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UMWELT JOURNAL 2020-4

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UMWELT JOURNAL 2020-4 Themen dieser Ausgabe sind: Luftqualität digital verbessern, Zukunftsthema Wasserstoff, OMV und Verbund setzen auf Photovoltaik, Ausbildung zum Umwelttechniker, Sanieren mit Naturbaustoffen, Energieverbrauch in historischen Gebäuden senken, Krisenbewältigung - gewusst wie; Ausbildungen & Seminare, Bibliothek; Veranstaltungen: EPCON, Recy & DepoTech, POLLUTEC

UMWELTjournal 4/2020 | S6 Verbesserung der Luftqualität durch digitale Technologien Reine Luft ist heute wichtiger als je zuvor. Luftverschmutzung ist die Herausforderung des 21. Jahrhunderts, aber diese ist lösbar. Mit moderner Unwelttechnik erreicht man dieses Ziel rascher. Text: KARIM TARRAF © Anne Kaiser KARIM TARRAF CEO HAWA DAWA Weg mit dem Feinstaub! Durch die COVID-19-Pandemie rückt die Luftqualität verstärkt in den Fokus des öffentlichen Interesses. Erste Studien, beispielsweise des Geowissenschaftlers Yaron Ogen von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg oder von Forschern der Harvard-Universität, legen nahe, dass ein Zusammenhang zwischen einer hohen Luftverschmutzung und schweren Krankheitsverläufen von COVID-19 besteht. Eine Stellschraube, um langfristig die Anzahl schwerer Krankheitsverläufe zu minimieren, kann somit die Verbesserung der Luftqualität sein. Auch unabhängig von der Pandemie hat die Luftqualität massive Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung: So wurden im Jahr 2017 rund 5.000.000 Todesfälle weltweit auf Luftverschmutzung zurückgeführt. Luftqualität gezielt überwachen Höchste Zeit also, der Überwachung und Verbesserung der Luftqualität einen höheren Stellenwert zukommen zu lassen. Große Chancen bieten hierbei digitale Technologien, die Hardware und Software intelligent miteinander verknüpfen. Wie das konkret aussieht, zeigt Hawa Dawa. Das Münchner Startup hat unter anderem eigene IoT-Messgeräte entwickelt und in verschiedenen deutschen Städten installiert, die nahezu in Echtzeit Daten über die Luftqualität liefern. Auf einer Datenplattform verknüpft Hawa Dawa diese Informationen mit anderen Daten, wie Erdbeobachtungsdaten aus Satellitenaufnahmen oder Werten aus öffentlichen Messstationen, analysiert diese Informationen wissenschaftlich und wertet sie aus. Auf dieser Basis erhalten beispielsweise Städte und Gemeinden ein genaues Bild über den Zustand der Luftqualität und somit eine solide Entscheidungsgrundlage für die Stadtplanung und Verkehrsführung. Zudem können die Daten für Empfehlungen und Prognosen genutzt werden, um Fragen zu beantworten wie: Welches ist der beste Platz zum Bau eines Krankenhauses? Ist durch die nahe gelegene Straße die Luft zu schlecht für den Betrieb eines Kindergartens? Müssen dort Maßnahmen zum Ausgleich getroffen werden, wie das Anlegen von Baumreihen? Durch digitale Technologien werden solche Einschätzungen erstmals auf eine solide Informationsgrundlage gestellt und faktenbasierte Entscheidungen ermöglicht. Weniger Smog durch den Lockdown? Auch wenn Luftverschmutzung ein internationales und langfristiges Problem ist, können durch gezielte Maßnahmen bereits kurz- und mittelfristig Erfolge verbucht werden. Doch wie ist die aktuelle Lage in Deutschlands Städten? Während des Lockdown gingen vielfach Bilder von klarer Sicht an Orten um die Welt, die normalerweise mit Smog zu kämpfen haben. Solche Fotos zeigen eindrucksvoll, wie schnell sich die Luftqualität verbessern kann, wenn Menschen ihr Verhalten ändern. Analysen aus Deutschland während des Lockdowns zeigen, dass die Belastung mit Stickstoffdioxiden in diesen Städten zunächst deutlich abgenommen hat – verständlich, blieben die Menschen doch häufiger zu Hause und arbeiteten vielfach im Home Office. Allerdings war dieser Effekt je nach Standort unterschiedlich stark ausgeprägt und flachte bereits einige Tage nach Beginn des Lockdowns wieder ab. Der Grund dafür? Zahlreiche Bürger nutzten nun lieber das eigene Auto, als sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln einem erhöhten Infektionsrisiko auszusetzen. Längerfristige, gesellschaftlich akzeptierte

Luftverschmutzung ist ein Thema in fast allen Großstädten (hier im Bild: Budapest). Die bisherigen Maßnahmen sind unzureichend und haben kaum zu Verbesserungen geführt. Vor allem die weitere Verdichtung der Städte wird die Problematik zusätzlich verschärfen. Maßnahmen sind somit gefragt, damit die Menschen dauerhaft von den Vorteilen sauberer Luft profitieren. Das ist oft ein Manko bei drastischen Maßnahmen wie generellen Fahrverboten. Um aber differenzierte Maßnahmen einzuführen, ist eine zeitlich und räumlich hochaufgelöste Datenbasis nötig, die unkompliziert verfügbar ist und in bestehende Systeme integriert werden kann. Zudem ist es zentral, dass Städte, Gemeinden, Unternehmen und Privatpersonen zur Verbesserung der Luftqualität an einem Strang ziehen. Um diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen, arbeitet beispielsweise Hawa Dawa aktuell im Rahmen von RE- SPOND, einem Accelerator-Programm der BMW Foundation Herbert Quandt mit Unterstützung von UnternehmerTUM, speziell für nachhaltige Startups, daran, sein Geschäftsmodell und seine Angebote weiter zu optimieren, neue Partnerschaften zu knüpfen, weitere Kundengruppen zu erschließen – und somit noch mehr Menschen für den Kampf um bessere Luft zu gewinnen. Auf dem Weg zur höheren Luftqualität Erste Erfolge der zunehmenden Bemühungen um reine Luft zeigen sich bereits: Schon 2019 wurden Verbesserungen in der Luftqualität festgestellt, unter anderem durch Fahrverbote von Dieselfahrzeugen. So überschritten “nur” 25 deutsche Städte den Stickoxidgrenzwert, statt mehr als doppelt so viele in 2018, wie der Spiegel im Juni dieses Jahres berichtete. Trotzdem sind, neben sauberen Fahrzeugen, weitere, umsetzbare Maßnahmen gefragt. Dazu gehört unter anderem eine umweltfreundliche Steuerung des Verkehrs, beispielsweise durch durchdachte Ampelschaltungen und Tempolimits, die immer nur bei erhöhten Schadstoffwerten in Kraft treten. Durch solche Maßnahmen kann die Luftqualität und damit letztlich auch die Lebensqualität von uns allen nachhaltig verbessert sowie die Gesundheit, gerade von älteren Menschen, Asthmatikern oder Personen, die sich von einer Corona-Infektion erholen, geschützt werden.