br />
Based on the contents of this section, general design<br />
requirements <strong>for</strong> severe accident mitigation system of<br />
the TRU burner are presented as follows.<br />
⁃ Severe accident mitigation system ensures that<br />
Corium is limited to the reactor building in all<br />
possible severe accident situations.<br />
⁃ Severe accident mitigation system does not need to<br />
be safety class, but must be guaranteed to operate<br />
<strong>for</strong> the required period of time in a severe accident<br />
situation.<br />
⁃ Severe accident mitigation system can utilize all<br />
available facilities on or off-site, such as alternating<br />
AC, Mobile Generator, or sprinkler trucks, in<br />
accordance with the severe accident management<br />
plan.<br />
REVIEW OF DESIGN CONCEPT OF LONG-TERM<br />
COOLING FACILITIES FOR MELTED CORE<br />
This section intends to establish a design plan <strong>for</strong> the<br />
TRU burner based on the design status of new nuclear<br />
plants related to long-term core cooling to cope with<br />
severe accidents.<br />
A. Reactor Vessel Outer Wall Cooling<br />
In the case of a new pressurized water reactor, a<br />
reactor outer wall cooling system is installed to confine<br />
the core melt inside the reactor. If the reactor vessel is<br />
damaged and the Corium falls into the reactor cavity,<br />
it flows into the reactor cavity flooding system, which<br />
enables long-term cooling.<br />
Both systems use cooling water, and in the case of the<br />
SFR, the use of cooling water is not possible due to the<br />
possibility of Sodium-water Reaction (SWR).<br />
Accordingly, research has been conducted on the<br />
Reactor Vessel Auxiliary Cooling System (RVACS) using<br />
natural convection of air in SFR, and Phenix has<br />
actually installed the RVACS.<br />
However, the heat removal amount of RVACS is proportional<br />
to the surface area of the reactor vessel, so<br />
there are research results showing that residual heat<br />
removal using RVACS is impossible in large reactors<br />
due to the insufficient surface area of the reactor vessel<br />
compared to the reactor power. [13][14][15][16]<br />
B. Natural Circulation Decay Heat Removal<br />
It is divided into Direct Reactor Auxiliary Cooling<br />
System (DRACS), which uses a heat exchanger installed<br />
in the hot pool or cold pool inside the reactor vessel,<br />
and Primary Reactor Auxiliary Cooling System (PRACS),<br />
which is directly connected to the upper plenum of the<br />
intermediate heat exchanger. In some cases, they are<br />
used together.<br />
It is a concept that assists the shutdown cooling system<br />
through the Balance of Plant and has the advantage of<br />
being a passive type, but the large space is needed <strong>for</strong><br />
an additional heat exchanger installation inside the<br />
reactor, reactor head penetration is required <strong>for</strong> pipe<br />
installation, and heat loss is caused by a small amount<br />
of flow to maintain natural convection even during<br />
normal operation of the reactor.<br />
C. Reactor Pit Concrete Cooling Systems<br />
With the concept of cooling the concrete itself by<br />
installing coolant tubes inside the concrete of the<br />
reactor pit outside the reactor vessel, the Emergency<br />
Plant Cooling System (EPCS) was installed in the Phenix<br />
to prepare <strong>for</strong> an accident in which all residual heat<br />
removal systems are lost. The EPCS maintains the<br />
reactor pit concrete at ambient temperature during<br />
normal operation and per<strong>for</strong>ms residual heat removal<br />
when all secondary systems are lost and there is no<br />
residual heat removal system available.<br />
This system has also been installed in the Superphenix,<br />
and it is known that ESFR-SMART, currently under<br />
development, is considering installing this system <strong>for</strong><br />
the purpose of removing residual heat. [17]<br />
D. Steam Generator Casing Cooling<br />
The concept is to open the door of the chamber where<br />
the steam generator is installed and remove residual<br />
heat through natural convection through the outer wall<br />
of the steam generator. In the case of Phenix, there are<br />
three secondary system loops, and 12 steam generator<br />
modules are installed in each loop. It is said that<br />
12 modules are installed in one SG Casing, and residual<br />
heat can be removed simply by opening the hatch of<br />
one or two of the three SG Casings.<br />
Superphenix adopted a non-modular steam generator<br />
and the steam generator surface area was insufficient<br />
compared to the reactor power, making it impossible<br />
to introduce this system. However, ESFR-SMART is<br />
known to be considering modular steam generators<br />
and SG casing cooling. [17]<br />
The PRISM attempted to introduce SG casing cooling,<br />
but it was judged that natural convection alone was<br />
insufficient in capacity, so installation of a motor driven<br />
air blower was considered. However, the operability of<br />
the blower cannot be guaranteed in the event of an<br />
accident such as SBO, so a Terry-turbine was installed<br />
at the top of the SG chamber to satisfy fully-passive and<br />
system reliability at the same time. [18]<br />
Terry-turbine refers to a pump/blower physically<br />
connected to a single-stage turbine (turbine-driven)<br />
and is used <strong>for</strong> auxiliary water supply in commercial<br />
reactors or emergency core cooling systems. The<br />
concept is that steam generated from the steam<br />
Ausgabe 6 › November
Environment and Safety<br />
73<br />
generator is supplied to the terry-turbine through a<br />
dedicated pipe, and a blower connected to the turbine<br />
shaft generates <strong>for</strong>ced convection at the top of the<br />
steam generator.<br />
The Texas A&M University proposed two methods of<br />
recovering the steam that passed through the terryturbine<br />
back to the SG through a condenser (closed loop<br />
type) and discharging it into the atmosphere (oncethrough<br />
type), but considering the simplification of<br />
the system and economic efficiency, the once-through<br />
type has been adopted and research has been conducted<br />
on it. [18]<br />
E. Cooling Water Injection to Steam Generator<br />
The CRBR installs the Steam Generator Auxiliary Heat<br />
Removal System (SGAHRS), releases steam from the<br />
steam generator into the atmosphere <strong>for</strong> short-term<br />
cooling in the early stages of an accident, and supplies<br />
water from the Protected Water Storage Tank to the<br />
steam generator through the Auxiliary Feedwater<br />
System (AFS) and maintain the water level inside the<br />
steam generator. AFS consists of 3 loops, 2 loops are a<br />
motor driven pump using on-site emergency power,<br />
and 1 loop is a turbine driven pump using a terry-<br />
turbine (once-through type). [19][20]<br />
REVIEW OF REQUIREMENTS OF THE GEN-IV<br />
INTERNATIONAL FORUM (GIF) SAFETY DESIGN<br />
CRITERIA TASK FORCE (SDC-TF)<br />
In order to improve the safety of 4 th generation nuclear<br />
power plants, GIF <strong>for</strong>med the SDC-TF and produced<br />
Design Criteria and Design Guidelines <strong>for</strong> SFRs. [21][22][23]<br />
The SDC-TF also proposes a sodium-air heat exchanger<br />
connected to a secondary sodium loop to remove<br />
residual heat during DBA, and the types are as follows.<br />
⁃ DRACS; Direct Reactor Auxiliary Cooling System<br />
⁃ PRACS; Primary Reactor Auxiliary Cooling System<br />
⁃ IRACS; Intermediate Reactor Auxiliary Cooling<br />
System<br />
⁃ RVACS; Reactor Vessel Auxiliary Cooling System<br />
⁃ SGAHRS; Steam Generator Auxiliary Heat Removal<br />
System<br />
In the case of SGAHRS, it indicates a sodium-air<br />
heat exchanger connected to the secondary side of<br />
the steam generator, but in the text of SDG on SSCs, a<br />
system that cools the outer wall of SG as a different<br />
type of SGAHRS is also mentioned. (steam generator<br />
casing cooling).<br />
SDC-TF recommends that if the reactor fails to shutdown<br />
and the core is damaged, continuous residual<br />
heat removal allows the Corium can be confined within<br />
the reactor vessel (IVR), thereby excluding radioactive<br />
materials from leaking out of the reactor vessel. To<br />
this end, separate from the safety grade residual<br />
heat removal system corresponding to DBA, a residual<br />
heat removal system corresponding to DEC is added or<br />
the function of the existing residual heat removal<br />
system is expanded (designed with sufficient margin<br />
<strong>for</strong> heat removal amount to prevent loss of some<br />
functions of the system or enables removal of residual<br />
heat even when the <strong>for</strong>ced convection function fails<br />
and enables cooling through natural convection alone<br />
when the <strong>for</strong>ced convection function fails). So makes it<br />
possible to practically eliminate situations where a<br />
nuclear reactor emergency stop failure and residual<br />
heat removal failure occur simultaneously.<br />
SELECTION OF SEVERE ACCIDENT MITIGATION<br />
SYSTEM<br />
In this section, based on the items to be considered<br />
when selecting the residual heat removal system<br />
required by the SDC-TF, the applicability of previously<br />
applied or studied facilities and the facilities suggested<br />
by the SDC-TF is reviewed to select severe accident<br />
mitigation system to be applied to TRU burner.<br />
A. Direct Reactor Auxiliary Cooling System<br />
(DRACS)<br />
It is the same concept as DHRS, which corresponds to<br />
DBA/AOO currently applied to TRU burner.<br />
B. Primary Reactor Auxiliary Cooling System<br />
(PRACS)<br />
A dedicated sodium loop or sodium-sodium heat<br />
exchanger is installed on the primary side of the<br />
primary heat exchanger and penetration of the reactor<br />
vessel is required. Since primary sodium flows directly<br />
into the sodium-air heat exchanger, additional radiation<br />
protection measures must be considered.<br />
C. Intermediate Reactor Auxiliary Cooling<br />
System (IRACS)<br />
The concept of connecting a sodium-air heat exchanger<br />
loop to an intermediate heat exchanger, or a pipe<br />
between an intermediate heat exchanger and a steam<br />
generator, should change the flow from the intermediate<br />
heat exchanger to the steam generator through<br />
a valve or the like in the event of an accident.<br />
Compared to DRACS/PRACS, there is no additional<br />
structure in the reactor vessel and there is no need to<br />
prepare <strong>for</strong> radioactive protection because secondary<br />
sodium is used, but there is a burden of ensuring the<br />
operability of the steam generator inlet/outlet isolation<br />
valve and the IRACS loop isolation valve.<br />
D. Reactor Vessel Auxiliary Cooling System<br />
(RVACS)<br />
It uses natural convection and has few additional facilities,<br />
so it can be said that it is economical and reliable.<br />
The cooling per<strong>for</strong>mance of the system is dominated<br />
by radiant heat transfer between the reactor vessel and<br />
the guard vessel, and a large reactor such as an TRU<br />
burner lacks the surface area of the reactor vessel compared<br />
to its power.<br />
Vol. 69 (2024)
74<br />
<br />
Environment and Safety<br />
E. Steam Generator Auxiliary Cooling System<br />
(SGACS)<br />
There are two types of methods: 1. connecting a waterair<br />
heat exchanger loop to the steam and feedwater<br />
supply pipe (or steam/water header) on the secondary<br />
side of the steam generator and 2. cooling the air on the<br />
outer wall of the steam generator. The water-air heat<br />
exchanger loop method must switch the flow of steam<br />
produced by the steam generator from the turbine<br />
direction to the water-air heat exchanger in the event<br />
of an accident, and at this time, proper control of the<br />
high temperature and high pressure steam flowing<br />
into the tube side of the water-air heat exchanger is<br />
required. Increasing the initial flow rate to the waterair<br />
heat exchanger <strong>for</strong> early cooling at the beginning<br />
of an accident will have an impact on the structural<br />
integrity of the heat exchanger. To prevent this, if<br />
the initial flow rate is reduced, early cooling is<br />
impossible.<br />
In addition, even if appropriate control logic is configured,<br />
reliable measurement and control systems are<br />
essential <strong>for</strong> sophisticated control. Such a complex<br />
system is not appropriate considering the DEC accident<br />
situation.<br />
F. Steam Generator Casing Cooling System<br />
(SGCCS)<br />
In the case of the SGCCS, it was installed at Phenix in<br />
France and was confirmed to demonstrate sufficient<br />
cooling per<strong>for</strong>mance, and the system is simple and<br />
economical due to the small number of devices that<br />
make up the system. Furthermore, installation of<br />
a sodium-air heat exchanger or a water-air heat<br />
exchanger is not necessary.<br />
G. Reactor Auxiliary Cooling System (RACS)<br />
It is a completely independent system that requires<br />
the installation of a dedicated sodium-sodium heat<br />
exchanger and sodium-air heat exchanger. There<strong>for</strong>e,<br />
there is an advantage that residual heat can be removed<br />
in the event of an accident regardless of whether other<br />
systems can operate, but the system is complex and<br />
uneconomical.<br />
Diversity and<br />
independency<br />
Passiveness<br />
Economic<br />
feasibility<br />
Necessity of add.<br />
Na loop<br />
Testability/<br />
Maintainability<br />
Reliability/<br />
Operability<br />
Penetration of<br />
Rad. Shielding<br />
DRACS C B C C B B C<br />
PRACS C B C C B B C<br />
IRACS C B B C B B C<br />
RVACS B A A A A A A<br />
SGACS B B B C C B B<br />
SGCCS A A A A A A A<br />
RACS C B C C A B C<br />
SGAHRS A C C A C C B<br />
RPCCS A B C A A B A<br />
1) Diversity and independency<br />
A: Physically separated, using different phenomena from<br />
other cooling system<br />
B: Relies on other system or using same phenomena<br />
C: Relies on other system and using same phenomena<br />
2) Passiveness<br />
A: Does not need dedicated power source on continuous<br />
operating<br />
B: May need dedicated power source on continuous<br />
operating<br />
C: Need dedicated power source on continuous operating<br />
3) Economic feasibility<br />
A: Does not need dedicated IHXs and AHXs<br />
B: Need dedicated IHXs or AHXs<br />
C: Need dedicated IHXs and AHXs<br />
4) Necessity of additional Na loop<br />
A: Does not need additional Na loop<br />
B: -<br />
C: Need additional Na Loop<br />
5) Testability/Maintainability<br />
A: Test and maintenance can be per<strong>for</strong>med<br />
during reactor normal operation<br />
B: Test or maintenance can be per<strong>for</strong>med<br />
during reactor normal operation<br />
C: Test and maintenance can’t be per<strong>for</strong>med<br />
during reactor normal operation<br />
6) Reliability/Operability<br />
A: Have no/few moving parts, no heat exchanger required<br />
B: Installation of heat exchanger is required<br />
C: Need dedicated pump on continuous operating<br />
7) Penetration of Radiation Shielding<br />
A: No penetration<br />
B: Penetration on feedwater circuit<br />
C: Penetration on primary or secondary sodium circuit<br />
Tab. 1<br />
Comparison of severe accident mitigation system<br />
Ausgabe 6 › November
Environment and Safety<br />
75<br />
H. Steam Generator Auxiliary Heat Removal<br />
System (SGAHRS)<br />
By injecting emergency coolant into the feedwater inlet<br />
pipe of the steam generator, the cooling per<strong>for</strong>mance<br />
of the system becomes proportional to the amount of<br />
coolant in stock.<br />
Due to the characteristics of the critical accident<br />
response facilities, the sharing of facilities with other<br />
systems must be minimized, so a dedicated cooling<br />
water storage container is required, which affects the<br />
size of the reactor building and greatly restricts the<br />
arrangement of equipment inside the reactor building.<br />
If the cooling water storage container is located in the<br />
lower part of the reactor building, a dedicated pump<br />
and emergency power supply are required. Or the<br />
cooling water storage container can be installed on the<br />
upper part of the reactor building to improve mobility<br />
through gravity injection, but it is expected that the<br />
seismic design will be carefully reviewed (such as<br />
sloshing).<br />
I. Reactor Pit Concrete Cooling System (RPCCS)<br />
It has similar characteristics to the RVACS above,<br />
but requires a dedicated water-air heat exchanger or<br />
gas-air heat exchanger, and requires embedding of<br />
cooling water (or gas) pipes inside the concrete. Because<br />
the thermal expansion coefficients of cooling water<br />
pipes and concrete are different, additional research<br />
is needed on the health of the system according to<br />
temperature gradients.<br />
Such as the RVACS, it cannot be applied to large reactors<br />
because the cooling per<strong>for</strong>mance of the system is<br />
directly affected by the external surface area of the<br />
reactor vessel compared to the reactor power.<br />
The applicability review results <strong>for</strong> each system<br />
are summarized in Table 1. Considering various<br />
characteristics such as system reliability, economic<br />
efficiency, and diversity with other systems, it can be<br />
seen that the steam generator outer wall cooling system<br />
has many advantages as shown in Table 1. This concept<br />
was installed in the Phenix [14] and CRBR [20] and its<br />
operability and reliability were verified. In addition,<br />
research is being conducted to introduce a steam<br />
generator outer wall cooling system in fast reactors<br />
such as the PRISM [18] and ESFR-SMART. [17][24]<br />
EVALUATION OF COOLING PERFORMANCE OF THE<br />
STEAM GENERATOR WALL COOLING SYSTEM<br />
In this section, cooling per<strong>for</strong>mance of Decay Heat<br />
Removal System (DHRS), which is responsible <strong>for</strong><br />
removing residual heat from the reactor in case of DBA,<br />
and Steam Generator Wall Cooling System (SGWCS)<br />
will be compared. The schematic diagrams of the<br />
TRU burner is illustrated in Figure 2. The DHX<br />
sub merged in the cold pool transfer the decay<br />
heat to the DHRS air-sodium heat exchanger. The<br />
Fig. 2<br />
The schematic diagrams of the TRU burner<br />
Intermediate Heat Exchanger (IHX) submerged in the<br />
hot pool transfer the decay heat to the steam generator.<br />
Considering the external shape of the steam generator,<br />
etc., preliminary sizing of the steam generator compartment,<br />
which will serve as an air flow path during<br />
system operation, was per<strong>for</strong>med, and the entire<br />
reactor and the SGWCS were modeled using the<br />
MARS-LMR code. The TRU burner is equipped with an<br />
intermediate heat transfer system of 6 loops and<br />
4 steam generators per loop. For convenience of<br />
analysis, it is simulated as shown in Figure 3, and the<br />
main input variables are shown in Table 2. As a result<br />
of per<strong>for</strong>ming an analysis of the normal operating<br />
condition using the created input file, it was confirmed<br />
that it matched well with the design parameters of<br />
the TRU burner, as shown in Table 3.<br />
For the conservatism of the calculation, the outer<br />
diameter of a thinnest part of the steam generator was<br />
used in the calculation, and the upper and lower<br />
chambers were excluded. Table 5 shows the results of<br />
the steady state analysis of the prepared MARS-LMR<br />
model compared with the design parameter, and<br />
transient analysis was per<strong>for</strong>med on Unprotected Loss<br />
of Flow (ULOF) accident. The ULOF accident in this<br />
analysis assumes that all Primary Heat Transport<br />
Vol. 69 (2024)
76<br />
<br />
Environment and Safety<br />
Fig. 3<br />
Nodalization <strong>for</strong> SGWCS<br />
Parameter<br />
Value<br />
Steam Generator O.D (m) 1.15<br />
Steam Generator Wall Thickness (m) 0.035<br />
SG Chamber I.D (m) 4.0<br />
Effective Heat Transfer Height (m) 25.04<br />
Air Inlet Temperature (°C) 40.0<br />
Total Heat Transfer Area (24 SGs, m 2 ) 2174.64<br />
Material<br />
Parameter<br />
Design<br />
Value<br />
MARS-<br />
LMR<br />
9Cr-1Mo-V<br />
Error<br />
(%)<br />
IHX Shell Inlet Temp. (K) 783.15 785.88 0.347<br />
IHX Shell Outlet Temp. (K) 633.15 635.1 0.307<br />
IHX Tube Inlet Temp. (K) 583.15 595.61 2.092<br />
IHX Tube Outlet Temp. (K) 768.15 766.27 0.245<br />
SG Shell Inlet Temp. (K) 768.15 766.74 0.184<br />
SG Shell Outlet Temp. (K) 583.15 576.41 1.169<br />
Primary Sodium<br />
Flowrate (kg/s)<br />
Secondary Sodium<br />
Flowrate (kg/s)<br />
Tab. 2<br />
MARS-LMR major input variables<br />
of steam generator wall cooling system<br />
19786.02 19787.4 0.007<br />
16010.4 16010 0.002<br />
Tab. 3<br />
Comparison of TRU burner design parameter and<br />
MARS-LMR steady-state analysis results<br />
System (PHTS) Pump fails and reactor shutdown system<br />
fails but Intermediate Heat Transport System<br />
(IHTS) pump is in operation.<br />
For comparison with the safety-class DHRS, all related<br />
variables such as the sodium-air heat exchanger air<br />
damper opening setting value and delay time <strong>for</strong> the<br />
SGWCS analysis were set equally. The flow resistance<br />
coefficient of the flow path inside the steam generator<br />
compartment and the initial opening value of the air<br />
damper were set to be within 0.25 % of the core rated<br />
thermal power during the plant power operation. The<br />
analysis results <strong>for</strong> the case where the DHRS is started<br />
in the ULOF situation and the case where the SGWCS is<br />
started are as follows.<br />
The heat removal per<strong>for</strong>mance of the SGWCS is expected<br />
to be about 5 MW as shown in Figure 5. Unlike the<br />
flow of the DHRS, the heat removal amount of the<br />
SGWCS was calculated constantly, which is due to the<br />
difference in that the DHRS obtains the driving <strong>for</strong>ce<br />
of sodium flow on the tube side only by natural convection,<br />
and the SGWCS supplies a constant sodium flow<br />
rate by the intermediate sodium pump.<br />
In this analysis, it is assumed that the <strong>for</strong>ced convection<br />
sodium-air heat exchanger of the active DHRS is<br />
operated in passive mode of two-thirds (6.4 MW) of the<br />
design capacity considering the power loss of the air<br />
blower, and even if all 24 SGWCS are operated, they do<br />
not meet the heat removal per<strong>for</strong>mance of the active<br />
DHRS operated in the passive mode.<br />
The sodium-air heat exchanger of the passive DHRS<br />
and the active DHRS in the TRU burner was designed<br />
Ausgabe 6 › November
Environment and Safety<br />
77<br />
Fig. 4<br />
DHRS VS SGWCS – Total Reactor <strong>Power</strong><br />
Fig. 5<br />
DHRS VS SGWCS – Total Heat Transferred<br />
Fig. 6<br />
DHRS VS SGWCS – Core Inlet Temperature<br />
Fig. 7<br />
DHRS VS SGWCS – Core Outlet Temperature<br />
with a heat transfer area of about 8,300 m² and 7,600 m²<br />
per series, respectively, and the effective heat transfer<br />
area of 24 steam generators is only 2,200 m², indicating<br />
that natural convection is insufficient to expect the<br />
heat removal per<strong>for</strong>mance at the amount of the DHRS.<br />
How ever, the main purpose of the severe accident<br />
mitigation system is to confine the Corium inside the<br />
reactor vessel, and as a result of this analysis, it is<br />
judged that the SGWCS can sufficiently achieve this<br />
purpose. We can see the core inlet sodium temperature<br />
is decreasing (Figure 6) and as shown in Figure 7, core<br />
outlet sodium temperature is slightly increasing until<br />
about 1,000 second after the accident but start to<br />
decrease after about 2,500 second and they do not<br />
exceed the sodium boiling temperature.<br />
CONCLUSION<br />
In this study, the definition of a severe accident<br />
from the regulatory agency‘s perspective was<br />
summarized and the basic requirements <strong>for</strong> TRU<br />
burner severe accident mitigation system were<br />
established.<br />
In addition, we investigated the severe accident<br />
mitigation system applied or in preparation <strong>for</strong><br />
application to fast reactors in each country, selected the<br />
most suitable system <strong>for</strong> TRU burner, and conducted a<br />
preliminary evaluation of its cooling capacity. The<br />
result shows that SGWCS of the TRU burner has enough<br />
cooling capacity <strong>for</strong> prevent sodium coolant from<br />
boiling after ULOF accident.<br />
In low-power reactors such as the Phenix (350 MWt) or<br />
PRISM (840 MWt), the area of the SGWCS is large<br />
compared to its power, so it is expected that residual<br />
heat can be sufficiently removed only by cooling the<br />
outer wall of the steam generator.<br />
In the case of Superphenix (3,600 MWt), the external<br />
wall cooling of the steam generator was considered and<br />
abandoned in the early stages of the design, but<br />
the ESFR-SMART project, which resumed later, is<br />
promoting the introduction of the external wall<br />
cooling of the steam generator by adopting a number<br />
of module-type steam generators. It shows that the<br />
advantage of the fully passive steam generator<br />
external wall cooling system is expected to exceed<br />
the insufficient heat transfer capacity.<br />
The reasonable severe accident mitigation system<br />
currently adopted by the most fast reactors is the steam<br />
generator outer wall cooling system. But further<br />
research may require to increase the <strong>for</strong>ced convection<br />
or heat transfer area in the future such as adopting<br />
terry turbine or combine with other systems.<br />
Vol. 69 (2024)
78<br />
<br />
Environment and Safety<br />
ACKNOWLEDGEMENTS<br />
This work was supported by the National Research<br />
Foundation of Korea (NRF) grant funded by the Korea<br />
government (MSIT). (No. 2021M2E2A1037871).<br />
References<br />
[1] École Polytechnique Fédérale De Lausanne, “Analysis of Advanced Sodiumcooled<br />
Fast Reactor Core Designs with Improved Safety Characteristics“,<br />
Kaichao Sun, 2012.<br />
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Reeactor“, Sun-Rocj Choi, KAERI, 2018.<br />
[3] KAERI/TR-2812/2004, „MARS Code Manual“, Beobdong Jung, KAERI, 2010.<br />
[4] Electric <strong>Power</strong> Research Institute, „Advanced Light Water Reactor Utility<br />
Requirements Document“, Volume 2, Revision 8.<br />
[5] NRC Policy Statement, „Severe Reactor Accidents Regarding Future Designs<br />
and Existing Plants“, 50 FR 32128, Aug 8, 1985.<br />
[6] European Utility Requirements <strong>for</strong> LWR <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong> Plants, Vol. 1,<br />
„Main Policies and Objectives“, Revision C, April, 2001.<br />
[7] Article 2, Paragraph 25 of the Korean <strong>Nuclear</strong> Safety Act, 2018.<br />
[8] Transactions of the Korean <strong>Nuclear</strong> Society Spring Meeting, „Severe<br />
Accident Countermeasure Plan <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong> Plants“, Han-Chol Kim,<br />
1999.<br />
[9] KINS/GE-N001, „Safety Review Guidelines <strong>for</strong> Light Water Reactors“, Korea<br />
Institute of <strong>Nuclear</strong> Safety, Rev. 5, 2015.<br />
[10] Korea Hydro & <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong>, „Development Report on Top-tier Design<br />
Requirements of the APR+“, Rev.1, 2010.<br />
[11] NRC, SECY-90-016, 1990.<br />
[12] NRC, SECY-93-187, 1993.<br />
[13] “Superphenix – Technical and scientific Achievements”, Joel Guidez, 2016.<br />
[14] “Lectures on Superphenix”, Joel Guidez, 2017.<br />
[15] Indira Gandhi Centre <strong>for</strong> Atomic Research, „Conceptual Design of Heat<br />
Transport Systems and Components of PFBR-NSSS“, S.C. Chetal, 1996.<br />
[16] <strong>Nuclear</strong> Technology, “Feasibility Study of a Passive DHR System with<br />
Heat Transfer Enhancement Mechanism in a Lead-Cooled Fast Reactor”,<br />
Jaehyuk Eoh ,2007.<br />
[17] IAEA TWG-FR 2018, „Status of H2020 ESFR-SMART project“, Konstantin<br />
Mikityuk, 2018.<br />
[18] „Designing a Passive Cooling System <strong>for</strong> the PRISM Steam Generator“, Texas<br />
A&M University, Christopher Bowman, 2017.<br />
[19] Clinch River Breeder Reactor Project, „Preliminary Safety Analysis Report“,<br />
Volume 2<br />
[20] NUREG-0968, „Safety Evaluation Report related to the construction of the<br />
Clinch River Breeder Reactor Plant“, U.S. Department of Energy, Mar., 1983.<br />
[21] The Safety Design Criteria Task Force (SDC-TF) of the Generation IV <strong>International</strong><br />
Forum, “Safety Design Guidelines on Structures, Systems and<br />
Components <strong>for</strong> Generation IV Sodium-cooled Fast Reactor Systems”, 2018.<br />
[22] The Safety Design Criteria Task Force (SDC-TF) of the Generation IV <strong>International</strong><br />
Forum, “Safety Design Criteria <strong>for</strong> Generation IV Sodium-cooled<br />
Fast Reactor Systems”, 2017.<br />
[23] The Safety Design Criteria Task Force (SDC-TF) of the Generation IV <strong>International</strong><br />
Forum, “Safety Design Guidelines on Safety Approach and Design<br />
Conditions <strong>for</strong> Generation IV Sodium-cooled Fast Reactor Systems”, 2018.<br />
[24] IAEA-CN-245-450, „ESFR-SMART: new Horizon-2020 project on SFR safety“,<br />
K. Mikityuk, 2017.<br />
Authors<br />
Hyunwoo Lee<br />
Kijang Research Reactor Design and Construction<br />
Agency<br />
at the Korea Atomic Energy Research Institute<br />
(KAERI)<br />
<strong>Nuclear</strong> Thermal Hydraulics, Design of Research<br />
Reactor Fluid Systems<br />
lhw@kaeri.re.kr<br />
Hyunwoo Lee obtained a Master’s degree in <strong>Nuclear</strong><br />
Thermal Hydraulics Engineering from Kyung Hee<br />
University in South Korea in 2012.<br />
He is currently a senior researcher at the Korea Atomic Energy Research<br />
Institute, where he has worked on the design of fluid systems and safety<br />
analysis <strong>for</strong> Sodium-cooled Fast Reactors.<br />
He is now focused on the fluid system design <strong>for</strong> Research Reactors.<br />
Dr. Ji-Woong Han<br />
Advanced Reactor Technology Development Division<br />
at the Korea Atomic Energy Research Institute (KAERI)<br />
Design of Sodium-cooled Fast Reactor Fluid Systems<br />
jwhan@kaeri.re.kr<br />
Dr. Sun Rock Choi<br />
Advanced Reactor Technology Development Division<br />
at the Korea Atomic Energy Research Institute (KAERI)<br />
Design of Sodium-cooled Fast Reactor Fluid Systems<br />
choisr@kaeri.re.kr<br />
Dr. Huee-Youl Ye<br />
Advanced Reactor Technology Development Division<br />
at the Korea Atomic Energy Research Institute (KAERI)<br />
Design and Per<strong>for</strong>mance Analysis of Sodium-cooled<br />
Fast Reactor Fluid Systems<br />
yehuee@kaeri.re.kr<br />
Dr. Jaehyuk Eoh<br />
General Manager of Advanced Reactor Technology Development Division<br />
at the Korea Atomic Energy Research Institute (KAERI)<br />
Design and Per<strong>for</strong>mance Analysis of Sodium-cooled<br />
Fast Reactor Fluid Systems<br />
jheoh@kaeri.re.kr<br />
Ausgabe 6 › November
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
79<br />
<strong>Nuclear</strong> power plants worldwide:<br />
2023 compact statistics<br />
At the end of the last year 2023 (key date: 31 December 2023), nuclear power plants<br />
were operating in 33 countries worldwide which means that the number of country<br />
was unchanged compared to end-2022. (cf. Table 1). In total, 414 nuclear power plants<br />
were operating on the key date. The highest number of nuclear power plants in operation<br />
since the first start of an commercial nuclear power plant in 1956 in the United Kingdom was<br />
in 2018 with 453 units.<br />
The gross power output of the nuclear power plant<br />
units in operation in 2023 amounted to around<br />
391 GWe*, the net power output was approximately<br />
368 GWe. This means that the available gross capacity<br />
and the available net capacity dropped (minus approx.<br />
1 GW or 0.25 %) changed compared with the previous<br />
year‘s numbers. The highest capacity since the<br />
first grid connection of a commercial nuclear power<br />
plant was available in 2018 (425,332 MWe gross,<br />
401,177 MWe net).<br />
Shut-downs<br />
Five (5) nuclear power plant with a total capacity of<br />
6321 MW gross units were definitively permanently<br />
shut-down worldwide in three (3) countries in 2023.<br />
Belgium: Tihange 2 (PWR, 1,055/1,008 MW gross/net,<br />
start ope. 1983). Germany: Emsland (PWR, 1,406/1,335<br />
MW gross/net, 1988), Isar 2 (PWR, 1,475/1,410 MW<br />
gross/net, 1988), Neckarwestheim II (PWR, 1,400/1,310<br />
MW gross/net, 1989). Taiwan, China: Kuosheng 2 (BWR,<br />
985/948 MW gross/net, 1983)<br />
Start-ups<br />
Three (3) nuclear power plants started (nuclear)<br />
operation in three countries in 2023. All three units<br />
reached initial criticality (C), were synchronized with<br />
the grid (G) and started commercial operation (O) <strong>for</strong><br />
the first time in 2023. Additionally, two (2) units which<br />
reached initial criticality in 2022 were synchronized<br />
with the grid (G) and started commercial operation (O)<br />
<strong>for</strong> the first time in 2023 (cf. Table 1): Belarus:<br />
Belarusian 2 (VVER-PWR, 1,194/1,109 MW gross/net,<br />
CGO), Korea, Rep.: Shin-Hanul 2 (PWR, 1,400/1,340 MW<br />
gross/net, CGO), USA: Vogtle 3 (PWR, 1,250/1,117 MW<br />
gross/net, CGO). Start of commercial operation in 2023,<br />
2 units in 2 countries: China: Fangchenggang 3 (PWR,<br />
1,180/1,000 MW gross/net, C), Slovak Rep.: Mochovce 3<br />
(VVER-PWR, 471/440 MW gross/net).<br />
Two units in Japan, Takahama 1 (PWR, 826/780 MW<br />
gross/net, C: 1974) and Takahama 2 (PWR 826/780 MW<br />
gross/net, C: 1975) resumed operation in 2023. In Japan<br />
after the long-term shut-down of all reactors and safety<br />
evaluations after the Fukushima accidents in 2011 in<br />
total 12 reactors are in active operation. In total 21 units<br />
are now under maintenance, retrofitting and declared<br />
as “suspended operation”. In total 51 reactors were in<br />
operation and shut-down in 2011 after the Tohoku<br />
earthquake and tsunami.<br />
New Projects<br />
Six (6) new projects (in 2022 five (5)) in two countries<br />
started with an official announcement and first<br />
preparations <strong>for</strong> construction or the first concrete<br />
and further build activities. China: Haiyang 4 (PWR,<br />
1,253/1,161 MW gross/net), Lianjiang 1 (PWR,<br />
1,224/1,160 MW gross/net), Lufeng 6 (PWR, 1,200/1,116<br />
MW gross/net), Sanmen 4 (PWR, 1,251/1,163 MW gross/<br />
net), Xudabu 1 (PWR, 1,290/1,161 MW gross/net). Egypt:<br />
El Dabaa 3 (PWR, 1,253/1,161 MW gross/net).<br />
Projects under construction<br />
In total 56 reactors are under construction worldwide<br />
in 17 countries. The total gross capacity of this projects<br />
is about 67 GW*, the net capacity 63 GW.<br />
In addition, there are about 200 nuclear power<br />
plant units in 30 countries worldwide that are in an<br />
advanced planning stage, others are in the pre- planning<br />
phase (status: 31 December 2023).<br />
Vol. 69 (2024)
80<br />
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
Country<br />
Location/<br />
Station name<br />
Status Reactortype<br />
Capacity<br />
gross<br />
[MW]<br />
Capacity<br />
net<br />
[MW]<br />
1 st<br />
Criticality<br />
[Year]<br />
Country<br />
Location/<br />
Station name<br />
Status Reactortype<br />
Capacity<br />
gross<br />
[MW]<br />
Capacity<br />
net<br />
[MW]<br />
1 st<br />
Criticality<br />
[Year]<br />
Argentina<br />
Atucha 1 D2O-PWR 357 341 1974<br />
Embalse Candu 648 600 1983<br />
Atucha 2 D2O-PWR 745 692 2014<br />
CAREM25 PWR 29 25 (2025)<br />
Armenia<br />
Metsamor 2 VVER-PWR 408 376 1980<br />
Bangladesh<br />
Rooppur 1 VVER-PWR 1200 1080 (2024)<br />
Rooppur 1 VVER-PWR 1200 1080 (2025)<br />
Belarus<br />
Belarusian 1 VVER-PWR 1194 1109 2020<br />
Belarusian 2 [1] VVER-PWR 1194 1109 2023<br />
Belgium<br />
Doel 1 PWR 454 433 1975<br />
Doel 2 PWR 454 433 1975<br />
Doel 4 PWR 1090 1039 1985<br />
Tihange 1 PWR 1009 962 1975<br />
Tihange 3 PWR 1094 1046 1985<br />
Tihange 2 [7] PWR 1055 1008 1983<br />
Brazil<br />
Angra 1 PWR 640 609 1984<br />
Angra 2 PWR 1350 1275 1999<br />
Angra 3 PWR 1300 1 245 (2026)<br />
Bulgaria<br />
Kozloduj 5 VVER-PWR 1000 953 1987<br />
Kozloduj 6 VVER-PWR 1000 953 1989<br />
Canada<br />
Bruce 1 Candu 824 772 1977<br />
Bruce 2 Candu 786 734 1977<br />
Bruce 3 Candu 805 730 1977<br />
Bruce 4 Candu 805 750 1979<br />
Bruce 5 Candu 872 817 1985<br />
Bruce 6 Candu 891 822 1984<br />
Bruce 7 Candu 872 817 1986<br />
Bruce 8 Candu 845 817 1987<br />
Darlington 1 Candu 934 878 1993<br />
Darlington 2 Candu 934 878 1990<br />
Darlington 3 Candu 934 878 1993<br />
Darlington 4 Candu 934 878 1993<br />
Pickering 1 Candu 542 515 1971<br />
Pickering 4 Candu 542 515 1973<br />
Pickering 5 Candu 540 516 1983<br />
Pickering 6 Candu 540 516 1984<br />
Pickering 7 Candu 540 516 1985<br />
Pickering 8 Candu 540 516 1986<br />
Point Lepreau Candu 705 660 1983<br />
China<br />
CEFR SNR 25 20 2011<br />
Changjiang 1 PWR 650 610 2015<br />
Changjiang 2 PWR 650 601 2016<br />
Daya Bay 1 PWR 984 944 1993<br />
Daya Bay 2 PWR 984 944 1994<br />
Fangchenggang 1 PWR 1080 1000 2015<br />
Fangchenggang 2 PWR 1088 1000 2016<br />
Fangchenggang 3 PWR 1080 1000 2022<br />
Fangjiashan 1 PWR 1080 1000 2014<br />
Fangjiashan 2 PWR 1080 1000 2014<br />
Fuqing 1 PWR 1087 1000 2014<br />
Fuqing 2 PWR 1087 1000 2015<br />
Fuqing 3 PWR 1089 1000 2016<br />
Fuqing 4 PWR 1089 1000 2017<br />
Fuqing 5 PWR 1087 1000 2020<br />
Fuqing 6 PWR 1087 1000 2022<br />
Haiyang 1 PWR 1180 1100 2018<br />
Haiyang 2 PWR 1180 1100 2018<br />
Hongyanhe 1 PWR 1080 1000 2013<br />
Hongyanhe 2 PWR 1080 1000 2013<br />
Hongyanhe 3 PWR 1080 1000 2014<br />
Hongyanhe 4 PWR 1119 1000 2016<br />
Hongyanhe 5 PWR 1080 1000 2021<br />
Hongyanhe 6 PWR 1080 1000 2022<br />
Ling Ao 1 PWR 990 938 2002<br />
Ling Ao 2 PWR 990 938 2002<br />
Ling Ao 3 PWR 1087 1000 2010<br />
Ling Ao 4 PWR 1087 1000 2011<br />
Ningde 1 PWR 1087 1000 2012<br />
Ningde 2 PWR 1080 1000 2014<br />
Ningde 3 PWR 1080 1000 2015<br />
Ningde 4 PWR 1089 1018 2016<br />
Qinshan 1 PWR 310 288 1992<br />
Qinshan II-1 PWR 650 610 2002<br />
Qinshan II-2 PWR 650 610 2004<br />
Qinshan II-3 PWR 642 610 2010<br />
Qinshan II-4 PWR 642 610 2011<br />
Qinshan III-1 Candu 728 665 2002<br />
Qinshan III-2 Candu 728 665 2003<br />
Sanmen 1 PWR 1180 1100 2018<br />
Sanmen 2 PWR 1180 1100 2018<br />
Shidao Bay 1 HTGR 211 200 2021<br />
Taishan 1 PWR 1750 1660 2018<br />
Taishan 2 PWR 1750 1660 2019<br />
Tianwan 1 VVER-PWR 1060 990 2005<br />
Tianwan 2 VVER-PWR 1060 990 2007<br />
Tianwan 3 VVER-PWR 1126 1060 2017<br />
Tianwan 4 VVER-PWR 1126 1060 2018<br />
Tianwan 5 PWR 1118 1000 2020<br />
Tianwan 6 PWR 1118 1000 2021<br />
Yangjiang 1 PWR 1080 1000 2013<br />
Yangjiang 2 PWR 1080 1000 2015<br />
Yangjiang 3 PWR 1080 1000 2015<br />
Yangjiang 4 PWR 1086 1000 2016<br />
Yangjiang 5 PWR 1080 1000 2018<br />
Yangjiang 6 PWR 1080 1000 2019<br />
Changjiang 3 PWR 1170 1090 (2028)<br />
Changjiang 4 PWR 1170 1090 (2029)<br />
Fangchenggang 4 PWR 1080 1000 (2024)<br />
Haiyang 3 PWR 1253 1161 (2029)<br />
Haiyang 4 [3] PWR 1253 1161 (2030)<br />
Lianjiang 1 [3] PWR 1224 1160 (2030)<br />
Linglong 1 PWR 100 125 (2028)<br />
Lufeng 5 PWR 1200 1161 (2029)<br />
Lufeng 6 [3] PWR 1200 1161 (2030)<br />
Sanaocun 1 PWR 1210 1117 (2027)<br />
Sanaocun 2 PWR 1210 1117 (2028)<br />
Sanmen 3 PWR 1251 1163 (2029)<br />
Sanmen 4 [3] PWR 1251 1163 (2030)<br />
Taipingling 1 PWR 1200 1116 (2024)<br />
Taipingling 2 PWR 1200 1116 (2025)<br />
Tianwan 7 PWR 1265 1171 (2028)<br />
Tianwan 8 PWR 1265 1171 (2029)<br />
Xiapu FBR 682 642 (2023)<br />
Xudabu 1 [3] PWR 1290 1200 (2028)<br />
Xudabu 3 PWR 1 274 1200 (2028)<br />
Xudabu 4 PWR 1 274 1200 (2029)<br />
Zhangzhou 1 PWR 1212 1126 (2024)<br />
Zhangzhou 2 PWR 1212 1126 (2025)<br />
Ausgabe 6 › November
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
81<br />
Country<br />
Location/<br />
Station name<br />
Status Reactortype<br />
Capacity<br />
gross<br />
[MW]<br />
Capacity<br />
net<br />
[MW]<br />
1 st<br />
Criticality<br />
[Year]<br />
Country<br />
Location/<br />
Station name<br />
Status Reactortype<br />
Capacity<br />
gross<br />
[MW]<br />
Capacity<br />
net<br />
[MW]<br />
1 st<br />
Criticality<br />
[Year]<br />
Czech Republic<br />
Dukovany 1 VVER-PWR 500 473 1985<br />
Dukovany 2 VVER-PWR 500 473 1986<br />
Dukovany 3 VVER-PWR 500 473 1987<br />
Dukovany 4 VVER-PWR 500 473 1987<br />
Temelín 1 VVER-PWR 1077 1027 1999<br />
Temelín 2 VVER-PWR 1056 1006 2002<br />
Egypt<br />
El Dabaa 1 VVER-PWR 1200 1100 (2030)<br />
El Dabaa 2 VVER-PWR 1200 1100 (2030)<br />
El Dabaa 3 [3] VVER-PWR 1200 1100 (2031)<br />
Finland<br />
Loviisa 1 VVER-PWR 520 496 1977<br />
Loviisa 2 VVER-PWR 520 496 1981<br />
Olkiluoto 1 BWR 890 860 1979<br />
Olkiluoto 2 BWR 890 860 1982<br />
Olkiluoto 3 PWR 1660 1600 2021<br />
France<br />
Belleville 1 PWR 1363 1310 1987<br />
Belleville 2 PWR 1363 1310 1988<br />
Blayais 1 PWR 951 910 1981<br />
Blayais 2 PWR 951 910 1982<br />
Blayais 3 PWR 951 910 1983<br />
Blayais 4 PWR 951 910 1983<br />
Bugey 2 PWR 945 910 1978<br />
Bugey 3 PWR 945 910 1978<br />
Bugey 4 PWR 917 880 1979<br />
Bugey 5 PWR 917 880 1979<br />
Cattenom 1 PWR 1362 1300 1986<br />
Cattenom 2 PWR 1362 1300 1987<br />
Cattenom 3 PWR 1362 1300 1990<br />
Cattenom 4 PWR 1362 1300 1991<br />
Chinon B-1 PWR 954 905 1982<br />
Chinon B-2 PWR 954 905 1983<br />
Chinon B-3 PWR 954 905 1986<br />
Chinon B-4 PWR 954 905 1987<br />
Chooz B-1 PWR 1560 1500 1996<br />
Chooz B-2 PWR 1560 1500 1997<br />
Civaux 1 PWR 1561 1 495 1997<br />
Civaux 2 PWR 1561 1 495 1999<br />
Cruas Meysse 1 PWR 956 915 1983<br />
Cruas Meysse 2 PWR 956 915 1984<br />
Cruas Meysse 3 PWR 956 915 1984<br />
Cruas Meysse 4 PWR 956 915 1984<br />
Dampierre 1 PWR 937 890 1980<br />
Dampierre 2 PWR 937 890 1980<br />
Dampierre 3 PWR 937 890 1981<br />
Dampierre 4 PWR 937 890 1981<br />
Flamanville 1 PWR 1382 1330 1985<br />
Flamanville 2 PWR 1382 1330 1986<br />
Golfech 1 PWR 1363 1310 1990<br />
Golfech 2 PWR 1363 1310 1993<br />
Gravelines B-1 PWR 951 910 1980<br />
Gravelines B-2 PWR 951 910 1980<br />
Gravelines B-3 PWR 951 910 1980<br />
Gravelines B-4 PWR 951 910 1981<br />
Gravelines C-5 PWR 951 910 1984<br />
Gravelines C-6 PWR 951 910 1985<br />
Nogent 1 PWR 1363 1310 1987<br />
Nogent 2 PWR 1363 1310 1988<br />
Paluel 1 PWR 1382 1330 1984<br />
Paluel 2 PWR 1382 1330 1984<br />
Paluel 3 PWR 1382 1330 1985<br />
Paluel 4 PWR 1382 1330 1986<br />
Penly 1 PWR 1382 1330 1990<br />
Penly 2 PWR 1382 1330 1992<br />
St. Alban 1 PWR 1381 1335 1986<br />
St. Alban 2 PWR 1381 1335 1987<br />
St. Laurent B-1 PWR 956 915 1981<br />
St. Laurent B-2 PWR 956 915 1981<br />
Tricastin 1 PWR 955 915 1980<br />
Tricastin 2 PWR 955 915 1980<br />
Tricastin 3 PWR 955 915 1980<br />
Tricastin 4 PWR 955 915 1981<br />
Flamanville 3 PWR 1600 1510 (2025)<br />
Germany<br />
Emsland PWR 1406 1335 1988<br />
Isar 2 PWR 1485 1 410 1988<br />
Neckarwestheim II PWR 1400 1310 1989<br />
Hungary<br />
Paks 1 VVER-PWR 500 470 1983<br />
Paks 2 VVER-PWR 500 473 1984<br />
Paks 3 VVER-PWR 500 473 1986<br />
Paks 4 VVER-PWR 500 473 1987<br />
India<br />
Kaiga 1 Candu (IND) 220 202 2001<br />
Kaiga 2 Candu (IND) 220 202 1999<br />
Kaiga 3 Candu (IND) 220 202 2007<br />
Kaiga 4 Candu (IND) 220 202 2010<br />
Kakrapar 1 Candu (IND) 220 202 1993<br />
Kakrapar 2 Candu (IND) 220 202 1995<br />
Kakrapar 3 Candu (IND) 700 640 2021<br />
Kudankulam 1 VVER-PWR 1000 917 2013<br />
Kudankulam 2 VVER-PWR 1000 917 2016<br />
Madras Kalpakkam 2 Candu (IND) 220 205 1986<br />
Narora 1 Candu (IND) 220 202 1992<br />
Narora 2 Candu (IND) 220 202 1991<br />
Rajasthan 2 Candu 200 187 1981<br />
Rajasthan 3 Candu (IND) 220 202 1999<br />
Rajasthan 4 Candu (IND) 220 202 2000<br />
Rajasthan 5 Candu (IND) 220 202 2009<br />
Rajasthan 6 Candu (IND) 220 202 2010<br />
Tarapur 3 Candu (IND) 540 490 2006<br />
Tarapur 4 Candu (IND) 540 490 2005<br />
Kakrapar 4 Candu (IND) 700 640 (2025)<br />
PFBR (Kalpakkam) SNR 500 470 (2026)<br />
Kudankulam 3 VVER-PWR 1000 917 (2024)<br />
Kudankulam 4 VVER-PWR 1000 917 (2025)<br />
Kudankulam 5 VVER-PWR 1000 917 (2028)<br />
Kudankulam 6 VVER-PWR 1000 917 (2029)<br />
Rajasthan 7 Candu (IND) 700 630 (2025)<br />
Rajasthan 8 Candu (IND) 700 630 (2026)<br />
Iran<br />
Bushehr 1 VVER-PWR 1000 953 2011<br />
Bushehr 2 VVER-PWR 1127 1057 (2025)<br />
Japan<br />
Genkai 3 PWR 1180 1127 1994<br />
Genkai 4 PWR 1180 1127 1997<br />
Hamaoka 3 [6] BWR 1100 1056 1987<br />
Hamaoka 4 [6] BWR 1137 1092 1993<br />
Hamaoka 5 [6] BWR 1267 1216 2004<br />
Higashidori 1 [6] BWR 1100 1067 2005<br />
Ikata 3 PWR 890 846 1994<br />
Kashiwazaki Kariwa 1 [6] BWR 1100 1067 1985<br />
Kashiwazaki Kariwa 2 [6] BWR 1100 1067 1990<br />
Kashiwazaki Kariwa 3 [6] BWR 1100 1067 1993<br />
Kashiwazaki Kariwa 4 [6] BWR 1100 1067 1994<br />
Kashiwazaki Kariwa 5 [6] BWR 1100 1067 1990<br />
Vol. 69 (2024)
82<br />
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
Country<br />
Location/<br />
Station name<br />
Status Reactortype<br />
Capacity<br />
gross<br />
[MW]<br />
Capacity<br />
net<br />
[MW]<br />
1 st<br />
Criticality<br />
[Year]<br />
Country<br />
Location/<br />
Station name<br />
Status Reactortype<br />
Capacity<br />
gross<br />
[MW]<br />
Capacity<br />
net<br />
[MW]<br />
1 st<br />
Criticality<br />
[Year]<br />
Kashiwazaki Kariwa 6 [6] BWR 1356 1315 1996<br />
Kashiwazaki Kariwa 7 [6] BWR 1356 1315 1997<br />
Mihama 3 PWR 826 781 1976<br />
Ohi 3 PWR 1180 1127 1991<br />
Ohi 4 PWR 1180 1127 1993<br />
Onagawa 2 [6] BWR 825 796 1994<br />
Onagawa 3 [6] BWR 825 796 2001<br />
Sendai 1 PWR 890 846 1984<br />
Sendai 2 PWR 890 846 1985<br />
Shika 1 [6] BWR 540 505 1993<br />
Shika 2 [6] BWR 1358 1304 2005<br />
Shimane 2 [6] BWR 820 791 1989<br />
Takahama 1 [2] PWR 826 780 1974<br />
Takahama 2 [2] PWR 826 780 1975<br />
Takahama 3 PWR 870 830 1985<br />
Takahama 4 PWR 870 830 1985<br />
Tokai 2 [6] BWR 1100 1067 1978<br />
Tomari 1 [6] PWR 579 550 1989<br />
Tomari 2 [6] PWR 579 550 1991<br />
Tomari 3 [6] PWR 912 866 2009<br />
Tsuruga 2 [6] PWR 1160 1115 1986<br />
Shimane 3 BWR 1375 1325 (2027)<br />
Ohma BWR 1385 1325 (2028)<br />
Korea (Republic)<br />
Kori 2 PWR 676 639 1983<br />
Kori 3 PWR 1042 1003 1985<br />
Kori 4 PWR 1 041 1001 1986<br />
Shin Kori 1 PWR 1048 996 2010<br />
Shin Kori 2 PWR 1 045 993 2011<br />
Saeul 1 PWR 1400 1340 2016<br />
Saeul 2 PWR 1400 1340 2019<br />
Hanul 1 PWR 1003 960 1988<br />
Hanul 2 PWR 1008 962 1989<br />
Hanul 3 PWR 1050 994 1998<br />
Hanul 4 PWR 1053 998 1998<br />
Hanul 5 PWR 1051 996 2003<br />
Hanul 6 PWR 1051 996 2004<br />
Shin Hanul 1 PWR 1400 1340 2022<br />
Shin Hanul 2 [1] PWR 1400 1340 2023<br />
Wolsong 2 Candu 678 653 1997<br />
Wolsong 3 Candu 698 675 1999<br />
Wolsong 4 Candu 703 679 1999<br />
Shin Wolsong 1 PWR 1043 991 2012<br />
Shin Wolsong 2 PWR 1000 960 2015<br />
Hanbit 1 PWR 996 953 1986<br />
Hanbit 2 PWR 993 945 1987<br />
Hanbit 3 PWR 1050 997 1995<br />
Hanbit 4 PWR 1 049 997 1996<br />
Hanbit 5 PWR 1053 997 2001<br />
Hanbit 6 PWR 1052 995 2002<br />
Saeul 3 PWR 1400 1340 (2024)<br />
Saeul 4 PWR 1400 1340 (2025)<br />
Mexico<br />
Laguna Verde 1 BWR 820 765 1990<br />
Laguna Verde 2 BWR 820 765 1995<br />
Netherlands<br />
Borssele PWR 515 482 1973<br />
Pakistan<br />
Chasnupp 1 PWR 325 300 2000<br />
Chasnupp 2 PWR 325 300 2011<br />
Chasnupp 3 PWR 340 315 2016<br />
Chasnupp 4 PWR 340 315 2017<br />
Kanupp 2 PWR 1100 1014 2021<br />
Kanupp 3 PWR 1100 1014 2022<br />
Romania<br />
Cernavoda 1 Candu 706 650 1996<br />
Cernavoda 2 Candu 706 655 2007<br />
Russia<br />
Akademik Lomonosov 1 PWR 40 35 2019<br />
Akademik Lomonosov 2 PWR 40 35 2019<br />
Balakovo 1 VVER-PWR 1000 953 1986<br />
Balakovo 2 VVER-PWR 1000 953 1988<br />
Balakovo 3 VVER-PWR 1000 953 1990<br />
Balakovo 4 VVER-PWR 1000 953 1993<br />
Beloyarsky 3 FBR 600 560 1981<br />
Beloyarsky 4 FBR 800 750 2014<br />
Bilibino 2 LWGR 12 11 1975<br />
Bilibino 3 LWGR 12 11 1976<br />
Bilibino 4 LWGR 12 11 1977<br />
Kalinin 1 VVER-PWR 1000 953 1985<br />
Kalinin 2 VVER-PWR 1000 953 1987<br />
Kalinin 3 VVER-PWR 1000 953 2004<br />
Kalinin 4 VVER-PWR 1000 953 2011<br />
Kola 1 VVER-PWR 440 411 1973<br />
Kola 2 VVER-PWR 440 411 1975<br />
Kola 3 VVER-PWR 440 411 1982<br />
Kola 4 VVER-PWR 440 411 1984<br />
Kursk 2 LWGR 1000 925 1979<br />
Kursk 3 LWGR 1000 925 1984<br />
Kursk 4 LWGR 1000 925 1986<br />
Leningrad 3 LWGR 1000 925 1980<br />
Leningrad 4 LWGR 1000 925 1981<br />
Leningrad II-1 VVER-PWR 1187 1085 2018<br />
Leningrad II-2 VVER-PWR 1170 1085 2020<br />
Novovoronezh 4 VVER-PWR 417 385 1973<br />
Novovoronezh 5 VVER-PWR 1000 953 1981<br />
Novovoronezh II-1 VVER-PWR 1000 955 2016<br />
Novovoronezh II-2 VVER-PWR 1000 955 2019<br />
Rostov 1 VVER-PWR 1000 953 2001<br />
Rostov 2 VVER-PWR 1000 953 2010<br />
Rostov 3 VVER-PWR 1000 950 2014<br />
Rostov 4 VVER-PWR 1030 980 2017<br />
Smolensk 1 LWGR 1000 925 1983<br />
Smolensk 2 LWGR 1000 925 1985<br />
Smolensk 3 LWGR 1000 925 1990<br />
Kursk II-1 VVER-PWR 1255 1175 (2024)<br />
Kursk II-2 VVER-PWR 1255 1175 (2025)<br />
BREST-OD-300 FBR 320 300 (2028)<br />
Slovakia<br />
Bohunice 3 VVER-PWR 505 472 1985<br />
Bohunice 4 VVER-PWR 505 472 1985<br />
Mochovce 1 VVER-PWR 470 436 1998<br />
Mochovce 2 VVER-PWR 470 436 1999<br />
Mochovce 3 [1] VVER-PWR 440 408 2022<br />
Mochovce 4 VVER-PWR 440 408 (2025)<br />
Slovenia<br />
Krsko PWR 727 696 1983<br />
South Africa<br />
Koeberg 1 PWR 970 930 1984<br />
Koeberg 2 PWR 970 930 1985<br />
Spain<br />
Almaraz 1 PWR 1 049 1011 1981<br />
Almaraz 2 PWR 1044 1006 1983<br />
Ascó 1 PWR 1033 995 1984<br />
Ascó 2 PWR 1027 997 1985<br />
Cofrentes BWR 1092 1064 1985<br />
Trillo 1 PWR 1066 1002 1988<br />
Vandellos 2 PWR 1087 1 045 1987<br />
Ausgabe 6 › November
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
83<br />
Country<br />
Location/<br />
Station name<br />
Status Reactortype<br />
Capacity<br />
gross<br />
[MW]<br />
Capacity<br />
net<br />
[MW]<br />
1 st<br />
Criticality<br />
[Year]<br />
Country<br />
Location/<br />
Station name<br />
Status Reactortype<br />
Capacity<br />
gross<br />
[MW]<br />
Capacity<br />
net<br />
[MW]<br />
1 st<br />
Criticality<br />
[Year]<br />
Sweden<br />
Forsmark 1 BWR 1022 984 1980<br />
Forsmark 2 BWR 1158 1120 1981<br />
Forsmark 3 BWR 1212 1170 1985<br />
Oskarshamn 3 BWR 1 450 1400 1985<br />
Ringhals 3 PWR 1117 1064 1981<br />
Ringhals 4 PWR 990 940 1983<br />
Switzerland<br />
Beznau 1 PWR 380 365 1969<br />
Beznau 2 PWR 380 365 1972<br />
Gösgen PWR 1060 1010 1979<br />
Leibstadt BWR 1275 1220 1984<br />
Taiwan, China<br />
Maanshan 1 PWR 951 890 1984<br />
Maanshan 2 PWR 951 890 1985<br />
Kuosheng 2 [7] BWR 985 948 1983<br />
Turkiye<br />
Akkuyu 1 VVER-PWR 1200 1114 (2024)<br />
Akkuyu 2 VVER-PWR 1200 1114 (2025)<br />
Akkuyu 3 VVER-PWR 1200 1114 (2027)<br />
Akkuyu 4 VVER-PWR 1200 1114 (2029)<br />
United Arab Emirates<br />
Barakah 1 PWR 1400 1340 2020<br />
Barakah 2 PWR 1400 1340 2021<br />
Barakah 3 PWR 1400 1340 2022<br />
Barakah 4 PWR 1400 1340 (2024)<br />
United Kingdom<br />
Hartlepool-1 AGR 655 595 1984<br />
Hartlepool-2 AGR 655 585 1985<br />
Heysham I-1 AGR 625 585 1984<br />
Heysham I-2 AGR 625 575 1985<br />
Heysham II-1 AGR 682 595 1988<br />
Heysham II-2 AGR 682 595 1989<br />
Sizewell B PWR 1250 1191 1995<br />
Torness Point 1 AGR 682 595 1988<br />
Torness Point 2 AGR 682 595 1989<br />
Hinkley Point C-1 PWR 1720 1630 (2029)<br />
Hinkley Point C-2 PWR 1720 1630 (2030)<br />
Ukraine<br />
Khmelnitski 1 VVER-PWR 1000 950 1985<br />
Khmelnitski 2 VVER-PWR 1000 950 2004<br />
Rovno 1 VVER-PWR 402 363 1981<br />
Rovno 2 VVER-PWR 416 377 1982<br />
Rovno 3 VVER-PWR 1000 950 1987<br />
Rovno 4 VVER-PWR 1000 950 2004<br />
Zaporozhe 1 VVER-PWR 1000 950 1985<br />
Zaporozhe 2 VVER-PWR 1000 950 1985<br />
Zaporozhe 3 VVER-PWR 1000 950 1987<br />
Zaporozhe 4 VVER-PWR 1000 950 1988<br />
Zaporozhe 5 VVER-PWR 1000 950 1988<br />
Zaporozhe 6 VVER-PWR 1000 950 1989<br />
South Ukraine 1 VVER-PWR 1000 950 1983<br />
South Ukraine 2 VVER-PWR 1000 950 1985<br />
South Ukraine 3 VVER-PWR 1000 950 1989<br />
USA<br />
Arkansas <strong>Nuclear</strong> One 1 PWR 969 903 1974<br />
Arkansas <strong>Nuclear</strong> One 2 PWR 1006 943 1980<br />
Beaver Valley 1 PWR 955 923 1976<br />
Beaver Valley 2 PWR 957 923 1987<br />
Braidwood 1 PWR 1289 1225 1988<br />
Braidwood 2 PWR 1289 1225 1988<br />
Browns Ferry 1 BWR 1200 1152 1974<br />
Browns Ferry 2 BWR 1193 1152 1975<br />
Browns Ferry 3 BWR 1232 1190 1977<br />
Brunswick 1 BWR 1 074 1002 1977<br />
Brunswick 2 BWR 1075 1002 1975<br />
Byron 1 PWR 1307 1225 1985<br />
Byron 2 PWR 1304 1225 1987<br />
Callaway PWR 1316 1236 1985<br />
Calvert Cliffs 1 PWR 935 918 1975<br />
Calvert Cliffs 2 PWR 939 911 1977<br />
Catawba 1 PWR 1286 1205 1985<br />
Catawba 2 PWR 1286 1205 1986<br />
Clinton 1 BWR 1175 1138 1987<br />
Comanche Peak 1 PWR 1283 1215 1990<br />
Comanche Peak 2 PWR 1283 1215 1993<br />
Donald Cook 1 PWR 1266 1152 1975<br />
Donald Cook 2 PWR 1210 1133 1978<br />
Columbia (WNP 2) BWR 1244 1200 1984<br />
Cooper BWR 844 801 1974<br />
Davis Besse 1 PWR 971 925 1978<br />
Diablo Canyon 1 PWR 1236 1159 1985<br />
Diablo Canyon 2 PWR 1246 1164 1985<br />
Dresden 2 BWR 1057 1009 1970<br />
Dresden 3 BWR 1057 1009 1971<br />
Farley 1 PWR 933 888 1977<br />
Farley 2 PWR 934 888 1981<br />
Fermi 2 BWR 1317 1217 1988<br />
FitzPatrick BWR 918 882 1975<br />
Ginna PWR 713 614 1970<br />
Grand Gulf 1 BWR 1516 1440 1985<br />
Hatch 1 BWR 891 857 1974<br />
Hatch 2 BWR 905 865 1979<br />
Hope Creek 1 BWR 1360 1291 1986<br />
La Salle 1 BWR 1242 1170 1984<br />
La Salle 2 BWR 1238 1170 1984<br />
Limerick 1 BWR 1203 1139 1986<br />
Limerick 2 BWR 1199 1139 1990<br />
McGuire 1 PWR 1358 1220 1981<br />
McGuire 2 PWR 1358 1220 1984<br />
Millstone 2 PWR 946 910 1975<br />
Millstone 3 PWR 1308 1253 1986<br />
Monticello BWR 734 685 1971<br />
Nine Mile Point 1 BWR 671 642 1969<br />
Nine Mile Point 2 BWR 1302 1259 1988<br />
North Anna 1 PWR 1035 980 1978<br />
North Anna 2 PWR 1033 980 1980<br />
Oconee 1 PWR 955 887 1973<br />
Oconee 2 PWR 955 887 1974<br />
Oconee 3 PWR 961 893 1974<br />
Palo Verde 1 PWR 1528 1403 1986<br />
Palo Verde 2 PWR 1524 1403 1988<br />
Palo Verde 3 PWR 1524 1403 1986<br />
Peach Bottom 2 BWR 1233 1160 1974<br />
Peach Bottom 3 BWR 1233 1160 1974<br />
Perry 1 BWR 1397 1312 1987<br />
Point Beach 1 PWR 696 643 1970<br />
Point Beach 2 PWR 696 643 1972<br />
Prairie Island 1 PWR 642 593 1973<br />
Prairie Island 2 PWR 641 593 1974<br />
Quad Cities 1 BWR 1061 1009 1973<br />
Quad Cities 2 BWR 1061 1009 1973<br />
RiverBend 1 BWR 1073 1036 1986<br />
Robinson 2 PWR 855 769 1971<br />
Salem 1 PWR 1276 1170 1977<br />
Salem 2 PWR 1303 1170 1981<br />
Seabrook 1 PWR 1330 1242 1990<br />
Sequoyah 1 PWR 1259 1221 1981<br />
Vol. 69 (2024)
84<br />
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
Country<br />
Location/<br />
Station name<br />
Status Reactortype<br />
Capacity<br />
gross<br />
[MW]<br />
Capacity<br />
net<br />
[MW]<br />
1 st<br />
Criticality<br />
[Year]<br />
Sequoyah 2 PWR 1 279 1 221 1982<br />
Shearon Harris 1 PWR 983 951 1987<br />
South Texas 1 PWR 1 410 1 354 1988<br />
South Texas 2 PWR 1 410 1 354 1989<br />
St. Lucie 1 PWR 1 122 1 080 1976<br />
St. Lucie 2 PWR 1 135 1 080 1983<br />
Virgil C. Summer PWR 1 071 1 030 1984<br />
Surry 1 PWR 900 848 1972<br />
Surry 2 PWR 900 848 1973<br />
Susquehanna 1 BWR 1 374 1 298 1983<br />
Susquehanna 2 BWR 1 374 1 298 1985<br />
Turkey Point 3 PWR 885 835 1972<br />
Turkey Point 4 PWR 885 835 1973<br />
Vogtle 1 PWR 1 223 1 160 1987<br />
Vogtle 2 PWR 1 226 1 160 1989<br />
Vogtle 3 [1] PWR 1 080 1 000 2023<br />
Water<strong>for</strong>d 3 PWR 1 250 1 200 1985<br />
Watts Bar 1 PWR 1 370 1 270 1996<br />
Watts Bar 2 PWR 1 240 1 180 2016<br />
Wolf Creek PWR 1 351 1 268 1984<br />
Vogtle 4 PWR 1 080 1 000 (2024)<br />
in operation<br />
under construction<br />
permanently shut-down<br />
long-term shut-down<br />
[1] Start of nuclear operation (first criticality: C, first grid connection: G, commercial<br />
operation: O), 3 units in 3 countries: Belarus: Belarusian 2 (VVER-PWR,<br />
1,194/1,109 MW gross/net, CGO), Korea, Rep.: Shin-Hanul 2 (PWR, 1,400/1,340<br />
MW gross/net, CGO), USA: Vogtle 3 (PWR, 1,250/1,117 MW gross/net, CGO). Start<br />
of commercial operation in 2023, 2 units in 2 countries: China: Fangchenggang<br />
3 (PWR, 1,180/1,000 MW gross/net, C), Slovak Rep.: Mochovce 3 (VVER-<br />
PWR, 471/440 MW gross/net).<br />
[2] Resumed operation, 2 units in 1 country: Japan: Takahama 1 (PWR, 826/780<br />
MW gross/net, C: 1974), Takahama 2 (PWR 826/780 MW gross/net, C: 1975).<br />
[3] Start of construction (first concrete or official announcement and first<br />
preparations <strong>for</strong> construction): 6 units 2 countries: China: Haiyang 4 (PWR,<br />
1,253/1,161 MW gross/net), Lianjiang 1 (PWR, 1,224/1,160 MW gross/net), Lufeng<br />
6 (PWR, 1,200/1,116 MW gross/net), Sanmen 4 (PWR, 1,251/1,163 MW gross/net),<br />
Xudabu 1 (PWR, 1,290/1,161 MW gross/net). Egypt: El Dabaa 3 (PWR, 1,253/1,161<br />
MW gross/net).<br />
[4] Resumed construction: none.<br />
[5] Project under construction (finally) cancelled: none.<br />
[6] <strong>Nuclear</strong> power plants taken in long-term shut-down: 21 units in 1 country,<br />
Japan: all 51 units in operation stopped operation in 2011, after the earthquake,<br />
tsunami and reactor accidents at the Fukushima Daiichi site. In the last 13<br />
years, 12 units resumed operation, 24 units, incl. the destroyed 4 units at the<br />
Fukushima site, have been permanently shut-down, 21 units are now in<br />
long-term shut-down operation (total gross capacity: 21,514 MW, net 20,736<br />
MW: : Hamaoka 3, Hamaoka 4, Hamaoka 5, Higashidori 1, Kashiwazaki Kariwa<br />
1, Kashiwazaki Kariwa 2, Kashiwazaki Kariwa 3, Kashiwazaki Kariwa 4,<br />
Kashiwazaki Kariwa 5, Kashiwazaki Kariwa 6, Kashiwazaki Kariwa 7, Onagawa<br />
2, Onagawa 2, Shika 1, Shika 2, Shimane 2, Tokai 2, Tomari 1, Tomari 2,<br />
Tomari 3, Tsuruga 2.<br />
[7] <strong>Nuclear</strong> power plants permanently shut-down: 5 units in 3 countries in 2023:<br />
Tihange 2 (PWR, 1,055/1,008 MW gross/net, start ope. 1983). Germany:<br />
Emsland (PWR, 1,406/1,335 MW gross/net, 1988), Isar 2 (PWR, 1,475/1,410 MW<br />
gross/net, 1988), Neckarwestheim II (PWR, 1,400/1,310 MW gross/net, 1989).<br />
Taiwan, China: Kuosheng 2 (BWR, 985/948 MW gross/net, 1983)<br />
(All capacity data in MWe gross/net, nameplate)<br />
AGR: Advanced Gas-cooled Reactor, BWR: Boiling water reactor, Candu:<br />
CANada Deuterium Uranium reactor (IND: Indian type), D2O-PWR: heavy<br />
water moderated, pressurised water reactor, PWR: pressurised water<br />
reactor, GGR: gas-graphite reactor, LWGR/GLWR: light water cooled graphite<br />
moderated reactor (Russian type RBMK), FBWR: advanced boiling water<br />
reactor, FBR: fast breeder reactor.<br />
Kurzfassung<br />
Kernkraftwerke weltweit:<br />
Schnellstatistik 2023<br />
Aerial view of the Mochovce site in the Slovak Republic.<br />
Three units are in operation, one is under construction.<br />
Ende 2023 waren 414 Kernkraftwerke in 33 Ländern<br />
weltweit in Betrieb. Die Zahl hat sich im Vergleich<br />
zum Vorjahresstichtag nicht verändert. Drei Kernkraftwerksblöcke<br />
haben den Betrieb aufgenommen,<br />
2 haben nach längerem Betriebsstillstand den Betrieb<br />
wieder aufgenommen, 5 Blöcke wurden stillgelegt. Die<br />
installierte und verfügbare Kernkraftkapazität betrug<br />
391 GWe brutto und 368 GWe netto. 6 neue Kernkraftwerksprojekte<br />
wurden mit Baubeginn in Angriff<br />
genommen. 56 Anlagen mit einer Gesamtleistung<br />
von 67 GWe brutto und 63 GWe netto in 16 Ländern<br />
befanden sich in Bau. Darüber hinaus befinden<br />
sich weltweit rund 200 Kernkraftwerksblöcke in<br />
30 Ländern in der Projektierung.<br />
Ausgabe 6 › November
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
85<br />
Operating results 2023<br />
In 2023 the three (3) German nuclear power plants, Emsland, Isar 2 and Neckarwestheim II,<br />
generated 7.215 billion kilowatt hours (kWh) of electricity gross. The three plants Emsland<br />
(1,406 MWe gross), Isar 2, KKI 2 (1,485 MWe gross) and Neckarwestheim II (1,400 MWe<br />
gross) with an total capacity of 4,291 MWe gross and 4,055 MWe net ceased operation – lost<br />
the permit <strong>for</strong> generating electricity – at the end of 15 April 2023, 24:00 h at latest, due to the<br />
revision of the German Atomic Energy Act in the political aftermath of the accidents in<br />
Fukushima, Japan, in 2011.<br />
Originally, the operating licence would have been<br />
terminated at the end of 31 December 2022. With<br />
respect to the general energy crises and assumptions<br />
of energy/electricity supply safety the German Atomic<br />
Energy Act was revised and the operation time was<br />
extended over winter 2022/2023 to 15 April 2023. No<br />
nuclear power plant <strong>for</strong> electricity generation is since<br />
then in operation in Germany.<br />
The first nuclear power plant in operation in Germany,<br />
the 16 MWe Versuchsatomkraftwerk Kahl, reached first<br />
criticality in 1961 and was shut-down in 1985. In total<br />
36 nuclear power plants were operated in Germany<br />
(Federal Republic and Democratic Republic).<br />
The total electricity production of these plants amount<br />
to 5,561.94 billion kilowatt hours – approx. equal to the<br />
present total electricity production in Germany of<br />
9 years. Approx. 5 billion tonnen of CO 2 emissions and<br />
other emissions have been avoided.<br />
At the end of 2023, 414 reactor units were in operation<br />
in 33 countries worldwide and 56 were under construction<br />
in 16 countries. The number of units declared<br />
“in operation” was unchanged in comparison with the<br />
end of 2022.<br />
German nuclear power plants have been occupying top<br />
spots in electricity production <strong>for</strong> decades thus providing<br />
an impressive demonstration of their efficiency,<br />
availability and reliability.<br />
Additionally German nuclear power plants are<br />
leading with their lifetime electricity production.<br />
The Brokdorf, Emsland, Grohnde, Gundremmingen C<br />
and Neckarwestheim II nuclear power plant have<br />
produced more than 360 billion kilowatt hours since<br />
their first criticality, the Grohnde and Isar 2 plant even<br />
are the first nuclear power plants that generated<br />
more than 400 billion kilowatt hours, worldwide.<br />
Operating results of nuclear power plants in Germany 2023 and 2022.<br />
<strong>Nuclear</strong> power plant<br />
Rated power<br />
in 2023<br />
gross<br />
in MWe<br />
net<br />
in MWe<br />
Gross electricity<br />
generation<br />
in MWh<br />
Availability<br />
factor*<br />
in %<br />
Energy availability<br />
factor**<br />
in %<br />
2023 2022 2023 2022 2023 2022<br />
Emsland KKE 1,406 1,335 2,245,050 11,293,993 86.00 94.88 84.01 94.83<br />
Isar KKI 2 1,485 1,410 3,024036 12,273,569 100.00 97.25 99.96 96.88<br />
Neckarwestheim GKN II 1,400 1,310 1,946,550 11,141,700 72.35 94.43 72.33 94.43<br />
Total in 2023 4,291 4,055 7,215,636 34,655,262 86.12 95.50 85.43 95.35<br />
* Availability factor (time availability factor) kt = tN/tV: The time availability factor kt is the quotient of available time of a plant (tV) and the reference<br />
period (tN). The time availability factor is a degree <strong>for</strong> the deployability of a power plant.<br />
** Energy availability factor kW = WV/WN: The energy availability factor kW is the quotient of available energy of a plant (WV ) and the nominal energy<br />
(WN). The nominal energy WN is the product of nominal capacity and reference period. This variable is used as a reference variable (100 % value) <strong>for</strong><br />
availability considerations. The available energy WV is the energy which can be generated in the reference period due to the technical and operational<br />
condition of the plant. Energy availability factors in excess of 100 % are thus impossible, as opposed to energy utilisation.<br />
*** Inclusive of round up/down, rated power in 2023/2022.<br />
**** The Emsland KKE, Isar KKI 2, and Neckarwestheim GKN II nuclear power plants were permanently shutdown on 15 April 2023 due to the revision of<br />
the German Atomic Energy Act in 2011. The revision bans electricity generation <strong>for</strong> the nuclear power plants in Germany from a fixed point in time.<br />
The original date, 31 December 2022, was revised due to the general energy supply situation in winter 2022/2023 up to 15 April 2023.<br />
All data in this report as of 31 March 2024<br />
Vol. 69 (2024)
86<br />
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
Emsland<br />
Operating sequence in 2023<br />
Electrical output in %<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
January February March April May June July August September October November December<br />
Apart from the 16.6 days refueling outage the Emsland<br />
nuclear power plant had been operating uninterrupted<br />
and mainly at full load during the review period 2022.<br />
Producing a gross power generation of 11,356,583 MWh<br />
with a capacity factor of 95.37 % the power plant<br />
achieved a very good operating result.<br />
Planned shutdowns<br />
36 rd Refueling:<br />
The last outage was scheduled <strong>for</strong> the period 21 January<br />
to 5 February. The outage took 14.7 days from breaker<br />
to breaker. During the 36rd refueling none new fuel<br />
elements were used. The following major inspection<br />
activities were carried out: <br />
⁃ Inspection of core and reactor pressure vessel<br />
internals.<br />
⁃ Conducting of 400 periodic inspections.<br />
Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip<br />
None.<br />
<strong>Power</strong> reductions above 10 % and<br />
longer than <strong>for</strong> 24 h<br />
13 November 2022<br />
to 21 January 2023:<br />
Stretch-out operation.<br />
21 January to 5 February 2023: Part load.<br />
5 February to 15 April 2023: <strong>Power</strong> production<br />
with a maximum of<br />
75 % reactor power.<br />
Since the 15 April 2023: End of production<br />
Delivery of fuel elements<br />
In 2023 no fuel elements were delivered.<br />
Waste management status<br />
No CASTOR © cask loading was carried out during the<br />
review period 2023.<br />
At the end of the year 47 loaded casks were stored<br />
in the local interim storage facility owned by BGZ<br />
Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH.<br />
In 2023 four fuel rods have been transported to<br />
Studsvik, Sweden, in order to examine some properties<br />
of high burn up fuel rods in terms of long-term drystorage<br />
of fuel assemblies in CASTOR © casks.<br />
General points<br />
None.<br />
Ausgabe 6 › November
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
87<br />
Operating data<br />
Review period 2023<br />
Plant operator:<br />
Owner:<br />
Plant name:<br />
Address:<br />
Phone: 0591 806-1612<br />
Web:<br />
www.rwe.com<br />
Kernkraftwerke Lippe-Ems GmbH<br />
RWE <strong>Nuclear</strong> GmbH<br />
Kernkraftwerk Emsland (KKE)<br />
Kernkraftwerk Emsland,<br />
Am Hilgenberg , 49811 Lingen, Germany<br />
First synchronisation: 04-19-1988<br />
Date of commercial operation: 06-20-1988<br />
Design electrical rating (gross): 1,406 MW<br />
Design electrical rating (net): 1,335 MW<br />
Reactor type:<br />
PWR<br />
Supplier:<br />
Siemens/KWU<br />
100<br />
90<br />
80<br />
Availability factor in %<br />
Capacity factor in %<br />
94<br />
93<br />
95<br />
89<br />
94<br />
95<br />
95<br />
86<br />
The following operating results were achieved:<br />
Operating period, reactor:<br />
2,172 h<br />
Gross electrical energy generated in 2023: 2,245,050 MWh<br />
Net electrical energy generated in 2023: 2,103,898 MWh<br />
Gross electrical energy generated since<br />
first synchronisation until 04-15-2023: 393,906,327 MWh<br />
Net electrical energy generated since<br />
first synchronisation until 04-15-2023: 373,506,037 MWh<br />
Availability factor in 2023: 86.00 %<br />
Availability factor since<br />
date of commercial operation: 93.92 %<br />
Capacity factor 2023: 85.82 %<br />
Capacity factor since<br />
date of commercial operation: 93.78 %<br />
Downtime<br />
(planned and unplanned) in 2023: 14.18 %<br />
Number of reactor scrams 2023: 0<br />
Licensed annual emission limits in 2023:<br />
Emission of noble gases with plant exhaust air: 1.0 · 10 15 Bq<br />
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 5.0 · 10 9 Bq<br />
(incl. H-3 and C-14)<br />
Emission of nuclear fission and activation products<br />
with plant waste water (excluding tritium): 3.7 · 10 10 Bq<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
94<br />
2016<br />
93<br />
2017<br />
95<br />
2018<br />
89<br />
94<br />
95<br />
Collective radiation dose of own<br />
and outside personnel in Sv<br />
95<br />
86<br />
2019 2020 2021 2022 2023<br />
Proportion of licensed annual emission limits<br />
<strong>for</strong> radioactive materials in 2023 <strong>for</strong>:<br />
Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.091 %<br />
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 0.00 %<br />
(incl. H-3 and C-14)<br />
Emission of nuclear fission and activation products<br />
with plant waste water (excluding tritium): 0.00 %<br />
Collective dose:<br />
0.038 Sv<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0.05<br />
2016<br />
0.09 0.06 0.07<br />
2017 2018 2019<br />
0.08 0.05<br />
2020 2021<br />
0.04 0.04<br />
2022 2023<br />
Vol. 69 (2024)
88<br />
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
Isar 2<br />
Operating sequence in 2023<br />
Electrical output in %<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
January February March April May June July August September October November December<br />
The Isar 2 nuclear power plant (KKI 2) was in planned<br />
power operation according to the load schedule until<br />
15 April 2023. On 26 January 2023, stretch-out operation<br />
was switched from phase 1 to phase 2.1. From 5 March<br />
2023, the unit was in phase 2.2 stretch-out operation<br />
and since 4 April 2023 in phase 3 stretch-out operation.<br />
The Isar 2 nuclear power plant was finally shut down<br />
on 15 April 2023. KKI 2 ceased operation as planned<br />
in the night of 16 April 2023. After the plant’s output<br />
was gradually reduced from 10 pm, the generator<br />
was disconnected from the power grid at 11:52 pm on<br />
15 April 2023.<br />
Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip<br />
None.<br />
<strong>Power</strong> reductions above 10 % and<br />
longer than <strong>for</strong> 24 h<br />
1 January 2022<br />
to 15 April 2023: Stretch-out operation.<br />
Safety Reviews<br />
None.<br />
Planned shutdowns<br />
On 15 April 2023 due to nuclear law.<br />
WANO Review/Technical Support Mission<br />
None.<br />
Delivery of fuel elements<br />
None.<br />
Waste management status<br />
The final unloading of the fuel elements in KKI 2 took<br />
place from 15 to 17 May 2023. The operating staff<br />
transferred the 193 fuel elements from the reactor<br />
pressure vessel to the storage pool <strong>for</strong> the last time.<br />
General points<br />
None.<br />
Ausgabe 6 › November
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
89<br />
Operating data<br />
Review period 2023<br />
Plant operator: PreussenElektra GmbH<br />
Shareholder/Owner: PreussenElektra GmbH (75 %),<br />
Stadtwerke München GmbH (25 %)<br />
Plant name: Kernkraftwerk Isar 2 (KKI 2)<br />
Address:<br />
PreussenElektra GmbH,<br />
Kernkraftwerk Isar,<br />
Postfach 11 26, 84049 Essenbach,<br />
Germany<br />
Phone/Telefax: 08702 38-2465 / 08702 38-2466<br />
Web:<br />
www.preussenelektra.de<br />
First synchronisation: 01-22-1988<br />
Date of commercial operation: 04-09-1988<br />
Design electrical rating (gross): 1,485 MW<br />
Design electrical rating (net): 1,410 MW<br />
Reactor type:<br />
PWR<br />
Supplier:<br />
Siemens/KWU<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
96<br />
Availability factor in %<br />
Capacity factor in %<br />
91<br />
95<br />
96<br />
93<br />
95<br />
97<br />
100<br />
60<br />
The following operating results were achieved:<br />
Operating period, reactor:<br />
2,519 h<br />
Gross electrical energy generated in 2023: 3,024,036 MWh<br />
Net electrical energy generated in 2023: 2,834,049 MWh<br />
Gross electrical energy generated since<br />
first synchronisation until 04-15-2023: 404,794,933 MWh<br />
Net electrical energy generated since<br />
first synchronisation until 04-15-2023: 382,725,190 MWh<br />
Availability factor in 2023: 100.0 %<br />
Availability factor since<br />
date of commercial operation: 93.57 %<br />
Capacity factor 2023: 99.96 %<br />
Capacity factor since<br />
date of commercial operation: 92.76 %<br />
Downtime (schedule and <strong>for</strong>ced) in 2023: 0.00 %<br />
Number of reactor scrams 2023: 0<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
10<br />
9<br />
96<br />
2016<br />
92<br />
2017<br />
95<br />
2018<br />
96<br />
93<br />
95<br />
Collective radiation dose of own<br />
and outside personnel in Sv<br />
97<br />
100<br />
2019 2020 2021 2022 2023<br />
Licensed annual emission limits in 2023:<br />
Emission of noble gases with plant exhaust air: 1.1 · 10 15 Bq<br />
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 1.1 · 10 10 Bq<br />
Emission of nuclear fission and activation products<br />
with plant waste water (excluding tritium): 5.5 · 10 10 Bq<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
Proportion of licensed annual emission limits<br />
<strong>for</strong> radioactive materials in 2023 <strong>for</strong>:<br />
Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.5 %<br />
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: < limit of<br />
detection<br />
Emission of nuclear fission and activation products<br />
with plant waste water (excluding tritium): < limit of<br />
detection<br />
Collective dose:<br />
0.001 Sv<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0.06 0.14<br />
2016 2017<br />
0.06 0.05<br />
2018 2019<br />
0.18 0.05<br />
2020 2021<br />
0.03 0.001<br />
2022 2023<br />
Vol. 69 (2024)
90<br />
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
Neckarwestheim II<br />
Operating sequence in 2023<br />
Electrical output in %<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
January February March April May June July August September October November December<br />
By the end of commercial power operation on 15 April<br />
2023, the Neckarwestheim II nuclear power plant unit<br />
(GKN II) had generated a gross output of 1,946,550 MWh,<br />
of which 1,610,596 MWh went into the public threephase<br />
grid and 335,954 MWh to the static converter<br />
system of Deutsche Bahn AG. Net electrical generation<br />
totalled 1,785,060 MWh. The plant was connected to the<br />
grid <strong>for</strong> 2,083 hours. This results in a time utilisation of<br />
72.35 %.<br />
Since the commissioning of the three-phase current<br />
machine, 375,594,434 MWh gross and 351,270,157 MWh<br />
net have been generated.<br />
Planned shutdowns<br />
31 December 2022<br />
to 18 January 2023: 40 th refuelling and<br />
short shut-down.<br />
Major inspection activities including:<br />
⁃ Refuelling without the use of new fuel elements<br />
⁃ Periodic inspections in overall reactor protection<br />
⁃ Internal inspections of various vessels<br />
in the turbine building<br />
Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip<br />
None.<br />
<strong>Power</strong> reductions above 10 % and<br />
longer than <strong>for</strong> 24 h<br />
21 February to 15 April 2023: Stretch-out operation.<br />
Other notable events were:<br />
⁃ 15 April 2023: Final shutdown of the plant.<br />
⁃ 25 April 2023: Unloading of the reactor core<br />
started.<br />
⁃ The decommissioning and dismantling licence<br />
(SAG) was used on 16 May 2023<br />
⁃ Primary circuit decontamination (PCD) was<br />
carried out from 14 July to 15 August 2023.<br />
Integrated management system (IMS)<br />
EnKK (NPP P, GKN, KWO)<br />
The integrated management system (IMS) of the EnBW<br />
Kernkraft GmbH (EnKK) according to KTA 1402 with its<br />
partial system <strong>for</strong><br />
⁃ <strong>Nuclear</strong> Safety (SMS), <br />
⁃ Quality Management (QMS/QSÜ),<br />
⁃ Occupational Safety Management (AMS) as well as<br />
⁃ Environmental and Energy Management<br />
(UMS, EnMS, Umwelt- und Energiemanagementsystem)<br />
was also in 2023 continuously further developed. Scope<br />
and content of each process descriptions were gradually<br />
adapted to the different internal requirements and<br />
related approval criteria.<br />
The completeness and effectiveness (con<strong>for</strong>mity) of<br />
the process-oriented IMS, including the quality<br />
management measures (QM), were confirmed by<br />
corresponding internal and external audits as well<br />
as by an inspection by the assessor (ESN) and the<br />
supervisory authority over several days at the GKN<br />
(Neckarwestheim) and KKP (Philippsburg) sites.<br />
The surveillance audit of the certified energy management<br />
(standard 50001:2018) was successfully conducted<br />
by an external auditor (SQS) from 3 to 5 May<br />
2023.<br />
Waste management status<br />
In 2023, 5 TN24E casks were loaded with 105 GKN II<br />
fuel assemblies and transported to the Neckarwestheim<br />
interim storage facility (BZN). At the end of 2023,<br />
there were 560 GKN II fuel assemblies (wet storage) in<br />
the GKN II facility.<br />
Ausgabe 6 › November
<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2023<br />
91<br />
Operating data<br />
Review period 2023<br />
Plant operator: EnBW Kernkraft GmbH (EnKK)<br />
Shareholder/Owner: EnBW Erneuerbare und<br />
Konventionelle Erzeugung AG (98,45 %),<br />
ZEAG Energie AG, Deutsche Bahn AG,<br />
Kernkraftwerk Obrigheim GmbH<br />
Plant name: Kernkraftwerk Neckarwestheim II<br />
(GKN II)<br />
Address:<br />
EnBW Kernkraft GmbH,<br />
Kernkraftwerk Neckarwestheim,<br />
Im Steinbruch, 74382 Neckarwestheim,<br />
Germany<br />
Phone/ Telefax: 07133 13-0 / 07133 17645<br />
E-mail:<br />
poststelle-gkn@kk.enbw.com<br />
Web:<br />
www.enbw.com<br />
First synchronisation: 01-03-1989<br />
Date of commercial operation: 04-15-1989<br />
Design electrical rating (gross): 1,400 MW<br />
Design electrical rating (net): 1,310 MW<br />
Reactor type:<br />
PWR<br />
Supplier:<br />
Siemens/KWU<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
94<br />
Availability factor in %<br />
Capacity factor in %<br />
89<br />
81<br />
88<br />
93<br />
92<br />
94<br />
72<br />
The following operating results were achieved:<br />
Operating period, reactor:<br />
2,092 h<br />
Gross electrical energy generated in 2023: 1,946,550 MWh<br />
Net electrical energy generated in 2023: 1,785,060 MWh<br />
Gross electrical energy generated since<br />
first synchronisation until 04-15-2023: 375,594,434 MWh<br />
Net electrical energy generated since<br />
first synchronisation until 04-15-2023: 351,270,157 MWh<br />
Availability factor in 2023: 72.35 %<br />
Availability factor since<br />
date of commercial operation: 92.75 %<br />
Capacity factor 2023: 72.33 %<br />
Capacity factor since<br />
date of commercial operation: 92.41 %<br />
Downtime (schedule and <strong>for</strong>ced) in 2023: 27.65 %<br />
Number of reactor scrams 2023: 0<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
10<br />
9<br />
8<br />
95<br />
2016<br />
89<br />
2017<br />
81<br />
2018<br />
94<br />
94<br />
92<br />
Collective radiation dose of own<br />
and outside personnel in Sv<br />
94<br />
72<br />
2019 2020 2021 2022 2023<br />
Licensed annual emission limits in 2023:<br />
Emission of noble gases with plant exhaust air: 1.0 · 10 15 Bq<br />
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 1.1 · 10 10 Bq<br />
Emission of nuclear fission and activation products<br />
with plant waste water (excluding tritium): 6.0 · 10 10 Bq<br />
Proportion of licensed annual emission limits<br />
<strong>for</strong> radioactive materials in 2023 <strong>for</strong>:<br />
Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.0019 %<br />
Emission of iodine-131 with plant exhaust air: < limit of<br />
detection<br />
Emission of nuclear fission and activation products<br />
with plant waste water (excluding tritium): < limit of detection<br />
Collective dose:<br />
0.113 Sv<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0.08<br />
2016<br />
0.15<br />
2017<br />
0.12 0.10<br />
2018 2019<br />
0.08 0.09 0.07 0.11<br />
2020 2021 2022 2023<br />
Vol. 69 (2024)
92<br />
KTG-Fachinfo<br />
KTG-Fachinfo 15/2024 vom 30.09.2024:<br />
Große Finanzinstitutionen<br />
wollen Kernkraftausbau für Klimaziele<br />
unterstützen<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der KTG,<br />
am 23. September haben Vertreter von inter nationalen<br />
Banken und Finanzinstitutionen in New York am Rande der<br />
Climate Week anerkannt, dass zivile Kernkraftprojekte eine<br />
wichtige Rolle beim Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft<br />
spielen. Darüber hinaus haben sie Unterstützung<br />
für die langfristigen Aus bauziele für die Kernenergie und die<br />
Nuklearindustrie in breiterem Sinne bekundet, um den<br />
Übergang zu sauberer Energie zu beschleunigen, wie die<br />
internationale Branchen vereinigung World <strong>Nuclear</strong> Association<br />
be richtet. Beim anschließenden Net Zero <strong>Nuclear</strong><br />
Forum im Rockefeller Center haben sich dann Vertreter der<br />
25 Staaten, die sich bei der vergangenen Weltklima konferenz<br />
zum Ziel der Verdreifachung der globalen Kernkraft kapazität<br />
bekannt haben, mit den Vertretern von 14 Finanz institutionen<br />
getroffen. Dabei waren vertreten: Abu Dhabi Commercial<br />
Bank, Ares Management, Bank of America, Barclays, BNP<br />
Paribas, Brookfield, Citi, Credit Agricole CIB, Goldman Sachs,<br />
Guggenheim Securities LLC, Morgan Stanley, Rothschild &<br />
Co., Segra Capital Management, Société Generale. Die<br />
beteiligten Akteure gehören zu den größten Finanzunternehmen<br />
der Welt.<br />
In der US-amerikanischen Fachzeitschrift <strong>Power</strong> Engineering<br />
wird neben der CO2-Reduktion auch der deutlich steigende<br />
Strombedarf durch das umfangreiche und rasche Wachstum<br />
von Rechenzentren der großen Internet unternehmen<br />
wie Google (Alphabet), Amazon und Microsoft als Treiber<br />
für den Ausbau der Kern energie genannt. Erst am vergangenen<br />
Montag ist bekannt geworden, dass nach einer<br />
Vereinbarung von Constel lation Energy und Micro soft über<br />
das größte <strong>Power</strong> Purchase Agreement in der Geschichte<br />
von Constellation der 2019 abgeschaltete erste Block<br />
des Kernkraftwerks Three Mile Island wieder in Betrieb<br />
genommen werden soll. Die Anlage soll unter dem Namen<br />
Crane Clean Energy Center ab 2028 Strom liefern. Für Microsoft<br />
bietet der Status als abgeschaltete Anlage in der<br />
Bilanzierung sauberen Stroms den Vorteil, dass es sich um<br />
zusätzliche CO2-arme Strommengen handelt. Dies unterscheidet<br />
sich von einigen anderen ähnlichen Verein barungen<br />
der vergangenen Monate, in denen von Betreibern großer<br />
Rechenzentren Kapazitäten von laufenden Kernkraftwerken<br />
exklusiv erworben wurden, die damit dem Strommarkt<br />
entzogen werden.<br />
Da die nächste Weltklimakonferenz COP29 den thematischen<br />
Schwerpunkt Finanzierung von Klima maß nahmen haben<br />
wird, ist die Unterstützung des Finanzsektors für den<br />
globalen Ausbau von besonders aktueller Bedeutung.<br />
Ihre KTG-Geschäftsstelle<br />
Nicolas Wendler<br />
KTG-Fachinfo 14/2024 vom 24.09.2024:<br />
Kernkraftdiskussion von 2022 erneut<br />
Thema der Berichterstattung<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der KTG,<br />
am 21. September veröffentlichte die FAZ einen umfangreichen<br />
Beitrag von Dr. Christian Geinitz, Wirtschaftskorrespondent<br />
der Zeitung in Berlin, der sich mit dem<br />
genauen Weg der Entscheidungsfindung hinsichtlich eines<br />
Weiterbetriebs von Kernkraftwerken befasst, der in dem bekannten<br />
und abschlägigen Vermerk des Bundes ministeriums<br />
für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz<br />
(BMUV) sowie des Bundes minis teriums für Wirtschaft<br />
und Klima (BMWK) vom 8. März 2022 mündete. Auch<br />
Welt und Bild berichteten über den Sach verhalt und einen<br />
weit umfangreicheren Dokumentenpool von über 120.000<br />
Dokumenten, die eingesehen werden konnten.<br />
Geinitz stellt in seinem Artikel auf eine An<strong>for</strong>derung der<br />
Leitungsebene des BMWK, also des Büros des Staatssekretärs<br />
Graichen und des Ministerbüros selbst, an<br />
das Stromreferat des BMWK ab, energiewirtschaftliche<br />
Fragen im Zusammenhang mit einer möglichen Laufzeitverlängerung<br />
von Kernkraftwerken zu beantworten. Bei der<br />
Anfrage sei besonders betont worden, darzustellen, wie<br />
auch ohne die drei in Rede stehenden Kernraft werke die<br />
Versorgungssicherheit gewährleistet werden könne. Diese<br />
An<strong>for</strong>derung lasse sich so interpretieren, dass der Energiestaatssekretär<br />
der Fachabteilung eine Stoß richtung vorgab,<br />
nämlich dass die Prüfung erbringen solle, dass alles gegen<br />
einen Weiterbetrieb spreche. Geinitz berichtet, dass das<br />
Ministerium am vergangenen Freitag dazu mitteilte, es habe<br />
sich nicht um eine Vorfestlegung gehandelt, sondern um<br />
eine erste Einschätzung, die auf den Angaben der Energiekonzerne<br />
Eon und RWE basiert habe, wonach der Weiterbetrieb<br />
nicht möglich sei. Bereits im ARD-Interview am<br />
27.02.2022 erklärte Habeck: „Für den Winter 2022/23 wird<br />
uns die Atomkraft nicht helfen.“ Diese Aussage war u. a. auf<br />
die „Prüfungskriterien“ des Konzerns RWE vom 26. Februar<br />
gestützt. Darin hieße es: „Ein ununterbrochener Weiterbetrieb<br />
der am 31.12.2022 außer Betrieb gehenden Anlagen<br />
ist nicht mehr möglich.“ [Anm.: ohne neue Brennelemente]<br />
Geinitz schlussfolgert aus den internen Ministeriumsnachrichten,<br />
dass es nicht zuletzt der kritische Zungenschlag<br />
von RWE gewesen sei, auf dessen Basis die Leitungsebene<br />
des Ministeriums argu mentierte. Hier ist anzumerken, dass<br />
die Anfrage an die EVU vor der Ankündigung einer ergebnisoffenen<br />
Prüfung des Sachverhalts durch Wirtschafts minister<br />
Habeck am 27.02.2022 an die Unternehmen gerichtet und<br />
auch noch davor beantwortet wurde.<br />
Die Antwort des Fachreferats auf die von einer Referentin<br />
Graichens übermittelten Anfrage vom 1. März, in der eine<br />
Frist zur Beantwortung bis 4. März gesetzt wurde, habe<br />
Habeck aber nie erreicht wie dieser bei späteren Nachfragen<br />
bekundete, sondern in der Leitungsebene nur den damaligen<br />
Staatssekretär Graichen. Am 3. März sei noch eine ergänzende<br />
Frage zum Vergleich eines Szenarios mit in den Winter verschobener<br />
Produktion der Kernkraftwerke oder ohne eine<br />
solche von der Referentin nachgeschoben worden. Im<br />
Ausgabe 6 › November
KTG-Fachinfo<br />
93<br />
Ergebnis stellte das Fachreferat fest, dass ein Weiterbetrieb<br />
der drei Kernkraftwerke die Versorgungs sicherheit im Winter<br />
erhöhen würde, Gas für andere Anwendungen einsparen<br />
könnte und preisdämpfend wirken würde.<br />
In der Leitungsebene des Ministeriums hat Staats sekretär<br />
Graichen diese Aspekte offensichtlich für die weitere Arbeit<br />
an dem Gesamtvermerk nicht berücksichtigt und auch<br />
heute wird seitens des Ministeriums die Arbeit des Fachreferats<br />
damit entwertet, dass es „diverse teilweise spekulative<br />
energiewirtschaftliche Einzelaspekte“ behandele. Im<br />
Prüfvermerk von BMWK und BMUV zum Weiterbetrieb vom<br />
8. März 2022 hieß es schließlich: „Der energiewirtschaftliche<br />
Mehrwert einer Laufzeitver längerung ist sehr begrenzt. Im<br />
Winter 2022/23 helfen sie nicht.“ Habeck seinerseits hat am<br />
4. März über den Leiter der Stabsstelle Kommunikation bei<br />
Graichen noch nachfragen lassen, ob eine geringfügige<br />
Laufzeitverlängerung die Versorgungssicherheit im<br />
kommenden Winter erhöhen könne, hatte aber die Stellungnahme<br />
des Stromreferats am Abend des 3. März nicht<br />
erhalten. Am 5. März allerdings lobte er den atomkritischen<br />
Entwurf des Gesamtvermerks durch Graichen und Tidow<br />
überschwänglich. Eine Nachfrage nach dem Verbleib des<br />
mitbeauftragten Papiers des Stromreferats seitens des<br />
Ministerbüros gab es nicht.<br />
Einige Monate später zeigte sich dann, dass eine kurze<br />
Laufzeitverlängerung bis zum 15. April 2023 sowohl als<br />
energie wirtschaftlich er<strong>for</strong>derlich angesehen wurde, als<br />
auch problemlos möglich gewesen ist und umgesetzt<br />
wurde. Allerdings war dafür ein explizites Machtwort (Richtlinienentscheidung)<br />
des Bundeskanzlers er<strong>for</strong>derlich, der die<br />
Minister entsprechend angewiesen hat. Umsetzbar wären<br />
auch weiter reichende Schritte gewesen, die aber politisch<br />
nicht durchsetzbar waren.<br />
Ihre KTG-Geschäftsstelle<br />
Nicolas Wendler<br />
KTG-Fachinfo 13/2024 vom 31.08.2024:<br />
Regierung der Schweiz spricht<br />
sich für Aufhebung des Technologieverbotes<br />
für Kernenergie aus<br />
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der KTG,<br />
die Regierung der Schweiz, der Bundesrat, hat am 28.08.2024<br />
über die im Februar vorgelegte Volksinitiative „Jederzeit<br />
Strom für alle (Blackout stoppen)“ beraten. Dabei wurde die<br />
Volksinitiative abgelehnt, aber die Erarbeitung eines Gegenvorschlages<br />
als Gesetzesinitiative angekündigt, dessen<br />
wesentlicher Aspekt die Aufhebung des bestehenden Neubauverbotes<br />
für Kernkraftwerke sein soll, das Teil der in 2017<br />
per Referendum beschlossenen Energiestrategie 2050 ist.<br />
Die Volksinitiative zielt darauf ab, in die Schweizer Bundesverfassung<br />
die Verantwortlichkeit aufzunehmen, dass die<br />
Stromversorgung jederzeit gesichert sei und der Bund die<br />
Zuständigkeiten festlege. Die Stromproduktion müsse dabei<br />
umwelt- und klimaschonend erfolgen und alle klimaschonenden<br />
Arten der Stromerzeugung müssten zulässig<br />
sein. Darüber hinaus <strong>for</strong>dert die Initiative die Beschleunigung<br />
von Genehmigungsverfahren für Kernkraftwerke.<br />
Der Bundesrat kritisiert daran, dass die Bundesverfassung<br />
bereits eine breit gefächerte Energieversorgung vorsehe,<br />
weswegen eine Aufhebung des Neubauverbots für Kernkraftwerke<br />
keine Verfassungsänderung er<strong>for</strong>dere. Darüber<br />
hinaus regele die Bundesverfassung, dass sich Bund und<br />
Kantone im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für die Energieversorgung<br />
einsetzen. Auch könne die Initiative den Betrieb<br />
von Reservekraftwerken während Strommangellagen in<br />
Frage stellen und so neue Unsicherheiten bei der Stromversorgung<br />
schaffen. Die Vertreter der überparteilichen Volksinitiativen<br />
begrüßen die Perspektive einer Aufhebung des<br />
Neubauverbots, bemängeln aber die fehlende Bereitschaft<br />
des Bundesrats zu einer klaren Regelung der Verantwortlichkeit<br />
für die Stromversorgung und das Fehlen von<br />
Verbesserungen im Genehmigungsverfahren.<br />
Der Bundesrat stellt die angekündigte indirekte Gegeninitiative<br />
in den Kontext eines aus heutiger Sicht – anders als<br />
bei der Energiestrategie 2050 angenommen – deutlich<br />
steigenden Strombedarfs, des 2023 durch Referendum festgelegten<br />
Netto-Null-Ziels, das den Bau und Betrieb von Gaskraftwerken<br />
erschwert und die geopolitischen Unsicherheiten<br />
seit 2022, die es in Frage stellen, ob jederzeit bei Bedarf<br />
genug Strom importiert werden kann. In einem Interview<br />
mit der Schweizer Nachrichtensendung 10 vor 10 stellte der<br />
zuständige Bundesrat Albert Rösti stark in den Mittelpunkt,<br />
dass Kernkraftneubau nur dann in Frage käme, falls der Ausbau<br />
erneuerbarer Energien nicht schnell genug vorankäme.<br />
Das lässt natürlich Fragen bezüglich der Ernsthaftigkeit des<br />
Bekenntnisses zur Technologieoffenheit entstehen.<br />
Aus deutscher Perspektive und vor allem im Blick auf das<br />
Konsultationspapier des BMWK zum künftigen Strommarkt<br />
hat sich die Diskussion über die Versorgung mit Strom<br />
bereits eine Umdrehung weiterbewegt, was perspektivisch<br />
auch für die Schweiz relevant ist. Hier geht es nicht mehr<br />
nur um Strommangel und Blackout-Gefahr wie im zweiten<br />
Teil des Titels der Volksinitiative benannt, sondern um die<br />
Sicherheit und Verlässlichkeit der Stromnutzung für Betriebe<br />
und private Verbraucher gleichermaßen und zu potentiell<br />
allen Zeiten, nicht nur in besonderen Lastszenarien. Der Versuch<br />
seitens des BMWK, die Anpassung der Verbraucher an<br />
die volatilen Erzeuger in den künftigen Strommarkt einzuschreiben<br />
– ggf. flankiert auch durch aktive Einwirkungsmöglichkeit<br />
auf die Verbraucher gegen ihren Willen – macht<br />
eine klare Verantwortlichkeit für die Bereitstellung von<br />
„ Jederzeit Strom für alle“ sowie die Einbeziehung der Kernenergie<br />
in die CO2-Neutralität des Stromsektors, wie sie die<br />
Volksinitiative <strong>for</strong>dert, umso dringlicher. Das gilt erst recht<br />
in Anbetracht der beabsichtigten Dekarbonisierung durch<br />
Elektrifizierung, die ja tatsächlich eine drastische Verringerung<br />
der Vielfalt des allgemeinen Energiemix bedeutet und<br />
fast alle Sektoren im vollen Umfang ihres Energiebedarfs<br />
vom Strom abhängig macht.<br />
Ihre KTG-Geschäftsstelle<br />
Nicolas Wendler<br />
Vol. 69 (2024)
94<br />
<br />
Vor 66 Jahren<br />
Ausgabe 6 › November
Vor 66 Jahren<br />
95<br />
Vol. 69 (2024)
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Vor 66 Jahren<br />
Ausgabe 6 › November
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99<br />
Vol. 69 (2024)
100<br />
<br />
KTG Inside<br />
Wir haben<br />
den Weltmeister!<br />
Inside<br />
Das Team DUCAT, bestehend aus León Hillers, Rupesh<br />
Dahiya und Christian Urbank, gewann das internationale<br />
Finale des „Innovation 4 <strong>Nuclear</strong>“- Wettbewerbs<br />
(I4N) in Abu Dhabi. Nach ihren Erfolgen auf deutscher<br />
und europäischer Ebene gelang es den drei Chemikern<br />
aus Hamburg erneut, die Jury von ihrem Projekt zu überzeugen,<br />
womit sie sich gegen die fünf anderen Finalisten<br />
(USA, Spanien, Südafrika, Großbritannien, USA) durchsetzen<br />
konnten.<br />
Die Teilnahme des Teams wurde durch die finanzielle Unterstützung<br />
von Urenco Deutschland, der „Sustainable <strong>Nuclear</strong><br />
Energy Technology Plat<strong>for</strong>m“ und der KTG ermöglicht.<br />
DUCAT setzte sich in einem spannenden Wettstreit der<br />
Ideen mit ihrem Konzept zur Anwendung von<br />
abgereichertem Uran in der chemischen Industrie durch.<br />
Sie erfüllten nicht nur das diesjährige Motto „<strong>Nuclear</strong><br />
towards SDGs“ voll, sondern überzeugten auch durch ihre<br />
Innovationskraft.<br />
Der diesjährige I4N fand im Rahmen des „<strong>International</strong><br />
Youth <strong>Nuclear</strong> Congress“ (IYNC) statt – einer Platt<strong>for</strong>m für<br />
Studierende und junge Fachkräfte der Kerntechnik, die einen<br />
offenen Wissens- und Erfahrungsaustausch ermöglicht und<br />
natürlich auch zum Netzwerken einlädt. Zusätzlich gab<br />
es spannende Workshops, unter anderem zu Sicherheitssystemen<br />
in Druckwasserreaktoren, probabilistischer Sicherheitsanalyse<br />
und der Entwicklung von Strategien zur<br />
Einführung von Kernreaktoren in sogenannten „Newcomer-<br />
Ländern“. Ein vielseitiger Austausch, der Lust auf mehr<br />
macht.<br />
Der nächste IYNC findet 2026 in Avignon, Frankreich, statt.<br />
Mit etwas Glück kann das nächste deutsche Team wieder<br />
große Erfolge erzielen.<br />
https://iync.org/<br />
Ausgabe 6 › November
KTG Inside<br />
101<br />
Bericht zur Nachwuchstagung 2024<br />
der Jungen Generation<br />
Als Privatperson, die sich für den Ausbau der friedlichen<br />
Nutzung der Kernenergie einsetzt, hat man<br />
nur selten die Gelegenheit, ein Kernkraftwerk zu<br />
besuchen. Aber wenn mich meine Erfahrungen in der<br />
Automobilindustrie und im Gesundheitswesen eines über<br />
Problemlösungen gelernt haben dann, dass man dorthin<br />
gehen muss, wo das Geschehen stattfindet, um die Situation<br />
zu verstehen. Als ich also erfuhr, dass die gemeinsame<br />
Nachwuchstagung 2024 (9.-11. Oktober) im AKW Zwentendorf<br />
stattfinden würde, meldete ich mich als Vertreter der<br />
Jungen Generation der KTG an.<br />
Zwei wichtige Erkenntnisse habe ich mitgenommen:<br />
Fangen Sie klein an, aber fangen Sie an. Das sollten wir<br />
beim Bau von Kraftwerken und bei der Schaffung von<br />
Impulsen für den gesellschaftlichen Wandel anwenden.<br />
Die Größenordnung von Mikroreaktoren (in der Größenordnung<br />
von 10 MWe pro Reaktor) war in mehreren<br />
Vorträgen und Netzwerkgesprächen ein heißes Thema.<br />
Prof. Dr.-Ing. Jörg Starflinger von der Universität Stuttgart<br />
gab einen Überblick über die verschiedenen Ansätze der<br />
Mikromodulreaktortechnologie (MMR). Dr. Aliki van Heek<br />
Das AKW Zwentendorf war nie in Betrieb, was auf das<br />
Ergebnis der österreichischen Volksabstimmung von 1978<br />
zurückzuführen ist, bei der sich eine knappe Mehrheit<br />
gegen die Nutzung der Kernenergie zur Stromerzeugung<br />
aussprach (50,5 % stimmten dagegen bei 64,1 % Wahlbeteiligung).<br />
Wenn Sie ein in Betrieb befindliches Kraftwerk<br />
besichtigen, dürfen Sie nur bestimmte Gebäude<br />
oder Stockwerke betreten, und schon gar nicht Räume,<br />
die normalerweise extremen Umweltbedingungen ausgesetzt<br />
sind. In Zwentendorf hingegen standen wir sogar<br />
im Inneren des „Containments“, das den Reaktor umgibt,<br />
und staunten über dieses Wunderwerk der Technik.<br />
Vol. 69 (2024)
102<br />
<br />
KTG Inside<br />
von der Firma Bèta Research präsentierte die Technologien<br />
der kleinen modularen Reaktoren (SMR) und der<br />
Generation IV. Michael Crabb (Last Energy) und Dr. Mario<br />
Müller (Emerald Horizon) zeigten jeweils die Perspektive<br />
ihrer auf Mikroreaktoren basierenden Startups auf. Ein<br />
Schlüsselkonzept ist, dass der kleinere Maßstab es einer<br />
privaten Klasse von Investoren (nicht nur Regierungen)<br />
ermöglicht, Kernenergieprojekte zu finanzieren. Die Vision<br />
von 10.000 kleineren, in Fabriken produzierten Generatoren<br />
anstelle der traditionellen Handvoll Megaprojekte<br />
(mit jeweils gemischtem Erfolg) wirft viele Fragen auf.<br />
Aber eines ist klar: Da draußen arbeiten Menschen<br />
zusammen, um diese Antworten zu finden - sicher,<br />
gewinn bringend und schnell.<br />
Bei allem wissenschaftlichen Fachwissen, das wir haben<br />
und brauchen, geht es immer noch darum, dass Menschen<br />
zusammenarbeiten, um unter verschiedenen Einschränkungen<br />
und oft mit konkurrierenden Zielen ihr Bestes zu<br />
geben. Auf der Nachwuchstagung habe ich Fachleute<br />
getroffen, die als Nuklearingenieure angefangen haben<br />
und diesen Weg heute entweder mit mehr Verständnis für<br />
all die anderen „Puzzlestücke“ <strong>for</strong>tsetzen oder direkt in<br />
anderen Unternehmensfunktionen arbeiten. Ohne selbst<br />
einen technischen Hintergrund zu haben, verließ ich die<br />
Konferenz mit dem Gefühl, ermutigt zu sein, einen Beitrag<br />
zu leisten, der anerkennt, dass einige der größten Heraus<strong>for</strong>derungen<br />
in der Nuklearindustrie im Grunde keine<br />
technischen Probleme sind. Wir können bei den Bedürfnissen<br />
der Verbraucher nach sauberer, billiger und<br />
zuverlässiger Elektrizität (oder Prozesswärme, Radioisotopen<br />
oder mehr) ansetzen. Wir sollten die Öffentlichkeit,<br />
die öffentlichen Einrichtungen und darüber hinaus<br />
in<strong>for</strong>mieren und mit ihnen zusammenarbeiten. Als junger<br />
Berufstätiger (oder Junggebliebener) sollten Sie sich einen<br />
Startpunkt aussuchen, ein Ziel festlegen, sich auf den Weg<br />
machen und andere mitreißen.<br />
Nur wenige Tage vor der Veranstaltung, am 6. Oktober, hat<br />
Kasachstan in einem Referendum den Bau eines Kernkraftwerks<br />
beschlossen (73,1 % stimmten dafür), mit einer<br />
Wahlbeteiligung von 63,7 %, die der Wahlbeteiligung in<br />
Österreich im Jahr 1978 verblüffend ähnlich ist. Das gibt mir<br />
Hoffnung für die DACH-Region, dass die Kernenergie trotz<br />
historischer Widrigkeiten wieder in Schwung kommt.<br />
Ich bin allen über 40 Teilnehmern, Mitorganisatoren<br />
und Reiseleitern dankbar. Ich danke <strong>Nuclear</strong> Engineering<br />
Seibersdorf (NES) für eine hautnahe und in<strong>for</strong>mative<br />
Führung durch die Wiederaufbereitungs- und Lageranlagen<br />
und der Österreichischen Kerntechnischen<br />
Gesellschaft (ÖKTG) für eine faszinierende und gründliche<br />
Führung durch das Kraftwerk. Außerdem hoffe ich, dass<br />
sich der Bezirk Tulln und seine Nachbarn rasch vom<br />
jüngsten Hochwasser erholen.<br />
Das vollständige Programm mit den Themen Innovation<br />
in der Kerntechnik, Innovation im Rückbau/AM und<br />
Innovation im Personalmanagement / Finanzen finden Sie<br />
unter https://www.gemeinsame-nwt.org/programm.<br />
Fabian Poliak<br />
Mitglied der Jungen Generation der KTG e.V.<br />
Ausgabe 6 › November
KTG Inside<br />
103<br />
29 th <strong>International</strong> QUENCH Workshop<br />
19 to 21 November 2024<br />
Karlsruhe Institute of Technology<br />
Campus North<br />
Karlsruhe, Germany<br />
QUENCH bundle after LOCA test with Cr-coated ZIRLO<br />
The members of the German <strong>Nuclear</strong> Society (KTG)<br />
are cordially invited by the technical group “Operation and Safety” to<br />
18 November, 5 p.m.<br />
Speech by Dr. Walter Tromm, Program spokesman NUSAFE, KIT<br />
“Overview on reactor safety activities by KIT”<br />
Speech by Dr. Martin Steinbrück and Dr. Juri Stuckert<br />
“25 years of Quench Program on design basis and severe accidents at KIT”<br />
followed by a get-together<br />
19 November<br />
Special session on high-temperature behavior of ATF cladding materials<br />
For more in<strong>for</strong>mation go to<br />
https://quench.<strong>for</strong>schung.kit.edu<br />
Vol. 69 (2024)
104<br />
<br />
KTG Inside<br />
Das Heatpipe, der Mikroreaktor<br />
und der Weltraum<br />
Vom 20. bis 21. März 2025 lädt die KTG Fachgruppe<br />
„<strong>International</strong>e Entwicklungen innovativer Reaktorsysteme“<br />
zum Fachtag „Das Heatpipe, der Mikroreaktor<br />
und der Weltraum“ ein. Dieser Fachtag bietet die<br />
einzigartige Gelegenheit, sich persönlich mit Mitgliedern der<br />
Fachgruppe, der Kerntechnischen Gesellschaft e.V. sowie<br />
technisch interessierten Personen auszutauschen und zu<br />
vernetzen. Besonders eingeladen sind Nachwuchswissenschaftler,<br />
die hier ein Forum finden, sich untereinander<br />
sowie mit Vertretern aus der Industrie, Regulatoren und<br />
technischen Sicherheitsorganisationen (TSO) zu präsentieren<br />
und auszutauschen.<br />
Neben der Forschung stehen insbesondere die technischen<br />
Anwendungen im Mittelpunkt, wie etwa die Nutzung von<br />
Heatpipes in der Kerntechnik, von Mikroreaktoren zur<br />
Strom- und Wärmeerzeugung oder für <strong>for</strong>tschrittliche<br />
Antriebe im Weltraum. Ziel des Fachtages ist es, nicht nur<br />
den wissenschaftlichen Austausch zu fördern, sondern auch<br />
einen praxisorientierten Blick auf die Möglichkeiten von<br />
Heatpipe-Technologien und Mikroreaktoren zu werfen.<br />
Forschung (BMBF). In diesen Vorträgen werden die<br />
Fortschritte und die innovative Nutzung der Fördermittel<br />
vorgestellt, um Transparenz über die Projektergebnisse und<br />
deren Bedeutung für die technologische Zukunft Deutschlands<br />
zu gewährleisten.<br />
Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Ihnen neue I mpulse<br />
für Forschung und Technik zu setzen und zukünftige<br />
Entwicklungen aktiv mitzugestalten!<br />
Ort<br />
Am 20. März 2025<br />
Institut für Kernenergetik und Energiesysteme (IKE)<br />
sowie das <strong>International</strong>e Begegnungszentrum (IBZ)<br />
der Universität Stuttgart<br />
Am 21. März 2025<br />
Waldhotel Stuttgart<br />
Ein besonderes Anliegen der Veranstaltung ist zudem<br />
die Präsentation ausgewählten Ergebnisse nationaler<br />
Forschungs vorhaben wie z. B. den Forschungsverbünden<br />
PALAWERO (Passive Lagerbeckenkühlung durch Wärmerohre)<br />
des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz,<br />
nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und<br />
MISHA (Modellierung von innovativen Micro Modular<br />
Reactors mit Kalium heat Pipes mit der nuklearen Rechenkette<br />
der GRS) des Bundesministeriums für Bildung und<br />
Ausgabe 6 › November
KTG Inside<br />
105<br />
Programm<br />
20. März 2025<br />
15:00 Uhr<br />
Einführung in das wissenschaftliche Publizieren<br />
aus Sicht eines Verlages<br />
Anne Weberling (<strong>Journal</strong> Integration Manager,<br />
<strong>Journal</strong> Coordinator Kerntechnik, De Gruyter Brill)<br />
ab 16:00 Uhr<br />
Laborbesichtigung in kleinen Gruppen<br />
Prof. Jörg Starflinger (Institut für Kernenergetik<br />
und Energiesysteme (IKE) der Universität Stuttgart)<br />
19:00 bis 22:00 Uhr<br />
Abendveranstaltung im Eulenhof inkl. Vortrag zum Weltraum<br />
und Einführung in das Thema MMRs für den Weltraum<br />
21. März 2025<br />
Begrüßung und Grußworte<br />
09:00 Uhr<br />
Begrüßung, kurze Führung durch die Veranstaltung, Heat Pipe<br />
(Einführung, Beispiele aus der konventionellen Technik)<br />
Dr. Andreas Schaffrath (Leiter des Bereich Sicherheits<strong>for</strong>schung<br />
der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit<br />
gGmbH, Sprecher der Fachgruppe „<strong>International</strong>e Entwicklung innovativer<br />
Reaktorsysteme“ der Kerntechnischen Gesellschaft e.V.)<br />
09:25 Uhr<br />
Grußworte des GRS-FB<br />
Dr. Helena Möller (Leiterin des Projekträgers der Gesellschaft für<br />
Anlagen- und Reaktorsicherheit gGmbH)<br />
Grußworte des PTKA<br />
Sylvia Gräber (Leiterin Projektträgerschaft „Nukleare Sicherheitsund<br />
Strahlen<strong>for</strong>schung“ des Projektträgers Karlsruhe (PTKA))<br />
Heat Pipes – aktuelle nationale Arbeiten und<br />
kerntechnische Anwendungen<br />
09:45 Uhr<br />
Experimente und analytische Arbeiten zu wassergefüllten<br />
Heat-Pipes<br />
Sergio Caceres, Marc Kirsch (wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter, Institut für Kernenergetik und Energiesysteme (IKE)<br />
der Universität Stuttgart)<br />
10:10 Uhr<br />
Erweiterung und Validierung von ATHLET zur Simulation<br />
wassergefüllter Heat-Pipes<br />
Dr. Anne Krüssenberg (wissenschaftliche Mitarbeiterin und<br />
Projektleiterin des BMUV Forschungsvorhabens PALAWERO,<br />
Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit gGmbH)<br />
10:35 Uhr<br />
Kühlung von BE-Lagerbecken mit Heatpipes<br />
Dr. Thomas Fuchs (Section Manager Fluid Dynamics & Thermal-<br />
Hydraulics Analyses & Ageing Management, Framatome GmbH)<br />
11:15 Uhr<br />
Forschungsverbund MISHA zur Entwicklung einer GRS<br />
Rechenkette zur Sicherheitsbewertung von MMR<br />
Prof. Jörg Starflinger,<br />
Dr. Andreas Schaffrath<br />
11:40 Uhr<br />
Experimentelle und analytische Ergebnisse<br />
zu Flüssigmetall gefüllten Heat-Pipes<br />
Ruggero Meucci (wissenschaftlicher Mitarbeiter,<br />
IKE Universität Stuttgart),<br />
Daniel Eckert (wissenschaftlicher Mitarbeiter, Gesellschaft für<br />
Anlagen- und Reaktorsicherheit gGmbH)<br />
12:05 Uhr<br />
Key Technologies <strong>for</strong> Korean Space Heat Pipe Reactor<br />
Dr. Chan Soo Kim (Principle Investigator of the Korean HTGR<br />
and HPR R&D programs),<br />
Dr. Sung Nam Lee (Scientist, Korea Atomic Energy Research<br />
Institute (KAERI))<br />
Aktuelle internationale Aktivitäten zu Heat-Pipes<br />
und Mikroreaktoren am Beispiel der USA<br />
13:30 Uhr<br />
Heat Pipe Modeling using Sockeye<br />
Dr. Joshua Hansel (Computational Scientist,<br />
Idaho National Laboratory (INL))<br />
13:55 Uhr<br />
Microreactor Applications using BlueCRAB<br />
Dr. Steve Bajorek (Senior Technical Advisor <strong>for</strong> Thermal<br />
Hydraulics, Office of <strong>Nuclear</strong> Regulatory Research, US NRC)<br />
14:20 Uhr<br />
Application of SCALE/MELCOR<br />
to Microreactors <strong>for</strong> Source Term Analysis<br />
Dr. Shawn Campbell (System Engineer, US NRC)<br />
Heat Pipe gekühlte MMR in der Raumfahrt<br />
15:15 Uhr<br />
Einsatz von Mikroreaktoren in der Raumfahrt<br />
Prof. Georg Herdrich (Institut für Raumfahrtsysteme, Leiter<br />
Plasmakanäle und Raumfahrantriebe der Universität Stuttgart)<br />
15:40 Uhr<br />
Rechtliche Aspekte der Nutzung<br />
von (Mikro-)Reaktoren in Weltall<br />
Dr. Christian Raetzke (Rechtsanwalt, CONLAR)<br />
16:05 Uhr<br />
Die klassische Nuklearindustrie auf neuen Wegen<br />
Dr. Thomas Mull (Scientific Advisor, Framatome GmbH)<br />
16:30 Uhr<br />
Schlussworte und Verabschiedung<br />
Änderungen vorbehalten.<br />
https://ktg.org/fachtag-das-heatpipe-der-mikroreaktor-und-der-weltraum<br />
Vol. 69 (2024)
106<br />
<br />
KTG Inside<br />
† Nachruf<br />
Die Kerntechnische Gesellschaft e.V. trauert<br />
um ihr geschätztes Mitglied<br />
Dipl.-Ing. Amandus Brandstetter<br />
*<br />
9. November 1929<br />
† 4. März 2023<br />
„Das Bewusstsein eines erfüllten Lebens<br />
und die Erinnerung an viele gute Stunden<br />
sind das größte Glück auf Erden.“ (Cicero)<br />
Ausgabe 6 › November
KTG Inside<br />
107<br />
† Nachruf<br />
Die Kerntechnische Gesellschaft e.V. trauert<br />
um ihr geschätztes Mitglied<br />
Dr. Gotthard Stein<br />
*<br />
9. November 1941<br />
† 23. Juli 2024<br />
Nach dem Physikstudium erlangte Gotthard Stein sein Diplom und promovierte am Institut für<br />
Strahlen- und Kernphysik der Universität Bonn. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter bei der Gesellschaft für Reaktorsicherheit in Köln, bevor er zur Kern<strong>for</strong>schungs anlage<br />
Jülich (heute Forschungszentrum Jülich) wechselte. Dort stieg er zum Leiter mehrerer Programmgruppen<br />
auf: zunächst „Kernenergie und Umwelt“, dann „Technik und Gesellschaft“, gefolgt<br />
von „Technologiefolgen<strong>for</strong>schung“. Zuletzt leitete er in Kooperation die Programmgruppe<br />
„ System<strong>for</strong>schung und Technologische Entwicklung“.<br />
Dr. Gotthard Steins Befassung mit dem Themenkomplex „Nichtverbreitung und Safeguards“ in<br />
der Kerntechnik begann für die Öffentlichkeit wahrnehmbar 1977 mit der auf zwei Jahre<br />
befristeten Conference on <strong>International</strong> <strong>Nuclear</strong> Fuel Cycle Evaluation (INFCE), einer vom US<br />
Präsidenten Jimmy Carter veranlassten Konferenz zur Bewertung des nuklearen Brennstoffkreislaufs.<br />
Als Folge dieses Ereignisses wirkte Dr. Stein im Auftrag des BMFT (Bundesministerium<br />
für Forschung und Technologie) an der Erarbeitung von Sicherungsmaßnahmen für die Urananreicherung<br />
in dem international besetzten Hexapartite-Projekt mit. Bei der Planung des<br />
geschlossenen Brennstoffkreislaufes in Deutschland und den dafür er<strong>for</strong>derlichen Sicherungsmaßnahmen<br />
waren sein Wissen und seine Erfahrung ein wertvoller Beitrag.<br />
Ab 1985 vertrauten ihm die zuständigen Bundesministerien die Koordination des Unterstützungsprogramms<br />
der Bundesrepublik Deutschland für die <strong>International</strong>e Atomenergie<br />
Organisation (IAEO) und die damit verbundene Zusammenarbeit mit der Euratom-Behörde an<br />
und machten regelmäßig von seiner Expertise Gebrauch bei den Safeguards-Konsultationen mit<br />
befreundeten Staaten.<br />
Auch im internationalen Rahmen war Dr. Stein ein gesuchter Experte. Er wirkte erfolgreich mit in<br />
Arbeitsgruppen und Gremien der European Safeguards Research and Development Association<br />
(ESARDA). Seine Mitgliedschaft und aktive Mitarbeit im US-amerikanischen Institute of <strong>Nuclear</strong><br />
Materials Management (INMM) war hochgeschätzt und wurde mit dem Distinguished Service<br />
Award belohnt.<br />
Dr. Steins strategisches Denken und visionäre Konzepte brachten ihm nicht nur internationale<br />
Anerkennung ein, sondern auch die Einrichtung einer Gastprofessur am renommierten King’s<br />
College in London. Auch die IAEO nutzte sein Fachwissen und berief ihn in die Standing Advisory<br />
Group <strong>for</strong> Safeguards Implementation (SAGSI), der ständigen Beratergruppe für den Generaldirektor<br />
der IAEO, was international als höchstmögliche Anerkennung auf dem Gebiet Safeguards<br />
betrachtet wird. Dr. Steins Stärke war die Erkenntnis, dass neben den technisch notwendigen<br />
Safeguardsmaßnahmen besonders deren gesellschaftliche und politische Akzeptanz von<br />
entscheidender Wichtigkeit ist.<br />
Auch wenn sein Fachgebiet von der Öffentlichkeit vergleichsweise wenig wahrgenommen wird,<br />
hat Dr. Stein Großes geleistet und die Welt ein wenig sicherer gemacht. Die Fachwelt wird ihn<br />
vermissen und sein Andenken wahren.<br />
Vol. 69 (2024)
108<br />
<br />
KTG Inside<br />
Die KTG gratuliert an dieser Stelle unseren besonderen Jubilaren ab und<br />
in ihren „ Neunzigern“. Wir danken für die lange und treue Mitgliedschaft<br />
in der KTG und wünschen noch viele glückliche Lebensjahre.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Dezember 2024 Januar 2025<br />
90 Jahre | 1934<br />
28. Dipl.-Phys. Bernhard Wigger,<br />
Ettlingen<br />
91 Jahre | 1933<br />
10. Prof. Dr. Jürgen Vollradt,<br />
Unna-Königsborn<br />
99 Jahre | 1925<br />
10. Dr. Arthur Pilgenröther,<br />
Kleinostheim<br />
Die KTG gratuliert ihren Mitgliedern sehr herzlich zum Geburtstag<br />
und wünscht ihnen weiterhin alles Gute!<br />
90 Jahre | 1935<br />
Inside<br />
10. Dipl.-Ing. Walter Diefenbacher, Karlsruhe<br />
17. Dipl.-Ing. Helge Dyroff, Alzenau<br />
24. Theodor Himmel, Bad Honnef<br />
92 | 1933<br />
9. Prof. Dr. Hellmut Wagner, Karlsruhe<br />
96 | 1929<br />
20. Dr. Devana Lavrencic-Cannata, Rom/IT<br />
98 | 1927<br />
1. Prof. Dr. Werner Oldekop, Braunschweig<br />
Dezember 2024<br />
55 | 1969<br />
13. Bernd Gulich, Tiefenbach-Ast<br />
60 | 1964<br />
30. Thomas Schmidt, Lörrach<br />
65 | 1959<br />
15. Dipl.-Ing. Axel Lenzen, Titz<br />
20. Martin Schlieck-Weber, Hausen<br />
72 | 1952<br />
27. Dr. Hubertus Flügge, Lingen/Ems<br />
73 | 1951<br />
1. Dipl.-Ing. Ulrich Braunroth, Talheim<br />
74 | 1950<br />
7. Detlef Gründler, Euskirchen<br />
75 | 1949<br />
9. Jochen Seidel, Hemmingen<br />
28. Fritz Grimm, Alzenau<br />
76 | 1948<br />
4. Dr. Alfred Sahm, Ludwigshafen<br />
10. Dr. Jürgen Götz, Dresden<br />
19. Dipl.-Phys. Werner Kaspari, Berlin<br />
77 | 1947<br />
8. Karl Wasinger, Mühlheim<br />
78 | 1946<br />
4. Dipl.-Ing. Stefan Ahner, Rodenbach<br />
8. Dr. Arno-H. Stollenwerk, Brühl<br />
81 | 1943<br />
7. Dipl.-Ing. Norbert Bauer, Limburgerhof<br />
8. Dr. Dieter Herrmann, Brandis<br />
82 | 1942<br />
6. Prof. Dr. Helmuth Böck, Wien AT<br />
8. Karl Georg Weber, Neckarwestheim<br />
14. Günter Breiling, Weinheim<br />
83 | 1941<br />
13. Dipl.-Ing. Klaus-Dieter Hnilica,<br />
Rodenbach/Hanau<br />
84 | 1940<br />
8. Dipl.-Ing. Wolfgang Heess,<br />
Laudenbach<br />
16. Dipl.-Ing. Wolfgang Breyer, Erlangen<br />
19. Prof. Dr. Wernt Brewitz, Wolfenbüttel<br />
85 | 1939<br />
6. Dipl.-Ing. Hans-Henn. Kuchenbuch,<br />
Laboe-Brodersdorf<br />
27. Dr. Horst Bauer, Sigless/Österreich AT<br />
86 | 1938<br />
1. Dr. Gert Spannagel,<br />
Linkenheim- Hochstetten<br />
88 | 1936<br />
7. Dipl.-Ing. Aurel Badics, Bad Kreuznach<br />
17. Prof. Dr.-Ing. Rolf Theenhaus, Linnich<br />
Januar 2025<br />
35 | 1990<br />
10. Peter Bochtler, Berlin<br />
60 | 1965<br />
31. Eckhard Stengert, Worms<br />
65 | 1960<br />
26. Dr. Friedhelm Funke, Dormitz<br />
73 | 1952<br />
1. Dr. Erwin Wehner, Hammersbach<br />
17. Dipl.-Ing. Hans Genthner, Nußloch<br />
74 | 1951<br />
15. Dipl.-Ing. Gerd Bassing, St. Leon-Rot<br />
75 | 1950<br />
15. Dipl.-Ing. Andreas Hüttmann,<br />
Oering<br />
76 | 1949<br />
6. Dr. Wolfgang Steinwarz, Grefrath<br />
10. Asmus Hansen, Duisburg<br />
20. Dr. Hans-Uwe Siebert, Lingen/Ems<br />
77 | 1948<br />
20. Dipl.-Ing. Edgar Bogusch, Fürth<br />
78 | 1947<br />
31. Dipl.-Ing. Wolfgang Hauck, Worms<br />
79 | 1946<br />
7. Dr. Johann Zech, München<br />
83 | 1942<br />
31. Dipl.-Phys. Werner Scholtyssek,<br />
Stutensee<br />
84 | 1941<br />
12. Dr. Hans-Gerb. Bogensberger,<br />
Sun City, Arizona/USA<br />
86 | 1939<br />
11. Dipl.-Ing. Gerwin H. Rasche, Hasloch<br />
13. Dr. Udo Wehmann, Hildesheim<br />
16. Dr. Wolfgang Kersting, Blieskastel<br />
87 | 1938<br />
12. Dipl.-Ing. Hans Dieter Adami, Murnau<br />
22. Dr. Franz Müller, Erlangen<br />
88 | 1937<br />
9. Dipl.-Ing. Werner Rossbach,<br />
Bergisch Gladbach<br />
89 | 1936<br />
5. Obering. Peter Vetterlein, Oberursel<br />
30. Dipl.-Phys. Wolfgang Borkowetz,<br />
Rüsselsheim<br />
30. Dipl.-Ing. Friedrich Morgenstern, Essen<br />
Wenn Sie künftig eine Erwähnung Ihres<br />
Geburtstages in der <strong>atw</strong> wünschen, teilen<br />
Sie dies bitte der KTG- Geschäftsstelle mit.<br />
KTG Inside<br />
Lektorat: Kerntechnische Gesellschaft e. V. (KTG), Berliner Straße 88A, 13467 Berlin | E-Mail: info@ktg.org | www.ktg.org<br />
Ausgabe 6 › November
Report<br />
109<br />
Women in <strong>Nuclear</strong> (WiN) Germany<br />
zu Gast bei Urenco in Gronau<br />
Vom 10. bis 11. Oktober 2024 folgte WiN Germany der Einladung der Urenco Deutschland<br />
nach Gronau für die jährliche Mitgliederversammlung des gemeinnützigen<br />
Vereins. Die Veranstaltung bot nicht nur faszinierende Einblicke in den Prozess der<br />
Urananreicherung, sondern auch eine hervorragende Gelegenheit zum Netzwerken und<br />
fachlichen Austausch.<br />
Das Highlight des zweiten Veranstaltungstages war die<br />
Vorstellung der fachlichen Arbeiten der WiN-Preis<br />
Kandidatinnen, sowie die nachfolgende Verleihung des<br />
jährlichen WiN-Preises. Aus einer Vielzahl beeindruckender<br />
Bewerbungen wurden drei herausragende<br />
Kandidatinnen ausgewählt, um ihre Bachelor- bzw.<br />
Masterarbeit dem Fachpublikum zu präsentieren.<br />
Am ersten Tag begann die Veranstaltung mit einem<br />
Vortrag über die Geschichte der Urenco, gefolgt von<br />
einer fast zweistündigen Werksbesichtigung für alle<br />
anwesenden Mitglieder. Die Führung, geleitet von<br />
Dr. Sonja Stroot, Claudia Umbreit und Cedric Bietmann,<br />
bot den Teilnehmern faszinierende Einblicke in die<br />
Prozesse der Urananreicherung und wurde von einer<br />
angeregten Fragerunde begleitet. Gestartet bei der<br />
Anlagenwarte, aus welcher die Zentrifugen kontinuierlich<br />
überwacht werden, ging es die Prozesskette weiter.<br />
So wurde die Behälterhalle, die Druckreduzierstation,<br />
die Isotopenanalyse, sowie die Sublimatorenhalle<br />
besichtigt und abschließend ein Blick in die Zentrifugenhallen<br />
der ersten und zweiten Generation<br />
geworfen.<br />
Am Abend versammelten sich die Teilnehmer zu einem<br />
gemeinsamen Abendessen im Ortskern von Gronau-<br />
Epe. Diese Zusammenkunft bot eine hervorragende<br />
Gelegenheit zum Netzwerken und zum fachlichen<br />
Austausch.<br />
Die drei diesjährigen Finalisten waren Janina Hohnholz<br />
von der Fachhochschule Aachen mit ihrer Masterarbeit<br />
„Optical Fibers <strong>for</strong> Proton Therapy Dosimetry in FLASH<br />
Dose Rates”, Alina Kaulen, ebenfalls von der Fachhochschule<br />
Aachen mit ihrer Bachelorarbeit „Entwicklung<br />
eines Verfahrens zur Bestimmung von Gesamt-Alpha<br />
in Urin mittels Flüssigszintillation nach unbekannter<br />
Strahlenexposition“, sowie Maud Zilbermann von der<br />
Technischen Universität Dresden mit ihrer Masterarbeit<br />
„Comparative structural and (radio-)chemical<br />
investigations of activated cement and concrete<br />
samples”.<br />
Maud Zilbermann überzeugte die Teilnehmer mit<br />
ihrem Vortrag und sicherte sich den ersten Platz, dicht<br />
gefolgt von ihren zwei Konkurrentinnen. Die Ehrung<br />
der Siegerin bildete den Höhepunkt der Veranstaltung.<br />
Dr. Marie Charlotte Bornhöft, die Präsidentin von WiN<br />
Germany, überreichte Maud Zilbermann den mit<br />
500 Euro dotierten Preis für ihren beeindruckenden<br />
Vortrag. Zudem erhielt sie eine Urkunde und die<br />
Möglichkeit, ihre Arbeit in der Fachzeitschrift <strong>atw</strong> zu<br />
veröffentlichen. Dieser Erfolg unterstreicht nicht nur<br />
Zilbermanns herausragende Leistungen, sondern auch<br />
die Bedeutung der Veranstaltung für die Förderung von<br />
Talenten in der Kerntechnik. Die Präsidentin dankte<br />
allen Kandidatinnen für ihre Teilnahme, überreichte<br />
jeder ein Buchpräsent und betonte erneut, wie wichtig<br />
dieses Netzwerk für die Förderung junger Talente im<br />
Bereich Kerntechnik ist!<br />
Vol. 69 (2024)
110<br />
Report<br />
„WiN Germany“<br />
Gegründet 2008, fördert der Verein<br />
Women in <strong>Nuclear</strong> (WiN) Germany die<br />
Bildung und das Netzwerken auf den<br />
Gebieten Kernenergie, Strahlenschutz,<br />
Nuklearmedizin und nukleare Wissenschaften.<br />
WiN Germany bietet u. a.:<br />
⁃ eine Platt<strong>for</strong>m für den regelmäßigen<br />
Austausch von Ideen, In<strong>for</strong>mationen<br />
und Erfahrungen auf internationaler<br />
Ebene<br />
⁃ Nachwuchsförderung mit dem Fokus<br />
auf das berufliche Fortkommen insbesondere<br />
weiblicher Fachkräfte<br />
⁃ Regelmäßige Web-Seminare zu kerntechnischen<br />
Themen<br />
⁃ Jährliche Verleihung des WiN Germany<br />
Preises an eine Hochschulabsolventin<br />
für ihre wissenschaftliche Arbeit im<br />
nuklearen Bereich<br />
Der letzte Punkt der Tagesordnung wurde von der<br />
Urenco Deutschland initiiert. Hierbei handelte es sich<br />
um einen Fragenkatalog zu Frauen in Führungspositionen,<br />
welcher unter anderem die Themenfelder<br />
Berufsweg und Karriere oder auch Heraus<strong>for</strong>derungen<br />
und Visionen aufgriff. Die Frage wurden im Vorfeld der<br />
WiN Germany Mitgliederversammlung verteilt wurde,<br />
und von den Teilnehmerinnen vor laufender Kamera<br />
beantwortet wurden. Die gesammelten Antworten<br />
werden in Kürze von Urenco und WiN Germany<br />
veröffentlicht.<br />
Ein besonderer Dank gilt Urenco Deutschland, insbesondere<br />
Dr. Sonja Stroot, Claudia Umbreit und<br />
Geschäftsführer Dr. Jörg Harren, für das herzliche<br />
Willkommen und die faszinierende Werksführung. Die<br />
Veranstaltung in Gronau bot den Teilnehmenden,<br />
sowohl vor Ort als auch virtuell, wertvolle Einblicke in<br />
die Welt der Urananreicherung und Platz für anregende<br />
Diskussionen. Zudem hatten die Teilnehmer<br />
die Möglichkeit, herausragende wissenschaftliche<br />
Arbeiten zu würdigen und neue Kontakte zu knüpfen.<br />
Ab schließend bleibt festzuhalten, dass die Veranstaltung<br />
nicht nur wertvolles Wissen vermittelte, sondern<br />
auch Einblicke in die individuellen Motivationen für<br />
den Einstieg in die Kerntechnik bot.<br />
Michaela Müller,<br />
Dr. Marie Charlotte Bornhöft<br />
Urenco Deutschland<br />
Urenco wurde 1970 von Deutschland, den Niederlanden und dem<br />
Vereinigten Königreich im Rahmen des trilateralen Vertrags<br />
von Almelo gegründet, um mittels der im eigenen Konzern entwickelten<br />
Zentrifugentechnologie Anlagen zur Anreicherung von<br />
Uran zu bauen und zu betreiben. Dies dient vertraglich der<br />
friedlichen Nutzung der Kernenergie. Urenco befindet sich bis<br />
heute mehrheitlich im Eigentum der Partnerstaaten, beschäftigt<br />
weltweit über 2.150 hochqualifizierte Mitarbeiter (in Gronau etwa<br />
400), die durch Programme zur Mitarbeiterbindung unterstützt<br />
werden. Bei einem Jahresumsatz von 1,9 Mrd. Euro werden<br />
derzeit etwa 50 Energieversorgungsunternehmen in 20 Ländern<br />
beliefert.<br />
Ausgabe 6 › November
SEMINARPROGRAMM 2025<br />
Kommunikation und<br />
Training für Kerntechnik<br />
Atomrecht – Ihr Weg durch Genehmigungs- und Aufsichtsverfahren<br />
TERMIN 13. Februar 2025 PREIS 1.049,— €<br />
Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />
LIVE<br />
WEBINAR<br />
Atomrecht – Das Recht der radioaktiven Reststoffe und Abfälle<br />
TERMIN 13. März 2025 PREIS 1.049,— €<br />
Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />
LIVE<br />
WEBINAR<br />
<strong>Nuclear</strong> English Crash Course<br />
TERMIN 18.–19. März 2025 PREIS 1.498,— € Präsenzseminar<br />
Referent Mitch Lee MBA MIM ALC Sprachenzentrum Potsdam ORT: ALC Sprachenzentrum Potsdam<br />
Dual-Use-Re<strong>for</strong>m<br />
TERMIN 5. Mai 2025 PREIS 548,— €<br />
Referent Kai Höft Rechtsanwalt, M. A. (BWL), Rechtsanwalt der Kanzlei für Außenwirtschaftsrecht, Hamburg<br />
LIVE<br />
WEBINAR<br />
Grundzüge des Strahlenschutzrechts<br />
TERMIN 8. Mai 2025 PREIS 1.049,— €<br />
Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />
LIVE<br />
WEBINAR<br />
Grundlagenschulung Kerntechnik<br />
TERMIN 13.–14. Mai 2025 PREIS 1.498,— € Präsenzseminar<br />
Referent Dr.-Ing. Thomas Behringer Geschäftsführer Kerntechnik Deutschland e.V. ORT: ALC Sprachenzentrum Potsdam<br />
Öffentliche Anhörungen erfolgreich meistern<br />
TERMIN nach Vereinbarung PREIS auf Anfrage ORT Inhouse-Seminar<br />
Referent Dr. Nikolai A. Behr DIKT Deutsches Institut für Kommunikations- und MedienTraining, München<br />
„Stilllegung und Rückbau in Recht und Praxis“<br />
TERMIN nach Vereinbarung PREIS auf Anfrage ORT Inhouse-Seminar<br />
Referenten Dr. Matthias Bauerfeind TÜV SÜD Energietechnik, Filderstadt<br />
Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />
Das Strahlenschutzrecht und seine praktische Umsetzung<br />
TERMIN nach Vereinbarung PREIS auf Anfrage ORT Inhouse-Seminar<br />
Referenten Dr. Maria Poetsch TÜV SÜD Energietechnik, Filderstadt<br />
Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />
Alle Preise zzgl. gesetzl. USt.<br />
Für weitere In<strong>for</strong>mationen besuchen Sie unsere Website<br />
https://kernd.de/seminarprogramm/<br />
Anfragen und Anmeldungen: seminare@kernd.de<br />
Unsere Fortbildungen sind zum<br />
größten Teil auch als Inhouse-<br />
Online-Workshop und In-House-<br />
Präsenz-Seminar buchbar.<br />
Preise und Termine auf Anfrage.<br />
Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Stand: 23. Oktober 2024
WEBINAR<br />
Grundzüge des Strahlenschutzrechts<br />
INHALTE<br />
› Einführung in das Strahlenschutzrecht<br />
› Die Strahlenschutzgrundsätze<br />
› Genehmigungen und Anzeigen nach dem Strahlenschutzgesetz (StrlSchG)<br />
› Behördliche Aufsicht<br />
› Betriebliche Organisation des Strahlenschutzes<br />
› Strahlenschutzrecht im Back End: radioaktive Abfälle, Freigabe, Herausgabe<br />
TERMIN<br />
› 14. November 2024<br />
REFERENT<br />
› Dr. Christian Raetzke | Rechtsanwalt, Leipzig<br />
HIER GEHT ES ZUR ANMELDUNG<br />
› https://kernd.de/de/grundzuege-des-strahlenschutzrechts/