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Logique d'Espaces

Ausstellungskatalog Solo Ausstellung von Elma Riza Galerie Weisser Elefant, Berlin, 2020

Ausstellungskatalog
Solo Ausstellung von Elma Riza
Galerie Weisser Elefant, Berlin, 2020

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‹1›

Die Ausdehnung (extension) ist im Französischen eine gelöste Spannung (tension). Ihre Form gewinnt sie in

einem Akt der Befreiung aus innerer wie äußerer Enge, im Entrinnen, was kein Ausweichen sein muss, sondern

Entkommen auf ein offenes, weiteres Ziel hin, ins Freie, oft Unwägbare. „Flucht ist Erzeugung des Raums, der ohne

Zuflucht ist“, sagt Maurice Blanchot.

‹2›

„Der höchste und befreiendste Wert der Kunst ist heute die Transparenz, die Erfahrung der Leuchtkraft des

Gegenstandes selbst, der Dinge in ihrem Sosein“ (Susan Sontag). Wir nennen diese Einsicht intentional. Elma Riza

muss in ihrer Kunst nichts erfinden, was nicht schon vorhanden wäre, um aufgefunden zu werden. Eine Entdeckerin

ist sie, die sich selbst verbirgt, um aus jeder Lösung ein Rätsel zu machen, wie die Sphinx, die das tiefste Geheimnis

hütet, das nie weiter entfernt liegt als die eigne Nasenspitze.

‹3›

Ihre Gestaltungen bleiben in Bewegung und werden von der Vergänglichkeit verzehrt wie Flammen, die verlöschen

und sogleich neu aufleuchten, ohne Halt und ohne Beschränkung. Die Bilder flackern, die Flammen flattern, flüchtig

und alles umarmend zugleich, zerstörend und ebenso lebendig, im Übergang vom Virtuellen zum Aktuellen. Wohl

kein Beispiel lässt so schön wie das Feuer verstehen, was Deleuze meint, wenn er sagt: „Die Struktur ist die

Realität des Virtuellen.“

‹4›

Strukturelle Ordnung in Raum und Zeit, in einheitlicher, unauflösbarer Gestalt: Ein-Klang. Die Performance ist

dem Raum nicht angeheftet, sondern ihm entquellend, im Sinnes-Wandel. - In allem Anfang war die Tat und nicht

das Wort. Das Bewusstsein unseres eigenen Seins ist, wie Henri Bergson schreibt, „nicht gleichbedeutend mit

Dasein, sondern nur mit wirklicher Tätigkeit oder unmittelbarer Wirksamkeit“. Darin liegt der praktische Sinn oder

„Nutzen“ einer Performance: in der Gewissheit des Momentanen als Extension von Raum und Zeit, gewürzt mit

einer Mischung aus Chaos und Magie.

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