Numéro 6 (juin) - Differdange
Numéro 6 (juin) - Differdange
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Die Escher Zeitung berichtet weiter:<br />
Auffinden der Schwerverletzten.<br />
Gegen halb zehn passierten zwei Dienstmädchen dasselbst;<br />
die eine, Frl. Wanz, sagte zu ihrer Begleiterin: Hörst du nicht<br />
ein Wimmern und Aechzen, was soll das sein? Man rief einen<br />
Arbeiter, welcher die Türe aufstiess und den Daliegenden für<br />
einen „Trunkenen“ ansah. Herr Polizeisekretär Noel ging in<br />
diesem Augenblicke vorbei, trat hinzu und erkannte den erschlagenen<br />
Strauss und dessen Ehefrau. Sofort eilten Nachbarn<br />
herbei und nun enthüllte sich die grausige Tat.<br />
Als man Strauss aufhob, wimmerte er noch röchelnd : „Lass<br />
mich doch gehen.“ Er war wohl im Glauben noch in den Händen<br />
seines Peinigers zu sein. Die bewusstlose Frau war während<br />
dieser Zeit nach der ersten Etage ins Bett gebracht worden<br />
.<br />
Die beiden Ärzte H. Dr Heß, wie H. Dr Pesch erschienen sofort,<br />
liessen den Verletzten die liebevollste Pflege zuteil. Bei<br />
Strauss war alle ärztliche Hilfe vergebens, derselbe verstarb<br />
am Dienstag Nacht um 2 Uhr morgens, ohne das Bewusstsein<br />
erlangt zu haben.<br />
Frau Strauss schien ausser Gefahr zu sein, fällt aber von einer<br />
Ohnmacht in die andere und kann sich auf nichts besinnen,<br />
welches den Hergang in etwa erläutern könnte.<br />
Nach der Tat<br />
Wie gesagt musste der Täter sogleich geflüchtet sein, ohne in<br />
der Eile Geld gefunden zu haben. Der ermordete Strauss hatte<br />
in seiner Tasche etwa 11 Mark. Auf dem Tische in der Küche<br />
lagen in einer Börse 3 Mark 50 Pfennige, welche wahrscheinlich<br />
die Frau, als sie von ihrem Manne gerufen wurde, dorten<br />
in der Eile liegen liess. Die 1.700 Mark waren kurz vorher<br />
durch Einlösen des Wechsels verausgabt. In der ersten Etage<br />
fanden sich noch unter weissem Linnen 50 Franken in französischem<br />
Gelde und 114 Mark in deutschem Gelde.<br />
Die Zeit des Mordes<br />
Etwas vor 8 Uhr abends war Madame Strauß zu Herrn Meintz<br />
hingegangen, um die beiden Wechsel einzulösen. Der Mord<br />
muß also zwischen 9 und halb 10 Uhr geschehen sein. Um<br />
viertel vor 10 wurden die beiden Verwundeten und Schwerverletzten<br />
aufgefunden.<br />
Die Mordwaffe<br />
Der etwa 70 cm lange, abgerundete, faustdicke Knüppel war<br />
in ein deutsches Zeitungsblatt die „Saarwacht“ mit Zwirn herum<br />
behutsam eingewickelt. Diese Zeitung hat wohl einige<br />
Abonnenten zu Oberkorn, welche aber gänzlich außer Frage<br />
kommen, da eine und dieselbe Nummer noch in deren Besitz<br />
ist und es überhaupt Leute sind, welche in dieser Beziehung<br />
einen tadellosen, ehrenhaften Ruf genießen.<br />
Die Person des Mörders<br />
Ueber die Person des Mörders gehen die Ansichten weit auseinander.<br />
Der Hauptzeuge ist durch seinen Tod stumm, die<br />
Frau Strauss weiss ebenso viel wie nichts. Sie kann sich an<br />
nichts erinnern. Man ist hier so gewohnt alles auf die Schultern<br />
der Italiener zu laden, so kam es auch, dass zwei verdächtige<br />
Personen dieser Nationalität arretiert wurden. Das<br />
Einwickelpapier, die vorgenannte „Saarwacht“ oder „Saarpost“<br />
könnte darauf hinlenken, dass ein Deutscher der Täter<br />
ist, es kann dieses jedoch gerade so gut ein Ablenkmanöver<br />
gewesen sein.<br />
Nächste Folge: „Verdächtige“<br />
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