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information & reisen Glück als oberstes Staatsziel: Bhutan BRUTTONATIONALGLÜCK ALS ALTERNATIVE ZUM WACHSTUM Dipl.-Ing. Alexander Ristic Berater für Identitätsmanagement Fotos:© Alexander Ristic In dem kleinen Königreich im Himalaya, zwischen Indien und China, gilt nicht das Wirtschaftswachstum als Maß der Dinge, sondern die Zufriedenheit seiner Einwohner. Bhutan hat 750.000 Einwohner und ist das einzige Land der Welt, dem das Glück seiner Bewohner wichtiger ist als sein wirtschaftlicher Erfolg. Wann geht es einem Land wirklich gut? Wenn die Menschen viel lachen, viel Freizeit haben oder wenn sie viel verdienen? In Bhutan fragte sich 1986 König Wangchuk, wie er die Zufriedenheit seines Volkes erhöhen könne. Er formulierte vier Leitlinien: Bewahren und Fördern der Kultur; Leben im Einklang mit der Natur; gerechte Wirtschaftsentwicklung; gutes Regieren. So entstand das Konzept, dass er später »Gross National Happiness« nannte. Bhutan geht nicht davon aus, dass die Regierung die Menschen glücklich machen kann oder auch nur soll. Der Mensch soll selbst entscheiden, was sein persönliches Glück ist. Der Staat sei nur für die Rahmenbedingungen verantwortlich: Erziehung, kostenlose Bildung und Gesundheit, Bewahrung von Natur und Kultur – und natürlich auch für gutes Einkommen. Heute müssen neue Häuser in Bhutan im traditionellen Stil gebaut werden. Bei der Arbeit tragen die Menschen die Nationaltracht, Zigaretten und Plastiktüten sind verboten. Acht Zehntel der Landesfläche Bhutans sind bewaldet. Der Strom kommt zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie – der Export von Hydroelektrizität nach Indien ist der größte Devisenbringer. Wo liegt überhaupt der Unterschied zu dem, was andere Staaten machen? Im Westen schaue man nur auf die materielle Seite. Je mehr Geld, desto besser. In Bhutan sei Wachstum ein Mittel, aber nicht das Ziel. Man kann das Bruttoinlandsglück als ein Haus mit vier Säulen beschreiben. Nur wenn alle Säulen gleich groß sind: wenn Kultur, Umweltschutz, Wirtschaftswachstum und gutes Regieren gleichermaßen berücksichtigt werden, lässt sich ein Dach darauf bauen. In bhutanischen Augen ist der Kapitalismus ein Haus mit nur einer Säule – dem Wirtschaftswachstum. Ein Haus mit nur einer Säule stürzt ein, früher oder später. Man darf sich Bhutan nicht als einen paradiesischen Zustand vorzustellen. Es ist ein kleines Land mit vielen Problemen. Aber es versucht ehrlich seinen Weg zu gehen. 28 | DEZEMBER 2016

information & reisen 29 | DEZEMBER 2016