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LERNEN MIT ZUKUNFT JUNI 2017

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information & arbeit Jugend und Zukunft: Muss es immer Matura sein? IST DIE LEHRE (K)EINE ALTERNATIVE? Mag. Reinhard Winter Die Lehre hat in Österreich durchaus einen hohen Stellenwert. Das zeigen mehrere Studien und auch in vielen Gesprächen kommt das zum Ausdruck. Nur wenn es um die eigenen Kinder geht, dann sieht es oftmals anders aus. Da ist die Matura für viele Eltern ein Muss. Natürlich wollen Eltern das Beste für ihr Kind. Aber ist das immer die Matura? Es gibt mehrere Gründe, die für eine Lehre sprechen. FRÜHER EINSTIEG INS BERUFSLEBEN Der frühere Einstieg ins Berufsleben hat gleich mehrere Vorteile – zum einen sind es finanzielle Vorsprünge, die HTL – Absolventen und Akademiker heute nur mehr schwer einholen. Je nach Lehrberuf sind diese unterschiedlich, aber durchaus beachtlich. Rainhard Kos, Personalchef der Firma Welser Profile, nennt dazu in einem Artikel einer österreichischen Tageszeitung konkrete Zahlen: „Ein Technik-Lehrling hat schon 57.000 Euro auf dem Konto, bis ein HTL-Absolvent zu arbeiten beginnt. 194.000 Euro sind es, bis ein TU-Absolvent einsteigt.“ BERUFSERFAHRUNG Immer wieder wird gerade von Schul- oder Studienabsolventen beklagt, dass es für sie mangels praktischer Erfahrung schwierig ist, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Der ausgelernte Lehrling hat sie. Er kann, je nach Lehrberuf, auf 2 bis 4 Jahre aktuelle praktische Berufserfahrung verweisen. GERINGES ARBEITSLOSENRISIKO Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass das Arbeitslosenrisiko bei Lehrlingen gering ist. Ganz anders sieht es bei Personen ohne Ausbildung aus. Jeder Vierte mit nur Pflichtschulabschluss ist ohne Job. Aber auch die Zahl der arbeitslosen Akademiker ist im Steigen. Laut AMS waren im April dieses Jahres 23.231 Personen mit akademischer Ausbildung arbeitslos. Das ist ein Plus von 2,9 Prozent oder 657 Personen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. GUTE CHANCEN AUF INTERNATIONALEN ARBEITSMÄRKTEN Die duale Ausbildung ist ein Export- Schlager. Sie hat weltweite Vorbildfunktion und mehrere Länder bauen derzeit ein ähnliches Ausbildungssystem auf. Warum? Österreichs Lehrlinge sind hervorragend ausgebildet. Das zeigen eindrucksvoll auch die Ergebnisse der Berufsmeisterschaften Euro- und WorldSkills, bei denen österreichische Teilnehmerinnen und Teilnehmer seit Jahren Spitzplätze belegen. Für Österreichs Lehrlinge bedeutet das aber, sie haben gute Chancen auf internationalen Arbeitsmärkten. Erfreulich ist, dass die Zahl der Lehranfänger steigt. Ende März 2017 gab es laut Wirtschaftskammer 1,9 Prozent mehr Lehranfänger als im Vorjahr. Für 107.000 junge Menschen in Österreich ist die Lehre eine Alternative zu einer schulischen Ausbildung. Sie ist jedenfalls eine gute Basis für berufliche Erfolge. Und für alle, die nicht auf die Matura verzichten wollen – Lehre mit Matura. Die im Rahmen von Lehre mit Matura abgelegte Berufsreifeprüfung ermöglicht jedes Studium und die Ausbildung ist mit keinen Kosten verbunden. Foto © pixabay.com 30 | JUNI 2017

information & reisen lernen Trotz, Wut und Aggression – Teil 4: Grenzenlos ist nur meine Liebe GRENZEN SCHAFFEN EINE SICHERE BASIS FÜR EINE FREIE ENTWICKLUNG VON KINDERN Wut, Aggression und Trotz gehören zur „normalen“ kindlichen Entwicklung dazu. Bei manchen Kindern mehr, bei anderen weniger. Doch neben der Persönlichkeit und dem Temperament entscheiden auch noch andere Faktoren darüber wie stark ausgeprägt aggressive Verhaltensweisen sowie Trotz- und Wutanfälle bei Kindern sind. nach seinen Vorstellungen gehandhabt wird. Erreicht das Kind durch einen Wutanfall z.B. im Supermarkt, dass es doch noch die weitere Süßigkeit in den Einkaufswagen legen darf, lernt es, dass ein Wutanfall, der den Eltern peinlich und unangenehm ist, zum Ziel führt und das gerade erprobte Verhalten wird als effektiver Weg zum Ziel abgespeichert. Beim nächsten Mal hat das Kind also schon eine Idee dazu, wie es schnell an sein Ziel kommen könnte. Patricia Weiner Jugendcoach Erziehungsberaterin Elternbildnerin www.nah-am-leben.at So können mangelnde Bewegungsmöglichkeiten, überhöhter Zuckerkonsum und unkontrollierter Medienkonsum zu erhöhter Aggression führen. Stress und Hektik im Alltag, Müdigkeit, ungestillte Bedürfnisse als auch Probleme in der Familie, im Kindergarten oder der Schule können überfordern und die Wut oder das aggressive Verhalten Ergebnis dieser Überforderung, und damit eine starke Botschaft nach außen, sein. Was das Kind als unangenehm oder überfordernd empfindet ist für uns als Erwachsene zwar nicht immer nachvollziehbar, doch es ist wichtig, das Kind in seinen Empfindungen ernst zu nehmen. Überfordernd ist für Kinder auch ein von ihnen bestimmter Alltag ohne bzw. mit wenig Grenzsetzung durch die Eltern. Klare Regeln, Struktur und Grenzen geben Kindern Sicherheit, in einer Welt, die sie gerade erst entdecken. Auch ein Nein durch die Eltern kann eine Verweigerungshaltung oder aggressives Verhalten des Kindes auslösen. Das Kind muss ja schließlich Gewissheit bekommen, ob es hier wirklich auf eine Grenze gestoßen ist. Es möchte austesten, ob es nicht doch noch erwirken kann, dass die Situation Drei elterliche Verhaltensweisen tragen, neben anderen Faktoren, vorrangig dazu bei, dass Kinder vermehrt zu Trotz- und Wutanfällen neigen. 1. Wir setzen zu wenige Grenzen: Wenn wir keine Regeln vorgeben und dem Kind Entscheidungen überlassen, die es aufgrund seines Alters und seines Entwicklungsstandes, nicht treffen kann, wird das Kind in eine unsichere und überfordernde Situation gebracht. Die Überforderung führt zu Wut, Trotz und Aggression. 2. Wir lassen das Kind „regieren“: Das Kind ist es gewohnt als bestimmender Prinz oder tonangebende Prinzessin den Familienalltag zu gestalten. Stößt es dann einmal an eine Grenze, versucht es diese mit allen Mitteln zu überwinden. 3. Wir lassen zu, dass das Kind mit Trotz, Wut und Aggression Ziele erreicht: Das effektive Verhalten wird als Verhaltensmuster abgespeichert und kommt in den verschiedensten Situationen zur Anwendung. Schließlich hat das Kind mit diesem Verhalten ja schon einmal oder mehrere Male seine Ziele erreicht. Mit Ritualen, einer vorgegebenen Struktur im Alltagsablauf, klaren Regeln und einer sicheren Grenzsetzung schaffen wir eine schützende, sicherheitsgebende Basis für die Entwicklung unserer Kinder, zu der Trotz, Wut und Aggression in einem gewissen Ausmaß dazugehören dürfen. Wir als Erwachsene können Kinder unterstützen mit diesen „normalen“ Emotionen und Zuständen umzugehen. Den Grundstein legen wir mit unserer erzieherischen Grundhaltung und dem Wahrnehmen unserer Elternrolle. Von konkreten Möglichkeiten des Umgangs mit Trotz, Wut und Aggression von Kindern lesen Sie in der nächsten Ausgabe. Foto: © pixabay.com 31 | JUNI 2017