Sehnsucht-Katalog
Kunstkatalog zur Ausstellung Station SehnSucht
Kunstkatalog zur Ausstellung Station SehnSucht
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Station
SehnSucht
Foto unbearbeitet © Traudl Gilbricht
Layout und Gestaltung: Traudl Gilbricht
Zeitgenössische Kunst
von
g.weiß
s.busse
m.braun
m.gauss
w.nather
s.knestel
t.gilbricht
r.-t.kolmer
e.-c.dornach
h.ritschmann
m.tauber-laos
u.sta.-landgraf
Station
SehnSucht
In diesen stürmischen und unruhigen Zeiten sehnen wir uns nach einem
Rückzugsort, nach längst vergangen Zeiten, nach einer heilen Welt, vor
allem aber nach Frieden! Es ist oft das Unerreichbare, was wir uns wünschen.
Die Unzufriedenheit mit einer momentanen Situation und die damit
verbundene Suche nach einem Ausweg ist die Grundlage aller Sehnsucht.
Es ist ein Hoffen auf Veränderungen.
Beziehungen werden hierbei zu einem wichtigen Anker, der uns Mut und
Entschlossenheit gibt. Gespräche über das, was uns beschäftigt, geben
Kraft und Zuversicht für die Gestaltung der privaten sowie gesellschaftlichen
Standpunkte. Allein die Möglichkeit eines persönlichen Austausches
ist ein kostbares Gut, wie die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen. Ob es
die profanen Dinge des Alltags sind, das mögliche Erreichen eines Zieles,
sich in neuen Dingen ausprobieren zu dürfen, Sehnsucht ist immer emotionsbesetzt.
Mal süß, mal bitter, mal traurig.
Auf der Suche nach Perfektion bleiben manche auf der Strecke und andere
Mechanismen übernehmen die Führung. Kurzfristige Ersatzbefriedigungen
mit Suchtcharakter stellen das Gleichgewicht in der Erfüllung persönlicher
Wünsche in Frage und ein Straucheln ist nicht ausgeschlossen.
Wohl dem, der glücklich und eins mit sich und seinen Schwächen ist.
Er hat ein gutes Fundament. Für ihn sind Sehnsüchte eine Träumerei,
die sich in kreativen Ideen umsetzen lassen.
Und dann sind „Träume keine Schäume“,
sondern etwas erfüllend Schönes von einer Station zur nächsten.
Video
“Sehnsucht
nach
Perfektion”
Traudl Gilbricht
gestrandet ...
Fotograe unbearbeitet
© Traudl Gilbricht
Underground … ein Ort mit vielen Gesichtern
Über abwärts führende Stufen betrete ich ein dunkles Areal, mystisch, gespenstisch und doch
rational.
Eine „ungeschminkte Realität“ offenbart sich mir. Die grenzwertige Faszination dieses Ortes
liegt hierbei vor allem in der Gelegenheit, Teil einer fremden Welt zu werden, wenn auch nur für
kurze Zeit. Neben dem Betreten eines Tunnelsystems mit der Möglichkeit schnell an mein Ziel
zu gelangen, vermittelt der Wartezustand auch ein ungewolltes Eintauchen in die Randgruppen
einer Gesellschaft. Im Schmelztiegel der Begegnungen treffe ich hinter Säulen, Mauervorsprüngen
und Durchgangsecken auf Gescheiterte, Gestrandete, Vertriebene, Obdachlose, viele
dem töstenden Alkohol verfallen. Manche, versammeln sich vermutlich allabendlich, um hier
wettergeschützt die Nacht zu überstehen.
Flüchtige Wahrnehmungen mit wechselhaften Gefühlen bestimmen in den Minuten des
Wartens meinen Aufenthalt. Verstohlen beobachte ich die Menschen, sowohl ihr Äußeres als
auch ihr Tun. Sie alle waren einmal in unserer Gesellschaft integriert? Welche Erfahrungen,
Begebenheiten, Tragödien haben sie derart aus der Bahn geworfen, dass sie hier ihr Dasein
fristen, mit ihren Habseligkeiten, die gerade mal in wenige Tüten passen? Ich denke darüber
nach, wie leicht man heutzutage in eine Situation geraten kann, in der man jeglichen Halt
verliert. Minutenlang beschäftigen mich Szenarien, die ich in meinem Inneren ausmale, die
mich erschrocken und betroffen machen. Unangenehme Bilder gepaart mit damit eng verbundenen
Gerüchen besetzen meine Sinneswahrnehmung.
Ich komme zu der Erkenntnis: Hinter jedem Menschen steckt ein Schicksal. Jeder der Gestrandeten
hat seine eigene Geschichte. Verurteilungen und Pauschalierungen stehen mir angesichts
der Unwissenheit eines solchen Lebens nicht zu. Zu groß sind auch die Unterschiede zu
meinem Leben um einen dauerhaften Eindruck in mir zu hinterlassen.
Die Geräusche der herannahenden U-Bahn reißen mich aus meinen Überlegungen. Das kurzfristige
Intermezzo verblasst schon im Moment der sich öffnenden Türen. Mit der Vorfreude auf
ein warmes Zuhause, das Abendessen im Kreise der Familie in angenehmer Umgebung, steige
ich in die eingetroffene Linie U1 und verlasse den Ort. Mit der aus dem Blickfeld verschwindenden
Station verlieren sich augenblicklich die Gedanken an die Menschen im Underground. Ich
tauche wieder ein, in meine eigene, vertraute, scheinbar heile Welt mit den größeren und kleineren
zu lösenden Aufgaben.
© Traudl Gilbricht 2017
“Trauma”
Ralph Torsten Kolmer
Ralph Torsten Kolmer
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