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Old Master Paintings – Part 1

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ONE OF THE LEADING AUCTION HOUSES IN EUROPE<br />

CATALOGUE II<br />

OLD MASTER PAINTINGS PART 1<br />

Auctions: Thursday, 5 December 2024<br />

Exhibition: Saturday, 30 November <strong>–</strong> Tuesday, 3 December 2024


OLD MASTER<br />

PAINTINGS<br />

PART I


166<br />

APOLLONIO DI GIOVANNI,<br />

1415/17 <strong>–</strong> 1465<br />

TRIUMPHZUG DES KONSULS LUCIUS AEMILIUS<br />

PAULUS<br />

Öl und Tempera auf Holz.<br />

38,5 x 155,5 cm.<br />

In schmaler Galerieleiste.<br />

Wir danken Alessandro Tomei für die Bestätigung der<br />

Zuschreibung anhand eines Fotos und für die Hilfe bei<br />

der Katalogisierung dieses Loses.<br />

Beigegeben ein umfangreicher auch Fotomaterial beinhaltender<br />

Restaurierungsbericht von Carlotta Beccaria,<br />

Mailand, 20. Januar 2021.<br />

Diese Arbeit war ursprünglich das Vorderteil einer<br />

Hochzeitstruhe, eines Cassone, eines großen Holzbehälters,<br />

der mit Gemälden dekoriert war und zur Aufbewahrung<br />

von Wäsche und anderen persönlichen<br />

Gegenständen verwendet wurde. Es war traditionell<br />

üblich, dass solche Möbelstücke in einer Prozession<br />

zum Heim der frisch Vermählten getragen wurden,<br />

um im Brautgemach aufgestellt zu werden. Cassoni<br />

waren von Anfang des 14. bis zum 17. Jahrhundert in<br />

Nord- und Mittelitalien weit verbreitet und besonders<br />

in Florenz sehr beliebt. Ab dem 19. Jahrhundert<br />

wurden sie auch von Sammlern und Museen in Europa<br />

und den Vereinigten Staaten stark nachgefragt.<br />

Die gemalte Dekoration auf Cassoni stellte meist<br />

historische Ereignisse dar, besonders Schlachten und<br />

Szenen aus der Mythologie und der klassischen Literatur,<br />

sowie aus mittelalterlichen Erzählungen, literarischen<br />

Allegorien und religiösen Themen. Das Thema<br />

eines Triumphes, wie es auf diesem Panel dargestellt<br />

ist, war eine beliebte Wahl für die Dekoration von Cassoni<br />

und wurde auch oft auf großen verzierten Tabletts,<br />

die Frauen nach der Geburt überreicht wurden,<br />

abgebildet. Die Wahl dieser Ikonografie war mit der<br />

vorherrschenden humanistischen Kultur verbunden<br />

und dem Interesse, den Ruhm des antiken Roms neu<br />

zu entdecken. Das Thema unterstrich auch die Bedeutung<br />

und den Adel der Familien des Brautpaares und<br />

verstärkte die Traditionen und das Prestige von Hochzeitsprozessionen.<br />

Das vorliegende Panel zeigt den Triumph des Konsuls<br />

Lucius Aemilius Paullus nach der Schlacht von Pidna<br />

in Thessalien, die 168 v. Chr. stattfand. Die Schlacht<br />

markierte die endgültige Niederlage der makedonischen<br />

Dynastie, eines Königreichs, das von Rom in<br />

vier Republiken aufgeteilt wurde. Nachdem er versucht<br />

hatte zu fliehen, ergab sich König Perseus Lucius<br />

Aemilius Paullus und wurde als Gefangener, seiner<br />

königlichen Gewänder beraubt, auf dem Wagen des<br />

Siegers abgebildet, wie es auf diesem Gemälde zu<br />

sehen ist. Das ikonografische Thema ist ungewöhnlich,<br />

und dieses Werk stellt ein besonders bedeutendes<br />

Beispiel dar, aufgrund seiner Ausführungsqualität<br />

und des Reichtums an dekorativen Elementen. Ein<br />

weiterer Cassone mit ähnlichem Thema befindet sich<br />

im Fitzwilliam Museum in Cambridge, und andere<br />

ähnliche Werke von Apollonio sind in privaten Sammlungen<br />

dokumentiert (siehe E. Callmann, Apollonio di<br />

Giovanni, Oxford 1974, S. 75, Kat. Nr. 58, Abb. 274).<br />

In dem vorliegenden Gemälde verläuft die triumphale<br />

Prozession von links nach rechts und ist vor einer weiten,<br />

hügeligen Küstenlandschaft angesiedelt, mit der<br />

Stadt Pidna in der Mitte, die von Türmen und Mauern<br />

befestigt ist; das Meer wird von mehreren Schiffen<br />

belebt, und es gibt Festungen auf den Hügeln. Der<br />

Hauptfokus der Komposition liegt auf dem goldenen<br />

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Wagen des Siegers, auf dem, wie bereits erwähnt,<br />

König Perseus vor dem römischen Konsul sitzt, in einer<br />

schlichten weißen Tunika. Ein weiterer Wagen, der ihm<br />

vorausfährt, ist mit der Beute aus wertvollen Objekten<br />

und Möbeln beladen. Sie sind von einer Menge Krieger<br />

umgeben, sowohl zu Fuß als auch zu Pferd, die<br />

Schwerter und Speere tragen, sowie von Würdenträgern<br />

und Dienern, die alle reich gekleidet sind.<br />

Das hochrangige Patronat der Truhe wird nicht nur<br />

durch das Thema betont, das nur von jenen mit klassischem<br />

Wissen verstanden werden konnte, sondern<br />

auch durch den ausgedehnten Gebrauch von Blattgold,<br />

mit dem die dekorativen Elemente der Gewänder<br />

und Waffen verziert sind: Gürtel, bestickte Ränder<br />

der Gewänder, Helme, Federn, Schwertgriffe, Zaumzeug<br />

der Reittiere, die Beute auf dem Wagen des<br />

Triumphators - all dies trägt dazu bei, eine Erzählung<br />

mit deutlich höfischer Note zu schaffen.<br />

Die stilistische Qualität des Werks bestätigt die Zuschreibung<br />

an Apollonio di Giovanni, einen der am<br />

besten dokumentierten und gefeierten Künstler dieser<br />

Kunstproduktion im mittelitalienischen Florenz<br />

des 15. Jahrhunderts. Er wird als Leiter, zusammen<br />

mit Marco del Buono, einer florierenden Werkstatt<br />

dokumentiert, die auf die Produktion von gemalten<br />

Cassoni spezialisiert war. Er stand in Kontakt mit den<br />

zeitgenössischen Strömungen des humanistischen<br />

Denkens, was die Vorliebe für bestimmte ikonografische<br />

Themen erklärt (siehe W. Stechow, Marco del<br />

Buono und Apollonio di Giovanni, Cassone Painter, im:<br />

Bulletin of the Allen Memorial Art Museum, Oberlin<br />

College, Bd. I, Juni 1944, S. 5-21).<br />

Sein malerischer Stil zeichnet sich durch einen eleganten<br />

und kostbaren Duktus aus, der ihn zu einem<br />

der besten Interpreten der frühen florentinischen<br />

Renaissance macht, die noch vom formalen Raffinement<br />

der spätgotischen Malerei durchdrungen war.<br />

Insbesondere kann dieses Werk mit einem Paar Cassone-Vorderseiten<br />

von Apollonio im Königsschloss<br />

Wawel in Krakau (National Art Collections, Inventar Nr.<br />

7928/7929) verglichen werden. Das vorliegende Werk<br />

kann auch mit anderen Cassoni von Apollonio verglichen<br />

werden, wie zum Beispiel der Schlacht zwischen<br />

den Athenern und den Persern (Xerses' Invasion<br />

von Griechenland) im Allen Memorial Art Museum<br />

in Oberlin, Ohio, USA, und den beiden Tafeln mit Szenen<br />

aus der Aeneis in der Yale University Art Gallery in<br />

New Haven, Connecticut, USA. Das vorliegende Werk<br />

kann auf die voll ausgereifte Periode des Meisters um<br />

die Mitte des 15. Jahrhunderts datiert werden.<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung, England, bis 2015.<br />

Privatsammlung, Europa.<br />

(1421711) (13)<br />

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15


APOLLONIO DI GIOVANNI,<br />

1415/17 <strong>–</strong> 1465<br />

THE TRIUMPH OF THE CONSUL LUCIUS AEMILIUS<br />

PAULLUS<br />

Tempera and gold on panel, a cassone front.<br />

39.5 x 155.7 cm.<br />

Framed.<br />

We would like to thank Alessandro Tomei for confirming<br />

the attribution of the present painting on the basis<br />

of a photograph and for his help in cataloguing this lot.<br />

Accompanied by an extensive restoration report, including<br />

photographic material, by Carlotta Beccaria,<br />

Milan, 20 January 2021.<br />

This work was originally the front panel of a nuptial<br />

chest, a cassone, a large wooden container decorated<br />

with paintings that was used to store linen and other<br />

personal belongings. It was traditional for such furnishings<br />

to be carried in a procession to the home of<br />

newlyweds to be placed in a bridal chamber.<br />

Cassoni were widespread in Northern and Central Italy<br />

from the fourteenth to the seventeenth century<br />

and were especially popular in Florence. They became<br />

particularly sought after by collectors and museums,<br />

both in Europe and the United States from the nineteenth<br />

century onwards.<br />

The painted decoration on cassoni usually depicted<br />

historical events, particularly battles and episodes taken<br />

from mythology and classical literature, as well as<br />

from medieval novels, literary allegories and religious<br />

themes. The subject of a triumph, as depicted on the<br />

present panel, was a popular choice for the decoration<br />

of cassoni, and was also often depicted on deschi<br />

da parto, large decorated trays that were offered to<br />

women after childbirth. The choice of this iconography<br />

was linked to the prevailing humanist culture and the<br />

interest in revisiting the glory of ancient Rome. The<br />

subject matter also emphasised the importance and<br />

nobility of the bride and groom’s families and augmented<br />

the customs and prestige of wedding processions.<br />

The present panel depicts the Triumph of the Consul<br />

Lucius Aemilius Paullus after the battle of Pidna in<br />

Thessaly, which took place in 168 BC. The battle<br />

marked the final defeat of the Macedonian dynasty, a<br />

kingdom which was then divided by Rome into four<br />

republics. After attempting to escape, King Perseus<br />

surrendered himself to Lucius Aemilius Paullus and as<br />

a prisoner, stripped of his royal robes; he is depicted<br />

on the chariot of the victor in the present painting. The<br />

iconographic theme is uncommon, and this work is a<br />

particularly significant example, due to its quality of<br />

execution and the richness of the decorative elements.<br />

Another cassone with a similar subject is<br />

conserved in the Fitzwilliam Museum, Cambridge,<br />

and other similar works by Apollonio are documented<br />

in private collections (see E. Callmann, Apollonio di<br />

Giovanni, Oxford 1974, p.75, cat.no.58, fig.274).<br />

In the present painting the triumphal procession proceeds<br />

from left to right and is set against a wide hilly<br />

coastal landscape, with the city of Pidna in the centre,<br />

fortified by towered walls; the sea is animated by several<br />

ships, and there are forts on the hills. The main<br />

focus of the composition is the victor’s golden chariot<br />

on which, as aforementioned, King Perseus is sitting<br />

in front of the Roman Consul, dressed in a simple white<br />

tunic. Another chariot preceding him is laden with the<br />

booty of precious objects and furnishings. They are<br />

surrounded by a crowd of warriors, on foot and on<br />

horseback wielding swords and spears, as well as dignitaries<br />

and servants, all of them richly attired.<br />

The high-ranking patronage of the chest is emphasised<br />

not only by the subject, which could only be interpreted<br />

by those with a classical knowledge, but<br />

also by the extensive use of gold leaf, with which the<br />

decorative elements of the robes and weapons are<br />

embellished: belts, embroidered borders of robes,<br />

crests, plumes, sword hilts, harnesses of mounts, the<br />

spoils on the triumphant’s chariot: all contributing to<br />

creating a narrative of marked courtly taste.<br />

The stylistic quality of the work confirms its attribution<br />

to Apollonio di Giovanni, who is one of the most<br />

well-documented and celebrated artists of this type of<br />

art production in mid-Quattrocento Florence. He is<br />

documented as the head, together with Marco del<br />

Buono, of a flourishing workshop specialised in the<br />

production of painted cassoni. He was in contact with<br />

contemporary currents of humanistic thought, which<br />

explain the preference for certain iconographic<br />

themes (see W. Stechow, Marco del Buono and Apollonio<br />

di Giovanni, Cassone Painters, in: Bulletin of the<br />

Allen Memorial Art Museum, Oberlin College, vol. I,<br />

June 1944, pp. 5<strong>–</strong>21; and E. Callmann, op. cit).<br />

His painterly style is characterised by an elegant and<br />

precious ductus that places him among the best interpreters<br />

of the early Florentine Renaissance still imbued<br />

with the formal refinement of late Gothic painting.<br />

In particular, the present work can be compared<br />

to a pair of cassone fronts by Apollonio in the Royal<br />

Castle of Wawel in Cracow (National Art Collections,<br />

inv. no. 7928/7929).The present work can also be<br />

compared with other cassoni by Apollonio, such as<br />

the Battle between the Athenians and the Persians<br />

(Xerses’s invasion of Greece) in the Allen Memorial<br />

Art Museum in Oberlin, Ohio, USA and the two panels<br />

with Scenes from the Aeneid in the Yale University<br />

Art Gallery, New Haven, Connecticut, USA. The present<br />

work can be dated to the master’s fully mature<br />

period, around the middle of the 15th century.<br />

Provenance:<br />

Private collection, England, until 2015.<br />

Private European collection.<br />

€ 350.000 - € 450.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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167<br />

ALBRECHT DÜRER,<br />

1471 NÜRNBERG <strong>–</strong> 1528 EBENDA,<br />

WERKSTATT DES<br />

Gemäldepaar<br />

DIE HEILIGEN JOHANN EVANGELIST<br />

sowie<br />

ERASMUS SOWIE LAURENTIUS UND THOMAS<br />

Öl/Mischtechnik auf Lindenholz.<br />

123 x 37 cm.<br />

um 1510/20<br />

Beigegeben ein Gutachten von Ludwig Meyer vom<br />

15. März 2002, Friedrich Winkler vom 04. April 1963<br />

und Prof. Dr. Alfred Stange vom 13. Februar 1963, in<br />

Kopie.<br />

Paar Tafelbilder. Die beiden in schlankem Hochformat<br />

gemalten Tafeln bildeten die Außenseiten eines Flügelaltars<br />

und stellen jeweils zwei Heilige nebenein anderstehend<br />

dar: links Johann Evangelist und Erasmus<br />

sowie rechts Laurentius und Thomas. Ein großer<br />

Blattfeston, mittig geteilt, verbindet die beiden Darstellungen<br />

und bildet damit im geschlossenen Zustand<br />

des Flügelaltars eine Bildeinheit. Eine Besonderheit<br />

ist die Farbgebung, nämlich die in Deutschland in dieser<br />

Zeit noch seltene Grisaille malerei, die zwischen 1500<br />

und 1515 aus den Niederlanden nach Deutschland eingeführt<br />

wurde. In Grau tönen erscheinen die Gestalten<br />

nahezu wie Stein figuren, was zudem durch die plastisch-perspektivische<br />

gemalten Nimben betont wird,<br />

die wie Steinscheiben erscheinen. Auffallend ist die<br />

spezifisch Dürerische Manier, zudem sind durchscheinende<br />

Unterzeichnungen vor dem dunkelblauen Grund<br />

auszumachen.<br />

Die Vorderseiten der Tafeln haben sich nicht erhalten,<br />

möglicherweise sind sie in der Zeit der Bilderstürme<br />

oder während der Säkularisation verlustig gegangen.<br />

In seinem Exposé hat Ludwig Meyer, München, darauf<br />

hingewiesen, dass der Maler die 1509 geschaffenen<br />

Bilder in der Frankfurter Dominikanerkirche mit<br />

den zwei ebenfalls in Grisaille-Manier gemalten Tafeln<br />

von Grünewald wohl gekannt hat, wie ebenso den<br />

Hochaltar der St. Kunigundenkirche in Rochlitz. Die<br />

Nähe zu Werken des Hans von Kulmbach wird in der<br />

Lichtführung, der gestreckten Figurenlänge und im<br />

Faltenwerk gesehen. Auch werden die Heiligendarstellungen<br />

auf dem Annenaltar von 1510 in der Nürnberger<br />

Lorenzkirche zum Vergleich genannt.<br />

Der Dürer-Experte Prof. Dr. Alfred Stange datierte die<br />

Bilder gegen 1510 und ordnete sie einem Mitarbeiter<br />

Dürers „von hoher Qualität“ zu. Ungeklärt ist bisher<br />

die Frage, zu welchem Altar die beiden Flügel geschaffen<br />

wurden. Ungeachtet der in der Forschung<br />

noch nicht eindeutig geklärten Künstlerzuweisung<br />

handelt es sich hier um bedeutende Werke der Dürerwerkstatt<br />

der Zeit um 1510/20.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Murray, Florenz, bis 1929.<br />

Auktion Paul Cassirer und Hugo Helbig Berlin, 6.-7.<br />

November 1929, Lot 314-315, mit Abb. im Katalog<br />

des Nachlasses von Prof. E. Buchner (heute Zentralinstitut<br />

für Kunstgeschichte München).<br />

Privatsammlung, Rheinland.<br />

Sammlung Prof. Dr. Jakob Strieder (1877-1936),<br />

München.<br />

Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, München, 1963.<br />

Privatsammlung München, ab 1963.<br />

Auktion Lempertz Köln, Auktion 812, 17. November<br />

2001, Lot 1052.<br />

Sammlung Dr. Bernhard Decker, Frankfurt am Main.<br />

ALBRECHT DÜRER,<br />

1471 NUREMBERG <strong>–</strong> 1528 IBID.,<br />

WORKSHOP OF<br />

A pair of panel paintings<br />

SAINT JOHN THE EVANGELIST<br />

and<br />

SAINTS ERASMUS, LAWRENCE, AND THOMAS<br />

Oil/mixed media on lime panel.<br />

123 x 37 cm each.<br />

ca. 1510/20<br />

Accompanied by an expert’s report by Ludwig Meyer<br />

dated 15 March 2002, Friedrich Winkler dated 4 April<br />

1963 and Professor Dr Alfred Stange, dated 13 February<br />

1963, in copy.<br />

The two panels, painted in narrow portrait format,<br />

formed the outer sides of a winged altar and each<br />

depict two saints standing next to one another: John<br />

the Evangelist and Erasmus on the left and Lawrence<br />

and Thomas on the right. A special feature is the colouration<br />

in grisaille technique, which was still rare in<br />

Germany at that time. It was introduced to Germany<br />

from the Netherlands between 1500 and 1515.<br />

The typical Dürer manner is striking, and translucent<br />

underdrawings can also be seen against the dark blue<br />

background. Ludwig Meyer points out in his report<br />

that the artist was probably aware of two panel paintings<br />

by Grünewald created for the Dominican Church<br />

in Frankfurt in 1509, which were also in grisaille, and<br />

also the high altar of the Kunigunde Church in Rochlitz.<br />

The depictions of saints on the “Annenaltar” (St<br />

Anne Altar) from 1510 in Nuremberg’s Church of Saint<br />

Lawrence are also mentioned for comparison. Dürer<br />

expert Professor Dr Alfred Stange dated the paintings<br />

to ca. 1510 and attributed them to one of Dürer’s<br />

workshop assistants “of high quality”. It remains unclear<br />

for which altar the two wings were originally created.<br />

Regardless of the artist’s attribution, which has<br />

not yet been clearly established by current research,<br />

these are important works from Dürer’s workshop<br />

from ca. 1510/20.<br />

Provenance:<br />

Until 1929 Murray Collection, Florence.<br />

Auction Paul Cassirer and Hugo Helbig, Berlin 6-7<br />

November 1929, lot 314-315, with ill. no. (cat. estate<br />

Professor E. Buchner, today Zentralinstitut für Kunstgeschichte,<br />

Munich.<br />

Private collection, Rhineland.<br />

Professor Dr Jakob Strieder Collection, Munich<br />

(1877-1936).<br />

1963 Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, Munich.<br />

Since 1963 private collection, Munich.<br />

Lempertz, Cologne, Auction 812, 17 November 2001,<br />

lot 1052.<br />

Dr Bernhard Decker Collection, Frankfurt/M.<br />

Literature:<br />

cf. Rainhard Riepertinger, Das Rätsel Grünewald, exhibition<br />

catalogue, Haus der Bayerischen Geschichte,<br />

Augsburg 2002.<br />

cf. Landesausstellung 2002-2003, Aschaffenburg,<br />

Schloss Johannisburg cat. no. 101.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Vgl. Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff, Katharina<br />

Heinemann und Jutta Schumann (Hrsg.), Das<br />

Rätsel Grünewald, Haus der Bayerischen Geschichte,<br />

Bayerischen Landesausstellung 2002-2003 im<br />

Schloss Johannisburg/Aschaffenburg, Ausstellungskatalog,<br />

Augsburg 2002, Kat. Nr. 101. (1420621) (11)<br />

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168<br />

MARTEN DE VOS,<br />

1532 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1603, ZUG.<br />

VERKÜNDIGUNG AN MARIA<br />

Öl auf Holz.<br />

108 x 69 cm.<br />

Im original Rahmen, wohl aus dem 15. Jahrhundert.<br />

Imponierend große Bilddarstellung, offensichtlich als<br />

Altarblatt geschaffen, mit oben geschweift-gerundetem<br />

Schluss, in dessen erhöhter Mitte die Erscheinung<br />

des Heiligen Geistes in Wolken aufleuchtet.<br />

Die Szene in einem Innenraum mit Baldachinbett mit<br />

grünen Vorhängen, im Hintergrund Säulendarstellungen<br />

auf hohen Sockeln, die entgegen der Historizität<br />

eines solchen Schlafraums vielmehr die Herrschaft<br />

des beginnenden Christentums symbolisieren. Die<br />

Jungfrau Maria traditionsgemäß mit Gebetbuch sitzend<br />

gezeigt, der rechts herannahende Erzengel<br />

Gabriel hält einen Stab, umwunden mit einem Rotulus,<br />

darauf der im Bibeltext überlieferte lateinische<br />

Englische Gruß. Zwischen beiden Gestalten eine<br />

Vase mit weißen Lilien, Symbol der keuschen Reinheit<br />

Mariens. Das Paviment mit Bodenmusterung<br />

betont die Raumperspektive.<br />

Es wird angenommen, dass es sich beim vorliegenden<br />

Gemälde um ein Auftragswerk für eine rheinische<br />

Gemeinde/Kloster handelt.<br />

Im beiliegenden Exposée wird die Annahme vertreten,<br />

dass es sich hier um eine eigenhändige Arbeit<br />

des Künstlers handelt.<br />

Provenienz:<br />

Auflösung eines rheinischen Klosters.<br />

Anmerkung:<br />

Drei weniger qualitätvolle und kompositorisch leicht<br />

abweichende Gemälde zu diesem Thema, entstanden<br />

im Künstlerkreis von Maerten de Vos, sind im RDK<br />

Den Haag aufgeführt (Abbn. 0000 122 599).<br />

(1420622) (11)<br />

MARTEN DE VOS,<br />

1532 ANTWERP <strong>–</strong> 1603, ATTRIBUTED<br />

THE ANNUNCIATION<br />

Oil on panel.<br />

108 x 69 cm.<br />

The enclosed expert’s report assumes that this is<br />

a work by the artist himself.<br />

Provenance:<br />

Dissolution of a Rhenish monastery.<br />

Notes:<br />

Three paintings of this subject, albeit of lesser quality<br />

and with varying compositions and created by the<br />

circle of artists around Marten de Vos, are listed at<br />

the RDK in The Hague (figs. 0000 122 599).<br />

€ 30.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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169<br />

TOSKANISCHE SCHULE DES 16. JAHRHUNDERTS<br />

MARIA MIT DEM KINDE UND DEM<br />

JOHANNESKNABEN SOWIE ZWEI ENGELN<br />

Öl auf Holz.<br />

Durchmesser: 88 cm.<br />

Verso mit Spuren alter Parkettierung.<br />

In mit fruktalem Dekor reliefiertem Rahmen.<br />

Vor einer sanfthügeligen Flusslandschaft mit jüngen<br />

Bäumen und abschließendem Gebirgszug ein grünes<br />

Velum hinter der im Zentrum leicht nach links sitzenden<br />

Mutter Gottes. Auf ihrem Schoß hält sie das Jesuskind,<br />

welches nach dem danebenstehendem Johannesknaben<br />

greift. Zu den Seiten jeweils ein Engel<br />

mit angelegten Flügeln. Das vorliegende Gemälde<br />

kann in Zusammenhang gesehen werden mit Werken<br />

des Maestro del Tondo Greenville, für den solche<br />

Kompositionen auch mit zwei Engeln mehrfach überliefert<br />

sind (z.B. Fondazione Zeri Nummer 26060).<br />

(1421421) (13)<br />

TUSCAN SCHOOL, 16TH CENTURY<br />

THE VIRGIN AND CHRIST CHILD WITH THE INFANT<br />

SAINT JOHN AND TWO ANGELS<br />

Oil on panel.<br />

Diameter: 88 cm.<br />

Remains of old parquetting on the reverse.<br />

The present painting is related to works by the<br />

Maestro del Tondo Greenville, who is known for<br />

several of such compositions with two angels (e.g.<br />

Fondazione Zeri, no. 26060).<br />

€ 40.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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170<br />

MEISTER DER TOSKANISCHEN SCHULE<br />

DES 16. JAHRHUNDERTS<br />

TUSCAN SCHOOL,<br />

16TH CENTURY<br />

ERZENGEL MICHAEL<br />

ARCHANGEL MICHAEL<br />

Öl auf Holz.<br />

163 x 130 cm.<br />

Oil on panel.<br />

163 x 130 cm.<br />

Betont großes Tafelgemälde, wohl Altarbild eines<br />

Michael-Patroziniums. Die Hauptfigur, Michael mit ausgespannten<br />

Flügeln, füllt nahezu die gesamte Bildfläche,<br />

und steht im Kontrapost auf den Beinen des gefallenen<br />

Engels Luzifer. Seine Rechte hält eine schanke,<br />

gegen Luzifer gerichtete Lanze, seine Linke eine Waage<br />

als sein bekanntes Attribut. In den Waagschalen je<br />

eine menschliche Gestalt deren Sünden abgewogen<br />

werden. Luzifer, ebenfalls mit Flügeln, jedoch in Art<br />

von Fledermausschwingen, ist bezeichnenderweise<br />

mit spitz zulaufenden Pansohren und Hörnern dargestellt,<br />

seine Zehen mit Krallen versehen.<br />

Während die beiden Gestalten in markanter Farbigkeit<br />

erscheinen, Michael in gelbem, hauteng gearbeitetem<br />

Harnisch und mit rotem Umhang, ist der landschaftliche<br />

Hintergrund weitgehend in blauer Luftperspektive<br />

gezeigt. Ein sich weit hinziehendes Gewässer mit bebauten<br />

Landzungen wird von einer Berglandschaft hinterfangen.<br />

So ist die Landschaft als Weltbild zu verstehen,<br />

stellvertretend für alles Weltliche.<br />

Die rechte Hand des Luzifers greift nach einer der beiden<br />

Waagschalen, um die Sündigkeit des darin befindlichen<br />

Menschleins zu demonstrieren.<br />

Der Malstil zeigt in der figürlichen Komposition den<br />

gemäßigten Manierismus, wie er Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

im Raum Florenz anzufinden ist. Auch die<br />

Farbwahl, die von kräftigem Rot in Rosa und leuchtendem<br />

Gelb wechselt, zeigt sich als typisch manieristisch,<br />

von dem Protagonisten Jacopo da Carucci Pontormo<br />

(1494-1556/57)- etwa mit seiner Kreuzabnahme<br />

Christi vorbereitet. Als dem Werk nahestehende<br />

Künstler wäre hier der Kreis um Carlo Portelli (Anfang<br />

1500-1574) zu nennen.<br />

(1421431) (11)<br />

€ 80.000 - € 120.000<br />

Sistrix<br />

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171<br />

PIETER AERTSEN,<br />

1507/1508 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1575<br />

Der Maler, wegen seiner Größe der „Lange Pier“ genannt,<br />

war zunächst Mitglied der Sankt Lucas Gilde<br />

in Antwerpen, bevor er sich ab 1555 in Amsterdam<br />

niederließ. Dies aufgrund der Verehelichung mit einer<br />

Verwandten des Malers Joachim Beuckelaer (1533-<br />

1574/75).<br />

DAS LETZTE ABENDMAHL<br />

Öl auf Holz.<br />

80,5 x 125,5 cm.<br />

In breitem ebonisierten, Rahmen mit Schriftdekor.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Peter van den<br />

Brink, Bonnefantenmuseum, Maastricht, ohne Datum,<br />

in Kopie.<br />

Das Gemälde ist gelistet im RKD, Den Haag, unter Nr.<br />

341527. Die Zuschreibung ebenso bestätigt durch<br />

Paul Verbraeken.<br />

In einem architektonisch weithin ausgestalteten Innenraum<br />

der mit weißem Tischtuch gedeckte Tisch<br />

als Querriegel im Raum stehend. Darum im Zentrum<br />

Christus mit seinen Jüngern angeordnet, während vor<br />

dem Tisch Körbe mit Nahrungsmitteln stehen zugleich<br />

ein Grund dafür, dass keine Jünger sitzen können,<br />

die kompositorisch die Sicht auf Christus und die<br />

Jünger auf der anderen Tischseite stören würden. Zuerst<br />

in Antwerpen und später in seiner Heimatstadt<br />

Amsterdam gründete Aertsen eine florierende Werkstatt,<br />

zu der auch seine beiden Neffen Joachim Beuckelaer<br />

(1533-1574/75) und Huybrecht Beuckeleer (tätig<br />

1563-1584) sowie vermutlich seine drei Söhne Pieter<br />

Pietersz. der Ältere (um 1540-1603), Aert Pietersz. (tätig<br />

1563-1584) und Dirk Pietersz. (1558- um 1621) gehörten.<br />

Das letzte Abendmahl zeigt Aertsens Können,<br />

religiöse Motive mit Stillleben zu verbinden, und ist<br />

vergleichbar mit anderen Gemälden des Künstlers<br />

und seiner Werkstatt, in der auch seine Söhne angestellt<br />

waren, die in den 1550er und 1560er Jahren entstanden<br />

sind. Vergleichbar ist etwa Aertsens Christus<br />

im Haus der Maria und Marta, das 1553 datiert ist und<br />

im Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam<br />

(Nr. 1108) verwahrt wird. 200 x 126 cm ebenfalls auf<br />

Holz gemalt, besonders aufgrund des Stils und der<br />

Gesichter. Der Mann mit den Wasserkrug ganz links<br />

kann eventuell ein Selbstportrait Aertsens sein, wie es<br />

etwa auch in Adriaen Thomasz. Keys Gemälde Das<br />

letzte Abendmahl (datiert 1575, im Koninklijk Museum<br />

voor Schone Kunsten Antwerpen) der Fall ist.<br />

Provenienz:<br />

Jesuitenkloster, Antwerpen;<br />

Deren Verkauf, Auktion Bernaerts, vom 30. März 1998<br />

unter Lot 62 (als Pieter Pietersz).<br />

Bedeutende Privatsammlung.<br />

Literatur:<br />

P. Verbraeken, A selection of fine old master paintings<br />

from the Antwerp Jesuit College, Ausstellungskatalog,<br />

Antwerpen 1998, mit Farbabb. auf dem Titelblatt (als<br />

Pieter Pietersz.).<br />

Ausstellung:<br />

The Netherlands, Grand Hotel, A selection of fine old<br />

master paintings from the Antwerp Jesuit Collegue,<br />

7.-15. März 1998, als Lot 62 (als Pieter Pietersz.).<br />

Anmerkung:<br />

Besonders hervorzuheben sind die Unterzeichnungen,<br />

die das Werk als das Original des Künstlers<br />

identifizieren. (1420431) (13)<br />

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27


PIETER AERTSEN,<br />

1507/1508 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1575<br />

THE LAST SUPPER<br />

Oil on panel.<br />

80.5 x 125.5 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr Peter van<br />

den Brink, Bonnefantenmuseum, Maastricht, n.d., in<br />

copy<br />

The painting registered in the RKD, The Hague, under<br />

no. 341527. The attribution also confirmed by Paul Verbraeken.<br />

The Last Supper shows Aertsen’s ability to combine<br />

religious motifs with still lifes and is comparable to<br />

other paintings by the artist and his workshop which<br />

included his sons, created in the 1550s and 1560s.<br />

Aertsen’s Christ in the House of Mary and Martha dated<br />

1553 and held at the Museum Boijmans van Beuningen<br />

in Rotterdam (no. 1108) compares well to the<br />

present painting: measuring 200 x 126 cm, it is also<br />

painted on panel and the style and faces compare particularly<br />

well. The man with the water jug on the far<br />

left is possibly a self-portrait of the artist himself. € 70.000 - € 90.000<br />

Provenance:<br />

Jesuit college, Antwerp.<br />

Bernaerts Auction, 30 March 1998, lot 62 (as Pieter<br />

Pietersz.)<br />

Important private collection.<br />

Literature:<br />

P. Verbraeken, A selection of fine old master paintings<br />

from the Antwerp Jesuit College, exhibition catalogue,<br />

Antwerp, 1998 with colour ill. on front page (as Pieter<br />

Pietersz.).<br />

Exhibitions:<br />

The Netherlands, Grand Hotel, A selection of fine old<br />

master paintings from the Antwerp Jesuit College,<br />

7-15 March 1998, lot 62 (as Pieter Pietersz.).<br />

Notes:<br />

<strong>Part</strong>icularly worth emphasising are the underdrawings,<br />

which identify the work as original by the artist.<br />

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172<br />

AMBROSIUS BENSON,<br />

UM 1495 MAILAND <strong>–</strong> 1550 BRÜGGE<br />

Benson scheint lombardische Herkunft zu sein, war<br />

jedoch ab 1518 Meister in Brügge tätig und trat als<br />

Mitarbeiter in die Werkstatt von Gerard David (um<br />

1460-1523) ein. Als einer der wichtigsten flämischen<br />

Maler zwischen Spätgotik und Renaissance, neben<br />

Gerard David und Adriaen Isenbrant (1475/95-1551),<br />

feierte Benson große Erfolge und seine Exporte reichten<br />

bis nach Spanien und Portugal.<br />

MARIA MIT DEM KINDE IN FEINER LANDSCHAFT<br />

Öl auf Holz.<br />

14,6 x 14,6 cm.<br />

In geschnitztem vergoldeten und gefasstem Rahmen.<br />

Verso mit Provenienz- und Auktionsetiketten.<br />

Das angebotene, in seiner Provenienz und in der Literatur<br />

gut dokumentierte Gemälde zeigt Maria in Halbfigur<br />

stehend in einem mit feinen Ornamenten besticktem<br />

violetten Gewand. In ihren Händen sitzt das<br />

Christuskind, eine Hand greift nach ihrem Kinn, die<br />

andere hält einen in seiner Größe an das Kind angepassten<br />

Apfel. Inkarnat, Textil und auch die goldgewellte<br />

Haarpracht sind hochminutiös wiedergegeben<br />

und stehen in ihrer Feinmalerei keineswegs der Landschaft<br />

nach, in welche die Personen harmonisch eingebettet<br />

sind. Maria scheint auf einem zu den Bildrändern<br />

abflachendem Hügel zu stehen, der mit<br />

unterschiedlichem Blattwerk und Gräsern bewachsen<br />

ist, hinter ihr links eine dicht belaubte Baumgruppe,<br />

deren Verschattung als Kontrast zu den Reflexen der<br />

Haare dient, rechts ein sich in den Bildgrund hineinschlängelnder<br />

Weg, der vorbei an einem aufgestockten<br />

Heuballen zu einer Häusergruppe führt, zu der<br />

soeben ein Wanderer im Begriff ist zu gelangen. Weiter<br />

hinten, hinter weiteren fein ausgeführten Bäumen<br />

eine abschließende Gebirgsdarstellung, deren Grau<br />

mit dem lichten Himmel verschwimmt. Das kleine<br />

Format des Gemäldes weist darauf hin, dass es für<br />

die private Andacht gedacht war. Als Bild, zu dem der<br />

Betrachter immer wieder zurückkehren würde, ist die<br />

Andachtswirkung der Darstellung bewusst so gestaltet,<br />

dass sie mehrere Interpretationsmöglichkeiten<br />

eröffnet und eine fortwährende Quelle für Meditation<br />

und Gebet bietet. So kann zum Beispiel die zärtliche<br />

Geste des Christuskindes, das die Hand hebt, um das<br />

Kinn seiner Mutter zu berühren, auf verschiedene<br />

Weise interpretiert werden. Diese Geste unterstreicht<br />

nicht nur seine Menschlichkeit und die enge Bindung<br />

zwischen Mutter und Sohn, sondern kann auch als<br />

Hinweis auf eine tiefere Bedeutung gelesen werden,<br />

die Maria als Braut Christi im Himmel darstellt, in Anspielung<br />

auf die berühmte Stelle aus dem hohen Lied<br />

„seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine<br />

Rechte umfängt mich.” Diese Idee wurde bereits im<br />

frühen Mittelalter oft mit einer ähnlichen Geste illustriert,<br />

wie sie in diesem Gemälde zu sehen ist (siehe<br />

etwa eine verzierte Initiale zu diesem Text in einer illuminierten<br />

Bibel um 1200; Paris, Bibliothèque nationale<br />

de France, MS. Lat. 16745, Fol. 112v). Christus hält<br />

zudem in seiner anderen Hand einen kleinen Apfel,<br />

ein vertrauter Hinweis auf ihn als den neuen Adam<br />

und implizit auch auf Maria als die neue Eva. Auch der<br />

weite Landschaftshintergrund könnte den Betrachter<br />

dazu eingeladen haben, sich in längere Betrachtung<br />

zu vertiefen. Wie Maryan Ainsworth in Bezug auf Gerard<br />

David dargelegt hat, kann eine solche Landschaft<br />

mit dem Konzept des Naturalismus, das bereits im<br />

mittelalterlichen Denken entwickelt wurde, und mit<br />

zeitgenössischen Andachtsschriften in Verbindung gebracht<br />

werden. Die Schönheit der Natur wurde schon<br />

seit dem frühen Mittelalter als Quelle des Staunens<br />

über Gottes Schöpfung, Kunstfertigkeit und Macht<br />

betrachtet. Diese weiten Ausblicke ermöglichten es<br />

dem Betrachter auch, sich selbst in die Szene zu versetzen.<br />

Eine Übung, die in populärer Andachtsliteratur<br />

wie den Meditationen über das Leben Christi des<br />

Pseudo-Bonaventura oder Ludolph von Sachsen (um<br />

1300-1377/78) Vita Christi gefördert wurde, bestand<br />

darin, sich gedanklich in die Szenen aus dem Leben<br />

Christi zu versetzen, um dadurch intensiver mit den<br />

Figuren zu fühlen und sich mit ihnen zu identifizieren.<br />

Ein zentraler Gedanke dieser Texte war die Aufforderung,<br />

in Christi Fußstapfen zu treten, um ein gutes<br />

Leben zu führen. So argumentiert Reindert Falkenburg,<br />

dass Gemälde wie das vorliegende als visuelle<br />

Hilfen zur Meditation über die Pilgerreise des Lebens<br />

betrachtet werden können. Diese Ideen spiegeln sich<br />

deutlich in Bensons kleinem Bild wider, mit dem sich<br />

windenden Weg und dem kleinen Pilger, der ihn<br />

durchquert. Diese Elemente ermöglichen es dem Betrachter,<br />

sich in die Szene hineinzuversetzen, denselben<br />

Pfad zu gehen und zur Jungfrau mit dem Kind<br />

und zur Erlösung zu gelangen.<br />

Provenienz:<br />

Sotheby's, London, 6. Mai 1925, Lot 15.<br />

Sammlung Vick.<br />

Thomas Agnew and Sons Ltd., London.<br />

Von dort an: Edith Stanton Newberry (1870-1956),<br />

Detroit.<br />

Im Erbgang an: John S. Newberry, Detroit.<br />

Per Spende im Jahr 1957 an: Grosse Pointe Memorial<br />

Church.<br />

Sotheby's, New York, 29. Januar 2015, Lot 4.<br />

Dort erworben von: A. Alfred Taubman (1924-2015).<br />

Sotheby's, New York, 27. Januar 2016, Lot 16.<br />

Literatur:<br />

The Burlington Magazine for Connoisseurs, Vol. 47,<br />

London 1925, S. 17.<br />

Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />

à Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957,<br />

S. 116, S. 297, Nr. 60.<br />

Max J. Friedländer, Early Netherlandish Painting:<br />

The Antwerp Mannerists Adriaen Ysenbrant, Leiden<br />

1974, S. 97, Nr. 260, Abb. 170.<br />

Ausstellung:<br />

London, Thos. Agnew and Sons Ltd., 1926.<br />

(1371231) (13)<br />

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31


AMBROSIUS BENSON,<br />

CA. 1495 MILAN <strong>–</strong> CA. 1550 BRUGES<br />

THE VIRGIN AND CHILD IN FINE LANDSCAPE<br />

Oil on panel.<br />

14.6 x 14.6 cm.<br />

Provenance and auction labels on the reverse.<br />

The painting on offer for sale in this lot, whose provenance<br />

and literature are well documented, depicts the<br />

Virgin in half-length standing in a violet robe embroidered<br />

with fine ornaments. The Christ Child is seated<br />

in her hands, one hand reaching for her chin, the other<br />

holding an apple the size of the child. The flesh tones,<br />

the textiles and the golden wavy hairstyle are painted<br />

in meticulous detail and are equal to the fine landscape<br />

painting in which the figures are harmoniously<br />

embedded.<br />

Provenance:<br />

Sotheby’s, London, 6 May 1925, lot 15.<br />

Vick collection.<br />

Thos. Agnew and Sons Ltd., London. From there to:<br />

Edith Stanton Newberry (1870 <strong>–</strong> 1956), Detroit. Inherited<br />

by:<br />

John S. Newberry, Detroit. Donated in 1957 to:<br />

Grosse Pointe Memorial Church.<br />

Sotheby’s, New York, 29 January 2015, lot 4.<br />

Acquired there by:<br />

A. Alfred Taubman (1924 <strong>–</strong> 2015).<br />

Sotheby’s, New York, 27 January 2016, lot 16.<br />

Literature:<br />

The Burlington Magazine for Connoisseurs, XLVII,<br />

April 1925, p. 17.<br />

Georges Marlier, Ambrosius Benson et la peinture<br />

à Bruges au temps de Charles-Quint, Damme 1957,<br />

p. 116, p. 297, no. 60.<br />

Max J. Friedländer, Early Netherlandish Painting: The<br />

Antwerp Mannerists, XI, Leiden 1974, p. 97, no. 260,<br />

ill. 170.<br />

Exhibitions:<br />

London, Thos. Agnew and Sons Ltd., 1926.<br />

€ 320.000 - € 450.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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173<br />

MEISTER DES VERLORENEN SOHNES,<br />

UM 1530 <strong>–</strong> UM 1560<br />

GEBURT CHRISTI MIT ANBETUNG DER HIRTEN<br />

Öl auf Holz.<br />

103,5 x 79 cm.<br />

Um 1540/50.<br />

Ädikularahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Dr. Paul Vandenbroeck,<br />

Katholicke Universiteit Leuven, ohne Datum,<br />

in Kopie.<br />

Das Gemälde in stattlicher Größe zeigt die Geburtsszene<br />

in der für den Maler stilistisch entsprechenden<br />

Weise: sowohl mehrfigurig, als auch in einer Farbskala,<br />

in der die Farben Rot, Blaugrün und Gelb als ein<br />

Charakteristikum zu nennen ist. Maria mit dem am<br />

Boden auf einem Laken liegenden Kind beherrscht als<br />

Hauptmotiv die Bildmitte in markant rotem Mantel,<br />

seitlich flankiert von dem farblich zurückhaltend gezeigten<br />

Joseph sowie den herangekommenen Hirten.<br />

Die Szenerie vor antiken Ruinen mit einer dominierenden<br />

Säule, die ikonographisch die künftige Stärke und<br />

Macht des Christentums symbolisiert. Dahinter eine<br />

hügelige Landschaft mit aus der Ferne heranziehenden<br />

weiteren Hirten.<br />

Den Behelfsnamen erhielt der Maler nach seinem<br />

Bild dieses Themas im Kunsthistorischen Museum zu<br />

Wien (Inv. 773). Es wurde bereits vorgeschlagen, den<br />

anonymen Meister mit Malern wie Jan Mandijn, Antonis<br />

de Palermo oder Lenaert Kroes in Verbindung zu<br />

setzen. Davon unabhängig sind Stilgemeinsamkeiten<br />

mit Malern wie Pieter Aertsen (1507/08-1575), Pauwels<br />

Coecke van Aelst (um 1529-um 1568) oder Frans<br />

Floris (1516-1570) zu bemerken.<br />

Jedenfalls zeigt sich sein Werk stets authentisch und<br />

in keinem Fall nachahmend. Zu dem hier vorgestellten<br />

Thema schuf der Meister einige weitere Versionen,<br />

zumeist eingebunden in ein Triptychon. Dabei<br />

wird in der beiliegenden Expertise festgestellt, dass<br />

es sich bei dem hier vorliegenden Werk um das bedeutendste<br />

von der Hand des Meisters handelt.<br />

Eine Besonderheit ist hier zudem der noch zugehörig<br />

erhaltene Renaissance-Rahmen mit seitlichen Pilastern<br />

und bemalten Gesimsen.<br />

(1420419) (11)<br />

MASTER OF THE PRODIGAL SON<br />

BIRTH OF CHRIST WITH ADORATION<br />

OF THE SHEPHERDS<br />

Oil on wood.<br />

103.5 x 79 cm.<br />

Circa 1540/50.<br />

€ 14.000 - € 16.000<br />

Sistrix<br />

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174<br />

PIETER BRUEGHEL D. Ä.,<br />

UM 1525 <strong>–</strong> UM 1569<br />

DER KALVARIENBERG<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

89,5 x 108 cm.<br />

In profiliertem Holzrahmen.<br />

In einer hügeligen Komposition in absteigender Keilform<br />

sehen wir den sogenannten Kalvarienberg, auf<br />

dem soeben das dritte Kreuz aufgestellt wird. Im Hintergrund<br />

die Stadtsilhouette von Jerusalem mit einem<br />

variantenreichen Himmel, da dieser gemäß der Bibel<br />

sich zu verdunkeln im Begriff ist. Die ausgewogene<br />

Komposition zeigt zahlreiche wohl verteilte Personen<br />

auf dem Berg Golgatha die teils trauern, teils kommunizieren<br />

und gestikulieren. Vergleichbar ist das Gemälde<br />

hinsichtlich der Gestaltungsweise der Personen<br />

etwa mit der Anbetung der Könige in den Königlichen<br />

Museen zu Brüssel oder auch der Kreuztragung Christi<br />

im Kunsthistorischen Museum in Wien, die hinsichtlich<br />

der gestaffelten Komposition, der im Vordergrund<br />

Trauernden (dort rechts, hier links) und der Pferde mit<br />

ihrem Zaumzeug gut als Vergleich herangezogen werden<br />

kann. Auch die in Wien befindliche Bekehrung<br />

des Paulus ist gut vergleichbar: Hier wie auch bei uns<br />

sehen wir die Rückenansichten der Pferde, die steile<br />

keilartige Komposition mit ihrer gesteigerten Dramatik<br />

und auch das die Komposition brechende Gewirr<br />

von Lanzen, das auch in dem hier angebotenen außergewöhnlichen<br />

Gemälde gut zu sehen ist. Auch zur<br />

Burggestaltung findet sich ein Vergleichsbild, nämlich<br />

„Die Elster auf dem Galgen“ im Hessischen Landesmuseum<br />

Darmstadt.<br />

Gutachten:<br />

Provenienzbestätigung der Provinciaal Vlaamse<br />

Kapucijnen über den Verkauf des Gemäldes am<br />

15. Januar 1972, datierend 1. Februar 2007.<br />

Beglaubigter Auszug aus: De Antwerpsche Konstkamers/Inventarissen<br />

van Kunstverzamelingen te Antwerpen<br />

in de 16e en 17e Eeuwen, J. Denuce, 1932,<br />

S. 15, Beglaubigung vom 30. Dezember 1987.<br />

Beglaubigter Auszug aus: Antwerpsch Archievenblad<br />

<strong>–</strong> uitgegeven bij opdracht van het Gemeentebestuur<br />

door den Dienst der Stadsarchieven, Tweede Reeks,<br />

6. Jahrgang 1931, S. 262.<br />

Anbei ein technischer Untersuchungsbericht von<br />

Edmond Florens, 25. August 1981, Brüssel.<br />

Provenienzbestätigung durch Edmond Florens vom<br />

27. August 1981.<br />

Gutachten von A. C. Roose, Brügge, 30. Juni 1975.<br />

Anbei ein Gutachten von Prof. S. Bergmans, Präsident<br />

der Académie Royale d’Archéologie de Belgique,<br />

Brüssel, 3. April 1975.<br />

Gutachten von Dr. Dr. Herbert Paulus, Erlangen,<br />

1. April 1973, der zu dem Schluss kommt, dass es sich<br />

um eine Gemäldevorstudie Pieter Brueghel d. Ä. und<br />

seinen Gehilfen handelt.<br />

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Provenienz:<br />

Vermutlich in der Sammlung von Philips van Valckenisse,<br />

dessen Nachlass am 10. April <strong>–</strong> 3. Mai 1614<br />

niederlegt wurde. Darin ist erwähnt eine „Lancworpige<br />

schilderye op doec, Cruycinge Ons Heeren.<br />

Vermutlich Sammlung des Gewürzhändlers Hendrik<br />

Bartels, 1672. Dort erwähnt „Een schilderey van de<br />

Cruyssingh Cristy. Van den ouden Breughel f. 150“.<br />

Das vorliegende Gemälde war Bestandteil der<br />

Sammlung eines Kapuzinerklosters und ist in die<br />

Sammlung zwischen 1852 und 1951 eingegliedert<br />

worden.<br />

Dort erworben durch einen Belgischen Industriellen<br />

am 15. Januar 1972, der das Gemälde 1974 von<br />

Edmond Florenzs restaurieren ließ und ihm die<br />

Herkunft am 26. August 1981 bestätigte.<br />

Literatur:<br />

Das vorliegende Gemälde ist vermutlich schriftlich<br />

erwähnt in: De Antwerpsche Konstkamers/Inventarissen<br />

van Kunstverzamelingen te Antwerpen in de<br />

16e en 17e Eeuwen, J. Denuce, 1932, S. 15.<br />

Das vorliegende Gemälde ist vermutlich schriftlich<br />

erwähnt in: Antwerpsch Archievenblad <strong>–</strong> uitgegeven<br />

bij opdracht van het Gemeentebestuur door den<br />

Dienst der Stadsarchieven, Tweede Reeks, 6. Jahrgang<br />

1931, S. 262.<br />

Vgl.: Gotthard Jedlicka, Pieter Brueghel, Erlenbach,<br />

1938, dort besonders auch das Kapitel zur Kreuztragung,<br />

S. 166 ff. (14205814) (13)<br />

PIETER BRUEGHEL THE ELDER,<br />

CA 1525 <strong>–</strong> CA. 1569<br />

THE CALVARY<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

89.5 x 108 cm.<br />

Accompanied by a provenance confirmation of the<br />

Provinciaal Vlaamse Kapucijnen about the sale of the<br />

painting on January 15, 1972, dated February 1, 2007.<br />

Certified extract from: De Antwerpsche Konstkamers/<br />

Inventarissen van Kunstverzamelingen te Antwerpen<br />

in de 16e en 17e Eeuwen, J. Denuce, 1932, p. 15,<br />

authenticated December 30, 1987. Authenticated extract<br />

from: Antwerpsch Archievenblad <strong>–</strong> uitgegeven<br />

bij opdracht van het Gemeentebestuur door den Dienst<br />

der Stadsarchieven, Tweede Reeks, 6th volume<br />

1931, p. 262. Also attached a technical examination<br />

report by Edmond Florens, August 25, 1981, Brussels.<br />

Attached is an expert’s report by A. C. Roose,<br />

Bruges, June 30, 1975. Also attached is an expert’s<br />

report by Prof. S. Bergmans, President of the<br />

Académie Royale d’Archéologie de Belgique, Brussels,<br />

April 3, 1975. Also an expert’s report by Dr. Dr.<br />

Herbert Paulus, Erlangen, April 1, 1973, who concludes<br />

that it is a painting preparatory study Pieter<br />

Brueghel the Elder and his assistants.<br />

Provenance:<br />

Probably in the collection of Philips van Valckenisse,<br />

whose estate was deposited on April 10 <strong>–</strong> May 3,<br />

1614. In it is mentioned a “Lancworpige schilderye<br />

op doec, Cruycinge Ons Heeren.<br />

Probably collection of the spice merchant Hendrik<br />

Bartels, 1672. There mentioned “Een schilderey van<br />

de Cruyssingh Cristy. Van den ouden Breughel f. 150”.<br />

The present painting was part of the collection of a<br />

Capuchin monastery and has been incorporated into<br />

the collection between 1852 and 1951.<br />

Acquired there by a Belgian industrialist on January<br />

15, 1972, who had the painting restored by Edmond<br />

Florenzs in 1974 and confirmed its provenance on<br />

August 26, 1981.<br />

Literature:<br />

The present painting is probably mentioned in writing<br />

in: De Antwerpsche Konstkamers/Inventarissen<br />

van Kunstverzamelingen te Antwerpen in de 16e en<br />

17e Eeuwen, J. Denuce, 1932, p. 15.<br />

The present painting is probably mentioned in writing<br />

in: Antwerpsch Archievenblad <strong>–</strong> uitgegeven bij<br />

opdracht van het Gemeentebestuur door den Dienst<br />

der Stadsarchieven, Tweede Reeks, 6. Year 1931,<br />

p. 262.<br />

€ 230.000 - € 250.000<br />

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37


175<br />

PIETER BALTEN,<br />

UM 1525 <strong>–</strong> 1598, ZUG.<br />

GROSSES ST. GEORGS-KIRMESFEST<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

87,5 x 132 cm.<br />

Die Darstellung von großen Volksfestveranstaltungen,<br />

wie die Kirmes zum Tag des Heiligen Georg, oder des<br />

Heiligen Martin, haben in der niederländischen Malerei<br />

einen festen Platz gefunden. Das bunte Treiben,<br />

drollige Szenen, die aber nicht selten auch gesellschaftskritische<br />

Einblicke liefern, fanden schon in der<br />

Entstehungszeit dieser Tafelbilder großes Interesse.<br />

Bekannte Vertreter dieser Themengattung waren Pieter<br />

Brueghel d. J. (um 1564-1637/38), Sebastian Vrancx<br />

(1573-1647), Peter Paul Rubens (1577-1640), bis<br />

hin zu David Teniers (1582-1649) oder Matthias Schoevaerdts<br />

(um 1663- um1703). Meist ist neben dem<br />

Hauptereignis, dem Tanz um den Maibaum, auch das<br />

Handeln und Treiben der unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten<br />

zum Thema geworden.<br />

Auch Pieter Balten hat sich in den von ihm bekannten<br />

Bildern wie in seiner Kirmes den Maibaum ins Bild<br />

gesetzt, allerdings weit hinten auf einem in der Sonne<br />

liegenden Anger. Umso mehr wollte er sich der Wiedergabe<br />

der Geschehnisse im Vordergrund widmen:<br />

Gruppen und Paare stehen zusammen unter einem<br />

Baum, zumeist an Fässern, darunter einige Figuren<br />

bereits stark angetrunken. Im Vordergrund am Boden<br />

wird ein Jüngling von einer Frau entlaust, in der linken<br />

Bildecke liegt ein Mann volltrunken am Boden. Die<br />

realistisch erzählerischen Szenen werden gerahmt<br />

von seitlich stehenden Gebäuden. Dabei darf die Darstellung<br />

einer Kirche <strong>–</strong> rechts hinten <strong>–</strong> mit mehr oder<br />

weniger Gläubigen nicht fehlen, die zu diesem St. Georgstag<br />

eingetroffen sind. Vom Gebäude rechts am<br />

Bildrand hängt die St. Georgs-Fahne herab.<br />

Balten gilt als einer der Erfinder dieses Genres in der<br />

flämischen und holländischen Malerei. Über sein<br />

Leben ist wenig bekannt geworden. Als Sohn des<br />

Bildhauers Galtens Custodis wird er genannt und <strong>–</strong><br />

1579 nach dem Biografen Carel van Mander in der<br />

Lukasgilde 1540 geführt. Sein Schaffensweg ist eng<br />

mit dem von Pieter Brueghel d. J. (um 1564-1637/38)<br />

verknüpft, eine Zusammenarbeit wird angenommen.<br />

Literatur zum Künstler:<br />

Ulrich Thieme, Felix Becker, Hans Vollmer, Allgemeines<br />

Lexikon der Bildenden Künstler von der<br />

Antike bis zur Gegenwart, Bd. 2, Leipzig, S. 425 f.<br />

Karel van Mander, Het Schilderboek. Niederlande<br />

1604/1618.<br />

René van Bastelaar, Georges H. de Loo, P. Brueghel<br />

L'ancien, son œuvre et son temps, Brüssel 1906 ,<br />

S. 371. (1420681) (11)<br />

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39


PIETER BALTEN,<br />

CA. 1525 <strong>–</strong> 1598, ATTRIBUTED<br />

LARGE KERMESSE ON SAINT GEORGE’S DAY<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

87.5 x 132 cm.<br />

The depiction of large folk festivals, such as the Kermesse<br />

of Saint George’s Day or Saint Martin’s Day,<br />

are well established in Dutch painting. The colourful<br />

hustle and bustle, funny scenes, which often also provide<br />

critical social insights, attracted great interest<br />

even at the time these panel paintings were created.<br />

Famous representatives of this genre included Pieter<br />

Brueghel the Younger, Sebastian Vrancx, Peter Paul<br />

Rubens, David Teniers, and Matthias Schoevaerdts. In<br />

addition to the main event <strong>–</strong> the dance around the<br />

maypole <strong>–</strong> the actions and activities of the various social<br />

classes have also become a focus. Pieter Baltens<br />

included a self-portrait in his famous paintings. This is<br />

also the case here although he is shown far in the<br />

background on the village green bathed in sunshine.<br />

He wanted to focus his efforts on depicting the events<br />

in the foreground: groups and couples standing together<br />

under a tree, mostly around barrels, with some<br />

of the figures already quite drunk. A young man is<br />

being deloused by a woman on the ground in the foreground,<br />

in the left corner of the painting a man lies<br />

drunk on the ground. The realistic narrative scenes are<br />

framed by buildings to the side. The depiction of a<br />

church <strong>–</strong> in the background on the right <strong>–</strong> with believers<br />

of more or less conviction, who have arrived for<br />

this Saint George’s Day is a must. The Saint George’s<br />

flag hangs from the building on the right margin of the<br />

painting. Baltens is considered one of the inventors of<br />

this genre in Flemish and Dutch painting. Little is<br />

known about his life. He is mentioned as the son of<br />

the sculptor Galtens Custodis and according to the<br />

biographer Carel van Mander is listed in the Guild of<br />

Saint Luke in 1540. His creative path is closely linked<br />

to that of Pieter Brueghel the Younger, and a collaboration<br />

is assumed.<br />

Literature regarding the artist:<br />

Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der Bildenden<br />

Künstler, vol. 2, p. 425f.<br />

Karel van Mander, Het Schilderboek, ed. Hymans II,<br />

17.<br />

René van Bastelaer and Georges Hulin de Loo,<br />

Pieter Brueghel L’Ancien, son œuvre et son temps,<br />

Brussels 1906, p. 371f.<br />

€ 350.000 - € 550.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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176<br />

ADAM VON BREEN,<br />

UM 1590 <strong>–</strong> UM 1645, ZUG.<br />

Über sein Leben und Wirken ist nur wenig überliefert.<br />

Als „junger Mann aus Amsterdam“ wird er 1511 anlässlich<br />

seiner Verehelichung dokumentiert. 1612 wurde er<br />

in die St. Lucas-Gilde von Den Haag aufgenommen,<br />

der er bis 1621 angehörte. Es wird angenommen,<br />

dass er bei dem Landschaftsmaler David Vinckboons<br />

(1576-1629) gelernt hat. Um einem Bankrott zu entgehen,<br />

zog er 1622 nach Amsterdam, wo er 1528<br />

wiederum dokumentiert ist. 1624 begab er sich nach<br />

Norwegen. In Oslo schuf er Dekorationen im Palast<br />

von Christopher Urne, Lord of Akershus, derner für<br />

Bauten König Christians IV.<br />

ELEGANTE GESELLSCHAFT BEIM EISVERGNÜGEN<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

56,5 x 104 cm.<br />

Betont breitformatig, nahezu panoramaartig schildert<br />

der Maler das Geschehen auf weitem gefrorenem<br />

Kanal in bewusst heiteren Gesellschaftsszenen. Zahllos<br />

haben sich Gruppen und Paare zum Eislauf eingefunden<br />

oder huschen über das Eis. Zwischen den<br />

überwiegend nobel Gekleideten sind auch einfach<br />

gewandete Bürger auszumachen, sowie Kinder, dazwischen<br />

Hunde. Eine Gruppe lässt sich rechts in<br />

einem Pferdeschlitten aufs Eis ziehen, links haben<br />

andere auf einem festgefrorenen Eisbrecher <strong>–</strong> eine<br />

damalige Neuerfindung <strong>–</strong> unter dem Segel Platz genommen.<br />

Weitere Schiffe liegen im Eis ebenso fest,<br />

dazwischen sind Eisöffnungen zu sehen, für den Fischfang<br />

aufgesägt. In Festkleidern zeigt sich die Gesellschaft<br />

stolz, um zu sehen und gesehen zu werden.<br />

Seitlich bilden Herrenhäuser eine Rahmung der Szenerien.<br />

Die Bebauung setzt sich beidseitig bis zum<br />

Horizont fort, an dem die Türme und Gebäude der<br />

Stadt Begrenzung bilden. Der rötlich gefärbte diesige<br />

Himmel vermittelt die Stimmung eines winterlichen<br />

Spätnachmittags. Solche Winterszenen sind zu einem<br />

Bildthema speziell der holländischen Malerei geworden,<br />

aufgrund der sogenannten Kleinen Eiszeit, die ab<br />

dem Mittelalter einsetzte und im 16. Jahrhundert einen<br />

Höhepunkt erreicht hatte. Dies erklärt diese Themen,<br />

denen sich mehrere niederländische Maler gewidmet<br />

haben. Neben Pieter Brueghel d. J. (um 1564-1637/38),<br />

oder Abel Grimmer (um 1570-um 1619) sind auch<br />

Hendryck Avercamp (1585-1634) und Adam van Breen<br />

zu nennen.<br />

Anmerkung:<br />

Eine identische Darstellung in den gleichen Abmessungen<br />

befindet sich im Nationalmuseum in Warschau.<br />

Dort wird das Bild David Vinckboons (1576-1629) zugewiesen.<br />

Die Abhängigkeit der beiden Gemälde<br />

voneinander ist noch nicht geklärt.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Edwin Buijsen, Haagse schilders in de Gouden<br />

Eeuw: Het Hoogsteder lexicon van alle schilders<br />

werkzaam in Den Haag 1600-1700, Zwolle 1998.<br />

(1420682) (11)<br />

ADAM VON BREEN,<br />

CA. 1590 <strong>–</strong> CA. 1645, ATTRIBUTED<br />

Little is known about the artist’s life and work. For his<br />

wedding, he is documented as a “young man from<br />

Amsterdam” in 1511. In 1612 he was admitted to the<br />

Guild of Saint Luke in The Hague, of which he was a<br />

member until 1621. It is assumed that he was a student<br />

of the landscape painter David Vinckboons (1576 <strong>–</strong><br />

1629). To avoid bankruptcy, he moved to Amsterdam in<br />

1622, where he is again documented in 1528. In 1624<br />

he went to Norway. In Oslo he created decorations in<br />

the palace of Christopher Urne, Lord of Akershus, who<br />

was responsible for buildings for King Christian IV.<br />

ELEGANT PARTY ENJOYING ICE AMUSEMENTS<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

56.5 x 104 cm.<br />

In a wide, almost panoramic format, the painter depicts<br />

the events on a wide frozen canal in deliberately cheerful<br />

social scenes. Countless groups and couples have<br />

gathered to go ice skating or are darting across the ice.<br />

On the right, one group is being pulled onto the ice in<br />

a horse-drawn sleigh, while on the left, others have<br />

taken their place under the sail of a frozen icebreaker - a<br />

new invention at the time. Such winter scenes became<br />

a particularly popular subject in Dutch painting due to<br />

the so-called Little Ice Age, which began in the Middle<br />

Ages and reached its peak in the 16th century.<br />

Notes:<br />

An identical depiction with the same dimensions is<br />

held at the National Museum in Warsaw, attributed<br />

to David Vinckboons (1576 <strong>–</strong> 1629). The connection<br />

between both paintings has not yet been clarified.<br />

Literature:<br />

cf. Edwin Buijsen, Haagse schilders in de Gouden<br />

Eeuw: Het Hoogsteder lexicon van alle schilders<br />

werkzaam in Den Haag 1600 <strong>–</strong>1700, Zwolle 1998.<br />

€ 90.000 - € 120.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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Detailabbildungen<br />

Lot 176


177<br />

JOACHIM BEUCKELAER,<br />

1533 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1574/75 EBENDA, ZUG.<br />

DIE STOLZE MARKETENDERIN<br />

JOACHIM BEUCKELAER,<br />

1533 ANTWERP <strong>–</strong> 1574/75 IBID., ATTRIBUTED<br />

THE PROUD SUTLER<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

85 x 73 cm.<br />

Verso mit alter Sammlungsnummer.<br />

In ornamental reliefiertem Rahmen.<br />

In Hochformat ein für Beuckelaer typisches Marktbild<br />

mit einer überreichen Auswahl von Birnen, Trauben,<br />

Äpfeln, Erdbeeren und Kohlköpfen hinter denen eine<br />

leicht nach links gewandte junge Frau gezeigt wird,<br />

die dem Betrachter einen Korb mit Kirschen darbietet.<br />

Im Hintergrund eine Szene am Brunnen mit angedeuteter<br />

hügeliger Landschaft.<br />

(14204520) (13)<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

85 x 73 cm.<br />

<strong>Old</strong> collection number on the reverse.<br />

€ 15.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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178<br />

ORAZIO GENTILESCHI,<br />

1563 <strong>–</strong> 1639<br />

RUHE AUF DER FLUCHT NACH ÄGYPTEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

148 x 267 cm.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Nicholas Turner, 10.<br />

August 2012 und eine Stellungnahme von Claudio<br />

Strinati, der es für möglich hält, dass das hier angebotene<br />

Gemälde der Prototyp für die anderen bekannten<br />

Versionen Gentileschis sein könnte.<br />

Diese Version von Gentileschis Die Rast auf der Flucht<br />

nach Ägypten existiert in mehreren Fassungen, wobei<br />

jedoch nicht alle eindeutig dem Maler zugeschrieben<br />

werden können. In Abwesenheit von Archivdokumentationen<br />

sind die Wissenschaftler nur in der Lage, sich<br />

auf stilistische Analysen zu stützen, um die Autorschaft<br />

und Datierung dieser Werke zu bestätigen. Das<br />

Vorhandensein zahlreicher Versionen zeugt von dem<br />

anziehenden Charme von Gentileschis Wahl der Ikonographie,<br />

insbesondere von der emotionalen Aufladung,<br />

die durch die thematische Spannung zwischen<br />

dem tief schlafenden Joseph und der Jungfrau, die<br />

das Jesuskind stillt, hervorgerufen wird. Hinter diesem<br />

Gemälde und allen anderen Versionen steckt ein<br />

kraftvolles theologisches Konzept: eine Ausarbeitung<br />

des Skeptizismus, den Joseph gegenüber der künftigen<br />

Erlösung Christi zeigt, der jedoch durch die Vorrangstellung<br />

der mütterlichen Liebe in der Kindheit Christi<br />

überwunden wird. Wenn man sich Caravaggios Rast<br />

ansieht, wird schnell klar, dass diese Art der Ikonographie<br />

vollständig die Erfindung von Gentileschi ist: Im<br />

Meisterwerk in der Galleria Doria-Pamphilj ist Joseph<br />

tatsächlich wach und sehr aufmerksam dargestellt,<br />

während seine Gegenstücke ruhen. Um das vorliegende<br />

Werk zu datieren, muss man eine wohl feinere Version<br />

aus dem Jahr 1625 berücksichtigen, die früher in<br />

der Sammlung des Herzogs von Buckingham war und<br />

sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet.<br />

Die stilistischen Unterschiede zwischen diesem<br />

Werk (das wahrscheinlich von Gentileschi selbst<br />

während seines Aufenthalts in Paris an den Herzog<br />

geschickt wurde) und unserer Version setzen einen<br />

terminus ante quem für letztere. Zur Unterstützung<br />

einer festen Zuschreibung genügt es, stilistische Vergleiche<br />

mit der Version im Louvre zu ziehen, die 1671<br />

vom Banker Jabach an König Ludwig XIV. verkauft<br />

wurde, und einer anderen im Museum von Birmingham,<br />

die beide dem Künstler zugeschrieben werden. Letztere,<br />

die als einzige das Eselchen zeigt, wird allgemein<br />

als das Prototyp für eine große Anzahl von Versionen<br />

angesehen, von denen die meisten von der Werkstatt<br />

des Malers stammen. Die dunkle Farbpalette und die<br />

Ausführung des vorliegenden Gemäldes könnten auf<br />

eine reifere Phase im Künstlerleben hindeuten und<br />

somit nahe am Prototyp liegen. Zudem weisen bestimmte<br />

stilistische Ähnlichkeiten, wie die dichte Anwendung<br />

von Pinselstrichen und die Vereinfachung<br />

geometrischer Formen, sowohl im Prototyp als auch<br />

im vorliegenden Gemälde auf. Dennoch gibt es einige<br />

auffällige Unterschiede zwischen diesen beiden Versionen,<br />

insbesondere der prunkvolle und groß angelegte<br />

Ton des Prototyps im Gegensatz zur Strenge von<br />

unserer Version, was bei Wissenschaftlern zu einiger<br />

Unsicherheit geführt hat. Um zu erklären, wie ein Werk<br />

wie das hier angebotene neben den prunkvollen Versionen<br />

aus Gentileschis reiferer Phase (Wien, Louvre<br />

und Birmingham) entstehen konnte, muss man Gentileschis<br />

Versuch berücksichtigen, seine künstlerische<br />

Tätigkeit in England für kommerzielle Zwecke mit<br />

Unterstützung seiner beiden Söhne, Giulio und Francesco,<br />

auszubauen. Es ist durchaus plausibel, dass<br />

die beiden Söhne als Kunstberater des Herzogs von<br />

Buckingham tätig waren und damit beauftragt wurden,<br />

Kunstwerke aus Italien nach England zu beschaffen,<br />

die den Anforderungen des Mäzens entsprachen.<br />

In diesem wahrscheinlichen Szenario könnten die Brüder<br />

Werke aus Gentileschis italienischer Werkstatt<br />

nach England gebracht haben, die entweder unvollständig<br />

waren oder von seinen Assistenten stammten,<br />

um sie auf dem englischen Markt zu verkaufen.<br />

In diesem Zusammenhang ist es vernünftig anzunehmen,<br />

dass das Gemälde hier zu einer Gruppe von<br />

Werken gehörte, die in einem frühen Stadium von<br />

Gentileschis Karriere entstanden, aber zu einem späteren<br />

Zeitpunkt von seinen Söhnen verkauft wurden.<br />

Es passt tatsächlich besser zu Gentileschis früheren<br />

Werken als zu denen, die in seiner reifen Phase ab<br />

den 1620er Jahren entstanden, wie man an den Figuren<br />

von der Jungfrau und Joseph erkennen kann, die<br />

eng mit Orazios früheren Gemälden wie der Heiligen<br />

Familie in der Galerie der Cassa di Risparmio in Pisa<br />

verwandt sind.<br />

Provenienz:<br />

Kunsthandel, Rom.<br />

Privatsammlung, Österreich.<br />

Literatur:<br />

R. Vodret and G. Leone, Caravaggio en Cuba, Ausstellungskatalog,<br />

Kuba, Havanna 2011, S. 100 - 103,<br />

Kat. Nr. 9.<br />

C. Strinati in: Lights and Shadows, Caravaggism in<br />

Europe, Ausstellungskatalog, kuratiert von M. di<br />

Martino and V.<br />

Rossi, Lampronti Gallery London, Rom 2015, Kat.<br />

Nr. 9, S. 32-35.<br />

Vgl. Benedict Nicolson, Luisa Vertova, Caravaggism<br />

in Europe, Bd. I, Turin 1990, S. 113.<br />

Vgl. Benedict Nicolson, The International Caravaggesque<br />

movement, Oxford 1979, S. 52.<br />

Vgl. Raymond Ward Bissell, Orazio Gentileschi,<br />

University Park u.a. 1981.<br />

Vgl. Hermann Voss, Orazio Gentileschi. Four versions<br />

of his „Rest on the Flight into Egypt“, The connoisseur,<br />

November 1959, S. 163-165.<br />

Vgl. Orazio and Artemisia Gentileschi, Ausstellungskatalog,<br />

Metropolitan Museum of Art, New York,<br />

14. Februar 2002-12. Mai 2002, Museo Nazionale<br />

del Palazzo di Venezia, Rom, 20. Oktober 2001-20.<br />

Januar 2002, Saint Louis Art Museum, Saint Louis,<br />

MO, 15. Juni 2002-15. September 2002, hrsg. v.<br />

Keith Christiansen und Judith Walker Mann, New<br />

Haven u. a. 2001. (1421001)<br />

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ORAZIO GENTILESCHI ,<br />

1563 <strong>–</strong> 1639<br />

THE REST ON THE FLIGHT INTO EGYPT<br />

Oil on canvas.<br />

148 x 267 cm.<br />

Attached is an expert’s report by Nicholas Turner, 10<br />

August 2012, and a statement by Claudio Strinati,<br />

who considers it possible that the painting on offer<br />

for sale in this lot could be the prototype for Gentileschi’s<br />

other known versions.<br />

There are several versions of Gentileschi’s Rest on<br />

the Flight into Egypt, although not all of them can be<br />

clearly attributed to the painter. In the absence of archival<br />

sources, scholars can only rely on stylistic analyses<br />

to confirm the authorship and dating of these<br />

works. To date the painting on offer for sale in this lot,<br />

a finer version dating to 1625 must be considered. It<br />

was formerly held in the collection of the Duke of<br />

Buckingham and is now located at the Kunsthistorisches<br />

Museum in Vienna. The stylistic differences<br />

between this painting, which was probably sent to<br />

the Duke by Gentileschi himself during his stay in<br />

Paris, and the present version set a “terminus ante<br />

quem” for the latter. To support a firm attribution, it is<br />

sufficient to draw stylistic comparisons with the version<br />

held at the Louvre, sold by the banker<br />

Jabach[AU1] to King Louis XIV in 1671, and another<br />

held at the Museum of Birmingham, both attributed<br />

to the artist. The latter, which shows a donkey, is generally<br />

considered to be the prototype for many versions,<br />

most of which originating from the painter’s<br />

workshop. To explain how a work such as the one<br />

offered here could have been created alongside the<br />

lavish versions from Genti leschi’s more mature period<br />

(Vienna, Louvre, and Birmingham), it must be considered<br />

that Gentileschi’s attempted to expand his<br />

artistic activity in England for commercial purposes<br />

with the support of his two sons, Giulio, and Francesco.<br />

In this context, it is reasonable to assume that<br />

the present painting is part of a group of works creat-<br />

ed at an early stage of Gentileschi’s career but sold<br />

later by his sons. It is in fact more in keeping with<br />

Gentileschi’s earlier works than with those produced<br />

in his mature period from the 1620s onwards, as can<br />

be seen in the figures of the Virgin and Joseph,<br />

which are closely related to Orazio’s earlier paintings<br />

such as the Holy Family in the Gallery of the Cassa di<br />

Risparmio in Pisa.<br />

Provenance:<br />

Art trade, Rome.<br />

Private collection, Austria.<br />

Literature:<br />

Rossella Vodret and Giorgio Leone, Caravaggio en<br />

Cuba, exhibition catalogue, Cuba, Havana 2011,<br />

pp. 100 <strong>–</strong> 103, cat. no. 9.<br />

Claudio Strinati in: Lights and Shadows, Caravaggism<br />

in Europe, exhibition catalogue, curated by<br />

M. di Martino and V. Rossi, Lampronti Gallery<br />

London, Rome 2015, cat no. 9, pp. 32-35.<br />

cf. Benedict Nicolson, Luisa Vertova, Caravaggism<br />

in Europe, vol. I, Turin 1990, p. 113.<br />

cf. Benedict Nicolson, The International Caravaggesque<br />

movement, Oxford 1979, p. 52.<br />

cf. Raymond Ward Bissell, Orazio Gentileschi,<br />

University Park et al. 1981.<br />

cf. Hermann Voss, Orazio Gentileschi. Four versions<br />

of his “Rest on the Flight into Egypt”, The connoisseur,<br />

November 1959, pp. 163-165.<br />

cf. Orazio and Artemisia Gentileschi, exhibition<br />

catalogue, Museo Nazionale del Palazzo di Venezia,<br />

Rome, 20 October 2001 <strong>–</strong> 20 January 2002, Metropolitan<br />

Museum of Art, New York, 14 February 2002<br />

<strong>–</strong> 12 May 2002, Saint Louis Art Museum, Saint Louis,<br />

MO, 15 June 2002 <strong>–</strong> 2015, Keith Christiansen and<br />

Judith Walker Mann (eds.), New Haven et al. 2001.<br />

€ 660.000 - € 800.000 (†)<br />

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51


179<br />

JUSEPE DE RIBERA,<br />

GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />

1588/91 XÀTIVA/VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL<br />

Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />

Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />

sich mit den Werken Raphaels (1483-1520) und Agostino<br />

(1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-1609)<br />

auseinander, in Parma und Modena mit denen von<br />

Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später stand<br />

er stark unter dem Einfluss von Michelangelo Merisi<br />

il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner Bilder<br />

erhob ihn zum Hofmaler des Herzogs von Osuna sowie<br />

des Königs von Neapel. Im Jahr 1644 wurde er<br />

durch den Papst zum Ritter des Christusordens geschlagen.<br />

1630 war er bereits Mitglied der Accademia<br />

di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist er der bedeutendste<br />

Naturalist der neapolitanischen Malerei<br />

mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal<br />

seines Wirkens ist die bewusste Wahl der Darstellung<br />

von meist alten, asketisch knochig-schlanken Gestalten<br />

wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />

DER APOSTEL PAULUS<br />

Öl auf Leinwand.<br />

130,3 x 104,5 cm.<br />

In mit reliefierten Ornamenten verziertem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Nicola Spinosa, Neapel,<br />

10. Januar 2020.<br />

Zudem ein ausführlicher Restaurierungsbericht von<br />

1991 von Dr. Laszlo Cser, Toronto, Kanada, mit einem<br />

angegebenen Versicherungswert von 1.200.000,00<br />

USD.<br />

Des Weiteren ist eine Korrespondenz von Felice Vicente<br />

Garin Llombart, Museo del Prado, Madrid, 7. Oktober<br />

1991 bezüglich einer Ausstellung von 1992 in Neapel<br />

mit einem Versicherungswert von 1.500.000<br />

USD sowie eine weitere eine Korrespondenz mit Spinosa<br />

vom 23. Januar 1992 beigegeben, aus der hervorgeht,<br />

dass eine Ausleihe des vorliegenden Gemäldes<br />

alleine aus logistischen Gründen nicht<br />

stattgefunden hat.<br />

Vor dramatisch abgedunkeltem Fond die Dreiviertelfigur<br />

des Apostel Paulus neben einer mit raffiniert, auf<br />

Leinwand übersetzten Oberfläche dargestellten Steinbrüstung<br />

stehend. Sein Blick dem Betrachter geltend,<br />

hält er in seiner Rechten sein ihm attributiv zukommendes<br />

Schwert in Händen, in seiner Linken das geschlossene<br />

Buch. Dunkel verschwimmt die Haartracht<br />

mit dem Hintergrund, während der Bart sich<br />

wirkungsvoll von dem in mächtigen Falten liegendem<br />

roten Gewand absetzt, das den gesamten Bildraum zu<br />

erleuchten im Stande ist. In seinem Gutachten vom<br />

10. Januar 2020 führt Spinosa aus, dass das vorliegende<br />

Werk ein autografes Gemälde von Ribera selbst ist<br />

und kurz nach 1630 ausgeführt wurde.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Edward E. LeMay und Laszlo Ferencz Cser.<br />

Musée des beaux-arts de l’Ontario.<br />

Literatur:<br />

Das vorliegende Gemälde wird erwähnt in: Nicola<br />

Spinosa, Ribera, L’opera completa, Neapel, 2006,<br />

S. 309 in Bezug auf das signierte und 1632 datierte<br />

Gemälde in der Hispanic Society of America in New<br />

York (A130): „Di questo dipinto si conoscono due<br />

copie antiche, rispettivamente nel Museo Regionale<br />

di Messina (...) e, nel 1992, in una privata raccolta a<br />

Toronto“.<br />

Vgl. Nicola Spinosa, Ribera, La obra completa. Madrid,<br />

208, S. 387, Nr. A 151. (1420001) (13)<br />

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JUSEPE DE RIBERA,<br />

KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />

1588/91 XÀTIVA/VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES<br />

THE APOSTLE PAUL<br />

Oil on canvas.<br />

130.3 x 104.5 cm.<br />

In a frame decorated with relief ornaments.<br />

Accompanied by an expert’s report by Nicola Spinosa,<br />

Naples, 10 January 2020 as well as a detailed restoration<br />

report from 1991 by Dr Laszlo Cser, Toronto, Canada.<br />

Also accompanied by correspondence from Felice<br />

Vicente Garin Llombart, Museo del Prado, Madrid,<br />

7 October 1991 regarding an exhibition 1992 in Naples,<br />

with an insurance value of $1,500,000, and further correspondence<br />

on the subject with Spinosa on 23 January<br />

1992, stating that a loan of the present painting was<br />

only declined for logistic reasons (Canada/Italy).<br />

The three-quarter figure of the apostle Paul stands<br />

before a dramatically darkened background Paul the<br />

Apostle, standing next to a stone balustrade with a<br />

ingeniously translated surface on the canvas. His gaze<br />

fixed on the observer, he holds his attributive sword<br />

in his right hand and a closed book in his left. His hair<br />

merges with the background, while his beard stands<br />

out effectively against the mighty folds of the red<br />

robe, which is able to illuminate the entire pictorial<br />

space.<br />

Provenance:<br />

Collection Edward E. LeMay and Laszlo Ferencz Cser.<br />

Musée des beaux-arts de l’Ontario.<br />

Notes:<br />

In the enclosed expert’s report, dated 10 January<br />

2020, Spinosa states that the present work is an<br />

autograph painting by Ribera himself and was<br />

executed shortly after 1630.<br />

Literature:<br />

The present painting is mentioned in: Nicola Spinosa,<br />

Ribera, L’opera completa, Naples, 2006, p. 309 in<br />

reference to the painting in the Hispanic Society of<br />

America in New York (A130), which is signed and<br />

dated 1632: “Di questo dipinto si conoscono due<br />

copie antiche, rispettivamente nel Museo Regionale<br />

di Messina (...) e, nel 1992, in una privata raccolta a<br />

Toronto”.<br />

Cf. Nicola Spinosa, Ribera, La obra complete, Madrid,<br />

Fundación Arte Hispánico, 208, p. 387, no. A 151.<br />

€ 300.000 - € 650.000 (†)<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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180<br />

JUSEPE DE RIBERA,<br />

GENANNT „LO SPAGNOLETTO“,<br />

1588/91 XÀTIVA/VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NEAPEL<br />

Bevor Ribera nach Neapel ging, studierte er bei Francisco<br />

Ribalta (1565-1628) in Valencia. In Rom setzte er<br />

sich mit den Werken Raphaels (1483-1520) und Agostino<br />

(1557-1602) und Annibale Carraccis (1560-1609)<br />

auseinander, in Parma und Modena mit denen von<br />

Antonio Allegri Correggio (um 1489-1534). Später<br />

stand er stark unter dem Einfluss von Michelangelo<br />

Merisi il Caravaggio (1570/71-1610). Die Qualität seiner<br />

Bilder erhob ihn zum Hofmaler des Herzogs von<br />

Osuna sowie des Königs von Neapel. Im Jahr 1644<br />

wurde er durch den Papst zum Ritter des Christusordens<br />

geschlagen. 1630 war er bereits Mitglied der<br />

Accademia di San Luca in Rom. Neben Caravaggio ist<br />

er der bedeutendste Naturalist der neapolitanischen<br />

Malerei mit Betonung des Chiaroscuro. Ein Hauptmerkmal<br />

seines Wirkens ist die bewusste Wahl der<br />

Darstellung von meist alten, asketisch knochig-schlanken<br />

Gestalten wie Einsiedlern oder Philosophen.<br />

SAN ROCCO<br />

Öl auf Leinwand.<br />

86 x 68 cm.<br />

Beigegeben Expertisen von Luigi Salerno; Nicola<br />

Spinosa, 15. Oktober 2014; Claudio Strinati, März 2015,<br />

jeweils in Kopie.<br />

Das Gemälde zeigt einen Mann mittleren Alters lebensgroß<br />

im Halbbildnis. Vor olivbraunem Hintergrund<br />

hebt sich das von links oben beschienene Gesicht ab,<br />

gerahmt von schwarzem Haar und halblangem Bart.<br />

Eine hell beleuchtete, von der Kleidung unbedeckte<br />

Hautpartie korrespondiert als Lichtfleck zum Gesicht,<br />

das mit nahezu einnehmendem Blick auf den Betrachter<br />

gerichtet ist. Einen großen Teil der Bildfläche<br />

nimmt der Oberkörper ein, bekleidet mit schwarzem<br />

Schultercape und dem bauschig darübergelegten<br />

braunen Mantel. Der nach links geneigte Kopf lässt<br />

dem breitkrempeligen schwarzen Hut über der Schulter<br />

Raum. Cape und Hut sind hier Attribute, die eine<br />

Benennung des Dargestellten als Rochus erlauben.<br />

Das Bild zeigt sich jedoch eindeutig als Portrait eines<br />

Zeitgenossen, möglicherweise eine Person namens<br />

Rochus, an dessen Namenspatron durch die Attribute<br />

erinnert werden soll.<br />

Dem Gemälde ist eine weitere Rochus Darstellung<br />

Riberas danebenzustellen (Museum Prado, 212 x 144<br />

cm.). Es zeigt den nämlichen Mann, identisch in Kopfhaltung<br />

und Physiognomie, jedoch in Ganzfigur und<br />

mit den weiteren Attributen des Heiligen: dem Stab,<br />

dem Hund mit Brot im Maul, der gemäß der Legende<br />

den Heiligen während seiner Abgeschiedenheit mit<br />

Nahrung versorgt haben soll, sowie dem vorgestellten<br />

Oberschenkel. Bezeichnenderweise jedoch fehlt im<br />

Prado-Bild eine Pestbeule am Bein. Dies ist nur erklärbar,<br />

wenn es sich auch dort nicht um die Darstellung<br />

des Heiligen selbst handelt, sondern um ein Portrait<br />

eines Herrn mit diesem Namen, der eben keineswegs<br />

Krankheitsmerkmale zeigt, womit das Bein auch dort<br />

lediglich als Attributverweis auf den Namen zu verstehen<br />

ist.<br />

In den Jahren 1631-32 schuf Ribera eine Reihe von<br />

Portraitbildnissen, die später in andere Bildzusammenhänge<br />

<strong>–</strong> etwa als Philosophen oder Heilige <strong>–</strong> eingebracht<br />

wurden. Der in Spanien geborene Maler verbrachte<br />

jedoch die längste Zeit seines Lebens in<br />

Italien, wenngleich der Biograf und Maler Antonio Palomino<br />

de Castro y Velasco berichtet, Ribera hätte seine<br />

erste Ausbildung bei Francisco Ribalta (1565-1628)<br />

erhalten. Dessen brauntonige Malweise hat Ribera<br />

jedoch weitergeführt und durch italienische Einflüsse<br />

zur Steigerung gebracht. Wann er nach Italien kam, ist<br />

nicht bekannt, jedenfalls wissen wir, dass er in Parma<br />

und Rom gearbeitet und 1616 in Neapel geheiratet<br />

hat. 1626 wird er als Mitglied der Akademie genannt,<br />

1631 als Ritter des Päpstlichen Ordens. Stets noch<br />

mit Spanien verbunden, erhielt er Aufträge der spanischen<br />

Vizekönige. Die tenebrose Farbskala seiner<br />

Werke vermochte gerade Märtyrerdarstellungen, Charakterköpfen<br />

oder Philosophengestalten unverwechselbaren<br />

Ausdruck zu verleihen. Seine Werke gelten<br />

als Höhepunkte in den bedeutendsten Museen und<br />

Sammlungen weltweit.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Nicola Spinosa, Ribera, l’opera completa,<br />

Neapel 2006.<br />

Vgl. Michael Scholz-Hänsel, Jusepe de Ribera,<br />

1591-1652, Köln 2000.<br />

Vgl. Alfonso E. Perez Sanchez, Nicola Spinosa, Jusepe<br />

De Ribera 1591-1652. Katalog der Ausstellung im<br />

Metropolitan Museum. New York 1992,<br />

Vgl. Jonathan Brown, Jusepe de Ribera: prints and<br />

drawings. Katalog zur Ausstellung im Art Museum,<br />

Princeton University, Oktober-November 1973, New<br />

Jersey 1973. (1401251) (11)<br />

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JUSEPE DE RIBERA,<br />

ALSO KNOWN AS “LO SPAGNOLETTO”,<br />

1588/91 XÀTIVA/VALENCIA <strong>–</strong> 1652 NAPLES<br />

SAINT ROCH<br />

Oil on canvas.<br />

86 x 68 cm.<br />

Accompanied by expert’s reports by Luigi Salerno;<br />

Nicola Spinosa, 15 October 2014; Claudio Strinati,<br />

March 2015, each in copy.<br />

The painting shows a life-size half-length portrait of a<br />

middle-aged man. His face is illuminated from the top<br />

left and stands out against an olive-brown background;<br />

it is framed by his black hair and medium-long<br />

beard. A cloak and hat are attributes identifying the<br />

depicted as Saint Roch. The painting is, however,<br />

clearly also a portrait of a contemporary, possibly a<br />

person named Roch, whose namesake is intended to<br />

be commemorated by the attributes. Another depiction<br />

of Saint Roch by Ribera compares well to the<br />

present painting (Prado Museum, 212 x 144 cm). It<br />

shows the same man, identical in head position and<br />

physiognomy, but in full-length portrait and with the<br />

Saint’s other attributes: the walking staff, a dog with a<br />

loaf of bread in its mouth, which, according to legend,<br />

is said to have provided the saint with food during his<br />

seclusion, and the saint’s presented thigh. Significantly,<br />

however, the plague boil on his leg is missing in the<br />

Prado painting. This can only be explained if this is not<br />

a depiction of the saint himself, but rather a portrait of<br />

a gentleman with the same name who does not show<br />

any signs of illness, which means that the leg is only<br />

to be understood as an attribute reference to the<br />

name. In the years 1631-32 Ribera created a series of<br />

portraits that were later incorporated into other contexts<br />

<strong>–</strong> for example as philosophers or saints.<br />

Literature:<br />

cf. Nicola Spinosa, Ribera. l’opera complete, second<br />

expanded edition, Napoli 2006.<br />

cf. Michael Scholz-Hänsel, Jusepe de Ribera, 1591-<br />

1652, Cologne 2000.<br />

cf. Alfonso E. Pérez Sánchez, Nicola Spinosa, Jusepe<br />

De Ribera 1591-1652, exhibition catalogue, Metropolitan<br />

Museum, New York 1992.<br />

cf. Jonathan Brown, Jusepe de Ribera: Prints and<br />

Drawings, exhibition catalogue, Art Museum, Princeton<br />

University, October <strong>–</strong> November 1973. Princeton<br />

University, Princeton, New Jersey 1973.<br />

€ 130.000 - € 180.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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181<br />

MATTIA PRETI,<br />

1613 <strong>–</strong> 1699<br />

Der in Kalabrien geborene und auf Malta verstorbene<br />

Maler hatte nach Auskunft seiner Zeitgenossen ein<br />

äußerst bewegtes Leben. Er war nicht allein Maler,<br />

sondern auch Ordensritter der Malteser und wurde<br />

aufgrund des Ruhmes seiner Familie „Il Cavalier Calabrese“<br />

genannt. In Rom erhielt er Aufträge von Papst<br />

Urban VIII sowie von Kardinal Rospigliosi. Sein Werk<br />

zeigt die Schule des Guercino (1591-1666), Giovanni<br />

Lanfranco (1582-1647) und Domenico Zampieri (1581-<br />

1641) sowie den starken Einfluss der tenebristischen<br />

Malerei der Caravaggisten. Werke seiner Hand finden<br />

sich in den bedeutendsten öffentlichen Sammlungen<br />

und Museen wie etwa Museum of Fine Arts Houston,<br />

Nationalmuseum, Warschau, Prado, Madrid, Pinacoteca<br />

di Brera Mailand, Galleria dell‘Accademia Venedig, sein<br />

Selbstbildnis befindet sich in den Uffizien Florenz.<br />

DER UNGLÄUBIGE THOMAS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

127 x 173 cm.<br />

Beigegeben jeweils ein Gutachten von Claudio Strinati,<br />

März 2015 und von Riccardo Lattuada, März 2015,<br />

jeweils in Kopie.<br />

Die hier angebotene Darstellung bezieht sich auf Johannes<br />

20:25 (Da sagten die anderen Jünger zu ihm<br />

„Wir haben den Herren gesehen“. Er aber sprach zu<br />

ihnen „Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der<br />

Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel<br />

lege und meine Hand in seine Seite lege, so werde<br />

ich nicht glauben“. Sie ist laut Gutachten eine ältere<br />

Version des Gemäldes gleichen Themas in der Galleria<br />

des Palazzo Rosso in Genua (siehe Literatur). Das dortige<br />

Gemälde wurde 1959 vom Palazzo Rosso angekauft<br />

und schon damals durch Caterina Marcenaro<br />

zugeschrieben (Maße 123 x 173 cm). Im dortigen Gemälde<br />

erkannte Spike den Einfluss Bologneser Maler<br />

wie Guercino und Cavedone sodass es auf die Mitte<br />

der 1630er Jahre datiert werden konnte. Die Entwürfe<br />

für die Figuren, die in Die Ungläubigkeit des heiligen<br />

Thomas (und der Version, die sich heute in Genua befindet)<br />

dargestellt sind, dürften sicherlich im römischen<br />

Atelier von Gregorio Preti geblieben sein. Denn<br />

viele Jahre später (um 1660-70) verwendete der Maler<br />

Figuren und Formen, die eindeutig mit dem Werk<br />

seines Bruders Matthias verbunden sind, wenn auch<br />

in einem völlig veränderten Kontext. Ein Beispiel dafür<br />

ist die Figur des heiligen Thomas, die in ähnlicher Weise<br />

in einem Noli me tangere dargestellt ist, das kürzlich<br />

auf dem italienischen Markt verkauft wurde<br />

(Christie‘s, Mailand, 29.11.2006, Los 79). Hier erinnert<br />

die vertikale Komposition an die Werke von Matthias<br />

aus den Jahren 1650-60, obwohl die antike Idee der<br />

Caravagesken Figur, die fast von hinten zu sehen ist,<br />

hier in barocker Manier umgesetzt wurde.<br />

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MATTIA PRETI,<br />

1613 <strong>–</strong> 1699<br />

Literatur:<br />

Vgl. A. Pelaggi, Mattia Preti ed il seicento italiano,<br />

Catanzaro, 1972, S. 40.<br />

Vgl. J.D. Clifton und J.T. Spike, Mattia Preti‘s Passage<br />

to Naples: A Documented Chronology, 1650 - 1660,<br />

in: Storia dell‘arte, 65, S. 47.<br />

Vgl. E. Corace Hrsg., Mattia Preti, Rom, 1989, S. 77,<br />

Abb. 8.<br />

Vgl. J.T. Spike, Mattia Preti, Catalogo ragionato die<br />

dipinti, Florenz, 1999, S. 143, Nr. 44. (1421002)<br />

THE INCREDULITY OF SAINT THOMAS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

127 x 173 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Claudio Strinati,<br />

March 2015 and by Riccardo Lattuada, March 2015,<br />

each in copy.<br />

Literature:<br />

cf. Antonio Pelaggi, Mattia Preti ed il seicento italiano,<br />

Catanzaro 1972, p. 40.<br />

cf. J.D. Clifton and John T. Spike, Mattia Preti’s Passage<br />

to Naples: A Documented Chronology, 1650-1660,<br />

in: Storia dell’arte, 65, p. 47.<br />

cf. Erminia Corace (ed.), Mattia Preti, Rome 1989,<br />

p. 77, ill. 8.<br />

cf. John T. Spike, Mattia Preti, Catalogo ragionato<br />

dei dipinti, Florence 1999, p. 143, no. 44.<br />

Sistrix<br />

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€ 200.000 - € 300.000 (†) 63<br />

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182<br />

GIOACCHINO ASSERETO,<br />

1600 GENUA <strong>–</strong> 1649 EBENDA<br />

Der Maler Assereto ging aus der Schule von Luciano<br />

Borzone hervor und stand in der Nachfolge des Giovanni<br />

Andrea Ansaldo, alsbald war er im ganzen ligurischen<br />

Gebiet tätig. Zunächst dem Stil von G. C. Procaccini<br />

verpflichtet, wandte er sich ab etwa 1618 mehr der<br />

Lombardischen Schule zu. In seinem Werk vereinigt<br />

sich der naturalistische Caravaggismus mit der Malweise<br />

auch von Bernardo Strozzi, wie man an seiner<br />

Kreuzabnahme sieht, die im Palazzo Bianco in Genua<br />

zu sehen ist.<br />

BILDNIS EINES PROPHETEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

93 x 75 cm.<br />

In breitem, ornamental verzierten Rahmen.<br />

GIOACCHINO ASSERETO,<br />

1600 GENOA <strong>–</strong> 1649 IBID.<br />

PORTRAIT OF A PROPHET<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

93 x 75 cm.<br />

Accompanied by expert’s report by Anna Orlando,<br />

Genoa, July 2017, in copy.<br />

Literature:<br />

cf. Anna Orlando, Dipinti genovesi dal Cinquecento<br />

al Settecento. Ritrovamenti dal collezionismo privato,<br />

Turin 2010, pp. 20.<br />

€ 50.000 - € 80.000 (†)<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Beigegeben ein Gutachten von Anna Orlando, Genua,<br />

Juli 2017, in Kopie.<br />

Halbfigurige an einer Tischplatte lehnendes Bildnis eines<br />

nach rechts gewandten alten Mannes mit überkreuzten<br />

Armen und emporgerichtetem Blick. Im Zentrum<br />

der bauschige weiße Bart des Mannes, der gemeinhin<br />

als Prophet identifiziert wird. Orlando vergleicht<br />

die hier angebotene Darstellung etwa mit einem Heiligen<br />

Markus im Musée des Augustins in Toulouse.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Anna Orlando, Dipinti genovesi dal Cinquecento<br />

al Settecento. Ritrovamenti dal collezionismo privato,<br />

Turin 2010, S. 20f. (1401252) (13)<br />

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183<br />

GIOACCHINO ASSERETO,<br />

1600 GENUA <strong>–</strong> 1649 EBENDA, ZUG.<br />

DER HEILIGE FRANZISKUS, GETRÖSTET<br />

VON EINEM MUSIZIERENDEN ENGEL<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

150 x 111,5 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Das vorliegende Gemälde ist katalogisiert in der Fototeca<br />

Zeri unter der Nummer 60364.<br />

Das hochformatige Gemälde zeigt eine Dreivierteldarstellung<br />

des sitzenden Franziskus in braunem Habitus,<br />

seinen linken Arm so gebeugt auf ein altes Holzgestell<br />

abgelegt, dass er darin ein kleines Kruzifix<br />

halten kann. Am Rand der Platte zudem liegend ein<br />

Totenschädel als Verweis auf die Vergänglichkeit.<br />

Franziskus hält beide Hände mit deutlichen Stigmata<br />

geöffnet im Schoß, so als sei ihm gerade das geöffnete<br />

Buch entglitten, seinen Kopf mit fahlem Gesicht<br />

und geschlossenen Augen hat er zurückgelehnt, was<br />

beides als Zeichen seiner Sterbestunde gedeutet<br />

werden kann. Über ihm ein Engel mit großen, weiten<br />

Flügeln, der auf einer Geige musiziert und ihm somit<br />

tröstend beisteht. Darstellung eines sehr beliebten<br />

Motivs bei italienischen Malern der Zeit, was auch zu<br />

finden ist auf einer Zeichnung von Francesco Vanni<br />

(1563-1610) mit dem Titel „Sterbender Heiliger Franziskus,<br />

von Engeln getröstet“, jedoch ohne Geige. Mit<br />

musizierendem Engel bei Annibale Carracci (1560-<br />

1609), Francisco Ribalta (1565-1628) und Guido Reni<br />

(1575-1642).<br />

GIOACCHINO ASSERETO,<br />

1600 GENOA <strong>–</strong> 1649 IBID., ATTRIBUTED<br />

SAINT FRANCIS COMFORTED BY AN ANGEL<br />

PLAYING MUSIC<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

150 x 111.5 cm.<br />

The present painting is listed at the Federico Zeri Photo<br />

Library, under no. 60364.<br />

Notes:<br />

A similar work by the artist (96 x 123 cm) was sold<br />

at Christie’s, Rome on 6 December 2001 under lot<br />

278.<br />

€ 20.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Anmerkung:<br />

Ein vergleichbares Werk des Künstlers (mit den<br />

Maßen 96 x 123 cm) wurde bei Christie’s Rom<br />

am 6. Dezember 2001 unter Lot 278 versteigert.<br />

(1400772) (18)<br />

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184<br />

HENDRICK DE SOMER,<br />

1607/08 LOKEREN <strong>–</strong> 1656 NAPOLI,<br />

Hendrick de Somer wird gelegentlich mit Hendrick van<br />

Somer verwechselt. Er ist auch als Enrico Fiammingo<br />

bekannt. Ab Anfang 1622 zog er wie viele niederländische<br />

Maler nach Neapel, wo er bis 1655 nachweisbar<br />

ist. Beeinflusst von der Malerei Giuseppe de Riberas,<br />

wie auch der Maler Bernardo de‘Dominici ein Jahrhundert<br />

später berichtet. Er stand aber auch in enger<br />

Verbindung mit Künstlern wie Viviano Codazzi und<br />

Domenico Gargiulo, mit denen er häufig zusammenarbeitete,<br />

zudem beeinflusst etwa von Massimo<br />

Stanzione und Bernardo Cavallino. In den folgenden<br />

Jahren wendet sich seine Malerei der venezianischen<br />

und bolognesischen Schule zu, wandte sich vom<br />

Tenebrismus de Riberas ab, um zu dem aufkommenden<br />

Geschmack für römische und bolognesische<br />

Kunst zu wechseln. Zu seinen bekannten Werken<br />

gehören die „Caritas Romana“ von 1635 in einer römischen<br />

Privatsammlung und zwei Versionen des Heiligen<br />

Hieronymus in, eine in den Trafalgar Galleries in<br />

London von 1651, die andere in der Nationalgalerie<br />

des Palazzo Barberini in Rom von 1652. Als weiteres<br />

Werk ist das Altarbild der Taufe Christi (Neapel, Santa<br />

Maria della Sapienza) aus dem Jahr 1641 zu nennen.<br />

Nach 1656 fehlen Nachrichten über ihn, was vermuten<br />

lässt, dass er Opfer der Pest von 1656 in Neapel<br />

gewesen sein könnte.<br />

HENDRICK DE SOMER,<br />

1607/08 LOKEREN <strong>–</strong> 1656 NAPLES<br />

PORTRAIT OF AN APOSTLE<br />

(PHILIP OR ANDREW)<br />

Oil on canvas.<br />

46 x 40 cm.<br />

ca. 1638-1645.<br />

Accompanied by an expert’s report by Yuri Primarosa<br />

dated 25 June 2024, in copy.<br />

The attached expert’s report cites several comparative<br />

examples, such as his works Tobias or Moise[AU1],<br />

as well as Elia[AU2] (Materna, Coll. D’Errico). The most<br />

convincing comparative example is a tondo of a philosopher<br />

in the Galleria Civica di Reggio Emilia, dated<br />

1644.<br />

€ 25.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

BILDNIS EINES APOSTELS<br />

(PHILIPP ODER ANDREAS)<br />

Öl auf Leinwand.<br />

46 x 40 cm.<br />

Um 1638-1645.<br />

Beigegeben eine Expertise von Yuri Primarosa vom<br />

25. Juni 2024, Kopie.<br />

Die beigegebene Expertise nennt etliche Vergleichsbeispiele,<br />

wie etwa sein Werk „Tobias“ oder „Moise“,<br />

sowie „Elia“ (Materna, Coll. D´Errico). Als überzeugendstes<br />

Vergleichsbild sei das Rundbild eines Philosophen<br />

in der Galerie Civica di Reggio Emilia genannt,<br />

datiert 1644.<br />

(1421979) (11)<br />

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69


185<br />

LUCA GIORDANO,<br />

GENANNT „LUCA FA PRESTO“,<br />

1634 NEAPEL <strong>–</strong> 1705 EBENDA<br />

Der vor allem für seine Fresken berühmte Maler war<br />

Sohn eines Kunsthändlers aus Apulien, der sich ebenfalls<br />

der Malerei widmete. So erhielt er seinen ersten<br />

Unterricht bei seinem Vater, während jedoch allgemein<br />

angenommen wird, dass er ein Schüler des Jusepe de<br />

Ribera (1588/91-1652) war. Etliche seiner Werke lassen<br />

auch dessen Einfluss erkennen, während das enorm<br />

umfangreiche Werk Giordanos zeigt, dass er sämtliche<br />

Stilvarianten seiner Zeit beherrschte. Auch die Themenbreite<br />

in seinem Werk, in sämtlichen Bereichen der<br />

Historienmalerei, religiöse Darstellungen, aber auch<br />

mythologische Szenen, zeigt Einflüsse zunächst der<br />

Caravaggisten, später aber auch der Maler Pietro da<br />

Cortona (1596-1669), Mattia Preti (1613-1699) oder Peter<br />

Paul Rubens (1577-1640). Im Bildaufbau mancher<br />

seiner Werke sind auch die venezianischen Meister<br />

wie Paolo Veronese (1528-1588), Tiziano Vecellio<br />

(1485/89-1576) oder Domenico Robusti Tintoretto<br />

(1560-1635) spürbar. Giordano war Schüler von Jusepe<br />

de Ribera (1588/91-1652), wirkte nach seiner väterlichen<br />

Lehre in Rom unter Pietro da Cortona (1596-<br />

1669), wurde alsbald durch zahllose Aufträge geehrt,<br />

um die italienischen Paläste mit Fresken und Ölbildern<br />

auszustatten. In flotter, schneller Malweise geübt, war<br />

er in der Lage, mehr Werke zu schaffen als seine Kollegen.<br />

1690 wurde er nach Spanien berufen, wo er unter<br />

Karl II 13 Jahre wirkte und zum Ritter ernannt wurde.<br />

In dieser Zeit entstanden seine besten Arbeiten in der<br />

Kirche San Lorenzo in Escorial.<br />

DIOGENES<br />

Öl auf Leinwand.<br />

104 x 162 cm.<br />

Dem Gemälde liegt eine Bestätigung von Nicola Spinosa<br />

bei. Demnach ordnet Spinosa das beachtenswerte<br />

Werk in die frühe Schaffenszeit Giordanos ein.<br />

Beigegeben darüber hinaus eine Bestätigung von Prof.<br />

Riccardo Lattuada.<br />

Wie das Werk Giordanos zeigt, hat sich der Maler<br />

mehrfach mit der Darstellung griechischer Philosophen<br />

beschäftigt. Hier ist der nachsokratische Philosoph<br />

Diogenes (um 413-um 323 v. Chr.) dargestellt,<br />

der sich bekanntermaßen öffentlich allem Luxus verweigerte,<br />

sich über seine Zeitgenossen lustig machte<br />

und angeblich am hellen Tag mit einer Laterne umherging,<br />

er sei auf der Suche nach dem „wahrhaften<br />

Menschen“. Der Dargestellte zeigt sie hier auch im<br />

Bild. Seine Erklärung dazu ist auch in der Beischrift in<br />

der unteren Bilddecke zu lesen („QUERO HOMIO-<br />

NEM/VERDICIO“. Er soll in einem Fass „in hündischer<br />

Lebensweise“ gehaust haben und spöttischer<br />

Gegner seines Zeitgenossen Platon (um 428-um 347<br />

v. Chr.) gewesen sein. Das großformatige Gemälde<br />

zeigt den Philosophen mit ebendieser Laterne gleichgroß<br />

neben einer anderen Gestalt, deren Identifizierung<br />

nicht geklärt ist. Dessen luxuriöse Kleidung mit<br />

Pelzbesatz, der Hut mit auffallenden blauen Federn<br />

und seine Brille, zeigen ihn als einen etablierten Herrn<br />

der Gesellschaft, im völligen Gegensatz zu Diogenes.<br />

Seine Hand aufs Herz gelegt, will ihn als gerecht zeigen,<br />

was der Blick des Diogenes jedoch äußerst kritisch<br />

betrachtet. Es bleibt dahingestellt, ob hier ein<br />

Zeitgenosse des Malers oder der antike Zeitgenosse<br />

Platon gemeint ist.<br />

Das neu erwachte Interesse der Zeit an der Philosophie<br />

der Antike hat bei mehreren Malern zu ähnlichen<br />

Bildthemen geführt. Die bescheidene Lebensweise,<br />

die sich durch einfache, bis hin zu zerrissener Kleidung<br />

zeigt, ist auch ein Symbol der Verweigerung des Geistes<br />

gegenüber dem üppigen Prunk, der in der Zeit kultiviert<br />

wurde. Insofern ist auch dieses Gemälde von<br />

gesellschaftskritischer Relevanz. Der Malstil zeigt<br />

ganz deutlich auch die spanischen Einflüsse von Jusepe<br />

de Ribera (1588-1652), dem Lehrer Giordanos.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Achille Della Ragione, Scritti sulla pittura del<br />

Seicento e Settecento napoletano, Bd. III, S. 12 f,<br />

Neapel 2018.<br />

Vgl. Bernardo De Dominici, Vita del Cavaliere D. Luca<br />

Giordano, pittore napoletano, in: Vite de’ pittori,<br />

scultori ed architetti napoletani, Bd. III, Francesco<br />

Ricciardo, Neapel 1729.<br />

Vgl. Oreste Ferrari & Giuseppe Scavizzi, Luca Giordano.<br />

L’opera completa, Bd. 2, Neapel 2000 (Erstveröffentlichung:<br />

1966). (1390116) (11)<br />

LUCA GIORDANO,<br />

ALSO KNOWN AS “LUCA FA PRESTO”,<br />

1634 NAPLES <strong>–</strong> 1705 IBID.<br />

DIOGENES<br />

Oil on canvas.<br />

104 x 162 cm.<br />

Accompanied by a confirmation from Nicola Spinosa,<br />

according to which the painting for sale in this lot is<br />

from Giordano’s early creative period. Also a confirmation<br />

from Prof Riccardo Lattuada enclosed.<br />

€ 200.000 - € 250.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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71


186<br />

LEONELLO SPADA,<br />

1576 <strong>–</strong> 1622<br />

DIE ENTHAUPTUNG JOHANNES DES TÄUFERS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

145 x 155 cm.<br />

Die Autorschaft wurde dem Einlieferer mündlich bestätigt<br />

durch A. G. De Marchi, November 2015.<br />

Johannes der Täufer wird in dem vorliegenden Gemälde<br />

caravaggesk beleuchtet und von vier Figuren hinterfangen.<br />

Herodias hält eine Schüssel, in der das Johanneshaupt<br />

ruhen wird, derart, dass sie momentan<br />

wie ein Nimbus wirkt. Links oben das Schwert, dass<br />

soeben im Schwingen begriffen ist, um das Haupt von<br />

dem Korpus zu trennen.<br />

Provenienz:<br />

Wohl Sammlung Malvezzi, Bologna.<br />

Anmerkung:<br />

Die Todesumstände des Johannes des Täufers werden<br />

einerseits durch die synoptische Evangelien überliefert,<br />

aber auch außerbiblische Quellen äußern sich<br />

zu seinem Ableben (Die Jüdischen Altertümer des<br />

Flavius Josephus). Das Lukasevangelium erwähnt,<br />

dass Johannes von Herodes ins Gefängnis geworfen<br />

(Lk 3,20) und von ihm enthauptet wurde (Lk 9,7-9 ).<br />

Bei anderen Synoptikern lesen wir eine durchaus reichhaltigere<br />

Perspektive der Ereignisse. Markus erwähnt<br />

(Mk 6,14-29) Herodes Antipas habe Johannes festnehmen<br />

lassen, weil dieser sehr offenkundig Kritik<br />

an seiner Lebensweise geäußert hatte. Herodes nämlich<br />

hatte die Frau seines Bruders Philippos, Herodias<br />

geheiratet, was in den Augen des Täufers gesetzwidrig<br />

war. Antipas hatte also seine Schwägerin zur Frau<br />

genommen, für Johannes den Täufer ein Unding. Die<br />

Schuld trifft bei Markus vor allem Herodias und ihre<br />

Tochter, während Herodes Antipas selbst vor Furcht<br />

gegenüber Johannes erfüllt gewesen sei, da dieser<br />

ein gerechter und heiliger Mann war (Mk 6,20.).<br />

Herodias musste also Herodes austricksen, indem<br />

sie ihre Tochter Herodes betören ließ, bis dieser ihr<br />

versprach zu geben, was sie wünsche, dies war er<br />

Kopf des Täufers Johannes, sodass Herodes Johannes<br />

köpfen ließ. Matthäus berichtet ähnliches und fügt noch<br />

hinzu, dass Matthäus wegen der Erfüllung seines<br />

Eides traurig gewesen sei (Mt 14,9).<br />

LEONELLO SPADA,<br />

1576 <strong>–</strong> 1622<br />

THE BEHEADING OF SAINT JOHN THE BAPTIST<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

145 x 155 cm.<br />

Provenance:<br />

Probably Malvezzi collection, Bologna.<br />

Literature:<br />

cf. F. Frisoni in: La scuola dei Carracci, dall’Accademia<br />

alla Bottega di Ludovico, ed. Emilio Negro and Massimo<br />

Pirondini, Modena 1994, pp. 265-273.<br />

cf. Elio Monducci, Leonello Spada (1576 - 1622),<br />

Reggio Emilia 2002.<br />

cf. Nicosetta Roio, Bartolomeo Schedoni e Leonello<br />

Spada, alcune opere sconosciute di due “Caravaggisti”<br />

padani, 1, 2013, pp. 48-65, 160.<br />

€ 90.000 - € 120.000 (†)<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Vgl. F. Frisoni in La scuola dei Carracci, dall‘Accademia<br />

alla Scuola di Ludovico, Hrsg. E. Negro und M. Pirondini,<br />

Modena 1994, S. 265-273.<br />

Vgl. E. Monducci, Leonello Spada: 1576-1622, Reggio<br />

Emilia, 2002.<br />

Vgl. N. Roio, Bartolomeo Schedoni e Leonello Spada,<br />

alcune opere sconosciute di due „caravaggisti“ padani,<br />

1, 2013, S. 48-65, 160. (1421003)<br />

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73


187<br />

ANDREA VACCARO,<br />

1598/1604 <strong>–</strong> 1670, ZUG.<br />

MARTYRIUM DES HEILIGEN SEBASTIAN<br />

ANDREA VACCARO,<br />

1598/1604 <strong>–</strong> 1670, ATTRIBUTED<br />

THE MARTYRDOM OF SAINT SEBASTIAN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

128 x 100 cm.<br />

In bronziertem Profilrahmen.<br />

Sebastian war ein Hauptmann der Prätorianergarde<br />

am kaiserlichen Hof, der sich öffentlich zum Christentum<br />

bekannte, woraufhin ihn Diokletian zum Tode verurteilte<br />

und ihn von Bogenschützen erschießen ließ.<br />

Eine absteigende Diagonale beschreiben die muskulösen<br />

Arme des Sebastian, dessen hell beleuchtete<br />

Seite mit einem Pfeil in der blutenden Wunde von seinem<br />

Martyrium ebenso zeugt wie die an den Baum<br />

gefesselten Hände, dessen Borke und Verästelungen<br />

detailreich wiedergegeben sind.<br />

(1420445) (2) (13)<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

128 x 100 cm.<br />

€ 25.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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188<br />

BENEDETTO GENNARI,<br />

1633 <strong>–</strong> 1715 BOLOGNA, ZUG.<br />

Benedetto Gennari war Neffe und Meisterschüler<br />

des Guercino (1591-1666), verfeinerte jedoch seine<br />

Farbsprache. 1672 brach er nach Paris auf, 1674 nach<br />

London.<br />

MYSTISCHE VERMÄHLUNG<br />

DER HEILIGEN KATHARINA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

99 x 74 cm.<br />

In profiliertem Rahmen.<br />

Das Thema entspricht dem legendären Traum der Heiligen<br />

Katharina, wonach sie nach Entsagung einer<br />

Ehe mit Jesus selbst vermählt wurde. Die Legende<br />

ist in der Bildkunst zahlreich wiedergegeben worden.<br />

Im vorliegendem Gemälde wird eine Szene dargestellt,<br />

in der die Madonna mit dem Kind und die heilige<br />

Katharina die Hauptfiguren sind. Katharina ist anhand<br />

ihrer ikonografischen Merkmale erkennbar, wie der<br />

kostbaren Kleidung und den Schmuckstücken, die auf<br />

ihren fürstlichen Status hinweisen. Jesus, in den Armen<br />

seiner Mutter, hält einen Ehering in der Hand als Anspielung<br />

auf die Vision, die die Heilige vor ihrem Martyrium<br />

hatte. Der realistische Stil der Figuren, der sich<br />

vom barocken Geschmack abhebt, der darauf abzielt,<br />

die Figuren durch Formen und Farben zu verschönern,<br />

sowie die Verwendung von Licht, das von oben<br />

fällt und Hell-Dunkel-Effekte erzeugt, sind Merkmale,<br />

die auf den Stil des Lehrers hinweisen. Was den Stil<br />

betrifft, so lassen sich mehrere Bildbeispiele mit Werken<br />

des Gennari zum Vergleich heranziehen. Nicht zu<br />

übersehen jedoch ist der Einfluss seines Lehrers Giovanni<br />

Francesco Barbieri, besser bekannt als Guercino<br />

(1591-1666).<br />

BENEDETTO GENNARI,<br />

1633 <strong>–</strong> 1715 BOLOGNA, ATTRIBUTED<br />

THE MYSTIC MARRIAGE OF SAINT CATHERINE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

99 x 74 cm.<br />

As far as style is concerned, several examples of<br />

paintings can be compared with works by Gennari.<br />

However, the influence of his teacher Giovanni Francesco<br />

Barbieri, better known as Guercino (1591 <strong>–</strong> 1666) is<br />

obvious.<br />

Literature:<br />

cf. Nicosetta Roio, Benedetto Gennari, in: La scuola<br />

del Guercino, Modena 2004.<br />

€ 10.000 - € 15.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Vgl. Nicosetta Roio, Benedetto Gennari, in: La scuola<br />

del Guercino, Modena 2004.<br />

(1420327) (2) (13)<br />

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189<br />

GIUSEPPE SIMONELLI,<br />

UM 1650 NEAPEL <strong>–</strong> 1710, ZUG.<br />

ARMIDE UND RENAUD<br />

GIUSEPPE SIMONELLI,<br />

CA. 1650 NAPLES <strong>–</strong> 1710, ATTRIBUTED<br />

ARMIDE AND RENAUD<br />

Öl auf Leinwand.<br />

160 x 230 cm.<br />

Armide herrscht mit ihrem Onkel über Damaskus und<br />

besiegt 1098 im Ersten Kreuzzug das Kreuzritterherr.<br />

Ihr todkranker Onkel möchte sie verheiraten, daher<br />

wünscht sie denjenigen zu heiraten, der ihren Todfeind,<br />

den Kreuzritter Renaud, töted. Diesen bringt die<br />

Zauberin Armide in ihre Gewalt, tötet ihn jedoch nicht,<br />

sondern verliebt sich in ihn und bringt ihn mittels eines<br />

Liebeszaubers dazu, ihre Liebe zu erwiedern. Im<br />

Hintergrund rechts schon die Anhänger Renauds, die<br />

ihn an seine Pflichten erinnern werden und so zum<br />

Zusammenbruch des von Armide konstruierten Luftschlosses<br />

hinarbeiten werden.<br />

(1420763) (13)<br />

Oil on canvas.<br />

160 x 230 cm.<br />

€ 60.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

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190<br />

PETER PAUL RUBENS,<br />

1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERPEN,<br />

UND WERKSTATT<br />

JESUS UND JOHANNES IN JUGENDLICHEM ALTER<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

125 x 158 cm.<br />

Verso auf dem Keilrahmen mit Nummerierung und<br />

Etikett.<br />

In vergoldetem und reliefverziertem Rahmen.<br />

Beigegeben ein Gutachten im Original von Prof. Julius<br />

S. Held, 12. März 1982 und ein Technisches Gutachten<br />

von Prof. Dr. Franz Mairinger, Wien, 8. November<br />

1991 in Kopie und eine Bestätigung über die Eigenhändigkeit<br />

des vorliegenden Gemäldes durch Hugues<br />

Le Grand, Saint-Germain-de-Confolens, ohne Datum,<br />

der Rubens vollumfänglich als Autor des hier angebotenen<br />

Gemäldes anerkennt sowie darüber hinaus eine<br />

Provenienzbestätigung durch Fürstin M. Sayn-Wittgenstein,<br />

München, 7. Januar 1994.<br />

Die Darstellung aus dem Protoevangelium des Jacobus,<br />

in der Elisabeth zusammen mit Zacharias und dem<br />

jungen Johannes die Heilige Familie besucht, ist<br />

faszinierend und vielschichtig interpretierbar. Das<br />

scheinbar unbeschwerte Spiel der Kinder, insbesondere<br />

die Darstellung des Christuskindes in der Bewegung<br />

um das Lamm zu streicheln, ist von gehaltvoller<br />

Symbolik geprägt.<br />

Das Bild des Christuskindes, das sich von einem<br />

Baumstumpf erhebt, um das Lamm zu berühren, kann<br />

auf mehreren Ebenen interpretiert werden. Zunächst<br />

einmal zeigt es die Menschwerdung Christi und seine<br />

Rolle als Erlöser. Indem er das Lamm berührt, nimmt<br />

er symbolisch den Opfertod an, der ihm bevorsteht,<br />

um die Menschheit von ihren Sünden zu erlösen. Der<br />

Baumstumpf könnte jedoch auch eine Verbindung zur<br />

biblischen Prophezeiung von Jesaja aufzeigen, die den<br />

Messias als Spross aus der Wurzel Isais beschreibt.<br />

Indem das Christuskind sich von diesem Baumstumpf<br />

erhebt, wird seine Verbindung zur messianischen Linie<br />

deutlich. Die Anwesenheit von Johannes dem Täufer in<br />

dieser Szene verstärkt die Symbolik weiter. Johannes,<br />

der das Lamm Gottes ankündigte, steht bereits in seiner<br />

Jugend in enger Verbindung mit dem Erlöser. Seine<br />

Anwesenheit bei diesem Ereignis betont die prophetische<br />

Natur des Besuchs und die Vorahnung<br />

dessen, was kommen wird.<br />

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UV-Fluoreszenzaufnahme<br />

Provenienz:<br />

Russisches Zarenhaus.<br />

Durch Heirat einer Wittelsbacherin in die Russische<br />

Zarenfamilie gelangte das vorliegende Werk in die<br />

Kunstsammlung von Schloss Seehof.<br />

Sammlung Freiherr Franz Joseph von Zandt, Schloss<br />

Seehof bei Bamberg, 1951 veräußert an:<br />

Kunstsammler, Schweiz.<br />

Tiberius Auktion, Wien, 5. Juli 2022, lot 9.<br />

Literatur:<br />

Vgl. M. Rooses: L’Œuvre de P.P. Rubens, Antwerpen<br />

1886, S. 250ff.<br />

Vgl. W.L. Crowdy: A Connoisseur’s Note book, in:<br />

The Playgoer and Society, Nrn. 7-12, London 1910.<br />

Vgl. Erik Larsen: Seventeenth Century Flemish<br />

Painting, Freren 1985.<br />

Vgl. Michael Jaffé: Catalogo completo: Rubens,<br />

Mailand 1989. (1400061) (13)<br />

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81


PETER PAUL RUBENS,<br />

1577 SIEGEN <strong>–</strong> 1640 ANTWERP,<br />

AND WORKSHOP<br />

CHRIST AND SAINT JOHN AS YOUTHS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

125 x 158 cm.<br />

Stretcher with numbers and label on the reverse.<br />

Accompanied by an original report by Professor Julius<br />

S. Held, 12 March 1982, a copy of a technical report<br />

by Professor Dr. Franz Mairinger, Vienna, 8 November<br />

1991, and a certificate of authenticity of the present<br />

painting by Hugues Le Grand, Saint-Germain-de-<br />

Confolens, n.d., who fully recognizes Rubens as the<br />

creator of the painting on offer for sale in this lot and<br />

a confirmation of provenance by Princess M. Sayn-Wittgenstein,<br />

Munich, 7 January 1994.<br />

Provenance:<br />

Estate of Russian Tsars.<br />

Through marriage of a Wittelsbach heiress into the<br />

Russian Tsarist family, the present work came into<br />

the art collection of Seehof Castle.<br />

Baron Franz Joseph von Zandt collection, Seehof<br />

Castle near Bamberg, 1951 sold to:<br />

Art collector, Switzerland.<br />

Tiberius Auction, Vienna, 5 July 2022, lot 9.<br />

Literature:<br />

cf. M. Rooses, L’œuvre de P.P. Rubens, Antwerp<br />

1886, p. 250f.<br />

cf. W.L. Crowdy, A Connoisseur’s Notebook, in:<br />

The Playgoer and Society, nos. 7-12, London 1910.<br />

cf. Erik Larsen, Seventeenth Century Flemish Painting,<br />

Freren 1985.<br />

cf. Michael Jaffé, Rubens: Catalogo completo,<br />

Milan 1989.<br />

€ 180.000 - € 220.000<br />

Sistrix<br />

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191<br />

ABRAHAM JANSSENS,<br />

1575 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1632 EBENDA<br />

ALLEGORIE DES FRÜHLINGS<br />

Öl auf Leinwand.<br />

118 x 87.8 cm<br />

In teilvergoldetem Profilrahmen.<br />

Wir danken Dr. Joost Vander Auwera für die Bestätigung<br />

der Zuschreibung.<br />

Beigegeben eine Expertise von Andrea De Marchi, in<br />

Kopie.<br />

Das hier angebotene Gemälde wird beim RKD in Den<br />

Haag geführt als Werkstattarbeit von Abraham Janssens<br />

mit der Nummer 238302.<br />

Um ein Holzgefäß mit Umreifung herum sitzen drei<br />

Figuren, die in ihrer Aufeinanderfolge von links nach<br />

rechts mit ihren Attributen, der in dieser Reihenfolge<br />

zunehmenden Blüten, den Frühling symbolisieren und<br />

mittels der über ihnen dargestellten Tierkreiszeichen<br />

Widder, Stier und Zwilling die Zeit zwischen dem 21.<br />

März und dem 21. Juni verkörpern. Ganz offensichtlich<br />

ist dies der Teil einer Folge von vier Jahreszeitenbildern,<br />

die als Folge als Kopie überliefert sind: siehe<br />

Sotheby’s, London, 16. April 1980, Lot 52.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Dr. E. C. Carter.<br />

Christie, Manson & Woods, Ltd., London, 27. Oktober,<br />

Lot 11, als A. Bloemaert.<br />

Christie’s London, 3. Juli 2012, Lot 139.<br />

ABRAHAM JANSSENS,<br />

1575 ANTWERP <strong>–</strong> 1632 IBID.<br />

ALLEGORY OF SPRING<br />

Oil on canvas.<br />

118 x 87.8 cm.<br />

We would like to thank Dr Joost Vander Auwera for<br />

the confirmation of the attribution.<br />

Accompanied by an expert’s report by Andrea De<br />

Marchi, in copy.<br />

The painting on offer for sale at RKD, The Hague,<br />

regis tered as workshop work of Abraham Janssens<br />

under no. 238302.<br />

Provenance:<br />

Collection Dr E. C. Carter.<br />

Christie, Manson & Woods, London, 27 October,<br />

lot 11, as A. Bloemaert.<br />

Christie’s London, 3 July 2012, lot 139.<br />

Literature:<br />

A. G. De Marchi in Da Artemisia a Hackert. La collezione<br />

di un antiquario, Ausstellungskatalog, Reggia<br />

di Caserta, Foligno 2019, cat. 24, p. 52-53.<br />

€ 45.000 - € 55.000 (†)<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

A. G. De Marchi in Da Artemisia a Hackert. La collezione<br />

di un antiquario, Ausstellungskatalog, Reggia<br />

di Caserta, Foligno 2019, Kat. 24, S. 52-53.<br />

(13818611) (13)<br />

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192<br />

DIRCK VAN BABUREN,<br />

UM 1594 UTRECHT <strong>–</strong> 1624 EBENDA, ZUG.<br />

PORTRAIT DES APOSTEL JACOBUS DER ÄLTERE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

77 x 63,5 cm.<br />

In ornamental reliefiertem Rahmen.<br />

Das hier angebotene Gemälde wird beim RKD Den<br />

Haag als „Dirck van Baburen zugeschrieben“ unter<br />

Nummer 292950 geführt.<br />

Vor unbestimmtem Hintergrund das nach links gerichtete<br />

Profilbildnis eines älteren Herren mit Pilgerstab.<br />

Auf seiner Schulter prangt eine Jacobsmuschel, sein<br />

Haupt umspielt ein raumgreifender Nimbus. Van Baburen,<br />

der zusammen mit Hendrick ter Brugghen und<br />

Geritt van Honthorst zum Kreis der niederländischen<br />

Caravaggisten gehörte, war zwar noch 1611 in Utrecht<br />

als Schüler des Paulus Moreelse (1571-1638)<br />

verzeichnet, reiste aber alsbald nach Italien, wo er bis<br />

1621 blieb und nach seiner Rückkehr nach Utrecht<br />

1624 starb. 1615 führte er in Parma das Altarbild der<br />

Kirche Santa Maria die Servi aus. In Rom, wo Baburen<br />

bis 1621 blieb, wird auch das vorliegende Gemälde<br />

entstanden sein, das die klassischen Züge Baburens<br />

zeigt, der auch vom Einfluss des Jusepe de Ribera<br />

(1591-1656) zeugt, der sich sowohl in Parma als auch<br />

in Rom aufhielt.<br />

DIRCK VAN BABUREN,<br />

CA. 1594 UTRECHT <strong>–</strong> 1624 IBID., ATTRIBUTED<br />

PORTRAIT OF THE APOSTLE<br />

SAINT JAMES THE ELDER<br />

Oil on canvas.<br />

77 x 63.5 cm.<br />

The painting on offer for sale in this lot is listed at the<br />

RKD in The Hague under no. 292950 as attributed to<br />

Dirck van Baburen.<br />

€ 18.000 - € 25.000 (†)<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Provenienz:<br />

Finarte, Mailand, 20. November 1955, Lot 537 (als<br />

Dirck van Baburen).<br />

Privatsammlung, Italien.<br />

Als zugeschrieben an Dirck van Baburen am 23.10.2018<br />

im Dorotheum Wien angeboten. Die Zuschreibung<br />

geht zurück auf Paul Huys Janssen, der das Werk in<br />

die italienische Frühzeit des Künstlers datierte. Die<br />

damalige Beschreibung umfasste folgende Einschränkung:<br />

Wayne Franits hat die Zuschreibung<br />

an Dirck van Baburen auf Grundlage einer hochaufgelösten<br />

Digitalfotografie nicht anerkannt.<br />

Literatur:<br />

Vgl. X. F. Salomon, The Young Ribera, in: The Burlington<br />

Magazine, Nr. 153, 2011, S. 475-478.<br />

Vgl. Wayne E. Franits, The <strong>Paintings</strong> of Dirck van Baburen,<br />

Amsterdam/Philadelphia 2013. (1390111) (13)<br />

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193<br />

FRANS YKENS,<br />

UM 1601 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1693 BRÜSSEL, ZUG.<br />

Gemäldepaar<br />

CHRISTI GEBURT IN EINEM KRANZ AUS BLÜTEN<br />

UND FRÜCHTEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

Je 150 x 125 cm.<br />

Jeweils in vergoldeten Prunkrahmen.<br />

In der Mitte des einen Gemäldes ist die Geburt Christi<br />

in Grisaillemalerei wiedergegeben: Maria, die den neugeborenen<br />

Jesusknaben in ihren Armen hält, rechts<br />

hinter ihr der stehende Josef, zudem ist ein Ochs mit<br />

seinen Hörnern erkennbar. Auf dem anderen Gemälde<br />

ist in der Mitte die Geburt des Jesusknaben in reduzierter<br />

Farbigkeit wiedergegeben, dabei Maria in blauem<br />

Gewand den nackten Jesusknaben mit einem Strahlenkranz<br />

um sein Haupt in ihrem Schoß haltend, rechts<br />

von ihr stehend Josef. Links die zur Anbetung des<br />

Kindes versammelten Hirten, die voller Ehrfurcht und<br />

Aufmerksamkeit den Neugeborenen betrachten. Die<br />

beiden Figurengruppen sind jeweils in einer Trompe<br />

l’œil-Bildhauerrahmung in Art einer Muschelädikula<br />

wiedergegeben, die jeweils am oberen linken und<br />

rechten Rand geflügelte Engel zeigen. Diese Rahmung<br />

jeweils auf einem steinernen Sockel stehend vor<br />

dunklem, fast schwarzem Hintergrund wiedergegeben.<br />

Im ersten Gemälde ist die Rahmung umgeben<br />

von leuchtend gelb-rötlichen, samtig wirkenden Pfirsichen,<br />

hellen und dunklen Weintraubenrispen, verschiedenen<br />

Ähren, Haselnüssen, Mispeln und im unteren<br />

Bereich von Zweigen mit Kirschen, Erdbeeren,<br />

Korn und einer Melone. Auf dem zweiten Gemälde ist<br />

die steinern wirkende Umrahmung zusätzlich mit einem<br />

bunten Blütenstrauß im oberen Bereich versehen, des<br />

Weiteren mehrere Zweige mit Früchten, darunter Himbeeren<br />

und Brombeeren, als auch erneut Weintraubenrispen,<br />

Pfirsische, Maiskolben, Mispeln und oberhalb<br />

des Podestes eine angeschnittene Melone, Zitrone und<br />

ein Granatapfel neben rötlichen Pflaumen und dunkelroten<br />

Kirschen. Malerei mit starker Hell-Dunkel-Inszenierung,<br />

bei der besonders die zahlreichen, meist naturalistisch<br />

wiedergegebenen Früchte und Blüten durch<br />

ihre Farbigkeit besonders herausgestellt werden.<br />

(1390119) (18)<br />

FRANS YKENS,<br />

CA. 1601 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1693 BRUSSELS,<br />

ATTRIBUTED<br />

A pair of paintings<br />

THE BIRTH OF CHRIST SET IN A WREATH<br />

OF FLOWERS AND FRUIT<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

150 x 125 cm each.<br />

€ 50.000 - € 70.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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89


194<br />

FRANZ FRANCKEN III (1607 <strong>–</strong> 1667),<br />

IN ZUSAMMENARBEIT MIT<br />

JASPER VAN DER LANEN (1585 <strong>–</strong> 1634),<br />

JAN BRUEGHEL D.J. (1601 <strong>–</strong> 1778), ZUG.<br />

MARIA MIT DEM KINDE MIT<br />

DARGEBOTENEN FRÜCHTEN<br />

Öl auf Holz. Parkettiert.<br />

49 x 64 cm.<br />

In mit vergoldeten Profilen dekoriertem Holzrahmen.<br />

Inmitten einer Waldlichtung, die auf einer landschaftlichen<br />

Erhebung zu verorten ist und rückwärts in einer<br />

diesigen Flusslandschaft mit reicher Vegetation sich<br />

öffnet, die unter einem Baum sitzende Mutter Gottes<br />

mit dem Jesuskind auf dem Schoß. Um sie herum<br />

eine Vielzahl von Putti und Engel, die teils Früchte zu<br />

ernten im Begriff sind, teils diese auf Platten bereithaltend<br />

diese der Maria darbieten. Hinter dieser ein<br />

junger Lyraspieler. Sehr detailreiche Darstellung mit<br />

typischer Kompositionsweise und Farbauswahl der<br />

zusammenarbeitenden Künstler: dabei sind die Figuren<br />

Franz Francken III, die Landschaft Jasper van der<br />

Lanen und die Blumen Jan Brueghel d.J. zuzuordnen.<br />

Derart entworfene Kompositionen wurden gern auch<br />

von anderen Künstlern der Zeit übernommen. Zu vermerken<br />

ist auch, dass alle drei genannten Künstler in<br />

Antwerpen geboren wurden und auch dort verstorben<br />

sind.<br />

(1420161) (13)<br />

FRANZ FRANCKEN III (1607 <strong>–</strong> 1667),<br />

IN COOPERATION WITH<br />

JASPER VAN DER LANEN (1585 <strong>–</strong> 1634),<br />

JAN BRUEGHEL THE YOUNGER (1601 <strong>–</strong> 1778),<br />

ATTRIBUTED<br />

THE VIRGIN AND CHRIST CHILD WITH<br />

PRESENTED FRUIT<br />

Oil on panel. Parquetted.<br />

49 x 64 cm.<br />

€ 60.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

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195<br />

GILLIS COIGNET D. J.,<br />

1586 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1642 EBENDA, ZUG.<br />

LANDSCHAFT MIT MINERVA UND DEN MUSEN<br />

Öl auf Kupfer.<br />

69 x 89 cm.<br />

In breitem ebonisierten Wellenleistenrahmen mit Goldleiste.<br />

Minerva war eine der bedeutendsten Gottheiten des<br />

antiken Griechenlands und Roms und hatte, ähnlich<br />

wie Apollon, einen wohlwollenden und zivilisierenden<br />

Einfluss. In der römischen Mythologie war sie die<br />

Tochter Jupiters und Metis. Die vertraute Figur in Rüstung<br />

mit Speer, Schild und Helm, Schutzherrin der Bildungsinstitutionen<br />

und der Künste, wie sie in bürgerlichen<br />

Wappen, Skulpturen und Gemälden zu sehen<br />

ist, ist nur eine ihrer vielen Erscheinungsformen. In<br />

einer frühen Gestalt war sie eine Kriegsgöttin, daher<br />

auch ihre Waffen.<br />

Ovid beschreibt (Met. 5, 250-268), wie Minerva die<br />

Musen auf dem Berg Helikon, ihrer Heimat, besuchte,<br />

um ihren Gesang und ihre Geschichten zu hören und<br />

die heilige Quelle Hippokrene zu sehen, die aus einem<br />

Felsen sprudelte, nachdem dieser vom Huf des geflügelten<br />

Pferdes Pegasus getroffen worden war. Die Szene<br />

spielt an einem bewaldeten Berghang, wo die Musen<br />

musizieren oder in einem Buch lesen. Pegasus ist über<br />

der Szene zwischen dem Geäst zu sehen. Die Ver bindung<br />

von Minerva und den Musen entsprach der Tradition,<br />

die sie zur Schutzherrin der Künste machte.<br />

Provenienz:<br />

Bernaerts Auctioneers, Antwerpen, Mai 2002.<br />

Seitdem in Privatsammlung.<br />

Anmerkung:<br />

Ein Gemälde mit diesem Thema von Hendrick van<br />

Balen d.Ä. (1575-1632), Joos de Momper (1595-<br />

1672) und Jan Brueghel d.Ä. (1568-1625) wird im<br />

König lichen Museum der Künste in Antwerpen verwahrt.<br />

(1420432) (13)<br />

GILLIS COIGNET THE YOUNGER,<br />

1586 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1642 IBID., ATTRIBUTED<br />

LANDSCAPE WITH MINERVA AND MUSES<br />

Oil on copper.<br />

69 x 89 cm.<br />

Provenance:<br />

Bernaerts Auctioneers, Antwerp, May 2002.<br />

Since then in private collection.<br />

Notes:<br />

A painting with this subject by Hendrick van Balen<br />

the Elder (1575-1632), Joos de Momper (1595-1672)<br />

and Jan Brueghel the Elder (1568-1625) is held at the<br />

Royal Museums of Fine Arts in Antwerp.<br />

€ 25.000 - € 35.000<br />

Sistrix<br />

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196<br />

DAVID VINCKBOONS,<br />

1576 MECHELEN <strong>–</strong> 1629 AMSTERDAM<br />

Vinckboons arbeitete in der Maltradition von Jan<br />

Brueghel d. Ä. (1568-1625). Seine Malerei repräsentiert<br />

den landschaftlichen Manierismus, doch gilt er<br />

als Vorläufer der niederlän dischen Realisten des<br />

17. Jahrhunderts.<br />

WALDLANDSCHAFT MIT HIRSCHJAGD<br />

Öl auf Holz.<br />

53,5 x 78,5 cm.<br />

Die überwiegende Bildeindruck vermittelt eine imposante<br />

Waldlandschaft mit einer Baumschneise unter<br />

der ein Bachlauf hinzieht. Der genauere Blick zeigt im<br />

Schatten der Bäume die Jäger, einer zu Pferde, die<br />

einen Hirschen dem Wasserlauf zutreiben, über den<br />

ein Holzsteg führt.<br />

Vinckboons arbeitete in der Maltradition von Jan<br />

Brueghel d. Ä. (1568-1625). Seine Malerei repräsentiert<br />

den landschaftlichen Manierismus, doch gilt er<br />

als Vorläufer der niederländischen Realisten des 17.<br />

Jahrhunderts. Trotz seines über 40 Jahre währenden<br />

Aufenthalts in Holland behielt seine Kunst den Charakter<br />

der flämischen Malerei. Unverwechselbar sind<br />

seine in dunklem Grün und Braun gehaltenen, kraftvoll<br />

gemalten Bäume, in deren Schatten sich wie in<br />

vorliegendem Gemälde stets eine erzählerische Staffage<br />

findet. AR<br />

Provenienz:<br />

Christie’s London, 13. Dezember 1985, Lot 97.<br />

Schloss Ortegat, Waasmunster, Belgien.<br />

Privatsammlung, Belgien, seit 1987.<br />

Anmerkung:<br />

Im hier nachfolgend aufgeführten Ausstellungskatalog<br />

1988 (Taichung) wird das Gemälde in die Zeit<br />

um 1620 eingeordnet, als sich der Maler vom Einfluss<br />

von Gillis van Coninxloo (1544-1607) losgelöst<br />

hatte. Es wurde hier bereits der Vergleich mit einem<br />

weiteren Werk Vinckboons hergestellt, einem 1618<br />

entstandenen Gemälde in der Eremitage von St.<br />

Petersburg.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Jan Briels, Vlaamse schilders in de Noordelijke<br />

Nederlanden in het begin van de Gouden Euw,<br />

1585 <strong>–</strong> 1630, Antwerpen 1987, S. 326, Abb. 411.<br />

Vgl. K. Ertz und C. Nietze-Ertz, 2016, S. 345, dort<br />

Vergleich mit „Waldlandschaft mit predigendem Propheten,<br />

von 1618.<br />

Ausstellung:<br />

Taiwan Museum of Art, Taichung, The Golden Age of<br />

Flemish Painting, 1988, S. 185, Nr. 69, mit Farbabb.<br />

S. 186.<br />

Centro Cultural de Belém, Lissabon, The Fascinating<br />

Faces of Flanders <strong>–</strong> Through Art and Society, 20. Juni<br />

1998 <strong>–</strong> 25. Oktober 1999, Hessenhuis, Antwerpen,<br />

21. November 1998 <strong>–</strong> 21. Febraur 1999, 1998, Katalognr.<br />

D52 (Ausstellungskatalog dem Werk beigegeben).<br />

(1420433) (11)<br />

Detailabbildung<br />

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DAVID VINCKBOONS,<br />

1576 MECHELEN <strong>–</strong> 1629 AMSTERDAM<br />

FOREST LANDSCAPE WITH STAG HUNT<br />

Oil on panel.<br />

53.5 x 78.5 cm.<br />

Provenance:<br />

Christie’s London, 13 December 1985, lot 97.<br />

Schloss Ortegat, Waasmunster, Belgium.<br />

Private collection, Belgium, since 1987.<br />

Notes:<br />

In the below listed 1988 exhibition catalogue<br />

(Taichung), the painting is dated to ca. 1620, when the<br />

painter had broken away from the influence of Gillis<br />

van Coninxloo (1544 <strong>–</strong> 1607). The painting on offer<br />

for sale in this lot has already been compared to another<br />

work by Vinckboons, namely a painting dating to<br />

1618 held at the State Hermitage in St Petersburg. € 35.000 - € 50.000<br />

Literature:<br />

cf. Jan Briels, Vlaamse schilders in de Noordelijke<br />

Nederlanden in het begin van de Gouden Euw,<br />

1585 <strong>–</strong> 1630, Antwerp 1987, p. 326, ill. 411.<br />

cf. Klaus Ertz and Christa Nietze-Ertz, 2016, p. 345,<br />

there comparison with Forest Landscape with<br />

Preaching Prophet, from 1618.<br />

Exhibitions:<br />

Taiwan Museum of Art, Taichung, The Golden Age of<br />

Flemish Painting, 1988, p. 185, no. 69, colour ill. p. 186.<br />

The Fascinating Faces of Flanders <strong>–</strong> Through Art<br />

and Society, Lisbon, Centro Cultural de Belém, June<br />

1998 <strong>–</strong> October 1999; Antwerp, Hessenhuis, November<br />

1998 <strong>–</strong> February 1999, cat. no. D52 (Exhibition<br />

catalogue enclosed to the art work).<br />

Sistrix<br />

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97


197<br />

JAN VAN LEEUWEN,<br />

TÄTIG IM 17. JAHRHUNDERT IN DEN<br />

NIEDERLANDEN, ZUG.<br />

BAUERNFEST<br />

Öl auf Holz.<br />

59,5 x 84 cm.<br />

Auf dem Baumstamm Restsignatur „Ja van Leeuw...“.<br />

Gerahmt.<br />

Auf einem Dorfplatz nahe einer Kirche herrscht Festtagsstimmung.<br />

Während links Männer an Tischen<br />

sitzen, Karten spielen und sich lautstark dem Trinken<br />

hingeben, umarmen und küssen sich in der Mitte<br />

zwei Paare ohne große Zurückhaltung. Rechts schließlich<br />

lesen zwei Wahrsagerinnen aus der Handfläche<br />

eines verdutzt dreinblickenden Mannes, der gebannt<br />

ihrem Bericht lauscht. Hier und da wurden Stände<br />

aufgebaut, geschützt von weißen Tüchern, an denen<br />

sich die Menge drängt, um sich zu stärken oder zu amüsieren.<br />

Bei dieser ungezwungenen Kirmes mischen<br />

sich Reiche und Arme. Man begegnet eleganten bürgerlichen<br />

Paaren ebenso wie zerlumpten Bauern. Die<br />

gesamte Gesellschaft versammelt sich hier an diesem<br />

sonnigen Tag, gebadet in goldenem Licht. Mit einem<br />

lebhaften und präzisen Pinselstrich gemalt, dessen<br />

Spuren man auf den Gesichtern und Kostümen genau<br />

verfolgen kann, ist dieses Gemälde von jener Fröhlichkeit<br />

und Leichtigkeit geprägt, die perfekt zum Thema<br />

passt. Die reiche Palette aus kräftigen und zarten<br />

Farben, in der Gelbtöne dominieren, verleiht der Komposition<br />

Helligkeit und Wärme. Die Vielfalt der Figuren<br />

und die Liebe zum Detail in den Kostümen sind charakteristisch<br />

für die Gemälde Van Leeuwens, dessen<br />

sorgfältiger Stil seine Einzigartigkeit ausmacht. Das<br />

Auge wandert gern von einer Gruppe zur anderen,<br />

um diese frischen, anekdotenreichen Szenen zu entdecken.<br />

Ein vergleichbares Werk des Künstlers, signiert<br />

und datiert auf das Jahr 1637, wurde 2009 bei<br />

Christie‘s in Amsterdam versteigert (siehe Auktion,<br />

Christie‘s, Amsterdam, 6. Mai 2009, Los 8). Ein weiteres<br />

Werk Van Leeuwens wurde bei Christie‘s in London<br />

angeboten (siehe Auktion, Christie's, London, 22. April<br />

1994, Los 108).<br />

Die Darstellung von Volksfesten ist ein sehr geschätztes<br />

Genre in der flämischen und holländischen Malerei.<br />

Diese Dorffeste werden üblicherweise mit einer Vielzahl<br />

fröhlicher Figuren und detailreichen Anekdoten<br />

dargestellt, die uns wertvolle Einblicke in die Bräuche<br />

und Gepflogenheiten jener Zeit geben. Da das Fest<br />

dem Schutzpatron der Gemeinschaft gewidmet war<br />

und an ihm alle teilnahmen, besteht die Menge vorwiegend<br />

aus hart arbeitenden Bauern, die hierherkommen,<br />

um sich zu vergnügen, aber es sind auch<br />

einige wohlhabendere Bürger in kostspieliger Kleidung<br />

zu sehen. Obwohl es damals ebenso viele Feiertage<br />

und freie Tage wie heute gab <strong>–</strong> sonntags wurde nicht<br />

gearbeitet, und es gab auch dreißig bis vierzig zusätzliche<br />

Feiertage <strong>–</strong> waren die Freizeitaktivitäten<br />

überwiegend religiösen Pflichten gewidmet. Die besondere<br />

Bedeutung dieser Feste im Alltag erklärt die<br />

Beliebtheit dieses Genres ab der Mitte des 17. Jahrhunderts.<br />

Als ein verdienter kleiner Meister gehört<br />

Van Leeuwen zu diesem Goldenen Zeitalter der<br />

holländischen Malerei, das von zahlreichen Werken<br />

zeugt, die eine der reichsten und fortschrittlichsten<br />

Gesellschaften Europas abbilden. Sein Stil ist von<br />

besonderer Lebendigkeit und Sorgfalt geprägt, die<br />

ihn von seinen Zeitgenossen abhebt.<br />

(1421265) (13)<br />

JAN VAN LEEUWEN,<br />

ACTIVE IN 17TH CENTURY IN THE<br />

NETHERLANDS, ATTRIBUTED<br />

FARM FESTIVAL<br />

Oil on panel.<br />

59.5 x 84 cm.<br />

Remains of a signature “Ja van Leeuw...” on the tree<br />

trunk.<br />

The variety of characters and his passion for detail in<br />

the costumes are characteristic of van Leeuwen’s<br />

paintings, whose meticulous style makes him unique.<br />

He captures the viewer’s attention from one group to<br />

another to discover these fresh scenes rich in anecdotes.<br />

A comparable work by the artist, signed and<br />

dated 1637 was sold at auction at Christie’s in Amsterdam<br />

in 2009 (see auction, Christie’s, Amsterdam,<br />

6 May 2009, lot 8). Another work by van Leeuwen<br />

was offered at Christie’s in London (see auction,<br />

Christie’s, London, 22 April 1994, lot 108). These festivals<br />

had special significance in everyday life and explain<br />

the popularity of this genre from the mid-17th<br />

century onwards. Van Leeuwen is a deserving minor<br />

master and belongs to this Golden Age of Dutch<br />

painting, which testifies to numerous works depicting<br />

one of the richest and most advanced societies in<br />

Europe. His style is particularly lively and meticulous<br />

which sets him apart from his contemporaries.<br />

€ 50.000 - € 70.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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99


198<br />

JACOB GERRITSZ. CUYP,<br />

1594 DORDRECHT <strong>–</strong> 1651/52 EBENDA<br />

MANN BEI DER BROTZEIT WÄHREND EINES<br />

HAUSBAUS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

76 x 56 cm.<br />

Rechts oben signiert in Ligatur „JG Cuyp fecit“.<br />

In ebonisiertem Rahmen.<br />

Leicht nach rechts gewandtes halbfiguriges Portrait<br />

eines Mannes mit blauer Kappe, in seinem Arm einen<br />

Tonkrug mit Zinnmontierung, in seinen Händen ein<br />

Brotmesser. Im Hintergrund Männer beschäftigt mit<br />

dem Gerüstbau und Holzzuschnitt.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Ribera.<br />

Auktion Nackers, Brüssel, 16.10.1963, Lot 115.<br />

Belgische Privatsammlung. (1421831) (13)<br />

JACOB GERRITSZ CUYP,<br />

1594 DORDRECHT <strong>–</strong> 1651/52 IBID.<br />

A CRAFTSMAN ENJOYING HIS LUNCH DURING A<br />

HOUSE CONSTRUCTION PROJECT<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

76 x 56 cm.<br />

Signed “JG Cuyp fecit” in ligature lower right.<br />

Provenance:<br />

Ribera collection.<br />

Nackers Auction, Brussels, 16 October 1963, lot 115.<br />

Private collection, Belgium.<br />

€ 28.000 - € 32.000<br />

Sistrix<br />

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103


199<br />

JAN FRIS,<br />

1627 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1672<br />

Wenngleich über den Maler nur wenig bekannt<br />

geworden ist und sein Lebensweg im Dunkel bleibt,<br />

wird angenommen, dass er seine Geburtsstadt nie verlassen<br />

hat. Bei seiner 1649 dokumentierten Verehelichung<br />

mit Jannetie Euten wird er bereits als ausgebildeter<br />

Maler genannt, erhielt 1651 das Amsterdamer<br />

Bürgerrecht und hinterließ drei Kinder. Sein bekannt<br />

gewordenes Œuvre ist nur von geringem Umfang.<br />

Umso bewundernswerter ist die Malqualität seiner<br />

Bilder, bei denen es sich zumeist um Stillleben mit<br />

dem Memento mori-Thema handelt.<br />

VANITASSTILLLEBEN MIT GLAS, KRUG UND<br />

RAUCHZEUG<br />

JAN FRIS,<br />

1627 AMSTERDAM <strong>–</strong> 1672<br />

VANITAS STILL LIFE WITH GLASS, JUG AND<br />

SMOKING IMPLEMENTS<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

58 x 51 cm.<br />

Signed and dated “1672” on edge of the table.<br />

Provenance:<br />

Lempertz, Cologne, 4 December 2012.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

58 x 51 cm.<br />

An der Tischkante signiert und datiert "1672".<br />

Das vorliegende Sillleben zeigt in höchst elegant zurückhaltender<br />

Farbigkeit ausgesuchte Gegenstände,<br />

die sämtlich an die Vergänglichkeit erinnern: das tönerne<br />

Feuergefäß ist zerbrochen, das hohe schlanke<br />

Bierglas weniger als halbleer, der ausgeklopfte Ascheinhalt<br />

der Meerschaumpfeife glimmt nur noch nach.<br />

Die Spielkarten mit dem aufgelegten Karo-Rot-Blatt<br />

lassen offen, ob das Spiel schon aus ist. Den grauen<br />

Henkelkrug rechts im Bild hat der Maler in seinen Stillleben<br />

mehrfach verwendet. Die hohe Malqualität lässt<br />

das Gemälde bereits auf den ersten Blick erkennen.<br />

Zudem zählt das Bild zu den wenigen seines Œuvres,<br />

die sowohl Signatur als auch Datierung aufweisen.<br />

Provenienz:<br />

Lempertz, Köln, 4. Dezember 2012.<br />

(1421759) (11)<br />

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105


200<br />

JAN JOZEFSZ. VAN GOYEN,<br />

1596 LEIDEN <strong>–</strong> 1656 DEN HAAG<br />

Jan Josephsz. van Goyen zählt zu den bedeutendsten<br />

Landschaftsmalern des niederländischen Goldenen<br />

Zeitalters. Er gehört zu der Gruppe von Malern, die<br />

durch Reduzierung der Farbigkeit die sogenannte<br />

tonale Landschaftsmalerei begründeten. Zu ihnen<br />

zählten Pieter de Molyn (1595-1661) oder Salomon<br />

van Ruysdael (um 1602-1670), wobei er als der Hauptvertreter<br />

dieser neuen Stilrichtung zu sehen ist.<br />

HOLLÄNDISCHE LANDSCHAFT MIT ZAUN,<br />

LATTENTOR UND STAFFAGE<br />

Öl auf Eichenholz.<br />

29 x 48 cm.<br />

Links am Gatter signiert und datiert „VG 1633“.<br />

Das Gemälde, das nicht nur in dieser zurückhaltenden<br />

Farbigkeit, sondern auch im Bildmotiv erstaunliche<br />

Ruhe vermittelt, entspricht ganz diesen Stilabsichten.<br />

Gezeigt ist im Vordergrund ein kurviger, lehmiger Weg<br />

entlang eines dunklen Grabens. Links dahinter erhebt<br />

sich eine Gruppe knorriger Bäume, von einem Krüppelzaun<br />

eingefasst. Rechts hebt das Gelände als sonnenbeschienener<br />

Erdhügel an, auf dem zwei Bauern<br />

zu sehen sind, weiter rechts zwei Kühe auf der Anhöhe.<br />

Strohgedeckte Häuser, geduckt unter Bäumen,<br />

markieren den mittigen Hintergrund. Der Ruhe des<br />

Bildeindrucks entsprechen auch die nur leicht angedeuteten<br />

Wolkenbildungen. Alle diese Beobachtungen<br />

lassen die hohe Qualität des Gemäldes erkennen.<br />

Das Thema ist charakteristisch für die Zeit um<br />

1631, als sich Van Goyen vom Einfluss seines Lehrers<br />

Esaias van de Velde (um 1590-1630) gelöst und seinen<br />

eigenen Stil mit den atmosphärischen Landschaften<br />

geprägt hat.<br />

Provenienz:<br />

Sammlung Zabow, Paris.<br />

Kunsthandel Dr. C. Benedikt, Paris (1949).<br />

Anmerkung:<br />

Als weitere vergleichbare Gemälde können genannt<br />

werden: „Vier Landleute“, 1630 datiert, zuletzt bei<br />

J. Goudstikker, Amsterdam und „Dünenlandschaft<br />

mit einem Zaunstück“, 1631 datiert, Sammlung<br />

Schlossmuseum in Gotha. Ähnlich zurückhaltend<br />

in Farb gebung und Staffageaktion zeigt sich die<br />

„Landschaft mit zwei Eichbäumen“ von 1641 im<br />

Rijksmuseum Amsterdam oder der „Feldweg mit<br />

Bauernhaus und Plankenzaun“ von 1629 im Städelmuseum<br />

Frankfurt.<br />

Literatur:<br />

Hans-Ulrich Beck, Werksverzeichnis, Nr. 1114, mit Abb.<br />

Hans-Ulrich Beck, Jan van Goyen 1596-1656, ein<br />

Ouvreverzeichnis, Bd. 2, Katalog der Gemälde,<br />

Amsterdam 1973.<br />

Anna Dobrzycka, Jan van Goyen 1596-1656, Posen<br />

1966.<br />

Jan van Goyen, In: Allgemeines Künstlerlexikon.<br />

Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL).<br />

Bd. 59, Saur/München u. a. 2008. (1421331) (11)<br />

JAN JOZEFSZ VAN GOYEN,<br />

1596 LEIDEN <strong>–</strong> 1656 THE HAGUE<br />

DUTCH LANDSCAPE WITH FENCE,<br />

GATE AND STAFFAGE<br />

Oil on oak panel.<br />

29 x 48 cm.<br />

Signed and dated “VG 1633” on gate on the left.<br />

Provenance:<br />

Zabow collection, Paris.<br />

Art trade Dr C. Benedikt, Paris (1949).<br />

Notes:<br />

Other comparable paintings include: Four Country<br />

People, dated 1630, last at J. Goudstikker, Amsterdam<br />

and Dune Landscape with a Fence, dated 1631,<br />

collection of the Castle Museum in Gotha. The Landscape<br />

with Two Oaks from 1641 in the Rijksmuseum<br />

Amsterdam or the Dirt Road with Farmhouse and<br />

Board Fence from 1629 held at the Städel Museum<br />

in Frankfurt show similar restraint in their colouration<br />

and staffage.<br />

Literature:<br />

Hans-Ulrich Beck, Werksverzeichnis, no. 1114, with<br />

ill.<br />

Hans-Ulrich Beck, Jan van Goyen 1596 <strong>–</strong> 1656, ein<br />

Ouvreverzeichnis, vol. 2, Katalog der Gemälde, Amsterdam<br />

1973.<br />

Anna Dobrzycka, Jan van Goyen 1596 <strong>–</strong> 1656, Posen<br />

1966.<br />

Jan van Goyen, in: Allgemeines Künstlerlexikon. Die<br />

Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL), vol.<br />

59, Munich u. a. 2008.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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107


201<br />

HERMAN VAN SWANEVELT,<br />

UM 1600 UTRECHT <strong>–</strong> 1655 PARIS<br />

ITALIENISCHE LANDSCHAFT MIT DER PREDIGT<br />

JOHANNES DES TÄUFERS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

97 x 130 cm.<br />

In Prunkrahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />

in Kopie.<br />

In Flusslandschaft vor einer großen, bewachsenen<br />

Felsenhöhle im Schatten sitzend in einfachem Gewand<br />

Johannes der Täufer, mit erhobenem rechten<br />

Arm den ihn umgebenden Zuhörern predigend.<br />

Linksseitig zwei große, alte Bäume in den Himmel<br />

ragend, davor zwei wandernde Männer, die interessiert<br />

auf die versammelte Gruppe blicken. In der Bildmitte<br />

über den Fluss hinweg auf einer Anhöhe ein<br />

größerer Gebäudekomplex mit Rundturm. Feine qualitätvolle<br />

Malerei in der Manier des Künstlers.<br />

Anmerkung:<br />

Nach seinen Lehrjahren in den Niederlanden reiste<br />

Hermann van Swanevelt nach Rom, wo er von 1629<br />

bis 1638 lebte und schon bald einer der beliebtesten<br />

und gefragtesten Spezialisten für Landschaftsdarstellungen<br />

mit Figuren wurde. Seine Werke erscheinen<br />

in den Inventarlisten vieler bedeutender<br />

Sammler jener Zeit. Swanevelt arbeitete in Rom im<br />

regen Austausch mit den flämischen Landschaftsmalern,<br />

den sogenannten „Italianizzanti“ wie Both,<br />

Asselyn, Berchem oder Poelenburgh, aber auch mit<br />

den großen französischen Meistern wie Claude<br />

Lorrain (1600-1682) und Gaspar Dughet (1615-1645).<br />

(1410803) (18)<br />

HERMAN VAN SWANEVELT,<br />

CA. 1600 UTRECHT <strong>–</strong> 1655 PARIS<br />

ITALIAN LANDSCAPE WITH THE SERMON OF SAINT<br />

JOHN THE BAPTIST<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

97 x 130 cm.<br />

In magnificent frame.<br />

Accompanied by an expert’s report by Prof Giancarlo<br />

Sestieri, in copy.<br />

€ 18.000 - € 25.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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202<br />

ABRAHAM WILLEMSENS,<br />

UM 1627 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1672<br />

ABRAHAM WILLEMSENS,<br />

CA. 1627 ANTWERP <strong>–</strong> 1672<br />

Als Vorbilder für das Werk von Willemsens sind Peter<br />

Paul Rubens (1577-1640), Gérard Seghers (1591-<br />

1651), Frans Francken d. J. (1581-1642) sowie Hendrik<br />

van Balen d. Ä. (1575-1632) zu nennen, jedenfalls was<br />

die Figuren angeht. In den Landschaften lässt sich<br />

der Einfluss Jan Breughel d. Ä. (1568-1625) erkennen.<br />

Weitläufiger sommerlicher Garten mit jungem Baumbestand<br />

und barocker Architektur. Vor einem Rosenstrauch,<br />

der in voller Blüte steht ein gedeckter Tisch<br />

mit der daneben stehenden Heiligen Elisabeth von<br />

Österreich, welche im Begriff ist eine Bauernfamilie<br />

zu bewirten. Kleinere Werkstattversionen mit Varianten<br />

SAINT ELIZABETH, QUEEN OF HUNGARY<br />

Oil on copper.<br />

79 x 60 cm.<br />

Signed “A.W.IN.F” lower left.<br />

HEILIGE ELISABETH, KÖNIGIN VON UNGARN sind bekannt, unser signiertes Gemälde ist jedoch<br />

das Vorbild für diese Versionen. Es wird erzählt, dass<br />

die Königin von Ungarn heimlich Brot zu Fuß und allein<br />

€ 18.000 - € 24.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Öl auf Kupfer.<br />

79 x 60 cm.<br />

Links unten signiert „A.W.IN.F“.<br />

In ebonisiertem Wellenleistenrahmen.<br />

zu den Armen brachte, was ihr Gemahl missbilligte.<br />

Eines Tages, als er ihr auf dem Wege begegnete fragte<br />

er ihn ärgerlich, was sie unter ihrem Mantel verstecke.<br />

Sie antwortete ihm zuerst es seien Rosen- hier der<br />

Hinweis im Bild <strong>–</strong> dann zog sie sich zurück und gestand<br />

ihm schließlich, dass es Brot sei und als er befahl<br />

den Mantel zu öffnen, kamen nicht Brot sondern<br />

Rosen zum Vorschein.<br />

(1420589) (13)<br />

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109


203<br />

ANTON GOUBAU,<br />

1616 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1698 EBENDA<br />

Flämischer Maler, der 1636/37 in die Lukasgilde aufgenommen<br />

wurde, im italienischen Landschaftsstil<br />

malte und von Pieter van Laer (1599-um 1642) beeinflusst<br />

war. Zu seinen Schülern zählt auch Largillière.<br />

KLASSISCHE ITALIENISCHE LANDSCHAFT MIT<br />

ZAHLREICHEN FIGUREN<br />

Öl auf Leinwand. Altdoubliert.<br />

122,3 x 170,6 cm.<br />

Links unten auf dem Stein signiert und datiert<br />

„A. Goubau F/1669“.<br />

In breitem Rahmen.<br />

Eine Hafenstadt, deren zentraler Platz von einem<br />

kreuzbekrönten Obelisken markiert wird, zeigt einen<br />

Springbrunnen mit Überlaufbecken, sowie eine Bühne,<br />

auf der Schaustücke dargeboten werden. Ein buntes<br />

Markttreiben wird dem Betrachter vorgestellt mit von<br />

Ruinen durchsetzter barocker Architektur und auf<br />

dem Wasser ankernden Segelschiffen, die maßgeblich<br />

für das Marktgeschehen verantwortlich sind.<br />

Anmerkung:<br />

Vgl. Christie’s London, 7. Juli 2010, Lot 142 (dort für<br />

GBP 49,250 verkauft).<br />

Provenienz:<br />

Privatsammlung, Belgien, seit 1980.<br />

Literatur:<br />

The Golden Age of Flemish Painting, Ausstellungskatalog,<br />

Taichung 1988, S. 133-134, mit Farbabb.<br />

Vgl. Agnes Tieze, Anton Goubau (1616 <strong>–</strong> 1698),<br />

Stuttgart 2004, S. 135-136, Nr. A31 und A32.<br />

Ausstellung:<br />

Taichung, Taiwan Museum of Art, The Golden Age<br />

of Flemish Painting, 26. Juni <strong>–</strong> 23. September 1988.<br />

(1420434) (13)<br />

ANTON GOUBAU,<br />

1616 ANTWERP <strong>–</strong> 1698 IBID.<br />

This Flemish painter was admitted to the Guild of<br />

Saint Luke in 1636/37. He painted in the Italian landscape<br />

style and was influenced by Pieter van Laer.<br />

Nicolas de Largillière was also one of his students.<br />

CLASSICAL ITALIAN LANDSCAPE WITH NUMEROUS<br />

FIGURES<br />

Oil on canvas. <strong>Old</strong> relining<br />

122.3 x 170.6 cm.<br />

Signed and dated “A. Goubau F/1669” on stone lower<br />

left.<br />

Notes:<br />

cf. Christie’s, London, 7 July 2010, lot 142 (sold for<br />

GBP 49,250).<br />

Provenance:<br />

Privat collection, Belgium, since 1980.<br />

Literature:<br />

The Golden Age of Flemish Painting, exhibition<br />

catalogue, Taichung, 1988, p. 133, p. 134 with colour ill.<br />

cf. Agnes Tieze, Anton Goubau (1616 <strong>–</strong> 1698), Stuttgart<br />

2004, pp. 135 <strong>–</strong> 136, nos. A31 and A32.<br />

Exhibitions:<br />

Taichung, Taiwan Museum of Art, The Golden Age<br />

of Flemish Painting, 26 June <strong>–</strong> 23 September 1988.<br />

€ 50.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

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Detailabbildung Lot 204<br />

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204<br />

HENDRIK MOMMERS,<br />

1623 HAARLEM <strong>–</strong> 1693 AMSTERDAM, ZUG.<br />

PIAZZA DEL POPOLO<br />

Öl auf Leinwand.<br />

100 x 150 cm.<br />

In bronziertem ornamental reliefiertem Rahmen.<br />

Das Gemälde lässt an Hendrijk Mommers denken,<br />

einen holländischen, „italianisierten“ Maler, der zur<br />

Gruppe der Bamboccianti gehörte und von dem eine<br />

Reihne vergleichbare Darstellungen der Piazza del Popolo<br />

bekannt sind. Mommers wurde in Haarlem geboren,<br />

wo er bereits 1647 Lehrer der lokalen Malergilde<br />

wurde. Wenig später zog er jedoch nach Rom und<br />

schloss sich dort der gewollt nicht akademischen<br />

Gruppe der Bentvueghels an, zu der die meisten in<br />

Rom lebenden ausländischen Maler gehörten. Von<br />

nun an benutzte er den der Klassik entlehnten Namen<br />

Meleager. Der Aufenthalt in Italien hinterließ einen<br />

bleibenden Eindruck in der Malerei Mommers, wie<br />

aus dem vorliegenden Werk ersichtlich ist, das bestens<br />

zu anderen, nachweisbar von Hendrijk Mommers<br />

stammenden Bildern passt. Das vorliegende<br />

Gemälde stellt eine Variante aus dem Budapester<br />

Szépmüvészeti Múzeum (Inv. nr. 348) dar.<br />

(1421602) (13)<br />

HENDRIK MOMMERS,<br />

1623 HAARLEM <strong>–</strong> 1693 AMSTERDAM,<br />

ATTRIBUTED<br />

PIAZZA DEL POPOLO<br />

Oil on canvas.<br />

100 x 150 cm.<br />

The painting is reminiscent of Hendrik Mommers, a<br />

Dutch “Italianized painter who belonged to the Bamboccianti<br />

group who painted a series of comparable<br />

depictions of the Piazza del Popolo. Mommers was<br />

born in Haarlem, where he became a teacher of the<br />

local painters’ guild as early as 1647.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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113


205<br />

MAERTEN BOELEMA DE STOMME,<br />

1611 <strong>–</strong> UM 1664, ZUG.<br />

STILLLEBEN MIT WARZENGLAS, SILBERTAZZA,<br />

ZITRONE UND MESSER<br />

Öl auf Holz.<br />

61 x 48,5 cm.<br />

Verso gedruckter Aufkleber „STAEDELIJKE MUSEA<br />

GOUDA“ mit handschriftlichem Eintrag „Claesz Heda,<br />

mit Inv. Nr. 55 500, R. Rombach Arts, Gouda; 23 Febr.<br />

1964.“<br />

Auf dem Rahmen gedruckter Aufkleber „SCHLOSS<br />

FUSCHL-Collection“ mit Wappen und Bildtitel „Stillleben<br />

mit Römer und Zitrone“.<br />

Der Farbcharakter im Bild verrät bereits die Zugehörigkeit<br />

des Malers zu jener Gruppe, die sich in der<br />

„Monochromistischen Stilllebenmalerei“ hervorgetan<br />

haben. Dazu zählen ab den 1630er-Jahren vor allem<br />

Pieter Claesz (1596/98-1660) und Willem Claesz Heda<br />

(1594-1680/82). Die Arrangements in diesem Stillleben<br />

sind stets höchst elegant auf wenige, aber auch<br />

ikonographisch deutbare Gegenstände beschränkt.<br />

Der Gedanke des Memento mori, der Vergänglichkeit,<br />

vor allem die des Reichtums, schwingt in der Bildaussage<br />

oft mit, wie hier etwa durch ein umgestürztes<br />

Prunkgefäß. Fülle und Leere werden oft, wie hier im<br />

Glas und in der Tazza, symbolisiert. Ebenso steht die<br />

Bitterkeit der Zitrone neben der Kargheit der frugalen<br />

Speise mit Nüssen. Die genannten Maler haben sich<br />

darüber hinaus auch einer Feinmalerei bedient, die im<br />

heutigen Sinne nahezu fotografisch zu nennen wäre.<br />

Der taubstumme Maerten Boelema arbeitete ab 1642<br />

in Hedas Haarlemer Werkstatt, und wie bei Werken<br />

dieses Meisters ist auch in seinen Bildern nichts dem<br />

Zufall überlassen. Die Genauigkeit der Materialwiedergabe<br />

steht neben der vielfältigen Deutbarkeit. AR<br />

MAERTEN BOELEMA DE STOMME,<br />

1611 <strong>–</strong> CA. 1664 , ATTRIBUTED<br />

STILL LIFE WITH WART BEAKER, SILVER TAZZA,<br />

LEMON AND KNIFE<br />

Oil on panel.<br />

61 x 48.5 cm.<br />

Verso printed label “STAEDELIJKE MUSEA GOUDA”<br />

with handwritten entry “Claesz Heda, with inv. no. 55<br />

500, R. Rombach Arts, Gouda; 23 February 1964.”<br />

Label printed on the frame: “SCHLOSS FUSCHL<br />

<strong>–</strong> Collection” with coat of arms and picture title “Stillleben<br />

mit Römer und Zitrone” (still life with Roemer<br />

beaker and lemon).<br />

The painting’s colouration already reveals the painter’s<br />

affiliation to the group that excelled in “monochromatic<br />

still life painting”. From the 1630s onwards, these included<br />

above all Pieter Claesz (1596/98-1660) and<br />

Willem Claesz Heda (1594-1680/82). The arrangements<br />

in these still lifes are always extremely elegant and<br />

limited to a few objects with iconographic significance.<br />

Provenance:<br />

J. Rombach collection, Amsterdam,<br />

(Pieter Claesz attributed, ca. 1961).<br />

Galerie D.Vaarties, Rotterdam, after 1961.<br />

Christie’s Amsterdam, May 2005, lot 46.<br />

Dorotheum, Vienna, October 2016, lot 73.<br />

€ 25.000 - € 40.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Provenienz:<br />

Sammlung J. Rombach, Amsterdam,<br />

dort als Pieter Claesz, zug. angegeben.<br />

Galerie D. Vaarties, Rotterdam, nach 1961.<br />

Christie’s Amsterdam, Mai 2005, Lot 46.<br />

Dorotheum Wien, Oktober 2016, Lot 73.<br />

(1420492) (11)<br />

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206<br />

ABRAHAM BRUEGHEL,<br />

1631 ANTWERPEN <strong>–</strong> 1697 NEAPEL<br />

FRÜCHTE- UND BLUMENSTILLLEBEN<br />

MIT SILBERGEFÄSS<br />

Öl auf Leinwand.<br />

65,6 x 91 cm.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen<br />

vom. 21. Januar 2022. In der beiliegenden Expertise<br />

wird das Bild dem Künstler zugewiesen und in die<br />

1670er Jahre datiert.<br />

Das großformatige Gemälde zeigt Früchte und Blumen<br />

dichtgedrängt und aufgebaut vor dunkler Rückwand<br />

mit links-seitlichem Ausblick in eine Parklandschaft<br />

mit Steinvase. Als Gegenstück hat der Maler<br />

rechts eine große silberne Henkelvase in die Komposition<br />

gesetzt. Der Malstil unterscheidet sich hier von<br />

den frühen Werken des Malers entschieden zugunsten<br />

einer weicheren Farbauffassung. In der beiliegende<br />

Expertise wird das Bild in die 1670er Jahre datiert.<br />

Anmerkung:<br />

Bei dem Gemälde handelt es sich um eine Wiederholung<br />

nach dem nur etwas größeren „Stillleben mit<br />

Früchten und Blumen“ von 1675, das sich im Museum<br />

Boijmans van Beuningen in Rotterdam befindet<br />

(dort mit den Maßen: 74,89 x 97,3 cm.). Der Vergleich<br />

zeigt nur wenige, kaum merkliche Änderungen, wie<br />

etwa ein Blümchen unterhalb der blauen Trauben<br />

rechts unten im Bild. (1421662) (1) (11)<br />

ABRAHAM BRUEGHEL,<br />

1631 ANTWERP <strong>–</strong> 1697 NAPLES<br />

FRUIT AND FLOWER STILL LIFE<br />

WITH SILVER VESSEL<br />

Oil on canvas.<br />

65.6 x 91 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr Klaus Ertz,<br />

Lingen dated 21 January 2022. The report attributes<br />

the painting to the artist and dates the work to the<br />

1670s.<br />

Notes:<br />

The painting is a copy after a slightly larger Still Life<br />

with Fruit and Flowers from 1675, which is held at<br />

the Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam<br />

(there measuring 74.89 x 97.3 cm). The comparison<br />

shows only a few, barely noticeable changes, such<br />

as a small flower below the blue grapes in the lower<br />

right of the painting.<br />

€ 40.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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117


Detailabbildung Lot 207<br />

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207<br />

JAN HACKAERT,<br />

UM 1629 NIEDERLANDE <strong>–</strong> 1685/99 EBENDA, ZUG.<br />

Jan Haeckert war ein Meister seines Fachs und schuf<br />

Landschaftsgemälde aus seiner Faszination für Bäume<br />

und Wälder heraus. In seinem Stil zeigt sich das subtile<br />

Spiel von Licht und Schatten vor allem in der Vegetation,<br />

mittels der eine geradezu poetische Atmosphäre<br />

geschaffen wird. Besonders Augenmerk galt der Darstellung<br />

von Baumstämmen und der Bewegung der<br />

Blätter im Wind, sodass sich der vom Alltag geplagte<br />

Betrachter in einer geradezu meditativen Ausflugsstimmung<br />

wiederfand und noch wiederfindet. Wie<br />

auch in diesem Gemälde werden in vielen seiner Werke<br />

italienisierende Stimmungen vermittelt. Zwar wissen<br />

wir, dass Haeckaert Deutschland bereiste und<br />

zwischen 1653-1658 in der Schweiz tätig war; eine<br />

Reise oder längere Tätigkeit in Italien ist hingegen bislang<br />

noch nicht belegt.<br />

JAN HACKAERT,<br />

CA. 1629 THE NETHERLANDS <strong>–</strong> 1685/99 IBID.,<br />

ATTRIBUTED<br />

VAST RIVER LANDSCAPE IN EVENING LIGHT<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

136 x 203 cm.<br />

Notes:<br />

A similar landscape by the artist is held at the Statens<br />

Museum for Kunst in Denmark under inv. no.<br />

KMSsp580. Another similar landscape is held at the<br />

Rijksmuseum Amsterdam (inv. no. SK-A692).<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

WEITE FLUSSLANDSCHAFT IM ABENDLICHT<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

136 x 203 cm.<br />

In ebonisiertem Rahmen.<br />

Anmerkung:<br />

Eine ähnliche Landschaft des Künstlers wird im<br />

Statens Museum for Kunst in Dänemark unter Inventarnummer<br />

KMSsp580 verwahrt. Eine weitere<br />

ähn liche Landschaft befindet sich im Rijksmuseum<br />

Amsterdam unter der Inventarnummer SK-A692.<br />

(14209717) (13)<br />

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119


208<br />

SIMON PIETERSZ. VERELST,<br />

1644 HAAG <strong>–</strong> 1721 LONDON<br />

STILLLEBEN MIT TRAUBEN, ROSEN, KÜRBIS<br />

UND PFIRSICHEN AUF SILBERPLATTE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

73 x 88 cm.<br />

In breitem ebonisierten Rahmen.<br />

Wir danken Herrn Dr. Fred G. Meijer für freundliche<br />

Hinweise zur Katalogisierung.<br />

Auf einer gestuften von rechts in den Bildraum hineinragenden<br />

Steinplatte ist in lockerer doch raumfüllender<br />

Komposition auf einer Silberplatte angerichtet<br />

leuchtende Pfirsiche, Trauben, eine gefüllte Rose, dahinter<br />

ein Kürbis mit reizvollem kunstvoll in die dritte<br />

Dimension führendem Laubwerk.<br />

Anmerkung:<br />

Ein vergleichbares Stillleben, weniger prunkvoll in<br />

seiner Ausstattung ist beim RKD in Den Haag unter<br />

Nummer 231160 geführt und war 2010 bei Dickinson<br />

in London zu finden. Ein Gemälde im Hochformat,<br />

das am 12. April 1985 unter Lot 67 bei Christie’s<br />

London noch unter einem anderem Künstlernamen<br />

angeboten wurde, heute aber ebenfalls als Simon<br />

Verelst gilt, zeigt ebenfalls Früchte auf einer vergleichbar<br />

schön gestalteten Silberplatte.<br />

(1420493) (13)<br />

SIMON PIETERSZ. VERELST,<br />

1644 THE HAGUE <strong>–</strong> 1721 LONDON<br />

STILL LIFE WITH GRAPES, ROSES, PUMPKIN,<br />

PEACHES ON SILVER PLATE<br />

Oil on canvas.<br />

73 x 88 cm.<br />

We would like to thank Dr Fred G Meijer for his kind<br />

advice.<br />

A comparable still life, less lavish in its decoration, is<br />

listed at the RKD in The Hague under no. 231160 and<br />

could be found at Dickinson in London in 2010. A portrait<br />

format painting, which was offered at Christie’s in<br />

London under a different artist’s name on 12 April<br />

1985 under lot 67 is now also considered to be by<br />

Simon Verelst. It also shows fruit displayed on a similarly<br />

beautiful silver plate.<br />

€ 35.000 - € 50.000<br />

Sistrix<br />

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209<br />

JAN JOZEF HOREMANS D. J.,<br />

1714 ANTWERPEN <strong>–</strong> UM 1790 EBENDA, ZUG.<br />

Jan Josef Horemans d. J. stand stilistisch den Werken<br />

seines Vaters, Jan Josef Horemans d. Ä. (1682-1790)<br />

sehr nahe, beide waren 1733 in derselben Werkstatt<br />

tätig. Der jüngere Horemans wirkte u. a. auch für den<br />

kurfürstlichen Hof in München. Seine Gemälde zeigen<br />

eine hellere Farbpalette als die seines Vaters.<br />

KÜCHENSTILLLEBEN<br />

Öl auf Leinwand.<br />

47 x 59 cm.<br />

In einer für Werke des Malers ungewöhnlich hellen<br />

Farbigkeit werden hier Pilze, Melonen, ein Selleriestrunk,<br />

Baumfrüchte und Gartenobst auf einer Tischplatte<br />

präsentiert, dazwischen Fruchtkörbe und ein<br />

bemalter Henkelkrug.<br />

Provenienz:<br />

Galerie Arnoldi-Livie, München, verso eingefügte<br />

Galeriekarte.<br />

Anmerkung:<br />

Zwei weitere Bilder desselben Themas, welche wohl<br />

Gegenstücke sind, wurden bei Sotheby’s London am<br />

09. Juli 1998 versteigert; zeigen, dass die Gemälde<br />

wohl in einem Zusammenhang geschaffen wurden.<br />

Eines der weiteren Bilder erscheint in der Darstellung<br />

als links zu denkende Fortsetzung der Tischplatte.<br />

Identifizierung des Malers durch Zuweisung der<br />

Vergleichsbilder bei Sotheby´s. (1420491) (11)<br />

JAN JOSEF HOREMANS THE YOUNGER,<br />

1714 ANTWERP <strong>–</strong> CA. 1790 IBID., ATTRIBUTED<br />

The style of Jan Josef Horemans the Younger was<br />

very close to that of his father, Jan Josef Horemans<br />

the Elder (1682-1790); both worked in the same workshop<br />

in 1733. The younger Horemans also worked for<br />

the electoral court in Munich. His paintings show a<br />

lighter colour palette than those by his father.<br />

KITCHEN STILL LIFE<br />

Oil on canvas.<br />

47 x 59 cm.<br />

The colouration is unusually bright for this painter’s<br />

œuvre in this still life with mushrooms, melons, a<br />

celery stalk, tree fruits and garden fruit presented<br />

on a tabletop, with fruit baskets and a painted jug in<br />

between.<br />

Provenance:<br />

Galerie Arnoldi-Livie, Munich (inserted gallery card<br />

on the reverse).<br />

Notes:<br />

Two further paintings of the same subject, probably<br />

counterparts, were sold at auction at Sotheby’s<br />

(London, 9 July 1998) and show that the paintings<br />

were probably created in connection with the present<br />

lot. One of the other paintings appears to be a<br />

continuation of the tabletop on the left. The painter<br />

was identified by matching the comparative paintings<br />

at Sotheby’s.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

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210<br />

GIOVANNI PAOLO CASTELLI,<br />

1659 <strong>–</strong> 1730<br />

FRÜCHTESTILLLEBEN IM PARK<br />

GIOVANNI PAOLO CASTELLI,<br />

1659 <strong>–</strong> 1730<br />

FRUIT STILL LIFE IN A PARK<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

99 x 135 cm.<br />

In mit Rankenwerk verziertem Rahmen.<br />

In einer angedeuteten Parklandschaft mit Springbrunnen,<br />

Zypressen und einem auf einer Brüstung sitzendem<br />

Pfau ein weit ausgebreitetes Früchtestillleben mit<br />

geöffneter Melone, Granatäpfeln, Trauben, Pfirsichen<br />

und Amalfizitronen.<br />

(1421603) (13)<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

99 x 135 cm.<br />

€ 20.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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125


211<br />

POMPEO GIROLAMO BATONI,<br />

1708 LUCCA <strong>–</strong> 1787 ROM<br />

REPRÄSENTATIVES PORTRAIT CLEMENS XIII<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

135 x 98 cm.<br />

Auf dem Schriftstück bezeichnet, signiert und datiert<br />

„1760“.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Leicht nach rechts gewandtes Dreiviertelportrait des<br />

stehenden Papstes Clemens XIII (Carlo della Torre<br />

Rezzonico (1763-1769), der von 1758-1769 das Amt<br />

des Papstes bekleidete. Er machte sich um die Niederlassung<br />

deutscher, französischer und englischer Künstlerkolonien<br />

in Rom verdient und ernannte Winckelmann<br />

zum Commissario delle Antichità. Rechts neben<br />

ihm ein rot gedeckter Tisch, über dem seine Hand wie<br />

schwebend ein Schriftstück hält. Dahinter ein reich<br />

beschnitzter und vergoldeter Thronstuhl mit rotem<br />

Samtbezug. Ein Portrait aus der Hand Batonis mit der<br />

Darstellung Clemens XIII wird im Palazzo Barberini in<br />

der Galleria Nazionale d’Arte Antica in Rom verwahrt<br />

(Inv. Nr. 1925). Jenes ist unten links signiert, datiert und<br />

bezeichnet „Alla Santita di Nro Sig.re / Clemente Papa<br />

XIIII / Per / Pompeo Batoni che pinse / L’anno. 1760“. Weitere<br />

Versionen sind bekannt in der Sammlung Weyer in<br />

Köln, Palazzo Ranghiasci Brancaleoni in Gubbi in der<br />

Staatlichen Gemäldegalerie in Kassel, in der Pinacoteca<br />

Vaticana, in einer Privatsammlung in Rom, in Wardour<br />

Castle in Wiltshire und in besonders guter Qualität und<br />

in signiertem Zustand im römischen Kunsthandel.<br />

Anmerkung:<br />

Pompeo Girolamo Batoni war ein äußerst populärer<br />

Portraitist und en vogue bei seinen Zeitgenossen.<br />

Besonders betuchte Touristen, welche die Ewige<br />

Stadt aufsuchten, ließen sich gern von ihm portraitieren,<br />

wodurch er als der Erfinder des Touristenportraits<br />

gilt. Er wurde zeit seines Wirkens durchaus<br />

mit Anton Raphael Mengs gleichgestellt.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Luigi Cajani, Anna Foa, Clemente XIII, in:<br />

Massimo Bray (Hrsg.), Enciclopedia dei Papi. Bd.,<br />

Rom 2000.<br />

Vgl. Anthony M. Clark, Pompeo Batoni. A complete<br />

catalogue of his works with an introductory text,<br />

New York 1985.<br />

Vgl. Edgar Peters Bowron, Pompeo Batoni. A complete<br />

catalogue of his paintings, New Haven/London<br />

2016.<br />

Vgl. Ernst Emmerling, Pompeo Batoni.<br />

Sein Leben und Werk, Köln 1932.<br />

Vgl. Edgar Peters Bowron, Peter Björn Kerber,<br />

Pompeo Batoni. Prince of Painters in Eighteenth­<br />

Century Rome, New Haven 2007. (1401254) (13)<br />

POMPEO GIROLAMO BATONI,<br />

1708 LUCCA <strong>–</strong> 1787 ROME<br />

REPRESENTATIVE PORTRAIT OF POPE CLEMENT XIII<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

135 x 98 cm.<br />

Inscribed, signed, and dated “1760” on the document.<br />

A portrait by Batoni depicting Pope Clement XIII is<br />

held at the Palazzo Barberini in the Galleria Nazionale<br />

d’Arte Antica in Rome (inv. no. 1925). It is signed, dated,<br />

and inscribed lower left.<br />

€ 140.000 - € 180.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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212<br />

FRANCESCO SALVATOR FONTEBASSO,<br />

1707 VENEDIG <strong>–</strong> 1769 EBENDA<br />

Francesco Fontebasso, der bei Sebastiano Ricci in die<br />

Lehre ging, aber stark von Giovanni Battista Tiepolo<br />

beeinflusst war, wurde zu einem der führenden<br />

Künstler im Venedig des 18. Jahrhunderts und war ein<br />

gefragter Maler von Fresken und großen Historienbildern.<br />

In seiner frühen Karriere verbrachte er kurze<br />

Zeit in Bologna und Rom, bevor er in seine Heimatstadt<br />

Venedig zurückkehrte. Wahrscheinlich kam er<br />

um 1730 zum ersten Mal mit Tiepolos Werk in Berührung,<br />

als er die Fresken im Palazzo Patriarcale in Udine<br />

sah <strong>–</strong> eine Begegnung, die Fontebassos Werk in eine<br />

entscheidende neue Richtung lenken sollte. Dies zeigte<br />

sich in seinem ersten großen Auftrag in Venedig, dem<br />

der Familie Manin für I Gesuiti, der 1734 ausgeführt<br />

wurde, als sein Ruf bereits so weit gewachsen war,<br />

dass er eine Schule eröffnen konnte. In den folgenden<br />

Jahrzehnten erhielt er zahlreiche Aufträge von Mitgliedern<br />

der venezianischen Aristokratie, und 1761 wurde<br />

er auf Einladung der Kaiserin Katharina II nach Sankt<br />

Petersburg eingeladen, wo er fast zwei Jahre lang<br />

blieb und an Projekten für den Winterpalast und andere<br />

kaiserliche Paläste arbeitete. Nach seiner Ernennung<br />

zum Professor an der kaiserlichen Kunstakademie in<br />

Sankt Petersburg kehrte er am Ende seiner glanzvollen<br />

Karriere nach Venedig zurück und wurde 1768<br />

Principe der Accademia Veneziana.<br />

SOFONISBA<br />

Öl auf Leinwand.<br />

167,5 x 250,5 cm.<br />

In geschweiftem Holzrahmen.<br />

Vor einer klassischen Architektur mit ionischen Säulen<br />

sowie Balustrade und Skulpturenaufsätzen auf der<br />

Galerie die sitzende Sofonisba, eine Schale haltend,<br />

welche ihr von einem Diener dargereicht wird. Links<br />

neben diesem ein Windhund stehend. Die reiche<br />

Figurenstaffage teilweise von einem braunen Ehrentuch<br />

überfangen.<br />

Literatur:<br />

Giuseppe Luigi Marini (Hrsg.), Catalogo Bolaffi della<br />

pittura Italiana del ’600 e del ’700, Turin 1977, S. 66.<br />

Mariana Magrini, Francesco Fontebasso, Vicenza<br />

1988, S. 145, Nr. 68. (13808110) (13)<br />

FRANCESCO SALVATOR FONTEBASSO,<br />

1707 VENICE <strong>–</strong> 1769 IBID.<br />

SOFONISBA<br />

Oil on canvas.<br />

167.5 x 250.5 cm.<br />

Literature:<br />

Guiseppe Luigi Marini (ed.), Catalogo Bolaffi della<br />

pittura Italiana del ’600 e del ’700, Turin, 1977, p. 66.<br />

Mariana Magrini, Francesco Fontebasso, Vicenza,<br />

1988, p. 145, no. 68.<br />

€ 70.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

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213<br />

ALESSANDRO MAGNASCO,<br />

UM 1667 GENUA <strong>–</strong> 1749 EBENDA, ZUG.<br />

SATYRN UND FAUNE<br />

ALESSANDRO MAGNASCO,<br />

CA. 1667 GENOA <strong>–</strong> 1749 IBID., ATTRIBUTED<br />

SATYRS AND FAUNS<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

94 x 135 cm.<br />

In vergoldetem Rahmen.<br />

Magnasco erhielt seine Ausbildung in Mailand bei<br />

Filippo Abbiati (1640-1715), die meiste Zeit seines<br />

Lebens arbeitete er in Mailand, ist aber auch in Venedig<br />

und Florenz nachgewiesen. Neben Historiengemälden<br />

malte er auch Genrebilder, Cappriccios und<br />

fantastische Landschaften mit Figurenstaffage, wozu<br />

das vorliegende Gemälde zu zählen ist. Zu sehen sind<br />

zahlreiche Satyrn und Faune, die in einer Landschaft<br />

mit Pyramiden zu Füßen einer Götterstatue ein großes<br />

Fest feiern. Sie spielen Musik, beten die Statue an und<br />

huldigen ihr mit Räucherwerk und Feuer. Magnasco,<br />

dessen Werk zwischen Barock und Rokoko einzuordnen<br />

ist, zeichnet die Körper in lockerem sicherem,<br />

aber auch wildem Duktus, was den Eindruck einer<br />

Orgie noch hervorhebt und in Kontrast zu der ruhigen<br />

und weniger pastos gemalten Landschaft im Hintergrund<br />

steht. So entsteht eine reizvolle Spannung, die<br />

den Charme des Gemäldes ausmacht.<br />

(1400906) (10)<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

94 x 135 cm.<br />

€ 25.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

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131


214<br />

FRANCESCO GUARDI,<br />

1712 VENEDIG <strong>–</strong> 1793 EBENDA<br />

Francesco Guardi war der jüngere Sohn des Domenico<br />

Guardi (1678-1716) aus dem Trentino, und der Maria<br />

Claudia Pichler aus Neumarkt. Er war Bruder des<br />

älteren Gianantonio Guardi. Deren Schwester ehelichte<br />

den Maler Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770).<br />

Nach seiner Geburt zog die Familie nach Venedig, wo<br />

auch seine Brüder wirkten. Bis 1760, dem Todesjahr<br />

seines Bruders Antonio wirkte er in der Familienwerkstatt.<br />

Zunächst schuf er Altarbilder. Doch als Schüler<br />

von Canaletto verlegte er sich auf die Vedutenmalerei,<br />

nachdem Canaletto Venedig verließ. Mäzene, darunter<br />

vor allem der Doge Alvise IV Mocenigo förderten<br />

ihn durch zahlreiche Aufträge, vor allem für die Ereignisbilder<br />

anlässlich des Besuches der Stadt von Papst<br />

Pius VI., aber auch des russischen Großfürstenpaares.<br />

Werke seiner Hand befinden sich in zahlreichen internationalen<br />

privaten und öffentlichen Sammlungen.<br />

Literatur:<br />

Vgl. F. Pedrocco, Francesco Guardi Pittore di ’Storia’,<br />

In: Francesco Guardi 1712 - 1793, 2012.<br />

Vgl. L. R. Bortolatto, Francesco Guardi, 1974,<br />

Vgl. M. Merling, Francesco Guardi 1712-1793, a cura<br />

di A. Craievich e F. Pedrocco, catalogo della mostra<br />

(Venezia), Milano 2012<br />

Vgl. Kat. Museo Correr Ausstellungskatalog Francesco<br />

Guardi, A cura di Alberto Craievich e Filippo<br />

Pedrocco, Venedig 2012. (1421908) (11)<br />

CAPRICCIO EINER LANDSCHAFT MIT FLUSSLAUF,<br />

BÄUMEN, REITER UND BURGTURM<br />

Öl auf Leinwand.<br />

36 x 53 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia.<br />

Das Gemälde bietet eine stimmungsvolle Ansicht<br />

einer Landschaft, in Anmutung der Gegend des<br />

nördlichen Veneto. Der Hintergrund bergig, am Fuß<br />

der Erhebung Gebäude am Ufer. Beherrschend im<br />

Bild sind die beiden schlanken, kaum belaubten<br />

Bäume sowie der links höher stehende Burgturm<br />

mit Anbauten. Ein Reiter im Mittelgrund, rechts weiter<br />

hinten kaum erkennbar, nur skizzenhaft angedeutet<br />

Wäscherinnen am Kanalufer sowie zwei Gestalten<br />

auf dem Kamm der Anhöhe links - beleben<br />

das Bild.<br />

Das abendliche Halbdunkel findet sich im Werk Guardis<br />

mehrfach, insbesondere bei seinen fast skizzenhaften<br />

Darstellungen, die dadurch umso beeindruckender<br />

sind. Ähnliche Stimmung weist u. a. sein<br />

Werk „Bacino di San Marco con San Giorgio e Giudecca”<br />

in der Galleria dell'Accademia in Venedig auf, oder<br />

sein „Capriccio mit Ruinen und Figuren”.<br />

Die hohe Qualität zeigt sich hier auch darin, dass etwa<br />

die die Gebäude in der Ferne als weiße Farbflecken<br />

aufleuchten, aber trotz aller Spontanität des Pinselauftrags<br />

meint man die Bauten genau zu erkennen.<br />

Detailabbildung<br />

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FRANCESCO GUARDI,<br />

1712 VENICE <strong>–</strong> 1793 IBID.<br />

LANDSCAPE CAPRICCIO WITH RIVER, TREES,<br />

EQUESTRIANS AND CASTLE TOWERS<br />

Oil on canvas.<br />

36 x 53 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

Gorizia.<br />

Scenes in evening twilight are found several times in<br />

Guardi’s œuvre, especially in his sketches, which are<br />

all the more impressive as a result. His work Il Bacino<br />

di San Marco con L’isola di San Giorgio e la Giudecca<br />

held at the Gallerie dell’Accademia in Venice, or his<br />

Capriccio with Ruins and Figures, depict a similar atmosphere.<br />

Literature:<br />

cf. Filippo Pedrocco, Francesco Guardi Pittore di<br />

‘Storia, in: Francesco Guardi 1712 <strong>–</strong> 1793, 2012[AU1] .<br />

cf. L. R. Bortolatto, Francesco Guardi, 1974[AU2] .<br />

cf. Mitchell Merling, in: Francesco Guardi 1712 <strong>–</strong> 1793,<br />

curated by Alberto Craievich and Filippo Pedrocco,<br />

exhibition catalogue (Venice), Milan 2012.<br />

cf. Francesco Guardi, Museo Correr, exhibition<br />

catalogue, curated by Alberto Craievich and Filippo<br />

Pedrocco, Venice 2012.<br />

Sistrix<br />

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€ 80.000 - € 120.000 (†)<br />

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215<br />

GIOVANNI ANTONIO GUARDI,<br />

1698/99 <strong>–</strong> 1760<br />

Gemäldepaar<br />

AUFBRUCH ZUR JAGD<br />

sowie<br />

RAST BEI DER JAGD<br />

Öl auf Leinwand.<br />

23 x 33 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia,<br />

vom 28. Februar 1997, in Kopie.<br />

Der Malstil des Italieners unterscheidet sich völlig von<br />

dem holländischer oder deutscher Meister bei der<br />

Behandlung derartiger Jagdszenen. Guardi hat bewusst<br />

auf akribische Details verzichtet, um stattdessen<br />

das Wesentliche in den Vordergrund zu rücken:<br />

die dynamischen Bewegungen und die subtilen Lichtstimmungen,<br />

die seine Werke durchdringen. Damit<br />

kommt der Zeitverlauf der Handlungen in diesen Darstellungen<br />

in jedem Detail zur Wirkung. Auch versteht<br />

es Guardi hier, das Weiß des Schimmels mit Wolkenbildungen<br />

farbkompositorisch in Verbindung zu setzen,<br />

anders als etwa der Holländer Wouwerman. Guardi<br />

verzichtet hier auch auf detaillierte Wiedergabe etwa<br />

des Bauernhauses in der „Rast“, wohingegen die Aufmerksamkeit<br />

weit mehr auf das Herumspringen der<br />

Hunde gerichtet ist. Auch im Gegenstück, das den<br />

„Aufbruch zur Jagd“ zeigt, liegt alle Spannung in der<br />

Spontanität der hoch- und vorspringenden Pferde.<br />

Das Gesamtwerk des Malers zeigt, dass er sich weit<br />

mehr als seine venezianischen Kollegen neben der<br />

Vedute auch den figürlichen Szenerien gewidmet hat.<br />

Hierin war er ein Meister in der Wiedergabe des flüchtigen<br />

Augenblicks. Dies zeigen auch seine Bilder religiöser<br />

Themen.<br />

Literatur<br />

Antonio Morassi, Guardi, Bd. II., Venedig 1973, Abb.<br />

161-162. Neuauflage 1984. (14116614) (11)<br />

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GIOVANNI ANTONIO GUARDI,<br />

1698/99 <strong>–</strong> 1760<br />

A pair of paintings<br />

SETTING OFF THE HUNT<br />

and<br />

RESTING WHILE HUNTING<br />

Oil on canvas.<br />

23 x 33 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

Gorizia, dated 28 February 1997, in copy.<br />

Literature:<br />

Antonio Morassi, Guardi, Venice 1973, vol. II. ill. 161,<br />

162, new edition 1984.<br />

€ 24.000 - € 32.000<br />

Sistrix<br />

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135


216<br />

GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />

1691 <strong>–</strong> 1765<br />

GROSSES RÖMISCHES RUINENCAPRICCIO<br />

Öl auf Leinwand.<br />

69 x 109 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Prof. Giancarlo Sestieri,<br />

Rom, 27. Juni 2022, in Kopie.<br />

Das Gemälde in betontem Querformat, bietet den<br />

Blick über antike Steinfragmente hinweg auf Ruinen<br />

römischer Bauwerke der Antike. Während das Kolosseum<br />

im Bildhintergrund zu versinken scheint, durch<br />

Beleuchtung und Durchlichtung der Bögen dramatisiert,<br />

erheben sich davor leicht verschattete Tempelsäulen<br />

mit Gebälk aus dem mit Gras bewachsenen<br />

Gelände, das an den Campo Vaccino erinnern soll. Im<br />

Vordergrund Reliefs.<br />

(1400761) (11)<br />

GIOVANNI PAOLO PANINI,<br />

1691 <strong>–</strong> 1765<br />

LARGE ROMAN RUIN CAPRICCIO<br />

Oil on canvas.<br />

69 x 109 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Prof Giancarlo<br />

Sestieri, Rome, dated 27 June 2022, in copy.<br />

€ 18.000 - € 20.000<br />

Sistrix<br />

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217<br />

GIOVANNI ANTONIO CANAL,<br />

GENANNT „CANALETTO“,<br />

1697 VENEDIG <strong>–</strong> 1768<br />

ARCHITEKTURCAPRICCIO MIT TEMPELSÄULEN<br />

UND DER ARENA VON VERONA<br />

Öl auf Leinwand.<br />

72,2 x 105 cm.<br />

Dem Gemälde liegen drei Gutachten bei, die übereinstimmend<br />

die Autorschaft Canalettos bestätigen:<br />

Roberto Longhi, Florenz, 1969; Giuseppe Fiocco<br />

Francesco Arcangeli, 1979 sowie Dario Succi, Februar<br />

2021. jeweils in Kopie.<br />

Zur Charakteristik von Ruinencapricci gehört die fantasievolle<br />

Bereicherung meist bekannter antiker Hauptgebäude<br />

mit architektonischen Details, die eine untergegangene<br />

Welt vor Augen führen sollen. Selten<br />

entspricht die Zusammenstellung der ruinösen Bauten<br />

dem wahren Zustand zur Zeit des Malers. Dagegen<br />

soll ein Blick in die Geschichte geboten werden, um<br />

gleichzeitig die Vergänglichkeit vor Augen zu führen.<br />

Der Maler hat hier die im Jahr 30 n. Chr. erbaute römische<br />

Arena von Verona nahezu ins Bildzentrum gestellt.<br />

In früheren Beschreibungen des Bildes wurde der Bau<br />

irrtümlich als das römische Kolosseum gesehen. Jedoch<br />

ist er aufgrund der hier auch sichtbaren Aufbauten<br />

des dritten Rundbogengeschoßes („ala“ Flügel genannt),<br />

als die Arena von Verona zu erkennen. Anders<br />

als die reale Lage hat der Maler den gewaltigen Bau<br />

hier jedoch auf eine Anhöhe gestellt, um einen Blick<br />

auf die tiefer liegende Stadt zu bieten. Dabei spielen<br />

auch hier Versatzelemente fantasievoll zusammen,<br />

die mit einer Kuppel keineswegs der Stadt Verona zuzuordnen<br />

sind. An dieser Stelle ließen Untersuchungen<br />

einige Pentimenti erkennen, wonach in der Untermalung<br />

die Kuppel den Säulen näher positioniert war.<br />

Das zeigt, wie Canaletto letztlich eine bestmögliche<br />

Wirkung zu erzielen suchte. Ebenfalls abseits der Realität<br />

verhält es sich mit den Säulen des Tempels, der<br />

Marmorfigur davor und den Gesimsfragmenten am<br />

Boden, aber auch mit dem Wassertümpel links im<br />

Bild. Beachtenswert sind die beiden morgenländisch<br />

gekleideten Männer, die hier interessiert die Marmorstatue<br />

betrachten, während sie selbst von einer Italienerin<br />

mit Kind beobachtet werden.<br />

Die Malweise unterscheidet sich in dieser hohen<br />

Qualität wesentlich von vielen weiteren, zum Teil themenwiederholenden<br />

Werken des Meisters. Auffallend<br />

ist die präzise, äußerst detailgenaue Behandlung der<br />

Arena, im bewussten Kontrast zu der flotten, mit<br />

virtuosem Pinselauftrag gemalten übrigen Bildelemente,<br />

wie Ruinentrümmer, Strauchwerk oder Figurenstaffage.<br />

Dario Succi hat das Gemälde in seiner<br />

Expertise eine Gemäldegruppe „Capriccio con monumenti<br />

in rovina e veduta padovana“ in die Nähe des<br />

vorliegenden Bildes gestellt (aufgeführt bei Constable<br />

und Links, Canaletto, 1989, n. 496).<br />

Das Gemälde wird laut Gutachten in die Jahre um<br />

1740 eingeordnet, also bevor Canal für zehn Jahre<br />

nach England ging, dort unterstützt vom Duke of Richmond.<br />

Danach verbrachte er seine letzten Lebensjahre<br />

wieder in Venedig, eine Phase, in der seine Gemälde<br />

etwa dunkler werden.<br />

(1401255) (11)<br />

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139


GIOVANNI ANTONIO CANAL,<br />

ALSO KNOWN AS “CANALETTO”,<br />

1697 VENICE <strong>–</strong> 1768<br />

ARCHITECTURAL CAPRICCIO WITH TEMPLE<br />

COLUMNS AND ARENA IN VERONA<br />

Oil on canvas.<br />

72.2 x 105 cm.<br />

The painting is accompanied by three expert’s reports,<br />

which all identify Canaletto as the creator of the present<br />

work: Roberto Longhi, Florence, 1969; Giuseppe<br />

Fiocco Francesco Arcangeli, 1979; Dario Succi, February<br />

2021, each in copy.<br />

One of the characteristics of ruin capriccios is the imaginative<br />

elaboration of mostly famous ancient buildings<br />

with architectural details that are intended to visualize<br />

a lost world. The composition of the ruinous<br />

buildings rarely corresponds to the true condition of<br />

the painter’s time. By contrast, a look back into history<br />

is supposed to visualize transience. The painter has<br />

placed the Roman Arena of Verona, built in 30AD, almost<br />

at the painting’s centre. In previous descriptions<br />

of the painting, the building was erroneously regarded<br />

as the Colosseum in Rome. However, it can be identified<br />

as the Arena of Verona due to the structure of<br />

the third arched floor (known as the “ala” wing),<br />

which is also depicted here. In contrast to the arena’s<br />

real location, the painter has positioned the huge<br />

building on a hill to provide a view of the city below.<br />

The artist also includes architectural set pieces such<br />

as a domed structure, which do not correspond with<br />

actual buildings in Verona. In this area, investigations<br />

revealed some pentimenti, according to which the<br />

dome was positioned closer to the columns in the<br />

underpainting. This highlights how Canaletto ultimately<br />

sought to achieve the best possible effect. Far removed<br />

from reality are also the columns of the temple<br />

with a marble figure in front of it, the cornice fragments<br />

on the ground and the water pond on the left<br />

of the painting. Noteworthy are the two men dressed<br />

in Oriental clothing who are looking with interest at<br />

the marble statue while they themselves are being<br />

watched by an Italian woman with a child. The high<br />

quality of the painting style here differs significantly<br />

from many of the master’s other works, some of<br />

which repeat subjects. The precise and extremely detailed<br />

painting of the arena, in obvious contrast to the<br />

brisk, virtuoso brushwork of other elements such as<br />

the ruins, shrubbery or figure staffage are striking. In<br />

his expert’s report Dario Succi has placed the painting<br />

on offer for sale in this lot in the vicinity a group of<br />

paintings, titled Capriccio con monumenti in rovina e<br />

veduta padovana (listed in Constable and Links, Canaletto,<br />

1989, n. 496). According to the report, the painting<br />

is dated ca. 1740, i.e. before Canal moved to England<br />

for a period of ten years with the support of the<br />

Duke of Richmond. He then spent the last years of his<br />

life back in Venice, a phase in which his paintings<br />

became darker.<br />

€ 600.000 - € 800.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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218<br />

FRANCESCO ALBOTTO,<br />

1721/22 VENEDIG <strong>–</strong> 1757 EBENDA<br />

Francesco Albotto (auch „Albotti“ oder „François<br />

Albotti“) war Schüler und Mitarbeiter des Marieschi<br />

(1696/1710-1743) und übernahm nach dessen Tod<br />

die Werkstatt, was dazu führte, dass er der Zweite<br />

Marieschi genannt wurde und seine Werke oft als<br />

die seines Vorgängers galten. Erst 1972 gelang<br />

durch Entdeckung einer Signaturbezeichnung die<br />

Händescheidung. In jüngerer Zeit lassen sich daher<br />

Gemälde seiner Hand genauer zuweisen. Sein Malstil<br />

zeigt sich im Gegensatz zu den Vorgängern weit<br />

glatter in der Peinture, was dem Anspruch einer exakteren<br />

Wiedergabe gewidmet ist. Werke seiner<br />

Hand befinden sich in privaten wie öffentlichen<br />

Sammlungen, darunter in der Gemäldegalerie Berlin,<br />

in Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte<br />

Neapel und in Gallerie di Palazzo Leoni Montanari<br />

Vicenza.<br />

VENEDIG <strong>–</strong> RIALTOBRÜCKE MIT DEM PALAZZO<br />

DEI CAMERLENGHI<br />

Öl auf Leinwand.<br />

55 x 96 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dr. Federica Spadotto,<br />

Padua, vom 12. September 2024, in Kopie.<br />

Brücke und Häusergruppe zeigen sich in spätnachmittaglichem,<br />

schon schattenbildendem Licht. Anders<br />

als in taghell flimmernden Ansichten erlaubt das klare<br />

Licht eine bis ins Detail genaue Wiedergabe der Gebäude,<br />

wie auch der Figurenstaffage und den Arbeitsschiffen<br />

und Gondeln. In der beiliegenden Expertise<br />

werden entsprechende Vergleichsbeispiele genannt,<br />

wie auch die Stichfolge von Marieschi, in der sich ein<br />

Bildmotiv findet, das zu dem vorliegenden Gemälde<br />

korrespondiert.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Mario Manzelli, Proposta per l’identificazione<br />

di Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />

Albotto, in: Arte veneta, Nr. 41, 1987(1988). 1991 (II<br />

ec. 2002).<br />

Vgl. F. Montecuccoli, degli Eri-F. Pedrocco, Michele<br />

Marieschi, La vita, l´ambiente e l´opera Milano 1999.<br />

Vgl. F. Albotto, erede di Marieschi, in Arte Venea<br />

XXVI, 1972.<br />

Vgl. F. Spadotto, Io sono ´700, L´anima di Venezia<br />

tra pittori, mercanti e bottefheri da quadri, Sommacampagna<br />

2018.<br />

Vgl. R. Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di<br />

Michele Marieschi, in: Arte veneta, Nr. XXVI, 1972.<br />

Vgl. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco<br />

Albotto. Erede di Michele Marieschi, in: Arte veneta,<br />

Nr. XXXVIII, 1984.<br />

Vgl. Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita,<br />

l’ambiente, l’opera, Mailand 1999. (1421401) (11)<br />

FRANCESCO ALBOTTO,<br />

1721/22 VENICE <strong>–</strong> 1757 IBID.<br />

VENICE <strong>–</strong> RIALTO BRIDGE AND PALAZZO DEI<br />

CAMERLENGHI<br />

Oil on canvas.<br />

55 x 96 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dr Federica<br />

Spadotto, Padova, dated 12 September 2024, in copy.<br />

Bridge and group of houses depicted in late afternoon<br />

light, already casting shadows.<br />

Literature:<br />

cf. Mario Manzelli, Proposta per l’identificazione di<br />

Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />

Albotto, in: Arte Veneta, 41, 1987(1988). 1991 (II<br />

ec. 2002).<br />

cf. Filippo Pedrocco/Federico Montecuccol degli<br />

Erri, Michele Marieschi: La vita, l’ambiente e l’opera,<br />

Milan 1999.<br />

cf. Francesco Albotto, erede di Michele Marieschi, in:<br />

Arte Veneta, vol. XXVI, 1972.<br />

cf. Federica Spadotto, Io sono ‘700. L’anima di Venezia<br />

tra pittori, mercanti e bottegheri da quadri, Sommacampagna<br />

2018.<br />

cf. Rodolfo Pallucchini, Francesco Albotto, erede di<br />

Michele Marieschi, in: Arte Veneta, no. XXVI, 1972.<br />

cf. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco<br />

Albotto, erede di Michele Marieschi, in: Arte Veneta,<br />

no. XXXVIII, 1984.<br />

cf. Filippo Pedrocco/Federico Montecuccoli degli<br />

Erri, Michele Marieschi. La vita, l’ambiente, l’opera,<br />

Milan 1999.<br />

€ 80.000 - € 100.000<br />

Sistrix<br />

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145


219<br />

FRANCESCO ALBOTTO,<br />

1721/22 ITALIEN <strong>–</strong> 1757 EBENDA<br />

ARCHITEKTURCAPRICCIO<br />

Öl auf Leinwand.<br />

74,5 x 89 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, ohne Datum,<br />

in Kopie.<br />

Die Ansicht zeigt eine fantasievolle Kompilation von<br />

Vedutenelementen in einer nicht bestimmbaren Hafenlandschaft.<br />

Im Gegensatz zu den üblichen Capricci,<br />

wie etwa von Giovanni Paolo Pannini (1691-1765),<br />

bei denen der ruinöse Zerfall antiker Bauten Thema<br />

ist, zeigt das Bild hier eine weitgehend akkurate<br />

Wiedergabe der architektonischen Details.<br />

(1421903) (10)<br />

FRANCESCO ALBOTTO,<br />

1721/22 ITALY <strong>–</strong> 1757 IBID.<br />

ARCHITECTURAL CAPRICCIO<br />

Oil on canvas.<br />

74.5 x 89 cm.<br />

Accompanied by an expertise by Dario Succi,<br />

undated, in copy.<br />

€ 40.000 - € 60.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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147


220<br />

FRANCESCO ALBOTTO,<br />

1721/22 VENEDIG <strong>–</strong> 1757 EBENDA<br />

Francesco Albotto (auch „Albotti“ oder „François Albotti“)<br />

war Schüler und Mitarbeiter des Marieschi (1696/<br />

1710-1743) und übernahm nach dessen Tod die Werkstatt,<br />

was dazu führte, dass er der Zweite Marieschi<br />

genannt wurde und seine Werke oft als die seines<br />

Vorgängers galten. Erst 1972 gelang durch Entdeckung<br />

einer Signaturbezeichnung die Händescheidung.<br />

In jüngerer Zeit lassen sich daher Gemälde<br />

seiner Hand genauer zuweisen. Sein Malstil zeigt sich<br />

im Gegensatz zu den Vorgängern weit glatter in der<br />

Peinture, was dem Anspruch einer exakteren Wiedergabe<br />

gewidmet ist. Werke seiner Hand befinden sich<br />

in privaten wie öffentlichen Sammlungen, darunter in<br />

der Gemäldegalerie Berlin, in Museo e Gallerie Nazionali<br />

di Capodimonte Neapel und in Gallerie di Palazzo<br />

Leoni Montanari Vicenza.<br />

LANDSCHAFT MIT RUINEN UND DENKMÄLERN<br />

AN EINEM SEE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

71 x 96,5 cm.<br />

In vergoldetem ornamental reliefierten Rahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia<br />

sowie eine Expertise von Prof. Egidio Martini, in Kopie.<br />

Thematisch und formal zeigt sich das Gemälde als<br />

Capriccio, die einzelnen Bildinhalte fantasievoll als antike<br />

Versatzstücke zusammengestellt, belebt durch<br />

zeitgenössische Figurenstaffage. Dominierend der<br />

ruinöse Bau mit Säulen und Reliefs, links leicht erhöht<br />

nahe einem Seeufer. Davor ein Denkmal mit reiterlosem<br />

Pferd. Im Bildzentrum ein hoher Steinsockel,<br />

darauf eine dunkle Bronzeschale. Kapitelle und Gesimsfragmente<br />

bereichern das antike Ambiente.<br />

Solche Capriccios kennen wir vor allem von Marco<br />

Ricci (1676/79-1729/30) oder Giovanni Paolo Panini<br />

(1691-1765). Typisch dafür auch die Staffagefiguren,<br />

wie etwa eines Reisenden, der hier sichtlich die untergegangenen<br />

antiken Relikte bewundert, während<br />

weitere Figuren in der ländlichen Kleidung gezeigt<br />

sind. Anders als etwa bei Panini zeigt sich hier im<br />

Werk des Venezianers eine präzisere Behandlung der<br />

architektonischen Details, geschult durch die Vedutenmalerei<br />

Venedigs.<br />

Nur wenige Quellen geben Auskunft über Biografie<br />

und Wirken von Albotto. Es wird angenommen, dass<br />

er Schüler und Mitarbeiter von Michele Marieschi<br />

(1710-1744) war, da er nach dessen Tod die Witwe<br />

ehelichte, die Werkstatt übernahm, und alsbald als der<br />

„zweite Marieschi“ bekannt wurde. So verwundert es<br />

nicht, dass seine Werke oft Marieschi zugeordnet<br />

wurden. Erst als 1972 in New York ein Gemälde auftauchte,<br />

mit Signatur und Bezeichnung „Francesco<br />

Albotto F (fecit) in S. Luca Cale di Ca Loredan“, konnten<br />

Händescheidungen erfolgen. Gleichzeitig berichtet<br />

diese Bezeichnung auch den Ort seines Ateliers.<br />

Der Maler ist insbesondere zwar für seine Venedigveduten<br />

bekannt, vereinzelt schuf er jedoch auch<br />

Landschaften, zumeist mit antik-römischen Versatzstücken,<br />

wie auch in dem vorliegenden Gemälde. A.R.<br />

Anmerkung:<br />

Es sind nicht allzu viele Werke Albottos bekannt geworden,<br />

etliche finden sich in öffentlichen Sammlungen<br />

und Museen, darunter in Berlin, Gemäldegalerie,<br />

Neapel, Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte,<br />

Vicenza, Gallerie di Palazzo Leoni Montanari, etc.<br />

Martini setzt in seinem Gutachten die Zeit um 1740<br />

für die Entstehung des Bildes an, mit Verweis auf<br />

Pedrocco.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Maria Manzelli, Michele Marieschi e il suo alterego<br />

Francesco Albotto, Venedig 2002.<br />

Vgl. Filippo Pedrocco, Michele Marieschi. La vita,<br />

lámbiente, l’opera, Mailand 1999.<br />

Vgl. Rodolfo Pallucchini, Francesco Albotto. Erede di<br />

Michele Marieschi, in: Arte Veneta, Nr. XXVI, 1972,<br />

S. 222.<br />

Vgl. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco<br />

Albotto, errede di Michele Marieschi, In: Arte Veneta,<br />

XXXVIII, 1984, S. 210 f.<br />

Vgl. Mario Manzelli, Proposta per l’identificazione<br />

di Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />

Albotto, In: Arte Veneta, 41, 1987, S. 111 ff.<br />

Vgl. Dario Succi, In: Marieschi tra Vaaletto e Guardi,<br />

Aussungskatalog, Turin 1989, S. 26 ff und 1165 ff.<br />

Vgl. Ralph Toledano, Michele Marieschi. L’opera<br />

completa, Mailand 1995, S. 26 ff und 40 ff.<br />

(1421891) (4) (11)<br />

FRANCESCO ALBOTTO,<br />

1721/22 VENICE <strong>–</strong> 1757 IBID.<br />

LANDSCAPE WITH ANCIENT RUINS AND<br />

MONUMENTS ON A LAKE<br />

Oil on canvas.<br />

71 x 96.5 cm.<br />

Accompanied by expert’s reports by Dario Succi,<br />

Gorizia and by Professor Egidio Martini, in copy.<br />

Literature:<br />

cf. Maria Manzelli, Michele Marieschi e il suo alterego<br />

Francesco Albotto, Venice 2002.<br />

cf. Filippo Pedrocco, Michele Marieschi, la vita,<br />

l’ambiente, l’opera, Milan 1999.<br />

cf. Rodolfo Pallucchini, Francesco Albotto, erede di<br />

Michele Marieschi, in: Arte Veneta, XXVI, 1972,<br />

p. 222.<br />

cf. Mario Manzelli, Ulteriori notizie su Francesco Albotto,<br />

errede di Michele Marieschi, in: Arte Veneta,<br />

XXXVIII, 1984, p. 210f.<br />

cf. Mario Manzelli, Proposta per l’identificazione di<br />

Michele Marieschi e del suo alter-ego Francesco<br />

Albotto, in: Arte Veneta, 41, 1987, p. 111f.<br />

cf. Dario Succi (ed.), Marieschi tra Canaletto e Guardi,<br />

exhibition catalogue Turin 1989, p. 26f. and p. 1165f.<br />

cf. Ralph Toledano, Michele Marieschi. L’opera completa,<br />

second edition, Milan 1995, p. 26f. and p. 40f.<br />

€ 14.000 - € 18.000<br />

Sistrix<br />

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149


221<br />

BERNARDO BELLOTTO,<br />

GENANNT „CANALETTO“,<br />

1721 <strong>–</strong> 1780<br />

DER PIER MIT DEM DOGENPALAST UND<br />

DEN GEFÄNGNISSEN NACH WESTEN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

62 x 96 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia,<br />

2024, in Kopie beigegeben.<br />

Über den Canal Grande mit zahlreichen Gondeln und<br />

Booten mit dahinter liegender Molo, flankiert vom<br />

prachtvollen Dogenpalast, den beiden Säulen mit dem<br />

Markuslöwen und dem Heiligen Todaro mit Drachen<br />

sowie dem Campanile - und alles in der von Bellotto<br />

gewohnten feinen vedutenhaften Feinheit nicht ohne<br />

die Dynamik des Moments vermissen zu lassen. Der<br />

Prototyp für diese Ansicht wurde von Canaletto geschaffen<br />

(59 x 93 cm) und ist Teil einer vierteiligen<br />

Serie, die in Venedig durch Charles Powlett, Third Duke<br />

of Bolton (1658-1754) erworben wurde. Erstmals wurde<br />

die Serie von George Knox 1993 in einem Artikel<br />

im Apollo publiziert und in die 1730er Jahre datiert,<br />

die Zuschreibung wurde dann in J.G. Links, Canaletto<br />

Giovanni Antonio Canal (1697-1768), 1998, S. 9-10 bestätigt.<br />

Vom Prototyp Canaletto‘s, der Der Pier mit<br />

dem Dogenpalast und den Gefängnissen nach Westen<br />

darstellt und um 1735 datierbar ist, leitete der sehr<br />

junge Bellotto die Zeichnung ab, die Teil der Werkstatt-Sammlung<br />

war: Sie wurde von seiner Familie<br />

vererbt, als er in Wilno lebte, und gelangte nach einigen<br />

Zwischenstationen 1829 in den Besitz des Hessischen<br />

Landesmuseums in Darmstadt. Die Zeichnung<br />

wurde erstmals detailliert von H.A. Fritsche im Band<br />

„Bernardo Bellotto genannt Canaletto“ (Burg bei Magdeburg,<br />

1936) beschrieben: „Die Uferpromenade vom<br />

Münzgebäude bis zu den Gefängnissen, gesehen<br />

vom Becken aus: Alle horizontalen Linien sind mit<br />

dem Lineal gemacht, sehr unsicher und unbefriedigend.<br />

Aus einem fremden Modell.“ Zwischen 1938 und<br />

1941 wurde die Zeichnung zusammen mit anderen<br />

Arbeiten von Bellotto aus dem Museum aussortiert<br />

und, nach einer Versteigerung mit Zuschreibung an<br />

Canaletto, bei Fischer in Luzern (2. Juni 1945, Los Nr. 9)<br />

verkauft, wobei die Spuren verloren gingen.<br />

Bis heute waren bereits zwei Gemälde von Bellotto<br />

bekannt, die auf der Zeichnung basieren: Das erste,<br />

datierbar auf 1736-1737, wurde von Constable, Links<br />

mit Zuschreibung an Canaletto (Hg. 1989; I, Tafel 191,<br />

Nr. 85; I, S. 226, Nr. 85) katalogisiert und reproduziert.<br />

Es stammte aus der Sammlung von J.H.H. V. Lane,<br />

Kings‘ Bromley Manor, Lichfield, und wurde 1912 bei<br />

Christie‘s (14. Dezember, Los Nr. 122) als J.B. Canaletto<br />

an Ascher Wertheimer verkauft, der es an Adolph<br />

Hirsch (+1862) weiterverkaufte, von dem es an seinen<br />

Neffen George Pinto (1929-2018) vererbt wurde. Ein<br />

Jahr nach dessen Tod wurde die Ansicht mit korrekter<br />

Zuschreibung an Bellotto bei Christie‘s in London<br />

(4. Juli 2019, Los Nr. 40; 60,8 x 97,5 cm) versteigert.<br />

Das Gemälde, das 1736-1737 ausgeführt wurde und<br />

ohne Abweichung von der Zeichnung stammt, zeigt<br />

Bellottos Versuch, Canaletto‘s sonnige Leuchtkraft<br />

nachzuahmen, die präzise Beschreibung des architektonischen<br />

Gefüges und die Typologie der Staffagefiguren.<br />

Das zweite Gemälde, fast identisch in der Größe, datiert<br />

auf 1737-1738, gehörte zum Nachlass des Kunsthändlers<br />

Giancarlo Baroni und wurde bei Sotheby‘s in<br />

New York (29.-30. Januar 2013, Los Nr. 30; 61,2 x 97,8<br />

cm) als Bellotto versteigert. Die Ansicht zeigt im Vergleich<br />

zur ersten eine stilistische und chromatische<br />

Variation, die die fortschreitende Entwicklung von<br />

Bellottos Kunst dokumentiert, insbesondere in der<br />

Betonung der Chiaroscuro-Kontraste auf der Erhebung<br />

der Bibliothek, an den Seitenfassaden des Dogenpalastes<br />

und der Gefängnisse, sowie in der Hinzufügung<br />

von Schattierungen über den Fenstern der Gefängnisse,<br />

die einen scharfen Kontrast zum Weiß des istrischen<br />

Steinverkleidung bilden. Weitere Änderungen<br />

umfassen das Entfernen einiger Boote und zahlreicher<br />

Spritzer auf dem Pier, während die Wolken, die<br />

zuvor einen horizontalen Verlauf wie in der Zeichnung<br />

hatten, nun nach oben in den Himmel expandieren,<br />

der mit einem intensiven und fast eisigen Blau getönt<br />

ist. Die Staffagefiguren im Vordergrund zeigen eine<br />

bemerkenswerte Neigung zum karikaturistischen<br />

Realismus, der völlig fremd zur Praxis Canaletto‘s<br />

war. Diese erzählerische Tendenz wurde erstmals von<br />

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Terisio Pignatti (Gli inizi di Bernardo Bellotto, in: Arte<br />

Veneta, XX, 1966, S. 226) festgestellt, der dazu anregte,<br />

die Unterschiede in den Endergebnissen der<br />

beiden Künstler zu betrachten: „Niemand würde den<br />

arricciolaten Chinoiserie-Stil von Canaletto‘s Malweise<br />

in einem Gemälde der 1760er Jahre, wie etwa in der<br />

Darstellung der Procuratie in der National Gallery in<br />

London, mit den scharfen Karikaturen Bellottos in der<br />

fast gleichzeitigen Ansicht der Kreuzkirche in Dresden<br />

verwechseln. Und wir wissen, dass Bellotto gegen<br />

Ende seiner Karriere in Warschau sogar große Figuren<br />

und lebensechte Porträts in seine Landschafts- oder<br />

Architekturansichten einfügte.“ Das hier angebotene<br />

außergewöhnliche, bislang unveröffentlichte Gemälde,<br />

datierbar auf etwa 1736 folgt der vorbereitenden<br />

Zeichnung in architektonischen Details und in der Verteilung<br />

der Staffagefiguren, wobei es die Ansicht in<br />

das typische sonnige, von Canaletto abgeleitete goldene<br />

Licht taucht, das für Bellottos frühe Phase charakteristisch<br />

ist. Besonders im rechten Himmel sind<br />

die kratzigen diagonalen Streifen in der Grundvorbereitung<br />

sichtbar, die die eigenhändigen Arbeiten von<br />

Canaletto und seinem Neffen kennzeichnen. Die<br />

prächtige Ansicht stellt, auch aus wissenschaftlicher<br />

Sicht, ein außergewöhnliches Dokument der Kunst<br />

Bellottos dar, dessen Lehre in der Werkstatt seines<br />

Onkels 1735 begann, als er dreizehn Jahre alt war: Es<br />

war damals weit verbreitet, dass ein angehender Maler<br />

früh als Lehrling in die Dienste des Meisters trat, um<br />

sich mit der Zubereitung von Pigmenten vertraut zu<br />

machen, und dann versuchte, die Rolle des Helfers zu<br />

übernehmen. Der künstlerische Werdegang des jungen<br />

Bellotto entwickelte sich als kontinuierlicher Balanceakt<br />

zwischen den Einflüssen von Canaletto‘s Manier<br />

und eigenen, geniale innovativen Ideen: Die ikonografischen<br />

Modelle des Meisters waren natürlich seine<br />

Favoriten, aber obwohl sie fast wörtlich übernommen<br />

wurden, tendierten sie dazu, sich zu immer stärker<br />

charakterisierten Ausdrucksformen zu entwickeln. Da<br />

Bellotto das Glück hatte, Zugang zu den Geheimnissen<br />

der Werkstatt zu erhalten, versuchte er, den strahlenden<br />

Ansichten so nahe wie möglich zu kommen, was<br />

auch dadurch belegt wird, dass die am meisten replizierten<br />

Gemälde zunächst jene waren, die Canaletto<br />

für den Patron und Sammler Joseph Smith ausgeführt<br />

hatte, und die von Antonio Visentini auf Kupfer übertragen<br />

und erstmals in der 1735 erschienenen Sammlung<br />

von Kupferstichen Prospectus Magni Canalis<br />

Venetiarum veröffentlicht wurden, die 1742 mit einer<br />

vollständigen Ausgabe von achtunddreißig Ansichten<br />

fortgesetzt wurde.<br />

Das Problem, das mit den Ansichts-Gemälden von Bellotto<br />

von seinen Anfängen bis zu seiner endgültigen<br />

Trennung von seinem Onkel 1743 zusammenhängt,<br />

wurde in den Katalogen der Ausstellungen behandelt:<br />

Bernardo Bellotto detto il Canaletto (Mirano, Villa Morosini,<br />

1999) und Bernardo Bellotto, il Canaletto delle<br />

Corti Europee (Conegliano, Palazzo Sarcinelli, Marsilio<br />

2011). Die frühesten Ansichten stammen sicherlich<br />

aus der Zeit vor 1738, als Bellottos Name im Verzeichnis<br />

der Zunft der venezianischen Maler erschien: Ein<br />

Faktum, das auf den Erwerb einer gewissen beruflichen<br />

Autonomie hinweist. In dieser Phase, die bis<br />

etwa 1740 dauerte, unterschied sich die Ausdrucksweise<br />

des Schülers von der Canaletto‘s durch ein Licht,<br />

das sich allmählich von der warmen Sonneneinstrahlung<br />

hin zu einer dünneren, silbrigen Transparenz<br />

entwickelte. Ab den 1740er Jahren nahm sein Stil markante<br />

Züge an, die sich in der prägnanten Solidität der<br />

architektonischen Elemente, die mit dünnen schwarzen<br />

Linien profiliert sind, der allgemeinen silbrigen<br />

Helligkeit und den starken Schattierungen, die sich entschieden<br />

von den schattigen Bereichen abheben,<br />

zusammenfassen lassen.<br />

Die erfolgreiche Vertiefung des Wissens verschiedener<br />

Gelehrter über Bellottos Tätigkeit als Schöpfer<br />

venezianischer Veduten ermöglicht es <strong>–</strong> wie im Fall des<br />

hier angebotenen Gemäldes <strong>–</strong> diese Werke leicht in<br />

den künstlerischen Werdegang des Malers einzuordnen,<br />

der als Protagonist einer glänzenden Karriere, die<br />

ihn in seinen frühen Zwanzigern in den Dienst der europäischen<br />

Größen führte, tätig war: Turin, Dresden,<br />

Wien, München, Warschau. Bellotto, der einer der<br />

großen Maler der venezianischen Vedutenkunst des<br />

18. Jahrhunderts zusammen mit Luca Carlevarijs, Antonio<br />

Canal genannt „Canaletto“, Michele Marieschi<br />

und Francesco Guardi war, entstammte einer Familie,<br />

aus der bereits zwei weitere Maler bekannt sind. Sein<br />

Großvater und dessen Bruder waren Theatermaler<br />

und sein Onkel war der schon seinerzeit berühmte<br />

venezianische Vedutist Giovanni Antonio Canal (1697-<br />

1768), genannt „Canaletto“, in dessen Werkstatt<br />

Bernardo 1736 eintrat. Da über die folgenden Jahre<br />

bis 1742 nur wenig über Bellotto bekannt ist, außer<br />

hunderte erhaltener Zeichnungen und nur wenige ihm<br />

zuordenbare Veduten, ist es ein Glücksfall, dass wir<br />

das vorliegende Gemälde anbieten können. Durch sein<br />

weiteres Werk, das ihn als Schöpfer von Veduten so<br />

zahlreicher Städte wie München, Wien, Turin, Pirna,<br />

Dresden oder Warschau bekannt gemacht hat, gilt er<br />

bis heute als einer der bedeutensten Vedutisten des<br />

18. Jahrhunderts.<br />

Literatur<br />

Vgl. Dario Succi, Bernardo Bellotto detto il Canaletto,<br />

Ausstellungskatalog, Villa Morosini, Mirano, 23. Oktober<br />

- 19. Dezember 1999, Mailand 1999.<br />

Vgl. Dario Succi, Bernardo Bellotto. Il Canaletto delle<br />

corti europee, Ausstellungskatalog, Galleria Comunale<br />

d‘Arte Moderna, Conegliano, 11. November 2011-15.<br />

April 2012, Venedig 2011.<br />

Vgl. Dario Succi, Carlevarijs, van Wittel, Venezia (The<br />

young Bellotto), in: Luca Carlevarijs e la veduta veneziana<br />

del Settecento, Ausstellungskatalog, Palazzo<br />

della Ragione, Padua, 25. September-26. Dezember<br />

1994, Mailand 1994. (1421605) (13)<br />

BERNARDO BELLOTTO,<br />

ALSO KNOWN AS “CANALETTO”,<br />

1721 <strong>–</strong> 1780<br />

THE JETTY WITH THE DOGE’S PALACE AND<br />

THE PRISONS TO THE WEST<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

62 x 96 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

Gorizia, 2024, in copy.<br />

Literature:<br />

cf. Dario Succi, Bernardo Bellotto detto il Canaletto,<br />

exhibition catalogue, Villa Morosini, Mirano, 23 October<br />

- 19 December 1999, Milan 1999.<br />

cf. Dario Succi, Bernardo Bellotto. Il Canaletto delle<br />

corti europee, exhibition catalogue, Galleria Comunale<br />

d’Arte Moderna, Conegliano, 11 November 2011<br />

- 15 April 2012, Venice 2011.<br />

cf. Dario Succi, Carlevarijs, van Wittel, Venezia (The<br />

young Bellotto), in: Luca Carlevarijs e la veduta veneziana<br />

del Settecento, exhibition catalogue, Palazzo<br />

della Ragione, Padua, 25 September - 26 December<br />

1994, Milan 1994.<br />

€ 600.000 - € 800.000<br />

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Detailabbildung<br />

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222<br />

BERNARDO BELLOTTO,<br />

GENANNT „CANALETTO“,<br />

1721 VENEDIG <strong>–</strong> 1780 WARSCHAU<br />

ANSICHT DER KARLSKIRCHE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

48,3 x 79,9 cm.<br />

Auf dieser Ansicht sieht man die Kirche Sant Karl Borromäus<br />

vom Ufer des Wienflusses aus in Richtung<br />

Osten. Im Vordergrund, teilweise von Bäumen verdeckt,<br />

sind die Dächer und Schornsteine einer kleinen<br />

Gebäudegruppe zu sehen, die als „Bärenmühle“ bekannt<br />

ist. Die Westfront der großen Fischer-von-Erlach-Kirche<br />

wird von der kühnen Kombination eines<br />

Säulenportikus mit zwei Säulen und der großen Barockkuppel<br />

dahinter beherrscht. Rechts daneben befindet<br />

sich die kleine Augustinuskapelle, die Friedhofskapelle<br />

des städtischen Krankenhauses. Links von der<br />

Kirche sind in der Ferne ein Flügel des Palais Schwarzenberg<br />

und die Kuppel der Gardekirche zu erkennen,<br />

und ganz links die berühmte Steinerne Brücke über<br />

den Wienfluss. Die Komposition kann sicher auf 1760<br />

oder das folgende Jahr datiert werden, da das Dach<br />

der Bärenmühle einen terminus post quem darstellt:<br />

Es wurde nach dem Brand im Juni 1759 gemalt.<br />

Provenienz:<br />

Frans Josef Honig (1877-1930), Wien, ab 1926.<br />

Karl Haberstock, Berlin, ab 1929.<br />

Galerie Caspari, München, 1930.<br />

Max Emden (1874-1940), Hamburg.<br />

Karl Haberstock, Berlin.<br />

Reichskanzlei, Berlin.<br />

Auf Lager, Alt Ausee, Österreich.<br />

Zentrale Sammelstelle München (Nummer 1411),<br />

15. Januar 1946.<br />

Übertragen auf den Ministerpräsidenten, 10. Juni<br />

1949.<br />

Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, 1966.<br />

Rückgabe an die Erben von Max Emden, 2019.<br />

Literatur:<br />

H. Tietze, Alt-Wien in Wort und Bild vom Ausgang<br />

des Mittelalters bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts,<br />

Wien 1926, Abb. Taf. 104.<br />

H.A. Fritzsche, Bernardo Bellotto genannt Canaletto,<br />

Burg bei Magdeburg 1936, S. 115, Nr. VG 114.<br />

A. Trost, Canalettos Wiener Ansichten, S. 19 und 23,<br />

Nr. 9, Abb. 9<br />

H. Aurenhammer, in: Johann Bernhard Fischer<br />

von Erlach, Ausst.kat. Wien, Graz und Salzburg 1956,<br />

S. 169, 53, Abb. 12.<br />

H. Sedlmayer, in Johann Bernhard Fischer von<br />

Erlach, Wien und Monaco, 1956, S. 134, Abb. 165.<br />

S. Kozakiewicz, „Ein fast unbekannter Maler, Lorenzo<br />

Bellotto, Sohn von Bernardo und eine Reihe von<br />

Bellottischen Ansichten von Rom“, in Venedig und<br />

Polen in den Jahrhunderten vom XVII. bis zum XIX.<br />

Jahrhundert, Venedig und Rom 1965, S. 98, Abb. 61;<br />

G. Heinz, in Bernardo Bellotto gennant Canaletto,<br />

Ausstellungskatalog Wien 1965, S. 59, Nr. 46.<br />

K. Haberstock, Hundert Bilder aus der Galerie Haberstock<br />

Berlin, München 1967, Nr. 67.<br />

S. Kozakiewicz, Bernardo Bellotto, London 1972,<br />

Vol. I, S. 114 und 127, Vol. II, S. 198, und 200-01,<br />

Nr. 258, Abb. 258.<br />

M.J. Knofler, Das Theresianische Wien. Der Alltag<br />

in den Bildern Canalettos, Wien, Köln und Graz 1979,<br />

S. 22, Abb. 3.<br />

A. Rizzi, „Promenades bellottiane per Vienna e<br />

dintorni“, in Ateneo Veneto, Bd. CLXXIX, 1992,<br />

S. 274-75.<br />

A. Rizzi, Bernardo Bellotto. Dresden Wien München<br />

1747-1766, Venedig 1996, S. 104, Nr. 86.<br />

W. Seipel (Hrsg.), Bernardo Bellotto gennant Canaletto.<br />

Europäische Veduten, Ausstellungskat. Wien 2005,<br />

S. 111, unter Nr. 17, Abb. 1.<br />

Ausstellung:<br />

München, Galerie Caspari, Italienische Malerei,<br />

Venezianer des 16. bis 18. Jahrhunderts, 1930, Nr. 4.<br />

München, Technische Hochschule, Architekturausstellung<br />

der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen<br />

München, Settembre-Ottobre 1954.<br />

Düsseldorf, Kunstmuseum, in prestito dal 1966.<br />

Warschau, Das Königliche Schlossmuseum, Bernardo<br />

Bellotto. Anlässlich des 300. Geburtstages des Malers,<br />

23 Settembre 2022 <strong>–</strong> 10 Gennaio 2023. (14012513)<br />

(10)<br />

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BERNARDO BELLOTTO,<br />

ALSO KNOWN AS “CANALETTO”,<br />

1721 VENICE <strong>–</strong> 1780 WARSAW<br />

VIEW OF THE CHURCH OF ST CHARLES<br />

Oil on canvas.<br />

48.3 x 79.9 cm.<br />

Framed.<br />

Provenance:<br />

Frans Josef Honig (1877-1930), Vienna, from 1926.<br />

Karl Haberstock, Berlin, from 1929.<br />

Caspari Gallery, Munich, 1930.<br />

Max Emden (1874-1940), Hamburg.<br />

Karl Haberstock, Berlin.<br />

Reich Chancellery, Berlin.<br />

In stock, Alt Ausee, Austria.<br />

Central Collection Point Munich (number 1411),<br />

15 January 1946.<br />

Transferred to the Prime Minister, 10 June 1949.<br />

Property of the Federal Republic of Germany, 1966.<br />

Returned to the heirs of Max Emden, 2019.<br />

Literature:<br />

H. Tietze, Alt-Wien in Wort und Bild vom Ausgang<br />

des Mittelalters bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts,<br />

Vienna 1926, ill. plate 104.<br />

H.A. Fritzsche, Bernardo Bellotto genannt Canaletto,<br />

Burg bei Magdeburg 1936, p. 115, no. VG 114.<br />

A. Trost, Canaletto’s Views of Vienna, pp. 19 and 23,<br />

no. 9, fig. 9<br />

H. Aurenhammer, in: Johann Bernhard Fischer von<br />

Erlach, exhib. cat. Vienna, Graz and Salzburg 1956,<br />

pp. 169, 53, fig. 12.<br />

H. Sedlmayer, in Johann Bernhard Fischer von<br />

Erlach, Vienna and Monaco, 1956, p. 134, ill. 165.<br />

S. Kozakiewicz, ’An almost unknown painter, Lorenzo<br />

Bellotto, son of Bernardo and a series of Bellottian<br />

views of Rome’, in Venice and Poland in the Centuries<br />

from the XVIIth to the XIXth Century, Venice and<br />

Rome 1965, p. 98, fig. 61;<br />

G. Heinz, in Bernardo Bellotto gennant Canaletto,<br />

exhibition catalogue Vienna 1965, p. 59, no. 46.<br />

K. Haberstock, Hundert Bilder aus der Galerie Haberstock<br />

Berlin, Munich 1967, no. 67.<br />

S. Kozakiewicz, Bernardo Bellotto, London 1972,<br />

Vol. I, pp. 114 and 127, Vol. II, p. 198, and 200-01,<br />

no. 258, ill. 258.<br />

M.J. Knofler, Das Theresianische Wien. Der Alltag<br />

in den Bildern Canalettos, Vienna, Cologne and Graz<br />

1979, p. 22, fig. 3.<br />

A. Rizzi, ’Promenades bellottiane per Vienna e dintorni’,<br />

in Ateneo Veneto, vol. CLXXIX, 1992, pp. 274-75.<br />

A. Rizzi, Bernardo Bellotto. Dresden Vienna Munich<br />

1747-1766, Venice 1996, p. 104, no. 86.<br />

W. Seipel (ed.), Bernardo Bellotto gennant Canaletto.<br />

Europäische Veduten, exhib. cat. Vienna 2005, p. 111,<br />

under no. 17, fig. 1.<br />

Exhibition:<br />

Munich, Caspari Gallery, Italian Painting, Venetians<br />

of the 16th to 18th centuries, 1930, no. 4.<br />

Munich, Technische Hochschule, Architecture<br />

Exhibition of the Bavarian State Painting Collections<br />

Munich, Settembre-Ottobre 1954.<br />

Düsseldorf, Kunstmuseum, in prestito dal 1966.<br />

Warsaw, The Royal Castle Museum, Bernardo Bellotto.<br />

On the occasion of the 300th anniversary of the<br />

painter’s birth, 23 Settembre 2022 <strong>–</strong> 10 Gennaio 2023.<br />

€ 500.000 - € 700.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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155


223<br />

DOMENICO FACCHINETTI,<br />

GENANNT „DOMENICHINI“,<br />

VENEDIG 1670 <strong>–</strong> 1744<br />

ARCHITEKTURCAPRICCIO<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

57 x 102 cm.<br />

In ornamentverziertem Profilrahmen.<br />

Wir danken Herrn Dario Succi für freundliche Hinweise<br />

zur Katalogiusierung.<br />

Diese langen, schlanken Säulenarkaden verkörpern<br />

die ganze Majestät der Antike. Obwohl es sich um<br />

Ruinen handelt, haben diese Tempel nichts von ihrer<br />

Erhabenheit eingebüßt. In das Licht einer offenbar untergehenden<br />

Sonne getaucht, strahlt der Stein und<br />

verbreitet die Wärme seiner goldgelben Ockertöne.<br />

Es ist die „goldene Stunde“, die sich für schmeichelhafte<br />

Beleuchtungen besonders eignet. Zu Füßen dieser<br />

antiken Monumente bewegen sich winzig kleine<br />

Figuren, die ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgehen.<br />

Ihre im Vergleich zu den Bauwerken winzige<br />

Größe verstärkt das Gefühl der Ewigkeit, das von dieser<br />

ruhmreichen Antike ausgeht. Es scheint, als würde<br />

die Zeit diese kleinen Menschen dahinschwinden lassen,<br />

lange bevor sie diese kostbaren Überreste eines<br />

bewunderten Reiches auslöscht.<br />

Diese Bauwerke, die Teil dieser Landschaft sind, führen<br />

uns in eine Natur, die vom Menschen gezähmt<br />

wurde. Der See, der sie säumt, lässt im Hintergrund<br />

die Gebäude einer kleinen Stadt und dahinter einige<br />

Berggipfel erahnen. Es ist jedoch unmöglich, hier eine<br />

bestimmte Landschaft zu erkennen, denn der Künstler<br />

erfindet diese Caprici, wie es im 18. Jahrhundert üblich<br />

war, wo eine kultivierte ausländische Kundschaft<br />

bestrebt war, ein Stück phantasiegeborenes Italien<br />

mit nach Hause zu nehmen. Um den ersten Touristen<br />

gerecht zu werden, schuf er architektonische Capricci,<br />

in denen reale und imaginäre Monumente zum Vergnügen<br />

des Betrachters nebeneinander bestehen.<br />

Diese belebten Landschaften, die aus der Tradition<br />

des vorangegangenen Jahrhunderts stammen, sind<br />

nicht länger an biblische oder mythologische Szenen<br />

gebunden, wie es ursprünglich bei den Gemälden von<br />

Claude Lorrain (1600-1682) oder Nicolas Poussin<br />

(1594-1665) der Fall war. Apollonio Domenichini (1715-<br />

1770) war ein venezianischer Maler, der lange unter<br />

dem Namen Meister der Ansichten der Langmatt-Stiftung<br />

bekannt war. Seinen Namen verdankte er einer<br />

Sammlung von dreizehn Veduten, die in den Sammlungen<br />

dieser in Baden (Schweiz) ansässigen Stiftung<br />

aufbewahrt werden. Erst 1994 wurde dieser Maler<br />

von dem Kunsthistoriker Dario Succi als Apollonio Domenichini<br />

identifiziert. Zuvor war er unter dem Namen<br />

Il Menichino bekannt. Als Schüler von Luca Carlevaris<br />

(1663-1730), dem Begründer der Vedutenmalerei, und<br />

von Giovanni Richter (1665-1745) wurde er von seinen<br />

venezianischen Zeitgenossen oft ebenso erwähnt wie<br />

die Vedutenmaler Antonio Canaletto (1697-1768), Francesco<br />

Guardi (1712-1793), Michele Marieschi (1710-<br />

1743) und Francesco Albotto (1721-1757). Er arbeitete<br />

in Venedig unter ihnen und erwarb sich so einen Ruf<br />

durch Ansichten von Venedig und Rom, die bei den<br />

englischen Reisenden des Grand Tour besonders beliebt<br />

waren. Seine Karriere erblühte vor allem nach<br />

dem Tod von Marieschi und dem Weggang von Canaletto<br />

im Jahr 1746. Sein Name taucht 1757 in den Registern<br />

der Fraglia, der venezianischen Malergilde, auf,<br />

sowie in der Korrespondenz des Kunsthändlers Giovanni<br />

Maria Sasso mit dem englischen Minister John<br />

Strange, dem er zahlreiche seiner Werke in der zweiten<br />

Hälfte des 18. Jahrhunderts sandte. Sein Stil, der<br />

sich kaum veränderte, zeichnet sich durch besondere<br />

Perspektivwahl und den Einsatz von kontrastreichen,<br />

kühlen Tönen in Blau- und Grüntönen aus, die von warmen<br />

Ockertönen aufgehellt werden, wie auch in diesem<br />

Gemälde zu sehen.<br />

Literatur:<br />

Vgl. D. Succi, Apollonio Domenichini, „Il Maestro<br />

della Fondazione Langmatt“, in Da Canaletto a<br />

Zuccarelli, Ausstellungskatalog von A. Delneri und<br />

D. Succi, Udine, 2003, S. 103-107.<br />

Vgl. D. Succi, Apollonio Domenichini, „Il Maestro<br />

della Fondazione Langmatt“, in Canaletto. Venezia e i<br />

suoi splendori, Ausstellungskatalog von G. Pavanello<br />

und A. Craievich, Venedig 2008, S. 194-197.<br />

Vgl. L. Moretti, „Über Apollonio Facchinetti, genannt<br />

Domenichini (1715-1757), und andere Maler dieser<br />

Familie“, in Arte Veneta, 2011, 68, S. 319-323.<br />

(1411759) (13)<br />

DOMENICO FACCHINETTI,<br />

ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,<br />

VENICE 1670 <strong>–</strong> 1744<br />

ARCHITECTURAL CAPRICCIO<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

57 x 102 cm.<br />

We would like to thank Dario Succi for his kind advice.<br />

Literature:<br />

cf. D. Succi, Apollonio Domenichini, “Il Maestro della<br />

Fondazione Langmatt”, in: Da Canaletto a Zuccarelli,<br />

exhibition catalogue by A. Delneri and D. Succi,<br />

Udine, 2003, pp. 103-107.<br />

cf. D. Succi, Apollonio Domenichini, “Il Maestro della<br />

Fondazione Langmatt”, in: Canaletto. Venezia e i suoi<br />

splendori, exhibition catalogue by G. Pavanello and<br />

A. Craievich, Venice 2008, pp. 194-197.<br />

cf. L. Moretti, “Über Apollonio Facchinetti, genannt<br />

Domenichini (1715-1757), und andere Maler dieser<br />

Familie”, in: Arte Veneta, 2011, 68, pp. 319-323.<br />

€ 30.000 - € 50.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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159


224<br />

APOLLONIO FACCHINETTI,<br />

AUCH GENANNT „DOMENICHINI“,<br />

TÄTIG 1740 <strong>–</strong> 1770<br />

Apollonio Facchinetti, nach dem Vornamen seines<br />

Vaters Domenico (1669-1743) auch Domenichini<br />

genannt, war ehemals als „Meister der Fondazione<br />

Langmatt“ bekannt geworden. Dreizehn Veduten der<br />

Langmatt-Stiftung in Baden haben nach Vorschlag von<br />

Dario Succi zu einer Benennung des Malers geführt.<br />

Sein Name wurde entdeckt durch die Korrespondenz<br />

zwischen dem britischen Minister Sir John Strange<br />

und dem venezianischen Gemäldeagenten Maria Sasso.<br />

Als Vedutist widmete sich Apollonio wohl ausschließlich<br />

der Stadt Venedig. Vermutlich war er ein<br />

Schüler Carlevaris (1663/65-1729/31), Francesco Albottos<br />

(1721/22-1757), oder Michele Giovanni Marieschis<br />

(1696/1710-1743). Der Zeitraum zwischen 1740<br />

und 1750, in dem Giovanni Antonio Canal, genannt<br />

„Canaletto“ (1697-1768) sich in England aufhielt, kam<br />

Apollonio zugute, war er nun, bei den Reisenden der<br />

Grand Tour mit seinen Veduten äußerst beliebt. Bei<br />

etlichen Ausstellungen wurde die Anerkennung der<br />

im Stilvergleich stehenden Werke an Apollonio immer<br />

präziser.<br />

VENEZIANISCHE VEDUTE MIT SANTA MARIA<br />

DELLA SALUTE UND DER BIBLIOTECA MARCIANA<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

72 x 110 cm.<br />

In ornamental reliefiertem Rahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia.<br />

Die Vedute zählt zu den wenigen, die einen Blick nahezu<br />

auf die ganze Fassade der Libreria gewährt, und<br />

gleichzeitig als kompositionelles Gegengewicht die<br />

Kirche Santa Maria della Salute gleichrangig ins Bild<br />

setzt. Aus dieser Perspektive erscheint die Piazzetta,<br />

die Platzerweiterung des Markusplatzes zum Kanal<br />

hin, überraschend weiträumig, wodurch die dem Betrachterauge<br />

nahe gebrachten Staffagefiguren ungewöhnlich<br />

gut zur Geltung kommen. Die beiden Säulen<br />

<strong>–</strong> St. Markus und St. Georg <strong>–</strong> wirken hintereinandergestaffelt<br />

nahezu als Abschluß der Bogenfassade mit<br />

den Halbsäulen jener „Libreria Marciana“, die 1538<br />

bis 1591 von Jacopo Sansovino errichtet wurde. Wie<br />

sonst kaum in Veduten des Platzes zu sehen, kommt<br />

hier auch das kupfergrüne Dach mit Laterne hinter<br />

den Balusterfiguren zur Wirkung. Links dagegen zeigen<br />

sich <strong>–</strong> eng gruppiert <strong>–</strong> die markanten Gebäude<br />

der Dogana am Eingang des Kanals und die dahinter<br />

hochragende Kirche Santa Maria della Salute, von<br />

Longhena nach der Pestplage bis 1687 errichtet. In<br />

großartiger Weise ist das Lichtspiel der von Osten her<br />

beleuchteten Gebäude wiedergegeben, was den Zeitraum<br />

der Bilderfassung in den frühen Morgenstunden<br />

erkennen lässt.<br />

(1421771) (13)<br />

APOLLONIO FACCHINETTI,<br />

ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,<br />

ACTIVE 1740 <strong>–</strong> 1770<br />

Apollonio Facchinetti, also known as “Domenichini”<br />

after the first name of his father Domenico (1669 <strong>–</strong><br />

1743), was formerly known as the “<strong>Master</strong> of the<br />

Langmatt Foundation Views”. Thirteen vedutas from<br />

the Langmatt Foundation in Baden led to the naming<br />

of the painter following a suggestion by Dario<br />

Succi.<br />

VENICE VEDUTA WITH SANTA MARIA DELLA<br />

SALUTE AND BIBLIOTECA MARCIANA<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

72 x 110 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

Gorizia.<br />

The painting is one of the few that depicts a vista of<br />

almost the entire façade of the Libreria, and includes<br />

the Church of Santa Maria della Salute as a counterweight<br />

in the composition.<br />

€ 60.000 - € 80.000<br />

Sistrix<br />

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225<br />

APOLLONIO FACCHINETTI,<br />

AUCH GENANNT „DOMENICHINI“,<br />

TÄTIG 1740 <strong>–</strong> 1770, ZUG.<br />

Apollonio Facchinetti, nach dem Vornamen seines Vaters<br />

Domenico (1669-1743) auch Domenichini genannt,<br />

war ehemals als „Meister der Fondazione Langmatt“<br />

bekannt geworden. Dreizehn Veduten der Langmatt-<br />

Stiftung in Baden haben nach Vorschlag von Dario<br />

Succi zu einer Benennung des Malers geführt. Sein<br />

Name wurde entdeckt durch die Korrespondenz zwischen<br />

dem britischen Minister Sir John Strange und<br />

dem venezianischen Gemäldeagenten Maria Sasso.<br />

Als Vedutist widmete sich Apollonio wohl ausschließlich<br />

der Stadt Venedig. Vermutlich war er ein Schüler<br />

Carlevaris (1663/65-1729/31), Francesco Albottos (1721/<br />

22-1757), oder Michele Giovanni Marieschis (1696/<br />

1710-1743). Der Zeitraum zwischen 1740 und 1750, in<br />

dem Giovanni Antonio Canal, genannt „Canaletto“<br />

(1697-1768) sich in England aufhielt, kam Apollonio<br />

zugute, war er nun, bei den Reisenden der Grand Tour<br />

mit seinen Veduten äußerst beliebt. Bei etlichen Ausstellungen<br />

wurde die Anerkennung der im Stilvergleich<br />

stehenden Werke an Apollonio immer präziser.<br />

PIAZZA SAN MARCO IN VENEDIG<br />

Öl auf Leinwand.<br />

89 x 148 cm.<br />

In vergoldetem reliefverziertem Rahmen.<br />

Blick auf den Platz aus der Kavaliersperspektive. Dominierend<br />

im Bild der Campanile und die Markuskirche,<br />

rechts daneben ist noch ein Teil des Dogenpalastes<br />

zu sehen, angeschnitten durch die Ecke der von<br />

Sansovino und Scamozzi 1445 -1588 errichtete Biblioteca<br />

Marciana, die hier im Licht steht. Links gegenüber<br />

der Uhrenturm mit den Glockenschlägern. Auch<br />

die Fassade der Markuskirche und ihre Kuppeln sind<br />

detailgenau gezeichnet. Von Interesse sind vor allem<br />

die in Gruppen und einzeln auf den Platz verteilten<br />

Staffagefiguren, deren Kostüme die Mode des 18.<br />

Jahrhunderts dokumentieren. Dabei lassen sich Personen<br />

unterschiedlichen Standes ausmachen.<br />

Am Fuß des Campanile Sonnendächer und eine Versammlung<br />

von Zuschauern vor einer Bühne mit einem<br />

Schauspieler. Alle diese Einzelheiten geben dem<br />

Gemälde besonderen Reiz.<br />

Nachrichten über den Maler waren lange Zeit sehr<br />

dürftig. Der Name Domenichini wird fürs Jahr 1757 in<br />

der venezianischen Malergilde Fraglia erwähnt. Aufgrund<br />

von Stilvergleichen und archivalischen Quellen<br />

konnte jedoch ein Gesamtbild vom Wirken des Malers<br />

entworfen werden. Das Geburtsjahr 1715 hat Lino<br />

Moretti ermittelt. Er konnte aufgrund eines Dokuments<br />

vom August 1702 feststellen, dass der eigentliche Familienname<br />

Facchinetti lautet. Die Quelle nennt den<br />

Vater, ebenfalls Maler, mit beiden Namen. Es wird angenommen,<br />

dass der Facchinetti bei Luca Carlevarij<br />

(1663-1730) studiert hat, sich jedoch um 1740 selbständig<br />

machte. Auch architektonische Details in den<br />

Veduten lassen seine Werkgruppe um 1744 datieren.<br />

Das einzige datierbare Werk Facchinettis ist eine Romansicht<br />

von 1746. Die Veduten der Stiftung Langmatt<br />

(Schweiz) wurden u. a. 1994 in einer Ausstellung<br />

gezeigt, mit einem Katalog von Gertrude Borghero.<br />

Darüber hinaus hat Dario Succi das Werk Facchinettis<br />

mit späteren Malern in Verbindung gebracht, die von<br />

Facchinetti beeinflusst gewesen sein dürften, wie<br />

etwa Michele Marieschi (1710-43), Francesco Albotto<br />

(1721-1757) oder Francesco Tironi (1745-1797).<br />

Literatur:<br />

Vgl. Gertrude Borghero, Katalog : Mythos Venedig,<br />

Venezianische Veduten des 18. Jahrhunderts, Stiftung<br />

Langmatt, Sidney & Jenny Brown, Baden 8.<br />

Juni <strong>–</strong> 31 Oktober 1994.<br />

Vgl. Dario Succi und Gertrude Borghero a Alito e<br />

Fascino di Venezia nelle vedute del Settecento<br />

(Stiftung Langmatt, Baden 1994).<br />

Vgl. F. Pedrocco, Visions of Venice, <strong>Paintings</strong> of the<br />

18th Century, London.<br />

Vgl. Lino Moretti, Di Apollonio Facchinetti detto Domenichini<br />

[1715-1757] e altri pittori di quella famiglia,<br />

in: Arte Veneta, 68, S. 319-323),<br />

Vgl. Lino Moretti, In: Arte Veneta, 68, S. 319-323.<br />

(1421905) (13)<br />

162 HAMPEL ONLINE Visit www.hampel-auctions.com for around 7.000 additional images.<br />

APOLLONIO FACCHINETTI,<br />

ALSO KNOWN AS “DOMENICHINI”,<br />

ACTIVE 1740 <strong>–</strong> 1770, ATTRIBUTED<br />

PIAZZA SAN MARCO IN VENICE<br />

Oil on canvas.<br />

89 x 148 cm.<br />

View of the San Marco square in cavalier perspective.<br />

The Campanile and Saint Mark’s Church dominate the<br />

composition, with the Doge’s Palace to the right, cut<br />

off by the corner of the Biblioteca Marciana, built by<br />

Sansovino and Scamozzi between 1445 and 1588,<br />

shown standing in the light here. Information regarding<br />

the painter’s life was sparse for a long time. The<br />

name Domenichini is mentioned in the Fraglia Guild of<br />

Venetian painters in 1757. However, based on style<br />

comparisons and archival sources, an overview of the<br />

painter’s oeuvre could be outlined. Lino Moretti identified<br />

his birth year as 1715. Based on a document<br />

from August 1702, he was able to determine his actual<br />

family name as Facchinetti. The source names the<br />

father, also a painter, by both names. It is assumed<br />

that Facchinetti was a student of Luca Carlevarijs<br />

(1663 - 1730) but became independent around 1740.<br />

Architectural details in the vedutas also allow his<br />

group of works to be dated to ca. 1744. The only datable<br />

work by Facchinetti is a View of Rome from 1746.<br />

The vedutas of the Langmatt Foundation (Switzerland)<br />

were shown, among others, in an exhibition in 1994,<br />

with a catalogue by Gertrude Borghero.<br />

Literature:<br />

cf. Gertrude Borghero, Mythos Venedig, Venezianische<br />

Veduten des 18. Jahrhunderts, exhibition catalogue,<br />

Stiftung Langmatt, Sidney & Jenny Brown,<br />

Baden, 8 June - 31 October 1994.<br />

cf. Dario Succi and Gertrude Borghero, a Alito e<br />

Fascino di Venezia nelle vedute del Settecento,<br />

Langmatt Foundation, Baden 1994.<br />

cf. Filippo Pedrocco, Visions of Venice, <strong>Paintings</strong><br />

of the 18th Century, London 2001.<br />

cf. Lino Moretti, Di Apollonio Facchinetti detto Domenichini<br />

[1715-1757] e altri pittori di quella famiglia,<br />

in: Arte Veneta, 68, pp. 319-323.<br />

€ 60.000 - € 80.000 (†)<br />

Sistrix<br />

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226<br />

JOHAN ANTON RICHTER,<br />

AUCH GENANNT „GIOVANNI RICHTER“,<br />

1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENEDIG, KREIS DES<br />

Richter begab sich 1697 von Schweden in die Lagunenstadt,<br />

wo er alsbald Arbeiten für Sammlerkreise<br />

schuf. 1717 ist er bereits durch ein Schreiben des<br />

Veroneser Antonio Balestra (1666-1740) dokumentiert.<br />

Er stand in der Folge des Luca Carlevarijs<br />

(1663/65-1729/31), bei dem er anfänglich gelernt hatte.<br />

VENEDIG <strong>–</strong> PANORAMAVEDUTE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

38 x 79,9 cm.<br />

Im klassizistischen, vergoldeten Rahmen.<br />

Der Blick führt von der ganzen Breite des Canal Grande<br />

hin zu San Marco. Damit bietet sich hier in betontem<br />

Längsformat dem Betrachter eine panoramaartige<br />

und in dieser Art seltene Vedute Venedigs. Der<br />

Betrachterstandpunkt ist die Isola San Michele. Die<br />

Palast- und Häuserreihen setzen sich seitlich fort und<br />

schließen links die Punta della dogana ein. Der Campanile<br />

von San Marco erhebt sich hinter dem Palazzo<br />

und bildet gebieterisch das Zentrum der gesamten<br />

Stadtansicht. Während die Gebäude in der linken Bildseite<br />

verschattet wiedergegeben sind, leuchtet die<br />

Palastreihe rechts umso strahlender, was den nachmittaglichen<br />

Zeitpunkt der Bilderfassung markiert.<br />

Die Oberfläche des Kanals ist ruhig wiedergegeben,<br />

belebt von zahlreichen Gondeln, wobei die dem Betrachter<br />

näheren mit der reichen Figurenstaffage dem<br />

Bild eine lebendige Schilderung des gesellschaftlichen<br />

Lebens bieten. So sind die Arbeits- und Lastkähne<br />

mit Fischern und Frauen gut zu unterscheiden von<br />

den noblen Passagiergondeln mit ihren Kajütenaufbauten.<br />

Gebieterisch erheben sich dazwischen die<br />

Masten einer Kogge, die hier vor Anker gegangen ist.<br />

Mit dieser detailreichen Schilderung liefert das Bild<br />

sowohl eine Vedutenansicht der Stadt, als auch einen<br />

lebendigen Einblick in das Treiben in der frühen Zeit<br />

der venezianischen Vedutenmalerei.<br />

JOHAN ANTON RICHTER,<br />

ALSO KNOWN AS “GIOVANNI RICHTER”,<br />

1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENICE, CIRCLE OF<br />

VENICE <strong>–</strong> PANORAMIC VIEW<br />

Oil on canvas.<br />

38 x 79.9 cm.<br />

Literature:<br />

cf. Rodolfo Pallucchini, La pittura nel Veneto. Il<br />

Settecento, Milan 1994, p. 192.<br />

cf. Dario Succi, La Serenissima nello specchio<br />

di rame, Veneto 2013.<br />

€ 55.000 - € 70.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Vgl. Rodolfo Pallucchini, La pittura nel Veneto.<br />

Il Settecento, Mailand 1994, S. 192.<br />

Vgl. Dario Succi, La Serenissima nello specchio<br />

di rame, Veneto 2013. (1421441) (11)<br />

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165


227<br />

VENEZIANISCHER VEDUTIST<br />

DES 18./19. JAHRHUNDERTS<br />

VENEDIG - BLICK AUF SANTA MARIA<br />

DELLA SALUTE<br />

VENETIAN VEDUTISTA,<br />

18TH/ 19TH CENTURY<br />

VENICE <strong>–</strong> VIEW OF SANTA MARIA<br />

DELLA SALUTE<br />

Öl auf Leinwand.<br />

35 x 56 cm.<br />

Die Stadtansicht in kühler Farbigkeit; der Blick führt<br />

zur Mündung des Canal Grande mit der Punta Dogana.<br />

Das beliebte Bildmotiv wurde von nahezu allen<br />

venezianischen Vedutisten behandelt, von Giovanni<br />

Antonio Canal (1697-1768) bis zu den Malern Carlo<br />

(1802-1878) oder Giovanni Grubacs (1829-1919), bei<br />

denen die Figurenstaffage jedoch zumeist in Kostümen<br />

des 19. Jahrhunderts gegeben ist. Es wäre hier<br />

stilistisch vor allem an einen Maler aus der Nachfolge<br />

des Francesco Albotto (1721 Venedig-1757) zu denken.<br />

(1421812) (11)<br />

Oil on canvas.<br />

35 x 56 cm.<br />

€ 20.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

< Detailabbildung Lot 226<br />

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167


228<br />

MICHELE MARIESCHI,<br />

1710 VENEDIG <strong>–</strong> 1744<br />

VENEDIG <strong>–</strong> GROSSES FEST AUF DEM<br />

CANALGRANDE MIT PALAZZO BELLONI<br />

BATTAGIA<br />

Öl auf Leinwand.<br />

66 x 96 cm.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia.<br />

Das großformatige Gemälde ist in zweierlei Hinsicht<br />

von historischer Bedeutung: einmal wird hier eines<br />

der großen Feste des 18. Jahrhunderts dokumentiert,<br />

die alljährlich zu bestimmten Feiertagen abgehalten<br />

werden. Zum anderen wird hier links im Bild die<br />

Fassade des berühmten, von Baldassare Longhena<br />

1648-1660 erbauten Palazzo Belloni Battagia gezeigt,<br />

mit den beiden Dachobelisken und dem festlichen<br />

Schmuck mit vorgehängten Teppichen an den Balkonen.<br />

Zahlreiche Schaulustige an den Fenstern, in den<br />

Kähnen im Vordergrund und auf den Laufgängen, verfolgen<br />

das Hereinziehen der aufwändig geschmückten<br />

Prunkgondeln, hier phantastisch dekoriert, unter<br />

anderem mit orientalischen Schirmen und chinesisch<br />

gekleideten Gondolieren.<br />

Bemerkenswert ist die Dokumentation der Palastfassade,<br />

die hier noch vor späteren baulichen Veränderungen,<br />

wie etwa dem jetzigen Zustand mit längs<br />

durchziehender Balustrade im Piano nobile.<br />

Marieschi, der sich in der Zeit um 1720 bzw. auch nach<br />

1731 in Deutschland aufhielt, um dort als Bühnenmaler<br />

zu arbeiten, kehrte 1735 nach Venedig zurück,<br />

und wurde Mitglied der venezianischen Malergilde<br />

Fraglia de‘ Pittori. Der Kupferstecher und Maler Gaspare<br />

Diziani und der Sammler Freiherr Mathias von<br />

der Schulenburg, der damals Generalfeldmarschall im<br />

Dienste Venedigs stand, unterstützten ihn. Letzterer<br />

erwarb 1738 zwei Veduten. Auch die Verehelichung mit<br />

Angela Fontana, einer Tochter des bekannten Kunsthändlers<br />

der Stadt, dürfte zum Erfolg Marieschis beigetragen<br />

haben, insbesondere, als dessen Venedigmotive<br />

von Sammlern der Grand Tour begehrt waren.<br />

Ab 1743 hat Marieschi die Aufträge mehr und mehr<br />

seinem Schüler Francesco Albotto überlassen. Etliche<br />

Gemälde seiner Hand befinden sich in den öffentlichen<br />

Museen in Stockholm, Prag oder Warschau, sowie im<br />

Niedersächsischen Landesmuseum Hannover.<br />

Literatur:<br />

Vgl. Dario Succi, Ausst. Kat.: „Marieschi tra Canaletto<br />

e Guardi“ Gorizia 1989.<br />

Für vergleichbare Gemälde aus Marrieschis Œuvre<br />

siehe:<br />

Dario Succi, Marieschi. Opera Completa, 2016, S. 405,<br />

Abb. 214.<br />

Ralph Toledano, Michele Marieschi. L‘opera completa,<br />

1998. (1421906) (11)<br />

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169


MICHELE MARIESCHI,<br />

1710 VENICE <strong>–</strong> 1744<br />

VENICE <strong>–</strong> LARGE FESTIVAL ON THE GRAND<br />

CANAL WITH PALAZZO BELLONI BATTAGIA<br />

Oil on canvas.<br />

66 x 96 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

Gorizia.<br />

Literature:<br />

cf. Dario Succi, Marieschi tra Canaletto e Guardi,<br />

exhibition catalogue Gorizia 1989.<br />

For comparable paintings from Marieschi’s œuvre<br />

see:<br />

Dario Succi, Marieschi. Opera Completa, Treviso<br />

2016, p. 405, ill. 214.<br />

Ralph Toledano, Michele Marieschi. L’opera completa,<br />

Milan 1998.<br />

€ 220.000 - € 260.000 (†)<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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229<br />

LUCA CARLEVARIS,<br />

1663/ 65 UDINE <strong>–</strong> 1729/ 31 VENEDIG, UMKREIS<br />

Carlevaris war ein talienischer Maler und Radierer. Er<br />

gilt als Pionier der Vedutenmalerei in Venedig und beeinflusste<br />

spätere Maler wie Canaletto (1697-1768),<br />

Bernardo Bellotto (1721-1780), Michele Giovanni Marieschi<br />

(1696/1710-1743) und Francesco Guardi (1712-<br />

1793). Der früh verwaiste Luca wuchs bei seiner älteren<br />

Schwester Casandra auf, mit der er 1679 nach<br />

Venedig ging. 1699 heiratete er Giovanna, eine Tochter<br />

des Goldschmieds Bastian Sochietti. Mit ihr hatte<br />

er vier Kinder, darunter Marianna, die später eine<br />

Schülerin von Rosalba Carriera (1673/75-1757) wurde.<br />

Der Meister hatte laut dem frühen Biografen Pellegrino<br />

Antonio Orlandi (1704) keinen besonderen Lehrer,<br />

sondern erwarb seine Kenntnisse bei verschiedenen<br />

Meistern, unter denen möglicherweise Johann Heintz<br />

(um 1580-1635) eine Rolle gespielt haben könnte, der<br />

sich um 1678 in Venedig aufhielt. Ein Aufenthalt in<br />

Rom könnte erklären, dass Carlevaris Werke etwa<br />

auch von van Laer (1599-um 1642) und Cerquozzi<br />

(1602-1660) beeinflusst worden sein könnten. Ferner<br />

wird auch ein Einfluss des Holländers Gaspar van Wittel<br />

(1653-1736) angenommen. Seine früh erkannte<br />

Bedeutung hat auch zu der Ansicht geführt, er könnte<br />

ein Lehrer von Giovanni Antonio Canal (1697-1768)<br />

gewesen sein.<br />

BUCINTORO VOR DEM DOGENPALAST<br />

Öl auf Leinwand. Altdoubliert.<br />

69 x 120 cm.<br />

Mit zahlreichen Gondeln und größeren Schiffen unterschiedlicher<br />

Facon befahrene Wasserstraße mit dahinter<br />

liegender Molo, flankiert vom durch die Sonne<br />

erleuchteten Dogenpalast, den beiden Säulen mit<br />

dem Markuslöwen und dem Heiligen Todaro mit Drachen<br />

sowie dem Campanile. Vor dem Dogenpalast<br />

liegt der Bucintoro, das Staatsschiff der Dogen von<br />

Venedig, welches 1728 im Arsenal von Venedig aus<br />

Holz fertiggestellt wurde und 43,8 x 7,3 x 8,4 Meter<br />

maß. Dargestellt könnte sein Christi Himmelfahrt, an<br />

dem der Doge traditionell den Molo verlässt, um auszufahren,<br />

um die symbolische Hochzeit von Venedig<br />

und dem Meer zu zelebrieren, indem er einen goldenen<br />

Ring in das Wasser warf. Dieser Bucintoro wurde<br />

von Napoleon während der Unterwerfung Venedigs<br />

zerstört.<br />

(1421521) (13)<br />

LUCA CARLEVARIS,<br />

1663/ 65 UDINE <strong>–</strong> 1729/ 31 VENICE, CIRCLE OF<br />

BUCINTORO IN FRONT OF THE DOGE’S PALACE<br />

Oil on canvas. <strong>Old</strong> relining.<br />

69 x 120 cm.<br />

Depiction of a canal with numerous gondolas and various<br />

larger types of boats with the pier behind it,<br />

flanked by the Doge’s Palace and illuminated by the<br />

sun. The Bucintoro, the state ship of the Doges of<br />

Venice is shown in front of the Doge’s Palace. It was<br />

built from timber from the Venice Arsenal in 1728 and<br />

measured 43.8 x 7.3 x 8.4 meters.<br />

€ 35.000 - € 45.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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230<br />

JOHAN ANTON RICHTER,<br />

AUCH GENANNT „GIOVANNI RICHTER“,<br />

1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENEDIG, ZUG.<br />

Richter begab sich 1697 von Schweden in die Lagunenstadt,<br />

wo er alsbald Arbeiten für Sammlerkreise<br />

schuf. 1717 ist er bereits durch ein Schreiben des<br />

Veroneser Antonio Balestra (1666-1740) dokumentiert.<br />

Richter stand in der Maltradition des Luca Carlevarijs<br />

(1663/65-1729/31), bei dem er anfänglich gelernt<br />

hatte.<br />

DER MARKUSPLATZ IN VENEDIG<br />

MIT VERKAUFSZELTEN UND FLANEUREN<br />

JOHAN ANTON RICHTER,<br />

ALSO KNOWN AS “GIOVANNI RICHTER”,<br />

1665 STOCKHOLM <strong>–</strong> 1745 VENICE, ATTRIBUTED<br />

THE PIAZZA SAN MARCO IN VENICE<br />

WITH MARKET STALLS AND PROMENADERS<br />

Oil on canvas.<br />

44 x 65 cm.<br />

€ 40.000 - € 60.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Öl auf Leinwand.<br />

44 x 65 cm.<br />

Die Lichthelligkeit der Darstellung entspricht ganz<br />

dem Werk des in Stockholm geborenen Malers, der<br />

1665 nach Venedig zog, wo er bis zu seinem Tod<br />

blieb. Er spezialisierte sich auf die Vedutenmalerei,<br />

die auf, vor allem bei Reisenden der Grand Tour großes<br />

Interesse stieß. Seine Ansichten, oft von Luca<br />

Carlevaris (1663/65-1729/31) inspiriert, wurden diesem<br />

auch öfters zugeschrieben. Der besondere Reiz<br />

des Bildes sind vor allem die Figurenstaffage mit<br />

flanierenden Passanten zwischen den auf dem Platz<br />

aufgestellten zeltartigen Buden, was einen Einblick<br />

in das gesellschaftliche Leben und Treiben in der<br />

Lagunenstadt bietet.<br />

(1421601) (11)<br />

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231<br />

WILLIAM JAMES,<br />

TÄTIG 1730 - 1780<br />

Landschaftsmaler der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts,<br />

wohl Schüler oder Gehilfe von Antonio Canal,<br />

genannt „Canaletto“. Er stellte in der Royal Academy<br />

aus. Seine Ansichten von Ägypten und Venedig entstanden<br />

wohl in England, da er die Insel nie verlassen<br />

haben soll. Seine Werke kamen ins Victoria und Albert<br />

Museum, in den Kensington-Palast sowie ins Ashmolean<br />

Museum in Oxford.<br />

DER CANAL GRANDE IN RICHTUNG DER BASILIKA<br />

SANTA MARIA DELLA SALUTE<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

50 x 99 cm.<br />

In vergoldetem Zierrahmen.<br />

Beigegeben eine Expertise von Dario Succi, Gorizia,<br />

das vorliegende Gemälde in die 1770er Jahre datierend<br />

in Kopie.<br />

Unter hohem, hellblauen Himmel mit wenigen hellen<br />

Wolkenformationen der Blick über den ruhig verlaufenden<br />

Canal Grande, in Richtung der Punta della Dogana<br />

an der Spitze, auf deren Dach die goldene Kugel zu<br />

erkennen ist, auf der die Skulptur der Fortuna steht.<br />

Die rechte Bildseite nimmt jedoch fast ganz der Platz<br />

mit der Treppe zur Basilika Santa Maria della Salute<br />

mit ihrer übergroßen Kuppel mit Laterne ein. Zahlreiche<br />

elegante Figuren in barocker Kleidung flanieren<br />

auf diesem Platz, der von rechts durch die Sonne beschienen<br />

wird. Die Stufen werden von kirchlichen Würdenträgern<br />

prozessionsartig erklommen. Auf der linken<br />

Seite fällt der Blick auf das Ufer mit der Piazzetta,<br />

dem Dogenpalast, den Campanile, der ein kompositorisches<br />

Gleichgewicht zur Kirchenkuppel schafft, und<br />

auf die monolithischen Säulen. Zahlreiche Gondeln und<br />

Bootstypen sind auf dem sanftwelligen Gewässer zu<br />

sehen. Biografische Angeben über den Künstler sind<br />

weitgehend unbekannt, er war jedoch zwischen etwa<br />

1755 und 1775 in London tätig. Wie in Edward Edwards‘<br />

„Anedoctes of Painters“, das 1808 posthum<br />

veröffentlicht wurde, bestätigt wird, war William James<br />

ein Assistent oder Schüler von Giovanni Antonio Canal<br />

(1697-1768), genannt Canaletto, während des langen<br />

Aufenthalts des venezianischen Malers in London, der<br />

<strong>–</strong> abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im Jahr<br />

1751 <strong>–</strong> zehn Jahre lang von 1746 bis 1755 dauerte.<br />

William James war im London des 18. Jahrhunderts<br />

ein hochgeschätzter Künstler: Einige seiner Londoner<br />

Ansichten wurden zwischen 1767 und 1771 auf der<br />

jährlichen Ausstellung der Society of Artists ausgestellt:<br />

In der Ausstellung von 1767 wurden zwei Gemälde<br />

präsentiert, die das westliche Ende der Westminster<br />

Bridge darstellten.<br />

Literatur:<br />

Vgl. für das vorausgehende Werk Canalettos: W. G.<br />

Constable, Giovanni Antonio Canal, 1697-1768, Oxford<br />

1989, Nr. 170. (1421533) (3)<br />

WILLIAM JAMES,<br />

ACTIVE 1730 <strong>–</strong> 1780<br />

THE GRAND CANAL IN THE DIRECTION OF THE<br />

BASILICA SANTA MARIA DELLA SALUTE<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

50 x 99 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Dario Succi,<br />

Gorizia, in copy. It dates the present painting to the<br />

1770s.<br />

Literature:<br />

cf. for preceding works by Canaletto: William George<br />

Constable, Giovanni Antonio Canal, 1697-1768, Oxford<br />

1989, no. 170.<br />

€ 20.000 - € 30.000<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

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232<br />

VITTORIO AMEDEO CIGNAROLI,<br />

1730 ITALIEN <strong>–</strong> 1800 EBENDA<br />

VIER GEMÄLDE LANDSCHAFTEN MIT<br />

FIGURENSTAFFAGE ZEIGEND<br />

Öl auf Kupfer.<br />

54 x 40 cm.<br />

In vergoldeten Rahmen mit Reliefornamentik.<br />

Beigegeben ein Gutachten von Mina Gregori und<br />

Carlo Volpe, jeweils in Kopie.<br />

Diese vier Gemälde des Cignaroli wurden von Carlo<br />

Volpe und Mina Gregori dem Werk des piemontesischen<br />

Malers zugeordnet. Der erste Forscher lobte<br />

die Qualität als „würdig der raffiniertesten Landschaftsmalerei<br />

des italienischen 18. Jahrhunderts“ und bewertete<br />

sie als Teil von Cignarolis Jugendwerk, einer<br />

Periode, in der der Künstler seine Meisterwerke<br />

schuf. Gregori wies darauf hin, dass der Künstler 1782<br />

den Auftrag als Hofmaler von Vittorio Amedeo III.<br />

erhielt, gerade aufgrund seiner anmutigen, waldigen<br />

Landschaften, wie die vier zu analysierenden Ovale.<br />

Vittorio Amedeo stammte aus einer Künstlerfamilie<br />

aus Verona und erlernte die ersten künstlerischen<br />

Grundlagen von seinem Vater Scipione, der ihn in die<br />

Malerei von landschaftlichen Szenen im rustikalen Stil<br />

einführte und seinem Stil den koloristischen Einfluss<br />

der venetischen Kultur verlieh. Ausgehend von diesen<br />

soliden stilistischen Wurzeln der venetischen Tradition,<br />

erneuerte der Maler seine poetische Ausrichtung<br />

und wandte sich der eleganteren, modernen Kultur<br />

des 18. Jahrhunderts zu, wobei er die barocken Einflüsse<br />

seines Vaters ablegte und Anregungen aus der<br />

zeitgenössischen venezianisch-bolognesischen Landschaftsmalerei<br />

von Francesco Zuccarelli und Giuseppe<br />

Zais aufnahm, bereichert durch viele nordische,<br />

insbesondere niederländische, Einflüsse.<br />

VITTORIO AMEDEO CIGNAROLI,<br />

1730 ITALY <strong>–</strong> 1800 IBID.<br />

FOUR LANDSCAPE SCENES WITH FIGURAL<br />

STAFFAGE<br />

Oil on copper.<br />

54 x 40 cm.<br />

Accompanied by an expert’s report by Mina Gregori<br />

and Carlo Volpe, in copy.<br />

Literature:<br />

cf. Alessandro Verdoia Oberto, Vittorio Amedeo<br />

Cignaroli, Savona 1967.<br />

cf. Alberto Cottino, Vittorio Amedeo Cignaroli: un<br />

paesaggista alla corte dei Savoia e la sua epoca,<br />

Turin 2001.<br />

Vittorio Amedeo Cignaroli, la seduzione del paesaggio,<br />

exhibition catalogue, curated by Alberto Cottino,<br />

Torre Canavese, 13 May - 8 July 2007, Turin 2007.<br />

€ 80.000 - € 100.000 (†)<br />

Sistrix<br />

INFO | BID<br />

Literatur:<br />

Vgl. A. Verdoia Oberto, Vittorio Amedeo Cignaroli,<br />

Savona 1967.<br />

Vgl. A. Cottino, Vittorio Amedeo Cignaroli: un paesaggista<br />

alla corte dei Savoia e la sua epoca, Turin 2001.<br />

Vittorio Amedeo Cignaroli, la seduzione del paesaggio,<br />

Ausstellungskatalog, kuratiert durch A. Cottino, Torre<br />

Canavese, 13. Mai - 8. Juli 2007, Turin2007.<br />

(1421902) (13)<br />

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179


233<br />

JOSEPH VERNET,<br />

1714 AVIGNON <strong>–</strong> 1789 PARIS<br />

Als Sohn eines Dekorationsmalers wurde Vernet<br />

Schüler des Louis René de Vialy in Aix-en-Provence,<br />

wo der Marquis de Caudon ihm ein Stipendium verschaffte.<br />

20-jährig zog er nach Rom und wurde bereits<br />

1743 Mitglied der Accademia di San Luca. Alsbald<br />

mit der Engländerin Virginia Parker, Tochter eines<br />

Kapitäns, verehelicht, wurde er durch den Marquis de<br />

Marigny 1753 an den Hof Louis’ XV vermittelt und mit<br />

Aufträgen versehen. Als Mitglied der Académie royale<br />

de peinture wirkte er fast nur noch nach königlichen<br />

Aufträgen. Ab 1763 belieferte Vernet auch die Sammlungen<br />

des französischen Adels.<br />

Gemäldepaar<br />

KÜSTENSZENEN MIT FIGUREN<br />

Öl auf Leinwand. Doubliert.<br />

Je 101,5 x 91,5 cm.<br />

Gerahmt.<br />

Beigegeben eine Expertise von Nicola Spinosa, Neapel.<br />

Das eine Gemälde zeigt im Vordergrund vom Fang<br />

heimgekehrte Fischer, die ihre Netze an den Felsen<br />

einer Bucht ausbreiten und die Fische begutachten.<br />

Auf dem Wasser ein großes beflaggtes Ruderboot, sowie<br />

linksseitig der Küstenstreifen mit einer Burganlage,<br />

sowie eine weitere in der Ferne auf einem hohen Felsen.<br />

Rechtsseitig als Repoussoir ein hoher Felsen und<br />

ein Dreimaster auf dem ruhigen Wasser vor hohem<br />

Himmel im warmen, gelb-golden schimmernden romantischen<br />

Licht der untergehenden Sonne. Das andere<br />

Gemälde zeigt nahe des felsigen Küstenufers einen<br />

durch den Sturm stark in Schräglage geratenen großen<br />

beflaggten Dreimaster, dessen Besatzung versucht,<br />

trotz des stark bewegten Wellengangs in einem Ruderboot<br />

sicher an das Ufer zu gelangen. In der unteren<br />

linken Ecke auf einem Felsstück vier Figuren, darunter<br />

eine stehende Frau, die mit hochgerissenen Armen<br />

das dramatische Geschehen verfolgt. Im Hintergrund<br />

rechts am Rand des Ufers ein großer Leuchtturm und<br />

mehr im Landinneren eine Kirche. Darstellung unter<br />

hohem Himmel mit dicken dichten grauen Wolken, die<br />

jedoch bereits am linken Rand aufklaren und das erste<br />

gelb liche, durchscheinende Sonnenlicht hoffnungsvoll<br />

auf das Abziehen des Sturmes deutet. Qualitätvolle<br />

Darstellungen des berühmten Künstlers.<br />

Anmerkung:<br />

Vernet hat eine Reihe von Bildern solcher Szenen<br />

geschaffen, die ihrer Beliebtheit wegen häufig wiederholt<br />

wurden. Vor allem in der Schilderung des goldenen<br />

Sonnenuntergangslichtes wirkte er auf eine<br />

Reihe von Werknachfolgern im Frankreich des späten<br />

18. und frühen 19. Jahrhunderts. (1400905) (18)<br />

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JOSEPH VERNET,<br />

1714 AVIGNON <strong>–</strong> 1789 PARIS<br />

A pair of paintings<br />

COASTAL SCENES WITH FIGURES<br />

Oil on canvas. Relined.<br />

Each 101.5 x 91.5 cm.<br />

Framed.<br />

Accompanied by an experts report by Nicola Spinosa,<br />

Naples.<br />

€ 70.000 - € 90.000<br />

Sistrix<br />

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181


CATALOGUE III<br />

OLD MASTER PAINTINGS <strong>–</strong> PART 2<br />

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