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insbesondere die Frauen, tief herabgewürdigt haben. Stattdessen geht es um eine neue
Heiligung der Welt gemäß der matriarchalen Vorstellung, dass die ganze Welt mit allem,
was darin und darauf ist, göttlich ist. Das führt dazu, die sichtbare Welt und das Leben
auf eine kreative, freie Weise wieder zu ehren und zu feiern. Auf diese Weise kann
matriarchale Spiritualität alles und jedes durchdringen und wird wieder ein normaler
Teil aller Tage werden.
Verschiedene Bewegungen sind schon auf diesem Weg, wie die internationale Göttin-
Bewegung und die Bewegung der Matriarchalen Spiritualität, die sich innerhalb der
Feministischen Bewegungen entwickelten. Viele Frauen und einige Männer begannen
die Zyklen der Erde und die Zyklen des Lebens auf vielfältige, individuelle Weise zu
feiern. Es gibt unter ihnen keine hierarchische Ordnung oder ein spirituelles Oberhaupt
und natürlich kein Missionieren.
Eine der wichtigsten Bewegungen ist die Bewegung der indigenen Völker, in der
verschiedene indigene Völker auf jedem Kontinent, von ihren eigenen spirituellen
Traditionen, die zentral für sie sind, ausgehend, die Rechte auf ihr eigenes Land und ihre
eigene Sprache und Kultur geltend machen. Viele von ihnen bewahren noch matriarchale
Muster oder wenigstens matriarchale Elemente, die sie noch leben oder bewusst
wiederzugewinnen versuchen. 9
So sind matriarchale Werte und matriarchale Elemente in allen erwähnten
alternativen Bewegungen und in etlichen anderen, die hier nicht erwähnt wurden,
enthalten. Doch im Gegensatz zur Bewegung der indigenen Völker sind sie dessen nicht
gewahr. Deshalb ist es notwendig, es ihnen bewusst zu machen und Brücken zwischen
diesen Bewegungen zu bauen, so dass sie zu kooperieren beginnen. Diese Kooperation
ist dringend nötig, und die umfassende Vision einer neuen matriarchalen Gesellschaft
kann die Verbindungen schaffen.
Dabei ist die Tatsache am wichtigsten, dass die Vision einer neuen matriarchalen
Gesellschaft die Perspektive radikal verändert, weil sie nicht mehr bereit ist patriarchale
Probleme zu kurieren, sondern dieses System überschreitet.
2. Makrostrukturen
Regionalismus
In einer neuen matriarchalen Gesellschaft ist „größer“ nicht unbedingt „besser“. Es
werden kleinere Einheiten bevorzugt, denn sie müssen eine personennahe und
transparente Politik ermöglichen. Sie dürfen nicht so groß sein, dass die Menschen sie
nicht mehr durchschauen und durch ihre Entscheidungen nicht mehr mitbestimmen
können, wie dies bei den heutigen Nationalstaaten und Supermächten der Fall ist. Sie
dürfen aber auch nicht so klein sein, dass die unabhängige Versorgung und die Vielfalt
von Handwerk, Technik und Künsten nicht mehr gewährleistet sind. Diese ideale
Größenordnung ist die Region.
9 Siehe z.B. die Seneca-Irokesin Barbara Mann: Iroquoian Women. The Gantowisas, New
York 2002, 2004, Peter Lang Publishing
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