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prima! Magazin - Ausgabe November 2020

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Versiegeln wir unsere

Versiegeln wir unsere Zukunft? Was haben Überschwemmungen mit Kreisverkehren und Fachmarktzentren zu tun? Und warum haben wir gerade im Burgenland so einen großen Hunger auf Bauland? Eine Analyse über Ursachen und Auswirkungen der zunehmenden Bodenversiegelung. Christian Keglovits Wofür wir nicht alles Flächen brauchen: Für das Wohnen, für den Verkehr, für den Handel, für Betriebe, für die Landwirtschaft und natürlich soll da bitte auch noch was übrig bleiben für die Naherholung und für die lieben Tiere. Laut Statistik des Umweltbundesamtes wurden im Jahr 2019 allein im Burgenland insgesamt täglich 1,4 Hektar (das entspricht zwei Fußballfeldern) Wiesen und Äcker für Straßen, Siedlungen, Fachmarktzentren und Industrieflächen verbaut. Auf die Einwohnerzahl gerechnet weist das Burgenland den höchsten Flächenverbrauch unter allen Bundesländern auf. Der Donut-Effekt Warum ist das überhaupt ein Problem? „Der Bedarf an Flächen für Wohnen und für Verkehr steigt und steigt, aber das Land vermehrt sich nicht“, so der Eisenstädter Dr. Klaus Jürgen Bauer, Architekt und Universitätsdozent an der TU Wien und er erklärt, warum gerade wir am Land mit diesem Problem zu kämpfen haben: „Das Burgenland, aber auch die Oststeiermark besteht hauptsächlich aus bäuerlich geprägten Dörfern. In der Ortsmitte dominieren leerstehende Bauernhöfe, Gasthäuser und Geschäfte, am Ortsrand hingegen wird expandiert. Das nennt man dann Donut-Effekt. Wandert ein Geschäft an den Ortsrand, bedeutet das für die Menschen, ich brauch das Auto. Das wiederum bedeutet, man braucht neue Straßen, dazu Parkplätze, usw. Straßen und Parkplätze sind asphaltiert. Und das ist unsere Bodenversiegelung – wir selber mit unserer Lebensweise sind die Verursacher der Bodenversiegelung.“ Bürgermeister machtlos So kommt es, dass wir von einem Ort zum anderen fahren und immer die gleiche Situation vorfinden: Kreisverkehre, Foto prima! Spezialspenglerei · Sonderanfertigungen · Blechdächer Gaupen · Komplettdachlösungen · Galanteriespenglerei A-7423 Pinkafeld, Gfangen Grazerstraße 34 33 T: Tel. 03357/430 / 430 20 20 • Mobil: 0676/703 / 703 50 5011 11 www.spenglerei-reiter.at • info@spenglerei-reiter.at „Wir bieten „Global denken, Qualitätsarbeit lokal handeln“ – SPENGLEREI aus REITER – Meisterhand!“ MEIN Arbeitgeber und Anbieter aus der Region. Ihr Mag. Mario Dr. TELLER HOLL David David Reiter (Spenglerfacharbeiter) Reiter MBA und MBA Team 22 NOVEMBER 2020 www.prima-magazin.at

Foto © Nicole Mühl IM FOKUS Wo Wirtschaft floriert, wo Arbeitsplätze entstehen, wird immer auch Boden verbaut. Es ist ein zweischneidiges Schwert Supermärkte und Parkplätze. Was man immer öfter erlebt: 500 Meter neben dem bestehenden Supermarkt wird ein neuer, größerer Supermarkt auf der grünen Wiese errichtet, oft mit der Begründung, dass eine Erweiterung am bestehenden Standort zu umständlich wäre. Wie ist das möglich? „Man ReUse-Shops: Retro, Vintage & Oldie but Goldie Neulich war ich wieder in einem dieser ReUse-Shops – gibt’s eh im ganzen Burgenland. Ich sage euch, das ist eine wahre Fundgrube für Second-Hand-Freaks. Coole Sachen zum unschlagbaren Preis – von Kleidung über Technik bis zu Original LPs. Wo gibt’s denn das sonst noch? HITS 80 ‘ s Und alle Sachen sind tip-top und in einem super Zustand. Ich finde die ReUse-Shops echt stark und die Idee very nachhaltig. Weitere Infos findest du unter www.reuse-burgenland.at macht es den Handelskonzernen ganz einfach möglich“, so Klaus Jürgen Bauer, „da sie sonst mit dem Abwandern in den Nachbarort drohen.“ Die Bürgermeister werden zwischen den Interessenlagen zerquetscht. Wenn ein Investor Druck ausübt und sich auf Landesebene einen Verbündeten holt, dann ist die Zange geschlossen. Dazu gesellt sich oft parteipolitisches Hickhack in der eigenen Gemeinde. Mehr Problembewusstsein notwendig Die Auswirkungen dieses extensiven Flächenverbrauches sind massiv und vielfältig: „Gerade an den Ortsrändern, wo wir früher Gemüse angebaut haben, zerstören wir nachhaltig fruchtbare Böden. Wir vergeuden Ressourcen und hinterlassen unseren Kindern Gebäude, die man aufgrund der Bauweise nicht mehr reparieren kann. Wir haben plötzlich Vermurungen und Überschwemmungen, wo es sie vorher nie gab und die Insekten werden weniger, weil wir viel zu viele Straßenlaternen aufstellen“, so Klaus Jürgen Bauer, der von der Politik mehr Problembewusstsein einfordert: „Die Entscheidungsträger müssen verstehen, dass ihre Entscheidungen für lange Zeit gelten und Auswirkungen haben.“ Richtige Schritte So plädiert Bauer dafür, dass wir die Gebäudebestände, die wir haben, ertüchtigen und auf heutiges Niveau bringen. „Wir bitte umblättern >> European Regional Development Fund www.bmv.at NOVEMBER 2020 23

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