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Geotechnische Probleme im Val-de-Travers - SGBF

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Zu diesem Zwecke betrachten wir nochmals dasLängenprofil durch die Rutschung (Abb. 4). Die Straßebefin<strong>de</strong>t sich ungefähr in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r etwa 270 m langenGleitzone. Oberhalb <strong>de</strong>r Straße ist das ursprünglicheTerrain abgesunken, unterhalb wur<strong>de</strong> es nur auf einekurze Strecke von <strong>de</strong>n Rutschmassen überschoben, <strong>im</strong>übrigen aber in <strong>de</strong>r Richtung Areuse <strong>de</strong>placiert, zusammengedrücktund gehoben. Im Punkte B betrug diehorizontale Verschiebung etwa 22 m, <strong>im</strong> Punkte D etwa12 m. Die dazwischenliegen<strong>de</strong> Scholle hat somit inLängsrichtung eine Verkürzung um rund 10 m auf total80 m, das sind etwa 12%, erfahren. Die plastische Zusammendrückungin horizontaler Richtung unter <strong>de</strong>rWirkung von Längsdrücken machte sich durch eine entsprechen<strong>de</strong>Quer<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r hauptsächlich aus Seekrei<strong>de</strong>bestehen<strong>de</strong>n Scholle bemerkbar. Diese Quer<strong>de</strong>hnungkonnte sich genau wie be<strong>im</strong> Gletscher nur nachoben auswirken und wur<strong>de</strong> äußerlich in einer Hebung <strong>de</strong>sTerrains erkennbar. Auf Grund <strong>de</strong>r Volumenkonstanz,<strong>de</strong>r gemessenen Verkürzung und Hebung <strong>de</strong>r Scholle,läßt sich <strong>de</strong>ren Mächtigkeit einigermaßen berechnen. Fürgewisse Annahmen über die Geschwindigkeitsverteilunglängs einer Lotrechten durch Punkt B ergibt sich dabei diewahrscheinliche Lage <strong>de</strong>r Gleitzone in rund 10 m Tiefeunter <strong>de</strong>m ursprünglichen Terrain. Da an<strong>de</strong>rerseits durch<strong>de</strong>n am bergseitigen Rand <strong>de</strong>r Straße ausgeführtenSondierschacht, wie bereits erwähnt, die Gleitzone erstin etwa 8,5-9,5 m Tiefe angetroffen wur<strong>de</strong>, kann mansich über <strong>de</strong>n Verlauf <strong>de</strong>r Gleitschicht <strong>im</strong> untersuchtenProfil ein ungefähres Bild machen.Dabei fällt vor allem auf, wie unbe<strong>de</strong>utend sich dieKerbung durch <strong>de</strong>n Straßeneinschnitt <strong>im</strong> Vergleich zu<strong>de</strong>n in Bewegung geratenen Massen ausn<strong>im</strong>mt. DiesesMißverhältnis verdient bei <strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r Ursachen<strong>de</strong>r Rutschung, die wir nachfolgend noch etwas näherbetrachten, ganz beson<strong>de</strong>re Beachtung.III. RutschursachenWie die meisten Katastrophen, ist auch die vorliegen<strong>de</strong>Rutschung auf das Zusammenspiel verschie<strong>de</strong>ner ungünstigerFaktoren zurückzuführen, bei <strong>de</strong>nen manfolgen<strong>de</strong> drei Kategorien unterschei<strong>de</strong>n kann : geologischbedingte Rutschten<strong>de</strong>nz, natürliche Ursachensporadischer Natur, menschliche Einwirkungen. Dieverschie<strong>de</strong>nen Ursachen und Einflüsse mögen anhand<strong>de</strong>s in Abb. 6 dargestellten Schemas in aller Kürze einzelnbesprochen wer<strong>de</strong>n.1. Geologisch bedingte Rutschten<strong>de</strong>nzNeben <strong>de</strong>n bereits erwähnten ungünstigen geotechnischenVerhältnissen sei daran erinnert, daß es sich umein altes Rutschgebiet han<strong>de</strong>lt, <strong>de</strong>ssen Sicherheitsgradschon lange Zeit vor <strong>de</strong>r Katastrophe an sich prekär war,d. h. nur relativ wenig über 1 lag. Beson<strong>de</strong>rs gefährlich ist<strong>de</strong>r Umstand, daß sich unter <strong>de</strong>m Einfluß früherer Rutschungensowohl am Hangfuß wie auch am Hang selbsthangparallele Gleitzonen, bestehend aus feinkörnigemMaterial, ausgebil<strong>de</strong>t hatten. Derart ungünstig gerichteteDiskontinuitätsflächen kennen wir von <strong>de</strong>r hangparallelgeschichteten Schnee<strong>de</strong>cke her, als eine <strong>de</strong>r Hauptursachen<strong>de</strong>r Lawinenbildung.Es ist eine bekannte, durch neuere Untersuchungenvielfach erhärtete Tatsache, daß man <strong>im</strong> Stadium vor <strong>de</strong>mRutschereignis -ähnlich wie bei <strong>de</strong>r kriechen<strong>de</strong>n Schnee<strong>de</strong>cke- zwischen einer Zugzone oben, einer neutralenZone in <strong>de</strong>r Mitte und einer Druckzone am Hangfußunterschei<strong>de</strong>n kann. Der stetig fortschreiten<strong>de</strong> Kriechvorgangführt zur Rißbildung in <strong>de</strong>r Zugzone, verbun<strong>de</strong>nmit einer Verlagerung <strong>de</strong>r wirksamen Kräfte <strong>im</strong> Sinneeines stetig wachsen<strong>de</strong>n Druckes in <strong>de</strong>r Druckzone. Dasbeobachtete Aufwölben <strong>de</strong>r Straßenoberfläche vo.r <strong>de</strong>rRutschung <strong>de</strong>utet in dieser Richtung.2. Natürliche Ursachen sporadischer NaturHier sind vor allem die ungewöhnlichen Nie<strong>de</strong>rschlagsmengenhervorzuheben. In <strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Rutschgebietbenachbarten Stationen Couvet, Les Ponts undNeuchatel wur<strong>de</strong>n <strong>im</strong> Juli und August durchschnittlich175 % <strong>de</strong>s langjährigen, mittleren Nie<strong>de</strong>rschlages (1901bis 1940) gemessen (Angaben MZA, vgl. Tab. 1 ) .Große Nie<strong>de</strong>rschlagsmengen kennen sich vomGesichtspunkt <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nmechanik in dreifacher Hinsichtstörend bemerkbar machen:a) Durch <strong>de</strong>n hydrostatischen Auftrieb in <strong>de</strong>n oberflächlichenSchichten, wobei eine gefährliche Abdrehung<strong>de</strong>r Resultieren<strong>de</strong>n aus Eigengewicht und Auftriebentsteht.b) Das in die Spalten <strong>de</strong>r Zugzone eindringen<strong>de</strong> Oberflächenwasserkann bis unter und über die hangparallelenLehmschichten gelangen und dort einengefährlichen artesischen Druck ausüben, <strong>de</strong>r dieStabilität <strong>de</strong>r Böschung sehr nachteilig beeinflußt.c) Durch schmieren<strong>de</strong> Wirkung in <strong>de</strong>n lehmigenSchichten.3. Menschliche E<strong>im</strong>virkungenJe<strong>de</strong>s Anschnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Hangfußes in einem altenRutschgebiet, sei es zur Neuerstellung o<strong>de</strong>r zur Verbreiterungeiner bereits bestehen<strong>de</strong>n Verkehrsa<strong>de</strong>r, stelltan sich ein gefährliches Unternehmen dar. Im vorliegen<strong>de</strong>nFall, wo sich die verbreiterte Straße zwischen Bahn(SBB) und Hang durchzwängen mußte, blieb jedoch <strong>de</strong>m1)StationITabelle 1. Nie<strong>de</strong>rschläge <strong>im</strong> Juni, Juli und August in mmCouvet Les Ponts NeuchätelMonat JuniI Juli I Aug. Juni I Juli I Aug. Juni I Juli I Aug.1956 .......... 92 203 21094227 227 50 175 1812) 1901-1940 . . . • . 119 119 121 128 131 133 100 97 1011) : 2) in % ....... 77 171 174 74 174 171 50 180 17915

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